Lexikon der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen [3., völlig überarb. Aufl. Reprint 2014] 9783486811100, 9783486259490

Das Lexikon eröffnet einen raschen Zugang zu volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und zur Zahlungsbilanz: Es weist übe

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Lexikon der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen [3., völlig überarb. Aufl. Reprint 2014]
 9783486811100, 9783486259490

Table of contents :
Inhaltsübersicht
Vorwort
Liste der Mitarbeiter
Benutzungshinweise
Abkürzungsverzeichnis
Lexikon Α - E
Lexikon E - I
Lexikon J - Q
Lexikon Q - U
Lexikon U - Ζ

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Lexikon der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen Herausgegeben von

Prof. Dr. Dieter BrümmerhofF Universität Rostock

Dipl.-Volksw. Heinrich Lützel Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes Wiesbaden

Dritte, völlig überarbeitete Auflage

ROldenbourg Verlag München Wien

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Lexikon der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen / hrsg. von Dieter BrümmerhofF; Heinrich Lützel. - 3., völlig überarb. Aufl.. München ; Wien : Oldenbourg, 2002 ISBN 3-486-25949-0

© 2002 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0 www.oldenbourg-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza ISBN 3-486-25949-0

Inhaltsübersicht

Vorwort

Vn

Liste der Mitarbeiter

VIII

Benutzungshinweise

X

Abkürzungsverzeichnis

XI

Lexikon Α - Ζ

1

VII Vorwort Die nationalen und internationalen ökonomischen Rahmenbedingungen ändern sich laufend. Auch an die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) werden immer neue Anforderungen gestellt, so dass sie weiterentwickelt werden müssen. Mit dem System of National Accounts (SNA 1993) haben die Vereinten Nationen die Neufassung ihres internationalen Gesamtrechnungsschemas vorgelegt. Dem folgte das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 1995), das im sog. Lieferprogramm für die Bundesrepublik Deutschland wie für die anderen EU-Mitgliedstaaten verbindlich vorgeschrieben ist. Die VGR sind schon vor Erscheinen von SNA 1993 und ESVG 1995 zunehmend umfassender geworden. Vieles, was zunächst im Bereich der Wirtschaftsforschimg entwickelt wurde, ist in die amtlichen VGR übernommen worden. Schon früher sind auch laufend neue Begriffe hinzugekommen. Die neuen Auflagen der beiden internationalen Systeme haben allerdings zu einer regelrechten Explosion neuer Begriffe, Definitionen und Abgrenzungen geführt, so dass der Bedarf an schneller und präziser Information erheblich zugenommen hat. Das Lexikon soll dem Leser einen raschen Zugang zu den wichtigsten Inhalten der Begriffe eröffnen. Die Herausgeber standen bei der Fertigstellung des Lexikons vor einem Konflikt: Die vielen Veränderungen, die die Einführung des ESVG 1995 brachte, verlangten nach einer raschen Veröffentlichung. Viele Punkte seiner Umsetzung in deutsche VGR waren aber noch ungeklärt (einige sind es immer noch, auch auf europäischer Ebene). Nachdem aber gerade die Input-Output-, Anlage- und Finanzierungsrechnung ein fortgeschrittenes Umsetzungsstadium erreicht haben, halten wir den günstigsten Zeitpunkt für die Vorlage des Lexikons erreicht. Wie bei den Vorauflagen wurde auch jetzt wieder Wert daraufgelegt, neben dem Nachweis der Definitionen der amtlichen Statistik auch Begriffe zu erläutern, die (noch) nicht in den VGR als amtlicher Statistik verwendet werden (ζ. B. Versorgungsvermögen, Human Capital), wohl aber außerhalb (ζ. B. Wirtschaftsforschung, Wirtschaftspolitik) von Bedeutung sind. Auf abweichende Definitionen und Unterschiede anderer Statistikbereiche zu denen der (amtlichen) VGR wird verwiesen (ζ. B. Subventionen, Finanzierungssaldo). Bei mehreren Stichworten wird die Problematik der jeweiligen Inhalte herausgearbeitet. Femer werden grundsätzliche Fragen wie die der Aggregation, Genauigkeit, Revision oder des Modellgehalts der VGR behandelt. Verschiedene Anwendungen der VGR sind berücksichtigt (ζ. B. Produktionspotenzial). Um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen, wurden die den deutschen Stichworten entsprechenden englischen Begriffe eingearbeitet. Femer sind wichtige Begriffe der alten VGR weiter enthalten und mit „frühere Bez." beschrieben, die im ESVG 1995 neu bezeichnet bzw. nicht mehr verwendet werden. Die angegebenen Daten dienen nur der exemplarischen Erläuterung des Textes; sie beziehen sich i.d.R. auf das Jahr 1995. Die ursprünglich in DM berechneten Ergebnisse wurden einheitlich mit dem Faktor 1 Euro = 1,95583 DM in Euro umgerechnet. Bei der Addition von Ergebnissen können Differenzen durch Rundungen entstehen. Ohne weiteren Quellennachweis sind die Angaben des Statistischen Bundesamtes der von ihm herausgegebenen Fachserie 18, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Reihe 1.3., Hauptbericht 2000, bzw. der Zeitschrift „Wirtschaft und Statistik" entnommen. Wir danken allen Mitarbeiter(inne)n für ihre Beiträge. Frau Marion Hesse (Rostock) sowie Frau Beate Zanni (Wiesbaden) haben vielfaltige technische Unterstützung geleistet. Verbesserungsvorschläge werden gem weiter entgegengenommen. Wir bitten um Zusendung an den erstgenannten Herausgeber. Rostock/Wiesbaden

Dieter BrürnrnerhoffTHeinrich Lützel

νπι Liste der Mitarbeiter

Roland Bernt, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dipl.-Kfm. Peter Bleses, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Prof. Dr. Dieter Brttmmerhoff, Universität Rostock Dr. Albert Caspers, Bundesministerium der Finanzen, Berlin Dipl.-Vw. Gerald Cruse, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dipl.-Vw. Wolfgang Eichmann, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dr. Hartmut Essig, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dipl.-Kfm. Ligia Frankford, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Prof. Dr. Alfred Franz, Statistik Austria, Wien Dr. Bernd Fritzsche, Rheinisch-Westfalisches-Institut für Wirtschaftsforschung, Essen Prof. Dr. Bernd Görzig, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin Prof. Dr. Heinz Grohmann, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/M. Dr. Hans-Hagen Härtel, Hamburger Welt-Wirtschaftsarchiv, Hamburg Dipl.-Vw. Norbert Hartmann, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dipl.-Vw. Stefan Häuf, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Prof. Dr. Richard Hauser, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/M. Dipl.-Vw. Peter Heinelt, Deutsche Bundesbank, Frankfurt/M. Dr. Herbert Hellmold, Deutsche Bundesbank, Frankfurt/M. Prof. Dr. Hans-Werner Holub, Universität Innsbruck Dr. Franz Kohlhuber, Bayrisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, München Prof. Dr. Peter von der Lippe, Universität GH Essen Dr. Udo Ludwig, Institut für Wirtschaftsforschung IWH, Halle Dipl.-Vw. Heinrich Lützel, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dipl.-Vw. Helmut Mayer, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dr. Reimund Mink, Europäische Zentralbank, Frankfurt/M. Dr. Werner Mfinzenmaier, Finanzministerium Baden-Württemberg, Stuttgart Prof. Dr. Werner Neubauer, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/M. Prof. Dr. Karl Heinrich Oppenländer, Ifo-Institut für Wirtschaftsforschimg, München Dr. Norbert Räth, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden

IX Prof. Dr. Utz-Peter Reich, Fachhochschule Rheinland-Pfalz, Mainz PD Dr. Josef Richter, Wirtschaftskammer Österreich, Wien Dipl.-Vw. Katja Rietzler, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin Prof. Dr. Horst Rinne, Universität Gießen Dipl.-Vw. Liane Ritter, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dipl.-Vw. Dieter Schäfer, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dr. Oda Schmalwasser, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dipl.-Vw. Norbert Schwarz, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dipl.-Vw. Dietrich Stäche, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Prof. Dr. Reiner Stäglin, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin Prof. Dr. Carsten Stahmer, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dr. Hartmut Stalb, Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Dr. Silke Stapel, Eurostat, Luxemburg Dr. Almut Steger, Deutsche Bundesbank, Frankfurt/M. Dr. Elmar Stöss, Deutsche Bundesbank, Frankfurt/M. Dipl.-Vw. Wolfgang Strohm, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden Dipl.-Vw. Hans-Jürgen Treeck, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW, Düsseldorf Dipl.-Vw. Jens Ulbrich, Geschäftsstelle des SVR, Wiesbaden Dr. Jens Weidmann, Geschäftsstelle des SVR, Wiesbaden Prof. Dr. Reiner Zwer, Berufsakademie Mannheim/Universität Heidelberg

χ

Benutzungshinweise

Die im Lexikon aufgenommenen Stichworte sind in Längenkategorien eingeteilt. Für Überblicksbeiträge (ζ. B. Input-Output-Analyse) sind ca. acht Spalten vorgesehen. Diese sind wie die umfassenden, in etwa drei Spalten bearbeiteten Stichworte (ζ. B. Abschreibungen) mit dem Namen des Autors bzw. der Autorin gekennzeichnet. Daneben enthält das Lexikon knappe, sehr allgemeine Definitionen bis zu einer halben Spalte (ζ. B. Vorleistungen) und Kurzdefinitionen bzw. Verweise auf andere Begriffe gleichen oder sehr ähnlichen Inhalts, die dort erläutert sind. Alle Stichworte sind in alphabetischer Reihenfolge geordnet. Für die Stichworte wurde soweit möglich die deutsche Bezeichnung gewählt. Ferner haben wir die nicht abgekürzte Version eines Begriffs verwendet, es sei denn, die Abkürzung ist selbst als eigenständiger Begriff zu sehen. Bei mehrgliedrigen Stichworttiteln ist der erste Begriff für die Einordnung maßgeblich (ζ. B. konstante Preise). Dem Stichwort sind Synonyme und die englischen Bezeichnungen des ESVG 1995 beigefugt, die durch => gekennzeichnet sind. Innerhalb eines Stichworts wird auf andere im Lexikon ausgeführte Stichworte verwiesen, wenn ein Fachbegriff dort erklärt wird oder in ihm weitergehende Ausführungen zu einem Thema enthalten sind. Der Verweispfeil —• erscheint nur einmal innerhalb eines Stichwortes, und zwar dann, wenn der Begriff erstmalig genannt wird. Wiederholung eines Stichwortes im Text erfolgt i.d.R. durch seinen ersten Buchstaben. Dieser steht auch für Singular, Plural und Genitiv des Stichwortes. Über die meisten im Text verwendeten Abkürzungen informiert das Abkürzungsverzeichnis. Zu den näher beschriebenen Stichworten sind Literaturhinweise gemacht worden, die bewusst auf wenige, möglichst weiterführende Angaben beschränkt sind.

XI

Abkürzungsverzeichnis Abb. Abk. abzügl. allg. AStA ausschl. BBk betr. Bez. bzw. BIP BNE BSP d.h. EG EU e. R. Eurostat

einschl. ESVG

FinR GeldvermR ggf· Hg. i.d.R. i.e.S. i. Ggs. insg. 10-

Abbildung Abkürzung abzüglich allgemein Allgemeines Statistisches Archiv ausschließlich Deutsche Bundesbank betrifft Bezeichnung beziehungsweise Bruttoinlandsprodukt Bruttonationaleinkommen Bruttosozialprodukt das heißt Europäische Gemeinschaften Europäische Union eigene(r) Rechtspersönlichkeit Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften einschließlich Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen Finanzierungsrechnung Geldvermögensrechnung gegebenenfalls Herausgeber, herausgegeben in der Regel im engeren Sinne im Gegensatz insgesamt Input-Output-

Jh. JG konst. Preise Marktpr. Mio Mrd NIP NSP o.E. OECD

öff. SNA sog. StBA StLA StWG

s. u. SVR

u. a. usw. VGR VermR WiSta ZahlungsB zuzügl. ζ. B. ζ. Z.

Jahrhundert Jahresgutachten konstante Preise Marktpreise(n) Millionen Milliarden Nettoinlandsprodukt Nettosozialprodukt ohne Erwerbszweck Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung öffentlich(e, en, er, es) System of National Accounts sogenannt(e, en, er, es) Statistisches Bundesamt Statistische(s) Landesamt (ämter) Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft siehe unten Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung unter anderem, und andere(s) und so weiter Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung(en) Vermögensrechnung Wirtschaft und Statistik Zahlungsbilanz zuzüglich zum Beispiel zur Zeit

A

Abbau natürlicher Vermögensgfiter => Depletion of natural economic assets. Verminderung des Bestands an —> Naturvermögen durch Abbau von Bodenschätzen, Verringerung der Hobebestände im Urwald, Verminderung natürlicher Wasservorräte, die zu den nichtproduzierten Vermögensgütern rechnen. A. rechnet nicht zum —• Lieferprogramm und wird in den deutschen VGR gegenwärtig nicht nachgewiesen. Abbuchung nichtproduzierter Vermögensgüter => Economic disappearance of non-produced assets erfolgt, wenn nichtproduzierte Vermögensgüter verschwinden oder ihre wirtschaftliche Bedeutung verlieren. Dazu zählt der —• Abbau natürlicher Vermögensgüter und das —* Sonstige wirtschaftliche Verschwinden von nichtproduzierten Vermögensgütem. Das ESVG sieht vor, die A. nicht als —• Transaktion zu buchen, sie soll über das —• Konto sonstiger realer Vermögensänderungen in die —• Vermögensbilanzen eingehen. Die A. rechnet nicht zum —• Lieferprogramm und wird in den deutschen VGR gegenwärtig nicht nachgewiesen. Abgabenquote ist eine —• staatswirtschaftliche Quote, bei der die Abgaben (Steuern und Sozialbeiträge) in der Regel in der Abgrenzung der VGR in Beziehung zum BIP gesetzt werden. Die A. kann unterschiedlich weit definiert werden, je nach Abgrenzung der beiden Komponenten Steuern und Sozialbeiträge. In die Quote können nur die an den Staat gezahlten Steuern (mit oder ohne vermögenswirksame Steuern) oder aber auch die Summe aus Steuern an den Staat und an die Europäische Union (—* Eigenmittel der EU) eingerechnet wer-

den. Femer können in der A. nur die tatsächlichen Pflichtsozialbeiträge an den Staat (nur die tatsächlichen Sozialbeiträge der Pflichtversicherten) oder die tatsächlichen Sozialbeiträge an den Staat (also zuzüglich der tatsächlichen Sozialbeiträge der freiwillig Versicherten) oder aber die Sozialbeiträge an den Staat insgesamt (d.h. zuzüglich der unterstellten Sozialbeiträge) berücksichtigt werden. Die A. wird bisweilen auch in der Abgrenzung der Finanzstatistik dargeboten. Sie zeigt dann das Kassenaufkommen an Steuern und steuerähnlichen Abgaben in Prozent des BIP. Abgänge Güter, die in einer Periode effektiv, d.h. endgültig durch Verschrottung und Abbruch, aus dem Bestand des —> Bruttoanlagevermögens ausscheiden. Auch für das —• Anlagevermögen für den Umweltschutz und das —> Gebrauchsvermögen privater Haushalte werden A. berechnet. Sie werden in konstanten Preisen nachgewiesen. Abgänge von Anlagevermögen1 2000 in Preisen von 1995 Mrd Euro

Anlagen = 100

Ausrüstungen Wohnbauten Nichtwohnbauten Immat. Anlageg.

125,7 18,9 45,7 15,3

61,2 9,2 22,2 7,4

% des Brattobestandes 7,2 0,4 1,2 15,2

Alle Anlagegüter

205,5

100

2,0

1 Ohne Nutztiere und Nutzpflanzungen

Bei der Fortschreibung des Bruttobestandes nach der —* Kumulationsmethode werden die A. eines Jahres vom Jahresanfangsbestand abgezogen und die —» Zugänge hinzugezählt, um so den Jahresendbestand des Bruttoanlagevermögens zu erhalten. Da keine statistischen Angaben über A. vorliegen, müssen sie geschätzt wer1

Abgangsfunktion den. Die Schätzung erfolgt nach Maßgabe empirisch oder modellmäßig ermittelter „Absterbeordnungen". Hierzu sind Annahmen über die — Abgangsfunktion der Anlagegüter erforderlich. Die —* Überlebensfunktion zeigt dann, welcher Teil eines Investitionsjahrgangs zu einem bestimmten Zeitpunkt noch in der Produktion eingesetzt werden kann. Dabei wird angenommen, dass die A. in etwa glockenförmig um die durchschnittliche Nutzungsdauer verteilt sind. Neben den modellmäßig berechneten Abgängen, werden - soweit Informationen vorliegen - außerdem Abgänge an Anlagen berücksichtigt, die vorzeitig aus unerwarteten Gründen aus dem Bestand ausscheiden. In der gesamtwirtschaftlichen Vermögensrechnung werden A. nur beim Bruttonachweis des Anlagevermögens verbucht. Beim Nettonachweis werden keine A. nachgewiesen. Sind Anlagegüter bis zum Abgangszeitpunkt noch nicht auf Null abgeschrieben, werden sonstige reale Vermögensänderungen gebucht. Abgangsfunktion wird in der Vermögensrechnung zur Ermittlung von Abgängen nach der —> Kumulationsmethode verwendet. Sie gibt an, wie sich die —» Abgänge aus den —• Bruttoanlageinvestitionen eines bestimmten Jahres über die maximale Nutzungsdauer des Investitionsjahrgangs verteilen. Es dürfte wirklichkeitsfremd sein, dass alle Güter eines Zugangsjahres mit gleicher durchschnittlicher Nutzungsdauer auch gleichzeitig aus dem Bestand ausscheiden. Daher wird angenommen, dass die Abgänge glockenförmig um die durchschnittliche Nutzungsdauer streuen. Aufgrund der Auswertung von Unterlagen des Kraftfahrt-Bundesamtes über Abgänge an Kraftfahrzeugen schätzt das StBA die A. in der Form der Dichtefunktion der Gammaverteilung. Allgemein

2

besitzt die vom StBA berechnete A. die folgende Form: f (n/a; p) = aP Γφ)" 1 nP*1 e"^; n>0;a>0;p>0; wobei η die Ausprägung der Zufallsvariablen "Nutzungsdauer" und Ε (η) = pa -1 , der Erwartungswert dieser Zufallsvariablen, die durchschnittliche Nutzungsdauer darstellen. Für Güter mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 10 bzw. 20 Jahren ergeben sich folgende Abgangsfunktionen. Dabei wurde für den Parameter ρ ein Wert von 9 angenommen, was einen Wert von 0,9 bzw. 0,45 für den Parameter a impliziert. Abgangsfunktion für Güter mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 10 bzw. 20 Jahren Abgänge in % eines Investitionsjahrganges

f

\ 10 Jahre

/

\

s

X

/ \ \ / \

\

/

/ 0

/

/ 10

20 Jahre Ν \

S

\

20 Nutzungsdaijer in Jahren

\

s

V

30

Die Abbildung zeigt, dass die ersten Güter bereits kurz nach der Anschaffung und die letzten erst nach mehr als der zweifachen durchschnittlichen Nutzungsdauer aus dem Bestand ausscheiden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung verwendet in seiner Vermögensrechnung eine quasi-logistische —» Überlebensfunktion. Diese zeigt, welcher Teil eines Investitionsjahrgangs zu einem bestimmten Zeitpunkt noch in der Produktion eingesetzt werden kann.

Abschreibungen Α. werden auch für das —» Anlagevermögen, für den Umweltschutz und für das —• Gebrauchsvermögen der privaten Haushalte berechnet. Literatur: W. Kirner, Zeitreihen für das Anlagevermögen der Wirtschaftsbereiche in der Bundesrepublik Deutschland, DIW-Beiträge zur Strukturforschung 5/1968; H. Lützel, Das reproduzierbare Anlagevermögen in Preisen von 1962, WiSta 10/1971, S. 593-604. Abgewandelte Transaktionen => Rearranged transactions sind —* Transaktionen, die durch —» Umleitung, —> Aufteilung oder Betonung des Haupttransaktionspartners anders dargestellt werden, als sie zu beobachten sind. Abhängig Beschäftigte —»Arbeitnehmer. Ablösungsbeträge von Lastenausgleichsabgaben Vorzeitige Entrichtung der nach dem Lastenausgleichsgesetz von 1952 zu leistenden Sonderabgaben durch Kapitalisierung der ausstehenden Zahlungsverpflichtungen. Als ein Vorgang der Vermögensumverteilung, durch den die von Kriegsschäden und -folgelasten besonders hart betroffenen Bevölkerungskreise eine gewisse Entschädigung für die erlittenen Vermögensverluste erhalten sollten, werden A. unter den Vermögenstransfers von privaten Haushalten und Kapitalgesellschaften an das beim Bund geführte Sondervermögen „Lastenausgleichsfonds" berücksichtigt. Abschreibungen —»Consumption of fixed capital messen die Wertminderung des Anlagevermögens während einer Periode durch normalen Verschleiß und wirtschaftliches Veralten unter Einschluss des Risikos für Verluste durch versicherbare Schadensfälle. Sie sind in den VGR für die Ermitt-

lung der —• Einkommen und für den Nachweis des —• Anlagevermögens von Bedeutung. A. werden zur Berechnung des Volkseinkommens und des —• Nettoanlageveimögens benötigt und bilden den Übergang vom Brutto- zum Nettoinlandsprodukt und von den Brutto- zu den Nettoinvestitionen. Abschreibungen der —• Sonstigen Nichtmarktproduzenten in den Sektoren Staat und Private Organisationen o.E. beeinflussen direkt die Höhe des Bruttoinlandsproduktes und des Bruttonationaleinkommens. Der Produktionswert der Sonstigen Nichtmarktproduzenten wird als Summe der Produktionskosten bestimmt, wobei A. ein Kostenbestandteil sind. Berechnet werden die A. im Rahmen der Vermögensrechnung mit Hilfe der —* Kumulationsmethode. A. sind ein kalkulatorischer Posten, dessen Höhe nicht an innerbetrieblichen oder Marktvorgängen ablesbar ist. Bei „dynamischer" Betrachtungsweise kommt es darauf an, den Wert der Nutzung bzw. den Verzehr von aktivierten Produktionsanlagen, die in mehr oder minder unregelmäßigen Zeitabständen beschafft und über mehrere Jahre im Produktionsprozess eingesetzt werden, periodengerecht als Aufwand zu erfassen. "Statisch" betrachtet soll mit den A. die in der Periode eingetretene Wertminderung des Anlagevermögens gemessen werden. A. werden nach bestimmten Grundsätzen berechnet, die i.d.R. zweckorientiert festgelegt werden. Die A. in den VGR entsprechen vom Konzept her weitgehend den kalkulatorischen A. in der betrieblichen Kostenrechnung. Größere Unterschiede gibt es zu den Konzepten der Steuer- und handelsrechtlichen A. Die Höhe der A. hängt von der Abgrenzung des Abschreibungsgegenstandes, der Länge der geschätzten Abschreibungsdauer, der Wahl der Abschreibungsmethode und der Bewertung ab. Abgeschrieben werden in den VGR 3

Abschreibungskoeffizient das —• Anlagevermögen - mit Ausnahme der Nutztiere - sowie —» die Grundstücksübertragungskosten und —> die Bodenverbesserungen. Abschreibbare —* immaterielle Anlagegüter sind in den VGR anders abgegrenzt als im Handelsund Steuerrecht. Die Abschreibungsdauer in den VGR umfasst den Zeitraum, der zwischen dem Zugang der Anlagen zum Bestand und dem endgültigen Ausscheiden der Anlagen aus dem Produktionsprozess liegt. Sie ist eine in die Zukunft gerichtete und somit unsichere, zu schätzende Größe. Bei der Berechnung der A. in den VGR wird im allgemeinen von einer wesentlich längeren —> Nutzungsdauer der Anlagen ausgegangen als für die Ermittlung steuerlicher Α., da der Bemessung der Nutzungsdauer im Rahmen von Steuerbilanzen das kaufmännische Vorsichtsprinzip zugrunde gelegt wird. In den deutschen VGR wird grundsätzlich die lineare Abschreibungsmethode angewandt. Dabei wird der Wert der —• Bruttoanlageinvestitionen mit jährlich gleichen Beträgen entsprechend der erwarteten wirtschaftlichen Nutzungsdauer auf die Gesamtzeit der Nutzung verteilt. Scheiden Anlagen aus unerwarteten Gründen vorzeitig aus dem Vermögensbestand aus, wird der Restwert der Anlagen nicht mehr abgeschrieben, sondern als —• sonstige reale Vermögensänderung abgebucht. Dagegen sind in den Steuerund Handelsbilanzen auch mehr oder weniger normierte degressive Abschreibungsverfahren und Sonder- bzw. außerplanmäßige A. zugelassen. Wie in der betriebswirtschaftlichen Kostenrechnimg sollen die A. in den VGR die Substanzerhaltung des realen Produktionsvermögens gewährleisten. Sie werden deshalb zu —• Wiederbeschaffungspreisen der Anlagegüter in der Berichtsperiode bewertet; i.Ggs. dazu wird in den Steuer- und Handelsbilanzen nur nominelle Kapitalerhaltung angestrebt, 4

woraus sich eine Bewertung zu —> Anschaffungspreisen ableitet. Eine Simulationsrechnung für Unternehmen ohne Wohnungsvermietung, bei der die A. in den VGR mit nach steuerlichen Richtlinien berechneten A. verglichen wurden, zeigte jedoch für die Jahre 1960 bis 1981, dass die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten trotz der Bewertung zu Anschaffungspreisen aufgrund der kürzeren Nutzungsdaueransätze und der degressiven Abschreibungsmöglichkeiten die in den VGR unterstellte Substanzerhaltung durch die Bildung stiller Rücklagen ermöglichen. Für 1960 und 1981 führte diese Rechnung zu folgenden Ergebnissen (Schäfer/Schmidt 1983, S. 927): Abschreibungen der Unternehmen ohne Wohnungsvermietung 1960 und 1981 in Mrd Euro 1960 1981 Gesamtwirtschaftl. A. zu Wiederbeschaff.preisen A. nach steuerl. Richtlinien bei Anwendg. d. linearen Abschreibgsverfahrens bei Ausschöpfg. d. zuläss. degress. Abschreib.mögl.

9,3

69,6

10,6

65,2

12,6

73,9

Um das —• Nettoinlandsprodukt und die —> Nettoinvestitionen real ermitteln zu können, werden die gesamtwirtschaftlichen A. auch in konstanten Preisen berechnet. Bei der Fortschreibung des —> Nettoanlagevermögens sind die A. genauso zu bewerten wie die Bestände, d.h. zu Wiederbeschaffungspreisen und in konstanten Preisen. (Berechnungen zu Anschaffungspreisen nimmt das StBA derzeit nicht vor.) Im Jahre 2000 beliefen sich die A. in den VGR nach den zwei Bewertungskonzepten auf folgende Höhe: Abschreibungen 2000 (1995), Mrd Euro zu Wiederbeschaffungspreisen 301,6 (266,5) in Preisen von 1995 304,4 (266,5)

Accrual Basis Literatur: D. Schäfer/L. Schmidt, Abschreibungen nach verschiedenen Bewertungs- und Berechnungsmethoden, WiSta 12/1983, S. 919-931. Dieter Schäfer/Liane Ritter Abschreibungskoeffizient ist ein in der —• Input-Output-Analyse verwendeter —* Inputkoeffizient, bei dem die - * Abschreibungen auf den —* Produktionswert (Output) bezogen werden. Abschreibungsmethode —* Abschreibungen. Abstimmungsdifferenzen nennt das StBA Beträge, die erforderlich sind, um die Rechenergebnisse der Entstehungs- und Verwendungsseite des Inlandsprodukts bzw. Nationaleinkommens im Rahmen des kreislaufmäßigen Abstimmungsprozesses auf einen Wert zusammenzufuhren. Ab-Werk-Preis Der A. (Preis ab „Fabriktor") entspricht dem —» Herstellungspreis der im Inland produzierten Güter zuzüglich den von der Produktionseinheit gezahlten Gütersteuem und abzüglich der Gütersubventionen. Bei Importen entspricht dies dem —> AbZoll-Preis. Im Gegensatz zum Anschaffungspreis sind im A. keine Handels- und Transportleistungen sowie Umsatzsteuern enthalten. A. ist ein —• Preiskonzept der IO-Tabelle. Abzinsen Berechnung eines Barwertes (Gegenwartswertes) aus vorhandenen Informationen über Endwert, Laufzeit und Zinssatz einer Forderung (auch Diskontierung).

Ab-Zoll-Preis Der A. der eingeführten Güter entspricht dem —» cif-Preis zuzüglich den Nettoeinfuhrabgaben (Zölle, Verbrauchsteuern auf

Einfuhren, Abschöpfungen und Währungsausgleichsbeträge bei der Einfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse nach Abzug von Einfuhrsubventionen). Nicht eingeschlossen ist die Einfuhrumsatzsteuer. Für die Einfuhr entspricht der A. somit dem Konzept des —> Ab-WerkPreises. Accrual Basis —> Periodisierung. Stromgrößen werden im ESVG nach dem Grundsatz der periodengerechten Zuordnung (= A.) gebucht, d.h. zu dem Zeitpunkt, zu dem ein wirtschaftlicher Wert geschaffen, umgewandelt oder aufgelöst wird bzw. zu dem Forderungen oder Verbindlichkeiten entstehen, umgewandelt oder aufgehoben werden. Der Grundsatz der periodengerechten Buchung gilt für alle Stromgrößen, d.h. für monetäre ebenso wie für nichtmonetäre Transaktionen, für Transaktionen innerhalb derselben Einheit ebenso wie für Transaktionen zwischen Einheiten. Das Produktionsergebnis wird daher nicht gebucht, wenn der Käufer es bezahlt, sondern wenn es produziert wird. Der Verkauf eines Vermögensgegenstandes wird zu dem Zeitpunkt ausgewiesen, zu dem das Eigentum wechselt, und nicht zu dem Zeitpunkt, zu dem die entsprechende Zahlung erfolgt. Der Grundsatz der A. ist bedeutsam insbesondere für die Verbuchung von —> Zinsen,—* Steuern und —• Bauinvestitionen. Zinsen werden in der Periode gebucht, in der sie ökonomisch betrachtet auflaufen, unabhängig davon, ob sie in dieser Periode tatsächlich gezahlt werden. Gütersteuern sind zu dem Zeitpunkt zu buchen, zu dem die zugrundeliegenden Gütertransaktionen stattgefunden haben. Da statistische Ergebnisse in dieser zeitlichen Abgrenzung nicht vorliegen, muss man sich mit einer Phasenverschiebung des kassenmäßigen Steueraufkommens behelfen. Bauinvestitionen werden nicht nach den tatsächli5

Adäquationsproblem chen Zahlungen, sondern nach dem Baufortschritt gebucht. Adäquationsproblem „Die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind ein auf der Kreislaufanalyse der Wirtschaftstheorie basierendes System statistischer Ergebnisse zur Darstellung ... gesamtwirtschaftlicher Vorgänge". Dieser Satz aus der einschlägigen Publikation des StBA kennzeichnet einen wesentlichen Aspekt des Verhältnisses zwischen Theorie und Statistik. Die Theorie ist die Voraussetzung für eine systematische Beschreibung der Realität durch Statistik. Sie ist gewissermaßen ein programmatischer Entwurf für den Zugang zur Realität. Die auf dieser Grundlage gewonnenen statistischen Ergebnisse sind dann ihrerseits, wieder in Verbindung gebracht mit der Theorie, die Grundlage einer sachgerechten Beschreibung, Beurteilung, Erklärung, Prognose und Gestaltung des Wirtschaftsgeschehens. Theorie und Statistik verwenden dabei weitgehend die gleichen Begriffe: Produktion, Einkommen, Konsum, Unternehmen, Haushalt usw. Sind aber die Begriffsinhalte wirklich identisch? Diese Frage gibt Anlass, über die Begriffsbildung in Theorie und Statistik nachzudenken, und das führt zu einem grundlegenden Problem der Wirtschaftsstatistik, das seit Hartwig als A. bezeichnet wird. Die Begriffsbildung in der Theorie dient dazu, die Vielfalt der realen Erscheinungen in einer überaus komplexen Welt systematisch zu ordnen und überschaubar zu machen. Dazu gilt es die Begriffe so zu definieren, dass sie sowohl eine sinnvolle Beschreibung und Beurteilung des wirtschaftlichen Geschehens als auch eine aussichtsreiche Hypothesenbildung über wirtschaftliche Zusammenhänge möglich machen. Dabei besitzt die Theorie eine große Gestaltungsfreiheit. Sie muss und kann ihre Begriffe eindeutig und überschnei6

dungsfrei und ihre Hypothesen widerspruchsfrei formulieren. Speziell für die Wirtschaftstheorie ist darüber hinaus wesentlich, dass ihre Begriffe direkt oder indirekt einen Bezug auf menschliche Werte, Zwecke und Maximen einschließen müssen. Das ergibt sich aus dem Begriff des Wirtschaftens selbst. Wirtschaften heißt, unter Einsatz knapper Ressourcen durch ein bestimmten Maximen folgendes (eben wirtschaftliches) Handeln Güter für den menschlichen Bedarf zu erzeugen und bereitzustellen. Nur was menschlichem Bedarf und damit menschlichen Werten und Zwecken zu dienen geeignet ist, kann ein wirtschaftliches Gut sein, und das ist es auch nur dann, wenn es durch ein an bestimmten Kriterien und Zielen orientiertes Handeln in der Verfügung über knappe Mittel zustande gekommen ist. Noch deutlicher wird dieser Bezug, wenn man bedenkt, dass auslösende und maßgebende Grundbedingung für wirtschaftliches Handeln die Wertschätzungen sind, die die Handelnden den eingesetzten, produzierten und gehandelten Gütern zuordnen. Wirtschaftstheoretische Begriffe sind deshalb umso leistungsfähiger, je pointierter und eindeutiger sie solche Wertund Zweckbezüge einschließen. Produktion und Konsum, Unternehmen und Haushalt, Investition und Sparen lassen sich nur so trennscharf gegeneinander abgrenzen. Nur so bekommen die Begriffe der Wirtschaftstheorie einen ökonomisch interpretierbaren Sinn, und nur so sind auch aussichtsreiche Hypothesen über wirtschaftliches Verhalten möglich. Denn indem eine Gruppe von Wirtschaftssubjekten, z.B. Investoren, ihren spezifischen Wertvorstellungen und Maximen entsprechend handelt, erlangen wirtschaftliche Abläufe einen Grad an Regelhaftigkeit, der darauf Bezug nehmenden Hypothesen eine gute Bewährungschance gibt. Die Begriffe der Wirtschaftstheorie sind so gesehen idealtypische Begriffe im Sin-

Adäquationsproblem ne Max Webers. Natürlich bedeutet das zugleich eine rigorose Vereinfachung der Realität. Aber das ist auch der Zweck der Theoriebildung. Sie soll die sonst undurchschaubare, immer komplexer werdende und sich ständig wandelnde Realität auf überschaubare Begriffe und Beziehungsgeflechte zurückfuhren und das Wesentliche, Allgemeine hervorheben und einsichtig machen. Die Grundsätze der Theoriebildung gerade in den Wirtschaftswissenschaften haben aber auch zur Folge, dass es nicht notwendig nur eine Theorie über einen Wirklichkeitsausschnitt geben muss. Es kann sich um sehr einfache Grundvorstellungen mit wenigen elementaren Begriffen und Hypothesen oder um sehr tief durchstrukturierte Modelle handeln, um solche unter alternativen Blickwinkeln oder solche mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Demzufolge gibt es auch nicht notwendig identische idealtypische Begriffsinhalte etwa für das Einkommen, das Sparen, den Haushalt usw. Jeder idealtypische Begriff findet seine Sinngebung aber stets im Kontext einer bestimmten Grundvorstellung oder Theorie. Die Begriffsbildung in der Statistik folgt anderen Regeln. Sie orientiert sich zunächst an einer möglichst umfassenden und weithin anerkannten Theorie, wie der eingangs zitierte Satz mit dem Verweis auf die - * Kreislauftheorie zeigt. Möglichst weitgehende Übereinstimmung mit den theoretischen Begriffen ist insoweit das erste Postulat statistischer Begriffsbildung. Zugleich müssen statistische Begriffe aber so beschaffen sein, dass sich fur jede reale Erscheinung eindeutig feststellen lässt, ob sie unter den betreffenden Begriff fällt oder nicht. Das ist ein zweites Postulat, ja eine conditio sine qua non. Hinzu kommt als drittes, dass die Erhebung tatsächlich - auch unter Kostengesichtspunkten - durchfuhrbar sein muss. Da das Dritte aber allein eine Frage

der Praktikabilität ist, soll es hier außer Betracht bleiben. Das Spannungsverhältnis zwischen dem ersten und dem zweiten Postulat erweist sich dagegen als ein allgemeines logisches Problem. Die mannigfaltige, vielgestaltige und wandelbare Realität kennt keine reinen Typen. Eine volle Übereinstimmung zwischen theoretischen und statistischen Begriffen ist deshalb nicht möglich. Das ist der Kern des A. Inhalt des Adäquationsprinzips ist die Forderung, die statistischen Begriffe möglichst weitgehend den theoretischen anzunähern. Nun mag man beklagen, dass die Theorie die Statistik in diesem Punkt heute weitgehend im Stich lässt. Ja, es scheint, als nutze die Theorie ihrerseits einfach die statistischen Begriffe für ihre Hypothesenbildung. Damit begibt sie sich aber der gerade ihr eigenen Möglichkeiten kreativer wertbezogener, also im eigentlichen Sinne ökonomischer Hypothesenbildung und wird zu einer empiristischen Methodologie der Variablenverknüpfung. Die Statistik andererseits verliert so ihren unentbehrlichen Orientierungsrahmen. Sie ist dann selbst genötigt, sich den theoretischen Hintergrund für die Datengewinnung zu schaffen. Das System der VGR zeigt ganz deutlich, dass seine Institutionen und Funktionen, seine Leistungs- und seine Finanzierungstransaktionen nicht durch bloße Wahrnehmung von Marktvorgängen und schon gar nicht durch gezielt gesteuerte Experimente gewonnen sind. Das Leitbild der Kreislauftheorie mit seinen Akteuren Unternehmen, Staat, private Haushalte und seiner zirkulären Abfolge Produktion, Einkommensentstehung, Einkommensverteilung, Einkommensverwendung zum Erwerb der produzierten Güter sowie seine Erweiterungen um Vermögensveränderung, Auslandsbeziehungen und Finanzierungsvorgänge hat es erst möglich gemacht, das heutige leis7

Additionsmethode tungsfähige statistische Rechenwerk der VGR mit allen seinen Ausdifferenzierungen und Verästelungen zustande zu bringen. Allerdings ist die ökonomische Realität viel komplexer als das reine Gedankenbild. Unternehmens- und Haushaltssphäre sind oftmals nicht zu trennen. Die güterwirtschaftlichen Leistungen des Staates lassen sich nicht streng in Vorleistungen und Verbrauch aufteilen. —> Produktions- und Importabgaben sind im strengen Sinne nicht Wertschöpfung und werden doch zu verfügbarem Einkommen. Weder die tatsächlichen noch die konstanten Preise spiegeln die ökonomischen Bedarfs- und Knappheitsverhältnisse richtig wider (—• Bewertung). Das Rechenwerk der VGR enthält deswegen eine Fülle konventionsbedingter Abgrenzungsregeln und pragmatischer Entscheidungen, um dem Idealbild der zugrundeliegenden Theorie möglichst nahezukommen. Die Differenzierung der Produktions- und Einkommensbegriffe gehört ebenso dazu wie alle Regeln über die Behandlung von Bankdienstleistungen, Wohnungsvermietung, laufenden und Vermögenstransfers usw. Das alles sind Folgen und Lösungsansätze des A. An den Beispielen wird aber auch deutlich, dass die pragmatischen Lösungen der theoretischen Orientierung bedürfen. Das gilt erst recht, wenn gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Wandel, z.B. neue umweltpolitische Wertvorstellungen, Neukonzeptionen notwendig machen. Aus alledem folgt für die sinnvolle Nutzung des Rechenwerks der VGR wie der Wirtschaftsstatistik überhaupt: Die unreflektierte Verwendung der mit den Zahlen verbundenen Begriffe ohne Verständnis für den theoretischen Hintergrund und ohne Kenntnis der statistischen Lösungsweisen des A. verfuhrt nur allzu leicht zu Irrtümern und Fehlurteilen. Diese werden dann meist - und ganz zu Unrecht - der Statistik angelastet. Begriffe 8

wie Inlandsprodukt, Unternehmens- und Vermögenseinkommen, Sparen u.a. werden in der wiitschafts- und gesellschaftspolitischen Diskussion oft unterschiedlich und nicht selten falsch ausgelegt. Das gilt ebenso für Indikatoren, die aus den statistischen Daten abgeleitet sind, wie Produktivität, Lohnquote, Staatsquote, Realeinkommen u.a. Auch hier gibt es ganz offensichtlich ein A. Wirtschaftsanalyse im Sinne eines Beurteilens und Erklärens, eines Prognostizierens und eines Vorbereitens von Entscheidungen verlangt stets beides: ein hohes Maß an Wissen und Befähigung im theoretischen Denken einerseits und an intimen Kenntnissen über wirtschaftsstatistische Begriffe und Verfahrensweisen andererseits. Das Bewusstmachen des A. ist deswegen nicht bloß eine Aufforderung an die Statistiker bei der Definition ihrer Erhebungs- und Darstellungseinheiten, sondern eine Mahnung an alle Wirtschaftsanalytiker, ja an jeden, der wirtschaftsstatistische Zahlen verwendet, zu einem verständnisvoll-kritischen Umgang mit ihnen. Das gilt ganz besonders für den Umgang mit den Daten und Indikatoren der VGR. Literatur: H. Grohmann, Vom theoretischen Konstrukt zum statistischen Begriff - Das Adäquationsproblem, AStA 69 (1985), S. 1-15; H. Grohmann, Die statistische Adäquation als Postulat einer sachgerechten Abstimmung zwischen Theorie und Empirie, in: K.-D. Freimann/A. E. Ott (Hg.), Theorie und Empirie in der Wirtschaftsforschung, Tübingen 1988, S. 25-41. Heinz Grohmann Additionsmethode nennt man das Verfahren zur Ermittlung des —* Produktionswertes aus der Nichtmarktproduktion des Staates und der Privaten Organisationen O.E. Bei ihnen entspricht der Produktionswert der Summe der Produktionskosten unter der Annah-

Aggregation me, dass hier weder mit Gewinn noch Verlust gearbeitet wird. Eine direkte Bewertung ist nicht möglich, da diese Leistungen in der Regel unentgeltlich bereitgestellt werden und somit keine Preise für die Bewertung existieren. Die Produktionskosten entsprechen der Summe aus Vorleistungen, Arbeitnehmerentgelt, Abschreibungen und sonstigen Produktionsabgaben (abzüglich sonstiger Subventionen). Additivität —> Theorie der Preisindexzahlen. Aggregate —• Volkswirtschaftliche Aggregate. Aggregation Der Begriff A. wird in der Statistik unterschiedlich gebraucht. Damit kann (1) eine Summation gemeint sein oder (2) die Schätzung einer Globalgröße, eines Aggregats, die gerade nicht auf eine bloße Summenbildung hinausläuft. Das Aggregationsproblem tritt auch (3) auf im Zusammenhang mit der Indextheorie. Andere hier weniger interessierende Verwendungen des Begriffs A. in Statistik und Ökonometrie wären die zeitliche Aggregation bei Zeitreihen und die Modellanalyse unter zunehmend allgemeineren Voraussetzungen. 1. Summation a) Summation über Einheiten: Angenommen, eine Untersuchungsgesamtheit von η Einheiten lasse sich zerlegen in Κ disjunkte Teilgesamtheiten (i = 1,2,...,K) mit ηι,η2,...,ηκ Einheiten, wobei auch für alle i gelten kann η; = 1 und damit Κ = η. Beobachtet werden an den Einheiten Merkmale Χ, Y usw. Man spricht von Α., wenn (1) eine Verteilung von X für die Gesamtheit aus den Verteilungen von X für die Teilgesamtheiten gebildet wird (es entstehen Mischverteilungen); (2) entsprechend mit Parametern der Ver-

teilung eines Merkmals verfahren wird, etwa bei der Bestimmung eines arithmetischen Mittels μ für die Gesamtheit als Funktion der entsprechenden Mittelwerte μ; und der Umfange nj der Teilgesamtheiten; (3) eine Verhältniszahl, etwa die Beziehungszahl Β = X/Y für die Gesamtheit aus den entsprechenden Beziehungszahlen bj = xj/yj der Teilgesamtheiten bestimmt wird (mit X = Zxj und Y = Zyj), wobei Β nicht einfach die Summe Ebj ist, sondern eine gewogene Summe Xbjgj mit den Gewichten gj, die eine Strukturkomponente darstellen und nicht von den Umfangen nj, sondern von der Aufteilung der Variable Y auf die Κ Teilgesamtheiten abhängen. Die Teilgesamtheiten können auch nach Maßgabe eines quantitativen Merkmals definiert sein. So ist z.B. die rohe Todesrate (Sterbeziffer) als Funktion der altersspezifischen Todesraten eine A. in diesem Sinne. Man versucht dann den Einfluss der Strukturkomponente (also der Gewichte gj) durch Standardisierung auszuschalten (standardisierte Todesrate). In diesem Sinne wird auch in der Ökonometrie von A. gesprochen, wenn Gleichungen wie yj = cj + bjxj für jeweils einzelne Einheiten (ζ. B. die Nachfragefunktion des Haushalts i nach dem Gut j) zu einer entsprechenden Makrogleichung (der η Haushalte) Y = C + B X* mit C = Zcj und Β = I b j aggregiert werden (wobei X* im Unterschied zu X nicht einfach eine Summe der xj Werte, sondern ein mit den Gewichten gj = bj/B gewogener Durchschnitt (ζ. B. Durchschnittspreis) ist. b) Summation über Variablen: Werden Daten hinsichtlich eines Merkmals X mit den Messwerten (Merkmalsausprägungen oder -klassen) xi,...,x m an einer Untersuchungseinheit addiert oder verschiedene Merkmalsausprägungen zusammengefasst, so spricht man ebenfalls von A. Werden z.B. die m Nachfragefunktionen 9

Aggregation des Haushalts i hinsichtlich m verschiedener Güter (j = 1,..., m) yj = c; + bjxj zu einer Gesamtnachfrage mit Preis- und Mengensummen (X - Zxj und Y = Zyp zusammengefasst, entsteht ein schwierigeres A.-Problem als bei der A. über η Einheiten. So ist z.B. eine Mengensumme bei unterschiedlichen Maßeinheiten der Mengen von m Gütern gar nicht definiert. A. liegt auch vor, wenn Ausprägungen (Messwerte) bezüglich mehrerer Merkmale (Variablen) Χ, Y usw. gewogen oder ungewogen addiert werden, so dass eine Linearkombination entsteht. So wird eine eindimensionale Messung aus einer mehrdimensionalen gewonnen. A. im Sinne von a) und b) tritt bei der Zusammenfassung von Sektoren durch Konsolidierung oder bei der A. von Transaktionen durch Saldierung (Bildung von Nettoströmen) auch in den VGR auf. Eine gemeinsame Maßeinheit durch eine durchgängige Wertrechnung ist fur A. weder notwendig noch hinreichend. Gerade zum Zwecke der A. wird oft eine Wertrechnung versucht (ζ. B. in der —* Umweltökonomischen Gesamtrechnung). Man könnte auch „Punkte" vergeben und diese addieren, was z.B. oft bei der Wohlstandsmessung durch einen „Level of Living Index" versucht wurde. Andererseits ist zwar jede Summe von Werten (etwa 1,5 Euro wegen +5,1 Euro für mehr Freizeit und -3,6 Euro für mehr Lärm) zwar selbst wieder eine Wertgröße, aber deswegen nicht notwendig auch eine sinnvolle Α., also eine interpretationsfahige eindimensionale Größe. 2. Fundierte Schätzung eines Aggregats Das Volkseinkommen kann man nicht als Summe der Individualeinkommen bestimmen, selbst wenn alle Einkommensangaben der Befragten korrekt sind, denn man hätte wegen der Einkommensumverteilung Doppelzählungen, andererseits aber wegen des Anteils der Kapitalgesellschaften (unverteilte Gewinne) und des 10

Staates am Volkseinkommen und wegen der unterstellten Einkommensströme Lücken. Eine Schätzung ist statt dessen nur durch ein Modell möglich, nämlich dem des geschlossenen —» Kreislaufs. Der Begriffs- und Rechnungszusammenhang, den die Kreislauftheorie liefert, bietet die Möglichkeit ein Aggregat mit mehreren unabhängigen Berechnungsmethoden oder auch als Saldo zu schätzen, d.h. das Prinzip der fundierten (durch Kontrollrechnungen abgesicherten) Schätzung anzuwenden. Es ist keine stochastische sondern eine auf Definitionsgleichungen gestützte Schätzung. Die Ergebnisse der fundierten Schätzung müssen den Begriffsgleichungen genügen, d.h. sie sollten nur im Rahmen unbedeutender Ermittlungsfehler (aufgrund verschiedener Datengrundlagen) voneinander abweichen und werden deshalb einander angeglichen. Dass die Bestimmung eines Aggregats oft einfacher als die Disaggregation der Daten in kleinere Bausteine sein kann, mag paradox erscheinen, wird aber als Folge der fundierten Schätzung verständlich. 3. Indexprobleme Mit A. in diesem Sinne hängen auch fast alle Probleme der formalen Indextheorie zusammen. Viele Axiome, die für Messzahlen gelten, werden von Indizes als Mittelwerte von Messzahlen nicht erfüllt. Die Indextheorie ist ein Teil einer allgemeinen Aggregationstheorie, weil ein Index eine Niveaugröße für eine qualitativ abgegrenzte Gesamtheit (z.B. die Gesamtheit der Verbraucherpreise) ist, wobei die einzelnen Größen nicht einfach summierbar sind, weil es intensive Größen sind. Man kann z.B. die Ausgaben für verschiedene Waren sinnvoll zu einer Gesamtausgabe summieren (aggregieren), weil Ausgaben extensiv sind, nicht aber die Preise verschiedener Waren zu einem Preisniveau im Sinne einer Preissumme. Entsprechend lassen sich die Inlandsprodukte verschiedener Länder, etwa der

Aktien EG, addieren, nicht aber - ohne Inkaufnahme von Inkonsistenzen - die Preise eines Güterbündels (nicht einzelner Güter) zwischen mehreren Ländern vergleichen. Peter von der Lippe Agio Positive Differenz, um den der Emissionskurs eines Wertpapiers bzw. der Rückzahlungsbetrag eines Darlehens den Nominalwert (Face value) des Wertpapiers bzw. Auszahlungsbetrag des Darlehens übersteigt. Aktien => Shares. Handelbare Wertpapiere, die Anteilsrechte an Aktiengesellschaften verbriefen. Sie gewähren i.d.R. einen Anspruch auf einen Anteil am ausgeschütteten Gewinn sowie am —> Nettovermögen im Falle der Liquidation. Die Position umfasst Stammund Vorzugsaktien (mit oder ohne Börsennotierung) sowie beteiligungsrechtlich ausgestaltete Genussscheine. In Anlehnung an die Kapitalmarktstatistiken der BBk, in denen auf das Konzept der Marktbelastung abgestellt wird, schließt die Ausgabe inländischer A. lediglich die Transaktionen gegen Bareinzahlung oder Umtausch von Wandelschuldverschreibungen ein. Die Bewertung erfolgt zu den tatsächlichen Ausgabekursen, die i.d.R. ein Emissionsagio einschließen. Gegenzurechnen ist jedoch die Veränderung des Bestandes an eigenen Aktien (ζ. B. durch Rückkäufe). Die übrigen Komponenten einer Erhöhung des Aktienumlaufs (Einbringung von Forderungen und Sachwerten, Umwandlungen, Fusionen, Kapitalherabsetzungen usw.) werden in der —> Finanzierungsrechnung bislang - von bestimmten Ausnahmen abgesehen (z.B. Umwandlung der Sondervermögen Bundesbahn und Bundespost in Aktiengesellschaften) - nicht unter den Transaktionen

berücksichtigt. Expressis verbis gilt dies nach dem ESVG 1995 auch für Bonusaktien, die durch Umwandlung von Rücklagen an die Aktionäre nach Maßgabe ihres bisherigen Beteiligungsverhältnisses ausgegeben werden. Dieser Vorgang, bei dem sich weder der Wert des gesamten Gesellschaftskapitals noch der dem einzelnen Anteilsinhaber hieran zustehende Anspruch ändern, stellt keine finanzielle Transaktion dar und wird deshalb im Kontensystem nicht erfasst. Ebenso verhält es sich mit einem Aktiensplit. Wie auf der Absatzseite bleibt auch der Erwerb inländischer Aktien ex Emission auf Transaktionen in bar oder gegen Umtausch von Wandelschuldverschreibungen beschränkt und wird zum Emissionskurs bewertet. Käufe bzw. Verkäufe am Sekundärmarkt beziehen sich dagegen auf die Gesamtheit der umlaufenden A. (unbeschadet ihrer ursprünglichen Entstehungsgründe). Sie sind zu Marktkursen zu erfassen, was sich statistisch freilich nicht immer verwirklichen lässt. Abweichend vom Vorgehen in der FinR schließen in der Geldvermögensrechnung der Aktienbesitz bzw. der Aktienumlauf auch jene Anteilsrechte an Aktiengesellschaften ein, die auf anderen Wegen als durch die Emission gegen Bareinzahlung oder Umtausch von Wandelschuldverschreibungen entstanden sind (so z.B. durch Einbringung von Sachwerten und Forderungen, Umwandlungen, Fusionen, Ausgabe von Bonusaktien). Die Bewertung inländischer A. erfolgt in der Geldvermögensrechnung zum Tageskurs, der auf dem Schätzwege ermittelt wird. Dabei wird für das notierte Aktienkapital bislang von den durchschnittlichen Börsenkursen zum Jahresende und für die nichtnotierten A. von einem - aus der Unternehmensbilanzstatistik der BBk abgeleiteten - durchschnittlichen Bilanzkurs (zuzüglich eines Zuschlags für stille Reserven) ausgegangen. Die Wertansätze 11

Aktiva und Passiva für ausländische Α., die von Inländern gehalten werden, sind dem —> Auslandsvermögensstatus der Bundesrepublik entnommen. Sie tragen den jeweiligen Börsen- und Wechselkursen Rechnung. Aktiva und Passiva => Assets bezeichnen die in den VGR erfassten —• Bestände. Das ESVG unterscheidet bei den A. Vermögensgüter, darunter —> produzierte Vermögensgüter und —> nichtproduzierte Vermögensgüter, sowie —• Forderungen und Verbindlichkeiten. Aktivierter Firmenwert => Purchased goodwill. Teil der —> immateriellen nichtproduzierten Vermögensgüter auf der Aktivseite der —» Vermögensbilanz. Aktiviert wird nur der entgeltlich erworbene Firmenwert. Der A. gehört nicht zum —> Lieferprogramm und wird in Deutschland nicht nachgewiesen. Aktualität der VGR kennzeichnet die zeitliche Differenz zwischen dem Ende der letzten Berichtsperiode und dem Termin der Veröffentlichung der Ergebnisse der VGR für diese Periode. Die vom StBA veröffentlichten VGR-Ergebnisse weisen folgende Aktualität auf: Erste Januarhälfte·. Erste Ergebnisse für das abgelaufene Jahr. Anfang März: Neuberechnete Jahresergebnisse und erste Ergebnisse für das 4. Quartal des Vorjahres. Anfang Juni: Erste Ergebnisse für das 1. Quartal desselben Jahres. Anfang September: Überarbeitete Jahresergebnisse und erste Ergebnisse für das 2. Quartal desselben Jahres. Anfang Dezember: Erste Ergebnisse für das 3. Quartal desselben Jahres. Die Aktualität der Januarveröffentli-

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chung rund zehn Tage nach Jahresende kann als hoch bezeichnet werden. Ergebnisse in der Form der VGR für das noch nicht abgeschlossene Jahr und für das darauf folgende Jahr werden regelmäßig von der Bundesregierung im —• Jahreswirtschaftsbericht (jeweils im Februar), vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Situation (SVR) im —• Jahresgutachten (jeweils im Herbst) sowie von den großen Wirtschaftsforschungsinstituten in der —• Gemeinschaftsdiagnose (jeweils im Frühjahr und Herbst) veröffentlicht. Dabei handelt es sich aber um Vorausschätzungen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und nicht um Ergebnisse der VGR, da sich diese als ex-post-Rechnung nur auf bereits abgeschlossene Berichtsperioden beziehen. Die Forderungen nach Aktualität und nach —» Genauigkeit der VGR befinden sich in einem Zielkonflikt: Eine Erhöhung der Aktualität ist nur bei Inkaufnahme einer geringeren Berechnungsgenauigkeit möglich. Die Berechnungsunterlagen der VGR sind zu frühen Zeitpunkten noch unvollständig (es werden nicht alle Bereiche und/oder alle Monate abgedeckt), sie sind unsicher (müssen später korrigiert werden) und fehlen für einige Tatbestände (wie die Vorleistungen). Die ersten VGR-Ergebnisse werden daher als „vorläufig" bezeichnet, um zu kennzeichnen, dass sie später noch korrigiert werden. Das statistische Basismaterial ist erst nach etwa zwei Jahren so vollständig, dass die „endgültigen" Werte ermittelt werden können. Bis dahin werden mit zunehmender Vervollständigung des Basismaterials die vorläufigen Ergebnisse jährlich, mitunter auch halbjährlich, korrigiert. Außerdem wird die Disaggregationstiefe ausgedehnt - die ersten Ergebnisse der VGR werden jeweils nur als hochaggregierte Daten veröffentlicht.

Ambulante Gesundheitsdienstleistungen Auch die „endgültigen" Ergebnisse werden im Rahmen der großen —> Revisionen nochmals geändert, um dann die Ergebnisse von Großzählungen einzuarbeiten, die häufig nur in mehljährigen Abständen durchgeführt werden und deren Ergebnisse meist sehr spät vorliegen. Alkoholfreie Getränke Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Getränke umfasst, die im Allgemeinen gekauft werden, um zu Hause verbraucht zu werden. Dazu gehören Kaffee, Tee, Kakao, Mineralwasser, Limonaden, Frucht- und Gemüsesäfte. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 12,8 Mrd Euro aus. Alkoholische Getränke Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Erzeugnisse umfasst, die im Allgemeinen gekauft werden, um zu Hause verbraucht zu werden. Dazu gehören Spirituosen, Weine, Bier und Erfrischungsmixgetränke mit einem Alkoholgehalt unter 6 %. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 19,9 Mrd Euro aus. Alkoholische Getränke und Tabakwaren Güterposition, die —* alkoholische Getränke und —• Tabakwaren umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte im Inland hierfür 38,4 Mrd Euro (4 % ihrer Konsumausgaben) aus. Allgemeine Forschung —» Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —• COFOGSystematik. Allgemeine öffentliche Verwaltung => General public services. —• Ausgaben des Staates nach der —• COFOG-Systematik.

Allgemeine Verwaltung => General services. —» Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —* COFOG-Systematik. Alter, Invalidität, Hinterbliebene —• Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —• COFOG-Systematik. Altersaufbau des —» Anlagevermögens zeigt die Zusammensetzung des —• Bruttoanlagevermögens in —• konstanten Preisen nach Investitionsjahrgängen. Die Bewertung des Anlagevermögens nach dem Bruttokonzept und auf einer einheitlichen Preisbasis wird gewählt, um zu gewährleisten, dass der Wert der einzelnen Anlagen über die gesamte Nutzungsdauer gleich bleibt und somit vom Alter der Anlagen unabhängig ist und um auszuschließen, dass sich Preisänderungen für Anlagegüter auf die Altersstruktur des Anlagevermögens auswirken. Zum A. des Anlagevermögens wurden nach dem ESVG 1995 bisher keine Angaben berechnet. Literatur: L. Schmidt, Altersaufbau des Anlagevermögens 1970 bis 1989, WiSta 4/1989, S. 211-214. Ambulante Gesundheitsdienstleistungen Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Ausgaben von privaten Haushalten für medizinische, zahnmedizinische und nichtärztliche ambulante Gesundheitsdienstleistungen von Medizinern, Zahnmedizinern und nichtärztlichen Gesundheitsdienstberufen umfasst. Die Leistungen können zu Hause, in Einzelund Gruppeneinrichtungen, Krankenhäusern oder in ambulanten Einrichtungen der Krankenhäuser erbracht werden. 1995 13

Ämter gaben die privaten Haushalte hierfür 14,3 Mrd Euro aus. Ämter —• Gemeindeverbände. Andere Dienstleistungen Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Dienstleistungen wie Bepflanzung und Pflege von Gräbern, der Krematorien und Beerdigungsinstitute, Rechtsberatungskosten, Rechtsanwaltsund Notargebühren, Zeitungsinserate, Eheberatung, Gebühren für Verwaltungsdokumente, Visagebühren, Kurtaxen, Prostitution umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 16,9 Mrd Euro aus. Andere Geräte und Artikel für Freizeitzwecke; Gartenerzeugnisse und Verbrauchsgüter für Gartenpflege; Haustiere Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Spiele einschließl. Elektronikspiele, Spielzeug und Hobbywaren, Geräte und Ausrüstungen fur Sport, Camping und Erholung im Freien, Gartenerzeugnisse wie Blumen und Ziergehölze, Weihnachtsbäume, Blumentöpfe, Lebende Haustiere, Gebrauchs- und Verbrauchsgüter für die Tierhaltung sowie Veterinär- u.a. Dienstleistungen für Haustiere umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 16,9 Mrd Euro aus. Andere größere langlebige Gebrauchsgttter für Freizeit und Kultur Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Ausrüstung in Form von Wasserfahrzeugen, Wohnmobilen, Campinganhängern u. ä., Musikinstrumenten, Spielautomaten, Tischtennis- und Billardtischen sowie Reparaturen umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 2,1 14

Mrd Euro aus. Andere Waren und Dienstleistungen Güterposition für die Darstellung der Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die persönliche Gebrauchsgegenstände, wie Schmuck, Uhren, Kinderwagen, Erzeugnisse und Dienstleistungen für die Körperpflege, Dienstleistungen sozialer Einrichtungen, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen sowie andere Dienstleistungen (z.B. Prostitution) umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 92 Mrd Euro (9,5 % ihre Konsumausgaben) aus. Änderung der Bilanz => Changes in balance sheet. Konto im —• Kontensystem der VGR, das die Änderungen der einzelnen Posten der —> Vermögensbilanz zwischen zwei Berichtszeitpunkten zeigt, i.d.R. Bilanz am Jahresende abzüglich der Bilanz am Jahresanfang. Änderung der Sektorzuordnung => Changes in sector classifications and structure. —> Sonstige reale Vermögensänderungen. Änderungen in der —• Vermögensbilanz eines Sektors, die dadurch eintreten, dass eine Wirtschaftseinheit einem anderen Sektor zugeordnet wird. Die Änderungen in der Vermögensbilanz werden nicht als Transaktionen, sondern im —• Konto sonstiger realer Vermögensänderungen gebucht. Änderung der Vermögensart => Changes in classification of assets and liabilities. —> Sonstige reale Vermögensänderungen. Änderungen in der —* Vermögensbilanz, die dadurch eintreten, dass eine Vermögensposition einer anderen Vermögensart zugeordnet wird. Die Vermögensänderungen werden nicht als Transaktion, sondern im —• Konto sonstiger realer

Anlageinvestitionen Vermögensänderungen gebucht. Angestellte —• Arbeitnehmer. Anlagegüter => Fixed assets. Produzierte Vermögensgüter, die länger als ein Jahr im Produktionsprozess wiederholt oder dauerhaft eingesetzt werden. Ihr Wert, das —• Anlagevermögen, wird auf der Aktivseite der —> Vermögensbilanz ausgewiesen und die Bestandsveränderung innerhalb einer Periode als —> Bruttoanlageinvestitionen. Die A. umschließen die —> Sachanlagen (Bauten, Ausrüstungen, Nutztiere und Nutzpflanzungen) sowie die —• immateriellen Anlagegüter (Suchbohrungen, Computerprogramme, Urheberrechte und sonstige immaterielle Anlagegüter). Nicht zu den A. zählen —* Vorräte, —> Wertsachen, —» nichtproduziertes Sachvermögen (wie Boden, Bodenschätze, freie Tier- und Pflanzenbestände oder Wasserreserven) sowie —* immaterielle nichtproduzierte Vermögensgüter (Patente, Nutzungsrechte, aktivierter Firmenwert). Anlageinvestitionen => Gross fixed capital formation umfassen den Wert der Anlagen, die von inländischen Wirtschaftseinheiten erworben werden, um sie - länger als ein Jahr im Produktionsprozess einzusetzen. Dazu rechnen die Käufe —• neuer Anlagen (einschließl. —» selbsterstellter Anlagen) aus der inländischen Produktion und der Einfuhr sowie die Käufe abzügl. Verkäufe von gebrauchten Anlagen und Land. Nicht dazu zählen die Käufe dauerhafter Güter, die in den Privaten Konsum eingehen oder die ausschließlich fiir militärische Zwecke verwendet werden können. Langlebige, militärisch genutzte Güter, die auch zivil genutzt werden könnten (z.B. Militärkrankenhäuser, Flugplätze,

Kasernen, Transportflugzeuge, LKWs) rechnen hingegen (anders als nach dem früheren ESVG), nicht zu den Vorleistungen des Staates, sondern zu den A. Die Käufe und Verkäufe von gebrauchten Anlagen und von Land saldieren sich weitgehend in der Volkswirtschaft mit Ausnahme der Verkäufe von Anlageschrott sowie von gebrauchten Ausrüstungen an private Haushalte (vor allem Kraftwagen) und an die übrige Welt (Kraftwagen, Schiffe u.a.). In der Darstellung der A. nach Wirtschaftsbereichen und Sektoren können die Käufe und Verkäufe von gebrauchten Anlagen und von Land wegen Lücken in den statistischen Grundlagen nicht vollständig entkonsolidiert nachgewiesen werden. Nach Wirtschaftsbereichen tief gegliederte Nachweisungen der A. beziehen sich in Deutschland deshalb auf die neuen Anlagen. In der Wirtschaftsbereichsgliederung nehmen die —> häuslichen Dienste definitionsgemäß keine A. vor. In sektoraler Abgrenzung hingegen kommen alle inländischen Sektoren als Investoren in Frage, einschließl. des Sektors „Private Haushalte", die auch Selbständigenhaushalte umfassen. Als Anlagegüter werden in den VGR —• produzierte (reproduzierbare) Vermögensgüter angesehen, die dauerhaft oder wiederholt im Produktionsprozess eingesetzt werden und deren Nutzungsdauer mehr als ein Jahr beträgt. Solche Güter werden normalerweise in Bilanzen aktiviert. Ausgenommen sind geringwertige Güter, vor allem solche, die periodisch wiederbeschafft werden, auch wenn sie eine längere Nutzungsdauer als ein Jahr haben (ζ. B. kleinere Werkzeuge, Reifen, Büromittel). Das ESVG 1995 beziffert die Grenze zur Geringwertigkeit mit 500 Euro in Preisen von 1995. Die Einzelanschaffung dauerhafter Güter unterhalb dieser Wertgrenze rechnet zu den —»Vorleistungen. Die Anschaffung einer großen 15

Anlagemittel Gesamtheit solcher geringwertiger Güter, z.B. als Erstausstattung, zählt jedoch wiederum zu den Anlageinvestitionen. Aufwendungen für normale Instandhaltung und Reparaturen gehen nicht in den Wert der Anlagen ein, wohl aber größere Reparaturen, die zu einer wesentlichen Steigerung des Wertes einer Anlage führen, ihren Nutzungscharakter ändern oder ihre Lebensdauer wesentlich verlängern. Die letztgenannte Unterscheidung knüpft an die Abgrenzung zwischen Erhaltungsaufwand und Herstellungsaufwand im deutschen Steuerrecht an. Der Wert der Dienstleistungen, die mit der Herstellung und dem Kauf von Investitionsgütern verbunden sind (Leistungen von Architekten, Rechtsanwaltskosten, öffentliche Gebühren usw.), wird gleichfalls einbezogen. Auch die Kosten im Zusammenhang mit der Übertragung von gebrauchten Anlagen und von Land sind in den A. enthalten; sie gelten als Käufe von neuen Anlagen. Sächliche Aufwendungen der Unternehmen für Forschung und Entwicklung, die erst in späteren Perioden genutzt werden, rechnen - mit Ausnahme von dauerhaft genutzten Gütern - stets zu Anlageinvestitionen 1995 in MrdEuro

nach

Güterarten

Ausrüstungsinvestitionen 129,8 Maschinen und Geräte 100,7 Fahrzeuge 29,1 Bauinvestitionen 258,7 Wohnbauten 142,0 Nichtwohnbauten 116,7 Hochbau 74,2 Nichtwohnbauten 42,5 Sonstige Anlagen 15,7 Nutztiere, Nutzpflanzungen 0,0 Immaterielle Anlagen 14,5 Suchbohrungen 0,1 Computerprogramme 11,5 Urheberrechte 2,9 Werterhöh. nichtprod.Verm. g. 1,2 Anlageinvestitionen insgesamt

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404,2

den —»Vorleistungen und nicht zu den A. Die Bewertung der A. erfolgt zu Anschaffungspreisen, die der selbsterstellten A. zu Herstellungspreisen (einschl. eines Gewinnzuschlags). Besteht für den Investor die Möglichkeit des Vorsteuerabzugs, ist in den Wertansätzen fur die A. die Umsatzsteuer ausgeschlossen. Eventuelle Investitionsteuern sind einzubeziehen. Handelt es sich bei den A. um Käufe, so sollen diese im Prinzip zu dem Zeitpunkt nachgewiesen werden, in dem der Investor das Gut als neuer Eigentümer übernimmt. Dieser Zeitpunkt wird i.d.R. mit dem Beginn der Nutzung zusammenfallen. Angefangene —> Bauten, die für die eigene Verwendung oder auf der Basis bestehender Kaufverträge errichtet werden, zählen bereits mit ihrem Baufortschritt zu den Α., andere angefangene A. sollen dagegen zunächst als —> unfertige Erzeugnisse unter den —• Vorratsveränderungen beim jeweiligen Produzenten gebucht werden. Ohne weiteren Zusatz werden unter den A. üblicherweise die —» Bruttowlz.geinvestitionen vor Abzug der Abschreibungen verstanden. A. setzen sich zusammen aus —» Ausrüstungsinvestitionen, —• Bauinvestitionen und —• Sonstigen Anlagen. Anlagemittel Bez. in der FinR für Sparen einschl. Vermögensübertragungen (netto). Anlagevermögen => Stocks of fixed assets. Wert der —• Anlagegüter an einem Stichtag, d. h. aller produzierten Vermögensgüter, die länger als ein Jahr wiederholt oder dauerhaft in der Produktion eingesetzt werden. Einbezogen sind materielle und immaterielle Güter. Das Sachanlagevermögen umfasst die materiellen Anlagen und setzt sich zusammen aus dem Bestand an —+ Ausrüstungen, —• Wohnbauten und —» Nicht-

Anlagevermögen wohnbauten sowie —> Nutztieren und Nutzpflanzungen, also auch Teilen des —» Naturvermögens. Zum immateriellen A. gehören die Summe der Ausgaben für —» Suchbohrungen, —• Computerprogramme und große —• Datenbanken sowie —• Urheberrechte (Originale von Filmen, Tonaufzeichnungen, Manuskripte u.a.). Wohnbauten zählen auch dann zum Α., wenn sie sich im Eigentum von privaten Haushalten befinden, da die —• Wohnungsvermietung sowie die Nutzung von Eigenheimen und Eigentumswohnungen durch private Haushalte als unternehmerische Tätigkeit behandelt wird. Die inhaltliche Abgrenzung des A. unterscheidet sich von der der —• Anlageinvestitionen durch die Verbuchung von —* Grundstücksübertragungskosten (Kosten der Eigentumsübertragung an Grund und Boden sowie anderer nichtproduzierter Vermögensgüter) und —» Bodenverbesserungen. Diese Transaktionen gehören zwar zu den Anlageinvestitionen, verändern aber nicht den Wert des A. sondern den Wert des Grund und Bodens bzw. anderer nichtproduzierter Vermögensgüter. Militärische Gebrauchsgüter sind ins Anlagevermögen einbezogen, wenn sie auch zivil genutzt werden können. Rein militärisch nutzbare dauerhafte Güter wie Waffen und gepanzerte Fahrzeuge und —» dauerhafte Güter der privaten Haushalte zählen nicht zum A. Zum A. gehören nur Produktionsmittel, deren Nutzungsdauer mehr als ein Jahr beträgt. Ausgenommen sind geringwertige Güter, die normalerweise nicht aktiviert werden. Das sind vor allem solche, die periodisch wiederbeschafft werden, auch wenn sie eine längere Nutzungsdauer als ein Jahr haben (ζ. B. kleinere Werkzeuge, Reifen, Büromittel). Das A. in der Abgrenzung des ESVG 1995 enthält nicht das —» Grundvermögen, Vorratsbestände und Teile der immateriellen Anlagewerte sowie Finanzan-

lagen (—> Forderungen und Verbindlichkeiten), die z.B. in den Handelsbilanzen zum A. gerechnet werden. Auch Deiche, Dämme, Staumauern u.ä., die nur dem Schutz vor Überschwemmungen, Bodenerosionen u.ä. und nicht auch gleichzeitig Produktionszwecken dienen, sind nicht Teil des A. Die Investitionen zu ihrer Errichtung wirken als Bodenverbesserungen werterhöhend und müssten als Teil der Werterhöhung nichtproduzierter Vermögensgüter klassifiziert werden (zur Zeit sind sie aber noch in den Bauten enthalten). Bei bebauten Grundstücken werden nicht der Wert des Grundstücks, wohl aber der Gebäudewert, femer bauliche Einrichtungen, Straßen, Kanäle, Stahlund Holzkonstruktionen, Versorgungsund Rohrfemleitungen berücksichtigt. Getrennt berechnet wird das A. für den Umweltschutz. Angaben zum A. werden nicht durch statistische Erhebungen gewonnen, sondern indirekt durch die Anwendimg einer —• Kumulationsmethode berechnet. Dabei wird von der Überlegung ausgegangen, dass sich das heute vorhandene A. aus den —> Zugängen der Vergangenheit - unter Berücksichtigung der Abgängezusammensetzt. A. wird sowohl nach dem Netto- als auch nach dem Bruttokonzept nachgewiesen. Brutto- und Nettoanlagevermögen unterscheiden sich durch die kumulierten —* Abschreibungen, die für den Zeitraum von der Inbetriebnahme bis zum Berichtszeitpunkt auf alle noch im Bestand befindlichen Anlagegüter entfallen. Während beim Bruttokonzept die Anlagegüter für die gesamte Dauer ihrer Nutzung mit ihrem Neuwert nachgewiesen werden, sinkt der (Zeit-)Wert der Güter beim Nettokonzept laufend um die jeweiligen Abschreibungen, bis diese in der Regel beim Ausscheiden vollständig bzw. bis auf den Schrottwert abgeschrieben sind. Scheiden Anlagen aus unerwarteten Gründen vorzeitig aus dem Veimögens17

Anlagevermögen für Umweltschutz bestand ans, wird der Restwert der Anlagen als —> Sonstige reale Vermögensänderung abgebucht. Das A. wird mit —> Wiederbeschaffimgspreisen und konstanten Preisen bewertet. Beim Nachweis des —> Bruttoanlagevermögen zu Wiederbeschqffungspreisen wird der Betrag zugrunde gelegt, der hätte gezahlt werden müssen, wenn die Anlagen im Berichtsjahr, genauer im Berichtszeitpunkt, neu beschafft worden wären. Bei Anwendung des Nettokonzepts wird vom Neuwert die Summe der aufgelaufenen Abschreibungen, ebenfalls bewertet mit den im Berichtszeitpunkt geltenden Wiederbeschaffungspreisen, abgezogen. Wichtigstes Ergebnis der Anlagevermögensrechnung ist neben den Abschreibungen das —> Nettoanlagevermögen zu Wiederbeschaffungspreisen. Es kann als bestmögliche Schätzung für den Zeitwert des Anlagenbestandes angesehen werden und entspricht der Bewertung des A. bei der Ermittlung des —> Volksvermögens. Soll die reale bzw. mengenmäßige Entwicklung des A. über mehrere Jahre vergleichbar dargestellt werden, so sind aufgrund von Preisveränderungen bedingte Einflüsse möglichst vollständig auszuschalten. Um preisbereinigte Angaben zu erhalten, werden die Anlagegüter - unabhängig vom Zeitpunkt ihrer Anschaffung bzw. von ihrer bisherigen Nutzungsdauer - einheitlich mit konstanten Preisen (derzeitige Preisbasis 1995) bewertet. Zur Zeit wird das A. nur zu Wiederbeschaffungs- und in konstanten Preisen nachgewiesen. Angaben über das Bruttoanlagevermögen in konstanten Preisen werden zur Berechnung von —• Produktionspotenzial, —> Kapitalintensität, —• Kapitalproduktivität und —• Kapitalkoeffizienten verwendet. In diesem Zusammenhang wird das Bruttoanlagevermögen auch als —> Kapitalstock bezeichnet.

18

Anlagevermögen Ende 2000 (1995) zu Wiederbeschaffungspreisen in Mrd Euro Bruttoanlagevermögen' Sachanlagen1 Bauten Wohnbauten Nichtwohnbauten Ausrüstungen Nutztiere u. Nutzpfl. Immater. Anlagegüter Nettoanlagevermögen' Sachanlagen1 Bauten Wohnbauten Nichtwohnbauten Ausrüstungen Nutztiere u. Nutzpfl. Immater. Anlagegüter

10 207,7 10 115,9 8 348,7 4 649,0 3 699,8 1 767,2 91,8 6 6 5 3 2

398,6 348,9 420,5 118,0 302,5 928,4 49,8

(9 087,1) (9 013,7) (7 419,6) (3 982,6) (3 437,0) (1 594,1) (...) (73,5) (5 775,9) (5 738,9) (4 895,7) (2 703,6) (2 192,1) (843,2) (...) (37,0)

1 Ohne Nutztiere und Nutzpflanzungen

Literatur: O. Schmalwasser, Revision der Anlagevermögensrechnung 1991 bis 2001, WiSta 5/2001, S. 342-356. Liane Ritter Anlagevermögen für Umweltschutz Bestand an Ausrüstungen und Bauten, der für Umweltschutzzwecke eingesetzt wird. Das A. bildet einen Teil des gesamten —• Anlagevermögens und wird in den —> Umweltökonomischen Gesamtrechnungen nachgewiesen. In das A. werden derzeit Anlagen zur Abfallbeseitigung, für den Gewässerschutz, zur Lärmbekämpfung und zur Luftreinhaltung einbezogen. Die Abgrenzung des A. entspricht der Abgrenzung der Investitionen fur den Umweltschutz, welche eine Komponente der —> Ausgaben für den Umweltschutz bilden, bzw. der inhaltlichen Abgrenzung der —• Bruttoanlageinvestitionen in den VGR. Als dem Umweltschutz dienende Anlagen werden Sachanlagen einbezogen, die ausschließlich dem Umweltschutz dienen und i.d.R. additiv dem eigentlichen Produktionsprozess nachgeschaltet sind. Aufgrund von Erfassungsproblemen sind integrierte Anlagen (umweltschutzbezo-

Ansprüche privater Haushalte gene Teile von Anlagen) derzeit nicht einbezogen. Mit Hilfe der —* Kumulationsmethode wird das A. sowohl nach dem Brutto- als auch nach dem Nettokonzept berechnet. Die Bewertung erfolgt mit Wiederbeschaffungspreisen und konstanten Preisen eines Basisjahres. Unter Umweltgesichtspunkten ist vor allem das Bruttoanlagevermögen in konstanten Preisen als Indikator flir die Entwicklung des Volumens der für den Umweltschutz eingesetzten Anlagen von großem Interesse. Das A. wird zudem herangezogen, um im Produzierenden Gewerbe die laufenden Ausgaben für den Zeitraum bis 1995 als Teil der Ausgaben für Umweltschutz zu schätzen. Das A. wird aufgrund von Datenlücken bisher nur für das —• Produzierende Gewerbe und den —• Staat berechnet: Bruttoanlagevermögen für Umweltschutz Ende 1995 zu Wiederbeschaffungspreisen in Mrd Euro Produzierendes Gewerbe 51,5 Staat 188,1 Insgesamt

239,6

Literatur: D. Schäfer, Anlagevermögen für Umweltschutz, WiSta 3/1986, S. 214-223; StBA, Bericht zu den Umweltökonomischen Gesamtrechnungen, Wiesbaden 2000. Anleihen => Bonds. —• Rentenwerte. Anschaffungspreis => Purchasers' price ist der Preis (einschließl. Nebenkosten), den ein Käufer tatsächlich zahlt. Er enthält sämtliche Kosten, die durch Herstellung, Transport, Handel und Besteuerung (einschließl. nichtabziehbare Umsatzsteuer) dem Käufer nach Abzug eventueller Nachlässe oder Erstattungen entste-

hen, unabhängig vom Bezugsweg und der Form der Abrechnung. Als A. ausgeführter Güter gilt der Ausfuhrwert an der Grenze des Ausfuhrlandes (—» fob-Preis). Die Verwendung von Waren und Dienstleistungen wird in den VGR grundsätzlich zu A. dargestellt. Das gilt nicht für die Darstellung nach Gütergruppen in den ΙΟ-Tabellen. Hier werden die Handelsund Transportspannen sowie die nichtabziehbare Umsatzsteuer in besonderen Zeilen nachgewiesen. Ansprüche aus Pensionsrttckstellungen => Net equity of households in pension funds reserves. Ansprüche gegen Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern zusätzlich zur gesetzlichen Alterssicherung eine betriebliche Altersrente zugesagt haben und hierfür in ihren Bilanzen Pensionsrückstellungen bilden. Die Anwartschaften sind mit einem gesetzlich vorgeschriebenen Rechnungszins abzuzinsen und unterliegen einem periodischen Anpassungsgebot. Darüber hinaus ist ihre Unverfallbarkeit beim Pensionssicherungsverein abzusichern. In der früheren Rechnung wurden die betrieblichen Rentenanwartschaften unter der Position „Sonstige Forderungen" bzw. „sonstige Verbindlichkeiten" erfasst. Nach dem ESVG 1995 sind sie den längerfristigen —• Ansprüchen gegenüber Versicherungen und Pensionskassen zuzuordnen. Ansprüche gegenüber Versicherungen —* Geldanlage bei Versicherungen (und Pensionskassen). Ansprüche privater Haushalte aus Rückstellungen bei Lebensversicherungen und Pensionseinrichtungen => Net equity of households in life insurance reserves and in pension funds reserves. Versicherungstechnische Rückstellungen, die von Lebensversicherungsgesell19

Ansprüche privater Haushalte schaflen, Pensionskassen sowie als Pensionsrückstellung der Arbeitgeber gebildet werden, damit in der Zukunft die festgelegten Leistungen erbracht werden können. Sie werden als Forderung der begünstigten privaten Haushalte und als Verbindlichkeit der rückstellenden Institutionen ausgewiesen.

private Institutionen der sozialen Sicherung (—• tatsächliche Sozialbeiträge) zugunsten ihrer Arbeitnehmer sowie Gegenwerte fur soziale Leistungen der Arbeitgeber ohne spezielle Deckungsmittel (—> unterstellte Sozialbeiträge). Die A. werden in den VGR als Bestandteil des —> Arbeitnehmerentgelts ausgewiesen.

Ansprüche privater Haushalte aus Rückstellungen bei Pensionseinrichtungen —» Ansprüche aus Pensionsrückstellungen.

Arbeit-Konsum-Rechnung ist ein Projekt zur Erweiterung der VGR. Anknüpfend an die Sozialproduktskritik der 70er Jahre wird versucht, eine alternative Erfolgsgröße zum Sozialprodukt zu definieren. Ausgangspunkt ist die Hypothese, dass die klassische Sozialprodukts- (bzw. Inlandsprodukts-) Berechnung aus Untemehmensrechnungen entwickelt wurde, ihre hauptsächlichen Daten auch heute von den Unternehmen erhält und deshalb den Gesichtspunkt der Kapitalerhaltung in den Vordergrund stellt. Nicht gefragt wird dagegen, ob auch der Faktor Arbeitskraft erhalten wird. Die privaten Haushalte, in denen die Reproduktion der Arbeitskraft sich vollzieht, werden von der Sozialproduktsberechnung nicht detailliert beschrieben. Diese Lücke soll die A. füllen. Die wirtschaftliche Erfolgsgröße in der A. ist nicht das Sozialprodukt sondern ein konsumtiver Überschuss, der sich aus dem Vergleich der von einem privaten Haushalt zum Zwecke des Gelderwerbs geleisteten Arbeit mit dem dafür ermöglichten, in Arbeitszeit gerechneten und vom Haushalt getätigten Verbrauch ergibt. Vom Haushalt geleistete Steuern und Ersparnis rechnen unter dem Aspekt des Verbrauchs nicht zum Erfolg sondern zu „externen Kosten" der Teilnahme am Erwerbsprozess (Finanzierung von Kollektiwerbrauch und Investitionen). Unter dem Gesichtspunkt der Erhaltung der Arbeitskraft ist auch ein bestimmter Teil des Verbrauchs selbst als Reproduktion unddamit als „interne Kosten" aufzufassen und nicht als Erfolg des Wirtschaftspro-

Anteilsrechte => Shares and other equity. Eigentumsrechte an Kapitalgesellschaften und Quasi-Kapitalgesellschaften. Sie gewähren i.d.R. einen Anteil am Gewinn bzw. bei einer Liquidation an den Eigenmitteln. Zu den A. gehören Aktien, Gesellschaftsanteile, Eigentumsrechte an Quasi-Kapitalgesellschaften sowie Investmentzertifikate. In der —• Vermögensbilanz der Anteilsinhaber werden sie auf der Aktivseite unter den —* Forderungen und in der Veimögensbilanz der Gesellschaften u.ä. in gleicher Höhe als Verbindlichkeit auf der Passivseite ausgewiesen. Antiquitäten und Kunstgegenstände => Antiques and other art objects. —* Wertsachen. Zu den Kunstgegenständen rechnen Gemälde, Skulpturen usw., die als Kunstwerke anerkannt sind. A. rechnen nicht zum —» Lieferprogramm und werden in den deutschen VGR nicht nachgewiesen. Arbeiter —»Arbeitnehmer. Arbeitgeberbeiträge => Employer's social contributions, => Sozialbeiträge der Arbeitgeber sind Leistungen der Arbeitgeber an öffentliche und 20

Arbeitnehmer zesses. In der A. wird dieser Minimalverbrauch durch den Sozialhilfesatz operationalisiert. Typisch fur die antithetische Stellung der A. zur Sozialproduktsberechnung ist die Tatsache, dass die Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichproben sowie der Wirtschaftsrechnungen ausgewählter privater Haushalte die statistische Hauptstütze bilden und dementsprechend eine tiefe Gliederung dieses Sektors erreicht wird, die Unternehmensseite dagegen aggregiert bleibt. Die A. gehört zu den Vorschlägen, die unter dem Stichwort „Nettowohlfahrtsrechnungen" (—• Satellitensysteme) zusammengefasst werden können und die Sozialproduktsberechnung seit den 70er Jahren kritisch begleiten. Sie enthält Elemente, die später unter anderem Namen wieder auftauchen. Heute kommt ihr die —* Sozialrechnungsmatrix (SRM) am nächsten, in der ebenfalls der Schwerpunkt auf den privaten Haushalten und den damit verknüpften Verteilungsfragen liegt. Kritisch muss man anmerken, dass das Ziel, eine bessere gesamtwirtschaftliche Zielgröße als das Sozialprodukt zu definieren, wie bei allen Nettowohlfahrtsrechnungen nicht erreicht wurde. Maximierung eines konsumtiven Überschusses kann nicht unter allen Umständen als sinnvolles Ziel angesehen werden. Insofern teilt dieser Indikator die Schwächen des Sozialprodukts. Er vermittelt aber eine andere, mehr auf den Verbrauch als auf die Produktion bezogene Optik des gesamtwirtschaftlichen Kreislaufprozesses. Literatur: U. P. Reich/ Ph. Sonntag/H. W. Holub, Arbeit-Konsum-Rechnung, Köln 1977. Utz-Peter Reich Arbeitnehmer => Employees, abhängig Beschäftigte, beschäftigte Arbeitnehmer sind Personen, die in einem Arbeits- oder Dienstleis-

tungsverhältnis stehen, hauptsächlich diese Tätigkeit ausüben und eine Vergütung, das —• Arbeitnehmerentgelt (früher —> Einkommen aus unselbständiger Arbeit), erhalten. Nicht von Bedeutung ist, wie lange die Tätigkeit pro Woche ausgeübt wird und ob daraus der überwiegende Lebensunterhalt bestritten wird. Eingeschlossen sind auch Heimarbeiter und geringfügig Beschäftigte. Auch Personen, die formell mit Ihrem Arbeitsplatz verbunden sind, aber aus bestimmten Gründen, wie z.B. Krankheit, Urlaub, Elternurlaub, vorübergehend nicht arbeiten, zählen zu den Arbeitnehmern. Zu den A. zählen Arbeiter, Angestellte, Beamte, Richter, Soldaten, Zivildienstleistende, Auszubildende, Praktikanten, Volontäre, Heimarbeit Leistende (sofern nach der geleisteten Arbeit vergütet), geringfügig Beschäftigte unabhängig von der Länge der pro Woche ausgeübten Tätigkeit. Arbeitnehmer 2000 in 1 000 Personen Land- u. Forstwi., Fischerei 497 10 609 + Produzierendes Gewerbe 23 482 + Dienstleistungsbereiche = Arbeitnehmer (Inland) - Einpendler + Auspendler

34 588 160 94

34 522 = Arbeitnehmer (Inländer) + Selbständige u. mithelfende 3 944 Familienangehörige = Erwerbstätige (Inländer)

38 466

In den VGR werden Durchschnitte je Berichtsperiode berechnet. Ist jemand nur während eines Teils der Periode tätig, so zählt er mit diesem Teil. Teilzeitbeschäftigte u.a. zählen jedoch voll. Die A. werden in der Gliederung nach Wirtschaftsbereichen ausgewiesen, bei mehreren gleichzeitigen Tätigkeiten werden sie nach dem Schwerpunkt ihrer Tätigkeit zugeordnet. Bei diesem Ausweis wird das Inlandskonzept angewandt, die A. werden 21

Arbeitnehmerbeiträge also am Arbeitsort gezählt, unabhängig, ob sie im In- oder Ausland wohnen. Zusätzlich werden durch Abzug der —> Einpendler und Hinzuzählung der —* Auspendler die Arbeitnehmer mit dem Wohnort in Deutschland (Inländerkonzept) berechnet, wie die Zahlen auf S. 21 veranschaulichen.

Arbeitnehmerbeiträge => Employees' social contributions, => Sozialbeiträge der Arbeitnehmer sind Leistungen der Arbeitnehmer an die Sozialversicherung (Gesetzliche Rentenversicherung, Landwirtschaftliche Alterskassen, Gesetzliche Unfall-, Krankenund Arbeitslosenversicherung) sowie im Rahmen gesetzlich, tarifvertraglich oder auf Unternehmensebene vereinbarter kollektiver Sicherungssystems - auch an Versicherungsuntemehmen (z.B. Beiträge zur Pflegepflichtversicherung an private Krankenkassen), Pensionskassen, Pensionsfonds u.a. Die A. sind in den Bruttolöhnen und -gehältern, nicht jedoch in den Nettolöhnen und -gehältern enthalten.

Arbeitnehmerentgelt => Compensation of employees, früher: Einkommen aus unselbständiger Arbeit sind sämtliche Geld- und Sachleistungen, die von einem Arbeitgeber an einen Arbeitnehmer als Entgelt für die von diesen in einer Periode geleistete Arbeit erbracht werden. Es umschließt die Bruttolöhne und -gehälter (früher —* Bruttolohn- und -gehaltssumme) und die —» Sozialbeiträge der Arbeitgeber. Das im Inland geleistete A. ist vor allem ein Maß für die Kosten des Faktors Arbeit in der Volkswirtschaft, das in die Kennziffer Lohnkosten (—• A. je Arbeitnehmer) und zusammen mit der —> Arbeitsproduktivität in die Kennziffer —* Lohnstückkosten eingeht. Die Bruttolöhne und -gehälter können in Form von Geldleistungen oder in Form

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von Sachleistungen „gezahlt" werden. Zu den Geldleistungen zählen: - Grundlöhne und -gehälter einschl. Ortsund Familienzuschläge; - Zuschläge fur Überstunden, Nacht- und Sonntagsarbeit; - Urlaubszuschläge; - Fahrtkostenzuschläge, soweit nicht berufsbedingt, wie Fahrtkostenersatz für Dienstreisen; - Löhne und Gehälter für arbeitsfreie Tage oder für Urlaubszeiten; - Trinkgelder; - Zahlungen zur Vermögensbildung sowie anlässlich des Ausscheidens von Arbeitnehmern; - Wohnungszuschüsse oder Zuschüsse zum Essen in bar; - erfolgsabhängige Prämien und Zuschüsse. Bruttolöhne und -gehälter in Form von Sachleistungen umfassen Waren und Dienstleistungen, die der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern unentgeltlich oder verbilligt zur Verfugung stellt, sofern diese Leistungen nicht primär dem Unternehmenszweck dienen. Zu dem Naturalentgelt zählen: - Erzeugnisse des Arbeitgebers, wie Deputatkohle, Bier, Freifahrten, Freiflüge, landwirtschaftliche Erzeugnisse; - freie oder verbilligte Mahlzeiten und Getränke sowie Essensgutscheine, nicht aber Mahlzeiten aufgrund außergewöhnlicher Arbeitsbedingungen; - freie Wohnung und Unterbringung für die ganze Familie des Arbeitnehmers, nicht aber Unterkunft am Arbeitsplatz; - Berufsbekleidung (Uniformen), sofern sie auch außerhalb der Arbeit häufig getragen wird, was in Deutschland nur selten der Fall ist; - Fahrzeuge und Geräte zur persönlichen Nutzung; - Freizeit u.a. Einrichtungen für die ganze Familie des Arbeitnehmers; - Beförderung zum Arbeitsplatz außerhalb der Arbeitszeit, freie Parkmöglichkeiten; - an Arbeitnehmer ausgegebene Gratisaktien; - Zinsverbilligungen.

Arbeitnehmerentgelt Nicht als Α., sondern als Vorleistungen der Arbeitgeber werden Trennungsentschädigungen, Umzugskostenvergütungen, Tage- und Übemachtungsgelder, Ersatz von Reisekosten, Auslösungen im Baugewerbe, Kleider- und Werkzeuggelder, Aufwendungen für die Ausbildung von Arbeitskräften, für das Personalbüro, für den Betriebsrat, für betriebseigene Unfallstationen, Kantinen, Kindergärten, Erholungsheime und ähnliche, zum Teil von den Unternehmen unter den Personalkosten gebuchte Aufwendungen betrachtet. Aufwendungen der Arbeitnehmer aus ihren Verdiensten, z.B. für spezielle Berufskleidung, Werkzeug usw., werden nur dann zu den Vorleistungen gerechnet, wenn die Arbeitnehmer hierzu vertraglich verpflichtet sind. Die in Form von Waren und Dienstleistungen geleisteten A. werden zu Herstellungspreisen (eigene Erzeugnisse des Arbeitgebers unter Einschluss eines Gewinnanteils) oder zu Anschaffungspreisen (bei Käufen des Arbeitgebers) bewertet. Bei Verbilligungen wird die Differenz zwischen den Herstellungs- bzw. Anschaffungspreisen des Arbeitgebers und der Zahlung des Arbeitnehmers als A. gebucht. Auf der Verwendungsseite werden die als Naturalentgelt erhaltenen Güter als Konsumausgabe ausgewiesen. Der Gegenwert der Gratisaktien geht in das empfangene Einkommen, das verfügbare Einkommen und in das Sparen ein und wird zu einem unterstellten Kauf der Aktien verwendet. Die Zinsverbilligung geht in das empfangene Einkommen ein und wird als Zinszahlung an den Arbeitgeber zurückgebucht. Die Sozialbeiträge der Arbeitgeber umfassen die tatsächlichen Sozialbeiträge der Arbeitgeber und die unterstellten Sozialbeiträge. Die tatsächlichen Sozialbeiträge der Arbeitgeber umfassen gesetzliche, vertragliche oder gewohnheitsmäßige Zahlungen des Arbeitgebers an die Sozialver-

sicherung (Renten-, Kranken-, Arbeitslosenversicherung u.ä.), um ihre Arbeitnehmer gegen soziale Risiken oder Bedürfnisse zu sichern. Diese Zahlungen werden in den VGR als Zahlung von A. an die Arbeitnehmer gebucht, die diese Beträge anschließend an die Sozialversicherung abführen. Unterstellte Sozialbeiträge stellen den Gegenwert von —> Sozialen Leistungen dar, die von Arbeitgebern an die Begünstigten gezahlt oder für diese zurückgestellt werden. Diese Aufwendungen der Arbeitgeber stellen Lohnkosten dar und werden deshalb den A. zugerechnet. In der —• sekundären Einkommensverteilung werden die unterstellten Sozialbeiträge als Bestandteil der —> Sozialbeiträge der Arbeitnehmer an die Arbeitgeber zurückgeleitet und gleichzeitig als —> soziale Leistung von dem Arbeitgebern an die Arbeitnehmer gebucht. Beispiele für unterstellte Sozialbeiträge sind: - im öffentlichen Dienst unterstellte Beiträge für Beamtenpensionen sowie für Beihilfen für Krankheit u.a.; - unterstellte Nettozufuhrungen zu Rückstellungen der Arbeitgeber für betriebliche Ruhegeldverpflichtungen; - unterstellte Beiträge für Vorruhestandsleistungen; - unterstellte Beiträge der Arbeitgeber an Unterstützungskassen für ihre Arbeitnehmer. In der Regel entsprechen die in einer Periode (Jahr) unterstellten Sozialbeiträge den in derselben Periode tatsächlich gezahlten Sozialleistungen. Das A. wird in der Periode gebucht, in der die Arbeitsleistung erbracht wird. Es umfasst die Steuern (wie die Lohnsteuer) und die —* Sozialbeiträge der Arbeitnehmer. In der —> Zahlungsbilanz werden A. auch als —> Arbeitsentgelte bezeichnet. Arbeitnehmerentgelt monatlich je Arbeitnehmer —* Einkommen je Arbeitnehmer. 23

Arbeitnehmerhaushalte Arbeitnehmerhaushalte => Households of employees. Private Haushalte, bei denen die Arbeitnehmerentgelte (aller Haushaltsmitglieder) die größte Einkommensquelle des Haushalts darstellen. Ist die größte Einkommensquelle nicht bekannt, so sind A. diejenigen, bei denen die Bezugsperson ein Arbeitnehmer ist. Die Bezugsperson ist im Zweifel die Person mit dem höchsten Einkommen. Die Arbeitnehmerhaushalte bilden einen Teilsektor des Sektors —> private Haushalte. Arbeitnehmerquote Anteil der —» Arbeitnehmer an der Gesamtzahl der —• Erwerbstätigen. Arbeitnehmerstunden ist der auf die Arbeitnehmer entfallene Teil der —• Arbeitsstunden. Arbeitseinkommen ist gesamtwirtschaftlich das den Erwerbstätigen (Inländern) aufgrund ihrer Arbeitsleistung innerhalb einer bestimmten Periode zufließende Einkommen. Die Erwerbstätigen umfassen auch die Selbständigen und die mithelfenden Familienangehörigen. Das gesamtwirtschaftliche A. ist daher die Summe aus dem Arbeitnehmerentgelt und dem kalkulatorischen A. der Selbständigen Erwerbstätigen einschl. der mithelfenden Familienangehörigen. Bei der Berechnung des kalkulatorischen A. geht z.B. der SVR davon aus, dass das durchschnittliche A. der Selbständigen und der mithelfenden Familienangehörigen in gleicher Höhe zu veranschlagen ist wie das Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer. Zwar dürften die Selbständigen ein überdurchschnittlich hohes kalkulatorisches A. erzielen, weil sie i.d.R. sowohl eine umfangreichere Arbeitsleistung erbringen als auch höhere kalkulatorische Stundenverdienste anzusetzen haben als die Arbeitnehmer. Dem 24

steht aber entgegen, dass es sich bei den mithelfenden Familienangehörigen genau umgekehrt verhalten dürfte. Die gesamten kalkulatorischen A. errechnen sich somit durch Multiplikation des durchschnittlichen Arbeitnehmerentgelts mit der Anzahl der Selbständigen und der mithelfenden Familienangehörigen. Vereinfacht ergibt sich die folgende Definition des gesamtwirtschaftlichen Arbeitseinkommens : AEt = (L t /A t )-E t mit L Arbeitnehmerentgelt (Inländerkonzept); Α Anzahl der Arbeitnehmer (Inländer); Ε Anzahl der Erwerbstätigen (Inländer); t Zeitindex. Die gesamtwirtschaftlichen A. gehen in die — Arbeitsquote gibt das Verhältnis des gesamtwirtschaftlichen —• Arbeitseinkommens zum Volkseinkommen innerhalb eines Jahres wieder. Der SVR stellt seit dem Jahre 1987 die A. dar. Sie wird auch vom StBA veröffentlicht. Die Arbeitseinkommensquote (AEQ) ist formal definiert als AEQt = (AE t /Y t )· 100 bzw. AEQt = (Lt / At) / (Yt / Et) · 100 mit AE gesamtwirtschaftliches Arbeitseinkommen; Y Volkseinkommen; L Arbeitnehmerentgelt; Α Anzahl der Arbeitnehmer (Inländer); Ε Anzahl der Erwerbstätigen (Inländer); t Zeitindex. Diese Maßzahl gibt nur Auskunft über die funktionale Verteilung der Einkommen auf die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital. Sie liefert keinen Aufschluss über die —> personelle Einkommensverteilung, z.B. zwischen den Arbeitnehmern auf der einen und den Selbständigen

und den mithelfenden Familienangehöri-

Arbeitsentgelte gen auf der anderen Seite, da beide Personengruppen sowohl Einkommen aus dem Einsatz ihrer Arbeitskraft als auch Kapitaleinkommen erzielen. Deutlich werden die einzelnen Faktoren der A. und die auf sie einwirkenden Effekte, wenn die zweite Definitionsgleichung durch Umformung in Größen der VGR ausgedrückt wird: Fi

F2

BLGi ρ t AGBi^ AEQ. & &LG, BNEjRNE, Γι,.(1 AK?)(1 T,~S, ) E, BNEt ' ΒΝΕΐ BNE? - AK" F3 F4 F5 Fg F7 mit BLG Bruttolöhne- und -gehälter; BNEr Bruttonationaleinkomment in Preisen von 1995; AGB tatsächliche und unterstellte Sozialbeiträge der Arbeitgeber; pl y Deflator der inländischen Verwendung; Τ Produktions- und Importabgaben; AK n Abschreibungen in jeweiligen Preisen; S Subventionen; BNE n Bruttonationaleinkommen in jeweiligen Preisen; RNE Realwert des Nationaleinkommens, wobei gilt RNE · P I v = BNEn; Fj Lohnfaktor; F 2 Sozialbeitragsfaktor; F3 Produktivitätsfaktor; F4 Terms of Trade-Faktor; F 5 Deflator; F 6 Abschreibungsfaktor; F 7 Nettoproduktionsabgabenfaktor. Die in Prozent ausgedrückten jährlichen Veränderungsraten der einzelnen Faktoren bezeichnet der SVR als Effekte, da sie die Veränderungen der A. ursächlich bewirken oder bewirkt haben, wenn man eine abgelaufene Periode betrachtet. Im Gegensatz zur —• Lohnquote erfasst die A. sämtliche Arbeitseinkommen. Mit ihrer Hilfe ist deshalb eine umfassende Analyse der funktionalen Einkommensverteilung möglich. Die A. und die bereinigte Lohnquote unterscheiden sich dabei im Niveau um einen konstanten Faktor, der sich aus dem Anteil der Arbeitnehmer an allen Erwerbstätigen im Basisjahr der bereinigten Lohnquote er-

gibt. Für das Basisjahr 1991 ergibt sich, dass die A. in jedem Jahr einen um den Faktor 1,1046 höheren Wert als die bereinigte Lohnquote aufweist. Die A. stieg von 79,7 % im Jahre 1991 auf 82,9 % im Jahre 1993 an. In den darauffolgenden Jahren fiel sie bis auf 79,5 % im Jahre 1998 zurück, während 1999 wiederum ein leichter Anstieg der A. zu verzeichnen war. Diese Grundtendenzen werden überlagert von typischen konjunkturellen Entwicklungen. In Phasen wirtschaftlicher Abkühlung kommt es im allgemeinen zu einem Anstieg der A. und in Zeiten kräftiger Wirtschaftsexpansion zu ihrem Rückgang. Verursacht wird diese Entwicklung vor allem durch das Beschäftigungsverhalten der Unternehmen und der öffentliche Hand, die ihren Personalbestand nur verzögert an bereits eingetretene realwirtschaftliche Entwicklungen anpassen. Da die Arbeitsentgelte weitgehend kontraktbestimmt sind, hat dies zur Folge, dass die Arbeitseinkommen nicht schnell auf sich ändernde konjunkturelle Bedingungen reagieren. Bei den Gewinneinkommen dagegen schlagen sich Schwankungen im wirtschaftlichen Erfolg sofort nieder. Arbeitsentgelte => Compensation of employees. Bei den in der Zahlungsbilanz dargestellten A. handelt es sich um —> Arbeitnehmerentgelte, d.h. Entgelte für unselbständige Tätigkeit. (Entgelte für selbständige Tätigkeit werden dagegen als Dienstleistungen erfasst.) Die Löhne und Gehälter gehen als Bruttoeinkommen vor Steuern und Abzügen wie etwa den Beiträgen zu sozialen Sicherungssystemen oder privaten Versicherungen in die Zahlungsbilanz ein. Bei den Arbeitnehmern handelt es sich vorwiegend um Pendler und Saisonarbeiter, deren Lebensmittelpunkt in einem anderen Land als dem liegt, in dem sie das Einkommen erzielen, und die sich

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Arbeitsintensität weniger als ein Jahr in diesem Land aufhalten. Arbeitsintensität => Labour-capital ratio, => Labour intensity. Zahl der —> Erwerbstätigen (oder Arbeitsstunden) bezogen auf den —* Kapitalstock; oder: Verhältnis von —> Kapitalproduktivität zu —» Arbeitsproduktivität. Der Kehrwert ist die —• Kapitalintensität, diese (und nicht die A.) wird vom StBA berechnet. Arbeitskoeffizienten geben an, wieviel Arbeitsinput (ζ. B. Zahl der Erwerbstätigen) je Produkteinheit eines Produktionsbereichs eingesetzt wird. Berechnet werden die Koeffizienten durch Division des Arbeitsinputfaktors eines Produktionsbereichs durch die entsprechenden Produktionswerte. Im Rahmen von Modellen der —> Input-OutputAnalyse können mit Arbeitskoeffizienten zum Beispiel Beziehungen zwischen der Produktion von Gütern für Zwecke der letzten Verwendung und den dafür direkt und indirekt benötigten Erwerbstätigen hergestellt werden. Arbeitsleistung der Selbständigen Die Selbständigen und die mithelfenden Familienangehörigen setzen neben eigenem und fremdem Sach- und Geldkapital auch ihre Arbeitskraft im Produktionsprozess ein. Im Gegensatz zu den abhängig Beschäftigten ist die von diesem Personenkreis zu erbringende Arbeitsleistung i.d.R. nicht durch Arbeitsverträge fixiert. Eine Abschätzung, in welchem Umfang Selbständige und mithelfende Familienangehörige Arbeitsleistung erbringen, gestaltet sich deshalb schwierig. Es ist davon auszugehen, dass Selbständige mehr Arbeitsstunden als der Durchschnitt der abhängig Beschäftigten einsetzen, während die mithelfenden Familienangehörigen weniger Arbeitszeit er26

bringen. Bei der Schätzung des kalkulatorischen —» Arbeitseinkommens wird deshalb häufig für die Personengruppe der Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen zusammen von einer Arbeitsleistung ausgegangen, die dem Durchschnitt der abhängig Beschäftigten entspricht. Arbeitslose => Unemployed sind Personen ohne Arbeitsverhältnis (abgesehen von einer geringfügigen Beschäftigung von weniger als 15 Stunden pro Woche), die eine Arbeit suchen und bei den Arbeitsämtern als arbeitslos registriert sind. Sie müssen sich zur Vermittlung eines Arbeitsverhältnisses mit einer Dauer von mehr als sieben Kalendertagen bei einem Arbeitsamt als Arbeitssuchende gemeldet haben, eine Beschäftigung von mindestens 15 Stunden pro Woche suchen, für eine Arbeitsaufnahme sofort zur Verfügung stehen, nicht arbeitsunfähig erkrankt sein und das 65. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Nicht zu diesem Personenkreis zählt die ebenfalls zum —> Erwerbspersonenpotenzial rechnende „stille Reserve", erwerbslose Personen also, die unter bestimmten Bedingungen durchaus bereit und auch fähig sind, ein Arbeitsverhältnis aufzunehmen. Die Abgrenzung der registrierten A. orientiert sich an der Definition für Arbeitslosigkeit in der deutschen Sozialgesetzgebung und ist für internationale Vergleiche wegen der unterschiedlichen Bestimmungen und Verwaltungspraktiken in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union weniger geeignet. Nach dem ESVG 1995 werden in den VGR die registrierten Arbeitslosen nicht mehr nachgewiesen. Die Arbeitssuchenden werden nun nach internationalen Normen abgegrenzt und als —> Erwerbslose bezeichnet.

Arbeitsproduktivität Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit (BfA) waren im Jahresdurchschnitt 2000 bei den Arbeitsämtern 3,9 Mio Arbeitslose registriert, davon 2,5 Mio im früheren Bundesgebiet und 1,4 Mio in den Neuen Ländern und BerlinOst. Aktuelle Daten über A. werden von der BfA monatlich veröffentlicht und sind im Internet (www.arbeitsamt.de) abrufbar. Arbeitslosengeld ist Teil der —» monetären Sozialleistungen des Staates, die an inländische private Haushalte im Zusammenhang mit tatsächlichen —• Sozialbeiträgen gezahlt werden. Das A. ist die wichtigste Geldleistung der Arbeitslosenversicherung (—> Sozialversicherung). Sie wird arbeitslosen Arbeitnehmern auf Antrag gewährt, sofern sie der Arbeitsvermittlung zur Verfügung stehen, sich beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet haben und die Anwartschaft erfüllen. Die —» Arbeitslosenhilfe, die der Bund nach Bedürftigkeitsprüfung im Anschluss an das Arbeitslosengeld gewährt, wird bei den —> sonstigen sozialen Geldleistungen erfasst.

% aller zivilen Erwerbspersonen und in % der abhängigen zivilen Erwerbspersonen dargestellt. Im Jahresdurchschnitt 2000 betrug die A. in Deutschland bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 9,6 %, bezogen auf die abhängig zivilen Erwerbspersonen 10,7 %. In den VGR wird nicht die A. sondern die nach internationalen Normen abgegrenzte —• Erwerbslosenquote veröffentlicht. Sie zeigt die —> Erwerbslosen in % aller —> Erwerbspersonen. Arbeitslosenunterstützung sind i.w.S. Maßnahmen des Staates zur Absicherung der Arbeitnehmer bei Lohnausfall bei Arbeitslosigkeit durch Lohnersatzleistungen (nach § 116 Sozialgesetzbuch ΠΙ sind dies —• Arbeitslosengeld, —» Arbeitslosenhilfe, Unterhaltsgeld, Übergangsgeld, Kurzarbeitergeld, Insolvenzgeld und Winterausfallgeld) sowie durch Maßnahmen der Wiedereingliederung von Arbeitnehmern in das Arbeitsleben durch Förderung der beruflichen Bildung, Umschulungsmaßnahmen u.ä. sowie der Förderung der Schaffung von Arbeitsplätzen.

Arbeitslosenhilfe ist Teil der —• sonstigen sozialen Geldleistungen des Staates an inländische private Haushalte. Die A. gewährt der Bund im Anschluss an das —> Arbeitslosengeld nach einer Bedürftigkeitsprüfung.

Arbeitslosenversicherung —• Sozialversicherung.

Arbeitslosenquote gibt Auskunft über das Ausmaß der Arbeitslosigkeit in einer Volkswirtschaft oder Region. Sie wird berechnet, indem die Zahl der —» Arbeitslosen in Relation zu den —* Erwerbspersonen (in unterschiedlicher Abgrenzung) gesetzt wird. Die A. wird von der Bundesanstalt für Arbeit (BfA) monatlich veröffentlicht und ist im Internet (www.arbeitsamt.de) abrufbar. Dabei werden die bei den Arbeitsämtern registrierten Arbeitslosen in

Arbeitsortkonzept —> Inlandskonzept.

Arbeitslosigkeit —> Arbeitslose, Arbeitslosenquote, Erwerbslose, Erwerbslosenquote.

Arbeitsproduktivität => Labour productivity. —> Bruttowertschöpfung eines Wirtschaftsbereichs oder Sektors in Preisen eines Basisjahres (gegenwärtig 1995) je durchschnittlich —• Erwerbstätigen oder je Erwerbstätigenstunde. Für alle Wirtschaftsbereiche wird A. auch als BIP in Preisen eines Basisjahres je Erwerbstäti27

Arbeitsquote gen oder je Erwerbstätigenstunde berechnet. Wird demgegenüber die nominelle Bruttowertschöpfung bzw. das BIP auf den Arbeitseinsatz bezogen, so spricht man zur besseren Unterscheidung gelegentlich von „Wirtschaftsleistung". Andererseits wird in der Industriestatistik die A. als „Produktionsergebnis je Beschäftigten(stunde)" definiert, d.h. hier wird eine Outputgröße (und nicht die Wertschöpfung) auf den Arbeitseinsatz bezogen. Die A. wird vielfach als Maßstab für die —> Produktivität einer Volkswirtschaft oder eines —» Wirtschaftsbereichs verwendet. Es ist jedoch zu beachten, dass es sich nur um eine partielle Produktivität handelt, bei welcher der gesamte „reale" Ertrag der wirtschaftlichen Tätigkeit ausschließlich auf den Produktionsfaktor Arbeit bezogen wird, obgleich das Produkt aus dem Zusammenwirken sämtlicher Produktionsfaktoren entsteht (—» Kapitalproduktivität). Die A. stellt auch die Bezugsgröße für die —> Lohnstückkosten dar. Arbeitsquote Kurzbezeichnung für —> Arbeitseinkommensquote. Arbeitsstunden => Hours worked, => Arbeitszeit kennzeichnen die Zeitdauer, die —• Arbeitnehmer sowie —» Selbständige und mithelfende Familienangehörige erwerbstätig sind. Es können verschiedene Arbeitszeitkonzepte unterschieden werden, so die tarifliche oder Normalarbeitszeit, die bezahlte Arbeitszeit oder die tatsächlich geleistete Arbeitszeit. Für den Nachweis der Leistungen des Produktionsfaktors Arbeit in den VGR sind die tatsächlich geleisteten A. die adäquate Maßgröße. Sie werden den Arbeitsvolumenberechnungen in den VGR zugrunde gelegt. Sie beziehen auch be28

zahlte oder unbezahlte Mehraibeitszeiten (einschl. Überstunden und Stunden, die auf Arbeitszeitkonten gut geschrieben werden) sowie geleistete A. in weiteren Beschäftigungsverhältnissen ein, schließen aber Ausfallzeiten durch Urlaub, Krankheit, Feiertage, Kurzarbeit, Erziehungsurlaub, Arbeitskämpfe oder Schlechtwetter aus. Die tarifliche Wochenarbeitszeit der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer betrug 1991 im Durchschnitt 38,7 Stunden und 2000 37,8 Stunden. Effektiv geleistet wurden je beschäftigten Arbeitnehmer 1991 durchschnittlich 29,7 Stunden pro Woche und 27,9 Stunden im Jahr 2000. Arbeitsvermögen —> Humanvermögen. Arbeitsvolumen => Total hours worked misst die tatsächlich geleistete Arbeitszeit der —> Erwerbstätigen innerhalb einer Periode, beispielsweise in einem Jahr. Das A. ist, da es die Teilzeitarbeit nur mit dem jeweiligen Teil berücksichtigt, dafür aber Mehrarbeitszeiten und Zweitarbeitsverhältnisse einbezieht, ein besserer Indikator für die Leistungen des Produktionsfaktors Arbeit, als es die Anzahl der Erwerbstätigen (als Jahresdurchschnittswert) ist. Nicht berücksichtigt werden allerdings die qualitativen Unterschiede der Arbeitsleistungen der verschiedenen Erwerbstätigengruppen. So werden die geleisteten Arbeitsstunden eines Hilfsarbeiters und eines Generaldirektors gleichgewichtig addiert. Das A. stellt auf die effektiv geleisteten Arbeitsstunden ab. Dazu zählen auch unbezahlte Mehrzeiten, bezahlte Überstunden, der Aufbau von Arbeitszeitkonten oder in einem Zweitarbeitsverhältnis geleistete Arbeitsstunden. Nicht dazu zählen die Wegzeiten zur oder von der Arbeitsstelle sowie Ausfallzeiten wegen Urlaub, Krankheit, Feiertagen, Kurzar-

Aufkommens- und Verwendungstabellen beit, Erziehungsurlaub, Arbeitskämpfen, Schlechtwetter oder Zeiten, in denen Arbeitszeitkonten abgebaut werden. Für die VGR wird das Arbeitsvolumen regelmäßig vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit berechnet. 1991 wurden von allen Erwerbstätigen im Inland 59 446 Mio Stunden Arbeitszeit geleistet, 2000 waren es 57 031 Mio Stunden. Literatur: StBA, HIB, Berechnung des Arbeitsvolumens in der Bundesrepublik Deutschland, nicht veröfF. Unterlage, Wiesbaden 1992; Autorengemeinschaft, Der Arbeitsmarkt -2000 und -2001 in der Bundesrepublik Deutschland, in: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, H. 1/2001; H.-U. Bach, Arbeitszeit und Arbeitsvolumen Teil I, in: IAB Kurzbericht, Nr. 3/2001; S. Koch, Arbeitszeit und Arbeitsvolumen Teil Π, in: IAB Kurzbericht, Nr. 4/2001. Audiovisuelle, fotografische und Informationsverarbeitungsgeräte und Zubehör Güterposition für die Darstellung der Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Rundfunkempfangs-, Fernsehempfangs- und Videogeräte, Fotound Filmausrüstung, optische Geräte und Zubehör, Infoimationsverarbeitungsgeräte wie Personalcomputer und Systemund Anwendungssoftware, Bild- und Tonträger sowie die Reparaturen dieser Geräte umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 16,9 Mrd Euro aus. Aufgabenbereiche des Staates —• Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen. Aufkommen => Resources. Bez. für die rechte Seite der laufenden Konten. Hier werden die Transaktionen

gebucht, die für eine Einheit oder einen Sektor zu einer Wertzunahme führen. Aufkommenstabellen => Produktionswertmatrizen; früher: => Output-Tabellen werden im Rahmen der —> Input-OutputRechnung berechnet und bilden zusammen mit den —• Verwendungstabellen die —• Basistabellen dieser Rechnung. A. zeigen in Matrixform die Aufteilung der —> Produktionswerte (zu Herstellungspreisen) der einzelnen —• Wirtschaftsbereiche (in den Spalten) nach Haupt- und Nebentätigkeiten in der Gliederung nach —• Gütergruppen (in den Zeilen). Je Spalte wird das Produktionsprogramm der Wirtschaftsbereiche dargestellt. Die Spaltensumme umfasst das Aufkommen, d. h. die gesamte Produktion je Wirtschaftsbereich (institutionelle Gliederung), die Zeilensumme die gesamte Produktion je Gütergruppe (funktionale Gliederung). Im SNA wird diese Tabelle als Make matrix bzw. als Supply table bezeichnet. Aufkommens- und Verwendungstabellen => Supply and use tables nach Wirtschaftsbereichen bilden zusammen mit den Verbindungstabellen zwischen den A. und den Sektorkonten sowie den symmetrischen —• InputOutput-Tabellen nach homogenen Produktionsbereichen (Gütergruppen) das IO-System. Die A. bilden den zentralen Koordinierungsrahmen für alle Tabellen nach Wirtschaftsbereichen und/oder nach Gütergruppen mit Angaben über den Arbeitseinsatz, die Bruttoanlageinvestitionen, den Kapitalstock und detallierte Preisindizes. In dieser Kombination können sie im Einzelnen die Kostenstruktur, die Einkommensentstehung, die Erwerbstätigkeit sowie die Arbeitsproduktivität und die Kapitalintensität beschreiben. 29

Aufkommen und Verwendung von Gütern Aufkommen und Verwendung von Gütern Das Aufkommen an Gütern (Waren und Dienstleistungen) umfasst das Aufkommen aus inländischer Produktion (Produktionswert) und aus Importen zuzüglich den Gütersteuern (nichtabziehbare Umsatzsteuer, Importabgaben, sonstige Gütersteuern) abzüglich den Gütersubventionen. Die Verwendung von Gütern setzt sich aus der intermediären Verwendung (Vorleistungen), dem Konsum (nach dem Ausgaben- und dem Verbrauchskonzept) in der Unterteilung nach Individualkonsum und Kollektivkonsum, den Bruttoanlageinvestitionen und den Exporten zusammen. Das A. wird im —> Güterkonto zusammengefasst und in der —» Aufkommenstabelle und in der —• Verwendungstabelle unterteilt nach einzelnen —» Gütergruppen und —• Wirtschaftsbereichen nachgewiesen. In den symmetrischen —> Input-Output-Tabellen wird in den Spalten das Aufkommen an Gütern nach —• Produktionsbereichen und in den Zeilen die Verwendung der Güter nach Produktionsbereichen (Vorleistungen) und Kategorien der Letzten Verwendung gezeigt. Aufnahme von Krediten und Beteiligungskapital Beschaffung finanzieller Mittel durch Kreditaufnahmen bei Banken, Bausparkassen, Versicherungen, am Wertpapiermarkt sowie bei sonstigen Kapitalgebern oder durch Ausgabe von Anteilsrechten, die zu einem transaktionsbedingten Nettozugang an Verbindlichkeiten und Passivbeteiligungen fuhrt (—> Außenfinanzierung). Der Mittelbeschaffung über die Finanzmärkte steht eine Mittelverwendung für Anlagen in Sach- oder Geldvermögen gegenüber. Der Saldo aus der Geldvermögensbildung und der Aufnahme von Krediten (einschließlich Beteiligungskapital) wird in der —» Finanzie30

rungsrechnung der BBk je nach seinem Vorzeichen als Nettogeldvermögensbildung (+) bzw. Nettokreditaufiiahme (-) bezeichnet. Er entspricht gleichzeitig dem Finanzierungsüberschuss (+) bzw. -defizit(-). Aufteilung => Partitioning stellt einen Fall —> Abgewandelter Transaktionen dar. Hier wird eine von den Transaktionspartnern als eine einzige wahrgenommene Transaktion als zwei oder mehr Transaktionen verbucht, die unterschiedlichen Kategorien zuzuordnen sind. A. bedeutet in der Regel nicht, dass zusätzliche Einheiten als Transaktionspartner eingeführt werden. Die Buchung der Schadensversicherungsprämien ist ein typisches Beispiel fur die A. einer Transaktion. Obwohl die Versicherungsnehmer und die Versicherer derartige Prämienzahlungen als eine einzige Transaktion wahrnehmen, werden sie im ESVG in zwei völlig verschiedene Transaktionen aufgeteilt, nämlich erstens in die Gegenleistung für empfangene Versicherungsdienstleistungen und zweitens in die Versicherungsnettoprämie. Ein weiteres wichtiges Beispiel für die A. einer Transaktion ist die Buchung von —> Handelsspannen. Ausbildungsbeihilfen sind Teil der —• sonstigen sozialen Geldleistungen der — Exporte. Ausgaben => Expenditures, => Outlay und entsprechend Einnahmen sind in den VGR alle Transaktionen der Wirtschaftseinheiten (—• Sektoren, —> Wirtschaftsbereiche oder —> Produktionsbereiche), die die Höhe des (Netto-) Geldvermögens verändern. Ausgeschlossen sind also -

Ausgaben des Staates anders als z.T. in der Finanzstatistik des Staates - reine Finanzierungstransaktionen, die lediglich die Zusammensetzung der Forderungen und Verbindlichkeiten verändern. Nicht zu den Ausgaben zählen beispielsweise die Rückzahlung oder Vergabe von Krediten oder der Kauf von Wertpapieren sowie der Erwerb von Beteiligungen. Nach der Art der Ausgaben kann unterschieden werden zwischen Güterkäufen (Vorleistungen, soziale Sachleistungen, Investitionen, Import, Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern), Faktorentgelten (Arbeitnehmerentgelt, geleistete Vermögenseinkommen) und den geleisteten Transfers (z.B. geleistete Steuern, Sozialbeiträge, Rentenzahlungen). Nach der Vermögenswirksamkeit wird zwischen den laufenden Transaktionen (z.B. Vorleistungen, soziale Sachleistungen, geleistete Primäreinkommen und sonstige laufende Transfers) und den vermögenswirksamen Transaktionen (Investitionen, Vermögenstransfers und Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütem) unterschieden. Schließlich kann zwischen tatsächlichen A. und fiktiven {unterstellten) A. unterschieden werden. Den tatsächlichen Transaktionen (—• Markttransaktionen) liegen beobachtbare (Zahlungs-) Vorgänge zugrunde, wie der tatsächliche Kauf von Verbrauchs- oder Investitionsgütern, tatsächliche Lohn- und Gehaltszahlungen oder gezahlte Steuern, Renten oder Beihilfen. Fiktive Transaktionen betreffen real gleiche Vorgänge, die jedoch nicht mit Zahlungen verbunden sind. Zu diesen zählen selbsterstellte Anlagen, Entnahmen für den Eigenverbrauch, Naturalentgelte, Vorgänge mit der Eigennutzung von Wohnungen, unterstellte Sozialbeiträge (z.B. fur Beamtenpensionen) sowie - in den bisherigen VGR - fiktive Veimögenstransfers (z.B. Eigenmittel privater Haushalte zur Wohnungsfinanzierung)

und beim Staat und den privaten Organisationen o.E. der Eigenverbrauch. Die A. werden in den VGR grundsätzlich brutto, d.h. unkonsolidiert dargestellt. Von dieser Regel gibt es einige Ausnahmen. So werden primär aus statistischen Gründen die Käufe und Verkäufe von Gebrauchsgütern zwischen privaten Haushalten, die Transaktionen mit Grundstücken und vorhandenen Anlagen und die laufenden Transfers zwischen privaten Haushalten (z.B. Geschenke) gegeneinander aufgerechnet. Beim Staat und den Teilsektoren werden nicht alle Transaktionen, sondern nur Zinsen, laufende Transfers innerhalb des Staatssektors, Investitionszuschüsse sowie sonstige Vermögenstransfers zwischen den staatlichen Ebenen konsolidiert. Diese Transfers können aber auch unkonsolidiert ausgewiesen werden, um unterschiedlichen Analysezielen zu entsprechen. Die Differenz zwischen den laufenden Einnahmen und den laufenden Ausgaben ist das Bruttosparen (—* Sparen + Abschreibungen), die Differenz zwischen den gesamten Einnahmen und den gesamten Ausgaben der —> Finanzierungssaldo der Sektoren sowie der Volkswirtschaft. Ausgaben der privaten Haushalte (ohne Individualkonsum) Bestandteil des —» Systematischen Verzeichnisses der Einnahmen und Ausgaben der privaten Haushalte (SEA 98). Zu den A. zählen Ausgaben für Übertragungen (Steuern, Versicherungsbeiträge und -prämien, Mitgliedsbeiträge, Spenden etc.), für die Tilgung und Verzinsung von Krediten, für die Bildung von Vermögen u.a. Ausgaben des Staates => Government expenditures, => Staatsausgaben. A. werden in Deutschland als Summe aus den Aufwendungen des Staates (Ge31

Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen bietskörperschaften und Sozialversicherung) fur Vorleistungen, Arbeitnehmerentgelt, geleistete sonstige Produktionsabgaben, soziale Sachleistungen, geleistete Vermögenseinkommen, geleistete Subventionen, monetäre Sozialleistungen, sonstige geleistete laufende Transfers, geleistete Vermögenstransfers, Brattoinvestitionen und Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern definiert. Ausgaben des Staates 1995 in Mrd Euro

+

Vorleistungen Arbeitnehmerentgelt Geleist. sonst. Produktionsabg. Soziale Sachleistungen Geleist. Vermögenseinkommen Subventionen Monetäre Sozialleistungen Sonstige laufende Transfers Vermögenstransfers Bruttoinvestitionen Nettozug. an nichtprod. Verm.g.

=

Ausgaben

+ + + +

+ + + +

+

73,2 161,5 0,1 136,0 66,0 38,2 325,4 22,1 147,5 41,2 -1,5 1 009,6

Als Saldo aus den —> gesamten Einnahmen des Staates und den gesamten A. ergibt sich sein —• Finanzierungssaldo. Anders als in den bereinigten Ausgaben des Staates, wie sie in der Finanzstatistik erfasst werden, zählen in den VGR die Gewährung von Darlehen, die Rückzahlung von Krediten und der Erwerb von Beteiligungen nicht zu den In den früheren VGR (nationales Konzept bis 1998) waren A. die Summe der vom Staat geleisteten Veimögenseinkommen (Zinsen auf öffentliche Schulden), der geleisteten Übertragungen (Subventionen, soziale Leistungen, sonstige laufende Übertragungen, Vermögensübertragungen), des Staatsverbrauchs sowie der Bruttoinvestitionen des Staates. Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen ist eine funktionale Untergliederung der —• Ausgaben des Staates nach dem 32

Zweck. Der Untergliederung in den VGR liegt im Wesentlichen als Systematik die —* COFOG der Vereinten Nationen zugrunde. Folgende Aufgabenbereiche werden in den VGR (neue COFOGSystematik) dargestellt: Allgemeine öffentliche Verwaltung Verteidigung Öffentliche Ordnung und Sicherheit Wirtschaftliche Angelegenheiten Umweltschutz Wohnungsw. u. komm. Gemeinsch.dienste Gesundheitswesen Freizeitgestaltg, Sport, Kultur, Religion Unterrichtswesen Soziale Sicherung Die —* Konsumausgaben des Staates nach dem Ausgabenkonzept werden als Saldo aus der Summe aus Vorleistungen, Arbeitnehmerentgelten und geleisteten Produktionsabgaben abzüglich empfangene sonstige Subventionen und Verkäufe einschließlich Nichtmarktproduktion fur die Eigenverwendung berechnet. Für den Staat und die Teilsektoren Gebietskörperschaften, unterteilt nach Bund, Länder und Gemeinden, sowie für die Sozialversicherung werden folgende Ausgabearten in der Gliederung nach A. dargestellt: Konsumausgaben nach Ausgabenkonzept Subventionen Monetäre Sozialleistungen Sonstige laufende Transfers Vermögenstransfers Arbeitnehmerentgelte Bruttoinvestitionen. Ausgaben für Umweltschutz werden im Rahmen der —> Umweltökonomischen Gesamtrechnungen nachgewiesen. Sie umfassen die Investitionen und die laufenden Ausgaben für Umweltschutzzwecke. A. sind als Ausgaben der Einheiten definiert, die Umweltschutzleistungen für eigene Zwecke (interne A.) und für Dritte (externe A.) produzieren,

Ausgaben für Umweltschutz und bilden den Ausgangspunkt für Untersuchungen zu den gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen umweltpolitischer Maßnahmen auf Inlandsprodukt, Beschäftigung und Investitionen sowie fur die Darstellung der Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen. In die A. werden derzeit die Ausgaben zur Abfallbeseitigung, für den Gewässerschutz, zur Lärmbekämpfung und für die Luftreinhaltung einbezogen. Die inhaltliche Abgrenzung der Investitionen entspricht derjenigen des —• Anlagevermögens fur Umweltschutz. In den laufenden Ausgaben sind sowohl —> Arbeitnehmerentgelte als auch —> Vorleistungen enthalten, die bei der Produktion von Umweltschutzleistungen anfallen. Um Doppelzählungen zu vermeiden sind Entgelte bzw. Gebühren für Umweltschutzleistungen, die von Dritten erbracht werden, nicht einbezogen. Von den A. sind die Aufwendungen für den Umweltschutz zu unterscheiden. Letztere enthalten anstelle der Investitionen für Umweltschutz die —* Abschreibungen auf Anlagen für den Umweltschutz. Die Aufwendungen bilden somit einen Indikator für die Produktion von Umweltschutzleistungen in einer Periode, der die geeignete Ausgangsgröße für Verknüpfungen mit der gesamten Produktion, den Emissionen oder dem Ressourcenverbrauch und damit für Effizienzuntersuchungen darstellt. Um die Kostenbelastung einzelner Wirtschaftsbereiche durch Umweltschutzanforderungen darzustellen, werden die wirtschaftsbereichsspezifischen Aufwendungen berechnet. Diese schließen neben den Aufwendungen zur Produktion von Umweltschutzleistungen für eigene Zwecke auch die Entgelte für den Bezug von Umweltschutzleistungen von Dritten (z.B. Entsorgungsentgelte oder -gebühren) ein. Die wirtschaftsbereichsspezifischen Aufwendungen eignen sich jedoch nur für Vergleiche der Kostenbelastung von Be-

reichen, ihre Addition auf gesamtwirtschaftlicher Ebene würde zu Doppelzählungen fuhren. A. werden derzeit regelmäßig nur für das Produzierende Gewerbe, für privatisierte öff. Entsorgungsunternehmen und für den Staat berechnet: Ausgaben für Umweltschutz 1995 in Mrd Euro 9,0 Produzierendes Gewerbe Staat 14,0 12,5 Privatisierte öff. Unternehmen Insgesamt

35,4

Neben Ergebnissen in jeweiligen Preisen werden auch Angaben in konstanten Preisen ermittelt. Im Hinblick auf die angestrebte Darstellung der gesamtwirtschaftlichen Ausgaben bestehen derzeit insbesondere Erfassungslücken bei den Ausgaben für integrierte Umweltschutzmaßnahmen und den Ausgaben der privaten Entsorgungsunternehmen. Auch andere Umweltbereiche, wie Ausgaben für Naturschutz und Bodenschutzmaßnahmen, sollen zukünftig nach Möglichkeit integriert werden. In Abstimmung mit den dargestellten nationalen Arbeiten wurde Anfang der 90er Jahre das „Europäischen System umweltbezogener Wirtschaftsdaten (SERIEE)" entwickelt. Dieses ist auf der konzeptionellen Ebene umfangreicher als die nationale Berichterstattung, da auch Berichtsteile über die Finanzierung von Umweltschutzausgaben sowie weitergehende Darstellungen von Gesamtaggregaten der Umweltschutzausgabenrechnung entwickelt wurden. Literatur: Eurostat, Europäisches System umweltbezogener Wirtschaftsdaten (SERIEE), Luxemburg 1997; U. Lauber/W. Riege- Wcislo/D. Schäfer, Umweltschutzmaßnahmen in der Umweltökonomischen Gesamtrechnung - Darstellungsgegenstand, Perspektive und aktuelle Ergebnisse, WiSta 11/1994; StBA, 33

Ausgabenkonzept Bericht zu den Umweltökonomische Gesamtrechnungen, Wiesbaden 2000. Dieter Schäfer Ausgabenkonzept —• Konsum. Ausgabenttberschuss des Staates => (Finanzierungs-)Defizit des Staates. —»Finanzierungssaldo des Staates. Ausgabepreis => Issue value ist die Bewertung von Wertpapieremissionen. Der A. kann ein - * Agio oder —* Disagio einschließen. Ausgleichsfonds für überregionale Maßnahmen zur Eingliederung Schwerbehinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft zählt in den VGR als —• Sondervermögen zum Teilsektor Bund. Der A. wird nach dem Schwerbehindertengesetz aus der Schwerbehindertenabgabe finanziert. Er dient der besonderen Förderung der Einstellung und Beschäftigung Schwerbehinderter und der Förderung von Einrichtungen und Maßnahmen, die den Interessen mehrerer Länder auf dem Gebiet der Arbeits- und Berufsforderung Schwerbehinderter dienen. Ausgleichsfonds zur Sicherung des Einsatzes von Steinkohle in der Elektrizitätswirtschaft zählt in den VGR als —• Sondervermögen zum Teilsektor Bund. Zur Sicherung des Einsatzes deutscher Steinkohle bei der Stromgewinnung wurden von Stromverbrauchern bis 1995 Abgaben („Kohlepfennig", —> Steuern) erhoben und damit Subventionen und Investitionszuschüsse (Vermögenstransfers) an die Elektrizitätswirtschaft finanziert. Ausland —• Wirtschaftsgebiet. 34

Das A. stellt keinen Sektor im üblichen Sinne dar, der als Teil einer —> Volkswirtschaft aus gleichartigen institutionellen Einheiten (hinsichtlich wirtschaftlicher Verhaltensweisen, Zielsetzungen und Funktionen) besteht. Vielmehr handelt es sich um eine Zusammenfassung aller tatsächlichen oder fiktiven gebietsfremden Einheiten, zu denen Gebietsansässige Wirtschafts- und Finanzbeziehungen unterhalten. Die außenwirtschaftlichen Transaktionen werden für den Abschluss des gesamten Güter-, Einkommensund Finanzierungskreislaufs gleichsam auf einer Art , Abgrenzungskonto" gegengebucht. Dieses vermittelt dadurch einen Überblick über Umfang und Zusammensetzung des grenzüberschreitenden Güter-, Leistungs- und Finanzverkehrs. Die Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem A. schließen die Finanzmittel für Sachinvestitionen ein, die Gebietsansässige in der übrigen Welt bzw. Gebietsfremde im Inland aufgewendet haben. Das A. wird in den VGR als —• übrige Welt bezeichnet, die Aktivitäten mit dem Ausland werden in den —• Außenkonten dargestellt. Die Bezeichnung „Ausland" wurde früher in der FinR verwendet. Ausländer Alle Personen, die nicht Deutsche im Sinne des Art. 116 Abs. 1 GG sind. Dazu zählen auch die staatenlosen und die Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit. Deutsche, die zugleich eine fremde Staatsangehörigkeit besitzen, gehören nicht zu den A. Die Frage der Staatsangehörigkeit ist in den VGR nicht für die Abgrenzung der inländischen Wirtschaftseinheiten (—* Inländer) gegenüber den Wirtschaftseinheiten in der —» übrigen Welt von Bedeutung. Ausländische Arbeitnehmer —• Erwerbspersonen, die in der Bundesrepublik Deutschland einer entgeltlichen

Auslandsstatus der Banken Beschäftigung nachgehen, ohne die deutsche Staatsangehörigkeit zu besitzen (—> Ausländer). Sie zählen zu den Arbeitnehmern im Inland. Ausländische Direktinvestitionen —• Direktinvestitionen. Ausländische Kapitalgesellschaften => Foreign controlled corporations sind —> Kapitalgesellschaften und —* Quasi-Kapitalgesellschaften, die von gebietsfremden institutionellen Einheiten kontrolliert werden. Im Zweifel üben die Anteilseigner, die über mehr als die Hälfte der Stimmrechte verfügen, die Kontrolle aus. Zu den A. zählen Tochterunternehmen von gebietsfremden Kapitalgesellschaften, Kapitalgesellschaften unter der Kontrolle einer Gruppe von gebietsfremden Einheiten sowie Zweigniederlassungen oder sonstige Teile von gebietsfremden Produzenten ohne eigene Rechtspersönlichkeit, die stets als (fiktive) gebietsansässige Quasi-Kapitalgesellschaften gelten. In den deutschen VGR werden A. als Untergliederung der Kapitalgesellschaften nicht nachgewiesen. Ausländische Kreditinstitute => Foreign controlled other monetary financial institutions. —• Finanzielle Kapitalgesellschaften. Ausländische nichtflnanzielle Kapitalgesellschaften => Foreign controlled nonfinancial corporations. —> Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften. Ausländische Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen => Foreign controlled insurance corporations and pension funds. —* Finanzielle Kapitalgesellschaften.

Auslandskonto früher: => zusammengefasstes Konto der übrigen Welt; —• Außenkonto. Auslandsposition der Deutschen Bundesbank in der Europäischen Währungsunion Die A. umfasst die —• Währungsreserven, die —> Sonstigen Auslandsforderungen und die —+ Auslandsverbindlichkeiten. Es handelt sich dabei um Bestände laut Tagesausweis der Bundesbank am Monatsende. Die Bewertung des Goldbestandes und der auf Fremdwährung lautenden Auslandsforderungen und -Verbindlichkeiten (einschl. Sonderziehungsrechte) erfolgt monatlich zu Marktpreisen. Auslandsstatus der Banken Die monatliche Meldung der Banken fiber ihren Auslandsstatus basiert auf § 18 Bundesbankgesetz, wonach die Bundesbank berechtigt ist, zur Erfüllung ihrer Aufgabe Statistiken auf dem Gebiet des Bank- und Geldwesens bei allen Kreditinstituten anzuordnen. Im Rahmen des Auslandsstatus haben inländische —• Monetäre Finanzinstitute (MFIs), deren Auslandsaktiva oder -passiva 10,2 Mio Euro übersteigen, monatlich den Stand ihrer Aktiva und Passiva zu melden, gegliedert nach Bilanzpositionen, Fristigkeiten, Wirtschaftssektoren, Währungen und Ländern. Zusätzlich müssen die inländischen MFIs eine Meldung über Fremdwährungsaktiva und -passiva gegenüber Inländern sowie über begebene Schuldverschreibungen in Fremdwährung („Status Fremdwährung") erstellen, die nach Arten, Fristigkeiten und Wirtschaftssektoren zu gliedern ist. Die Informationen finden u.a. Verwendung in der —» Zahlungsbilanzstatistik, in der —> Finanzierungs- und in der —• Geldvermögensrechnung. Filialen und Töchter inländischer MFIs mit Sitz im Ausland haben einen eigenen Auslandsstatus (ohne Status Fremdwährung) aufzustellen. 35

Auslandsstatus der Nichtbanken Die Ergebnisse des Auslandsstatus der inländischen Banken, ihrer Auslandsfilialen und Auslandstöchter werden laufend in den Statistischen Beiheften zu den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank 3, Zahlungsbilanzstatistik, veröffentlicht. Zu langen Reihen siehe: Deutsche Bundesbank (Hg.), 50 Jahre Deutsche Mark, Monetäre Statistiken 1948— 1997 auf CD-ROM, Frankfurt 1998. Die Statistischen Beihefte finden sich auch auf der Homepage der BBk: www.bundesbank.de. Auslandsstatus der Nichtbanken Aufgrund von § 62 Außenwirtschaftsverordnung (AWV) sind Unternehmen, Privatpersonen und öffentliche Stellen verpflichtet, den Stand ihrer Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland am Monatsende zu melden, wenn die Summe der Forderungen oder der Verbindlichkeiten den Betrag von 1,5 Mio Euro übersteigt. Die Meldung erstreckt sich auf „Forderungen und Verbindlichkeiten aus Finanzbeziehungen mit gebietsfremden Geldinstituten" (Finanzkredite), auf „Forderungen und Verbindlichkeiten aus Finanzbeziehungen mit gebietsfremden Nichtbanken" (Finanzkredite) und auf „Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber Gebietsfremden aus dem Waren- und Dienstleistungsverkehr" (Handelskredite). Unter den Finanzkrediten werden Buchforderungen (im Falle von Forderungen an gebietsfremde Geldinstitute auch Geldmarktpapiere) und Buchverbindlichkeiten erfasst. Forderungen und Verbindlichkeiten aus Beteiligungen und Wertpapieren bleiben dagegen außen vor. Als Handelskredite sind gewährte und in Anspruch genommene Zahlungsziele sowie geleistete und empfangene Anzahlungen zu melden. Alle Angaben sind nach Ländern, nach Euro bzw. Fremdwährung (Positionen

gegenüber

Geldinstituten

auch nach Einzelwährungen) und nach

36

Fristigkeiten aufzugliedern. Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen (nur Nichtbanken) sind gesondert anzugeben. Die Ergebnisse des Auslandsstatus der Nichtbanken werden laufend in den Statistischen Beiheften zu den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank 3, Zahlungsbilanzstatistik, veröffentlicht. Zu langen Reihen siehe: Deutsche Bundesbank (Hg.), 50 Jahre Deutsche Mark, Monetäre Statistiken 1948-1997 auf CDROM, Frankfurt 1998. Sowohl die Statistischen Beihefte als auch herunterladbare Zeitreihen finden sich auf der Homepage der BBk: www.bundesbank.de. Auslandsverbindlichkeiten der Deutschen Bundesbank Die A. bestehen im wesentlichen aus dem Einlagengeschäft mit Währungsbehörden und Kreditinstituten, die außerhalb des Euro-Währungsgebiets ansässig sind. Auslandsvermögensstatus => International investment position. Der Α. eines Landes ist eine Zusammenstellung aller finanziellen Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland zu einem bestimmten Zeitpunkt. Im Saldo der Aktiva und Passiva spiegelt sich wider, ob ein Land eine Nettoschuldner- oder Gläubigerposition einnimmt. Der Vermögensstatus korrespondiert als zeitpunktbezogene Aufstellung von Vermögensbeständen mit der Stromrechnung der —• Zahlungsbilanz und bildet zusammen mit ihr eine wichtige Informationsgrundlage für die Beurteilung der außenwirtschaftlichen Situation eines Landes. Zwischen beiden Rechnungen besteht ein enger Zusammenhang: Der Saldo der —» Leistungsbilanz gibt zusammen mit dem Saldo der Vermögensübertragungen das Ausmaß an, um das die laufenden Transaktionen mit dem Ausland die Höhe der Netto-Aktiva oder

-Passiva verändert haben. Eine positive

Auslandsvermögensstatus Summe aus Leistungsbilanz und Vermögensübertragungen führt zu einer Erhöhung des Auslandsvermögens, eine negative vermindert das Auslandsvermögen. Daneben schlagen sich im A. jedoch auch nicht transaktionsbedingte Bewertungsänderungen nieder wie Börsen- und Devisenkursänderungen oder auch Abschreibungen. Für die Aufstellung eines A. haben die Vereinten Nationen und der Internationale Währungsfonds bereits 1977 Schemata veröffentlicht. Im Unterschied zu der geringen Bedeutung, die diese Schemata in der Praxis erlangt haben, enthält das —> Balance of Payments Manual in seiner jüngsten Auflage (BPM5) nicht nur eine Definition des Α., sondern auch eine Überleitung zwischen Zahlungsbilanz und Α., die einen differenzierten Ausweis von Änderungen auf Grund von Transaktionen, Preis- und Devisenkursänderungen und sonstigen Änderungen (überwiegend methodische Abweichungen) vorsieht. Mit dieser engen Verknüpfung der beiden Rechenwerke geht auch die Umsetzung einer der zentralen Anforderungen des BPM5, der Bewertung zu Marktpreisen, einher. Zudem ist die Aufstellung eines A. im Rahmen des —• Special Data Dissemination Standard des IWF mit einer Übergangsfrist bis zum Jahr 2002 verbindlich geworden. Der deutsche A. wird im ersten Schritt nach dem beteiligten Sektor - Kreditinstitute, Unternehmen und Privatpersonen, öffentliche Haushalte, Deutsche Bundesbank - gegliedert. Die Zuordnung zu Sektoren erfolgt dabei nach dem Schuldner-/Gläubiger-Prinzip. Im nächsten Schritt wird eine Unterteilung nach Funktionen vorgenommen. Da der Vermögensstatus die verschiedenen Arten widerspiegelt, in denen Geldvermögen gehalten wird, bietet sich eine funktionale Gliederung an, die im Prinzip dem Kapitalkonto der Zahlungsbilanz folgt. Dabei wird unterschieden nach Direktinves-

titionen, Wertpapieranlagen, Krediten und sonstigen Anlagen sowie den Währungsreserven. Je nach beteiligtem Sektor werden diese Positionen weiter untergliedert: bei Direktinvestitionen im Bereich der Unternehmen in Beteiligungskapital, Kredite und Grundbesitz, bei Wertpapieranlagen in Dividendenwerte, festverzinsliche Papiere und Geldmarktpapiere, bei Krediten nach der Fristigkeit; kurzfristig sind dabei alle Aktiva und Passiva mit einer ursprünglich vereinbarten Laufzeit bis zu 12 Monaten. Zusätzlich wird der Vermögensstatus in der Gliederung nach Euro und Fremdwährung aufgestellt; regionale Angaben werden nur für Ländergruppen ermittelt.Zur Aufstellung des A. kann für die Mehrzahl von Positionen auf Bestandsangaben zurückgegriffen werden: kurzund langfristige Finanzkredite der Banken und deren Portfolioanlagen in ausländischen Wertpapieren werden der monatlichen —> Bilanzstatistik und dem —• Auslandsstatus der Banken entnommen; die kurz- und langfristigen Finanzkredite sowie die Handelskredite der Unternehmen werden auf Grund von Meldungen zum —• Auslandsstatus der Nichtbanken erfasst; —» Direktinvestitionen stammen aus der —• Statistik über die Kapitalverflechtung der Unternehmen mit dem Ausland; Auslandsforderungen und -Verbindlichkeiten der Deutschen Bundesbank entstammen dem internen Rechenwerk der Bank. Einige Positionen lassen sich nur Uber die Kumulation von Transaktionswerten der Zahlungsbilanz errechnen. Dazu zählen vor allem die —* Portfolioinvestitionen in Form von in- und ausländischen festverzinslichen Wertpapieren, Aktien und Investmentpapieren.Für die Berechnung des Bestands an Grundbesitz und eines Teils der Aktiva und Passiva der öffentlichen Stellen werden ebenfalls Transaktionen zugrunde gelegt.

37

Auslandsvermögensstatus Vermögensstatus der Bundesrepublik Deutschland gegenüber dem Ausland, Mrd Euro; Stand am Ende des Berichtszeitraums Aktiva Position I.

Kreditinstitute 1. Direktinvestitionen

2

1

2. Wertpapieranlagen 3. Kredite aus Finanzbeziehungen 4. Sonstige Anlagen

II.

Wirtschaftsuntemehmen und Privatpersonen 1

Passiva

Jan. 1999"

Dez. 1999

Juni 2000

Jan. 1999"

Dez. 1999

Juni 2000

746,1

870,4

946,3

898,8

1124,2

1244,6

35,1

47,6

56,1

8,3

8,4

10,0

144.0

203,8

232,6

240,4

339,5

360,4

566.1

618,4

657,0

649,6

775,8

873,6

0,9

0,6

0,6

0,6

0,6

0,6

I 017,2

1 300,3

1 510,1

537,8

723,2

898,0

277,2

372,7

446,9

196,2

243,6

465,1

2. Wertpapieranlagen

475,1

685,0

802,0

228,7

344,9

297,4

3. Kredite aus Finanzbeziehungen

170,0

145,1

158,1

75,8

95,6

92,9

4. Handelskredite

74,2

75,8

80,5

36,7

38,8

42,2

5. Sonstige Anlagen

20,7

21,7

22,6

0,5

0,4

0,4

52,7

46,1

49,3

430,3

398,3

413,5

14,1

15,3

14,7

1. Direktinvestitionen

III. Öffentliche Haushalte 1. Beteiligungen an internationalen Organisationen 2. Wertpapieranlagen 3. Kredite aus Finanzbeziehungen 3

4. Sonstige Anlagen IV. Deutsche Bundesbank 1. Währungsreserven 2. Sonstige Anlagen V. Sonstige Auslandspassiva Insgesamt (1. bis V.)

_

_

_

402,1

381,5

396,8

38,0

30,2

34,0

27,8

16,5

16,4

0,6

0,6

0,6

0,4

0,3

0,3

95,3

142,0

139,9

8,2

6,2

8,0

93,9

93,0

96,0

-

-

-

1,4

48,9

43,9

8,2

6,2

8,0

8,3

8,3

8,3

1 883,3

2 260,2

2 572,5

-

1 911,3

-

2 358,7

2 645,5

1 Beteiligungskapital, Direktinvestitionskredite (nur bei Wirtschaftsuntemehmen) sowie Grundbesitz. - 2 Buchkredite, Schuldscheindarlehen, Bankguthaben, im Wege der Abtretung erworbene Forderungen u. ä. - 3 Passiva: Schuldscheindarlehen. - 4 Eröffnungsbilanz in Euro zum 1. Januar 1999. Differenzen in den Summen durch Runden der Zahlen.

Für die Bewertung der Positionen gilt grundsätzlich folgendes: Soweit für die Ermittlung Bilanzen oder auch bilanzähnliche Aufstellungen herangezogen werden, werden Buchwerte erfasst; in allen übrigen Fällen wird der Marktwert angesetzt. Die Umrechnung von Fremdwäh-

Ausweis zu Marktpreisen nur durch umfangreiche Berechnungen möglich. Mit Hilfe von Börsenkursen und - soweit erforderlich - Devisenkursen werden aus Transaktionen Nominalwerte errechnet, zu Nominalbeständen kumuliert und mit Stichtagskursen bewertet. Die Deutsche

rungsbeträgen erfolgt zu Stichtagskursen.

Bundesbank ist mit dem Eintritt in die

Bei den Wertpapierbeständen ist ein

Währungsunion ebenfalls zu einer Be-

38

Ausrüstungen Wertung ihrer Reserven zu Marktpreisen übergegangen. Der A. hat ebenso wie die Zahlungsbilanz Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber der DDR bis zum 30. Juni 1990 nicht eingeschlossen. Seit dem Eintritt in die Währungsunion sind dagegen die Forderungen und Verbindlichkeiten der ehemaligen DDR gegenüber dem Ausland im A. enthalten. Die oben angefugte Tabelle gibt einen Überblick über die Entwicklung des Auslandsvermögens in den letzten Jahren. Der A. wird halbjährlich ermittelt und laufend in den Statistischen Beiheften zu den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank 3, Zahlungsbilanzstatistik, veröffentlicht. Lange Reihen enthält Deutsche Bundesbank (Hg.), 50 Jahre Deutsche Mark, Monetäre Statistiken 19481997 auf CD-ROM, Frankfurt 1998. Die Statistischen Beihefte finden sich auch auf der Homepage der Deutschen Bundesbank: http://www.bundesbank.de. Eine Kommentierung erfolgt in unregelmäßigen Abständen in den Monatsberichten der BBk; zuletzt in dem Aufsatz: Der deutsche Auslandsvermögensstatus: Konzeptionelle Anpassungen und neuere Ergebnisse, in: Monatsbericht der Deutschen Bundesbank, 50. Jg., Nr. 3, März 1998, S. 79 ff. und S. 95 ff. Almut Steger Auspendler => Residents working abroad sind Erwerbstätige, die ihren Wohnsitz im Inland haben, jedoch in der —> übrigen Welt arbeiten. Sie zählen nicht zu den Erwerbstätigen im Inland, jedoch zu den Erwerbstätigen Inländern. Die in der übrigen Welt an sie gezahlten Einkommen rechnen zum Nationaleinkommen (Inländerkonzept), nicht jedoch zum Inlandsprodukt (Inlandskonzept). Studenten, die sich im Ausland befinden, gelten als Α., ihr dort erzieltes Einkommen rechnet daher als vom Heimatland empfangenes Primäreinkommen. Zu seiner Schätzung

wird die Anzahl der Auslandsstudenten mit Informationen über ihre Aufenthaltsdauer sowie mit Angaben über die Finanzierung des Auslandsaufenthalts kombiniert. Ausrüstungen => Machinery and equipment. Bewegliche Anlagegüter, die länger als ein Jahr wiederholt oder dauerhaft in der Produktion eingesetzt werden. Sie sind auf der Verwendungsseite des BIP Teil der —* Bruttoanlageinvestitionen und in der —> Vermögensbilanz Teil der —• Anlagegüter. Zu den A. zählen Maschinen und Geräte (einschl. Ausstattungen) und Fahrzeuge (Kraftfahrzeuge und sonstige Fahrzeuge wie Schienenfahrzeuge, Schiffe und Luftfahrzeuge). Nicht dazu rechnen feste Bestandteile von Bauwerken, wie Aufzüge, Heizanlagen, Rohrleitungen u. ä., wohl aber fest montierte Maschinen oder Komponenten komplexer Fabrikationsanlagen. Diese Güter zählen jedoch nur dann zu den Α., wenn sie sich beim Investor befinden. Güter gleicher Art, die sich noch (halbfertig oder fertig) beim Produzenten bzw. beim Händler zum Weiterverkauf befinden, zählen zu den —• Vorräten. Von privaten Haushalten für den Konsum erworbene Güter gleicher Art zählen ebenfalls nicht zu den Α., sondern zum Konsum bzw. zu den dauerhaften Gebrauchsgütern, die in der Veimögensbilanz nachrichtlich ausgewiesen werden können. Geringwertige Wirtschaftsgüter, wie kleineres Werkzeug, zählt nicht zu den Α., sondern zu den —* Vorleistungen. Das Gleiche gilt für rein militärisch nutzbare Güter, wie Kriegswaffen und Waffensysteme. Bewegliche Anlagegüter des Militärs, die in gleicher Art auch zivil genutzt werden können, rechnet nach dem ESVG 1995, anders als früher, zu den A. Das ESVG 1995 zählt Hausboote und Wohnwagen, die dauerhaft als Erstwohnsitz genutzt werden, nicht zu den A. sondern 39

Ausrttstungsinvestitionen zu den Wohnbauten. Quantitativ dürfte das in Deutschland nicht von Bedeutung sein. Eigenständige Computerprogramme zählen nicht zu den Α., sondern zu den —> immateriellen Anlagegütern. Feste Bestandteile von Bauwerken, wie Aufzüge, Heizanlagen oder Rohrleitungen, rechnen zu den —• Bauten und nicht zu den A. Ausrüstungen11995 in Mrd Euro Ausrüstungsinvestitionen 129,8 Abschreibungen auf A. 114,8 Bruttoausrüstungsvermögen in Preisen von 1995 1 667,5 zu Wiederbeschaff.preisen 1 594,1 Nettoausrüstungsvermögen in Preisen von 1995 zu Wiederbeschaff.preisen

880,1 843,2

Einschl. sonstige Angaben (ohne Nutztiere und Nutzpflanzungen).

Zu den Ausrüstungen weisen die VGR die in vorstehender Tabelle enthaltenen Tatbestände aus, hier für das Jahr 1995 (bzw. Ende 1995) zu Wiederbeschaffungspreisen bzw. in konstanten Preisen. Ausrttstungsinvestitionen => Investment in plant and equipment. Teilgröße der —> Anlageinvestitionen und der —• Bruttoinvestitionen auf der Verwendungsseite des BIP. A. ergeben sich als Summe der Zugänge an neuen —> Ausrüstungen und der Nettozugänge (Käufe abzügl. Verkäufe) von gebrauchten Ausrüstungen. A. können direkt auf der Basis von Investitionserhebungen (Befragungen der Verwender) oder indirekt durch eine am Güteraufkommen anknüpfende —* Commodity-Flow-Rechnung ermittelt werden. Liegen Ergebnisse für beide Messansätze vor, können diese über —• Investitionskreuztabellen miteinander verknüpft und gegenseitig kontrolliert werden.

Ausrüstungsinvestitionen nach Güterarten 1995 in Mrd Euro in jeweiligen Preisen Ausrüstungsinvestitionen 129,8 Maschinen und Geräte 100,7 Metallerzeugnisse 4,2 Maschinen 43,9 Büromasch., Datenverarb.geräte u. -einrichtungen 12,2 Geräte d. Elektrizitätserzeugung u. -Verteilung 9,7 Nachr.techn., Rundf. u. Fernsehg. 11,1 Medizin-, mess-, steuergs-, regel.techn. Geräte, opt. Erz., Uhren 9,9 Möbel, Musikinstrumente, Sportgeräte, Spielwaren 8,4 Sonst. Maschinen und Geräte 1,3 Fahrzeuge Kraftwagen u. Kraftwagenteile Sonstige Fahrzeuge

29,1 23,6 5j5

In den vierteljährlich-aktuellen VGR Deutschlands dominiert derzeit wegen der besseren basisstatistischen Voraussetzungen die Commodity-Flow-Rechnung der A. Sie liefert Ergebnisveröffentlichungen in der Gliederung nach 2Stellern der europäisch vereinheitlichten Güterklassifikation —• CPA. Ausschüttungen => Dividends sind —• Vermögenseinkommen, die die Eigentümer von Aktien und anderen Beteiligungen (Anteilsrechten) als Gegenleistung dafür erhalten, dass sie Kapitalgesellschaften finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Die Beschaffung von Eigenkapital durch die Ausgabe von Beteiligungsscheinen (z.B. Aktien, GmbHAnteilen, Investmentzertifikate) ist eine Alternative zur Aufnahme von Fremdmitteln. Zu den A. zählen auch Aktien, die anstelle von Dividendenzahlungen an die Aktionäre ausgegeben werden, nicht jedoch Kapitalberichtigungsaktien auf der

Grundlage von Rücklagen und nicht aus-

40

Außenhandelsstatistik geschütteten Gewinnen. A. im Sinne der VGR sind auch Erträge, die Investmentfonds aus ihrer Anlagetätigkeit empfangen und die den Anteilseignem zugerechnet werden, auch wenn sie im Fond verbleiben (kapitalisiert werden), jedoch ohne Umbewertungsgewinne/verluste auf die im Besitz des Fonds befindlichen Geldanlagen. Schließlich werden Gewinnabführungen von öffentliche Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit (Quasi-Kapitalgesellschaften) an den Staat als A. betrachtet. Ausschüttungen und Gewinnentnahmen => Distributed income of corporations stellen die Gewinnverteilung der Kapitalgesellschaften in Form von —• Ausschüttungen und —» entnommenen Gewinnen dar. Außenbeitrag => Balances of exports and imports of goods and services. —» Export abzüglich —• Import von Waren und Dienstleistungen. Der A. in —> konstanten Preisen wird als Differenz zwischen dem Export und dem Import in konstanten Preisen nach der Methode der —» doppelten Deflationierung berechnet. Die Preisrelation des Ausfuhrpreisindex zum Einfuhrpreisindex wird als —• Terms of Trade bezeichnet. Außenfinanzierung Bei der Darstellung der —• Vermögensbildung der Unternehmen und ihrer Finanzierung häufig verwendeter Begriff für die Beschaffung von Fremdmitteln und Beteiligungskapital auf den Finanzmärkten, um damit den über die —• Innenfinanzierung hinausgehenden gesamten Finanzierungsbedarf für Sach- und Geldvermögensbildung zu decken. Außenfinanzierungsmittel Gesamtvolumen der von Unternehmen

auf den Finanzmärkten beanspruchten Fremdmittel und Beteiligungen. Außenhandelsstatistik Die deutsche A. umfasst den grenzüberschreitenden Warenverkehr (zuzügl. Erwerb und Veräußerung von Seeschiffen, Luftfahrzeugen und Raumflugkörpern) zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Ausland. Seit der Vollendung des europäischen Binnenmarktes zum 1.1.1993 und dem damit verbundenen Wegfall der zollamtlichen Warenkontrollen an den Binnengrenzen der Mitgliedstaaten der EU erfolgt die Erhebung des EU-Binnenhandels Uber das sog. permanente statistische Erhebungssystem INTRASTAT (Intrastat-System). Hierbei sind alle am innergemeinschaftlichen Warenverkehr beteiligten umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen meldepflichtig. Allerdings wurde zur Entlastung kleiner Unternehmen eine sog. Assimilationsschwelle festgelegt, die Unternehmen von der gesonderten Anmeldepflicht zur Statistik befreit, sofern der Wert ihrer innergemeinschaftlichen Warenverkehre je Verkehrsrichtung diese Schwelle im Vorjahr bzw. im laufenden Jahr nicht übersteigt. Im Jahr 2000 belief sich diese Schwelle in Deutschland auf200 000 Euro. Die Erhebung des übrigen Außenhandels erfolgt weiterhin über die Zollverwaltung, die die Meldungen an das StBA weiterleitet. Sendungen mit einem Wert von bis zu 800 Euro und einem Gesamtgewicht von höchstens 1000 kg müssen hierbei nicht gemeldet werden. Der grenzüberschreitende Warenverkehr umfasst die Ein- und Ausfuhr. Er wird darüber hinaus in der Unterscheidung nach —• Generalhandel und —• Spezialhandel nachgewiesen. Der Außenhandel wird in einer Vielzahl von Merkmalen nachgewiesen und publiziert. Im Vordergrund steht die Darstellung von Mengen und Werten nach Warenarten und 41

Außenkonten Ländern. Die Bewertung erfolgt in Höhe des sog. Grenzübergangswertes, und zwar bei der Einfuhr mit dem —* cif-Wert, bei der Ausfuhr mit dem —> fob-Wert. Hinweise über die Methode und die Erhebung sowie sonstiges Wissenswerte zur A. können dem Leitfaden über Methoden, Erhebung und Aufbereitung sowie Veröffentlichung der A. entnommen werden. Außenkonten => Full sequence of accounts for rest of the world (external transactions account) stellen mehrere Unterkonten des —• Außenkontos dar. Außenkonto => Rest of the world account, => zusammengefasstes Konto der übrigen Welt fasst im —> Kontensystem der VGR die Transaktionen zwischen gebietsansässigen Einheiten (— übrige Welt) zusammen. Die übrige Welt ist kein eigener Sektor, wird im Kontensystem jedoch wie ein solcher behandelt. Die Transaktionen werden im A. aus der Sicht der übrigen Welt dargestellt. Das bedeutet, dass Importe und andere Zahlungen an die übrige Welt auf der Aufkommensseite des A. ausgewiesen werden. Diese Transaktionen werden auf der Verwendungsseite der einzelnen Sektorkonten bzw. im —> Güterkonto gegengebucht. Das A. kann in mehrere Unterkonten untergliedert werden: - A. der Gütertransaktionen (external account of goods and services); - A. der Primäreinkommen und Transfers (external account of primary incomes and current transfers); - A. der Vermögensänderungen (external accumulation accounts); - A. der Vermögensbildung (capital account);

42

- A. der Finanzierungsströme (financial account); - A. sonstiger Vermögensänderungen (other changes in assets account); - A. fur Vermögen und Verbindlichkeiten (external assets and liabilities account). Das A. der Gütertransaktionen zeigt auf der Aufkommensseite die Waren- und Dienstleistungsimporte und auf der Verwendungsseite die Waren- und Dienstleistungsexporte. Als Saldo ergibt sich der —» Außenbeitrag mit umgekehrten Vorzeichen. Das A. der Primäreinkommen und Transfers übernimmt den Außenbeitrag und stellt den an die übrige Welt geleisteten —* Primäreinkommen und —* laufenden Transfers (Aufkommensseite) die aus der übrigen Welt empfangenen Primäreinkommen und laufenden Transfers (Verwendungsseite) gegenüber. Es ergibt sich der Saldo der laufenden Außentransaktionen, der - mit umgekehrten Vorzeichen - dem Saldo der Leistungsbilanz in der —> Zahlungsbilanz entspricht. Das A. der Vermögensbildung übernimmt den Saldo der laufenden Außentransaktionen und ergänzt die geleisteten bzw. empfangenen —* Vermögenstransfers sowie den Erwerb abzüglich der Veräußerungen von —> nichtproduzierten Vermögensgütern (beispielsweise Verkauf von Patenten oder Nutzungsrechten) und ergibt den —» Finanzierungssaldo der übrigen Welt, der - mit umgekehrten Vorzeichen - dem Finanzierungssaldo der Volkswirtschaft entspricht. Das A. der Finanzierungsströme stellt die Änderung der Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen gebietsansässigen und gebietsfremden Einheiten dar und schließt ebenfalls mit dem Finanzierungssaldo ab. Das A. kann auch nach Regionen der übrigen Welt untergliedert werden, wie - Europäische Union (EU); - Institutionen der EU;

Auswärtige Angelegenheiten - Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion; - andere Mitgliedstaaten der EU; - Drittländer und internationale Organisationen. Außenwirtschaftliche Transaktionen — laufenden Übertragungen enthält. Auch die von effektiven Zahlungsströmen deutlich abweichende Berechnung von Versicherungsdienstleistungen sowie die Ermittlung von „accrued interest" gehen auf diese Angleichung zurück. Die —» Kapitalbilanz ist nunmehr in 44

erster Linie nach funktionalen Kategorien gegliedert. Dabei ist auch den aktuellen Entwicklungen im Bereich von Finanzinnovationen Rechnung getragen worden. Die zuvor im Vordergrund stehende Gliederung nach der Fristigkeit ist dagegen deutlich in den Hintergrund getreten. Die sachliche Gliederung von Beständen, Transaktionen und Einkommen ist aufeinander abgestimmt worden. Literatur: International Monetary Fund (ed.): Balance of Payments Manual, 5th ed., Washington D.C. 1993. Bankdienstleistungen Zusammenfassende Bezeichnung für die Dienstleistungen, die von Banken erbracht werden. Die Entgelte für diese Dienstleistungen werden als —* Bankgebühren bezeichnet. Banken Die in der FinR unter diesem Begriff zusammengefassten Institutionen gehören zum —* „finanziellen Sektor", dessen Einheiten in ihrer Hauptfunktion durch eine finanzielle Mittlertätigkeit, d. h. Ansammeln, Umwandeln und Verteilen finanzieller Mittel im eigenen Namen und für eigene Rechnung, gekennzeichnet sind. Der Sektor ,3anken" umschließt in getrennten Untersektoren - die BBk sowie die Kreditinstitute. Von der EZB wurde hierfür die Bezeichnung —• „geldschöpfende Kredit- und Finanzinstitute" (monetary financial institutions - MFI) gewählt. Dazu zählen neben der BBk und den Kreditinstituten auch Bausparkassen und Geldmarktfonds. Bankgebtthren —»Finanzielle Kapitalgesellschaften messen den Wert der Produktion der Banken. Dieser wird in Form von tatsächlichen und unterstellten B. entgolten. Das Entgelt für die spezifischen Bankdienst-

Bargeld und Einlagen leistungen wird zum größeren Teil nicht sichtbar. Daher werden zur Berechnung des Produktionswertes der —» Kreditinstitute zu den tatsächlich gezahlten Entgelten aus Verkäufen, Provisionen und Gebühren unterstellte B. berechnet. Letztere werden vereinbarungsgemäß gemessen als Überschuss der Vermögenseinkommen der Kreditinstitute (ohne Verzinsung eigener Mittel) über den von ihnen zu zahlenden Zinsbetrag. Diese Marge kann verwendungsseitig unterschiedlich gebucht werden - als globaler Vorleistungsverbrauch (wie derzeitig) oder durch eine Aufgliederung nach Nutzern. Bankkredite Verbindlichkeiten von Nichtbanken aus der Aufnahme von Buchkrediten bei inund ausländischen Kreditinstituten. Der Anstoß hierzu geht in der Regel vom Kreditnehmer aus, während die Kreditkonditionen entweder ausschließlich vom Kreditinstitut (Standardkredit) oder in Verhandlungen zwischen dem Kreditnehmer und dem Kreditgeber festgelegt werden (individueller Kredit). Darüber hinaus lassen sich die Kredite nach der Fristigkeit, nach dem Verwendungszweck oder den zu stellenden Sicherheiten unterscheiden. Die kurzfristigen B. (mit vereinbarter Laufzeit bis zu einem Jahr) umfassen neben den Kontokorrent- und Dispositionskrediten auch Diskont- und Akzeptkredite. Zu den übrigen - als längerfristig betrachteten - B. zählen vor allem Anschaffungsdarlehen, Hypotheken, sonstige nicht dinglich gesicherte Darlehen für den Wohnungsbau, gewerbliche Kredite, außerdem durchlaufende Kredite und vom Staat den Banken eingeräumte Ausgleichs- und Deckungsforderungen. Einbezogen war früher auch das von nichtfinanziellen Nichtaktiengesellschaften bei den Banken beschaffte Beteiligungskapital. Nach dem Konzept des ESVG 1995 wird dieses gesondert unter der Position —• „sonstige Anteilsrechte"

ausgewiesen. Banknoten Von den Zentralbanken überwiegend im Wege der Kreditgewährung ausgegebene Geldscheine, die auf Währungseinheiten lauten und gesetzliches Zahlungsmittel mit unbegrenzter Annahmepflicht sind. Sie stellen eine Verpflichtung der jeweiligen Notenbank dar. In der Finanzierungsrechnung der BBk werden unter dieser Position bislang im wesentlichen nur DM-Noten erfasst und in der Position ,3argdd und Sichteinlagen" ausgewiesen. Bargeld => Currency. In VGR und FinR Bezeichnung für die außerhalb der —• Banken im Umlauf befindlichen heimischen Banknoten und Münzen, die üblicherweise als Zahlungsmittel verwendet werden. Die Bestände derartiger Zahlungsmittel bei den inländischen Kreditinstituten werden den Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen Kreditinstituten und BBk zugeordnet (—• Innersektorale Forderungen). Bargeld und Einlagen => Currency and deposits umfasst die im Umlauf befindlichen Noten und Münzen, die üblicherweise als Zahlungsmittel verwendet werden (= Bargeld), sowie die Sichteinlagen, d.h. alle Arten von Einlagen bei Banken, deren sofortige Umwandlung in Bargeld verlangt werden kann oder die durch Scheck, Überweisung, Lastschrift oder ähnliche Verfügung übertragbar sind, und zwar ohne nennenswerte Beschränkung oder Gebühren. Ferner rechnen zu B. die Sonstigen Einlagen bei Banken, die nicht sofort in Bargeld umwandelbar sind, Termineinlagen, Spareinlagen, Sparbriefe, Ratensparguthaben sowie kurzfristig kündbare Einlagenpapiere von Bausparkassen oder Kreditgenossenschaften. 45

Bargeld und Sichteinlagen Nicht zu den Einlagen zählen marktfähige Zertifikate oder Sparbriefe. Diese rechnen zu den —> Wertpapieren. Bargeld und Sichteinlagen => Currency and transferable deposits. Zusammenfassung der Positionen —• Bargeld und —• Sichteinlagen. Häufig auch als bare und unbare Kassenbestände bezeichnet. Basisperiode => Base period ist die Periode, die die Gewichte für einen Index gibt. Basistabellen beschreiben im Rahmen der 10Rechnung (IOR) die inländische Güterproduktion, das Güteraufkommen (einschließlich Importen) sowie dessen Verwendung. Sie verwenden kombinierte Darstellungen nach institutionellen und gütermäßigen Gliederungen. B. dienen zur Aufstellung von symmetrischen 10Tabellen (IOT), d. h. von Tabellen, die in den Zeilen und Spalten nach den gleichen Merkmalen gegliedert sind. B. sind dagegen in den Zeilen nach —> Gütergruppen und in den Spalten nach —» Wirtschaftsbereichen unterteilt. Zu den B. gehören die —* Aufkommenstabelle (—• OutputTabelle), die die Produktionswerte der Wirtschaftsbereiche nach der Art der Erzeugnisse, ergänzt um —> Importe nach Güterarten darstellt, und die —> Verwendungstabelle (—• Input-Tabelle), die die Vorleistungen der Wirtschaftsbereiche nach der Art der Vorleistungsgüter, die Wertschöpfung der Wirtschaftsbereiche sowie die letzte Verwendung von Gütern in Güterartengliederung zeigt. B. entsprechen besser als IOT dem verfügbaren statistischen Ausgangsmaterial, das für institutionelle Wirtschaftsbereiche den Output (Produktionswerte) nach der Art der Erzeugnisse und die In-

puts (Vorleistungen) nach der Art der 46

Vorleistungsgüter zeigt. B. werden für Konsistenzuntersuchungen der Entstehungs- und Verwendungsrechnung sowie zur —* Deflationierung von Größen der Inlandsproduktsberechnung herangezogen. Aus B. werden mit Hilfe eines —• Überleitungsverfahrens symmetrische IOT vom Typ der rein gütermäßig gegliederten —• Produktionsverflechtungstabelle oder der rein institutionell gegliederten Marktverflechtungstabelle geschätzt. Dabei findet ein Übergang auf die jeweils andere Darstellungseinheit (Produktionsbereiche in den Spalten der Produktionsverflechtungs- bzw. Wirtschaftsbereiche in den Zeilen der Marktverflechtungstabelle) statt. In der Terminologie des SNA werden die Aufkommenstabelle als —» Supply table oder —> Make-Matrix, die Verwendungstabelle als —» Use-Table, die Produktionsverflechtungstabelle als —» Product χ Product-Tabelle und die Marktverflechtungstabelle als —» Industry χ Industry-Tabelle bezeichnet. Der Supplyund der Use-Matrix werden im SNA große Bedeutung beigemessen. Ihr Vorteil ist, dass sie gegenüber IOT die beobachtbare Realität besser abbilden. Der wichtigste Nachteil ist, dass für die Berechnung von —> inversen Leontief-Koeffizienten, die für die —> ΙΟ-Analyse eine wichtige Voraussetzung sind, symmetrische IOT benötigt werden. Um dies zu ermöglichen, werden die IOT in der Regel in der Form von Produktionsverflechtungs- oder Marktverflechtungstabellen auf der Grundlage von B. berechnet. Literatur: P. Bleses/C. Stahmer 10Rechnung 1995 und 1997, WiSta 12/2000, S. 901 - 919; C. Stahmer, Überlegungen zu einem System von IOT für die Bundesrepublik Deutschland, in: U. P. Reich/C. Stahmer (Hg.): Darstellungskonzepte der ΙΟ-Rechnung, Bd. 2 der Schriftenreihe Forum der Bundesstatistik, Wiesbaden 1984, S. 41-71; StBA, Revisi-

Bauinvestitionen on der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen 1999 - Anlaß, Konzeptänderungen und neue Begriffe, WiSta 4/1999, S. 278-281. Bauarbeiten => Construction work, ist eine —• Gütergruppe. Baugewerbe => Construction ist ein —> Wirtschaftsbereich in der A6und A17-Gliederung. Bauinvestitionen werden als Teilgröße der —» Anlageinvestitionen und der —• Bruttoinvestitionen auf der Verwendungsseite des BIP nachgewiesen. B. werden aus dem Zugang an neuen Bauten und den Käufen (abzüglich Verkäufen) von gebrauchten Bauten und Land während einer Periode ermittelt. Für die gesamte Volkswirtschaft saldieren sich Käufe und Verkäufe von gebrauchten Bauten und Land, so dass der gesamtwirtschaftliche Wert der B. mit der Summe aller Zugänge an neuen Bauten (einschl. der Leistungen am Gebäudebestand) identisch ist. Die B. umfassen Bauleistungen an —> Wohnbauten und —• Nichtwohnbauten. Einbezogen sind mit Bauten fest verbundene Einrichtungen wie Aufzüge, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, gärtnerische Anlagen und Umzäunungen. Femer ist der Wert der Dienstleistungen, die mit der Herstellung und dem Kauf von Bauwerken sowie mit den Grundstücksübertragungen verbunden sind (Leistungen der Architekten, Bau- und Prüfingenieure, Notare und Grundbuchämter), Bestandteil der B. Auch durch Unternehmen und Staat selbsterstellte Bauten sowie die —• Eigenleistungen der privaten Haushalte, Nachbarschaftshilfe und Schwarzarbeit im Wohnungsbau rechnen zu den B. Angefangene Bauten zählen nach dem Baufortschritt zu den B.

und nicht zur —• Voiratsveränderung. Nach dem ESVG 1995 werden militärisch genutzte Bauten, die auch zivil genutzt werden könnten (wie ζ. B. Militärkrankenhäuser oder Flugplätze), den B. zugerechnet. Nach dem ESVG 1979 zählten sie zu den Vorleistungen des Staates. Die Bewertung der B. erfolgt zu —• Anschaffungskosten. Die nichtabziehbare Umsatzsteuer ist in den Anschaffungskosten enthalten. Den selbsterstellten Bauten liegen die Herstellungskosten einschließlich Gewinnzuschlag der Investoren zugrunde. Von der Aufkommensseite betrachtet setzen sich die B. aus den Beiträgen der Bauleistungen erbringenden Unternehmen und Betriebe zusammen - und zwar unabhängig davon, ob sie dem Baugewerbe oder einem anderen Wirtschaftsbereich angehören. Ferner werden die Leistungen aller anderen an der Errichtung von Neubauten, Umbauten oder werterhöhenden Reparaturen beteiligten Bereiche berücksichtigt: Bauinvestitionen 1995 nach Bauleistungen in Mrd Euro

Leistungen des Bauhauptgewerbes (Vorbereit. Baustellenarbeiten, Hoch- und Tiefbau) 101,4 Leistungen des Ausbaugewerbes (Bauinstall., sonst. Baugewerbe) 86,0 Leistungen des Verarbeitenden Gewerbes (Montagebau) 13,7 Außenanlagen (Anschlüsse für Strom, Gas u. Wasser, gärtn. Anlagen) 4,8 Nicht-Unternehmer-Leistungen (Eigenleistungen, selbsterst. Anlagen, Schwarzarbeit) 27,9 Architektenleistungen und Bauamtsgebühren 16,1 Grundstücksübertragungskosten 8,9 Bauinvestitionen 258,7 Außerdem liegen im Rahmen der —• Investorenrechnung die Investitionen in 47

Baukastensystem neue Bauten fur 60 investierende Wirtschaftsbereiche vor. Investitionen in neue Bauten nach Wirtschaftsbereichen 1995 in MrdEuro Land-, Forstwirtschaft, Fischerei 2,0 Produzierendes Gewerbe 20,5 Dienstleistungsbereiche 236,3 dar. Grundstücks- u. Wohngsw. 139,7 Neue Bauten insgesamt (Bauinvestitionen) 258,7 Literatur: G. Kupka, Methoden der Berechnung der Anlageinvestitionen in den VGR, WiSta 12/1977, S. 757-763; M. Engelmann/D. Mohr, Anlageinvestitionen nach Wirtschaftsbereichen, WiSta 12/1978; D. Mohr/R. Bolleyer, Methoden und Grundlagen der Sozialproduktsberechnungen - Bauinvestitionen - , H. 22 der Schriftenreihe Ausgewählte Arbeitsunterlagen zur Bundesstatistik, Wiesbaden 1992. Baukastensystem —* Satellitensystem zu den VGR. Bauland => Land underlying buildings and structures. —> Grund und Boden. Bauleistungen —> Construction work gehören zu den Gütertransaktionen und können sowohl investiv als auch nichtinvestiv sein. Sie werden hauptsächlich im —> Baugewerbe erbracht, können aber auch als —• Nebentätigkeit in anderen —• Wirtschaftsbereichen auftreten (ζ. B. als selbsterstellte Anlagen). Die periodische Zuordnung der B. erfolgt i.d.R. nach dem Baufortschritt und nicht zum Zeitpunkt der Baufertigstellung. Eine —> Bauinvestition soll allerdings nur dann vorliegen, wenn zum Produktionszeitpunkt bereits ein Kaufvertrag abgeschlossen war, anderenfalls würde ein unfertiges Erzeugnis 48

vorliegen (—» Vorratsveränderung); diese Differenzierung ist in Deutschland aber statistisch nicht präzise realisierbar. Baunebenleistungen wie Honorare fur Bauplanung, Makler-, Notar- und Gerichtsgebühren rechnen zu den —• Bauinvestitionen. Bausparkassen => Savings and loan associations sind nach § 1 Abs. 1 des Gesetzes über das Kreditwesen —> Kreditinstitute. Als Zwecksparunternehmen nehmen sie in der Hauptsache Einlagen von Bausparern an und gewähren daraus nachstellige Darlehen für wohnungswirtschaftliche Aktivitäten. Wegen ihrer speziellen Finanzierungsfunktion wurden sie in der FinR bislang als ein gesonderter Bereich innerhalb der finanziellen Sektoren dargestellt. Seit dem 1. Januar 1999 sind die rechtlich selbständigen und unselbständigen B. in Anlehnung an das Vorgehen in der Bankenstatistik als eigene Gruppe in die inländischen Banken (—» monetary financial institutions) einbezogen. Bauten => Construction umfassen —• Wohn- und —> Nichtwohnbauten einschließlich fest verbundener Anlagen, wie Aufzüge, Heizungsanlagen u.ä., ferner sonstige Bauten, wie Straßen, Brücken, Tunnels, Eisenbahnstrecken, Flugplätze, Kanäle, Staudämme, Montagebauten aus Stahl oder Holz, Versorgungs- und Rohrfernleitungen, die Anlage von Sportplätzen oder Parks. Die Erstanlage von Weinbergen oder Obstplantagen, die nach ESVG 1979 zu den Bauten gehörten, sind nach ESVG 1995 Nutzpflanzungen. Die Bauten sind Teil der —> Sachanlagen. Alle B. im Inland, also auch die im Eigentum von Ausländern, sind einbezogen. Nicht dazu zählen B. ausländischer

Botschaften oder ausländischer militäri-

Beiträge des Staates für Empfänger sozialer Leistungen scher Einheiten, da sie in den VGR nicht zum Inland rechnen. Unter B. werden folgende Tatbestände ausgewiesen, hier für das Jahr 1995 (bzw. Ende 1995) in Preisen von 1995 bzw. zu Wiederbeschaffungspreisen: Bauten 1995 in Mrd Euro Bauinvestitionen Abschreibungen auf Bauten

258,7 127,5

Bruttobauvermögen in Preisen von 1995 zu Wiederbeschaff.preisen

7 426,4 7 419,6

Nettobauvermögen in Preisen von 1995 zu Wiederbeschaff.preisen

4 899,7 4 895,7

Bauvermögen Wert der —* Bauten an einem Stichtag. Beamte —> Arbeitnehmer. Beamtenpensionen rechnen zu den —» Sonstigen sozialen Leistungen der Arbeitgeber. Beherbergungsdienstleistungen => Accommodation services. Güterposition für die Darstellung der Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Entgelte für Übernachtungen in Hotels, Gasthöfen, Motels, Pensionen, Privatquartieren, Ferien- und Erholungsheimen, Zelt- und Campingplatzgebühren einschließt. Ausgeschlossen sind Zahlungen für Zimmer in Hotels oder Pensionen, die als Hauptwohnung genutzt werden oder Mietzahlungen für Zweitund Freizeitwohnungen. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 5,6 Mrd Euro aus. Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen => Hotel and restaurant services.

Güterposition für die Darstellung der —» Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Verpflegungsdienstleistungen von Restaurants, Kantinen und Mensen sowie Beherbergungsdienstleistungen in Hotels u.ä. umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 53,2 Mrd Euro (5,5 % ihrer Konsumausgaben) aus. Beihilfen und Unterstfitzungen sind gesetzliche, tarifVertragliche oder freiwillige —+ soziale Leistungen der Arbeitgeber an ihre Arbeitnehmer und ggf. an deren Angehörige. Besondere Bedeutung kommt den Beihilfen im Krankheitsfall für Beamte als Teil des sozialen Sicherungssystems zu. Beihilfen und Unterstatzungen im öffentlichen Dienst —* Monetäre Sozialleistungen sind gesetzliche, tarifVertragliche oder freiwillige —• soziale Leistungen der Arbeitgeber an ihre Arbeitnehmer und ggf. an deren Angehörige. Besondere Bedeutung kommt den Beihilfen im Krankheitsfall für Beamte als Teil des sozialen Sicherungssystems zu. Beiträge des Staates für Empfänger sozialer Leistungen Entsprechend den gesetzlichen Vorschriften zahlt der Staat (insbesondere die Sozialversicherung) im Zusammenhang mit der Gewährung sozialer Leistungen auch —• Sozialbeiträge zugunsten der Empfänger der sozialen Leistungen (z.B. Krankenversicherungsbeiträge für Empfänger von Arbeitslosengeld oder Konkursausfallgeld). In der Regel werden diese Sozialbeiträge - ohne Auszahlung an den Begünstigten - direkt an den jeweiligen Sozialversicherungsträger weitergeleitet. In den VGR werden diese Beträge - abweichend von dem tatsächlichen Zahlungsweg - als Bestandteil der sozialen Leistung an private Haushalte und im glei-

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Beitrag zum Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten chen Umfang als Sozialbeitrag von privaten Haushalten an den Staat gebucht.

halte hierfür 69,0 Mrd Euro ( 7,1 % ihrer Konsumausgaben) aus.

Beitrag zum Nettoinlandsprodukt zu Faktorkosten => Nettowertschöpfung (zu Faktorkosten) umfasst die in den —> Sektoren oder —> Wirtschaftsbereichen im Rahmen der Produktion von Waren und Dienstleistungen im Inland entstandenen — Verwaltungsgebühr abzugrenzen, die als Transfer an den Staat verbucht wird. Verwaltungsgebühren empfängt der Staat für Leistungen, die er Kraft seiner Hoheit erhebt, wie Gebühren für die Ausstellung von Pässen, Führerscheinen, Erteilung von Bau- und anderen Genehmigungen, aber auch Beglaubigungsgebühren oder Gerichtsgebühren. Bei den B. steht es in der Entscheidung des Käufers, ob er die Leistung in Anspruch nimmt oder nicht, während die gegen Verwaltungsgebühren erbrachte Leistung erst die Voraussetzung für ein vom Gebührenzahler gewünschtes Handeln ist.

Bekleidung => Clothing. Güterposition für die Darstellung der Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Oberbekleidung fur Herren, Damen, Knaben und Mädchen, Sportbekleidung, Wäsche für Damen, Herren und Kinder, Säuglingsbekleidung, Strumpfwaren, Kopfbedeckungen, Bekleidungsstoffe und -zubehör, Kurzwaren sowie chemische Reinigung, Waschen, Reparaturen und Miete von Bekleidung umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 59,8 Mrd Euro aus. Bekleidungsgewerbe => Manufacture of wearing apparel; dressing and dyeing of fur ist ein —» Wirtschaftsbereich.

Bereinigte Lohnquote —>Lohnquote. Beschäftigte Arbeitnehmer —> Arbeitnehmer.

Bekleidung und Schuhe => Clothing and footwear. Güterposition für die Darstellung der Konsumausgaben der privaten Haushalte

Beschäftigungsverhältnis => Jobs. Vertragliche Vereinbarung zwischen einem Arbeitnehmer und einem Arbeitgeber auf Verrichtung von Arbeit gegen Vergütung. Auch Selbständige können derartige B. eingehen. Ein —» Erwerbstä-

im Inland, die Bekleidung und Schuhe

tiger kann mehrere B. haben. Daher ist

umfasst. 1995 gaben die privaten Haus-

die Zahl der B. in der Regel größer als die

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Betriebliche Altersversorgung der Erwerbstätigen. Bei der Darstellung der Erwerbstätigen werden Erwerbstätige mit mehreren B. als eine Person gezählt und dem Wirtschaftsbereich zugerechnet, in dem sie ihre Haupttätigkeit verrichten. Bestandsfortschreibung —• Fortschreibung. Bestandsgrößen => Stocks beziehen sich auf die zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhandenen Bestände an Aktiva und Passiva. Sie werden am Anfang und am Ende jedes Rechnungszeitraums in den —• Vermögensbilanzen ausgewiesen. Es werden laut ESVG nur die Aktiva berücksichtigt, die wirtschaftlich verwendet werden und an denen Eigentumsrechte bestehen können. Darüber hinaus erfasst das ESVG Bestandsgrößen über die Bevölkerung und die Erwerbstätigen. Sämtliche Veränderungen von B. werden vollständig durch die gebuchten —» Stromgrößen erklärt. Betriebliche Altersversorgung umfasst Versorgungsmaßnahmen, die Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern oder deren Hinterbliebenen im Alter oder bei Invalidität unternehmensindividuell freiwillig oder auf tarifvertraglicher Basis gewähren. In den VGR werden die Rückstellungen der Arbeitgeber für künftige Betriebsrenten (Personalaufwand) bzw. der Gegenwert freiwilliger Leistungen ohne spezielle Deckungsmittel als Teil der Sozialbeiträge der Arbeitgeber in das Arbeitnehmerentgelt einbezogen und dann als laufende Transfers (Sozialbeiträge) von den privaten Haushalten an die Unternehmen gebucht. Die gezahlten —> Betriebsrenten erscheinen als laufende Transfers (soziale Leistungen) der Arbeitgeber an die privaten (Arbeitnehmer-) Haushalte und erhöhen deren verfügbares Einkommen.

Je nach dem Träger der B. und nach dem Grad der Verbindlichkeit der Zusagen für die B. können verschiedene Formen unterschieden werden: Träger der unmittelbaren Versorgungszusage ist der Arbeitgeber selbst. Für Direktzusagen, auf die der Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch hat, da er die in § 1 Abs.l des Gesetzes zur Verbesserung der B. (BetrAVG) aufgeführten Voraussetzungen erfüllt, müssen die Arbeitgeber nach dem Bilanzrichtliniengesetz Rückstellungen gemäß § 6a EStG bilden, sofern die Zusagen nach dem 1.1.1987 erteilt worden sind. Sie mindern den zu versteuernden Jahresüberschuss. Darüber hinaus verhindert die Bildung von Pensionsrückstellungen den Abfluss dieser Mittel aus dem Unternehmen und stellt somit ein Instrument der Innenfinanzierung dar. In den VGR gelten die gesamten Bruttozuführungen zu B. als Kosten des Produktionsfaktors Arbeit. Als —• tatsächliche Sozialbeiträge der Arbeitgeber sind sie Bestandteil des —> Arbeitnehmerentgeltes. Die Direktzusage ist die bedeutendste Art der B. Im Fall der Direktversicherung werden sämtliche Risiken vom Arbeitgeber auf ein Versicherungsunternehmen übertragen. Der Arbeitgeber zahlt Beiträge an dieses Unternehmen, das seinerseits die resultierenden —» Betriebsrenten im Versorgungsfall leistet. Demzufolge gelten diese Beiträge in den VGR als —• tatsächliche Sozialbeiträge und sind in Höhe der Zahlungen an Versicherungsgesellschaften ebenfalls Bestandteil des Arbeitnehmerentgeltes. Pensionskassen sind juristisch selbständige Einrichtungen, die von einem Arbeitgeber oder einer Gruppe von Arbeitgebern eigens zur Versorgung der Arbeitnehmer gegründet werden. Pensionskassen unterliegen der Versicherungsaufsicht, da die Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch auf die Leistungen aus Pensionskassen erwerben. Die Mittel für die 51

Betriebliche Aufwendungen Versorgungsleistungen werden während der aktiven Zeit des Arbeitnehmers angesammelt. Die Arbeitgeber übertragen diese in Form tatsächlicher Beiträge auf die Kassen. Die Buchung in den VGR erfolgt analog der bei Direktversicherungen. Unterstützungskassen sind Versorgungseinrichtungen, auf deren Leistungen die Arbeitnehmer keinen Rechtsanspruch besitzen. Die Finanzierung der Unterstützungskassen erfolgt aus Zuwendungen der Arbeitgeber, die sie aus eigenen Mitteln (ohne spezielle Finanzquellen wie Rückstellungen, Beiträge der Begünstigten, Zuschüsse Dritter u.a.) erbringen. In den VGR werden Sozialbeiträge an Unterstützungskassen in Höhe der von diesen Kassen gezahlten Leistungen unterstellt und in gleicher Höhe in das Arbeitnehmerentgelt einbezogen. Betriebsrenten sind die im Rahmen der B. gezahlten Renten (—• Soziale Leistungen), die als Direktzahlungen der Arbeitgeber bzw. als Leistungen aus Unterstützungskassen, aus selbständigen Pensionskassen und aus Direktversicherungen bei Lebensversicherungsgesellschaften gewährt werden (sog. Durchführungswege der B.). Betriebliche Aufwendungen => Operating expenses stellen als Kategorie des betrieblichen Rechnungswesens (Gewinn- und Verlustrechnung) die Ausgangsgrößen zur Ermittlung der —• Vorleistungen in den VGR dar. Allerdings sind die mikro- und makroökonomischen Abgrenzungen nicht völlig deckungsgleich. Zur statistischen Erfassung der B. dient hauptsächlich ein System von jährlichen und mehijährlichen Kostenstrukturstatistiken. Verbleibende Konzeptunterschiede zu den Vorleistungen werden in den VGR durch spezielle „volkswirtschaftliche Umbuchungen" beseitigt, für die jeweils eigene Sonderrechnungen durchgeführt werden.

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Betriebsrenten sind die im Rahmen der —• betrieblichen Altersversorgung gezahlten Renten (—» Soziale Leistungen), die als Direktzahlungen der Arbeitgeber bzw. als Leistungen aus Unterstützungskassen, aus selbständigen Pensionskassen und aus Direktversicherungen bei Lebensversicherungsgesellschaften gewährt werden. Ebenfalls zu den B. gehören Zahlungen der Arbeitgeber im Rahmen von Vorruhestandsregelungen. Betriebsttberschuss => Operating surplus ist der Saldo des Einkommensentstehungskontos, nachdem von der Nettowertschöpfung das geleistete Arbeitnehmerentgelt sowie die sonstigen Produktionsabgaben abgezogen und die sonstigen Subventionen hinzu gerechnet wurden. Der B. wird für die produzierenden Einheiten der volkswirtschaftlichen Sektoren in tiefer wirtschaftsfachlicher Gliederung berechnet. Im Falle der Einzelunternehmen und Selbständigen des Sektors Private Haushalte spricht man von —> Selbständigeneinkommen, weil diese Ergebnisgröße in größerem Umfang eine Vergütung für die Arbeitsleistung des Eigentümers und der mithelfenden Familienangehörigen enthält, die nicht von einem erzielten Gewinn getrennt werden kann. Im Sektor Private Haushalte entsteht ein so bezeichneter B. lediglich bei der Produktion von Dienstleistungen aus eigengenutztem Wohnungseigentum. Bei den —> Marktproduzenten wird der B. wie folgt errechnet:

=

+ = =

Produktionswert zu Herst.preisen Vorleistungen Bruttowertschöpfung zu Herst.pr. Arbeitnehmerentgelt sonstige Produktionsabgaben sonstige Subventionen Bruttobetriebsüberschuss Abschreibungen Betriebsüberschuss

Bewertung Die Berechnung des B. als einer Restgröße entspricht der Gewinnermittlung in der Untemehmensbuchhaltung. In den VGR ermöglicht sie einen sehr aktuellen Nachweis, lange bevor Bilanzen und Steuererklärungen vorliegen. Ein Mangel der Restrechnung ist allerdings, dass sich Fehler in den Ausgangsgrößen überproportional im Rest niederschlagen können. Der Begriff B. wird seit dem Übergang auf das ESVG 1995 verwendet. Bevölkerung => Population, => Einwohner sind alle Personen, die im Inland (hier im —» Wirtschaftsgebiet der Bundesrepublik Deutschland) ihren ständigen (ab einem Jahr) Wohnsitz haben. Die Staatsangehörigkeit ist hierbei nicht von Bedeutung. Nicht zu den E. zählen Angehörige ausländischer diplomatischer und konsularischer Vertretungen sowie von ausländischen Streitkräften im Inland, während umgekehrt die deutschen Angehörigen in den entsprechenden deutschen Stellen in der übrigen Welt zu den E. der Bundesrepublik Deutschland zählen. Ausgeschlossen sind auch vorübergehend im Inland befindliche Personen, wie —» Einpendler oder Touristen sowie ausländische Studentinnen und Studenten. Die B. wird in den VGR als Jahresbzw. Quartalsdurchschnittszahl ausgewiesen, um so korrekte Bezugszahlen "je Einwohner" zu den Stromgrößen der VGR berechnen zu können. Bewertung => Valuation ist die Zuordnung eines Geldbetrages zu Objekten oder Vorgängen. Sie ermöglicht es, trotz der Heterogenität Güter oder Faktorleistungen verschiedener Art oder Forderungen und Verbindlichkeiten gleichnamig zu machen und dadurch in einer Gesamtgröße zusammenzufassen. Es gibt mehrere Bewertungsmöglichkei-

ten. Welches Bewertungsverfahren ausgewählt wird, hängt vom Ziel der jeweiligen Darstellung, von der Art der Objekte, Transaktionen oder sonstigen Ströme und von den verfugbaren statistischen Daten ab. Maßgeblich für die deutsche Praxis sind letztlich die Festlegungen des ESVG 1995. Grundsätzlich kann die B. mit Preisen oder mit anderen Bewertungsmaßstäben (ζ. B. Arbeitsstunden) erfolgen. Tatsächlich erzielte —* Marktpreise haben den Vorteil, i.d.R. statistisch ermittelt werden zu können. Sie stellen häufig ein - u.a. für die Wohlfahrtsmessung - theoretisch überzeugendes Bewertungsverfahren dar: Unterstellt man rationales Verhalten der Käufer, so bringen die relativen Marktpreise deren relative marginale Grenznutzen zum Ausdruck. Für eine Reihe von Fragestellungen ist es allerdings bedeutsamer, ob die Marktpreise die relativen (Grenz-) Kosten wiedergeben. Hierzu müssen vollkommene Märkte vorliegen. Das ist u. a. immer dann nicht der Fall, wenn die Preise keine Wettbewerbspreise sind (weil ζ. B. durch Marktgegebenheiten bedingte Oligopolgewinne anfallen) und Extemalitäten auftreten. Greift der Staat bei den einzelnen Branchen mit Steuern und Subventionen unterschiedlicher Ausgestaltungen, darunter differenzierten Steuersätzen ein, dann sind die Entgelte für die Leistungen der Produktionsfaktoren und die Umverteilung von Faktoreinkommen vermischt. Um den verzerrenden Einfluss dieser Transfers bei nationalen, intertemporalen, regionalen oder branchenmäßigen Analysen oder bei internationalen Produktions- und Produktivitätsvergleichen auszuschalten, sind Umrechnungen und Unterstellungen erforderlich. Sie erfolgen teilweise schon im VGR-Ausweis, indem etwa das Konzept der —• Gütersteuern und —> Gütersubventionen eingeführt wurde, dass Vergleiche ζ. B. der nun zu —• Herstellungspreisen bewerteten Bruttowertschöpfung 53

Bewertung sinnvoller durchführen lässt als bei Marktpreisen. Das Ergebnis solcher Umrechnungen auf andere Preise werden meist fiktive Größen (Schattenpreise) sein, weil (1) sie empirisch nicht so festgestellt werden können, wie ihre Verbuchung erfolgt, (2) die Korrekturposten nicht aufgrund bekannter ökonomischer Wirkungszusammenhänge festgelegt werden (können). In vielen Fällen handelt es sich schlicht um die Anwendung von Konventionen. So stellen ζ. B. die erwähnten Gütersteuern (- Gütersubventionen) oder die Abgrenzung zwischen Einkommen- und Vermögensteuern (früher: —> direkte Steuern) einerseits und die Produktions- und Importabgaben (früher: —> indirekte Steuern) andererseits solche Konvention dar. Letztere sind fur die B. zu Marktpreisen und zu Faktorkosten maßgeblich. In diesem Sinne bringt jede Größe, die durch Abzug der Produktionsund Importabgaben (- Subventionen) berechnet wird, einen —• unterstellten Vorgang zum Ausdruck. In den auf dem ESVG beruhenden deutschen VGR stehen Marktvorgänge im Vordergrund. Die Standardbewertung erfolgt daher mit Marktpreisen. Für den erheblichen Teil der Transaktionen und sonstigen Ströme außerhalb des Marktgeschehens (darunter Nichtmarktproduktion) könnte versucht werden, durch Simulation des Marktgeschehens Lösungen zu finden, die Marktpreisen nahe kommen. So könnten für die B. der (möglicherweise in einem Satellitensystem nachgewiesenen) —• Haushaltsproduktion und der unentgeltlich bereitgestellten staatlichen Leistungen Pseudo-Marktpreise durch Rückgriff auf die Preise vergleichbarer privat bereitgestellter Güter verwendet werden. Für einen solchen Rückgriff auf die Marktpreise vergleichbarer Güter müssen jeweils qualitativ gleiche Güter vorliegen. Tatsächlich kann gerade die Qualität Ursache einer anderen Bereitstellung sein. Der Ansatz versagt vollständig, 54

wenn keine vergleichbaren Güter marktmäßig gehandelt werden. Das trifft gerade auf den Nachweis mancher Objekte (z. B. noch nicht gehandelte Kunstwerke, Naturschutzgebiete) in einer umfassenden —> Vermögensrechnung, aber auch für die unentgeltlich bereitgestellten staatlichen Leistungen zu. Im Übrigen muss beachtet werden, dass die empirisch festgestellten Marktpreise bei einem vollständigen Marktangebot nicht unverändert bleiben würden. Eine andere Möglichkeit, über Befragungen zu Näherungswerten für Marktpreise zu kommen, ist ebenfalls problematisch: Befragungen führen wegen fehlender Budgetrestriktion zu verzerrten Darstellungen; sie können ferner schon unter Kostenaspekten nicht umfassend und systematisch durchgeführt werden. In der Praxis der VGR gelten folgende Bewertungsregeln: (1) Marktvorgänge werden mit den tatsächlichen Transaktionswerten nachgewiesen. Dem liegt also die B. zu Marktpreisen zugrunde. Das gilt insbesondere, soweit sie sich in der Verwendungsrechnung des BIP niederschlagen. Auch die in der Entstehungsrechnimg und in der 10Rechnung üblichen —• Preiskonzepte AbWerk-Preise, Anschaffungspreise und Herstellungspreise sind Marktpreise oder aus diesen abgeleitet. (2) Nichtmarktvorgänge sollen möglichst zu vergleichbaren Marktpreisen bewertet werden (ζ. B. der Mietwert eigengenutzter Wohnungen). Falls dieses nicht möglich ist, soll zu Herstellungspreisen, einschließl. einem üblichen Gewinnzuschlag, bewertet werden (ζ. B. selbsterstellte Anlagen). Wenn es auch einen üblichen Gewinnzuschlag nicht gibt, soll dieser mit Null angesetzt werden (ζ. B. Wert der Produktion des Staates, der privaten Organisationen o.E. sowie der häuslich Bediensteten). (3) Einzelne marktbestimmte Dienstleistungen entziehen sich einer direkten B.

Bilanz des kurzfristigen Kreditverkehrs Das gilt ζ. B. fur die Dienstleistungen des Handels, der Kreditinstitute und der Versicherungsuntemehmen. Hier wird nach den Konventionen der VGR der Wert der Dienstleistungen als Differenz zwischen bestimmten Einnahmen und bestimmten Ausgaben dieser Institutionen gemessen, wie die Handelsleistung als Differenz zwischen dem Verkaufspreis und den Einstandswert der Handelsware. (4) Transfers und Finanzierungsströme weisen die VGR mit ihren tatsächlichen Transaktionswerten nach. (5) In einzelnen Fällen (z.B. Forstwachstum) erfolgt die B. anhand der abgezinsten zukünftigen Nettoerträge. Marktpreise sind i. d. R. Rechnungspreise einschließlich Umsatzsteuer und abzüglich gewährter Skonti und Rabatte. Das SNA zählt die Herstellungspreise (Basic values), die Ab-Werk-Preise (Producers' prices) und die Anschaffungspreise (Purchasers' prices) zu den Marktpreisen. Im ESVG werden Marktpreise als „Mischpreise" bezeichnet. Das ist berechtigt, denn je nach der Stufe im Wirtschaftsablauf gelten für gleiche Erzeugnisse ganz unterschiedliche Marktpreise. Es ist also wichtig, ob vom Produzenten oder vom Händler gekauft wird und ob die Güter zu besteuern sind oder nicht (letzteres ist häufig beim Verkauf ins Ausland der Fall). In ΙΟ-Tabellen sollen diese Bewertungsunterschiede möglichst ausgeschaltet werden. Daher erfolgt die B. einheitlich zu Anschaffungs-, zu Ab-Werk- oder zu Herstellungspreisen. Künstlich sind hierbei die Aufspaltung des Handelsumsatzes in Handelsleistung und Wert der Handelsware sowie die Darstellung ohne Gütersteuem. Das gilt aber nur für die Aufgliederung nach Gütergruppen. Die Vorleistungskäufe, die privaten Konsumausgaben und die Investitionen insgesamt sind aber wieder zu Anschaffungspreisen nachgewiesen. Die Verwendung der Wa-

ren und Dienstleistungen ist in den VGR stets zu Anschaffungspreisen bewertet. Ähnlich werden z. B. fur den Außenhandel die Transaktionen zu Ab-Zoll-, Grenzübergangs-, cif- oder fob-Preisen nachgewiesen, je nachdem, ob die Güter an der Grenze des Ausfuhr- oder des Einfuhrlandes bewertet werden. Sobald mehrere Zeitpunkte oder Perioden in die Betrachtung einfließen, ist zu überprüfen, ob die Geldeinheiten im intertemporalen Vergleich noch dieselbe maßstäbliche Bedeutung haben. Hier stellt sich die Frage der —• Deflationierung. Beim internationalen Vergleich geht es darum, die Kaufkraftunterschiede der Währungen, die durch die Wechselkurse nicht vollständig ausgeglichen werden, zu berücksichtigen. Dazu werden —• Kaufkraftparitäten verwendet. Dieter Brümmerhoff Bewertungsmethode Verfahren zur Berechnung des —• Produktionswertes über die Bewertung der mengenmäßigen Outputs mit den Herstellungspreisen. Die B. wird nur ausnahmsweise z.B. in der Land- und Forstwirtschaft oder bei der Wohnungsvermietung angewandt. Bilanz am Jahresanfang => Opening balance sheet. —* Kontensystem der VGR. Bilanz am Jahresende => Closing balance sheet. —• Kontensystem der VGR. Bilanz der laufenden Posten —»Leistungsbilanz. Bilanz des kurzfristigen Kreditverkehrs Der kurzfristige Kreditverkehr umfasst den grenzüberschreitenden Kreditverkehr des privaten und öff. Sektors sowie die —* sonstigen Auslandsforderungen und 55

Bilanz des langfristigen Kreditverkehrs —» Auslandsverbindlichkeiten der BBk mit einer ursprünglichen Laufzeit oder Kündigungsfrist bis zu 12 Monaten einschließlich. Beim kurzfristigen Kreditverkehr handelt es sich überwiegend um Bewegungen auf allen Zahlungskonten, die ausländische Banken und Nichtbanken bei deutschen Kreditinstituten bzw. die deutsche Kreditinstitute und Nichtbanken bei ausländischen Banken unterhalten. Darüber hinaus umfasst er kurzfristige Kreditbeziehungen, zu denen vor allem Buchforderungen zählen. Handelskredite, die überwiegend kurzfristig sind, werden zusammen mit geringen Forderangen und Verbindlichkeiten mit einer ursprünglich vereinbarten Laufzeit von mehr als 12 Monaten im kurzfristigen Kreditverkehr erfasst, soweit sie nicht zu den —> Direktinvestitionen zählen. Die Transaktionen für die Erfassung in der —• Zahlungsbilanz werden überwiegend aus den Bestandsmeldungen der Banken und Nichtbanken ermittelt. Nicht transaktionsbedingte Veränderungen werden dabei soweit wie möglich ausgeschaltet. Mit dem Eintritt in die Europäische Währungsunion rechnen alle Auslandsforderungen der BBk gegenüber den anderen Teilnehmerländern - unabhängig davon, in welcher Währung sie denominiert sind - nicht zu den Währungsreserven, sondern zu den —> sonstigen Auslandsforderungen der Deutschen Bundesbank. In erster Linie betrifft dies die Forderungen der Bundesbank innerhalb des ESZB. Gleiches gilt für in Euro denominierte Forderungen gegenüber Drittländern, beispielsweise aus Verrechnungssalden im Rahmen des Zahlungsverkehrssystems TARGET. Bilanz des langfristigen Kreditverkehrs Der langfristige Kreditverkehr umfasst den grenzüberschreitenden Kreditverkehr des privaten und öffentlichen Sektors mit einer ursprünglichen Laufzeit oder Kün-

digungsfrist von mehr als 12 Monaten oder ohne Laufzeitbegrenzimg. Im Einzelnen zählen dazu die Gewährung, Aufnahme und Rückzahlung von langfristigen Buchkrediten und Schuldscheindarlehen, die Begründung und Rückzahlung von langfristigen Einlagen bei Geldinstituten sowie der Erwerb und die Veräußerung von langfristigen Forderungen durch Abtretung. Bei einer Auszahlung unter oder über pari werden Disagio oder Agio unter den Kapitalerträgen erfasst. Bilanzen => Balance sheets. —»Vermögensbilanzen. Bilanzstatistik (der Kreditinstitute) Auf der Grandlage von § 18 Bundesbankgesetz und der Verordnung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom 1. Dezember 1998 über die konsolidierte Bilanz des Sektors der Monetären Finanzinstitute (MFIs) fuhrt die Deutsche Bundesbank Statistiken auf dem Gebiet des Bank- und Geldwesens durch, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgabe benötigt. Die monatliche B. bildet den Kern der Bankenstatistik. In ihr werden die Aktiva und Passiva der Banken nach Bilanzpositionen gegliedert erfragt. Die Daten sind in Form einer statistischen Bilanz zu melden, die den Stand der Bücher am Monatsende wiedergibt. Zusätzlich werden Anlagen angefordert, in denen die wichtigsten Bilanzpositionen nach Wirtschaftssektoren der Schuldner und der Gläubiger sowie nach Arten und Fristen aufgegliedert werden. Ergänzend sind femer einige Angaben außerhalb der Bilanz zu melden. Seit Januar 1999 wird die Berechnung des Mindestreserve-Solls in einer Anlage zur monatlichen B. vorgenommen. Die monatliche B. bildet (zusammen mit den Meldungen zum —» Auslandssta-

tus der Banken sowie den Aktiva und 56

Bruttoanlageinvestitionen Passiva der Geldmarktfonds und der Notenbank) die statistische Basis für die Erstellung des deutschen Beitrags zur konsolidierten Bilanz der —+ Monetären Finanzinstitute des Euro-Währungsgebiets. Die Ergebnisse der Monatlichen B. werden laufend veröffentlicht in den Statistischen Beiheften zu den Monatsberichten der Deutschen Bundesbank 1, Bankenstatistik nach Bankengruppen. Zu langen Reihen siehe: Deutsche Bundesbank (Hg.), 50 Jahre Deutsche Mark, Monetäre Statistiken 1948-1997 auf CDROM, Frankfurt 1998. Sowohl die Statistischen Beihefte als auch herunterladbare Zeitreihen finden sich auf der Homepage der BBk: http://www.bundesbank.de. Bildungswesen Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Dienstleistungen der Bildungseinrichtungen des Elementar- und Primarbereichs, z.B. Kindergärten, Grundschulen und Klassenstufen 1 bis 4; Bildungseinrichtungen des Sekundarbereichs, z.B. Hauptschulen, Klassenstufen 5 bis 13 von Gymnasien, integrierte Gesamtschulen, Berufsschulen; Bildungseinrichtungen des Tertiärbereichs, ζ. B. Fach- und Hochschulen, Fach- und Berufsakademien, sowie nicht einstufbare Bildungseinrichtungen wie Nachhilfe/ Sprachunterricht, EDV-Kurse, umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 6,7 Mrd Euro (0,7 % ihrer Konsumausgaben) aus. B. ist auch eine Position der —• Ausgaben des Staates nach der —» COFOGSystematik. Bodenschätze => Subsoil assets. —»Naturvermögen. Teil der —» Nichtproduzierten Vermögensgüter. Sie rechnen nicht zum —» Lieferprogramm und werden ζ. Z. in den deutschen VGR nicht nachgewiesen.

Bodenverbesserungen => Major improvements to non-produced non-financial assets. —> Werterhöhung nichtproduzierter Vermögensgüter. Bonusaktien —* Aktien. Bottom-up-Methode -> VGR der Länder. Verfahren in den —» Regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, um Transaktionen von Einheiten zu erfassen, die im Gebiet einer Region ansässig sind. Bei der B. werden Informationen über Einheiten, die in der Region ansässig sind, regional-hierarchisch von unten nach oben addiert, bis der regionale Wert des Aggregats festgestellt ist. Die Summe der regionalen Werte muss gleich dem entsprechenden nationalen Wert sein. Der Vorteil der B. gegenüber der —* Top-down-Methode liegt darin, dass auf regionaler Ebene relevante Quellen direkt benutzt werden. Die B. wird selten in reiner Form angewendet. Deshalb können auch Mischformen eingesetzt werden. Brutto=> Gross bezeichnet üblicherweise Wertgrößen vor Abzug der Abschreibimgen; alle wichtigen Kontensalden von der Wertschöpfung bis zum Sparen können brutto oder netto ausgewiesen werden. Bruttoanlageinvestitionen => Gross fixed capital formation, => Anlageinvestitionen. Erwerb abzügl. Veräußerungen von (produzierten) —• Anlagegütern durch gebietsansässige Produzenten in einem Zeitraum (zuzüglich selbsterstellter Anlagen), um diese wiederholt oder kontinuierlich länger als ein Jahr in der Produktion einzusetzen. Neben dem —• Zugang an Sachanlagen zählt auch der Zugang an 57

Bruttoanlageinvestitionen produzierten —• immateriellen Anlagegütern zu den B. Die B. werden als Differenz zwischen den —> Zugängen und —• Abgängen berechnet. Zu den Anlagezugängen zählen erworbene, selbsterstellte, getauschte, unentgeltlich (als Vermögenstransfer) erhaltene oder im Rahmen von FinanzierungsLeasing erworbene Güter sowie erhebliche Verbesserungen am Anlagevermögen (z.B. durch werterhöhende Reparaturen) und das natürliche Wachstum der Nutztiere und Nutzpflanzungen. Zu den Abgängen rechnen verkaufte, getauschte oder unentgeltlich abgegebene Anlagegüter, nicht jedoch Abschreibungen oder außerordentliche Verluste aufgrund von Krieg oder Naturkatastrophen. Zu den B. zählen folgende Anlagearten: - Bauten (Wohnbauten und Nichtwohnbauten); - Ausrüstungen (Maschinen, Fahrzeuge, Geräte, Geschäftsausstattung); - immaterielle Anlagegüter (Suchbohrungen, Computerprogramme, Urheberrechte); - erhebliche Verbesserungen an nichtproduziertem Sachvermögen (Landgewinnung, Urbarmachung, Trockenlegung, Überschwemmungsvorbeugimg u.ä.); - Grundstücksübertragungskosten (Maklergebühren, Provisionen an Sachverständige, Grunderwerbsgebühren u.ä.) Als B. gelten folgende Grenzfalle: - Erwerb von Hausbooten oder Caravans, die dauerhaft für Wohnzwecke genutzt werden; und zwar als „erster Wohnsitz"; - Erwerb von eigengenutzten Wohnungen und Garagen; - militärisch genutzte Ausrüstungen und Bauten, wenn sie in der gleichen Art auch von zivilen Produzenten genutzt werden (leichte Waffen, Kasernen, Flugplätze u.ä.); - Erwerb durch Finanzierungsleasing; - Bestandsänderung an Zucht- und Milchvieh, Wollschafen oder Zugtieren; 58

- Bestandsänderung an Obstbäumen, Weinstöcken, Plantagenbäumen. Nicht zu den B. zählen: - Erwerb von Kleinwerkzeug; - normale Instandhaltung und laufende Reparaturen; - Zugang an rein militärisch genutzten Waffen und Waffensystemen; - gemietete Anlagen (auch durch Operate-Leasing); - Zugang am Schlachtvieh; - Zunahme der Forstbestände; - Kauf von dauerhaften Gebrauchsgütem durch private Haushalte; - preisbedingte Wertänderung der Anlagegüter; - Kriegs- und Katastrophenverluste (kein Abzug von den B.); - Bestandsänderung an nichtproduzierten Vermögensgütern, wie Erwerb von Grund und Boden, Wachstum des freien Naturvermögens oder Zugang an Patenten sowie Änderung des —> aktivierten Firmenwertes. Die B. werden in der Periode ausgewiesen, in der sie in das Eigentum des Investors übergehen. Bei FinanzierungsLeasing gilt der Zeitpunkt des Besitzwechsels, bei selbsterstellten Anlagen der Produktionszeitpunkt. Bei Bauwerken, die bereits einen Käufer (Investor) gefunden haben, gilt der Baufortschritt. Die B. werden zu Anschaffungspreisen bewertet einschl. Transport- und Montagekosten, Kosten des Eigentumsübergangs und nichtabziehbare Gütersteuern. Selbsterstellte Anlagen werden zu vergleichbaren Marktpreisen oder falls diese nicht bekannt sind - zu Produktionskosten bewertet. Der Verkauf gebrauchter Anlagegüter wird zum Verkaufspreis bewertet. B. werden vor Abzug der —> Abschreibungen auf das —» Anlagevermögen ausgewiesen. Durch Abzug der Abschreibungen erhält man die Nettoanlageinvestitionen.

Bruttoinlandsprodukt Bruttoanlagevermögen (zu Wiederbeschaffungs-/ in konstanten Preisen) => Gross stock of fixed assets (at replacement cost / at constant prices). —» Anlagevermögen. Bruttobetriebsttberschuss —• Betriebsüberschuss. Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit frühere Bez. für —»Arbeitnehmerentgelt. Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen frühere Bez. für —* Unternehmens- und Vermögenseinkommen. Bruttoinlandsprodukt => Gross domestic product. Ausdruck der gesamten im —• Inland entstandenen wirtschaftlichen Leistung einer Berichtsperiode, unabhängig davon, in welchem Umfang inländische oder ausländische Wirtschaftseinheiten dazu beigetragen haben. Aus gütermäßiger Sicht entspricht B. dem Geldwert aller in der Berichtsperiode im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen nach Abzug des Wertes der im Produktionsprozess als —> Vorleistungen verbrauchten Güter. Es wird ausgehend von der (bereinigten) —> Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche - durch Addition der —> Gütersteuem und Subtraktion der —• Gütersubventionen ermittelt. Für die Höhe des B. sind die Abgrenzung der —> Produktion und ihre —• Bewertung maßgeblich. Das B. ist gleich der Summe aller —> Erwerbs- und Vermögenseinkommen (Arbeitnehmerentgelt und Betriebsüberschuss/Selbständigeneinkommen), die in der Berichtsperiode im Zuge der Produktion im Inland entstanden sind, zuzüglich der —• Abschreibungen und der um die —• Subventionen verminderten —* Pro-

duktions- und Importabgaben. Entstehung des BIP 1995 in Mrd Euro Produktionswert zu Herstpr. 3 250,2 - Vorleistungen 1 556,0 = Bruttowertsch. (unbereinigt) 1 694,3 - Bankdienstl. geg. unterst. Entg. 70,1 = Bruttowertsch. ber. (zu Herstpr.) 1 624,2 + Nichtabziehbare Umsatzsteuer 90,0 + Gütersteuern 188,5 - Gütersubventionen 11,4 = BIP (zu Marktpreisen) 1801,3 - Abschreibungen 167,2 = NIP (zu Marktpreisen) 1 534,9 - Produktions- u. Importabgaben 221,8 + Subventionen 44,1 = NIP zu Faktork. (Nettowertsch.) 1 357,2 Arbeitnehmerentgelt 993,3 Betriebsüb./Selbständigeneink. 363,9 Das B. kann sowohl nach dem Marktpreis- als auch nach dem Faktorkostenprinzip ermittelt werden, wobei die Werte zu Faktorkosten rechnerisch durch Abzug der Produktions- und Importabgaben und Hinzufügen der Subventionen aus den Werten zu Marktpreisen abzuleiten sind. Wird der Begriff Bruttoinlandsprodukt" ohne Zusatz verwendet, so ist es zu Marktpreisen bewertet. Femer kann das Inlandsprodukt „netto" nachgewiesen werden. In diesem Fall ist die infolge von Verschleiß und wirtschaftlichem Veralten im Produktionsprozess einer Berichtsperiode am eingesetzten —• Anlagevermögen eingetretene Wertminderung in Form von Abschreibungen abgesetzt (NIP). Das B. kann auch von der Verwendungsseite gemessen werden: Verwendung des BIP 1995 in Mrd Euro Private Konsumausgaben 1 330,2 + Konsumausgaben d. Staates 356,8 + Bruttoanlageinvestitionen 404,2 + Vorratsveränderungen 4,1 + Exporte v. Waren u. Dienstl. 440,9 Importe v. Waren u. Dienstl. 428,2 = Bruttoinlandsprodukt 1 801,3

Bruttoinlandsprodukt in konstanten Preisen je Erwerbstätigen Vom —> Bruttonationaleinkommen (BNE) unterscheidet sich das B. dadurch, dass es die im Inland entstandene wirtschaftliche Leistung unabhängig davon misst, in welchem Umfang inländische oder ausländische Wirtschaftseinheiten dazu beigetragen haben (—> Inlandskonzept), während das BNE auf die wirtschaftliche Leistung der Inländer (im Inoder Ausland) abstellt. Rechnerisch besteht die Differenz zwischen beiden Größen aus dem Saldo der —» Primäreinkommen von der bzw. an die übrige Welt. Daher schließen beim Nachweis der Verwendung des B. (im Gegensatz zur —» Verwendungsrechnung des Sozialprodukts) die Exporte nicht die empfangenen und die Importe nicht die geleisteten Primäreinkommen gegenüber dem Ausland ein. Das B. misst unmittelbar die Produktion in einem Wirtschaftsgebiet. Es wird als wichtiger Indikator für Konjunktur und Wachstum angesehen und hat in dieser Hinsicht das BNE (früher BSP) ersetzt. Das B. ist auch im Hinblick auf die —> Deflationierung weniger problematisch als das BNE. Die über die Grenzen fließenden Primäreinkommen lassen sich nicht in eine Volumen- und eine Preiskomponente zerlegen, wie dies bei Gütern möglich ist. Bruttoinlandsprodukt in konstanten Preisen je Erwerbstätigen => Gross domestic product at constant prices per person engaged. —> Arbeitsproduktivität. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf Das BIP und das auf die Einwohner bezogene B. werden von Eurostat als Indikatoren für die Produktionstätigkeit in einem Land oder einer Region angesehen und gelten deshalb zur Messung und zum Vergleich des wirtschaftlichen Entwicklungsstandes (—• Wirtschaftskraft) von Ländern und Regionen als geeignet. Al60

lerdings stimmen B. und Haushaltseinkommen nicht überein. B. ist Indikator fur die sog. Ziel 1-Förderung der EU. Bruttoinvestitionen => Gross capital formation. Summe aus (Brutto-) —» Anlageinvestitionen und —* Vorratsveränderung. Die Anlageinvestitionen gelten als brutto, wenn die —> Abschreibungen nicht abgezogen sind. Für die Anlageinvestitionen, wie sie der Darstellung der Vermögensbildung zugrunde liegen, wird die Bezeichnung „Nettoanlageinvestitionen" verwendet. Die Summe aus Nettoanlageinvestitionen, Vorratsveränderungen und Nettozugang an Wertsachen wird als —> Nettoinvestitionen bezeichnet; Entsprechendes gilt fur die Bruttogrößen. Zusammensetzung der Bruttoinvestitionen 1995 in Mrd Euro Ausrüstungsinvestitionen 129,8 + Bauinvestitionen 258,7 + sonstige Anlageinvestitionen 15,7 (Brutto-)Anlageinvestitionen 404,2 = ± Vorratsveränderungen und Nettozugang an Wertsachen +4,1 Bruttoinvestitionen = 408,3 Abschreibungen 266,4 Nettoinvestitionen 141,9 =

Bruttoinvestitionen des Staates setzen sich aus den —• Bruttoanlageinvestitionen, den —> Vorratsveränderungen sowie dem —> Nettozugang an Wertsachen zusammen. Im früheren nationalen Konzept der VGR wurde auch der Nettoerwerb von Grund und Boden in die Bruttoinvestitionen des Staates einbezogen; nach dem ESVG 1995 zählt dies zum Nettoerwerb nichtproduzierter Vermögensgüter. Die Anlageinvestitionen des Staates umfassen den Erwerb abzügl. der Veräußerung von —• Sachanlagen (Bauten und Ausrüstungen) und von —>• produzierten immateriellen Anlagegütern (Computer-

Bruttolöhne und -gehSlter Programmen) sowie Grundstücksübertragungskosten. Anlageinvestitionen werden im Prinzip im Zeitpunkt des Entstehens von Forderungen und Verbindlichkeiten nachgewiesen. Mit Ausnahme der Bauinvestitionen der Gebietskörperschaften wird beim Staat von dieser Regel abgewichen. Statt dessen werden Werte in Höhe der Zahlungen angesetzt. In die B. werden auch der Erwerb der dauerhaften militärischen Ausrüstungen für die eigenen Streitkräfte sowie die Errichtung militärischer Bauten für die eigenen sowie flir die Stationierungsstreitkräfte einbezogen, die auch fur zivile Zwecke genutzt werden können. Die nur für militärische Zwecke nutzbaren dauerhaften Güter (nach ESVG 1979 auch die zivil nutzbaren militärische Güter) sind Vorleistungen des Staates und gehen damit in den Wert des —* Kollektiwerbrauchs des Staates ein. Als Vorratsveränderung werden beim Staat Veränderungen bei ausgewählten Vorräten im Zusammenhang mit der Bevorratung von Mineralöl und von Kernbrennstoffen nachgewiesen. Vorratsveränderungen im Zusammenhang mit Vorleistungskäufen müssen auch als Vorratsveränderung des Staates berücksichtigt werden, wobei jedoch unterstellt wird, dass Zu- und Abgang an Vorleistungsgütern beim Staat gleich groß sind. Nach dem ESVG 1979 galten gekaufte Vorleistungsgüter im Zeitpunkt des Kaufs als verbraucht. Bruttoinvestitionen des Staates 1995 in Mrd Euro Neue Bauten 38,5 + Erwerb von bebautem Land 4,5 - Veräußerung von bebautem Land 7,8 + Kauf von Ausrüstungsinvestitio- 5,1 nen - Veräußerg. von Ausrüstungsinv. 0,3 + immaterielle Anlagegüter 1,2 = Bruttoanlageinvestitionen 41,2 + Vorratsverä. u. Nettozug. an Werts. 0,0

Bruttolöhne und -gehälter => Gross wages and salaries; früher —> Bruttolohn- und -gehaltssumme, —* Arbeitnehmerentgelt umfassen die Löhne und Gehälter - vor Abzug der —• Arbeitnehmerbeiträge und der — Arbeitnehmern aus dem Arbeits- bzw. Dienstverhältnis zugeflossen sind. Einbezogen sind Akkord-, Schmutz- und Lästigkeitszulagen, Montagezuschläge, Zuschläge fur Mehr-, Nacht-, Schicht- und Sonntagsarbeit, sonstige tariflich oder frei vereinbarte Vergütungen und Zulagen, wie Familien- und Kinderzuschläge sowie Wohnungszuschüsse, Essengeld und Fahrtkostenzuschüsse. Der Lohnbegriff umfasst auch Heimarbeiterlöhne. Weiter sind enthalten Naturalvergütungen, Vergütungen fur die durch Fest- und Feiertage, Urlaub, Krankheit usw. ausgefallene Arbeitszeit (Lohnfortzahlung), gesetzliche Zuschüsse des Arbeitgebers zum Krankengeld, Jahressonderzuwendungen wie 13. Monatsgehalt, zusätzliches Urlaubsgeld, Gratifikationen, Gewinnbeteiligungen, Erfolgsund Treueprämien, Leistungen der Arbeitgeber nach den Vermögensbildungsgesetzen, Abfindungen beim Ausscheiden des Arbeitnehmers aus dem Arbeits- bzw. Dienstverhältnis und ähnliche Leistungen. Auch B. aus nebenberuflicher unselbständiger Arbeit bzw. geringfügiger abhängiger Tätigkeit sind einbezogen, wie Vergütungen an nebenberufliche Hausmeister und Heizer, Aushilfskellner, Stundenbuchhalter, usw., ferner Provisionen für unselbständige Versicherungsvertreter. Zu den B. der Soldaten rechnen die Geldbezüge und die Verpflegungskosten, der Wert der Bekleidung und der Wert der Unterkunft werden nicht als Naturalentgelt angesehen. Die B. ergeben zusammen mit den Arbeitgeberbeiträgen zur Sozialversicherung das —• Arbeitnehmerentgelt. Aus den B. werden die Nettolöhne- und -gehälter durch Abzug der Lohnsteuer und 61

Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer der Arbeitnehmerbeiträge zur Sozialversicherung ermittelt. Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer —> Einkommen je Arbeitnehmer. Bruttonationaleinkommen => Gross national income tritt als umfassender Einkommensbegriff für die Volkswirtschaft an die Stelle des früher benutzen Begriffs des —> Bruttosozialprodukts, mit dem es konzeptionell übereinstimmt. Das B. (zu Marktpreisen) ist gleich dem von den inländischen Einheiten per Saldo empfangenen —> Primäreinkommen. Das B. kann als Summe aus dem —> Volkseinkommen, den Produktions- und Importabgaben an den Staat abzüglich der von ihm geleisteten Subventionen sowie den gesamtwirtschaftlichen Abschreibungen oder als Summe aus dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) und den aus der übrigen Welt empfangenen Primäreinkommen abzüglich der an die übrige Welt geleisteten Primäreinkommen ermittelt werden. Bei der Überleitung aus dem BIP ist zu beachten, dass nach dem ESVG 1995 auch die an die Europäische Union geleisteten Produktions- und Importabgaben sowie die von dort empfangenen Subventionen zu den —» Primäreinkommen aus der übrigen Welt bzw. an die übrige Welt zählen. Das B. umfasst von Inländern empfangene Arbeitnehmerentgelte, Produktionsund Importabgaben abzügl. der Subventionen (gegenwärtig nur empfangene Sonstige Subventionen), per Saldo empfangene Vermögenseinkommen, Bruttobetriebsüberschuss und Bruttoselbständigeneinkommen sowie Abschreibungen. Im Inland entstandene Primäreinkommen, die an die übrige Welt geleistet wurden (ζ. B. Zinsen, Dividenden, Pendlereinkommen, Gütersteuern) werden (anders als beim —• Bruttoinlandsprodukt, BIP) 62

nicht mitgerechnet, dagegen sind diejenigen Primäreinkommen einbezogen, die inländische Wirtschaftseinheiten aus der übrigen Welt empfangen haben. Für das nach dem Inlandskonzept berechnete BIP und das nach dem Inländerkonzept berechnete B. gilt folgender rechnerischer Zusammenhang: Bruttoinlandsprodukt und Bruttonationaleinkommen 1995 in Mrd Euro Bruttoinlandsprodukt 1801,3 + Primäreink. aus übr. Welt 69,5 Arbeitnehmerentgelte 3,5 Vermögenseinkommen 60,1 Nettoproduktionsgaben 1,1 - Primäreink. an übr. Welt 79,0 Arbeitnehmerentgelte 4,2 Vermögenseinkommen 58,0 = Bruttonationaleinkommen 1 791,8 Grundsätzlich kann das B. über die —> Entstehungs-, —* Verwendungs- und —• Verteilungsrechnung ermittelt werden. In der Praxis scheidet der dritte Weg aus, da über die Untemehmensgewinne nur lückenhafte statistische Informationen verfugbar sind. Das B. wird primär als Einkommensindikator angesehen. Es wird insbesondere für Analysen verwendet, die sich auf die Verfügbarkeit, Verteilung und Verwendung von Einkommen beziehen. Ferner dient das B. - allerdings in der Abgrenzung des BSP nach dem ESVG 1979 (—• BSP-Richtlinie) - als Bemessungsgrundlage für die Beiträge der EGMitgliedstaaten zum Haushalt der EG. Als Produktions- und Wachstumsindikator ist das B. bzw. das frühere BSP seit 1992 durch das BIP ersetzt worden. Die —• Deflationierung ist beim BIP weniger problematisch als beim B., bei dem die über die Grenzen fließenden Primäreinkommen nicht in eine Volumen- und Preiskomponente wie bei Gütern zerlegt werden können. Deshalb wird das B. nicht in konstanten Preisen son-

Bruttowertschöpfung dem als Realwert berechnet. Hierzu wird der —» Realwert der Primäreinkommen aus der bzw. an die übrige(n) Welt zum Realwert des Bruttoinlandsprodukts addiert. Bruttoprämien der Versicherungsgesellschaften —»Finanzielle Kapitalgesellschaften setzen sich zusammen aus —• Nettoprämien und dem Dienstleistungsentgelt der Versicherungsgesellschaften. Bruttoproduktionswert —• Output; —> Produktionswert ist der Wert der in einer Periode (von Unternehmen im Produzierenden Gewerbe) produzierten Waren und Dienstleistungen. Der Begriff B. wurde in den Statistiken des Produzierenden Gewerbes im betriebswirtschaftlichen Sinne verwandt und unterscheidet sich von dem Begriff —» Produktionswert in den VGR sowohl nach altem wie nach dem neuen VGRSystem (—• Preiskonzept zu Marktpreisen, aber ohne Mehrwertsteuer, keine —* Nettostellung der Handelsware, keine Bereinigung von —• Scheingewinnen). Im Rahmen der Einfuhrung der EUStrukturverordnung (Verordnung (EG, Euratom) Nr. 58/97 des Rates vom 20. Dezember 1996 über die strukturelle Unternehmensstatistik) findet in den deutschen Wirtschaftsstatistiken allerdings auch eine begriffliche Angleichung an die Definitionen des ESVG 1995 statt. Bruttosozialprodukt wurde im ESVG 1995 durch das -» Bruttonationaleinkommen ersetzt. Konzeptionell sind beide Begriffe identisch. Der Saldo der —> Primäreinkommen gegenüber der übrigen Welt, der beim Übergang vom Bruttoinlandsprodukt auf das B. bzw. das Bruttonationaleinkommen hinzuzurechnen ist, enthält nach dem ESVG 1995 allerdings zusätzlich die an die übrige Welt, d.h. an die EU, geleiste-

ten Produktions- und Importabgaben sowie die von dort empfangenen Subventionen; Bruttowertschöpfung => Gross value added ist ein Maß fur den zusätzlichen Wert, der im Rahmen der Produktion von Waren und Dienstleistungen in einer Periode von produzierenden Einheiten geschaffen wird. Sie gilt als Maßstab für die wirtschaftliche Leistung der—» Wirtschaftsbereiche bzw. —> Sektoren, aus denen gesamtwirtschaftlich das —» Bruttoinlandsprodukt abgeleitet wird. Bei der B. ist, anders als bei der —• Nettowertschöpfung, der Wertverzehr des Anlagevermögens, gemessen an den —» Abschreibungen, noch nicht abgezogen. Berechnet wird die B. im Rahmen der —» Entstehungsrechnung, und zwar bei Marktproduzenten als Differenz zwischen dem —• Produktionswert und den —«· Vorleistungen. Die B. wird dabei bewertet zu —> Herstellungspreisen, d. h. ohne Gütersteuern, aber zuzüglich der empfangenen —> Gütersubventionen (im früheren deutschen VGR-System galt das —• Preiskonzept der Marktpreise). Bei Nichtmarktproduzenten wird die B. demgegenüber additiv aus der Summe ihrer Bestandteile ermittelt, nämlich dem entstandenen (gezahlten) Arbeitnehmerentgelt, den —• Abschreibungen und den gezahlten sonstigen —* Produktionsabgaben, abzüglich sonstiger —» Subventionen. Beim Übergang von der B. zu Herstellungspreisen zum BIP (zu Marktpreisen) sind zum Ausgleich der Bewertungsdifferenzen zwischen Entstehungs- und Verwendungsseite die —> Nettogütersteuern (also der Saldo zwischen Gütersteuern und -Subventionen) global wieder hinzuzufügen. Außerdem muss, wie auch schon im früheren VGR-System, die —* unterstellte Bankgebühr (Zinsspanne der Kreditinstitute) als gesamtwirtschaftlicher Vorleistungsverbrauch abgesetzt 63

Bruttowertschöpfung in konstanten Preisen je Erwerbstätigen werden, weil sie in der unbereinigten B. der —+ Wirtschaftsbereiche noch enthalten ist. Die B. in konstanten Preisen wird i.d.R. nach der Methode der —• doppelten Deflationierung berechnet, indem vom Produktionswert in konstanten Preisen die Vorleistungen in konstanten Preisen abgezogen werden. Bei Nichtmarktproduzenten wird die „reale" B. dagegen (wie in jeweiligen Preisen) durch Addition ihrer Bestandteile in konstanten Preisen ermittelt. Allerdings werden zurzeit als Alternative zu dieser inputbezogenen Berechnung auch outputbezogene Verfahren diskutiert und im Rahmen der europäischen Harmonisierung präferiert. Ableitung der unbereinigten Wertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche 1995 in Mrd Euro Produktionswert zu Herst.pr. 3 104,9 - Vorleistungen 1 420,0 =Bruttowertschöpfg. zu Herst.pr. - Sonst. Nettoproduktionsabgaben

1 684,9 0,5

=Bruttowertschöpfg. zu Faktork. - Arbeitnehmerentgelt =Bruttobetriebsüberschuss - Abschreibungen

1 684,5 997,0 687,5 266,4

=Nettobetriebsüberschuss

421,1

Bruttowertschöpfung in konstanten Preisen je Erwerbstätigen => Gross value at constant prices per person engaged. —> Arbeitsproduktivität. BSP-Abgabe —• Eigenmittel der EU. Bei der Β. handelt es sich um Beiträge der Mitgliedstaaten an die EU im Rahmen der auf dem Bruttosozialprodukt basierenden vierten Eigenmittelquelle. Grundlage ist der Beschluss des Rates der EU vom 24. Juni 1988 über das System der Eigenmittel der Gemeinschaften. Die B. wird auf Basis des ESVG 1979 berechnet. 64

BSP-Richtlinie Die europäische Richtlinie 89/130 zur Harmonisierung der Erfassung des Bruttosozialproduktes zu Marktpreisen (BSPRichtlinie), die der Rat am 13. Februar 1989 erlassen hat, markiert einen Wendepunkt. Mit der B. wurde erstmals die Harmonisierung von VGR-Angaben zu einer gemeinschaftlichen Aufgabe der EU, während dies vorher als nationale Angelegenheit betrachtet wurde. Die Europäische Kommission erhielt grundsätzlich das Recht, unmittelbar geltende Maßnahmen (Entscheidungen) zur BSPHarmonisierung zu erlassen. Auf institutioneller Ebene drückt sich das gemeinschaftliche Interesse an einer BSP-Harmonisierung durch die Einrichtung des BSP-Ausschuss aus. In diesem Verwaltungsausschuss sind, unter dem Vorsitz der Kommission (Eurostat), VGR-Experten aus allen Mitgliedstaaten vertreten. Aufgabe des BSP-Ausschuss ist es, die Kommission bei den Harmonisierungsarbeiten zu unterstützen, die BSP-Angaben, die statistischen Grundlagen und die Berechnungsverfahren zu prüfen sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Vergleichbarkeit und der Vollständigkeit des BSP vorzuschlagen. Außerdem kann die Kommission Maßnahmen zur BSP-Harmonisierung nur nach vorheriger Stellungnahme durch den BSP-Ausschuss erlassen. Die B. kann als Reaktion auf die Verwendung des BSP zur Berechnung der —» Eigenmittel der EU verstanden werden. Im Vordergrund steht daher die Harmonisierung des Jahres-BSP in jeweiligen Marktpreisen. Diese Nutzung von nationalen BSP-Angaben fur administrative Zwecke der EU erfordert ein vergleichbar abgegrenztes und berechnetes BSP der Mitgliedstaaten. Ein erster wichtiger Schritt fur die BSP-Vergleichbarkeit ist die Festlegung einer gemeinsamen Definition. Hierbei war ein Rückgriff auf die Ergebnisse vorheriger Harmonisierungs-

BSP-Richtlinie arbeiten möglich. Die 2. Auflage des ESVG von 1979 (deutsche Ausgabe 1984) enthielt bereits eine europaweit akzeptierte BSP-Definition, die in die B. übernommen und damit rechtsverbindlich wurde. Entsprechend dieser Definition haben die Mitgliedstaaten, so die B., jährlich zum 1. Oktober ihre BSP-Angaben an die Kommission (Eurostat) zu übermitteln. Dagegen stellt die praktische Vergleichbarkeit der nationalen BSP-Angaben ein schwierigeres Problem dar. Zur Bestimmung der praktischen Vergleichbarkeit sind die verwendeten Berechnungsverfahren und die genutzten Statistikgrundlagen zu analysieren. Die B. verpflichtet daher die Mitgliedstaaten innerhalb einer bestimmten Frist eine Beschreibung der Berechnungsmethoden und statistischen Quellen für ihre BSPBerechnung vorzulegen und sie ggf. jährlich zu aktualisieren. Diese Methodenbeschreibungen, die auch für Deutschland ein Novum waren, bildeten die Grundlage für eine völlig neue Qualität der europäischen VGR-Harmonisierung. Durch eine vertiefte Analyse der Methodenbeschreibungen und einem Quervergleich über Mitgliedstaaten können Stärken und Schwächen der jeweiligen BSP-Berechnungen sowie Unterschiede in der Anwendung von ESVG-Regeln sichtbar gemacht werden. Gleichzeitig liefert dieses Vorgehen Ansatzpunkte für gemeinschaftliche Harmonisierungsmaßnahmen. Die im BSP-Ausschuss beratenen Maßnahmen zur BSP-Harmonisierung in der EU lassen sich grob in drei Bereiche unterteilen, nämlich Interpretation von ESVG-Regeln, Entwicklung von Berechnungsstandards sowie Erfassung von —» Schattenwirtschaft. Unterschiede bei allen drei Bereichen können sich verzerrend auf die Höhe des BSP auswirken. Als Standards für die BSP-Berechnung in der EU wurden ζ. B. die Grundsätze zur Berechnung der Wohnungsvermietung

oder der Bereiche Baugewerbe und Handel entwickelt. Daneben konnte die Interpretation einer ganzen Reihe von ESVG-Regeln klargestellt werden. Diese Klärungen betreffen beispielsweise die Abgrenzung des Wirtschaftsgebietes, die Definition von Produktionssteuern und Einfuhrabgaben sowie von Subventionen, die Behandlung von Erträgen thesaurierender Investmentfonds, von Mehrwertsteuerrückzahlungen an Nichtsteuerpflichtige oder von Nullkupon-Anleihen. Ebenso geklärt wurde die Behandlung des Finanzierungsleasing oder von Softwarekäufen. Diese Klärungen beziehen sich auf das für Eigenmittelzwecke zu verwendende ESVG 1979, auch wenn einige Klärungen ihren Niederschlag im ESVG 1995 fanden. Nach Umsetzung der Klarstellungen und der Berechnungsstandards, die in den meisten Mitgliedstaaten bis Ende 1998 erfolgte, konnte die Kommission ihre Vorbehalte gegen die jeweiligen BSPBerechnungen aufheben. Die anschließende Einführung des ESVG 1995 bei gleichzeitiger Beibehaltung des ESVG 1979 für Eigenmittelzwecke erfordert von den Mitgliedstaaten eine BSP-Doppelrechnung und vom BSP-Ausschuss eine Vergleichbarkeitsprüfung der etwa 30 Konzeptunterschiede zwischen den beiden Versionen des ESVG. Literatur: Europäischer Rat, Richtlinie des Rates 89/130 vom 13. Februar 1989 über die Harmonisierung der Erfassung des Bruttosozialprodukts zu Marktpreisen, in: EG-Abi. L 49 vom 21.02.1989. Aus der Reihe Methoden und Grundlagen der Sozialproduktsberechnungen des StBA: R. Bolleyer/N. Räth/S. Kreitmair, Entstehungsrechnung, H. 23 der Schriftreihe Ausgewählte Arbeitsunterlagen zur Bundesstatistik, Wiesbaden 1992; verschiedene Verf., Privater Verbrauch, Staatsverbrauch und Außenbeitrag, Arbeitsunterlage des StBA, Wiesbaden 65

Buchungsregeln 1992; G. Cruse, Ausrüstungsinvestitionen und Vorratsveränderung, Η. 24 der Schriftreihe Ausgewählte Arbeitsunterlagen zur Bundesstatistik, Wiesbaden 1992; D. Mohr/R. Bolleyer, Bauinvestitionen, H. 22 der Schriftreihe Ausgewählte Arbeitsunterlagen zur Bundesstatistik, Wiesbaden 1992; StBA, VGR-Revision 1999: Vom ESVG-79 zum ESVG-95, Arbeitsunterlage der Abt. ΠΙ des StBA, Wiesbaden 2000. Buchungsregeln => Accounting rules legen im —• Kontensystem der VGR fest, wie fur einen bestimmten Aspekt des Wirtschaftsgeschehens das Aufkommen und die Verwendung von Gütern und finanziellen Mitteln, die Veränderungen von Aktiva und Passiva während des jeweiligen Rechnungszeitraums sowie die Bestände an Aktiva und Passiva am Anfang und am Ende dieses Zeitraumes gebucht werden müssen. Im einzelnen regelt das ESVG die Bezeichnimg der beiden Kontenseiten, das Prinzip der doppelten Buchführung, die Bewertung, den Buchungszeitpunkt, die Konsolidierung und Saldierung sowie die Kontenabfolge. Buchwerte —> Vorratsveränderungen. Bund => Central government umfasst als Teilsektor des Staates in den VGR alle zentralen öffentlichen Körperschaften, deren Zuständigkeit sich über das gesamte Wirtschaftsgebiet erstreckt, mit Ausnahme der Körperschaften der Länder, der Zentralverwaltung der Sozialversicherung und der Unternehmen des B. Als B. werden in den VGR die relevanten Transaktionen aus dem Bundeshaushalt (soweit nicht zum Unternehmenssektor zählend) und aus den Sondervermögen des B. zusammengefasst. In den B. einbezogen sind die Sonderver66

mögen —• Lastenausgleichsfonds, —* ERPSonderveimögen, —• Fonds „Deutsche Einheit", —• Kreditabwicklungsfonds, —> Erblastentilgungsfonds, —* Bundeseisenbahnvermögen (ohne das der Deutschen Bahn AG zugewiesene Personal), —» Ausgleichsfonds zur Sicherung des Einsatzes der Steinkohle in der Elektrizitätswirtschaft, —* Entschädigungsfonds sowie —• Ausgleichsfonds fur überregionale Maßnahmen zur Eingliederung Schwerbehinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft. Nicht zum B., sondern zum Sektor Kapitalgesellschaften rechnen dagegen wirtschaftlich tätige Sondervermögen des B. wie die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn (bis zur Zusammenfassung zum Bundeseisenbahnvermögen, aus dem im Zuge der Bahnreform die Deutsche Bahn —* AG ausgegliedert wurde) sowie Kapitalgesellschaften und Quasikapitalgesellschaften, die dem B. ganz oder mehrheitlich gehören. Bundesbankgewinn Der B. rechnet, soweit er an den Bund ausgeschüttet wird, innerhalb der —> Einnahmen des Staates zu dessen Vermögenseinkommen. Allerdings darf die Ausschüttung keine realisierten und nichtrealisierten Kapitalgewinne der Bundesbank aus Gold- und Devisengeschäften enthalten. Diese werden als finanzielle Transaktionen betrachtet. Als Vermögenseinkommen und damit als Einnahmen des Staates gelten Ausschüttungen dann vollständig, wenn sie kleiner als die Nettoeinnahmen der Bundesbank ausfallen. Als Nettoeinnahme gilt die Summe der Zinseinnahmen - abzüglich Zinsausgaben - und anderer Einnahmen der BBk abzüglich Betriebskosten und eventueller Kapitalgewinne, die die Bundesbank bei ihren Interventionen erzielt hat. Ist die Nettoeinnahme niedriger als die Ausschüttung, gilt die Differenz als finanzielle Transaktion (= Entnahme von Anteils-

Bundeseisenbahnvermögen rechten), die ohne Auswirkung auf den -> Finanzierungssaldo des Staates ist. Bundeseisenbahnvermögen zählt in den VGR als —• Sondervermögen (zum Teil) zum —» Bund. B. ist im Zuge der Bahnreform 1994 aus dem Zusammenschluss der beiden Sondervermögen Deutsche Bundesbahn und Deutsche Reichsbahn entstanden. Aus dem B. wurde 1994 die Deutsche Bahn AG ausgegliedert. Aufgaben des B. sind die Verwaltung der übernommenen Bahnschulden, die Versorgung der Bahnbeamten, die Verwaltung und Veräußerung der nicht bahnnotwendigen Grundstücke und Gebäude. Außerdem ist B. Dienstherr der Beamten, die der Deutschen Bahn AG zugewiesen werden. In den VGR wird das B. in zwei Einheiten geteilt. In seiner Funktion als Dienstherr der Beamten wird das B. den Kapitalgesellschaften zugeordnet; das restliche B. ist als Sondervermögen Teil des Sektors Bund.

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c Chemische Erzeugnisse => Chemicals, chemical products and man-made fibres ist eine —> Gütergruppe. Chemische Industrie => Manufacture of chemicals and chemicals products ist ein —> Wirtschaftsbereich. Cif => Cost, insurance,freight ist eine Vertragsformel gemäß den —* Incoterms. Sie spielt im Außenhandel eine wichtige Rolle. In der Außenhandelsstatistik ist C. derjenige Preis, zu dem die eingeführten Güter an der Einfuhrgrenze nachgewiesen werden. Er umfasst den ausländischen Ab-Werk-Preis, die Handelsspanne und die Versicherungs- und Transportkosten zwischen der Produktionsstätte im Ausland und der Grenze des Einfuhrlandes. Er enthält jedoch keine Einfuhrabgaben (vgl. -»· Ab-Zoll-Preis). Für die Einfuhr entspricht der cif-Preis somit dem Herstellungspreiskonzept. Code => Code. Die Gesamtheit der in den Konten zu verbuchenden Transaktionen und sonstigen Ströme sowie Bestände und beteiligten Sektoren werden systematisiert. Hierzu sieht das ESVG 1995 (ebenso SNA 1993) vier Arten von Transaktionen und sonstigen Strömen vor, die mit einem Buchstabencode versehen sind: Ρ (transactions in production), D (distributive transactions), F (financial transactions) und Κ (other flows). Alle Salden haben den Code Β (balancing item). Sektoren sind mit den Codes S.l und S.2, die Vermögensbestände (A) mit AN (nonfinancial assets) und AF (financial assets) gekennzeichnet. 68

COFOG => Classification of the Functions of Government —* Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen ist eine von den Vereinten Nationen herausgegebene Systematik zur Untergliederung primär der Staatsausgaben nach Aufgabenbereichen (funktionale Gliederung). Die letzte Fassung der Systematik wurde in Zusammenarbeit mit der OECD und mit Eurostat überarbeitet und enthält neun Hauptgruppen (früher 14). COICOP => Classification of individual consumption by purpose —» Klassifikation der Verwendungszwecke des Individualkonsums. Commodity-Flow-Rechnung Güterstromrechnung ist eine international gebräuchliche indirekte Methode zur Berechnung von Verwendungsaggregaten des BIP von der Aufkommensseite her. In Deutschland wird sie vor allem zur Ermittlung von aktuellen vierteljährlichen Ergebnissen der —> Ausrüstungsinvestitionen und Teilen der —> Bauinvestitionen verwendet. Dazu werden Güter in möglichst tiefer Gliederung nach Erzeugnis-Arten von ihrem Eintritt in den inländischen Wirtschaftskreislauf an beobachtet. Neue Güter können im Inland produziert oder eingeführt werden. Nach Abzug der Ausfuhr verbleibt die inländische Güterverfügbarkeit, die im Rahmen der C. über die verschiedenen Produktions- und Handelsstufen bis zu ihrem Endverwender verfolgt wird. Auf diesem Weg durchlaufen die Güter Wertschöpfungs-, Lagerungs- und Umbewertungsprozesse, die die C. nachzuzeichnen versucht. Dabei sind allerdings i.d.R. wegen unvollständiger statistischer Informationen

Computerprogramme und Datenbanken Schätzungen und Vereinfachungen erforderlich. So wird in der C. der Ausrüstungsinvestitionen des StBA bereits sehr früh im Güterfluss über die Investitionsanteile von Güterarten entschieden, die auch nichtinvestiv verwendet werden (z.B. als Vorleistungen oder als Privater Konsum), der Handel wird nicht als institutionelle Zwischenstufe gezeigt, sondern es wird auf höherer Güteraggregation für die über den Handel verkauften Investitionsgüter pauschal eine Handelsspanne hinzugeschätzt und auch die zur periodengerechten Abgrenzung zu berücksichtigenden Lagerbestandsveränderungen können nur sehr grob geschätzt werden. Viele Berechnungsunsicherheiten der C. sind in einer —» Investorenrechnung, die direkt beim Endverwender misst, vermeidbar. Die C. hat dafür den Vorzug der höheren Aktualität, kann entsprechend der unteij ährig vorliegenden statistischen Quellen vierteljährlich angewandt werden und vermeidet Lücken bei der statistischen Erfassung der Investitionen einzelner Wirtschaftsbereiche (z.B. im Dienstleistungsbereich). C. und Ihvestorenrechnung können über —• Investitionskreuztabellen zusammengeführt werden und kontrollieren sich gegenseitig. Commodity χ commodity-Tabelle => Product χ product-Tabelle ist eine rein gütermäßig abgegrenzte —> Input-Output Tabelle. Sie zeigt die —* Produktionsverflechtung zwischen den Produktionsbereichen (Vorleistungen) und enthalten Angaben zur Letzten Verwendung von Gütern sowie zu den Komponenten der Bruttowertschöpfung (Primärinputs). Die C. bildet den Ausgangspunkt fur die —> Input-Output Analyse. Computerprogramme und Datenbanken => Computer software and large data bases. Gewichtiger Teil (1995 etwa 3/4) der -»· immateriellen Anlagen, die nach den

Konzepten des SNA 1993 und ESVG 1995 in die —> produzierten Vermögensgüter einzubeziehen sind. Es ist zwischen erworbenen und selbsterstellten C. zu unterscheiden. Letztere machen nach Schätzungen des StBA 1995 etwa 1/3 der gesamten C. aus. Beide internationale Leitsysteme der VGR nehmen keine operationalen Begriffsbestimmungen der C. vor. Die deutschen VGR orientieren sich an den im Folgenden erläuterten konzeptionellen Abgrenzungen. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff „Software" synonym mit C. verwendet, obwohl „Software" in anderen Zusammenhängen sehr viel mehr umfassen kann. Programm-technische Datenbankkomponenten sind im Begriff der Software bzw. der C. ohne weitere Erläuterung einbezogen. Die eigentlichen Datenbestände i.e.S. als inhaltlicher Teil von Datenbanken werden hier aus systematischen Gründen gesondert aufgeführt, obwohl auch sie in praktischen Schätzungen zu den VGR i.d.R. implizit in einer der beiden Kategorien (erworben oder selbst erstellt) enthalten sind. Das StBA nimmt für Zwecke der VGR die in der Übersicht gezeigten theoretischen Abgrenzungen vor. 1. Erworbene Computerprogramme: Zum Erwerb von Computerprogrammen rechnen in den VGR konzeptionell auch solche Transaktionen, die formalrechtlich zwar als Lizenzverträge abgeschlossen werden, jedoch wie ein echter Kauf durch Einmalzahlung beim Erwerb, durch die prinzipielle Möglichkeit der Weiterveräußerung an Dritte und durch bilanzielle Aktivierung gekennzeichnet sind. Die „Originale" an Software, die hinter „echte" Lizenzierungen mit fortlaufenden Lizenzzahlungen über eine vereinbarte Vertragszeit stehen, fallen demgegenüber eher unter die Kategorien der selbsterstellten Software der Lizenz gebenden Softwarehäuser. Zur wertmäßigen Abgren69

Computerprogramme und Datenbanken Computerprogramme und Datenbanken als Teil der immateriellen Anlagen VGR-Behandlung als Immaterielle ökonomische Erscheinungsform Anlage keine Ausrüstungen erworben selbster- Anlage stellt Erworbene Computerprogramme Mit EDV-Hardware zusammen erworbene Sofitw. In Maschinen und Geräten fest integrierte Softw. Eigenständig erworbene Software Eigentumswechsel an Softwarerechten

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Selbsterstellte Computerprogramme Entwicklungen für interne Eigenzwecke Entwickig. für d. Markt (ohne Softwarehäuser) Produktintegrierte Softw. in industr. Fertigungen Produktunterstützende Dienstleistungssoftware Eigenentwicklungen von Dienstl.anbietern Entwicklungen der Softwarehäuser Langlebige Standardsoftware-Originale Permanententwicklungfirmenspezif.Software Grundlagenforschung im Softwarebereich Datenbestände als Teil der Datenbanken Käufe bilanzfähiger Datenbestände Selbsterstellte Datenbestände für den Markt Erstaufbau vermarkteter Datenbestände Pflege und Wartung vermarkteter Datenbestände Datenbestände für interne Eigenzwecke zung dienen ansonsten prinzipiell die gleichen grundlegenden Investitionskriterien (Nicht-Geringwertigkeit, Einsatz im Produktionsprozess länger als ein Jahr), wie bei materiellen Investitionsgütern. Jedoch sind einige Besonderheiten der Abgrenzung erwähnenswert. Per Konvention sollen in den VGR hardwarenahe Firmware, im Hardwarepreis enthaltene Betriebssysteme, Treibersoftware und sonstige mit dem Anschaffungswert des Hardwarekauf direkt „gebündelte" Software nicht aus der bilanzierten EDV-Hardware herausgeschätzt, sondern mit der Hardware zusammen in den Ausrüstungsinvestitionen verbucht werden. Des Weiteren sind Maschinen und Anlagen mit speziellen, voll integrierten und nicht getrennt abgerechneten

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X X X X X X X

X X X X Softwarepaketen wie auch die zahllosen an Mikroprozessoren gebundenen Softwaresteuerungen (Embedded Software) in Maschinen, Geräten und Fahrzeugen in den VGR weiterhin nur als Teil der materiellen Anlagegüter zu erfassen, da eine Trennung des materiellen Teils von Anlagegütem von jedweder hardwarenahen Software weder statistisch möglich noch analytisch sinnvoll ist. Erworbene Software wird seit jeher sehr grob auch in Individual- und Standardsoftwaie untergliedert. Die Grenzen zwischen diesen beiden Kategorien verschwimmen zunehmend und werden verdrängt oder ergänzt durch Mischformen, die gelegentlich unter dem Begriff der Komponentenware zusammengefasst werden. Komponentenware kennzeichnet

Computerprogramme und Datenbanken den Trend zu individualisierten Softwarelösungen aus immer tiefer gestaffelten Standardmodulen. Die Hersteller der Module sehen sich selbst vielfach als Hersteller von Standardsoftware. Bei den Softwarekäufern kommt, gegebenenfalls mit Hilfe von zwischengeschalteten Beratern, letztlich aber Individualsoftware an. Wenngleich die genannte Grobklassifizierung fur konzeptionelle Abgrenzungsfragen in den VGR nicht unmittelbar geeignet erscheint, kann sie jedoch die Diskussion über Umfang und Abgrenzung der selbsterstellten Software der Softwarehäuser beeinflussen. Zur Abgrenzimg von Softwareinvestitionen seien ferner die Fälle von Rechteverkäufen an Softwareprodukten angesprochen. Zumeist werden dabei nicht einfach nur Lizenzrechte an klar und eng abgegrenzten Marktprodukten transferiert, sondern zugleich das gesamte hinter einer Software stehende, komplexe Unternehmens-Know-How, das beim verkaufenden Softwarehersteller in einem zeitlich und funktional-inhaltlich nicht eingrenzbaren, permanenten Entwicklungsprozess entstanden ist. In den VGR sind diese Ausgaben, wie generell die F&E-Ausgaben, zuvor nicht als Anlageinvestition bewertet worden. Im Zuge solcher Transaktionen wechseln vielfach sogar die Softwareentwickler zum Käufer über, so dass der Transfer den Charakter einer vollständigen oder partiellen Firmenübernahme hat. Die tatsächlich gezahlte Kaufsumme übersteigt in diesen Fällen den Wert der ausgewiesenen Aktiva zumeist um ein Vielfaches. In den Kategorien der VGR handelt es sich hier um aktivierte Firmenwerte, d.h. den Transfer immaterieller nichtproduzierter Vermögensgüter. 2. Selbsterstellte Computerprogramme: Selbsterstellte Computerprogramme können in fast allen Sektoren und Wirtschaftsbereichen der Volkswirtschaft von Bedeutung sein. Da in Deutschland

selbsterstellte immaterielle Güter ausdrücklich nicht bilanziert werden dürfen, gibt es hierzu keine Steuer- oder handelsrechtliche Abgrenzungen, so dass in den VGR, über die allgemeinen Investitionskriterien (Nichtgeringwertigkeit, mehrjährige Nutzungsdauer, Bezug zum Produktionsprozess) hinaus, definitorische Konventionen zur Abgrenzung festzulegen sind. Bei selbsterstellter Software fiir interne Eigenzwecke können folgende Positivkriterien, jedes für sich, als Indiz fur die Einbeziehung in den Anlagebegriff sprechen: a) es gibt auf dem Markt nach Funktionalität und Leistungsfähigkeit annähernd vergleichbare Software zu investitionsrelevanten Preisen tatsächlich zu kaufen; b) eine vergleichbare Software könnte wegen des Umfangs und der Komplexität auch gut bei einem Softwarehaus in Auftrag gegeben werden; c) die selbsterstellte Software ist ein eigenständiger, ergänzender Bestandteil eines bestehenden Hardware-Software-Systems, das bereits zum Anlagevermögen zählt. Einen deutlich anderen Charakter haben eigene Softwareentwicklungen, die in direktem Zusammenhang mit vermarkteten Produkten stehen, oder zu deren Bestandteil werden, d. h. fiir den Markt erstellt werden (Softwarehäuser seien zunächst ausgeklammert). Dieser Bereich bindet zunehmende Kapazitäten in den Entwicklungsabteilungen von Industrieunternehmen und bestimmten Dienstleistungsbranchen. Auf die praktische Unmöglichkeit, produktintegrierte industrielle Software verwendungsseitig (d. h. aus der Käufersicht) konsequent von ihren materiellen Trägern zu trennen, wurde bei der Abgrenzung erworbener Software bereits hingewiesen. Es ist allerdings noch zu entscheiden, ob bei solchen materiell gebundenen Software-Entwicklungen „Originale" mit zukunftsorientier71

Computerprogramme und Datenbanken ten Nutzungs- und Erwerbsperspektiven im Sinne des ESVG 1995 entstehen. Dies ist zu verneinen. Die generelle Behandlung von F&E ist aus guten, pragmatischen Gründen auch in den neuen internationalen VGR-Systemen nicht in den Begriff der produzierten Anlagegüter einbezogen worden. Softwareelemente sind aus diesem F&E - Komplex nicht herauszulösen, vielmehr wird die F&E materieller Güter zunehmend durch Softwareentwicklungen geradezu dominiert. Dagegen ist eigenständige, produktunterstützende Dienstleistungssoftware (z. B. Softwaresysteme zur Ausbildung, Einarbeitung und Betreuung von Kunden oder zur Wartung und Ferndiagnose im Bereich des produktbezogenen Service) und Software-Eigenentwicklungen von Dienstleistungsanbietern (ζ. B. kommerzielle Datenbankbetreiber, Rechenzentren, Branchendienste) nach den oben genannten Positivkriterien konzeptionell in die selbsterstellte Software einzubeziehen, jedoch nur in Höhe des Erstaufwands der Programmentwicklungen. Der beträchtliche laufende Aufwand, um derartige Software bei im wesentlichen unveränderten Leistungsspezifikationen lediglich vermarktungsfahig zu halten, ist dagegen keine Investition. Programmentwicklungen in Softwarehäusern (einschließl. Dienstleistungsuntemehmen der Softwareberatung) nehmen eine besondere Stellung ein. Der Entwicklungsaufwand bei der Herstellung sogenannter Individualsoftware (spezielle Unikate im Einzelauftrag, ggf. auch modular zusammengestellt) ist nicht beim Softwarehaus, sondern in Höhe des abgerechneten Auftragsvolumens beim Auftraggeber als Investition (erworbene Software) zu erfassen. Jedoch kann das ESVG 1995 hinsichtlich der von Softwareproduzenten vermarkteten sog. Standardsoftware dahingehend interpretiert werden, dass zusätzlich zur Investition 72

beim Käufer von Standardsoftware noch die Schöpfung fiktiver „Originale" beim Softwarehersteller zu unterstellen ist. In Analogie zu künstlerischen Originalen (z.B. dem Manuskript eines Schriftstellers oder der Mastercopy eines Filmes —• Urheberrechte) werden sie als die längerfristige Kapitalstock-Basis für die zukünftigen Erträge der Softwarehäuser aufgefasst, sind somit zusätzliche unterstellte Produktion und Investition. Diese Vorstellung entspricht allerdings nur noch teilweise der Realität heutiger Softwareproduktion, die sich mit schnellen Versionsfolgen und mit zunehmend modular geprägter Individualisierung von Standardanwendungen permanent an schnell wechselnde Marktanforderungen anpasst. Tatsächlich bietet sich im modernen Softwaregeschäft heute eher eine Analogie zu industriellen Fertigungen als zur Herstellung künstlerischer Originale an. Bei echten Lizenzierungen von Standard- oder Individualsoftware liegt die Investition dagegen (analog zum Herstellerleasing) stets beim Softwarehersteller oder einem autorisierten Lizenzgeber. Aufwendungen für Grundlagenforschung auf dem Softwaregebiet rechnen nicht zu den Anlageinvestitionen, da entweder noch keine Vermarktungsperspektive gegeben ist oder keine unmittelbar zurechenbare Rendite des Forschungsaufwands kalkulierbar ist. 3. Datenbestände als Teil der Datenbanken: Datenbanken werden im ESVG 1995 begrifflich mit den Computerprogrammen zusammengefasst. Zur gedanklichen Klarheit der Abgrenzungen sollten die technisch-strukturellen Datenbankkomponenten (Datenbank-Management-System einschl. peripherer Software, Problemanalyse und Festlegung von System- und Datenstrukturen, Einrichtung von Abfragesystemen, usw.) von den eigentlichen Datenbeständen getrennt werden. Erstere können allesamt unter die bereits diskutierten Arten an erworbener

Computerprogramme und Datenbanken oder selbsterstellter Software subsumiert werden. Sie dürften auch bei Erhebungsoder Schätzverfahren implizit automatisch mit einbezogen sein. Es ist folglich nur noch die VGR-Behandlung der eigentlichen Datenbestände zu diskutieren. Der entgeltliche Handel mit bilanzfähigen Datenbeständen dürfte insbesondere immer dann wertmäßig investitionsrelevant sein, wenn er auf individuelle Bedürfiiisse von Käufern zugeschnitten wird. Solche Käufe sind ζ. B. in Kombination mit untemehmensintemen Datenbeständen beim Einsatz von DataWarehouse-Systemen und Data-MiningTechniken für breite Untemehmensschichten interessant. Bei selbsterstellten Datenbeständen kann konzeptionell, analog zur selbsterstellten Software, zwischen Datenbeständen für interne Eigenzwecke und solchen für kommerzielle Zwecke („für den Markt") unterschieden werden. Zur letzteren Kategorie zählen Datenbestände, die von kommerziellen Datenbankbetreibem vermarktet werden. Es sind dies vor allem die bereits erwähnten Dienstleistungsanbieter, die auch als potenzielle Hersteller investiver Computerprogramme in Frage kommen. Als Anlageinvestition ist nur der Aufwand bis zur erstmaligen Vermarktungsfähigkeit von Datenbeständen sowie sehr grundlegende Erweiterungen der Inhalte von Datenbanken, zum Beispiel zur Erschließung neuer Kundenkreise, anzusehen. Die permanente Pflege und Aktualisierung wird konzeptionell nicht einbezogen, auch dann nicht, wenn mit ihr eine fortlaufende Erhöhung des Datenbestands einhergeht. Normalerweise erhalten solche erweiternden, fortlaufenden Aktualisierungen lediglich die Vermarktungsfahigkeit schlechthin, erhöhen jedoch nicht den Ertragswert einer Datenbank. Andererseits würden die meisten Datenbanken ohne fortlaufende Aktualisierung in sehr kurzer Zeit jedweden Ertragswert verlieren.

Der Aufbau und die Pflege von Datenbeständen für interne Organisations-, Geschäfts- oder Verwaltungszwecke (z.B.: Kunden-, Patienten-, Klienten-, Mitgliederdateien aller Art, Sortimentslisten, Einkaufsstücklisten, Lagerbestandsdaten, interne Personaldateien, ferner von Amts wegen geführte BehördenDateien wie zum Beispiel Kfz-Zulassungsdaten, Einzeldaten der Sozialversicherungsinstitutionen und der staatlichen Sicherheitsorgane, Einzeldaten von Banken-, Versicherungs- und sonstigen Aufsichtsorganen) sind nach dem ESVG 1995 als Hilfstätigkeiten einzustufen und werden konzeptionell nicht in die immateriellen Anlagen einbezogen. Statistische Basis zu den Computerprogrammen: Die Datengrundlage zu Computerprogrammen und Datenbanken ist in Deutschland derzeit sehr schwach. Amtliche Erhebungen zur erworbenen Software sind erst ab dem Jahr 2000, nur in mehrjährigen Abständen und nicht in allen Wirtschaftszweigen vorgesehen. Für die Vergangenheit, in Zwischenjahren und für statistisch nicht abgedeckte Wirtschaftszweige muss die VGR auf nichtamtliche Befragungen und sonstige Quellen zurückgreifen, die in ihren inhaltlichen und regionalen Zusammensetzungen und Differenzierungen zumeist weit von geforderten VGR-Abgrenzungen entfernt sind. Wegen des erwähnten generellen bilanziellen Aktivierungsverbots zu den selbsterstellten immateriellen Gütern in Deutschland sind Anhaltspunkte zur Höhe der selbsterstellten Software vermutlich auf lange Sicht nur aus modellartigen Schätzungen zu gewinnen. Der Schätzansatz des StBA geht von Beschäftigtenangaben der jährlichen Mikrozensen in EDV-typischen Berufen aus. Dieser Schätzansatz bezieht die Erfassung investiver Datenbestände implizit mit ein. Gerald Cruse

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CPA CPA => Classification of Products by Activity. —> Güterklassifikation in Verbindung mit den Wirtschaftszweigen.

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D

Darlehen der Bausparkassen Verbindlichkeiten aus der Aufnahme von Buchkrediten bei Bausparkassen für Neubau- oder Bestandsfinanzierungen in der Wohnungswirtschaft oder der damit verbundenen Folgeeinrichtungen. Dazu gehören in erster Linie die Zuteilungsdarlehen, daneben aber auch Kredite zur Vor- bzw. Zwischenfinanzierung und sonstige Darlehen. Darlehen der Versicherungen Im Wesentlichen Verbindlichkeiten aus der Aufnahme von Buchkrediten bei inländischen Versicherungsunternehmen. Dies sind vor allem Darlehen und Vorauszahlungen auf Versicherungsscheine, Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen, Hypotheken sowie Grund- und Rentenschulden. Früher waren in dieser Position auch Beteiligungen der Versicherungen an Nichtaktiengesellschaften eingeschlossen; sie sind jetzt gesondert unter der Position —> „sonstige Anteilsrechte" auszuweisen. Darstellungseinheiten => Analytical units, => Units of analysis sind die für Zwecke der VGR verwendeten Einheiten, die nicht mit den beobachteten statistischen Einheiten zusammen fallen müssen. So verwendet das ESVG institutionelle Einheiten, örtliche fachliche Einheiten und homogene Produktionseinheiten. In der Praxis ergeben sich diese drei Einheiten durch Zusammenfassung oder Aufspaltung der —> Erhebungseinheiten in den Basisstatistiken. Die Wahl der D. wird neben den statistischen Gegebenheiten ganz wesentlich von den tatsächlichen oder angestrebten Verwendungszwecken der Ergebnisse bestimmt, sie wird weitgehend durch das —> Lieferprogramm festgeschrieben.

Eine institutionelle Einheit liegt vor, wenn diese Einheit zum einen wirtschaftlicher Entscheidungsträger ist, das heißt eigenverantwortlich ökonomische Tätigkeiten ausübt, und zum andern über ein vollständiges Rechnungswesen mit Informationen über die Verwendung bzw. Verteilung des Betriebsüberschusses einschließlich Vermögensbilanz verfugt. Die institutionellen Einheiten bilden die Bausteine für die volkswirtschaftlichen Sektoren (Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, Finanzielle Kapitalgesellschaften, Staat, Private Haushalte, Private Organisationen o.E.) und dienen vor allem der Darstellung der Einkommens-, Vermögensbildungs- und Finanzierungsvorgänge. Dem —• Kontensystem der VGR liegt die institutionelle Zuordnung zugrunde. Für eine institutionelle Einheit können mehrere örtliche fachliche Einheiten nachgewiesen werden. Örtliche fachliche Einheiten können bestimmt werden, wenn mindestens folgende Größen vorliegen: Produktionswert, Vorleistungen, Arbeitnehmerentgelte, Betriebsüberschuss, Beschäftigte und Bruttoanlageinvestitionen. Die örtliche fachliche Einheit entspricht in Deutschland in der Regel dem Unternehmen. Örtliche fachliche Einheiten werden für die Darstellung der Produktionsvorgänge verwendet und anhand ihrer Haupttätigkeit zu —• Wirtschaftsbereichen zusammengefasst. Die Haupttätigkeit ist die Tätigkeit mit dem höchsten Bruttowertschöpfungsanteil. Die örtlichen fachlichen Einheiten können Nebentätigkeiten enthalten. Sie sind die Darstellungseinheiten für alle nach Wirtschaftsbereichen gegliederten Angaben, wie z.B. in den —• Aufkommens- und Verwendungstabellen. Die in der —> Entstehungsrechnung nach Wirtschaftsbereichen maßgeblichen örtlichen fachlichen Ein-

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Datenbanken heiten können nach bestimmten Schlüsseln in —» Sektoren umgerechnet werden. Die D. der —• ΙΟ-Rechnung sind, da die Beschreibung der Produktionsverflechtung im Vordergrund steht, homogene Produktionseinheiten, die nach produktionsrelevanten Merkmalen abgegrenzt sind und bezüglich des Outputs, der Produktionstechnologie und der Inputstruktur möglichst gleichartig sein sollen. Sie sind unter streng fachlichen Gesichtspunkten abgegrenzt, erzeugen also jeweils nur Güter einer bestimmten Gütergruppe. Die Produktionstätigkeit der homogenen Produktionseinheiten umfasst - anders als die von örtlichen fachlichen Einheiten - keine Nebentätigkeiten, wie beispielsweise die Erzeugung von Strom oder die Errichtung von Bauten durch ein Unternehmen mit anderer Haupttätigkeit. Für diese Nebentätigkeiten werden eigene Einheiten gebildet, so dass ein Unternehmen mit Nebentätigkeiten in mehrere homogene Produktionseinheiten aufgeteilt wird. Hilfstätigkeiten werden dagegen nicht von der Haupt- oder Nebentätigkeit, zu der sie gehören, getrennt. Hilfstätigkeiten sind beispielsweise Leistungen der Verwaltung, des Werkverkehrs oder Reparaturleistungen. Es handelt sich um Dienstleistungen, die in jeder ähnlichen Produktionseinheit vorkommen und nur fur die Produktionseinheit erbracht werden. Die so definierten Produktionseinheiten werden zu Produktionsbereichen zusammengefasst, die frei von Nebentätigkeiten sind. Datenbanken => Computer and related activities. —> Computerprogramme und Datenbanken. Datengrundlage => Data sources der VGR ist das gesamte Datenangebot der amtlichen Statistik, hauptsächlich der Wirtschaftsstatistik, das um weitere ad76

ministrative und nichtamtliche Datenquellen ergänzt wird. Die verwendeten Statistiken sind nicht eigens für Zwecke der VGR konzipiert, sondern erfüllen auch andere Informationszwecke; insofern kann man also nicht von einer „VGR-Statistik" im Sinne einer Erhebung sprechen. Allerdings werden in enger Zusammenarbeit zwischen Fachstatistikern und Gesamtrechnern die Abgrenzungen und Definitionen der VGR soweit wie möglich bei den Erhebungen berücksichtigt, so dass von den VGR durchaus eine koordinierende Funktion auf das gesamte statistische System ausgeht. Auch auf europäischer Ebene hatte das ESVG 1995 starken Einfluss auf zentrale Statistikvorhaben der EU, wie die strukturelle Unternehmensstatistik oder die EU-Konjunkturstatistik (—> Harmonisierung). Bei den D. kann unterschieden werden zwischen mehrjährlichen, jährlichen und unteijährlichen Statistiken sowie zwischen Primär- und Sekundärstatistiken. a) Mehrjährliche Statistiken können nur im Rahmen von größeren —• Revisionen der VGR einbezogen werden, weil sie sich in die laufenden Berechnungen nicht integrieren lassen, ohne zu Brüchen in den Zeitreihen zu fuhren. Beispiele für solche mehljährlichen Erhebungen sind die Volks-, Berufs-, Gebäude-, Wohnungs- und Arbeitsstättenzählung (zuletzt 1987 im Früheren Bundesgebiet), die Handels- und Gaststättenzählung für 1993, die Handwerkszählung für 1995 sowie die fünfjährlichen Einkommensund Verbrauchsstichproben (zuletzt für 1998). b) Die jährlichen Statistiken sind meist die Datengrundlage für den fachlich tief gegliederten jährlichen Ergebnisnachweis in den VGR. Für die —* Entstehungsrechnung des BIP sind zur Ermittlung der Produktionswerte die jährlichen Unternehmenserhebungen von zentraler Bedeutung, insbesondere in den

Datengrundlage Bereichen des Produzierenden Gewerbes, femer auch im Groß- und Einzelhandel und in einigen Verkehrsbereichen, ergänzt um Angaben aus der vierteljährlichen Handwerksberichterstattung. Die Berechnungen für die Landwirtschaft basieren auf umfangreichem Material der Agrarstatistik. In Bereichen ohne primärstatistische Abdeckung kann zur Ermittlung der Produktionswerte auf Ergebnisse der Umsatzsteuerstatistik zurückgegriffen werden (also vor allem im Bereich der sonstigen Dienstleistungsunternehmen). Die Berechnung der Vorleistungen stützt sich auf ein System von Kostenstrukturstatistiken, die als Stichprobenerhebungen durchgeführt werden und teilweise jährlich (im Produzierenden Gewerbe), teilweise vieij ährlich (in den meisten anderen Wirtschaftsbereichen) zur Verfügung stehen. Besondere Datengrundlagen gibt es für die Kreditinstitute, wo sich die Berechnungen im Wesentlichen auf die von der Deutschen Bundesbank zusammengestellten Gewinn- und Verlustrechnungen der Kreditinstitute stützen, für die Versicherungsuntemehmen stehen Angaben vom Bundesaufsichtsamt fur das Versicherungswesen zur Verfügung. Einen Sonderfall stellt der Bereich Wohnungsvermietung dar, dessen Produktionswert (Wohnungsmieten einschließlich unterstellte Mieten für Eigennutzung) an Hand von Angaben über die Wohnungsfläche und die Durchschnittsmieten bestimmt wird. Für den Sektor Staat können die VGR-Angaben weitgehend aus der Finanzstatistik abgeleitet werden. Bei den Privaten Organisationen o.E. greifen die Berechnungen auf Angaben der Beschäftigten- und Entgeltstatistik der Bundesanstalt für Arbeit zurück. Zur —» Verwendungsrechnung des BIP werden ebenfalls eine Vielzahl von Statistiken herangezogen. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte werden primär auf der Grundlage der Umsätze der verschiedenen Lieferbereiche berech-

net und gehen dabei im Prinzip von den gleichen Datenquellen wie die Entstehungsrechnung aus. Diese Verkäufe werden mit Konsumabsatzquoten kombiniert, die hauptsächlich aus den Handels- und Handwerksstatistiken vorliegen. Ergänzt werden diese Ergebnisse durch gütermäßige Sonderrechungen, etwa bei Tabakwaren, Brenn- und Kraftstoffen oder Kraftfahrzeugen (Zulassungen des Kraftfahrtbundesamtes). Beim Lieferbereich Wohnungsvermietung ist der gesamte Produktionswert als private Konsumausgaben zu behandeln. Die Käufe bei der öffentlichen Verwaltung werden aus sehr tief gegliederten Angaben aus der Finanzstatistik des Bundes, der Länder und Gemeinden abgeleitet. Zur Plausibilisierung werden Ergebnisse von Haushaltsbefragungen (fünfjährliche Einkommens- und Verbrauchsstichprobe) und der InputOutput-Rechnung herangezogen. Statistische Quellen für die Berechnimg der Konsumausgaben des Staates sind für den Bund die Rechnungsergebnisse für den Bundeshaushalt einschließlich seiner Sondervermögen (bereitgestellt vom Bundesministerium der Finanzen) und für Länder und Gemeinden die Ergebnisse der Finanzstatistik in tiefer Gliederung nach Einnahme- und Ausgabearten. Darüber hinaus werden Rechnungsergebnisse der Sozialversicherungsträger einbezogen. Die Berechnung der Bruttoanlageinvestitionen stützt sich auf zwei voneinander unabhängige, sich ergänzende Berechnungsmethoden, nämlich eine Güterstromrechnung und eine Investorenrechnung. Die Investorenrechnung basiert vor allem auf den jährlich durchgeführten Investitionserhebungen im Produzierenden Gewerbe und im Handel sowie ergänzenden Informationen, kann aber keine vollständige Abdeckung erreichen. Nach der —• Commodity-flow-Methode werden die Ausrüstungsinvestitionen hergeleitet aus Angaben über die Produktion von Inves77

Datengrundlage titionsgütern aus der vierteljährlichen Produktionsstatistik (ergänzt um Umsätze aus dem Monatsbericht im Verarbeitenden Gewerbe) sowie aus Ergebnissen über die Ein- und Ausfuhr von Investitionsgütern aus der monatlichen Außenhandelsstatistik. Zur Berechnung der Bauinvestitionen wird einmal auf die Jahreserhebung bzw. Totalerhebung im Bauhauptgewerbe zurückgegriffen, fur die Ausbauleistungen auf Ergebnisse der Umsatzsteuerstatistik bzw. der vierteljährlichen Handwerksberichterstattung, die Baunebenkosten werden ebenfalls aus der Umsatzsteuerstatistik und der Kommunalfmanzstatistik abgeleitet, aus den Kostenstrukturstatistiken stammen Angaben über selbsterstellte Anlagen in anderen Wirtschaftsbereichen. Die Eigenleistungen am Bau, die auch Nachbarschaftshilfe und Schwarzarbeit einschließen, werden modellgestützt geschätzt. Bei den immateriellen Anlageinvestitionen wird zur Schätzung der erworbenen Software von Stichprobenergebnissen aus dem ifoKonjunkturtest ausgegangen, die mittels unterschiedlicher Hochrechnungsfaktoren auf die Gesamtwirtschaft hochgerechnet werden. Die selbsterstellte Software wird in einem Modell auf der Grundlage von Informationen über DV-Berufe aus dem Mikrozensus und Personalkostensätzen geschätzt. Zur Berechnung des Wertes von künstlerischen Originalen (Urheberrechte) stehen Kosteninformationen über Fernsehproduktionen und Kinofilme sowie Angaben von Verwertungsgesellschaften zur Verfugung. Die Berechnung der Vorratsveränderungen (Lagerinvestitionen) stützt sich vor allem auf die jährlichen Investitionserhebungen im Produzierenden Gewerbe und die Jahreserhebungen im Handel; fur die Umrechnung auf Jahresdurchschnittspreise werden überwiegend Erzeugerpreisindizes in tiefer Gliederung verwendet. Schließlich wird der Außenbeitrag als Differenz aus Ex- und Importen aus An78

gaben der monatlichen Außenhandelsstatistik (Waren) und der Zahlungsbilanzstatistik (Dienstleistungen) abgeleitet. Im Rahmen der Verteilungsrechnung werden zum einen die Arbeitnehmerentgelte berechnet. Dabei werden die Bruttolöhne- und -gehälter in zwei sich ergänzenden Rechengängen ermittelt. Zum einen liegen aus einer Reihe von Einzelstatistiken für Wirtschaftsbereiche Daten über gezahlte Löhne und Gehälter vor; fur die übrigen Bereiche muss auf Angaben über Arbeitnehmer (aus der Erwerbstätigenrechnung) und Durchschnittsverdienstindikatoren (Tarifunterlagen, Verdienststatistik) zurückgegriffen werden. Zum anderen lassen sich die Verdienste anhand der Angaben über die Beitragseinnahmen der Sozialversicherungsträger und deren Beitragssätze berechnen, ergänzt um Zuschätzungen für Gehälter, die nicht der Beitragspflicht unterliegen. Die Zahlen über tatsächliche und unterstellte Sozialbeiträge der Arbeitgeber werden überwiegend aus Geschäftsstatistiken der Sozialversicherungsträger und anderer Institutionen sowie aus Statistiken der Versicherungsunternehmen abgeleitet. Datenquellen fur die Einkommen aus Zinsen und Pachten sind die Bankenstatistik der Deutschen Bundesbank (Kreditbestände und Zinssätze), die Gewinnund Verlustrechnungen von Kreditinstituten und Versicherungsunternehmen, die Finanzstatistik (Zinsen auf die Staatsschuld), die Zahlungsbilanz (Zinsen von/ an die übrige Welt) sowie Landwirtschaftsstatistiken (landwirtschaftliche Pachten). Die Ausschüttungen der Kapitalgesellschaften als wichtiger Bestandteil der Vermögenseinkommen werden an Hand der Einnahmen aus der Kapitalertragsteuer berechnet. Die Gewinne sowie die entnommenen und nicht entnommenen Gewinne der Kapitalgesellschaften lassen sich nur als Salden der Verteilungstransaktionen ermitteln.

Datengrundlage Datenquellen für die Darstellung der wichtigsten Umverteilungsvorgänge, also der sekundären Einkommensverteilung (direkte Steuern, Sozialbeiträge, soziale Leistungen) sind die Finanzstatistik sowie die Geschäftsstatistiken der Sozialversicherungsträger und der Versicherungsuntemehmen. Die Berechnimg der Nettoprämien und der Leistungen von Schadenversicherungen erfolgt auf der Grundlage von Daten des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen. Die übrigen laufenden Transfers wie Verwaltungsgebühren, Strafen, Erstattungen im Rahmen der Sozialhilfe und internationale private Übertragungen können überwiegend an Hand der finanzstatistischen Ergebnisse oder aus der Zahlungsbilanz ermittelt werden. Die —» Input-Output-Rechnung baut auf den Ergebnissen der Entstehungs-, Verwendungs- und Verteilungsrechnung auf und greift dabei im Prinzip auf die gleichen Datengrundlagen zurück. Da bei den —• ΙΟ-Tabellen des StBA die gütermäßige Verflechtung im Mittelpunkt steht, spielen hier die vierteljährliche Produktionsstatistik (Sonderaufbereitung mit Jahresdaten) sowie die Außenhandelsstatistik und die nur vieljährlich durchgeführte Material- und Wareneingangserhebung im Verarbeitenden Gewerbe und Bergbau eine wichtige Rolle. Die —* Regionalen VGR verwenden in ähnlicher Weise wie die nationalen VGR das gesamte verfügbare Datenmaterial, allerdings stehen hier hauptsächlich die entsprechenden Betriebsstatistiken im Vordergrund, weil es um die Regionalisierung der VGR-Aggregate geht. Zur Berechnung der VGR-Aggregate in konstanten Preisen wird das gesamte Datenmaterial der amtlichen Preisstatistik zur —* Deflationierung der Wertangaben in jeweiligen Preisen herangezogen. Die Preisstatistiken werden in der Regel monatlich für verschiedene Bereiche erstellt (z.B. Erzeugerpreise land- und forstwirt-

schaftlicher Produkte, Erzeugerpreise gewerblicher Produkte, Baupreise (vierteljährlich), Großhandelsverkaufspreise, Einzelhandelspreise, Verkehrspreise, Verbraucherpreise, Aus- und Einfuhrpreise). Auch die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital gehören zum Darstellungsbereich der VGR. Zum Nachweis der Erwerbstätigkeit gibt es eine eigenständige erwerbsstatistische Gesamtrechnung, die alle verfügbaren Datenquellen zusammenführt. Neben den bereits erwähnten Fachstatistiken für verschiedene Wirtschaftsbereiche werden im Wesentlichen vier zentrale Quellen verwendet und um bestehende Untererfassungen ergänzt. Diese sind im Einzelnen die vierteljährlichen Statistiken der Bundesanstalt für Arbeit über die sozialversicherungspflichtig beschäftigen Arbeitnehmer und (seit Mitte 1999) über ausschließlich geringfügig Beschäftige, die jährlichen Angaben der Personalstandstatistik für die Anzahl der Beamten, ergänzt durch weitere Meldungen einzelner Institutionen über Beamte, die nicht durch die Ergebnisse der Personalstandstatistik abgedeckt sind, sowie die jährlichen Ergebnisse des Mikrozensus für die Zahl der Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen. Der Produktionsfaktor Kapital wird in den VGR durch das —> Anlagevermögen dargestellt, das nicht direkt aus statistischen Erhebungen gewonnen wird, sondern indirekt durch die Anwendung einer —> Kumulationsmethode aus den Investitionen abgeleitet wird. Auch die Kapitalnutzung in Form der —• Abschreibungen wird indirekt aus dem Anlagevermögen bzw. —• Kapitalstock abgeleitet und nicht aus statistischen Erhebungen. c) Die unterjährlichen Statistiken (monatlich oder vierteljährlich) werden hauptsächlich für die aktuellen Quartalsberechnungen der VGR herangezogen (—• Fortschreibung) bzw. für die spätere Quartalsaufteilung von Jahresergebnis79

Dauerhafte Konsumgtttern sen, teilweise aber auch zur Ermittlung von Jahresergebnissen verwendet (siehe oben). Wichtig sind vor allem die gängigen Konjunkturindikatoren, z.B. die monatlichen Produktionsindizes im Produzierenden Gewerbe, Umsätze und Arbeitsstunden im Baugewerbe, Umsatzmesszahlen für Handel und Gastgewerbe, Ergebnisse der vierteljährlichen Produktionsstatistik, der vierteljährlichen Kassenstatistik der Gebietskörperschaften, der monatlichen Außenhandels- und Zahlungsbilanzstatistik sowie der meist monatlichen Preisstatistiken. Die gesamtwirtschaftliche Erwerbstätigenrechnung wird sogar monatlich durchgeführt. Die zeitnahe Fortschreibung der monatlichen (und vierteljährlichen) Erwerbstätigendaten basiert primär auf Angaben über Erwerbstätige aus den Monatsberichten des Produzierenden Gewerbes, des Handels und Gastgewerbes sowie auf monatlichen Angaben der Bundesanstalt für Arbeit über sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer. Norbert Räth Dauerhafte Konsumgüter => Consumer durables. —»Dauerhaftigkeit von Konsumgütern. Dauerhaftigkeit von Konsumgütern => Konsumausgaben der privaten Haushalte nach der Dauerhaftigkeit. Eine Gliederung der —> Konsumausgaben der privaten Haushalte besteht u.a. darin, die gekauften Güter nach der Art ihrer Nutzimgsmöglichkeit zuzuordnen. - Sie spielt außerdem bei der Berechnung des —• Gebrauchsvermögens der privaten Haushalte und im Rahmen des —> Haushaltssatellitensystems eine Rolle. Als Gebrauchsgüter gelten Waren, die bei einmaliger Verwendung nicht verbraucht, sondern i.d.R. länger als ein Jahr genutzt werden. Von besonderem Interesse sind hierunter die langlebigen, hochwertigen Güter, die i.d.R. eine wirtschaftliche Nut80

zungsdauer von mindestens fünf Jahren aufweisen. Bei der Abgrenzung wird ferner versucht, dem Wertaspekt soweit möglich Rechnung zu tragen und nur hochwertige Gebrauchsgüter einzubeziehen. Allerdings wird durch die steigende Differenzierung von Produktqualitäten der Wert der Waren als Gliederungskriterium zunehmend problematisch. Als Orientierung lässt sich festhalten, dass Güter als hochwertig bezeichnet werden, wenn ihr durchschnittlicher Wert in einer mittleren Anspruchsvariante über 102,3 127,8 Euro liegt. Langlebige Konsumgüter weisen somit bei Betrachtungen der Haushaltsproduktion einen ähnlichen Charakter wie die Investitionen der Unternehmen und des Staates auf. Ihre Ersatzbeschaffung kann im Konjunkturzyklus oft hinausgeschoben werden, ohne dass damit die Versorgung der privaten Haushalte beeinträchtigt wird. Aus praktischen Erwägungen wird dem Vorschlag von Eurostat gefolgt, die Zuordnung der einzelnen Güter nach dem Schwerpunktprinzip auf der ->• COICOP- 4 Stellerebene vorzunehmen. Zu den langlebigen Gebrauchsgütern zählen Güter für die Haushaltsführung (Möbel, Teppiche, hochwertige Küchengeräte wie Herde oder Kühlschränke, Waschmaschinen, Elektrowerkzeuge usw.), Güter für Verkehrszwecke (Kraftfahrzeuge, Fahrräder, usw.), Güter für die Freizeit, Unterhaltung und Kultur (Fernsehgeräte, Rundfunk- und Phonogeräte, Foto- und Kinogeräte, Schreib- und Rechenmaschinen, Computer, Wohnmobile, Campinganhänger, motorische Gartengeräte usw.) und sonstige Güter (Uhren, Schmuck u.a.). Nicht einbezogen werden Wohnungs- oder Hauskäufe bzw. das Wohnungsvermögen der privaten Haushalte, die in den VGR im Bereich der Wohnungsvermietung des Unternehmenssektors enthalten sind.

DDR Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland nach der Dauerhaftigkeit 1995 MrdEuro Langlebige Gebrauchsgüter 124,2 Kurzlebige Gebrauchsgüter 113,5 Verbrauchsgüter 284,2 Dienstleistungen 450,2 Käufe priv. Haush. im Inld.

972,2

% 12,8 11,7 29,2 46,3 100,0

Die übrigen Gebrauchsgüter zählen zu den kurzlebigen Gebrauchsgütern. Zu den Verbrauchsgütern zählen damit Waren, die bei einmaliger Verwendimg verbraucht werden, wie alle Nahrungs- und Genussmittel, Energie, Kraft- und Schmierstoffe, pharmazeutische und Körperpflegeerzeugnisse, Zeitungen und Zeitschriften. Zu den Dienstleistungen rechnen alle übrigen Güter, die keinen Warencharakter haben, wie Reparaturleistungen an Konsumgütern, Wohnungsmieten, Gesundheits-, Verkehrs-, Nachrichten-, Freizeit-, Bildungs- oder Beherbergungs- und Gaststättenleistungen. DDR Abk. für die Deutsche Demokratische Republik, die mit der deutschen Vereinigung am 3. Oktober 1990 erlosch. Das Gebiet wurde in der Folge mit „Neue Länder und Berlin-Ost" bezeichnet (im Vergleich zum „Früheren Bundesgebiet"), manchmal ist auch vom „Beitrittsgebiet" die Rede oder auch weniger präzise von „Ostdeutschland" (im Vergleich zu „Westdeutschland"). Die Arbeiten an den VGR nach den in der Bundesrepublik Deutschland seinerzeit gültigen Konzepten wurden bereits vor der offiziellen Vereinigung in Angriff genommen, so dass schon im Juli 1990 erste amtliche Angaben zur „Sozialproduktsberechnung" der DDR veröffentlicht wurden. Diese Arbeiten an einer —• Rückrechnung im Sinne einer historischen Statistik wurden in den Folgejahren fortgesetzt und weiter verbessert (vgl.

WiSta 7/1993 sowie die Sonderreihe mit Beiträgen für das Gebiet der ehemaligen DDR, Heft 33, Entstehung und Verwendung des Bruttoinlandsprodukts 1970 bis 1989). Entscheidend ist, dass diese Ergebnisse für die ehemalige DDR stets in Mark der DDR bewertet wurden, weil eine Umrechnung in DM wegen der sehr unterschiedlichen Preisrelationen nicht sinnvoll erscheint. Im Vordergrund des Interesses standen allerdings von Anfang an die Ergebnisse für die Zeit nach der Vereinigung und der Vergleich mit dem Früheren Bundesgebiet. Erstmals wurden im April 1991 Ergebnisse zum „Sozialprodukt im Gebiet der ehemaligen DDR im 2. Halbjahr 1990" veröffentlicht (WiSta 5/1991), also für die Zeit nach Einführung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion am 1. Juli 1990. Die Berechnungen wurden in der Folgezeit sukzessive an den üblichen Veröffentlichungsstandard für das Frühere Bundesgebiet herangeführt (vgl. die Beiträge in WiSta 10/1992 oder 3/1998). Parallel dazu erfolgte auch eine zügige Integration der Neuen Länder in die —> VGR der Länder, so dass schon zur Jahresmitte 1992 erstmals Ergebnisse zum BIP für alle deutschen Bundesländer vorgelegt wurden. Konzeptionell zielten die Arbeiten darauf ab, West- und Ostdeutschland jeweils als eigenständige Volkswirtschaften mit einem möglichst vollständigen Wirtschaftskreislauf darzustellen. Dies wirkte sich besonders deutlich in den außenwirtschaftlichen Beziehungen aus, denn der innerdeutsche Waren- und Dienstleistungsverkehr schlägt sich im Außenbeitrag der beiden Teilgebiete nieder, die Ströme konsolidieren sich aber bei der Aggregation für Gesamtdeutschland. Ahnliche grenzüberschreitende Effekte gibt es auch beim Privaten Konsum (Käufe im anderen Wirtschaftsgebiet), beim Kollektivkonsum (Auseinanderfallen von Produktion und Verbrauch öffentlicher Leistungen) 81

Defensive Ausgaben oder bei den Pendlerströmen und den dazugehörigen Lohneinkommen. Die statistische Realisierung dieses VGR-Konzepts setzt aber voraus, dass fur alle relevanten Transaktionen zwischen beiden Teilgebieten auch eine ausreichende statistische Datenbasis vorhanden sein muss. Für die Berechnungen in den Neuen Ländern und Berlin-Ost wurden deshalb anfangs einige befristete Sondererhebungen durchgeführt (auf der Grundlage des Einigungsvertrages vom 31. August 1990 und der Statistikanpassungsverordnung vom 26. März 1991). Hierbei handelte es sich hauptsächlich um bereichsübergreifende Kostenstrukturerhebungen für das dritte Vierteljahr und das zweite Halbjahr 1990 sowie die Jahre 1991 und 1992, vierteljährliche Investitionserhebungen für das zweite Halbjahr 1990 und das Jahr 1991 (Produzierendes Gewerbe, Handel und Gastgewerbe) sowie die monatliche Statistik des Haushaltsbudgets privater Haushalte (1991 und 1992). Außerdem wurden auf der Grundlage einer eigenen Rechtsverordnung vierteljährliche Befragungen bei etwa 9000 Dienstleistungsunternehmen in den Jahren 1991 und 1992 durchgeführt (über Umsätze, Erwerbstätige, Bruttolohn- und -gehaltsumme und Investitionen). In den Folgejahren kam es auf Grund der zunehmenden wirtschaftlichen Integration und dem Auslaufen der statistischen Sonderregelungen sukzessive zu einer Verschlechterung der Datenbasis, so dass eine vollständige, kreislaufmäßig abgestimmte VGR für die beiden Teilgebiete nicht mehr möglich war. Ab Berichtsjahr 1995 musste die VGR in WestOst-Gliederung auf Ergebnisse der Entstehungsrechnung, der Erwerbstätigkeit und der Lohneinkommen beschränkt werden. Eine weitere Zäsur brachte dann die ESVG-Revision mit sich, die zu einer grundlegenden Überarbeitung aller VGRAggregate führte. Zu beachten ist, dass es 82

in diesem Rahmen auch zu einer weitgehenden europäischen —• Harmonisierung der Regionalisierungsmethoden kam, die auch die revidierten VGR-Ergebnisse in West-Ost-Unterteilung beeinflusst hat (insbesondere Regionalisierung der —• Gütersteuern). Mit der ESVG-Revision kehrte man in Deutschland zur traditionellen Arbeitsteilung zurück, nach der das Statistische Bundesamt für die nationale VGR zuständig ist und die regionale VGR in die Kompetenz der Statistischen Landesämter fallt. Ergebnisse in WestOst-Gliederung werden seitdem in Rahmen der —* VGR der Länder durch Zusammenfassung von Länderergebnissen erstellt, wobei Berlin alternativ zu Westoder Ostdeutschland gerechnet wird und die Wahl dem Datennutzer überlassen bleibt. Defensive Ausgaben => Regrettable necessities nennt das ESVG explizit, ohne sie allerdings zu definieren und im Standardsystem zu berücksichtigen. D. lassen sich aber für eine Analyse der Wohlfahrt in zusätzlichen Konten darstellen. Dann können etwa D. für Verteidigung den Vorleistungen, also den nichtwohlfahrtserhöhenden Ausgaben, zugerechnet werden. Ob solche Ausgaben und in welchem Umfang sie als defensiv und daher nicht als wohlfahrtserhöhend gelten, hängt maßgeblich von der Wahl der Kriterien ab und ist umstritten. So wie Verteidigung als Output äußere Sicherheit bringen kann, liefern auch Polizei, Justiz u.ä. Beiträge zur inneren Sicherheit. Wenn Ausgaben für solche Zwecke als D. gelten, müssen am Ende vielleicht sogar die Ausgaben für Ernährung, Kleidung usw. dazu rechnen. Defizitquote Anteil des staatlichen —» Finanzierungsdefizits am —» BIP. Bedeutsam als —* Konvergenzkriterium und zur Beurtei-

Deflationierung lung der Finanzpolitik nach dem —> Stabilitäts- und Wachstumspakt. Für die Berechnung der D. ist die Abgrenzung der —• Staatseinnahmen und —• Staatsausgaben maßgeblich. Eurostat hat hierzu und damit zur Defizitwirksamkeit ein Handbuch vorgelegt. Deflationierung 1. Theoretische Grundlagen 1.1. Deflationierung - wozu?: In den VGR werden die allermeisten Aggregate - Stromgrößen und Bestandsgrößen - in Werten, damit aber in Geldeinheiten gemessen. Fragt man nun nach den Bestimmungsfaktoren und den Effekten solcher Wertaggregate im Wirtschaftsprozess, so muss man auf die Implikationen der Maßeinheit, nämlich der Geldeinheit, Acht haben. Die Problematik erschließt sich am leichtesten beim intertemporalen Vergleich (Zeitvergleich) solcher Wertaggregate. Eine ganz ähnliche Problematik existiert aber auch beim interregionalen Vergleich (Raumvergleich). Betrachtet man die zeitliche Entwicklung eines in jeweiligen Preisen der Beobachtungsperioden gemessenen Wertaggregates, so muss man zwischen seinem „nominalen Gehalt", der sich in der jeweiligen Preissumme ausdrückt, und seinem „realen Gehalt" unterscheiden, wenn im Zeitablauf Änderungen „relevanter Güterpreise" eintreten. Die rechnerische Transformation eines nominalen Wertaggregats in das zugehörige „reale" heißt D. und besteht im regulären Fall darin, dass das nominale Aggregat durch einen geeigneten Preisindex dividiert wird. Dieser Preisindex muss sich auf die „relevanten Güterpreise" beziehen und ihre Veränderung adäquat messen. Der statistischmethodischen Prozedur vorgelagert ist die Frage, worin denn das „Reale" im Unterschied zum „Nominalen" bestehen solle. Sowohl fur die Bestimmung des Idealtyps des „Realen" als auch fur die Konstruktion des Preisindex sind zwei

Unterscheidungen von Belang: die zwischen Wertaggregaten mit und ohne „Gütermengenstruktur" und die zwischen „Preisniveauänderungen" und „Preisstrukturänderungen". 1.2. Wertaggregate mit und ohne Gütermengenstruktur: Wertaggregate, die Ströme oder Bestände wirtschaftlicher Phänomene messen, können Werte von „effektiven Güterbündeln" sein. Sie ergeben sich dann als Summen von Produkten aus den enthaltenen Gütermengen und den zugehörigen Güterpreisen (ζ. B. Wert des privaten Verbrauchs). In diesem Falle bietet sich eine eindeutige und sinnfällige Interpretation des „realen Gehalts" an. Wertaggregate können aber auch einer effektiven Gütermengenstruktur entbehren, „reine Geldsummen" sein, wie ζ. B. Steuerzahlungen, Transfereinkommen, Kreditströme, Geldvermögensbestände. Auch sie besitzen einen „realen ökonomischen Gehalt", der von Preisänderungen tangiert werden kann. Aber wie ist dieser reale Gehalt zu identifizieren? Schließlich können Wertaggregate unter beiden Aspekten interpretierbar sein. So wird das Lohneinkommen i.d.R. als ein reiner Geldstrom empfunden, ist aber zugleich der Wert der erbrachten Arbeitsleistungen, also einer Menge von Faktorleistungen. Der reale Gehalt eines Lohneinkommens unter dem ersten Aspekt ist grundsätzlich nicht identisch mit dem unter dem zweiten Aspekt. 1.3. Preisniveauänderungen und Preisstrukturänderungen: Betrachtet werden Werte eines Aggregates Α (ζ. Β. privater Verbrauch oder Volkseinkommen) in einer (laufenden) Beobachtungsperiode i und einer Vergleichsperiode (in speziellem Sinne auch: Basisperiode) 0. Will man die Werte Aj und Ao durch Differenzbildung (Aj - AQ) oder durch Quotientenbildung (AJ/AQ) bezüglich ihres „ökonomischen Gehalts" vergleichen, so muss man bei der Interpretation der Vergleichsmaßzahl prüfen, ob für das 83

Deflationierung vorliegende Erkenntnisziel eine Geldeinheit in Periode 0 und eine Geldeinheit in Periode i dieselbe maßstäbliche Bedeutung haben. So kann man etwa von einem bestimmten Anstieg der Konsumausgaben oder des Volkseinkommens auf den zugehörigen Anstieg der Versorgung mit Konsumgütem bzw. des „Lebensstandards" nur dann schließen, wenn man auch die Entwicklung der Güterpreise kennt. Von ihr hängt der „reale Gehalt" der gestiegenen Konsumausgaben bzw. des gestiegenen Volkseinkommens, mithin die Kaufkraft der betrachteten Geldsummen, ganz und gar ab. Die Preisänderung einer Güterart oder Gütergruppe im betrachteten Wirtschaftsraum kann resultieren: (a) aus der Änderung des „allgemeinen Preisniveaus" dieses Wirtschaftsraumes, (b) aus der Änderung des relativen Preises dieser Güterart oder Gütergruppe im Verhältnis zu anderen Güterarten oder Gütergruppen (Preisstrukturänderung) bei konstantem allgemeinem Preisniveau sowie (c) aus einer Mischung von Preisniveauänderung und Preisstrukturänderung. Zur Vereinfachung sei angenommen, dass Änderungen der Güterqualitäten und Güterarten im Untersuchungszeitraum nicht eintreten. Modellhaft kann Fall (a) so beschrieben werden: Es verändern sich alle Güterpreise mit derselben Rate, die dann zugleich die Veränderungsrate des „allgemeinen Preisniveaus" ist. Sie wird gleichgesetzt mit der Jnflationsrate" dieser Volkswirtschaft. (Damit ist festgelegt, dass „Inflation" ausschließlich in einer Veränderung (einem Anstieg) der Güterpreise besteht.) Fall (b) kann so beschrieben werden: Es werden η Gütergruppen unterschieden, deren Preisentwicklungen durch je einen Gruppenindex P^ (k = 1, ..., n) gemessen werden. Manche Gütergruppen haben sich verteuert, manche verbilligt, so dass die Werte P^ mehr oder weniger stark streuen (Preisstrukturänderung). Der gewichtete Mittelwert der 84

η Gruppenindizes sei gleich 100, was als „Konstanz des allgemeinen Preisniveaus" (Inflationsrate 0) interpretiert wird. In Fall (c) liegt das gewichtete Mittel der Gruppenindizes über 100 (Anstieg des Preisniveaus). Die Streuung der P^ um ihren Mittelwert beschreibt die Preisstrukturänderung. 1.4. Erkenntnisziele der Deflationierung können sein: die Darstellung der Änderung eines effektiven Gütervolumens, die Darstellung der Änderung eines potenziellen (fiktiven) Gütervolumens und die Darstellung „inflationsbereinigter" Veränderungen von Wertaggregaten. Darstellung der Änderung eines effektiven Gütervolumens\ Das betrachtete Aggregat sei der Wert eines Güterbündels (ζ. B. privater Verbrauch). Es enthält m Güterarten. In der Periode i seien deren Mengen qjj und deren Preise pjj, in der Periode 0 qjo bzw. pjo (j = 1 m). Es ist also: m m Ai(i) = Z Pjiqjii Α0(0) = Σ Pjoqjo · j j In Klammern steht die Periode, aus der die Güterpreise stammen. Als „reale Komponente" der Veränderung von Aq(0) auf Aj(j) wird die Veränderung der Gütermengen (und ggf. der Güterqualitäten), also die Veränderung der physischen Komponente" des Aggregates betrachtet. Diese „reale Komponente" soll von der „Preiskomponente" der Veränderung des Aggregats getrennt werden. Bewertet man die Mengen der Periode i zu den Preisen der Periode 0, so entsteht: m

Ai(0) =Σ Pjoqji· j Das Wertaggregat Aj(o) („in konstanten Preisen von Periode 0") heißt „reales Aggregat" oder „Volumen", das zu dem „nominalen Aggregat" Aj(i) (in „laufenden" oder .jeweiligen" Preisen) gehört. „Realer" K o n s u m der Periode i heißt d a s

Wertaggregat, in dem die Konsumgüter-

Deflationierung mengen der Periode i zu Konsumgüterpreisen der Periode 0 bewertet sind. Der Quotient Aj(0)/Ao(o^ misst die relative Änderung der physischen Komponente des Aggregates, des Volumens. Preisänderungen sind eliminiert. Da die Wahl der Basisperiode (0) willkürlich erfolgen kann, hat das Niveau des Volumenausdruckes keine eigenständige Bedeutung. Er hat nur die Funktion, im Vergleich mit Ao(o) die Veränderung der physischen Komponente erkennbar werden zu lassen. Ob die eliminierten Preisänderungen aus einer Änderung des Preisniveaus oder aus einer Änderung der relativen Preise herrühren, spielt unter diesem Aspekt keine Rolle. Darstellung eines potenziellen Gütervolumens \ Das betrachtete Aggregat sei nicht der Wert eines effektiv aufgetretenen (produzierten, gehandelten, gelagerten) Gütervolumens, besitzt also keine effektive Gütermengenstruktur. Das Aggregat Aj sei eine Geldsumme, etwa ein Monatslohn oder ein Sparguthaben. Vorgegeben ist jedoch, dass diese Geldsumme zum Kauf einer bestimmten Güterart oder einer bestimmten Güterkombination („Warenkorb") verwendet werden soll. Der „reale Gehalt" von Ao bzw. Aj beruht also auf der Kaufkraft der Geldsumme gegenüber diesen als maßstäblich definierten Gütern. Folglich entscheidet die Änderung der Preise dieser Güter darüber, in welchem Maße der Änderung von AQ auf Aj auch eine Änderung des „realen Wertes", des „Güteräquivalents" der Geldsumme entspricht. Es wird also nach der Veränderung eines potenziellen Gütervolumens gefragt, das aus der Geldsumme gekauft werden könnte. Ob die Änderung der relevanten Güterpreise aus einer allgemeinen Preisniveausteigerung oder aus einer Änderung der relativen Preise herrührt, spielt unter diesem Aspekt keine Rolle. Inflationsbereinigung·. Betrachtet wird nun ein beliebiges Wertaggregat mit oder

ohne Gütermengenstruktur: etwa der private Verbrauch, ein Produktionswert, das Volkseinkommen, eine Steuerzahlung, ein Geldvermögensbestand. Findet Inflation im idealtypisch-einfachsten Fall statt - Steigerung aller Güterpreise mit gleicher Rate - , so bedeutet das eine „Aufblähung" (Inflationierung) aller neu entstandenen preisabhängigen Wertaggregate. Zugleich sinkt (im reziproken Maße) die Kaufkraft jeder beliebigen Geldsumme (Aj) gegenüber jedem beliebig zusammengesetzten (aber in der Zeit konstanten) Warenkorb. Die inflationäre Komponente des Veränderungskoeffizienten Aj/Ao soll nicht als „realer Zuwachs" des „ökonomischen Gehalts" von Aj angesehen werden. Das ökonomischstatistische Problem ist offenbar die Messung „der Inflationsrate", wenn nicht alle Güterpreise mit derselben Rate steigen, sondern Änderungen des allgemeinen Preisniveaus und der Preisstruktur zugleich stattfinden. Der Vervielfachungskoeffizient „des allgemeinen Preisniveaus" ist dann eine Art „Wechselkurs" zwischen der Geldeinheit der Periode i und der Geldeinheit der Periode 0. Unter dieser in der Wirklichkeit allermeist gegebenen Voraussetzung ist der „inflationsbereinigte private Verbrauch" nicht identisch mit dem „Volumen des privaten Verbrauchs". Es ist offenkundig dieses Erkenntnisinteresse, das dem Ausdruck „Deflationierung" (rechnerische Reversion der Inflation) zugrunde liegt. 2. Deflationierungsmethoden Das zentrale methodische Problem der D. ist die Konstruktion eines Preisindex, der die Transformation eines nominalen Wertaggregates in ein „reales" mit der jeweils intendierten ökonomischen Bedeutung bewirken kann. In jedem Falle misst der Preisindex eine mittlere (prozentuale) Preisveränderung, die von der Basisperiode 0 bis zur Berichtsperiode i eingetreten ist und aus der Wertänderung des betrachteten Aggregates eliminiert 85

Deflationierung werden soll. In Abschnitt 1 sind drei unterschiedliche Varianten dessen, was das „reale Aggregat" beim jeweils gegebenen Erkenntnisziel bedeutet, beschrieben. Dementsprechend gibt es auch unterschiedliche Deflationierungsmethoden, die sorgfältig auseinander gehalten werden müssen. 2.1. Volumenorientierte Deflationierung von Wertaggregaten mit „effektiver" physischer Komponente: Die Transformation des nominalen Aggregates Aj(j) = Σ Pji qji in ein reales der Form Ai(0) = Σ Pjoqji (j = 1 m) geschieht nicht dadurch, dass jeder einzelnen Gütermenge qjj der Basispreis pjo zugeordnet wird. Vielmehr findet die Umbewertung summarisch statt. Das Aggregat Aj(j) wird durch eine Maßzahl der mittleren Preisänderung, nämlich durch den Preisindex der Güterkombination des Jahres i dividiert. Der adäquate Preisindex ergibt sich in diesem Falle als gewichtetes harmonisches Mittel der Preismessziffern (Veränderungskoeffizienten) pjj/pjO mit den Wertgewichten PjiqjiDieses harmonische Mittel ist identisch mit dem Preisindex nach Paasche: SPjiqji j

Σρ^·ί ._ J = Ppi(O) m SPjO Σ EPjo^ji ρ:ΡϋΊϋ j J PJi Ist ein solcher Preisindex fur die m Güter verfügbar, so führt die Deflationierung m Ai(i) : Ppi(O) = Σ Pjj qji : ^ J

=

SPjolji

Σj Ρ ^ ί zu dem „Volumen" Ai(0) = Σ PjOQji Die Gütermengen der Periode i smd mit den Preisen der Periode 0 bewertet. Beachte: Ai(o)/AQ(0) ist ein Volumenindex (Mengenindex) nach Laspeyres, der die 86

Veränderung der physischen Komponente auch in einer Zeitreihe von Beobachtungsperioden i isoliert. In der Praxis ist die Mengenstruktur des verfügbaren Preisindex sicher nicht exakt identisch mit der Mengenstruktur des Aggregates Aj(j). Auch mit Preisabweichungen ist zu rechnen. Es genügt jedoch, wenn der verfügbare Preisindex eine gute Annäherung an den „exakten" Preisindex für Aj(j) darstellt. Echte Paasche-Indizes stehen für die laufenden (jährlichen, halbjährlichen, vierteljährlichen) Aggregate der VGR nicht zur Verfügung. Das Preismaterial, das für die Berechnung der üblichen Laspeyres-Indizes (mit Gütermengen qjo der Basisperiode) gewonnen wird, lässt jedoch eine gute Behelfslösimg zu. Gliedert man ζ. B. das Aggregat privater Verbrauch möglichst tief nach Gütergruppen auf und deflationiert man die entstehenden Teilaggregate mittels der zugehörigen Teil-Preisindizes nach Laspeyres, so ist die Summe der deflationierten Teilaggregate eine gute Approximation an das mittels eines echten Paasche-Index deflationierte Gesamtaggregat des privaten Verbrauchs. Es ist: η Σ Aki =a;(0)äAi(o)--^ k=l PLki(O) Ppi(O) mit η Zahl der gebildeten Gütergruppen (Teilaggregate). Für η = m (Aufgliederung bis zu den m Güterarten) geht Α {(Ο) über in: ξ p i j q j i = Σ~ Pjoqji = Ai(o) j=iPji'Pjo j=i' Der „implizite Preisindex" Aj^yAj'^o) kommt demzufolge dem Paasche-Index für das Aggregat Aj^-j nahe („verpaaschter Laspeyres-Index). In der Praxis darf nicht davon ausgegangen werden, dass die Güterqualitäten im Zeitablauf konstant sind. Dann muss der Preisindex von der Art sein, dass er nur die „kaufkraftverändernden" Preisänderungen misst, nicht dagegen die durch

Deflationierung Qualitätsänderungen bedingten (kompensierten). Diese volumenorientierte Deflationierung fuhrt zu gut interpretierbaren Ergebnissen, wenn sich die Preisstruktur von Periode 0 bis zur Periode i nicht von Grund auf geändert hat, wenn die Preisänderungen also im Wesentlichen aus einer Änderung des gemeinsamen Preisniveaus der m enthaltenen Güter herrühren. Hat dagegen eine starke Veränderung der Preisstruktur, der Relationen der Preise zueinander stattgefunden, dann gibt es im Allgemeinen keine plausible ökonomische Rechtfertigung mehr, die Mengen qjj mit den Preisen pjo zu bewerten. Die Preise pjo sind dann in Periode i quasi beliebig-fiktive Werte, die durch die herrschenden Marktverhältnisse nicht mehr gerechtfertigt sind. 2.2. Volumenorientierte Deflationierung von Wertaggregaten mit fiktiv zugeordneter physischer Komponente: Soll die Veränderung der Kaufkraft einer Geldsumme, z.B. eines Lohneinkommens oder eines Sparguthabens, an der Preisentwicklung jenes Güterbündels gemessen werden, das voraussichtlich oder üblicherweise für diese Geldsumme gekauft wird, so ist der adäquate Deflator der Preisindex jenes Güterbündels. (Deflationierung von der Verwendungsseite statt von der Entstehungsseite des Aggregats Aj her.) Enthält dieses „maßstäbliche" Güterbündel m Güterarten mit den Mengen qj und den Preisen pjj bzw. pjo, so ist sein Wert in der Basisperiode Σ pjoqj und in der Periode i Zpjiqj, so dass der zugehörige Preisindex die Form hat: Zpjjqj/Σ PjO^j- D' e Deflationierung eines Wertaggregates (Geldsumme) Aj der Form Zp

jiqj

Ai

führt zu einem „realen Aggregat", das als Vielfaches des Wertes des Warenkorbes im Basisjahr interpretiert werden kann.

Das Vielfache ist jenes Vielfache des Warenkorbes (bestehend aus den Mengen qj), das man zu den Preisen der Beobachtungsperiode aus der Geldsumme Aj kaufen kann. Aj(o) ist nicht ein „effektives", sondern ein „potenzielles" (mithin fiktives) Gütervolumen. Die relative Veränderung dieses potenziellen Gütervolumens von 0 bis i wird durch Aj(o)/Ao gemessen. Die festgesetzten Mengen qj können auch solche sein, die in der Basisperiode empirisch beobachtet worden sind (ζ. B. als üblicherweise von Haushalten gekaufte Konsumgütermengen). Dann hat der resultierende Preisindex die Form Laspeyres. (Ein Paasche-Preisindex ist hier nicht geeignet, weil er in der Zeitreihe der Beobachtungsperioden i zu Aggregaten Aj(o) mit variablen Mengen qjj führen würde.) Diese Deflationierungsmethode wird ζ. B. bei der Berechnung des sog. Reallohnes benutzt. Deflator ist dabei üblicherweise der Preisindex der Lebenshaltung, ein Laspeyres-Index. 2.3. Deflationierung als „Inflationsbereinigung" von beliebigen Wertaggregaten: Die Inflationsbereinigung eines beliebigen Wertaggregates Aj, d. h. die Eliminierung der inflationären Komponente, geschieht so, dass Aj durch einen Preisindex Pnsfi(O) dividiert wird. Dieser Preisindex muss als adäquate Maßzahl der eingetretenen Inflation akzeptiert werden können. Die Spezifikation eines solchen Inflationsmaßes ist ein altes Problem der Volkswirtschaftslehre und der Preisstatistik. Welche Art Preisindex als Deflator dienen soll, unterliegt einer normativen Beurteilung. Wenn das Inflationsmaß als Index von Güterpreisen definiert werden soll, muss festgelegt werden: (1) Art und Zahl der einbezogenen Güter, (2) das zugehörige Gewichtungsschema, (3) der „Deflationierungshorizont", d.h. die Region, für die die Veränderung des „allgemeinen Preisniveaus" gemessen werden soll, (4) die Index87

Deflationierung formel. Leitidee der Konstruktion eines solchen Index kann entweder die „Schätzung des gemeinsamen inflationären Faktors in allen Preisen" sein oder aber (in Analogie zu Abschnitt 1.4, zweiter Fall) die Anwendung eines „verallgemeinerten Warenkorbes" (konstant in der Zeit). Es gibt gute Gründe - solche der ökonomischen Interpretation und solche der statistischen Praktikabilität den —> Preisindex der letzten inländischen Verwendung von Gütern (Letzter Verbrauch und Bruttoinvestitionen) zu benutzen. (Eine Verbesserung der Validität wäre durch Eliminierung der Preise des Staatsverbrauchs zu erreichen, denn der Staatsverbrauch betrifft nicht Güter, die von den Konsumenten am Markt gekauft werden.) Der in den VGR benutzte Preisindex der letzten inländischen Verwendung ist allerdings ein „verpaaschter". Ein Laspeyres-Index wäre vorzuziehen. Man erhält ein inflationsbereinigtes Aggregat (Realwert) aus der Division Aj(o) = Aj/PjNi(0)· PlNi(O) i s t der Preisindex, der „die Inflationsrate" misst. Es werden alle Wertaggregate der betrachteten Beobachtungsperiode mit ein und demselben Deflator „inflationsbereinigt". Diese Deflationierungsmethode heißt auch „realwertorientierte" Deflationierung. 2.4. Ein Sonderfall - die doppelte Deflationierung·. Ein spezielles Verfahren der Deflationierung wird innerhalb und außerhalb der VGR praktiziert, wenn das Wertaggregat Aj(j) ein Saldo, eine Differenz aus zwei Wertaggregaten mit Gütermengenstruktur ist. In allgemeiner Definition: A i(i ) = Ai(i)i - Ai(i)2. Ein solches Aggregat ist ζ. B. der Nettoproduktionswert bzw. die Bruttowertschöpfung, damit auch das Inlandsprodukt (Ai(j)i = Bruttoproduktionswert; Aj(j)2 = Vorleistungsverbrauch). Ein anderes Beispiel ist der Handelsbilanzsaldo (Aj(i)i = Ausfuhrwert, Α;φ2 = Einfuhrwert). Zu beachten ist, dass in diesen Fäl88

len das Güterbündel von Aj(j)2 nicht eine Teilmenge des Güterbündels von A j q j ist. Solche Salden-Aggregate möchte man nun - genau wie die saldierten Aggregate auch - einer volumenorientierten Deflationierung bei gegebener effektiver physischer Komponente (Methode des Abschnitts 2.1) unterziehen. Das misslingt aber, weil diese Saldengrößen selbst keine Gütermengenstruktur besitzen, also nicht in der Form Zpjiqji dargestellt werden können. Man glaubt aber, auf indirektem Wege ein mit echten Volumenaggregaten kompatibles Ergebnis erhalten zu können. Dieser als doppelte Deflationierung bezeichnete indirekte Weg verläuft nach dem allgemeinen Schema: ^iö)L_^2.=Ai(0)1-Ai(0)2 = A^ Ppi(0)l

Ppi(0)2

Die Differenz aus den „echten" Volumina Aj(o)l und Aj(o)2 Per deflnitionem zum „realen" Aggregat A*i(0) erklärt und dem nominalen Aggregat Aj(j) zugeordnet. Dieses Verfahren ist auf den ersten Blick plausibel und hat den Vorteil statistisch-technischer Einfachheit. Problematisch ist aber die ökonomische Interpretation des Ergebnisses. Die nach diesem Verfahren errechnete Bruttowertschöpfung in konstanten Preisen (auch „reale Bruttowertschöpfung") bedeutet weder den Wert eines effektiven oder potenziellen Güterbündels, das Ergebnis der Produktion ist, noch ein „Realeinkommen" der Produktionsfaktoren, noch die inflationsbereinigte Bruttowertschöpfung. In welchem anderen Sinne bedeutet es ein „reales Produktionsergebnis"? Der „implizite Deflator" A^jyA*;^) ist nicht etwa ein Mittelwert zwischen Ppi(0)l und Ppi(0)2 - e r liegt nämlich immer außerhalb des Werteintervalls zwischen beiden Indexwerten - und er kann auch negative Werte annehmen, was bei einem echten Preisindex unmöglich ist. Bei der doppelten Deflationierung werden reine Preisniveauveränderungen (Ppi(O)l = Ppi(0)2)

Deflationierung und Preisstrukturveränderungen (Ppj(O)l * Ppi(0)2) a u f sachlogisch ungerechtfertigte Weise vermischt. Werden nach dieser Methode die Bruttowertschöpfungen mehrerer Wirtschaftszweige deflationiert, so wird außerdem die Veränderung der Preisrelationen zwischen diesen Wirtschaftsbereichen rechnerisch rückgängig gemacht. Ob die rechnerische Fiktion einer konstanten Preisstruktur erlaubt und geboten (wie beim Vergleich der Volumenentwicklungen der Bruttoproduktionswerte) oder aber sachwidrig und deshalb verboten ist (wie etwa beim Vergleich der Realeinkommensentwicklungen in den Wirtschaftsbereichen), könnte nur entschieden werden, wenn man den sachlogischen Gehalt der Bruttowertschöpfung in konstanten Preisen befriedigend zu erklären vermöchte. Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene führt die doppelte D. dazu, dass im BIP in konstanten Preisen die —»terms of trade (Preisrelation zwischen Ausfuhr und Einfuhr) der Basisperiode rechnerisch konstant gehalten werden. Die Veränderungsrate des Sozialprodukts in konstanten Preisen ist demnach kein adäquates Maß der Veränderung des im Inland „verteilbaren" Produktionsertrags, also des „verteilbaren Realeinkommens". 2.5. Deflationierung in der VGR Bis zur Umstellung auf das ESVG 1995 wurde in der deutschen VGR nur die volumenorientierte Deflationierung (für Aggregate mit effektiver Güterstruktur: Güterströme, Güterbestände) und die davon abgeleitete doppelte Deflationierung angewandt. Aggregate, die diesen Deflationierungsverfahren nicht zugänglich sind (z.B. Einkommensströme wie das Volkseinkommen), wurden ausschließlich als nominale Aggregate präsentiert. Im „neuen System" werden die Güterströme und Güterbestände unverändert volumenorientiert deflationiert, jedoch wird im SNA und ESVG auf die Möglichkeit der Fortschreibung der Volumina

mit Mengenindikatoren hingewiesen. Für Aggregate ohne effektive Mengenstruktur gibt es nach den Empfehlungen des SNA 1993 einen Dualismus der Deflationierungsmethoden. Auf die Wertschöpfung und das BIP, die als (quasi physische) Maße „der Produktion" aufgefasst werden, soll die doppelte Deflationierung angewandt werden. Die gesamtwirtschaftlichen Einkommensströme (Inlandseinkommen, Nationaleinkommen, verfügbares Einkommen) dagegen sollen zu „Realwerten" deflationiert werden. Es werden zwei alternative einander im Ergebnis ähnliche Deflationierungsmethoden angeboten: (1) Deflationierung eines Einkommensaggregates (ζ. B. des Bruttonationaleinkommens) insgesamt mit dem Preisindex der letzten inländischen Verwendung; siehe Abschnitt 2.3. (2) Deflationierung (a) der letzten inländischen Verwendung und der Primäreinkommensströme zwischen Inländern und dem Ausland mit dem Preisindex der letzten inländischen Verwendimg und (b) des Außenbeitrags mit einem Preisindex P, der ein Mittelwert aus Exportpreis- und Importpreisindex (PEx, Pim) (bzw. einer von beiden selbst) ist. Die Konstruktion von Ρ wird offengelassen. (Die Summe der nach (a) und (b) deflationierten Aggregate ist der —> Realwert des Bruttonationaleinkommens.) Die 2. Deflationierungsmethode führt in Deutschland meist zu etwas höheren Realwerten. Im ESVG ist nur der Vorschlag (2) übernommen. Im Zweifel solle Ρ als einfaches arithmetisches Mittel aus Pex und Ρ im gebildet werden. Eine ökonomische Begründung wird nicht gegeben. Dieser Vorgabe folgt auch das StBA. Die Abweichungen zwischen den jährlichen Veränderungsraten des BIP in konstanten Preisen und des BIP in Realwerten (vom StBA auch publiziert) sind in manchen Jahren gering, in manchen erheblich. SNA und ESVG empfehlen, die Volumenentwicklungen und die Preisent89

Demonetisierung Wicklungen durch —> Kettenindizes nach Fisher, ersatzweise durch Kettenindizes nach Laspeyres (Volumen) bzw. nach Paasche (Preise, zur Deflationierung) zu messen. Wegen des Nachteils der Kettenindizes, nicht aggregierbar zu sein, sollen zusätzlich zu den Kettenindizes für Hauptaggregate „Aggregate in konstanten Preisen" (Laspeyres-Prinzip) fur Teilaggregate publiziert werden. Das StBA verzichtet auf Kettenindizes und benutzt zur volumenorientierten Deflationierung „verpaaschte" Preisindizes. Literatur: G. Fürst (Hg.), Messung der Kaukraft des Geldes, Göttingen 1976; W. Neubauer, Preisstatistik, München 1996. Werner Neubauer Demonetisierung => Demonetization of gold —> Gold bezeichnet die Umwandlung vom Währungsgold in Warengold. Deutsche Bundesbank Zentralbank, die vom Bund gemäß der Verpflichtung nach Art. 88 GG durch Gesetz vom 26. Juli 1957 geschaffen wurde. Sie regelt mit Hilfe ihrer währungspolitischen Befugnisse den Geldumlauf und die Kreditversorgung in der Bundesrepublik Deutschland mit dem Ziel, die Währung zu sichern, und sorgt fur die bankmäßige Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Inland und mit dem Ausland. Seit dem 1. Januar 1999 ist die D. als deutsche Zentralbank integraler Bestandteil des Europäischen Systems der Zentralbanken und wirkt an der Erfüllung von dessen Aufgaben mit dem vorrangigen Ziel der Sicherung der Preisstabilität mit. Devisen sind im wesentlichen auf fremde Währungen lautende Kontoguthaben bei Bank e n i m A u s l a n d u n d auf fremde W ä h r u n -

gen 90

lautende,

im Ausland

zahlbare

Wechsel und Schecks. Ausländische Noten und Münzen gehören zwar rechtlich auch zu den D., werden jedoch als —> Sorten bezeichnet. Devisenbilanz —»Währungsreserven. Dienstleistungen => Services gehören zu den produzierten —+ Gütern, die in —• Waren einerseits und in D. andererseits eingeteilt werden. Nicht zu den D. sondern zu den Faktorleistungen zählen Arbeitsleistungen. Deren Entgelte stellen Einkommen dar, während Entgelte für die Erbringung von D. zu den Verkaufserlösen (Umsatz) zählen. Nicht zu den in den VGR erfassten D. rechnen die von privaten Haushalten für den Eigenbedarf erbrachten D., beispielsweise im Rahmen von hauswirtschaftlichen und handwerklichen Tätigkeiten oder bei der Pflege von Kindern und kranken oder älteren Personen. Eine Ausnahme von dieser Regel ist die Nutzung der eigenen Wohnung, für die eine Vermietungsdienstleistung unterstellt wird (der Eigentümerhaushalt vermietet an sich selbst, empfängt hierfür ein unterstelltes Entgelt und verwendet dieses für die Nutzung der Wohnung als Bestandteil des Konsums). Eine allgemein akzeptierte Definition der D., die trennscharf gegenüber den —> Waren abgrenzt, gibt es nicht. Wichtige Merkmale der D. sind: (1) D. werden einem zum Zeitpunkt der Dienstleistungsproduktion feststehenden Abnehmer oder einer Gruppe von Abnehmern erbracht, während Waren produziert werden können, ohne dass die Abnehmer bereits bekannt sind. (2) D. verändern die Lage, den Zustand, die Beschaffenheit oder das Wissen des A b n e h m e r s o d e r e i n e s O b j e k t e s

im Eigentum des Abnehmers. Die Verän-

Dienstleistungen derung darf nicht so weit gehen, dass ein neues Erzeugnis entsteht. (3) D. vergehen in dem Augenblick, in dem sie erbracht werden. Sie sind also nicht dauerhaft und können nicht gelagert oder auf Vorrat produziert werden. (Eine gewisse Ausnahme bilden die —• Vorräte anD.) Die mangelnde Dauerhaftigkeit von D. bezieht sich nicht auf die Vorbereitung und Bereitschaft zur Dienstleistungserbringung (eine Arztpraxis muss erst eingerichtet werden und dann auf Dauer bereitgehalten werden), die Dauer der Dienstleistungserbringung (z.B. bei großen SchifFsreparaturen) oder die Dauerhaftigkeit der Veränderungen, die die Dienstleistungen bewirkt haben. Auch andere Merkmale der D., wie die Immaterialität, die häufig notwendige geistige Leistung bei ihrer Erbringung oder die Art der Tätigkeit von Dienstleistungsproduzenten, vermögen nicht scharf gegenüber den Waren oder der Warenproduktion abzugrenzen. So werden bei der Dienstleistungsproduktion häufig Waren eingesetzt, wie z.B. Farbe bei einer Wohnungsrenovierung oder Papier zur Abfassung eines Gutachtens; der eigentliche Wert von Waren, wie der von Büchern oder Standard-EDV-Programmen ist die darin enthaltene geistige Leistung; oder gleiche Tätigkeiten kommen sowohl bei der Warenproduktion wie bei der Dienstleistungserbringung vor. So ist z.B. das Lackieren eines neuen Pkws Bestandteil der Herstellung einer Ware, während das Lackieren eines gebrauchten Pkws zur Dienstleistungsproduktion zählt. In den VGR wird zwischen marktbestimmten und nichtmarktbestimmten D. unterschieden, nämlich danach, ob sie entgeltlich oder unentgeltlich erbracht werden. Zu den Produzenten nichtmarktbestimmter D. zählen die der Produzenten Staat und Organisationen o.E. sowie die Leistungen, die in privaten Haushal-

ten von den dort angestellten Hausbediensteten erbracht werden. Mangels direkter Bewertungsgrundlagen wird der Wert der nichtmarktbestimmten D. vereinbarungsgemäß anhand der bei ihrer Erbringung anfallenden Aufwendungen (Kosten) gemessen. In der Gliederung nach —> Wirtschaftsbereichen wird in den VGR zwischen der —> „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei", dem —• „Produzierenden Gewerbe" und dem „Dienstleistungsbereich" unterschieden, die auch als primärer, sekundärer und tertiärer Sektor bezeichnet werden. In dem 50-JahresZeitraum von 1950 bis 2000 haben die Dienstleistungsbereiche weit überdurchschnittlich zugenommen. Ihr Anteil an den Erwerbstätigen nahm von rund einem Drittel auf gut zwei Drittel zu. Anteil der Bruttowertschöpfung (BWS) und der Erwerbstätigen des tertiären Sektors ander Volkswirtschaft seit 1950

Jahr 19501 1960 1970 1980 1990 1991 1995 2000

Erwerbstätige BWS Anteil Anteil Mrd Euro in% 1 000 in% Früheres Bundesgebiet2 39,6 6 362 19,7 32,5 63,3 40,9 9 985 38,3 148,5 45,0 11 311 42,6 388,9 53,7 13 856 51,4 698,5 58,3 16 175 56,8 Deutschland 22 782 59,2 807,5 62,1 1 120,8 66,5 24 039 64,3 68,5 26 460 68,4 1 293,2

' ohne Saarland und Berlin. Ergebnisse vor der VGR-Revision von 1999.

2

Die zu den Wirtschaftsbereichen zusammengefassten Unternehmen und sonstigen institutionellen Einheiten sind nach dem Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit den einzelnen Wirtschaftsbereichen zugeordnet. Daher sind im Produktionswert der Dienstleistungsproduzenten auch in geringem Umfang produzierte Waren enthalten und umgekehrt erbringen Waren91

Dienstleistungen der Kreditinstitute und Versicherungen Bruttowertschöpfiing (BWS) und Erwerbs tätige im tertiären Sektor 1995 BWS in Mrd Euro

Erwerbstätige 1 000

180,4 22,0 97,1 79,6 377,0 111,7 71,4

5 742 1 256 2 159 1 250 3 148 2 957 1 944

102,6 77,1 2,1

3 278 1 711 436

Tertiärer Sektor

1 121,0

24 039

Alle Wirtschaftsbereiche

1 684,9

37 382

Wiitschaftsbereich Handel und Reparatur Gastgewerbe Verkehr u. Nachr.überm. Kredit- und Versicherungsgew. Vermiet. u. Untem.dienstl. Öff. Verwaltung, Verteidigung Erziehung und Unterricht Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen Sonst, öff. und priv. Dienstl. Häusliche Dienste

Produzenten in Nebentätigkeit auch Dienstleistungen. Diese Nebentätigkeiten werden in den funktional abgegrenzten Produktionsbereichen der IO-Tabellen des StBA zu den jeweiligen Bereichen umgesetzt. Ihr Produktionswert enthält also nur Waren oder Dienstleistungen der jeweiligen Art. Heinrich Lützel Dienstleistungen der Kreditinstitute und Versicherungen => Financial intermediation services, real estate, renting and business services stellen eine —> Gütergruppe dar. Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung => Public administration and defence services; compulsory social security services bilden eine —» Gütergruppe. Dienstleistungen privater Haushalte => Private households with employed persons bilden eine —• Gütergruppe. Dienstleistungen sozialer Einrichtungen Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Leistungen der Kinderhei92

me, Kinderhorte, Altenwohnheime, Alten-, Behinderten- und Pflegeheime, der häuslichen Alten- und Behindertenpflege, Essen auf Rädern u. a. umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 6,1 Mrd Euro aus. Dienstleistungen von Interessenvertretungen sowie kirchlichen und sonstigen Vereinigungen (ohne Sozialwesen, Kultur und Sport) => Membership organisation services bilden eine —* Gütergruppe. Dienstleistungsbereiche => Service activities. Zusammenfassung von 10 Wirtschaftsbereichen, die Dienstleistungen erbringen (von Handel bis öffentliche und private Dienstleister) in der Gliederung der — Balance of services ist eine Teilbilanz der —• Leistungsbilanz. Im Gegensatz zum Warenverkehr bezeichnet man sie auch als Bilanz der unsichtbaren Ein- und Ausfuhren. Sie setzt sich zusammen aus einer Vielzahl verschiedenartiger Einzelpositionen. Nachdem der Dienstleistungsverkehr international immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, sind auch die Standardkomponenten des Internationalen Währungsfonds stärker detailliert worden. Zudem ergeben sich neue Anforderungen aus dem GAT-Agreement. Die Informationen über den internationalen Handel mit Dienstleistungen stammen - von einigen Ausnahmen abgesehen - aus der —• Statistik des Auslandszahlungsverkehrs. Einige Positionen müssen durch Schätzungen ergänzt werden. Traditionell stehen bestimmte Dienstleistungen im Vordergrund des Interesses wie etwa die —> Transportleistungen und der —• Reiseverkehr, die international ei-

ne besondere Bedeutung haben. Daneben

Direktinvestitionen publiziert die BBk jedoch auch monatliche Angaben über Versicherungen, Regierungsleistungen, Bau- und Montageleistungen, Provisionen, Weibe- und Messekosten, Zahlungen fur Forschung und Entwicklung u.a.m. Um der zunehmenden Bedeutung des internationalen Handels mit Dienstleistungen gerecht zu werden, ist die Gliederungstiefe auch national in den letzten Jahren vergrößert worden. Wie bei der —> Handelsbilanz gibt es auch für die D. eine ,,cif'- und eine „fob"-Version (—• Transportleistungen). Der Unterschied liegt in der Behandlung der Fracht- und Versicherungskosten zwischen der Grenze des exportierenden und des importierenden Landes bei der Wareneinfuhr. Dienstleistungsexporte / -importe => Exports / imports of services. —* Dienstleistungsbilanz. Differenzmethode Wird die Berechnung des —• Produktionswertes als Unterschiedsbetrag zwischen bestimmten Einnahmen und Ausgaben benannt. So wird bei den Kreditinstituten der Produktionswert durch die —• unterstellte Bankgebühr (Differenz zwischen empfangenen Vermögenseinkommen und den gezahlten Zinsen) zuzüglich der tatsächlichen Gebühreneinnahmen gemessen, bei den Versicherungsunternehmen durch die Differenz zwischen den empfangenen Bruttoprämien und den gezahlten Versicherungsleistungen, im Lotteriewesen durch die Differenz zwischen den Spieleinsätzen und den ausgeschütteten Gewinnen. Direkte Leistungen der Arbeitgeber —» Sozialleistungen, —• unterstellte Sozialbeiträge. Direkte Steuern => Direct taxes.

Früher verwendeter Begriff für —> Einkommen· und Vermögensteuern. Als D. galten die vom Staat erhobenen Steuern, die das Einkommen und Vermögen der Steuerpflichtigen belasten. Nicht dazu gehörten Steuern, die bei der Gewinnermittlung abzugsfähig sind (—+ indirekte Steuern), oder die als Vermögenstransfers gebuchten Steuern, wie die Erbschaftsteuer. Neben den Steuern auf das Einkommen und das Vermögen, wie Einkommen·, Lohn-, Körperschaft-, Vermögensteuer, zählten auch die Steuern im Zusammenhang mit dem Privaten Verbrauch, wie von privaten Haushalten gezahlte Kfz-, Hunde- oder Jagdsteuer, zu den D. Die Abgrenzung gegenüber den —> indirekten Steuern ist ökonomisch problematisch. Direktinvestitionen => Foreign direct investment. Setzt ein Unternehmen Mittel ein, um einen spürbaren Einfluss auf die Geschäftspolitik eines anderen Unternehmens auszuüben, so spricht man von einer D. Als Maßstab fur diesen Einfluss wird in der Regel ein bestimmter Anteil am Nominalkapital oder an den Stimmrechten angesehen. In der deutschen —»Zahlungsbilanz gelten seit Januar 1999 grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen von 10 % oder mehr des Kapitals oder der Stimmrechte als Direktinvestitionsbeziehung. Zu den Direktinvestitionen zählen dabei der Erwerb und die Veräußerung von Anteilen am Nominal- bzw. Geschäftskapital (bei Zweigniederlassungen und Betriebsstätten: Ausstattung mit Dotationskapital oder Zuschüssen der Mutter), der Anteil des Investors an den Rücklagen, an unverteilten Gewinnen bzw. Verlusten, externe Mittelzufiihrungen zu den Rücklagen, die Auflösung von Gewinnvorträgen, Zuschüsse zur Abdeckung von Verlustvorträgen, die Gewährung und Tilgung von Finanz- und Handelskrediten zwischen den verbundenen 93

Disagio Unternehmen sowie der Erwerb bzw. die Veräußerung von kommerziellem und privatem Grundbesitz. Bei den Kreditinstituten zählen nur die Anteile am Eigenkapital als D. Die BBk hat sich mit dem Eintritt in die Währungsunion bei der Abgrenzung der D. weiter an international vereinbarte Konzepte angepasst. So werden die gesamten Erträge aus Unternehmensbeteiligungen - und damit auch die reinvestierten Gewinne - nunmehr dem Jahr der Gewinnentstehung zugerechnet (.Accrual principle"). Gravierender als diese zeitliche Verschiebung der Gewinne ist die Einbeziehung der kurzfristigen Kreditbeziehungen (Finanz- und Handelskredite) zwischen Konzemunternehmen in die D. und die Darstellung der gesamten Kredittransaktionen nach der Richtung der Direktinvestitionsbeziehung („Directional principle"). Danach werden die von Tochterunternehmen an ihre Muttergesellschaft gewährten Kredite („Reverse flows") als Rückführung der von dieser zur Verfügung gestellten Mittel angesehen. Neben den Transaktionsmeldungen der Zahlungsbilanz gibt es eine jährliche Bestandsstatistik über D., in der Angaben über das Vermögen der Unternehmen erfragt werden, an denen internationale Beteiligungen bestehen, sowie über die Anteile an diesem Vermögen, die auf die jeweiligen Beteiligten entfallen. Die Angaben stützen sich auf die Bilanzen der betreffenden Unternehmen. In dieser jährlichen Bestandsstatistik über die Kapitalverflechtung mit dem Ausland gelten zum Teil andere Erfassungskriterien als in der Zahlungsbilanz. Bestandsänderungen sind daher aus methodischen Gründen mit den Transaktionen der Zahlungsbilanz nur bedingt vergleichbar. Die Ergebnisse der Bestandsstatistik werden einmal im Jahr (i.d.R. im Mai eines Jahres) als Statistische Sonderveröffentlichung 10, Die Kapitalverflechtung 94

der Unternehmen mit dem Ausland, veröffentlicht. Zu langen Reihen siehe: Deutsche Bundesbank (Hg.), 50 Jahre Deutsche Mark, Monetäre Statistiken 1948-1997 auf CD-ROM, Frankfurt 1998. Die Statistischen Sonderveröffentlichungen finden sich auch der Homepage der BBk: http://www.bundesbank.de. Disagio Negative Differenz, um den der Emmissionskurs eines Wertpapiers bzw. der Auszahlungsbetrag eines Darlehens den Nominalwert (face value) des Wertpapieres bzw. Rückzahlungsbetrag des Darlehens unterschreitet. Dividenden —• Ausschüttungen. Doppelte Deflationierung => Double deflation. Methode der Preisbereinigung (—» Deflationierung) von Wertgrößen, die nicht direkt in eine Mengen- (Volumen-) und eine Preiskomponente aufteilbar sind. Sie wird in den VGR bei Größen angewandt, die in jeweiligen Preisen als Saldo zweier Güterströme ermittelt werden. Dazu gehören die Bruttowertschöpfung, das BIP, das BSP sowie der —• Außenbeitrag. Die Berechnung des Saldos in —» konstanten Preisen erfolgt zunächst durch getrennte Deflationierung der beiden für die Saldierung verwendeten Größen. Anschließend wird von den beiden errechneten Größen in konstanten Preisen der Saldo gebildet. Der Preisindex für die Differenzgröße ergibt sich als Relation des Saldos in jeweiligen und in konstanten Preisen. Der Aussagewert der D. ist eingeschränkt, weil für die Differenzgröße keine Preiskomponente messbar ist. Die sich implizit ergebende Preisveränderung kann unplausible Werte annehmen, wenn sich die Preise der beiden Größen, aus

denen der Saldo gebildet wird, stark von-

Doppelzählungen einander abweichend verändern. So kann es vorkommen, dass ein positiver Außenbeitrag in jeweiligen Preisen zu einem negativen Außenbeitrag in konstanten Preisen wird. Die Methode der doppelten Deflationierung entspricht den Empfehlungen in den internationalen Systemen Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen. Literatur: U.-P. Reich/C. Stahmer, 10Rechnung: Energiemodelle und Preisbereinigung, Frankfurt 1981; Vereinte Nationen, Manual on National Accounts at Constant Prices, New York 1979; Input-Output Table - Compilation and Analysis - (Handbook of National Accounting - manuscript submitted for editing and publication, November 1997), Ch. 12. Doppelzählungen Von Doppel- oder Mehrfachzählungen spricht man im Kontext statistischer Erhebungen dann, wenn Einheiten, die der örtlichen, sachlichen und zeitlichen Abgrenzung der Zielgesamtheit nicht entsprechen, irrtümlich erfasst werden. Umgekehrt gibt es auch Untererfassungen. Eine Kompensation beider Arten von Erfassungsfehlern tritt selten ein und ist dann kaum strukturneutral. Fehlerhafte Erfassungen, die mit der örtlichen Abgrenzung zu tun haben, resultieren aus den grenzüberschreitenden Waren- und Leistungsströmen. Bei nicht trennscharfer Zuordnung ergeben sich Verschiebungen zwischen dem Nationaleinkommen und dem Inlandsprodukt. Diese Gefahr ist um so größer, je kleinräumiger die regionale Einheit (ζ. B. Bundesland oder Regierungsbezirk) ist, für welche die VGR aufgestellt werden. Aber auch auf gesamtstaatlicher Ebene werden sich für die EG-Staaten mit der Einführung des europäischen Binnenmarktes Probleme in der nationalen VGR-Schätzung ergeben, da der IntraEG-Handel aus der bisherigen —• Außenhandelsstatistik anhand der Zoller-

klärungen herausgefallen ist und durch das sog. permanente statistische Erhebungssystem INTRASTAT erfasst wird. Fehlerhafte Erfassungen, die mit der zeitlichen Abgrenzung zusammenhängen, ergeben sich zum einen aus nicht mit dem Kalenderjahr synchronen Abrechnungsperioden der Wirtschaftssubjekte. Sie treten vermehrt dann auf, wenn die VGR unteij ährig zu erstellen sind. Zu erwähnen sind ferner die Käufe von Produktionsmitteln, die ihre Leistung über mehrere Perioden abgeben, insbesondere wenn ihr Anschaffungswert unter der Bilanzierungsgrenze liegt, so dass sie voll in der Anschaffungsperiode als Vorleistungen gebucht werden. Auf die Problematik der Abschreibungen von bilanzierten Produktionsmitteln ist weiter unten einzugehen. Von größerer Relevanz sind die aus der sachlichen Abgrenzung resultierenden fehlerhaften Erfassungen. Das Inlandsprodukt soll die Produktion netto darstellen. Doppel- und Mehrfachzählungen, die dadurch entstehen, dass durch fortgesetzte Arbeitsteilung und vertikale Unternehmensdiversifikation ein Gut immer mehr Produktionsstufen durchlaufen muss, ehe es für die Endverwendung (Private Konsumausgaben, Konsumausgaben des Staates, Investitionen, Export) zur Verfügung steht, sollen ausgeschlossen werden. Eine Erfassimg der gesamten Produktion (= Produktionswert) auf jeder Stufe würde zu einem Inlandsprodukt führen, dessen Höhe proportional zum Grad der Arbeitsteilung ist. Die netto nachgewiesene Produktion einer Produktionsstufe oder eines Unternehmens erhält man durch Abzug der —• Vorleistungen vom Produktionswert, also mit der —* Wertschöpfung. Der Begriff des intermediären Verbrauchs oder der Vorleistungen tritt in zweifacher Bedeutung auf: (1) Man versteht darunter jene Güter, die im Produktionsprozess zur Erstellung eines gewünschten Endprodukts eingehen 95

Doppelzählungen und von anderen Unternehmen gekauft werden. (2) Einige Ökonomen legen ihn auch weiter aus, so dass er Güter umfasst, die in einigen Volkswirtschaften nur deswegen begehrt werden, weil es bestimmte wirtschaftliche, soziale, politische oder ökologische Bedingungen erfordern, die aber andernorts überflüssig sind. Konkret geht es um die Entscheidung, ob nicht gewisse Teile des Privaten Konsums und der Konsumausgaben des Staates eher als Vorleistungen denn als Endprodukte anzusehen sind. Eine Trennung zwischen Vorleistungen und Endprodukten ist nicht frei von Werturteilen; sie kann nur vom Ziel und Zweck des Wirtschaftens her beantwortet werden. Probleme der Trennung von End- und Zwischenprodukten treten bei zwei der drei möglichen Schätzmethoden des Inlandsprodukts ganz offen hervor: bei der Entstehungs- und bei der Verwendungsrechnung. Natürlich ist über den Wirtschaftskreislauf auch die Verteilungsrechnung von der Art der Abgrenzung betroffen. In der Verwendungsrechnung kann man bei der Aufteilung der Produktion entweder an Merkmale der Käufer oder der Güter anknüpfen. Im ersteren Fall bildet man Käufertypen (ζ. B. Produzenten und Konsumenten) und ordnet deren gesamte Käufe den Endprodukten oder den Vorleistungen zu, wobei für dauerhafte Güter eine Ausnahme zu machen ist. Dieses Verfahren wird in der Praxis nicht herangezogen; man geht dort vielmehr vom Verwendungszweck der Güter aus und hält sich an gewisse Faustregeln, denn allein aus der Natur eines Gutes und seinem Verwendungszweck ergibt sich keine eindeutige und automatische Aufteilung. Zwischen den Extrema der reinen Endprodukte und der reinen Zwischenprodukte liegt ein breites Spektrum von Produkten, bei denen weder das Kaufinotiv noch der Verwendungszweck eindeu96

tig sind. Jedes Maß für das volkswirtschaftliche Endprodukt ist daher mehr oder minder konventionell und darüber hinaus von der Erfahrung der Gesamtrechner abhängig. Die Elimination der Zwischen- aus den Endprodukten wäre in der Entstehungsrechnung leicht zu lösen, wenn sich letztere ausschließlich aus der Aggregation betrieblicher Gewinn- und Verlustrechnungen ergeben würde. Von einer solcher Aggregation zu einem volkswirtschaftlichen Produktionskonto kann nicht gesprochen werden, weil (1) der Vorleistungsbegriff des betrieblichen Rechnungswesens nicht mit dem der VGR zusammenfallt, was sog. volkswirtschaftliche Umbuchungen erforderlich macht; (2) nicht alle Wirtschaftssubjekte eine Gewinn- und Verlustrechnung aufstellen, sondern entweder nur eine EinnahmenAusgabenrechnung machen oder gar keine Aufzeichnungen fuhren. Von den spezifischen Fragen, die sich bei der Schätzung des intermediären Verbrauchs stellen, sei nur auf drei hingewiesen: (1) Abschreibungen als Verbrauch dauerhafter Güter im Produktionsprozess; (2) Erfassung jenes Teils der Staatsausgaben, die Vorleistungen sind; (3) Teile der Vorleistungen, die dem Privaten Verbrauch zuzurechnen sind und umgekehrt. Abschreibungen stehen nicht für Vorleistungen anderer Unternehmen, sondern für Vorleistungen aus anderen Perioden; sie dienen also der zeitgerechten Ermittlung der Wertschöpfung. Die Ansichten über die Behandlung der Leistungen des Staates in den VGR sind kontrovers. Eine allgemein verbindliche Lösung der Frage, ob und inwieweit die Aktivitäten des Staates zu den Vorleistungen oder den Endprodukten zählen, ist so lange nicht zu erwarten, wie die

Funktionen des Staates nicht von ihren

Drittländer und internationale Organisationen Wirkungen her beurteilt werden, sondern von bestimmten Wertvorstellungen über das, was der Staat ist und was er auf dem wirtschaftlichen Sektor tun bzw. nicht tun soll. Aus Literatur und Praxis sind drei Theorien bezüglich der Behandlung der ökonomischen Aktivitäten des Staates zu entnehmen: (1) Sämtliche Ausgaben des Staates für Güter und Faktordienste werden als Vorleistungen angesehen. (2) Sämtliche Staatsausgaben sind als Endprodukte zu betrachten, ausgenommen Transferzahlungen und Zinsen auf Staatsanleihen. Man begründet diesen und den ersten Ansatz, die beiden Extrema, mit dem Hinweis darauf, dass es kein verbindliches Kriterium gebe, an dem festzustellen sei, zu welchem Anteil die Staatsausgaben den Verbrauchern oder den Produzenten zugute kommen, bzw. dass das statistische Material keine befriedigende Aufteilung zulasse. (3) Ein Teil der vom Staat produzierten Leistungen ist Vorleistung, ein Teil Endprodukt. Das ist die herrschende Praxis im SNA- und ESVG-System. Vorleistungen sind im Wesentlichen die gegen Gebühren und Beiträge an Unternehmen abgegebenen staatlichen Dienstleistungen, wobei fraglich ist, ob Gebühren und Beiträge die adäquaten Preise sind. Die unentgeltlich abgegebenen Staatsleistungen, die zu ihren Kosten bewertet werden, gelten vereinbarungsgemäß als letzter Verbrauch (—• Konsumausgaben des Staates). Darüber hinaus erfolgt eine weitergehende funktionale Analyse insofern, als in einer Paralleldarstellung der individualisierbare Teil des Konsumausgaben des Staates (ζ. B. Erziehungs- und Gesundheitsleistungen) als Konsum der privaten Haushalte (Verbrauchskonzept) auszuweisen ist. Enthalten die in den Privaten Konsum eingerechneten Leistungen keine Vorleistungen, sind diese nur in dem Rest (Kollektivkonsum) enthalten. Bei der Abgrenzung von Privatem

Konsum und Vorleistungen lautet die Frage nicht nur, ob gewisse Teile des Privaten Konsums als Vorleistungen anzusehen sind, die die Höhe des Inlandsprodukts reduzieren, sondern man hat auch umgekehrt zu fragen, ob nicht auch Teile der Vorleistungen zum Privaten Verbrauch zählen. Letztere Frage stellt sich ζ. B. bei Familienunternehmen, die Teile des Privaten Konsums des Untemehmerhaushalts als Vorleistungen des Unternehmens buchen oder bei großen Unternehmen und der öff. Verwaltung bezüglich der Dienstreisen und Bewirtungsspesen. Welche Teile der privaten Ausgaben umgekehrt zu den Vorleistungen gehören könnten, ist der Aufzählung der Arten von Werbungskosten im Rahmen der Lohn- und Einkommensbesteuerung zu entnehmen. In diesem Kontext sind auch Ausgabenkategorien zu nennen, die in entwickelten Volkswirtschaften nur mit der Einkommenserzielung und der Aufrechterhaltung gewisser Institutionen zusammenhängen, die in weniger entwickelten Volkswirtschaften nicht erforderlich sind: Ausgaben für Transport und Güterdistribution, die durch die fortgeschrittene Arbeitsteilung bedingt sind; höhere Kosten der Lebenshaltung, die mit der zunehmenden Urbanisierung zusammenhängen; Kosten, die sich aus der Existenz von Banken und vielfältigen anderen Einrichtungen einer hochentwickelten Volkswirtschaft ergeben. Eine weitere und viel größere Dimension tut sich bei den Ausgaben für die Behebung von Umweltschäden auf. Horst Rinne Drittländer und internationale Organisationen => Third countries and international organisations. —> Sektoren. ->· Übrige Welt.

97

Ε

ECU => .European Currency [/nit war die Währungseinheit des Europäischen Währungssystems (EWS). Das EWS wurde 1979 in Kraft gesetzt; mit ihm wurde die ECU eingeführt. Sie wurde seit 1981 in allen Bereichen der Gemeinschaft als Rechnungseinheit verwendet und löste die Europäische Rechnungseinheit (ERE) ab. Bei der ECU handelte es sich um eine Korbwährung. Nach den Vereinbarungen über das EWS sollten die Gewichte der Währungen alle fünf Jahre überprüft und gegebenenfalls revidiert werden. Mit Inkrafttreten des Vertrages über die Europäische Union am 1. November 1993 entfiel die periodische Überprüfung der Gewichte der Währung in der ECU-Definition; die Zusammensetzung des ECU-Währungskorbes wurde nicht mehr geändert und entsprach damit den Währungen der 12 EG-Mitgliedsländer (also ohne den österreichischen Schilling, die schwedische Krone und die Finnmark). Für den Übergang von der ECU zum Euro galt: „Gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1103/97 des Rates ... werden alle Bezugnahmen auf den ECU in einem Rechtsinstrument durch eine Bezugnahme auf den Euro zum Kurs von 1 Euro für 1 ECU ersetzt. ... Die Annahme der Umrechnungskurse als solche ändert nichts am Außenwert der ECU. Dies wird dadurch gewährleistet, dass die am 31. Dezember 1998 nach dem bisherigen Verfahren für die Berechnung der täglichen offiziellen ECU-Kurse von der Kommission berechneten ECU-Kurse der Währungen der Mitgliedstaaten, die den Euro einführen, als Umrechnungskurse angenommen werden." (Verordnung vom 31. Dezember 1998 über die Umrechnungskurse zwischen dem Euro und den Währungen der Mitgliedstaaten, die den Euro einführen - veröffentlicht im Amts98

blatt der Europäischen Gemeinschaften vom 31. Dezember 1998, L 359, Begründung, Absatz 3). Edelmetalle und Edelsteine => Precious metals and stones. —• Wertsachen. EGKS-Umlage —»Steuern. Eigenbeiträge der Empfänger sozialer Leistungen sind Beiträge, die die Empfänger von Renten und —• Lohnersatzleistungen ergänzend zu den —> Beiträgen des Staates für Empfanger sozialer Leistungen an die Sozialversicherung abfuhren müssen. Dazu zählen vor allem die Krankenversicherungsbeiträge der Rentner, aber auch Krankenversicherungs- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge beim Bezug von Krankengeld, Arbeitslosengeld u.a. Eigene Leistungen in der —> Zahlungsbilanz verwendete Bez. für geleistete Übertragungen. Eigene Mittel => Own capital. —» Innenfinanzierungsmittel. Eigenheime und Eigentumswohnungen rechnen zum —» Anlagevermögen, ihre Nutzung durch private Haushalte wird als unternehmerische Tätigkeit behandelt. Eigenkapitalverzinsung Das Kapital oder genauer das zur Erstellung von Gütern und Dienstleistungen eingesetzte Sachkapital ist neben der Arbeitskraft gesamtwirtschaftlich gesehen der zweite Produktionsfaktor. Der Lohn ist der Preis für den Faktor Arbeit und der Zins für das eingesetzte Kapital. Der Einsatz des Sachkapitals kann da-

Eigenmittel der EU bei grundsätzlich auf verschiedene Weise finanziert werden, durch Kreditaufnahme (Fremdfinanzierung) oder eigene Mittel (—» Eigenfinanzierungsmittel). Der Kostencharakter der Fremdfinanzierung ist offensichtlich, da der Kapitalgeber für die Bereitstellung des Kapitals Zinsen verlangt. Das über fremde Mittel eingesetzte Sachkapital muss mithin eine Rendite erwirtschaften, die mindestens dem zu zahlenden Fremdkapitalzins entspricht, andernfalls entstehen Verluste. Im Falle der Eigenkapitalfinanzierung sind diese Zusammenhänge weniger offensichtlich, da keine Fremdkapitalzinsen zu zahlen sind. Der Einsatz von Eigenkapital ist jedoch nicht kostenlos, es entstehen —> Opportunitätskosten: Das eingesetzte und damit gebundene Kapital würde bei anderer Verwendung Erträge erwirtschaften, auf die nunmehr verzichtet wird. Ein Unternehmen wird deshalb bei der Ermittlung der Kosten der Produktion für das eingesetzte Eigenkapital —> kalkulatorische Zinsen ansetzen, um diese Opportunitätskosten zu berücksichtigen. In den VGR sind die kalkulatorischen Zinsen Bestandteil der —• Unternehmensund Vermögenseinkommen, werden aber nicht gesondert ausgewiesen. Im Rahmen der vom SVR durchgeführten Schätzung der —> Gewinn-Erlös-Relation kann E. als Differenz aus den Zinskosten des eingesetzten Kapitals und den tatsächlichen Zinskosten berechnet werden. Eigenleistungen im Wohnungsbau => Dwellings or extensions to dwellings, produced by households sind Teil der Investitionen in —• Wohnbauten, die wiederum Teilgröße der —> Bauinvestitionen sind und auf der Verwendungsseite des BIP nachgewiesen werden. E. umfassen Eigenleistungen der privaten Haushalte beim Bau oder der Renovierung eigener Wohnungen, wozu auch die Nachbarschaftshilfe oder die Schwarzarbeit gezählt werden. Unentgelt-

liche Bautätigkeiten spielen auch bei privaten Organisationen o.E. eine Rolle (z.B. Bau eines Vereinsheims oder Kindergartens). E. sind ihrer Art nach nicht statistisch erfassbar und müssen deshalb anhand geeigneter —> Modellrechnungen geschätzt werden. Hierzu werden Bautätigkeitsstatistiken und zusätzliche Informationen herangezogen. Eigenmittel der EU => Own resources of the EU. Die Haushaltsausgaben der Europäischen Union werden seit dem Ratsbeschluss von 1970 überwiegend aus sog. Eigenmitteln finanziert. Dagegen ist eine Kreditfinanzierung des EU-Haushalts nach bisheriger Rechtslage nicht möglich und sonstige Einnahmen, wie Verzugszinsen, Beiträge von Nichtmitgliedem oder Verkaufserlöse, spielen normalerweise nur eine geringe Rolle. Über Zusammensetzung und Höhe der E. entscheidet der Europäische Rat etwa alle fünf Jahre. 1988 wurden die Gesamtrechner von dem Beschluss überrascht, das BSP für Eigenmittelzwecke zu verwenden. Das derzeitig gültige Eigenmittelsystem der EU ist in einem Beschluss des Rates vom 29. September 2000 (2000/597/EG, Euratom) festgelegt und umfasst vier Eigenmittelquellen. Die Einnahmen der ersten drei Quellen rechnen zu den Steuern: Die Agrarabschöpfungen und Zuckerabgaben bilden die 1. Quelle und fußen auf den Bestimmungen der Gemeinsamen Agrarpolitik, die Zölle (2. Quelle) wurzeln in den Regeln des Gemeinsamen Zolltarifs. Diese beiden Quellen wurden 1971 eingeführt und werden häufig als traditionelle Eigenmittel zusammengefasst. Die MwSt-Eigenmittel, d.h. ein bestimmter Prozentsatz der EU-einheitlichen Mehrwertsteuerbemessungsgrundlage, verbreitert die Eigenmittelbasis seit 1979 als dritte Quelle. Mit der Begrenzung der MwSt-Eigenmittel wurden 1988 99

Eigenmittel der EU die BSP-Eigenmittel (4. Quelle, keine Steuer) als zusätzliche Einnahme zur Restfinanzierung des EU-Haushaltes eingeführt. Der EU-Haushalt fur 1999 umfasst ein Ausgabevolumen von 85,6 Mrd Euro und entspricht damit etwa einem Drittel des Bundeshaushaltes. Nach Abzug der sonstigen Einnahmen hat die EU noch 83,5 Mrd Euro über Eigenmittel zu decken, von denen fast die Hälfte der BSP-Quelle entspringt. EU-Eigenmittel

Agrar-E. Zoll-E. MwSt-E. BSP-E.

(in %)

1979

1989

1999

18,1 42,2 39,7

5,4 23,3 67,6 3,7

2,3 14,3 36,4 47,0

-

Quelle: Eigene Berechnungen nach Haushaltsplänen der EG; die Erhebungskostenpauschale bei Agrar- und Zoll-Ε. ist abgezogen.

Mit 22 Mrd Euro beträgt der Anteil Deutschlands 1999 an den Eigenmittelleistungen 26,4 % (nach GB-Korrektur). Die zu leistenden BSP-Eigenmittel ergeben sich durch Anlegen des im jeweiligen Haushaltsplan der EU festgelegten Abrufsatzes an das BSP des betroffenen Mitgliedstaates. Bei einem Abrufsatz von 0,5048 % belaufen sich die deutschen BSP-Eigenmittel-Leistungen 1999 auf 10 Mrd Euro. Daraus ergibt sich, dass ein BSP-Schätzfehler von nur einem Zehntel Prozent bereits einen direkten Finanzeffekt von 10,2 Mill Euro für Deutschland hätte. Die Verwendung des BSP fur Eigenmittelzwecke betrifft aber noch weitere Aspekte. So wurde 1988 eine Obergrenze für die maximalen Eigenmittel eines Jahres eingeführt, die als Prozentsatz des BSP aller Mitgliedstaaten für das betreffende Jahr ausgedrückt ist. Für 1999 wurde die Obergrenze auf 1,27 % des EU -BSP festgelegt. Da eine Kreditfinanzierung nicht zulässig ist, werden damit die 100

Gesamtausgaben der EU im Vorhinein begrenzt. Als dritter Verwendungszweck wird das BSP herangezogen, um die MwSt-Bemessungsgrundlage zu kappen. Außerdem wird das BSP bei der Korrektur der britischen Haushaltsungleichgewichte genutzt. Die vielfaltige administrative Nutzung von Β SP-Angaben auf europäischer Ebene erfordert vor allem ein vergleichbar abgegrenztes und berechnetes Bruttosozialprodukt der Mitgliedstaaten. Mit der sog. —• BSP-Richtlinie hat der Rat dieses Erfordernis aufgegriffen und den Prozess der Harmonisierung der VGR in der EU auf eine neue Grundlage gestellt und verstärkt. Auch erhielt die Kommission das Recht, die nationalen BSP-Angaben zu kontrollieren sowie das Recht, gegen Schwachpunkte der BSP-Berechnungen Vorbehalte anzumelden, die dann von den Mitgliedstaaten innerhalb vorgegebener Fristen zu bearbeiten sind. In bestimmten Fällen kann die Kommission außerdem Verzugszinsen verlangen. In Zukunft werden die BSP-Eigenmittel noch mehr an Bedeutung gewinnen. Dies lässt sich bereits aus den Ergebnissen des Berliner Gipfels des Europäischen Rates vom März 1999 zu den EU-Eigenmitteln 2000 bis 2006 folgern. Diese neue Entwicklung dürfte den Arbeiten zur BSP-Harmonisierung in der EU nochmals Nachdruck verleihen und neue Impulse geben. Nach dem ESVG werden die in den E. enthaltenen Steuern, also ohne BSP-Eigenmittel, als Direktzahlungen (Primäreinkommen) an die übrige Welt (EU) dargestellt. In den früheren deutschen VGR wurden diese Steuern dagegen als Steuereinnahmen des Staates und entsprechend als sonstige laufende Übertragungen an die übrige Welt gebucht. Die BSP-Eigenmittel erscheinen als laufende Transfers des Staates an die übrige Welt in der —> Einkommensumverteilung. Albert Braakmann

Einkommen Eigenverbrauch —* Konsumausgaben des Staates und der Privaten Organisationen o.E. frühere Bez. für jenen Teil der Produktion von Nichtmarktproduzenten, der unentgeltlich zur Verfugung gestellt wird. Einbehaltene Gewinne Nichtausgeschüttete bzw. nicht entnommene Gewinne der Kapital- und QuasiKapitalgesellschaften, die sich nach Abzug der —• Ausschüttungen und der —• Gewinnentnahmen von den —• Unternehmensgewinnen ergeben und das —> Primäreinkommen dieser Gesellschaften bilden. Einbehaltene Umsatzsteuer frühere Bez. für den Teil der —• nichtabziehbaren Umsatzsteuer, der eigentlich an den Staat als Umsatzsteuer hätte gezahlt werden müssen, jedoch aufgrund gesetzlicher Sonderregelungen nicht abgeführt zu werden braucht. Das ESVG 1995 verwendet die Begriffe —• Mehrwertsteuer-Überkompensation und —> Mehrwertsteuer-Unterkompensation. Eindeutigkeit stellt eine der Anforderungen an die VGR dar. Aus einem Fundus von Elementarinformation sollte für jeden Satz von strategischen Entscheidungen und Transformationsschritten nur ein statistisches Ergebnis resultieren können. Diese E. ist Voraussetzung für die Etablierung eines Beschreibungszusammenhangs und im Falle der VGR auch z.B. Voraussetzung der Mikrofundierung der Makroökonomie. E. wird auch von der Europäischen Kommission unterstellt, wenn sie den Resultaten der VGR einen großen politischen Stellenwert beimisst. Einfuhr —* Importe.

Einfuhrabgaben —• Importabgaben, —* Steuern. Einfuhr gleichartiger Güter —• Importe gleichartiger Güter. Einfuhrmatrix —• Importmatrix. Einfuhrsubventionen => Import subsidies. —• Gütersubventionen. Einfuhrumsatzsteuer —• Steuern ist die Umsatzsteuer, die auf eingeführte Waren an den Staat abzuführen ist. Sie wird in den VGR als Bestandteil der —• nichtabziehbaren Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) und nicht in den Einfuhrabgaben ausgewiesen. Einfuhr von Ausrüstungen ist der Teil der —• Ausrüstungsinvestitionen, der aus der übrigen Welt eingeführt wurde. Die E. spielt bei der Berechnung der Ausrüstungsinvestitionen nach der —* Commodity-Flow-Methode eine gewichtige Rolle. 1995 entfielen in den Abgrenzungen der VGR knapp 1/3 der Ausrüstungsinvestitionen auf die E. Einkommen 1. Grundsätzliches: Die Frage, was E. ist, hat in der Dogmengeschichte der Wirtschaftstheorie eine große Rolle gespielt und mannigfache Kontroversen ausgelöst. So zeigen auch die VGR ein widersprüchliches Bild. Einerseits erscheint der Begriff des E. in der Rolle eines Fundamentalbegriffs. Denn —> Produktion und E. einer Volkswirtschaft zu bestimmen, ist die zentrale Aufgabe der VGR. Andererseits wird in dem konkreten Kontensystem und den Tabellen der Begriff des E. in so vielfältiger Weise gebraucht, dass zu fragen ist, ob dahinter überhaupt noch ein einheitliches Konzept steckt. Weder 101

Einkommen im SNA noch im ESVG gibt es eine Definition von E. Daher kann man nur versuchen, den implizit in den VGR mit diesem Begriff gemeinten Inhalt aus seiner expliziten Benutzung abzuleiten. Mit den Definitionen, die im Folgenden eingeführt werden, wird gezeigt, dass den VGR insgesamt und dem Einkommensbegriff insbesondere bestimmte Axiome zugrunde liegen, die den theoretischen Inhalt definieren. Diese Axiome müssen allerdings in Ausnahmefällen aufgegeben werden, vor allem, weil man einzelne, ihnen widersprechende Vorgänge erfassen möchte. Zunächst aber geht es um den Einkommensbegriff in seiner theoretischen Reinform. E. als Transaktion: Erhebungsgegenstand der VGR sind die Werttransaktionen einer Volkswirtschaft. Darunter geht es für die Messung von (Produktion und) Einkommen um Leistungstransaktionen. Diese finden statt, wenn eine Wirtschaftseinheit eine Ausgabe verbucht, die zugleich und in gleicher Höhe eine Einnahme bei einer anderen Wirtschaftseinheit ist. Man kann dann sagen, dass hier ein Wertfluss von einer zur anderen Einheit stattfindet, es wird Wert übertragen. Diese Voraussetzung ist notwendig, um die Wirtschaft als einen Kreislauf von Werten darstellen zu können. In der Leistungstransaktion wird der wirtschaftliche Wert realisiert. Die Leistungstransaktionen können —> Güter- und —* Verteilungstransaktionen sein, daneben gibt es auch —» finanzielle Transaktionen. Nur die ersten beiden Arten haben - wie gesagt - mit Produktion und Einkommen zu tun und werden gesamtwirtschaftlich im Inlandsprodukt und Volkseinkommen gemessen. Als Einkommen werden in den VGR nur die laufenden Verteilungstransaktionen definiert. Die Forderung, dass als Einkommen nur laufende im Gegensatz zu einmaligen oder gelegentlichen Transaktionen gelten, 102

hängt damit zusammen, Einkommen aus der Produktion einer Volkswirtschaft abzuleiten, die selbst als laufende oder regelmäßige Tätigkeit im Beobachtungszeitraum definiert ist. Die unregelmäßigen Verteilungstransaktionen werden unter dem Begriff „Vermögenstransfers" zusammengefasst, um damit auszudrücken, dass sie nicht aus laufender Produktion ausgeschüttet werden. Daraus ergibt sich die erste Definition von Einkommen: Einkommen sind die laufenden Verteilungstransaktionen einer Volkswirtschaft. Die dazu plausible Interpretation ist, dass Einkommen verteilte Wertschöpfung ist. Nun sind allerdings konkrete Schwierigkeiten zu erwähnen, die die Zusammenhänge komplizieren. Die Wertschöpfung wird, verteilt auf die Sektoren, zum Einkommen. Beide sind von diesem Verständnis her identisch. Diese Identität gilt allerdings nur solange, wie von staatlichen Eingriffen in Form von Steuern und Subventionen auf die Produktion abgesehen wird. Ferner muss, für die konkrete Ausgestaltung der VGR, beachtet werden, dass diese als Produktion bestimmte Tätigkeiten erfasst, die sich nicht zwischen Wirtschaftseinheiten abspielen und bei denen keine Leistungstransaktionen vorliegen. In Fällen wie der Nutzung von Eigentümerwohnungen wird Produktion unterstellt, die zu entsprechendem Nachweis von Einkommen fuhrt. Weil Einkommen verteilte Wertschöpfung ist, ergibt sich eine Reihenfolge für die Einkommenstransaktionen, die auf den Konten der VGR im Anschluss an die Ermittlung der Wertschöpfung gebucht werden. Hierbei ist allerdings eine weitere Besonderheit zu beachten, die mit dem bisher dargestellten ökonomischen Verständnis von Wertschöpfung nicht übereinstimmt. In den VGR sind die —• Sonstigen Produktionsabgaben abzügl. Sonstige Subventionen im Produktionskonto als Folge der Bewertung zu Herstellungspreisen in der Wertschöpfung

Einkommen enthalten, die im Einkommensentstehungskonto in die Komponenten der Wertschöpfung aufgespalten wird. Hierbei wird der Eindruck erweckt, dass der Staat in Höhe der Sonstigen Produktionsabgaben (abzügl. Sonstigen Subventionen) zur Wertschöpfung beiträgt. Das setzt sich dann fort im Primären Einkommensverteilungskonto, indem außerdem die —» Gütersteuern (netto), soweit sie nicht der EU zufließen, als produktionsbezogene Einkommen an den Staat verteilt werden. Einkommen aus Produktion: Die laufenden Verteilungstransaktionen bestehen - unter Berücksichtigung der erwähnten Einnahmen des Staates aus den Produktions- und Importabgaben - aus folgenden Transaktionsgruppen (in der Reihenfolge, in der sie auf den Einkommenskonten auftauchen): - Arbeitnehmerentgelt, - Produktions- und Importabgaben, - Subventionen, - Vermögenseinkommen, - Einkommen- und Vermögensteuern, - Sozialbeiträge und Sozialleistungen, - Sonstige laufende Transfers. Diese Arten von Transaktionen verteilen Wertschöpfung mit den ersten vier Positionen („primäre Einkommensverteilung") und werden mit den letzten drei Positionen als Umverteilung („sekundäre Einkommensverteilung") interpretiert. Sieht man von den staatlichen Abgaben auf die Produktion ab, beziehen sich die verteilten Einkommen auf zwei Formen von Tätigkeiten, in denen diese organisiert sind: selbständig und unselbständig. Das Entgelt für die letzteren ist in der obigen Klassifikation enthalten (Arbeitnehmerentgelt), für die ersteren nicht. Man findet es in einem besonderen Paragraphen des ESVG geregelt: „Im Falle der dem Sektor Private Haushalte angehörenden Unternehmen ohne e. R. enthält der Saldo des Einkommensentstehungskontos implizit einen Bestandteil,

bei dem es sich um die Vergütung für die vom Eigentümer oder von Mitgliedern seiner Familie geleistete Arbeit handelt und die nicht von seinen in seiner Eigenschaft als Unternehmer erzielten Gewinnen unterschieden werden kann." In diesem Fall spricht man von ,JSelbständigeneinkommen" und nicht von Betriebsüberschuss, wie der Saldo bei den anderen Wirtschaftseinheiten heißt. Selbständigeneinkommen und Arbeitnehmerentgelt bilden zusammen das Erwerbseinkommen, das unmittelbar den Teilnehmern am Produktionsprozess zufließt und dessen Auftreten zugleich als Kennzeichen dafür gilt, dass Produktion in der betrachteten Wirtschaftseinheit stattfindet. Allerdings ist die Frage, ob Selbständigeneinkommen als Transaktion verstanden werden kann. Denn der Unternehmer leistet es gewissermaßen an sich selbst. Man müsste also die Entnahme aus dem Betriebsvermögen unter die Transaktionen zählen. Es handelt sich hier um einen wirtschaftsstatistischen Grenzfall. Nicht auf Tätigkeiten, ein funktionelles Merkmal, sondern auf Eigentum, ein institutionelles Merkmal, beziehen sich die sog. Vermögenseinkommen. Darunter fallen Zinsen, Dividenden, Gewinnentnahmen aus Quasi-Kapitalgesellschaften, Pachten u.a.m. Definitionsgemäß ist Vermögenseinkommen das Einkommen, das der Eigentümer einer finanziellen Forderung oder eines nichtproduzierten Sachvermögens erhält. Seine Gegenleistung besteht im ersteren Fall darin, dass er Liquidität, im zweiten, dass er die Nutzung der Sache dem Geschäftspartner überlässt. Vermögenseinkommen sind kein Zeichen wirtschaftlicher Aktivität. Sie sind vielmehr ein Mittel das aus wirtschaftlicher Aktivität entstandene Einkommen gemäß den Einkommensverhältnissen zu verteilen, und dies geschieht den institutionellen Strukturen folgend in mehreren 103

Einkommen Stufen. Deshalb kann jeder Produzent Vermögenseinkommen leisten und empfangen ebenso wie jeder Konsument, ohne dass diese Ströme die Wertschöpfung tangieren. Bei Vermögenseinkommen ist - im Gegensatz zu Erwerbseinkommen - nicht mehr unmittelbar feststellbar, aus welcher Produktion sie stammen. Die Zinsen, die etwa ein privater Haushalt zahlt, der selbst nur Lohneinkommen empfangt, haben keinen produktionsmäßig fixierbaren Herkunftsort. Sie stammen jedenfalls nicht aus einer Produktion des leistenden Haushalts. Das ist ein für die Produktionstheorie ungewohnter und bisher nicht reflektierter Tatbestand, der aber in den VGR selbstverständlich ist. Der Grenzfall der Vermögenseinkommen zu den Erwerbseinkommen sind die Gewinnentnahmen. Ahnlich wie bei den Selbständigeneinkommen ist ihre Quelle im Hinblick auf die Merkmale Tätigkeit oder Eigentum nicht ausdifferenziert. Der Eigentümer einer QuasiKapitalgesellschaft mag wohl selbst in der Gesellschaft tätig sein. Aber hier zieht das ESVG die Grenze. Bei Unternehmen, die im Sektor private Haushalte erfasst sind, sind Gewinnentnahmen Erwerbseinkommen, bei solchen, die zu den Kapitalgesellschaften gehören, sind Gewinnentnahmen Vermögenseinkommen. Das entspricht der Logik dieser sektoralen Zuordnung. Weitere Einkommensbegriffe: Das ESVG definiert als weiteren Einkommensbegriff, allerdings in widersprüchlicher Weise, das Primäreinkommen. Einerseits werden darunter die Erwerbsund Vermögenseinkommen verstanden, andererseits werden auf dem sog. primären Einkommensverteilungskonto nicht nur diese Transaktionen, sondern auch die Produktions- und Importabgaben als Primäreinkommen des Staates gebucht und die Subventionen als Primäreinkommen der Unternehmen. Da der Be104

griff des Primäreinkommens weder politisch noch theoretisch eine große Rolle spielt, wird hierauf an dieser Stelle nicht weiter eingegangen. Am Ende der Einkommenskonten steht der Begriff des verfügbaren Einkommens. Diese Bezeichnung ist weniger im wörtlichen Sinne als im Sinne eines Einkommens nach Umverteilung zu interpretieren. Denn verfügbar im Sinne von disponibel ist wohl die Ausgabe für einen Vereinsbeitrag eher als die für eine Wohnungsmiete. Dennoch ist der Vereinsbeitrag als Verteilungstransaktion bereits vom verfügbaren Einkommen abgezogen, die Wohnungsmiete dagegen nicht, weil sie eine Gütertransaktion ist, die zum Konsum gehört. Auch für die anderen Sektoren hat die Unterscheidung zwischen Verteilungs- und Gütertransaktionen nichts mit deren Disponibilität zu tun. Insofern ist der Begriff des —» Masseneinkommens für analytische Zwecke sinnvoller. In der ökonomischen Theorie wird vielfach die sogenannte Hicksche Einkommensdefinition benutzt, die besagt, dass Einkommen der Wert ist, den ein Vermögensbesitzer in einer Periode maximal verbrauchen kann, ohne am Ende der Periode schlechter gestellt zu sein als am Anfang. Dies ist offensichtlich keine auf Transaktionen aufbauende Definition. Ein jährliches Lohneinkommen etwa könnte demgemäss solange nicht als Einkommen erkannt werden, als nicht die gesamten Vermögensverhältnisse des Empfangers bekannt und bis zum Ende der Periode berechnet sind. Die Hicksche Definition ist, wie der Autor selbst warnt, eine ex-ante Definition, die sich für eine Daten erhebende Statistik nicht eignet. Deshalb wird sie in den VGR und damit in der Makroökonomie allgemein nicht verwendet. Ihre Stärke liegt vielmehr im normativ-kritischen Bereich, indem sie erlaubt zu fragen, ob ein faktisches Einkommen einer Periode nicht zu Lasten

Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner späterer Perioden erzielt wurde, ohne dass diese Lasten schon kostenmäßig bekannt und erfassbar wären. Die Definition von Hicks setzt an der —• Einkommensverwendung an und definiert das —> verfügbare Einkommen als Gegenwert des potentiellen Verbrauchs unter der Bedingung, dass das Vermögen der konsumierenden Wirtschaftseinheit wertmäßig real erhalten bleibt. Sie erklärt nicht die in den VGR gezeigten Phasen der —» Einkommensentstehung, der —• Einkommensverteilung und —> Einkommensumverteilung, die für die einzelnen volkswirtschaftlichen Sektoren sowie für die unterschiedlichen Arten von Einkommenstransaktionen dargestellt werden. 2. Einkommen in den deutschen VGR: In den deutschen VGR ist das ESVG 1995 vollständig umgesetzt. Es klassifiziert und systematisiert die Einkommenssphäre in der Volkswirtschaft, knüpft an Transaktionen an, bietet aber keine eigene wirtschaftstheoretisch begründete Einkommensdefinition. Die verschiedenen Aspekte bzw. Phasen, für die Einkommen dargestellt werden, werden auch als —» Einkommenskreislauf bezeichnet. Literatur: U. P. Reich (Hg.), Aufgaben und Probleme der Einkommensstatistik. Erstellung, Nutzung, Interpretation, Göttingen 1988. Utz-Peter Reich Einkommen aus der übrigen Welt (Saldo) Aus der übrigen Welt empfangene abzüglich an die übrige Welt geleistete —> Primäreinkommen. Dazu zählen die —• Erwerbs· und Vermögenseinkommen, aber auch die aus der übrigen Welt, d.h. von der EU, empfangenen —» Subventionen abzüglich der an die übrige Welt (an die EU) geleisteten —» Produktions- und Importabgaben (Mehrwertsteueranteil, Zölle, Abschöpfungen u.a.).

Einkommen aus unselbständiger Arbeit Frühere Bez. für —»Arbeitnehmerentgelt. Einkommen aus Unternehmertätigkeit Frühere Bez. für —• Betriebsüberschuss/Selbständigeneinkommen. Einkommen aus Wohnungsvermietung ist das Bruttoeinkommen, das im Rahmen der Wohnungsvermietung übrig bleibt, wenn von den Mieteinnahmen (Produktionswert) die Ausgaben und Abschreibungen im Zusammenhang mit der Wohnungsvermietung abgezogen werden. Zu den Ausgaben zählen die Vorleistungen, die Produktionssteuern abzüglich Subventionen, gezahlte Arbeitnehmerentgelte und die per saldo gezahlten Zinsen für Wohnbaukredite. Für eigengenutzte Wohnungen wird ein Mietwert entsprechend vergleichbar ausgestatteter Mietwohnungen unterstellt, so dass auch hier E. berechnet werden. Die E. sind Teil der in den VGR ausgewiesenen —» Unternehmens- und Vermögenseinkommen. Da Ergebnisse fur Wirtschaftsbereiche in der Standardrechnung nur bis zum Betriebsüberschuss ermittelt werden, sind diese Einkommen im Kontensystem der VGR nicht ablesbar; sie ergeben sich vielmehr aus einer Sonderrechnung für den Wohnungsbereich. Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner => Income of households per capita wird am sinnvollsten durch das —» verfügbare Einkommen der privaten Haushalte, dividiert durch die Bevölkerungszahl, dargestellt. Das E. ist ein allgemeiner Indikator, der angibt, über wieviel Einkommen (in der Abgrenzung der VGR, also z.B. einschließlich unterstellter Einkommen aus selbstgenutztem Wohnungseigentum) die Bevölkerung in einer Periode durchschnittlich verfügen kann.

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Einkommen der privaten Haushalte je Erwerbstätigen Einkommen der privaten Haushalte je Erwerbstätigen => Income of households per person engaged ist ein Indikator, der angibt, über wieviel Einkommen die Erwerbstätigen in einer Periode durchschnittlich verfugen können. Einkommen je Arbeitnehmer => Income per employee werden als Monats-, Vierteljahres-, Halbjahres· und Jahreszahlen fur die Einkommensarten —• Arbeitnehmerentgelt, —• Bruttolöhne und -gehälter, —• Nettolöhne und -gehälter je durchschnittlich beschäftigten —• Arbeitnehmer (Vierteljahresund Jahresdurchschnitte aus Monatszahlen) berechnet und veröffentlicht. Die Veränderung der Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer in Prozent wurde bis einschließlich 1999 den jährlichen Rentenanpassungen zugrunde gelegt. Einkommen je Einwohner => Income per capita. In Deutschland ist es seit langem üblich, das Volkseinkommen je Einwohner auszuweisen. Das Volkseinkommen stellt allerdings kein Einkommensaggregat nach dem ESVG 1995 dar und ist in anderen Ländern weniger gebräuchlich. Für internationale Vergleiche wird deshalb das BNE (bzw. das BSP) je Einwohner als Pro-Kopf-Größe vorgezogen. Die Einkommenslage einer Volkswirtschaft wird allerdings besser durch das —• verfugbare Einkommen je Einwohner gekennzeichnet, das sich um die Abschreibungen und die per saldo an die übrige Welt geleisteten —• laufenden Transfers vom BNE unterscheidet. Einkommen je Erwerbstätigen => Income per person engaged stellt meist das —»Volkseinkommen, also die von Inländern empfangenen Arbeitnehmerentgelte sowie Unternehmens106

und Vermögenseinkommen, in Relation zur Gesamtzahl der im Jahresdurchschnitt beschäftigten —• Erwerbstätigen (Arbeitnehmer, Selbständige und mithelfende Familienangehörige) dar. Einkommen nach Haushaltsgruppen Die Berechnung der E. erfolgt anhand eines Rechenmodells, das die Einkommensgrößen der VGR mit einem im Wesentlichen aus den jährlichen Mikrozensen abgeleiteten demographischen Bezugsrahmen sowie Informationen aus Erhebungen bei den privaten Haushalten und aus Sekundärstatistiken verknüpft. Die einzelnen Arten der primären Einkommen und der —» Transfereinkommen aus den VGR, die im Haushaltseinkommen aller Haushaltsmitglieder zusammentreffen, werden auf folgende Haushaltsgruppen aufgeteilt: Selbständigenhaushalte Arbeitnehmerhaushalte Beamtenhaushalte Angestelltenhaushalte Arbeiterhaushalte Nichterwerbstätigenhaushalte Haushalte von Arbeitslosengeld- oder -hilfeempfängern Rentnerhaushalte Pensionärshaushalte Haushalte von Sozialhilfeempfängern Die Zuordnung eines Haushalts zu einer bestimmten Haushaltsgruppe richtet sich nach der Art des überwiegenden Lebensunterhalts (Unterhaltskonzept) der Bezugsperson; i.d.R. ist das diejenige Person, die den größten Beitrag zum Haushaltseinkommen leistet. Für die Berechnung der E. werden die Verteilungs- und Umverteilungsaggregate der VGR um Einkommen der privaten Organisationen o.E. und der in Gemeinschaftsunterkünften lebenden Personen, die keinen eigenen Haushalt fuhren, auf der Grundlage von Schätzungen vermindert. Die verbleibenden Größen werden mit Hilfe von Informationen aus den Ein-

Einkommenskreislauf kommens- und Verbrauchsstichproben, den Steuerstatistiken, dem Mikrozensus und anderen Statistiken sowie auf der Grundlage des demographischen Bezugsrahmens in tiefstmöglicher Untergliederung modellmäßig auf die Haushaltsgruppen aufgeteilt. Die Aufgliederung der E. gehört nicht zum —• Lieferprogramm, wird aber gegenwärtig veröffentlicht. Einkommen nach sozio-ökonomischen Gruppen —> Einkommen nach Haushaltsgruppen. Einkommen nach Wirtschaftsbereichen zeigt die entstandenen Einkommen, d.h. die Komponenten der Nettowertschöpfung (Arbeitnehmerentgelte, sonstige Produktionsabgaben abzüglich sonstige Subventionen und Betriebsüberschüsse bzw. Selbständigeneinkommen), in tiefer Wirtschaftsbereichgliederung. Vor allem für die —> Strukturberichterstattung werden die Einkommen nach annähernd 60 Wirtschaftsbereichen nachgewiesen. Für das verarbeitende Gewerbe stehen detaillierte Informationen aus Basisstatistiken zur Verfügung. Die Zahlen für die Dienstleistungsbereiche enthalten wegen Lücken in den Ausgangsstatistiken höhere Schätzanteile. Einkommensentstehung —• Entstandene Einkommen. Einkommensentstehungskonto => Generation of income account. —> Kontensystem der VGR. Einkommenskreislauf beschreibt die Entstehung von —* Einkommen im Produktionsprozess, die primäre Verteilung der Einkommen auf die Produktionsfaktoren und den Staat (—» Sonstige Nettoproduktionsabgaben), die sekundäre Verteilung (Umverteilung) sowie die Einkommensverwendimg. Ge-

danklich schließt sich der Einkommenskreislauf, wenn die Einkommensverwendung durch Konsum direkt und durch Sparen indirekt (Finanzierung der Investitionsgüterherstellung) zur neuer Produktion und damit Einkommensentstehung führt. Tab. 1 auf S. 108/109 zeigt die vier Teilbereiche des Einkommenskreislaufs der VGR (mit Daten für 1995), der mit der Einkommensentstehung beginnt und die Verteilung der Primäreinkommen, die Umverteilung über geleistete und empfangene Transfereinkommen sowie die Verwendung der (verfügbaren) Einkommen einschließt. Die empfangenen und geleisteten Einkommenstransaktionen mit der übrigen Welt sind hier aus dem Blickwinkel der Inländer, also nicht wie im Sektorkonto S.2 aus dem der übrigen Welt dargestellt. Die Zusammensetzung der Erwerbs- und Vermögenseinkommen ist fur die einzelnen Sektoren in den Sektorspalten ablesbar. Nur für den Staat und die Spalte "Inländer insgesamt" weichen die Primäreinkommen von der Summe der Erwerbs- und Vermögenseinkommen ab, wobei die Erwerbs- und Vermögenseinkommen der ersten Zeile zuzüglich des Saldos aus empfangenen Produktionsabgaben und geleisteten Subventionen die Primäreinkommen ergeben (beim Staat: -51,2 + 166,7 = 115,5 Mrd Euro). Die Zusammenhänge zwischen den vier Bereichen sowie die Begriffsinhalte der einzelnen Einkommenstransaktionen werden im Folgenden näher erläutert. In der Einkommensentstehung wird in den VGR gezeigt, wie viel Einkommen im Produktionsprozess innerhalb einer Periode neu geschaffen wurde. Ausgegangen wird vom Wert der Produktion zu Herstellungspreisen abzüglich des Verbrauchs von fremdbezogenen Vorleistungsgütem (—• Bruttowertschöpfung). Abgezogen werden muss außerdem der Wert der Nutzung der Produktionsanlagen in Form der Abschreibungen zu Wie107

Einkommenskreislauf Tab. 1 Einkommenskreislauf der VGR im Überblick 1995 in Mrd Euro Gesamte Volkswirtschaft

Einkommensbegriffe Nettowertschöpfung (zu Herstellungspreisen) Erwerbs- und Vermögenseinkommen Arbeitnehmerentgelt Bruttolöhne und -gehälter Sozialbeiträge der Arbeitgeber tatsächlich unterstellt Betriebsüberschuss Selbständigeneinkommen Vermögenseinkommen zusammen Zinsen Ausschüttungen Gewinnentnahmen Reinvestierte Gewinne Vermögenseinkommen aus Versicherungsverträgen Pachteinkommen

geleistet

Übrige Welt empSaldo fangen

Einkommensentstehung 1357,7 1357,2 997.0 806,9 190.1 167,8 22,3 181,0 179,3

62,2 4,2 3,5 0,7 0,7

63,6 3,4 2,9 0,5 0,5

1,4 -0,7 -0,5 -0,2 -0,2

58,0 51,1 8,4

60,1 38,9 19,5

2,2 -12,2 11,0

-1,8 0,0 0,3

1,6 0,3

3,4 -0,0 -0,1

1>1

1.1

4,8

-16,8 4,8

79,0

69,6

-9,5

Steuern Sozialbeiträge Soziale Leistungen Sonstige laufende Transfers

0,1 0,5 4,5 18,5

1,8 1,4 0,3 3,3

1,7 0,9 -4,1 -15,1

Verfügbares Einkommen Laufende Übertragungen an / aus übrige(r) Welt

23,5

6,8

-16,7

Sonstige Produktionsabgaben Abzüglich Sonstige Subventionen Gütersteuem abzüglich: GUtersubventionen Nettoinlandsprodukt (zu Marktpreisen) (NIPχ) Primäreinkommen an / aus übrige(r) Welt Nettonationaleinkommen / Primäreinkommen

Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche Konsumausgaben Sparen

108

33,2 -32,8 188,5 -11,4 1534,9

16,8

Einkommenskreislauf noch Tab. 1 Inländer insgesamt

Inlandische Sektoren NichtfinanzieUe | Finanzielle Staat Private Haushalte Private Organis. Kapitalgesellschaften Unternehmen | Haushalte o.Erwerbszweck

(Primäre) Einkommensverteilung (Empfangene und geleistete Vennögenseinkommen saldiert) 1358,7 996,3 806,4 189,9 167,6 22,3 181,0 179,3 2,2 -12,2 11,0 3,4 -0,0 -0,1

25,8

29,6

-51,1

163,7

180,5

-42,4

-1,3

-154,8 -39,9 -15,5 -103,4 3,4 1,4 -0,7

72,0 108,4 -2,1

-49,8 -58,3 8,0

43,7 179,3 -59,2 -115,8

-34,3 0,5

33,2 -31,7

33,2 -31,7

171,7 -6,5

171,7 -6,5

1525,3

25,7

29,6

115,6

163,7

1187,3 996,3

3,4

0,6 191,1 34,7 20,0 103,4

2,8 2,2 0,6

32,9 0,2

0,1

1187,3

3,4

Einkommensumverteilung = Sekundäre Einkommensverteilung 1,7 0,9 -4,1 -15,1

-7,5 18,3 -10,2 -3,3

-11,1 18,2 -15,8 0,2

200,5 338,7 - 325,4 -7,2

-180,1 - 374,7 347,7 -18,8

0,4 -0,4 13,9

1508,7

23,0

21,1

322,1

1125,2

17,3

iüö 996,0 140,3

28,6 -11,4

Einkommensverwendung öji 1381,4 127,3

15j9

17,2

356,8 - 34,7

109

Einkommenskreislauf derbeschaffiingspreisen (—> Nettowertschöpfung) sowie die an den Staat gezahlten Sonstigen Produktionsabgaben abzüglich der empfangenen Sonstigen Subventionen: Entstehung Mrd Euro

von

Einkommen

1995,

Produktionswert (zu Herst.preisen) - Vorleistungen

3 104,9 1 480,8

= Bruttowertschöpfg. (zu Herstpr.) - Abschreibungen

1 624,2 266,5

= Nettowertschöpfg. (zu Herst.preisen) - Sonstige Produktionsabgaben + Sonstige Subventionen

1 357,7 33,2 32,8

= Nettowertschöpfg. (zu Faktorkosten) - Arbeitnehmerentgelt

1357,2 997,0

= Betriebsüberschuss/Selbst.eink.

360,3

Die Einkommensentstehung ist nach dem Inlands- bzw. Arbeitsortkonzept abgegrenzt. Unerheblich ist, ob die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital aus dem Inland oder aus der übrigen Welt stammen. Nicht einbezogen werden nach diesem Konzept die Einkommen, die Inländern aus der übrigen Welt zufließen. Die Berechnung des Arbeitnehmerentgeltes orientiert sich am betrieblichen Kostenkonzept. Einbezogen werden nicht nur die tatsächlich gezahlten Bruttolöhne und -gehälter, sondern auch Naturalentgelte sowie tatsächliche und unterstellte Sozialbeiträge der Arbeitgeber (unterstellt für die „Kosten" der Beamtenversorgung und fur Beihilfen im Krankheitsfall). Im Betriebsüberschuss und den Selbständigeneinkommen, die sich als Differenz zwischen der Nettowertschöpfung zu Faktorkosten und dem geleisteten Arbeitnehmerentgelt ergeben, schlägt sich das Substanzerhaltungskonzept der VGR nieder: Zur Ausschaltung von Scheingewinnen und -Verlusten sind die Abschreibungen und die Vorratsveränderung zu den durchschnittlichen Preisen der Berichtsperiode zu bewerten und nicht - wie im betrieblichen Rechnungs110

wesen und bei der steuerlichen Einkommensdefinition - zu Anschaffungspreisen. Innerhalb der (primären) Einkommensverteilung werden die von den inländischen Wirtschaftseinheiten empfangenen Faktoreinkommen nach dem Inländer- bzw. Wohnortkonzept gezeigt. Zu den im Inland entstandenen Einkommen müssen - bezogen auf die gesamte Volkswirtschaft - die aus der übrigen Welt empfangenen Einkommen hinzugefugt und die an Wirtschaftseinheiten in der übrigen Welt geleisteten Einkommen abgezogen werden: Verteilung Mrd Euro

von

Einkommen

1995,

Nettowertschöpfg. zu Faktorkosten + Arbeitnehmerentgelt aus der übrigen Welt + Vermögenseinkommen aus der übrigen Welt - Arbeitnehmerentgelt an die übrige Welt - Vermögenseinkommen an die übrige Welt

1 357,2

= Volkseinkommen - von Inländern empfangenes Arbeitnehmerentgelt

1 358,7

= Von Inländern empf. Unternehm.und Vermögenseinkommen - Vermögenseinkommen = Untemehmenseinkommen +Nettoproduktionsabg. an den Staat einschließlich Nettogütersteuem = Nettonationaleinkommen

3,4 60,1 4,2 58,0

996,3 362,4 144,0 218,4 166,7 1 525,3

Die Verteilung der Unternehmens- und Vermögenseinkommen erfolgt in Form von Zinsen, von Ausschüttungen der Kapitalgesellschaften und Gewinnentnahmen aus Quasi-Kapitalgesellschaften, reinvestierten Gewinnen, unterstellten Vermögenseinkommen aus Versicherungsverträgen sowie Pachteinkommen. Die von privaten Haushalten gezahlten Zinsen auf Konsumentenschulden sowie die vom Staat gezahlten Zinsen auf öffentliche Schulden sind abgezogen.

Einkommenskreislauf Die vom Staat empfangenen Produktions- und Importabgaben (abzüglich Subventionen) werden zwar nicht als „Faktorkosten" angesehen und gehen deshalb auch nicht in das Volkseinkommen ein, das die Erwerbs- und Vermögenseinkommen der Inländer repräsentiert. Abweichend von der früheren VGR-Darstellung, in der sie im Rahmen der Einkommensumverteilung das verfügbare Einkommen des Staates erhöhten, zählen diese Einnahmen des Staates nach dem ESVG 1995 zu den Primäreinkommen und damit zum auch Nationaleinkommen. Die Einkommensumverteilung zeigt die von den einzelnen Sektoren sowie der übrigen Welt geleisteten und empfangenen laufenden Transfers (Transfereinkommen). Diese sekundäre Einkommensverteilung schließt mit dem verfügbaren Einkommen der Sektoren ab. Bezogen auf die Volkswirtschaft gleichen sich die Transferzahlungen zwischen den Sektoren aus, so dass nur diejenigen mit der übrigen Welt verbleiben. Einkommensumverteilung 1995, Mrd Euro Nettonationaleinkommen + Lfd. Transfers aus d. übr. Welt - Lfd. Transfers an die übrige Welt

1 525,3 6,8 23,5

= Verfügbares Einkommen

1 508,7

Zu den Transfers zählen u.a. die Steuern (außer Produktions- und Importabgaben), die tatsächlichen und unterstellten Sozialbeiträge, die sozialen Leistungen, die Schadenversicherungstransaktionen (Nettoprämien und Schadenversicherungsleistungen) sowie Sonstige laufende Transfers, z.B. Überweisungen von Gastarbeitern in ihre Heimatländer als laufende Transfers der privaten Haushalte an die übrige Welt. Für das Arbeitnehmerentgelt wird auch eine Nettogröße gezeigt, indem von den empfangenen Bruttolöhnen und -gehältem die hierauf entfallenden Steuern und die Sozialversicherungsbeiträge abgezogen werden.

Berechnung der Nettolöhne und -geholter 1995 in Mrd Euro Arbeitnehmerentgelt 996,3 - Arbeitgeberbeitr. zur Soz.vers. 189,9 tatsächliche 167,6 unterst. (z.B. für Beamtenpens.) 22,3 = Bruttolöhne und -gehälter 806,4 - Arbeitnehmerbeitr. zur Sozialvers. 125,5 - Lohnsteuer der Arbeitnehmer 150,2 = Nettolöhne und -gehälter

530,7

Das verfügbare Einkommen ist vor allem für die privaten Haushalte eine wichtige ökonomische Größe, die Aussagen über die wirtschaftliche Lage und die Kaufkraft der Haushalte erlaubt. In den VGR werden deshalb nicht nur sektorbezogene Angaben, sondern auch tiefgegliederte Zahlen für die —> Einkommen nach Haushaltsgruppen berechnet. Abgeschlossen wird der Einkommenskreislauf in den VGR mit der Einkommensverwendung. Hier ergibt sich das Sparen einer Periode durch Abzug der Konsumausgaben vom verfügbaren Einkommen: Einkommensverwendung 1995 in Mrd Euro Verfugbares Einkommen 1508,7 1381,4 - Konsumausgaben = Sparen d. priv. Haush./Priv. Org. ο. Ε. der Kapitalgesellschaften des Staates

127,3 128,9 33,1 -34,7

Im Rahmen der konzeptionellen Weiterentwicklung der Einkommensmessung wird das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte sowohl unter dem Blickwinkel ihrer Fähigkeit zur marktbezogenen Güternachfrage wie auch als Indikator ihrer Gesamtversorgung mit Gütern als Ausdruck des Lebensstandards gesehen. Im ersten Fall tritt die Bestimmung des ausgabefähigen E. in den Vordergrund, das weder unterstellte Zinseinkommen, noch Naturalentgelte und Einkommen in Verbindung mit dem Eigen111

Einkommensteuern) verbrauch, noch zweckgebundene Erstattungen enthält. Umgekehrt ergibt sich im zweiten Fall eine erhebliche Ausweitung des Einkommensbegriffs, wenn zu den jetzt schon in das verfugbare Einkommen einbezogenen Naturalentgelten die zurechenbaren unentgeltlichen Leistungen des Staates und der Organisationen o.E. fur die privaten Haushalte hinzukommen. Deshalb wird nach dem ESVG 1995 der letzte Verbrauch nach dem Ausgabenund nach dem Verbrauchskonzept ausgewiesen. Nach dem Verbrauchskonzept werden die Teile der Konsumausgaben des Staates, die bestimmten Personen oder Personengruppen zugerechnet werden können (z.B. Gesundheits- und Ausbildungsleistungen), den —* Konsumausgaben (Verbrauchskonzept) der privaten Haushalte zugerechnet. Zum Ausgleich der Aufkommens- und Verwendungsseite beim Staat und den Organisationen ο. E. einerseits und den privaten Haushalten andererseits müssen unterstellte Einkommenstransfers in gleicher Höhe zu den privaten Haushalten verbucht werden, die das (erweiterte) verfugbare Einkommen der privaten Haushalte entsprechend erhöhen. Auch dieser erweiterte Einkommensbegriff, der vor allem im internationalen Vergleich gewisse Rückschlüsse auf die gesamte Versorgung mit Waren und Dienstleistungen und damit auf den Lebensstandard der Haushalte zulässt, darf nicht als umfassendes Wohlfahrtsmaß verstanden werden, weil lediglich im Rahmen der bestehenden, fur die Wohlfahrtsmessung wenig geeigneten VGR Umgruppierungen von Einkommensbestandteilen vorgenommen werden. Bemängelt wird in diesem Zusammenhang, dass in den VGR die unentgeltliche Schädigung der Umwelt und der Verbrauch an natürlichen Rohstoffen nicht bei der Einkommensberechnung abgezogen wird. Andererseits wird die unentgeltliche Werteschaffung der privaten Haushalte für 112

den Eigenbedarf (Haushaltsproduktion) nicht als Vorgang der Einkommensentstehung nachgewiesen. Femer ist zu kritisieren, dass Ausgaben, die lediglich zur Erhaltung des vorherigen Zustandes dienen (defensive Ausgaben, wie Umweltschutzausgaben, Ausgaben zur Beseitigung von Berufskrankheiten oder Verteidigungsausgaben) zur Einkommensentstehung beitragen, obwohl volkswirtschaftlich nichts Zusätzliches geschaffen wird. Literatur: StBA (Hg.), Einkommensrechnungen, Wiesbaden 2001. Hartmut Essig Einkommensteuern) => Taxes on income —> Steuern umfassen Steuern auf Einkommen, Gewinne und Kapitalerträge. Sie werden auf das tatsächliche oder angenommene Einkommen von natürlichen Personen, privaten Haushalten, Kapitalgesellschaften oder Organisationen ο. E. erhoben. Die E. schließen auch auf das Vermögen oder den Grund- und Immobilienbesitz bezogene Steuern ein, wenn die entsprechenden Vermögenswerte zur Schätzung des Einkommens ihrer Eigentümer verwendet werden. Zu den E. gehören Steuern auf das Einkommen von natürlichen Personen, auf das Einkommen oder die Gewinne von Kapitalgesellschaften, auf Umbewertungsgewinne sowie auf Lotterie- und Spielgewinne. In Deutschland zählen zu der E. die Lohnsteuer, die veranlagte Einkommensteuer, die Körperschaftsteuer, die nicht veranlagten Steuern vom Ertrag (Kapitalertrag·, Zinsabschlagsteuern) und der Solidaritätszuschlag. Einkommenstransaktionen sind geleistete und empfangene —• Arbeitnehmerentgelte, —• Produktions- und Importabgaben,

—• Subventionen, — Konten der sekundären Einkommensverteilung. —• Kontensystem der VGR Einkommen- und Vermögensteuern => Current taxes on income, wealth, etc. —• Steuern umfassen alle laufenden Zwangsabgaben in Form von Geld- oder Sachleistungen, die regelmäßig vom Staat und von der übrigen Welt ohne Gegenleistung auf Einkommen und Vermögen von institutionellen Einheiten erhoben werden. Eingeschlossen sind einige regelmäßig zu entrichtende Steuern, die weder auf das Einkommen noch auf das Vermögen erhoben werden. E. werden in —• Einkommensteuern und —> Sonstige direkte Steuern und Abgaben untergliedert. E. entsprechen weitgehend den —• direkten Steuern in den früheren VGR. Einkommensverteilung umfasst die —• primäre und die —> sekundäre E. In funktionaler Betrachtung {funktionale E.) wird die Aufteilung des —• Volkseinkommens auf die am Produktionsprozess beteiligten Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital mit dem Ausweis des —» Arbeitnehmerentgeltes und der —* Unternehmens- und Veimögenseinkom-

men dargestellt. Dies kann gesamtwirtschaftlich und nach volkswirtschaftlichen Sektoren einschließlich der übrigen Welt {sektorale E.) erfolgen. Angaben nach Wirtschaftszweigen liegen nur fiir die entstandenen Faktoreinkommen vor. Die Aufteilung des Volkseinkommens auf zwei Einkommensarten ist für verschiedene Fragestellungen nicht aussagekräftig, deshalb werden die —• Unternehmens- von den —> Vermögenseinkommen unterschieden. Die Untemehmenseinkommen nach VGR enthalten auch das (kalkulatorische) Entgelt für die Arbeitsleistungen, die die Unternehmer und die im eigenen Unternehmen mithelfenden Familienangehörigen erbringen. Nach Abzug dieser statistisch nicht erfassten, sondern geschätzten —* Arbeitseinkommen der Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen ergeben sich als Restgröße die —• Gewinneinkommen. Die Verteilung der —»Einkommen nach Haushaltsgruppen zeigt die Erwerbs- und Vermögenseinkommen wie auch die Einkommenstransfers, die unterschiedlich abgegrenzten Gruppen Privater Haushalte zufließen. Hier wird auch gezeigt, inwieweit verschiedenen Empfängergruppen Einkommen aus mehreren Einkommensquellen zufließt (—• Querverteilung). Die Aufteilung der Einkommen nach Empfängern (—• personelle E.) anhand von Einkommensschichtungen kann nicht von den VGR, aber z.B. von Steuerstatistiken oder Ergebnissen aus personenbezogenen Befragungen geleistet werden. Bei der regionalen E. geht es um die Zuordnung von Einkommensgrößen auf räumliche Einheiten der Volkswirtschaft, in Deutschland hauptsächlich auf die Länder sowie auf weitere Untergliederungen bis zur Kreisebene. Die internationale E. ist Gegenstand der internationalen VGR. Aspekte der intertemporalen E. (zwischen den Generationen) könnten insoweit geliefert werden, als in der Darstel113

Einkommensverwendung lung der Ε. nach Haushaltsgruppen zusätzlich nach dem Alter differenziert wird. Einkommensverwendung bezeichnet die Verwendung des —• verfugbaren Einkommens für —» Konsum und —»Sparen. Einkommensverwendungskonto => Use of income account. —> Kontensystem der VGR. Einkommensverwendungskonto (Ausgabenkonzept) => Use of disposable income account. —• Kontensystem der VGR. Einkommensverwendungskonto (Verbrauchskonzept) => Use of adjusted disposable income account. —> Kontensystem der VGR. Einlagen => Deposits umfassen Sichteinlagen und Sonstige Einlagen. Sichteinlagen sind alle Arten von Einlagen bei Banken, deren sofortige Umwandlung in Bargeld verlangt werden kann oder die durch Scheck, Überweisung, Lastschrift oder ähnliche Verfügung übertragbar sind, und zwar ohne nennenswerte Beschränkung oder Gebühren. Zu den sonstigen Einlagen bei Banken, die nicht sofort in Bargeld umwandelbar sind, zählen Termineinlagen, Spareinlagen, Sparbriefe, Ratensparguthaben sowie kurzfristig kündbare Einlagenpapiere von Bausparkassen oder Kreditgenossenschaften. Nicht zu den Einlagen zählen marktfähige Zertifikate oder Sparbriefe. Diese rechnen zu den —• Wertpapieren. Einnahmen sind in den VGR ebenso abgegrenzt wie

die —»Ausgaben. 114

Einnahmen des Staates => Revenue of general government —• Staatseinnahmen werden als Summe aus den Verkäufen aus Markt- und Nichtmarktproduktion des Staates (Gebietskörperschaften und Sozialversicherung) sowie aus den vom Staat empfangenen sonstigen Subventionen, Vermögenseinkommen, Steuern, Sozialbeiträgen, sonstigen laufenden Transfers und Vermögenstransfers definiert. Einnahmen des Staates 1995 in Mrd Euro

Verkäufe aus Markt- und Nichtmarktprod. (einschl. für die Eigenverwendung) + Empf. sonst. Subventionen + Empf. Vermögenseink. + Steuern + Sozialbeiträge + Sonstige lfd. Transfers + Vermögenstransfers

43,8 1,5 17,3 406,9 338,7 15,1 9,8

= Einnahmen

833,2

In den früheren VGR waren die E. die Summe der vom Staat empfangenen Vermögenseinkommen, der empfangenen Übertragungen (Steuern, Sozialbeiträge, sonstige laufende Übertragungen, Vermögensübertragungen) und der Abschreibungen. Hingegen wurden Verkäufe des Staates gegen Gebühren (—» Benutzungsgebühren) und ähnliche Entgelte, selbsterstellte Anlagen sowie Verkäufe von gebrauchten Anlagen und Land nicht als E. dargestellt, sondern mit den Ausgaben des Staates saldiert. Anders als in den bereinigten Einnahmen des Staates, wie sie in der Finanzstatistik erfasst werden, zählen in den VGR Darlehensrückflüsse, Aufnahme von Krediten und die Veräußerung von Beteiligungen nicht zu den E. Als Saldo aus den gesamten E. und den gesamten Ausgaben des Staates errechnet sich sein Finanzierungssaldo.

Empfangene Vermögenseinkommen des Staates Einpendler => Non-residents working in the country; => Grenzgänger sind Erwerbstätige, die ihren Wohnsitz in der übrigen Welt haben, jedoch im Inland arbeiten. Sie zählen zu den Erwerbstätigen im Inland, nicht jedoch zu den erwerbstätigen Inländern. Die im Inland an sie gezahlten Einkommen rechnen zum Inlandsprodukt (Inlandskonzept), nicht jedoch zum Nationaleinkommen (Inländerkonzept). Nicht zu den E. zählen ausländische Erwerbstätige, die für längere Dauer (etwa ab einem Jahr) im Inland erwerbstätig sind und für diese Zeit auch ihren Hauptwohnsitz im Inland haben, wie i.d.R. die Gastarbeiter; Saisonarbeiter dagegen gelten als E. Ausländische Studenten in Deutschland bleiben Gebietsansässige ihres Heimatlandes und gelten als E. Zur Schätzung ihres Einkommens wird wie bei —»Auspendlern verfahren. Einrichtungsgegenstände (Möbel), Apparate, Geräte und Ausrüstungen für den Haushalt sowie deren Instandhaltung Güterposition für die Darstellung der —» Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Möbel, Innenausstattung, Teppiche u.a. Heimtextilien, Haushaltsgeräte, Glaswaren, Tafelgeschirr u.a. Gebrauchsgüter für die Haushaltsführung, Werkzeuge und Geräte für Haus und Garten sowie Waren und Dienstleistungen für die Haushaltsführung umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 74,1 Mrd Euro (7,6 % ihrer Konsumausgaben) aus. Einwohner —• Bevölkerung. Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellen); Reparatur von Gebrauchsgütern

=> Retail trade, except of motorcycles; repair of personal and household goods ist ein —> Wirtschaftsbereich. Einzelhandelsleistungen (ohne Handelsleistungen mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellenleistungen); Reparaturarbeiten an Gebrauchsgütern => Retail trade, services, except of motor vehicles and household goods ist ein —»Wirtschaftsbereich. Elastizität der Staatsausgaben Die E. gibt an, wie sich die relative Veränderung einer Größe (hier der —• Staatsausgaben) zur relativen Veränderung einer anderen Größe verhält. Als Bezugsgröße für die E. wird häufig die jährliche Zuwachsrate des BIP gewählt. Die E. gibt dann an, um wie viel Prozent die Staatsausgaben zunehmen, wenn das BIP um 1 Prozent zunimmt. Elastizität der Staatseinnahmen Die E. gibt an, um wie viel Prozent die Staatseinnahmen zunehmen, wenn die Bezugsgröße, in der Regel das BIP, um 1 Prozent zunimmt. Empfangene sonstige laufende Übertragungen —• Sonstige laufende Transfers enthielten nach den früheren deutschen VGR alle von einem Sektor (oder Teilsektor) empfangenen laufenden Übertragungen, die direkte oder indirekte Steuern, Sozialbeiträge, soziale Leistungen oder Subventionen (im Sinne der VGR) darstellen. Empfangene Vermögenseinkommen des Staates sind die vom Staat empfangenen Zinsen und Pachten sowie Ausschüttungen von Unternehmen, die dem Staat gehören oder an denen er beteiligt ist. In den früheren VGR gehörten auch Konzessionsabgaben zu den E., sie gelten 115

Empfangene Vermögensübertragungen jetzt als Einnahmen aus Verkäufen des Staates. Empfangene Vermögensübertragungen —• Empfangene Vermögenstransfers. Endnachfrage => Letzte Verwendung ist die Nachfrage nach Gütern fur die letzte Verwendung, nämlich fur die Konsumausgaben, die Investitionen und die Exporte. Von der E. ist die —• Zwischennachfrage (Vorleistungen) zu unterscheiden. Endprodukte sind —> Güter, die nicht wieder verkauft werden, sondern in die —• letzte Verwendung von Waren und Dienstleistungen eingehen. E. dienen der Versorgung der Endverbraucher mit Gütern und der Erhöhung des Sachvermögens. Endverbrauch —> Letzter Verbrauch; frühere Bez. für —• Konsum sind der —> Private Verbrauch und der —• Staatsverbrauch. E. wird gegenüber dem —• Zwischenverbrauch (= Vorleistungen) abgegrenzt. Energiebilanz ist eine Gegenüberstellung des Aufkommens und der Verwendung der einzelnen Energieträger in einer Volkswirtschaft während einer Periode. Als Energieträger werden alle Quellen verstanden, aus denen direkt oder durch Umwandlung Energie gewonnen wird. Die E. bieten tabellarisch eine Übersicht der energiewirtschaftlichen Verflechtungen und erlauben damit nicht nur Aussagen über den Verbrauch von Energieträgern in den einzelnen Sektoren, sondern geben ebenso Auskunft über ihren Fluss von Erzeugung bis zur Verwendung in den einzelnen Erzeugungs-, Umwandlungs- und Verbrauchsbereichen. 116

Zu unterscheiden sind E. in Mengenund in Werteinheiten. E. in Mengeneinheiten werden für die Bundesrepublik Deutschland von der Arbeitsgemeinschaft E. nach einheitlichen Kriterien erstellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Ergebnisse werden von der Arbeitsgemeinschaft direkt im Internet bereitgestellt: www.ag-energiebilanzen.de). Ausgehend von den E. der Arbeitsgemeinschaft werden im Rahmen der 10Rechnung des StBA ΙΟ-Tabellen der Energieströme aufgestellt. Sie zeigen einerseits, mit welchen Inputs Energie erzeugt wird und wie andererseits die Energieträger als Vorleistungen der Produktionsbereiche und fur die Kategorien der letzten Verwendung verbraucht werden. Damit lassen sich insbesondere Berechnungen der Energiekosten in der Volkswirtschaft insgesamt bzw. in einzelnen Produktionsbereichen durchführen. Daneben erfolgt auch ein Nachweis der Verwendung von Energieträgern in Mengeneinheiten (in spezifischen Einheiten und in vergleichbaren Energieeinheiten Joule). Diese Tabellen ermöglichen weitergehende Berechnungen, wie den Energiegehalt der einzelnen Waren und Dienstleistungen, d.h. den Energieeinsatz, der auf allen Produktionsstufen notwendig war, um die Güter zu produzieren. Literatur: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, Erläuterungen zu den Energiebilanzen finden sich im Vorwort zu den E. unter der angegebenen IntemetAddresse ; H.-D. Hippmann, IO-Tabellen der Energieströme und Energiebilanzen, WiSta 5/1986, S. 346-355. Energie (Strom, Gas) und Dienstleistungen der Energieversorgung Electrical energy, gas, stream and hot water stellen eine —* Gütergruppe im Güterverzeichnis dar.

Entstehungsrechnung Energie- und Wasserversorgung => Electricity, gas and water supply stellt einen —> Wirtschaftsbereich dar. Enteignungsgewinne/-verluste => Uncompensated seizures. —• Sonstige reale Vermögensänderungen. Entgeltersatzleistungen —»Lohnersatzleistungen. Entnommene Gewinne => Gewinnentnahmen sind Gewinnanteile von Personengesellschaften (vor allem OHG und KG, nach VGR-Klassifikation sog. Quasi-Kapitalgesellschaften), die von den Eigentümern dieser Unternehmen (überwiegend Private Haushalte) entnommen werden und so für Finanzierungszwecke dieser QuasiKapitalgesellschaften nicht mehr zur Verfügung stehen. Entschädigungsfonds zählt in den VGR als —» Sondervermögen zum Teilsektor Bund. Aus ihm werden die auf der Grundlage des Vermögensgesetzes sowie des Entschädigungs- und Ausgleichsgesetzes zu leistenden Zahlungen finanziert. Der Entschädigungsanspruch wird durch Zuteilung von Schuldverschreibungen erfüllt, die erst ab dem 1.1.2004 zu verzinsen und in fünf gleichen Jahresraten per Auslösung zu tilgen sind. In den VGR wird bei der Zuteilung der Schuldverschreibungen ein Vermögenstransfer gebucht. Entstandene Einkommen —• Einkommenskreislauf sind die —» Erwerbs- und Vermögenseinkommen, die im Zuge der Güterproduktion als Bestandteile der —» Nettowertschöpfung neu entstehen. Dazu zählen das Arbeitnehmerentgelt und die entstandenen Unternehmens- und Vermögenseinkommen, letztere werden nach dem

ESVG 1995 als Betriebsüberschuss bzw. Selbständigeneinkommen bezeichnet Die E. werden (vor ihrer Verteilung auf die Einkommensempfänger) bei den Wirtschaftsbereichen gezeigt, bei denen sie entstanden sind. Entstellungsrechnung => Production approach ist das Teilgebiet der VGR, in dem die Entstehung der wirtschaftlichen Leistung von der Produktionsseite her dargestellt wird. Die E. bildet zusammen mit der —> Verwendungsrechnung und der —• Verteilungsrechnung den Kernbereich der laufenden Inlandsproduktsberechnungen. Im —» Kontensystem der VGR erstreckt sich die E. auf die Produktions- und Einkommensentstehungskonten. Zentrale Größe der E. ist die —• Bruttowertschöpfung als Kennzahl für die wirtschaftliche Leistung der Wirtschaftsbereiche, woraus durch Aggregation das BIP und das BNE bestimmt werden. Gleichermaßen werden in der E. die bei der Produktion —> entstandenen Einkommen dargestellt (—»Nettowertschöpfung). Hinsichtlich der Berechnungsverfahren der E. ist zwischen Originärberechnung und —» Fortschreibung zu unterscheiden. Bei der Originärberechnung der endgültigen Jahresergebnisse wird die Bruttowertschöpfung der Marktproduzenten als Differenz zwischen —> Produktionswert und —• Vorleistungen bestimmt. Dazu werden alle verfugbaren amtlichen Wirtschaftsstatistiken sowie nichtamtlichen Quellen ausgewertet. Die Fortschreibung erstreckt sich auf die aktuellen Quartals- und vorläufigen Jahresergebnisse. Wegen der eingeschränkten Datenverfügbarkeit werden die Ergebnisse der Vorperioden mit der Veränderungsrate kurzfristiger (monatlicher oder vierteljährlicher) Indikatoren fortgeschrieben, wobei es sich meist um wertoder mengenmäßige Outputindikatoren handelt. 117

Erblastentilgungsfonds Wichtige Größen der E. (Bruttowertschöpfung, Produktionswert, Vorleistungen) werden sowohl in jeweiligen Preisen als auch in konstanten Preisen eines Basisjahres ermittelt (—> Deflationierung). Veröffentlicht werden die Ergebnisse der E. bei den endgültigen Jahresergebnissen nach 60 —» Wirtschaftsbereichen, in konstanten Preisen und bei vorläufigen Jahresergebnissen i.d.R. nach 16 und für Vierteljahre nach 6 zusammengefassten Bereichen, um der unterschiedlichen Datenqualität Rechnung zu tragen. In den —* regionalen VGR bildet die Entstehungsrechnung das Rückgrat der Berechnungen, weil vor allem wegen fehlender Informationen über die interregionalen Güterströme eine komplette Verwendungsrechnung nicht möglich ist. Ein zentrales Problem der regionalen E. ist die Regionalisierung der Wertschöpfung von multiregionalen Unternehmen. Erblastentilgungsfonds zählt in den VGR als —> Sondervermögen zum Teilsektor Bund. E. wurde durch Art. 38 des Gesetzes zur Umsetzung des Föderalen Konsolidierungsprogramms errichtet. E. übernahm ab 1. Januar 1995 die bis zu diesem Zeitpunkt aufgelaufenen Verbindlichkeiten des —> Kreditabwicklungsfonds. Darüber hinaus sind in dem E. Teile der Altverbindlichkeiten der Wohnungsbauunternehmen sowie der gesellschaftlichen Einrichtungen der ehemaligen DDR sowie die Verbindlichkeiten der zum Jahresende 1994 vorhandenen Schulden der Treuhandanstalt zusammengefasst. Erbschaftsteuer(n) —• Steuern rechnen als —» vermögenswirksame Steuern in den VGR zu den —» Vermögenstransfers. Ergänzungsabgaben

—> Steuern. 118

Erhebungseinheit => Reporting unit ist die einer statistischen Erhebung zugrunde liegende, genau definierte statistische Einheit, bei der die gewünschten Angaben eingeholt werden. E. sind i.d.R. Personen oder Institutionen. Die der Erstellung der VGR zugrundeliegenden Primärstatistiken haben meist verschiedene E., die auf die gewünschten —• Darstellungseinheiten umgerechnet werden müssen. Erholungsflächen => Recreational land and associated surface water sind Teil der nichtproduzierten —• Vermögensgüter. Sie rechnen nicht —+ zum Lieferprogramm und werden gegenwärtig in den deutschen VGR nicht nachgewiesen. Erholung und Kultur —> Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —> COFOGSystematik. Ernährungsgewerbe und Tabakverarbeitung => Manufacture of food products; beverages and tobacco ist ein —* Wirtschaftsbereich. ERP-Sondervermögen zählt in den VGR als —> Sondervermögen zum Teilsektor Bund. Mit dem European Recovery Program (ERP, Europäisches Wiederaufbauprogramm, auch Marshallplan genannt) gaben die USA nach dem zweiten Weltkrieg Europa Wirtschaftshilfe zum Wiederaufbau. Aus den der Bundesrepublik Deutschland zugeflossenen Mitteln wurde später das E. des Bundes gebildet. Schwerpunkte sind Finanzierungshilfen zur Leistungssteigerung kleiner und mittlerer Unternehmen, insbesondere Existenzgründungen und Investitio-

nen in strukturschwachen Gebieten sowie

Erwerbslosenquote Umweltschutzmaßnahmen und die Berlin-Förderung, nach der Vereinigung auch Finanzierungshilfen im Beitrittsgebiet. Ersparnis In den VGR durch —» Sparen ersetzter Begriff, der früher von der Deutschen Bundesbank in der Finanzrechnung verwendet wurde. Erstattungen der Sozialversicherung => Social security benefits, reimbursements sind Teil der —» sozialen Sachleistungen und damit des —> sozialen Sachtransfers. Bei diesen Leistungen handelt es sich um den nachträglichen Ausgleich von genehmigten Ausgaben der privaten Haushalte für bestimmte Waren und Dienstleistungen durch die Sozialversicherung. Erweiterter Privater Verbrauch frühere Bez. für —* Individualkonsum. Erwerb gebrauchter immaterieller Anlagegüter => Acquisitions of existing intangible fixed assets —• Lizenzgebühren wird beim Verkäufer als negative Anlageinvestition, beim Käufer als positive Anlageninvestition gebucht. Erwerb gebrauchter Sachanlagen => Acquisitions of existing tangible fixed assets. —* Nettozugang gebrauchter Sachanlagen. Erwerb neuer immaterieller Anlagegüter => Acquisitions of new intangible fixed assets —• Lizenzgebühren wird beim Verkäufer als Produktionswert, beim Käufer als Zugang zu den Bruttoanlageinvestitionen gebucht.

Erwerb neuer Sachanlagen => Acquisitions of new tangible fixed assets; —• Nettozugang neuer Sachanlagen. Erwerbseinkommen —• Arbeitsentgelte. Erwerbslose => Unemployed persons. Die Ε. sind in den VGR nach den vom Internationalen Arbeitsamt (ILO) auf der 13. Internationale Konferenz der Arbeitsstatistiker 1982 aufgestellten Normen abgegrenzt. Sie umfassen alle Personen im Alter von 15 Jahren und mehr, die im Bezugszeitraum ohne Arbeit sind (d. h. nicht eine Stunde pro Woche gearbeitet haben), innerhalb von zwei Wochen für die Aufnahme einer abhängigen oder selbständigen Tätigkeit zur Verfugung stehen und während der letzten vier Wochen aktiv eine Arbeit gesucht haben. Zwischen den E. und den registrierten —• Arbeitslosen gibt es zahlreiche Abgrenzungsunterschiede. So zählen zu den E. auch Personen, die nicht beim Arbeitsamt gemeldet sind und als Nichterwerbstätige auf andere Art eine abhängige Arbeit (z.B. über private Arbeitsvermittlungsstellen, Stellenanzeigen und direkte Bewerbung bei Arbeitgebern) oder eine selbständige Tätigkeit suchen. Andererseits schließt Erwerbslosigkeit jegliche, noch so geringfügige Erwerbstätigkeit aus; registrierte Arbeitslose dürfen dagegen eine gelegentliche oder geringfügige Beschäftigung von weniger als 15 Stunden pro Woche ausüben. Im Jahresdurchschnitt 2000 belief sich die Zahl der E. in Deutschland nach den Konzepten der VGR auf 3,3 Mio Personen und lag wesentlich niedriger als die Zahl der registrierten Arbeitslosen (3,9 Mio Personen). Erwerbslosenquote Die E. ist ein Indikator für das Ausmaß der Erwerbslosigkeit und wird berechnet als Relation zwischen Erwerbslosen und 119

Erwerbspersonen Erwerbspersonen (Erwerbslose und Erwerbstätige). Die E. der VGR bezieht alle —» Erwerbslosen und alle —» Erwerbstätigen in der Abgrenzung der VGR ein. Sie unterscheidet sich von der standardisierten Erwerbslosenquote der EU hinsichtlich der Abgrenzung des einbezogenen Personenkreises und der Berechnungsgrundlagen. Die Berechnung der standardisierten E. der EU basiert auf Angaben über Erwerbslose und Erwerbstätige aus der Europäischen Arbeitskräfteerhebung, die in Deutschland einmal jährlich im Frühjahr im Rahmen des Mikrozensus durchgeführt wird, und ist innerhalb der EU methodisch abgestimmt. Erwerbslosen- und Arbeitslosenquoten in Jahres0 2000 in unterschied!. Abgrenzung Erwerbslosenquote der VGR 7,8 % Standardisierte E. der EU 7,9 % Arbeitsl.qu. bez. auf alle ziv. Erwerbsp. 9,6 % Arb.l.qu. bez. auf alle abh. ziv. Erw.p. 10,7 %

Im Gegensatz zur VGR bezieht sich die standardisierte E. der EU nur auf Personen in Privathaushalten ohne Wehr- und Zivildienstleistende. Die standardisierte E. der EU wird für Deutschland vom StBA und der Bundesanstalt für Arbeit (BfA) gemeinsam berechnet und vorrangig für internationale Vergleiche zur Erwerbslosigkeit verwendet. Saisonbereinigte standardisierte E. der EU werden für Deutschland von der BfA und für die EU und ihre Mitgliedsstaaten vom Statistischen Amt der EU monatlich veröffentlicht. Jahreszeitlich bedingten Schwankungen werden nach dem Census-XllVerfahren rechnerisch ausgeschaltet. Die E. liegen für Deutschland niedriger als die —> Arbeitslosenquoten der BfA. Erhebliche Abgrenzungsunterschiede gibt es im Zähler der Quoten zwischen —• Erwerbslosen und registrierten —• Arbeitslosen wie auch im Nenner der Quoten (Erwerbspersonen). Die zivilen Erwerbspersonen d e r B f A schließen

alle

Angehörigen der Streitkräfte, also auch 120

Zeit- und Berufssoldaten aus. Die abhängig zivilen Erwerbspersonen berücksichtigen darüber hinaus keine Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen. Erwerbspersonen => Economically active population, umfassen die —• Erwerbstätigen und —» Erwerbslosen nach dem —> Inländerkonzept. In den VGR werden die im Durchschnitt einer Periode vorhandenen Personen ausgewiesen, im Jahr 2000 etwa 41,7 Mio Personen. Davon waren etwa 38,5 Mio Personen erwerbstätig und 3,3 Mio Personen erwerbslos. Erwerbs(personen)potenzial Mit Erwerbspotential wird das gesamte in einer Volkswirtschaft zur Verfügung stehende Arbeitsvolumen bezeichnet. Damit wird dasjenige Angebot an Arbeit auf dem Arbeitsmarkt gekennzeichnet, das bei entsprechender Nachfrage für Produktionszwecke eingesetzt werden kann. Das Erwerbspersonenpotenzial kennzeichnet entsprechend die Zahl der insgesamt im Produktionsprozess einsetzbaren Arbeitskräfte. Es setzt sich zusammen aus der Zahl der Erwerbstätigen, der Zahl der registrierten Arbeitslosen und der sog. „Stillen Reserve", jenem Personenkreis also, der zwar eine angebotene Arbeit annehmen würde, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht als Arbeitsloser registriert ist. Die Höhe des Erwerbspersonenpotenzials ist abhängig von der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und der Erwerbsneigung. Zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter werden alle Personen im Alter zwischen 15 und unter 65 Jahren gerechnet. Sie verändert sich durch den Eintritt junger Altersjahrgänge in das erwerbsfähige Alter, durch den Abgang von Erwerbspersonen in das Rentenalter und durch die Nettozuwanderung von Personen im erwerbsfähigen Alter aus dem Ausland. Der langfristige Rückgang der Gebur-

Erwerbstätige (im Inland/Inländer) tenzahlen in Deutschland und die damit verbundenen Verschiebungen in der Altersstruktur der inländischen Bevölkerung bewirkten auch in den 90er Jahren einen Rückgang der Zahl der erwerbsfähigen Inländer. Diesem Prozess entgegengewirkt haben vor allem Nettozuwanderungen aus dem Ausland. Merklich zugenommen hat in den 90er Jahren auch die Erwerbsneigung, insbesondere im Bereich der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse. Per Saldo hat daher das Erwerbspersonenpotenzial in den 90er Jahren sogar noch stärker zugenommen als die Wohnbevölkerung. Berechnungen des E. für die Bundesrepublik werden regelmäßig durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt. Probleme bereitet dabei die Bestimmung der „Stillen Reserve". Da diese durch statistische Erhebungen nicht erfasst werden kann, wird für die Berechnung angenommen, dass die Erwerbsneigung der nach Alter, Geschlecht und anderen objektiven Merkmalen unterteilten Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von konjunkturellen Faktoren unabhängig ist, und sich nur längerfristig in Abhängigkeit von strukturellen Faktoren verändert. Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland Jahr

Erwerbspersonenpotenzial Jahresdurchschnitte in % d . Wohnbevölkerung in 1000 Personen

53,8 43 038 1991 53,6 1995 43 763 44413 54,1 2000 Quellen: Institut fur Arbeitsmarkt- und Berufsforschirng, Statistisches Bundesamt.

Literatur: H.-U. Bach, S. Koch, H. Kohler, E. Magvas, L. Pusse, E. Spitznagel, Der Arbeitsmarkt in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 2000 und 2001, MittAB 1/2001; M. Thon, Das Erwerbspersonenpotential in der Bundesrepublik Deutschland, Beiträge zur Ar-

beitsmarkt und Berufsforschung, H. 105, Nürnberg 1984. Bernd Görzig Erwerbsquote ist der Anteil der Erwerbspersonen (—» Erwerbstätige und —»Erwerbslose) an der —»Bevölkerung. Nach Angaben der VGR betrug die E. im Jahresdurchschnitt 2000 50,8%. Aus den Ergebnissen des Mikrozensus lassen sich auch alters- und geschlechtsspezifische E. berechnen. Im Mai 2000 zeigt der Mikrozensus eine E. der 15- bis unter 65-Jährigen von 79,9% für Männer und von 64,0% für Frauen. Erwerbstätige (im Inland/Inländer) => Persons engaged (domestic/national concept). umfassen die —* Arbeitnehmer und die —> Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen, also alle Personen, die im Berichtszeitraum innerhalb der Produktionsgrenzen der VGR eine entlohnte oder selbständige Tätigkeit von mindestens einer Stunde ausüben bzw. in einem Arbeitsverhältnis stehen. Nicht von Bedeutung ist, ob aus der Erwerbstätigkeit der überwiegende Lebensunterhalt bestritten wird. Nicht zu den E. rechnen Personen, in ihrer Eigenschaft als Grundstücks-, Haus- und Wohnungseigentümer oder als Eigentümer von Wertpapieren oder ähnlichen Vermögenswerten. In den VGR werden nicht Stichtagszahlen, sondern Durchschnitte je Berichtsperiode (z.B. ein Jahr) nachgewiesen. Wer während der ganzen Periode in einem Arbeitsverhältnis steht oder selbständig ist, wird während des gesamten Beobachtungszeitraums als eine Person gezählt, auch wenn nur gelegentlich oder nur in Teilzeit gearbeitet worden ist. Personen mit mehreren gleichzeitigen Tätigkeiten werden nur einmal gezählt. Sowohl für die Zuordnung nach der Stellung im Beruf als auch für die Zuordnung auf Wirtschaftsbereiche wird die zeitlich 121

Erwerbs- und Vermögenseinkommen überwiegende Tätigkeit zugrundegelegt. Wegen der erheblichen Unterschiede in der —> tatsächlich geleisteten Arbeitszeit der Beschäftigten ist die Zahl der Erwerbstätigen als Indikator für die Leistung des Produktionsfaktors Arbeit für Produktivitätsanalysen weniger gut geeignet als Angaben über das —• Arbeitvolumen. In den VGR werden die Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland (Inländerkonzept) und mit Arbeitsort in Deutschland (—• Inlandskonzept) nachgewiesen. Beide Größen unterscheiden sich durch den Pendlersaldo. Beim Arbeitsortkonzept sind —• Einpendler berücksichtigt, —• Auspendler dagegen ausgeschlossen. Erwerbstätige 2000 in 1000 Personen Arbeitnehmer (Inland) 34 588 + Selbst, u. mith. Fam.angeh. 3 944 = Erwerbstätige (Inland) - Pendlersaldo

38 532 66

= Erwerbstätige (Inländer)

38 466

Erwerbs- und Vermögenseinkommen setzen sich zusammen aus dem —* Arbeitnehmerentgelt sowie den —* Unternehmens- und Vermögenseinkommen. Die per saldo empfangenen E. aller Sektoren bilden das —*• Volkseinkommen. Nicht zu den E. zählen die —»Transfereinkommen, die als laufende Transfers geleistet werden und - anders als die E. - nicht ein direktes Entgelt für erbrachte produktive Leistungen (Arbeitsleistung oder Kapitalnutzung) darstellen. Erwerbs- und Vermögenseinkommen aus der übrigen (bzw. an die übrige) Welt sind —» Erwerbs- und Vermögenseinkommen, die Inländer aus der übrigen Welt bzw. Gebietsfremde aus dem Inland bezogen haben. Dazu rechnen neben den Arbeitsentgelten der —• Auspendler bzw. —• Einpendler auch die aus der übrigen 122

Welt empfangenen bzw. an die übrige Welt geleisteten Vermögenseinkommen (Zinsen, Dividenden und sonstige Ausschüttungen von Kapitalgesellschaften, reinvestierte Gewinne und Pachteinkommen). Nicht einbegriffen sind Einkommenstransfers, wie z.B. —» soziale Leistungen oder Geldgeschenke zwischen inländischen Sektoren und der übrigen Welt. Der Saldo der E. ist der Hauptbestandteil des Übergangspostens vom BIP zum BNE, also vom —• Inlands- zum —* Inländerkonzept. Nach dem ESVG 1995 kommt als weitere Übergangsposition nun noch der Saldo der an die übrige Welt (EU) geleisteten Produktionsabgaben und der von dort empfangenen Subventionen hinzu. Erwerb von immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütern => Acquisitions of intangible nonproduced assets. —» Lizenzgebühren; —» Nettozugang an immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütern. Erwerb von nichtproduziertem Sachvermögen => Acquisitions of land and other tangible non-produced assets. —» Nettozugang an nichtproduzierten Sachveimögen. Erze => Metal ores stellen eine —> Gütergruppe dar. Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft; Fische => Products of agriculture, forestry, fisheries and aquaculture stellen eine —> Gütergruppe dar. Erziehung und Unterricht => Education ist ein —» Wirtschaftsbereich.

Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) Erziehungs- und Unterrichtsdienstleistungen => Education services stellt eine —• Gütergruppe dar. ESVG Abk. für —» Europäisches »System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen. ESVG-Verordnung Das ESVG 1995 wurde per Verordnung Nr. 2223/96 des Rates vom 25. Juni 1996 eingeführt und ist damit unmittelbar geltendes Recht für alle 15 Mitgliedsstaaten der EU. Grundlage für die ESVGÜberarbeitung ist das SNA 1993. Anhang Α der E. beschreibt das VGR-System, d.h. die Definitionen, Konzepte, Klassifikationen, Buchungsregeln usw., um europaweit vergleichbare Daten, Konten und Tabellen erstellen zu können. Daneben enthält Anhang Β der E. die verbindlichen Lieferfristen für die jeweiligen VGR-Tabellen sowie die Ausnahmeregeln hierzu für die einzelnen Mitgliedsstaaten (längstens bis 1.1.2005). Derzeit noch nicht anzuwenden ist das ESVG 1995 für —» Eigenmittelzwecke, hier gilt weiterhin das BSP gemäß ESVG 1979, solange der Eigenmittelbeschluß 94/728 in Kraft ist. Dagegen gelten für das Verfahren zum übermäßigem Defizit im Rahmen der Europäischen Wirtschaftsund Währungsunion ab Oktober 1999 die Regeln des ESVG 1995. Die E. stellt für die nationale Statistik ein Mindestprogramm dar, das nicht unterschritten werden darf; größere Aktualität und tiefere Ergebnisgliederung sind aber möglich. Die Einhaltung der Lieferverpflichtungen kann mit Vertragsverletzungsverfahren beim Europäischen Gerichtshof erzwungen werden. Euro Neue europäische Währungseinheit für zunächst nur elf der fünfzehn Mitgliedstaaten der Europäischen Union seit dem

1.1.1999 (sowie für Griechenland ab 1.1.2001), als Umlaufwährung in allen Ländern der Europäischen Währungsunion erst ab dem 1.1.2002. VGR-Ergebnisse werden ab Anfang 2002 für Deutschland nur noch in Euro veröffentlicht. Die Umrechnung von VGR-Ergebnissen von D-Mark in Euro erfolgt für Deutschland auch für zurückliegende Zeiträume einheitlich mit dem festgelegten Umrechnungsfaktor (1 Euro = 1,95583 DM), so dass alle Veränderungsraten und Strukturen davon unberührt bleiben. Zusätzlich sollen bei Umrechnungen für das Gebiet der EU auch Angaben mit den früher variablen Umtauschrelationen (zu den Vorläufern ECU bzw. Europäische Rechnungseinheit ERE) ermittelt werden. Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) => European System of Accounts (ESA). Das E. ist die europäische Version des —• System of National Accounts der Vereinten Nationen. Das ESVG 1995 beschreibt für Zwecke der Europäischen Union, nach welchen Definitionen und Konzepten die VGR in der EU aufzustellen sind. Es ist als Anlage Α Bestandteil der „Verordnung (EG) Nr. 2223/96 des Rates vom 25. Juni 1996 zum Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene in der Europäischen Gemeinschaft", die am 30. November 1996 in „Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften" veröffentlicht wurde und damit für die Mitgliedstaaten verbindlich ist. Anhang Β der Verordnung enthält das Lieferprogramm, das im Einzelnen regelt, wann welche Daten in welcher Gliederung an die Kommission der EU zu liefern sind. Das E. beschreibt die Wirtschaftseinheiten und ihre Zusammenfassungen einer Volkswirtschaft. Es definiert die Transaktionen und die Bestandsgrößen, die in den VGR nachgewiesen werden 123

Europäisches System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen und gibt vor, wie die Transaktionen und Vermögensgrößen in den einzelnen Konten und Tabellen darzustellen sind. Das Kontensystem des ESVG 1995 umschließt, anders als in früheren Fassungen das ESVG 1979 (2. Aufl.) bzw. das SNA von 1968, auch eine komplette Vermögensrechnung mit einem lückenlosen Übergang zu den Transaktionskonten. Die Darstellung der Wirtschaftsvorgänge und Bestände in dem nach institutionellen Sektoren gegliederten —> Kontensystem wird durch ein System von —> InputOutput-Tabellen (gegliedert nach —* Wirtschaftsbereichen, nach —> Produktionsbereichen und —» Gütergruppen) sowie zahlreiche Tabellen (u.a. Entstehungsrechnung nach Wirtschaftsbereichen) ergänzt. Konzeptionell deckt sich das ESVG 1995 mit dem im Jahr 1993 veröffentlichten revidierten System of National Accounts (SNA 1993) der Vereinten Nationen, aber es ist stärker auf die Gegebenheiten und den Datenbedarf in der Europäischen Union ausgerichtet und in einigen Fällen konkreter und präziser als das SNA 1993. So wird im ESVG 1995 klarer als im SNA unterschieden zwischen —• Marktproduktion und —> Nichtmarktproduktion. Anders als das SNA geht das ESVG 1995 davon aus, dass bestimmte Formen der Haushaltsproduktion von Waren, wie z.B. das Weben von Stoffen oder die Möbelherstellung in den EU-Mitgliedstaaten nicht signifikant und daher nicht zu erfassen sind. Weiterhin gibt das ESVG 1995 konkrete Schwellenwerte vor, wie etwa für die Buchung von Kleinwerkzeugen und -geräten als Vorleistungen. Auch enthält das ESVG 1995 EU-spezifische Klassifikationen wie ζ. B. die Güterklassifikation CPA und die Klassifikation der Wirtschaftszweige NACE Rev. 1, die allerdings auf die entsprechenden Klassifikationen der Vereinigten Nationen abge-

stimmt sind. Das ESVG 1995 sieht au124

ßerdem eine zusätzliche Untergliederung der Transaktionen mit der übrigen Welt vor, die zwischen Transaktionen zwischen Gebietsansässigen der EU und Transaktionen mit Gebietsansässigen in Drittländern unterscheidet. Im Unterschied zum SNA 1993 enthält das ESVG 1995 auch Kapitel zu den regionalen und vierteljährlichen VGR. Viele der im ESVG 1995 verwendeten Konzepte und Klassifikationen gelten auch für andere Wirtschaftsstatistiken in der Europäischen Union, wie etwa für die Statistiken über die Produktion, den Außenhandel oder die Erwerbstätigkeit. Darüber hinaus sind die Konzepte des ESVG 1995 - ebenso wie die des SNA 1993 - auf die Konzepte wichtiger internationaler Leitlinien für andere Statistiken abgestimmt, wie auf die Handbücher des Internationalen Währungsfonds (IWF) über die Zahlungsbilanz und die staatliche Finanzstatistik, die Richtlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) über die Steuern und Sozialbeiträge und die Empfehlungen der Internationalen Arbeitsorganisationen (ILO) zu den Erwerbstätigen, dem Arbeitsvolumen und den Arbeitskosten. Das ESVG 1995 bildet somit den Standard für die Ergebnisübermittlung der Mitgliedstaaten der EU nicht allein an europäische, sondern auch an außereuropäische Organisationen. Die Verwendung von Ergebnissen der VGR zur Ermittlung der —> Eigenmittel der EU und zur Messung der im Maastrichter Vertrag genannten —> Konvergenzkriterien sowie ein steigender Bedarf an statistischen Informationen für eine europäische Wirtschafts- und Sozialpolitik stellen hohe Anforderungen an deren Aktualität, Zuverlässigkeit und Vergleichbarkeit zwischen den Mitgliedstaaten der EU. Der Rat der EU hat deshalb in der Verordnung Nr. 2223/96 das ESVG 1995 und ein nach dessen Methoden zu erstellendes Lieferprogramm an

Exterritoriale Organisationen und Körperschaften die EU für alle Mitgliedstaaten verbindlich vorgeschrieben. Nach dieser Verordnung waren die Mitgliedstaaten verpflichtet, erstmals Ende April 1999 Ergebnisse nach dem ESVG 1995 vorzulegen. Die Auswirkungen des ESVG 1995 auf die deutschen VGR werden unter dem Stichwort —• Revision der deutschen VGR nach ESVG 1995 ausführlich beschrieben. Literatur: United Nations, System of National Accounts 1993, Brussels u.a. 1993; Europäische Kommission, Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) 1995, Brüssel, Luxemburg 1996. Norbert Hartmann Europaische Union (EU) => The European Union (EU) ist innerhalb der —» Übrigen Welt ein Teilsektor. E. wird unterschieden nach Mitgliedsstaaten der EU sowie Drittländer und internationale Organisationen. Eventualforderungen => Contingent assets sind vertragliche Vereinbarungen zwischen institutionellen Einheiten oder zwischen diesen und der übrigen Welt, in denen eine oder mehrere Bedingungen festgelegt werden, die erfüllt sein müssen, bevor eine finanzielle Transaktion stattfindet. Beispiele sind Bürgschaften, Kreditlinien sowie zahlreiche derivative Finanzinstrumente. Im ESVG ist eine E. als finanzieller Vermögenswert zu buchen, wenn die vertragliche Vereinbarung selbst einen Marktwert besitzt, da sie handelbar ist oder am Markt verrechnet werden kann.

Rahmen der — Extra-territorial organisations and bodies stellen einen —» Wirtschaftsbereich dar, der aber nicht vom StBA nachgewiesen wird.

Exporte => Exports of goods (and services), => Ausfuhr. Der Begriff findet in verschiedenen Statistiken Verwendung. In erster Linie bezieht er sich auf die Warenausfuhr im 125

F

Fahrzeugbau => Manufacture of transport equipment ist ein —• Wirtschaftsbereich. Fahrzeuge => Transport equipment. —* Ausrüstungen. Faktoreinkommen —> Erwerbs- und Vermögenseinkommen. Faktorkosten => Factor cost —> Wertschöpfung zu F. ist ein im ESVG nicht explizit vorgesehenes Bewertungskonzept. Man gelangt zu F., indem von den —* Marktpreisen die Nettoproduktionsabgaben bzw. von den —• Herstellungspreisen die —• Sonstigen Nettoproduktionsabgaben abgezogen werden. Familienausgleichskassen —• Sozialversicherung. Fertigerzeugnisse => Finished goods —• Vorräte. Fehler —» Genauigkeit. Fiktive Einheiten => Nominal units sind in den VGR statistische Einheiten, die in der Realität entweder überhaupt nicht oder in einer anderen Form existieren. So wird die unterstellte Bankgebühr von einer Einheit vollständig verbraucht, die nur fiktiv eingeführt wird. In den —» Input-Output-Tabellen wird diese Einheit mit dem —• Produktionsbereich „Dienstleistungen der Kreditinstitute" zusammengefasst. Die —» homogenen Produktionseinheiten sind in der dargestellten Form in der wirt126

schaftlichen Realität dann nicht anzutreffen, wenn ein Unternehmen in mehrere Produktionseinheiten aufgespalten werden muss, obwohl dieses in dem Unternehmen selbst nicht zu beobachten ist. Fiktive Transaktionen —• unterstellte Transaktionen. Fiktive Vermögensübertragungen => Fictitious capital transfers wurden in den früheren VGR ausgewiesen. Sie kommen in der Realität entweder überhaupt nicht oder nicht in dieser Form vor. Sie werden unterstellt, um den —> Finanzierungssaldo der dargestellten Wirtschaftseinheiten, die auch —»fiktive Einheiten sein können, stimmig zum Nachweis der Veränderung der Forderungen und Verbindlichkeiten in der —> Finanzierungsrechnung darzustellen. F. wurden ζ. B. in den bisherigen deutschen VGR im Zusammenhang mit der Wohnungsbaufinanzierung nachgewiesen, weil die gesamte Wohnungsvermietung im Teilsektor Produktionsunternehmen enthalten war und die von den tatsächlichen Wohnungseigentümern (ζ. B. private Haushalte) stammenden Eigenmittel für den Wohnungsbau als Finanzierungsmittel bei den Produktionsunternehmen zur Verfügung stehen müssen. Eine weitere F. wurde im Zusammenhang mit der Bildung von Pensionsrückstellungen für Betriebsrenten verbucht. Rückstellungen sind eine Verbindlichkeit, also müssen ihnen Forderungen in gleicher Höhe gegenüberstehen. Die Gläubiger sind in diesem Fall die rentenberechtigten privaten Haushalte. In Höhe der Zunahme der Pensionsrückstellungen wird daher eine F. von den Unternehmen an die privaten Haushalte verbucht. Finanzaktiva —> Geldvermögen.

Finanzielle Kapitalgesellschaften Finanzderivate => Financial derivatives sind Forderungen, die meist auf einem anderen Finanzinstrument basieren; ihr Wert leitet sich von dem zugrunde liegenden Instrument ab. Bei diesem kann es sich um eine Forderung (Optionen auf Wertpapiere), einen Index (DAX-Future) oder auch um eine Ware (Warentermingeschäfte) handeln. F. ermöglichen es, spezielle Risiken losgelöst von dem Basisinstrument zu handeln. Im Gegensatz zu Kreditinstrumenten findet dabei kein Austausch eines Kapitalbetrages statt und es werden keine Vermögenseinkommen erzielt. F. werden für verschiedene Zwecke genutzt, insbesondere zum Management und zur Absicherung von Risiken, zur Arbitrage zwischen Märkten und zur Spekulation. Eine weiter ins Detail gehende Aufzählung der Derivate ist aufgrund ständiger Innovationen und Fortentwicklungen auf den Finanzmärkten wenig sinnvoll. Finanzderivate werden gegenwärtig lediglich im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr statistisch nachgewiesen, ohne dass jedoch über die sektorale Zugehörigkeit des inländischen Transaktionspartners nähere Informationen vorliegen. Über Derivatgeschäfte zwischen Inländern gibt es keine ausreichenden statistischen Anhaltspunkte. Finanzdienstleistungen => Financial services. Güterposition fur die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Bank- und Sparkassen(einschl. Homebanking-) und Postbankgebühren, Gebühren und Courtagen für Finanzanlagenberatung und Kreditvermittlung, Steuerberatungskosten u.ä. umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 6,1 Mrd Euro aus. Finanzielle Instrumente —• Finanzinstrumente.

Finanzielle Kapitalgesellschaften => Financial corporations werden wegen der spezifischen Dienstleistungen, die sie erbringen, in den VGR als eigenständiger Sektor (S12) dargestellt. Zu diesem Sektor rechnen die Teilsektoren Zentralbank, Kreditinstitute, Sonstige Finanzinstitute (ohne Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen), Kredit- und Versicherungshilfstätigkeiten sowie Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen. Als Hauptfunktion dieser finanziellen Unternehmen gelten bei den Kreditinstituten das Sammeln finanzieller Mittel und deren Verteilung in transformierter Form sowie bei den Versicherungsgesellschaften die Übernahme kalkulierbarer Risiken gegen vertraglich vereinbarte Beiträge auf der Grundlage des Äquivalenzprinzips. Im ESVG 1995 rechnen zu den Teilsektoren Zentralbank und Kreditinstitute alle Institute, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) als —• geldschöpfende Institute (Monetary Financial Institutes/MFIs) bezeichnet werden. Zu den Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen gehören alle Unternehmen (ohne ihre ausländischen Filialen), die der Aufsicht des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen (oder einer Landesaufsicht) unterstehen, sowie die inländischen Filialen ausländischer Versicherungsgesellschaften aus EU-Ländern, die der Aufsicht ihres Mutterlandes unterstehen. Nicht zu den Versicherungsgesellschaften werden die Träger der gesetzlichen —• Sozialversicherung gezählt (wegen des fehlenden Äquivalenzprinzips) sowie rechtlich unselbständige „Pensionskassen" im Rahmen betrieblicher Vereinbarungen (weil sie keine eigenständigen Wirtschaftseinheiten darstellen). Das Entgelt, das diese Unternehmen für ihre spezifischen Dienstleistungen er127

Finanzielle Kapitalgesellschaften halten, ist zum größeren Teil nicht explizit erkennbar, sondern implizit in den empfangenen Vermögenserträgen und geleisteten Zinsen der Kreditinstitute respektive in den Beiträgen an die Versicherungsunternehmen enthalten. Der Produktionswert dieser Unternehmen wird deshalb weitgehend rechnerisch abgeleitet, und zwar bei den Kreditinstituten als Überschuss der dem Fremdkapital zugerechneten Vermögenserträge über die geleisteten Zinsen: Wertschöpfung der Kreditinstitute 1995 in Mrd Euro Empfangene Zinsen 232,1 + Sonstige Vermögenseinkommen. 4,9 176,2 - Geleistete Zinsen = Unterstellte Bankgebühr + Verkäufe, Provisionen, Gebühren

60,8 18,5

= Produktionswert - Vorleistungen

79,3 23,7

= Bruttowertschöpfung - Abschreibungen - Produktionssteuern

55,6 4,7 1,9

= Nettowertsch. zu Faktorkosten - Arbeitnehmerentgelt

49,0 33,7

= Betriebsüberschuss

15,2

Bei den Versicherungsgesellschaften wird der Produktionswert als Überschuss der jeweils periodisierten Beiträge über die aus diesen Beiträgen gezahlten und zurückgestellten Leistungen zugunsten der Versicherungsnehmer errechnet. Dabei werden die Beiträge um die gesamten zurückgestellten Zinsen auf versicherungstechnische Rückstellungen aufgestockt und die Leistungen um solche Mittel gekürzt, die realisierten Kapitalgewinnen entstammen. Diese Sicht betont stark die Rolle der Kreditinstitute als Mittler zwischen Einlegern und Kreditnehmern bzw. der Versicherungsunternehmen als Organisatoren des Versicherungskollektivs. Da es schwierig ist, die unterstellte Bankgebühr den tatsächlichen Verbrau128

Wertschöpfung der Versicherungsgesellschaften 1995 in Mrd Euro Beitragseinn. im Geschäftsjahr 136,2 - Veränderg. der Beitragsübertr. 0,5 = Beitragseinn. f. d. Geschäftsjahr 135,7 + Verzinsg d. Verbindl. aus Vers.vertr. u. ausgew. Kursgew. u. -Verluste

36,7

= Bruttoprämie - Leistungen, f. d. Geschäftsjahr bzw. Nettoprämie1

172,4 138,4

= Dienstl.entgelt aus Beitragseinn. 34,1 + Sonst. Entgelte für Dienstleistgn. 14,1 = Produktionswert (Dienstl.entgelt) 48,2 - Vorleistungen 31,5 = Bruttowertschöpfung - Abschreibungen - Produktionssteuern

16,7 2,0 0,5

= Nettowertschöpfung zu Faktork. - Arbeitnehmerentgelt

14,2 11,7

= Betriebsüberschuss

2,5

1

Einschließl. Veränderung der Deckungsrtlckstellungen sowie der Rückstellungen fllr Schadenfälle und für Beitragsrückerstattungen.

ehern (z.B. den Sparern und Kreditnehmern) zuzurechnen, werden diese Dienstleistungen entsprechend den internationalen Systemen der VGR vereinbarungsgemäß global als Vorleistungsverbrauch einer —• fiktiven Einheit verbucht. Um von der unbereinigten Bruttowertschöpfung der Wirtschaftsbereiche zur bereinigten Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft überzugehen, ist folgende Rechnung notwendig: Bruttowertschöpfung 1995 in Mrd Euro Bruttowertsch., unbereinigt -Unterstellte Bankgebühr

1 684,9 60,8

=Bruttowertsch., bereinigt

1 624,1

In der Darstellung im Kontensystem wird die fiktive Einheit als Bestandteil des Sektors „Kreditinstitute" ausgewiesen. Folglich sind die dort gezeigten

Finanzieller Sektor Werte für Vorleistungen überhöht und die Angaben über die Wertschöpfung und die entstandenen Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen ohne Aussagewert. Bei den Versicherungsgesellschaften sind diese Zurechnungsprobleme aufgrund des in Deutschland geltenden Spartentrennungsprinzips geringer. Wird die Bruttoprämie (d.h. Beitragseinnahmen fur das Geschäftsjahr erhöht um die Verzinsung der Verbindlichkeiten aus Versicherungsverträgen) um das Dienstleistungsentgelt vermindert, ergibt sich die Nettoprämie, die wertmäßig der (unkorrigierten) Summe der gezahlten und zurückgestellten Leistungen entspricht. Von den Versicherungsnehmern wird diese Nettoprämie soweit es sich um eine Schadenversicherung handelt - im Rahmen der Umverteilung an die Versicherungsunternehmen als laufende Übertragung geleistet, der der Empfang einer wertmäßig gleichen laufenden Übertragung in Form gezahlter bzw. zurückgestellter Leistungen gegenübersteht. Dadurch bleibt das gesamtwirtschaftlich verfugbare Einkommen unverändert (Ausnahme: grenzüberschreitende Versicherungstransaktionen). Die Nettoprämie im Zusammenhang mit Lebensversicherungsverträgen erhöht im Rahmen der FinR diefinanziellenAnsprüche der Versicherungsnehmer gegenüber den Versicherungsunternehmen, die Zahlung von Renten oder Kapitalleistungen durch die Versicherungsunternehmen an die Versicherungsnehmer reduziert diese Ansprüche zum (späteren) Zeitpunkt ihrer Fälligkeit. Das ESVG enthält eine Untergliederung in öffentliche, private und ausländische F. Sie rechnet nicht zum Lieferprogramm und wird in Deutschland nicht nachgewiesen. Die Hauptquellen der Berechnungen sind die „Gewinn- und Verlustrechnungen inländischer Kreditinstitute" der BBk bzw. die „Externe" und „Interne" Rech-

nungslegung der Versicherungsuntemehmen gegenüber dem Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen. Die Angaben aus diesen Quellen werden entsprechend den Konzepten der VGR umgerechnet und ergänzt. Wolfgang Eichmann Finanzielle Transaktionen => Financial transactions sind —* Transaktionen in Bezug auf finanzielle Vermögenswerte (Forderungen und Verbindlichkeiten) zwischen institutionellen Einheiten sowie zwischen diesen und der übrigen Welt. Eine F. ist eine Interaktion im gegenseitigen Einvernehmen, die gleichzeitig eine Forderung und die ihr gegenüberstehende Verbindlichkeit schafft oder auflöst oder die das Eigentum an einer Forderung überträgt oder die zur Übernahme einer Verbindlichkeit führt. Derartige Transaktionen stehen oft nichtfinanziellen Transaktionen, aber auch anderen finanziellen Transaktionen gegenüber. F. stellen eine der vier Hauptgruppen von Transaktionen des ESVG dar. Finanzieller Sektor => Finanzielle Kapitalgesellschaften, Financial corporations. Gesamtheit gebietsansässiger Einheiten, die in ihrer Hauptfunktion eine finanzielle Mittlertätigkeit ausüben. Diese umfasst das Einsammeln finanzieller Mittel von Dritten im eigenen Namen und auf eigene Rechnung, die Transformation dieser Mittel im Hinblick auf die Größe der Beträge, der Laufzeiten und des Risikos sowie deren Weiterleitung. Zu den finanziellen Mittlern gehören auch Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen, deren Haupttätigkeit in der Zusammenfassung von Versicherungsrisiken besteht. Das Pendant zu den hieraus resultierenden versicherungstechnischen Rückstellungen stellen die Kapitalanlagen dar. Die finanziellen Mittler sind das 129

Finanzierung Bindeglied zwischen Sparern und Investoren bzw. zwischen Geldanlegern und Kreditnehmern. Der F. ist in der Regel die zentrale Drehscheibe im gesamtwirtschaftlichen Finanzierungskreislauf. Unter dem Begriff „Finanzieller Sektor" werden die BBk, die Kreditinstitute (Banken, Bausparkassen, Geldmarktfonds), die Sonstigen Finanzinstitute (derzeit lediglich die übrigen offenen Investmentfonds) und die Versicherungen (einschließl. Pensionskassen) zusammengefasst. Finanzierung bezeichnet allgemein die Herkunft von Finanzmitteln, z.B. die F. der Bruttoinvestitionen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften durch - im Wesentlichen - intern erwirtschaftete Mittel (Abschreibungen, nichtentnommene Gewinne und Investitionszuschüsse) oder von außen über die Finanzmärkte beschaffte Mittel (Finanzierungsdefizit). Analog gilt dies für die F. der Vermögensbildung privater Haushalte aus Ersparnis, staatlichen Zuwendungen im Rahmen der Sparförderung und Kreditaufnahmen. Im weiteren Sinne umfasst F. die Veränderung der Forderungen und Verbindlichkeiten der Sektoren, deren Nachweis der Gegenstand der —» Finanzierungsrechnung ist. Finanzierungskonto => Financial account. —• Kontensystem der VGR. Finanzierungsrechnung => Financial accounts ist ein Teil der VGR. Sie schließt nach dem Konzept des ESVG 1995 an die ->· Vermögensbildungskonten an und leitet zusammen mit den sonstigen Vermögensänderungen (zu denen auch Umbewertungen gehören) zu den —> Vermögensbilanzen über. Gegenstand der F. sind die mit den gesamtwirtschaftlichen 130

Güter- und Leistungstransaktionen im Zusammenhang stehenden oder auch unabhängig davon verlaufenden Finanzierungsvorgänge, die eine transaktionsbedingte Änderung der Forderungen und Verbindlichkeiten in der Periode zur Folge haben. Als Analyseinstrument bietet die F. einen umfassenden Überblick darüber, von wem, in welchem Umfang und in welcher Form finanzielle Mittel bereitgestellt oder beansprucht werden und welche Institutionen als Intermediäre in den Finanzierungskreislauf eingeschaltet sind. Dadurch erhalten internationale Gremien, nationale wirtschaftspolitische Instanzen, Verbände, Kapitalmarkt- und MarketingFachleute von Kapitalsammelstellen, Forschungsinstitute und andere interessierte Kreise ein Bild von der Grundstruktur der Finanzströme bezüglich der Quellen des Mittelangebots und der nachfrage, des Gewichts der einzelnen Kapitalsammelstellen oder der Wertpapiermärkte sowie der Bedeutung der bevorzugten Anlage- und Verschuldungsformen. Die F. umfasst in der Stromrechnung die Beschreibung der finanziellen Transaktionen der betrachteten Periode. Im Rahmen der —* Geldvermögensrechnung weist sie zu einem bestimmten Stichtag die Bestände an finanziellen Aktiva und Passiva aus und leistet damit einen Beitrag zur Erstellung sektoraler und gesamtwirtschaftlicher (Vermögens-)Bilanzen. Für analytische Zwecke sind diese Informationen insofern nützlich, als wirtschaftliche Verhaltensweisen auch von der Höhe und Struktur der Bestände an finanziellen (und nichtfinanziellen) Aktiva bzw. Passiva beeinflusst werden können. Die BBk selbst nutzt die Ergebnisse der F. für Untersuchungen über Verschiebungen in den Finanzierungsstrukturen. Hier interessiert vor allem der Zusammenhang zwischen den Kreditaktivi-

Finanzierungsrechnung täten der heimischen Banken (einschl. Bausparkassen) einerseits und den übrigen Finanzierungsquellen (Wertpapiermärkte, Sonstige Finanzinstitute, Versicherungen und ausländische Kreditgeber) andererseits. Eine solche Betrachtung versucht die gegenseitige Verflechtung der partiellen Kredit- und Wertpapiermärkte offen zu legen. Über diese Strukturdaten hinaus liefern die Ergebnisse der F. wertvolle Anhaltspunkte über die Motivationen des finanziellen Verhaltens sowie die Reaktionen der Wirtschaftssubjekte im Konjunkturverlauf bzw. bei Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. In diesem Zusammenhang erscheint es sinnvoll, die Analyse der Finanztransaktionen durch Einbeziehung der realwirtschaftlichen Vorgänge zu erweitern. Als Beispiel hierfür kann die Frage nach der Finanzierung der Vermögensbildung der Unternehmen dienen, die nicht nur vom Angebot an Außenfinanzierungsmitteln und der Zinsstruktur, sondern auch von den operativen Betriebsergebnissen und vor allem den Absatz- und Ertragserwartungen der Firmen her beantwortet werden muss. Ahnlich verhält es sich mit dem in der wirtschaftspolitischen Diskussion viel beachteten Spar- und Anlageverhalten privater Haushalte, das maßgeblich von der Entwicklung der Einkommen und deren Verteilung bestimmt wird. Auch die Ursachen der öffentlichen Kreditmarktverschuldung und Lösungsvorschläge für eine erfolgreiche Konsolidierung lassen sich nur bei einer Ausweitung der Betrachtung auf das gesamte Einnahme- und Ausgabeverhalten des Staates finden. Die auf der Grundlage solcher Analysen gewonnene Kenntnis typischer Reaktionsweisen der Wirtschaftssubjekte ermöglicht es, eventuelle Schwachstellen im Finanzierungskreislauf beizeiten zu erkennen, deren Konsequenzen aufzuzeigen und erforderlichenfalls Gegenmaßnahmen zu überdenken. Daher ist seitens

der verschiedensten Stellen auch das Bedürfnis gewachsen, die Ergebnisse der F. mehr und mehr zu aktualisieren und künftige Entwicklungen mit Hilfe ökonometrischer —> Prognosen vorauszuschätzen. Solche Ex-ante-Rechnungen auf der Basis fundierter Ex-post-Bilder können veranschaulichen, zu welchen Friktionen divergierende Finanzpläne der Transaktionspartner im Finanzierungskreislauf führen können und welche Anpassungsvorgänge notwendig sind, um zu einem Marktausgleich zu gelangen. Um das Netz der Finanzbeziehungen in einer Volkswirtschaft überschaubar zu gestalten, werden in der F. Wirtschaftseinheiten mit gleichen Verhaltensweisen zu —• Sektoren und vergleichbare Finanzvorgänge zu Transaktionsarten zusammengefasst. Der Preis einer besseren Analysierbarkeit besteht freilich darin, dass die so verdichteten Ergebnisse der F. nur noch globale Aussagen erlauben. Für die Sektorenbildung verwendet die BBk, die für die Bundesrepublik die F. erstellt und - als eine der ersten Notenbanken auf dem Kontinent - deren Ergebnisse bereits seit Mitte der 50er Jahre regelmäßig publiziert und kommentiert, das in den VGR gültige Konzept des ESVG 1995, das eine einheitlich institutionelle Sektorenabgrenzung vorschreibt. Die gemeinsame Orientierung von BBk und StBA an diesem System soll dazu beitragen, für Deutschland ein integriertes System der realwirtschaftlichen und finanziellen Konten sicherzustellen. Allerdings gibt es gewisse Unterschiede zwischen der Begriffsbildung der deutschen F. und des ESVG 1995. Während das ESVG 1995 von „Finanziellen Kapitalgesellschaften" und den jeweiligen Untersektoren spricht, legt die F. hier mit den —• Inländischen finanziellen Sektoren (Monetäre Finanzinstitute, Sonstige Finanzinstitute, Versicherungen) eigenständige Sektoren zugrunde. Die Monetären Finanzinstitute umfassen BBk, Kreditinstitute, d. h. Ban131

Finanzierungsrechnung ken und Bausparkassen, sowie Geldmarktfonds. Neben Inländischen finanziellen Sektoren werden Inländische nichtfinanzielle Sektoren, d. h. private Haushalte einschließlich Organisationen ο. E., Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, Staat und —• Übrige Welt unterschieden. Durch die generelle Anwendung institutioneller Kriterien verbreitert sich - i. Ggs. zu früher - die Betrachtungsweise privater Haushalte, während sich der Blick auf die Unternehmen verengt. Die privaten Haushalte schließen nunmehr auch private Wohnungsinvestoren, Selbständige und Einzelkaufleute mit ein. Demzufolge verstehen sich die Unternehmen als Kapital- und —> QuasiKapitalgesellschaften (einschließl. des Bereichs der gewerblichen Wohnungsvermietung). Die Finanztransaktionen lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten gruppieren. Aus der Sicht der nichtfinanziellen Sektoren, die in Deutschland im Zentrum der Analyse der Finanzierungsströme stehen, bietet sich zunächst die grundsätzliche Unterscheidung an, ob es sich um eine Veränderung von —• Forderungen oder von —* Verbindlichkeiten handelt In einem weiteren Schritt kann man zwischen Forderungen (bzw. Verbindlichkeiten) gegenüber Kapitalsammeistellen, gegenüber dem Wertpapiermarkt und gegenüber nichtfinanziellen Sektoren differenzieren. Liquiditätsgesichtspunkten kommt eine Fristengliederung entgegen, wobei i.d.R. auf die ursprünglich vereinbarten Laufzeiten oder Kündigungsfristen abgestellt wird. Täglich fällige Forderungen (Verbindlichkeiten) oder mit Laufzeiten bis zu einem Jahr gelten i.d.R. als kurzfristig, solche mit darüber hinausgehenden Fälligkeiten als längerfristig. Die Begriffe —> Geldvermögensbildung und —• Außenfinanzierung sind - wie international üblich recht weit gefasst. Außer Gläubiger- und Schuldnerverhältnissen rechnen hierzu 132

auch Finanzbeziehungen in Form von —• Aktien und sonstigen Beteiligungen (bzw. Anteilsrechten), —• Ansprüche gegen Versicherungen sowiefinanzielles—» Gold. Danach setzt sich die Liste der Forderungen und Verbindlichkeiten wie folgt zusammen: Die finanziellen Aktiva umfassen Geldanlagen bei in- und ausländischen Banken (Sichteinlagen, Termingelder, Spareinlagen und Sparbriefe; auch Bargeld wird hier einbezogen, weil es als Forderung gegen die Notenbank angesehen wird), bei Versicherungen, in Wertpapieren (Geldmarktpapiere, festverzinsliche Wertpapiere, Finanzderivate), Anteilsrechten (Aktien und Sonstige Beteiligungen) und Investmentzertifikaten sowie kurz- und längerfristige Kredite gegenüber dem In- und Ausland. Dem stehen auf der Seite der finanziellen Passiva die entsprechenden Verbindlichkeiten gegenüber. Die Finanztransaktionen werden als Nettoumsätze (Neuanlage abzüglich Liquidation bzw. Kreditaufnahme abzüglich Tilgung) dargestellt, obwohl in Einzelfallen der Ausweis von Bruttoströmen durchaus Sinn machen würde. Es ließe sich damit ζ. B. zeigen, welcher Teil der Neuverschuldung lediglich der Ablösung von Altschulden dient. Oft sind jedoch die für einen Bruttoausweis erforderlichen Umsatzstatistiken nicht verfügbar, so dass man von vornherein den Nettoausweis wählen muss. Finanzbeziehungen innerhalb eines Sektors sind ebenfalls gegeneinander aufgerechnet. Erzwungen wird dies bei der Darstellung der inländischen nichtfinanziellen Sektoren schon allein dadurch, dass hierfür keine originären Unterlagen, sondern lediglich aus den Bilanzstatistiken der finanziellen Mittler abgeleitete Informationen zur Verfügung stehen. Eine Ausnahme sind freilich die in Wertpapieren verbrieften Forderungen und Eigentumsrechte, die unkonsolidiert dargestellt werden, um auf diese Weise jeweils das gesamte Marktvolumen zu

Finanzierungsrechnung zeigen. Die Vorbuchung der finanziellen Ströme hat grundsätzlich zu den tatsächlichen Transaktionspreisen zu erfolgen. Maßgeblich für die periodengerechte Zuordnung ist der Zeitpunkt des Entstehens oder Erlöschens der Forderungen und Verbindlichkeiten. Beide Prinzipien lassen sich freilich aus statistischen Gründen oft nur zum Teil verwirklichen. Die zur Erstellung der F. verwendeten Informationen stammen oft aus Statistiken, die primär für andere Zwecke erhoben werden, da es in Deutschland - ebenso wie in vielen anderen Ländern - für die Finanzaktiva bzw. -passiva inländischer nichtfinanzieller Sektoren kaum originäre Quellen gibt. So fehlt eine umfassende Unternehmensbilanzstatistik. Auch mangelt es an vollständigen Übersichten über das Vermögen bzw. die Schulden öff. oder privater Haushalte. Der Finanzierungsrechner muss deshalb seine Informationen dort einholen, wo die finanziellen Engagements der genannten Sektoren spiegelbildlich ihren Niederschlag finden. Das sind in der Hauptsache die Bilanzstatistiken der finanziellen Mittler und die damit im Zusammenhang stehenden Sondererhebungen. Der größte Teil der in der F. wiedergegebenen Angaben (auch dem Volumen nach) stammt aus diesen Quellen, die gleichzeitig die notwendigen Hinweise dafür liefern, in welchen Sektoren die Forderungen und Verbindlichkeiten der Finanzintermediäre gegenzubuchen sind. Die Finanztransaktionen werden aus den genannten Unterlagen durch Bestandsvergleich ermittelt, was jedoch nur dann zu methodisch einwandfreien Ergebnissen führt, wenn es sich um nominal bewertete Aktiva bzw. Passiva (z.B. Buchkredite, Einlagen) handelt und zwischen den Ausweisstichtagen keine Neubewertungen erfolgten (z.B. durch Vornahme von Abschreibungen). Andernfalls müssen entsprechende Bereinigungen vorgenommen werden, für die jedoch oft die erforderlichen Hinweise feh-

len. Die Verwendung von Bilanzinformationen der finanziellen Mittler hat im Übrigen zur Folge, dass die auf dieser Basis abgeleiteten Finanztransaktionen von vornherein konsolidierte Nettogrößen sind, die kein Bild über Bruttoumsätze oder die Finanzbeziehungen der Bankkunden untereinander vermitteln. Weitere wichtige Informationen liefern u. a. die Wertpapierstatistik, die Depotstatistik, der Auslandsstatus inländischer Nichtbanken (über deren Finanzund Handelskreditbeziehungen zu ausländischen Partnern), die Statistik der Kapitalverflechtung deutscher Unternehmen mit dem Ausland, die Zahlungsbilanzstatistik, der —• Vermögensstatus der Bundesrepublik mit dem Ausland, die Unternehmensbilanzstatistik und verschiedene Statistiken der öffentlichen Haushalte. Mit Ausnahme der Wertpapier- und der Zahlungsbilanzstatistik, aus denen Umsätze zu Transaktionswerten zur Verfügung stehen, handelt es sich bei den übrigen Quellen ebenfalls um Bestandsstatistiken, aus denen die Transaktionen erst durch Bestandsvergleich nach Vornahme etwaiger Bereinigungen abgeleitet werden können. Trotz der ansehnlichen Liste statistischer Quellen gibt es jedoch noch zahlreiche Erfassungslücken, die im Schätzwege zu schließen sind. Dies gilt ζ. B. einmal hinsichtlich der Darstellung der Wertpapierunterbringung bei den inländischen nichtfinanziellen Sektoren und jenes Teils der grenzüberschreitenden Finanztransaktionen, der sich einer näheren statistischen Erfassung entzieht und in den —• Restposten der ZahlungsB eingeht. Große Schwierigkeiten bereitet zum anderen die Ermittlung des staatlichen Geldvermögens, das über die Geldanlage bei Banken hinausgeht und nicht mit der CounterpartMethode ermittelt werden kann, sowie der von Nicht-Aktiengesellschaften beanspruchten Passivbeteiligungen. Hier können nur direkte Quellen weiterhelfen, de133

Finanzierlingssaldo ren rechtzeitige Bereitstellung freilich Jahrzehnte lang hinausgezögert wurde oder in Deutschland rechtlich bislang einfach nicht durchsetzbar war. Der Grad der Umsetzbarkeit des ESVG 1995 hängt deshalb ganz wesentlich auch davon ab, inwieweit es gelingt, bislang fehlende Informationen zu erschließen. Literatur: D. Briimmerhoff, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, 6. Aufl., München 2000; A. Stobbe, Volkswirtschaftliches Rechnungswesen, 8. Aufl., Berlin 1994; BBk, Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung fur Deutschland 1991 bis 2000, Statistische Sonderveröffentlichung 4, Sept. 2001. Peter Heinelt Finanzierungssaldo => Net lending/net borrowing. Unter den verschiedenen Ebenen, die sich stufenweise in das Kontensystem der VGR einziehen lassen, um zu analytisch bedeutsamen Aggregatgrößen zu gelangen, stellt der F. die entscheidende Nahtstelle zwischen den vorgeschalteten „realwirtschaftlichen Konten" und der —• Finanzierungsrechnung dar. Mit ihm schließen die —» Vermögensbildungskonten (Konto der Reinvermögensänderung und der Sachvermögensbildung) ab, auf denen das Sparen (einschließlich der Vermögenstransfers) und die Sachvermögensbildung (d. h. die Nettoinvestitionen und der Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern) einander gegenübergestellt werden. Auf der nächsten Stufe wird im —• Finanzierungskonto der F. in die Komponenten Veränderung der Forderungen bzw. der Verbindlichkeiten zerlegt. Der Saldo gibt Auskunft darüber, mit welchem Ergebnis die zu Sektoren zusammengefassten gleichartigen Wirtschaftseinheiten ihre Einnahmen- und Ausgabenrechnung abgeschlossen haben. Übertreffen die laufenden und vermögenswirksamen Einnahmen (ohne Kre134

ditvorgänge) die entsprechenden Ausgaben, dann ergibt sich ein Finanzierungsüberschuss, der dazu befähigt, Finanzmittel anderen Sektoren als Einlage oder als Kredit zur Verfügung zu stellen. Bleiben dagegen die gesamten Einnahmen hinter den betreffenden Ausgaben zurück, zwingt das so entstandene Defizit zum Rückgriff auf fremde Finanzierungsmittel, also zur Verschuldung. Der F. zeigt damit - je nach seinem Vorzeichen - an, in welchem Umfang ein Sektor in einer Periode zusätzlich Kredit gewährt (+) oder sich per saldo zusätzlich verschuldet hat(-). Da der Forderung eines Sektors im Regelfall die Verbindlichkeit eines anderen in gleicher Höhe gegenübersteht, sind auf gesamtwirtschaftlicher Ebene (das Ausland mit eingeschlossen) Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung identisch. Ebenso entsprechen sich Sachvermögensbildung (zuzügl. der Nettokreditgewährung an das Ausland) und Sparen. Bei einer Zusammenfassung aller Sektoren (einschließlich des Kontos der übrigen Welt) gleichen sich deshalb auch die F. aus. Bei den einzelnen Sektoren können sich freilich recht erhebliche Abweichungen zwischen dem Sparen (einschließlich Vermögenstransfers) und den Nettoinvestitionen bzw. zwischen der Geldvermögensbildung und der Außenfinanzierung ergeben. So weisen die privaten Haushalte als die traditionellen Anbieter von Ersparnissen vergleichsweise hohe Überschüsse auf. Die finanziellen Institutionen finden sich - insgesamt betrachtet - ebenfalls auf der Anbieterseite. Auf der Gegenseite standen dem erhebliche Defizite bei den Kapitalgesellschaften sowie seit längerem auch beim Staat gegenüber. Zusammengenommen war das mehr als gleichzeitig aus dem heimischen Ersparnisaufkommen zur Verfügung stand, so dass - wie in allen Jahren seit der deutschen Einigung - per saldo auf ausländische Ressourcen zurückge-

Finanzierungs- und Geldvermttgensrechnung (FWG) griffen werden musste. Definition und Inhalt des F. in den VGR decken sich nicht mit gleichlautenden Größen aus anderen Statistiken. Dies gilt insbesondere für den F. der öffentlichen Haushalte, unter dem nach der staatlichen Finanzstatistik etwas völlig anderes als in den VGR verstanden wird, was zu nicht unbeträchtlichen Abweichungen zwischen beiden Größen fuhrt. Der Grund hierfür liegt vor allem darin, dass die Transaktionen in der Finanzstatistik anders als in der Gesamtrechnung abgegrenzt sind. Der F. in den VGR ergibt sich als Saldo von Einnahmen, die das Nettogeidvermögen erhöhen, und Ausgaben, die dieses vermindern. Der F. des öff. Gesamthaushalts nach der Finanzstatistik ist dagegen kein Indikator für die Änderung des finanziellen Vermögens des Staates; ein Teil der Finanzvorgänge, welche nach dem methodischen Verständnis der VGR Vermögensumschichtungen darstellen und daher auf dem Finanzierungskonto nachgewiesen werden, geht nach den Grundzügen der Finanzstatistik in die Einnahmen und Ausgaben des öff. Gesamthaushalts ein. Es handelt sich um die Gewährung eigener Kredite (und deren Rückflüsse) sowie um den Erwerb bzw. die Veräußerung von Beteiligungen durch den Staat. Ebenfalls von Bedeutung ist, dass die Finanzstatistik weitgehend auf den Zeitpunkt der Kassentransaktionen abstellt, während die Ströme in den VGR, so ζ. Β die Investitionen in Form öff. Bauten, zum Zeitpunkt der Leistungserstellung und damit des Entstehens von Forderungen bzw. Verbindlichkeiten verbucht werden. Weitere Abweichungen können sich aus der unterschiedlichen Zurechnung rechtlich unselbständiger öffentlicher Unternehmen ergeben, die in der Finanzstatistik in den Gesamthaushalt einbezogen sind. Literatur: H. Essig, Finanzierungssalden für den öffentlichen Bereich in den VGR und in der Finanzstatistik, WiSta

6/1990, S. 383-388; BBk, Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung in Deutschland 1991 bis 2000, Statistische Sonderveröfföffentlichung 4, Sept. 2001; BBk, Die gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsströme im Jahr 2000, Monatsbericht, Juni 2001, S. 15-40. Peter Heinelt Finanzierungsttberschuss/-deflzit —* Finanzierungssaldo. Finanzierungs- und Geldvermögensrechnung der Europäischen Währungsunion (FWG) als Teil der VGR dient der Unterstützung geldpolitischer Analysen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Währungsgebiet sowie volkswirtschaftlichen Forschungszwecken. Mit ihr ist es möglich, die Finanzierungsströme zwischen den Sektoren innerhalb des Währungsgebiets sowie zwischen diesen Sektoren und dem Ausland darzustellen (Finanzierungsrechnung). Darüber hinaus werden die Geldvermögensbestände und Verbindlichkeiten der verschiedenen Sektoren sowie des Auslands (Geldvermögensrechnung) erfasst. Insbesondere erweitert die F. die Analyse des Transmissionsmechanismus geldpolitischer Maßnahmen. Sie dient femer der Konjunkturanalyse, vergrößert die Datenbasis sowie den Modellrahmen für die Erstellung gesamtwirtschaftlicher Analysen und Prognosen für die privaten Sektoren, die öff. Haushalte und das Ausland und trägt zu einer besseren Beurteilung der Stabilität der finanziellen und nichtfinanziellen Sektoren in der Währungsunion bei. Im Rahmen der statistischen Arbeiten stellt die F. ein wichtiges Instrumentarium dar, das zur Überprüfung der Plausibilität und Konsistenz der verschiedenen monetären und finanziellen Statistiken genutzt wird. Die F. folgt weitgehend den im ESVG 135

Finanzierungs- und Geldvermögensrechnung (FWG) 1995 beschriebenen methodischen Vorgaben. Dies sind im Wesentlichen drei Elemente: die Zusammenfassung der Wirtschaftsakteure zu Wirtschaftssektoren in der Währungsunion, die Unterscheidung zwischen Beständen und Strömen sowie die Klassifikation von unterschiedlichen Vermögensarten und Verbindlichkeiten. Institutionelle Sektoren der Währungsunion: Nach SNA 1993 und ESVG 1995 werden die Wirtschaftsakteure (institutionelle Einheiten) einer Volkswirtschaft in fünf Sektoren zusammengefasst, und zwar in die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften, die finanziellen Kapitalgesellschaften, den Staat, die Haushalte sowie die privaten Organisationen o.E. Dabei werden fur Zwecke der F. die meisten der Sektoren weiter in Teilsektoren untergliedert wie z.B. die finanziellen Kapitalgesellschaften in Zentralbank, Kreditinstitute, sonstige Finanzinstitute (ohne Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen), Kredit- und Versicherungshilfstätigkeiten sowie Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen. Die vom SNA 1993/ESVG 1995 vorgenommene Zusammenfassung von institutionellen Einheiten zu Sektoren erfolgt aus Sicht einer nationalen Volkswirtschaft und nicht aus der Sicht der Währungsunion. Trotzdem lässt sich diese „nationale" Siefitweise weitgehend auf die Sichtweise der Währungsunion übertragen. Dabei werden die Sektoren für die Währungsunion durch Aggregation aller entsprechenden institutionellen Einheiten im Währungsgebiet oder der auf nationaler Ebene ermittelten Sektoren abgeleitet. Einige Besonderheiten ergeben sich hierbei für die Sektoren Zentralbank, Kreditinstitute, sonstige Finanzinstitute, Staat und die übrige Welt. In der Währungsunion entspricht dem Sektor Zentralbank das Eurosystem, das sich aus der EZB und den nationalen Zentralbanken der zur Zeit 12 Mitgliedstaaten der Euro136

Klassiflkation nach institutionellen Sektoren der Währungsunion Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften Finanzielle Kapitalgesellschaften Monetäre Finanzinstitute (MFIs) Eurosystem (EZB und nationale Zentralbanken der Währungsunion) Übrige monetäre Finanzinstitute (Kreditinstitute und Geldmarktfonds) Sonstige Finanzinstitute (ohne Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen) Kredit- und Versicherungshilfstätigkeiten Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen Staat Institutionen der Europäischen Union Zentralstaaten Länder Gemeinden Sozialversicherung Haushalte Private Organisationen ο. E. Übrige Welt Länder der Europäischen Union außerhalb der Währungsunion Länder außerhalb der Europäischen Union und internationale Organisationen

päischen Union zusammensetzt, die die Währungsunion bilden. Demgegenüber ist das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) weiter abgegrenzt, da es die EZB und die nationalen Zentralbanken der 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union umfasst. Eine Besonderheit stellt im ESVG 1995 die Abgrenzung der monetären Finanzinstitute (MFIs) dar. Sie umfassen für die Währungsunion neben dem Eurosystem alle gebietsansässigen Kreditinstitute und Geldmarktfonds. Geldmarktfonds werden als Investmentfonds definiert, deren Anteile liquiditätsmäßig enge Einlagensubstitute darstellen und die ihre Mittel hauptsächlich in Geldmarktinstrumenten oder kurzfristigen Schuldti-

teln investieren.

Finanzierungs- und Geldvermögensrechnung (FWG) Schließlich rechnet die Europäische Investitionsbank zu den sonstigen Finanzinstituten; die meisten Institutionen der EU, wie beispielsweise die Europäische Kommission, sind dem Staat zugeordnet. Insofern ist den vier Untersektoren des Staats ein weiterer Untersektor hinzuzufügen, die Institutionen der EU. Entsprechend der Ausrichtung des ESVG 1995 (und seines Lieferprogramms) werden die Daten für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr und den Auslandsvermögensstatus nach „nationalen" Gesichtspunkten aufbereitet. Dies entspricht nur bedingt den Anforderungen der F., für die die Daten möglichst detailliert nach Transaktionspartnern (Land und Sektor) aufzugliedern sind. Erfassung von Beständen, Transaktionen und sonstigen Bestandsveränderungen: Die ökonomischen Beziehungen zwischen den Sektoren in der Währungsunion sowie deren Veränderungen im Zeitablauf werden in verschiedenen Konten, den Bestands-, den Transaktions- und den sonstigen Bestandsveränderungskonten dargestellt. Die ausstehenden Forderungen und Verbindlichkeiten bilden im Rahmen der Rechnung die „Bestände", während die „finanziellen Transaktionen" die Entscheidungen der Wirtschaftssektoren über Geldvermögensbildung und Finanzierung im Verlauf eines Quartals widerspiegeln. Die Veränderungen der Bestände sind das Ergebnis solcher Transaktionen, aber auch von Neubewertungen und sonstigen Änderungen, zum Beispiel von Abschreibungen oder Wertberichtigungen auf Kredite, sowie von Umgruppierungen zwischen den einzelnen Forderungen und Verbindlichkeiten oder Sektoren. Vermögensarten und Verbindlichkeiten: Für die im System erfassten Bestände, Transaktionen und sonstigen Bestandsveränderungen werden im ESVG 1995 mit dem nichtfinanziellen produzierten und nichtproduzierten Vermögen

sowie dem Geldvermögen drei Kategorien von Vermögensarten unterschieden: Kontenzusammenhang gemäß SNA 1993/ ESVG 1995 Stromgrößen (Veränderungen von Aktiva und Passiva bedingt durch Transaktionen und anderen Bestandsveränderungen) Transaktionen Sonstige reale Vermögensänderungen Umbewertungen Bestandsgrößen (Bestände an Aktiva und Passiva zu einem bestimmten Zeitpunkt) Nichtfinanzielles produziertes Vermögen wird nach seiner Rolle im Produktionsprozess gegliedert: Anlagegüter, die im Produktionsprozess mehr als ein Jahr lang wiederholt oder dauernd eingesetzt werden; und Vorräte, die als Vorleistungen im Produktionsprozess verbraucht, verkauft oder anderweitig verwendet werden; Wertsachen, die nicht in erster Linie für die Zwecke der Produktion oder des Konsums verwendet, sondern primär als Wertaufbewahrungsmittel erworben werden. Nichtfinanzielles nichtproduziertes Vermögen besteht aus nichtproduziertem Sachvermögen und immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütern. Nichtproduzierte Veimögensgüter werden nach der Art ihrer Entstehung gegliedert. Einige von ihnen kommen in der Natur vor. Andere entstehen durch rechtliche oder buchhalterische Regelungen. Immaterielle nichtproduzierte Vermögensgüter umfassen Patente, übertragbare Nutzungsrechte, erworbene Finnenwerte usw. Das Geldvermögen als Gegenstand der F. wird unter Liquiditäts- und rechtlichen Gesichtspunkten in sieben Kategorien untergliedert, und zwar in Währungsgold und Sonderziehungsrechte; Bargeld und Einlagen; Wertpapiere (ohne Anteilsrech137

Finanzierungs- und Geldvermögensrechnung (FWG) te) und Finanzderivate; Kredite; Anteilsrechte; versicherungstechnische Rückstellungen sowie sonstige Forderungen und Verbindlichkeiten. Eine Besonderheit des Geldvermögens besteht darin, dass ihm, mit Ausnahme des Währungsgoldes und der Sonderziehungsrechte, Verbindlichkeiten gegenüberstehen. Darüber hinaus ist für die F. eine tiefere Untergliederung des finanziellen Vermögens vorgesehen, insbesondere hinsichtlich der Kriterien der Fälligkeit und der Marktkapazität. So wird zwischen Sichteinlagen, Termineinlagen, Spareinlagen und sonstigen Einlagen wie Sparbriefe, Sparverträge unterschieden. Für die Wertpapiere wird eine Trennung nach Fälligkeit zwischen kurz- und langfristigen Wertpapieren vorgenommen, und hinsichtlich der Anteilsrechte zwischen börsen- und nichtbörsennotierten Aktien sowie sonstigen Anteilsrechten und Investmentzertifikaten. Den Wertpapieren wurden die Finanzderivate hinzugefügt, die bisher nicht in den Konten berücksichtigt waren. Der Saldo aus den Vermögenswerten (Aktiva) und den ausstehenden Verbindlichkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt wird als Reinvermögen bezeichnet. Das Reinvermögen ist vom Nettogeidvermögen zu unterscheiden, das als Differenz zwischen dem gesamten Geldvermögen und den Verbindlichkeiten berechnet wird. Das Eigenkapital erhält man als Summe aus Reinvermögen und Anteilsrechten. Vierteljährliche Tabelle der Finanzierung und Geldvermögensbildung nichtfinanzieller Sektoren in der Währungsunion: Die F. wird vierteljährlich erstellt. Als erste Stufe wurde eine Tabelle der Finanzierung und Geldveimögensbildung nichtfinanzieller Sektoren aufgestellt. Ihr liegt die Idee zugrunde, die Währungsunion in nur zwei Sektoren zu unterglie-

Diese Tabelle umfasst den Großteil der im ESVG 1995 genannten Geldvermögenskomponenten, nämlich Bargeld und Einlagen, Kredite, (festverzinsliche) Wertpapiere (ohne Finanzderivate), Anteilsrechte (ohne nichtbörsennotierte Aktien und sonstige Anteilsrechte) sowie versicherungstechnische Rückstellungen. Letztere erfolgen bei Pensionseinrichtungen, Versicherungsgesellschaften und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften für Forderungen von Versicherungsnehmern. Zusammengenommen sind dies im Wesentlichen die Finanzinstrumente, die entweder über finanzielle Kapitalgesellschaften und nichtfinanzielle Sektoren vermittelt oder an Kapitalmärkten gehandelt werden. Der Grund, die übrigen Finanzinstrumente wie die Finanzderivate, nichtbörsennotierte Aktien, sonstige Anteilsrechte und sonstige Forderungen und Verbindlichkeiten auszuklammern, liegt darin, dass zur Zeit für die Währungsunion noch keine vergleichbaren Angaben vorliegen. Gleiches gilt für Kredite von öff. Haushalten und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften an die nichtfinanziellen Sektoren in der Währungsunion. Die Tabelle enthält die so abgegrenzten Geldvermögenskomponenten und Verbindlichkeiten (Transaktionen und Bestände) der nichtfinanziellen Sektoren in der Währungsunion - mit den finanziellen Kapitalgesellschaften und der übrigen Welt als „counterparts". Die kurzfristigen Geldvermögenskomponenten umfassen überwiegend finanzielle Aktiva, die gleichzeitig Bestandteile der Geldmenge M3 sind. Es sind dies (als Forderungen gegenüber MFIs in der Währungsunion) Bargeld, täglich fällige Einlagen, Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu 2 Jahren und mit vereinbarter Kündigungsfrist von bis zu 3 Monaten, Repogeschäfte, Geldmarktfondsan-

dern, und zwar in die nichtfinanziellen

teile

und die finanziellen Sektoren.

Schuldverschreibungen von bis zu zwei

138

und

Geldmarktpapiere

sowie

Finanzierungs- und Geldvermögensrechnung (FWG) Jahren. Hinzu kommen andere kurzfristige Forderungen gegenüber den sonstigen gebietsansässigen Finanzinstituten, nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften und dem Staat sowie gegenüber dem Ausland. Langfristiges Geldvermögen besteht aus den (langfristigen) Einlagen bei MFIs, den langfristigen Wertpapieren, den versicherungstechnischen Rückstellungen sowie den börsennotierten Aktien und Investmentzertifikaten. Die Einlagen als Teil des langfristigen Geldvermögens (mit einer vereinbarten Laufzeit von über zwei Jahren oder einer vereinbarten Kündigungsfrist von über drei Monaten) gehören nicht zur Geldmenge M3. Versicherungstechnische Rückstellungen werden vorwiegend von Haushalten gegenüber Lebensversicherungsgesellschaften und Pensionskassen gehalten. Zusammen mit den börsennotierten Aktien und den Investmentzertifikaten bilden sie einen wichtigen Bestandteil des langfristigen Geldvermögens der Haushalte in der Währungsunion. Die Hauptbestandteile der den nichtfinanziellen Sektoren bereitgestellten (externen) Finanzierungsmittel sind Wertpapiere, Kredite und börsennotierte Aktien. Die Nettofinanzanlagen der nichtfinanziellen Sektoren (als Bestände und Transaktionen) ergeben sich durch Subtraktion der Finanzierungsmittel von den finanziellen Aktiva. Statistische Quellen: Die vierteljährliche FGW stützt sich auf verschiedene statistische Quellen. Es sind dies im Wesentlichen die im Eurosystem verfügbare monatliche und vierteljährliche Statistik der MFIs, die Zahlungsbilanzstatistik und die Statistik des Auslandsvermögensstatus sowie die Wertpapieremissionsstatistik. Zusätzlich werden vierteljährliche Daten der Finanzierungs- und Geldvermögensrechnungen in der einzelnen Mitgliedsländern bereitgestellt. Das Lieferprogramm des ESVG 1995 sieht seit September 2000 vor, jährliche

nationale Daten zur Finanzierungs- und Geldvermögensrechnung nach Sektoren und Instrumenten gegliedert an Eurostat zu übermitteln. Die jährlichen Transaktions- und Bestandsdaten dienen als Rahmen für die Berechnung der vierteljährlichen FGW. Sie ermöglichen die Überprüfung der Konsistenz der Daten nach Sektoren und Geldvermögenskomponenten. Vierteljährliche F. nach Sektoren: Ein zweiter Schritt sieht die weitere Aufgliederung der vierteljährlichen F. nach Sektoren und Geldvermögenskomponenten vor. Hierzu werden die bereits in die Rechnung eingehenden statistischen Quellen durch zusätzliche Statistiken ergänzt. Die Wirtschaft der Währungsunion wird in sechs Sektoren untergliedert, und zwar in drei nichtfinanzielle Sektoren (nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, Staat und Haushalte einschließl. private Organisationen ο. E.) und in drei finanzielle Sektoren (MFIs, sonstige Finanzinstitute einschließlich Kredit- und Versicherungshilfstätigkeiten sowie Versicherungsgesellschaften einschließlich Pensionskassen) und den Sektor „übrige Welt". Die Konten lassen sich in zwei verschiedenen Matrizen (eine für die Geldvermögensrechnung und eine für die Finanzierungsrechnung) darstellen. Sie repräsentieren jeweils das Geldvermögen und die Verbindlichkeiten, untergliedert nach Sektoren und finanziellen Instrumenten. Die Spalten für jeden Sektor fader Teilsektor) enthalten die Geldvermögenskomponenten sowie die eingegangenen Verbindlichkeiten, aber auch als Saldo das Nettogeidvermögen des jeweiligen Sektors. Gleiches gilt für die Transaktionen (Geldveimögensbildungsund Finanzierungskomponenten) und die Finanzierungssalden als Nettogrößen. Die Daten in den entsprechenden Feldern der beiden Matrizen addieren sich zu Gesamtsummen. Solche Identitäten sichern die Konsistenz innerhalb der Tabelle und 139

Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister tragen zur Reduzierung von Fehlern in den Daten bei. Im Rahmen des Systems der VGR lässt sich die F. mit den nichtfinanziellen Konten, insbesondere den Vermögensänderungs- und Einkommenskonten verknüpfen. Dies ermöglicht die Darstellung aller Einnahmen und Ausgaben der einzelnen Sektoren in der Währungsunion. Literatur: Europäische Zentralbank, Erhebung und Aufbereitung statistischer Daten durch das ESZB, Mai 2000; dies., Finanzierung und Geldvermögen(sbildung) der nichtfinanziellen Sektoren im Euro-Währungsgebiet, Monatsbericht Mai 2001. Reimund Mink Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister => Financial, real-estate, renting and business activities ist ein —• Wirtschaftsbereich in der A6Gliederung. Finanzinstrumente => Financial instruments bezeichnen gemäß ESVG in der —• FinR die verschiedenen Forderungen und Verbindlichkeiten; sie werden grundsätzlich unabhängig von den beteiligten Gläubiger- und Schuldnersektoren definiert. Firmenwert —> Aktivierter Firmenwert. Fische und Fischereierzeugnisse => Fish and other fishing products, services incidental to fishing ist eine —» Gütergruppe. Fischerei und Fischzucht => Fishing, operation of fish hatcheries and fish farms ist ein —> Wirtschaftsbereich. FISIM

=> Financial intermediation Services in140

directly Measured. —* Unterstellte Bankgebühr. Flächenländer —»Länder. Fob => Free on Äoard ist eine Vertragsformel gemäß den —»Incoterms. Sie spielt eine wichtige Rolle im Außenhandel. In der Außenhandelsstatistik dient F. der Definition des —> Grenzübergangspreises des ausführenden Landes. F. besagt, dass der Grenzübergangswert der Ausfuhr nur die Versicherungs-, Transportund Verladekosten bis zur Grenze des exportierenden Landes, nicht jedoch die zwischen der Export- und der Importgrenze enthält. Der F.-Wert der Warenexporte setzt sich somit aus dem Wert der Waren zu —» Herstellungspreisen zuzüglich der Verkehrs- und Verteilungsdienstleistungen bis zur Ausfuhrgrenze und zuzüglich sämtlicher Steuern abzüglich Subventionen auf die ausgeführten Waren zusammen. Der F.-Preis entspricht der Darstellung der Verwendimg von Gütern nach —• Anschaffungspreisen. Fonds „Deutsche Einheit" zählt in den VGR als —» Sondervermögen zum Teilsektor Bund. Der F. ist 1990 durch den Vertrag zur Schaffung einer Währungs-, Wirtschaftsund Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (Staatsvertrag) errichtet worden. Zunächst hatte der F. die Aufgabe, die aus dem Staatsvertrag folgenden finanziellen Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der DDR zu erfüllen. Nach Vollendung der Einheit erhielten die fünf neuen Länder sowie Berlin Leistungen aus dem Fonds.

Forschung und Entwicklung Forderungen => Financial assets. Ansprüche eines Gläubigers gegen einen Schuldner aus einer Kreditbeziehung. In der FinR steht grundsätzlich jeder Forderung die Verbindlichkeit eines Schuldners in gleicher Höhe gegenüber; ausgenommen hiervon sind lediglich die Positionen Währungsgold und Sonderziehungsrechte, die als Aktivum gebucht werden. Der Forderungsbegriff ist recht weit gefasst; er schließt Anteilsrechte jedweder Art mit ein. Forschungs- und Entwicklungsausgaben sind Ausgaben des Staates, der Unternehmen und privater Organisationen o.E. für — Research and development services ist eine —• Gütergruppe. Forschung und Entwicklung => Research and development Nach dem Frascati-Handbuch 1993 der OECD gilt: „Forschung und experimentelle Entwicklung (FuE) ist systematische, schöpferische Arbeit zur Erweiterung des Kenntnisstandes, einschließlich der Erkenntnisse über den Menschen, die Kultur und die Gesellschaft sowie deren Verwendung mit dem Ziel, neue Anwendungsmöglichkeiten zu finden". Zur F. gehören die Grundlagenforschung, die angewandte Forschung und

experimentelle Entwicklung in allen Sektoren der Volkswirtschaft, also sowohl durch die wissenschaftliche Forschung bei staatlichen Forschungseinrichtungen und Hochschulen, in spezialisierten Institutionen im Unternehmenssektor und bei den privaten Organisationen o.E. sowie in FuE-Abteilungen von Unternehmen und andere Organisationen. In den VGR werden die Aufwendungen für F. nicht gesondert dargestellt, sondern innerhalb der Ausgaben für eigene FuE-Aktivitäten, wie Vorleistungen, Abschreibungen und Lohnkosten der Institutionen, die F. betreiben, mit erfasst. Der FuE-Output ist Bestandteil der Konsumausgaben des Staates und der privaten Organisationen o.E. bzw. des Produktionswertes der Unternehmen. Bei den Käufern sind diese Dienstleistungen Teil des Vorleistungsverbrauchs. Für firmeninterne F. wird kein Output ausgewiesen. Im Rahmen der Revision des SNA wurde vorgeschlagen, alle Aufwendungen fiir F. den Investitionen in immaterielle Vermögensgüter zuzurechnen. Der Vorschlag wurde jedoch wegen statistischer Erfassungsprobleme abgelehnt, da diese Aufwendungen auch in der Rechnungslegung der Unternehmen i.d.R. nicht aktiviert werden. Angaben über die FuE-Aufwendungen der Unternehmen in Deutschland werden vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft erhoben und publiziert. Die FuE-Ausgaben und das Personal der Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen werden vom StBA erhoben. Statistische Daten über die Ausgaben, die Finanzierung und das Personal im Bereich F. aller Sektoren werden regelmäßig von der Bundesregierung im Bundesforschungsbericht veröffentlicht. International ist die OECD in diesem Bereich federführend tätig. Literatur: OECD, The Measurement of Scientific and Technological Activities, Frascati Manual 1993; Stifterverband fiir 141

Forstwirtschaft die Deutsche Wissenschaft, FuE-Datenreport 2001; Statistisches Bundesamt, Ausgaben und Einnahmen der öffentlichen und öffentlich geförderten Einrichtungen für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung (Fachserie 14, Reihe 3.6) bzw. Monetäre hochschulstatistische Kennzahlen (Fachserie 11, Reihe 4.3.2) Forstwirtschaft => Forestry affairs and services ist ein —* Wirtschaftsbereich. Forstwirtschaftliche Erzeugnisse und Dienstleistungen => Products of forestry, logging and related services ist eine —» Gütergruppe. Fortschreibung ist eine Methode zur Berechnung von Bestandsgrößen mit Hilfe von Zugängen und Abgängen bzw. Abschreibungen während einer Zeitperiode. Dabei ergibt sich der Bestand am Ende des Jahres aus dem Bestand am Anfang des Jahres zuzügl. der Zugänge und abzügl. der Abgänge bzw. Abschreibungen. Dieses Verfahren wird bei der Berechnung des Anlagevermögens nach der —> Kumulationsmethode angewandt. Als F. wird auch das Berechnungsverfahren bezeichnet, bei dem ein Wert aus dem Voqahr oder aus einem Basisjahr mit der Entwicklung eines Indikators fortgeschrieben wird. Beispielsweise wird in den ersten Schätzungen angenommen, dass sich im Verarbeitenden Gewerbe die Bruttowertschöpfung in konstanten Preisen gegenüber dem Vorjahr etwa mit der gleichen Rate verändert wie der Nettoproduktionsindex. Diese Methode wird bei der Berechnung vorläufiger Ergebnisse häufig angewandt. Frau und VGR D i e Frau wurde als Thema der V G R erst

relativ spät entdeckt, obwohl weder das 142

Haushaltskonto, der Private Konsum und viele Produktionskonten ohne sie denkbar wären. Aber auch heute gibt es eigentlich noch keine fertige Theorie oder auch nur Standards, wie das Thema nun zu behandeln wäre. Am weitesten fortgeschritten sind Ansätze zur Erweiterung des Haushaltskontos im —> Haushaltssatellitensystem. Hier geht es institutionell um den Sektor der Privaten Haushalte mit einem Produktions-, Einkommens-, Konsum-, Vermögensbildungs- und Finanzierungskonto. Dazu kommt ein funktionelles Konto für den privaten Konsum in Darstellung einmal nach Verwendung der Konsumgüter („Konsumgruppen"; für Konsumfunktionen) und einmal nach der Herkunft (in Gliederung symmetrisch mit den betreffenden, charakteristischen Industrien). Die Erweiterung setzt zunächst bei der —> Haushaltsproduktion an, d. h. jener Aktivität, die in der Standardrechnung des ESVG nicht zur Darstellung kommt. Für dieses System sind die privaten Haushalte eine „black box": man erkennt nicht, was mit den dahinein verschwindenden Konsumgütern wirklich passiert, noch wie die daraus hervorgehende Arbeitsleistung zustande kommt. Diese Box zu öffnen haben sich mm die neuen Ansätze zur Erfassung der Haushaltsproduktion zum Gegenstand gemacht. Im ESVG wird eben nicht die Produktion in den Haushalten erfasst, sondern die dem Haushaltssektor zuzurechnende Marktproduktion von Betrieben(!), die privaten Individuen als Einzelunternehmern oder (kleinen) Personalgesellschaften gehören. Standard-Produktionskonto HH Intermediärverbrauch Marktmäßige Prod. Wertschöpfung Produktionskonto* Intermediärverbrauch Marktmäßige Prod. Intermediärverbr. * Haushaltsprod.* Wertschöpfung \ „ Wertsch. HH J

Frau und VGR Mit Einbeziehung der Haushaltsarbeit kommt ein neues Element im Produktionskonto ins Spiel (vgl. vorstehende Konten). Damit ist eo ipso auch der Begriff der —> Produktion erweitert: im Ausmaß der Haushaltsproduktion steigt das BIP auf BIP* an. Wertschöpfung HH (als Bestandteil von Wertschöpfung*) kommt zustande als Saldo des Gegenwertes der Haushaltsproduktion abzüglich des ihr zuzurechnenden Intermediärverbrauchs. Mit Anerkennung des Produktionscharakters der Hausarbeit müssen allerdings auch die ansonsten im Privaten Konsum verschwindenden Produktionsmittel („Dauerhafte Konsumgüter") als Investition, ihr Bestandteil als Kapitalstock und ihre Abschreibungen als laufende Komponente der Bruttowertschöpfung anerkannt werden. Im Kontenzyklus ist die neue Wertschöpfungskomponente im Einkommenskonto als eine neue Einkommensquelle im Vergleich zum Standardkonto vorzutragen: Einkommens- und Konsumkonto* HH Arbeitsentgelt gelt Ι Privater Konsum! ^ Untern ./Verm rm.eink.M Haushaltsprod.* J Wertschöpf..HH J Sparen (Saldo) 2 Privater Konsum* 1 Einkommen*HH Der um die Haushaltsproduktion erweiterte Private Konsum (*) ist um den Wert der Wertschöpfung HH größer und um Dauerhafte KonsumgUter minus ihrer Abschreibungen kleiner als der Private Konsum. Vermögensveränderungs- und Finanzierungskonto HH Investitionen (marktSparen Vermögenstransfer mäß. Produktion) (netto) Dauerh. Kons.güter Die Bewertungsproblematik der Haushaltsproduktion wirkt sich auf alle Versuche aus, im Rahmen des Haushaltskontenansatzes den Beitrag der Frau zu iden-

tifizieren. Legt man ζ. B. den geleisteten Zeitaufwand zugrunde, kann der entsprechend auf Frauen entfallende Anteil durch eine proportionale Zurechnung ohne Schwierigkeiten ermittelt werden. In der Praxis haben die —• Zeitbudgeterhebungen fur alle Untersuchungen dieser Art eine besondere Bedeutung erlangt. Die monetäre Bewertung von Varianten muss nicht nur als Nachteil gesehen werden, weil sich damit bessere Möglichkeiten zur Beurteilung der Situation der Frau, etwa hinsichtlich des Wiedereinstieges ins Berufsleben oder ihres Beitrages im Sinne von dem Haushalt ersparten Kosten ergeben. Die praktische statistische Arbeit konzentriert sich heute vor allem auf die Erstellung detaillierter Listen für den Intermediärverbrauch* bzw. die Inventare dauerhafter Konsumgüter sowie möglichst detaillierte Zeitbudgets. Auf dieser Basis können die Anteile der Frauen in der obigen Kontensequenz eingesetzt werden (in Varianten). Bis dato vorliegende Untersuchungen haben beträchtliche Anteile des Beitrages der Frau zu einem (erweiterten) BIP* ergeben. Der Anteil der Frauen ist natürlich nicht nur eine Frage der Hausarbeit: Frauenarbeit ist auch auf dem Sektor der „SNA-Produktion" nicht mehr wegzudenken, weder bei den Unselbständigen noch zunehmend auch bei den Selbstständigen. Um den wahren Anteil der Frauen am volkswirtschaftlichen Produktionsvorgang zu erfassen, muss daher ihr Beitrag auch am BIP ermittelt werden. Solche Untersuchungen sind in einer Hinsicht besser unterstützt als die zuvor beschriebene BIP*-bezogene Analyse, weil es im Fall der Unselbständigen und der alleintätigen Selbstständigen keinerlei Bewertungsprobleme gibt. Schwierigkeiten stellen sich allerdings ein bezüglich solcher Komponenten des BIP, die keinen individuellen Bezug haben (unverteilte Gewinne der Kapitalgesellschaften, Ein143

Freie Berufe künfte des Staates aus Besitz und Unternehmen). Diese Problematik bleibt auch bestehen, wenn das BIP um Abschreibungen und Produktionsteuern gleichfalls schwerlich zurechenbar - auf eine Nettogröße reduziert wird. Die Frage lässt sich nur im Wege der Setzung (ζ. B. Proportionalverteilung nach Geschlechteranteil im direkt zuordenbaren Bereich) beheben. Im Übrigen handelt es sich um eine Rechnung, welche die auf die Frauen entfallende spezifische BIP*-Komponente, wie zuvor beschrieben, heranzieht und mit der im SNA-BIP erfassten Komponente zusammenfuhrt. Für Österreich hat eine derartige Untersuchung den Nachweis geliefert, dass der BIP*-Anteil der Frauen, egal wie berechnet, zwischen 45 % und über 55 % liegt. Literatur: L. Goldschmidt-Clermont/E. Pagnossin-Aligisakis, Economic Measures of Non-SNA Activities in Industrialised Countries, UNDP/HDRA, New York 1994; dies., Measures of unrecorded economic activities in fourteen countries, UNDP/HDRO, New York 1995; A. Franz (Hg.), Familienarbeit und Frauen-BIP, ÖSTAT, Wien 1996 Alfred Franz Freie Berufe => Liberal professions im Wesentlichen steuerrechtlich relevante Abgrenzung von Tätigkeiten oder Berufen, bei denen die selbständige und persönliche, meist geistige Arbeitsleistung im Vordergrund steht (ζ. B. Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten, Künstler). Die Praxen der F. werden in den VGR wie Unternehmen behandelt. Wirtschaftssystematisch sind sie in den VGR in verschiedenen Dienstleistungsbereichen enthalten, eine gesonderte Darstellung wird nicht vorgenommen. Freie Tier- und Pflanzenbestände => Non-cultivated biological resources. 144

Tiere und Pflanzen, die einmalig oder wiederholt Erzeugnisse liefern und an denen Eigentumsrechte bestehen, deren natürliches Wachstum bzw. Nachwachsen jedoch nicht unter der direkten Kontrolle, Verantwortung und Verwaltung institutioneller Einheiten erfolgt. Hierzu gehören z.B. Urwälder und Fischvorkommen im Hoheitsgebiet des Landes. Unter die Position fallen lediglich diejenigen Ressourcen, die gegenwärtig wirtschaftlich nutzbar sind oder dies in Kürze sein dürften. F. sind Teil der —• Nichtproduzierten Vermögensgüter; sie werden in den deutschen VGR zur Zeit nicht nachgewiesen. Freizeit- und Kulturdienstleistungen => Recreational and cultural services. Güterposition fur die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die den Besuch von Sport- und Freizeitveranstaltungen bzw. -einrichtungen, Entgelte von Fitness-Studios, Unterricht in Sport oder musischen Fächern, Hobbykurse, Miete fur Sport und Campingartikel, Reitpferde und Sporteinrichtungen, Rundfunk- und Fernsehgebühren, Dienstleistungen von Fotografen und Fotolabors sowie Glücksspiele (Entgelt als Differenz zwischen Wetteinsätzen und Gewinnausschüttungen) umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 27,1 Mrd Euro aus. Freizeit, Unterhaltung und Kultur => Leisure, entertainment and culture. Güterposition fur die Darstellung der —* Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die audiovisuelle, fotografische und Informationsverarbeitungsgeräte und Zubehör, andere größere langlebige Gebrauchsgüter für Freizeit und Kultur, Gartenerzeugnisse und Verbrauchsgüter fur Gartenpflege, Haustiere, Freizeit- und Kulturdienstleistungen, Zeitungen, Bücher und Schreibwaren sowie Pauschalreisen umfasst. 1995 gaben die privaten

Funktionale Einkommensverteilung Haushalte hierfür 91,5 Mrd Euro (9,4 % ihrer Konsumausgaben) aus. Fremde Leistungen in der —» Zahlungsbilanz verwendete Bez. für empfangene Übertragungen. Fremdenverkehr => Tourism affairs and services. —»Tourismus-Satelliten-Konten. Fungible Titel Bez. für vertretbare, uneingeschränkt umlauffähige und zur Kapitalanlage geeignete Wertpapiere. Hierzu gehören in erster Linie festverzinsliche Wertpapiere, Investmentzertifikate und Aktien sowie auch der größte Teil der Geldmarktpapiere. Funktionale Einkommensverteilung —»Einkommensverteilung.

145

G

Garagen sind Teil des —• Anlagevermögens. Für baulich in die Wohnung integrierte und auch für getrennt gelegene G. und Stellplätze, die vom Eigentümer für Zwecke des eigenen Konsums genutzt werden, werden fiktive Mieten in die Berechnung der unterstellten Mieten für selbstgenutzte Wohnungen einbezogen. Gastarbeiter Für die Abgrenzung der Begriffe Inländer/Ausländer (genauer: Gebietsansässiger/Gebietsfremder) in der —» Zahlungsbilanz ist nicht die Staatsangehörigkeit maßgebend. Vielmehr rechnen zu den inländischen Privatpersonen alle natürlichen Personen, deren wirtschaftliche Aktivitäten mit dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland stärker verbunden sind als mit dem anderer Länder, z.B. durch Einkommenserwerb, Konsum und Vermögensanlagen. Als Faustregel gilt, dass alle Personen, die sich ein Jahr und länger in der Bundesrepublik aufhalten, insbesondere wenn sie ein Gewerbe betreiben, einen längerfristigen Arbeitsvertrag haben oder unbeschränkt steuerpflichtig sind, als Inländer betrachten werden. Damit gelten auch ausländische Arbeitnehmer, die sich ständig im Bundesgebiet aufhalten („Gastarbeiter") zusammen mit ihren in Deutschland lebenden Angehörigen als Inländer. Aus diesem Grunde werden nur die Überweisungen dieser Arbeitnehmer in ihre Heimatländer (—• Heimatüberweisungen ausländischer Arbeitnehmer) und ihre sonstigen Auslandstransaktionen in der Zahlungsbilanz erfasst. In den VGR zählen G. mit Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland zu den Inländern im Sinne des —> Inländerkonzeptes. Gastgewerbe stellt einen —• Wirtschaftsbereich dar. 146

Gebietsansässige => Residents; —»Inländer. Gebietsfremde => Non-residents sind ausländische Wirtschaftseinheiten. Gebietskörperschaften => Central and local government umfassen als Teilsektor des Staates in den VGR den Bund (einschließl. der Sondervermögen Lastenausgleichsfonds, ERP-Sondervermögen, Fonds „Deutsche Einheit", Kreditabwicklungsfonds, Eiblastentilgungsfonds, Bundeseisenbahnvermögen (ohne das der Deutschen Bahn AG zugewiesene Personal), Ausgleichsfonds zur Sicherung des Einsatzes von Steinkohle in der Elektrizitätswirtschaft, Entschädigungsfonds sowie Ausgleichsfonds für überregionale Maßnahmen zur Eingliederung Schwerbehinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft), die Länder einschließlich der Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg und die Gemeinden einschließlich der Gemeindeverbände (Ämter, Kreise, Bezirks- und Landschaftsverbände usw.) sowie der kommunalen Zweckverbände, aber ohne wirtschaftliche Unternehmen dieser Einrichtungen. Gebrauchsvermögen der privaten Haushalte Bestand an —> dauerhaften Konsumgütem der privaten Haushalte. Wohngebäude zählen nicht zum G., da sie im Rahmen der —* Vermögensbilanzen als eigenständige Vermögensgüter behandelt werden. Das G. bildet damit im Volksvermögen für den Sektor der privaten Haushalte die Ergänzung zum Anlagevermögen der Markt- und Nichtmarktproduzenten. In den Vermögensbilanzen des ESVG ist der Nachweis des G. nur nachrichtlich vorgesehen.

Geldanlagen bei Versicherungen (und Pensionskassen) Die inhaltliche Abgrenzung des G. entspricht weitgehend dem der dauerhaften bzw. langlebigen Konsumgüter. Als —» dauerhafte Konsumgüter werden Waren bezeichnet, die i.d.R. eine wirtschaftliche Nutzungsdauer von mindestens fünf Jahren aufweisen und die als hochwertig betrachtet werden. Das G. wird nicht durch eine Befragung erhoben, sondern indirekt mit Hilfe der —» Kumulationsmethode berechnet. Dabei wird von der Überlegung ausgegangen, dass sich das heute vorhandene G. aus den Zugängen der Vergangenheit unter Berücksichtigung der Nutzungsdauer und der Abgänge zusammensetzt. Angaben über das G. liegen sowohl nach dem Brutto- als auch nach dem Nettokonzept vor. Beide unterscheiden sich durch die kumulierten Abschreibungen, die für den Zeitraum vom Kauf bis zum Berichtszeitpunkt auf alle noch im Bestand befindlichen dauerhaften Konsumgüter entfallen. Während beim Bruttokonzept die Gebrauchsgüter für die gesamte Dauer ihrer Nutzung mit ihrem Neuwert nachgewiesen werden, sinkt der (Zeit-) Wert der Güter beim Nettokonzept laufend um die jeweiligen Abschreibungen, bis diese beim Ausscheiden schließlich vollständig abgeschrieben sind. Gebrauchsvermögen privater Haushalte in Mrd Euro - Früheres Bundesgebiet Jahresanfang

zu Wiederbeschaffungspr.

in Preisen von 1991

Brutto- Netto- Brutto- NettoVermögen Vermögen 1970 1980 1990 1995

154,6 478,1 872,1 1156,7

94,7 313,3 284,2 646,5 486,0 901,4 643,4 1080,0

192,8 383,2 501,9 601,4

Das G. wird mit Wiederbeschaffiingspreisen, Anschaffungspreisen und konstanten

Preisen bewertet. Das —> Nettoanlagevermögen zu Wiederbeschaffiingspreisen kann als bestmögliche Schätzung für den Zeitwert des Güterbestandes angesehen werden und entspricht der Bewertung des G. bei der Ermittlung des Volksvermögens. Literatur: D. Schäfer, Wert des Gebrauchsvermögens der privaten Haushalte, WiSta 2/1985, S. 110-118. Gebühren —• staatliche Gebühren. Geldanlage bei Banken Anlage finanzieller Mittel bei in- und ausländischen Banken in Form von Bargeld und Sichteinlagen, Termingeldem (einschließl. Sparbriefen) und Spareinlagen. Der Erwerb von Bankschuldverschreibungen und Bankaktien wird nicht hier, sondern unter den betreffenden Wertpapierpositionen ausgewiesen. Geldanlage bei Bausparkassen Anlage finanzieller Mittel bei Bausparkassen, vorrangig durch private Haushalte (aber auch durch andere Sektoren). Es handelt sich primär um Bauspareinlagen im Rahmen des Bausparkollektivs, daneben aber auch um Sicht- und Termineinlagen (einschließl. Sparbriefe). Geldanlage bei Versicherungen (und Pensionskassen) => Ansprüche gegen Versicherungen. Anlage finanzieller Mittel bei bislang ausschließlich inländischen Versicherungsunternehmen. In erster Linie geschieht dies im Rahmen des langfristigen Vertragssparen bei Lebensversicherungen und Pensionskassen (wozu auch Sterbekassen, Versorgungswerke der Selbständigen sowie Zusatzversorgungskassen des öff. Dienstes zu rechnen sind). Dabei werden während der vereinbarten Laufzeit die Sparanteile der Versicherungsprämien einschließl. der darauf entfallenden Zinsen zu einem Kapitalstock 147

Geldleistungen der Arbeitslosenhilfe akkumuliert (Kapitalstockverfahren). Dies schlägt sich in den entsprechenden versicherungstechnischen Rückstellungen der Lebensversicherungen und Pensionskassen nieder, denen Forderungen privater Haushalte in gleicher Höhe gegenüberstehen. Daneben schließt die Geldanlage bei Versicherungen auch verschiedene andere - eher kurzfristige - Forderungen ein, u.a. gegenüber Kranken-, Schaden- und Unfallversicherungen, die hauptsächlich aus der periodengerechten Abgrenzung der Versicherungsprämien in der versicherungstechnischen Gewinn- und Verlustrechnung oder aus noch nicht regulierten Ersatz- und Schadenansprüchen resultieren. Das ESVG 1995 spricht hier von Prämienüberträgen und Rückstellungen fur eingetretene Versicherungsfalle, deren Gläubiger neben den privaten Haushalten auch andere Sektoren sein können. Dem unterschiedlichen Charakter der Forderungen aus Versicherungsverträgen wird durch eine entsprechende Untergliederung Rechnung getragen. Die Ansprüche privater Haushalte aus der Kapitalbildung bei Lebensversicherungen und Pensionskassen (zuzügl. der Ansprüche aus den Altersrückstellungen der privaten Krankenversicherungsunternehmen) werden als längerfristig, alle anderen Forderungen dagegen als kurzfristig ausgewiesen. Das ESVG 1995 erweitert dieses Bild noch dadurch, dass die —> Ansprüche aus Pensionsrückstellungen, die Unternehmen im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung bilden, ebenfalls den längerfristigen Geldanlagen privater Haushalte bei Versicherungen und Pensionskassen zuzuordnen und nicht mehr - wie früher - unter der Position „Sonstige Forderungen bzw. Verbindlichkeiten" zu verbuchen sind. Geldleistungen der Arbeitslosenhilfe —> Monetäre Sozialleistungen.

148

Geldleistungen der Sozialhilfe Kriegsopferfürsorge —> Monetäre Sozialleistungen.

und

Geldleistungen der Sozialversicherung => Social security benefits in cash sind —> monetäre Sozialleistungen, die von Institutionen der —• Sozialversicherung an private Haushalte erbracht werden. Die G. umfassen u. a. Renten, Krankengeld, Sterbegeld, Mutterschaftsgeld, Arbeitslosengeld, Unterhaltsgeld, Kurzarbeitergeld, Schlechtwettergeld, Wintergeld, Konkursausfallgeld, Zuschüsse der Arbeitslosenversicherung an Arbeitnehmer für die Berufsförderung usw. sowie Leistungen nach Vorruhestandsregelungen. Die G. umschließen auch die Sozialbeiträge, die der Staat zugunsten der Leistungsempfanger direkt an Sozialversicherungsträger leitet (—* Beiträge des Staates fur Empfanger sozialer Leistungen sowie —» Eigenbeiträge der Empfänger sozialer Leistungen). Geldmarktfonds sind Sondervermögen, die durch das am 1. August 1994 in Kraft getretene Zweite Finanzförderungsgesetz zugelassen wurden und ihre Mittel überwiegend in Geldmarktpapieren, kurzfristigen verzinslichen Schuldverschreibungen und Termineinlagen bei Banken anlegen. G. rechnen zu den —> Monetären Finanzinstituten. Geldmarktpapiere => Short-term-securities other than shares, excluding financial derivatives. Forderungen bzw. Verbindlichkeiten, die in umlaufifahigen kurzfristigen Titeln verbrieft sind, deren Nennwert und Verzinsung bei der Ausgabe festgelegt werden. Dazu gehören Schatzwechsel, Schatzanweisungen, kurzfristige Staatspapiere, von finanziellen oder nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften ausgegebe-

Geldvermögensrechnung ne börsenfähige kurzfristige Wertpapiere, wie Commercial Paper, gezogene und eigene Wechsel oder Einlagenzertifikate sowie Bankakzepte. Geldmarktpapiere werden in der Regel diskontiert ausgegeben. In diesem Fall wird als Ausgabepreis der vom Emittenten zum Abgabezeitpunkt erzielte Erlös und nicht der Nennwert der Emission gebucht. Die Differenz zwischen dem Ausgabepreis und dem Rückzahlungspreis ist als während der Laufzeit der Titel aufgelaufene Zinsen zu behandeln. Geldschöpfende Finanzinstitute —• Monetäre Finanzinstitute. Geldstrafen und gebührenpflichtige Verwarnungen rechnen zu den —• Übrigen laufenden Transfers. Geldvermögen => Finanzaktiva. Summe aller bei Banken (Bargeld, Sichteinlagen, Termingelder, Spareinlagen) und anderen Kapitalsammelstellen, am Wertpapiermarkt (Geldmarktpapiere, festverzinsliche Wertpapiere, Aktien, Investmentzertifikate) sowie in sonstigen Anteilsrechten und Forderungen angelegten finanziellen Mittel. In gleicher Bedeutung werden auch die Bez. „Finanzaktiva" oder „Forderungsvermögen" verwendet. Dem G. stehen die jeweiligen Verbindlichkeiten sowie der Umlauf an Beteiligungen (insbesondere von Aktien) gegenüber. Geldvermögensbildung Neuanlage finanzieller Mittel bei geldschöpfenden und sonstigen Finanzinstituten sowie am Wertpapiermarkt, die zu einer transaktionsbedingten Veränderung des Geldvermögens führt (—• Nettoströme). Die G. finanziert sich entweder aus dem Sparen (einschließl. empfangener Vermögensübertragungen) oder durch

Mittel von außen. Der Saldo aus G. und Außenfinanzierung wird - in der FinR der BBk - je nach seinem Vorzeichen als Nettogeldvermögensbildung (+) bzw. Nettokreditaufnahme (-) bezeichnet. Er entspricht gleichzeitig dem —• Finanzierungssaldo, der sich aus der Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgäben ergibt, die zu einer Änderung des Nettogeldvermögens fuhren. Geldvermögensrechnung erfasst die zu einem Stichtag bestehenden Forderungen und Verbindlichkeiten gebietsansässiger Wirtschaftssubjekte und liefert damit einen wichtigen Baustein für die Erstellung gesamtwirtschaftlicher und sektoraler —• Vermögensbilanzen. Diese zeigen zunächst, in welchem Umfang Einkommen früherer Perioden zur —» Vermögensbildung genutzt worden sind und welche Vermögensveränderungen sich darüber hinaus - ζ. B. durch den Wertzuwachs im Zuge von Änderungen der Relativpreise - ergeben haben. Aus dem Verhältnis von Sach- und Geldvermögen zueinander gewinnt man Informationen über den finanziellen Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft sowie über das Ausmaß der Anfälligkeit der —• Vermögen bei inflatorischen Prozessen. —• Sektorale oder gruppenspezifische Vermögensbilanzen geben Auskunft über die Vermögensverteilung in einer Volkswirtschaft sowie über die aus dem Vermögensbesitz resultierende wirtschaftliche und soziale Absicherung. Umfang und Zusammensetzung des Vermögens sind darüber hinaus von Interesse für die Analyse wirtschaftlicher und finanzieller Verhaltensweisen, die sehr häufig an den Vermögensbeständen und deren Veränderungen anknüpfen. So erklärt sich die besondere Sensibilität der deutschen Bevölkerung gegenüber inflatorischen Entwicklungen nicht zuletzt aus den negativen Erfahrungen mit den drastischen Geldvermögensverlusten infolge zweier gro-

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Geleistete Einkommen ßer Inflationen im letzten Jahrhundert. Im Sparerkalkül sind deshalb in erster Linie Sicherheit und hohe Rendite der Geldanlagen fest verankert. Hinzu trat in den 90er Jahren eine zunehmende Präferenz für Anlagen mit Wertzuwachspotenzial. Geldvermögen und Verbindlichkeiten, Ende 1995 (in Bio Euro) Position Inl. nichtf. Sekt. Priv. Haushalte Nichtf. Kap.ges. Staat

Geldvennögen 4.128,7 2.703,7 1.104,4 321,1

Verbindlichkeiten 4.124,1 1.149,9 1.945,0 1.029,2

Nettogeidvermögen 4,6 1.553,8 -841,1 -708,7

Inl. fin. Sekt. Mon. Fin.inst. Sonst. Fin.inst. Versicherungen

4.329,1 3.384,8 271,0 673,4

4.289,7 3.276,4 271,0 742,4

39,4 108,4 0 -69,0

Übrige Welt

1.108,0

1.152,5

-44,0

Sektoren insges.

9.566,3

9.566,3

0

Die G. wurde von der BBk Anfang der 70er Jahre in Anlehnung an die gesamtwirtschaftliche FinR, die bis dahin nur als Stromrechnung vorgelegen hatte, entwickelt. Abgrenzung und Gliederung der Sektoren sowie der finanziellen Aktiva bzw. Passiva stimmen deshalb überein. Unterschiede gibt es lediglich bei der Bewertung. Grundsätzlicher Bewertungsmaßstab für die Forderungen und Verbindlichkeiten sind Markpreise (oder zumindest geschätzte marktnahe Preise). Bei den meisten nicht in Wertpapieren verbrieften Forderungen und Verpflichtungen in heimischer Währung (ζ. B. bei Bankkrediten und -einlagen) ist dies der Nominalwert. Bei Positionen, die einer laufenden Neubewertung durch den Markt unterliegen, wie ζ. B. die Finanzbeziehungen in Form von Wertpapieren, sind dies Tageskurswerte. Seit der deutschen Einigung werden die Wertpapierpositionen (Rentenwerte, Aktien, Investmentzertifikate) sowohl auf der Erwerber· als auch auf der Emittentenseite einheitlich zu Marktpreisen bewertet. Bei

Forderungen und Verbindlichkeiten in 150

Fremdwährung sind zudem die Stichtagswechselkurse mit heranzuziehen. Werden für die Bewertung finanzieller Aktiva und Passiva andere Maßstäbe als Nominalwerte gewählt, kommt es zwischen den Transaktionen in der FinR und den aus der G. abzuleitenden Bestandsveränderungen zwangsläufig zu Diskrepanzen. Ein nahtloser Zusammenhang zwischen den Finanztransaktionen und den jeweiligen Anfangs- und Endbeständen einer Periode lässt sich in diesen Fällen nur über ein zusätzliches „Überleitungskonto" (reconciliation account) herstellen, auf dem sowohl die Bewertungsänderungen an den Beständen als auch die im Zuge von Transaktionen realisierten Gewinne bzw. -Verluste erscheinen. Überdies schlagen sich alle übrigen Abweichungen zwischen der Transaktionsund Bestandsrechnung, die aus Änderungen in der institutionellen Zuordnung von Wirtschaftseinheiten, Änderungen in der Klassifikation der finanziellen Instrumente oder aus unterschiedlichen statistischen Erfassungsmethoden resultieren und in der FinR ausgeschaltet sind, ebenfalls auf dem genannten Konto nieder. Das ESVG 1995 sieht hierfür ein Umbewertungskonto sowie ein Konto für sonstige Volumenänderungen vor. Literatur: BBk, Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung für Deutschland 1991 bis 2000, Statistische Sonderveröffentlichung 4, Sept. 2001. Peter Heinelt Geleistete Einkommen sind alle —• Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie die Transfereinkommen (—» laufende Transfers), betrachtet aus der Sicht der Einkommenszahler. Geleistete sonstige laufende Übertragungen war ein Begriff aus der früheren deutschen VGR. G. enthielten alle von einem

Gemeinschaftsdiagnose Sektor (oder Teilsektor) geleisteten laufenden Übertragungen, die keine indirekten oder direkten Steuern, Sozialbeiträge, sozialen Leistungen oder Subventionen (im Sinne der VGR) darstellten. Geleistete Vermögenseinkommen des Staates —• Zinsen auf öffentliche Schulden. Gemeinden => Local government stellen in ihrer Gesamtheit in den VGR einen Teilsektor des Sektors Staat dar. Sie umfassen öffentliche Körperschaften, deren Zuständigkeit auf einen regional begrenzten Teil des Wirtschaftsgebietes beschränkt ist, mit Ausnahme der Körperschaften der Länder, der lokalen Stellen der Sozialversicherung und der Eigenbetriebe der G., die zum Sektor Kapitalgesellschaften zählen. Die G. schließen —• Gemeindeverbände (Ämter, Kreise, Bezirks- und Landschaftsverbände usw.) und —»kommunale Zweckverbände ein. Gemeindeverbände sind in den VGR Teil des Teilsektors —* Gemeinden des Sektors Staat. Zu den G. zählen die Landkreise, die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe, der Kommunalverband Ruhrgebiet, der Bezirksverband Pfalz, die Landeswohlfahrtsverbände Hessen, Baden und Württemberg-Hohenzollern, die Regionalverbände in Baden-Württemberg, die Bezirke in Bayern, die Verbandsgemeinden in Rheinland-Pfalz, die Samtgemeinden in Niedersachsen, die Ämter in SchleswigHolstein sowie die Ämter in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Gemeinschaftsdiagnose Die G. ist eine Auftragsarbeit des Bundesministeriums der Finanzen, früher des Bundesministeriums für Wirtschaft. Sie wird jährlich für ein Frühjahrs- und ein

Herbstgutachten an die Konjunkturforscher in wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituten Deutschlands vergeben. Aufgabe der Gemeinschaftsdiagnose ist es, Entscheidungshilfen für die Akteure in Wirtschaft und Politik zu geben. Die erste G. wurde Mitte 1950 verfasst, im Frühjahr 2000 erschien die 100. Ausgabe. Teilnehmer an der G. sind gegenwärtig das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, das Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), das Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW), das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) in München, das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) und das Rheinisch-Westfalische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. Inhalt im Überblick: Die Frühjahrsund Herbstgutachten bestehen heute aus vier Teilen. Im ersten Kapitel wird die Konjunktur in den großen Regionen der Weltwirtschaft, im Kapitel 2 die Konjunktur in Westeuropa erörtert. Darüber hinaus wird das Geschehen auf den internationalen Finanz-, Arbeits- und Gütermärkten sowie in der Geld- und Finanzpolitik eingeschätzt. Diese Teile bilden zugleich den internationalen Rahmen für die Beurteilung der Lage und Aussichten der deutschen Wirtschaft im dritten Kapitel. Am Ende stehen wirtschaftspolitische Überlegungen für die Euroregion und für Deutschland. Die wirtschafte- und tarifpolitischen Empfehlungen an die Akteure sind mittelfristig angelegt. Konjunkturprognose: Kernstück der Gemeinschaftsdiagnose ist die Konjunkturprognose. Mit ihr wird die zyklische Entwicklung der wirtschaftlichen Aktivität vorausberechnet. Zentrale Messgröße ist das Bruttoinlandsprodukt, früher nahm diesen Platz das Bruttosozialprodukt ein. Das BIP wird nicht direkt vorausgeschätzt, sondern über die Komponenten seiner Entstehung, Verteilung und Verwendung ermittelt. Im Vordergrund ste151

Gemeinschaftsdiagnose hen die Prognosen zu den Nachfragekomponenten: Konsumausgaben der privaten Haushalte und des Staates, Anlageinvestitionen in der Gliederung nach Ausrüstungen sowie sonstigen Anlagen und Bauten, Vorratsveränderungen, Exporte und Importe. Sie bilden die Eckgrößen fur die Prognose des BIP. Die Entwicklung der Nachfrageaggregate wird im Wesentlichen vom erwarteten Verhalten der Akteure in der künftigen Einkommenssituation abgeleitet. Simultan mit der Entwicklung der Produktion wird die Produktivität geschätzt. Daraus ergibt sich die Arbeitsnachfrage. Sie wird dem Arbeitsangebot der privaten Haushalte gegenübergestellt und daraus die Arbeitslosigkeit berechnet. Aus den Prognosen von gesamtwirtschaftlicher Nachfrage und Produktion wird zugleich die Entwicklung des Preisniveaus gefolgert, die ein wichtiger Ausgangspunkt fur die Abgabe wirtschaftspolitischer Empfehlungen an die Tarifparteien und die Geldpolitik ist. Die Konjunkturprognosen sind ein Gemeinschaftswerk der beteiligten Institute. Der Sinn des Auftrags und seine besondere Attraktivität ergeben sich aus der Tatsache, dass alle Institute auch eigene, untereinander konkurrierende Prognosen abgeben. Die Bündelung der Kompetenz der Institute zu einer gemeinsamen Position gelingt deshalb erst im Ergebnis eines intensiven Diskussionsprozesses zwischen den Experten aus den einzelnen Instituten während der eigens dafür anberaumten Klausurtagungen. Hin und wieder gelingt es nicht, aus der Pluralität der Positionen einen hinreichend großen gemeinsamen Nenner herauszufiltem. Dann kommt es zu Minderheitsvoten einzelner oder mehrerer Institute. In der Regel betreffen sie jedoch wegen der Unsicherheit über die künftige Entwicklung weniger die Konjunkturprognosen als vielmehr die Abgabe der wirtschaftspolitischen Empfehlungen. Hier spielt die Ver152

ankerung der Teilnehmer in eher nachfrage· oder eher angebotsorientierten Theorien eine Rolle. Methoden: Datenbasis der Konjunkturprognosen sind die vierteljährlichen Angaben aus der Entstehungs-, Verteilungs- und Verwendungsrechnung der VGR für die abgelaufenen Zeiträume. Sie werden in der Regel in Zuwachsraten der relevanten Größen ausgedrückt. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung anhand von Verlaufsraten, d.h. die (saisonund arbeitstäglich bereinigte) Veränderung der Größen von Quartal zu Quartal. Gestützt auf eine Reihe von gemeinsamen Annahmen, so zum Wechselkurs des Euro gegenüber den wichtigsten Währungen, zur Zinspolitik der großen Zentralbanken, der Entwicklung des Kapitalmarktzinses sowie des Rohölpreises, zu den Lohnabschlüssen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern und zu den Maßnahmen der Finanzpolitik, werden zunächst individuelle Prognosen für die Entstehungs-, Verteilungs- und Verwendungskomponenten des BIP erarbeitet und dann gemäß Definitionsgleichung zur Prognose des BIP verdichtet. Die Prognose des BIP und seiner Verwendungskomponenten erfolgt zu konstanten und zu jeweiligen Preisen. Bei den Prognosen kommen formalisierte und nichtformalisierte Verfahren zum Einsatz. Sie reichen von intuitiven Vorausschätzungen einzelner Variablen über die Auswertung von Indikatoren der amtlichen und nichtamtlichen Statistik mit zukunftsweisendem Informationsgehalt bis hin zu komplexen ökonometrischen Modellen. Den Rahmen fur die Zusammenfassung der Prognosen der einzelnen Komponenten zur Prognose des BIP bildet das Tabellensystem der VGR. Damit wird die Konsistenz der verschiedenen Prognoseansätze sichergestellt. Die Prognose ist das Ergebnis mehrerer Iterationen. Das Verfahren heißt deshalb iterativ-analytisches Konzept. Bis zur deut-

Genauigkeit der VGR sehen Einheit gab es auch ein ökonometrisches Konjunkturmodell, das gemeinsam von den Instituten geschätzt und genutzt wurde. Derzeit werden von einigen Instituten separat makroökonometrische Modelle für Simulationsrechnungen, weniger für Punkt-Prognosen des Konjunkturverlaufs eingesetzt. Die Konjunkturprognosen werden für einen Zeithorizont von maximal acht Quartalen abgegeben und in einem umfassenden Zahlenwerk dargestellt. Sie sind damit nachvollziehbar und überprüfbar. Prognosequalität: Mit den Konjunkturprognosen soll die Unsicherheit über die unmittelbare wirtschaftliche Zukunft verringert werden. Sie können allerdings nur bedingte, auf Annahmen bezüglich exogener Einflussfaktoren beruhende Aussagen über die Entwicklung der Wirtschaft in den nächsten Quartalen liefern und hängen von den zum Zeitpunkt der Prognose verfügbaren Informationen ab. Manchmal sind die Abweichungen zwischen Prognose und Realität erheblich. Wegen der Grenzen der Vorhersagbarkeit und der Revisionsanfälligkeit der vorläufigen Datenstände über die vergangene Entwicklung dürfen Prognosewerte nur als wahrscheinliche Werte innerhalb eines Bandes verstanden werden. Entscheidend ist, dass Richtung und Wendepunkte der Entwicklung richtig angegeben und im Konjunkturverlauf auftretende Hemmnisse und Probleme herausgearbeitet werden. Die Bedeutung des Ankündigungseffekts der Prognosen und seines Einflusses auf die prognostizierten Ereignisse als Ursache von Fehlprognosen ist umstritten. Literatur: Arbeitsgemeinschaft wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute, Die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft, Frühjahr und Herbst laufende Jahre; Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv, Referate zum Empfang anlässlich der 100. Gemeinschaftsdiagnose, Hamburg 2000; R.

Stäglin (1998), Beiträge der Wirtschaftsforschungsinstitute zur kurzfristigen Wirtschaftsbeobachtung, in: Allgemeines Statistisches Archiv 82, S. 66-80. Udo Ludwig Gemeinschaftsdienste, Umweltschutz —» Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —» COFOGSystematik. Genauigkeit der VGR Jedes Aggregat der VGR, wie etwa der Private Verbrauch, die Nettowertschöpfung eines Wirtschaftszweiges oder das Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen, ist statistisch-methodisch gesehen eine statistische Maßzahl. Bei der Frage nach ihrer Genauigkeit muss man bedenken, dass es unter Beachtung des —• Adäquationsproblems drei Formen einer Maßzahl gibt: (1) die Idealform, auch theoretisches Konzept genannt, die unmittelbar aus einer bestimmten Fragestellung resultiert. (Es soll z.B. der Wohlstand in einer Volkswirtschaft gemessen werden); (2) die Arbeitsform, auch empirisches Korrelat der Idealform genannt, die gegenüber der Idealform an den jeweils natürlichen, sachlichen, historisch-traditionellen und juristischen Gegebenheiten des Umfelds orientiert ist. (Man zieht etwa das Bruttoinlandsprodukt in der ESVGDefinition als Wohlstandsindikator heran); (3) die statistische Form, auch tatsächlicher Wert oder Schätzwert genannt, als das Resultat einer Messung, Zählung, Beobachtung, Schätzung o. ä. (Man verwendet das von einem statistischen Amt konkret ermittelte Bruttoinlandsprodukt eines Jahres als Maßzahl für den Wohlstand.) Erstrebenswert ist eine Deckungsgleichheit aller drei Formen, die bei so komplexen Größen wie jenen der VGR kaum erreichbar ist.

153

Genauigkeit der VGR Die Abweichung zwischen Ideal- und Arbeitsform heißt logische Diskrepanz (auch logischer Fehler oder Adäquationsfehler). Im Kontext der VGR-Aggregate ist sie u.a. untersucht worden von Rinne (1967), Leipert (1975) und Pfohl/Rürup (1977). Das Adäquations- oder Akkomodationsproblem ist für die statistische Datenproduktion u.a. deswegen von Bedeutung, weil im Moment der Konzipierung einer statistischen Maßzahl noch gar nicht bekannt ist, welcher Verwender mit welchen spezifischen Fragestellungen von ihr einmal Gebrauch machen wird. Viele statistische Maßzahlen, so auch die der VGR, werden für einen unbestimmten Konsumentenkreis mit freibleibendem Verwendungszweck erstellt. Eine dem Datenkonsumenten vielleicht hilfreiche Vorgehensweise der Datenproduzenten könnte darin bestehen, sich einer Modultechnik zu bedienen. Derartige Module kann man dann unter wechselnden Gesichtspunkten zusammensetzen. Die Entwicklung der VGR ist in der Bundesrepublik Deutschland konsequent diesen Weg gegangen: von den ersten Schätzungen eines noch kaum disaggregierten Sozialprodukts über das umfassende Kontensystem der VGR mit seinen Zusatztabellen bis hin zu den —> Satellitensystemen. Logische Diskrepanzen lassen sich nicht numerisch messen oder abschätzen; auf ihre potenzielle Existenz kann man nur hinweisen, und ihre reale Existenz ist in jedem Anwendungsfall zu prüfen. Die Abweichung zwischen Arbeitsund statistischer Form einer Maßzahl heißt statistischer Fehler. Ist die Maßzahl das Ergebnis einer mathematisch-statistischen Schätzung, die von einer Zufallsstichprobe ausgeht, so existiert eine gut ausgebaute Theorie der Fehlerschätzung und ein großes Arsenal von Konzepten zur Genauigkeitsbeurteilung: Bias, Varianz, Mean-Square-Error, schwache und andere Formen der Konsistenz. Auf diese 154

Instrumente kann man zur Abschätzung des statistischen Fehlers in den VGR nicht oder kaum zurückgreifen, da die VGR nicht oder nur stellenweise nach den Regeln der mathematischen Statistik geschätzt werden. So bleiben nur die stark heuristisch ausgerichteten Verfahrens· und Ergebniskontrollen zur Überprüfung. Verfahrenskontrollen überwachen die Entstehung des Schätzwertes von der Erhebung über die Aufbereitung der Daten bis hin zur Auswertung mit dem operativen Ziel, Fehlerquellen rechtzeitig zu entdecken und abzustellen und bereits eingetretene Fehler vor ihrer Fortpflanzung zu korrigieren. Ergebniskontrollen setzen beim fertigen Schätzwert an und haben das deskriptive Ziel, einen Fehlerbereich - wenn möglich unter Angabe einer Sicherheitswahrscheinlichkeit - abzustecken. Beide Kontrollarten können endogen oder exogen sein, je nachdem ob man nur Informationen aus der laufenden und zu überwachenden Schätzwerterstellung heranzieht oder auf anderweitiges Material zurückgreift. Verfahrenskontrollen sind Angelegenheit des Datenproduzenten; von Externen können sie wegen fehlender Einsicht in die Prozeduren nicht sinnvoll durchgeführt werden. Das StBA setzt sie - wie auch in anderen Bereichen - in großem Umfang auch bei der VGR-Erstellung ein und berichtet gelegentlich darüber. So liefern ζ. B. die —> Entstehungs- und die —• Verwendungsrechnung, da auf unterschiedlichen Ausgangsstatistiken basierend, nahezu unabhängig voneinander eine Schätzimg des Inlandsprodukts bzw. des Sozialprodukts. Die - übrigens i. Ggs. zu den USA und anderen Staaten im VGR-Kontensystem der Bundesrepublik nicht ausgewiesene - Differenz zwischen den beiden Schätzwerten heißt statistische Diskrepanz. Häufig liegen die Rechenergebnisse des BSP nach der Entstehungsrechnung (1988: 1.071,2 Mrd

Genauigkeit der VGR Euro) unter denen der Verwendungsrechnung (1988: 1.076,1 Mrd Euro). Diese sehr geringe Differenz von 5,0 Mrd Euro oder 0,5 % der reinen Rechenergebnisse ist ein deutlicher Hinweis auf die hohe Qualität und Konsistenz des Rechenwerks. Abgestimmt wird in Richtung auf das höhere Ergebnis der Verwendungsrechnung, da diese besser durch Ausgangsstatistiken fundiert ist (1988: abgestimmt auf 1 077,8 Mrd Euro). Innerhalb der Verwendungsrechnung erfolgte 1988 im Zuge der Abstimmung ein Zuschlag beim Privaten Verbrauch von 1,0 Mrd Euro und bei der Vorratsveränderung von 0,7 Mrd Euro. In der Entstehungsrechnung wurden die Vorleistungsquoten entsprechend verringert, und zwar proportional zur Bruttowertschöpfung der einzelnen Wirtschaftsbereiche. Diese Abstimmung ist als endogene Verfahrenskontrolle einzustufen. Statistische Diskrepanzen sind, sofern sie ausgewiesen werden, ein Ansatzpunkt zur Genauigkeitsbeurteilung. Einige Ökonomen ziehen übrigens die permanente Überhöhung der Verwendungsseite des Sozialprodukts gegenüber der Verteilungs- oder Entstehungsseite zur Abschätzung des Beitrags der —» Schattenwirtschaft heran. Ergebniskontrollen lassen sich unter Verwendung der erfolgten —» Revisionen durchführen, wobei der letzte revidierte Wert im Allgemeinen vereinfachend als „wahrer" Wert angesehen wird. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Experten, die über Quellen (= Datenbasen) und Methoden der VGR-Schätzung bestens informiert sind, Qualitätsurteile abgeben zu lassen. Bei der Qualitätsabschätzung der VGR-Komponenten durch Experten sind für deren Urteilsfindung im Allgemeinen vier Einflussgrößen von Bedeutimg: (1) Komplexität des erhobenen Sachverhalts: Werden die Berichtseinheiten (Unternehmen, Körperschaften usw.) über

einen Sachverhalt befragt, der durch direkte Transaktionen von simpler Definition gegeben ist oder der von den Befragten erst umständliche Berechnungen erfordert und/oder der außerdem nur vage definiert ist? (2) Qualität des Berichtswesens der Befragten: Hat man es mit Befragten zu tun, die zur ordentlichen Buchführung verpflichtet sind und die vielleicht einer Prüfungspflicht unterliegen? (3) Qualität des Erhebungssystems der amtlichen Statistik. Hier geht es um die Beschaffenheit der Primär- und Sekundärstatistiken, aus denen die VGR abgeleitet werden. Einige Stichworte in diesem Zusammenhang sind: Total- oder Teilerhebung; zufällige oder nicht-zufällige Teilerhebung; Periodizität; Schnelligkeit der Erhebung; Aufbereitung und Darstellung; Organisation der Erhebung (fester oder freier Interviewerstab, Interviewerschulung und -Überwachung) und der Aufbereitung (Art und Umfang der Kontrollverfahren). (4) Schätzvorgang der jeweiligen VGRKomponente: Im Wesentlichen geht es um die Feststellung, wie weit die Primärund Sekundärstatistiken in ihrer regionalen, temporalen, insbesondere aber sachlichen Abgrenzung von denen der zu schätzenden Komponenten entfernt sind. Dabei spielt die Länge des Schätzvorgangs, d. h. der Umrechnungen, so lange keine Rolle, wie jeder Schritt hinreichend gut datenmäßig abgesichert ist. I.d.R. ist eine lange Rechenkette jedoch ein Hinweis auf statistische Schwäche, während umgekehrt ein kurzer Schätzweg oder ein einfaches Verfahren nicht ein Indiz statistischer Stärke sein müssen. Qualitätsurteile auf der Basis dieser vier Einflussfaktoren liegen in zwei Formen aus der älteren und jüngeren Vergangenheit vor. In einer ersten Form wird eine Fehlerquote als Bandbreite, etwa +/5%, +/- 10% usw., angegeben. Man findet diesen Ansatz bei Rao (1940), Kuz155

Generalhandel nets (1941) und auch jetzt noch in den Publikationen der Statistischen Ämter von Großbritannien, Holland, Norwegen und Schweden. Kritikpunkte an dieser Vorgehensweise sind ζ. Β.: (1) Die angegebenen Fehlermargen sind subjektive Schätzungen und mithin von Dritten nicht nachvollziehbar. (2) Die Fehlermargen beziehen sich auf die Niveaugrößen. Für jede algebraische Verknüpfung von ihnen, etwa zu Wachstumsraten oder zu Strukturquoten, ist eine erneute Fehlerschätzung durchzuführen, denn für subjektiv geschätzte Fehler kann man nicht die Gültigkeit der Gesetze der Fehlerfortpflanzung beanspruchen. (3) Die Fehlerschätzwerte sind, wenn man die vorliegenden Verfahrensberichte über ihr Entstehen studiert, im Grunde nichts anderes als kaschierte Rangzahlen, allerdings mit sehr vielen Bindungen. Die Schätzwerte gehorchen daher einer ordinalen und nicht einer kardinalen Metrik. (4) Die Fehlerschätzwerte sind nur deskriptiv verwendbar, nicht jedoch analytisch oder im inferentiellen Sinn, denn die Fehlermargen sind weder Schwankungsnoch Konfidenzintervalle. Es fehlt ihnen eine Aussagewahrscheinlichkeit bzw. ein Konfidenzniveau. Aus diesen Gründen ist es angebracht, die Qualität direkt durch Ordinalzahlen oder Gütegrade auszudrücken. Das ist die zweite Form der Qualitätsabschätzung, die auf Clark (1938) zurückgeht. Ein jüngerer Versuch dieser Art stammt von Young (1974). Seine Einstufung der VGR-Komponenten für die USA auf einer fünfstufigen Rating-Skala reicht von „1" (= highest reliability) bis zu „5" (= lowest reliability). Nur ganz wenige Komponenten erhielten das höchste Gütesiegel, und zwar nur als Jahresniveaugrößen und nach Durchlaufen mehrerer Revisionen. Die meisten Komponenten pendeln sich als Jahresniveaugrößen auf dem Grad „2" oder „3" ein, während bei den vierteljährlichen Veränderungen die 156

Qualitätsmarke zwischen „3" und „5" liegt. Solche Qualitätscodes gibt es auch in anderen Bereichen der Statistik, etwa im UN Demographie Yearbook. Für sozioökonomische Erhebungen ist 1967 auf der ISI-Jahrestagung ausführlich über Standard-Codeschlüssel diskutiert und z. B. ein zehnteiliger Code vorgeschlagen worden, dessen einzelne Ziffern eine Erhebung nach bestimmten Kriterien, wie Erhebungsumfang und -verfahren, Art und Intensität der Verfahrenskontrolle, Auswahlsatz, Non-Response-Rate usw., charakterisieren sollen. Über die Diskussion ist man bisher leider - mit Ausnahme des US Bureau of the Census - in keinem statistischen Amt hinausgekommen. Das Bureau of the Census hat sog. „Standards" vorgeschlagen, mit denen US-amtlich produzierte Daten, seien sie tabellarisch, graphisch oder verbal präsentiert, zu versehen sind. Der Ansatz von Young ist in diese Kategorie einzustufen. Literatur: H. C. Pfohl/B. Rürup (Hg.), Wirtschaftliche Messprobleme, Köln 1977; H. Rinne, Das Sozialprodukt - Unzulänglichkeiten des Konzepts und Ungenauigkeiten der Schätzungen, Diss., TU Berlin 1967. Horst Rinne Generalhandel Der G. ist eine der Nachweisungsarten des Außenhandels (—> Außenhandelsstatistik). Er umfasst den gesamten grenzüberschreitenden Warenverkehr. Ausgeschlossen sind Waren der Durchfuhr und des Zwischenauslandsverkehrs. Vom —* Spezialhandel unterscheidet er sich durch die Einbeziehung des Lagerverkehrs: Die Einfuhr auf Lager und die Ausfuhr aus Lager werden im G., der Import auf Lager und der Export aus Lager werden im G., der Import aus Lager wird durch Spezialhandel nachgewiesen. Damit entspricht

Geschichte der VGR der G. im Wesentlichen dem Warenverkehr über die Staatsgrenzen. Gesamtrechnungsmatrizen => Social accounting matrices. —> Sozialrechnungsmatrix. Geschichte der VGR Die G. hängt eng mit der Geschichte der Volkswirtschaftslehre insgesamt zusammen. Der erste bekannte Versuch, ein Volkseinkommen zu schätzen, geschieht zur selben Zeit und im selben Land wie das Erscheinen des Buchs „Der Wohlstand der Nationen" von Adam Smith, das gewöhnlich als Anfang der Volkswirtschaftslehre gesetzt wird. Der Autor ist Sir William Petty. Der zweite wesentliche Schritt erfolgt 100 Jahre später in Frankreich, wo Francois Quesnay, im Hauptberuf Leibarzt Ludwigs XV., zum ersten Mal die Wirtschaft als Kreislauf (—»Tableau Economique) darstellt. In Deutschland geht die erste Schätzung eines Volkseinkommens auf den königlichen preußischen geheimen Registrator Leopold Krug zurück, der im Jahr 1805 eine Schätzimg des „Nationalreichtums" von Preußen veröffentlicht, in der der Bezug zwischen statistischer Arbeit und volkswirtschaftlicher Theorie noch ganz eng ist. Im Sinne der zu seiner Zeit aufblühenden liberalen Theorie, dass der Staat nicht die Wirtschaft fordern, sondern lieber alle Hindernisse wegräumen solle, „welche der Kultur des physischen und ökonomischen, des moralischen und intellektuellen Wohlstandes einer Nation im Wege stehen", fasst er auch das Volkseinkommen als einen Begriff zur Beschreibung der ökonomischen Lage nicht nur der Oberschicht (surplus), sondern aller Schichten des Volkes auf. Das Ergebnis seiner Rechnung zeigt die folgende Tabelle. In heutigen Begriffen folgt Krug etwa der Gliederung der Entstehungsrechnung, indem er die Beiträge der einzelnen Wirtschaftsbereiche zum In-

landsprodukt ermittelt. Der Anteil des gewerblichen Sektors beträgt zu Krugs Zeit weniger als 3%. Summe des jährlichen Nationaleinkommens des preußischen Staats im Jahr 1805 (nach L. Krug, in Tsd. Reichsthalern) 1. Kultivierter Acker 126 643 2. Wiesen, Weide und Anger 84 340 3. Holzungen 13 000 4. Gärten, Weinbau etc. 16 463 5. Bergwerke etc. 3 000 6. Fischerei 2 996 7. Jagdnutzung 1 997 8. Fabriken und Kunstgewerbe 6 333 9. Handel 6 226 Nationaleinkommen

261 000

Nach Krug im Jahr 1805 kommt erst im Jahr 1846 eine neue Berechnung zustande. Autor ist der königlich preußische geheime Ober-Regierungsrat C.F.W. Dieterici. Er verfasst seine Untersuchung mit dem Ziel darzustellen, dass „die Preußische Regierung mit großer Vorsicht, reifer Überlegung und aufrichtigem Wohlwollen bei der Beratung der Gesetze, welche auf den Wohlstand der Bevölkerung von wesentlichstem Einflüsse sind, verfahren ist ..." Die Berechnung des Volkseinkommens ist von Anfang an kein Selbstzweck. Gegen Ende des 19. Jh. mehren sich die Untersuchungen. 1863 schätzt G. Rümelin das Volkseinkommen von Württemberg, 1875 E. Engel wiederum das von Preußen, gefolgt von A. Samter 1873, A. Soetbeer 1879, H. Losch 1887, L. Hermann 1887 und W. Böhmert 1898. Mit den Studien von R. E. May 1909 und K. Helfferich 1913 erreichen die Arbeiten zum Volkseinkommen einen gewissen wissenschaftlichen Standard und öffentlichen Bekanntheitsgrad. Die Theoretiker der Volkswirtschaftslehre begleiten diese ersten statistischen Versuche mit kritischem Wohlwollen: 157

Geschichte der VGR „Zu den wichtigsten, aber auch schwierigsten Objekten der Statistik, dieser Buchhaltung der Nationen, gehört das Volkseinkommen" (Roscher). Man erkennt, dass eine genaue Berechnung nicht nur für internationale Vergleiche sondern auch für eine „einträgliche" und „unschädliche" Steuerpolitik notwendig ist. Man untersucht den Zusammenhang von Produktion und Verteilung, bemerkt, dass das Volkseinkommen mit der nationalen Produktion identisch ist und fragt, welche Verteilung von Einkommen geeignet ist, eine Steigerung „mit der größten Beschleunigung" herbeizufuhren (Mangoldt). Dieser allgemeinen Anerkennung des Einkommensbegriffs setzt zwar Kleinwächter seine These entgegen, dass es "absolut unmöglich ist, den Begriff des Einkommens derart genau zu umschreiben, dass man ihn im praktischen Leben überhaupt auch nur brauchen kann", doch deklariert er das ausdrücklich als seine Sondermeinung und widmet ein ganzes Buch dem Thema des Einkommens und seiner Verteilung. Der erste Weltkrieg schafft eine neue Perspektive. Die von Deutschland zu leistenden Reparationen greifen tief in den volkswirtschaftlichen Kreislauf ein. Um ihre Wirkungen zu studieren und die Verteilung auf die verschiedenen Schichten und Sektoren festzulegen, wird nun auch von der politischen Seite der Ruf nach einer zuverlässigen Volkseinkommensrechnung laut. Nach ersten Anläufen Privater (Elsas, Rogowski, Reichsverband der Deutschen Industrie) publiziert das Statistische Reichsamt eine umfassende Volkseinkommensrechnung, die sich im Wesentlichen auf die Steuerstatistik stützt. Von nun an bildet diese Rechnung einen festen Bestandteil im Programm der amtlichen Statistik, und ihre Ergebnisse werden regelmäßig im Statistischen Jahrbuch veröffentlicht. Inzwischen hat sich allerdings die Position der theoretischen Nationalökono158

mie verändert. Konfrontiert mit Forderungen nach einer neuen, mathematischer und quantitativer Methoden sich bedienenden Wissenschaft, wehren sich die Vertreter der noch in klassischer Begriffsanalyse sich übenden Disziplin und verwerfen die Möglichkeit, dass das, was die Volkswirtschaftslehre als sinnvollen Einkommensbegriff genauestens erarbeitet hat, makroökonomisch zu messen sei. Am Ende einer berühmt-berüchtigten Tagung des Vereins für Socialpolitik in Wien 1926 distanziert sich der Vorsitzende Diehl in aller Form von Versuchen „eine einfache Summe" für das Volkseinkommen festzustellen, die nur Wert für „politische Stimmungsmache" hätten. Der damit geschaffene Graben zwischen volkswirtschaftlicher Theorie und VGR wird lange nicht überwunden. Der Krieg ändert die Situation ein zweites Mal. Nach dem Zusammenbrach Deutschlands werden Wirtschaftszahlen auf Makroebene gebraucht, um die verzerrte und zerstörte Wirtschaft wiederaufzubauen und insbesondere die Ausführung des von den USA eingerichteten Marshallplans zu kontrollieren. Aus einem von der Organisation for European Economic Cooperation (OEEC) herausgegeben Schema entwickelt die Bundesrepublik Deutschland zunächst ein eigenes Kontensystem, übernimmt aber später im Zuge der neuen europäischen Einigung das —> Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG), das mit dem ESVG 1995 für alle EGLänder verbindlich ist. Das im Jahr 1960 für die Bundesrepublik konzipierte System, das die Grundlage für die deutschen VGR bis zur Adaptierung des ESVG 1995 im Jahre 1999 ist, weist einige Besonderheiten auf. Es besteht aus einem vollständigen, zusammenhängenden System von Sektoren und Konten, in denen jede Transaktion konsequent doppelt gebucht wird. Produktionskonten werden für institutionelle

Geschichte der VGR Das im Jahr 1960 angestrebte Kontensystem für die VGR (Rahmen) 1. Produktionsuntern.

2. Banken

3. Versiche- 4. Sozial5.Gebietsrungsuntern. versicherg. körpersch. 1. Die Produktion und ihre Verwendung

6. Private Org. O.E.

7. Private Haushalte

2. Die Entstehung von Erwerbs- und Vermögenseinkommen 3. Die Verteilung von Erwerbs- und Vermögenseinkommen 4. Die Umverteilung der Einkommen 5. Der letzte Verbrauch und die Ersparnis 6. Die Veränderungen des Reinvermögens 7. Die Veränderungen der Forderungen und Verbindlichkeiten

Sektoren definiert, wobei darauf geachtet wird, dass der Übergang zu IO-Tabellen möglich bleibt. Femer wird eine Zerlegung der Einkommenskonten in Verteilung, Umverteilung und Verwendung konstruiert. Beides sind Entwicklungen, die im SNA der Vereinten Nationen erst mit der Revision 1993 nachgeholt werden. Anders als dort und im angelsächsischen Bereich üblich wird das deutsche System von Anfang an auf Unternehmen als kleinste Darstellungseinheit aufgebaut. Der Grund wird darin gesehen, dass hier die Entscheidungsgewalt über die wesentlichen wirtschaftlichen Vorgänge liegt und das Unternehmen die kleinste Einheit ist, für die i.d.R. Daten zu erhalten sind. Überdies sind viele Transaktionen wie Umsätze, Gewinne, Steuern an das Unternehmen und nicht an den fachlich und örtlich abgegrenzten Untemehmensteil („establishment"), den der angelsächsische Sprachraum bevorzugt, gebunden (Bartels). Der Ausdruck „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung" wird im ersten deutschen System in Anlehnung an den Begriff „Haushaltsrechnung", der in der öffentlichen Finanzwirtschaft üblich ist, geprägt. Er soll den Unterschied zu Planungsverfahren oder -Voranschlägen be-

tonen und die VGR, die im aufkommenden Neoliberalismus der jungen Bundesrepublik einem gewissen Misstrauen begegnet, ideologisch entlasten. Inhaltlich wird mit der Ausarbeitung eines konsistenten Kontenrahmens und der konsequenten Befolgung des Grundsatzes, das System im Wesentlichen auf die Erfassung marktbezogener Transaktionen abzustellen (Transaktionsprinzip), vom deutschen System ein bedeutender Beitrag auch zur allgemeinen Theorie der VGR geleistet. In der Deutschen Demokratischen Republik (1949-1990) wird den dort gegebenen politischen und wirtschaftlichen Erfordernissen folgend eine andere Gesamtrechnung aufgebaut. Das System ist unter dem englischen Namen —» Material Product System (MPS) bekannt und wurde zuerst in der Sowjetunion eingeführt. Es betrachtet nur Tätigkeiten in der materiellen Sphäre als produktiv und kommt deshalb zu anderen Begriffen von Einkommen, Verbrauch und Investition als die westlichen Systeme. Wegen des eingeschränkten Produktionsbegriffs gerät es bereits innerhalb der sozialistischen Wirtschaftstheorie unter Kritik und wird mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland abgeschafft. 159

Gesetzliche Krankenversicherung Die Entwicklung außerhalb Deutschlands verläuft historisch in etwa parallel. Bis zum ersten Weltkrieg werden Berechnungen des Volkseinkommens in England, Frankreich, USA und anderen Ländern vorgenommen. Nach dem ersten Weltkrieg nehmen die Aktivitäten vor allem in den USA einen Aufschwung. 1920 wird das National Bureau of Economic Research (NBER) gegründet, das in New York seine Tätigkeit mit der Messung des Volkseinkommens fur die Vereinigten Staaten beginnt. S. Kuznets, einer der Gründer und Theoretiker der heutigen VGR, tritt wenig später in das Institut ein. 1937 wird ebenfalls in den USA eine Gesellschaft zur Erforschung von Einkommen und Vermögen gegründet, die ihre Arbeitsergebnisse bis heute fortlaufend veröffentlicht. Ihr folgt nach dem Π. Weltkrieg die Gründung einer International Association for Research in Income and Wealth (IARIW), die seither regelmäßig alle zwei Jahre die Gesamtrechner der Welt zusammenführt und eine eigene Zeitschrift „The Review of Income and Wealth" unterhält. Ein Impuls, VGR zu erstellen, kommt schließlich auch direkt von der internationalen Ebene. Noch aufgrund einer Initiative des Völkerbunds entwickelt eine Sachverständigengruppe unter R. Stone ein erstes Gesamtrechnungssystem fur die Vereinten Nationen. Die OEEC schafft ebenfalls unter Stone ihr System, in das vor allem Beiträge aus den in Skandinavien fortgeschrittenen Arbeiten (Frisch, Ohlsson, Aukrust) einfließen. 1953 erscheint die erste Fassung des SNA, 1968 wird es von Stone und Aidenoff grundlegend revidiert, und diese Fassung ist bis 1993 gültig geblieben. Sie unterscheidet sich vom deutschen System dadurch, dass sie als theoretischen Rahmen eine Darstellung in Matrixform wählt und dass sie mit der Methode der Dualklassifikation („dual sectoring") arbeitet, wo zwischen Betrieben oder Unternehmensteilen („es160

tablishments") als Produktionseinheiten und Unternehmen („enterprises") als Verteilungseinheiten gewechselt wird. Als —• SNA 1993 wurde das weiterentwickelte System veröffentlicht. Die daraus für die EU-Mitgliedsstaaten abgeleitete Version ist das —»ESVG 1995. Literatur: Z. Kennessy (Hg.), History of National Accounting Concepts and Practice, New York 1993; A. Stobbe, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, in: HdWW 8, Stuttgart u. a. 1980, S. 369405; P. Studenski, The Income of Nations. Part One: History, New York 1958. Utz-Peter Reich Gesetzliche Krankenversicherung —»Sozialversicherung. Gesetzliche Pflegeversicherung —»Sozialversicherung. Gesetzliches Kindergeld —* Monetäre Sozialleistungen. Gesetzliche Unfallversicherung —• Sozialversicherung. Gesundheitspflege => Health. Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die medizinische Erzeugnisse, Geräte und Ausrüstungen sowie ambulante und stationäre Gesundheitsdienstleistungen umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 39,4 Mrd Euro (4,1 % ihrer Konsumausgaben) aus. Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen => Health and social work stellt einen —• Wirtschaftsbereich dar. Gesundheitswesen => Health affairs and services —• Ausgaben des Staates nach der neuen

—• COFOG-Systematik sowie nach Auf-

Gewinn-Erlös-Relation gabenbereichen in der Mheren — Unternehmensgewinne. Gewinneinkommen sind nach dem Berechnungskonzept des SVR die —» Unternehmenseinkommen abzüglich des vom SVR geschätzten —• kalkulatorischen Unternehmerlohns und abzüglich der Einkommen der privaten Haushalte aus Wohnungsvermietung. In den VGR wird das G. wegen fehlender Angaben über den kalkulatorischen Unternehmerlohn nicht berechnet. Gewinnentnahmen => Withdrawals from income of quasicorporations. —+ Entnommene Gewinne. Gewinn-Erlös-Relation ist eine Art gesamtwirtschaftliche Umsatzrendite, die über die Kosten- und Gewinnsituation im privaten Sektor der Wirtschaft Auskunft geben soll. Die Messgröße wurde 1987 vom SVR entwickelt. Zielsetzung war es, einen Indikator für die Ertragsbedingungen im Unternehmenssektor zu konstruieren, der zur Erklärung der Investitionstätigkeit (und nicht etwa der Einkommensverteilung) beitragen kann. Da für das Investitionsveihalten in den Wirtschaftsbereichen Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Wohnungsvermietung sowie Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen besondere Determinanten eine Rolle spielen dürften, sollten diese Bereiche grundsätzlich von der Betrachtung ausgeschlossen werden. Derzeit erlaubt es die Datenlage jedoch

nur, den Wirtschaftsbereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei auszugliedern. Durch die zwangsläufige Einbeziehung der Bereiche Wohnungsvermietung, Kreditinstitute und Versicherungen resultiert eine Niveauverschiebung nach unten. Die Gewinn-Erlös-Relation (GER) ist wie folgt definiert: „D

,

rtiK= 1

BLGS+AGB+KU+ZK+AK+(T-S)+V BIP+V

mit BLGS Bruttolohn- und -gehaltsumme; AGB Arbeitgeberbeiträge; KU kalkulatorischer Unternehmerlohn; AK Abschreibungen auf das Anlagevermögen; T-S Produktions- und Importabgaben abzüglich Subventionen; V importierte Vorleistungen; BIP+V Erlöse; ZK kalkulatorische Zinskosten; BIP Bruttoinlandsprodukt. Die Gesamterlöse entsprechen dem Beitrag des betrachteten Unternehmenssektors zum BIP zuzüglich der Umsätze, die mit dem Verkauf von Importgütern erzielt werden. Vorleistungsströme zwischen inländischen Wirtschaftssektoren werden vernachlässigt, da sie zugleich Kosten und Erlöscharakter in gesamtwirtschaftlicher Betrachtung haben. Bei der Berechnung der Kosten wird wie folgt vorgegangen: Die Kosten des Faktors Arbeit setzen sich aus den Komponenten BLGS, AGB und KU zusammen. Die Werte für BLGS und AGB können den Angaben der VGR entnommen werden. Bei der Berechnung des kalkulatorischen Unternehmerlohnes, der die Kosten des Arbeitseinsatzes von Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen erfassen soll, wird angenommen, dass dabei genau der Durchschnittslohn eines abhängig Beschäftigten veranschlagt werden kann (—» Arbeitseinkommensquote). Die Kosten des Kapitaleinsatzes, die für die Interpretation der G. eine bedeutende Rolle spielen, werden mit den Komponenten AK und ZK erfasst. Ihre 161

Gewinnquote Berechnung ist dem aus der Investitionstheorie bekannten Ansatz der „user costs of capital" sehr ähnlich. Das zu verzinsende Kapital umfasst das Anlage-, das Vorrats- und (bis 1991) das Geldvermögen. Die jahresdurchschnittlichen Bestände des Anlage- und des Vorratsvermögens werden zu Anschaffungspreisen gemäß den VGR bewertet; das vorhandene Geldvermögen wird zur Gänze als betriebsnotwendig erachtet. Zur weiteren Berechnung der Zinskosten wird das zu verzinsende Kapital mit einem (um Konjunktureinflüsse bereinigten) geglätteten Zinssatz multipliziert. In diesen Zinssatz (Umlaufsrendite festverzinslicher Wertpapiere) gehen der jeweils aktuelle Zinssatz mit einem Gewicht von 20 % und die Zinssätze der vorangegangenen 11 Jahre mit abnehmenden Gewichten ein. Als eine weitere Komponente ist die Differenz zwischen Produktions- und Importabgaben und Subventionen (T-S) berücksichtigt. Da Produktions- und Importabgaben wie Subventionen die Verkaufspreise der Unternehmen beeinflussen, sind sie in den Erlösen enthalten und müssen folglich auch als Kostenfaktor berücksichtigt werden. Die importierten Vorleistungen sind definiert als Warenimporte abzüglich eingeführter Investitionsgüter. Dabei wird unterstellt, dass der weitaus überwiegende Teil der Importe als Vorleistung vom Unternehmenssektor bezogen wird, sei es vom warenproduzierenden Gewerbe, das sie weiterverarbeitet, sei es vom Handel, der sie an Endabnehmer verkauft. Investitionsgüterimporte werden von den Warenimporten abgezogen, weil sie in die Berechnung des Kapitalstocks eingehen und somit in den Kapitalkosten bereits enthalten sind. Die G. weist einen prozyklischen Verlauf aus. In den 60er und 70er Jahren ist sie dem Trend nach gesunken und in den 80er Jahren wieder angestiegen.

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Gewinnquote gelegentlich verwendete Bez. für das Verhältnis der gesamten Gewinne in der Volkswirtschaft zum Volkseinkommen. Da die amtliche Statistik Gewinne nicht direkt erfasst und ausweist, können stattdessen die —> Unternehmens- und Vermögenseinkommen als Größe im Zähler eingesetzt werden, so dass die Summe aus G. und Lohnquote eins ergibt. Diese „funktionalen" Quoten sagen nichts aus über die personelle —• Einkommensverteilung (—» Querverteilung). Gewinnung von Erdöl und Erdgas, Erbringung damit verbundener Dienstleistungen => Extraction of crude petroleum and natural gas; service activities incidental to oil and gas extraction excluding surveying stellt einen —• Wirtschaftsbereich dar. Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau => Other mining and quarrying ist ein —• Wirtschaftsbereich. Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden => Manufacture of other non-metallic mineral products ist ein —• Wirtschaftsbereich. Glas, Keramik, bearbeitete Steine und Erden => Other non-metallic mineral products —• ist eine Gütergruppe. Glaswaren, Tafelgeschirr u. a. Gebrauchsgüter für die Haushaltsführung => Glassware, tableware and household utensils. Güterposition fur die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Glas- und Kristallwaren, Tafelgeschirr, Bestecke, Schneid- und

Grundstttcksfibertragungskosten Silberwaren, nichtelektrische Küchenund Haushaltsgeräte sowie Reparaturen an den Gebrauchsgütern für die Haushaltsführung umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür rund 8,7 Mrd Euro aus. Gläubigerlandposition —» Auslandsvermögensstatus, —• NettoAuslandsposition. Gliederung => Classification. —* Klassifikation. Gold Nach dem ESVG 1995 ist zwischen Währungsgold und Warengold zu unterscheiden. Währungsgold wird von den Währungsbehörden (Zentralbank oder Institutionen des Zentralstaates, die Zentralbankaufgaben wahrnehmen) als Bestandteil der Währungsreserven gehalten. Es stellt ein Aktivum der Währungsbehörden dar, dem - anders als bei den anderen finanziellen Instrumenten - keine Verbindlichkeiten in gleicher Höhe gegenüberstehen. Warengold ist G., das nicht zum Währungsgold zählt. Warengold wird je nach seiner Bestimmung unterschiedlich behandelt. Es gilt als Wertsache, wenn es der Wertanlage dient, ebenso wie andere Güter (Schmuck, Kunstgegenstände, Antiquitäten), deren physischer Wert üblicherweise erhalten bleibt. Es rechnet zu den Vorräten, wenn es sich um Vorleistungsgüter für die gewerbliche Ver- oder Bearbeitung, um unfertige Erzeugnisse oder Endprodukte bzw. Handelswaren bei nichtfinanziellen Unternehmen handelt. Sollte Warengold in den Händen privater Haushalte nicht als Wertsache angesehen werden können, wäre es Bestandteil des privaten Konsum. Die Umwandlung von Währungsgold in Warengold (Demonetisierung) sowie der umgekehrte Vorgang (Monetisierung) werden nicht als finanzielle Transaktion,

sondern als sonstige reale Vermögensänderung dargestellt. Ahnlich ist im Prinzip beim Rollenwechsel des Warengoldes zu verfahren. Grenzgänger sind die —• Einpendler und —> Auspendler, Personen also, die mehr oder minder regelmäßig die Grenze überqueren, weil ihr Wohnsitz und Arbeitsplatz in verschiedenen Gebieten (hier Inland bzw. übrige Welt) liegen. Grenzttbergangspreis Wert der Exporte frei Ausfuhrgrenze und der Importe frei Einfuhrgrenze. Das entspricht dem in der —> Außenhandelsstatistik üblichen —» fob-Preis bei den Exporten und dem —* cif-Preis bei den Importen. Der cif-Preis ist um die Versicherungs- und Transportkosten zwischen der Ausfuhr- und der Einfuhrgrenze höher als der fob-Preis. Für die VGR schreibt das ESVG 1995 vor, dass die Warenexporte und Warenimporte zum fob-Wert an der Grenze des Ausfuhrlandes ausgewiesen werden. Nur die Warenimporte in Gütergliederung in den — Steuern. Grundsteuern —* Steuern. Grundstttcksttbertragungskosten => Costs of ownership transfer on nonproduced non-financial assets. Die G. für bebaute Grundstücke werden den Bauinvestitionen zugerechnet, da nicht zwischen dem Teil, der auf das Gebäude und dem, der auf das Grundstück entfallt, differenziert werden kann. G. für 163

Grundstücks- und Wohnungswesen unbebauten Grund und Boden sind hingegen als Werterhöhung nichtproduzierter Vermögensgüter klassifiziert, d.h. sie beeinflussen nicht den Wert des Anlagevermögens, sondern den Wert des nichtproduzierten Sachvermögens. Grundstücks- und Wohnungswesen => Real estate activities ist ein —» Wirtschaftsbereich. Im G. wird die gesamte Wohnungsvermietung zusammengefasst, die immer als örtliche fachliche Einheit angesehen wird, unabhängig davon, ob sie als Haupt- oder Nebentätigkeit einer wirtschaftlichen Einheit ausgeübt wird. Sie enthält u.a. die wirtschaftliche Aktivität der Wohnungsvermietung für den Teilsektor der Versicherungsgesellschaften, für den das reine Versicherungsgeschäft und die Wohnungsvermietung als Teil der rentierlichen Kapitalanlage zugunsten der Versicherungsnehmer getrennt werden müssen. Auch bei der Land- und Forstwirtschaft erfolgt eine Trennung zwischen örtlichen fachlichen Einheiten einerseits und der Wohnungsvermietung und -eigennutzung andererseits. Im G. ist auch die quantitativ wichtige Wohnungseigennutzung und -Vermietung der Privaten Haushalte nachgewiesen. Die deutschen VGR verwenden ein Schichtungsmodell, das den Produktionswert der Wohnungsvermietung anhand der Wohnflächen in tiefer Gliederung nach rund 100 Wohnungstypen und entsprechenden Quadratmeter-Mietpreisen ermittelt. Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Erbringung von unternehmensbezogenen Dienstleistungen => Real estate, renting and business activities ist ein Wirtschaftsbereich in der A n Gliederung.

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Grund und Boden => Land ist wesentlicher Bestandteil des —• nichtproduzierten Sachvermögens einer Volkswirtschaft. Eingeschlossen sind alle im Eigentum befindlichen bebauten und unbebauten Bodenflächen einschließlich zugehöriger Oberflächengewässer. Dazu gehören definitionsgemäß —• Bodenverbesserungen, die physisch nicht von dem Grund und Boden selbst getrennt werden können. Nicht dazu gehören auf dem Boden befindliche Gebäude und andere Bauwerke bzw. Anbaukulturen, Baumund Viehbestände, die zu den —» produzierten Vermögensgütern gehören. Auch Bodenschätze, nichtkultivierte biologische Ressourcen sowie unterirdische Wasservorkommen zählen nicht dazu. Der G. umfasst —> Bauland, —> land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen, —» Erholungsflächen und sonstige (im Eigentum befindliche) Flächen. Zur Ermittlung des —• Volksvermögens und zur Aufstellung von —• Vermögensbilanzen ist der G. zu bewerten. Es sind die Markt- oder Verkehrswerte des G. zu bestimmen, d.h. die Werte, die für die Grundstücke zu zahlen wären, wenn sie zum Berichtszeitpunkt gekauft würden. Da jährlich nur ein geringer Teil des G. den Eigentümer wechselt, liegen nicht ausreichend beobachtbare Marktvorgänge und damit Preise vor. Außerdem dürfte es teilweise schwierig sein, Bodenwerte getrennt von den Werten der damit verbundenen Bauten, Pflanzungen usw. zu ermitteln. Schätzungen sind daher bei der Bewertung unerlässlich. Vom Jahresanfangsbestand ausgehend wird der Jahresendbestand an G. ermittelt durch (1) die Transaktionen: Nettozugang (Erwerb abzüglich Veräußerung) an G., Werterhöhung des G. (Bodenverbesserungen und Grundstücksübertragungskosten) und Abschreibungen auf die kumulierten Werterhöhungen,

Güteraufkommen (2) die sonstigen realen Vermögensänderungen: Zubuchung von G. (z.B. wirtschaftliche Erschließung von Ödland oder Neulandgewinnung, qualitative Änderungen wie Umwidmung von landwirtschaftlicher Fläche zu Bauland), sonstige Abbuchung von G. (z.B. Bodenschädigung durch wirtschaftliche Aktivitäten), Katastrophenschäden, Enteignungsgewinne/-verluste, Änderung der Sektorzuordnung, sonstige Änderung der Vermögensart (ohne Werterhöhung durch Umwidmung, die als Volumenänderung gilt und als Zubuchung behandelt wird) und sonstige reale Vermögensänderungen sowie (3) nominale

—»

Umbewertungsgewinne

bzw. -Verluste, die in neutrale und reale Umbewertungsgewinne

bzw.

-Verluste

zerlegt werden können. Im Rahmen der VGR werden Angaben zum Wert des G. der Bundesrepublik Deutschland bisher nicht ermittelt. Eine grobe Schätzung erbrachte fur das frühere Bundesgebiet für Ende 1982 einen Wert von etwa 1,8 Billionen Euro. Grundvermögen bezeichnet im Steuerrecht den Wert von bebauten und unbebauten Grundstücken, wobei gewerblich genutzte Grundstücke jedoch dem Betriebsvermögen zugerechnet werden. In der gesamtwirtschaftlichen —• Vermögensrechnung Synonym für —> Grund und Boden. Gummi- und Kunststoffwaren => Rubber and plastic products, ist eine —• Gütergruppe. Güter => Products, goods and services, Waren und Dienstleistungen sind produzierte —* Waren und —• Dienstleistungen. Nicht zu den in den VGR erfassten G. zählen die von privaten Haushalten für den Eigenbedarf produzierten Dienstleistungen im Rahmen der —• Haushaltsproduktion mit Ausnahme

der Nutzung eigener Wohnungen und der entgeltlich erbrachten Dienstleistungen von Hausbediensteten. Auch natürliche Güter wie Waldbestände oder Rohstoffvorkommen werden nicht einbezogen, wohl aber Aufforstungen, Nutzpflanzungen und die Zucht von Nutztieren (Zucht- und Milchvieh). Nach dem ESVG 1995 werden auch folgende produzierte immaterielle Güter einbezogen: die Erschließung von Rohstoffvorkommen (Suchbohrungen), die Entwicklung von Computerprogrammen und die Schaffung von —» Urheberrechten (Originale) bei Filmen, Tonaufzeichnungen, Manuskripten, Bändern, Modellen usw., auf denen schauspielerische Darbietungen, Radio- und Fernsehprogramme, musikalische Darbietungen, Sportveranstaltungen, literarische oder künstlerische Produktionen usw. aufgezeichnet oder anderweitig festgehalten sind. Nach der Art der Waren und Dienstleistungen werden die Güter nach —> Gütergruppen untergliedert, nach den Verwendungskategorien werden intermediäre Verwendung (Vorleistungen), Konsum (nach dem Ausgaben- bzw. Verbrauchskonzept), Investitionen (Anlageinvestitionen unterschieden nach materiellen und immateriellen, Vorräte, Wertsachen) und Export unterschieden. Außerdem werden die Güter des Privaten Konsums nach dem —» Verwendungszweck und die Ausgaben für den Kollektivverbrauch nach —• Aufgabenbereichen untergliedert. Gttteraufkommen => Resources ist der Wert der in einer Volkswirtschaft in einer Periode zur Verfügung stehenden Waren und Dienstleistungen aus inländischer Produktion (—* Produktionswert) und aus den —• Importen von Waren und Dienstleistungen. Das gesamte Aufkommen an Gütern ist gleich der gesamten Verwendung von Gütern. In den ΙΟΙ 65

Gütergruppe Tabellen wird das G. und seine Verwendung in der Gliederung nach —» Gütergruppen dargestellt. Gfltergruppe Gliederung der produzierten —* Waren und —» Dienstleistungen nach der Art der Güter entsprechend der —+ Systematik der Produktionsbereiche in IO-Rechnungen (SIO). In den -+ ΙΟ-Tabellen des StBA werden 59 Gütergruppen unterschieden: Erzeugnisse der Landwirtschaft und Jagd Forstwirtschaftliche Erzeugnisse und DL Fische und Fischereierzeugnisse Kohle und Torf Erdöl, Erdgas; DL f. Erdöl-, Erdgasgewinnung Uran- und Thoriumerze Erze Steine und Erden, sonstige Bergbauerzeugnisse Nahrungs- und Futtermittel, Getränke Tabakerzeugnisse Textilien Bekleidung Leder und Lederwaren Holz; Holz-, Kork-, Flechtwaren (ohne Möbel) Papier, Pappe und Waren daraus Verlags- und Druckerz., besp. Ton-, Bild- u. Datenträger Kokereierz., Mineralölerz., Spalt- und Brutstoffe Chemische Erzeugnisse Gummi- und Kunststoffwaren Glas, Keramik, bearbeitete Steine und Erden Metalle und Halbzeug daraus Metallerzeugnisse Maschinen Büromasch., Datenverarbeitgeräte u. einricht. Geräte der Elektrizitätserzeugung, -verteilg. u.ä. Nachrtechn., Rundf.- und Fernsehger., Elekton. Bauelem. Medizin., mess-, regelungstechn., opt. Erz.; Uhren Kraftwagen und Kraftwagenteile Sonst. Fahrzeuge (Wasser-, Schienen-, Luftfz. u.a.) Möbel, Schmuck, Musikinstr., Sportger., Spielw. u.ä. Sekundärrohstoffe Energie (Strom, Gas) u. DL d. Energieversorgg. Wasser und DL der Wasserversorgung Bauarbeiten Handelsleist, m. Kfz; Rep. an Kfz; Tankleistungen Handelsveimittlungs- und Großhandelsleistungen Einzelhandelsleistungen; Rep. an Gebrauchsg. Beherbergungs- und Gaststätten-DL Landverkehrs- u. Transportleist, in Rohrfernleit. Schiffahrtsleistungen Luftfahrtleistungen

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DL bezügl. Hilfs- u. Nebentätigkeiten f. d. Verk. Nachrichtenübermittlungs-DL DL der Kreditinstitute DL der Versicherungen (oh. Sozialversicherung) DL des Kredit- und Versicherungshilfsgewerbes DL d. Grundstücks- und Wohnungswesens DL der Vermietg. bewegl. Sachen (oh. Personal) DL der Datenverarbeitung und von Datenbanken Forschungs- und Entwicklungsleistungen Untemehmensbezogene DL DL d. öfF. Verwaltung, Verteidigung, Sozialvers. Erziehungs- u. Unterrichts-DL DL d. Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesens Abwasser-, Abfallbeseitig, u. sonst. Entsorg.leist. DL von Interessenvertretungen, Kirchen u.ä. Kultur-, Sport- u. Unterhaltungs-DL Sonstige DL DL privater Haushalte

Die Güter einer Gruppe werden jeweils von einem —• Produktionsbereich produziert, und zwar vollständig und ausschließlich. Die von —• Wirtschaftsbereichen in Nebenproduktion hergestellten artfremden Güter werden in der Gliederung nach Produktionsbereichen jeweils zu dem Bereich umgesetzt, der diese Güter produziert. Güterklassifikation in Verbindung mit den Wirtschaftszweigen => Classification of Products by Activity (CPA). Die Statistische Güterklassifikation in Verbindung mit den Wirtschaftszweigen in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wurde mit der Verordnung (EWG) Nr. 3696/93 des Rates vom 29. Oktober 1993 in Kraft gesetzt. Sie enthält die charakteristischen Güter (Waren und Dienstleistungen), die entsprechende Tätigkeiten der korrespondierenden Statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft (NACE Rev. 1) beschreiben. Für Zwecke der amtlichen —• Input-Output-Rechnung in Deutschland wurde aus der CPA die —> Systematik der Produktionsbereiche in Input-Output-Rechnungen (SIO) abgeleitet, die ca. 3000 Waren und Dienstleistungen unterscheidet.

Gütersteuern Gflterkonto => Goods and services account. —»Kontensystem der VGR. Gfltermatrix zeigt, wie die einzelnen Güterarten (Zeilen der Matrix) aus inländischer Produktion und aus der Einfuhr in der Volkswirtschaft verwendet (Spalten der Matrix) werden, und zwar als Vorleistungen der einzelnen Produktionsbereiche sowie für die Kategorien der letzten Verwendung. Die G. wird insbesondere für Zwecke der Erstellung von —• ΙΟ-Tabellen berechnet. Daneben ist die G. bei der Berechnung von Preisindizes (—» Preisentwicklung nach den VGR) und von Angaben in —• konstanten Preisen von großer Bedeutung. Die im Rahmen der ΙΟ-Rechnung des StBA aufgestellte G. ist zeilenweise nach rund 3 000 Arten von Waren und Dienstleistungen und spaltenweiße nach 71 Produktionsbereichen (Vorleistungsverbrauch) und nach den Endverwendungskategorien Ausgaben für den Privaten Konsum, Ausgaben für den Kollektivkonsum, Ausrüstungsinvestitionen, Bauinvestitionen, immaterielle Anlageinvestitionen, Vorratsveränderung und Exporte gegliedert. Die zeilenweise Ermittlung der Verwendung der einzelnen Güterarten wird als —> Output-Methode bzw. „CommodityFlow-Methode" (Güterstrommethode) bezeichnet. Dabei werden alle verfügbaren Statistiken mit Angaben über die Absatzrichtung bzw. die Abnehmer- und Verwendungsgruppen der einzelnen Güter herangezogen. Mit Hilfe der G. werden die bei der —» Deflationierung von Angaben in jeweiligen Preisen, insbesondere der Vorleistungen, benötigten Preisindizes (Paasche-Preisindizes) bestimmt. Dabei wird die G. weiter aufgeteilt in eine Matrix der Güter aus inländischer Produktion und eine —» Einfuhrmatrix, um die

unterschiedliche Preisentwicklung der Preise inländischer Produzenten und der Einfuhrgüter zu berücksichtigen. Sie liefert die Gewichtungsschemata der Preisindizes. Literatur: StBA, Fachserie 18, Reihe 2: IO-Tabellen, 1993, Kap. 4.4. Gtttersteuern => Taxes on products zählen zu den Produktions- und Importabgaben und sind —• Steuern, die pro Einheit einer produzierten oder gehandelten Ware oder Dienstleistung zu entrichten sind. Sie können entweder als ein bestimmter Geldbetrag pro Mengeneinheit einer Ware oder Dienstleistung oder wertbezogen festgesetzt werden, d.h. als bestimmter Prozentsatz des Preises pro Einheit oder des Wertes der den Gegenstand der Transaktion bildenden Waren oder Dienstleistungen. Generell gilt, dass Steuern, die auf ein Gut erhoben werden, unabhängig davon, von welcher institutionellen Einheit sie gezahlt werden, zu den G. rechnen, es sei denn, sie sind ausdrücklich in eine andere Position einbezogen. Das ESVG 1995 untergliedert die G. in —> Mehrwertsteuer (einschließlich der Einfuhrumsatzsteuer), —> Importabgaben und —* Sonstige Gütersteuern. Gütersteuern 1995 in Mrd Euro

185,2 Gütersteuem 120,4 Umsatzsteuer 13,3 Importabgaben 51,5 Sonstige Gütersteuern Verbrauchsteuern 36,4 Versicherungsteuer 7,2 5,7 Grunderwerbsteuer 1,6 Rennwett- u. Lotteriesteuer 0,4 Feuerschutzsteuer 0,4 Übrige Gemeindesteuern Die Daten für G. sind der Finanzstatistik entnommen, wobei für die Umsatzsteuer, die Zölle, die Verbrauchsteuern 167

GUterstrommethode und die Versicherungsteuer eine zeitliche Riickversetzung der Einnahmen um einen Monat erfolgt. Damit wird pauschal versucht, den Buchungszeitpunkt dem Zeitpunkt anzunähern, zu dem gemäß ESVG 1995 die Tätigkeit, Transaktion oder sonstigen Ereignisse stattfinden, durch die die Steuerverbindlichkeit entsteht. GUterstrommethode —• Commodity-Flow-Rechnung. Gütersubventionen => Subsidies on products werden wie die —> Gütersteuern pro Einheit einer produzierten oder eingeführten Ware oder Dienstleistung geleistet oder wertbezogen als bestimmter Prozentsatz des Preises pro Einheit festgesetzt. Die Klassifikation des ESVG 1995 unterscheidet —• Importsubventionen und —• Sonstige Gütersubventionen. 1995 betrugen die G. des Staates 5,4 Mrd Euro und die der EU 4,6 Mrd Euro, zusammen 10,0 Mrd Euro. GUtertechnologieannahme Die beim —> Überleitungsverfahren des StBA verwendete Annahme besagt, dass gleichartige Güter, egal in welchem Wirtschaftsbereich sie produziert werden, stets mit der gleichen —* Technologie, sprich mit der gleichen —• Inputstruktur produziert werden. Diese Annahme wird im Rahmen der ΙΟ-Rechnung bei der Berechnung von ΙΟ-Tabellen aus den —> Basistabellen verwendet. Gtttertransaktionen => Transactions in products beschreiben die Herkunft (Inlandsproduktion und Importe) und die Verwendung (Vorleistungen, Konsum, Bruttoinvestitionen und Exporte) von Gütern. G. stellen eine von vier Hauptgruppen von —* Transaktionen im ESVG dar.

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Güterverwendung => Uses -> Güter.

Η

Handel, Gastgewerbe und Verkehr => Wholesale and retail trade; repair of motor vehicles, motorcycles and personal and household goods, hotels and restaurants; transport and communications ist ein —» Wirtschaftsbereich in der A6Gliederung. Handelsbilanz => Trade balance ist ein Bestandteil der —• Leistungsbilanz. Ausgangspunkt der Handelsbilanz ist die —• Ein- und —• Ausfuhr in der Abgrenzung des —> Spezialhandels, der mit dem Grenzübergangswert (d. h. mit dem Wert an der Grenze des Erhebungsgebiets) angeschrieben wird. Dieser Wert enthält neben dem Preis der Ware auch die bis zur Grenze anfallenden Transportund Versicherungskosten. Der Spezialhandel stellt damit im Gegensatz zur Zahlungsbilanz auf den Grenzübergang ab. In der —» Zahlungsbilanz bildet jedoch der Eigentumsübergang das Erfassungskriterium, wobei die Waren mit dem Wert an der Grenze des exportierenden Landes - also Einfuhr —* fob, Ausfuhr —»fob - anzusetzen sind. Der Unterschied zwischen den beiden Erfassungskriterien führt zu einer Reihe von Zu- und Absetzungen, um vom Spezialhandel der Außenhandelsstatistik zur Handelsbilanz überzuleiten. Dazu zählen zum einen Transaktionen, bei denen ein Eigentumsübergang stattfindet, ohne dass die Waren die Grenze passieren (z.B. Lagerverkehr für inländische Rechnung). Zum anderen werden grenzüberschreitende Warenbewegungen, die nicht zu einem Eigentumswechsel führen, wie etwa Rückwaren, ausgeschaltet. Darüber hinaus gibt es Positionen, die im Warenverkehr enthalten sind, jedoch in die —> Dienstleistungsbilanz gehören und umgebucht werden müssen. Dazu zählen die Fracht- und Versicherungskosten zwischen der Grenze des exportierenden und

der des importierenden Landes, die von der Einfuhr im Spezialhandel abgesetzt und - soweit es sich um Ausgaben an Ausländer handelt - in die Dienstleistungen umgebucht werden. Alle notwendigen Zu- und Absetzungen werden in dem Posten „Ergänzungen zum Warenverkehr" zusammengefasst und separat dargestellt. Handelsspanne —• Handels- und Transportspannen. Handels- und Transportleistungen —> Handels- und Transportspannen sind die vom Handel und Verkehr erbrachten Dienstleistungen, gemessen an den für Transportleistungen gezahlten Entgelten und beim Handel an der Handelsspanne, d.h. an der Differenz zwischen den Verkaufspreisen des Handels und dem Einstandswert der Handelsware. Es handelt sich hier beim Handel also um die im SNA und ESVG empfohlene Nettodarstellung des Handels. Der Ausweis der H. ist in den 10Tabellen nach den dort üblichen —• Preiskonzepten von großer Bedeutung. So werden in der ΙΟ-Tabelle zu — Trade and transport margins sind gleich dem Wert der Dienstleistungen des Handels (—• Handels- und Transportleistungen) und der in Nebentätigkeiten erbrachten Handelsdienstleistungen anderer Wirtschaftsbereiche. Das Gleiche gilt für die Transportspannen, hier jedoch ohne den Transport von Personen. Der Wert der Handelsleistung wird anhand der Differenz zwischen den Verkaufspreisen des Handels und dem Einstandswert der Handelsware ermittelt. Die H. sind im Nachweis des —> Aufkommens und der Verwendung von Gütern beim Übergang von den —> Herstellungspreisen auf die —• Anschaffungspreise in den Aufkommens- bzw. —> Verwendungstabellen zu berücksichtigen. Während in den Input-Output-Tabellen zu Herstellungspreisen die H. als Dienstleistungen des Handels bzw. des Transports nachgewiesen werden, werden die H. in den Aufkommen- und Verwendungstabellen bei den Gütern nachgewiesen, die über den Handel verkauft bzw. von den Transportbereichen befördert wurden.

Handelsvermittlung und Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) => Wholesale trade and commission trade, except of motor vehicles and motorcycles ist ein —> Wirtschaftsbereich. Handelsware => Goods for resale. Bei der Darstellung der Produktionswerte und der Vorleistungen kann die Handelsware - d. h. die ohne wesentlichen Veränderungen wiederveräußerte Ware nach der „Bruttomethode" einbezogen oder nach der „Nettomethode" ausgeschlossen werden. Nach den Konzepten des ESVG 1995 ist die Nettomethode anzuwenden, in den nationalen VGR erfolgt ein zusätzlicher Bruttonachweis. Ähnlich wie beim Nachweis der H. erfolgt dabei ein Bruttonachweis der Wiederverkäuferumsätze mit Energie, der Mieten (einschließlich der .kalten' Nebenkosten) und der Umsätze der Reisevermittler (einschließlich des Wertes der vermittelten Reisen). Handwerk => Handicraft umschließt alle Unternehmen selbständiger Handwerker, die in die Handwerksrolle eingetragen sind, und zwar unabhängig von der Größe oder Rechtsform der Unternehmen bzw. in welchem Wirtschaftsbereich sie tätig sind. Das Produzierende Gewerbe umschließt die Industrie sowie das produzierende H. In der Wirtschaftszweigklassifikation (—» NACE) ist das H. als eigene Kategorie nicht definiert und in den Standarddarstellungen des ESVG auch nicht vorgesehen. In den früheren deutschen VGR wurde für das H. letztmals im Berichtsjahr 1993 ein Anteil von 8,5 % an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung ermittelt (Früheres Bundesgebiet). Harmonisierung der VGR => Harmonisation.

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Harmonisierung der VGR -> BSP-Richtlinie. Die internationale H. der VGR war seit ihren Anfängen ein zentrales Anliegen (-> Geschichte der VGR). Starke Impulse gingen in neuerer Zeit von der Entscheidung aus, das BSP als Bemessungsgrundlage für die Eigenmittel der EU heran zu ziehen (Beschluss des Rates vom 24. Juni 1988 über das System der Eigenmittel der Gemeinschaften (88/376/EWG, Euratom) sowie Richtlinie des Rates vom 13. Februar 1989 zur Harmonisierung der Erfassung des BSP zu Marktpreisen (89/130/EWG, Euratom). In der Folge kam es zu einer detaillierten Überprüfung der BSP-relevanten Berechnungen durch die EU-Kommission und eine eigens eingerichteten BSPAusschuss und weiteren rechtsverbindlichen Detailregelungen (noch auf der Grundlage des ESVG 1979). Eine weitergehende H. wurde dann mit der rechtsverbindlichen Einführung des —» ESVG 1995 angestrebt, weil diese sich auf das gesamte VGR-System und nicht nur auf BSP-relevante Aspekte bezieht (Verordnung (EG) Nr. 2223/96 des Rates vom 25. Juni 1996 zum Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene in der Europäischen Gemeinschaft). Formal betrachtet erstreckt sich die verbindliche Anwendung des ESVG 1995 zwar nur auf die Datenlieferungen für EU-Zwecke, zumindest in Deutschland wurde aber auf ein zusätzliches nationales VGR-System verzichtet. Die H. durch das ESVG 1995 erstreckte sich auch auf die regionale VGR, was insbesondere hinsichtlich der EU-Regionalförderung von Bedeutung ist. Ein weiterer Punkt ist die H. der Deflationierungsmethoden für die Berechnungen von VGR-Größen in konstanten Preisen. Auch hier hat das ESVG 1995 bereits starke Impulse gegeben. Politisch gesehen hat der Stabilitätsund Wachstumspakt eine weitere H. der Deflationierungsmethoden in Gang ge-

setzt und zu zusätzlichen rechtlichen Regelungen geführt (Entschließung des Europäischen Rates über den Stabilitätsund Wachstumspakt vom 17. Juni 1997 (97/C236/01) sowie Entscheidung der Kommission vom 30. November 1998 zur Klarstellung... im Hinblick auf die Grundsätze zur Preis- und Volumenmessung). Detailfragen werden in den europäischen statistischen Gremien noch weiter diskutiert und haben in einem „Handbook on price and volume measures in national accounts" einen ersten Niederschlag gefunden. Vermutlich wird die nächste VGR-Revision (etwa 2004) vor allem eine weitere H. der Deflationierungsmethoden zum Gegenstand haben. Eine H. der VGR findet schließlich indirekt auch über die H. der Ausgangsstatistiken im Europäischen Statistischen System statt. Zu erwähnen sind hier insbesondere die Maßnahmen zur H. der Infrastruktur mit der „Einheiten-Verord-

nung" (Verordnung (EWG) Nr. 696/93 des Rates vom 15. März 1993 betreffend die statistischen Einheiten für die Beobachtung und Analyse der Wirtschaft in der Gemeinschaft), den Regelungen zum Unternehmensregister (Verordnung (EWG) Nr. 2186/93 des Rates vom 22. Juli 1993 über die innergemeinschaftliche Koordinierung des Aufbaus von Unternehmensregistem für statistische Verwendungszwecke) sowie die verbindliche Anwendung von Klassifikationen (insbesondere der —• NACE). Darüber hinaus ist aber auch die H. wichtiger statistischer Erhebungen zu nennen, wie die strukturellen Unternehmensstatistiken (Verordnung (EG, Euratom) Nr. 58/97 des Rates vom 20. Dezember 1996 über die strukturelle Unternehmensstatistik) und die Konjunkturstatistiken (Verordnung (EG) Nr. 1165/98 des Rates vom 19. Mai 1998 über Konjunkturstatistiken). Zusammenfassend betrachtet hat sich die H. der VGR zwischen den EU-Staaten in den letzten Jahren weit fortentwickelt,

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Haupttätigkeit gegenüber anderen Staaten bestehen aber sicherlich noch gewisse Unterschiede. Haupttätigkeit eines —* Mehrproduktunternehmens ist die Produktion der Güter, die gemessen an der dazugehörigen Wertschöpfung den größten Anteil an der gesamten Wertschöpfung ausmachen. Sie dient der schwerpunktmäßigen Zuordnung der institutionellen Einheit zu den —> Wirtschaftsbereichen. Die Nebentätigkeiten umfassen dagegen die Produktion derjenigen Güter, die in andere Bereiche gehören. Hausangestellte Als H. werden in den VGR bei privaten Haushalten entgeltlich beschäftigte Arbeitnehmer bezeichnet, und zwar sowohl diejenigen, die auf Dauer dort arbeiten, als auch die, die gelegentlich in privaten Haushalten aushelfen. Der Wert der von H. produzierten Dienstleistungen wird an dem gezahlten Lohn (einschließlich Sozialbeiträge) zuzüglich des Wertes von Naturalleistungen für Verpflegung und Unterkunft gemessen. Haushalte => Households. —> Private Haushalte. Haushalte von Renten- und Pensionsempfängern => Recipients of pensions stellen einen Untersektor der —* Privaten Haushalte dar. Haushalte von Vermögenseinkommensempfängern => Recipients of property income. Untersektor der —»Privaten Haushalte. Haushaltsgeräte Güterposition für die Darstellung der —> Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Kühl- und Gefriermöbel, Waschmaschinen, Wäschetrockner, Bü172

gel- und Geschirrspülmaschinen, Koch-, Klima-, Reinigungsgeräte, Warmwasserbereiter, Näh- und Strickmaschinen, elektrische Kleingeräte sowie die fremde Installation und Reparatur, Miete und Leasing an den Geräten einschließt. Ausgeschlossen sind Haushaltsgeräte als Bestandteil kompletter Kücheneinrichtungen (Möbel) und als Bestandteil bei der Vermietung von Wohnungen (Investition). 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 10,7 Mrd Euro aus. Haushaltsproduktion => Selbstversorgungswirtschaft umfasst im —• Haushaltssatellitensystem die drei bedarfswirtschaftlich orientierten Bereiche (1) Haushaltsproduktion für den eigenen Haushalt; (2) Netzwerkhilfe (Haushaltsproduktion für dritte Haushalte) und (3) ehrenamtliche Tätigkeiten in sozialen Organisationen. H. bildet in manchen Untersuchungen den bedarfswirtschaftlichen Teilbereich der dann weit abgegrenzten —> Schattenwirtschaft. In der Literatur wird der Begriff der H. im makroökonomischen Kontext vielfach auch enger abgegrenzt. Er bezieht sich zum Teil nur auf die H. für den eigenen Haushalt, teilweise wird auch noch zusätzlich die Netzwerkhilfe einbezogen, womit der Schwerpunkt dann stärker auf die Trennlinie zwischen Haushaltsökonomie und organisierter Hilfe in sozialen Gemeinschaften gelegt wird. Die H. wird im makroökonomischen Kontext der Haushaltssatellitensysteme anhand des Dritt-Personen-Kriteriums abgegrenzt. Danach werden zur H. diejenigen Aktivitäten gerechnet, die auch von Dritten gegen Bezahlung übernommen werden können. Dazu zählen im Wesentlichen hauswirtschaftliche Tätigkeiten (Zubereitung von Mahlzeiten, Wäschepflege, Wohnungsreinigung, Einkäufe usw.), handwerkliche Tätigkeiten (Fahrzeugreparatur und -pflege, Tapezieren und Streichen usw.), die Pflege und Betreuung von Personen (Kinder, Kran-

Haushaltssatellitensystem ke, Jugendliche und Erwachsene), Ehrenämter und soziale Dienste, Fahrdienst sowie alle mit diesen Aktivitäten anfallenden Wegezeiten. Einbezogen werden auch bereits in den VGR berücksichtigte Leistungen privater Haushalte, wie die Nutzung eigener Wohnungen, Eigenleistungen im Wohnungsbau oder die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte. Nicht zur H. werden dagegen Aktivitäten wie Schlafen, Essen, Erwerbsarbeit, Qualifikation und Bildung sowie die Mediennutzung und Freizeitaktivitäten gezählt, die nicht von Dritten gegen Bezahlung übernommen werden können. Literatur: H. Lützel, Haushaltsproduktion und VGR, in: Hauswirtschaft und Wissenschaft 31 (1983), S. 260-267; D. Schäfer/N. Schwarz, Der Wert der unbezahlten Arbeit der privaten Haushalte - Das Satellitensystem Haushaltsproduktion, in: K. Blanke/M.Ehling/N. Schwarz: Zeit im Blickfeld, Bd. 121 Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, 1996, S. 15 - 69. Haushaltssatellitensystem => Satellitensystem Haushaltsproduktion ergänzt die VGR um eine alternative Darstellung der unentgeltlich erbrachten Leistungen in privaten Haushalten, der —» Haushaltsproduktion. In den VGR werden die privaten Haushalte primär als Konsumenten bzw. als Marktproduzenten betrachtet, im H. wird ihre Rolle als Produzenten im bedarfswirtschaftlichen Bereich in den Vordergrund gerückt. Damit sollen die unbezahlten Leistungen in Haushalten und Familien sichtbar gemacht werden und der politischen Forderung nachgekommen werden, diese überwiegend von Frauen (—• Frauen und VGR) erbrachte Wertschöpfung ins Inlandsprodukt einzubeziehen. Das H. bietet als zusätzliches Berichtssystem die Möglichkeit, die Haushaltsproduktion mit der Inlandsproduktsberechnung zu verknüpfen, ohne damit die vielfältigen tra-

ditionellen Verwendungszwecke der VGR im Rahmen der kurz- und mittelfristigen Wirtschaftsberichterstattung zu gefährden. Es bildet ein Bindeglied zwischen den VGR und der haushaltswissenschaftlichen bzw. soziologischen Sichtweise der Haushaltsaktivitäten. Die gesamtwirtschaftliche Darstellung der Haushaltsproduktion erfordert eine Orientierung an den makroökonomischen Konzepten der VGR, um sinnvolle Vergleiche von Haushaltsproduktion und Inlandsprodukt zu ermöglichen. Haushaltsproduktion wird damit im Satellitensystem in einer Analogie zur —* Marktproduktion betrachtet - eine Vorgehensweise, die ihren spezifischen, makroökonomischen Aussagewert hat, aber auch eindeutige Grenzen aufweist: Weder kann mit dem H. dem bedarfswirtschaftlichen, personalen und emotionalen bzw. identitätsbildenden Aspekt der Haushaltsproduktion vollständig Rechnung getragen werden, noch ermöglicht das Satellitensystem alleine eine umfassende gesellschaftliche bzw. politische Bewertung der Arbeit in den Haushalten und Familien. Die ökonomische Bewertung der Haushaltsproduktion kann nur einen Teilbereich einer umfassenderen, sozialpolitischen Bewertung bilden. Die Haushaltsproduktion ist aus dem Blickwinkel einer umfassenden Sicht der Hausarbeit als Reproduktionsarbeit für die Gesellschaft nur ein Teil der werteschaffenden Leistung, nämlich der, der sinnvoll mit Preisen bewertet werden kann. Vor allem wichtige Aspekte wie Bildungs-, Weiterbildungsleistungen, die regenerative Funktion und die Beziehungsarbeit werden nicht oder nur teilweise einbezogen. Damit ist nicht gesagt, dass diese unwichtig sind, aber sie produzieren keine ökonomisch bzw. statistisch sinnvoll bewertbaren Güter. Die Haushaltsproduktion wird im H. anhand des Dritt-Personen-Kriteriums abgegrenzt. Danach werden zur Haushaltsproduktion diejenigen Aktivitäten 173

Haushaltssatellitensystem gerechnet, die auch von Dritten gegen Bezahlung übernommen werden können. Dazu zählen im Wesentlichen hauswirtschaftliche und handwerkliche Tätigkeiten, die Pflege und Betreuung von Kindern, Kranken und Pflegebedürftigen, Ehrenämter und soziale Dienste, Fahrdienste sowie alle mit diesen Aktivitäten anfallenden Wegezeiten. Einbezogen werden auch die bisher in den VGR berücksichtigen Leistungen privater Haushalte für den Eigenverbrauch (Produktion von Waren für den eigenen Konsum z.B. landwirtschaftliche Produkte in Hausgärten - , Eigenleistungen im Wohnungsbau, Produktion von Dienstleistungen aus eigengenutzten Wohnungen und die häuslichen Dienste). Damit sind in der Haushaltsproduktion sowohl Leistungen für den eigenen Haushalt als auch solche für andere Haushalte (Netzwerkhilfe) und ehrenamtliche Tätigkeiten enthalten. Dagegen werden Aktivitäten, wie Schlafen, Essen, Erwerbsarbeit, Qualifikation und Bildung sowie die Mediennutzung und Freizeitaktivitäten, nicht zur Haushaltsproduktion gezählt. Mit dem DrittPersonen-Kriterium liegt trotz gewisser Unschärfebereiche ein theoretisch akzeptables und statistisch anwendbares Kriterium zur Abgrenzung der Haushaltsproduktion vor. Das H. enthält einen Wert- und einen Mengenbaustein. Die einzelnen Teile des Wertbausteins werden aus nachstehender Staffelrechnung ersichtlich, die der Perspektive der —• Entstehungsrechnung folgt. Bei dieser Rechnung wurde die unbezahlte Arbeit mit Nettostundenlöhnen von qualifizierten Hausangestellten unter Berücksichtigung der Bezahlung von Ausfallzeiten bewertet. Die Bruttowertschöpfung im Rahmen der Haushaltsproduktion entsprach 1992 selbst bei dem niedrigen Bewertungsansatz für unbezahlte Arbeit einer Größenordnung von 46 % des Bruttoinlandsprodukts. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass 174

60,3 Mrd Euro der Haushaltsproduktion bereits im Bruttoinlandsprodukt erfasst waren, insbesondere die Produktion von Dienstleistungen aus eigengenutzten Wohnungen. Haushaltsproduktion 1992 im früheren Bundesgebiet in Mrd Euro Bewertete Arbeitszeiten 575,2 + Löhne für Hausangestellte 1,5 + unterstellte Einkommen aus 33,2 Wohnungsvermietung = Nettowertschöpfung 610,0 + Produktionsabgaben (abzügl. 3,1 Subv.) + Abschreibungen 40,9 = Bruttowertschöpfung + Vorleistungen - Produktionswert

653,9 202,5 856,4

Zur Bewertung der geleisteten Arbeitszeiten können - je nach Verwendungszweck - verschiedene Bewertungsmethoden herangezogen werden. Beim Generalistenansatz werden Lohnsätze für einen ausgebildeten Hauswirtschafter bzw. eine Hauswirtschafterin herangezogen, beim Spezialistenansatz Lohnsätze, die für Spezialisten der einzelnen Tätigkeitsbereiche am Markt durchschnittlich bezahlt werden (z.B. für Koch/Köchin, Erzieher/Erzieherin). Diesen beiden Verfahren der Marktlohnbewertung, bei denen die jeweilige Tätigkeit als Ansatz der Bewertung im Vordergrund steht, wird im H. der Vorzug vor der Opportunitätskostenbewertung gegeben, bei der Lohnsätze herangezogen werden, die von der die Tätigkeit verrichtenden Person entsprechend ihrer Qualifikation am Markt potentiell hätten erzielt werden können. Bei der Opportunitätskostenbewertung bildet die Person den Anknüpfungspunkt der Bewertung. Eine Stunde Hausarbeit wird bei einem Arzt bzw. einer Ärztin höher bewertet als bei einem bzw. einer einfachen Angestellten. Dieses Verfahren eignet sich eher für mikroökonomische als für makroökono-

Haushaltssatellitensystem mische Betrachtungen. Noch größere quantitative Unterschiede als durch die Bewertungsansätze ergeben sich durch die Wahl von Brutto- oder Nettolöhnen als Bezugsgrößen für die Bewertung oder durch die Wahl der Stundenlohnkonzepte (z.B. mit oder olme Berücksichtigung von Ausfallzeiten wie bezahlter Urlaubsund Krankheitstage). Für das frühere Bundesgebiet betrug der Wert der unbezahlten Arbeit 1992 beim Generalistenansatz zwischen 458,6 Mrd Euro (Nettostundenlöhne ohne Bezahlung von Ausfallzeiten) und 977,6 Mrd Euro (Bruttolohn einschließlich Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber und Bezahlung der Ausfallzeiten), beim Spezialistenansatz entsprechend zwischen 481,1 und 1 023,6 Mrd Euro und bei einer Bewertung mit dem Durchschnittslohn aller Beschäftigten zwischen 658,5 und 1 434,2 Mrd Euro. Da die Bewertung der Haushaltsproduktionszeiten mit konzeptionellen Problemen und größeren Fehlerspielräumen verbunden ist, erscheint es sinnvoll, bei Vergleichen von Markt- und Haushaltsproduktion, soweit es die Analysezwecke zulassen, auf unbewertete Zeitangaben für die Arbeitszeiten zurückzugreifen. Als —> Produktionsabgaben werden im H. nur einige quantitativ unbedeutende Größen einbezogen (z.B. Teile der Kraftfahrzeugsteuer). Abschreibungen auf das —• Gebrauchsvermögen werden im H. für die im Rahmen der Haushaltsproduktion verwandten dauerhaften Konsumgüter berücksichtigt. Um die Vorleistungen für die Haushaltsproduktion zu quantifizieren, müssen die übrigen in den privaten Konsumausgaben erfassten Güterkäufe der privaten Haushalte den Aktivitäten der Haushaltsproduktion zugeordnet werden. Dabei ergeben sich nicht unerhebliche Probleme dadurch, dass einzelne Güter im Rahmen unterschiedlicher Aktivitäten verwendet werden können. Entsprechende Aufteilungen erfolgen anhand von zusätzlichen Informationen (z.B.

nutzungsabhängige Aufteilung von Personenkraftwagen und Möbel anhand der Informationen über die für einzelne Aktivitäten aufgewandten Arbeitszeit). Durch die Darstellung der gesamten Produktionsprozesse im Haushalt lassen sich somit Beziehungen zur Marktproduktion sowohl auf der Ebene der Bruttound Nettowertschöpfung als auch auf der Ebene der Produktionswerte bilden. Dazu müssen die bei der Berechnung des Inlandsprodukts einbezogenen Leistungen gesondert erfasst und ausgegliedert werden um darzustellen, welcher Teil der Haushaltsproduktion bei den laufenden VGR-Berechnungen bereits einbezogen ist. Die gesamte Güterproduktion oder Wertschöpfung in einer Volkswirtschaft (einschließlich Haushaltsproduktion) kann somit nicht einfach durch Addition der Ergebnisse der Inlandsproduktsberechnung und der Berechnung der Haushaltsproduktion erfolgen, sondern muss in doppelzählungsfreier Weise geschehen. Auch aus der Verwendungsperspektive ergeben sich bei der Darstellung der Haushaltsproduktion im H. neue Aggregate. Es lässt sich ein erweiterter Endverbrauch der Privathaushalte ableiten, der im Gegensatz zu den Konsumausgaben den Wert der tatsächlich von den privaten Haushalten in einer Periode konsumierten Güter zeigt (allerdings noch ohne die im —> Individualkonsum einbezogenen sozialen Sachleistungen des Staates): Subtrahiert man von den Konsumausgaben der Privathaushalte (746,0 Mrd Euro) die Käufe von Vorleistungsgütern für die Haushaltsproduktion, die gesamten Käufe —> dauerhafter Konsumgüter, und die häuslichen Dienste und addiert die Abschreibungen auf dauerhafte Konsumgüter für unproduktive Aktivitäten (z.B. Fernsehgeräte, Anteil der Kraftfahrzeuge für Wegezeiten im Rahmen von Freizeitaktivitäten) - da zuvor die entsprechenden Käufe abgezogen wurden - ,

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Haushaltssatellitensystem Erweiterter Endverbrauch der Privathaushalte 1992 im früheren Bundesgebiet (Mrd Euro) Konsumausgaben der priv. Haush. und d. priv. Org. o.E. - Konsumausg. d. priv. Org. o.E. - Konsumausg. der Personen in GemeinschaftsunterkUnften = Konsumausgaben der Privathaushalte - Käufe von Vorleistungsgütern für die Haushaltsprod. - Käufe dauerhafter Konsumguter - Häusliche Dienste + Abschreibungen auf dauerhafte Konsumgüter für unproduktive Aktivitäten = Käufe/Abschreibungen für den direkten Endverbrauch + Zusätzlicher Produktionsw. d. Haushaltsprod. einschl. häusl. Dienste = Erweiteter Endverbrauch der Privathaushalte

772,1 19,9 6,1 746,0 186,1 98,7 1,5

54,2 513,8

781,3 1 295,1

so ergeben sich die Käufe bzw. Abschreibungen für den direkten Endverbrauch (513,9 Mrd Euro). Diese Güter werden direkt und ohne Weiterverarbeitung im Rahmen der Haushaltsproduktion konsumiert. Als zusätzlicher Produktionswert der Haushaltsproduktion werden die nicht im Bruttoinlandsprodukt enthaltene Haushaltsproduktion (779,7 Mrd Euro) und die häuslichen Dienste (1,5 Mrd Euro) addiert, um den erweiterten Endverbrauch der Privathaushalte abzuleiten. Dieser lag 1992 mit 1 295,1 Mrd Euro um 74% höher als die Konsumausgaben der Privathaushalte. Während der Wertbaustein im H. stets makroökonomisch orientiert ist, steht im Mengenbaustein die differenziertere Darstellung des Zeiteinsatzes für die Aktivitäten der Haushaltsproduktion und die tiefe sozio-ökonomische Untergliederung des Zeiteinsatzes im Vordergrund. Auch hier ist die Unterscheidung von Entstehung (Welche Person erbringt die Leistung?) und Verwendung (Für wen? Für den eigenen Haushalt,

einen

fremden

Haushalt oder für eine soziale Organisa176

tion?) von Interesse. Zusätzliche Informationen, wie die Verfügbarkeit von dauerhaften Gebrauchsgütem oder von Kinderbetreuungseinrichtungen, können zudem integriert werden. Angesichts der Probleme bei der Bewertung der Arbeitszeiten kommt dem Mengenbaustein im H. eine mindestens ebenso große Bedeutung wie dem Wertbaustein zu. Auch auf der Mengenebene können Verlagerungen zwischen Markt- und Haushaltsproduktion abgebildet werden. Im Jahr 1992 standen in Deutschland beispielsweise einem Erwerbsarbeitsvolumen von 60 Mrd Stunden Wegezeiten für die Erwerbsarbeit in Höhe von 10 Mrd Stunden und 95,5 Mrd Stunden an unbezahlter Arbeit nach dem Dritt-Personen-Kriterium gegenüber. Die Erstellung eines H. erfordert neben tief gegliederten Angaben aus den VGR vor allem Ergebnisse einer repräsentativen Zeitbudgeterhebung. Eine derartige Erhebung wurde vom Statistischen Bundesamt 1991/92 durchgeführt und wird derzeit für 2001/2002 vorbereitet. Entsprechend wird das H. nur in größeren Abständen aktualisiert. Die vorliegenden Zahlen entsprechen daher - soweit sie ins Bruttoinlandsprodukt einbezogene Werte betreffen - noch dem Stand vor Revision des ESVG. Literatur: D. Schäfer/N. Schwarz, Der Wert der unbezahlten Arbeit der privaten Haushalte - Das Satellitensystem Haushaltsproduktion, in: K. Blanke/ M.Ehling/ N. Schwarz: Zeit im Blickfeld, Bd. 121 Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, 1996, S. 15-69; D. Schäfer/N. Schwarz, Wert der Haushaltsproduktion 1992, WiSta 8/94, S. 597-612. Dieter Schäfer Häusliche Dienste => Private households with employed persons ist ein —• Wirtschaftsbereich.

Herstellung von Bttromaschinen Hauswirtschaft —• Haushaltsproduktion, —» Selbstversorgungswirtschaft. Heimatfiberweisungen ausländischer Arbeitnehmer —* Sonstige laufende Transfers. Die H. (Gastarbeiterrimessen) werden sowohl in der —* Zahlungsbilanz als auch in den VGR unter den laufenden Transfers erfasst. Sie können nur auf dem Schätzungswege ermittelt werden. Häufig liegen die Beträge unter der Meldefreigrenze von 12 500 Euro, häufig wird ein Teil des Geldes bei Reisen in die Heimatländer auch in bar mitgenommen. Für die Schätzung wird die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von der Bundesanstalt für Arbeit herangezogen. Darüber hinaus wird eine jährliche Umfrage bei den Gastarbeitern aus den fünf wichtigsten Herkunftsländern über ihr Einkommen sowie die Höhe ihrer Überweisungen und des Bargeldestransfers durch ein privates Markt- und Meinungsforschungsinstitut durchgeführt. Die Rimessen der übrigen ausländischen Arbeitnehmer werden analog hierzu geschätzt. Heimtextilien => Household textiles. Güterposition für die Darstellung der —» Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Bettwaren, Gardinen und Vorhänge, Möbelstoffe, Hand-, Badeund andere Tücher sowie die Anfertigung und fremde Reparatur von Heimtextilien umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte im Inland hierfür 5,6 Mrd Euro aus. Hergestellte Waren => Manufactured products ist eine —»Gütergruppe in der PH-Gliederung. Herstellungspreis => Basic price

eines -» Gutes entspricht einerseits der Summe der Kosten der als —• Vorleistungen verwendeten Waren und Dienstleistungen und des Entgeltes für die —> Produktionsfaktoren, die zu seiner Herstellung erforderlich sind. Andererseits ist der H. der Betrag, den der Produzent je Einheit der von ihm produzierten Waren und Dienstleistungen vom Käufer erhält - jedoch ohne die auf die produzierten oder verkauften Güter zu zahlenden Steuern (also ohne —> Gütersteuem, z.B. Mineralölsteuer) zuzüglich aller empfangenen Subventionen, die auf die produzierten oder verkauften Güter gewährt werden (also einschließlich —• Gütersubventionen). Somit umfasst der H. die gesamten Produktions- oder Herstellungskosten (Faktorentgelte, Vorleistungen) ohne Gütersteuern. Die entstandenen —> Selbständigeneinkommen und der —> Betriebsüberschuss werden hier den Kosten zugerechnet. Der H. ist um die Gütersteuem geringer und um die Gütersubventionen höher als der —> Anschaffungspreis. Beide —» Preiskonzepte werden in der ΙΟ-Rechnung bei der Darstellung des —* Aufkommens und der Verwendung von Gütern verwandt. Die —» Einfuhr wird nach dem Herstellungspreiskonzept zu —• cif-Preisen dargestellt. Herstellung von Bttromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen => Manufacture of office machinery and computers ist ein —> Wirtschaftsbereich. Herstellung von Bttromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen; Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik => Manufacture of electrical and optical equipment ist ein —»Wirtschaftsbereich.

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Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung, -Verteilung u.ä. => Manufacture of electrical machinery and apparatus n.e.c. ist ein —* Wirtschaftsbereich. Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren => Manufacture of rubber and plastic products ist ein —• Wirtschaftsbereich. Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen => Manufacture of motor vehicles, trailers and semi-trailers ist ein —* Wirtschaftsbereich. Herstellung von Metallerzeugnissen => Manufacture of fabricated metal products, except machinery and equipment ist ein —» Wirtschaftszweig. Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten, Sportgeräten, Spielwaren und sonstigen Erzeugnissen, Recycling => Manufacture of furniture; manufacturing n.e.c. ist ein —> Wirtschaftszweig. Hilfstätigkeiten sind bezogen auf Unternehmen Tätigkeiten von Kostenstellen, die ausschließlich für interne Zwecke Leistungen erbringen, so die der Verwaltung, der Buchhaltung, des Ein- und Verkaufs, von Reparaturstellen oder die des Werkverkehrs. In den rein gütermäßig abgegrenzten —• 10Tabellen vom Typ der Produktionsverflechtung werden die mit H. verbundenen Kosten nicht zu anderen Bereichen umgesetzt, sondern auf die —> Haupttätigkeit und die Nebentätigkeiten von Mehrproduktuntemehmen verteilt. Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr; Verkehrsvermittlung => Supporting and auxiliary transport 178

activities; activities of travel agencies ist ein —»Wirtschaftsbereich. Hochschulen —•Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —» COFOGSystematik. Holzgewerbe (ohne Herstellung von Möbeln) => Manufacture of wood and of products of wood and cork, except furniture; manufacture of articles of straw and plaiting materials ist ein —• Wirtschaftsbereich. Holz sowie Holz-, Kork- und Flechtwaren (ohne Möbel) => Wood and products of wood and cork (except furniture), articles of straw and plaiting materials ist eine —» Gütergruppe. Homogene Produktionseinheit Fiktive —• Darstellungseinheit in den 10Tabellen vom Typ der —• Produktionsverflechtung, die im Hinblick auf die Produktionstechnik und Inputstruktur möglichst homogen ist und jeweils nur Güter einer bestimmten —• Gütergruppe erzeugt. Alle H., die die Güter einer Gütergruppe erzeugen, bilden den jeweiligen —> Produktionsbereich. Homogenität ist eine Anforderung an die VGR. H. des Datenkörpers ist Voraussetzimg fur die Isolierung der interessierenden Phänomene von Unterschieden in technische Eigenschaften der Daten. Die Forderung nach Homogenität des Datenkörpers schließt die nach Vergleichbarkeit in mehreren Dimensionen ein: - im Raum, zwischen verschiedenen Regionen und Staaten, - zwischen Wirtschaftsbereichen, - in der Zeitreihe.

Humanvermttgen Human Capital => Arbeitsvermögen. —• Humanvermögen. Humanvermögen => Arbeitsvermögen; => Humankapital besteht in den auf Erziehung, Ausbildung und Erfahrung beruhenden personengebundenen menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten, die ökonomisch verwertbar sind, also Einkommen ermöglichen. Hierbei werden teilweise neben den marktmäßigen auch nichtmarktmäßige (darunter „psychische") Einkommen eingeschlossen. Entsprechend wird H. enger im Sinne berufsbezogener Qualifikation sowie zertifizierter Aus- und Weiterbildung gesehen; in weiterer Interpretation wird auch sog. weiches H. berücksichtigt, das sich mehr auf Indikatoren wie Motivation, soziale Verträglichkeit, Gesundheit, geistige Mobilität bezieht. Es besteht eine Analogie zwischen Investitionen in das H. und in das Sachvermögen. Gemeinsam ist ihnen, dass gegenwärtige Ausgaben künftig Erträge hervorbringen (können). Bildung gilt als Indikator fur die soziale Lage von Haushalten. Die Erfassung des H. ist von Interesse, weil ein Zusammenhang zwischen Bildung und sozialer Ungleichheit angenommen wird. Bereits A. Smith und J. B. Say haben die Bedeutung individueller und durch Bildung erworbener Fähigkeiten für die Arbeitsleistungen erkannt. Der Nachweis des H. ist aber auch insbesondere fur die Analyse des Wachstums von Bedeutung. H. kann nicht von der Person getrennt werden und ist wegen fehlender oder nur begrenzter Veräußerbarkeit mit hohem Risiko verbunden. Es wird meist nicht marktmäßig sichtbar. Da die Personen über ihre Arbeitskraft i.d.R. frei verfügen können, also ihre Beschäftigung frei wählen können, werden Investitionen in das H. nicht Eigentum der Unternehmen oder des Staates; sie werden daher dort -

trotz der (Mit-) Finanzierung - als laufende Ausgaben verbucht. Die theoretische Abgrenzung des H. ist problematisch, seine Einbeziehung in eine —* Vermögensrechnung stößt auf statistische Schwierigkeiten der Erfassung und Bewertung. Weil keine Marktpreise vorliegen, sind größere Unterstellungen erforderlich. Eine theoretische Basis zur Erfassung und Bewertung des H. bietet die Humankapitaltheorie. Um künftig zusätzliche Einkommen zu erzielen, sind Investitionen in das H. erforderlich. Hierbei wird es sich i.d.R. um Bildungsinvestitionen handeln, aber auch Maßnahmen ζ. B. der Gesundheitsvorsorge werden gelegentlich in die Analyse einbezogen. Legt man das Modell rational handelnder Wirtschaftssubjekte zugrunde, so werden diese solange in das H. investieren bis die Grenzkosten dem Grenzertrag der Maßnahme entsprechen. Folglich kann man zur Messung des H. entweder auf den Gegenwartswert der kumulierten Ausgaben abstellen, die beim Erwerb des H. insbesondere in Form von zertifizierten Abschlüssen (z.B. Schule, Studium) anfallen. Für die —» Kumulationsmethode spricht, dass sie auch für die Berechnung des Sachvermögens verwandt wird. Oder aber die Erträge von Bildungsinvestitionen werden geschätzt. Dann wird letztlich auf die Produktivität der Humaninvestitionen z.B. aufgrund von Leistungsindikatoren abgestellt. Hierbei können prinzipiell monetäre und nichtmonetäre Erträge (darunter Arbeitsplatzsicherheit, Status u.ä.) eingeschlossen werden; die Praxis stellt aber regelmäßig nur monetäre Erträge in Messgrößen dar. Das Kalkül wird in der Realität allerdings dadurch verzerrt, dass Bildungsmaßnahmen in erheblichem Umfang unentgeltlich in Ansprach genommen werden können. Ein anderer Ansatz könnte darin bestehen, die Menschen im Hinblick auf ihre Fähigkeiten usw. zu testen. Auch könnten nach der Inventurmethode z.B. 179

Hundesteuer durch Volkszählung oder Mikrozensus die Qualifikationsstruktur der Bevölkerung ermittelt und anhand etwa der Bildungsabschlüsse das H. geschätzt werden. Teilweise werden in das H. auch die Kosten der Kindeserziehung bis zur Erwerbsphase einbezogen und nicht nur die Investitionen zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität berücksichtigt. H. wird dann als Lebensarbeitseinkommen interpretiert. Ein Ansatz zur Schätzung des H. geht von der Aufteilung des Volkseinkommens auf Arbeits- und Vermögenseinkommen aus, deren Relation auf das Verhältnis Arbeits-/Sachvermögen übertragen wird. Dadurch wird die Problematik der —» funktionalen Einkommensverteilung, z.B. beim —• Arbeitsvermögen, an die VermR weitergegeben. Die Höhe des H., die vor allem von dem Diskontierungsfaktor und der Wachstumsrate abhängt, schätzen so Engels/Sablotny/Zickler auf das 5-10fache des Sachvermögens. Zu einer ähnlichen Größenordnung kommen US-amerikanische Studien (Jorgenson/ Fraumeni). Eine neuere Modellrechnung auf Basis einer erweiterten 10Tabelle für 1990 und Westdeutschland hat Ewerhart vorgelegt. Will man das Humankapital in Analogie zu den —> Vermögensgütern berechnen, liegt die Anwendimg der PerpetualIventory-Methode nahe. Einen solchen Ansatz hat Ewerhart vorgelegt. H. wird in den deutschen VGR entsprechend den internationalen Empfehlungen des SNA und ESVG nicht ausgewiesen. Wäre das der Fall, müssten die Bildungsausgaben aller Sektoren zu den Investitionen in —• immaterielles Vermögen gezählt werden. Weil Bildungsausgaben nicht zu den Investitionen rechnen, gilt auch der Output des Wirtschaftsbereichs „Erziehung und Unterricht" in der aktuellen Periode als vollständig verbraucht.

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Literatur: W. Engels u. a., Das Volksvermögen, Frankfurt 1974; D. W. Jorgenson/B. M. Fraumeni, The Accumultion of Human and Nonhuman Capital, 1949-84, in: R.E. Lipsey/H.S. Tice (eds.), The Measurement of Saving , Investment and Wealth, Chicago 1989; OECD, Measuring What People Know, Paris 1996; G. Ewerhart, Bildungsinvestitionen, Bildungsvermögen und Abschreibungen auf Bildung, in: Beiträge zur Arbeitsmarktund Berufsforschung 247, Nürnberg 2001.

Dieter Brümmerhof? Hundesteuer —•Steuern.

I

Immaterielle Anlagegttter => Intangible fixed assets. —+ Anlagegüter. Hierzu zählen - * Suchbohrungen, —• Computerprogramme, —• Urheberrechte und —> Sonstige immaterielle Anlagegüter, die länger als ein Jahr genutzt werden. Immaterielle nichtproduzierte Vermögensgttter => Intangible non-produced assets. Nichtproduzierte Aktiva, bei denen es sich um gesellschaftliche Konstrukte handelt. Sie entstehen durch rechtliche oder buchungstechnische Vorgänge, wie die Erteilung eines Patents oder die Übertragung eines wirtschaftlichen Vorteils auf einen Dritten. Bestimmte I. berechtigen ihre Eigentümer, eine bestimmte Tätigkeit auszuüben und andere institutionelle Einheiten davon auszuschließen, sofern diese nicht über eine Genehmigung der Eigentümer verfügen. Die Position untergliedert sich in Patente, Nutzungsrechte, Aktivierter Firmenwert und Sonstige I. Die I. rechnen nicht zum —* Lieferprogramm und werden in den deutschen VGR nicht nachgewiesen. Implizite Preisindizes der VGR —• Preisentwicklung nach den VGR. Impliziter Deflator => Implicit deflator. —»Preisentwicklung nach den VGR. Importabgaben => Taxes and duties on imports excluding VAT, => Einfuhrabgaben umfassen alle Zwangsabgaben, ausgenommen die —» Mehrwertsteuer, die vom Staat oder von Institutionen der EU auf eingeführte Güter, die in den freien Verkehr des Wirtschaftsgebietes eingehen, oder auf Dienstleistungen, die von ge-

bietsfremden Einheiten für gebietsansässige Einheiten erbracht werden, erhoben werden. Zu den I. gehören Zölle (Zölle und sonstige Importabgaben, die aufgrund von Zolltarifen auf bestimmte Waren zu entrichten sind) sowie —• Importsteuern. Die E. stehen den EG ab 1971 als eigene Einnahmen zu. Sie werden als Direktzahlung an die übrige Welt nachgewiesen. In den bisherigen deutschen VGR wurden sie als E. an den Staat und außerdem als —* laufende Übertragungen des Staates an die übrige Welt gebucht. Die I. sind Teil der —> Gütersteuern und der —» Produktions- und Importabgaben. Importe => Imports of goods (and services), => Einfuhr. Der Begriff findet in verschiedenen Statistiken Verwendung. In erster Linie bezieht er sich auf die Wareneinfuhr im Rahmen der —• Außenhandelsstatistik. Dort handelt es sich um den grenzüberschreitenden Warenverkehr zwischen found Ausland in der Abgrenzung —> cif Grenze des Erhebungsgebietes. Für Zwecke der VGR bzw. der Zahlungsbilanz wird eine Umrechnung auf das fob-Konzept vorgenommen. Es spielt keine Rolle, ob diese I. entgeltlich oder unentgeltlich erfolgen oder ob sie nur vorübergehender Natur sind. In den —» VGR schließen die I. im Rahmen des —• Außenbeitrags zusätzlich die Dienstleistungen mit ein. Entsprechendes gilt für die —• Zahlungsbilanz. Dort ist der Begriff zudem noch weiter gefasst. Er wird auch auf den Kapitalverkehr (—» Kapitalimport) angewendet. Importe gleichartiger Güter werden in der —> Aufkommenstabelle und in der Input-Output-Tabelle mit 181

Importmatrix gütermäßiger Aufgliederung der Importe (—• Input-Output-Tabellen des StBA) zu entsprechenden Gütern aus inländischer Produktion (—• Produktionswerte) hinzuaddiert, um das gesamte Aufkommen an Gütern (Waren und Dienstleistungen) zu erhalten. Die Verwendung von I. nach Produktionsbereichen bzw. Kategorien der letzten Verwendung wird in der —> Importmatrix gezeigt. Die Importe gleichartiger Güter werden zu —> cif-Preisen bewertet. Importmatrix => Use table for imports, => Import matrix, => Einfuhrmatrix zeigt im Rahmen der ΙΟ-Rechnung, wie die einzelnen Arten importierter Waren und Dienstleistungen (Zeilen der Tabelle) in der Volkswirtschaft verwendet werden (Spalten der Tabelle), und zwar als Vorleistungen der 59 Produktionsbereiche sowie für die Endverwendungskategorien Konsumausgaben privater Haushalte, Konsumausgaben privater Organisationen ohne Erwerbszweck, Konsumausgaben des Staates, Bruttoanlageinvestitionen, Vorratsveränderungen und Wertsachen sowie Exporte. Durch Abzug der I. von der IO-Tabelle der Inlandsproduktion und Importe wird die IO-Tabelle der Inlandsproduktion gewonnen, die für die ΙΟ-Analyse von herausragender Bedeutung ist. Außerdem dient die I. zur Deflationierung in den VGR, und zwar der eingeführten Waren und Dienstleistungen, die in den einzelnen Aggregaten enthalten sind. Importsteuern => Taxes on imports excluding VAT and import duties —• Importabgaben umfassen Abschöpfungsbeträge auf importierte landwirtschaftliche Erzeugnisse, Währungsausgleiche, die beim Import erhoben werden, allgemeine und spezielle

Verbrauchsabgaben auf importierte Gü182

ter, allgemeine Umsatzsteuern auf den Import von Gütern, Abgaben auf Dienstleistungen, die von gebietsfremden Unternehmen im Wirtschaftsgebiet erbracht werden, sowie an den Staat abgeführte Gewinne von öffentlichen Unternehmen, die das Importmonopol für bestimmte Güter besitzen. Importsubventionen => Import subsidies sind —» Subventionen auf Waren und Dienstleistungen, die zahlbar sind, wenn die Waren die Grenze zur Verwendung im Wirtschaftsgebiet überschreiten oder wenn die Dienstleistungen für gebietsansässige institutionelle Einheiten erbracht werden. Zu den I. gehört auch die Deckung von Verlusten staatlicher Handels· und Vorratsstellen, die aufgrund einer bewussten staatlichen Politik von Gebietsfremden Güter kaufen und diese zu niedrigeren Preisen an Gebietsansässige verkaufen. Importquote Verhältnis —> Importe zum BIP. Incoterms => .international Commercial 7erms sind von der Internationalen Handelskammer in Paris (1936/1953) herausgebrachte Kurzformen, die im internationalen Handel übliche Vertragsformeln verbindlich interpretieren. Jede Bezeichnung umfasst bestimmte Leistungen. Im Wesentlichen geht es dabei um Fragen der Übernahme bzw. Verteilung von Kosten und den Gefahrenübergang, aber auch um sonstige Rechte und Pflichten des Käufers bzw. des Verkäufers. Zu den bekanntesten Formeln zählen —• cif und —• fob, die in der —• Außenhandelsstatistik und der —• Zahlungsbilanzstatistik zur Definition des Grenzübergangswerts herangezogen werden.

Industry χ industry-Tabelle Indirekte Steuern Diese früher in den VGR gebräuchliche Bezeichnung fur die Produktionssteuern, die nicht abziehbare Umsatzsteuer sowie die Einfuhrabgaben wird nach der Klassifikation des ESVG 1995 durch die -> Produktions- und Importabgaben ersetzt. Individualkonsum => Actual individual consumption —• Konsum umfasst die von privaten Haushalten empfangenen Güter, die der Befriedigung der Bedürfnisse und Wünsche der Mitglieder der inländischen privaten Haushalte unmittelbar dienen. Für diese Güter muss gelten: (1) Es muss feststellbar sein, welcher private Haushalt die Güter empfangen hat; (2) der private Haushalt muss der Entgegennahme zugestimmt haben und die dafür erforderlichen Maßnahmen (z.B. Schulbesuch) eingeleitet haben; (3) die Güter müssen bestimmten Haushalten, Personen oder Personengruppen bereitgestellt werden, ohne dass auch andere Haushalte oder Personen diese gleichzeitig empfangen können. I. umfasst neben den —> Konsumausgaben der privaten Haushalte (Ausgabenkonzept) auch den —• Individualkonsum des Staates und den —• Individualkonsum der privaten Organisationen o. E. Individualkonsum der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck —• Soziale Sachtransfers der privaten Organisationen ο. E. Die —»Konsumausgaben der privaten Organisationen o.E. gelten nach dem ESVG 1995 vereinbarungsgemäß immer als I. Individualkonsum —> Soziale Sachtransfers des Staates ist neben dem —• Kollektivkonsum eine Einkommensverwendungsgröße des Konsums nach dem —• Verbrauchskonzept.

Individualverbrauch —> Individualkonsum. Individualisierbare Konsumausgaben des Staates und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck bestehen aus den —» sozialen Sachleistungen und den —> individuell zurechenbaren Sachleistungen. Individuell zurechenbare Sachleistungen => Transfers of individual non-market goods and services sind Teil der —• sozialen Sachtransfers und (nach dem Ausgabenkonzept) Teil der Konsumausgaben für den Individualverbrauch. Als unterstellte Einkommenstransfers im Rahmen des —• Verbrauchskonzeptes entsprechen sie dem Wert der Waren und Dienstleistungen, die einzelnen Haushalten vom Staat oder von privaten Organisationen o.E. unentgeltlich oder zu niedrigen Preisen (nach Abzug dieser Konsumausgaben der Haushalte) zur Verfugung gestellt werden. Diese Leistungen setzen sich nach dem ESVG 1995 vereinbarungsgemäß aus den gesamten Konsumausgaben der privaten Organisationen o.E. sowie bestimmten, nach der Klassifikation der Funktionen des Staates (COFOG) abgegrenzten Teilen der staatlichen Konsumausgaben zusammen. Die Aufgabenbereiche Unterrichtswesen, Gesundheitswesen, Soziale Sicherung, Sport und Erholung, Kultur werden insgesamt und die Bereiche Wohnen, Hausmüll- und Abwasserentsorgung sowie Verkehrsnetze teilweise einbezogen, „wenn sie bedeutsam sind". Industry χ industry-Tabelle wird im SNA die rein institutionell gegliederte ΙΟ-Tabelle bezeichnet. Sie ist in den Zeilen und Spalten nach Industries aufgeteilt, die in den deutschen VGR am ehesten den —» Wirtschaftsbereichen entsprechen. Die I. wird aus den —• Basista183

Inland bellen mit Hilfe eines —• Überleitungsverfahrens gewonnen. Es handelt sich um eine ΙΟ-Tabelle vom Typ der —> Marktverflechtungstabelle. Inland => Gebietsansässige. —• Inlandskonzept. Inländer —> Inländerkonzept. Wirtschaftseinheiten, die ihren ständigen Sitz oder Wohnsitz im —• Wirtschaftsgebiet haben. Inländerkonzept In den VGR wird nach dem —• Inlandskonzept und dem I. unterschieden. Diese Unterscheidung bezieht sich nicht unmittelbar auf die Abgrenzung der Volkswirtschaft, sondern wird zur näheren Kennzeichnung bestimmter Einkommens-, Ausgaben- und Erwerbstätigkeitsbegriffe verwendet. Die Verteilung, Umverteilung und Verwendung der Einkommen wird nach dem I. dargestellt, d.h. in allen Einkommensgrößen vom Nettonationaleinkommen (NNE) bis zum verfügbaren Einkommen der Volkswirtschaft und der Sektoren sind die von der übrigen Welt empfangenen primären und sekundären Einkommen enthalten, nicht jedoch die an die übrige Welt geleisteten Einkommen. Besonders zu beachten ist der Unterschied zwischen dem Arbeitnehmerentgelt in der Inländerabgrenzung (einschl. Arbeitnehmerentgelt der Auspendler, ohne Arbeitnehmerentgelt der Einpendler) und in der Inlandsabgrenzung (ohne Arbeitnehmerentgelt der Auspendler, jedoch einschl. Arbeitnehmerentgelt der Einpendler); beim I. gilt daher das Wohnortkonzept. Beide Konzepte werden ferner bei den Käufen der privaten Haushalte unterschieden. Das I. erfasst die Käufe (im Inland oder außerhalb) aller privaten Haus184

halte, die zu den Inländern (Gebietsansässigen) rechnen. Inländische finanzielle Sektoren ist eine Bez. der BBK für Finanzielle Kapitalgesellschaften. Die I. umfassen als eigenständige Sektoren —• Monetäre Finanzinstitute, —• Sonstige Finanzinstitute und —• Versicherungen. Inländische Verwendung => Final national uses; => Letzte inländische Verwendung; => Inlandsnachfrage. Zwischengröße bei der Ermittlung des —* Bruttoinlandsprodukts bzw. des —• Bruttonationaleinkommens über die —> Verwendungsrechnung. I. setzt sich zusammen aus dem —> Konsum und den —» Brattoinvestitionen. Die außenwirtschaftlichen Transaktionen der Volkswirtschaft sind in dieser Größe nicht berücksichtigt. Inländische Verwendung 1995, Mrd Euro

Konsum (Ausgabenkonzept) 1 381,4 Private Haushalte 996,0 Private Organisationen ο. E. 28,6 Staat 356,8 + Bruttoinvestitionen 408,3 Ausrüstungen 129,8 Bauten 258,7 Sonstige Anlagen 15,6 Vorratsveränderungen 4,1 = Inländische Verwendung

1 789,7

Inlandskonzept Die volkswirtschaftliche Produktion und die damit verbundene Einkommensentstehung werden nach dem I. nachgewiesen. Bei den Einkommen besagt das I., dass es sich um Einkommen handelt, die im Zuge der Produktion bei inländischen Wirtschaftseinheiten entstanden sind. Teile des von den Arbeitgebern geleisteten Arbeitnehmerentgeltes gehen an Einpendler aus der übrigen Welt, die nicht zu den Einwohnern des Wirtschaftsgebietes zählen. Das Arbeitnehmerentgelt, das deutsche Auspendler von Arbeitgebern in

Innersektorale Forderungen der übrigen Welt empfangen, erscheint nicht an dieser Stelle, sondern beim —» Inländerkonzept. Weitere aus der Nettowertschöpfung des Inlandes an die übrige Welt geleistete Primäreinkommen können prinzipiell auch sonstige Produktionsabgaben an die EU sein, die derzeit für Deutschland nicht bekannt sind. Sonstige Subventionen von der EU (ζ. B. Stilllegungsprämien für landwirtschaftliche Betriebe) hingegen fließen nach Deutschland und werden in den VGR nachgewiesen. Die Unterscheidung zwischen I. und dem Inländerkonzept wird auch zur näheren Kennzeichnung bestimmter Ausgaben- und Erwerbstätigkeitsbegriffe verwendet. Bei den Käufen der privaten Haushalte nach dem I. werden die bei inländischen Wirtschaftseinheiten getätigten Konsumausgaben privater Haushalte unabhängig davon gemessen, ob die kaufenden Haushalte inländische Wirtschaftseinheiten sind oder nicht. Bei den Erwerbstätigen schließlich verwendet man das I. für die bei inländischen Wirtschaftseinheiten Beschäftigten (Arbeitsortkonzept). Inlandsnachfrage => letzte inländische Verwendung. Der Begriff „letzte inländische Verwendung" ist nicht unproblematisch, da insbesondere die Vorräte üblicherweise noch einer weiteren Verwendung zugeführt werden können, sei es als Vorleistungen, Konsum, Export usw. International wird der Begriff daher teilweise auch ohne Einbeziehung der Vorratsänderungen benutzt. Inlandsprodukt => Domestic product. —• Bruttoinlandsprodukt. Innenfinanzierungsmittel Bei der Darstellung der —» Vermögensbildung der Unternehmen und ihrer Fi-

nanzierung häufig verwendeter Begriff für die Summe der Mittel aus nichtentnommenen Gewinnen, Abschreibungsgegenwerten und von anderen Sektoren (überwiegend vom Staat) per saldo empfangenen Vermögensübertragungen. Gelegentlich auch als „eigene Mittel" bezeichnet, die im wesentlichen „intern" erwirtschaftet worden sind. In betriebswirtschaftlicher Sicht handelt es sich deshalb vornehmlich um Innenfinanzierung. Innenfinanzierungsquote Die I. kann je nach der für die Innenfinanzierungsmittel gewählten Bezugsgröße in verschiedener Weise abgeleitet werden. So wird bei der Darstellung der —> Vermögensbildung der Unternehmen und ihrer Finanzierung die Summe aus nichtentnommenen Gewinnen, Abschreibungsgegenwerten und per saldo empfangenen Vermögensübertragungen zum einen den Bruttoinvestitionen, zum anderen auch dem gesamten Finanzbedarf für die Investitionen in Sach- und Geldvermögen gegenübergestellt. Innersektorale Forderungen Hierunter sind Kreditbeziehungen zwischen Untersektoren des gleichen Hauptsektors zu verstehen. Dazu gehören vornehmlich die Beziehungen zwischen Kreditinstituten und Zentralbank. Es handelt sich dabei - seit dem Start der Europäischen Währungsunion - auf der Forderungsseite der BBk um die Kredite, die dem Finanzsektor im Rahmen der verschiedenen Refinanzierungsgeschäfte (Hauptrefinanzierungsgeschäfte, längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, Spitzenrefinanzierungsfazilität, usw.) gewährt werden. Bis Ende 1998 rechneten hierzu Kredite, die durch den Ankauf von Wertpapieren mit Rücknahmevereinbarung gewährt wurden, sowie Lombard- und Rediskontkredite. Die Verbindlichkeiten der BBk gegenüber Kreditinstituten umfassen im wesentlichen deren Mindestre185

Innersektorale Verbindlichkeiten serven (und Überschussguthaben) sowie Bargeldbestände. Weitere innersektorale Kreditbeziehungen betreffen die Forderungen der Sozialversicherungen gegenüber Gebietskörperschaften (hauptsächlich aus Schuldscheindarlehen). Der Nachweis innersektoraler Forderungen und Verbindlichkeiten ist schwierig und im Wesentlichen beschränkt auf Sektoren, fur die originäre statistische Informationen vorliegen; das gilt im Grunde nur für die Finanzinstitute. Innersektorale Verbindlichkeiten —> Innersektorale Forderungen. Input-Koeffizient zeigt spaltenweise im I. und III. —• Quadranten der ΙΟ-Tabellen (IOT) den Verbrauch von Vorleistungen nach der Art der Güter sowie die Komponenten der —• Bruttowertschöpfung in Prozenten des Produktionswertes (Output) der produzierenden Bereiche. Sie bilden also die Input- oder Kostenstruktur der Bereiche ab, wobei zwischen intermediären Inputs (I. Quadrant) und Primärinputs (ΠΙ. Quadrant) unterschieden werden kann. Die I. dienen der deskriptiven Auswertung von IOT. Aus den im I. Quadranten dargestellten I. werden die —» inversen Leontief-Koeffizienten berechnet, die ein wichtiges Hilfsmittel der —> IO-Analyse (IOA) sind. Input-Methode Ein im Rahmen der —> ΙΟ-Rechnung angewandtes Verfahren zur Erstellung des I. und III. Quadranten einer —> IO-Tabelle. Die Vorleistungen der spaltenweise angeordneten —> Wirtschaftszweige werden nach —• Gütergruppen und die —• Wertschöpfung nach ihren Komponenten aufgespalten. So entsteht ein detailliertes Bild über die —» Inputstruktur der Wirtschaftszweige.

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Input-Output-Analyse => Verflechtungsanalyse ist eine Methode zur quantitativen Analyse der strukturellen Wechselbeziehungen in einer räumlich abgegrenzten Wirtschaft. Die I. geht auf W. Leontief zurück, der —> Input-Output-Modelle entwickelte. Bei der I. handelt es sich um ein Verfahren zur Untersuchung von bezogenen und gelieferten Leistungen. Die Eigenart, dass die Leistungsströme nach der "von wem zu wem"-Basis erfasst werden, gibt der I. ihren Namen. Sie geht von dem Grundgedanken aus, dass Veränderungen in einem Wirtschaftsbereich Rückwirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft haben; dabei können die Wirkungen direkter und/oder indirekter Natur sein, wie die Unterscheidung zwischen deskriptiver Auswertung und modellmäßiger Auswertung verdeutlicht. Deskriptive Auswertung: Die deskriptive Auswertung der —> Input-OutputTabelle (IOT) vermittelt ein quantitatives Bild von den direkten Verflechtungen zwischen den Produktionsbereichen und den Bereichen der letzten Verwendung bzw. den primären Inputs. Methodische Grundlagen sind die Input- und OutputKoeffizienten sowie die Triangulation. Die —> Input-Koeffizienten ay, die angeben, welcher Anteil des Inputs des Produktionsbereichs j vom Bereich i (Produktionsbereiche und primäre Inputs) bezogen worden ist, bringen die Bezugsbzw. Input-Strukturen zum Ausdruck. Die —* Output-Koeffizienten Ojj, die angeben, welcher Anteil des Outputs des Produktionsbereichs i an den Bereich j (Produktionsbereiche und Bereiche der letzten Verwendung) geliefert worden ist, beschreiben demgegenüber die Absatzoder Output-Strukturen. Beide Koeffizienten können bei der Prognose sektoraler Produktionsentwicklungen wertvolle Hilfe leisten. Die Input-Koeffizienten lassen erkennen, wie wichtig einzelne Be-

Input-Output-Analyse reiche als Lieferanten von Rohstoffen, Vorprodukten, Energie usw. sind, und sie zeigen, wie groß die unmittelbaren Abhängigkeiten auf der Kostenseite sind. Die Output-Koeffizienten kennzeichnen die Wichtigkeit einzelner Bereiche als Abnehmer von Gütern; sie machen deutlich, dass nur eine umfassende Prognose der Bedarfsentwicklung eine ausreichende Abstimmung der sektoralen Produktion auf die Erfordernisse der letzten Verwendung und der anderen Produktionsbereiche gewährleistet. Die Triangulation ist eine Methode zur Ermittlung der Produktionshierarchie. Dazu wird der Vorleistungsteil einer IOT in eine Matrix umgewandelt, bei der die Lieferungen oberhalb oder unterhalb der Hauptdiagonalen maximiert sind. Es gibt dafür verschiedene Verfahren. Wird z.B. eine dem Produktionsfluss entsprechende Rangordnung gebildet, so bringt diese die Abhängigkeit (Dependenz) der für eine Prognose wichtigen Bereiche zum Ausdruck. Sie kann genutzt werden, wenn Branchenexperten bei der Erarbeitung einer gemeinsamen Produktionsprognose in der Reihenfolge der Hierarchie ihre Voten abgeben. Dadurch wird sichergestellt, dass jeder Experte - außer dem letzten durch seine Prognose mehr Informationen an den nachfolgenden Vertreter weitergibt, als er von seinem Vorgänger erhalten hat. Modellmäßige Auswertung: Im Mittelpunkt der modellmäßigen Auswertung der IOT stehen die —»inversen LeontiefKoeffizienten Cij. Sie geben an, wie viel der Produktionsbereich i bereitstellen muss, damit eine Einheit Endverwendung von Gütern des Produktionsbereichs j befriedigt werden kann. Durch Einbeziehung der sektoralen Interdependenzen lassen sich somit die zur Befriedigung der letzten Verwendung insgesamt, also die direkt und die indirekt benötigten Outputs aller Produktionsbereiche ermitteln. Zu beachten sind allerdings die Annahmen

des jeweiligen —» Input-Output-Modells, das der Auswertung zugrunde gelegt wird. Die Möglichkeit, mit Hilfe der inversen Koeffizienten die direkten und indirekten Zusammenhänge zwischen Produktion, letzter Verwendung und primären Inputs aufzuzeigen, wird für Zwecke der Diagnose und Prognose genutzt. Bei der Diagnose geht es um Analysen innerhalb des Systems einer vorliegenden IOT. Bei der Prognose wird dieses System verlassen, indem Variable von außen her vorgegeben und mit der vorliegenden Tabelle kombiniert werden; es handelt sich also mehr um eine bedingte Prognose, mit der die von einer vorgegebenen Endverwendung ausgehenden sektoralen Wirkungen im Voraus quantifiziert werden. Wenn mit der IOT abgestimmte sektorale Zusatzinformationen vorliegen, z.B. über das Anlagevermögen, den mengenmäßigen Energie-Einsatz und den Arbeitsmarkt, können die Ergebnisse der I. in entsprechende Anlagevermögens-, Energie- und Beschäftigungseffekte transformiert werden. Auch bei Untersuchungen zur Umweltbelastung (—• UmweltSatellitensystem) wird die I. herangezogen. Diagnostische Bedeutung: Bei der modellmäßigen Auswertung der IOT für Zwecke der Diagnose interessieren vor allem drei Verknüpfungsmöglichkeiten: die Verbindungen zwischen den Vorleistungsbeziehungen (I. Quadrant) und der letzten Verwendung (Π. Quadrant), zwischen den Vorleistungsbeziehungen (I. Quadrant) und den primären Inputs (ΠΙ. Quadrant) und zwischen der letzten Verwendung (II. Quadrant) und den primären Inputs (ΠΙ. Quadrant). Das Ziel jeglichen Wirtschaftens ist die Befriedigung der letzten Verwendung durch die Bereitstellung von Fertigprodukten. Darüber hinaus werden Vor- und Zwischenprodukte gebraucht, um die zur Belieferung der Endverwendungsbereiche 187

Input-Output-Analyse (i.d.R. Konsum der privaten Haushalte und des Staates, Investitionen, Export) notwendigen Waren und Dienstleistungen zu erzeugen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, welche Bedeutung die verschiedenen Endverwendungsbereiche für die einzelnen Produktionsbereiche haben, zumal diese ja nicht nur unmittelbar, sondern vorleistungsbedingt auch mittelbar von der letzten Verwendung abhängig sind. Die gesamte (direkte und indirekte) Bedeutung der Komponenten der letzten Verwendung für die Wirtschaftsbereiche lässt sich mit Hilfe der inversen Matrix C berechnen, und zwar durch die Multiplikation mit einer aus den Endverwendungsbereichen Y bestehenden Matrix: X = C · Y. Dann ergibt sich die zur Befriedigung der Endverwendungskomponenten direkt und indirekt notwendige Produktion. Will man zusätzlich wissen, wie viele Produkte eines ausgewählten Bereichs in der für die letzte Verwendung bestimmten Produktion der einzelnen Produktionsbereiche enthalten sind, d.h. durch welche Lieferbeziehungen die indirekte Abhängigkeit des ausgewählten Bereichs im einzelnen bedingt ist, muss man eine branchenspezifische Marktverflechtungsanalyse durchführen. Hierzu wird die dem untersuchten Produktionsbereich entsprechende Zeile i aus der inversen Matrix herausgezogen und - als Diagonalmatrix geschrieben - mit den Endverwendungskomponenten kombiniert: X i = DCi • Y. Wie die letzte Verwendung, so besteht auch der —> Primärinput aus verschiedenen Komponenten, die für die einzelnen Produktionsbereiche als Kostenfaktor von unterschiedlichem Gewicht sind. Da die im I. Quadranten der IOT erfassten Vorleistungen aber ebenfalls unter Einsatz primärer Faktoren erstellt worden sind, können sie - und das bedeutet eine

Durch die Verknüpfung des I. und ΙΠ. Quadranten werden die primären Inputs den Vorleistungen und damit letztlich der endverwendungs-induzierten Produktion zugerechnet. Grundlage der Zurechnung sind wieder die inversen Koeffizienten, die mit den primären Input-Koeffizienten Ap kombiniert werden, und zwar durch Ap · C. Eine solche Zurechnimg kann bereichsmäßig wieder weiter aufgeteilt werden, und zwar für die Gesamtheit der primären Inputs wie für einzelne Komponenten, z.B. den Import oder die Arbeitnehmerentgelte. Die Berechnung pAp · C zeigt dann, wie viele primäre InputAnteile die einzelnen Bereiche zum Erstellen einer endverwendungsinduzierten Produktionseinheit beisteuern müssen, wenn diese Einheit vollständig auf ihre primären Input-Bestandteile zurückgeführt wird. Dadurch wird deutlich, welche Folgen etwa der Wegfall von Vorleistungsimporten einzelner Bereiche für die Erzeugung bestimmter Produktionseinheiten haben könnte. Durch die den Bereichen der letzten Verwendung zugerechnete Produktion ist eine Verbindung zwischen dem I. und Π. Quadranten hergestellt worden und durch die der Produktion zugerechneten primären Inputs eine entsprechende Verbindung zwischen dem I. und HL Quadranten. Beide Rechnungen lassen sich kombinieren. Dann ergibt sich durch die Zurechnung der primären Inputs zu den Endverwendungsbereichen eine weitere Verknüpfungsmöglichkeit, nämlich die zwischen dem Π. und dem ΙΠ. Quadranten. Durch die Berechnung Ap · C · Y erhält man die in den einzelnen Bereichen der letzten Verwendung enthaltenen verschiedenen Primärinputs. Prognostische Bedeutung: Wird wie schon erwähnt - das System einer vorliegenden IOT verlassen, d.h. werden

weitere Diagnose-Auswertung — auf diese

Größen der letzten Verwendung

primären Inputs zurückgeführt werden:

primäre Inputs von außen her vorgege-

188

oder

Input-Output-Analyse ben, hat man es mit der prognostischen Bedeutung der I. zu tun. Sie gestattet es, die von den exogenen Größen induzierten Produktions- und Preiseffekte zu ermitteln, und zwar durch Multiplikation der inversen Koeffizienten mit den exogenen Variablen. Auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene wird die I. in dieser Hinsicht als Hilfsmittel der Prognose und als ergänzendes Instrument der Wirtschaftspolitik vielfältig eingesetzt. Hinzu kommen die wirtschaftsbereichs- und projektspezifischen Wirkungsanalysen. Bei letzteren geht es darum, unter bestimmten Annahmen die wirtschaftspolitischen Wirkungen, ausgedrückt durch die Produktionsund Beschäftigungseffekte, von Großprojekten (z.B. Kraftwerksbau und Flughafenerweiterung) zu quantifizieren. Dabei bleiben alle anderen, also die außerökonomischen Aspekte wie etwa Fragen der alternativen Energieversorgung, des Umweltschutzes und der Sicherheitsrisiken, die teilweise von größerer Wichtigkeit sein können als die wirtschaftlichen Argumente, unberücksichtigt. Der Vorteil der I. besteht darin, dass die durch bestimmte Maßnahmen hervorgerufenen Effekte in Form eines Planspiels bereits vorher abgreifbar sind. Dadurch gewinnen die für die Wirtschaftspolitik Verantwortlichen rechtzeitig Einblick in die Effizienz ihrer Maßnahmen, soweit der Strukturaspekt im Vordergrund der Untersuchungen steht. Ein besonders überzeugendes Beispiel für diese Art prognostischer Bedeutung gaben 1984 W. Leontief und F. Duchin mit ihrer ΙΟ-Studie über „The Impacts of Automation on Employment, 1963-2000". Auf der Grundlage eines aufgabenspezifisch neu formulierten dynamischen 10Modells für die US-Wirtschaft wird darin ein umfassendes und konsistentes Bild von den Wirkungen der fortschreitenden Computerisierung und der EDVgesteuerten Automation auf 89 Wirt-

schaftszweige gezeichnet. Ermittelt wurden die voraussichtlichen Output- und Input-Effekte dieser technologischen Veränderungen sowie vor allem die Auswirkungen auf die Nachfrage nach Arbeitsleistungen in 53 Berufsklassen. Für die Prognose im eigentlichen Sinne sind die ΙΟ-Modelle weniger geeignet. Das liegt an der besonderen Fragestellung; bei dieser Art der Analyse geht es zum Beispiel nicht um die Prognose der letzten Verwendung, sondern um die Berechnung der von einer prognostizierten Nachfrage ausgehenden sektoralen Wirkungen. Dadurch ist die I. auch für die Konsistenzprüfung von unabhängig voneinander gewonnenen Vorstellungen über die künftige Entwicklung ökonomischer Variabler geeignet. Selbst auf der Ebene des Unternehmens oder gar des Betriebs ist die I. anwendbar. Dies setzt allerdings eine sehr stark branchenspezifisch disaggregierte IOT oder aber unternehmensbezogene Input- und Output-Daten voraus, die es einem Unternehmen gestatten, sich als eigenständigen Subsektor in eine Tabelle hineinzurechnen. Dann ist es durchaus möglich, den von gesamtwirtschaftlichen Maßnahmen auf das einzelne Unternehmen ausgehenden Produktionseffekt abzuschätzen. Im günstigsten Fall kann ein Unternehmen so seine Marktposition bestimmen, Marktlücken erkennen und neue Absatzmärkte erschließen. Nutzer: Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die I. die Möglichkeit bietet, die von Veränderungen wirtschaftlicher Variabler ausgehenden Wirkungen zu quantifizieren, und zwar nicht nur isoliert, sondern unter Beachtung aller möglichen Anstoß-, Mitzieh- und Rückkoppelungseffekte bei den einzelnen Wirtschaftszweigen. Nutzer der I. in Deutschland waren und sind wissenschaftliche Institutionen, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und das Ifo-Institut für 189

Input-Output-Modelle Wirtschaftsforschung, Universitätsinstitute und Institute amtlicher Stellen, u.a. das Institut fur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit. Anwender der I. sind ferner Wirtschaftsverbände wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Verband der Chemischen Industrie (VCI) sowie Großunternehmen. Von den amtlichen wirtschaftspolitischen Instanzen greifen die Länderregierungen und die internationalen Organisationen, wie die OECD und die EU-Behörden, mehr auf die Möglichkeiten der I. zurück als die Bundesministerien. Das liegt zwar nicht mehr - wie vor 30 Jahren - daran, dass die Bundesregierung die I. als ein mit den Leitbildern des marktwirtschaftlichen Systems unvereinbares Planungsinstrument ablehnt, sondern erklärt sich aus der zeitweiligen - und z.T. berechtigten - Skepsis gegenüber den Annahmen des 10Modells und der Kritik an der mangelhaften amtlichen Datenbasis. Diese ist jedoch in letzter Zeit besser geworden und wird auch in Zukunft durch die 10Datenlieferungen im Rahmen des ESVG weiter verbessert werden. Hinzu kommt, dass im methodischen Bereich Forschungsanstrengungen unternommen worden sind, um zusätzliche Einsatzmöglichkeiten fur die I. zu erschließen; das beweisen die neuerdings in zweijährigem Abstand durchgeführten internationalen ΙΟ-Konferenzen, auf denen die aktuellen Entwicklungen vorgestellt werden. Literatur: H. W. Holub/R. Schnabl, IO-Rechnung: ΙΟ-Analyse, München, 1994; W. Leontief, Input-Output Economics, New York 1966; J. Skolka, Anwendung der ΙΟ-Analyse, Berechnungen am Beispiel der österreichischen Wirtschaftsstruktur, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Wien 1974; R. Stäglin, Input-Output-Analyse, in: Spektrum der Wissenschaft 5/1985, S. 44 - 64. Reiner Stäglin

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Input-Output-Modelle In der —> Input-Output-Analyse stehen die —• inversen Leontief-Koeffizienten im Mittelpunkt der modellmäßigen Auswertung der Input-Output-Tabelle (IOT). Sie repräsentieren die allgemeine Lösung des offenen statischen Mengenmodells, eines der in der Praxis am meisten angewendeten I. Das offene statische Leontief-Modell unterscheidet endogene und exogene Bereiche: Endogen sind jene, für die die spezifische Annahme gilt, dass die für die laufende Produktion bezogenen Inputs sich proportional zum Output verhalten; exogen sind jene Bereiche, für die diese Annahme nicht gilt. Im geschlossenen Leontief-Modell fehlen die exogenen Bereiche, d.h., alle intersektoralen Beziehungen werden modellendogen erklärt. Das bedeutet z.B., dass die im offenen Modell als Bereich der letzten Verwendung erfassten privaten Haushalte einen Produktionsbereich darstellen, dessen Input durch die Bezüge von Waren und Dienstleistungen für den Privaten Konsum und dessen Output durch die angebotenen Arbeitsleistungen, gemessen in Form von Arbeitnehmerentgelt, gegeben sind. Die Relationen xy = ay Xj, die sich durch Umformung der —> InputKoeffizienten ergeben, stellen die Leontief-Produktionsfunktion dar. Sie kann für jeden Produktionsbereich gebildet werden. Folglich lässt sich die Struktur einer Wirtschaft durch ein System von linearen Gleichungen beschreiben, dessen spezifische strukturelle Eigenschaften durch die numerischen Werte der Input-Koeffizienten gegeben sind, die aufgrund einer IOT berechnet werden können. Das Gleichungssystem für ein offenes statisches IO-Modell - als Mengenmodell - hat in der gebräuchlichen Matrizen Schreibweise folgendes Aussehen: χ = Ax + y.

Input-Output-Modelle Hierin beschreibt χ den Spaltenvektor des technologisch abhängigen Outputs (Produktion), der aus den Elementen Xi, X2 Xn besteht; y stellt den Spaltenvektor der systemunabhängigen letzten Verwendung dar und besteht aus den Elementen yi, y2, ..., yn. Α bezeichnet die Matrix der Input-Koeffizienten, die aus einem quadratischen Schema mit den in Zeilen und Spalten angeordneten Elementen ay besteht. Die Lösung des offenen statischen Mengenmodells besteht nun darin, die Produktionsmengen bzw. Produktionswerte χ der einzelnen Bereiche bei exogen vorgegebener Endverwendung y und konstanten Input-Koeffizienten A zu bestimmen. Die Auflösung des linearen Gleichungssystems nach χ ergibt x = a-A)1y. Hierin ist I die Einheitsmatrix, definiert als ein quadratisches Schema, in dem die Hauptdiagonal-Elemente 1 und alle anderen Elemente Null sind. Die Matrix (I A) wird als Leontief-Matrix bezeichnet, und (I - A)"1 stellt die Inverse der Matrix der Input-Koeffizienten (LeontiefInverse) dar. In entsprechender Weise lässt sich das offene statische ΙΟ-Modell als Preismodell definieren, mit dem die Preis- bzw. Kosteneffekte der Produktion bei vorgegebenen primären Inputs ermittelt werden können: xp = (I - Α')'1 A'p. In ihm beschreibt xp den Preisvektor der Produktion, und Ap stellt die Matrix der Primärinput-Koeffizienten dar. Die Matrizen Α und Ap werden in transponierter Form verwendet. Beiden Modellen liegt die Annahme konstanter Koeffizienten zugrunde. Für kurzfristige Betrachtungen ist diese Annahme durchaus vertretbar, für mittelund langfristig ausgerichtete Analysen dagegen empfiehlt es sich - insbesondere wegen der strukturellen Veränderungen - , variable Koeffizienten zu verwenden; beim Abschätzen der Veränderung ver-

sucht man vor allem, Zeit-, Technologieund Preisfaktoren zu berücksichtigen oder auch mit mathematischen Verfahren die IOT zu aktualisieren. Außer der Annahme konstanter InputKoeffizienten wird am traditionellen statischen Leontief-Modell kritisiert, dass es nicht die durch eine Veränderung der letzten Verwendung (z.B. erhöhte Staatsausgaben) induzierten Folgereaktionen berücksichtigt, die bei bestimmten Gegebenheiten auftreten können. Dem kann jedoch Rechnung getragen werden, und zwar durch die Erweiterung des Modells. Der Grundgedanke dabei ist folgender: Erhöht sich im Sinne eines exogenen Anstoßes die letzte Verwendung (z.B. durch zusätzliche Staatsausgaben in einem Arbeitsbeschaffiingsprogramm), so hat das Produktionsänderungen zur Folge. Die im Zuge der Produktion entstehenden Einkommen werden teilweise - je nach der Größe der marginalen Konsumquote, also entsprechend dem durch zusätzliches Einkommen veränderten Hang zum Konsum - wieder für Verbrauchszwecke ausgegeben, und daraus resultieren wiederum direkte und indirekte Produktionseffekte sowie zugehörige Einkommens- und Beschäftigungseffekte; diese ihrerseits bewirken eine erneute Veränderung des privaten Konsums und geben den Anstoß zu einer neuen "Runde", der sukzessiv weitere folgen. Formelmäßig lässt sich dieser Kreislauf von Endverwendungs-, Produktions- und Einkommens- bzw. Beschäftigungsänderungen in einem Ausdruck zusammenfassen, der das erweiterte offene statische I. darstellt: χ* = (I - A)"1 (I - D)"1 y bzw. χ* = (I - Z)"1 y. Hierin bezeichnet x* die mit dem erweiterten offenen statischen Modell errechnete Bruttoproduktion. (I - D)"1 ist die Matrix der Verbrauchsmultiplikatoren, die zum Ausdruck bringt, wie viel letzte Verwendung in den in der Vorspalte auf191

Input-Output-Modelle geführten Produktionsbereichen durch die Nachfrage nach Gütern der in der Kopfzeile ausgewiesenen Bereiche und durch die daraus resultierenden produktionsund einkommensbedingten Folgewirkungen induziert wird. Die erweiterte Leontief-Inverse (I - Z)"1 ergibt sich durch die Verknüpfung der traditionellen LeontiefInversen mit der Matrix der Verbrauchsmultiplikatoren; sie berücksichtigt neben den Produktionseffekten im Sinne von Leontief auch die Einkommenseffekte im Sinne von Keynes. Beide statische ΙΟ-Modelle, das traditionelle und das erweiterte offene Mengenmodell, können auch für die Berechnung von Beschäftigungseffekten herangezogen werden. Das setzt sektorale (Brutto-)Arbeitskoeffizienten - bzw. reziprok gesehen, (Brutto-)Arbeitsproduktivitäten - voraus, die sich durch die Relation Erwerbstätige oder Arbeitsvolumen zu Bruttoproduktion ergeben. Mit ihnen können die IOT, die zugehörigen inversen Leontief-Matrizen oder die Analyseergebnisse in Beschäftigungsgrößen transformiert werden. Formelmäßig lässt sich das ausdrücken durch e = dL (I - A)"1 y bzw. e* = D L(I-Z)-'y. Hierin beschreiben e und e* die Vektoren der Erwerbstätigeiizahl, und DL repräsentiert die Diagonalmatrix der Arbeitskoeffizienten. Ein Ansatzpunkt der Kritik an den statischen I. ist, dass alle Variablen auf die gleiche Zeiteinheit bezogen, also nicht datiert sind. Das führt zum Ruf nach dynamischen Systemen, bei denen zeitliche Verschiebungen, sog. time lags, berücksichtigt werden. Auf das offene I. übertragen bedeutet dies, dass die Anlageinvestitionen, die bei den statischen Modellen als exogene Bereiche erfasst sind, modellendogen bestimmt werden. Damit einher geht, dass sich auch die zu einer exogen vorgegebenen Endverwendungssequenz gehörende sektorale Entwick192

lung von Investition, Produktion und Beschäftigung ermitteln lässt. Die endogene Erklärung der Investitionsprozesse im dynamischen I. beruht auf folgenden Annahmen: In jeder Periode werden in jeder Branche Entscheidungen über den Ausbau von Produktionskapazitäten aufgrund der sektoralen Produktionsentwicklung der letzten Jahre getroffen. Diese Kapazitätserweiterungspläne basieren auf einem Akzelerationsprinzip. Einige Kapitalgüter - diese werden in Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen unterteilt - müssen eine bestimmte Anzahl von Perioden im Voraus produziert werden, bevor sie die Produktionskapazitäten in der investierenden Branche erhöhen. Eine Vollauslastung der Kapazitäten ist nicht notwendig. Formelmäßig spiegeln sich diese Annahmen des dynamischen Modells in der folgenden Gleichung wider, deren Originalversion auf W. Leontief und F. Duchin zurückgeht: xt = Atxt + RtXt + Bt+i(xt+i - xt) + yt. Hierin sind die Vektoren der Produktion und der letzten Verwendung sowie die Matrix der Input-KoefFizienten datiert, d.h., sie beziehen sich auf die Zeitperioden t und t+1. Die Matrix Rt enthält die Investitionskoeffizienten fur Ersatz- und Modernisierungsanlagen in der Periode t, während Bt+i die Matrix der Erweiterungskapitalkoeffizienten in der Periode t+1 darstellt. Eine weitere Spezifikation der Produktionskapazität in t und ihrer Veränderung zwischen t und t+1 führt zu einem Modell, das für den gesamten Simulationszeitraum nur positive Outputs also nicht-negative Lösungen - garantiert. Da in der Modellformulierung von einer sich im Zeitablauf ändernden Struktur und Technologie der Wirtschaft ausgegangen wird, erfordert die Implementierung des dynamischen I. eine Zeitreihe von verschiedenen Matrizen, die untereinander vergleichbar und kompatibel sein müssen. Diese im Vergleich zum sta-

Input-Output-Tabellen tischen Modell um ein Vielfaches größeren Datenanforderungen haben einer intensiven empirischen Anwendung des dynamischen Modells bisher im Wege gestanden. Literatur: W. Leontief, The Structure of American Economy, 1919-1939: An Empirical Application of Equilibrium Analysis, Cambridge 1941, 2nd ed., New York 1953; J. Richter, Aktualisierung und Prognose technischer Koeffizienten in gesamtwirtschaftlichen IO-Modellen, Heidelberg 1991; J. Schumann, 10-Analyse, Berlin 1968. Reiner Stäglin Input-Output-Rechnung umfasst die Aufstellung und die Auswertung von —• Input-Output-Tabellen (IOT). Je nach der Wahl der Darstellungseinheiten der IOT wird zwischen —• Produktionsverflechtungstabellen und —• Marktverflechtungstabellen unterschieden. Die rein gütermäßig abgegrenzten Produktionsverflechtungen können auf der Grundlage von —* Basistabellen im Rahmen eines —» Überleitungsmodells geschätzt werden. Die Auswertung der IOT im Rahmen der —> Input-Output-Analyse kann deskriptiv oder modellmäßig erfolgen. Letztere quantifiziert innerhalb von —• InputOutput-Modellen mit Hilfe von —• inversen Leontief-Koeffizienten neben den direkten auch die indirekten Abhängigkeiten der produzierenden Bereiche untereinander, wobei letztere aus den Vorleistungslieferungen auf allen vorgelagerten Stufen resultieren. Input-Output-System => Input-output-framework besteht in einem engen Sinn aus voll aufeinander abgestimmten —* Basistabellen und —> Input-Output-Tabellen und wird in der Regel zu allen Berichtsjahren der —• Input-Output-Rechnung erstellt und veröffentlicht. Es ist voll integriert in das

System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen. Wichtige Voraussetzung für die Erstellung des Input-Output-Systems sind abgestimmte Input-Output-Tabellen, aus denen durch Rückrechnung die dazu korrespondierenden Basistabellen (—* Aufkommenstabelle und —• Verwendungstabelle) ermittelt werden. In einem weiter gefassten Sinn gehören zum Input-Output-System darüber hinaus Zusatztabellen wie die Verwendung von Energie nach Produktionsbereichen und Kategorien der letzten Verwendung, Angaben über Arbeitsinputs (Erwerbstätige und Arbeitnehmer) nach Produktionsbereichen sowie Auswertungstabellen zu den Input-Output-Tabellen (—* Inputkoeffizienten und —> LeontiefInverse). Input-Output-Tabellen => Input-output-tables Die I. verzeichnet in Form eines in sich geschlossenen Rechenschemas die Güterströme, die zwischen den zu Wirtschaftsbereichen zusammengefassten —* homogenen Produktionseinheiten eines Wirtschaftsraums in einer bestimmten Periode - i.d.R. einem Jahr - fließen. Außerdem zeigt sie die Lieferungen der Produktionsbereiche an die Bereiche der letzten Verwendung (früher: Endnachfrage) und den Einsatz von Primärinputs in den einzelnen Wirtschaftsbereichen. Alle Transaktionen stellen Wertströme dar, die in Währungseinheiten zu jeweiligen Preisen oder zu konstanten Preisen eines Basisjahres ausgedrückt sind. Dabei steht die Produktion, verstanden als ein Prozess, in dem verschiedene Inputs - Güter (Waren und Dienstleistungen) und Leistungen der Produktionsfaktoren - kombiniert werden, um andere Güter - Outputs - zu erzeugen, im Mittelpunkt des Interesses. Inputs und Outputs bestehen aus zwei Arten: Inputs aus dem Verbrauch von produzierten Gütern (Vorleistungsbezüge bzw. intermediäre Inputs) und dem Ein193

Input-Output-Tabellen satz von Primärinputs, Outputs aus den für die Weiterverarbeitung bestimmten Vorleistungsgiitem (Vorleistungslieferungen, Zwischennachfrage bzw. intermediäre Outputs) und den an die letzte Verwendung gelieferten Gütern (autonome Outputs). Diese Unterscheidung kommt explizit in der I. des folgenden Schaubildes zum Ausdruck. Kernstück des deskriptiven Rechenschemas ist der I. Quadrant, auch Zentralmatrix genannt. Er beschreibt die Vorleistungsverflechtung in einer Volkswirtschaft (Matrix X); Grundlage dieser intermediären bzw. intersektoralen Verflechtung sind die im Rahmen der Produktionsprozesse zirkulierenden Güter. Für jeden der η Produktionsbereiche wird zeilenweise die Verteilung der Vorleistungsprodukte auf die Wirtschaftsbereiche der Zwischennachfrage und spaltenweise die Zusammensetzung der bezogenen Vorleistungen nach ihrer bereichsweisen Herkunft gezeigt. Wenn z.B. der Bereich i mit χ Einheiten zur Produktion des Bereichs j beiträgt, bringt das der Felderwert Xij zum Ausdruck, der zugleich einen Teil des gesamten intermediären Outputs Xj. und einen Teil des gesamten intermediären Inputs x.j darstellt. Der II. Quadrant der Tabelle wird von der letzten Verwendung bzw. der Endnachfrage gebildet. Er beschreibt die direkte Verflechtung der produzierenden Bereiche mit den Endnachfragebereichen (Matrix Y); ihm liegen die in der Volkswirtschaft nicht weiter zirkulierenden Güter zugrunde. Zeilenweise wird für jeden Produktionsbereich die Verteilung seiner Endprodukte auf die m Bereiche der letzten Verwendung (i.d.R. Private Konsumausgaben, Konsumausgaben des Staates, Bruttoanlageinvestitionen, Vorratsveränderung, Export) nachgewiesen, spaltenweise die inländische sektorale Herkunft der von jedem Verwendungsbereich bezogenen Outputs angegeben. 194

Trägt z.B. der Produktionsbereich i mit y Einheiten zur Befriedigung des Endnachfragebereichs 2 bei, so kommt das im Felderwert ya zum Ausdruck; er stellt einen Teil der Befriedigung der letzten Verwendung yj durch den Bereich i und einen Teil der Inlandsnachfrage y.2 des Verwendungsbereichs 2 dar. Der ΙΠ. Quadrant beschreibt die Entstehung der primären Inputs in den einzelnen Produktionsbereichen (Matrix P). Zeilenweise zeigt er die Verteilung der k primären Inputs auf die η Produktionsbereiche und spaltenweise die von jedem Produktionsbereich eingesetzten verschiedenen primären Inputs. Trägt z.B. der Produktionsbereich j mit ρ Einheiten zur Entstehung des Primärinputs 2 bei, spiegelt sich das im Felderwert p2j wider, der zugleich einen Bruchteil von p2. und einen Bruchteil von pj repräsentiert. Als primäre Inputs werden in der gesamtwirtschaftlichen I. in der Regel Abschreibungen, Produktionssteuern und Importabgaben abzüglich Subventionen, Arbeitnehmerentgelte und der Betriebsüberschuss netto (früher: Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen) erfasst. Auch die Importe von Vorleistungsgütem können im EL Quadranten ausgewiesen werden; das bedeutet, dass in dieser Darstellung die importierten Vorleistungsgüter als primärer Produktionsfaktor angesehen werden. Obwohl die drei angeführten Quadranten für die Produktionsbereiche eine vollständige I. abgeben, werden sie im Allgemeinen um einen IV. Quadranten ergänzt, der die Beziehungen zwischen den Primärinputs und der letzten Verwendung bzw. der Endnachfrage beschreibt (Matrix Q). Zeilenweise wird die Verteilung der k primären Inputs auf die m Bereiche der letzten Verwendung und spaltenweise die Art der von jedem Verwendungsbereich eingesetzten primären Inputs gezeigt. Bezieht z.B. der Endverwendungsbereich 2 q Einheiten des Pri-

Input-Output-Tabellen Schema einer Input-Output-Tabelle Output an: Input von:

2 3 Produktionssektoren

|

j X,j x2j x,j

.. .. .. ..

ZwischennachEndnachfrage fiage bezieBereiche hungsweise Summen der η primSren Inputs I 2 ... m Χ|· yii yu · · • Ylm y22 · • • Y2m *2« χ2. y2i X3. y3i y )2 · · · Y3m

Produktionssektoren 2 3 *12 *U "22 *23 *31 X32 *33 1 *ll

...



Xjj

..



X(-



ya

• • · Υπη

η X»1 Xrf Vorleistungskäufe beziehungsX., X-2 weise Endnachfiage-Beztlge Pn Pl2 Bereiche ^ P21 P22

"n3

"nj

··

V

x.

y.i

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••·

X.j

X.j

y-i

y-2

Pia P23

Plj ·· P2j ·•

x·· PlD P2.

X. Pi· P2-

in

q.2

Plj Pi

·• ..

Pi, Pn

Pk· P-

Xj

..

der primären Inputs k Pkl Pk2 Pu Primäre Inputs Pi P? Pi Produktionswerte beziehungs*1 *2 *3 weise Gesamt-Inputs

yi y2 yj

Pioduktionswate beziehungsweise GesantOutputs x i X2 x5

II

I "i2

Xjl

Endnachfrage

III

yi

Xi

Υωη

y.

x.

y-m

y-i

X

• • · Ilm

qi-

Xp. Xp2

IV

märinputs 1, so kommt das im Felderwert qi2 zum Ausdruck; er stellt zugleich einen Teil des für die letzte Verwendung bereitgestellten primären Inputs qi. und einen Teil der vom Endverwendungsbereich 2 eingesetzten primären Leistungen q2 dar. Der IV. Quadrant ist im Schema der I. unvollständig besetzt, weil der Umfang der in diesem Quadranten tatsächlich auftretenden Transaktionen von der Erfassung der Wirtschaftsbereiche als Produktions- oder Endverwendungsbereich abhängt; z.B. kann der Import des Staates im ΙΠ. oder IV. Quadranten nachgewiesen werden, d.h. entweder beim Produktionsbereich Staat oder beim Verwendungsbereich Konsumausgaben des Staates. Die I. und Π. Quadranten zusammengenommen ergeben zeilenweise die Gesamtoutputs, die I. und ΙΠ. Quadranten entsprechend spaltenweise die Gesamtinputs der η Produktionsbereiche. In beiden Fällen handelt es sich um den Bruttoproduktionswert x, d.h., für jeden der η Produktionsbereiche ist Zeilensumme = Spaltensumme. Diese Gleichheit ist für die Bereiche der letzten Verwendung und die Primärinputs nicht bereichsweise,

X

Ii

q?

Xyl Xy2

...

Marktverflechtungstabelle. Diese zeigt den Umfang der unter Einschaltung des Marktes zustande gekommenen intra- und intersektoralen Transaktionen. Das funktionelle Prinzip der Bereichsbildung beruht hingegen auf einer Zusammenfassung von Produkten bzw. Produktgruppen, die genügend gemeinsame Merkmale aufweisen. Schwerpunkte müssen nicht gebildet werden, da die institutionellen Einheiten, die zu verschiedenen Produktionsbereichen gehörende Erzeugnisse herstellen, funktionell entsprechend aufgeteilt werden. Die funktionelle Bereichsbildung ergibt eine mehr technologisch orientierte Verflechtung: eine —* Produktionsvetflechtungstabelle. Sie zeigt nicht nur die intra- und intersektoralen Markttransaktionen, sondern auch diejenigen intrasektoralen Güterströme, die den Markt nicht berühren. Die Frage, nach welchem der beiden Prinzipien praktisch beim Erstellen einer IOT vorgegangen werden soll, kann nicht allgemein gültig beantwortet werden. Beide haben Vor- und Nachteile, die je nach dem vorhandenen statistischen Ausgangsmaterial und dem Verwendungszweck der Tabelle ausschlaggebend sein können. Die Datenverfügbarkeit hat deshalb ein so großes Gewicht, weil sie demjenigen, der die I. aufstellt, keine Wahlmöglichkeiten lässt: Er ist i.d.R. auf das vorhandene sekundärstatistische Material angewiesen, muss mithin die Erhebungsund Darstellungseinheiten akzeptieren, für die ihm Input- und Outputgrößen zur Verfugung stehen. Und diese sind in den 196

Statistiken über die VGR, die Kostenstruktur der Unternehmen, die Materialund Wareneingangserhebung sowie in der amtlichen Produktions- und Außenhandelsstatistik - um nur einige der wichtigsten Quellen zu nennen - unterschiedlich. Trotz der vom ESVG bevorzugten Produktionsverflechtung als Güter/GüterTabelle hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass für die Beantwortung wirtschaftspolitischer und praxisorientierter Fragen beide Arten von I. sinnvoll sind. Funktionell abgegrenzte Produktionsverflechtungstabellen werden in Deutschland vom StBA erstellt, institutionell abgegrenzte Marktverflechtungstabellen hat früher das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ermittelt. Heute ist es möglich, Marktverflechtungen mit Produktionsverflechtungen zu verknüpfen, und zwar unter Rückgriff auf die den beiden Tabellenarten zugrunde liegenden Daten der —• Aufkommensund Verwendungstabellen (früher: Basistabellen). Erstellungsprobleme: Das Ausmaß der Wiedergabe von VGR-Daten entscheidet über das Verhältnis der I. zu den VGR. Die Skala der Verbindungsmöglichkeiten reicht von der gemeinsamen Definition einiger wichtiger Größen bis hin zur vollständigen Integration der I. in das Gesamtrechnungssystem, obwohl sich die Auffassung durchgesetzt hat, die I. als Teil der VGR zu konzipieren. Dem kommt zugute, dass im ESVG der Handel als Verteilungssektor nicht mehr - wie früher in den deutschen VGR - brutto dargestellt wird, wobei die Handelsleistung den Warenstrom einschloss, sondern wie in der IOT die —• Nettodarstellung des Handels zugrunde liegt. Zur Bewertung der Güterströme in den IOT stehen drei —• Preiskonzepte zur Verfügung. Für die Güter aus inländischer Produktion gilt folgender Zusammenhang: Herstellungspreis + Gütersteuern (ohne Umsatzsteuer) abzüglich Gü-

Input-Output-Tabellen tersubventionen = Ab-Werk-Preis + Handels- und Transportspannen = Anschaffungspreis. Für die eingeführten Güter bestehen die entsprechenden Konzepte aus dem cif-, Ab-Zoll- und Anschaffungspreis. Von der Bewertung unabhängig ist die Erfassung der Importe, für die sich drei Möglichkeiten anbieten; deren Realisierung ist von der Datenverfügbarkeit und von dem Ausmaß der Importverflechtung des jeweils zu untersuchenden Wirtschaftsgebietes unabhängig. Die erste Möglichkeit besteht in einer Erfassung der Importe nach Verwendungsbereichen. Dabei werden die eingeführten Waren und Dienstleistungen mittels einer bei den Primärinputs ausgewiesenen Zeile auf diejenigen Produktions- und Endverwendungsbereiche verteilt, die die ausländischen Güter verwenden; die inländischen Transaktionen in den I. und Π. Quadranten der I. bleiben davon unberührt. Gleichgültig ist es, ob die Waren durch den Handel oder direkt importiert werden, sie erscheinen - mit Ausnahme der im Inland darauf gezahlten Handelszuschläge, die zum Output des Verteilungssektors Handel gehören - auf jeden Fall beim verwendenden Bereich als Input bzw. als letzte Verwendung. Die zweite Möglichkeit besteht darin, die Importe nach Herkunfts- bzw. Ursprungsbereichen zu erfassen. In diesem Fall werden die ausländischen Güter den inländischen Produktionsbereichen zugeschlagen, die die gleichen oder ähnliche Güter produzieren bzw. beim Vorhandensein der notwendigen Voraussetzungen erzeugen würden, und dann mit deren Outputs auf die Abnehmer weiterverteilt. Da die Outputs somit sektoral aufgebläht sind, müssen sie, um zur notwendigen ΙΟ-Gleichheit von Zeilen- und Spaltensummen zu gelangen, bereinigt werden. Das kann in zweierlei Weise geschehen: Entweder werden die nach Herkunftsbereichen gegliederten Importe in einer Zei-

le unterhalb der Produktionswerte hinzugefügt oder aber in einer Spalte außerhalb der letzten Verwendung mit negativen Vorzeichen abgesetzt. Im ersten Fall besteht der Output der Wirtschaftsbereiche aus der gesamten zur Verfügung stehenden Produktion, im zweiten Fall nur aus der inländischen Produktion. Keine der beiden bisher dargestellten Möglichkeiten gestattet es, den Input und die letzte Verwendung eines jeden Bereichs getrennt nach inländischen und eingeführten Gütern auszuweisen. Um dieses zu erreichen, dürfen die Importe nach Herkunftsbereichen nicht mehr zusammen mit dem Output aus ausländischer Produktion verteilt werden, sondern sie müssen gesondert nach inländischen Abnehmern erfasst werden. Hier sind für jeden Produktionsbereich zwei Zeilen erforderlich: eine für die aus inländischer Produktion stammenden Güter und eine für die Verteilung der eingeführten Güter. Die Zeilen mit den eingeführten Gütern ergeben zusammengenommen eine Importmatrix, wenn die Herkunftsbereiche als die ausländischen Güterlieferanten und die Verwendungsbereiche als die inländischen Abnehmer interpretiert werden. Die Randzeile und die Randspalte der Importmatrix enthalten demzufolge die Werte, die sich bei der Verbuchung der Importe nach Verwendungsbereichen und nach Herkunftsbereichen ergeben. Unabhängig von der verschiedenen Erfassung der Importe besteht die Möglichkeit - von der oft bei Entwicklungsländern oder anderen stark importabhängigen Regionen Gebrauch gemacht wird die eingeführten Waren und Dienstleistungen in konkurrierende und komplementäre Güter zu unterteilen. Konkurrierender Art sind die eingeführten Güter, die auch im Inland erzeugt werden, komplementär dagegen diejenigen, denen keine Inlandsproduktion gegenübersteht. Im ersten Fall kann zwischen inländischen und ausländischen Produkten gewählt 197

Input-Output-Tabelien des StBA werden, im zweiten Fall besteht keine Substitutionsmöglichkeit. So wie die Importmatrix eine felderweise Aufspaltung der Importe nach Verwendungsbereichen oder auch der Importe nach Herkunftsbereichen bedeutet, ist es möglich, andere Zeilen oder Spalten der I. matrixartig zu zerlegen bzw. auf diesem Wege über eine Zusatzmatrix die gesuchten Output- und InputWerte erst einmal zu ermitteln. Das gilt fur den Output der Handels- und Verkehrsbereiche, der durch die Erstellung von Handels- und Transportmatrizen statistisch belegt werden kann, aber ebenso für die Aufspaltung der Bruttoanlageinvestitionen als letzter Verwendung nach Investoren in Form einer Investitionsmatrix. Diese Zusatz- oder Nebenmatrizen wie auch die eigentlichen I. können nach der —> Input-Methode und/oder nach der —> Output-Methode erstellt werden. Dabei kann mit oder ohne Aufkommensund Verwendungstabellen gearbeitet werden. Die Datenverfugbarkeit und deren Erfassung in den —• Verwendungstabellen (früher: Input-Tabellen) und —• Aufkommenstabellen (früher: OutputTabellen) bestimmen das Ausmaß der Erstellung von I. nach dem —» Überleitungsverfahren, wie es vom ESVG vorgeschlagen und vom StBA bei der Ermittlung seiner amtlichen I. praktiziert wird (-> Input-Output-Tabellen des StBA). Für den Fall, dass nur sehr wenige Informationen für die Erstellung einer Tabelle vorhanden sind, muss man sich mit der Schätzung von IO-Größen auf mathematisch-iterativem Wege begnügen. Das erfordert ein Modell, mit dessen Hilfe - unter Rückgriff auf eine frühere I. - die Felderwerte einer Häufigkeitstabelle ermittelt werden, von der die Randverteilungen bereits bekannt sind. Literatur: Europäische Kommission, ESVG 1995, Kap. 9, ΙΟ-Systeme, Luxemburg 1996; H.-W. Holub/H. Schnabl, 198

ΙΟ-Rechnung: IO-Tabellen, 3. Aufl., München 1994; R. Stäglin, Aufstellung von IO-Tabellen, DIW-Beiträge zur Strukturforschung, H. 4, Berlin 1968. Reiner Stäglin Input-Output-Tabellen des StBA sind das Ergebnis der —» IO-Rechnung. Die Konzepte und Abgrenzungen der IOTabellen des StBA entsprechen den Regeln des ESVG 1995. Die amtlichen IO-Tabellen müssen zusammen mit den ebenfalls im Rahmen der IO-Rechnung erstellten —• Aufkommens- und Verwendungstabellen nach der —» ESVG-Verordnung regelmäßig an das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) geliefert werden. Bei den IO-Tabellen des StBA handelt es sich um —• Produktionsverflechtungstabellen, in denen in möglichst vollständiger Form die Güterströme zwischen den Bereichen der Volkswirtschaft und mit der übrigen Welt dargestellt werden. Die —* Produktionsbereiche dieses Tabellentyps sind rein gütermäßig abgegrenzt. Das DIW berechnete dagegen —* Marktverflechtungstabellen, die ein Bild der Markttransaktionen zwischen institutionell abgegrenzten Bereichen geben sollen. Im folgenden werden die IO-Tabellen des StBA, die voll in die VGR integriert sind, anhand eines stark vereinfachten Beispiels erläutert (siehe Tabelle S.199). Die I. setzt sich aus drei Matrizen (Quadranten) - Matrix der Vorleistungsverflechtung, Matrix der Endnachfrage, Matrix der Primärinputs und des Aufkommens - zusammen. In einer Spalte der Matrix der Vorleistungsverflechtung (I. Quadrant) wird dargestellt, wie viel Vorleistungsgüter aus welchen liefernden Bereichen in einem —* Produktionsbereich im Zuge der —> Produktion verbraucht werden. In einer Zeile der Matrix wird gezeigt, wie viel Vorleistungsgüter eines liefernden Bereichs in den verschiedenen Produkti-

Input-Output-TabeUen des StBA Input-Output-Tabelle 1997 zu Herstellungspreisen mit gütermäßiger Aufgliederung der Importe, Mrd Euro Empfangender Bereich

Produktionsbereiche

Primärer Bereich

Liefernder Bereich

Sekundärer Bereich

Endnachfrage

Tertiärer Bereich

KonsumKonsumausgaben ausgaben privater des Haushalte im Staates 1 Inland

Vorleistungsverbrauch

BruttoExporte investitionen

Gesamte Verwendung

letzte Verwendung

Erzeugnisse des 1,5

Primären Bereiches Sekundären Bereiches

11.2

Tertiären Bereiches Gütersteuem abzüglich Gütersubventionen

37,3

3,6

543,5

156,5

13,8

-

2,6

4,6

277,6

-

321,6

9,2

256,2

638,6

617,6

1,0

6,6

32,2

112,5

397,3 -

63,4

421,8

1 732,3

50,1

74,1

2 043,1

29,7

-1,0

181,0

Primärinputs Wertschöpfiuig Sonstige Produktionsabgaben abzüglich sonstige Subventionen

-2,0

3,6

5.6

Arbeitnehmerentgelt im Inland

9,2

367,6

632,5

15,3

138,6

523,1

Abschreibungen und Nettobetriebsüberschuss

Aufkommen an Gütern

1

Produktionswert

45,5

1 353,3

l 992,0

Importe

17,9

378,9

51,1

Gesamtes Aufkommen

63,4

1 732,3

2 043,1

Einschl. Konsumausgaben privater Organisationen O.E.

onsbereichen verbraucht werden. In den I. des StBA wird die Vorleistungsverflechtung nach 59 liefernden und 59 empfangenden Bereichen dargestellt. Für spezielle Auswertungen liegen auch I. mit je 71 liefernden und empfangenden Bereichen vor. Die hier zu beschreibende stark zusammengefasste I. unterscheidet aus Vereinfachungsgründen nur drei Bereiche: Der Primäre Bereich umfasst die Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei. Zum Sekundären Bereich (Produzierendes Gewerbe) zählen Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Verarbeitendes Gewerbe, Energie- und Wasserversorgung sowie das Baugewerbe.

Der Tertiäre Bereich schließlich enthält alle Dienstleistungsbereiche wie Handel, Gastgewerbe und Verkehr, Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister sowie öffentliche und private Dienstleister. Die Matrix der Endnachfrage (Π. Quadrant) beschreibt die letzte Verwendung von Gütern der liefernden Bereiche nach einzelnen Kategorien (Konsumausgaben privater Haushalte im Inland, Konsumausgaben des Staates einschließlich Konsumausgaben privater Organisationen O.E., Bruttoinvestitionen, Exporte). Die Zeile Gütersteuem abzüglich Gütersubventionen unterhalb des I. und Π. 199

Input-Output-Tabellen des StBA Quadranten zeigt den Übergang von der Verwendung der Güter bewertet zu Herstellungspreisen auf die Verwendung der Güter bewertet zu Anschaffungspreisen. In der —> Matrix des Primärinputs und des gesamten Aufkommens (HL Quadrant) werden für die einzelnen Produktionsbereiche die Wertschöpfung und ihre Bestandteile, die Produktionswerte, die Importe gleichartiger Güter und das gesamte Aufkommen an Gütern aus inländischer Produktion und aus Importen nachgewiesen Zusammenfassend betrachtet beschreiben die Spalten des I. und EL Quadranten die —• Inputstrukturen\ sie zeigen, welche und wie viel Inputs für die Produktion der Produktionsbereiche erforderlich sind. Die Zeilen des I. und Π. Quadranten beschreiben die Outputstrukturen. Sie zeigen, wie das gesamte Aufkommen an Gütern - das gleich der gesamten Verwendung von Gütern ist - in der Volkswirtschaft und der übrigen Welt (Exporte) verwendet wird. Für die stark verkleinerte I. der drei zusammengefassten Bereiche wird also gezeigt, - wie sich das gesamte Aufkommen an Gütern aus inländischer Produktion und aus Importen zusammensetzt (ΙΠ. Quadrant); - wie diese Güter verwendet werden (Zeilen des I. und Π. Quadranten), wobei zwischen der intermediären Verwendungder einzelnen Produktionsbereiche (Verbrauch von Vorleistungsgütern) und der letzten Verwendung (Konsumausgaben privater Haushalte im Inland, Konsumausgaben des Staates einschließlich Konsumausgaben privater Organisationen ohne Erwerbszweck, Bruttoinvestitionen, Exporte) unterschieden wird; - welche Inputs bei der Produktion der Güter eingesetzt werden (Spalten des I. und ΠΙ. Quadranten), wobei zwischen intermediären Inputs und Primärinputs (Wertschöpfungskomponenten) unter200

schieden wird. Die Wertschöpfung ist aufgeteilt in sonstige Produktionsabgaben abzüglich sonstige Subventionen, Arbeitnehmerentgelt im Inland sowie Abschreibungen und Nettobetriebsüberschuss. So wurden 1997 beispielsweise Produkte des Primären Bereiches in Höhe von 45,5 Mrd Euro im Inland produziert und im Wert von 17,9 Mrd Euro importiert. Das gesamte Aufkommen von Erzeugnissen dieses Bereiches betrug somit 63,4 Mrd Euro; dieser Wert stand zur Verwendung in der Volkswirtschaft zur Verfugung. Zeile 1 im I. und Π. Quadranten zeigt die Aufteilung nach verschiedenen Verwendungskategorien. Beispielsweise wurden Erzeugnisse des Primären Bereiches in Höhe von 37,3 Mrd Euro als Vorleistungen im Sekundären Bereich verbraucht und 13,8 Mrd Euro gingen direkt in die Konsumausgaben privater Haushalte im Inland. Wichtigste Inputs bei der Erzeugung von Produkten des Sekundären Bereiches waren Vorprodukte (Vorleistungen) desselben Bereiches in Höhe von 543,5 Mrd Euro sowie Arbeitnehmerentgelte im Inland in Höhe von 367,6 Mrd Euro. Der größte Anteil der Wertschöpfung des Tertiären Bereiches entfiel mit 632,5 Mrd Euro auf Arbeitnehmerentgelt im Inland. Die Güterströme der dargestellten I. sind zu Herstellungspreisen bewertet. Die Zeile Gütersteuern abzüglich Gütersubventionen unterhalb des I. und Π. Quadranten liefert den Übergang auf die Bewertung der Verwendung der Güter zu Anschaffungspreisen. Neben der hier dargestellten I. mit gütermäßiger Aufgliederung der Importe (A) werden vom StBA auch I. ohne gütermäßige Aufgliederung der Importe (B) sowie Importmatrizen berechnet und veröffentlicht. Die I. vom Typ (A) unterscheiden sich von den I. vom Typ (B) durch die Verbuchung der importierten Güter. In Α werden in den Spalten des ΙΠ. Quadranten zur inländischen Produk-

Institutionelle Einheiten tion jeweils die Importe gleichartiger Güter hinzuaddiert, um zum gesamten Aufkommen zu gelangen. Dieses gesamte Aufkommen - also einschließlich der —• Importe gleichartiger Güter- wird dann in den Zeilen des I. und Π. Quadranten, wie beschrieben, den verschiedenen Verwendungskategorien zugeordnet. In Β dagegen werden die Importe von Gütern lediglich in einer zusätzlichen Zeile unterhalb des I. und Π. Quadranten dargestellt. Die Felderwerte selbst im I. und Π. Quadranten enthalten keine Importwerte. Auch im ΙΠ. Quadranten entfallt die Addition der importierten Güter zur inländischen Produktion. Die in den I. dargestellten Angaben über das Güteraufkommen und seine Verwendung in tiefer Gliederung nach produzierenden und verwendenden Bereichen können vielfaltigen Verwendungszwecken im Rahmen der Wirtschaftsbeobachtung und gesamtwirtschaftlichen Analysen dienen. Insbesondere I. vom Typ Β werden fiir Zwecke der —> ΙΟ-Analyse herangezogen. Die Wissenschaft nutzt die I. des StBA auch als Basis fur ökonometrische Modelle, um mit deren Hilfe die Folgen konkreter Ereignisse oder politischer Entscheidungen abschätzen zu können. Literatur: P. Bleses/C. Stahmer, 10Rechnung 1995 und 1997, WiSta 12/2000, S. 901-919; StBA, Presseexemplar VGR, IOR: Instrumente zur Politikberatung, August 2000; StBA, Fachserie 18, Reihe 2, IO-Rechnung 1995. Peter Bleses Inputs sind der Einsatz von Vorleistungsgütern und Primärfaktoren zur Produktion von Waren und Dienstleistungen. In den Spalten des I. —• Quadranten der —* IOTabellen wird der Vorleistungsveibrauch nach der Art der Güter und im ΙΠ. Quadranten der Einsatz an —• Primärinputs

(Bestandteile der —» Bruttowertschöpfung) gezeigt. Inputstruktur Zusammensetzung deijenigen —> Vorleistungen und —» Primärinputs (Komponenten der Bruttowertschöpfung) nach der Art der —> Inputs, die für die Produktion bestimmter Waren oder Dienstleistungen benötigt werden. In den ΙΟ-Tabellen geht die Inputstruktur aus den Spalten des I. und ΙΠ. Quadranten hervor. Als Anteile der Inputs am Produktionswert ergeben sich die —• Input-Koeffizienten und damit eine standardisierte I. Input-Tabellen frühere Bez. für —»Verwendungstabellen. Input-Vorräte -»· Vorräte. Institutionelle Einheiten => Institutional units sind wirtschaftliche Entscheidungsträger, die durch einheitliches Verhalten und Entscheidungsfreiheit bezüglich ihrer Hauptfunktion gekennzeichnet sind. Gebietsansässige institutionelle Einheiten sollte neben der Entscheidungsfreiheit in ihrer Hauptfunktion entweder über eine vollständige Rechnungsführung verfügen oder es sollte erforderlichenfalls aus wirtschaftlicher und juristischer Sicht möglich und sinnvoll sein, eine vollständige Rechnungsführung zu erstellen. Entscheidungsfreiheit in der Ausübung ihrer Hauptfunktion heißt, dass die Einheit: (1) berechtigt ist, selbst Eigentümer von Waren oder Aktiva zu sein und diese in Form von Transaktionen mit anderen institutionellen Einheiten auszutauschen; (2) wirtschaftliche Entscheidungen treffen kann Und wirtschaftliche Tätigkeiten ausüben kann, für die sie selbst direkt verantwortlich und haftbar ist;

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Institutionelle Gegebenheiten (3) in eigenem Namen Verbindlichkeiten eingehen, andere Schuldtitel aufnehmen oder weitergehende Verpflichtungen übemehmen sowie Verträge abschließen kann. Das Vorhandensein einer vollständigen Rechnungsführung bedeutet, dass die Einheit sowohl Rechnungsunterlagen, aus denen die Gesamtheit ihrer wirtschaftlichen und finanziellen Transaktionen für den Berichtszeitraum hervorgeht, als auch eine Aufstellung ihrer Aktiva und Passiva (Vermögensbilanz) besitzt. Die wichtigsten institutionellen Einheiten in Deutschland sind Kapitalgesellschaften (AG, GmbH, Genossenschaften u.a.), Quasi-Kapitalgesellschaften (Personengesellschaften wie OHG und KG sowie rechtlich unselbständige, aber organisatorisch und wirtschaftlich verselbständigte Eigenbetriebe der Gebietskörperschaften), öffentlich-rechtliche Institutionen, Vereine, Verbände und andere Organisationen ohne Erwerbszweck sowie die privaten Haushalte als Produzenten und Konsumenten. Institutionelle Gegebenheiten Die VGR nehmen zu dem institutionellen Rahmen, in dem das wirtschaftliche Handeln geschieht, eine ambivalente Haltung ein. Auf der einen Seite ist das institutionelle Umfeld im Rechensystem an vielen Stellen explizit oder implizit präsent, in anderen Teilen wird versucht, von eben diesen I. aus analytischen Gründen zu abstrahieren. Die Präsenz institutioneller Faktoren ist am sichtbarsten in der Regelung, dass alle Transaktionen so weit wie möglich zu —> Marktpreisen zu bewerten sind. Auf diese Bewertung haben alle institutionellen Gegebenheiten einer Wirtschaft wie Steuern, Wettbewerbsrecht, Gewerberecht, Außenhandelsregime, Preisrecht, Arbeitsschutzbestimmungen, Umweltschutzregelungen bestimmenden Einfluss. Institutionell sind auch die Arbeit202

nehmer definiert. Implizit fließen - auch dort wo dies nicht beabsichtigt ist - über die empirische Basis zahlreiche I. in die Rechnung ein. Insbesondere der Wissensstand der Respondenten und die Ausprägungen der erhebbaren Merkmale werden durch das Handelsrecht, die Steuergesetzgebung usw. geprägt. Andererseits versuchen die VGR von I. - vor allem um der internationalen Vergleichbarkeit willen - zu abstrahieren. Das wichtigste Beispiel ist die Festsetzung der Produktionsgrenze. Aber auch viele andere elementare Definitionen wie etwa jene der Vorleistungen - weichen im Detail von bestehenden Normen ζ. B. des Steuerrechts der einzelnen Staaten ab. Wenn auch die Vorleistungs- bzw. Wertschöpfüngsgrenze von Steuemormen abstrahiert, kann empirisch dennoch nur eine „Rekonstruktion" dieser Grenze aus kleinsten Informationselementen erfolgen, die ihrerseits vor einem institutionellen Hintergrund zu sehen sind. Am deutlichsten zeigt sich die Emanzipation der VGR von I. an der Grundregel, dass Legalität oder Illegalität einer Transaktion allein keine Kriterien dafür sind, sie im System abzubilden. Ein weiteres Beispiel mit weitreichenden Folgen der Loslösung von den I. ist die Berechnung der —> Abschreibungen: Anstelle der handele- oder steueiTechtlich zulässigen Abschreibungen werden volkswirtschaftlich kalkulatorische Abschreibungen eingesetzt. Diese Einbringung eines Modellmoduls in die Rechnung ist für manche analytische Zielsetzungen sinnvoll, für andere Zwecke extrem störend. Wegen der Geschlossenheit des Systems hat die Berechnung der Abschreibungen starke Rückwirkungen auf andere zentrale Größen wie etwa auf —> Volkseinkommen, —> Betriebsüberschuss/Selbständigeneinkommen. Sie bringt auch ein nicht unwesentliches Element an inhaltlicher (nicht formaler)

Internationale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen Inkonsistenz in die Rechnung ein: Denn die Preisbildung wird ohne Zweifel von den steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten beeinflusst. Josef Richter Institutionen der Europäischen Union => The institutions of the EU. - Europäischen Union dar. Integrierte Volkswirtschaftliche Umweltgesamtrechnung Deutsche Bez. für ->• SEEA.

und

Interaktionen => Interactions. Die meisten —• Transaktionen sind I. zwischen zwei oder mehr institutionellen Einheiten. Für verschiedene Fragestellungen ist darüber hinaus der Nachweis von Transaktionen innerhalb von Einheiten von Interesse. Interessenvertretungen sowie kirchliche und sonstige Vereinigungen (ohne Sozialwesen, Kultur und Sport) => Activities of membership organisation stellen einen —> Wirtschaftsbereich dar. Intermediärer Input —• Vorleistungen. Intermediärer Verbrauch —»intermediäre Verwendung. —• Vorleistungen. Internationale Organisationen —* Sektoren. Internationale Systematik der Wirtschaftszweige (ISIC) NACE. Internationale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen Die rd. 300 Jahre währende —+ Ge-

schichte der VGR ist erst seit etwa 1950 durch eine breite Praxisdurchsetzung internationaler Züge dieses Rechenwerks gekennzeichnet. Die zuvor fur die jeweiligen Belange der Länder konzipierten Rechnungen wiesen oft Unterschiede in Bezug auf die statistischen Einheiten, Sektoren, Transaktionen, Aggregate usw. auf. Die in der westlichen Welt verstärkten übernationalen Integrationstendenzen (vor allem UN und EG, aber auch RGW) schufen auch die institutionellen Möglichkeiten für die Durchsetzung der I. Im Zuge dieser Entwicklung wurden 1952 von den Vereinten Nationen die erste Version des System of National Accounts (SNA) und von der OECD (damals OEEC) das Standardised System of National Accounts veröffentlicht. Heute wird weltweit das 1993 neu herausgegebene —> SNA angewandt und in den Mitgliedstaaten der EG die europäische Version des SNA, nämlich das —> ESVG von 1995. Für die speziellen Bedürfnisse der Mitgliedstaaten des RGW veröffentlichte die UN 1969 das —> MPS. Es hat seit der Wende in den ehemals zentralplanwirtschaftlich geleiteten Ländern keine Bedeutung mehr. Diese Länder wenden nun auch das SNA an. Alle drei ursprünglichen Systeme wiesen Unterschiede auf; am geringsten waren noch die der beiden für westliche Volkswirtschaften, größer hingegen die zum MPS. Da einerseits dieser Zustand als unbefriedigend empfunden wurde, und andererseits sich ändernde wirtschaftliche und soziale Tatbestände grundsätzliche Modifizierungen der Systeme volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen erforderten (ζ. B. Berücksichtigung der Umweltproblematik), wurde 1986 eine Expertengruppe für die Änderung des SNA und seine Annäherung an das ESVG eingesetzt. Ihr schlossen sich Sachverständige des Ostens zwecks Angleichung des MPS an das SNA an. Ein weiteres Vergleichsproblem stellten die 203

Internationale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen Entwicklungsländer dar: Sie waren vor allem im SNA mit zu wenigen und zu gering untergliederten Transaktionen berücksichtigt worden. Mittlerweile haben sie jedoch ihre Datenverfügbarkeit verbessert, vor allem auch weil Eckdaten der VGR die Basis für Kredite der Weltbank wurden. Das revidierte SNA wurde 1993 veröffentlicht. Die wichtigsten Grundzüge obiger Systeme I., ihre Unterschiede sowie ihre Revisionen lassen sich an den statistischen Einheiten, integrierten IO-Tabellen und Transaktionen aufzeigen. Unterschiedlich ist die Abgrenzung der Produktionseinheiten: Im MPS sind es Betriebe mit eigener Rechnungslegung, die rechtlich selbständig sind. Sie entsprechen am ehesten den Unternehmen im früheren deutschen System der VGR. Im SNA bilden fachliche Betriebsteile, die establishments, die Produktionseinheiten. Für sie müssen Informationen über den Gesamtwert der Produktion, über die wichtigsten Kostenarten, die beschäftigten Arbeitnehmer und die Investitionen statistisch erhebbar sein. Im ESVG wird die fiktive homogene Produktionseinheit zugrunde gelegt. Sie produziert ausschließlich die Güter einer Gütergruppe. Da die erforderlichen Daten für homogene Produktionseinheiten oft nicht erhebbar sind, müssen die Werte für die Produktionsbereiche des ESVG mit einem —* Überleitungsverfahren im Rahmen der ΙΟ-Rechnung geschätzt werden. Diese drei Einheiten unterscheiden sich in der Breite ihres Produktionsprogramms: Die homogene Produktionseinheit produziert nur eine Gütergruppe, establishments können auch Nebenerzeugnisse produzieren und die Betriebe des MPS bzw. die Unternehmen in den deutschen VGR können eine breite Produktpalette aufweisen. Sie werden dann nach dem Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeiten mit der Gesamtheit ihrer Pro204

duktion einem —• Wirtschaftsbereich bzw. einer industry im SNA zugeordnet. Im SNA 1993 ist bezüglich der statistischen Einheiten keine Änderung erfolgt. Das ESVG 1995 geht jedoch ebenfalls auf den fachlichen Betriebsteil, wie im SNA, über. IO-Tabellen vom Commodity χ commodity-Typ oder vom Industry χ industry-Typ werden dann sowohl im SNA wie im ESVG mittels Überleitungsverfahrens geschätzt. Die volkswirtschaftlichen Sektoren werden in allen VGR-Systemen aus institutionellen Einheiten, wie Unternehmen, Verbänden, öffentlichen Körperschaften oder privaten Haushalten, gebildet. Diese Institutionen werden den Sektoren Kapitalgesellschaften, Staat und private Haushalte sowie den Teilsektoren zugeordnet. Ein Unterschied betraf die Unternehmen ohne e. R. (jedoch ohne die Quasikapitalgesellschaften). Im SNA und ESVG waren sie schon zuvor, soweit privat, in den Haushaltssektor einbezogen, während sie im MPS wie auch in den früheren deutschen VGR im Unternehmenssektor ausgewiesen werden. Der wichtigste Unterschied zwischen den VGR-Systemen und dem MPS betrifft die Abgrenzung der Produktion. In den westlichen Systemen wird ein sehr weiter —• Produktionsbegriff verwandt, der jedwede Produktion mit Ausnahme der Dienstleistungsproduktion privater Haushalte für den Eigenbedarf (jedoch einschließlich der Nutzung eigener Wohnungen) umfasst. Das MPS stellt nur auf die materielle Produktion ab. Das ist die Produktion von —• Waren zuzügl. der Dienstleistungen, die mit der Produktion, Reparatur, dem Transport und der Verteilung (Handel) der Waren zu tun haben. Nichtmaterielle Leistungen der Erziehung, des Gesundheitswesens, des Tourismus, der Wohnungsvermietung oder der staatlichen Verwaltung gelten im MPS nicht als produktiv, Ausgaben für diese Leistungen werden als Vorgänge

Inverse Leontief-Koeffizienten der Umverteilung und nicht der Produktion und seiner Verwendung dargestellt. Die internationalen VGR-Systeme tragen dem unterschiedlichen Entwicklungsstand der Basisstatistiken in den Ländern teilweise Rechnung. So erlauben die Regeln im SNA breitere Interpretationsspielräume als es im ESVG der Fall ist, das sehr präzis die Definitionen vorgibt und dessen Umsetzimg in der Version von 1995 allen EU-Mitgliedstaaten verbindlich vorgeschrieben ist. Noch größer sind die Unterschiede in der Anwendung der Systeme außerhalb der EU. Viele Länder stellen nur die Produktion und die Verwendimg der Güter in grober Gliederung dar, während andere Länder das komplette System einschließlich ΙΟ-Tabelle, Einkommens- und Finanzierungsrechnung sowie der Vermögensrechnung ausfüllen. Die ersten übernationalen Systeme waren somit durch Diskrepanzen gekennzeichnet, wobei schon das SNA vom ESVG abwich, zu beiden aber noch das MPS erheblich größere Unterschiede aufwies. Die Revision von 1993 brachte ein weitgehend harmonisiertes ESVG und SNA. Das MPS hat nur noch geringe Bedeutung. Detaillierte und präzisere Transaktionen des SNA dürften zudem die Erstellung der VGR für eine ganze Reihe von Entwicklungsländern erleichtern. Literatur: OEEC, A Standardised System of National Accounts, Paris 1952; Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften, Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, 2. Aufl., Luxemburg 1985; Europäische Kommission, Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, Luxemburg 1996; United Nations, A System of National Accounts and Supporting Tables, New York 1953; -, A System of National Accounts, New York 1968; -, Basic Methodological Principles Governing the Compilation of the System of Statistical Balances of the National

Economy, Vol. I and Π, New York 1989; - u. a., System of National Accounts 1993, New York 1993. Reiner Zwer Intrasektorale Vorgänge —• innersektorale Vorgänge spielen sich innerhalb eines Sektors oder Wirtschaftsbereichs ab und gehen durch Konsolidierung verloren. Sie werden teilweise nicht nachgewiesen. So werden primär aus statistischen Gründen bestimmte Übertragungs- und Finanztransaktionen zwischen den Einheiten eines Sektors gegeneinander aufgerechnet. Transaktionen zwischen staatlichen Ebenen werden sowohl unkonsolidiert wie auch konsolidiert dargestellt. Inverse Koeffizienten —> Inverse Leontieff-Koeffizienten. Inverse Leontief-Koeffizienten werden aus den —* Input-Koeffizienten im I. Quadranten der —• ΙΟ-Tabelle der inländischen Produktion und Importe oder der ΙΟ-Tabelle der inländischen Produktion berechnet. Dabei werden die Inputkoeffizienten von der Einheitsmatrix abgezogen und die resultierende Matrix invertiert. Der I. im Tabellenfeld der Zeile i und Spalte j zeigt, wie viel Güter der Art i insgesamt zusätzlich benötigt werden, um eine weitere Einheit der Güter der Art j für die —• letzte Verwendung bereitstellen zu können. Dabei wird sowohl der direkte Einsatz der Vorleistungsgüter i zur Produktion von j berücksichtigt wie auch der indirekte Einsatz von i, der benötigt wird, um Vorleistungsgüter von j auf allen vorgelagerten Produktionsstufen herzustellen. So wurden 1987 nach der IO-Tabelle zur Produktion von Straßenfahrzeugen im Wert von 1 Mio Euro in Deutschland produziertes Eisen und Stahl im Wert von 15 000 Euro direkt eingesetzt. Zur Herstellung der anderen Vorleistungsgüter 205

Investitionen des Straßenfahrzeugbaus (Blech u. ä.) wurden 1987 dagegen zusätzlich Eisen und Stahl im Wert von 50 000 Euro aus deutsche Produktion verbraucht. Es wird also mit I. die gesamte Abhängigkeit der Produktionsbereiche untereinander aufgrund der Produktionsverflechtung berücksichtigt. Die I. - vereinfachend auch inverse Koeffizienten genannt - sind ein wichtiges Instrument der —> ΙΟ-Analyse. Unter den Annahmen des offenen statischen Leontief-Modells kann mit ihrer Hilfe z.B. quantifiziert werden, wie die Beschäftigungswirkungen in den einzelnen produzierenden Bereichen und der Volkswirtschaft sind, wenn sich die Endnachfrage nach einer Gütergruppe ändert. Im Preismodell kann unter der Annahme der vollkommenen Preisüberwälzung ermittelt werden, welche Einflüsse von einem preisbestimmten Faktor in einem Bereich (z.B. Lohnerhöhung) auf alle anderen Preise in der Volkswirtschaft ausgehen können. Für Zwecke der 10Analyse werden insbesondere die I. genutzt, die aus der ΙΟ-Tabelle der inländischen Produktion berechnet werden. Literatur: R. Stäglin, Methodische und rechnerische Grundlagen der IO-Analyse, in: R. Krengel (Hg.), Aufstellung und Analyse von ΙΟ-Tabellen, Sonderh. zum AStA, H. 5/1973, S. 27-54. Investitionen => Capital formation betreffen in den VGR nur —• Sachanlagen und —• immateriellen Anlagen, jedoch nicht Finanzanlagen. U.a. wegen der offensichtlichen Mess- und Bewertungsprobleme umfasst der Investitionsbegriff in den VGR derzeit auch keine zukunftssichemden Ausgaben für Forschung, Entwicklung, Ausbildung und dergleichen. Ohne weiteren Zusatz werden unter den I. die —* 5rw«omvestitionen verstanden, die sich aus den (Brutto-) —• Anlageinvestitionen, den —• Vorratsveränderun206

gen und dem —» Nettozugang (Saldo aus Zu- und Abgängen) an Wertsachen zusammensetzen. Investitionsquote Hierunter wird zumeist der Anteil der —> Bruttoanlageinvestitionen am —• Bruttoinlandsprodukt (BIP) verstanden. Die I. betrug 1995 22,4 %. Investitionszuschüsse => Investment grants. —• Vermögenstransfers. Investmentfonds von —> Kapitalanlagegesellschaften gebildete Vermögen. Nach dem jeweiligen Anlegerkreis unterscheidet man Spezialfonds, deren Anteile bestimmten, zahlenmäßig begrenzten Erwerbern vorbehalten sind (so ζ. B. für institutionelle Anleger aufgelegte Fonds), sowie Publikumsfonds, deren Anteile öffentlich und jedermann zugänglich angeboten werden. Nach der Vermögensstruktur unterscheidet man Geldmarktfonds, Rentenfonds, Aktienfonds, gemischte Wertpapierfonds (d. h. Fonds ohne Anlageschwerpunkt in Aktien und Renten), Dachfonds, Offene Immobilienfonds und Altersvorsorgefonds. Letztere investieren in Wertpapiere und Immobilien und unterliegen speziellen gesetzlichen Anlagevorschriften. In der FinR wurden früher alle I. in dem Teilsektor Investmentfonds erfasst. Nach dem ESVG 1995 sind die Geldmarktfonds dem Teilsektor Kreditinstitute (—* MFI) zuzuordnen, da der hohe Liquiditätsgrad dieser Anteile eine temporäre Aufbewahrung von Kaufkraft vermuten lässt und diese Anlageform als ein Substitut für kurzfristige Termin- und Spareinlagen angesehen wird. Wertpapierfonds, Offene Immobilienfonds und Altersvorsorgefonds werden unter dem neuen Regime als —> sonstige Finanzinstitute ausgewiesen.

Investorenkreuztabelle Investmentgesellschaften => Kapitalanlagegesellschaften sind nach § 1 Abs. 1 des -Gesetzes über Kapitalanlagegesellschaften (KAGG) Gesellschaften, deren Geschäftszweck darin besteht, finanzielle Mittel zu sammeln, im eigenen Namen für gemeinschaftliche Rechnung der Einleger (Anteilinhaber) nach dem Prinzip der Risikomischung in —» Sondervermögen (—* Investmentfonds) anzulegen und über die hieraus sich ergebenden Rechte der Anteilinhaber Urkunden (—* Investmentzertifikate) auszustellen. Kapitalanlagegesellschaften unterliegen entsprechenden gesetzlichen Nonnen und der Aufsicht durch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. In der FinR wurden die Sondervermögen der Investmentgesellschaften (Geldmarktund sonstige Investmentfonds) bislang im Teilsektor Investmentfonds dargestellt. Nach den Regelungen des ESVG 1995 werden —» Geldmarktfonds im Teilsektor geldschöpfende Kredit- und Finanzinstitute (—» MFI) erfasst, während die übrigen offenen Investmentfonds (Wertpapier-, Immobilien-, Altersvorsorgefonds) im Teilsektor —• sonstige Finanzinstitute ausgewiesen werden. Investmentzertifikate => Mutual funds shares. Anteilscheine am Sondervermögen einer finanziellen Kapitalgesellschaft, deren einziger Unternehmenszweck darin besteht, die über die Ausgabe der Anteile erhaltenen Mittel am Geldmarkt, am Kapitalmarkt und/oder in Immobilien anzulegen (—» Kapitalanlagegesellschaft). Der Wert der Anteilscheine wird durch den Marktwert der Kapitalanlagen, aus denen das Sondervermögen besteht, und die Zahl der umlaufenden Anteilscheine bestimmt. Erwerb bzw. Absatz von Investmentzertifikaten werden netto (d.h. Bruttokäufe abzüglich gleichzeitiger Rückgaben) zu den täglich rechnerisch ermittel-

ten Ausgabepreisen der Anteile dargestellt. Die I. in- und ausländischer Kapitalanlagegesellschaften weist die FinR erst seit der deutschen Einigung als gesondertes Anlageinstrument nach. Erwerb und Absatz bzw. Umlauf von inländischen Investmentanteilen beziehen sich auf alle Geldmarkt-, Wertpapier-, Immobilienund Altersvorsorgefonds, die derzeit in der Kapitalmarktstatistik der BBk erfasst sind. Brauchbare Informationen insbesondere über geschlossene Immobilienfonds liegen dagegen derzeit nicht vor. Investorenkreuztabelle Matrixdarstellung der —> Anlageinvestitionen nach zwei Merkmalen. Von besonderer Bedeutung in den VGR ist die Kreuzgliederung nach Güterarten und Wirtschaftszweigen. Sie wird ζ. B. benötigt, um in der Gliederung nach Wirtschaftszweigen auch preisbereinigte Investitionsergebnisse ableiten zu können, da Preisindizes primär nur für Güter, jedoch nicht für Wirtschaftszweige erhebbar sind. Unter der vereinfachenden Annahme, dass gleiche Güter, unabhängig davon, in welchen Wirtschaftszweig sie erworben werden, den gleichen Preis haben, lassen sich mit Hilfe der I. deflationierte Matrixelemente von der Güter- in die Wirtschaftszweigdimension umschlüsseln und durch Rückrechnung Preisindizes für Wirtschaftszweige gewinnen. Vergleichbare Umschlüsselungsprobleme werden mittels I. auch in der gesamtwirtschaftlichen Vermögens- und Abschreibungsberechnung gelöst, z.B. bei der Ermittlung von Nutzungsdauerverteilungen von Investitionen in der Gliederung nach investierenden Wirtschaftsbereichen. Die Ermittlung von I. weisen i.d.R. starken Schätzcharakter auf, da es kaum zuverlässige statistische Erhebungen in Kreuzgliederungen gibt. Auch in anderen Merkmalskombinationen (z.B. Wirtschaftszweige χ Sektoren) 207

Investorenrechnung sind I. möglich und werden in den VGR für interne Zwecke auch gebraucht. Investorenrechnung ist die Methode zur direkten Berechnung der Investitionen aufgrund von Daten von Unternehmen über Zugänge auf Anlagekonten, des Staates über Kassenausgaben für Investitionsgüterkäufe, der Sozialversicherungsträger über Bestandsveränderungen aus der Vermögensrechnung sowie sonstiger Unterlagen der Investoren. Die I. erfasst also die Investitionstätigkeit - unterteilt nach neuen —* Ausrüstungen und neuen —* Bauten - direkt beim jeweiligen Investor. Der Nachteil der Methode liegt darin, dass in einigen Wirtschaftsbereichen keine amtlichen Investitionserhebungen durchgeführt werden. Für diese Bereiche müssen Zusatzinformationen ausgewertet sowie die Anlageinvestitionen im Rahmen der —> Commodity-FlowRechnung gütermäßig bestimmt und anhand der —• Investorenkreuztabelle in Wirtschaftszweige überführt werden. Darüber hinaus liegen keine unteij ährigen Angaben vor, und die erhobenen Jahreswerte sind erst ca. 1 Vi Jahre nach Abschluss des Berichtsjahres verfugbar. Zur Bestimmung der aktuellen Entwicklung und des Niveaus der Investitionen wird daher der —» Commodity-FlowRechnung der Vorzug gegeben. Für diese Methode der indirekten Ermittlung der Investitionen aufgrund von Angaben aus der Produktions-, Außenhandels- und Baugewerbestatistik stehen auch aktuelle Monats- und Vierteljahreszahlen zur Verfügung.

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J

Jagd- und Fischereisteuer —• Steuer. Jahresgutachten des SVR Die Gründung des SVR geht zurück auf das „Gesetz zur Bildung eines Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" aus dem Jahre 1963. Das Gesetz weist dem SVR die folgenden generellen Aufgaben zu: die periodische Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland sowie die Erleichterung der Urteilsbildung bei allen wirtschaftspolitischen Instanzen und in der Öffentlichkeit. Hierzu ist der SVR als ein von der Politik und den wirtschaftlichen Interessenverbänden unabhängiges Gremium konzipiert, dessen fünf Mitglieder über besondere wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse und volkwirtschaftliche Erfahrungen verfügen müssen. Sichtbarster Ausdruck des Gesetzesauftrags der periodischen Begutachtung ist die Erstattung eines jährlichen Gutachtens, das Mitte November veröffentlicht und der Bundesregierung zugeleitet wird. Nach dem Stabilitäts- und Wachstumsgesetz aus dem Jahre 1967 ist die Bundesregierung verpflichtet im —» Jahreswirtschaftsbericht zu den J. Stellung zu nehmen. Im J. werden die gesamtwirtschaftliche Lage und deren absehbare Entwicklung vor dem Hintergrund folgender im Gesetzestext explizit genannter Zielvorgaben analysiert: Preisniveaustabilität, hoher Beschäftigungsstand, außenwirtschaftliches Gleichgewicht sowie angemessenes Wachstum. Abweichend vom jährlichen Turnus erstattet der Rat zusätzliche Gutachten, wenn nach seiner Ansicht die genannten Ziele durch aktuelle Entwicklungen gefährdet werden oder die Bundesregierung die Erstellung eines Sondergutachtens verlangt.

In diesem Zusammenhang veröffentlicht der SVR umfangreiche Daten der VGR - teils unter speziellen Aspekten und ergänzt diese Daten gelegentlich (z. B. —• Arbeitseinkommen, bereinigte —• Lohnquote) um eigene Schätzungen. Letzteres gilt auch für die Berechnung des —• Produktionspotenzials. Die regelmäßigen Jahresgutachten gliedern sich in drei wesentliche Teilbereiche: Eine Analyse der Lage der deutschen Volkswirtschaft, eine —* Prognose der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sowie eine ausführliche Analyse ausgewählter Felder der Wirtschaftspolitik. Darüber hinaus schließt jedes Gutachten einen umfangreichen Anhang mit Daten zur internationalen und nationalen Wirtschaftsentwicklung ein. Die maßgeblich durch die Jahresgutachten artikulierte Position des SVR hat die konkrete Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik in vielfacher Hinsicht beeinflusst. Das Plädoyer für eine geldmengenorientierte Politik seit Beginn der 70er Jahre sowie das Befürworten einer, nach den negativen Erfahrungen mit der antizyklischen Globalsteuerung, stärkeren Ausrichtung der Wirtschaftspolitik an den Angebotsbedingungen im gleichen Jahrzehnt gehören in diesem Zusammenhang sicherlich zu den markantesten Beispielen. Mit den bis einschließlich des Gutachtens 2001/02 erstellten 38 Jahresgutachten und 19 Sondergutachten, die auch als Anhang des folgenden Jahresgutachtens publiziert werden, steht der Öffentlichkeit eine einzigartige Informationsquelle über die jüngere Wirtschaftsgeschichte und den wirtschaftspolitischen Diskurs im Spiegel der Zeit zur Verfügung. Jens Ulbrich Jahresprojektion —> Projektion. 209

Jahreswirtschaftsbericht Jahreswirtschaftsbericht Die Bundesregierung (BR) legt im Januar eines jeden Jahres dem Bundestag und dem Bundesrat einen J. vor. Sie ist dazu nach § 2 Abs. 1 Nr. 2 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 verpflichtet. Der J. der BR enthält (1) die Darlegung des Konzeptes der Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie die für das laufende Jahr geplanten wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen entsprechend den aktuellen Erfordernissen zur Erreichung der im StWG genannten gesamtwirtschaftlichen Ziele des stetigen und angemessenen Wachstums, hohen Beschäftigungsstandes, der Preisniveaustabilität und des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts; (2) die —> Jahresprojektion (JP), d. h. eine Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung für das laufende Jahr unter Berücksichtigung der von der BR angestrebten wirtschafts- und finanzpolitischen Ziele. Dabei bedient sich die JP - so die ausdrückliche Gesetzesvorschrift - der Mittel und der Form der VGR, ggf. mit Alternativrechnungen und (3) die Stellungnahme zu dem Jahresgutachten des SVR, das die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung unter wissenschaftlichen Aspekten analysieren und kritisch begleiten soll und ebenfalls eine Prognose fur die Wirtschaftsentwicklung enthält. Mit dem J. wird die Wirtschafts- und Finanzpolitik der BR im Parlament zur Diskussion gestellt. Nach Verabschiedung im Kabinett geht der J. dem Parlament zu. Es folgt i.d.R. eine Debatte im Bundestag sowie Beratungen über den J. in den Ausschüssen und Bundestages und des Bundesrates. In der Öffentlichkeit findet insbesondere auch die Jahresprojektion der BR Beachtung, da sie sowohl

dem sich das wirtschafts- und finanzpolitische Handeln der Regierung voraussichtlich bewegt und welche konjunkturellen Einflüsse die angestrebten Ziele begünstigen oder beeinträchtigen. Unabhängig davon, dass der J. immer ein Instrument der jeweiligen Regierungen war, die eigenen wirtschafts- und finanzpolitischen Ideen, Konzepte und Ziele darzustellen und zu rechtfertigen, spiegelte der J. im Laufe der vergangenen Jahre auch die wirtschaftspolitischen und wirtschaftswissenschaftlichen Strömungen wider. Der Wandel in den wirtschaftspolitischen Grundausrichtungen hat sich in Inhalt, Aufbau und Schwerpunktsetzung der J. der BR niedergeschlagen, ohne damit den Kern der gesetzlichen Vorschriften zu verlassen Die Entstehungsgeschichte des StWG und somit die Vorschriften über die Vorlage eines J. sind eng mit der in den 60er Jahren vorherrschenden Grundvorstellung der Machbarkeit und Steuerungsmöglichkeit gesamtwirtschaftlicher Abläufe durch die Mittel der Globalpolitik geprägt. Die erste quantitativ fühlbare Rezession in der Nachkriegsgeschichte in der Periode 1966/67 und die zu ihrer Überwindung getroffenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen haben maßgeblich die einschlägigen Gesetzesvorschriften beeinflusst. In der Zwischenzeit haben sich die Vorstellungen über die Machbarkeit und die Steuerungsmöglichkeiten komplexer wirtschaftlicher Abläufe gewandelt. Nicht die kurzfristige Beeinflussung des Konjunkturgeschehens im Sinne einer keynesianisch orientierten Nachfragepolitik bestimmt seit geraumer Zeit die wirtschaftspolitische Handlungsmaxime der Mehrzahl der Industriestaaten, sondern eine mehr mittelfristig orientierte Politik der Verbesserung der Wachstumsbedingungen im Sinne einer angestrebten Verstetigung.

der Orientierung in der Öffentlichkeit

Den ersten J. nach den Vorschriften

dient, aber auch den Rahmen aufzeigt, in

des StWG hat die BR im Januar 1968 den

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Jahreswirtschaftsbericht gesetzgebenden Körperschaften vorgelegt, nachdem als Vorläufer erstmals 1963 ein „Wirtschaftsbericht" herausgegeben worden war. Der Aufbau der ersten J. hielt sich zunächst streng an die im StWG angeführte Reihenfolge, nämlich Stellungnahme zum Jahresgutachten des SVR, Jahresprojektion sowie Darlegung der Wirtschaftspolitik zur Realisierung der Projektion und sonstiger Politikbereiche. Die Stellungnahme zum Jahresgutachten des SVR erfolgte zwischenzeitlich (1984 bis 1998) nicht mehr in einem eigenen Kapitel, vielmehr wurde jeweils im Sachzusammenhang in den übrigen Kapiteln Stellung zum Jahresgutachten genommen, um nach Möglichkeit Wiederholungen zu vermeiden. Seit 1973 wurden die „wirtschaftsund finanzpolitischen Ziele" im Hauptteil des Berichts im Überblick dargestellt, eine detaillierte Darlegung der quantitativen Jahresprojektion geschah in der Anlage zum Bericht. Aufgrund des o.g. Wandels in den Anschauungen über die Grenzen kurzfristiger Wirtschaftspolitik erhielt das bisherige Kapitel „Wirtschafts- und finanzpolitische Ziele" ab 1984 die Bez. „Gesamtwirtschaftliche Eckwerte". Der Tatsache, dass die quantitativen Zielgrößen keinen Bindungscharakter für die Wirtschaftspolitik haben können, sollte dadurch u.a. Rechnung getragen werden. Von 1990 bis 1998 waren diese Gesamtwirtschaftlichen Perspektiven an das Ende der wirtschaftspolitischen Darlegung gerückt. Hiermit sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass die quantitativen Eckwerte der Projektion, soweit sie von der Wirtschaftspolitik kurzfristig überhaupt beeinflusst werden können, eher das Ergebnis der dargelegten wirtschaftspolitischen Ausrichtung sind, als dass die kurzfristige Erreichung einer bestimmten Zielkombination als Handlungsmaxime

für die Wirtschaftspolitik verstanden werden soll. In den 90-er Jahren war der J. naheliegender Weise durch die wirtschaftspolitischen Probleme und Herausforderungen der deutschen Vereinigung geprägt. Er legte daher zunächst die wirtschaftspolitischen Prioritäten dar, beschrieb die gesamtwirtschaftliche Ausgangslage und stellte sodann die Hauptfelder der globalen Wirtschaftspolitik in den Vordergrund. Mit wechselnden Schwerpunkten schlossen sich strukturpolitische bzw. europäische und internationale Fragestellungen an. Den Abschluss bildeten die sich unter Berücksichtigung der Ausgangslage sowie der dargelegten Wirtschaftspolitik angestrebten und für erreichbar gehaltenen gesamtwirtschaftlichen Perspektiven des laufenden Jahres für Wirtschaftswachstum, Beschäftigungsstand, Preisstabilität und außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Die Anlage zum J. enthielt neben dem Rückblick auf die Jahresprojektion Voqahres im Lichte der tatsächlich eingetretenen Entwicklung die ausführliche Jahresprojektion für das laufende Jahr. Sie stellte auf der Grundlage der VGR eine detaillierte Beschreibung der im Hauptteil global betrachteten gesamtwirtschaftlichen Perspektiven unter Darlegung der getroffenen Annahmen und Bedingungen dar. Seit 1999 orientiert sich der Aufbau des J. wieder mehr an der gesetzlichen Grundlage des StWG und enthält neben der Darlegung der Wirtschafts- und Finanzpolitik und der Jahresprojektion auch wieder ein eigenes Kapitel mit der Stellungnahme zum Jahresgutachten des SVR. Angesichts der zunehmenden europäischen Integration gewinnt der europäische Kontext der Wirtschaftspolitik an Bedeutung im J. der Bundesregierung. Albert C aspers

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Jeweilige Preise Jeweilige Preise Die statistische Erfassung ökonomischer Aktivitäten erfolgt i.d.R. für eine vorgegebene Berichtsperiode (ζ. B. Berichtsjahr) mit den Werten, die die Güter und Einkommen bei der Entstehung, Verwendung und Verteilung in der Berichtsperiode hatten. Dieser Vorgehensweise liegt die Vorstellung zugrunde, dass sich diese Nominalwerte multiplikativ aus einer Preisund einer Mengenkomponente ergeben, wobei die Preiskomponente die jeweiligen, d. h. die in der Berichtsperiode geltenden (Markt-)Preise bilden.

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κ Kalenderbereinigung der Inlandsproduktergebnisse Verfahren zur rechnerischen Ausschaltung der von den Unregelmäßigkeiten des Kalenders ausgehenden Wirkungen auf die vierteljährlichen Ergebnisse der Inlandsproduktberechnung. Dabei werden die Reihenwerte auf ein hinsichtlich Quartalslänge und -struktur (Feiertage, Zahl der Werktage usw.) normiertes Vierteljahr umgerechnet. Damit soll beispielsweise der Einfluss beweglicher Feiertage, wie ζ. B. von Ostern, das im ersten oder zweiten Quartal liegen kann, ausgeschaltet werden. Ziel des Verfahrens ist es, einen aussagekräftigen Vergleich zwischen den einzelnen Reihenwerten zu erhalten. Die —» Saison- und Kalenderbereinigung vierteljährlicher Sozialproduktsgrößen wird nach einem von der BBk weiterentwickelten Saisonbereinigungsverfahren (Census X-ll) vorgenommen, während das vom StBA angewandte Saisonbereinigungsverfahren (Version 4 des Berliner Verfahrens) keine Kalenderbereinigung vorsieht. Kalkulatorische Löhne —* Arbeitseinkommen der Selbständigen. Kapital —»Vermögen. Kapitalanlagegesellschaften —»Investmentgesellschaften. Kapitalbilanz => Financial account. Innerhalb der —• Zahlungsbilanz bildet die Unterscheidung zwischen —* Leistungsbilanz und K. ein wesentliches Gliederungskriterium. Die K. umfasst dabei alle diejenigen Transaktionen, bei denen finanzielle Aktiva zwischen Inund Ausländern übertragen werden. Die

Veränderung der Währungsreserven der BBk wird in einer gesonderten Position ausgewiesen. Die Kapitaltransaktionen bilden entweder den Gegenwert zu Leistungstransaktionen (ζ. B. Kauf einer Ware gegen Devisen) oder aber einen Austausch von Vermögenswerten (ζ. B. Wertpapiere gegen Bankguthaben). Die Bilanz umfasst den gesamten grenzüberschreitenden Kapitalverkehr des privaten und des öff. Sektors. Mit der 5. Auflage des —» Balance of Payments Manuals ist die klassische Unterteilung des Kapitalverkehrs in lang- und kurzfristige Transaktionen weitgehend aufgegeben worden, weil sie zunehmend zweifelhaft geworden ist. Beispielsweise werden viele Wertpapieranlagen, die von der ursprünglichen Laufzeit her als langfristig definiert waren, von den Anlegern als kurzfristig angesehen. Darüber hinaus enthalten die Definitionen von —• Direktinvestitionen und —• Portfolioinvestitionen nunmehr kurzfristige Elemente. Aus diesem Grund ist die K. im ersten Schritt funktional gegliedert in Direktinvestitionen, Wertpapieranlagen, Finanzderivate, Kreditverkehr und sonstige Transaktionen. Nur der Kreditverkehr wird weiter unterteilt in den — Investment income. Die K. gehören sowohl in der —» Zahlungsbilanz als auch in den VGR zu den —• Erwerbs- und Vermögenseinkommen. Κ resultieren im wesentlichen aus Kapitalanlagen in Form von Unternehmensanteilen, Wertpapieren, Krediten und Einlagen sowie Grundstücken. Sie werden brutto erfasst, also vor Abzug von Steuern. Zu den Erträgen aus —• Direktinvestitionen zählen ausgeschüttete und reinvestierte Gewinne sowie Zinsen auf 213

Kapitalexport Kredite zwischen verbundenen Unternehmen und die Miete aus Grundbesitz. Auch der Anteil der Direktinvestoren an den bilanzierten Verlusten und Zuschüsse der Muttergesellschaft zur Vermeidung eines Verlustes werden als - negative K. verbucht. Erträge aus Wertpapieren (—• Portfolioinvestitionen) umfassen vor allem Dividenden, Erträge aus Investmentzertifikaten und Zinsen für festverzinsliche Wertpapiere. Kreditzinsen beinhalten auch Agio und Disagio bei der Auszahlung von Krediten sowie zinsähnliche Einnahmen und Ausgaben wie Bereitstellungsgebühren. Ein nicht unerheblicher Teil der K. muss auf dem Schätzungswege ermittelt werden. Zum einen wirkt sich die Meldefreigrenze von 12 500 Euro auf das Ergebnis aus, zum anderen sind gerade in dieser Position die Meldeausfälle beträchtlich. Lücken werden bei den Erträgen aus ausländischen Wertpapieren durch Angaben aus dem —> Auslandsvermögensstatus und Annahmen über Zins- und Ertragssätze geschlossen. Erträge auf Anlagen deutscher Nichtbanken im Ausland werden mit Hilfe der BIZStatistik errechnet. Reinvestierte Gewinne sind nicht meldepflichtig und werden ebenfalls auf dem Schätzwege ermittelt. Die Grundlage bildet in diesem Fall die jährliche Bestandserhebung über die Kapitalverflechtung der Unternehmen mit dem Ausland. Kapitalexport ist ein Begriff der —» Zahlungsbilanz. Er beinhaltet den Erwerb von Eigentumsund Forderungstiteln gegenüber dem Ausland, d. h. eine Zunahme von Forderungen bzw. eine Abnahme von Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland (—> Kapitalbilanz). Nach den Buchungsregeln des Internationalen Währungsfonds (—• Zahlungsbilanz) wird ein K. mit einem negativen Vorzeichen dargestellt.

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Kapitalgesellschaften stellen als —* Finanzielle Kapitalgesellschaften und als —• Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften zwei Sektoren dar. Kapitalgewinne (und -Verluste) Vermögenszuwachs (oder -abnahme) durch Neubewertung des Vermögens. Wichtige Beispiele sind Kursgewinne bei Aktienbeständen oder Wertzuwächse bei Immobilien, die auf Preisänderungen an den betreffenden Märkten zurückzufuhren sind. Man unterscheidet zwischen nicht realisierten K. bei Vermögensgegenständen, die im Eigentum verblieben, und realisierten K., die bei der Veräußerung der im Wert gestiegenen Güter anfallen. Im Gegensatz zu Vermögenszuwächsen, die aus der eigenen wirtschaftlichen Tätigkeit oder aus Übertragungen resultieren, gehen K. nicht in den —» Finanzierungssaldo bzw. in die —» Nettogeldvermögensbildung ein. K. rechnen nach den bisherigen VGR-Konzepten auch nicht zum —» Einkommen. Sie sind nach dem ESVG 1995 vielmehr Bestandteil der sog. —> Umbewertungskonten, auf denen alle Veränderungen des Wertes der Aktiva und Passiva gebucht werden, die auf Preisänderungen zurückzufuhren sind. Kapitalimport ist ein Begriff der —»· Zahlungsbilanz. Er beinhaltet die Abgabe von inländischen Eigentums- und Schuldtiteln an Ausländer, d. h. eine Zunahme von Verbindlichkeiten bzw. eine Abnahme von Forderungen gegenüber dem Ausland (—• Kapitalbilanz). Nach den Buchungsregeln des Internationalen Währungsfonds (—• Zahlungsbilanz) wird ein K. mit einem positiven Vorzeichen dargestellt. Kapitalintensität => Capital intensity, => Capital-labour ratio

Kapitalproduktivität zeigt das Verhältnis zwischen den Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit. Sie wird folgendermaßen berechnet: Kapitahntensitat =

-> Kapitalstock £ —> Erwerbstätige im Inland

Somit misst die K. den Wert der durchschnittlich je Erwerbstätigen (oder auch je Erwerbstätigenstunde) eingesetzten Produktionsanlagen. Sie wird in —+ konstanten Preisen und zu —• Wiederbeschaffungspreisen ermittelt. Steigt die K. in konstanten Preisen, so nimmt die Bedeutung des Produktionsfaktors Kapital relativ zum Produktionsfaktor Arbeit zu. Eine relativ hohe K. lässt auf einen vergleichsweisen hohen Mechanisierungsgrad schließen. Die Tabelle zeigt einen Anstieg der K. in konstanten Preisen seit 1991, der in den einzelnen Wirtschaftsbereichen unterschiedlich stark war. Kapitalintensität in Preisen von 1995 Pro- Finanz. öff. u. priv. duz. Verm., Gew.1 Untern.2 Dienstl. 1000 Euro je Erwerbstätigen 174 167 158 109 1991 208 182 176 218 146 1995 240 180 153 185 1997 253 243 182 242 154 183 1998 256 182 246 157 179 1999 259 1 Ohne Baugewerbe. 2 Ohne Grundstücks- und Wohnungswesen. Jahr

insge- Land/ samt Forstw.

Die K. (brutto oder netto) zu Wiederbeschqffungspreisen ist ein grober Schätzwert für den Neuwert eines Arbeitsplatzes, also den Betrag, der im Berichtsjahr im Durchschnitt pro Arbeitsplatz zu zahlen wäre, um ihn auf dem vorhandenen technischen Niveau neu einzurichten. Kapitalkoeflizient => Capital-output ratio misst den Kapitaleinsatz im Verhältnis zum Produktionsergebnis. Er wird für die Volkswirtschaft insgesamt folgenderma-

ßen berechnet: „Kapitalkoeffizient . „ _ . =

—> Kapitalstock -

-» Bruttoinlandsprodukt

Um Einflüsse von Preisänderungen auf den K. auszuschalten, erfolgt eine Bewertung in —* konstanten Preisen. Der K. ist der reziproke Wert der —» Kapitalproduktivität. Bei der Ermittlung des K. für einzelne Wirtschaftsbereiche wird das Produktionsergebnis durch die unbereinigte —> Bruttowertschöpfung in konstanten Preisen gemessen. Der K. insgesamt lag Ende der 90er Jahre knapp über fünf. Kapitalkonto —* Kapitalbilanz. Kapitalmarktpapiere —> Rentenwerte. Kapitalproduktivität => Gross value added (or GDP) at constant prices per capital ist das Verhältnis von unbereinigter —• Bruttowertschöpfung (oder BIP für die Volkswirtschaft) zum —» Kapitalstock, beides gemessen in konstanten Preisen. Die so gemessene K. ist eine Durchschnittsgröße (i. Ggs. zur Grenzproduktivität), bei der der gesamte Ertrag (die Bruttowertschöpfung) auf nur einen Produktionsfaktor (das Bruttoanlagevermögen) bezogen wird. Diese Kennzahl vermag nichts darüber auszusagen, welchen Beitrag der Produktionsfaktor Kapital zum Produktionsergebnis geleistet hat. Auch ist das Bruttoanlagevermögen nur ein grober Maßstab für das Produktivkapital. Unberücksichtigt bleibt, dass bei einem Teil der Anlagen die Effizienz mit zunehmendem Alter sinkt. Abschläge vom Bruttoanlagevermögen, die dem Rechnung tragen, sind jedoch wegen fehlender Informationen nicht möglich. Der K. wird für Wirtschaftsbereiche und die Volkswirtschaft insgesamt nach215

Kapitalrendite gewiesen. Die Tabelle zeigt, dass die K. trendmäßig abgenommen hat. Es wurde also im Zeitablauf vermehrt Kapital eingesetzt, um die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen zu produzieren. Arbeit wurde durch größeren Kapitaleinsatz substituiert. Das ist ein wichtiger Grund für die Zunahme der —• Arbeitsproduktivität und damit des realen Versorgungsniveaus der Volkswirtschaft. Der SVR verwendet die K. zur Schätzung des gesamtwirtschaftlichen —> Produktionspotenzials seit 1960. Kapitalproduktivität Jahr

insge- Land/ samt Forstw.

Produz. Gew.1

Finanz. Öff.u. Verm., pnv. Untern.2 Dienstl.

Euro je 1000 Euro Kapitalstock 1991 1995 1997 1998 1999

214 201 195 195 194

82 89 95 98 101

1 Ohne Baugewerbe. Wohnungswesen.

367 327 326 330 324 2

382 354 358 364 372

205 201 197 195 192

Ohne Grundstücks- und

Kapitalrendite Die Messgröße soll eine Aussage darüber erlauben, wie sich der Produktionsfaktor Kapital im Produktionsprozess intern verzinst. Das kann direkt nicht gemessen werden. Daher sind Hilfsmethoden erforderlich. Der SVR setzt zu ihrer Berechnung die Gewinne zum Kapitalbestand (Κ; Κ = Anlagevermögen zum Anschaffungspreis + Vorratsvermögen) der Unternehmen ohne Land- und Forstwirtschaft, Wohnungsvermietung, Kreditinstitute sowie Versicherungsuntemehmen in Beziehung. Die Ermittlung der Gewinne (nicht im Sinne der VGR-Abgrenzung) erfolgt im Rahmen der Berechnung der —» Gewinn-Erlös-Relation (zu den Symbolen s. dort). Die Kapitalrendite KR ergibt sich als _ BIP-(BLGS+AGB+ KU+ZK+AK+(T - S))

KR-

κ

Bis einschließlich J.G. 1991 hat der SVR auch das Geldvermögen der Unterneh216

men als Bestandteil des zu verzinsenden Kapitals behandelt. Kapitalstock => Gross stock of fixed assets (annual average) at constant prices. Der Κ. dient als Maß für den Produktionsfaktor Kapital. Er entspricht dem —> Bruttoanlagevermögen in Preisen eines Basisjahres (ζ. Z. 1995), das im Jahresdurchschnitt im Produktionsprozess eingesetzt wird. K. ergibt sich als arithmetisches Mittel aus dem Bruttoanlageveimögen am Anfang und am Ende des Berichtsjahres. Die durch —• Abschreibungen gemessene Wertminderung der Anlagegüter bleibt unberücksichtigt. Mit K. wird die Grundlage für die Bestimmimg des kapitalseitigen —• Produktionspotenzials gelegt. Bei der Verwendung von K. als Maß für den Einsatz des Produktionsfaktors Kapital im Produktionsprozess ist zu beachten, dass diese Größe nur ein grober Maßstab für das Produktivkapital ist. Unberücksichtigt bleibt, dass bei einem Teil der Anlagen die Effizienz mit zunehmendem Alter sinkt. Abschläge vom Bruttoanlagevermögen, die dem Rechnung tragen, sind jedoch wegen fehlender Informationen nicht möglich. Der K. wird zur Berechnung von Verhältniszahlen zwischen dem Produktionsergebnis (Bruttoinlandsprodukt, Bruttowertschöpfung) und den Produktionsfaktoren Arbeit (—• Erwerbstätige, Erwerbstätigenstunden) und Kapital verwendet, d.h. zur Berechnung der —• Kapitalintensität, der —> Kapitalproduktivität und des —> Kapitalkoeffizienten. Kapitalstock

in Preisen von 1995

Mrd Euro 1991 1995 1997 1998 1999

7 8 9 9 9

997,8 981,2 421,8 642,6 870,0

1991=100 100 112 118 121 123

Käufe von neuen Bauten 1991 bis 1999 hat der gesamtwirtschaftliche K. real um gut 20 % zugenommen. Kapitalverkehrsbilanz —• Kapitalbilanz. Kapitalverkehrsteuer —• Steuern. Kassenströme => Cash accounting werden im Gegensatz zu den —• Einnahmen und —> Ausgaben der VGR im Zeitpunkt der Zahlung verbucht. In der Finanzstatistik werden die Einnahmen und Ausgaben als K. erfasst. Katastrophenschäden => Catastrophic losses. —• Sonstige reale Vermögensänderungen. Käufe abzüglich Verkäufe von bebautem Land —> Anlageinvestitionen. Käufe abzfiglich Verkäufe von gebrauchten Ausrüstungen —* Anlageinvestitionen. Käufe abzüglich Verkäufe von unbebautem Land —» Nettoerwerb von nichtproduzierten Vermögensgütern. Käufe der inländischen privaten Haushalte frühere Bez. für —• Konsumausgaben der privaten Haushalte (Inländerkonzept). Käufe der privaten Haushalte im Inland frühere Bez. für —> Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland (Inlandskonzept). Käuferpreise => Purchasers' prices sind die für die Verwendung von Gütern

zu berücksichtigenden (Anschaffungs-) Preise, die Transportkosten, Handelsspannen und Gütersteuern abzügl. Gütersubventionen einschließen. Die Produktion von Gütern wird hingegen zu -» Herstellungspreisen bewertet. Die Verwendung verschiedener Preise soll der Sichtweise der an der Transaktion beteiligten Partner Rechnung tragen, denn der Wert eines bestimmten Gutes stellt sich für den Produzenten und den Endverbraucher häufig unterschiedlich dar. Käufe von gebrauchten Anlagen und Land => Acquisitions and disposals of existing fixed assets bilden gemeinsam mit den Käufen neuer Anlagen nach Abzug der Verkäufe von gebrauchten Anlagen und Land die —• Anlageinvestitionen. In der gesamten Volkswirtschaft heben sich die Käufe und Verkäufe von vorhandenen Bauten und Land auf. Das gilt aber nicht vollständig für die Käufe und Verkäufe von gebrauchten Ausrüstungen, nämlich dann nicht, wenn der Käufer (Verkäufer) ein privater Haushalt oder eine Wirtschafteinheit in der übrigen Welt ist oder wenn es sich um Schrott handelt. Innersektorale Ver-/Käufe heben sich auf. Die mit den Käufen verbundenen Übertragungskosten, ζ. B. Makler- und Gerichtsgebühren, gehen jedoch in vollem Umfang mit den Käufen neuer Anlagen in die Anlageinvestitionen ein. Käufe und Verkäufe zwischen investierenden Wirtschaftsbereichen können aus statistischen Gründen nicht ermittelt werden, so dass die ausgewiesenen Anlageinvestitionen nach Wirtschaftbereichen nur die Käufe von neuen Anlagegütem umfassen. Käufe von neuen Ausrüstungen —• Anlageinvestitionen. Käufe von neuen Bauten —»Anlageinvestitionen. 217

Kaufkraftparitäten Kaufkraftparitäten => Purchasing power parities dienen dem räumlichen Kaufkraftvergleich. Sie stellen ein Mittel dar, um die in Landeswährung ausgedrückten Werte der VGR international besser vergleichen zu können. Ihre Verwendung als Umrechnungskurse der Werte in Landeswährung ermöglicht Volumenvergleiche (Vergleich der Realwerte) sowie die Aufstellung länderübergreifender VGR, etwa für die EG. Sie ersetzen dabei die Wechselkurse, die nur zum Teil das unterschiedliche Preisniveau zweier oder mehrerer Länder zum Ausdruck bringen. Die Wechselkurse werden - soweit sie sich frei bilden - primär durch den Außenhandel aber auch durch internationale Devisenmärkte bestimmt, auf die vielfältige Faktoren, wie Erwartungen und Spekulationen, einwirken. Sie sind daher für die Umrechnung volkswirtschaftlichen Aggregate nur eingeschränkt verwendbar. Die K. ist das Verhältnis der Kaufkraft zweier verschiedener Währungseinheiten, bezogen auf gleiche Mengen bestimmter Güter. Die K. gibt an, wie viel ausländische Geldeinheiten erforderlich sind, um die gleiche Gütermenge im Ausland zu erwerben, die man im Inland für eine inländische Geldeinheit erhält. Die Zusammensetzung der Gütermenge wird durch die —» Verwendungsseite des BIP bestimmt. Ist dieser Betrag geringer als deijenige, den man beim Umtausch zu offiziellen Wechselkursen erhält, so ergibt sich ein Kaufkraftgewinn; ist er höher, so spricht man von Kaufkraftverlusten. Basis für die Berechnung von K. sind die Preisrelationen für bestimmte Güter in den zu vergleichenden Ländern. Beim zeitlichen Preisvergleich (—» Deflationierung) ist auf unveränderte Merkmale der preisbestimmenden Faktoren eines Gutes (gleiche Mengeneinheit, Qualität, Geschäftskategorie,

zeitlichen

Wechselkurses. Die Berechnungen selbst

Verlauf zu achten, beim räumlichen Preis-

werden für die EG-Länder von Eurostat

218

u.s.w.)

im

vergleich sind diese Prinzipien adäquat anzuwenden: Marktpreise sind fur identische oder zumindest weitgehend vergleichbare Güter zu erheben. Dies erfolgt durch Festlegung auf gemeinsame Produktlisten der in den Vergleich einbezogenen Länder. Gleichzeitig ist jedoch auch auf die Repräsentativität der Waren bzw. der einzelnen Dienstleistungen in den Ländern zu achten. Die Bedeutung der einzelnen Produkte ist auf den Märkten der Länder verschieden. Dies beeinflusst die Berechnung von speziellen K. für einzelne Güter (Grundparitäten). Die Grundparitäten sind daher so zu bestimmen, dass die unterschiedliche Repräsentativität der Produkte in den Ländern berücksichtigt wird. Dies wird durch Berechnung von K. des Laspeyres- und des Paasche-Typs angestrebt, indem die Gewichte beider Vergleichsländer herangezogen werden und anschließend als geometrisches Mittel der Laspeyres- und Paasche-Parität (Index des Fisher-Typs) ein Mittelwert zugrunde gelegt wird. Paritäten werden für die Verwendung des BIP auf der Ebene von Einzelpositionen der Kategorien der letzten Verwendung, fur die einzelnen Verwendungskategorien und fur das BIP insgesamt berechnet. Die Berechnung von K. fur die —• Konsumausgaben des Staates und den —* Außenbeitrag erfolgt abweichend von dem üblichen Verfahren: Die Paritäten für die Konsumausgaben des Staates werden anhand der Preisrelationen für die Inputs bei der Erstellung der staatlichen Leistungen ermittelt. Diese umfassen Preise für Vorleistungsgüter und Angaben zum Arbeitnehmerentgelt in den verschiedenen staatlichen Aufgabenbereichen. Beim Export und Import werden keine spezifischen Paritäten auf der Basis von Preiserhebungen durchgeführt. Hier erfolgt die Umrechnung mit Hilfe des

Kettenindizes durchgeführt, für die übrigen OECDLänder von der OECD in Paris und weltweit vom Statistischen Amt der Vereinten Nationen (UNSTAT). Für die Darstellung der VGR in K. verwenden die EG und die OECD ausschließlich die globale aus dem BIP abgeleitete K., und zwar sowohl die K. des jeweiligen Jahres als auch zur Darstellung der realen Entwicklung die K. eines festen Basisjahres (—• konstante Preise). Zusätzlich werden auch spezielle K. für die einzelnen Verwendungsaggregate des BIP und für den Privaten Verbrauch - gegliedert nach Verwendungszwecken berechnet und bereitgestellt. Bruttoinlandsprodukt 1995 je Einwohner in ECU Land USA Schweiz Luxemburg BR Deutschland Japan Frankreich Schweden Dänemark Portugal Griechenland

berechnet mit WechselKaufkraftkursen Paritäten 25 374 21 028 33 074 23 073 32 368 29 134 19 063 22 595 31244 20222 18 544 20230 19 970 17 386 20 023 25 339 11 585 7 751 8 362 11322

17243 EUR 15 17 243 Quelle: Eurostat, Statistik kurzgefasst, Wirtschaft und Finanzen, 1997, Nr. 1.

Wie unterschiedlich internationale Vergleiche, gestützt auf K. bzw. Wechselkurse, sein können, verdeutlicht die obenstehende Tabelle am Beispiel ausgewählter OECD-Länder. Es ist also sehr wichtig, ob internationale Vergleiche auf der Grundlage von Wechselkursen oder unter Berücksichtigung der Kaufkraftunterschiede gemacht werden. Welche Währung für die Darstellung der Ergebnisse verwendet wird, ist von untergeordneter Bedeutung, da die Relationen die gleichen bleiben. Literatur: O. Angermann/C. Stahmer, Berechnung von Kaufkraftparitäten im

Rahmen der internationalen Organisationen, WiSta 5/1984, S. 385 - 393; Eurostat, Purchasing power parities and related economic indicators, Results for 1995 and 1996, Luxemburg 1999. Helmut Mayer Kauf von Fahrzeugen => Purchase of vehicles Güterposition für die Darstellung der —* Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die den Kauf von neuen und gebrauchten Kraftfahrzeugen, Motorrädern und Fahrrädern einschließt. Ausgeschlossen ist der Kauf von Freizeitfahrzeugen, wie Wohnmobile, Anhänger, Flugzeuge und Boote. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 54,2 Mrd Euro aus. Kettenindizes => Chain indices. —> Theorie der Preisindexzahlen. Begriff und Bedeutung: Im SNA 1993 wurde die Verwendung von K. in der amtlichen Statistik empfohlen. Kennzeichnend für einen K. ist, dass ein ZweiPeriodenvergleich (zwischen 0 und t) indirekt hergestellt wird, nämlich als Produkt P0iPi2....Pt-i,t (analog zur Verkettung), statt direkt, also allein unter Beteiligung von Daten der Perioden 0 und t wie bei einem direkten Preisindex P ^ (anders als dP ^ ) 2-Poqo Σ Ρ ι ς ι auch den Wert 1 annehmen muss, weil Z p 0 q i und I p 0 q o licht gleich sein müssen. Bei t > 2, etwa t = 3 und einer Rückkehr zum ursprünglichen Preisniveau in 3, also p 3 = p 0 ist Identität noch weniger wahrscheinlich. Warum sollte pLc = Σ ρ ^ ο Z p 2 q i Zp 3 q2 = j 03 Zp 0 qo I p i q i Zp 2 q2 gelten, so wie unter diesen Voraussetzungen selbstverständlich P^ = 1 ist? Ein 221

Kettenindizes

Κ., also Pfo ist, anders als P0l) kein reiner Zwei-Perioden-Vergleich (von 0 mit t), sondern pfadabhängig (abhängig von der Gestalt des 0 und t verbindenden Pfads, also auch der Preise und Mengen in 1,2, ...,t-l). 3. Nur das einzelne Kettenglied hat einen Warenkorb (qt-i bzw. qt), die Kette aber hat, wie bereits gesagt, viele Warenkörbe qo, qi,..., die alle in ihrer Gesamtheit, also kumuliert auf das Ergebnis wirken. Es ist sogar so, dass sich ein K. gar nicht als Verhältnis von zwei Ausgaben (in Zähler und Nenner) für tatsächliche oder fiktive „Warenkörbe" interpretieren lässt. Es ist deshalb höchst sonderbar, wenn versucht wird, eine angebliche Überlegenheit von K. mit der ökonomischen Indextheorie (—> Preisindexzahlen) zu begründen. 4. K. sind (wie übrigens auch weder als Ausgabenverhältnis noch als Mittelwert von Preismesszahlen zu interpretieren, während Indizes wie P^t oder P0pt beide Interpretationen besitzen. Ein K. mag also in jeder Periode 0, 1 t repräsentative Gewichte besitzen, er ist aber nicht notwendig eine repräsentative Messzahl über den ganzen Zeitraum von 0 bis t. Er kann, zumindest theoretisch, eine Preissteigerung ausweisen, die größer als die größte oder kleiner als die kleinste individuelle Preismesszahl ist. Die Aussagen „nur ein Wägungsschema" und „ein echter Index" über das Kettenglied (nicht Kette) sind zu relativieren: Bei unteijährigen (z.B. monatlichen) Vorjahresvergleichen (ein Monat m verglichen mit dem gleichem Monat m im Voijahr) wird in der Praxis meist auch schon mit zwei Warenkörben statt mit nur einem gerechnet. Im Jahr t wird z.B. bei Umstellung des Warenkorbs am Jahresbeginn ab Januar mit qt-i gerechnet. Vergleicht man z.B. März (m) des Jahres t = 2001, also P 0 ^ m ) (mit Gewichten von t 222

1 = 2000) mit März 2000 P 0 ,,-i( m ). mit Gewichten von 1999, so sind zwei Warenkörbe involviert, nämlich vom Jahr 2000 und 1999, es sei denn man würde zu Beginn des Jahres 2001 noch einmal die Werte für alle Monate von 2000 mit dem erst jetzt verfügbaren Warenkorb von 2000 (statt bisher 1999) berechnen. Die Nichtanwendbarkeit oder Nichterfüllung von Axiomen (bei Ketten, nicht beim Kettenglied) ist ein schwerer Mangel von K., denn Axiome sind Aussagen über das Verhalten eines Indexes in einfachen („stilisierten") Situationen z.B. Proportionalität (Pr): Pot = λ bei Ver-λfachung aller η Preise p;t = λρ;ο· Κ. erfüllen Pr nicht, Identität ist nur ein Spezialfall mit λ =1. Wie ein K.-Preisindex nicht proportional in den Preisen ist, so verletzt ein K.Mengenindex, etwa Qg t c , Pr in den Mengen. Trotz gleicher Mengen in 0 und t kann das „Volumen" steigen oder sinken (je nach der Vorgeschichte, dem Pfad, zwischen 0 und t). Deshalb ist die im SNA empfohlene Deflationierung mit P0Ftc noch schlechter als mit PQJ, die (wegen fehlender struktureller Konsistenz) ohnehin schon schlechter ist als die traditionelle Deflationierung mit einem (direkten) Paasche-PreisindexPo,. Anhänger von K. und das SNA sind bereit, ihre Fixierung auf aktuelle Gewichte (Mengen bei Preis- und Preise bei Mengenindizes und Volumen) und auf Flexibilität mit erheblichen axiomatische Mängeln zu erkaufen. Mängel in dieser Hinsicht sind ein schwerer Nachteil: es ist kein Zufall, dass man bei der Beurteilung von K. so viele Beispielrechnungen mit konkreten oder fiktiven Zahlen findet, statt allgemeingültige Betrachtungen. Kritik am Laspeyres-Index als Hauptmotiv fiir Kettenindizes: Die Standardkritik am direkten Preisindex nach Laspeyres P^ (als Maß der Inflation) bzw. an

Kettenindizes

Qot und an Volumen, die man als Ergebnis einer Deflationierung mit

P0pt

er-

hält ist, dass in Pj; die Mengen, bzw. in Qot die Preise (allgemein die Gewichte) für eine gewisse Zeit im Interesse des reinen Preis- bzw. Mengenvergleichs konstant gehalten werden und dass das Wägungsschema veraltet und deshalb nicht mehr „repräsentativ" sei. Es müssten daher jeweils mit möglichst aktuellen Gewichten gerechnet und die durch Preisänderungen ausgelösten Substitutionen berücksichtigt werden. Nicht viel mehr als diese Fixierung auf die Aktualität des Warenkorbs steckt hinter der in neuerer Zeit vehement wiederbelebten Forderung nach K. und der angeblichen Überlegenheit von K. über direkte Indizes. Anders als beim „Nutzenindex" (—• Preisindexzahlen) gibt es in der K.-Diskussion praktisch keinen theoretischen Hintergrund oder den Versuch einer konzeptionellen Begründung von K. Das Prinzip des reinen Preisvergleichs wird ignoriert. Nichts scheint an Indexformeln auch nur annähernd so wichtig zu sein wie die Aktualität der Gewichte. Dabei wird als selbstverständlich (was es nicht ist) angenommen, dass die aktuellsten Gewichte auch die jeweils „relevantesten" oder „repräsentativsten" sind (zwei Begriffe, die bezeichnenderweise nie konkretisiert werden). Mehr noch: Die Kritik an „veralteten" Gewichten und an der Nichtberücksichtigung von Substitutionen in P^ muss nicht zwingend zur Bevorzugung von K. führen, obgleich Befürworter des K. dies gerne so darstellen. Es gibt auch direkte Indizes, die genau diese Kritik berücksichtigen. Nach verbreiteter Auffassung trägt z.B. Fishers Index PQ, der preisinduzierten Reaktion der Mengen in theoretisch (mikroökonomisch) fundierter Weise Rechnung. Drei Variationsquellen: Um jeweils auch die neuesten Gewichte in die Index-

formel einfließen zu lassen, muss man nicht notwendig einen Κ berechnen. Man könnte auch bestimmte direkte Indizes berechnen, in die sowohl die Gewichte q als auch q t eingehen, wie etwa den Preisindex nach Marshall und Edgeworth / a\ W

η ME *ot - ν

ι

iO

\

oder nach Fisher PQ, = yP0LtPot . Diese Formeln berücksichtigen auch die aktuellsten Gewichte q t und somit auch durch Preisveränderungen (pt Ψ po) induzierte Substitutionen (qt * qo), sind aber gleichwohl direkte Indizes. Das Ergebnis eines K. spiegelt drei Einflüsse wider: 1. Die Unterschiedlichkeit der Preise (pt * po). Man könnte sagen, dass es im Sinne des „reinen Preisvergleichs" (—» Preisindexzahlen) ist, wenn ein Preisindex Pot diese erste Variationsquelle widergespiegelt, wie das bei PQJ der Fall ist. 2. Die Mengenreaktion also (qt * qo). Man könnte aufgrund einer mikroökonomischen theoretischen Betrachtung fordern, dass ein Preisindex solche Substitutionen widerspiegeln sollte. Einige aus diesem Grunde „Superlativ" genannte Indizes, etwa Pot und P^ aber ζ. B. auch der nicht superlative Index P ^ , werden deshalb auch von dieser zweiten Variationsquelle beeinflusst. 3. Die Preise und Mengen in den Zwischenperioden, also pi, p2,... Pt-i und qi, q2, ... qt-i- Diese dritte Variationsquelle, d. h. die Pfadabhängigkeit, ist typisch für K. und den Divisia Index. Sie ist jedoch —Γ kaum zu begründen. Warum sollte P04 exakt gemäß der K.-Formel (etwa der Formel für P^ c oder für P^ c ) ζ. B. von q2 oder von p3 abhängen? Pfadabhängigkeit und kumulative Gewichte sind wohl eher ungewollte Nebenprodukte bei K. Eine Begründung, 223

Kettenindizes warum ein Index diese Eigenschaften haben sollte, ist dem Verf. nicht bekannt. Es gibt Gründe, warum ein Index von den ersten beiden Variationsquellen abhängen soll, aber nicht, warum er, wie K. zusätzlich auch noch die dritte widerspiegeln soll, und wenn es nur darum geht, neben (oder statt) qo auch den aktuellsten Warenkorb q t zu berücksichtigen, dann könnte man auch (sogar sinnvoller wegen fehlender Pfadabhängigkeit) Pq, oder Pq, berechnen, statt P0f oder P0Ftc. Die Operation „Verkettung" und die permanente Veränderung des Definitionsbereichs: Der entscheidende Unterschied zwischen K. und einem direkten Index wie P0Lt P0pt, Pot oder Ρ0^Ε ist, dass ζ. B. in Gleichung (4) die Summe in Zähler und Nenner über die gleichen η Güter und Dienste (i = 1, ..., n) gebildet werden sollte, was bei den verschiedenen Faktoren eines Produkts nach Art von Gleichung (la) nicht der Fall sein muss (das ist mit der „permanenten Veränderung des Definitionsbereichs" gemeint). Auch bei der Formulierung von Axiomen oder Betrachtungen über Verkettbarkeit (Transitivität) wird davon ausgegangen, dass es sich bei der i-ten Ware in Pit und qu jeweils um die (zumindest rechnerisch) gleiche Ware handelt wie bei pio und qio, auch wenn dies in der Praxis ζ. T. erhebliche Schwierigkeiten bereiten mag (ζ. B. bei Aufkommen neuer Güter oder QualitätsVeränderungen). Bei einem K. sind jedoch solche Rücksichten nicht notwendig. Statt mit Faktoren wie in Gleichung (la) zu operieren, wo die Summen in Zähler und Nenner der Brüche (d.h. der links) jeweils über die gleichen η Güter gebildet werden, kann man durchaus auch wie folgt rechnen {?)

t j l c * -_ Σ ί Ρ , ^ ί ο "ot

v

Z k Pktqk,t-i

•...•γι

APioQiO ^kPk,t-l1k,t-l wobei eine beständige Veränderung des 224

Definitionsbereichs (Warenbündels) von i = 1,..., no zu k = 1,..., nt-i zugelassen ist. Es ist üblich, Aussagen über K. aufgrund eines Vergleichs von P0^c mit P^J zu machen, aber über eine Theorie zu Größen wie Poic* ist dem Verf. nichts bekannt. Für K. wird ja sogar mit dem Argument geworben, dass man weniger Schwierigkeiten mit dem Aufkommen neuer Güter oder mit Qualitätsveränderungen hat. Wie praktisch alle für K. vorgebrachten Argumente, so ist auch dieses nicht stichhaltig. Es ist sogar ausgesprochen unfair, weil das Problem, das mit K. angeblich „gelöst" oder „besser" gelöst wird, nur einfach beseitigt worden ist: es gibt bei Pq{c* keine Notwendigkeit, für Vergleichbarkeit über mehr als jeweils zwei aufeinanderfolgende Perioden zu sorgen. Soll 0 und t miteinander verglichen werden, ohne dass es sich in 0,1, ... jeweils um vergleichbare Güter handeln muss, dann kann man in der Tat leichter nach Art von Gleichung (5), als nach Art von Gleichung (2) rechnen. Verkettung aber nicht Verkettbarkeit: Die Bedeutung der in Gleichung (2) und (5) dargestellten Multiplikation (Verkettung) wird oft missverstanden. Man findet die Aussage, ein K. sei „ex definitione" oder „by construction" verkettbar, nur weil er durch ein Produkt gebildet wird. Das ist schlicht falsch. Verkettbarkeit (Transitivität, —» Indexzahlen) bedeutet ζ. B. im internationalen Vergleich, dass der direkte Vergleich zweier Länder Α und Β durch eine Parität PAB zum gleichen Ergebnis führen soll wie ein indirekter (über ein drittes Land, etwa C), weil PAB = PAC PCB. oder ein drittes und viertes PAB = PAC PCD PDB· Im intertemporalen Vergleich mit K. ist das offenbar nicht gewährleistet, denn es ist i.d.R. schon bei nur zwei Kettengliedern

Ketten in dizes

(6)

pLc = Σριςρ Zp2qi 02 Σρ0ς0 Σριςι .pl Σρ2ςο = Σρο·ΐο Mehr noch: Transitivität bedeutet nicht nur, dass direkte und indirekte Vergleiche miteinander konsistent sind, bei Perioden k, r und s muss im zeitlichen Vergleich gelten Pot = Pok Pkr Pre Pst und zwar (was oft vergessen wird)fiirjede Periode k, r , s. Wie immer man das Intervall von 0 bis t in Teilintervalle aufteilt, das Ergebnis darf davon nicht berührt sein. Man erhält das gleiche Jahresergebnis, egal ob aggregiert über 4 Quartale oder 12 Monate. Verkettbarkeit bedeutet konsistent über die Zeit aggregieren zu können. Aber genau das ist bei K. nicht der Fall, denn offenbar ist ζ. B. das Produkt von fünf Laspeyres-Links Σp2qo Σp4q2 Σ ρ κ ^ 8 Σρ(^ο Σp2q2 ' Σp8q8 nicht identisch mit der Verkettung von 10 Gliedern dieser Art Σ ρ ^ ο Σp2ql ΣP9q8 Σ Ρ » ^ 9 Σpoqo Σ ρ ^ ι "Tpsqe Σp9q9 Ein Κ. ist definiert durch Verkettung, er ist aber nicht verkettbar (Pfadabhängigkeit = keine Verkettbarkeit). Sehr beliebt ist es auch, die Produktbildung (Verkettung) zu mystifizieren. So wird gesagt, K. trage der Dynamik besser Rechnung, sei weniger fehlerbehaftet und nutze die in der Zeitreihe enthaltene Information besser aus als der isolierte Zwei-PeriodenVergleich, wie etwa P04. Wenn in die Bep rechnung von P^ mehr Daten eingehen als in P04 (nämlich auch Mengen und Preise der Perioden 1, 2 und 3), so muss das nicht bedeuten, dass die Information besser ausgenutzt wird oder gar die für P(£ berechnete Zahl irgendwelche angeblich sehr wertvolle zusätzliche Erkenntnisse bietet (es wird leider nie gesagt, welche das sein sollen), die in P M nicht

geboten werden. Man kann P^ genauso als Produkt darstellen wie P04C, denn d l r 04

-

Zpiqp Σp2qo Σp3qo Σp4qo Σ ρ ( Μ ΣΡΛΟ

Σ p 2 q o ΣΡ39Ο

und pLc = Σ ρ ^ ο Σp2ql Σp3q2 Σp4q3 04 Σpoqo Σ ρ ^ ι ΣP2q2 ΣP3q3' Der direkte Index P04 erscheint als ein (allerdings sehr schlecht motivierter) Spezialfall von K., indem nur Preise, nicht auch Mengen aktualisiert werden. Aber warum verzichtet man in P^ auf die Aktualisierung der Mengen? Offenbar ist Pq4 nur eine schlechte Alternative zu P04C. Aber das ist ein typischer Fall eines auf diesem Gebiet so beliebten schiefen Vergleichs. Das Bemerkenswerte ist vielmehr, dass Pq4 als Produkt und (wie in der Praxis vorwiegend) direkt berechnet werden kann, Pjf" dagegen nur als Produkt. Schlechte Aggregationseigenschaften von Kettenindizes: Neben der (sachlichen) Aggregation über η Waren (oder m Teilindizes) in Gestalt von aggregativer und struktureller Konsistenz (—• Indexzahlen) gibt es auch eine zeitliche Aggregation über (Teil-) Intervalle auf der Zeitachse (was ja der Sinn der Verkettbarkeit ist). Hinsichtlich beider Arten von Aggregation sind die Leistungen von K. mangelhaft. a) Sachliche Aggregation K. haben keine aggregative Konsistenz und es gibt (bei Deflationierung mit K.) auch keine strukturelle Konsistenz der Volumen. Aggregation von Teilindizes zu einem Gesamtindex oder Disaggregation eines Gesamtindexes in verschieden zusammengesetzte Teilindizes ist nicht so einfach wie bei direkten Indizes, wenn nicht gar in der Praxis so gut wie unmöglich. Mit K. als Deflatoren gewonnene 225

Kettenindizes Volumen Vt sind nicht nur abhängig von qt und po, sondern auch von allen Preisen pi,..., pt, so dass man kaum von „in konstanten" Preisen po sprechen kann. Volumen auf der Basis von P0t

sind (im

ρ

Unterschied zu P 0t ), wie gesagt, noch nicht einmal proportional in den Mengen. b) Zeitliche Aggregation Bei K. ist das Ergebnis für ein Zeitintervall von 0 bis t • nicht nur i.d.R. unterschiedlich, je nach dem, wie es in Teilintervalle zerlegt wird, sondern auch • abhängig davon wie sich Preise und Mengen in den Zwischenperioden 1,..., t1 entwickeln, d.h. K. sind pfadabhängig, sie sind nicht konsistent zeitlich aggregierbar. Ein K. verletzt nicht nur die Identität (und auch andere Axiome, wie Monotonie usw., —• Indexzahlen): Trotz gleicher Preise in Periode 0 und t muss nicht gelten PqJ = 1. Schlimmer noch: Bei zyklischer Bewegung der Preise (der Verlauf zwischen 0 und t wiederholt sich) kann die Kette für Periode 2t, 3t,... im Wert ständig zunehmen (wenn der Index P0t > 1 ist, denn dann ist ^0,2t = (p* f

>

Pot >

Po,3t = (Pot Γ > Po,2t' usw.), oder aber beständig abnehmen (wenn P0t < 1), selbst dann, wenn die Preise in 0, t, 2t, ... alle gleich sind. Das ist auch der Grand, weshalb das SNA davon abrät, die Warenkörbe häufiger als jährlich zu aktualisieren und entsprechend zu verketten. Aber Saisonschwankungen sind sicher nicht die einzigen Fälle von zyklischen Preisbewegungen. Erscheinungen wie keine Identität, Abhängigkeit des Ergebnisses von der Partitionierung des Intervalls, Aufschaukeln bei zyklischer Preisbewegungen usw. sind nur verschiedene Erscheinungsformen der Pfadabhängigkeit. Ein K. ist 226

somit weniger ein Maß des Vergleichs (wie ein direkter Index) als vielmehr ein Maß des Verlaufs. Das wird auch gerne vergessen, wenn argumentiert wird: was direkt nicht vergleichbar ist (etwa 0 und t wegen der Länge des Intervalls und der zwischenzeitlich eingetretenen Veränderungen in der Warenwelt) ist gleichwohl indirekt vergleichbar. Nach dieser Logik, die ja keine Begrenzung für indirekte Vergleiche kennt, kann auch für ein kurzes Intervall ein direkter Vergleich unzulässig sein, aber man kann für Intervalle beliebiger Länge jederzeit indirekte Vergleiche machen. Vergessen wird dabei auch, dass • wegen der Pfadabhängigkeit indirekte Vergleiche von anderer Qualität sind als die angeblich nicht möglichen direkten Vergleiche und • es neben der Multiplikation von beständig neudefinierten Gliedern auch die Alternative gibt, für eine rechnerische Vergleichbarkeit zu sorgen, wie es ζ. B. bei der Berücksichtigung von Qualitätsveränderungen üblich ist. Alle fiir Kettenindizes vorgebrachte Argumente sind widerlegbar: Von Befürwortern der K. wird u.a. geltend gemacht: 1. Veränderungsraten (Wachstumsfaktoren) sind unabhängig von der gewählten Basis, das Problem der Wahl eines Basisjahres ist somit gelöst. 2. Wegen aktuellerer Gewichte ist die bei K. berechnete Wachstumsrate (gegenüber der Vorperiode) besser (relevanter) als bei einem direkten Index. 3. Ein K. kann laufend Veränderungen der berücksichtigen und ist (weil flexibler) angemessener für die jetzt größere Dynamik der Wirtschaft. 4. Wenn man lange Reihen bilden will, dann wird man über kurz oder lang ohnehin verketten müssen. K. sind nur der theoretische Grenzfall, indem nicht alle fünf Jahre, sondern jedes Jahr die Basis

Klassifikation der Forderungen und Verbindlichkeiten gewechselt wird. 5. K. sind die zeitdiskreten Approximationen des stetige Zeit voraussetzenden (Integral·) Indexes von Divisia (der dann meist als das theoretische non-plus-ultra bezeichnet wird). Man kann leicht zeigen, dass bei genauer Betrachtung nicht ein einziges dieser Argumente stichhaltig ist (vgl. hierzu die angegebene Literatur). Die meisten Argumente beruhen auf unfairen Vergleichen (P t c statt mit Pot), sind äußerst vage (wertvolle „zusätzliche Informationen" sind zu gewinnen, oder: die in der Zeitreihe enthaltene Information wird „besser ausgenutzt") oder sie behaupten die „Lösung" eines Problems, das aber bei K. eigentlich nicht mehr relevant ist (ζ. B. Qualitätsveränderungen über Zeiträume von mehr als zwei Perioden oder Wahl des Basisjahres). Literatur: P. v. d. Lippe, Der Unsinn von Kettenindizes, Allgemeines Statistisches Archiv 84 (2000), S. 67 - 82; ders., Chain Indices, Α Study in Index Theory, Β. 16 der Schriftenreihe Spektrum Bundesstatistik, Stuttgart 2001. Peter von der Lippe Kindergeld —»Sozialleistungen. Kirchen —»Private Organisationen O.E. Klassifikation => Classification ist ein Sammelbegriff für Gliederungen oder die Systematisierung von Zusammenhängen in Statistiken. Gebräuchlicher war früher der Begriff Systematiken, gelegentlich auch Nomenklaturen, aber in Anpassung an international übliche Bezeichnungen spricht man heute meist von K. In den VGR bedeutsam sind insbesondere die K. der —* Sektoren, der —• Wirtschaftsbereiche, der —• Produktionsbereiche, der —• Gütergruppen, der —• Ver-

wendungszwecke des Individualverbrauchs und der —• Ausgaben des Staates nach Verwendungszwecken. In einem weiteren Sinne gehören zu den K. im ESVG auch die K. der —• Transaktionen, der —• (Konten)salden, der —• finanziellen Transaktionen und die —• K. der Aktiva, ergänzend auch die —> Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik. Klassifikation der Aktiva und Passiva => Classification of assets. Die Κ. gibt einen Überblick über die wirtschaftlichen Vermögenswerte. Sie unterscheidet drei Gruppen von Aktiva: Produzierte nichtfinanzielle Aktiva (Produzierte Vermögensgüter), Nichtproduzierte nichtfinanzielle Aktiva (Nichtproduzierte Vermögensgüter) und Finanzielle Aktiva (Forderungen). Diese Gruppen werden weiter untergliedert. Klassifikation der Ausgaben des Staates nach dem Verwendungszweck COFOG-Systematik. Klassifikation der finanziellen Transaktionen => Classification of financial transactions gliedert die finanziellen Vermögenswerte wie die —> Klassifikation der Forderungen und Verbindlichkeiten auf. Es werden unterschieden —» Währungsgold und Sondererziehungsrechte, —> Bargeld und Einlagen, Wertpapiere und Finanzderivate, —• Kredite, Anteilsrechte, —• Versicherungstechnische Rückstellungen und —> Sonstige Forderungen/Verbindlichkeiten. Klassifikation der Forderungen und Verbindlichkeiten => Classification of financial assets and liabilities gliedert die finanziellen Vermögenswerte (Forderungen und Verbindlichkeiten) wie die —• Klassifikation der finanziellen Transaktionen auf. 227

Klassiiikation der Gtttergruppen Klassifikation der Gtttergruppen (CPA) —• Güterklassifikation in Verbindung mit den Wirtschaftszweigen. Klassifikation der Produktionsbereiche —• Systematik der Produktionsbereiche in Input-Output-Rechnungen (SIO). Klassifikation der Verwendungszwecke des Individualkonsums (COICOP) Unter der Federführung der OECD und in enger Zusammenarbeit mit Eurostat wurde die internationale K. —> COICOP erarbeitet. Sie hat zum Ziel, Güter nach dem Verwendungszweck zuzuordnen. Für nationale Belange wurde die internationale COICOP weiter untergliedert und ist das Kernstück des —* Systematischen Verzeichnisses der Einnahmen und Ausgaben der privaten Haushalte (SEA 98). Die K. wird beim Ausweis der —» Konsumausgaben der privaten Haushalte nach Verwendungszwecken, der —> Preisindizes für die Lebenshaltung, der Wirtschaftsrechnungen und bei den Berechnungen der —> Kaufkraftparitäten verwendet. Die (nationale) K. umfasst 14 Abteilungen (Zweisteller), darunter 2 zugleich Gruppen; 52 Gruppen (Dreisteller), darunter 14 zugleich Klassen; 158 Klassen (Viersteller), darunter 56 zugleich Unterklassen; 242 Unterklassen (Fünfsteller), darunter 87 zugleich Kategorien; 630 Kategorien (Sechssteller), darunter 469 zugleich Arten; 1062 Arten (Siebensteller). Die Zwei-, Drei- und Viersteller sind identisch mit den Gliederungskategorien der COICOP. Für Zwecke der laufenden Wirtschaftsrechnungen hat Eurostat die COICOP-Viersteller weiter untergliedert. Diese fünfstellige Gliederungsebene wurde in die SEA 98 übernommen. Nationale Untergliederungen erfolgen schließlich auf der Sechs- und Siebenstellerebene. 228

COICOP 98 - Abteilungen Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke Alkoholische Getränke, Tabakwaren, Drogen Bekleidung und Schuhe Wohnung, Wasser, Strom, Gas u. a. Brennst. Einrichtgsgegenst. (Möbel), Apparate, Geräte u. Ausrüstg. f. d. Haush. sowie Instandh. Gesundheitspflege Verkehr Nachrichtenübermittlung Freizeit, Unterhaltung, Kultur Bildungswesen Beherbergungs- u. Gaststättendienstl. Andere Waren und Dienstleistungen Kliniken, Ärzte, Zahnärzte und paramedizinische Berufe => Clinics, and medical, dental and paramedical practitioners. Knappschaftliche Rentenversicherung —> Sozialversicherung. Kohärenz stellt eine der Anforderungen an die VGR dar. Wenige, in einen konsistenten Rechenrahmen eingebettete Informationen sind wertvoller als umfangreichere, aktuellere, aber nicht miteinander sinnvoll in Beziehungen zu setzende Daten. Die Erfüllung der Forderung nach einer wechselseitigen konzeptionellen Entsprechung unterschiedlicher Größen ist für die Wirtschaftsforschung essentiell. Denn nur in wenigen Fällen kann für eine analytische Aufgabenstellung die hinlänglich adäquate Erfassung einer einzigen Variablen genügen. Bezieht sich die Forderung nach —> Homogenität auf eine isoliert gesehene Variable, meint K. weitestgehende Kompatibilität zwischen Variablen, zumindest in bezug auf Konzepte und Definitionen. Neben Vollständigkeit und Vergleichbarkeit ist die Rigorosität des Systemaspekts, das Streben nach K. eine zentrale Grundcharakteristik des Systems der VGR. Hier scheint K. perfekt verwirklicht, die Verknüpfbarkeit der Aggregate

Kollektiwerbrauch des Staates der VGR in der Wirtschaftsanalyse hat den Siegeszug der VGR ganz maßgeblich mitbestimmt. Kohle-, Erdöl- und Erdgaslager => Coal, oil and natural gas reserves stellen —* Nichtproduzierte Vermögensgüter dar. Sie werden in den deutschen VGR nicht nachgewiesen. Kohlenbergbau, Torfgewinnung => Mining of coal and lignite; extraction of peat ist ein —> Wirtschaftsbereich in der A60Gliederung. Kohlenbergbau, Torfgewinnung, Gewinnung von Erdöl und Erdgas, Bergbau auf Uran- und Thoriumerze => Mining and quarrying of energy producing materials ist ein —» Wirtschaftsbereich in der A31Gliederung. Kohlepfennig —» Steuern, —> Ausgleichsfonds zur Sicherung des Einsatzes von Steinkohle in der Elektrizitätswirtschaft. Kohle und Torf => Coal and lignite; peat ist eine —• Gütergruppe. Kokerei, Mineralölverarbeitung, Herstellung und Verarbeitung von Spaltund Brutstoffen => Manufacture of coke, refined petroleum products and nuclear fuel ist ein —• Wirtschaftsbereich in der A31Gliederung. Kokereierzeugnisse, Mineralölerzeugnisse, Spalt- und Brutstoffe => Coke, refined petroleum products and nuclear fuel stellen eine —»Gütergruppe dar.

Kollektive Dienstleistungen —* Kollektivkonsum. Kollektivkonsum => Actual collective consumption umfasst die kollektiven Dienstleistungen, die allen Mitgliedern der Bevölkerung oder allen Angehörigen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, beispielsweise allen privaten Haushalten einer bestimmten Region, gleichzeitig zur Verfügung gestellt werden. Kollektive Dienstleistungen haben folgende Merkmale: (1) Sie können j edem einzelnen Mitglied der Bevölkerung oder einer bestimmten Bevölkerungsgruppe gleichzeitig erbracht werden; (2) die Inanspruchnahme der Dienstleistung erfolgt gewöhnlich passiv und erfordert nicht das ausdrückliche Einverständnis oder die aktive Beteiligung aller betroffenen Personen; (3) das Erbringen einer kollektiven Dienstleistung für eine Einzelperson verringert nicht die für andere Personen derselben Bevölkerungsgruppe oder der Gesamtbevölkerung zur Verfügung stehende Dienstleistungsmenge. Da die gesamten Konsumausgaben der privaten Organisationen ο. E. vereinbarungsgemäß zum Individualkonsum rechnen, bezieht sich der Begriff „Kollektivkonsum" nur auf den Staat. K. des Staates wird als der Teil der —» Konsumausgaben des Staates berechnet, der nicht zum —»Individualkonsum zählt, wie die Aufwendungen des Staates für die allgemeine staatliche Verwaltung, die Landesverteidigung, die öffentliche Sicherheit und Ordnung oder die Wirtschaftsförderung. Nach dem Verbrauchskonzept zählt nur der K. zum Konsum des Staates, nach dem Ausgabenkonzept zusätzlich auch der Individualkonsum des Staates. Kollektiwerbrauch des Staates —• Kollektivkonsum. 229

Kommunale Zweckverbände Kommunale Zweckverbände sind alle Verbände und sonstigen Organisationen, die anstelle kommunaler Körperschaften kommunale Aufgaben erfüllen, rechtlich selbständig sind, mindestens eine kommunale Gebietskörperschaft (Gemeinde, Gemeindeverband) zum Mitglied haben und den Zweckverbandsgesetzen oder den entsprechenden Landesgesetzen unterliegen. Die Mitgliedschaft muss dabei der Wahrung öff. Interessen dienen. Dazu zählen ζ. B. Schulverbände, der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigimg dienende Wasser- und Bodenverbände, wasserwirtschaftliche Großverbände, regionale Planungsverbände, Verwaltungsgemeinschaften, Gemeindeverwaltungsverbände. K. rechnen im Sektor Staat zum Teilsektor —• Gemeinden. Dagegen zählen Zweckveibände, die Aufgaben von Wirtschaftsuntemehmen erfüllen und nach der kaufmännischen Buchführung Rechnung legen, nicht zum Sektor Staat, sondern als öff. Unternehmen zum Sektor Unternehmen. Kommunalverband —• Gemeindeverbände. Konkursausfallgeld —> Monetäre Sozialleistungen. Konsistenz bezeichnet im Rahmen der VGR deren Widerspruchsfreiheit. Diese drückt sich darin aus, dass grundlegende Annahmen des —» Wirtschaftskreislaufs umgesetzt werden. Eng verbunden mit der Frage der formalen Abstimmung ist, ob dem theoretischen Hintergrund und der daraus abgeleiteten Fragestellungen entsprechend Größen abgestimmt werden (—• Adäquationsproblem). Konsolidierung => Consolidation

bedeutet, dass Transaktionen zwischen 230

Einheiten, die derselben Gruppe von Einheiten angehören, sowohl auf der Aufkommens- als auch auf der Verwendungsseite eliminiert werden. Entsprechendes gilt für wechselseitige Forderungen und Verbindlichkeiten. Generell sollten die Ströme zwischen Einheiten eines Sektors oder Untersektors (insbesondere Staat) und anderen Sektoren sowie die dazugehörige finanzielle Position gegenüber anderen Sektoren nicht konsolidiert werden. Für ergänzende Darstellungen und Analysen können jedoch auch konsolidierte Konten aufgestellt werden. Die Konten und Tabellen, aus denen die Gläubiger-Schuldner-Beziehungen ersichtlich sind, geben einen detaillierten Einblick in die Finanzierung der Volkswirtschaft und ermöglichen es, das Zustandekommen von Finanzierungssalden bei den Kreditgebern und den Kreditnehmern nachzuvollziehen. Konsolidierung des Staatssektors Bei der unkonsolidierten Darstellung des Sektors Staat nach Teilsektoren werden Zuweisungen und Zuschüsse zwischen den Teilsektoren als —> sonstige laufende Transfers bzw. als —• Vermögenstransfers vom leistenden an den empfangenden Teilsektor sowie Zinszahlungen zwischen den Teilsektoren nachgewiesen. Werden Teilsektoren zusammengefasst (ζ. B. einzelne Sozialversicherungszweige zur Sozialversicherung oder Bund, Länder und Gemeinden zu den Gebietskörperschaften oder alle Teilsektoren des Staates zum Staat), werden in den nationalen VGR die sonstigen laufenden Transfers sowie die Vermögenstransfers zwischen den Teilsektoren aus den Einnahmen und den Ausgaben gegeneinander aufgerechnet, also konsolidiert. In den von den EU veröffentlichten VGR-Ergebnissen werden auch die Zinsströme zwischen Teilsektoren des Staates konsolidiert.

Konstante Preise Konstante Preise => Constant prices. Transaktionen und Bestandsgrößen, die sich auf Waren und Dienstleistungen beziehen, werden in den VGR nicht nur in jeweiligen Preisen (—• Nominalwerte), sondern auch in K. eines Basisjahres berechnet. Ziel ist die Darstellung der volumenmäßigen Entwicklung (Mengenkomponente einschließlich Qualitätsänderungen) - der realen Komponente - im Zeitablauf, insbesondere von Teilaggregaten des Inlandsprodukts bzw. des Inlandsprodukts insgesamt sowie des Anlagevermögens, unter Ausschaltung der preisbedingten Einflüsse. Zur Berechnung in K. werden, in Abhängigkeit vom statistischen Basismaterial, unterschiedliche Methoden angewandt. Am häufigsten ist die „Preisbereinigung" oder —• Deflationierung der Wertangaben in jeweiligen Preisen. Da die eigentlich benötigten PaaschePreisindizes (-» Theorie der Preisindexzahlen) nicht zur Verfugung stehen, werden die Wertangaben in möglichst tiefer Untergliederung nach Güterarten (in der ΙΟ-Rechnung nach rund 3000 Arten von Waren und Dienstleistungen) durch passende Preisindizes vom Laspeyres-Typ dividiert und damit bei der Zusammenfassung der Erzeugnisgruppen in Preisen des Basisjahres eine „Verpaaschung" erzielt. Stehen passende Preisindizes nicht zur Verfügung, so müssen andere Methoden angewandt werden. Hierzu zählt die —»Fortschreibung der Werte im Basisjahr mit Indikatoren über die Mengenentwicklung. In Deutschland ist diese Methode praktisch nur bei den ersten vorläufigen Ergebnissen von Bedeutung. So wird die Wertschöpfung des Produzierenden Gewerbes in K. des Vorjahres mit der Entwicklung des Produktionsindexes fortgeschrieben. Für Erzeugnisse, deren Beschaffenheit sich im Zeitablauf kaum ändert, kommt auch die Bewertung von Mengen im Berichtsjahr mit den Preisen

aus dem Basisjahr in Betracht. Diese Methode wird beispielsweise bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen angewandt. Für die vom Staat unentgeltlich bereitgestellten Dienstleistungen gibt es weder Preise aus dem Berichtsjahr noch aus dem Basisjahr. Der Produktionswert in K. wird daher nach dem gleichen Prinzip wie in jeweiligen Preisen ermittelt, indem die Inputs des Staates, nämlich die Vorleistungen, Abschreibungen und Arbeitsleistungen, in Preisen bzw. zu Lohnsätzen des Basisjahres addiert werden. Damit wird implizit unterstellt, dass sich die Arbeitsproduktivität beim Staat nicht verändert. Dieses Ergebnis ist unbefriedigend. Es wird daher diskutiert, zumindest die individualisierbaren Dienstleistungen des Staates outputorientiert zu deflationieren. Nach diesem Ansatz sollen etwa die Erziehungs- und Gesundheitsleistungen im Basisjahr mit geeigneten Mengenindikatoren (etwa erteilte Schülerstunden) fortgeschrieben werden. Den Angaben aus der IO-Rechnung kommt bei der Berechnung in K. eine große Bedeutung zu. So liefert die im I. Quadranten der —• Input-Tabelle dargestellte —• Input-Struktur der Wirtschaftsbereiche das Gewichtungsschema zur Berechnung von Vorleistungspreisindizes. Die nach rund 3000 Güterarten gegliederte —* Gütermatrix erlaubt die Deflationierung in tiefer Untergliederung. Und schließlich ermöglichen komplette IOTabellen in K. eine konsistente Abstimmung des Aufkommens und der Verwendung der einzelnen Gütergruppen. Angaben in K. beziehen sich in den VGR grundsätzlich nur auf die Größen, die sich in eine Mengen- und eine Preiskomponente zerlegen lassen. Das sind die Transaktionen in Waren und Dienstleistungen bzw. Bestandsgrößen zum Sachvermögen. Darüber hinaus werden DifFerenzgrößen, wie die Wertschöpfung, das BIP, das BNE und der Außenbeitrag, die direkt aus Gütertransaktionen ableitbar 231

Konsum sind, nach der Methode der —• doppelten Deflationierung in K. berechnet. Aber auch einige Nichtgüterströme, wie die Abschreibungen, die Gütersteuern und Gütersubventionen sowie die —> primären Einkommen zwischen Inländern und der übrigen Welt werden in K. ermittelt. Diese non-commodities werden in K. benötigt, um die Wertschöpfung, das BIP, das BNE und das Nettonationaleinkommen abzuleiten. Für die Deflationierung der Abschreibungen wird die Preisentwicklung der abgeschriebenen Ausrüstungen und Bauten verwendet. Die Steuern in Preisen des Basisjahres werden berechnet, indem an die Besteuerungsgrundlage (Umsätze und Einfuhren) des Berichtsjahres, bewertet zu Preisen des Basisjahres, die Steuersätze des Basisjahres angelegt werden. Es handelt sich hier also nicht um eine Preisbereinigung, und das Ergebnis sagt nichts über eine Preisentwicklung von Steuern aus. Die „reale" Entwicklung der grenzüberschreitenden Einkommen wird unter Kaufkraftüberlegungen mit Hilfe des —> Preisindex der letzten inländischen Verwendung von Gütern ermittelt. Die Preise der einzelnen Waren und Dienstleistungen verändern sich im Zeitablauf in unterschiedlichem Maße - es kommt also zu Veränderungen der Preisrelationen. Um dem bei der Berechnung in K. Rechnung zu tragen, wird das Preisbasisjahr etwa alle fünf Jahre gewechselt. International wird sogar gefordert, das Preisbasisjahr jährlich zu wechseln, also das BIP in K. jeweils in Preisen des Vorjahres zu berechnen. Um trotzdem lange Zeitreihen in K. darstellen zu können, müssen die Angaben in Preisen des Vorjahres in die Preise eines festen Basisjahres umgerechnet werden. Man spricht hier auch von „Verkettung" bzw. von „Kettenindizes". Ein Nachteil dieses Ansatzes ist, dass die verketteten Größen nicht mehr additiv sind, d.h. die Summe 232

der verketteten Teilaggregate entspricht nicht mehr dem verketteten Gesamtaggregat. Der Aussagewert der Angaben in K. ist eingeschränkt. Sie geben einen fiktiven Wert wieder, nämlich denjenigen, der sich bei Bewertung der Mengen des Berichtsjahres mit den Preisen des Basisjahres ergeben würde. So ist die „reale" Veränderung der einzelnen Größen, wie des Konsums oder der Anlageinvestitionen, sinnvoll darstellbar. Keine Antwort kann jedoch auf die Frage gegeben werden, wie der Wirtschaftsablauf gewesen wäre, wenn sich die Preise nicht verändert hätten. Tatsächlich reagieren die Wirtschaftssubjekte auf Preisveränderungen, und hier insbesondere auf Verschiebungen der Preise untereinander, also der Preisrelationen. Diese Effekte können mit den Methoden der Preisbereinigung nicht ausgeschaltet werden. Literatur: H. Bartels; Preisindices in der Sozialproduktsberechnung, WiSta 1/1963, S. 15-18; H. Lützel, Sinn und Unsinn einer Umbewertung, in: Rückrechnungen für die ehemalige DDR?, Band 23 der Schriftenreihe Forum der Bundesstatistik, Stuttgart 1993; C. Stahmer/H. Mayer ΙΟ-Rechnung in konstanten Preisen, WiSta 4/1985, S. 270-281. Heinrich Lützel Konsum => Final consumption, früher: Letzter Verbrauch bildet bei den privaten Haushalten, dem Staat und den privaten Organisationen ohne Erwerbszweck zusammen mit dem Sparen die Einkommensverwendung. Der K. wird - mit entsprechender Rückwirkung auf die Darstellung der Einkommensumverteilung - nach zwei unterschiedlichen Konzepten dargestellt. Der Konsum (Ausgabenkonzept) = Konsumausgaben umfasst nach ESVG 1995 die Ausgaben gebietsansässiger

Konsum Konsum in Mrd Euro Konsumausgaben (Ausgabenkonzept)

Jahr

insgesamt (Sp. 2+5 oder 7+8) 1

1991 1995 1999

1 292,6 1 381,5 1451,5

Private Konsumausgaben Private Private zusammen Haushalte Organisationen o.E. 2 3 4 966,1 1 024,6 1 090,1

942,3 996,0 1 055,4

institutioneller Einheiten für Waren und Dienstleistungen, die zur Befriedigung individueller Bedürfiiisse und Wünsche oder kollektiver Bedürfnisse der Allgemeinheit verwendet werden. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte enthalten auch Dienstleistungen aus eigengenutzten Wohnungen sowie Sacheinkommen, wie Naturaleinkommen von Arbeitgebern und Eigenverbrauch von Gütern, die im eigenen Unternehmen produziert wurden. Nicht zu den Konsumausgaben der privaten Haushalte, sondern zu denen des Staates, zählen —» soziale Sachtransfers, vor allem unentgeltliche Gesundheitsleistungen. Entsprechendes gilt, wenn private Organisationen ohne Erwerbszweck den Haushalten solche Sachtransfers bereitstellen. Der Konsum (Verbrauchskonzept) wird unterteilt in den Kollektivkonsum des Staates und den Individualkonsum der privaten Haushalte. Der Kollektivkonsum errechnet sich durch Abzug der —» sozialen Sachleistungen und der —* individuell zurechenbaren Sachleistungen (zusammen: Konsumausgaben fur den Individualverbrauch) von den Konsumausgaben des Staates. Anstelle der Konsumausgaben für den Individualverbrauch werden im Umverteilungskonto beim Staat und bei den privaten Organisationen ohne Erwerbszweck geleistete und bei den privaten Haushalten größengleiche empfangene Transfers gebucht, wodurch das verfügbare Einkommen der Sektoren entsprechend verändert wird. Der Indivi-

23,8 28,1 34,7

Konsum (V erbiauchskonzept)

Staat darunter zusammen Individualkonsum 5 6 326,5 356,8 361,4

177,6 205,5 210,3

Individualkonsum (Sp. 2+6) 7 1 143,8 1 230,1 1 300,4

Kollektivkonsum (Sp. 5-6) 8 148,8 151,2 151,0

dualkonsum der privaten Haushalte setzt sich aus deren Konsumausgaben sowie den Konsumausgaben für den Individualverbrauch des Staates und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck zusammen. Das Sparen der drei genannten Sektoren ist nach beiden Konzepten (Ausgaben- und Verbrauchskonzept) identisch. Vereinbarungsgemäß gibt es keine sozialen Sachtransfers mit der übrigen Welt (obwohl es entsprechende Geldtransfers gibt). Folglich ist der Konsum nach dem Verbrauchskonzept gleich dem Konsum nach dem Ausgabenkonzept. Als Buchungszeitpunkt sind Gütertransaktionen zu buchen, wenn die Verbindlichkeiten entstehen, also wenn dem Käufer eine Verpflichtung gegenüber dem Verkäufer erwächst. Folglich sind die Ausgaben für eine Ware zum Zeitpunkt des Eigentümerwechsels und die Ausgaben fur eine Dienstleistung zum Zeitpunkt der vollständigen Erbringung der Dienstleistung zu buchen. Bei Teilzahlung und Kreditfinanzierung (einschließl. Finanzierungs-Leasing) gilt der Zeitpunkt der Lieferung der Ware, auch wenn etwa wegen eines Eigentumsvorbehaltes der rechtsgültige Eigentumswechsel (noch) nicht stattfindet. Der Konsum selbstproduzierter Erzeugnisse wird zum Produktionszeitpunkt ausgewiesen. Die Konsumausgaben privater Haushalte werden zu — Naturaleinkommen den Arbeitnehmern als Lohnbestandteil zur Verfügung gestellt werden, werden zu —• Herstellungspreisen bewertet, wenn sie vom Arbeitgeber erzeugt wurden, und zu den Anschaffungspreisen des Arbeitgebers, wenn sie von ihm angekauft wurden. Für den Konsum entnommene selbstproduzierte Güter werden zu Herstellungspreisen bewertet. Konsumausgaben des Staates und der privaten Organisationen o.E. werden, soweit die Güter selbst erzeugt wurden, zum Zeitpunkt ihrer Produktion gebucht, der zugleich der Zeitpunkt der Bereitstellung dieser Güter durch den Staat bzw. die privaten Organisationen o.E. ist. Bei Ausgaben für Güter, die direkt von den Marktproduzenten an die Endverbraucher geliefert werden, gilt die Lieferung als Buchungszeitpunkt. Die Gesamtgrößen des Konsums sind nach dem Ausgabenkonzept und nach dem Verbrauchskonzept gleich groß. Die den privaten Haushalten durch soziale Sachtransfers bereitgestellten Güter werden somit zu den gleichen Preisen bewertet wie nach dem Ausgabenkonzept. Konsum (Ausgabenkonzept) => Final consumption expenditure. —»Konsum. Konsum (Verbrauchskonzept) => Actual final consumption. —• Konsum. Konsumausgaben => Final consumption expenditure. —• Konsum. Konsumausgaben der Gebietsfremden im Inland — Household final consumption expenditure sind als Bestandteil der —> Konsumausgaben der Wert der Waren und Dienstleistungen, die inländische private Haushalte für ihren Verbrauch kaufen. Dazu gehören im Wesentlichen in der Gliederung nach dem Verwendungszweck der Güter Ausgaben für Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren, für Bekleidung und Schuhe, für Wohnungsmieten und Energie, für Geräte und Ausrüstungen für den Haushalt wie z.B. Möbel, für die Gesundheitspflege, fur Verkehr und Nachrichtenübermittlung wie ζ. B. Kraftfahrzeuge, für Freizeit, Unterhaltung, Kultur und Bildung, für Beherbergungs- und Gaststättenleistungen sowie für andere Waren und Dienstleistungen wie z.B. Schmuck und Uhren oder Kredit- und Versicherungsleistungen. Nicht dazu gehören Ausgaben privater Haushalte für Übertragungen (z.B. Steuern, Beiträge zur Sozialversicherung, Spenden an private Organisationen o.E.) und die Vermögensbildung (Käufe von Grundstücken und Gebäuden, Kauf von Wertpapieren, Tilgung und Verzinsung von Krediten). Neben den tatsächlichen Käufen der privaten Haushalte, zu denen an den Staat gezahlte Benutzungsgebühren gehören, sind auch bestimmte unterstellte Käufe Inbegriffen. Hierzu zählen der Eigenverbrauch der Unternehmen (im eigenen Unternehmen produzierte und im privaten Haushalt des Unternehmers verbrauchte Erzeugnisse), die Dienstleistungen der häuslichen Bediensteten in Höhe der gezahlten Löhne, der Wert der Nutzung von Eigentümerwohnungen (in Höhe der unterstellten Miete), Naturalein-

Konsumausgaben der privaten Haushalte nach Dauerhaftigkeit kommen (Deputate) der Arbeitnehmer sowie Aufwendungen für die Verpflegung der Bundeswehr. Von den Prämien der privaten Haushalte an private Versicherungsunternehmen geht nur das hierin enthaltene Dienstleistungsentgelt in die K. ein. Verkäufe zwischen privaten Haushalten in ihrer Eigenschaft als Konsumenten werden nicht erfasst, da sie sich gegenseitig aufheben. Nicht zu den K., sondern zu den —> Vorleistungen werden alle Ausgaben der Unternehmen und Arbeitnehmer auf Geschäfts- und Dienstreisen gerechnet. Sofern von Selbständigen gekaufte Güter zugleich im Unternehmen und im Haushalt des Unternehmers verwendet werden (z.B. elektrischer Strom, Personenkraftwagen), werden die Käufe auf die Vorleistungen bzw. —• Anlageinvestitionen einerseits und die K. andererseits aufgeteilt. Ausgeschlossen aus den K. sind femer alle Aufwendungen der Eigentümer von Mietwohnungen und Eigenheimen für Reparaturen, die normalerweise vom Vermieter auszuführen sind, da die —» Wohnungsvermietung als unternehmerische Tätigkeit angesehen wird. In K. nicht enthalten sind die Aufwendungen der Sozialversicherung und der Sozialhilfe für Medikamente sowie für Arzt- und Krankenhausleistungen. Die K. werden zum Zeitpunkt des Entstehens von Forderungen und Verbindlichkeiten verbucht. Somit zählen viele im eigenen Haushalt produzierte Dienstleistungen nicht zu den K. Die Anschaffung langlebiger Gebrauchsgüter rechnet Waren zum Zeitpunkt des Kaufs und nicht der Nutzung zu den K. Schließlich werden auch die auf Vorrat gekauften Waren zum Zeitpunkt des Kaufs als K. ausgewiesen. Die Käufe für den K. sind zu den tatsächlichen Anschaffungskosten bewertet und schließen alle —• Gütersteuern (wie Verbrauchsteuern und Umsatzsteuer) ein.

Berechnet werden die K. über die Käufe der privaten Haushalte im Inland (Inlandskonzept), die aus den Umsätzen der liefernden Bereiche abgeleitet werden. Davon werden die Konsumausgaben der Gebietsfremden im Inland abgesetzt und die Konsumausgaben der —• Inländer in der —• übrigen Welt hinzugefügt (Inländerkonzept); über beide Größen liegen Informationen aus der Zahlungsbilanz der BBk vor. Konsum vom Inlands- zum Inländerkonzept 1995 in Mrd Euro in jeweiligen Preisen Käufe d. priv. Haush. im Inland 972,2 Kons.ausg. d. Gebietsfremd, i. Inld. 16,5 Kons.ausg. d. Inländer in übrig. W. 40,2 Konsumausgaben d. priv. Haush. 996,0 Die K. werden zusammen mit den Konsumausgaben der Privaten Organisationen o.E. als Private Konsumausgaben bezeichnet. Die K. werden nach —» Lieferbereichen, —> Verwendungszwecken, nach —• Gütergruppen und nach der —> Dauerhaftigkeit der Güter untergliedert. Literatur: M. Burghardt, Die Privaten Konsumausgaben im Rahmen der VGR, WiSta 3/2000, S. 165-176. Konsumausgaben der privaten Haushalte (Inlandskonzept) —* Konsumausgaben der privaten Haushalte umfassen die Käufe inländischer und ausländischer privater Haushalte im Inland für den Konsum. Konsumausgaben der privaten Haushalte (Inländerkonzept) —* Konsumausgaben der privaten Haushalte umfassen die Käufe der inländischen privaten Haushalte im Inland und in der übrigen Welt für den Konsum. Konsumausgaben der privaten Haushalte nach der Dauerhaftigkeit —* Dauerhaftigkeit von Konsumgütern. 235

Konsumausgaben der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck Gliederung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland (Inlandskonzept) nach der Art der Nutzungsdauer von Gütern. Die Zuordnung erfolgt auf der Grundlage des —> Systematischen Verzeichnisses der Einnahmen und Ausgaben der privaten Haushalte (SEA 98). Konsumausgaben der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck => Final consumption expenditure of NPISHs umfassen den Wert der Güter, die von privaten Organisationen ο. E. produziert werden, jedoch ohne selbsterstellte Anlagen und ohne Verkäufe, sowie von privaten Organisationen ο. E. auf dem Markt gekaufte Güter, die ohne irgendwelche Umwandlung als —• soziale Sachtransfers den privaten Haushalten für ihren Konsum zur Verfügung gestellt werden. Konsumausgaben des Staates => Final consumption expenditure by government stellen den Wert der —> Nichtmarktproduktion des Staates (ohne selbsterstellte Anlagen) dar. Für die unentgeltlich bereitgestellten Leistungen gibt es keine Marktpreise, so dass eine indirekte —• Bewertung angewandt werden muss. Ihr Wert - genauer der des Produktionswertes des Staates - wird über die Kostenseite bestimmt, wobei vereinbarungsgemäß angenommen wird, dass die Dienstleistungsproduktion des Staates ohne Gewinne oder Verluste erfolgt, die entstandenen Unternehmens- und Vermögenseinkommen also stets null sind. Diese Leistungen können unentgeltlich genutzt werden, daher bleibt zunächst offen, in welchem Ausmaß sie von anderen produzierenden bzw. konsumierenden Einheiten genutzt werden. In Höhe der K. wird in der —* Verwendungsrechnung des BIP Endverwendung unterstellt, d. h. nicht untersucht, ob hier Vorleistungen

für andere Sektoren vorliegen. Diese sta236

tistikbedingte vereinfachende internationale Konvention führt zu einer geringfügigen Überhöhung des ausgewiesenen BIP. Neben diesem Nachweis des Konsums nach dem —> Ausgabenkonzept wird der Konsum auch nach dem —> Verbrauchskonzept dargestellt. Hierbei wird ein Teil der K., die —+ sozialen Sachtransfers, dem Konsum der Privaten Haushalte zugerechnet und dort Bestandteil des —• Individualkonsums. Konsumausgaben für den Individualverbrauch => Individual consumption expenditure umfassen beim Staat die —> sozialen Sachleistungen sowie die vereinbarungsgemäß in den Individualkonsum der privaten Haushalte eingehenden Teile der staatlichen Konsumausgaben (—» individuell zurechenbare Sachleistungen des Staates). Die übrigen staatlichen Konsumausgaben bilden die Konsumausgaben für Kollektiwerbrauch. Die Konsumausgaben der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck werden insgesamt den K. für den Individualverbrauch zugeordnet. Konsumausgaben fttr den Kollektivverbrauch => Collective consumption expenditure. —• Kollektivkonsum. Konsumentenkreditzinsen —• Zinsen auf Konsumentenschulden. Konsum je Einwohner => Consumption per capita. Relation des —• Konsums zur jahresdurchschnittlichen Zahl der Bevölkerung. 1995 betrug der K. je Einwohner 16923,8 Euro. Im Rahmen der Einkommensverwendungsrechnung der privaten Haushalte wird die Relation der Konsumausgaben der privaten Haushalte und Organisatio-

nen ο. E. berechnet und als Private Kon-

Kontensystem der VGR sumausgaben zusammengefasst (frühere Bez. Privater Verbrauch je Einwohner). 1995 betrug der so abgegrenzte K. 12526,7 Euro. Für internationale Vergleiche ist die Relation des —»Individualkonsums je Einwohner als Kennzahl über das Versorgungsniveau der Bevölkerung besser zu verwenden. Sie berücksichtigt die unterschiedlichen Sozialversicherungssysteme in den Ländern. In Deutschland betrug 1995 dieser K. 15083,1 Euro. Konsum je Erwerbstätigen => Consumption per person engaged. Private Konsumausgaben je Erwerbstätigen Kontenabfolge => Sequence of accounts. Das ESVG ermöglicht die Erfassung von Strom- und Bestandsgrößen in einem geordneten Kontensystem. Dieses legt eine bestimmte Abfolge miteinander verbundener Konten fest, die ganz oder teilweise für die institutionellen Einheiten, die institutionellen Sektoren und Teilsektoren, die Wirtschaftsbereiche und die gesamte Volkswirtschaft gilt. Es werden drei Gruppen von Konten unterschieden, die im Kontensystem weiter gegliedert sind: —• Transaktionskonten, —» Vermögensänderungskonten und —» Vermögensbilanzen. Die Konten sind so gebildet, dass der Saldo eines Kontos auf das folgende Konto übertragen wird. So enthält der Saldo der Transaktions- (= laufenden) Konten im Einkommensverwendungskonto mit dem Sparen als Saldo die Position, die den Übergang zu den Vermögensänderungskonten darstellt. Entsprechend stellt das Vermögensänderungskonto mit der Reinvermögensänderung als Differenz der Veränderung der einzelnen Aktiva und Passiva die Beziehung zu den Vermögensbilanzen her.

Konten der primären Einkommensverteilung => Primary distribution of income accounts. —»Kontensystem der VGR. Konten für die gesamte Volkswirtschaft —• Kontensystem der VGR. Konten für die laufenden Transaktionen —• laufende Konten. Kontensalden => Balancing items. —• Kontenabfolge. Kontensystem der VGR gibt den allgemeinen Rahmen für den Aufbau der VGR und zeigt, wie die einzelnen Teile der VGR von der Güterproduktion über die Einkommensentstehung, -Verteilung und -Verwendung und die In-

vestitionsfinanzierung bis zur Veränderung der Forderungen und Verbindlichkeiten zusammenhängen. Die Konten fassen Transaktionen gleicher Art so zusammen, dass sich auf der linken Kontoseite unten jeweils ein sinnvoller Saldo ergibt, wie die Bruttowertschöpfung, das verfügbare Einkommen, das Sparen oder der Finanzierungssaldo. Das deutsche K. wurde erstmals 1960 veröffentlicht und war zu dieser Zeit den internationalen K. weit voraus. Ein vergleichbares System wurde für die EG mit dem -> ESVG 1970 veröffentlicht. Weltweit wird erst mit dem SNA 1993 ein ähnliches K. eingeführt, das mit dem ESVG 1995 für alle Mitgliedsländer verbindlich wurde. Die Umstellung der nationalen Kontensysteme auf das ESVG 1995 fand in der ersten Jahreshälfte 1999 statt. Das K. nach dem ESVG 1995 umfasst folgende Konten: Sektorkonten I. Produktionskonto II. Verteilungs- und Verwendungskonten

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Kontensystem der VGR Π. 1 II. 1.1 II. 1.2 Π. 1.2.1 II. 1.2.2 II.2 Π.3 Q.4 Π.4.1 Π.4.2 III. ΙΠ.1 III. 1.1

Konten der prim. Einkommensverteilung Einkommensentstehungskonto Primäre Einkommensverteilungskonten Untemehmensgewinne Verteilung sonstiger Primäreinkommen K. d. sekund. Eink.verteilg. (Ausg.konz.) K. d. sekund. Eink.verteilg. (Verbr.konz.) Einkommensverwendungskonten Eink.verwendungsk. (Ausgabenskonz.) Eink.verwendungsk. (Verbrauchskonz.) Vermögensänderungskonten Vermögensbildungskonten K. d. Reinvermänderg. durch Sparen und Vermögenstransfers III. 1.2 Sachvermögensbildungskonto ΠΙ.2 Finanzierungskonten III.3 Konten sonstiger Vermögensänderungen III.3.1 Konto sonst, realer Vermänderungen ΙΠ.3.2 Umbewertungskonto (mit Unterkonten) IV. Vermögensbilanzen IV. 1 Bilanz am Jahresanfang IV.2 Änderung der Bilanz IV.3 Bilanz am Jahresende Konten fiir die gesamte Volkswirtschaft O. Güterkonto V. Außenkonten V. 1 Außenkonto der Gütertransaktionen V.2 Außenkonto d. Primäreink. u. Transfers V.3 Außenk. d. Vermänd. (mit Unterkonten) V.4 Außenk. Venn. u. Verbindl. (m Unterk.)

Das zusammengefasste Güterkonto der Volkswirtschaft, das der Kontensequenz üblicherweise vorangestellt ist, stellt das gesamte Aufkommen an Waren und Dienstleistungen aus inländischer Produktion und aus der Einfuhr (linke Kontenseite) der gesamten Verwendung von Güter für die —• intermediäre und die —> letzte Verwendung (rechte Seite) gegenüber. Da das gesamte Aufkommen gleich der gesamten Verwendung ist, ist dieses Konto definitionsgemäß ausgeglichen. Allerdings müssen auf der linken Seite die —» Gütersteuem abzüglich der —• Gütersubventionen hinzugefugt werden, da das Aufkommen ohne diese Steuern, die Verwendung der Güter aber einschließlich bewertet ist. Das Güterkonto bildet den Übergang zu den —»ΙΟ-Tabellen, in denen das Aufkommen und die Verwendung der Güter in tiefer Gliederung nach

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—* Gütergruppen bzw. nach —» Wirtschaftsbereichen gezeigt wird. Das Produktionskonto (für die gesamte Volkswirtschaft und für die einzelnen Sektoren) zeigt die Ableitung der —> Bruttowertschöpfung aus dem Produktionswert und den Vorleistungen der Sektoren. Das Einkommensentstehungskonto weist aus, wie viel Einkommen, gemessen an der —» Nettowertschöpfung, im Rahmen der Produktion der Sektoren entstanden sind. Hierzu werden von der Bruttowertschöpfung die geleisteten —• Sonstigen Produktionsabgaben und die Abschreibungen abgezogen und die empfangenen —* Sonstigen Subventionen hinzugefugt. Die Vorgänge des Produktions- und des Einkommensentstehungskontos werden im Rahmen der —• Entstehungsrechnung des BIP auch in tiefer Gliederung nach Wirtschaftsbereichen und im Rahmen der ΙΟ-Tabellen nach Produktionsbereichen dargestellt. Das primäre Einkommensverteilungskonto zeigt ergänzend zum Betriebsüberschuss die von den einzelnen Sektoren empfangenen —* Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie beim Staat außerdem die empfangenen Nettoproduktionsabgaben (rechte Seite) und die geleisteten Erwerbs- und Vermögenseinkommen auf der linken Kontoseite. Als Saldo ergeben sich die Primäreinkommen der Volkswirtschaft und der einzelnen Sektoren. Das Unterkonto der Unternehmensgewinne zeigt für die nichtfinanziellen und finanziellen Kapitalgesellschaften die Gewinne (= Betriebsüberschuss zuzüglich empfangene, abzüglich geleistete Vermögenseinkommen) vor der Gewinnverteilung (Ausschüttungen und Gewinnentnahmen). Im Sektor der privaten Haushalte werden in diesem Konto neben dem Betriebsüberschuss bzw. den Selbständigeneinkommen die betrieblich bedingten empfangenen und geleisteten Zinsen gebucht und beim Staat sowie den

Kontensystem der VGR privaten Organisationen ο. E. lediglich der Betriebsüberschuss, weil auf die Produktionstätigkeit bezogene Vermögenseinkommen nicht erfassbar sind. Das Konto der Verteilung Sonstiger Primäreinkommen enthält bei den Kapitalgesellschaften die geleisteten Ausschüttungen und Gewinnentnahmen, bei den privaten Haushalte die nicht betriebsbedingten Vermögenseinkommen (geleistete Konsumentenzinsen sowie den größten Teil aller empfangenen Vermögenseinkommen), beim Staat und den privaten Organisationen ο. E. sämtliche empfangenen und geleisteten Vermögenseinkommen. Auch die vom Staat empfangenen Produktionsabgaben abzüglich die geleisteten Subventionen werden in diesem Konto (und nicht wie früher im Einkommensumverteilungskonto) gebucht. Das Κonto der sekundären Einkommensverteilung (Einkommenumverteilungskonto) schließt mit dem wichtigen Saldo —» verfügbares Einkommen ab. Auf der rechten Kontenseite werden die empfangenen laufenden Transfers (Transfereinkommen) zu den Primäreinkommen hinzugefugt, zu denen bei den privaten Haushalten empfangene Renten, Pensionen, Beihilfen und Unterstützungen zählen. Auf der linken Kontenseite werden die geleisteten laufenden Übertragungen den empfangenen gegenübergestellt, zu denen bei den privaten Haushalten im wesentlichen die Sozialbeiträge und die Einkommen- und Vermögensteuern und beim Staat die gezahlten Renten, Pensionen, Beihilfen und Unterstützungen gehören. Beim Staat erscheinen die gezahlten Renten, Pensionen, Beihilfen und Unterstützungen bzw. die empfangenen Steuern und Sozialbeiträge spiegelbildlich zu den Buchungen bei den nichtstaatlichen Trans aktionspartnem. Das Einkommensverwendungskonto teilt das verfügbare Einkommen eines jeden Sektors (rechte Seite) auf den Konsum und das Sparen auf (linke Seite).

Hinzu kommt die —> Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche als Verwendungsbuchung (linke Seite) bei den Kapitalgesellschaften und die größengleiche Aufkommensbuchung (rechte Seite) bei den privaten Haushalten. Da dieser Aufkommensbetrag definitionsgemäß nicht für den Konsum der Arbeitnehmer zur Verfügung steht, erhöht er das Sparen, den Finanzierungssaldo und die Vermögensposition der Ansprüche gegenüber der betrieblichen Altersversorgung seitens der privaten Haushalte. Die Vermögensänderungskonten - das sind die beiden Gruppen der Vermögensbildungs- sowie der Finanzierungskonten - sind gleichfalls Stromkonten, in denen die verschiedenen Ursachen für die Veränderung der Aktiva und der Verbindlichkeiten dargestellt werden. Das Vermögensbildungskonto ist in zwei Konten unterteilt. Das Konto der Reinvermögensänderung durch Sparen und Vermögenstransfers stellt auf der rechten Seite das Sparen und die empfangenen Vermögenstransfers und auf der linken Kontenseite die geleisteten Vermögenstransfers gegenüber. Das Sachvermögensbildungskonto gibt einen Überblick über die Form der Finanzierung der Sachvermögensbildung der Sektoren. Als eigene Finanzierungsmittel stehen die Abschreibungen und die Reinvermögensänderung durch Sparen und Vermögenstransfers zur Verfügung (rechte Seite). Zu finanzieren sind auf der linken Kontenseite die —* Bruttoinvestitionen. Reichen die eigenen Mittel nicht aus, verbleibt ein negativer Finanzierungssaldo (typisch für die Kapitalgesellschaften und meist beim Staat), während der Finanzierungssaldo der privaten Haushalte positiv ist. Das Finanzierungskonto gibt einen Überblick darüber, welchen Veränderungen der Verbindlichkeiten und der Forderungen der Finanzierungssaldo entspricht. Es gibt den Übergang zur gesamtwirt239

Konto der Reinvermögensänderung durch Sparen und Vermögenstransfer schaftlichen —> Finanzierungsrechnung, die von der BBk aufgestellt wird und zeigt, wie sich die Forderungen und Verbindlichkeiten (Verpflichtungen) im einzelnen innerhalb einer Periode verändert haben. Die Konten sonstiger Vermögensänderungen und die Vermögensbilanzen sind zwar im Kontensystem vorgesehen, jedoch nicht Bestandteil des ESVGLieferprogramms. Sie können derzeit noch nicht erstellt werden. Das (zusammengefasste) Konto der übrigen Welt fasst alle Güter- und Einkommenstransaktionen zwischen inländischen Wirtschaftseinheiten und den Wirtschaftseinheiten in der übrigen Welt zusammen. Diese werden aus der Sicht der übrigen Welt gezeigt. Zu den Erträgen der übrigen Welt (rechte Seite) zählen Erlöse aus den deutschen Importen sowie von deutschen Inländern an die übrige Welt geleistete Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie Übertragungen. Die Aufwendungen der übrigen Welt umschließen die Ausfuhren der Inländer sowie an Inländer gezahlte Erwerbs- und Vermögenseinkommen und Übertragungen. Beide Seiten schließen mit der Veränderung der Verbindlichkeiten bzw. der Forderungen der übrigen Welt gegenüber Inländern ab, so dass das Konto definitionsgemäß ausgeglichen ist. Darüber hinaus gibt es weitere zusammengefasste Konten, in denen je Konto alle Sektoren dargestellt werden. Das K. gibt einen geschlossenen Überblick über alle Transaktionen in einer Volkswirtschaft innerhalb einer Periode (meist ein Jahr) mit doppelter Verbuchung aller Vorgänge, denn die —> Ausgaben einer Wirtschaftseinheit sind Einnahmen in gleicher Höhe einer anderen Einheit. Konto

der

Reinvermögensänderung

and capital transfers account. —> Kontensystem der VGR. Konto der sekundären Einkommensverteilung (Ausgabenkonzept) => Secondary distribution of income account. —• Kontensystem der VGR. Konto der sekundären Einkommensverteilung (Verbrauchskonzept) => Redistribution of income in kind account. —> Kontensystem der VGR. Konto neutraler Umbewertungsgewinne/ -Verluste => Neutral holding gains/losses. —* Kontensystem der VGR. Konto realer Umbewertungsgewinne/verluste => Real holding gains/losses. —» Kontensystem der VGR. Konto sonstiger realer Vermögensänderungen => Other changes in volume of assets account. —• Kontensystem der VGR. Konto sonstiger Vermögensänderungen => Other changes in assets accounts. —> Kontensystem der VGR. Konvergenzkriterien in speziellen Protokollen zum Vertrag über die Europäische Union (MaastrichtVertrag) festgelegte Kriterien, deren Erfüllung die Voraussetzung für die Teilnahme an der Europäischen Währungsunion ist: (1) die staatliche —> Defizitquote gemessen auf Basis des —» ES VG darf 3% nicht überschreiten, (2) der öffentliche Schuldenstand soll maximal 60% des BIP betragen. Die Prüfung, ob ein hoher

durch Sparen und Vermögenstransfers

Grad dauerhafter Konvergenz erreicht ist,

=> Changes in net worth due to saving

erfolgte ferner mit weiteren Größen ohne

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Krankenhäuser VGR-Bezug, (3) die nationale, mit Hilfe des Harmonisierten Verbrauchsindex ermittelte Inflationsrate darf diejenige der drei preisstabilsten EU-Staaten um nicht mehr als 1,5 Prozentpunkte überschreiten, (4) ferner wurden Anforderungen an die nationale Währung und die langfristigen Zinsen gestellt. Der erste Referenzwert ist auch für den —• Stabilitäts- und Wachstumspakt bedeutsam. Konzessionsabgaben sind vertragsmäßige, periodisch gewöhnlich jährlich wiederkehrende Abgaben von Unternehmen für die Einräumung eines bevorzugten Nutzungsrechtes am öffentlichen Eigentum, z.B. aus Bergbaukonzessionen (Fördererlöse und -abgaben für Erdöl, Erdgas, Kalisalz, Eisenerz usw.) und von kommunalen Versorgungs- und Verkehrsunternehmen. K. rechnen in der Regel zu den —• Verkäufen des Staates. Ausnahmen sind die Verbuchung der Feldes- und Förderabgaben nach § § 3 0 und 31 BBergG als Pachten (Vermögenseinkommen) und die Darstellung der Erlöse aus der Versteigerung der Lizenzen für den Mobilfunk der dritten Generation (UMTS) im Jahr 2000 als Veräußerung von nichtproduzierten Vermögensgütern, als negative Ausgabe des Staates. Die UMTS-Erlöse vermindern daher die Staatsausgaben und den Finanzierungssaldo des Staates einmalig im Jahr der Lizenzzuteilung. Zahlungsmodalitäten, die eine Zahlung über mehrere Zeitpunkte vorsehen, haben keinen Einfluss auf die Buchimg der Lizenzeinnahmen in den VGR. Sind mit der Lizenzvergabe allerdings jährliche Zahlungsvorgänge - beispielsweise Umsatzbeteiligungen - bis zum Ende der Laufzeit verbunden, wird die Transaktion als Pacht für die Nutzung eines nichtfinanziellen Vermögensgutes angesehen und über die gesamte Laufzeit des Lizenzvertrages gebucht.

In Deutschland betrugen die UMTSErlöse des Staates 50,8 Mrd. Euro. Körperpflege => Personal care. Güterposition für die Darstellung der Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die elektrische und nichtelektrische Geräte wie Rasierapparate, Föne und Kämme, Duftwasser und Parfüms, Haar-, Mund- und Hautpflegemittel, Seifen und Hygieneartikel sowie Dienstleistungen für die Körperpflege, wie Friseurleistungen, Solarien, Hand- und Fußpflege, Saunabäder umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 20,5 Mrd. Euro aus. Körperschaftsteuer —> Einkommen- und Veimögensteuern. Kostensteuern gelegentlich verwendete Bez. für —• indirekte Steuern. Kraftfahrzeughandel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen; Tankstellen => Sale, maintenance and repair of motor vehicles and motorcycles; retail sale of automotive fuel ist ein —»Wirtschaftsbereich. Kraftfahrzeugsteuer —» Steuern. Kraftwagen und Kraftwagenteile => Motor vehicles, trailers and semitrailers ist eine —• Gütergruppe. Krankengeld —> Monetäre Sozialleistungen. Krankenhäuser => Hospital affairs and services.

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Krankheit und Mutterschutz Krankheit und Mutterschutz —» Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —> COFOGSystematik). Kreditabwicklungsfonds zählt in den VGR als —• Sondervermögen zum Teilsektor Bund. Ein durch den Einigungsvertrag vom 23. September 1990 errichteter Fonds im Wesentlichen für von der ehemaligen DDR übernommene Schulden einschließl. der Schulden aus der Währungsumstellung in der ehemaligen DDR. Die vom K. zu zahlenden Zinsen wurden j e zur Hälfte vom Bund und von der Treuhandanstalt finanziert. Der K. wurde 1995 in den —* Erblastentilgungsfonds überführt.

nichtfinanziellen Unternehmen gegenüber ausländischen Nichtbanken. Die Verbindlichkeiten gegen ausländische Banken werden den Bankkrediten zugerechnet. Bei den Auslandsschulden des Staates handelt es sich vor allem um unmittelbar bei ausländischen Nichtbanken beanspruchte Schuldscheindarlehen, bei den Unternehmen sind es Mittelaufiiahmen bei ausländischen Partnern in Form von Finanzkrediten (soweit es sich um Finanzbeziehungen mit Beteiligungscharakter handelt, sind diese unter den —• „sonstigen Anteilsrechten" auszuweisen; das gilt auch für die Ansprüche von Ausländern aus Grundbesitz in Deutschland, die als Passivbeteiligungen deutscher Unternehmen darzustellen sind).

Kredite => Loans. —> Bankkredite.

Kreditgewerbe (Wirtschaftsbereich) => Credit institutions stellt einen —> Wirtschaftsbereich dar.

Kredite an das Ausland Unverbriefte Forderungen von privaten und öff. Haushalten sowie nichtfinanziellen Unternehmen gegen ausländische Nichtbanken. Entsprechende Geldanlagen bei ausländischen Kreditinstituten werden den Einlagen zugerechnet. Im Einzelnen handelt es sich bei den Krediten öffentlicher Haushalte überwiegend um Vorauszahlungen auf Einfuhren des Staates sowie um langfristige Kredite im Rahmen der Entwicklungshilfe. Die Forderungen der Unternehmen umfassen kurz- bzw. längerfristige Finanzkredite an ausländische Partner (soweit es sich um Finanzbeziehungen mit Beteiligungscharakter handelt, sind diese jedoch unter den —» „sonstigen Anteilsrechten" auszuweisen; das gilt auch für die Ansprüche aus dem Besitz an Sach- und Grundvermögen im Ausland).

Kreditinstitute => Financial intermediation, except insurance and pension funding. —> Finanziellen Kapitalgesellschaften; —> Finanzierungsrechnung.

Kredite vom Ausland Unverbriefte Verbindlichkeiten von privaten und öffentlichen Haushalten sowie 242

Kredit- und Versicherungsgewerbe => Financial intermediation stellen einen —> Wirtschaftsbereich in der A17-Gliederung dar. Kredit- und Versicherungshilfstätigkeiten => Auxiliary financial activities Teilsektor der —> Finanziellen Kapitalgesellschaften, der u.a. Versicherungs-, Finanz-, Effektmakler, Renten- und Anlageberater, Kapitalanlagegesellschaften (nicht jedoch deren Investmentfonds) und die Börsen umfasst. In den Sektor einbezogen werden auch die Zusatzversorgungseinrichtungen der Gebietskörperschaften, die - wie etwa die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) - Körperschaften des öffentlichen

Kreisberechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Rechts sind und die Merkmale von Quasi-Kapitalgesellschaften besitzen. Kreisberechnungen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen werden im Rahmen der —• VGR der Länder für einige ausgewählte Aggregate durchgeführt. Als Summe der Ergebnisse für kreisfreie Städte und Landkreise (im Folgenden kurz "Kreise" genannt) fallen auch Werte nach Regierungsbezirken an. Bei den K. wird der Gedanke des —• Wirtschaftskreislaufs, wie er den Bundesund Länderrechnungen zugrunde liegt, auch auf kleinere Gebiete übertragen. Hierbei ist zu bedenken, dass die Verflechtung mit anderen Regionen umso größere Bedeutung hat, je kleiner das Gebiet ist. Das betrifft z.B. Pendler-, Warenund Finanzströme sowie die Transaktionen multiregionaler Unternehmen. Dadurch wird das Wirtschaftsgeschehen eines Gebietes immer abhängiger von Entscheidungen, die außerhalb des Gebietes getroffen werden. Daher stimmt die Bez. „volkswirtschaftlich" in Verbindung mit Berechnungen für kleine Gebiete nur mit Einschränkungen. Daten der regionalen VGR sind u.a. für die regional- und strukturpolitischen Entscheidungen der EU unentbehrlich. Aufgrund des Lieferprogramms der ESVG-Verordnung 1995 hat der Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder" (AK) seine K. erweitert, und zusätzlich zur Bruttowertschöpfung (BWS)/BIP und dem verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte die Arbeitnehmerentgelte nach Kreisen (NUTS ΠΙ) in sein Arbeitsprogramm aufgenommen. Darüber hinaus fordert das EU-Lieferprogramm tiefgegliederte Ergebnisse nach Regierungsbezirken (NUTS Π). Es sieht auch die Lieferung von Regierungsbezirksergebnissen für die Brattoanlageinvestitionen vor, die bislang nur von NRW als einzigem Bundesland auf Kreisebene berechnet werden. Das

Programm für die Regierungsbezirke geht ζ. Z. weit über die Berechnungsmöglichkeiten des AK hinaus, da auf dieser Ebene die Datenbasis zum größten Teil genauso eingeschränkt ist wie auf Kreisebene. Aus diesem Grund wurde dem AK eine Ausnahmeregelung bis zum Jahre 2005 eingeräumt, nach der das für Regierungsbezirke geforderte Programm mit Länderergebnissen abgedeckt werden kann. Außerdem dürfen die zu liefernden Ergebnisse eine geringere Wirtschaftsbereichstiefe aufweisen. Regionalisierung von BWS/BIP: Die Ergebnisse haben u.a. Bedeutung für Zwecke der regionalen Wirtschaftsförderung. Der EU dienen sie - auf die Einwohner bezogen - zur Abgrenzung der Gebiete für die regionalen Strukturfonds. Den Anforderungen des EU-Lieferprogramms entsprechend werden die K. nicht mehr zweijährlich, sondern ab Berichtsjahr 1998 von allen Bundesländern jährlich durchgeführt. Auch wird wieder das BIP nach Kreisen berechnet und nachgewiesen. Durch die Umstellung der K. auf das ESVG 1995 wurde die regionale BWS zu Marktpreisen durch diejenige zu Herstellungspreisen abgelöst. Dieses neue Aggregat enthält u.a. keine Verbrauchsteuern (z.B. Mineralöl-, Tabak-, Biersteuer) mehr. Dadurch werden die regionalen Verzerrungen ausgeschaltet, die bei der BWS zu Marktpreisen durch das hohe Aufkommen dieser Steuern und die starke örtliche Konzentration der zugrundeliegenden Produktion aufgetreten waren. Die Berechnung der BWS zu Faktorkosten ist damit nicht mehr erforderlich. Bei den Regionalberechnungen praktiziert der AK nicht die bei der Länderrechnung sonst übliche Arbeitsteilung. Unterhalb der Länderebene führt jedes StLa die Berechnungen für sein eigenes Land selbst durch. Die regionale BWS wird von den Ländern nach aufeinander abgestimmten Berechnungsmethoden für 243

Kreisberechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung alle Wirtschaftsbereiche in gleicher Weise ermittelt. Für fast alle Bereiche des Produzierenden Gewerbes können bei den Regionalberechnungen dieselben Methoden wie bei der Berechnung der Länderergebnisse eingesetzt werden. Sie bauen auf den Wertschöpfungsdaten aus den Kostenstrukturstatistiken für Unternehmen auf. Der Tätigkeit von Mehrbetriebsuntemehmen in verschiedenen Regionen wird durch ein aufwendiges Schätzverfahren zur Abgrenzung der Wertschöpfung auf die einzelnen Niederlassungen Rechnung getragen. Da es sich bei den Kostenstrukturstatistiken - bis auf die in der Energie- und Wasserversorgung - um Repräsentativerhebungen handelt, muss die Wertschöpfung der fehlenden Unternehmen aus anderen statistischen Quellen hinzugeschätzt werden. In den übrigen Wirtschaftsbereichen müssen die Landeswerte der BWS auf die Regionen geschlüsselt werden, so dass mit einem relativ großen Unsicherheitsspielraum gerechnet werden muss. Schlüsselgrößen sind z.B. Betriebseinkommen aus der Agrarberichterstattung, Erwerbstätigenzahlen des Arbeitskreises „Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder", Arbeitnehmerentgelte aus den K. dieser Entgelte und Angaben des Bundesministeriums der Verteidigung. In einigen Dienstleistungsbereichen wird der Einkommensansatz angewendet, d.h., jeweils getrennte Berechnung der beiden Komponenten der BWS: Arbeitnehmerentgelte und Bruttobetriebsüberschuss. Dabei wird der Landeswert des Bruttobetriebsüberschusses mit den Lieferungen und Leistungen aus der Umsatzsteuerstatistik auf die Kreise aufgeteilt. Die Arbeitnehmerentgelte liegen aus den K. vor. Für den Übergang auf das BIP sind die Korrekturposten „Unterstellte Bankgebühr" und „Gütersteuern abzgl. Gütersubventionen" zu regionalisieren. Nach einer EU-Vereinbarung erfolgt dies pauschal mit der (unbereinigten) BWS zu 244

Herstellungspreisen sämtlicher Wirtschaftsbereiche. Die Fehleranfälligkeit der Ergebnisse ist auch bei den besser fundierten Berechnungen im Produzierenden Gewerbe auf der Regionalebene höher als auf Landesebene. Daher wird zur Veröffentlichung der Ergebnisse die in tiefer Wirtschaftsbereichsgliederung berechnete BWS zu wenigen Wirtschaftsbereichen zusammengefasst. Dabei muss in Kauf genommen werden, dass regionale Strukturbesonderheiten überdeckt werden können. Die Wirtschaftsbereichsergebnisse eignen sich vor allem für einen ersten Überblick über die Wirtschaftsstruktur der Regionen. Regionalisierung der Arbeitnehmerentgelte: Die jährlich nach dem Inlandskonzept berechneten Ergebnisse dieses Aggregats spiegeln den regionalen Einsatz des Produktionsfaktors Unselbständige Arbeit wider. Sie ergeben sich als Summe aus Bruttolohn- und Gehaltssumme und Arbeitgeberbeiträgen. Zur Ermittlung der Bruttolohn- und Gehaltssumme wird grundsätzlich wie bei der Länderrechnung vorgegangen. D.h., Grundlage bilden die nach Wirtschaftsbereichen untergliederten Kreisergebnisse der Arbeitnehmer aus der Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder. Diese Zahlen werden mit Durchschnittslöhnen und -gehältern multipliziert, und zwar differenziert nach Arbeitnehmergruppen (Arbeiter und Angestellte ohne geringfügig Beschäftigte, geringfügig Beschäftigte, Beamte) und Wirtschaftsbereiche. Die Kreisergebnisse werden - wie diejenigen der BWS - nach zusammengefassten Wirtschaftsbereichen veröffentlicht. Regionalisierung des Verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte: Als weiteres wichtiges Aggregat hat der AK das Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in das Arbeitsprogramm der K. aufgenommen. Die Ergebnisse sind Aus-

Kumulationsmethode druck des monetären Wohlstands der Regionen. Zudem geben sie Anhaltspunkte über die regionale Kaufkraft. Ausgangspunkt der Berechnungen ist das —> Primäreinkommen der privaten Haushalte, dessen Kreisergebnisse in Zusammenhang mit dem Verfügbaren Einkommen ebenfalls veröffentlicht werden. Vom Primäreinkommen werden alle Beträge abgezogen, die den privaten Haushalten nicht für Konsum und Sparen zur Verfügung stehen, wie die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gezahlten Sozialbeiträge, die Lohn- und Einkommensteuer oder die Kfz-Steuer. Hinzugefügt werden alle den privaten Haushalten zufließenden Zahlungen, z.B. Leistungen aus der Renten- und Krankenversicherung, Sozialhilfe, Kinder- und Wohngeld. Zur Berechnung der einzelnen Einkommensbestandteile müssen - ebenso wie bei der BWS - die Landeswerte auf die Kreise geschlüsselt werden. Das Primäreinkommen wird vor allem mit der Lohn- und Einkommensteuerstatistik regionalisiert, die allerdings nur in dreijährlichem Rhythmus durchgeführt wird. Diese Statistik dient auch zur Ermittlung der Lohn- und Einkommensteuerabzüge. Die Aufteilungsschlüssel für die anderen Positionen werden den verschiedensten Datenquellen entnommen, z.B. Angaben vom Verband Deutscher Rentenversicherungsträger über durchschnittliche Rentenz ahlbeträge, Statistik der Sozialhilfe, Wohngeldstatistik, Statistik der Kriegsopferfürsorge, Arbeitslosenzahlen von der Bundesanstalt für Arbeit, Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes, BevölkerungsstatisükRegionalisierung der Bezugszahlen: Um Aussagen über die —> Wirtschaftskraft oder Kaufkraft machen zu können, ist eine Gegenüberstellung der absoluten Werte nicht sinnvoll. Die Zahlen sind aufgrund der unterschiedlich starken Wirtschafts- und Bevölkerungskonzentration in den Gebieten nicht miteinander

vergleichbar. Zur Relativierung der absoluten Werte werden Bezugszahlen herangezogen und Pro-Kopf-Werte errechnet. Entsprechend dem Inlandskonzept des BIP und der Arbeitnehmerentgelte werden dazu die Erwerbstätigen bzw. die Arbeitnehmer im Inland verwendet, die vom Arbeitskreis „Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder" ermittelt werden. Das Verfügbare Einkommen wird auf die jahresdurchschnittlichen Einwohnerzahlen aus der Bevölkerungsstatistik bezogen. Der AK gibt die Kreisergebnisse im Überblick für alle Bundesländer heraus. Ferner veröffentlichen die einzelnen StLä ihre Regionalergebnisse in eigenen Publikationen. Hans-Jürgen Treeck Kreislauf —> Wirtschaftskreislauf. Kriegsgefangenen- und Häftlingsentschädigungen u.i. —• Monetäre Sozialleistungen. Kriegsschadenrenten und sonstige Leistungen im Rahmen des Lastenausgleichs —* Monetäre Sozialleistungen. Kultur, Sport und Unterhaltung => Recreational, cultural and sporting activities stellt einen —> Wirtschaftsbereich dar. Kultur-, Sport- und Unterhaltungsdienstleistungen => Recreational, cultural and sporting services stellt eine —»Gütergruppe dar. Kumulationsmethode => Perpetual-Inventory-Methode ist das in der VermR verwendete Verfahren ständiger Bestandsfortschreibung aus kumulierten Vennögensveränderangen der 245

Kumulationsmethode Vergangenheit. Es wird in Deutschland angewandt, weil es keine brauchbaren statistischen Unterlagen mit umfassenden und vergleichbaren direkten Angaben zu den Anlagevermögensbeständen gibt. Die Berechnung von Anlagevermögen und Abschreibungen in den VGR erfolgt bereits seit Beginn der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts nach dieser indirekten Methode. Dabei wird von der Überlegung ausgegangen, dass sich der heute vorhandene Vermögensbestand aus den Zugängen an Anlagegütern in der Vergangenheit zusammensetzt. Unter Berücksichtigung der Nutzungsdauer der Anlagegüter lässt sich dabei für die Zugänge zurückliegender Jahre berechnen, welcher Anteil sich Anfang des Berichtsjahres noch im Bestand befindet und wann diese Anlagen zukünftig aus dem Bestand ausscheiden. Ist die Abschreibungsmethode vorgegeben, lassen sich daraus auch die Abschreibungen jeder Berichtsperiode ermitteln. Die K. wurde von R. W. Goldsmith entwickelt und wird heute in vielen Ländern zur Berechnung des —• Anlagevermögens angewandt. Die K. hat gegenüber direkten Befragungen über den Wert des Vermögens insbesondere folgende Vorteile: Ergebnisse sind wesentlich kostengünstiger zu gewinnen; eine Umbewertung der Vermögensbestände von Anschaffungs- auf Wiederbeschaffungspreise und auf Preise eines Basisjahres ist leichter möglich; der Zusammenhang zwischen der Berechnung von Beständen und von Bestandsveränderungen (Zugänge, Abgänge, Abschreibungen) ist sehr eng, so dass die zeitliche Entwicklung des Vermögens leicht dargestellt werden kann. Schwer zu erfassen sind nach der K. unerwartete, größere Vermögensänderungen, z.B. bedingt durch Strukturschwächen in einzelnen Branchen - wie der eisenschaffenden Industrie in der Bundesrepublik - oder durch Änderung der Wirtschaftssysteme - wie in Osteuropa. Soweit Bestandsanga246

ben vorliegen (z.B. Angaben über den Wohnungsbestand aus Wohnungszählungen oder über die Ausstattung der privaten Haushalte mit wichtigen Gebrauchsgütern aus den Einkommens- und Verbrauchsstichproben), werden diese zur Kontrolle der nach der K. berechneten Ergebnisse herangezogen. In der Bundesrepublik werden das —> Anlagevermögen, das —> Anlagevermögen für den Umweltschutz und das —» Gebrauchsveimögen der privaten Haushalte mit der K. berechnet. Die Anwendung dieser Methode setzt voraus, dass weit in die Vergangenheit zurückreichende Reihen über die Zugänge zum Vermögensbestand vorliegen und dass die durchschnittliche Nutzungsdauer abgeschätzt werden kann. Beides sind keine leicht zu erfüllenden Anforderungen, die teilweise nur mit recht hohen Fehlermargen, realisiert werden können. Die Zugangsreihen müssen so weit zurückreichen, wie sich zu Beginn des ersten Berichtsjahres noch Güter im Bestand befinden. Zur Berechnung des Anlagevermögens für Westdeutschland ab 1950 werden z.B. die Zugangsreihen für Ausrüstungen bis 1899 und fur Bauten bis 1799 zurückgeschrieben. Zur Einbeziehung der Altbestände der ehemaligen DDR vergleiche Schmalwasser (2001). Die Ergebnisse der Anlagevermögensrechnung sind umso zuverlässiger, je weiter in die Vergangenheit zurück statistische Informationen über Investitionen vorliegen. Fehler bei der Schätzung weit zurückliegender Investitionen haben für den heutigen Vermögensbestand jedoch nur eine relativ geringe Bedeutung. Da die Länge der durchschnittlichen Nutzungsdauer stark davon abhängt, um welche Güterart es sich im Einzelfall handelt, werden die Zugänge soweit wie möglich nach Güterarten aufgeteilt. Für jedes Zugangsjahr wird nun die durchschnittliche Nutzungsdauer für Gütergruppen geschätzt. Weil es wirklichkeits-

Kumulationsmethode fremd wäre, anzunehmen, dass alle Güter eines Zugangsjahres mit gleicher durchschnittlicher Nutzungsdauer auch gleichzeitig aus dem Bestand ausscheiden, werden die Abgänge mit Hilfe einer —> Abgangsfunktion so verteilt, dass sie annähernd glockenförmig um die durchschnittliche Nutzungsdauer streuen. Nach der K. werden die Vermögensbestände, die Abgänge und die Abschreibungen in konstanten Preisen und zu Anschaffungspreisen nach folgendem Modell berechnet: Für jeden Investitionsjahrgang i ergibt sich eine Abgangsfunktion fj (n), für die gilt: f._=Vf_ i,n ^ n(n) . ίγ ί ϊ ' dabei sind η die Nutzungsdauer, fi die durchschnittliche Nutzungsdauer, % (n) die Abgangsfunktion der Güter mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von fi Jahren, Ij die Zugänge des Jahres i und Ij fi die Zugänge des Jahres i mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von fi Jahren. Die Abgänge (A{) eines Berichtsjahres t ergeben sich als Summe der Zugänge der zurückliegenden Zugangsjahre i, deren Nutzungsdauer η = t - i Jahre beträgt: Α, = Σ ΐ ί - f j ( t - i ) . i i abgeschrieben wird: g i (t) = I d , ( n ) f i ( n ) . nit-i Dabei ist dj (n) der Abschreibungssatz im Berichtsjahr t für Güter mit einer Nutzungsdauer von η Jahren. Bei Anwendung des linearen Abschreibungsverfahrens gilt: d t (n) = — für t = i und t = i + n,

d t (n) = — f ü r i < t < i + n . η Der Abschreibungssatz ist in Investitionsjahr i und im Abgangsjahr i+n nur halb so hoch wie in den Zwischenjahren, da angenommen wird, dass sich die Anlagen im Durchschnitt das halbe Jahr im Bestand befinden. Für die Abschreibungen im Berichtsjahr t auf Zugänge des Jahres i (D; t) gilt: D i i t =I i -g i (t) = I i I d t ( n ) f i (n). ' nÄt-i Die Abschreibungen eines Berichtsjahres t (Dt) ergeben sich als Summe der Abschreibungen auf die verschiedenen Zugangsjahre: D, = Σ ϋ Μ . lit Der Bruttobestand (Bt(j) am Anfang des Jahres to entspricht der Summe aller Zugänge vor to abzüglich des Teils dieser Zugänge, der am Anfang des Jahres to bereits aus dem Bestand ausgeschieden ist: Bto= I i i - Σ ΐ ί Σ fi(n) = i Wirtschaftsbereich in der A3Zusammenfassung. Er entspricht dem Primären Sektor. Auf die L. entfielen 1995 1,3 % der Bruttowertschöpfung und 3,0 % der Erwerbstätigen. Land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche => Land under cultivation. Grund und Boden, der landwirtschaftlich, gartenbaulich oder forstwirtschaftlich kommerziell oder für eigene Zwecke genutzt wird. Eingeschlossen ist der Grund und Boden, auf dem sich Obst- oder Rebanlagen oder sonstige Pflanzungen befinden. Landeswohlfahrtsverband —* Gemeindeverbände.

Landschaftsverband —> Gemeindeverbände. Landverkehr, Transport in Rohrfernleitungen => Land transport, transport via pipelines stellt einen —• Wirtschaftsbereich dar. Landverkehrs- und Transportleistungen in Rohrfernleitungen => Land transport and transport via pipeline services ist eine —» Gütergruppe. Landwirtschaft => Agriculture affairs and services stellt eine —• Gütergruppe dar. Landwirtschaftliche Alterskassen —»Sozialversicherung. Landwirtschaftliche Gesamtrechnung Aufgrund der Bedeutung der Landwirtschaft für die Versorgung der Bevölkerung sowie wegen der erheblichen strukturellen Probleme dieses Wirtschaftszweiges bestand schon immer ein besonderes Interesse an Informationen über die Wertschöpfung und das Einkommen der Landwirtschaft. Die Bundesregierung wurde im Landwirtschaftsgesetz 1955 verpflichtet, regelmäßig über die Lage der Landwirtschaft zu berichten, wobei sie sich u.a. auch volkswirtschaftlicher Statistiken bedienen soll. Auch auf europäischer Ebene ergeben sich besondere Anforderungen an vergleichbare Informationen dadurch, dass auf dem Gebiet der Agrarpolitik die Integration weiter fortgeschritten ist als in anderen Bereichen. Unter dem Begriff „Gesamtrechnungen" hatte man zunächst vor allem Bilanzierungen verstanden, in denen die Produktionsleistung der Landwirtschaft in naturalen Einheiten unter dem Gesichts249

Landwirtschaftliche Gesamtrechnung punkt der Versorgung zusammengefasst wurde. Daneben wurden als monetäre Größen die Verkaufserlöse und die Betriebsausgaben der Landwirtschaft insgesamt ermittelt. Die L. in ihrer heutigen Form wurde in den 70er Jahren von Eurostat in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten entwickelt. Von Anfang an wurden dabei die Grundregeln des ESVG angewendet. Die Landwirtschaft kann als ein —» Satellitensystem zu den VGR angesehen werden, da alle Elemente auch in den gesamtwirtschaftlichen Größen enthalten sind. Unterschiede zu den VGR ergeben sich vor allem durch die gewählten Methoden, Abgrenzungskriterien und die Darstellungstiefe. Der Wirtschaftsbereich Landwirtschaft in der L. wird aus —• örtlichen fachlichen Einheiten gebildet, die folgende Tätigkeiten ausüben: Pflanzenbau, Tierhaltung, Gemischte Landwirtschaft, Landwirtschaftliche Dienstleistungen, Gewerbliche Jagd. Die Dienstleistungen auf der landwirtschaftlichen Erzeugerstufe, das sind Tätigkeiten, die normalerweise von landwirtschaftlichen Unternehmen ausgeführt werden, rechnen nach internationaler Übereinkunft zum Wirtschaftsbereich (ζ. B. Pflügen durch Lohnunternehmer). Zur landwirtschaftlichen Produktion gehören auch nichtlandwirtschaftliche Tätigkeiten landwirtschaftlicher Betriebe, soweit sie buchmäßig nicht vom landwirtschaftlichen Betrieb getrennt werden können. Hierzu zählen zum Beispiel die Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, wie etwa Milch zu Butter und Käse, die Direktvermarktung oder Urlaub auf dem Bauernhof. Die zwischen- und innerbetrieblichen, d.h. bereichsinternen Umsätze von marktfähigen Futtermitteln sowie von Heu und Silage, werden im Produktionswert und in den Vorleistungen erfasst. Der bereichsinterne Handel mit Vieh wird dagegen nicht berücksichtigt. 250

Die Berechnungen der einzelnen Elemente der Wertschöpfung beruhen im Allgemeinen darauf, dass gesamtwirtschaftliche Bilanzen über das Aufkommen und die Verwendung landwirtschaftlicher Güter und Vorleistungen erstellt werden. Auf Basis dieser (Mengen-)Bilanzen werden durch Bewertung die monetären Größen abgeleitet. Als Quellen fur die L. dienen in erster Linie Statistiken, die die Käufe anderer Wirtschaftsbereiche von der Landwirtschaft (ζ. B. Getreide, Schlachtvieh) oder die Verkäufe an die Landwirtschaft (z.B. Mischfutter, Düngemittel) in ihrer Gesamtheit enthalten. Ergebnisse aus Erhebungen in landwirtschaftlichen Unternehmen werden nur in Einzelfallen, insbesondere bei einigen Positionen der Vorleistungen, herangezogen. Bei den wichtigsten pflanzlichen Erzeugnissen (Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Ölsaaten, Hülsenfrüchte sowie bei Milch) werden die Verkaufsmengen über Meldeverordnungen beim Handel und den Verarbeitungsbetrieben erhoben. Die Verkäufe von Tieren (Rinder, Schweine, Schafe, Pferde, Geflügel) werden aus den Schlachtungsstatistiken und der Statistik des Außenhandels berechnet. Auch der Eigenverbrauch und die Verarbeitung tierischer Produkte durch die Produzenten werden hieraus abgeleitet. Für die anderen Produkte stehen sehr unterschiedliche Quellen zur Verfügung. Die Bestandsveränderungen ergeben sich hauptsächlich aus Erhebungen bei landwirtschaftlichen Betrieben. Hier wird unterschieden nach Veränderungen bei Vorräten und selbsterstellten Anlagen. Die Vorratsveränderungen umfassen alle Veränderungen der Bestände an pflanzlichen Erzeugnissen und die Veränderungen des Bestandes an Vieh zur Aufzucht und Mast. Der Bestand an Zucht- und Milchvieh sowie an Zugtieren rechnet dagegen zum Anlagevermögen; Veränderungen bei diesen Beständen

Längerfristige Bankkredite werden daher als ein Zu- oder Abgang bei den selbsterstellten Anlagen angesehen. Zu den selbsterstellten Anlagen rechnen auch die Dauerkulturen (Wein-, Obst-, Hopfenanlagen). Bei der Berechnung der wichtigsten Vorleistungspositionen (Futtermittel, Vieh, Saat- und Pflanzgut sowie Düngeund Pflanzenschutzmittel) wird im Wesentlichen wie bei der Berechnung des Produktionswertes vorgegangen, da diese Güter fast ausschließlich in der Landwirtschaft verwendet werden. Die Verbrauchsmengen ergeben sich aus Versorgungsbilanzen, die entsprechenden monetären Größen durch Bewertung mit Marktpreisen. Einige Positionen, wie z.B. Allgemeine Wirtschaftsausgaben, Tierarztkosten und Dienstleistungen werden aus Betriebserhebungen ermittelt. Die Berechnungen der Abschreibungen, Subventionen und der Produktionssteuern entsprechen denen der VGR. Die Bewertung der Produktion erfolgt zu —• Herstellungspreisen. Der Herstellungspreis ist definiert als Erzeugerpreis zuzüglich Gütersubventionen, abzüglich Gütersteuem. Zur Ermittlung der Erzeugerpreise werden die beobachteten monatlichen Verkaufpreise mit den jeweiligen Mengen gewichtet. In den Erzeugerpreisen ist die Mehrwertsteuer nicht enthalten. Zu den Gütersubventionen zählen ζ. B. die Ausgleichszahlungen fur Ackerkulturen sowie die Prämien für Rinder. Zur Ermittlung der Gütersubvention pro Einheit werden die gezahlten Subventionen durch die erzeugte Gütermenge dividiert. Die Gütersteuern umfassen ζ. B. die Erzeugerabgaben für Zucker und die Sanktionen für die Überschreitung der Milchquoten. Staatliche Beihilfen, die nicht einzelnen Gütern zugerechnet werden können, ζ. B. steuerliche Vergünstigungen fur Agrardiesel, werden bei den Subventionen erfasst, soweit sie direkt an die Erzeuger ausgezahlt werden. Hierbei ist zu beach-

ten, dass staatlichen Zahlungen an die landwirtschaftlichen Sozialversicherungssysteme, genauso wie vergleichbare Zahlungen an die allgemeinen Versicherungssysteme, definitionsgemäß keine Subventionen darstellen. Die L. wird zunächst für das Bundesgebiet erstellt. Die weitere Untergliederung der Ergebnisse nach Regionen obliegt den Ländern. Dabei werden die für das gesamte Bundesgebiet ermittelten Werte im Arbeitskreis VGR anhand verfügbarer regionaler Informationen auf die Länder und Regierungsbezirke aufgeteilt. Die Ergebnisse der Landwirtschaft werden vor allem in der agrarpolitischen Diskussion auf nationaler und auf EUEbene verwendet. Neben der Darstellung der Ertragslage auf Basis von einzelbetrieblichen Informationen bilden sie eine wichtige Grundlage zur Beurteilung der Einkommenssituation, fur Produktivitätsanalysen in der Landwirtschaft, für Vorausschätzungen und für die Kalkulation der Auswirkungen agrarpolitischer Maßnahmen. Sie dienen darüber hinaus der Analyse der Einkommen in Deutschland im Vergleich zu denen in anderen Mitgliedstaaten der europäischen Union. Literatur: Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften, Handbuch zur Landwirtschaftlichen und Forstwirtschaftlichen Gesamtrechnung, Luxemburg 1997. Hartmut Stalb Landwirtschaft und Jagd => Agriculture, hunting and related service activities stellt einen —»Wirtschaftsbereich dar. Längerfristige Bankkredite => Longer-term loans. Im Wesentlichen Verbindlichkeiten aus der Aufnahme von Buchkrediten bei inund ausländischen Kreditinstituten mit vereinbarter Laufzeit von mehr als einem Jahr. Hierzu rechnen vor allem Anschaf251

Langlebige Gebrauchsgüter fiingsdarlehen, Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen, Kommunaldarlehen, Hypotheken und andere nicht dinglich gesicherte Kredite für den Wohnungsbau oder gewerbliche Zwecke. Langlebige Gebrauchsgüter —• Dauerhaftigkeit von Konsumgütern. Lastenausgleichsfonds in den VGR —• Sondervermögen des Teilsektors Bund. Der Lastenausgleich soll den durch die Ereignisse und Folgen des Zweiten Weltkrieges betroffenen Personen, die Vermögensschäden erlitten haben, die Eingliederung in das wirtschaftliche und soziale Leben in Deutschland erleichtem. Zum begünstigten Personenkreis gehören/gehörten Vertriebene, Kriegssachgeschädigte, Währungsgeschädigte, Aussiedler aus den osteuropäischen Staaten und Zuwanderer aus der DDR. Im Sinne einer Lastenverteilung wurden die Ausgleichsmittel ursprünglich vor allem durch eine Abgabepflicht derjenigen aufgebracht, die ihre Vermögen erhalten oder durch die Währungsreform Schuldnergewinne erzielt hatten. Inzwischen werden die Ausgaben des L. ausschließlich durch Zuschüsse der öffentlichen Haushalte bestritten. Laufende Einnahmen / Ausgaben des Staates Auf der Basis des ESVG 1995 zählen zu den laufenden Einnahmen·. - Verkäufe aus Markt-/Nichtmarktprod., - empfangene sonstige Subventionen, - empfangene Vermögenseinkommen, - Steuern - Sozialbeiträge - sonstige laufende Transfers. Zu den laufenden Ausgaben gehören: - Vorleistungen, - Arbeitnehmerentgelte, - geleistete sonst. Produktionsabgaben, - geleistete Vermögenseinkommen, - Subventionen, 252

- monetäre Sozialleistungen, - sonstige laufende Transfers. Reine Finanztransaktionen werden in den VGR - anders als teilweise in der Finanzstatistik - weder zu den —»Ausgaben noch zu den —» Einnahmen gerechnet. Derartige Finanztransaktionen sind beispielsweise Auszahlungen für gewährte Darlehen oder für den Kauf von Wertpapieren sowie Einzahlungen aus der Tilgung von gewährten Darlehen. L. werden nach dem ESVG 1995 anders als in den früheren VGR (nationales Konzept) definiert, in dem als L. alle Einnahmen und Ausgaben ohne vermögenswirksame Einnahmen und Ausgaben galten. Laufende Konten => Current accounts stellen im —» Kontensystem der VGR die Produktion von Waren und Dienstleistungen, die Einkommensentstehung in der Produktion, die Verteilung und Umverteilung der Einkommen zwischen institutionellen Einheiten und die Einkommensverwendung dar. Laufende Transfers => Current transfers, => Einkommenstransfers sind die —• Einkommen- und Vermögensteuern, die —» Sozialbeiträge und —• Sozialleistungen sowie —» Sonstige laufende Transfers. Nicht mehr wie früher zu den L. gehören die Produktions- und Importabgaben sowie die Subventionen (jetzt —> Primäreinkommen). Laufende Transfers an bzw. von Institutionen der EU sind u. a. die an Institutionen der EU gezahlten Produktions- und Importabgaben sowie die BSP-Abgabe und die laufenden Transfers von Institutionen der EU, die als Subventionen an inländische Sektoren (ohne Staat) oder als Strukturfondsmittel u.ä. an die Mitgliedstaaten gezahlt wer-

Laufende Übertragungen an private Organisationen den. Nach dem ESVG müssen die Eigenmittel der EU in Form von Steuern und die von der EU gezahlten Subventionen als direkte Zahlungen zwischen den Institutionen der EU (übrige Welt) und den inländischen Sektoren gebucht werden. In den früheren deutschen VGR wurden die Ströme über den Sektor Staat geleitet, d.h. als indirekte Steuer an den Staat und sonstige laufende Übertragungen des Staates an die übrige Welt bzw. als sonstige laufende Übertragung von der übrigen Welt an den Staat und als Subventionen des Staates an Unternehmen. Laufende Transfers im Rahmen internationaler Zusammenarbeit umfassen alle Sach- und Geldübertragungen zwischen dem Staat und staatlichen Stellen oder internationalen Organisationen in der übrigen Welt außer Investitionszuschüssen und sonstigen Veimögenstransfers. Dazu zählen Beiträge des Staates an die EU (ohne —• Eigenmittel der EU) und andere internationale Organisationen, Geschenke in Form von Nahrungsmitteln, Kleidern, Medikamenten (z.B. bei Katastrophenhilfe), Militärgütern u.a. Laufende Transfers innerhalb des Staatssektors sind alle Zahlungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden sowie den Sozialversicherungsträgern (vor allem im Rahmen der Finanzausgleiche) mit Ausnahme von Steuern, Subventionen, Investitionszuschüssen und anderen Vermögenstransfers zwischen öffentlichen Haushalten. Laufende Transfers zwischen privaten Haushalten —»- Übrige laufende Transfers. Laufende Übertragungen => Current transfers

—• Laufende Transfers sind in den früheren VGR Steuern (ohne vermögenswirksame Steuern), Sozialbeiträge, Subventionen, Sozialleistungen und sonstige laufende Übertragungen. In der —> Zahlungsbilanz rechnen zu den L. alle Übertragungen, die nicht explizit als —• Vermögensübertragungen klassifiziert werden können. Sie wirken sich unmittelbar auf die Höhe des verfügbaren Einkommens aus und beeinflussen den Verbrauch von Waren und Dienstleistungen. L. reduzieren somit Einkommen und Verbrauch des Gebers und erhöhen Einkommen und Verbrauch des Empfangers. Die Bilanz der L. gliedert sich in private und öff. Übertragungen. Zu den privaten rechnen neben den —» Heimatüberweisungen ausländischer Arbeitnehmer vor allem Renten und Pensionen, die Inländer von Sozialversicherungen oder ihren früheren Arbeitgebern im Ausland beziehen bzw. die Unternehmen an Ausländer zahlen, sowie Unterstützungszahlungen einschließlich privater Entwicklungshilfe und die unentgeltliche Ausund Einfuhr von Waren. Auch ein nicht unerheblicher Teil von Versicherungsprämien sowie aus Versicherungen resultierender Schadenszahlungen fallen darunter. (Rückversicherungen bilden insofern eine Ausnahme, als sie vollständig bei den —> Dienstleistungen erfasst werden.) Bei den öff. Übertragungen stehen die Leistungen im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft im Vordergrund. Daneben handelt es sich u. a. um Beiträge an Internationale Organisationen, Steuereinnahmen und -erstattungen sowie Renten und Pensionen, soweit sie von der Sozialversicherung oder anderen öff. Stellen gezahlt werden. Laufende Übertragungen an private Organisationen ohne Erwerbszweck waren in den früheren deutschen VGR

253

Laufende Wiedergutmachungsleistungen Zuschüsse, Beiträge u.a. an —• private Organisationen ο. E. Laufende Wiedergutmachungsleistungen —> Monetäre Sozialleistungen. Lebende Tier- und Pflanzenvorräte => Work in progress on cultivated assets. —> Unfertige Erzeugnisse. Schlachtviehbestände einschließl. Geflügel und Fischbestände sowie Baumbestände zur Holzgewinnung und andere Pflanzungen, die lediglich einmalige Erzeugnisse liefern, sowie —• heranwachsende Nutztiere und Nutzpflanzungen, soweit sie nicht für die eigene Nutzung bestimmt sind. Die für die eigene Nutzung bestimmten Nutztiere und Nutzpflanzungen stellen —• Sachanlagen dar. Ledergewerbe => Manufacture of leather and leather products, tanning and dressing of leather, manufacture of luggage, handbags, saddlery, harness and footwear ist ein —> Wirtschaftsbereich. Leder und Lederwaren => Leather and leather products ist eine —> Gütergruppe. Leistungen nach Vorruhestandsregelungen —> Monetäre Sozialleistungen. Leistungsbilanz => Current account. Innerhalb der —» Zahlungsbilanz bildet die Unterscheidung zwischen Leistungsbilanz und —» Kapitalbilanz ein wesentliches Gliederungskriterium. Dabei umfasst der Leistungsverkehr nach den umfangreichen Änderungen auf Grund der 5. Auflage des —> Balance of Payments Manuals alle wirtschaftlichen Transaktionen, bei denen Waren, Dienstleistungen und

Faktoreinkommen zwischen dem In- und 254

Ausland ausgetauscht werden, sowie die unentgeltliche Überlassung von Waren, Dienstleistungen und finanziellen Aktiva, soweit es sich dabei um laufende Übertragungen im Sinne der VGR handelt. Die L. gliedert sich damit in die —* Handelsbilanz, die —» Dienstleistungsbilanz, die Bilanz der —> Erwerbs- und —> Vermögenseinkommen und die Bilanz der — Final national uses; => Inlandsnachfrage. — Final consumption wird im ESVG der —> Konsum nach dem Ausgaben- bzw. Verbrauchskonzept gegenüber dem —> Zwischenverbrauch abgegrenzt. Letzte Verwendung von Gütern => Endnachfrage ist die Nachfrage nach Gütern für die —• Letzte Verwendung, nämlich für letzte inländische Verwendung (Konsum, Investi-

Lizenzgebühren tionen) und die Exporte. Von der L. ist die —> Zwischennachfrage (Vorleistungen) zu unterscheiden. Lieferbereich ist ein Wirtschaftsbereich, der Waren und Dienstleistungen für die —» Konsumausgaben der privaten Haushalte verkauft (liefert). Diese Verkäufe sind die Grundlage für die Berechnung der Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland. Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland nach Lieferbereichen 1995 MrdEuro % Land- u. Forstwi., Fischerei 5,4 0,6 Bergb., Verarb. Gew./Baugew. 54,1 5,6 Energie- u. Wasserversorgung 30,2 3,1 Kiz-Handel, Instandh./Rep. von Kfz; Tankst. 105,2 10,8 Großhandel (o. Handel mit Kfz) 16,8 1,7 Einzelh. (ο. H. mit Kfz; Tankst.); Rep. von Gebr.g. 335,2 34,5 Gastgewerbe 49,9 5,1 Verkehr u. Nachr.Ubermittl. 46,5 4,8 Kredit- u. Versicherungsgew. 35,4 3,6 Grundstücks- / Wohnungsw., Venn. bew. Sachen, Erbr. v. Dienstl. überw. f. Untern. 198,8 20,5 Öff. und private Dienstleister 94,7 9,7 Konsumausgaben d. privaten Haushalte im Inland

972,2 100,0

Lieferprogramm bezeichnet die in der —• ESVG-Verordnung festgelegte verbindliche Vorgabe der Inhalte, Termine und Gliederung der Lieferungen der Ergebnisse der VGR an Eurostat. Lizenz Eine L. beinhaltet das Recht, ein gewerbliches Schutzrecht, insbesondere ein Urheber· oder Patentrecht zu nutzen. Ein solcher Lizenzvertrag kann auch die Übermittlung von Know how oder die Nutzung bestimmter Warenzeichen vorsehen. Die Schaffung von Lizenzen stellt keine Produktion und Investition dar. L. sind Teil der —• immateriellen nichtproduzierten Vermögensgüter. Sie rechnen nicht

zum —> Lieferprogramm und werden in Deutschland nicht nachgewiesen. Lizenzgebühren stellen in den VGR Dienstleistungsentgelte dar, die für die Nutzung eines —• immateriellen Anlagegutes (z.B. Urheberrechte) oder eines —> immateriellen nichtproduzierten Gutes (z.B. Patente) gezahlt werden. Der Eigentümer eines —> immateriellen Gutes produziert einen Dienstleistungsstrom, indem er einem Dritten die Nutzung seines immateriellen Gutes erlaubt. Beim Eigentümer ist ein Produktionswert für diese Dienstleistungsproduktion in Höhe der L. nachzuweisen; für den Lizenznehmer stellen L. Vorleistungen dar. Von L. als (Dienstleistungs-) Preis für die Nutzung immaterieller Güter ist derjenige Preis zu unterscheiden, den ggf. ein Käufer für den Erwerb eines immateriellen Gutes zahlt. Der Erwerb immaterieller Anlageinvestitionen wird beim Käufer als Anlageinvestition gebucht und beim Verkäufer als Produktionswert (sofern es sich um neue immaterielle Anlagegüter handelt) oder als negative Anlageinvestition (wenn es um gebrauchte immaterielle Anlagegüter geht). Der Erwerb eines immateriellen nichtproduzierten Gutes wird lediglich im Vermögensbildungskonto des Käufers bzw. des Verkäufers nachgewiesen (—» Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern). Nach dem früheren ESVG 1979 rechneten L. zu den Vermögenseinkommen. In der —* Zahlungsbilanz werden L. in der —> Dienstleistungsbilanz erfasst. Die L. Deutschlands an die Übrige Welt (Importe) sind größer als die L. aus der Übrigen Welt (Exporte). Die BBk nimmt im Abstand von zwei Jahren eine Darstellung des Patent- und Lizenzverkehrs mit dem Ausland vor: BBk (Hg.), Technologische Dienstleistungen in der Zahlungsbilanz, Statistische Sonderveröffentlichung 12, zuletzt er255

Lohnersatzleistungen schienen im Mai 2000. Die letzte umfassendere methodische Darstellung findet sich in dem Aufsatz: Technologische Dienstleistungen in der Zahlungsbilanz im längerfristigen Vergleich, in: Monatsberichte der Deutschen Bundesbank, 48 Jg., Nr. 5, Mai 1996, S. 63-73. Lohnersatzleistungen (Begriff des Sozialrechts) sind Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Unterhaltsgeld, Übergangsgeld, Krankengeld, Verletztengeld, Versorgungskrankengeld. Lohnkosten Zeigen die ökonomische Bedeutung des geleisteten Arbeitnehmerentgelts. Sie werden wie die anderen Wertschöpfungskomponenten nach Wirtschaftsbereichen dargestellt. Nachgewiesen werden die Lohnkosten je Arbeitnehmer anhand des geleisteten —> Arbeitnehmerentgelts je Arbeitnehmer; ferner werden Lohnkosten je Arbeitnehmerstunde durch das von den Arbeitgebern geleistete —• Arbeitnehmerentgelt bezogen auf die geleisteten Arbeitsstunden (Arbeitsvolumen) gemessen. Da die tatsächlichen wie auch die unterstellten Sozialbeiträge der Arbeitgeber im Arbeitnehmerentgelt enthalten sind, gehen in diese Relation auch die sog. indirekten Kosten des Faktors Arbeit (neben den Bruttolöhnen und -gehältern) ein. Nicht enthalten sind dagegen Produktionsabgaben auf die Arbeit (z.B. Lohnsummensteuer) wie auch auf den Arbeitseinsatz bezogene Subventionen. Lohnkosten je Produkteinheit — Arbeitnehmerentgeltes am —• Volkseinkommen dar. Mit Hilfe der L. oder der bereinigten L. wird die Entwicklung der funktionalen —• Einkommensverteilung untersucht. Zu beachten ist, dass das Arbeitnehmerentgelt 256

allein den Privaten Haushalten zufließt, die andere im Volkseinkommen enthaltene Einkommenskomponente, nämlich die —• Unternehmens- und Vermögenseinkommen, sich hingegen auf alle volkswirtschaftlichen Sektoren verteilt. Bei der bereinigten Lohnquote werden Veränderungen der Beschäftigtenstruktur gegenüber einem Basisjahr eliminiert, d.h. diese Lohnquote erhöht sich nicht, wenn der Anteil des Arbeitnehmerentgelts am Volkseinkommen nur deshalb steigt, weil bisher Selbständige zu Arbeitnehmern wurden (oder sinkt im umgekehrten Fall). Die —* Arbeitseinkommensquote AEQt steht in einem festen Verhältnis zur bereinigten L.: LQ^=AEQt^i^1991 Hierbei sind Α die Arbeitnehmer und Ε die Erwerbstätigen, deren Verhältnis aus dem Jahre 1991 in den folgenden Jahren konstant gehalten wird. Lohnquoten nach Wirtschaftsbereichen sind bereichsspezifische Kennziffern, die im Rahmen der Strukturberichterstattung berechnet werden. Sie stellen im Gegensatz zur allgemeinen —* Lohnquote (—• Inländerkonzept) den Anteil des von den Arbeitgebern geleisteten Arbeitnehmerentgeltes in Prozent der Nettowertschöpfung dar und folgen damit dem —* Inlandskonzept. Lohnsteuer => Taxes on wages and salaries. —• Einkommen- und Vermögensteuern. Lohnsteuer auf Pensionen ist Bestandteil der von den privaten Haushalten gezahlten —• Einkommensteuern. Da sie jedoch nicht das Arbeitseinkommen belastet, wird sie beim Übergang von den Brutto- auf die Nettolöhne und -gehälter nicht abgezogen

Luftfahrtsleistungen Lohnstfickkosten => Lohnkosten je Produkteinheit werden in gesamtwirtschaftlicher Betrachtung als Relation der von inländischen Arbeitgebern geleisteten —» Lohnkosten (Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer) zur Arbeitsproduktiivität (Bruttoinlandsprodukt in konstanten Preisen) je Erwerbstätigen, jeweils nach dem Inlandskonzept, berechnet. Dadurch, dass im Zähler auf die Arbeitnehmer, im Nenner aber auf die Gesamtzahl der Erwerbstätigen bezogen wird, sind in dieser Formel die kalkulatorischen Löhne der Selbstständigen und mithelfenden Familien in Höhe des durchschnittlichen Arbeitnehmerentgelts je Arbeitnehmer pro Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen berücksichtigt. Mit dieser Ergänzung der —> Arbeitseinkommen ergeben sich die L. als Relation der gesamten Arbeitseinkommen zum Bruttoinlandsprodukt in konstanten Preisen. Für einen Ausweis der L. in einzelnen Wirtschaftsbereichen werden analog das von inländischen Arbeitgebern geleistete Aibeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer des betreffenden Wirtschaftsbereichs sowie die unbereinigte Bruttowertschöpfung in konstanten Preisen je Erwerbstätigen dieses Wirtschaftsbereichs herangezogen. Die absolute Höhe der L. hängt von der Wahl des Basisjahres bei der Berechnung des realen BIP bzw. der Bruttowertschöpfung ab und ist insofern nur wenig aussagekräftig. Deshalb werden die L. meist als Messziffernreihe (derzeit mit der Basis 1995 = 100) ausgewiesen und zur Analyse ihrer jährlichen Wachstumsraten, auch im Vergleich verschiedener Wirtschaftsbereiche, verwendet. Aus der Entwicklung der L. lässt sich schließen, wie sich die Arbeitskosten je Produkteinheit verändert haben. Steigende L. zeigen an, dass sich Lohnkostendruck in dem betreffenden Wirtschaftsbereich aufgebaut oder verstärkt hat. Diese Entwicklung kann allerdings auf teilweise

gegenläufigen Effekten beruhen. So wird zum einen das Arbeitnehmerentgelt u.a. bestimmt durch Handlungen der Tarifvertragsparteien (Festlegen der tariflichen Entlohnung), der Unternehmen (Festlegen der effektiven Entlohnung) und des Staates (Änderung der Sozialversicherungsbeiträge). Zum anderen wird die Höhe der L. auch von den Beschäftigungsentscheidungen der Unternehmen und der staatlichen Verwaltung beeinflusst. Veränderungen der tariflichen Lohnkosten oder verschlechterte Wirtschaftsaussichten können Anlass für einen Abbau von Arbeitsplätzen sein. Hierdurch ausgelöste Steigerungen der —• Produktivität wirken einem Anstieg der Lohnkosten tendenziell wieder entgegen. Lokale Gebietskörperschaften umfassen als Teilsektor des Staates alle öff. Körperschaften, deren Zuständigkeit auf einen Teil des Wirtschaftsgebietes beschränkt ist, mit Ausnahme der lokalen Stellen der Sozialversicherung und der Einrichtungen mit unternehmerischer Aufgabenstellung, die dem Sektor Kapitalgesellschaften zugerechnet werden. In Deutschland zählen zu den L. die —» Gemeinden einschließlich der —* Gemeindeverbände und der —* kommunalen Zweckverbände. Luftfahrt => Air transport ist ein —> Wirtschaftsbereich. Luftfahrtsleistungen => Air transport services ist eine —»Gütergruppe.

257

Μ

Make-Matrix => Supply table. —* Aufkommenstabelle. Markt Dieser Begriff spielt in den VGR und hier besonders ausgeprägt im SNA 1993 in Bezug auf die Unterteilung der —» Transaktionen, der Produktion und der Produzenten eine Rolle. So wird im SNA 1993 zwischen der Marktproduktion und der Nichtmarktproduktion sowie den Marktproduzenten und den Nichtmarktproduzenten unterschieden. Damit soll es ermöglicht werden, das Marktgeschehen besser als bisher abzubilden. Der Begriff „Markt" wird in den VGR in einer sehr weiten Bedeutung verstanden. Bei Markttransaktionen müssen zwei Wirtschaftseinheiten betroffen sein, die Güter, Arbeitsleistungen, Kapitalnutzung oder Vermögenswerte gegen eine Gegenleistung (Preis, Lohn, Zins u. ä.) tauschen. Die Gegenleistung muss nicht wertgleich sein, sondern sie muss signifikant für die Entscheidungen der betroffenen Parteien sein. Für diesen Marktbegriff ist es unerheblich, welche Marktform in einer Volkswirtschaft herrscht, ob es etwa eine freie Marktwirtschaft oder eine zentrale Planwirtschaft ist, wie die Preise zustande kommen, ob Konkurrenz herrscht oder ob es sich noch um eine Tauschwirtschaft handelt. Nicht zu den Markttransaktionen zählen die unentgeltliche Bereitstellung von Leistungen, insbesondere durch den Staat, die Produktion für den Eigenbedarf (selbsterstellte Anlagen oder landwirtschaftliche Produktion für den eigenen Haushalt) sowie einseitige Transaktionen, nämlich alle Übertragungen (Steuern, Sozialbeiträge, Renten, Beihilfen, Vermögenstransfers). Die Wirtschaftseinheiten sind i.d.R. 258

institutionelle Einheiten. Wenn jedoch ein Unternehmen in mehrere Produktionseinheiten aufgeteilt wird, so werden die finneninternen Lieferungen zwischen den Produktionseinheiten auch zu den Markttransaktionen gezählt, für Güterlieferungen wird eine Gegenleistung in Höhe des Marktwertes verbucht. Marktproduktion liegt vor, wenn für Dritte produziert wird, die die gelieferten Güter zu bezahlen haben. Marktproduzenten produzieren überwiegend für den Markt (für Dritte). Sowohl Markt- wie auch Nichtmarktproduzenten können gleichzeitig Markt- und Nichtmarktproduktion aufweisen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der Staat einen Teil seines Produktionswertes entgeltlich (meist gegen —> Benutzungsgebühren) abgibt oder wenn ein Unternehmen in geringem Umfang für den Eigenbedarf produziert. Die typischen Nichtmarktproduzenten sind der Staat, die privaten Organisationen o. E. sowie die häuslichen Dienste privater Haushalte. Es können aber auch Landwirte sein, die überwiegend fur den Eigenbedarfproduzieren, was in Entwicklungsländern durchaus vorkommt. Peter Bleses Marktpreis entspricht dem tatsächlich gezahlten Preis, einschließlich Nebenkosten aber ohne Preisnachlässe. Je nach der Produktions- oder Handelsstufe kann es sich um —* Ab-Werk-Preise, Großhandelspreise oder Einzelhandelspreise handeln. Aus der Sicht der Käufer sind es stets die —> Anschaffungspreise, die auch die —» Handels· und Transportspanne sowie die —» Nettogütersteuern umschließen. In den VGR wird die Produktion (in der Entstehungsrechnung) nicht zu M., sondern zu —> Herstellungspreisen bewertet. Der Herstellungspreis ist um die Gütersteuern geringerund um die Gütersubventionen

Masseneinkommen höher als der Ab-Werk-Preis. Der M. in diesem Sinne entspricht nicht dem theoretischen Gleichgewichtspreis, der sich auf einem Markt mit vollkommener Konkurrenz ergeben würde. Staatliche Eingriffe (Steuern, Preisfixierungen), Marktunvollkommenheiten (Monopoleinflüsse) und sonstige Einflüsse (Sonderpreise u.ä.) können die tatsächlichen Transaktionspreise wesentlich beeinflussen. Damit ist sein Wert als Maßstab fur einen Ausgleich von Grenzkosten und Grenznutzen und damit der Nutzenmessung wesentlich eingeschränkt. Zur Abbildung des tatsächlichen Marktgeschehens ist die —• Bewertung zu den tatsächlichen M. jedoch vorzuziehen. Marktproduktion => Market output. -»•Markt. Marktproduzenten => Market producers. —»Markt. Marktverflechtungstabellen sind ΙΟ-Tabellen, die die Lieferung von Waren und Dienstleistungen zwischen den —* Wirtschaftsbereichen zeigen. Die Darstellungseinheiten der M. sind institutionelle Einheiten (ζ. B. Unternehmen), die i.d.R. mehrere Arten von Waren und Dienstleistungen produzieren und an andere Bereiche liefern. Das ist der wichtigste Unterschied zu den IO-Tabellen vom Typ der —» Produktionsverflechtungstabellen, die rein gütermäßig abgegrenzt sind. Im —• SNA werden M. auch als —» Industry χ industry-Tabellen bezeichnet. M. werden in Deutschland primär vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aufgestellt. Maschinen => Machinery and equipment stellen einen—» Wirtschaftsbereich und

eine —»Gütergruppe dar. Maschinenbau => Manufacture of machinery and equipment stellt einen —• Wirtschaftsbereich dar. Maschinen und Geräte Metal products and machinery rechnen zu den —> Anlageinvestitionen. Maschinen, Geräte und Fahrzeuge => Metal products and machinery, transport equipment rechnen zu den —• Anlageinvestitionen. Masseneinkommen ist ein von der BBk entwickeltes und im Zusammenhang mit dem Übergang auf das ESVG 1995 in die Gesamtrechnungen des StBA integriertes Konzept. Es zielt darauf ab, vierteljährliche Angaben über Höhe und Entwicklung der Kaufkraft breiter Schichten der Bevölkerung, d. h. nicht nur der Arbeitnehmer, sondern zugleich der Bezieher öffentlicher und privater Transfers, insbesondere der Rentner und Versorgungsempfänger bereitzustellen. Diese Darstellung ist analytisch insofern von besonderem Interesse, als das —> Verfugbare Einkommen der privaten Haushalte infolge der erweiterten Definition dieses Sektors gemäß ESVG 1995 nunmehr auch den Betriebsüberschuss der Einzelunternehmer sowie die Selbständigeneinkommen und die Einkommen aus privater Wohnungsvermietung umfasst und nicht nur - wie zuvor - die Privatentnahmen für Konsum und Sparen aus der Unternehmenssphäre. Das Einkommensaggregat des M. ist nicht im ESVG 1995 definiert. Ausgangspunkt seiner Berechnungen ist das von Inländern empfangene —» Arbeitnehmerentgelt, das in der neuen, schwerpunktmäßig auf die Primäreinkommen abstellenden Abgrenzung auch die —> So259

Material Product System (MPS) zialbeiträge der Arbeitgeber umfasst. Nach Abzug dieser geleisteten und unterstellten Arbeitgeberbeiträge, die 1995 (1999) jeweils knapp ein Fünftel der Arbeitnehmerentgelte ausmachten, ergeben sich die —» Bruttolöhne und -gehälter (einschließlich der Beamtenbezüge). Aus Sicht des Arbeitnehmers als Konsument bzw. Sparer sind allerdings die an den Staat geleisteten verdienstbezogenen Abgaben von besonderem Interesse. Sie setzen sich aus der um einen Monat rückversetzten Lohnsteuer der Arbeitnehmer sowie den tatsächlichen Arbeitnehmerbeiträgen zu den Sozialversicherungen zusammen. Letztere schließen nicht die von Auspendlern an die übrige Welt geleisteten Abgaben ein. Per Saldo beliefen sich die —> Nettolöhne und -gehälter 1995 (1999) auf 530,7 (543,0) Mrd Euro; die Nettoverdienste machten damit lediglich 53 54 (5 1 54) % der gesamten Arbeitnehmerentgelte aus. Zum M. gelangt man, indem die empfangenen —» monetären Sozialleistungen hinzugerechnet werden. Hierzu zählen neben den Sozialrenten sowie den Unterstützungszahlungen (z.B. Arbeitslosengeld und -hilfe) auch die Leistungen aus privaten Sicherungssystemen (wie z.B. Pensionen von Bahn und Post) sowie die Beamtenpensionen (netto). Das M. machte 1995 (1999) rund 70Vi (681/2) % des gesamten Verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte aus. Unter Einschluss der am aktuellen Rand statistisch nicht gut abgesicherten, weil als Rest ermittelten Positionen Betriebsüberschuss und Selbständigeneinkommen sowie der Vermögenseinkünfte der privaten Haushalte errechnet sich für 1995 (1999) ein Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte von 1153,5 (1272,1) Mrd Euro. Davon wurden 11,2 (9,9) % oder 128,8 (126,3) Mrd Euro gespart. In dem so abgegrenzten Sparen ist dabei nach den Buchungsregeln des ESVG 1995 ebenso wie in dem Verfügbaren 260

Masseneinkommen und Verfügbares Einkommen 1995 in Mrd Euro Arbeitnehmerentgelt

996,3

- Soz.beiträge Arbeitgeber

189,9

= Bruttolöhne- u. -gehälter

806,4

- Lohnsteuer

150,2

- Sozibeiträge Arbeitnehmer

125,5

= Nettolöhne- u. -gehälter

530,7

+ empfangene monetäre Sozialleistungen (netto)

284,1

= Masseneinkommen

814,8

- lfd. Transfers an Ausland + sonstige Eink. (u.a. Betriebsüberschuss/ Selbst.eink.) = Verf. Eink. (Ausgabenkonz.) + Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche

30,5 358,2 1 142,5 11,0

= Verfügbares Eink. (erweitertes Ausgabenkonzept) 1 153,5 Einkommen nach dem erweiterten Ausgabenkonzept eine Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche um rund 11,0 (10,0) Mrd Euro enthalten. Herbert Hellmold Material Product System (MPS) —* System der materiellen Produktion stellt eine internationale Empfehlung für die Nationaleinkommensrechnung der Länder mit zentraler Planwirtschaft dar, so wie das SNA eine Empfehlung für die Inlands(Sozial)produktsberechnung der Länder mit marktwirtschaftlich ausgeprägter Wirtschaftsordnung ist. Das M. wurde 1971 und in erweiterter Form 1989 von der UN publiziert. Grundlage des M. ist eine im Vergleich zum SNA engere definitorische Begrenzung der Produktion auf materielle Produkte und „produktive" Dienstleistungen. Der materielle Produktionsbegriff basiert auf der marxistischen Arbeits-WertTheorie. Danach sind allein die Sachgü-

Material-Product-System (MPS) tererzeugung und die unmittelbar damit verbundenen Dienste, wie Reparatur, Montage, Transport, Handel usw. (sog. produktive Leistungen), wertschöpfend, das heißt, nur ihre Produktion trägt zum Nationaleinkommen bei. Der die „nichtproduktiven" Leistungen erbringende sog. nichtmaterielle Bereich, zu dem auch der Staat und die privaten Haushalte zählen, gilt dagegen als ein Bereich, in dem Nationaleinkommen nicht produziert, sondern ausschließlich verwendet wird. Zu den nichtmateriellen Diensten, die im Nationaleinkommen - und damit im Unterschied zum Inlandsprodukt des SNA - nicht erfasst sind, zählen im M. die Dienstleistungen folgender Bereiche: - des Kreditwesens und des Versicherungsgewerbes, - des Grundstücks- und Wohnungswesens, - der Vermietung von beweglichen und unbeweglichen Gütern einschließlich Wohnungsvermietung, - der Werbung, Rechtsberatung, Forschung und Entwicklung, - des Gastgewerbes mit Ausnahme der Produktion und Speisen, - des Unterrichts-, Erziehungs- und Gesundheitswesens, - freiberuflich Tätiger und von Hausangestellten, - kulturelle und persönliche Dienste, - Leistungen für die Allgemeinheit (öff. Verwaltung, Verteidigung, Justiz). Dienstleistungen des nichtmateriellen Bereichs werden im M. auch dann aus der Produktion ausgegrenzt, wenn sie als Nebentätigkeit von Unternehmen des materiellen Bereichs erbracht werden. Das trifft insbesondere auf Leistungen im Rahmen der betrieblichen Betreuung der Arbeitnehmer durch die Unternehmen zu (Ferien- und Kinderbetreuung, gesundheitliche, soziale, kulturelle und sportliche Betreuung der Beschäftigten), für die weder ein Produktionswert nachgewiesen wird noch gehen die damit zusammen-

hängenden Kosten in die Produktionskosten ein. Die engere Fassung des Produktionsbegriffes im M. gegenüber dem SNA ist der gravierendste Unterschied zwischen beiden Gesamtrechnungssystemen. Sie führt dazu, dass das Nationaleinkommen des M. um die Wertschöpfung des nichtmateriellen Bereichs kleiner ist als das Inlandsprodukt des SNA. Dem wirkt entgegen, dass im Produktionsverbrauch (Vorleistungen) des materiellen Bereichs keine Ausgaben für sogenannte nichtproduktive Leistungen berücksichtigt werden, sie gehen also mit in dessen Wertschöpfung ein. Aus der engen Abgrenzung der Produktion ergibt sich, dass das M. keine Sektorengliederung im Sinne des SNA kennt, da der Staat und die privaten Haushalte im M. als nicht wertschöpfend betrachtet werden. Neben der Abgrenzung der Produktion existieren weitere Unterschiede zwischen den beiden Gesamtrechnungssystemen, die sich sowohl wertschöpfungserhöhend als auch wertschöpfungsmindernd auswirken oder aber wertschöpfungsneutral zur Unter- oder Uberzeichnung einzelner Aggregate des Nationaleinkommens im Vergleich zu den Aggregaten des Inlandsprodukts im SNA führen. Dazu zählt, dass im M.: - die Abschreibungen auf das produktiv genutzte Anlagevermögen Teil des intermediären Produktionsverbrauchs sind, - die Lohneinkommen die betrieblichen Leistungen für die Arbeitnehmer (ζ. B. Kinderbetreuung) als Naturalentgelte nicht einschließen, - die Anschaffung dauerhafter militärisch genutzter Güter zu den Investitionen (im SNA zu den Vorleistungen des Staates) zählt, - in der letzten Verwendung kein Staatsverbrauch, wohl aber die gesellschaftliche Konsumtion existiert, die aber lediglich den Verbrauch von materiellen Gütern und produktiven Leistungen durch 261

Matrix der Primärinputs nichtproduktive Bereiche zugunsten der Bevölkerung umfasst. In den Nationaleinkommensberechnungen der DDR gab es außerdem gewisse Bewertungsunterschiede, so bei verbilligten Gütern im Produktionsverbrauch bestimmter Produzenten („Verrechnungen für den Produktionsverbrauch") und bei der Ausfuhr und Einfuhr von Waren (Inlands- statt der niedrigeren Grenzübergangspreise). Eine Einkommens- und Finanzierungsrechnung ist im M. nur global vorhanden. Das M. besteht aus einem System in der Hauptsache materieller Bilanzen. Es wird deshalb auch als „System materieller Produktionsbilanzen" bezeichnet. Kernstück und Ausgangspunkt der zentralen Planung sind die sog. „Material-, Ausrüstungs- und Konsumgüterbilanzen". Diese stellen dem gesamtwirtschaftlichen Aufkommen einzelner Güter und Gütergruppen die Verwendung dieser Güter gegenüber. Der volkswirtschaftliche Zusammenhang zwischen den Einzelbilanzen wird durch die Bilanz der Entstehung und Verwendung des Gesellschaftlichen Gesamtprodukts hergestellt. Hauptaggregate dieser Bilanz sind das Gesellschaftliche Gesamtprodukt (material output), der Produktionsverbrauch (material input) im produzierenden Bereich und das Nationaleinkommen. Für Zwecke der zentralen Planung, Abrechnung und Kontrolle der Produktion werden im MPS volkswirtschaftliche Interdependenzen zwischen Zweigen und zwischen Gütergruppen mit Hilfe von 10Tabellen („Verflechtungsbilanzen") dargestellt. Neben reinen Werttabellen gab es eine tief gegliederte Natural-Wert-Verflechtungsbilanz, in die Gütergruppen und Güter in Natural-Maßeinheiten eingeflossen sind. Ergänzt werden die materiellen Bilanzen des M. um finanzielle Bilanzen. Diese sind die Bilanz des Staatshaushalts, die Zahlungsbilanz und 262

die Bilanz der Geldeinnahmen und Geldausgaben der Bevölkerung. Zu Beginn der 80er Jahre wurde das M. um die „Bilanz der nichtproduktiven Leistungen" erweitert. Damit wurde ein Schritt in Richtung einer Annäherung an das SNA getan. Die Bilanz besteht aus einem System von Tabellen, die den Gesamtwert der nichtproduktiven Leistungen, die Vorleistungen des nichtproduktiven Bereichs, die Nettoleistung des nichtproduzierenden Bereichs sowie den intermediären Verbrauch an nichtproduktiven Leistungen durch den produzierenden Bereich nachweisen. Mit dem wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch der bedeutendsten planwirtschaftlich ausgerichteten Länder hat das M. auf internationaler Ebene an Bedeutung verloren. Es ist jedoch weiterhin theoretisch von Interesse, aber auch weil es in einigen Ländern, wie z.B. Kuba, noch angewandt wird. Darüber hinaus ist die Kenntnis des M. auch in der Zusammenarbeit mit den Beitrittskandidaten der EU noch bedeutungsvoll, da die Gesamtrechnungssysteme dieser Länder in Vorbereitung des Beitritts vom M. auf das SNA bzw. ESVG umgestellt werden müssen. Literatur: Vereinte Nationen, Basic Principles of the System of Balances of the National Economy, New York 1971; dies. Basic Methodological Principles Governing the Compilation of the System of Statistical Balances of the National Economy, Vol. I und Π, New York 1989. Silke Stapel Matrix der Primärinputs ist der III. Quadrant der —• IO-Tabellen, in dem der Einsatz von primären Produktionsfaktoren (Primärinputs) durch die einzelnen Produktionsbereiche bzw. Wirtschaftsbereiche dargestellt wird. Zu den —• Primärinputs zählen die Komponenten der —» Bruttowertschöpfung in Verwendungstabellen, nämlich die Ar-

Mehrwertsteuer-Überkompensation (•Unterkompensation) beitnehmerentgelte, die sonstigen Produktionsabgaben abzüglich der sonstigen Subventionen, die Abschreibungen und der Betriebsüberschuss (netto). In der 10Tabelle der Inlandsproduktion werden auch die importierten Vorleistungen zu den Primärinputs gezählt. Medizinische Erzeugnisse, Geräte und Ausrüstungen Güteiposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Ausgaben für medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse, therapeutische Mittel, Apparate und Dienstleistungen (ohne solche fur Tiere), die von den Trägern der Sozialversicherung nicht übernommen werden, einschließen. Hierzu zählen auch die Eigenanteile (Zuzahlungen) der gesetzlich Sozialversicherten. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 12,8 Mrd Euro aus. Medizinische-, mess-, steuerungs- und regelungstechnische Erzeugnisse; optische Erzeugnisse; Uhren => Medical, precision and optical instruments, watches and clocks ist eine —• Gütergruppe. Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik, Herstellung von Uhren => Manufacture of medical, precision and optical instruments, watches and clocks ist ein —> Wirtschaftsbereich. Mehrproduktunternehmen sind Unternehmen, deren Produktionsprogramm Produkte aus mehreren Gütergruppen umfasst. In den institutionell abgegrenzten —» Wirtschaftsbereichen und —• Sektoren und in den Marktverflechtungstabellen werden diese Unternehmen nach dem Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit jeweils einem Bereich zugeordnet. Um die Produktionsverflechtung zwischen den Bereichen der Volkswirtschaft und mit der übrigen Welt auf-

zuzeigen, werden in den —• Produktionsverflechtungstabellen M. in mehrere —> homogene Produktionseinheiten zergliedert und auf die betroffenen Produktionsbereiche aufgeteilt. Mehrwertsteuer Begriff im ESVG 1995 für die (bisherige) —> nichtabziehbare Umsatzsteuer. Mehrwertsteuer (MwSt) => Value added type taxes (VAT). Eine Steuer vom Typ Μ. ist eine Steuer auf Waren und Dienstleistungen, die stufenweise bei den Unternehmen erhoben und - soweit im Preis überwälzbar - vom Endabnehmer getragen wird. Nach dem ESVG 1995 umfasst sie die vom Staat und den Institutionen der EU auf Güter der Inlandsproduktion und auf Importe erhobene M. ebenso wie etwaige sonstige abzugsfahige Gütersteuern, soweit sie ähnlichen Regeln wie die M. unterliegen. Mehrwertsteuer-Überkompensation (-Unterkompensation) => Overcompensation/undercompensation of value added tax - VAT MwSt-Überkompensation (früher auch: einbehaltene Umsatzsteuer) ist der Teil der —» nichtabziehbaren Umsatzsteuer, der eigentlich an den Staat als Umsatzsteuer hätte gezahlt werden müssen, jedoch auf Grund gesetzlicher Sonderregelungen nicht abgeführt zu werden braucht. Derartige Umsatzsteuervergünstigungen gibt es im Rahmen des pauschalierten Umsatzsteuerverfahrens (Durchschnittsbesteuerung) in der Land- und Forstwirtschaft sowie früher im Rahmen der Berlinförderung und im Warenverkehr mit der ehemaligen DDR, wobei letztere nach der deutschen Vereinigung abgebaut wurden. Eine Überkompensation entsteht, wenn die vom Verkäufer in Rechnung gestellte Umsatzsteuer größer ist als die Vorsteuerbelastung auf ihre Käufe von Vorleistungsgütern und Inves263

Metalle, Metallerzeugnisse titionen. Da die Überkompensation nicht an den Staat abgeführt wird und insofern nur eine fiktive, rechnerische Steuereinnahme darstellt, wird sie in den VGR gleichzeitig auch als sonstige —> Subvention behandelt, sodass der Finanzierungssaldo des Staates davon nicht betroffen ist. MwSt-Unterkompensation kann bei der erwähnten pauschalierten Umsatzbesteuerung dann auftreten, wenn die in Rechnung gestellte Umsatzsteuer kleiner ist als die Vorsteuerbelastung, wobei in diesem Sonderfall aber keine Erstattung erfolgt. Gemäß ESVG 1995 wird eine Unterkompensation symmetrisch zur Überkompensation als sonstige Produktionsabgabe behandelt und ist deshalb zur Vermeidung von Doppelzählungen beim Ansatz der —»Mehrwertsteuer zu kürzen. Metalle, Metallerzeugnisse => Basic metals and fabricated metal products ist eine —> Gütergruppe. Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen => Manufacture of basic metals and fabricated metal products ist ein —»Wirtschaftsbereich. Mieten sind das Entgelt für die Nutzung von Gebäuden und Räumen. Sie stellen den Kauf einer Dienstleistung dar, während Pachten in den VGR zu den Vermögenseinkommen zählen. Der aus der Dienstleistung „Vermietung von Gebäuden und Räumen" entstandene —• Produktionswert basiert nach ESVG 1995 auf der sog. Nettokaltmiete, die sich ausgehend von der Bruttokaltmiete durch den Abzug der Umlagen für Wasser, Abwasserbeseitigung, Müllabfuhr, Straßenreinigung und Schornsteinfegerleistungen sowie sonstige Wohnungsnebenkosten, wie z.B. Treppen264

hausbeleuchtung oder Hausaufzug ergibt. Die Prämien für die Gebäudeversicherungen, die Grundsteuer und Arbeitsentgelte für Hausmeister sind Bestanteile der Nettokaltmieten. Die Kosten für Heizung, Strom und Warmwasserversorgung (warme Betriebskosten) sind weder in der Bruttokaltmiete noch in der Nettokaltmiete enthalten. Bruttokaltmiete plus warme Betriebskosten ergeben die Bruttowarmmiete, die beispielsweise für private Haushalte umfassend die Kosten für das Wohnen wiederspiegelt. Die nicht in der Nettokaltmiete enthaltenen Kosten für Wohnen zählen zu anderen Positionen der Konsumausgaben der privaten Haushalte wie z.B. Wasserversorgung oder Strom, Gas und andere Brennstoffe. Die Nettokaltmiete entspricht bei der —» Wohnungsvermietung der —> Wohnungsmiete. Die Wohnungsmieten, die auch ein unterstelltes Entgelt für eigengenutzte Wohnungen einschließen, sind beim Mieter Konsumausgaben. M. für gewerblich genutzte Räume - sie sind auf tatsächliche Mietzahlungen beschränkt sind bei gewerblichen Mietern (einschließlich Staat oder private Organisationen o.E.) Teil des Vorleistungsverbrauchs. Auch beim Staat werden keine M. für eigengenutzte öffentliche Gebäude unterstellt. Mietwert öffentlicher Verwaltungsgebäude ist der Betrag, den staatliche Institutionen für die Nutzung der von ihnen genutzten eigenen Gebäude und Räume zahlen müssten, wenn sie diese auf dem Markt mieten würden. Ein solcher fiktiver M. wird in den VGR nicht berücksichtigt. Im Rahmen der Revision des SNA war zunächst vorgesehen, in Zukunft in den VGR einen M. anzusetzen. Dieser Vorschlag wurde aber wegen der statistischen Probleme weltweit überwiegend abgelehnt.

Möbel, Innenausstattung, Teppiche und Bodenbeläge, einschließlich Reparaturen Mietzahlungen, tatsächliche und unterstellte Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die die Zahlungen für die Nutzung von Wohnungen (Haupt- sowie Zweit- und Freizeitwohnungen) einschließen, wobei für eigengenutzte Wohnungen ein Entgelt für die Nutzung vergleichbarer Mietwohnungen unterstellt wird. Eingeschlossen sind tatsächliche und unterstellte Mietzahlungen für Garagen und Stellplätze, die zur Wohnung gehören. Die Mieten enthalten keine Gebühren für Strom, Gas, Heizung, Wasser, Abwasserentsorgung, Müllabfuhr u. a. Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Wohnung. Auch Untermieten rechnen in den VGR nicht zu den Mietzahlungen, da sie einen Beitrag des Untermieters zur Hauptmiete darstellen. 1995 gaben die privaten Haushalte für M. 161,6 Mrd Euro (16,6 % ihrer Konsumausgaben) aus. Literatur: N. Hartmann, Berechnung der Wohnungsmieten in den VGR, WiSta 2/1992, S. 65-72. Militärische Waffen und Systeme —• Militärisch genutzte Güter. Militärisch genutzte Güter sind Ausgaben des Staates für Verbrauchsgüter und dauerhafte Gebrauchsgüter, wie Waffen, Fahrzeuge, Bauten, die militärisch genutzt werden. Nach ESVG 1995 zählen die M., soweit sie auch für zivile Zwecke genutzt werden können, zu den Anlageinvestitionen, ansonsten zu den Vorleistungen. Nach dem ESVG 1979 sowie in den bisherigen deutschen VGR zählten die M. vollständig zu den Vorleistungen des Staates und gingen so in den Staatsverbrauch ein. Mineralölsteuer —»Steuern.

Mitgliedstaaten der Europäischen Union => The member countries of the EU. Teilsektor der —• Europäischen Union. Mittelherkunft In gesamtwirtschaftlichen Analysen verwendete Bez. für die Summe der Finanzierungsmittel, die in der Periode aus internen und externen Quellen zur Verfügung stehen. Bei den internen Mitteln handelt es sich um das Sparen und netto empfangene Vermögensübertragungen (—• Innenfinanzierungsmittel), die externen Mittel stammen aus Inanspruchnahmen von Krediten und Beteiligungskapital (—* Außenfinanzierungsmittel). Die M. deckt den Finanzbedarf, der sich aus der Mittelverwendung ergibt. Mittelverwendung In gesamtwirtschaftlichen Analysen verwendete Bez. für die Summe der Finanzierungsmittel, die für Sachvermögensbildung (Nettoanlageinvestitionen, Vorratsveränderungen und Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern) sowie für die Geldvermögensbildung aufgewendet werden. Dem hiermit verbundenen Finanzbedarf steht die Mittelherkunft gegenüber. Möbel, Innenausstattung, Teppiche und Bodenbeläge, einschließlich Reparaturen => Furniture, furnishings and decorations, carpets and other floor coverings and repairs Güterposition für die Darstellung der —> Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Küchen-, Wohn- und Schlafzimmermöbel, Camping- und Gartenmöbel, Lampen und Leuchten, Gemälde u. a. Kunstgegenstände, textile und nichttextile Bodenbeläge sowie das Verlegen von Bodenbelägen, den Aufbau und die Reparatur von Möbeln einschließen. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 34,3 Mrd Euro aus. 265

Modellgehalt der Ergebnisse der VGR Modellgehalt der Ergebnisse der VGR Die Größen der VGR sind nicht nur das Ergebnis von Aggregations- und Konsolidierungsvorgängen der Informationsbausteine, die auf der einzelwirtschaftlichen Ebene vorliegen. Diese Bausteine werden zusätzlichen vielfaltigen Transformationsschritten unterzogen und durch Elemente anderen Grundcharakters ergänzt. In den einzelnen Schritten zur Erstellung der VGR treten drei Grundtypen von Modellberechnungen auf: Modelle des Typs 1 gehen von bereits verfügbaren Einzelelementen aus. Diese Einzelelemente können deskriptiven Ursprungs oder bereits das Ergebnis eines anderen Modelltyps sein. Das Ziel ist immer Verdichtung von Information mit Hilfe genau definierter Bildungsgesetze. Die Ergebnisse dieser Modellklasse können bei Kenntnis der Bildungsgesetze (z.B. der Aggregationsregeln) gut nachvollzogen werden. Die Wahl der Bildungsgesetze und ihrer Reihenfolge enthält stets eine a-priori Wertung. Modelle des Typs 2 generieren der Beobachtung zugängliche Einzelelemente durch die Unterstellung funktionaler Zusammenhänge zwischen beobachtbaren und tatsächlich beobachteten Variablen und den grundsätzlich beobachtbaren, aber nicht verfügbaren Zielgrößen. Sehr häufig dienen solche Modelle dazu, um Rohinformationen nutzen zu können, die in nicht konzeptadäquater Form vorliegen. Von den Bezügen etwa wird auf Einsätze geschlossen, von verfügbaren Daten über die Produktionsentwicklung auf die Entwicklung der Bruttowertschöpfung, von Einzelhandelsumsätzen auf Konsumausgaben. Jede Hochrechnung auf der Grundlage von Stichprobeninformation stellt ebenfalls einen Sonderfall dieses Modelltyps dar. Ein weiterer Spezialfall liegt vor, wenn Ergebnisse unterschiedlicher Perioden verknüpft werden. Wird etwa die bereits verfugbare 266

Veränderungsrate für eine Größe auf ein anderes Aggregat übertragen, erfolgt eine ex-ante Schätzung, es wird ein einfaches Prognosemodell eingesetzt. Sonderfälle stellen auch die in der VGR unumgänglich erforderlichen zahlreichen Abstimmungs- und Ausgleichsverfahren dar. Modelle des Typs 2 werden vor allem eingesetzt, um Kosten von Erhebungen zu sparen, die Belastung der Respondenten zu vermindern und um Aktualität zu gewinnen. Fallen diese Beschränkungen weg, können grundsätzlich die modellhaft generierten Daten durch deskriptive Ergebnisse ersetzt werden. Für die meisten Varianten des Modelltyps ist charakteristisch, dass Beziehungen zwischen Größen unterstellt werden, die selbst Ziel des wirtschaftswissenschaftlichen Forschens sind. Die in den Modellen dieses Typs unterstellten funktionalen Beziehungen können empirisch überprüft werden. Modelle des Typs 3 hingegen erzeugen durch die Unterstellung funktionaler Zusammenhänge grundsätzlich nicht beobachtbare Einzelelemente aus tatsächlich beobachteten Variablen. Die in den Modellen dieses Typs unterstellten Beziehungen können empirisch nicht überprüft werden. Die Evaluierung kann nur auf der Grundlage einer a-priori gegebenen Axiomatik erfolgen. Dabei können wieder mehrere Untertypen unterschieden werden. Im ersten Fall ist die Zielvariable in einem gegebenen Rahmen (etwa für eine Statistische Einheit, eine Periode oder in einem Raum) nicht beobachtbar, wohl aber in einem anderen Bezugsrahmen. Es werden die Beschränkungen des Geltungsbereichs überschritten. Ein prominentes Beispiel ist die Behandlung der —• Wohnungsmieten. In einem Teilbereich - dem Markt für Mietwohnungen - liegen beobachtbare Transaktionen vor, nicht aber analog für die unterstellten Entgelte für eigengenutzte Wohnungen.

Modernisierung des Anlagevermögens Im Fall des zweiten Subtyps werden funktionale Zusammenhänge unterstellt, für die es in keinem Geltungsbereich beobachtbare Beziehungen gibt. Die Definition des — Gütergruppen und —> Produktionsbereiche in den —• Input-Output-Tabellen nach ESVG 1995 folgt der statistischen —> Güterklassifikation in Verbindung mit den Wirtschaftszweigen in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (GPA). NACE Rev. 1 und GPA sind voll aufeinander abgestimmt. 270

Nachrichtentechnik, Rundfunk- und Fernsehgeräte sowie elektronische Bauelemente => Radio, television and communication equipment and apparatus ist eine —* Gütergruppe. Nachrichtenübermittlung => Communication affairs and services. Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Post- und Kurierdienstleistungen, Telefon- und Telefaxgeräte sowie Telefon- und Telefaxdienstleistungen umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 19,9 Mrd Euro (2,0 % ihrer Konsumausgaben) aus. Nachrichtenüberinittlungsdienstleistungen => Post and telecommunication services ist eine —»Gütergruppe. Nachrichtlicher Ausweis => Memorandum item. Um Transaktionen oder Sektoren von besonderem analytischem Interesse zu zeigen, erfolgt ein N. So werden bei der Darstellung der Wertschöpfüng der Wirtschaftsbereiche nachrichtlich die Unternehmen nachgewiesen. Das ESVG schlägt z.B. vor, das Gebrauchsvermögen in der VermR nachrichtlich zu zeigen. Nahrungsmittel => Food. Güterposition für die Darstellung der - * Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Erzeugnisse umfasst, die im Allgemeinen gekauft werden, um zu Hause verbraucht zu werden. Ausgeschlossen sind zubereitete Speisen zum Mitnehmen sowie Erzeugnisse von Fertignahrungslieferanten und Caterern, auch wenn sie dem Verbraucher ins Haus geliefert werden. Zu den Nahrungsmitteln

Naturvermögen gehören Brot und Getreideerzeugnisse, Fleisch und Fleischwaren, Fisch und Fischwaren, Molkereiprodukte und Eier, Speisefette und -öle, Obst, Gemüse, Kartoffeln, Zucker- und Schokoladenwaren, Gewürze u.a. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 109,4 Mrd Euro (11,3 % ihrer Konsumausgaben) aus. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke => Food, non-alcoholic beverages. Güterposition für die Darstellung der —> Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 121,7 Mrd Euro (12,5 % ihrer Konsumausgaben) aus. Nationaleinkommen => National income ist die Summe der —• Primäreinkommen, als —• Bruttonationaleinkommen einschließlich Abschreibungen, als —• Nettonationaleinkommen ohne Abschreibungen. Naturalentgelt —• Arbeitnehmerentgelt. Natürliche Ressourcen umfassen den Teil des —• Naturvermögens, der als Rohstoff ökonomisch genutzt wird bzw. werden kann. Zu den ökonomisch nutzbaren Rohstoffen gehören bestimmte Pflanzen und Tiere, Bodenschätze und Wasservorräte. In manchen Untersuchungen werden auch Landflächen in den Begriff der N. einbezogen. Naturvermögen => Natural assets that are not economic assets umfasst in einer weiten Abgrenzung im Rahmen der „Integrierten Volkswirtschaftliche und Umweltgesamtrechnung" der Vereinten Nationen (SEEA 1993) die

Bestandteile der natürlichen Umwelt, die von Menschen tatsächlich oder potenziell ökonomisch genutzt werden und daher über einen ökonomischen Wert verfügen können. Unter ökonomischer Umweltnutzung wird dabei nicht nur die Entnahme von Rohstoffen bzw. die räumliche Nutzung der Natur als Standort und Lebensraum, sondern auch die Verwendung der Natur als Auffangbecken für ökonomische Rest- und Schadstoffe verstanden. Damit gehören sowohl die unmittelbar genutzten Naturbestandteile, wie Pflanzen und Tiere, Bodenschätze, Trinkwasser oder bestimmte Landflächen bzw. Ökosysteme zum N., als auch überwiegende Teile der Wasservorräte und der Lufthülle. Das N. enthält ebenso ökonomisch produzierte wie nichtproduzierte Vermögensbestandteile. Im Rahmen der Diskussion zur Revision des SEEA 1993 (—• Umweltökonomische Gesamtrechnungen) ist derzeit vorgesehen, durch eine Ausweitung des Nutzenbegriffs das N. noch weiter zu fassen und letztlich alle Naturteile eines Landes einzubeziehen. Das produzierte N. entspricht den —» lebenden Tier- und Pflanzenvorräten und den —• Nutztieren und Nutzpflanzen im Sinne des SNA. Es umfasst lebende Pflanzen und Tiere, deren Wachstum Zweck ökonomischer Produktionsaktivitäten, vorwiegend der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischzucht, darstellt. Diese Pflanzen und Tiere können zu den ökonomischen Vorräten gehören (z.B. Ernte auf dem Halm, Schlachtvieh, Bäume in angelegten Forsten, Fische in Fischteichen), oder sie werden im SNA zu den Anlagegütern gerechnet (z.B. Obstbäume und Weinstöcke, Milchvieh). Die produzierten Naturbestandteile sind zunächst Produktionswerte der betreffenden Wirtschaftsbereiche (z.B. Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht) und erhöhen dann als —• Anlageinvestitionen oder —• Vorratsveränderung das —• Anlagevermögen bzw. die —»Vor271

Naturvermögen ratsbestände der betreffenden produzierenden Bereiche. Soweit das produzierte Naturvermögen als Anlagegut genutzt wird, sind Produzenten- und Nutzerbereich i.d.R. gleich. Falls produzierte Naturbestandteile zu den Vorratsbeständen gehören, findet im Zusammenhang mit der ökonomischen Nutzung der betreffenden Pflanzen und Tiere zunächst ein Vorratsabbau an Naturvermögen und ein Vorratsaufbau an Fertigerzeugnissen statt, z.B. durch Ernte des Getreides, Abholzen der Nutzwälder, Schlachten von Vieh. Anschließend werden die toten Pflanzen und Tiere als Rohstoffe der weiteren ökonomischen Nutzung (z.B. als Vorleistungs- bzw. Endverbrauchsgüter) zugeführt. Das nichtproduzierte N. im SEEA 1993 umfasst wildlebende Pflanzen und Tiere, Bodenschätze, Wasserbestände, Landflächen und Ökosysteme sowie Teile der Lufthülle. Bei den wildlebenden Pflanzen und Tieren werden nur diejenigen einbezogen, die tatsächlich oder potenziell von den Menschen ökonomisch genutzt werden können (z.B. bestimmte Waldtiere, Pilze, Beeren, Küsten- und Hochseefische) bzw. von den mit wirtschaftlichen Aktivitäten verbundenen Schadstoffen betroffen sind. Bei den Bodenschätzen werden nur diejenigen einbezogen, deren Abbau technisch gegenwärtig möglich und ökonomisch sinnvoll ist. Es kann sich um mineralische oder um fossile Bodenschätze handeln (z.B. Steine und Erden, Erze, Kohle, Erdöl). Zu den Wasserbeständen rechnen insbesondere das ökonomisch nutzbare Grundwasser bzw. bestimmte Binnengewässer, die zur Wassergewinnung genutzt werden. Doch können auch Küstengewässer oder Ozeane, insbesondere unter dem Gesichtspunkt ihrer Belastung mit Schadstoffen, einbezogen werden. Die im Rahmen des N. einbezogenen Landflächen schließen die Wasserflächen von Küsten- und Binnengewässern ein. Bei 272

der Aufgliederung der Landflächen sind ökonomisch genutzte Flächen (z.B. Gewerbeflächen, Verkehrsflächen, land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen) von Landflächen zu unterscheiden, die keiner unmittelbaren ökonomischen Nutzung unterliegen (z.B. Landschaftsschutzgebiete, Flächen mit Urwäldern). Unter ökologischen Gesichtspunkten ist es sinnvoll, die Flächen auch in einen Zusammenhang mit den auf ihr lebenden Pflanzen und Tieren zu stellen (Ökosysteme). Die Lufthülle wird insoweit zum N. gerechnet, als sie von menschlichen Aktivitäten genutzt, belastet oder sogar zerstört wird. Das SNA 1993 sieht vor, das N. bzw. Teile davon im Kemsystem und in Umwelt-Satellitensystemen bzw. im Rahmen von Umweltökonomischen Gesamtrechnungen darzustellen. In die Vermögensbilanzen des Kernsystems sind neben dem produzierten N. die nichtproduzierten Naturvermögensteile dann einbezogen, wenn sie über einen Marktwert verfügen, der unmittelbar oder mittelbar auf beobachtbaren Marktpreisen bzw. Anschaffungskosten beruht oder mit Hilfe von zukünftigen Erträgen (Ertragswerten) abgeleitet werden kann. Die Beschreibung dieser Bestandteile des N. beschränkt sich im Kernsystem der VGR auf einen Nachweis in monetären Größen (Marktwerte in jeweiligen bzw. konstanten Preisen). In Umweltökonomischen Gesamtrechnungen wird das N. nach der oben verwendeten erweiterten Definition dargestellt. Allerdings werden die im Rahmen der umfassenderen Definition vorgesehenen Bestandteile des N. nur in physischen Einheiten beschrieben, während sich der monetäre Nachweis der Bestände, wie im Kernsystem, auf den Teil des N. beschränkt, der über einen Marktwert verfügt. Auf eine umfassende Bewertung des N. mit ökonomischen Werten, die auch nichtmarktliche Aspekte der Natur einbezieht, wird verzichtet.

Netto-Auslandsposition Im Kernsystem der VGR werden Werterhöhungen im Zusammenhang mit dem nichtproduzierten N. nur in bestimmten Ausnahmefällen (z.B. Kosten für Suchbohrungen, Kosten für —> Bodenverbesserungen) als Bruttoinvestitionen einbezogen. Die übrigen Wertveränderungen gehören entweder zu den —• Sonstigen realen Vermögensänderungen oder werden im Rahmen der durch Marktpreisänderungen bedingten —• Umbewertungsgewinne/-verluste erfasst. In den deutschen Umweltökonomischen Gesamtrechnungen stehen derzeit Landschaften und Ökosysteme als wichtigste Teile des N. in Deutschland im Mittelpunkt der Arbeiten. Ihre Darstellung erfolgt in physischen Einheiten mit Hilfe von Flächenbilanzen und Umweltzustandsindikatoren, die die Qualität der Ökosysteme unter strukturellen, stofflichen und funktionalen Gesichtspunkten abbilden. Ökosystemen als Naturvermögensbestandteilen wird derzeit auch bei der Revision des SEEA ein höherer Stellenwert beigemessen als im SEEA 1993. Literatur: C. Stahmer, Integrierte Volkswirtschaftliche und Umweltgesamtrechnung - Überblick über die Konzepte der Vereinten Nationen, WiSta, 9/1992, S. 577-593; United Nations, Integrated Environmental and Economic Accounting, Handbook of National Accounting, New York 1993; R. Hoffinann-Kroll/D. Schäfer/S. Seibel: Naturvermögen in den Umweltökonomischen Gesamtrechnungen, WiSta, H. 10/1997, S. 696-706. Liane Ritter/ Dieter Schäfer/Carsten Stahmer Nebentätigkeit eines —• Mehrproduktunternehmens ist die Produktion von Gütern für den Verkauf, die in Haupttätigkeit in anderen Bereichen produziert werden. Sie werden in den —• Produktionsverflechtungstabellen zu den Produktionsbereichen umgesetzt, die diese Erzeugnisse typischerweise

produzieren. Das gilt nicht für die Hilfstätigkeiten, die Dienstleistungen ausschließlich für firmeninterne Zwecke erbringen, wie die der Verwaltung, Buchhaltung, des Verkaufs oder der Reparatur. Netto=>Net bezeichnet üblicherweise Wertgrößen vor Abzug der Abschreibungen; alle wichtigen Kontensalden von der Wertschöpfung bis zum Sparen können brutto oder netto ausgewiesen werden. Es ist aber zu beachten, dass „N." in verschiedenen Kontenzusammenhängen auch anders verwandt wird, wie z.B. Nettogütersteuern bzw. Nettoforderungen als Differenz zweier Ströme bzw. Bestände oder Nettolöhne und -gehälter nach Abzug von Abgaben. Nettoanlagevermögen zu Wiederbeschaffungspreisen =s> Net stock of fixed assets at replacement cost ergibt sich nach Abzug der —> Abschreibungen vom —> Bruttoanlagevermögen zu Wiederbeschaffungspreisen. Das N. dient für Analysezwecke als bestmögliche Schätzung für den Marktwert des Anlagevermögens. Es wird auch für den Nachweis des Anlagevermögens bei der Berechnung des - * Volksvermögens verwendet. Netto-Auslandsposition Die N. eines Landes ist der Saldo aus Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland. Sie wird detailliert nachgewiesen im —> Auslandsvermögensstatus. Ist der Saldo positiv, handelt es sich um ein Gläubigerland, im anderen Falle um ein Schuldnerland. Die N. der Deutschen Bundesbank ergibt sich aus der Summe der —+ Währungsreserven und —• sonstigen Auslandsforderungen abzüglich der —»Auslandsverbindlichkeiten. 273

Nettobetriebsiiberschuss Nettobetriebsiiberschuss => Betriebsüberschuss ist der Bruttobetriebsüberschuss abzüglich Abschreibungen. Nettodarstellung des Handels Während der —» Produktionswert eines —» Wirtschaftsbereichs sich im Allgemeinen aus dem Umsatz ableitet, gilt für die Bestimmung der Produktion von Groß- und Einzelhandelsleistungen die sog. Nettodarstellung. Der Produktionswert der Handelstätigkeiten - im institutionellen Groß- und Einzelhandel und der Wirtschaftsbereiche, die diese Tätigkeiten als Nebentätigkeiten ausüben - wird nicht aus dem Umsatz, sondern anhand der Handelsspanne (Handelsumsatz abzüglich Einstandswert der Handelsware) bestimmt. Dahinter steht der Gedanke, dass durch Handelstätigkeit Waren nur verteilt, jedoch nicht mehr - durch Produktion - verändert werden. Handelsware ist deshalb keine —• Vorleistung im Sinne eines —» intermediären Verbrauchs, sondern ein durchlaufender Posten, um den der Umsatz bereinigt werden muss, damit der Wert der eigentlich vom Handel erbrachten Dienstleistung festgestellt werden kann. In der —> Entstehungsrechnung der deutschen VGR wird der Produktionswert zusätzlich zur Nettodarstellung brutto, d. h. einschließl. des Wertes der Handelsware nachgewiesen. Literatur: H. Mayer/U. P. Reich, Bruttodarstellung des Handels in der 10Rechnung, WiSta 8/1987, S. 601-609.

Saldo aus Geldvermögen und Verbindlichkeiten. In der —* Geldvermögensrechnung der BBk wird der Begriff lediglich für den positiven Nettobetrag verwendet, bei negativem Vorzeichen wird die Bez. „Nettoverbindlichkeiten" gewählt. Nettogütersteuern sind der Saldo zwischen —> Gütersteuem und —> Gütersubventionen. Sie spielen bei der Herleitung des —> Bruttoinlandsprodukts in der —> Entstehungsrechnung eine Rolle. Nettoinlandsprodukt => Net domestic product. —> Bruttoinlandsprodukt abzüglich —» Abschreibungen. Nettoinvestitionen => Net capital formation ergeben sich nach Abzug der —» Abschreibungen von den —* Bruttoinvestitionen. Sie stellen zusammen mit dem —> Finanzierungssaldo die —> Vermögensbildung der Sektoren sowie der Volkswirtschaft dar. Letztere ist identisch mit dem gesamtwirtschaftlichen —• Sparen nach Abzug der (Netto-) —• Vermögenstransfers an die übrige Welt. Ohne den ausdrücklichen Zusatz „Netto" wird der Investitionsbegriff in den VGR üblicherweise als Bruttogröße, also vor Abzug der Abschreibungen verwendet. Nettoinvestitionen 1995 in Mrd Euro

Nettoforderungen —• Nettogeidvermögen.

Bruttoinvestitionen - Abschreibungen

408,3 266,4

Nettoforderung gegenüber der Übrigen Welt => Net external financial position. —> Nettoauslandsposition.

= Nettoinvestitionen + Finanzierungssaldo

141,9 -16,6

Nettogeidvermögen

=> Nettoposition, => Net financial assets. 274

= Vermögensbildung 125,3 + Netto-Verm.transfers an ü.W. 2,0 = Sparen

127,3

Nettoprämien der Versicherungsgesellschaften Nettolöhne und -gehälter => Net wages and salaries ergeben sich nach Abzug der —• Sozialbeiträge der Arbeitnehmer und der —> Lohnsteuer der Arbeitnehmer von den —> Bruttolöhnen und -gehältern. Die Größe ist nicht im ESVG 1995 vorgesehen; sie wird für nationale Zwecke (Rentenanpassung) berechnet, obwohl angesichts zunehmender Bedeutung der —> Querverteilung die Lohnsteuer kaum noch eine definitive Abgabe auf das Arbeitnehmerentgelt darstellt. Ferner ist die Lohnsteuer nur eine Erhebungsform der Einkommensteuer, die nicht einzelnen Einkommensquellen zugeordnet werden kann. Von Bedeutung ist auch, dass bei der Abgrenzung der Arbeitnehmersozialbeiträge Probleme auftreten können, wenn neue Arten der privaten und freiwilligen Alterssicherung an Bedeutung gewinnen. Wichtig sind die Abgrenzungen zwischen Maßnahmen und Instrumenten zur Absicherung des Einkommensrisikos im Alter (Versicherung eines biometrischen Risikos) und Instrumenten der Vermögensbildung, die beide der Alterssicherung im weiteren Sinne dienen. Im zweiten Fall können keine den Nettolohn senkende Arbeitnehmersozialbeiträge gebucht werden. Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer —• Einkommen je Arbeitnehmer. Nettonationaleinkommen => Net national income, Nettosozialprodukt zu Marktpreisen. —* Bruttonationaleinkommen abzügl. Abschreibungen. Das N. kann entstehungsseitig vom —* Nettoinlandsprodukt oder von der Einkommensverteilung her ermittelt werden. Entstehungsseitig sind zum Nettoinlandsprodukt die von der übrigen Welt empfangenen —• Primäreinkommen, zu denen auch die von der EU empfangenen

—> Subventionen zählen, hinzu zu rechnen und die an die übrige Welt geleisteten Primäreinkommen (einschließlich -» Produktions- und Importabgaben an die EU) abzuziehen. Aus der Sicht der verteilten Einkommen (—• Volkseinkommen) setzt sich das N. zusammen aus dem (empfangenen) —> Arbeitnehmerentgelt und den —• Unternehmens- und Vermögenseinkommen sowie den —» Produktionsabgaben an den Staat abzüglich —> Subventionen. Das N. ist identisch mit den —• Primäreinkommen der gesamten Volkswirtschaft. Nettopachtzinsen —> Pachteinkommen. Nettoposition => Nettogeidvermögen. Saldo aus Geldvermögen und Verbindlichkeiten. Bei anhaltenden Finanzierungsüberschüssen befindet sich ein Sektor in einer strukturellen Gläubigerposition (ζ. B. private Haushalte), andauernde Finanzierungsdefizite laufen auf eine Schuldnerposition hinaus (z.B. Unternehmen, öff. Haushalte). Nettoprämien der Versicherungsgesellschaften sind der Teil der Bruttoprämie (Versicherungsbeiträge einschließlich beitragsähnliche Erträge des versicherungstechnischen Kapitals), der zur Abdeckung des erwarteten Versicherungsrisikos dient. Bei kapitalbildenden Lebensversicherungen umfassen die N. darüber hinaus einen Sparanteil. Wertmäßig entsprechen die N. den gezahlten und zurückgestellten Leistungen der Versicherungsunternehmen an die Versicherungsnehmer. N. und Dienstleistungsentgelt der Versicherungsunternehmen ergänzen sich zur Bruttoprämie. N. im Zusammenhang mit Schadenversicherungsbeiträgen oder Lebensversicherungsbeiträgen, die Sozialbeiträge sind, werden als laufende Transfers im Rah275

Nettoprämien für Schadenversicherungen men der Einkommensumverteilung dargestellt; N. im Zusammenhang mit Lebensversicherungsbeiträgen, die nicht Sozialbeiträge sind, gelten im Rahmen der FinR als Zunahme von Forderungen der Versicherungsnehmer an die Versicherungsunternehmen. Nettoprämien für Schadenversicherungen => Net non-life insurance premiums. —> Nettoprämien der Versicherungsgesellschaften. Nettoproduktionsabgaben Saldo aus sonstigen —• Produktionsabgaben und sonstigen —• Subventionen. Sie spielen eine Rolle bei der Ableitung des —»Betriebsüberschusses. Nettosozialprodukt zu Faktorkosten —• Volkseinkommen. Nettosozialprodukt zu Marktpreisen erhält man durch Abzug der —• Abschreibungen vom —• Bruttosozialprodukt zu Marktpreisen. Nettoströme In der FinR übliche Darstellungsart finanzieller Transaktionen, die als Salden zwischen den transaktionsbedingten Zugängen und Abgängen bei gleichartigen Forderungen oder Verbindlichkeiten ausgewiesen werden. So rechnet man z.B. Neuanlagen in festverzinslichen Wertpapieren mit den entsprechenden Liquidationen bzw. Fälligkeiten auf oder saldiert die Aufnahme von Bankkrediten mit den gleichzeitigen Tilgungen. Informationen über die ,3ruttoströme" würden gelegentlich eine tiefergehende Analyse des Finanzierungsverhaltens ermöglichen (Gegenüberstellung von Bruttokreditaufnahmen und Bruttoanlageinvestitionen) und zudem Kenntnisse darüber verschaffen, welcher Teil der Kreditaufnahmen (vor Abzug der Tilgun276

gen) für die Prolongation von Altschulden erforderlich ist und damit für zusätzliche Finanzierungen nicht zur Verfügung steht. Das statistische Ausgangsmaterial der FinR lässt eine derartige Darstellung nur in begrenztem Ausmaß zu, weil in den meisten Fällen keine Umsatzmeldungen, sondern nur Bestandsangaben zur Verfügung stehen. Nettoverbindlichkeiten —• Nettoposition mit negativem Vorzeichen. Nettowertschöpfung => Net value added ist die —• Bruttowertschöpfung abzüglich der Abschreibungen. N. stellt eine wichtige Kenngröße der VGR für die produzierenden Einheiten dar. Von der Produktionsseite her gesehen ergibt sich die N., indem vom Produktionswert zu Herstellungspreisen, d.h. ohne Gütersteuern, jedoch einschließlich Gütersubventionen, die Vorleistungen und Abschreibungen abgezogen werden (N. zu Herstellungspreisen). Aus der Sicht der Einkommensentstehung umfasst die N. das geleistete —> Arbeitnehmerentgelt, den —• Betriebsüberschuss bzw. das —> Selbständigeneinkommen sowie die —» Sonstigen Produktionsabgaben abzüglich der —»· Sonstigen Subventionen. Während die Bruttowertschöpfung nach ESVG 1995 zu Herstellungspreisen bewertet ist, wird die N. in der Regel zu Faktorkosten dargestellt. Beide —> Preiskonzepte unterscheiden sich um die Sonstigen —• Produktionsabgaben abzüglich Sonstige —» Subventionen (Sonstige Nettoproduktionsabgaben). Die N. zu Faktorkosten umschließt das entstandene Arbeitnehmerentgelt sowie den Betriebsüberschuss (einschließlich Selbständigeneinkommen).

Nettozugang an Wertsachen Ableitung der Nettowertschöpfung fiir 1995 in Mrd Euro Bruttowertschöpfg. (bereinigt) 1 624,2 - Abschreibungen 266,5 = Nettowertsch. zu Herst.preisen 1 357,7 - Sonst. Nettoprod.abgaben 0,5 = Nettowertschöpfg. zu Faktork. 1 357,2 Arbeitnehmerentgelt 997,0 Betriebsüberschuss 360,3 + Erw.-/Verm.eink. aus übr. Welt (Saldo) 1,4 = Volkseinkommen

1 358,7

Nettowohlstandsprodukt —> Satellitensysteme zu den VGR. Nettozugang an immateriellen Anlagegtttern => Acquisitions less disposals of intangible fixed assets. —> Brattoanlageinvestitionen. Erwerb abzüglich Veräußerungen an —• Immateriellen Anlagegütem. Nettozugang an immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütern => Acquisitions less disposals of intangible non-produced assets. —» Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern; —• Lizenzgebühren. Erwerb abzüglich Veräußerungen von —» Immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütern. Nettozugang an nichtproduziertem Sachvermögen => Acquisitions less disposals of land and other tangible non-produced assets. —» Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern. Erwerb abzüglich Veräußerungen von —• Nichtproduziertem Sachvermögen. Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgfltern => Acquisitions less disposals of non-

financial non-produced assets. Erwerb abzüglich Veräußerungen von —• Nichtproduzierten Vermögensgütern. Die N. wird im Vermögensbildungskonto der Sektoren, der Gesamtwirtschaft und der übrigen Welt gebucht. Der Wert des Erwerbs und der Veräußerung von nichtproduzierten Vermögensgütern schließt die damit verbundenen Kosten der Eigentumsübertragung aus. Letztere sind eine Komponente der —> Brattoanlageinvestitionen. Nettozugang an Sachanlagen => Acquisitions less disposals of tangible fixed assets umfasst die Käufe (abzügl. Verkäufe) von —> Wohnbauten, —> Nichtwohnbauten, —• Ausrüstungen und —» Nutztieren sowie Nutzpflanzungen in einer Periode. Zählt man die Käufe von immateriellen Anlageinvestitionen hinzu, so erhält man die —• Anlageinvestitionen. Nettozugang an Sachanlagen 1995 in Mrd Euro Nettozugang an Sachanlagen 388,5 Nutztiere u. Nutzpflanzungen 0,0 Ausrüstungsinvestitionen 129,8 Bauinvestitionen 258,7 Wohnbauten 142,0 Nichtwohnbauten 116,7 Immaterielle Anlageinvestitionen 15,6 Bruttoanlageinvestitionen 404,2 Nettozugang an Wertsachen => Acquisitions less disposals of valuables stellt die Differenz aus Käufen und Veräußerungen von Wertsachen dar. Bei der Abgrenzung der Wertsachen orientiert sich das ESVG am Motiv des Erwerbs, das primär der Wertanlage zum Zwecke der Werterhaltung dienen soll. Als W. nennt es u.a. Edelsteine, Edelmetalle und Antiquitäten. Da diese Anlagen zum primären Zweck der Werterhaltung in Deutschland nur selten vorkommen 277

Neue Anlagen dürften, werden in den deutschen VGR als N. nur Käufe und Verkäufe der privaten Haushalte von Goldbarren und nichtumlauffähigen Goldmünzen angesehen. Zu ihrer Schätzung werden Expertenbefragungen und Marktstudien durchgeführt. Neue Anlagen sind neu in den Wirtschaftskreislauf eintretende, d.h. in einer nachgewiesenen Berichtsperiode im Inland neu entstandene oder importierte Anlagegüter. Beim Nachweis der —> Anlageinvestitionen wird zwischen dem Erwerb N. und dem Kauf/V erkauf gebrauchter Anlagen unterschieden. Für die einzelnen Wirtschaftsbereiche wird nur der Erwerb N. als Investition ausgewiesen, da der Nachweis des Kaufs und Verkaufs von gebrauchten Anlagen zwischen den Wirtschaftsbereichen aus statistischen Gründen nicht möglich ist. Neue Bauten —• Neue Anlagen. —> Bauten. Neutrale Umbewertungsgewinne / -verluste => Neutral holding gains/losses. —* Umbewertungsgewinne/-Verluste. Neuzuordnungen => Changes in classifications and structure umfassen —> Änderungen in der Sektorzuordnung institutioneller Einheiten und —• Änderungen in der Vermögensart.

fahrens zur Ermittlung der geschuldeten Umsatzsteuer abgezogen werden kann. Sie wird im Rahmen der —• InputOutput-Tabellen auch direkt dargestellt als N. auf die der Besteuerung zugrunde liegenden Bemessungsgrundlagen (hauptsächlich private Konsumausgaben sowie partiell Investitionen und Vorleistungen, soweit keine Abzugsfahigkeit besteht). Nichtabziehbare Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) 1995 in Mrd Euro In Rechnung gest. Umsatzsteuer 451,7 - abziehbare Umsatzsteuer 331,5 = nichtabziehbare Umsatzsteuer

Von der Aufkommensseite her betrachtet entspricht die N. im Wesentlichen dem Umsatzsteuerkassenaufkommen des Staates (ergänzt um den an die EU abzuführenden Teil), gegebenenfalls erhöht (bzw. vermindert) um eine —> Mehrwertsteuer-Überkompensation (bzw. -Unterkompensation), wobei diese Besonderheiten aber quantitativ nicht ins Gewicht fallen. Zur besseren Periodisierung mit anderen ökonomischen Transaktionen wird zudem eine Phasenverschiebung der Kassenzahlen vorgenommen (—> Accrual basis). Die Ν. ist nach ESVG 1995 Teil der —> Gütersteuern und damit Teil der —» Produktions- und Importabgaben. Bruttowertschöpfung und BIP, Mrd Euro Bruttowertschöpfg. (bereinigt) 1 624,2 + Gütersteuem 188,5 dar. nichtabziehb. Umsatzst. 120,2 - Gütersubventionen 11,4 = Bruttoinlandsprodukt

Nichtabziehbare Umsatzsteuer —> Mehrwertsteuer; —> Gütersteuern ist seit Einführung des Mehrwertsteuersystems 1968 der Teil der in Rechnung gestellten Steuern auf den Umsatz (auf Güter aus inländischer Produktion und aus der Einfuhr), der bei den Käufern nicht im Rahmen des Vorsteuerabzugver278

120,2

1 801,3

Die Produktionswerte und die Importe werden in den VGR nicht nur ohne Umsatzsteuer und ohne Importabgaben bewertet, sondern nach ESVG 1995 sogar ohne alle —> Gütersteuern (aber einschließlich —> Gütersubventionen). Da andererseits die Verwendung dieser Güter

Nichtmarktproduktion für die Eigenverwendung zu —» Anschaffungspreisen bewertet wird, welche die —> Nettogütersteuern (also auch die N.) umfassen, ist eine Bewertungskorrektur bei der Ableitung des BIP aus der —> Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche notwendig: Nichtentnommene Gewinne sind die —* umverteilten Gewinne der Kapitalgesellschaften, berechnet als Unternehmensgewinn abzügl. —> Ausschüttungen (einschließl. —» reinvestierter Gewinne), sowie die —> nichtentnommenen Gewinne der Quasi-Kapitalgesellschaften, berechnet als Untemehmensgewinn abzügl. Gewinnentnahmen. Die N. sind die —• Primäreinkommen der Kapital- und Quasi-Kapitalgesellschaften. Nichterwerbspersonen ist der Teil der Bevölkerung, der nicht zu den —* Erwerbspersonen zählt. Nichterwerbstätigenhaushalte => Recipients of property and transfer incomes. —• Einkommen nach Haushaltsgruppen. Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften => Non-financial corporations stellen einen —» Sektor (S.l 1) dar. Er umfasst institutionelle Einheiten, deren Verteilungs- und finanzielle Transaktionen sich von jenen ihrer Eigentümer unterscheiden und die als —> Marktproduzenten in der Haupttätigkeit Waren und nichtfinanzielle Dienstleistungen produzieren. Zu N. zählen auch nichtfinanzielle —> Quasi-Kapitalgesellschaften. Als N. gelten Kapitalgesellschaften wie AG und GmbH, Personengesellschaften wie OHG und KG, rechtlich unselbständige Eigenbetriebe des Staates und der privaten Organisationen o.E. wie Krankenhäuser und Pflegeheime sowie Wirtschaftsverbände. Die im ESVG 1995 enthaltene Gliederung in öffentliche, private und ausländische Kapitalgesellschaften gehört nicht

zum —» Lieferprogramm und wird in Deutschland nicht durchgeführt. Nichtfinanzieller Sektor Unter diesem Begriff werden in der FinR die Sektoren Private Haushalte (einschließl. Selbständige und Einzelkaufleute), Private Organisationen ο. E., nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften sowie der Staat zusammengefasst. Die Finanzbeziehungen zwischen den genannten Bereichen - soweit sie sich überhaupt darstellen lassen - sind dabei nicht ausgeschaltet, so dass es sich um eine unkonsolidierte Betrachtung handelt. Nichtfinanzielles Vermögen —• Vermögensgüter. Nichtmarktbestimmte Dienstleistungen => Non-market services sind Dienstleistungen, die nicht für den —• Markt erbracht werden, sondern die (der Allgemeinheit) unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden, wie die typischen Dienstleistungen des Staates und der privaten Organisationen ο. E., oder die für den Eigenbedarf bestimmt sind, wie die häuslichen Dienste (soweit durch bezahlte Hausangestellte erbracht) oder die Eigennutzung von Wohnungen. Nichtmarktproduktion -•Markt sind die —> Produktion für die Eigenverwendung und die —> Sonstige N. Der Begriff wird im ESVG nicht verwendet. Nichtmarktproduktion für die Eigenverwendung => Output for own final use umfasst die selbstproduzierten Waren und Dienstleistungen, die von einer statistischen Einheit fur ihren eigenen Konsum (Eigenverbrauch im Unternehmerhaushalt) oder für ihre eigenen Bruttoanlageinvestitionen (selbsterstellte An-

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Nichtmarktproduzent lagen, Eigenentwicklung von Software) verwendet werden. Nichtmarktproduzent -»•Markt ist ein —+ Produzent für die Eigenverwendung oder ein —> Sonstiger Nichtmarktproduzent. Nichtmarktproduzent für die Eigenverwendung => Producers for own final use ist eine statistische Einheit, die hauptsächlich —>Nichtmarktproduktion für die Eigenverwendung betreibt, ζ. B. Eigentümer eigengenutzter Wohnungen oder häusliche Dienste, die durch die Beschäftigung bezahlter Hausangestellter erbracht werden (—> Markt, —»Produktion). Nichtmonetäre Transaktionen => Non-monetaiy transactions. Die meisten im ESVG ausgewiesenen Transaktionen sind monetär, d.h. mit Zahlungen verbunden. Bei N. ist dies nicht der Fall. Das trifft auf —> Transaktionen innerhalb von Einheiten, Gütertausch, Sachbezüge usw. zu. Um in Geld ausgewiesen zu werden, müssen die Werte nichtmonetärer Transaktionen indirekt erfasst oder in anderer Weise geschätzt werden. Nichtproduziertes Sachvermögen => Tangible non-produced assets. —• Nichtproduzierte Vermögensgüter. Das N. ist der Teil des —• Naturvermögens und setzt sich zusammen aus —* Grund und Boden, —• Bodenschätzen, —» freien Tier- und Pflanzenbeständen und —> Wasserreserven. N. wird ζ. Z. nicht nachgewiesen. Nichtproduzierte Vermögensgüter => Non-produced assets —» Nichtfinanzielle Vermögensgüter, die nicht im Produktionsprozess entstanden

sind. Sie umfassen das nichtproduzierte 280

Sachvermögen und die immateriellen nichtproduzierten Vermögensgüter . Das nichtproduzierte Sachvermögen setzt sich zusammen aus —» Grund und Boden, —* Bodenschätzen, —»freien Tier- und Pflanzenbeständen und —* Wasserreserven. Das N. rechnet nicht zum —> Lieferprogramm und wird z.Z. nicht nachgewiesen. Nichtveranlagte Steuern vom Ertrag —> Einkommensteuern. Nichtwährungsgold => Non-monetary gold — Gold. Nichtwohnbauten => Other constructions. Die Ν. als Teil der —> Bauinvestitionen bzw. des Bauvermögens setzen sich aus Nichtwohngebäuden und sonstigen Bauten zusammen. Die Nichtwohngebäude umfassen Gebäude, bei denen es sich nicht um —• Wohnbauten handelt. Darin enthalten sind alle fest verbundenen Installationen, Einrichtungen und Ausrüstungen sowie Erschließungskosten. Die Sonstigen Bauten sind alle Bauten, die keine Gebäude sind. Dazu zählen z.B. Straßen, Tunnel oder Rohrleitungsnetze. Der Zugang an N. in einer Periode zählt zu den —> Bauinvestitionen. Nichtwohngebäude => Non-residential buildings. —• Nichtwohnbauten. Nominale Umbewertungsgewinne/-verluste => Nominal holding gains/losses gehören zu den sonstigen Veränderungen des Wertes der Aktiva und Verbindlichkeiten und damit des Reinvermögens infolge der Änderung der Höhe und der Relation der Preise. Die nominalen Umbewertungsgewinne können in neutrale und

Nutztiere und Nutzpflanzungen reale Umbewertungsgewinne aufgeteilt werden. Der nominale Umbewertungsgewinn eines Aktivpostens ist die Änderung seines Wertes infolge der Änderung seines Preises. Der nominale Umbewertungsgewinn einer Verbindlichkeit ist die Änderung ihres Wertes infolge der Änderung ihres Preises, jedoch mit umgekehrtem Vorzeichen. Die realen Umbewertungsgewinne sind die Differenz zwischen den nominalen und den neutralen Umbewertungsgewinnen. Ein neutraler Umbewertungsgewinn ist der Umbewertungsgewinn, der sich ergäbe, wenn sich der Preis des Aktivums in der Periode im selben Verhältnis ändern würde wie das allgemeine Preisniveau. Die N. rechnen nicht zum —* Lieferprogramm und werden in den deutschen VGR nicht nachgewiesen. Nominalwert Der Begriff wird sowohl in den VGR als auch betriebswirtschaftlich verwendet. Im ersteren Falle handelt es sich um den Wert eines Gutes oder Aggregates, dem eine volkswirtschaftliche Aktivität auf der Ebene der Entstehung, Verwendung oder Verteilung zugrunde liegt. Dieser Wert kann als Produkt einer zur selben Zeit (Berichtsperiode) beobachteten Preis- und Mengenkomponente aufgefasst werden, weswegen diese Größe auch als Wert in —» jeweiligen Preisen bezeichnet wird. In betriebswirtschaftlicher Hinsicht versteht man unter N. den Währungsbetrag, auf den ein Buch- oder Wertpapierkredit lautet, der bei Fälligkeit in dieser Höhe zurückgezahlt werden muss (—• Nennwert, Nennbetrag). Bei Aktiengesellschaften entspricht der Nominalwert der ausstehenden Aktien im wesentlichen dem Grundkapital. Der N. kann vom Marktpreis (Kurswert) abweichen.

Nutzpflanzungen => Vineyards, orchards and other plantations of trees yielding repeat products. Baumbestände (einschließl. Reben und Sträucher), die wegen der Erzeugnisse angelegt werden, die sie Jahr für Jahr liefern. Hierzu gehören diejenigen Baumbestände, die zur Gewinnung von Früchten oder Nüssen, Saft oder Harz oder von Rinden- oder Blatterzeugnissen kultiviert werden. Das ESVG 1995 legt fest, dass die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse als kontinuierlicher Vorgang über die gesamte Zeit des Wachstums zu buchen ist. Damit ist der sukzessive Zuwachs in jeder Periode (per saldo) wertmäßig zu erfassen. Die Bewertung soll generell Marktpreise verwenden, jedoch beim Fortwachstum anhand der abgezinsten zukünftigen Nettoerträge erfolgen. N. rechnen zum —• Anlagevermögen, heranwachsende N. zu den Anlageinvestitionen. Nutztiere => Livestock for breeding, dairy, draught, etc. Viehbestände, die wegen der Erzeugnisse gehalten werden, die sie Jahr für Jahr liefern. Hierzu gehören Zuchttiere (einschließl. Fische und Geflügel), Milchvieh, Zugtiere, Schafe und andere zur Wollerzeugung genutzte Tiere sowie Tiere, die für Transport-, Unterhaltungs- oder Rennzwecke gehalten werden. Heranwachsende N. werden nur einbezogen, wenn sie für die eigene Nutzung bestimmt sind. N. rechnen zum —• Anlagevermögen. Nutztiere und Nutzpflanzungen => Cultivated assets, products of agriculture, forestry, fisheries and aquaculture rechnen zum —• Anlagevermögen.

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Nutzungsdauer

Nutzungsdauer ist eine zentrale Größe bei der Berechnung des —> Anlagevermögens, des —> Anlagevermögens fur den Umweltschutz und des —• Gebrauchsvermögens der privaten Haushalte sowie der —» Abschreibungen und der —• Abgänge nach der —• Kumulationsmethode. Sie ist definiert als der Zeitraum, der zwischen dem —> Zugang eines Gutes zum Vermögensbestand und dem endgültigen Ausscheiden dieses Gutes aus dem Vermögensbestand, also dem Abgang, liegt. Die N. bei einem Zweit- oder Dritteigentümer wird wegen der gesamtwirtschaftlichen Betrachtungsweise einbezogen. In den VGR ist die N. primär eine wirtschaftliche Größe. Das vorzeitige Ausscheiden von technisch noch gebrauchsfähigen, jedoch unrentablen, überholten oder nicht mehr genutzten Gütern aus dem Bestand ist berücksichtigt. Es wird davon ausgegangen, dass die Güter ordnungsgemäß gewartet und kleinere Reparaturen laufend durchgeführt werden. Das gesamtwirtschaftliche Risiko, dass Güter infolge versicherbarer Schadensfalle vorzeitig aus dem Vermögensbestand ausscheiden, ist bei der Festlegung der N. einkalkuliert. Gesamtwirtschaftlich unvorhersehbare Schäden, z.B. durch Kriege oder Naturkatastrophen, bleiben außer Betracht. Bei der Festlegung der Nutzungsdaueransätze werden die Investitionen möglichst tief nach Güterarten untergliedert. Die N. ist eine in die Zukunft gerichtete, unsichere Größe, die bereits zum Zeitpunkt des Zugangs eines Gutes zum Vermögensbestand geschätzt werden muss. Sie differiert stark zwischen den verschiedenen Güterarten des Vermögensbestandes und ändert sich für einzelne Güterarten im Zeitablauf. Letzteres beeinflusst auch die Entwicklung der aggregierten durchschnittlichen Nutzungsdauer. Für die Zugänge des Jahres 1995 zum gesamtwirtschaftlichen Anlagever-

mögen ergeben sich in den VGR des 282

StBA die folgenden aufgeführten Durchschnittswerte nach Vermögensarten: Durchschnittliche Nutzungsdauer der Anlagenzugänge 1995 in Jahren Ausrüstungen 13 Immaterielle Anlagen 6 Bauten 63 darunter: Gewerbliche Bauten 52 Wohnbauten 74 Straßen 57 Sonstiger öffentlicher Tiefbau 46 Öffentlicher Hochbau 68 Literatur: H. Lützel, Das reproduzierbare Anlagevermögen in Preisen von 1962, WiSta 10/1971, S. 593-604; D. Schäfer, Wert des Gebrauchsvermögens der privaten Haushalte, WiSta 2/1985, S. 593-604; L. Schmidt, Reproduzierbares Anlagevermögen in erweiterter Bereichsgliederung, WiSta 7/1986, S. 499-509; U. Schmalwasser, Revision der Anlagevermögensrechnung 1991 bis 2001, WiSta 5/2001, S. 342-356. Nutzungsrechte => Leases and other transferable contracts. —• Immaterielle nichtproduzierte Aktiva. Miet-, Pacht- und sonstige Verträge, bei denen der Mieter bzw. Nutzungsberechtigte das Recht hat, ohne Zustimmung des Eigentümers bzw. seines Vertragspartners, die Nutzung einem Dritten zu überlassen. Hierzu gehören z.B. Verträge über die Vermietung und Verpachtung von Grund und Boden, Gebäuden und sonstigen unbeweglichen Anlagegütern, Konzessionen und Exklusiwerträge zum Abbau von Bodenschätzen oder zur Ausbeutung von Fanggründen. Weitere Beispiele sind übertragbare Verträge mit Sportlern und Urhebern. Verträge über die Vermietung von beweglichen Anlagegütern gehören nicht zu den N. Der Wert des Erwerbs bzw. der Veräußerung von N.

Nutzungsrechte besteht in den Zahlungen, die an die ursprünglichen oder nachfolgenden Mieter oder Pächter geleistet werden, wenn die N. an andere institutionelle Einheiten verkauft werden. Der Nettozugang an N. ist unter —* Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern im Vermögensbildungskonto zu buchen, welches jedoch in den deutschen VGR nicht aufgestellt wird.

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ο Objektivität stellt eine der Anforderungen an die VGR dar. 0 . meint nicht nur Freisein von Manipulation. Von objektiven, objektivierbaren Beobachtungen kann gesprochen werden, wenn eine Überprüfung jedes Schrittes der arbeitsteiligen Erfassungskette durch Dritte zumindest dem Prinzip nach möglich ist. Das Kriterium der O. ist dann erfüllt, wenn das Ergebnis der VGR robust gegen den Austausch des Statistikers ist. Offene Stellen sind Arbeitsplätze, für die ein Arbeitnehmer gesucht wird. Bei den von der Bundesanstalt für Arbeit gemeldeten Zahl über O. handelt es sich aber nur um die zu besetzenden Arbeitsplätze, die die Arbeitgeber dem Arbeitsamt gemeldet haben. O. sind nicht Teil des Arbeitsprogramms der VGR. Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft Der O. lässt sich durch die —• Exportquote und die —» Importquote beschreiben, die als Maß für die Außenhandelsverflechtung angesehen werden können. Öffentliche Abgaben auf Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen waren in den früheren deutschen VGR die —• direkten Steuern der Unternehmen mit e. R. und der privaten Haushalte (ohne Lohnsteuer), die Beiträge der Selbständigen zu Versorgungswerken und zur Sozialversicherung sowie sonstige laufende Übertragungen der Unternehmen an den Staat. Öffentliche Haushalte Staat. Bez. in der FinR für den Sektor, der die —• Gebietskörperschaften und die —• Sozialversicherungen umfasst. Die Abgren284

zung entspricht der des —» Staates in den übrigen Teilen der VGR. Öffentliche Kredit- und Versicherungshilfstätigkeiten => Public financial auxiliaries. —»Finanzielle Kapitalgesellschaften. Öffentliche nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften => Public non-financial corporations. —»Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften. Öffentliche Ordnung und Sicherheit => Public order and safety affairs. —* Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der —> COFOG-Systematik. Öffentliche Pensionen —> Soziale Leistungen. Öffentlicher Gesamthaushalt ist in der Finanzstatistik die Zusammenfassung aller öffentlichen Haushalte. Öffentlicher Gesundheitsdienst => Public health affairs and services. —> Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der COFOG-Systematik. Öffentlicher Tiefbau umfasst die von Bund, Ländern und Gemeinden in Auftrag gegebenen Bauten im Straßenbau und den sonstigen öff. Tiefbau (Häfen, Kanäle, Brücken, Tunnels, Schleusen u. ä.). Deiche, Dämme, Staumauern u.ä., die nur dem Schutz vor Überschwemmungen, Bodenerosionen u.ä. und nicht auch gleichzeitig Produktionszwecken dienen, rechnen nicht als Teil des Anlagevermögens. Nicht zum Ö. zählen in den VGR die Bauten der Bundesbahn, der Bundespost und von Organisationen ο. E. Für den Ö. werden nach ESVG 1995 —• Abschreibungen berechnet.

ökoinlandsprodukt öffentliche sonstige Finanzinstitute —> Public other financial intennediaries, except insurance corporations and pension funds. —» Finanzinstitute. öffentliche und private Dienstleister => Other service activities ist ein —• Wirtschaftsbereich in der A6Gliederung. öffentliche Unternehmen => Public corporations sind üblicherweise Unternehmen, von deren Nennkapital oder Stimmrecht staatliche Institutionen unmittelbar oder mittelbar (über andere ö.) mehr als die Hälfte halten. In den VGR sind Ö. in der Darstellung nach —• Wirtschaftsbereichen jeweils entsprechend ihrem Schwerpunkt zugeordnet (d. h. also in der Regel nicht im Bereich Öffentliche Verwaltung ...). In der Darstellung nach —> Sektoren sind nach dem ESVG 1995 für die Ö. gesonderte Teilsektoren bei den (nichtfinanziellen bzw. finanziellen) Kapitalgesellschaften vorgesehen (d. h. eine weitere Unterteilung in öffentliche, private und ausländische Einheiten). Im Sektor Staat werden nach ESVG 1995 (anders als früher) nur die sog. Bruttobetriebe nachgewiesen, die mit ihrem Einnahmen und Ausgaben in den Haushalten der Gebietskörperschaften enthalten sind. Einen expliziten Nachweis Ö. in den deutschen VGR gibt es bisher nicht. öffentliche Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen => Public insurance corporations and pension funds. —• Finanzielle Kapitalgesellschaften.

öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung => Public administration and defence;

compulsory social security ist ein —»Wirtschaftsbereich. Ökoinlandsprodukt Das ö . misst die wirtschaftliche Leistung der Volkswirtschaft unter Berücksichtigung der Kosten der ökonomischen Umweltnutzung, die in den herkömmlichen VGR nicht einbezogen sind. Diese Maßgröße soll die traditionellen Indikatoren, wie BIP und NIP nicht ersetzen, sondern hat einen ergänzenden Charakter. Das ö . könnte in folgender Weise ermittelt werden: Beziehung BIP - Ökoinlandsprodukt Bruttoinlandsprodukt - Abschreibungen auf produzierte Anlagegüter = Nettoinlandsprodukt - Nutzungskosten des nichtproduzierten Naturvermögens = Ökoinlandsprodukt Die Umweltnutzungen durch wirtschaftliche Aktivitäten werden nur insoweit bewertet, als sie mit Volumensänderungen des —* Naturvermögens verbunden sind. Die zusätzlichen Nutzungskosten korrespondieren mit einem realen Rückgang beim Naturvermögen. Dieses Konzept entspricht der Vorgehensweise bei den Abschreibungen, die sowohl Kostenbestandteil in der laufenden Unternehmensrechnung als auch Abzugsposten im Rahmen der gesamtwirtschaftlichen Anlagevermögensrechnung sind. Die zusätzliche Kostengröße bezieht sich auf drei Formen der ökonomischen Umweltnutzung : - Abbau von erneuerbaren oder nichterneuerbaren Rohstoffen (Pflanzen, Tiere, Bodenschätze, Wasser); - Nutzung von Landflächen als Standort für ökonomische Aktivitäten und als Lebensraum; - Belastung der natürlichen Umwelt mit Rest- und Schadstoffen. Die Art der Bewertung derökonomi285

Opportunitätskosten sehen Umweltnutzungen hängt von der Fragestellung ab. Soll untersucht werden, in welcher Weise die Wirtschaftseinheiten durch ökonomisch bedingte Veränderungen der natürlichen Umwelt belastet werden, so erscheint für die produzierenden Wirtschaftseinheiten (Unternehmen u.ä.) eine Marktbewertung ihrer Belastungen sinnvoll. Für die Belastungen der privaten Haushalte können Bewertungen mit Hilfe von Zahlungsbereitschaftsanalysen vorgenommen werden, denen ihrerseits verschiedene Fragestellungen zugrundliegen können. Ob sich diese verschiedenen Bewertungsverfahren systematisch anwenden lassen, ist theoretisch umstritten und hinsichtlich der generellen Umsetzbarkeit in die Praxis zweifelhaft. Geht es dagegen um eine Analyse der Verursachung von Umweltschädigungen durch Wirtschaftseinheiten, so kann das Konzept der Vermeidungskosten herangezogen werden. Dabei werden die Kosten geschätzt, die notwendig gewesen wären, um Umweltbelastungen durch Wirtschaftsaktivitaten in der Berichtsperiode zu vermeiden. Das statistische Datenmaterial ist gegenwärtig noch nicht ausreichend, um die Umweltnutzungskosten in hinreichender Vollständigkeit zu ermitteln. Auch erscheint es notwendig, die theoretische Diskussion über die verschiedenen Bewertungsansätze fortzusetzen. In absehbarer Zeit wird man sich daher auf Teilaspekte der ökonomischen Umweltnutzung konzentrieren müssen, die unter umweltpolitischen Gesichtspunkten als besonders bedeutungsvoll erscheinen. Der notwendige Verzicht auf Vollständigkeit und die je nach Zielsetzung unterschiedlich zu wählenden Bewertungsansätze implizieren, dass es in absehbarer Zukunft nicht das Ö. geben wird, sondern eher einen Vektor oder sogar eine Matrix von entsprechenden Maßgrößen. Wichtiger als die Ermittlung des Ö. erscheint die vorangehende Be286

rechnung von Umweltnutzungskosten, die als wichtige Ausgangsgrößen für gesamtwirtschaftliche Analysen der ökonomisch-ökologischen Wechselbeziehungen im Rahmen von Umwelt-Satellitensystemen dienen können. Die —» Umweltökonomische Gesamtrechnung sieht nicht die Berechnung eines Ö. vor. Literatur: C. Stahmer, Integrierte Volkswirtschaftliche und Umweltgesamtrechnung - Überblick über die Konzepte der Vereinten Nationen, WiSta, 9/1992, S. 577-593; United Nations, Integrated Environmental and Economic Accounting, Handbook of National Accounting, New York 1993. Carsten Stahmer Opportunitätskosten sind ein Bewertungsverfahren, das in bestimmten Fällen herangezogen werden kann, wenn eine —» Bewertung mit —• Marktpreisen nicht möglich ist. O. sind die entgangenen Nutzen oder Erträge, die sich bei der nächstbesten Verwendung eines Gutes oder eines Produktionsfaktors ergäben. Sie sind daher nicht die tatsächlichen Kosten in der Produktion eines Gutes sondern der Marktwert der Güter, zu deren Erzeugung die eingesetzten Mittel fehlen. Die Bewertung mit O. kommt u. a. bei der —• Haushaltsproduktion in Betracht. Örtliche fachliche Einheit (FE) => Local KAU (establishments) fassen innerhalb einer institutionellen Einheit örtlich sämtliche Teile zusammen, die zur Ausübung einer Produktionstätigkeit auf vierstelliger Ebene (Klasse) der Klassifikation der Wirtschaftszweige (NACE Rev. 1) beitragen. Es handelt sich um Einheiten, die einer oder mehreren operationellen Unterabteilungen einer institutionellen Einheit entsprechen. Die institutionelle Einheit muss über ein Informationssystem verfügen, das

Output-Vorräte es ermöglicht, für jede Ö. mindestens den Produktionswert, die Vorleistungen, die Arbeitnehmerentgelte, den Betriebsüberschuss, die Beschäftigten und die Bruttoanlageinvestitionen festzustellen oder zu berechnen. Der vollständige Produktionswert und die Vorleistungen einer Ö. schließen auch unternehmensinterne Lieferungen ein, nicht jedoch die Produktion, die in derselben Einheit weiterverarbeitet wird. Grundsätzlich sind soviel Ö. zu erfassen, wie es in einer institutionellen Einheit Nebentätigkeiten gibt. Da in Deutschland Angaben aus dem betrieblichen Rechnungswesen überwiegend nur für das gesamte Unternehmen verfügbar sind, fallt in der Regel das Unternehmen als kleinste rechtlich selbständige Einheit mit der Ö. zusammen. Die Ö. werden anhand ihrer Haupttätigkeit zu —> Wirtschaftsbereichen zusammengefasst. Sie rechnen immer zu dem Sektor, dem die übergeordnete institutionelle Einheit angehört. Output-Koeffizienten zeigen im I. und Π. Quadranten der —• ΙΟ-Tabellen zeilenweise die Verwendung des Güteraufkommens als Vorleistungsverbrauch der produzierenden Bereiche bzw. als letzte Verwendung in Prozent der gesamten Verwendung (= Aufkommen) einer Gütergruppe, und zwar in der Tabelle der Inlandsproduktion in Prozent des Outputs eines Bereichs und in der Tabelle der Inlandsproduktion + Einfuhr als Anteil des Gesamtaufkommens einer Gütergruppe. In einer Zeile wird so die Absatz- oder OwipM/struktur eines Bereichs gezeigt. 0. dienen sowohl der Aufstellung wie auch der Auswertung von IO-Tabellen.

Dabei wird das gesamte Güteraufkommen tief disaggregiert den einzelnen Verwendungskategorien (—• intermediäre Verwendung der einzelnen Produktionsbereiche sowie Kategorien der —»letzten Verwendung) zugeordnet. Die so entstehende —• Gütermatrix zeigt, welche —* Güter (Zeilen) fur welche Zwecke (Spalten) in der Volkswirtschaft verwendet werden. Outputs sind Ergebnisse der Produktion, gemessen mit Hilfe des —» Produktionswertes. In den IO-Tabellen werden die O. wertmäßig als Summe der Verwendung der O. als Vorleistung anderer Bereiche sowie als letzte Verwendung in den Zeilen des I. und Π. Quadranten dargestellt. Sie erscheinen ebenso als Summe der —• Inputs unterhalb des I. und ΠΙ. Quadranten. Output-Tabellen —> Aufkommenstabellen. Output-Vorräte —»Vorräte.

Output-Methode => Commodity-Flow-Rechnung. Ein im Rahmen der —• ΙΟ-Rechnung angewandtes Verfahren zur Berechnung des I. und Π. Quadranten einer —»IO-Tabelle. 287

Ρ

Pachteinkommen => Rents sind Bestandteil der —> Vermögenseinkommen. P. umfassen Nettopachtzinsen für landwirtschaftliche Bodenflächen (und dazu gehörige landwirtschaftliche Gebäude) sowie Sonstige Pachtzinsen und Konzessionsgebühren für die Nutzung nichtlandwirtschaftlicher Bodenflächen. Die Nettopachtzinsen stellen die von den Produzenten landwirtschaftlicher Erzeugnisse tatsächlich an die Eigentümer gezahlten Pachten dar, allerdings netto, d. h. nach Abzug des Mietwerts der in den Gebäuden befindlichen Wohnräume, der Ausgaben für die laufende Unterhaltung der Gebäude, der Grundsteuer und der Ausgaben für die Gebäudeversicherung. Sonstige Pachtzinsen und Konzessionsgebühren sind von Unternehmen geleistete Einkommen, die laufend für die Nutzung nichtlandwirtschaftlicher Bodenflächen, wie ζ. B. Vergütungen für die Ausbeutung von Bodenschätzen sowie von Wald- und Fischereigebieten, für die Einräumung von Wegerechten, gezahlt werden. Papier, Verlags- und Druckerzeugnisse => Manufacture of pulp, paper and paper products, publishing and printing ist ein —• Wirtschaftsbereich. Papier, Pappe und Waren daraus => Pulp, paper and paper products ist eine —• Gütergruppe. Parallelbuchung bezeichnet insbesondere die Art der Verbuchung von —» Transfers. Da eine abweichende Einordnung nicht zugelassen wird, werden sie stets beim Geber und Nehmer als laufender oder Vermögenstransfer verbucht.

Patent => Patented entities ist ein zeitlich befristetes Recht, eine Erfindimg zu nutzen und gewerblich zu verwerten. Dieses Recht wird vom Deutschen oder vom Europäischen Patentamt erteilt. P. werden ζ. B. erteilt für neue Stoffzusammensetzungen, Verfahren, Mechanismen, elektrische und elektronische Schaltkreise und Vorrichtungen, pharmazeutische Formeln und künstlich neu geschaffene Arten von Lebewesen. Die Schaffung von P. stellt keine Produktion und Investition dar. P. sind Teil der immateriellen nichtproduzierten Vermögensgüter. Sie rechnen nicht zum —* Lieferprogramm und werden in Deutschland nicht nachgewiesen. Zahlungen für die Nutzung von P. werden als Vorleistungen gebucht und damit als Dienstleistungsproduktion. In der —* Zahlungsbilanz werden Käufe und Verkäufe von Patenten in der Regel zusammen mit Lizenzgebühren in der Dienstleistungsbilanz erfasst; nur in bedeutenden Einzelfällen werden sie als Kauf bzw. Verkauf von immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütern ausgewiesen. Die Deutsche Bundesbank nimmt im Abstand von zwei Jahren eine Darstellung des Patent- und Lizenzverkehrs mit dem Ausland vor: BBk (Hg.), Technologische Dienstleistungen in der Zahlungsbilanz, Statistische Sonderveröffentlichung 12, zuletzt erschienen im Mai 2000. Die letzte umfassendere methodische Darstellung findet sich in dem Aufsatz: Technologische Dienstleistungen in der Zahlungsbilanz im längerfristigen Vergleich, in: Monatsberichte der BBk, 48 Jg., Nr. 5, Mai 1996, S. 63-73 Pauschalreisen Güterposition für die Darstellung der—>

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Periodisierung Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Flug-, Schiffs-, Bahn-, Bus- und andere Reisen umfasst, bei denen die Beförderung, Bewirtung, Beherbergung, Betreuung usw. im Preis enthalten sind. Eingeschlossen sind Halbtagsund Tagesausflüge sowie Wallfahrten. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 8,7 Mrd Euro aus. Pensionsansprttche der Beamten —• unterstellte Sozialbeiträge —»Versorgungsveimögen werden - anders als die Ansprüche auf kapitalgedeckte Betriebsrenten - nicht als Forderung (Geldveimögen) der privaten Haushalte gegenüber den öff. Arbeitgebern gebucht. Es handelt sich nach ESVG 1995 um ein —• Sozialschutzsystem ohne spezielle Deckungsmittel (weder Kapitaldeckung, noch Finanzierung durch Umlagen, sondern Finanzierung aus „eigenen Mitteln" der Arbeitgeber). Die Kostenbelastung der Arbeitgeber durch Pensionen kommt in den —> Unterstellten Sozialbeiträgen als Teil des —* Arbeitnehmerentgeltes zum Ausdruck. Pensionskassen => Autonomous pension funds —• Betriebliche Altersversorgung sind juristisch selbständige Einrichtungen, die von einem Arbeitgeber oder einer Gruppe von Arbeitgebern eigens zur Versorgung der Arbeitnehmer gegründet werden. Pensionsrttckstellungen der Arbeitgeber => Non-autonomous pension funds —* Betriebliche Altersversorgung. Periodisierung ist die zeitlich richtige Zurechnung (—• Accrual Basis) von Transaktionen und sonstigen Strömen, d.h. zu dem Zeitpunkt, zu dem ein wirtschaftlicher Wert geschaffen, umgewandelt oder aufgelöst wird bzw. zu dem Forderungen oder Ver-

bindlichkeiten entstehen, umgewandelt oder aufgehoben werden. Die mit den Transaktionen und sonstigen Strömen zusammenhängenden Zahlungsströme können bei Voraus- oder Nachzahlungen außerhalb dieser Periode liegen und sollen fur Zwecke der VGR dann zeitlich verschoben, d.h. periodisiert werden. Beispielsweise sollten die Löhne wie auch die Lohnsteuer in der Periode ausgewiesen werden, in der die Arbeitsleistung erbracht wurde, in der der Anspruch auf Lohnzahlung und die Verpflichtung auf Lohnsteuerzahlung also entstanden sind. In bestimmten Fällen sehen die VGR eigene Positionen zur P. vor. So können die Abschreibungen als ein periodisierter Verzehr des Anlagevermögens verstanden werden. Die Input-Vorratsveränderung korrigiert den Unterschied zwischen dem Kauf und Verbrauch von Vorleistungsgütern und die Output-Vorratsveränderung die Differenz zwischen der Produktion und dem Verkauf des Outputs. Bedeutsamer ist die P. aber bei der Berechnung der VGR-Aggregate. So werden die Gehaltszahlungen für Beamte um einen Monat nach vorn verschoben, da Beamte ihre Gehälter i.d.R. bereits am Ende des Vormonats erhalten, im Dezember also bereits den Betrag, der für den Januar des Folgejahres gilt. Die Bauinvestitionen des Staates werden anhand von Informationen von den Bauunternehmen über erbrachte Bauleistungen berechnet, die von den Zahlungen des Staates für Bauinvestitionen erheblich abweichen können. In Deutschland wird das Kassenaufkommen an —• Steuern in den Perioden gebucht, in denen nach den rechtlichen Vorschriften die Steuern abzuführen sind (Phasenverschiebung je nach Steuerart um bis zu zwei Monate). Ansonsten sind einer wirklich korrekten P. enge Grenzen gesetzt, da das verfügbare statistische Ausgangsmaterial nicht ausreichend detailliert informiert. So basieren mangels genauerer Angaben die 289

Perpetual-Inventory-Methode Nachweise im Rahmen der mensverteilungsrechnung und überwiegend auf Informationen lungsvorgänge, ohne dass diese riodisiert werden können.

Einkomder FinR über Zahexakt pe-

Perpetual-Inventory-Methode —>Kumulationsmethode. Personelle Einkommensverteilung —• Einkommensverteilung. Persönliche Gebrauchsgegenstände => Personal effects. Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Schmuck, Armband- und Taschenuhren, Reiseartikel und Täschnerwaren, Raucherartikel, Kinderwagen, Schirme, Begräbnisartikel sowie Reparaturen umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 12,3 Mrd Euro aus. Pflichtsozialbeiträge der Arbeitnehmer => Compulsory employees' social contributions sind tatsächliche —• Sozialbeiträge. Pflichtsozialbeiträge der Selbständigen und Nichteroerbstätigen => Compulsory social contributions by self- and non-employed persons stellen tatsächliche —» Sozialbeiträge dar. Portfolioinvestitionen => Portfolio Investment. Bei den P. handelt es sich um Wertpapieranlagen, die nicht den —»Direktinvestitionen zuzurechnen sind. Das Hauptmotiv bildet die Erwartung eines positiven Ertrages. Solche Investitionen werden als Anlagen in langfristigen Schuldverschreibungen, in Dividendenpapieren und in Investmentzertifikaten vorgenommen. In der —> Zahlungsbilanz werden alle Transaktionen mit Ausländern erfasst, d. h. der Kauf und Verkauf von umlaufen-

den Werten, aber ebenso Neuemission 290

und Tilgung. Bei der Emission werden nur diejenigen Teile der Anleihe berücksichtigt, die auf inländische Konsortialbanken entfallen, bei der Tilgung werden nur die auf deutsche Gläubiger entfallenden Beträge ausgewiesen. Innerhalb der Zahlungsbilanz wird das Wertpapiergeschäft überwiegend aufgrund von Meldungen der Kreditinstitute erfasst, da sie in den meisten Fällen als Mittler tätig werden und die inländische Kundschaft die Herkunft oder den Verbleib der Wertpapiere nicht kennt. Diese Meldungen schließen Stückzinsen und Gebühren mit ein. Entsprechende Korrekturen werden auf dem Schätzungswege ermittelt. Bei der Ausgabe von Schuldverschreibungen oder Aktien werden die Emissionswerte einschließlich Agio bzw. abzüglich Disagio im Kapitalkonto erfasst. Bonifikationen oder Zahlstellenprovisionen werden dagegen in der —»Dienstleistungsbilanz verbucht. Im Rahmen des —» Auslandsvermögensstatus muss auf kumulierte Bestandswerte zurückgegriffen werden; dabei werden jedoch Devisen- und Börsenkursbereinigungen vorgenommen. Prämienüberträge und Rückstellungen für eingetretene Versicherungsfälle => Prepayment of insurance premiums and reserves for outstanding claims —* Geldanlage bei Versicherungen (und Pensionskassen) sind Teile der Versicherungstechnischen Rückstellungen. Preise eines Basisjahres —> Konstente Preise. Preisentwicklung der Anlageinvestitionen misst die Veränderung der Preise der —• Ausrüstungen und —• Bauten, die in einer Periode investiert wurden (—» Anlageinvestitionen), gegenüber den Preisen im Basisjahr. Sie ergibt sich aus der Relation

Preisentwicklung der Ein- und Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen der Anlageinvestitionen in jeweiligen Preisen durch die in konstanten Preisen. Das Gleiche gilt fur die Preisentwicklung der Ausrüstungsinvestitionen und die der Bauinvestitionen. Es handelt sich um einen Preisindex nach der PaascheFormel, der mit der Zusammensetzung der Güter im jeweiligen Berichtsjahr gewichtet ist. Die Investitionen in konstanten Preisen werden berechnet, indem die Angaben in jeweiligen Preisen in tiefer Untergliederung nach der Art der investierten Güter mit passenden Preisindizes (verfügbar nur als LaspeyresIndizes) deflationiert werden. Bei den Ausrüstungsinvestitionen geschieht das im Rahmen der —• Commodity-FlowRechnung in einer Gliederungstiefe nach etwa 230 Gütergruppen und zwar jeweils nach Gütern aus inländischer Produktion und eingeführten Gütern getrennt. Die Bauinvestitionen werden unterteilt nach acht Bauarten preisbereinigt. Zusätzlich wird die reale Entwicklung der Bauinvestitionen anhand der im Bau- und Ausbaugewerbe geleisteten Arbeitsstunden ermittelt, wobei allerdings ein geschätzter Zuschlag für die Veränderung der Arbeitsproduktivität in die Rechnung einbezogen wird. Die Zusammenfassung der einzeln preisbereinigten Komponenten zu den Ausrüstungs-, Bau- oder Anlageinvestitionen ergibt eine „Veipaaschung" bei der P. Preisentwicklung der Ein- und Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen wird in den VGR durch die Relation des —• Imports und des —• Exports von Gütern (Waren und Dienstleistungen) in jeweiligen Preisen und in —• konstanten Preisen (eines Basisjahres) bestimmt. Die Berücksichtigung der P. ist bei der Berechnung des BIP in konstanten Preisen von großer Bedeutung. Die Preisentwicklung der eingeführten Güter beeinflusst die Preise der —* Vorleistungen und

der Güter der —> letzten Verwendung. Die Preisentwicklung der ausgeführten Güter ist bei der Bestimmung der Preisentwicklung der in der Volkswirtschaft erzeugten Güter (—> Produktionswert) und der Preisentwicklung der letzten Verwendung von Gütern zu berücksichtigen. Die Preiskomponenten des Imports und des Exports von Gütern beeinflussen daher die Ergebnisse der Entstehungs- und der Verwendungsrechnung des Inlandsprodukts in konstanten Preisen. Angaben zur P. werden auch bei der Bestimmung des —* Außenbeitrags in konstanten Preisen benötigt. Von besonderem Interesse in Bezug auf die Geldwertmessung (—» Deflationierung) ist die Relation zwischen der Ausfuhr- und der Einfuhr-Preisentwicklung, die als —> Terms of Trade bezeichnet wird. Wenn die Ausfuhrpreise stärker steigen als die Einfuhrpreise, spricht man von einer Verbesserung der Terms of Trade. Das bedeutet, dass im Berichtsjahr weniger Güter als im Vorjahr ausgeführt werden müssen, um die gleiche Menge an Gütern einzuführen wie im Voijahr. Zur Bestimmung der Preisentwicklung der Warenströme des Außenhandels werden die in der Preisstatistik für den Index der Einfuhr- und der Ausfuhrpreise berechneten Preisindizes in tiefster Gliederung herangezogen. Dies geschieht durch Auswahl und Zuordnung der einzelnen Preisindizes, die auf der Basis von ca. 6 500 Preisreihen für Einfuhr- bzw. Ausfuhrgüter aus EG- bzw. Drittländern vorliegen, zu den - ca. 1900 - Warenarten in der Systematik der Produktionsbereiche in ΙΟ-Rechnungen (SIO). Gleichzeitig ermöglicht diese Gliederung die Zusammenführung der sehr detaillierten Angaben zu der Ein- und Ausfuhr von Waren aus der Außenhandelsstatistik. Die Angaben werden zur Bestimmung der Wägungsanteile in der jeweiligen Berichtsperiode benötigt. Die in den VGR impli291

Preisentwicklung nach den VGR zit berechneten Preisindizes der Ein- und Ausfuhr von Gütern sind Indizes mit wechselnder Gewichtung (Paasche-Indizes). Die in den VGR berechnete Preisentwicklung für die Ein- und Ausfuhr unterscheidet sich von der Preisstatistik außerdem hinsichtlich des Zeitpunkts der Messung der Einfuhr- bzw. Ausfuhrpreise. Während in der Preisstatistik - monatlich - die Preise herangezogen werden, zu denen im betreffenden Monat Geschäfte abgeschlossen werden, sind in den VGR die tatsächlichen Preise zum Zeitpunkt des Grenzübergangs der Waren zugrunde zu legen. I.d.R. wird dabei davon ausgegangen, dass der Geschäftsabschluss um ca. einen Monat vor dem Grenzübergang erfolgt. Die Berechnung in den VGR unterscheidet sich auch von der Berechnung von Indizes der Durchschnittswerte in der Außenhandelsstatistik. Diese werden ermittelt, indem die im Berichtsjahr exportierten oder importierten Waren in tiefer Gliederung nach etwa 10 000 Arten mit den Durchschnittswerten dieser Warenarten im Basisjahr bewertet werden. Aus der Relation der Ein- und Ausfuhrwerte in jeweiligen Preisen zu denen in konstanten Durchschnittswerten ergibt sich der Index der Durchschnittswerte ebenfalls nach der Paasche-Formel. Der Unterschied zu Preisindizes liegt im preisstatistischen Basismaterial. Die 10 000 Warenarten sind noch nicht Einzelerzeugnisse, sondern Gruppen ähnlicher Erzeugnisse, deren Durchschnittswert aus dem Basisjahr konstant erhalten wird. Verändert sich im Zeitablauf die Zusammensetzung oder die Qualität der Erzeugnisse innerhalb der feinsten Gruppe, so schlägt sich das in der Preiskomponente nieder und nicht, wie in den VGR, in der Volumenkomponente. Bei der Bestimmung der Preisentwicklung der ein- und ausgeführten Dienstleistungen, einschließlich der Bauleistungen, muss we292

gen fehlender spezieller Preisindizes für Dienstleistungspreise im Verkehr mit der übrigen Welt auf Preisindizes für entsprechende Leistungen im Inland zurückgegriffen werden. Die P. wird implizit durch die Angaben der Ein- und Ausfuhr in jeweiligen und in konstanten Preisen in einer Gliederung nach 59 —> Gütergruppen nachgewiesen. Nicht nach Gütergruppen unterteilt, sondern zusammengefasst nachgewiesen werden die in den Importen bzw. Exporten enthaltenen Angaben zum Privaten Konsum von Inländern in der übrigen Welt bzw. zum Privaten Konsum von Gebietsfremden im Inland, zum Lagerverkehr auf inländische Rechnung und zur Cif/fob-Koirektur. Literatur: O. Angermann, External Terms of Trade of the Federal Republic of Germany Using Differing Methods of Deflation, Review of Income and Wealth 26 (1980), S. 367-385. Helmut Mayer Preisentwicklung nach den VGR ergibt sich implizit durch Division der Berechnungsergebnisse in Preisen der jeweiligen Berichtsperiode und in konstanten Preisen eines Basisjahres. Diese Preisindizes (nach der Paasche-Formel) werden auch als implizite Preisindizes oder Deflatoren bezeichnet. Die Berechnungen in konstanten Preisen eines Basisjahres haben die Zielsetzung, im Zeitablauf vergleichbare - in Geldeinheiten ausgedrückte - Größen ohne den Einfluss von Preisänderungen darzustellen (Volumenmessimg). Man spricht auch von der realen Entwicklung, wobei der realen Komponente - dem Volumen - alles zugerechnet wird, was nicht zur reinen Preiskomponente zählt. Neben der reinen Mengenentwicklung zählen dazu u.a. Qualitätsänderungen, Übergang auf neue Erzeugnisse, Änderung in der Zusammensetzung von Gütergruppen sowie geänderte Vertriebsformen.

Preisentwicklung nach den VGR Wertgrößen in konstanten Preisen (eines Basisjahres) erhält man durch Preisbereinigung der Wertgrößen in jeweiligen Preisen (der Berichtsperiode). Dabei werden die Wertgrößen in jeweiligen Preisen in möglichst tiefer Gütergliederung durch passende Preisindizes dividiert. Man nennt dies auch —• Deflationierung oder Preisbereinigung der in jeweiligen Preisen vorliegenden Wertgröße. Die Wertgrößen in konstanten Preisen können außer durch Deflationierung auch durch Fortschreibung der Wertgrößen des Basisjahres mit Hilfe von Mengenindizes oder durch Bewertung von Mengenangaben mit den Preisen des Basisjahres (ζ. B. bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen) berechnet werden. Diese Methoden sind dann anzuwenden, wenn keine geeigneten Preisindizes für die Deflationierung verfügbar sind. Die an sich zur Deflationierung erforderlichen Paasche-Preisindizes stehen i.d.R. nicht zur Verfügung. Durch die Preisbereinigung in tiefer Gliederung wird bei der Zusammenfassung eine gewisse „Verpaaschung" erreicht. Die Deflationierung bezieht sich in den VGR weitgehend auf Wertgrößen in Zusammenhang mit Güterströmen, deren zeitliche Entwicklung in eine Mengenbzw. Volumenkomponente und in eine Preiskomponente aufgeteilt werden kann, bzw. auf Salden, die aus solchen Güterströmen abgeleitet sind, wie BIP, BNE (BSP), Außenbeitrag und Bruttowertschöpfung. Im ESVG 1995 wird zwar eingeräumt, dass sich das System der Preis- und Volumensmessung primär auf Gütertransaktionen beziehe, dennoch könnten „auch einige andere Transaktionen in Preis- und Volumenkomponenten aufgeteilt werden. Dazu zählen insbesondere die Gütersteuern und Gütersubventionen, die sich direkt auf den Wert oder die Menge von Waren oder Dienstleistungen beziehen und Bestandteil bestimmter Transaktionen werden". Bei

Mengensteuem bereite die Aufteilung in die beiden Komponenten „keinerlei Probleme. Die Volumenkomponente wird durch die Mengenänderungen des besteuerten Gutes bestimmt. Die Preiskomponente entspricht der Veränderung des Steuermessbetrages". Entsprechend verfahrt das StBA. Auch die Abschreibungen werden in eine Preis- und Volumenkomponente aufgeteilt. Die Methode der Preisbereinigung mit speziellen Preisindizes unterscheidet sich von der vom SVR ab 1984 angewandten Methode der Preisniveaubereinigung (Inflationsbereinigung), bei der ein genereller Preisindex verwandt wird. Zielsetzung hierbei ist die Berücksichtigung der allgemeinen Kaufkraftentwicklung des Geldes. Bei der Preisbereinigung kommen sämtliche in der amtlichen Preisstatistik berechneten Preisindizes in Betracht. Insbesondere werden folgende Preisindizes verwendet: Index der Erzeugerpreise land- und forstwirtschaftlicher Produkte, Index der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte, Preisindizes für Bauwerke, Index der Großhandelsverkaufspreise, Index der Einzelhandelspreise, Indizes der Verkehrsleistungspreise, Preisindizes für die Lebenshaltung der privaten Haushalte, Index der Einfuhr- bzw. Ausfuhrpreise. Die in den VGR berechnete Preisentwicklung misst die Veränderung der Preise der Güter im Berichtsjahr im Vergleich zum Preisbasisjahr. Die Veränderung der Preise zur Vorperiode kann hierbei nicht genau angegeben werden, da den Preisindizes der Aggregate des Inlandsprodukts insgesamt die - von Periode zu Periode wechselnde - aktuelle Gewichtung der Berichtsperiode (Paasche-Preisindex) zugrunde liegt. Komplementär zu den Paasche-Preisindizes ergibt die Preisbereinigung Ergebnisse für die Volumina, deren Entwicklung auch ijn Periodenvergleich genau angegeben werden kann (Laspeyres-Mengenindizes). 293

Preisindex der inländischen Verwendung von Gütern Für die Preis- und Volumenentwicklung ist die Wahl des Preisbasisjahres von Bedeutung. Jahre mit bedeutenden Sondereinflüssen auf die Preisstruktur scheiden als Preisbasisjahre aus. Die internationalen Organisationen empfehlen für die Berechnung aktueller Veränderungsraten der Teilaggregate des Bruttoinlandprodukts die Verwendung eines zeitnahen Preisbasisjahrs. In Europa ist in der Ratsverordnung zum ESVG 1995 die Verwendung des Vorjahrs - im Unterschied zu der bisherigen Praxis der funfjährlich wechselnden Preisbasis - als Preisbasis vorgesehen. Im SNA 1993 wird die Verwendung von Durchschnittspreisen des Vorjahrs und des aktuellen Jahres - mit Hilfe eines Fisher Indexes (-» Preisindextheorie) - empfohlen. Dieses Konzept wird beispielsweise in den Vereinigten Staaten angewandt. Die Preisentwicklung nach den VGR kann entsprechend den Angaben in konstanten Preisen fur Teilgrößen des BIP, für das BIP insgesamt oder das BNE ermittelt werden. Folgende Preisindizes sind von besonderer Bedeutung: —»Preisindex der Anlageinvestitionen; —» Preisindex der Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen; —» Preisindex für das Bruttoinlandsprodukt; —• Preisindex für das Bruttonationaleinkommen (Bruttosozialprodukt); —» Preisindex für die Bruttowertschöpfung; —» Preisindex der Einfuhr von Waren und Dienstleistungen; —> Preisindex der (letzten) inländischen Verwendung von Gütern; —• Preisindex der Privaten Konsumausgaben —• Preisindex für den Individualkonsum. Literatur: O. Angermann/C. Stahmer, Preisindices und Geldwertmessung im Rahmen der VGR, in: Sonderh. zum AStA, H. 10/1976, S. 101-127; H. Mayer, Preis- und Volumenmessung in den VGR, WiSta 12/2001, S. 1032-1043. Helmut Mayer

294

Preisindex der inländischen Verwendung von Gütern => Preisindex der letzten inländischen Verwendung von Gütern misst die Preisentwicklung sämtlicher in einer Volkswirtschaft als Teil des —> Konsums oder der —» Investitionen verwendeten Güter. Er beinhaltet jedoch nicht die Preisentwicklung der als Vorleistungen verwendeten Güter. Der P. kann als ein umfassender Indikator für die Kaufkraftentwicklung des Geldes, das von privaten Haushalten, den Unternehmen und dem Staat für Käufe von Gütern der letzten Verwendimg verwendet wird, bezeichnet werden. Der P. ergibt sich implizit aus der Relation der letzten inländischen Verwendung in jeweiligen Preisen und in —• konstanten Preisen (Paasche-Preisindex). Im Unterschied zum —> Preisindex für das Bruttoinlandsprodukt wird er nicht nur durch die Preisentwicklung der inländischen Produktionstätigkeit, sondern auch durch die Preisentwicklung der - für die letzte inländische Verwendung bestimmten - eingeführten Güter beeinflusst. Dagegen enthält er nicht die Preisentwicklung der ausgeführten Güter. Dieser Index wird vielfach auch als genereller Preisindex zur Inflationsbereinigung von Größen des Nationaleinkommens bzw. zur Bestimmung des —> Realwerts des Bruttonationaleinkommens und des Realwerts des verfügbaren Einkommens herangezogen, da er alle Preise der von Inländern nachgefragten Güter der Endnachfrage erfasst. Der P. ist zwar kein Index der allgemeinen Geldwertänderung, jedoch kann er im Vergleich zu allen anderen verfügbaren Preisindizes als bester Ersatzindikator zur Messung der Veränderung des allgemeinen Preisniveaus in der Volkswirtschaft verwendet werden. Literatur: H. Bartels, Preisindices in der Sozialproduktsberechnung, Wirtschaft und Statistik 1/1963, S. 15-18; H. Lützel,

Preisindex für das Bruttoinlandsprodukt Realeinkommen in den VGR, WiSta 2/1987, S. 115-122; BBk, Zum Zusammenhang zwischen Geldmengen- und Preisentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland, Monatsbericht Januar 1992, S. 20-29. Preisindex der letzten Verwendung von Gütern Der P. misst die Preisentwicklung sämtlicher Güter (Waren und Dienstleistungen), die entweder als Bestandteil des Konsums, der Anlageinvestitionen, der Vorratsveränderung oder des —> Exports konsumiert, investiert oder ausgeführt werden. Der P. ergibt sich implizit aus der Relation der letzten Verwendung von Gütern in jeweiligen Preisen und in —> konstanten Preisen eines Basisjahres. Da die letzte Verwendung von Gütern auch die Ausfuhr von Gütern umfasst, schließt der P. neben der Preisentwicklung der Güter der letzten inländischen Verwendung auch die Preisentwicklung der ausgeführten Güter ein. Der P. wird nicht nur - im Unterschied zum Preisindex für das BIP oder des BNE (BSP) - durch die Preisentwicklung der inländischen Produktionstätigkeit, sondern auch durch die Preisentwicklung der eingeführten Güter beeinflusst. Er kann daher als Absatzpreisindex verwendet werden, der die Preisentwicklung aller Güter zwischen der Berichtsperiode und dem Preisbasisjahr angibt (Paasche-Preisindex), die für den gesamten letzten Absatz bestimmt sind. Preisindex der Privaten Konsumausgaben misst die Veränderung der Preise der Waren und Dienstleistungen, die die privaten Haushalte für den —• Privaten Konsum kaufen, gegenüber den Preisen dieser Güter im Basisjahr. Er ergibt sich als Relation der Privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen durch die Privaten Konsumausgaben in konstanten Preisen. Letz-

terer wird berechnet, indem die einzelnen Arten von Waren und Dienstleistungen in möglichst tiefer Gliederung nach —• Verwendungszwecken mit passenden Preisindizes (häufig aus dem Preisindex der Lebenshaltung bzw. dem Einzelhandelspreisindex) in konstante Preise umgerechnet und dann zusammengefasst werden. Dem P. liegt das Gewichtungsschema des jeweiligen Berichtsjahres zugrunde. Die Veränderung gegenüber dem Voqahr wird daher auch durch Änderungen im Gewichtungsschema beeinflusst. In diesem Punkt unterscheidet er sich also wesentlich vom Preisindex der Lebenshaltung aller privaten Haushalte, dem ein festes Gewichtungsschema aus dem Basisjahr zugrunde liegt. Preisindex für das Bruttoinlandsprodukt Maß für die Verteuerung der wirtschaftlichen Leistung, die in einem Wirtschaftsgebiet (Inland) in einer Periode erbracht wurde. Der P. schließt neben der Preisentwicklung der Bruttowertschöpfung auch die „Preiskomponente" der —» Gütersteuem (abzüglich —» Gütersubventionen) mit ein. Er ergibt sich als Relation der Angaben in jeweiligen Preisen und in —> konstanten Preisen (eines Basisjahres) und wird auch als (impliziter) BIPDeflator bezeichnet. Berechnet wird das BIP in konstanten Preisen nach der Methode der —> doppelten Deflationierung sowohl von der —* Entstehungsseite (Produktionswert abzüglich Vorleistungen) wie auch von der —• Verwendungsseite (letzte Verwendung abzüglich Einfuhr von Gütern). Zu der Summe der Bruttowertschöpfung in konstanten Preisen werden die Gütersteuern (nichtabziehbare Umsatzsteuer, Importabgaben und sonstige Gütersteuern) in konstanten Preisen addiert. Diese ergeben sich einerseits aus der Multiplikation der steuerlichen Be295

Preisindex für das Bruttonationaleinkommen (Bruttosozialprodukt) messungsgrundlage in Preisen des Basisjahres mit den Umsatzsteuersätzen des Basisjahres, andererseits durch Multiplikation mit den Zolltarifen und Verbrauchsteuersätzen auf Importe bzw. auf im Inland erzeugte - verbrauchssteuerpflichtige - Güter des Basisjahres. Vermindert wird die Summe der Bruttowertschöpfung um die Gütersubventionen in konstanten Preisen. Die Berechnungen hierzu werden analog zu den Berechnungen der sonstigen Gütersteuern (Verbrauchssteuern) durch Berücksichtigung der Subventionssätze im Basisjahr durchgeführt. Literatur: O. Angermann/C. Stahmer, Preisindices und Geldwertmessung im Rahmen der VGR, in: Sonderh. zum AStA, 10/1976, S. 101-127. Preisindex für das Bruttonationaleinkommen (Bruttosozialprodukt) Der P. misst die Preisentwicklung der Gesamtheit der von den inländischen Wirtschaftseinheiten erbrachten Produktionsleistungen (Leistungen der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital einschließlich —> Abschreibimgen und Saldo aus —> Gütersteuern und Gütersubventionen). Er ergibt sich implizit aus der Relation des BNE (BSP) in jeweiligen Preisen und in —• konstanten Preisen. Mit dem P. kann gezeigt werden, inwieweit die Veränderungen des Nationaleinkommens auf Mengen- (Volumens·) oder Preisänderungen zurückgehen. Das BNE (BSP) in konstanten Preisen wird durch —• Deflationierung der Wertgrößen in jeweiligen Preisen der —* Entstehungs- (—» doppelte Deflationierung) bzw. der —• Verwendungsrechnung des Sozialprodukts berechnet. Es kann dabei sowohl entstehungs- als auch verwendungsseitig nur als Differenz zweier Güterströme nach der Methode der doppelten Deflationierung berechnet werden: Entstehungsseitig wird von der 296

Gesamtheit der in einer Volkswirtschaft erzeugten Waren und Dienstleistungen abzüglich der Summe aller Vorleistungen (Bruttowertschöpfung, —* Preisindex für die Bruttowertschöpfung) und unter Berücksichtigung der Gütersteuem (nichtabziehbare Umsatzsteuer, Importabgaben, sonstige Gütersteuern) und der aus der übrigen Welt empfangenen abzüglich an die übrige Welt geleisteten Arbeitnehmerentgelte, Vermögenseinkommen und Subventionen ausgegangen. Verwendungsseitig erfolgt die Berechnung durch Abzug aller eingeführten Waren und Dienstleistungen (—• Preisentwicklung der Ein- und Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen) von der Gesamtheit der letztlich verwendeten Güter (—• Preisindex der letzten Verwendung von Gütern). Bei der Deflationierung der Teilaggregate des Nationaleinkommens (Sozialprodukts) werden sämtliche verfügbaren speziellen Preisindizes für einzelne Waren und Dienstleistungen herangezogen (—• Preisentwicklung nach den VGR). Die Berechnung des BNE (BSP) in konstanten Preisen unterscheidet sich darin von der Berechnung des Realwerts des BSP durch den SVR, der insbesondere die Bestimmung der —> Realeinkommen zum Ziel hat. Der P. wird mitunter als ein allgemeiner Preisindex zur Messung der Geldwertänderung verwendet. Hierfür ist er jedoch weniger gut geeignet als der —> Preisindex der letzten inländischen Verwendung von Gütern. Der Grund liegt in der Wirkung von Änderungen der Einfuhrpreise auf den P. Sinken die Einfuhrpreise, so verbilligen sie tendenziell die Preise im Inland. Da die Einfuhr bei der Berechnung des BNE (BSP) jedoch abgezogen wird, wirken sich sinkende Einfuhrpreise erhöhend auf den P. aus. Literatur: H. Bartels, Preisindices in der Sozialproduktsberechnung, WiSta 1/1963, S. 15-18; W. Neubauer, Irreales Inlandsprodukt in konstanten Preisen,

Preiskonzept AStA 58 (1974), S. 237-271; H. Lützel, Realeinkommen in den VGR, WiSta 2/1987, S. 115-122. Preisindex für den Staatsverbrauch Begriff bezieht sich auf die früheren nationalen VGR. P. ergab sich rechnerisch aus dem Staatsverbrauch in jeweiligen Preisen geteilt durch den in konstanten Preisen. Da es für die im Staatsverbrauch enthaltenen Dienstleistungen keine Preise gibt, wurde der Staatsverbrauch auch in konstanten Preisen über die Kostenseite berechnet. Bei der so berechneten Produktion des Staates in konstanten Preisen wurde implizit unterstellt, dass die Arbeitsproduktivität sich im Zeitablauf nicht ändert. Da diese Annahme unrealistisch ist, wurde im StBA ein frei geschätzter Produktivitätszuschlag von 0,5 % pro Jahr eingerechnet. Preisindex für die Bruttowertschöpfung zeigt die Preisentwicklung der Leistungen der Produktionsfaktoren (einschließlich Abschreibungen und Saldo aus Sonstigen Produktionsabgaben und Sonstigen Subventionen), die in einem Wirtschaftsbereich im Produktionsprozess eingesetzt wurden. Er wird bei der Berechnung der Beiträge der Wirtschaftsbereiche zur —» Entstehimg des Inlandsprodukts in —* konstanten Preisen auf indirektem Wege ermittelt: Der P. ergibt sich aus der Relation der Bruttowertschöpfung in jeweiligen Preisen und der entsprechenden Größe in konstanten Preisen. Die —• Bruttowertschöpfung in konstanten Preisen wird mit der Methode der —> doppelten Deflationierung bereichsweise durch Saldierung der preisbereinigten Produktionswerte mit den preisbereinigten Vorleistungen berechnet. Bei der Berechnung der Preisindizes der Produktionswerte und der Vorleistungen der Wirtschaftsbereiche werden die 10-

Tabellen, insbesondere auch die —* Aufkommens· und Verwendungstabellen, herangezogen, die eine gütermäßige Aufteilung der Produktionswerte bzw. Vorleistungen enthalten. Die Angaben in konstanten Preisen werden durch —* Deflationierung der gütermäßig tief unterteilten Produktionswerte bzw. Vorleistungen mit Hilfe geeigneter Preisindizes fiir einzelne Güter berechnet. Der Aussagewert des nach der Methode der doppelten Deflationierung berechneten P. ist insbesondere dann eingeschränkt, wenn sich die Preise der Produktionswertes und der Vorleistungen stark voneinander abweichend verändern. Neubauer (1974) hat mit dem Hinweis, dass die Wertschöpfung keine Mengenund damit keine Preiskomponente hat, die Methode der doppelten Deflationierung kritisiert und stattdessen eine —• Inflationsbereinigung vorgeschlagen. Literatur: O. Angermann/C. Stahmer, Preisindices und Geldwertmessung im Rahmen der VGR, in: Sonderh. zum AStA, 10/1976; H. Bartels, Preisindices in der Sozialproduktsberechnung, WiSta 1/1963, S. 15-18; W. Neubauer, Irreales Inlandsprodukt in konstanten Preisen. Kritisches zu Deflationierung in der VGR, AStA 58 (1974), S. 237-271. Preisindexzahlen —• Theorie der Preisindexzahlen. Preiskonzept beschreibt in den VGR die Regeln der —• Bewertung der ökonomischen Tatbestände, und zwar der Bestands- und der Stromgrößen. Je nach dem Darstellungsgegenstand und dem Bewertungszweck können —* Marktpreise oder —» Faktorkosten, —• Herstellungs-, —• AbWerk- oder —> Anschaffungspreise sowie jeweilige oder —• konstante Preise unterschieden werden. Dabei gelten die in der Übersicht gezeigten Zusammenhänge:

297

Preiskonzept

Marktpreise - Produktions- und Importabgaben + Subventionen = Faktorkosten

Herstellungspreise

fob-Preise

+ Gütersteuern - Gütersubventionen

+ Versicherungs-und Transportkosten (zwischen Ausführund Einfuhrgrenze)

= Ab-Werk-Preise + Handels-und Transportspanne + nichtabziehbare Umsatzsteuer

= cif-Preise + Einfuhrabgaben = Ab-Zoll-Preise

= Anschaffunesoreise jeweilige Preise/Preisindex = konstante Preise.

Marktpreise sind die Preise, zu denen die Transaktionen tatsächlich stattfinden (einschließlich der vom liefernden Bereich in Rechnung gestellten Transportkosten). Somit bilden die Ab-WerkPreise (Verkaufspreise der Produzenten) die Untergrenze, die Anschaffungspreise (Einkaufspreise der Käufer) die Obergrenze. Beide können sich um die —> Handels- und Transportleistungen unterscheiden, wenn eine Ware nicht direkt beim Produzenten gekauft wird. Das Faktorkostenkonzept wird nur in den deutschen VGR benutzt, um die Wertschöpfung zu Faktorkosten aus der zu Marktpreisen und das Volkseinkommen aus dem BIP bzw. BNE abzuleiten. Der Herstellungspreis ist ein in der Entstehungsrechnung des BIP und in der ΙΟ-Rechnung (IOR) verwendetes Bewertungskonzept, bei dem der Einfluss auf den Preis ausgeschaltet werden soll, der von den auf die Güter erhobenen Steuern (z.B. Verbrauchssteuern, Umsatzsteuer, Zölle) abzüglich der Gütersubventionen ausgeht. Er umschließt die Herstellungskosten ohne die auf die produzierten Erzeugnisse abzuführenden Steuern. AbWerk-Preise und Anschaffungspreise sind ebenfalls in der IOR übliche Bewertungskonzepte. Fob- und cif-Preise sind in der Außenhandelsstatistik übliche P. Hier wird 298

die Ausfuhr frei Ausfuhrgrenze (free on board) und die Einfuhr frei Einfuhrgrenze (cost, insurance, freight) dargestellt. In der IOR entspricht der cif-Preis dem Herstellungspreis inländischer Erzeugnisse und der Ab-Zoll-Preis dem Ab-WerkPreis. Der cif-Preis enthält auch die Versicherungs- und Frachtkosten bis zur Einfuhrgrenze. Anschaffungs- und Wiederbeschaffungspreise werden in der Vermögensrechnung verwendet. Zu Anschaffungspreisen wird, wie in den Handelsund Steuerbilanzen üblich, das Anlagevermögen zu den ursprünglichen Anschaffungspreisen oder Herstellungskosten der Zugänge bewertet, während die in den VGR üblichen Wiederbeschaffiingspreise den Wiederbeschaffungswert der Anlagegüter am jeweiligen Bilanzstichtag wiedergeben. Gegenwärtig wird das Anlagevermögen in den VGR nicht zu Anschaffungspreisen nachgewiesen, aber auch zu konstanten Preisen eines festen Basisjahres. Alle P. können sowohl zu den tatsächlichen Preisen (jeweilige Preise) oder zu Preisen eines festen Basisjahres (konstante Preise) angewandt werden. Angaben in konstanten Preisen werden i.d.R aus denen in jeweiligen Preisen abgeleitet, indem die Angaben in jeweiligen Preisen in möglichst tiefer Gliederung nach der Art der Waren und Dienstleistungen durch

Private Haushalte Preisindizes dividiert werden, die für diese Waren und Dienstleistungen typisch sind (—> Deflationierung bzw. Preisbereinigung). Mit Angaben in konstanten Preisen soll gezeigt werden, wie die reale Veränderung der einzelnen Transaktionen im Zeitablauf ist, und zwar ohne den Einfluss von Preisänderungen. Ein besonderes Bewertungsproblem stellt die Berücksichtigung der Gütersteuern (abzügl. Gütersubventionen) dar. Das Aufkommen an Gütern aus inländischer Produktion (Produktionswert und Importe) wird in den VGR ohne die Nettogütersteuem bewertet, während die Verwendung dieser Güter als Vorleistungen und letzte Verwendung die Nettogütersteuern einschließt, da sie Bestandteil der Anschaffungspreise sind. Um das Aufkommen und die Verwendung wertmäßig a b zugleichen, werden die Nettogütersteuern global zur Aufkommensseite zugeschlagen. Heinrich Lützel Primäraufwand —» Primärinputs. Primäre Einkommensverteilung => Primary distribution of income, umfasst die geleisteten und empfangenen —» Vermögenseinkommen aller Sektoren, das von den Arbeitnehmern (Private Haushalte) empfangene —• Arbeitnehmerentgelt sowie die vom Staat empfangenen —» Nettoproduktionsabgaben. Die P. wird im Primären Einkommensverteilungskonto dargestellt. Primäreinkommen => Balance of primary income der Volkswirtschaft, der Sektoren und der Wirtschaftseinheiten sind das Ergebnis der —» primären Einkommensverteilung. Ohne die vom Staat empfangenen —» Nettoproduktionsabgaben geben sie die Anteile der Sektoren am —* Volkseinkom-

men an. Die Summe der P. bildet das —• Nettonationaleinkommen. Primäreinkommen aus der übrigen Welt (Saldo) => Net primary incomes from the rest of the world. Primäres Einkommensverteilungskonto => Allocation of primary income account. —• Kontensystem der VGR. Primärinputs Zu den P. rechnet in der ΙΟ-Rechnung der Einsatz von primären Produktionsfaktoren bei der Produktion von Waren und Dienstleistungen. Gemessen wird der Einsatz von P. im ΙΠ. Quadranten der —» Input-Output-Tabellen an den Komponenten der Bruttowertschöpfung, nämlich den Abschreibungen, den sonstigen Produktionsabgaben abzüglich der sonstigen Subventionen, den Arbeitnehmerentgelten und dem Betriebsüberschuss (netto). In der ΙΟ-Tabelle der Inlandsproduktion werden auch die importierten Vorleistungen zu den P. gezählt. Primärsaldo (Primärdefizit) des Staates ist der Finanzierungssaldo abzüglich der Zinsausgaben des Staates. Hinter dieser Abgrenzung des Defizits steht die Überlegung, dass die Fiskalpolitik keine kurzfristige Kontrolle über die jeweiligen Zinsausgaben besitzt, weil diese vom jeweiligen Stand der Staatsschulden und dem Zinssatz abhängen. Private Hausbalte => Private households stellen einen —» Sektor (S.14) in den VGR dar. Er umfasst die Einzelpersonen und Gruppen von Einzelpersonen in ihrer Funktion als Konsumenten und ggf. auch in ihrer Eigenschaft als Produzenten, die marktbestimmte Waren, nichtfinanzielle und finanzielle Dienstleistungen produzieren (Marktproduzenten), soweit diese 299

Private Haushalte und Private Organisationen o.E. nicht als Quasi-Kapitalgesellschaften (z.B. Personengesellschaften) dem Sektor S.ll zuzuordnen sind. Entscheidend für die Abgrenzung der P. gegenüber dem Sektor Kapitalgesellschaften ist, dass bei den P. die Trennimg der Unternehmenssphäre von den Eigentümerhaushalten praktisch nicht möglich ist. Der Sektor enthält neben Einzelpersonen und Gruppen von Einzelpersonen in ihrer Funktion als Konsumenten also auch Marktproduzenten sowie Nichtmarktproduzenten für die Eigenverwendung (z.B. Eigennutzung von Wohnraum). Alle Einzeluntemehmer, -kaufleute, -gewerbetreibende, -landwirte, die Angehörigen der freien Berufe, selbständige Heimarbeiter und sonstige selbständig tätige Personen sind dem Haushaltssektor zuzuordnen, auch wenn sie Kooperationsformen „unterhalb" der OHG, KG usw. - etwa BGBGesellschaften, Praxisgemeinschaften von Freiberuflern - eingehen. Das ESVG sieht die Untergliederung der Privaten Haushalte in Teilsektoren vor, die aber nicht zum —» Lieferprogramm gehört: - Selbständigenhaushalte (mit und ohne Arbeitnehmer) (S. 141 + S. 142); - Arbeitnehmerhaushalte (S. 143); - Haushalte von Vermögenseinkommensempfängern (S. 1441); - Haushalte von Renten- und Pensionsempfängern (S. 1442); - Sonstige Nichterwerbstätigenhaushalte (S. 1443) - werden vom StBA nicht nachgewiesen; - Sonstige Private Haushalte (S. 145). Private Haushalte und Private Organisationen ο. E. => Private households and private nonprofit institutions serving households fasst fur bestimmte Darstellungen die Sektoren S. 14 und S. 15 zusammen. Private Konsumausgaben

=> Private consumption expenditure, frü300

her: Privater Verbrauch umfassen als Bestandteil des —• Konsums nach dem Ausgabenkonzept die —• Konsumausgaben der Privaten Haushalte und die —> Konsumausgaben der Privaten Organisationen ο. E. Literatur: M. Burghardt, Die Privathaushalte im Rahmen der VGR, WiSta 3/2000, S. 165-176. Private Kreditinstitute => National private other monetary financial institutions. —* Finanzielle Kapitalgesellschaften. Private Kredit- und Versicherungshilfstätigkeiten => National private financial auxiliaries. —»Finanzielle Kapitalgesellschaften. Private nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften => National private non-financial corporations. —> Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften. Private Organisationen ohne Erwerbszweck => Non-profit institutions serving households (NPISHs). Der Sektor S. 15 umfasst Organisationen ohne Erwerbszweck m.e.R., die als private sonstige Nichtmarktproduzenten Privaten Haushalten dienen. Ihre Hauptmittel stammen, von etwaigen Verkaufserlösen abgesehen, aus freiwilligen Geld- oder Sachbeiträgen, die private Haushalte in ihrer Eigenschaft als Konsumenten leisten, aus Zahlungen des Staates sowie aus Vermögenseinkommen. Zu den P. rechnen Gewerkschaften, Fachverbände, politische Parteien, kirchliche und Religionsgemeinschaften, Forschungseinrichtungen und wissenschaftliche Gesellschaften, kulturelle und soziale Vereinigungen, Sport- und Freizeitvereine, Hilfswerke und andere gemeinnützige

Organisationen.

Zusätzlich

wird

die

Produktion Wohnungsvermietung (Marktproduktion) dieser institutionellen Einheiten auf der Ebene der örtlichen fachlichen Einheiten einbezogen. Nicht enthalten sind QuasiKapitalgesellschaften, die als Marktproduzenten ihre Kosten überwiegend aus Verkaufserlösen decken, wie die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen der frei-gemeinnützigen Träger. Privater Verbrauch frühere Bez. für —> Private Konsumausgaben. Privater Verbrauch je Einwohner frühere Bez. für —• Konsum je Einwohner. Private sonstige Finanzinstitute => National private other financial intermediaries, except insurance corporations and pension funds. —• Finanzielle Kapitalgesellschaften. Private Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen => National private insurance corporations and pension funds. —»Finanzielle Kapitalgesellschaften. Product χ product-Tabelle => Commodity χ commodity-Tabelle bezeichnet im SNA die rein gütermäßig gegliederte ΙΟ-Tabelle. Sie wird aus den —»Basistabellen mit Hilfe eines —• Überleitungsverfahrens gewonnen. Es handelt sich um eine ΙΟ-Tabelle vom Typ der —• Produktionsverflechtungstabelle.

Produktion => Production. 1. Grundsätzliches: Der Vorgang des Produzierens wird in der Ökonomik in allgemeiner Form als Transformationsprozess aufgefasst, durch den im Rahmen wirtschaftlicher Tätigkeiten innerhalb einer vorgegebenen Zeitperiode vorhande-

ne Güter (Inputs) ge- oder verbraucht werden, um neue Güter (Outputs) zu schaffen. In einer arbeitsteiligen Wirtschaft kann allerdings nur P. sein, was entweder tauschbare Waren hervorbringt oder Dienstleistungen schafft, die - zumindest im Prinzip - auch für Dritte erbracht werden können. Diese allgemein gehaltene Definition muss nun im Hinblick auf volkswirtschaftliche Rechenwerke konkretisiert werden. Tatsächlich entscheidet die Festlegung der sog. Produktionsgrenze (production boundary) darüber, was als produktive Leistung gilt und damit in die Rechnung aufzunehmen ist und was nicht. Gleichzeitig bestimmt diese Grenze, was als Endverbrauch von Gütern - im Gegensatz zum Zwischenverbrauch in der P. - anzusehen ist. Sie entscheidet damit über Form und Inhalt des Beobachtungsfeldes der MakroÖkonomik. Die Frage, welche Tätigkeit als P. gilt, hat die Wirtschaftswissenschaft lange beschäftigt und ist heute noch nicht ausdiskutiert. Auch in den VGR hat man von den ersten Anfängen bis heute verschiedene Konzepte verfolgt (—> Geschichte der VGR), die nicht nur ein verschiedenes theoretisches Bewusstsein, sondern auch eine jeweils gegebene Struktur der Volkswirtschaft selbst oder ζ. B. herrschende Moralvorstellungen widerspiegeln. Auch die statistische Messbarkeit ist bedeutsam. Es lohnt sich darauf kurz einzugehen, um die historische Relativität des heutigen Konzepts deutlich zu machen. Auch das herrschende Konzept der VGR gemäß (SNA 1993 bzw.) ESVG 1995 ist keineswegs ein für allemal festgelegt. Für die Physiokraten und ihren Vertreter F. Quesnay, der zu den ersten gehört, die eine VGR konzipierten, war nur Primärproduktion, also das unmittelbare Abringen des Produkts von der Natur (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Bergbau) produktive Tätigkeit. Alle 301

Produktion Weiterverarbeitung und erst Recht der Handel wurden als „steril" eingestuft und trugen damit nicht zur Wertschöpfung bei. Das von den Klassikern A. Smith über Ricardo bis zu K. Marx geformte Konzept der materiellen Produktion bezog die Weiterverarbeitung in den Produktionsbegriff mit ein, umfasste aber neben der Herstellung von Sachgütern (Waren) nur diejenigen Dienstleistungen, die unmittelbar mit der Herstellung dieser Sachgüter zusammenhängen. Dieser Produktionsbegriff wurde im —• Material Product System (MPS), dem volkswirtschaftlichen Rechnungswesen der sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaften, statistisch umgesetzt. Bei der Entstehung der ersten Gesamtrechnungen in eher marktwirtschaftlich orientierten Ländern stand das marktliche Produktionskonzept im Vordergrund. Es lässt in seiner strengen Ausprägung nur diejenigen Aktivitäten als P. zu, die zu einem Verkauf von Gütern auf Märkten vorgesehen sind. Dazu gehören nun auch Dienstleistungen, aber nicht alle. Die unentgeltlich erbrachten Dienstleistungen insbesondere des Staates fur die Allgemeinheit bleiben außen vor. In den heute weltweit standardisierten VGR gilt ein umfassendes Produktionskonzept, das auch diese Dienstleistungen einbezieht. Es schließt somit auch Aktivitäten ein, die nicht für den Markt bestimmte Güter hervorbringen, darüber hinaus aber auch solche, bei denen überhaupt keine marktbestimmten Aktivitäten vorliegen (z.B. die unterstellte Miete in der Eigentümerwohnung). Andererseits werden weder —> Haushaltsproduktion oder indirekte Effekte wie externe Nutzen und Kosten auf Dritte oder gar gegenüber der Natur ausgewiesen. Sie wurden zwar diskutiert, probeweise gerechnet und spielten eine große Rolle bei einer Vielzahl von auf den VGR aufbauenden Reformrechnungen, wie ζ. B. den Netto302

wohlfahrtsmaßen Tobin/Nordhausscher Prägung. Sie haben aber letztlich keinen Eingang in die VGR (im Kern, gelegentlich allerdings im —» Satellitensystem) gefunden. Das lässt sich nachvollziehen, wenn man das Prinzip, auf dem die VGR als ein Instrument der Wirtschaftsbeobachtung beruhen, verstanden hat. Zur Erklärung dieses im umfassenden Produktionskonzept inkorporierten Prinzips empfiehlt es sich, zwei Ebenen der Betrachtung zu unterscheiden: Die eine ist die Ebene der Theorie, auf der ein logisch konsistentes Begriffssystem aufgebaut wird, das als Leitlinie für Erstellung und Interpretation der Gesamtrechnung herhält. Das andere ist die Ebene der empirischen Umsetzung, die nicht nur dieser Theorie, sondern auch anderen Einflüssen politischer, historischer und statistischer Art unterliegt, die Abweichungen vom theoretischen Ideal zweckmäßig sein lassen. Solche Abweichungen müssen allerdings als Ausnahmen vom System kenntlich gemacht und begründet werden und dürfen nicht in eine Größenordnung geraten, die das System als Ganzes sprengt. Theoretisch fußen die VGR auf dem Transaktionsprinzip. Das wird im SNA bzw. ESVG auch deutlich, denn die Erläuterung von —> Transaktionen steht an zentraler Stelle. Interpretiert man P. ferner als eine Tätigkeit, die gegen Entgelt ausgeübt wird, also mit Einnahmen und Ausgaben verbunden ist, werden sofort Verbindungen zu den Einkommenstransaktionen sichtbar. Es kommt zu einem bruchlosen Übergang zwischen P. und Einkommen, der fur die Interpretation der VGR bedeutsam ist. Entgeltlichkeit als Merkmal der P. ist zur Erklärung des Wirtschaftskreislaufs der Transaktionen hilfreich. Der Wert dieser Transaktionen kann unmittelbar nur aus solcher Tätigkeit erklärt werden, die selbst in den Kreislauf der Transaktionen eingebunden ist, eben durch ihre Entgeltlichkeit. Die VGR stehen auf diese Weise in enger

Produktion Abstimmung mit den Konzepten der Arbeitsmarktstatistik. So sind alle unselbständigen Tätigkeiten, die zu Lohneinkommen („Arbeitnehmerentgelt") fuhren, P. unabhängig davon, ob ihr Ergebnis, das Produkt, fur einen Markt bestimmt ist oder nicht. Für die Erkennung der Selbständigentätigkeit halten die VGR den Begriff des „Selbständigen Einkommens" bereit. Die dahinterstehende P. ist naturgemäß auf einen Markt ausgerichtet. Anzumerken ist, dass bei einer Ausrichtung auf die Produkte und nicht auf die Produktionsaktivitäten die Einbeziehung unentgeltlich abgegebener staatlicher Leistungen vor dem Hintergrund des Transaktionsprinzips schwer verständlich ist. Während also die Nichtmarktaktivitäten des Staates und der Privaten Organisationen ο. E. wegen der Entgeltlichkeit auf der Inputseite als P. gelten, gibt es Fälle, die im ESVG als P. gelten, ohne die bisher verwendete enge Interpretation von Transaktionen zu erfüllen. So werden verschiedene Ströme in die Transaktionen einbezogen, bei denen nicht das Einnahmen/Ausgabenmerkmal vorliegt. Es handelt sich um intrasektorale Ströme wie den Eigenverbrauch der Landwirtschaft und die unterstellte Miete für die Nutzung der Eigentümerwohnung. Der Grundgedanke für ihre Einbeziehung ist: Aktivitäten wie die Nutzung der eigenen Wohnung und der Miete einer Wohnung oder der Hausbau durch Eigenleistungen und der Hauskauf - entsprechend die jeweiligen Güter - sollen nicht deshalb unterschiedlich behandelt werden, weil jeweils andere institutionelle Rahmen vorliegen. Nach dem Transaktionsprinzip wäre das der Fall. Will man die Güterversorgung darstellen, erscheint der Nachweis generell zweckmäßig. Wird allerdings der Transaktionsbegriff durchbrochen, müssen nicht nur die Eigentümerwohnung, sondern auch ähnlich gelagerte Fälle entschieden und be-

gründet werden. So sprechen etwa gegen die Verbuchung von unterstellten Mieten für staatliche Verwaltungsgebäude Probleme der praktisch-statistischen Umsetzbarkeit. Ferner können verstärkt notwendige Modellrechnungen den Charakter der VGR als Instrument der kurzfristigen Wirtschaftsbeobachtung beeinträchtigen. Das spricht auch gegen die Einbeziehung der Haushaltsproduktion. Legalität (oder Illegalität) allein ist unabhängig vom Transaktionsprinzip kein Kriterium dafür, ob P. vorliegt. Das schreiben auch SNA und ESVG vor. Gerade an der Abgrenzung der P. wird deutlich, dass die VGR vielen analytischen Zielen zu dienen hat und dass ζ. B. eine Beschäftigungsanalyse sehr wohl intendiert ist, nicht hingegen eine Wohlfahrtsmessung oder ein internationaler Wohlfahrtsvergleich. Sonst müsste die Produktionsgrenze, um Vergleiche etwa mit Entwicklungsländern zu ermöglichen, viel weiter gefasst werden und viele Haushaltsaktivitäten einschließen. Wenn man P. als eine bestimmte Tätigkeit definiert, ist als nächstes die Frage zu beantworten, mit welchem Wert ihr Ergebnis, das Produkt, in die Rechnung eingehen soll. Die Antwort folgt aus dem —> Kreislaufaxiom, einem weiteren Grundsatz der VGR, der besagt, dass der Wert des Endprodukts einer Volkswirtschaft genau gleich dem Wert der dafür eingesetzten Primärfaktoren ist. Anders gesagt: Im Kreislauf kann dieser Wert weder wachsen, noch kann etwas davon unbeachtet verloren gehen. Allerdings wird dieser Zusammenhang zwischen Wertschöpfung (ohne Produktions- und Importabgaben abzüglich Subventionen) und Einkommen eben durch diese Abgaben (netto) gestört und unterscheidet sich gegenüber zu Marktpreisen bewerteten marktbestimmten Produkten bzw. zu Herstellungskosten bewerteten nichtmarktbestimmten Produkten.

303

Produktion für die Eigenverwendung 2. Produktion in den deutschen VGR: In den deutschen VGR ist das ESVG vollständig umgesetzt. Als P. gilt generell eine unter Kontrolle und Verantwortung einer institutionellen Einheit ausgeführte Tätigkeit, bei der diese Einheit durch den Einsatz von Arbeitskräften, Kapital sowie Waren und Dienstleistungen andere Waren und Dienstleistungen produziert. Die P. umfasst (1) die P. von Gütern für den individuellen oder kollektiven Verbrauch, die anderen Einheiten bereitgestellt werden oder für diese bestimmt sind, (2) die P. von Gütern für die eigene letzte Verwendung (Konsum- oder Anlageinvestitionen) innerhalb der produzierenden Einheit bzw. im privaten Haushalt des Produzenten. Zu den selbsterstellten Anlagen zählt die P. eigener Anlagegüter (wie Gebäude) aber auch die Eigenentwicklung von Software sowie die eigene Erschließung von Bodenschätzen. Nach der Marktbestimmung werden diese drei Produktionsarten in — Nichtmarktproduzenten (Staat und Private Organisationen ο. E.). Für die Bewertung des Marktoutputs können - zumindest dem Prinzip nach Marktpreise herangezogen werden. Die P. für die eigene Verwendung und die Nichtmarktproduktion werden über die Produktionskosten bewertet. Bei der Gleichsetzung der P. mit den entstandenen Produktionskosten (Vorleistungen, Abschreibungen, Arbeitnehmerentgelt, sonstige Nettoproduktionsabgaben) ist im

ESVG 1995 auch das Entstehen eines Betriebsüberschusses zu unterstellen. Dieses Vorgehen ist notwendig, weil die Güter entweder restlos vom Produzenten selbst verbraucht werden, oder sie werden wie die öffentlichen Dienstleistungen überwiegend unentgeltlich abgegeben und als fiktiver Eigenverbrauch aufgefasst (—• Konsumausgaben des Staates bzw. —» Kollektivkonsum). Die Behandlung der P. der Nichtmarktproduzenten schließt ζ. B. aus, dass die entsprechenden öff. Dienstleistungen bei den übrigen Produzenten als Vorleistungen erscheinen, was zu anderen als den in den gegenwärtigen VGR resultierenden Einkommensbegriffen und Salden führen würde. Gemäß ESVG wird die güterwirtschaftliche Produktionsseite mit Hilfe zweier Kontentypen abgebildet: Das Güterkonto einer Gütergruppe zeigt auf der rechten Seite, in welche Verwendungen die Güter geflossen sind (Vorleistungen, Konsum, Investition, Export) und auf der linken Seite das Aufkommen (die Herkunft) der Güter (P., Import). Die Produktionskonten werden nicht für Güter, sondern für Zusammenfassungen von Wirtschaftseinheiten aufgestellt (Wirtschaftsbereiche) und weisen auf ihren rechten Seiten den Produktionswert und auf ihren linken Seiten die Vorleistungen aus, die andere Einheiten dafür erbracht haben (intermediärer Verbrauch), sowie die Wertschöpfung, die von den Wirtschaftseinheiten selbst geleistet und dem Wert der Vorleistungen aus eigener Aktivität hinzugefügt wurde. Aus der Wertschöpfung verteilen sich die verschiedenen Ströme des —* Einkommenskreislaufs, die auf den Einkommenskonten der VGR im Einzelnen analysiert werden. Hans-Werner Holub Produktion für die Eigenverwendung => Output for own final use.

—» Produktion. 304

Produktionspotenzial Produktionsabgaben fDr Zucker —* Steuern.

Produktionskapazität -+ Produktionspotenzial.

Produktionsbereich Gesamtheit aller homogenen Produktionseinheiten, die ausschließlich und vollständig die Güter einer —• Gütergruppe erzeugen. Der P. ist nach streng fachlichen Gesichtspunkten gebildet. Er ist die Darstellungseinheit in den IO-Tabellen vom Typ der Produktionsverflechtung.

Produktionskoeffizient —> Inputkoeffizient.

Produktionsfaktoren Die P. Arbeit und Kapital gehören zum Darstellungsbereich der VGR. Der Faktor Arbeit wird durch die —» Erwerbstätigen bzw. das —» Arbeitsvolumen abgebildet. Zum Nachweis der Erwerbstätigkeit gibt es ein eigenständiges erwerbsstatistisches Berechnungssystem (—» Datengrundlagen). Der P. Kapital wird durch das —• Anlagevermögen dargestellt. Die Kapitalnutzung in Form der —• Abschreibungen wird indirekt aus dem Anlagevermögen bzw. —» Kapitalstock abgeleitet. Mit den P. werden verschiedene analytisch wichtige Beziehungszahlen gebildet wie z.B. —• Produktivität (Arbeits- bzw. Kapitalproduktivität), —+ Kapitalintensität, —• Kapitalkoeffizient, —» Lohnstückkosten. Neben der globalen gesamtwirtschaftlichen Betrachtung ist auch eine Analyse in der Gliederung nach —» Wirtschaftsbereichen möglich. Produktionsgrenze => Production boundary, => Produktionskonzept —• Produktion legt fest, welche Aktivitäten im ESVG zur Produktion rechnen und welche nicht. Zu letzteren rechnen die Haushaltsarbeit, ehrenamtlich erbrachte Tätigkeiten, bei denen keine Waren entstehen, und das natürliche Heranwachsen von Fischen in freien Gewässern.

Produktionskonto => Production account. —• Kontensystem der VGR. Produktionspotenzial Unter dem Produktionspotenzial (C) einer Volkswirtschaft versteht man den Wert des BIP, der bei Vollauslastung der Produktionsfaktoren hätte geschaffen werden können. Es wird bestimmt durch das verfügbare Arbeitskräftepotential (L), den Kapitalstock (K), die natürlichen Ressourcen (R) und das vorhandene Wissen (T), so dass gilt (1) C = f (L, K, R, T). Es kann davon ausgegangen werden, dass das Produktionspotenzial nicht immer voll genutzt wild. Das reale Inlandsprodukt (Y) gibt das Ergebnis der tatsächlichen Nutzung der Potenzialgrößen wieder. Der Auslastungsgrad (λ) ist definiert als: (2) λ = Y/C. Vor einer Analyse des Wachstumsprozesses einer Volkswirtschaft muss die Bedeutung von λ geklärt werden. Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotenzials gelten als Konjunkturschwankungen. In einer Marktwirtschaft soll dabei nicht die maximale Auslastung des Potenzials als Vollauslastung gelten, sondern die optimale·, das entspricht der intensiven Nutzung des vorhandenen Arbeitskräftepotenzials und der rentablen Nutzung des Kapitalbestandes. Bedeutung·. Das gesamtwirtschaftliche P. bietet zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten in der empirischen Wirtschaftsforschung sowie Bezüge zu wirtschaftspolitischen Entscheidungen (z.B. Wachstumsprognose, potenzialorientierte Geldpolitik). Die Kenntnis seines Ver305

Produktionspotenzial laufs ist fur wirtschaftspolitische Entscheidungen wichtig. Über den jeweiligen Kapazitätsauslastungsgrad werden der Konjunkturverlauf nachgezeichnet und auch die Kenntnis über Dauer und Verlauf des Konjunkturzyklus vermittelt. Daraus können Informationen für die Geld- und Finanzpolitik abgeleitet werden. Öff. Haushalte können unter konjunkturellen und strukturellen Aspekten analysiert werden. Der Verlauf des Potenzials und seine Schätzung geben Hinweise darauf, wie die Wachstumspolitik gestaltet werden sollte. Methoden der Messung". Das P. ist keine direkt messbare Größe. Es existieren unterschiedliche Konzepte der Schätzung. Hierzu dienen bekannte Daten als Grundlage, die starken Schwankungen unterliegen und die als Nutzungsgrößen lediglich Hinweise auf Potenzialgrößen geben können. Traditionell werden drei Konzepte unterschieden: das Produktionsverfahren, das Faktoreinsatzverfahren und das Umfrageverfahren. Produktionsverfahren·. Das P. ist zu Zeiten des Konjunkturhöhepunkts definitionsgemäß voll ausgelastet. Verbindet man die oberen Wendepunkte des Konjunkturzyklus miteinander (Peak-to-PeakVerfahren), so ergibt sich eine Kapazitätslinie, die der Größe des P. nahe kommt. Sie lässt sich extrapolieren, wenn die Länge des Konjunkturzyklus ungefähr bekannt ist. Ein solches Verfahren kommt z.B. durch die Wharton School der University of Pennsylvania zur Anwendung. Faktoreinsatzverfahren·. Im Anschluss an Gleichung (1) liegt es nahe, eine makroökonomische Produktionsfunktion zu spezifizieren, was allerdings erhebliche Daten- und Gewichtungsprobleme mit sich bringt. Die BBk bedient sich einer solchen Schätzfunktion. Eine methodische Beschreibung ist durch die BBk letztmalig 1981 erfolgt. Die Potenzial-Ausgangswerte der einzelnen Pro306

duktionsfaktoren werden mit Hilfe logarithmisch-linearer Trends aus Zuwachsraten fortgeschrieben. Die Gewichtung der einzelnen Produktionsfaktoren wird aus einer spezifischen Produktionsfunktion ermittelt, die genutzte Größen (n) enthält (N Niveaukonstante, Fortschrittsrate, und Produktionselastizitäten, t Zeitfaktor, u Zufallsvariable): (3) Y = NK° L^ e e t e u . Von den Werten der durch Regressionsrechnung gewonnenen Produktionselastizitäten wird auf das Gewicht der einzelnen Potenzialgrößen geschlossen. Der Vorteil des Faktoreinsatzverfahrens liegt in der expliziten Berücksichtigung der Produktionsfaktoren. Allerdings können die Schätzungen des P. je nach Wahl der Produktionsfaktoren unterschiedlich ausfallen. Es ist auch üblich, nur einen EinFaktor-Ansatz zu wählen; i.d.R. wird als Faktor der Kapitaleinsatz bevorzugt. Produktionstheoretisch wird mit einer ausschließlichen Beschränkung auf den Faktor Kapital unterstellt, dass das eingesetzte Kapital der limitierende Faktor der gesamtwirtschaftlichen Produktion ist. Der z.B. vom SVR verwandten Methode liegt die Annahme zugrunde, dass konjunkturelle Bewegungen der Volkswirtschaft primär durch den Unternehmenssektor ohne Land-/Forstwirtschaft, Fischerei und den Bereich Wohnungsvermietung verursacht werden. Für alle anderen Sektoren bzw. Bereiche (Staat, private Haushalte, private Organisationen O.E., primärer Sektor, Wohnungsvermietung) wird eine Vollauslastung der Kapazitäten unterstellt. Das gesamtwirtschaftliche P. ergibt sich aus der Addition des geschätzten P. des o.a. Unternehmenssektors mit der tatsächlichen Bruttowertschöpfung der o.a. anderen Sektoren/Bereiche. Zur Ermittlung des —• Kapitalstocks für den Unternehmenssektor kann nun entweder auf die Ermittlung mittels Bestandsveränderungen und geschätzten

Produktionspotenzial Abgangsfunktionen oder aber auf die amtliche Statistik verwiesen werden. Letztere stellt im Rahmen der VGR Daten zum Kapitalstock bzw. zum realen Bruttoanlagevermögen sowie zur (tatsächlichen) Kapitalproduktivität bereit. Zur Ermittlung des P. des o.a. Unternehmenssektors wird aus der tatsächlich beobachteten Kapitalproduktivität die potentielle Kapitalproduktivität für diesen Sektor berechnet. Zunächst werden hierzu Stützzeiträume bestimmt: Die Tiefpunkte aufeinanderfolgender Konjunkturzyklen (gemessen an der BIPVeränderungsrate) fallen mit den Tiefpunkten der Kapitalproduktivität zusammen. Für die empirischen Werte der Kapitalproduktivität innerhalb der Stützzeiträume wird mittels linearer Regression eine Trendgerade der Kapitalproduktivität bestimmt, und zwar so, dass sich die Trendgeraden dort schneiden, wo die Stützzeiträume aneinander grenzen (lineare Spline-Funktion). Anschließend werden die verbundenen Trendgeraden durch denjenigen Wert der empirisch gemessenen Kapitalproduktivität verschoben, der von seinem Trendwert am weitesten entfernt ist (und für den eine Vollauslastung der Produktionskapazitäten unterstellt wird, zuletzt 1960):

Umfrageverfahren: Hier wird durch repräsentative Umfragen bei Unternehmen der Grad der Kapazitätsauslastung ermittelt. Das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung erfragt diese Auslastung vierteljährlich in 325 Bereichen der verarbeitenden Industrie. Die Unternehmen messen ihre Auslastung an der „betriebsüblichen Höchstauslastung". Eine Definition dieser Größe wird nicht vorgegeben (vgl. Lindlbauer 1989). So lassen sich kurzfristige Änderungen im Auslastungsgrad rasch erfassen, da der Befragte den Kapazitätsbegriff flexibel handhabt. Kurzfristige Änderungen im Kapitalstock und im Arbeitskräftepotenzial (Arbeitszeitverkürzungen, Veränderungen im Arbeitskräftemangel, Veränderungen in der Schichtarbeit, technische Veränderungen im Anlagevermögen usw.) können auf diese Weise schnell berücksichtigt werden. In den anderen o.g. Modellrechnungen müssen dagegen solche Änderungen jeweils in das Modell eingegeben werden, wobei Schwierigkeiten durch mangelnde Datenverfügbarkeit und durch die langsame Anpassungsfähigkeit des Modells auftreten. Andererseits beruhen die Ergebnisse der ifo-Befragung auf der subjektiven Einschätzung der befragten Unternehmen.

(4) log ( C u / K u ) = ao + log (c£ / K»).

Alle drei Methoden werden zur Berechnung des P. herangezogen. Ein Vergleich der Ergebnisse zeigt - cum grano salis - eine bemerkenswerte Übereinstimmung in Verlauf und Niveau. Auf neuere Ansätze kann nur hingewiesen werden: Hierzu zählen Filter (insbesondere einfache oder multivariate HPFilter), Modelle mit unbeobachtbaren Komponenten (Kaiman-Filter-Ansatz) sowie die Beveridge-Nelson-Zerlegung. Eine aktuelle Übersicht findet sich z.B. bei EU-Kommission (2001). Literatur: J. D. Lindlbauer, Die Umfragen des ifo-Instituts: Fragestellung, Datenerfassung und Auswertung, hier: Konjunkturtest Industrie, in: Κ. H. Op-

ao wird errechnet durch a

o = max[log (c|J / Κ ) - log (C» / K ) l

Das P. des o. a. Untemehmenssektors ergibt sich schließlich als Produkt aus potentieller Kapitalproduktivität C u /K u und dem Kapitalstock K u : (4) C u = ( C U / K U ) K U , wobei C u das P. dieses Unternehmenssektors bestimmt. Bisherige Stützräume zur Berechnung der Kapitalproduktivität waren die Jahre 1963-1975, 1975-1983, 1983-1993.

307

Produktions- und Importabgaben penländer/G. Poser (Hg.), Handbuch der ifo-Umfragen, Berlin 1989, S. 131-155; Κ. H. Oppenländer, Wachstumstheorie und Wachstumspolitik, München 1988; SVR, Für Wachstumsorientierung - gegen lähmenden Verteilungsstreit, Stuttgart 1992 J.G. 1992/93; EU-Kommission, Potential Output: Measurement Methods ..., Economic Papers No. 150, April 2001. Produktions- und Importabgaben => Taxes on production and imports, => früher: indirekte Steuern sind Zwangsabgaben in Form von Geldoder Sachleistungen, die der Staat oder Institutionen der EU ohne Gegenleistung auf die Produktion und die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen, die Beschäftigung von Arbeitskräften oder das Eigentum an oder den Einsatz von Grundstücken, Gebäuden oder anderen im Produktionsprozess eingesetzten Aktiva erheben. Die P. sind ohne Rücksicht darauf zu zahlen, ob Betriebsgewinne erzielt wurden oder nicht. Sie umfassen —• Gütersteuern sowie —• Sonstige Produktionsabgaben. Produktions- und Importabgaben an die EU-Institutionen —• Eigenmittel der EU. Produktionssteuern Begriff aus den früheren VGR. P. waren neben nichtabziehbarer Umsatzsteuer und Einfuhrabgaben Teil der —• indirekten Steuern. Produktionsunternehmen Frühere Bez. für einen Teilsektor innerhalb des Sektors Unternehmen. Zu den P. zählten u.a. alle Unternehmen, die überwiegend in der Land- und Forstwirtschaft, im Produzierenden Gewerbe, im Handel und Verkehr sowie in den Dienstleistungsbereichen (ausgenommen Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen) tätig sind. P. sind im ESVG 1995 308

auf Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften und Private Haushalte aufgeteilt. Produktionsverflechtungstabelle ΙΟ-Tabellen können je nach Verwendungszweck und —* Darstellungseinheit als P. oder als Marktverflechtungstabellen aufgestellt werden. Während die Marktverflechtungstabelle zeigt, wie viele Waren und Dienstleistungen die einzelnen institutionell abgegrenzten Wirtschaftsbereiche von anderen Wirtschaftsbereichen für die Produktion von Waren und Dienstleistungen beziehen, zeigt die P., wie viele Waren und Dienstleistungen der einzelnen Gütergruppen für die Produktion der Güter eines fimktional abgegrenzten Produktionsbereichs eingesetzt werden. Die P. spiegelt den produktionstechnisch bestimmten Vorleistungsverbrauch einschließlich firmeninterner Lieferungen und Leistungen wider, während die Marktverflechtungstabelle die Lieferbeziehungen (Marktvorgänge) zwischen Unternehmensbereichen zeigt. ΙΟ-Tabellen vom Typ der P. werden nach den Regeln des ESVG u.a. vom StBA aufgestellt, während das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) Marktverflechtungstabellen bevorzugt. Rein gütermäßig gegliederte P. werden im SNA als commodity χ commodity-Tabellen bezeichnet. Produktionswert => Output, Bruttoproduktionswert ist der Wert der in einer Periode produzierten Güter (Waren und Dienstleistungen). Dieser hängt ab von (1) den Grenzen der —» Produktion, die für die VGR gelten (ζ. B. Ausschluss der Dienstleistungsproduktion privater Haushalte für den Eigenbedarf); (2) der Art der Bewertung (—» Preiskonzepte), ζ. B. einschließlich oder ohne die auf die Güter gezahlten Steuern, (3) der Abgrenzung der Produktionseinheiten (ζ. B. Unternehmen in der —> Entstehungsrechnung oder —* homo-

Produktionswertmatrix gene Produktionseinheiten in den 10Tabellen) hinsichtlich der Einbeziehung firmenintemer Lieferungen. Der P. der —»• (nichtfinanziellen) Marktproduzenten wird i.d.R. nach der Umsatzmethode ermittelt, indem zum Umsatz (Erlös aus dem Verkauf eigener Erzeugnisse und von Handelsware) die Vorratszunahme an eigenen Erzeugnissen, der Wert selbsterstellter Anlagen, die Entnahme für den Eigenbedarf und Naturalentgelte (Deputate) hinzugezählt werden. In den deutschen VGR wird der P. des Handels - ebenso wie in SNA, ESVG und IO-Tabellen - netto, d.h. ohne den Wert der Handelsware, gemessen. Die Bewertungsmethode, nämlich Bewertung der mengenmäßigen Outputs mit den Verkaufspreisen, wird nur ausnahmsweise angewandt, wie ζ. B. in der Land- und Forstwirtschaft oder bei der Wohnungsvermietung. Der P. der Kreditinstitute, Versicherungsunternehmen und Lotteriegesellschaften wird nach der Differenzmethode als Unterschiedsbeitrag zwischen bestimmten Einnahmen und Ausgaben gemessen. Bei den Kreditinstituten ist es vereinfacht dargestellt - die Differenz zwischen den empfangenen Vermögenseinkommen und den gezahlten Zinsen zuzüglich der Gebühreneinnahmen, bei den Versicherungsuntemehmen die Differenz zwischen den empfangenen Prämien und den gezahlten Versicherungsleistungen, bei den Lotteriegesellschaften, Spielbanken u. ä. die Differenz zwischen den Spieleinsätzen und den ausgeschütteten Gewinnen. Der P. der Nichtmarktproduzenten Staat und private Organisationen ο. E. wird nach der Additionsmethode ermittelt. Danach ist P. - unter der Annahme, dass hier weder mit Gewinn noch mit Verlust produziert wird und daher ihr entstandenes Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen vereinbarungsgemäß also Null ist - stets gleich

der Summe der Produktionskosten. Dazu zählen die Aufwendungen fur Vorleistungen, Arbeitnehmerentgelt, Abschreibungen und geleistete sonstige Produktionsabgaben (netto). Eine direkte Bewertung der von diesen Institutionen erbrachten Dienstleistungen ist nicht möglich, da diese Leistungen i.d.R. unentgeltlich bereitgestellt werden und somit keine Preise für die Bewertung existieren. Bewertet werden soll der Output mit den Herstellungspreisen bzw. bei nicht marktbestimmten Gütern mit den Herstellungskosten - zum Zeitpunkt der Produktion und nicht zum Verkaufszeitpunkt. Daher findet bei der Berechnung der Output-Vorratsveränderung eine —• Scheingewinnbereinigung statt. Die Verkaufspreise (stets ohne Gütersteuern) können sich für gleiche Erzeugnisse je nach Handelsstufe sehr unterscheiden: Es können Ab-Werk-Preise, Großhandelspreise oder Einzelhandelspreise sein. Ausgewiesen wird der P. im Rahmen der —* Entstehungsrechnung nach 60 —» Wirtschaftsbereichen ( in konstanten Preisen nach 10) und in den IO-Tabellen nach 60 —> Gütergruppen. Die —»OutputTabelle zeigt den P. der einzelnen Wirtschaftsbereiche gegliedert nach Gütergruppen. Durch Abzug der —> Vorleistungen vom P. ergibt sich die —» Bruttowertschöpfung (zu Herstellungspreisen). Literatur: R. Bolleyer u. a., Methoden und Grundlagen der Sozialproduktsberechnungen - Entstehungsrechnung -, H. 23 der Schriftenreihe Ausgewählte Arbeitsunterlagen zur Bundesstatistik, Wiesbaden 1992. Wolfgang Strohm Produktionswertmatrix zeigt den Wert der im —» Inland produzierten —• Güter, gegliedert nach —» Gütergruppen und —• Wirtschaftsbereichen. Sie ist Bestandteil der —» Aufkommenstabelle. 309

Produktivität Produktivität Bezieht man das Ergebnis des Produktionsprozesses auf den Einsatz von Produktionsfaktoren, so erhält man die P. Bei der partiellen Faktorproduktivität wird die Leistung auf jeweils einen Produktionsfaktor bezogen (—* Arbeitsproduktivität, —> Kapitalproduktivität). Bei der totalen P. wird die Leistung auf ein Aggregat bezogen, das sich - je nach Art des verwendeten Ansatzes - aus gewichteter Summe oder gewichtetem Produkt zusammen setzt. Als Gewicht wird häufig der Anteil der Kosten für die eingesetzten Produktionsfaktoren an der Gesamtleistung verwendet. Als marginale P. wird jene Leistungssteigerung bezeichnet, die durch eine Erhöhung des jeweiligen Faktoreinsatzes erreicht wird. Im System der VGR unmittelbar berechenbar sind Kennziffern für die partiellen Faktorproduktivitäten. Als Indikator für die gesamtwirtschaftliche Leistung dienen das Bruttoinlandsprodukt bzw. die Bruttowertschöpfung zu Preisen eines Basisjahres. Soll die P. auf Branchenebene analysiert werden, so ist es aus produktionstheoretischer Sicht sinnvoller, den Produktionswert eines Wirtschaftszweiges als Leistungsindikator zu verwenden. Die Bruttowertschöpfung ist als Saldo aus der Leistungsgröße Produktionswert und dem Produktionsfaktor Vorleistungen bei all jenen Untersuchungen wenig geeignet, in denen die Rolle des Einsatzes von Materialien und vorgefertigten Gütern im Produktionsprozess eine Rolle spielt. Allerdings wird in den VGR der Produktionswert zu konstanten Preisen nur in sehr grober Branchengliederung ausgewiesen, so dass oft hilfsweise die Bruttowertschöpfung herangezogen werden muss. Die ausgewiesene Bruttowertschöpfung des Staates, der Privaten Organisationen O.E. und der Wohnungsvermietung ist wegen der entsprechenden Definitionen in den VGR nur ein unzulänglicher 310

Indikator für die in diesen Sektoren erstellten Leistungen. Produktivitätsuntersuchungen beschränken sich daher oft auf den Unternehmensbereich ohne Wohnungsvermietung. Besonderheiten, welche die Produktivitätsaussage einschränken können, sind aber auch bei den Finanzdienstleistem, insbesondere dem Kreditgewerbe, sowie in der Land- und Forstwirtschaft zu beachten. Der Indikator für die Arbeitsproduktivität wird ermittelt, indem die Bruttowertschöpfung zu konstanten Preisen durch die Zahl der Erwerbstätigen dividiert wird. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Zahl der in den Unternehmen erfassten Erwerbstätigen lediglich über den Bestand des Produktionsfaktors Arbeit, nicht jedoch über dessen Einsatz im Produktionsprozess informiert. Infolge variierender Arbeitszeiten und unterschiedlicher Intensität der Inanspruchnahme der Arbeitskräfte weicht die Arbeitsproduktivität im produktionstheoretischen Sinne von dem Indikator Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen ab. Häufig wird daher die Arbeitsstundenproduktivität als Indikator für die Arbeitsproduktivität verwendet. So nahm in der zweiten Hälfte der 90er Jahre die Zahl der Personen mit Teilzeitbeschäftigung vor allem im Bereich der geringfügig Beschäftigten überdurchschnittlich zu. Der jahresdurchschnittliche Anstieg der auf die Personen bezogenen Arbeitsproduktivität hat sich dadurch gegenüber der ersten Hälfte der neunziger Jahre verlangsamt, während sich der auf die Arbeitstunden bezogene Anstieg sogar beschleunigt hat. Doch kann auch die Zahl der von den Unternehmen bezahlten Arbeitsstunden nur begrenzt den tatsächlichen Arbeitseinsatz beschreiben. Die Unternehmen reagieren im allgemeinen auf einen durch Nachfrageausfall bedingten Produktionsrückgang nicht in gleichem Umfang mit Entlassungen oder der Verringe-

Produzentenpreise rung der Arbeitszeiten. Vielmehr werden Arbeitskräfte durchgehalten in der Hoffnung, sie bei erforderlichen Produktionssteigerungen friktionslos wieder einsetzen zu können. Für dieses Verhalten sind auch die Kosten der Wiedereinstellung und Einarbeitung relevant. Bei nachlassender Nachfrage kommt es daher in der Regel zu einer Abschwächung oder gar einem Rückgang der rechnerischen Arbeitsproduktivität. Bei einem Nachfrageanstieg werden dagegen erhebliche rechnerische Produktivitätssteigerungspotenziale aktiviert, ohne dass die Produktionstechnik sich wesentlich ändert. Der Indikator fur die Kapitalproduktivität wird ermittelt, indem die Bruttowertschöpfung zu konstanten Preisen durch das Bruttoanlagevermögen zu konstanten Preisen dividiert wird. Ebenso wie beim Produktionsfaktor Arbeit ist zu berücksichtigen, dass das —• Bruttoanlagevermögen als Bestandgröße keine Hinweise liefert, in welchem Umfang der Faktor Kapital tatsächlich in den Produktionsprozess eingeflossen ist. Bleiben Anlagenteile infolge von Unterauslastungen ungenutzt, so fällt die errechnete Kapitalproduktivität des Anlagevermögens niedriger aus als bei Höchstauslastung, wenn alle Anlagenteile genutzt werden. Beachtet werden muss ferner, dass das Anlagevermögen in den VGR durch Kumulation von Investitionsjahrgängen ermittelt wird, wobei die Abgänge in der Regel nur modellmäßig erfassbar sind. In Zeiten umfangreicher struktureller Veränderungen, die zum vorzeitigen ökonomisch bedingten Ausscheiden von Anlagen führen (Energiekrise, Übergang Ostdeutschlands zur Marktwirtschaft) besteht dabei die Möglichkeit, dass der Umfang des Anlagevermögens überschätzt wird und somit die Kapitalproduktivität in produktionstheoretischem Sinne unterschätzt wird. Umgekehrt können unter den Bedingungen großer Kapitalknappheit die Aktivierungspotenziale einer

Volkswirtschaft durch physisch noch vorhandene aber rechnerisch bereits ausgeschiedene Anlagen unterschätzt werden. Der in den 90er Jahren in Deutschland zu beobachtende Rückgang der Kapitalproduktivität ist Folge der mit der Substitution von Arbeit durch Kapital verbundenen Kapital Intensivierung, die in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre deutlich nachgelassen hat. Produktivitätsentwicklung in Deutschland Zeitraum

Arbeitsproduktivität 1 Kapitalproj e Erwerbs- je Erwerbs- duktivität1 tätigen tätigenstd. 1991 = 100

1995 2000

108 115

109 120

94 91

jahresdurchschnittl. Veränderungen in % 1992-1995 1,6 1,7 -1,3 1996-2000 1,3 1,9 -0,6 'Bruttoinlandsprodukt zu Preisen von 1995 bezogen auf die Erwerbstätigen (-stunden) im Inland bzw. den jahresdurchschnittlichen Kapitalbestand zu Preisen von 1995. Quelle: Statistisches Bundesamt.

Bernd Görzig Produzenten für die Eigenverwendung => Producer for own final use. —• Produktion; —» Markt. Produzentenpreise => Producers' prices. Produzentenpreise (Verkaufspreise der Produzenten, Ab-Werk-Preise, Preise ab "Fabriktor") entsprechen den —• Herstellungspreisen der im Inland produzierten Güter zuzüglich den von der Produktionseinheit gezahlten Gütersteuern (ohne nichtabziehbare Umsatzsteuer) und abzüglich der Gütersubventionen. Im Gegensatz zu den —• Anschaffungspreisen sind in den Produzentenpreisen keine Handels- und Transportleistungen und auch nicht die nichtabziehbare Umsatzsteuer enthalten. Bis zur Einfuhrung der Konzepte des -> ESVG 1995 in den VGR waren die Produzentenpreise be311

Produzierendes Gewerbe deutendes Preiskonzept in den —* InputOutput-Tabellen. Gemäß ESVG 1995 werden Input-Output-Tabellen zu Herstellungspreisen gezeigt. Produzierendes Gewerbe => Industry, including energy and construction ist eine Zusammenfassung der —* Wirtschaftsbereiche in der A3-Gliederung. P. entspricht dem Sekundären Sektor; auf ihn entfielen 1995 32,2 % der Bruttowertschöpfung und 32,7 % der Erwerbstätigen. Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe => Industry, including energy ist eine A6-Zusammenfassung von —» Wirtschaftsbereichen. Produziertes Sachvermögen —»Anlagevermögen. Produzierte Vermögensgttter => Produced assets —• Vermögensgüter. Prognose Das System der VGR dient nicht nur der Abbildung gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen und Strukturen, es ermöglicht auch die Analyse von Interdependenzen und Verhaltensweisen und ist die Basis fur die P. der Wirtschaftsentwicklung. Mit P. wird versucht, künftige wirtschaftliche Entwicklungen oder Zustände „vorherzusagen" oder „vorauszuschätzen". Sie haben jedoch nicht den Charakter unbedingter Vorhersagen oder „Prophezeiungen", sondern stellen vielmehr bedingte P. im Sinne von „wenn-dann"Aussagen dar. Die Bedingungen unter denen eine Vorausschätzung für wahrscheinlich gehalten wird, müssen in den sog. Annahmen definiert werden. Voraussetzung für eine P. ist eine gründliche Analyse der wirtschaftlichen Zusammen312

hänge und der Verhaltensweisen der am Wirtschaftsgeschehen Beteiligten sowie eine sehr gute Kenntnis der Ausgangslage· Wirtschaftliches Handeln und Planen hat i.d.R. Wirkungen auf die Zukunft oder ist direkt auf die Gestaltung der Zukunft ausgerichtet. Entscheidungen, die heute getroffen werden, haben direkt oder indirekt Einfluss auf das künftige Wirtschaftsgeschehen. Zweck der P. ist es, das Bild einer möglichst wahrscheinlichen Entwicklung zu entwerfen und damit die Unsicherheiten im Entscheidungsprozess zu reduzieren und die Folgen der Entscheidungen von heute abzuschätzen. Sie dienen im Wesentlichen dazu, das wirtschaftliche Handeln und Planen auf eine möglichst gute Grundlage zustellen. In fast alle wirtschaftlichen Entscheidungen gehen - bewusst oder unbewusst - prognostische Elemente ein. P. mit Daten der VGR werden im Wesentlichen in zwei Grundtypen durchgeführt: P. einzelner oder einiger weniger wirtschaftlicher Größen und gesamtwirtschaftliche Prognosen. Erstere bedienen sich meist der Zeitreihen- oder Strukturanalysen mit einem geringen Umfang an Zeitreihen und konzentrieren sich auf einen kleineren Ausschnitt des Wirtschaftsgeschehens. Letztere versuchen die wirtschaftliche Entwicklung einer gesamten Volkswirtschaft zu erfassen und insbesondere die vielfaltigen Interdependenzen des —> Wirtschaftskreislaufs zu berücksichtigen. Dazu werden meist drei Typen von Beziehungen verwendet: Erstens Definitionen-, sie basieren auf den VGR. Zweitens Verhaltensgleichungen·, sie geben funktionale Zusammenhänge zwischen Aggregaten wider, die in der Vergangenheit ermittelt wurden oder künftig erwartet werden. Drittens: ZielMittel-Beziehungen, in denen angestrebte Ziele oder der Einsatz von Instrumenten dargestellt wird.

Prognose Vorausschätzungen einer einzigen wahrscheinlichen Wirtschaftsentwicklung im Sinne von naturwissenschaftlich-technischen Gesetzmäßigkeiten gibt es nicht. Das Wirtschaftsgeschehen läuft nach den Verhaltensweisen, Aktionen und Reaktionen Millionen verschiedener privater Wirtschaftssubjekte und zahlreicher öff. Hände ab. Bei jeder P. müssen daher über bestimmte Verhaltensweisen eine Vielzahl von Hypothesen und Annahmen getroffen werden, die als plausibel erscheinen, aber durchaus trotz sorgfältiger Auswahl durch den Prognostiker so nicht notwendiger Weise eintreffen müssen. Daher sind alle Vorausschätzungen, auch die als „Wahrscheinlichkeitsprognosen" bezeichneten, letztlich bedingte P. In der Praxis wird meist zwischen zwei verschiedenen Prognoseverfahren unterschieden, die jeweils das Kreislaufschema der VGR zur Grundlage haben: (1) Ein theoretisch anspruchsvolles Verfahren stellt ein ökonometrisches Modell dar, das in einem interdependenten Gleichungssystem gleichsam ein mathematisch definiertes Abbild der gesamten Volkswirtschaft liefert. Die ökonometrischen Modelle unterscheiden sich - neben dem durch Definitionsgleichungen festgelegten Disaggregationsgrad - in der Anzahl der die funktionalen Zusammenhänge darstellenden endogenen Gleichungen sowie der verbleibenden exogenen Variablen. Sie enthalten neben den Definitionsgleichungen der VGR explizit Verhaltensgleichüngen, die mit ökonometrischen Methoden ermittelt werden. Der Vorteil ökonometrischer Modelle liegt in der raschen Bereitstellung von Altemativrechnungen bei geänderten exogenen Annahmen. Als Nachteil wird angesehen, dass sie auf den Verhaltensweisen der Vergangenheit aufbauen und diese bei Vorliegen bestimmter Konstellationen schematisch in die Zukunft projizieren. Strukturbrüche oder Sonderfaktoren wie ζ. B. die deutsche Vereinigung kön-

nen daher kaum abgebildet werden. Voraussetzung ist auch, dass ausreichend lange Zeitreihen vorhanden sind, um überhaupt die ökonometrischen Methoden anwenden zu können und statistisch belastbare Ergebnisse zu erhalten. Dies ist vielfach nicht gegeben. Im Übrigen sind bei umfangreichen ökonometrischen Modellen die Kausalbeziehungen oft kaum noch nachvollziehbar; dies ist aber wesentlich für die Interpretation der Ergebnisse. (2) Das zweite grundsätzliche Verfahren, das als iterativ-analytischer Ansatz bezeichnet wird, besteht darin, das Kreislaufschema der VGR in verschiedene Stufen und Arbeitsgänge aufzuteilen und auf analytischem Wege die Prognosedaten in einem sukzessiven und iterativen Annäherungsverfahren so zu gestalten, dass sich schließlich konsistente und plausibel erscheinende Relationen und Entwicklungen ergeben. Dieses Verfahren wird auch „Kalibrierung" oder „Freihand-Schätzung" genannt. Es erfordert von den Prognostikern ein sehr gründliches Wissen über gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge. Insbesondere an Hand von Kontrollgrößen muss überprüft werden, ob die Ergebnisse plausibel und wahrscheinlich sind. Der Nachteil dieser Methode liegt in dem großen Rechenaufwand, dem notwendigen Detailwissens und der notwendigen Erfahrung der Prognostiker. Der Vorteil des Verfahrens besteht in der größeren Flexibilität und der Möglichkeit, die Diagnoseergebnisse der Ausgangslage direkt berücksichtigen zu können. Auch hierbei handelt es sich letztlich um ein Modell, nämlich ein „ökonomisches" Modell im Kopfe der Prognostiker, die ihre „Setzungen" an beobachteten oder erwarteten Verhaltensweisen in der Vergangenheit oder anderen Referenzfällen (ζ. B. Verhalten in anderen Volkswirtschaften) ausrichten. In der Praxis sind die Grenzen zwischen beiden Verfahren fließend. Die 313

Prognose konventionellen Methoden greifen zunehmend auf Partialmodelle und auf Ergebnisse ökonometrischer Analysen zurück, in denen bestimmte Zusammenhänge funktional erklärt werden. Die ökonometrischen Modellergebnisse bedürfen wegen ihrer prinzipiell starren Struktur und der Setzung der exogenen Variablen stets der Feinabstimmung durch den Ökonomen, wodurch auch hier immer subjektive Urteile und zusätzliche Informationen, die nicht ökonometrisch abgebildet sind, in das Prognoseergebnis einfließen. In beiden Fällen sind gute ökonomische Kenntnisse zur Interpretation und Verwendung der Ergebnisse der Prognoserechnung erforderlich. Eine prinzipielle Überlegenheit eines bestimmten Verfahrens im Sinne einer besseren Prognosegüte hat sich in der Praxis nicht herausgebildet. Wegen der größeren Flexibilität wird in Kurzfristprognosen (bis zu drei Jahren) jedoch vorwiegend die Kalibrierung verwendet. In der Bundesrepublik Deutschland wird heute eine Vielzahl von gesamtwirtschaftlichen P. durch verschiedene Institutionen mit unterschiedlicher Öffentlichkeitswirkung angeboten. Hier sind die wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute, der SVR, die Bundesregierung, die Bundesbank, volkswirtschaftliche Abteilungen großer Unternehmen und Banken, aber auch die internationalen Organisationen, wie EU, OECD und IWF, zu nennen. Im Vordergrund stehen dabei die sog. Konjunkturprognosen mit einem Zeithorizont von ein bis drei Jahren. Nur wenige Institutionen erarbeiten mittelfristige P. mit einem Zeithorizont von meist fünf Jahren oder längerfristige P. bis zu 30 und 50 Jahren. Mittel- und langfristige Prognosen dienen ζ. B. der mittelfristigen Finanzplanung, der Abschätzung der Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf die Sozialversicherungssysteme und

der Energieplanung. Mit zunehmender 314

Fristigkeit erhalten die Prognosen den Charakter von Szenarien. Prognostiker sind vielfach öffentlicher Kritik wegen der sog. „Fehlprognosen" ausgesetzt. Ein rein numerischer Soll-IstVergleich, wie er solcher Kritik meist zu Grunde liegt, ist aber vielfach problematisch oder sogar irreführend. Auf Grund der Ergebnisse von P. können ja gerade die wirtschaftspolitischen Instanzen Maßnahmen ergreifen, die das Eintreffen der P. verhindern. „Selbsterfüllung" oder „Selbstzerstörung" bzw. Antizipationseffekte und Abwehrreaktionen der einzelnen Wirtschaftssubjekte sind immer möglich. Die rechnerische —• Genauigkeit, die mit einer Vorausschätzung im Rahmen eines geschlossenen Kreistaufschemas systembedingt verbunden ist, wird in der Öffentlichkeit oft überbewertet. Dabei ist zu bedenken, dass auch - insbesondere die ersten vorläufigen - Ex-postErgebnisse der VGR vielfach Schätzungen auf Grund unvollständigen Basismaterials sind, wobei sich zwischen den verschiedenen Berechnungsständen größere Fehler- bzw. Unsicherheitsmargen nicht vermeiden lassen (—> Aktualität). Von daher können gesamtwirtschaftliche P. bestenfalls Tendenzaussagen liefern, denen eine größere Wahrscheinlichkeit zugesprochen werden kann. Der Nutzen gesamtwirtschaftlicher Prognosen auf der Basis eines geschlossenen Kreislaufschemas besteht für die Wirtschaftspolitik im Wesentlichen in der Reduzierung von Entscheidungsrisiken, im frühzeitigen Erkennen von Fehlentwicklungen, im Sichtbarmachen von Zielkonflikten und im Aufdecken von Mittelkonflikten. Eine exakte Voraussage einer ganz bestimmten Entwicklung ist dabei von geringerer Bedeutung. Daher werden in der Praxis vielfach unterschiedliche Szenarien durch Variation wichtiger Modellannahmen präsentiert. Die Erfahrung lehrt,

Projektion dass die Ausschläge der relevanten volkswirtschaftlichen Eckgrößen im Konjunkturablauf i.d.R. unterschätzt werden, d. h. die Prognostiker neigen zur Glättung zyklischer Amplituden. Unbefriedigend erscheint nach wie vor die Bestimmung von konjunkturellen Wendepunkten, und zwar unabhängig vom vorherrschenden Prognoseverfahren. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Komplexität wirtschaftlicher Abläufe sich weder in den formalökonometrischen noch in den intuitiven iterativ-analytischen Modellen genügend präzise abbilden lässt. Albert Caspers Projektion Vorausschätzungen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die sich des Instrumentariums der VGR bedienen, werden als —• Prognosen oder P. bezeichnet. In der Praxis hat sich als Unterscheidungskriterium herausgebildet, als P. eine Vorausschätzung mit Zielcharakter zu verstehen, bei der die konditionalen oder normativen Bedingungen zur Erreichung der voraus geschätzten bzw. angestrebten Ergebnisses eine wichtige Rolle spielen, während bei Prognosen der Wahrscheinlichkeitscharakter im Vordergrund steht. Tatsächlich lässt sich keine exakte Abgrenzung vornehmen, die Übergänge sind vielmehr fließend. Die Methoden fur die Aufstellung gesamtwirtschaftlicher P. unterscheiden sich grundsätzlich nicht von den Verfahren zur Prognoseerstellung. Das StWG hat den Projektionsbegriff entscheidend mit geprägt. Hiernach sollen im —• Jahreswirtschaftsbericht (JWB) die für das laufende Jahr von der Bundesregierung angestrebten wirtschafts- und finanzpolitischen Ziele als Jahresprojektion (JP) dargelegt werden, die sich der Mittel und der Form der VGR bedient. Die JP beschreibt keinen Idealzustand im Sinne des § 1 StWG, wonach wirtschaftsund finanzpolitische Maßnahmen im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ord-

nung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen sollen. Schon in der Ausgangslage können einzelne oder mehrere dieser Zielgrößen mehr oder weniger stark vom Idealzustand entfernt sein. Insofern können in der JP allenfalls Schritte hin zu einer besseren Kombination dieser Zielgrößen aufgezeigt werden. Von daher fließen immer kurzfristige Wahrscheinlichkeitselemente in die anzustrebenden Eckwerte der P. ein. Die gesamtwirtschaftliche P. des JWB hat folgende Funktionen: (1) Sie dient der Orientierung der Öffentlichkeit über die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungstendenzen, so wie die Bundesregierung sie einschätzt und ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitik zu Grunde legt. (2) Die P. ist auch ein Orientierungsrahmen innerhalb der Bundesregierung. Sie stellt eine Basis für die notwendige Koordinierung der wirtschafts- und finanzpolitischen Aktivitäten auf den verschiedenen Entscheidungsebenen dar. (3) Die projizierten gesamtwirtschaftlicher Eckwerte sind Grundlage für die Aufstellung von Haushalten der öff. Hand (Gebietskörperschaften, Sozialversicherungen). (4) Die P. ist ein Instrument der politischen Entscheidungsfindung und Maßnahmenvorbereitung im nationalen Rahmen und zunehmend auch in der EU. Dabei sollen problematische Entwicklungen frühzeitig erkannt und gegebenenfalls wirtschaftspolitischen Maßnahmen ergriffen werden. (5) Die P. dient der Beurteilung und Kontrolle der Wirtschafts- und Finanzpolitik durch die EU (im Stabilitäts- und Wachstumsbericht) und durch internationale Gremien wie IWF und OECD (z.B. im Rahmen jährlicher Analysen und Politik315

Pro-Kopf-Einkommen empfehlungen bzw. der Kritik an politischen Entscheidungen). Die P. hat, dem ordnungspolitischen Grundverständnis in einer Marktwirtschaft entsprechend, aber weder für die Wirtschaft noch für die staatlichen Stellen selbst bindenden Charakter. Sie soll vielmehr durch die Verwendung des Mittels und der Form der VGR auf die gesamtwirtschaftlichen Interdependenzen im Kreislaufzusammenhang aufmerksam machen und gleichzeitig den ökonomischen Spielraum wirtschaftspolitischer Entscheidungen aufzeigen. Im Laufe der Jahre haben sich die Darstellungsform und die Tiefengliederung der im JWB veröffentlichten JP gewandelt, und zwar unabhängig von der immer dahinter stehenden detaillierten Durchrechnung in einem konsistenten Kreislaufschema. Quantitativ nachgewiesen werden seit einigen Jahren globale Eckwerte der Entstehungsseite, die wichtigsten Verwendungsaggregate in jeweiligen und in konstanten Preisen sowie ihre Preisentwicklung, ferner Eckwerte zur Bruttoverteilung der Primäreinkommen. Vom kurzfristigen Zeithorizont der JP her ergibt sich, dass der Schätzansatz überwiegend nachfrageorientiert ist, d.h. es wird davon ausgegangen, dass das —> Produktionspotenzial der Volkswirtschaft kurzfristig vorgegeben ist und die Nachfrageentwicklung den Auslastungsgrad des Produktionspotenzials bestimmt. Daneben werden in einem rollierenden Verfahren von der Bundesregierung mittelfristige P. mit einem Zeithorizont von fünf Jahren erarbeitet. Sie werden parallel zur mehijährigen Finanzplanung erstellt, wie sie für Bund und Länder im StWG vorgeschrieben wird. Der Schätzansatz der mittelfristigen P. ist angebotsorientiert, d.h. er geht von der voraussichtlichen Entwicklung der Produktionsfaktoren, ihrem Verhältnis zueinander und ihren Beziehungen

zum

Produktionsergebnis aus. Die mittelfristi316

ge P. baut auf den entsprechenden kurzfristigen Arbeiten auf und stellt Eckwerte für das Endjahr der betrachteten Periode. Weitere zeitliche Unterteilungen werden nicht vorgenommen, sondern nur jahresdurchschnittliche Veränderungen über die gesamte Projektionsperiode dargestellt. Implizit wird also davon ausgegangen, dass sich konjunkturelle Veränderungen innerhalb des Schätzzeitraums mittelfristig ausgleichen. Bis zum JWB 1972 war neben der gesetzlich vorgeschriebenen JP für das laufende Jahr auch die P. der mittelfristigen Wirtschaftsentwicklung für die nächsten fünf Jahre im Anhang zum JWB dargestellt worden. Seitdem wird die mittelfristige P. in stark aggregierter Form in einer gesonderten Broschüre des Bundesministeriums (für Wirtschaft bzw. seit 1998) der Finanzen (Beilage zum Monatsbericht des BMF in der Reihe Volks- und Finanzwirtschaftliche Berichte) sowie im Finanzbericht des BMF veröffentlicht. Albert Caspers Pro-Kopf-Einkommen => Income per capita sind Einkommensangaben, die sich auf die Gesamtbevölkerung (Einwohner des Wirtschaftsgebietes) oder auf Gruppen von Einkommensempfängern beziehen. Je Einwohner gerechnet werden z.B. das Nettonationaleinkommen, das Volkseinkommen oder das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte. Zu den Einkommensgrößen für Empfangergruppen zählen das Arbeitnehmerentgelt, die Brutto- bzw. Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer oder das verfügbare Einkommen nach Haushaltsarten. Die P. sind Durchschnittswerte, die nichts über die Verteilung der Einkommen innerhalb der Bezugsgruppe (Einkommensschichtung) aussagen.

Quadrant Als Q. werden die einzelnen Teile der —> ΙΟ-Tabelle bezeichnet. Der I. Quadrant (links oben) zeigt die Vorleistungsverflechtung, der Π. Quadrant (rechts oben) die Aufgliederung der —• letzten Verwendung nach Gütergruppen oder Lieferbereichen, der ΙΠ. Quadrant (links unten) die —• Primärinputs (Komponenten der Bruttowertschöpfung) und gelegentlich der IV. Quadrant (rechts unten) Korrekturbuchungen. Quasi-Kapitalgesellschaften => Quasi-corporations. Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit, die über eine vollständige Rechnungslegung verfügen. Ihr wirtschaftliches und finanzielles Verhalten unterscheidet sich von dem ihrer Eigentümer und entspricht annähernd dem von —> Kapitalgesellschaften. Deshalb wird davon ausgegangen, dass sie eine eigene unternehmerische Entscheidungsfreiheit besitzen und als gesonderte institutionelle Einheiten angesehen werden können. Für die statistische Umsetzung dieses konzeptionellen Ansatzes wird als Hilfsmerkmal auf die Rechtsform der Unternehmen zurückgegriffen. Bei Personengesellschaften wie der Offenen Handelsgesellschaft (OHG) und der Kommanditgesellschaft (KG) sowie abgeleiteten Rechtsformen (z.B. GmbH & Co KG) kann davon ausgegangen werden, dass die genannten Merkmale einer Q. vorliegen und sie zu S. 11 zu zählen sind. Auch rechtlich selbständige Eigenbetriebe des Staates und der privaten Organisationen O.E., wie Krankenhäuser und Pflegeheime sowie Wirtschaftsverbände rechnen zu diesem Sektor. Quellensteuer ist eine Steuer, die erhebungstechnisch direkt vom entstandenen Einkommen vor

Auszahlung an den Empfänger einbehalten und direkt an die Finanzbehörden abgeführt werden. In Deutschland zählen dazu die Lohnsteuer, die Kapitalertragsteuer und der Zinsabschlag. Querverteilung besagt, dass die Einkommen für die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital sowie Grund und Boden (—» funktionale Einkommensverteilung) nicht ausschließlich bestimmten Empfängern zuzurechnen sind, sondern bei den Einkommensbeziehern oder Gruppen von Einkommensbeziehem zusammen treffen. Vor allem bei der Interpretation der —• Lohnquote darf nicht der Eindruck entstehen, dass das —• Arbeitnehmerentgelt mit dem Einkommen der Arbeitnehmer bzw. Arbeitnehmerhaushalte gleichzusetzen ist, weil diesen Einkommensbeziehem mit zunehmendem Geldvermögen auch nicht unerhebliche Vermögenseinkommen in Form von Zinsen und Ausschüttungen zufließen. Quote im Internationalen Währungsfonds (IWF) Jedes Mitgliedsland des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat einen Kapitalanteil, die sog. Quote. Nach ihr bemessen sich die EinZahlungsverpflichtung (Subskription), das Recht zum finanziellen Rückgriff auf den Fonds und das Stimmrecht des Mitgliedslandes. Außerdem werden in allgemeinen Zuteilungen neu geschaffene —• Sonderziehungsrechte (SZR) den am SZR-System teilnehmenden IWF-Mitgliedern anteilig nach ihren Quoten zugeteilt. Die Festlegung der Quoten wird aufgrund bestimmter volkswirtschaftlicher Grunddaten (u. a. Bruttoinlandsprodukt, laufende Einnahmen und Ausgaben in der —» Leistungsbilanz, —» Währungsreserven) vorgenommen. Die Subskriptionsverpflichtung jedes 317

Quote im Internationalen Währungsfonds (IWF) Mitglieds entspricht seiner Quote. Ursprünglich war ein Viertel der Subskription in Gold einzuzahlen, der Rest in Landeswährung. Mit der zweiten Änderung des IWF-Übereinkommens ist an die Stelle des Goldes die SZR-Zahlung getreten; der Fonds kann aber fur diesen Teil auch Zahlung in fremder oder eigener Währung zulassen. Sowohl die Quotensumme als auch das Verhältnis der Quoten der einzelnen Länder zueinander werden durch den IWF in der Regel alle fünf Jahre überprüft. Seit Ende 1998 beträgt die Gesamtsumme der Quoten 212 Mrd SZR; die Quote der Bundesrepublik Deutschland beläuft sich auf 13 Mrd SZR. Dies entspricht 6,1% der Quotensumme und 6,0 % der Stimmrechte.

318

R

Realaustauschverhältnis —* Terms of Trade. Reale Bruttowertschöpfung —* Bruttowertschöpfung in konstanten Preisen. Realeinkommen => Real income ist das zum Preisniveau eines Basisjahres ausgedrückte Einkommen. Real bedeutet hier, dass die allgemeine Kaufkraftänderung des Geldes infolge von Preissteigerungen herausgerechnet wurde. Die Zunahme der R. in Prozent zeigt, um wieviel Prozent die Kaufkraft der Einkommensempfänger zugenommen hat, wieviel Waren und Dienstleistungen sie also für das Einkommen mehr kaufen können als im Vergleichsjahr. Da Einkommen nicht in eine Preisund eine Mengenkomponente aufgeteilt werden können und es daher keinen speziellen Preisindex für Einkommen gibt, muss ein Deflator verwendet werden, der die Güter repräsentiert, die normalerweise mit den Einkommen gekauft werden bzw. der die allgemeine Kaufkraftänderung des Geldes misst. Dafür ist für die Volkswirtschaft ein möglichst umfassender Index geeignet, wie beispielsweise der Preisindex der (letzten) inländischen Verwendung von Gütern; diesen sieht auch das ESVG vor. Für die Einkommen der privaten Haushalte oder für das Arbeitnehmerentgelt kann auch der Preisindex der Lebenshaltung verwendet werden. Die Wahl ist u.a. insofern willkürlich, als Einkommen meist nicht vollständig in der Periode ausgegeben wird. Ausgangspunkt der Berechnungen ist das —• Bruttoinlandsprodukt in konstanten Preisen, das das Volumen der im Inland erzeugten Güter nach Abzug der Vorleistungen misst. Das Realeinkommen der Volkswirtschaft wird jedoch

nicht nur durch dieses Produktionsvolumen bestimmt, sondern auch durch das Preisverhältnis, mit dem importierte Güter getauscht werden können. Im BIP zu konstanten Preisen wird bei der Berechnung des Volumens des Außenhandelssaldos nicht das aktuell gültige Austauschverhältnis zugrunde gelegt, sondern das des Preisbasisjahres (volumenorientierte —• Deflationierung). Daher ist bei der Berechnung des Realwerts zunächst der Terms-of-Trade-Effekt zu berücksichtigen. Wenn sich die —• Terms of Trade, d.h. die Relation von Export- zu Importpreisen, verbessern, muss weniger exportiert werden, um die gleiche Gütermenge zu importieren. Bei gegebenem realen Inlandsprodukt können also zusätzliche Güter konsumiert oder investiert werden und umgekehrt. Von Bedeutung für die real verfügbaren Einkommen der Inländer sind außerdem die aus dem Ausland empfangenen bzw. an das Ausland geleisteten —* Primäreinkommen. So gelangt man vom Realwert des BIP zu dem des BNE. Zur Berechnung des Realwertes der grenzüberschreitenden Primäreinkommen und Transfers wird der Preisindex der (letzten) inländischen Verwendung herangezogen. Abgesetzt werden ferner die per Saldo an das Ausland geleisteten laufenden Transfers, da Nettozahlungen letztlich einen Entzug von ansonsten im Inland verteilbaren Einkommen bedeuten und vice versa, sowie die Abschreibungen in konstanten Preisen. Für die Realeinkommensaggregate gilt demgemäss laut ESVG 1995 folgende Beziehung: + = + =

Bruttoinlandsprodukt in konst. Preisen Terms-of-Trade-Effekt Realwert des BIP Realw. d. Primäreink. aus übriger W. Realw. d. Primäreink. an übrige W. Realwert des Bruttonationaleink. 319

Reales Bruttoinlandsprodukt + = -

Realwert d. lfd. Transf. aus übriger W. Realw. d. lfd. Transfers an übrige W. Realw. d. verfügb. Eink., brutto Abschreibungen in konst. Preisen

= Realwert des verßgb. Eink. (= R.) Das R. dürfte in der verteilungspolitischen Diskussion insofern besondere Bedeutung zukommen, als damit erstmals von amtlicher Seite ein Instrument für die Messung des realen Verteilungsspielraums bereitgestellt wird. Zur Berechnung des Lohnerhöhungsspielraums im Inland wird das R. allerdings noch modifiziert: Realwert des verfügb. Einkommens - Saldo des Realwerts d. Primäreink. an/aus übrigiger Welt = Lohnerhöhungsspielraum im Inland. Literatur: SVR, JG 1984/85, Ziff. 246253; Zur Entwicklung der Tarif- und Effektiwerdienste seit Mitte der achtziger Jahre, Monatsbericht der BBk, 8/1994, S. 37 ff. Reales Bruttoinlandsprodukt => Gross domestic product in constant prices. —» Bruttoinlandsprodukt in konstanten Preisen. Reales verfügbares Einkommen => Realwert des verfügbaren Einkommens. Reale Umbewertungsgewinne /-Verluste => Real holding gains/losses. —* Umbewertungsgewinne/-verluste Realtransfers häufiger verwendete Bez. für die unentgeltlich abgegebenen staatlichen Leistungen (—* Konsumausgaben des Staates), wobei auf deren Verteilung auf Regionen, Haushaltsgruppen u. ä. abgestellt wird. In den VGR wird dieser Aspekt mit den —* Sozialen Sachleistungen dargestellt, die nach dem Verbrauchskonzept 320

zu den Konsumausgaben der privaten Haushalte hinzugerechnet werden. Realvermögen —• Sachvermögen. Realwert => Real gibt den Wert einer Größe nach Ausschaltung der allgemeinen Preisveränderung wieder. Er wird im Rahmen der —> Deflationierung gewonnen, indem eine Angabe in —» jeweiligen Preisen durch einen generellen Preisindex, der die allgemeine Geldwertänderung messen sollte, dividiert wird. Er steht damit i. Ggs. zu einer Angabe in —• konstanten Preisen. Hier wird die Preisänderung des betrachteten Gutes ausgeschaltet. Das geschieht, indem die Angaben in jeweiligen Preisen durch spezielle Preisindizes dividiert werden, die die Preisveränderung der jeweils betrachteten Güter messen. Realwert der Primäreinkommen an die / aus der fibrige(n) Welt —»Realeinkommen. Realwert des Bruttoinlandsprodukts => Real gross domestic product. —• Realeinkommen. Realwert des Bruttonationaleinkommens => Real gross national income. —* Realeinkommen der Volkswirtschaft ergibt sich, indem das Bruttoinlandsprodukt in konstanten Preisen um den —» Terms-of-Träde-Effekt korrigiert (Realwert des BIP) sowie der Realwert der Primäreinkommen aus der übrigen Welt hinzugefügt und der Realwert der Primäreinkommen an die übrige Welt abgezogen werden. Realwert des verfügbaren Einkommens => Real net national disposable income. —• Realeinkommen.

Regionale Input-Output-Rechnung Regelmäßige Instandhaltung und Reparatur von Wohnungen => Regular maintenance and repair of dwelling. Güterposition fur die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Ausgaben für Material und fremde Reparaturen für die reguläre Instandhaltung und Reparatur von Wohnungen beinhalten. R. stellen Schönheitsreparaturen der Mieter und der Eigennutzer von Eigentumswohnungen dar, die eine Wohnung in einem guten Zustand erhalten, aber weder ihre Funktion, Kapazität oder erwartete Lebensdauer verändern. Umbau-, Ausbau- u.ä. Arbeiten gehören zu den —• Bauinvestitionen. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 6,6 Mrd Euro aus. Regionale Input-Output-Rechnung Der föderative Aufbau Deutschlands mit teilweise wirtschafts- und sozialpolitischer Verantwortung in den Händen der Länder führt zu einem besonderen Bedarf an regional gegliederten VGR-Daten, einschließlich solcher über die wirtschaftlichen Verflechtungsbeziehungen von Ländern oder größeren Wirtschaftsregionen (z.B. Ruhrgebiet). Regionale 10Tabellen (IOT) lassen sich somit verstehen als (1) regionale Untergliederung nationaler IOT, (2) Erweiterung regionaler Daten zur Entstehung, Verwendung und Verteilung des Inlandsprodukts um intersektorale Verflechtungsbeziehungen. Konzeption und Daten dieser beiden Rechensysteme sind fur regionale IOT von großer Bedeutung: So lassen sich auch für regionale IOT technologische und regionale —> Verflechtungstabellen berechnen; bei ersteren werden im I. und Π. Quadranten die Vorleistungsbezüge der Produktionsbereiche und die Zusammensetzung der Endnachfrage einschließlich Auslandseinfuhren und Bezügen aus

anderen Regionen dargestellt, bei zweiteren handelt es sich dort um rein intraregionale Verflechtungen. Hinsichtlich der Sektorengliederung sind institutionelle Wirtschaftsbereiche oder funktionale Produktionsbereiche bzw. Produktgruppen denkbar. Während die Daten der Inlandsproduktsberechnung vom Arbeitskreis VGR der Länder flächendeckend und nach einheitlichen Methoden ermittelt werden, wurden regionale IOT für die Bundesrepublik bislang nur punktuell, nach unterschiedlichen Konzepten und mit unterschiedlichen Methoden berechnet. Dabei spielt teilweise auch eine Rolle, dass frühere IOT für spezifische, z.B. sektorbezogene Fragestellungen berechnet wurden, wofür keine vollständige Vergleichbarkeit mit nationalen Verflechtungstabellen erforderlich war. Neuere regionale IOT sind stärker auf die nationalen Tabellen abgestimmt und wollen Antwort auf umfassendere Fragestellungen geben. Die bislang veröffentlichten regionalen IOT wurden von wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituten, in Universitäten oder vom StLA BadenWürttemberg (BW) berechnet. Schwierigkeiten bei der Erstellung regionaler IOT sind vor allem: (1) Es gibt keine laufenden Erhebungen der amtlichen Statistik zur Erfassung interregionaler Ströme zwischen den Bundesländern; ebenso informieren die Einfuhrströme der Außenhandelsstatistik nicht zuverlässig über die Region des tatsächlichen Verbrauchs von Importgütern. (2) Wichtige Statistiken wie Kostenstrukturerhebung und Material- und Wareneingangserhebung basieren in Deutschland auf untemehmensbezogenen Daten, die keine originären Informationen über die Kosten- und Input-Strukturen regionaler Produktionsstätten (Betriebe) enthalten. Wegen der damit auch statistisch offenen Grenzen zwischen den deutschen Ländern ist die Anwendung der Output321

Regionale Input-Output-Rechnung Methode, also einer verfeinerten —* Commodity-flow-Methode, nur eingeschränkt möglich. Deshalb muss - stärker als auf nationaler Ebene - die —> InputMethode zum Tragen kommen. Für die Erstellung eines umfassenden Systems technologischer und regionaler IOT erfordert sie eine Material- und Wareneingangserhebung bei Betrieben (örtlichen Produktionsstätten) der jeweiligen Region; dabei sollte auch die regionale Herkunft der bezogenen Produkte erfragt werden, weil nur so Daten über die Einfuhren aus dem Ausland und die Bezüge von anderen Regionen zuverlässig zu erlangen sind. Die ersten für Länder oder Regionen der Bundesrepublik Deutschland berechneten IOT fußen i.d.R. auf freiwilligen Erhebungen (z.B. BW 1972). Die neueren IOT basieren entweder auf vornehmlich derivaten Erstellungsmethoden, mit denen allerdings nur technologische bzw. sog. „nationale" Verflechtungstabellen vorgelegt werden können (hierbei umfassen der I. und der II. Quadrant - anders als bei regionalen Verflechtungstabellen auch Bezüge aus anderen deutschen Regionen; vgl. Stäglin 1990 für NRW), oder sie sind Fortschreibungen originär erstellter Tabellen (so in BW ab 1978). Den fortgeschriebenen Tabellen BW liegen zugrunde: (1) Strenge Orientierung an den nationalen Tabellen des StBA; (2) regional- und sektorspezifische Aufbereitung der Material- und Wareneingangserhebung des StBA, um Anhaltspunkte für die wirtschaftlich-technischen Veränderungen der Verflechtungsstrukturen im produzierenden Sektor BW zu erhalten; (3) Fortschreibung von Verflechtungsstrukturen im Dienstleistungssektor mit Hilfe der nationalen Tabelle des StBA; (4) differenzierte Daten der Inlandsproduktsberechnung und ergänzender Hilfsrechnungen zur Fortschreibung der Endnachfragegrößen; (5) Außenhandelsstatistiken zur Berechnung der Exporte; (6) 322

punktuelle Unternehmens- und Branchendaten, die im Zusammenhang mit sektoralen Analysen zur Verfügung gestellt wurden; (7) differenzierte Auswertung von Produktionsstatistiken, mit denen im Sinne einer rudimentären OutputMethode abgeschätzt werden kann, in welchem Umfang die in BW produzierten Güter in den Produktions- und Endnachfragebereichen der gesamten Bundesrepublik verbraucht wurden. Bei interregionalen IOT lassen sich die Quadranten I und II für den Fall von r Regionen in je r2 Teilquadranten aufteilen, wobei jeweils r Teilquadranten die intraregionalen/intersektoralen Verflechtungen darstellen und r χ ( r - 1) Teilquadranten interregionale/intersektorale Beziehungen beschreiben. Im Falle von zwei Regionen a und b erfassen damit je zwei Teilquadranten die intraregionalen Vorleistungs- und Endnachfrageverflechtungen der Regionen a und b, die in dieser Form den Quadranten I und II regionaler Verflechtungstabellen entsprechen. Je zwei weitere Teilquadranten beschreiben die interregionalen Verflechtungsbeziehungen, und zwar als Lieferung von Vorleistungen und Endnachfrageprodukten der Region a an die Region b und umgekehrt der Region b an die Region a. Dabei lassen sich die interregionalen Quadranten durch sachgerechte Verteilung der (eindimensionalen) Vektoren zur Erfassung der Lieferungen in andere Regionen bzw. der Bezüge von anderen Regionen derselben Nation darstellen. Auf dieser Grundlage wurden interregionale IOT für die zwei Regionen BW und Summe aller anderen Länder als Untergliederung der nationalen IOT des StBA berechnet. Dabei kamen naturgemäß stark derivative Schätzungen zum Tragen. Die Bedeutung interregionaler Verflechtungsbeziehungen sind auch fur Regionalanalysen eines Landes wichtig,

Regionale Input-Output-Rechnung weil dadurch alle für die Region bedeutenden intersektoralen Austauschbeziehungen innerhalb des internationalen Wirtschaftsraums erfasst werden. Hierbei gilt: Die in einem intraregionalen Modell nicht erfassten Zuliefereffekte sind um so gewichtiger, je kleiner die betreffende Region ist. Für regionale ΙΟ-Analysen (IOA) können, unter Zuhilfenahme von IOT für Regionen der Bundesrepublik Deutschland, prinzipiell die bekannten —> InputOutput-Analysen verwendet werden, insbesondere können —• Input-OutputModelle auf der Basis des offenen statischen Leontief-Modells zur Anwendung gelangen, ebenso qualitative IOA wie z.B. die Minimal-Flow-Analyse. Von besonderer praktischer Bedeutung für die Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsbeobachtung sind Analysen zur direkten und indirekten Exportabhängigkeit einer Region, zur ökonomischen Wirkung staatlicher Investitionsprogramme oder zur volkswirtschaftlichen Bedeutung bestimmter Branchen - wie z.B. der Automobilindustrie - fur produktionstechnisch vorgelagerte Wirtschaftszweige eines entsprechenden Gebiets. Ein speziell regionaler Anwendungsbereich für IOA ist die Untersuchung, wie stark bestimmte Unternehmen mit ausgesprochen regionaler Anbindung (z.B. Energieversorgungsuntemehmen) in das wirtschaftliche Geflecht einer Region eingebettet sind. Schließlich eröffnen interregionale IOA auf der Basis interregionaler IOT die Möglichkeit, die Auswirkung wirtschaftlicher Tätigkeiten in einer Region auf andere Regionen quantitativ zu erfassen und Rückkoppelungseffekte zwischen Regionen einzubeziehen. Die bei der regionalen IO-Rechnung gewonnenen Erkenntnisse könnten in Zukunft auch für die ΙΟ-Rechnungen von Staaten der EU Bedeutung erlangen. Mehr und mehr ist zu beobachten, dass

aus bislang vornehmlich nationalen Unternehmen internationale Global Players werden, für die im Zuge der Verwirklichung des EU-Binnenmarktes nationale Grenzen an Bedeutung verlieren. In zunehmendem Maße stellen dann Exporte und Importe zwischen nationalen Staaten Verflechtungsströme zwischen Produktionseinheiten internationaler Unternehmensverbünde dar, deren wertmäßige Erfassung besondere Fragen aufwirft. In diesem Fall könnten die derzeit für deutsche Regionen bestehenden Aspekte analog für Staaten innerhalb der EU gelten und die Erstellung bzw. Analyse nationaler IOT vor neue Herausforderungen stellen. Literatur: V. Gretz-Roth, IO-Analyse für Hessen - Methodische Konzepte und empirische Ergebnisse, AStA 73 (1989), S. 346-366; W. Münzenmaier, Interregional Input-Output Analysis for the Federal Republic of Germany - The Compilation of an Interregional-Interindustrial System of Economic Flows between Two Regions, and Some Consequences for Regional Analyses, in: Jahrbuch für Regionalwissenschaft, 8. Jahrgang (1987), S. 1539; W. Münzenmaier, Möglichkeiten und Grenzen einer regionalen IO-Rechnung Erfahrungen aus der Sicht BW, in: H. Schnabl (Hg.), IO-Techniken - Neuere Verfahren der Erstellung und Analyse, Stuttgart 1991, S. 87-102; H. Schnabl, Die Produktionsstruktur Baden-Württembergs - dargestellt mit Hilfe der Minimal-Flow-Analyse, in: SISS - Schriftenreihe des Instituts für Sozialforschung der Universität Stuttgart, Nr. 2/1995, S. 21-30; R. Stäglin u.a., ΙΟ-Relationen für NRW als Grundlage eines Strukturvergleichs mit der Bundesrepublik, DIWVierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 57 (1990), S. 201-242. Werner Münzenmaier

323

Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen => Regional accounts sind nach dem ESVG 1995 alle Berechnungen unterhalb der nationalen Ebene; das sind in Deutschland die —* Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder und die —> Kreisberechnungen. Regionale Wirtschaftskraftvergleiche Absolute Daten zur —> Wirtschaftskraft kleinerer Regionaleinheiten (z.B. Kreise) sind aufgrund der unterschiedlichen „Größe" dieser Gebietseinheiten nicht sofort vergleichbar, sondern bedürfen erst einer geeigneten Normierung. Dazu werden bestimmte Bezugsgrößen herangezogen, von denen das quantitative Ergebnis des Vergleichs in entscheidender Weise abhängt. Gleichzeitig wird durch die Wahl dieser Bezugsgrößen aber auch der Begriff Wirtschaftskraft selbst mit einem jeweils sehr spezifischen Aussagegehalt belegt. Geht man vom BIP als der zentralen gesamtwirtschaftlichen Leistungsgröße aus, so kommen, je nachdem, ob bei der Betrachtung rein geographische, siedlungsstrukturelle, produktions- oder wohlfahrtstheoretische Aspekte im Vordergrund stehen, unterschiedliche Bezugsgrößen zur Relativierung der absoluten Daten in Betracht. Obgleich in der Praxis nur selten verwendet erscheint die Kennziffer BIP je qkm als plastisch vorstellbare räumliche Verdichtung von Produktionsfaktoren und eines entsprechend hohen Produktionsoutputs in geographischer oder siedlungsstruktureller Hinsicht von hohem Aussagegehalt. In ihr kommt vor allem die Entstehung der Wirtschaftsleistung durch das komplementäre Zusammenwirken der Faktoren Arbeit und Kapital an den Produktionsstandorten zum Ausdruck. Im regionalen Binnenvergleich wird in Deutschland bislang die Kennziffer BIP

je Erwerbstätigen bevorzugt verwendet 324

(so z.B. auch vom Arbeitskreis VGR der Länder). In dieser Verhältniszahl überlagern sich allerdings recht unterschiedliche Betrachtungsebenen, die eine sehr vorsichtige Interpretation erfordern. So spielt zum einen der Produktivitätsaspekt, bezogen auf den Einsatz des Faktors Arbeit, eine dominierende Rolle, wobei durch die ungenaue Quantifizierung des Arbeitsinputs anhand der Erwerbstätigenzahlen (z.B. bleiben flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitarbeit, geringfügige Beschäftigungsverhältnisse oder unterschiedliche Qualifikationsstrukturen völlig unberücksichtigt) sowie die Verwendung des nominalen anstelle des realen BIP nur ein recht grobes Maß für die Arbeitsproduktivität resultiert. Eine Besserung dürfte die geplante Berechnung des regionalen Arbeitsvolumens bringen. Zum anderen fließen in diese Verhältniszahl auch Unterschiede in den regionalen Branchenstrukturen und abweichende branchenspezifische Produktionsstrukturen mit ein, welche wiederum jeweils mit spezifischen Arbeits- bzw. Kapitalintensitäten verbunden sind. Im Ergebnis führt so z.B. schon allein die Substitution von Arbeit durch Kapital bei gleichem Produktionsergebnis zu einem höheren ProKopf-Wert - ohne dass hierbei ein absoluter Anstieg des BIP erforderlich wäre. Eine weitere Wirtschaftskraft-Kennziffer stellt das BIP je Einwohner dar, wie es auch von der Europäischen Union als eines der Kriterien im Rahmen der Strukturförderung (Abgrenzung der sog. Ziel 1-Fördergebiete) derzeit Verwendung findet. Grundsätzlich wäre dieser Indikator zur Normierung des BIP insofern als besonders geeignet zu erachten, als die Einwohnerzahl allgemein als ein zentrales Kriterium zur Messung der Größenunterschiede von Regionen gilt. Besonders im kleinräumigen Vergleich ist allerdings zu beachten, dass das BIP in regionaler Hinsicht entsprechend dem Inlandskonzept (Arbeitsort) zugeordnet ist,

Reinvermögensänderung durch reale Umbewertungsgewinne/-verluste die Wohnbevölkerung jedoch nach dem Inländerkonzept (Wohnsitz). Zum BEP der Ballungsräume tragen also z.B. auch die Einpendler bei. Grundsätzlich wird in den Großstädten aufgrund des Einpendlerüberhangs in der Tendenz eine höhere Wirtschaftsleistung erzielt, als dies allein mit den in diesen Regionen wohnenden Erwerbstätigen möglich wäre. So gesehen wird das BIP je Einwohner in den Großstädten tendenziell überhöht und in den Regionen, in denen die Einpendler leben, zu niedrig dargestellt. Als Kennziffer zur Beschreibung regionaler Wirtschaftskraft kann schließlich auch das BIP je Kopf der Wirtschaftsbevölkerung herangezogen werden. Der —• Wirtschaftsbevölkerung liegt die Fiktion zugrunde, dass alle Erwerbstätigen, einschließlich ihrer Familienangehörigen, ihren Wohnsitz in der gleichen Region haben, in der sich auch ihr Arbeitsort befindet. Es handelt sich insofern um eine homogene Verhältniszahl, in der Zähler und Nenner bezüglich ihrer räumlichen Zuordnung korrespondieren und die sowohl dem Produktivitätsaspekt als auch der Erwerbsbeteiligung in gebührender Form Rechnung trägt, wie auch aus folgendem Zusammenhang ersichtlich wird: BIP/WIBAO = ΒΙΡ/ΕΤΑΟ Χ E T A 0 / W I B A 0

wobei WiB Wirtschafitsbevölkerung, ETAo Erwerbstätige, ΒΙΡ/ΕΤΑΟ Arbeitsproduktivität und ETAO/WIBAO Erwerbsquote (alle arbeitsortbezogen). Franz Kohlhuber Regionalverband —»Gemeindeverbände. Reinvermögen => Net worth ist der Saldo in den —• Vermögensbilanzen. R. entspricht der Summe aus dem Wert des nichtfinanziellen Vermögens (= Vermögensgüter) und der Forderungen abzüglich der Verbindlichkeiten. Die

Summe der R. der inländischen Sektoren ergibt das - * Volksvermögen. Das R. wird gelegentlich als Indikator für den Reichtum der Sektoren bzw. der Volkswirtschaft betrachtet. Reinvermögensänderung => Changes in net worth ist die Veränderung des —» Reinvermögens im Bilanzierungszeitraum; sie kommt im zusammengefassten Saldo der —» Vermögensänderungskonten zum Ausdruck, in denen die verschiedenen Ursachen fiir die Veränderungen der einzelnen Aktiva, der Verbindlichkeiten und des Reinvermögens dargestellt werden. Mit der R. als Stromgröße wird die Verbindung zwischen der Bestandsgröße Reinvermögen am Jahresanfang und am Jahresende hergestellt. Die Summe der R. der inländischen Sektoren ergibt die Veränderung des Volksvermögens. Nach Ursachen fur die R. unterscheidet man (1) R. durch Sparen und Vermögenstransfers (bzw. -Übertragungen), (2) R. durch sonstige reale Vermögensänderungen, (3) R. durch Umbewertungen bzw. nominale —> Umbewertungsgewinne/-verluste, untergliedert in R. durch neutrale Umbewertungsgewinne/-verluste und R. durch reale Umbewertungsgewinne/-verluste. Diese verschiedenen Arten der R. sind Salden der gleichnamigen Konten. Reinvermögensänderung durch neutrale Umbewertungsgewinne/-verluste => Changes in net worth due to neutral holding gains/losses —* Reinvermögensänderung. Reinvermögensänderung durch reale Umbewertungsgewinne/ -Verluste => Changes in net worth due to real holding gains/losses —> Reinvermögensänderung.

325

Reinvermögensänderung durch sonstige reale Vermögensänderungen Reinvermögensänderung durch sonstige reale Vermögensänderungen => Changes in net worth due to other changes in volume of assets —> Reinvermögensänderung. Reinvermögensänderung durch Sparen und Vermögenstransfers => Changes in net worth due to saving and capital transfers —» Reinvermögensänderung. Reinvermögensänderung durch Umbewertungen => Changes in net worth due to nominal holding gains/losses wird auch Reinvermögensänderung durch nominale Umbewertungsgewinne/-verluste genannt; sie ist untergliedert in R. durch neutrale Umbewertungsgewinne/-verluste und R. durch reale Umbewertungsgewinne/-verluste. Reinvestierte Gewinne aus der/an die übrige Welt => Reinvested earnings on direct foreign investment sind gleich dem Betriebsüberschuss des Unternehmens, das Gegenstand einer ausländischen Direktinvestition ist, zuzüglich der empfangenen —• Vermögenseinkommen und —> laufenden Transfers, abzüglich der geleisteten Vermögenseinkommen und laufenden Tranfers (einschließlich der tatsächlichen Zahlungen an ausländische Direktinvestoren sowie sämtlicher geleisteter —> Einkommenund Vermögensteuern). Die R. werden einerseits als unterstellte geleistete Vermögenseinkommen des Unternehmens an den Investor, andererseits als Kapitaleinlage des Investors in dieses Unternehmen behandelt. Die Kapitaleinlage ist keine Einkommens-, sondern eine Finanzierungstransaktion. Reiseverkehr

=> Travel 326

ist eine der wichtigsten Positionen innerhalb der —> Dienstleistungsbilanz. Traditionell schließt diese Position in der Bundesrepublik mit einem hohen Defizit, das das Ergebnis der Dienstleistungsbilanz entscheidend prägt. Erfasst werden dabei die Ausgaben inländischer Reisender im Ausland und ausländischer Reisender im Inland für Dienstleistungen und für Waren des persönlichen Bedarfs. Da eine Befragung der Reisenden an der Grenze faktisch nicht möglich ist, wird der R. auf indirektem Wege über die verwendeten Reisezahlungsmittel bestimmt. Zu den Ausgaben zählen dabei die von inländischen Banken verkauften Sorten und Fremdwährungsreiseschecks, aus dem Ausland zurückgesandte DM-Reiseschecks und Eurocheques, von ausländischen Banken zurückgesandte DM-Noten und die Meldungen von Kreditkartengesellschaften über Ausgaben im Ausland. Daneben werden auch unmittelbare Zahlungen wie Überweisungen der Reiseveranstalter oder von Privatpersonen einbezogen. Entsprechendes gilt für die Einnahmen im R. Eine spezifische Schwierigkeit ergibt sich aus der Tatsache, dass die so ermittelten Werte nicht unbedingt den effektiven R. widerspiegeln. Sie werden schätzungsweise um die —• Heimatüberweisungen ausländischer Gastarbeiter, die Ausgaben im Grenzwarenverkehr und Bargeldtransaktionen im Kapitalverkehr bereinigt. Rennwett- und Lotteriesteuer —» Steuern. Renten —»Soziale Leistungen. Rentenversicherung der Angestellten —»· Sozialversicherung. Rentenversicherung der Arbeiter —> Sozialversicherung.

Rerouting Rentenwerte => Long term - securities other than shares, excluding financial derivatives; => Festverzinsliche Wertpapiere; => Kapitalmarktpapiere. Es handelt sich um längerfristige Forderungen bzw. Verbindlichkeiten, die in börsenfähigen Wertpapieren verbrieft sind, deren Nennwert bei der Ausgabe festgelegt wird. Je nach der Vertragsgestaltung gewähren sie ihren Inhabern meist ein regelmäßiges entweder festes oder variables Geldeinkommen in Form von Kuponzahlungen. R. umfassen börsenfähige Inhaberschuldverschreibungen (einschließl. Bundesschatzbriefe), nachrangige Anleihen, ewige Anleihen, Floating Rate Notes, Indexanleihen, Nullkuponanleihen, Euroanleihen (die von internationalen Konsortien aufgelegt werden), Privatplazierungen, Wandelschuldverschreibungen und dgl. mehr. Rentenwerte können von allen inländischen Sektoren und der übrigen Welt als Forderungen gehalten werden. Als Verbindlichkeiten kommen sie im Wesentlichen bei inländischen finanziellen und nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften, bei den Gebietskörperschaften sowie bei der übrigen Welt vor. Der Erwerb von Rentenwerten kann entweder über den Primärmarkt (ex Emission) oder durch Käufe am Sekundärmarkt erfolgen. Die Engagements am Primärmarkt sind zu Emissionskursen, jene am Sekundärmarkt zu Marktpreisen zu bewerten. Der Rentenabsatz wird in der FinR netto, d. h. nach Abzug der Tilgungen und unter Berücksichtigung der Veränderung der Eigenbestände bei den Emittenten, zu Emissionskursen verbucht. In der Geldvermögensrechnung erfolgt die Bewertung der Portefeuilles sowie des Umlaufs von Rentenwerten seit der deutschen Einigung generell zum Tageskurs.

Repräsentativität stellt eine der Anforderungen an die VGR dar. Nur repräsentative Daten erlauben es der Wirtschaftsforschung den Anspruch zu erheben, nicht nur Aussagen über Einzelfalle zu machen. Nur repräsentative Daten liefern der Wirtschaftspolitik die von ihr gewünschte zusammenfassende Information und geeignete Ziel- und Kontrollgrößen. Dem Kriterium der möglichst hohen R. ist die VGR in besonderem Maße verpflichtet und in den Augen vieler Nutzer liefert die VGR die repräsentative wirtschafts-statistische Information schlechthin. Rerouting => Umleitung zeigt an, dass eine —> Transaktion zwischen Wirtschaftseinheiten anders verbucht wird als sie tatsächlich stattfand. Das wichtigste Beispiel ist die Buchung der Sozialbeiträge der Arbeitgeber, die direkt an die Sozialversicherungen abgeführt werden. Im ESVG werden diese Zahlungen in der Form von zwei Transaktionen gebucht: Erstens zahlen die Arbeitgeber die Arbeitgeberbeiträge an die Arbeitnehmer und zweitens fuhren die Arbeitnehmer dieselben Beiträge an die Sozialversicherung ab. Auch die Sozialbeiträge der Arbeitnehmer und die Lohnsteuer weisen tatsächlich andere Zahlungsströme als in den VGR auf. Ein weiteres Beispiel sind die der EU zustehenden Mehrwertsteueranteile, die zunächst als Steuerzahlungen bei der deutschen Steuerverwaltung eingehen. In den VGR erscheinen diese Steuereinnahmen allerdings direkt als Primäreinkommen an die übrige Welt. (Die Finanzstatistik weist diese Steuern „nach Zerlegung" ebenfalls nicht den Gebietskörperschaften, sondern als eigene Rubrik „EUAnteile" im öffentlichen Gesamthaushalt aus.) Bei den von der EU geleisteten Sub327

Reserveposition der Deutschen Bundesbank im Internationalen Währungsfonds (IWF) ventionen an deutsche Unternehmen wird in den VGR spiegelbildlich verfahren. Reserveposition der Deutschen Bundesbank im Internationalen Währungsfonds (IWF) Zur Reserveposition eines Landes im Internationalen Währungsfons (IWF) zählen die Reservetranche und eventuelle Forderungen aus der Gewährung von Krediten an den IWF. Die Reservetranche entspricht den „echten" Finanzierungsleistungen aus der Subskription (-»• Quote im IWF), d. h. den in Sonderziehungsrechten (SZR), Gold und Fremdwährungen eingezahlten Beträgen zuzüglich der vom IWF für Kredite an andere Mitgliedsländer abgerufenen Beträge in Landeswährung. Jedes Land hat ein „automatisches" Ziehungsrecht in Höhe seiner Reservetranche, das somit unbedingt verfügbare Liquidität darstellt und daher den - sozusagen beim IWF angelegten - Währungsreserven des Landes zugerechnet wird. In der Vergangenheit hat sich die Bundesrepublik an verschiedenen Kreditvereinbarungen beteiligt, die für die Mittelbeschaffung des IWF eine bedeutende Rolle gespielt haben. Dazu gehören seit 1962 die .Allgemeinen Kreditvereinbarungen" (AKV) zwischen der Zehnergruppe und dem IWF, eine ständige multilaterale Kreditlinie, die der IWF ursprünglich nur zur Finanzierung von Zahlungsbilanzhilfen an Mitglieder der Zehnergruppe vereinbart hatte. Seit Ende 1983 steht diese Kreditlinie dem IWF unter bestimmten Bedingungen auch für Kredite an andere Länder zur Verfügung. Im Gefolge der Mexiko-Krise sind zusätzlich sog. Neue Kreditvereinbarungen (NKV) geschaffen worden, die im November 1998 in Kraft getreten sind. Sie haben zu einer Verdopplung der unter den genannten Vereinbarungen verfügbaren Mittel geführt.

328

Neben diesen allgemeinen Kreditvereinbarungen wurden dem Fonds mehrfach auch einmalige Kreditlinien eingeräumt. Die Bundesrepublik war beteiligt an Krediten im Rahmen der „Ölfazilität" ab Mitte 1974, bei der sich der IWF Mittel von Ölexport-Ländern und anderen Zahlungsbilanz- und reservestarken Ländern auslieh, an Krediten im Rahmen der „Zusätzlichen Finanzierungsvorkehrung" (Witteveen-Fazilität) ab 1979 und an Krediten im Rahmen der „Politik des Erweiterten Zugangs" ab 1981. Alle Kredite sind in der Zwischenzeit getilgt. Ressourcenbilanzen Darstellung der Bestände an ökonomisch genutzten natürlichen Rohstoffen sowie ihrer Veränderungen in der Berichtsperiode. R. können als Teilsystem von —• Umweltökonomischen Gesamtrechnungen konzipiert werden. Restposten der Zahlungsbilanz —> Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen. Revidiertes SNA Revision des SNA (SNA 1993). Revision Revision (lat.) heißt prüfende Durchsicht. Die Verwendung des Wortes im Druckwesen in der Bedeutung von „Korrektur des umbrochenen Satzes" trifft am ehesten den Sprachgebrauch im Kontext der VGR. Hier geht es nicht nur um die prüfende Durchsicht, sondern um Änderungen an bereits vorliegenden Schätzwerten. Von R. spricht man dann, wenn für die Aggregate der VGR einer bestimmten Berichtsperiode im Laufe der Zeit verschiedene Werte vom selben Datenproduzenten (hier: StBA) ausgewiesen werden. Tab. 1 zeigt für die Aggregate —• Bruttosozialprodukt (BSP) 1960 und 1961 sowie Vorratsveränderung 1960 die nach früheren deutschen VGR publi-

Revision zierten Schätzwerte. Die nach Anpassung der deutschen VGR an das -»· ESVG 1995 gewünschte Rückrechnung der Angaben vor 1991 steht noch aus; sie wird zu weiteren Änderungen im Nachweis für 1960 und 1961 fuhren. R. von Sozialproduktsdaten sind so alt, wie es Schätzungen gibt. Nach Studenski (1958) haben bereits Petty (16231687), Bell (1749-1806) und le Pesant de Boisguillebert (1646-1714) ihre Volkseinkommensschätzungen für England sowie Frankreich revidiert. Im Vergleich zu Revisionen anderer Statistiken aus der amtlichen Datenproduktion sind solche der VGR häufiger, größer (vgl. Tab. 1, Sp. 5) und auch langwieriger (über 25 Jahre, vgl. Tab. 1, Sp. 1). Was sind die Ursachen dafür? (1) Eine erste Gruppe von Revisionsursachen ist in der Eigenschaft der VGR zu sehen, dass sie eine derivative Statistik ist, die auf praktisch der gesamten primär· und sekundärstatistischen Datenproduktion eines statistischen Amtes aufbaut. Die Werte der VGR-Aggregate für eine bestimmte Berichtsperiode lassen sich erst dann endgültig berechnen, wenn alle statistischen Informationen über diese Berichtsperiode aufbereitet vorliegen. Die statistische Fundierung der VGR ist abhängig vom zeitlichen Anfall des Datenmaterials. Die erste vorläufige Schätzung ist nicht oder nur partiell empirisch abgesichert; sie basiert z.T. auf Extrapolationen. Hier tut sich das in der Datenproduktion bekannte Dilemma von —> Aktualität, —» Genauigkeit und Vollständigkeit auf. R., die ihre Ursache im sukzessiven Verfügbarwerden der Basisstatistiken über eine Berichtsperiode haben, heißen statistisch bedingte R. Sie können laufend oder sporadisch erfolgen. Erstere liegen dann vor, wenn die Änderungen der bisherigen Schätzwerte allein aus jenem Informationsfluss resultieren, der ständig der VGR-Erstellung zugrunde liegt. So wäre etwa eine R. als laufend

und statistisch bedingt anzusehen, wenn eine bestimmte Steuerstatistik immer erst zwei Jahre nach Ende des Berichtsjahres verfügbar wird und die Schätzung der betreffenden VGR-Komponente zwischenzeitlich auf Hilfsinformationen oder Extrapolationen aufbauen muss. Statistisch bedingte laufende R. erfolgen in der Bundesrepublik über einen Zeitraum von knapp drei Jahren nach Ende einer Berichtsperiode (vgl. Tab. 1, wo sich der Schätzwert für das BSP 1960 und für die Vorratsveränderung 1960 erst im September 1963 auf einen festen Wert einpendelten). Eine sporadische, statistisch bedingte R. ist gegeben, wenn sie durch vor allem Primär-, gelegentlich auch Sekundärstatistiken induziert ist, die nur in größeren, i.d.R. unregelmäßigen Abständen durchgeführt werden (beispielsweise Volks-, Berufs-, Arbeitsstätten- und Wohnungszählung; Strukturerhebungen in den diversen Wirtschaftszweigen). Kennzeichnend für sie ist: - Sie betreffen nicht nur den Schätzwert einer, i.d.R. der unmittelbar beendeten Berichtsperiode, sondern die Schätzwerte einer Reihe zurückliegender Perioden. Man ist nämlich bemüht, die neu gewonnene Erkenntnis nachträglich auf so viele frühere Berichtsperioden wie möglich zu übertragen, um so Brüche in den Zeitreihen zu vermeiden. -1. Ggs. zu den laufenden, statistisch bedingten R., die i.d.R. nur die letzte Berichtsperiode betreffen und so primär die Wachstumsrate eines Aggregats ändern, wirken die sporadischen, statistisch bedingten R. auf das Niveau aller bisher vorliegenden Schätzwerte und nur sekundär auf die Wachstumsrate. (2) Eine R. heißt definitorisch bedingt, wenn an Konzepten und Definitionen der VGR-Aggregate Änderungen vorgenommen und diese - aus Gründen der Zeitreihenkonsistenz - auf so viele zurückliegende Perioden wie möglich übertragen werden. 329

Revision Tab. 1 Erste und revidierte Schätzwerte fiir das BSP 1960 und 1961, dessen Wachstumsrate 1961 und fiir die Vorratsveränderung 1960 in jeweiligen Preisen WachstumsVorratsverBSP 1961 BSP 1960 Datum der 1 änderung 1960 rate BSP 1961 Schätzung Mio Euro in v.H. Mio Euro Mio Euro (5) (4) (2) (3) Ο) 3 170,0 141 014,3 1961,1 3 170,0 141 423,3 1961, IX 11,78 4 039,2 141 985,8 158 705,0 1962,1 11,78 4 039,2 158 705,0 141 985,8 1962, IX 4 039,2 158 705,0 11,78 141 985,8 1963,1 4 392,0 9,97 166 885,7 151 751,4 1963, X 4 392,0 166 783,4 9,91 151 751,4 1964,1 4 392,0 166 783,4 9,91 151 751,4 1965, IX 10,02 4 448,2 154 563,5 170 055,7 1970, Π 9,37 4 550,5 154 921,4 169 442,1 1977, VE 9,37 4 703,9 154 921,4 169 442,1 1982, v m 9,37 8 640,8 154 921,4 169 442,1 1985, v m 154 921,4 169 442,1 9,37 8 640,8 1991, IV 1 Jahrgang und Monat der Zeitschrift „Wirtschaft und Statistik"

(3) Methodisch bedingte R. nehmen eine Zwischenstellung zwischen den statistisch und den definitorisch bedingten R. ein. Es wird - häufig ausgelöst durch neue oder geänderte Primär- und Sekundärstatistiken - eine neue Schätzmethode erforderlich, oder man verwendet eine andere Art der Inter- oder Extrapolation, der Deflationierung oder der Saisonbereinigung. In solchen Fällen ist man ebenfalls bemüht, um Friktionen in den VGR-Zeitreihen zu vermeiden, auch die Schätzwerte vergangener Berichtsperioden nach der neuen Methode zu berechnen. Phänotypisch lassen sich zwei Arten von R. unterscheiden: die laufende R. und die Generalrevision. Letztere nennt das StBA große R. Die laufenden R. sind jene, die in den ersten zwei bis drei Jahren nach Ende einer Berichtsperiode erfolgen; sie sind statistisch bedingt. Die Generalrevisionen finden in größeren Zeitabständen statt und betreffen dann alle oder fast alle zurückliegenden Berichtsperioden. Hinter ihnen stehen die sporadischen statistisch, die definitorisch 330

und die methodisch bedingten R. Das StBA strebt fiir Generalrevisionen einen Fünf-Jahres-Rhythmus an, der mit dem Übergang auf eine jeweils neue Preisbasis für die deflationierten VGR zusammenfallen soll. Eine Aufspaltung der durch eine Generalrevision bewirkten Änderung eines Schätzwertes in ihre einzelnen Komponenten (statistisch, definitorisch und methodisch bedingt) hat das StBA nicht immer vorgenommen. Bei den Generalrevisionen von 1970 und 1977 wurden sie gemacht und für die bisher umfassendste Generalrevision 1999 ausführlich dokumentiert. Tab. 2 zeigt die Termine und wesentlichen Anlässe bisheriger Generalrevisionen der bundesdeutschen VGR sowie die sie dokumentierenden Literaturstellen. R. beeinflussen zunächst das Niveau der VGR-Aggregate, dann aber deren Wachstumsraten (vgl. Tab. 1, Sp. 4) und gelegentlich auch die Relationen zwischen verschiedenen Aggregaten. Die R. in den ersten zwei bis drei Jahren nach Ende einer Berichtsperiode sind, wenn nicht gerade eine Generalrevision,

Revision Tab. 2 Generalrevisionen der VGR in der Bundesrepublik Deutschland Jahr (1) 1953 1957 1960

1963 1970

1977

1982 1985 1991

1993 1999

Zeitraum und Hauptanlass

Wirtschaft und Statistik Jahr Heft Seiten (2) (3) 1950-52; Anpassung an das OEEC-Standardised System 1953 9 390 - 398 1950-54; Preisbasis 1950; Einfuhrung einer konsistenten 1957 3 123 - 149 Entstehungs-, Verwendungs- und Vertei-lungsrechnung 1950-59; Preisbasis 1954; Einführung des 1960 1 9 - 18 bundesrepublikanischen VGR-Kontensystems 1960 5 317 - 344 1960 10 571 - 581 1950-62; Einarbeitung neueren statistischen Materials 1963 10 575 - 589 1950-68; Preisbasis 1962; Mehrwertsteuer nach dem 1970 2 57 - 80 Bruttosystem; Kontensystem in erweiterter 1970 6 281 - 288 Sektorengliederung; Übernahme von ESVG Regeln, etwa keine unterstellten Mieten auf öff. Gebäude 1960-76; Preisbasis 1970; Übernahme weiterer ESVG- 1977 4 215 - 239 Regeln, etwa globaler Nachweis der Bankdienstleistungen gegen unterstelltes Entgelt 1950-81; Preisbasis 1976; Mehrwertsteuer nach dem 1982 8 551 - 572 Nettosystem 1960-84; Preisbasis 1980; Einarbeitung neueren 1985 8 603 - 617 statistischen Materials 1970-90; Preisbasis 1985; Einarbeitung neueren 1991 4 227 - 247 statistischen Materials; weitere definitorische und methodische Änderungen 1960-98; Preisbasis 1991 1993 9 613 1991- ; Anpassung an das ESVG 1995, Preisbasis 1995; 1999 4 257 - 281 neue Begriffe, Abgrenzungen

hinzu kommt bei den Hauptaggregaten wie z.B. dem BSP nicht extrem (etwa bei +/-1%); anders jedoch bei den Teilaggregaten. Besonders gravierend sind die R. bei der als Saldo von Entstehungs- und Verwendungsrechnung ermittelten Vorratsveränderung (vgl. Tab. 1, Sp. 5). Die Richtung der R. ist für die einzelnen Berichtsperioden, aber auch für die VGRAggregate unterschiedlich; es überwiegt jedoch die R. nach oben, so dass die erste vorläufige Schätzung eine Unterschätzung ist und eine gewisse Vorsichtshaltung der Gesamtrechner zeigt. Eine größere Veränderung in den Relationen von VGR-Aggregaten brachte z.B. die Generalrevision von 1991, bei der rückwirkend bis 1970der Anteil der—»Brutto-

einkommen aus unselbständiger Arbeit am —• Volkseinkommen zu Lasten des Anteils der —* Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen angehoben worden ist. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit VGR-Revisionen geht in vier Richtungen: (1) Statistische Beschreibung der R. durch Berechnung diverser Kenngrößen und Analyse der Beziehung zwischen vorläufigen und revidierten Daten: Untersucht werden z.B. der Einfluss der R. auf das Niveau der VGR-Aggregate, deren Veränderung und Relation, die durchschnittliche Größe der absoluten, relativen R., die Streuung der R., die Fehlanzeige von Konjunkturwendepunkten. Die 331

Revision wohl ausführlichsten Studien für jeweils eine Volkswirtschaft sind die von Rinne (1967) über die Bundesrepublik Deutschland, wo u. a. die revisionsbedingten Änderungen anhand des Theilschen Ungleichheitskoeffizienten in systematische und zufallige Komponenten zerlegt wurden, und die von Cole (1969) über die USA sowie eine Ländervergleichsstudie von Glejser/Schavey (1974). Letztere analysieren die R. in den Jahresdaten des BSP und acht seiner Komponenten für 40 Länder auf der Basis der Jahrgänge 1957 bis 1969 des Yearbook of National Accounts Statistics der UN und kommen dabei etwa zu folgenden Ergebnissen: - Die ersten Schätzungen sind i.d.R. nach unten verzerrt, d.h. sie sind zu niedrig, insbesondere die für den Privaten Verbrauch, die Investitionen, das BIP und das BSP. In entwickelten Volkswirtschaften gilt dies ausgeprägter als in sich noch entwickelnden. - Aufeinanderfolgende R. sind häufig autokorreliert, in den meisten Fällen negativ, so dass die sukzessive publizierten Schätzwerte einen Zick-Zack-Weg bis zu ihrem endgültigen Wert durchlaufen. Zu erwähnen ist noch die methodisch interessante Arbeit von Langaskens/Rijeckeghem (1974), in der versucht wird, die Varianz des Schätzfehlers abzuschätzen. (2) Analysen der Sensitivität der Parameterschätzwerte in ökonometrischen Modellen auf R.: Eine sehr frühe Arbeit in dieser Richtung stammt von Rinne (1969). Eine umfassende Ländervergleichsstudie machten Denton/Oksanen (1972). Sie schätzen ein und dasselbe FünfGleichungsmodell für 21 Länder (Stützbereich 1955 - 1964) mit der zweistufigen KQ-Methode (2SLS), und zwar einmal unter Verwendung vorläufiger und dann mit revidierten Daten. Ihre Ergebnisse sind u. a.: - keine eindeutige Wirkung der R. auf die Steigungsmaße in den Gleichungen, je332

doch die Tendenz der Steigungsmaße innerhalb einer Gleichung, sich durch die R. gegenläufig zu verändern; - revisionsbedingte Zunahme des Betrags der absoluten Glieder in den Gleichungen; - kaum Vorzeichenwechsel in den Koeffizienten durch die R.; - leichte Verbesserung der statistischen Signifikanz, gemessen an den empirischen t-Werten; - keine eindeutige Verbesserung durch die R. im Fit der Gleichungen, gemessen an der Residualvarianz; im Gegenteil, mit den revidierten Daten hat man eher eine schlechtere Ex post-Prognose. Denton/Oksanen (1973) schätzten ihr Modell für die 21 Länder auch mit verschiedenen Verfahren - OLS, 2SLS und 3SLS - und beobachteten, wie a priori vermutet werden konnte, dass die Einzelgleichungsschätzung (OLS) weniger empfindlich reagiert als die LimitedInformation-Methode (2SLS) und diese weniger empfindlich als die FullInformation-Methode (3SLS). Diese Vermutimg ergibt sich durch Analogieschluss aus der Empfindlichkeit der Schätztechnik bezüglich Fehlspezifikationen des Modells. (3) Abschätzung des Verlusts an Prognosegenauigkeit bei Verwendung vorläufiger statt revidierter Daten: Während sich bei Rinne (1969) keine alarmierenden Unterschiede in der Prognosequalität, gemessen am Theilschen Ungleichheitskoeffizienten, aus dem mit vorläufigen und revidierten Daten geschätzten ökonometrischen Mehrgleichungsmodell einstellen, verzeichnen Denton/Kuiper (1965) eine Übertragimg der Unterschätzung der vorläufigen Daten auf die mit diesen gemachten Prognosen. Cole (1969) hat echte, d.h. ex-ante Prognosen durchgeführt, jedoch nicht mit einem simultanen Gleichungssystem, sondern nur mit einer einzelnen Gleichung, der Zellnerschen Konsumfunktion, auf Quartalsdatenbasis.

Revision der deutschen VGR nach ESVG 1995 Cole berechnete drei Sätze von Prognosen, indem sie (a) vorläufige Daten für die Erklärungsvariablen aus dem Prognosezeitraum in die aus vorläufigen Daten des Stützbereichs geschätzte Gleichung, ferner (b) revidierte Daten fur die Erklärungsvariablen aus dem Prognosezeitraum in die aus vorläufigen Daten geschätzte Gleichung und schließlich (c) revidierte Daten der Erklärungsvariablen aus dem Prognosezeitraum in die aus revidierten Daten geschätzte Gleichung einsetzte. Die Wirkung des Fehlers in den Variablen auf die Vorhersage - der direkte Effekt nach Cole - erkennt man durch Vergleich der Prognosefehler aus (a) mit denen aus (b). Die Wirkung des Fehlers in den Variablen auf die Parameterschätzung - der indirekte Effekt nach Cole erkennt man aus dem Vergleich der Prognosefehler aus (b) mit denen aus (c). Der totale Effekt des Fehlers in den Daten ergibt sich aus dem Vergleich der Prognosefehler unter (a) mit denen unter (c). Der Vorhersagefehler bei Verwendung von nur vorläufigen statt nur endgültigen Daten - (a) verglichen mit (c) - verdoppelte sich, wobei der direkte Effekt etwa 70%, der indirekte Effekt etwa 30% dieser Diskrepanz ausmachte. (4) Optimale Verwendung vorläufiger Daten in ökonometrischen Prognosen: Während Cole der Frage „Wie wäre die Prognose ausgefallen, wenn man die revidierten Daten gleich zur Verfügung gehabt hätte?" nachging, stellte Howrey (1978) die eher konstruktive Frage „Wie müssen die vorläufigen Daten, von denen ja bekannt ist, dass sie später revidiert werden, in die Prognose eingebaut werden, so dass diese von vornherein möglichst gut ausfällt?". Howrey geht diese Fragestellung mit einem Kaiman-FilterAnsatz an, in dem eine Zustandsgleichung für die eigentlichen und unbeobachtbaren Variablen auftritt und eine Be-

obachtungsgleichung, die eine Verknüpfung der unbeobachtbaren mit den beobachtbaren Variablen vornimmt. Die unbeobachtbaren Variablen sind die wahren Werte der zu prognostizierenden Variablen, für die Howrey die letzten revidierten Daten einsetzt. Die beobachtbaren Variablen sind für ihn die ersten vorläufigen Daten. In der Beobachtungsgleichung muss dann die Transformation der vorläufigen Daten in letzte revidierte Daten gemäß der Revisionspraxis des Datenproduzenten abgebildet werden. Howrey hat diese Idee für ein ZweiGleichungsmodell mit US-Daten realisiert und gegenüber anderen Ansätzen, etwa dem von Cole, wesentlich genauere Prognosen erzielt. Der Howrey-Ansatz sollte daher ausgebaut und ihm mehr Beachtung durch Wirtschaftsprognostiker geschenkt werden. Literatur: Ε. P. Howrey, The Use of Preliminary Dates in Econometric Forecasting, Review of Economics and Statisics 35 (1978), S. 193-200; H. Rinne, Die Verlässlichkeit der Sozialproduktsdaten auf der Basis ihrer Revisionen, Meisenheim 1969. Horst Rinne Revision der deutschen VGR nach ESVG 1995 Seit April 1999 sind die deutschen VGR im Rahmen einer umfassenden Revision auf das —»ESVG 1995 umgestellt worden. Damit verbunden sind überarbeitete Gliederungen, die auf den revidierten europäischen Klassifikationen der Wirtschaftsbereiche (NACE Rev. 1), der Gütergruppen (CPA), der Verwendungszwecke des Individualverbrauchs (COICOP) und der Ausgaben des Staates nach dem Verwendungszweck (COFOG) basieren. Die Hauptdarstellungsformen für die Ergebnisse der VGR im ESVG 1995 bleiben Tabellen für Wirtschaftsbereiche und Sektoren, Sektorkonten sowie IO-Tabellen. Neu eingeführt werden Kreuztabellie333

Revisionen der deutschen VGR nach ESVG 1995 rangen, wie Aufkommens- und Verwendungstabellen sowie Investorentabellen nach Wirtschaftsbereichen und Gütergruppen, Kreuztabellen fur die Darstellung der Produktionsvorgänge nach Wirtschaftsbereichen und Sektoren. Außerdem sind Vierteljahresberechnungen und Regionaltabellen nunmehr fester Bestandteil. Weiterhin sieht das neue ESVG vor, das gegenwärtige Kontensystem vor allem um Vermögens- und Umbewertungskonten zu erweitern. In Deutschland, wie auch in den meisten anderen Staaten, wird dies allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt zu realisieren sein und ist nicht Bestandteil des europäischen —> Lieferprogramms. Das neue ESVG enthält darüber hinaus eine Reihe zusätzlicher Sachverhalte, wie das verfügbare Einkommen und den Konsum nach dem Verbrauchskonzept, preisbereinigte Einkommen und Kaufkraftparitäten. Regionale Kaufkraftparitäten werden in den Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes vorerst nicht ausgewiesen. Wesentliche Änderungen des ESVG 1995 gegenüber dem ESVG 1979 betreffen Konzepte und Definitionen, die sich in drei Gruppen einteilen lassen: - Konzeptänderangen mit Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt und das Bruttonationaleinkommen (bisher: Bruttosozialprodukt); - Konzeptänderungen mit Auswirkungen nur auf das Bruttonationaleinkommen; - Konzeptänderungen ohne Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt und das Bruttonationaleinkommen. Die ersten beiden Gruppen wirken sich nach Höhe und Richtung unterschiedlich auf das Bruttoinlandsprodukt und Bruttonationaleinkommen aus. Konzeptbedingt erhöhen sich das BIP des Jahres 1995 um insgesamt rund 20 Mrd Euro und das BNE um rund 16 Mrd Euro. Gemessen an den bisher veröffentlichten Größen sind das + 1,1 % (Brut334

toinlandsprodukt) bzw. + 0 , 9 % (Bruttosozialprodukt). Auswirkungen der Konzeptänderungen im ESVG 1995 gegenüber dem ESVG 1979 auf BIP und BNE Erweiterung des Investitionsbegriffs Abschreibg. auf Straßen, Brücken usw. Selbstgenutzte Garagen, Reparaturen der Wohnungseigentümer Sonst, produkterhöhend wirkende Konzeptänderungen

Mrd Euro + 16,4 + 13,3

Nutzung von Urheberr., Lizenzen u.ä. Staatliche Gebühren Subventionen Erhöhg. d. Wertgrenze für Anlagegüter

+3,6 + 1,0 - 6,1 - 4,6 - 3,1 - 0,5

A uswirkungen insgesamt auf das BIP

+20,0

Reinvest. Gew., Buchgszeitp. f. Zinsen Nutzg. v. Urheberr., Liz. mit übrig. Welt

+ 4,1 + 2,6

Subvent. u. Prod.abg. von/an übr. Welt

-10,7

Auswirkungen insgesamt auf BNE

+ 16,0

Konzeptänderungen mit Auswirkungen auf das BIP und das BNE Die stärksten Auswirkungen auf das Niveau des BIP und des BNE resultieren aus dem neu abgegrenzten, erweiterten Investitionsbegriff (1995: + 16,4 Mrd Euro): Neu ist vor allem, dass die Anschaffung und die eigene Produktion von immateriellen Vermögensgegenständen in die Anlageinvestitionen einbezogen werden. Vom Umfang am bedeutendsten sind hier die erworbene sowie selbsterstellte Software und große Datenbanken. Nach dem ESVG 1979 zählte die gekaufte Software zu den Vorleistungen und die selbsterstellte Software wurde nicht als Produktion gemessen. Außer der gekauften und selbsterstellten Software wirken sich auch die darauf berechneten Abschreibungen bei Nichtmarktproduzenten (Staat, private Organisationen ohne Erwerbszweck) erhöhend auf das Bruttoinlandsprodukt aus. Zu den immateriellen Anlageinvestitionen gehört weiterhin die

Produktion von Urheberrechten, also das

Revisionen der deutschen VGR nach ESVG 1995 Entstehen von Originalen von Büchern, von Tonaufzeichnungen, von Filmen, von Modellen und von anderen urheberrechtlich geschützten Werken. Im bisherigen ESVG lag die Produktion dieser Rechte außerhalb der Produktionsgrenze (die Produktion der entsprechenden materiellen Güter, das heißt der Bücher, Filme, Tonträger usw. wird auch nach dem bisherigen ESVG erfasst, nicht jedoch die Rechte selbst). Die Konzeptänderung der Suchbohrungen wirkt sich nur wenig auf die Erhöhung des BIP aus. Sie besteht darin, dass nach dem ESVG 1995 die Aufwendungen fur Suchbohrungen immer zu den (immateriellen) Anlageinvestitionen zählen, auch wenn diese Bohrungen zu keinem Bohrerfolg fuhren. Im ESVG 1979 wurden erfolglose Suchbohrungen als Vorleistungen gebucht. Weiterhin schließt der erweiterte Investitionsbegriff auch solche militärischen Ausrüstungen und Bauten ein, die zivil genutzt werden können. Im ESVG 1979 gehörten dagegen militärische Fahrzeuge, Krankenhäuser, Kasernen, Flugplätze, Straßen usw. zu den Vorleistungen des Staates. In Höhe des Werts dieser Anlagen verringern sich zwar die Konsumausgaben des Staates (Staatsverbrauch) um den gleichen Betrag wie die Anlageinvestitionen steigen (produktneutrale Wirkung), doch fuhren die auf diese Anlagen zu berechnenden Abschreibungen zu einer höheren Wertschöpfung des Staates, höheren Konsumsausgaben des Staates und damit zu einem erhöhten Nachweis des BIP. Die im Prinzip auf eine Berichtsperiode bezogene, produktwirksame Konzeptänderung bei heranwachsenden Pflanzen besteht darin, dass im neuen ESVG Produktion und Investition (Zugänge zu den Vorräten an unfertigen Erzeugnissen) kontinuierlich während der Wachstumsphase erfolgen, während im ESVG 1979 die Produktion und Vorratsveränderung von pflanzlichen Erzeugnissen erst am Ende des Produkti-

onsprozesses, also zum Zeitpunkt der Ernte (Getreide, Obst usw.), des Holzeinschlags (Bäume) oder des Verkaufs von Obstgehölzen der Baumschulen gebucht wurden. Für Deutschland gehen die Auswirkungen dieser Konzeptänderung im Kalendeqahr allerdings gegen null; unterjährlich ergeben sich hierdurch saisonale Verschiebungen. Die Einbeziehung des Nettozugangs an Wertsachen in die Investitionen fuhrt zu keiner Erhöhung des BIP, da diese Größe nach dem bisherigen ESVG bereits in anderen Verwendungsaggregaten (Privater Verbrauch, Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen) enthalten war. Im Zusammenhang mit der Beschreibung der produktneutralen Konzeptänderungen wird auf diesen Sachverhalt näher eingegangen. Eine Konzeptänderung mit deutlichem Einfluss auf die Höhe des BIP (1995: + 13,3 Mrd Euro) stellt die Erweiterung der Bemessungsgrundlage der Abschreibungen auf die gesamten Anlagegüter (Tiere ausgenommen) dar. Im Gegensatz zum ESVG 1979 werden nunmehr öffentliche Investitionen in Straßen, Brücken, Kanalisation, Dämme, Kanäle usw. abgeschrieben, was zu einem höheren Niveau der Bruttowertschöpfung und der Konsumausgaben des Staates (Staatsverbrauch) und damit des BIP führt (der Produktionswert des Nichtmarktproduzenten Staat wird durch Addition der Aufwendungen ermittelt, zu denen auch die Abschreibungen gehören). Auch die Einbeziehung fiktiver Mieten für selbstgenutzte Garagen und Stellplätze in die Berechnung der unterstellten Mieten für selbstgenutzte Wohnungen sowie die geänderte Behandlung kleiner Reparaturen in eigengenutzten Wohnungen erhöhen das Niveau des BIP (1995: + 3,6 Mrd Euro). Die letztgenannte Konzeptänderung besteht darin, dass sich im ESVG 1995 die Zuordnung kleiner Reparaturen an selbstgenutztem Wohnungseigentum zu den Vorleistungen oder zu den 335

Revisionen der deutschen VGR nach £SVG 1995 Konsumausgaben nach den Kriterien richtet, die bei vermieteten Wohnungen gelten. Demzufolge werden Reparaturen, die typischerweise vom Mieter selbst durchgeführt und zu dessen Konsumausgaben gezählt werden, auch bei eigengenutzten Wohnungen den Konsumausgaben des Wohnungseigentümers und nicht mehr den Vorleistungen zugeordnet. Im ESVG 1979 dagegen wurden alle vom Eigentümer durchgeführten Reparaturen den Vorleistungen zugerechnet, auch die in der eigengenutzten Wohnung. Weitere Konzeptänderungen, die zusammen nur relativ wenig zum Anstieg des BIP beitragen (1995: + 1,0 Mrd Euro), betreffen vor allem die Berechnungen der Produktion für die Eigenverwendung (die Bewertung schließt jetzt einen Nettobetriebsüberschuss ein), der Warenproduktion mit Einsatz freiwilliger, unbezahlter Arbeitskräfte (bisher wurde nur der Wareneinsatz bewertet, jetzt kommen auch die mit vergleichbaren Stundenlöhnen bewerteten Arbeiten zum Ansatz) sowie der Naturalentgelte (die Bewertung der Löhne und Gehälter in Form von Sachleistungen schließt nunmehr einen Nettobetriebsüberschuss ein). Das ESVG 1995 enthält gegenüber dem ESVG 1979 auch Konzeptänderungen, die sich negativ auf die Höhe des BIP und des BNE auswirken. Am bedeutendsten (1995: - 6,1 Mrd Euro) ist hier die Behandlung der Zahlungen für die Nutzung von (produzierten) Urheberrechten (z.B. von Originalen von Büchern, Tonaufzeichnungen, Filmen) und für die Nutzung von nichtproduzierten Vermögensgütern (z.B. Patente, Miet-, Pachtund sonstige übertragbare Nutzungsrechte). Im ESVG 1995 werden sie als Dienstleistungsentgelt, im ESVG 1979 dagegen als Vermögenseinkommen gebucht. Diese Änderung ist bei den Zahlungen für die vom Staat erworbenen Dienstleistungen, wie den Konzessionsausgaben, und bei den grenzüberschrei336

tenden Lieferungen produktwirksam. Die Buchung dieser Zahlungen als Dienstleistungsentgelt anstelle von Vermögenseinkommen ergibt im Fall der staatlichen Konzession höhere Vorleistungen der Unternehmen und niedrigere Konsumausgaben des Staates (Staatsverbrauch), im Fall der grenzüberschreitenden Lizenzzahlungen höhere Exporte und Importe. Da in Deutschland die Erhöhung der Importe größer ausfallt als die der Exporte (die Lizenzzahlungen an die übrige Welt übersteigen in der Regel die Lizenzzahlungen von der übrigen Welt), wirkt diese Konzeptänderung mindernd auf das BIP. Wie bei den Übergangspositionen vom BIP zum BNE noch gezeigt wird, bleibt durch diese Konzeptänderung -wegen der entsprechenden Verringerungen der Vermögenseinkommen mit der übrigen Welt - das BNE jedoch unverändert. Eine weitere Konzeptänderung betrifft staatliche Genehmigungen und Gebühren (1995: - 4,6 Mrd Euro), die im ESVG 1995 weiter gefasst als Dienstleistungsverkäufe definiert werden. Dies führt zu niedrigeren Konsumausgaben des Staates, und sofern diese Dienstleistungen von Unternehmen (Marktproduzenten) gekauft werden, sinkt aufgrund erhöhter Vorleistungen die Wertschöpfung. Treten private Haushalte als Käufer der Dienstleistungen auf, so werden niedrigere Konsumausgaben des Staates durch um den gleichen Betrag höhere Konsumausgaben der privaten Haushalte ausgeglichen. Mindernd auf das BIP (1995: - 3,1 Mrd Euro) wirkt sich ebenfalls aus, dass nach dem neuen ESVG auch Nichtmarktproduzenten (Sonstige) Subventionen empfangen können, wenn für Marktproduzenten die gleichen Regelungen gelten. Dies trifft zum Beispiel für staatliche Zuschüsse bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) zu, die an staatliche oder gemeinnützige Einrichtungen geleistet

Revisionen der deutschen VGR nach ESVG1995 werden. Da zur Ermittlung des Produktionswertes und damit der Wertschöpfimg des Staates und der privaten Organisationen O.E. die Aufwendungen um empfangene sonstige Subventionen gekürzt werden, sinken durch ABM-Zuschtisse an Nichtmarktproduzenten die Bruttowertschöpfung sowie die Konsumausgaben des Staates und der privaten Organisationen o.E. Eine relativ geringe produktsenkende Wirkung (1995: - 0,5 Mrd Euro) ergibt sich aus der Erhöhung der Wertgrenze für Anlagegüter, die niedrigere Ansätze für Investitionen und daraus berechnete Abschreibungen sowie höhere Ansätze für Vorleistungen zur Folge hat. Konzeptänderungen mit Auswirkungen nur auf das BNE Auch die Übergangspositionen vom BIP zum BNE sind von Konzeptänderungen betroffen. Die von der Größenordnung her bedeutendste Konzeptänderung (1995: - 10,7 Mrd Euro) steht im Zusammenhang mit der Einführung des Begriffs „Primäreinkommen" im ESVG 1995, der außer dem Saldo der Erwerbsund Vermögenseinkommen den Saldo aus empfangenen Subventionen und geleisteten Produktions- und Importabgaben umfasst. Die Änderung im Vergleich zur bisherigen Ableitung des BSP aus dem BIP (entsprechend dem ESVG 1979) besteht damit darin, dass beim Übergang vom BIP zum BNE nach dem ESVG 1995 zusätzlich zu den Erwerbs- und Vermögenseinkommen mit der übrigen Welt die von der EU empfangenen Subventionen zu addieren und die geleisteten Produktions- und Importabgaben an die EU abzuziehen sind. Die an die EU geleisteten Produktions- und Importabgaben umfassen insbesondere die traditionellen —> Eigenmittel der EU, also die Zolleinnahmen aus dem Handel mit Drittländern, die Einnahmen im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik und die Mehrwertsteuereigenmittel. Nicht einbezogen

sind die Einnahmen im Rahmen der auf dem BSP basierenden vierten Eigenmittelquelle, die als übrige laufende Transfers an die EU zu buchen sind. Die beschriebene Konzeptänderung in Höhe von -10,7 Mrd Euro ergibt zusammen mit den deutschen Zahlungen gemäß der vierten Eigenmittelquelle 1995 einen Betrag von - 14,8 Mrd Euro, aus dem die Nettozahlerposition Deutschlands ersichtlich wird. Die übrigen von Konzeptänderungen betroffenen Übergangspositionen vom BIP zum BNE wirken sich 1995 per saldo positiv auf die Höhe des BNE aus: Nach dem ESVG 1995 werden reinvestierte Gewinne aus Direktinvestitionen als Vermögenseinkommen gebucht, nach dem bisherigen ESVG wurden diese Ströme nicht nachgewiesen. Hierzu zählen beispielsweise nichtausgeschüttete Gewinne eines ausländischen Unternehmens im Inland. Im ESVG 1995, wie auch in der Zahlungsbilanz, werden diese Gewinne so gebucht, als ob sie an die übrige Welt ausgeschüttet wurden und dann als Kapitaleinlagen ins Inland zurückgeflossen sind, als „reinvestiert" wurden. Weiterhin werden Zinsen nunmehr periodengerecht entsprechend dem Auflaufen und nicht mehr zum Fälligkeitszeitpunkt gebucht. Aufgrund dieser Konzeptänderungen erhöht sich das BNE 1995 um 4,1 Mrd Euro. Wie bereits beschrieben, werden im ESVG 1995 die Lizenzzahlungen nicht mehr als Vermögenseinkommen, sondern als Dienstleistungsentgelte gebucht, was bedingt durch die grenzüberschreitenden Zahlungen in Deutschland in der Regel zu einem niedrigeren BIP führt - die Lizenzzahlungen an die übrige Welt (Importe) sind größer als die Lizenzzahlungen aus der übrigen Welt (Exporte). Da der Saldo der grenzüberschreitenden Vermögenseinkommen in gleichem Umfang (1995: +2,6 Mrd Euro) steigt wie der Saldo der Dienstleistungsentgelte 337

Revisionen der deutschen VGR nach ESVG 1995 sinkt, ist die Wirkung auf das Bruttonationaleinkommen insgesamt gleich null. Vom Betrag her für Deutschland nahezu unbedeutend sind die Konzeptänderungen, die die Kriterien der Gebietsansässigkeit betreffen: Studenten sind im neuen ESVG stets Gebietsansässige ihres Heimatlandes, auch wenn sie länger als ein Jahr im Ausland studieren. Der Saldo der von ihnen durch Erwerbstätigkeit erzielten Arbeitnehmerentgelte beeinflusst die Höhe des BNE. Von der Änderung der Kriterien der Gebietsansässigkeit ist auch die Erfassung der Bautätigkeit im Ausland betroffen. Nach dem ESVG 1995 sind Bautätigkeiten inländischer Einheiten im Ausland, die dort unmittelbar Anlageinvestitionen darstellen, im Gegensatz zum ESVG 1979 immer Auslandsproduktion, auch wenn diese Tätigkeiten kürzer als ein Jahr andauern. Für Bautätigkeiten ausländischer Einheiten im Inland gilt das entsprechende. Zur Behandlung der unterstellten Bankgebühr sieht das ESVG 1995 als eine mögliche Alternative vor, sie nicht mehr global als Vorleistungsverbrauch zu buchen, sondern auf die Verwendungssektoren aufzuteilen. Dies hätte einen deutlich höheren Nachweis des BIP und des BNE zur Folge, da sich die Konsumausgaben der privaten Haushalte, des Staates (Staatsverbrauch), der privaten Organisationen o.E. und gegebenenfalls der Außenbeitrag erhöhen würden. In einer Ratsverordnung zur Aufteilung der unterstellten Bankgebühr wird geregelt, dass die Mitgliedstaaten zunächst Proberechnungen durchführen und erst Ende des Jahres 2002 die Kommission der EU über die Aufteilung der unterstellten Bankgebühr entscheiden wird. Bis dahin bleibt es bei der Buchung als globaler Vorleistungsverbrauch. Konzeptänderungen ohne Auswirkungen auf das BIP und das BNE Im Zusammenhang mit den Ausführungen zum erweiterten Investitionsbegriff 338

wurde bereits auf den Nettozugang an Wertsachen eingegangen, der nach dem ESVG 1995 Teil der Investitionen ist. Bei der Abgrenzung der Wertsachen orientiert sich das neue ESVG am Motiv des Erwerbs, das primär der Wertanlage zum Zweck der Werterhaltung dienen soll. Es nennt dabei unter anderem Edelsteine und Edelmetalle (z.B. Nichtwährungsgold, Silber, Platin) sowie Antiquitäten und sonstige Kunstgegenstände (z.B. Gemälde, Skulpturen). Auf deutsche Verhältnisse bezogen kann davon ausgegangen werden, dass Unternehmen Kunstgegenstände nur selten mit dem Ziel der Geldanlage kaufen und private Haushalte in Deutschland eher klassische Geldanlageformen (z.B. Wertpapiere, Bausparverträge, Lebensversicherungen) sowie Sparkonten und bei der Geldanlage in Vermögensgüter den Kauf von Immobilien oder Gold bevorzugen. Anlagen in teuren Schmuck, Kunstgegenstände oder Antiquitäten zum primären Zweck der Werterhaltung dürften in Deutschland nur selten vorkommen. Als Nettozugang an Wertsachen werden in den deutschen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen also nur Käufe und Verkäufe der privaten Haushalte von Goldbarren und nichtumlauffähigen Goldmünzen angesehen. Im gleichen Umfang wie dadurch die neu abgegrenzten Investitionen mit einem höheren Betrag nachgewiesen werden, verringert sich die Summe aus Außenbeitrag und Konsumausgaben der privaten Haushalte und die Wirkung auf das BIP und das BNE ist gleich null. Eine weitere, für die Darstellung der Ergebnisse bedeutende Änderung im ESVG 1995 ist die Bewertung der Produktionswerte und der Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen. Nach diesem Preiskonzept sind alle Gütersteuern abzuziehen, also außer der Mehrwertsteuer und den Importangaben auch die sonstigen Gütersteuern, wie zum Beispiel die Mineralöl-, Branntwein-, Tabak-

Revisionen des SNA (SNA 1993) und Versicherungssteuer. Andererseits sind Gütersubventionen des Staates und der EU in die Bewertung der Bruttowertschöpfung einzubeziehen. Um zum BIP (zu Marktpreisen) zu kommen, müssen zur Summe der Bruttowertschöpfung der Wirtschaftsbereiche global die Gütersteuern hinzugefügt und die Gütersubventionen abgezogen werden. Eine wesentliche Änderung in der Darstellung der Produktionswerte ist auch die Nettostellung der Handelstätigkeit: In allen Wirtschaftsbereichen wird der Wert der Handelsware und der Handelsdienstleistungen nicht mehr zusammengefasst, vielmehr werden nur noch die Dienstleistungen nachgewiesen, die sich als Differenz zwischen den Handelsumsätzen und dem Einstandswert der Handelswaren ergeben. Folglich zählen die erworbenen Handelswaren auch nicht mehr zu den Vorleistungen des Handels, sondern zu den Käufen der letztendlichen Erwerber. Die Nettodarstellung erfolgt auch bei der Energiewirtschaft (Trennung der Energieerzeugung von den Wiederverkäuferumsätzen), den Wohnungsdienstleistungen (Trennung der Grundmiete und der Nebenkosten) und den Reisebüroleistungen (Trennung der Vermittlerprovisionen von den übrigen Ausgaben der Reisenden in Reisebüros). Die Wertschöpfung ist von dieser Änderung nicht betroffen. Dennoch kann für bestimmte Erkenntniszwecke, z.B. für die Beobachtung der Entwicklung des Handelsvolumens, die Bruttodarstellung der Produktionswerte sinnvoller sein. Die Handelsleistungen werden in Deutschland daher zusätzlich brutto, also einschließlich der Handelsware, veröffentlicht. Schließlich sei erwähnt, dass das ESVG 1995 beim letzten Verbrauch (Konsum) zwischen dem Ausgaben- und dem Verbrauchskonzept unterscheidet. Der Unterschied sind die Sozialen Sachtransfers des Staates und der Privaten Organisationen O.E., also die unentgeltlich

zur Verfugung gestellten Waren und Dienstleistungen vor allem des Gesundheits- und Erziehungswesens, die bestimmten Personen oder Personengruppen zugerechnet werden können. Nach dem Ausgabenkonzept werden die Sozialen Sachtransfers bei dem Sektor nachgewiesen, der für sie gezahlt hat. Sie sind damit Teil der Konsumausgaben des Staates (bisher: Staatsverbrauch) und umfassen vereinbarungsgemäß die gesamten Konsumausgaben der Privaten Organisationen o.E. Nach dem Verbrauchskonzept werden die Sozialen Sachtransfers bei den tatsächlichen Letztverbrauchern, also den Privaten Haushalten, ausgewiesen. Sie bilden dort den Individualkonsum. Die Einführung des Verbrauchskonzepts wirkt sich auch auf die Darstellung des Verfügbaren Einkommens Privater Haushalte aus. Abweichend von dem allgemein üblichen Nachweis dieser Einkommensgröße nach dem Ausgabenkonzept werden nach dem Verbrauchskonzept die sozialen Sachleistungen dem verfügbaren Einkommen der Privaten Haushalte hinzugesetzt. Das Sparen wird nach dem Ausgaben- wie nach dem Verbrauchskonzept in gleicher Höhe ausgewiesen. Literatur: United Nations, System of National Accounts 1993, New York 1993; Europäische Kommission, Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen ESVG 1995, Brüssel, Luxemburg 1996; H. Lützel, Revidiertes System VGR, WiSta H. 10/1993, S. 711 ff; P. Bleses/H. Essig u.a., Revision der VGR 1999 - Anlaß, Konzeptänderungen und neue Begriffe, WiSta H. 4/1999, S. 257 ff; H. Essig/N. Hartmann, Revision der VGR 1991 bis 1998, Ergebnisse und Berechnungsmethoden, WiSta H. 6/1999, S. 449 ff. Norbert Hartmann Revision des SNA (SNA 1993) Das 1968 veröffentlichte System of National Accounts (SNA) der Vereinten 339

Revision des SNA (SNA 1993) Nationen ist im Zeitraum 1986 bis 1993 grundlegend überarbeitet worden, um neuen Gegebenheiten im Wirtschaftsgeschehen und geänderten Anforderungen an den Ergebnisnachweis Rechnung zu tragen, um Unklarheiten in den Konzepten und Definitionen zu beseitigen und um es leichter verständlich zu gestalten. Eine Expertengruppe mit permanenten und wechselnden Fachleuten hat für das R. Vorschläge zur Neugestaltung ausgearbeitet, die zu einem neuen Text - bei im wesentlichen unveränderter Grundkonzeption - gefuhrt haben. Dieser Text wurde von der Statistischen Kommission der Vereinten Nationen 1993 gebilligt und veröffentlicht. In den Revisionsberatungen wurden wichtige Grundfragen der VGR erörtert, die teilweise zu Änderungsvorschlägen führten, die jedoch nicht alle in den sich anschließenden weltweiten Beratungen akzeptiert wurden, wobei vielfach Probleme der statistischen Realisierung ausschlaggebend waren. Bei den Diskussionspunkten, die nicht zu Änderungen gegenüber dem SNA von 1968 gefuhrt haben, handelt es sich im wesentlichen um folgende: (1) Die Grenze der laut SNA zu erfassenden Produktion wird nur unwesentlich verändert. Ausgeschlossen bleibt die Dienstleistungsproduktion privater Haushalte für den Eigenbedarf (—• Haushaltsproduktion). Ansonsten sollen alle wirtschaftlichen Aktivitäten einbezogen werden, also auch illegal ausgeübte, mit Abgabenhinterziehung verbundene (—• Untergrundwirtschaft), gelegentlich oder im Verborgenen ausgeübte, sowie die Warenproduktion privater Haushalte primär für den Eigenbedarf. Natürliches Wachstum ist einzubeziehen, soweit es vom Menschen beeinflusst wird (z.B. Getreideanbau, Fischzucht, Forstwirtschaft, Obst- und Weinbau oder die Viehhaltung), nicht jedoch das freie natürliche Wachstum, z.B. in Urwäldern oder von Fischbeständen in freien Gewässern. 340

Grundsätzlich ist sowohl die marktbestimmte wie die nichtmarktbestimmte Produktion vollständig einzubeziehen, beide sollten jedoch getrennt ausgewiesen werden. (2) Die Abgrenzung des intermediären Verbrauchs (—» Vorleistungen) bleibt im Wesentlichen unverändert. Insbesondere wird der Wert der Verminderung von Rohstoffvorkommen und die unentgeltliche Umweltschädigung durch Emissionen u.ä. nicht einbezogen. Auch die vom Staat unentgeltlich der Allgemeinheit zur Verfügung gestellten und von Produzenten in Anspruch genommenen Dienstleistungen werden weiterhin nicht den Vorleistungen zugerechnet. (3) Die Einkommensdefinition von Hicks, nach der Einkommen der maximale Betrag ist, den jemand in einer Periode verbrauchen kann, wenn sein Vermögen real erhalten bleibt (Prinzip der realen —• Substanzerhaltung), wird unverändert beibehalten. Nicht eingeführt wird das Konzept des „nachhaltigen Einkommens" (sustainable income), bei dem zusätzlich der Abbau und die Schädigung des —* Naturvermögens abgezogen wird (-> ö koinlandsprodukt). Auch ein wohlfahrtorientiertes Einkommensmaß wird nicht eingeführt, vielmehr wird ausdrücklich betont, dass die Wohlfahrtmessung kein Ziel der VGR ist. Diskutiert wurde ferner ein inflationsbereinigtes Einkommen, bei dem die Kaufkraftgewinne und -Verluste am Vermögen (real holding gains and losses) infolge der Veränderung der Preisrelationen und der allgemeinen Kaufkraftänderung des Geldes berücksichtigt werden. Ein so korrigiertes Einkommen wird nicht empfohlen, obwohl die preisbedingten Gewinne und Verluste am Vermögen und an den Verbindlichkeiten gezeigt werden sollen. (4) Zunächst empfohlen, dann aber wieder zurückgezogen, wurde der Vorschlag, alle Ausgaben der Volkswirtschaft

Revision des SNA (SNA 1993) für —» Forschung und Entwicklung zu den Investitionen zu zählen. (5) Das gleiche gilt für den Vorschlag, für die Nutzung öffentlicher Gebäude durch den Staat Mieten zu unterstellen, vergleichbar etwa der Nutzimg von Eigentümerwohnungen. Beide Vorschläge wurden wegen der statistischen Probleme abgelehnt. (6) Modifiziert wurde der Vorschlag, die —• Bankdienstleistungen gegen unterstelltes Entgelt auf die Nutzer aufzuteilen. Es bleibt den Ländern überlassen, ob sie diesem Vorschlag folgen wollen bzw. können. Das revidierte ESVG wird sehr wahrscheinlich diese Aufteilung nicht vorsehen, was für Deutschland voraussichtlich verbindlich wäre. Die Zahl der Änderungen im R. gegenüber dem SNA von 1968 ist groß, so dass hier nur auf einige wichtige eingegangen werden kann. Trotz dieser Änderungen bleibt die Grundkonzeption des SNA unverändert erhalten. Bezogen auf die einzelnen Verwendungsaggregate sieht das R. folgende Änderungen vor: (1) Der Private Verbrauch wird nach dem Ausgaben- und nach dem Verbrauchskonzept ausgewiesen. Nach dem Verbrauchskonzept werden die Dienstleistungen des Staates, die einzelnen Personen oder Personengruppen zugerechnet werden können (u.a. Gesundheits- und Erziehungsleistungen), bei den privaten Haushalten ausgewiesen (—• erweiterter Privater Verbrauch). Ihr Einkommen wird entsprechend durch eine unterstellte Übertragung vom Staat erhöht. (2) Bei dem Staatsverbrauch gibt es spiegelbildliche Änderungen zum Privaten Verbrauch. Vermindernd wirkt sich aus, dass die Anschaffung militärisch genutzter Anlagen, die auch zivil genutzt werden können, nun zu den Anlageinvestitionen zählen (vorher zu den Vorleistungen). Die neu eingeführten Abschreibungen auf militärische Anlagen und

auf öffentliche Tiefbauten wirken sich erhöhend auf den Staatsverbrauch aus. (3) In die Investitionen werden zusätzliche Bestandteile aufgenommen. Dazu zählen Aufwendungen für immaterielle Vermögensgüter, wie die Aufwendungen für Suchbohrungen, für EDV-Software oder für die Werke von Autoren (Schaffung von geistigem Eigentum). Hinzu kommen außerdem die Anschaffung militärisch genutzter Ausrüstungen und Bauten, soweit sie auch zivil genutzt werden können. Auch das natürliche Wachstum in Forsten, Plantagen, Viehbeständen soll einbezogen werden, nicht jedoch das Wachstum in Urwäldern u.ä. Hinzu kommt ferner die Anschaffung von Werterhaltungsgütern, wie Gold, Schmuck, Antiquitäten oder Kunstwerke auch durch private Haushalte, wenn sie primär der Vermögensanlage dienen. (4) Die Aus- und Einfuhr von Waren und Dienstleistungen wird konzeptionell voll mit dem Ausweis in der —• Zahlungsbilanz vereinheitlicht. Die Einfuhr von Waren wird in der Gesamtheit nun fob bewertet, d.h. die Transport- und Versicherungsleistungen werden in die Dienstleistungseinfuhr umgesetzt. Ferner wird die Umwandlung von Warengold in Währungsgold (und umgekehrt) nicht mehr mittels unterstellter Transaktionen mit der übrigen Welt verbucht, sondern in dem neuen Konto für sonstige reale Vermögensveränderungen. Aufgenommen wird auch der Ausweis von Direktinvestitionen in der übrigen Welt. (5) Gebühren für die Nutzung immaterieller Vermögenswerte (z.B. Lizenzgebühren) stellen nun Dienstleistungsentgelte dar und werden zu den Vorleistungen gezählt und nicht mehr als Vermögenseinkommen. Der Verbrauch von Bankdienstleistungen gegen unterstelltes Entgelt wird für die Länder, die dem neuen Vorschlag folgen, nicht mehr als globaler Zuschlag zu den Vorleistungen verbucht, sondern auf die Bankkunden (ein341

Revision des SNA (SNA 1993) schließlich private Haushalte und übrige Welt) aufgeteilt. Beim Nachweis des Einkommens gibt es insofern Änderungen, als das Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen von Unternehmen ohne e.R. als gemischtes Einkommen (mixed income) bezeichnet wird, um zu verdeutlichen, dass darin der kalkulatorische Unternehmerlohn fur die Arbeitsleistungen des Unternehmers und der mithelfenden Familienangehörigen enthalten ist. Das Disagio festverzinslicher und unverzinslicher Wertpapiere wird periodisiert und dem Vermögenseinkommen zugerechnet. Ferner soll auch die Realeinkommensentwicklung dargestellt werden, indem mit einem allgemeinen Preisindex (im Zweifel der —> Preisindex der letzten inländischen Verwendung) deflationiert wird. Die Produktionssteuern und Subventionen werden in die primäre Einkommensverteilung einbezogen und nicht mehr in die Einkommensumverteilung. Ergänzt wird das SNA um eine vollständige —• Vermögensrechnung. In den —• Vermögensbilanzen wird das Reinvermögen der Sektoren sowie das —> Volksvermögen am Anfang und Ende der Periode ermittelt. Die Veränderung der Bilanzpositionen innerhalb einer Periode wird in mehreren Konten abgebildet, nämlich dem Vermögensveränderungskonto, das die vermögenswirksamen Transaktionen sammelt, dem Umbewertungskonto, das die preisbedingten Vermögensänderungen, unterteilt in neutrale und reale Kaufkraftänderungen, dargestellt, sowie das Konto für sonstige reale Vermögensänderungen, das außergewöhnliche Vermögensverluste (z.B. infolge von Katastrophen oder Kriegseinwirkungen) und Umbuchungen zwischen Sektoren oder Vermögensarten (z.B. Umwandlung von Warengold in monetäres Gold) aufnimmt. Außer dem produzierten Sachvermögen soll auch das nichtproduzierte Sachvermögen, wie —> Grundvermögen, 342

Pflanzen- und Tierbestände einbezogen werden, diese aber nur insoweit, wie sie Gegenstand von Eigentumsrechten sein können und damit ökonomisch bewertbar sind. Das reine Naturvermögen, wie Urwälder, natürliche Gewässer oder die Luft und das Klima bleiben ausgeschlossen, können aber Gegenstand des —> Umweltsatellitensystems sein. Eingeschlossen wird femer das produzierte und nichtproduzierte immaterielle Vermögen, wie Patente oder Autorenrechte. Die Darstellung der Ergebnisse ist reichhaltiger und flexibler geworden: (1) Die ΙΟ-Rechnung mit dem Ausweis von —> Make- und —> Use-Matrizen bleibt unverändert. (2) Der Sektor private Haushalte soll weiter nach Haushaltsgruppen untergliedert werden. (3) Der Sektor Kapitalgesellschaften wird in öffentliche, ausländische und private Kapitalgesellschaften untergliedert. (4) Der Sektor Staat wird nach staatlichen Ebenen aufgeteilt. (5) Das Kontensystem wird wesentlich erweitert, so dass es nun dem früheren deutschen Kontensystem der VGR weitgehend entspricht. (6) Die Ergebnisse werden auch in —> Sozialrechnungsmatrizen (SAM, social accounting matrix) dargestellt. Die Untergliederung des Haushaltssektors ist dafür eine notwendige Voraussetzung. (7) Der Darstellungsgegenstand der VGR kann mit Hilfe von —• Satellitensystemen nahezu beliebig erweitert werden, um speziellen Auswertungszielen, die über die VGR hinausgehen, Rechnung zu tragen. Im R. wird das —• Umweltsatellitensystem beispielhaft erläutert. Das revidierte ESVG wurde im Jahre 1996 als ESVG 1995 vorgelegt. Es wurde per Rechtsakt der EG fur alle Mitgliedstaaten verbindlich ab März 1999 vorgeschrieben. Das deutsche VGR-System wurde seitdem entsprechend den Lieferfristen angepasst und veröffentlicht.

Rundfunk- und Nachrichtentechnik Literatur: Europäische Kommission, Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen - ESVG 1995, Brüssel, Luxemburg 1996; United Nations, System of National Accounts 1993, New York 1993. Heinrich Lützel Rohstoffe, hergestellte Waren, Energie und Wasser, Bauarbeiten => Products from mining and quarrying, manufactured products, energy products and construction work ist eine —• Gütergruppe. Rückerstattungen erfolgen, wenn die Verbindlichkeiten des Zahlungspflichtigen bzw. die Forderungen des Zahlungsempfängers niedriger sind als die geleisteten Voraus-/Abschlagszahlungen (ζ. B. bei Steuerrückerstattungen, Rückzahlungen zuviel erhaltener Renten und anderer Sozialleistungen). Da für die VGR die Höhe der Forderungen und Verbindlichkeiten und nicht die gezahlten Beträge maßgeblich sind, werden R. vom jeweiligen Zahlungsstrom abgesetzt (ζ. B. Nachweis der Lohn- und Einkommensteuern nach Abzug der Steuerrückzahlungen). Rückgewinnung => Recycling ist ein —* Wirtschaftsbereich.

VGR gab es vergleichbare Ergebnisse für die Jahre 1950 bis 1998, allerdings mit unterschiedlicher geografischer Abgrenzung, d.h. 1950 bis 1960 für das Bundesgebiet ohne Saarland und Berlin, 1960 bis 1998 für das Frühere Bundesgebiet sowie ab dem 2. Halbjahr 1990 auch für die Neuen Länder und Berlin-Ost und für Gesamtdeutschland. Die —• ESVG-Verordnung sieht eine Rückrechnung für die Jahre ab 1970 vor. Diese Rückrechnungsergebnisse nach ESVG-95 werden wegen der politischen Dringlichkeit bereits Mitte 2002 zur Verfügung gestellt, obwohl für Deutschland ursprünglich eine Ausnahmeregelung bis 2005 festgeschrieben war. Die Einfuhrung des —• Euro am 1.1.2002 macht auch eine R. der bisherigen VGR-Ergebnisse in D-Mark erforderlich. Eine R. von VGR-Ergebnissen wurde auch für das Gebiet der ehemaligen —• DDR vorgenommen (aber nur nach dem früheren deutschen VGR-System und beschränkt auf Angaben in Mark der DDR). Rückstellungen für eingetretene Versicherungsfälle —> Geldanlage bei Versicherungen. Rundfunk- und Nachrichtentechnik => Manufacture of radio, television and communication equipment and apparatus ist ein —• Wirtschaftsbereich.

Rückgewinnungsleistungen => Recovered secondary raw materials sind eine —> Gütergruppe. Rückrechnung => Backward calculation soll VGR-Ergebnisse für weiter zurück liegende Zeiträume konzeptionell vergleichbar machen. Die Verfügbarkeit langer Zeitreihen fur Analysezwecke hat für die VGR seit jeher einen hohen Stellenwert. Im früheren deutschen System der 343

s Sachanlagen => Tangible fixed assets sind der Teil —• Anlagegüter, die als materiell bezeichnet werden können (i. Ggs. zu den —» immateriellen Anlagegütern). Zu ihnen zählen die —• Wohnbauten, —> Nichtwohnbauten, - * Ausrüstungen und —»Nutztiere und Nutzpflanzungen. Sachleistungen —> Arbeitnehmerentgelt erscheinen als soziale Sachleistungen (—• soziale Sachtransfers) und als Bruttolöhne und -gehälter in Form von Sachleistungen (—> Naturalentgelt). Sachvermögen => Realvermögen. —> Anlagevermögen. Sachvermögensbildung Von der BBk im Rahmen der FinR verwendete Bez. für die transaktionsbedingte Nettozunahme des gesamtwirtschaftlichen oder sektoralen Sachvermögens (einschließlich immaterielles produziertes Vermögen). Sie entspricht den Bruttoinvestitionen in Anlagen und Vorräte abzüglich der Abschreibungen sowie dem Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern. Der Ausweis erfolgt nach den in den VGR üblichen Abgrenzungen. Sachvermögensbildungskonto => Acquisition of non-financial assets account. —»Kontensystem der VGR. Saison- und Kalenderbereinigung von Bruttoinlandsproduktsangaben Die vierteljährlichen Ergebnisse der VGR weisen wie die meisten anderen wirtschaftsstatistischen Zeitreihen saisonale Schwankungen auf, d. h. Bewegungen im Jahresverlauf, die sich in ähnlicher Form und annähernd gleicher Stärke regelmäßig 344

wiederholen. So sind ζ. B. die Bauinvestitionen im ersten Vierteljahr wegen der Behinderung der Bautätigkeit durch die winterliche Witterung erfahrungsgemäß deutlich niedriger als in den beiden benachbarten Quartalen, und der Private Konsum ist gegen Jahresende aufgrund vermehrter Ausgaben für Weihnachten relativ hoch. Würde in den geschilderten Beispielen nur die Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorquartal betrachtet, könnte es zu Fehleinschätzungen der wirtschaftlichen Entwicklung kommen, denn der Rückgang der Bauinvestitionen im ersten Vierteljahr zeigt für sich genommen noch nicht an, ob die konjunkturelle Tendenz der Bauinvestitionen abwärts gerichtet ist, ebenso wenig wie von dem üblichen Anstieg der Konsumausgaben im letzten Quartal eines Jahres schon auf eine konjunkturelle Belebung der Verbrauchsnachfrage geschlossen werden kann. Ziel der Saisonbereinigung ist es, die Vierteljahresangaben unmittelbar miteinander vergleichbar zu machen, ohne dass das Ergebnis einer solchen Gegenüberstellung - wie z.B. in der Voqahresbetrachtung - durch die Entwicklung in anderen, weiter zurückliegenden Zeitabschnitten, nämlich den vorangegangenen drei Quartalen, mitbestimmt wird. Grundgedanke der Saisonbereinigung ist, dass sich Zeitreihen in drei Komponenten zerlegen lassen: die sog. glatte Komponente, die den längerfristigen Trend und die konjunkturellen Schwankungen einschließt, die Saisonkomponente, d. h. diejenigen Bewegungen, die sich Jahr für Jahr in gleicher oder allmählich variierender Weise wiederholen, und die irreguläre oder Restkomponente, zu der alle übrigen Einflüsse zu rechnen sind. Diese Komponenten können in unterschiedlicher Weise miteinander verknüpft sein, ζ. B. additiv, wenn sich die Ursprungswerte als Summe

Saison- und Kalenderbereinigung aus glatter, saison- und irregulärer Komponente ergeben, oder multiplikativ, wenn die saisonale und die irreguläre Komponente jeweils einen bestimmten Prozentsatz der glatten Komponente ausmachen. Für die Zeitreihenanalyse, d. h. für die schätzungsweise Aufteilung einer Zeitreihe in die genannten Komponenten, gibt es verschiedene Verfahren. In Deutschland wird die Saisonbereinigung der Inlandsproduktzahlen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung mit Hilfe des sog. BV4-Verfahrens und seit einiger Zeit auch vom StBA unter Verwendung des BV4-Verfahrens durchgeführt. Die BBk hat lange Zeit (seit 1987) das vom U.S. Bureau of the Census entwickelte, international weit verbreitete Census-Verfahren verwendet, allerdings in einer modifizierten Version. In jüngerer Zeit gewinnen modelltheoretisch gestützte Verfahren zur Saisonbereinigung an Bedeutung (wie Census X-12-ARIMA oder TRAMO/SEATS, das ausschließlich auf einer Kombination von ARIMA- und regressionsanalytischen Schätztechniken basiert). Die BBk ist für die Saisonbereinigung der VGR-Ergebnisse seit dem Frühjahr 2000 zusammen mit dem StBA auf das Verfahren Census-X-12 übergegangen; die Ergebnisse werden an Eurostat übermittelt. Wie schon bei der Census-X-11-Variante spielen dabei für die Saisonbereinigung die vom Benutzer zu wählenden Steuerungsoptionen eine wichtige Rolle. Zahlreiche Diagnostiken und statistische Tests helfen dem Anwender, zeitreihenindividuell optimale Steuerungen auszuwählen und grobe Fehler bei der Saisonbereinigung schon im frühen Stadium zu vermeiden. Durch den Einbau von ARIMA-Schätztechniken verringern sich darüber hinaus die durchschnittlichen Revisionen der mit X-12-ARIMA bereinigten Ergebnisse am Reihenende im Vergleich zu den X-11-Angaben. (Im Gegensatz dazu erlaubt es das BV4-Verfahren

nicht, die vielfältigen saisonalen Erscheinungen im Wirtschaftsleben zeitreihenadäquat herauszufiltem. Es geht vielmehr von einer sich rasch ändernden Saisonkomponente aus, die anschließend von den Ursprungswerten abgezogen wird.) Bei der Saisonbereinigung des Inlandsprodukts bzw. seiner Verwendungskomponenten hat es sich als nachteilig erwiesen, dass die entsprechenden Ursprungswerte nicht nur von saisonalen Schwankungen, sondern auch von Kalenderunregelmäßigkeiten beeinflusst sind, die die Qualität der saisonbereinigten Daten erheblich beeinträchtigen können. So wird z.B. das Inlandsprodukt im ersten Quartal eines Jahres niedriger ausfallen, wenn Ostern nicht in den April, sondern in den März fällt, weil dann weniger Arbeitstage für die Produktion verfügbar sind. Durch die Saisonbereinigung kann nur deijenige Effekt von Feiertagen erfasst werden, den diese im langfristigen Durchschnitt haben, nicht aber der Einfluss, den ihre besondere Lage in einem bestimmten Jahr auf die Zahl der Arbeitstage und damit letztlich auf das Inlandsprodukt hat. Mit Hilfe von Regressionsrechnungen lässt sich quantifizieren, wie groß die Auswirkung der Abweichungen der Zahl der Arbeitstage von ihrem langfristigen Mittel auf die entsprechenden Quartalswerte des Inlandsprodukts bzw. seiner Verwendungskomponenten ist. Untersuchungen der BBk haben allerdings gezeigt, dass solche Berechnungen bessere Ergebnisse liefern, wenn man sie nicht auf der Basis von Quartalsangaben, sondern von geeigneten monatlichen Indikatorreihen durchführt. In Vierteljahreswerten gleichen sich nämlich die Kalendereinflüsse bereits zu einem großen Teil aus und lassen sich daher nicht mehr mit der gleichen Sicherheit wie bei monatlichen Reihen von anderen Zeitreihenkomponenten trennen. Solche monatlichen Indikatorreihen stellen z.B. die Inlandsumsätze der Investitionsgüter345

Saldo Produzenten bzw. die Einfuhr von Investitionsgütern fur die Ausrüstungsinvestitionen oder die Ergebnisse der Außenhandelsstatistik untergliedert nach Extra- und Intrahandel in Verbindung mit den monatlichen Angaben über die Dienstleistungseinnahmen bzw. -ausgaben für den Außenbeitrag dar. Nach dem in der BBk entwickelten Ansatz für die Kalenderbereinigung werden die aus den 21 monatlichen Indikatorreihen ermittelten vierteljährlichen Kalenderfaktoren entsprechend den Wertschöpfungsbeiträgen der einzelnen Sektoren zum realen BIP bzw. der Struktur der jeweiligen Verwendungskomponente zu einem Kalenderfaktor zusammengewichtet. Regressionsrechnungen über den Zeitraum von 1991 bis 1999 haben beispielsweise fur die gesamtdeutsche Wertschöpfung eine Arbeitstageelastizität von gut 0,2 ergeben. Eine Veränderung der Zahl der Arbeitstage um ± 1,5 % oder etwa 1 Tag im Quartal lässt - so die Faustregel eine kalenderbedingte Zu- bzw. Abnahme des realen Bruttoinlandsprodukts um durchschnittlich 0,3 % erwarten. Mit Hilfe der Kalenderfaktoren, die in disaggregierter Form auch Teil des seit dem Übergang auf das ESVG 1995 nach sechs Wirtschaftsbereichen untergliederten Arbeitsyolumenrechnung sind, lassen sich kalenderbereinigte Ursprungswerte errechnen, die dann erst saisonbereinigt werden (vgl. BBk 1991). Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass die Kalenderfaktoren für die Angaben in jeweiligen und in konstanten Preisen nicht voneinander abweichen. Die so gewonnenen saison- und kalenderbereinigten Bruttoinlandsproduktsangaben geben ein treffenderes Bild der wirtschaftlichen Entwicklung als die nur saisonbereinigten Reihen und können besser in die Konjunkturanalyse integriert werden, die in der Regel ebenfalls auf saison- und kalenderbereinigten Zahlen aufbaut. Sie las-

sen sich durch Hinzufugen der Kalender346

komponente jederzeit zu rein saisonbereinigten Werten umformen. Auf diese Weise kann beispielsweise der konsistente Verbund zwischen den nur saisonbereinigten privaten Konsumausgaben und Teilergebnissen der VGR wie dem Verfügbaren Einkommen und dem Sparen der privaten Haushalte, für die bisher nur Saison-, aber keine Kalendereffekte nachweisbar sind, gewährleistet werden. Literatur: Saison- und kalenderbereinigte Angaben für die Verwendungskomponenten des Sozialprodukts, Monatsbericht der BBk 4/1991, S. 37-42. Der Übergang vom Saisonbereinigungsverfahren Census X-12-ARIMA, Monatsbericht der BBk 9/1999, S. 39-51. Herbert Hellmold Saldo => Balancing item —> Kontensystem der VGR schließt ein Konto als Differenz der Summen beider Seiten ab. Ein S. stellt typischerweise das Nettoergebnis der in dem Konto erfassten Aktivitäten dar und ist daher eine ökonomisch bedeutsame Größe, ζ. B. Wertschöpfung oder Sparen. Saldo der Dienstleistungsumsätze (Exporte minus Importe) wirkt sich auf die Höhe des —• Außenbeitrages aus. Saldo der laufenden AuBentransaktionen => Current external balance stellt den Saldo des —• Außenkontos der Primäreinkommen und Transfers dar. S. zeigt für die Volkswirtschaft den Überschuss (wenn er negativ ist) bzw. das Defizit (wenn er positiv ist) ihrer laufenden Transaktionen (Waren- und Dienstleistungsverkehr, Primäreinkommen, laufende Transfers) mit der übrigen Welt. Saldo der laufenden R e c h n u n g

also der Saldo zwischen den laufenden

Samtgemeinden Einnahmen und laufenden Ausgaben ergibt das —• Sparen. Saldo der Primäreinkommen Empfangene abzüglich geleistete —* Vermögenseinkommen, beim Staat und bei der übrigen Welt einschließlich empfangene Produktions- und Importabgaben abzüglich geleistete Subventionen. Bei den volkswirtschaftlichen Sektoren bezeichnet dieser Saldo das Ergebnis der (primären) Einkommensverteilung, also ihre nach der erfolgten Einkommensverteilung erzielten Primäreinkommen. Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen => Errors and omissions. In der —> Zahlungsbilanz wird jede Transaktion zweimal verbucht. Eingehende und ausgehende Wertströme sind grundsätzlich gleich groß und werden mit unterschiedlichen Vorzeichen (+ und - ) dargestellt, so dass die Summe aus beiden Strömen null ist. In der Praxis ist diese definitorische Übereinstimmung jedoch nicht immer gegeben, und zwar schon deshalb nicht, weil Leistung und Gegenleistung häufig verschiedenen statistischen Quellen entstammen. Die bestehende Diskrepanz wird durch den Ansatz eines sogenannten Restpostens (= Saldo der statistischen nicht aufgliederbaren Transaktionen) ausgeglichen. Dieser Restposten umfasst Meldelücken und Erfassungsfehler, Bewertungsund Periodisierungsfehler. Daneben schlagen sich auch die Meldefreigrenzen darin nieder. Ausfalle werden mit Hilfe von Schätzungen so gering wie möglich gehalten, können jedoch nicht vollständig beseitigt werden. Der Restposten wird u.a. dadurch beeinflusst, dass Meldungen trotz bestehender Meldepflicht nicht erstattet werden. Bewertungsfehler entstehen immer dann, wenn die beiden Seiten einer Transaktion mit unterschiedlichen Kursen umgerechnet oder wenn bewertungsbe-

dingte Veränderungen in den Transaktionen nicht völlig ausgeschaltet werden können. Zeitliche Verschiebungen lassen sich allein schon wegen des Abschlusses von Aufbereitungsarbeiten zu bestimmten Stichtagen nicht vermeiden. Ein dem S. in der Zahlungsbilanz adäquater Posten erscheint auch in der —• Finanzierungsrechnung auf dem Konto Übrige Welt. Er wurde in der Vergangenheit - unter der Annahme, dass er neben einigen Erfassungsfehlern im wesentlichen statistisch nicht erfasste Kreditvorgänge zwischen In- und Ausland widerspiegelt auf dem Finanzierungskonto der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften gegengebucht. Diese Praxis konnte freilich wegen der erheblichen Aufblähung des Postens, u. U. auch im Zusammenhang mit dem Inkrafttreten der deutschen Wirtschafts- und Währungsunion, nicht fortgeführt werden. Seit 1990 wird deshalb der Restposten gesondert als statistische Differenz zwischen den Finanzierungssalden der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften sowie der Übrigen Welt und der jeweiligen Nettogeldvermögensbildung der betreffenden Sektoren dargestellt. Saldo der Warenumsätze (Exporte minus Importe) Die Differenz aus den Exporten und Importen von Waren beeinflusst die Höhe des —»Außenhandelsbeitrages. Saldo aus Warenhandel und Dienstleistungen => Balance of goods and services (balance of payments) in der Zahlungsbilanz entspricht dem —» Außenbeitrag SAM Abk. für Social Accounting Matrix, —> Sozialrechnungsmatrix. Samtgemeinden —> Gemeindeverbände. 347

Satellitensysteme zu den VGR Satellitensysteme zu den VGR Entstehungsgeschichte, Begriff, Zusammenhang mit VGR: Die Kritik am Sozialprodukt als Wohlfahrtsindikator führte insbesondere in den 70er Jahren neben Versuchen, Wohlfahrtsmaße zu konstruieren (als ein umfassender monetärer Indikator oder als eine Vielzahl nichtmonetärer —» „sozialer Indikatoren"), auch zur Entstehung von S. Wesentliche Impulse für die Entwicklung von S. wurden von INSEE in Frankreich gesetzt. Inzwischen gibt es auch in anderen Ländern und auf internationaler Ebene Bestrebungen, S. zu entwickeln. S. sind Datensysteme meist experimenteller Natur, die für spezielle Problembereiche (social concerns), wie ζ. B. Umwelt (—i• Umweltsatellitensystem), Bildungswesen, Haushaltsproduktion zusammengestellt werden, um die VGR und insbesondere die Inlandsproduktsberechnung zu ergänzen. Kennzeichnend für S. sind: (1) Der erweiterte Darstellungsgegenstand: S. sind thematisch begrenzte Querschnittsdarstellungen gesellschaftlicher Funktionen (Aufgaben, Problembereiche) von mehr experimenteller Natur, die in dieser Detailliertheit in das Kernsystem der VGR nicht passen. (2) Das Darstellungsschema: Es ist meist offen für Änderungen, Ergänzungen und Kürzungen, so dass i.d.R. der modulare Aufbau mit „Bausteinen" (Modulen) vorherrscht. (3) In S. ist meist die Möglichkeit, Daten mit den VGR zu verknüpfen vorgesehen, weshalb gleiche Definitionen, Abgrenzungen, Bewertungsgrundsätze und Sektorengliederungen angestrebt werden. (4) Aber auch Angaben sind einzubeziehen, die ihrer Art nach nicht in den Rahmen der VGR passen, weil sie vage definiert sind bzw. anders erfasst oder bewertet werden: - „qualitative", kaum zu operationalisierende, subjektive Komponenten des 348

Wohlbefindens, ideelle nicht tauschfähige Güter wie Freizeit, Umweltqualität usw.; - Ströme und Bestände nichtmonetärer (in physischen Einheiten, also „Mengen", gemessener) Größen oder nicht zu Marktpreisen bewertete Aktivitäten außerhalb des Marktgeschehens. Ein S. kann deshalb weder allein durch eine sektorale und funktionale Disaggregation der VGR noch durch die weitere Aufgliederung der Ausgaben des Staates (Finanzstatistik) nach Aufgabenbereichen gewonnen werden. Eine solche Disaggregation wäre stets zu wenig differenziert und zu wenig spezifisch für den Themenbereich des jeweiligen S. Die Aufgabenbereiche des Staates überlappen sich, viele Ausgaben dienen mehreren Aufgaben oder sie dienen in verschiedener Form (ζ. Β als Güterkäufe, Transferzahlungen) dem gleichen Zweck. Es ist femer nicht erkennbar, welche Ausgaben insgesamt (nicht nur vom Staat) für diesen Bereich geleistet wurden, wie sie finanziert wurden und wem sie zugute kamen. Gegenstände, die sich zur Darstellung als S. eignen, sind u.a. Umwelt, Bildungswesen (u. a. berufliche Ausbildung und Forschung), Gesundheit, Tourismus, Haushaltsaktivitäten (Haushaltsproduktion, Gebrauchsvermögen), Familie (—• Frau und VGR), Wohnen, Soziale Sicherung, Arbeitsmarkt usw. Möglich wären auch Themen wie z.B. Alkoholismus, Verkehrsunfälle o.ä. Der Rahmen der VGR droht immer dann gesprengt zu werden, wenn keine Märkte existieren, der Staat als Produzent oder Finanzier maßgeblich eingreift oder externe Effekte auftreten. In diesen Fällen empfiehlt sich ein S. Kennzeichnend ist dabei der Versuch, die gesamten gesellschaftlichen Kosten und Nutzen einer funktional abzugrenzenden, meist nur zum Teil marktmäßig erfolgenden Aktivität möglichst individualisiert darzustellen. Ein S. ist nicht bloß eine Detailbetrachtung (Disaggregation) von Vorgängen, die

Satellitensysteme zu den VGR ganz oder zum größten Teil auch Gegenstand der VGR sind (wie ζ. B. Subventionen, Einkommensverteilung) oder von Alctivitäten, von denen ausschließlich ein Sektor oder ein Wirtschaftszweig betroffen ist (ζ. B. Landesverteidigung). Typisch für S. ist gerade, dass die Leistungen von verschiedenen Sektoren (ζ. B. Staat und Unternehmen im Bildungswesen) erbracht werden oder keinem spezifischen Sektor zuzuordnen sind (ζ. B. Tourismus, wenn man nicht nur die marktmäßig erbrachten Transportleistungen für andere einbezieht, wie in den VGR, sondern z.B. auch Leistungen der Privaten Haushalte für den Eigenbedarf). Diese Zielsetzung macht es meist erforderlich, von der sektoralen Gliederung der VGR abzuweichen und die Institutionen anders abzugrenzen. Einbezogen werden auch Teile von Einheiten, die schwerpunktmäßig nicht für die dargestellte Aufgabe (z.B. Ausbildung) tätig sind (z.B. Ausbildungsaktivität in Kasernen und Krankenhäusern). Darstellungsschema und -ziele: Ein S. soll auch nichtmonetäre Daten liefern, über Umfang und Struktur sowie Qualitäten von Leistungen (Aktivitäten) und über die „Akteure", d.h. Produzenten, Finanziers und Nutznießer (Begünstigte einer Leistung), hinsichtlich bestimmter Merkmale der Personen bzw. Institutionen informieren: Es soll erkennbar werden, welche Leistungen in einem Bereich zu welchen Kosten von wem produziert werden, wer diese Produktion direkt oder indirekt finanziert und wer sie letztlich nutzt. Man kann externe (durch spezialisierte Unternehmen) und interne Produktion unterscheiden (z.B. Abfallbeseitigung einerseits und Einbau von Filtern andererseits). Aufkommen und Verwendung der Produkte (oft Dienstleistungen) und der finanziellen Mittel sind nachzuweisen. Gerade bei den für S. geeigneten Gegenständen, z.B. Gesundheitswesen, stimmen häufig Finanziers und Nutznießer nicht

überein. Der kaufende, zahlende und nutzende Sektor müssen nicht identisch sein. Eine Finanzierung kann direkt durch Käufe oder Realtransfers eines Sektors erfolgen oder indirekt dadurch, dass dieser anderen Sektoren durch Einkommenstransfers (laufende Übertragungen), einschließlich Verzicht auf Zahlungen (ζ. B. Steuervergünstigung) den Kauf ermöglicht. Die Kenntnis der Finanzierungsstruktur soll eine effiziente Steuerung der meist staatlichen Ausgaben für die im S. dargestellten Bereiche erleichtern. Die Dreiteilung in Produzenten, Finanziers und Nutznießer ist aber nicht immer durchführbar oder sinnvoll. So ist z.B. bei den S. Umwelt oder Forschung der Kreis der letztlich Begünstigten schwer bestimmbar (Nutznießer der Aktivitäten ist i.d.R. die Gesellschaft insgesamt); aber z.B. auch bei der Ausbildung ist der Nutzen nur sehr vordergründig individualisierbar. Auch bei „negativen Nutzen", also z.B. Schäden, ist die Individualisierung oft kaum möglich (Verursacherproblem bei Umweltschäden). Durch diese ehrgeizige Zielsetzung, eine dreifache Verflechtung bei Produktion, Finanzierung und Nutzung darzustellen, entsteht eine Datenfülle, die sinnvoll zu reduzieren dann meist das ungelöste methodische Problem ist (ζ. B. Bestimmung eines Gesamtindikators der Umweltqualität auf physischer Ebene oder gar wertmäßig im Sinne des umstrittenen —* „ökoinlandsprodukts"). Denn ein Ziel von S. ist auch die Entwicklung zahlenmäßiger Beurteilungsmaßstäbe in dem betreffenden Politikbereich. „Reale" Aufwands- und Erfolgsindikatoren erfordern entweder eine Mengenbetrachtung oder eine Preisbereinigung, was wegen der in S. oft bevorzugt betrachteten noncommodity-flows schwierig ist. Für viele S. wird ein möglichst einheitliches Darstellungsschema und eine Verzahnung mit den VGR angestrebt, was jedoch oft schwer zu realisieren ist, weil die 349

Satellitensysteme zu den VGR Darstellungsziele eines S. meist weit über die der VGR hinausgehen. Oft wird bewusst ein modularer Aufbau gewählt, ζ. B. bei der —> Umweltökonomischen Gesamtrechnung (UGR), weil man so flexibel sei und im Lichte neuerer Erkenntnisse das System erweitern, kürzen oder umstellen könne, ohne damit jeweils andere Bausteine des Systems verändern zu müssen. Das entspricht dem experimentellen, offenen und meist noch nicht voll ausgereiften Status des S. Im Unterschied zu den VGR, zu —• Projektionen oder zu bilanzmäßigen Übersichten nach Art des Sozialbudgets setzen S. auch nicht notwendig ein auf Kreislauftnodelle gestütztes festgelegtes Schema voraus, wenngleich häufig zumindest für die Produktion eine 10Betrachtung mit Gliederung der Ausgabenströme nach liefernden und empfangenden Sektoren angestrebt wird. Sie soll die Ableitung auch der indirekten Ausgaben sowie der von Doppelzählungen bereinigten, aggregierbaren Ausgaben ermöglichen. Hinzu kommen meist (die Produktion) ergänzende Tabellen der Finanzierung und Nutzung der fur den im S. darzustellenden Bereich typischen Güter und Leistungen. Eine Kreislaufdarstellung ist aber oft nicht realisierbar, und sie wäre bei vielen mengenmäßigen Nachweisungen von Leistungen etwas gekünstelt (ζ. B. im Gesundheitswesen eine Betrachtung von Aufkommen und „Verbleib" der Anzahl der Arztbesuche, der Operationen). Sie ist häufig aber auch wegen ungeklärter Kausalabläufe gar nicht möglich (ζ. B. Aufkommen und Verbleib von Emissionen nach Schädlichkeit und Regionen, Darstellung von Kausalketten zwischen Emission, Immission und Schaden in „Mengen" in der UGR). Entwicklung eines S.: Der Aufbau eines S. macht es erforderlich, die für das Thema des S. charakteristischen Aktivitäten (Produktion und Kosten) und die da350

mit verbundenen Kuppelprodukte (die nur von der Kostenseite her relevant sind) aufzulisten, was nicht immer einfach ist. Sollen ζ. B. in einem S. „Umwelt" Natur auch als Standort oder nur als Lieferant von Rohstoffen und als Medium für die Aufnahme von Stoffen betrachtet werden? Sind also auch Aufwendungen fur Naturschutz, Erholungsgebieten neben dem Rohstoffabbau, den Emissionen und Immissionen usw. einzubeziehen? Für die im S. betrachtete Aktivität sind typische Ausgaben abzugrenzen und ggf. aus dem Verbund mit anderen Ausgaben herauszulösen (ζ. B. Trennung von Ausgaben für den Umweltschutz von solchen die „letztlich" oder auch der Forschung und Entwicklung dienen). Das gilt für Haushalte bestimmter Ministerien aber auch bei Unternehmen (ζ. B. „integrierter Umweltschutz" bei Ausgaben für neue Produkte oder neue Produktionsverfahren). Als laufende Ausgaben werden die laufenden Betriebsausgaben (einschl. Vorleistungen) erfasst. Zur —• Aggregation sind die Vorleistungen abzuziehen. Zu den laufenden Aufwendungen (im Unterschied zu Ausgaben) gehören auch die Abschreibungen beim Betrieb von Anlagen. Die gesamten Ausgaben umfassen neben den laufenden auch die vermögenswirksamen Ausgaben (Investitionen und Vermögensübertragungen). Zur Schätzung der Investitionen und Abschreibungen ist meist die Berechnung eines Kapitalstocks für die fragliche Aktivität erforderlich. Bei den Nutzen oder Erträgen kann man Leistungen in Geld, natural sowie indirekt in Form von Steuervergünstigungen unterscheiden und versuchen, immaterielle nicht marktmäßig bewertbare Leistungen auch in Gestalt qualitativer Verbesserungen explizit zu berücksichtigen. Schwierig ist es, neben tatsächlichen und individuell zurechenbaren auch unter-

Satellitensysteme zu den VGR stellte, hypothetische und externe Kosten, z.B. aus Umweltbelastungen (hypothetische Vermeidungs- und Reparaturkosten), einzubeziehen oder auf der Ertragsseite ideelle, nicht tauschfähige Nutzungen, wie den „Wert" der Freizeit. Kosten und Erträge sind möglichst nach dem Inlands- und Inländerkonzept abzugrenzen und funktional so zu gliedern, dass Überschneidungen und Doppelzählungen vermieden werden. Eine funktionale Gliederung könnte z.B. bei der Aktivität „soziale Sicherung" nach typischen Risiken, wie Krankheit, Alter, Invalidität, Mutterschaft, Familie, Arbeitslosigkeit erfolgen, in einem S. „Umwelt" nach Medien wie Luft, Wasser, Boden. Neben Aktivitäten (Produkten) und den damit verbundenen Aufwendungen und Erträgen sind die Finanziers und Nutznießer zu klassifizieren sowie Finanzierungsströme nicht nur nach Sektoren sondern auch nach Arten der Finanzierung zu differenzieren. Für die Realisierung eines S. sind schließlich Probleme der Beschaffung von Daten, sei es sekundärstatistisch, sei es durch eigens hierfür geschaffene Erhebungen, zu lösen. Methodischer Vergleich VGR - Satellitensysteme: In der Politik wird der Begriff S. gerne als etwas Minderwertiges im Vergleich zur „Gesamtrechnung" verstanden. Das hat z.B. auch eine Rolle gespielt, als sich das StBA entschloss, eine UGR in einer Zeit anzukündigen, als das UmweltS. gerade erst begonnen wurde, und beide Systeme nebeneinander so zu entwickeln, dass es den Begriff „System" verdient. Der inflationär missbrauchte Begriff „Gesamtrechnung" bedeutet mehr als eine beliebige, einigermaßen umfassende Datensammlung, also „viele Daten". Gemessen an dem anspruchsvollen Maßstab, den die VGR setzen, sind folgende Merkmale einer Gesamtrechnung zu erfüllen (die bei S. meist nicht gegeben sind):

(1) Ein geschlossener Begriffs- und Rechenzusammenhang, den eine Theorie, z.B. die Kreislauftheorie liefert (im Unterschied zu einem offenen modularen Bausteinsyj/e/w). (2) Ein daraus abgeleitetes System von Definitionsgleichungen, das es ermöglicht, Aggregate „fundiert" zu schätzen. (3) Beschränkung der Darstellung weitgehend auf beobachtbare Größen und objektive Bewertungen. Ein S. genügt diesen Anforderungen meist nicht. In der UGR kann man froh sein, wenn man ein Aggregat (etwa die Gesamtmenge oder gar den mit Preisen bewerteten Gesamtwert der Emissionen) auf eine Art schätzen kann, eine fundierte Schätzung ist meist nicht möglich. Unterstellte (fiktive) Transaktionen, wenig operationale Konzepte und subjektive Bewertungen anstelle einer Marktpreisbewertung sind bei S. eher die Regel als die Ausnahme. Der Systemcharakter einer Gesamtrechnung verleitet manche zur Vorstellung, es könne eine alles umfassende Gesamtrechnung als „Übersystem" mit den traditionellen VGR als Subsystem geben. Das ist eine utopische, auf Unkenntnis wirtschaftsstatistischer Probleme beruhende Vorstellung. Vor allem können die VGR nicht im umfassenden Sinne die „Wohlfahrt" messen, weil dies auf eine „objektive" Nutzenmessung hinausliefe. Die VGR können auch nicht zu einem Universalinstrument ausgebaut werden, das mit jeweils gewünschter Detailliertheit für die verschiedensten Politikbereiche Daten und Zielgrößen liefern kann, ohne zugleich ihre Eignung für den im Vordergrund stehenden Zweck der Konjunkturdiagnose zu verlieren. Deshalb haben S. dauerhaft neben, also als Ergänzung zu den VGR, und nur so, eine Existenzberechtigung. Peter von der Lippe

351

Schadensversicherungsleistungen Schadensversicherungsleistungen => Non-life insurance claims sind die aufgrund von Schadenversicherungsverträgen falligen Leistungen zur Regulierung von Schadenfällen, die Personen oder Sachen erlitten haben. Empfanger der S. ist in den VGR der Versicherungsnehmer, auch wenn in der Praxis beispielsweise eine Autoreparaturwerkstatt direkt mit der für die Schadensregulierung zuständigen Versicherungsgesellschaft abrechnet. In diesen Fällen zählen die Reparaturkosten zu den Konsumausgaben der privaten Haushalte. Bei Schadensregulierungen aufgrund von Haftpflichtversicherungsverträgen werden die Leistungen als direkte Übertragungen der Versicherungsgesellschaft an den Geschädigten gebucht. Zu den im sekundären Einkommensverteilungskonto gebuchten S. zählen auch zurückgestellte Leistungen, die im Finanzierungskonto des Versicherungsnehmers nicht als Kassenzuflüsse, sondern als Zugänge beim finanziellen Aktivum der Prämienüberträge und Rückstellungen und bei den Versicherungsgesellschaften als entsprechende Zunahme der Verbindlichkeiten erscheinen. Schadenversicherungstransaktionen sind Umverteilungstransaktionen zwischen Versicherungsnehmern über Versicherungsgesellschaften, die Schadenrisiken versichern. Die an die Schadenversicherer als laufende Übertragung geleisteten —» Nettoprämien fließen in der Form laufender Übertragungen in gleicher Höhe an die Versicherungsnehmer als —> Schadenversicherungsleistungen zurück. Schattenwirtschaft => versteckter Sektor, => informeller Sektor, => Shadow economy, => Hidden economy. Die nichterfassten Wirtschaftstätigkeiten bzw.

Wertschöpfungsprozesse

werden

generell als S. bezeichnet, allerdings exis352

tiert bisher keine einheitliche Definition. Manchmal umfasst Schattenwirtschaft Schwarzarbeit oder Geschäfte ohne Rechnung, andere Definitionen schließen illegale oder kriminelle Tätigkeiten ein. In noch weiterer Abgrenzung wird außerdem die —• Haushaltsproduktion unter S. subsumiert. Für die VGR ist die vollständige Erfassung der Wirtschaftstätigkeiten bereits seit langem ein wichtiges Ziel. Bei der Abgrenzung der in den VGR zu erfassenden wirtschaftlichen Aktivitäten (Produktionsgrenze) spielt es grundsätzlich keine Rolle, ob eine wirtschaftliche Tätigkeit erlaubt oder verboten ist, ob sie regulär ausgeübt wird oder mit Abgabenhinteiziehung verbunden ist, ob sie offen oder verborgen stattfindet, ob sie regelmäßig oder gelegentlich ausgeübt wird, oder ob für den Markt oder den Eigenbedarf produziert wird. Auch Lücken und Untererfassungen in Fachstatistiken, etwa aufgrund von Abschneide- oder Meldegrenzen, sind in den VGR zu schließen. Das ESVG 1995 weist ausdrücklich darauf hin, dass Tätigkeiten auch dann einzubeziehen sind, wenn sie illegal ausgeübt werden oder den Steuer-, Sozialversicherungs-, Statistik- oder anderen Behörden verborgen bleiben. Nicht zur Produktion in Sinne der VGR zählt die selbstverrichtete Arbeit im Haushalt. Ebenfalls auszuschließen sind Diebstahl und andere Aktivitäten, die nur zu einer Umverteilung von Einkommen und Vermögen führen. Schattenwirtschaftliche Aktivitäten entziehen sich naturgemäß meistens einer direkten statistischen Erfassungen. Daher müssen auch vereinfachte Annahmen und Schätzverfahren herangezogen werden, um vollständige Ergebnisse zu erhalten. Aus der Vielzahl von Möglichkeiten zur Einbeziehung von S. werden in der deutschen VGR-Praxis vor allem folgende Maßnahmen genutzt: Einerseits werden explizite Zuschläge zu den erfassten Tätigkeiten vor allem in

Scheingewinne/ Verluste den Bereichen vorgenommen, für die nur in größeren zeitlichen Abständen Großzählungen (ζ. B. Handwerks- sowie Handels- und Gaststättenzählungen) vorliegen. Auch für Eigenleistungen beim Hausbau oder für Trinkgelder werden Sonderrechnungen durchgeführt. Andererseits erfolgt eine implizite Erfassung der schattenwirtschaftlichen Aktivitäten vielfach durch die Berechnungsmethode selbst. So wird die landwirtschaftliche Produktion anhand der angebauten Flächen und der jeweiligen Durchschnittserträge ermittelt. Die Wohnungsmieten werden anhand des Bestandes an Wohnungen - untergliedert nach Größe und anderen Merkmalen - sowie den jeweiligen Quadratmetermieten errechnet. Inwieweit die so ermittelten Werte steuerlich deklariert werden oder nicht, ist für die vollständige Erfassung des BIP ohne Belang. Schließlich trägt die Berechnung des BIP sowohl nach der Entstehungsrechnung als auch nach der Verwendungsrechnung ebenfalls zur Vollständigkeit bei, denn Ausgaben werden tendenziell seltener verschwiegen als Einnahmen. Eine völlig andere Fragestellung ist die einer getrennten Schätzung der Schattenwirtschaft. Solche Schätzungen werden immer wieder von Wirtschaftsforschem vorgenommen und in den Medien verbreitet. Allerdings kann die amtliche VGR hierbei aus mehreren Gründen keine Hilfestellung leisten. Zunächst ist für die Vollständigkeit des BIP die Frage, ob eine Wirtschaftstätigkeit steuerlich erfasst wird oder nicht, ob sie legal oder illegal ist oder ob sie im Verborgenen stattfindet irrelevant. Zweitens gibt es keine einheitliche Definition der S., wie bereits zu Anfang dargelegt. Drittens müssten die über die angewendeten Rechenverfahren implizit erfassten schattenwirtschaftlichen Aktivitäten nachträglich aus dem BIP herausgerechnet werden, ohne dass über deren

Umfang entsprechende Informationen vorliegen. Auf europäischer Ebene stieg das Interesse an der vollständigen Einbeziehung schattenwirtschaftlicher Aktivitäten insbesondere mit der Verwendung der VGRGröße Bruttosozialprodukt als eine Bemessungsgrundlage für die —• Eigenmittel der EU. Die sogenannte —> BSP-Richtlinie benennt daher das Problem der vollständigen Erfassung des BSP explizit als Aufgabe für die europäische BSP-Harmonisierung. Aufgrund unterschiedlicher wirtschaftlicher und statistischer Gegebenheiten in den Mitgliedstaaten der EU wurde das Ziel der Vollständigkeit bisher durch Anwendung länderspezifischer Maßnahmen, Verfahren und Techniken verfolgt. Um einen vergleichbaren Vollständigkeitsgrad der nationalen Daten zu erreichen, sind inzwischen europaweite Mindeststandards einzuhalten. Als wichtigste Meißnahmen gelten die Prüfung der bisherigen Zuschätzungen in den VGR, die Abgrenzung des Wirtschaftsraumes, die Berechnungsverfahren für Wohnungsmieten (einschließlich unterstellter Mieten für die Eigennutzung), der Abgleich von Erwerbstätigendaten, die Einbeziehung von Trinkgeldern und Naturalentgelten sowie die Verwendung von Steuerprüfungsergebnissen. Nach Abschluss dieser Arbeiten dürfte 1999 ein vergleichbarer Vollständigkeitsgrad des BIP in der EU erreicht sein. Literatur: Zur Rolle der Schattenwirtschaft in Deutschland - Antwort der Bundesregierung, Deutscher Bundestag, Drucksache 14/2857 vom 03.03.2000; F. Schneider/D. Enste, Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit: Umfang, Ursachen, Wirkungen und wirtschaftspolitische Empfehlungen, München/Wien 2000; U.P. Reich/A. Braakmann, Das Sozialprodukt einer Volkswirtschaft, Stuttgart 1995, S. 193 ff.; A. Franz, Schätzungen der Hidden Economy in Österreich auf 353

Scheingewinne/ Verluste der Basis offizieller Statistiken, in: J. Skolka (Hg.), Die andere Wirtschaft, Wien 1986, S. 83 ff.; D. Schäfer/P. Wittmann, Zur Abgrenzung und Erfassung der Schattenwirtschaft, WiSta 8/1985, S. 618623. Albert Braakmann Scheingewinne/-verluste sind Bestandteile der in der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung ausgewiesenen Gewinne, die aus Preisänderungen resultieren. Nach dem Prinzip der nominellen —> Substanzerhaltung im Handels- und Steuerrecht sind derartige S. Bestandteil des erzielten Einkommens. Da in den VGR jedoch das Prinzip der realen —* Substanzerhaltung gilt, sind S. aus der Rechnungslegung zu eliminieren. Verbraucht beispielsweise ein Produzent Vorleistungsgüter, die er in der Vorperiode zu einem tiefen Preis erworben hat, so wird der Vorleistungsverbrauch entsprechend der nominellen Substanzerhaltung mit den ursprünglichen (tiefen) Anschaffungskosten angesetzt, während in den VGR von den Preisen auszugehen ist, die für diese Vorleistungsgüter zum Zeitpunkt des Verbrauchs gelten. Nur diese Preise ermöglichen es, die verbrauchte Menge an Vorleistungsgütern wieder anzuschaffen. Zu ähnlichen S. kann es bei der Bewertung der Abschreibungen zu Anschaffungspreisen kommen, denn die Abschreibungsgegenwerte reichen bei gestiegenen Anschaffungspreisen nicht aus, die gleiche Menge an Anlagen wieder zu beschaffen. Aus diesem Grund werden in den VGR die Abschreibungen zu den Wiederbeschaffungspreisen der Berichtsperiode bewertet. Die Scheingewinnbereinigung für Zwecke der VGR ist vor allem bei der Berechnung der —• Vorratsveränderung von quantitativ erheblicher Bedeutung. Diese Berechnung ist aber mit großen Unsicherheiten behaftet, da die verfugbaren Informationen über Vorratsbestände und ihre 354

Veränderung überwiegend aus den Geschäftsabschlüssen der Unternehmen stammen und bei diesen nicht bekannt ist, wie die Vorräte bewertet wurden. Die aus den Bilanzen ableitbare Veränderung der Buchwerte des Vorratsvermögens wird auch durch geänderte Preise der Vorratsgüter beeinflusst und enthält daher S. in unbekannter Höhe. Bei der Berechnung der Vorratsveränderung müssen daher Annahmen darüber getroffen werden, welche Preise in die Buchwerte eingegangen sind. Im allgemeinen wird bei steigenden Preisen angenommen, dass die Preise der letzten Monate vor Jahresende, entsprechend der durchschnittlichen Verweildauer der Bestände, der Vorratsbewertung zugrunde liegen. Bei sinkenden Preisen wird nach dem Niederstwertprinzip jedoch von den letzten niedrigen Werten ausgegangen. Mit Hilfe von Preisindizes, die fur die jeweiligen Vorleistungsgüter möglichst typisch sind, werden die Buchwerte am Anfang und am Ende der Periode in konstante Preise des Basisjahres umgerechnet. Als Differenz ergibt sich die Veränderung der Vorratsbestände in konstanten Preisen, die im Prinzip frei von S. ist. Diese „reale" Vorratsveränderung wird nun mit einem Preisindex multipliziert, der den Preisabstand vom Basisjahr zum Jahresdurchschnitt des Berichtsjahres misst. Damit erhält man die Vorratsveränderung in (jeweiligen) Jahresdurchschnittspreisen frei von S. Als Differenz zwischen der Veränderung der Buchwerte und der Vorratsveränderung in jeweiligen Preisen ergeben sich in diesem Rechengang die S. Die so berechnete Aufteilung der Veränderung der Buchwerte des Vorratsvermögens in S. und Vorratsveränderung in jeweiligen Preisen reagiert empfindlich auf Variationen in den Annahmen über die Praxis der Vorratsbewertung in den Geschäftsabschlüssen. Würde beispielsweise die neuerdings auch steuerlich in bestimmten Fällen zugelassene Vorrats-

SEA 98 bewertung nach dem Lifo-Abgangsmodell (last in first out) quantitativ bedeutsam angewandt, so wären die S. wesentlich geringer und die Vorratsveränderung entsprechend größer als in dem bisher angewandten Rechenmodell. Der Möglichkeit der Lifo-Bewertung ist bei der Scheingewinnbereinigung in der Zukunft stärker Rechnung zu tragen. Der Modellcharakter der Berechnungen bleibt wegen der Unsicherheit der Annahmen über die Vorratsbewertung in den Geschäftsabschlüssen der Unternehmen allerdings weiter bestehen. Heinrich Lützel

Schulden(stands)quote wird berechnet als Schulden des Staates bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt. Die S. war Beitrittskriterium zur Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und ist Konvergenzkriterium nach dem —• Stabilitäts- und Wachstumspakt. Schuldnerposition —> Nettoposition. Schulen und vorschulische Erziehung —> Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —• COFOGSystematik.

Schifffahrt => Water transport, water transport affairs and services ist ein —»Wirtschaftsbereich.

Schwerpunkt des wirtschaftlichen Interesses => Centre of economic interest. —»Schwerpunktprinzip.

Schifffahrtsleistungen => Water transport services ist eine —* Gütergruppe.

Schwerpunktprinzip In der Klassifikation der Wirtschaftszweige (—• NACE) werden die statistischen Einheiten nach dem Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zu —» Wirtschaftsbereichen zusammengefasst. Nach dieser fachlichen Gliederung rechnen alle Einheiten zu einem bestimmten Wirtschaftsbereich, wenn sie ausschließlich oder überwiegend eine den Wirtschaftsbereich definierende Tätigkeit ausüben. Die überwiegende Tätigkeit - also der Schwerpunkt - soll dabei durch den Wertschöpfungsanteil bestimmt werden (ersatzweise auch Umsatz oder Beschäftigte). Bei Angaben zu —* Erwerbstätigen erfolgt die Zuordnung zu Wirtschaftsbereichen nach ihrer zeitlich überwiegenden Tätigkeit (im Falle von Mehrfachbeschäftigung).

Schlechtwettergeld —> Monetäre Sozialleistungen. Schuhe => Footwear. Güterposition für die Darstellung der —» Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Schuhe, Schuhzubehör sowie Reparaturen und Miete von Schuhen umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 9,7 Mrd Euro aus. Schulden => Debt, => Liabilities, => Verpflichtungen —> Verbindlichkeiten. Schuldendienste (Zinsausgaben) —» Zinsen auf öffentliche Schulden; —> Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —> COFOG-Systematik.

SDDS —> Special Data Dissemination Standard. SEA 98 Abk. für —* Systematisches Verzeichnis

355

SEEA der Einnahmen und Ausgaben der privaten Haushalte. SEEA Abk. für SNA Satellite System for Integrated Environmental and Economic Accounting. —• Umweltsatellitensystem. Sektoren => Institutional sectors sind in den VGR Gruppierungen institutionell abgegrenzter —» Wirtschaftseinheiten, die nach ihrem wirtschaftlichen Verhalten zusammengefasst werden. Nach der Klassifikation des ESVG 1995 werden folgende Sektoren und Untersektoren unterschieden: S.l

Volkswirtschaft

S. 11 S.l 1001 S. 11002 S.l 1003

Nichtfinanzielle Kapitalgesell. Öff. nichtfinanzielle Kapitalgesell. Priv. nichtfinanzielle Kapitalgesell. Ausl. nichtfinanzielle Kapitalgesell.

5.12 5.121 5.122 5.12201 5.12202 5.12203 5.123 S.12301 S. 12302 S.12303 5.124 5.12401 5.12402 5.12403 5.125 5.12501 5.12502 5.12503

Finanzielle Kapitalgesellschaften Zentralbank Kreditinstitute Öffentliche Kreditinstitute Private Kreditinstitute Ausländische Kreditinstitute Sonstige Finanzinstitute (ohne Versicherungsgesell. u. Pensionsk.) öffentliche sonstige Finanzinstitute Private sonstige Finanzinstitute Ausländische sonstige Finanzinst. Kredit u. Versicherungshilfstätigk. Öff. Kredit- u. Versichergshilfstät. Priv. Kredit- u. Versichergshilfstät. Ausländ. Kredit- u. Versicherungsh. Versichergsgesellsch. u. Pensionsk. Öff. Versichergsges. u. Pensionsk. Priv. Versichergsges. u. Pensionsk. Ausl. Versichergsges. u. Pensionsk.

5.13 S. 1311 S.l 312 S.1313 S.l 314

Staat Bund (Zentralstaat) Länder Gemeinden Sozialversicherung

5.14

Private Haushalte

356

S. 141 / S. 142 5.1 43 S. 1441 S.1442

Selbständigenhaushalte (mit und ohne Arbeitnehmer) Arbeitnehmerhaushalte Haush. von Vermögenseink.empf. Haush. von Renten- u. Pensionsempfängern S. 1443 Sonst. Nichterwerbstätigenhaush. S. 145 Sonstige private Haushalte S.15

Private Organisationen ο. E.

5.2 S .21 S .211 S.212 S.22

Übrige Welt Europäische Union Mitgliedstaaten der Europ. Union Institutionen der Europ. Union Drittländer u. intemat. Organisat.

Im Lieferprogramm nach der ESVGVerordnung und im Zahlennachweis der deutschen VGR sind nur vorgesehen: S. 11 Nichtfinanzielle Kapitalgesellsch. 5.12 Finanzielle Kapitalgesellschaften 5.13 Staat 5.1311 Bund (Zentralstaat) 5.1312 Länder 5.1313 Gemeinden S. 1314 Sozialversicherung 5.14 / 15 Private Haush./private Org. O.E. S.2 Übrige Welt 5.21 Europäische Union S .211 Mitgliedstaaten der Europ. Union S.212 Institutionen der Europ. Union 5.22 Drittländer u. intemat. Organisat. Die Zuordnung der institutionellen Einheiten zu den Sektoren erfolgt gemäß ihrer Eigenschaft als —• Markt- oder Nichtmarktproduzenten. Marktproduzenten gehören den Sektoren S.ll, S.12 und S.14 an. Private Nichtmarktproduzenten fur die Eigenverwendung (z.B. Produktion von Wohnungsdienstleistungen für die Eigenverwendung) wie auch Einzelpersonen und Personengruppen in ihrer Funktion als Konsument zählen zu S.14. Die institutionellen Einheiten der Sonstigen Nichtmarktproduzenten bilden die Sektoren S.13 und S.15. Sektorengliederung => Classification of institutional sectors

SelbstSndigeneinkommen stellt eine der —» Klassifikationen des ESVG für wirtschaftliche Einheiten dar. Sekundäre Einkommensverteilung (Sekundärverteilung) => Secondary distribution of income stellt anhand der von den Sektoren empfangenen und geleisteten laufenden Transfers (Transfereinkommen bzw. Transferzahlungen) dar, wie sich aus den per saldo empfangenen —• Primäreinkommen das —• verfügbare Einkommen der Volkswirtschaft und der Sektoren ableitet (Einkommensumverteilung). Die S. erfolgt überwiegend über den Staat (einschl. der Sozialversicherung), beteiligt sind aber auch Versicherungsunternehmen mit den Schadenversicherungstransaktionen der Nettoprämien und den Schadenversicherungsleistungen sowie in vergleichsweise geringem Umfang andere Sektoren, ζ. B. private Haushalte mit Beiträgen und Spenden an private Organisationen ο. E. und Transfers an die übrige Welt (Unterstützung Angehöriger im Ausland). Sekundäre Einkommensströme zwischen den volkswirtschaftlichen Sektoren einschließlich übriger Welt sind die -» Einkommen- und Vermögensteuern, die —> Sozialbeiträge, die —* monetären Sozialleistungen, beim —» Verbrauchskonzept auch die —• Sozialen Sachtransfers sowie —• Sonstige laufende Transfers. Selbständige => Self-employed werden definiert als Personen, die alleinige oder gemeinsame Eigentümer eines Unternehmens o.e.R. sind, in dem sie arbeiten, ausgenommen diejenigen Unternehmen o.e.R., die als Quasi-Kapitalgesellschaften eingestuft werden. Verrichten S. gleichzeitig auch als Haupttätigkeit eine entlohnte Tätigkeit, so zählen sie zu den Arbeitnehmern. S. können aus irgendeinem Grund während des Bezugszeitraums vorrübergehend nicht arbeiten. Die Vergütung für

selbständige Tätigkeit ist das —» Selbständigeneinkommen. Zu den S. gehören auch folgende Kategorien: (1) unbezahlt mithelfende Familienangehörige einschl. derjenigen, die in Unternehmen o.e.R. arbeiten, die voll oder teilweise für die marktbestimmte Produktion arbeiten; (2) Heimarbeiter, deren Einkommen sich nach dem Wert des Produktionsergebnisses aus einem Produktionsprozess bemisst, für den sie verantwortlich sind, unabhängig vom Umfang des Arbeitseinsatzes; (3) Erwerbstätige, die allein oder gemeinsam ausschl. für ihren eigenen Konsum oder ihre eigenen Investitionen produzieren. Personen, die freiwillig unbezahlte Tätigkeiten ausüben, zählen zu den S., wenn sie freiwillig übernommenen Tätigkeiten der Warenproduktion dienen, z.B. dem Bau einer Wohnung, einer Kirche oder eines sonstigen Gebäudes. Werden jedoch freiwillig Dienstleistungen erbracht, z.B. bei unentgeltlichen Hausmeister- oder Reinigungsarbeiten, so zählt das nicht zur Erwerbstätigkeit, da diese Tätigkeit außerhalb der —» Produktionsgrenze des ESVG liegt. Die Nutzung eigener Wohnungen geschieht ohne Arbeitseinsatz. Die Wohnungseigentümer werden in dieser Eigenschaft nicht als S. betrachtet. Selbständigeneinkommen => Mixed income werden wie der —• Betriebsüberschuss der Kapitalgesellschaften durch Abzug des geleisteten Arbeitnehmerentgeltes sowie der —• Sonstigen Nettoproduktionsabgaben von der —• Nettowertschöpfung ermittelt. Da diese Saldengröße bei den Einzelunternehmem und Selbständigen des Sektors der privaten Haushalte auch eine Vergütung für die von ihnen und den mithelfenden Familienangehörigen geleis357

Selbständigenhaushalte (mit und ohne Arbeitnehmer) tete Arbeit enthält, die nicht von den aus der Unternehmertätigkeit erzielten Gewinnen zu unterscheiden ist, spricht man hier statt von Betriebsüberschuss von S. Dies gilt allerdings nicht im Falle der Produktion von Dienstleistungen aus eigengenutztem Wohnungseigentum, für die Betriebsüberschüsse nachgewiesen werden. Selbständigenhaushalte (mit und ohne Arbeitnehmer) => Employers (including own-account workers) ist ein Teilsektor der —> Privaten Haushalte, bei denen das —> Selbständigeneinkommen die größte Einkommensquelle ist, selbst wenn dieses Einkommen weniger als die Hälfte des Haushaltseinkommens ausmacht. Selbständige und mithelfende Familienangehörige => Self-employed persons and unpaid family workers. Zu den Selbständigen gehören tätige Eigentümer in Einzelunternehmen und Personengesellschaften, selbständige Landwirte (auch Pächter), selbständige Handwerker, selbständige Ärzte, Anwälte und andere freiberuflich Tätige, selbständige Handels- und Versicherungsvertreter, Hausgewerbetreibende, Zwischenmeister, selbständige Lehrer und Musiker, selbständige Artisten, Hebammen mit Niederlassungserlaubnis, in der Kranken- und Kinderpflege selbständig tätige Personen u.a. Nicht zu den Selbständigen zählen Personen, die gleichzeitig als Haupttätigkeit in einem Arbeits- oder Dienstverhältnis stehen und lediglich innerhalb ihres Arbeitsbereiches selbständig disponieren können, wie leitende Angestellte aber auch Miteigentümer von Kapitalgesellschaften, die in dem Unternehmen tätig sind. Zu den mithelfenden Familienangehörigen werden alle Personen gerechnet, 358

die regelmäßig unentgeltlich in einem landwirtschaftlichen oder nichtlandwirtschaftlichen Betrieb mitarbeiten, der von einem Familienmitglied als Selbständigen geleitet wird, soweit nicht gleichzeitig eine andere Haupttätigkeit vorliegt, z.B. in einem Arbeits- oder Dienstverhältnis. Die Dauer der Tätigkeit ist unerheblich; bei mehreren gleichzeitigen Tätigkeiten kommt es auf die Haupttätigkeit an. Beispielsweise zählt ein —»beschäftigter Arbeitnehmer, der nebenher selbständig Versicherungen vermittelt, nicht als Selbständiger. Auch Personen in ihrer Eigenschaft als Eigentümer von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten, einschließlich Grundstück-, Haus- und Wohnungseigentum, zählen nicht als Selbständige, da sie nicht als solche tätig sind. Dagegen rechnen Bundes- und Landtagsabgeordnete zu den Selbständigen. Eigennutzung von Wohnraum ist nach ESVG ein Produktionsvorgang ohne Arbeitseinsatz, so dass die Wohnungseigentümer nicht als Selbständige angesehen werden. Selbsterstellte Anlagen —> Fixed assets produced and retained for producer's own use. Anlagegüter, die der Investor selbst für eigene Zwecke und auf eigene Rechnung erstellt. Sie sind auf der Verwendungsseite des BIP Bestandteil der —* Bruttoanlageinvestitionen; auf der Entstehungsseite des BIP tragen sie zur —• Bruttowertschöpfung bei. S. umfassen von Unternehmen und vom Staat selbsterstellte —• Ausrüstungen, —• Bauten und —» Sonstige Anlagen sowie selbsterstellte Bauten von privaten Haushalten (—* Eigenleistungen im Wohnungsbau). S. werden mit —• Herstellungspreisen vergleichbarer, auf dem Markt gekaufter Güter bewertet, so dass auch ein Gewinnzuschlag berücksichtigt wird.

Sonderziehungsrechte (SZR) Selbstversorgungswirtschaft —»Haushaltsproduktion. Der Begriff der S. wird in der Literatur nicht immer einheitlich abgegrenzt. Zur S. werden insbesondere Aktivitäten privater Haushalte gerechnet, die nicht abgabepflichtig sind und der Eigenversorgung der privaten Haushalte dienen. Die S. bildet in manchen Untersuchungen den bedarfswirtschaftlichen Teilbereich der dann relativ weit abgegrenzten —> Schattenwirtschaft. Sichteinlagen => Transferable deposits. Forderungen gegen in- und ausländische Kreditinstitute aus täglich falligen Einlagen (in Landes- oder Fremdwährung), über die jederzeit und in voller Höhe durch Scheck, Überweisung, Lastschrift oder ähnliche Verfügungen disponiert der deren sofortige Umwandlung in Bargeld verlangt werden kann. Vor der Anpassung der bankenstatistischen Richtlinien an die Erfordernisse der Europäischen Währungsunion rechneten hierzu auch Einlagen mit einer vereinbarten Laufzeit oder Kündigungsfrist bis zu 29 Tagen. Sichteinlagen werden mit den — Erblastentilgungsfonds, das —> Bundeseisenbahnvermögen (ohne das der Deutschen Bahn AG zugewiesene Personal), der —• Entschädigungsfonds, der —> Ausgleichsfonds zur Sicherung des Einsatzes von Steinkohle in der Elektrizitätswirtschaft sowie der —• Ausgleichsfonds für überregionale Maßnahmen zur Eingliederung Schwerbehinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft. Sonderziehungsrechte (SZR) => Special drawing rights (SDRS). Das S. (SZR) wurde 1969 vom Internationalen Währungsfonds als neues Reservemedium eingeführt, um einen weltweiten Mangel an internationaler Liquidität verhindern zu können. Mit den SZR stand zum ersten Mal ein Instrument zur Verfügung, mit dem Währungsreserven aufgrund internationaler Vereinbarungen geschaffen werden konnten. Bislang gab es zwei SZR-Zuteilungsrunden (1970-1972 und 1979-1981), in denen den Mitgliedsländern insgesamt rund 21,4 Mrd. SZR im Verhältnis ihrer Quoten zugeteilt wurden. Davon entfallen auf Deutschland rund 1,2 Mrd SZR. Eine weitere Zuteilungsrunde wurde 1997 paraphiert, ist bisher aber noch nicht umgesetzt worden. 359

Sonstige Abbuchungen nichtproduzierter Vermögensgttter Bei einem Finanzierungsbedarf können die Teilnehmer am SZR-System ihre SZR an andere Teilnehmer gegen frei verwendbare Währungen verkaufen, wobei die Ankaufsverpflichtung für SZR auf das Dreifache der eigenen (Netto-) Zuteilung eines Landes begrenzt ist. Der Wert eines SZR wird täglich vom IWF ermittelt. Er entspricht dem Marktwert eines Währungskorbes, der seit dem 1. Januar 1981 nur noch die fünf wichtigsten Währungen (US-Dollar, D-Mark, Japanischer Yen, Französische Franc, Pfund Sterling) enthielt und sich seit der Einführung des Euro am 1. Januar 1999 nur noch aus vier Währungen zusammensetzt (US-Dollar, Euro, Japanischer Yen, Pfund Sterling). Zusammensetzung und Gewichtung der Währungen im Korb werden alle fünf Jahre überprüft. Kriterien für eine eventuelle Anpassung sind dabei der Anteil der einzelnen Länder bzw. Währungszonen am Weltexport sowie die Bedeutung der einzelnen Währungen als Reservewährung für andere Länder. Die letzte reguläre Überprüfung des SZR-Währungskorbes fand im Jahr 2000 statt. In ihr wurden die Gewichte der vier Korbwährungen für den Zeitraum 01.01.2001 - 31.12.2005 neu festgelegt. Sonstige Abbuchung nichtproduzierter Vermögensgttter => Other economic disappearance of nonproduced assets, => Sonstiges wirtschaftliches Verschwinden nichtproduzierter Vermögensgüter. —> Sonstige reale Vermögensänderungen. Die S. ist derjenige Teil der —> Abbuchung nichtproduzierter Vermögensgüter der sich nicht auf den Abbau von Naturvermögen zurückzuführen ist, sondern folgende Fälle umfasst: (1) Verringerung des Bestandes an abbaubaren Bodenschätzen aufgrund der technischen Entwicklung oder der relativen Preisänderung.

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(2) Wertminderung der —»nichtproduzierten Vermögensgüter aufgrund von Änderungen in deren wirtschaftlichen Nutzung. (3) Schädigung der nichtproduzierten Vermögensgüter wie ζ. B. von Grund und Boden oder Wasservorkommen durch wirtschaftliche Aktivitäten. (4) Abschreibung des aktivierten Firmenwertes, Aufhebung veräußerbarer Verträge und Ablauf des Patentschutzes. Die S. rechnet nicht zum —> Lieferprogramm und wird in den deutschen VGR nicht nachgewiesen. Sonstige Anlageinvestitionen stellen den Teil der Anlageinvestitionen dar, der nicht in —> Ausrüstungsinvestitionen und —• Bauinvestitionen besteht. S. umfassen Nutztiere und Nutzpflanzungen, —> immaterielle Anlagegüter (Suchbohrungen, erworbene und selbsterstellte Software und Datenbanken, Urheberrechte) und die Werterhöhung nichtproduzierter Vermögensgüter. Sonstige Anlagen —• Other products setzen sich beim —• Anlagevermögen bzw. bei den —> Anlageinvestitionen zusammen aus den Nutztieren und Nutzpflanzungen sowie den immateriellen Anlagen. Sonstige Anteilsrechte => Other equity, sonstige Beteiligungen. In dieser Position werden Anteilsrechte erfasst, die sich gegen Kapitalgesellschaften, die nicht als AG geführt werden, oder Quasikapitalgesellschaften richten. Im Einzelnen handelt es sich um Kapitaleinlagen persönlich haftender Gesellschafter in Kommanditgesellschaften auf Aktien, um Geschäftsanteile an Gesellschaften mit beschränkter Haftung und Genossenschaften sowie um Beteiligungen an Personengesellschaften oder sonstigen QuasiKapitalgesellschaften. Hinzu kommen noch die Beteiligungen des Staates an öf-

Sonstige direkte Steuern und Abgaben fentlichen Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit sowie an internationalen oder supranationalen Organisationen, auch wenn diese die Rechtsform einer AG besitzen. Ebenfalls eingeschlossen sind die Ansprüche aus Grundbesitz von Gebietsansässigen im Ausland bzw. von Gebietsfremden im Inland. Die statistische Erfassung des in „sonstigen Anteilsrechten" gebundenen Risikokapitals sowie deren Eigentümerstruktur bereitet oft sehr große Schwierigkeiten, da vor allem eine umfassende Unternehmensbilanzstatistik in Deutschland fehlt. Teilinformationen liefern die Bilanzen der Finanzinstitute, die Meldungen über den grenzüberschreitenden Kapitalverkehr (Direktinvestitionen) sowie die Unternehmensbilanzstatistik der BBk. Sonstige Ausgaben —» Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —» COFOGSystematik). Sonstige Auslandsforderungen der Deutschen Bundesbank Die S. umfassen vor allem die Forderungen innerhalb des Eurosystems. Dazu gehören neben der Beteiligung am Kapital der EZB und den Forderungen aus der Übertragung von Währungsreserven auf die EZB auch die Salden im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr der BBk innerhalb des Eurosystems. Daneben-umfasst diese Position Forderungen an Ansässige außerhalb des EuroWährungsgebiets und an Ansässige in anderen EWU-Staaten. Im Gegensatz zu den Währungsreserven sind die Forderungen an Ansässige außerhalb des Euro-Währungsgebiets eher längerfristig und damit nicht jederzeit liquidierbar. Dabei handelt es sich vor allem um Beteiligungen an internationalen Organisationen und Kredite an diese. Die Forderungen an Gebietsansässige des Euro-Währungsgebiets zählen definitionsgemäß nicht zu den Währungs-

reserven. Es sind betragsmäßig eher unbedeutende, in anderen Landes-Währungen außerhalb der EWU denominierte Kontoguthaben. Sonstige Ausrüstungen => Other machinery and equipment —* Ausrüstungen Sonstige Bauten => Other structures. —> Bauten; —> Nichtwohnbauten. Sonstige Bodenschätze => Non metallic mineral reserves. —• Bodenschätze. Sonstige direkte Steuern und Abgaben => Other current taxes. —* Einkommen- und Vermögensteuern, S. umfassen laufende Abgaben auf das Vermögen (von den Eigentümern regelmäßig auf das Eigentum an oder die Nutzung von Grundstücken oder Gebäuden zu entrichtende Steuern sowie laufende Steuern auf das Reinvermögen oder andere Vermögenswerte wie Schmuck und andere Luxusgegenstände), Kopfsteuern (Steuern, die von Personen oder Haushalten unabhängig von ihrem Einkommen und Vermögen erhoben werden), Ausgabesteuern (Steuern, die auf die Gesamtausgaben von natürlichen Personen oder privaten Haushalten zu entrichten sind), Zahlungen von privaten Haushalten für Berechtigungen zum Erwerb oder zur Nutzung von Kraftfahrzeugen, Booten oder Flugzeugen (soweit nicht zu gewerblichen Zwecken genutzt) oder für Jagd- und Angelscheine, Schießgenehmigungen usw. sowie Abgaben auf internationale Transaktionen (bei Auslandsreisen, Auslandsüberweisungen, Auslandsinvestitionen usw.). In Deutschland zählen zu den S. derzeit die Vermögensteuer, die Kfz-Steuer der Privaten Haushalte, Gemeindesteuern der Stadtstaaten, die Hundesteuer, die 361

Sonstige Einlagen Jagd- und Fischereisteuer sowie bestimmte —> Verwaltungsgebühren, die Private Haushalte zahlen. Sonstige Einlagen => Other deposits. —> Einlagen. Sonstige Finanzinstitute Dieser finanzielle Teilsektor umfasst alle finanziellen Kapitalgesellschaften und Quasikapitalgesellschaften außerhalb der Kreditinstitute und Versicherungen (einschließl. Pensionskassen), die in ihrer Hauptfunktion als finanzielle Mittler tätig sind und zu diesem Zweck Verbindlichkeiten eingehen, die nicht die Form von Zahlungsmitteln, Einlagen und/oder Einlagensubstituten oder von versicherungstechnischen Rückstellungen haben. In der Finanzierungsrechnung der BBk werden in diesem Sektor als Teil der —• Inländischen finanziellen Sektoren gegenwärtig nur die offenen Investmentfonds (vor allem Wertpapierfonds und Offene Immobilienfonds) erfasst. Sonstige Flächen => Other land and associated surface water. —• Grund und Boden. Sonstige Forderungen bzw. Verbindlichkeiten => Other accounts receivable/payable. Die Position betrifft ausschließlich Forderungen und Verbindlichkeiten, die dadurch entstehen, dass zwischen einer Transaktion und der hierfür erforderlichen Zahlung ein zeitlicher Abstand besteht. Die Kreditbeziehungen resultieren deshalb hauptsächlich aus vorgezogenen oder verspäteten Zahlungen gegenüber den Güter· und Verteilungstransaktionen bzw. den finanziellen Transaktionen auf den Sekundärmärkten. Das typische Beispiel sind Handelskredite, Anzahlungen und

Zahlungsrückstände. Handelskredite las362

sen sich freilich lediglich im grenzüberschreitenden Güter- und Leistungsverkehr erfassen. Der Nachweis entsprechender Beziehungen zwischen den inländischen Sektoren scheitert dagegen am Mangel an brauchbaren statistischen Informationen. Um einen allzu heterogenen Charakter des Postens „sonstige Forderungen" zu vermeiden, bestimmt das ESVG 1995 ausdrücklich, dass Forderungen, die sich nur schwierig zuordnen lassen oder über deren Art und Ausgestaltung nichts bekannt ist, hier nicht eingestellt werden dürfen. Das gilt auch für statistische Differenzen, wie z.B. den Restposten der ZahlungsB, der in der FinR bis zum Jahr 1989 unter den Verbindlichkeiten der Unternehmen gegengebucht worden ist und neben anderweitigen „errors and omissions" zum Teil auch nicht erfasste Kreditvorgänge zwischen dem In- und Ausland widerspiegeln dürfte. Seit 1990 werden in der FinR diese statistisch weniger gut gesicherten Kreditbeziehungen - analog dem Vorgehen im Auslandsvermögensstatus - deshalb weder in die Forderungen des Auslands noch in die Verschuldung der Unternehmen einbezogen. Sonstige Gütersteuern => Taxes on products, except VAT and import taxes —• Produktions- und Importabgaben, —> Steuern sind Teil der — Other subsidies on products —» Subventionen umfassen —» Gütersubventionen auf im Inland verwendete Güter aus inländischer Produktion, die Deckung von Verlusten staatlicher Handels- und Vorratsstellen bei Käufen von inländischen Produzenten und wirtschafis- oder sozialpolitisch motivierten verbilligten Verkaufspreisen, Verlustausgleiche an öffentliche Kapitalund Quasi-Kapitalgesellschaften im Fall von wirtschafis- oder sozialpolitisch motivierten Verkaufspreisen unter den Produktionskosten sowie direkte Exportsubventionen. Sonstige immaterielle Anlagegüter => Other intangible fixed assets —> Anlagegüter umfassen andere Kenntnisse und Spezialwissen, deren Nutzung auf die Eigentümer begrenzt ist oder die nur gegen Lizenz von Dritten genutzt werden können. Sonstige immaterielle nichtproduzierte Vermögensgüter Intangible nonproduced assets not elseware classified. rechnen zu den —» Nichtproduzierten Vermögensgütern.

Sonstige Investitionen umfassen —> den Zugang an —> Nutztieren und Nutzpflanzungen, die Zunahme der —• immateriellen Anlagen, die —* Vorratsänderungen sowie den —• Nettozugang an Wertsachen. Die S. bilden zusammen mit den Ausrüstungs- und Bauinvestitionen die —• Investitionen. Während es sich bei den Ausrüstungs- und Bauinvestitionen bezüglich der statistischen Fundierung um relativ harte Angaben handelt, werden unter S. mehrere konzeptionell schwer abgrenzbare und statistisch schlecht fundierte Elemente zusammengefasst. Sie können allenfalls mit vagen Schätzungen ermittelt werden und haben daher eher den Charakter von Setzungen. Sonstige laufende Übertragungen —• Sonstige laufende Transfers waren nach den früheren deutschen VGR alle von Sektoren empfangenen oder geleisteten laufenden Übertragungen, die nicht zu den indirekten oder direkten Steuern, Sozialbeiträgen, sozialen Leistungen oder Subventionen (im Sinne der VGR) zählten. Sonstige laufende Transfers => Other current transfers sind alle empfangenen oder geleisteten laufenden Transfers, die nicht zu den Produktionsabgaben, Einkommen- und Vermögensteuern, Sozialbeiträgen, sozialen Leistungen oder Subventionen (im Sinne der VGR) zählen. Die S. werden unterteilt in Nettoprämien flir Schadenversicherungen, Schadenversicherungsleistungen, laufende Transfers innerhalb des Staatssektors, laufende Transfers im Rahmen internationaler Zusammenarbeit sowie übrige laufende Transfers. Die letzteren umfassen laufende Transfers an private Organisationen o.E. sowie zwischen privaten Haushalten (z.B. Heimatüberweisungen ausländischer Arbeitnehmer), Geldstrafen und gebührenpflichtige Verwarnungen, die fur Lot363

Sonstige Nettoproduktionsabgaben terien, Wetten, Spiele gezahlten Beiträge ohne das darin enthaltene Dienstleistungsentgelt, Entschädigungszahlungen, Zahlungen im Rahmen der auf dem BSP basierenden vierten Einnahmequelle der EU sowie S. (z.B. Reisestipendien und Belohungen, Prämien für Sparleistungen, Sponsoring der Unternehmen). Sonstige Nettoproduktionsabgaben Saldo aus —» Sonstigen Produktionsabgaben und —> Sonstigen Subventionen. Sonstige Nichtmarktproduktion => Other non-market output ist der Produktionswert, der anderen Einheiten unentgeltlich bzw. zu wirtschaftlich nicht signifikanten Preisen zur Verfugung gestellt wird. S. kommt nur in den Sektoren Staat und private Organisationen ο. E. vor. Die S. des Staates ist der Teil der staatlichen Produktion, der unentgeltlich oder zu nicht signifikanten Preisen Dritten zur Verfugung gestellt wird. Es handelt sich dabei um Leistungen des Staates in den Wirtschaftsbereichen Forschung und Entwicklung, öff. Verwaltung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits-, Veterinärund Sozialwesen sowie Kultur, Sport und Unterhaltung. Sonstige Nichtmarktproduzenten => Other non-market producers sind institutionelle Einheiten oder örtliche fachliche Einheiten, deren Produktionswert zum größten Teil unentgeltlich oder zu wirtschaftlich nicht signifikanten Preisen Dritten zur Verfugimg gestellt wird. S. kommen nur in den Sektoren Staat und private Organisationen o.E. vor. Die S. werden zusammen mit den Produzenten für die Eigenverwendung gegen die —* Marktproduzenten abgegrenzt. Sonstige Pachtzinsen —• Pachteinkommen.

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Sonstige Produktionsabgaben => Other taxes on production umfassen sämtliche Steuern, die von Unternehmen aufgrund ihrer Produktionstätigkeit, unabhängig von der Menge oder dem Wert der produzierten oder verkauften Güter, zu entrichten sind. Sie sind zahlbar auf den Grund und Boden, das Anlagevermögen oder die Arbeitskräfte, die im Produktionsprozess eingesetzt werden, oder auf bestimmte Tätigkeiten oder Transaktionen. Dazu zählen die Gewerbesteuer (darunter früher auf das Gewerbekapital und die Lohnsumme), die Grundsteuer, die Kraftfahrzeugsteuer der Unternehmen, die in der Landwirtschaft vorkommende Umsatzsteuer-Unterkompensation sowie von Unternehmen gezahlte —• staatliche Gebühren, sofern diese nicht den Vorleistungskäufen zuzurechnen sind. Da sich die Gewerbesteuer in den letzten Jahren von einer traditionellen „Kosten"-Steuer immer mehr zu einer ertragsbezogenen Steuer entwickelt hat, könnte in den VGR allerdings, sobald diese Steuer ihre endgültige Form erreicht hat, eine Neuzuordnung erforderlich werden. Die S. sind neben den —» Gütersteuern Teil der —» Produktions- und Importabgaben. Sonstige reale Veränderungen an Vermögensgütern => Other volume changes in non-financial assets n.e.c. sind Teil der —> Sonstigen Ströme und speziell der —• Sonstigen Vermögensänderungen. Die S. umfassen die Auswirkungen nicht vorhersehbarer Ereignisse, die den Wert des Anlagevermögens und/oder seine Wirtschaftsbereichsstruktur beeinflussen. Hierzu gehören (1) unvorhersehbares Veralten. So wird der erhöhten Wertminderung des Anlagevermögens, etwa infolge der Einführung verbesserter Technologien, Rechnung getragen.

Sonstige Sachleistungen der Sozialversicherung (2) Unvorhersehbare Schadensfälle, für die eine Wertminderung (oder Wertsteigerung) des Anlagevermögens vorgenommen werden muss. (3) In den Abschreibungen nicht berücksichtigte Schädigung des Anlagevermögens, wie durch unvorhersehbare Auswirkung von säurehaltiger Luft und saurem Regen auf Gebäudefassaden oder Kfz. (4) Aufgabe von Produktionsanlagen vor ihrer Fertigstellung oder vor Beginn der wirtschaftlichen Nutzung. (5) Außerordentliche Vorratsverluste (z.B. durch Brandschäden, Diebstahl, Insektenbefall von Getreidevorräten). In den deutschen VGR werden als S. die Sonderabgänge vom Anlagevermögen erfasst, wobei es sich insbesondere um den Abbau von Raffineriekapazitäten, Kapazitätsabbau in der Eisen- und Stahlindustrie und wegen der Werftenkrise im Schiffbau sowie Bruttowertkorrekturen beim Verkauf gebrauchter Schiffe ins Ausland handelt. Ferner werden unter dieser Position die Sonderabgänge von wirtschaftlich nicht mehr nutzbaren Altanlagen aus der ehemaligen DDR gebucht, sofern sie nicht bereits bei der Festlegung der Anfangsbestände zum 1.7.1990 berücksichtigt wurden. Eine weitere Korrekturbuchung wird bei wiederholten Verkäufen von Immobilien in relativ kurzen Zeitabständen notwendig. Es ist davon auszugehen, dass Immobilien zum Marktpreis verkauft werden und dabei noch nicht voll abgeschriebene Grundstücksübertragungskosten (Grunderwerbssteuer, Makler-, Notar- und Gerichtsgebühren) i.d.R. nicht wieder mit realisiert werden können. In dieser Höhe sind somit Sonderabgänge auf Bauten durch Grundstücksübertragungskosten zu buchen.

Sonstige Sachleistungen der Sozialversicherung sind Teil der —» sozialen Sachleistungen. S. umfassen soziale Sachtransfers, außer —• Erstattungen der Sozialversicherung an private Haushalte. Es handelt sich im Wesentlichen um ärztliche und zahnärztliche Behandlungen, stationäre Versorgung, Heil- und Hilfsmittel sowie vergleichbare Waren und Dienstleistungen im Zusammenhang mit sozialen Risiken und Bedürfnissen. Die Leistung wird von den Produzenten direkt an die Begünstigten erbracht.

Sonstige reale VermSgensänderungen => Other changes in volume of assets. Die S. sind Teil der —> Sonstigen Ströme. Sie umfassen bestimmte Vermögensgüter, die in das System eintreten und es wieder

Sonstige Sachleistungen der Sozialversicherung zählen neben den —• Erstattungen der Sozialversicherung zu den sozialen Sachleistungen. Es handelt sich im Wesentlichen

verlassen können, ohne produziert oder verbraucht worden zu sein, wie Zugänge und Abgänge von in der Natur vorkommenden Gütern. Dies ist wichtig für die Erschließung, den Abbau und die Schädigung von Naturvermögen. Ferner sind in die S. außerordentliche, nichtvorhersehbare Ereignisse, die sich auf den Wert der Vermögensgüter auswirken, in die Rechnung einzubeziehen. Die S. erstrecken sich auf folgende Kategorien: (1) —* Zubuchungen von nichtproduzierten Vermögensgütern; (2) —• Zubuchungen von produzierten Vermögensgütern; (3) —• Zuwachs an freien Tier- und Pflanzenbeständen; (4) —» Abbuchung nichtproduzierter Vermögensgüter; (5) —• Katastrophenschäden; (6) —• Enteignungsgewinne/-verlust; (7) —» Sonstige reale Veränderungen an Vermögensgütern; (8) Sonstige Volumensänderungen an Forderungen/Verbindlichkeiten; (9) —> Neuzuordnungen.

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Sonstiges Gesundheitswesen um ärztliche und zahnärztliche Behandlungen, stationäre Versorgung sowie die Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln wie Brillen, Hörgeräte, orthopädische Hilfsmittel sowie vergleichbare Waren und Dienstleistungen im Zusammenhang mit sozialen Risiken und Bedürfnissen. Diese Güter werden von den Produzenten direkt an die Begünstigten geliefert, ohne dass Erstattungen erfolgen. Nicht eingerechnet sind Zuzahlungen der privaten Haushalte. Sonstiges Gesundheitswesen —* Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —• COFOGSystematik. Sonstige soziale Geldleistungen zählen nach dem ESVG 1995 zu den —• monetären Sozialleistungen. S. werden an private Haushalte von staatlichen Einheiten oder privaten Organisationen ο. E. geleistet, allerdings nicht im Rahmen von —» Sozialschutzsystemen. S. beziehen sich jedoch auf die durch Sozialschutzleistungen gedeckten sozialen Risiken und Bedürfnisse. In Deutschland zählen zu den S. wichtige staatliche Leistungen wie Geldleistungen der Sozial- und Jugendhilfe, die Arbeitslosenhilfe, das Erziehungsgeld oder das Wohngeld. Sonstige soziale Hilfsmaßnahmen —• Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —» COFOGSystematik. Sonstige soziale Sachleistungen sind Teil der —* sozialen Sachleistungen (—• Soziale Sachtransfers). Es handelt sich um Sachtransfers, die von staatlichen Einheiten oder privaten Organisationen o. E. an private Haushalte erbracht werden und von der Art her den —»sozialen Sachleistungen der Sozialversicherung vergleichbar sind, jedoch nicht im Rahmen eines —• Sozialschutzsystems erfolgen. 366

Hierzu gehören die Unterbringung in Unterkünften und Wohnungen, die Kinderbetreuung in Einrichtungen, die berufliche Fortbildung, die Reduzierung von Fahrpreisen (vorausgesetzt, dass sie einem sozialen Zweck dienen) sowie ähnliche Waren und Dienstleistungen im Zusammenhang mit —• sozialen Risiken und Bedürfnissen. Sonstige Sozialleistungen der Arbeitgeber zählen zu den —> monetären Sozialleistungen, auch wenn sie in Form von Sachleistungen erbracht werden können. Sie werden von Arbeitgebern, die —• Sozialschutzsysteme ohne spezielle Deckungsmittel verwalten, an die von ihnen beschäftigten Arbeitnehmer sowie deren Angehörige oder Hinterbliebene gezahlt. Dazu zählen u. a. Lohnfortzahlung im Fall von Krankheit, Unfall, Mutterschaft usw., Zahlung von Kindergeld, Ehegattenzuschläge, Erziehungszulagen und andere Zulagen fur Familienangehörige, Betriebsrenten und Abfindungen (sofern in Kollektiwereinbarungen geregelt), allgemeine medizinische Versorgungsmaßnahmen (soweit nicht im Zusammenhang mit der Arbeit des Arbeitnehmers), Unterbringung in Genesungs- und Altenheimen. Zu den S. zählen die Pensionen, Beihilfen und Unterstützungen des Staates an seine Bediensteten sowie Pensionen und (freiwillige) soziale Leistungen privater Arbeitgeber. Sonstige Ströme => Other flows. Bei den S. handelt es sich um solche Ströme, die nicht zu den Güter-, Verteilungs- und finanziellen Transaktionen rechnen. Zu den S. gehören die —> Sonstigen Transaktionen (Abschreibungen, Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern) und die —• Sonstigen Vermögensänderungen.

Sorten Sonstige Subventionen => Other subsidies on production sind alle —• Subventionen, die nicht zu den —» Gütersubventionen zählen, vor allem Subventionen auf die Lohnsumme oder fur die Beschäftigten, Subventionen zur Verringerung der Umweltverschmutzung, Zinszuschüsse zur Verringerung der Betriebskosten sowie die in der Landwirtschaft anzutreffende MehrwertsteuerÜberkompensation. Sonstige Nichtmarktproduzenten (staatliche Institutionen) können für die nichtmarktbestimmte Produktion sonstige Subventionen nur erhalten, wenn diese Unterstützung aufgrund allgemeiner Regelungen, die für Markt- und Nichtmarktproduzenten gelten, gezahlt werden (z.B. öffentliche Mittel im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen). Sonstiges wirtschaftliches Verschwinden von nichtproduzierten Vermögensgütern => Sonstige Abbuchung nichtproduzierter Vermögensgüter. Sonstige Transaktionen stellen eine der vier Hauptgruppen von —• Transaktionen dar. Bei S. handelt es sich um die Abschreibungen und den Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern. S. stellen zusammen mit den —• Sonstigen Vermögensänderungen die —• Sonstigen Ströme dar. Sonstige Vermögensänderungen => Other changes in assets sind zu den —» Sonstigen Strömen rechnende Vermögensänderungen, die nicht das Ergebnis von —• Transaktionen, die im Sachvermögensbildungs- und im Finanzierungskonto gebucht werden, darstellen. Die S. umfassen sonstige Veränderungen des Volumens der Aktiva (—> Sonstige reale Vermögensänderungen) sowie die Wertänderungen der Aktiva und Passiva aufgrund von Veränderungen der

Höhe und Struktur der Preise, die zu Umbewertungsgewinnen führen (—> Nominale Umbewertungsgewinne/-verluste). S. stellen zusammen mit den —> Sonstigen Transaktionen die Sonstigen Ströme dar. Sonstige Vermögenstransfers => Other capital transfers. —• Vermögenstransfers. Als S. werden alle Transfers (außer —* Investitionszuschüssen und —> vermögenswirksame Steuern) erfasst, die keine Transaktionen der —> Einkommensverteilung darstellen, sondern eine Ersparnisoder —• Vermögensumverteilung zwischen den verschiedenen Sektoren oder Teilsektoren der Volkswirtschaft oder mit der übrigen Welt bewirken. Dazu zählen u.a. Entschädigungszahlungen des Staates oder der übrigen Welt als Folge von Kriegshandlungen, Naturkatastrophen und politischen Ereignissen an die Eigentümer von Anlagegütern, Transfers des Staates an Kapitalgesellschaften zur Deckung von angesammelten Verlusten aus mehreren Jahren, Transfers zwischen Teilsektoren des Staates zur Deckung von außerordentlichen Ausgaben oder Verlusten, einmalige Zahlungen des Staates an private Haushalte bei Prämien für im Laufe mehrerer Jahre erbrachte Sparleistungen, Vermächtnisse und Schenkungen zwischen Einheiten, die verschiedenen Sektoren angehören, sowie im gemeinsamen Einvernehmen erfolgende Schuldenaufhebungen. Sonstige Versicherungen => Other insurance umfassen die Lebensversicherungen und Schadenversicherungen. Sorten Von Gebietsansässigen gehaltene gültige ausländische Banknoten und Münzen; zu unterscheiden von unbaren ausländischen Zahlungsmitteln, den Devisen.

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Sozialbeiträge Sozialbeiträge =ϊ> Social contributions umfassen tatsächliche und unterstellte S. Die —> tatsächlichen S. werden von Privaten Haushalten im Inland und in der übrigen Welt an Institutionen (Sozialversicherung, Versicherungsunternehmen) gezahlt, die —• Soziale Leistungen und —• Soziale Sachleistungen (primär durch die gesetzliche Krankenversicherung) gewähren, um Ansprüche auf diese Leistungen zu erwerben und/oder zu behalten. Unterstellte S. stellen den Gegenwert von sozialen Leistungen dar, die von Arbeitgebern aus eigenen betrieblichen Mitteln, d. h. nicht aus speziellen Deckungsmitteln wie Rückstellungen oder Beiträge Dritter, an die Begünstigten (gegenwärtig oder früher beschäftigte Arbeitnehmer oder sonstige Berechtigte) gezahlt werden, wie Beamtenpensionen und freiwillige betriebliche Sozialleistungen. Sozialbeiträge der Arbeitgeber —• Arbeitgeberbeiträge, —» Arbeitnehmerentgelt.

Sozialbeiträge der Nichterwerbstätigen sind Beiträge an die gesetzliche Renten-, Kranken- und Unfallversicherung im Zusammenhang mit —> Sozialen Leistungen, z.B. Krankenversicherungsbeiträge der Rentner und der Empfänger von —> Lohnersatzleistungen. Die S. setzen sich zusammen aus den —* Eigenbeiträgen der Empfänger sozialer Leistungen und den —> Beiträgen des Staates für Empfanger sozialer Leistungen. Sozialbeiträge der Selbständigen sind Beiträge, die von Selbständigen aufgrund gesetzlicher Vorschriften an Versorgungswerke

(Pflichtversicherung

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Sozialbeiträge der Selbständigen und Nichterwerbstätigen —* Sozialbeiträge der Selbständigen. —» Sozialbeiträge der Nichterwerbstätigen Die S. sind untergliedert in Pflicht-S. und Freiwillige S. Zu den Pflicht-S. rechnen Beiträge von Landwirten, Publizisten, Künstlern zur GKV sowie (unter bestimmten Voraussetzungen) von Handwerkern zur GRV; Beiträge an Versorgungswerke der Selbständigen (aber auch z.B. angestellte Ärzte); Renten- und Krankenversicherungsbeiträge der Empfanger sozialer Leistungen (vor allem Krankenversicherungsbeiträge der Rentner, aber auch Beiträge bei Lohnersatzleistungen). Die Freiwilligen S. umfassen Beiträge von Selbständigen zur GRV und GKV, Beiträge von Hausfrauen u.a. Soziale Geldleistungen —• Soziale Leistungen.

Sozialbeiträge der Arbeitnehmer —> Arbeitnehmerbeiträge.

berufsständischen

z.B. für - auch angestellte - Arzte, Apotheker, Notare usw.) gezahlt werden sowie Beiträge an den Staat, insbesondere Beiträge der Landwirte an die gesetzliche Krankenversicherung.

in

Selbstverwaltungen,

Soziale Hilfswerke —» Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —» COFOGSystematik. Soziale Indikatoren Quantitative Kennziffern, die als Teile von Systemen S. Aussagen über den Zustand und die Entwicklung gesellschaftlicher Anliegen ermöglichen sollen. In Abhängigkeit von der Zielsetzung eines solchen Systems wird der Begriff "Soziale Indikatoren" unterschiedlich weit gefasst. Systeme S. werden vor allem mit der Zielsetzung der Wohlfahrtsmessung ("Lebensqualität") und der Dauerbeobachtung des sozialen Wandels aufgestellt. Teilweise werden sie direkt zur Analyse und Prognose im Rahmen gesellschaftlicher

Soziale Indikatoren Modelle oder von Mikrosimulationen zur Politikberatung genutzt. In neuerer Zeit wird auch eine intensive Diskussion um S. im Zusammenhang mit der Bildung von Indikatorensets für eine nachhaltige Entwicklung gefuhrt, die die ökonomische, ökologische, soziale und teilweise auch institutionelle Dimension abbilden. Mit Hilfe von S. soll hier die soziale Dimension stärker in die Nachhaltigkeitsberichterstattung integriert werden. Die in den USA in den 60er Jahre in Gang gekommene Diskussion über S. basierte auf der Erkenntnis, dass das BSP aus einer Reihe von Gründen kein zuverlässiger Wohlfahrtsindikator sein kann. Positive Wachstumsraten können daher nicht ohne weiteres mit Wohlfahrtssteigerungen gleichgesetzt werden. Zudem wurde ein Mangel an zielbezogenen Indikatoren und Daten für eine systematische Politik in nicht-ökonomischen Gesellschaftsbereichen festgestellt. Die Bildung von Systemen S. stellt neben den Versuchen der Entwicklung eines monetären Indikators für das Nettowohlstandsprodukt einen Ansatz dar, diesen Defiziten Rechnung zu tragen. Derartige Systeme umfassen u.a. Bereiche wie Gesundheit, Bildung, soziale Sicherung, Umweltqualität und Freizeit, für die jeweils adäquate (soziale) Indikatoren zu bestimmen sind. Nicht alle diese Kennzahlen lassen sich monetär definieren, zum großen Teil wurde darauf bewusst verzichtet. Zu den zentralen Problemen bei der Entwicklung eines umfassenden Systems S. zählt u.a. die Aufgliederung der einzelnen Indikatoren nach Gruppen, Schichten, Regionen usw. Daneben wirft die Gewichtung der Einzelindikatoren zum Zwecke ihrer Aggregation zu globalen Maßzahlen noch ungelöste Schwierigkeiten auf. Insbesondere in den 70er Jahren war eine sehr intensive Diskussion um soziale Indikatoren zu verzeichnen. Von den damals vorgelegten Entwürfen gilt auf internationaler Ebene das Konzept der OECD

(List of Social Concerns, Paris 1978; The OECD List of Social Indicators, Paris 1982) zur Bestimmung der Wohlfahrt von Individuen als das umfassendste und enthielt outputorientierte Indikatoren zu den Hauptzielgebieten („Sozialen Anliegen"): Gesundheit, Bildung, Erwerbstätigkeit und Qualität des Arbeitslebens, Zeitverwendung und Freizeit, ökonomischer Status, physische sowie soziale Umwelt und persönliche Sicherheit. In den 80er Jahre haben die Bestrebungen um die Entwicklung von Systemen S. wieder etwas an Bedeutung verloren. Sie haben jedoch in vielen Ländern die Publikation von entsprechenden Datenhandbüchern und Berichten und damit eine Verbesserung der Sozialberichterstattung mit sich gebracht. Der Begriff S. wird dabei oft sehr weit im Sinne von sozialstatistischen Kennziffern verstanden. Im letzten Jahrzehnt sind wieder vermehrt Aktivitäten zu S. zu verzeichnen. Seit Mitte der 90er Jahre finden im Rahmen des Europäschen Sozialindikatoren Projekts EUROS verstärkt Bemühungen zur Entwicklung eines Systems sozialer Indikatoren statt, das die Vergleiche zwischen den Ländern der EU erlaubt. Das Projekt wird vom Statistischen Amt der EU (Eurostat) koordiniert. Die Arbeiten stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit den Vereinbarungen des Maastrichter Vertrages, in dem der Kommission der EU neben den Politikfeldern Wettbewerb, Beschäftigung und Wachstum auch verstärkte Zuständigkeiten für Sozialpolitik zuerkannt wurden. Die mittlerweile vorliegende Liste S. unterscheidet nach beschreibenden Indikatoren, Indikatoren mit Vorhersagecharakter, problemorientierten Indikatoren für spezielle sozialpolitische Problemstellungen sowie Programmevaluierungs-Indikatoren, die eine Bewertung des Fortschritts und der Effektivität von sozialpolitischen EU-Programmen erlauben. Die Indikatoren beleuchten nahezu alle Bereiche der Lebensbedingungen 369

Soziale Leistungen in den Ländern der EU. Einen eigenständigen Schwerpunkt bilden die Untersuchungen zur Ableitung von Indikatoren zur Armut und sozialer Ausgrenzung in der EU. Die auf internationaler Ebene bekannten Probleme der Vergleichbarkeit Sozialer Indikatoren konnten innerhalb der EU durch die Einführung inputharmonisierter Basisstatistiken wie das Europäische Haushaltspanel deutlich vermindert werden. Die EU veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen das „Sozialporträt Europas". In dieser Publikation werden eine Reihe von S. dargestellt. Darüber hinaus finden in „Statistik kurzgefasst" regelmäßig weitere europäische Darstellungen über S. statt. National ist für Deutschland ist in diesem Zusammenhang der in zweijährigem Turnus seit 1983 herausgegebene „Datenreport" hervorzuheben. Er wird vom StBA in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen in Mannheim herausgegeben. Er enthält Indikatoren zu fast allen Lebensbereichen, die in Form von übersichtlichen Tabellen, anschaulichen Graphiken und allgemeinverständlichen Texten dargestellt werden. Durch die Einbeziehung von objektiven Indikatoren der amtlichen Statistik und von subjektiven Indikatoren zu Einstellungen und Meinungen aus der empirischen Sozialforschung wird der Erkenntnis Rechnung getragen, dass sich bei der Darstellung von Lebensverhältnissen objektive Gegebenheiten und subjektives Wahrnehmen und Bewerten wechselseitig gut ergänzen. Daneben werden auf nationaler und internationaler Ebene auch S. für bestimmte Bevölkerungsgruppen (vor allem Frauen, Kinder, Jugend, ältere Menschen und Behinderte) oder bestimmte Themenbereiche (z.B. Bildung, Gesundheit, Umwelt) entwickelt und veröffentlicht.

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Literatur: D. Stäche, Zur Entwicklung von Systemen sozialer Indikatoren bei den internationalen Organisationen, WiSta 10/1981, S. 705-712; R. Habich/H.-H. Noll·. Soziale Indikatoren und Sozialberichterstattung - Internationale Erfahrungen und gegenwärtiger Forschungsstand, hg. vom Bundesamt für Statistik, Bern 1994; Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) (Hg.), Informationsdienst Soziale Indikatoren, verschiedene Jahrgänge. Dieter Schäfer Soziale Leistungen waren in den früheren nationalen VGR laufende Geldleistungen, die an private Haushalte im Inland und in der übrigen Welt gewährt wurden, für die keine spezielle Gegenleistung erbracht wurde und deren Gewährung vom Vorhandensein bestimmter Risiken (Lebenslagen, die zu Notlagen führen können) abhängt. Sozialleistungen => Social benefits sind Geld- oder Sachtransfers, die im Rahmen kollektiver Vorsorgesysteme oder von staatlichen Einheiten bzw. von privaten Organisationen ο. E. an private Haushalte erbracht werden, um die Lasten zu decken, die diesen durch bestimmte Risiken oder Bedürfhisse entstehen. Zu den S. gehören Zahlungen des Staates an Produzenten, die einzelnen privaten Haushalten zugute kommen und im Zusammenhang mit sozialen Risiken oder Bedürfnissen erfolgen. Die Risiken und Bedürfnisse, die Anlass für S. sein können, sind Krankheit, Invalidität, Gebrechen, Arbeitsunfall, Berufskrankheit, Alter, Hinterbliebene, Mutterschaft, Familie, Beschäftigungsförderung, Arbeitslosigkeit, Wohnung, Ausbildung und allgemeine Bedürftigkeit. Die S. können in Form von —• Geldleistungen oder —• Sachleistungen erbracht werden. Ferner können sie im

Soziale Sachleistungen Rahmen von —• Sozialschutzsystemen mit und ohne spezielle Deckungsmittel sowie außerhalb von Sozialschutzsystemen geleistet werden. S. kann man untergliedern in —»Monetäre Sozialleistungen und in —• Soziale Sachtransfers, wobei nach dem ESVG 1995 die Trennung hinsichtlich Geld- und Sachleistungen nicht scharf ist. Auch monetäre Sozialleistungen können Sachleistungen enthalten. Zu den Monetären S. rechnen —» Geldleistungen der Sozialversicherung wie Rentenzahlungen, Arbeitslosengeld u.ä., —• Sozialleistungen aus privaten Sicherungssystemen, z.B. können das Betriebsrenten sein, —• sonstige Sozialleistungen der Arbeitgeber wie Pensionen und Beihilfen im öff. Dienst, —• sonstige soziale Geldleistungen (z.B. Leistungen der Arbeitslosenhilfe und Geldleistungen der Sozialhilfe). Zu den Sozialen Sachtransfers zählen —• Erstattungen der Sozialversicherung, z.B. Erstattung von Ausgaben der privaten Haushalte an die Erbringer von Gesundheitsleistungen, wenn diese direkt mit den privaten Haushalten abrechnen und die privaten Haushalte den ganzen Betrag oder einen Teil davon von der Krankenversicherung erstattet bekommen, —• Sonstige Sachleistungen der Sozialversicherung, wenn die Sozialversicherung direkt mit dem Erbringer von Gesundheitsleistungen, Versorgungsleistungen in Heimen und ähnlichen Leistungen abrechnet, —» Sonstige soziale Sachleistungen, z.B. steueriinanzierte Ausgaben des Staates zur Unterbringung von Kindern in Heimen und in Ausbildungsstätten u. ä. sowie die individuell zurechenbaren Leistungen, insbesondere für die in Schulen, Einrichtungen des Gesundheitswesens u.ä. produzierten Leistungen. S. können erbracht werden im Rahmen

der —» Sozialversicherung, überwiegend finanziert aus tatsächlichen Sozialbeiträgen, andere —• Sozialschutzsysteme mit und ohne speziellen Deckungsmittel, finanziert überwiegend aus tatsächlichen und unterstellten Sozialbeiträgen, sowie sonstige Systeme, die ihre Mittel aus allgemeinen Einnahmen des Staates, insbesondere aus Steuern, beziehen. Auch der im Sozialbudget im Rahmen des Sozialberichts der Bundesregierung verwendete Begriff „Sozialleistungen" umfasst neben den sozialen Geldleistungen die sozialen Sachleistungen und zusätzlich bestimmte steuerliche Maßnahmen und Zinsermäßigungen aus sozialen Gründen. Dieser Begriff ist also wesentlich umfassender als der in den deutschen VGR verwandte Begriff der S. Soziale Risiken und Bedürfnisse sind Risiken und Bedürfnisse, die Anlass für —* Sozialleistungen sein können. Dazu zählen vereinbarungsgemäß Krankheit, Invalidität und Gebrechen, Arbeitsunfall und Berufskrankheiten, Alter, Hinterbliebene, Mutterschaft, Familie, Beschäftigungsförderung, Arbeitslosigkeit, Wohnung, Ausbildung sowie allgemeine Bedürftigkeit. Soziale Sachleistungen => Social benefits in kind sind —* soziale Sachtransfers, mit denen die finanzielle Belastung privater Haushalte durch soziale Risiken und Bedürfnisse gelindert werden soll. Zu unterscheiden sind Sachleistungen, bei denen die begünstigten privaten Haushalte die Waren bzw. Dienstleistungen tatsächlich kaufen und deren Kosten dann erstattet bekommen (—• Erstattungen der Sozialversicherung, —• sonstige Sachleistungen der Sozialversicherung und —* sonstige soziale Sachleistungen), und Sachleistungen, die direkt an die Begünstigten erbracht werden (—• individuell zurechenbare Sachleistungen). Im zweiten Fall wer371

Soziale Sachtransfers den die Güter, die von den Produzenten direkt an die Begünstigten geliefert werden, vom Staat oder von privaten Organisationen ο. E. produziert oder teilweise oder vollständig bezahlt. S. werden nach dem Ausgabenkonzept als Bestandteil der Konsumausgaben des Staates und nach dem —• Verbrauchskonzept als Umverteilungstransaktion zwischen dem Staat und den privaten Haushalten sowie als Teil des Individualverbrauchs gezeigt. S. der Sozialversicherung, überwiegend der Gesetzlichen Krankenversicherung, sind Arzt- und Zahnarztleistungen, Medikamente, Heilund Hilfsmittel, Krankenhausleistungen und Kuren. S. der Gebietskörperschaften fallen vor allem im Bereich der Sozialund Jugendhilfe an. Prinzipiell können S. auch von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck gewährt werden. Solche Transaktionen sind in Deutschland derzeit nicht bekannt. Staatliche Zahlungen an Produzenten stellen nur dann S. und keine Subvention dar, wenn sie zur Deckung der Kosten erfolgen und einzelnen privaten Haushalten im Zusammenhang mit sozialen Bedürfnissen oder Risiken direkt zur Verfügung gestellt werden. Soziale Sachtransfers => Social transfers in kind werden als Umverteilungstransaktion nur nach dem —* Verbrauchskonzept gezeigt. Sie entsprechen dem Wert der Waren und Dienstleistungen, die einzelnen privaten Haushalten von staatlichen Einheiten oder von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck als Sachleistungen zur Verfügung gestellt werden, unabhängig davon, ob sie von diesen Einheiten am Markt gekauft werden oder Teil ihrer nichtmarktbestimmten Produktion sind. Die S. werden unterteilt in die —*Sozialen Sachleistungen, die auch Erstattungen der Sozialversicherung enthalten, falls die Empfänger solcher Leistungen 372

diese mit Genehmigung der Sozialversicherungsträger selbst bezahlt haben, sowie die —* individuell zurechenbaren Sachleistungen. Diese Leistungen entsprechen den individualisierbaren Konsumausgaben des Staates sowie - nach ESVG vereinbarungsgemäß - den gesamten Konsumausgaben der Organisationen ohne Erwerbszweck. Soziale Sicherung —» Ausgaben des Staates der —• COFOGSystematik sowie nach Aufgabenbereichen in der früheren COFOG-Systematik. Sozialleistungen => Social benefits sind Geld- und Sachtransfers, die im Rahmen kollektiver Versorgungssysteme oder von staatlichen Einheiten bzw. von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck an private Haushalte erbracht werden, um die Lasten zu decken, die den privaten Haushalten durch bestimmte Risiken oder Bedürfnisse entstehen. Diese sind vereinbarungsgemäß: Krankheit, Invalidität, Gebrechen, Arbeitsunfall, Berufskrankheit, Alter, Hinterbliebene, Mutterschaft, Familie, Beschäftigungsforderung, Arbeitslosigkeit, Wohnung, Ausbildung und allgemeine Bedürftigkeit. S. umfassen —» Monetäre Sozialleistungen und —» Soziale Sachtransfers. Sozialleistungen aus privaten Sicherungssystemen => Privat fundet social benefits sind —• Monetäre Sozialleistungen. Zu den S. rechnen Betriebsrenten, Leistungen der Pensionskassen einschließlich Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst, der Versorgungswerke der Selbständigen sowie der Versicherungsgesellschaften im Rahmen kollektiver Sicherungssysteme (Direktversicherung von Arbeitnehmern durch ihre Arbeitgeber, staatlich geförderte zusätzliche AltersVorsorge).

Sozialrechnungsmatrix Sozialleistungsquote spezielle —* staatswirtschaftliche Quote, bei der die Sozialausgaben (—* Sozialleistungen) einer Periode auf das BIP bezogen werden. Mit der S. soll eine Beziehung zum gesamtwirtschaftlichen Leistungsvermögen hergestellt werden. Der Begriff „Sozialleistungsquote" wird insbesondere in dem regelmäßig vom Bundesministerium fur Arbeit und Sozialordnung aufgestellten Sozialbudget verwendet. Die Sozialleistungen laut Sozialbudget sind weiter abgegrenzt als in den VGR und umfassen auch Steuer- und Zinsermäßigungen und in größerem Umfang Barerstattungen aus sozialen Gründen, Waren, Dienste und Maßnahmen, die von der Sozialversicherung, den Gebietskörperschaften und von Unternehmen für bestimmte Risiken freiwillig oder aufgrund von gesetzlichen, satzungsmäßigen oder tarifvertraglichen Regelungen gewährt werden. Sozialprodukt —* Bruttosozialprodukt. Sozialrechnungsmatrix => Social Accounting Matrix erweitert die traditionelle VGR in zwei Dimensionen: Inhaltlich wird der Schwerpunkt auf die privaten Haushalte und deren sozial-ökonomische Verhältnisse gelegt (1), und formal werden alle Ströme als Matrix dargestellt (2). (1) Der soziale Schwerpunkt der Rechnung zeigt sich in einer Detaillierung des Sektors der privaten Haushalte in sozioökonomische Gruppen. Das entspricht dem Ziel, soziale Ungleichheiten zu analysieren. Dabei besteht der Vorteil einer S. darin, dass die Analyse im Gesamtkreislauf von Einkommen und Gütern einbezogen bleibt, da die wesentlichen Aggregate der VGR in der S. enthalten sind. Unterteilt man die privaten Haushalte nach Berufsgruppen, bildet die S. eine geeignete Grundlage für Analysen von Ar-

beitslosigkeit und Beschäftigung. Darüber hinaus werden S. benutzt, um den Unternehmenssektor anders als in der traditionellen VGR abzubilden. Man kann etwa Eigentumsverhältnisse und Organisationsformen unterscheiden, oder die Subsistenz- von der industriellen Produktion (duale Ökonomie) oder die heimischen von den Ausländern gehörenden Produktionsstätten trennen. Aus diesem Grund ist die S. besonders für Entwicklungsländer geeignet, kann aber auch in allen anderen Ländern wegen der flexiblen Gestaltungs- und Anwendungsmöglichkeiten sehr gut für die Darstellung und Analyse der VGR-Ergebnisse eingesetzt werden. Anders als im SNA gehört zu einer S. auch die Verflechtung der privaten Haushalte untereinander entweder durch Unterhaltsgewährung oder - im Bereich der Subsistenzwirtschaft - durch Kleinhandel. Allerdings wird die Ausführung durch unzureichendes Datenmaterial i.d.R. eingeschränkt. (2) Wegen ihrer Matrixform gleicht die Sozialrechnungsmatrix einer IO-Tabelle, nur legt sie den Schwerpunkt nicht wie diese auf die Produktion sondern auf die Verteilung von Gütern und Einkommen. Deswegen ist trotz der formalen Ähnlichkeit eine der ΙΟ-Analyse analoge Technik für die S. nicht entwickelt worden. Der Gegenstand der Verteilung ist zu vielfältig, als dass man mit der Annahme konstanter Koeffizienten arbeiten könnte. Dennoch hat auch für den Zweck der Sozialrechnung die Matrixdarstellung Vorteile: Erstens wird jede Transaktion durch genau eine Eintragung in einem Matrixfeld dokumentiert. Zeilen- und Spaltensummen sind definitionsgemäß ausgeglichen. Dadurch können Änderungen als Plan oder als Simulation leicht konsistent gemacht werden. Man erkennt übersichtlich, inwiefern verschiedene Zustände voneinander abweichen, weil bestimmte 373

Sozialschutzsysteme Tabellenfelder verschieden ausgefüllt sind. Zweitens erlaubt es die Matrixform, innerhalb des Systems die Klassifikation zu wechseln. Man kann anders als in einer Kontendarstellung mitten im System von einer Klassifikation auf eine andere umsteigen, etwa von einer Darstellung in Produktionsbereichen auf eine in Wirtschaftsbereichen, oder von einer Darstellung in Wirtschaftsbereichen zu einer in Finanzierungssektoren usw. Der Kunstgriff erfordert die Aufstellung von Kreuztabellen zwischen den jeweiligen Klassifikationen, ist aber sonst problemlos. Wegen dieser Möglichkeit gilt die S. als besonders flexibles Instrument, um institutionelle Besonderheiten einzelner Länder einzufangen und anzupassen. Das - Versorgungsvermögens, aber auch anderen Sicherungszusagen wie ζ. B. der Sozialhilfe können hierzu gerechnet werden.

Sozio-ökonomisches Berichtssystem Sozialversicherung => Social security funds umfasst als Teilsektor des Staates in den VGR alle zentralen und lokalen institutionellen Einheiten, deren Haupttätigkeit in der Gewährung von —• monetären Sozialleistungen und —• sozialen Sachleistungen besteht und die sich hauptsächlich aus Pflichtsozialbeiträgen finanzieren. In Deutschland zählen in den VGR folgende Sozialversicherungszweige zur S.: Rentenversicherung der Arbeiter; Rentenversicherung der Angestellten; Knappschaftliche Rentenversicherung; Landwirtschaftliche Alterskassen (Altershilfe für Landwirte); Gesetzliche Krankenversicherung (Allgemeine Ortskrankenkassen, Ersatzkassen, Innungs- und Betriebskrankenkassen, landwirtschaftliche Krankenkassen, Seekasse, Bundesknappschaft); Gesetzliche Pflegeversicherung (den jeweiligen gesetzlichen Krankenversicherungen zugeordnet); Gesetzliche Unfallversicherung (Unfallversicherung in der gewerblichen Wirtschaft, Unfallversicherung im öffentlichen Dienst einschließlich Schiilerunfallversicherung); Arbeitslosenversicherung; Familienausgleichskassen (bis Mitte 1964). Nach dem ESVG 1995 zählt die -> Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst nicht - wie früher - zur S. sondern zu den Versicherungen. Sozialversicherungsträger sind die einzelnen institutionelle Einrichtungen der —» Sozialversicherung. Dazu gehören die Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten, die knappschaftliche Rentenversicherung, die landwirtschaftlichen Alterskassen, die gesetzlichen Krankenversicherungskassen, die gesetzlichen Pflegeversicherungskassen, die gesetzlichen Unfallversicherungsträger, die Arbeitslosenversicherung und bis Mitte 1964 - die Familienausgleichskassen.

In den früheren deutschen VGR zählten dazu auch die Einrichtungen der —+ Zusatzversorgung im öff. Dienst. Sozialversicherung und -hilfe —> Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —• COFOGSystematik. Sozialversicherungszweige sind die nach Aufgabengebieten zusammengefassten Teile der —• Sozialversicherung. Dazu gehören die Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten, die knappschaftliche Rentenversicherung, die landwirtschaftlichen Alterskassen, die gesetzliche Krankenversicherung, die gesetzliche Pflegeversicherung, die gesetzliche Unfallversicherung, die Arbeitslosenversicherung und - bis Mitte 1964 - die Familienausgleichskassen. In den früheren deutschen VGR zählten zu den S. auch die Einrichtungen der —> Zusatzversorgung im öff. Dienst. Die S. können aus einem oder aus mehreren —» Sozialversicherungsträgern bestehen. Sozio-ökonomisches Berichtssystem Im Rahmen der Diskussion über eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft in Deutschland haben in der Vergangenheit umweltökonomische Fragestellungen dominiert. In den letzten Jahren rückten sozio-ökonomische Probleme stärker in den Vordergrund: • Dazu gehört vor allem die Frage, wie sich die Erhöhung des Anteils der älteren Bevölkerung auf die sozialen Sicherungssysteme auswirken könnte. Das Verfahren, dass die Erwerbstätigen mit Hilfe des Umlageverfahrens der Sozialversicherung für die ehemaligen Beitragszahler sorgen, lässt sich nicht mehr im bisherigen Umfang aufrechterhalten. Der schrittweise Übergang zu eigener Vorsorge mit Hilfe von privat abgeschlossenen Versicherungen bedeutet eine einschneidende Ver375

Sozio-ökonomisches Berichtswesen änderung des Sozialsystems in Deutschland. Die Zunahme des Anteils älterer Menschen ist außerdem mit einem starken Zuwachs an Gesundheits- und Pflegeausgaben verbunden. • Belastungen zukünftiger Generationen können auch entstehen, wenn die Staatsverschuldung weiterhin zunimmt. Die nötigen Zinszahlungen engen dann den Ausgabespielraum der öffentlichen Haushalte mehr und mehr ein. In sogenannten Generationsbilanzen kann auf der Grundlage des gegenwärtigen Finanzsystems die Nettobelastung, definiert als Differenz aus den an den Staat gezahlten Steuern und Beiträgen abzüglich der erhaltenen Transferzahlungen wie Renten, für jeden Altersjahrgang modellmäßig abgeschätzt werden. • Um der drohenden Überalterung unserer Bevölkerung entgegenzuwirken, wird eine intensive Förderung von Familien mit Kindern gefordert. Die gesellschaftliche Bedeutung der Erziehungsarbeit und eine geeignete finanzielle Unterstützung fur die Eltern bzw. Alleinerziehenden (z.B. durch ein Erziehungsgehalt) sind aktuelle sozialpolitische Themen, die durch die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zusätzlich an Bedeutung gewonnen haben. • Auf dem Arbeitsmarkt werden die weiterhin hohen Arbeitslosenzahlen mit Sorge betrachtet. Auch sind die Folgen einer zunehmenden Flexibilisierung der Arbeitszeiten noch nicht abzuschätzen. Modellrechnungen, mit denen die Auswirkungen einer weiteren Absenkung der durchschnittlichen Arbeitszeit auf die Volkswirtschaft und die Situation der Bevölkerung untersucht werden, haben deshalb große Bedeutung erhalten. Dabei stellt sich die Frage, in welchem Maße die zunehmende Freizeit für ein stärkeres soziales Engagement, z.B. im Rahmen von Nachbarschaftshilfe oder durch Übernahme von ehrenamtlichen Aufgaben, genutzt werden kann. In diesem Zusammen376

hang wird auch diskutiert, wie Arbeitslose und Sozialhilfeempfanger für gesellschaftlich wichtige Aufgaben eingesetzt werden können. Auch wird für Eltern, die Teilzeitarbeit übernehmen, eine bessere Arbeitsteilung bei der Erziehung der Kinder möglich. • Der schnelle technische Fortschritt und der damit verbundene Wandel bei den Anforderungen an die Arbeitsplätze setzt ein entsprechend leistungsfähiges und flexibles Bildungssystem voraus, in dem die Zweckmäßigkeit der beruflichen Grundausbildung laufend überprüft wird und die bereits Ausgebildeten sich ständig weiterbilden. Dazu ist eine differenzierte Analyse des Arbeitsmarktes mit seinen aktuellen Anforderungen an das Bildungsniveau der Beschäftigten nötig. • Schließlich stehen auch weiterhin Fragen der Einkommens- und Vermögensverteilung im Vordergrund, die auch Auskunft über die Chancen zukünftiger Generationen geben. Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hat dazu bereits wichtige Informationen geliefert. Im Vordergrund steht die Höhe des verfugbaren Einkommens bzw. des Vermögens der verschiedenen Haushaltsgruppen. Doch werden fur eine geeignete Sozialpolitik auch eine genaue Beschreibung der verschiedenen Arten von sozialen Notlagen der Bevölkerung und Szenarien, wie sie verringert werden können, benötigt. Gerade auf Menschen, die „im Schatten" unserer Konsumgesellschaft leben, wie Obdachlosen, Heimkindern, pflegebedürftigen und kranken älteren Menschen, wird dabei besonderes Augenmerk gerichtet. In den Berichten der EUKommission über Fragen des sozialen Zusammenhalts bzw. der sozialen Eingliederung kommt dieses Anliegen auch auf europäischer Ebene zum Ausdruck. Zielsetzung des geplanten sozio-ökonomischen Berichtssystems ist es, zu den erwähnten Problemfeldern den gesellschaftlichen Gruppen, politischen Ent-

Spareinlagen scheidungsträgern und der interessierten Öffentlichkeit Informationen bereitzustellen, die dabei helfen könnten, einen geeigneten Weg zu einer auch unter sozialen Gesichtspunkten nachhaltigen Gesellschaft zu finden. Das Statistische Bundesamt liefert bereits eine Fülle von Informationen, die für eine Analyse der angesprochenen Themen von großer Bedeutung sind. Dazu gehören die Bevölkerungs-, Erwerbstätigkeits- und Bildungsstatistik ebenso wie Mikrozensus und Einkommens- und Verbrauchsstichprobe. In verschiedenen Querschnittsveröffentlichungen wird die Situation von bestimmten Bevölkerungsgruppen, z.B. Kindern und Jugendlichen, Familien und älteren Menschen beleuchtet. Bedarf besteht aber in zunehmendem Maße an Datensystemen, die ein Gesamtbild der Bevölkerung unter sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten geben können. Diese Gesamtschau müsste - ähnlich wie bei den VGR - die Einzelinformationen in systematischer und konsistenter Weise verknüpfen und eine geeignete Datenbasis für Zukunftsszenarien liefern. Diese Modellrechnungen sollen eine Prognose der gesellschaftlichen Entwicklung auf der Basis der gegenwärtigen sozialpolitischen Ausrichtung ermöglichen. Zugleich aber sollten die Modelle die Auswirkungen unterschiedlicher staatlicher Maßnahmen für eine Verbesserung der sozialen Situation analysieren können. Vorbild für eine Verknüpfung von sozio-ökonomischen Gesamtrechnungen mit Modellrechnungen könnten die Arbeiten des Statistischen Bundesamtes an Umweltökonomischen Gesamtrechnungen sein. In Kooperation mit Forschungsinstituten außerhalb der Bundesstatistik werden hierbei die Datensysteme von vorneherein im Hinblick auf ihre Anwendungsmöglichkeiten im Modellzusammenhang entwickelt. Die Koppelung von Gesamtrechnungen, in denen die gesellschaftliche Entwicklung bis zur Gegen-

wart beschrieben wird, mit zukunftsbezogenen Modellrechnungen hat auch entscheidende Vorteile für Analysen einer nachhaltigen Entwicklung. Es hat wenig Sinn, sich ein Idealbild unserer Gesellschaft auszudenken und es dann mit der unzureichenden Gegenwartssituation zu vergleichen. Wichtiger erscheint es, Zukunftsbilder auf der Grundlage von Modellrechnungen zu entwerfen. Damit wäre sichergestellt, dass die erwünschte zukünftige Situation zumindest im Modellzusammenhang auch als realistisch vorstellbar ist. Erst ein Vergleich dieser Modellsituation mit der Gegenwart ermöglicht es dann, nachvollziehbare Nachhaltigkeitslücken aufzuzeigen. Das anzustrebende sozio-ökonomische Berichtssystem sollte neben dem Gesamtrechnungs- und Modellteil noch eine dritte Datengruppe umfassen. Es handelt sich um Indikatoren, die in komprimierter Form ein Bild unserer gesellschaftlichen Situation geben können. Ein Beispiel könnten Nachhaltigkeitsindikatoren sein, die Ergebnisse der Gesamtrechnungen über die gegenwärtige Situation mit Angaben aus den Nachhaltigkeitsszenarien vergleichen. Im Unterschied zu den seit Jahrzehnten diskutierten Systemen Sozialer Indikatoren wären dann die ausgewählten Indikatorenreihen durch den Gesamtrechnungsrahmen miteinander verknüpft. Vorbild könnten hier die Indikatoren der VGR, wie das Bruttoinlandsprodukt, sein. Carsten Stahmer Spareinlagen Forderungen aus Einlagen bei Kreditinstituten, die den Erfordernissen des § 21 Abs. 4 der Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute vom 18. Dezember 1998 entsprechen. Es handelt sich danach um unbefristete Gelder, die durch die Ausfertigung einer Urkunde (Sparbuch) gekennzeichnet sind, nicht dem Zahlungsverkehr dienen und eine 377

Sparen Kündigungsfrist von mindestens drei Monaten aufweisen. Dazu gehören auch jene Einlagen, deren Sparbedingungen dem Kunden das Recht einräumen, hierüber bis zu einem bestimmten Betrag, der jedoch pro Sparkonto und Kalendermonat 1.533,9 Euro nicht überschreiten darf, ohne Kündigung zu verfügen. Ebenfalls als S. gelten Geldbeträge, die aufgrund von Vermögensbildungsgesetzen angelegt werden, nicht aber Bauspareinlagen. S. sind Teil des Sammelbegriffes —* Sonstige Einlagen, unter dem alle Guthaben mit Ausnahme der Sichteinlagen zusammengefasst werden. Sparen => Saving, => früher: Ersparnis (BBk) ist das Ergebnis der Einkommensverwendung. Gesamtwirtschaftlich sowie für den Staat und die Privaten Organisationen O.E. ergibt sich das S. durch Abzug der Konsumausgaben vom —> verfugbaren Einkommen. Bei den Kapitalgesellschaften und den Privaten Haushalten ist außerdem die Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche zu berücksichtigen. Diese unterstellte Transaktion, die zu den Verteilungs-, jedoch nicht zu den Einkommenstransaktionen zählt, bildet bei den Kapitalgesellschaften die einzige Einkommensverwendungsposition; bei den Privaten Haushalten erhöht sie das verwendungsfähige Einkommen und zugleich das S. Sparprämien —• Vermögenstransfers. Sparquote => Saving ratio. Anteil des —> Sparens am —• Verfügbaren Einkommen. Man gewinnt mit der S. einen Indikator dafür, welche Einkommensteile im Ergebnis nicht verbraucht, sondern zur Bildung von —* Sach- und —• Geldvermögen oder für —» Vermögens-

transfers an andere Wirtschaftssubjekte 378

verwendet worden sind. Eine solche Betrachtung ist sowohl in gesamtwirtschaftlicher Hinsicht als auch vom Standpunkt eines einzelnen Sektors möglich. Gleichzeitig kann man zwischen einem Bruttound einem Nettoausweis wählen. Beim Bruttoausweis sind die Verfügbaren Einkommen und das Sparen noch nicht um die nutzungsbedingte Wertminderung des Kapitalstocks (Abschreibungen) reduziert, während dies bei der Berechnung der Nettosparquote bereits der Fall ist. Zur Ermittlung der gesamtwirtschaftlichen Sparquote wird das Sparen aller inländischen Sektoren am gesamten Verfügbaren Einkommen der Volkswirtschaft (oder m.a.W. das Nettonationaleinkommen zuzügl. des Saldos der aus der übrigen Welt empfangenen laufenden Transfers) gemessen. Unter den sektoralen S. ist in der wirtschaftspolitischen Diskussion jene der privaten Haushalte am gebräuchlichsten. In diesem Fall wird das Sparen der privaten Haushalte auf deren Verfügbares Einkommen bezogen. Mit der Einführung des Sparen und Sparquoten für 1995 in Mrd Euro Verfügbares Einkommen 1 508,8 Private Haushalte 1 142,7 Unternehmen 44,0 322,1 Staat - Privater Konsum 1 381,5 = Sparen Private Haushalte Unternehmen Staat +Vermögenstransfers aus übriger Welt (Saldo)

127,3 128,8 33,2 -34,8 -2,0

- Vermögensbildung

125,3 1

in % Gesamterspamis Private Ersparnis Gesamte Vermögensbildung

4,3 5,7 4,2

In % des gesamten oder privaten verfugbaren Einkommens.

Spezialhandel ESVG 1995 ist die Buchungspraxis von StBA und BBk identisch. Das Aggregat „Sparen" wird um die Zunahme der betrieblichen Versorgungsansprüche erweitert, ohne dass dies freilich gleichzeitig bei den Verfugbaren Einkommen geschieht. Bei der Berechnung der Sparquote wird jedoch als Bezugsbasis das Verfugbare Einkommen zuzüglich der Beiträge der Unternehmen zur Aufstockung der Pensionsrückstellungen herangezogen. Peter Heinelt Special Data Dissemination Standard (SDDS) Als Folge der Finanzkrisen in Asien und Mittelamerika hat der Internationale Währungsfonds (IWF) 1996 Standards für die Veröffentlichung von Wirtschafts- und Finanzdaten durch die Länder entworfen, die eine Art Gütemaßstab für die nationalen statistischen Systeme darstellen sollen. Der Beitritt zu diesem Standard ist zunächst freiwillig, doch mit dem Beitritt verpflichten sich die Länder, die im Standard vorgegebenen Regeln zu beachten und dem Währungsfonds bestimmte Informationen über ihre Veröffentlichungspraxis zukommen zu lassen. Der Standard enthält eine Liste von Wirtschafts- und Finanzdaten, die jeder Mitgliedstaat veröffentlichen muss. Für die Publikation sind bestimmte Grundsätze einzuhalten, die folgende Bereiche betreffen: die Periodizität und zeitliche Verfügbarkeit, den Zugang der Öffentlichkeit zu den Daten, die Integrität der Daten und die Qualität der Daten. Für jede dieser vier Dimensionen hat der IWF zwei bis vier Beurteilungskriterien entwickelt; sie sind so gewählt, dass sie von den Nutzem beobachtet und nachgeprüft werden können. Diejenigen Länder, die sich zur Einhaltung der Standards verpflichten, müssen Informationen zu diesen Elementen für das vom IWF im Internet eingerichtete Dissemination Standards Bulletin Board (DSBB) bereitstellen

(sog. Metadaten). Das DSBB enthält also Informationen über die Gepflogenheiten bei der Sammlung, Zusammenstellung und Veröffentlichung von ausgewählten Wirtschaftsdaten durch die einzelnen teilnehmenden Länder; es zeigt dagegen nicht die Daten selbst. Im Einzelnen sind für jeden Statistikbereich folgende Seiten vorgesehen: die Stammseiten enthalten Angaben zu den Beurteilungskriterien; eine weitere Seite gibt Auskunft über die Publikationswege; methodische Grundlagen werden ebenfalls auf einer eigenen Seite dargestellt; der Veröffentlichungskalender für alle länderspezifischen Indikatoren wird auf einer separaten Seite publiziert; zudem wird über die Einhaltung der Standards und Anpassungsmaßnahmen berichtet. Es besteht eine Verbindung zu einer nationalen Seite mit aktuellen Werten für die einzelnen Indikatoren, die in Deutschland zentral vom Statistischen Bundesamt betreut wird. Bei gravierenden Verstößen gegen die Regeln kann das betreffende Land vom elektronischen Bulletin Board des IWF entfernt werden mit entsprechenden Wirkungen auf sein Standing an den internationalen Finanzmärkten. Spezialhandel ist eine der Nachweisungsarten des Außenhandels (—• Außenhandelsstatistik). Er umfasst alle Waren, die zum Ge- oder Verbrauch bzw. zur Be- oder Verarbeitung eingeführt werden sowie die Waren, die aus der Erzeugung bzw. Be- oder Verarbeitung im Erhebungsgebiet stammen und ausgeführt werden. Im Gegensatz zum —* Generalhandel werden die Einfuhr auf Lager und die Ausfuhr aus Lager nicht erfasst, wohl aber die Einfuhr aus Lager in den freien Verkehr oder zur Veredelung. Dies entspricht im Wesentlichen der Einfuhr über die Zollgrenzen.

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Staat Staat => General government umfasst in den VGR alle institutionellen Einheiten, die in ihrer Hauptfunktion —» nichtmarktbestimmte Dienstleistungen für die Allgemeinheit erbringen und/oder Transaktionen zur Umverteilung des Volkseinkommens und -Vermögens vornehmen. S. finanziert sich hauptsächlich durch Zwangsabgaben. Zum S. zählen Gebietskörperschaften (—» Bund, —• Länder, —> Gemeinden) und die —• Sozialversicherung. Eingeschlossen sind —> Gemeindeverbände, — Sondervermögen des S., soweit sie nicht unternehmerische Aufgaben wahrnehmen. Nicht zum S., sondern zum Sektor Kapitalgesellschaften rechnen die —* Zusatzversorgung im öff. Dienst und die im Eigentum der Gebietskörperschaften und der Sozialversicherung befindliche Unternehmen, unabhängig von ihrer Rechtsform, insbesondere die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn, die Deutsche Bundespost bzw. deren Nachfolgeorganisationen, die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein, die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (bis 30.06.1976 die Einfuhr- und Vorratsstellen, bis Ende 1994 die Bundesanstalt für landwirtschaftliche Marktordnung), kommunale Versorgungs- und Verkehrsunternehmen sowie Hafenbetriebe. Nicht zum S., sondern zu den Organisationen o. E. im Sektor Kapitalgesellschaften, zählt die Treuhandanstalt bzw. ab 1995 die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben als ihre Nachfolgeeinrichtung.

delt, falls sie mit einer staatlichen Dienstleistung (z.B. Sicherheits- oder Qualifikationsprüfung) verbunden sind. Wird eine Berechtigung automatisch gegen Zahlung einer Gebühr erteilt, so zählt diese Abgabe zu den —» Sonstigen Produktionsabgaben. Dies gilt auch, wenn im Falle einer mit staatlichen Dienstleistungen verbundenen Verwaltungsgebühr der in Rechnung gestellte Betrag in keinem Verhältnis zu den Produktionskosten dieser Tätigkeit steht. Staatliche Genehmigungen werden als Dienstleistungsverkäufe definiert und wie —• staatliche Gebühren behandelt. Staatsausgaben —• Ausgaben des Staates. Staatsausgabenquote —> Staatsquote. Staatseinnahmen —• Einnahmen des Staates. Staatseinnahmenquote —> Staatswirtschaftliche Quoten.

Staatliche Gebühren —• Benutzungsgebühren für staatliche Einrichtungen sind immer Teil der Konsumausgaben der privaten Haushalte (Einkommensverwendung) bzw. der Vor-

Staatsquote ist das Verhältnis von —• Staatsausgaben zum BIP - früher gelegentlich auch zum BSP, Produktionspotenzial oder zur Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft. Meist wird S. synonym für allgemeine Staatsausga&ewquote verwendet, bei der die gesamten Staatsausgaben (insbesondere) auf das BIP bezogen werden. Gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1500/2000 der Kommission vom 10 Juli 2000 werden die Ausgaben des Staates in der Abgrenzung der VGR definiert als Summe der Ausgaben des Staates für Vorleistungen, Bruttoinvestitionen, Arbeitnehmerentgelt, sonstige Produktionsabgaben, Subventio-

leistungskäufe der Produzenten. —* Ver-

nen, Vermögenseinkommen, Einkommen-

waltungsgebühren werden ebenso behan-

und Vermögensteuern, monetäre Sozial-

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Staatswirtschaftliche Quoten und Beziehungszahlen leistungen, soziale Sachtransfers, sonstige laufende Transfers, Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche, Vermögenstransfers und Nettozugang an nichtproduzierten Vermögensgütern. Die S. ist eine von mehreren —» Staatswirtschaftlichen Quoten und Beziehungszahlen zur Kennzeichnung der staatlichen Aktivität. S. werden auch berechnet, indem Staatsausgaben in der Abgrenzung der Finanzstatistik im Zähler verwendet werden. Staatsverbrauch —»Konsumausgaben des Staates ist ein Begriff aus den früheren VGR. S. sind die der Allgemeinheit ohne spezielles Entgelt zur Verfügung gestellten —• nichtmarktbestimmten Dienstleistungen der Gebietskörperschaften und der Sozialversicherung. S. ergibt sich nach Abzug des Wertes der Verkäufe staatlicher Leistungen und der selbsterstellten Anlagen vom Produktionswert des Staates. Staatswirtschaftliche Quoten und Beziehungszahlen setzen die —• Staatsausgaben oder —• Staatseinnahmen insgesamt oder Teilgrößen hieraus zu anderen Größen wie BIP, Produktionspotenzial oder Einwohner in Beziehung. Von einer allgemeinen —> Staats(ausgaben)quote spricht man, wenn die gesamten Staatsausgaben im Zähler der staatswirtschaftlichen Quote stehen, bei speziellen Quoten sind es nur einzelne Staatsausgaben. In den VGR können spezielle staatswirtschaftliche Quoten u.a. für die Konsumausgaben sowie für die Einnahmen (Einnahmenquote) insgesamt sowie ihrer Komponenten (z.B. Abgaben-, Steuer-, Sozialbeitragsquote), für die Ausgaben insgesamt (Staatsquote) und ihrer Komponenten (z.B. Quoten für die geleisteten Transfers und für die Bruttoinvestitionen)

sowie fur den Finanzierungssaldo des Staates (Defizit- oder Überschussquote) gebildet werden. Bezugsgröße ist hier das BIP. Von Bedeutung ist auch die —• Sozialleistungsquote als Beziehung der Sozialleistungen in der Abgrenzung des Sozialbudgets zum BIP. Ziel der Bildung solcher Kennziffern ist es, Art, Umfang, Intensität und Entwicklung der Staatstätigkeit besser beurteilen zu können als bei einer bloßen Darstellung der absoluten Höhe bzw. Veränderung der Ursprungswerte. Bei der Verwendimg solcher Kennziffern ist zu beachten, dass sich die staatliche Aktivität nur zu einem Teil in Staatseinnahmen/ausgaben niederschlägt. Regulierungen und andere Formen staatlicher Eingriffe, aber auch Bürgschaften, Garantien u. ä. kommen in diesen Kennziffern nicht zum Ausdruck. Substitutionen zwischen Transfers und Steuervergünstigungen erschweren den intertemporalen Vergleich. In S. bleiben auch die verschiedensten Formen quasistaatlichen Handelns („versteckter öffentlicher Bedarf') unberücksichtigt, also von Leistungen, die Private aufgrund gesetzlicher Bestimmungen und Verwaltungsanordnungen dem Staat zu erbringen haben (Wehrpflicht, Ehrenämter, Räum- und Streupflichten, Angaben für statistische Zwecke, Mitwirkung bei der steuerlichen Veranlagung usw.). Gelegentlich können auch Sondereinflüsse (wie die Übernahme der Schulden der Treuhandanstalt 1995 oder die Erlöse bei der Versteigerung der Lizenzen für den Mobilfunk der dritten Generation 2000) die Aussagekraft der S. beeinträchtigen. Literatur: D. Brümmerhoff, Finanzwissenschaft, 8. Aufl., München 2001, 2. Kapitel; H. Essig, Zur Abgrenzung und Aussagefähigkeit finanzstatistischer Kennzahlen, WiSta 9/1984, S. 798-809.

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Stabilitäts- und Wachstumspakt Stabilitäts- und Wachstumspakt Im Rahmen des Europäischen S. von 1997 wurde festgelegt, dass die öffentlichen Haushalte mittelfristig nahezu ausgeglichen sein oder sogar einen Überschuss aufweisen sollen. Ferner sind die EU-Mitgliedsländer verpflichtet, der Kommission jährlich zum 1. März aktualisierte Stabilitäts- und Konvergenzprogramme vorzulegen, welche Angaben zur Entwicklung der Überschuss-/Defizitquote der öffentlichen Haushalte und der —» Schulden(stands)quote sowie zu anderen wichtigen Größen wie der Wachstumsrate des —* realen BIP enthalten müssen. Überschreitet ein öffentliches Defizit den Referenzwert, so gilt dieser nur dann als ausnahmesweise überschritten (ist also nicht mit Sanktionen bedroht), wenn das reale BIP innerhalb eines Jahres um mindestens 2 % zurückgegangen ist. Allerdings können die Mitgliedsstaaten bereits bei einem Rückgang des realen BIP um mindestens 0,75 % davon ausgehen, dass sie sich in einer schweren Rezession befinden, die u.U. ein übermäßiges Defizit rechtfertigt. Stadt- und Landesplanung —* Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —> COFOGSystematik. Stadtstaaten —> Länder sind Berlin, Hamburg und Bremen. Die S. gelten als selbständige Bundesländer und nehmen sowohl Aufgaben der Länder als auch der Kommunen wahr. Standardtabellen nennt das StBA die Tabellen in der Fachserie 18 „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen", Reihen 1.2 und 1.3 „Konten und Standardtabellen", in denen der am tiefsten gegliederte Nachweis der Ergebnisse der VGR regelmäßig erfolgt. 382

Stationäre Gesundheitsdienstleistungen Güterposition fur die Darstellung der —» Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Ausgaben der privaten Haushalte in Allgemein- und Spezialkrankenhäusern, in Säuglings- und Genesungsheimen, Kurkliniken und Rehabilitationszentren für die Dauer des Aufenthalts umfasst, ausgeschlossen sind Altenund Pflegeheime. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 12,3 Mrd Euro aus. Statistik des Auslandszahlungsverkehrs Die rechtliche Grundlage für die S. bilden der § 26 des Außenwirtschaftsgesetzes (AWG) und die §§ 59 ff. der Außenwirtschaftsverordnung (AWV). Nach §§ 59 ff. AWV muss jeder Gebietsansässige Zahlungen an bzw. von Gebietsfremden melden. Ausgenommen von der Meldepflicht sind Zahlungen bis zu einer Meldefreigrenze von derzeit 12 500 Euro oder dem entsprechenden Gegenwert in anderer Währung, ferner Zahlungen für die Wareneinfuhr und die Warenausfuhr sowie Zahlungen für die Gewährung, Aufnahme oder Rückzahlung von Krediten mit einer ursprünglich vereinbarten Laufzeit oder Kündigungsfrist von nicht mehr als zwölf Monaten. Der Begriff der Zahlung ist dabei weit gefasst und beinhaltet neben Barzahlungen vor allem Überweisungen und Zahlungen mittels Scheck oder Wechsel, daneben aber auch die Verrechnung von Forderungen und Verbindlichkeiten und die Einbringung von Sachen und Rechten. Meldepflichtig ist der Gebietsansässige, der die Zahlung tatsächlich leistet oder empfängt. Nur in Ausnahmefallen sind Banken aus meldetechnischen Gründen auch für Geschäfte ihrer Kunden meldepflichtig. Die Meldungen enthalten Angaben über den gezahlten Betrag, das Land des ausländischen Schuldners bzw. Gläubigers sowie den Zweck der Zahlung. Ein umfangreiches Leistungsverzeichnis ermöglicht die detaillierte Gliederung nach Sachpositionen.

Steuern Die Ergebnisse der S. stellen in Rahmen der —> Zahlungsbilanz die Quelle dar flir die Erstellung der —• Leistungsbilanz (mit Ausnahme des Außenhandels), der —> Vermögensübertragungen und deijenigen Teile der —• Kapitalbilanz, die nicht den kurzfristigen Kreditverkehr betreffen. Diese Angaben müssen in einer ganzen Reihe von Positionen durch zusätzliche Schätzungen ergänzt werden. Statistik über die Kapitalverflechtung der Unternehmen mit dem Ausland Die S. basiert auf Bestandsmeldungen inländischer Unternehmen und Privatpersonen über das „Vermögen Gebietsansässiger in fremden Wirtschaftsgebieten" (deutsche Direktinvestitionen im Ausland) sowie über das „Vermögen Gebietsfremder im Wirtschaftsgebiet" (ausländische Direktinvestitionen in Deutschland), die der BBk einmal jährlich zu erstatten sind. Meldeinhalt und Meldeverfahren gehen aus den Vorschriften der Außenwirtschaftsverordnung (§§ 56 a und b sowie 58 a und b) hervor. Der Beteiligungsgrad, der eine Meldepflicht begründet, ist im Laufe der Zeit internationalen Vorgaben angepasst worden. Derzeit gelten Beteiligungen, bei denen der Anteil am Kapital oder an den Stimmrechten 10 % oder mehr beträgt, als Direktinvestitionsbeziehungen und unterliegen grundsätzlich der Meldepflicht. Allerdings gibt es auch eine Meldefreigrenze, die sich an der Bilanzsumme des Investitionsobjekts orientiert. Überschreitet die Bilanzsumme den Betrag von 0,5 Mio Euro nicht, ist keine Meldung zu erstatten. Im Januar 1999 ist diese Meldefreigrenze für Minderheitsbeteiligungen unter 50 % auf 5,1 Mio Euro erhöht worden. Die Ergebnisse der S. werden in einer eigenen Publikation veröffentlicht: BBk (Hg.), Kapitalverflechtung mit dem Ausland, Statistische Sonderveröffentlichung 10, Veröffentlichung i.d.R. im Mai eines jeden Jahres.

Statistische Differenzen —> Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen. Steine und Erden, sonstige Bergbauerzeugnisse => Other mining and quarrying products ist eine —• Gütergruppe. Sterbegeld —»Sozialleistungen. Steuern => Taxes sind Zwangsabgaben in Form von Geldoder Sachleistungen ohne Gegenleistung an den Staat oder Institutionen der EU zur allgemeinen Finanzierung ihrer Ausgaben. Dabei werden die an die Institutionen der EU fließenden S. als Direktzahlung an die übrige Welt nachgewiesen. (In den früheren deutschen VGR wurden diese Abgaben als Einnahmen des Staates und als sonstige laufende Übertragung an die übrige Welt gebucht). S. werden in den VGR unterteilt in Produktions- und Importabgaben, Einkommen- und Vermögensteuern und vermögenswirksame Steuern: (1) Produktions- und Importabgaben umfassen S., die auf die Produktion und die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen, die Beschäftigung von Arbeitskräften oder das Eigentum an oder den Einsatz von Grundstücken, Gebäuden oder anderen im Produktionsprozess eingesetzten Aktiva erhoben werden. Dazu zählen (a) die Gütersteuern sowie (b) die sonstigen Produktionsabgaben: (a) Gütersteuern sind S., die pro Einheit einer produzierten oder gehandelten Ware oder Dienstleistung zu entrichten sind. Sie können entweder als ein bestimmter Geldbetrag pro Mengeneinheit einer Ware oder Dienstleistung oder wertbezogen festgesetzt werden. Gütersteuern untergliedern sich in Mehrwertsteuer (in Deutschland Mehrwert383

Steuern Steuer und Einfuhrumsatzsteuer), Importabgaben ohne Einfiihrumsatzsteuer (in Deutschland Zölle, Abschöpfungs- und Währungsausgleichsbeträge, Verbrauchsteuern auf Einfuhren) und Sonstige Gütersteuern (in Deutschland Verbrauchsteuern, ohne Verbrauchsteuern auf Einfuhren), Versicherungsteuer, Grunderwerbsteuer, Rennwett- und Lotteriesteuer, Feuerschutzsteuer, Kapitalverkehrsteuern (Gesellschafts- und Börsenumsatzsteuer), Wechselsteuer, Kohlepfennig, Steuern nach dem Absatzfondsgesetz, Milch- und Getreidemitverantwortungsabgaben, Produktionsabgaben für Zucker, Getränkesteuer, Montanunion-Umlage, übrige Gemeindesteuern). (b) Sonstige Produktionsabgaben umfassen sämtliche S., die von Unternehmen aufgrund ihrer Produktionstätigkeit, unabhängig von der Menge oder dem Wert der produzierten oder verkauften Güter, zu entrichten sind. In Deutschland zählen dazu Gewerbesteuer, steuerähnliche Einnahmen aus Lotto, Toto u.ä., einbehaltene Umsatzsteuer (bei Mehrwertsteuer-Unterkompensation), Verwaltungsgebühren von Unternehmen, Kfz-Steuer (soweit nicht von privaten Haushalten als Konsument gezahlt), Grundsteuer Α und B. (2) Einkommen- und Vermögensteuern umfassen alle laufenden Zwangsabgaben in Form von Geld- und Sachleistungen, die regelmäßig vom Staat und von der übrigen Welt ohne Gegenleistung auf Einkommen und Vermögen von institutionellen Einheiten erhoben werden. Sie untergliedern sich in: (a) —> Einkommensteuern, d.h. S. auf Einkommen, Gewinne und Kapitalerträge. In Deutschland zählen dazu Lohnsteuer, veranlagte Einkommensteuer, Körperschaftsteuer, nicht veranlagte Steuern vom Ertrag (einschl. Zinsabschlag); (b) —• Sonstige direkte Steuern und Abgaben. Diese umfassen laufende Abgaben auf das Vermögen, Kopfsteuern, Ausgabesteuern, Zahlungen von privaten 384

Haushalten für Genehmigungen u. ä., Abgaben auf internationale Transaktionen. In Deutschland zählen dazu die Vermögensteuer, Steuern im Zusammenhang mit dem privaten Verbrauch (im Wesentlichen die von privaten Haushalten gezahlte Kfz-Steuer) und von privaten Haushalten gezahlte Verwaltungsgebühren. (3) Die vermögenswirksamen Steuern werden in den VGR als —• Vermögenstransfers dargestellt. Zu ihnen zählen in Deutschland die Erbschaftsteuer und - bis 1974 - Ablösungsbeträge im Rahmen des Lastenausgleichs. Als Steuern sollen die durch Steuerbescheid u. ä. festgesetzten S. nachgewiesen werden. Dabei sind S., die mittelfristig nicht vereinnahmt werden, durch Vermögenstransfers auszubuchen. Alternativ dazu kann auch das phasenverschobene Kassenaufkommen (ohne Ausgleich durch Vermögenstransfers für nicht vereinnahmte S.) gebucht werden. In Deutschland wird nach dieser Alternative verfahren und das Kassenaufkommen an S. in den Perioden gebucht, in denen nach den rechtlichen Vorschriften die S. abzuführen sind (Phasenverschiebung je nach Steuerart um bis zu zwei Monaten). Abweichend vom Kassenaufkommen werden in Deutschland einige S. auch brutto nachgewiesen, d. h. um Beträge korrigiert, um die das Kassenaufkommen gekürzt ist. Es handelt sich dabei um die Arbeitnehmersparzulage, die Eigenheimzulage, Investitionszulagen, das steuerliche Kindergeld sowie die einbehaltene Umsatzsteuer; diese Leistungen werden entsprechend ihrem ökonomischen Charakter als monetäre Sozialleistungen (steuerliches Kindergeld), Subventionen (einbehaltene Umsatzsteuer) und Vermögenstransfers (Arbeitnehmerspar-, Eigenheim- und Investitionszulagen) nachgewiesen. In den früheren VGR-Darstellungen wurde zwischen —• direkten Steuern, —> indirekten Steuern und vermögenswirk-

Strukturberichterstattung

Steuern 1995 in Mrd Euro Steuern an den Staat Produktions- u. Importabgaben Gütersteuern Mehrwertsteuer Importabgaben Sonstige Gütersteuern Sonstige Prod.abgaben Einkommen- u. Verm.steuern Lohnsteuer veranlagte Einkommensteuer Körperschaftsteuer nichtveranlagte S. u. sonst. Eink. u. Vermögensteuern Vermögenswirksame Steuern Steuern an die Europäische Union

104,8 87,8 55,0 6,0 26,8 17,0 102,5 79,1 5,0 6,0 12,4 0,9 8,6

samen Steuern unterschieden; diese Begriffe werden im ESVG 1995 nicht mehr verwendet. Steuern im Zusammenhang mit dem Konsum der Privaten Haushalte sind Teil der —• Sonstigen direkten Steuern und Abgaben. Dieser nicht im ESVG 1995 festgelegte Begriff umfasst in Deutschland die Kraftfahrzeugsteuer der Privaten Haushalte, die Hundesteuer, Jagd- und Fischereisteuer sowie Gemeindesteuern der Stadtstaaten. Steuerquote ist eine —» staatswirtschaftliche Quote, bei der die Steuern in Beziehung zum BIP , bisweilen auch zum BSP, gesetzt werden. Steuern können dabei in der Abgrenzung der Finanzstatistik oder - üblicherweise in der Abgrenzung der VGR definiert sein. In der Abgrenzung der VGR können in der S. unterschiedliche Steuerkomponenten berücksichtigt werden, und zwar nur die Summe aus Produktions- und Importabgaben und Einkommens- und Vermögenssteuern an den Staat oder zuzüglich der vermögenswirksamen Steuern oder zuzüglich der Steuern an die übrige Welt (Eigenmittel der EU).

Steuervergünstigungen sind Steuermindereinnahmen, die dadurch entstehen, dass für einzelne Wirtschaftszweige oder besondere Tatbestände Ausnahmen von der „normalen" Steuerpflicht bestehen. Prinzipiell weisen die VGR keine S. nach. Allerdings gibt es wenige Ausnahmen von dieser Regel. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die einbehaltene Umsatzsteuer in der Landwirtschaft, die als —> Subvention dieses Wirtschaftsbereichs behandelt wird. Stille Reserve —* Erwerbspersonenpotenzial. Ströme —> Stromgrößen. Strom, Gas und sonstige Brennstoffe => Electricity, gas and other fuels. Güteiposition für die Darstellung der —* Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Strom, Stadt- und Erdgas, Flüssiggas, flüssige Brennstoffe (ohne Kraftstoffe), feste Brennstoffe und Fernwärme umfasst. Eingeschlossen sind die zugehörigen Ausgaben wie Zählermiete, Zählerablesen, feste Gebühren u. ä. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 38,3 Mrd Euro aus. Stromgrößen => Flows sind fur einen bestimmten Zeitraum definiert. Sie beschreiben das Entstehen, die Umwandlung, den Austausch, die Übertragung oder den Verzehr wirtschaftlicher Werte. S. ändern die Aktiva und Passiva einer institutionellen Einheit. S. werden nach —* Transaktionen und —> Sonstigen Vermögensänderungen unterschieden. Strukturberichterstattung stellt eine umfassende, kontinuierliche Analyse der sektoralen Strukturentwicklung dar, die sechs große Wirtschaftsfor385

Substanzerhaltung schungsinstitute, nämlich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in Berlin, das HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung in Hamburg, das ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München, das Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität Kiel, das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen seit 1978 (das IWH seit 1995) im Auftrag der Bundesregierung durchführen. Unter Wirtschaftsstruktur wird hier die Zusammensetzung der Volkswirtschaft nach —> Wirtschaftsbereichen verstanden. Ausgangspunkte der Berichterstattung sind die Ergebnisse der VGR in der Gliederung nach rund 60 Bereichen. Die Zielsetzung der S. hat der —• Jahreswirtschaftsbericht 1978 konkretisiert: Erforschung von Ursachen und Entwicklungslinien des Strukturwandels sowie der Wechselwirkungen zwischen struktureller und gesamtwirtschaftlicher Entwicklung; Verdeutlichung der Implikationen der Wirtschaftspolitik einschließlich der gesamtwirtschaftlichen Rahmengestaltung auf die Strukturen der Wirtschaft; Wirkungsanalysen staatlicher Interventionen, insbesondere der —> Subventionen. Die jeweiligen Fragestellungen der S. sollen nicht in den —• Gemeinschaftsdiagnosen behandelt werden. Die Berichte sind vielmehr unabhängig voneinander und in Methodenkonkurrenz zu erstellen. Die Strukturentwicklung soll ex post analysiert werden, wobei auf Ergebnissen der VGR aufzubauen ist, um eine einheitliche, in sich konsistente Datenbasis zu haben. Zur Verbesserung der Voraussetzungen fur die S. hat die amtliche Statistik ihren Berichtsumfang seit Anfang der 80er Jahre erheblich ausgedehnt. Dies ist u.a. auf eine größere Gliederungstiefe im Nachweis nach Wirtschaftsbereichen und Gütergruppen für wichtige Aggregate der VGR zurückzuführen. Die Institute haben hierbei Grundlagen und Anregungen ge386

liefert. Zur Analyse des Strukturwandels werden zentrale Variablen, wie Endnachfrage, Zwischennachfrage, Produktionswerte, Erwerbstätige, Subventionen usw. und Strukturkennziffern (ζ. B. Vorleistungsquote, wirtschaftsbereichsbezogene Lohnquote, Kapitalkoeffizient, Arbeitsproduktivität, Lohnkosten je Produkteinheit usw.) verwandt. Eine besondere Bedeutung für die S. haben —• ΙΟ-Tabellen. Die Strukturberichte sind in mehij ährigen Abständen, erstmals 1979, von den beteiligten Wirtschaftsforschungsinstituten veröffentlicht worden. Substanzerhaltung Das Prinzip der S. ist wichtig bei der Definition des —• Einkommens. Unterschieden wird die nominelle S. in der einzelwirtschaftlichen Rechnungslegung entsprechend dem Handels- und Steuerrecht und die reale S., die der Einkommensdefinition in den VGR zugrunde liegt. Nach dem Prinzip der nominellen S. gilt als Einkommen (Gewinn) der Betrag, der sich ergibt, wenn die einmal getätigten Ausgaben fur das Sachveimögen, das in der Periode genutzt (in Höhe der Abschreibungen) oder verbraucht (einschließlich Vorratsveränderung) wurde, wieder hereingeholt werden. Es gilt also „Mark gleich Mark" ohne Berücksichtigung von Preisänderungen fur die Güter des Anlage- und Vorratsvermögens. Bewertet wird dabei zu Anschaffungspreisen ohne Preissteigerungsrücklagen u.ä. Nach dem Prinzip der realen S. der VGR wird als Einkommen der Betrag gemessen, der verbleibt, wenn die Abschreibungen und der Vorleistungsverbrauch mit den Wiederbeschaffungspreisen bewertet werden, die zum Zeitpunkt der Nutzung oder des Verbrauchs der Güter gelten. Nur diese Preise gewährleisten, dass zum Zeitpunkt der Nutzung oder des Verbrauchs die gleiche Menge an Anlage- oder Verbrauchsgütem

Subventionen wieder beschafft werden kann, wodurch das Vermögen rechnerisch also real erhalten bleibt. Bei steigenden Preisen ist das Einkommen bei realer S. kleiner als nach nomineller S., die Differenz ist nach den Konzepten der VGR als —* Scheingewinn herauszuschätzen. Subventionen => Subsidies. Die Vielfalt der verwendeten Definitionen von S. erklärt sich u.a. daraus, dass die einzelnen Subventionsbegriffe auf Basis eines allgemeinen, aber nicht fest umrissenen Leitbilds für jeweils spezielle Fragestellungen abgegrenzt sind. Allgemein gesprochen sind S. produktions- bzw. produktbezogene Zahlungen oder geldwerte Vorteile, die der Staat Privaten gewährt, und die weder als Gegenleistung im Rahmen marktüblicher Transaktionen noch als staatliche Leistung im Zuge der Erfüllung allgemeiner Staatsaufgaben angesehen werden können. In diesem Sinne stellen S. Durchbrechungen des allgemeinen Ordnungsrahmens einer Marktwirtschaft dar. Wegen des Bezuges auf einen ordnungspolitischen Rahmen sind Subventionsbegriffe an normative Vorstellungen gebunden. So gilt der ermäßigte Umsatzsteuersatz auf Lebensmittel i.d.R. nicht als Subvention, sondern als Ausdruck eines verteilungspolitischen Ziels der Steuerpolitik, während die Umsatzsteuerbefreiung für Leistungen der Heilberufe zu den S. gerechnet werden können. Da sich ein Konsens darüber, was allgemeine Regel und was Ausnahmetatbestand ist, nicht immer herstellen lässt und in der Öffentlichkeit der normative Charakter des Begriffs der S. oft verkannt wird, entzünden sich immer wieder erbitterte Kontroversen, ob bestimmte Sachverhalte „objektiv" den Tatbestand von S. erfüllen oder nicht. Nicht zuletzt spielt bei Abgrenzungen von S. die Frage der Quantifizierbarkeit

eine Rolle. Der Subventionsgehalt von steuerlichen Sonderregelungen, Preisnachlässen bei Käufen vom Staat, Preiszugeständnissen bei Verkäufen an den Staat sowie Vorzugskonditionen bei Darlehen und Bürgschaften lässt sich meist nur bei genauer Kenntnis der näheren Umstände der in Frage stehenden Transaktion abschätzen. Angesichts der daraus resultierenden Unsicherheiten ist in empirischen Erhebungen abzuwägen zwischen einer möglichst vollständigen Erfassung der in Frage kommenden Tatbestände und der Zuverlässigkeit der quantitativen Angaben (—> Adäquationsproblem). Ein für die Zwecke der VGR abgegrenzter Subventionsbegriff sollte drei Bedingungen erfüllen: (1) sich in den Rahmen und das Begriffsschema der VGR einfügen, (2) konsensfahig sein und (3) eine unstrittige Quantifizierung ermöglichen. Vor diesem Hintergrund ist die für VGR maßgebliche Definition des ESVG 1995 zu sehen. Danach sind S. „laufende Zahlungen ohne Gegenleistung, die der Staat oder Institutionen der Europäischen Union an gebietsansässige Produzenten leisten, um den Umfang der Produktion dieser Einheiten, ihre Verkaufspreise oder die Entlohnung der Produktionsfaktoren zu beeinflussen." Eine Besonderheit des Subventionsbegriffs der VGR ist seine Beschränkung auf —> laufende Transfers. Daher gelten Investitionszuschüsse nicht als S. sondern als —> Vermögenstransfers. Diese Einengung gegenüber dem allgemeinen Konzept der Subvention resultiert aus der für die VGR grundlegenden Trennung zwischen Vorgängen in der Einkommenssphäre (Entstehung, Verteilung und Umverteilung von Einkommen) und Transaktionen von Vermögen (—• Kontensystem der VGR). Verbucht werden die S. in der VGR als Abzugsposten - d.h. mit negativem Vorzeichen - auf der Verwendungsseite des —• Einkommensentstehungskontos der Gesamtwirtschaft, ebenfalls mit 387

Subventionen negativem Vorzeichen auf der Aufkommensseite des Kontos des primären Einkommensverteilungskontos des Staates und ggf. als Abzugsposten auf der Verwendungsseite des Außenkontos der Primäreinkommen und Transfers. Innerhalb der S. im Sinne der VGR wird zwischen Gütersubventionen und Sonstigen S. unterschieden. Erstere umfassen Zahlungen, die nach den eingesetzten oder verwendeten Produktionswerten oder den entsprechenden Mengen bemessen werden, ferner Verlustausgleiche für staatliche Institutionen, die aus wirtschafts- oder sozialpolitischen Gründen Güter von Gebietsansässigen zu überhöhten Preisen aufkaufen oder Güter an Gebietsansässige zu nicht kostendeckenden Preisen verkaufen, und schließlich Exportsubventionen. Sonstige S. sind alle S., die sich nicht unter die obengenannten Typen subsumieren lassen wie ζ. B. Lohnzuschüsse und Erstattungen für umweltschonende Produktion sowie ggf. Überkompensationen bei der Mehrwertsteuer im Rahmen des Vorsteuerabzugs. Während Gütersubventionen auf der Aufkommensseite des Güterkontos der Gesamtwirtschaft als negatives Pendant zu den —» Gütersteuern verbucht werden, erscheinen die Sonstigen S. - ebenfalls als Abzugsposten - auf der Verwendungsseite der Einkommensentstehungskonten der Empfänger. Die Sonstigen S., auf die in der Bundesrepublik etwa vier Fünftel aller S. entfallen, gehen letztlich (ohne expliziten Nachweis) in die Konsumausgaben des Einkommensverwendungskontos ein. Wegen seiner Beschränkung auf laufende Übertragungen sollte für einen globalen Überblick der Entwicklung der S. zusätzlich ein Teil der Vermögenstransfers des Staates in die Rechnung einbezogen werden. Vor der Umsetzung des ESVG 1995 boten sich hierfür die Vermögensübertragungen des Staates an die Unternehmen an. Nach deren Umsetzung

ist es schwieriger, ein passendes Aggregat 388

in der VGR zu finden, da die Vermögenstransfers an die Kapitalgesellschaften i. S. der ESVG 1995 zu eng, die Vermögenstransfers des Staates insgesamt jedoch zu weit sind. Als Kompromiss kommt eine Auswahl dieser Transfers nach Aufgabenbereichen in Betracht. Eine plausible Abgrenzung ist die Gesamtheit der Vermögenstransfers des Staates bei Ausschluss der Transfers für die Aufgabenbereiche Allgemeine öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Öffentliche Ordnung und Sicherheit sowie Bildungswesen. Dahinter steht die Vorstellung, dass es sich hierbei um traditionelle Staatsaufgaben handelt und die betreffenden Transfers zum größeren Teil als Gegenleistung für die Mitwirkung nichtstaatlicher Stellen an der Erfüllung dieser Aufgaben anzusehen sind. Allerdings sind auch andere Abgrenzungen denkbar, und streng genommen müsste die gleiche Abgrenzung auch für die (laufenden) S. im Sinne der VGR vorgenommen werden. Die Übernahme der Schulden der Treuhandanstalt (rd. 104,8 Mrd Euro) und der ostdeutschen Wohnungswirtschaft (rd. 14,3 Mrd Euro) durch den Staat im Jahr 1995 wurde in der VGR als Vermögenstransfers des Staates verbucht. Da es sich hierbei um Verluste handelt, die in der Planwirtschaft aufgelaufen oder als Folgelast beim Übergang zur Marktwirtschaft angefallen sind, macht es jedoch ordnungspolitisch wenig Sinn, die SchuldenÜbernahme insgesamt oder auch nur den Teil, der den Verlusten während der Privatisierung entspricht, als S. zu werten. Für die Darstellung der Entwicklung der Subventionen von 1960 bis 1999 wurden die S. im Sinne der VGR um Vermögenstransfers des Staates ergänzt. Zugrundegelegt wurden für die Jahre bis 1992 die Vermögensübertragungen des Staates an den Unternehmenssektor und ab 1993 die staatlichen Vermögenstransfers, soweit sie nicht die oben genannten Kembereiche der Staatstätigkeit betreffen.

Subventionen Abb. 1 Entwicklung der Subventionen 1960 bis 1999 in Mrd Euro

] Bis 1992 Vermögen^, Übertragungen des Staates an Unter] nehmen;1 ab 1993 Vermögenstransfers des Staates insgesamt mit Ausnahme der Aufgabenbereiche Allgemeine öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Öffentliche Ordnung und Sicherheit und Bildungswesen.1 1 Ab 1991 einschl. Ostdeutschlands. : Unter Ausschluss der Übernahme der Schulden der Treuhandanstalt und der ostdeutschen Wohnungswirtschaft durch den Bund 1995.

Quelle: nach Angaben des StBA.

Das Volumen der so definierten S. stieg von rund 2,6 Mrd Euro im Jahr 1960 bis auf nicht ganz 40,9 Mrd Euro im Jahr 1990, um nach der deutschen Einigung auf über 61,4 Mrd Euro zu expandieren (vgl. Abb. 1). In den folgenden Jahren wurde das Volumen leicht zurückgeführt; 1999 lag es etwas über 56,2 Mrd Euro (1995: rund 61,4 Mrd Euro). Die Entwicklung der S. in Relation zum BIP lässt eine prägnante Zweiteilung erkennen: während sich vor 1967 diese Relation im Bereich zwischen 1,5 und 2,5 vH bewegte, lag ab 1968 das Niveau meist über 3 vH bzw. knapp darunter. Dem Niveausprung von 2,0 vH im Jahr 1967 auf 3,2

vH im Jahr 1968 folgte nach einer kurzen Phase der Rückführung eine weitere Expansion bis Ende der 70er Jahre. Von da an war die Subventionspolitik eher restriktiv, so dass die S. in Relation zum BIP bis 1990 auf 3,2 vH zurückgingen. Nach der deutschen Einigung erreichten die S. im Jahr 1991 mit 4,3 vH einen Höchststand, doch wurden sie in folgenden Jahren relativ zum BIP rasch zurückgeführt, so dass Ende 90er Jahre trotz der Förderung in Ostdeutschland die betreffenden Relationen mit Werten um 3 vH das Niveau der 80er Jahre knapp unterschritten.

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Subventionen Ein ausschließlich auf Zahlen der VGR basierender Subventionsbegriff erlaubt zwar einen Überblick über die Entwicklung der S. im Zeitablauf, doch erscheint er fur eine vertiefende Analyse der S. unzulänglich. Vor allem bleiben in dieser Rechnung die Steuervergünstigungen bis auf die oben erwähnte Vergünstigung im Rahmen des Vorsteuerabzugs bei der Mehrwertsteuer außer Betracht, obgleich sie ökonomisch den expliziten S. gleichzusetzen sind. Des Weiteren gelten in der VGR nur die Zahlungen als S., die an die Produzenten fließen, nicht aber produktgebundene Zahlungen an Konsumenten wie ζ. B. das Wohngeld. Sein Volumen betrug 1999 etwa 3,3 Mrd Euro (1995: 2,9 Mrd Euro). Ökonomisch ist es indessen unerheblich, ob eine produktbezogene staatliche Zahlung an die Produzenten geleistet wird oder ob sie letzteren beim Kauf dieses Produktes direkt zufließt. Wegen der Begrenzungen des Subventionsbegriffs der VGR wurde fur die Zwecke einer sektoralen Analyse von den an der Strukturberichterstattung beteiligten Wirtschaftsforschungsinstituten unter Mitarbeit des StBA ein umfassenderer Subventionsbegriff entwickelt. Vereinfacht ausgedrückt setzt er sich aus vier Komponenten zusammen: (1) den S. im Sinne der VGR, (2) den Vermögenstransfers des Staates, soweit sie produktbezogen sind; (3) den Steuervergünstigungen, sofern sie spezielle Produktionen begünstigen; (4) sonstigen sektor- bzw. produktbezogenen staatlichen Transfers an private Haushalte wie das Wohngeld und die Bergmannsprämien. In dieser Abgrenzung lag 1995 bis 1998 das Volumen der S. zwischen 190 und 102,3 Mrd Euro. Zum Vergleich: das Volumen der S. im Sinne der VGR bewegte sich in dieser Zeit zwischen 35,8 und 38,3 Mrd Euro und das der staatlichen Vermögenstransfers mit Subventionscharakter (s. o.) zwischen rund 19,4 und 23,0 Mrd Euro. Etwa die Hälfte der 390

Differenz zwischen den S. im Sinne der Sektoranalyse und der Summe der beiden zuletzt genannten Komponenten resultiert aus der Einbeziehung der Steuervergünstigungen (rund 23,0 Mrd Euro), die andere Hälfte aus einer weniger engen Abgrenzung der laufenden S. und der subventionsrelevanten Vermögensübertragungen u. a. wegen der Einbeziehung Sektor- und produktbezogener sonstiger staatlicher Transfers an private Haushalte. Von den für 1997 geschätzten rund 97,1 Mrd Euro (1995: ebenfalls rund 97,1 Mrd Euro) können etwa 76,7 Mrd Euro einzelnen Sektoren zugeordnet werden. Bei den restlichen 20,5 Mrd Euro handelt es sich um branchenübergreifende S. - z.B. für die Regional- und die Beschäftigungspolitik -, denen keine wesentlichen die empfangende Branche fördernde Wirkungen zugeschrieben werden können. Vielfach dienen sie dazu, Nachteile abzugleichen, die ζ. B. mit der Ansiedlung in einem Förderungsgebiet verbunden sind. Bezeichnend für die Subventionspolitik ist die Konzentration der S. auf wenige Sektoren. Hierfür liegen Daten auf Basis des neuen ESVG noch nicht vor. Dennoch dürften folgende Größenordnungen weiter gelten: Fast 30 vH der sektoralisierbaren S. entfallen auf die beiden Zweige Landwirtschaft und Bergbau, die gerade für 1,7 vH der Bruttowertschöpfung des Unternehmenssektors aufkommen. Entsprechend hoch ist die Subventionsintensität (Verhältnis von S. zur Bruttowertschöpfung); sie liegt für den Bergbau bei rund 100 vH und für den Agrarsektor bei fast 80 vH (Abb. 2). Dem Volumen nach wichtigster Subventionsempfanger ist der Verkehrssektor, auf den etwa ein Drittel der sektoralisierbaren S. entfallt. Seine Subventionsintensität liegt jedoch mit etwa 25 vH deutlich unter deijenigen für den Bergbau und den Agrarsektor. Ein weiterer dem Volumen nach bedeutender Subventionsempfänger ist die Wohnimgsvermietung, auf die immerhin ein Viertel

Subventionen Abb. 2 Subventionsintensitäten von Wirtschaftsbereichen 1997 Subventionsintensität in vff

A

Kumulierte Anteile an der Bruttowertschöpfung der Unternehmen invH

'Relation zwischen Subventionsvolumen und Bruttowertschöpfung.

des Subventionsvolumens entfällt, obgleich die Subventionsintensität mit 10 vH weit hinter der für die drei erstgenannten Sektoren zurückbleibt. Überdurchschnittliche Subventionsintensitäten weisen ferner die Sektoren Schiffbau (rund 20 vH) und Luft- und Raumfahrzeugbau (etwas über 5 vH) auf. Da es sich hierbei um verhältnismäßig kleine Sektoren handelt, ist das Volumen der betreffenden S. jedoch nicht groß. Insgesamt entfallen auf die genannten überdurchschnittlich subventionierten Sektoren zwar fast neun Zehntel der sektoralisierbaren S., aber nicht einmal zwei Zehntel der Bruttowertschöpfung des Unternehmenssektors. Entsprechend gering ist mit durchschnittlich rund 1 vH die Subventionsintensität aller anderen Sektoren. Zu den in der Öffentlichkeit einflussreichen Subventionsbegriffen gehört derjenige des § 12 des StWG, der den Subventionsberichten der Bundesregierung zugrunde liegt. Danach sind S. in Form von Finanzhilfen Geldleistungen des Bundes an Stellen außerhalb der Bundesverwaltung, die insbesondere zur Erhal-

tung oder Anpassung von Wirtschaftszweigen und zur Förderung von Produktivität und Wachstum gewährt werden. Unter Steuervergünstigungen werden steuerliche Regelungen verstanden, die in Verfolgung der gleichen Zwecke zu Mindereinnahmen des Staates führen. Während sich die Finanzhilfen auf Zahlungen des Bundes beschränken und daher entsprechende Zahlungen der anderen staatlichen Ebenen und der EU außer Betracht bleiben, sind die Einnahmeausfälle aus Steuervergünstigungen in voller Höhe angegeben, auch wenn der Bund nur einen Teil davon trägt. Für 2000 wurde im 17. Subventionsbericht das Volumen der Finanzhilfen des Bundes mit rund 10,2 Mrd Euro veranschlagt, während fur Steuervergünstigungen ein Volumen von 25,1 Mrd Euro ausgewiesen wird. Wegen ihrer Ausrichtung auf die Belange der Bundesverwaltung sind die Angaben der Subventionsberichte für die Untersuchung allgemeiner subventionspolitischer Fragen nur beschränkt aussagekräftig. Dies mindert nicht ihren Wert als Quelle zur Entwicklung einzelner Subventions391

Suchbohrungen programme des Bundes und insbesondere zum Umfang von Steuervergünstigungen. Literatur: A. Boss/A. Rosenschon, Subventionen in Deutschland, Kiel 1998 und 2000; B. Fritzsche u. a., Subventionen: Probleme der Abgrenzung und Erfassung. - Eine Gemeinschaftspublikation der an der Strukturberichterstattung beteiligten Institute, München 1988. Bernd Fritzsche Suchbohrungen => Mineral exploration. Bei den S. handelt es sich um Bohrungen nach Erdöl und Erdgas. Bohrungen werden als S. eingeordnet, wenn sie vor der Entscheidung zur Ausbeutung des Vorkommens durchgeführt werden. Aufwendungen für S. zählen zu den —> immateriellen Anlageinvestitionen, auch wenn sie zu keinem Bohrerfolg fuhren. S. schließen Bohrkosten, Luft- und Erkundungskosten, Transportkosten usw. ein. Der Wert an S. wird schätzungsweise ermittelt auf der Grundlage von Angaben aus dem Monatsbericht des Verarbeitenden Gewerbes, aus der Unternehmenserhebung im Bauhauptgewerbe, aus dem Jahresbericht des Niedersächsischen Landesamtes fur Bodenforschungen sowie von Expertenschätzungen aus einschlägig tätigen Unternehmen. Die Berechnung der S. erfolgt auf der Grundlage von Informationen vom Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung zu Bohrmeterleistungen und Angaben von Unternehmen zu Preisen je Bohrmeter, mit denen die S. zurückgeschrieben werden. Supply table bezeichnet im SNA im Rahmen der 10Rechnung die —* Aufkommenstabelle, die die gütermäßige Zusammensetzung der Produktionswerte der Wirtschaftsbereiche sowie die eingeführten Waren und Dienstleistungen zeigt.

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Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik (NUTS) => Nomenclature of territorial units for statistics, Nomenclature des [/nitös Territoriales Statistiques ist die Grundlage für die Aufbereitung und Darstellung regionaler statistischer Daten in den Mitgliedstaaten der EU, die auch nach dem ESVG zu verwenden ist. Für die NUTS ist zwar jetzt erst eine EUVerordnung in Vorbereitung (2001), sie hatte aber bisher bereits einen quasioffiziellen Status, da sie z.B. Eingang in die Vorschriften über die europäischen Strukturfonds und andere statistikrelevante Rechtsvorschriften gefunden hat. Wegen möglicher finanzieller Auswirkungen bei der Regionalforderung hat die S. auch politische Bedeutung. Die NUTS besteht auch fünf hierarchisch aufgebauten Ebenen, die meist auf Verwaltungseinheiten basieren, in einigen Mitgliedstaaten aber auch (ausnahmsweise) nicht-administrative Einheiten darstellen. Die S. gliedert derzeit (Stand Mai 1999) in der EU die 15 Mitgliedstaaten (Ebene NUTS 0) in 78 Einheiten der Ebene NUTS 1 (in Deutschland die 16 Bundesländer), in 211 Regionen der Ebene NUTS 2 (davon 40 in Deutschland, vergleichbar mit den Regierungsbezirken) und in 1093 Regionen der Ebene NUTS 3 (davon 441 in Deutschland, vergleichbar mit den Stadt- und Landkreisen) sowie darunter noch in knapp 100 000 Gemeinden (NUTS 5) bzw. Gemeindenzusammenschlüssen (NUTS 4). Bestimmte Regionen können gleichermaßen auf verschiedenen Ebenen erscheinen (ζ. B. ist Luxemburg gleichzeitig Ebene 0,1, 2 und 3). Trotz aller Harmonisierungsbemühungen bestehen zwischen den NUTSEbenen der einzelnen Mitgliedstaaten noch zum Teil sehr große Abweichungen im Hinblick auf Bevölkerungszahl, Fläche und wirtschaftliche Bedeutung. Literatur: S. Köhler, Regionalstatistik in Deutschland und Europa, WiSta

System of National Accounts (SNA) 11/1996, S. 683-695; Eurostat (Hg.), Regionen, Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik, NUTS, Mai 1999. Systematik der Produktionsbereiche in Input-Ouput-Rechnungen (SIO) beschreibt inhaltlich die Darstellungseinheiten der —> ΙΟ-Tabellen des StBA, nämlich die Produktionsbereiche, die jeweils ausschließlich die Güter einer —> Gütergruppe produzieren. In der Gliederung nach achtstelligen Positionen werden etwa 3 000 Waren und Dienstleistungen unterschieden. Die S. beschreibt im Warenteil die einzelnen Positionen durch Bezugnahme auf das Systematische Güterverzeichnis für Produktionsstatistiken (GP, Ausgabe 1995) und bei den Dienstleistungen durch Bezugnahme auf die Klassifikation der Wirtschaftszweige (Ausgabe 1993). Dabei wird aus diesen Basisklassifikationen die für die ΙΟ-Rechnung erforderliche und hinreichend tiefe Disaggregationsebene ausgewählt. Für die Handels- und Transportleistungen wird eine Gliederungstiefe entsprechend der dreistelligen Gütergruppen des GP gebildet, um die in der 10Rechnung benötigten Handels- und Transportmatrizen zu erstellen. Die S. muss jährlich überarbeitet werden, um den Änderungen in den Systematiken, vor allem im Warenverzeichnis fur die Außenhandelsstatistik, Rechnung zu tragen. Sie steht als Arbeitsunterlage im StBA zur Verfügung. Systematik der Wirtschaftszweige in der EU deutsche Bez. für —• NACE. Systematisches Verzeichnis der Einnahmen und Ausgaben der privaten Haushalte (SEA 98) Ordnungssystem für Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte, deren Kern die (internationale) —• Klassifikation der Verwendungszwecke des Individualkonsums

sums (COICOP) ist. Neben den COICOPPositionen umfasst die S. die Einnahmen und die Ausgaben der privaten Haushalte (ohne Individualkonsum). System der materiellen Produktion deutsche Bezeichnung für —» Material Product System. System for Integrated Environmental and Economic Accounting (SEEA) —> Umweltsatellitensystem. System of National Accounts (SNA) Gegenwärtig gilt das „System of National Accounts 1993 (SNA 1993)", das 1993 von der Statistischen Kommission der Vereinten Nationen angenommen und gemeinsam von den Vereinten Nationen, der Kommission der Europäischen Union, dem Internationalen Währungsfonds, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Weltbank herausgegeben wurde. Die Europäische Version des SNA 1993 ist das —• Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 1995). Die deutschen VGR werden ab 1999, dem Jahr des Übergangs auf das ESVG 1995, komplett nach dessen Regeln und damit nach denen des SNA 1993 aufgestellt. Das S. beschreibt die Struktur des Systems der VGR mit seinen statistischen Einheiten (Transaktoren) und ihren wirtschaftlichen Vorgängen (Transaktionen) und Bestandsgrößen (Vermögenswerten) und gibt die Regeln ihrer Verbuchung in ΙΟ-Tabellen, Konten und Tabellen. Es geht auf die Hintergründe dieser Regeln ein, beschreibt aber nicht, wie die einzelnen Vorgänge statistisch zu erfassen oder zu berechnen sind. Da das S. weltweit angewandt werden soll, müssen seine Regelungen auf die teilweise sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten in den Entwicklungsländern einerseits und den hochindustrialisierten Ländern anderer393

System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen seits anwendbar sein. Die Definitionen und Abgrenzungen sind daher weniger scharf als etwa in dem aus dem S. abgeleiteten ESVG oder in den national angewandten Systemen. Auch das bis 1998 angewandte deutsche System der VGR wies einige Abweichungen vom S. auf, die sich aus der eigenständigen Entwicklung der deutschen VGR, der notwendigen Anpassung an das ESVG und den speziellen wirtschaftlichen Gegebenheiten in der Bundesrepublik Deutschland und den Anforderungen der Benutzer der VGR in Deutschland ergeben hatten. Das SNA 1993 basiert auf der Fassung „A System of National Accounts", die 1968 von den Vereinigten Nationen veröffentlicht wurde. Es ist völlig neu und erweitert das System von 1968, insbesondere um eine komplette Vermögensrechnung. Die Grundzüge blieben aber unverändert. Die Revision durch eine internationale Expertengruppe geschah im Zeitraum 1986 bis 1993. Die Zahl der Änderungen im SNA 1993 gegenüber dem SNA von 1968 ist groß. Sie werden unter dem Stichwort „Revision des SNA (SNA 1993)" beschrieben. Literatur: United Nations, Α System of National Accounts and Supporting Tables, New York 1953; -, A System of National Accounts, New York 1968; -, System of National Accounts 1993, Brussels u.a. 1993; Europäische Kommission, Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) 1995, Brüssel, Luxemburg 1996; United Nations, Handbook of National Accounting: Use of the System of National Accounts in Economies in Transition, New York 1996; Handbook of National Accounting: A Systems Approach to National Accounts Compilation, New York 1999; Handbook of National Accounting: Handbook of Input-Output-Table Compilation and Analysis, New York 1999; Handbook of National Accounting: 394

Household Accounting Experience in Concepts and Compilation, New York 2000; Handbook of National Accounting: Integrated Environmental and Economic Accounting, New York 2000; Handbook of National Accounting: Links between Business Accounting and National Accounting, New York 2000; Norbert Hartmann System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen deutsche Bez. für —> System of National Accounts.

τ Tabakerzeugnisse => Tobacco products ist eine —» Gütergruppe. Tabakverarbeitung => Manufacture of tobacco products ist ein —> Wirtschaftsbereich. Tabakwaren —»Tobacco. Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Zigaretten, Zigarillos, Stumpen, anderen Tabak und Zigarettenpapier umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 18,4 Mrd Euro aus. Tableau Economique ist die von dem Physiokraten F. Quesnay entwickelte erste Darstellung des —» Wirtschaftskreislaufs. Hierzu werden drei (Sektoren bzw.) Klassen gebildet: Die produktive Klasse der Landwirte, die Klasse der Bodeneigentümer und die sterile Klasse der Händler und Gewerbetreibenden. Die Landwirtschaft bringt das Gesamtprodukt hervor. Sie gilt als die einzige Wohlstandsquelle. Das Produktionsergebnis wird teilweise für den Eigenverbrauch und die Bodenverbesserung im Agrarsektor verwandt. Der Rest fließt als Pachtzahlungen an die Grundeigentümer und als Zahlungen für Güter an die sterile Klasse. Der Kreislauf wird dadurch geschlossen, dass die Grundeigentümer mit ihren Einnahmen Agrar- und gewerbliche Produkte kaufen und die sterile Klasse das von ihr bezogene Einkommen zum Kauf von Agrarprodukten verwendet. Tatsächliche freiwillige Sozialbeiträge der Arbeitgeber => Voluntary employers' actual social contributions. —• Tatsächliche Sozialbeiträge.

Tatsächliche Pflichtsozialbeiträge der Arbeitgeber => Compulsory employers' actual social contributions. —• Tatsächliche Sozialbeiträge. Tatsächlicher Konsum —• Konsum. Tatsächliche Sozialbeiträge Actual social contributions werden von Privaten Haushalten an Institutionen (Sozialversicherung, Versicherungsunternehmen), die —» Soziale Leistungen gewähren, gezahlt, um Ansprüche auf diese Leistungen zu erwerben und/oder zu behalten. T. umfassen Beiträge der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer sowie der Selbständigen und Nichterwerbstätigen. Bei allen drei Gruppen unterscheidet das ESVG 1995 des Weiteren nach Pflichtbeiträgen und freiwilligen Sozialbeiträgen. Zu den Sozialbeiträgen der Selbständigen und Nichterwerbstätigen zählen —• Beiträge des Staates für Empfanger sozialer Leistungen (z.B. Zuschuss der Rentenversicherung zu den Krankenversicherungsbeiträgen der Rentner) und Eigenbeiträge dieser Personengruppe, ferner Beiträge der Selbständigen, Hausfrauen u.ä. an den Staat (Sozialversicherung) sowie an Pensionskassen, Versorgungswerke u.ä. Tatsächliche Sozialbeiträge der Arbeitgeber => Employers' actual social contributions —• Arbeitnehmerentgelt zumeist hälftiger Arbeitgeberanteil an den Sozialversicherungsbeiträgen; ausschließlich Sozialbeiträge der Arbeitgeber fallen an bei der gesetzlichen Unfallversicherung, bei geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen sowie im Falle der Nachversicherung von Zeitsoldaten und anderen Beamten in der gesetzlichen 395

Tatsächliche Sozialbeiträge für Lebensversicherungen Rentenversicherung beim Wechsel in den Angestelltenstatus. In den VGR sind die T. Bestandteil des den privaten Haushalten zufließenden —> Arbeitnehmerentgeltes sowie der von den Privaten Haushalten an Sozialschutzsysteme (Sozialversicherung, Pensionskassen u. ä.) geleisteten Sozialbeiträge. Tatsächliche Sozialbeiträge für Lebensversicherungen waren bis zur Einführung einer zusätzlichen kapitalgedeckten Altersvorsorge die Beiträge an Lebensversicherungen, die Arbeitgeber auf gesetzlicher, tarifvertraglicher oder freiwilliger Grundlage zugunsten ihrer Arbeitnehmer zum Aufbau einer Zusatzversicherung entrichteten (sog. Direktversicherung). Im Rahmen der neuen Instrumente für eine private ergänzende Altersvorsorge innerhalb eines kollektiven Sicherungssystems können auch T. der Arbeitnehmer auftreten. Technologie bezeichnet die technische Zusammensetzung von —> Vorleistungen und —> Produktionsfaktoren (z.B. Arbeit und Kapital) Produktionsprozess. Im Rahmen der —> Input-Output-Rechnung wird die T. durch die —» Inputstruktur abgebildet. Termingelder Unverbriefte Forderungen aus Einlagen bei Kreditinstituten, für die ein fester Kündigungstermin oder eine Kündigungsfrist vereinbart ist. Sie können demzufolge weder jederzeit als Zahlungsmittel verwendet werden, noch ist es möglich, sie ohne Beschränkungen oder zusätzliche Gebühren in Bargeld umzuwandeln oder auf Dritte zu übertragen. Das ESVG 1995 wählt hierfür die Bezeichnung „sonstige Einlagen". In den Abgrenzungen der deutschen Bankenstatistik schließen die Termingelder Sparbriefe, Namens- und Inhabersparschuldverschreibungen, durchlaufende Kredite 396

sowie ab 1999 Bauspareinlagen mit ein. Bis zur Übernahme der Regelungen des ESVG 1995 zählten hierzu auch Beteiligungen an Banken, die nicht als Aktiengesellschaft geführt werden; diese werden nunmehr unter den „sonstigen Anteilsrechten" ausgewiesen. Terms of Trade => Realaustauschverhältnis sind bei einem Produzenten oder Händler die Relation der Veränderung seiner Verkaufspreise zu denen seiner Einkaufspreise. Wenn die Verkaufspreise stärker steigen (oder weniger stark zurückgehen) als die Einkaufspreise, so haben sich die T. bzw. das Realaustauschverhältnis gebessert, denn er braucht mengenmäßig weniger Waren und Dienstleistungen zu verkaufen, um für den Erlös die gleiche Gütermenge einkaufen zu können wie im Vergleichsjahr (meist das Voijahr). In den VGR messen die T. der Volkswirtschaft die Entwicklung der Ausfuhrpreise in Relation zur Entwicklung der Einfuhrpreise, und zwar bezogen auf Waren und Dienstleistungen, während in der Außenhandelsstatistik die T. sich nur auf die Preise von grenzüberschreitenden Waren beziehen. Literatur: H. Lützel, Realeinkommen in den VGR, WiSta 2/1987, S. 115-122. Terms-of-Trade-Effekt => Trading gains and losses from changes in the terms of trade. Mit dem Τ. wird gemessen, um welchen Betrag sich eine Volkswirtschaft besser steht, wenn sich die T. verbessern (steigen), bzw. schlechter steht, wenn die T. sinken. Er wird berechnet, indem von dem mit einem generellen Preisindex deflationierten —• Außenbeitrag der nach der Methode der doppelten — Textiles and textile products ist eine —»Gütergruppe. Textil- und Bekleidungsgewerbe => Manufacture of textiles and textile products ist ein —»Wirtschaftsbereich. Theorie der Preisindexzahlen Definition: Indizes sind Maßzahlen für den zeitlichen (seltener für den räumlichen) Vergleich von Aggregaten durch Bezugnahme auf einen Basiswert. Der summarische Charakter unterscheidet sie von Messzahlen. Die Preismesszahl eines einzelnen Guts i (i = 1,..., n) ist das Verhältnis des aktuellen (Berichts-) Preises Pit dieser Ware zum Basispreis pj0 (also = pjpm ) und misst die Preisveränderung einer einzelnen Ware. Ein Preisindex soll bei Wahrung des Prinzips des reinen Preisvergleichs, d.h. eines Vergleichs unter sonst gleichen Umständen

(gleiche Art und Qualität der Güter usw.) die aggregierte Preisveränderung eines Bündels (z.B. „Warenkorbs") von η Waren messen oder der —• Deflationierung von Werten zu Volumen dienen. Ein direkter Preisindex P^ zur Basis 0 für die Berichtsperiode t ist (im Unterschied zu einem —» Kettenindex) eine Abbildung von zwei n-dimensionalen reellen Preisvektoren po, pt (mit den Elementen PiQ, bzw. pit) und meist auch zwei entsprechend definierten Mengenvektoren (qg und qt) (1) Pot = PCPo.Pt.qo.lt) in der Menge der positiven reellen Zahlen R + , die bestimmten formalen und inhaltlichen (ökonomischen) Kriterien genügt. Ein Mengenindex Qot entsteht meist aus Pot durch Vertauschung von Mengen und Preisen, so dass gilt Qo, = P(q0,qt,Po>Pt)· Die Definition von Gleichung (1) ist nicht anwendbar auf Kettenindizes, die Indexformel von Divisia und auf den unten dargestellten Nutzenindex. Warum Index und nicht einfach nur Verhältnis von Durchschnitten? Ein Preisniveau kann entgegen dem Eindruck, den das Wort „Niveau" erweckt, keine absolute, sondern nur eine relative Größe sein. Preissummen Dpjt oder Durchschnittspreise p t = S P i t / n (Po analog) sind abhängig von den Mengen, auf die sich die Preisnotierung bezieht. Ein Index z.B. nach der Formel von Dutot P^ = p t /po wäre danach nicht „kommensurabel", denn es gilt nicht P(Ap0, Apt, A"iqo> Α_1< η) = P(Po.Pt.qo.qt) mit A = diag(D1,D2,..., D n )und • ;> der Fall ist. FU ist ein lange Zeit völlig zu unrecht stark betontes und sehr restriktives Kriterium. Neben den Formeln von Fisher, Stuvel und Vartia (zwei Formeln) dürfte es kaum Indexfunktionen geben, die FU erfüllen. Es ist auch schwer in der Literatur Gründe genannt zu finden, wonach eine Formel über PT hinaus auch FU erfüllen sollte. Als „Vorteil" kommt wohl nur in Frage, dass der gleiche Preisindex als Inflationsmaß und als Deflator benutzt werden könnte (Es gibt jedoch viele Gründe dafür, dass hierbei ohnehin zwei verschieden konstruierte Indizes erforderlich sind, z.B. Preisindex für die Lebenshaltung und Preisindex des Inlandsprodukts). Neben der sog. „ökonomischen Indextheorie" ist FU zu einem großen Teil für den Nimbus von „Fishers Idealindex" PF verantwortlich, der auch im SNA immer wieder beschworen wird. Viel wichtiger als FU dürfte es sein, AK und SK zu fordern und es ist bezeich-

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nend, dass PF beide Forderungen nicht erfüllt. Formale (axiomatische) Indextheorie: Gegenstand der formalen Theorie war früher vorwiegend die systematische Suche (z.B. durch Mittelung von Indexformeln und/oder Wägungsschemen) nach Indexformeln, die bestimmte , .Axiome" (Tests, Proben) erfüllen. Dabei wurden auch einige „Proben" betrachtet, insbesondere solche von I. Fisher, die beim interregionalen Vergleich sinnvoll sein mögen, aber beim vor allem im Vordergrund stehenden intertemporalen Vergleich wenig motiviert sind und die meist die Widerspruchsfreiheit (Konsistenz) eines Axiomensystems zerstören, wie ζ. B.: • Zeitumkehrbarkeif. Pjo = 1/Pot, und • Transitivität (auch Verkettbarkeit, Zirkularität, „Rundprobe" [„circular test"] genannt): für beliebige, aber verschiedene Perioden, etwa für 0 < s < t (die Reihenfolge ist nicht zwingend) soll gelten (9) Pot = Pospst Die „Umkehrung" P st = Pot/Pos heißt „Umbasierung" (rein rechnerischer Wechsel der Basis). Ist aber die Umstellung von der Basis 0 auf die Basis s auch mit einer Revision der Reihenauswahl und/oder des Wägungsschemas verbunden, so spricht man von einer „Neuberechnung"). Während Messzahlen diese Forderungen stets erfüllen, werden sie von Indizes, also aggregierten Messzahlen i.d.R. nicht erfüllt. Im internationalen Vergleich ist der „(time) reversal test" als „Basislandinvarianz" durchaus motiviert, weil es meist keinen Grund gibt, ein bestimmtes Land als Basisland zu bevorzugen. Speziell hier ist auch Transitivität motiviert: direkte Vergleiche zwischen zwei Ländern Α und Β und indirekte (über ein drittes Land C) sollten konsistent sein im Sinne von ΡAB = PACPCB, da sonst keine Eindimensionalität der Paritäten gegeben ist (Transitivität ist ja die Eigenschaft der

Theorie der Preis Indexzahlen Ordnungsrelation). Ist ein Index verkettbar, dann gilt auch die Zeitumkehrbarkeit, nicht aber umgekehrt, was man leicht mit Fishers Idealindex P F verifiziert. Gleichung (9) gilt auch als theoretische Basis von Kettenindizes. Aber es ist ein verbreiteter Irrtum zu glauben, diese Art Indizes seien „verkettbar". Axiomensystem von Eichhorn und Voeller, Addititvität (Linearität): Dieses System besteht aus fünf Axiomen, die in sich widerspruchsfrei und nicht redundant (unabhängig) sind: 1. (strenge) Monotonie (siehe unten) 2. (Preis-) Dimensionality P(Gp 0 ,npt) = P(Po>Pt) 3. Kommensurabilität (siehe oben) 4. Identität P(Po,Pt) = 1 wenn pt = p 0 5. Lineare Homogenität P(pQ,üpt) = •P(p 0) pt) • • R + . Aus den Axiome 4 und 5 folgt Proportionalität P(p0,pt) = Ρ(Ρο,μΡ0) = l·1 ( w e n n sich alle Preise einheitlich ver^-fachen, dann sollte der Index den Wert μ annehmen) und hieraus zusammen mit 1, dass der Preisindex (P) die Eigenschaften eines Mittelwerts von Preismesszahlen hat. In einem weniger anspruchvollen Axiomensystem von nur vier statt sechs Axiomen haben Eichhorn und Voeller statt 4 und 5 Proportionalität gefordert. Dimensionalität macht Ρ unabhängig von der Währungseinheit (was für Preisindizes im interregionalen Vergleich -sog „Paritäten"- nicht gilt), so wie Kommensurabilität Ρ unabhängig von der Mengeneinheit der Preisnotierung macht. Identität bedeutet: Wenn sich kein Preis ändert, dann sollte auch der Preisindex keine Änderung anzeigen Pot = P(Pt,Po) = U wenn fur alle i gilt p it = p i0 , also für die Vekktoren p t = po- Eine Art Umkehrung hiervon ist die (schwache) ,.Monotonie"·, ändert sich ceteris paribus (isoliert) auch nur ein Preis, dann sollte der Index Φ 1 sein. Strenge Monotonie in den Preisen der Berichtsperiode bedeutet wenn ρ^,* • p t (das bedeutet p;t,* > pjt

für alle i und p,t>* > p;t für mindestens eine Ware i) dann soll gelten P(P0.Pt.*)>P(P0.Pt) (Monotonie in den Basispreisen ist analog definiert). Damit ist nicht gesagt, um wie viel der Index steigen, bzw. P(po,Pt,* ) größer als P(P0,Pt) s e i n sollte. Für solche Betrachtungen (Ausmaß statt „nur" Richtung der Preisänderung) sind Axiome wie Proportionalität, lineare Homogenität oder auch Linearität (Additivität) relevant. Man kann letztere als spezieller Form der Monotonie ansehen. Danach soll gelten (10)Ρ(ρ 0 ,ρ;) = Ρ(ρ 0 ,ρ,) + Ρ(ρ 0 ,Δρ;) wenn p| = ρ, + Δρ*. Der Index ist dann linear in den Preisen pjt (auf die entsprechende Formulierung in den Preisen pw wird hier verzichtet). Es ist gezeigt worden, dass Gleichung (10) gleichbedeutend ist damit, dass P(P0>Pt) darstellbar ist als Quotient von Skalarprodukten (10a) P 0 t = » , P t / b , P 0 , wie ζ. B. die Preisindizes von Laspeyres (P^: a = b = q 0 ) und Paasche (a = b = q t ). Lineare Indizes sind auch aggregativ konsistent (AK). Die Umkehrung gilt nicht. Das mit Wß gewogene quadratische Mittel der Preismesszahlen jt|)t ist z.B. nichtlinear, erfüllt aber AK. Sind Pi, ..., Ρ^ Preisindizes, die alle Axiome von Eichhorn und Voeller erfüllen, dann sind bestimmte Funktionen (z.B. ein Mittel) dieser Indizes auch wieder Preisindizes, die selbst wieder alle Axiome erfüllen. Bewertungskriterien für Indexformeln, die üblicherweise nicht zu den Axiomen gehören, sind ζ. B. inhaltliche (ökonomische) Interpretierbarkeit, Berücksichtigung ökonomischer Abhängigkeiten zwischen Preisen, Mengen und Einkommen, Aspekte der praktischen Durchführbarkeit der Indexberechnung oder Verständlichkeit der Indexaussage.

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Theorie der Preisindexzahlen Die ökonomische Theorie der Indexzahlen, Nutzenindex: Die Theorie des „true cost of living index" (COLI) oder „Nutzenindex" (constant utility index) Pix leistet die genannte Berücksichtigung ökonomischer Abhängigkeiten nur bedingt und ist für praktische Zwecke nur sehr begrenzt brauchbar, weil sie mit dem rein theoretischen Konstrukt des „Nutzens" arbeitet. ist das Verhältnis der bei verschiedenen Preisen für den gleichen Nutzen U (nicht fur die gleichen Mengen) erforderlichen minimalen (fiktive, nicht tatsächlich beobachtete) Ausgaben R: (11) Po1i(Uo) = R ( u 0 ) p t ) / R ( u 0 , p o ) . Es ist i.d.R. davon auszugehen, dass das Nutzenniveau eine Rolle spielt, also Po?(U 0 )*Po?(U t ). Ein Ausgabenvergleich auf der Basis des Nutzens Ut statt UQ wird also i.d.R. nicht zum gleichen Ergebnis fuhren. Beim Vergleich verschiedener Nutzenniveaus gilt im Normalfall p P

o t < p o i ( u t ) und P£(U 0 )

Transactions sind wirtschaftliche Stromgrößen, bei denen es sich entweder um eine einvernehmlich erfolgende Interaktion zwischen institutionellen Einheiten oder um einen Vorgang innerhalb einer institutionellen Einheit handelt, der sinnvollerweise als T. behandelt wird und der die Einheit in zwei verschiedenen Eigenschaften tangiert. Es werden vier Hauptgruppen von T. unterschieden: —> Gütertransaktionen, —• Verteilungstransaktionen, —• Finanzielle Transaktionen und —* Sonstige Transaktionen. Zur weiteren Charakterisierung der T. werden neben —• Interaktionen und —* Transaktionen innerhalb von Einheiten 408

folgende Merkmale herausgearbeitet: —> Monetäre und Nichtmonetäre Transaktionen, je nachdem, ob sie mit Zahlungen verbunden sind; —• Transaktionen mit (z.B. Kauf) und ohne Gegenleistung (z.B. Steuern); —• Abgewandelte Transaktionen, die anders dargestellt werden, als sie zu beobachten sind. Für die Erfassung und Zuordnung der T. in den VGR ist es prinzipiell unerheblich, ob sie legal oder illegal, offen oder versteckt, regelmäßig oder einmalig ausgeübt werden, wie die jeweiligen rechtlichen und institutionellen Regelungen sind oder ob sie am —» Markt (Markttransaktionen) oder außerhalb des Marktes stattfinden. Es kommt allein auf den ökonomischen Gehalt und die vorgesehene Regelung im System der VGR (international im SNA und ESVG) an. Die T. stellen den wesentlichen Teil der in den VGR ausgewiesenen Stromgrößen dar. Zu diesen gehören außerdem wichtige als Rest oder Saldo errechnete Größen, wie die Wertschöpfung, das entstandene Einkommen, das verfugbare Einkommen, das Sparen, der Finanzierungssaldo oder die Vorratsveränderung. Außerdem unterscheidet das —* ESVG noch —* Sonstige Ströme, wie preisbedingte Wertänderungen am Vermögen, sonstige Vermögensverluste (als Folgen von Katastrophen und Kriegen) oder Vermögenszuwächse durch die Erschließung neuer Rohstoffvorkommen. Neben zeitraumbezogenen Stromgrößen sind auch zeitpunktbezogene Bestandsgrößen Darstellungsgegenstand der VGR. Das sind in erster Linie Angaben über das Sach- und Geldvermögen, über die Verbindlichkeiten, aber auch über die Bevölkerung und die Erwerbstätigen. Letztere werden auch als Jahresdurchschnittswerte ausgewiesen, um sie mit den Stromgrößen kombinieren zu können, so zur Berechnung des Pro-KopfEinkommens, der Arbeitsproduktivität oder der Kapitalintensität.

Transithandel Transaktionen der Volkswirtschaft mit der übrigen Welt => External transactions sind Transaktionen, die gebietsansässige Einheiten mit gebietsfremden Einheiten, also Einheiten anderer Volkswirtschaften fuhren. Diese T. werden im Konto der übrigen Welt nachgewiesen. Innerhalb des ESVG spielt die übrige Welt daher eine ähnliche Rolle wie die institutionellen Sektoren. Allerdings werden gebietsfremde Einheiten nur dann einbezogen, wenn sie Transaktionen mit gebietsansässigen institutionellen Einheiten vornehmen. Transaktionen innerhalb von Einheiten => Intra-unit transactions. Im ESVG werden auch bestimmte Vorgänge innerhalb von institutionellen Einheiten den —» Transaktionen zugeordnet. Dies soll einer aussagekräftigeren Beschreibung der Produktion, der Letzten Verwendung und der Kosten dienen. Beispiele: institutionelle Einheiten konsumieren selbst als Endverbraucher die von ihnen als Produzenten produzierten Güter; Abschreibungen. Transaktionen und sonstige Ströme => Classification of transactions and other flows stellen wichtige in den VGR dargestellte Stromgrößen dar, zu denen außerdem die Kontensalden gehören. Transaktionen, sonstige Stromgrößen, Bestandsgrößen und Kontensalden => Transactions, other flows, stocks and balancing items stellen zusammen mit den wirtschaftlichen Einheiten (Transaktoren) die Bausteine des ESVG dar. Transfereinkommen sind Einkommen, die ohne spezielle Gegenleistung empfangen oder gezahlt werden. Zu den empfangenen T. zählen beim

Staat im Wesentlichen die Einkommenund Vermögensteuer (nicht die den —• Primäreinkommen zugeordneten Produktions- und Importabgaben) sowie die Sozialbeiträge, bei den Unternehmen die Subventionen und bei den Privaten Haushalten —> soziale Leistungen wie Renten, Pensionen, Unterstützungen, Beihilfen, außerdem Schadenversicherungsleistungen. Die T. werden als —> Laufende Transfers im Rahmen der Einkommensumverteilung bei den zahlenden und empfangenden Sektoren nachgewiesen, um das —• Verfügbare Einkommen zu errechnen. Nicht zu den T. zählen die —> Erwerbsund Vermögenseinkommen, da sie ein Entgelt für Arbeitsleistungen oder die Kapitalnutzung sind, sowie die Vermögenstransfers. Transfers sind tatsächliche und bestimmte unterstellte Zahlungen und Einnahmen der Sektoren, die ohne spezielle Gegenleistung an andere Sektoren geleistet oder von diesen empfangen werden. Unterschieden werden —> laufende Transfers und —> Vermögenstransfers. Laufende Transfers dienen der Umverteilung der Einkommen, Vermögenstransfers der Umverteilung der Ersparnis oder des Vermögens. Zu den laufenden Transfers zählen nach dem —• Ausgabenkonzept Steuern, Sozialbeiträge, Subventionen, monetäre Sozialleistungen, sonstige laufende Transfers, nach dem —• Verbrauchskonzept zusätzlich auch die sozialen Sachtransfers. Zu den Vermögenstransfers rechnen die vermögenswirksamen Steuern, Investitionszuschüsse sowie sonstige Vermögenstransfers. Transith andel => Merchanting. Im T. kaufen Inländer Waren, die sich im Ausland befinden, von einem Ausländer und verkaufen sie weiter an einen ande409

Transportleistungen ren Ausländer. Die Waren werden also nicht in das Wirtschaftsgebiet eingeführt. In der Regel ist dies ein Geschäft darauf spezialisierter Unternehmen. Der Saldo aus diesen Käufen und Verkäufen wird als separate Position in der —> Dienstleistungsbilanz erfasst. In den VGR wird entsprechend verfahren. Transportleistungen sind ein Bestandteil der —• Dienstleistungsbilanz. Sie umfassen Frachten, andere distributive Leistungen, Personenbeförderung, Charterung von Fahrzeugen sowie Hafendienste. Wie in der —» Handelsbilanz wird auch bei den Frachten eine „cif' - und eine „fob"- Version ermittelt. In der „ c i f - Version bilden die Einfuhrfrachten noch einen Bestandteil des Warenhandels; soweit deutsche Transporteure beteiligt sind, erfolgt eine entsprechende Gegenbuchung im Transportkonto. In der „fob"-Version werden dagegen alle Frachten aus dem Warenhandel eliminiert; der auf ausländische Transporteure entfallende Teil wird in das Transportkonto umgebucht. Frachtkosten werden nachgewiesen für die Seeschifffahrt, den Luftverkehr, den Transport mit Lastkraftwagen und Binnenschiffen sowie über Rohrleitungen. Die Frachtausgaben der Einfuhrer und die Einnahmen der inländischen Transportunternehmen lassen sich ζ. T. nur auf dem Schätzwege ermitteln. Die Ursache dafür liegt vor allem in den zahlreichen indirekten Zahlungen (bei cif-Kontrakten schließt der Preis die Transportkosten mit ein) und in der Einschaltung von Spediteuren begründet. Schätzungen werden vor allem für die See- und Luftfrachtausgaben sowie für die Einnahmen und Ausgaben bei den Lastkraftwagen- und Binnenschiffsfrachten vorgenommen. Im Zusammenhang mit der Einführung der Intrahandelsstatistik 1993 und den daran anknüpfenden Änderungen in der Extrahandelsstatistik sind die detaillierten An410

gaben, die zur Schätzung der T. herangezogen worden sind, nicht mehr verfügbar. Aus diesem Grunde werden die für 1992 in der Kombination von Verkehrszweig und Land ermittelten Transportraten bisher unverändert fortgeschrieben. Ein neues Schätzverfahren wird derzeit auf europäischer Ebene entwickelt. Alle übrigen T. werden über die Statistik des Auslandszahlungsverkehrs (—• Zahlungsbilanz) ermittelt. Triangulation —* Input-Output-Analyse.

ü

Überlebensfunktion wird bei der Berechnung des —* Anlagevermögens und des Gebrauchsvermögens privater Haushalte mit der —• Kumulationsmethode verwendet. Sie gibt an, welcher Anteil der —• Zugänge eines Jahres sich in den auf das Zugangsjahr folgenden Jahren noch im Bestand befindet bzw. ein bestimmtes Alter „überlebt". Güter mit einer durchschnittlichen —• Nutzungsdauer von 10 bzw. 20 Jahren und einer —> Abgangsverteilung in Form der Dichtefunktion der Gammaverteilung mit den Parametern aio = 0,9 bzw. &2o = 0,45 und ρ = 9 besitzen folgende Ü.: Überlebensfiinktion fiir Güter mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 10 bzw. 20 Jahren

Beispielsweise befinden sich von den Gütern mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 10 Jahren noch 8%, von denen mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 20 Jahren noch 78% nach 15 Jahren im Bestand. Überleitungsverfahren bezeichnet eine Methode, um aus den statistischen Angaben in —> Basistabellen symmetrische —> Input-Output-Tabellen zu schätzen. Die Basistabellen sind spaltenweise nach —• Wirtschaftsbereichen und zeilenweise nach —> Gütergruppen

gegliedert, während die ΙΟ-Tabellen in den Spalten und Zeilen identisch nach einheitlichen Kriterien gegliedert sind. Das Problem der Berechnung rein gütermäßig gegliederter IO-Tabellen (—» Produktionsverflechtungstabellen) liegt darin, dass die Inputdaten der fiktiven —> homogenen Produktionseinheiten, die jeweils nur eine Art von Gütern produzieren, statistisch nicht erhoben werden können, da die Unternehmen i.d.R. mehrere Arten von Gütern produzieren, ohne die Kosten auf die einzelnen Erzeugnisse aufteilen zu können. Für die Produktionsverflechtungstabellen müssen —* Produktionsbereiche gebildet werden, die jeweils ausschließlich - jedoch vollständig - die Erzeugnisse einer Gütergruppe herstellen. Aus der bekannten durchschnittlichen —*· Inputstruktur der Unternehmen, die sich auf deren Haupt- und die Nebentätigkeiten erstreckt, müssen Inputstrukturen geschätzt werden, die jeweils nur fiir die Haupttätigkeiten gelten. Im Überleitungsverfahren sind zwei Annahmen üblich, wie die in Haupt- bzw. in Nebentätigkeit erzeugten Güter produziert werden, nämlich mit der —* Gütertechnologie oder der —• Unternehmenstechnologie (im ESVG 1995 auch Wirtschaftsbereichstechnologie genannt). Die erste Annahme besagt, dass gleiche Güter, unabhängig davon, wo sie produziert werden, mit dem gleichen Verfahren (Inputstruktur) hergestellt werden. Nach der zweiten Annahme gilt fur alle Güter, die in einem Unternehmen hergestellt werden, die durchschnittliche Inputstruktur dieses Unternehmens. Das StBA arbeitet in seinem Ü. mit der Gütertechnologieannahme. Ausgangsdaten für die Überleitung sind die —• Aufkommens- und die —> Verwendungstabelle. Die Aufkommenstabelle zeigt, welche Erzeugnisse zu welchen Produktionsbereichen umgesetzt 411

Überschuldung werden müssen. Mit Hilfe der Verwendungstabelle werden die zunächst unbekannten Inputstrukturen der neu gebildeten Produktionsbereiche unter der Gütertechnologieannahme geschätzt. Das läuft für jede Inputart auf die Lösung eines Gleichungssystems hinaus, das so viele Unbekannte hat, wie Produktionsbereiche unterschieden werden. Vor der Anwendung dieses mathematischen Verfahrens sind Modifizierungen der Daten in den Basistabellen notwendig. Wichtig ist die Einbeziehung firmeninterner Lieferungen zwischen verschiedenen homogenen Produktionseinheiten eines Unternehmens. Auch für die nach liefernden und empfangenden Wirtschaftsbereichen gegliederten —> Marktverflechtungstabellen stellt sich das Übergangsproblem, jedoch in anderer Richtung. Hier muss von den vorliegenden Inputdaten nach Gütergruppen auf die liefernden Wirtschaftsbereiche geschlossen werden. Gleiche Erzeugnisse können jeweils von verschiedenen Wirtschaftsbereichen bezogen werden, wie der Aufkommenstabelle entnommen werden kann. Literatur: C. Stahmer, Verbindung von Ergebnissen der herkömmlichen Sozialproduktsberechnung und der 10Rechnung: Überleitungsmodell des StBA, AStA 63(1979), S. 340-385. Peter Bleses Überschuldung Finanzieller Status, bei dem die Verpflichtungen eines Wirtschaftssubjekts sein Gesamtvermögen aus Geld- und Sachwerten übersteigen. Das —• Reinvermögen ist dann negativ. Die finanziellen Schwierigkeiten eines Kreditnehmers können freilich schon viel früher einsetzen, wenn er bei noch positivem Reinvermögen seine Schulden nicht mehr bedienen kann. In diesem Fall bindet man die Überschuldungsproblematik an das Kriterium der Illiquidität, die zu einer ökonomischen Destabilisierung des 412

Schuldners fuhrt. Überschussquote Anteil des positiven staatlichen —• Finanzierungssaldos am —> BIP. Übertragungen —* Transfers. Begriff aus den früheren VGR, der allerdings von der BBk weiter in der —• Zahlungsbilanz verwendet wird. Danach stellen Ü. die Gegenbuchungen zu allen Transaktionen dar, bei denen Werte unentgeltlich, d. h. ohne eine ökonomische Gegenleistung zur Verfügung gestellt werden. Während in der Mehrzahl aller Tranksaktionen in der ZahlungsB einem ausgehenden Leistungsstrom ein ebenso großer eingehender Zahlungsstrom (und umgekehrt) entspricht, gibt es eine Reihe von Fällen, in denen Waren, Dienstleistungen, Einkommen oder finanzielle Aktiva unentgeltlich übertragen werden. Diese Transaktionen schlagen sich zunächst einseitig in der ZahlungsB nieder. Sie werden gegengebucht bei den Ü. Während die Übertragungsbilanz in der Vergangenheit eine eigene Teilbilanz der —> · Leistungsbilanz war, ist in der 5. Auflage des —• Balance of Payments Manuals in Angleichung an die Konzepte der VGR eine Aufteilung in —> Laufende Übertragungen und —• Vermögensübertragungen vorgenommen worden. Nur die Laufenden Übertragungen bilden einen Bestandteil der Leistungsbilanz. Übertragungseinkommen —»Transfereinkommen. Übrige laufende Transfers => Miscellaneous current transfers umfassen als Teil der —> Sonstigen laufenden Transfers —> Laufende Transfers an private Organisationen ο. E., —• Laufende Transfers zwischen privaten Haushalten, —> Geldstrafen und gebührenpflichtige Verwarnungen, —> Lotterien

Umweltökonomische Gesamtrechnungen und Spiel, —» Entschädigungszahlungen, —> Zahlungen im Rahmen der auf dem BSP basierenden vierten Eigenmittelquelle und Sonstiges. Quantitativ bedeutsam sind vor allem Heimatüberweisungen und Unterstützungszahlungen Privater Haushalte an die übrige Welt einschließlich Leistungen im Rahmen privater Entwicklungshilfe, die BSP-Eigenmittel des Staates an die EU sowie unterstellte Einkommenstransfers fur unentgeltliche Exporte und Importe von Unternehmen. Unter Ü. werden auch Reisestipendien verbucht. Übrige Welt => Rest of the world. Als Ü. wird in den VGR das bezeichnet, was gemeinhin mit Ausland oder Ausländer beschrieben wird. Die staatsrechtlichen Begriffe können auf die VGR nicht übertragen werden, da es bei der Definition des —• Wirtschaftsgebiets und der —• Volkswirtschaft Besonderheiten gibt, die den ökonomischen Anforderungen und den internationalen Empfehlungen Rechnung tragen. So zählte die ehemalige DDR zur Ü., nicht jedoch zum Ausland, und bei —• regionalen VGR zählt das Wirtschaftsgebiet außerhalb der Region (z.B. ein Bundesland oder ein Regierungsbezirk), fur die VGR aufgestellt werden, zur Ü. Im —* Kontensystem der VGR stellt die Ü. einen Quasi-Sektor (S.l) dar, für den in —• Außenkonten alle Transaktionen zwischen inländischen Wirtschaftseinheiten und den Wirtschaftseinheiten in der Ü. dargestellt werden. Das ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt der tatsächlichen Transaktionen in der Ü., denn diejenigen, bei denen die inländische Volkswirtschaft nicht berührt werden, werden nicht erfasst. Für die Darstellung der Vorgänge mit der Ü. ist von Bedeutung, ob das Inländer- oder das —• Inlandskonzept zugrunde

gelegt wird. Die wichtigste statistische Quelle ist die —* Zahlungsbilanz. Der Sektor Ü. gliedert sich in Europäische Union (EU) - unterschieden nach Mitgliedstaaten der EU und Institutionen der EU - sowie Dritdänder und internationale Organisationen. Umbewertung —> Reinvermögensänderung. Umbewertungskonto => Revaluation account. —* Kontensystem der VGR. Umlage an die EG für Kohle und Stahl (EGKS-Umlage) —• Steuern. Umleitungen —• Rerouting. Umsatzmethode wird in der Regel zur Ermittlung des Produktionswertes bei den (nichtfinanziellen) Marktproduzenten angewandt, in dem zum Umsatz (Erlös aus dem Verkauf eigener Erzeugnisse und Handelsware) die Vorratszunahme an eigenen Erzeugnissen und der Wert selbsterstellter Anlagen hinzugezählt wird. Umsatzsteuer —»Steuern, Gütersteuern. Umverteilung —»Einkommensumverteilung. Umweltkapitalstock —• Anlagevermögen fur Umweltschutz. Umweltökonomische Gesamtrechnungen In den U. werden verschiedene Arbeiten des StBA in der Umweltstatistik und den VGR in Form von Umwelt-Satellitensystemen zusammengefasst und koordiniert weitergeführt. Die U. bilden die deutsche 413

Umweltökonomische Gesamtrechnungen Umsetzung der „Integrierten Volkswirtschaftlichen und Umweltgesamtrechnung" der Vereinten Nationen (SEEA) vor dem Hintergrund nationaler Prioritäten bei der Auswahl der Schwerpunkte. Ein erster Ansatz des SEEA wurde vom Statistischen Amt der Vereinten Nationen 1993 veröffentlicht, um die internationalen Arbeiten auf dem Gebiet der U. zu unterstützen. Derzeit wird das SEEA vor dem Hintergrund der seitdem in vielen Ländern gemachten Erfahrungen überarbeitet. Dabei wird insbesondere der Darstellung von Umweltnutzungen und Naturvermögen in physischen Einheiten noch stärkeres Gewicht als in der Fassung von 1993 zukommen, während die Möglichkeiten der monetären Bewertung im Umweltbereich vor dem Hintergrund der Erfahrungen stärker problematisiert werden. Die deutschen U. orientieren sich am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung mit dem Ziel einer gesamtrechnerischen Darstellung der Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaft und Umwelt. Dabei wird neben konzeptionellen Aspekten hinsichtlich der Ausformulierung des Systemsgedankens der Berichterstattung auch pragmatischen Aspekten Rechnungen getragen, indem die empirische Bereitstellung der Datengrundlagen, ihre Aggregation und Verknüpfung mit dem dafür notwendigen Methodenpluralismus organisiert werden. Insofern reichen die U. über den traditionellen Darstellungsbereich von Umwelt-Satellitensystemen im Rahmen der VGR hinaus. Die bisher gemachten Erfahrungen zeigen, dass die vielfältigen und komplexen Beziehungen zwischen Wirtschaft und Umwelt nicht in ein einfaches und eindimensionales Rechensystem passen, etwa nur in monetären Werten. Um bei der Aufbereitung und Präsentation von Umweltinformationen dennoch nicht bei einer unsystematischen und beliebigen Sammlung von Einzeldaten stehen zu 414

bleiben, werden in den U. fünf Themenbereiche unterschieden, die in sich methodisch geschlossen sind und gleichzeitig soweit wie möglich statistisch verknüpft werden und damit wieder zusammengenommen ein Gesamtbild ergeben: (1) Material- und Energieflüsse: In diesem Bereich werden Ressourcenentnahme aus der Natur, Material- und Energieströme in der Ökonomie sowie Rest- und Schadstoffabgaben an die Natur in physischen Einheiten dargestellt. Vollständige physische —• Input-OutputTabellen (in Tonnen), ein gesamtwirtschaftliches Materialkonto, Ressourcenbilanzen sowie die detaillierte Darstellung einzelner Energie- oder Materialströme (ζ. B. Luftemissionen, Wasserentnahmen und -abgabe, Abfall) in der Gliederung nach Wirtschafts- bzw. Produktionsbereichen kennzeichnen die Arbeiten in diesem Bereich. (2) Nutzung von Fläche und Raum: Neben allgemeinen Informationen zur Flächennutzung liegen erste Ergebnisse zu einer Bodengesamtrechnung vor, die den Zusammenhang zwischen wirtschaftlichen Produktions- und Konsumaktivitäten und der Bodennutzung aufzeigt. (3) Umweltzustand als Bilanz des —» Naturvermögens: In diesem Bereich wird insbesondere das Vorkommen und die Qualität von Ökosystemen als national wichtiger Teil der Bestandsrechnung dargestellt. (4) Tatsächliche —> Umweltschutzausgaben und —> Anlagevermögen für Umweltschutz: Bei diesem Themenbereich handelt es sich um eine umweltbezogene Disaggregation der im Kernsystem der VGR enthaltenen monetären Informationen zu Umweltschutzmaßnahmen bzw. umweltbezogenen Transaktionen (ζ. B. Umweltsteuern). (5) Hypothetische Vermeidungskosten: Die Schätzung von hypothetischen technischen Vermeidungskosten für zusätzliche präventive Maßnahmen unter-

Unfertige Erzeugnisse stützt als Input fur ökonometrische Modelle die Abwägung und Entscheidung zwischen unterschiedlichen Standards (politischen Zielgrößen) für einzelne Umweltbelastungsfaktoren. Die U. umfassen verschiedene methodische Ansätze zur Beschaffung und Auswertung der erforderlichen Datengrundlagen: Ankopplungen an Input-OutputRechnungen bzw. an die Entstehungsrechnung bei der Darstellung der Material· und Energieflüsse, der Bodennutzung und der Umweltschutzaktivitäten stehen neben Geo-Informationssystemen und Indikatorenansätzen bei der Darstellung des Naturvermögens in physischen Einheiten. Insofern verfolgen die deutschen UGR ein pluralistisches Konzept, um der spezifischen Problematik verschiedener Aspekte einer Einbeziehung der Natur in volkswirtschaftliche Bilanzen gerecht zu werden. Einzelne Themenbereiche sind bereits in einem entwickelten Stadium und liefern regelmäßig veröffentlichte Ergebnisse (insbesondere Material- und Energieflüsse und Umweltschutzausgaben). Andere, wie der Bereich Umweltzustand, sind dagegen eher in der Übergangsphase von der Forschung zur Implementierung. Selbst in der letzten Ausbaustufe erscheint eine statistische Verdichtung zu einem einzigen monetären Indikator, einem —» Ökoinlandsprodukt, weder sinnvoll noch machbar. Die U. sind als eine Ergänzung der —• VGR zu verstehen, wobei die Konzepte der U. vollständig mit denen der —» VGR kompatibel bzw. abgestimmt sind. Dies ermöglicht, beispielsweise im Rahmen von Modellanwendungen, detaillierte Analysen zum Zusammenhang von Wirtschaft und Umwelt auf der Makro- und Mesoebene. Literatur: W. Radermacher/C. Stahmer, Vom Umwelt-Satellitensystem zur Umweltökonomischen Gesamtrechnung: Umweltbezogene Gesamtrechnungen in Deutschland, Zeitschrift fur angewandte

Umweltforschung, H. 4/1994 und 1/1995; K. Schoer, Umweltökonomische Gesamtrechnungen, Gesamtkonzeption und Ergebnisse, in: AStA 84, 2000, S. 191ff.; Dritte Stellungnahme des Beirats „Umweltökonomische Gesamtrechnungen" beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu den Umsetzungskonzepten des StBA, Wiesbaden 1998. Dieter Schäfer Umwelt-Satellitensysteme stellen eines der vom SNA 1993 vorgeschlagenen —* Satellitensysteme dar. In Deutschland wird eine —• Umweltökonomische Gesamtrechnung erstellt. Umweltschutz —* Ausgaben des Staates nach der —» COFOG-Systematik. Umweltvermögen —• Naturvermögen. Unbereinigte Wertschöpfung => Value added, unadjusted ist die (Brutto-) —> Wertschöpfung der Wirtschaftsbereiche vor dem Abzug der —> unterstellten Bankgebühr. Diese Bankdienstleistungen werden derzeit aus statistischen Gründen nur global als gesamtwirtschaftlicher Vorleistungsverbrauch von der Summer der Wertschöpfung aller Bereiche abgezogen, sodass für die einzelnen Wirtschaftsbereiche nur die U. ausgewiesen werden kann. Unfertige Erzeugnisse => Work in progress sind noch nicht fertiggestellte Waren, angefangene Arbeiten und lebende Tierund Pflanzenvorräte, die üblicherweise nicht in diesem Zustand an Dritte geliefert werden, sondern später von den Produzenten weiter bearbeitet bzw. aufgezogen werden. Nicht dazu zählen angefangene Bauten, die einen Käufer gefunden 415

Untergrundwirtschaft haben bzw. die für die Eigennutzung errichtet werden. Unterschieden werden lebende Tier- und Pflanzenvorräte sowie sonstige Halbfertigerzeugnisse. U. rechnen zu den —• Vorräten. Untergrundwirtschaft Die U. kann als deijenige Teil der —* Schattenwirtschaft definiert werden, der innerhalb der von SNA 1993 und ESVG 1995 definierten Produktionsgrenze liegt und in die VGR einzubeziehen ist. Der Begriff U. wird aber ähnlich dem Begriff „Schattenwirtschaft" weder national noch international einheitlich abgegrenzt, sondern synonym oder überlappend mit den Begriffen Schattenwirtschaft, Schwarzarbeit oder informeller Sektor verwendet. Unterhaltsgeld —• Monetäre Sozialleistung. Unternehmen => Enterprises im Sinne des ESVG sind institutionell abgegrenzte Marktproduzenten, d.h. Einheiten, die über ein vollständiges Rechnungswesen verfügen, selbständig wirtschaftliche (unternehmerische) Entscheidungen treffen und ihre Kosten mindestens zur Hälfte aus Verkaufserlösen decken. Dazu zählen nichtfinanzielle und finanzielle Kapitalgesellschaften wie Produktionsunternehmen aller Wirtschaftszweige, Kreditinstitute, Versicherungsgesellschaften und Unternehmen des Kredit- und Versicherungshilfsgewerbes, Quasi-Kapitalgesellschaften in Form von Personengesellschaften (OHG, KG u.a.) oder wirtschaftlich verselbständigte, aber nicht voll rechtsfähige Eigenbetriebe des Staates wie auch Einzelunternehmer (selbständige Landwirte, Handwerker, Einzelhändler) und Selbständige. Im Gegensatz zu den früheren deutschen VGR kennt das ESVG 1995 keinen einheitlichen Unternehmenssektor. Für die nichfinanziellen und die finanziellen Kapitel416

gesellschaften sind eigene Sektoren vorgesehen. Einzelunternehmen, die nicht Kapital- oder Quasi-Kapitalgesellschaften sind, gehören zum Sektor der privaten Haushalte, d.h. ein Unternehmerhaushalt wird mit all seinen Funktionen wie Produktion, Konsumtion, Investition und Finanzierung als ein institutionelle Einheit angesehen. Unternehmensbezogene Dienstleistungen => Other business services stellen eine —> Gütergruppe dar. Unternehmensdienstleister ist ein —»Wirtschaftsbereich. Unternehmenseinkommen ergeben sich gesamtwirtschaftlich betrachtet durch Abzug des Arbeitnehmerentgeltes sowie der Vermögenseinkommen (des Staates, der Privaten Haushalte und der Privaten Organisationen o.E.) vom Volkseinkommen. Additiv lassen sich die U. aus der Sektorenrechnung ermitteln, indem die unverteilten Gewinne der Kapitalgesellschaften (—• Primäreinkommen) mit den Unternehmensgewinnen der privaten Haushalte, des Staates und der privaten Organisationen zusammengefasst werden. Die Gewinne der beiden letztgenannten Sektoren sind identisch mit deren Betriebsüberschuss aus Marktproduktion. Bei den Privaten Haushalten setzen sich die Unternehmensgewinne aus den Selbständigeneinkommen bzw. dem Betriebsüberschuss aus Wohnungsvermietung und -eigennutzung zuzüglich betriebsbedingter Vermögenseinkommen (z.B. Zinsen aus kurzfristigen Anlagen von Betriebsmitteln) und abzüglich betriebsbedingter Zinsen einschließlich Zinsen auf Wohnbaudarlehen zusammen. Unternehmensgewinne => Entrepreneurial income

Unternehmens- und Vermögenseinkommen sind die (im Inland entstandenen) —• Betriebsüberschüsse zuzüglich der empfangenen —• Vermögenseinkommen (Zinsen, Ausschüttungen, reinvestierte Gewinne, Vermögenseinkommen aus Versicherungsverträgen sowie Pachteinkommen) abzüglich der geleisteten Vermögenseinkommen, jedoch ohne geleistete Ausschüttungen und Gewinnentnahmen. Die Nettowertschöpfung zu Herstellungspreisen der Kapitalgesellschaften in der Entstehungsrechnung der VGR wird daher folgendermaßen aufgeschlüsselt: Unternehmensgewinne der Kapitalgesellschaften 1995 in Mrd Euro Nettowertschöpfung zu Herst.pr. 881,2 - Arbeitnehmerentgelte 693,0 - Sonstige Produktionsabgaben 26,7 + Sonstige Subventionen 27,1 = Betriebsüberschuss + Empf. Vermögensveim.eink. - gel. Vermögenseink. (ohne Ausschüttgn., Gewinnentn.)

198,8 284,7 269,8

= Unternehmensgewinne

213,8

Die entsprechenden Angaben für den Staat bzw. die privaten Haushalte und privaten Organisationen o.E. sind bei einer Nettowertschöpfimg von 158,7 bzw. 368,4 Mrd Euro und einem Betriebsüberschuss/Selbständigeneinkommen von -1,3 bzw. 223,5 Mrd Euro Untemehmensgewinne in Höhe von -1,3 bzw. 164,3 Mrd Euro. Bei diesen beiden Sektoren werden U. nur hinsichtlich ihrer marktbestimmten Tätigkeiten nachgewiesen. Die in den VGR ausgewiesenen U. entsprechen konzeptionell in etwa den Bilanzgewinnen in den Jahresabschlüssen der Unternehmen, weichen von diesen aber ab, weil —> Scheingewinne/-verluste eliminiert und außerordentliche Erträge bzw. Verluste nicht berücksichtigt werden.

Unternehmensgewinnkonto => Entrepreneurial income account. —»Kontensystem der VGR. Unternehmenstechnologieannahme => Wirtschaftsbereichstechnologieannahme besagt, dass verschiedenartige Güter, die im gleichen Unternehmen oder Wirtschaftsbereich produziert werden, stets mit der gleichen —» Technologie, sprich mit der gleichen —» Inputstruktur produziert werden. Die Unternehmenstechnologieannahme steht i. Ggs. zur —» Gütertechnologieannahme. Derartige Annahmen sind notwendig, um aus den —• Basistabellen nach gleichen Kriterien gegliederte ΙΟ-Tabellen zu ermitteln. Unternehmens- und Vermögenseinkommen => Property and entrepreneurial income. Gesamtwirtschaftliche Größe der —• Einkommensverteilung und Bestandteil des —* Volkseinkommens neben dem —» Arbeitnehmerentgelt. Zur Errechnung der U. als Nettogröße müssten die um die Lohnsteuer gekürzten direkten Steuern (insbesondere Einkommensteuer) abgezogen werden. Damit wird aber keine Steuerbelastung der Unternehmenseinkommen dargestellt, für deren Berechnung zu wenig statistisches Material vorliegt. Selbst bei Einbeziehung der Vermögenseinkommen macht der Abzug der Lohnsteuer wenig Sinn, da sie keine eigenständige Steuer, sondern nur eine Erhebungsform der Einkommensteuer darstellt und insofern nicht eindeutig abgrenzbar ist. Bei der Beurteilung der Steuerbelastung ist auch zu beachten, dass mit dem Betriebsüberschuss aus der Eigennutzung von Wohnraum sowie dem Bundesbankgewinn in den U. Bestandteile enthalten sind, die nur teilweise oder gar nicht der Einkommensbesteuerung unterliegen.

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Unterrichtswesen Unterrichtswesen => Education, education affairs and services. —> Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —• COFOGSystematik. Unterstellte Bankgebühren => Financial intermediation services indirectly measured (FISM). —> Bankgebühren. Unterstellte Sozialbeiträge => Employers' imputed social contributions —+ Arbeitnehmerentgelt stellen den Gegenwert der —> Sozialen Leistungen dar, die von Arbeitgebern ohne spezielle Deckungsmittel wie Pensionsrückstellungen oder Beiträge Dritter an die Begünstigten (gegenwärtig oder früher beschäftigte Arbeitnehmer oder sonstige Berechtigte) gezahlt werden. Da diese Aufwendungen einen Teil der Lohnkosten des Arbeitgebers bilden, werden sie dem Arbeitnehmerentgelt (= Kosten des Faktors Arbeit) zugerechnet. Sozialbeiträge werden in den VGR unterstellt fur die Versorgung der Beamten beim Staat, bei Kreditinstituten (Deutsche Bundesbank) sowie bei Privaten Organisationen o.E. (Kirchen) fur Leistungen der Arbeitgeber in Form von Pensionen, Beihilfen und Unterstützungen im Fall von Krankheit, Unfall und besonderen Notlagen sowie fur Zuwendungen der Unternehmen an unselbständige Unterstützungskassen (in Höhe der sozialen Leistungen der Kassen). Die U. der Gebietskörperschaften für die Beamtenversorgung durch Pensionen werden ermittelt, indem der aktuelle Beitragssatz der GRV zuzüglich einem geschätzten Ansatz (derzeit sieben Prozentpunkte) mit der Gehaltssumme der aktiven Beamten multipliziert wird. Hinzu kommen unterstellte Beiträge für Beihilfen an Aktive in Höhe der geleisteten 418

Beihilfeausgaben (fur Bund und Länder aus der Finanzstatistik ablesbar, für Gemeinden Anteilsrechnung am gesamten Beihilfevolumen). Für den Bereich der Sozialversicherung entsprechen die U. den tatsächlichen sozialen Leistungen (Pensionen, Beihilfen) an Beamte. Unterstellte Transaktionen haben nicht oder nicht in der unterstellten Form stattgefunden. Das ESVG spricht hier von —> Abgewandelten Transaktionen. Unterstellte Zinsen auf versicherungstechnische Rückstellungen sind die anteilig den Versicherungsnehmern zugerechneten Vermögenserträge aus der Kapitalanlage der Versicherungsgesellschaften. Der Anteil wird aufgrund der Relation zwischen den Rückstellungen der Versicherungsunternehmen und der Bilanzsumme der Versicherungsunternehmen bestimmt. In den VGR erscheinen die U. als —> Vermögenseinkommen aus Versicherungsverträgen. Unterstützungskassen —> Betriebliche Altersversorgung. Urheberrechte => Entertainment, literary or artistic originals Die wachsende Aufmerksamkeit, mit der die U. heute von verschiedenen nationalen und internationalen Institutionen bedacht werden, ist eine Begleiterscheinung der aktuellen technischen Entwicklung und erklärt sich durch wirtschaftliche, soziale und kulturelle Interessen. Die Antike kam ohne U. aus: Mäzene sicherten den Lebensunterhalt der Künstler und erwarben damit alle Rechte an den geschaffenen Kunstwerken. Vervielfältigungen fanden mangels technischer Möglichkeiten ohnehin nur selten statt. Im Mittelalter schützte man Verleger und Drucker vor unerlaubten Nachdrucken

Urheberrechte mittels befristeter Privilegien. Die Renaissance führte Autorenprivilegien als Belohnung für eine geistige Schöpfung ein. Sie wurden einzeln erteilt, oft um die ideellen Interessen der Autoren zu schützen So wurde in einem kaiserlichen Privileg für Dürer aus 1528 verboten, „daß sich jemand die Urheberschaft an dessen Kunstbüchern anmaße" (Rehbinder, S. 9). U. werden in den VGR nur dann erfasst, wenn sie mehrere Jahre lang Erträge bringen, weil sie investiv für die Produktion anderer Güter verwendet werden. Für die Herstellung dieser Güter liegt ein Zweistufenmodell zugrunde: In der ersten Phase werden die U. als immaterielle Investitionsgüter produziert, in der zweiten Phase werden die (immateriellen) Urheberrechte vom Produzenten, Käufer oder Lizenznehmer vervielfältigt oder genutzt, um materielle Güter (Bücher, Tonträger usw.) oder Dienstleistungen (ζ. B. Straßenfeste mit öffentlicher Wiedergabe von urheberrechtlich geschützten Liedern) zu produzieren. Lizenzgebühren und andere für die Nutzung der Urheberrechte entrichtete Entgelte stellen Dienstleistungsentgelte dar. Die Dienstleistung besteht darin, der Nutzung oder Vervielfältigung der Urheberrechte zuzustimmen. Im Sinne des ESVG 1995 entstehen Urheberrechte durch das Schaffen neuer „Originale von Filmen, Tonaufzeichnungen, Manuskripten, Bändern, Modellen usw., auf denen schauspielerische Darbietungen, Radio- und Fernsehprogramme, musikalische Darbietungen, Sportveranstaltungen, literarische oder künstlerische Produktionen usw. aufgezeichnet oder anderweitig festgehalten sind". Es findet eine Produktionstätigkeit statt, die zu einem Zugang an Anlageinvestitionen führt. Obwohl in der Definition der U. laut ESVG 1995 materielle Träger aufgezählt werden, handelt es sich eindeutig um immaterielle Güter, denn sie bilden eine Unterkategorie der —> Immateriellen An-

lagegüter. Ein Urheberrecht darf nicht mit dem materiellen Träger verwechselt werden, weder mit dem Originalexemplar (Gemälde, Skulptur, Manuskript usw.), noch mit einer Vervielfältigung (Abbildungen, Bücher, Filme usw.). Die U. bedürfen zwar einer sinnlich wahrnehmbaren Form, um kraft Gesetzes zu entstehen (die gedankliche Vorstellung alleine genügt nicht, um Anspruch auf ein Urheberrecht zu haben), sie bleiben jedoch auch nach Vernichtung oder Verlust des materiellen Trägers weiter bestehen. So kann eine Grafik auch dann honorarpflichtig in Kunstbüchern abgebildet werden, wenn sie bei einem Brand vernichtet wurde und es nur noch Fotos davon gibt. Das Original verbleibt beim Schöpfer sogar dann, wenn er seine geistige Schöpfung auf einem fremden Träger konkretisiert (zum Beispiel ein auf einem fremden Computer geschriebenes Programm) oder wenn er die Materialisation seiner geistigen Schöpfung verschenkt oder verkauft. Ein Bild kann ohne Urheberrecht verschenkt oder verkauft werden, so dass die honorarbringenden Verwertungsrechte beim Maler bleiben. Es ist prinzipiell auch möglich, dass das (immaterielle) Urheberrecht verkauft wird, ohne dass ein materieller Träger (z.B. ein Bild) deswegen den Eigentümer wechseln muss. Nichtverlegte Manuskripte oder verlegte Bücher ohne Honorareinnahmen sowie kurzlebige zeitungs- und Zeitschriftenartikel werden in den VGR nicht als U. erfasst. Für die Bewertung der U. werden, je nach Datenlage, entweder die Produktionskosten oder der Gegenwartswert zukünftiger Erträge geschätzt. Originale aus „industrieller" Produktion werden anhand der Produktionskosten bewertet (Filmund Fernsehproduktionen, Tonträger). Für die Bewertung von Originalen als Ergebnis künstlerisch-schöpferischer Leistung von Schriftstellern, Musikern, Komponisten, Schauspielern usw. wird der 419

Use-Table Gegenwartswert zukünftiger Erträge geschätzt. Nach dem ESVG 1995 wird die Nutzungsüberlassung von Immateriellen Werten (U., Patente usw.) als Produktionstätigkeit gebucht, d.h. die Zahlungen stellen beim Verkäufer ein Dienstleistungsentgelt und beim Väufer Vorleistungen oder Endverbrauch dar. Literatur: Rehbinder, H., Urheber- und Verlagsrecht, München 1991, S. 7ff., L. Frankford, Urheberrechte in den VGR, WiStaH. 5/2000, S. 320-327. Ligia Frankford Use-Table —• Verwendungstabelle.

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ν Veränderung der Aktiva => Changes in assets. Bez. für die linke Seite der —> Vermögensänderungskonten. Veränderung der Buchwerte —• Scheingewinne/-verluste. Veränderung der Passiva => Changes in liabilities and net worth. Bez. für die rechte Seite der —• Vermögensänderungskonten. Veränderung der Verbindlichkeiten und des Reinvermögens => Changes in liabilities and net worth. Bez. für die rechte Seite der —» Vermögensänderungskonten. Veranlagte Einkommensteuer —• Steuern. Verarbeitendes Gewerbe => Manufacturing ist ein —• Wirtschaftsbereich. Veräußerungen gebrauchter Sachanlagen => Disposals of existing tangible fixed assets. —»Bruttoanlageinvestitionen. Veräußerung gebrauchter immaterieller Anlagegflter => Disposals of existing intangible fixed assets. —> Lizenzgebühren; —+ Erwerb gebrauchter immaterieller Anlagegüter. Veräußerung von immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütern => Disposals of intangible non-produced assets. —• Nettozugang an immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütern; —• Lizenzgebühren.

Veräußerung von nichtproduziertem Sachvermögen => Disposals of land and other tangible non-produced assets. —> Nettozugang an nichtproduziertem Sachvermögen. Verbandsgemeinden —>Gemeindeverbände. Verbindlichkeiten => Verpflichtungen, => Liabilities. —»Forderungen. Pendant zu den Ansprüchen eines Gläubigers auf Seiten des Schuldners. Bei einer Kreditbeziehung stehen den Forderungen eines Kreditgebers stets entsprechende V. des Kreditnehmers in gleicher Höhe gegenüber. Der Begriff V. ist (wie bei den Forderungen) weit gefasst. Er schließt u.a. bei der BBk den Bargeldumlauf sowie die von Unternehmen in Umlauf gebrachten Anteilsrechte in Form von Aktien und sonstigen Beteiligungen ein. Bei den V. der nichtfinanziellen Sektoren handelt es sich vor allem um bei Banken, Bausparkassen und Versicherungen, am Wertpapiermarkt sowie bei sonstigen Kreditgebern beanspruchte Kreditmittel. V. und Beteiligungskapital werden als —• Außenfinanzierungsmittel zusammengefasst; ihnen steht das jeweilige —• Geldvermögen gegenüber. Verbrauch => Consumption, => Konsum ist der physische Verzehr (nicht die Nutzung) von produzierten Waren und Dienstleistungen. Unterschieden wird im ESVG der intermediäre V. (V. von Vorleistungen) und der —• Letzte V., der in den deutschen VGR als Konsum bezeichnet wird. Verbrauchsabgaben —»Verbrauchsteuern. 421

Verbrauchsgüter Verbrauchsgüter —• Dauerhaftigkeit von Konsumgütern oder Konsumausgaben der privaten Haushalte nach der Dauerhaftigkeit. Verbrauchskonzept —> Konsum. unterscheidet sich vom —• Ausgabenkonzept dadurch, dass der —> Konsum nicht in der sektoralen Abgrenzung der Konsumausgaben des Staates, der Privaten Haushalte und Privaten Organisationen O.E., sondern als Individual- und Kollektivkonsum gezeigt wird. Der Individualkonsum umfasst die Güter, die bestimmten Haushalten, Personen oder Personengruppen bereitgestellt werden, ohne dass auch andere Haushalte oder Personen diese gleichzeitig empfangen können (im Gegensatz zu Kollektivgütern). Vereinbarungsgemäß zählen dazu die gesamten Konsumausgaben der Privaten Haushalte und der Organisationen o.E. sowie der individualisierbare Teil der Konsumausgaben des Staates. Diese staatlichen Konsumausgaben werden anhand der Klassifikation der Funktionen des Staates (COFOG) abgegrenzt, wobei die Aufgabenbereiche Unterrichtswesen, Gesundheitswesen, Soziale Sicherung, Sport, Erholung und Kultur insgesamt und die Bereiche Wohnen, Hausmüll- und Abwasserentsorgung sowie Verkehrsnetze teilweise einbezogen werden, „wenn sie bedeutsam sind". Verbrauchsteuern sind Abgaben, die den Verbrauch oder Gebrauch bestimmter Waren belasten. Die Steuerlast soll den Verbraucher treffen. V. werden aber regelmäßig beim Hersteller oder, sofern Steuerlager vorgesehen sind, bei deren Inhaber erhoben. In den VGR wird angenommen, dass die V. im Warenpreis auf die Abnehmer überwälzt werden.

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V. auf Einfuhren werden den —> Importabgaben, ansonsten den —• Sonstigen Gütersteuem zugerechnet. Zu den V. zählen u.a. Mineralöl-, Strom-, Tabak-, Kaffee-, Tee-, Zucker-, Salz-, Getränke-, Schaumwein-, Bier-, Essigsäure-, Leuchtmittel-, Spielkartensteuer, Branntweinabgaben, Zündwarenmonopol. Verdienst je Arbeitnehmer geleistete —> Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer. Verdienst je Arbeitnehmerstunde geleistete —> Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmerstunde (Arbeitsvolumen). Verflechtungsmatrix —• Zentralmatrix, —> Vorleistungsverflechtung bezeichnet i.d.R. den I. Quadranten der —• Input-Output-Tabelle. Sie zeigt in der ΙΟ-Tabelle der —> Produktionsverflechtung spaltenweise, welche Vorleistungsgüter von den einzelnen —» Produktionsbereichen verbraucht wurden, und in der ΙΟ-Tabelle der —> Marktverflechtung, wie viel Vorleistungsgüter die einzelnen —> Wirtschaftsbereiche von anderen Wirtschaftsbereichen bzw. von anderen Unternehmen des selben Wirtschaftsbereiches bezogen haben. In der IO-Tabelle der Inlandsproduktion werden in die V. nur die Güter aus inländischer Produktion einbezogen, während in der IO-Tabelle der Inlandsproduktion und Importe auch die importierten Vorleistungsgüter in der V. aufgegliedert werden. Verfügbare Anlagemittel Regelmäßig bei der Darstellung des Sparens privater Haushalte verwendeter Begriff für die Summe der Mittel aus Ersparnissen und netto empfangenen Vermögensübertragungen, die zur Finanzierung der privaten Sach- und Geldvermögensbildung bereitstehen.

Verkäufe von Waren und Dienstleistungen des Staates Verfügbares Einkommen setzt sich zusammen aus den empfangenen —» Erwerbs- und Veimögenseinkommen sowie den empfangenen —• laufenden Transfers (—• Transfereinkommen), wie Renten, Pensionen, Beihilfen, Unterstützungen nach Abzug der geleisteten laufenden Transfers (u.a. Steuern und Sozialbeiträge). Es steht für die —> Konsumausgaben der Privaten Haushalte, des Staates und der Privaten Organisationen ohne Erwerbszweck einerseits und für das —• Sparen aller Sektoren andererseits zur Verfügung. Zur Beschreibung der Einkommenslage der Volkswirtschaft und der Privaten Haushalte ist es das aussagekräftigste Einkommenskonzept. Unterschieden wird das V. nach dem Ausgaben- und Verbrauchskonzept. Verfügbares Einkommen (Ausgabenkonzept) => Disposable income entspricht der Abgrenzung des Konsums nach dem Ausgabenkonzept ohne Umbuchungen von Konsumausgaben zum Individual- bzw. Kollektivkonsum und zugleich der üblichen Darstellung des —• verfügbaren Einkommens als Summe der —• Primäreinkommen und —» Transferseinkommen abzüglich geleisteter Transfers. Verfügbares Einkommen der Volkswirtschaft => National disposable income, => verfugbares Einkommen insgesamt ergibt sich durch Abzug der per Saldo an die übrige Welt geleisteten laufenden Einkommenstransfers vom Nettonationaleinkommen oder durch Addition der verfügbaren Einkommen der inländischen volkswirtschaftlichen Sektoren. Verfügbares Einkommen (Verbrauchskonzept) => Adjusted disposable income

entspricht der Abgrenzung des Konsums nach dem —• Verbrauchskonzept, d.h. die gesamten Konsumausgaben der Privaten Organisationen o.E. sowie der individualisierbare Teil der Konsumausgaben des Staates werden dem Individualkonsum der Privaten Haushalte zugeordnet: Bei den Organisationen ohne Erwerbszweck und beim Staat treten an die Stelle dieser Konsumausgaben geleistete soziale Sachtransfers (laufende Übertragungen) an die privaten Haushalte, die deren verfügbares Einkommen erhöhen und das der erstgenannten Sektoren mindern. Verkäufe des Staates —• Verkäufe von Waren und Dienstleistungen des Staates. Verkäufe von gebrauchten Anlagen und Land —* Käufe von gebrauchten Anlagen und Land. Verkäufe von Land (Staat) sind die Einnahmen des Staates aus dem Verkauf von bebauten und unbebauten Grundstücken. Der Saldo aus gekauften und verkauften bebauten Grundstücken geht in die —• Anlageinvestitionen ein. Der Saldo aus gekauften und verkauften unbebauten Grundstücken wird als Nettoerwerb von nichtproduzierten Vermögensgütern dargestellt. Verkäufe von Verwaltungsleistungen —> Verkäufe von Waren und Dienstleistungen des Staates. Verkäufe von Waren und Dienstleistungen des Staates => Verkäufe des Staates sind der Teil des Produktionswertes des Staates, der gegen Entgelt veräußert wird. Das sind überwiegend gegen —• Benutzungsgebühren abgegebene Dienstleistungen, in geringem Umfang aber auch Erlöse aus dem Verkauf von Waren 423

Verkehr (Veröffentlichungen, Altpapier, Bilddrucke oder Getränke in Museen u.ä.). Verkäufe sind gegenüber —» Sonstigen Produktionsabgaben (bei Zahlung von Produzenten) bzw. —• Sonstigen direkten Steuern (bei Zahlung von Privaten Haushalten) abzugrenzen. Entscheidend ist, dass V. immer dann vorliegen, wenn in nennenswertem Umfang mit der Erhebung von Gebühren u.ä. Dienstleistungen in Form von Prüfungen usw. erbracht werden. Grundlage für die Zuordnung sind z.B. für den Bund die einzelnen Einnahmetitel nebst Erläuterungen im Bundeshaushalt. Zu den V. rechnen auch die Mieteinnahmen des Staates und Konzessionsabgaben. Bewertet werden die V. unabhängig von den entstandenen Kosten mit den Verkaufserlösen. Die auch in die V. einbezogene Produktion für die Eigenverwendung (= selbsterstellte Anlagen beim Staat) besteht vor allem in den Leistungen der Bauverwaltung und sind V. an sich selbst für Investitionszwecke. Verkehr => Transport. Güterposition für die Darstellung der —> Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die den Kauf von Fahrzeugen, Waren und Dienstleistungen für den Betrieb von Privatfahrzeugen sowie Verkehrsdienstleistungen umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 138,0 Mrd Euro (14,2 % ihrer Konsumausgaben) aus. Verkehrsdienstleistungen => Transport services. Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Ausgaben fur die Personenbeförderung im Schienen-, Straßen-, Luft-, See- und Binnenschiffsverkehr oder kombinierte Personenbeförderungsdienstleistungen sowie andere Verkehrsdienstleistungen, wie Möbeltransporte 424

umfasst. Nicht eingeschlossen sind Seilbahnen und Sessellifte in Skigebieten oder Ferienzentren. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 18,9 Mrd Euro aus. Verkehr und Nachrichtenübermittlung => Transport, storage and communication ist ein —> Wirtschaftsbereich. Verlags-, Druckereigewerbe, Vervielfältigung => Publishing, printing and reproduction of recorded media ist ein —> Wirtschaftsbereich. Verlags- und Druckerzeugnisse, bespielte Ton-, Bild- und Datenträger => Printed matter and recorded media ist eine —• Gütergruppe. Vermietung beweglicher Sachen ohne Bedienungspersonal => Renting of machinery and equipment without operator and of personal and household goods ist ein —> Wirtschaftsbereich. Vermögen => Wealth. 1. Grundsätzliches: Der Begriff des V. ist grundlegend für die Beschreibung des Wohlstandes, der Eigentumsverhältnisse und der sozioökonomischen Struktur einer Volkswirtschaft. V. stellt die zur Produktion und Einkommenserzielung oder zur direkten Nutzung verfügbare Ressourcen einer Gesellschaft dar. Dabei steht der Eigentumsaspekt im Vordergrund. Das V. ist eine Bestandsgröße (gemessen z.B. am Jahresende), während das Einkommen eine Stromgröße darstellt (z.B. für die Periode von einem Jahr oder Monat). Sowohl auf gesamtwirtschaftlicher als auch auf sektoraler und auf einzelwirtschaftlicher Ebene werden mehrere, in engem Zusammenhang stehende Vermögensbegriffe verwendet. Im umfassenden Sinn kann das Gesamtver-

Vermögen mögen einer Volkswirtschaft als die Summe der zu einem Zeitpunkt bestehenden Vermögenswerte (Aktiva) in Form von Boden, Bodenschätzen und Umweltgegebenheiten, Gebäuden, Maschinen und anderen Sachgütern, Gebrauchsgegenstände der Haushalte (Wohnungseinrichtungen, Autos, Kunstgegenstände, Schmuck), Forderungen gegen Ausländer und immaterielle Rechte (Patente, Lizenzen, Urheberrechte) bezeichnet werden. Hierzu kann auch das —• Humanvermögen der Bevölkerung gerechnet werden, das die Gesamtheit jener Produktions- und Einkommenserzielungspotenziale zusammenfasst, die auf Wissen, Ausbildung und Erfahrung der Gesellschaftsmitglieder beruhen. Unter einem gegenwartsbezogenen Bückwinkel wird gelegentlich darüber hinaus die Einbeziehimg des —• Sozialvermögens erwogen, das beim —» Versorgungsvermögen vor allem aus den durch Beitragszahlungen erworbenen Ansprüchen der gegenwärtig lebenden Generation an die Sozialversicherung besteht, ja sogar beitragslose Sicherungszusagen (z.B. Sozialhilfe) können zum Sozialvermögen gerechnet werden. Allerdings muss dann auch berücksichtigt werden, dass diesen Ansprüchen, soweit ihre Finanzierung auf dem Umlageverfahren beruht, Verpflichtungen der jungen und der noch ungeborenen Generationen zu künftigen Beitrags- oder Steuerzahlungen gegenüberstehen. Bei gesamtwirtschaftlicher und über Generationen ausgedehnter Betrachtung heben sich diese Ansprüche und Verpflichtungen daher gegenseitig ebenso auf wie die üblichen Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen Inländern. Werden vom Gesamtvermögen i.w.S. die Verbindlichkeiten gegenüber Ausländem abgezogen, so erhält man das Reinvermögen der Volkswirtschaft, das auch als —• Volksvermögen bezeichnet wird. Seine Größe hängt davon ab, wie umfas-

send die Aktiva definiert werden. Weite Abgrenzungen des Volksveimögens haben den Nachteil, dass viele Komponenten zwar aufzählbar, aber kaum verlässlich bewertbar sind und das Gesamtergebnis einen großen Unsicherheitsspielraum aufweist. Es gibt daher kaum Schätzungen über die umfassend definierte Höhe des Vermögens. Die vorhandenen Schätzungen beschränken sich auf die Ermittlung des Volksvermögens im engeren Sinne, aber auch dessen Erfassung und Bewertung bereitet Schwierigkeiten. Als Volksvermögen i.e.S. wird die Summe aus dem Wert der produzierten Vermögensgüter (Infrastruktur, Gebäude, Maschinen, Vorräte, Gebrauchsvermögen der Haushalte u.ä., immaterielle Anlagegüter und Wertsachen), Rechten sowie den nichtproduzierten Vermögensgütern (Grund und Boden, Bodenschätze) gebildet. Hinzu kommt das Nettoauslandsvermögen (Forderungen abzüglich Verbindlichkeiten gegenüber Ausländem). Das Ergebnis in bewerteter Form ergibt eine Volksvermögensrechnung bzw. —• Vermögensbilanz der Volkswirtschaft. Außerdem muss man noch zwischen dem Inländerkonzept (im Eigentum von Inländern befindliches Vermögen), das der Volksvermögensrechnung bzw. —• Vermögensbilanz der Volkswirtschaft. Außerdem muss man noch zwischen dem Inländerkonzept (im Eigentum von Inländern befindliche Vermögen), das der Volksvermögensrechnung zugrunde liegt, und dem Inlandskonzept (im Inland belegenes Vermögen) unterscheiden. Was in diesem engeren Sinne zum Vermögen zu zählen ist, hängt zunächst von der in einer Gesellschaft herrschenden Eigentumsordnung und dem hierfür gewährten staatlichen Schutz ab. Um zwei Beispiele zu nennen: Seit der Abschaffung der Sklaverei kann man kein Vermögen mehr in Form von Sklaven besitzen. Dagegen kann man seit der Ein425

Vermögen führung des Urheberrechts Rechte am eigenen Text und an der eigenen Komposition geltend machen, die sich auch bewerten lassen. Darüber hinaus hängt die konkrete Vermögensrechnung von den verfügbaren Daten ab. Diese sind weitgehend beschränkt auf bestimmte Vermögensgüter sowie Forderungen und Verbindlichkeiten. Das ESVG 1995 berücksichtigt jedoch nicht alle Vermögenswerte. Die Veröffentlichung anderer, früher in der Bundesrepublik Deutschland berechneter Werte (wie das im ESVG explizit nicht berücksichtigte —> Gebrauchsvermögen der privaten Haushalte) ist unsicher. Je nach Zusammenfassung der Vermögenseigentümer kann man eine volkswirtschaftliche, sektorale oder einzelwirtschaftliche Vermögensrechnung unterscheiden. Teilt man die Volkswirtschaft in Sektoren auf (Staat, Unternehmen, Haushalte, Organisationen o.E. die deutschen VGR und die FinR grenzen gemäß ESVG die Sektoren allerdings etwas anders ab) und fasst mit dem Sektor Ausland alle Vermögensbeziehungen zwischen Inländern und Ausländem zusammen, so kommen die Vermögensbeziehungen zwischen diesen Sektoren, insbesondere hinsichtlich der Forderungen und Verbindlichkeiten ins Blickfeld. Das gesamte Vermögen eines Sektors abzüglich der Verbindlichkeiten gegenüber anderen Sektoren ist sein Reinvermögen. Da das im Eigentum der Unternehmen befindliche Vermögen der volkswirtschaftlichen Produktion dient, wird es gelegentlich auch als Produktiwermögen bezeichnet. Wenn man allerdings bedenkt, dass die Unternehmen letztlich den vier Sektoren „Private Haushalte", „Private Organisationen ο. E.", „Staat" oder „ A u s l a n d " gehören, so wird ersichtlich, dass das Produktiwermögen im Prinzip diesen vier Letzteigentümern zugerechnet werden muss. Der Begriff „Produktivvermögen" ist im Übrigen wohl besser 426

weil auch so gemeint - durch „gewerblich genutztes Vermögen" zu ersetzen, denn öff. Straßen, Kanäle u.ä. werden i.d.R. ausgeschlossen. Der Systemtyp einer Volkswirtschaft wird wesentlich dadurch bestimmt, in wessen Händen sich die Vermögensgüter und die Forderungen befinden, welche Sektoren Verbindlichkeiten aufweisen und wie das Nettoauslandsvermögen bzw. seine Bestandteile aussehen. Während sozialistische Volkswirtschaften dadurch gekennzeichnet sind, das der größte Teil der produzierten und nichtproduzierten Vermögensgüter, insbesondere soweit sie der Produktion dienen, direkt oder indirekt dem Staat gehören, ist in marktwirtschaftlich orientierten Volkswirtschaften der Staatsanteil viel geringer. Er bezieht sich vor allem auf den Boden und die Infrastruktur, während sich die Beteiligungen am Unternehmenssektor auf Unternehmen beschränken, die überwiegend öffentliche Aufgaben wahrnehmen. Bei Wirtschaftssystemvergleichen zwischen Volkswirtschaften interessiert die Aufteilung des Vermögens auf die genannten Sektoren. Auch die Mitgliedsländer der EU weisen hier Unterschiede auf. In Marktwirtschaften gehört der überwiegende Teil des Volksvermögens den privaten Haushalten, wenn auch die Grenzlinie zwischen staatlichem und privatem Eigentum immer wieder neu festgelegt werden muss (z.B. bei Privatisierungen). Im Verlauf des Globalisierungsprozesses ist eine Tendenz zur Erhöhung des Anteils des Auslandsvermögens der Inländer und des Anteils ausländischer Eigentümer an dem im Inland belegenen Vermögen festzustellen. Von besonderem wirtschaftspolitischem Interesse ist die —* Vermögensverteilung zwischen den privaten Haushalten. Die —• Bewertung einzelner Vermögensobjekte in Geldeinheiten kann nach verschiedenen Verfahren erfolgen. Die

Vermögen Auswahl des jeweils anzuwendenden Verfahrens hängt einerseits vom Verwendungszweck der zu erstellenden Vermögensbilanz und andererseits von den vorhandenen Daten ab. Dabei brauchen die aus volkswirtschaftlicher Sicht angemessenen Bewertungsverfahren keineswegs mit den Handels- oder steuerrechtlich vorgeschriebenen, einzelwirtschaftlichen Bewertungsverfahren übereinzustimmen. Erstens kann sich die Bewertung an vergangenen Sachverhalten orientieren, die bekannt sind. Dies geschieht bei einer Bewertung zum Anschaffungswert unter Berücksichtigung von Abschreibungen. Eine derartige Bewertung ist z.B. bei einer real orientierten Betrachtung des produzierten Sachvermögens als Grundlage für die Abschätzung des Produktionspotenzials angebracht. Das gilt allerdings nicht, wenn sich die Preise des Sachvermögens bzw. die relativen Preise einzelner Sachvermögensgüter im Zeitablauf ändern. Dann sind die auf unterschiedliche Anschaffungsjahre bezogenen Werte nicht mehr ohne Korrektur addierbar und müssen durch —» Deflationierung vergleichbar gemacht werden. Zweitens kann sich die Bewertung nach den gegenwärtigen Verkehrswerten bzw. Preisen richten. Auch bei dieser Bewertungsmethode sind die einzelnen Elemente einer Vermögensbilanz widerspruchsfrei addierbar. Bei Vermögensobjekten, für die keine regelmäßig ermittelten Marktpreise vorliegen, müssen mit Schätzverfahren oder Vereinfachungen marktnahe Werte ermittelt werden (Bewertung von Forderungen und Verbindlichkeiten zum Nennwert, Bewertung nichtmarktproduzierter Güter zu Faktorkosten usw.). Zwei bei der Bewertung zu Verkehrswerten auftretende Probleme lassen sich nur näherungsweise lösen. Bei Vermögensgütern, von denen nur ein geringer Teil tatsächlich in der Betrachtungsperiode umgesetzt wird, ist die Verwendung der Marktpreise zur

Bewertung des Gesamtbestandes fragwürdig: wenn ein größerer Teil des Bestandes gehandelt worden wäre, hätten sich vermutlich andere Marktpreise ergeben. Dieses Problem ist bei nichtproduzierten Vermögensgütern, wie Boden oder Nutzungsrechte, besonders gravierend, soweit hierfür auch keine als zusätzliche Anhaltspunkte dienende Kosten ermittelt werden. Außerdem entsteht bei der Verwendung von Verkehrswerten das Problem, dass Zeitvergleiche durch inflationäre Preisniveausteigerungen verzerrt werden können. Diesem Problem kann man in konsistenter Weise nur durch Deflationierung aller ermittelten Werte mit demselben Preisindex begegnen. Drittens können zukunftsorientierte Bewertungsverfahren angewendet werden, die auf Prognosen künftiger Erträge und einem unterstellten Zinssatz beruhen. Dieses Ertragswertverfahren ruft jedoch in gesamtwirtschaftlichen Vermögensrechnungen kaum lösbare Prognoseprobleme hervor. Der Begriff des V. wird gesamtwirtschaftlich, sektoral und einzelwirtschaftlich unterschiedlich in seinem Bezug zum Begriff des Kapitals verwendet. Als Kapitalstock wird gesamtwirtschaftlich i.d.R. das (Brutto-)Anlagevermögen in konstanten Preisen berechnet, das im Produktionsprozess eingesetzt wird. In der Zahlungsbilanz wird Kapital im Sinne von Geldkapital verwendet, d. h. mit auf Währungseinheiten lautenden Forderungen gleichgesetzt. Zum Anlagevermögen als Produktionsfaktor wird nicht nur das in Unternehmen eingesetzte Vermögen gerechnet, sondern auch die vom Staat als Grundlage der Produktion zur Verfügung gestellte Infrastruktur (Verkehrswege, Leitungssysteme, Bildungseinrichtungen, Verwaltungsgebäude usw.), die zusammen das —> Produktionspotenzial bestimmen. Diese auf die Produktionsmöglichkeiten gerichtete Sichtweise legt auch nahe, das Human427

Vermögen vermögen zu berücksichtigen. In Folge von Quantifizierungs- und Bewertungsproblemen wird darauf i.d.R. verzichtet. Im Übrigen ist daran zu erinnern, dass auch immaterielle Anlagegüter (z.B. Computerprogramme u.ä.) das Produktionspotenzial vergrößern. Bei der Prognose und Analyse des wirtschaftlichen Wachstums wird vor allem auf den Bestand an Anlagevermögen (Kapital) und dessen Ausweitung durch Nettoinvestitionen abgestellt. Die durchschnittliche Ausstattung des Arbeitsplatzes mit Produktionsanlagen wird als —• Kapitalintensität (j ahresdurchschnittlicher Kapitalstock) geteilt durch jahresdurchschnittliche Zahl der Erwerbstätigen) bezeichnet, das Verhältnis von jahresdurchschnittlichem Kapitalstock und Produktionsergebnis (BIP für die Gesamtwirtschaft, Bruttowertschöpfung für die Wirtschaftsbereiche) ergibt den Kapitalkoeffizienten bzw. reziprok die —* Kapitalproduktivität. Mit Hilfe solcher Kenngrößen werden das Produktionspotenzial geschätzt sowie Zeit-, Länder- und Regionalvergleiche durchgeführt. Nichtproduzierte Vermögensgüter werden dabei aus Vereinfachungsgründen vernachlässigt, obwohl sie ein wesentliches Element des Produktionsprozesses darstellen. Aus Bilanzsicht bilden Sach- und Geldvermögen sowie immaterielles Vermögen die Aktivseite (das Gesamtvermögen, manchmal auch Brattovermögen genannt). Dieser Mittelverwendung steht auf der Passivseite die Mittelherkunft gegenüber, die in einzelwirtschaftlicher Beziehung Fremdkapital (Verbindlichkeiten) und Eigenkapital genannt wird. Das Eigenkapital kennzeichnet dabei den Wert des Unternehmens, der dem Vermögen der Letzteigentümer zuzurechnen ist. Im übertragenen Sinne wird der Be-

beruhende Machtposition verwendet, die sich in der Ausgestaltung des Wirtschaftssystems und in der Beeinflussung der staatlichen Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie in der Einwirkung auf den demokratischen Willenbildungsprozess äußert. Der statistischen Ermittlung des Volksvermögens i.e.S. und seiner Aufteilung nach Sektoren stehen große Schwierigkeiten im Wege, so dass es bisher für Deutschland keine längeren Zeitreihen gibt. Eine der wenigen früheren Versuche einer umfassenden Schätzung des Volksvermögens hat Schmidt (1986) für die Bundesrepublik Deutschland, bezogen auf das Jahr 1982 vorgelegt. Danach betrug das Volksvermögen etwa 5,1 Billionen Euro. Ein gutes Drittel bestand aus nichtproduziertem Sachvermögen (bebaute Grundstücke, landwirtschaftliche Grundstücke u.ä.), ein weiteres Drittel umfasste das produzierte Sachvermögen, das vor allem im Produktionsprozess eingesetzt war, und ein letztes Drittel waren Wohnbauten und Gebrauchsvermögen der Privaten Haushalte. Die Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber Ausländern waren im Vergleich zu den anderen Komponenten gering. In unmittelbarem Eigentum der Haushalte befand sich fast die Hälfte des Volksvermögens i.e.S. Da man aber den Haushalten (einschließlich Organisationen o.E.) auch noch den größten Teil des Unternehmensvermögens zurechnen muss, dürfte sich ihr Anteil am Volksvermögen auf etwa vier Fünftel belaufen haben. Angesichts des geringen Nettoauslandsvermögens entsprach das restliche Fünftel etwa dem Staatsanteil. Da sich 1982 das BSP auf knapp 0,8 Billionen Euro belief, war das Volksvermögen im Vergleich hierzu gut sechs mal so hoch. Rein rechnerisch entsprach dies einem Betrag von etwa 82 829,3 Euro pro Kopf

griff des Kapitals auch für die Gesamtheit

der Bevölkerung.

der Kapitaleigentümer und ihre darauf

Händen der Privaten Haushalte und der

428

Das

unmittelbar

in

Vermögen Organisationen o.E. befindliche Vermögen betrug 1982 dagegen nur rund 38 858,2 Euro pro Kopf der Bevölkerung. Volksvermögen und BSP stiegen im Zuge des wirtschaftlichen Wachstums an. Es handelt sich dabei aber nicht um eine völlig parallele Entwicklung, sondern das Volksvermögen wächst stärker. Engels u.a. schätzten fur die Bundesrepublik für das Jahr 1960 eine Relation zwischen Volksvermögen und BSP von rund 3,7 und für 1979 von 4,4. Aus dem o.g. Zahlen von Schmidt ergibt sich für 1982 bereits eine Relation von 6,6. Unterstellt man, dass diese Relation von 1982 auch noch für die Gesamtdeutschland im Jahre 1998 gegolten hat - gegenläufige Entwicklungen (wie der Verlust eines Teils des Volksvermögens in den neuen Bundesländern, weiterer Anstieg der Relation in den alten) könnten sich kompensiert haben -, dann kommt man bei einem BSP von 1,9 Billionen Euro zu einem Schätzwert für die Größenordnung des gesamtdeutschen Volksvermögens von etwa 12,8 Billionen Euro bzw. rund 153 387,6 Euro pro Kopf der Bevölkerung. Nach den Ergebnissen der Finanzierungsrechnung der BBk betrug das deutsche Volksvermögen in einer wesentlich engeren Definition Ende 1998 schätzungsweise 6,8 Billionen Euro. Hierbei wurde Grund und Boden aller Sektoren nicht berücksichtigt. Allein der Grundstückswerk des Wohnungsvermögens privater Haushalte dürfte sich auf rund 1,3 bis 1,5 Billionen Euro belaufen haben. Außerdem sind weitere Vermögensteile - ζ. B. das Gebrauchsvermögen privater Haushalte - nicht enthalten. So gelten nunmehr auch immaterielle Anlagegüter sowie zivil nutzbare militärische Ausrüstungen und Bauten als Vermögen. In Tab. 1 sind Ergebnisse der BBk noch für die enge Abgrenzung des Volksvermögens nach Sektoren differenziert geführt. Danach hat sich das Volksvennögen von 1990 bis 1998 um gut 1,5 Billio-

nen Euro (etwa 32 %) erhöht. Zwei Drittel dieser Zunahmen erfolgten durch gesamtwirtschaftliche Ersparnis und ein Drittel durch höhere Bewertung des Sachvermögens. In diesem Zeitraum stieg das BSP um etwa 29 % an. Die Zunahme des gesamten Volksvermögens setzt sich aus einem stärkeren Anstieg des Reinvermögens der privaten Haushalte und einem Rückgang des Reinvermögens des Staates, bedingt durch dessen schnellen Verschuldungsprozess, zusammen. Tab. 1: Volksvermögen im engsten Sinne nach Sektoren in Gesamtdeutschland 1990 1998 Sektor Bill Bill Euro % Euro % 64 Priv. Haushalte2 2,7 53 4,3 Unternehmen 1,6 32 2,0 30 0,8 15 0,4 6 Staat Insgesamt 5,1 100 6,7 100 1 Grobe Schätzung. 2 Einschl. Private Organisationen ο. E. Quelle: BBk, Monatsbericht Juni 1999.

Tab. 2 stellt das Vermögen Privater Haushalte einschließlich privater Organisationen ο. E., unterteilt nach einzelnen Vermögensarten, für die Jahre 1992 und 1999 für Gesamtdeutschland dar. Allerdings sind diese Zahlen mit früheren Ergebnissen nicht vergleichbar, da sie auf Schätzungen nach dem ESVG 1995 beruhen. In diesem Zeitraum hat sich das Bruttovennögen um fast 2,5 Billionen Euro (40 %) erhöht. Die Verbindlichkeiten sind in dieser Periode mit 65 % wesentlich stärker angestiegen. Von 0,9 Billionen Euro im Jahre 1992 erhöhte sich ihr Wert auf 1,4 Billionen Euro im Jahr 1999. Damit umfassen die Veibindlichkeiten etwa 15 % des Bruttovermögens der Privaten Haushalte. Die Zunahme des Nettovermögens ist etwas geringer ausgefallen als die des Bruttovermögens und beträgt für den beobachteten Zeitraum 37 %.

429

Vermögensabgaben Tab. 2: Vermögen priv. Haushalte nach Vermögensarten in Gesamtdeutschland' 1992 1999 Bill Bill Euro % Euro % 100 Bruttoverm. 6,3 8,8 100 3,5 56 - Sachverm.2 4,5 51 - Geldverm. 33 3,4 39 2,1 Gebrauchsv. 0,7 11 0,9 10 0,9 14 1,4 16 Verbindlichk. 3 5,5 86 7,4 84 Nettovermögen 1 Einschl. priv. Organisationen ο. E. 2 Einschl. Wohnungsgrundstücke und gewerbliche Grundstücke. 3 Wohnungsbaukredite und sonstige Kredite. Quelle: BBk, Monatsbericht Juni 2000, S. 24 (gekürzt). Sektor

2. Vermögen in den deutschen VGR: In den deutschen VGR ist das ESVG 1995 nur im Lieferprogramm vollständig umgesetzt. Von den darüber hinaus dort angegebenen Positionen der Aktiva und Passiva fehlen die nichtproduzierten Vermögensgüter. Das —> Gebrauchsvermögen der privaten Haushalte wird nur in größeren Abständen berechnet. Literatur: W. Engels u.a., Das Volksvermögen. Frankfurt 1974; L. Schmidt, Integration der Vermögensbilanzen in die internationalen Systeme VGR, in: U. P. Reich/C. Stahmer (Hg.), Internationale Systeme VGR, Stuttgart 1986, S. 111132; DBk, Monatsbericht Juni 1999 und Juni 2000; R. Hauser, Einkommen und Vermögen, in: Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands, 2. Aufl., Opladen 2001, S. 157-170. Richard Hauser und Holger Stein Vermögensabgaben —* Steuern. Vermögensänderungskonten => Accumulation accounts, stellen die einzelnen Bestandteile der Veränderungen der Aktiva und der Verbindlichkeiten und damit des Reinvermögens als Differenz zwischen den Aktiva und den Verbindlichkeiten der verschie430

denen Sektoren dar. V. werden in den VGR von den —* Laufenden Konten abgegrenzt. Neben diesen beiden Gruppen von Konten für Transaktionen wird mit den —> Vermögensbilanzen eine dritte Gruppe von Konten für Bestände unterschieden. Vermögensbilanzen => Balance sheets. Ähnlich wie im betrieblichen Rechnungswesen Handels- und Steuerbilanzen aufzustellen sind, um Informationen über Vermögen und Schulden der Unternehmen zu gewinnen, wird in den VGR angestrebt, Wert, Zusammensetzung und Finanzierung des Vermögens der Sektoren und der Gesamtwirtschaft am Anfang und am Ende eines jeden Jahres in der Form von V. darzustellen. Es handelt sich dabei um Bestandskonten, in denen Vermögenswerte (Aktiva) - zusammengesetzt aus Vermögensgütern und Forderungen - den Verbindlichkeiten gegenüber gestellt werden. Der Saldo ist das Reinvermögen. Es wird für die Volkswirtschaft insgesamt als Volksvermögen bezeichnet. In die V. einbezogen werden sollen möglichst alle Vermögenstatbestände, an denen Eigentumsrechte bestehen und die ihren Eigentümern einen wirtschaftlichen Vorteil erbringen. Das —> Arbeitsvermögen ist ausgeschlossen, als —* Versorgungsvermögen privater Haushalte sind nur versicherungstechnische Rückstellungen für Lebensversicherungen und Pensionskassen berücksichtigt. Das —* Gebrauchsvermögen privater Haushalte wird zur Zeit nicht berechnet. Aber auch nichtproduzierte —• Vermögensgüter werden nicht in die Vermögensbilanz einbezogen. Das Vermögen ist, anders als in den Handels- und Steuerbilanzen, mit den zum Berichtszeitpunkt geltenden Marktpreisen zu bewerten (—»Bewertung). Dies ist unproblematisch, wenn wie z.B. für

Vermögensbildung Aktien Marktwerte in Form der Tageskurse vorliegen oder wenn wie für Geldanlagen die Nennwerte den Marktwerten entsprechen. Sind keine Marktwerte verfügbar, kommen für ihre Schätzung Marktwerte vergleichbarer Güter, —» Wiederbeschaffüngspreise oder Ertragswerte, d.h. die abdiskontierten Werte zukünftiger Erträge, in Betracht. Vermögensbilanz (inländischer Sektoren) Aktiva Vermögensgüter

Passiva Verbindlichkeiten

Produzierte Vermgüter Bargeld und sonstige Anlagevermögen (Aus- Geldanlagen rüstungen, Bauten, imGeldmarktpapiere und materielle Anlagen) festverzinsliche Vorräte Wertpapiere Wertsachen Aktien und sonstige Nichtproduz. Vermgüter Beteiligungen Nichtproduziertes Sachvermögen Kredite Grundvermögen VersicherungstechniBodenschätze sche Rückstellungen Sonstiges (z.B. Grundwasservorräte) Sonstige Verbindlichkeiten Immaterielles nichtproduziertes Vermögen Reinvermögen (+/-) (z.B. Patente, Firmenwerte)

Forderungen Finanzielles Gold und Sonderziehungsrechte Bargeld und sonstige Geldanlagen Geldmarktpapiere und festverzinsliche Wertpapiere Aktien und sonstige Beteiligungen Kredite Versicherungstechnische Rückstellungen Sonstige Forderungen

Für den Nachweis der Vermögensgüter ist das StBA zuständig. Forderungen, Verbindlichkeiten und als Saldo das Net-

togeldvermögen werden in finanziellen Vermögensbilanzen (Geldvermögensrechnung) durch die BBk aufgestellt. In der gesamtwirtschaftlichen FinR müssen den Forderungen eines Gläubigers immer Verbindlichkeiten eines Schuldners in gleicher Höhe gegenüberstehen. Für finanzielles Gold und Sonderziehungsrechte gilt die übrige Welt als Schuldner. Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland werden in den V. für die übrige Welt gegengebucht (—> Auslandsvermögensstatus). Die V. nach dem Schema des ESVG haben den in der nebenstehenden Tabelle dargestellten Aufbau. Vermögensbildung Die V. ist ein Indikator dafür, in welchem Umfang und in welcher Weise sich das Vermögen einer Volkswirtschaft oder eines Sektors innerhalb einer bestimmten Periode aufgrund des Wirtschaftsprozesses, d. h. transaktionsbedingt, geändert hat. Sie entspricht einerseits dem Sparen plus den per saldo empfangenen —* Vermögensübertragungen und andererseits den —> Nettoinvestitionen plus dem —• Finanzierungsüberschuss. Der erste Teil dieser Gleichung zeigt, woraus die Vermögensbildung finanziert wurde: aus dem nicht verbrauchten Teil des verfügbaren Einkommens einschließlich der per saldo empfangenen Vermögensübertragungen. Der zweite Teil veranschaulicht, in welcher Form Vermögen gebildet wurde, nämlich als zusätzliches Sach- und Nettogeidvermögen. Die betreffenden Aggregate können auch negativ sein; in diesem Falle wird das Vermögen vermindert. Von der V. zu unterscheiden sind jene Veränderungen des Vermögens, welche bei der derzeit üblichen Messung der volkswirtschaftlichen Leistung, der Einkommen und des Sparens nicht berücksichtigt werden. Das sind vor allem Neubewertungen, die aus Preisänderungen 431

Vermögensbildungskonto (z.B. bei Immobilien oder Aktien) resultieren, sowie sonstige Volumenänderungen, z.B. aufgrund außergewöhnlicher Ereignisse (Katastrophenschäden, Konkursverluste). In gesamtwirtschaftlicher Betrachtung vollzieht sich in einer geschlossenen Volkswirtschaft die V. ausschließlich in Form von Sachvermögen, da sich die Veränderungen von Forderungen und Verbindlichkeiten inländischer Sektoren gegenseitig aufheben. Im Falle einer Volkswirtschaft mit außenwirtschaftlichen Beziehungen ist die gesamtwirtschaftliche Sachvermögensbildung (Nettoinvestitionen) um die - aus dem Saldo im außenwirtschaftlichen Leistungsverkehr resultierende - Veränderung der Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber der übrigen Welt zu ergänzen. Durch die Zunahme der Auslandsforderungen wird die inländische Vermögensbildung erhöht, durch höhere Verpflichtungen jedoch reduziert. Gesamtwirtschaftliche Vermögensbildung 1995 (in MrdEuro) Sachvermögensbildung 141,9 + Finanzierungssaldo -16,6 = Vermögensbildung 125,3 sowie Sparen 127,3 + Saldo Vermögenstransf. aus übriger Welt -2,0 = Vermögensbildung 125,3 Auf Sektorebene divergieren Sachvermögensbildung und Ersparnis i.d.R. recht stark, worauf sich zu einem guten Teil das Netzwerk der Finanzbeziehungen innerhalb einer Volkswirtschaft gründet. Danach übertrifft im Allgemeinen bei den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften die Sachvermögensbildung das Mittelaufkommen aus Ersparnissen (= im Wesentlichen nichtentnommene Gewinne) und Vermögensübertragungen ande432

rer Sektoren (ζ. B. Investitionszuschüsse), so dass ein Nettoaußenfinanzierungsbedarf entsteht. Diese Betrachtung lässt sich noch dadurch erweitern, dass man die Ergebnisse des Vermögensbildungsund des Finanzierungskontos der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften zu einem etwas umfassenderen Bild über die Vermögensbildung und ihre Finanzierung zusammenführt. Hierdurch erhält man eine Art Bewegungsbilanz, in der die Aufwendungen für die Bruttoinvestitionen und die Aufstockung des Geldvermögens dem internen (nichtentnommene Gewinne, Abschreibungsgegenwerte und netto empfangene Vermögensübertragungen) und externen Mittelaufkommen (Inanspruchnahme von Krediten und Beteiligungen) gegenübergestellt werden. Ein solches Vorgehen empfiehlt sich u.a. deshalb, weil Sach- und Geldvermögensbildung sowohl transaktionsbedingt als auch vom Renditengefuge her in einem recht engen Zusammenhang stehen und die Finanzüberlegungen der Unternehmen primär wohl am gesamten Bilanzwachstum anknüpfen. Den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften, die ihre V. im Durchschnitt zu einem guten Teil aus Sparen anderer Sektoren finanzieren, stehen vor allem die privaten Haushalte als Anbieter solcher Mittel gegenüber. Literatur: BBk, Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung für Deutschland 1991 bis 1999, Statistische Sonderveröffentlichung 4, Dez. 2000; BBk, Die gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsströme im Jahr 2000, Monatsbericht, Juni 2001, S. 15-40. Peter Heinelt Vermögensbildungskonto Capital account. —> Kontensystem der VGR. Vermögenseinkommen => Property income —• Kapitalerträge

Vermögensgüter können aufgrund einer Vielzahl unterschiedlicher Anlage- bzw. Kreditformen bezogen oder geleistet werden. Zu den V. zählen in den VGR alle tatsächlichen und unterstellten Einkommen, die als Entgelt fur die Nutzimg finanzieller Vermögensteile (Zinsen, Dividenden, ausgeschüttete Gewinnanteile) und des Grund und Bodens (einschl. landwirtschaftlicher Gebäude) an den Eigentümer fließen. Vor der Umstellung auf das ESVG 1995 gehörten auch die Entgelte für die Nutzung immaterieller Werte (z.B. Lizenzgebühren) zu den V., die nach dem ESVG 1995 den Vorleistungen zuzuschlagen sind. Nicht zu den V., sondern zu den Dienstleistungsverkäufen zählen Entgelte für die Nutzung des produzierten Anlagevermögens (Wohnungsmieten, gewerbliche Mieten, Leasinggebühren u. ä.). Die V. werden untergliedert in —> Zinsen, —• Ausschüttungen, —• Gewinnentnahmen, —• reinvestierte Gewinne, —• Vermögenseinkommen aus Versicherungsverträgen und —» Pachteinkommen. Vermögenseinkommen aus Versicherungsverträgen => Property income attributed to insurance policy holders entsprechen den gesamten Primäreinkommen aus der Anlage der versicherungstechnischen Rückstellungen durch die Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen. Bei der Anlage in finanziellen Aktiva empfangen die Versicherer Zinsen und Ausschüttungen, bei der Anlage in Immobilien werden Betriebsüberschüsse erzielt. Da es sich bei den versicherungstechnischen Rückstellungen um Forderungen (Geldvermögen) der Versicherten handelt, werden die Erträge aus ihrer Anlage - ohne die Erträge aus der Anlage eigener Mittel der Versicherer - in den VGR als (unterstellte) Vermögenseinkommen der Versicherten gebucht.

Vermögensgüter => Non-financial assets umfassen das nichtfinanzielle Vermögen und werden in produzierte und nichtproduzierte Vermögensgüter unterteilt. Insbesondere wegen der Schwierigkeiten, die nichtproduzierten Vermögensgüter zu erfassen und zu bewerten, ist derzeit die Erstellung kompletter Vermögensbilanzen nicht verbindlich vorgeschrieben. Das Lieferprogramm sieht bezüglich der Vermögensgüter nur die Bereitstellung von Daten zum Anlagevermögen, nicht zu den Vorratsbeständen vor. Die Übersicht zeigt die Anlagegüter im System der Vermögensgüter anhand der Klassifikation der Vermögensgüter auf der linken Seite. Sie bildet die Grundlage für die Gliederung des Anlagevermögens nach Vermögensarten. Daneben werden auf der rechten Seite die entsprechenden Positionen der Bruttoanlageinvestitionen zugeordnet, so dass auch die wichtigsten Beziehungen zur Klassifikation der Bruttoanlageinvestitionen deutlich werden. Das —> Anlagevermögen umfasst alle produzierten Vermögensgüter, die länger als ein Jahr wiederholt oder dauerhaft in der Produktion eingesetzt werden. Finanzanlagen und nichtproduzierte Sachanlagen, wie Grund und Boden, Bodenschätze und Wasserreserven, sowie nichtproduzierte immaterielle Vermögensgüter, wie Patente und aktivierter Firmenwert, gehören nicht zum Anlagevermögen. Das Gebrauchsvermögen der privaten Haushalte ist ebenso nicht enthalten. Militärische Gebrauchsgüter sind ins Anlagevermögen einbezogen, wenn sie auch zivil genutzt werden könnten. Das Anlagevermögen ist mit Ausnahme der Grundstücksübertragungskosten für unbebauten Grund und Boden wie die Anlageinvestitionen abgegrenzt. Die Grundstücksübertragungskosten für bebaute Grundstücke werden den Bauinvestitio-

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Vermögensgüter Klassifikation der Vermögensgüter und der Bruttoinvestitionen für Deutschland Vermögensgüter (AN.l + AN.2) Produzierte Vermögensgüter Anlagegüter Sachanlagen Bauten 1 Wohnbauten Nichtwohnbauten Nichtwohngebäude Sonstige Bauten Ausrüstungen Fahrzeuge Sonstige Ausrüstungen Nutztiere und Nutzpflanzungen Nutztiere Nutzpflanzungen Immaterielle Anlageguter Suchbohrungen Computerprogramme Urheberrechte Sonstige immaterielle Anlagegüter

Bruttoinvestitionen Bruttoanlageinvestitionen (überwiegender Teil) Nettozugang an Sachanlagen Bauinvestitionen Wohnbauten Nichtwohnbauten Hochbau Tiefbau Ausrüstungsinvestitionen Fahrzeuge Maschinen und Geräte Nutztiere und Nutzpflanzungen Nutztiere Nutzpflanzungen Nettozugang an immateriellen Anlagegütern Suchbohrungen Computerprogramme Urheberrechte

Vorräte Vorleistungsgüter Unfertige Erzeugnisse Lebende Tier- und Pflanzenvorräte Sonstige Halbfertigerzeugnisse Fertigerzeugnisse Handelsware

Vorratsveränderungen

Wertsachen Edelmetalle und Edelsteine Antiquitäten und Kunstgegenstände Sonstige Wertsachen

Nettozugang an Wertsachen

Nichtproduzierte Vermögensgüter Nichtproduziertes Sachvermögen Grund und Boden Bauland Land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche Erholungsflächen Sonstige Flächen Bodenschätze Kohle-, Erdöl- und Erdgaslager Erzlager Sonstige Bodenschätze Freie Tier- und Pflanzenbestände Wasserreserven

Werterhöhung Vermögensgüter

nichtproduzierter

Grundstücksübertragungskosten (für unbebauten Grund und Boden)

Immaterielle nichtproduzierte Vermögensgüter Patente Nutzungsrechte Aktivierter Firmenwert Sonstige immaterielle nichtproduzierte Ver mögensgflter 1 Da keine Unterscheidung möglich: Einschl. solcher Bauten, die laut ESVG 1995 Bodenverbesserungen als Teil von Werterhöhung nichtproduzierter VeimögensgUter zu klassifizieren wären, wie Deiche, Dämme, Staumauern u.Ä., die nicht gleichzeitig auch Produktionszwecken, sondern nur dem Schutz vor Überschwemmungen, Bodenerosion u.Ä. dienen.

nen zugerechnet, da nicht zwischen dem Teil, der auf das Gebäude und dem, der auf das Grundstück entfällt differenziert werden kann. Demgegenüber sind die

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Grundstücksübertragungskosten für unbebauten Grund und Boden als Werterhöhung nichtproduzierter Vermögensgüter zu klassifizieren, d.h. sie beeinflussen

Vermögensrechnung nicht den Wert des Anlagevermögens, sondern den Wert des nichtproduzierten Sachvermögens. Auch Deiche, Dämme, Staumauern u.ä., die nur dem Schutz vor Überschwemmungen, Bodenerrosion u.ä. und nicht auch gleichzeitig Produktionszwecken dienen, sind nicht Teil des Anlagevermögens. In das Anlagevermögen einbezogen sind materielle und immaterielle Güter. Das Sachanlagevermögen umfasst die materiellen Anlagen und setzt sich zusammen aus dem Bestand an Ausrüstungen, Wohnbauten und Nichtwohnbauten sowie Nutztieren und Nutzpflanzungen. Wohnbauten zählen auch dann zum Anlagevermögen, wenn sie sich im Eigentum von privaten Haushalten befinden, da sowohl die Vermietung als auch die eigene Nutzung von Wohneigentum durch private Haushalte in den VGR als Produktion von Wohnungsdienstleistungen behandelt werden und somit alle Wohnbauten das Kriterium „dauerhaft in der Produktion eingesetzt" erfüllen. Zum immateriellen Anlagevermögen gehören Computerprogramme und große Datenbanken, Urheberrechte und die Summe der Ausgaben für Suchbohrungen. Literatur: O. Schmalwasser, Revision der Anlagevermögensrechnung 1991 bis 2001, WiSta 5/2001, S. 342-356. Vermögensrechnung informiert, über Höhe, Zusammensetzung und Veränderung von Vermögensbeständen. Ebenso wie die (Vermögens-) Bilanzen zur Rechnungslegung eines Unternehmens gehören, ist auch die V. ein Teil der VGR. Als Bestandsrechnung ergänzt sie die Stromrechnung und verbindet letztere sinnvoll. Deshalb wird die Abgrenzung der Vermögenstatbestände, der Sektoren und der Wirtschaftsbereiche in der V. mit anderen Teilbereichen der VGR voll abgestimmt. In der V. werden in erster Linie Wertangaben ermittelt. Dabei ist die —* Bewertung der sehr hete-

rogenen Vermögensarten eine nicht immer leicht zu erfüllende Aufgabe. Ob Anschaffungs- oder Wiederbeschaffungswert, Neuwert oder Zeitwert anzustreben ist, hängt letztlich von der Nutzung der Daten ab. Während in den einzelwirtschaftlichen Bilanzen die Bewertung zu Anschaffungspreisen dominiert, kommt in der gesamtwirtschaftlichen V. entsprechend den VGR-Prinzipien der Bewertung zu —• Wiederbeschaffungspreisen und zu —> konstanten Preisen die größere Bedeutung zu. Für die Darstellung von Vermögenstatbeständen in —• Satellitensystemen können die Wertangaben auch durch Mengenangaben ergänzt werden. Ein Ziel der V. im Rahmen der VGR ist die Bestimmung des —> Volkvermögens. Dieses kann als Summe der —> Reinvermögen der inländischen Sektoren bestimmt werden, die in —* Vermögensbilanzen aus der Differenz der Aktiva, also Vermögensgüter (nichtfinanzielles Vermögen) und Forderungen (finanzielles Vermögen), und der Verbindlichkeiten abgeleitet werden. Innerhalb der Volkswirtschaft heben sich die Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen Inländern auf, so dass das Volksvermögen auch gleich den Vermögensgütern plus den Nettoforderungen und dem Wert immaterieller Wirtschaftsgüter, wie Patente oder Autorenrechte, plus den Nettoforderungen (Forderungen abzüglich Verbindlichkeiten) gegenüber der übrigen Welt ist. Das StBA ermittelt für große Teile der Vermögensgüter Werte. Vorräte, Wertsachen und —* nichtproduzierte Vermögensgüter werden ζ. Z. nicht nachgewiesen. Das gilt auch für das —• Gebrauchsvermögen, das entsprechend der ESVGSystematik nicht berechnet werden muss. Berechnungen zu —* Geldvermögen und —• Verbindlichkeiten fuhrt die BBk durch; das —> Versorgungsvermögen wird nur soweit berücksichtigt, wie die zah-

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Vermögensschichtung lungspflichtigen Unternehmen in ihren Bilanzen Rückstellungen bilden. Die Angaben zum —• Anlagevermögen liefern Informationen über den Produktionsfaktor Kapital. Sie sind Grundlage für die Berechnung des —» Produktionspotenzials, der —+ Kapitalintensität, des —• Kapitalkoeffizienten und der —> Kapitalproduktivität. Getrennt nachgewiesen wird das —> Anlagevermögen für den Umweltschutz. Es wird zur Berechnung der Aufwendungen für den Umweltschutz benötigt. Angaben zum —• Gebrauchsvermögen der privaten Haushalte liefern für das —• Satellitensystem Haushaltsproduktion Informationen über Produktionsmittel und Abschreibungen. Die V. dient auch als Grundlage für die Ermittlung von Stromgrößen der VGR. Veränderungen von Forderungen und Verbindlichkeiten berechnet die BBk anhand von Bestandsdaten. Die —> Abschreibungen für die Entstehungsrechnungen des Inlandsprodukts werden im Rahmen der Anlagevermögensrechnung ermittelt. Das ESVG sieht vor, das Kontensystem der VGR zur Darstellung wirtschaftlicher Vorgänge um konsistente Vermögensbestandskonten jeweils zum Anfang und zum Ende eines Jahres zu ergänzen. Diese —» Vermögensbilanzen werden für Sektoren und die Gesamtwirtschaft aufgestellt. Sie zeigen die Zusammensetzung der Vermögensaktiva nach Vermögensarten und deren Finanzierung durch Eigenund Fremdkapital und liefern Informationen über die —• Vermögensverteilung nach Sektoren. Die Veränderungen der Vermögensbestände zwischen Anfang und Ende eines Jahres werden in verschiedenen Konten dargestellt. Volumenänderungen aufgrund von Transaktionen zeigen die —• Vermögensänderungskonten und die —• Finanzierungskonten. Weitere Konten sieht das ESVG vor: Sie zeigen zum einen alle anderen Volumenänderungen des Vermögens (z.B. durch 436

Naturkatastrophen verursachte —* Abgänge von Anlagen oder —> Zugänge von Bodenschätzen aufgrund von Neuentdeckungen) und zum anderen die preisbedingten Wertveränderungen. Diese werden als nominale Umbewertungsgewinne /-Verluste des Vermögens bezeichnet und weiter in neutrale und in reale Kaufkraftgewinne und -Verluste unterteilt. Als neutral wird die Wertveränderung des Vermögens angesehen, die sich ergeben hätte, wenn sich die Vermögenswerte und die Schulden entsprechend einem allgemeinen Preisindex entwickelt hätten. Die realen Umbewertungsgewinne/-verluste ergeben sich als Differenz zwischen nominalen und neutralen Kaufkraftgewinnen und -Verlusten. Sie hängen davon ab, welcher Preisindex zur Berechnung der neutralen Wertveränderung des Vermögens verwendet wird. Zweckmäßig erscheint dafür der Preisindex der letzten inländischen Verwendung. Die realen Umbewertungsgewinne/-verluste am Reinvermögen der Sektoren bzw. am Volksvermögen können bei einer Erweiterung des Einkommensbegriffes als Erhöhung bzw. Minderung des Einkommens angesehen werden. Da die wirtschaftliche Situation verschiedener Bevölkerungsgruppen nicht nur von ihrem Einkommen, sondern auch von der Höhe ihres Vermögens abhängt, sollten die Angaben über die Verteilung der —+ Einkommen nach (sozioökonomischen) Haushaltsgruppen um entsprechende Angaben über die —• Vermögensverteilung ergänzt werden. Wegen erheblicher Datenlücken sind solche Berechnungen im Rahmen der VGR bisher jedoch nicht realisierbar. Liane Ritter Vermögensschichtung —• Vermögensverteilung. Vermögensteuer(n) —• Steuern

Vermögens- und Kreditgewinnabgaben zählen - im Gegensatz zu den —»Vermögenswirksamen Steuern - als laufende Transfers zu den Einkommen- und Vermögensteuern. V. sind laufende Abgaben auf das Vermögen; hierzu gehören von den Eigentümern regelmäßig auf das Eigentum an oder die Nutzung von Grundstücken und Gebäuden zu entrichtende Steuern sowie laufende Steuern auf das Reinvermögen und andere Vermögenswerte (z.B. Schmuck und andere Luxusgegenstände). Vermögenstransfers => Capital transfers, => Vermögensübertragungen sind Geldleistungen ohne spezielle Gegenleistung, die zumindest für eine der beteiligten Wirtschaftseinheiten eine unmittelbare Vermögenszu- oder -abnahme darstellen. V. müssen, unabhängig davon, ob es sich um Geld- oder um Sachtransfers handelt, eine entsprechende Veränderung der in der Vermögensbilanz eines oder beider Transaktionspartner(s) ausgewiesenen finanziellen oder nichtfinanziellen Aktiva nach sich ziehen. Die V. werden nach vermögenswirksamen Steuern, Investitionszuschüssen und sonstige V. untergliedert. Zu den V. zählen u.a.: Erbschaftsteuer; Abgaben im Rahmen des Lastenausgleichs; Anliegerbeiträge; Investitionszuschüsse; Sparprämien; Eigenheimzulage; Hauptentschädigung im Rahmen des Lastenausgleichs; Schuldenerlass; Schuldentilgungszuschüsse; Prämien für die Schlachtung von Kühen, Stillegungen, Abwrackprämien u. ä.; Investitionszuschüsse im Rahmen der Entwicklungshilfe; grenzüberschreitende Erbschaften u.ä. Regionalfondsmittel der EG; Eigenmittel für den Wohnungsbau;

-

Ausgleich des Finanzierungssaldos öff. „Bruttountemehmen" im Kapitalgesellschaftensektor; Veränderung der Rückstellungen von Lebensversicherungen u. a.

Vermögensübertragungen => Capital transfers —• Vermögenstransfers. Die Bez. wird in der —> Zahlungsbilanz verwendet. Bei den V. handelt es sich um Transfers, die zunächst nur das Vermögen der beteiligten Länder verändern. Für die Klassifizierung können bestimmte Eigenschaften herangezogen werden: in der Regel handelt es sich um V., wenn eine Transfer von einer der beiden Seiten als einmalig angesehen wird. Zudem dreht es sich häufig um größere Beträge. Dabei wird ein Vermögensgegenstand übertragen oder eine Verbindlichkeit erlassen. Beispiele sind der Erlass von Schulden, Erbschaften, Schenkungen, bestimmte Investitionszuschüsse, aber auch Vermögensmitnahmen von Aus- beziehungsweise Einwanderern. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang die Übertragungen an die und von der EG. Die Zahlungen an die EG werden als laufende Abgaben angesehen und damit den —• laufenden Übertragungen zugeordnet. Die Zahlungen von der EG müssen dagegen teilweise als vermögenswirksam angesehen werden, so beispielsweise die Zuschüsse zu Infrastrukturmaßnahmen. Da die statistische Erfassung der Vermögensübertragungen in vielen Fällen schwierig ist, enthalten die ausgewiesenen Werte vor allem den öffentlichen und privaten Schuldenerlass, Zahlungen im Rahmen der Entwicklungshilfe, Wiedergutmachungsleistungen und Teile der Einnahmen von der EG. Vermögens- und Kreditgewinnabgaben im Rahmen des Lastenausgleichsfonds —• Steuern.

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Vermögensverteilung Vermögensverteilung stellt die Aufteilung des —• Volksvermögens oder einzelner Vermögensarten nach bestimmten Zuordnungskriterien dar. Als Zuordnungskriterien kommen insbesondere in Betracht: 1. volkswirtschaftliche Sektoren wie Staat, Kapitalgesellschaften, Private Organisationen O.E., Private Haushalte, Ausland (sektorale V.). 2. Untergliederungen eines Staatsgebiets nach Regionen (regionale V.). 3. Merkmale der privaten Vermögensbesitzer, wobei eine Beschränkung auf das in Händen der privaten Haushalte befindliche Vermögen vorgenommen wird (verschiedene Formen der personellen V.). Zuordnungsmerkmale der im Folgenden behandelten personellen V. können sein: Soziale Stellung (Arbeiter, Angestellte, Beamte, Selbständige, Nichterwerbstätige); Geschlecht, Alter und Bildungsstand der Bezugsperson im Haushalt; Höhe des Nettoeinkommens oder Höhe des Nettovermögens; auch Mehrfachklassifikationen können bei Verfügbarkeit von Einzeldaten zweckmäßig sein. Die Ergebnisse hängen von der Abgrenzung des Vermögensbegriffs sowie von der Bewertung der einzelnen Vermögensarten ab. Die wichtigsten Vermögensarten, die ein privater Haushalt besitzen kann, sind —> Gebrauchsvermögen (Wohnungseinrichtung, Kleidung, Auto usw.), —• Geldvermögen (Bargeld, Bankguthaben, Bausparguthaben, festverzinsliche Wertpapiere, Versicherungsguthaben, andere Forderungen), Grund- und Hausvermögen (einschl. Eigentumswohnungen) sowie Beteiligungen an Unternehmen (Aktien usw.). Wenn man von der Summe des Gesamtvermögens (weniger glückliche Bez.: Bruttovermögen) die Summe der Verbindlichkeiten abzieht, erhält man das Netto- (oder besser: Rein-) Vermögen eines Haushalts. Eine Aufteilung des Haushaltsvermögens auf die Haushaltsmitglieder kann man i.d.R. mangels genauer Informationen nicht 438

vornehmen. Daher werden bei der Analyse der personellen V. die Haushalte als Einheit betrachtet oder es wird eine fiktive Pro-Kopf-Aufteilung durchgeführt. Die amtliche Statistik liefert bisher keine umfassende Darstellung der sektoralen regionalen und personellen V. Teilbereiche werden durch die gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung der BBk erfasst. Die Einkommens- und Verbrauchsstichproben (EVS) des StBA, die Vermögenssteuerstatistiken (bis 1995), die Einkommenssteuerstatistiken und das Sozio-ökonomische Panel liefern Einzeldaten für verschiedene Vermögensarten für Teile der Bevölkerung, die in vielfacher Weise gruppiert werden können, aber kein umfassendes Bild der personellen V. ergeben. Über große Teilbereiche der personellen V. gibt die EVS 1998 des StBA Aufschluss. Allerdings sind Haushalte mit Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 17 895,2 Euro, die in Einrichtungen lebende Bevölkerung und nichtsesshafte Personen nicht erfasst; insbesondere das Fehlen der Haushalte mit sehr hohen Einkommen verzerrt die Analyse der Vermögensverteilung, da gerade in dieser Bevölkerungsgruppe hohe Vermögenswerte konzentriert sein dürften. In der EVS 1998 wird ein großer Teil des gesamten Brutto- und Nettovermögens der Haushalte erfragt. Ausgenommen sind schwer erfass- und bewertbare Sachvermögensarten wie das Betriebsvermögen (soweit nicht in börsennotierten Aktien verbrieft) und das —> Gebrauchsvermögen (einschl. Schmuck und Kunstgegenstände). Die folgenden Ergebnisse beruhen auf eigenen Auswertungen einer anonymisierten Version dieser EVS. Auf der Grundlage des durchschnittlichen Nettogeld- und Nettoimmobilienvermögens einzelner nach der sozialen Stellung der Bezugsperson gebildeter Haushaltsgruppen lassen sich deren relative Nettovermögenspositionen, getrennt

Vermögensverteilung nach Ost- und Westdeutschland, im Verhältnis zum jeweiligen Durchschnitt in den alten und neuen Bundesländern ermitteln (Tab.l). Erkennbar ist eine überdurchschnittliche relative Nettovermögensposition der Haushalte von Selbständigen und von Landwirten (hier nur für Westdeutschland) und eine unterdurchschnittliche relative Nettovermögensposition der Haushalte von Arbeitslosen in beiden Landesteilen. Die übrigen Haushaltsgruppen liegen nicht sehr weit vom Durchschnitt in den jeweiligen Landesteilen entfernt.

zwischen West- und Ostdeutschland bei den Grundstücken, Häusern und Eigentumswohnungen besonders ausgeprägt ist. Außerdem ist zu vermuten, dass die nicht nachgewiesenen Eigentumsrechte an Unternehmen in der Rechtsform der nichtbörsennotierten Aktiengesellschaften, der GmbH und der Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit ebenfalls sehr stark konzentriert sind. Tab. 2 Verbreitungsgrade einzelner Vermögensformen, alte und neue Bundesländer 1998 Vermögensform

Tab.l Nettovermögensposition soz. Gruppen in West- und Ostdeutschland 19981 Soziale Gruppe Alte Neue Länder Länder Selbst. H. (o. Landw.) 218 % 223 % Landwirte-Haush. 245 % k. A. Beamten-Haush. 137 % 135 % Angest.-Haush. 98% 123 % Arbeiter-Haush. 73% 198 % Arbeitsl.-Haush. 53% 65% Nichterw.-Haush. 95% 70% 'Die Angaben beziehen sich auf die Summen aus den durchschnittlichen Nettogeld- und Nettoimmobilienvermögen auf der Haushaltsebene, jeweils bezogen auf den getrennt ermittelten Gesamtdurchschnitt für Ost- und Westdeutschland. Die geringe Fallzahl der landwi. Haushalte innerhalb der Stichproben in Ostdeutschland ließ eine Auswertung nicht zu.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der EVS 1998.

Eine zweite Möglichkeit zur Charakterisierung der Veimögensverteilung besteht darin, den Verbreitungsgrad einer Vermögensart als Anteil der Besitzerhaushalte an allen Haushalten darzustellen; dabei bleibt allerdings die Höhe des jeweiligen Vermögenswerts unbeachtet (Tab. 2). Eine geringe Konzentration ergibt sich danach für die Sparguthaben, aber auch für die Versicherungsguthaben. Die anderen Vermögensarten sind relativ stark konzentriert, wobei der Unterschied

Alte Länder 77,9 % 56,6 % 44,3 % 32,6 % 34,5 %

Neue Länder 76,2 % 55,1 % 37,7 % 27,6 % 32,8 %

Sparguthaben1 Versicherungen Bausparverträge Wertp. (einschl. Aktien) Sonst. Geldverm. Grundst., Häuser, Eigentumswohnungen 49,1 % 33,9 % 1

Im Vergleich zu Ergebnissen für frühere Jahre scheint hier eine Untererfassung vorzuliegen.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der EVS 1998.

Eine dritte Möglichkeit zur Charakterisierung der Verteilung der Nettovermögen bildet eine Dezilsdarstellung, bei der die Haushalte nach der Höhe ihres Nettovermögens in eine ansteigende Rangfolge gebracht und dann jeweils in Gruppen von 10 % der Gesamtheit eingeteilt werden; für diese Dezile werden dann ihre Anteile am gesamten Nettovermögen und die durchschnittliche Höhe des jeweiligen Nettovermögens ausgewiesen. Da es Haushalte gibt, bei denen die Verbindlichkeiten die erfassten Bruttovermögen übersteigen, können auch negative Nettovermögen auftreten. Zu einem wesentlichen Teil dürfte dies darauf beruhen, dass zwar Konsumentenkredite erfragt, aber das damit erworbene Gebrauchsvermögen vernachlässigt wird.

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Vermögenswirksame Steuern Tab. 3 Deziisverteilung der Nettovermögen Ende 1998, alte Bundesländer Haush. Anteil am ge- Arithm. nach Höhe samten Netto- Mittel d. vermögen jew. Netd. Nettoverm. in toverm. in Euro pro aufsteieinzeln kumuHaush. gender liert Höhe 1. Dezil -0,4 -0,4 - 5 048,0 2. Dezil -0,3 1 460,8 0,1 7 248,1 3. Dezil 0,6 0,3 4. Dezil 1,6 17 436,1 1,3 5. Dezil 4,6 39 421,6 3,0 11,1 84 957,8 6. Dezil 6,5 7. Dezil 10,7 21,8 140 107,3 198 111,8 8. Dezil 15,2 37,0 21,1 274 960,5 9. Dezil 58,1 10. Dezil 41,9 100,0 546 652,3 Gesamt 100,0 130 527,7 Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der EVS 1998. Tab. 4 Deziisverteilung der Nettovermögen Ende 1998, neue Bundesländer Haush. Anteil am ge- Arithm. nach Höhe samten Netto- Mittel d. vermögen jew. Netd. Nettoverm. in toverm. in einzeln kumuEuro pro aufsteiHaush. gender liert Höhe 1. Dezil -0,5 -0,5 - 2 288,0 2. Dezil 0,2 -0,3 1 232,7 3. Dezil 0,9 0,6 4 312,2 4. Dezil 2,3 8 558,5 1,7 5. Dezil 2,9 5,2 14 451,2 6. Dezil 4,5 9,7 22 766,8 7. Dezil 17,0 36 547,7 7,3 8. Dezil 12,5 29,5 62 819,9 9. Dezil 22,5 52,0 112 258,2 10. Dezil 47,8 100,0 239 068,8 Gesamt 100,0 49 983,4 Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der EVS 1998.

Die Deziisbetrachtung in Tab. 3 und 4 lässt für beide Landesteile erkennen, dass das unterste Dezil im Durchschnitt ein negatives Nettovermögen aufweist, wäh440

rend das 10. Dezil über einen Anteil von 41,9 % am Gesamtvermögen in Westdeutschland und sogar von 47,8 % in Ostdeutschland verfügt. Insgesamt besitzen die untersten 30 % der Haushalte nur jeweils ungefähr 0,5 % des ausgewiesenen Nettoveimögens, während die obersten 30 % der Haushalte über etwa 80,0 % des gesamten Nettovermögens verfügen. Der Gini-Koeffizient drückt in einer einzigen Maßzahl die Ungleichheit einer Verteilung aus. Ein Wert des GiniKoeffizienten von 0 bedeutet völlige Gleichverteilung, ein Wert von 1 signalisiert extreme Ungleichverteilung, bei der ein einziger Haushalt das gesamte Nettovermögen oder Einkommen besitzt. Je höher der Gini-Koeffizient liegt, desto ungleichmäßiger ist also die Verteilung der jeweils betrachteten Größe. Die GiniKoeffizienten für die Verteilung der Nettoveraiögen belaufen sich im Jahr 1998 für Westdeutschland auf 0,64 und fur Ostdeutschland auf 0,68. Sie liegen damit mehr als doppelt so hoch wie die entsprechenden Werte des Gini-Koeffizienten für die Verteilung der Haushaltsnettoeinkommen. Würde es gelingen, die Nettovermögen der hier fehlenden einkommensstärksten Haushaltsgruppen in die Berechnung einzubeziehen und überdies die fehlenden Untemehmensbeteiligungen zum Nettovermögen hinzuzunehmen, so ergäben sich noch deutlich höhere Werte der Gini-Koeffizienten. Literatur: H. Mierheim/L.

Wicke, Die

personelle Vermögensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland, Tübingen 1978; H. Schlomann, Vermögensverteilung und private Altersvorsorge, Frankfurt a. M. 1992; R. Hauser/H. Stein, Die

Vermögensverteilung im vereinigten Deutschland, Frankfurt/M. 2001. Richard Hauser und Holger Stein Vermögenswirksame Steuern => Capital taxes

—» Steuern

Versicherungstechnische Rückstellungen sind Steuern auf den Vermögenstransfer (z.B. Erbschaft- und Schenkungsteuer) sowie Vermögensabgaben (z.B. früherer Lastenausgleich). Da angenommen wird, dass diese Abgaben - anders als bei den —» Vermögensteuern - aus der Vermögenssubstanz geleistet werden, gelten sie in den VGR als —»Vermögenstransfers. Verpflegungsdienstleistungen => Catering. Güterposition für die Darstellung der —> Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die den Verzehr von Speisen und Getränken (einschließt. Trinkgelder) in Restaurants, Cafes, Bars, an Imbissständen, Kantinen und Mensen in Betrieben, Büros, Schulen und Universitäten sowie aus Automaten umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 48,1 Mrd Euro aus. Verpflichtungen frühere Bez. der BBk für —> Verbindlichkeiten. Versicherungen => Insurance. Das ESVG unterscheidet V. im Rahmen des Sozialschutzes und Sonstige Versicherungen. Die V. im Rahmen des Sozialschutzes (—> Sozialschutzsysteme) werden untergliedert in Sozialversicherungssysteme des Staates, Sozialschutzsysteme mit speziellen Deckungsmitteln und Sozialschutzsysteme ohne spezielle Deckungsmittel. Die Sonstigen V. werden in Lebensversicherungen und Schadenversicherungen untergliedert. Die Rückversicherung und das Versicherungshilfsgewerbe sind vornehmlich für die Sonstigen V. relevant. Versicherungsdienstleistungen Güterposition für die Darstellung der —* Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die das Entgelt als Differenz zwischen Prämieneinnahmen sowie den

Erträgen aus der Verzinsung der Vermögensanlagen der Versicherungen und auszuzahlenden Ansprüchen der Versicherten darstellt. Dazu gehören die Hausrat-, Unfall-, private Kranken-, Kfz-Kaskound -Haftpflicht-, Reise- und Gepäcksowie die Privathaftpflichtversicherung. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 29,7 Mrd Euro aus. Versicherungsgesellschaften => Insurance corporations. Unternehmen, die in ihrer Hauptfunktion Versicherungsgeschäfte betreiben, d. h. kalkulierbare Risiken gegen vertraglich vereinbarte Prämien übernehmen und hierbei i.d.R. versicherungstechnische Rückstellungen bilden. Das sind unbeschadet ihrer Rechtsform alle Lebens-, Schadens-, Kranken- und Rückversicherungsunternehmen sowie die rechtlich selbständigen Pensions- und Sterbekassen einschließlich der berufständischen Versorgungswerke der Selbständigen. In die V. einbezogen ist die —* Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes. Dagegen werden rechtlich unselbständige Pensionseinrichtungen den jeweiligen Trägerinstitutionen, so ζ. B. nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften und Finanzinstituten, zugeordnet. Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen => Insurance corporations and pension funds sind ein Teilsektor der —> Finanziellen Kapitalgesellschaften. Versicherungstechnische Rückstellungen => Insurance technical reserves. —» Ansprüche Privater Haushalte aus Rückstellungen bei Lebensversicherungen und Pensionseinrichtungen. —• Geldanlage bei Versicherungen (und Pensionskassen).

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Versorgung der Kriegsopfer Versorgung der Kriegsopfer —• Soziale Leistungen. Versorgungsvermögen Seit jeher sind die Menschen bestrebt, sich Quellen zu sichern, aus denen sie im Alter oder in anderen Fällen der Arbeitsunfähigkeit ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Neben oder anstelle der Aufzucht von Nachwuchs und der Vorsorge durch eigenes Sach- oder Geldvermögen ist heute der Erwerb eines Renten- oder Pensionsanspruchs zur wichtigsten Form der Alterssicherung geworden, und zwar nicht nur bei Arbeitnehmern, sondern auch bei Selbständigen. Es gibt zwar keine strenge Begriffsabgrenzung zwischen Pension und Rente, doch wird ein Pensionsanspruch typischerweise durch einen Dienst- oder Arbeitsvertrag begründet und besteht gegenüber einem öffentlichen oder privaten Arbeitgeber; seine Höhe wird i.d.R. durch die Dauer des Beschäftigungsverhältnisses und durch die Höhe des Arbeitsentgeltes bestimmt. Ein Rentenanspruch wird dagegen i.d.R. durch laufende Beitragszahlung oder durch einmalige Übertragung von Vermögen erworben und beruht auf öffentlich-rechtlicher oder privatrechtlicher Grundlage. Die größte Bedeutung haben in Deutschland die Rentenansprüche gegen die gesetzlichen Rentenversicherungen. Unter den privatrechtlichen Rentenversicherungen überwiegen die berufsständigen Versorgungseinrichtungen für Angehörige der freien Berufe und die Versicherer von betrieblichen Pensionszusagen; im Lebensversicherungsgeschäft dominieren die Kapitalversicherungen gegenüber den Pensionsversicherungen. Definiert man, wie dies viele Wirtschaftstheoretiker tun, als —• Vermögen alle jene Sachen und Rechte, die dem Inhaber in Zukunft einen Zahlungs- oder Nutzenstrom gewähren, dann sind Versorgungsansprüche als Vermögensobjekte 442

aufzufassen. Diese Auffassung ist allerdings nicht unbestritten. Im Gegensatz zu anderen Zahlungsversprechen, z.B. zur Rückzahlung eines Darlehens in gleichen Raten, ist bei Versorgungsansprüchen die Dauer der Zahlung an die ungewisse Lebensdauer des Anspruchsberechtigten gebunden. Zweifel am Vermögenscharakter werden nicht schon dadurch begründet, dass mit der Ungewissheit über die Dauer auch der Wert des Zahlungsstromes unsicher ist. Es gilt für jedes Vermögensobjekt, dass der künftige Ertrags- oder Nutzenstrom mehr oder weniger unsicher ist; die relative Unsicherheit des künftigen Zahlungs- oder Nutzenstromes schlägt sich in der Marktbewertung des Vermögensobjektes nieder. Entscheidend ist vielmehr, dass der Anspruchsberechtigte durch die Bindung an die Lebensdauer nicht so frei über seinen Anspruch disponieren kann wie über eine Geldforderung und andere Vermögensobjekte. So ist die Möglichkeit, Versorgungsansprüche zu veräußern oder zu beleihen, schon deswegen begrenzt, weil die Zulässigkeit der Übertragung oder Pfändung der Ansprüche von Gesetzes wegen eingeschränkt ist. Es existiert deshalb kein Markt, auf dem diese Ansprüche gehandelt werden können. Die Beschränkung der Dispositionsfreiheit erschwert die —> Bewertung von Versorgungsansprüchen, macht sie aber nicht unmöglich. Es gibt zwar keinen Markt, auf dem bestehende Ansprüche veräußert werden können, wohl aber einen Markt, auf dem neue Ansprüche durch laufende Beiträge oder einmalige Zahlungen zu erwerben sind. Damit könnte jeder bestehende Versorgungsanspruch mit dem Betrag bewertet werden, zu dem sich ein Versicherungsunternehmen bereit finden würde, die Pensionsoder Rentenzahlung zu übernehmen. Dieses Vorgehen würde allerdings eine beträchtliche Unterbewertung des V. zur Folge haben, denn die Versicherungen

Versorgungsvermögen können aus Vorsichtsgründen nur einen Teil ihrer künftigen Leistungen schon zum Vertragsbeginn fest zusagen. Ein wesentlicher Teil der Leistungen wird den Versicherten erst während der Laufzeit oder am Ende der Versicherung als Gewinnbeteiligung gutgeschrieben. Bei der Versicherung gibt es zwei Grundprinzipien, (1) das Kapitaldeckungsverfahren (z.B. bei der Lebensversicherung) oder (2) das Umlageverfahren (z.B. gesetzliche Rentenversicherung). Nur bei (1) werden Ansprüche als finanzielle Verbindlichkeiten ausgewiesen. Bei den Pensionszusagen von Arbeitgebern geschieht dies nur bei Unternehmen, nicht aber beim Staat. Das StBA (im Rahmen der VGR) und die BBk (im Rahmen der FinR und GeldveimR) beschränken den Vermögensausweis auf solche Ansprüche, für die die zahlungspflichtigen Unternehmen in ihren Bilanzen Rückstellungen bilden. Dies betrifft einmal die Lebensversicherungen, Pensions- und Sterbekassen sowie die berufsständischen Versorgungswerke. Diese müssen in Höhe ihrer Prämieneinnahmen und ihrer Vermögenserträge (abzüglich ihrer Aufwendungen) Rückstellungen bilden, aus denen sie künftig ihre vertraglichen Leistungen einschließlich der Überschussbeteiligung bestreiten. Diese Deckungsrückstellungen vermindern sich um die tatsächlich geleisteten Auszahlungen. Da die Aufstockung und die Auflösung der Deckungsrückstellungen als Sparen und Entsparen der privaten Haushalte behandelt werden, sind auch die Rückstellungen als Guthaben der privaten Haushalte und als Verbindlichkeiten der Versicherungen anzusehen. Ende 1995 betrugen diese Guthaben 544 Mrd Euro; das sind 20 % des gesamten Geldvermögens der privaten Haushalte. Darin sind allerdings nicht nur die Ansprüche auf Rentenzahlungen, sondern auch die auf Kapitalauszahlung enthalten.

Der zweite Bestandteil des statistisch ausgewiesenen V. sind die Pensionsrückstellungen, die die Unternehmen in Höhe der von ihnen zugesagten Betriebspensionen an ihre Mitarbeiter bilden müssen. Dabei werden nicht die durch Bewertungsfreiheiten verzerrten Bilanzansätze verwendet, sondern die sog. Sollrückstellungen, die dem Pensionssicherungsfonds gemeldet werden, bei dem die Unternehmen ihre Zusagen rückversichern müssen. Es handelt sich um den mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Höchstzinssatz von 6% abdiskontierten Barwert der zugesagten Zahlungen. Auch diese Rückstellungen werden als Vermögen der privaten Haushalte und als Verbindlichkeit der Unternehmen angesehen. Ende 1995 betrugen sie 152 Mrd Euro. Für die von Staat, öffentlichen Unternehmen oder gesetzlichen Rentenversicherungen zugesagten Pensionen und Renten wird von der amtlichen Statistik allerdings kein Vermögensäquivalent berechnet. Diese Praxis lässt sich nicht damit begründen, dass mit der Entstehung dieser Versorgungsansprüche keine Bildung von Vermögen verbunden ist, denn andere Titel, z.B. Staatspapiere, zählen auch dann zum Vermögen, wenn sie der Finanzierung von öffentlichem Konsum gedient haben. Die Ansprüche sind eindeutig ein finanzielles Vermögen. Der wahre Grund für ihre Nichtberücksichtigung besteht darin, dass der Staat, anders als ein privates Unternehmen, seine Versorgungszusagen nicht bilanziert. Es bestehen keine Forderungen auf Leistungen aus einer realen Vermögensmasse (bzw. keine konkretisierbaren Verpflichtungen). Da aber in den VGR eine Verbindlichkeit in gleicher Höhe ausgewiesen werden muss, käme nur die Kapitalisierung der Verpflichtungen der Beitragszahler (und Steuerzahler) in Betracht. Der auf bilanzierungspflichtige Institutionen beschränkte Nachweis des V. ist nicht zu beanstanden, wenn die finan443

Verteidigung ziellen Beziehungen zwischen den Sektoren und der finanzielle Status der Unternehmen interessieren. Geht es dagegen um die sozio-ökonomische Kennzeichnung der Vermögenslage der privaten Haushalte, dann haben die Vermögensangaben der amtlichen Statistik nur einen geringen Informationswert. So ist die Zusammenfassung des ausgewiesenen V. mit anderen Veimögenskategorien nicht angemessen, denn für einen privaten Haushalt hat ein Versorgungsanspruch eine ganz andere Qualität als ein Bankguthaben oder Wertpapierdepot. Ferner dürfte in der Sicht eines privaten Haushalt der Versorgungsanspruch gegenüber dem Staat kaum eine mindere Qualität haben als der gegenüber einer Versicherung oder einem Unternehmen. Schließlich lassen sich die amtlichen Daten nicht auf einzelne private Haushalte zurechnen. Für die Kennzeichnung der Vermögensverteilung wäre deshalb eine Erhebung bei den privaten Haushalten notwendig. Dabei müsste das gesamte V. einbezogen werden, wobei die Versorgungsansprüche gegenüber dem Staat oder den gesetzlichen Rentenversicherungen wie vergleichbare Ansprüche gegenüber Versicherungen und Unternehmen zu bewerten wären. Diese Forderung ist aber nur schwer umzusetzen, weil z.B. die Renten- und Pensionsansprüche an den Staat nicht kapitalisierbar und vererbbar sind, wohl aber die Rente des Partners im Todesfall beeinflussen. Entscheidend ist allerdings, dass die Höhe der künftigen Renten- und Pensionsleistungen wegen des Umlageverfahrens unbekannt ist und von politischen Entscheidungen abhängt. Der einzige bisher vorliegende Versuch einer Schätzung dieses Teils des V. wurde von Hober (1981) auf Basis der Einkommen- und Verbrauchstichprobe 1973 vorgenommen. Literatur: Η. H. Härtel, Die Problema-

tik des Vermögensbegriffes - dargestellt 444

am Beispiel der Renten- und Pensionsansprüche, in: K. Hanau u.a. (Hg.), Wirtschafts- und Sozialstatistik, Göttingen 1986; R. Hober, Versorgungsvermögen und Vermögensverteilung, Tübingen 1981. Hans-Hagen Härtel Verteidigung => Defence affairs and services. —* Ausgaben des Staates nach der —> COFOG-Systematik sowie nach Aufgabenbereichen in der früheren —• COFOGSystematik. Verteidigungsaufwand sind die Ausgaben des Staates für die Bundeswehr und den Zivilschutz, und zwar die gezahlten Löhne und Gehälter einschließl. der Sozialabgaben, der Sachaufwand einschließl. der Anschaffung langlebiger Güter für Verteidigungszwecke (soweit nicht auch für zivile Zwecke nutzbar) abzügl. der Verkäufe von gebrauchten Kfz, Altpapier, Schrott u. ä.. Nicht dazu zählen die Ausgaben für die Polizei, den Bundesgrenzschutz und das Verteidigungsministerium. Die Ausgaben für Verpflegung der Wehrpflichtigen gelten als Naturaleinkommen und werden nicht im Sachaufwand, sondern in den geleisteten Einkommen ausgewiesen und gehen dann in den Privaten Konsum ein. Der V. ist in der Entstehungsrechnung Teil des Produktionswertes des Staates und in der Verwendungsrechnung der Konsumausgaben des Staates. Verteidigungsgttter Langlebige und auch zivil nutzbare V. gelten in den VGR als —> Anlagegüter und werden abgeschrieben. Zu solchen Bauten und Anlagen gehören z.B. Flugplätze, Hafenanlagen, Straßen und Krankenhäuser, nicht aber militärisch genutzte Waffen und dazugehörige Systeme, die

als Vorleistungen zu buchen sind.

Verwaltungsgebühren Zur Quantifizierung der V. wird auf die Haushaltspläne, mit getrennten Angaben zu Ausrüstungen (vor allem Straßenfahrzeuge und femmeldetechnische Anlagen) und Bauten (vor allem Truppenunterkünfte, Dienst- und Werkstattgebäude sowie Versorgungs- und Instandsetzungseinrichtungen) sowie auf Informationen aus dem Verteidigungsbereich zurückgegriffen. Der zweite Schritt, d.h. die Berechnung der Abschreibungen auf investive militärische Gebrauchsgüter, erfolgt im Rahmen des gesamtwirtschaftlichen Abschreibungsmodells der VGR. Ausgangspunkt dafür ist eine weitgehend nach der —• Perpetual-Inventory-Methode geschätzte Zeitreihe des Kapitalstocks fur diese Güter, der unter Anwendung spezifischer durchschnittlicher Nutzungsdauern linear abgeschrieben wird. Verteilung der Erwerbs- und Vermögenseinkommen —* Verteilung des Volkseinkommens. Verteilung des Volkseinkommens zeigt die Verteilung der gesamtwirtschaftlichen Einkommen der Inländer auf die an der Produktion beteiligten Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital. Es handelt sich hier um die funktionale —• Einkommensverteilung i. Ggs. zur personellen Einkommensverteilung, die die Einkommen bei den Einkommensempfängern zeigt. Statistisch wird unter V. die Aufteilung des Volkseinkommens auf die Einkommensarten Arbeitnehmerentgelt, Unternehmens- und Vermögenseinkommen verstanden. Mit diesen Einkommensarten kann die Entlohnung der Produktionsfaktoren allerdings nicht trennscharf abgebildet werden, da die Untemehmenseinkommen auch den kalkulatorischen Unternehmerlohn für die Arbeitsleistungen der Selbständigen und ihrer mithelfenden Familienangehörigen im eigenen Unternehmen enthalten. Von den Unternehmens- und Vermögenseinkommen

kann auch nicht auf die Einkommen der Unternehmer(-haushalte) geschlossen werden, da die Vermögenseinkommen überwiegend Haushalten von Nichtunternehmern zufließen. Verteilungstransaktionen => Distributive transactions stellen eine der im ESVG definierten vier Arten von —• Transaktionen dar. V. umfassen die Verteilung der Wertschöpfung auf Arbeit, Kapital und Staat sowie die Umverteilung von Einkommen und Vermögen. V. werden in —> Arbeitnehmerentgelt, Produktions- und Importabgaben, Subventionen, —> Vermögenseinkommen und —> laufende Transfers, —• Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche sowie —» Vermögenstransfers untergliedert. Verteilungs- und Verwendungskonten => Distribution and use of income accounts. —• Kontensystem der VGR. Verwaltungsgebühren sind von Einrichtungen des Staates erhobene Gebühren für Verwaltungsakte soweit mit diesen Amtshandlungen keine wesentlichen Prüfungen u.ä. verbunden sind. Liegen diese vor, handelt es sich um —> Benutzungsgebühren. V. der Unternehmen sind von Kapitalgesellschaften und privaten Haushalten (als Produzenten) gezahlte Gebühren für Verwaltungsakte, sie werden zu den —» Sonstigen Produktionsabgaben gezählt. V. von privaten Haushalten sind von diesen (als Konsumenten) gezahlte Gebühren für Verwaltungsakte. Sie zählen zu den Sonstigen direkten Steuern und Abgaben unter den —» Einkommen- und Vermögensteuem. Das ESVG 1979 sah die Verbuchung als Produktionssteuern von Unternehmen sowie als sonstige laufende Übertragungen von privaten Haushalten vor. 445

Verwendung Verwendung =>Uses Bez. für die linke Konten, auf denen bucht werden, die Wert einer Einheit verringern.

Seite der laufenden Transaktionen verden ökonomischen oder eines Sektors

Verwendung des Bruttoinlandsprodukts —• Verwendungsrechnung des Bruttoinlandprodukts. Verwendungsgleiche Produkte die ähnlich wie —• Kuppelprodukte als Nebenerzeugnisse bei der Produktion anderer Produkte mit anfallen (ζ. B. Schuhe aus Gummi oder Kunststoff), die aber typischerweise wie andere Erzeugnisse (z.B. Lederschuhe) verwendet werden. Wegen der geringen quantitativen Bedeutung werden die V. in den IO-Tabellen des StBA auf verwendende Bereiche mit dem Produktionswert desjenigen Produktionsbereichs verteilt, der sie produziert. Verwendungsrechnung des Bruttoinlandsprodukts ist eine der drei möglichen Berechnungsansätze des —> Inlandsprodukts. Ausgangspunkt für die Ermittlung ist der Betrag der gesamten —• Letzten Verwendung von Gütern (Waren und Dienstleistungen). Verwendung des BIP 1995 Mrd Euro Konsum (Verbrauchskonz.) 1 381,4 Individualkonsum 1 230,1 Kollektivkonsum 151,2 + Bruttoinvestitionen 408,3 Bruttoanlageinvestitionen 404,2 Vorratsveränderungen 4,1 Letzte inld. Verwendg. v. G. + Exporte

1 789,7 441,0

-

Letzte Verwendung v. G. Importe

2 230,7 429,4

=

Bruttoinlandsprodukt

1 801,3

=

=

446

Diese besteht aus dem Konsum (nach Ausgaben- und Verbrauchskonzept), den Bruttoinvestitionen sowie dem —• Export von Waren und Dienstleistungen. Nach Abzug des Wertes des —» Imports von Waren und Dienstleistungen von der Letzten Verwendung von Gütern, ergibt sich das BIP. Verwendungstabelle Use-table, früher: => Input-Tabellen wird im Rahmen der —• ΙΟ-Rechnung erstellt und bildet zusammen mit der —• Aufkommenstabelle (früher: Output-Tabelle) die —» Basistabellen der IO-Rechnung. Schematisch kann sie wie folgt skizziert werden: Wirtschaftsbereiche VorleistungsGüterverflechtungen gruppen I Komponenten der Primärinputs Bruttom wertschöpfung Produktionswerte

Letzte Verwendung Π

Die V. zeigen spaltenweise im I. und ΙΠ. Quadranten die Kostenstruktur der —* Wirtschaftsbereiche, d.h. die Aufgliederung der —> Vorleistungen nach der Art der Vorleistungsgüter und die Komponenten der —• Bruttowertschöpfung. Im Π. Quadranten werden die Aggregate der —» letzten Verwendung nach der Art der Güter aufgegliedert. Aus den Zeilen des I. und Π. Quadranten wird ersichtlich, wie die Waren und Dienstleistungen einer Gütergruppe in der Volkswirtschaft und der übrigen Welt verwendet werden, und zwar als Vorleistungen der

einzelnen

Wirtschaftsbereiche oder als —» Letzte

Vierteljährliche VGR Verwendung von Gütern (Konsum der privaten Haushalte und des Staates, Investitionen und Exporte). Von den 10Tabellen unterscheidet sich die V. dadurch, dass die Spalten und Zeilen der Vorleistungsverflechtung nach unterschiedlichen Merkmalen (Wirtschaftsbereiche bzw. Gütergruppen) gegliedert werden. Die V. wird auch als Use-Matrix bezeichnet. Verwendungstabelle der Inlandsproduktion => Use table for domestic production. Die Verwendungstabelle der Inlandsproduktion ergibt sich durch Abzug der Importmatrix von der —• Verwendungstabelle. Die V. ist ein wichtiges Hilfsmittel für die Wirtschaftsanalyse. Verwendungszweck Gliederung der —> Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland nach der Art der Verwendung. Grundlage der Zuordnung ist die —»Klassifikation der Verwendungszwecke des Individualkonsums (COICOP) bzw. das ->· Systematische Verzeichnis der Einnahmen und Ausgaben der privaten Haushalte (SEA 98). Konsumausgaben der priv. Haushalte im Inland nach Verwendungszwecken 1995 MrdEuro % Nahigsm./alkoholfreie Getr. Alkohol. Getr., Tabakw. Bekleidung u. Schuhe Wohn., Wasser, Strom, Gas u.a. Brennst. Einrichtgsgeg., App., Geräte u. Ausrüst. Gesundheitspflege Verkehr Nachrichtenübermittlung Freiz., Unterhaltg. u. Kultur Bildungswesen Beherb.- u. Gastst.dienstl. Sonstige Waren und Dienstl.

121,8 38,3 69,2

12,5 4,0 7,1

227,6

23,4

74,3 39,3 138,3 19,7 91,6 6,9 53,4 91,8

7,6 4,1 14,2 2,0 9,4 0,7 5,5 9,5

Kons.ausg. d. priv. Haush. i. Inld. 972,2 100,0

Vierteljährliche VGR => Quarterly economic accounts; => Vierteljahresrechnung der VGR. 1. Bundesrepublik Deutschland Für wichtige Tatbestände der VGR werden vom StBA und vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auch Vierteljahresergebnisse veröffentlicht, so z.B. für sechs zusammengefasste Wirtschaftsbereiche der —• Entstehungsrechnung, die Aggregate der —* Verwendungsrechnung sowie ausgewählte Informationen der —» Verteilungsrechnung. Diese Ergebnisse haben eine herausragende Bedeutung als kurzfristige und rasch verfügbare Konjunkturindikatoren. Die Daten werden im Allgemeinen etwa sechs Wochen (DIW-Schätzungen) bzw. neun Wochen (StBA) nach Ablauf des Berichtsquartals veröffentlicht. Angaben der Entstehungsrechnung und Verwendungsrechnung werden in jeweiligen Preisen und in Preisen des gültigen Basisjahres (ζ. Z. 1995 = 100) publiziert. 2. Europäische Union / Euroraum Die Hauptaggregate der —* Entstehungsund der —»Verwendungsrechnung für den Euroraum und fur die Europäische Union werden von Eurostat in jedem Quartal auf der Basis der nationalen Daten geschätzt und zweimal aktualisiert. Da noch nicht alle Länder (ausreichende) Quartalsdaten veröffentlichen, erfolgt die Schätzung mit der Methode der temporalen Disaggregation, d.h. die Jahresdaten für alle europäischen Länder werden mit Hilfe der aggregierten Reihen derjenigen Länder, die ausreichende Quartalsdaten zur Verfügung stellen, intra- und extrapoliert. Auch nach der Einführung des ESVG 1995 herrscht in den Ländern der Europäischen Union noch eine ausgeprägte Methodenvielfalt. Vor allem die unterschiedlichen Vorgehensweisen der einzelnen statistischen Ämter bei der Saisonbereinigung sind problematisch für die —• Aggregation der VGR-Zeitreihen. Aus die447

Volkseinkommen sem Grund will Eurostat die europäischen Aggregate direkt saisonbereinigen. Bei der Weiterentwicklung der europäischen vierteljährlichen VGR spielen die Interessen der Europäischen Zentralbank eine entscheidende Rolle. Daher hat eine beschleunigte Berechnung des Bruttoinlandsproduktes derzeit die höchste Priorität. Mit dem Ziel, einige statistische Lücken zu schließen, führt auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) regelmäßig eigene Schätzungen von VGR-Aggregaten für den Euroraum durch. Dabei wird bereits eine direkte Saisonbereinigung der europäischen Aggregate angewendet. Auch bei der Wechselkursumrechnung werden von Eurostat abweichende Methoden eingesetzt, um eine Verzerrung der Deflatoren durch Wechselkurseffekte für den Zeitraum vor der Einführung des Euro zu vermeiden. Literatur: Eurostat, Quarterly National Accounts ESA, First Quarter 2001, 2-2001: Chapter 6, Quarterly Report, Methodology for the construction of quarterly national accounts totals for the European Union (EU-15) and the European Economic and Monetary Union (euro-zone), Luxemburg 2001; K. Müller-Krumholz, The system of national accounts as compiled by the German Institute for Economic Research (DIW Berlin): The quarterly data and their statistical basis, Allgemeines Statistisches Archiv 85 (2001), S. 348-362; Κ. Kietzler/S. Stephan u.a., Aggregation and Seasonal Adjustment, Empirical Results for EMU Quarterly National Accounts, Allgemeines Statistisches Archiv 85 (2001), S. 367-386. Volkseinkommen => National income (factor costs); => Nettosozialprodukt zu Faktorkosten kann zum einen ermittelt werden, indem vom —* Nettonationaleinkommen die vom Staat empfangenen Nettoprodukti448

onsabgaben abgezogen werden. Zum anderen ist das V. die Summe der —• Erwerbs· und Vermögenseinkommen (nicht aber —> Transfereinkommen), die die inländischen Wirtschaftseinheiten in einer Periode empfangen haben. Bei der —» Verteilung des V. werden die Einkommensarten —• Arbeitnehmerentgelt, —» Unternehmens- und Vermögenseinkommen unterschieden. Das V. ist im ESVG 1995 nicht als Einkommensaggregat beschrieben und im internationalen VGR-Nachweis nicht gebräuchlich. Volkseinkommen je Einwohner betrug 1995 rund 16 054,6 Euro pro Person. Bei dieser Durchschnittsgröße wird das —» Volkseinkommen auf alle —> Einwohner umgelegt, gleichgültig, ob sie dazu beigetragen haben oder nicht. Volksvermögen => National wealth. Summe der —* Reinvermögen aller Sektoren. Da die Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen Inländern konsolidiert werden können, entspricht das V. im engeren Sinne auch dem Wert der produzierten Vermögensgüter und der —* Nettoauslandsposition. Ein weiter gefasstes V. könnte auch den Wert der nichtproduzierten Vermögensgüter einschließen, darüber hinaus das —• Arbeitsvermögen. Diese letztgenannten Positionen werden aber mangels theoretischer Übereinstimmung und/oder wegen fehlender statistischer Unterlagen nicht berechnet. Volkswirtschaft => Economy. Die V. der Bundesrepublik Deutschland wird als die wirtschaftliche Betätigung aller Wirtschaftseinheiten verstanden, die ihren ständigen Sitz bzw. Wohnsitz im —• Wirtschaftsgebiet haben. Ein Wirtschaftsgebiet können die gesamte Volks-

wirtschaft (total economy, S.l) wie z.B.

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen das Bundesgebiet oder ein Teil davon (z.B. ein Bundesland) sein. Die Region außerhalb der Bundesrepublik Deutschland wird nicht als Ausland, sondern als „Übrige Welt" bezeichnet (entsprechend für ein kleineres Wirtschaftsgebiet). Für die Abgrenzung ist im Allgemeinen die Staatsangehörigkeit ohne Bedeutung. Ebenso ist es unerheblich, welche Rechtsform die Wirtschaftseinheiten haben. Ständig im Inland befindliche Produktionsstätten, Verwaltungseinrichtungen usw. zählen deshalb zu den inländischen Wirtschaftseinheiten, unabhängig von den Eigentumsverhältnissen; umgekehrt gehören ständig im Ausland gelegene Produktionsstätten, Verwaltungseinrichtungen usw. im Eigentum von Inländern nicht zu den inländischen Wirtschaftseinheiten. Auch Wohnungen im Inland, die Ausländem gehören, rechnen zu den (fiktiven) inländischen Wirtschaftseinheiten. Ausnahmen von dieser Regel bilden u.a. diplomatische und konsularische Vertretungen sowie Streitkräfte. Diplomatische und konsularische Vertretungen des Bundes im Ausland zählen stets zu den inländischen Wirtschaftseinheiten der Bundesrepublik Deutschland, umgekehrt werden ausländische diplomatische und konsularische Vertretungen sowie ausländische Streitkräfte und deren Versorgungseinrichtungen im Bundesgebiet nicht zu den inländischen wirtschaftlichen Institutionen gerechnet; sie sind gebietsfremde Wirtschaftseinheiten. Von inländischen Wirtschaftseinheiten ausgerüstete und betriebene Schiffe, Luftfahrzeuge, Bohrinseln usw. gelten als inländische Produktionsstätten, unabhängig von den Eigentumsverhältnissen. Zu den Investitionen der V. rechnen dagegen die durch inländische Wirtschaftseinheiten gekauften Schiffe, Flugzeuge und ähnliche Investitionsgüter, auch wenn diese von ausländischen Wirtschaftseinheiten betrieben werden.

Volkswirtschaftliche Aggregate zeigen das Ergebnis der Wirtschaftsaktivitäten der Volkswirtschaft, wie ζ. B. der Produktion, der Wertschöpfung, des verfugbaren Einkommens, des Konsums, des Sparens, der Investitionen. V. werden entweder als Summe bestimmter Transaktionen gebildet (z.B. Produktionswert, Bruttoanlageinvestitionen), oder sie stellen Kontensalden dar (BIP, Verfügbares Einkommen, Sparen usw.). Die Bildung von V. hat eine wichtige Aufgabe insbesondere als Gesamtindikatoren und als Bezugsgröße für makroökonomische Analysen sowie für zeitliche und räumliche Vergleiche. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen => National accounts stellen die Zusammenfassung mehrerer gesamtwirtschaftlicher Strom- und Bestandsrechnungen dar, die quantitativ das Wirtschaftsgeschehen eines Wirtschaftsgebietes für eine abgelaufene Periode beschreiben. Systematisch erstellt und aufeinander abgestimmt bilden sie ein System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen. Dieses umfasst hinsichtlich der —» Ströme die Darstellung der —> Entstehung, —• Verteilung und —• Verwendung des —• Inlandsprodukts und —• Nationaleinkommens, den Nachweis der Umverteilungs- und Vermögensbildungsvorgänge als klassischem Kern des Güter- und —• Einkommenskreislaufs, ferner —* Input-Output (IO-) Tabellen und die Stromrechnung der —» Finanzierungsrechnung, bezüglich der —> Bestände die —• Vermögensrechnung (Vermögensgüter und Geldvermögen, letzteres als Teil der FinR). Hinzu kommt die gesamtwirtschaftliche —• Arbeitsvolumenrechnung mit Angaben über Erwerbstätige, Arbeitnehmer und Arbeitsstunden. Für in diesem so abgegrenzten Standardsystem der V. nicht oder nicht ausreichend dargestellte wirtschaftliche Vor449

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen gänge (z.B. Haushaltsproduktion, Umwelt) können —* Satellitensysteme entwickelt werden. Sie sind zwar mit dem Standardsystem verzahnt, weisen aber u.a. hinsichtlich der Regelmäßigkeit der Erstellung, Gliederungstiefe und Bewertung(smöglichkeit) Abweichungen auf. Die —* Zahlungsbilanz gilt - historisch und institutionell bedingt - nicht als Teil der VGR, beide Rechenwerke sind aber voll aufeinander abgestimmt. Zweck: Die V. als zentrales und umfassendes System mit volkswirtschaftlichen Statistikergebnissen stellen eine für viele Zwecke sehr brauchbare und aussagekräftige Konvention zur Messung gesamtwirtschaftlicher Prozesse dar. Als bedeutsamstes statistisches Instrument der Wirtschaftsbeobachtung bildet das Rechenwerk eine unentbehrliche Grundlage für gesamtwirtschaftliche Analysen, —• Prognosen und —• Projektionen und damit eine wichtige Orientierungshilfe für die Konjunktur- und Wachstumspolitik. Neben dieser zentralen Aufgabe dient es auch anderen —> Zielen, so in der Strukturpolitik, in der Einkommens- und Sozialpolitik (z.B. bei TarifVerhandlungen und zur Bemessung der Rentenanpassungen) sowie in der Finanzpolitik (z.B. für die mittelfristige Finanzplanung). In vielen Fällen sind die über mehrere Perioden in jeweiligen Preisen vorliegenden Angaben wenig aussagekräftig. Es bedarf der —» Deflationierung. Die Methode ist umstritten (—• Theorie der Preisindexzahlen). Die V. stellen in der Geld-, Kredit- und Zahlungsbilanzpolitik eine wichtige Informationsbasis dar. Zunehmende Bedeutung für regionalpolitische Zwecke erlangt die Erstellung —• regionaler V. und —» regionaler InputOutput-Tabellen. Zur Durchführung internationaler Vergleiche werden ebenfalls Ergebnisse der V. benötigt; wichtige Größen daraus, wie das BIP bzw. BNE, dienen der Ermittlung der Finanzierungsbeiträge an internationale Organisationen 450

(z.B. für die Eigenmittel der EU). Die —* Harmonisierung der VGR soll vergleichbare Daten der EU-Mitgliedsländer gewährleisten. Besondere Bedeutung erlangten die VGR auch bei der Überprüfung der —> Konvergenzkriterien des Maastricht-Vertrages und hinsichtlich des Europäischen —• Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Die Daten der V. geben Anstöße für die Aufstellung neuer Theorien und ermöglichen die Prüfung makroökonomische Hypothesen, um auf diese Weise zu einer wirklichkeitsnahen Theorie zu gelangen. Die V. sind zwar vielfältig verwendbar, sie haben aber für bestimmte Fragestellungen nur eingeschränkte Aussagekraft. Das gilt speziell für den häufiger erhobenen Anspruch, den wirtschaftlichen Wohlstand im umfassenden Sinne zu messen. Hier schließen die V. einen Kompromiss, indem einzelne Nichtmarktaktivitäten wie die unentgeltlich abgegebenen Leistungen von Staat und privaten Organisationen ο. E. einbezogen, andere wie die —> Haushaltsproduktion ausgeklammert werden. Um bessere Aussagen wenigstens in Richtung auf Wohlstand zu ermöglichen, können Satellitensysteme zu den V. entwickelt werden. Für die Erstellung der V. wird praktisch auf das gesamte verfügbare Ausgangsmaterial der Wirtschafts- und Finanzstatistik und auf andere Informationen zurückgegriffen. Die V. stellen dabei einen wichtigen Rahmen für die Koordinierung und Weiterentwicklung des gesamten statistischen Instrumentariums dar. Früher haben sie dazu beigetragen, insbesondere Lücken im statistischen System und Mängel in der Übereinstimmung von Definitionen und Klassifikationen festzustellen und Gewähr für konsistente Aussagen zu bieten. In der —* ESVG-Verordnimg wurde die Anwendung des ESVG 1995 für alle EU-Mitgliedsstaaten verbindlich festgelegt. Daher werden die V. in Deutschland

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen auf dieser Basis hinsichtlich der Terminologie und den dahinterstehenden Definitionen, —• Klassifikationen, Konzepten, Buchungsregeln usw. von allen wichtigen Benutzem einheitlich verwendet. So wird für die von verschiedenen Institutionen vorgelegten Analysen, Prognosen und Projektionen der Wirtschaftsentwicklung weitgehende methodische Vergleichbarkeit erzielt. Konzept: Der systematischen Beschreibung des Wirtschaftsprozesses und damit der Aufstellung der V. dient die Vorstellung eines —+ Wirtschaftskreislaufs. Wichtige Elemente sind hierbei die Abgrenzung der Wirtschaftsräume, die Bestimmung der —* Darstellungseinheit, die Gruppierung der Wirtschaftseinheiten, die —* Aggregation einzelner Wirtschaftseinheiten und die Auswahl der einzubeziehenden Ströme sowie die Festlegung ihrer Definitionen, Abgrenzungen, —» Bewertungen, —» Periodisierungen und Klassifizierungen. Hinzu kommen Überlegungen zu Art und Tiefe der Darstellung. Ferner müssen die Berechnungsmethoden und Kontrollen festgelegt werden. Der systematischen Darstellung dient die doppelte Verbuchung; so muss ζ. B. der Einnahme eines Sektors eine gleichgroße Ausgabe desselben oder eines anderen Sektors gegenüberstehen. Änderungen an einzelnen Aggregaten sind daher nur bei Veränderung auch anderer Aggregate möglich. Einige grundlegende Eigenschaften bzw. Ansprüche, die die V. bisher prägten, beispielsweise Abstellen auf —> Transaktionen, Gleichheit von Einkommen und Wertschöpfung, Erfassung von Marktaktivitäten, keine —• Doppelzählungen, Bewertung zu Marktpreisen, sind im System of National Accounts (SNA) und Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) nicht immer klar erkennbar und durchgehalten, teils auch aufgegeben. So ist die erfasste —» Nichtmarktproduktion der

Marktproduktion praktisch gleichgestellt und mit Marktpreisen werden nur Teile der Verwendungsrechnung des BIP bewertet. Das kann auch nicht verwundern, wenn man sieht, dass die Ziele bzw. Aufgaben und die daraus abzuleitenden Konsequenzen für die Ausgestaltung der V. in internationalen wie in nationalen Systembeschreibungen sehr weit formuliert sind. Die V. präsentieren sich daher als eine Menge von Konventionen bzw. Einzelregelungen, die zu einem System im Sinne von Vollständigkeit und —* Konsistenz abgestimmt sind. Zur Abgrenzung der Wirtschaftsräume kann nach dem Inländerkonzept auf die —• Volkswirtschaft als wirtschaftliche Betätigung von —• Inländern oder auf die innerhalb der geographischen Grenzen eines Landes (—• Inland) stattfindenden Aktivitäten abgestellt werden. Die V. verwenden als statistische Einheit drei Typen: institutionelle Einheiten, örtliche fachliche Einheiten und homogene Produktionseinheiten. Für die Aggregation der Wirtschaftseinheiten zu —• Sektoren sind institutionelle Einheiten die Bausteine. Hier ist in erster Linie das wirtschaftliche Verhalten maßgeblich. Dieses wird nach zwei Kriterien bestimmt: nach der Art der von den Wirtschaftseinheiten vorwiegend ausgeübten Tätigkeiten und nach der wichtigsten Art der Beschaffung der finanziellen Mittel. So wird zwischen den Sektoren —» Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, —» Finanzielle Kapitalgesellschaften, —• Staat sowie —• Private Haushalte und Private Organisationen o.E. unterschieden. Auf einem niedrigeren Aggregationsniveau werden auch Teilsektoren gebildet. Die Aufspaltung bzw. Aggregation kann je nach Aufgabe unterschiedlich ausfallen: Für die —• Entstehungsrechnung des Inlandsprodukts werden —> Wirtschaftsbereiche gebildet, die Wirtschaftseinheiten aus mehreren Sektoren umschließen können, nach der Art der produzierten Waren und Dienst451

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen leistungen aber tiefer untergliedert. 10Tabellen werden nach —• Produktionsbereichen gegliedert. Für ΙΟ-Tabellen führt das StBA femer eine Umschlüsselung von den institutionellen Wirtschaftsbereichen auf homogene Produktionsbereiche durch, so dass dann die —• Erhebungseinheiten (insbesondere Unternehmen) nicht mit den Darstellungseinheiten zusammenfallen. Bei den regionalen V., darunter versteht das ESVG alle V. unterhalb der nationalen Ebene, steht ein Vergleich zwischen Ländern und Regionen im Vordergrund. Hier gilt wie bei einer stärkeren Differenzierung nach Wirtschaftsbereichen: Je mehr Regionen (Wirtschaftsbereiche) betrachtet werden, desto größer wird die erforderliche Zahl der zu erfassenden Vorgänge. Bisher konsolidierte intrasektorale Transaktionen werden dann zu intersektoralen Transaktionen, zu deren Erfassung besondere Zuordnungsprobleme gelöst werden müssen. Der Umfang der zu schätzenden Vorgänge wächst mit zunehmender Gliederungstiefe. Die in die V. einbezogenen wirtschaftlichen Transaktionen betreffen Güter-, Verteilungs-, Finanzierungs- und Sonstige Ströme und daraus abgeleitete Größen (—• Volkswirtschaftliche Aggregate). Sie werden so gruppiert, dass ein möglichst aussagekräftiges Bild über die (1) Produktion, Verteilung und Verwendung der Güter, (2) Entstehung, Verteilung, Umverteilung und Verwendung der Einkommen, (3) —• Vermögensbildung und ihrer Finanzierung entsteht. Was als —• Produktion oder —• Einkommen gilt ist durch die Rahmen des (SNA 1993 bzw.) ESVG 1995 festgelegt. Dies geschieht eher pragmatisch und mit vielen Konventionen, wenn auch nicht immer unter Beachtung von Praktikabilitätsgesichtspunkten und ist auch nicht als Folge der statistischen Umsetzung von Begriffen zu verstehen, die die Theorie vorgibt. Das deutet einmal auf die Ge452

fahr hin, die das —• Ädäquationsproblem beschreibt, liegt zum anderen aber daran, dass die Theorie einen wohldefinierten Idealtypus etwa des Einkommens nicht liefert. Damit ist eine gewisse Ähnlichkeit zum Einkommensbegriff des Steuerrechts gegeben, der auch nicht aufgrund einer einheitlichen Definition, sondern enumerativ, d. h. durch Aufzählung verschiedener Einkunftsarten und diverser Modifikationen festgelegt wird. In den V. müssen allerdings die (Erwerbs- und Vermögens-) Einkommen in der Produktion entstanden sein, ferner verteilt, umverteilt und verwendet werden können. Die angestrebte Identität von Produktion und Einkommen gelingt aber nur teilweise durch eine problematische Behandlung der —• Produktions- und Importabgaben bzw. —* Subventionen. Dass die Letzteren der Verteilungs- und nicht (wie früher) der Umverteilungssphäre zugeordnet werden, ist ökonomisch nur schwer nachzuvollziehen. Es besteht ein Abstimmungszwang, alle Veränderungen in der Abgrenzung von Produktion bzw. Einkommen jeweils parallel durchzufuhren: Da z.B. der —> Eigenverbrauch der Landwirte zur Produktion rechnet, müssen entsprechend Einkommen und Konsum der Landwirte der privaten Haushalte unterstellt werden. —> Unterstellungen sind erforderlich, um Ströme konsistent und vollständig darstellen zu können. Sie machen den in allen Teilen der V. zu findenden —• Modellgehalt besonders deutlich. Weniger gravierend ist die Problematik der —» Umleitungen, wie ζ. B. bei den —» Sozialbeiträgen, die einen Sachverhalt besser als die tatsächlichen Zahlungsströme zeigen sollen. Im Gegensatz zu Umleitungen wirkt sich eine andere Art —• abgewandelter Transaktionen, die —* Aufteilung, auf das Inlandsprodukt aus. Die Erwerbs- und Vermögenseinkommen werden durch laufende (= Einkommens-) Transfers an die Empfanger

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen ergänzt bzw. durch zu leistende laufende Transfers (direkte Steuern, Sozialbeiträge) vermindert, um zum —* verfügbaren Einkommen zu gelangen. Preisbedingte Vermögensänderungen werden zwar im —» Bewertungskonto erfasst, gelten aber nicht als Einkommen, obwohl ein solcher Nachweis u.a. unter Verteilungsaspekten von Interesse ist. Ein wichtiger Teil der V. bezieht sich auf den Nachweis von Höhe und Zusammensetzung des —> Vermögens. Das darin enthaltene Sachvermögen sowie Angaben über Erwerbstätige und deren Arbeitsvolumen geben Anhaltspunkte über den Einsatz der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit. Da grundsätzlich Strom- und Bestandsgrößen aufeinander abgestimmt sind, gelten für beide die gleichen Regeln hinsichtlich der Definition, Abgrenzung, Bewertung usw. Entwicklung·. Die Erstellung der V. hat eine weit zurückreichende —• Geschichte. Sie beginnt insbesondere mit ersten Volkseinkommens- und Vermögensrechnungen für England Mitte des 17. Jh. Von Bedeutung sind femer die Konzepte des Wirtschaftskreislaufs, die nach Vorläufern vor allem von Quesnay, Marx und Keynes entwickelt wurden. Daneben beeinflussten nach dem 1. Weltkrieg verschiedene Institute die Produktions- und Einkommensberechnung. Nach dem 2. Weltkrieg haben die OEEC bzw. OECD mit dem Standard-System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, die UN mit dem SNA und die EG mit dem hieraus abgeleiteten ESVG jeweils in mehreren Auflagen die Rahmen für —• internationale V. gelegt. Das ESVG 1995 stellt die für Deutschland wie für alle EUStaaten rechtsverbindliche Grundlagen für die gegenwärtig erstellten V. dar. Es ersetzt das eigenständige deutsche VGRSystem, das im Wesentlichen Ende der 50er Jahre entstanden ist. Ein alternativer Gesamtrahmen, das Konzept der mate-

riellen Produktion (—• Material Product System), wurde in den früheren sozialistischen Ländern, darunter der ehemaligen DDR, verwendet. Die deutsche Zahlungsbilanz wird auf der Grundlage von Empfehlungen u.a. des Weltwährungsfonds (IWF) aufgestellt und ist voll mit SNA bzw. ESVG abgestimmt. Aufstellung der V. in Deutschland: Für die Erstellung der deutschen V. (ohne FinR, ZahlungsB) ist aufgrund des Gesetzes über die Statistik für Bundeszwecke das StBA zuständig. Es veröffentlicht Jahres- und Vierteljahresergebnisse, ergänzt um Angaben über die Produktionsfaktoren und ΙΟ-Tabellen in „Wirtschaft und Statistik". Ausführliche Angaben legt das StBA in der Fachserie 18 „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen" mit den Reihen „Konten- und Standardtabellen", „Input-Output-Tabellen" und „Vierteljahresergebnisse der Sozialproduktsberechnung" vor. Die unregelmäßig erscheinende Reihe „Sonderbeiträge" enthält revidierte Ergebnisse in langen Reihen und Spezialdarstellungen (ζ. B. Staat in den V.). Für —> regionale V. ist der Arbeitskreis „V. der Länder" zuständig, in dem alle StLA und das StBA vertreten sind. Er ermittelt und veröffentlicht Ergebnisse für Bundesländer und ausgewählte Kreise. Die gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung als Strom- und mit der GeldvermR als Bestandsrechnung sowie die ZahlungsB stellt die BBk auf. Die FinR wird halbjährlich im Monatsbericht der BBk, die ZahlungsB monatlich veröffentlicht. Ergänzende Berechnungen (z.B. tiefgegliederte Vierteljahresangaben, 10Tabellen, regionale Daten) werden femer u.a. vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung und RheinischWestfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) vorgenommen. Die Darstellung der Ergebnisse der V. kann in Konten, Tabellen, Kreislaufbildern oder Gleichungen erfolgen. Das 453

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen StBA veröffentlicht die Ergebnisse in Form eines geschlossenen Kontensystems mit doppelter Buchung aller gezeigten Vorgänge (nur Jahresangaben) und in zusätzlichen Tabellen: a) Das —• Kontensystem der V. weist in der Gliederung nach Sektoren und Aktivitäten insgesamt 62 Konten auf. Aus der Summe der Kontensalden können wichtige volkswirtschaftliche Aggregate abgeleitet werden. So entsteht ein aussagefähiges Bild der wirtschaftlichen Vorgänge dieser Sektoren und zwischen ihnen. b) Die Darstellung des Kontensystems wird ergänzt durch Übersichts- und —+ Standardtabellen. Das Kontensystem verschafft rasch einen Überblick über die Struktur des V.-Systems, weil die wirtschaftlichen Vorgänge zwischen den am Wirtschaftsprozess beteiligten Einheiten relativ übersichtlich präsentiert werden. Die Form der Darstellung hat aber auch Nachteile. Sie wird bei weiterer Untergliederung und ausführlicherem Nachweis von Unterpositionen unübersichtlich. Auch lassen sich —» Halb- und —» Vierteljahresergebnisse sowie Angaben in konstanten Preisen nicht in Form eines geschlossenen Kontensystems darstellen, weil nicht alle Kontenpositionen nachweisbar sind. Die Tabellen erlauben hingegen ζ. B. den Nachweis der Ergebnisse der Entstehungsrechnung des Inlandsprodukts und der Anlageinvestitionen in der Gliederung nach maximal 60 Wirtschaftsbereichen oder Angaben der Verwendungsrechnung nach Gütergruppen; sie enthalten ferner Informationen, die aus dem Kontensystem nicht direkt ermittelt und/oder häufig nur mit einem hohen Aufwand zusammengestellt werden können. So sind den Tabellen leicht Angaben über Höhe und Veränderung von Inlandsprodukt und —• Nationaleinkommen in jeweiligen und konstanten Preisen zu entnehmen. Auch die Darstellung der —• Einkommensverteilung nach Haushalts454

gruppen und nach Einkommensarten ist hier zu finden. Eine in die V. integrierte —»Einkommensschichtung nach Einkommensgrößenklassen liegt noch nicht vor. Bisher wurden nur Schätzungen bzw. Modellrechnungen von Wirtschaftsforschungsinstituten (insbesondere DIW) veröffentlicht. Schließlich weisen die Standardtabellen saisonbereinigte Vierteljahresergebnisse aus. c) Die Input-Output-Tabellen liefern eine tief gegliederte Darstellung der produktions- und gütermäßigen Verflechtung zwischen den —• Produktionsbereichen der Volkswirtschaft und mit der übrigen Welt. In der ESVG-Verordnung wird das nach Methoden und Konzepten des ESVG zu erstellenden Liefeiprogramm von Tabellen fur Eurostat vorgeschrieben. ΙΟ-Tabellen haben eine wichtige Funktion bei der Berechnung des Inlandsprodukts. Das —• Güterkonto bzw. Aufkommens- und Verwendungstabellen sind die Nahtstellen bzw. geben einen Übergang von den Ergebnissen der Inlandsproduktberechnung zu den 10Tabellen. Tabellen werden ferner für bestimmte Aufgabenbereiche (ζ. B. Energie, Umwelt), für Branchen und Regionen erstellt. Unter Zugrundelegung bestimmter Annahmen (—> ΙΟ-Modell) erlauben die Tabellen analytische Aussagen (—• Input-Output-Analyse). d) Die gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung der BBk setzt hinsichtlich der Ströme am Nachweis in den Vermögensveränderungs- und Finanzierungskonten an und untergliedert die Veränderungen der Forderungen und der Verbindlichkeiten nach der Art der einzelnen Forderungen und Verbindlichkeiten. e) Die gesamtwirtschaftliche Vermögensrechnung kann je nach Abgrenzung des Vermögensbegriffs unterschiedlich umfassend sein. Zieht man vom Gesamtvermögen die Verbindlichkeiten ab, gelangt man zum — Versorgungsvermögens, die wie das —• Humanvermögen in den V. unberücksichtigt bleiben. f) Die in der Zahlungsbilanz dargestellten Vorgänge entsprechen - in anderer Gliederung und größerer Darstellungstiefe - denen im zusammengefassten Konto der übrigen Welt. Die ZahlungsB enthält grundsätzlich die Leistungsbilanz, die Bilanz der Vermögensübertragungen, die Kapitalbilanz, die Veränderung der Währungsreserven und den Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen. Die Leistungsbilanz wird darüber hinaus aufgegliedert in die Handelsbilanz, Dienstleistungsbilanz, Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie die Bilanz der laufenden Übertragungen. Anforderungen, Quellen·. An die VGR werden einige Anforderungen gestellt, die schon anfangs teilweise angesprochen wurden: Adäquation, —> Objektivität, —* Eindeutigkeit, —• Genauigkeit, —» Aktualität, —* Repräsentativität, —• Homogenität und Kohärenz. Diese umzusetzen kann angesichts der —• Datenbasis nur unzureichend gelingen, denn es gibt kei-

ne unmittelbar für Zwecke der VGR erhobenen Statistiken. Zur Erstellung der V. werden vielmehr Quellen aus dem Gesamtbereich der Wirtschafts- und Sozialstatistik und verwandter Statistikbereiche herangezogen. Hierbei können die primär für andere Zwecke erhobenen Daten nicht unverändert in die V. übernommen werden, weil sie nicht voll den Konzepten der V. entsprechen, von verschiedener Verlässlichkeit sind, Lücken und Überschneidungen aufweisen und in unterschiedlichen zeitlichen Abständen anfallen. Die V. stellen daher ein Produkt der Weiterverarbeitung dar. Die Systematik des Rechenwerks ermöglicht es in vielen Fällen, über mehrere Rechenschritte zu der zu bestimmenden Größe zu gelangen. So wird das Inlandsprodukt getrennt von der Entstehungs- und Verwendungsseite in jeweiligen und konstanten Preisen berechnet. Zur Abstimmung der Teilrechnungen und generell sind Annahmen und Schätzungen erforderlich, bis ein vollständiges und widerspruchfreies Gesamtbild entsteht (Prinzip der „fundierten Schätzung"). Der Modellgehalt der V. ist also groß und nimmt zu. Verstärkt hat das ESVG 1995 diese Tendenz, aufgrund hypothetischer Festlegungen statt anhand von erhobenen Basisdaten ermittelte Angaben zu veröffentlichen. Von der EUEbene wurden Angaben verlangt, die konzeptionell schwer abgrenzbar und statistisch schlecht fundierte Elemente aufweisen (müssen). Das gilt exemplarisch für die Zunahme der immateriellen Anlagen oder den Nettozugang an Wertsachen im Vergleich zu den Ausrüstungs- und Bauinvestitionen, bei denen es sich bezüglich der statistischen Fundierung um relativ harte Angaben handelt. Das StBA weist bei problematischen Elementen i.d.R. daraufhin, dass diese allenfalls mit vagen Schätzmethoden ermittelt werden können und deshalb eher den Charakter von Setzungen haben.

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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder Die Genauigkeit der VGR hängt daher wesentlich von der Güte des Ausgangsmaterials ab. Fällt es nur in größeren Abständen an, nimmt die Verlässlichkeit der Schätzungen durch —• Fortschreibung mit zunehmendem Abstand vom Zeitpunkt der Erhebung ab. Bei kurzer Berichtsperiode sind speziell die Schätzungen der Vorratsveränderung mit einem überdurchschnittlichen Fehler behaftet. Ähnliches gilt für die —• Unternehmens- und Vermögenseinkommen, die als Differenz zwischen dem Volkseinkommen und dem (weitgehend) aus den Ursprungsdaten ermittelten Arbeitnehmerentgelt berechnet werden. Während für letztere i.d.R. eine sehr aktuelle Veröffentlichung der Ergebnisse mit hoher Zuverlässigkeit möglich ist, bewirkt der Nachweis der Unternehmenseinkommen als reiner Restgröße, dass sich darin alle Niveau- und Entwicklungsfehler der Volkseinkommensberechnung niederschlagen. Aktualität hat insbesondere vor dem Hintergrund der Anforderungen der EU einen außerordentlich hohen Stellenwert bekommen. Es drängt sich der Eindruck auf, dass Qualität für die EU immer weniger zählt, denn Aktualität bedeutet regelmäßig Einbuße an Genauigkeit. Insbesondere Viertel- und die ersten vorläufigen Jahresergebnisse basieren auf einer geringeren Datenbasis und werden daher im Zeitablauf mehrfach berechnet, wobei die Fortschreibungen einzelner Aggregate sukzessiv durch Originärberechnungen ersetzt werden. Neuartiges und unregelmäßig anfallendes Material kann oft erst in den umfassenden, in mehrjährigen Abständen durchgeführten „großen" —> Revisionen berücksichtigt werden. In größeren Abständen werden auch die internationalen V. umfassenden Revisionen unterzogen. So wurden jüngst nach Überarbeitung der früheren Systeme das —• revidierte SNA (1993) und die für die 456

EU geltende Form des ESVG 1995 veröffentlicht. Entsprechendes gilt für die Empfehlungen des IWF, dessen Änderungen in der jüngsten Auflage von 1993 sich in der Revision der deutschen ZahlungsB niedergeschlagen haben. Das StBA hat in den 90er Jahren eine umfassende Übersicht der Quellen und ihrer methodischen Verarbeitung der Produktions- bzw. Einkommensberechnungen vorgelegt. Diese Arbeiten wurden weitgehend für das Europäische Statistische Amt geleistet. Zuvor hat das StBA in Einzelbeiträgen in „Wirtschaft und Statistik" und in seiner Fachserie „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen" auf wichtige Rechnungsgrundlagen und auf die Problematik der jeweiligen Daten hingewiesen. Über die Umsetzung des ESVG 1995 anstelle der früheren deutschen VGR und deren Auswirkungen berichtet der Beitrag „Revision der deutschen VGR" in diesem Lexikon und das StBA im H. 4/1999 und H. 6/1999 von WiSta und in der Broschüre „VGRRevision 1999". Literatur: D. Brümmerhoff, Volkwirtschaftliche Gesamtrechnungen, 6. Aufl., München 2000; StBA, Fachserie 18, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, verschiedene Reihen; Eurostat, Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, ESVG 1995, Luxemburg 1995; StBA, VGR-Revision 1999. Vom ESVG -79 zum ESVG -95, Arbeitsunterlage der Abt. ΙΠ, August 2000. Dieter Brümmerhoff Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder Grundlagen und politische Bedeutung: Es gibt in Deutschland neben den VGR auf Bundesebene seit fast fünf Jahrzehnten Gesamtrechnungen auf regionaler Ebene, die im Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder" (AK) durchgeführt werden. Sie ordnen sich ein in die das wirtschaftliche

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder Geschehen systematisch und überschaubar darstellenden modernen Rechenwerke der VGR, die den Ablauf des Wirtschaftsprozesses als Kreislaufgeschehen aufzufassen versuchen. Diese Zielsetzung auf der regionalen Ebene zu verwirklichen ist Programm und Inhalt der V., in denen gesamtwirtschaftliche Aggregate auch für Gebietseinheiten unterhalb der Länderebene (Regierungsbezirke, Stadtund Landkreise, —• Kreisberechnungen der VGR) berechnet werden. Regionale VGR sind konzeptionell und methodisch auf die nationalen Gesamtrechnungen ausgerichtet, so dass auch die Summe der nachträglich ermittelten Regionalergebnisse wieder zum vorher berechneten Bundesergebnis führt. Folglich sind —• Revisionen durch das StBA für die bundesweiten Gesamtrechnungen anschließend in den regionalen VGR nachzuvollziehen. Dennoch bleiben für Berechnungen auf der regionalen Ebene eine Reihe von Besonderheiten in ihrer praktischen Durchführung zu berücksichtigen. Für die Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik der Länder sind die regionalen VGR - als das umfassendste Instrumentarium der Wirtschaftsbeobachtung - eine unersetzliche Grundlage für die Analyse, Diagnose und Prognose des wirtschaftlichen Geschehens. Eine herausragende Bedeutung haben die Indikatoren der regionalen VGR auch für die EURegionalpolitik, indem sie im Rahmen der Struktur- und Kohäsionsfonds zur Abgrenzung der Fördergebiete und Bemessung der Fördermittel herangezogen werden (—» Regionale Wirtschaftskraftvergleiche). Die rechtlichen Grundlagen für die Arbeiten an Gesamtrechnungen auf regionaler Ebene waren zu ihrem Beginn, d.h. nach dem 2. Weltkrieg, wenig klar. Am Anfang standen entsprechende Beschlüsse der Leiter der StLA, die später von der Finanzministerkonferenz bestätigt wurden. Wichtig war auch das Votum

der Konferenz der Wirtschaftsminister der Länder von 1980, in dem diese sich unter Berücksichtigung einer vertieften sektoralen und regionalen Auswertung vorhandener Statistiken klar für die Weiterführung der vom AK erstellten Berechnungen entschied. Inzwischen ist die Aufgabe, regionale VGR zu erstellen, in fast allen Bundesländern per Landesstatistikgesetz festgeschrieben. Mit der „Verordnung Nr. 2223/96 des Rates der Europäischen Union zum Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen 1995" vom 25. Juni 1996, die alle EU-Mitgliedstaaten zu nationalen und regionalen Gesamtrechnungen verpflichtet, bekamen die —• regionalen VGR erstmals eine internationale Legitimationsgrundlage. Zur Geschichte und Entwicklung: Im Jahre 1954 wurde auf Beschluss der Leiter der StLA ein eigenständiger AK „Sozialproduktsberechnungen der Länder" eingerichtet, nachdem sich schon seit 1950 einzelne StLA mit der Berechnung gesamtwirtschaftlicher Größen befasst hatten und 1953 auf Anregung des StBA versucht worden war, einen AK „VGR der Statistischen Landesämter" auf den Weg zu bringen. Der von den Ländern gegründete Arbeitskreis war von Beginn an ein eigenständiges Gremium der Länder, aus dem freilich die Mitarbeit der Vertreter des StBA kaum wegzudenken ist. 1957 konnten die ersten Ergebnisse einer Entstehungsrechnung für die Länder vorgelegt werden; 1958 wurden erstmals Ergebnisse über ein preisbereinigtes BIP veröffentlicht. Nach der Entwicklung von Methoden für eine Berechnung der Nettowertschöpfung lagen hierzu 1965 die ersten Ergebnisse vor. Als Ausdruck des inzwischen eingeleiteten Übergangs zur sog. Drei-Seiten-Rechnung wurde 1969 dieses Gremium in Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder" umbenannt. Im Dezember 1990 wurde der AK um die neuen Bundeslän-

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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder der erweitert, deren Integration auch die EU durch das sog. PHARE-Prograimn finanziell unterstützt hat. Dem dringendsten Datenbedarf zur Einschätzung der Wirtschaftslage in den neuen Ländern konnte bereits zur Jahresmitte 1992 mit der Vorlage der nach einem Übergangskonzept berechneten ersten BIP-Ergebnissen entsprochen werden. 1999 war der vollständige Anschluss an die traditionelle Drei-Seiten-Rechnung des AK erreicht. Grundsätze, Aufgaben und Arbeitsweise des AK.: Die entscheidenden organisatorischen Grundlagen für die Arbeiten und Veröffentlichungen auf dem Feld der regionalen VGR bilden die „Grundsätze des Arbeitskreises", die 1980 von den Leitern der StLA erstmals beschlossen und 1993 den aktuellen Erfordernissen angepasst worden sind. Danach ist es Zweck des AK, VGR fur die Länder der Bundesrepublik Deutschland aufzustellen. Dem AK gehören alle StLA Deutschlands (vertreten durch die für Gesamtrechnungen zuständigen Referenten) als stimmberechtigte Mitglieder an und als beratende Mitglieder das StBA sowie die Behörde „Bürgeramt, Statistik und Wahlen" der Stadt Frankfurt/M., die die Verbindung zur Städtestatistik hält. Damit sind alle drei Ebenen des föderalen Systems im AK vertreten. Die Leiter der StLA betrauen einen Landesamtsleiter mit dem Vorsitz, dessen Amt damit zugleich die Federführung im AK übernimmt (seit 1972 Baden-Württemberg). Das Programm des AK umfasst heute die Entstehungs-, Verteilungs- und Verwendungsrechnung für die einzelnen Länder sowie die Berechnung einzelner Aggregate (u. a. Bruttowertschöpfung, Verfügbares Einkommen) in zweckentsprechend abgegrenzter tieferer regionaler Gliederung (Stadt- und Landkreise). Ermittelt werden auch einige Größen der —> Satellitensysteme (ζ. B. Umweltkapitalstock, Umweltschutzinvestitionen). Gemäß den „Grundsätzen" prüft der AK 458

regelmäßig, ob eine Anpassung des Arbeitsprogramms an Änderungen der Methoden, der Datenlage und des Datenbedarfs geboten ist. Schließlich gehört zum Arbeitsprogramm die Publikation der Ergebnisse in den Gemeinschaftsveröffentlichungen der StLA, Reihe „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder", die neben den Veröffentlichungen der einzelnen Ämter stehen, sowie die Sicherung eines hohen Auswertungsstandards durch Abfassung einschlägiger Fachbeiträge. Die Arbeiten im AK sind seit jeher arbeitsteilig organisiert. So werden bestimmte Teilbereiche (oder auch Aggregate) der VGR als sog. Koordinierungsaufgaben von je einem StLA als dem Koordinierungsland in eigener Regie für alle Länder bearbeitet. Das jeweilige Koordinierungsland entwickelt die methodischen Grundlagen und ermittelt darauf gestützt die jeweiligen Ergebnisse, die abschließend jedoch in ihrem für Plausibilitätsprüfungen transparenten Rechengang im AK kritisch überprüft werden. Die Einheitlichkeit des methodischen Vorgehens und der Datenquellen gilt als besonders wichtig und wird durch die (arbeitsteilige) zentrale Bearbeitung von Teilbereichen sichergestellt. Elementare Abstimmungs- und Koordinierungsarbeiten innerhalb des AK werden vom federführenden StLA erbracht. Besonders wichtig sind die niedergelegten Vereinbarungen über die Zusammenarbeit. Neben der Mitarbeit aller Länder wird die Einordnung landesspezifischer Interessen in die gemeinsam erarbeitete Zielsetzung vorausgesetzt. Die Einhaltung abgesprochener Regeln ist ebenso eingefordert, wie die Anwendung gleicher Methoden. Nur so kann gewährleistet werden, dass Länderergebnisse untereinander und mit dem Bundesergebnis vergleichbar vorliegen - und dies zeitnah. In den „Grundsätzen" werden im Einzelnen die Aufgaben des Vorsitzenden, des

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder federführenden Landes, der Koordinierungsländer sowie der übrigen Mitglieder geregelt. Der Vorsitzende, der den AK nach außen vertritt, gibt die Ergebnisse einer Arbeitsstufe absprachegemäß in vereinbarter Gliederung „allgemein" oder „nur für das eigene Land" frei. Das federführende Land lädt zu den i.d.R. zweimal im Jahr durchgeführten Tagungen ein, koordiniert die laufenden Arbeiten und die methodisch-wissenschaftliche Diskussion im AK terminlich und sachlich im engen Kontakt mit den für die einzelnen Arbeitsbereiche zuständigen Koordinierungsländern sowie dem StBA und leitet auch die Tätigkeit der für Sonderfragen eingesetzten Ad-hoc-Arbeitsgruppen (z.B. in jüngster Zeit im Zusammenhang mit der Umstellung der regionalen VGR auf das ESVG 1995). Vor allem das federführende Land hat auch die Hauptnutzer über den Stand der Berechnungen und die Grundzüge der Entwicklung (ζ. B. anstehende Revisionen) zu informieren und Art und Umfang neuer Aufgaben vorzuklären. Die Effizienz des AK hängt wesentlich von der Mitwirkung der Koordinierungsländer ab. Sie haben bei ihrer Arbeit die Interessen aller Länder zu beachten. Bei ihnen liegt entsprechend ihrer Spezialisierung in der Arbeitsteilung - vorrangig die methodische Weiterentwicklung der Arbeiten. Aber auch die übrigen Mitgliedsländer sind in die Arbeiten laufend eingebunden, indem sie die Anwendbarkeit der Methoden im Hinblick auf ihr Land zu prüfen und ggf. zu erproben sowie die Plausibilität der Ergebnisse zu beurteilen haben. Schließlich erstellen sie Interpretationen für ihr Land und stehen den Nutzern im Rahmen der Freigaberegelungen für Anfragen zur Verfügung. Mit den „Grundsätzen" des AK wurde insgesamt eine Arbeitsgrundlage geschaffen, die aus den Erfahrungen mit den in der Vergangenheit zu bewältigenden Problemen erwachsen ist und sich als tragfähige Basis

für die Weiterentwicklung der regionalen VGR erwiesen hat. Fachliche Probleme: Die regionalen VGR sind mit Schwierigkeiten konfrontiert, die für die Bundesrechnung insgesamt so nicht existieren. Sie bedingen in der Länderrechnung bei aller grundsätzlichen inhaltlichen Festlegung auf die nationalen VGR ein zum Teil eigenes methodisches Vorgehen und setzen der Regionalisierbarkeit gesamtwirtschaftlicher Indikatoren Grenzen. Vor allem sind es die Probleme der Datenverfügbarkeit, qualität und -adäquanz, welche der unmittelbaren Umsetzung des von den nationalen VGR her bekannten Kontensystems in seiner Vollständigkeit und Tiefe auf die regionale Ebene entgegenstehen. Hinzu kommen die konzeptionellen Probleme, die sich durch die oft sehr komplexen regionalen Inzidenz- und Interdependenzwirkungen ökonomischer Aktivitäten (z.B. Regionalisierungsprobleme des Zentralstaates, Pendlerverflechtungen) ergeben. Im allgemeinen liegen über die interregionalen Güter-, Leistungs- und Finanzströme aber keine Informationen vor. Darauf ist es zurückzuführen, dass in den regionalen VGR z.B. der Außenbeitrag nicht nachgewiesen werden kann, weil neben dem „echten" Außenbeitrag auch die Lieferverflechtungen zwischen den Regionen berücksichtigt werden müssten. Insofern sind die regionalen VGR ein offenes System, dem die Möglichkeit einer kreislaufmäßigen Abstimmung zur abschließenden Plausibilisierung der Ergebnisse fehlt. Außerdem liegen wichtige VGR-relevante Erhebungen nur als Stichproben (z.B. Kostenstrukturerhebung) oder nur im Rahmen gesetzlich fixierter Abschneidegrenzen (ζ. B. Investitionserhebungen, Monatsberichte im Produzierenden Gewerbe) vor, die die Regionalrepräsentanz der Basisdaten in Frage stellen. Problematisch ist auch, dass gerade in der Entstehungsrechnung die statistisch beobacht-

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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder bare Einheit nicht durchgängig mit der in den regionalen VGR für regionalscharfe Zuordnungen erforderlichen örtlichen Einheit (Betrieb, Arbeitsstätte) übereinstimmt, sondern die oftmals multiregional agierende institutionelle Einheit (Unternehmen als rechtlich selbständige und bilanzierende Einheit) umfasst. In derartigen Fällen bedarf es - anders als in der Bundesrechnung - zusätzlicher —• Modellrechnungen, um eine befriedigende regionale und wirtschaftssystematische Abgrenzung zu erreichen (z.B. Zerlegung der Wertschöpfung von Mehrbetriebsuntemehmen auf die Regionen, in denen ihre Betriebsstätten ansässig sind). Weitere Unsicherheiten birgt die Top-downMethode (Schlüsselung der nationalen Aggregate mittels geeigneter, regional verfügbaren Indikatoren) in sich, die wegen der häufig unzureichenden Datenlage die qualitativ überlegene, gemessen an den Datenvoraussetzungen jedoch wesentlich anspruchsvollere Bottom-upMethode (regional aufsteigende Addition einzelfallbezogener Aggregate) ersetzen muss. Diese Probleme nehmen zu, je kleiner die regionalen Einheiten sind. Daher ist das Veröffentlichungsprogramm des AK hinsichtlich Umfang der Aggregate sowie der sektoralen und regionalen Tiefe beschränkt. Gleichwohl erfüllt die regionale VGR im wesentlichen die in sie gesetzten Erwartungen. Aktuelle Herausforderungen: Die Zielsetzung der regionalen VGR, ein zuverlässiges und zeitnahes Gesamtbild der Wirtschaft auf regionaler Ebene bereitzustellen, erfordert eine ständige Weiterentwicklung dieses Rechensystems. Dabei geht es darum, im Rahmen von Revisionen die Methoden zu verbessern oder an modifizierte Erhebungskonzepte anzupassen. Ferner sind Informationslücken - vielfach verursacht durch den Strukturwandel in dynamischen Volks-

mischen Sachverhalt mangels rechtzeitiger gesetzlicher Anpassung des Erhebungsprogramms an geänderte wirtschaftliche Verhaltensweisen nicht mehr hinreichend erfassen. Bedeutendstes Beispiel hierzu sind die modernen unternehmensorientierten Dienstleistungen, die in der amtlichen Statistik bislang nur unzureichend abgedeckt werden. Künftig wird es vollständigere Daten über den Dienstleistungssektor in Deutschland geben, nachdem zum 1. Januar 2001 das Gesetz zur Einführung einer Dienstleistungsstatistik in Kraft trat. Weitere Verbesserungen der Datenbasis versprechen auch das Untemehmensregister sowie die Neuerungen in den Finanz-, Personalstand- und Steuerstatistiken. Im methodisch-wissenschaftlichen Bereich ist das regionale Arbeitsvolumen das zentrale Entwicklungsvorhaben. Verglichen mit dem bisherigen Bezugszahlensystem (Erwerbstätige) wird es künftig wesentlich aussagefähigere Produktivitätsmessungen auch auf der regionalen Ebene ermöglichen. Neue Aufgaben sind dem AK aus der Diskussion um die „ökologischen Folgekosten des Wirtschaftens" erwachsen. Die den Gesamtrechnern vielfach entgegengebrachte Kritik, die Umweltaspekte zu vernachlässigen, versucht die Länderrechnung mit Ermittlung der Umweltschutzausgaben, der Umweltschutzinvestitionen und des Umweltkapitalstocks im Produzierenden Gewerbe und im Staatssektor zu begegnen. Mit der Ratsverordnung zum ESVG 1995 erscheinen die regionalen VGR in einem völlig neuen Gewand. Es bringt eine Vielzahl neuer Konzepte, Begriffe, Definitionen und Systematiken. Die Umstellung auf das ESVG 1995 ist in der Länderrechnung noch nicht auf allen regionalen Ebenen vollzogen. Der Umstellungsaufwand und die Umstellungsprobleme aufgrund zum Teil fehlender

wirtschaften — z u erkennen. Anderenfalls

basisstatistischer

würden die Basisstatistiken den ökono-

enorm und übertreffen bei weitem die

460

Voraussetzungen

sind

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder von früheren Revisionen bekannten organisatorisch-methodischen Anforderungen. Nachdem die BIP-Berechnungen für die Länder schon nach dem harmonisierten europäischen Standard vorliegen, konzentrieren sich die Prioritäten momentan darauf, die Verteilungs- und Verwendungsrechnung an das neue ESVG anzupassen. Impulse zur Weiterentwicklung des Datenangebots ergeben sich durch das ESVG vor allem unterhalb der Länderebene (Regierungsbezirke, Stadt- und Landkreise). Nach Auslaufen der im Rahmen der ESVG-Verordnung eingeräumten, zeitlich befristeten Ausnahmeregelungen zum Lieferprogramm werden künftig auch für Deutschland in tieferer regionaler Untergliederung umfangreichere und zeitnähere Daten (z.B. zusätzlich: Bruttoanlageinvestitionen, Arbeitnehmerentgelt) zur Verfügung stehen. Die Konsequenzen der EU-weit geplanten Umstellung der Deflationierungsmethode von der Festpreisbasis auf die Voqahrespreisbasis (—» Kettenindizes) und Verbuchung der unterstellten Bankgebühr nach verwendenden Sektoren bleiben in den regionalen VGR noch zu untersuchen. Ein regionalspezifisches Entwicklungsvorhaben von Eurostat ist den Regionalkonten des Staates gewidmet, die in den Mitgliedstaaten vor allem den Nachweis der Regionalinzidenz staatlicher Aktivitäten verbessern sollen. Veröffentlichungen: Die Ergebnisse der regionalen VGR sind für den Nutzer hauptsächlich in den vom AK herausgegebenen Gemeinschaftsveröffentlichungen, Reihe „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder" greifbar, teils verbunden mit ausführlicheren Methodendokumentationen wie zuletzt in Heft 22 (1994). Das erste Heft erschien 1964, inzwischen umfasst die Reihe 34 Hefte. In Heft 23 (1994) sind aus Anlass des 40jährigen Jubiläums des AK Textbeiträge aufgenommen, die zusätzliche Einblicke in die bis dahin eingetretene

Entwicklung der regionalen VGR sowie in den Diskussionsstand zur Weiterentwicklung vermitteln. Das nächste aus dem üblichen Veröffentlichungsprogramm herausragende Heft wird eine umfassende Dokumentation der nun gültigen ESVG-Methode und die revidierten langen Reihen (ab 1991) für alle Bundesländer enthalten. Sämtliche in den Gemeinschaftsveröffentlichungen nachgewiesenen Daten können auch auf PC-Disketten oder per E-mail zur Verfügung gestellt werden. Über das Internet sind sowohl die kurzfristigen BIP-Berechnungen als auch die langen Reihen der wichtigsten VGR-Aggregate abrufbar. Analysen der Wirtschaftsentwicklung und Strukturen in den Bundesländern werden laufend in den Monatsheften der Statistischen Landesämter veröffentlicht. Literatur: D. Bergen/B. Fischer, Neuberechnung des Bruttoinlandsprodukts 1991 bis 1999 - Zur Revision der Entstehungsaggregate nach dem ESVG 1995, in: Baden-Würtemberg in Wort und Zahl, hg. vom StLA B-W, H. 11/2000, S. 530541; E. Leibing, Regionale VGR: Bewährte Praxis - Neue Perspektiven, in: Gemeinschaftsveröffentlichung der StLA, Reihe „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder", hg. vom StLA B-W im Auftrag des AK, H. 23, 1994, S. 13-17; C. Maier, Regionale VGR im Umbruch - Zur Umstellung auf das neue ESVG, in: Baden-Württemberg in Wort und Zahl, hg. vom StLA B-W, H. 3/1998, S. 111-122; S. Quaiser, Integration der neuen Bundesländer in den Arbeitskreis „V.", in: Gemeinschaftsveröffentlichung der StLA, Reihe „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder", hg. vom StLA B-W im Auftrag des AK, H. 23/1994, S. 39-42; B. Struck, Möglichkeiten und Grenzen der Regionalisierung zentralstaatlicher Einnahmen und Ausgaben, Statistische Monatshefte, hg. vom StLA S-H, H. 2/1996, S. 23-48. Neben diesen ausgewählten Beiträgen sei 461

Volkswirtschaftliche Umbuchungen grundsätzlich auf die fachspezifischen Abhandlungen der AK-Mitglieder in den Monatsheften der einzelnen StLÄ verwiesen. Eberhard Leibing Volkswirtschaftliche Umbuchungen stellen Korrekturen dar, die bei der Überleitung von Daten nach den Konzepten des betrieblichen Rechnungswesens auf die Konzepte der VGR explizit berücksichtigt werden müssen. Mittels dieser Umbuchungen werden also die volkswirtschaftlichen Ergebnisse der Entstehungsrechnung aus den betriebswirtschaftlichen Ergebnissen der Basisstatistiken abgeleitet. Zu den wesentlichen Volkswirtschaftlichen Umbuchungen nach dem ESVG 1995 gehören die „Nettostellung" der Handelstätigkeit und die Einfuhrung eines neuen Preiskonzepts mit der Bewertung zu Herstellungspreisen. Bei der Nettostellung der Handelstätigkeit werden Produktionswert und Vorleistungen - vor allem im Wirtschaftsbereich Handel gleichermaßen ohne Handelsware oder anderen vergleichbaren Gütereinsatz (Energie, Nebenkosten, Reisen usw.) nachgewiesen. Bei der Bewertung des Produktionswerts zu Herstellungspreisen wird der Produktionswert ohne Gütersteuem, aber einschließlich Gütersubventionen nachgewiesen. Die Vorleistungen werden zu Anschaffungspreisen bewertet. Die genannten V. sind unvermeidbar, da betriebswirtschaftlich der Umsatz „brutto", also mit Handelsware, gemessen und der Umsatz zu Marktpreisen nachgewiesen wird. Neben den genannten BIP-neutralen volkswirtschaftlichen Umbuchungen, die keinen Einfluss auf die Höhe des BIP haben, gibt es auch Umbuchungen mit BIPWirkung. Zu nennen sind hier die Herstellung von Urheberrechten und selbsterstellte Software, die in den VGR als Produktion erfasst wird, sowie die Einbe462

ziehung (fiktiver) Mieten für selbstgenutzte Garagen. Dagegen wird die erworbene Software, die eine Investition darstellt, als konzeptbedingte Umbuchung bei den Vorleistungen herausgenommen. Weitere BIP-wirksame Volkswirtschaftliche Umbuchungen sind beispielsweise die Bewertungskorrektur bei Vorräten (Scheingewinne bzw. Scheinverluste), Anpassungen bei den Prämienanteilen der Schadensversicherungen, Umsetzung von geringwertigen Wirtschaftgütern wegen unterschiedlicher Wertgrenzen sowie die Einbeziehung von Trinkgeldern und Naturalentgelten. Vollzeitäquivalent => Full-time equivalence. Die V. der Erwerbstätigkeit entsprechen der Zahl der auf Normalarbeitszeit umgerechneten —> Beschäftigungsverhältnisse. Sie ergeben sich, indem das —> Arbeitsvolumen durch die Stundenzahl dividiert wird, die normalerweise im Durchschnitt je vollem Arbeitsplatz im Wirtschaftsgebiet geleistet wird. Volumenmessung bezieht sich auf die in den VGR nachgewiesenen Gütertransaktionen (Produktionswerte, Vorleistungen, Konsum, Bruttoinvestitionen, Exporte, Importe) und Kontensalden (Wertschöpfung, Bruttoinlandsprodukt). Die V. bezweckt die Darstellung der volumenmäßigen Entwicklung (Mengenkomponente einschließlich Qualitätsänderungen) - der realen Komponente - der Teilaggregate des BIP und des BIP im Zeitablauf. Daneben stützen sich Analysen der —• Produktivität auf die Ergebnisse der V. für den Output der Wirtschaftsbereiche (Produktionswert oder vorzugsweise die „reale" Bruttowertschöpfung). Der Nachweis der volumenmäßigen Entwicklung erfolgt in den VGR zum einen in Form von Angaben zur realen Veränderung der Quartals- bzw. Jahres-

Volumenmessung werte zu den entsprechenden Werten des Vorjahres, hinsichtlich der Quartalswerte auch in Form von —• saisonbereinigten Angaben, und in Form von Angaben der Teilaggregate in —> konstanten Preisen eines Basisjahres (Zeitreihen). In den —• Aufkommens- und Verwendungstabellen in konstanten Preisen erfolgt darüber hinaus ein konsistenter detaillierter Nachweis der Gütertransaktionen und Kontensalden für die einzelnen Wirtschaftsbereiche und Gütergruppen. Die V. erfolgt grundsätzlich nach vier Methoden: (1) Direkte Eliminierung der Preiskomponente im Wertaggregat (—• Deflationiemng); (2) Bewertung der Mengen in der Berichtsperiode mit Preisen der Basisperiode; (3) Volumenextrapolation: Fortschreibung des Wertes der Basisperiode mit einem Volumenindex; (4) Ersatzmethoden. Sofern Marktpreise beobachtbar und messbar sind kann die V. durch Deflationierung der Wertaggregate mit geeigneten Preisindizes vorgenommen werden. Diese werden in der amtlichen Preisstatistik - basierend auf der Erhebung einer Vielzahl von Preisen für einzelne Produkte und Dienstleistungen - für die bedeutendsten Gütertransaktionen (Erzeugung, Ein- und Ausfuhr von Waren und von Bauleistungen, Privater Konsum) berechnet. Bei den Preiserhebungen werden die preisbestimmenden Merkmale, wie z.B. Art der Verkaufsstelle, Marke oder Herkunftsland der Ware konstant gehalten. Dadurch soll erreicht werden, dass allein die reine Preisänderung ohne etwaige Veränderungen in der Qualität der Waren ausgewiesen wird. Sofern unvermeidliche Produktwechsel auftreten, die mit einer Qualitätsänderung einhergehen, kommen Verfahren zur Berücksichtigung dieser Änderungen zur Anwendung. Diese zielen darauf ab, den Nutzen von Qua-

litätsverbesserungen bei der Preisermittlung zu berücksichtigen und diese der Qualitätskomponente und nicht der Preiskomponente zuzuweisen. Moderne Verfahren der Qualitätsbereinigung, die vor allem bei der Preismessung von Computern zur Anwendung gelangen, stützen sich auf regressionsanalytische Schätzungen (hedonische Techniken), mit deren Hilfe der Preis eines Gutes als Summe der technischen Eigenschaften eines Gutes (deren „Charakteristika") erklärt werden kann. Damit lässt sich der Wert von Qualitätsänderungen abschätzen und der modellmäßig ermittelte Preis eines (neuen) veränderten Gutes kann mit dem tatsächlichen Marktpreis verglichen werden. Aus der Differenz dieser Preise kann dann darauf geschlossen werden, ob die Markteinführung dieses Gutes mit einer Preiserhöhung oder -Senkung verbunden war. Sofern bei Gütertransaktionen keine Marktpreise beobachtbar sind - dies ist vor allem bei den nicht-marktbestimmten Dienstleistungen des Staates und der privaten Organisationen o.E. der Fall kommen bei der V. die Methode der Volumenextrapolation bzw. andere Methoden zur Anwendung. Dabei ist zwischen den Dienstleistungen für den Individualverbrauch, wie Erziehung- und Unterrichtsleistungen oder Dienstleistungen auf dem Gebiet der Kultur, und denen für den Kollektiwerbrauch (Verteidigung, Justiz, allgemeine Verwaltung u.ä.) zu unterscheiden: Bei den Dienstleistungen für den Kollektiwerbrauch wird eine Deflationierung von der Kostenseite her, d.h. durch Deflationierung der Vorleistungen, der Abschreibungen und der Löhne und Gehälter, durchgeführt. Hinsichtlich der Dienstleistungen für den Individualverbrauch wird in den internationalen Systemen (SNA 1993, ESVG 1995) eine V. anhand von OutputIndikatoren empfohlen. Diese OutputIndikatoren beziehen sich auf die Inan463

Vorleistungen spruchnahme von öffentlichen Dienstleistungen durch deren Nutzer, z.B. die Anzahl der Schüler-Unterrichtsstunden. Literatur: Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat), Handbook on Price and Volume Measures, Luxembourg, Veröffentlichung fur 2001 vorgesehen; Entscheidung der Europäischen Kommission (98/715/EG) zur Klarstellung von Anhang Α der Verordnung (EG) Nr. 2223/96 im Hinblick auf die Grundsätze zur Preis- und Volumenmessung vom 30.11.1998 (Abi. EG Nr. L 340 S.33); E. R. Berndt/Z. Griliches/ N. J. Rappaport, "Econometric estimates of price indexes for personal computers in the 1990's", Journal of Econometrics 68 (1995), p. 243-268; H. Mayer, Preis- und Volumenmessung in den VGR, WiSta 12/2001, S. 1032-1043. Helmut Mayer Vorleistungen => Intermediate consumption. —• Intermediäre Verwendung. Wert der Waren und Dienstleistungen, die inländische Produktionseinheiten von anderen (in- und ausländischen) Wirtschaftseinheiten bezogen haben und im Zuge der Produktion verbrauchen, verarbeiten oder umwandeln. Die Differenz zwischen dem Kauf und dem Verbrauch von Vorleistungsgütern ist die Vorratsveränderung an Input-Gütern. Die V. umfassen im Wesentlichen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Brennund Treibstoffe, Bau- und sonstige Leistungen für laufende Reparaturen, Transportkosten, Post und Telekommunikationsgebühren, gewerbliche Mieten, Anwaltskosten, Benutzungsgebühren für öff. Einrichtungen sowie auch Gebühren für Patente, Urheberrechte u. ä. Nicht in den V. enthalten sind dagegen die Einstandswerte der Handelsware, weil diese bereits bei der Ableitung der —• Produktionswerte saldiert werden. Prämien für Schaden-

versicherungen rechnen nur in Höhe des 464

hierin enthaltenen Dienstleistungsanteils zu den V. Die V. des Staates enthalten nach den internationalen Konventionen auch noch „harte" militärische Güter; dagegen werden solche militärische Ausrüstungen und Bauten, die auch zivil genutzt werden können, als Anlageinvestitionen angesehen (z.B. Krankenhäuser, Kasernen, Flugplätze, Straßen). Nicht Bestandteil der V. des Staates sind auch die Käufe des Staates an sozialen Sachleistungen (z.B. Medikamente sowie Arzt- und Krankenhausleistungen), die - ohne Umwandlung durch den Staat - letztlich privaten Haushalten zugute kommen. Diese Käufe sind nach dem Ausgabenkonzept jetzt Konsumausgaben des Staates, nach dem Verbrauchskonzept Einkommenstransfers und Konsumausgaben der privaten Haushalte. Als zusätzlicher gesamtwirtschaftlicher Vorleistungsverbrauch wird schließlich die sog. —• unterstellte Bankgebühr (FISIM) behandelt, weil diese Dienstleistungsproduktion der Kreditinstitute (in Höhe der Zinsspanne) statistisch nicht zweifelsfrei den Käufern (Endnachfrage bzw. intermediärer Verbrauch) zugerechnet werden kann. Nicht zu den V. gehören die Entgelte der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital. Auch gezahlte Zinsen und Grundstückspachten stellen keine V. dar, sondern gelten als Vermögenseinkommen. Der Verschleiß dauerhafter Güter (Investitionsgüter) wird nicht als V. behandelt, sondern mit den Abschreibimgen erfasst. Zur Bewertung der V. sind die —* Anschaffungspreise der laufenden Periode heranzuziehen, auch wenn ein Teil der verbrauchten Güter bereits in früheren Perioden bezogen worden ist. Eingeführte Güter werden einschl. der —> Importabgaben nachgewiesen. Der Wert der V. schließt auch alle anderen —> Gütersteuern ein, darunter auch die —• nichtabziehbare Umsatzsteuer; das ist der Teil der Mehrwertsteuer, welchen die verbrau-

Vorräte chende Produktionseinheit nicht als Vorsteuer abziehen kann. Derzeit werden die V. in jeweiligen Preisen regelmäßig jährlich nach 60 Wirtschafts- bzw. Produktionsbereichen veröffentlicht, in konstanten Preisen aber nur nach 16 Bereichen gezeigt. Zur Berechnung der V. werden vor allem Ergebnisse der Kostenstrukturstatistiken, der Bilanzstatistik, der Rechnungsstatistik der öffentlichen Haushalte sowie von Material- und Wareneingangserhebungen verwendet. Durch Abzug der V. (zu Anschaffungspreisen) vom Produktionswert (zu Herstellungspreisen) ergibt sich die —» Bruttowertschöpfung (zu Herstellungspreisen). Vorleistungsgüter => Materials and supplies. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, die auf Lager gehalten werden, um später als Vorleistungen in der Produktion verwendet zu werden. Gold, Diamanten usw. zählen zu den V., wenn sie für die industrielle Verwendung oder eine andere Produktion eingesetzt werden sollen. V. rechnen zu den —• Vorräten. Vorleistungsquote ist die Relation —• Vorleistungen zu —* Produktionswert eines Wirtschaftsbereichs. Sie gibt an, welcher Teil des Wertes der Produktion aus fremdbezogenen Vorprodukten besteht, also nicht in dem Wirtschaftsbereich neu geschaffen wurde. Gegenüber den früheren Darstellungen hat sich die V. verändert, vor allem wegen der —> Nettostellung der Handelsware, der Bewertung der Produktionswerte zu —> Herstellungspreisen sowie wegen der Neuabgrenzung der Vorleistungen beim Staat. Vorleistungsverflechtung —• Zentralmatrix. —» Verflechtungsmatrix.

Vorprodukte —• Vorleistungen. Vorräte => Inventories sind bereits fertiggestellte Güter, die später als in der nachgewiesenen Berichtsperiode verkauft oder verbraucht werden oder unfertige Güter, die ihre in Arbeit befindliche Produktionsstufe bis zum Abschluss der Berichtsperiode noch nicht vollständig durchlaufen haben, d. h. sich in einem noch nicht verwendungsfähigen Zustand befinden. V. werden als —• Vorratsveränderung (Teilgröße der —• Investitionen) auf der Verwendungsseite des B P nachgewiesen. Sie sind des Weiteren als Vorratsbestände Teil der —• Vermögensbilanzen, werden z.Z. aber nicht nachgewiesen. Je nach Fertigungsgrad bzw. nach der Position im Wirtschaftskreislauf können verschiedene Vorratskategorien unterschieden werden: Zu den Vorräten an Vorleistungsgütern rechnen hauptsächlich alle Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie sonstige fertige, fremdbezogene Vorprodukte. Vorleistungsgüter können bei ihrem Hersteller, zu einem früheren Zeitpunkt, durchaus bereits als Fertigerzeugnisse gelagert worden sein. Zu den Vorräten an Fertigerzeugnissen zählen im Übrigen alle noch nicht verkauften Waren, deren Produktion aus der Sicht ihrer Produzenten abgeschlossen ist, unabhängig davon, welcher Verwendung sie später zugeführt werden. Güter, deren Produktion am Ende einer Berichtsperiode noch nicht abgeschlossen werden als unfertige Erzeugnisse in die Vorräte einbezogen. Eine eigene Kategorie bildet ferner die Handelsware, die erworben wird, um ohne weitere Bearbeitung wieder veräußert zu werden. Vorräte an Vorleistungsgütern sowie Handelsware werden zusammenfassend auch als Input-Vorräte bezeichnet, gelagerte Fertigerzeugnisse

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Vorräte an Dienstleistungen und unfertige Erzeugnisse als OutputVorräte. Der Begriff der unfertigen Erzeugnisse ist in den VGR nach dem ESVG 1995 weiter gefasst als früher. Er knüpft jetzt konsequent an das gesamte Güterspektrum bei der Ermittlung der —• Produktion bzw. der —• Produktionswerte im Zuge der Entstehungsrechnung an. Dies ist zur Vollständigkeit und zur korrekten Periodisierung der — Changes in inventories.

Vorratsveränderungen Teilgröße der —> Bruttoinvestitionen auf der Verwendungsseite des BIP. —+ Vorräte bilden in den VGR ein Bindeglied zwischen der auf Produktionsvorgängen aufgebauten Aufkommens- und Entstehungsrechnung des BIP und seiner Verwendung. V. können somit konjunkturanalytisch bedeutsame Spannungszustände zwischen der Angebots- und Nachfrageseite einer Volkswirtschaft widerspiegeln. Bewertung und Buchungszeitpunkte bei der Berechnung der V. müssen möglicht gut mit allen korrespondierenden Transaktionen harmonisiert sein. Zugleich sollen aber nach den Konzepten der VGR —• Scheingewinne oder -verluste, die durch reine Preisverschiebungen während der Lagerzeit entstehen, aus den Vorratsveränderungen eliminiert werden. Aus diesen Vorgaben resultieren folgende Vorschriften: Bewertung der Zugänge zu den Input-Vorräten (Vorleistungsgüter und Handelsware) zu Anschaffungspreisen, Bewertung der Abgänge von Input-Vorräten zu Wiederbeschaffungspreisen, Bewertung der Zugänge zu den Output-Vorräten (fertige und unfertige Erzeugnisse) zu Herstellungspreisen zum Zeitpunkt der Herstellung, Bewertung der Abgänge von Output-Vorräten zu Verkaufspreisen (fertige Erzeugnisse) bzw. zu Herstellungspreisen zum Zeitpunkt der Umwandlung von unfertigen zu fertigen Erzeugnissen. Die genannten Bewertungsvorgaben des ESVG kommen der Vorratsbewertung nach Art einer fortlaufenden Inventur gleich, die sowohl bei Input- wie auch bei Output-Vorräten der LIFO-Methode (last in, first out) nahe kommt. Dies ist in der statistischen Realität bestenfalls modellhaft und näherungsweise zu erreichen, da sich die VGR i.d.R. nur auf jährlich erfragte VomAsbestände stützen kann. Bei den erhobenen Beständen handelt es sich zumeist um —»Buchwerte deren genauen Steuer- oder handelsrechtli-

chen Bewertungshintergrund man nicht kennt. Eine auf Buchwertbeständen aufgebaute Berechnungsmethode versucht üblicherweise durch —* Deflationierung von Anfangs- und Endbeständen zunächst in möglichst tiefer Wirtschaftszweig- bzw. Gütergliederung Vorratsveränderungen in konstanten Preisen eines vorgegebenen Basisjahres zu ermitteln, die danach durch Inflationierung mit Jahresdurchschnittspreisen in Vorratsveränderungen zu jeweiligen Preise bewertet werden. Im Zuge dieser Berechnung fallen simultan (als Differenz zwischen den Buchwertveränderungen und den Veränderungen in jeweiligen Preisen) Schätzwerte für Scheingewinne an. Ein wesentliches Unsicherheitsmoment dieses Umbewertungsverfahrens liegt in der Bestimmung von Preisindizes, die nach Güterart und Bewertungshintergrund möglichst gut zu den Buchwerten „passen". Sofern dies annähernd gelingt und sofern einige weitere Modellannahmen erfüllt sind, kann dieses Verfahren der im ESVG 1995 theoretisch geforderten Bewertungsmethode der Vorratsveränderungen nahe kommen.

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w Währungsgold => Monetary gold. Gold. Währungsreserven => Reserves. Das —> Balance of Payments Manual des IWF definiert W. als in konvertibler Fremdwährung denominierte und unmittelbar liquide oder relativ leicht liquidierbare Aktiva der Währungsbehörden gegenüber Gebietsfremden. Mit dem Eintritt in die Europäische Währungsunion am 1. Januar 1999 hat sich die Abgrenzung der W. innerhalb des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) und damit auch für die Deutsche Bundesbank geändert. Sie enthalten - neben dem Goldbestand, der —> Reserveposition im Internationalen Währungsfonds (IWF) und den —• Sonderziehungsrechten (SZR) - nur noch liquide Fremdwährungsforderungen gegenüber Ansässigen außerhalb des Euro-Währungsgebiets. Für Deutschland sind dies im wesentlichen Guthaben in US-Dollar. Die Währungsreserven und die Fremdwährungsliquidität der BBk werden monatlich zu Marktpreisen bewertet. Neben der Publikation der Währungsreserven in den Monatsberichten der BBk und in den Statistischen Beiheften zu den Monatsberichten der BBk 3, Zahlungsbilanzstatistik, wird darüber hinaus das „Template on International Reserves and Foreign Currency Liquidity" bzw. „Offenlegungstableau" im Internet veröffentlicht (http://www.bundesbank.de). Sowohl die Monatsberichte als auch die Statistischen Beihefte finden sich unter der gleichen Adresse. Waren => Goods zählen zu den produzierten — Non-monetary gold. ->· Gold. Waren und Dienstleistungen fttr den Betrieb von Privatfahrzeugen => Operation of personal transport equipment. Güterposition für die Darstellung der —» Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Käufe von Ersatzteilen und Zubehör, Kraft- und Schmierstoffen, Wartung und Reparatur an Privatfahrzeugen sowie andere Dienstleistungen (ζ. B. Kraftfahrunterricht, Zulassungsgebühren, TÜV-Gebühren, Miete für Kraftfahrzuge, Parkgebühren) umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 64,9 Mrd Euro aus. Waren und Dienstleistungen fttr die laufende Haushaltsführung => Goods and services for routine household maintenance.

Wertpapieranlagen Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Reinigungs- und Pflegemittel, andere Verbrauchsgüter, wie Papiererzeugnisse, Handarbeitsartikel, Nägel und Schrauben, Bürsten und Besen, Kerzen sowie Dienstleistungen von Haushaltshilfen u.a. häusliche Dienste, wie Waschen und Bügeln von Heimtextilien, chemische Reinigung, Fensterputzen, Kammeijäger und die Miete für Güter für die Haushaltsführung umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 10,7 Mrd Euro aus. Wasserreserven => Water resources sind forderbare wasserführende Schichten und sonstige Grundwasservorkommen, wenn auf Grund ihrer Knappheit Eigentumsrechte bestehen und/oder ihre Nutzung etwas kostet, Erträge erzielt werden können und so eine wirtschaftliche Kontrolle vorliegt. Oberflächengewässer sind keine Wasserreserven, sondern Bestandteil des —• Grund und Bodens. W. sind auf gleicher Klassifikationsebene wie der Grund und Boden Teil des —» nichtproduzierten Sachvermögens. Wasser und Dienstleistungen der Wasserversorgung => Collected and purified water, distribution services of water. —* Gütergruppe. Wasserversorgung => Collection, purification and distribution of water ist ein —> Wirtschaftsbereich. Wasserversorgung und andere Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Wohnung => Water supply affairs and services. Güterposition für die Darstellung der —> Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Nebenkosten (ohne Hei-

zung) umfasst, die bei Mehrfamilienhäusern üblicherweise auf die Mieter umgelegt werden. Bei den Eigentümerwohnungen werden hier die vergleichbaren umgelegten Ausgaben erfasst. Dazu zählen vor allem die Ausgaben für die Wasserver- und -entsorgung, Müllabfuhr, Straßenreinigung, Gartenpflege, Treppenhausreinigung, Grundsteuer. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 21,0 Mrd Euro aus. Werkzeuge und Ausrttstungsgegenstände für Haus und Garten => Tools and equipment for the house and garden. Güterposition für die Darstellung der —> Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die motor- und nichtmotorbetriebene Werkzeuge und Gartengeräte, Schlösser und Beschläge, Elektroinstallationsmaterial und -Zubehör, Batterien u.a. sowie fremde Reparaturen an Werkzeugen und Gartengeräten umfasst. Werterhaltungsgüter —»Wertsachen. Werterhöhung nichtproduzierter Vermögensgüter => Addition to the value of non-produced non-financial assets ist Teil der —» Bruttoanlageinvestitionen und umfasst die Grundstücksübertragungskosten (Gerichtskosten, Notar- und Maklergebühren, Grunderwerbsteuer) für unbebaute Grundstücke sowie Ausgaben für Bodenverbesserungen (ζ. B. für Landgewinnung, zur Vorbeugung gegen Überschwemmungen). Die Grundstücksübertragungskosten werden anteilig aus der Gesamthöhe von Grunderwerbsteuer, Gerichtskosten sowie Leistungen der Immobilienmakler und Notare geschätzt. Wertpapieranlagen Geldanlagen in Form von Geldmarkt-

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Wertpapiere (ohne Anteilsrechte) papieren, festverzinslichen Wertpapieren, Aktien und Investmentzertifikaten. Wertpapiere (ohne Anteilsrechte) => Securities other than shares, excluding financial derivatives stellen Forderungen (und Verbindlichkeiten) dar. Wertsachen => Valuables sind nichtfinanzielle Vermögensgüter, die primär als Wertanlage und nicht der Produktion oder dem Konsum dienen und die normalerweise ihren physischen Wert erhalten. Zu den W. zählen Edelsteine und Edelmetalle, Antiquitäten und sonstige Kunstgegenstände (wie Gemälde, Skulpturen), sonstige Wertgegenstände, wie aus Edelsteinen und Edelmetallen gefertigte Schmuckstücke und Sammlerstücke. W. rechnen nicht zum —» Lieferprogramm und werden in den deutschen VGR nicht nachgewiesen. Wertschöpfung => Value added. —> Bruttowertschöpfung. Wertschöpfung zu Faktorkosten => Value added at factor costs ergibt sich aus der —> (Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen durch Abzug der sonstigen —> Produktionsabgaben (abzügl. sonstiger —• Subventionen). Die Faktorkosten spielen als —> Preiskonzept im ESVG 1995 zwar keine zentrale Rolle, die Größen lassen sich aus den verfugbaren Bausteinen aber i.d.R. ableiten. Wiederbeschaffungspreis => Purchasers' prices of the current period. Neben der in den VGR üblichen Bewertung von Gütern zu —• Anschaffungspreisen und in —• konstanten Preisen werden in der —»Vermögensrechnung das —• An470

lagevermögen und das — Ausgaben des Staates nach der —• COFOG-Systematik. Wirtschaftsbereich => Industry umfasst eine Gruppe wirtschaftlicher Einheiten, die gleiche oder ähnliche Tätigkeiten ausüben. W. dienen zur fachlichen Darstellung der Wirtschaftsstruktur vor allem in der —> Entstehungsrechnung des Inlandsprodukts sowie der eingesetzten Produktionsfaktoren und der Faktorentgelte. Im W. werden die wirtschaftlichen Einheiten nach dem —> Schwerpunkt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit entsprechend der Klassifikation der Wirtschaftszweige (—> NACE) zusammengefasst. Für die Abgrenzung der W. ist entscheidend, welche —* statistischen Einheiten konkret herangezogen werden. Nach der theoretischen Konzeption des ESVG 1995 sollen hierzu die örtlichen fachlichen Einheiten (local kind of activity units) verwendet werden. Bei der praktischen Umsetzung wurde in der nationa-

Wirtschaftsbereich len VGR in Deutschland i.d.R. aber wieder auf das Unternehmen (als kleinste rechtlich selbständige Einheit) zurückgegriffen, weil nur hierfür die erforderlichen statistischen Informationen vorliegen (über Produktionswert, Vorleistungen, Arbeitnehmerentgelte, Betriebsüberschuss, die Beschäftigten und die Bruttoanlageinvestitionen). Für die —• Sektoren „Staat" und „Private Organisationen o.E." wird nunmehr (anders als im früheren deutschen VGRSystem) ebenfalls eine Aufspaltung nach W. vorgenommen. Demzufolge können in einzelnen W. statistische Einheiten aus verschiedenen volkswirtschaftlichen Sektoren auftreten (WirtschaftsbereichsSektoren-Kreuzmatrix), wogegen in den früheren deutschen VGR Sektoren und W. gewissermaßen eindimensional in der Darstellung der W. integriert waren. Beispielsweise sind jetzt im W. Erziehung und Unterricht neben Privatschulen auch staatliche oder kirchliche Schulen enthalten. Folglich können in einem W. jetzt auch —• Markt- und Nichtmarktproduktion nebeneinander auftreten (mit unterschiedlicher Bewertung der Produktion). Wirtschaftliche Aktivitäten der privaten Haushalte werden, soweit es sich um Selbständigen- bzw. Unternehmerhaushalte handelt, den einzelnen W. gemäß dem Produktionsschwerpunkt des „Unternehmens" zugerechnet. Auch die übrige Produktion der privaten Haushalte, vor allem die Eigenleistung im Wohnungsbau, die Vermietung und Eigennutzung von Wohnraum, die Erbringung häuslicher Dienste durch Hausangestellte, die landwirtschaftliche Produktion in Hausgärten, aber auch selbständige Nebentätigkeiten von Arbeitnehmern, wie wissenschaftliche, künstlerische, pädagogische oder sonstige, meist berufsbezogene Tätigkeiten, erscheinen im jeweiligen W. Dienstleistungen im Haushalt durch Haushaltsmitglieder liegen konzeptgemäß außerhalb der Produktionsgrenze der

VGR. Die Warenproduktion durch Haushaltsmitglieder für den eigenen Bedarf wird im ESVG wegen Geringfügigkeit vereinbarungsgemäß nicht erfasst. Die Wohnungsvermietung nimmt eine Sonderstellung ein. Auf Grund der Datenlage wird die gesamte Wohnungsvermietung als Teil des W. Grundstücks- und Wohnungswesen nachgewiesen, d.h. sie wird immer als örtliche fachliche Einheit angesehen, unabhängig davon, ob sich als Haupt- oder Nebentätigkeit einer wirtschaftlichen Einheit ausgeübt wird. In den VGR entspricht gemäß ESVG 1995 die Gliederung der W. der NACE, wodurch eine entscheidende europäische Harmonisierung erreicht wurde. Es werden folgende 60 Wirtschaftsbereiche (A60) unterschieden sowie zusätzliche Zusammenfassungen für verschiedene Zwecke (z.B. A31 für EU-Zwecke, Al 7 für Regionaldaten, A6 für Quartalsdaten und A3 für Kreisdaten): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Land- und Forstwirtschaft Landwirtschaft und Jagd Forstwirtschaft Fischerei und Fischzucht Produzierendes Gewerbe Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe Bergbau und Gew. Steinen/Erden Bergbau auf Energieträger Kohlenbergbau, Torfgewinnung Gewinn, v. Erdöl, Erdgas, damit verbünd. Dienstl. Bergbau auf Uran- und Thoriumerze Erzbergbau, Gew. Steine/Erden Erzbergbau Gewinnung v. Steinen, Erden, sonst. Bergbau Verarbeitendes Gewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung Textil- u. Bekleidungsgew. Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe Ledergewerbe Holzgewerbe (ohne Herstellung von Möbeln) Papier-, Verlags- u. Druckgew. Papiergewerbe Verlags-, Druckereigewerbe, Vervielfältigung Kokerei, Mineralölverarbeitg, H. von Brutstoffen Chemische Industrie Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren

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Wirtschaftsbereich Glasgewerbe, Keramik, Verarb. v. Steinen/Erden Metallerz. u. -bearb., Η. v. M. Metallerzeugung und -bearbeitung Herstellung von Metallerzeugnissen Maschinenbau Herst, v. Büromasch., Datenverarbger./einricht. H. v. Geräten d. Elektriziterz., -Verteilung u.ä. Rundfunk-, Femseh- und Nachrichtentechnik Medizin-, Mess-, Steuer- u. Regelgstechn., Optik Fahrzeugbau Herstellung v. Kraftwagen und Kraftwagenteilen Sonstiger Fahrzeugbau Herstellg v. Möbeln, Schmuck, Musikinstr. usw. Recycling Energie- und Wasserversorgung Energieversorgung Wasserversorgung Baugewerbe

Alle Wirtschaftsbereiche (unbereinigt) 1995 Entstehungsrechnung: Produktionswert (zu Herst.pr.) 3 104,9 - Vorleistungen 1420,0

Dienstleistungsbereiche Handel, Gastgewerbe und Verkehr Kfzhandel, Reparatur v. Kfz; Tankstellen Handelsvermittlung und Großhandel (ohne Kfz) Einzelhandel (ohne Kfz); Repar. v. Gebrauchsg. Gastgewerbe Verkehr u. Nachrichtenübermittlung Landverkehr, Transport in Rohrfernleitungen Schiffahrt Luftfahrt Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr u.ä. Nachrichtenübermittlung Finanzierg., Vermietg. u. Unternehmensdienstl. Kredit- und Versicherungsgewerbe Kreditgewerbe Versicherungsgewerbe Kredit- und Versicherungshilfsgewerbe Grundstücksw., Venn., Untdienstl. Grundstücks- und Wohnungswesen Vermietg. bewegl. Sachen ohne Bediengspers. Datenverarbeitung und Datenbanken Forschung und Entwicklung Dienstleister überwiegend für Unternehmen Öffentliche und private Dienstleister Öff. Verwaltung, Verteidigg, Sozialversicherung Erziehung und Unterricht Gesundheits-, Veterinär-, und Sozialwesen Sonstige öff. u. priv. Dienstleister Erbringung von Entsorgungsleistungen Interessenvertretgen, kirchl. und relig. Vereinig. Kultur, Sport und Unterhaltung Sonstige Dienstleister Häusliche Dienste Alle Wirtschaftsbereiche Nachrichtlich: Unternehmen

Für jeden dieser W. werden folgende Tatbestände, die teilweise noch tiefer un472

= Bruttow.schöpfg. (zu Herst.pr.) - Sonst. Nettoprod.abgaben

1 684,9 0,5

= Bruttow.schöpfg. (zu Faktork.) - Arbeitnehmerentgelt

1 684,5 997,0

= Bruttobetriebsüberschuss - Abschreibungen

687,5 266,4

= Nettobetriebsüberschuss

421,0

Investitionen (Neue Anlagen) Ausr.inv. (einschl. sonst. Anl.) + Bauinvestitionen

153,8 258,7

= Anlageinvestitionen (brutto) - Abschreibungen

412,6 266,4

= Nettoanlageinvestitionen

146,1

Anlagevermögen (Anfang 1995): Bruttoausrüstungsvermögen (einschl. sonstige Anlagen) + Bruttobauvermögen

1 639,9 7 154,0

= Bruttoanlagevermögen

8 793,9

Nettoausrüstungsvermögen + Nettobauvermögen

875,0 4 726,4

= Nettoanlagevermögen

5 601,4

Erwerbstätigkeit (1 000 Pers. im Jahres0 im Inl.) Arbeitnehmer + Selbst, einschl. mith. Fam.ang.

33 550 3 832

= Erwerbstätige

37 382

Arbeitsvolumen (Mio Stunden) Gel. Arbeitest. d.Arbeitnehmer Gel. Arbeitest, d. Erwerbstät.

48 832 57 161

untergliedert sind, ausgewiesen, wobei hier beispielhaft die Werte für die Gesamtwirtschaft gezeigt werden (Wertangaben für 1995 in Mrd Euro, in jeweiligen Preisen). Im Gegensatz zu den W. werden die —* Produktionsbereiche der Input-OutputRechnung aus gütermäßig definierten homogenen Produktionseinheiten zusammengesetzt. In der —> Outputtabelle wird gezeigt, wie sich der Produktionswert der

Wirtschaftseinheiten W. nach der Art der produzierten Waren und Dienstleistungen zusammensetzt. Es dabei zu unterscheiden zwischen Hauptund Nebentätigkeiten. In Haupttätigkeiten werden die für den W. typischen Erzeugnisse produziert, während die Produktion von Erzeugnissen, die fur andere Bereiche typisch ist, zu den Nebentätigkeiten zählt. Bei der Ableitung der Angaben für Produktionsbereiche aus denen für Wirtschaftsbereiche werden die Nebentätigkeiten zu den Bereichen umgesetzt, die diese Erzeugnisse in Haupttätigkeit produzieren. Anders als die W. sind die Produktionsbereiche funktional abgegrenzt, d.h. sie produzieren nur die Güter einer Gütergrappe. Bei der Zusammenfassung der W. zu drei hoch aggregierten Komplexen (Landwirtschaft, Produzierendes Gewerbe, Dienstleistungsbereiche) wird häufig auch von dem primären, sekundären und tertiären „Sektor" einer Volkswirtschaft gesprochen, wobei aber gelegentlich noch der Bergbau zum primären Bereich gezählt wird. Allerdings hat der Begriff —• Sektor in den VGR eine andere Bedeutung. Norbert Räth Wirtschaftsbereich-Sektoren-Kreuzmatrix —• Wirtschaftsbereich. Wirtschaftsbevölkerung —• Regionale Wirtschaftskraftvergleiche. Die W. stellt ein statistisches Artefakt zur Normierung der wirtschaftlichen Leistung unterschiedlich großer Regionen dar. Ihr liegt die Zielvorstellung zugrunde, der Wirtschaftsleistung - dargestellt zumeist in Gestalt des BIP - diejenige Bevölkerungsgröße gegenüberzustellen, die an ihrem Zustandekommen beteiligt bzw. von ihr abhängig ist. Im Kontrast zur Wohnbevölkerung werden zur W. die Erwerbstätigen (einschließl. ihrer Familienangehörigen) der Region zugerechnet, an der

sich ihr Arbeitsplatz befindet, unabhängig davon, wo sich tatsächlich ihr Wohnort befindet. Aufgrund des Einpendlerüberhangs in den Großstädten übersteigt daher de facto die W. die Wohnbevölkerung deutlich, und zwar um den Pendlersaldo multipliziert mit der durchschnittlichen „Familiengröße" (bzw. dividiert durch die durchschnittliche Erwerbsquote). Da früher auf einen Berufspendler im Durchschnitt ungefähr eine von ihm abhängige Person entfiel, wurde zur Vereinfachung der Berechnung häufig der Pendlersaldo mit dem Faktor zwei multipliziert und das Resultat zur Wohnbevölkerung addiert. Die W. wurde bis etwa Ende der 80er Jahre des öfteren zur Relativierung von Kreisergebnissen zum BIP verwendet, um der unterschiedlichen Größe der Verwaltungseinheiten Rechnung zu tragen, auf die sich die Absolutwerte bezogen. Da jedoch regionale Pendlerzahlen seit der letzten Volks- und Arbeitsstättenzählung 1987 nicht mehr ermittelt wurden, verlor - mit schwindender Aktualität der Daten - in der Praxis auch der Begriff W. an Bedeutung. Neue statistische Informationen über die Wohn- und Arbeitsorte von Angestellten und Beamten ermöglichen jedoch inzwischen wieder eine relativ gesicherte Schätzung der Pendlersalden, so dass künftig möglicherweise wieder häufiger auf die W. zur Bestimmung normierter regionaler Leistungsgrößen zurückgegriffen wird. Franz Kohlhuber Wirtschaftseinheiten => Economic units sind die Darstellungseinheiten der VGR, nämlich institutionelle Einheiten, wie —» Kapitalgesellschaften, Staat, —> private Haushalte, —* private Organisationen o.E. sowie Einheiten in der —• übrigen Welt, oder funktional abgegrenzte Einheiten, nämlich die —• homogenen Produktionseinheiten. Mitunter bilden auch —• fiktive Einheiten (sie existieren in der Realität 473

Wirtschaftsgebiet nicht oder nicht in der dargestellten Form) die W. In institutioneller Gliederung werden die W. zu —• Wirtschaftsbereichen oder —> Sektoren zusammengefasst und in funktionaler Gliederung zu —> Produktionsbereichen. Wirtschaftsgebiet => Economic territory —»Inland ist der Raum auf den sich die VGR beziehen. Dieser kann etwa das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland oder eines Teiles davon (ζ. B. ein Bundesland oder ein Kreis) sein. Die Region außerhalb des jeweiligen W. wird als —• Übrige Welt bezeichnet. Die Abgrenzung des W. der Bundesrepublik Deutschland geht zwar von staatsrechtlichen Abgrenzungen aus, die jedoch unter zollrechtlichen Besonderheiten (z.B. Zollaus- und -einschlilsse) und ökonomischen Regelungen (z.B. bezüglich temtorrialer Exklaven bzw. exterritorialer Enklaven) modifiziert werden. Für Zwecke der „Harmonisierung der Erfassung des Bruttosozialprodukts zu Marktpreisen" der EG-Mitgliedstaaten hat die EG-Kommission in der Entscheidung vom 26. Juli 1991, veröffentlicht im Amtsblatt der EG vom 29.8.1991, das Wirtschaftsgebiet der Mitgliedstaaten verbindlich definiert. Darin heißt es: „Das Wirtschaftsgebiet der Bundesrepublik Deutschland umfasst: - das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. - den Luftraum, die Hoheitsgewässer und den Festlandsockel unterhalb von internationalen Gewässern, Uber den das Land Hoheitsrechte besitzt. - die territorialen Exklaven, d.h. die Gebietsteile der übrigen Welt, die aufgrund internationaler Verträge oder zwischenstaatlicher Vereinbarungen von inländischen staatlichen Stellen (Botschaften, Konsulaten, Militär- und Forschungsbasen) genutzt werden, fllr alle Transaktionen außer denjenigen im Zusammenhang mit dem Eigentum an den die Exklave bildenden Grundstücken und den zum Zeitpunkt ihres Erwerbs darauf befindlichen Gebäuden. - die exterritorialen Enklaven, d.h. die von staatlichen Stellen eines anderen Lands, von Insti474

tutionen der Europäischen Gemeinschaften oder von internationalen Organisationen aufgrund internationaler Verträge oder zwischenstaatlicher Vereinbarungen genutzten Teile des geographischen Gebietes des betreffenden Landes, nur ftlr die Transaktionen im Zusammenhang mit dem Eigentum an den die Enklaven bildenden Grundstücken und den zum Zeitpunkt ihres Verkaufs darauf befindlichen Gebäuden. - die Bodenschätze in internationalen Gewässern außerhalb des zum betreffenden Land gehörenden Festlandsockels, die von Einheiten ausgebeutet werden, die in dem in den vorstehenden Gedankenstrichen abgegrenzten Gebiet ansässig sind".

Ausgeschlossen vom Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland sind die ausländischen diplomatischen und konsularischen Vertretungen, die Basen ausländischer Streitkräfte und die Zollausschlüsse Büsingen und Büttenhardter Höfe. Dafür sind die deutschen diplomatischen und konsularischen Vertretungen, Basen deutscher Streitkräfte in anderen Ländern sowie die Zollanschlüsse Jungholz und Mittelberg eingeschlossen. In den deutschen VGR hat es bisher zwei bedeutsame Gebietsänderungen gegeben: Der VGR-Nachweis erfolgte: - im Zeitraum 1950 bis 1960 für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ohne Saarland und Berlin; - im Zeitraum 1960 bis 1991 für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Saarland und Berlin (West), ohne das Gebiet der ehemaligen DDR (so auch alle Zahlenbeispiele in diesem Lexikon); - ab 1991 (bzw. ab 2. Halbjahr 1990) fur das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland einschließlich dem Gebiet der neuen Länder und von Berlin (Ost). Um eine Verknüpfung der Zeitreihen zu ermöglichen, findet im Übergangsjahr jeweils ein Doppelnachweis statt. Der Gebietssprung machte gemessen am BIP 1960 + 6,0 % und 1991 + 7,1 % aus. Bei der Erfassung der wirtschaftlichen Tätigkeiten nach dem Inlands- oder Arbeitsortkonzept werden alle wirtschaftlichen Aktivitäten im W. erfasst, gleichgül-

Wirtschaftskreislauf tig, ob die Produktionsmittel sich im Eigentum von Wirtschaftseinheiten im Inland oder in der übrigen Welt befinden, und gleichgültig, ob die Erwerbstätigen im Inland oder in der übrigen Welt wohnen, sowie unabhängig davon, wer die finanziellen Mittel bereitstellte. Die Berechnung führt zum BIP. Davon zu unterscheiden ist das BSP, das die wirtschaftliche Leistung der Volkswirtschaft nach dem —• Inländer- oder Wohnortkonzept misst. Die Zahlungsbilanz legt mit der Bundesrepublik Deutschland das gleiche W. wie die VGR zugrunde. Heinrich Lützel Wirtschaftskraft —• Regionale Wirtschaftskraftvergleiche. Der Begriff W. findet im allgemeinen Sprachgebrauch häufig als - nicht näher konkretisierter - Ausdruck für ökonomische Leistung oder ökonomisches Leistungspotenzial Verwendung. Oft wird damit auch ein bestimmter regionaler Bezug in Verbindung gebracht, etwa mit dem Ziel, Vergleiche mit anderen Gebietseinheiten anzustellen. Ein Beispiel besteht im Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" vom 6. Oktober 1969 (BGBl. I, S. 1861), in welchem Förderungsmaßnahmen in Gebieten vorgesehen werden, „deren Wirtschaftskraft erheblich unter dem Bundesdurchschnitt liegt oder erheblich darunter abzusinken droht" (§1 Abs. 2 Nr.l). In Kontrast zur weiten Verbreitung des Begriffs gibt es bislang keine einheitliche und somit allgemein gültige bzw. verbindliche Definition von W. Die quantitative Bestimmung von W. setzt somit zunächst eine begriffliche Operationalisierung, d.h. die Festlegung eines geeigneten Indikators voraus. Zu diesem Zweck wird vor allem auf einige Aggregate aus dem Fundus der VGR zurückgegriffen, wie vor allem das BIP oder die Bruttowertschöpfung (BWS). Da

sich BIP und (gesamtwirtschaftlich aggregierte) BWS in ihrem Niveau um den Saldo aus Gütersteuern und Gütersubventionen unterscheiden, können internationale W.-Vergleiche - aufgrund unterschiedlicher Steuersysteme (z.B. divergierender Mehrwertsteuersätze) - auch durch die Wahl des Indikators beeinflusst sein. Im Gegensatz zur Kaufkraft, welche je nach Zusammenhang - entweder als „Güterwert des Geldes" oder einfach als „verfügbare Geldmenge eines Nachfragers" verstanden wird, verbindet sich mit dem Begriff W. ein lokal unmittelbar zurechenbares Leistungs- bzw. Produktionsvolumen. Hinter Kaufkraft bzw. verfügbarem Einkommen verbirgt sich dem gegenüber ein bestimmtes Nachfragepotenzial. Mit Blick auf diesen Zusammenhang bestünde grundsätzlich auch die Option, W. nicht als einen „Istzustand" im Sinne einer innerhalb einer bestimmten Periode realisierten Wirtschaftsleistung (BIP, BWS) zu verstehen, sondern sie quasi als „Maximalzustand" im Sinne eines (theoretischen Produktionspotenzials) zu interpretieren. Eine entsprechende quantitative Bestimmung dürfte hierbei jedoch grundsätzlich sehr viel schwerer fallen als bei den geläufigen Aggregaten der VGR. Franz Kohlhuber Wirtschaftskreislauf Beim Kreislaufdenken handelt es sich um eine in der modernen Ökonomik (speziell der MakroÖkonomik) weitverbreitete Betrachtungsweise, die wirtschaftliche Vorgänge unter einem Strömungsaspekt systematisch zueinander in Beziehung setzt und ordnet. Die Erstellung eines W. ist somit eine methodische Vorgehensweise, die die direkten und indirekten wechselseitigen Zusammenhänge (Abhängigkeiten) von zu Polen (Sektoren) zusammengefassten Institutionen oder Funktionen

475

Wirtschaftskreislauf in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses stellt. In allgemeiner Form lässt sich ein W. definieren als ein geordnetes System von gegebenen wohlunterscheidbaren Polen (Sektoren) und zwischen ihnen fließenden Strömen, wobei von jedem Pol mindestens ein Strom weg- und/oder zu jedem Pol mindestens ein Strom hinfließen muss. Diese weite Definition eines Kreislaufs sichert zwar, dass die Pole über Ströme zusammenhängen, d. h. dass kein Pol isoliert ist. Es ist allerdings mit dieser Definition vereinbar, dass Pole existieren, die nur Ströme abgeben (Quellen) oder die nur Ströme empfangen (Senken). Will man in die Definition eines W. die Vorstellung einer wechselseitigen Verknüpfung der Sektoren einbringen, d. h. Quellen und Senken ausschließen, so gilt die folgende engere Definition: Ein Kreislauf ist ein geordnetes System von gegebenen wohlunterscheidbaren Polen (Sektoren), zwischen denen Ströme derart fließen, dass von jedem Pol mindestens ein Strom wegfließt und zu jedem Pol mindestens ein Strom hinfließt. Diese engere Definition eines Kreislaufes garantiert, dass alle Pole direkt oder indirekt derart miteinander verbunden sind, dass man von jedem beliebigen Pol über den Kreislaufzusammenhang mit Hilfe von einem oder mehreren Strömen zu jedem beliebigen anderen Pol gelangen kann. In der Literatur wird je nach Erkenntnisinteresse sowohl die enge als auch die weite Kreislaufdefinition verwendet. Kreisläufe können im Rahmen ihrer vielfaltigen Anwendungen in verschiedenen Formen dargestellt werden. Grob lassen sich dabei vier Darstellungsarten unterscheiden: (1) Die graphische Darstellung von Kreisläufen wird überall dort eingesetzt, wo es, wie etwa in Lehrbüchern und in Überblicksartikeln, um eine anschauliche visuelle Vermittlung der Kreislaufzu476

sammenhänge geht. Dabei werden die Pole in modernen Darstellungen zumeist als Kreise oder Rechtecke und die Ströme als Pfeile gezeichnet. Historische Kreislaufbilder verwenden teilweise auch Spiralen, Schaltbilder oder Zick-ZackSchemata. Dem Vorteil der Anschaulichkeit einer graphischen Darstellung steht allerdings entgegen, dass sie bei mehr als sechs Sektoren rasch unübersichtlich wird. Schwerwiegender ist noch, dass unterschiedliche quantitative Werte von Strömen in Graphiken zwar durch eine unterschiedliche Breite der Pfeile dargestellt werden können, dass damit aber keine rechnerische Weiterverarbeitung möglich ist. Gerade für die modernen Verwendungen von Kreisläufen im Rahmen von quantitativ orientierten Modellen ist aber eine solche rechnerische Weiterverarbeitung zu einer unabdingbaren Voraussetzung geworden. Die Graphentheorie, die für die Analyse von strukturellen Eigenschaften von Kreisläufen in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist, knüpft zwar an Kreislaufbilder als gerichtete Graphen an und liefert eine ganze Reihe von interessanten Definitionen und Sätzen. Für die dabei notwendigen Operationen wird der Graph aber in mathematische Formulierungen übersetzt (ζ. B. mit Hilfe von Matrizen) und damit letztlich die rein anschauliche graphische Darstellungsart verlassen. (2) Die Kontendarstellung ordnet jedem Pol ein Konto zu und verbucht die zwischen den Polen fließenden Ströme gemäß dem Prinzip der doppelten Buchfuhrung als Soll- und Habenbuchungen. Diese Vorgehensweise erlaubt es, auch komplexere Kreisläufe übersichtlich darzustellen. Zudem erscheinen die Ströme jetzt explizit mit ihren entsprechenden Werten und können deshalb auf den einzelnen Konten saldiert werden. Eine darüberhinausgehende mathematische Be-

Wirtschaftskreislauf handlung des Kreislaufes ist hierbei allerdings nicht möglich. (3) Die algebraische Formulierung stellt demgegenüber die Kreislaufzusammenhänge von vornherein mit Hilfe der Mathematik dar und unterstützt damit die vielen in der Makroökonomik vorhandenen Kreislaufmodelle. Die zu- und abfließenden Ströme werden zu Summanden in linearen Gleichungen bzw. Ungleichungen, wobei jeder Strom einmal auf einer linken und einmal auf einer rechten Gleichungsseite erscheint. (4) Bei der Darstellung in Matrixform ordnet man i.d.R. die Sektoren in den Zeilen und Spalten in der gleichen Reihenfolge an (quadratische Matrix). Die einzelnen Ströme werden dann durch eine Doppelindizierung (wobei der erste Index die Zeile, der zweite die Spalte bezeichnet) in diese Matrix eingetragen, wobei die sektoralen In-Sich-Ströme auf der Hauptdiagonalen zu liegen kommen. Ein augenfälliger Vorzug dieser Matrixdarstellung ist, dass jeder Strom als ein Element der Matrix nur eine einzige Eintragung erfordert. Zudem können direkt die Sätze und Rechenregeln der linearen Algebra angewendet werden. Als Zwischenergebnis kann man festhalten, dass die vier aufgeführten Darstellungsarten trotz ihrer inhaltlichen Äquivalenz ihre spezifischen Vorzüge und Nachteile haben, so dass man erst bei Kenntnis der jeweiligen Zielsetzung(en) einer konkreten Kreislaufanalyse entscheiden kann, welche Darstellungen) adäquat ist (sind). In einem korrekt gebuchten Kreislauf muss immer gelten, dass die Wertsumme aller zufließenden Ströme gleich der Wertsumme aller abfließenden Ströme ist. Ein geschlossener Kreislauf liegt vor, wenn demgegenüber noch zusätzlich für jeden Pol die Wertsumme aller zufließenden Ströme gleich der Wertsumme aller abfließenden Ströme ist. Diese zusätzliche Bedingung bedeutet in der Konten-

darstellung ein System von saldierten Konten, in der algebraischen Darstellung die ausschließliche Existenz von Gleichungen (statt Ungleichungen) und in der Matrixdarstellung eine Gleichheit der entsprechenden Zeilen- und Spaltensummen. Die Existenz von geschlossenen Kreisläufen (und damit von linearen Gleichungen) bringt offensichtlich eine Anzahl von Vorteilen. Zunächst gelangt man durch entsprechendes Umschichten der Variablen in den Gleichungen zu Definitionen für einzelne Ströme. Je nach der Struktur der Koeffizientenmatrix kann mit Hilfe der Theorie linearer Gleichungssysteme auf eine bestimmte Zahl unbekannter Ströme geschlossen werden. Zudem gilt aufgrund der zwangsläufigen linearen Abhängigkeit in geschlossenen Kreisläufen, dass bei n-1 geschlossenen Sektoren auch der n-te Sektor geschlossen sein muss. Die Vorzüge eines geschlossenen Kreislaufsystems können bei bestimmten Anwendungsfällen aber auch zu Nachteilen werden: Bei einem geschlossenen Kreislauf müssen nicht nur für jeden Strom Gegenbuchung(en) gefunden werden (dies gilt für jeden Kreislauf), jedes Konto ist auch zu saldieren, und diese Salden müssen ökonomisch interpretiert werden. Diese bezüglich aller Einzelströme und Salden erzwungene Konsistenz eines geschlossenen Kreislaufes erlegt dem Konstrukteur volkswirtschaftlicher Rechenwerke erhebliche Beschränkungen auf. Es ist deshalb unter diesem Aspekt nicht verwunderlich, dass bei den Reformvorschlägen zur VGR andere formale Gestaltungen, die mehr Willkür bei der Einführung von neuen Strömen oder bei der Umgruppierung von Strömen erlauben, verwendet werden: Tabellarische Abzugsverfahren (Nettowohlfahrtsmaße), Bildung von Kennziffernvektoren (—» Soziale Indikatoren), Schnittstellen, die ein Ankoppeln von Größen an einen 477

Wirtschaftsleistung geschlossenen Kernkreislauf erlauben (—> Satellitensysteme). Eingangs wurde der W. als eine Betrachtungsweise bzw. Ordnungsvorstellung eingeführt, die es erlaubt, die von dem jeweiligen Theoretiker oder der jeweiligen theoretischen Richtung als relevant erachteten Vorgänge der Realität in einen überschaubaren und konsistenten Zusammenhang zu bringen und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Abbildung der oft komplexen wechselseitigen Verflechtungen zu richten. Diese Relativierung der Ausgestaltung von Kreisläufen im Hinblick auf ihren theoretischen Hintergrund impliziert bereits, dass es kein wahres oder natürliches Kreislaufschema geben kann. Der Wirtschaftskreislauf stellt vielmehr ein sehr flexibles Gerüst dar, das je nach der Fragestellung, den historisch/gesellschaftlichen Gegebenheiten, dem dahinterstehenden Theoriegebäude, der statistischen Verfügbarkeit der Daten, und in neuerer Zeit auch verstärkt den internationalen Konventionen mit ganz unterschiedlichen Sektoren und Strömen aufgefüllt werden kann. W. sind auch keineswegs auf eine Abbildung von in Geld bewerteten Strömen beschränkt. Die Ströme können grundsätzlich in Arbeitsstunden, Joule oder sogar Stückzahlen gemessen werden. Betrachtet man die —• Geschichte des Kreislaufdenkens, dann zeigt sich sofort die Richtigkeit der obigen Behauptungen. In der Vergangenheit wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Kreislaufsysteme konstruiert, und zwar unterschiedlich sowohl was die Wahl der Sektoren und Ströme als auch was die Darstellung der Kreisläufe betrifft, die bis hin zu real gebauten hydraulischen und elektrischen Modellen reicht. Das erste ausformulierte Kreislaufschema stammt von F. Quesnay (—• Tableau Economique 1758) und enthält drei Sektoren. Weitere wichtige Kreislauftheoretiker

J.

Lang

Wirtschaftsleistung —»Arbeitsproduktivität. Wirtschaftszweig —• Wirtschaftsbereich. Wohlfahrt => Weifare. Die Veränderung der wirtschaftlichen Wohlfahrt soll laut ESVG durch das Standardsystem der VGR und seine wichtigen Gesamtgrößen nicht beschrieben werden. Für dieses Ziel können erweiterte Konten erstellt werden. Gegen die Bildung eines Indikators der Wohlfahrtsänderungen führt das ESVG an, dass die wirtschaftliche W. viele Dimensionen habe, von denen die meisten nicht in monetären Kategorien dargestellt werden sollten. Zur Wohlfahrtsmessung sei es daher besser, wenn für jede dieser Dimensionen eigene Indikatoren und Maßeinheiten verwendet würden. Das geschieht unabhängig von den VGR mit der Verwendung —• Sozialer Indikatoren und wird integriert zum Standardsystem in einem —• Satellitensystem vorgeschlagen. Wohnbauten => Housing. Die W. als Teil der —> Bauinvestitionen

(1807,

bzw. des Bauvermögens umfassen alle

1811), der einen dreipoligen Kreislauf be-

Gebäude, die ausschließlich oder haupt-

478

waren

reits anhand eines linearen Gleichungssystems formal analysierte, sowie K. Marx (1855), F. Grünig (1933), C. Föhl (1937) und H. Peter (1943, 1954). Auch hinter der Makrotheorie von J. M. Keynes (1936) steht eine Kreislaufvorstellung, die unter anderem Pate gestanden hat für die Ex-Post-Kreisläufe der zeitgenössischen VGR. Literatur: H. Reichardt, Kreislaufaspekte in der Ökonomik, Tübingen 1967; R. G. Busacke/T. L. Saaty, Endliche Graphen und Netzwerke, München 1968. Hans-Werner Holub

Wohnungsmieten sächlich zu Wohnzwecken mit selbständiger Haushaltsführung genutzt werden. Sie schließen zugehörige Gebäude, wie z.B. Garagen, und alle in Wohnräumen üblicherweise fest installierten Einrichtungen sowie Erschließungskosten ein. Neben Wochenend- und Ferienhäusem mit 50 qm und mehr Nutzfläche werden auch Wohnheime den W. zugeordnet. Dagegen zählen Anstaltsgebäude nicht zu den W., da dort keine selbständigen Haushalte gefuhrt werden. Der Zugang an W. in einer Periode zählt zu den —• Bauinvestitionen. Außerdem wird auch der Zugang an Wohnungen ausgewiesen, die den gewerblich genutzten Teil in W. nicht umfassen, jedoch Wohnungen in —• Nichtwohnbauten einschließen. Bauinvestitionen 1995 in Mrd Euro

Bauinvestitionen insgesamt

258,7

darunter Wohnbauten

142,0

bzw. Wohnungen

126,8

Wohngeld —> monetäre Sozialleistung. Wohnortkonzept —* Inländerkonzept. Wohnungen Der Begriff W., der in den VGR beim Nachweis der Vorgänge der —• Wohnungsvermietung verwendet wird, lehnt sich eng an die Definition der "Wohneinheit" der Gebäude- und Wohnungszählungen sowie der Wohnungsstichproben an. Danach besteht eine Wohneinheit aus einem Raum oder mehreren zusammenhängenden Räumen, die nach außen abgeschlossen sind, Wohnzwecken dienen und eine eigene Haushaltsführung ermöglichen. Der weitaus größte Teil (mehr als 95%) der W. befindet sich in Wohngebäuden, der Rest in Nichtwohngebäuden, wie z.B. Hausmeisterwohnungen in ge-

werblich genutzten Gebäuden oder ständig bewohnte Wohnwagen. Zu den W. zählen auch Wohneinheiten in Wohnheimen (z.B. Studentenwohnheime, Altenwohnheime, Schwesternwohnheime) und Freizeitwohnungen, soweit diese für einen längeren Zeitraum, z.B. über Ferienzeiten hinaus, genutzt werden. Auch Räume in Baracken, Wohnlauben oder Wohnwagen werden als W. angesehen, wenn sie von Personen bewohnt werden, die keine andere W. haben. Nicht unter den Begriff W. fallen ζ. B. Büro- und Praxisräume und Werkstätten, auch nicht Unterkünfte in Kasernen, Gefangnissen, Krankenhäusern oder Kliniken. Bei der Berechnung von —» Wohnungsmieten werden leerstehende W. nicht in die Anzahl

und Fläche der W. einbezogen. 1995 gab es in Deutschland rund 34,5 Mio Wohnungen, 1,3 Mio mehr als 1991. Wohnungsbauprämien —> Vermögenstransfer. Wohnungsmieten sind das Entgelt fur die Nutzung von Wohnungen sowie Garagen und Stellplätzen die im Zusammenhang mit dem Wohnen genutzt werden. Für eigengenutztes Wohnungseigentum wird ein Entgelt für die Nutzung vergleichbarer Mietwohnungen unterstellt. Nach dem ESVG 1995 sind die Wohnungsmieten identisch mit den Nettokaltmieten (-» Mieten). Untermieten wie alle sonstigen Verkäufe zwischen privaten Haushalten - rechnen in den VGR nicht zu den W., da sie einen Beitrag des Untermieters zur Hauptmiete darstellen. Die Ausgaben der privaten Haushalte fur W. (einschl. eigengenutztem Wohnungseigentum) entsprechen dem Produktionswert des Wirtschaftsbereiches —*• Wohnungsvermietung und sind Teil der —• Konsumausgaben. 1995 gaben die privaten Haushalte 315,7 Mrd DM oder knapp 17% ihrer 479

Wohnungsvermietung Konsumausgaben für Wohnungsmieten aus. Darin sind 168,3 Mrd DM unterstellte Mieten fur eigengenutztes Wohnungseigentum enthalten. Je Wohnung machte das 760 DM monatlich aus gegenüber 540 DM im Jahr 1991. Wohnungsvermietung Die W. ist Teil der Position „Grundstücks- und Wohnungswesen" der Wirtschaftszweigsystematik in den VGR. Sie umfasst die Vermietung von Wohnraum durch Unternehmen, den Staat, private Haushalte und private Organisationen o.E. sowie die Eigennutzung von —> Wohnungen. Konzeptionell wird die W. als eigene funktional abgegrenzte statistische Einheit behandelt, d.h. die gesamte Vermietung von Wohnraum wird dem Wirtschaftsbereich W. zugeordnet. Damit wird auch die W. bei wirtschaftlichen Einheiten, deren wirtschaftlicher Schwerpunkt nicht in der Wohnungsvermietung sondern in der Produktion anderer Güter liegt, dem Wirtschaftsbereich W. zugerechnet. Der Grund fur diese Vorgehensweise liegt in der Datenlage. Nur durch die funktionale Abgrenzung und das darauf aufbauende Modell kann die Wohnungsvermietung statistisch vollständig erfasst werden. Bei der Ermittlung der Wertschöpfung in den anderen Wirtschaftszweigen bleibt die dort - als Nebentätigkeit - vorhandene Wertschöpfung aus Wohnungsvermietung ausgeklammert. Die —• Bruttowertschöpfung des Bereichs W. ergibt sich durch Abzug der —* Vorleistungen vom —> Produktionswert (—• Wohnungsmieten). Sie betrug 1995 140,8 Mrd Euro (8,7% des BIP). Wohnungswesen und kommunale Gemeinschaftsdienste —> Ausgaben des Staates nach der —> COFOG-Systematik.

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Wohnungswesen, Stadt- und Landesplanung, Gemeinschaftsdienste —> Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereichen in der früheren —* COFOGSystematik. Wohnungswirtschaft —»Wohnungsvermietung. Wohnung, Wasser, Strom, Gas und sonstige Brennstoffe => Housing, water, electricity, gas and other fuels. Güterposition für die Darstellung der —• Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Mietzahlungen, regelmäßige Instandhaltung und Reparaturen der Wohnungen, andere Dienstleistungen (Nebenkosten) im Zusammenhang mit der Wohnung und Ausgaben für Energie, wie Strom, Gas, Heizöl, Kohle und Fernwärme umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 227,5 Mrd Euro (23,4 % ihrer Konsumausgaben) aus.

ζ Zahlungen im Rahmen der auf dem Bruttosozialprodukt basierenden vierten Eigenmittelquelle wurden durch den Beschluss des Rates vom 24. Juni 1988 über das System der Eigenmittel der Gemeinschaften geschaffen. Z. sind —• Sonstige laufende Transfers des Sektors Staat an die Institutionen der Europäischen Union (übrige Welt). Zahlungsbilanz => Balance of payments. Die Ζ. eines Landes ist nach der Definition des Internationalen Währungsfonds (IWF) die systematische Aufzeichnung aller wirtschaftlichen Transaktionen, die während einer gegebenen Periode zwischen Inländern und Ausländern stattgefunden haben. Die Bezeichnung „Zahlungsbilanz" hat eine lange Tradition, gibt jedoch den Inhalt nicht korrekt wieder. Zunächst einmal ist sie keine zeitpunktbezogene Aufstellung von Vermögensbeständen (diese wird im —• Auslandsvermögensstatus zusammenfassend dargestellt), sondern eine Aufzeichnung von Transaktionen. Sie spiegelt damit Umfang und Struktur der internationalen Wirtschaftsbeziehungen eines Landes wider. Darüber hinaus werden keineswegs nur Zahlungsvorgänge erfasst. Der Begriff „wirtschaftliche Transaktionen" schließt vielmehr auch Vorgänge mit ein, die nicht in der gleichen Periode oder überhaupt nicht zu Zahlungen fuhren. In der Bundesrepublik Deutschland ist die BBk mit der Aufstellung der Z. betraut. Dies hat seinen Ursprung zum einen darin, dass es sich im Wesentlichen um eine monetäre Statistik handelt, zum anderen aber auch in der Tatsache, dass die notwendigen Informationen nach dem zweiten Weltkrieg im Rahmen der Devisenkontrollen auf der Grundlage alliierter Devisengesetze anfielen und in der Notenbank bearbeitet wurden. Waren zu-

nächst alle außenwirtschaftlichen Transaktionen ohne spezielle Genehmigungen verboten, so lockerten sich diese Beschränkungen in den 50er Jahren. Generelle Freistellungen hoben die Devisenbewirtschaftung schrittweise auf. Mit dem Übergang zur vollen Konvertibilität der D-Mark nach Ende 1958 musste ein Weg gefunden werden, die für die Erstellung einer Z. notwendigen Informationen auf andere Weise zu gewinnen. Mit dem Inkrafttreten des Außenwirtschaftsgesetzes 1961 und der Außenwirtschaftsverordnung wurde ein speziell für diese Zwecke geschaffenes statistisches Meldesystem eingeführt. Dieses Meldesystem verpflichtet jeden Inländer, an das Ausland geleistete oder von dort empfangene Zahlungen an die Deutsche Bundesbank zu melden. Es bildet bis heute die grundlegende Quelle für die Erstellung der deutschen Z. Daneben gehen Angaben aus der —• Außenhandelsstatistik und dem —» Auslandsstatus der Banken, der Unternehmen und der BBk in die Z. ein. Die BBk hat sich bei der Erstellung der Z. von Anfang an nach den vom IWF im —• Balance of Payments Manual niedergelegten Grundbegriffen und Grundregeln gerichtet. Daher sollen die wesentlichen Aspekte der Definition des IWF im Einzelnen dargestellt werden. Die wirtschaftlichen Transaktionen umfassen neben dem heute nur noch eine geringe Rolle spielenden Realtausch (Güter und Dienstleistungen gegen Güter und Dienstleistungen) vor allem den entgeltlichen Übergang wirtschaftlicher Werte zwischen In- und Ausländern (Kauf von Waren, Dienstleistungen, Faktorleistungen und finanziellen Aktiva) sowie die unentgeltlichen Leistungen in der Form eines Realtransfers oder eines Forderungstransfers. In der Definition des IWF wird von Transaktionen zwischen einer Volkswirt481

Zahlungsbilanz schafit und dem Rest der Welt gesprochen. Unter dieser Volkswirtschaft ist die Gesamtheit der wirtschaftlichen Einheiten zu verstehen, die mit dem Territorium des Landes enger verbunden ist als mit dem anderer Länder. Diese Definition gilt gleichermaßen für das Balance of Payments Manual und das System of National Accounts. Für die Bundesrepublik Deutschland ist im § 4 des Außenwirtschaftsgesetzes das sog. —> Wirtschaftsgebiet definiert, das diese internationalen Aspekte umsetzt. Ausschlaggebend für die Gebietsansässigkeit ist damit das sog. Residenzprinzip. Bei natürlichen Personen wird nicht auf die Staatsangehörigkeit abgestellt, sondern auf den wirtschaftlichen Mittelpunkt der Interessen. In der Praxis bedeutet dies, dass Personen, die sich länger als ein Jahr in der Bundesrepublik aufhalten, als Gebietsansässige angesehen werden, und zwar vor allem dann, wenn sie ein Gewerbe betreiben, einen längerfristigen Arbeitsvertrag haben oder unbegrenzt einkommensteuerpflichtig sind. —• Gastarbeiter zählen damit zu den Gebietsansässigen, Saisonarbeiter zu den Gebietsfremden. Daneben gelten deutsche diplomatische Vertretungen und militärische Abordnungen als Gebietsansässige. Bei den Unternehmen werden alle Einheiten als gebietsansässig angesehen, die im Wirtschaftsgebiet einer unternehmerischen Tätigkeit nachgehen. Ausschlaggebend ist der Sitz des Unternehmens, nicht jedoch das Eigentumsverhältnis oder die Rechtsform. Neben selbständigen Unternehmen mit Sitz oder Ort der Leitung im Wirtschaftsgebiet zählen dazu auch die Zweigniederlassungen Gebietsfremder, wenn sie hier ihre Leitung haben und für sie eine gesonderte Buchführung besteht, sowie die Betriebsstätten Gebietsfremder, wenn sie hier ihre Verwaltung haben. Gebietsansässige sind nicht zuletzt alle öffentlichen Stellen des Landes, also insbesondere alle Ebenen der Verwaltung, aber auch die Sozialver482

sicherungen und die unselbständigen Unternehmen im öffentlichen Eigentum. In der Z. werden beide Seiten einer Transaktion verbucht, und zwar die Hingabe von Waren, Dienstleistungen und Kapitaltiteln und der entsprechende Empfang von Gegenleistungen. Internationalen Konventionen entsprechend wird die Richtung der Transaktionen durch ein Vorzeichen (+,-) gekennzeichnet. Dabei werden alle ausgehenden Ströme - die Lieferung von Waren, Dienst- und Faktorleistungen und die Abgabe von inländischen Eigentums- und Schuldtiteln mit einem Pluszeichen (+) versehen; umgekehrt werden alle eingehenden Ströme mit einem Minuszeichen (-) versehen. Werden Leistungen unentgeltlich erbracht, muss die Gegenbuchung bei den laufenden oder Vermögensübertragungen den notwendigen Ausgleich herbeiführen. Die Summe der ein- und ausgehenden Wertströme ist damit immer gleich Null, die Z. ist ex definitione ausgeglichen. Salden ergeben sich nur dann, wenn Teilbilanzen betrachtet werden. In der statistischen Praxis gibt es jedoch unaufgeklärte Differenzen zwischen ein- und ausgehenden Wertströmen, die sich im sog. —• Restposten niederschlagen. Die Bewertung der Transaktionen erfolgt zu Marktpreisen. Dies entspricht auch den Regeln der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Die Konversion von Fremdwährungsbeträgen soll zum Kassakurs des Tages erfolgen, an dem die Transaktion stattgefunden hat. Transaktionen sind zu dem Zeitpunkt zu erfassen, in dem ein ökonomischer Wert entsteht, ausgetauscht oder übertragen wird, oder aber erlischt. Die Deutsche Bundesbank folgt in ihren Wertansätzen und auch bei der zeitlichen Zuordnung weitgehend den Vorgaben des IWF. Im —» Balance of Payments Manual gibt der IWF Standardkomponenten vor in der Absicht, weltweit vergleichbare und zusammenfassbare Zahlen zu erhal-

Zahlungsbilanz ten. Diese Liste stellt einen Kompromiss dar zwischen der analytischen Bedeutung einer Position, der Verfügbarkeit von Daten und der Vergleichbarkeit mit anderen gesamtwirtschaftlichen Rechenwerken wie den —> Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Die Deutsche Bundesbank folgt fast vollständig dem Standardschema des IWF. Nationale Abweichungen betreffen im wesentlichen nur noch die separate Darstellung von —> Vermögensübertragungen, dem —• Kapitalverkehr und den —• Währungsreserven. In der —• Leistungsbilanz erfolgt die Auswahl der publizierten Details nach deren nationaler Bedeutung. Generell gilt jedoch, dass die erforderlichen Bausteine sowohl fur die Erstellung der Bilanz der Europäischen Währungsunion als auch der Europäischen Union in der notwendigen Gliederungstiefe verfugbar sind. Insgesamt haben die Entwicklungen in Europa auf internationaler Ebene zu einer deutlichen Harmonisierung des Outputs der Länder gefuhrt. Die Tabelle auf der nächsten Seite gibt einen Überblick über die Hauptposten der Zahlungsbilanz für die Jahre 1995 bis 2000. Die Angaben zur Z. werden zum überwiegenden Teil aus den folgenden Quellen entnommen: a) aus der amtlichen —• Außenhandelsstatistik, b) aus der —> Statistik des Auslandszahlungsverkehrs, c) aus dem —» Auslandsstatus der Banken und dem —> Auslandsstatus der Nichtbanken sowie d) dem internen Rechenwerk der Deutschen Bundesbank. Neben diese primärstatistischen Daten treten in einer ganzen Reihe von Fällen Informationen aus anderen Quellen und Schätzungen. Mit Ausnahme der Außenhandelsstatistik, die vom Statistischen Bundesamt erhoben und aufbereitet wird, handelt es sich durchweg um Erhebungen und Berechnungen der Deutschen Bundesbank. Die Außenhandelsstatistik wird in der

Abgrenzung des Spezialhandels (Einfuhr —• cif, Ausfuhr —• fob) in die —* Handelsbilanz übernommen. Über die Ergänzungen zum Warenverkehr wird der Wechsel vom Grenzübergangskonzept der Außenhandelsstatistik zum Konzept des Eigentumsübergangs der Z. vollzogen (—• Handelsbilanz). Die Ergebnisse der —• Statistik des Auslandszahlungsverkehrs liefern die Informationen für die —> Dienstleistungen, die —* Erwerbs- und —• Vermögenseinkommen, die —> laufenden und die —> Vermögensübertragungen, die —> Direktinvestitionen, die —• Portfolioinvestitionen und die —> Bilanz des langfristigen Kreditverkehrs. Die Meldungen enthalten Angaben über den gezahlten Betrag, das Land des ausländischen Schuldners bzw. Gläubigers sowie den Zweck der Zahlung. Ein umfangreiches Leistungsverzeichnis ermöglicht die detaillierte Gliederung nach Sachpositionen. Im —> kurzfristigen Kreditverkehr lässt sich das Meldesystem im Auslandszahlungsverkehr nicht sinnvoll anwenden. In diesem Bereich wird daher auf Bestandsmeldungen zurückgegriffen, aus denen die Nettoveränderung der Bestände zur Erfassung in der Z. ermittelt wird, und zwar auf den —» Auslandsstatus der Banken sowie auf den —» Auslandsstatus der Nichtbanken über Finanz- und Handelskredite. Bei der Ableitung von Transaktionen aus monatlichen Beständen müssen Veränderungen ausgeschaltet werden, die nicht auf Transaktionen zurückgehen wie etwa wechselkursbedingte Änderungen oder Änderungen im Berichtskreis. Da die Banken in ihrem Auslandsstatus originäre Währungseinheiten melden, stellt es kein Problem dar, Änderungen der Fremdwährungsforderungen und -Verbindlichkeiten aufgrund von Wechselkursänderungen auszuschalten. Bei den Nichtbanken enthalten die Bestandsmeldungen dagegen nur DM-Werte, d.h. die Fremdwährungsbeträge sind 483

Zahlungsbilanz Zahlungsbilanz

1995 bis 2000, Mrd

Euro 1995

1996

1997

1998

1999

2000

-15,2

-6,1

-2,4

-6,0

-16,8

-21,0

1. Außenhandel Ausfuhr (fob) 1 Einfuhr (fob) 1

+47,7 383,4 335,8

+54,4 402,1 347,8

+63,3 452,3 389,0

+69,9 487,5 417,6

+66,6 509,7 443,1

+62,8 596,2 533,4

2. Dienstleistungen darunter: Reiseverkehr

-34,4

-35,0

-37,6

-42,2

-49,4

-55,4

-26,3

-27,1

-26,9

-28,0

-29,9

-32,0

3. Erwerbs- und Vermögenseinkommen darunter: Kapitalerträge

+0,1

+0,7

-1,2

-6,5

-8,2

-1,2

+0,8

+1,6

-0,4

-5,7

-7,4

-0,3

4. Laufende Übertragungen darunter: Nettoleistung zum EG-Haushalt 2 Sonstige laufende öffentliche Leistungen an das Ausland (netto)

-28,5

-26,2

-26,9

-27,3

-25,8

-27,1

-15,0

-13,9

-14,4

-15,1

-13,3

-14,9

-5,6

-4,1

-4,5

-3,9

-4,1

-4,1

-1,9

-1,7

+0,1

+0,7

-0,2

+15,3

+32,5

+12,1

-0,1

+16,4

-35,3

+9,8

1. Direktinvestitionen Deutsche Anlagen im Ausland Ausländische Anlagen im Inland

-19,8 -28,6 +8,8

-34,1 -39,1 +5,1

-26,2 -37,1 +10,8

-57,9 -79,7 +21,8

-50,6 -103,1 +52,5

+138,4 -52,7 +191,1

2. Wertpapiere Deutsche Anlagen im Ausland darunter: Aktien Rentenwerte Ausländische Anlagen im Inland darunter: Aktien Rentenwerte

+25,4 -13,0 +0,9 -12,3 +38,4 -0,9 +44,0

+48,6 -23,7 -11,2 -10,6 +72,2 +11,3 +52,2

+1,0 -79,8 -34,0 -41,9 +80,8 +14,0 +62,6

+4,5 -131,0 -61,9 -56,6 +135,5 +51,8 +78,7

-13,6 -178,2 -67,9 -94,7 +164,6 +22,7 +97,9

-164,2 -210,3 -107,7 -72,4 +46,1 -37,3 +69,0

Position I. Leistungsbilanz 1

II. Vermögensübertragungen

3

III. Kapitalbilanz (Netto-Kapitalexport: -)

-0,4

-4,4

-7,8

-6,9

-1,1

-3,8

+30,1 +21,7 +1,8 +12,2 +13,2 -2,1 -2,1 -1,7

+4,0 -2,5 -14,4 +4,7 +5,4 +2,5 +2,0 -0,7

+35,6 +33,0 +34,7 +11,3 +12,0 -8,7 -3,4 -0,1

+80,8 +73,6 +73,7 +6,2 -0,3 -0,8 +4,3 +1,7

+32,0 +52,3 +59,8 +32,9 +30,9 -3,6 +5,1 -49,5

+41,5 +17,1 +38,3 +1,4 +0,6 -19,3 -17,9 +42,4

-2,7

-2,0

-2,6

-4,1

-2,1

-2,0

IV. Veränderung der Währungsreserven zu Transaktionswerten (Zunahme: -)4

-5,3

+1,0

+3,4

-3,6

+12,5

+5,8

V. Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transahionen (Restposten)

-10,1

-5,3

-1,0

-7,4

+39,8

-9,9

3. Finanzderivate 4. Kreditverkehr Kreditinstitute darunter kurzfristig Unternehmen und Privatpersonen darunter kurzfristig Staat darunter: kurzfristig Bundesbank 5. Sonstige Kapitalanlagen

1 Spezialhandel nach der amtlichen Außenhandelsstatistik einschl. Ergänzungen; Einfuhr ohne Fracht· und Seetransportversiche· rungskosten, die in den Dienstleistungen enthalten sind. - 2 Ohne Erhebungskosten, EAGFL (Ausrichtungsfonds) und Regionalfonds. - 3 Einschl. KauffVerkauf von immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütem. - 4 Ohne SZR-Zuteilung und bewertungsbedingte Veränderungen. Differenzen in den Summen durch Runden der Zahlen.

484

Zentralstaat bereits umgerechnet. Änderungen im Kreis der Meldepflichtigen werden in beiden Fällen ausgeschaltet. Angaben zur —> Auslandsposition der Deutsche Bundesbank werden aus dem internen Rechenwerk der Bank übernommen. Die deutsche Z. wird monatlich veröffentlicht. In einer Pressenotiz werden die wichtigsten globalen Ergebnisse ca. sechs Wochen nach dem Ende des Berichtsmonats publiziert und an die Europäische Zentralbank weitergegeben. Etwa 2 Wochen später werden weitere Details sowohl im statistischen Teil der Monatsberichte der Deutschen Bundesbank als auch in den Beiheften zu den Monatsberichten 3, Zahlungsbilanzstatistik, veröffentlicht Dabei werden die Vormonatsergebnisse korrigiert. Exporte werden mit ihrem fob-Wert, Importe mit ihrem cifWert angegeben. Für Quartalsergebnisse liegen Angaben vor, in denen die Im-porte ebenso wie die Exporte auf fob-Basis dargestellt werden. Ergebnisse werden laufend publiziert in: Beihefte zu den Monatsberichten der BBk 3, Zahlungsbilanzstatistik. Einmal im Jahr (i.d.R. im Juli) wird die Statistische Sonderveröffentlichung 11, Zahlungsbilanz nach Regionen, publiziert. Zu langen Reihen siehe BBk (Hg.), 50 Jahre Deutsche Mark, Monetäre Statistiken 1948-1997 auf CD-ROM, Frankfurt 1998. Sowohl die Statistischen Beihefte als auch herunterladbare Zeitreihen sowie die Statistischen Sonderveröffentlichungen finden sich auf der Homepage http://www.bundesbank.de der Deutschen Bundesbank. Wichtige methodische Änderungen der letzten Jahre sind in den folgenden Monatsberichtaufsätzen beschrieben: Änderungen in der Systematik der Zahlungsbilanz, in: Monatsberichte der BBk, 47. Jg., Nr. 3, S. 33 ff.; Die deutsche Zahlungsbilanz 1998, in: Mo-

natsberichte der W k , 51. Jg., Nr. 3, S. 45 ff. Zeitungen, Bücher und Schreibwaren => Newspapers, books and stationery. Güterposition fur die Darstellung der —» Konsumausgaben der privaten Haushalte im Inland, die Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und andere Druckerzeugnisse wie Poster, Kalender und Ansichtskarten, Dienstleistungen von Buchbindereien, Schreib-, Zeichen- und Bürogeräte sowie Verbrauchsgüter für Mal-, Schreib- und Bürozwecke umfasst. 1995 gaben die privaten Haushalte hierfür 19,9 Mrd Euro aus. Zentralbank => The central bank ist in Deutschland die BBk. Sie wird in der FinR als Teil der —* Monetären Finanzinstitute erfasst. Zentralmatrix —* Vorleistungsverflechtung —• Verflechtungsmatrix ist der I. Quadrant der - * ΙΟ-Tabelle, in der die Vorleistungen der produzierenden Bereiche in der Gliederung nach Güterarten bzw. nach liefernden Bereichen dargestellt werden. Zentralstaat umfasst als Teilsektor des Staates alle zentralen öff. Körperschaften, deren Zuständigkeit sich über das gesamte Wirtschaftsgebiet erstreckt, mit Ausnahme der Zentralverwaltung der —• Sozialversicherung und der Einrichtungen mit unternehmerischer Aufgabenstellung, die dem Sektor —» Kapitalgesellschaften zugerechnet werden. In Deutschland zählt zum Z. nur der Teilsektor Bund, nach dem ESVG 1979 wurde auch der Teilsektor —> Länder dazu gerechnet.

485

Ziele der VGR Ziele der VGR Die Definitionen und Konventionen der VGR sind durch internationale Vereinbarungen festgelegt und in von internationalen Organisationen herausgegebenen Handbüchern dokumentiert. Verbindlich ist derzeit das —• SNA der Vereinten Nationen, für die Länder der Europäischen Gemeinschaften zusätzlich das ESVG. Das SNA 1993 wird von seinen Autoren selbst als „multi-puipose system" charakterisiert, das der ökonomischen Analyse und der wirtschaftspolitischen Arbeit - unabhängig vom Entwicklungsstand des jeweiligen Staates - zu dienen hat. Vier Anwendungsgebiete werden explizit genannt: Erstens die Beobachtung der Entwicklung der Wirtschaft, zweitens die makroökonomische Analyse, drittens die Unterstützung wirtschaftspolitischer Maßnahmen und viertens internationale Vergleiche. Zusätzlich wird auf die wichtige Rolle als koordinierendes System der Wirtschaftsstatistik im weiteren Sinne hingewiesen. Im Gegensatz zu diesen sehr allgemein formulierten Zielsetzungen konzentrieren sich die Lehrbücher im Wesentlichen auf die Frage, was denn durch die VGR im engeren Sinne, d.h. die Volkseinkommensrechnung ohne ihre Zusatzrechnungen, eigentlich gemessen werde. Dabei werden in der Regel die folgenden Aspekte hervorgehoben: (1) Messung der gesamtwirtschaftlichen Produktion; (2) Messung der in der Produktion erzielten Einkommen und ihrer Verteilung sowie Umverteilung; (3) Messung der monetären Gesamtnachfrage; (4) Messung der Vermögensbildung und deren Finanzierung. Die hinter diesen Fragestellungen stehende, eigentliche analytische Ausrichtung des Systems kann allerdings zumeist nur indirekt aus der Art erschlossen werden, in der die bei ihrer Formulierung 486

verwendeten Schlüsselbegriffe —* Produktion, —• Einkommen und Gesamtnachfrage definiert sind. Zentral fur die Feststellung der Inhalte der genannten Fragestellungen ist dabei der Produktionsbegriff. Die VGR verwenden keinen aus einer einheitlichen theoretischen Sichtweise konsistent hergeleiteten Produktionsbegriff, wie etwa eine strikt marktliche Produktion. Die gesamtwirtschaftliche Produktion wird vielmehr durch eine Auflistung von Sachverhalten charakterisiert: So zählt das Wohnen in der eigenen Wohnung, nicht jedoch die eigene Hausarbeit als Produktion. Die bei der Produktion erzielten Einkommen sind konsequent auf diese Definition zugeschnitten: Das fiktive Einkommen aus dem Wohnen in der eigenen Wohnung wird als Leistungseinkommen erfasst, nicht jedoch ein fiktives Einkommen aus der eigenen Hausarbeit. Analog ist die Situation bei der Messung der monetären Gesamtnachfrage, die nicht konsequent keynesianisch definiert, sondern ebenfalls definitorisch mit dem Produktionsbegriff verknüpft ist, und bei der Vermögensbildung. Neben den obengenannten vier Fragestellungen werden der Einkommensrechnung in der Literatur explizit oder implizit auch noch die folgenden Fragestellungen zugeordnet: (5) Messung der Veränderung der ökonomischen Wohlfahrt bzw. eingeschränkt von Teilen derselben; (6) Messung des volkswirtschaftlichen Erfolges von Sektoren. Dass die VGR kein geeignetes Instrument zur Wohlfahrtsmessimg ist und sein will (auch wenn sie bis in die jüngste Zeit in dieser Art missbraucht wird, wobei der Begriff „Wohlfahrt" dabei sehr unterschiedlich aufgefasst wird) ist mittlerweile unbestritten. Einige —> unterstellte Vorgänge (wie etwa das Wohnen in der eigenen Wohnung) weisen allerdings in

Ziele der VGR Richtung auf eine rudimentäre Messung der Versorgungslage der Bevölkerung. Soll ein Rechenwerk der Erfolgsmessung von Sektoren dienen, müssen zumindest sektorinterne Größen existieren, die mit dem Ziel der Ermittlung eines sektorbezogenen Erfolgssaldos eingeführt wurden, und es müssen ein oder mehrere sektorale Kapitalbestände vorhanden sein, durch deren in der Rechnung ausgewiesene Bestandsveränderungen es grundsätzlich möglich ist, Aussagen zur Aufrechterhaltung dieser Bestände (Kapitalien) zu machen (Sustainability). Wendet man diese Kriterien auf die zeitgenössische Volkseinkommenrechnung an, so zeigt sich, dass sie etwa für die Kapitalgesellschaften gelten: Es existieren sektorinterne Ströme, wie die Lagerveränderungen und die Abschreibungen, deren Ziel es ist, einen sektorspezifischen Erfolgssaldo „Betriebsüberschuss" als Ergebnis einer Gegenüberstellung von Aufwand und Ertrag ausweisen zu können. Es existiert ein sektoraler Vermögensbestand, das Produktionskapital, dessen Reproduktion durch die Einbeziehung von Abschreibungen und Bruttoinvestitionen bei bekannten Anfangsbeständen abgebildet werden kann. Genauso kann man zeigen, dass die VGR keine Erfolgsrechnung des Haushaltssektors und des Staates ist. Beim Staat ist der Gewinn als Saldo der staatlichen Nichtmarktproduktion definitionsgemäß gleich null, die sektorinternen Vorgänge, wie die Abschreibungen und der Eigenverbrauch, sind eine bloß formale Analogie zu den entsprechenden Posten der Kapitalgesellschaften und werden nicht fur die Ermittlung einer sektorbezogenen Erfolgsgröße herangezogen. Der Haushaltssektor (in seinem nichtmarktproduzierenden Teil) wird in den gegenwärtigen VGR nur kameralistisch erfasst. Es existieren kein sektorbezogener Erfolgssaldo und auch keine ent-

sprechenden sektorinternen Ströme (—• Arbeit-Konsum-Rechnung). Eine genaue Abklärung der Ziele (Fragestellungen) von Rechenwerken ist vor allem aus den folgenden Gründen von großer Bedeutung: (1) Die Ausgestaltung eines Rechenwerkes bis hinunter zu den einzelnen Posten kann erst dann sinnvoll beurteilt werden, wenn explizit und eindeutig klargestellt wird, was es eigentlich abbilden (messen) will. Die Fragestellung einer Rechnung determiniert ihre Dimension, ihre formale Gestaltung (Kreislauf, tabellarisches Abzugsverfahren, Satellitensysteme usw.), die verwendetet) Maßeinheit(en), die zum Zuge kommende(n) Bewertung(en) und schließlich auch wesentlich die Selektionskriterien fur die einzelnen Posten. Die Frage der Zweckmäßigkeit bestimmter Konventionen lässt sich niemals generell, sondern immer nur im Hinblick auf die jeweilige(n) Fragestellung(en) beurteilen. Dies gilt auch dann, wenn man in Betracht zieht, dass auch aus einer genau spezifizierten Zielsetzung keine eindeutige Ausgestaltung der Rechnung folgt. Zudem kann die —> Konsistenz einer Rechnung nur von einer exakten Zielsetzung aus beurteilt werden. Sieht man von einer rein buchhalterischen Konsistenz ab, gibt es keine „natürliche" Konsistenz von Größen im Rahmen von volkswirtschaftlichen Rechenwerken. Ob ein Saldo konsistent ist, also widerspruchsfrei zum Restsystem passt, ist eine inhaltlich-theoretische Frage, die nur im Hinblick auf den theoretischen Hintergrund der Rechnung und die daraus abgeleitete Fragestellung der Rechnung entschieden werden kann. (2) Auch die Ausgestaltung von Reformvorschlägen zur VGR kann nur adäquat unter dem Aspekt ihrer Zielsetzungen) beurteilt werden.

487

Ziele der VGR (3) Ob eine Rechnung geeignet ist, den Zielerreichungsgrad wirtschaftspolitischer Maßnahmen abzubilden, kann nur beurteilt werden, wenn vorab geklärt ist, was diese Rechnung und ihre Größen eigentlich messen. Das Analoge gilt für eine empirische Überprüfung von Theorien (—» Adäquationsproblem). Die Feststellung der überragenden Bedeutung der Fragestellung(en) im Rahmen der VGR ist nicht neu. In der Literatur finden sich im Gegenteil immer wieder Hinweise auf diesen eigentlich selbstverständlichen Sachverhalt, besonders deutlich bei Ohlsson (1953). Hat man die Bedeutung der Fragestellung(en) für die gesamte Ausgestaltung eines Rechenwerkes akzeptiert, dann folgt als nächster Schritt zwangsläufig die Frage nach der Vereinbarkeit verschiedener Fragestellungen in einem einzigen Rechenwerk. Eine solche Problemstellung lag bereits der Economica-Debatte zugrunde, die J. R. Hicks und S. Kuznets von 1940 bis 1948 in der Zeitschrift „Economica" um die Frage ausgetragen haben, ob der gleiche Indikator Produktivität und Wohlstand messen könne. Tatsächlich stand die VGR eigentlich von Anfang an im Widerstreit zwischen den beiden Zielsetzungen der Nachfragemessung (mit der dahinterstehenden Idee, eine Stabilitätspolitik betreiben zu können) und der Messung ausgewählter Aspekte der Wohlfahrt (mit der dahinterstehenden Idee, jedenfalls ansatzweise die Versorgung und den Wohlstand der Bevölkerung zu messen). Sie lässt sich historisch als eine Synthese von keynesianischem Kreislaufmodell und den mehr an Wohlfahrtsüberlegungen orientierten Einkommensberechnungen auffassen. Auch das SNA 1993 hat es versäumt, sich eindeutig auf eine konsequent durchgezogene theoretische Fragestellung festzulegen. Damit kann aber keine der angeführten Fragestellungen mehr gänz488

lich zufriedenstellend gelöst werden. Im Abschnitt über die Volumens- und Preisindizes hat das SNA 1993 interessanterweise diesbezüglich einen Paradigmenwechsel - weg vom „multi-purpose" System - vorgenommen. Für die Produktionsmessung wird ein anderer Ansatz als für die Einkommensmessung vorgeschlagen. Es werden auch alternative Indexkonzepte empfohlen, je nachdem, welche ökonomischen Analysen vorgenommen werden sollen. Auch wenn der Vielzweckcharakter der VGR zu Konventionen geführt hat, die Kompromisse darstellen, die keinem der angestrebten Ziele voll gerecht werden können, bietet sie dem Anwender aber doch viele einzelne Bausteine, durch deren Rearrangement dann letztlich wieder eine problemadäquatere Gestaltung des Datenkörpers erreicht werden kann. Man kann die Frage der Kompatibilität von Zielsetzungen volkswirtschaftlicher Rechenwerke auch noch grundsätzlicher stellen und der faktischen Inkonsistenz von Zielsetzungen in existierenden Rechenwerken eine generellere logische Inkonsistenz gegenüberstellen (Holub 1981). Im Laufe der Zeit können aus den Notwendigkeiten der wissenschaftlichen und/ oder politischen Debatte zusätzliche Fragestellungen für volkswirtschaftliche Rechenwerke artikuliert werden. Die Rechenwerke sind unter diesem Aspekt somit keine statischen, ein fur alle mal festgelegten Systeme, sie durchlaufen vielmehr analog zu anderen Produkten Zyklen, die von einer Innovationsphase über eine Expansionsphase zu einer Ausreifungs- und schließlich Stagnationsphase führen. Gerade in der Innovationsphase, in der sich ζ. B. augenblicklich noch die Erstellung von Umweltrechenwerken befindet, ist es besonders wichtig darüber Rechenschaft abzulegen, was die jeweilige Rechnung messen soll und welcher theoretische Hintergrund dabei angespro-

Zinsen chen wird. Nur dann kann eine Rechnung auf all ihren Ebenen widerspruchsfrei konstruiert werden. Schließlich sei noch angemerkt, dass volkswirtschaftliche Rechenwerke nicht nur unilateral von den Fragestellungen her determiniert werden. Spannungsfelder, innerhalb denen eine solche Rechnung steht, die auf ihre Ausgestaltung einen wesentlichen Einfluss haben und die ihrerseits auf die Festlegung der Fragestellung zurückwirken können, sind ζ. B.: Verfügbarkeit und Qualität von Daten, internationale Übereinkünfte sowie die erforderliche politische Akzeptanz der Rechnung. Ein Nebenziel, das in den letzten Jahren zunehmend an Relevanz gewinnt, ist die Bereitstellung von Indikatoren mit unmittelbarer politischer Bedeutung. Schon seit langem lieferten die VGR Grundlagen zur Berechnung der Beitragszahlungen zu internationalen Organisationen. Besondere operative Bedeutung haben Ergebnisse der VGR nach dem ESVG aber im Rahmen der Europäischen Union erlangt. Sie liefern unter anderem die Grundlagen für die Höhe der nationalen Beitragszahlungen, für die Kriterien der Teilnahme an der gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsunion und für die Kriterien der Förderwürdigkeit von Regionen. Diese neue Funktion hat in Europa bedeutende Rückwirkungen auf den Charakter der VGR. Sie erzwingt eindeutige Regelungen und Harmonisierungen und eine Kontrolle der Einhaltung der vorgegebenen Standards. Diese Verrechtlichung der VGR hat markante Implikationen. Eine Diskussion - etwa der Konventionen - mit wissenschaftlichen Kriterien kann nur mehr im Vorfeld der Rechtsetzung erfolgen (Richter 1996). Die neue Rolle der VGR verleiht ihren Ergebnissen eine immense finanz- und staatspolitische Bedeutung, sie entfremdet damit ihre Re-

sultate aber letztlich ihren eigentlichen Zwecken (Lützel 1993). Literatur: H. W. Holub, Some Reflections on a Universal System of National Accounting, in: The Review of Income and Wealth (27) 1981, S. 333-338; H. Lützel, Revidiertes System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, in: WiSta 10/1993, S. 711-722; I. Ohlsson, On National Accounting, Stockholm 1953; J. Richter, Wirtschaftsstatistik und Europäische Integration - Einige Konsequenzen für die empirische Wirtschaftsforschung, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik (216) 1996, S. 92-110. Hans-Werner Holub Zinsabschlag —• Steuern. Zinsen => Interest sind Bestandteil der —• Vermögenseinkommen. Z. sind der Betrag, den der Schuldner dem Gläubiger vereinbarungsgemäß während eines Zeitraums zu zahlen hat, ohne dass sich dadurch der ausstehende Kapitalbetrag verringert. Z. werden für Einlagen bei Banken und für Kredite und sonstige Forderungen bzw. Verbindlichkeiten entsprechend dem zwischen dem Gläubiger und dem Schuldner vereinbarten Zinssatz gezahlt. Bei Geldmarktpapieren errechnet sich die Verzinsung als Differenz zwischen dem Nennwert und dem Emissionskurs (Diskontabschlag). Bei Schuldverschreibungen in Form von NullKupon-Anleihen ergibt sich die Verzinsung als Differenz zwischen dem Rückzahlungs- und dem niedrigeren Emissionskurs, bei niedrig verzinslichen Anleihen aus den regelmäßig anfallenden Kuponzahlungen und der Kursdifferenz. Z. sind in den VGR gemäß ihrem Anwachsen in der Berichtsperiode (accrual) und nicht nach den 489

Zinsen auf Konsumentenschulden Zahlungszeitpunkten (u.U. überjährigen Zahlungsterminen) zu buchen. Zinsen auf Konsumentenschulden sind die von privaten Haushalten im Rahmen von Teilzahlungskäufen an den Handel oder andere Verkäufer von Waren und Dienstleistungen (ζ. B. Produzenten) geleisteten —• Zinsen. Nicht als Teilzahlungsverkäufe, fur die Zinsen zu buchen wären, sondern als Miete werden Leasing-Zahlungen (bei Privaten Haushalten insbesondere Kfz-Leasing) betrachtet. Ebenfalls nicht zu den Z. zählt die Verzinsung von Wohnbaukrediten. Zinsen auf öffentliche Schulden => Interest on public debt. —• geleistete Vermögenseinkommen des Staates. Z. umfassen in den VGR nur die Zinszahlungen, die der Staat für seine aufgenommenen Darlehen/Kredite und öff. Anleihen zahlt. Zins-Steuerquote —» Staatswirtschaftliche Quote, die die Zinsausgaben des Staates in Relation zu seinen Steuereinnahmen darstellt. Die Größe im Nenner schließt im Nenner nicht die an die EU zu leistenden Abfuhrungen (—• Eigenmittel der EU) ein. Zölle => Import duties. —> Steuern. Zubuchungen von nichtproduzierten Vermögensgütern => Economic appearance of nonproduced assets. —»Sonstige reale Vermögensänderungen. erfolgen wenn die —> nichtproduzierten Güter erstmalig als Vermögenswerte in Erscheinung treten oder ihr Wert durch Änderung der wirtschaftlichen Nutzung steigt (z.B. Umwidmung landwirtschaftlicher Fläche zu Bauland). Bodenschätze 490

treten erstmalig als Vermögenswerte in Erscheinung, wenn sie neu erschlossen werden oder wenn durch den technischen Fortschritt bzw. durch relative Preisänderungen deren Abbau wirtschaftlich wird. Z. erfolgen auch beim Übergang von sonstigem Naturvermögen in den Bereich wirtschaftlicher Nutzung (z.B. die wirtschaftliche Nutzung von Urwäldern) und beim Entstehen von —• immateriellen nichtproduzierten Vermögensgütern, ζ. B. wenn Erfindungen patentiert oder —• übertragbare Verträge abgeschlossen werden und wenn ein Firmenwert aktiviert wird. Ein Firmenwert wird aktiviert, wenn im Falle eines Unternehmenskaufs der Kaufpreis das Eigenkapital übersteigt. Die Z. rechnen nicht zum —» Lieferprogramm und werden in den deutschen VGR nicht nachgewiesen. Zubuchungen von produzierten Vermögensgütern => Economic appearance of produced assets —» Sonstige reale Vermögensänderungen erfolgen, wenn der Wert bestimmter produzierter Güter erstmalig im Erscheinung tritt. Beispiele hierfür sind Edelsteine, Kunstgegenstände oder historische Monumente, wenn deren (hoher) Wert erstmalig erkannt wird. Zugänge Als Z. werden in der VermR alle Erweiterungen des Vermögensbestandes innerhalb einer Periode bezeichnet, die nicht aus Bewertungsänderungen resultieren. Bei der Berechnung des —» Anlagevermögens sind die Z. zum Anlagevermögen gesamtwirtschaftlich mit den —> Anlageinvestitionen identisch. Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche => Adjustment for the change in net equity of households in pension funds reserves.

Zusammengefasste Konten Die Position hat den Zweck, in das Sparen der privaten Haushalte die Veränderung der Deckungsrücklagen für Pensionen einzubeziehen, auf die die Privaten Haushalte einen festen Anspruch haben (der sich auf finanzieller Ebene als Forderung in der Position „Ansprüche privater Haushalte aus Rückstellungen bei Lebensversicherungen und Pensionseinrichtungen" niederschlägt) und die durch Prämien- und Beitragszahlungen entstehen, die im Konto der sekundären Einkommensverteilung als Sozialbeiträge nachgewiesen werden. Im ESVG werden die Deckungsrückstellungen von rechtlich selbständigen und rechtlich unselbständigen mit speziellen Deckungsmitteln finanzierten Pensionssystemen in den Finanzierungskonten und in den Vermögensbilanzen als Forderungen der privaten Haushalte ausgewiesen. Daher muss durch einen Berichtigungsposten gewährleistet werden, dass sich der Betrag, um den die Pensionsbeiträge die Pensionsleistungen (die geleisteten sind also größer als die empfangenen „Transfers") ggf. übersteigen, nicht auf das Sparen der Privaten Haushalte auswirkt. Zu diesem Zweck wird in den Einkommensverwendungskonten das verfügbare Einkommen der Privaten Haushalte (Ausgaben- wie auch Verbrauchskonzept) vor dem Ausweis des Sparens um einen Posten ergänzt, der wie folgt er : rechnet ward: Gesamtbetrag der tatsächlichen Sozialbeiträge für Pensionen an mit speziellen Deckungsmitteln finanzierte Pensionssysteme + Gesamtbetrag der zusätzlichen Beiträge aus dem auf die Versicherungsnehmer entfallenen Vermögenseinkommen - Entgelt für die entsprechenden Dienstleistungen - Gesamtbetrag der Pensionen, die von mit speziellen Deckungsmitteln finanzierten Pensionssystemen als Sozialleistungen

ausgezahlt werden. Auf diese Weise ergibt sich für das Sparen der Privaten Haushalte derselbe Wert, der sich ergeben hätte, wenn die Pensionsbeiträge und -leistungen nicht im Konto der sekundären Einkommensverteilung als laufende Transfers gebucht worden wären. Dieser Berichtigungsposten ist notwendig, damit das Sparen der Privaten Haushalte inhaltlich mit dem Nachweis der Haushaltsansprüche aus Lebensversicherungs- und Pensionsrückstellungen im Finanzierungskonto in Einklang steht. Im Einkommensverwendungskonto der Versicherungsgesellschaften, der rechtlich selbständigen Pensionskassen und der Arbeitgeber, die rechtlich unselbständige Pensionskassen verwalten, ist selbstverständlich eine entsprechende Gegenberichtigung vorzunehmen. Im Kontensystem erscheinen die Z.: (1) auf der Verwendungsseite des Einkommensverwendungskontos des Sektors Versicherungsgesellschaften sowie sonstiger Sektoren, die rechtlich unselbständige Pensionskassen verwalten; (2) auf der Verwendungsseite des Außenkontos der Primäreinkommen und Transfers (im Falle gebietsfremder Versicherer); (3) auf der Aufkommensseite des Einkommensverwendungskontos des Sektors Privater Haushalte; (4) auf der Aufkommensseite des Außenkontos der Primäreinkommen und Transfers (im Falle gebietsfremder Privater Haushalte); (5) im Finanzierungskonto als Bestandsveränderung bei den Forderungen der Arbeitnehmer bzw. den Verbindlichkeiten der Arbeitgeber. Zündwarenmonopol —* Steuern. Zusammengefasste Konten => Integrated economic accounts. 491

Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst —• Kontensystem der VGR. Die Z. geben einen Gesamtüberblick über die Konten einer Volkswirtschaft, nämlich die Transaktionskonten, die Vermögensänderungskonten und die Vermögensbilanzen. Dabei werden in einer Tabelle die Konten aller institutionellen Sektoren, der Volkswirtschaft und der übrigen Welt dargestellt und sämtliche Stromgrößen sowie Aktiva und Passiva ausgeglichen. Ferner können aus den zusammengefassten Konten die volkswirtschaftlichen Gesamtgrößen unmittelbar abgelesen werden. Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst umfasst die Zusatzversorgungseinrichtungen für Angestellte und Arbeiter des Bundes, der Länder, der Gemeinden und anderer öff. Körperschaften, z.B. Zusatzversorgungsanstalt des Bundes und der Länder, Versorgungsanstalt der Deutschen Bundespost, Zusatzversorgungskassen von Gemeinden und Gemeindeverbänden. Die Z. wird nach dem ESVG 1995 zum Sektor Versicherungen gezählt, sie war früher Teil der —> Sozialversicherung. Zuschüsse an Arbeitnehmer für die Berufsforderung usw. —• Monetäre Sozialleistung. Zuwachs an freien Tier- und Pflanzenbeständen => Natural growth of non-cultivated biological resources. —• Freie Tier- und Pflanzenbestände. Der Ζ. liegt außerhalb der —• Produktionsgrenze und stellt somit keine —» Produktion dar. Lediglich die daraus gewonnenen wirtschaftlichen Güter (Holzeinschlag, gefangene Fische) werden als Produktion erfasst. Der Zuwachs an freien Tier- und Pflanzenbeständen wird gemäß dem ESVG 1995 im Konto „Sonsti492

ge reale Vermögensänderungen" gebucht, das jedoch kein Bestandteil des —> Lieferprogramms ist und deswegen in den deutschen VGR noch nicht aufgestellt wird. Zwischennachfrage ist die Nachfrage nach —> Vorleistungen. Die Z. und die —» Endnachfrage (letzte Verwendung) ergeben zusammen die Gesamtnachfrage nach Gütern bzw. die gesamte Verwendung von Gütern.