Lexikalische Semantik des Italienischen: Eine Einführung 9783110957341, 9783484540477

The primary aim of this introduction to the scholarly engagement with the linguistic meaning of units of Italian vocabul

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Lexikalische Semantik des Italienischen: Eine Einführung
 9783110957341, 9783484540477

Table of contents :
1. Definitionen und Abgrenzungen
1.1. Was ist lexikalische Semantik?
1.2. Kurzer Abriss der Geschichte der Semantik
1.3. Die (lexikalische) Semantik in Italien
1.4. Aufgaben
2. Der Bezug zur außersprachlichen Realität
2.1. Bezeichnung und Bedeutung
2.2. Semasiologie und Onomasiologie
2.3. Aufgaben
3. Erfassung der Einzelbedeutung
3.1. Die lexikalisierte Bedeutung
3.2. Zur Abgrenzung: Die aktualisierte Bedeutung
3.3. Aufgaben
4. Die Beziehungen zwischen den Bedeutungen
4.1. Interne semantische Relationen
4.2. Externe semantische Relationen
4.3. Aufgaben
5. Der Bedeutungswandel
5.1. Die logisch-rhetorische Konzeption
5.2. Die funktionale Klassifikation von Stephen Ulimann
5.3. Bedeutungswandel bei E. Coseriu
5.4. Prinzipien des lexikalischen Bedeutungswandels bei A. Blank
5.5. Aufgaben
6. Der Bezug zu anderen Sprachen: Kontrastive Semantik
6.1. Der Sprachenvergleich in der Sprachwissenschaft
6.2. Divergenz und Konvergen
6.3. Äquivalenzbeziehungen in der zweisprachigen Lexikographie
6.4. Falsi amici
6.5. Aufgaben
7. Literatur
8. Register

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Romanistische Arbeitshefte Herausgegeben von Volker Noll und Georgia Veldre

47

Helga Thomaßen

Lexikalische Semantik des Italienischen Eine Einführung

Max Niemeyer Verlag Tübingen 2004

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-484-54047-8

ISSN 0344-676X

© Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2004 http://www.niemeyer.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Laupp & Göbel GmbH, Nehren Buchbinder: Nädele Verlags- und Industriebuchbinderei, Nehren

Vorwort

Die Idee zu diesem Arbeitsheft entstand bereits vor einigen Jahren, als es im deutschsprachigen Raum keine einfuhrende Monographie zur lexikalischen Semantik des Italienischen gab und man als Lehrende an einer Hochschule gezwungen war, fur methodische Fragen auf die Werke benachbarter neusprachlicher Philologien zurückzugreifen und das entsprechende italienische Beispielmaterial selbst zusammen zu suchen bzw. die beiden im italienischen Raum vorhandenen Grundlagenwerke von Gaetano Berruto, La semantica, (Bologna: Zanichelli 1976) und Sorin Stati, Manuale di semantica descrittiva, (Napoli: Liguori Editore 1978) zu konsultieren. Abgesehen davon, dass auch diese beiden italienischsprachigen Einführungen aus den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts stammen, gibt es meiner Meinung nach gerade für das Italienische einen Bedarf an einer Einfuhrung in deutscher Sprache, da immer noch viele Studenten der Italianistik erst an der Universität beginnen, Italienisch zu lernen und daher im Grundstudium mit der Lektüre komplizierterer italienischer sprachwissenschaftlicher Texte überfordert sind. Inzwischen ist mit dem Romanistischen Arbeitsheft 45 Einführung in die lexikalische Semantik für Romanisten von Andreas Blank ein überaus wichtiges und nützliches Grundlageninstrument zur lexikalischen Semantik des Romanischen erschienen, zu dem sich das vorliegende Arbeitsheft als Ergänzung verstehen möchte. Wie bei allen Einführungen muss auch hier noch einmal betont werden, dass selbstverständlich eine gewisse Auswahl stattfinden musste, was natürlich auf Kosten der Vollständigkeit geht. So wurden z.B. italienische Untersuchungen auf der Ebene der generativen Semantik vernachlässigt. Und leider konnte aus zeitlichen Gründen das 2003 erschienene Buch Lessico e Semantica von Federica Casadei (Roma: Carocci) nicht mehr berücksichtigt werden. Ein wichtiges Anliegen war mir die Vermittlung unterschiedlicher Ansätze und - wenn möglich - ihre Einordnung in größere geistesgeschichtliche Zusammenhänge. Darüber hinaus lag mir besonders die in der sprachwissenschaftlichen Lehre oft etwas vernachlässigte Klärung nicht eindeutiger Terminologien am Herzen. Zum Abschluss möchte ich Hans Ruge und Ulrike Wasel für geduldiges Korrekturlesen sowie wertvolle Anregungen im Gespräch und Thomas Dreist für unschätzbare Hilfe in Computerfragen danken. Großen Dank schulde ich auch Bruno Staib für eine sehr sorgfältige letzte Durchsicht des Manuskripts; leider konnte ich nicht mehr alle seine Anmerkungen berücksichtigen. Ein ganz besonders herzliches Dankeschön geht aber an einen der ehemaligen Herausgeber dieser Reihe, Gustav Ineichen, der dieses Arbeitsheft noch betreut hat, für seine natürliche Fähigkeit, auf motivierende Weise die Arbeit zu unterstützen und für eine demzufolge sehr angenehme und gelungene Zusammenarbeit. Mainz, im März 2004

Helga Thomaßen

Inhalt

1.

2.

3.

Definitionen und Abgrenzungen

1

1.1. Was ist lexikalische Semantik?

1

1.2. Kurzer Abriss der Geschichte der Semantik

6

1.3. Die (lexikalische) Semantik in Italien

12

1.4. Aufgaben

13

Der Bezug zur außersprachlichen Realität

14

2.1. Bezeichnung und Bedeutung

14

2.2. Semasiologie und Onomasiologie

20

2.3. Aufgaben

26

Erfassung der Einzelbedeutung

27

3.1. Die lexikalisierte Bedeutung

27

3.1.1. Denotation und Konnotation

27

3.1.2. Bedeutungsbeschreibung in der strukturellen Semantik

32

3.1.2.1. Methode

32

3.1.2.2. Einzeluntersuchungen

36

3.1.2.3. Kritik

40

3.1.3. Bedeutungsbeschreibung in der Prototypensemantik 3.1.3.1. Methode

42

3.1.3.2. Einzeluntersuchungen

49

3.1.3.3. Kritik

51

3.1.4. Die Definition im einsprachigen Wörterbuch

4.

42

53

3.2. Zur Abgrenzung: Die aktualisierte Bedeutung

56

3.3. Aufgaben

61

Die Beziehungen zwischen den Bedeutungen

62

4.1. Interne semantische Relationen

62

4.1.1. Polysemie, kontextuelle Varianz und Homonymie 4.2. Externe semantische Relationen 4.2.1. Synonymie 4.2.1.1. Geistesgeschichtliche Einordnung

62 73 74 74

Vili 4.2.1.2. Linguistische Synonymenmodelle

76

4.2.1.3. Synonymie im Italienischen

82

4.2.1.4. Synonymie in der Lexikographie

87

4.2.2. Antonymie 4.2.2.1. Geistesgeschichtliche Einordnung

90

4.2.2.2. Linguistische Antonymenmodelle

90

4.2.2.3. Antonymie im Italienischen

93

4.2.2.4. Antonymie in der Lexikographie

95

4.2.3. Hyponymie, Hyperonymie und Meronymie 4.3. Aufgaben

5.

90

96 98

Der Bedeutungswandel

100

5.1. Die logisch-rhetorische Konzeption

100

5.2. Die funktionale Klassifikation von Stephen Ullmann

103

5.3. Bedeutungswandel bei E. Coseriu

110

5.4. Prinzipien des lexikalischen Bedeutungswandels bei A. Blank

113

5.5. Aufgaben

120

Der Bezug zu anderen Sprachen: Kontrastive Semantik

121

6.1. Der Sprachenvergleich in der Sprachwissenschaft

121

6.2. Divergenz und Konvergen

122

6.3. Äquivalenzbeziehungen in der zweisprachigen Lexikographie

126

6.4. Falsi amici

128

6.5. Aufgaben

130

7.

Literatur

131

8.

Register

141

6.

1. Definitionen und Abgrenzungen

1.1. W a s ist lexikalische Semantik? Schlagen wir im Zingarelli 2003 das Adjektiv lessicale (.lexikalisch1) nach, so finden wir die einfache Erklärung „(ling.) Che concerne il lessico [...]". Das Substantiv lessico (.Wortschatz') wird (nach der ersten Bedeutung .dizionario') folgendermaßen defininiert: „Insieme dei vocaboli e delle locuzioni che costituiscono la lingua di una communità, di un'attività umana, di un parlante: L. italiano; l. infantile; l. economico [...]". Unter semantica finden wir im Zingarelli 2003: „Studio del significato delle parole. [...]". Ein Vergleich mit einschlägigen italienischen Lehrbüchern zur Semantik zeigt, dass allen Definitionen von semantica zwar das Element significato,Bedeutung' gemeinsam ist, dass aber auch kleinere Unterschiede festzustellen sind: Bei Berruto (1976a, 2) lesen wir z.B. „La semantica è la ,scienza del significato'" und Stati (1978, 9) stellt fest: „La semantica linguistica è lo studio dei significati (sensi, contenuti) comunicati attraverso le espressioni del linguaggio." Bei Stati (1978) und in Zingarelli 2003 wird deutlich, dass es um die Bedeutung von sprachlichen Einheiten - genauer: bei Zingarelli um Wörter - geht. Und auch Berruto (1976a) spezifiziert einige Zeilen weiter: „II significato di cui parlerà questo libro è dunque il significato dei segni linguistici, e non il significato in generale" (Berruto 1976a, 3). Beide Aspekte (,Bedeutung' und .sprachlich') sind auch die wesentlichen Elemente der in der vergleichbaren deutschsprachigen Fachliteratur zu findenden Definitionen: Bei Blasco Ferrer (1996, 94) etwa ist die Semantik der „Teilbereich der Sprachwissenschaft, der die Bedeutung von sprachlichen Zeichen untersucht" und das Metzler Lexikon Sprache definiert Semantik als „sprachwissenschaftlich-sprachhistorische (Wort-) Bedeutungslehre" (Metzler Lexikon Sprache 1993, s.v. Semantik). Was aber ist Bedeutung? Bis hierhin wurde dieser Begriff nicht nur metasprachlich1 erwähnt, sondern bereits auch mehrfach objektsprachlich2 benutzt; es wird also ein gewisses intuitives Verständnis beim Leser vorausgesetzt, da jeder im sprachlichen Alltagsgebrauch schon das Wort Bedeutung verwendet hat. In der Sprachwissenschaft jedoch ist man sich offenbar einig, dass eine eindeutige Definition von Bedeutung geradezu unmöglich ist: .Significato' sembra qualcosa di molto evidente ovvero una realtà accessibile a tutti, ma non appena si tenta di afferrarla con gli strumenti dell'analisi razionale, e cioè di definire i tratti essenziali ed i limiti, ci si accorge che sotto l'ovvietà si nascondono problemi intricati, se non addirittura insolubili. (Stati 1978, 12)

Metasprachlich bedeutet:,auf der Ebene der Beschreibungssprache'. Objektsprachlich bedeutet:,auf der Ebene der natürlichen Sprache, die beschrieben wird'. Es ist üblich, das objektsprachliche Beispiel innerhalb einer metasprachlichen Beschreibung graphisch zu kennzeichnen, z.B. durch Kursivdruck. (Vgl. Bußmann 21990, s.v. Objektsprache vs. Metasprache. )

2

Im folgenden werden wir versuchen, die wichtigsten Aspekte dieser Vielfältigkeit des Bedeutungsbegriffs kurz zu umreißen und damit gleichzeitig einen groben Überblick über die Inhalte dieses Arbeitsheftes zu geben. Wie oben bereits sichtbar wurde, wird in Zingarelli 2003 und auch im Metzler Lexikon Sprache die sprachliche Einheit als Gegenstand der Semantik zum Teil enger gefaßt als bei den anderen genannten Autoren und auf das Wort eingeschränkt. Ein Grund hierfür ist, dass über längere Zeit von Seiten der Sprachwissenschaftler der Bedeutung von Wörtern viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet wurde als der Bedeutung von Sätzen oder von anderen sprachlichen Einheiten. So verstehen etwa auch Geckeler/Kattenbusch (21992, 89) unter dem Terminus Semantik in erster Linie denjenigen Zweig der Sprachwissenschaft, der sich mit der lexikalischen Bedeutung beschäftigt, wobei sich lexikalische Bedeutung auf „das , Was der Erfassung' (E. Coseriu) der außersprachlichen Wirklichkeit" bezieht. Die Bezeichnung Wort beruht jedoch auf einer vorwissenschaftlichen und intuitiven Vorstellung von den Einheiten des Wortschatzes (ungefähr im folgenden Sinne:,graphische Einheit, die zwischen zwei Leerstellen steht und der ein lexikalischer Inhalt entspricht') und ist linguistisch nicht eindeutig abzugrenzen, da es Wortschatzeinheiten gibt, die komplex sind, d.h. aus mehreren lexikalischen Elementen bestehen, welche in anderen Kontexten auch isoliert vorkommen können, etwa: camera da letto .Schlafzimmer' 3 . Daher hat man sich in der Linguistik im allgemeinen dafür entschieden, die Einheiten des Wortschatzes anders zu bezeichnen. So verstehen im obigen Zitat Geckeler/Kattenbusch Lexeme als Einheiten des Wortschatzes, wobei mit Wortschatz bzw. Lexikon lediglich jene Menge von Lexemen gemeint ist, „die der unmittelbaren Gestaltung der außersprachlichen Wirklichkeit entsprechen." (Coseriu 1972a, 80, zitiert in Geckeler/Kattenbusch 2 1992, 88) Lexemwörter sind somit lediglich die Wortarten Substantiv, Verb, Adjektiv und z.T. Adverb. Im Unterschied zu Geckeler/Kattenbusch (21992) soll hier allerdings die Einheit des Wortschatzes nicht Lexem, sondern lexikalische Einheit (ital. unità lessicale) oder auch (mit Wunderli 1989, 15, nach Pottier) Lexie (ital. lessia) genannt werden, um eine Verwechslung mit Lexem im Sinne Martinets (also im Sinne der kleinsten bedeutungstragenden Einheit mit lexikalischer, d.h. auf die Welt verweisender Bedeutung - man könnte auch sagen: im Sinne des lexikalischen Morphems in der Terminologie des amerikanischen Strukturalismus - ) zu vermeiden. Darüber hinaus muss noch unterschieden werden zwischen den Basisformen der Wortschatzeinheiten, wie sie im Wörterbuch erscheinen (z.B. andare) im Unterschied zu ihren verschiedenen grammatischen, in einem bestimmten Kontext realisierten Erscheinungsformen (wie etwa vado, andiamo, andai etc.). Im allgemeinen Sprachgebrauch würden diese drei Formen einfach als drei „Wörter" bezeichnet; in der Lexikologie, d.h.

Dass es sich hier um eine komplexe Einheit des Wortschatzes mit einem einzigen signifié und nicht um drei einzelne Einheiten handelt, erkennt man u.a. an der Tatsache, dass zum einen Attribute sich in ihren grammatischen Markierungen nach dem Determinatimi (d.h. dem näher bestimmten Grundelement) camera und nicht etwa nach letto (dem Determinane, d.h. dem näher bestimmenden Element) richten (z.B. una camera da letto bellissima) und dass zum anderen syntaktisch nichts zwischen die einzelnen Elemente eingefügt werden kann (*una camera bellissima da letto).

3

also in jener sprachwissenschaftlichen Disziplin, die den Wortschatz zum Gegenstand hat, spricht man dagegen von „varianti della stessa unità sottostante" (Dardano (52000, 293, n.2), die Untersuchungsgegenstand der Morphologie (Formenlehre) sind, und betrachtet die Basiseinheit andare als die zu untersuchende Lexie. Dieses Arbeitsheft wird sich also nur mit demjenigen Bereich der Bedeutungslehre befassen, der die lexikalischen Einheiten des Italienischen zum Gegenstand hat. Nach Sorin Stati umfaßt die lexikalische Semantik nun im wesentlichen folgende Aspekte: (a) Le relazioni del lessico con la realtà (con il mondo), tentando di individuare le proprietà reali che trovano il loro riflesso nelle parole; per es., quando un linguista definisce il sostantivo lago, egli compie un'analisi semantica che consiste nella specificazione delle proprietà necessarie e sufficienti che un oggetto deve possedere perché possa essere denominato lago-, (b) Le relazioni tra le parole; per es., egli noterà che bello è l ' a n t o n i m o di brutto; che il senso di cavallo è subordinato a quello di animale, che prendere è sinonimo di pigliare. (c) Le informazioni che ima parola dà a proposito di chi la usa e del rapporto in cui egli si trova col suo interlocutore; per es., la semantica distingue tra parole eleganti, familiari, volgari, ecc., e si occupa del fatto che ogni professione abbia un certo numero di vocaboli specifici. (Stati 1978,15)

Zur Erläuterung zu (a) ist zu sagen, dass die Beziehungen des Wortschatzes zur außersprachlichen Wirklichkeit auf zweierlei Weise bestehen: α) Zum einen haben die sprachlichen Zeichen die Aufgabe, die real existierenden Dinge (auch Referenten genannt) zu benennen, d.h. sie erfüllen eine Bezeichnungsfunktion (vgl. Kapitel 2 ). ß) Zum anderen finden die Eigenschaften der realen Dinge ihren „riflesso nelle parole" - wie Sorin Stati es ausdrückt (s.o.). Seit Saussure hat sich nun der Konsens gebildet, dass die sprachlichen Zeichen bilateral sind, d.h. dass sie über die beiden Seiten signifiant (der Lautkörper, auch: die Ausdrucksseite) und signifié (die begriffliche Vorstellung, die ein Sprecher mit dem jeweiligen Lautkörper verbindet; auch: die Inhaltsseite) verfügen, die untrennbar miteinander verbunden sind. Will man das signifié näher bestimmen, so richtet sich das vorrangige Erkenntnisinteresse zunächst darauf, zu analysieren, aus welchen Komponenten sich z.B. die Bedeutung von lago „See" konstituiert und damit gleichzeitig abzugrenzen, was lago von anderen sprachlichen Zeichen mit ähnlichen Inhalten wie etwa fiume ,Fluß', mare ,Meer', stagno ,Weiher' etc. unterscheidet. Die sich damit herausschälende Bedeutung mit ihrer unmittelbaren Bezugnahme auf die außersprachliche Wirklichkeit wird Denotation (ital. denotazione) genannt 4 (vgl. Kapitel 3.1.). Zu (b): Die Analyse der Beziehungen zwischen den Wörtern, bzw. zwischen den signifiés (den Inhaltssseiten) der sprachlichen Zeichen, ist ein weiterer Bereich, der dazu dient, die Bedeutungen der lexikalischen Einheiten näher zu bestimmen. Diese Bedeutungsbeziehungen können auf der Eigenschaft des Kontrastes bzw. der Gegensätzlichkeit beruhen Wie so oft in der Sprachwissenschaft kann Denotation auch eine andere Bedeutung als die hier gegebene und für alle weiteren Überlegungen zugrundegelegte haben (vgl. hierzu und zu weiteren Bedeutungen von Denotation, die in diesem Arbeitsheft in Kap. 3.1.1. zwar kurz erläutert, aber darüber hinaus unberücksichtigt bleiben werden, Bußmann 32002, s.v. Denotation).

4 (ital. antonimia; dtsch. Antonymie; vgl. oben das Beispiel bello - brutto), auf der Eigenschaft der Gleichheit bzw. der Ähnlichkeit (ital. sinonimia, dtsch. Synonymie; vgl. oben das Beispiel prendere - pigliare) oder auf dem Verhältnis von Über- oder Unterordnung (ital. iperonimia, dtsch. Hyperonymie; vgl. oben das Beispiel animale —> cavallo bzw. ital. iponimia, dtsch. Hyponymie; vgl oben das Beispiel cavallo —> animale) (vgl. Kapitel 4.). Zu (c): Darüber hinaus kann die Inhaltsseite eines sprachlichen Zeichens weitere Informationen bereitstellen, und zwar solche, die u.a. etwas über die Haltung des Benutzers zum Gesagten aussagen. Diese Informationen gehen über die reine Kernbedeutung, d.h. über die bloße Abbildungsfimktion in Bezug auf das sich in der außersprachlichen Realität befindende und zu bezeichnende Ding (oder den Sachverhalt), also in Bezug auf den Referenten, hinaus. Verwendet etwa ein Sprecher des Italienischen die eher im literarischen Gebrauch übliche lexikalische Einheit volto .Antlitz' anstelle von viso .Gesicht' oder faccia,Gesicht', so kann dies eine besondere Wertschätzung ausdrücken. Dieser Nebensinn (,mit Wertschätzung', literarisch'), der die Kernbedeutung (,Gesicht') im Falle von volto begleitet, wird Konnotation genannt (ital. connotazione) (vgl. Kapitel 3.1.). Es ergeben sich also aus den oben zitierten Überlegungen Sorin Statis nun wiederum drei große Untersuchungsbereiche: der Bezug der lexikalischen Einheit zur außersprachlichen Realität im Sinne ihrer Bezeichnungsfünktion (siehe oben a:a und vgl. Kapitel 2.); die Erfassung der einzelsprachlichen Bedeutung eines sprachlichen Zeichens in Abgrenzung zu anderen (vgl. Kapitel 3.1.) und die Beziehungen von Inhaltsseiten der lexikalischen Einheiten untereinander (b) (vgl. Kapitel 4.). Dazu gehören sowohl die Denotation (a:ß) wie in einem weiteren Sinne auch die Konnotation (c); allerdings werden die Konnotationen in der semantischen Analyse traditionellerweise getrennt von der Denotation untersucht. Hier bewegen wir uns - im Unterschied zu (a:a) auf der Ebene des sprachlichen Inhalts. Darüber hinaus ist zwischen einer „konventionellen, kontextunabhängigen lexikalischen' Bedeutung (auf der Ebene der Langue) und einer [...] spontanen, kontextabhängigen .aktuellen' Bedeutung (auf der Ebene der Parole) zu unterscheiden [...]" (Metzler Lexikon Sprache 1993, s.v. Bedeutung).5 Bis hierher bezogen sich alle Ausführungen in diesem Kapitel auf die konventionelle, kontextunabhängige Bedeutung, die bei Metzler „lexikalisch" genannt wird, die wir hier aber im folgenden lexikalisiert nennen wollen, da wir bereits oben deutlich gemacht haben, dass in diesem Buch unter lexikalischer Bedeutung (mit Coseriu, Geckeier und Kattenbusch) einfach nur das in den Lexemwörtern liegende „Was der Erfassung" (E. Coseriu, s.o.) der außersprachlichen Wirklichkeit im Unterschied zur Bedeutung der grammatischen Morpheme verstanden werden soll (vgl. Geckeler/Kattenbusch 2 1992, 89).6 Mit Andreas Blank u.a. verstehen wir hingegen lexikalisiert sein im

5

6

Die Unterscheidung in lexikalische und aktuelle Bedeutung stammt von W. Schmidt, Lexikalische und aktuelle Bedeutung, Berlin 1963. Die lexikalische Bedeutung ist hier - in einer anderen Terminologie ausgedrückt - die kontextunabhängige Bedeutung von sogenannten Autosemantika (Lexien, die .selbst, aus sich heraus' etwas bedeuten: Substantive, Adjektive, Verben, z.T. Adverbien) im Gegensatz zur Bedeutung von sogenannten Synsemantika (reinen Funktionswörtern wie Präpositionen, Konjunktionen etc.),

5 Sinne von „dem Wortschatz einer mehr oder weniger großen Sprechergruppe fest angehören" (vgl. Blank 2001a, 6). Das bei Metzler in Bezug auf die auf der parole-Ebene liegenden Bedeutungen benutzte Adjektiv „aktuell" wird konsequenterweise dann hier per Analogie durch aktualisiert ersetzt, denn Bedeutungen auf der parole-Ebene, also: Bedeutungen konkreter Verwendungen von sprachlichen Zeichen sind Aktualisierungen lexikalisierter Bedeutungen. Aktualisierte Bedeutungen können zum einen auf der rein sprachlichen Ebene untersucht werden, zum anderen kann aber auch ihre „situative Einbettung" (Wunderli 1989, 26) mit berücksichtigt werden. Mit dem letzten Aspekt wird die Grenze zur Pragmatik (d.h. zu jener Bereichsdisziplin der Linguistik, die in der Sprache vor allem eine Form des menschlichen Handelns sieht) überschritten, denn während die Semantik sich auf die wörtliche, kontextinvariante Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken [...] bezieht, untersucht die Pragmatik die kontextabhängigen Bedeutungsanteile, kurz, die Semantik befasst sich mit Ausdrucksbedeutungen, die Pragmatik mit Äußerungsbedeutungen. (Bußmann 32002, s.v. Pragmatik)

So können etwa cane ,Hund' und bassotto ,Dackel' in einer bestimmten Situation für denselben Hund verwendet werden und damit eine identische aktualisierte Bedeutung (nämlich: dasselbe gemeinte Individuum) haben, obwohl ihre lexikalisierte Bedeutung grundsätzlich unterschiedlich ist (vgl. Kapitel 3.2.). Oft ist es nicht einfach, zwischen den kontextbedingten Bedeutungsvarianten (aktualisierten Bedeutungen) und den lexikalisierten Bedeutungen, die eine Lexie haben kann, zu unterscheiden. Den Sachverhalt, dass eine lexikalische Einheit mehrere lexikalisierte Bedeutungen hat, nennt man Polysemie. Die verschiedenen Bedeutungen eines polysemen Zeichens sind im Unterschied zu aktualisierten Bedeutungen im allgemeinen Sprachgebrauch verankert; der spontane metaphorische Gebrauch eines Wortes etwa fällt nicht darunter, sondern stellt eine aktualisierte Bedeutung dar (vgl. Kapitel 3.3.). Die bis hierhin genannten Untersuchungsaspekte der lexikalischen Semantik gehören alle in den Bereich der synchronischen deskriptiven Sprachforschung; sie beziehen sich also auf eine Achse der Gleichzeitigkeit. Ein anderer hier zu behandelnder Teilbereich der Bedeutungslehre ist deijenige der diachronischen Semantik, die sich mit dem Wandel von Bedeutungen befasst. Die Inhalte sprachlicher Zeichen können sich im Laufe der Zeit verändern, sei es, dass sich ihr Umfang vergrößert oder verkleinert (z.B. durch eine Entwicklung zu einer umfassenderen Bedeutung wie etwa die Erweiterung von noleggiare ,ein Schiff mieten' > ,mieten (allgemein)' oder durch Bedeutungsverengung wie z.B. pollo ,Tieijunges (im allgemeinen)' > junger Hahn (unter kulinarischem Aspekt)'), sei es, dass sie sich verschlechtern (etwa stupido ,erstaunt' > ,dumm') oder verbessern (z.B. ministro ,Diener' > ,Minister'), oder dass sich ihre Referenz in der außersprachlichen Realität einfach nur auf ein anderes Objekt verschiebt (z.B. cavalletto ,Pferdchen' > cavalletto ,Stativ',,Staffelei').

die bei isoliertem Auftreten keine selbständige Bedeutung tragen. Vgl. hierzu auch Bußmann 3 2002, S.V. Autosemantikum und Synsemantikum.

6 Verschiedene Modelle, die versuchen, die Erscheinungen des Bedeutungswandels zu erfassen und zu kategorisieren, werden in Kapitel 5. vorgestellt werden. Ein letzter wichtiger und hier behandelter Bereich der lexikalischen Semantik ist der Vergleich zwischen den Bedeutungsstrukturen verschiedener Sprachen. Da jede Sprache ein für sich geschlossenes System darstellt, strukturiert jeder Wortschatz die außersprachliche Realität auf seine eigene Weise. So findet sich nicht für jede lexikalische Einheit der einen Sprache in jeder anderen Sprache ein genaues Äquivalent, sondern es ergeben sich vielfältige Überschneidungen. Die Lexie fiore steht z.B. für eine zwischen dem Italienischen und Deutschen bestehende Divergenz: fiore bedeutet 1. ,Blüte' 2. ,Blume'. Es gibt im Italienischen also nur eine Bezeichnung für zwei Objekte, die im Deutschen mit unterschiedlichen Benennungen versehen und daher wohl auch als voneinander unterschieden wahrgenommen werden (vgl. Kapitel 6).

1.2. Kurzer Abriss der Geschichte der Semantik Bevor die Bedeutung Gegenstand linguistischer Betrachtung wurde, war sie von jeher Gegenstand der Philosophie, genauer gesagt: der Erkenntnistheorie. Eine uralte Frage ist dabei, ob die Benennungen ihre Bedeutung von Natur aus oder durch Übereinkunft haben. Wie sind Sprache und Wirklichkeit aufeinander bezogen? Die Haltung, die Sokrates in Piatons Dialog Kratylos im Streitgespräch zwischen Kratylos und Hermogenes hierzu einnimmt, erinnert bereits an Saussures Vorstellung vom arbitraire du signe, der „Willkürlichkeit" des Zeichens, d.h. der nicht natürlicherweise notwendigen Verbindung eines bestimmten Lautbildes mit einer bestimmten Bedeutung: Denn auch ich selbst bin gerne damit einverstanden, dass nach Möglichkeit die Namen den Dingen ähnlich sein sollen. Aber ich fürchte, dass in Tat und Wahrheit [...] dieses Herbeiziehen der Ähnlichkeit ein recht mühsames Verfahren ist und dass wir gezwungen sind, für die Richtigkeit der Namen dieses plumpe Mittel der Übereinkunft zu Hilfe zu nehmen. (Piaton, Kratylos, in: Oelmüller (et al.) 1991, 90)

Wie E. Coseriu (1968) detailliert aufgezeigt hat, zieht sich die Idee der Arbitrarität des sprachlichen Zeichens schon vor Saussure durch die abendländische Geistesgeschichte. Wir finden schon 1690 bei Locke die Aussage, dass die Verwendung von Wörtern als Zeichen für ihre Ideen nicht wegen eines natürlichen Zusammenhangs zwischen beiden geschah: [...] denn dann würde es in der ganzen Menschheit nur eine Sprache geben. Vielmehr geschah es vermittels einer willkürlichen Verknüpfung, durch die ein bestimmtes Wort jeweils beliebig zum Kennzeichen einer bestimmten Idee gemacht wurde. Der Zweck der Wörter besteht also darin, sinnlich wahrnehmbare Kennzeichen der Ideen zu sein; die Ideen, für die sie stehen, machen ihre eigentliche und unmittelbare Bedeutung aus. (Locke 1690, in: Oelmüller (et al.) 1991, 144)

7 Den Beginn der eigentlichen linguistischen Semantik im Sinne einer selbständigen Disziplin setzt man im allgemeinen mit Michel Bréal und seinem 1883 publizierten Aufsatz „Les lois intellectuelles du langage: fragment de sémantique" an, in dem er erstmals den Terminus Semantik (sémantique)7 verwendet. Von Bréal stammt ebenfalls die Bezeichnung fax Polysemie (polysémie) (Bréal 1897, 154). Diese neue sprachwissenschaftliche Disziplin ist natürlich noch - konform mit dem generellen linguistischen Erkenntnisinteresse ihrer Zeit - ganz historisch ausgerichtet, d.h. sie interessiert sich ausschließlich für das Phänomen des Bedeutungswandels. Deutlich beeinflusst vom naturwissenschaftlich-positivistischen Geist jener Epoche versucht sie, die geistigen Gesetze (les lois intellectuelles) zu erforschen, die der Veränderung von Bedeutungen zugrunde liegen. Ferdinand de Saussure, Schüler Bréals und Begründer des linguistischen Strukturalismus, geht bekanntermaßen davon aus, dass Sprache ein System von Zeichen ist, die doppelseitig sind, d.h. im Gegensatz zur unilateralen Auffassung des Zeichens vom bloßen Lautkörper, der direkt auf die außersprachliche Realität verweist, verfugt das sprachliche Zeichen bei Saussure über die beiden Seiten von Lautbild (signifiant) und gedanklicher Vorstellung (Bedeutung) (signifié). Darüber hinaus sind sprachliche Zeichen einzeln nicht nur aus sich selbst heraus bestimmt, sondern sie gewinnen durch ihre Bezogenheit aufeinander jeweils einen bestimmten Stellenwert im Subsystem aller Zeichen auf derselben Ebene. Jedes Zeichen erhält seinen Wert, seine valeur, durch sein Anderssein im Vergleich zu ähnlichen Zeichen, d.h. die Bedeutung einer Lexie wird von der einer ähnlichen begrenzt: „La valeur de n'importe quel terme est déterminée par ce qui l'entoure." (Saussure 1976, 160) Insbesondere durch den Vergleich mit anderen Sprachen werden die verschiedenen valeurs ähnlicher Lexien deutlich: Per es., il referente del verbo romeno cìnta coincide grosso modo con quello di cantare più quello di suonare (uno strumento musicale), così come il referente di mattinata riunisce quelli di due sostantivi tedeschi: Morgen e Vormittag (precisamente „prima" e „l'intera" mattinata). Ne segue che il contenuto di cantare dipende non solo dall'azione extralinguistica denominata con la sostanza fonetica cantare, ma anche dal senso di suonare, e il contenuto di ted. Vormittag è parzialmente determinato da quello di Morgen. (Stati 1978,46)

Eine wichtige Rolle spielt die Idee der valeur in der Untersuchung von Jost Trier, Der deutsche Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes: Die Geschichte eines sprachlichen Feldes, Heidelberg 1931. Triers Arbeit ist zwar ebenfalls historisch ausgerichtet - es geht ihm in erster Linie um die auf kulturellem und sozialem Wandel beruhenden Bedeutungsveränderungen - aber das Neue seiner Arbeit besteht in dem grundlegenden Gedanken, dass sich die sinnverwandten Wörter einer Sprache wie Einheiten eines geschlossenen Systems (= sprachliches Feld) verhalten, d.h. dass sich ihre Beziehungen untereinander insgesamt verändern, wenn sich der Bedeutungsumfang eines einzelnen Feldgliedes vergrößert oder verkleinert. Damit folgt Trier zum einen dem να/ewr-Begriff Saussures und fuhrt zum anderen 7

Zuvor ( 1839) hatte Karl Reisig dieselbe Disziplin Semasiologie genannt, ein Terminus, der heute eine andere Bedeutung hat (vgl. Kapitel 2.2.).

8 die Kategorie des Wortfeldes ein. Der historische Aspekt seiner Untersuchung besteht darin, dass er zu zwei verschiedenen Zeitpunkten das sprachliche Feld der Verstandesbezeichnungen synchronisch untersucht und die Ergebnisse miteinander vergleicht. Während der europäische Strukturalismus in der Folge mehr und mehr versuchte, den Systemcharakter der Sprache auch für die signifié-Súiz des sprachlichen Zeichens aufzudecken und entsprechende Analysemodelle dafür zu entwickeln, klammerte der amerikanische Strukturalismus diesen Aspekt völlig aus seinen Untersuchungen aus und erklärte die Bedeutung des sprachlichen Zeichens für linguistisch nicht beschreibbar. Diese sogenannte ,Meaning-Feindlichkeit" begründet sich vor allem auf Leonhard Bloomfield und sein 1933 erschienenes Buch Language·. „[...] the meanings cannot be defined in terms of our science" (Bloomfield 1933, 167). Grundlage dieser Haltung Bloomfields ist seine behavioristische Wissenschaftskonzeption, einer ursprünglich aus der Psychologie stammenden methodischen Auffassung, die nur physikalisch beobachtbare Sachverhalte als Untersuchungsgegenstand gelten lässt. Dementsprechend wurde nur das Verhalten von Menschen als Reaktionen auf bestimmte äußere oder innere Reize als analysierbar empfunden (Stimulus-Response-Modell). Seine Auffassung von Bedeutimg ist also als rein situationeil anzusehen, d.h. die Bedeutung eines sprachlichen Zeichens besteht für ihn lediglich aus der Situation, in der der Sprecher es ausspricht, und der dazugehörigen Reaktion des Hörers. Man nennt Bloomfields behavioristische Haltung auch antimentalistisch, da sie jegliche Form von mentaler Introspektion ablehnt.8 Diese negative Einstellung des nordamerikanischen Strukturalismus zur Semantik hatte zunächst auf Europa einen eher lähmenden Einfluss, so dass der Strukturalismus europäischer Provenienz erst relativ spät den systematischen Charakter der Sprache auch im Wortschatz gegeben sah und versuchte, die Strukturiertheit des Wortschatzes aufzuzeigen. Während man vorstrukturalistisch den Wortschatz „als eine Anhäufung, ein Konglomerat von isolierten Elementen" (Geckeier 1973,7) betrachtet hatte, war jedoch bereits seit Trier und seiner Wortfeldtheorie die „Auffassung vom Wortschatz als einer gegliederten Ganzheit" (ebd., 8) aufgetaucht. Hauptrepräsentanten der vor allem in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts in Frankreich, Deutschland und England erstarkenden europäischen strukturellen Semantik sind B. Pottier, A.J. Greimas, E. Coseriu, H. Geckeier und J. Lyons. Sie alle vertreten mehr oder weniger eine primär paradigmatisch orientierte Semantik, in der die „Analyse der lexikalischen Bedeutungen durch Zerlegung der Inhalte in kleinere, unter der Zeichenschwelle anzusiedelnde Elemente [...], d.h. in (minimale) bedeutungsdifferenzierende Züge" erfolgt (ebd., 10). Diese - je nach Ausrichtung - Semanalyse oder auch Komponentenanalyse genannte Methode geht ursprünglich im wesentlichen

Man beachte hier u.a. Stephen Ullmanns Kritik: „Es ist leicht zu beweisen, dass Bloomfields Bedeutungsbegriff, der die Bedeutung faktisch mit der,Sache' gleichsetzt, unhaltbar ist. Um nur einige seiner Schwächen aufzuzählen: er lässt die vielen, vielen Fälle außer acht, in denen der Bezugspunkt beim Sprechen gerade nicht gegenwärtig ist - von Aussagen abstrakten Inhalts ganz zu schweigen. [...] Doch ist ganz klar, dass Aussagen über ein Tausende von Kilometern entferntes Erdbeben [...] oder über die Übel des Totalitarismus nur dann zu verstehen sind, wenn der Hörer mit den Wörtern .Erdbeben' und .Totalitarismus' etwas zu verbinden weiß." (Ullmann 1973, 75)

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auf L. Hjelmslev zurück, der als erster die Idee hatte, das exakte methodische Vorgehen der Phonologie, d.h. die Zerlegung in distinktive Merkmale - auf die Beschreibung der Bedeutung lexikalischer Einheiten zu übertragen. In Deutschland ist es eine Errungenschaft der sogenannten „Tübinger Schule", die insbesondere durch die strukturelle Semantik E. Coserius und H. Geckelers vertreten wurde, Wortfeldtheorie und Semanalyse miteinander verbunden zu haben. In Kapitel 3.1.1. werden wir uns eingehender mit den Analysen der strukturellen Semantik beschäftigen. Eine sich ebenfalls von der behavioristischen Sprachauffassung deutlich distanzierende Haltung wird in der Theorie der von Noam Chomsky entwickelten generativen Transformationsgrammatik vertreten. Ziel der generativen Transformationsgrammatik ist es, den Regelapparat des Sprechers zu beschreiben und nachzubilden. Der Vorgang des Spracherwerbs, aber auch „die Fähigkeit des kompetenten Sprechers, potentiell unendlich viele Sätze zu produzieren" (Bußmann 32002, s.v. Mentalismus) soll erklärt werden. Die wesentliche Grundidee ist hier die Unterscheidung zweier Strukturebenen der Sprache, d.h. die Unterscheidung in eine Oberflächenstruktur einerseits, die der wahrnehmbaren Gestalt von Sätzen zugrunde liegt und die das Ergebnis eines Transformationsprozesses aus einer Tiefenstruktur darstellt, und in eben diese Tiefenstruktur andererseits, die den sprachlichen Äußerungen zugrunde liegt und alle grammatischen und semantischen Informationen aufweist, die zur Transformation nötig sind. So haben etwa die Sätze „la donna sente piangere il bambino" und „la donna sente che il bambino piange" dieselbe Tiefen- aber eine unterschiedliche Oberflächenstruktur; der Satz „l'amore dei genitori è grande" hat dagegen zwei verschiedene Tiefenstrukturen, denn hier kann gemeint sein, dass entweder die Liebe der Eltern zu den Kindern oder die Liebe der Kinder zu den Eltern groß ist (vgl. Dardano 2 1996, 32). Zunächst bestand auch von Seiten der generativen Transformationsgrammatik eine eher desinteressierte Haltung zu lexikalisch-semantischen Fragestellungen, da das vorrangige Erkenntnisinteresse dieses Ansatzes im Bereich der syntaktischen Strukturen lag. Erst als deutlich wurde, dass bestimmte mehrdeutige Sätze durch eine rein syntaktische Analyse nicht aufzulösen sind, entstand in der generativen Linguistik ein Interesse an der Semantik, das allerdings vornehmlich auf der Klärung (Disambiguierung) von mehrdeutigen (ambigen) Sätzen beruht. Ein Satz wie „Abbiamo comprato una nuova cucina" ist mit einer syntaktischen Analyse nicht eindeutig zu beschreiben, da cucina morphologisch eindeutig (feminines Substantiv im Singular), aber semantisch mehrdeutig ist: Neben der hier nicht relevanten Bedeutung ,Raum, in dem man kocht' finden wir im Zingarelli 2003 (s.v. cucina) die beiden hier möglichen Bedeutungen „complesso dei mobili e degli apparecchi con cui una cucina è arredata" und „apparecchio a fornelli per la cottura dei cibi". Die nun über Chomsky hinausgehenden generativen Semantiker nehmen daher die Existenz eines mentalen Lexikons im Rahmen der Sprecher/Hörerkompetenz an, in dem die nötigen Informationen über die lexikalischen Einheiten - auf phonetischer, morphologischer, semantischer und syntaktischer Ebene - gespeichert sind. Diese Informationen werden bei der Sprachproduktion (und auch bei der Rezeption) aktiviert. Die Bedeutung von einzelnen Lexien wird analysiert, um die unterschiedlichen Lesarten eines Satzes an der Oberflächen-

10 struktur zu beschreiben. Zu diesem Zweck bedienen sich die beiden aus der generativen Transformationsgrammatik hervorgegangenen Richtungen der Interpretativen Semantik (J.J. Katz, J.A. Fodor) und der Generativen Semantik (G. Lakoff, J. Me Cawley, J. Ross) die man jedoch zumeist mit dem Terminus Generative Semantik zusammenfasst - ebenfalls der Bedeutungsanalyse mit Hilfe semantischer Merkmale (in dieser Ausrichtung meist Komponentenanalyse genannt, s.o.) Im Gegensatz zur strukturalistischen Analyse geht es hier jedoch „ausschließlich um die semantische Beschreibung einzelner Wörter; Wortfeldanalysen sind nicht intendiert" (Blank 2001a, 24) bzw. um eine syntagmatische Semantik; die Probleme einer paradigmatischen Semantik oder Wortsemantik werden kaum oder gar nicht gestellt. Man tut so, als ob die semantische Analyse des Wortschatzes schon vorläge oder gar kein Problem darstellte. (Geckeier 1973,11)

Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Ansätzen ist folgender: [...] der Strukturalismus ist „einzelsprachlich" oder „immanent", da er als Tiefenstruktur nur die jeder Sprache eigene semantische Struktur anerkennt, während die Transformationsgrammatik der Tendenz nach (und in ihrer letzten Form, der generativen Semantik, sogar ausdrücklich) „universalistisch" sein will. (Coseriu 2 1992, 138)9

Nach und nach zeigten sich jedoch die Grenzen dieser sowohl in der europäischen strukturellen Semantik als auch in der generativen Semantik grundlegenden Methode der Komponenten- (oder auch: Merkmals-)Analyse insofern, als mehr und mehr die Reduktion auf eine Analyse, die sich ausschließlich auf das sprachliche Zeichen bezieht und die außersprachliche Realität völlig außer acht lässt, unzureichend erschien, um das Wesen der sprachlichen Bedeutung adäquat zu erfassen. [...] l'inevitabile emergere nell'analisi semantica di aspetti difficilmente affrontabili in una prospettiva solo linguistica - relativi alla formazione della nostra conoscenza del mondo, all'organizzazione della struttura concettuale, al funzionamento della percezione, al ruolo del contesto e delle convenzioni culturali e pragmatiche - hanno determinato una sostanziale sfiducia nella possibilità stessa di condurre uno studio scientifico del significato. (Gambarara 1999, 14)

Wurde auch schon durch Chomsky und die generative Linguistik das mentalistische Prinzip vertreten, so bedeutete nun die sogenannte „kognitive Wende" (Schwarz 21996, 13) in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine weitere Ablösung vom behavioristischen Forschungsansatz und eine verstärkte Hinwendung der Aufmerksamkeit auf den Zusammenhang von Realität, Wahrnehmung, Denken und Sprache. Eine von der kognitiven Semantik sowohl an die strukturelle wie auch an die generative Semantik gerichtete Kritik besteht im Vorwurf einer autonomistischen Haltung,10 d.h. einer Haltung, in der Sprache (und damit

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Universalistisch bedeutet ,für alle Sprachen gleichermaßen gültig'. Casadei 1999, 79f. : „Intenderemo con autonomia' l'idea che il linguaggio sia (o possa essere trattato come) un sistema autonomo, le cui caratteristiche sono indipendenti (o separabili in linea di

11 auch Bedeutung) als ein völlig autonomes und von den Gegebenheiten der außersprachlichen Realität unabhängiges Phänomen gesehen wird. Für die Semantik führte die kognitive Wende zu der Erkenntnis, dass sich konzeptuelle Kategorien nicht so strikt voneinander abgrenzen und nicht so eindeutig durch exakt bestimmbare Merkmalkombinationen beschreiben lassen, wie der Strukturalismus es (für die einzelsprachliche Bedeutung) postuliert (vgl. Schwarz 2 1996, 104). Stattdessen bedient man sich zur Beschreibung von Bedeutungen z.B. sogenannter Prototypen, die als „mentale Repräsentationen von typischen Vertretern einer bestimmten Konzeptkategorie (z.B. ein Spatz (und nicht ein Huhn) als typischer Vertreter für die Kategorie VOGEL)" (Schwarz/ Chur 1993, 222) verstanden werden. Ein Vertreter einer Kategorie muss also nicht grundsätzlich eine bestimmte durch Analyse gewonnene Menge an semantischen Merkmalen mit allen anderen Vertretern derselben Kategorie teilen, sondern er hat nur noch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Prototypen aufzuweisen, um zur entsprechenden Kategorie zu gehören. Le categorie hanno confini vaghi e i loro membri si collocano lungo un continuum ai cui estremi la situazione è chiara (un passero è senza dubbio un uccello e un'ape non lo è) ma che include anche zone di frontiera in cui l'appartenenza categoriale è confusa (i pinguini sono classificati come uccelli, ma non volano e anzi sono animali nuotatori). (Casadei 1999, 96-97)

Die Kritik der strukturalistischen Ansätze an der Prototypensemantik hingegen richtet sich gegen die nicht eindeutige Unterscheidbarkeit von sprachlichen und sachlichen Aspekten. Zeitlich gesehen zwischen Strukturalismus und kognitiver Linguistik, in den siebziger und achtziger Jahren, liegt die Entwicklung des Interesses an semantischen Fragestellungen in der linguistischen Pragmatik. Deren Anliegen hinsichtlich semantischer Themen ist es, diejenigen Aspekte von Bedeutung, die über das Zeichen und das dazugehörige Ding in der außersprachlichen Realität hinausgehen, aber grundlegende Bestandteile jeder menschlichen Kommunikation sind - wie etwa die unmittelbare Sprechsituation, in der eine Äußerung stattfindet, oder die Redeintention des Sprechers - in die Analyse mit einzubeziehen. Auch hier liegt demzufolge ein ,nicht-autonomistischer' Ansatz im Sinne von F. Casadei (s.o.) vor. Es geht in der Pragmatik zudem immer - wie oben an anderer Stelle bereits erwähnt - um die Beziehungen zwischen den Zeichen und ihren Benutzern und damit in erster Linie um die rein okkasionelle Bedeutung (oben auch aktualisierte Bedeutung genannt), d.h. also: wir haben es im großen und ganzen mit einer Semantik auf der parole-Ebene zu tun. Auf der sprachphilosophischen Ebene hängt diese Bedeutungskonzeption eng mit der in seinen Philosophischen Untersuchungen formulierten Auffassung des späten Wittgenstein zusammen: „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache."11

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principio) da elementi cosiddetti extralinguistici [...] e intenderemo con ,non-autonomia' l'idea che le caratteristiche del linguaggio e il suo funzionamento dipendano in modo inestricabile da elementi esterni al .linguaggio in quanto tale'". L. Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen (1953), in: Oelmüller (et al.) 1991,230.

12 1.3. Die (lexikalische) Semantik in Italien Die Semantik wird in Italien relativ spät als eigenständige Disziplin der Sprachwissenschaft gepflegt; erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts - mit dem Aufkommen der strukturellen und der generativen Semantik - entsteht ein Interesse für diesen Bereich der Linguistik, das sich vor allem in zahlreichen Übersetzungen von ausländischen Werken zur Bedeutungslehre niederschlägt. Als Autor einer genuin italienischen Monographie ist dagegen Tullio De Mauro hervorzuheben. In seiner Introduzione alla semantica (1965) diskutiert De Mauro die Konzepte von F. de Saussure, L. Wittgenstein und B. Croce. Zeitgleich mit den Übersetzungen ausländischer Arbeiten entsteht in Italien die von G. Berruto so benannte „corrente informativa" (Berruto 1977, 191), jener Strömung von metatheoretischen Schriften, die französische, englische und deutsche Grundlagenwerke zur Semantik in Italien bekannt macht und damit ein Interesse für die Problematik der Bedeutung von sprachlichen Einheiten weckt.12 Konkrete Anwendungen in Form von deskriptiven Untersuchungen entstehen jedoch erst von Beginn der siebziger Jahre an; sie sind zumeist dem theoretischen Ansatz der Komponentenanalyse - sowohl strukturalistischer wie generativer Ausrichtung - zuzuordnen. Besonders zu erwähnen ist hier die Arbeit von Mario Alinei, La struttura del lessico, Bologna 1974, der versucht, bei der Zerlegung der Bedeutung in semantische Merkmale den gesamten Wortschatz im Auge zu haben, oder auch die in Kap. 3.1.2.2. vorgestellten Arbeiten M. Grossmanns. Darüber hinaus gibt es einige Untersuchungen, die in den Bereich der diachronen Semantik gehören (vgl. Berruto 1977, 193ff ). In Bezug auf die deutsche Italianistik ist festzustellen, dass die strukturelle Semantik im Umfeld E. Coserius keine speziellen Arbeiten zu italianistischen Untersuchungsgegenständen hervorgebracht hat (vgl. Krefeld 1993, 87), aber dass das Italienische als Vergleichssprache häufig präsent ist. Gegen Ende der siebziger Jahre entstehen in Italien zwei wichtige, hier bereits mehrfach erwähnte Handbücher, die einen Überblick über die Gegenstände und die verschiedenen theoretischen Ansätze der Semantik vermitteln: Gaetano Berruto, La semantica, Bologna 1976, und Sorin Stati, Manuale di semantica descrittiva, Napoli 1978. Im Jahre 1980 gründet Mario Alinei die Zeitschrift Quaderni di semantica,13 In der Untersuchung der aktualisierten oder okkasionellen Bedeutung ist - neben anderen Arbeiten desselben Autors - insbesondere das Buch Sorin Statis: Cinque miti della parola. Lezioni di lessicologia testuale, Bologna 1986 zu nennen. Auf dem Gebiet der kontrastiven Semantik hat sich vor allem G R. Cardona mit der seinen hier nicht näher einbezogenen Arbeiten aus ethnolinguistischer Perspektive hervorgetan. Aber daneben gibt es eine Reihe von anderen Untersuchungen verschiedenster Ansätze, die sich ebenfalls mit den unterschiedlichen Bedeutungsstrukturen in den verschiedenen Sprachen beschäftigen, so etwa Mario Wandruszka mit seiner „Interlinguistik" oder 12

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Berruto nennt die Arbeiten von Rosiello und Simone, die die Werke von St. Ulimann, L. Antal, L.J. Prieto, E. Coseriu und J J. Katz und J.A. Fodor in Italien bekannt machen. (Ebd.) Wie bereits im Vorwort erwähnt, konnte das neue Buch Lessico e semantica (2003) von F. Casadei hier leider nicht mehr berücksichtigt werden.

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- im Rahmen der Semanalyse stnikturalistischer Prägung - z.B. H. Geckelers Aufsatz zum Wortfeld „alt - jung - neu" im Italienischen, Spanischen und Französischen oder auch onomasiologische14 Arbeiten von Mario Alinei wie z.B. „I nomi dell'arcobaleno in Europa" (Alinei 1984). Konkrete Anwendungen des kognitiven Ansatzes sind immer noch eher selten und daher auch für das Italienische noch nicht allzu zahlreich. In Kap. 3.1.3.2. werden exemplarisch für Untersuchungen nach prototypischem Ansatz die Untersuchungen von Chiarelli und Maddalon vorgestellt werden. Eine wichtige Arbeit ist jedoch auch die kognitiv verankerte Untersuchung von Federica Casadei zu den Metaphern.15 Des Weiteren gehören in diesen Bereich auch die Arbeiten von A. Blank zum Bedeutungswandel und zur kognitiven Onomasiologie.16

1.4. Aufgaben 1. Entscheiden Sie, ob es sich bei den folgenden Syntagmen, in denen jeweils carro, grano und spugna enthalten sind, jeweils um komplexe Lexien oder um mehrere einfache Lexien in einer losen Zusammenstellung handelt. „Gli operai arrivarono con un carro grandissimo destinato al trasporto di materiali da costruzione." „Quando ero piccolo, ho visto una volta un carro armato che mi faceva paura." „Non si vedeva niente a causa del grano alto." „In America si mangia spesso il grano turco." „Io preferisco lavarmi con la spugna." „Dopo che aveva capito che aveva perso un'altra volta, gettò la spugna."

2. Informieren Sie sich im GDLI über die Bedeutungsentwicklung von dabbenaggine. 3. Welche Beziehung besteht zwischen den Bedeutungen von mucca und vaccai 4. Beschreiben Sie jeweils die lexikalisierte und die aktualisierte Bedeutung von gatto und donna in den folgenden Sätzen. „II gatto è un animale domestico che mi piace tantissimo." „Devo ancora dare a mangiare al gatto." „La donna che mi ha dato questo libro è una amica di mia madre." „I problemi della donna di oggi non sono pochi."

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Unter Onomasiologie versteht man die Lehre von den Bezeichnungen (vgl. Kapitel 2.2.). F. Casadei, Metafore ed espressioni idiomatiche: Uno studio semantico sull 'italiano, Roma 1996. Zum Bedeutungswandel vor allem Blank (1997a), wobei das Italienische hier nur neben anderen romanischen Sprachen berücksichtigt wird, und zur kognitiven Onomasiologie Blank (1998).

2. Der Bezug zur außersprachlichen Realität

2 .1. Bezeichnung und Bedeutung Im ersten Kapitel wurde ausgeführt, dass das sprachliche Zeichen auf zweierlei Weisen in Bezug zur außersprachlichen Realität steht: Zum einen dient es der Bezeichnung der konkret existierenden Dinge, Lebewesen und Sachverhalte. Wenn wir mit jemandem kommunizieren, benutzen wir die durch Übereinkunft in der jeweiligen Einzelsprache festgelegten sprachlichen Zeichen, um die Dinge, über die wir sprechen möchten, zu benennen.1 Zum anderen spiegeln sich im signifié, der Inhaltsseite des sprachlichen Zeichens, die Eigenschaften der realen Dinge; sie erscheinen dort als semantische Merkmale. Der letztgenannte Sachverhalt, die lexikalisierte einzelsprachliche Bedeutung,2 wird Gegenstand des dritten Kapitels sein. Hier dagegen wird es um das Verhältnis des sprachlichen Zeichens zur außersprachlichen Wirklichkeit, d.h. also um die Bezeichnungsfünktion gehen. Im ersten Kapitel wurde bereits mehrfach der Zeichencharakter der Sprache angesprochen. Die Vorstellung, dass die sprachlichen Einheiten, die wir in unseren Äußerungen benutzen, um auf etwas in der Welt Befindliches zu verweisen, Zeichen sind, ist nicht neu. Ähnlich wie der Gedanke der Arbitrarität ist der Zeichencharakter der Sprache lange vor Saussure ein wichtiges Thema in der Sprachphilosophie. Schon in der Scholastik finden wir die Aussage „voces significant res mediantibus conceptibus".3 In der Beschäftigung mit dem sprachlichen Zeichen und seinem Bezug zur außersprachlichen Realität sind im Laufe der Zeit in der Linguistik einige Zeichenmodelle entstanden, die das Verhältnis der verschiedenen am Bedeutungs- und Bezeichnungsprozeß beteiligten Komponenten zueinander wiederzugeben versuchen. Einige davon wollen wir hier vorstellen.4 Wie wir bereits gesehen haben, begnügt sich Saussure mit einem bilateralen (oder auch: dyadischen) Zeichenmodell, das die beiden rein psychisch zu verstehenden Elemente eines sprachlichen Zeichens, die Ausdrucks- und die Inhaltsseite, darstellt. Die Inhaltsseiten konstituieren sich bei ihm nicht durch ihre Anbindung an die bezeichneten Dinge in der außersprachlichen Realität, sondern durch ihre valeurs (vgl. oben, Kap. 1.2 ), d.h. sie werden „nicht positiv durch ihren Inhalt, sondern negativ durch ihre Beziehungen zu den anderen

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Die Bezeichnung ist also „der Bezug auf einen außersprachlichen Gegenstand oder Sachverhalt" (Coseriu 1970, 105). Die Bedeutung wird folglich - im Unterschied zur Bezeichnung - als der „einzelsprachlich gegebene Inhalt eines Zeichens" (Coseriu 1970, 105) verstanden. Zitiert in Gauger 1983, 29 und Brekle 21974, 59. Vgl. auch Blank 1997a, 96ff. Ein weiteres Modell werden wir in Kap. 3.2. kennenlernen.

15 Gliedern des Systems definiert".5 Wenn wir im Deutschen z.B. zwei Verben für die Tätigkeit der Nahrungsaufnahme haben (essen, fressen), im Italienischen dagegen nur eines, nämlich mangiare, das die Bedeutungen der beiden Verben (,Nahrung zu sich nehmen '), und (,Nahrung zu sich nehmen ') in sich vereinigt, so wird deutlich, dass mangiare also einen anderen Wert (frz. valeur, ital. valore) im italienischen Wortschatz hat als essen im Deutschen. Eine erste Erweiterung erfährt die Saussuresche Konzeption im sogenannten semiotischen Dreieck, einem ursprünglich von Ogden und Richards stammenden (triadischen) Modell (vgl. Ch.K. Ogden/I.A. Richards 1923), das die Verbindung zur außersprachlichen Realität mit hineinnimmt: thought [signifié]

symbol [signifiant]6

referent [Sache in der außersprachlichen Realität]

Dieses Modell hat einerseits einen ganz grundlegenden Einfluss auf die Entwicklung der Semantik genommen, andererseits wird immer wieder seine Vagheit beklagt: L'interpretazione da dare al .triangolo semiotico' non è ben chiara: in particolare, esso è difficile da leggere per il linguista saussuriano, giacché non è chiaro [...] come vada interpretato il .simbolo' che compare al vertice di sinistra. E' il significante, come sembrerebbe logico? Od è il segno nella sua totalità? A seconda del valore che attribuiamo al termine .simbolo', si hanno due letture ben diverse del triangolo; noi lo leggeremo come se .simbolo' volesse dire lignificante. Il triangolo [...] andrebbe dunque letto così: il .simbolo' (= significante) è in relazione diretta [...] con il pensiero [...] o concetto (= significato), mentre il pensiero a sua volta è in relazione causale con il referente (= realtà extralinguistica). (Berruto 1976a, 32) In der Saussureschen Terminologie ausgedrückt beinhaltet dieses Modell demzufolge die Aussage, dass man in der Bezeichnungssituation vom signifiant ausgehend nur über das entsprechende signifié, das man jeweils mit dem signifiant assoziiert, auf die außersprachli5

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Saussure 21967, deutsche Ausgabe, 139. „[Les concepts] sont purement différentiels, définis non pas positivement par leur contenu, mais négativement par leur rapport avec les autres termes du système." (Saussure 1976, frz. Ausgabe, 162) Die Saussureschen Termini sind hier bereits gemäß der im folgenden ausgeführten Interpretation Berrutos (welche die allgemein übliche ist) hinzugefügt.

16 che Realität Bezug nehmen kann. Es gibt also keine direkte, zwingende logische Verbindung zwischen referent (bei Berruto: referente) und symbol (bei Berruto: simbolo bzw. signifiant!significante) was in der nur gestrichelten Basislinie seinen Ausdruck findet. Im Unterschied zum Saussureschen Zeichenmodell, das ausschließlich aus der statischen Verbindung zwischen signifiant und signifié besteht, ist das Dreiecksmodell allerdings dynamischer Natur, d.h. es repräsentiert den Prozeß des immer wieder andersartigen Bezugnehmens auf ein spezifisches Ding in der außersprachlichen Realität und ist demzufolge ein Modell, das sich auf die aktualisierte Rede (parole) bezieht. Diesen Sachverhalt darf man bei der provisorischen Gleichsetzung der Dichotomie signifiant/signifié mit den Termini symbol/thought von Ogden/Richards nicht aus den Augen verlieren. 7 Wir können also mit E. Coseriu zusammenfassen: [...] i rapporti di designazione sono rapporti tra i segni tutt'interi e le realtà extralinguistiche designate. [...] Quindi la designazione di due segni può essere identica, senza che lo siano i loro significati. (Coseriu 1972b, 43) Zwei weitere in diesen Kontext gehörende, hier zu klärende Termini sind die aus der Logik stammenden Ausdrücke Extension und Intension. Sie sind im großen und ganzen der Dichotomie Bezeichnung!Bedeutung zuzuordnen; präziser formuliert ist jedoch die Extension die Menge der Gegenstände, auf die der Ausdruck zutrifft. Man könnte also auch sagen: Die Extension einer Lexie bezieht sich auf die Bezeichnung, die Intension dagegen auf die Bedeutung, denn die Intension wird durch die Menge der besonderen Eigenschaften eines Dings/Sachverhalts, die sich in der sprachlichen Bedeutung wiederspiegeln, d.h. also durch die Summe der spezifischen semantischen Merkmale bestimmt. Wenn wir etwa die lexikalischen Einheiten cane und bassotto vergleichen, so hat cane ,Hund' einen weniger spezifischen Inhalt, was sich in einer kleineren Menge semantischer Merkmale niederschlägt. Damit hat cane eine kleinere Intension als bassotto ,Dackel', denn spezifische Merkmale wie .kurzbeinig' oder ,schlappohrig', die bassotto etwa von pastore tedesco .deutscher Schäferhund' abgrenzen, sind in cane nicht enthalten. Cane hat dafür die größere Extension, d.h. es werden viel mehr einzelne Lebewesen damit bezeichnet als mit bassotto. Maurizio Dardano erläutert estensione folgendermaßen: Estensione: L'insieme di tutti gli oggetti che sono indicati da un segno. L'estensione è in rapporto inverso all'intensione (l'insieme dei tratti semantici che sono propri di un segno): quanto maggiore sarà la prima, tanto minore sarà la seconda. Per esempio, il significato /veicolo/ ha più 7

Karl-Hermann Körner weist in Bezug auf die häufig praktizierte kombinierte, d.h. sich in zwei Eckpunkten überlappende Darstellung der Modelle Saussures und Ogden/Richards eindringlich daraufhin, „dass eine Kombination der beiden Modelle nicht ohne weiteres möglich ist, da Saussure eine kollektive geistige Vorstellung (von etwas Lautlichem: ,image acoustique' und von etwas Inhaltlichem: .concept') einer Sprachgemeinschaft meint, Ogden/Richards hingegen auf den Vorgang bei der Benutzung eines Zeichens durch Sprecher und Hörer in einem konkreten Kommunikationsakt zielen [...]" (Kömer 1977,43f.).

17 estensione del significato /automobile/: infatti esistono molti veicoli che non sono un'automobile; ma poiché sono necessari più tratti semantici per individuare il significato /automobile/, si dirà che quest'ultimo segno possiede più intensione del significato /veicolo/. (Dardano 2 1996, 302, s.v. estensione)

Ein weiterer Aspekt, der bei der Betrachtung des Verhältnisses vom sprachlichen Zeichen zur außersprachlichen Wirklichkeit eine Rolle spielen kann, ist die rein gedankliche Vorstellung, die man von den Dingen und Sachverhalten hat und die unabhängig von der Sprache existiert. So gibt es Zeichenmodelle, die ein weiteres am Bezeichnungsprozeß beteiligtes Element aufweisen: Neben signifiant (Lautkörper), signifié (einzelsprachliche Bedeutung) und realer, bezeichneter Sache tritt noch die Komponente der nicht sprachlich determinierten (also sprachunabhängigen) Dingvorstellung. Wie oben gezeigt, konstituierte sich die Bedeutung bei Saussure ausschließlich innersprachlich, d.h. durch ihre valeur im Inneren des jeweiligen Sprachsystems, also immer nur differentiell in Abgrenzung zu den nächsten Nachbarn. Das enzyklopädische Wissen von den bezeichneten Dingen, oft auch Weltwissen genannt, ist hier nicht von Bedeutung. Im Laufe der Zeit ist man jedoch immer mehr zu der Erkenntnis gelangt, dass außersprachliches Wissen nicht völlig vom sprachlichen Wissen abgetrennt werden kann. So interpretiert H.-M. Gauger etwa den oben bereits genannten scholastischen Satz: „voces significant res mediantibus conceptibus" schon in folgender Weise: [...] die Wörter bedeuten die Dinge vermöge der mit ihnen - im Bewusstsein der Sprechenden verbundenen Inhalte. Was diese Inhalte angeht, ist prinzipiell die Möglichkeit zu bestreiten, unter ihnen oder in ihnen das im eigentlichen Sinne Sprachliche vom Nicht-Sprachlichen („Kenntnis der Sachen") zu trennen. Das Lexikon muß als Einheit von Sprachkönnen und Weltwissen betrachtet werden. [...] Wer als Kind einen Sprachbesitz erwirbt, erwirbt gleichzeitig mit ihm [...] ein weitgespanntes [...] Wissen Uber all die Dinge, welche die Wörter bezeichnen. (Gauger 1983, 29)

Die bei Ogden/Richards genannte Einheit thought (bei Berruto: pensiero bzw. significato/signifié) wird also noch einmal aufgespalten in eine einzelsprachlich gebundene Bedeutung (im Sinne des Saussureschen signifié) und eine außersprachliche Vorstellung. Insbesondere in der kognitiven Semantik spielt diese Auffassung eine tragende Rolle. Die außersprachliche Vorstellung wird Konzept genannt, was aber eben nicht im Sinne des Saussureschen concept (= signifié) zu verstehen ist, sondern in folgender Weise: Konzept: ,Dingvorstellung' von der Klasse der Referenten, auf die mit einem entsprechenden Wort Bezug genommen werden kann. Zum Konzept gehört das enzyklopädische Wissen', das jeder im Leben anhäuft und mit anderen Menschen derselben Kulturgemeinschaft teilt. (Blank 2001a, s.v. Konzept)

Ein älterer Terminus hierfür ist Begriff, der in der philosophischen Terminologie bereits seit der Aufklärung in der Bedeutung „abstrakte, sprachunabhängige Vorstellung, Idee" (Metzler Lexikon Sprache 1993, s.v. Begriff) existiert. Nach Schwarz/Chur (1993, 218) ist „Begriff (vgl. Konzept) [...] der im deutschsprachigen Raum benutzte Terminus für mentale Informationseinheiten, die in der Interaktion mit der Umwelt durch Abstraktion und Klassifi-

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kation entstehen." Ein M o d e l l , das diese vierte K o m p o n e n t e integriert, ist e t w a das f o l g e n d e nach W. Raíble: 8

Vorstellung (des Bezeichneten/zu Bezeichnenden)

Bedeutung/signatum

[Konzept]

[signifié]

Klasse von bezeichneten Objekten/Sachverhalten

signans [signifiant]

W i e Raible ausfuhrt, vollzieht sich für ihn der Übergang von der Bedeutung zum Bezeichneten [...] über die Vorstellung [...] Da es keine Bedeutung ohne Vorstellung gibt, gehört die .Kenntnis der Sachen' (Vorstellung) zum Sprachbesitz [...]. (Raible 1983, 4) B e d e u t u n g e n d a g e g e n sind „versprachlichte, mit Wortformen belegte K o n z e p t e . Jede B e deutung

ist damit ein Konzept, aber nicht j e d e s K o n z e p t ist auch e i n e

( S c h w a r z / C h u r 1993, 2 6 ) . dtsch. essenlfressen

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Bedeutung"

W e n n wir also n o c h mal an unser o b e n genanntes B e i s p i e l

denken, s o kann m a n sagen, dass die sprachlichen B e d e u t u n g e n dieser

L e x i e n g l e i c h z e i t i g auch außersprachliche Vorstellungen, also K o n z e p t e im B e w u s s t s e i n d e s d e u t s c h e n Sprechers sind. Hier stellt sich nun die Frage, o b der italienische Sprecher auch über das K o n z e p t NAHRUNG ZU SICH NEHMEN verfugt, o b w o h l d i e s e s K o n z e p t im Italienischen nicht e i g e n s versprachlicht ist. M o n i k a S c h w a r z spricht hinsichtlich der verschiedenen linguistischen Haltungen in B e z u g a u f das Verhältnis v o n außersprachlichem K o n z e p t zu einzelsprachlicher B e d e u t u n g v o n s e m a n t i s c h e n Ansätzen, die unterschiedlich gestuft sind: In der sogenannten Ein-Stufen-Semantik werden konzeptuelle und semantische Einheiten gleichgesetzt. Die Zwei-Stufen-Semantik dagegen postuliert eine Unterscheidung zwischen Konzepten, die dem allgemeinen Weltwissen zugeordnet werden, und Bedeutungen, die dem sprachlichen Wissen angehören. Schließlich versucht die Drei-Stufen-Semantik, die abstrakten (amodalen) Konzepte, die sprachspezifischen lexikalischen Bedeutungen und die kontextdeterminierten Bedeutungen aufeinander zu beziehen. (Schwarz/Chur 1993, 26)

9

Vgl. Raible 1983, 3. Dieses Modell wurde von Raible schließlich zu einem später (Kap. 3.2.) noch vorzustellenden Fünfeck weiterentwickelt, dessen fünftes Element jedoch für den hier behandelten Sachverhalt noch nicht von Bedeutung ist. Vgl. auch die Darstellung bei Pörings/Schmitz 1999, 22: „Menschen verfügen [...] über viel mehr Gedanken und Konzepte als über sprachliche Zeichen. Doch alle Begriffe, die wir in Sprache abgelegt haben, bilden die Bedeutungen der einzelnen sprachlichen Zeichen." Ebenso Brekle 2 1974, 55: „Begriffe als Instrumente des Denkens sind also nur insofern mit Bedeutungen von Zeichen identisch, als sie sich innerhalb einer gegebenen Sprache in konsistenter Weise mit bestimmten materiellen Zeichenformen zu einem Zeichen verbinden."

19

In der Drei-Stufen-Semantik kommt also noch die hier in Kap. 3.2. behandelte aktualisierte Bedeutung hinzu. Der Aspekt der sprachunabhängigen Dingvorstellung fuhrt uns zu der uralten Frage, welche Rolle die Sprache im Erkenntnisprozess spielt: Determiniert sie das Denken? Wird unsere Sicht auf die Welt durch die Konzepte bestimmt, die wir mit unserer Muttersprache über die sprachlichen Bedeutungen aufnehmen? Oder sind die Konzepte universell, da die allgemein-menschlichen Erfahrungen unabhängig davon sind, ob man etwa mit einer indoeuropäischen oder einer afrikanischen Sprache aufgewachsen ist? Im großen und ganzen geht man heute von einer wechselseitigen Beziehung und Beeinflussung von Sprache und Denken aus. Wenn wir noch einmal auf das Beispiel mangiare!lessen!fressen zurückkommen, so gehört die Tatsache, dass auch Tiere Nahrung zu sich nehmen, natürlich zu den universellen Grunderfahrungen des Menschen in dieser Welt, auch wenn fur dieses Konzept nicht in jeder Sprache ein sprachliches Zeichen existiert. Dagegen muss man davon ausgehen, dass bestimmte klimatische, politische, soziokulturelle und historische Phänomene an die spezifische Erfahrungswelt einzelner Kulturen gebunden sind und deshalb auch nicht als kognitive Kategorien bei Völkern existieren können, die diese Erfahrungen nicht teilen. Ein klassisches, immer wieder genanntes Beispiel hierfür sind die vielfältigen Bezeichnungen der Eskimos fur verschiedene Schneesorten, die deutlich machen, dass im Denken der Sprecher dieser Sprachen eine größere Anzahl von unterschiedlichen Konzepten existieren, die sich auf die verschiedenen Erscheinungsformen von Schnee beziehen und über die ein Sprecher des Italienischen oder des Deutschen sicher nicht verfugt. Desgleichen steht einem Sprecher des Deutschen im Unterschied zum italienischen Sprecher etwa nicht das Konzept der befana („Personnaggio fantastico dall'aspetto di vecchia che, seconda quanto si racconta ai bambini, scende per la cappa del camino a portar loro doni nella notte dell'Epifania zur Verfugung, da es nicht im kulturellen Bewusstsein der muttersprachlichen Sprecher des Deutschen verankert ist. Man muss also sowohl „von einem gewissen Grundbestand an universellen, überall versprachlichten Konzepten" als auch „von einem theoretisch unbegrenzten Bestand an mehr oder weniger kulturspezifisch geprägten Konzepten" ausgehen (Blank 2001a, 65).

2.2. Semasiologie und Onomasiologie Das Verhältnis zwischen Konzept bzw. bezeichneter Sache auf der einen Seite und dem dazugehörigen sprachlichen Zeichen auf der anderen Seite kann grundsätzlich aus zwei ver-

10

Ungaretti 2003, s.v. befana. Umgekehrt verfügt ein italienischer Sprecher nicht über das Konzept CHRISTKIND in der Bedeutung „am Jesuskind orientierte Kindergestalt, die in der Vorstellung der Kinder zu Weihnachten Geschenke bringt" (Duden 1989, s.v. Christkind). Das italienische bambino Gesù beschränkt sich auf die Bedeutung des in der Krippe liegenden Jesuskindes.

20 schiedenen Perspektiven betrachtet werden: Geht man onomasiologisch vor, so fragt man sich, mit welchen Lexien bestimmte Konzepte in einer Sprache ausgedrückt werden. Das Gegenteil hiervon ist der semasiologische Ansatz, der von der Ausdrucksseite des sprachlichen Zeichens ausgeht und nach der dazugehörigen Inhaltsseite fragt. Gegenstand der Semasiologie sind also die Bedeutungen, Gegenstand der Onomasiologie die Bezeichnungen. Ein alphabetisch geordnetes Wörterbuch etwa basiert auf einer semasiologischen Herangehensweise, während ein Sprachführer für die Reise, der nach Sachgruppen geordnet ist, onomasiologisch strukturiert ist. Auch Synonymenwörterbücher beruhen auf onomasiologischen Verfahren, da man ja nach weiteren Bezeichnungen für ein bestimmtes Konzept (bzw. Referenten) sucht. Die „onomasiologische Grundidee" besteht nach Bruno Quadri in der „Frage nach den Ausdrucksmitteln für eine bestimmte Vorstellung" (Quadri 1952, 175). Ausgangspunkt für die Onomasiologie ist in der Romanistik das 1875 als Anhang zur Grammatik der romanischen Sprachen erschienene Werk Romanische Wortschöpfung von Friedrich Diez. Der Autor untersucht in dieser Arbeit, welcher Anteil des lateinischen Wortschatzes sich in den verschiedenen romanischen Sprachen erhalten hat und welcher durch Neuschöpfungen ersetzt wurde. Die Auseinandersetzungen mit einigen Neuschöpfungen bezeichnet Bruno Quadri als onomasiologische „Skizzen, welche vielen bezeichnungsgeschichtlichen Untersuchungen als Ausgangspunkt gedient haben" (Quadri 1952, 45). Ein weiterer früher Klassiker in der onomasiologischen Forschung ist das Werk von d e m e n t e Merlo, I nomi romanzi delle stagioni e dei mesi studiati particolarmente nei dialetti ladini, italiani, franco-provenzali. Saggio di onomasiologia, Torino 1904. In der Folgezeit waren insbesondere zwei Forschungsrichtungen wegbereitend für die Onomasiologie. Kurz vor 1900 entsteht gleichzeitig in der Indogermanistik (wichtigster Vertreter: Rudolf Meringer) und in der Romanistik (Hugo Schuchardt) ein theoretischer Ansatz, der üblicherweise mit dem Schlagwort Wörter und Sachen bezeichnet wird. Er ist gewissermaßen als eine Art Gegenreaktion zu der ausschließlich phonetisch orientierten Ausrichtung der Junggrammatiker zu verstehen. Das Anliegen des Wort- und Sachforschers bestand darin, dass ein Etymologe nicht nur mit der Lautung, sondern auch mit der Bedeutung der Wörter absolut vertraut sein sollte. Zum Verständnis der Bedeutung der Wörter ist aber die Kenntnis der bezeichneten Sachen unabdingbar. Im Rahmen der Forderung, sich mit den Sachen vertraut zu machen, ehe man die Herkunft der Wörter studiert, entsteht zudem die Erkenntnis, dass man „innerhalb eines weiteren Kreises die verschiedenen Bezeichnungen [für eine Sache] kennen lernen" 11 sollte. Mit dieser Erweiterung der Methodik - vom Studium der Geschichte des Einzelwortes zum Studium der Geschichte der verschiedenen Bezeichnungen ein und derselben Sache - ist, wie Quadri es ausdrückt: [...] der Anschluß an die onomasiologische Methode vollzogen. Allerdings besteht e i n wesentlicher Unterschied: Der Onomasiologe geht von einem mehr oder weniger scharf abgegrenzten Begriff aus (z.B. Schuh, Haus); der Wort- und Sachforscher dagegen untersucht zunächst die Geschichte des Schuhs oder des Hauses, bevor er deren sprachliche Bezeichnungsgeschichte in An-

11

Schuchardt 1900, 569 (zitiert in Quadri 1952, 66).

21 griff nimmt. Ob man nun aber vom Begriff ,Schuh' ausgehe oder vom konkreten Gegenstand, um zu den Bezeichnungen für , Schuh' zu gelangen, im Grunde genommen handelt es sich um zwei methodisch verschiedene Wege, die zum selben Ziele führen. (Quadri 1952, 66)

Die zweite wegbereitende Forschungsrichtung für die Onomasiologie ist die Sprachgeographie. Es handelt sich hierbei um eine dialektologische Methode, die ein bestimmtes Territorium mit einem Netz aus festgelegten Punkten (Ortschaften) überzieht und an diesen Punkten die Sprecher jeweils gezielt nach den ihnen vertrauten Bezeichnungen für ganz bestimmte Konzepte befragt. Die Resultate werden auf Sprachkarten festgehalten und die Sprachkarten in Sprachatlanten zusammengefasst. Neben der zur reinen Erhebung der Daten notwendigen onomasiologischen Methode weisen manche Sprachatlanten noch einen zweiten onomasiologischen Aspekt auf: Der Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz (abgekürzt: AIS, Zofingen 1928-1940) von Karl Jaberg und Jakob Jud etwa basiert auf einer onomasiologischen Anordnung der Sprachkarten nach Sachgruppen. (Im Unterschied hierzu zeigt der Sprachatlas von J. Gilliéron, Atlas linguistique de la France, Paris 1902-1910, eine alphabetisch - also nach einem semasiologischen Prinzip - angeordnete Kartenabfolge.) So gliedern sich z.B. die Sprachkarten im ersten Band des AIS nach den Gruppen: I. parentela, II. età, III. amore, nascita, matrimonio e morte, IV. nome di battesimo, V. le parti del corpo, VI. funzioni del corpo, VII. qualità e difetti fisici. Für die Autoren Κ. Jaberg und J. Jud ist der kulturwissenschaftliche Aspekt, der immer in einer onomasiologischen Forschung mit enthalten ist, sehr wichtig: Die grossen Vorteile, die die stoffliche Anordnung bietet, werden dem kulturell orientierten Forscher in die Augen springen. Es ergibt sich beim Durchblättern eines Bandes sofort ein Gesamtüberblick über ein Sachgebiet; die eine Karte hilft die andere interpretieren; kulturelle und sprachliche Strömungen zeichnen sich in gleichartiger Weise ab; und endlich wird das Wort, wenn nicht in den Zusammenhang der Rede, doch wenigstens in einen ideellen Zusammenhang hineingestellt. (Jaberg/Jud 1928, 15)

Ein ebenfalls nach Sachgruppen angeordneter Sprachatlas ist der methodisch dem AIS folgende Atlante linguistico etnografico italiano della Corsica (Pisa 1933-1941/42) von G. Bottiglioni. Beschränkt man sich auf die Untersuchung der geographischen Verteilung bestimmter Bezeichnungen, so haben wir es mit einer rein synchronischen Fragestellung zu tun. Daneben ist jedoch ein weiterer Gesichtspunkt onomasiologischer Forschungen die Untersuchung des Bezeichnungswandels, wobei nach B. Quadri Onomasiologie „im eigentlichen Sinne" immer „mit sprachgeschichtlicher Betrachtung verknüpft" ist (Quadri 1952, 7). Mit der kognitiven Semantik und ihrem grundsätzlichen Erkenntnisinteresse daran, wie Menschen ihre Weltwahrnehmung versprachlichen, ist die diachronisch orientierte onomasiologische Wortforschung wieder stärker in das Zentrum der semantischen Forschung gerückt. So entsteht etwa im Projekt DECOLAR (=Dictionnaire Etymologique et Cognitif des Langues Romanes), ein historisch-onomasiologisches Wörterbuch, das die Körperteilbezeichnungen in 14 romanischen Sprachen untersucht, wobei die kognitiven Grundlagen der

22 semantischen Entwicklungen im Vordergrund stehen, (vgl. auch unter: http://www.unituebingen.de/decolar/). Was aber ist Sinn und Zweck einer onomasiologischen Verfahrensweise? Zunächst einmal hilft sie herauszufinden, woher bestimmte neue lexikalische Einheiten stammen und welche Mechanismen zur Einführung neuer Wörter fur ein und dasselbe Konzept im Wortschatz einer Sprache zur Verfügung stehen. Sinn und Zweck einer onomasiologischen Analyse ist, innerhalb einer Gruppe konzeptuell miteinander in Beziehung stehender Wörter (d.h. innerhalb eines Wortfeldes) gewisse Musterbildungen zu erkennen. (Pörings/Schmitz 1999, 3 7 - 3 8 )

So kommt Andreas Blank (1998) auf der Basis von Vorarbeiten von Jakob Jud und Friedrich Schiirr bei der Untersuchung des Bezeichnungswandels des Konzeptes MAUS in der Italoromania zu dem Ergebnis, dass hier immer wieder der Mechanismus der „kohyponymischen 12 Übertragung" anzutreffen ist: Ital. topo, das Normalwort für das Konzept MAUS, etwa kommt aus spätlt. talpus ,Maulwurf ,13 Eine weitere Bezeichnung für MAUS, die dialektaler Herkunft ist und toskanisiert sorcio lautet, ist wie frz. souris von lat. s or ex, soricem ,Spitzmaus' herzuleiten. Eine dritte, speziell in Nordwestitalien in verschiedenen dialektalen Varianten anzutreffende Bezeichnungsform - z.B. lomb. rat, rrat oder piem. ratu, rät - ist auf das (wohl lautmalerische, weil ein Rascheln imitierende) Etymon *rattzurückzuführen. Diese letzteren Bezeichnungen beziehen sich mit einer ersten Bedeutung auf das Konzept RATTE und erst mit einer zweiten Bedeutung auf das Konzept MAUS, SO dass wir es hier insgesamt dreimal mit einer kohyponymischen Übertragung (von ,Maulwurf zu ,Maus', von ,Spitzmaus' zu ,Maus' und von ,Ratte' zu ,Maus') zu tun haben. 14 Als Hyperonym sieht Blank das Konzept KLEINE FELDTIERE. Mario Alinei schließlich entdeckt u.a. bei der onomasiologischen Suche nach bestimmten Tierbezeichnungen den Typ der „zoonimi parentelari" (auf Verwandtschaftsbezeichnungen beruhende Tierbezeichnungen). „L'animale-parente" hatte seiner Meinung nach in der primitiven Gesellschaft die Funktion eines Totems inne. Alinei macht so seine onomasiologischen Untersuchungen zum wichtigen Instrument im Rahmen von allgemeinen kulturgeschichtlichen Forschungen. Im Totemismus geht es um eine Art mystischer Verwandtschaft zwischen Menschen und Tieren, wobei die Tiere eine Schutzfunktion für den Menschen einnehmen. Aus diesem Grunde werden sie durch bestimmte Tabuvorschriften geschützt, was sich in der sprachlichen Benennung niederschlägt. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich die italienische Versprachlichung für das Konzept SCHLEIEREULE: barbagianni (barba = Onkel, Gianni - Hans). Das Konzept ONKEL dient aber als Basis für viele weitere, in den Dialekten vorkommende Tierbezeichnungen. Alinei nennt z.B.:

12

13 14

Kohyponyme sind die demselben Oberbegriff (= Hyperonym) untergeordneten Begriffe (= Hyponyme). Rosa und girasole sind Hyponyme zu fiore und daher Kohyponyme. Das italienische Normalwort fur MAULWURF ist dagegen talpa. Die ursprüngliche lateinische Bezeichnung mus hat sich nicht durchsetzen können.

23 Per il lupo notiamo [...] zu Cola, zi Nicola Per la lepre zw Filippo,

[ . . . ] in Calabria [Rohlfs 1 9 3 2 - 3 4 : I 221, 403; II 93],

in Calabria [Rohlfs 1 9 3 2 - 3 4 : 1 3 0 2 ] [ . . . ] Lo scricciolo si chiama dziré ,zio

re' a Santa Francesca di Veroli [AIS 487, P. 664], [ . . . ] barbaperu e il tipo zio Pietro

,zio Piero' a Calizzano [P. 184];

appare sia a Morrone del Sannio [P.668], sia in altri punti abbruzzesi, anche

c o m e n o m e del fringuello e del pettirosso [Giammarco 1 9 6 8 - 7 9 ] . [ . . . ] (Alinei 1 9 8 1 , 3 6 6 - 3 6 7 )

Hinsichtlich der geographisch unterschiedlichen Benennungen von Konzepten interessieren jedoch nicht nur diejenigen, die in den verschiedenen Dialekten zu finden sind, sondern auch diejenigen, die zum sogenannten italiano regionale gehören, einer diatopischen Sprachebene, die in einer idealtypischen Vereinfachung zwischen italiano standard und Dialekt liegt, d.h. sie ist aus der Beeinflussung der Standardsprache durch den jeweils darunter liegenden Dialekt entstanden. 15 Die Existenz lexikalischer, aus den Dialekten entlehnter Regionalismen hat natürlich zur Folge, dass es im Rahmen des gesamten Verbreitungsraumes der italienischen Dachsprache oft Mehrfachbezeichnungen - die sogenannten geosinonimi (wie etwa anguria mit der Markierung settentrionale ,norditalienisch' neben dem standardsprachlichen cocomero) - gibt, die wir in Kap. 4.2.1.3. näher beleuchten werden. Ein weiterer Bereich der onomasiologischen Forschung ist die Untersuchung von Benennungen ein und derselben Sache in unterschiedlichen diastratischen oder diaphasischen Sprachvarietäten. 16 So existieren etwa im hochsprachlichen Register des Italienischen neben den Bezeichnungen prostituta und meretrice viele euphemistisch motivierte Lexien für das Konzept PROSTITUIERTE, wie etwa donna di mondo, donna di vita, donna allegra, mondana oder pubblica peccatrice. Edgar Radtke stellt in seiner umfassenden Untersuchung zu diesem Thema fest, dass die Normalwörter 17 des italiano familiare und popolare wie puttana, sgualdrina, baldracca oder mignotta auf der hochsprachlichen Ebene abwertenden Charakter annehmen, während die beiden ursprünglich aus der wissenschaftlichen Literatur stammenden Normalwörter des italiano standard - prostituta und meretrice wohl u.a. aufgrund ihrer gelehrten Herkunft in der lingua familiare und popolare eher als distanzsprachlich und damit gleichzeitig auch als euphemisierend empfunden werden. Die Lexien in onomasiologischen Wörterbüchern sind oft nach einem bestimmten Klassifizierungsprinzip angeordnet, das Aufschluß gibt über die Kategorienkonzepte einer be-

15

Diatopisch

= ,bezogen auf sprachliche Variation im geographischen Raum'. Diatopische Varie-

täten einer Sprache sind sprachliche Subsysteme, d.h. spezifische Ausprägungen sprachlichen Verhaltens, die durch regionale Unterschiede entstehen (vgl. auch Kap. 3.1.1.). Maurizio Dardano bezeichnet die verschiedenen standard" (Dardano

2

italiani

regionali

als „diversificazioni regionali della

lingua

1 9 9 6 , 173), wobei die regionalen Besonderheiten insbesondere auf den

Ebenen der Phonetik und der Lexik wahrgenommen werden. 16

Diastratisch

= ,bezogen

auf sprachliche Variation, die für sozial definierte Schichten und Grup-

pen charakteristisch ist'; diaphasisch

= .bezogen auf sprachliche Variation, die durch bestimmte

Kommunikationssituationen determiniert wird'. D i e exakte Zuordnung einer Lexie zu einer der beiden Varietäten ist in der Praxis oft äußerst schwierig (vgl. auch Kap. 3.1.1.). 17

Radtke spricht v o n „Grundwörtern" (Radtke 1980, 194).

24 stimmten historischen Epoche. Die ältesten italienischen Wörterbücher waren onomasiologisch konzipiert: z.B. La fabrica del mondo (1548) von Francesco Alunno, das - wie im Cinquecento üblich - ganz im Dienste der questione della lingua, des Streits um die Wahl des richtigen Dialekts zur italienischen Literatursprache, stand, d.h. es geht dem Autor um eine Inventarisierung des Wortschatzes von Dante und dient gleichzeitig „als Handreichung zum korrekten Schreiben in der italienischen, sprich toskanischen Sprache" (Tancke 1984, 28). Alunno unterteilt den von ihm vorgestellten Wortschatz in zehn Großkapitel: „D/o, Cielo, Mondo, Elementi, Anima, Corpo, Uomo, Qualità, Quantità, Inferno" (vgl. Marello 1996, 132), deren Anordnung noch die Hierarchie der mittelalterlichen Weltvorstellung wiederspiegeln. In absteigender Folge finden wir hier zunächst den göttlich-religiösen, dann den weltlichen Bereich und schließlich den der Unterwelt als niedrigste Kategorie, da er jenseits der christlichen Heilsvorstellung liegt. Auch das erste gedruckte zweisprachige, italienisch (bzw. venezianisch)-deutsche Glossar von Adam von Rottweil, Introito e porta (1477) beinhaltet onomasiologisch konzipierte Wortlisten. Man kann es als eine Art früher Reisesprachfuhrer für Handelsleute ansehen (vgl. Marcilo 1996, 133). Schon seit dem 13. Jahrhundert bestanden intensive Handelskontakte zwischen Venedig und Süddeutschland; gewisse Sprachkenntnisse waren also aufgrund dieser engen wirtschaftlichen Verbindungen vonnöten. Dem gedruckten Lehrbuch von 1477 geht ein älteres aus dem Jahre 1424, ausschließlich in Manuskripten überliefertes voraus: das Sprachbuch von Georg von Nürnberg, das ebenfalls ein onomasiologisch geordnetes Wörterverzeichnis enthält (vgl. Pfister 1990, 1847). Folgender Ausschnitt aus dem Glossar, der offenbar Versprachlichungen aus dem konzeptuellen Bereich HIMMEL zum Gegenstand hat, beleuchtet wieder die zentrale Stellung, die christlich-religiöse Thematiken in der mittelalterlichen Weltanschauung selbst in einem für Handelsreisen konziperten Sprachführer einnehmen: Dio

got

Pare celestiale

himelischer vater

El fiollo de dio

gocz sun

El spiritu sancto

der heiligaist

El Creatore

der schepffer

La Creatura

die Schaffung [...

El anzelo

der engel

ly anzelly

die engel

larchanzello

der Irczengel

El sole

die sunn

La luna

der man

La stella

der stern [...] (Pausch 1972, 101)

25 Im 19. Jahrhundert schließlich bestand mit der Entstehung des italienischen Nationalstaates und dem Bemühen um eine einheitliche Nationalsprache ein ganz besonderer Bedarf an onomasiologischen Wörterbüchern, da die meisten Sprecher bis dahin zwar in der Lage waren, die Dinge des täglichen Lebens mit einem dialektalen Wort zu bezeichnen, die entsprechende Lexie im Italienischen (Toskanischen) ihnen aber fehlte. Das von der Accademia della Crusca herausgegebene Wörterbuch mit seiner Orientierung an der klassischen toskanischen Literatursprache konnte diesen Bedarf nicht decken. Vertreter einer fur das Ottocento typischen Wörterbuchgattung waren daher die sogenannten Vocabolari domestici, etwa das Prontuario di vocaboli attenenti a parecchie arti, ad alcuni mestieri, a cose domestiche [...] von Giacinto Carena 18 , das - zeitgenössischen Aussagen zufolge - wohl auch im Schulunterricht benutzt wurde (vgl. Marello 1980, 20). Carla Marcilo, die ca. zwanzig dieser dizionari metodici, wie sie von ihr genannt werden, untersucht hat, erläutert das von Carena gewählte Anordnungsprinzip: [...] il Vocabolario

domestico

del Carena rispecchia in pieno l'usuale raggruppamento delle cose

necessarie all'uomo per sopravvivere: indumenti, casa, vitto. La divisione degli indumenti in ,comuni a tutti', ,per uomini', ,per donne', ,per bambini' è ovvia, come pure quella che spartisce il cibo in alimenti di origine vegetale, di origine animale e bevande. (Marello 1980, 79)

Ferdinando Palazzi, ein Wörterbuchautor des 20. Jahrhunderts, arbeitete hingegen in sein von der Grundstruktur her semasiologisch konzipiertes Novissimo dizionario della lingua italiana von 1939 onomasiologische Elemente wie z.B. den Verweis auf Synonyme und Antonyme und vor allem Bildertafeln ein, die wie die dizionari domestici in die Nomenklatur von Sachgebieten einführen, was für ein alphabetisch angelegtes einsprachiges Wörterbuch eine Neuheit darstellte. Seither erscheinen entsprechende Bildtafeln in nahezu allen italienischen einsprachigen Wörterbüchern (vgl. Marello 1996, 134). In einem weiteren Sinn gehören in den Bereich der Onomasiologie auch die Wortfelduntersuchungen der strukturellen Semantik, die wir im folgenden Kapitel näher betrachten wollen, denn die Untersuchungen von - wie Muljaöic (1991, 77) es ausdrückt „insiemi di voci designanti ,cose' concettualmente vicine" gehen zum Teil ebenfalls in ihrem Ansatz von den Konzepten oder Sachen aus, die hinter den zu untersuchenden Lexien stehen, und interessieren sich fur die jeweilige genaue einzelsprachliche Bedeutung. So betont auch Kurt Baldinger: Es ist richtig, daß die Semasiologie das i s o l i e r t e Wort in der Entwicklung seiner Bedeutung betrachtet, während die Onomasiologie die Bezeichnungen eines bestimmten Begriffes, das heißt, eine V i e l f a l t von Ausdrücken, die ein Ganzes bilden, betrachtet. Die Onomasiologie schließt also von Anfang ein Bemühen struktureller Art ein. (Baldinger 1 9 7 8 , 3 7 3 )

18

Giacinto Carena, Prontuario [...], Parte I: Vocabolario lario metodico d'arti e mestieri, Torino 1853.

domestico,

Torino 1846; Parte II: Vocabo-

26 2.3. A u f g a b e n 1. Erläutern Sie die Termini Extension und Intension jeweils am Beispiel von alimento .sostanza che serve a nutrire' (.Nahrungsmittel'), formaggio .alimento fatto con latte cagliato' (,Käse'), und mozzarella .formaggio di origine napoletana di latte di bufala, (oggi preparato anche industrialmente con latte di vacca), in forme rotondeggianti, da consumarsi freschissimo' (.Mozzarella'). 2. Reflektieren und erläutern Sie folgenden Satz Tullio De Mauros vor dem Hintergrund des Saussureschen va/ewr-Begriffs: Dire che la parola gatta dell'italiano antico subisce nell'italiano moderno un mutamento di significato in quanto, essendosi affermata anche la forma gatto, gatta designa soltanto la femmina di questa specie, dal punto di vista rigorosamente saussuriano è fare un discorso tanto poco sensato quanto quello di chi dicesse che la parola gatta dell'italiano antico subisce un mutamento di significato essendosi trasformata nella parola tavola dell'italiano moderno [...] (De Mauro 2 1972, 148)

3. Informieren Sie sich bei Papini 1977, 121 (Capitolo settimo: Onomasiologia) über die verschiedenen (regional-)italienischen Bezeichnungen der Seezunge (sogliola) und reflektieren Sie die verschiedenen Versprachlichungen. 4. Beschreiben Sie die unterschiedliche Versprachlichung des Konzeptes ANRUFBEANTWORTER im Italienischen, Englischen und Französischen: Ital. secretaria

telefonica, engl, answering machine, frz. répondeur

téléfonique.

3. Erfassung der Einzelbedeutung

Unter „Einzelbedeutung" verstehen wir eine von mehreren möglichen Bedeutungen einer Lexie (im Sinne einer Wortschatzeinheit, s.o.: Kapitel 1.1). A. Blank nimmt eine weitere Differenzierung vor, indem er jede „Verbindung eines Zeichenausdrucks mit genau einer Bedeutung einer Lexie" (Blank 2001a, 153) lexikalische Einheit nennt. Obwohl vieles für diese weitere Differenzierung spricht, schließen wir uns dieser Verwendung nicht an, da sie im entsprechenden italienischen Gebrauch (lessia, unità lessicale) nicht üblich ist und bleiben weiterhin bei einer synonymen Verwendung von Lexie und lexikalischer Einheit.

3.1. Die lexikalisierte Bedeutung 3.1.1. Denotation und Konnotation In Kapitel 1.1. wurde bereits daraufhingewiesen, dass die Inhaltsseite des sprachlichen Zeichens weitere semantische Informationen bereitstellen kann, die über die Kernbedeutung, die Denotation, hinausgehen. Es handelt sich um die sogenannten Konnotationen. Die Denotation wird im allgemeinen als konstante, kontext- und situationsunabhängige Zentralbedeutung eines sprachlichen Ausdrucks verstanden und spiegelt die außersprachliche Wirklichkeit bzw. deren gedankliche außersprachliche Repräsentation (Konzept, Begriff, vgl. Kap. 2.1.) wieder. Sie ist nach Auffassung der strukturellen Semantik durch Zerlegung in kleinere semantische Komponenten analysierbar und beschreibbar (vgl. Kap. 3.2 ). Die Konnotation entzieht sich dieser Analyseform, denn sie besteht jeweils nur aus einem einzigen Element, welches gerade nicht die Abbildung der außersprachlichen Wirklichkeit verkörpert, diese Abbildung durch ihr Vorhandensein oder Nichtvorhandensein aber auch nicht verändert, sondern andere Typen von Informationen hinzufügt. Über das Wesen der Konnotation, bzw. darüber, was alles unter dieser Kategorie subsumiert werden kann, gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Einigkeit besteht in der Sprachwissenschaft nur darüber, dass die Konnotation eine zusätzliche, die Denotation überlagernde Bedeutungsnuance ist. Rispetto alla denotazione, significato referenziale dell'unità lessicale, la connotazione assolve una funzione collaterale: sarà caratterizzato come connotazione quanto non rientra nell'ambito della denotazione.

(Dubois 1979, s.v. connotazione) Wenn wir nun abgrenzen wollen, in welcher Weise diese Bedeutungsnuance hier verstanden werden soll, müssen wir zunächst die verschiedenen existierenden inhaltlichen Füllungen des Terminus Konnotation näher beleuchten.

28 Ursprünglich stammt die Dichotomie Denotation!Konnotation aus der Logik der Scholastik, wo es sich einfach um synonyme Bezeichnungen für Extension!Intension handelt; in dieser Bedeutung wird das Begriffspaar auch von neuzeitlichen Logikern, wie etwa John Stuart Mill (1884) verstanden. Die philosophisch-logische Bedeutung von Konnotation im Sinne von intension' (also im Sinne jener Summe von semantischen Eigenschaften, die dazu dient, die von der entsprechenden Lexie bezeichnete Klasse von Gegenständen, Eigenschaften oder Sachverhalten zu identifizieren) ist also nicht nur eine ganz andere als die oben skizzierte (Konnotation = zur Denotation hinzukommendes Bedeutungselement), sondern geradezu die gegenteilige, denn sie entspricht im großen und ganzen der sprachwissenschaftlichen Definition von Denotation. Se passiamo dalla tradizione logica-filosofica a quella linguistica ci accorgiamo che il concetto di connotazione cambia radicalmente. Se nella prima tradizione la connotazione comprende praticamente tutta l'area del significato, in quanto opposto alla denotazione, nella seconda tradizione la connotazione è uno degli aspetti del significato. (Traini 2001, 24)

Diese philosophisch-logische Verwendung von Konnotation ist hier für uns nicht weiter von Interesse. In die moderne Sprachwissenschaft wurde der Begriff von L. Bloomfield (1933) eingeführt, 1 der, wie Traini (2001,25-28) und andere aufzeigen, zwischen einer zentralen und einer marginalen Bedeutung unterscheidet und von der „presence of supplementary values, which we call connotations" (Bloomfield 1933, 151) spricht. Mit den Arbeiten von Hjelmslev schließlich wird die Konnotation (ab ca. 1942; vgl. Traini 2001, 31) eine feste linguistische Kategorie. Nun ist die oben verwendete Erklärung „semantische Informationen, die über den Bedeutungskern hinausgehen" recht vage und unbefriedigend, und dementsprechend bietet der Begriff der Konnotation - wie oben schon angedeutet - reichlich Anlass zu einer „confusione terminologica" (Dubois 1979, s.v. connotazione)} In der sich auf Bloomfield und Hjelmslev gründenden, sprachwissenschaftlichen Tradition zeichnen sich insbesondere zwei Ansätze ab: „[...] le connotazioni intese come marche semantiche aggiunte [...]" und „[...] le connotazioni intese come significati aggiunti (traslati) [...]"

Vgl. Braselmann (1981, 85). Sowohl P. Braselmann als auch S. Stati weisen daraufhin, dass die Idee der Nebenbedeutung schon im 18. Jahrhundert Gegenstand der Reflexion über Sprache war. So zitiert Braselmann (1981, 85) die französischen Enzyklopädisten: ,J1 faut distinguer dans la signification objective des mots l'idée principale & les idées accessoires." (Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, 1751-1765, vol. X, 761, s.v. mot) Stati ( 1978, 116) verweist auf M Cesarotti, Saggio sulla filosofia delle lingue [...]( 1800): J termini oltre il senso diretto ne hanno spesso un altro accessorio di favore o disfavore, d'approvazione o di biasimo." Vgl. zum diffusen Konnotationsbegriff auch Traini 2001,28 und 238, wo er von einem „termineombrello" spricht, oder Metzler Lexikon Sprache (1993, s.v. Konnotation): „Aufgrund seiner häufig unklaren Bestimmung wurde die Kategorie der Konnotation von W. Dieckmann nicht zu Unrecht als linguistische Rumpelkammer' bezeichnet."

29 (Traini 2001, 233). Im ersten Ansatz geht es bei den „marche semantiche aggiunte" um die - hier bisher als Normalfall der Konnotation vorausgesetzte - Erscheinung von bestimmten, über die Kernbedeutung hinausgehenden semantischen Aspekten einer einzigen, fur sich betrachteten Bedeutung einer Lexie. Im zweiten Ansatz dagegen liegt eine vollständige zusätzliche Bedeutung vor. Folgt man etwa der Argumentation von Raffaele Simone (21991, 477), ist die primäre Bedeutung von cane: „mammifero domestico dei Carnivori, onnivoro, con odorato eccellente [...]" (Zingarelli 2003, s.v. cane), aber in dem Satz „Quel tenore è un cane!" liegt als sekundäre (lexikalisierte) Bedeutung die Konnotation „Persona assolutamente incapace nel proprio lavoro, spec, attore, cantante e sim." vor (Zingarelli 2003, s.v. cane). Diese letzte Verwendung des Terminus ist eine weniger übliche, aber dennoch eine in der italienischen Sprachwissenschaft verbreitete Auffassung und nach Simone ebenfalls auf philosophisch-logische Traditionen zurückzuführen: Questa distinzione origina anch'essa dalla logica e dalla filosofia, che distinguevano, nelle parole, un'idea essenziale dalle idee .accessorie': queste ultime si aggiungono a determinate parole, ed entrano a far parte stabilmente del loro significato. (Simone 2 1991,478) 3

Auch diese Interpretation des Terminus Konnotation wollen wir im folgenden jedoch nicht weiter berücksichtigen, da die zusätzliche Einzelbedeutung hier einfach als Bestandteil des denotativen Bedeutungsumfangs, der polysemen Struktur eines sprachlichen Zeichens gesehen wird (vgl. Kap. 4.1.). Stattdessen wollen wir uns darauf konzentrieren, was genau mit den marche semantiche aggiunte gemeint sein kann. Auch hier müssen wir wieder zwischen zwei Auffassungen unterscheiden: Die allgemein üblichere der beiden Haltungen umfasst einen sehr weiten Konnotationsbegriff; bei den meisten Autoren werden wie etwa bei Sorin Stati sowohl „valori stilistici, evocativi di ambiti sociali, professionali e regionali" (Stati 1978, 115) als auch „valutazioni (favorevoli e sfavorevoli) di natura etica o estetica" (ebd.) und darüber hinaus auch individuelle emotionale Assoziationen unter connotazione subsumiert (vgl. ebd.). So besitzen fur Stati Lexien wie vigliacco ,feige, gemein' oder rubare .stehlen' aufgrund ihres ethisch negativen Bedeutungsaspektes eine negative Konnotation, Lexien wie stupendo .wundervoll, fabelhaft' oder gratitudine,Dankbarkeit' dagegen

3

Traini (2001, 120) verweist in diesem Zusammenhang auch auf Umberto Eco: „Si noti che da questo momento in poi quando Eco parla di connotazione lo fa sempre intendendo significati aggiunti: un termine significa qualcosa, ma in determinati contesti significa qualcosa d'altro. In altri termini [...] si slitta gradualmente alle connotazioni intese come vere e proprie unità aggiunte di significato." Auch Rössler (1979, 84-86) fuhrt in ihrer Konnotationstypologie die sogenannte „figurative Konnotation" im Sinne einer übertragenen Bedeutung auf. Marello (1996,104f) schließt sich aus lexikographischer Sicht ebenfalls dieser Haltung an: „La coppia di termini denotazione / connotazione f...] permette di distinguere fra significato primario e significato aggiunto, ottenuto per allargamenti e spostamenti del significato originario. I significati connotativi sono quelli che i dizionari spesso indicano con le abbreviazioni per es tens[ione], fìgfurato], o con la nozione traslato" In einem weiteren Sinne gehört auch die Auffassung von Eugenio Coseriu, dass die Konnotation der Redebedeutung (also der aktualisierten Rede im Sinne von parole) entspricht, in diese Richtung (vgl. Coseriu 1975,41-46).

30 eine positive (vgl. Stati 1978, 115). Bei genauerer Betrachtung muss man jedoch zu dem Schluss kommen, dass diese Art von Wertungen als semantische Komponenten der Kernbedeutung anzusehen sind und damit in all den genannten Fällen auf der Denotationsebene liegen. Eine andere oft als Konnotation bezeichnete Erscheinung ist die bloße Assoziation, die eine Lexie hervorrufen kann. Si intende [...] con significato connotativo [...] il contenuto non oggettivo che il segno può evocare o suscitare; ad esempio oriente ha come significato denotativo „zona situata a est" e come significato connotativo „luogo misterioso, pieno di fascino". (Casadei 2001, s.v. significato denotativo/significato connotativo)

Hier ist die Lexie nur Auslöser für Assoziationen, die auch wieder je nach Autor kollektiv oder individuell verstanden werden können. Einige Autoren beschränken sich zwar ausschließlich auf diese emotionalen Evokationsphänomene und schließen etwa die stilistischen Nebeneffekte aus, akzeptieren aber nur die allgemein in einer Sprachgemeinschaft geläufigen und lehnen die individuellen Assoziationen ab. So lesen wir bei Blank: Konnotationen: Kollektiv übliche Assoziationen, Stimmungen oder Emotionen, die ein Konzept auslöst. (Blank 2001a, 152)

Eine saubere Grenze zwischen individuell und kollektiv ist hier jedoch sehr schwer zu ziehen. So taucht auch bei Blank an anderer Stelle der Aspekt des Individuellen auf: Bei frz. pigeon ,Taube' denkt man seiner Meinung nach [...]- je nach persönlicher Erfahrung - an große Plätze, Taubendreck, ekelhaft, aber man assoziiert auch essbar, Brieftaubenzucht, verliebte Pärchen, etc. [...] diese Assoziationen sind nicht primär an die Lexie gebunden, sondern an die Sache. Wir sprechen hier von Konnotationen und enzyklopädischem Wissen. (Blank 2001a, 30)

Als ein der italienischen Werbesprache entnommenes Beispiel für den konnotativen Wert einer Pflanzenbezeichnung fuhrt Ugo Castagnotto (1970, 73-75) die mit der Artischocke verbundene Assoziation „vita di campagna, natura, salute" an, die seiner Ansicht nach eine gewisse Werbewirksamkeit für den auf der Basis von Artischocken hergestellten Aperitif Cynar hervorruft. Tekavcic illustriert den Unterschied zwischen denotazione und connotazione mit folgendem Beispiel: Facciamo un esempio banale: la denotazione di ospedale è la sua definizione logica, comune a tutti i parlanti; la connotazione al contrario potrà essere assai diversa, a seconda che si tratti di un malato grave, di un'infermiera, dell'architetto che ha costruito l'ospedale ed ha ottenuto per ciò un premio, del vicino di fronte ecc. (TekavCic 1980, 190)

31 Die Auffassung, dass Konnotationen Assoziationen sind, lehnen Wunderli (1989) und Braselmann (1981) mit der Begründung ab, dass diese angenehmen wie unangenehmen, individuellen wie kollektiven Evokationsphänomene „zwar durch ein sprachliches Element ausgelöst werden können, [...] aber letzlich sprachunabhängig sind" (Wunderli 1989, 158). Während Blank oben deutlich formuliert, dass Konnotationen für ihn „nicht primär an die Lexie, [...] sondern an die Sache" gebunden sind, sieht Wunderli sie als rein sprachliche Phänomene, die sich auch sprachlich bemerkbar machen müssen. Wunderli (1989) und Braselmann (1981) sehen das ganze denotative Zeichen als Ausdrucksseite der Konnotation, d.h. sie gehen in direktem Anschluss an Hjelmslev von zweiseitigen konnotativen Zeichen aus, dessen Signifiant-Seite (genannt connotarti) auf einer untergeordneten Ebene wiederum ebenfalls aus einem zweiseitigen Zeichen (dem bei Saussure üblichen) besteht. Die Signifié-Seite des konnotativen Zeichens (genannt connoté) ist dann die eigentliche Konnotation. Wunderli und Braselmann akzeptieren als connoté ausschließlich die Zugehörigkeit zu sprachlichen Subsystemen (diasystematischen Markierungen), oder wie Braselmann es ausdrückt: die Subkodeverweisungen 4 eines sprachlichen Zeichens. Durch diese Einschränkung gehen zwar einige der oben angesprochenen Bedeutungsaspekte verloren, aber sie bewirkt eine überzeugende Homogenisierung des sonst so diffusen Konnotationsbegriffs. Auf konkrete Beispiele angewandt bedeutet dies etwa: Die denotative Verbindung des signifiant von ital. micio mit dem signifié ,Katze' wird als Ganzes auf einer übergeordneten Ebene zur Ausdrucksseite eines (konnotativen) Zeichens mit dem konnotativen Inhalt ,familiär'; die Verbindungen bua,Schmerz', ninna .Schlaf, tata,große Schwester' sind die Ausdrucksseiten (connotants bzw. Konnotanten) von konnotativen Einheiten mit dem Inhalt (connoté bzw. Konnotat) .Kindersprache', etc. Andreas Blank sagt über das Verhältnis zweier Lexien mit verschiedenen diasystematischen Markierungen: „Der Unterschied liegt [. ..] im Bereich unseres lexikalischen Wissens um das sprachliche Zeichen als Ganzes." (Blank 2001a, 29) Eben dieses „lexikalische Wissen um das Zeichen als Ganzes" nennen wir hier Konnotation.5 In Abweichung von Wunderli und Braselmann sollen hier jedoch auch diejenigen wertenden Nuancen, die ein ganzes Zeichen im Unterschied zu einem anderen Zeichen mit gleichem denotativen Inhalt mit sich führt, zu den Konnotationen gerechnet werden. So hat das denotative sprachliche Zeichen baldracca ,donna che fa commercio del proprio corpo' im Unterschied zu prostituta (mit derselben denotativen Bedeutung) den konnotativen In4

5

Vgl. Braselmann 1981,112-116. Es geht hier um die unterschiedlichen Sprachvarietäten, die sich in den Lexien ausdrücken können, wie etwa die Zugehörigkeit zu diatopischen (d.h. räumlichgeographisch bestimmten) Varietäten wie etwa: neapolitanisch, sizilianisch, römisch etc. oder die Zugehörigkeit zu diastratischen (d.h. sozial-kulturellen, durch eine Gruppen- oder Schichtenzugehörigkeit bestimmten) Varietäten wie etwa Jugendsprache, Gaunersprache, italiano popolare etc. oder die Zugehörigkeit zu diaphasischen (stilabhängigen, von der Ausdrucksabsicht bestimmten) Varietäten wie etwa poetische Sprache oder familiäre Umgangssprache (Diese Einteilung erfolgt im Wesentlichen nach Coseriu 1969, 149, der sie wiederum zum Teil in Anlehnung an Flydal 1952, 248 entwickelt hat; vgl. auch oben, Kap.2.2., Anm. 17-18.) Allerdings sieht Blank eben - wie aus oben zitierter Definition klar wird - die diasystematischen Markierungen gerade nicht als Konnotationen, sondern er nennt sie „externe Wortvorstellungen".

32

halt spregiativo (abwertend)'. Weitere Beispiele sind etwa auch die durch Suffigierung entstandenen Koseformen (linguistisch auch Hypokoristika genannt), mit denen gerade das Italienische so reich ausgestattet ist, wie etwa zietta und ziuccia im Unterschied zu zia ,'Tante', nasino im Unterschied zu naso ,Nase', etc., mit dem Konnotat,liebevoll'. Diese affektiven Bedeutungselemente haben keinen Referenzbezug, sondern drücken die emotionale Anteilnahme des Sprechers aus.6. Im Unterschied zu den oben genannten Lexien vigliacco ,feige, gemein' oder stupendo ,wundervoll, fabelhaft' liegt hier eine über die Denotation hinausgehende Wertung vor, da nichts über die außersprachliche Realität ausgesagt wird, sondern lediglich etwas über das Verhältnis des Sprechers zum Bezeichneten. Oft gehen jedoch der affektive und der diasystematische Konnotationsbereich ineinander über, denn Lexien wie ital. baldracca (s.o.) oder dtsch. Köter haben nicht nur abwertenden Charakter, sondern sind auch einem substandardsprachlichen Register zuzuordnen.7

3.1.2. Bedeutungsbeschreibung in der strukturellen Semantik 3 .1.2.1. Methode In Kapitel 1.2. wurde bereits erläutert, dass die Idee der valeur bei Saussure - d.h. der Gedanke, dass jedes Zeichen in einem Sprachsystem seinen Wert dadurch erhält, dass seine Bedeutung von der eines anderen Zeichens begrenzt wird - im europäischen Strukturalismus zu der Überzeugung führte, dass der Wortschatz einer Sprache in ähnlicher Weise beschrieben werden kann wie das Phoneminventar. Die strukturelle Semantik, wie sie in Europa in den sechziger Jahren gleichzeitig von B. Pottier, A.J. Greimas und E. Coseriu entwickelt wurde, versucht daher, sowohl die Bedeutung einzelner Lexien durch ihre Zerlegung in semantische Merkmale, d.h. in Teilkomponenten der Bedeutung, zu erfassen als auch ihre Vernetzung mit anderen Lexien zu analysieren. Wie in Kapitel 1.2. bereits erwähnt, handelt es sich dabei um eine Übertragung der Methoden der Phonologie auf die Bedeutungsanalyse. Bei der phonologischen Analyse werden zunächst Minimalpaare, d.h. Wörter, die sich nur in einem Laut unterscheiden, wie etwa basta /basta/ und pasta /pasta/ einander gegenüber gestellt. Stellt man aufgrund der Unterschiedlichkeit des Lautes einen Bedeutungsunterschied fest, handelt es sich bei den entsprechenden Lauten um Phoneme, d.h. um kleinste bedeutungsunterscheidende Einheiten. In einem zweiten Schritt versucht 6

7

Sie gehören auch bei Stati 1978, 115 und ebenso bei Dardano 21996 zu den positiv konnotierten Lexien: „La parola casetta significa, sul piano denotativo, .piccola casa'; sul piano connotativo può significare ,la mia casa', ,casa graziosa (e non necessariamente piccola', ,la casa cui sono affezionato' e simili." (Dardano 2 1996,299) Unter Register versteht man einen Typus sprachlicher Varietät, der durch den Kommunikationsbereich bestimmt wird, in dem er verwendet wird. Der Terminus stammt von M.A.K. Halliday und ist im Gefuge der diasystematischen Varietäten wohl am ehesten mit der diaphasischen Varietät zu vergleichen. Zur Verbindung von Abwertung und substandardsprachlichem Register vgl. auch A. Cruse (2002,491 ): , / i difference purely in expressive meaning between lexical items is probably rare; most expressive differences also imply a difference of default register."

33 man, die distinktiven Merkmale, welche die einzelnen Phoneme voneinander unterscheiden, herauszufinden, /p/ und Ibi unterscheiden sich z.B. durch das Merkmal [¿stimmhaft]. Die Phoneme Ival und /p/, etwa im Minimalpaar padre und madre, unterscheiden sich dagegen durch das Merkmal [Verschlusslaut] (in Bezug auf /p/) bzw. [Nasal] (in Bezug auf Imi). Grenzt man IM und /p/ voneinander ab, z.B. in torta und porta, so zeigt sich, dass diese Beispiele lediglich unterschiedliche Artikulationsorte aufweisen und sich daher nur durch das Merkmal [dental] bzw. [bilabial] unterscheiden. Die Beschreibung von Ipl setzt sich also aus einem Merkmalbündel [-stimmhaft] [Verschlusslaut] und [bilabial] zusammen. Der letzte Schritt der beschriebenen Analyse wurde auf die Bedeutungsanalyse übertragen, d.h. man versucht, distinktive Merkmale herauszufiltern, welche die einzelnen Mitglieder eines Wortfeldes - also Lexien, die sich in ihrer Bedeutung nahe stehen - voneinander abgrenzen. Das Fernziel der strukturellen Semantik ist die Aufdeckung der Strukturierung des gesamten Wortschatzes einer Sprache, die sich aus den Oppositionen, in denen die Lexien zueinander stehen, ergibt (vgl. oben: Saussures va/ewr-Begriff). Da der Wortschatz einer Sprache aber im Unterschied zum Phomembestand keine klar abgegrenzte Menge, sondern ein offenes Inventar mit einer sich ständig verändernden, unüberschaubaren Anzahl von lexikalischen Einheiten darstellt, ist es nötig, den Wortschatz in kleinere, in sich strukturierte Felder einzuteilen Diese kleineren Wortschatzausschnitte decken jeweils einen bestimmten Bedeutungsbereich des Gesamtwortschatzes ab, wie z.B. die Verwandtschaftbezeichnungen, die Farbbezeichnungen, die Bezeichnungen für Sitzmöbel etc. Das Wortfeld, im Italienischen campo semantico8 oder campo lessicale genannt, basiert auf „associazioni di significato, riunendo termini che appartengono alla stessa sfera semantica ed hanno parte di significato in comune" (Berruto 21976b, 80). Die zu einem bestimmten Wortfeld gehörenden lexikalischen Einheiten werden durch ein paradigmatisches Kriterium eruiert: „[...] si dicono associati semanticamente tutti i lessemi che hanno nel discorso una distribuzione molto simile, cioè che compaiono in messaggi analoghi [...]" (Berruto 21976b, 80). E. Coseriu definiert das Wortfeld noch etwas präziser als ein: [...] in struktureller Hinsicht [...] lexikalisches Paradigma, das durch die Aufteilung eines lexikalischen Inhaltskontinuums unter verschiedene in der Sprache als Wörter gegebene Einheiten entsteht, die durch einfache inhaltsunterscheidende Züge in unmittelbarer Opposition zueinander stehen. (Coseriu 1967, 294) Das begriffliche Instrumentarium der Inhaltsanalyse in unterscheidende Züge (in der Semantik auch semantische Merkmale, Komponenten oder Seme genannt), das weiter unten näher vorgestellt werden soll, stammt zum großen Teil von Bernard Pottier, dessen Untersuchung der Bezeichnungen für Sitzgelegenheiten (des Wortfeldes „siège") im Französischen als Beispiel für eine Komponentenanalyse berühmt geworden ist.9 Diese Analyse der

8

9

Berruto nennt das campo semantico auch: „settore concettuale organizzato in un sistema lessematico" (Berruto 21976, 80). Pottier 1963, 11-19; Pottier 1964, 122; Pottier 1965, 33-39.

34 französischen Bezeichnungen für Sitzgelegenheiten erfolgt bei Pottier mit Hilfe folgender Seme: Si= ,avec dossier' (mit Rückenlehne), s2= ,sur pied' (mit Beinen), s3= ,pour une personne' (für eine Person), s4= ,pour s'asseoir' (zum Sitzen); s5= ,avec bras' (mit Armlehnen); s6= ,avec matériau rigide' (aus festem Material). chaise (,Stuhl') fauteuil (,Sessel') tabouret (,Hocker' ) canapé (.Kanapee') pouf(, Sitzkissen')

Sl

s2

S3

S4

S5

+ +

+

+

+

-

+

+

+

+ +

+

+ +

+ +

-

Η-

+ +

+

Π-

-

+ -

-

-

+

S6

ΙΟ -

Die Bedeutung von canapé setzt sich hier also aus den Semen: ,avec dossier (mit Rückenlehne)', ,sur pied (mit Beinen)' ,pour s'asseoir (zum Sitzen)', ,avec bras (mit Armlehnen)', ,avec matériau rigide (aus festem Material)' zusammen und unterscheidet sich etwa von fauteuil (Sessel) nur durch das Nichtvorhandensein des Sems: ,pour une personne' (für eine Person). Sorin Stati hat Pottiers Analyse der Sitzgelegenheiten mit einigen Änderungen auf das Italienische übertragen. Die entsprechenden Seme sind bei ihm: s,: schienale' (mit Rückenlehne); s2: ,gambe' (mit Beinen); s3: .braccioli' (mit Armlehnen); s4: ,per una persona soltanto' (für eine Person); s5: ,sul quale ci si siede' (zum Sitzen). Semi

Si

s

2

S3

S4

S5

Parole sedia (.Stuhl') poltrona (.Sessel')

+ +

+ +

+ +

+

+ +

canapè (.Kanapee')

+

+

+

sgabello (.Hocker')

-

+

-

+

+ + + (nach Stati 1975, 54 -55) -

Da ein wichtiges Charakteristikum des Sems die Ungebundenheit an eine bestimmte Ausdrucksform ist (vgl. Körner 1977, 73-74) - denn es handelt sich ja nicht um ein zweiseitiges sprachliches Zeichen - werden wir im folgenden die Seme ausschließlich in deutscher Sprache charakterisieren, um damit deutlich zu machen, dass es z.B. bei s 2 nicht um das italienische Wort gambe, sondern nur um die Bedeutungskomponente ,mit Beinen' geht. 11

10

11

In der ursprünglichen Version Pottiers ist pouf eines der zu analysierenden Lexeme, das er in einer späteren Version (1978 [1965], 404) weggelassen hat. In der früheren Version wird pouf u.a. durch das Vorhandenseins des Sems s2 „sur pied" charakterisiert, was unrichtig ist, wie u.a. die Definition des Petit Robert von pouf zeigt: „Siège bas, gros coussin capitonné, généralement cylindrique, posé à même le sol." Bei Christoph Schwarze (2001, 27) finden wir diesen Irrtum in seiner Darstellung der Pottierschen Analyse des siège-Wortfeldes korrigiert; wir übernehmen daher die bei Schwarze zu findende Form. Aus demselben Grund ist es auch üblich, das Lateinische als Metasprache für die Bezeichnung der semantischen Komponenten zu benutzen (z.B. Hilty 1978 und 1982, Berruto 1987a). So kann

35

Wie oben sichtbar wird, kommt bei Stati hinsichtlich der Seme noch ein weiterer Bewertungstyp hinzu: Mit + werden solche Seme gekennzeichnet, die sowohl den Wert + als auch den Wert - annehmen können. So führt Stati z.B. das Sem s 2 ,mit Beinen' für die Charakterisierung des Inhalts von poltrona als indifferent an, da das Merkmal ,mit Beinen' bei einem Sessel (poltrona) sowohl vorhanden sein kann wie auch nicht; es grenzt also nicht eindeutig z.B. poltrona und sedia (,Stuhl') voneinander ab. Desgleichen verfahrt er mit s 3 ,mit Armlehnen', das er in Bezug auf die Abgrenzung von sedia, poltrona und canapé für indifferent hält, da alle drei Sitzmöbel mit oder ohne Armlehnen existieren können. Pottier kam für das Französische zu einem anderen Ergebnis: Sein Sem s5 ,mit Armlehnen' traf in seiner Analyse nur für fauteuil (+) und canapé (+) zu, so dass chaise und fauteuil gerade durch Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein dieses Merkmals s5 ,mit Armlehnen' zueinander in Opposition stehen. Ob es sich bei den Differenzen zwischen Pottiers und Statis Analyse tatsächlich um zwischen dem Französischen und Italienischen bestehende einzelsprachliche Unterschiede handelt (mit anderen Worten: Unterscheiden sich frz. fauteuil und ital. poltrona wirklich auf die durch die Unterschiedlichkeit der Bedeutungsanalysen suggerierte Weise?) oder ob es sich nicht einfach um eine unterschiedliche Einschätzung der außersprachlichen Realität handelt, soll hier nicht entschieden werden.12 Die Analyse dieses Feldes der italienischen Bezeichnungen für Sitzmöbel soll uns dazu dienen, die wichtigsten Elemente des Begriffsinstrumentariums der strukturellen Semantik zu erläutern: Sem (ital. sema) = die kleinste distinktive Bedeutungskomponente (unterhalb der Zeichenschwelle), z.B.,für eine Person'. Semem (ital. semema) = die Summe der Seme einer Bedeutung, die den semantischen Gehalt einer Lexie bildet; das Semem von ital. canapè setzt sich also zusammen aus: Si ,mit Rückenlehne', s2 ,mit Beinen', s3 ,mit Armlehnen', s5 ,zum Sitzen'. Archisemem (ital. arcisemema) = die Summe aller Seme, die mehreren Sememen gemeinsam sind und die den semantischen Gehalt des gesamten Wortfeldes ausmachen; in den oben dargestellten Analysen von Stati und Pottier betrifft das nur das Sem ,zum Sitzen' (s5bei Stati, s 4 bei Pottier).13 Das Archisemem ist hier also ein ,Ding zum Sitzen'. Archilexem (ital. arci lessema) = die lexikalische Realisierung eines Archisemems, also ein sprachliches Zeichen, welches das Archisemem repräsentiert, hier: sedile-, im Französischen: siège. Es ist durchaus möglich, dass es in einer Sprache gar nicht existiert, sondern paraphrasiert werden muss. Für das Archilexem des von H. Geckeier für das Französische

12

13

die Überlappung zwischen „[...] Objektsprache und metasprachlichen Einheiten" (Berruto 1987a, 392, Anm. 5) vermieden werden. Ein bekannter Kritikpunkt in Bezug auf die Sitzgelegenheiten-Analyse besteht darin, dass es dabei eigentlich nicht um die Untersuchung von einzelsprachlichen Bedeutungen, sondern um eine „Beschreibung einer Reihe von zweckverwandten Gegenständen [...] also letztlich um außersprachliche Realität" gehe (Geckeier 1973, 32). Siehe auch unten, Kap. 3.1.2.3. In der ursprünglichen Fassung von Pottier (d.h. in der nicht durch Schwarze korrigierten Version; vgl. oben, Anm. 10) setzt sich das Archisemem aus ,mit Beinen' und ,zum Sitzen' zusammen.

36 ausfuhrlich und fur das Italienische skizzenhaft untersuchte Feld der Altersadjektive gibt es z.B. keine entsprechende lexikalische Einheit. 14 Dimension (ital. dimensione) = von Geckeier (1973, 24) eingeführter „Gliederungsgesichtspunkt, der in einem Wortfeld funktioniert und der sozusagen die Skala fur die Oppositionen zwischen bestimmten Lexemen des betreffenden Wortfeldes bildet" Klassem (ital. classema) = sehr allgemeines Sem, das in mehreren Wortfeldern funktioniert, wie etwa: [unbelebt] [belebt].

3.1.2.2. Einzeluntersuchungen Archilexe-

Dimensionen

matischer

Generation

Geschlecht

Lateralität

Inhalt .(blutsver-



G+2 G+i

Go

G.,

G-2

G-3

?

S

Lo

L,

U

u

wandt'

bisnonna

+

+

+

bisnonno

+

+

nonna

+

+

nonno

+

+

+ +

madre

+

+

+

+

figlia

+

+

figlio

+

+

sorella

+

+

fratello

+

zia

+

+

+ +

+

+

+

+

+ +

+

+

+

+

zio

+

prozia

+

+

prozio

+

+

nipote (1)

+

nipote (2)

+

+

pronipote(l)

+

+

pronipote(2)

+

+

+ +

bisnipote

(1)

+

+

bisnipote

(2)

+

+ +

+

+

+ +

± ±

+

+

cugina

+

+

cugino

+

+

Vgl. Geckeier 1971 a und 1971 b.

+ +

+

+

+ +

+

padre

14

+

+

+

+

± ±

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+

+ +

+

+

37 Dieses Wortfeld der Verwandtschaftsbezeichnungen ist als Untersuchungsgegenstand sehr beliebt - u.a. deshalb, weil es sich für die Betrachtung der unterschiedlichen einzelsprachlichen Gestaltung der außersprachlichen Realität besonders gut anbietet - und wird von Geckeier, der es für das Französische untersucht, als „ein Paradebeispiel für die Komponentenanalyse" (1973, 43) bezeichnet. Für das Italienische gibt es mehrere kleine Untersuchungen des „campo di parentela" (Berruto 1976a, 80ff.; Berretta 1977, 337-339; Tekavòic 1980, 191). Die obenstehende, ebenfalls unvollständige Darstellung ist eine Anlehnung an Berretta (1977, 337-339) und Geckeier (1973, 51): G+3, G+2, G+1, G0, G.,, G.2, G.3 bezeichnen die Generationenabfolge, L0 die Linie, die direkt über das EGO geht, L M die Seitenlinien, wobei Li von den Geschwistern ausgeht, L2 von Onkel und Tante, L3 von Großonkel und Großtante. So unterscheiden sich nipote (1) ,Neffe/Nichte' und nipote (2) ,Enkel/-in' sowohl durch die Zugehörigkeit zu einer anderen Generation als auch zu einer anderen Linie: nipote (1): +G.i, +Li; nipote (2): +G.2, +L0. Ebenso pronipote (1) (Synonym: bisnipote (2)) ,Großneffe/-nichte' : +G.2, +L3 und bisnipote (1) und (Synonym: pronipote (2)) ,Urenkel/-enkelin' : +G.3, +L0 Bei beiden Abgrenzungen ist das Geschlecht im Italienischen ein irrelevanter Zug, das aber in den Fällen von bisnonno und bisnonna (+$) oder von cugino (+(5) und cugina (+$) das einzige distinktive Sem darstellt. Die Sememe von zio und fratello zeichnen sich dagegen durch dasselbe Geschlecht aus, unterscheiden sich aber durch unterschiedliche Generation und unterschiedliche Lateralität: zio: +G+i, +L2 fratello: +L]_ +G0, + frz. mûr /myR/ .reif), sondern einfach durch das Aufeinandertreffen von Entlehnungen aus unterschiedlichen Sprachen und Erbwörtern entstanden sind (Widlak 1976). Das zweite Kriterium ist das der semantischen Nähe bzw. Distanz, d.h.: Wenn sich die verschiedenen Lesarten einer Lexie inhaltlich in irgendeiner Weise berühren, spricht man von Polysemie, ist dies nicht der Fall, von Homonymie. Es handelt sich dabei - im Gegensatz zum gerade beschriebenen, auf der Etymologie der Wörter beruhenden und daher diachronischen Ansatz - um ein synchronisches Kriterium. Ausschlaggebend ist hier also, ob die verschiedenen Bedeutungen irgendeine Gemeinsamkeit, eine semantische Ähnlichkeit aufweisen. Bei etymologischer Unterschiedlichkeit ist es in den allermeisten Fällen so, dass automatisch auch semantische Distanz gegeben ist, wenn es auch ganz wenige Beispiele von „sekundärer Polysemie" (Blank 2001a, 112) gibt. Leider liegt uns für das Italienische keines vor. Für das Spanische nennt Blank die zufälligerweise durch lautgesetzlichen Wandel zusammengefallenen Lexien sueño .Schlaf (< lat. sömnufm)) und sueño .Traum' (< lat. sömniu(m)), die sekundär in eine metonymische Polysemie uminterpretiert werden, da ,Traum' und ,Schlaf in einem Kontiguitätsverhältnis stehen.7 (Im Italienischen haben sich

7

Zu Kontiguität vgl. die Definition von Blank (2001a, 79): „die zeitliche, räumliche oder anderweitige konzeptuelle Aufeinanderbezogenheit zweier Konzepte in unserem Weltwissen" oder die Erklärung bei Bußmann 3 2002, die darunter diejenige semantische Beziehung versteht, die zwischen Lexien existiert, „die der gleichen semantischen, logischen, kulturellen oder situationellen Sphäre angehören" (Bußmann 3 2002, s.v. Kontiguität).

69 dagegen zwei lautlich verschiedene Formen gebildet: lat. sömnu(m) > ital. sonno .Schlaf ; lat. sömniu(m) > ital. sogno ,Traum'.)8 Bei etymologischer Gleichheit kann es im Verlaufe der Sprachgeschichte jedoch passieren, dass bei zwei Lesarten eines signifiants mit identischem Etymon die ursprünglich einmal vorhanden gewesene semantische Nähe für den Sprecher ohne sprachhistorische Kenntnisse nicht mehr nachvollziehbar ist. Andreas Blank (2001a, 112) spricht hier von „sekundärer Homonymie". Um den Grad der synchron vorhandenen semantischen Nähe bzw. Distanz einzuschätzen, richtet sich der Lexikograph entweder nur nach dem subjektiven Sprachempfinden (vgl. oben GRADIT, XXIV „[...] è parso consigliabile affidarsi al giudizio dei parlanti [...]") - eine Meßmethode, die natürlich immer wieder wegen ihrer Unwissenschaftlichkeit angegriffen wird - oder man versucht (weniger in der Praxis der Lexikographie als in der Theorie der Lexikologie und Semantik), auf dem Wege der Bedeutungsanalyse die Menge der gemeinsamen semantischen Elemente festzustellen. Gerade die Methode der Komponentenanalyse ist hier immer wieder ins Spiel gebracht worden: In una concezione coerente della lessicologia sincronica è lecito adoperare il termine „polisemia" se i vari significati di un vocabolo hanno in commune tratti minimi rilevanti (cf. macchina in genere vs. macchina .automobile' oppure il senso letterale vs. un senso figurato). Se, per contro, la diversità semica è totale - come in pianta, organismo vegetale, e pianta di una città - è il caso di omonimia, e cioè di due lessemi diversi. (Stati 1988, 90b)

Auch Klaus Heger (1969, 177) ist der Meinung, dass Polysemie dann vorliegt, „wenn die Sememe eines Signifikats untereinander mindestens ein gemeinsames Sem aufweisen." Dadurch allerdings, dass es bisher nicht möglich war, den gesamten Wortschatz einer Sprache durch Semanalysen zu erfassen, ist das Kriterium der Semübereinstimmung für den Lexikographen in der Praxis kaum anwendbar, so dass doch meistens nach subjektivem Sprachempfinden entschieden wird: „Richtig ist [...], daß es zur Zeit kein Verfahren gibt, das die geforderte Kontrollierbarkeit bei semantisch motivierter Homonymisierung aufweist" (Zöfgen 1989, 785). Andreas Blank (2001a, 111) sieht dann Homonymie gegeben, wenn die Referentenklassen verschieden sind, im Unterschied zur Polysemie jedoch keinerlei semantische Relation festzustellen ist.9

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Monika Sokol (2001, 152-153) weist für das Französische auf carrière hin, da hier der zweite Teil aus lat. via carriaria (.befahrbare Straße') zu fiz. carrière (.Karriere, Werdegang') wurde und gleichzeitig lautlich mit fiz. carrière .Steinbruch' (< vulg.lat. *quadraria .Ort wo man Steine schneidet' < quadrum .Viereck, Stein') zusammenfiel. Über die Linie .im Steinbruch schuften' .hart arbeiten' - .Karriere machen' könnte man auch hier eine sekundäre Polysemie ansetzen. Blank (200la, 104ff.), der die Polysemie mit Bréal als „Synchronie des Bedeutungswandels" versteht, hat eine Typologie der Polysemie aufgestellt, die das Wesen der verschiedenen synchronischen semantischen Relationen, die zwischen den einzelnen Sememen bestehen, näher beschreibt und auf seiner Kategorisierung des Bedeutungswandels (siehe unten, Kap. 5.) beruht, auf die hier aber nicht näher eingegangen werden kann.

70 Wenn in der italienischen Lexikographie auch das etymologische Kriterium den höchsten Stellenwert hat, so findet sich doch manchmal - wie etwa bei Palazzi/Folena 1992 - eine Bevorzugung des semantischen Kriteriums: I criteri in base ai quali si sono istituiti i lemmi omonimici sono: a) la lontananza dei sensi anche in presenza della stessa origine etimologica [...]; b) la diversa origine etimologica [...] c) l'appartenenza a parti del discorso diverse, quando le due forme abbiano una certa ricchezza e autonomia d'uso, anche in presenza di un nesso semantico e etimologico riconoscibile dal parlante [...] (Palazzi/Folena 1992, 8)

Wir haben zehn solcher Wortpaare, deren beide Glieder jeweils ein identisches signifiant aufweisen, und deren Bedeutungen sich - synchronisch betrachtet - einander nicht sehr nahe stehen, die aber von ein und demselben Etymon abstammen, auf ihre Behandlung in der italienischen Lexikographie hin untersucht und sind bei der Überprüfung von sieben Wörterbüchern (Devoto/Oli 1995, GDLIM, Zingarelli 2003, DISC 2002, GRADIT, GDLI, Palazzi/Folena 1992) zu folgendem Ergebnis gekommen: Bei copia ,Überfluß' und copia ,Kopie' (< lat. cöpia(m) ,Überfluß'), credenza, ,Glaube' und credenza, ,Kredenz (Möbelstück)' (< ital. credere , glauben'), fioretto ,Blümchen (lit.)', .kleines Opfer', und fioretto ,Florett' (Diminutivableitung von ital. fiore), macchia ,Fleck' und macchia .Macchia' (< lat. mäcula(m) ,Fleck'), merlo ,Amsel' und merlo ,Zinne' (< lat. mërulu(m) ,Amsel') und vite ,Weinrebe' und vite ,Schraube' (lat. vite(m) .Weinrebe') besteht offenbar Einigkeit darüber, dass hier auf der synchronischen Ebene jeweils eine sehr große semantische Entfernung zwischen den Sememen vorliegt, denn sie wurden von allen Wörterbüchern als Homonyme eingestuft. Bei astro ,Himmelskörper' und astro ,Aster' (< lat. astrüfm)), cannella ,Röhrchen' und cannella ,Zimt' (Diminutivableitung von ital. canna ,Rohr'), pianta ,Pflanze', pianta ,Fußsohle' und pianta ,Plan' (< lat. planta(m)) und vita .Leben' und vita ,Taille' (< lat. \ïta(m) ,Leben') gehen die Meinungen dagegen auseinander: Für astro ziehen vier Wörterbücher (Devoto/Oli 1995, GDLI, GRADIT, Palazzi/Folena 1992) die homonyme Darstellung vor, Zingarelli 2003, DISC 2002 und GDLIM dagegen entscheiden sich für Polysemie. Bei cannella wählt nur Palazzi/Folena 1992 die Einstufung als Polysemie, alle anderen gehen von Homonymen aus. Auch bei vita entscheiden sich sechs der sieben Wörterbücher für Homonymie; in diesem Fall ist Devoto/Oli 1995 das einzige Wörterbuch mit einer polysemen Darstellung. Bei pianta schließlich vertreten fünf der sieben Wörterbücher für alle drei Bedeutungen die polyseme Struktur; Devoto/Oli 1995 dagegen sieht pianta1 .Pflanze' mit der Etymologie lat. planta .Pflänzchen, Schössling' in einem homonymen Verhältnis zu einem (in sich polysemen) pianta2 mit den beiden Bedeutungen .Fußsohle', und ,Plan' und der Etymologie lat. planta .Fußsohle'. Seine etymologischen Angaben sagen aus, dass hier bereits von einer homonymen Situation im Lateinischen ausgegangen wird. Palazzi/Folena 1992 setzt dagegen drei Homonyme an: pianta1 ,Pflanze' und pianta2 mit der Bedeutung ,Fußsohle' (beide jeweils mit der etymologischen Angabe „lat. planta" ohne nähere Bedeutungsangabe) und schließlich pianta3 mit der Bedeutung ,Plan' als inneritalienische Übertragung aus der Bedeutung ,Pflanze' („pianta1 [dapianta'; a. 1529]").

71 Alle diese Beispiele, aber insbesondere die Handhabung in Bezug auf pianta, das Stati oben ausdrücklich als typischen Fall einer semantischen Homonymie nennt, macht die nicht auszuschaltende Subjektivität in der Klassifikation dieses Homonymentyps deutlich. Das dritte der oben angeführten Kriterien zur Unterscheidung von Polysemie und Homonymie ist ebenfalls synchronischer Natur: Es handelt sich um das morphologisch-grammatische Kriterium, das sich auf die formalen Aspekte der Wortart- und Genusverschiedenheit beschränkt und in den Wörterbüchern meist eine untergeordnete Rolle spielt. L'ultimo criterio è il più debole e l'appartenenza a parti del discorso diverse solitamente non dà origine a un trattamento omonimico, ma a una suddivisione della voce in sezioni distinte da un numero romano in neretto [... ] (Palazzi/Folena 1992, 8)

Bei GRADIT, Zingare Ili 2003 und Devoto/Oli 1995 wird es in den dem eigentlichen Wörterbuch vorangehenden Erläuterungen überhaupt nicht erwähnt. (Bei GDLIM und GDLI finden wir im Vorwort generell keinerlei Angaben zu den Kriterien, die ihrer Klassifikation zugrunde liegen.) Wie eine Stichprobe ergibt, scheint der bloße Aspekt der Genusverschiedenheit in der italienischen Lexikographie für das Ansetzen von Homonymen eher bedeutungslos zu sein: Bei Überprüfung von fine s.m. ,Zweck'; fine s.f. .Schluss, Ende' und fronte s.f. ,Stirn', fronte s.m. .(militärische) Front',,Wetterfront' stellt man in allen Wörterbüchern eine polyseme Darstellung fest. Auch das Verhältnis von finale s.m. .Schlussszene, Finale (in der Musik)' und finale s.f. ,Endsilbe, letzter Buchstabe', ,Finale (im Sport)' erscheint in fast allen Wörterbüchern (Ausnahme: GDLI) als Polysemie. Dagegen sind pianeta s.m.,Planet' und pianeta s.f. ,liturgisches Gewand' überall als Homonyme verbucht, aber dafür ist wohl in erster Linie die große Entfernung zwischen den beiden Bedeutungen verantwortlich. DELI erklärt die ungewöhnliche semantische Entwicklung von .Planet' zu ,Messgewand' als Metapher: „pianeta2 s.f. ,paramento che il sacerdote indossa durante la messa [. . .]' [. . .] prob, metafora da pianeta1 perché poteva girare intorno alla persona." Was hingegen die Wortartverschiedenheit betrifft, so ist die Situation etwas komplizierter: In Bezug auf die Kombination Verb (Infinitiv)/Substantiv verhalten sich die untersuchten Wörterbücher noch alle gleich: Sowohl parere ν. .scheinen', und parere s.m. .Ansicht, Meinung' als auch potere ν. .können' und potere s.m. .Macht' als schließlich auch sapere v. .wissen' und sapere s.m. .das Wissen' erscheinen immer als Homonyme. Die Kombination Partizip Perfekt/Substantiv wird ebenfalls einheitlich als Homonymie dargestellt, so etwa bei fatto p.p. ,gemacht' und fatto s.m. ,Faktum'; riso p.p. .gelacht' und riso s.m. .das Lachen' und auch bei trattato p.p. .behandelt' und trattato s.m. ,Traktat, Abhandlung'. Trattato p.p. ist allerdings nur in Zingarelli 2003, GDLI und GRADIT als eigenes Lemma verzeichnet; bei den anderen vier Wörterbüchern - Devoto/Oli 1995, GDLIM, DISC 2002 und Palazzi/Folena 1992 - fehlt es, vielleicht, weil es sich um ein regelmäßig gebildetes Partizip Perfekt handelt und deshalb keine Notwendigkeit gesehen wird, es neben dem Infinitiv noch einmal gesondert aufzufuhren. In DISC 2002 fehlt darüber hinaus auch ein eige-

72 nes Lemma für riso p.p., während fatto zwar in der homonymen Darstellung erscheint, aber in der Bedeutung ,gemacht' als Adjektiv eingestuft wird. Auch die Kombination Adverb/Substantiv von male aw. ,schlecht' und male s.m. ,das Übel' und bene aw. ,gut' und bene s.m. ,das Gute, das Vermögen' wird fast einheitlich (bei allen untersuchten Wörterbüchern außer bei GDLIM) als Homonymie behandelt. In allen bis hierher genannten Fällen liegt grammatische Verschiedenheit, aber keine größere semantische Distanz vor.10 Bezüglich der Kombination Adjektiv/Substantiv hingegen gewinnt man den Eindruck, dass hier die Frage der semantischen Nähe eine viel größere Rolle spielt: Das Adjektiv fine agg. ,fein' und das Substantiv fine s.m. ,Zweck' (und s.f.,,Schluss, Ende' siehe oben), die zwar beide aus dem lat. fine(m) ,Grenze', ,ZieP, Zweck', ,Schluss' herzuleiten sind, sich aber semantisch recht weit voneinander entfernt haben, werden bei allen Wörterbüchern als Homonyme geführt. Das Adjektiv finale agg. .abschließend', .endgültig' und das Substantiv finale s.m. .Schluss', .Finale (Musikterminus)' (und s.f. .Endspiel', siehe oben), die beide aus dem spätlateinischen Adjektiv finale(m) .endgültig' kommen und sich auch semantisch noch recht nahe stehen, werden nur bei GDLI als Homonyme geführt, alle anderen wählen die polyseme Lösung. Das Adjektiv gentile agg. .freundlich', .liebenswürdig' < lat. gentile(m) ,zu derselben Sippe gehörig' und das Substantiv gentile s.m. .Ungläubiger', ,Heide' < lat. genfíle(m) .Heide' werden von allen, außer vom GDLIM, der sich für Polysemie entscheidet, als Homonyme präsentiert; hier liegt auch schon im Lateinischen eine semantische Homonymie vor. In Bezug auf das Adjektiv largo agg. .weit' und das Substantiv largo s.m. .Weite', .Largo (Musikterminus)', beide aus < lat. largus .reichlich, viel', sind sich wieder alle einig und entscheiden sich für eine polyseme Darstellung. Insgesamt kann man in den lexikographischen Darstellungen eine Tendenz zur Homonymisierung festeilen. Während Messelaar 1985, der die 10. Auflage des Zingarelli 1979 [1971] und Migliorini 21978 untersucht hat, noch zu dem Ergebnis kommt, dass bei identischem Etymon und gleichzeitiger semantischer Nähe grammatische Verschiedenheit allein kein ausreichendes Kriterium ist, um Homonymie anzusetzen, kann das für die neueren Wörterbücher nicht bestätigt werden. Im Fall der Infinitiv/Substantivkombination (parere, potere, sapere) und im Fall der Adverb/Substantivkombination von bene z.B., die in der zehnten und elften Auflage des Zingarelli noch als Polyseme dargestellt sind, ist in der zwölften Auflage des Zingarelli eine Homonymisierung vorgenommen worden. Geht man zeitlich noch weiter zurück, so stellt man fest, dass auch das Kriterium der semantischen Distanz früher wohl einen geringeren Stellenwert hatte: So ergibt etwa eine Stichprobe im Zingarelli 71953, dass dort noch acht von den zehn oben untersuchten semantischen Homonymen (credenza, fioretto, macchia, merlo, vite, cannella, pianta und vita) z.B. als Polyseme verzeichnet sind. Bei astro fehlt die Blumenbedeutung ganz, und copia ,Überfluß' und copia ,Kopie' werden zwar als Homonyme verbucht, gleichzeitig wird aber auch ein eige-

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Messelaar (1985, 151-152) kritisiert eine homonyme Darstellung in diesen Fällen und plädiert aufgrund der engen semantischen Verbindung bei potere ν. und potere s.m. und male avv. und male s.m. für eine polyseme Lösung.

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nes Etymon (COPPIA) fur copia ,Kopie' angenommen, so dass die Einrichtung von zwei Einträgen, wie etwa auch bei lama, ganz folgerichtig dem etymologischen Prinzip folgt.

4.2. Externe semantische Relationen Im 20. Jahrhundert hat John Lyons im Rahmen der strukturellen Semantik das in Sprachphilosophie und Logik altbekannte Thema der Beziehungen, die zwischen den Bedeutungen verschiedener Lexien bestehen können, neu belebt. Im Unterschied zu den in Kapitel 3. besprochenen Ansätzen geht er in seinem strukturalistischen Ansatz statt von Wortfeldern und den damit einhergehenden Inhaltsanalysen in unterscheidende Züge - von sogenannten lexikalischen Systemen {lexical systems) aus, deren semantische Struktur durch sense-relations (im Deutschen: Sinnrelationen, Inhaltsrelationen, semantische Relationen) bestimmt wird: Was wir als Sinn eines lexikalischen Elements bezeichnen, ist die ganze Gruppe von Sinnbeziehungen [...], die das betreffende Element mit anderen Elementen des Wortschatzes eingeht.

(Lyons 81995,438)" Die Bedeutungsbeziehungen, d.h. die Beziehungen zwischen den signifiés der Lexien, sind paradigmatische Beziehungen, sie bestehen also auf der Satzebene nur in absentia12 und charakterisieren sich durch Austauschbarkeit an derselben syntaktischen Position. Betrachten wir etwa folgende Sätze: Ho pietà di un mio parente perché è stato lasciato da sua moglie. Ho compassione di un mio cugino perché è stato lasciato dalla sua donna.

Pietà und compassione weisen einen hohen Grad von inhaltsseitiger Similarität, wenn nicht sogar Identität auf und sind daher der paradigmatischen Relation der Synonymie zuzuord2

nen, die nach Bußmann ( 1990, s.v. Synonymie) als „semantische Relation der Bedeutungsgleichheit (bzw. Bedeutungsähnlichkeit) von zwei oder mehreren sprachlichen Ausdrücken" zu verstehen ist. Ähnliches gilt für moglieldonna\ zumindest in diesem Kontext 11

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In neuerer Zeit unterstreicht Lyons noch einmal ausdrücklich sein Selbstverständnis als Strukturellst: „The term sense relation is not, however, a traditional term and its use (by those who do use it) reflects a decidedly untraditional approach to lexical semantics: a structuralist, more specifically a post-Saussurean, approach. This is based on the view that the sense of a lexeme is the product of, and indeed can be identified with, the sense relations that hold between it and other lexemes in the vocabulary of the language." (Lyons 2002,466) Auch hier identifizieren wir also eindeutig den Einfluss des Saussureschen va/eur-Gedankens. Im Unterschied zu den syntagmatischen Beziehungen, die auf der Satzebene in praesentia bestehen. Oder mit anderen Worten: Während im folgenden Beispiel zwischen moglie und donna eine paradigmatische Beziehung besteht, liegt zwischen sua und moglie eine syntagmatische, auf Kombinierbarkeit beruhende Beziehung vor. Vgl. Saussure 21967, 148, der anstelle von paradigmatischen von assoziativen Beziehungen spricht.

74 wenn wir voraussetzen, dass derselbe Mensch über denselben Sachverhalt spricht - haben beide die aktualisierte Bedeutung .Ehefrau'. 13 Die anderen Bedeutungen von donna (.weiblicher Mensch'; .Herrin'; .Haushaltsangestellte' etc.) existieren jedoch im Rahmen des Bedeutungsumfangs von moglie nicht. Cugino steht dagegen zu parente in einem Verhältnis der Unterordnung (Hyponymie); d.h. im vorliegenden Fall wird ein Oberbegriff durch einen Unterbegriff ersetzt, aber die Referenz - der Bezug auf den konkreten Menschen in der außersprachlichen Realität - wäre in diesem Fall identisch. Auch Meronyme (Teil-Ganzes-Beziehungen), wie macchina und motore in den Sätzen: Devo andare alla piccola autoriparazione all 'angolo. Ho fatto riparare la macchina. Devo andare alla grande autoriparazione in città. Ho fatto riparare il motore.

und Antonyme (Gegensatzrelationen), wie hier grande und piccola, stehen an derselben Stelle im Satz und gehören somit ebenfalls zu den paradigmatischen Sinnrelationen.

4.2.1. Synonymie 4.2.1.1. Geistesgeschichtliche Einordnung Schlägt man die Definition von sinonimo im Zingarelli 2003 nach, so findet man folgende Bedeutungserklärung: „(ling.) Vocabolo che ha lo stesso significato fondamentale di un altro ma forma fonetica diversa." Es wird deutlich, dass diese Erklärung in Analogie zu den in Kap. 4.1 besprochenen, ebenfalls paradigmatischen, aber ausdrucksseitig bestimmten Ambiguitätsrelationen formuliert ist, die sich dadurch definieren, dass zwei Lexien zwar unterschiedliche Bedeutung, aber eine identische phonetische Form haben. In dieser allgemeinsprachlich konzipierten Bedeutungserklärung,14 die im Zingarelli allerdings als zur sprachwissenschaftlichen Terminologie gehörig markiert wird (ling.), erkennt man die vereinfachte Darstellung („lo stesso significato fondamentale") einer nach linguistischer Auffassung weitaus komplexeren Situation. Es wird hier natürlich - notwendigerweise aufgrund der durch die Textgattung „Wörterbuch" vorgegebenen Platzknappheit - das Kriterium der Bedeutungsidentität nicht problematisiert, und es wird auch nicht zwischen verschiedenen Typen von Synonymie unterschieden. Andererseits wird aber hier

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Abgesehen von den übrigen Bedeutungen von donna (und der damit im Verhältnis zu moglie anderen polysemen Struktur) hat die hier relevante, lexikalisierte Einzelbedeutung für sich genommen eine größere Extension als .Ehefrau' es handelt sich nicht ausschließlich um die Ehefrau, sondern um die Beziehungspartnerin im allgemeinen; im Zingarelli 2003 wird diese Bedeutung auch mit „5 (spec, preceduto dall'agg. poss.) Sposa, moglie, donna amata" erklärt. Es kann, muss sich daher aber nicht auf die Ehefrau beziehen. „Ehefrau" wäre dann gegebenenfalls eine spezielle kontextgebundene, aktualisierte Bedeutung. Wie H.-M. Gauger (1973, 1) bemerkt, gehört das Wort Synonym im Deutschen zur allgemeinen Bildungssprache und ist daher nicht nur dem Experten zugänglich. Entsprechendes gilt für das Italienische.

75 nicht einfach nur von gleicher Bedeutung gesprochen, sondern der Verfasser dieser Definition nimmt die vage Einschränkung „fondamentale" vor. Dies entspricht einer allgemein akzeptierten Grundhaltung. Nach genauerer Reflexion kommt man offenbar immer irgendwann zu dem Ergebnis, dass es in einer historisch gewachsenen Sprache eigentlich keine absolute Bedeutungsgleichheit gibt, da sich die Sprache, die normalerweise nach dem Ökonomieprinzip funktioniert und ihr kommunikatives Ziel mit möglichst einfachen Mitteln zu erreichen versucht, einen solchen „Überfluss" gar nicht leisten kann. Es gibt strenggenommen nur einen einzigen stichhaltigen Grund, warum es mehrere Bezeichnungen mit derselben Bedeutung geben sollte, und das ist ein ästhetisch motivierter: das Bestreben, Möglichkeiten zur stilistischen Variation zu schaffen. Das Phänomen der Synonymie ist bereits seit der Antike durch die Disziplinen der Logik und Stilistik bekannt: So finden wir einerseits schon sehr früh Texte, die das Bemühen dokumentieren, Bedeutungsnuancen zwischen Wörtern mit scheinbar identischen Bedeutungen herauszuarbeiten; der Akzent liegt hier also darauf, gerade die Unterschiede zwischen diesen auf den ersten Blick bedeutungsgleichen Wörtern festzustellen. Auf diese Weise hat geistesgeschichtlich die Auseinandersetzung mit den Synonymen angefangen. Der Vorsokratiker Demokrit ist der erste Denker der griechischen Antike, der den Sachverhalt der verschiedenen Benennungen für ein und dasselbe Ding erwähnt; allerdings bezeichnet er ihn noch nicht als συνώνυμος.15 Auch bei Piaton, im Dialog Protagoras, findet sich die Bezeichnung συνώνυμος zwar noch nicht, es wird jedoch mehrfach das Bestreben thematisiert, bedeutungsähnliche Wörter deutlich voneinander zu unterscheiden: Eben dieses also setze mir doch genauer auseinander, ob die Tugend eins zwar ist, doch aber Teile von ihr sind die Gerechtigkeit und die Besonnenheit und die Frömmigkeit, oder ob alles, was ich jetzt genannt habe, nur verschiedene Namen sind für eine und dieselbe Sache. (Piaton, Protagoras, 329c f.)

Bei Aristoteteles schließlich taucht συνώνυμος vereinzelt schon in der heute aktuellen Bedeutung „ein mit einem anderen bedeutungsgleiches Wort" auf (Rhet. III, 2, 1404 b 37 ff., 1405 a 1; zitiert in Ritter 1998).16 Seit dem Ausgang des Mittelalters sind die verschiedenen Entlehnungsformen von συνώνυμος die übliche Bezeichnung für den uns hier interessierenden Sachverhalt in den modernen Sprachen (vgl. Ritter, 10, 1998, 803). Andererseits wurde schon in der Antike bei Quintilian, insbesondere aber im Rahmen des humanistischen Bildungsideals in der Renaissance, von einem Gelehrten erwartet, dass er über einen großen Wort- und Ausdrucksvorrat (lat. copia) verfügte und damit gleichzeitig zur variatio fähig war. Grundlegend war hier das Werk von Erasmus von Rotterdam, De duplici copia sermonis rerum et verborum (1512), das „zum erfolgreichsten Schulbuch"

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Vgl. Ritter, 10, 1998, 802. Eine geläufige Bezeichnung filr den heute mit Synonym bezeichneten Sachverhalt war verwirrenderweise lange Zeit der Terminus ομώνυμος (homonymes). (Vgl. ebd.) Überwiegend ist das Wort bei Aristoteles jedoch noch in der Bedeutung „kohyponym" belegt. Unter Kohyponymie versteht man die Beziehung, die zwischen mehreren, zu einem gemeinsamen Oberbegriff gehörenden UnterbegrifTen besteht, also etwa die Relation zwischen tulipano, rosa und giglio, denn alle drei sind Unterbegriffe (Hyponyme) zu fiore. (Vgl. unten, Kap. 4.2.3.)

76 (vgl. Bierbach 1997, 209) und zum Vorbild für viele weitere Synonymensammlungen wurde.'7 Wichtig ist jedoch, sich vor Augen zu halten, dass es in diesen Synonymenlisten nicht „um die Auflistung paradigmatisch verknüpfter Lexikoneinheiten", also nicht um die Analyse der Wortschatzstrukturen im strukturalistischen Sinne, ging (Bierbach 1997, 222), sondern um die Schulung der Ausdrucksfähigkeit, zunächst im Lateinischen. Schon Erasmus schränkt aber auch ein, „dass es kaum völlig bedeutungsgleiche Wörter gebe [...]" (Bierbach 1997, 212). Einen besonders wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Umgangs mit Synonymen stellt das vom Purismus und von der Pflege des bon usage, des richtigen Sprachgebrauchs, geprägte 17. Jahrhundert in Frankreich dar, in dem sich berühmte Sprachkritiker der Zeit, wie u.a. François Malherbe und Claude Favre de Vaugelas, ausführlich mit der Synonymendifferenzierung, d.h. mit der Herausarbeitung feiner semantischer Unterschiede zwischen scheinbar bedeutungsgleichen Wörtern beschäftigten, um die französische Sprache von der lexikalischen Überfrachtung des 16. Jahrhunderts, in dem man mit großem Engagement um die Bereicherung des französischen Wortschatzes bemüht gewesen war, zu befreien. Aus dieser sprachlichen Auseinandersetzung der französischen Puristen ist im folgenden Jahrhundert schließlich eine eigene Textgattung hervorgegangen: die distinktive Synonymik. Der erste Vertreter und Wegbereiter dieser Gattung war Gabriel Girard mit seinem Werk La justesse de la langue françoise, ou les différentes significations des mots qui passent pour synonymes (Paris 1718). Das Anliegen Girards war die „systematische Durchdringung des gesamten Wortschatzes der französischen Sprache im Blick auf die in ihm angelegten synonymischen Differenzen" (Gauger 1973, 7). Girard spricht von einer idée principale, die den Synonymen gemeinsam ist und den idées accessoires, die die Synonyme unterscheiden (Gauger 1973, 20). 1829 erfolgte eine Übersetzung ins Italienische (J.-H. Carl Albrecht, I sinonimi francesi dall'abate Girard et dal Sgr Beauzée, tradotti. Paris 1829), die offenbar großen Einfluß auf Niccolò Tommaseo, den Verfasser des ersten italienischen Synonymenwörterbuchs (1830) hatte (vgl. Hausmann 1990a, 1068 u. 1071). Zuvor hatte sich zum Ende des 18. Jahrhunderts hin auch bereits der liberale italienische Sprachtheoretiker Melchiore Cesarotti zur Synonymie geäußert: „I sinonimi sono assai minori di numero di quel che si pensi [...] Il conoscerne le differenze è spesso opera di molta finezza e sagacità." (Cesarotti, zitiert in Stati 1978, 85)

4.2.1.2. Linguistische Synonymenmodelle Das Interesse für die Synonymie auf sprachwissenschaftlicher Ebene in moderner Zeit zeigt sich in erster Linie in dem Versuch, den Aspekt der Bedeutungsgleichheit genauer zu erfassen. Das herausragende Kriterium, das in allen Ansätzen aufzutauchen scheint, ist dasjenige

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Bierbach nennt für das Italienische etwa Giovanni Mannello, La prima e la seconda parte della copia delle parole, Venedig 1562, in dessen erstem Teil ebenfalls zu einer Stichwortliste Synonymenangaben gemacht werden (Bierbach 1997, 17).

77 der Austauschbarkeit, das wir sogar in der Bedeutungserklärung von sinonimia im Zingarelli 2003 finden: „(ling.) Condizione di intercambiabilità di parole in ogni contesto dato, senza sostanziali variazioni di significato [...]". Stati formuliert diese in der Linguistik sehr übliche Synonymiekonzeption in ganz ähnlicher Weise: „Due parole si definiscono sinonime se sono intercambiabili in tutti i contesti senza alterarne il significato." (Stati 1978, 83) Er selber räumt allerdings einige Zeilen später ein: „[...] sono stati sempre i linguisti a negare recisamente l'attuazione della sinonimia così definita. In realtà, essi dicono, la perfetta sostituibilità in tutti i contesti non si ha che teoricamente." (Stati 1978, 83) Auch Berruto steht dem Kriterium der Austauschbarkeit skeptisch gegenüber: La ,prova' per stabilire che due parole χ ey sono sinonimi sta nell'intercambiabilità nello stesso contesto: c'è sinonimia se sostituendo χ ay (o viceversa) in lino stesso contesto, lasciando immutato il resto del contesto, il significato del contesto non muta. [...] In realtà, la vera identità di significato fra due o più parole diverse è piuttosto difficile da stabilire (quand'anche esistesse): in altre parole, la perfetta sostituibilità nello stesso contesto non si ha che teoricamente. Quindi, la sinonimia in senso stretto non esiste, dato che c'è sempre, o almeno è da presumere che ci sia sempre, qualche valore stilistico, emotivo, sociale, ecc., a differenziare, sia pure assai leggermente, parole dal significato apparentemente uguale. Si userà perciò il termine sinonimia per intendere .sinonimia in senso largo', applicabile a due o più parole che abbiano buona parte del significato uguale [...] (Berruto 1976a, 61)

So richtet sich das Bemühen der Linguisten vor allem auf den Versuch, die verschiedenen Erscheinungsformen der sinonimia in senso largo' - man könnte auch sagen: der Beziehung zwischen zwei oder mehreren Lexien mit großer Bedeutungsähnlichkeit („parole che abbiano buona parte del significato uguale", s.o.: Berruto 1976a, 61) - zu typisieren. Bei Stephen Ullmann (vgl. 1967, 102) etwa wird unterschieden zwischen 1. r e i n e n S y n o n y m e n , die in Denotation und Konnotation (Ullmann spricht von: „Mitteilungs- und Gefühlswert") identisch sind und daher gegeneinander ausgetauscht werden können, 2. P s e u d o s y n o n y m e n (oder auch: H o m o i o n y m e n ) , die Ullmann wiederum in zwei Typen unterscheidet: a) Zum einen „in solche, die in e i n i g e n K o n t e x t e n kongruent und gegeneinander austauschbar sind, in anderen dagegen nicht: [...] ,help' - ,aid' - .assistance'/,Hilfe' - .Beistand' - ,Unterstützung'" (Ullmann 1967, 102). Es handelt sich hier um die Bedeutungsgleichheit von einzelnen Sememen polysemer Lexien oder von Kontextvarianten. b) Und zum anderen „in solche, die dem Begriff, n i c h t a b e r d e m G e f ü h l s w e r t u n d d e m E v o k a t i o n s v e r m ö g e n n a c h kongruent und gegeneinander austauschbar sind: ,liberty -,freedom'/(äußere, innere) Freiheit [...]" (Ullmann 1967, 102). Nach der hier in diesem Buch in Kapitel 3.3. vertretenen Auffassung geht es bei Ullmanns Typ b des Pseudosynonyms wohl um leichte Abweichungen auf der denotativen Ebene. Vertritt man eine andere Auffassung des Begriffs der Konnotation (vgl. Kap. 3.3.) könnte man hier aber auch von denotativer Übereinstimmung bei abweichender Konnotation sprechen. Aber auch Ullmann war sich schon der Tatsache bewusst, dass,reine' Synonymie nur in technischer Sprache vorkommt, und nennt als Beispiele die phonetischen Termini spirante und fricativa (Ullmann 3 1970, 226).

78 John Lyons (81995, 457-458) kritisiert an Ulimanns Ansatz die Verknüpfung zweier seiner Ansicht nach gänzlich verschiedener Kriterien und die Annahme ihrer Interdipendenz. Er selber trennt die Kriterien a) der Austauschbarkeit und b) der Identität in Denotation und Konnotation (Lyons: „kognitiver und emotiver Bedeutung") und kommt auf diese Weise er zu einer anderen Typologie. Er unterscheidet einerseits zwischen totaler und nicht-totaler Synonymie und andererseits zwischen reiner und nicht-reiner Synonymie. Totale Synonymie ist in seiner Terminologie dann gegeben, wenn zwei Synonyme in allen Kontexten austauschbar sind, ohne dass sich der Wahrheitswert verändert und unabhängig davon, ob reine Synonymie vorliegt; reine Synonymie dagegen setzt die Äquivalenz von kognitivem und emotivem Sinn voraus, ebenfalls unabhängig davon, ob totale Synonymie gegeben ist (d.h. davon, ob die Identität sowohl von Denotation wie auch von Konnotation zweier Lexien für alle Kontexte gilt). Galassi wendet das Schema von Lyons auf ein italienisches Beispiel an, wobei er im Italienischen die Termini sinonimia completa (reine Synonymie) und sinonimia totale (totale Synonymie) benutzt: Per fare un esempio, se consideriamo termini come „cavallo" e „destriero" ci accorgiamo che possono scambiarsi in ogni contesto (e allora si ha sinonimia totale); tuttavia, i due termini hanno differenti significati connotativi (e allora si ha sinonimia non completa) [...]

(Gal assi 1988, 182) Cavallo und destriero sind nur hinsichtlich des Wahrheitswertes des Satzes insofern in allen Kontexten austauschbar, als es immer um ein Pferd geht (daher totale Synonymie); d.h. nur die Übereinstimmung des kleinsten gemeinsamen semantischen Nenners der beiden Bedeutungen spielt hier eine Rolle. Bei Lyons ist also der Aspekt der Austauschbarkeit in verschiedenen Kontexten und damit die Einstufung als totale Synonymie nicht von der Übereinstimmung auf denotativer und/oder konnotativer Ebene abhängig, sondern es geht ausschließlich um den sogenannten propositionalen Aspekt (Pferd: ja oder nein?) und in keinster Weise um die jeweils spezifische lexikalische Füllung. Destriero (eher: ,Schlachtross') hat aber im Unterschied zu cavallo eine literarische Konnotation; daher handelt es sich nach Lyons' Kriterien zwar um totale, aber gleichzeitig auch um nicht-reine Synonymie. Die Frage der Austauschbarkeit scheint darüber hinaus bei Lyons nicht ausschließlich semantisch (im Sinne von denotativer und konnotativer Bedeutung) motiviert zu sein, sondern es kommen auch formale Aspekte insofern zum Tragen, als syntagmatische Restriktionen die Austauschbarkeit verhindern können. Wir gelangen hier auf die Ebene der Kollokationen, der zwar freien, aber durch die usuelle Norm syntagmatisch miteinander gebräuchlichen, üblich gewordenen Wortverbindungen (Hausmann 1977, 74ff.). Die Unterscheidung zwischen reiner (engl, complete) und totaler (engl, total) Synonymie ist für Lyons notwendig, um die Möglichkeit mitberücksichtigen zu können, „[...] that identical senses may have differing distributions due to collocational restrictions." (Cruse 2002, 494) Schließlich gibt es Fälle zwar mehr oder weniger gleicher Bedeutung, jedoch verschiedener syntagmatischer Verwendbarkeit (Kollokation), ohne dass fur letztere irgendwelche semantischen

79 Begründungen beizubringen wären: einen Brief erhalten/bekommen/kriegen - ein Kind •erhalten/bekommen/kriegen [...] (Linke/Nussbaumer/Portmann 1996, 153)

Die Kollokation als das „syntagmatisch miteinander Gebräuchliche" (Hausmann 1977, 75) ist ein nicht ganz freies Syntagma, das aus einem Basiswort und mindestens einem Satellitenwort besteht, dem Kollokator, mit dem „typisches Funktionieren der Basiswörter" versprachlicht wird. Im Unterschied zu den sogenannten festen Redewendungen (ital. locuzioni) haben die Kollokationen Basiswörter, die in ihrer eigentlichen Bedeutung verstanden werden, die locuzioni dagegen nicht. In jemanden durch den Kakao ziehen geht es nicht um den Kakao. Kollokationen sind durchsichtig, aber nicht vorhersehbar. Ihre Idiomatizität fallt erst bei der Enkodierung auf. Die Idiomatizität der Redewendungen fällt bereits bei der Dekodierung auf. (Hausmann 1995, 22)

Im Italienischen sind z.B. girare und voltare im Satz: Luigi girò la testa oder Luigi voltò la testa austauschbar, weil beide Kollokationen möglich sind, hingegen kann man in dem Satz Fellini vuole girare un film nicht girare durch voltare ersetzen, obwohl beide ,drehen, wenden' bedeuten, denn film benötigt das Verb girare als Kollokationspartner. Per esempio, tra chiaro e luminoso esiste una relazione di sinonimia se ci riferiamo alla condizione di luce del cielo, ma non c'è più se parliamo di verde chiaro o di sorriso luminoso, espressione in cui fra i due aggettivi viene meno l'intercambiabilità. Stoppelli (2001,(11))

In jener Richtung der strukturellen Semantik, die sich im Unterschied zu Lyons in erster Linie über die Komponentenanalyse definiert, kann Synonymie natürlich nur das Vorliegen von Semidentität bedeuten. „La sinonimia si spiega così col fatto che due lessemi siano costituiti dallo stesso fascio di tratti semantici [...]" (Berruto 1976a, 88). Das bedeutet aber, dass bestimmte Richtungen der strukturellen Semantik die Frage, ob Synonymie vorliegt, Uberhaupt nur auf denotativer Ebene zulassen. Insbesondere die strukturellen Semantiker deutscher Prägung (Tübinger Schule um Coseriu) siedeln die Synonymie ausschließlich auf der Ebene des Sprachsystems an und akzeptieren keine Synonymenpaare, die verschiedenen diasystematischen Varietäten angehören; Berruto und andere italienische Semantiker dagegen akzeptieren auch pragmatische, konnotative und andere Typen von Semen (s.o. Kap. 3.1.2.2.). Nach Auffassung der von Coseriu geprägten strukturellen Semantik stehen alle Lexien, die sich allein durch eine bestimmte (hier in erster Linie diasystematisch verstandene) Konnotation von einer anderen Lexie unterscheiden, zu der letzteren nicht in funktioneller Opposition, sondern es handelt sich lediglich um eine „Diversität" (Geckeier 1971b, 127). Sie verdienen damit noch nicht einmal das Etikett „Quasisynonyme" (Hundsnurscher/Splett 1982, 9), eine Bezeichnung, die nur auf zwei Lexien mit leichter Abweichung auf der denotativen Ebene zugelassen wird. In diesem Rahmen beschreibt Geckeier (nach Hundsnurscher) Synonymie-Beziehungen als eine Semantik der minimalen Kontraste, im Gegensatz zur Antonymie, die er als „sémantique des contrastes maximaux"

80 (.Semantik der maximalen Kontraste') bezeichnet (Geckeier 1998, 262). Die Frage danach, wie groß diese denotativen Abweichungen sein dürfen, beantwortet Geckeier damit, dass synonymische Beziehungen nur innerhalb derselben Dimension bestehen können. Die Unterschiede bewegen sich also im Bereich der Seme (wie etwa anziano/vecchio in der Dimension „Eigenalter" nach Geckeier, die sich durch das bei anziano vorhandene Sem /FÜR 18 PERSONEN/ unterscheiden). Zwei Lexien, die zwar einem Wortfeld, aber schon verschiedenen Dimensionen angehören, können keine („Quasi-")Synonyme sein, genauso wenig, wie zwei Lexien, die - wie etwa zampa/gamba - zu verschiedenen Klassemen (± /AUF TIERE BEZOGEN/) gehören (vgl. Geckeier 1998, 263f.). Dardano stellt einen recht umfangreichen Kriterienkatalog auf, der seiner Ansicht nach bei Synonymie erfüllt sein muss: In effetti due forme linguistiche possono dirsi sinonimiche soltanto se hanno in comune: 1 ) i tratti di contenuto, 2) la possibilità combinatoria con altre forme linguistiche, 3) la situazione diacronica, 4) la frequenza statistica, 5) il registro particolare. Poiché sememi che coincidono in tutti gli aspetti (denotazione, distribuzione, connotazione, frequenza) sono molto rari, ci si limita per lo più all'aspetto denotativo e cognitivo [...] (Dardano 52000 ,317) Wenn auch die Frequenz zweier Lexien vielleicht noch ein weiteres zu bedenkendes Kriterium darstellen mag, so erscheint der Aspekt „situazione diacronica" für eine synchrone Bestimmung der Bedeutungsnähe doch eher überflüssig. Wir haben nun bis hierher verschiedene Kriterien kennen gelernt, die bei der Differenzierung von Synonymen ins Spiel kommen können: Austauschbarkeit in verschiedenen Kontexten, leichte denotative Abweichungen, konnotative Abweichungen, unterschiedliche syntagmatische Distribution. Zusammenfassend soll nun folgendes Modell vorgeschlagen werden, das sich vor allem an Cruse (2002) orientiert: Zunächst müssen wir zwischen zwei Typen von vollständiger Synonymie unterscheiden: Der erste, äußerst seltene Fall wäre die Übereinstimmung zwischen zwei kompletten (also im idealtypischen Fall dann auch polysemen) Lexien in allen ihren Einzelbedeutungen. Diese Erscheinung gibt es jedoch wohl nur im wissenschaftlichen Bereich und dann wahrscheinlich auch nur bei Monosemen (z.B. spirante - fricativa; beide: ,Reibelaute'; sedativo - tranquillante·, beide: ,Beruhigungsmittel') Bei polysemer Struktur ist diese Erscheinung in der Realität kaum vorstellbar. Der zweite, realistischere, aber immer noch seltene Fall ist die Übereinstimmung nur jeweils einer Bedeutung - sowohl auf denotativer, konnotativer und distributionaler Ebene (z.B. viso - faccia, .Gesicht').

18

Geckeier 1971b, 127: „Unter der Dimension ,Eigenalter' verstehen wir die sprachlich-inhaltliche Gestaltung des physisch-biologischen Alters (Anzahl der verflossenen Zeiteinheiten bzw. Quantität der verflossenen Zeit in ihrer Einwirkung auf Belebtes und Nicht-Belebtes) in einer bestimmten Sprache." Zu den Termini Dimension und Klassem siehe auch oben, Kapitel 3.1.2.1.

81

Weiterhin ist zwischen verschiedenen Typen partieller Synonymie zu unterscheiden: Die erste Art von partieller Synonymie wird durch die Plesionyme realisiert (nach Cruse 2002, 490f): Es handelt sich dabei um jenen Typ von Synonymen mit leichten Abweichungen auf der denotativen Ebene (vecchio - anziano - antico), der bei Geckeier mit Quasisynonym bezeichnet wurde. Ahnlich wie Geckeier hebt auch Cruse hervor, dass die denotativen Abweichungen nicht sehr groß sein dürfen: [...] plesionyms must share central features of meaning, but may differ in respect of peripheral features. [... ] plesionyms may only differ in respect of weak components. (Cruse 2002,493) Der zweite Typ von partieller Synonymie soll hier propositionale 19 Synonymie (vgl. Cruse 2002, 491) genannt werden: Auf der denotativen Ebene sind diese Synonyme gleich, aber sie unterscheiden sich entweder durch unterschiedliche Konnotationen (nach der hier vorgegebenen Konnotationsdefinition, Kap. 3.1.) wie z.B. gatto ,Katze' - micio .Katze' (+familiäre Sprachebene), cocomero ,Wassermelone'- anguria .Wassermelone' (+norditalienisch (settentrionale) markiert), sputare .spucken' - espettorare,spucken' (+Sprache der Mediziner), oder aber sie weisen distributionelle Unterschiede auf (d.h. sie sind in einer bestimmten Kollokation austauschbar, in einer anderen dagegen nicht (z.B. girare - voltare, s.o.). Ein interessanter Aspekt, der aber hier nicht vertieft werden soll, ist Cruses folgende prototypensemantisch orientierte Überlegung, die er auf die Synonymie-Frage anwendet: „Some synonymous pairs, although they have the same denotional range (which is why they are propositional synonyms) differ in the location of their prototype occurrences." (Cruse 2002, 492) Die Frage nach dem prototypischen Stellenwert einer Lexie (und dem dahinter stehenden Konzept) könnte seiner Meinung nach dazu dienen, „extremely subtle differences" auf semantischer Ebene aufzuspüren, die man in anderer Weise nicht entdecken kann (etwa bei den sich syntagmatisch-kollokationell unterscheidenden Synonymen, bei denen zunächst kein denotativer Unterschied feststellbar zu sein scheint). Als Beispiel fuhrt er die Lexien engl, brave und courageous an: For instance, the differences between brave and courageous are, at least for some speakers, scarcely detectable in terms of differential normality in contexts. (Most dictionaries define these terms circularly.) However, a difference can be shown if speakers are asked to choose the best .prototype' for the terms, between the following: (i) A person jumps into a dangerously fast-flowing river to save someone who has fallen in. (ii) A person risks dismissal or imprisonment to publicly draw attention to an injustice. English speakers unhesitatingly choose (i) as the .best example' of a brave action, and (ii) as the best example of a courageous action. (Cruse 2002,489)

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Der Terminus propositional ist von der Semantik und von der Sprechakttheorie aus der Philosophie und Logik übernommen worden. „Proposition ist [...] der den Wahrheitswert bestimmende Kem der Bedeutung eines Satzes, wobei die spezifische syntaktische Form und lexikalische Füllung der jeweiligen Äußerungsform unberücksichtigt bleiben." (Bußmann 32002, s.v. Proposition)

82 Die oben vorgenommene typologische Skizze bezieht sich nur auf Lexien mit Bedeutungsidentität/-similarität innerhalb einer historischen Sprache. Zwischen zwei verschiedenen Sprachen, bzw. zwischen Sprache und Dialekt, also auf interlingualer Ebene kann man nicht von Synonymie sprechen, da es eben nicht um inhaltsseitige Beziehungen innerhalb desselben Beziehungsgefüges, sondern nur um Identität auf der Referenzebene geht (vgl. hierzu auch Torricelli 1977, 218f.). Man spricht in diesem Fall daher nicht von Synonymie, sondern von Äquivalenz (bzw. statt von Synonymen von Äquivalenten). Manche Linguisten bezeichnen diesen Sachverhalt auch als Heteronymie10 So sehr eine gewisse Einigkeit darüber besteht, dass es weder auf der langue- noch auf der Coseriuschen Norm-Ebene absolute Synonyme gibt, so scheint auch Einvernehmen darüber zu bestehen, dass absolute Synonymie nur auf der parole-Ebene, zwischen zwei aktualisierten Bedeutungen bestehen kann: „[...] si può affermare che una sinonimia assoluta (denotativa e connotativa) si ha nel campo della parole, non della langue e della norma." (Dardano 5 2000, 317)21

4.2.1.3. Synonymie im Italienischen Im Rahmen der propositionalen Synonyme nehmen die im Kapitel 2.2. (Semasiologie und Onomasiologie) bereits erwähnten, gerade für das Italienische so typischen Geosynonyme eine herausragende Stellung ein. I «geosinonimi» sono lessemi della lingua italiana aventi, come i sinonimi, forma diversa e significato uguale, ma aventi anche, a differenza dei sinonimi comunemente riportati negli appositi dizionari, una diffusione arealmente più limitata [...] (Telmon 52000, 132)

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„Questa sinonimia fra lingue naturali è detta anche eteronimia." (Marcilo 1996, 110) Aber auch hier ist wieder Vorsicht geboten: Heteronymie kann auch ganz allgemein „[...] die semantische Relation der Inkompatibilität" (Bußmann21990, s.v. Heteronymie) bedeuten, wobei man unter Inkompatibilät das gleichzeitige Vorhandensein semantischer Gemeinsamkeiten und inhaltlicher Unterschiede versteht. Auch Cruse benutzt heteronymy in dieser Bedeutung: „non-synonymous difference of meaning" (Cruse 2002,491 ), und eines seiner Beispiele für Heteronymie ist z.B. die Beziehung zwischen cat und dog. Bußmann (32002) gibt in ihrer überarbeiteten Fassung des Artikels Heteronymie einen anschaulichen Überblick über die vielfachen Verwendungsmöglichkeiten des Terminus je nach theoretischem Kontext, denn „das spezifizierende heteras verschieden' [bezieht sich] auf je unterschiedliche Aspekte." Nach Geckeier (1998, 274) können auf der parole-Ebene sogar Lexien, die auf der Systemebene in einer Hyperonymie-Relation stehen, im Einzelfall Synonyme sein: Vgl. Geckelers, von Henriette Walter übernommenes frz. Beispiel chaussure ,Schuh' - botte .Stiefel'. Während er auf der Systemebene nur Abweichungen innerhalb einer Dimension zulässt, erscheint Geckelers Haltung hier allzu großzügig. Man sollte stattdessen besser von Koreferenz (ital. coreferenza, vgl. Stati 1978, 80 und 224: „[...] allorché si tratta di diverse analisi della stessa realtà extralinguistica, non parliamo di identità di senso, bensì di coreferenza [...]" und oben, Kap. 3.2.) sprechen. Koreferenz kann zwischen Hyperonym-Hyponym-Relationen, aber auch zwischen semantisch noch weiter voneinander entfernten Lexien bestehen.

83 Bei der folgenden Auswahl von Beispielen für Geosynonymie wird die den Lexien gemeinsame denotative Bedeutung immer in Deutsch angegeben und um die in Zingarelli 2003 (Z) zu findende, über die jeweilige Konnotation Auskunft gebenden Markierungsangabe ergänzt. An erster Stelle steht/stehen jeweils die unmarkierte(n) Lexie(n): asino/ciuccio (Ζ: merid.) ,Esel'; avere/tenere (Ζ: merid.) .haben'; cetriolo/cocomero (Ζ: mend.),Salatgurke'; cocomero!anguria (Ζ: sett.) ,Wassermelone'; formaggio!cacio (Ζ: tose.) ,Käse'; gallinaccio/cantarello!/galletto (Z: centr.), finferlo (Z: sett.) .Pfifferling' ; grembiule/maritile (Ζ: merid), scossale (Ζ: sett.) .Schürze, Kittel'; madrina!comare (Ζ: centr., merid.) ,Patin'; padrino/compare (Ζ: centr., merid.) ,Pate'; sogliola!linguaio (Ζ: merid.) .Seezunge'; tabaccaio/tabacchino (Z: sett., merid.) .Tabakwarenhändler'. Weitere Typen propositionaler Synonyme sind solche, die sich durch diastratische oder diaphasische Konnotationen unterscheiden: aiuta!aita (Ζ: poet.),Hilfe'; avaro/tirchio (Ζ: fam.) ,geizig'; diarrea!cacarella (Ζ: pop.) ,Durchfall'; dolore/bua (Z: infant.) .Schmerz'; grassezza!adiposità (Z: med.) /obesità (Z: med.) .Fettsucht'; incinta!pregnante (Z: lett.) .schwanger'; madre/mamma (Z: fam.) .Mutter'; mal di mare/naupatia (Z: med.) .Seekrankheit'; marito!consorte (Z: spec, nel linguaggio di tono elevato o ufficiale,) .Ehemann'; morire/decedere (Z: lett.) /tirare le cuoia (Ζ: fam.) .sterben'; morte/decesso (Z: bur.) ,Tod'; nocciolo/osso (Z: pop.) ,Kern, Stein (im Obst)'; notificare/accusare (Ζ: bur.) ,kundtun, bestätigen'; paura/fifa (Ζ: fam.) /strizza (Ζ: fam.) .Angst'; rimandare/dilazionare (Ζ: bur.) .aufschieben'; servizio militare/naia (Ζ: gerg.) .Militärdienst'; sonno/ninna (Ζ: infant.) .Schlaf; sostituire/rimpiazzare (Ζ: bur.) ,ersetzen'; stupido/fesso (Ζ: pop.) ,dumm, blöd'; ubriaco/ebbro (Ζ: lett.) ,betrunken'; uccello/augello (Ζ: poet.) ,Vogel'; ventre/pancia (Ζ: fam.),Bauch'. Zu den propositionalen Synonymen haben wir oben auch diejenigen gerechnet, die eine identische Denotation haben, aber in bestimmten Kollokationen nicht austauschbar sind; so kann man agitare und scuotere zwar in dem Kontext ,eine Flasche schütteln' austauschen {agitare, scuotere una bottiglia), jedoch nicht in der Verbindung mit testa, den Kopf schütteln kann nur mit scuotere la testa übersetzt werden. ,Sich am Telefon melden' wird im Italienischen mit rispondere al telefono ausgedrückt; rispondere kann in diesem Fall nicht durch replicare ersetzt werden. Ein Beispiel fur Synonymie mit leichten Abweichungen auf der denotativen Ebene wäre etwa die zwischen den Lexien branco, gregge, mandria, muta, sciame und stormo bestehende Beziehung. Diese Plesionyme oder Quasi-Synonyme bezeichnen alle eine größere Gruppe von Tieren. Betrachten wir - im Bewusstsein, dass lexikographische Definitionen keine Semanalysen ersetzen können - die Bedeutungsangaben im Zingarelli 2003, um einen ersten, natürlich nur oberflächlichen Eindruck von den Bedeutungsunterschieden zu bekommen, die zwischen diesen Lexien bestehen. branco [... ] s.m. [... ] 1 Raggruppamento di animali della medesima specie: un branco di cavalli, di pecore; un branco di lupi; un branco di cicogne, di pesci.

84 gregge [... ] s.m. 1 Gruppo di pecore o capre adunate sotto la custodia di un pastore: guidare, pascere il gregge [...] fBranco di animali in genere: gregge di cavalli, porci, polli [...]. stormo [...] s.m. 1 (lett.) Moltitudine di persone o animali [...] 2 Gruppo di uccelli in volo: uno stormo di passeri. mandria [...] s.f. 1 Branco numeroso di bestiame grosso: una mandria di buoi, di cavalli, di bufali. sciame [... ] s. m. 1 Gruppo di api che in primavera escono dall'alveare raccogliendosi attorno alla vecchia regina per creare una nuova colonia. muta (2) [... ] s. f. Gruppo di cani messi insieme per una battuta di caccia: sguinzagliare la muta \ (raro) Una muta di cavalli, quelli accoppiati per tirare una carrozza. (Zingarelli 2003)

Eine der wenigen existierenden Semanalysen von italienischen Synonymen ist die bereits in Kap. 3. erwähnte Untersuchung Berrutos (1987a und b) zum Verb lanciare und seinen Quasi-Synonyme gettare, tirare, buttare und scagliare. Unter der Voraussetzung, sich auf das Standarditalienisch zu beschränken, „unter Ausschluß der diaphasisch (insb. fachsprachlich) oder evtl. diatopisch und diastratisch klar markierten Anwendungen" (Berruto 1987a, 391), grenzt Berruto die fünf Verben zunächst von solchen Verben ab, die zu den Verben des Werfens semantische Beziehungen von Inkompatibilität oder von mehr oder weniger großer Ähnlichkeit haben, wie z.B. trattenere .festhalten', muovere .bewegen', spingere .schieben', emettere .ausstoßen', espellere .auswerfen', varare ,vom Stapel lassen' usw. (Berruto 1987a, 392)

Daraus ergibt sich zunächst folgendes Bündel von vier, allen fünf Verben gemeinsamen Semen, welches „das Feld des Werfens charakterisiert und abgrenzt" (Berruto 1987a, 393): /AZIONE/·, /X CAUSA (ALLONTANAMENTO) Y/, /VELOCE/, /MEDIANTE FORZA FISICA O STRUMENTI/22 Des Weiteren gestaltet sich für Berruto die innere Struktur des Feldes „mittels vier weiterer auf niedrigerem Niveau stehender Komponenten" (Berruto 1987a, 393), die er „durch Kommutationsprobe und die Analyse der Klassen der Verwendungskontexte" (ebd.) gewonnen hat. So kommt er zu dem Ergebnis, dass gettare, das über die genannten vier Seme hinaus keinen weiteren eindeutig abgrenzenden Zug mehr aufweist23, als Archilexem des Feldes aufzufassen ist. Lanciare dagegen hebt sich von den anderen durch ein „+" bei /CON UN MOVIMENTO PARTICOLARE DEGLI ARTI SUPERIORI/ ab, während scagliare sich von den anderen durch ein eindeutiges „+" bei /CON VIOLENZA/ unterscheidet. Das besondere semantische Merkmal von tirare ist hingegen /MIRANDO A UN OBIETTIVO/, und buttare schließlich zeichnet sich durch ein „+" bei /CON TRASCURATEZZA/ aus, das den anderen Verben fehlt.

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Wegen der besseren Verständlichkeit verzichten wir hier auf die lateinischen Benennungen der Seme (Berruto 1987a; vgl. auch Kap. 3.1.3.2.) und übernehmen die italienischen Bezeichnungen aus Berruto 1987b. Lediglich in Bezug auf das Sem /CON TRASCURATEZZA! kommt er zu dem Ergebnis: „±".

85 Synonyme treten oft in Bündeln auf, nach Cruse (2002, 495) insbesondere bei Verben und Adjektiven, weniger bei Substantiven. Dabei handelt es sich häufig um inhaltliche Bereiche, die emotional oder sozial sensibel sind, d.h. es geht um lebensweltliche Kontexte, die es nötig erscheinen lassen, sprachliche Ausdrücke auf spezielle situationeile Anforderungen zuzuschneiden, etwa in Form von Euphemismen. Typische Tabu-Bezirke sind z.B. Bezeichnungen für Sterben und Tod, Sexualpraktiken, Geschlechtsorgane, Prostitution etc. (Cruse 2002, 492).24 Nach Cruse ist tendenziell in Tabubereichen eher das Auftreten von propositionalen Synonymen, in Nicht-Tabubereichen dagegen eher das Auftreten von Plesionymen festzustellen (Cruse 2002, 492). So finden wir beispielsweise als Bezeichnungen für das Konzept HOMOSEXUELLER, das in allen europäischen Sprachen lange Zeit mit einem gesellschaftlichen Tabu belegt war, im Italienischen neben dem unmarkierten omosessuale als propositionale Synonyme z.B. orecchione (Ζ: merid., volg., D: volg., in der Etymologie: „di orig. merid.") mit den Varianten recchione (Z: centr., merid., volg., D: region., volg.) und ricchione (Z: centr., merid., volg., D: region., volg.). DISC 2002 erklärt die Benennung orecchione (eigentlich: .großes Ohr') folgendermaßen: „l'accez. [...] di orig. merid., fa forse riferimento alla lepre, animale considerato pop. ermafrodito". Daneben gibt es noch die Bezeichnung finocchio (Z: pop., D: volg., freq. con valore spreg ), deren Etymologie und eventuelle semantische Übertragung aus finocchio ,Fenchel' sowohl von Zingarelli 2003 als auch von DISC 2002 als unklar angesehen wird, und die Bezeichnung invertito, das DISC 2002 als veraltet einstuft (Z. k.M., D: antiq.). Als Plesionyme oder Quasi-Synonyme sind dagegen pederasta in der Bedeutung „uomo che pratica la pederastia; in senso più ampio e oggi più freq.: omosessuale, invertito" (DISC 2002, s.v.)25 und sodomita·. „Individuo di sesso maschile che pratica la sodomia" (DISC 2002, s.v)26 aufzufassen, da sie beide in einem weiteren und in einem engeren Sinne zu verstehen sind, diese beiden Bedeutungen im Sprachbewusstsein aber offenbar noch nicht so deutlich voneinander abgegrenzt sind, dass DISC 2002 dem Artikel deshalb eine polyseme Struktur gäbe. Ein ganz besonders stark mit Synonymen ausgestattetes Paradigma bilden die Bezeichnungen für das Konzept STERBEN: Un perenne centro di attrazione sinonimica è naturalmente l'idea della morte: il complesso dei sinonimi e delle perifrasi che lo circondano comprende espressioni legali [...], eufemismi [...], ed un ricco assortimento di espressioni scherzose e pittoresche del gergo [...] (Ullmann 31970, 238-239)

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Vgl. auch die Ausführungen zu den verschiedenen Bezeichnungen fur das Konzept PROSTITUund zum Tabu in Kap. 2.2. Semasiologie und Onomasiologie. Zur Synonymie im sexuellerotischen Tabubereich ist insbesondere auf die Untersuchung von Radtke 1980 hinzuweisen, in der die Wortfelder .Prostituta' und ,Membro virile' besondere Beachtung finden. pederastia. „[. ..] Omosessualità maschile, spec, se rivolta verso adolescenti" (DISC 2002, s.v.) sodomia. „[...] Rapporto sessuale anale; anche, rapporto omosessuale tra persone di sesso maschile" (DISC 2002, s.v.) IERTE

25 26

86 So gibt es zunächst eine ganze Reihe euphemistischer, aus einer einfachen Lexie bestehender Verben, die alle sowohl in Zingarelli 2003 als auch in DISC 2002 als lexikalisiert verbucht sind. (Die vorhandenen Markierungen werden bei der folgenden Aufzählung jeweils angegeben.) Diese Verben sind z.B.: andarsene, decedere (Z: lett.), defungere (Ζ: raro, lett., D: non com.), estinguersi (Ζ: lett., D: non com.), mancare, scomparire, spegnersi, spirare, trapassare (Z: lett.). Ein weiteres propositionales Synonym auf einer niedereren Stilebene wäre crepare (Ζ: spec, spreg.; D: pop.). Perire ,(auf unnatürliche Weise) ums Leben kommen' ist hingegen als Plesionym anzusehen. Daneben gibt es sehr viele komplexe Lexien, welche den Vorgang des Sterbens bildhaft umschreiben; im folgenden werden zunächst solche angeführt, die mit andare gebildet sind: andare all'altro mondo,, andare all'aldilà (fehlt in Ζ), andare al Creatore (D: fam.), andare a Patrasso (Ζ: lett.), andare a babboriveggoli (Z.: tose., scherz., s.v. babboriveggoli, fehlt in D), andare a ingrassare i cavoli (D: con valore scherzoso), andare a ingrassare i petronciani (fehlt in D). Ein anderes Verb, das auch häufig als Basis solcher komplexen Verbindungen dient, ist lasciare: lasciare il mondo, lasciarci la vita (fehlt in Ζ, D: in senso scherzoso), lasciarci le penne (D: in senso scherzoso), lasciarci la pelle (Z: fam. s.v. pelle, D: in senso scherzoso). Weitere euphemistische locuzioni sind darüber hinaus: salire al (in) cielo, escalare l'ultimo respiro, rendere l'anima a Dio, finire i giorni, passare nel numero dei più, passare a miglior vita, tirare le cuoia (Z: fam., D: fam.), mancare all'affetto dei cari (fehlt in Z). Die zum Teil unterschiedlichen Markierungen in den Wörterbüchern machen deutlich, dass die stilistische oder auch diaphasische Einstufung der italienischen Ausdrücke für das Konzept STERBEN nicht ganz einfach ist, was u.a. daran liegt, dass oft mehrere Aspekte zu berücksichtigen sind. Berruto versucht daher, die Pluridimensionalität der diaphasischen Variation mit mehreren Achsen zu erfassen. Die Endpunkte der ersten Achse bestehen aus formale ,formell' - informale ,informell', die der zweiten aus solenne .feierlich' - volgare, ,vulgär' und die der dritten aus eufemistico .euphemistisch' - disfemistico ,dysphemistisch'. Render l'anima a Dio, esser tolto ai propri cari, esalare l'ultimo respiro, salire (andare) al (in) cielo sono espressioni molto solenni, formali ed eufemistiche; crepare è il termine più volgare, informale e disfemistico; andare ali 'altro mondo è informale e lievemente eufemistico, ma medio sull'asse solenne-volgare; lasciarci, spegnersi, estinguersi sono molto formali e con un grado decrescente di solennità ed eufemismo, morire è naturalmente il termine medio su tutti e tre gli assi, non marcato, spirare è un po' più solenne e formale di morire, andarsene è un po' più informale e disfemistico; ecc. (Berruto 52000, 73)

Hinsichtlich der Frage, wie die Synonymien im Italienischen entstanden sind, weist Stati (1988, 91) daraufhin, dass sich nur ein recht kleiner Teil der Synonymenpaare aus dem Erbwortschatz entwickelt hat. Bei den anderen Wortpaaren haben die beiden Lexien in der Regel sehr unterschiedliche Wurzeln. Es existieren z.B. Doubletten mit gelehrter und nicht gelehrter Herkunft, oder oft handelt es sich auch um die Kombination einer Entlehnung aus einer modernen Sprache (z.B. aus dem Französischen) mit einem Erbwort. Darüber hinaus gibt es durch die späte Herausbildung einer italienischen Nationalsprache seit der politi-

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sehen Einigung im 19. Jahrhundert viele Synonymenpaare mit ursprünglich unterschiedlicher regionaler Zugehörigkeit, die heute nicht mehr oder kaum noch bewusst ist. So ist z.B. gretto ,geizig', Synonym von avaro und tirchio (s.o.), süditalienischer Herkunft: „dall'it. merid. crettu (V. cretto) che, oltre al sign, principale di,crepato' detto del terreno .arido, sterile', ha anche quello deriv. di ,magro, gracile'" (Zingarelli 2003). Lavandino („da lavanda (1), attraverso i dialetti sett ", Zingarelli 2003) als Synonym von acquaio, und naia („dal veneto (sot la) naia ,sotto la genia, la gentaglia ( = i superiori)'; naia è il lat. natalia (nt. pi. di natalis ,che appartiene alla nascita, alla stirpe'", Zingarelli 2003) als Synonym von servizio militare sind dagegen norditalienischen Ursprungs, weisen aber jeweils im synchronischen Teil des Wörterbuchartikels keine diatopische Markierung mehr auf.

4.2.1.4. Synonymie in der Lexikographie Im einsprachigen Wörterbuch werden Synonyme häufig als Bedeutungsangaben eingesetzt: So finden wir in Zingarelli 2003 unter den Bezeichnungen für .Pfifferling' nur s.v. gallinaccio (2) eine Definition: „Fungo commestibile delle Agaricacee di colore giallo aranciato, cappello pianeggiante o imbutiforme, lamelle intrecciate (Cantharellus cibarius)". Im Artikel fìnferlo besteht die Bedeutungsangabe dagegen aus dem Synonym: „(bot., sett.) Gallinaccio (2)". Desgleichen findet sich s.v. cantarello·. „ (bot.) Gallinaccio (2)", s.v. gallinella: „Gallinaccio (2)" und s.v. galletto: „(centr.) Gallinaccio (2)". Daneben werden in einsprachigen Definitionswörterbüchern oft am Ende der Darstellung einer Bedeutung die entsprechenden Synonyme aufgelistet, wobei diese Aufzählung einerseits die Funktion einer weiteren Erhellung der Bedeutung innehat, andererseits aber auch Möglichkeiten der stilistischen Varianz bei der Erstellung von Texten bieten soll: I sinonimi sono stati registrati senza pretese di completezza, avendo riguardo soprattutto alla loro funzione di ulteriore messa a punto del significato già fornito nella definizione vera e propria. Egualmente si sono dati come sinonimi termini non completamente sovrapponibili ma certo sostituibili, anche con ovvia utilità pratica e didattica. (Zingarelli 2003)

Wenn wir uns unter diesem Aspekt die Angaben s.v. morire und s.v. lanciare ansehen, so fallt jedoch auf, dass die Synonyme weder im Hinblick auf leichte Denotations- noch auf Konnotationsunterschiede hin erläutert werden. morire [... ] 1 [... ] Cessare di vivere, detto di uomini, animali, piante [... ] SIN. Decedere, perire, trapassare. lanciare [...] 1 Scagliare, tirare con forza qlco. (anche fig.): lanciare una freccia, un sasso-, lanciare accuse, insolenze contro qlcu. [...] SIN. Buttare, gettare.

Eine besonders wichtige Rolle bezüglich der Synonymie in der Lexikographie spielt jedoch die oben bereits erwähnte Gattung des Synonymenwörterbuchs. Entsprechend der zu Beginn des Kapitels vorgenommenen Einteilung in Aspekte der Rhetorik (stilistische Varianz)

88

einerseits und Aspekte der Reinigung, Klärung des Wortschatzes andererseits kann man die Synonymenwörterbücher in zwei Kategorien einteilen: in kumulative und distinktive Synonymenwörterbücher, bzw. in die Typen des dizionario dei sinonimi ad inventario oder cumulativo und des dizionario dei sinonimi ragionato (vgl. Costa 1989, 223 und Marello 1996, 127). Die kumulative Synonymik ist ein Wortwahlwörterbuch [...]. Ihre einzige Funktion ist die der Textproduktionshilfe. [...] Da die kumulative Synonymik den Unterschied zwischen den Synonymen nicht beschreibt, läßt sich in ihr der Wortgebrauch nicht lernen. Das Wörterbuch setzt die Gebrauchskompetenz der Wörter voraus. (Hausmann 1990b, 1076)

Da die kumulativen Wörterbücher aber meistens zumindest Gebrauchsmarkierungen aufweisen, stellen die propositionalen Synonyme für den fremdsprachigen Benutzer weniger ein Problem dar. Problematisch ist dagegen die Wahl zwischen mehreren Plesionymen. Vergleichen wir etwa im Folgenden die Enträge zu vasto in Stoppeiii 2001, einem kumulativen Synonymenwörterbuch, und in Cesana 1988, einem der wenigen neueren distinktiven Synonymenwörterbücher: vasto agg. Sin. Ampio, esteso, grande, enorme, immenso, sconfinato; spazioso, largo, capace Contr. [...] (Stoppelli 2001, s.v. vasto)

Lediglich das Semikolon hat die Funktion einer semantischen Sortierung; insbesondere für den nicht-muttersprachlichen Leser ist die Interpretation dieser Unterteilung ohne Erläuterung jedoch nicht klar. In Cesana 1988 werden die denotativen Unterschiede dagegen erklärt: Vasto Ampio, capace, esteso, grande, immenso, spazioso Vasto si dice di qualcosa molto grande considerato nella sua superficie, nella sua estensione, anche in senso figurato: vasta pianura, vasta piazza, vasto cortile, vasta cultura, mente vasta, vasti progetti. Ampio si riferisce meglio alla capacità, al volume: ampio salone, abito ampio, ampie vedute, ampio cielo, ampio cassone, armadio ampio. Esteso è affine a vasto: una città estesa, un prato esteso. Capace e spazioso sono affini ad ampio, usati però solitamente per cose non grandiose: un fiasco, un sacco, un baule capaci, una stanza spaziosa, un cassetto spazioso. Grande esprime l'ampiezza e la vastità; immenso è superlativo di grande. (Cesana 1988, s.v. vasto)

Die ersten italienischen Synonymenwörterbücher (Giovanni Romani, Dizionario generale de 'sinonimi italiani, 1825-26 und Niccolò Tommaseo, Nuovo dizionario de 'sinonimi della lingua italiana, 1830) waren distinktiv konzipiert, u.a. deshalb, weil sie aus dem sprachpflegerisch orientierten geistigen Erbe des französischen 17. Jahrhunderts heraus zu verstehen sind (vgl. oben, Kap. 4.2.1.1.). Die Möglichkeit der stilistischen Varianz wird von Tommaseo nicht als besonders bedeutsam eingeschätzt:

89 Se altro non hanno le voci di differente che il suono, e non la maggiore o minore latitudine o determinazione del concetto, le sono ingombro della memoria, non agevolezza all'arte del dire. [...] Se la medesima voce, ritornando, dispiace, dispiace non per l'uguale impressione che ne riceve l'orecchio, ma per quella che n'ha la mente. (Tommaseo 51867, ΧΧΧΙΠ-XXXIV) Tommaseo geht sogar so weit, die Autorität Dantes und anderer als sprachliches Vorbild anerkannter Autoren, die stilistische Wiederholungen offenbar um der Exaktheit des Ausdrucks willen nicht scheuten, zu bemühen und deren Verhalten in einer ironischen Weise, die seine Kritik am verbissenen Streben nach stilistischer Varianz deutlich macht, zu kommentieren: Apriamo la Commedia di Dante; ed eccoti nel primo canto via ripetuto ben quattro volte. Oh gran padre Alighieri, non sapevate voi dunque che la nostra lingua bellissima aveva pure e strada e sentiero, e altre voci significanti a un bel circa il medesimo, che potevano fiorire il vostro stile di variata eleganza? E paura, questa brutta parola che tanti coraggiosi d'oggidì non fanno sentire, ma sentono tanto bene, paura nel primo della Commedia cinque volte ritoma. Non aveva egli in pronto l'inesperto poeta terrore, timore, spavento, pavento, tema, temenza, dotta, dottanza, e altri assai? [...] E il più doloroso si è che i grandi scrittori, in questa come in altre cose, tengono il modo del popolo ignorante, per meglio dire, della vilissima plebe; la qual non teme ripetere tante volte il medesimo vocabolo quante le fa bisogno per significare la medesima idea. (Tommaseo 51867, XXXV-XXXVI) Dagegen ist die Wahl des richtigen Wortes (proprietà) fur ihn die Antriebskraft, die ihn zum Verfassen des Wörterbuchs motiviert: La proprietà (dice il Girard), levando via le parole superflue, condensa il concetto, e lo fa più potente; dà chiarezza al discorso e delicatezza; sgombra i modi approssimativi, dei quali gli uomini sì nel parlare e sì nel pensare s'appagano malamente; agevola lo studio e l'insegnamento delle scienze e di queste assicura il cammino. (Tommaseo 51867, XXX VÏÏI) Die Synonymenunterscheidung beruht bei Tommaseo in erster Linie auf dem Vergleich der denotativen Ebene („l'aspetto concettuale o logico"; Ghiglieri 1973, XVIII) aber es finden sich auch Unterscheidungen auf der Basis der konnotativen27 und der distributionalen28 Ebene. Hinsichtlich der aktuellen Lage der Lexikographie im Bereich der Synonymenwörterbücher stellt Marello (1996, 127) fest, dass die distinktiven Synonymenwörterbücher heutzutage die Ausnahme darstellen und die kumulativen Synonymenwörterbücher in der Überzahl sind. 27

28

Ghiglieri zitiert dafür u.a. etwa das fachsprachlich/gemeinsprachliche Beispiel emetico/vomitorio: „ ,Per vomitorio i medici hanno emetico che non richiama così alla prima imagini tanto spiacenti.' (art. 2234)" (Ghiglieri 1973, XIX) Ghiglieri weist darauf hin, dass Tommaseo mehrfach „la non intercambiabilità nella collocazione" (Ghiglieri 1973, XVIII) hervorhebt, so z.B. in: „[...] art. 798: ,1 modi sono festivi, non faceti; la persona è faceta, non festiva'; [...] art. 1095: ,Una provincia comprende tali e tali città, non le abbraccia; una città abbraccia tante miglia, non le comprende.' " (Ghiglieri 1973, XVIII)

90 4.2.2. Antonymie 4.2.2.1. Geistesgeschichtliche Einordnung Nach Geckeier (1980, 42ff.) ist antonymie als linguistischer Fachterminus im Französischen gebildet worden und von dort aus in die anderen modernen europäischen Sprachen eingegangen.29 Im Französischen ist antonymie erstmals 1829 (Petit Robert) belegt, antonimia im Italienischen dagegen 1845 (Zingarelli 2003). Wenn der Terminus damit auch im Verhältnis zu den Bezeichnungen Synonymie, synonymie und sinonimia relativ jung ist, so sind das Konzept und der entsprechende Sachverhalt doch schon seit der Antike bekannt. Auch hier liegen die Wurzeln in der Kategorienschrift des Aristoteles. Bisher haben wir Antonymie in einem allgemeinen Sinne als ,Gegensatzrelation' verstanden. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass von einigen Autoren Antonymie ausschließlich in einem engeren Sinne, nämlich in der unten besprochenen Bedeutung der konträren Antonymie, verstanden wird.

4.2.2.2. Linguistische Antonymenmodelle Der bekannteste Ansatz zu einer Typologie der Antonymie stammt von John Lyons, der in seiner Introduction to Theoretical Linguistics (1968, 460-470) zunächst drei Typen unterschied. Später baute er diese Typologie weiter aus (Lyons 1980, 281-297). Der wichtigste, da am häufigsten vertretene Typ ist derjenige der konträren Antonymie. Diese „Antonyme im engeren Sinne", wie sie zum Teil auch bezeichnet werden (Geckeier 1980, 45f., vgl. auch oben, Kap. 4.2.2.1) sind graduierbar, d.h. man kann sie abstufen und sie können Gegenstand eines Vergleichs sein, z.B. alto/basso\ Gino è piuttosto basso. Giovanni è molto alto. Lucio è più alto di Paolo. Paolo è più basso di Lucio. Sie entsprechen folglich dem logischen Prinzip des tertium datur, d.h. es gibt etwas Drittes zwischen den beiden Polen. Aus diesen Eigenschaften folgt ein bestimmtes Verhalten in Bezug auf Affirmation und Negation: Die Negation des einen impliziert nicht notwendigerweise die Affirmation des anderen: Il caffè non è caldo impliziert nicht notwendigerweise II caffè è freddo. Darüber hinaus können II caffè è caldo und II caffè è freddo nicht beide gleichzeitig wahr sein, aber beide können gleichzeitig falsch sein. („[...] il caffè può essere di una temperatura intermedia e dunque né caldo né freddo [...]" (Basile 2001, 97). Der zweite Typ ist derjenige der komplementären Antonymie (oder auch einfach nur : Komplementarität). Gsell (1979, 60) bezeichnet diesen Typ (nach Wiegand 1974) als Komplenymie). Komplementäre Antonyme beinhalten einen kontradiktorischen Gegensatz, d.h. sie sind nicht graduierbar und entsprechen dem logischen Prinzip des tertium non datur. Es

29

Geckeier (1980, 42) weist jedoch auch daraufhin, dass schon in der Antike der (heute im Neugriechischen so gebrauchte) Terminus αντωνυμία bei Dionysios Thrax, Verfasser der ältesten griechischen Grammatik aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert, zur Bezeichnung der Wortart Pronomen zu finden ist.

91 gibt kein Drittes zwischen den beiden Polen. In Bezug auf Affirmation und Negation zeigen sie ein charakteristisches Verhalten insofern, als die Negation des einen Gliedes des Komplementärpaares die Affirmation des anderen impliziert und umgekehrt, z.B. vivo/morto: II nonno non è morto impliziert notwendigerweise II nonno è vivo. Im übertragenen Sinn können diese Lexien jedoch durchaus graduierbar sein, so im Fall von vivo im Sinne von ,vivace', ,pieno di vita': È una persona molto viva, oder in der Bedeutung .intenso': „Ad un tratto il rumore si fece più vivo" (Zingarelli 2003, s.v. vivo). Der dritte Typ ist die sogenannte Konversion,30 manchmal auch Inversion genannt {inversione, Basile 2001, 96). Simone (21991, 501) spricht von simmetria. Zwei Lexien stehen dann in einem konversen Gegensatz, wenn durch sie ein und dieselbe Beziehung von zwei verschiedenen Bezugspunkten her bezeichnet wird (vgl. Geckeier 1980, 51). Blank (2001a, 32) definiert die Relation der Konversion als „eine spiegelbildliche Aufeinanderbezogenheit der beiden Elemente; der Gegensatz entsteht durch einen Wechsel der Perspektive." Die Konversion findet sich insbesondere bei Substantiven (z.B. marito/moglie) und bei Verben (z.B. vendere/comprare)·. Giovanni è il marito di Angela impliziert notwendigerweise: Angela è la moglie di Giovanni. Oder aus: Sandro ha venduto la macchina a Rosa resultiert zwangsläufig: Rosa ha comprato la macchina da Sandro. Bei den Konversen drängen sich bei vorwissenschaftlicher Betrachtung eher Zweifel auf, ob man etwa bei Schüler und Lehrer, Ehemann und Ehefrau von .Gegensätzen' sprechen kann [...], und eine diesbezügliche Befragung der Sprachteilhaber würde sicherlich ein beachtliches Maß an Dissens zutage fördern [...] Konverse Wörter stehen offenbar für die zwei komplementären Aspekte ein und derselben Zweierbeziehung, und eben in dieser exklusiven Binarität könnte mit die Ursache dafür liegen, daß man Konversen als mehr oder minder .gegensätzlich' auffassen mag [...] (Gsell 1979, 38)

Blank lehnt es sogar ab, die Konversion als Gegensatzrelation anzusehen, und zieht es vor, ihr den Status einer eigenen, durch Kontiguität, (d.h. durch eine zwischen den beiden Lexien bestehende räumliche, zeitliche oder logische Beziehung)31 bedingten Typ von Sinnrelation zuzugestehen: Die Konversen sind [...] weniger durch das Prinzip des Kontrastes gekennzeichnet, auch wenn ein solcher natürlich immer vorhanden ist, sondern durch die notwendige Aufeinanderbezogenheit zweier Elemente. Blank (2001a, 32)

In der späteren Fassung seines Ansatzes hat Lyons einen vierten Typ, die direktionalen Oppositionen, hinzugefügt und sie in weitere Untertypen unterteilt, auf die wir hier jedoch nicht näher eingehen möchten. Grundsätzlich kann man über diesen Typ von Gegensatzrelation sagen, dass direktionale Antonymie zwischen Lexiepaaren besteht, die einen „Ge-

30

31

Nicht zu verwechseln mit einer anderen linguistischen Bedeutung von Konversion·., Vorgang und Ergebnis des Wortbildungsprozesses durch Wortartwechsel ohne die Beteiligung eines Affixes (gebundenes Wortbildungsmorphem)', z.B. sapere, ν. .wissen' > sapere, s.m. .das Wissen'. Zur Kontiguität siehe auch oben, Kap. 4.1., und unten, Kap. 5.

92 gensatz der Gerichtetheit" (Blank 2001a, 32) aufweisen. Lyons selbst spricht von einer „Bewegung in [. . .] entgegengesetzten Richtungen in bezug auf einen gegebenen Ort [...]" (Lyons 1980, 291). Der nicht ganz einfach zu erfassende Unterschied zur Konversion besteht darin, dass hier nicht die Perspektive des Sprechers in Bezug auf einen Sachverhalt wechselt, sondern dass wir es mit zwei Sachverhalten zu tun haben (wie auch bei kontradiktorischer und komplementärer Antonymie), die aber immer auf einen gemeinsamen Bezugspunkt gerichtet sind: „[...] so beschreiben die beiden Verben kommen und gehen die Bewegung zum Sprecher hin bzw. vom Sprecher weg" (Blank 2001a, 32). Lyons distingue infine un quarto tipo di opposizione (anche se non è sempre facile delimitarlo rispetto agli altri tre), ossia la cosidetta apposizione direzionale' che sussiste tra su e giù, arrivare e partire, venire e andare ecc., ossia in coppie che implicano il moto in una delle due opposte direzioni rispetto a un dato posto [... ] (Basile 2001,97)

Cruse (1986), der sich in seiner Typologie der Antonyme im Großen und Ganzen an Lyons orientiert, aber weitere Untertypen einrichtet, die hier nicht berücksichtigt werden sollen, geht davon aus, dass auch die Antonyme keine fest abgegrenzte Kategorie darstellen, sondern dass es gute (und schlechtere) Exemplare für Gegensatzpaare gibt: One can distinguish, however, central, or prototypical, instances, judged by informants to be good examples of the category: good: bad, large: small, true: false, top\ bottom, etc.; and more or less peripheral examples, judged as less good, or about whose status as opposites there is no perfect consensus, such as command: obey, mother, father, town: country, clergy: laity, etc. (Cruse 1986, 197-198)

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Dings (1986, 342) wenn er sagt: „Però non possiamo passare sotto silenzio che la,forza' della relazione antonimica non è uguale in tutte le coppie antonimiche." Basile (2001, 97) überträgt Cruses Beispiele entsprechend auf das Italienische: Gute Exemplare sind folglich: buono/cattivo, grande /piccolo·, vero/falso etc., schlechte Exemplare: madre/padre, comandare/obbedire, città/campagna. Die bis hierhin vorgestellten Typen von Antonymien basieren ausschließlich auf inhaltlichen Kriterien. Ein weiterer Aspekt, der bei der Typisierung der Antonyme Berücksichtigung finden kann, ist der morphologische. So unterscheidet u.a. Dings (1986, 340f., nach Duchácek 1965) antonimi grammaticali und antonimi lessicali·. „II primo gruppo è costituito dalle coppie antonimiche in cui c'è un legame morfologico tra i due membri." Damit meint Dings (im Anschluss an Duchàòek) zunächst solche Antonymenpaare, von denen sich die eine Lexie nur durch ein Präfix von der anderen unterscheidet; das Basislexem ist bei beiden identisch. Beispiele sind etwa: scontento!contento, infedele!fedele, sfiorire/fiorire, sfiducia/fiducia, inabilità!abilità. Dings weist jedoch daraufhin, dass es daneben zumindest noch eine weitere Erscheinungsform von grammatikalischen Antonymen gibt und meint dabei Formen von gelehrter Wortbildung: „[...] abbiamo notato l'esistenza di antonimi basati sui suffissi -filo [. . .] e -fobo [. ..], come per esempio francofìlo e francofobo." (Dings 1986, 341.) Im Unterschied zu Dings und Duchäöek wollen wir die grammatischen

93 Antonyme hier lieber mit Geckeier (1979,458 und 1980, 54) morpholexikalische Antonyme nennen, da das entscheidende Kriterium in den Bereich der Wortbildung und nicht der Grammatik fällt. Die Gruppe der lexikalischen Antonyme umfasst dagegen „gli antonimi privi del suddetto legame morfologico" (Dings 1986, 341), also etwa alle anderen in diesem Kapitel genannten Beispiele.

4.2.2.3. Antonymie im Italienischen Neben den unter 4.2.2.2 bereits genannten italienischen Beispielen lassen sich als konträre Antonyme etwa anführen: grande/piccolo; giovane/vecchio; bello/brutto; lungo/corto; ricco/povero etc., amico/nemico, giovinezza/vecchiaia, ricchezza!povertà, bellezza/bruttezza. Als weitere italienische Beispiele für komplementäre oder kontradiktorische Antonyme wären etwa noch zu nennen: maschile/femminile;32 verolfalso\ parlare/tacere, presente/assente. In diese Kategorie gehören auch folgende morpholexikalische Antonyme: possibile/impossibile, utile!inutile, fedele/infedele, paziente/impaziente, legittimo/illegittimo Für die semantische Beziehung der Konversion könnte man folgende Paare hinzufügen: padre/figlio·, dare/ricevere; maestro!allievo·, insegnare/imparare, precedere!seguire. Weitere Beispiele für die direktionale Opposition sind schließlich, salire!scendere, entrareluscire\ ascendente!discendente, addormentarsi!svegliarsi. Als morpholexikalische Antonyme wären in dieser Kategorie zu nennen: legare!slegare, gonfiare!sgonfiare, bloccare/sbloccare, caricare/scaricare, vestire/svestire, die man auch reversive Verben nennt, da sie „semantisch durch die Rückgängigmachung des prozessualen Inhalts des entsprechenden Oppositums bestimmt sind" (Geckeier 1980, 52). Das Adjektiv ist generell die am stärksten vertretene Wortart bei den Gegensatzrelationen (vgl. Geckeier 1979, 457f ). Es gibt zwar auch einige Substantive, aber im Allgemeinen ist diese Bedeutungsrelation hier weniger zu finden, da der substantivische Wortschatz zu großen Teilen aus komplexen Taxonomien besteht, z.B. aus Bezeichnungen für Tiere, Pflanzen, Gegenstände des Alltagslebens, „die eine dichotomische Strukturierung, wie sie die Antonymie voraussetzt, ausschließen" (Geckeier 1980, 61). „Überall dort, wo eine ge-

32

Dings (1986, 363) ordnet in diese Kategorie auch uomo/donna ein, was man in Frage stellen kann, da die Sprecher normalerweise um die Existenz der (seltenen) biologischen Erscheinung des Hermaphroditismus wissen und zu ihrem Wortschatz daher auch die Lexien dtsch. Hermaphrodit respektive ital ermafrodito gehören. Als schlicht falsch muss jedoch die folgende Haltung von Simone ( 2 1991, 501) bewertet werden: „Uomo e donna sono invece solo parzialmente complementari; in realtà, essi non esauriscono affatto la gamma dei posti possibili nella scala di coiponimia: in aggiunta, va considerato almeno omosessuale." Es ist überflüssig klarzustellen, dass omosessuale kein drittes menschliches Geschlecht (Sexus) oder eine Zwischenstufe, sondern eine sexuelle Orientierung bezeichnet und nur Kohyponym von eterosessuale und bisessuale sein kann. Simones Haltung ist hier wohl zu stark durch die Existenz der volkstümlichen Bezeichnung ital. terzo sesso in der Bedeutung ,gli omosessuali' (vgl. sowohl Zingarelli 2003 als auch DISC 2002, s.v. terzo) beeinflusst.

94 wisse Polarität nicht möglich ist, kann es auch keine Antonyme geben."33 Wir sehen bei den obigen Beispielen, dass viele deadjektivische Substantivbildungen (von Adjektiven abgeleitete Substantive) darunter sind. Bei den Verben hingegen spielt die Antonymie zwar auch eine geringere Rolle als bei den Adjektiven, aber eine größere als bei den Substantiven (vgl. ebd.). Wie an den oben gewählten Beispielen schon deutlich wird, haben viele der AntonymieRelationen im Wortschatz übereinzelsprachlichen Charakter, da sie auf allgemeinen logischen Prinzipien basieren. Was dagegen einzelsprachlich bestimmt ist, sind die jeweiligen Versprachlichungen von gegensätzlichen Konzepten in unterschiedlichen Sprachen. Manchmal fehlt in einer Sprache zu einer bestimmten Lexie das Antonym, das als Konzept (außersprachliche Vorstellung) durchaus existiert, aber eben nicht eigens versprachlicht wurde und demzufolge nur mit Umschreibungen ausgedrückt werden kann. [...] riguarda invece il sistema di ogni lingua considerata in sé la questione delle lacune ossia di aggettivi privi di antonimo (in una delle loro accezioni, o in tutte), così in italiano profondo non ha un antonimo se applicato a un corso d'acqua, ma si oppone a superficiale se si parla di una ferita; freddoloso è privo di antonimo poiché in italiano non esiste un aggettivo ,che sopporta male il caldo'. (Stati 1988, 91)

Leider ist diese Frage der lexikalischen Lücke in Bezug auf Antonyme im Italienischen noch nicht ausführlicher beleuchtet worden. Ohne hier weitere Untersuchungen vornehmen zu können, muss zu den von Stati genannten Beispielen jedoch zu Bedenken gegeben werden, dass zumindest in bestimmten Kontexten basso das Antonym zu profondo (auf Gewässer bezogen) sein kann. Betrachten wir diesbezüglich die entsprechenden lexikographischen Informationen im Zingarellli 2003 und im DISC 2002: profondo [... ] A agg. 1 Di ciò che presenta una notevole distanza, calcolata lungo la verticale, tra il limite superiore e il fondo: lago profondo; acque profonde; valle, voragine profonda. [...] basso [...] A agg. [...] 3 Poco profondo: fondale basso; l'acqua di questo fiume è bassa | (fig.) Essere in basse acque, passarsela male. CONTR. Alto. (Zingarelli 2003) profondo [...] · aggettivo 1. La cui superficie o estremità superiore è a notevole distanza dal fondo S: fondo, alto: mare, lago p.; pozzo, abisso p.; voragine p. 2. Più vicino al fondo (si contrappone a superficiale): pesci che vivono nelle acque p. dei mari caldi basso [...] · aggettivo [...] 4. Poco profondo: acqua b.; fondale b. jj · bassa marea, periodico abbassamento del livello del mare [...] (DISC 2002)

Zu freddoloso wäre anzumerken, dass in den Wörterbüchern manchmal caloroso als Antonym (contrario) angegeben ist, das zwar nicht „,che sopporta male il caldo'" (s.o.) bedeutet, aber in anderer Hinsicht in einer Gegensatzrelation zu freddoloso steht: 33

Schippan 1975, zitiert in Geckeier 1979,466.

95 freddoloso [... ] agg. · Che soffre molto il freddo: i vecchi e i bambini sono freddolosi. CONTR. Caloroso. caloroso [...] agg. 1 (raro) Che produce calore: fuoco caloroso | Che riscalda: è una stufa molto calorosa; il pepe e il chiodo di garofano sono spezie calorose. 2 Detto di persona, che non soffre il freddo: è caloroso, sta sempre con le finestre aperte. CONTR. Freddoloso. (,Zingarelli 2003) freddoloso [. . .] aggettivo · Che soffre il freddo caloroso [...] aggettivo 1. Che non soffre il freddo

(DISC 2002)

Das Beispiel freddoloso!caloroso fuhrt uns zu einem weiteren wichtigen einzelsprachlich gebundenen Aspekt der Antonymie-Relationen: zur so genannten ,,mehrseitige[n] Gegensätzlichkeit" (Gsell 1979, 76) oder auch Polyantonymie. Dabei geht es zum einen darum, dass eine Lexie aufgrund ihrer polysemen Struktur meist mehrere Antonyme hat: Di fronte all'uomo vecchio sta l'uomo giovane, ma l'abito vecchio si oppone a quello nuovo. Si dorme di un sonno profondo o di un sonno leggero, ma una valigia può essere pesante o leggera. [... ] in treno ci può essere un posto libero o un posto occupato, e ci sono i popoli liberi e i popoli oppressi. Ci sono pesci d'acqua dolce e d'acqua salata, bevande dolci e amare, cibi salati o insipidi. (Papini 1977, 179)

Zum anderen gibt es aber auch Polyantonymie bei monosemen Lexien; in diesem Fall ist sie einfach vom Kontext abhängig, bzw. von unterschiedlichen außersprachlichen Situationen: hierzu gehört auch das Beispiel freddoloso. È particolarmente pericoloso confondere la poliantonimia causata dal fatto che ogni contesto particolare di un lemma può eventualmente imporre l'uso di un altro antonimo; e quella che trova la sua origine nella polisemia di un lemma: infatti il lemma celibe, per esempio, non è un polisema, pur avendo due antonimi potenziali differenti (nubile e sposato, a seconda del contesto). (Dings 1986, 343)

4.2.2.4. Antonymie in der Lexikographie In den einsprachigen, allgemeinen Definitionswörterbüchern wird auch die Antonymie gelegentlich - allerdings viel seltener als die Synonymie - als Bedeutungsangabe eingesetzt. Es folgen einige Beispiele aus Zingarelli 2003, wobei hier allerdings durch das Fehlen der Kursivierung (etwa von logaritmo in der ersten Definition) der Eindruck entsteht, dass es um das gegensätzliche Konzept und nicht um das gegensätzliche sprachliche Zeichen geht: cologaritmo [comp, di complemento) e logaritmo; 1964] s. m. (mat.) Opposto del logaritmo. moto (1) [ve. dotta, lat. motu(m), part. pass, di movere .muovere'; 1294] s. m. 1 (fis.) Stato contrario alla quiete [...]

96 torto (2) [lat. tardo tortu(m), s. del part. pass, di torquere .(distoreere1, col senso di ,cosa (s)torta'; av. 1250] A s. m. 1 Ciò che è contrario al diritto, la ragione, la giustizia: ricevere un torto', confessare i propri torti [... ] (Zingarelli 2003)

Ganz ähnlich wie im Fall der Synonymie werden die Antonyme ebenfalls in manchen Wörterbüchern bei Bedarf am Ende der Bedeutungsangabe aufgelistet; auch sie dienen gleichzeitig der zusätzlichen Erhellung der Bedeutung wie auch der Textproduktion. Hier sind jedoch große Unterschiede festzustellen: Während Zingarelli 2003 bei gleichzeitiger Verbuchung von fünf Homonymen piano nur ein einziges Antonym anbietet (pianamente [...] CONTR. Forte", Zingarelli 2003, s.v. piano (1)), finden wir in GRADIT schon in einem einzigen seiner homonymen Einträge sehr differenzierte Angaben: 4

piano [...] agg., avv. [...] 1 agg., privo di scabrosità e sporgenze; che non presenta rilievi o avvallamenti: superficie piana, terreno p. 2 agg., fig., facile, chiaro, immediatamente comprensibile: un linguaggio ρ., una spiegazione piana [... ] 6a aw. [... ] lentamente, con cautela o anche senza far rumore: guidare, camminarep:, [...] 6b avv. [...] a voce bassa:parlarep. 7 avv. [...] mus. Come indicazione di movimento, con intensità piuttosto tenue [...] CONTR. 1 'aspro, dirupato, irregolare 2 astruso, complicato, difficile, disagevole 6a alla svelta, rapidamente, velocemente 6b, 7 forte [...]

Da die Antithese von jeher in der Stilistik eine wichtige rhetorische Figur war, gab es nach Hausmann (1990c, 1081) bereits in der Renaissance „sieben Antonymensammlungen des Lateinischen", aber erst im 19. Jahrhundert ein Antonymenwörterbuch für eine lebende Sprache.34 Im Italienischen gibt es offenbar bis heute kein reines Antonymenwörterbuch, sondern es sind nur Kombinationen mit Synonymenwörterbüchern bekannt. Die Unterscheidung in distinktiv und kumulativ entfallt in diesem Bereich, denn selbst in distinktiven Synonymenwörterbüchern sind jeweils die Antonymenlisten kumulativ. So finden wir etwa am Ende des ausführlichen einspaltigen Artikels morire bei Cesana (1988, 1168) folgende knappe Auflistung: campare, esistere, nascere, sopravvivere, vivere, in Stoppelli 2001 lesen wir: nascere, venire al mondo, venire alla luce, entrare nella vita.

4.2.3. Hyponymie, Hyperonymie und Meronymie Die Beziehung eines Oberbegriffs zu seinem Unterbegriff - die Hyperonymie - haben wir im Grunde genommen schon in Kapitel 3.1.2. im Rahmen der Überlegungen zur Semanalyse und auch in Kapitel 3.1.4. im Rahmen der Überlegungen zur lexikographischen Definition kennengelernt. Das Hyperonym - der Oberbegriff - kann je nach Blickwinkel nämlich auch als Archilexem oder als genus proximum bezeichnet werden. Hyperonymie-Relationen finden sich vor allem bei Substantiven (vgl. Cruse 2002, 495).

34

Hausmann ( 1990c, 1081 f.) bezieht sich hier auf: Paul Ackermann, Dictionnaire des antonymes ou contremots, Paris, Berlin 1842.

97 So sind etwa ape, vespa, mosca und zanzara Hyponyme zum Hyperonym insetto. Violino, viola, violoncello, contrabbasso, tromba, sassofono, trombone, cornetta, flauto, clarinetto, chitarra stehen in einer Hyponymie-Relation zu strumento-, strumento steht dagegen zu den aufgezählten Bezeichnungen für Musikinstrumente in einer Hyperonymie-Relation. Violino, viola, Violoncello, contrabbasso, tromba etc. sind darüber hinaus untereinander Kohyponyme. Die Negation des Hyperonyms hat automatisch die Negation des Hyponyms zur Folge. „[...] qualcosa che non è un .albero' non può essere un .platano'" (Dardano 52000, 315). Der Umkehrschluss gilt nicht: Wenn etwas keine Platane ist, kann es immer noch ein Baum, etwa eine Eiche (ital. quercia) oder eine Buche (ital. faggio) sein. Das Hyperonym verfügt außerdem über eine größere Extension als das Hyponym: [...] parlando di iponimia, si è detto che il significato del sovraordinato è più ,ampio' di quello dell'iponimo. Così dicendo, si intendeva affermare che il sovraordinato ha un significato che si può riferire a più ,cose' rispetto a quello dell'iponimo: noi possiamo chiamare fiore tutto ciò che chiamiamo rosa, ma inoltre possiamo chiamarefiore altre .cose' (altri referenti) che non possiamo chiamare rosa. (Berruto 1976a, 64) Das Hyponym weist dagegen eine größere Intension auf: [...] il significato dell'iponimo contiene più .proprietà' [...] rispetto a quello del sovraordinato, cioè contiene tutte le proprietà che contiene quello, più altre sue proprie. Il dire rosa implica il dire tutte le proprietà del fiore, più altre proprietà. (Berruto 1976a, 64) Die Hyponymie-Beziehungen haben darüber hinaus transitiven Charakter:35 Se un termine è iponimo di un secondo e questo è iponimo di un terzo, il primo sarà iponimo dell'ultimo. Questa caratteristica è stata definita come .ereditarietà delle proprietà' e permette di pensare il significato di un termine iponimo come parzialmente determinato dal senso del proprio sovraordinato (o iperonimo), più alcune determinazioni specifiche. (Violi 1997b, 38) Mit anderen Worten: ital. alano ,Dogge' ist Hyponym von cane, was Hyponym von mammifero ist. Mammifero schließlich ist Hyponym von animale. Gleichzeitig ist alano auch jeweils Hyponym von cane, mammifero und animale, da die Intension von animale Teil der Intension von mammifero ist. Die Intension von mammifero ist wiederum in der Intension von cane enthalten, und diejenige von cane schließlich in derjenigen von alano.

35

Transitiv bezieht sich hier auf die transitive Relation, ein Begriff aus der Logik. „Wenn χ Bruder von y ist und y Bruder von z, dann ist auch χ Bruder von z. Die Relation ,ist Freund von' ist dagegen nicht transitiv: Wenn χ Freund von y ist und y Freund von z, dann muss χ nicht Freund von ζ sein." (Bußmann 32002, s.v. Transitive Relation)

98 Als letzte semantische Relation soll hier kurz die Meronymie angesprochen werden, d.h. die Beziehung zwischen den Bezeichnungen für Teile (eines bestimmten Ganzen) und der Bezeichnung fur das dazugehörige Ganze. Finora è stata scarsamente studiata la relazione „parte-tutto", quale appare [...] in serie di «meronimi» (lessemi che esprimono referenti che sono parti di un insieme): unghia - dito - mano braccio, ecc. / corpo, corridoio - anticamera - soggiorno - camera da letto, ecc. / casa. (Dardano 52000, 319)

Sowohl Blank (2001a, 33) als auch Dardano (52000, 319) warnen davor, die Meronymie mit der Hyponymie zu verwechseln. È opportuno ricordare la differenza che corre tra l'inclusione e la relazione „parte-tutto"; si confronti a tale proposito la frase il gatto fa parte dei felini, il gatto è un felino con la frase lo schermo fa parte del televisore', *lo schermo è un televisore. (Dardano 52000, 319)

So sind violino, viola, violoncello, contrabbasso, tromba, sassofono, trombone, cornetta, flauto, clarinetto, chitarra zwar Hyponyme des Hyperonyms strumento aber Meronyme von orchestra. Man muss jedoch die Frage stellen, ob es sich hier überhaupt noch um semantische Beziehungen im Sinne einer speziellen einzelsprachlichen Strukturierung handelt. Auch Blank (2001a, 33) ist der Meinung, dass es bei der Meronymie um enzyklopädische oder Sachfeldbeziehungen [geht]. Im Unterschied zu den anderen Relationen gibt es hier keine Semembeziehungen, nicht die signifiés, sondern lediglich die Konzepte stehen in Beziehung zueinander.

4.3. Aufgaben: 1. Erläutern Sie den unterschiedlichen Gebrauch von caro in den folgenden Sätzen: Giuseppe è sempre stato molto caro con sua madre. Questo appartamento è troppo caro. Il parrucchiere sta diventando sempre più caro.

2. Charakterisieren Sie - unter Zuhilfenahme der etymologischen Angaben eines einsprachigen Wörterbuchs - a) die zwischen delfino ,Delfin' und delfino ,Dauphin' und b) die zwischen batteria .Batterie' und batteria .Schlagzeug' bestehenden inhalts- bzw. ausdruckseitigen Beziehungen. 3. Überprüfen Sie die lexikographischen Darstellungen

99 a)

b)

von calcolo .Rechnung' und calcolo ,Blasen-/Nierenstein' im Hinblick auf die Einstufung als Homonyme oder Polyseme in Zingarelli 2003 und Palazzi/Folena 1992, von ippocampo .Seepferdchen' und ippocampo ,Hippocampus (med.)' in Zingarelli 2003 und DISC 2002.

4. Charakterisieren Sie - unter Zuhilfenahme der lexikographischen Darstellung in Zingarelli 2003 - die zwischen ippocampo, ippuro und cavalluccio marino bestehenden externen semantischen Relationen. 5. Klassifizieren Sie die in dem folgenden, bei Gauger 1972, 100 zu findenden literarischen Zitat vorkommenden gesperrt gedruckten Synonyme. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Klassifizierung die lexikographischen Definitionen aus Zingarelli 2003 : Da una quarantina d'anni Fontamara non ha un c u r a t o. La parrocchia ha una rendita troppo piccola per mantenere un ρ r e t e: la chiesa è solita ad aprirsi solo nelle grandi solennità, quando dal capoluogo viene u n s a c e r d o t e per leggere la messa e spiegarci il Vangelo. (I. Silone, Fontamara, Milano 1953, 31; zitiert in Gauger 1972, 100)

6. Gehen Sie in gleicher Weise für cavallo, destriero, ronzino, ronzinante vor und ziehen Sie ein weiteres Wörterbuch zum Vergleich hinzu (z.B. DISC 2002). 1. In welcher semantischen Beziehung stehen idraulico, stagnaio, stagnaro, stagnino, lattoniere, trombaio zueinander? 8. Decken Sie die verschiedenen, zwischen folgenden Lexien bestehenden externen semantischen Relationen auf: frutto

vero

disordinato

mela

innocente

buccia

puntuale

ciliegia

ritardato

ordinato

colpevole

falso

arancia

scorza

5. Der Bedeutungswandel

5 .1. Die logisch-rhetorische Konzeption Betrachtet man die in der Fachliteratur oft recht allgemein gehaltenen Definitionen von Bedeutungswandel (z.B.: „die Veränderung der Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken unter historischem Aspekt"; Bußmann 32002, s.v. Bedeutungswandel), so muss präzisiert werden, dass es dabei nicht um die Veränderung einer einzelnen Bedeutung (eines Semems) geht, sondern dass Bedeutungswandel hier so verstanden werden soll, dass zu der oder den bereits vorhandenen Bedeutungen eine weitere hinzu kommt (vgl. Blank 2001a, 70). Das Phänomen der Entstehung neuer Bedeutungen wurde seit der Antike unter dem Gesichtspunkt der Rhetorik behandelt, d.h. Bedeutungswandel wurde in erster Linie bei der Lexikalisierung bestimmter Redefiguren beobachtet, die als stilistisch variierender und den Text schmückender Ersatz des eigentlichen Wortes fungieren. Diese Verwendungen rhetorischer Figuren erscheinen also zunächst spontan auf der parole-Ebene, um dann in einem zweiten Schritt allgemein üblich und damit lexikalisiert zu werden. Die Habitualisierungen von Metaphern und Metonymien finden bereits bei Aristoteles, Quintilian und Cicero Beachtung (vgl. Blank 1997a, 8ff.). A. Blank zeigt auf, wie sich im 18. Jahrhundert bei dem französischen Grammatiker César Chesneau Dumarsais (Les Tropes, 1729) erste Ansätze zu einer wissenschaftlichen Betrachtung dieser lexikalisierten Redefiguren finden lassen. Bei den ersten Semantikern im 19. Jahrhundert schließlich stellt der Bedeutungswandel das zentrale Thema dar; Autoren wie Karl Reisig, Michel Bréal, Hermann Paul, Arsène Darmesteter oder Antoine Meillet verbinden die Reflexionen über habitualisierte Tropen mit weiteren, aus der Logik stammenden Kategorisierungen: der Bedeutungserweiterung und der Bedeutungsverengung. Stephen Ulimann, der in den fünfziger Jahren für seinen eigenen, hier später noch vorzustellenden Ansatz auf Erkenntnisse der traditionellen Semantik zurückgreift, skizziert die logisch-rhetorische Klassifikation des Bedeutungswandels folgendermaßen: „Für das logische Verhältnis der neu entstandenen Bedeutung zur älteren gibt es nur drei Möglichkeiten: Die neue Bedeutung kann enger, weiter oder mit der alten umfanggleich sein." (Ullmann 1967, 189) Im ersten Kapitel dieses Buches wurden bereits erste Beispiele für die Bedeutungsverengung oder Spezialisierung (pollo ,Tieijunges (im Allgemeinen)' > junger Hahn (unter kulinarischem Aspekt)'), für die Bedeutungserweiterung oder Generalisierung (noleggiare ,ein Schiff mieten' > ,mieten (allgemein)') und für die Bedeutungsübertragung ohne Veränderung des Bedeutungsumfangs (cavalletta ,kleines weibliches Pferd' > cavalletta Heuschrecke') angeführt. Das entscheidende Kriterium für Bedeutungserweiterung bzw. -Verengung besteht in der Ausdehnung bzw. Verkleinerung der Extension, also in der Veränderung der Menge der Referenten, auf die sich eine Lexie mit einer Bedeutung bezieht. Bei der umfanggleichen Bedeutungsübertragung dagegen bleibt die Referentenanzahl ungefähr gleich bzw. ist irrelevant. Bedeutungserweiterung bzw. -Verengung (auch Generalisierung und Spezialisierung) genannt) basieren folglich auf Hyperonymie- bzw. Hyponymie-

101 relationen: „Si potrebbe anche dire che il restringimento di significato comporta il passaggio da un iperonimo a un iponimo, mentre l'allargamento il passaggio da un iponimo a un iperonimo [...]" (Dardano 21996, 75). Weitere Beispiele für Bedeutungsverengung im Rahmen der italienischen Sprachgeschichte sind etwa: appetito .Verlangen (allgemein)' >,Esslust, Appetit', seggio ,Sitz, Sitzgelegenheit' (= sedia) > ,sedile importante e solenne destinato ad alti personaggi, trono: seggio reale, episcopale, papale (Zingarelli 2003), ital. intervallo ,der Zwischenraum (allgemein)' > ,Intervall (Musik)'. In der Fachliteratur werden darüber hinaus auch oft Beispiele angeführt, die die Entwicklung vom Lateinischen zu den romanischen Fortsetzern, in unserem Fall zum Italienischen, betreffen; hier beschränkt sich der sprachliche Wandel aber natürlich nicht auf die Inhaltsseite, sondern geht mit deijenigen der Ausdrucksseite einher: lat. domus ,Haus' > ital. duomo ,Gotteshaus', lat. meretrix ,Verdienende' > ital. meretrice ,Prostituierte', spätlat. auca,Vogel' > ital. oca ,Gans', lat. collocare .platzieren' > ital. coricare .hinlegen', lat. colligere ,sammeln' > ital. cogliere .pflücken' (= ,Blumen, Früchte sammeln'). Ulimann berichtet über die Meinung einiger Linguisten, die Bedeutungserweiterung sei ein selteneres Phänomen als die Bedeutungsverengung, weil der menschliche Geist immer eher nach Differenzierung strebe als nach Synthese (Ulimann 1970,365). Neben dem schon genannten noleggiare sind weitere italienische Beispiele für Bedeutungserweiterung etwa sporadico ,sporadisch (in Bezug auf Krankheiten)' > .sporadisch (allgemein)', ital. vigilia .Tag vor einem Festtag' > ,Vortag (allgemein)'. Beispiele für die Bedeutungserweiterung vom Lateinischen zum Italienischen sind z.B.: lat. adripare ,am Ufer anlegen' > ital. arrivare ,ankommen', lat. casa ,Hütte' > ital. casa ,Haus, Behausung', lat. caballus .Lastpferd' > ital. cavallo .Pferd'. 1 Wenn die Extension der neuen Bedeutung nicht größer oder kleiner als die der alten ist - wie beim Beispiel cavalletta - basiert der Bedeutungswandel auf der oben bereits angesprochenen Lexikalisierung bestimmter rhetorischer Figuren. Traditionell geht es dabei um die Metapher, die Metonymie und die Synekdoche. Die Figur der Metapher beruht auf Similarität (Ähnlichkeit) zwischen Ausgangsbedeutung und neuer Bedeutung, man kann sie auch als einen verkürzten Vergleich sehen. In Kapitel 4.1.1. wurde die Polysemie mit Blank als synchrones Resultat des Bedeutungswandels vorgestellt; als Beispiele für den Typ der metaphorischen Polysemie können etwa afferrare .ergreifen' >,verstehen' und spiegare,auseinanderfalten' >,erklären' genannt werden. Wie wir gesehen haben, kann ein weiteres Ergebnis des Bedeutungswandels auch die sekundäre Homonymie sein, die sich (bei gleichzeitiger etymologischer Identität) durch die synchron

Es muss der Vollständigkeit halber darauf hingewiesen werden, dass hinsichtlich der Kategorie Bedeutungserweiterung auch noch die Auffassung existiert, es handle sich um die „Vermehrung der Sememe eines Lexems" {MetzlerLexikon Sprache 1993, s.v. Bedeutungserweiterung). Blank sieht dagegen einen grundlegenden Jehler [...] darin, dass die Entstehung einer neuen Bedeutung mit erweiterter Extension gegenüber der alten - wie in fr. panier ,Korb' vs. lt. panarium .Brotkorb' - mit der Erweiterung der Zahl der Bedeutungen eines Wortes verwechselt wird." (Blank 1997a, 196)

102

vorhandene semantische Distanz definiert. Fünf von den zehn in Kapitel 3. besprochenen Beispielen für sekundäre Homonymie sind ebenfalls als Resultat einer metaphorischen Übertragung aufzufassen: In allen Fällen haben wir es - wie auch bei cavalletta - mit einer Ähnlichkeit im Aussehen zu tun: astro,Stern, Himmelskörper' > , Aster' („[...] perché il suo capolino è circondato da brattee disposte a raggiera"; DELI), cannella ,Röhrchen' > ,Zimt' („perché questa scorza [...] disseccandosi [...] prende la forma di una cannuccia"; DELI), macchia ,Fleck' > ,Macchia' („[...] perché si presenta come una macchia sul terreno brullo"; DELI), merlo ,Amsel' > ,Zinne' („[...] perché danno l'idea di una fila di merli", Zingarelli 2003), vite , Weinrebe' > ,Schraube' („[...] perché si avvolge a viticcio, come la pianta della vite"; DELI). Metaphern können in bestimmten „Bildfeldern" (Blank 1997a, 175) gehäuft auftreten. Ein typischer Bereich dieser Häufung sind z.B. zoomorphe oder Tiermetaphern. L'importanza che gli animali hanno sempre avuto nella vita concreta dell'uomo e nella favolistica moraleggiante (Esopo, Fedro, La Fontaine) ha avuto come conseguenza l'uso metaforico dei nomi di moltissimi animali. [... ] Di una donna stupida si dice che è un'oca (questo già nel Cinquecento [...]), di una che cerca d'attirare l'attenzione degli uomini che è una civetta (perché quest'uccello attira la preda sbattendo le ali e occhieggiando, catturandone così l'attenzione), di una generosamente disponibile che è una vacca o una troia, di un uomo lussioroso che è un porco o un mandrillo, un cocciuto è un mulo, un ignorante un asino. (Zolli 1989,183f.)

Auch wenn hier deutlich wird, dass die meisten der von Zolli genannten zoomorphen Metaphern auch im Deutschen oder anderen europäischen Sprachen nachweisbar sind, ist es doch wichtig, die zum Teil großräumiger gegebene kulturelle Gebundenheit dieser Bedeutungsentwicklungen nicht zu übersehen: Dass Tiermetaphem universell vorkommen, heißt nicht, dass ein Tiername in allen Kulturen zur Versprachlichung derselben Konzepte verwendet würde: Die Ratte z.B. dient in unserem Kulturkreis als Basis eher unvorteilhafter Metaphern, während das gleiche Tier in Asien Reichtum und Glück symbolisiert. (Blank 1997a, 178)

Neben den zoomorphen gibt es auch die anthropomorphen Metaphern, wie etwa: calcolatore ,Rechner (Person)' > .Computer' oder stiratrice ,Büglerin' > .Bügelmaschine'. Vier der anderen fünf in Kapitel 4.1.1. genannten Beispiele für sekundäre Homonymie beruhen auf einer metonymischen Übertragung. Bei der Metonymie beruht die Beziehung zwischen konkreter und übertragener Bedeutung auf Kontiguität, d.h. die beiden Sememe gehören „der gleichen semantischen, logischen, kulturellen oder situationeilen Sphäre" an. (Bußmann 32002, s.v. Kontiguität.) Die vier metonymischen Übertragungen sind: das auf der Beziehung URSACHE - FOLGE beruhende copia .Überfluss' > ,Kopie' („[...] attrav. il sign, .abbondanza di riproduzione' [...]"; DELI), bei credenza liegt die metonymische Relation HANDLUNG fur ORT vor: „Credenza (mobile) è un ulteriore evoluzione semantica rispetto al sign, che la parola aveva anticamente: .assaggio dei cibi destinati ad un alto personaggio per dimostrare che non erano avvelenati.'" (DELI), fioretto .Blümchen' > .Florett'

103 („II fioretto (arma) è detto così dal bottone che ha in cima, che è raffigurato come un piccolo fiore." DELI; TEIL-GANZES-Beziehung), und vita ,Leben' > ,Taille' („perché in quella parte sono gli organi essenziali"; DELI-, ZusTAND-KöRPER-Relation). Ein weiteres Beispiel wäre das ebenfalls in Kapitel 4.1.1 genannte lingua ,Zunge' > ,Sprache' (metonymische Beziehung: INSTRUMENT - PRODUKT). Die dritte rhetorische Figur, die der Bedeutungsübertragung zugrunde liegen kann, ist die Synekdoche, die von vielen Autoren als eine Art Sonderfall der Metonymie angesehen wird, da auch sie oft auf einer Kontiguitätsbeziehung beruht. Bei der Synekdoche gibt es verschiedene Untertypen, von denen aber nur zwei für den Bedeutungswandel von Belang sind; nur einer der beiden Typen wiederum gehört zum Bedeutungswandel ohne Veränderung von Extension bzw. Intension: Es handelt sich um die Übertragung der Bezeichnung des Teils auf das Ganze und des Ganzen auf das Teil; dieser Typ wird auch Pars-pro-toto (bzw. Totum-pro-parte) genannt und ist deijenige, der ebenfalls auf einer Kontiguitätsrelation basiert. Beispiele für das Italienische wären etwa: libreria ,Bücherregal' < Buchhandlung' (das Ganze für das Teil) oder gamba ,Bein' < ,Unterschenkel' und tetto ,Haus, Behausung, Heim' < ,Dach' (das Teil für das Ganze). In den Kategorien der externen semantischen Relationen gedacht geht es hier folglich um die Meronymie. Des Weiteren ist auch die oben bereits besprochene Übertragung der Bezeichnung der Gattung auf die Art (und der Art auf die Gattung) ein Typ der Synekdoche, der sich - wie wir oben gesehen haben als Bedeutungserweiterung (Generalisierung) bzw. Bedeutungsverengung (Spezialisierung) realisiert.2

5 .2. Die funktionale Klassifikation von Stephen Ullmann Über längere Zeit hinweg war das Forschungsinteresse an der historischen Semantik im 20. Jahrhundert eher dürftig; die wenigen vorhandenen Ansätze erschienen lediglich wie „schmale, wenig beachtete Rinnsale neben dem synchronen linguistischen Mainstream" (Blank 1993, 63). Eine Ausnahme bildeten nur die entsprechenden Kapitel in den beiden grundlegenden, international rezipierten Werken von Stephen Ullmann.3 Auch in der italienischen Fachliteratur wird der Ansatz Ulimanns immer wieder als die wichtigste Klas-

2

3

Blank ( 1997a, 196) weist darauf hin, dass manche Autoren diese beiden Untertypen der Synekdoche nicht auseinander halten und bei der Behandlung von Bedeutungserweiterung und Bedeutungsverengung auch Teil-Ganzes-Relationen dazu rechnen. Auch in der folgenden Aussage Tekavcics finden wir eine Vermischung der beiden Aspekte: „Per quanto concerne la sineddoche, è un cambiamento che consiste il più spesso nella figura ,la parte per il tutto' [...]. La sineddoche si identifica praticamente con l'allargamento risp. la restrizione del significato [...]" (Tekavcic 1980, ΠΙ, 193). Ullmann 1957: The Principles of Semantics [...]; dtsch.: Grundzüge der Semantik [...] 1967; ital.: Principi di semantica [...] 1977; Ullmann 1962: Semantics [...]; ital.: La semantica [...] 31970; dtsch.: Semantik [...] 1973.

104 sifikation des Bedeutungswandels vorgestellt, oftmals sogar ohne dass man für seine (französischen, englischen oder deutschen) Beispiele italienische Entsprechungen gesucht hätte.4 Stephen Ullmann kritisiert an der logischen, auf dem Kriterium des veränderten Umfangs beruhenden Klassifikation u.a. [...] dass alle drei Kategorien heterogen waren: unter der Rubrik .Erweiterung' und .Verengung' wurden die vielfältigsten Bedeutungsveränderungen geführt, die bis auf die Äußerlichkeit, daß die neue Bedeutung weiter bzw. enger war als die alte, nichts gemeinsam hatten; alles, was nicht unter dieses Kriterium fiel, wurde wahllos der gemischten Gruppe zugeteilt. (Ullmann 1973,286)

Ulimanns eigene Klassifikation des Bedeutungswandels beruht dagegen auf der [...] funktionale[n] Auffassung von der Bedeutung als einer Beziehung zwischen Name und Sinn und als eines Elements in einem synchronen Gefüge, das von dem doppelten Assoziationsgeflecht aus Name und Sinn bestimmt wird[...] (Ullmann 1967, 198)

d.h., der Bedeutungswandel wird als „Veränderung der Name-Sinn-Relation" (Ullmann 1967, 198) verstanden. Zum besseren Verständnis muss erklärt werden, dass Ullmann mit „Name" das signifiant, mit „Sinn" das signifié meint. Blank (1997a, 36) weist daraufhin, dass die von Ullmann vorausgesetzte Definition von Bedeutung als „Beziehung zwischen Name und Sinn" (auch Ullmann 1973,85) nicht wirklich verständlich ist, da hier zwischen einer Zeichenbedeutung („Bedeutung") und dem Wortinhalt („Sinn") unterschieden wird. Erklärlich wird diese Unterscheidung nur dadurch, dass Ullmann - wie wir im Folgenden noch sehen werden - „Bedeutungswandel auch von Assoziationen zwischen Zeichenausdrücken ausgehen lassen will [...]; die Ausdrucksseite muß daher für ihn an der Bedeutung beteiligt sein" (Blank 1997a, 36). Aber betrachten wir zunächst Ullmanns auf den uns schon bekannten Assoziationsprinzipien Similarität (= Ähnlichkeit) und Kontiguität (= Berührung) beruhendes Schema: A. Bedeutungswandel infolge sprachlichen Konservatismus B. Bedeutungswandel infolge sprachlicher Neuerungen I. Namenübertragungen a) aufgrund von Sinnähnlichkeit b) aufgrund von Sinnberührung Π. Sinnübertragungen a) aufgrund von Namenähnlichkeit b) aufgrund von Namenberührung ΙΠ. Mehrschichtiger Bedeutungswandel (Ullmann 1967,204)

4

Wir finden Ullmanns Klassifikation u.a. bei Bemito 1976a, 18-20, Lazzeroni 1987, 25-28, Berretta 1977, 315-317, Tekavòic 1980, 196-197, Zamboni 1976, 59-61.

105 Der Typ A (Bedeutungswandel infolge sprachlichen Konservatismus) liegt vor, wenn eine Bezeichnung beibehalten wird, obwohl sich der außersprachliche Referent stark verändert hat. Für das Italienische ließe sich etwa penna anfuhren, das sich immer noch auf ein Schreibgerät bezieht, auch wenn es sich längst nicht mehr um eine Feder handelt. Auch cancellare im Sinne von .auslöschen, tilgen, streichen' passt in diese Kategorie, denn ursprünglich bedeutete das Wort: [,..]„coprire con un cancello". L'evoluzione si spiega ponendo mente al fatto che nelle antiche scritture le parole venivano annullate con dei tratti a penna verticali e orizzontali che ricordavano le grate d'un cancello. (Zolli 1989, 177) Ein weiteres italienisches Beispiel für diesen Typ des Bedeutungswandels nennt Lazzeroni (1987, 24): „Un tempo i criminali venivano condannati a remare nelle galere. Oggi che questa pena non esiste più (e nemmeno esistono più i navi a remi) galera significa ,rigione'." Man muss hier jedoch die Frage stellen, ob dieser Sachwandel wirklich mit einem Sprachwandel gleichzusetzen ist. Dauses (1989, 74) fuhrt u.a. am Beispiel des deutschen Bleistift, das ja heute nicht mehr ein Schreibgerät mit Blei- sondern eines mit Graphitmine bezeichnet, aus, dass nicht das Material, sondern die Funktion des Referenten für die Bedeutung des sprachlichen Zeichens das Entscheidende ist. [...] vielleicht ließe sich der Aspekt, unter dem wir den Bleistift erfassen, so umschreiben: „Schreibgerät fur schnelle und leicht wieder zu tilgende Notizen". Ein Bedeutungswandel vollzieht sich also nicht schon dann, wenn ein neues Material verwendet wird, sondern vor allem, wenn die Veränderung die Funktion des betreffenden Gerätes betrifft, diese aber steht mit der materiellen Beschaffenheit nur in mittelbarem Zusammenhang. [...] Die Bedeutung ist eben nicht einfach die mentale Ablichtung eines Objektes, sondern in erster Linie Interpretation, Betrachtung und Wertung unter einem Aspekt, und Bedeutungswandel somit nicht einfach Nachvollzug außersprachlicher Veränderungen. (Dauses 1989, 74) Die in DISC 2002 zu findende synchronisch-gegenwärtige Definition von penna: „attualmente, ogni strumento per la scrittura a mano"5 scheint diese Haltung zu bestätigen. Auch

Diese Definition erscheint allerdings erst im Anschluss an historische Angaben wie „Strumento utilizzato per scrivere, anticamente ricavato da una p. d'oca tagliata trasversalmente alla punta del calamo, che veniva intinta nell'inchiostro e poi fatta scorrere sul foglio [...]" (DISC 2002). Auch wenn wir die entsprechende Definition in Zingarelli 2003 damit vergleichen, stellen wir fest, dass der Sachwandel hier ebenfalls noch sehr präsent zu sein scheint, denn das genus proximum „strumento per scrivere" wird nicht durch Charakteristika, die es synchronisch von anderen Schreibgeräten unterscheiden, sondern lediglich durch Aussagen zum Referenten, die eindeutig historischer Natur sind, ergänzt: „[...] costituito un tempo da una penna d'oca opportunamente lavorata, quindi sostituito da un'asticciola di materiale vario munita di pennino di metallo, anch'essa oggi disusata." Erst die im Artikel folgenden komplexen Lexien penna stilografica ,Füllfederhalter' und penna a sfera .Kugelschreiber', die aber gewöhnlich in der elliptischen Form penna gebräuchlich sind, werden durch die synchronisch orientierten differentiae specificae „dotata di un serbatoio

106 Blank äußert eine gewisse Skepsis in Bezug auf die Kategorie A in Ulimanns Schema; er sieht jedoch mit Hilfe der kognitiven Semantik hier vielleicht eine mögliche Kompromisslösung gegeben. So könnte man seiner Ansicht nach unter Berücksichtigung der Ebene des „Weltwissens", genauer: unter Hinzunahme der hinter der sprachlichen Bedeutung liegenden außersprachlichen Vorstellung, zu dem Schluss kommen: [...] daß die von Ulimann hierzu [= zum Bedeutungswandel durch sprachlichen Konservatismus] gerechneten Fälle als Bedeutungswandel im Sinne des Wandels unseres Wissens über den Referenten beschreibbar sind. Daß eine Sprechergeneration mit dem Wort Schiff zuallererst ein Dampfschiff, eine andere Generation sofort ein Motorschiff assoziiert, können wir dann als Wandel des Prototyps in der extensionalen Kategorie Schiff deuten! (Blank 1997a, 111) In seiner späteren Abhandlung hat Ullmann den Typ A des Bedeutungswandels schließlich weggelassen. Bei B.Ia (Namenübertragungen aufgrund von Sinnähnlichkeit) handelt es sich um die bereits im letzten Kapitel behandelte metaphorische Übertragung. Weitere italienische Beispiele für die lexikalisierte Metapher wären etwa: gru .Kranich' > ,Baukran', oder antenna ,Fühler (bei Insekten)' > .Antenne'. Unter Ib (Namenübertragungen aufgrund von Sinnberührung) ist die ebenfalls schon bekannte Metonymie zu verstehen; weitere italienische Beispiele sind u.a. bustarella ,kleiner Umschlag' > ,Schmiergeld' (BEHÄLTNIS - INHALT), oder spina ,Dorn' > .Schmerz' (URSACHE - WIRKUNG). Die folgenden beiden Typen der Sinnübertragung basieren auf den oben angesprochenen Assoziationen zwischen den Zeichenausdrücken, d.h. den signifiants. Der erste Fall, Sinnübertragung aufgrund von Namenähnlichkeit (IIa) ist nichts anderes als die sogenannte Volksetymologie (ital. etimologia popolare). Bei diesem Vorgang wird die Herkunft eines Wortes umgedeutet und mit einem anderen in Zusammenhang gebracht, mit dem es lautliche Ähnlichkeit hat, wodurch sich sekundär die Bedeutung verschiebt. Als italienische Beispiele kann man z.B. anfuhren: villano ,Flegel', für das die ältere, heute nicht mehr vitale Bedeutung ,Bauer, Landbewohner'(< spätlat. villänu(m) < villa .Landhaus') belegt ist („il buon villan sorge dal caro / letto (PARINI)", Zingarelli 2003). Hier liegt nach Dardano ( 2 1996, 75) offenbar eine Vermischung aus ital. vile .gemein' (< lat. vile(m) .billig, wertlos') mit ital. villa (< lat. villa) vor. Ein weiteres Beispiel ist die Bildung von ital. miniatura .Miniatur, Bildschmuck einer Handschrift', das eigentlich durch die Tatsache motiviert ist, dass diese Buchverzierungen mit Zinnoberrot gemalt wurden (< ital. minio, lat minium, dtsch. Mennige) und somit ursprünglich nicht,kleine Malerei' („dipinto di piccole dimensioni [. . .]", Zingarelli 2003), sondern: ,mit Zinnoberrot gemalter Bildschmuck einer Handschrift' („genere di pittura per illustrare codici pergamenacei eseguita col minio e altri colori vivaci [...]", Zingarelli 2003) bedeutet. Es wird jedoch mit minimo ,der oder das Kleinste' in Zusammenhang gebracht und der Schwerpunkt der Bedeutung dadurch mehr und mehr auf die Kleinheit verlagert. Der Typ IIb - Sinnübertragung aufgrund von Namen-

per l'inchiostro che alimenta direttamente il pennino" bzw. „munita di un serbatoio con inchiostro semisolido e di una sferetta scorrevole al posto del pennino" näher bestimmt.

107 berührung - beruht auf der rhetorischen Figur der Ellipse („Aussparung von sprachlichen Elementen, die [...] rekonstruierbar sind"; Bußmann 32002, s.v. Ellipse)·, so ist etwa aus il giornale quotidiano (.Tageszeitung') il quotidiano, aus la città capitale (.Hauptstadt') la capitale und aus il telefono cellulare (,Mobiltelefon') il cellulare entstanden. Die vier Haupttypen sind ihrem Vorkommen nach sehr verschieden. Die Metapher ist der wichtigste, aber auch die Metonymie ist eine durchaus alltägliche Erscheinung. Die Ellipse ist zwar keineswegs selten, aufs Ganze gesehen aber nur bedingt von Interesse, während die Volksetymologie [...] eine Randerscheinung bildet. Demnach haben Sinnassoziationen eine viel größere Bedeutung als Namensassoziationen. Eine Sprache ohne Ellipsen und Volksetymologien wäre ein völlig adäquates Verständigungsmittel, eine Sprache ohne Metaphern und Metonymien dagegen wäre undenkbar: diese beiden Faktoren gehören zur Grundstruktur der Sprache. (Ulimann 1973,280)

Beim mehrschichtigen Bedeutungswandel (III) haben zwei oder mehrere der oben genannten Verfahren gleichzeitig stattgefunden, etwa bei gorgonzola ,Gorgonzola(käse)', das wahrscheinlich eine Ellipse von formaggio di Gorgonzola ist und gleichzeitig aber auch als Metonymie (HERSTELLUNGSORT - ERZEUGNIS) aufzufassen ist. Dieselbe Situation liegt auch bei barolo .bestimmter piemontesischer Rotwein' (elliptisch: < vino di Barolo-, metonymisch: „dal nome del paese Barolo", Zingarelli 2003) vor. Insbesondere Käse- und Weinbezeichnungen gehören oft in diesen Entwicklungstyp: z.B. taleggio, castelmagno, chianti, bardolino oder auch soave.6 In Semantik: Eine Einführung in die Bedeutungslehre (1973, Original: Semantics. An Introduction in the Science of Meaning 1962) fasst Ullmann die oben beschriebenen Verfahren des Bedeutungswandels unter: „II. Wesen des Bedeutungswandels" (Ullmann 1973, 264ff.) zusammen und zählt im darauf folgenden Kapitel III (Ullmann 1973,285ff.) neben Bedeutungserweiterung und -Verengung, die im letzten Kapitel schon besprochen wurden, auch Bedeutungsverschlechterung und -Verbesserung zu den „Folgen des Bedeutungswandels". Ohne hier zunächst auf Ulimanns verschiedene Untertypen von Bedeutungsverschlechterung und -Verbesserung einzugehen, seien neben den schon in Kapitel 1 genannten Entwicklungen von stupido und ministro weitere italienische Beispiele genannt: Verbesserungen wären etwa fortuna .Schicksal' zu ,Glück' und progresso Fortbewegung' („ant. Movimento con cui si avanza [...]"; DISC 2002) zu .Fortschritt' („Positivo avanzamento in un determinato campo [. . .]"; DISC 2002). Verschlechterungen wären dagegen z.B. pedante s. m. mit der heute veralteten Bedeutung „ant. Istitutore, maestro di scuola, pedagogo" (DISC 2002) zu „spreg. persona eccessivamente meticolosa e osservante di tutte le minime regole", fatale ,vom Schicksal bestimmt, schicksalhaft' zu verhängnisvoll, folgenschwer, tödlich', cortigiano .Mitglied des Hofes, Edelmann mit höfischen Manieren' > Schmeichler, Schleimer'.

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Die Etymologie der Weinbezeichnung soave („vino di colore giallo paglierino chiaro [...]" Zingarelli 2003) ist also nicht etwa das Adjektiv soave ,sanft, weich, lieblich', sondern: „Soave (Verona), centro di produzione di questo vino [...]" (Zingarelli 2003).

108 Blank (1997a, 45), der Ullmanns auf der Relation von Zeichenausdruck und Zeicheninhalt basierende Definitionen von Bedeutung und von Bedeutungswandel schlicht als „falsch" bezeichnet, macht des Weiteren deutlich, dass die Bildung von Metapher und Metonymie nicht - wie Ulimann es darstellt - auf einer zwischen den signifiés (den „Sinnen") bestehenden Similarität und Kontiguität beruht, sondern dass diese Assoziationsprinzipien vielmehr auf der Ebene unserer außersprachlichen Vorstellungen anzusiedeln sind (Blank 1993, 63).7 Bestünde z.B. Similarität zwischen dem Semem ,Röhrchen' und dem Semem ,Zimt' (cannella), so müssten die beiden Bedeutungen eine größere Anzahl gemeinsamer Seme aufweisen; wie wir es auch bei den Plesionymen (vgl. Kapitel 4.2.1.3, die Analyse von Berruto 1987a und b zu den Synonymen von lanciare) gesehen haben. Höchtwahrscheinlich beschränkt sich die Semüberschneidung im Fall von cannella aber auf das Aussehen, das tertium comparationis. Ähnlichkeit und Berührung sind also Beziehungen, die zwischen den (hinter den signifiés liegenden) Konzepten bestehen. Noch deutlicher wird diese Tatsache bei den Metonymien: Der Zusammenhang zwischen ,Zunge' und .Sprache' (lingua) ist nicht über eine Semanalyse zu erklären, sondern beruht nur auf unserer Welt- und Lebenserfahrung. Darüber hinaus kritisiert Blank Ullmanns Unterscheidung in Wesen und Folgen, denn die für Bedeutungsverengung bzw. -erweiterung zitierten Beispiele hätten bei Ullmann gar kein Wesen, da sie nicht in seine Kategorien Metapher, Metonymie, Ellipse und Volksetymologie einzuordnen sind (ebd.). Für Blank stellen Generalisierung und Spezialisierung vielmehr eigene Kategorien des Bedeutungswandels dar, die den Ullmannschen Typen nebenzuordnen sind, wobei er bei diesen beiden Typen eine tatsächliche Similaritäts- bzw. Kontiguitätsrelation nicht nur zwischen den Konzepten, sondern auch zwischen den signifiés gegeben sieht: Denn während das Verhältnis von spätlat. auca ,Vogel' zu ital. oca ,Gans' so interpretiert werden kann, dass oca zum einen die Bedeutung von auca inkludiert und zum anderen (ein) weitere(s) charakteristische(s) Merkmal(e) aufweist (und damit eindeutig Similarität zwischen den Zeicheninhalten besteht), ist dagegen das metaphorische Verhältnis zwischen lat. rivalis ,Bachanrainer' und ital. rivale .Nebenbuhler' so zu sehen, dass das Semem ,Bachanrainer' nicht in dem von .Nebenbuhler' enthalten ist, auch wenn Nebenbuhler in ähnlicher Weise um dieselbe Frau streiten wie Bachanrainer ums Wasser (vgl. Blank 1997a, 194). Schließlich gibt Blank auch zu bedenken, dass die Subsumierung von Volksetymologie und Ellipse unter den Bedeutungswandel nicht so einfach ist, wie Ullmann es darstellt. Bei der Veränderung von der komplexen Lexie (giornale quotidiano, città capitale, telefono cellulare) zur einfachen (il quotidiano, la capitale, il cellulare) liegt in der Tat zunächst ein Bezeichnungs- und kein Bedeutungswandel vor. Lediglich das übrig bleibende Element (giornale, quotidiano, cellulare) erfährt einen Bedeutungswandel, aber gleichzeitig liegt

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Vgl. hierzu auch Berretta 1977, 316, die zwar nicht von den Konzepten, aber dennoch von Außersprachlichkeit spricht: „[...] si noterà che sono piuttosto i referenti, che non i ,sensi', ad essere contigui [...]".

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hier auch ein Wortbildungsverfahren, nämlich das der Konversion (Wortklassenwechsel) vor. L'ellissi è un procedimento che provoca spesso conversione [...]: portatile per computer portatile, decappottabile per auto decappottabile, direttrice per linea direttrice, coronarie per arterie coronarie, nera per cronaca nera, traversa per via traversa sono esempi di passaggio da aggettivo a sostantivo per ellissi del sostantivo originario. (Marello 1996, 116)

Zur Volksetymologie wäre zu bedenken, dass zu dieser Erscheinung normalerweise auch solche Veränderungen gerechnet werden, die man als Bezeichnungswandel ohne Bedeutungswandel ansehen muss, etwa ital. campidoglio < lat. capitolium, bei dem campo ,Feld' und olio ,01' offenbar als vermeintliche Etymologien angesehen wurden (Blank 1997a, 304), da das Wort für den italienischen Sprecher nicht transparent war. Diese Deutung führte aber nur zu einem formalen Wandel, an der Bedeutung änderte sich nichts. Die Phänomene Bedeutungsverschlechterung und -Verbesserung sieht Blank nicht als eigene Kategorien und auch nicht als Folgen des Bedeutungswandels, sondern als dessen „Begleiterscheinungen" (Blank 1997a, 339), da sich alle Beispiele anderen Kategorien zuordnen lassen. So gehört etwa ministro, das Ulimann als gesellschaftlich bedingte Bedeutungsverbesserung einstuft, einfach in die Kategorie der Metonymie, da hier funktionale Kontiguität vorliegt: Der Minister war ursprünglich der Berater des Herrschers und damit eine Art Diener (vgl. Blank 1997a, 333, 518). Eine andere Gruppe, die für Ullmann auf Vorurteilen beruht, stuft Blank ebenfalls als Metonymien ein, und zwar als eine Variation (TEILASPEKT) der TEIL-GANZES-Relation, der Generalisierung, denn es geht hier um eine „Übertragung von Volks-, Stammes-, und Berufsbezeichnungen auf Menschen, die eine Eigenschaft besitzen, welche typisch für die ursprünglich mit dem Wort bezeichnete Gruppe ist bzw. die man ihr prototypischerweise unterstellt." (Blank 1997a, 255) Von den oben genannten Beispielen gehört cortigiano, aber auch das als Beispiel für Volksetymologie erwähnte villano, das Ullmann selber zur Bedeutungsverschlechterung zählt, in diese Gruppe. Eine weitere Gruppe möglicher Erscheinungen von Bedeutungsverschlechterung und -Verbesserung sind die sogenannten voces mediae (Ullmann 1973, 295): ursprünglich neutrale Wörter, die sich positiv oder negativ verändern. Dazu gehören: fatale in der Bedeutung /verhängnisvoll', das als Bedeutungsverengung eingestuft werden kann; in der Bedeutung .tödlich' ist es jedoch eine Metonymie. Auch fortuna (Bedeutungsverengung) gehört dazu, ebenso wie progresso, das als Metapher (vom KONKRETEN zum ABSTRAKTEN) anzusehen ist. Stupido .erstaunt' (.preso da stupore'; DISC 2002) zu ,dumm' wiederum ist als Metonymie (URSACHE - WIRKUNG) ZU verstehen. (Da stupore auch im medizinischen Sinne .Benommenheit, Betäubung' bedeuten kann, könnte man den Übergang zwischen den beiden Bedeutungen als ,nahezu betäubt vor Erstaunen seiend und deshalb wie dumm wirkend' interpretieren). Insgesamt kommt Blank durch seine Auswertung der Ullmannschen Klassifikation schließlich zu folgendem Schluss: Um eine sinnvolle Typologie der Bedeutungveränderun-

110 gen - unter Vermeidung der aufgezeigten Schwächen - aufstellen zu können, muss grundsätzlich zwischen Bedeutungswandel auf der Basis außersprachlicher Assoziationen (Metapher, Metonymie), formaler Relationen (Ellipse, Volksetymologie) und lexikalischer Relationen (Entwicklung zum Oberbegriff bzw. zum Unterbegriff) unterschieden werden. (Blank 1993, 64)

5 .3. Bedeutungswandel bei E. Coseriu In den bisher betrachteten Ansätzen zum Bedeutungswandel wird für gewöhnlich das signifiant als Konstante behandelt, auch dann, wenn es sich formal leicht verändert hat, wie etwa beim Übergang vom Latein zu den romanischen Fortsetzern oder von einer älteren zu einer neueren romanischen Stufe. Das Grundinteresse bestand in der vorstrukturalistischen Sprachwissenschaft also darin, von einem signifiant, das „als .historisches Individuum' aufgefasst wird" (Albrecht 1988, 149) auszugehen, und danach zu fragen, in welcher Weise sich das dazugehörige signifié verändert hat bzw. welche neuen Einzelbedeutungen (Sememe nach der strukturalistischen Terminologie) es ausgebildet hat, oder, wie Berretta (1977, 317) es formuliert: „L'interesse della semantica tradizionale è dunque tutto per la storia delle parole [...]: non per il lessico come sistema o insieme di sottosistemi operanti in un dato momento della storia della lingua [...]." Schon Trier hatte gezeigt, „dass innerhalb eines spezifischen Bedeutungsfeldes jeder Wandel eines Lexems in systemhaftem Zusammenhang mit der Veränderung benachbarter Lexeme steht" (Bußmann 32002, s.v. Bedeutungswandel). Coseriu postuliert nun in seinem 1964 erstmals in französischer Sprache verfassten Entwurf einer diachronen strukturellen Semantik, dass sich die Untersuchung des Bedeutungswandels nicht auf die reine Analyse der Inhaltsseiten isoliert betrachteter Lexien beschränken darf, sondern dass der eigentliche Gegenstand einer strukturalistisch verstandenen historischen Semantik die Veränderungen der Beziehungen, die zwischen den Inhaltsseiten bestehen, und die damit verbundenen Folgen für die Neustrukturierung des Wortschatzes einer Sprache sein sollten. Der Strukturalismus unterscheidet sich im übrigen von dem, was man .Atomismus" nennt, nicht etwa „quantitativ", d.h. durch die bloße Tatsache, daß er das Ganze des Systems und nicht nur dessen isolierte Einheiten betrachtet: er ist methodisch, das heißt qualitativ davon verschieden, weil er auch eine einzige Einheit in ihren funktionellen Beziehungen zu anderen Einheiten der Sprache betrachtet. Man kann also auch spezielle und ganz beschränkte Probleme strukturalistisch sehen. (Coseriu 1978 [1964], 106)

So ist es nach Coseriu nicht korrekt, „etymologische Gleichsetzungen vom Typ lat. niger > frz. noir [...] [aufzustellen], bei denen die entsprechenden Inhalte nicht äquivalent sind" (Coseriu 1978 [1964], 100). Da lat. niger .glänzend schwarz' bedeutete (im Unterschied zu

Ill lat. ater ,schwarz') - das Lateinische also zwei Lexien für,schwarz' hatte, eine markierte (niger) und eine unmarkierte {ater) - hat sich die Strukturierung des entsprechenden Wortschatzausschnittes im Französischen (genauso wie im Italienischen), das nur noch ein Wort besitzt (frz. noir .schwarz'; ital. nero .schwarz') völlig verändert, und man darf demzufolge noir und nero nicht einfach als semantische Fortsetzung von niger sehen (vgl. Coseriu 1978 [1964], 136). Coseriu unterscheidet beim Sprachwandel zwischen Ersetzung und Modifikation-, nur Letzteres wird als echte semantische Veränderung angesehen (Coseriu 1978 [1964], 138). „Im Fall einer .Ersetzung' ändern sich die Beziehungen der lexikalischen Inhalte im Prinzip nicht, im Fall einer .Modifikation' verändern sich gerade diese Beziehungen." (Coseriu 1978, 139) Die isoliert betrachtete Veränderung der lexikalischen Inhalte nennt Coseriu auch „nicht funktionelle lexikalische Veränderung", die Veränderung der Beziehungen der lexikalischen Inhalte zueinander dagegen „funktionelle lexikalische Veränderung" (Coseriu 1978 [1964], 138). Traditionell gedacht würde man z.B. die Entwicklung von lat. coxa ,Hüfte' > ital. coscia ,Schenkel' wohl als Metonymie einstufen. Für Coseriu beruht dieser Wandel jedoch auf einer zweifachen Ersetzung: Zunächst wurde die ursprüngliche Bezeichnung für .Oberschenkel' (lat. femur) durch coxa ersetzt, das ursprünglich,Hüfte' bedeutete. Als neue Bezeichnung für,Hüfte' wurde dann frk. hanka entlehnt, woraus sich ital. anca entwickelte (Coseriu 1978 [1964], 103). So wurde also femur durch coxa und coxa durch hanka ersetzt; die ursprüngliche Inhaltsstruktur (Aufteilung der Inhaltszone in Oberschenkel und Hüfte) aber blieb erhalten. Ganz anders im Fall von lat. niger/ater und ital. nero: Hier erfolgte eine Modikation der Inhaltsstruktur, denn die Aufteilung in .glänzend schwarz' und .schwarz' ging zugunsten einer allgemeinen Bedeutung ,schwarz' verloren. Ein weiteres interessantes Beispiel ist die Entwicklung von lat. avis, Vogel' und passer .Spatz' in den romanischen Sprachen. Während die lateinische Hyperonym/HyponymStruktur (.Vogel'/,Spatz') im Italienischen und Französischen erhalten bleibt und nur zum Teil die signifiants durch andere ersetzt werden (avis durch ital. uccello und frz. oiseau, passer durch frz. moineau), ändert sich die Aufteilung dieser Inhaltszone im Spanischen grundlegend. Die Bedeutung des Hyperonyms (,Vogel') teilt sich in zwei Bedeutungen auf: in span, ave .großer Vogel' und span, pájaro,kleiner Vogel', die Bedeutung des Hyponyms (.Spatz') wird dagegen durch gorrión ausgedrückt. Im Unterschied zum Italienischen und Französischen findet im Spanischen also eine Modifikation statt. Gleichzeitig gibt es mit dem Austausch des signifiants passer durch gorrión fur das signifié ,Spatz' auch eine Ersetzung (Coseriu 1978 [1964], 141f ). Im Fall von lat. avis —• span, ave / pájaro bewirkt das Auftauchen des neuen unterscheidenden Zuges .klein' die Entstehung zweier unabhängiger funktioneller Lexikoneinheiten. In der Folge definiert Coseriu Bedeutungsverengung als „Auftreten eines unterscheidenden Zuges und folglich einer Opposition innerhalb einer bislang einheitlichen Bedeutung" (Coseriu 1978 [1964], 145). Bedeutungserweiterung ist demzufolge als Verschwinden eines solchen unterscheidenden Zuges zu sehen (Coseriu 1978 [1964], 145). Zum zweiten Typ (Bedeutungserweiterung durch Auflösung einer Opposition) gehört für Coseriu auch die

112 Veränderung der lateinischen Opposition homo II vir / femina im Französischen und Italienischen^...] Im Französischen und Italienischen hat [...] das nicht-markierte Glied ,homo' das markierte Glied ,vir' verdrängt, so dass es sowohl .Mensch' als auch ,Mann' bedeutet [...] (Coseriu 1978 [1964], 148)

Andreas Blank (1996, 349ff.) würdigt an Coserius Entwurf einer diachronen strukturellen Semantik insbesondere die Zuweisung einer präzisen Verwendung der Termini Bedeutungserweiterung und Bedeutungsverengung und den von Coseriu neu ins Spiel gebrachten, auf einer sprachvergleichenden Perspektive beruhenden Versuch einer Analyse der Entwicklung der Inhaltsstruktur eines Wortschatzes im Gegensatz zu der in der traditionellen historischen Semantik üblichen diachronischen Analyse der einzelnen Lexie. Er gibt Coseriu Recht, dass Entwicklungen wie lat. ater,schwarz' / lat. niger,glänzend schwarz' zu ital. nero ,schwarz' mit traditionellen Mitteln nicht vollständig zu beschreiben sind. Fragwürdig ist jedoch nach wie vor die in den Ausführungen zur synchronen strukturellen Semantik bereits angesprochene, bei Coseriu übliche Ablehnung der Polysemie (vgl. oben, Kap. 3 ), die zu zum Teil nur schwer nachvollziehbaren Ergebnissen führt und insbesondere in der Beziehung zwischen den von Coseriu als markierte und nicht-markierte Glieder einer Opposition interpretierten Bedeutungen zum Tragen kommt. Folgende, sich auf Coserius Interpretation des Verhältnisses von frz. homme/femme beziehende Kritik Blanks ist auf ital. uomo/donna völlig übertragbar: Es fällt doch schwer zu glauben, dass fr. homme nur eine - unmarkierte[!] - Bedeutung hätte, zu der femme ,Frau' das einzige markierte Glied wäre. Eher der sprachlichen Realität und dem Sprachbewusstsein entsprechen dürfte die Unterscheidung zwischen einer unmarkierten Bedeutung ,Mensch, menschliches Wesen' und einer markierten Bedeutung ,Mann' mit dem distinktiven Merkmal [MÄNNLICH], die in markierter Opposition zu femme steht. [...] Die semantische Veränderung zwischen lt. homo und fr. homme bzw. it. uomo ist damit gerade nicht eine Bedeutungserweiterung, sondern eine Bedeutungsverengung: ein distinktives Merkmal [MÄNNLICH] kommt bei der neuen Bedeutung hinzu. (Blank 1996, 350)

Ital. uomo ,Mensch' ist also als Hyperonym zu ital. uomo/donna ,Mann/Frau' anzusehen; die lautliche Identität des Hyperonyms uomo ,Mensch' und des Hyponyms uomo ,Mann' darf nicht - wie bei Coseriu - zu der Annahme einer einzigen Bedeutung fuhren (vgl. Blank 1996, 351). Stattdessen liegt hier die Entstehung einer Polysemie vor: uomo 1.,Mensch', 2. ,Mann'. Damit hat sich aber dann die Inhaltsstruktur des Lateinischen (Hyperonym homo .Mensch', Hyponyme vir ,Mann' und femina ,Frau') nicht verändert. Ein weiterer Schwachpunkt des Ansatzes von Coseriu ist die Beschränkung auf lediglich zwei Typen des Bedeutungswandels, eben auf die Bedeutungserweiterung und -verengung. Alle anderen Erscheinungsformen, wie z.B. die metaphorische und die metonymische Übertragung, finden bei Coseriu keine Beachtung, da sie sich nicht mit Hilfe semantischer Merkmale beschreiben lassen (Blank 1996, 350f.).

113

5.4. Prinzipien des lexikalischen Bedeutungswandels bei A. Blank Wie schon mehrfach erwähnt, war die historische Semantik durch die dominante Position strukturalistischer und generativistischer Ansätze im 20. Jahrhundert längere Zeit aus dem Blickfeld des Interesses gerückt. Erst im Rahmen der kognitiven Linguistik kommen die diachronen Fragestellungen „zu neuen Ehren" (Blank 1996,342). Blank, der seine grundlegende Untersuchung Perspektiven des lexikalischen Bedeutungswandels am Beispiel der romanischen Sprachen (1997a) u.a. als bewusste Auseinandersetzung mit dem Werk Ulimanns versteht (Blank 1997a, 439), stellt in mehreren Arbeiten überzeugend dar, dass in der historischen Semantik eine Reduktion auf die Untersuchung der einzelsprachlich-distinktiven Merkmale nicht sinnvoll ist, da bestimmte Bedeutungsentwicklungen damit allein nicht wirklich erklärbar sind. Auch Peter Koch macht mit dem Verweis auf vielfältige gleichartige Entwicklungen in verschiedenen Sprachen deutlich, dass die Beschäftigung mit dem Bedeutungswandel ohne Einbeziehung der außersprachlichen Vorstellungen, den Designaten (Konzepten, vgl. Kap. 3.2.), die den Bedeutungen zugrunde liegen, keine ausreichenden Erkenntnismöglichkeiten bietet. Infatti, molti mutamenti semantici avvengono, in maniera parallela e poligenetica, in lingue storiche diverse e indipendenti l'una dall'altra. Questo stato di cose ci rinvia chiaramente a schemi cognitivi soggiacenti ai fatti semantici, condivisi da tutti gli uomini o, perlomeno, da molte comunità linguistiche o culturali e ,ratificati" pertanto da un numero considerevole di lingue. (Koch 1997, 228)

Eines von mehreren Beispielen für die Polygenese ist die metaphorische Beziehung zwischen dem Konzept NEHMEN und dem Konzept VERSTEHEN, das in vielen Sprachen auf ähnliche Weise versprachlicht wird: NEHMEN/ ERGREIFEN

lat. comprehendere lat. capere ital. afferrare ital. cogliere ,pflücken' frz. saisir mhd. begrîfen nhd. raffen engl, to grasp schwed. (veraltet) begripa

VERSTEHEN

ital. comprendere, frz. comprendre, sp. comprender ital. capire ital. afferrare ital. cogliere frz. saisir mhd. begrîfen nhd begreifen nhd. (fam.) raffen engl, to grasp schwed. begripa (nach Koch 1997,236)

Seine insgesamt elf Typen des Bedeutungswandels basieren bei Blank auf den Assoziationsprinzipien Similarität, Kontiguität und Kontrast. Alle drei Prinzipien führt er bereits auf

114 Aristoteles und dessen Schrift De memoria et reminiscentia (451b, 18-21; Blank 1997a, 133) zurück und verfolgt deren Entwicklung über Ansätze bei Locke, Hume und John Stuart Mill bis zur modernen Assoziations- und Gestaltpsychologie. So gehören etwa die Hunde-Experimente Pawlows (so genannter Pawlowscher Reflex), bei denen es darum geht, dass „gemeinsam erfahrene Sinneseindrücke zusammen gespeichert werden und dass die spätere Wahrnehmung eines dieser Sinneseindrücke den anderen unwillkürlich hervorruft" (Blank 1997a, 134) in den Bereich der Kontiguitätsassoziation.8 Wie wir bereits im Kapitel 4.2 anlässlich der Behandlung von Synonymie und Antonymie gesehen haben, schließen sich Similarität und Kontrast nicht aus, sondern sie sind [...] zwei ineinanderübergehende Bereiche einer Skala, an deren Endpunkten sprachliche Formen mit maximaler Identität bzw. maximalem Kontrast stehen. Während beim maximalen Kontrast eine grundlegende Similarität bestehen bleibt, ist bei der maximalen Similarität jede Differenzierung aufgehoben. [...] (Blank 1997a, 142)

Bei der Kontiguität geht es dagegen um räumliche, zeitliche, funktionale, finale oder kausale Beziehungen auf der Ebene unserer Welterfahrung. Grundlegend (und auch in deutlicher Abgrenzung von Ulimanns Klassifikation zu verstehen) ist in Blanks Ansatz, dass sich die Assoziationsvorgänge nicht auf der Ebene der sprachlichen Zeichen, sondern auf der dahinter liegenden konzeptuellen Ebene abspielen (Blank 1997a, 149). Statt um eine Beziehung zwischen den Inhaltsseiten der sprachlichen Zeichen geht es bei Blank um eine „weltwissensbestimmte Relation zwischen den Designaten" (Blank 1997a, 152). Insbesondere die für die beiden Haupttypen des Bedeutungswandels - die metaphorische und die metonymische Übertragung - relevanten Aspekte können nicht hinreichend mit der Semanalyse erklärt werden. Während die strukturelle Semantik „mit ihrer starken Beschränkung auf einzelsprachlich Distinktives" versucht, „die Metapher als Similaritätsbeziehung zwischen Sememen zu interpretieren, also auf die Übereinstimmung von einzelsprachlich-distinktiven Merkmalen zweier Signifiés zurückzufuhren" (Blank 1997a, 161f), ist Blank der Meinung, dass bei der metaphorischen Übertragung beim Sprecher aufgrund einer Ähnlichkeit zwischen dem signifié eines bereits existierenden sprachlichen Zeichens und einem Designat zunächst eine „Similaritätsbrücke" entsteht. Der nächste Schritt ist dann die Herstellung einer neuen Verbindung von Ausdrucksund Inhaltsseite (Blank 1997a, 163). Denn für gewöhnlich kommt es dann zum Bedeutungswandel, „wenn ein bislang nicht versprachlichter Sachverhalt durch ein anderes Zeichen ausgedrückt wird und dadurch - im Falle der Usualisierung - ein eigenes Zeichen für diesen Sachverhalt erst geschaffen wird." (Blank 1997a, 146) „Nur zwischen diesem potentiellen Designat (bzw. dem Referenten) und dem bildspendenden Zeichen kann eine Relation hergestellt werden" (Blank 1997a, 163). Bei der Entwicklung von cavalletta

Der Mediziner Iwan Pawlow hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts festgestellt, dass - wenn er jedesmal vor dem Füttern seiner Hunde eine Glocke läutet - den Hunden nach einiger Zeit bereits beim Läuten der Glocke das Wasser im Maul zusammenläuft. Glockenläuten und Fressen stehen somit in einer Kontiguitätsbeziehung.

115 ,weibliches Pferdchen' > cavalletta .Heuschrecke', die Zingarelli 2003 und DISC 2002 mit dem Springen des Insektes erklären, wird zwischen der außersprachlichen Vorstellung des springenden Insekts (potentielles Designat bzw. Referent) und dem bildspendenden Zeichen (Pferdchen) eine Beziehung hergestellt. Die Similarität erstreckt sich also nach Blank „grundsätzlich weniger (oder gar nicht) auf Seme, sondern auf mitunter recht periphere Weltwissenssegmente" (Blank 1997a, 236). Eine Metapher wie ( 1 ) [= engl, mouse .kleines Nagetier' > .graphisches Zeigegerät fur Computer', p.70] kann nicht sinnvoll auf gemeinsame Seme zurückgefiihrt werden: es böte sich höchstens ein Sem wie [physisches Objekt] an. (Blank 2001a, 71)

Es ist einleuchtend, das Entstehen der Similaritätsbeziehung zwischen dem Designat des bereits vorhandenen sprachlichen Zeicheninhalts und dem potentiellen Designat anzusetzen, da die Assoziation der Similarität zunächst ja noch gar nicht zwischen zwei Zeicheninhalten hergestellt werden kann, wenn das zweite Zeichen noch nicht existiert.9 Dennoch stellt sich die Frage, ob jenes Merkmal, welches das tertium comparationis stellt, nicht auch einzelsprachlich-distinktiver Natur auf der Sememebene sein könnte. Schon im obigen /wowje-Beispiel w ä r e zu bedenken, ob M e r k m a l e wie IKLEIN!, /GRAU/, /LANGER, DÜNNER

SCHWANZ! nicht doch Semstatus haben könnten. Allerdings würde sich /GRAU/ nur auf eine prototypische Maus beziehen und /SCHWANZ/ wäre im Fall des graphischen Zeigegeräts nur in einer recht weiten Auslegung möglich. Betrachten wir daneben etwa die Übertragung von ital. ala ,Flügel (eines Vogels') zu ital. ala ,Gebäudeflügel'. Natürlich ist das entscheidende Sem, das ala von allen anderen Vogelkörperteilen abgrenzt, die Funktion /ZUM FLIEGEN/, und in der Tat gehört das tertium comparationis, die ,Seitlichkeit', die zeitliche Position am Vogelkörper' zunächst zu unserem Weltwissen. Aber wenn ala ,Vogelflügel' in einem Wortfeld Vogelkörperteile analysiert würde, wäre doch durchaus eine Opposition (ARTI) LATERALI (als v o r h a n d e n e s Sem bei ala) vs. (ARTI) INFERIORI (als v o r h a n d e n e s S e m

bei zampa) denkbar. Genauso unterscheidet sich ala ,der Gebäudeflügel ' in einem Wortfeld Gebäudeteile durch /SEITLICHKEIT/ etwa von tetto ,Dach' oder cantina ,Keller'. Blank schließt den Semstatus allerdings selbst auch nicht ganz aus: Definitorisch für die Metapher ist gerade, dass ein einzelnes gemeinsames Merkmal die konzeptuelle Distanz zwischen Bildspender und Bildempfänger überbrückt. Nicht selten hat dieses Merkmal peripheren Charakter [...], und man würde es eher dem Weltwissen [...] zuordnen als dem einzelsprachlich-sememischen Wissen. (Blank 1997a, 190)

9

Vgl. Blank 1997a, 163: „Der Versuch, Metaphern rein aus der Sprache heraus zu erklären, ist auch schon allein deshalb zum Scheitern verurteilt, weil dort, wo die Metapher innovativ ist und kein wie auch immer geartetes ersetzt, eben gar kein sprachliches Zeichen vorhanden ist, mit dem das metaphorisch verwendete Zeichen (dessen Designat als Bildspender fungiert) in Similaritätsrelation treten könnte."

116 Ohne eine exakte Sem- und Wortfeldanalyse vorzunehmen, kann man zu dieser Frage jedoch keine gültigen Aussagen machen. Außerdem werden wir hier wieder an die grundsätzliche Problematik des nicht mit absoluter Sicherheit bestimmbaren Wesens der Seme erinnert (vgl. Kapitel 3.1.2.3). In jedem Fall würde auch die Übereinstimmung eines einzigen Sems für Blank nicht ausreichen, um von einer Similarität zwischen den Sememen zu sprechen, und so sagt er ganz klar an einer Stelle, dass sich bei der Metapher „die Similarität [...] lediglich auf die Designate erstreckt." (Blank 1997a, 191) Bei den auf Kontiguität beruhenden Metonymien liegt eine vergleichbare Sachlage vor; auch hier sieht Blank keine ,Sinnberührung' im Sinne Ullmanns, also keine direkte Berührung zwischen den Zeicheninhalten, sondern ebenfalls nur eine Beziehung auf konzeptueller Ebene gegeben. Bei der metonymischen Entwicklung von ital. spina ,Dorn' > stechender Schmerz' z.B. ist der Schmerz „[...] nicht Teil des Semems von ,Dorn', der Dorn nicht Sem von ,Schmerz'. Dieser Wandel beruht vielmehr auf einer URSACHE-FoLGE-Relation, die zu unserer Welterfahrung gehört." (Blank 2001a, 71) Anders verhält es sich bei jenen Typen von Bedeutungswandel, die sich ausschließlich innerhalb eines Wortfeldes vollziehen. Wie bereits in Kap. 5.2. angesprochen, sind das in der Klassifikation Blanks z.B. die Generalisierung (Bedeutungserweiterung) und die Spezialisierung (Bedeutungsverengung). Im Unterschied zu den Metaphern, bei denen es immer nur um zwei Wortfelder gehen würde, die sich überschneiden, ist hier nicht nur eine Assoziationsrelation zwischen den Designaten, sondern auch ein hoher Grad an Similarität auf einzelsprachlich-sememischer Ebene gegeben. Wir erinnern uns an die bereits in Kapitel 4.2.3. zitierte Aussage Berrutos (1976a, 64) zur Hyperonymie, mit der er die Similarität zwischen diesen Sememen deutlich macht: „[...] il significato dell'iponimo contiene più proprietà' [...] rispetto a quello del sovraordinato, cioè contiene tutte le proprietà che contiene quello, più altre sue proprie". Daraus ergibt sich, dass auch die bei Blank eingerichtete Kategorie der kohyponymischen Übertragung zu denjenigen Verfahren gehört, bei denen eine Sem-Überschneidung vorliegt, wie auch bei dem sich ebenfalls innerhalb eines Wortfeldes abspielenden auto-antonymischen Bedeutungswandel, der aber im Unterschied zu Generalisierung, Spezialisierung und kohyponymischer Übertragung nicht auf Similarität sondern auf Kontrast beruht. Alle vier Typen (Generalisierung, Spezialisierung, kohyponymische Übertragung, auto-antonymischer Bedeutungswandel) sind bei Blank der übergeordneten Kategorie „Bedeutungswandel auf der Basis [...] lexikalischer Relationen" (Blank 1993, 64.; vgl. auch oben, Kapitel 5.2.) zuzuordnen. Daneben unterscheidet er noch den oben erwähnten „Bedeutungswandel auf der Basis außersprachlicher Assoziationen", wozu er die Metapher, die Metonymie, die Auto-Konverse und den antiphrastischen Bedeutungswandel zählt, den auf sprachlich-syntagmatischer Kontiguität beruhenden „Bedeutungswandel auf der Basis formaler Relationen" (Ellipse) und das Verfahren des Bedeutungswandels auf der Basis komplexer Relationen, wozu die Volksetymologie und der analogische Bedeutungswandel gehören. Die Volksetymologie rechnet Blank zunächst (1993, 64; s.o. Kap. 5.2) noch zum Bedeutungswandel auf der Basis formaler Relationen; in seiner späteren Untersuchung (1997a) zeigt er jedoch auf, dass

117 [...] für volksetymologische Umdeutung mit Bedeutungswandel zwei assoziative Voraussetzungen notwendig sind: - Similarität der Zeichenausdrücke - Kontiguität (selten auch Similarität) zwischen dem Designat des beeinflussenden und dem des umgedeuteten Zeichens. (Blank 1997a, 312) In folgendem Schema fasst Blank die Assoziationsprinzipien zusammen: similarità

I. extralinguistica (concetti)

contrasto

linguistica

Π. di contenuto (significati)

IV. extralinguistico (concetti)

V. linguistico / di contenuto (significati)

ΙΠ. di forma (significanti) contiguità

VI. extralinguistica (concetti)

VU. linguistico-sintagmatica (segni) (Blank 2001b, 54)

Sehen wir uns vor dem Hintergrund dieser Voraussetzungen Blanks elf Bedeutungswandeltypen (2001a, 105) nun insgesamt noch einmal genauer an:10 1. Metapher (Assoziationstyp: außersprachliche Similarität) ital. afferrare,packen' > .verstehen' (Blank 1997a, 497) ital. cresta ,Hahnenkamm' > ,Gebirgskamm' 2. Kohyponymischer Bedeutungswandel (Assoziationstyp: inhaltlich-sprachliche Similarität) lat. sorex .Spitzmaus' > ital. sorcio ,Maus' (Blank 1997a, 509) 3. Generalisierung (Assoziationstyp: inhaltlich-sprachliche Similarität) ital. cristiano s.m.,Christ' >,Mensch' vit. adripare ,am Ufer anlegen' > ital. arrivare,ankommen' (Blank 1997a, 206) 4. Spezialisierung (Assoziationstyp: inhaltlich-sprachliche Similarität)

10

Lediglich die als solche gekennzeichneten Beispiele sind von Blank selbst.

118 lat. homo .Mensch' > ital. uomo ,Mann' (Blank 1997a, 507) lat. comparare .beschaffen' > ital. comprare .kaufen' (Blank 1997a, 507)

5. Lexikalische Absorption (Ellipse) (Assoziationstyp: sprachlich-syntagmatische Kontiguität) a) Absorption ins Determinatimi ital. borsa .Tasche, Geldbeutel' > .Stipendium' (< ital. borsa di studio) (Blank 1997a, 524) ital. macchina .Maschine' > , Auto' (< ital. macchina automobile) (Blank 1997a, 526) b) Absorption ins Determinane ital. portatile,tragbar' > .Notebook, Laptop' (< ital. computer portatile) (Blank 1997a, 526) ital. espresso .schnell' > .Espresso' (< caffè espresso) 6. Metonymie (Assoziationstyp: außersprachliche Kontiguität) ital. vendemmia .Weinlese' > .Zeit der Weinlese' (Blank 1997a, 522) ital. tresca ,Tanz' > .Liebesafiare' (Blank 1997a, 522) 7. Volksetymologischer Bedeutungswandel (Assoziationstyp: die sprachlich-formale Similarität) ital. miniatura ,mit Zinnoberrot ausgeführte Malerei' > .kleine Malerei' (Blank 1997a, 529) 8. Auto-konverser Bedeutungswandel (Assoziationstyp: außersprachliche Kontiguität) ital. noleggiare .mieten' > .vermieten' (Blank 1997a, 523) ital. affittare .vermieten' > .mieten' (Blank 1997a, 523) 9. Antiphrasis (Assoziationstyp: der außersprachliche Kontrast) ital. donnola junges Fräulein' > ,Wiesel' (Blank 1997a, 510) 10. Auto-Antonymie (Assoziationstyp: der sprachlich-inhaltliche Kontrast) ital. benedetto .gesegnet' > .verflucht' 11. Analogischer Bedeutungswandel (alle Assoziationstypen) ital. stampella .Krücke' > .Kleiderbügel' II ital. gruccia .Krücke' > .Kleiderbügel' (Blank 1997a, 530) ital. bordello .Bordell' > .rumore, confusione' II ital. chiasso, .Bordell' > .rumore, confusione' II ital. casino .Bordell' > ,rumore, confusione' (Zolli 1989,175) Von den hier genannten Typen sind fünf neu von Blank eingeführt worden: die kohyponymische Übertragung, die Antiphrasis, die Auto-Antonymie, die Auto-Konverse und der analogische Bedeutungswandel. Der Sachverhalt der kohyponymischen Übertragung ist leicht zu verstehen und aus dem Alltag, auf der parole-Ebene, nur allzu bekannt: „Sieh mal, da ist aber eine große Biene!", wenn sich das Insekt anschließend als Hornisse entpuppt. Leider sind bisher nicht allzu viele Lexikalisierungen bekannt. Das Beispiel Blanks lat. sorex .Spitzmaus' > ital. sorcio .Maus' ist streng genommen eine Generalisierung und nur als kohyponymische Übertragung möglich, wenn er das Hyperonym „höher hängt" und in der Kategorie KLEINE FELDTIERE gegeben sieht (Blank 1997a, 208f.). In ähnlicher Weise könnte man das regionalitalienische scorpione ,Gecko' (standarditalienisch: geco) als ko-

119 hyponymische Übertragung ansehen. (Allerdings müsste man auch hier ein noch höher angesetztes Hyperonym als das zu erwartende RETTILE (etwa: PICCOLO ANIMALE) bemühen.) Im Regionalitalienischen Siziliens - also nicht nur im Dialekt - , in der Gegend um Messina, ist es durchaus üblich, das kleine Reptil so zu bezeichnen, hier liegt eine Entlehnung aus siz. skuppiuni vor (vgl. Giulino/Mocciar/Trovato 1976, 437): Il geco [...] è un rettile appartenente alla famiglia dei geconidi [...] E' un animale assolutamente inoffensivo, anche se, secondo una credenza molto diffusa, esso corromperrebbe i cibi che tocca e agghiaccerrebbe il sangue delle persone che sfiora. [...] nella [...] Italia meridionale, dove l'animale è abbastanza diffuso, la maggior parte dei parlanti, pur conoscendo direttamente l'animale e insieme il nome dialettale, ne ignora la denominazione italiana [...]

Als „echte" kohyponomische Übertragung ist dagegen der Wandel von lat. cucümere(m) ,Gurke' zu ital. cocomero .Wassermelone' anzusehen: Beide Referenten gehören zu den Kürbisgewächsen. Interessanterweise ist die Bedeutung ,Gurke' als norditalienischer Regionalismus erhalten geblieben (vgl. etwa Zingarelli 2003, s.v. cocomero. „[...] 3 (sett.) Cetriolo."). Auch der auto-konverse Bedeutungswandel ist - nach der Beschäftigung mit der Konversion als Antonymie-Typ in Kap. 4.2.3.2. - leicht zu verstehen und bedarf keiner weiteren Erläuterungen. Dasselbe gilt auch für die Auto-Antonymie. Der antiphrastische Bedeutungswandel, der bei Blank auf einem in den Konnotationen (nach seiner Definition von Konnotation im Sinne einer kollektiv üblichen Bewertung) zu findenden Gegensatz basiert, ist weniger einleuchtend. Es ist durchaus nicht selbstverständlich, in der Entwicklung von donnola junge Frau' zu donnola,Wiesel' eine kontrastbasierte Entwicklung zu sehen, weil das Wiesel im allgemeinen als „Hühnerdieb gefürchtet" ist (vgl. Blank 2001, 93). Im Übrigen gibt DISC 2002 folgende, in eine andere Richtung gehende etymologische Erklärung. „· lat. tardo dòmnulam .signorina', dim. di pop. dömna .signora' prob, per il suo aspetto elegante, [. . .]" (DISC 2002, s.v. donnola). Dennoch hat Blank insofern Recht, als er sagt, dass diese Benennung wohl ihr Motiv in einem Euphemismus hat, er übersieht lediglich den Aspekt der Similarität, den DISC 2002 mit der schlanken Gestalt des Wiesels gegeben sieht. Insgesamt sind beide Typen des kontrastbasierten Bedeutungswandels sehr selten (Blank 2001a, 92). Weitere interessante Aspekte aus Blanks Untersuchungen zur historischen Semantik wären noch jene Kategorien, die er „Sekundärprozesse des Bedeutungswandels" (Blank 2001a, 94) nennt und die bei ihm an die Stelle der von ihm kritisierten alten Kategorien „Bedeutungsverschlechterung" und „Bedeutungsverbesserung" treten (vgl. oben, Kap. 5.2 ). Blank unterscheidet „Intensivierung (Bedeutungsverstärkung)" und „Deintensivierung (Bedeutungsabschwächung)". Ohne uns hier länger damit beschäftigen zu wollen, sei für die Bedeutungsverstärkung ein Beispiel gegeben: lat. infirmas .schwach' > ital. infermo ,schwerkrank'. Blank (1997a, 332) erläutert diese Erscheinung folgendermaßen: Ein Sachverhalt wird durch Metapher, Metonymie, Bedeutungserweiterung etc. verhüllend bezeichnet, der euphemistische Charakter verliert sich mit der Zeit, so dass das zur Debatte stehende Wort zur direkten,,ungeschminkten' Bezeichnung für die (zumeist) tabuisierte Sache wird.

120 Ein weiterer wesentlicher Punkt bei Blank, der hier ebenfalls nicht behandelt werden kann, auf den aber kurz hingewiesen werden soll, ist die grundsätzliche Unterscheidung zwischen innovativem Bedeutungswandel und reduktivem Bedeutungswandel. Wir haben uns bis hierhin - u.a. aus Platzgründen - immer nur mit innovativem Bedeutungswandel, d.h. mit der Situation, wenn eine neue Bedeutung entsteht, befasst. Für bestimmte wortgeschichtliche Aspekte ist aber auch der reduktive Bedeutungswandel, (d.h. : eine Bedeutung fällt weg) von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, z.B. bei der sekundären Homonymie (vgl. oben, Kap. 4.1.1): Oft ist die Verbindung zwischen zwei Bedeutungen einer Lexie nicht mehr erklärlich, wenn eine weitere Bedeutung, die das Bindeglied zwischen beiden darstellte, weggefallen ist.

5.5. Aufgaben 1. Untersuchen und kommentieren Sie mit Hilfe des DELI die Entwicklungen volpe ,Fuchs' > .schlauer Mensch' und pappagallo .Papagei' > ,Anmacher, Papagallo'. 2. Beschreiben Sie mit Hilfe des DELI jeweils die Wortgeschichten von diurno .Tageshotel', distributore .Zapfsäule' und rapido .Schnellzug'. 3. Versuchen Sie, die verschiedenen Schritte des Bedeutungswandels von bagno (.Bad im Sinne des Eintauchens in eine Flüssigkeit', .Badewanne' und .Badezimmer', s.u.) und costume (.Gewohnheit', .Sitte, Gebrauch',,Tracht', .Badeanzug', s.u.) zu klassifizieren: bagno [lat. pari. *bäneu(m) per bälneu(m), dal gr. balnêion, di orig. sconosciuta; sec. ΧΙΠ] s. m. [...] 1 Immersione di qlcu. o qlco. nell'acqua o in altro liquido: bagni di mare; bagno di fanghi; fare il bagno; [...] 4 Vasca in cui si fa il bagno | Locale in cui sono situati gli apparecchi igienici nell'abitazione [...] costume [lat. consuetüdine(m). V. consuetudine; 1260 ca.] s.m. 1 Comportamento abituale di una persona: è suo costume alzarsi presto [...] 2 Consuetudine, usanza collettiva, spec, in quanto oggetto di attenzione critica, studio e sim. :[...] la gita di fine settimana è ormai entrata nel costume I (spec, al pi.) Complesso delle usanze, credenze e sim. che caratterizzano la vita sociale e culturale di una collettività in una data epoca: ha studiato a lungo i costumi di quelle tribù; [...] 5 (est.) Abbigliamento proprio di una determinata località, epoca storica, gruppo sociale e sim.: costume regionale, piemontese, siciliano-, [...] 6 (est.) Indumento che si indossa per un determinato scopo o attività: [... ] Costume da bagno, indumento costituito, per gli uomini, da un paio di calzoncini o slip e, per le donne, da una guaina intera [... ] (Zingarelli 2003)

4. Kommentieren Sie die Bedeutungsentwicklung von candela s.f. .Kerze' > .Zündkerze' und von tifoso s.m. .Typhuskranker' > .(Fußball)fan'.

6. Der Bezug zu anderen Sprachen: Kontrastive Semantik

6.1. Der Sprachenvergleich in der Sprachwissenschaft Im folgenden sollen zum Schluss noch kurz einige Gedanken zur kontrastiven Semantik, d.h. in unserem Fall: zum Vergleich der unterschiedlichen Strukturierung der Wortschätze zweier oder mehrerer Sprachen skizziert werden. Geckeier führt aus, dass sich das Interesse fur die kontrastive lexikalische Semantik „im Spannungsfeld unterschiedlicher Grundansätze der Sprachwissenschaft" situiert, und zwar: zwischen dem Pol der Hervorhebung der Unterschiede zwischen den Sprachen - vertreten vor allem durch die Richtungen des Strukturalismus - und dem Pol der Betonung der Gemeinsamkeiten in den Sprachen - hervorgehoben insbesondere von universalistisch ausgerichteten Orientierungen der Linguistik. (Geckeier 1993, 157)

Ein bekanntes Beispiel für den Versuch einer kontrastiven Analyse des Wortschatzes ist die Untersuchung von Hjelmslev (1957, 104) zu den Wörtern für ,Baum', Holz' und ,Wald' in verschiedenen Sprachen; die Problemstellung wurde später von Umberto Eco auf den Vergleich mit dem Italienischen und von Malmberg auf den Vergleich mit dem Schwedischen ausgedehnt. Französisch Deutsch arbre

Dänisch

Baum trœ Holz

Italienisch Schwedisch albero

träd

legno

trä

bois skov Wald forêt

bosco

skog

foresta

(Nach Hjelmslev 1957 [1971], 113; nach Eco 81994, 86 u. nach Malmberg 1969, 167)

Während das Dänische im Unterschied zum Italienischen nur zwei Lexien braucht, um die vier italienischen Bedeutungen ,Baum' (ital. albero), ,ΗοΙζ' (ital. legno), .kleinerer Wald' (ital. bosco) und .größerer Wald' (ital .foresta) abzudecken, haben das Deutsche, Schwedische und Französische jeweils drei Bezeichnungen, deren Verteilung aber nicht in allen drei Fällen übereinstimmt: Im Unterschied zum Italienischen bosco .kleinerer Wald' kann frz.

122

bois sowohl ,ΗοΙζ' wie .kleinerer Wald' bedeuten. Das Deutsche dagegen, das mit Wald nur eine Bezeichnung für bosco und foresta besitzt, kann die Bedeutung von ital. bosco nur mit der Paraphrase kleinerer Wald wiedergeben; diese Umschreibung ist aber etwa in einer Übersetzung natürlich nur dann sinnvoll, wenn der Kontext aus Verständnisgründen eine Differenzierung verlangt. Nach der Zeichnung von Malmberg entsprechen sich die Extensionen von dän. skov und schwed. skog, wohingegen die beiden Bedeutungen von dän. tree im Schwedischen einzeln versprachlicht werden (träd ,Baum', trä ,ΗοΙζ') Eine Theorie, die sich besonders intensiv mit den Unterschieden befasst hat, ist die bereits in Kapitel 3. angesprochene Sapir- Whorf-Hypothese, die im wesentlichen aus den beiden Prinzipien der sprachlichen Relativität und des sprachlichen Determinismus besteht. Die These des sprachlichen Relativismus besagt, dass jede Sprache die außersprachliche Wirklichkeit auf andere Weise einteilt. Berühmte Beispiele für dieses Phänomen sind etwa die in Kap. 3. bereits erwähnten Farbbezeichnungen, die vielen verschiedenen Bezeichnungen für unterschiedliche Schneesorten in den Eskimosprachen oder die Bezeichnungen für die verschiedenen Verarbeitungsformen von Reis im Japanischen (vgl. Pelz 1996, 35). Die damit eng zusammenhängende These des sprachlichen Determinismus besteht darin, dass man davon ausgeht, diese Strukturierung der Sprache bestimme die Art und Weise des Denkens, d.h. das jeweilige Weltbild würde von der Sprache geprägt. Insbesondere der Gedanke der sprachlichen Determiniertheit des Denkens ist stark kritisiert worden. Dennoch hat auch die strukturelle Semantik auf der Basis des Saussureschen να/eur-Begriffs den Gedanken der unterschiedlichen Einteilung der außersprachlichen Realität weiterentwickelt. Schon von Leo Weisgerber stammt der Terminus „gewortete Welt", der besagt, dass die einzelsprachliche Gestaltung der außersprachlichen Realität sehr unterschiedlich sein kann (vgl. Gauger 1972, 45).

6.2. Divergenz und Konvergenz In der kontrastiven Lexikologie, der zweisprachigen Lexikographie und in der Übersetzungswissenschaft stellt sich die praktische Frage nach den jeweiligen Entsprechungen einer Lexie in einer anderen Sprache, den sogenannten^u/va/ewteM. Nicht alle, aber einige Aspekte dieser Fragestellung betreffen die unterschiedliche semantische Strukturierung der Wortschätze der betreffenden Sprachen. So unterscheidet etwa Franz-Josef Hausmann im Rahmen der Auseinandersetzung mit zweisprachigen Wörterbüchern Divergenz und Konvergenz als unterschiedliche Äquivalenzbeziehungen: Unter Divergenz versteht er den Sachverhalt, dass einem ausgangssprachlichen Wort zwei oder mehrere Äquivalente in der Zielsprache entsprechen, unter Konvergenz den umgekehrten Fall, nämlich die Situation, dass einem zielsprachlichen Wort zwei oder mehrere Wörter der Ausgangssprache entsprechen (Hausmann 1977, 54-55). Werner Koller unterscheidet ganz ähnlich aus übersetzungswissenschaftlicher Perspektive unter seinen verschiedenen Äquivalenztypen u.a. die „Eins-zu-viele-Entsprechung", die er

123

Diversifikation nennt, von der der „Viele-zu-eins-Entsprechung", die er mit Neutralisation bezeichnet (Koller "1992, 230f.). Betrachten wir in diesem Zusammenhang ein Beispiel von Christoph Schwarze: Se, in tedesco, un'insegnante dice: [... ] Ich gehe mit meinen Kindern ins Museum non è chiaro, per chi non conosce il contesto (nel senso più amplio), se l'insegnante si riferisce ai suoi figli o a certi bambini, per es. quelli di cui essa è la maestra di scuola. In italiano invece sarebbe normale usare due lessemi diversi secondo le due interpretazioni di Kinder. [... ] Vado al museo con i miei figli Vado al museo con i miei bambini Dico che sarebbe normale usare figli per le persone di cui l'insegnante è la madre e bambini negli altri casi. Ma non è necessariamente così: l'insegnante si può anche riferire ai suoi figli chiamandogli bambini, a condizione che i figli siano ancora bambini. (Schwarze 1981,235f.) Aus der Perspektive des Deutschen liegt eine Divergenz vor: Dtsch. Kind entspricht entweder ital. bambino oder figlio. Weitere, hier noch nicht näher analysierte Beispiele wären:

ital.

ital. sacrifìcii

ital. paio

ital. gelato

dtsch. Paar ital. coppia

ital. argilla

ital. vetro dtsch. Ton

dtsch. Glas ital. bicchiere

ital. tono ital. bosco

ital. castello dtsch. Schloss ital. serratura Der umgekehrte Sachverhalt, die Konvergenz, liegt aus deutscher Perspektive etwa in folgenden Beispielen vor:

124 dtsch. Kranz

dtsch. Blume - ital .fiore

ital. corona dtsch. Krone •

dtsch. Blüte

dtsch. essen

dtsch. Enkel

ital. mangiare

: ital. nipote dtsch. fressen

dtsch. Neffe

dtsch. Klinge

dtsch. allein

ital. lama

ital. solo dtsch. Lama

dtsch. einsam

dtsch. Gesang

dtsch. real

ital. canto

; ital. reale dtsch. Ecke

dtsch. königlich

dtsch. warm

dtsch. Treppe

ital. caldo

: ital. scala dtsch. heiß

dtsch. Leiter dtsch. Schloss : ital. castello dtsch. Burg

Diese bis hierhin einfach nur unter dem Aspekt der Mehrfachäquivalenz aufgelisteten Beispiele müssen jedoch im Hinblick auf ihre Relevanz für kontrastiv-semantische Fragestellungen weiter differenziert werden. Dazu müssen wir uns für die Beziehungen interessieren, die zwischen den verschiedenen Bedeutungen der ausgangssprachlichen Lexie bestehen: Da haben wir zum einen die Situation, dass sich die ausgangssprachliche Lexie in zwei Homonyme aufspaltet: Das ist nach Duden 1989 bei dtsch. Gericht ( 1) zu ital. pietanza und dtsch. Gericht (2) zu ital. tribunale, bei dtsch. Ton (1) (ital. argilla) und bei dtsch. Ton (2) (ital. tono) der Fall. In der entgegengesetzten Richtung sind - wie wir auch schon in Kapitel 4.1.1. gesehen haben - ital. lama, real und canto Homonyme. Dieser Sachverhalt ist für uns hier nicht interessant, da für gewöhnlich die semantische Distanz zwischen den beiden Bedeutungen bzw. Zeichen so groß ist, dass keine Interferenzgefahr besteht. Kommunikationsstörend kann sich dagegen die größere semantische Nähe zweier Bedeutungen einer Lexie bei einer kontrastiv gegebenen asymmetrischen Polysemie auswirken. So liegt in den meisten der oben genannten Fällen von Divergenz - nach den lexikographischen Informationen zu urteilen - Polysemie in der Ausgangssprache vor, z.B. bei dtsch. Alter, dtsch. Birne, dtsch. Geschäft, dtsch. Opfer, dtsch. Paar, dtsch. Schloss, dtsch. Eis, dtsch. Kette, dtsch. Glas, ital. fiore, ital. corona, ital. nipote, ital. scala, ital. castello. Auch in dem oben erwähnten, bei Eco von Hjelmslev übernommenen Beispiel haben wir es zum Teil mit unterschiedlichen Polysemien zu tun: So weist dän. tree die metonymische Polysemie ,Baum' und ,ΗοΙζ' auf, eine Bedeutungsstruktur, die das jeweilige französische, deutsche, schwedische und italienische Äquivalent (arbre, Baum, träd, albero) der Grundbedeutung von tree nicht hat. Zwischen ,Baum' und ,ΗοΙζ' besteht eine Kontiguitätsbezie-

125 hung, und sie gehören unterschiedlichen Referentenklassen an, deshalb ist der Sachverhalt hier als Polysemie einzustufen. Im folgenden sehen wir ein weiteres Beispiel von Stati fur unterschiedliche polyseme Strukturen, wobei in diesem Fall das Italienische und das Deutsche gleich strukturiert sind (Polysemie von Tag bzw. giorno), während das Russische und das Schwedische jeweils über zwei Bezeichnungen verfügen: Malgrado l'indiscutibile importanza della divisione del tempo nell'arco di 24 ore, la semantica contrastiva deve fare i conti con qualche esempio non indifferente di asimmetrìa linguistica: un gran numero di lingue, l'italiano incluso, designa con un solo vocabolo tanto l'intero intervallo di 24 ore quanto il tempo che il sole sta sull'orizzonte (it. giorno, ted. Tag, rom. zi, ma il russo ha sutki e lo svedese dygn per designare l'intervallo di 24 ore) [...] (Stati 1978, 296) Von den oben zu Divergenz und Konvergenz genannten Beispielen bleiben nun noch dtsch. Haar, dtsch. Wald, ital. mangiare, ital. solo, ital. caldo übrig, für die in den einsprachigen Wörterbüchern nicht mehrere Bedeutungen angesetzt sind. Hier haben wir es mit der eigentlichen unterschiedlichen einzelsprachlichen Strukturierung zu tun, denn in diesen Fällen ist der Referenzbereich einer Lexie in der einen Sprache ein etwas anderer als der ihres Äquivalents in der anderen Sprache. Damit geht natürlich auch eine unterschiedliche Konzeptualisierung einher. Den Inhaltsbereich von dt. Haar teilen sichfr.poil - cheveu, it. pelo - capello, sp. pelo - cabello. Im Rumänischen existiert wie im Deutschen ein Wort für ein beide Konzepte übergreifendes Konzept. Man kann sicher sein, dass Deutsche und Rumänen kein anderes Sachwissen haben als Spanier, Italiener und Franzosen; auch im Deutschen kann man schließlich den konzeptuellen Unterschied versprachlichen (Kopfhaar - Körperhaar). Im Unterschied zum Deutschen (und Rumänischen) muss der konzeptuelle Unterschied im Französischen, Italienischen und Spanischen aber versprachlicht werden. (Blank 2001a, 131) Um noch einmal zu Hjelmslevs/Ecos/Malmbergs Beispiel zurückzukehren: Im Unterschied zu dän. tree geht es bei Wald nicht um Polysemie. Bosco und foresta beziehen sich auf dieselbe Referentenklasse, die Unterschiede sind nur Nuancen. Während sich also im Italienischen der Unterschied zwischen bosco und foresta mit dem distinktiven Merkmal /¿AUSGEDEHNT/ auch auf der einzelsprachlichen Ebene der Sememe niederschlägt, liegt im Deutschen nur ein einziges Konzept und auch nur ein einziges Semem vor, die Ausdehnung des Waldes fungiert im Deutschen im Unterschied zum Italienischen nicht als distinktives semantisches Merkmal, sondern ist lediglich Bestandteil des enzyklopädischen Wissens. Tree ist also als polysem anzusehen, Wald dagegen nicht. Wie Koch (1998, 125) ausführt, mischt Hjelmslev hier zwei verschiedene Typen von Beispielen für die unterschiedliche Wortschatzstrukturierung in verschiedenen Sprachen: den differentiellen Typ (Bsp. dtsch. Wald im Verhältnis zu bosco und foresta) und den polysemischen Typ (Bsp. dän. tree im Verhältnis zu albero und legno). Der bei essen/fressen zum Tragen kommende klassematische Unterschied /IN BEZUG AUF TIERE! spielt im Italienischen für die Bezeichnung der Handlung der Nahrungsauf-

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nähme keine Rolle; hier liegt im Italienischen wohl nur ein gemeinsames übergreifendes Konzept und entsprechendes Zeichen mit übergreifendem Zeicheninhalt vor. Für die Sprecher sind die unterschiedlichen Verwendungen mangiare /IN BEZUG AUF TIERE! und mangiare /IN BEZUG AUF MENSCHEN/ wohl nur kontextuelle Varianten. Stati gibt ein weiteres Beispiel für die unterschiedliche Gewichtung dieses klassematischen Unterschieds im Vergleich zum Französischen: [...] l'idea di «partorire» sembra essere la stessa se si parla di uomini o di animali - ci «sembra la stessa» perché in italiano la si può designare col verbo partorire - , ma in francese accoucher si dice delle donne e mettre bas degli animali [...] (Stati 1978,297)

Die bis hierhin betrachteten interlingualen semantischen Unterschiede bezogen sich nur auf den denotativen Bereich; ein weiteres Gebiet, das hier nur angedeutet werden soll, wären die Divergenzen und Konvergenzen im konnotativen Bereich. In diesem Fall besteht zwischen den beiden Äquivalenten der Zielsprache die semantische Relation der propositionalen Synonymie.

ital. anguria (sett.) (regional, bes. nordd.)

6.3. Äquivalenzbeziehungen in der zweisprachigen Lexikographie Leider kann dieses eine große Zahl verschiedener Aspekte umfassende Thema hier nur noch kurz angerissen werden. Man muss zunächst zwischen einem aktiven oder „Hinübersetzungswörterbuch" und einem passiven oder „Herübersetzungswörterbuch" unterscheiden (Hausmann 1977, 56ff.). Für den Fremdsprachenlerner ist gerade das Hinübersetzungswörterbuch dasjenige, das ihm den besonderen Gebrauch des fremdsprachlichen Äquivalents so genau wie möglich und so ausführlich wie möglich vermitteln sollte. Nach Hausmann (1977, 60) analysieren zweisprachige Wörterbücher eine Sprache immer durch die Brille der anderen, d.h.: Die Polysemiestruktur, die etwa ein einsprachiges Wörterbuch fìir eine bestimmte Lexie ansetzt, kann in einem zweisprachigen ganz anders aussehen, da hier ja die Vermittlung der Äquivalente Vorrang hat. Daher spricht man im letzteren Fall auch eher von Polyäquivalenzstruktur. Um dem Benutzer die unterschiedliche Strukturierung der Wortschatzeinheit deutlich zu machen und ihm die Bedeutungen der angebotenen Äquivalente nahe zu bringen, bedient man sich im zweisprachigen Wörterbuch für gewöhnlich sogenannter Glossen; das sind Synonyme, Bedeutungsparaphrasen oder Hyperonyme der ausgangssprachlichen Lexie (Hausmann 1977, 59).

127 Betrachten wir als Beispiel für die oben besprochenen Fälle von Divergenz, denen keine asymmetrische Polysemie, sondern lediglich ein unterschiedlicher Referenzbereich zugrundelag, etwa den Artikel mangiare im Zingarelli 2003 und in Langenscheidts Grosswörterbuch: „mangiare (1) [...] 1 Prendere un cibo, masticarlo e deglutirlo: mangiare carne, pesce, verdura [...] | Fare da mangiare, cucinare i cibi, preparare i pasti | [...]" (Zingarelli 2003, s.v.) Es ist deutlich, dass es hier nur um eine einzige, in Bezug auf Menschen oder Tiere undifferenzierte Bedeutung geht. In Langenscheidts Grosswörterbuch finden wir eine andere (polyseme) Stukturierung, die sich überdies durch die Glossen: (rif. a persone) und (rif. ad animali) von der Definition in Zingarelli 2003 unterscheidet: „mangiare1 v. t. [ . . .] 1 (rif. a persone) essen. 2 (rif. ad animali) fressen [...]". Hier könnte - im Gegensatz zum oben Gesagten - der Eindruck von Polysemie entstehen. Man muss sich jedoch vor Augen halten, dass es sich stattdessen um Polyäquivalenz handelt. Ein italienischer Muttersprachler ist sich sehr wahrscheinlich der aus deutscher Sicht vorhandenen zwei Bedeutungen gar nicht bewusst; es geht hier also um eine reine „Gebrauchsanweisung" für den Benutzer. Betrachten wir noch ein Gegenbeispiel aus der anderen Richtung: „Wald, der [...] 1. größere, dicht mit Bäumen bestandene Fläche. Ein lichter, tiefer, dunkler, verschneiter W. [...] 2. (PI.) (literaturw. veraltet) Sammlung von Schriften [...]" (Duden 1989, s.v. Wald). Dagegen finden wir in Langenscheidts Großwörterbuch: „Wald m [...] bosco m, (großer Wald) selva/, foresta/" Hier wurden zwar keine zwei eigens numerisch unterschiedenen Bedeutungen angesetzt, dennoch wird der Eintrag durch die Aufzählung mehrerer Äquivalente ganz klar semantisch in anderer Weise als im Duden strukturiert. Wir sehen hier noch viel Untersuchungsbedarf gegeben, um diese beiden verschiedenen Typen der Strukturierung des Wortschatzes, die beide kontrastiv von großer Bedeutung sind, noch besser voneinander abgrenzen zu können. Denn wie bei allem, scheint es auch hier wieder große Ermessensspielräume zu geben: So haben wir oben scala mit den Bedeutungen: ,Treppe', ,Leiter' ganz klar als Polysemie eingestuft, weil selbst im Zingarelli 2003 zwei Bedeutungen angesetzt sind, wobei allerdings eine übergeordnete vorausgeschickt wird.: I Struttura fissa o mobile, a scalini o a pioli, che permette di superare a piedi un dislivello. 1 (edil.) Elemento architettonico, che fa parte integrante di un edificio a più piani, costruito in un apposito vano detto gabbia, costituito da una o più serie di scalini dette rampe [... ] 3 Apparecchio spostabile di legno, metallo e sim., costituito essenzialmente da due montanti paralleli collegati da una serie di pioli trasversali sui quali si poggia il piede: scala a pioli, scala portatile [...] {Zingarelli 2003, s.v.)

In Palazzi/Folena 1992 haben wir dagegen überraschenderweise nur eine Bedeutungsangabe, der eine Aufzählung der verschiedenen sca/a-Typen folgt: „Scala [. . .] s.f 1. struttura, fissa o mobile, che serve a mettere in comunicazione piani di diverso livello [ . . .]" In Langenscheidts Großwörterbuch wird auch nur eine übergeordnete Bedeutung angesetzt, aber wir finden zwei Äquivalente: „scala f. 1 Treppe f. [...] (a pioli) Leiter/[...]"

128 6.4. Falsi amici Unter falsi amici (frz. faux amis, dtsch. falsche Freunde, engl, false friends) versteht man lexikalische Scheinentsprechungen zwischen zwei Sprachen, d.h. interlinguale Wortpaare, deren Ausdrucksseite (seltener) gleich oder sehr ähnlich ist, die aber inhaltlich nicht identisch sind.1 Die Bezeichnung ist im Deutschen, Englischen und Italienischen eine Lehnübersetzung aus dem Französischen und wird dort zum ersten Mal bei M. Koessler, J. Derocquigny, Les faux amis ou les trahisons du vocabulaire anglais, Paris 1928 verwendet. Aus diachronischer Perspektive kann man zwischen ,,homo-etymologische[n] oder etymologisch affine[n]" und ,,hetero-etymologischen[n] bzw. etymologisch nicht affine[n]" falschen Freunden unterscheiden (Rainer 1987, 143), d.h. es gibt Wortpaare, die von gleicher Herkunft sind und aus diesem Grund ausdrucksseitige Ähnlichkeit zeigen, und es gibt solche, bei denen die ausdrucksseitige Ähnlichkeit rein zufällig entstanden ist. Letztere z.b. dtsch. alt!ital. alto ,hoch', dtsch. Falle/ital. falla .Lücke', dtsch. kalt!ital. caldo ,warm', dtsch. Latte!ital. latte ,Milch', dtsch. Woge/ml voga ,Rudern' (vgl. Milan/Sünkel 1990b, [VI]) - werden im Dizionario di false analogie e ambigue affinità fra tedesco e italiano von C. Milan und R. Sünkel (1990b) nicht berücksichtigt. Die ca. 1200 untersuchten Wortpaare gehören alle zum homo-etymologischen Typ, „eben deshalb, weil Formähnlichkeit und die Gemeinsamkeit der Herkunft auch eine Identität des Inhalts vermuten lassen" (Milan/Sünkel 1990a, 71). Hinsichtlich der Herkunft der Wortpaare lesen wir: Abbiamo individuato oltre 1200 coppie di tali parole, quelle italiane risalenti quasi tutte al latino (fatta eccezione per alcune di origine greca, per alcune altre di origine germanica [...], e per poche altre prese in prestito al tedesco moderno e all'inglese), quelle tedesche, invece, per il 50% di diretta discendenza latina, per il 35% dal francese, per il 10% dall'italiano, e per il rimanente 5% dal greco, dall'inglese, dallo spagnolo. (Milan/Sünkel 1990b, [VI])

Des weiteren stellen Milan/Sünkel 1990a zur semantischen Situation fest, dass zu ungefähr 40% bei den Wortpaaren eine Bedeutungsverengung im Deutschen vorliegt, bei 30% stellen die Autoren eine „Bedeutungsverschiebung bzw. Bedeutungsdifferenz" fest, bei 20% liegt eine Bedeutungserweiterung im Deutschen vor und bei 10% bilden die beiden Begriffe einen Durchschnitt gemeinsamer Bedeutungen bilden (Überlappung). (Milan/Sünkel 1990a, 70f.) Leider erläutern Milan und Sünkel nicht näher, was sie jeweils unter Bedeutungsverengung, Bedeutungsverschiebung, Bedeutungserweiterung und Bedeutungsüberlappung genau verstehen. Aufgrund der letzten Aussage („[. . .] die Fälle, in denen die beiden Begriffe einen Durchschnitt gemeinsamer Bedeutungen bilden"; s.o.) und aufgrund der folgenden

Manche Autoren bezeichnen den hier dargestellten Sachverhalt als semantische falsche Freunde und unterscheiden ihn von den formalen falschen Freunden, womit sie formähnliche Wortpaare bezeichnen, die sich zwar inhaltlich decken, sich aber in der Graphie oder durch das Genus unterscheiden, z.B. dtsch. Krokodil - ital. cocodrillo, dtsch. die Panik- ital. il panico, frz. la dent - ital. Udente (vgl. Stomi 1975, 4).

129 ähnlichen, aber nicht identischen Aussage im Vorwort ihres Dizionario di false analogie [...] (Milan/Siinkel 1990b) muss man zu dem Schluss kommen, dass Bedeutungserweiterung und Bedeutungsverengung hier als die .Vermehrung bzw. die Verminderung der Sememe eines Lexems1 (vgl. oben, Kap. 5.1., Anm. 4) verstanden werden: „Solo raramente le due parole presentano lo stesso numero di significati [...], e in un numero ancor più ristretto di casi si osserva che la voce tedesca presenta più accezioni di quella italiana [...]." (Milan/Siinkel 1990b, [VI]) Im folgenden übernehmen wir die von Milan und Sünkel (1990a) genannten Kategorien, verstehen aber wieder Bedeutungsverengung (Spezialisierung) und Bedeutungserweiterung (Generalisierung) als Ausdehnung bzw. Verkleinerung der Extension, also als Hyperonymie- bzw. Hyponymierelationen (vgl. oben, Kap. 5.1). So ist die Bedeutung bei folgenden Beispielen im Deutschen enger: Procura s.f. [it. procura, da procurare, lat. procurare ,aver cura di'], econ (autorizzazione di diritto economico a rappresentare una ditta in ogni tipo di affare) procura: (die) Procura haben (o besitzen) avere la procura [...] procura s.f. [1] (potere di rappresentanza) dir Vollmacht, econ Procura: procura generale, speciale, alle liti Generalvollmacht, spezielle Vollmacht, Prozeßvollmacht [. . .] Visite s.f. [fr. visite, da visiter, dal lat. visitare,andare a vedere spesso']. [1] med (il) giro di visite ai malati (al mattino), [...]: die morgendliche Visite, il mattutino giro di visite ai malati [...] visita s.f. [1] (il visitare) lett, rar Visite, comune è oggi Besuch: ricevere una visita, einen Besuch empfangen, scambiarsi visite, Besuche austauschen [...] (Milan/Siinkel 1990b, s.v.) Als Beispiele für Bedeutungsverschiebung könnte man anfuhren: Gastronom s.m. [fr. gastronome buongustaio', fr. gastronomie .buona cucina', dal gr. gastronomia ,prescrizioni per la cura dello stomaco', da gastér, genit. gastrós ,stomaco' e nómos ,regola, norma'], gestore di trattoria (soprattutto se nota per la buona cucina) gastronomo s.m. [1] (esperto di gastronomia, intenditore della buona cucina) Kenner der feinen Kochkunst. [2] est (buongustaio) Feinschmecker, Gourmet, Schlemmer [...] Konfetti s.n.pl. [it. confetti, V. Konfekt]. Un tempo, a carnevale, si gettavano confetti confezionati inzuccherando semi di coriandolo (una pianta erbacea dai fiorellini bianchi che produce globosi semi aromatici e medicinali), e per questo li si chiamò coriandoli; per analogia ad essi furono in seguito chiamate così pallottoline di gesso usate allo stesso scopo, infine, le pallottoline furono sostituite dagli attuali dischetti di carta variamente colorata, i quali ancor oggi vengono detti coriandoli (mentre il tedesco, come anche l'inglese, conserva l'antica denominazione): Konfetti streuen, gettare coriandoli [...] confetto s.m. [1] gastr (piccolo dolce formato da mandorla rivestita di zucchero) Pariser Mandel, Mandelbonbon: confetti bianchi, colorati, weiße, bunte Mandeln [...] (Milan/Sünkel 1990b, s.v.).

130 Ein Beispiel für die Überlappung einzelner Bedeutungen im Sinne Milans und Sünkels wäre etwa dtsch. trivial vs. ital. triviale oder dtsch. desinteressiert vs. ital. disinteressato: Während bei triviale nur die seltenere mathematisch-fachsprachlichere Bedeutung in beiden Sprachen äquivalent ist, die gebräuchlichere dagegen Anlass zu einem klassischen Interferenzfehler bietet, ist die Übersetzung von dtsch. desinteressiert mit ital. disinteressato kein Problem. Dagegen bietet die zweite, ebenfalls sehr frequente Bedeutung von ital. disinteressato Anlass zu größeren Missverständnissen. trivial agg./aw. [fr. trivial, dal lat. trivialis, ,che si trova nel trivio', .comune, volgare']. Voce del linguaggio colto. [1] (che non sostituisce un problema) banale, ovvio: das klingt trivial, suona banale [...] [2] mat, log, (semplice, ovvio) triviale: eine triviale Lösung, una soluzione triviale triviale agg. [1] (volgare, indecente) ordinär, vulgär, unflätig, schmutzig: una donna triviale, ein ordinäres Weib, espressioni triviali, ordinäre Ausdrücke; [...] [2] mat, log trivial. desinteressiert agg. (privo di interesse) disinteressato: erwirkt [...] desinteressiert, sembra del tutto disinteressato, er ist politisch desinteressiert, non ha alcun interesse politico [...] disinteressato agg. [1] uninteressiert, desinteressiert: V. sopra. [2] (senza tornaconto personale) uneigennützig: Il suo parlare correva sul filo d'una ricerca disinteressata, pura e del tutto destituita di scopo (N. Ginzburg, Lessico familiare, p. 202), Sein Reden war ein reines, zweckloses und uneigennütziges Forschen. (Milan/Sünkel 1990b, s.v.)

Für ein Wortpaar, dessen deutscher Teil eine erweiterte Bedeutung (in unserem Sinne) aufweist, haben wir leider kein Beispiel finden können. Im folgenden seien jedoch einige falsche Freunde mit größerer Extension aus dem Französischen, einer genetisch verwandten Sprache genannt: frz. ombrelle,Sonnenschirm' vs. ital. ombrella ,Schrim (gegen Regen und Sonne)'; frz. parents ,Eltern' vs. ital. parenti,Verwandten'; frz. légume ,Gemüse' vs. ital. legumi,Hülsenfrüchte'.

6.5 Aufgaben 1. Entscheiden Sie mit Hilfe lexikographischer Informationen aus verschiedenen Wörterbüchern, ob es sich jeweils um différentielle oder polysemische Divergenzen handelt:

2. Welche Typen von falsi amici sind: dtsch. luxuriös / ital. lussurioso; dtsch. Kadaver / ital. cadavere; dtsch. Regal / ital. regalo; ital. discretamente / frz. discrètement?

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8. Register

Aktuelle (aktualisierte) Bedeutung (Rede, Metapher) 4f., 1 Iff., 16, 19, 59 ff., 63f., 74, 82 Ambiguität 58,62,66,74 Antonym (antonimo), Antonymie (antonimia) 3f., 25, 74, 79, 90-96,114, 116, 118f. Äquivalent 6, 82, 122-127 Archisemem 35 Ausdrucksseite 3, 20, 31, 67, 101, 104, 128 Autosemantikum 4f. Basisebene 45,47, 50, 52 Bedeutungserweiterung 52, lOOf., 103, 107, l l l f . , 116, 119, 128f. Bedeutungsverbesserung 5, 109, 119 Bedeutungsverengung 5, lOOf., 103, 108f., l l l f . , 116, 128f. Bedeutungsverschlechterung 5, 107, 109, 119 Begriff 17f., 21,26f., 42ff, 46,48,53, 56,59 Bezeichnung (vs. Bedeutung) 3f., 13-23, 26, 57, 59,61, 75, 85, 87, 93, 97f., 103,105, 107ff, 111, 119, 121f., 125, 128 cue validity 46 Denotation (denotazione), denotativ (denotativo) 3f„ 27-32, 39, 77-83, 87ff, 126 Denotatum 57 Determinans 2, 118 Determinatimi 2,118 diaphasisch (diafasico) 23, 31f., 40, 83f., 86 diastratisch (diastrafico) 23, 31, 83f., diatopisch (diatopico) 23, 31, 40, 84, 87 Dimension (dimensione) 36, 47, 80, 82 direktionale Antonyme 91,93 Disambiguierung 9 Divergenz 6, 122-127, 130 Erweiterte Version (der Prototypentheorie) 44,47f. Extension (estensione) 16f., 26, 28, 59, 74, 88, 97, lOOf., 103, 106, 122, 129, 130 falsi amici (falsche Freunde) 128,130 Familienähnlichkeit 48, 62

Generative Semantik 10 Geosynonyme (geosinonimi) 23, 82 hedges (Heckenausdrücke) 46 Heteronymie (eteronimia) 82 Homograph (omografo), Homographie (omografìa) 66f. Homonym (omonimo), Homonymie (omonimia) 62ff, 66-72, 96, 99,101f„ 120,124 Homophon (omofono), Homophonie (omofonia) 66f. Hyperonym (iperonimo), Hyperonymie (iperonimia) 4,22,82,96ff., lOOf., l l l f . , 116, 118f., 126, 129 Hyponym (iponimo), Hyponymie (iponimia) 4, 22, 93,97, lOOf., l l l f . , 114, 129 Inhaltsseite 3f., 14,20,27,62, 101,110, 114 Intension 16f., 26, 28, 59f., 97, 103 Klassem (classema), klassematisch 36, 80, 125f. Kohyponym, kohyponymisch 22, 55, 75, 93, 97, 116-119 Kollokation (collocazione) 78f., 81, 83, 89 Komplementäre Antonyme 90-93 Komplenymie 90 Komponentenanalyse 8, 10, 12, 33, 37f., 41, 46, 49, 55, 69, 79 Konnotation (connotazione), konnotativ (connotativo) 4, 27-32, 39, 61, 77-83, 87, 119, 126 Kontextuelle Variante 58, 62ff, 66, 126 Kontiguität (contiguità) 68, 91,102ff., 108f., 113f., 116ff., 124 Kontradiktorische Antonymie 90, 92f. Konträre Antonyme 90, 93 Konvergenz 122f., 125f. Konversion 91-93, 109, 119 Konzept (concetto), konzeptuell (concettuale), Konzeptualisierung 10, 11, 15, 1727, 30, 33, 38f., 42ff, 46,49f., 52f., 55ff, 68, 81, 85f., 88ff, 94f., 98, 102, 108, 113-117,125f. langue 4, 58, 60, 63f., 82

142 Lexem (lessema) 2 ,4, 34, 36, 38, 63, 73, 101, 110, 129 Lexie (lessici) 2-9, 13, 16, 18, 20, 23ff., 2733, 35, 37—41, 44, 48f., 51ff„ 55, 57, 59, 61-68, 73f„ 77-83, 86, 91-95, 99, 100, 105, 108, llOff., 121f., 124ff. Lexikalische Einheit (unità lessicale) 2-6, 9, 16, 22, 27, 33, 36, 38, 46,48, 57f., 62f., 66 Lexikalisierung, lexikalisiert (lessicalizzato) 4f., 13f., 27, 29, 52, 57-65, 74, 86, lOOf., 106, 118

Lexikalische (lexikalisierte) Bedeutung 2, 4f.,27, 57f., 61, 63, 65 Lexikon (lessico) 1-3, 9, 12, 17, 40, 60, 76, llOf. Meronym, Meronymie 74, 96, 98, 103 Metapher (metafora), metaphorisch (metaforico) 13, 59, lOOff., 106ff., 112-117,119 metasprachlich 1,35 Metonymie (metonimia), metonymisch (metonimico) 68, 100-103, 106-112, 114, 116, 118f. Monosemie, monosem 62, 80, 95 Morphem (morfema) 2, 4, 91 Norm 64, 78, 82 objektsprachlich, Objektsprache 1, 35 Onomasiologie, onomasiologisch 82, 85

Quasisynonyme 79, 81 Referent (referent, referente) 45f., 48, 57, 59f., 65, 97f. 100, 105f., 114f., 119 Referentenklasse 65f., 69, 125 referentiell 49, 52, 66 sekundäre Homonymie 69,101,102,120 sekundäre Polysemie 68f. Sem (sema) 33-37, 39f., 51, 61, 69, 80, 84, 108, 115f. Semanalyse 8f., 13, 38ff., 44, 49, 53, 96, 108,114 (semantisches) Merkmal 35,44,46, 84,108, 112,115, 125 Semasiologie semasiologisch 7, 25, 82, 85 Semem (semema) 35, 51, 53, 62ff., 108, 125 senso (vs. significato) 58, 63 signifiant 3, 7, 15-18, 31, 57, 104, 110 signifié 2, 3,7f., 14-18, 31, 57,65,100,104, llf., 114 Similarität 73, 82,101, 104, 108,113-119 Standardversion (der Prototypentheorie) 44f., 47f., 51 Strukturalismus, strukturalistisch, strukturelle Semantik 2,7,8-12,25,27, 32f., 35,3944, 46, 49, 51, 53, 55, 62, 64, 73, 76, 79, 110, 112fT., 121f. Synonymie (sinonimia), synonym (sinonimo) 3f., 37, 59f., 63, 73-83, 85ff., 90, 95f., 114, 126 Synsemantikum 4f.

parole 4f., 11,16,29,56,58f., 62ff., 82,100, 118

Plesionyme (plesionyms) 81, 83, 85f., 88, 108 Polysemie (polisemia), polysem (polisemico) 5, 7,48, 62 ,64-67 ,68, 95 propositionale Synonyme 85 Prototyp (prototipo, prototype) 11, 43-46, 48f., 51,53, 81, 106

tratto (semantico) 16f., 39ff., 46, 48f., 69, 79f. valeur 7, 14f., 17,26, 32f., 73, 121 Wortfeld 8,13,22, 33-38,41, 64,73, 80,85, 115f.