Konrad Grünembergs Pilgerreise ins Heilige Land 1486: Untersuchung, Edition und Kommentar 9783412213909, 9783412206086

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Konrad Grünembergs Pilgerreise ins Heilige Land 1486: Untersuchung, Edition und Kommentar
 9783412213909, 9783412206086

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Stuttgarter Historische Forschungen Herausgegeben von Joachim Bahlcke, Klaus Hentschel, Wolfram Pyta, Franz Quarthal, Folker Reichert und Peter Scholz Band 11

Konrad Grünembergs Pilgerreise ins Heilige Land 1486 Untersuchung, Edition und Kommentar

von

Andrea Denke

2011 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde des Historischen Instituts der Universität Stuttgart sowie der Stadt Konstanz, Amt für Schulen, Bildung und Wissenschaft

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Zugleich Dissertation an der Universität Stuttgart 2007 mit dem Titel „Konrad Grünembergs Pilgerreise ins Heilige Land 1486. Untersuchung, Edition und Kommentar“ Umschlagabbildung: Pilgerschiff des Agostino Contarini (Unser galleig), Handschriftenillustration, Bodenseegebiet, um 1490, aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 5v–6r

© 2011 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Druck und Bindung: Strauss GmbH, Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany

ISBN 978-3-412-20608-6

Für Marie

VORWORT Die vorliegende Edition des Reiseberichts von Konrad Grünemberg wurde im Wintersemester 2006/2007 der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Stuttgart als Dissertation eingereicht. Für den Druck wurde sie um die Edition der Handschrift Karlsruhe gekürzt, im Untersuchungsteil jedoch kaum verändert. Neuere Literatur konnte nur teilweise eingearbeitet werden. Mein Interesse an spätmittelalterlichen Reiseberichten wurde schon während des Studiums durch ein Seminar über die Jerusalemwallfahrt des Grafen Eberhard im Bart geweckt und sowohl durch die Mitarbeit am Ausstellungsprojekt „Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem“ als auch durch meine Magisterarbeit zum Thema „Venedig als Station und Erlebnis auf den Reisen der Jerusalempilger im späten Mittelalter“ erhalten. Mein besonderer Dank geht an meinen Doktorvater Prof. Dr. Folker Reichert, der mich stets ermunterte und mir auch in schwierigen Arbeitsphasen stets die Begeisterung am Thema erhielt. Herrn Prof. Dr. Franz Quarthal danke ich herzlich für die Übernahme des Zweitgutachtens, Prof. Dr. Heinz Grotzfeld, Prof. Dr. Jürgen Krüger, Dr. Jörg Martin, Dr. Falk Eisermann, Klaus H. Feder und Prof. Dr. Dieter Mertens möchte ich für wertvolle Tipps und Hinweise danken. Den Herausgebern der „Stuttgarter Historischen Forschungen“ danke ich für die Aufnahme der Arbeit in ihre Reihe. Im Februar 2009 wurde diese Studie mit dem Wilhelm-Zimmermann-Preis des Historischen Instituts der Universität Stuttgart für die beste Disseration am Historischen Institut im Jahr 2008 ausgezeichnet. Dafür möchte ich mich ganz herzlich beim Verein der Freunde des Historischen Instituts der Universität Stuttgart bedanken. Gedruckt werden konnte die Arbeit durch namhafte Zuschüsse meiner Eltern, des Vereins der Freunde des Historischen Instituts der Universität Stuttgart und der Stadt Konstanz, Amt für Schulen, Bildung und Wissenschaft. Überhaupt gilt mein besonderer Dank meinen Eltern, Hannelore und Horst Denke, die das Entstehen und Gedeihen der Arbeit stets wohlwollend begleiteten und mir immer materiell und emotional den Rücken stärkten. Diese Arbeit ist meiner Tochter Marie gewidmet, die mir durch ihre Liebe und Zuneigung manches Mal Schweres leicht machte. Wentorf bei Hamburg, im September 2010 Andrea Denke

INHALTSVERZEICHNIS I

UNTERSUCHUNGSTEIL ................................................................ 1 1

Einleitung ........................................................................................1 1.1 Bemerkungen zu den Pilgerreisen im späten Mittelalter .............................................................................1 1.2 Forschungsüberblick .............................................................6 1.2.1 Tendenzen in der historischen Forschung ...............6 1.2.2 Konrad Grünembergs Pilgerbericht im Spiegel der Forschung ...........................................20 1.3 Problemstellung ..................................................................28

2

Der Autor.......................................................................................32 2.1 Herkunft und Lebensdaten..................................................32 2.2 Werke .................................................................................43 2.2.1 Die „Österreichische Wappenchronik“ .................43 2.2.2 Das Wappenbuch ..................................................45 2.2.3 Der Reisebericht ....................................................53 2.3 Patriziat und Ritterschlag....................................................62 2.3.1 Patrizische Werte ..................................................66 2.3.2 Ritter und Ritterschlag ..........................................81

3

Die Überlieferung des Reiseberichts .............................................93 3.1 Handschrift Karlsruhe (K) ..................................................93 3.2 Handschrift Gotha (G) ........................................................98 3.3 Handschrift Aarau (A) ...................................................... 102 3.4 Handschrift Luzern (L) ..................................................... 104

4

Die Parallelberichte des Jahres 1486 ........................................... 106 4.1 Georges Lengherand ......................................................... 107 4.2 Anonymus aus Rennes...................................................... 110 4.3 Girolamo da Castiglione ................................................... 112 4.4 Weitere Pilger des Jahres 1486 ......................................... 114

5

Die Quellen ................................................................................. 120 5.1 Jerusalem-Reiseberichte ................................................... 120 5.2 Weitere Quellen ................................................................ 124

X

II

Inhaltsverzeichnis

6

Die Reise des Konrad Grünemberg ............................................. 130 6.1 Der Reiseweg bis nach Venedig ....................................... 130 6.2 Die Stadt Venedig ............................................................. 135 6.3 Die Schifffahrt bis ins Heilige Land ................................. 144 6.4 Ankunft im Heiligen Land und die Reise nach Jerusalem .......................................................................... 154 6.5 Die Stadt Jerusalem .......................................................... 158 6.6 Die Grabeskirche in Jerusalem ......................................... 164 6.7 Andere besuchte heilige Stätten im Heiligen Land........... 166 6.8 Die Rückreise nach Konstanz ........................................... 168

7

Die Wahrnehmung des Fremden ................................................. 170 7.1 Fremde Ausprägungen des Christentums ......................... 171 7.1.1 Die griechisch-orthodoxe Kirche ........................ 173 7.1.2 Die orientalisch-christlichen Kirchen .................. 173 7.2 Fremde Religionen und Völker ........................................ 178 7.3 Fremde Sitten und Gebräuche .......................................... 191 7.4 Fremde Sprachen .............................................................. 195 7.5 Fremde Frauen .................................................................. 211 7.6 Fremde Tiere..................................................................... 216

8

Die Abbildungen im Reisebericht ............................................... 222 8.1 Die Abhängigkeiten der Darstellungen............................. 223 8.2 Die Abbildungen in den Handschriften ............................ 232 8.2.1 Stadt- und Landschaftsansichten ......................... 233 8.2.2 Fremde Menschen ............................................... 259 8.2.3 Texterläuternde Abbildungen .............................. 265

9

Ergebnisse ................................................................................... 269

EDITIONSTEIL ......................................................................... 275 1

Editionsrichtlinien und technische Einrichtung des Textes ......... 275 1.1 Siglen ................................................................................ 275 1.2 Zur Einrichtung des Textes............................................... 275

2

Textedition .................................................................................. 278

3

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften ................ 483

Inhaltsverzeichnis

3.1 3.2

III

XI

Zur Anlage der Bildkonkordanz ....................................... 483 Bildkonkordanz ................................................................ 485

ANHÄNGE UND VERZEICHNISSE ............................................. 509 1

Stammbaum Konrad Grünembergs ............................................. 509

2

Arabische Schriftzeichen ............................................................. 509

3

Itinerar ......................................................................................... 510

4

Abkürzungsverzeichnis ............................................................... 514

5

Abkürzungen im Reisebericht ..................................................... 515

6

Bibel und Apokryphen ................................................................ 516

7

Abbildungsverzeichnis ................................................................ 517

8

Quellenverzeichnis ...................................................................... 518 8.1 Handschriften.................................................................... 518 8.2 Archivbestände ................................................................. 518 8.3 Gedruckte Quellen ............................................................ 518

9

Literaturverzeichnis ..................................................................... 528 9.1 Wörterbücher .................................................................... 528 9.2 Sekundärliteratur .............................................................. 529

10

Personen- und Ortsregister .......................................................... 571

I

UNTERSUCHUNGSTEIL

1

Einleitung

Im Jahr 1486 unternahm der Konstanzer Patrizier Konrad Grünemberg eine Pilgerreise nach Jerusalem. Sein Reisebericht ist sowohl in der historischen als auch in der germanistischen Forschung wegen seiner Erzählfreude ein gern zitierter Reisebericht und eine bedeutsame Quelle, die allerdings bislang nur im Rahmen weitergefasster Studien Beachtung fand. Der Text ist in zwei Handschriften überliefert. Von diesen befindet sich die eine in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, die andere in der Forschungsbibliothek Gotha. Von der Karlsruher Handschrift sind mehrere Abschriften bekannt. Bislang lag der Text nur in einer neuhochdeutschen Übersetzung aus dem Jahr 1912 vor. Daher lag eine moderne Edition, ausführliche Kommentierung und Untersuchung des Reiseberichtes sozusagen „in der Luft“. Der Pilgerbericht Grünembergs steht ganz in der Tradition der Pilgerberichte des späten Mittelalters und folgt in weiten Teilen den Konventionen der Quellengattung Pilger- und Reiseliteratur. Daher bietet es sich an, zunächst das „Phänomen Fernpilgerreise“ und dessen schriftlichen Niederschlag darzustellen, um danach einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und die Zielsetzung dieser Untersuchung zu geben.

1.1

Bemerkungen zu den Pilgerreisen im späten Mittelalter

Ein Zeichen mittelalterlicher Frömmigkeit und eine Folge des allgemeinen Heiligen-, Reliquien- und Wunderglaubens waren im späten Mittelalter die Wall- und Pilgerfahrten zu näher und ferner gelegenen Heiligtümern.1 Die peregrinationes maiores nach Jerusalem, Santiago de Compostela und Rom gewannen ab 1300 wieder stärker an Bedeutung und erlebten nach einem Niedergang einen erneuten Aufschwung.2 Ohnehin übte Jerusalem seit den 1

2

Vgl. Brenner, Peter J.: Die Erfahrung der Fremde. Zur Entwicklung einer Wahrnehmungsform in der Geschichte des Reiseberichts, in: Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur, hg. von Peter J. Brenner, Frankfurt/Main 1989, 14-49, dort 43; Plötz, Robert: Strukturwandel der peregrinatio im Hochmittelalter. Begriff und Komponenten, in: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 26/27 (1981/1982), 129-151, dort 157/158. Röhricht spricht in diesem Zusammenhang von der großen und der kleinen Wallfahrt (vgl. Röhricht, Reinhold: Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen Lande,

2

Einleitung

Kreuzzügen auf die Christen eine besondere Anziehungskraft aus.3 Seit dem 12. Jahrhundert ist die Heilige Stadt auf den Weltkarten an zentraler Stelle eingezeichnet: Der umbiculus mundi, der Nabel der Welt, befand sich in Jerusalem, und auch aus diesem Grund war die Stadt der Mittelpunkt der christlichen mittelalterlichen Welt.4 Allerdings war sie nach dem Fall von Akkon 1291, wie auch schon davor, schwer zu erreichen, denn die Weltmitte der Christen war in muslimischer Hand: Jerusalem stand bis 1517 unter der Herr-

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Innsbruck 1900, Neudruck Aalen 1967, 5; Schneider, Claudia: Die Reise nach Jerusalem. Bernhard von Breydenbachs Wallfahrt ins Heilige Land, hg. von Claudia Schneider, Mainz 1992, 33). Schmugge unterscheidet drei Arten von Pilgerfahrten, so erstens die Fernpilgerfahrten nach Rom, Jerusalem und Santiago de Compostela (peregrinationes maiores), überregionale Pilgerfahrten (peregrinationes) und lokale Pilger- und Wallfahrten (vgl. Schmugge, Ludwig: Der Pilger, in: Unterwegssein im Spätmittelalter, hg. von Peter Moraw, Berlin 1985 (ZHF Beiheft 1), 17-47, dort 18). Der Niedergang der Pilgerreisen im 12. und 13. Jahrhundert hatte mehrere Gründe: Im 12. und 13 Jahrhundert waren die Kreuzfahrerstaaten höchst unsicher, nach dem Fall von Akkon 1291 für Pilger zunächst unerreichbar. Zusätzlich hatte der Papst nach 1291 neben einem Handelsembargo ein Verbot der Jerusalempilgerreisen verhängt (vgl. Nolte, Cordula: Erlebnis und Erinnerung. Fürstliche Pilgerfahrten nach Jerusalem im 15. Jahrhundert, in: Fremdheit und Reisen im Mittelalter, hg. von Irene Erfen und Karl-Heinz Spieß, Stuttgart, 1997, 65-92; Hippler, Christiane: Die Reise nach Jerusalem. Untersuchungen zu den Quellen, zum Inhalt und zur literarischen Struktur der Pilgerberichte des Spätmittelalters, Frankfurt 1987 (Europäische Hochschulschriften I, 968), 49ff; Schmugge: Der Pilger, 18). Vgl. Keßler, Jörg-Ronald: Die Welt der Mamluken. Ägypten im späten Mittelalter 1250 - 1517, Berlin 2004 (Islamkundliche Untersuchungen, Sonderband); Nolte: Erlebnis, 67; Hippler: Reise nach Jerusalem, 49ff. Zum umbiculus mundi und den spätmittelalterlichen Weltkarten bzw. dem damit verbunden Weltbild vgl. zunächst Brincken, Anna-Dorothee von den: Kartographische Quellen. Welt-, See- und Regionalkarten, Brepols 1988 (Typologie des Sources du Moyen Age occidental 51); Niehoff, Franz: Umbilicus Mundi - Der Nabel der Welt, Jerusalem und das Heilige Grab im Spiegel von Pilgerberichten und -karten, Kreuzzügen und Reliquiaren, in: Ornamenta Ecclesiae. Kunst und Künstler der Romanik, Band 3, Köln 1985 (Katalog der Ausstellung des Schnütgen-Museum Köln), 53-72; Arentzen, Jörg-Geerd: Imago mundi cartographica. Studien zur Bildlichkeit mittelalterlicher Welt- und Ökumenekarten unter besonderer Berücksichtigung des Zusammenwirkens von Text und Bild, München 1984 (Münstersche Mittelalter-Schriften 53); Miller, Konrad: Mappae mundi. Die ältesten Weltkarten. IV und V, Stuttgart 1896. Zur Lage in der Grabeskirche vgl. Küchler, Max: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt. Mit Beiträgen von Klaus Bieberstein, Damian Lazarek, Siegfried Ostermann, Ronny Reich und Christoph Uehlinger, Göttingen 2007 (Orte und Landschaften der Bibel, Band IV,2), 480/481.

Einleitung

3

schaft der Mamluken, die dem sunnitischen Islam anhingen.5 Dies machte die Stadt nur noch anziehender und reizvoller für den hohen und niederen Adel, den Klerus und vermögende Bürger, die zu einer Reise an die Stätten, an denen Christus gelebt und gewirkt hatte, aufbrachen. Die Jerusalempilgerfahrten erlebten, gemessen an den heute erhaltenen Reiseberichten, ihren quantitativen Höhepunkt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.6 Die Zunahme des Pilgerwesens im späten Mittelalter gründete auch auf einem Wandel in der Form der Reise, denn sie war nun weitgehend berechenbar geworden, und diese Entwicklung kam der Bereitschaft zum Pilgern entgegen.7 Ohnehin war der Mensch des späten Mittelalters Teil einer mobilen Welt.8 Diese Mobilität lässt sich für alle sozialen Schichten auch am Pilgerwesen zeigen.9 5 6

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8

9

Vgl. Nolte: Erlebnis, 67. Dies zeigt sich besonders bei der Übersicht über die deutschen Reiseberichte von Paravicini (Paravicini, Werner: Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Teil 1: Deutsche Reiseberichte, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Christian Halm, 2., durchgesehene und um einen Nachtrag ergänzte Auflage, Frankfurt am Main 2001 (Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters 5); vgl. auch Huschenbett, Dietrich: Diu vart hin über mer. Die Palästina-Pilgerberichte als neue ProsaGattung in der deutschen Literatur des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, in: Beschreibung der Welt. Zur Poetik der Reise- und Länderberichte. Vorträge eines interdisziplinären Symposiums vom 8. bis 13. Juni 1998 an der JustusLiebig-Universität Gießen, hg. von Xenia von Ertzdorff unter Mitarbeit von Rolf Schulz, Amsterdam / Atlanta 2000 (Chloe. Beihefte zum Daphnis, Band 31), 119152, dort 122/123; Schmugge: Der Pilger, 25; Schneider, Wolfgang: Peregrinatio Hierosolymitana. Studien zum spätmittelalterlichen Jerusalembrauchtum und zu den aus der Heiliglandfahrt hervorgegangenen nordwesteuropäischen Jerusalembruderschaften, Münster 1982, 46/47). Schmugge: Der Pilger, 19: „Die Art und Weise der Reise und die Betreuung der Pilger unterschied sich indes kaum von manchen heutigen Pauschalreisen.“ Vgl. auch Brenner: Erfahrung der Fremde, 47. Schmugge: Der Pilger, 19: „Heiligenverehrung und fromme Mobilität gehörten zu den wichtigsten Ausdrucksformen der Religiosität aller Schichten und Stände im Spätmittelalter.“ Schmugge, Ludwig: Zu den Anfängen des organisierten Pilgerverkehrs und zur Unterbringung und Verpflegung von Pilgern im Mittelalter, in: Gastfreundschaft, Taverne und Gasthaus im Mittelalter, hg. von Hans Conrad Peyer, München 1983 (Schriften des Historischen Kollegs 3), 37-60, dort 37: „(...), daß das Pilgerwesen zu den bedeutendsten Phänomenen der mittelalterlichen Religiosität wie Mobilität gehört.“ Simek: Erde und Kosmos, 102, sieht die Ursachen des anwachsenden Pilgerstroms im Spätmittelalter auch in der erhöhten Mobilität einer zusehends verstädternden Bevölkerung Westeuropas. Vgl. Schmugge: Der Pilger, 17.

4

Einleitung

Gerne wurden von den Reisenden Berichte über ihre Wallfahrt verfasst. Unter den Autoren der Pilgerberichte sind, wie auch unter den Reisenden, sowohl Kleriker als auch Adlige und Bürger zu finden. Während die adligen und bürgerlichen Reisenden meist in der jeweiligen Volkssprache ihrer Heimat von ihrer Pilgerreise berichteten, wählten die Kleriker oftmals die lateinische Sprache, um die Ereignisse während ihrer Wallfahrt festzuhalten. Als Grund für ihre Fahrt gaben die Pilger in ihren Berichten die Sorge um ihr Seelenheil und die Absicht des persönlichen Heilsgewinns an, doch sprechen aus ihren Beschreibungen auch Reiselust und Entdeckerfreude.10 Neben Frömmigkeit und der Nachfolge Christi als dem klassischen Beweggrund für eine Fernpilgerreise ist auch die Neugierde als Motiv nachweisbar, die, obwohl eine der Tochtersünden der superbia,11 vor allem bei Pilgern im 15. Jahrhundert immer wieder zwischen den Zeilen der Reiseberichte hindurchschimmert. Der Ulmer Dominikanermönch Felix Fabri verriet sich schon dadurch, dass er ein zweites Mal zu den heiligen Stätten pilgerte, und seine Art zu berichten gibt seine „über Pilgerart hinausgehende Reiselust“ preis.12 10 11

12

Vgl. Schneider: Reise nach Jerusalem, 33. Vgl. Kästner, Hannes: Der Arzt und die Kosmographie. Beobachtungen über Aufnahme und Vermittlung neuer geographischer Kenntnisse in der deutschen Frührenaissance und der Reformationszeit, in: Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter und in der Reformationszeit, Symposium Wolfenbüttel, hg. von L. Grenzmann und K. Stackmann, Stuttgart 1985, 503-533, dort 508. Eine Reise galt nur dann nicht als luxuria, superbia oder als Ausdruck der curiositas, wenn sie das „Signum der Pilgerfahrt“ trug (vgl. Wolf, Gerhard: Die deutschsprachigen Reiseberichte des Spätmittelalters, in: Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur, hg. von Peter J. Brenner, Frankfurt/Main 1989, 81-120, dort 83). Johannes von Paltz nannte unter sechs bzw. sieben abzulehnenden Gründen für Pilgerreisen die curiositas vivendi nova loca bzw. die curiositas experiendi nova ( vgl. Hundsbichler, Helmut: Vil handt erkundt verr froembde lant. Annäherungsversuche an den mentalen Kontext spätmittelalterlichen Reisens, in: Das Mittelalter 3 (1998), Band 2, 19-32, dort 31; Stolz, Michael: Die Reise des Leo von Rožmital. Wandlungen der Pilgeridee in einem deutschen Bericht des Spätmittelalters, in: Deutsche Jakobspilger und ihre Berichte, hg. von Klaus Herbers, Tübingen 1988 (Jakobus-Studien 1), 97-121, dort 97, 119-121). Zu curiositas und Pilgerreisen vgl. Zacher, Christian K.: Curiosity and Pilgrimage. The Literature of Discovery in Fourteenth-Century England, Baltimore / London 1976. Zur Konrad Grünembergs Neugierde v. a. Hirhager, Ulrike: Konrad Grünembergs Pilgerfahrt ins Heilige Land 1486, in: So wold ich in fröiden singen. Festgabe für Anthonius H. Touber zum 65. Geburtstag, hg. von Carla Dauven-van Knippenberg und Helmut Birkhan, Amsterdam (u.a.) 1995, 255-271, dort 255, 264-265. Vgl. Tellenbach, Gerd: Zur Frühgeschichte abendländischer Reisebeschreibungen, in: Historia integra. Festschrift für Erich Hassinger zum 70. Geburtstag, hg. von

Einleitung

5

Auch der Ritter Arnold von Harff und die Nürnberger Kaufleute Hans Tucher und Sebald Rieter waren natürlich Pilger mit „konventionellen Absichten“, aber aus ihren Berichten spricht gleichfalls die Lust und der Reiz, fremde Länder zu bereisen.13 Der Wunsch, fremde, ferne und erstaunliche Dinge zu sehen, war eine wesentliche Aufbruchsmotivation für Pilger aller gesellschaftlichen Gruppen, auch wenn dieses Verlangen von den Reisenden in den seltensten Fällen offen eingestanden wurde.14 Manche Historiker gingen gar so weit, anzunehmen, dass deutsche Pilger, die aus religiösen Gründen nach Jerusalem reisten, am Ende des Mittelalters in der Minderheit waren, und vermuteten, dass meist eine Kombination der religiösen Beweggründe mit einer beabsichtigten Steigerung des sozialen Ansehens Anlass für eine Pilgerreise war.15 Andere wiederum sprachen von einem regelrechten „Sakraltourismus“, der gegen Ende des Mittelalters entstanden sei.16 Die Adligen, die sich in der Heiligen Stadt zum Ritter des Hl. Grabes schlagen ließen, konnten zu einer Hochkonjunktur der Wallfahrt nach Jerusalem beitragen und die Motive, ins Heilige Land17 zu pilgern, um ein Weiteres ergänzen. Auch die neben den Ablässen zu

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Hans Fenske, Wolfgang Reinhard und Ernst Schulin, Berlin 1977, 41-80, dort 53. Hellmann, Manfred: Geschichte Venedigs in Grundzügen, Darmstadt 1989, 107, irrt sich, wenn er angibt, dass Fabri ein Franziskanerpater gewesen sei. Vgl. auch Hannemann, Kurt: Fabri, Felix, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh u. a., 2. Auflage, Berlin / New York 1980, Band 2, 682-689 zu Felix Fabri und seinen Schriften. Zum „Reiz der Ferne“ vgl. Brall, Helmut: Vom Reiz der Ferne. Wandlungen eines Vorstellungsschemas in Geschichtsschreibung und Dichtung des Mittelalters, in: Das Mittelalter 3 (1998), Band 2, 45-61. Vgl. Kästner, Hannes: Fortunatus. Peregrinator Mundi. Welterfahrung und Selbsterkenntnis im ersten deutschen Prosaroman der Neuzeit, Freiburg im Breisgau 1990, 15. Favreau-Lilie, Marie-Luise: The German Empire and Palestine: German pilgrimages to Jerusalem between the 12th and 16th century, in: Journal of Medieval History 21 (1995), 321-341, dort 324: „German pilgrims who went to Jerusalem solely for religious motives were in the minority at the close of the Middle Ages. Both nobles and members of the urban upper class combined their devotion with social considerations.“ Vgl. Plötz: Strukturwandel, 137, zum „Sakraltourismus“, der sich dann tatsächlich in den Pilgerreisen des Adels und des Patriziats des 15. und 16. Jahrhunderts widerspiegelt. Schmugge setzt diesen Wandel zum „Sakraltourismus“ schon im 12. und 13. Jahrhundert an (vgl. Schmugge, Ludwig: „Pilgerfahrt macht frei“. Eine These zur Bedeutung des mittelalterlichen Pilgerwesens, in: Römische Quartalsschrift 74 (1979), 16-31, dort 26). Die Bezeichnung „Heiliges Land“ wird heute gerne gebraucht, da sie am wenigsten politisch brisant ist. Zudem ist dies die Bezeichnung der Quellen, die Pilger

6

Einleitung

erreichende erhöhte gesellschaftliche Reputation war sicherlich ein Motiv vor allem der adligen Pilger.18 Im 15. Jahrhundert nahmen gleichfalls die fürstlichen Repräsentationsfahrten zu, die mit einem ganzen Hofstaat ausgestattet waren und Unsummen verschlangen.19 Nicht zuletzt wurde die Wahl des Pilgerziels von den materiellen Möglichkeiten der Pilger bestimmt. War Santiago de Compostela eher eine Pilgerfahrt der einfacheren Leute, da hier ein großer Teil der Strecke zu Fuß gegangen wurde, so kann die Jerusalempilgerfahrt eher als die Pilgerreise der vermögenderen Schichten angesehen werden,20 waren die Kosten doch durch die Schiffspassage um ein Vielfaches höher. So konnte es mannigfaltige Gründe geben, um im späten Mittelalter eine Pilgerreise nach Jerusalem, Santiago de Compostela oder Rom anzutreten. Eine anzustrebende Erfahrung war es für den damaligen Menschen allemal.

1.2

Forschungsüberblick

1.2.1 Tendenzen in der historischen Forschung21 Das Interesse an Jerusalem und den Pilgerreisen in die Heilige Stadt ist im 19. Jahrhundert untrennbar mit zwei Namen verbunden: Titus Tobler und Reinhold Röhricht. Beide haben sich mit ihren Arbeiten um die Quellengattung der Pilgerberichte verdient gemacht und durch ihre Forschungen den Grundstock für die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Jerusalempilgerreisen gelegt.

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nennen Palästina ausschließlich das „Heilige Land“ (vgl. zur Geschichte der Bezeichnung Keel, Othmar / Küchler, Max / Uehlinger, Christoph: Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studienreiseführer zum Heiligen Land. Band 1: Geographisch-geschichtliche Landeskunde, Zürich 1984, 285-287; zur Verwendung des Begriffs bei Konrad Grünemberg vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 280, HS G, fol. 2r). Im Folgenden werden die Begriffe „Palästina“ und „Heiliges Land“ alternativ verwendet. Vgl. Wolf: Reiseberichte, 97. Vgl. Huschenbett, Dietrich: Die Literatur der deutschen Pilgerreisen nach Jerusalem im späten Mittelalter, in: DVJs 59 (1985), 29-46, dort 37, der darauf verweist, dass Wilhelm von Thüringen 13.000 Dukaten ausgab. Vgl. Huschenbett: Palästina-Pilgerberichte, 123. Einen guten Forschungsüberblick bieten beispielsweise Timm, Frederike: Der Palästina-Pilgerbericht des Bernhard von Breidenbach von 1486 und die Holzschnitte Erhard Reuwichs. Die Peregrinatio in terram sanctam (1486) als Propagandainstrument im Mantel der gelehrten Pilgerschrift, Stuttgart 2006, 15-46, und Brenner, Peter J.: Der Reisebericht in der deutschen Literatur. Ein Forschungsüberblick als Vorstudie zu einer Gattungsgeschichte, Tübingen 1990 (Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 2. Sonderheft).

Einleitung

7

Der Schweizer Pastorensohn Titus Tobler22 reiste von 1835 bis 1865 insgesamt viermal nach Palästina. Diese vier Reisen fanden ihren Niederschlag in mannigfaltigen Veröffentlichungen über Jerusalem und das Heilige Land.23 Seine Bibliographien über die Palästinaschriften waren die seinerzeit ersten Werke, die einen Überblick über die Werke der Reisenden gaben.24 Der Lehrer Reinhold Röhricht25 sammelte gemeinsam mit dem Bibliothekar Heinrich Meisner Pilgerberichte.26 Sein Ziel war es, die „Palästinographie als eine der römischen und griechischen Altertumskunde gleichberechtigten Wissenschaft“ zu etablieren.27 Dies gelang ihm freilich nicht, aber seine Wer22

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Titus Tobler (*25. Juli 1806 in Stein am Rhein, Kanton Appenzell; † 21. Januar 1877 in München), Studium der Medizin (1823-1827) in Zürich, Wien, Würzburg und Paris. Tobler wirkte als praktischer Arzt, engagierte sich in politischen Ämtern und gilt als einer der besten Kenner der zeitgenössischen Palästinaliteratur. 1835 besuchte Tobler erstmals Palästina, 1845, 1857 und 1865 folgten weitere Reisen (vgl. BBKL XII, 253-255; ADB XXXVIII, 395-402). Tobler, Titus: Bethlehem in Palästina. Topographisch und historisch nach Anschau und Quellen geschildert, St. Gallen und Bern 1849; Tobler, Titus: Golgatha. Seine Kirchen und Klöster. Nach Quellen und Anschau, St. Gallen und Bern 1851; Tobler, Titus: Die Siloahquelle und der Oelberg, St. Gallen 1852; Tobler, Titus: Zwei Bücher Topographie von Jerusalem und seinen Umgebungen, 2 Bände, Berlin 1853-1854; Tobler, Titus: Denkblätter aus Jerusalem, St. Gallen und Konstanz 1853; Tobler, Titus: Titus Toblers dritte Wanderung nach Palästina im Jahre 1857. Ritt durch Philistäa, Fussreisen im Gebirge Judäas und Nachlese in Jerusalem, Gotha 1859; Tobler, Titus: Nazareth in Palästina. Nebst Anhand der vierten Wanderung, Berlin 1868. Tobler, Titus: Bibliotheca geographica Palaestinae. Kitische Übersicht gedruckter und ungedruckter Beschreibungen ins Heilige Land, Leipzig 1867 und Reprint Amsterdam 1965; Tobler, Titus: Palaestinae Descriptiones ex saeculo IV., V. et VI., St. Gallen 1869 ; Tobler, Titus: Descriptiones Terrae Sanctae ex saeculo VIII., IX., XII. et XV., Leipzig 1874, Nachdruck Hildesheim 1974. Reinhold Röhricht (* 18. November 1842 in Bunzlau; † 2. Mai 1905 in Berlin). Röhricht, Reinhold / Meisner, Heinrich: Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen Lande, hg. von Reinhold Röhricht und Heinrich Meisner, Berlin 1880; Röhricht, Reinhold: Bibliotheca geographica Palaestinae. Chronologisches Verzeichnis der von 333 bis 1878 verfassten Literatur über das heilige Land mit einem Versuch einer Kartographie, verbesserte und vermehrte Neuausgabe mit einem Vorwort von David H. K. Amiran, Jerusalem 1963; Röhricht, Reinhold: Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen Lande, Innsbruck 1900, Neudruck Aalen 1967; Röhricht, Reinhold: Die Deutschen im Heiligen Lande c. 650-1291, Innsbruck 1894; Röhricht, Reinhold: Die Palästinakarte Bernhard von Breitenbach’s, in: Zeitschrift des Deutschen Palästinavereins 24 (1901), 129-135; Röhricht, Reinhold: Die Palästinakarte des William Wey, in: Zeitschrift des deutschen Palästina-Vereins 24 (1901), 188-193. Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, III.

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ke haben bis heute Standards gesetzt. Die erste Veröffentlichung aus dem Jahre 1880, die „Deutschen Pilgerreisen nach dem Heiligen Lande“, hatte zwei Hauptteile: eine Abhandlung über die Entwicklung, die Organisation und den Ablauf der Jerusalemwallfahren, und einen zweiten Teil, in dem 23 Reiseberichte teilweise ediert wurden. Dieser Editionsteil verschwand in den späteren Ausgaben des Werkes zu Gunsten des chronologischen Verzeichnisses deutscher Jerusalempilger und des Anmerkungsteils. Die Ausgabe der „Bibliotheca Geographica Palaestinae“ von 1890 enthält ein chronologisches Verzeichnis der von 333 bis 1878 verfassten Literatur über das Heilige Land und hat sich in der durch David K. H. Amiran überarbeiteten Auflage von 1963 als ein Standardwerk für die Forschung erwiesen. Weitere Arbeiten Röhrichts, vor allem zu den Palästinakarten Bernhard von Breydenbachs und William Weys, folgten 1901 dem Verzeichnis der Pilgerberichte. Dem Philologen Martin Sommerfeld kommt das Verdienst zu, in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts als erster die spätmittelalterlichen Pilgerberichte als eigene Quellengattung charakterisiert zu haben.28 Auch der Vorteil der Gleichförmigkeit der Pilgerberichte und die zunehmende „Verweltlichung der Wallfahrtsmotive“ und der „Motive der Niederschrift“ sind ihm bereits aufgefallen.29 Nicht alle späteren Autoren haben von Sommerfelds Ansätzen Gebrauch gemacht, dennoch hat er der „deutschen Pilgerberichtsforschung der nächsten fünfzig Jahre die Richtung gewiesen“.30 Nach den intensiven Forschungen des 19. Jahrhunderts kann für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts von einer gewissen Stille in der Forschung gesprochen werden. Seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind jedoch 28

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Sommerfeld, Martin: Die Reisebeschreibungen der deutschen Jerusalempilger im ausgehenden Mittelalter, in: DVJs 2 (1924), 816-851. Sommerfeld: Reisebeschreibungen, 819. Vgl. auch Laufner, Richard: Ein Mensch in seiner Gegenwart. Der Wallfahrtsbericht Peter Faßbenders von Molsberg, Bürger zu Koblenz, zum hl. Grab in Jerusalem 1492/93, in: Festschrift für Hermann Heimpel zum 70. Geburtstag, Band 2, Göttingen 1972, 247-265, dort 253, und Huschenbett: Literatur. Kaum zu verwenden ist die Materialsammlung von Lepszy, die durch das unsystematische Zusammentragen des Materials den Mangel methodischer Ansätze geradezu offenbart. Vgl. Lepszy, Hans-Joachim: Die Reiseberichte des Mittelalters und der Reformationszeit, Diss. (masch.) Hamburg 1952. Auch Behrend machte von Sommerfelds Anregungen keinen Gebrauch (vgl. Behrend, Fritz: Deutsche Pilgerreisen in das heilige Land 1300-1600, in: Festschrift für Georg Leidinger zum 60. Geburtstag, hg. von Albert Hartmann, München 1930, 1-13). Zitat: GanzBlättler, Ursula: Andacht und Abenteuer. Berichte europäischer Jerusalem - und Santiago-Pilger (1320-1520), 2. Auflage, Tübingen 1991, 27.

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verschiedene grundlegende Arbeiten zur Gattung der Reiseberichte im Allgemeinen und der Pilgerberichte im Besonderen erschienen,31 und es ist ein verstärktes Interesse an Reiseberichten festzustellen. Diese neueren Untersuchungen befassen sich häufig mit der Wallfahrt und den Pilgerreisen im Spätmittelalter; die Pilgerberichte werden aber nicht nur im Hinblick auf die Ereignisgeschichte ausgewertet, wie dies noch um die Jahrhundertwende der Fall war, sondern sie wurden, ganz im Geiste der Zeit, auch als Quellen der Alltags-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte aufbereitet.32 Vor allem Ludwig Schmugge,33 der sich hauptsächlich mit dem organisierten Pilgerwesen beschäftigte, und Dietrich Huschenbett, der sich aus germanistischer Perspektive den Rei-

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Richard, Jean: Les récits de voyages et de pèlerinage, Turnhout 1981 (Typologie des sources du Moyen Age occidental 38); Bremer, Ernst: Spätmittelalterliche Reiseliteratur - ein Genre? Überlieferungssymbiosen und Gattungstypologie, in: Reisen und Reiseliteratur im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. von Xenja von Ertzdorff und Dieter Neukirch, Amsterdam/Atlanta 1992 (Chloe. Beihefte zum Daphnis 13), 329-356. Brenner, Peter J.: Der Reisebericht in der deutschen Literatur. Ein Forschungsüberblick als Vorstudie zu einer Gattungsgeschichte, Tübingen 1990 (Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 2. Sonderheft). Brenner, Peter J. (Hg.): Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur, hg. von Peter J. Brenner, Frankfurt/Main 1989. Harbsmeier, Michael: Reisebeschreibungen als mentalitätsgeschichtliche Quellen: Überlegungen zu einer historisch-anthropologischen Untersuchung frühneuzeitlicher deutscher Reisebeschreibungen, in: Reiseberichte als Quellen europäischer Kulturgeschichte, hg. von Antoni Maczak und Hans Jürgen Teuteberg, Wolfenbüttel 1982, 1-31 (Wolfenbütteler Forschungen 21). Maczak, Anton / Teuteberg, Hans Jürgen: Reiseberichte als Quellen europäischer Kulturgeschichte. Aufgaben und Möglichkeiten der historischen Reiseforschung, hg. von Anton Maczak und Hans Jürgen Teuteberg, Wolfenbüttel 1982. Schmugge: „Pilgerfahrt macht frei“; Schmugge, Ludwig: Der falsche Pilger, in: Fälschungen im Mittelalter, Teil V: Fingierte Briefe, Frömmigkeit und Fälschungen, Realienfälschungen, Hannover 1988, 475-484 (Schriften der MGH, Band 33, V); Schmugge: Der Pilger; Schmugge, Ludwig: Deutsche Pilger in Italien, in: Kommunikation und Mobilität im Spätmittelalter. Begegnungen zwischen dem Süden und der Mitte Europas (11.-14. Jahrhundert), hg. von Siegfried de Rachewiltz und Josef Riedmann, Sigmaringen 1995, 97-113; Schmugge, Ludwig: Die Anfänge des organisierten Pilgerwesens im Mittelalter, in: QFIAB 64 (1984), 182. Schmugge, Ludwig: Kollektive und individuelle Motivstrukturen im mittelalterlichen Pilgerwesen, in: Migration in der Feudalgesellschaft, hg. von Gerhard Jaritz und Albert Müller, Frankfurt/New York 1988, 263-289 (Studien zur historischen Sozialwissenschaft 8); Schmugge: Zu den Anfängen.

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seberichten näherte,34 sind in diesem Zusammenhang anzuführen. Ihre Arbeiten trieben die Forschung immer wieder an, fassten zusammen und warfen neue Fragestellungen auf. Eine kurze und umfassende Übersicht lieferte Dietrich Huschenbett in seinem Aufsatz Diu vart hin über mer aus dem Jahre 2000, in dem die wesentlichen Ergebnisse der Forschung des 20. Jahrhunderts zusammengefasst und die Pilgerberichte als eigene Prosaform charakterisiert und umrissen wurden.35 Viele einzelne Aspekte interessierten an den Pilgerreisen. Studien zur Erfahrung des Fremden,36 zu rechtlichen Aspekten der Wallfahrt,37 zum Ritter34

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Huschenbett: Literatur; Huschenbett, Dietrich: Von landen und ynselen. Literarische und geistliche Meerfahrten nach Palästina im späten Mittelalter, in: Wolf, Norbert Richard (Hg.): Wissensorganisierende und wissensvermittelnde Literatur im Mittelalter. Perspektiven ihrer Erforschung, Kolloquium 5.-7. Dezember 1985, Wiesbaden 1987, 187-207 (Wissensliteratur im Mittelalter 1). Huschenbett, Dietrich: Spätmittelalterliche Berichte von Palästinapilgerfahrten und mittelalterliche Kartographie, in: Kugler, Hartmut/Eckhard, Michael: Ein Weltbild vor Columbus: die Ebstorfer Weltkarte. Interdisziplinäres Colloquium 1988, Weinheim 1991, 367-379; Huschenbett, Dietrich: Die volkssprachlichen Berichte von Pilgerreisen nach Palästina im späten Mittelalter, in: Artes mechanicae in middeleeuws Europa. Handelingen van het colloquium von 15 october 1987, uitgegeven door Ria Jansen-Sieben, Brussel 1989 (Archief - en bibliotheekwezen in Belgie, extranummer 34), 51-71. Huschenbett, Dietrich: Pilgerberichte über Palästina, anonyme, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh u. a., 2. Auflage, Berlin / New York 1989, Band 7, 687-696. Huschenbett, Dietrich: Der tradierte und der erfahrene Orient. Zur Frage der Traditionsgebundenheit sogenannter geistlicher und ausgeführter Pilgerreisen, in: Begegnung mit den „Fremden“. Grenzen - Traditionen - Vergleiche. Akten des VIII. Kongresses der Internationalen Vereinigung für Germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft, hg. von Eijiro Iwasaki und Yoshinori Shichiji, Bd. 7, München 1991; Huschenbett, Dietrich: Fremderfahrung in Versroman, Pilgerreisebericht und Prosaroman des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, in: Reisen im Diskurs. Modelle der literarischen Fremderfahrung von den Pilgerberichten bis zur Postmoderne. Tagungsakten des internationalen Symposions zur Reiseliteratur University College Dublin vom 10. bis 12. März 1994, hrsg. Anne Fuchs und Theo Harden, Heidelberg 1995, 243-265; Huschenbett, Dietrich: Berichte über Jerusalem-Pilgerfahren von Kaufleuten und adligen Kanonikern aus Augsburg im 15. Jahrhundert, in: Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahrhunderts, hg. von Johannes Janota und Werner Williams-Krapp, Tübingen 1995, 240-264. Huschenbett: Palästina-Pilgerberichte. Vgl. Huschenbett: Palästina-Pilgerberichte. Huschenbett, Dietrich: Fremderfahrung in Versroman, Pilgerreisebericht und Prosaroman des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, in: Reisen im Diskurs. Modelle der literarischen Fremderfahrung von den Pilgerberichten bis zur Postmoderne. Tagungsakten des internationalen Symposions zur Reiseliteratur

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schlag am Heiligen Grab,38 zum Ritterorden vom Heiligen Grab,39 oder zum Pilgerleben40 sind erschienen. Auch einige Dissertationen sind zu den Pilgerreisen entstanden, die meist einen Themenkreis, wie beispielsweise das Vokabular der Autoren, die Reisemotive, eine Station der Reise oder die Quellengattung herausgreifen und

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University College Dublin vom 10. bis 12. März 1994, hg. von Anne Fuchs und Theo Harden, Heidelberg 1995, 243-265. Reisen im Diskurs. Modelle der literarischen Fremderfahrung von den Pilgerberichten bis zur Postmoderne. Tagungsakten der internationalen Symposions zur Reiseliteratur University College Dublin vom 10.-12. März 1994, hg. von Anne Fuchs und Theo Harden, Heidelberg 1995. Schwab, Heike Edeltraud: Das andere anders sein lassen? Zur Darstellung des Fremden in den parallelen deutschen Pilgerberichten von Felix Fabri und Bernhard von Breydenbach (1483/84), in: Ulm und Oberschwaben 50 (1996), 139-165. Favreau-Lilie, Marie-Luise: Civis peregrinus. Soziale und rechtliche Aspekte der bürgerlichen Wallfahrt im späten Mittelalter, in: Archiv für Kulturgeschichte 76 (1994), 321-350. Carlen, Louis: Wallfahrt und Recht im Abendland, Freiburg / Schweiz 1987 (Freiburger Veröffentlichungen aus dem Gebiet von Kirche und Staat 23). Cramer, Valmar: Der Ritterschlag am Heiligen Grabe. Zur Entstehung und Frühgeschichte des Ritterordens vom Hl. Grabe, in: Das Heilige Land in Gegenwart und Vergangenheit. Gesammelte Beiträge und Berichte zur Palästinaforschung 2 (1940), 137-196. Elm, Kaspar: Kanoniker und Ritter vom Heiligen Grab. Ein Beitrag zur Entstehung und Frühgeschichte der palästinensischen Ritterorden, in: Die geistlichen Ritterorden Europas, hg. von Josef Fleckenstein und Manfred Hellman, Sigmaringen 1980, 141-171 (Vorträge und Forschungen 26); Elm, Kaspar: Quellen zur Geschichte der Orden vom Heiligen Grab in Nordwesteuropa aus deutschen und niederländischen Archiven (1191-1603), Brüssel 1976; Cramer, Valmar: Das Rittertum von Heiligen Grabe im 14. und 15. Jahrhundert, in: Das Heilige Land in Gegenwart und Vergangenheit. Gesammelte Beiträge und Berichte zur Palästinaforschung 3 (1941), 111-200; Cramer, Valmar: Das Rittertum vom Heiligen Grabe im 16. Jahrhundert. Der Übergang zu einem Ritterorden unter der Schutzherrschaft der Päpste, in: Das Heilige Land in Gegenwart und Vergangenheit. Gesammelte Beiträge und Berichte zur Palästinaforschung 4 (1949), 81-159; Cramer, Valmar: Der Ritterorden vom Hl. Grabe von den Kreuzzügen bis zur Gegenwart. Ein geschichtlicher Abriß, Köln 1952 (Palästinahefte des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande 46-48). Ohler, Norbert: Pilgerleben im Mittelalter. Zwischen Andacht und Abenteuer, Freiburg / Basel / Wien 1994; Rowling, Marjorie: Everyday life of medieval travellers. Drawings by John Mansbridge, London / New York 1971; Heath, Sidney: Pilgrim Life in the Middle Ages, London 1911, Reprint Port Washington, New York / London 1971.

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ausführlich behandeln. Rainer Moritz41 versuchte sich in seiner Arbeit an einer literaturhistorischen Einordnung und beschäftigte sich sowohl mit einzelnen Autoren als auch mit den gedruckten Reisesammlungen des 16. Jahrhunderts. Die finnische Philologin Marjatta Wis sichtete in ihrer Dissertation über Italianismen in der deutschen Sprache des ausgehenden Mittelalters das umfangreiche Textmaterial und wertete die Reiseberichte in lexikalischer Form aus. Dabei entstand ein unverzichtbares Nachschlagewerk für die Edition spätmittelalterlicher Reiseberichte hinsichtlich des Handels- und Seefahrtsvokabulars.42 Diese Untersuchung diente ihr als Basis für ihre Studien zum Fortunatus, und sie konnte nachweisen, dass die Reiseberichte Hans Tuchers und Bernhards von Breydenbach dem Verfasser des Fortunatus als Quelle gedient haben.43 Zudem entwickelte sie die These, dass das „Schleiertüchlein“ Hermanns von Sachsenheim kein dichterisches Werk, sondern ein gereimter Pilgerbericht sei.44 Claudia Zrenner45 untersuchte die Interessen und Motive der europäischen Jerusalempilger im späten 15. Jahrhundert. Sie stellte fest, dass die Unterschiede der Texte vor allem durch den Stand des Verfassers beeinflusst wurden und weniger durch dessen nationale Zugehörigkeit.46 Allerdings ist Zrenner in manchen Punkten zu widersprechen. So kann beispielsweise 41

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Moritz, Rainer: Untersuchungen zu den deutschsprachigen Reisebeschreibungen des 14.-16. Jahrhunderts, Diss. phil., München 1970. Wis, Marjatta: Ricerche sopra gli italianismi nella lingua tedesca dalla metà del secolo XIV alla fine del secolo XVI, Helsinki 1955 (Mémoires de la Société Néophilologique de Helsinki 17). Später publizierte sie noch folgenden, ebenfalls sehr hilfreichen Aufsatz: Wis, Marjatta: Ein deutscher Palästina-Pilgerbericht als Quelle italienischer Seetermini, in: Mélanges de philologie et de linguistique offerts à Tauno Nurmela, Turku 1967. Wis, Marjatta: Zum deutschen Fortunatus. Die mittelalterlichen Pilger als Erweiterer des Weltbildes, in: Neuphilologische Mitteilungen 63 (1962), 5-55; Wis, Marjatta: Nochmal zum deutschen Fortunatus-Volksbuch, in: Neuphilologische Mitteilungen 66 (1965), 199-209. Wis, Marjatta: Zum Schleiertüchlein Hermanns von Sachsenheim. Ein gereimter Pilgerbericht des ausgehenden Mittelalters, in: Neuphilologische Mitteilungen 66 (1965), 1-28. Zrenner, Claudia: Die Berichte der europäischen Jerusalempilger (1475-1500): Ein literarischer Vergleich im historischen Kontext, Frankfurt am Main 1981 (Europäische Hochschulschriften I, 382). Zrenner: Berichte, 145: „Aus den Kurzfassungen der insgesamt vierzehn Berichte von geistlichen, adligen und bürgerlichen Pilgern schweizerischer, italienischer, deutscher, französischer, holländischer und belgischer Herkunft läßt sich entnehmen, daß die Interessen und Werturteile des einzelnen jeweils stark von seinem Stand, d. h. von seiner Bildung und seinem Beruf geprägt sind, daß seine regionale Herkunft hingegen sich kaum auf Inhalt und Form der Darstellung auswirkt.“

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ihre Behauptung nicht aufrechterhalten werden, dass die Inhalte der Pilgerberichte nur vom Stand der Pilger abhängig waren. Die Besichtigung von Reliquien und Kirchen interessierte nicht nur die geistlichen, sondern auch die adligen und bürgerlichen Pilger. Wohl sind Unterschiede in der Wahrnehmung des Betrachtungsgegenstandes bei den einzelnen Ständen festzustellen, nicht aber bei der Erwähnung des Gesehenen an sich.47 Christiane Hippler48 analysierte die Pilgerberichte im Hinblick auf ihre Quellengattung, ihren Inhalt und ihre literarische Struktur. Aleya Khattab49 untersuchte nicht die gesamte Reise, sondern beschäftigte sich nur mit Ägypten und dessen Niederschlag in den deutschsprachigen Reiseberichten. Ursula Ganz-Blättler50 untersuchte in ihrer Dissertation Berichte europäischer Jerusalem- und Santiago-Pilger aus den Jahren 1320 bis 1520 und wertete dieses ansehnliche Textcorpus hauptsächlich bezüglich der Interessen und Motivationen der Pilger aus. Detlev Kraack51 katalogisierte und kommentierte die Hinterlassenschaften der meist adligen Pilger während der Reise: Inschriften und Graffiti des 14. bis 16. Jahrhunderts, die die Reisenden adliger und patrizischer Abkunft zu Repräsentationszwecken und zur Wahrung von Stand und Status unterwegs hinterließen, wurden von ihm erfasst und ausgewertet. Schon Felix Fabri hatte sich in seinem Evagatorium über die Unsitte der meist deutschen Pilger beschwert, die die Heiligen Stätten durch das Anbringen von Wappenschilden oder das Einritzen von Namen und Wappen entweihen würden.52 Die Studie von Bernhard Jahn53 47

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Zrenner: Berichte, 145: „Die geistlichen Pilger widmeten ihre ganze Aufmerksamkeit den Kirchen und Reliquien, sichern sich mehrfachen Ablaß von Sünden und studieren die religiösen Bräuche der verschiedenen Völker, die dort in buntem Nebeneinander leben (...)“. Hippler, Christiane: Die Reise nach Jerusalem. Untersuchungen zu den Quellen, zum Inhalt und zur literarischen Struktur der Pilgerberichte des Spätmittelalters, Frankfurt 1987 (Europäische Hochschulschriften I, 968). Khattab, Aleya: Das Ägyptenbild in den deutschsprachigen Reisebeschreibungen der Zeit von 1285 und 1500, Bern 1982 (Europäische Hochschulschriften I, 517). Ganz-Blättler, Ursula: Andacht und Abenteuer. Berichte europäischer Jerusalemund Santiago-Pilger (1320-1520), 2. Auflage, Tübingen 1991. Kraack, Detlev: Monumentale Zeugnisse der spätmittelalterlichen Adelsreise. Inschriften und Graffiti des 14.-16. Jahrhunderts, Göttingen 1997; Kraack, Detlev: Vom Ritzen, Kratzen, Hängen und Hinsehen. Zum Selbstverständnis der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reisenden auf dem Weg von der Heidenfahrt zur Kavalierstour, in: Grand Tour. Adeliges Reisen und europäische Kultur vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Akten der internationalen Kolloquien in der Villa Vigoni 1999 und im Deutschen Historischen Institut Paris 2000, hg. von Rainer Babel und Werner Paravicini, Ostfildern 2005, 129-171 (Beihefte der Francia 60). Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, II, 94-97.

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wendet sich einem neuen Aspekt, Raumkonzepten in der Frühen Neuzeit, zu, denn er untersucht die Raumstrukturen und -vorstellungen in Reisebeschreibungen und Prosaerzählungen. Besonders bei der Wahrnehmung des Fremden in den bekannten Pilgerberichten Bernhards von Breydenbach und Hans Tuchers sind Rückschlüsse auf den Wertehintergrund der Pilger möglich. Während bei Bernhard von Breydenbach die Darstellung und seine Argumentation immer wieder auf die Opposition zwischen Christen und „Heiden“ angelegt ist,54 versucht Hans Tucher, Vergleiche zur Heimat zu ziehen und nicht die Gegensätze, sondern die Gemeinsamkeiten zu betonen und Städte wie beispielsweise Kairo als ein zusammenhängendes und funktionierendes Gebilde zu beschreiben.55 Erst jüngst ist eine etwas stückwerkartig anmutende Arbeit von Carmen von Samson-Himmelstjerna erschienen, die den deutschen Pilger als Typus und als literarische Figur im Spiegel der Reiseberichte bzw. Beschreibungen des Heiligen Landes von der Mitte des 12. Jahrhunderts (Johannes von Würzburg) bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts (Wilhelm von Boldensele) und in den fiktionalen Quellen untersucht.56 Andres Betschart schließlich,57 der wie Ursula Ganz-Blättler auch aus der Zürcher Schule Ludwig Schmugges stammt, beschäftigte sich mit den Illustrationen in den Pilgerberichten und untersuchte sowie katalogisierte diese. Ihm ist daher der erste systematische Katalog der Illustrationen in den Reiseberichten zu verdanken. Arnold Esch konnte sowohl durch einen Aufsatz über den Vergleich als Methode als auch durch seine beispielhafte Untersuchung der vier eidgenössischen Parallelberichte des Jahres 1519 und der Parallelberichte der Jerusalemreisenden im Jahr 1480 wichtige Aspekte zur wissenschaftlichen Diskussion 53

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Jahn, Bernhard: Raumkonzepte in der Frühen Neuzeit. Zur Konstruktion von Wirklichkeit in Pilgerberichten, Amerikareisebeschreibungen und Prosaerzählungen, Bern 1993 (Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung, Vol. 34). Timm: Palästina-Pilgerbericht, 3, charakterisiert den Mittelteil der Peregrinatio Bernhard von Breydenbachs als eine „umfangreiche agitatorische Abhandlung über den Islam und seine theologischen ‚Irrtümer’.“ Vgl. zu dieser Einschätzung auch Herz, Randall: Die "Reise ins gelobte Land" Hans Tuchers des Älteren (1479-1480). Untersuchungen zur Überlieferung und kritische Edition eines spätmittelalterlichen Reiseberichts, Wiesbaden 2002 (Wissensliteratur im Mittelalter 38), 9/10. Samson-Himmelstjerna, Carmen von: Deutsche Pilger des Mittelalters im Spiegel ihrer Berichte und der mittelhochdeutschen erzählenden Dichtung, Berlin 2004 (Berliner historische Studien 37). Betschart, Andres: Zwischen zwei Welten. Illustrationen und Berichte westeuropäischer Jerusalemreisender des 15. und 16. Jahrhunderts, Diss. phil. Zürich, Würzburg 1996 (Würzburger Beiträge zur deutschen Philologie, Band 15).

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beitragen.58 Dieser Ansatz wurde von Anne Simon in einem Aufsatz sehr anschaulich angewandt.59 Heike Edeltraud Schwab bediente sich in ihrer Dissertation ebenfalls des Vergleichs als Methode und wandte dies auf viele Themen der Pilgerberichte an, blieb in der Durchführung und im Fazit allerdings insgesamt eher oberflächlich und kann wenig neue Erkenntnisse liefern.60 Sehr detailliert und äußerst genau widmete sich Frederike Timm erst jüngst dem Pilgerbericht Bernhard von Breydenbachs und den Holzschnitten Erhard Reuwichs in diesem.61 Sie konnte viele neue Erkenntnisse vor allem zu den Vorlagen der Holzschnitte Reuwichs gewinnen und setzte erstmals Text und Bild zueinander in Beziehung. Breydenbachs Text klassifiziert sie als politisches Programm im Mantel eines Pilgerberichts.62 Ihre genaue Untersuchung der Reuwich’schen Holzschnitte widerlegt die bislang vertretene These, dass der Künstler während der Reise vor Ort die besuchten Stätten skizzierte, sondern weist diesem die Verwendung von älterem Bildmaterial als Vorlagen und Basis der meisten Holzschnitte nach. Nachschlagewerke und Bibliographien bereicherten die Forschung. In der zweiten Auflage des Verfasserlexikons haben viele der Pilgerberichtsautoren einen eigenen Artikel erhalten.63 Auch die analytische Bibliographie der euro58

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Esch, Arnold: Anschauung und Begriff. Die Bewältigung fremder Wirklichkeit durch den Vergleich in Reiseberichten des späten Mittelalters, in: Historische Zeitschrift 253 (1991), 281-312. Esch, Arnold: Vier Schweizer Parallelberichte von einer Jerusalem-Fahrt im Jahre 1519, in: Gesellschaft und Gesellschaften. Festschrift für Ulrich im Hof zum 65. Geburtstag, hg. von Nicolai Bernard und Quirinus Reichen, Bern 1982, 138-184. Esch, Arnold: Gemeinsames Erlebnis Individueller Bericht: Vier Parallelberichte aus einer Reisegruppe von Jerusalempilgern 1480, in: Zeitschrift für Historische Forschung 11 (1984), 385-416. Simon, Anne: Mit verschiedenen Augen: ein Vergleich zweier spätmittelalterlicher Pilgerberichte, in: Reisen im Diskurs. Modelle der literarischen Fremderfahrung von den Pilgerberichten bis zur Postmoderne. Tagungsakten des internationalen Symposions zur Reiseliteratur University College Dublin vom 10. bis 12. März 1994, hrsg. Anne Fuchs und Theo Harden, Heidelberg 1995, 266-287. Schwab, Heike Edeltraud: Toleranz und Vorurteil. Reiseerlebnisse spätmittelalterlicher Jerusalempilger, Berlin 2002 (Spektrum Kulturwissenschaften 4). Vgl. zur Würdigung Schwabs auch Timm: Palästina-Pilgerbericht, 30. Timm, Frederike: Der Palästina-Pilgerbericht des Bernhard von Breidenbach von 1486 und die Holzschnitte Erhard Reuwichs. Die Peregrinatio in terram sanctam (1486) als Propagandainstrument im Mantel der gelehrten Pilgerschrift, Stuttgart 2006. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 356. Beispielsweise Hannemann: Fabri; Huschenbett: Pilgerberichte, anonyme; Ulmschneider, Helga: Tucher, Hans, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh u. a., 2. Auflage, Berlin / New York 1995, Band

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päischen Reiseberichte im späten Mittelalter, in der Zwischenzeit schon in drei Bänden zu Deutschland, Frankreich und den Niederlanden erschienen,64 ist zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel geworden, wenn auch manche der dort mitgeteilten Informationen mit Skepsis und Vorsicht zu behandeln sind.65

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9, 1127-1132; Wlodarczyk, Marianne / Zimmermann, Volker: Hans Lochner, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh u. a., 2. Auflage, Berlin / New York 1985, Band 5, 894-898. Paravicini: Deutsche Reiseberichte. Eine harsche Kritik dieses Bandes findet sich bei Bosselmann-Cyran, Kristian: Rezension zu ‘Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Teil 1: Deutsche Reiseberichte, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Christian Halm, Frankfurt am Main 1994’, in: Mitteilungsblatt des Mediävistenverbandes 12 (1995), 29-35. Dieses unentbehrliche Hilfsmittel hat in der Zwischenzeit eine zweite, verbesserte Auflage erfahren: Paravicini, Werner: Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Teil 1: Deutsche Reiseberichte, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Christian Halm, 2., durchgesehene und um einen Nachtrag ergänzte Auflage, Frankfurt am Main 2001 (Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters 5). Paravicini, Werner (Hg.): Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Teil 2: Französische Reiseberichte, hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jörg Wettlaufer in Zusammenarbeit mit Jaques Paviot, Frankfurt am Main 1999 (Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters 12). Paravicini, Werner (Hg.): Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Teil 3: Niederländische Reiseberichte, hg. von Werner Paravicini, nach Vorarbeiten von Detlev Kraack bearb. von Jan Hirschbiegel, Frankfurt am Main 2000 (Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters 14). Weitere neuere Hilfsmittel sind Brefeld, Josephie: A Guidebook for the Jerusalem Pilgrimage in the Late Middle Ages: A Case for Computer-Aided Textual Criticism, Hilversum 1994 (Middeleeuwse Studies en Bronnen XL); Davidson, Linda Kay / DunnWood, Maryjane: Pilgrimage in the middle Ages. A Research Guide, New York / London 1993. Neben den Kritikpunkten von Kristian Bosselmann-Cyran finden sich weitere Schwachpunkte (vgl. Bosselmann-Cyran: Renzension, 29-35). So wurde, um nur ein Beispiel zu nennen, einer der Mitreisenden von Felix Fabri, Balthasar Büchler, zu zwei Personen. Vgl. Felix Fabri, Band 1, 85: Baltasar Büchler: vir maturus et multorum expertus. Paravicini, Werner: Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters, München 1994 (Enzyklopädie deutscher Geschichte 32), 210: „und ihre vier Diener, Balthasar, Büchler, Artus, Johann Schmidthans (Harnischknecht), (...)“. Harsche Kritik formuliert auch Timm: Palästina-Pilgerbericht, 16, Anm. 3: „Da durchschnittlich jeder zweite bis dritte Titel einen oder mehrere Fehler aufweist, bedürfen die Angaben Halms jeweils einer Überprüfung.“

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Schließlich zeugen auch die vielen Ausstellungen zu Wallfahrt im Allgemeinen und Jerusalempilgerreisen im Besonderen vom wissenschaftlichen Interesse an diesem spätmittelalterlichen Phänomen.66 Im 19. Jahrhundert wurden viele Pilgerberichte erstmals herausgegeben, und diese Editionen sind bis heute oft nicht erneuert und verbessert worden, so dass der Großteil der Berichte nur über diese unkritischen und revisionsbedürftigen Editionen zugänglich ist.67 Vor dem Hintergrund der mannigfaltigen 66

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Budde, Hendrik / Nachama, Andreas (Hg.): Die Reise nach Jerusalem. Eine kulturhistorische Exkursion in die Stadt der Städte. 3000 Jahre Davidsstadt. Eine Ausstellung der 9. Jüdischen Kulturtage in der Großen Orangerie, Schloß Charlottenburg, Berlin, hg. von Hendrik Budde und Andreas Nachama, Berlin 1996; Wallfahrt kennt keine Grenzen. Katalog der Ausstellung im Bayerischen Nationalmuseum München, hrsg. Bayerisches Nationalmuseum und Adalbert Stifter Verein, München 1984; Kriss-Rettenbeck, Lenz / Möhler, Gerda (Hg.): Wallfahrt kennt keine Grenzen. Themen zu einer Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums und des Adalbert Stifter Vereins, München, hg. von Lenz Kriss-Rettenbeck und Gerda Möhler, Zürich 1984; Kurs Jerusalem. Topographie und mittelalterliches Weltbild in Karten und Dokumenten zur Pilgerfahrt ins Heilige Land, bearb. von J. A. Cervelló-Margalef und Werner Kreuer, 2. Auflage, Köln 1993; Ochsenbein, Peter / Schmuki, Karl: Vom Reisen in alter Zeit. Texte und Bilder aus Handschriften und Drucken des 8. bis 18. Jahrhunderts. Führer durch die Ausstellung in der Stiftsbibliothek St. Gallen (29.11.1988 bis 04.11.1989), St. Gallen 1989. Um nur einige und die wichtigsten zu nennen: (Rot, Hans) Hans und Peter Rot’s Pilgerreisen 1440 und 1453, hg. von A. Bernoulli, in: Beiträge zur vaterländischen Geschichte NF 1 (1882), 329-408. (Wey, William) The Itineraries of William Wey, fellow of Eton College, to Jerusalem, A. D. 1458 and A. D. 1462; and to Saint James of Compostella (sic!), A. D. 1456, from the original manuscript in the Bodleian Library, hg. von Bulkeley Bandinel, London 1857. (Rieter) Das Reisebuch der Familie Rieter, hg. von Reinhold Röhricht und Heinrich Meisner, Tübingen 1884 (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 168). (Guglingen, Paul Walter von) Fratris Pauli Waltheri Guglingensis. Itinerarium in Terram Sanctam et ad Sanctam Chatharinam 1482, hg. von M. Sollweck, Tübingen 1892 (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 192). (Fabri, Felix) Fratris Felicis Fabri Evagatorium in Terrae Sanctae, Arabiae et Egypti Peregrinationem, hg. von Conrad Dietrich Hassler, Stuttgart 1843-1849 (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 2-4). (Meisenheimer, Johann): Die Reise des Grafen Johann Ludwig von Nassau-Saarbrücken nach dem heiligen Lande in den Jahren 1495 und 1496, mitgeteilt von A. Ruppersberg, in: Mitteilungen des Historischen Vereins für die Saargegend 9 (1909), 37-140; (Harff, Arnold von) Die Pilgerfahrt des Arnold von Harff von Cöln durch Italien, Syrien, Aegypten, Arabien, Aethiopien, Nubien, Palästina, die Türkei, Frankreich und Spanien, wie er sie in den den Jahren 1496 bis 1499 vollendet, beschrieben und durch Zeichnungen erläutert hat. Nach den ältesten Handschriften und mit deren 47 Bildern in Holzschnitt hg. von E. von Groote, Cöln 1860.

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Forschung über die Jerusalempilgerreisen ist es „umso erstaunlicher, dass verläßliche Texteditionen für die meisten Pilgerberichte immer noch fehlen.“68 Glücklicherweise haben manche Pilgerberichte in den letzten Jahren eine kritische Edition erfahren. Unter diesen sind die Arbeiten von Regine Birkmeyer, Gerhard Faix und Folker Reichert zur Pilgerfahrt des Grafen Eberhard V. von Württemberg,69 der Pilgerbericht des Pfalzgrafen Ottheinrichs durch Folker Reichert,70 Randall Herz’ Edition der Schriften Hans Tuchers,71 die von Randall Herz, Dietrich Huschenbett und Frank Sczesny herausgegebene Textsammlung,72 Gritje Hartmanns Arbeit zu Wilhelm Tzewers73 oder Anna Paolettis dürftig kommentierte Neudedition des Reiseberichtes Pietro Casolas zu nennen.74 Wichtige Pilgerberichte sind allerdings immer noch nicht gut ediert. 68

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Hartmann, Gritje: Wilhelm Tzewers. Itinerarium Terrae Sanctae, Wiesbaden 2004, 13. Faix, Gerhard / Reichert, Folker (Hg.): Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem im späten Mittelalter, Stuttgart 1998 (Lebendige Vergangenheit 20). (Münsinger, Johannes) Peregrinatio illustris Wirtembergici comitis domini Eberhardi barbati in terram sanctam, hg. von Gerhard Faix und Folker Reichert, in: Faix, Gerhard / Reichert, Folker (Hg.): Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem im späten Mittelalter, Stuttgart 1998 (Lebendige Vergangenheit 20), 137-172. Der Kalender Eberhards, hg. von Gerhard Faix, in: Faix, Gerhard / Reichert, Folker (Hg.): Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem im späten Mittelalter, Stuttgart 1998 (Lebendige Vergangenheit 20), 195-201. Anselm von Eyb: Pilgerbuch, hg. von Regine Birkmeyer, in: Faix, Gerhard / Reichert, Folker (Hg.): Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem im späten Mittelalter, Stuttgart 1998 (Lebendige Vergangenheit 20), 173-194. Reichert, Folker: Die Reise des Pfalzgrafen Ottheinrich zum Heiligen Land 1521, Regensburg 2005. (Tucher, Hans) Herz, Randall: Die "Reise ins gelobte Land" Hans Tuchers des Älteren (1479-1480). Untersuchungen zur Überlieferung und kritische Edition eines spätmittelalterlichen Reiseberichts, Wiesbaden 2002 (Wissensliteratur im Mittelalter 38). Randall Herz veröffentlichte auch Studien zur Drucküberlieferung des Tucherschen Pilgerberichts (vgl. Herz, Randall: Studien zur Drucküberlieferung der „Reise ins gelobte Land“ Hans Tuchers des Älteren. Bestandsaufnahme und historische Auswertung der Inkunabeln unter Berücksichtigung der späteren Drucküberlieferung, Nürnberg 2005 (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 34)). Fünf Palästina-Pilgerberichte aus dem 15. Jahrhundert, hrsg. und eingeleitet von Randall Herz, Dietrich Huschenbett und Frank Sczesny, Wiesbaden 1998 (Wissensliteratur im Mittelalter 33). (Tzewers, Wilhelm) Hartmann, Gritje: Wilhelm Tzewers. Itinerarium Terrae Sanctae, Wiesbaden 2004. (Casola, Pietro) Viaggio a Gerusalemme di Pietro Casola, a cura di Anna Paoletti, Alessandria 2001.

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Die Reiseberichte von Arnold von Harff75 und Bernhard von Breydenbach76 sowie das Evagatorium Felix Fabris77 sollten dringend nach modernen Gesichtspunkten ediert und kommentiert werden.78 Verschiedene Werke zur Topographie Palästinas und Jerusalems konnten bei der Identifizierung der von Grünemberg erwähnten heiligen Stätten wertvolle Dienste leisten. Die Werke von Titus Tobler bilden hierbei immer noch die umfassendste Darstellung hinsichtlich der Entwicklung der christlichen Traditionen in der heiligen Stadt. Neben diesen ist die Publikation von FélixMarie Abel und Louis Hugues Vincent immer noch hilfreich, wenn auch die Erkenntnisse, wie bei Tobler auch, vor allem aus archäologischer Sicht in der

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(Harff, Arnold von) Die Pilgerfahrt des Arnold von Harff von Cöln durch Italien, Syrien, Aegypten, Arabien, Aethiopien, Nubien, Palästina, die Türkei, Frankreich und Spanien, wie er sie in den den Jahren 1496 bis 1499 vollendet, beschrieben und durch Zeichnungen erläutert hat. Nach den ältesten Handschriften und mit deren 47 Bildern in Holzschnitt, hg. von E. von Groote, Cöln 1860. Bernhard von Breydenbach: Die Reise ins Heilige Land. Ein Reisebericht aus dem Jahre 1483 mit 17 Holzschnitten, 5 Faltkarten und 6 Textseiten in Faksimile, hg. von Elisabeth Geck, Wiesbaden 1977. (Bernhard von Breydenbach, GW 5077) Dis buch ist innhaltend die heilige(n) reysen gein Jherusalem zu dem heiligen grab vnd furbaß zu der hochgelobten jungfrowen und merteryn sant katheryn, (Peter Drach), (nach 24.11.1502), (112) Bl., Nachdruck der Ausgabe Mainz, 21. Juni 1486 (GW 5077). (Fabri, Felix) Fratris Felicis Fabri Evagatorium in Terrae Sanctae, Arabiae et Egypti Peregrinationem, hg. von Conrad Dietrich Hassler, Stuttgart 1843-1849 (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 2-4). Die Neuedition der Reisebeschreibung Arnold von Harffs ist schon seit etlichen Jahren in Vorbereitung (vgl. Beckers, Hartmut / Honemann, Volker: Zu einer Neuausgabe der Reisebeschreibung des Arnold von Harff, in: ZDPh 111 (1992), 392-396); eine Neuedition von Bernhard von Breydenbachs Reisebericht war schon 1994 „seit mehreren Jahren“ in der Zeitschrift „Germanistik“ angekündigt (vgl. Bosselmann-Cyran, Kristian: Das arabische Vokabular des Paul Walther von Guglingen und seine Überlieferung im Reisebericht Bernhards von Breidenbach, in: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 12 (1994), 153-182, dort 156, Anm. 19; Bosselmann-Cyran, Kristian: Anmerkungen zum Palästina- und Ägyptenkompendium des Bernhard von Breidenbach (1486), in: Kairoer Germanistische Studien 8 (1994/1995), 95-115, dort 112; Herkenhoff, Michael: Die Darstellung außereuropäischer Welten in Drucken deutscher Offizien des 15. Jahrhundert, Berlin 1996, 180, Anm. 177; Folker Reichert (Universität Stuttgart) hat ein Forschungsvorhaben zum Evagatorium Felix Fabris bei der AHF angemeldet. Vgl. zu Breydenbach auch Timm: Palästina-Pilgerbericht, dort besonders 5-7 zur fehlenden Edition.

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Zwischenzeit zu überarbeiten sind.79 Die Erkenntnisse von Klaus Bieberstein und Hanswulf Bloedhorn sind in Bezug auf die Baugeschichte Jerusalems unverzichtbar, vor allem werden in diesem Handbuch der aktuelle Forschungsstand und die archäologischen Erkenntnisse zu jedem Gebäude bzw. „jedem Stein“ der Stadt zusammengefasst.80 Das Corpus der Kreuzfahrerkirchen von Denys Pringle, leider bislang noch nicht vollendet, konnte auch deshalb wertvolle Dienste leisten, weil hier die Texte der Jerusalempilger mit einbezogen wurden.81 Mit Hilfe des exzellent recherchierten archäologischen Reiseführers von Jerome Murphy-O’Connor (OP) bekommt man einen schnellen Überblick über die Gebäude und Baugeschichte des Heiligen Landes.82 Um diesen zu vertiefen, ist der ausführliche und wissenschaftlich bearbeitete Studienreiseführer von Othmar Keel und Max Küchler, der bisher nur die geographisch-geschichtliche Landeskunde und den Süden des Heiligen Landes abdeckte, notwendig.83 Besonders hilfreich bei der Recherche war das erst jüngst erschienene Werk von Max Küchler zur Stadt Jerusalem, dessen Ergebnisse noch kurzfristig eingearbeitet werden konnten.84

1.2.2 Konrad Grünembergs Pilgerbericht im Spiegel der Forschung Schon 1858 war Konrad Grünembergs Pilgerbericht der historischen Forschung bekannt. Friedrich Geisheim notierte in seiner Arbeit zu den Hohenzollern am heiligen Grab zum Karlsruher Codex des Reiseberichts des Konstanzes: „Das (...) im Großherzogl. Badischen Archive zu Carlsruhe befindli79

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Vincent, Louis Hugues / Abel, Félix-Marie: Jérusalem. Recherches de topographie, d’ archéologie et d’histoire, Tome second: Jérusalem nouvelle, 4 Bände, Paris 1914-1926. Bieberstein, Klaus / Bloedhorn, Hanswulf: Jerusalem. Grundzüge der Baugeschichte vom Chalkolithikum bis zur Frühzeit der osmanischen Herrschaft, 3 Bände, Wiesbaden 1994 (Beihefte zum Tübinger Atlas des vorderen Orients, Reihe B (Geisteswissenschaften), Nr. 100). Pringle, Denys: The Churches of the Crusader Kingdom of Jerusalem. A Corpus. With Drawings by P. E. Leach, bisher 2 Bände, Cambridge 1993/1998. Murphy-O’Connor, Jerome: The Holy Land, Oxford - New York 1998. Keel, Othmar / Küchler, Max: Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studienreiseführer zum Heiligen Land. Band 2: Der Süden, Zürich 1982; Keel, Othmar / Küchler, Max / Uehlinger, Christoph: Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studienreiseführer zum Heiligen Land. Band 1: Geographisch-geschichtliche Landeskunde, Zürich 1984. Küchler, Max: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt. Mit Beiträgen von Klaus Bieberstein, Damian Lazarek, Siegfried Ostermann, Ronny Reich und Christoph Uehlinger, Göttingen 2007 (Orte und Landschaften der Bibel, Band IV,2).

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che und mit (kl Fol. No. 32.) bezeichnete Manuscript der Reisebeschreibung des Ritters Conrad Grünemberg aus Constanz zeichnet sich durch seinen Inhalt, dessen Werth nur durch die Gleichzeitigkeit des berühmten Fabri’schen Evagatoriums einiger Eintrag gethan wird, sowie namentlich durch die schönen von des Autors eigener Hand gefertigten illuminirten Handzeichnungen aus, unter denen sich z. B. eine Ansicht der Facade der h. Grabeskirche, sowie eine Skizze der Stadt Jerusalem u. a. dergl. mehr befinden.“85 Die Karlsruher Handschrift war also schon früh bekannt, aber auch die Gothaer Handschrift fand Beachtung in der historischen Forschung des 19. Jahrhunderts, vor allem bei Titus Tobler. „Ich kann mich des wunsches, es möchte dem Grünemberg mehr aufmerksamkeit geschenkt werden, um so weniger entschlagen, als die handzeichnungen schöner sind als die holzschnitte von Rewich.“86 Der Aufforderung Titus Toblers aus dem Jahre 1867, der Handschrift mehr Aufmerksamkeit zu schenken, wurde in der Folge hier und da auf die verschiedenste Weise entsprochen, auch wenn Tobler die Handschrift geringschätzte: „Der text ist von geringem werth.“87 Allerdings gab er die Kritieren für eine kritische Edition vor: „Will man die beschreibung mit den abbildungen herausgeben, so müssen nicht nur beide codices verglichen, sondern es muss auch bei Rewich (Breydenbach-Röth) nachgesehen werden, um beurtheilen zu können, was bei Grünemberg original oder nur kopie ist; denn ich fand, wenigstens im schönen codex zu Gotha, viel Kopien.“ Tobler erkannte also die Beziehungen zwischen den beiden Werken, und aus der Formulierung „Kopien“ kann geschlossen werden, dass er die Abhänging der Gothaer Illustrationen von den Holzschnitten Erhard Reuwichs durchaus erkannte. 1880 notierte Reinhold Röhricht zur Gothaer Handschrift: „Sie verdient es jedenfalls, einmal vollständig mit allen Bildern herausgegeben zu werden.“88 Röhrichts Wunsch wurde 1912 von Johann Goldfriedrich und Walter Fränzel in gewissem Maße entsprochen,89 Toblers Worte verhallten leider bislang ungehört. Andres Betschart wies beinahe 130 Jahre später darauf hin, 85

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Geisheim, Friedrich: Die Hohenzollern am heiligen Grabe zu Jerusalem, insbesondere die Pilgerfahrt der Markgrafen Johann und Albrecht von Brandenburg im Jahre 1435, Berlin 1858, 55. Vgl. Tobler: Bibliotheca, 59. Ebd. Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 146; Rott, Hans: Quellen und Forschungen zur südwestdeutschen und schweizerischen Kunstgeschichte im XV. und XVI. Jahrhundert, 1. Bodenseegebiet, 2 Bände, Stuttgart 1933, Band Text, 62, Anm. 4. Ritter Grünembergs Pilgerfahrt ins Heilige Land 1486, hg. von Johann Goldfriedrich und Walter Fränzel, Leipzig 1912 (Voigtländers Quellenbücher, Band 18).

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dass der Reisebericht Konrad Grünembergs noch der Bearbeitung „harrt“ und stellte fest, dass die Bemerkung Toblers von 1867 auch im Jahre 1996 noch nichts an Aktualität eingebüßt habe.90 Oft wurde der Text als zentrale Quelle der Palästinareiseliteratur herausgestellt, beispielsweise von Hellmut Lehmann-Haupt 1929: „Die Schilderung dieser Reise darf als eine der anziehendsten und zugleich anschaulichsten Quellen zur Kulturgeschichte des Heiligen Landes und zur Geschichte des Reisens überhaupt gelten.“91 Dem geschilderten Mangel soll mit der folgenden Untersuchung zum Textinhalt und der Edition der Pilgerberichts und seiner Federzeichnungen abgeholfen werden. Dabei ist der Text schon lange in verschiedenen Versionen zugänglich. Im 19. Jahrhundert wurde die Reisebeschreibung Konrad Grünembergs von Reinhold Röhricht und Heinrich Meisner in deren „Deutschen Pilgerreisen nach dem heiligen Lande“ in Auszügen veröffentlicht.92 Dabei legten die Autoren Wert auf interessante, kulturhistorische Details wie beispielsweise die Einkaufsliste in Venedig, den Versuch, den Felsendom zu betreten, oder den Badbesuch in Jerusalem. Diese Begebenheiten wurden im Originalwortlaut nach der Gothaer Handschrift abgedruckt.93 Die Edition des Textes wurde immer wieder von Passagen unterbrochen, in denen die Herausgeber den Berichtsinhalt zusammenfassen und deutlich straffen. Ausführlich werden die Mitreisenden Grünembergs aufgelistet.94 Die Federzeichnungen im Gothaer Codex sind ebenfalls mit Folioangabe erwähnt, aber nicht abgedruckt. Diese Ausgabe konnte dem Text nicht gerecht werden. Die unvollständige Ausgabe war auch in der Einschätzung Röhrichts und Meisners begründet, dass der Text keine Neuerungen enthält: „(…) der Text bietet, abgesehen von den lehrreichen Bildern, für die Palästinographie so gut wie Nichts (…). Es dürfte nach unserer Meinung genügen, wenn neben unseren Auszügen später nur jene Bilder einmal veröffentlicht würden.“95 In den von ihm alleine herausgegebenen Folgeband aus dem Jahre 1889, der ohne den Textteil der Ausgabe 1880 erschien, hat Röhricht Konrad Grünemberg neben Georges Lengherand und dem Anonymus aus Rennes, die im gleichen Jahr nach Palästina reisten,

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Vgl. Betschart: Illustrationen, 222/223 Vgl. Lehmann-Haupt, Hellmut: Die Holzschnitte der Breydenbachschen Pilgerfahrt als Vorbilder gezeichneter Handschriftenillustrationen, in: GutenbergJahrbuch 4 (1929), 152-163, dort 153. Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 147-161. Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 147-151, 157/158, 159/160. Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 151/152. Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 146.

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in seinem Pilgerverzeichnis aufgelistet.96 Auch bei Riezler 1883 findet sich eine kurze Zusammenfassung der Pilgerreise.97 Da diese Informationen dem Pilgerbericht nicht gerecht werden konnten, wurde er zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollständig herausgegeben. Die Übersetzung ins Neuhochdeutsche, 1912 von Johann Goldfriedrich98 und Walter Fränzel veröffentlicht, war bislang die zentrale Textausgabe des Pilgerberichts Konrad Grünembergs.99 Diesem Werk liegt ausschließlich der Text der Gothaer Handschrift zu Grunde, die Karlsruher Handschrift wurde nur zur „Aufhellung unklarer Stellen verglichen“ und herangezogen. Ein Textvergleich zwischen den beiden Handschriften und eine Einordnung der Handschriften zueinander sucht man hier vergeblich. Nur die Qualität und Quantität der Codices im Verhältnis zueinander wurde verglichen: „Jene (HS Karlsruhe – d. Vf.) ist kürzer und flüchtiger, diese (HS Gotha – d. Vf.) ausführlicher und

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Vgl. Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 182/183. Vgl. Riezler, Sigmund: Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis zum Jahre 1509, Tübingen 1883, 389-392. Johann Goldfriedrich (* 21. Juli 1870 in Bautzen; † 21.12.1945 in Leipzig) war seit 1908 Archivar und von 1912 bis 1934 Bibliothekar des Börsenvereins der deutschen Buchhändler in Leipzig. Nach dem Studium der Gemanistik, Geschichte und Philosophie wurde er 1895 über die Bedeutung der Kantschen Ästhetik in Leipzig promoviert. Von 1896 bis 1903 war er als Realschullehrer tätig (vgl. DBE 4, 79; Estermann, Monika: Buchhandelsgeschichte in kulturhistorischer Absicht. Johann Goldfriedrich und Karl Lamprecht, in: Buchkulturen. Beiträge zur Geschichte der Literaturvermittlung. Fetschrift für Reinhard Wittmann, hg. von Monika Estermann, Ernst Fischer und Ute Schneider, Wiesbaden 2005, 1-35, dort 2; Staub, Hermann: Aus dem Historischen Archiv des Börsenvereins (49). Konvolut Johann Goldfriedrich. Ein Nachtrag zum Nachlaß von Dr. Annemarie Meiner, in: Buchhandelsgeschichte 1997, 1, B38-B42; Meiner, Annemarie: Zum 100. Geburtstag von Johann Goldfriedrich am 21. Juli 1970, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel (Frankfurter Ausgabe), 1970, Nr. 58, 1578-1581). Schriften Johann Goldfriedrichs: Goldfriedrich, Johann: Die Bedeutung der Kantischen Ästhetik. Diss. Leipzig 1895; Kapp, Friedrich / Goldfriedrich, Johann: Geschichte des deutschen Buchhandels, 4 Bände, Leipzig 1886-1913; Goldfriedrich, Johann: Die historische Ideenlehre in Deutschland. Ein Beitrag zur Geschichte der Geisteswissenschaften, vornehmlich der Geschichtswissenschaft und ihrer Methoden im 18. und 19. Jahrhundert, Berlin 1902. Übersetzung ins Deutsche: (Grünemberg, Konrad) Ritter Grünembergs Pilgerfahrt ins Heilige Land 1486, hg. von Johann Goldfriedrich und Walter Fränzel, Leipzig 1912 (Voigtländers Quellenbücher, Band 18). Ein Auszug aus dieser Übersetzung wurde publiziert bei Wessel, Kurt (Hg.): Europa. Mutter unserer Welt. Versuch über die Leistung des Abendlandes, ausgewählt, eingeleitet und erläutert von Kurt Wessel, München 1970, 96-98.

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mit großer Sorgfalt für Stil und Komposition geschrieben.“100 Leider hielten sich die Herausgeber in ihrer Kommentierung des Textes sehr zurück. Die Worterläuterungen fallen spärlich aus, die Sachkommentare ebenfalls. Die historischen Stätten in Jerusalem wurden nicht kommentiert. Zudem ist das Buch keine kritische Edition des mittelhochdeutschen Textes, sondern eine Übersetzung ins Neuhochdeutsche, in die sich zudem manche Lesefehler eingeschlichen haben. Den Herausgebern kommt aber das Verdienst zu, den Text der Gothaer Handschrift einer breiten Öffentlichkeit vollständig zugänglich gemacht zu haben. Zusätzlich wurde eine große Anzahl an Federzeichnungen aus dem Gothaer Codex in der Textausgabe erstmals gedruckt, so dass auch diese Leistung äußerst verdienstvoll war. Allerdings blieb nach der genannten Veröffentlichung immer noch der Mangel, dass es keine kritische und vergleichende Textedition mit angegliederter Untersuchung des Inhalts des Reiseberichts gab. Insgesamt sind bislang drei Übersetzungen des Pilgerberichts herausgegeben worden, von denen jede ihre eigenen Schwächen hat. Die erwähnte deutsche Textausgabe erfuhr eine erneute Übersetzung ins Niederländische.101 Der Autor hat sich offensichtlich an der Ausgabe von Goldfriedrich/Fränzel orientiert und die Handschriften in Gotha und in Karlsruhe vermutlich nicht eingesehen. Diese niederländische Übersetzung wurde dann weiter verarbeitet und im Jahr 2005 von Kristiaan Aercke in die englische Sprache übertragen.102 Obwohl dieses Vorgehen mehr als fragwürdig ist, zeigt sich hier doch, dass der Pilgerbericht immer noch für die Reiseberichtsforschung von zentralem Interesse ist. Aercke stellt in seiner Einleitung zur Übersetzung die Reise Konrad Grünembergs in Frage und vermutet, dass dieser niemals eine Reise ins Heilige Land unternahm, sondern den Text des Reiseberichts aus verschiedenen Quellen kompiliert hat.103 Diese Vermutung muss hier entschieden zurückgewiesen werden. Allein die intensive Untersuchung der arabischen Sprachfetzen, kombiniert mit der realitätsnahen Detailtreue der Abbildungen, 100 101

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Vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 9. (Grünemberg, Konrad) De Pelgrimstocht van Ridder Gruenemberg naar het heilige land in 1486, hg. von A. C. J. de Vrankrijker, Amsterdam (1947). Aercke, Kristiaan: The story of Sir Konrad Grünemberg's pilgrimage to the Holy Land in 1486 / Konrad Grünemberg. Translated and annotated by Kristiaan Aercke. From the Dutch transl. by A. C. J. de Vrankrijker based on the rare German ed. by Walther Fränzel, Moncalieri 2005 (Dimensioni del viaggio 14). Vgl. Aercke: Story of Sir Konrad Grünemberg’s pilgrimage, 33; Aercke, Kristiaan: The Pilgrimage of Konrad Grünemberg to the Holy Land in 1486, in: Travel and translation in the early modern period, hg. von Carmine G. DiBiase, Amsterdam/New York 2006, 159-173, dort 169/170.

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die zumindest in der Handschrift Karlsruhe auf keinen Vorlagen beruhen, sind Argumente, die eine solche Vermutung absurd erscheinen lassen. Eine intensivere Beschäftigung mit dem Original und nicht mit der niederländischen Übersetzung einer etwas ungenauen deutschen Übersetzung hätte hier manchen Fehlschluss vermeiden helfen können. Von demselben Autor erschien 2006 ein Aufsatz über die Pilgerreise Konrad Grünembergs, die im Wesentlichen die Thesen des Vorworts der englischen Übersetzung aufnimmt und ausbaut.104 In der historischen Forschung wurde der Reisebericht Konrad Grünembergs im 20. Jahrhundert immer wieder wohlwollend beachtet und analysiert. Im Verfasserlexikon105 ist Konrad Grünemberg genauso vertreten wie in der analytischen Bibliographie der europäischen Reiseberichte des späten Mittelalters.106 Horst Kunze charakterisierte die beiden Handschriften als „buchgeschichtlich außerordentlich bemerkenswerte Handschriften“ und findet den Text „sehr anschaulich und anziehend“.107 Aus germanistischer Sicht analysierte Ulrike Hirhager den Text und betrachtete den Text sowohl im Hinblick auf seine Struktur als auch auf die sprachlichen Merkmale.108 Claudia Zrenner nahm den Grünemberg’schen Text unter ihre 14 Pilgerberichte auf, die sie als typische Exemplare der Gattung untersuchte und klassifizierte.109 Sie schildert Grünemberg als typischen adligen Pilger, den als Patrizier weltliche Genüsse interessieren, der Urteile mit ästhetischer Ausrichtung fällt, den aber auch als Motiv sein Glaube und der Wunsch, die heiligen Stätten zu sehen, nach Jerusalem trieben.110 Zudem war die Heilig-Grab-Ritterschaft ihrer Meinung nach ein wichtiges Reisemotiv für die adligen Pilger, zu denen sie den Konstanzer Patrizier zählt. In der Studie „Andacht und Abenteuer“ von Ursula Ganz104 105

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Aercke: Pilgrimage of Konrad Grünemberg. Stelzer, Winfried: Grünenberg (Grünemberg), Konrad, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh u. a., 2. Auflage, Berlin / New York 1981, Band 3, 288-290. Vgl. Paravicini: Deutsche Reiseberichte, Nr. 92, 227-230. Kunze, Horst: Geschichte der Buchillustration in Deutschland. Das 15. Jahrhundert, Text- und Bildband, Leipzig 1975, Band 1, 342: „Im Zusammenhang mit der Wirkungsgeschichte dieser berühmten illustrierten Inkunabel ist noch aus zwei buchgeschichtlich außerordentlich bemerkenswerte Handschriften hinzuweisen, von denen sich eine in Gotha (...), die andere in Karlsruhe (...) befindet.“ Ebd., Band 1, 343: „Die Reisebeschreibung ist sehr anschaulich und anziehend (...).“ Vgl. Hirhager: Grünembergs Pilgerfahrt, 256. Vgl. Zrenner: Berichte, 80-86. Vgl. Zrenner: Berichte, 118/119.

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Blättler steht Konrad Grünemberg eher auf der Seite der Abenteurer,111 an Andacht mangele es ihm allerdings nicht. In seinem Pilgerbericht reihe sich „Abenteuer an Abenteuer, aufgelockert durch die Zeichnungen, um deretwillen er offenbar alle die neugierigen Streifzüge durch diese ‚Terra incognita’ unternahm.“112 Bei dieser Beurteilung steht die Neugierde Konrad Grünembergs im Vordergrund, begründet auf der Tatsache, dass der Pilger gerne einen Blick über den üblichen „Tellerrand“ der Reisenden wagte. Auch das religiöse Erleben und die Ergriffenheit beim Anblick der heiligen Stätten kommen nach der Einschätzung Ganz-Blättlers bei Konrad Grünemberg nicht zu kurz. Bei Wilhelm Fricke, der in seiner Studie Konrad Grünemberg als Beispiel der Fremdenbegegnung anführt, liegt der Schwerpunkt auf der Schilderung der Begegnungen mit den Muslimen im Heiligen Land, wobei hier der Fokus auf den negativen Erlebnissen der Reisenden bzw. Konrad Grünembergs liegt.113 Der Eindruck entsteht, dass die Muslime die „Bösen“ sind, die die „Guten“, nämlich die christlichen Pilger, ausnahmslos schikanierten. Folker Reichert schildert ebenfalls die Begegnungen mit den Fremden unterwegs und im Heiligen Land. Jedoch ist in diesem Aufsatz der Blickwinkel weiter, die Betonung liegt auch darauf, dass Grünemberg den Kontakt mit dem Fremden wagte und „interessierte Blicke auf seine Umgebung“ warf.114 Negative Erlebnisse in der Folge dieser Blicke rührten sicherlich auch daher, dass der Reisende sichtbare und unsichtbare Grenzen verletzte. Ohnehin war das Verhältnis zwischen Muslimen und Christen nicht das Beste, so dass viele Versuche Grünembergs schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt waren. Dass der Pilgerbericht Konrad Grünembergs in der Literatur als „handschriftliche Kopie von Breydenbachs Reisebericht“ missverstanden wird, hat seine Ursache nicht in textlichen Übereinstimmungen mit Breydenbach, sondern in den Illustrationen, die im Gothaer Codex die Holzschnitte Erhard Reuwichs als Vorbilder benutzten.115 Mannigfaltige Missverständinis gründen hierauf: Hindman spricht in diesem Zusammenhang von „manuscript copies of 111 112 113

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Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 80/81, 127/128. Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 127. Vgl. Fricke, Wilhelm: Die Itinerarien des Konrad von Parsberg, des Reinhard von Bemelberg und ihrer Mitreisenden über eine Pilgerreise nach Jerusalem im Jahre 1494. Zugleich ein Beitrag zur Erforschung von Fremdenfurcht und Fremdenfeindschaft im Spätmittelalter, Bochum 2000. Vgl. Reichert, Folker: Welsche Gäste, Heiliglandpilger aus Schwaben. Der Südwesten des spätmittelalterlichen Reiches in der Geschichte des Reisens, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 63 (2004), 11-28, dort 21-23. Vgl. Betschart: Illustrationen, 48/49.

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Breydenbachs peregrinationes“, Foster von der „Beschreibung der Reise des Bernhard von Breydenbach durch Konrad von Grünemberg“.116 Dabei wurden die Illustrationen immer wieder gerne abgebildet, zuletzt als Illustration einer populärwissenschaftlichen Arbeit zu Hans Tucher.117 Andres Betschart hat die Illustrationen der beiden Handschriften in Karlsruhe und Gotha katalogisiert und so erstmals in einer vollständigen Liste eine Übersicht gegeben.118 In der (kunst-) historischen Forschung waren die Illustrationen mehrfach aufgefallen und mit wechselnden Einschätzungen untersucht worden.119 Sie sind wichtige Zeugnisse der Buchmalerei im Bodenseeraum im ausgehenden Mittelalter und zeugen hier und da von „originären Bildschilderungen“, die auf einen im späten 15. Jahrhundert neuen Wirklichkeitssinn weisen.120 Abschließend sei noch erwähnt, dass die Person Konrad Grünembergs nicht nur in der Palästina- und Reiseberichtsforschung eine Rolle spielte, sondern auch in anderen historischen Forschungsbereichen immer wieder auftauchte. Das Wappenbuch beschäftigte die Heraldiker seit der Mitte des 116

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Vgl. Hindman, Sandra / Farquhar, James Douglas: Pen to Press: Illustrated Manuscripts and Printed Books in the First Century of Printing, Maryland 1977, 103/104; Foster, Norman: Die Pilger. Reiselust in Gottes Namen, Frankfurt am Main 1982, 29. Alberti, Volker/Tucher, Brigitte von: Von Nürnberg nach Jerusalem. Die Pilgerreise des reichsstädtischen Patriziers Hans Tucher 1479 bis 1480, Simmelsdorf 2000. Vgl. Betschart: Illustrationen, Nr. 25, 300-309. Vgl. Lehmann-Haupt: Holzschnitte; Rott: Quellen; Stange, Alfred: Deutsche Malerei der Gotik, Band 7: Oberrhein, Bodensee, Schweiz und Mittelrhein in der Zeit von 1450 bis 1500, München / Berlin 1955; Kunze: Buchillustration; Ott, Norbert: Zur Ikonographie der Reise. Bildformeln und Strukurprinzipien mittelalterlicher Reise-Illustrationen, in: Reisen und Welterfahrung in der deutschen Literatur des Mittelalters. Vorträge des XI. Anglodeutschen Colloquiums, 11.-15. September 1989, Univeristät Liverpool, hg. von Dietrich Huschenbett und J. Margetts, Würzburg 1991 (Würzburger Beiträge zur deutschen Philologie 7), 35-53; Betschart: Illustrationen; Konrad, Bernd: Die Buchmalerei in Konstanz, am westlichen und am nördlichen Bodensee von 1400 bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, in: Buchmalerei im Bodenseeraum, 13. bis 16. Jahrhundert, hrsg. im Auftrag des Bodenseekreises von Eva Moser, Friedrichshafen 1997, 109-154; Niehr, Klaus: als ich das selber erkundet vnd gesehen hab. Wahrnehmung und Darstellung des Fremden in Bernhard von Breydenbachs Peregrinationes in Terram Sanctam und anderen Pilgerberichten des ausgehenden Mittelalters, in: Gutenberg-Jahrbuch 76 (2001), 269-300; Eisermann: Chart. A. 541. Vgl. zu diesem Themenkomplex unten Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 8 „Die Abbildungen im Reisebericht“. Vgl. Konrad: Buchmalerei, 317; Ott: Ikonographie, 35, 38/39.

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Einleitung

19. Jahrhunderts kontinuierlich und wurde bereits als „Kompendium der Reichsverfassung“ bezeichnet.121 Grünembergs Übertritt von den Zünften zu den Geschlechtern gilt in der historischen Forschung als erfolgreiches Beispiel für den sozialen Aufstieg in der spätmittelalterlichen Stadt und wird immer gerne als Exempel im Themenkreis Stadt, Zunft und Adel herangezogen.122

1.3

Problemstellung

Mit dieser Untersuchung zum Thema „Konrad Grünembergs Pilgerreise ins Heilige Land 1486. Einleitung, Edition und Kommentar“ wird ein bedeutender Pilgerbericht des ausgehenden 15. Jahrhunderts herausgegeben und kommentiert. Eine umfassende Einleitung der Textedition ist dabei notwendig, denn nur durch diese kann der Inhalt des Reiseberichts und die Person des Schreibers in die Geschichte der Heiliglandfahrten des späten Mittelalters eingeordnet und entsprechend interpretiert und gewürdigt werden. Der zweite Teil dieser Arbeit ediert den Text des Reiseberichts nach der Gothaer Handschrift. Im Untersuchungsteil wird daher zunächst der Pilgerbericht Konrad Grünembergs inhaltlich betrachtet. Dabei stehen zunächst die Person des Reisenden, seine familiäre Herkunft und die bekannten Lebensdaten im Vordergrund. Danach wird die schriftliche Hinterlassenschaft kurz vorgestellt, bevor patrizische Werte und das Thema „Ritter und Ritterschlag“ in Bezug auf Konrad Grünemberg analysiert werden. Die Überlieferung des Reiseberichts in zwei Handschriften (Karlsruhe, Gotha) und zwei Abschriften (Aarau, Luzern) wird anschließend dargestellt, die einzelnen Handschriften werden in Einzelkapi121

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Vgl. Graf, Klaus: Adel als Leitbild, in: Gelungene Anpassung? Adelige Antworten auf gesellschaftliche Wandlungsvorgänge vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, hg. von Horst Carl und Sönke Lorenz, Ostfildern 2005 (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde, Bd. 53), 67-81, dort 67. Vgl. Graf: Adel als Leitbild; Andermann, Kurt: Zwischen Zunft und Patriziat. Beobachtungen zur sozialen Mobilität in oberdeutschen Städten des späten Mittelalters, in: Zwischen Nicht-Adel und Adel, hg. von Kurt Andermann und Peter Johanek, Stuttgart 2001, 361-382 (Vorträge und Forschungen / Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte 53); Heiermann, Christoph: Die Gesellschaft "Zur Katz" in Konstanz. Ein Beitrag zur Geschichte der Geschlechtergesellschaften in Spätmittelalter und früher Neuzeit, Stuttgart 1999; Kramml, Peter F.: Komponenten sozialen Aufstiegs am Beispiel des spätmittelalterlichen Konstanz, in: Eliten im vorindustriellen Vorarlberg, hg. von Wolfgang Hartung und Alois Niederstätter, Dornbirn 1994 (Untersuchungen zur Strukturgeschichte Vorarlbergs 3), 20-42; Kramml, Peter F.: Kaiser Friedrich III. und die Reichsstadt Konstanz (1440 - 1493): die Bodenseemetropole am Ausgang des Mittelalters, Sigmaringen 1985 (Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen 29).

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teln beschrieben. In diesem Zusammenhang muss auch die zeitliche Reihenfolge der Handschriften und deren Abhängigkeit voneinander geklärt werden. Im auf die Überlieferung des Pilgerberichts folgenden Kapitel stehen die Parallelberichte des Jahres 1486 und die Quellen und Vorlagen für Konrad Grünemberg im Fokus der Untersuchung. Glücklicherweise sind drei weitere Reiseberichte überliefert: Georges Lengherand aus Bergen, ein Anonymus aus Rennes und der Italiener Girolamo da Castiglione waren ebenfalls im Jahr 1486 in Heiligen Land und haben ihre Erlebnisse bei den besuchten heiligen Stätten niedergeschrieben. Ihre Berichte werden vorgestellt und die Verbindungen zum deutschen Reisenden Grünemberg gezogen. Des Weiteren wurden die Vorlagen und Quellen Konrad Grünembergs untersucht. Manche Vorlagen wie die Holzschnitte Erhard Reuwichs in der Peregrinatio Bernhard von Breydenbachs waren schon lange bekannt, andere neue Vorlagen konnten entdeckt werden. Alle diese Untersuchungen wurden vor dem Hintergrund durchgeführt, dass mit Konrad Grünemberg ein Mitglied des Konstanzer Patriziats reiste, also eine Person, die auf Grund ihrer Lebensgeschichte an der Schwelle vom Bürgertum in den Adelsstand stand. Er selbst bezeichnet sich als Ritter, wobei bislang nicht geklärt ist, wann Grünemberg zum Ritter erhoben wurde. Vor diesem Hintergrund reiste der Konstanzer „Neu“-Adlige in das Heilige Land, und sein gesellschaftlicher Stand beeinflusste immer wieder seine Wahrnehmung und seine Erzählungen. Sodann steht die Reise des Konstanzer Patriziers im Mittelpunkt. Dieser Teil der Untersuchung ist darstellend aufgebaut und dient dazu, den Inhalt des Pilgerberichts in seiner tagebuchartigen Aufzeichnungsweise in Gänze zu erfassen. Die einzelnen Etappen auf dem Weg ins Heilige Land wurden dazu in Abschnitte gegliedert. Der Reiseweg bis nach Venedig, die Lagunenstadt selbst und die Schifffahrt ins Heilige Land sind die ersten drei Abschnitte im Kapitel „Die Reise des Konrad Grünemberg“. Nach diesen werden die Erlebnisse der Pilgergruppe bei der Ankunft im Heiligen Land, die dortige Reise in die Stadt Jerusalem und die Heilige Stadt kurz beschrieben. Die Erfahrungen in der Grabeskirche, dem eigentlichen Ziel der Pilgerreise, werden dabei in einem separaten Abschnitt untersucht. Andere heilige Stätten wie Bethlehem, der Jordan oder Bethanien besuchte der Reisende ebenfalls, bevor die Pilgergruppe sich teilte. Konrad Grünemberg reiste von Jerusalem über Jaffa wieder zurück nach Venedig, während andere Pilger der Reisegruppe des Jahres 1486 sich noch aufmachten, das Katharinenkloster auf dem Sinai aufzusuchen. Die Wahrnehmung des Fremden spiegelt sich immer wieder im Pilgerbericht wider. Auf der Basis der im vorigen Kapitel geschilderten Stätten und Erlebnisse folgen im Kapitel „Die Wahrnehmung des Fremden“ die Aufnahme

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Einleitung

und Verarbeitung der Erlebnisse des deutschen Reisenden. Fremde Ausprägungen des Christentums begleiteten den Christen auf seinem Weg. Zunächst wurde er schon auf dem Weg nach Palästina mit der griechisch-orthodoxen Kirche konfrontiert. Dort angekommen, begegnete er den orientalischchristlichen Kirchen, die vor allem seinen Besuch in der Grabeskirche begleiteten. In der Gothaer Handschrift widmet er diesen Kirchen ausführliche Schilderungen, während in der Karlsruher Handschrift nur die Altäre und Stätten in der Grabeskirche aufgelistet sind. Aber nicht nur anderen Formen des Christentums begegnete er, sondern auch anderen Religionen und Völkern. Seine Wahrnehmung der „Heiden“, der Muslime, „Sarazenen“, Türken und Araber, und die Fähigkeit, diese voneinander zu unterscheiden, ist dabei genauso wichtig wie die Beobachtung der Ausübung des islamischen Glaubens. Fremde Sitten, die er gerne auch einmal selbst ausübte, wie einen Besuch in einem orientalischen Bad bzw. einem Hamam,123 stellen Besonderheiten dieses Pilgerberichts ebenso dar wie die Eingliederung der fremden Sprachen in den Text. Meist ist Grünemberg bei seinen Erläuterungen um die Aufklärung des Lesers bemüht. Er schildert die Ämter auf der Pilgergalee sehr ausführlich und gibt den Leser und Daheimgebliebenen neben seiner Schilderung auch das entsprechende Vokabular an die Hand. Arabische und türkische Wortfetzen haben sich in seinen Pilgerbericht eingeschlichen, im Gothaer Exemplar sind (kopierte) Alphabete der fremden Sprachen und eine (ebenfalls kopierte) arabisch-deutsche Wortliste beigefügt. Dieser Themenkreis wird im Abschnitt „Fremde Sprachen“ ausführlich dargestellt und untersucht. Die Erwähnung der fremden Frauen, denen er auf seiner Reise begegnete, und die Schilderung der fremden Tiere werden jeweils in einem separaten Abschnitt bearbeitet. Die Abbildungen im Reisebericht werden in einem gesonderten Kapitel untersucht. In diesem steht zunächst sowohl die Abhängigkeit der Darstellungen voneinander als auch von Vorbildern im Vordergrund. Danach werden die Federzeichnungen in Kategorien eingeteilt: Stadt- und Landschaftsveduten, Darstellungen fremder Personen und den Text erläuternde Zeichnungen. Innerhalb dieser Kategorien werden die Bilder beschrieben und in den Kontext des Reiseberichts eingeordnet. Der Editionsteil dieser Arbeit beginnt mit der Darlegung der Editionsrichtlinien und der technischen Einrichtung des Textes. Die Textedition enthält den vollständigen Text der Handschriften Gotha, da dieser etwas ausführlicher als 123

Ein Hamam oder Hammam (arab. hammām) ist eine Art Sauna, die man vor allem im arabischen Raum findet. Diese ist ein wichtiger Bestandteil der islamischen Badekultur.

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der Text Karlsruher Handschrift ist. Die Abweichungen zum Karlsruher Text wurden im Apparat vermerkt. Bei der Textedition wurden sowohl Kommentare zur Textüberlieferung als auch Sachkommentare zu den berichteten Erlebnissen und besuchten heiligen Stätten angebracht. Sodann wurde im Kapitel „Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften“ eine Bildkonkordanz angelegt, um eine gesicherte Grundlage für die Abbildungsinhalte und eine durchgängige Nummerierung der Abbildung zu erhalten. In dieser wurden auch die bisher nicht herausgegebenen Abbildungsinschriften vollständig aufgenommen und kommentiert. Das Itinerar des Reisenden und das Quellenund Literaturverzeichnis beschliesst diese Studie.

2

Der Autor

Konrad Grünemberg, der Autor der Reiseberichte, nennt sich in den Texten selbst als Reisenden. Zu seiner Person jedoch berichtet er wenig, jedoch nennt er Konstanz als Herkunftsort. Interessant ist daher, aus welcher gesellschaftlichen Schicht der Reisende kam und welchen familiären Hintergrund der Pilger hatte. Patrizische und adlige Werte scheinen ihn jedoch fasziniert zu haben, denn seine Werke lassen mit den Wappenbüchern und den Reiseberichten auf ein gewisses Standesbewußtsein schließen.

2.1

Herkunft und Lebensdaten

Konrad Grünemberg1 entstammte einer Konstanzer Familie mit zünftischer Herkunft. Immer wieder wurde die Familie vom Adel abgeleitet oder als Patrizierfamilie2 bezeichnet. Jedoch gelang erst Konrad Grünemberg der Sprung in das Patriziat der Stadt Konstanz. Vermutungen, dass die Namensgebung der Familie aus der Flurbezeichnung zu dem Grünenberge abzuleiten ist, sind heute nicht mehr zu überprüfen.3 Verwechslungen mit adligen Familien gleichen Namens liegen allerdings auf der Hand. Zum einen erschien am Oberrhein im Bistum Speyer ein Geschlecht dieses Namens.4 Zum anderen nannte sich eine adlige aargauische Familie nach der Burg Grünenberg im Kanton Bern. Dieses Geschlecht, die Freiherren von Grünenberg, hat seine Wurzeln im 12. Jahrhundert und ist bis 1480 nachgewiesen.5 Auch Konrad Grünemberg kannte diese Familie, er1

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Die Schreibweise des Namens wechselt häufig zwischen „Grünenberg“ und „Grünemberg“. Die vorliegende Arbeit hält sich an die Schreibweise der Quellen: ich, Conrat Grünemberg ritter (HS K, fol. 1r). Stelzer: Grünenberg, 288: „G. (rünemberg – d. Vf.) entstammte einer Konstanzer Patrizierfamilie, die mit dem gleichnamigen freiherrlichen Geschlecht auf der Höri in keinem Zusammenhang steht.“ Zum Begriff des Patriziats vgl. allgemein LexMA 6, 1797-1806. Vgl. Kindler von Knobloch, Julius: Oberbadisches Geschlechterbuch, hg. von der Badischen Historischen Kommission, bearb. von J. Kindler von Knobloch, 3 Bände, Heidelberg 1898, 482. Vgl. Plüss, August: Wappen und Siegel der Freiherren von Grünenberg in Kleinburgund, in: Schweizer Archiv für Heraldik 14 (1900), 77-85, dort 77. Zur Stammtafel der Familie vgl. Schwennicke, Detlev: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten, Neue Folge, hg. von Detlev Schwennicke, Band 12: Schwaben, Marburg 1992, Tafel 116. Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, 480: „Zuerst genannt Arnoldus de

Der Autor

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wähnt er sie doch selbst in seinem 1483 fertiggestellten Wappenbuch.6 Konrad Grünemberg stand mit dem genannten Geschlecht, das als wohltätige Stifter in der Reichsstadt Konstanz und besonders als Mitstifter des dortigen Franziskanerkonvents tätig war,7 in keinem verwandschaftlichen Verhältnis.8 Es wurde auch vermutet, dass Konrad Grünemberg von dem gleichnamigen Geschlecht auf der Höri abstammte.9 Diese Familie gehörte zu den Ministerialen der Kirche von Konstanz und war in der sogenannten Höri oder Bischofeshori in Radolfszell reich begütert.10 Keine der bisherigen Vermutungen über die adlige Verwandschaft und Abstammung Konrad Grünembergs trifft jedoch zu. Sicher belegt ist der Stammbaum der Konstanzer Familie zünftischer Abstammung erst mit Konrad (I.) Grünemberg,11 der neben fünf Töchtern zwei

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Groenenberch 1162, de Grüniberg 1176 als ministerialis ecclesiae Constantiensis, de Grevniberch 1179, 1183, de Gröninberc, miles, 1187.“ Stammbaum ebd., 481. Zu den Wappen dieser Grünenberg vgl. auch Plüss: Wappen, 77-85. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel XCIIIIb, Überschrift: Fry von Gruenenberg, von Rinfelden, Stiffter des barfüssen closters ze costenz, och stifter ze sent urban. (vgl. auch Hildebrandt, Adolf Matthias: Zum 400jährigen Jubiläum des Grünenberg’schen Wappenbuchs, in: Deutscher Herold 14 (1883), 42-47, 150, dort 43). Franziskanerkloster in Konstanz, gestiftet 1240, aufgehoben 1808. Anders Binder, Max: Konstanz als Stadt der Wappenkunst und das Wappenbuch des Ritters Konrad von Grünenberg, in: Das schöne Konstanz 26 (1939), 66-73, dort 73; Meichle, Friedrich: Pilgerfahrt des Konstanzer Ritters Grünenberg ins Heilige Land 1486, in: Bodensee-Chronik 26 (1937), Nr. 1-4, dort 1; Meichle, Friedrich: Konrad Grünenberg von Konstanz, in: Bodenseebuch 25 (1938), 25-28, dort 25. Binder: Konstanz, 66, hält dies für „ganz unwahrscheinlich“, während Meichle: Pilgerfahrt, 1 und 1938, 25, genau dieser Meinung ist. Vgl. Hildebrandt: Wappenbuch, 42. Konrad (I.) Grünemberg († vor 1434). Die Witwe von Konrad (I.) Grünemberg, Klara Grünemberg, spendete in diesem Jahr der Stadt 800 fl. (vgl. Ruppert, Philipp: Ritter Konrad Grünenberg, in: Konstanzer geschichtliche Beiträge 2 (1890), 34-37 und 101, dort 35). Die Trennung der drei Konrade aus der Grünemberg’schen Familie wurde von Kramml: Friedrich III., 323-327 vorgenommen in: Konrad (I.) Grünemberg, Konrad (II.) Grünemberg und Konrad (III.) Grünemberg. Diese Unterteilung ist auf Grund der Namensgleichheit in drei Generationen sinnvoll; zu oft waren bislang in der Literatur verwirrende Angaben bzgl. der drei Personen zu finden. Daher wird die Unterteilung in diesem Kapitel von Kramml übernommen. In den anderen Kapiteln, in denen die Rede von Konrad Grünemberg ist, ist immer Konrad (III.) Grünemberg gemeint. Falls von einem anderen Konrad aus der Grünemberg’schen Familie gesprochen wird, ist dies durch Konrad (I.) Grünemberg oder Konrad (II.) Grünemberg angezeigt. Vgl. den Stamm-

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Söhne hatte: Konrad (II.) und Christoph, genannt Stoffel oder auch Christoffel Grünemberg.12 In den Quellen erscheint die Familie zunächst vor allem durch Christoph Grünemberg. Dieser ist 1433 als Konstanzer Bürger belegt13 und war als Kaufmann tätig. Der Onkel von Konrad (III.) Grünemberg versuchte mehrfach, aus den Zünften zu den Geschlechtern entlassen zu werden. Mit Hilfe Friedrichs III.14 versuchte er, der Konstanzer Patriziergesellschaft zur Katze beizutreten.15 Ein Bitt- und Befehlsschreiben, datiert auf den 28. Oktober 1441,16 sandte der König an die Konstanzer Gesellschaft und ließ dies von Marquard Brisacher17 unter persönlicher Fürbitte überreichen. Aber weder

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baum der Familie Grünemberg unten, Anhang 1 Stammbaum Konrad Grünembergs, S. 510. Ulrich Grünemberg, der 1418 in den Steuerlisten der Reichsstadt erscheint, war vermutlich Konrad (I.) Grünembergs Vater (vgl. Bechtold, Klaus D.: Zunftbürgerschaft und Patriziat. Studien zur Sozialgeschichte der Stadt Konstanz im 14. und 15. Jahrhundert, Sigmaringen 1981 (Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen 26), 89). Vgl. Kramml: Friedrich III., 324. Ebd. König Friedrich III., später Kaiser (* 1415 ; Kg. 6. Apil 1440; Ks 19. März 1452; † 19. August 1493). Vgl. grundlegend zur Gesellschaft „Zur Katz“ in Konstanz: Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“; Ruppert, Philipp: Die Konstanzer Gesellschaft zur Katze, in: Konstanzer geschichtliche Beiträge 1 (1888), 21-28. Dieses Schreiben ist nicht mehr erhalten, aber es lag wohl dem Chronisten Christoph Schultheiß im 16. Jahrhundert noch im Original vor, denn er gibt es wortwörtlich wieder (vgl. StA Konstanz A I 8, 1, fol. 151v; Kramml: Friedrich III., 324) und erwähnt es an anderer Stelle mit genauem Datum in Regestform (StA Konstanz A I 8, 1, Beilage zu fol. 187). Das Schreiben ist ebenfalls erwähnt bei Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 35 und Marmor, Johann: Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung mit besonderer Berücksichtigung der Sitten- u. Kulturgeschichte derselben, Konstanz 1860, 311/312, Anm. 1. Über die Versuche Stoffel Grünembergs, in die Gesellschaft zur Katze aufgenommen zu werden, vgl. Ruppert: Gesellschaft zur Katze, 23; Kirchgässner, Bernhard: Das Steuerwesen der Reichsstadt Konstanz 1418-1460. Aus der Wirtschafts- und Sozialgeschichte einer oberdeutschen Handelsstadt am Ausgang des Mittelalters, Konstanz 1960 (Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen 10), 61; Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, 482. Vgl. zu Marquard Brisacher besonders Kramml: Friedrich III., 294-303, und Ruppert, Philipp: Marquard Brisacher, in: Konstanzer geschichtliche Beiträge 5 (1899), 20-25.

Der Autor

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dieser Versuch noch zwei weitere, die im nächsten Jahr folgten,18 waren erfolgreich, da die Geschlechter sich auf den Richtungsbrief König Siegmunds stützten, der die Aufnahme von Zünftern unter die Geschlechter verbot.19 Als Maßnahme gegen die Aufnahme Christoph Grünembergs schickten die Geschlechter eine Gesandtschaft an den königlichen Hof und erwirkten eine Bestätigung ihrer Rechtsansprüche.20 Friedrich III. widerrief sein Aufnahmegesuch in die Gesellschaft „Zur Katz“ am 23. Juli 1442;21 mit diesem Schreiben war die Aufnahme Stoffel Grünembergs in die Geschlechter endgültig abgelehnt. Stoffels Bruder, Konrad (II.) Grünemberg, tat sich vor allem in Stadtämtern hervor, denn er wird über fast dreißig Jahre hinweg immer wieder als zünftisches Mitglied des Konstanzer Rats genannt, von 1445 bis 1473.22 Bei den sieben Richtern für Bausachen taucht er zum ersten Mal 1441 auf, danach wird er 1442, 1444 bis 1446, 1448, 1450/51, 1453 bis 1455, 1457, 1459 und zum letzten Mal 1461 als städtischer Oberbaumeister geführt. Danach war er in den Jahren 1466, 1468 und 1470 Bürgermeister der Stadt Konstanz.23 In den Jahren 1443, 1447 und 1458 bis 1460 wird er als Säckelmeister von Konstanz betitelt.24 1467 und 1469 hatte Konrad (II.) das Amt des Reichsvogts

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Friedrich III. stellte in Innsbruck am 9. März 1442 und in Nürnberg am 14. Mai 1442 zwei weitere Schreiben aus, mit denen um die Aufnahme von Stoffel Grünemberg in die Gesellschaft „Zur Katz“ ersucht wurde (vgl. StA Konstanz A I 8, 1, Beilage zu fol. 187; Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 35; Bechtold: Zunftbürgerschaft und Patriziat, 149). Vgl. Maurer, Helmut: Konstanz im Mittelalter, Band 2: Vom Konzil bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts, Konstanz 1989, 158; Kramml: Friedrich III., 324. Es wurde festgehalten, daz nu hiefür kainer solt noch möcht gesell uff der Katzen werden, er wäre denn edel oder hette sich zu innen gefründet (geheiratet - Anm. Kramml: Friedrich III., 324). Rund zehn Jahre später wurden aber auf kaiserliche Schreiben hin mehrere Konstanzer Zünfter unter die Patrizier aufgenommen. Diese hatten als wohlhabende Bürger durch die Ehe mit Patriziertöchtern die Bedingungen zur Aufnahme erfüllt (vgl. StA Konstanz A I 8, 1, fol. 151’; StA Konstanz A I 22, fol. 247; Kramml: Friedrich III., 324; Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 35, Marmor: Topographie, 311). Urkunde vom 23. Juli 1442, ausgestellt in Frankfurt (StA Konstanz U 8673; vgl. Kramml: Friedrich III., 324, Anm. 430). Vgl. Beyerle, Konrad: Konstanzer Ratslisten des Mittelalters, Heidelberg 1898; Kramml: Friedrich III., 325. Vgl. Kramml: Friedrich III., 498/499; Binder: Konstanz, 73. Vgl. Kramml: Friedrich III., 325, Anm. 432; Kirchgässner: Steuerwesen, 61 und 230, Anm. 1.

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Der Autor

inne und in den Jahren 1463, 1464, 1465 und 1471 war er als Heimlicher25 für die Reichsstadt tätig.26 Konrad (II.) war stets als Vertreter der Kaufleute- und Goldschmiedezunft in den Ämtern der Stadt; Bestrebungen, zu den Geschlechtern überzutreten, scheint er nach der Quellenlage nicht unternommen zu haben.27 Er war vermögend, seine Familie zählte bereits im 14. Jahrhundert zu den reichsten Konstanzern.28 Er selbst tritt nach den Steuerlisten unter den dreißig reichsten Konstanzer Bürgern auf.29 Konrad (II.) Grünemberg wiederum hatte, wie schon sein Vater, zwei Söhne: Konrad (III.) und Hans Grünemberg.30 Das Geburtsdatum beider Söhne ist

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Die Heimlicher waren Mitglieder eines Ratsausschusses, der mit Sonderaufgaben betraut war. Sie wurden zur Entlastung des Bürgermeisters zu alltäglichen Stadtgeschäften herangezogen. Von 1443 an waren vier Heimlicher innerhalb eines Jahres gemeinsam tätig. Von diesen vier Mitglieder stellten zwei die Zünfte, zwei die Patrizier (vgl. Kramml: Friedrich III., 500). Vgl. Kramml: Friedrich III., 325, 498-504. Vgl. Kramml: Friedrich III., 324. Vgl. Kramml: Komponenten sozialen Aufstiegs, 27. Bei Bechtold wird er unter den 34 Bürgern mit den höchsten fahrenden Vermögen geführt (vgl. Bechtold: Zunftbürgerschaft und Patriziat, 88). Im Jahre 1440 versteuert Konrad (II.) Grünemberg 6.700 Pfund Heller (Steuerbücher 1, 1440: Nr. 22), 1450 schon 7.720 Pfund Heller (Steuerbücher 1, 1450: Nr. 21), und 1460 gar 10.120 Pfund Heller (Steuerbücher 1, 1460: Nr. 19). Im Jahre 1470 tritt er neben seinem Sohn Konrad (III.) Grünemberg als alt Conrad Grünenberg auf und versteuert 7.400 Pfund Heller (Steuerbücher 2, 1470: Nr. 13). Hans Grünemberg ist u.U. identisch mit dem Hans Grünemberg, der bei Hans Tucher genannt wird (vgl. der Hinweis auf den Stammbaum Hans Grünembergs in Zusammenhang mit der Familie Füessli bei Herz: Hans Tucher, 144). Dessen Ururenkelin Verena Holtzhalm war mit Peter (III.) Füessli verheiratet. In der Handschrift der Pilgerreise Peters Füsslis (vgl. Zürich, Zentralbibliothek, MS A 61, fol. 243r) befindet sich eine eingeklebte Originalaufzeichnung, die wohl von der Hand Hans Füesslis († 1531) stammt. In dieser wird mitgeteilt, dass Hans Grünemberg im Alter von vierzig Jahren starb: der hans grünenberg ist noch mit 40 jar tod gesinn, um 1528 (um 1528 von anderer Hand, abgesetzt), wobei sich die Jahreszahl 1528 wohl auf das Todesjahr bezieht. Ansonsten ist auf derselben Seite die verwandschaftliche Beziehung zwischen Hans Grünemberg und Peter Füessli (der 1523 ins Heilige Land pilgerte) dargestellt: Hans Grůnenberg hat ein tochter, hieß Margret, die hat ein man hieß Anderes Widmer zum Wolleben, by dem selben ein tochter hieß Anna, die war vermechlet Heinin Müller zu Baden zum ochsen. Die hat ein tochter hieß Ferna die ward Jacoben Holtzhalmen zu vermechlet. Die hat ein tochter hieß Frena war Petern Füssli vermechlet. Ob der erwähnte Hans Grünenberg mit Konrad (III.) Grünembergs Bruder Hans in verwandtschaftlicher Beziehung stand, konnte nicht abschließend festgestellt werden. Zu Peter Füssli vgl. Uffer, Leza M.: Peter Füsslis Jerusalemfahrt 1523 und Brief über den Fall von

Der Autor

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nicht überliefert.31 Zu Hans Grünemberg ist die Überlieferung eher dürftig, denn er tritt nur im Zusammenhang mit seinem Bruder im Jahr 1465 in Erscheinung. Ganz anders sein Bruder Konrad (III.), der häufig in den Quellen auftaucht. Zum ersten Mal erscheint Konrad (III.) Grünemberg im Jahre 1465 in einem kaiserlichen Schreiben, nachdem er in den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts in die Dienste Kaiser Friedrichs III. getreten war. Friedrich III. nannte Konrad Grünemberg ausdrücklich seinen Diener, als er ihm am 18. Mai 1465 in Neustadt32 für seine treuen Dienste am Hofe (die er bereits geleistet habe und auch derzeit noch erbringe) die Gnade gab, sich der Freiheiten zu bedienen. Konrad Grünemberg wurde wie auch sein Bruder Hans aus der Zunft entlassen und trat zu den Geschlechtern über. Kaiser Friedrich III.33 verfügte, dass die beiden in die Gesellschaft „Zur Katz“ aufzunehmen seien. Er verband den Gnadenbrief mit der Androhung einer Pön von 40 Mark Gold und der Ungnade des Reiches. Die Reichsstadt Konstanz forderte er zusätzlich in der Urkunde auf, den beiden Grünembergern bei der Handhabung der Freiheiten behilflich zu sein. Dem kaiserlichen Schreiben folgte eine Interzession des Kanzlers des Bischofs Ulrich von Passau, datiert auf den 16. Juni 1465.34 Das kaiserliche Schreiben wurde dem Konstanzer Stadtrat vorgelegt, der am

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Rhodos 1522, Diss. phil. Zürich 1982 (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 50, Heft 3). Hildebrandt: Wappenbuch, 43, setzt das Geburtsjahr von Konrad (III.) Grünemberg „in die Zeit zwischen 1410 und 1420“. Dieser Vermutung liegt allerdings die Verwechslung mit Konrad (II.) und vermutlich auch mit Konrad (I.) Grünemberg zu Grunde. Auf der Grundlage der Aktivitäten und der überlieferten Lebensdaten Konrad (III.) Grünembergs ist zu vermuten, dass dieser in den vierziger Jahren des 15. Jahrhunderts geboren ist. Dies kann jedoch bislang nicht belegt werden. Abschrift der Urkunde: HHStA Wien, RR Q 4r, v. Regest: Chmel, Joseph (Bearb.): Regesta chronologico-diplomatica Friderici III. Romanorum Imperatoris (Regis IV.), Wien 1838 - 1840, dort Nr. 4322. Die Wiener Abschrift der Urkunde ist jedoch ohne Datum und ohne Ort. Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg gibt als Ausstellungsdatum Samstag vor vocem jucunditatis 1465 zu Neustadt an und löste es als 19. Mai 1465 auf. Kramml: Friedrich III., 26, Anm. 437, hat schon darauf hingewiesen, dass die richtige Auflösung des Datums der 18. Mai 1465 sein müsste. Zur Zunftentlassung: Kramml: Friedrich III., 326; Martens, Wilhelm: Die Geschichte der Stadt Konstanz, Konstanz 1911, 273; Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 36. Ein Beleg dafür, dass Konrad (III.) Grünemberg die Habsburger im Kampf gegen die Schweizer Eidgenossenschaft unterstützte, wie Claudia Zrenner behauptet, konnte nicht gefunden werden (vgl. Zrenner: Berichte, 118). Kramml: Friedrich III., 326, Anm. 438; Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 36 (nach Schultheiß: StA Konstanz A I 8, 1 Beilage zu fol. 187).

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8. August 1465 mehrheitlich beschloß, Konrad und Hans Grünemberg von der Gemeinde auf die Gesellschaft zur Katze zu entlassen.35 Konrad Grünemberg übte in der Stadt die verschiedensten Ämter aus. 1474 ist er erstmals als Cunrat G. der jung im Großen Rat der Stadt Konstanz unter den Geschlechtern erwähnt.36 Diesem gehörte er bis 1480 an. Ab 1481 wird er als Mitglied des Kleinen Stadtrats genannt, dem er bis zu seinem Tod im Jahre 1494 angehörte.37 Ab 1483 war er neben seiner Mitgliedschaft im Kleinen Stadtrat auch Statthalter der Münze, denn Grünemberg tritt in diesem Jahr als Statthalter der múnz in Erscheinung, nachdem das Amt längere Zeit vakant war.38 Bis 1491 hat Konrad (III.) Grünemberg ohne Unterbrechung dieses Amt verwaltet, danach verschwindet die Nennung des Amtes wieder aus den Ratslisten. Dies ist neben anderen Faktoren auch als Zeichen dafür gedeutet worden, dass in Konstanz zwischen 1491 und 1498/99 die Münze stillstand, während zwischen 1483 und 1491 gemünzt wurde.39 In den Jahren 1479 und 1480 wird Grünemberg als Spitalpfleger des Heilig-Geist-Spitals erwähnt.40 Den zwölf Beisitzern des Thurgauer Landgerichts gehörte er 1479 und von 1481 bis 1489 an.41 Zudem vertrat er die Stadt Konstanz im Juni und Juli 1489 auf dem Frankfurter Reichstag.42 Allerdings hatte er manche Ämter, die ihm zugeschrieben wurden, zu keinem Zeitpunkt inne. Hier und da wurde behauptet, dass Konrad Grünemberg Bürgermeister der

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Ratsbuch 1465: StA Konstanz B I 11, fol. 288 (vgl. auch Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 286). Vgl. Beyerle: Ratslisten, 171; in dessen Folge Kramml: Friedrich III., 326; Stelzer: Grünenberg, 288; Maurer: Konstanz, 158. Beyerle: Ratslisten, 187 notiert bei den Ratslisten des Jahres 1494, dass bei den Mitgliedern des Kleinen Rates der Stadt Konstanz her Conrat Gruenenberg, ritter, durchgestrichen wurde und in Klammern hinter den Namen tod geschrieben steht (vgl. auch Kramml: Friedrich III., 326). Vgl. Cahn, Julius: Münz- und Geldgeschichte der im Großherzogtum Baden vereinigten Gebiete. Teil 1: Münz- und Geldgeschichte von Konstanz und des Bodenseegebietes im Mittelalter bis zum Reichsmünzgesetz von 1559, Heidelberg 1911, 281. Ebd. Vgl. Schürle, Wolfgang: Das Hospital zum Heiligen Geist in Konstanz. Ein Beitrag zur Rechtsgeschichte des Hospitals im Mittelalters, Konstanz 1970 (KGRQ 17), 140. Vgl. Kramml: Friedrich III., 527-528. RTA MR II,2, 1023, 1030, 1033, 1057, 1074, 1089, 1092, 1099, 1108, 1112, 1168 und 1169. Vgl. auch Maurer: Konstanz, 207.

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Stadt Konstanz gewesen sei.43 Dies war jedoch Konrad (II.) Grünemberg, sein Vater. Konrad (III.) Grünemberg erreichte wohl den gesellschaftlichen Aufstieg zu den Geschlechtern, aber er war nie Bürgermeister der Reichsstadt. Konrad (III.) Grünemberg war nicht nur wie sein Vater in den verschiedensten Ämtern in der Reichsstadt Konstanz tätig, sondern er schaffte neben dem gesellschaftlichen auch den finanziellen Aufstieg und setzte diesen Trend, der sich schon bei Konrad (II.) und Christoph Grünemberg zeigte, in seiner Familie fort. Schon im Jahr 1470 versteuerte er 4.468 Pfund Heller,44 zehn Jahre später stieg diese Summe auf 12.040 Pfund Heller an45 und im Jahr 1490 sind in den Steuerlisten unter seinem Namen gar 13.450 Pfund Heller46 zu versteuerndes Vermögen verzeichnet. Zu Beginn der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts tritt er nochmals im Zusammenhang mit dem Hof Friedrichs III. in Erscheinung. An diesen wurde er während einer Auseinandersetzung mit Augustin von Hammerstetten zu Gericht geladen. Konrad (III.) hatte für den kaiserlichen Diener 450 Gulden hinterlegt. Am 19. April 1491 befahl der Kaiser Konrad (III.) das bei ihm hinterlegte Geld zu arretieren.47 Im folgenden Jahr lud der Kaiser Konrad (III.) Grü-

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Beispielsweise bei Stange: Malerei, 52: „Die zwei bedeutendsten Handschriften haben den Konstanzer Bürgermeister und Ritter Konrad Grünemberg zum Autor.“ Ebenso Paravicini: Gruppe und Person, 333; Hildebrandt: Wappenbuch, 43; Cahn: Münz- und Geldgeschichte, 281; Martens: Geschichte der Stadt Konstanz, 273; Meichle: Pilgerfahrt, 1; Ganz, Paul: Die Abzeichen der Ritterorden, in: Schweizerisches Archiv für Heraldik 19 (1905), 28-37, 52-67, 134-140, dort 31; Ruprecht, Robert: Grünemberg, Konrad, in: Deutsches Literatur-Lexikon. BiographischBibliographisches Handbuch, begründet von Wilhelm Kosch, 3. Auflage, Bern und München 1978, Band 6, 930. Erst Kramml: Friedrich III., 325, konnte diese Verwechslung dauerhaft aufklären, nachdem schon Binder: Konstanz, 73, Vater und Sohn auseinandergehalten hatte. Vgl. Kramml: Friedrich III., 325: „Konrad (II.) hatte wiederum zwei Söhne: Konrad (III.) und Hans.“ Ebd., Anm. 435: „Gerade durch die Namensgleichheit mit seinem Sohn und weil wir nun bereits den dritten Konrad Grünemberg antreffen, kam es in der Literatur des Öfteren zu Verwechslungen.“ Steuerbücher 2, 1470: Nr. 13. Steuerbücher 2, 1480: Nr. 12. Steuerbücher 2, 1490: Nr. 10. 19. April 1491, Linz: Friedrich III. befiehlt Konrad Grünemberg auf Intervention Augustins von Hammerstetten, die bei ihm hinterlegten 450 Gulden bis zur Austragung eines Streites zu arretieren (Regest bei Kramml: Friedrich III., 463, Reg. 458a; Original: TLA Innsbruck Parteibriefe 1995).

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nemberg zu einem Gerichtstag,48 woraufhin die Reichsstadt am 21. Februar 1493 intervenierte.49 Schon 1492 hatte Konrad (III.) Grünemberg den kaiserlichen Leibarzt Dr. Wenzel Brack zu seiner Vertretung bevollmächtigt, da dieser aber am kaiserlichen Hof nit anhaimisch war, sollte ihn Peter Gamp, der kaiserliche Sekretär, vertreten.50 Über den Ausgang der Streitigkeiten sind wir nicht unterrichtet. Vermutlich konnten diese durch den Tod von Konrad (III.) Grünemberg im Jahre 1494 nicht endgültig aufgeklärt werden. Grünembergs Familie orientierte sich nach seinem Tod neu und erwarb das Lindauer Bürgerrecht. Bereits 1496 erscheint die Familie im Bürgerrecht der Stadt Lindau.51 Nur Konrads Sohn Heinrich war um die Jahrhundertwende bis zu seinem Tod 1504 noch als Ratsherr in Konstanz präsent.52 Ludwig Grünemberg, der ein weiterer Sohn Konrads sein könnte, taucht 1509 in der Geschlechterliste der Gesellschaft zur Katze auf mit dem Vermerk ist nit me xell.53 Konrads Frau Agnes Grünemberg ist bis zum ihrem Tod 1509 in den Listen der Geschlechtergesellschaft zur Katze als Witwe geführt; allerdings hatte sie schon 1497 von Maximilian I. die Berechtigung erworben, ohne Bürgerpflichten in Konstanz zu wohnen.54 48

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2. April 1492, Linz: Friedrich III. lädt Konrad Grünemberg auf Klage des kaiserlichen Dieners Augustin Hammerstetten zu einem Gerichtstag (Regest bei Kramml: Friedrich III., 464, Reg. 471; Original: TLA Innsbruck Parteibriefe 1995). StA Konstanz B II 24 (1493), Nr. 25 vom 21. Februar 1493. Wenzel Brack hatte sich im Wintersemester 1492/93 an der Universität in Wien eingeschrieben (vgl. Gall, Franz: Die Matrikel der Universität Wien, Band 1 (1377-1450) bearb. von Franz Gall; Band 2 (1451-1518) bearb. von Franz Gall und Willy Szaivart, Graz, Wien, Köln 1956/1967, 1492 II R 43; Kramml: Friedrich III., 292). Zu Wenzel Brack vgl. Kramml: Friedrich III., 291/292. Zur Vertretung durch Peter Gamp vgl. StA Konstanz B II 24 (1492), Nr. 124. Der kaiserliche Sekretär Peter Gamp stammte aus Schaffhausen (vgl. GLA Karlsruhe 5/363 vom 7. November 1480). Vgl. Kramml: Komponenten sozialen Aufstiegs, 28; Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, 482. Im Jahre 1502 taucht Hainrich Grünberg im Gesellenverzeichnis der Katzengesellschaft auf (Stadtarchiv Konstanz, D I 11, Protokollbuch der Gesellschaft zur Katze, dort: Verzeichnis der Gesellen im Jahr 1502, 109-112; gedruckt bei Kramml: Komponenten sozialen Aufstiegs, 40). Zur Abwanderung der Grünemberg’schen Familie vgl. Kramml: Komponenten sozialen Aufstiegs, 28; zum Nachweis in den Ratslisten vgl. Beyerle: Ratslisten, 189-196. Vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 238, Nr. 113. Am 11. Februar 1497 erhielten die Schwestern Anna, Ehefrau des Caspar von Randeck, und Agnes Grünemberg in Lindau die Berechtigung, ohne Bürgerpflichten in Konstanz zu wohnen (Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, 482). Im Jahr 1502 wird frow Angneß Grünbergin unter den Witwen im

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Ob Konrad (III.) Grünemberg auch Reisen im Kaiserreich und über dessen europäische Grenzen hinaus unternahm, wissen wir nicht. Die oft zitierte Reise55 zur Königskrönung Ludwigs XI. im Jahre 1465 nach Paris wurde nie hinterfragt.56 Dann wäre vielleicht aufgefallen, dass Ludwig XI.57 im Jahre 1461 in Reims gekrönt wurde, nachdem er nach dem Tod seines Vaters am 22. Juli 1461 König von Frankreich geworden war.58 In seinem Wappenbuch erwähnte Grünemberg diese Reise nicht, er spricht lediglich von Paris und der königlichen Krönung. Aus dieser Notiz wurde dann durch die Vermutung von Rudolf Graf Stillfried-Alcantara eine Reise im Jahr 1465 zur Königskrönung nach Paris.59 Da diese Reise nach Paris auch nicht anderweitig nachgewiesen ist, ist sie leider eine Annahme, die aus den Quellen bislang nicht zu belegen ist. Vielleicht reiste Konrad Grünemberg auch zur Königskrönung des minderjährigen Karls VIII.60 nach Frankreich, falls er überhaupt jemals nach Frankreich reiste. Vermutlich ist dies wegen des gespannten Verhältnisses zwischen den Habsburgern und den Valois nicht der Fall gewesen, zumal es seit 1474 immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen im Rheinland und in Burgund kam, in die beide Häuser verwickelt waren.61

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Verzeichnis der Katzengesellschaft geführt, im Jahr 1509 starb sie (vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 238, Nr. 108; Stadtarchiv Konstanz, D I 11, Protokollbuch der Gesellschaft zur Katze, dort: Verzeichnis der Gesellen im Jahr 1502, 109-112; gedruckt bei Kramml: Komponenten sozialen Aufstiegs, 40). Zuletzt Kramml: Friedrich III., 326; Stelzer: Grünenberg, 288; Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 36. Vermutung von Stillfried-Alcantara, vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, VIII mit Verweis auf München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 145, pag. 219. Ludwig XI. (* 1423; Kg. 22. Juli 1461; † 30. August 1483). Vgl. Knecht, Robert J.: The Valois. Kings of France 1328-1589, London and New York 2004, 87; Favier, Jean: Louis XI., Paris 2001, 194-208; Kendall, Paul Murray: Louis XI., London 1971, 111-115; Champion, Pierre: Louis XI., 2 Bände, Paris 1927, dort I, 183-218 und II, 1-18. Dies vermutet zumindest Stillfried-Alcantara, vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, VIII; Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 36: „Ritterbrauch und Turnierweise scheint Conrad Grünenberg besonders in Frankreich fleissig erlernt zu haben, er spricht wenigstens (p. 219) von Paris und der Königlichen Krönung daselbst, wobei 11 Tage turnirt worden. Wenn diese Krönung die Krönung Carls VIII. gewesen wäre, so könnte Grünenberg nicht Paris nennen; denn Carls VIII. wurde im Jahre 1484 zu Reims gekrönt. Wahrscheinlich meint Grünenberg die Krönung Ludwigs XI., welche im Jahre 1465 stattfand.“ Karl VIII. (* 1470; Kg. 30. August 1483; † 7. April 1498). Vgl. Koller, Heinrich: Kaiser Friedrich III., Darmstadt 2005, 190-223; Knecht: The Valois, 107-109.

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Gesichert ist jedoch die folgende Reise: Im April 1486 brach Konrad (III.) Grünemberg zu seiner Pilgerreise auf, die ihn über Venedig ins Heilige Land führte. Nachdem er am 16. November 1486 wieder in Venedig gelandet war, dürfte er gegen Anfang Dezember desselben Jahres wieder zurück nach Konstanz gekommen sein, falls er die Überquerung der Alpen trotz des einbrechenden Winters wagte. 1489 vertrat er Konstanz auf dem Frankfurter Reichstag, so dass er wohl auch kleinere Reisen im Reich unternahm, zumal er ständige Mobilität durch seine Tätigkeit für Friedrich III. in den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts gewohnt gewesen sein dürfte.62 Die geographische Mobilität und gesellschaftliche Agilität Konrad Grünembergs spiegelt sich auch in seiner Persönlichkeit, wie sie aus seinen schriftlichen Hinterlassenschaften spricht, wider. In Jerusalem besuchte er ein orientalisches Bad,63 auf dem Reisewege schaute er hier und da in Bereiche, die ihm als Christen normalerweise verborgen waren, und der Frau seines „Eselstreibers“ blickte er gar unter den Schleier.64 Ursula Ganz-Blättler nannte Konrad Grünemberg ob solcher Eskapaden „unverfroren neugierig“65 und kennzeichnete ihn treffend als einen „Mann der direkten Rede und unverblümten Ansichten“.66 Der offene Charakter war schon anderen vor ihr aufgefallen.67 Eigentlich kennzeichnete sich Konrad Grünemberg damit als unchristlich, denn Neugierde, „seit Augustinus eine Untugend wider Gott, verbot sich für

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„Herrschen - das hieß reiten, reiten, reiten“ (Schubert, Ernst: Ernst der Bekenner als Landesherr, in: Herzog Ernst der Bekenner und seine Zeit, hg. von Hans Jürgen Vogtherr, Uelzen 1998 (Uelzener Beiträge 14), 25-62, dort 37). Diese einfache Formel von Ernst Schubert zeigt kurz und prägnant die ständige Möbilität der Fürsten im späten Mittelalter. Nach Spieß lassen sich drei Typen herrschaftlicher Mobilität ausmachen: Aufenthalte in den eigenen Residenzen, Kurzreisen in die unmittelbare Nachbarschaft und Fernreisen (Pilgerfahrt, Hoffahrt, Festreise, Brautfahrt, Badereise und weltliche Bildungsreise) (vgl. Spieß, Karl-Heinz: Reisen deutscher Fürsten und Grafen im Spätmittelalter, in: Grand Tour. Adeliges Reisen und europäische Kultur vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Akten der internationalen Kolloquien in der Villa Vigoni 1999 und im Deutschen Historischen Institut Paris 2000, hg. von Rainer Babel und Werner Paravicini, Ostfildern 2005 (Beihefte der Francia 60), 33-51, dort 34/35). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 449 (HS G, fol. 86r). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 381 (HS G, fol. 52r). Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 127. Ebd. Meichle: Konrad Grünenberg, 28: „(...) schlicht und offen, manchmal schnurrig und humorvoll und vermeidet es, kritisch Stellung zu nehmen. Wie es ist, so ist es gottgewollt (...)“.

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den Christenmenschen ganz elementar, für den Pilger in besonderem Maße, im Heiligen Lande erst recht.“68 Gerne zitierte Grünemberg in seinen Schriften Klassiker, die er als vast hochwise alten bezeichnet.69 Marcus Tullius Cicero begegnet uns in der Vorrede des Wappenbuches,70 Archytas aus Tarent wird als Autorität im Prolog des Reiseberichts herangezogen,71 und auf Plinius kann er sich berufen, wenn es um das Einhorn geht.72 Sicherlich darf Konrad Grünemberg nicht als Humanist bezeichnet werden,73 dennoch stellt er, beinahe in humanistischer Manier, seine Bildung unter Beweis und kennzeichnet sich selbst „als Mitglied einer Personengruppe, die ihre Stellung Kraft eigener Arbeit und Studien erlangt hatte, also dem durch die Lektüre vermittelten klassischen Ideal entsprach“.74

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Werke

Konrad Grünemberg ist als Autor mehrerer Werke nachgewiesen. Im Verfasserlexikon75 werden ihm drei Schriften zugeschrieben: Eine „Österreichische Wappenchronik“, die in Wien überliefert, das Grünemberg-Wappenbuch, welches heute als Papierhandschrift in Berlin und auf Pergament in München vorhanden, und der Pilgerbericht seiner Jerusalemreise, der in zwei inhaltlich abweichenden Handschriften in Karlsruhe und Gotha überliefert ist.

2.2.1 Die „Österreichische Wappenchronik“ Konrad Grünembergs „Österreichische Wappenchronik“ enthält die Wappen der österreichischen Herrscher von der Mitte des 9. Jahrhunderts bis etwa 1484.76 Sie befindet sich heute im Staatsarchiv Wien.77 Als Verfasser und 68 69 70 71

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Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 6. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, III. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, III-IV. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 280 (HS G, fol. 2r); Huschenbett: Palästina-Pilgerberichte, 133. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 297, Anm. 147 (HS G, fol. 7r). Graf: Adel als Leitbild, 70: „Grünenberg darf sicher nicht als Humanist bezeichnet werden, trotzdem verdient der programmatische Bezug auf Cicero Beachtung.“ Vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 116. Stelzer, Winfried: Grünenberg (Grünemberg), Konrad, in: Verfasserlexikon 23 (1981), 288-290. Vgl. Binder: Konstanz, 73; Berchem, Egon Freiherr von / Galbreath, Donald L. / Hupp, Otto: Beiträge zur Geschichte der Heraldik, Berlin 1939 (Schriftenreihe der

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Schreiber der Chronik nennt sich Konrad Grünemberg selbst: (…) so hab ich Cunrat Grünemberg riter, mir fur gesetzt, etwas zu arbaiten und zesamen zuo fassen (…).78 Als Buchmaler wurde Rudolf Stahel von Bernd Konrad identifiziert.79 Die Chronik ist datiert, allerdings ist die Datierung schlecht lesbar: datum Sebastÿani im (…) ii.80 Daher wurde ihre Entstehungszeit bislang zwischen 1462 und 1492 angesetzt.81 Unter Umständen ist die Wappenchronik also in Konrad Grünembergs Zeit am Hof Kaiser Friedrichs III. entstanden,

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Reichsstelle für Sippenforschung 3), 64. Vgl. zur Handschrift auch Böhm, Constantin von: Die Hofbibliothek des Kaiserlichen und Königlichen Hohen Hauses und Staatsarchivs (3. Unter- Ober- und Innerösterreich), Wien 1873/74 (Nachdruck Wiesbaden 1968), Nr. 1; Stelzer: Grünenberg; Konrad: Buchmalerei, 320/321; Brüstl, Karin: Die österreichische Wappenchronik des Konrad Grünemberg, Zulassungsarbeit Universität Wien, Wien 1995. Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Signatur ÖstA, HHStA, Hs Rot 1 (‚Böhm 1’): 93 Blätter, Papier, 240 x 165 mm, Feder und Tusche, Bastarda, alemannisch mit 11 einfachen, 70 Allianzwappen und 14 Wappendreiheiten. Der Text ist von Folio 66 an nur mangelhaft vorhanden, da ein Teil der folgenden Blätter weggerissen ist (vgl. Berchem u. a.: Beiträge, 64). 1929 wurde die Handschrift neu in weißes Leder eingebunden (vgl. Konrad: Buchmalerei, 320). Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Signatur ÖstA, HHStA, Hs Rot 1 (‚Böhm 1’) (Österreichische Wappenchronik), fol. 1v. Vgl. Konrad: Buchmalerei, 320. Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Signatur ÖstA, HHStA, Hs Rot 1 (‚Böhm 1’) (Österreichische Wappenchronik), fol. 1v. Binder: Konstanz, 73, gibt die Entstehungszeit mit dem Jahr 1480 an: „Er hatte fünf Jahre früher (d. h. fünf Jahre vor 1485 – d. Vf.) eine „Österreichische Wappenchronik“ herausgegeben, (...).“ Stelzer: Grünenberg, 289, setzt die Zeit um 1470 als Entstehungszeit der Wappenchronik an. Konrad: Buchmalerei, 320, begründet seine Datierung auf 1492 mit der Tätigkeit von Rudolf Stahel folgendermaßen: „Als Datierung ist unterschiedlich vorgeschlagen worden: 20. Jänner 1452 (Einlage im Buch); nach dem 2. Dezember 1463 (eingeklebter Inventarvermerk); zwischen 1462 und 1492 (Böhm: Hofbibliothek, Nr. 1) sowie um 1470 (Stelzer). Der Dedikationstext vermerkt eindeutig nur den Tag der Beendigung (Sebastian = 2. Dezember). Die Jahreszahl wurde nicht im selben Zug geschrieben wie die Tagesangabe. Sie ist in der ersten Ziffer unklar, während dahinter klar eine Zwei erkennbar ist. Sowohl Wilfried Stelzers Hinweis, daß Grünemberg erst ab 1485 als Ritter in den Ratsbüchern erscheint, er demnach wohl von Friedrich III. anlässlich dessen Besuch in Konstanz zum Ritter geschlagen wurde, als auch aus Gründen der stilistischen Vergleichbarkeit mit den Wappendarstellungen im Berliner Wappenbuch des Conrat Grünemberg (Kat. KO 72) und deren partieller Zuweisung an den erst ab 1473 tätigen Rudolf Stahel ist eine Datierung um 1470 und früher unwahrscheinlich. Nimmt man noch das 1496 von Stahel ausgemalte Buch‚ Christus und die minnende Seele’ (Kat. KO 85) zum Anhaltspunkt, kann die richtige Lesart der Jahreszahl nur (14)92 lauten.“

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wahrscheinlicher ist aber, dass sie, wie das Wappenbuch und der Pilgerbericht auch, um 1490 in Konstanz erstellt wurde. Die Hand des Schreibers ist identisch mit dem Wappenbuch in Berlin und den Pilgerberichten in Karlsruhe und Gotha. Die Handschrift gilt in der Literatur als ein Autograph des Konstanzers,82 durch einen Vergleich der Hände mit den Versionen des Wappenbuches und des Pilgerberichts erscheint dies plausibel. Da in der Datierung eine Zwei erkennbar, die vordere Zahl aber nicht lesbar ist, erscheint nach der Identifizierung des Illustrators mit Rudolf Stahel die Datierung auf 1492 plausibel. Der nicht lesbare Teil gleicht einer halben liegenden Acht, so dass auch eine Datierung auf 1482 sinnvoll erscheint. So könnte die „Österreichische Wappenchronik“ als Vorarbeit für das Wappenbuch gedient haben, dessen Berliner Exemplar auf 1483 datiert ist. Die Handschrift enthält nach einer kurzen Vorrede die Wappendarstellungen der 95 Herrschaften Österreichs. Sie treten einzeln, paarweise oder in Dreierkombinationen neben kurzen Erläuterungen auf. Da die Handschrift beschädigt und nur unvollständig erhalten ist, kann über die Vollständigkeit keine Aussage mehr getroffen werden. Die Wappenchronik, in der der Autor selbst mitteilt, dass sie uß etlichen coronic gezogen sei,83 hat als Hauptquelle eine Handschrift der „Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften“ des Leopold von Wien.84 Die Wappen sind zum Teil erfunden. Zu Beginn der Wappenchronik beispielsweise zeigt Grünemberg neunzehn mythische „Fürsten“-Wappen, die in ihrer Helmzier Kopfdarstellungen sogenannter „Wilder Männer“ zeigen.85 Vermutlich deshalb wurden die Darstellungen auch schon als „unerquickliche Phantasiegebilde“ bezeichnet.86

2.2.2 Das Wappenbuch Das spätgotische Wappenbuch des Konrad Grünemberg stellt eine der umfangreichsten Wappensammlungen, die aus dem späten Mittelalter überliefert sind, dar.87 Es ist in zwei Exemplaren erhalten.88 Ein Exemplar auf Papier 82 83

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Vgl. Stelzer: Grünenberg, 289; Eisermann: Chart. A. 541. Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Signatur ÖstA, HHStA, Hs Rot 1 (‚Böhm 1’) (Österreichische Wappenchronik), fol. 2r. Vgl. Konrad: Buchmalerei, 320; Stelzer: Grünenberg, 289. Vgl. Konrad: Buchmalerei, 321. Vgl. Berchem u. a.: Beiträge, 64, Nr. 45. Zur Literatur bzgl. des Wappenbuches vgl. Konrad: Buchmalerei, 311/312. Einführend sei hingewiesen auf: Retberg, Ralph von: Kulturgeschichtliche Briefe (über ein mittelalterliches Hausbuch des 15. Jahrhunderts aus der fürstlich Waldburg-Wolfeggischen Sammlung) nebst Anhang (Auszug aus Grünenbergs Wap-

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wird heute im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin aufbewahrt.89 Dieses war schon im 19. Jahrhundert aus Konstanzer bzw. Berner Privatbesitz (Dr. Stanz) in staatlichen Besitz gekommen.90 Es ist datiert auf den 9. April 1483,91 sicher war das Wappenbuch aber zu diesem Datum noch nicht vollendet.92 Der Autor nennt sich selbst in der Vorrede: ich, Conrat

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penbuche), Leipzig 1865; Hildebrandt: Wappenbuch; Rott: Quellen, Textband, 60ff; Binder: Konstanz; Berchem u. a.: Beiträge, 65; Konrad: Buchmalerei, 311/312. Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, 482, führt einen Wilhelm Grünenberg als Verfasser des Wappenbuchs ein: „Der Ritter Wilhelm G. führte 1492 auf dem Siegel drei Straußenfedern auf gekr. Stechhelme. Auf dem Titelblatte seines Wappenbuches: in # g. Sechsberg; gekr. Helm: ein Busch von # Straußenfedern (...).“ Vgl. Berchem u. a.: Beiträge, 65-66, Nr. 46. Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Signatur GstA PK. HA Siegel, Wappen, Genealogie, II Nr. 21: 190 Blätter, Papier, Handschrift, ca 35,5 x 25 cm, datiert auf den 9. April 1483, Bodenseegebiet (Konstanz). Hildebrandt: Wappenbuch, 44: „(...) besitzt zur Zeit das Königliche Heroldsamt zu Berlin, welches auf Veranlassung des Grafen Stillfried-Alcantara dasselbe von dem verstorbenen Dr. Stanz in Bern, später in Konstanz, für den Preis von 300 Fr.d’or erwarb und es dadurch vor der drohenden Gefahr, durch einen englichen Antiquitätensammler der Heimath entführt zu werden, bewahrte.“ StillfriedAlcantara stellt im Erläuterungsband zu Konrad Grünemberg, Wappenbuch, VII, die zeitliche Reihenfolge der Wohnorte des Dr. Stanz etwas anders dar: „Das Original von Grünenberg’s Wappenbuch befand sich bis vor wenigen Jahren im Besitze des Dr. Stanz zu Bern, der ehemals in Konstanz wohnhaft war, und die Handschrift, die er daselbst von einem Antiquar käuflich erworben hatte, zu verkaufen nicht beabsichtigte. Als er sich endlich dazu entschloss, hatte er deutsche Gesinnung genug, den verlockenden Anerbietungen englischer Raritätensammler zu widerstehen und das Manuscript für die Summe von 300 Frd’or. dem Königlich Preussischen Herolds-Amte zu überlassen.“ Der Privatbesitz des Wappenbuchs durch Dr. Stanz ist schon von Retberg: Kulturgeschichtliche Briefe,94, Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 37 und Binder: Konstanz, 73, erwähnt worden. Ruppert und Binder können die zusätzliche Information geben, dass der Heraldiker Ludwig Stanz in Konstanz bis 1848 eine Werkstatt für Glasmalerei besaß. Dieser hatte 1837 das Wappenbuch neu binden lassen, wie ein im hinteren Innenspiegel eingeklebter Zettel aussagt. Dabei sind offensichtlich viele Blätter durcheinander gekommen, die Rekonstruktion der ursprünglichen Abfolge der Blätter ist daher stark erschwert (vgl. Konrad: Buchmalerei, 311). Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel Ib: Das buch ist volbrach am nunden tag des abrellen, do man zalt tusend vierhundert dru und achtzig jǎr. Die Datierung darf nach Graf: Adel als Leitbild, 67, Anm. 1, nicht für das gesamte Wappenbuch in Anspruch genommen werden, da Grünemberg auch die Schwäbische Chronik des Thomas Lirer benutzte, die erst 1485/86 gedruckt wurde. Zudem bezeichnet sich Konrad Grünemberg in der Vorrede des Wappenbuchs als Ritter. Der Ritterschlag erfolgte aber sicherlich nach dem 9. April 1483 (vgl. dazu unten

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Grünenberg, ritter, bürger zů Costentz.93 Die Schrift in dieser Ausgabe des Wappenbuches ist von derselben Hand wie der Karlsruher und Gothaer Pilgerbericht. Die Illustrationen stammen nach Konrad von zwei Händen: Maler A zeichnete alle szenischen Großbilder sowie Landschafts- und Architekturdarstellung, Maler B, mit geringerem Anteil am Figürlichen, wird mit Rudolf Stahel identifiziert.94 Eine Kopie des Wappenbuchs auf Pergament aus der Zeit um 1485-149095 befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.96 Über die Abhängigkeit der beiden Codices wurden schon im

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Kapitel 2.3.2 „Ritter und Ritterschlag“). Daher ist Stelzer: Grünenberg, 289, zu korrigieren, der das Datum 9. April 1483 als Vollendungsdatum des Wappenbuchs ansieht. Fischel will die Jahreszahl 1484 (sic!) und den Namen Konrad Grünembergs bei der Darstellung des Kaisers Friedrich III. gefunden haben: „Sie trägt auf dem ersten Blatt die Jahreszahl 1484 und den Namen Conrad Grünenbergs.“ (Fischel, Lilly: Die Bilderfolge der Richental-Chronik, besonders der Konstanzer Handschrift, in: Ulrich Richental. Das Konzil zu Konstanz, Band 2: Kommentar und Text, bearbeitet von Otto Feger, Starnberg 1964, 37-55, dort 47). Dies ist allerdings falsch. Schon Konrad: Buchmalerei, 311, hat auf diese Behauptung Bezug genommen und festgestellt: „Beides ist nicht der Fall. Als Zeitangabe ist dort (bei der Darstellung Friedrichs III. – d. Vf.) lediglich das irrige Jahr der Krönung 1433 statt 1452.“ Vgl. Konrad: Buchmalerei, 311. Rott: Quellen, Textband, 61/62, hatte in Werner Röser den Illustrator des Wappenbuchs vermutet. Datierung nach: Schneider, Joachim: Wappenbuch des Konrad Grünenberg, in: Edel und Frei. Franken im Mittelalter, hg. von Wolfgang Jahn, Jutta Schumann und Evamaria Brockhoff. Katalog zur Landesausstellung 2004 im Pfalzmuseum Forchheim vom 11. Mai bis 24. Oktober 2004, Augsburg 2004 (Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur 47/04), 296-298; Konrad: Buchmalerei, 312; Stelzer: Grünenberg, 289. Die Datierung auf 1520, wie sie ebenfalls in der Literatur auftaucht, erscheint mir unrealistisch (vgl. Rohr, Christian: Klassische Arbeitstechniken in der Geschichtswissenschaft, Salzburg 2002 (eingesehen am 20.07.2006 unter http://www.sbg.ac.at/ges/katnew/extras/downloads/klassat05.pdf), dort 43). München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 145: 182 Blätter, Pergament, Handschrift, 37 x 31 cm, 1480/90, Bodenseegebiet (Konstanz). Zur Handschriftenbeschreibung vgl. Petzet, Erich: Die deutschen Pergamenthandschriften Nr. 1-200 der Staatsbibliothek in München, München 1920, 273. Diese zweite Handschrift war wohl ursprünglich ebenfalls in Konstanzer Privatbesitz. Sie wurde von ihrem Besitzer Nicolaus Schulthaiß dem Weingartner Abt Gerwig Blarer geschenkt. Von dort kam sie schließlich über die Herzogliche Bibliothek in Landshut an die Staatsbibliothek nach München. Vgl. Stillfried-Alcantara in Konrad Grünemberg, Wappenbuch, VII: „Nach einer brieflichen Mittheilung des Freiherrn Joseph von Laszberg zu Mörsburg am Bodensee an den Professor Dr. J. A. Schmeller zu München vom 3. December 1830 stammt der Münchner Pergamentcodex eben-

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19. Jahrhundert Vermutungen angestellt, die meinen Vermutungen über die Abhängigkeit der beiden Pilgerberichte ähneln: „Vielleicht war der Stanzische Codex (heute Berlin – d. Vf.) Grünenberg’s Handexemplar, in welches er, so lange er lebte, Zusätze und Verbesserungen eintrug, der Münchner dagegen ein Prachtexemplar, welches gleich nach der Vollendung irgend einem Freunde, Gönner oder Mäcen gewidmet wurde.“97 Leesenberg ordnet 1877 das Münchner Pergamentexemplar gar einem Herrscher direkt zu, denn es sei „einst ein Eigentum Kaiser Friedrich III.“ gewesen.98 Auch Ruppert bringt den Münchner Codex direkt mit Friedrich III., dessen Besuch in Konstanz und der Erhebung Konrad Grünembergs zum Ritter in Zusammenhang.99 In der neueren Literatur wird der Müncher Codex als Prachtausgabe des Wappenbuches bezeichnet.100 Möglicherweise sind beide Handschriften Autographen Konrad Grünembergs,101 zumal ein Vergleich der Hände mit der „Österreichischen Wappenchronik“ und den beiden Fassungen des Pilgerberichts diese Vermutung bestätigt. Das Grünembergsche Wappenbuch ist das vielleicht wertvollste und formenreichste aller originalen Wappenbücher aus dem deutschsprachigen Raum. Bei den etwa 2.000 Wappen sind die Wappen der biblischen und heidnischen Könige ebenso dargestellt wie Phantasiewappen aus dem Sagen- und Mythen-

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falls aus Konstanz, und Nicolaus Schultheiss schenkte ihn nach Kloster Weingarten, wahrscheinlich an seinen Mitbürger, den damaligen Abt Gerwig Blarer.“ In dessen Folge auch Binder: Konstanz, 73, ebenfalls mit Verweis auf Joseph von Laßberg. Gerwig Blarer (* 25.5.1495 in Konstanz, † 30.8.1567 in Weingarten), wurde 1520 Abt von Weingarten. Petzet vermutet, dass die Handschrift schon von Herzog Wilhelm IV. (* 13. November 1493 in München; † 7. März 1550 in München, Herzog von Bayern von 1508 bis 1550) erworben wurde (vgl. Petzet: Pergamenthandschriften, 273). Konrad: Buchmalerei, 312, hält dem entgegen, dass Konrad „Grünemberg bereits 1486 auf seiner Pilgerreise nach Jerusalem mit Johann Herzog von Bayern persönlichen Umgang hatte. Wieweit dabei Grünembergs Benennung Johanns als ‚mein Herr’ ein Abhängigkeitsverhältnis zum Bayerischen Hofe darstellt, muss einstweilen offenbleiben.“ Stillfried-Alcantara in Konrad Grünemberg, Wappenbuch, VII. Vgl. Leesenberg, A.: Ueber Ursprung und erstes Vorkommen unserer heutigen Wappen, Berlin 1877, hier 60. Vgl. Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 36. Vgl. Fischel: Bilderfolge, 47; Konrad: Buchmalerei, 312. Hildebrandt: Wappenbuch, 44, vermutete dies vor allem für das Berliner Exemplar: „(...) letztere (die Berliner Papierhandschrift – d. Vf.) ist unzweifelhaft von Grünemberg’s eigener Hand gefertigt, während die Münchner auch eine Kopie sein kann; (...).“

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bereich, z. B. dasjenige des sagenhaften Priesterkönigs Johannes.102 An manchen Stellen nimmt Grünembergs Wappenbuch gar das Ausmaß einer Chronik an, z. B. wenn er von der Stadt Quinsay, Marco Polo und dem Land Mangÿ berichtet.103 Die Wappen des Römisch-Deutschen Reiches sind in Quaternionen, also in Vierergruppen, von den Fürsten bis zu den Bauern angeordnet. Die Vierergruppen repräsentieren den Aufbau des spätmittelalterlichen Reiches und seiner Glieder und bringen dies symbolisch zum Ausdruck, d. h. jeweils vier Mitglieder eines jeden Standes sowie bestimmter Funktions- und Sachbereiche stehen stellvertretend für deren Gesamtheit.104 Auf diese Weise werden die sieben Kurfürsten, vier Kirchen, vier Banner, vier Markgrafen, vier Grafen, vier Kurgrafen, vier Amtmänner des Römischen Reichs, vier Landgrafen, vier Burggrafen, vier Vögte, vier Jägermeister, vier Äbte, vier Herren des hl. Reichs in Italien, vier Freie des hl. Reichs, vier Schenken, vier Ritter des Hl. Reichs, vier Städte (hier findet sich auch Konstanz), vier Burgen, vier Gemeinden, vier Dörfer und vier Weiler dargestellt. Im Buch finden sich neben diesen Quaternionen ebenso die Wappen der europäischen Könige, der deutschen und europäischen Fürsten, der Grafen und Freiherren des Reiches sowie auch eine große Anzahl von Wappen des Niederadels. Besonders fällt auf, dass dem römisch-deutschen Kaisertum eine sehr ausführliche und mehrseitige Darstellung gegeben wurde. Friedrich III. wird auf mehreren Seiten mit seiner Devise AEIOU, aufgelöst oben in All er ist Össterreich unttertann und unten All Ehre ist ob unns, mit Kaiserkrone und Reichsadlerwappen und schließlich als Person, auf einem Thron sitzend, von den Kurfürsten umringt, geehrt.105 Ansonsten ist bei der Darstellung der Wappen im Wappen102

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Zum Priesterkönig Johannes vgl. grundsätzlich Johannes Presbyter in LexMA 5, 530-532. Der Priesterkönig Johannes (auch Presbyter Johannes) erscheint seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in eruopäischen Quellen als Vebündeter im Kampf gegen den Islam. Er herrscht über ein sagenhaftes Reich mit paradiesischen Zügen. Seit dieser Zeit wurde sowohl die Figur des Priesterkönigs Johannes als auch sein sagenhaftes Reich immer wieder von Reisenden gesucht, meist in der Gegend des heutigen Indien. Vgl. die Darstellung des Priesterkönigs Johannes in Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel XXXIb, XXXII. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel XXVIb. Vgl. auch Reichert, Folker: Begegnungen mit China. Die Entdeckung Ostasiens im Mittelalters, Sigmaringen 1992 (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 15), 228/229, zu den Phantasiewappen und den „szenischen Tableaus voller Exotik und Symbolik“. Vgl. Haider, Siegfried: Das Grünenberg-Wappenbuch aus Aistersheim, in: Blickpunkt Ober-Österreich 40 (1990), Heft 3, 1-7, dort 4. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel IIa und III, eine Tafel mit der Darstellung Kaiser Friedrichs III. ohne Blattzählung ediert. Vgl. auch Koller: Friedrich III.; Lhotsky, Alphons: AEIOV. Die „Devise“ Kaiser Friedrichs III. und sein No-

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buch der seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts gebräuchliche Bügelhelm typisch, der im heraldischen Gebrauch allein adeligen Wappenträgern vorbehalten war.106 Neben den Wappen sind auch die Szenen zur adligen Turnierpraxis interessant; kulturhistorisch wertvolle Details zum Turnierwesen, über Turniergesellschaften und zur Helmschau werden im Wappenbuch gezeigt.107 Durch die Ahnenprobe wurde die Turnierfähigkeit nachgewiesen: Mindestens ein Vertreter musste die Turnierfähigkeit und Turnierpraxis seines Geschlechts herstellen. Die Geschlechter wurden durch Namen, Schild und Helmzier108 identifiziert. Die Gesellschaftsbanner und -abzeichen werden im Wappenbuch von Jungfrauen gehalten,109 bei der Helmschau werden die Wappen durch Herolde geprüft.110 Bei den beiden Turnierdarstellungen111 wird mit stumpfen Schwertern bzw. Kolben gefochten. Konrad Grünembergs Wappenbuch bietet zusätzlich eine heraldische Dokumentation der Mitglieder der zwölf Turniergesellschaften der „vier Lande“ Schwaben, Franken, Rheinland und Bayern.112 Auf-

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tizbuch, in: Lhotsky, Alphons: Das Haus Habsburg. Aufsätze und Vorträge, ausgewählt und hg. von Hans Wagner und Heinrich Koller, Band 2, Wien 1971, 164222; Lhotsky, Alphons: Kaiser Friedrich III. Sein Leben und seine Persönlichkeit, in: Lhotsky, Alphons: Das Haus Habsburg. Aufsätze und Vorträge, ausgewählt und hg. von Hans Wagner und Heinrich Koller, Band 2, Wien 1971, 119-163. Vgl. Rohr: Arbeitstechniken, 63. Zu den Turnieren vgl. Krieg, Heinz: Ritterliche Vergangenheitskonstruktionen. Zu den Turnierbüchern des spätmittelalterlichen Adels, in: Geschichtsbilder und Gründungsmythen, hg. von Hans-Joachim Gehrke, Würzburg 2001, 89-118; Paravicini: Gruppe und Person; Paravicini: Ritterlich-höfische Kultur; Ranft, Andreas: Adelsgesellschaften. Gruppenbildung und Genossenschaft im spätmittelalterlichen Reich, Sigmaringen 1994 (Kieler historische Studien 38); Ranft, Andreas: Die Turnier der vier Lande: Genossenschaftlicher Hof und Selbstbehauptung des niederen Adels, in: ZGO 142 (1994), 83-102; Ranft, Andreas: Adelige Wappen-, Turnier-, Haus- und Familienbücher. Zur Notationspraxis von Wappen- und Namenslisten, in: Adelige Welt und familiäre Beziehung. Aspekte der "privaten Welt" des Adels in böhmischen, polnischen und deutschen Beispielen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, hg. von Heinz-Dieter Heimann, Potsdam 2000 (Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur Brandenburg-Preußens und des Alten Reiches), 115-139. Vgl. zur Helmzier Paravicini: Gruppe und Person, 363-366. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel CC. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel CCI (vgl. München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 145, fol. 233). Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel CXXXII, CXXXIII. Vgl. Graf: Adel als Leitbild, 67/68; zu den Turnieren und Turnierbüchern auch Krieg: Ritterliche Vergangenheitskonstruktionen.

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schlußreich an diesen Darstellungen ist, dass Grünemberg seine Kenntnisse über den Adel und dessen Turnierwelt dokumentiert, ohne diesem jemals selbst anzugehören, denn der Stadtadel, das Patriziat, blieb in Süddeutschland von den großen Turnieren ausgeschlossen.113 Wappen dienten der Identifizierung, der Repräsentation und der Erinnerung. Die Symbolik, die sich in der Verwendung der Farben und Formen verbarg, war charakteristisch für das mittelalterliche Sozialleben.114 Das Wappen als code social ermöglichte dem Betrachter, den familiären und gesellschaftlichen Hintergrund der Wappenführenden einzuordnen.115 In diesem Zusammenhang ist auch Grünembergs Wappenbuch zu sehen. Der Konstanzer Patrizier war sicherlich ein Sammler der Wappen vor dem Hintergrund der Memoria und des Gedächtnisses, aber kein Verehrer derselben als „geglückte Formen persönlicher Verewigung.“116 Für ihn erzählen Wappen Geschichten, was anhand seines Wappenbuches vor allem für die Fürsten- und Phantasiewappen belegt werden kann. Zudem dienten sie der Repräsentation und Identifizierung des Wappenführenden. Natürlich benutzte Konrad Grünemberg für seine Wappenstudien Vorlagen. Explizit beruft er sich darauf, die Inhalte des Wappenbuchs uss alten blettern, buechern, gemaelden der gotzhueser und selen zuesamen uff gezaichnot zu haben, ohne diese Quellen jedoch genau zu benennen.117 Als Vorlage zog Konrad Grünemberg nachweislich die Konzilschronik Ulrichs von Richental heran.118 Es ist zu vermuten, dass Grünemberg die Konstanzer Handschrift der Chronik benutzte, die wohl im Zeitraum 1455/65 entstand. Da der Autor aber weder seine Quelle noch deren Aufbewahrungsort nennt, kann 113 114

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Vgl. Schneider: Wappenbuch, 296. Vgl. Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers, 13. Auflage, Stuttgart 1992, 119. Vgl. Paravicini: Gruppe und Person, 340; Pastoureau, Michel: Traité d’héraldique, 3. Auflage, Paris 1997, 246. Vgl. zu den Überlegungen hinsichtlich der Repräsentation durch Wappen vor allem Paravicini: Gruppe und Person und Ranft: Wappen-, Turnier-, Haus- und Familienbücher, 121/122. Vgl. Graf: Adel als Leitbild, 70. Vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Vorrede, IV. Vgl. Konrad: Buchmalerei, 311; Stelzer: Grünenberg, 289. Zu Ulrich Richental und den verschiedenen Handschriften der Konzilschronik vgl. Holzmann, Michael: Die Konzilschronik des Ulrich Richental. Überlegungen zu den verschiedenen Handschriften, in: Schriften des Vereins für die Geschichte des Bodensees 101 (1983), 73-82, und Feger, Otto: Ulrich Richental. Das Konzil zu Konstanz, Band 1: Faksimile, Band 2: Kommentar und Text, bearbeitet von Otto Feger, Starnberg 1964.

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dies nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Für die Minnesängerwappen diente ihm die Weingartner Liederhandschrift oder deren Vorlage als Grundlage.119 Grünemberg benennt seine Quelle nicht, sondern teilt seinen Lesern nur mit, dass er die Wappen der Minnesänger in einem Buch funnden habe.120 Zudem wurde bereits nachgewiesen, dass Konrad Grünemberg die in den Jahren 1485/86 gedruckte Lirer-Chronik als Vorlage heranzog.121 Andere Quellen für das Wappenbuch benennt Grünemberg durchaus: Marco Polo, Jean de Mandeville und die „Historia Hierosolymitana“ Jakobs von Vitry.122 Verschiedene Abschriften sorgten für die Verbreitung des Wappenbuches im 16. und 17. Jahrhundert. Zwei Abschriften aus dieser Zeit sind uns bekannt. Das sog. Ortenburg-Wappenbuch wurde in den Jahren 1602 bis 1604 erstellt und 1640 für den bayerischen Adligen Friedrich Casimir Graf zu Ortenburg gebunden.123 Es ist in einer Handschrift in der Bayerischen Staatsbib119

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Vgl. Stelzer: Grünenberg, 289; Irtenkauf, Wolfgang: Die Handschrift HB XIII 1 der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, in: Die Weingartner Liederhandschrift. Begleitband zur Faksimilie-Ausgabe, Stuttgart 1968, 7-28, dort 8-10. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel CXXVIII: Item dis nachgende wappen han ich funnden in aim buch schatz ich wol CCCC jar alt. Vgl. auch Irtenkauf: Handschrift HB XIII 1, 10. Graf machte erstmals die Entdeckung, dass zwischen dem Wappenbuch Grünembergs und der Lirer Chronik Übereinstimmungen bestehen (vgl. Graf: Adel als Leitbild, 67; Graf, Klaus: Exemplarische Geschichten. Thomas Lirers „Schwäbische Chronik“ und die „Gmünder Kaiserchronik“, München 1987, 80, Anm. 44; Liesching, Walther P.: Die Nachkommen des Römischen Kaisers Kurio. Bemerkungen zur Heraldik in der Schwäbischen Chronik des Thomas Lirer, in: ZWLG 46 (1987), 87-116). Beispielsweise erwähnen sowohl Grünemberg (München, Bayerische Staatsbibliothek, Signatur Cgm 145, 159 bzw. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel LXXIV) als auch Lirer (Thomas Lirer, 12, Zeile 8) den Namen Dawenfeld von Feldkirch. Auch sind beide Codices die ersten Quellen für das Tanne-Wappen der Herren von Tanne, den Vorgängern der Truchsessen von Waldburg (vgl. Liesching: Nachkommen, 94/95). Das Münchner Wappenbuch von Konrad Grünemberg enthält die Angaben als Begleittext der Bilder, es sind also keine späteren Nachträge. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel XXVIb, XXXII, XXXIIb, XXXIXb, XL, XLb, XLIb; Jacobus de Viatico (sic!): Tafel XLI. München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 9210: 389 Blätter, Pergament, Handschrift, 32,5 x 22 cm, 1602-1604, Bodenseegebiet (Konstanz).Vgl. auch Schneider: Wappenbuch, 297. Nach freundlicher Auskunft von Frau Dr. Brigitte Gullath (München, Bayerische Staatsbibliothek) wurde die Handschrift von der Bayerischen Staatsbibliothek Anfang 1996 im Handel (Schweiz) erworben. Daher ist die Feststellung von Graf: Adel als Leitbild, 73, dass die Handschrift verschollen sei, so nicht mehr haltbar (Vgl. Graf: Adel als Leitbild, 73: „Am 25. Juni 1985 wurde dieses Wappenbuch mit einigen anderen Handschriften der einzigartigen Orten-

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liothek in München überliefert, die über verschiedene Zwischenstationen aus Ortenburgischem Besitz nach München kam. Eine zweite Abschrift des Grünemberg’schen Wappenbuches aus der Schloßbibliothek Aistersheim wurde im Jahre 1989 vom Oberösterreichischen Landesarchiv Linz angekauft.124 Die größte Verbreitung allerdings erfuhr das Grünemberg’sche Wappenbuch im 19. Jahrhundert durch die Faksimilie-Ausgabe des Berliner Codex, die von Rudolf Graf Stillfried-Alcantara vorangetrieben und herausgegeben wurde.125 Das Wappenbuch wurde ob seines Umfanges in mehreren Lieferungen herausgebracht, es umfasste insgesamt 335 Blatt farbige Illustrationen und 170 Seiten erläuternden Text. Dem Werk ist ein Subskribentenverzeichnis beigefügt, in dem viele Fürstenhäuser des 19. Jahrhunderts verzeichnet sind.126 Nach Meichle kostete die Ausgabe im 19. Jahrhundert die stolze Summe von 350 Mark.127 Dieser Ausgabe ist der große Bekanntheitsgrad des Wappenbuches aus Konstanz zu verdanken.

2.2.3 Der Reisebericht Der Pilgerbericht Konrad Grünembergs ist in zwei Handschriften128 und zwei Abschriften überliefert. Eine ältere, kürzere Version des Pilgerberichtes befindet sich heute in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, eine etwas jüngere, ausführlichere Version ist in der Forschungsbibliothek Gotha zu finden. Eine vollständige Abschrift der Karlsruher Handschrift aus dem

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burgischen Bibliothek zum Tambach bei Sotheby’s in London versteigert - Verbleib unbekannt!“). Linz, Oberösterreichisches Landesarchiv: 207 Blätter, Papier, 40,5 x 30 cm, 2. Hälfte 16. Jahrhundert. Die Linzer Handschrift ist eine Abschrift der aus Landshut stammenden Pergamenthandschrift, die heute in München in der Bayerischen Staatsbibliothek unter der Signatur cgm 145 aufbewahrt wird. Vgl. auch Haider: Grünenberg-Wappenbuch, 1-7; Graf: Adel als Leitbild, 73, Anm. 36. (Konrad Grünemberg, Wappenbuch) Des Conrad Grünenberg, Ritters und Bürgers zu Costenz, Wappenbuch. Volbracht am nünden Tag des Abrellen, do man zalt tusend vierhundert drue und achtzig jar. In Farbendruck neu hg. von Rudolf Graf Stillfried-Alcantara (Stillfried-Rattonitz) und Adolf Matthias Hildebrandt, 3 Bände, Frankfurt am Main 1875. Zuvor wurden schon einzelne Blätter (56 Blätter) herausgegeben: (Wappenbuch 1840) Des Conrad Grünenberg Wappenpuch, in Farben gedruckt, (Halle) 1840. Vgl. Stillfried-Alcantara in Konrad Grünemberg, Wappenbuch, CLXV-CLXII. Vgl. Meichle: Pilgerfahrt, 1; Meichle: Konrad Grünenberg, 25. Die Handschriften sind nie gedruckt worden; zur fehlerhaften Angabe eines Druckes vgl. Boockmann, Hartmut / Dormeier, Heinrich: Konzilien, Kirchen- und Reichsreform, 10. Auflage, Stuttgart 2005 (Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, Band 8), 193/194, Anm. 45.

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16. Jahrhundert ist zudem in der Aargauischen Kantonsbibliothek in Aarau (Schweiz) vorhanden.129 In der Zentralbibliothek Luzern (Schweiz) findet sich eine knappe Zusammenfassung der Karlsruher Handschrift, ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde ebenfalls eine Abschrift des Karlsruher Handschrift angefertig, die sich heute im Besitz der Biblioteka Śląska in Kattowitz (Polen) befindet.130 Da von der Gothaer Handschrift des Reiseberichts mehrere Übersetzungen131 angefertigt wurden, wird die Gothaer Handschrift in der historischen Reise- und Pilgerforschung meist mittelbar über die Übersetzungen zitiert. An dieser Stelle soll zunächst ein kurzer Überblick über den Inhalt und die Besonderheiten des Reiseberichts gegeben werden. Die ausführliche Analyse des Berichts erfolgt in den Kapiteln 6 „Die Reise des Konrad Grünemberg“, 7 „Die Wahrnehmung des Fremden“ und 8 „Die Abbildungen im Reisebericht“. Grünembergs Bericht hat die Form eines Tagebuchs, die einzelnen Stationen werden chronologisch (nach Reisetagen) aufgezählt.132 Dies ist die üblichste Gestaltung eines Reiseberichts. Der Reisende verzeichnet formelhaft in Form eines Itinerars die wichtigsten Reisestationen, Entfernungen, heiligen Stätten und die dort zu erwerbenden Ablässe.133 Je nach Ablassumfang versieht er im Text die einzelnen Stätten mit einem Kreuz oder mit dem Buchstaben Tau. Auch die Intention für die Niederschrift nennt der Konstanzer Bürger seinem Leser gleich in der Vorrede. Er wolle das, was er Seltsamens, Gefälliges und Wunderbarliches gesehen habe, getreulich darstellen, damit seine Freunde und Gönner wie ein Schatten die Reise im Geiste nachvollziehen könnten.134 Grünemberg verfolgt zwei Intentionen: Zum einen will er seine Leser erbauen und unterhalten, zum anderen möchte er ihnen Informationen von praktischem Wert vermitteln. Der Autor spricht oft über die häufige Verwendung der direkten Rede den Leser konkret an: Kouff ain bett oder Bewar dich ze haben ain groß trucken oder Item kǒff och gůtten win, den du gern drinkest, denn du kainen andern finst denn malfasig.135 Neugierde und Wissensdurst spielte für Konrad Grünemberg sicherlich als Handlungsmotiv auf 129

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Diese war Reinhold Röhricht im 19. Jahrhundert schon bekannt, vgl. Röhricht: Bibliotheca geographica Palaestinae, 139. Hinweis aus Herz: Studien, 230. Vgl. oben S. 23f. Vgl. Huschenbett: Palästina-Pilgerberichte, 123. Vgl. Jahn: Raumkonzepte, 67-69; Hirhager: Grünembergs Pilgerfahrt, 260. Vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 13; Zrenner: Berichte, 81, Anm. 1. HS K, fol. 1v, 2r, vgl. auch Zrenner: Berichte, 81, 85.

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der Reise eine große Rolle: „Gerne erzählt er im Bericht von seinen kleinen Meisterstücklein, etwa wie er in eine Moschee der Sarazenen hineinlugte, um gleich danach unter Drohungen vertrieben zu werden, oder wie er, mit ähnlichem Erfolg, zusammen mit einem anderen Pilger in Jerusalem ein Bad besuchte.“136 Der Konstanzer Patrizier beruft sich gerne auf antike Namen wie Archytas von Tarent (4. Jh. vor Chr.) und streut Zitate, bespielsweise von Plinius, ein. Konrad Grünemberg schildert die Reise flüssig und anschaulich, die Lektüre seines Berichts ist meist kurzweilig und unterhaltsam. Zunächst jedoch unterscheidet sich Grünembergs Bericht kaum von denen zeitgenössischer Pilger.137 Der äußere Ablauf, der Aufenthalt in Venedig und die dortigen Einkäufe, der Abschluss eines Vertrages mit einem Reeder (Patron), die Reiseroute ins Heilige Land (Küstenschifffahrt mit Landaufenthalten in Istrien, in Korfu, Kreta, Rhodos und Zypern), die Abfertigung der Reisenden im Heiligen Land, die Besichtigung der heiligen Stätten und die Rückreise verlaufen bei Grünemberg nach einem Schema, wie es in vielen anderen Pilgerberichten ebenfalls zu finden ist. Mit großer Liebe zum Detail beschreibt Grünemberg die Lagunenstadt Venedig, seine Klöster und Kirchen, vor allem die Markuskirche und deren Kirchenschatz, die Prozession an Fronleichnam und die Venezianerinnen. Ungewöhnlich im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Pilgern ist die Präzision, mit der Grünemberg alles, was mit der Navigation des Schiffes zusammenhängt, aufzählt und erläutert: die verschiedenen Ämter an Bord, die Teile des Schiffes, vor allem die Segel, und die Aufgaben der einzelnen Personen. Neben den üblichen Erzählungen über die geographische Lage, die Bauten und Einwohner der besuchten Orte sowie über die dortigen Heiligtümer und die damit verbundenen Legenden finden sich bei Grünemberg auch sehr anschauliche Aufzeichnungen unerwarteter Erlebnisse und Begegnungen, die zum Teil auch illustriert werden. Er schildert eine Hochzeit in Zara, eine Messe nach griechischem Ritus auf Kreta, eine berittene Türkenschar in üblicher Tracht oder die Begegnung mit Piratenschiffen. Dies sind Ereignisse, die von vielen Pilgern entweder gar nicht oder nur flüchtig festgehalten werden, da sie sich mehr auf die heiligen Stätten und weniger auf die Erlebnisse am Wegesrand konzentrierten. Solche Mitteilungen sind aber besonders geeignet, beim Leser die Illusion entstehen zu lassen, er habe an der Reise persönlich teilgenommen.138 Im Unterschied zu den meisten Pilgern, die sich bei der Beschreibung 136 137 138

Vgl. Betschart: Illustrationen, 49. Vgl. Zrenner: Berichte, 82. Vgl. Zrenner: Berichte, 84.

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Jerusalems auf eine Aufzählung der heiligen Stätten in Katalogform beschränken, schildert Grünemberg auch die Umgebung der einzelnen Denkmäler. Nicht-christliche Bauwerke wie Moscheen auf dem Weg in die Heilige Stadt oder der dortige Felsendom werden von ihm beschrieben. Die Empfindungen der Pilger in der Grabeskirche schildert er (in der Handschrift Gotha) sehr eindringlich. Ausführlich behandelt er die Geschichte, die Bräuche und den jeweiligen Status der orientalischen Kirchen, die in der Grabeskirche ihre Gottesdienste abhalten. Beim zweiten Besuch der Grabeskirche seien etliche Pilger zu Rittern geschlagen worden. Ob auch Grünemberg bei diesen war, geht aus dem Text jedoch nicht ausdrücklich hervor. Der Besuch eines orientalischen Bades wird ebenso im Zeitablauf der Reise geschildert wie die Ausflüge nach Bethlehem, zum Jordan, nach Jericho und nach Bethanien. Mitteilungen zur islamischen Religion, den sarazenischen Gesetzen, der Kleidung der Mamluken oder der muslimischen Paradiesvorstellung ergänzen die Schilderungen der Stadt Jerusalem im Gothaer Codex. Als Besonderheit ist in der Gothaer Handschrift ein arabisches Reisevokabular dem Bericht angeschlossen. „Jedoch erhält diese Schrift ein besonderes Gepräge durch die ungewöhnlich detaillierten Anweisungen, etwa in Bezug auf Beschaffung von Nahrungsmitteln, Arzneien, Kleidungsstücken, Hausrat und Geldsorten vor Antritt der Reise, wie man den üblen Geruch an Bord verdecken könne und wo man im Schiff am besten sein Lager aufschlage. Diese Genauigkeit deutet auf ein außerordentliches Maß an Fürsorge hin, die daraus zu erklären ist, dass Grünemberg für Freunde und Gönner, nicht aber für ein anonymes Publikum schreibt.“139 Es ist bezeichnend, dass Grünemberg seinem Stand auch in seiner Wahrnehmung treu bleibt: Seine Vorliebe für weltliche Genüsse wie festliche Empfänge und schöne Frauen kommt in seinem Reisebericht deutlich zum Ausdruck. Die erörterten Themen sind stark weltlicher Natur und befassen sich vorwiegend mit der Beschreibung fremder Länder, Städte, Menschen, Sitten und Bräuchen oder exotischer Pflanzen und Tiere.140 Kennzeichnend für die Sicht der adligen Pilger ist auch seine auffallend tolerante Haltung141 gegenüber Heiden. So werden die Sitten der Muslime als kurios, aber selten als Gegenstand der Verachtung betrachtet. Zusammenfassend kann (mit Ulrike Hirhager) festgestellt werden, dass der Pilgerbericht Grünembergs eine Kombination verschiedener Bestandteile ist, 139 140 141

Vgl. Zrenner: Berichte, 82. Vgl. Zrenner: Berichte, 118. Vgl. Aercke: Story of Sir Konrad Grünemberg’s pilgrimage, 137, Anm. 266.

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die „eng miteinander verwoben sind“: Persönliche Berichte und Erzählungen, angereichert mit Elementen der Sagenwelt, biblischen Geschichten und dem Wissen der Zeit, zudem ein Itinerar, ein Pilgerführer, ein Vokabular, eine Reiseinstruktion und ein Verzeichnis der Mitreisenden.142 Die Abhängigkeit der beiden Handschriften ist eine zentrale Frage bei der Beschäftigung mit dem Reisebericht Konrad Grünembergs. In der Forschung wurde vermutet, dass die Handschrift Karlsruhe die ältere Version des Reiseberichts ist,143 während die Handschrift Gotha zeitlich nach der Karlsruher Handschrift entstanden sei. Zunächst gilt es, den Textbestand der beiden Codices zu untersuchen. Dabei kann festgestellt werden, dass die Handschrift Gotha an vielen Stellen ausführlicher und eloquenter gestaltet ist. Begebenheiten wurden ausgemalt oder ergänzt. Manche Schilderungen wie die des Badbesuches in Jerusalem oder die Beschreibung der Einkäufe in der Heiligen Stadt fehlen in der Handschrift Karlsruhe völlig. Gerne wurden die Erlebnisse auf der Hinfahrt etwas ausgeschmückt. Die Episode über die berittenen Türken, die Grünemberg nach der Beschreibung des Stadt Ragusa schildert, sucht man in der Karlsruher Fassung vergebens. Historische Exkurse und zusätzliche Informationen aus anderen Pilgerberichten kamen hinzu. Besonders auffallend ist dies bei der Darstellung der christlichen Glaubensrichtungen, deren Originalfassung in der Karlsruher Handschrift zu suchen ist. Für die Gothaer Handschrift hat Grünemberg seine eigenen Beobachtungen mit Hilfe einer Abschrift des am 21. Juni 1486 in Mainz gedruckten Reiseberichts von Bernhard von Breydenbach überarbeitet.144 Auch die Ergänzung der Gothaer Handschrift durch fremdsprachige Alphabete und eine arabische Wortliste ist auf Bernhard von Breydenbach und auf dessen Quelle, Paul Walther von Guglingen, zurückzuführen. Generell erhält der Leser den Eindruck, dass der Text der Karlsruher Handschrift ergänzt wurde. Am Beispiel der Stadt Limassol in Zypern lässt sich dies beispielhaft zeigen. In der Handschrift Karlsruhe wird die Insel Zy142 143

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Hirhager: Grünembergs Pilgerfahrt, 266. So auch Betschart: Illustrationen, 49: „Die Karlsruher Handschrift scheint die ältere der beiden zu sein; (…).“ Für diese Untersuchung wurde die folgende Ausgabe der Württembergischen Landesbibliothek, Stuttgart, benutzt: (Bernhard von Breydenbach, GW 5077) Dis buch ist innhaltend die heilige(n) reysen gein Jherusalem zu dem heiligen grab vnd furbaß zu der hochgelobten jungfrowen und merteryn sant katheryn, (Peter Drach), (nach 24.11.1502), (112) Bl., Nachdruck der Ausgabe Mainz, 21. Juni 1486 (GW 5077).

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pern kurz vorgestellt, von zwei Gefangenen an Bord berichtet, griechische Kirchen werden erwähnt. Sodann erzählt der Autor von Johannisbrotbäumen und anderen Waren, welche die Zyprioten exportierten.145 Dies wird vom Autor in der Gothaer Handschrift mit folgendem Text ergänzt: (…) und stond noch da zwo kriechisch kirchen. Der bischoff da halt sine ampt nach der romischen kirchen. Die edel und kungklich insel hǎt zů erst gehaisen Techim, darnach Paphus und darnach Zippern. Inn der insel hat gewont die göttinn Veneris mit sambt andern götinen und ist etwinn das land von den poeten och genempt worden die insel aler wollustikait. Dar erschinen och die gaben Bachus miltklich, denn die truben sind da fast groß und süs gelich dem honig und wirt da so gůtter win, das inn on gemengt mit wasser niemans wol geniessen mag. Da ist der vol aler genugsamkait von flaisch aler wilprät und wolgeschmakten fruchten. Ain wenig hinder Liniso stond etlich wäld, dar inn wechst vil sant Johanß brot an studen (…). Auffallend an dieser Art der Ergänzungen ist, dass Bezüge zur Antike hergestellt und historische Informationen beigegeben werden, im Ganzen wird die Schilderung detaillierter und ausführlicher. Besonders auffällig ist dies auch bei der Darstellung der venezianischen Frauen, die im Karlsruher Codex knapp, im Gothaer Codex dagegen ausschweifend und geradezu schwärmerisch ausfällt. Ein weiteres Argument dafür, dass die Handschrift Karlsruhe vor der Gothaer Handschrift entstanden ist, sind die Abbildungen.146 Den Karlsruher Abbildungen liegen keine bekannten Bildvorlagen zugrunde, die persönliche Anschauung, auf denen die Bilder beruhen, ist für den heutigen Betrachter noch erkenntlich. Bei der Handschrift Gotha sind fremde Einflüsse bei der Gestaltung der Abbildungen gut zu erkennen. Vor allem die Holzschnitte Erhard Reuwichs dienten hier als Vorbild und wurden sehr genau kopiert. Im Übrigen dienen die Motive der Karlsruher Handschrift als Vorbilder für die Gothaer Abbildungen,147 die Darstellungen in Gotha wurden auf der Karlsruher Basis an manchen Stellen gar „ausgewalzt“, so dass aus einer Abbildung zwei wurden.148 So wird auch in den bildlichen Darstellungen die zeitliche Reihenfolge der Entstehung der beiden Handschriften deutlich. 145

Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 358, Anm. 587 (HS G, fol. 37v). Auch Betschart: Illustrationen, 302, ist dieser Meinung: „Aufgrund ihres Bildmaterials muß die Handschrift K vor der Handschrift G entstanden sein.“ 147 Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 157, stellt das Abhängigkeitsverhältnis der Handschriften umgekehrt dar; diese Behauptung ist so nicht haltbar. Konrad: Buchmalerei, 316, äußert sich zurückhaltender und hält beide Varianten plausibel. 148 Vgl. Konrad: Buchmalerei, 316. Dies ist sowohl für die Darstellung der Insel Kreta mit den Mühlen als auch für die Darstellungen der Moscheen der Fall. Vgl. 146

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Möglicherweise maß der Autor dem Gothaer Buch eine größere persönliche Wertschätzung zu. Die prächtigere Ausgestaltung, die Überarbeitung des Textes und vor allem die ganzseitige Wappendarstellung, aufwändig geschmückt mit Schildhalterin und zahlreichen Orden, zeugen davon. Im Karlsruher Codex ist diese Wappendarstellung nur halbseitig, auf die Schildhalterin wird ganz verzichtet.149 Vermutlich stellt die Karlsruher Handschrift die Urfassung des Reiseberichtes dar. Diese wurde in der Gothaer Version entsprechend überarbeitet, die Texte wurden ergänzt, die Federzeichnungen wurden sorgfältig von mindestens einem Handschriftenillustrator gestaltet oder um Personengruppen und Kolorierung ergänzt, Vorlagen bzw. weitere bekannte Texte wurden eingearbeitet. So kann man, analog zur Bezeichnung des Wappenbuches, den Karlsruher Codex als das Handexemplar bzw. private Exemplar des Autors bezeichnen, während die Gothaer Version das überarbeitete Prachtexemplar ist, das möglicherweise als Geschenk für einen Gönner gedacht war. Ein Hinweis darauf ist der bislang ungeklärte Eintrag Colditz bei den Orden, die Grünemberg errang. Dieser Eintrag ist ausschließlich in der Handschrift Gotha vorhanden.150 Die Burg Colditz in Sachsen gehörte seit 1404 dem Herzogshaus der Wettiner.151 Verbindungen Konrad Grünembergs an den Hof Albrecht des Beherzten von Sachsen lassen sich bislang allerdings nicht belegen. In seinem Wappenbuch zeichnet Konrad Grünemberg das Wappen der Herren von Colditz,152 jedoch führt er keinerlei weitere Erläuterungen zur Familie oder einen Hinweis auf die Nennung des Namens im Reisebericht an.153 Daher verwun-

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zu diesem Themenkreis ausführlich Kapitel 8.1 „Die Abhängigkeiten der Darstellungen“. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 51. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 51. Verpfändung 1396 und endgültiger Verkauf 1404 der Herrschaft Colditz an die Wettiner. Vgl. Schwennicke, Detlev: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten, Neue Folge, hg. von Detlev Schwennicke, Band 19: Zwischen Weser und Oder, Marburg 2000, Tafel 145/146, zu den Herren von Colditz. Das Geschlecht erlosch 1508. Zeitgenossen Grünembergs waren Thimo X. von Colditz, Albrecht von Colditz und Johanna von Colditz, in der nächsten Generation noch Katharina von Colditz, Dorothea von Colditz und Magdalena von Colditz (vgl. Fischer, Fritz: Ahnenreihenwerk der Geschwister Fischer, Band 4, Ahnenreihen von Uradelsgeschlechtern Wettiner Lande. Teil XII mit Anhang: Zur Genealogie von Uradelsgeschlechtern Wettiner Lande, Bietigheim-Bissingen 1976, zu den Herren von Colditz). Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel CXIII; Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Textband, CII.

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dert diese Namensnennung, sie kann aber nicht in einen eindeutigen Bezug zu einer Person oder einem Ereignis gesetzt werden. Auch führten die Herren von Colditz zu keiner Zeit ein Kreuz in ihrem Wappen.154 Zusammenfassend kann in der Gothaer Version ein Widmungsexemplar vermutet werden, während der Karlsruher Codex wohl eher das private Erinnerungsexemplar Konrad Grünembergs darstellt. Ein Widmungsexemplar kommt auch deshalb für die Gothaer Handschrift in Betracht, da die Ergänzungen und anderweitigen Formulierungen darauf ausgerichtet sind, nachfolgenden Pilgern sowohl Information als auch Orientierung zu geben. Beispielsweise erhält der nachfolgende Reisende gleich zu Beginn des Berichts den Hinweis, wo man in Venedig beichten kann: Item wär sich versechen wil nach Got und sinem lib uff das mer ze raisen, ist der best anfang am ersten ze bichten und das hailig wirdig sakrament ze empfachen.155 Verschiedene Unternehmungen, wie die möglichen Einkäufe in Jerusalem und der Badbesuch im Heiligen Land bieten sich zur Nachahmung an. Die sorgfältigere Ausgestaltung der Erzählungen, die zusätzlichen Erläuterungen, die Verwendung von weiteren Informationsquellen wie der Peregrinatio Bernhard von Breydenbachs, die detailgetreue und kunstvolle Ausführung der Federzeichnungen durch eine weitere Person können ebenfalls als Argumente für ein Widmungsexemplar aufgeführt werden. Die Sprache des Reiseberichts in beiden Codices ist (spät-) mittelhochdeutsch,156 der Dialekt alemannisch-schwäbisch,157 von den Eigenheiten des 154

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Colditz ist eine Stadt im Muldentalkreis in Sachsen, direkt an der Mulde gelegen, nördlich von Rochlitz (vgl. Blaschke, Karlheinz: Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Aus den Schriften der Sächsischen Kommission für Geschichte, bearbeitet von Karlheinz Blaschke, Leipzig 1957, 182). Zahlreiche Wappensiegel der Herren von Colditz, die die Herrschaft Colditz bis zum Übergang an die Wettiner (Verpfändung 1396 und endgültiger Verkauf 1404, womit die Eingliederung in die Markgrafschaft Meißen erfolgte) innehatten, sind bei Posse enthalten (vgl. Posse, Otto: Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500, Band 2, Dresden 1906, Tafel 52, Nr. 11 - Tafel 55, Nr. 10). Dort ist die durchgängige Führung des Wappens belegt, das noch heute als Teilwappen auch im Colditzer Stadtwappen enthalten ist. Es zeigt in einem, von Gold und Silber geteilten Schild oben einen wachsenden schwarzen Löwen und unten drei rote Schrägbalken. Ich danke Herrn Dr. Eckhardt Leisering (Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden) herzlich für die Überprüfung des Wappens. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 284 (HS G, fol. 2v). Vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 9; Meichle: Konrad Grünenberg, 26. Eisermann: Chart. A. 541, bezeichnet die Sprache sehr treffend folgendermaßen: „Schreibsprache: schwäbisch-südalemannisches Übergangsgebiet“; Konrad:

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Bodenseegebietes als Übergangsgebiet zwischen dem oberschwäbischen und dem alemannischen Sprachraum geprägt. Von Meichle wurde im Jahr 1938 festgestellt, dass der Dialekt am Bodensee sich in beinahe 450 Jahren nicht verändert habe: „Die Sprache ist spätmittelhochdeutsch. Da sich die niederalemannische Mundart nach Lautstand und Wortschatz bis heute nicht wesentlich verändert hat, besteht kein großer Unterschied zwischen der Grünemberg’schen Schreibweise und der Bodenseemundart von heute (1938 – d. Vf.). Jeder Seeanwohner kennt die Ausdrücke (...).“158 Manche speziellen Wortformen sind aus diesem Grunde auch nicht in mittelhochdeutschen oder frühneuhochdeutschen Wörterbüchern enthalten,159 sondern ließen sich nur über das Schweizer Idiotikon160 oder über alemannische Wörterbücher161 finden.

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Buchmalerei, 316/317, charakterisiert die Sprache in beiden Handschriften (K und G) als „alemannisch“; Niebler erkennt eine alemannische Mundart (vgl. Niebler, Klaus: Die Handschriften von St. Peter im Schwarzwald, Teil 1: Die Papierhandschriften, in: Die Handschriften der badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, Band 10, Karlsruhe 1969, 50/51, dort 51); Lülfing / Teitge bestimmen die Sprache als „spätMittelhochdeutsches Alemannisch“ (vgl. Lülfing, Hans / Teitge, HansErich: Handschriften und alte Drucke. Kostbarkeiten aus Bibliotheken der DDR, Wiesbaden 1981, 199). Vgl. Meichle: Konrad Grünenberg, 26. Eingesehen wurden Hennig, Beate: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 4. Auflage, Tübingen 2001; Baufeld, Christa: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Lexik aus Dichtung und Fachliteratur des Frühneuhochdeutschen, Tübingen 1996; Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bände, Leipzig 1872-1878, ND Stuttgart 1979; Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Mit Nachträgen von Ulrich Pretzel, 38. Auflage, Stuttgart 1992; Götze, Alfred: Frühneuhochdeutsches Glossar, Berlin 1967 (Kleine Texte und Übungen, 101); Grimm, Jakob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch, 16 Bände in 33 Teilbänden, Leipzig 1854-1971 (Nachdruck München 1991). Schweizer Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft Zürich unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes, hrsg. mit Unterstützung des Bundes und der Kantone, begonnen von Friedrich Staub und Ludwig Tobler, und fortgesetzt unter der Leitung von Albert Bachmann, Otto Gröger, Hans Wanner, Peter Dachler und Peter Ott, 16 Bände und Register, Frauenfeld 1881-2005. Baum, Hubert: Alemannisches Taschenwörterbuch für Baden, Freiburg 1972. Hilfreich war auch das Glossar in Ruppert, Philipp: Die Chroniken der Stadt Konstanz, Konstanz 1891, 453-465.

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Patriziat und Ritterschlag

Das städtische Patriziat,162 oft auch als Stadtadel, Geschlechter oder Meliorat bezeichnet, war das gesellschaftliche Ziel vieler Bürger, die gemeinhin in den Zünften organisiert waren.163 Dabei werden in dieser Arbeit die Begriffe „Zunft“ und „Patriziat“ mit Kurt Andermann „als die beiden einigermaßen sicheren Pole verstanden (...), zwischen denen die Frage nach Adel oder Nicht-Adel sich irgendwo und von Fall zu Fall entschieden hat“.164 Generell war das Aufrücken in das Patriziat ein komplexer und langwieriger Prozess. Nichts war der sozialen Akzeptanz abträglicher als ungeduldiges Drängen: „Wer aufsteigen wollte, mußte einen langen Atem beweisen.“165 162

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Zum Begriff des Patriziats vgl. allgemein LexMA 6, 1797-1806. Unter Stadtadel bzw. Patriziat wird in der Folge „eine abgrenzte Gruppe mit eigenem ständischen Bewußtsein“ verstanden (Schulz, Knut: Stadtadel und Bürgertum vornehmlich in oberdeutschen Städten im 15. Jahrhundert, in: Stadtadel und Bürgertum in den italienischen und deutschen Städten des Spätmittelalters, hg. von Reinhard Elze und Gina Fasoli, Berlin 1991 (Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient 2), 161-181, dort 161/162). In der historischen Forschung wurde in den letzten Jahren kontrovers diskutiert, wie der Aufstieg in den städtischen Adel vor sich ging und wie der städtische Adel zu definieren ist (vgl. grundlegend zu diesem Themenbereich Maschke, Erich: Verfassung und soziale Kräfte in der deutschen Stadt des späten Mittelalters, vornehmlich in Oberdeutschland, in: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 46 (1959), 289-349 und 433476; zu der Debatte in der historischen Forschung jüngst Fouquet, Gerhard: StadtAdel. Chancen und Risiken sozialer Mobilität im späten Mittelalter, in: Sozialer Aufstieg. Funktionseliten im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. von Günther Schulz, München 2002 (Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit 25) (Bündinger Forschungen zur Sozialgeschichte 2000 und 2001), 171-192; Fouquet, Gerhard: Städtische Lebensformen im Mittelalter, in: Jahrbuch für Regionalgeschichte 22 (2003), 11-36; Graf: Adel als Leitbild; Schneider, Joachim: Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel. Ein landschaftlicher Vergleich, Stuttgart 2003 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 52)). Fouquet: Stadt-Adel, 177: „Von diesen entweder geschlossen stadtadlig oder stadtadlig-zünftig bzw. rein zünftig geprägten städtischen Oberschichten sind deutlich die Landadligen abzusetzen, die in die spätmittelalterlichen Städte zogen und dort Bürgerrechte erwarben.“ Vgl. Andermann: Zwischen Zunft und Patriziat, 364. Vgl. Andermann: Zwischen Zunft und Patriziat, 379. Vor dem Hintergrund dieser These konnte das Verhalten von Konrad (III.) Grünembergs Vater, Konrad (II.), dem sozialen Aufstieg nur förderlich sein. Nachdem Christoph „Stoffel“ Grünem-

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Im Nürnberger Tanzstatut von 1521, der Verfassungsurkunde des städtischen Patriziats in Nürnberg, wurden der dortige Stadtadel in drei Gruppen unterteilt: In die alten Geschlecht, die neuen Geschlecht und in die Familien, die erst zugelaßen worden seien.166 Konrad Grünemberg hätte nicht nur in Nürnberg zu den Emporkömmlingen gezählt, zu denen, die erst zugelaßen worden waren. Er war ein sozialer „Aufsteiger“ aus der Kaufmannszunft;167 zum Zeitpunkt seiner Jerusalemreise war seine Familie durch seinen Bruder und ihn erst zwanzig Jahre in der Gesellschaft „zur Katz“ vertreten, nachdem seinem Onkel Christoph Grünemberg dieser Aufstieg verwehrt blieb. Dieser hatte noch den Widerstand der Patrizier gegen aufsteigende Zunftbürger zu spüren bekommen.168 Vermutlich aus diesen Gründen war Konrad Grünemberg der Meinung, dass der kostlichest nam der eren adel sei.169 Zu den Merkmalen der stadtadligen Lebensform gehörten neben der Adelsgleichheit das „richtige“ Konnubium,170 der Anteil an der städtischen Macht über einflussreiche Ämter,171 eventuell königliche Protektion, Vermögen172 und der Lebensunterhalt durch „Groß“-Handel und nicht durch manuelle Arbeit im Wortsinne.173 Auch von Zeitgenossen Konrad Grünembergs wie

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berg der soziale Aufstieg nicht geglückt war, scheint er keine Ambitionen entwickelt zu haben, ebenfalls den Übertritt zu den Geschlechtern zu wagen: Er blieb bei den Zünften und es sind keine Aktivitäten nachweisbar, dass er den gesellschaftlichen Aufstieg versucht hat. Vgl. Fouquet: Städtische Lebensformen , 17; Andermann: Zwischen Zunft und Patriziat, 379; Aign, Theodor: Die Ketzel. Ein Nürnberger Handelsherren- und Jerusalempilgergeschlecht, Neustadt/Aisch 1961 (Freie Schriftenfolge der Gesellschaft für Familienforschung in Franken 12), 106. Der Begriff wurde zunächst von Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 92, geprägt und von Graf: Adel als Leitbild, 68 ebenfalls verwendet. Spieß, Karl-Heinz: Aufstieg in den Adel und Kriterien der Adelszugehörigkeit im Spätmittelalter, in: Zwischen Nicht-Adel und Adel, hg. von Kurt Andermann und Peter Johanek, Stuttgart 2001 (Vorträge und Forschungen / Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte 53), 1-26, dort 22: „Den größten Widerstand scheint es in den großen Reichsstädten gegeben zu haben, da sich die Patrizier gegen aufsteigende Zunftbürger sträubten.“ Konrad Grünemberg, Wappenbuch, III-IV, vgl. auch Graf: Adel als Leitbild, 67. Zum Konnubium vgl. Fouquet: Stadt-Adel, 189-191. Zur Teilhabe am Stadtregiment des Patriziats vgl. Fouquet: Stadt-Adel, 184-189. Zu den Begriffen des „Vermögens“ und des „Reichtums“ hinsichtlich des Patriziats vgl. Fouquet: Stadt-Adel, 180-184: Reichtum musste erst vererbt werden; entscheidend war das Alter des Reichtums. Zusammenfassend nach Fouquet: Städtische Lebensformen, 17, und Andermann: Zwischen Zunft und Patriziat, 367. Die Unvereinbarkeit von Adel und Handel wurde, abgesehen von der Stadt Ulm, in der das Handeltreiben für Adlige auch

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Konrad Celtis174 und Christoph Scheurl175 aus Nürnberg und dem Ulmer Jerusalempilger Felix Fabri wurden diese Kriterien und Merkmale sozialen Aufstiegs schon erkannt.176 Felix Fabri brachte sechs Varianten der Adligkeit für die Stadt Ulm in die folgende Rangordnung: 1. Adel antiker Abstammung; 2. in die Stadt gezogener Landadel; 3. Nachkommen aus ungleicher Eheschließung; 4. reiche Auswärtige, in Ulm in das Patriziat aufgenommen; 5. durch Kriegsdienst Aufgestiegene; 6. vom Kaiser Geadelte.177 Nach dieser Aufstellung würde Konrad Grünemberg zusammen mit seinem Bruder in die letzte Gruppe fallen, wenn man den Brief des Kaisers, die Grünemberger aus den Zünften zu entlassen und in die Gesellschaft zur Katz aufzunehmen, als eine kaiserliche Adelserhebung verstehen möchte, die neben den Wappenbriefen in den kaufmännischen Oberschichten der Reichsstädte ein beliebtes Mittel wa-

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schon im 15. Jahrhundert verpönt war, erst in der Renaissance postuliert (vgl. Andermann: Zwischen Zunft und Patriziat, 370; Rieber, Albrecht: Das Patriziat von Ulm, Augsburg, Ravensburg, Memmingen, Biberach, in: Deutsches Patriziat 1430-1740, hg. von Hellmuth Rössler, Limburg a. d. Lahn 1968 (Schriften zur Problematik der deutschen Führungsschichten in der Neuzeit 3), 299-351, dort 305/306; Diefenbacher, Michael: Stadt und Adel. Das Beispiel Nürnberg, in: ZGO 141 (1993), 51-69, dort 65). Conrad Celtis, Norimberga; vgl. auch Dirlmeier, Ulf: Merkmale des sozialen Aufstiegs und der Zuordnung zur Führungsschicht in süddeutschen Städten des Spätmittelalters, in: Pforzheim im Mittelalter. Studien zur Geschichte einer landesherrlichen Stadt, hg. von Hans-Peter Becht, Sigmaringen 1983 (Pforzheimer Geschichtsblätter 6), 77-106, dort 81/82. Christoph Scheurl’s Epistel über die Verfassung der Reichsstadt Nürnberg, 1516, deutsche Fassung, 781-804. Vgl. zur Differenzierung der Oberschicht der Reichsstadt Nürnberg nach Christoph Scheurl auch Dirlmeier: Merkmale, 82/83. Felix Fabri stellt zwölf Kriterien für die Ebenbürtigkeit des Ulmer Stadtadels mit dem Landadel auf: 1. das Konnubium mit dem Landadel; 2. der qualifizierte herrschaftliche Besitz auf dem Land; 3. das Alter der Lehen und die Lehnsfähigkeit; 4. das Recht auf besondere Ehrbezeigungen mit dem Landadel; 5. die Ausübung der Jagd; 6. die Turnierfähigkeit; 7. die Teilnahme an den höfischen Reigentänzen des Landadels; 8. die Wappengenossenschaft zwischen Stadt- und Landadel; 9. der Reichtum; 10. die Ehre der Stadtadligen, ihre Tugend und Mannhaftigkeit; 11. die Distanz zu allen Handelstätigkeiten und zum Handwerk; 12. die exklusive Teilhabe am Stadtregiment. (Fabri, Felix: Tractatus de civitate Ulmensi, 72-76, Auflistung zitiert aus Fouquet: Stadt-Adel, 179/180). Vgl. ebenfalls Andermann: Zwischen Zunft und Patriziat, 367; Spieß: Aufstieg, 9; Johanek, Peter: Adel und Stadt im Mittelalter, in: Adel und Stadt, hg. von Nobert Reimann und Gunnar Teske, Münster 1998 (Vereinigte Westfälische Adelsarchive e.V., Veröffentlichungen 10), 9-35, dort 28; Dirlmeier: Merkmale; Rieber: Patriziat, 301-304. Felix Fabri, Tractatus de civitate Ulmensi, 61-69, zusammengefaßt nach Dirlmeier: Merkmale, 80.

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ren, den eigenen Aufstieg zu dokumentieren.178 Jedoch erwähnt Fabri noch andere Kriterien, nach denen Grünemberg der Aufstieg in das Patriziat zumindest in der Stadt Ulm unmöglich gewesen wäre: Die Zunftzugehörigkeit schließt die Bürger in Ulm in der Regel vom Bürgermeisteramt aus und macht den Aufstieg in das Ulmer Patriziat unmöglich.179 Für die Reichsstadt Konstanz scheint dies nicht der Fall gewesen zu sein, hier war Zünftern durchaus der Aufstieg unter die Geschlechter möglich und das Bürgermeisteramt konnten sie auch ausüben, wie an Konrad Grünembergs Vater eindrucksvoll zu sehen ist. Wenn man die übrigen genannten Faktoren am sozialen Aufstieg Konrad Grünembergs überprüft, erscheint klar, warum er den Sprung unter die Geschlechter schaffte. Über die Verheiratung von Konrad Grünemberg ist nicht viel bekannt, vor allem die Herkunft seiner Frau Agnes ist nicht überliefert.180 Aber der Anteil seiner Familie an der städtischen Macht, gemessen an Ratszugehörigkeit und Tätigkeit in anderen politischen Ämtern, war enorm.181 Schon Grünembergs Vater brachte es als „Zünfter“ zu Rang und Ansehen. Konrad Grünemberg selbst folgte in seiner Ratstätigkeit dem väterlichen Vorbild. Aber auch als Mitglied der Gesellschaft der „Katz“ hatte er wohl Vorbilder. So ist in den Zeiträumen, in denen die Mitgliederlisten der Gesellschaft verläßlich Auskunft geben, ein Ratsmitglied der Geschlechter oder Patrizier mit politischen Mandaten immer auch Mitglied der Gesellschaft „Zur Katz“.182 Auch das nächste von Fouquet genannte Kriterium,183 das Vermögen, wurde von Grünemberg erfüllt, denn sicherlich verdiente die Kaufmannsfamilie Grünemberg ihren Lebensunterhalt durch Handel in größerem Umfang. Auf andere Weise wären die Veränderungen im Vermögen von Konrad (II.) und Konrad (III.) Grünemberg kaum zu erwirtschaften gewesen.184 Entscheidend 178 179

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Vgl. dazu auch Graf: Adel als Leitbild, 79. Felix Fabri, Tractatus de civitate Ulmensi, 68/69 und 74, vgl. auch Dirlmeier: Merkmale, 80. Im Jahr 1502 wird frow Angneß Grünbergin als Witwe im Verzeichnis der Katzengesellschaft geführt, im Jahr 1509 starb sie (vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 238, Nr. 108; StA Konstanz, D I 11, Protokollbuch der Gesellschaft zur Katze, dort: Verzeichnis der Gesellen im Jahr 1502, 109-112; gedruckt bei Kramml: Komponenten sozialen Aufstiegs, 40). Vgl. zu diesem Themenkomplex oben das Kapitel 2.1 „Herkunft und Lebensdaten“. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 192. Vgl. oben S. 64, Anm. 173. Vgl. dazu oben die Angaben in den Steuerlisten der Stadt Konstanz, Anm. 29 und Anm. 44-46.

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für die Aufnahme in die Geschlechter war auch das Alter des Reichtums; dieser musste idealerweise erst vererbt werden, damit die Voraussetzung für die Integration ins städtische Patriziat gegeben war.185 Die eventuell notwendige königliche Protektion, auch ein Kriterium für den Aufstieg in den Stadtadel, war im Falle Konrad Grünembergs erfolgreich, denn im Gegensatz zu seinem Onkel Christoph Grünemberg gelang gerade dem jungen Konrad (III.) die Aufnahme in die Katzengesellschaft der Patrizier durch die Vermittlung Friedrichs III. Der erste Versuch der Grünemberg’schen Familie ist vermutlich gerade aus dem Grunde gescheitert, dass mit der „Brechstange“ und durch alle zur Verfügung stehende Mittel versucht wurde, in den Stadtadel aufzusteigen,186 und damit Werte wie das „Warten-Können“ des bürgerlich-zünftischen Normensystems außer Acht gelassen wurden. War eine Familie im Laufe der Zeit in das Patriziat vorgedrungen, wurde die Standeserhebung nach außen gezeigt. Der Rang des Patriziats wurde gerne demonstriert und zeigte sich neben anderen Zeichen in Wappen und Turnieren der Öffentlichkeit. Daher werden im Folgenden die nachstehenden Begriffe und Themengebiete im Leben und Wirken Konrad Grünembergs näher betrachtet: Zunächst stehen die Begriffe Herkommen und Memoria, Wappen und Turnier im Vordergrund, im zweiten Teil der Rittertitel und der Ritterschlag.

2.3.1 Patrizische Werte

Die Geschichte eines adligen Geschlechts soll idealerweise zu einem immerwährenden Gedenken führen; die Überwindung des Todes und des Vergessens wird durch „Gedächtnis“ und „Erinnerung“ ermöglicht.187 Memoria hat eine Funktion im Denken und Handeln von Individuen und Gruppen im Spätmittelalter: „Auf permanente Selbstvergewisserung durch Geschichte ist ihr Verhalten, ihr Streben nach Ehre ausgerichtet.“188 An diesen Worten kann auch Konrad Grünemberg gemessen werden. Er selbst prägte den Begriff des gedechtnus in der Vorrede seines Wappenbuchs: Die erloschenen Adelsgeschlechter sollen nit gentzlich uss dem buch der ge185 186 187

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Vgl. Fouquet: Stadt-Adel, 180/181, 184. Vgl. Fouquet: Stadt-Adel, 186/187. Vgl. Fouquet: Städtische Lebensformen, 24; Oexle, Otto Gerhard: Memoria in der Gesellschaft und in der Kultur des Mittelaltes, in: Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche, hg. von Joachim Heinzle, Frankfurt am Main 1994, 297. Vgl. Fouquet: Städtische Lebensformen, 24/25.

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dechtnuscz gestrichen werden,189 sondern die Erinnerung an diese soll lebendig bleiben. Aus diesem Grunde wird ganz im Sinne der Adelsmemoria das Wappenbuch angefertigt; sozusagen, um durch das Erinnern den adligen Stand der Familien und Geschlechter zu dokumentieren. Gerade für gesellschaftliche „Aufsteiger“ wie Konrad und Hans Grünemberg konnte dies für die eigenen Zwecke nur nützlich sein.190 Aber auch das „Herkommen“,191 die Abstammung, ist ein zentraler Begriff und adeliger Grundwert für den Konstanzer Ratsherrn. Die Abstammung von den Vorfahren soll belegt werden, und wo diese Belege fehlen, werden sie auch im Spätmittelalter kurzerhand geschaffen.192 Wappen konnten bei beidem, Herkommen und Gedächtnis, helfen: Sie haben einen Bezug zur Geschichte ihres Trägers, und durch sie konnte die Abstammung der Familie nachgewiesen werden. Das äußerlich sichtbare Führen eines Wappens war zunächst ein wichtiges Adelsattribut und diente der Repräsentation.193 Allerdings gab es keine rechtlichen Vorgaben für die Wappenfähigkeit, so dass das Führen von Wappen nicht exklusiv dem Adel vorbehalten blieb, sondern Wappen frei angenommen werden durften.194 Der städtische Adel, das Patriziat, zu dem Konrad Grünemberg seit seinem Übertritt zu den Geschlechtern gehörte, schmückte sich oft und gerne mit Wappen. Gerade die Konstanzer Gesellschaft „Zur Katz“ war

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Konrad Grünemberg, Wappenbuch, IV. Vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 92/93. Vgl. zu diesem Begriff zusammenfassend Graf, Klaus: Ursprung und Herkommen. Funktionen vormoderner Gründungserzählungen, in: Geschichtsbilder und Gründungsmythen, hg. von Hans-Joachim Gehrke, Würzburg 2001, 23-36. Vgl. zunächst allgemein zu Fälschungen LexMA 4, 246-253. Graf: Adel als Leitbild, 72, verweist in diesem Zusammenhang auf die Zimmersche Chronik, die zu einem nicht unbeträchtlichen Teil auf Erfindungen ihres Verfassers, Graf Froben Christoph von Zimmern, beruht (vgl. auch Jenny, Beat Rudolf: Graf Froben Christoph von Zimmern. Geschichtsschreiber, Erzähler, Landesherr, Lindau/Konstanz 1959, 26). Vgl. zu den Überlegungen hinsichtlicher der Repräsentation durch Wappen vor allem Achnitz, Wolfgang (Hrsg): Wappen als Zeichen. Mittelalterliche Heraldik aus kommunikations- und zeichentheoretischer Perspektive, hg. von Wolfgang Achnitz, Berlin 2006 (Das Mittelalter 11, Heft 2), und Paravicini: Gruppe und Person. Zu diesem Thema äußerte sich erst jüngst Spieß: Aufstieg, 13. Vgl. auch Seyler, Gustav A.: Geschichte der Heraldik. Wappenwesen, Wappenkunst, Wappenwissen-schaft, Nürnberg 1885-1889, 333ff.; Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik, Mannheim u.a. 1984, 10ff.; Paravicini: Gruppe und Person, 346.

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für ihre Wappenrolle, die allerdings erst 1547 entstand, berühmt.195 Hier wurde eine originär adlige Tradition aufgegriffen, obwohl oder vielleicht gerade weil die wenigsten der vertretenen Familien tatsächlich dem „alten“ und schon gar nicht dem „hohen“ Adel angehörten.196 Auch die Grünemberg’sche Familie war in dieser Wappenrolle in der Mitte des 16. Jahrhunderts noch verzeichnet.197 Das Gesellschaftshaus der Geschlechter war bis zum Beginn des 19. Jahrhundert noch mit den Wappen der Mitglieder ausgemalt,198 und die Mitglieder erhielten normalerweise nach der Aufnahme die Erlaubnis, ihr Wappen an eine ihnen zugewiesene Stelle im Haus anzubringen und es in eine Fensterscheibe des Geschlechterhauses malen zu lassen.199 Konrad Grünemberg brachte sein Wappen an wichtigen Stellen an: Sein Familienwappen ziert das Wappenbuch,200 und in beiden Versionen seines Pilgerberichtes ist es an ebenso prominenter Stelle, am Ende bei der Datierung des Berichts samt der auf der Reise erworbenen Orden angebracht. Es zeigt in Abstimmung mit dem Familiennamen einen zweifachen, goldenen Dreiberg auf schwarzem Schild.201 Auf dem gekrönten Helm wird ein hoher Busch von schwarzen Straußenfedern dargestellt.202 Die Freiherren von Grünenberg, hier und da mit der Konstanzer Familie von Konrad Grünemberg verwechselt, führen ein anderes Wappen: drei grüne Doppelberge mit goldener Einfassung auf silbernem Schild, „auf dem gekrön-

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Vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 207/208; Binder: Konstanz, 66. Binder nennt Michael von Schwarzach, Mitglied des Rates, als Autor der Wappenrolle (vgl. Binder: Konstanz, 66). Vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 93. Vgl. die Familien der Wappenrolle bei Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 214. Auch die Familie Gaisberg ist auf dieser Rolle vertreten, vgl. Heiermann, 105, 214. Kaspar Gaisberg begleitete Konrad Grünemberg auf seiner Reise ins Heilige Land, vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 281, Anm. 11 (HS G, fol. 2r). Vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 208; Marmor: Topographie, 318, nennt das Jahr 1820: „Dieses neue Gesellschaftshaus zur Katze (...) besaß noch im Jahr 1820 viele gemalte Wappen und Denksprüche der alten Geschlechter.“ Vgl. Binder: Konstanz, 66. Vgl. Wappenbuch des Konrad Grünemberg, Berlin (Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Signatur GstA PK. HA Siegel, Wappen, Genealogie, II Nr. 21, fol. XCVI). In der Literatur wurde der doppelte Dreiberg auch schon als Sechsberg bezeichnet (vgl. Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, 482/483). Abbgebildet unter anderem auf der Titelseite seines Wappenbuchs und am Ende der beiden Fassungen seines Pilgerberichts.

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te Helme die Schildfigur, besetzt mit einer Pfauenfeder“.203 Im Wappenbuch des Konrad Grünemberg ist dieses Wappen mit der Überschrift Fry von Gruenenberg, von Rinfelden, Stiffter des barfüssen closters ze costenz, och stifter ze sent urban abgebildet.204 Neben seinem redenden Familienwappen zeigt Konrad Grünemberg sowohl im Wappenbuch und als auch in seinem Pilgerbericht die Orden, die er auf seiner Pilgerreise oder bei anderen Gelegenheiten erworben hat.205 In der Handschrift Karlsruhe sind dies vier Orden: das Jerusalemkreuz, der Schwertorden, der Kannenorden und das Rad der Hl. Katharina. In der Gothaer Handschrift kommt mit dem Georgsorden (mit der Überschrift Colditz) noch ein weiterer Orden hinzu, zusätzlich wird hier der Kannenorden mit zwei Symbolen (Kanne mit Lilien und Greif mit Band) dargestellt. Dass in der Handschrift Gotha ein weiterer Orden erscheint, ist zudem ein Argument für die spätere Erstellung dieser Handschrift. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, in der Karlsruher Handschrift sei ein bereits erworbener Orden unterschlagen, so dass davon ausgegangen werden muss, dass der Georgsorden nach der Niederschrift der Karlsruher Handschrift von Konrad Grünemberg erworben wurde. Ausschließlich in der Gothaer Handschrift werden auch Orte über den Orden genannt: Jerusalem, Neapel, Zypern und Colditz.206 Auf dem Titelblatt des Wappenbuch sind die folgenden Orden neben dem Familienwappen abgebildet: links oben das fünffache Jerusalemkreuz, unter diesem der aragonesische Kannenorden mit Vase, Greif und Inschrift, rechts oben der zyprische Schwertorden mit Inschrift, unter diesem der Georgsorden mit Wappenschild und dem Georgsreiter.207 Der erste abgebildete Orden, das fünffache rote Jerusalemkreuz, ist der Orden vom Heiligen Grabe zu Jerusalem, erworben mit dem Ritterschlag in der Grabeskirche. Das Kreuz wurde von den Pilgern meist auf der Kleidung ge203

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Vgl. Hildebrandt: Wappenbuch, 42/43. Vgl. zu den Wappen der Grünenberg auch Plüss: Wappen, 77-85. Vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel XCIIIIb. Die Abbildungen der Orden sind sowohl in der HS G (Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 467, HS G, fol. 96r) als auch HS K (HS K, fol. 50v) direkt am Ende des Pilgerberichts nebem dem Grünemberg’schen Wappen angebracht. Leider hat Betschart die neben bzw. beim Wappen dargestellten Orden nicht erwähnt und analysiert (vgl. Betschart: Illustrationen, 308). Bzgl. der Nennung Colditz ist nicht nur an den gleichnamigen Ort in Sachsen, sondern auch an das Geschlecht der Herren von Colditz zu denken. Eindeutige Bezüge zum Ort oder zu der Familie konnten jedoch nicht hergestellt werden, vgl. oben S. 60. Vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Titelblatt.

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tragen.208 Erst für das 16. Jahrhundert sind Darstellungen bekannt, in denen das Jerusalemkreuz als Halskette von den Pilgern getragen wurde.209 Es war die wertvollste Auszeichnung und zugleich für jeden Betrachter das Zeichen, dass der Träger ein Heilig-Land-Pilger war und sich als solcher identifizieren wollte. Zudem verbarg sich in diesem Orden auch schon eine Andeutung auf die Würde des Ritters vom Hl. Grab.210 Darstellungen von Familienwappen, in die das fünffache Jerusalemkreuz eingefügt wurde, sind nicht bekannt.211 Meist werden die erworbenen Orden wie im Grünemberg’schen Pilgerbericht neben dem Familienwappen dargestellt.212 Der zweite Orden, das Schwert mit Band,213 steht für den im 14. Jahrhundert von Peter I., König von Zypern,214 gestifteten Schwertorden von Zypern.215 Das Ordenssymbol, ein Schwert und Band mit der Inschrift pour loyalité maintenir („um die Treue zu wahren“) ,216 konnte auf der Rück208

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Vgl. dazu Reichert: Eberhard im Bart, 53; Kraack: Zeugnisse, 458ff.; Hippler: Reise nach Jerusalem, 56, 71ff.; Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 209; Cramer: Ritterorden, 33ff.; Abbildungen bei Ganz: Abzeichen, 32/33. Vgl. Cramer: Ritterorden, 55; Cramer: Rittertum im 16. Jahrhundert, 113/114; Cramer: Ritterschlag, 193. Cramer: Rittertum, 152: „(...), daß das Jerusalemkreuz mehr und mehr das eigentliche Symbol und Kennzeichen der Ritterschaft vom Heiligen Grabe wurde.“ Anders hierzu Schwab: Toleranz, 57: „Als äußeres Zeichen fügten sie (reisende Patrizier – d. Vf.) denn auch ihrem Familienwappen ein fünffaches Jerusalemkreuz als Symbol ihrer Ritterschaft bei.“ Diese Formulierung ist m. E. n. nicht haltbar. Vgl. hierzu die Gedenktafeln und das Epitaph der Nürnberger Ketzel (vgl. Feder, Klaus H.: Auf den Spuren des „Brandenburgischen Schwanenordens“ in Österreich (überarbeitete Fassung), in: Der Schwanenritter Nr. 27/28 (2003/2004), o. S.). Hierzu schreibt Grünemberg auch in seinem Bericht, allerdings nur in der HS G, fol. 41r (vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 364): Item zů Nikossia ist der kunginen geordneter sitz. Da hin rit och, wer den orden oder geselschafft mit den swärten gern haben wolt. Man findt och etwinn ainen ze Famagust, der den och gibt us gewalt der kunginen. Peter I. (* 9. Oktober 1328; Kg. 1359; † 16. Januar 1369), von 1347 bis 1358 Titulargraf von Tripolis und ab 1360 Titularkönig von Jerusalem. Aufgrund der Eroberung der kilikischen Küstenstädte nannte er sich ab 1360 König von Armenien. Auf diesen Orden wies schon Hildebrandt: Wappenbuch, 150, hin. Zum Schwertorden vgl. zusammenfassend Kraack: Zeugnisse, 97-106; Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 215/216. Vgl. Kraack: Zeugnisse, 97, Anm. 308, auch 413, Abb. 168, dort Abbildung der Ritterordenszeichen Hans Tuchers aus der Handschrift Coburg; Ganz: Abzeichen, 63/64.

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fahrt von Jerusalem erworben werden und wurde als äußeres Zeichen, auch für die Grabesritterschaft, an einem Band getragen. Die Verträge mit den venezianischen Schiffseignern sahen den meist dreitägigen Aufenthalt in Zypern auf der Rückreise ausdrücklich vor.217 Die Aufnahme in den zyprischen Schwertorden bildete fast die Regel für alle Grabesritter;218 jeder Grabesritter, der auf der Rückreise die Insel Zypern besuchte und sich am königlichen Hof vorstellte, wurde als neues Mitglied in den Schwertorden aufgenommen. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wandelte sich so der zyprische Orden von einem Orden, der den Träger zum Einsatz für die christliche Herrschaft im Orient verpflichtete, hin zu einem reinen Hoforden.219 Als Zeichen der neuen Würde erhielt der Ausgezeichnete ein kleines silbernes Schwert, das er um den Hals tragen konnte.220 In der Gothaer Handschrift ist der Schwertorden, in der Handschrift Karlsruhe an zweiter Stelle gezeigt, erst als viertes Symbol abgebildet, vor ihm ist der Kannenorden in zweigeteilter Darstellung dargestellt. Im Wappenbuch wird der Schwertorden beim Wappen des Königs von Zypern gezeigt.221 In der Gothaer Version des Reiseberichtes erwähnt Konrad Grünemberg, dass er mit mehreren Begleiter nach Nikosia geritten sein. Zu der Stadt berichtet er: Item zů Nikossia ist der kunginen geordneter sitz. Da hin rit och, wer den orden oder geselschafft mit den swärten gern haben wolt. Man findt och etwinn ainen ze Famagust, der den och gibt us gewalt der kunginen.222 Aus diesen Worten kann geschlossen werden, dass Grünemberg auf Zypern in den Schwertorden aufgenommen wurde. Der dritte Orden ist der aragonesische Kannenorden, auch Mäßigkeitsorden, ordo temperantiae, Orden von der Lilie und den Blumentöpfen,223 oder, mit Worten des 16. Jahrhunderts, die Gesellschaft mit der Weißen Stol, Khandl unnd mit dem Greifen,224 genannt. Er wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts

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Vgl. Hippler: Reise nach Jerusalem, 76; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 10/11. Vgl. Cramer: Rittertum, 125. Vgl. Cramer: Rittertum, 134. Vgl. Hippler: Reise nach Jerusalem, 76; Cramer: Rittertum, 126, 135; Cramer: Ritterschlag, 192/193; Cramer: Ritterorden, 33. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel XXV. Hier ergänzt Grünemberg: Die hobtstat in Zippern haist Nikosya. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 364 (HS G, fol. 41r). Vgl. Coreth, Anna: Der "Orden von der Stola und den Kanndeln und dem Greifen" (Aragonesischer Kannenorden), in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5 (1952), 34-62, dort 40. Vgl. Coreth: Orden, 34 bzw. 36

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von Ferdinand I.,225 König von Aragón, begründet.226 Das Ordenszeichen besteht aus einer goldenen Kanne, in welcher drei Lilien stecken. An dieser Lilienvase, einem geläufigen mariologischen Symbol,227 hängt meist ein Greif, der in den Krallen ein Band mit der Inschrift por so amor hält.228 Die Ordenskette besteht aus abwechselnden Kannen und Greifen. Die einzelne Lilienvase der Ordenskette wurde zum beliebtesten Ordenssymbol in verkürzter Form.229 Grünemberg bildet in der Karlsruher Handschrift seines Pilgerberichts nur die Kanne mit den Lilien ab, in der Gothaer werden Kanne mit Lilien und Greif mit Band nebeneinander gezeigt. Auf dem Band stehen die Worte: por son amor. Die zugeordnete Inschrift Nappoltz230 bezog sich auf das Königreich Neapel, das seit den Aktivitäten Alfons I.231 in das Haus Aragón eingegliedert war. Auch in Grünembergs Wappenbuch taucht der Kannenorden auf: Er zeigt als Beigabe zu den Wappen von Aragón und Navarra die vollständige Form des Ordens mit Vase, Lilien und Greif, der auf seinem Spruchband die Worte por so amor trägt. Rechts über dem aragonesischen Schild ist die Stola mit dem gestickten Kännchen dargestellt.232 Konrad Grünemberg weist sich durch die Darstellung des Ordenszeichens in seinem Pilgerbericht als Mitglied des aragonesischen Kannenordens aus. Bei welcher Gelegenheit er jedoch dem Orden beitrat, bleibt offen. Für andere Jerusalempilger, wie beispielsweise 225

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Ferdinand I. von Aragón (* 1380; Kg. von Aragón 24. Juni 1412; † 2. April 1416), aus dem Hause Trastamara, setzte sich in den Thron-Nachfolgekämpfen nach dem Tod Martins I. und dessen Sohn Martin d. J. im Jahre 1410 als kastilischer Kandidat durch die Unterstützung Papst Benedikts XIII. gegen seinen katalanischen Rivalen Jakob von Urgel durch. Coreth: Orden, 38, gibt einen Überblick über die verschiedenen möglichen Gründungs- bzw. Erneuerungsjahre (1403, 1410, 1413). Hofmann-Rendtel, Constanze: Der Aragonesische Kannenorden und sein Emblem. Eine "Maikrug"-Nachlese, in: Jahrbuch für Volkskunde NF 15 (1992), 207-210, dort 207, entscheidet sich für den 15. März 1403 als Stiftungsdatum des Kannenordens. Hildebrandt: Wappenbuch, 150, ist der Meinung, dass der Orden vielleicht schon 1023 gestiftet wurde. Vgl. Hofmann-Rendtel: Kannenorden, 207. Der Wahlspruch dürfte ursprünglich auf spanisch por su amor gelautet haben. Die Worte sind auf dem Schriftband meist schwer lesbar, daher variieren die Lesungen zu por so amor, por son amor (französisierend), per bon amor (latinisierend) (vgl. Coreth: Orden, 41; Hildebrandt: Wappenbuch, 150; Hofmann-Rendtel: Kannenorden). Abbildungen des Ordenszeichens bei Ganz: Abzeichen, 62. Vgl. Coreth: Orden, 43. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 467 (HS G, fol. 96r). Alfons I. (* 1396; Kg. von Neapel 12. Juni 1442; † 27. Juni 1458). Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel XX und LIII. Die Stola gehört nicht zum Orden de la Banda von Kastilien, sondern zum Kannenorden (vgl. Coreth: Orden, 45; Ganz: Abzeichen, 60).

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Heinrich Ketzel aus Nürnberg oder den Augsburger Patrizier Sebastian Ilsung, wurde vermutet, dass sie bei einer weiteren Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela die Gelegenheit nutzten, den Orden zu erwerben.233 Auch gab es die Möglichkeit, den Orden von Friedrich III. verliehen zu bekommen, wie es für Nikolaus von Lobkowicz und dessen Frau Sophie überliefert ist.234 Als dritte Möglichkeit konnten die Pilger, meist auf dem Heimweg aus dem Heiligen Land, den königlichen Hof von Neapel aufsuchen und sich dort dem König vorstellen. Auf diese Weise wurde Landgraf Wilhelm der Ältere von Hessen 1492 in Neapel von König Ferdinand mit dem Orden der heiligen Stola ausgezeichnet; auch andere Pilger, so Graf Eberhard V. von Württemberg oder Herzog Johann von Kleve, besuchten den Hof in Süditalien.235 Wie kam Konrad Grünemberg zu der Auszeichnung des aragonesischen Kannenordens? Für Grünemberg ist eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela zwar nicht auszuschließen, aber sehr unwahrscheinlich. Es haben sich keinerlei Zeugnisse über eine solche zweite Fernwallfahrt des Konstanzers erhalten. Wenn Konrad eine Pilgerreise nach Santiago vor seiner Jerusalemwallfahrt unternommen hätte, dann wäre dies sicherlich in irgendeiner Form in seinen Pilgerbericht eingeflossen. Nach seiner Jerusalemreise ist eine Spanienreise durchaus denkbar, aber keinerlei Zeugnisse lassen darauf schließen. Von einer Reise an den Hof von Neapel wird im Pilgerbericht nichts bekannt, dieser endet mit der Rückkehr nach Venedig. Auf welchen Wegen oder „Umwegen“ Konrad Grünemberg nach Konstanz zurückkehrte, ist nicht überliefert. Eine Reise von Venedig nach Neapel und von dort zurück nach Hause ist unwahrscheinlich, aber durchaus möglich. Andere Pilger aus Süddeutschland hatten diese Route wohl bewusst gewählt, um San Nicola in Bari, Neapel und das Michaelsheiligtum auf dem Monte Gargano zu besuchen.236 So wird die Verleihung des Kannenordens durch Friedrich III. wahrscheinlich, aber im Gegensatz zu anderen Verleihungen dieses Ordens durch den deutschen Kaiser gibt es keine urkundlichen Zeugnisse darüber. Als viertes Symbol (in der Handschrift Gotha als sechstes Symbol) zeichnet Grünemberg ein halbes Rad. In Costus auf Zypern, dem eigentlichen Constantia, konnten die Heiliglandpilger, und so auch Konrad Grünemberg, 233 234

235 236

Vgl. Coreth: Orden, 43. Vgl. Coreth: Orden, 51-62. Bezüglich der Echtheit der Urkunde sind allerdings Zweifel angebracht. Das Original ist verschollen, die Abschrift des 17. Jahrhunderts birgt einige Unklarheiten. Vgl. Hofmann-Rendtel: Kannenorden, 207; Cramer: Rittertum, 136/137. Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 55, Anm. 295: Bogislaus von Pommern, Johann von Kleve; Johannes Münsinger, 170/171.

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die Berechtigung zum Führen und Tragen des stilisierten Rades der Heiligen Katharina erlangen.237 Dies war auch noch im Katharinenkloster auf dem Sinai und in einer ihr geweihten Kapelle in Bethlehem möglich.238 Hierbei galt jedoch die Unterscheidung zwischen einem ganzen und einem halben Rad; erst wenn die Pilger die Sinaiwallfahrt mit dem Besuch des Katharinenklosters unternahmen, führen sie das ganze Rad als Zeichen, ansonsten ein halbes Rad.239 In beiden Berichten, Karlsruhe und Gotha, zeigt Grünemberg bei seinen Orden ein halbes Rad. Dies ist das Zeichen dafür, dass er zwar Zypern und auch Bethlehem besucht hatte, nicht aber das Katharinenkloster auf dem Sinai. Die Kapelle zu Ehren der Hl. Katharina in Bethlehem erwähnt Grünemberg nicht ausdrücklich, wohl aber, dass die Reisenden in Costus auf Zypern ein halbes Rad zeichnen: (...) welche bilgram und landfarer da hin komen, machent etwennen ze zaichen ain halb rad. Allerdings bleibt offen, was Konrad Grünemberg durch diese Formulierung ausdrücken wollte. Zeichneten die Pilger dort ein halbes Rad, oder erwarben sie das Recht, als Zeichen oder Orden ein halbes Rad zu führen? Alternativ wurde noch vorgeschlagen, dass „das Eintragen in ein vor Ort vorhandenes Buch (...) (oder – d. Vf.) das Anbringen eines Graffitos mit Namen und dem Ritterordensymbol der Hl. Katharina“ mit der Bemerkung zaichen ain halb rad gemeint sein könnte.240 Konrad Grünemberg jedenfalls führte bei seinen Orden seit seiner Jerusalemreise das 237

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Das Attribut der Heiligen Katharina ist ein Rad, da sie bei ihrem Martyrium das Rädern überlebte. Sie erlitt angeblich in Alexandria unter Kaiser Maxentius (306312) ihr Martyrium; er ließ sie geißeln und ein Rad mit spitzen Eisen aufstellen, um Katharina zu peinigen. Nachdem ein Blitz das Rad zerstört und den Henker getötet hatte, schlug man Katharina den Kopf ab. Dargestellt wird die Heilige als fürstlich gekleidete Frau mit Krone, Buch und Märtyrerpalme, zu ihren Füßen als Attribut ein (zerbrochenes) Rad (vgl. Sauser, Ekkart: Katharina von Alexandrien, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band III (1992), 1213-1217, und unten Edition des Reiseberichts, S. 360, Anm. 605). Die Formulierung der zitierten Textstelle im Reisebericht von Konrad Grünemberg ist in der HS K und der HS G beinahe identisch. Abbildungen des Ordens der Hl. Katharina vgl. Ganz: Abzeichen, 34. In der Geburtskirche in Bethlehem gab es eine Kapelle zu Ehren der Hl. Katharina, deren Besuch ausreichte, um das halbe Rad der „halben“ Katharinenritterschaft zu tragen (vgl. Hippler: Reise nach Jerusalem, 75; Kraack: Zeugnisse, 102; Tobler: Bethlehem, 266). Cramer: Rittertum, 139: „Wenn sie (die Pilger – d. Vf.) nur in Bethlehem gewesen waren, führten sie als Zeichen dieser Ritterwürde (mitunter auch im Wappen) ein halbes Rad mit sechs roten, spitzigen, gekrümmten Speichen, durch dessen Nabe ein Schwert gesteckt war, dagegen das ganze Rad mit dem Schwert durch die Nabe, wenn sie das Katharinengrab auf dem Sinai besucht hatten.“ Vgl. Kraack: Zeugnisse, 428.

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halbe Rad. Sicherlich bedeutete die zitierte Äußerung Grünembergs nicht, dass der Pilger nun das halbe Rad in sein Wappen aufnehmen durfte,241 sondern eher „die Berechtigung zum Führen dieses Zeichens als zusätzlicher ikonographischer Zier bei der Selbstdarstellung“.242 In diesem Sinne benutzte Konrad Grünemberg das halbe Rad auch, nämlich als weitere Möglichkeit der Selbstdarstellung und zur Erhöhung des sozialen Status. Auch Georges Lengherand, der zeitgleich mit Konrad Grünemberg ins Heilige Land reiste, erwähnt das Rad der Katharina in seinem Bericht: Et en oultre nous fut dit que saincte Caterine fut née à cincq milles près de la ville de Famagouste, et que son père estoit roy dudit Famagoce; et quioncques y va comme l’en dist il peult porter la roe comme de avoir esté à mont de Sinay, saulf q’il y a à dire ung membre à ladite roe. Pareillement on dist que audit Famagoce y a ung pillier où lad.243 Der vierte Orden ist der Georgsorden, von Kaiser Friedrich III. in Millstatt (Kärnten) im Jahre 1468 gegründet,244 nachdem er die Gründung eines Ritterordens vom Hl. Georg zur Bekämpfung der Türken während der Belagerung seiner Wiener Burg durch die Bürger Wiens 1462 gelobt hatte.245 1503 wurde der Orden als Ritterbund unter dem Georgenschild von Kaiser Maximilian I. gegen die Türken erweitert. Felix Fabri erwähnte den Ritterschlag zum Georgsritter in einer St. Michaelskirche in Kairo.246 Konrad Grünemberg nannte auch dieses Ordensabzeichen sein eigen, jedoch ist bislang nicht geklärt, wie er in dessen Besitz gelangte.247 Kairo besuchte Grünemberg mit Sicherheit nicht. Das Ordenszeichen zeigt einen Schild mit dem roten Balkenkreuz, an dem die Reiterfigur des Hl. Georg hängt. Dieser tötete den Drachen mit einer Lanze. In der Darstellung der Gothaer Handschrift ist nur das rote Balkenkreuz im Schild dargestellt, die Darstellung des Heiligen fehlt. Über dem Schild steht das Wort Colditz.248

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Vgl. Kraack: Zeugnisse, 103; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 59, Anm. 193, der sich am Pilgerbericht Philipps von Hagen orientiert. Vgl. Kraack: Zeugnisse, 103. Vgl. Georges Lengherand, 109/110. Vgl. Ganz: Abzeichen, 53/54; Hildebrandt: Wappenbuch, 150; vgl. generell zum Orden: Winkelbauer, Walter Franz: Der St. Georgs-Ritterorden Kaiser Friedrichs III., Diss. masch. Univ. Wien, Wien 1949. Vgl. Winkelbauer: St. Georgs-Ritterorden, 1. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, III, 51. Vgl. Ganz: Abzeichen, 53, mit Abbildung des Georgsordens von Konrad Grünemberg (Fig. 45). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 467 (HS G, fol. 96r), vgl. zu Colditz oben S. 59, Anm. 152 und S. 69, Anm. 206.

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Dass für Konrad Grünemberg Wappen und Orden eine große Bedeutung hatten, zeigt sich nicht nur durch sein Wappenbuch und die Darstellung der Orden neben seinem Familienwappen. Auch in den Illustrationen des Pilgerberichts finden Wappen und Orden ihren Niederschlag. So zeigt er bei den Fahnen auf dem Pilgerschiff sowohl das Jerusalemkreuz als auch den Markuslöwen,249 verziert die Veduten von Zadar,250 Šibenik,251 Dubrovnik,252 Iráklion,253 Rhodos254 und Famagusta255 mit dem jeweiligen Wappen der Stadt und zeichnet bei Costus ein halbes Rad.256 Bei der Darstellung der Markuskirche in der Karlsruher Handschrift wird das Wappentier der Venezianer, der Markuslöwe, mit dem Buch des Evangelisten Markus abgebildet.257 Der zyprische Schwertorden erscheint neben dem Stadtwappen ebenfalls auf der Ansicht der Stadt Famagusta.258 In Jaffa weht eine Flagge unter dem türkischen Halbmond.259 Die Vedute der Stadt Jerusalem schließlich wird auf dem Bild nur durch das rote Jerusalemkreuz und nicht durch eine Inschrift wie bei allen anderen Veduten identifiziert.260 Bei allen genannten Darstellungen vermischen sich erworbene Orden mit den Wappen der besuchten Städte, beide stehen in den Abbildungen unkommentiert nebeneinander. Für den Leser des Pilgerberichts wurde aber spätestens am Ende bei der Darstellung des Grünemberg’schen Familienwappens klar, welche Orden von Konrad Grünemberg auf seiner Reise erworben wurden. Mit seinem Hang zur Außendarstellung stand Konrad Grünemberg nicht alleine. Jerusalempilger und Nicht-Jerusalempilger, Adlige und Bürger strebten danach, vor allem die erworbenen Auszeichungen und Orden zur Schau zu stellen. Die Nürnberger Jerusalempilger und Patrizier aus der Familie Ketzel zeigen auf ihrem Epitaph in der Sankt-Sebaldus-Kirche, Nürnberg neben dem Orden vom Heiligen Grab auch den aragonesischen Kannenorden, den Orden

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Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 2 und Bildtafeln, Abb. 2. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 5. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 7. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 10. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 14. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 18 und Bildtafeln, Abb. 6 bzw. Abb. 7. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 24. In der HS K ist das Rad nur halb, in der HS G fast ganz dargestellt, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 23 und Bildtafeln, Abb. 8. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 1 und Bildtafeln, Abb. 1. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 24. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 25 und Bildtafeln, Abb. 9. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 33 und Bildtafeln, Abb. 11.

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der Hl. Katharina von Sinai und den Schwertorden von Zypern.261 Der weitgereiste Arnold von Harff ließ seinen Grabstein mit ritterlichen Symbolen verzieren, unter denen allerdings an dieser prominenten Stelle das Jerusalemkreuz fehlt.262 Auf dem Epitaph des Christoph von Hohenfeld,263 Vogt zu Wels, sind neben dem Brandenburgischen Schwanenorden auch der aragonesische Kannenorden und der zyprische Schwertorden dargestellt.264 Auf einem Kirchenfenster in der Stadtpfarrkirche Hall in Tirol sind die Wappen und Auszeichnungen des Florian Waldauf von Waldenstein zu finden; auch hier wird der aragonesische Kannenorden neben anderen Auszeichnungen gezeigt.265 Die Nähe zum Adel drückt sich neben der Verwendung der heraldischen Symbole auch in der Nachahmung adeliger Verhaltensweisen aus. Die Teilnahme an Turnieren war ein Merkmal für die Zugehörigkeit zum Adel.266 Bei Turnieren waren Wappen ebenfalls wichtig, denn bei der Helmschau vor dem Turnier wurden die Wappen der Turnierwilligen überprüft.267 Konrad Grün261

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Das Epitaph ist wohl um 1455 entstanden und war vermutlich für Heinrich Ketzel den Älteren († 1438) und dessen gleichnamigen Sohn Heinrich Ketzel den Jüngeren (* 1392, † 1455) gedacht (vgl. Kraack: Zeugnisse, 462). Auffälligerweise fehlt das Jerusalemkreuz auf der Grabtumba, vgl. Reichert: Ottheinrichc, 181. Reichert: Eberhard im Bart, 58, zählt alle Symbole, die auf dem Grabstein Arnolds von Harff in der Pfarrkirche in Lövenich (Kreis Erkelenz, Nordrhein-Westfalen) abgebildet sind, auf: „(...) die halbplastische Figur des Verstorbenen mit den Symbolen seiner Orient- und Europareise, mit Pilgerstab und Pilgerflasche (Santiago), dem Drachen des heiligen Georg (Beirut) und dem Kreuz des Erzengels Michael (Mont Saint-Michel), mit den gekreuzten Petersschlüsseln (Rom), dem Baumeistergerät des Apostels Thomas (Mailapur in Indien) und den Marterwerkzeugen der heiligen Katharina (Sinai)“. Vgl. zur Grabtumba auch Reichert, Folker: Ehre durch Demut. Wallfahrten des Adels im späten Mittelalter, in: Gelungene Anpassung? Adelige Antworten auf gesellschaftliche Wandlungsvorgänge vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, hg. von Horst Carl und Söhnke Lorenz, Ostfildern 2005 (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 53), 165-183, dort 179-183. Christop von Hohenfeld, Vogt zu Wels (* 1431, † 1496), von Kaiser Friedrich III. als Schloßhauptmann nach Linz berufen, später Burghauptmann von Wien (vgl. Feder: Brandenburgischer Schwanenorden, o. S.) Das Epitaph befindet sich heute im Stadtmuseum Wels, Österreich, vgl. die Abbildung bei Feder: Brandenburgischer Schwanenorden, o. S. Vgl. die Abbildung des Kirchenfensters bei Feder: Brandenburgischer Schwanenorden, o. S. Zu den Turnieren vgl. Paravicini: Gruppe und Person; Paravicini: Ritterlichhöfische Kultur; Ranft: Adelsgesellschaften; Ranft: Turnier; Ranft: Wappen-, Turnier-, Haus- und Familienbücher. In der Zeremonie der Helmschau wurden zu Beginn des Turniers die offizielle Registrierung der Kämpfer durch Vorzeigen von Wappen und Turnierhelm vorge-

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embergs Wappenbuch bietet neben anderen Wappen und Darstellungen auch eine heraldische Dokumentation der Mitglieder der zwölf Turniergesellschaften der „vier Lande“ Schwaben, Franken, Rheinland und Bayern.268 Aus Konstanz sind vor allem aus dem 15. Jahrhundert mehrere Turniere überliefert, an denen Mitglieder der Gesellschaft „Zur Katz“ teilnahmen.269 Die Patrizier gaben bei einem Turnier 1436 in Schaffhausen eine Ahnenprobe ab: Jeder Teilnehmer leitete seinen Stand von allen vier Großeltern her, und als unehrenhaft galt, wer eine Bürgerliche geheiratet hatte.270 Hierdurch verschwimmt zumindest die enge ständische Abgrenzung des Stadtadels zum Turnieradel,271 wie sie von Konrad Grünemberg hinsichtlich der Kaufleute festgehalten und wie sie auch gemeinhin in der Literatur als These vertreten wurde.272 Auch zünftige Bürger nahmen wohl an Turnieren teil.273 Allerdings blieb gerade Christoph Grünemberg im Februar 1441 von einem durch die Konstanzer Patrizier veranstalteten Gesellenstechen ausgeschlossen;274 ihm ist Zeit seines Lebens der persönliche Aufstieg und die patrizische Anerkennung verwehrt geblieben. Daraufhin kämpfte der Onkel Konrad Grünembergs auf eigene Faust am 28. Oktober 1441 in einem Zweikampf ritterlicher Art, einem Gestech,275 gegen einen walch was von friburg us uchtland.276 Konrad Grünemberg selbst nahm wohl an keinem Turnier teil, zumindest berichtet er nicht

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nommen (vgl. LexMA 8, 1116). Vgl. zum Adelsmerkmal „Turnierfähigkeit“ auch Spieß: Aufstieg, 15, und grundlegend dazu Ranft: Adelsgesellschaften sowie Ranft: Turnier. Vgl. Graf: Adel als Leitbild, 67/68. Vgl. die Liste der Turniere bei Pöschko, Hans H.: Turniere in Mittel- und Süddeutschland von 1400-1550. Katalog der Kampfspiele und der Teilnehmer, Diss. (masch.) Stuttgart 1987; Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 95. Die Aufstellung für die Reichsstadt Konstanz orientiert sich vor allem an den Angaben in den Collectaneen von Christoph Schultheiß. Vgl. Graf: Adel als Leitbild, 68/69. Vgl. zum Komplex der Ahnenprobe und des standesinternen Konnubium auch Spieß: Aufstieg, 16/17. Zum „Postulat“ eines Turnieradels auch Ranft: Adelsgesellschaften; Ranft: Turnier; Ranft: Wappen-, Turnier-, Haus- und Familienbücher. Vgl. Retberg: Kulturgeschichtliche Briefe, 297-299; Graf: Adel als Leitbild, 68. Vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 95. Vgl. Andermann: Zwischen Zunft und Patriziat, 365. Das Wort gestech gab es auch in der Bedeutung Turnier, vgl. Feger: Ulrich Richental, 281. Christoph Schultheiß, Collectaneen I, fol. 147 (StA Konstanz A I 8, 1); vgl. auch Kramml: Friedrich III., 324; Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 95; Ruppert: Chroniken, 215; Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 35.

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davon. Allerdings überzeugt seine Kenntnis von Turnieren durchaus, die er mittels der Turnierdarstellungen in seinem Wappenbuch nachweist. Sicherlich ist auch zu fragen, ob hinter der Verwendung adliger Symbole, der Übernahme hoffähiger Lebensweise und der Zugehörigkeit zu Geschlechtern auch die Auffassung von geburtsständischer Privilegierung steckte oder ob die Symbole nur dazu benutzt wurden, Inhalte zu transportieren, die den „alten Geschlechtern“ zu eigen waren.277 Man könnte es auch anders formulieren: Verstanden sich „Emporkömmlinge“ wie Konrad Grünemberg als Adlige durch das „Herkommen“278 im Sinne des Geburtsadels oder erweiterten bzw. ersetzten sie den Adelsbegriff durch den des aus der Antike überlieferten Begriff des Tugendadels?279 In seinem Wappenbuch nimmt Konrad Grünemberg dazu Stellung. Seine Vorrede liest sich wie ein „Auftakt für die Blüte der adeligen Erinnerungskultur der frühen Neuzeit“:280 Tugent adlet den menschen, bin ach gnugsam bericht, das des koestlichest nam der eren, adel, allein uss vernuenfftig geuepten wercken der tugent entsprungen (...). Grünemberg hebt die besondere Stellung der Tugend hervor und sieht in ihr den Grund für die Unterschiede der Menschen, die doch von Gott alle gleich erschaffen worden seien: So aber der ewig Got in sinem goetlichen wessen menschlicher natur ainen vatter Adam angesehen und des geschlechtes allem (nit gesundert edel oder pur noch dehainen unterschaid an der wirdigkeit) ainen namen mensch und gelich brüder und schwoester von einem vatter geordnet hat. Moechtend wol ich und vil min gelich unwuessender menschen verwundern den grund des ursprüngs der tailung und zwayung menschlichen geschlechtes und standes als edel und unedel und mangerley gestalten der oberkait. Tugendreiche Werke, die die Menschen voneinander unterschieden, seien solche im christlichen Sinne: merung und beschirmung unsers wahrhafften, sichern cristenlichen gloubens, stifftung und zierung, richlich myld gaben der hueser und kirchen, ritterlicher beschirmung wytben und waysen, und durch straffung der boszhait tugendlaeren menschen (...).281 Diese Werke würde der „wirkliche“ Adel vollbringen,282 unter den 277

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Diese Fragestellung stammt von Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 114, der sie im Zusammenhang mit dem Selbstverständnis der Konstanzer Gesellschaft „Zur Katz“ in dieser Form aufwarf. Vgl. zur Übersicht über die ständische Qualität des alten Herkommens auch Dirlmeier: Merkmale, 79. Zum Tugendadel jüngst zusammenfassend Graf: Adel als Leitbild, 75, dort mit Verweis auf weitere Literatur. Vgl. Graf: Adel als Leitbild, 71. Alle Zitate aus Konrad Grünemberg, Wappenbuch, III.

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Grünemberg die folgenden zusammenfasst: kayser, kuenegen, fürsten, marggraeffen, grauen, freyen lantheren, pannerhern und turner edeln kechten. Bei seinen Überlegungen zur Tugend bezieht sich Grünemberg auf Cicero, ohne aber ein konkretes Werk anzugeben; er bezieht sich lediglich auf ein vernueftig gedichten büchlin.283 Es wurde vermutet, dass es sich bei diesem Werk um das dreiteilige Werk über die Generaltugenden, „De Officiis“, handelt, aber Sicherheit gibt es für diese Vermutung nicht.284 Das Tugendadel-Konzept, von Konrad Grünemberg formuliert, kann mit Klaus Graf als der „’kleinste gemeinsame Nenner’ für die vielfältigen Erscheinungsformen des Phänomens Adel“ verstanden werden,285 als gesellschaftlicher Wert, bei dem städtische Patrizier mit dem Landadel, dem Geburtsadel und dem Turnieradel auf der gleichen gesellschaftlichen Ebene standen. Gerade sein Wappenbuch ist für Grünemberg ein Zeugnis des Tugendadels, dem er sich durch seine tugendhaften Taten ebenfalls zugehörig fühlte.286 Der Adelsbegriff wurde von ihm neu interpretiert: Adelig war man nach Grünembergs Meinung nicht (nur) durch Geburt, sondern durch Leistung und Verhalten.287 Vor dem Hintergrund seiner Beförderung zu den Geschlechtern ist es verständlich, dass Konrad Grünemberg versuchte, durch diese Art der Argumentation seinen sozialen Aufstieg weiter zu festigen. Eine weitere Möglichkeit der Konsolidierung der Verhältnisse nutzte er ebenfalls: die Standeserhebung zum Ritter.

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Vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 115. Vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, III. Vgl. Borggrefe, Heiner: Humanistischer Tugendbegriff und aristokratisches Standesdenken. Positionen zum Adel in der Literatur des 16. Jahrhunderts, in: Adel in der Stadt des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Beiträge zum VII. Symposion des Weserrenaissance-Museums Schloß Brake, Marburg 1996 (Materialien zur Kunst und Kulturgeschichte in Nord- und Westdeutschland 25), 75-84, dort 78; Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 115, zweifelt an dieser Vermutung und verweist auch auf die „Optimates“ als mögliche Basis für Grünembergs Ausführungen. Vgl. Graf: Adel als Leitbild, 77. Vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 114-119. Vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 118/119.

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2.3.2 Ritter und Ritterschlag Die Bezeichnung ritter ist mit Konrad Grünemberg seit Mitte der achtziger Jahre des 15. Jahrhunderts untrennbar verbunden. Der Stand eines Ritters288 wurde erworben, zugespitzt könnte man formulieren: „Adliger ist man, Ritter wird man“.289 Nachdem Grünemberg durch seinen Übertritt in die Gesellschaft „Zur Katz“, abweichend von der oben genannten These, zum Stadtadligen aufgestiegen war, versuchte er, seinen neu erworbenen Stand zu festigen; der Ritterschlag entweder durch den Kaiser oder am Heiligen Grab bot sich dazu an. Für den Konstanzer Katzengesellen Berthold Vogt ist überliefert, dass dessen Aufnahme in die Katze dem Ritterschlag durch Kaiser Friedrich III. auf der Tiberbrücke in Rom im März 1452 folgte.290 Allerdings verlieh der bei königlichen Festen durch herrschaftliche Gnade ausgeteilte, höfische Ritterschlag dem Träger wohl das höchste Prestige;291 der Ritterschlag am Heiligen Grab war dem höfischen Ritterschlag zunächst nicht gleichzusetzen. Der Ritterschlag in Jerusalem war aber für Pilger aller Nationalitäten auf jeden Fall erstrebenswert.292 Die Ritter, die ihren Ritterschlag in Jerusalem erhielten, waren in ihrem Stand ebenbürtig mit allen anderen Reichsrittern, so dass der Unterschied zunächst nur in der Gelegenheit und in den auf das Heilige Land bezogenen Verpflichtungen lag.293 Von den deutschen Pilgern wurde dies anders empfunden und dargestellt, denn für sie besaß 288

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Zum Begriff des Ritters (lat. eques, franz. chevalier, ital. cavaliere, span. caballero) vgl. einführend LexMA 7 (1999), 865-879; Paravicini: Ritterlich-höfische Kultur. Vgl. Paravicini: Ritterlich-höfische Kultur, 3. Vgl. Kramml: Komponenten sozialen Aufstiegs, 27; Kramml: Friedrich III., 352354. Der Empfang der Ritterwürde war normalerweise nicht an einen bestimmten Ort gebunden, sondern wurde anlässlich eines Ereignisses wie einer Kaiser- oder Königskrönung oder anlässlich einer Feier erteilt (vgl. Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 206). Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 237, Anm. 72, weist auf Contamine, 272, hin: „ Nach Ramon Lull verlieh nicht der Grabesritterschlag, sondern der bei königlichen Festen ausgeteilte (wesentlich exklusivere) höfische Ritterschlag dem Träger am meisten Prestige.“ (vgl. Contamine, Philippe : Points de vue sur la chevalerie en France à la fin du Moyen Age, in: Ders., La France au XIVe et XVe siècle, London 1981, 255-285). Anderer Meinung ist hier Schwab: Toleranz, 55: „(...), aber sie fühlen sich trotzdem den übrigen Reichsrittern überlegen, da sie durch die Pilgerfahrt und den damit verbundenen Ritterschlag am Heiligen Grabe im besonderen Maße den ritterlich-christlichen Idealen zu entsprechen glaubten.“ Vgl. Cramer: Rittertum, 184. Vgl. Cramer: Rittertum, 161.

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der Ritterschlag am Heiligen Grab höchste Exklusivität. Felix Fabri widmete im Evagatorium 40 Thesen dem Vorrang der Ritterschaft des Heiligen Grabes vor den anderen Rittern und begründete diese besondere Stellung mit den Maßgaben des Standes, der Religion und der Moral.294 Für ihn ist die Ritterschaft vom Heiligen Grabe ehrwürdiger und ansehnlicher als jede andere Ritterschaft.295 Gegen Ende des 16. Jahrhunderts standen die Ritter des Heiligen Grabes nach der Meinung des Wiguleus Hundt zu Sultenmos als die Würdigsten an der ersten Stelle der Reichsritterschaft.296 Generell ist festzuhalten: „Wer schnell vorankommen wollte, der bemühte sich um den Ritterschlag (...)“.297 Für die Jerusalempilger wurde der Ritterschlag in der Grabeskirche zu einem Reisemotiv, das hier und da auch offen geäußert wurde.298 Nicht ohne Grund wurden die Jerusalempilgerreisen auch als „Fahrten nach der Ritterschaft“ bezeichnet.299 So wurde im späten Mittelalter der Ritterschlag nicht nur am Heiligen Grab in Jerusalem erteilt, aber die Würde eines Grabesritters war bei adligen und auch bei städtisch-patrizischen Pilgern besonders begehrt.300 Seit Mitte des 15. Jahrhunderts gewinnt der Ritterschlag am Heiligen Grab auch zunehmend für die patrizischen Pilger an Bedeutung, die Mehrzahl der Patrizier 294

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Felix Fabri, Evagatorium, II, 5-13: Commendatio militiae sancti sepulchri et praeeminentia illorum militum super omnes mundi milites. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, II, 5-13; vgl. auch Cramer: Rittertum, 167. Vgl. Wiguleus Hundt zu Sultenmos, 408; Cramer: Rittertum, 184. Vgl. Spieß: Aufstieg, 20. Vgl. Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 206; Sommerfeld: Reisebeschreibungen, 823; in dessen Folge auch Schwab: Toleranz, 55. So beispielsweise Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 206; Welten, Peter: Reisen nach der Ritterschaft. Jerusalempilger in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, in: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 93 (1977), 283293; Cramer: Rittertum, 111. Zum Ritterschlag und zum Rittertum der Grabesritter vgl. grundlegend Cramer: Ritterschlag; Cramer: Rittertum; vgl. ferner auch Kreutzer, Heidrun / Matheus, Michael: Unterwegssein im späten Mittelalter: als Pilger im Heiligen Land und im Michaelsheiligtum auf dem Monte Gargano, in: Ein gefüllter Willkomm. Festschrift für Knut Schulz zum 65. Geburtstag, hg. von Franz J. Felten, Stefanie Irrgang und Kurt Wesoly, Aachen 2002, 361; Reichert: Eberhard im Bart, 50-54; Kraack: Zeugnisse, 78, 102/103, 114-120, 150-152; Paravicini, Werner: Von der Heidenfahrt zur Kavalierstour. Über Motive und Formen adlige Reisens im späten Mittelalter, in: Wissenliteratur im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. von Horst Brunner und Norbert Richard Wolf, Wiesbaden 1993 (Wissenliteratur im Mittelalter 13), 91-130, dort 99/100; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 231237; Hippler: Reise nach Jerusalem, 71-77; Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 206-219.

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rückten erst „durch den Ritterschlag (...) in den ordo militaris“ auf bzw. ein.301 Möglich geworden war dies durch ein Gesetz Friedrichs III., nach dem jeder Bürgerliche das Recht haben sollte, Ritter werden zu können. Auch für die adligen Reisenden bildete der Ritterschlag am Heiligen Grab den Höhepunkt einer Jerusalemwallfahrt.302 Der Ritterschlag am Heiligen Grab beförderte den Pilger zu einem Ritter vom Heiligen Grab. Die Bezeichnung „Ritter“ wurde als eine Würde getragen, die ihren Namen vom Hl. Grab herleitete; erst im Laufe des 16. Jahrhunderts erhielt der Orden den Charakter eines Ritterordens.303 Als äußeres Zeichen trugen die Grabesritter oftmals eine Kette des zyprischen Schwertordens als einzig sichtbares Merkmal, das auch den Ritter des Hl. Grabes erkennen ließ.304 Der Brauch, den Schlag zum Ritter in der Grabeskirche zu empfangen, ist seit dem 14. Jahrhundert überliefert. Wilhelm von Boldensele berichtet für die Pilger des Jahres 1335 erstmals davon, dass einige Edle, also Adlige, zu Grabesrittern geschlagen wurden.305 Der Ritterschlag wurde zunächst durch Laien ausgeübt, die jedoch selbst Grabesritter sein mussten. Die teilnehmenden Fürsten erhielten zumeist zuerst den Ritterschlag und gaben ihn dann an ihr Gefolge weiter, so dass der Ranghöhere die

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Vgl. Cramer: Rittertum, 160. Zusammenfassend dazu Cramer: Rittertum, 115: „Bezeichnend ist, daß sich ebenso Könige, Reichsfürsten und Landesherren um die Erlangung dieser Ritterschaft bemühten, wie die Angehörigen des niederen Adels und des städtischen Patriziates.“ Vgl. Cramer: Ritterorden, 10. Vgl. Hofmann-Rendtel, Constanze: Pilgerzeichen und Sozialprestige, in: Visualisierung städtischer Ordnung. Zeichen - Abzeichen - Hoheitszeichen. Referate der interdisziplinären Tagung, gefördert von der Volkswagen-Stiftung, des Forschungsinstituts für Realienkunde am Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, 9.-11. Oktober 1991, hg. von Hermann Maué, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1993, 214-224, dort 218; Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 209; Cramer: Ritterorden, 33; Cramer: Rittertum im 16. Jahrhundert, 113/114; Cramer: Ritterschlag, 193; vgl. auch oben 71. Schwab: Toleranz, 55, berichtet von einer goldenen Kette mit Jerusalemkreuz, die um den Hals getragen wurde, vergisst aber zu erwähnen, dass dieser Brauch erst für das 16. Jahrhundert nachgewiesen ist, nachdem das Königreich Zypern im Jahr 1489 erloschen war: „Als äußeres Zeichen dieser Ehre trugen sie als goldenen Anhänger um den Hals das fünffache Jerusalemkreuz aus dem Wappen Gottfrieds von Bouillon.“ Wilhelm von Boldensele, 260: Post missam feci duos milites nobiles supra sepulchrum gladios accingendo et alia observando, que in professione militaris ordinis fieri consueverunt. Vgl. dazu Cramer: Ritterorden, 12. Zu Wilhelm von Boldensele vgl. Samson-Himmelstjerna: Deutsche Pilger, 146-161.

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übrigen Kandidaten zu Rittern schlug.306 Im Verlauf des 15. Jahrhunderts ging die Rolle des Ordinators dann an die Franziskaner vom Berg Sion über; sie waren damit sowohl für den Ritterschlag als auch für die Betreuung der Pilger und des Ablasswesens im Heiligen Land zuständig.307 Freiherr Johannes (Hans) von Preußen, Laienbruder im Dritten Orden des heiligen Franziskus, übte im späten 15. Jahrhundert das Amt eines ständigen Ordinators aus.308 Dass er hierzu von Kaiser Friedrich III. mit Zustimmung des Papstes ermächtigt wurde, wie Froben Christoph von Zimmern und auch Konrad Grünemberg angeben,309 ist ausschließlich durch die Berichte der Pilger belegt.310 In vielen Pilgerberichten aus dieser Zeit ist er namentlich bezeugt.311 Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ging das Privileg an den Guardian der Franziskaner über, und die Zeremonie bekam einen stärker liturgischen Charakter.312 Zu Beginn der Zeremonie, als sie noch von Laien ausgeübt wurde, stand die Frage des Ordinators nach der adligen Abstammung des Kandidaten. Diese Frage kam einer Ahnenprobe (ähnlich wie beim Turnier) gleich, bei der der Kandidat acht adlige Vorfahren nachweisen musste.313 Daher wurde vermutet, dass „Pilger aus dem Patriziat der Reichsstädte (...) das Gebaren ihrer adligen Mitreisenden (imitierten – d. Vf.), um ihr soziales Prestige zu erhöhen“,314 306

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Beispielsweise erhielt Herzog Friedrich V. von Österreich die Ritterwürde durch den steirischen Landherren Albrecht von Neitperg (Neipperg), Johann von Kleve empfieng sie durch den picardischen Adligen Arnulf von Crécy und Friedrich der Weise durch Heinrich von Schaumburg (vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 53; Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 208; Cramer: Ritterorden, 25; Cramer: Ritterschlag, 161). Vgl. Elm: Kanoniker und Ritter, 143-144. Die Angaben der Tätigkeitsjahre Johannes von Preußens schwanken, eine knapp 25-jährige Wirkungszeit von ca. 1476 bis ca. 1499 muss jedoch angenommen werden (vgl. Cramer: Ritterschlag, 168-181; Cramer: Ritterorden, 28-30; Herz: Hans Tucher, 674). Johannes von Preußen stammte vermutlich aus Danzig, war seit 1446 in Jerusalem ansässig und als Prokurator der Franziskaner tätig (vgl. Fricke: Itinerarien, 38, Anm. 180). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 449 (HS G, fol. 85v). Froben Christoph von Zimmern, Zimmersche Chronik, Band 1, 497: adelspersonen, so das hailig grab besuchen, ritter zu schlagen; vgl. auch Schwab: Toleranz, 56; Cramer: Ritterschlag, 175. So beispielsweise Hans Tucher 1476 (vgl. Hans Tucher, 441), Herzog Balthasar von Mecklenburg 1479 und Herzog Alexander, Pfalzgraf bei Rhein 1495 (vgl. Cramer: Ritterorden, 21/22); vgl. auch Fricke: Itinerarien, 38, 42. Vgl. die Schilderung der Zeremonie bei Reichert: Eberhard im Bart, 53/54; Kraack: Zeugnisse, 114. Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 13/14, 53/54. Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 14.

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denn der Empfang des Ritterschlags wäre ihnen sonst nicht möglich gewesen. Johannes von Leyden beschrieb zu Beginn des 15. Jahrhunderts in seiner Chronik, dass der mit dem Schwert gegürtete Ritter dem Ordinator sein Schwert überreichte. Dieser gab dem Kandidaten mit demselben einen Schlag auf den Nacken und ordinierte ihn zum Ritter des Herrn. Nachdem das Schwert wieder in die Scheide gesteckt wurde, stellte der Kandidat seinen rechten Fuß auf das Grab des Herrn, und der Ordinator legte ihm an den rechten Fuß einen goldenen Sporn, gleiches geschah am linken Fuß.315 Nachdem der „Ritterschlag ein auctoritate apostolica et imperiali ausgeübtes Vorrecht der Franziskaner auf dem Berge Sion wurde“,316 veränderte er seinen Charakter und nahm in der Zeremonie immer mehr liturgische Züge, ähnlich einer monastischen Profeß, an. Damit erhielt er den Charakter eines Aufnahmerituals, an dem nur derjenige teilnehmen konnte, den der Guardian für geeignet ansah.317 In Zuge dieser Wandlung verlor die adlige Abstammung als ursprünglich entscheidendes Kriterium an Bedeutung, zumal diese ja auch in der Ferne nicht so konsequent nachgeprüft werden konnte, wie es im 15. Jahrhundert bei der Ahnenprobe im Bereich des heimischen Turnieradels der Fall war.318 Daher wurde die Rittererhebung „mehr und mehr zum Mittel, eine weltliche Ehrenstellung zu erlangen“, und auch bürgerliche Jerusalempilger wurden zu Grabesrittern geschlagen.319 Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war der Ritterschlag übrigens nicht umsonst, sondern vier bis maximal zehn Dukaten wurden in der Regel an Gebühren erhoben.320

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Vgl. Cramer: Ritterorden, 23/24; Cramer: Ritterschlag, 162. Vgl. Elm: Kanoniker und Ritter, 143. In diesem Zusammenhang wurde der Ritterschlag auch durch eine Urkunde beglaubigt und in eine Matrikel eingetragen (vgl. Elm: Kanoniker und Ritter, 144; Cramer: Ritterorden, 58/59). Zu einer der wenigen erhaltenen Urkunden, die den Erwerb der Ritterwürde durch den Guardian Nikolaus von Tausignano bestätigen (vgl. Lahrkamp, Helmut: Mittelalterliche Jerusalemfahrten und Orientreisen westfälischer Pilger und Kreuzritter, in: Westfälische Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde 106 (1956), 269-346, 345, Anm. 309a). Die von Lahrkamp abgeschriebene Urkunde aus dem Jahre 1515 befindet sich im StA Düsseldorf, Bestand Schloß Paffendorf. Andere, vom Guardian ausgestellte Urkunden, sind für die Jahre 1506, 1561 und 1585 bekannt (vgl. Cramer: Ritterorden a.a.O.). Vgl. Elm: Kanoniker und Ritter, 144; in dessen Folge auch Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 234. Vgl. Zrenner: Berichte, 133. Vgl. dazu die Berichte der Pilger, die vier Dukaten, die den Franziskanern entrichtet werden mussten, erwähnen: Hans Bernhard von Eptingen, 267; Martin Ketzel,

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Der damalige Herzog Friedrich V. von Österreich, der spätere Kaiser Friedrich III., empfing in der Grabeskirche den Ritterschlag, und dieser stellte für ihn, wie für andere Adlige auch, „offensichtlich den Höhepunkt der Fahrt“ dar.321 Wenn Konrad Grünemberg auch in der Grabeskirche den Ritterschlag erhalten hat, wäre er hinsichtlich der Ritterschaft des Heiligen Grabes als städtischer „Neu-Patrizier“ mit „seinem“ Kaiser ebenbürtig ausgezeichnet worden,322 d. h. er als ein Vertreter des städtischen Patriziat wäre bezüglich der Ritterschaft ebenbürtig mit dem landständischen Adel geworden.323 Natürlich muss man davon ausgehen, dass ein Patrizier eine Jerusalempilgerreise ganz anders erlebte als ein Fürst,324 aber im Akt des Ritterschlags näherten sich die Perspektiven stark aneinander an.

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85; Hans Hundt, 56/57. Vgl. auch Kraack: Zeugnisse, 115; Cramer: Ritterorden, 57/58; Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 103. Er selbst notiert dazu: Und pin ritter geslagen an der Suntag nacht nach unser frawentag der gepurt 1436 von herrn albrechten von Neiperg, meines alters 21 jars (Geisheim: Hohenzollern, 6; vgl. auch Kreutzer / Matheus: Unterwegssein, 361; Nolte: Erlebnis, 70; Cramer: Ritterorden, 21/22). Hans Bernhard von Eptingen war ebenfalls vom Vorgang und dem Erlebnis derart beeindruckt, dass er die Zeremonie sehr ausführlich und detailgenau beschrieb (vgl. Hans Bernhard von Eptingen, 266ff.). Ausführliche Beschreibungen haben auch Felix Fabri (Felix Fabri, Evagatorium, II, 1-5) und Arnold von Harff (Arnold von Harff, 173/174) hinterlassen. Vgl. dazu auch Spieß: Reisen, 33: „Der Fürst und der Niederadlige pilgerten nach Jerusalem und empfingen dort in der Grabeskirche gemeinsam in derselben Nacht den Ritterschlag, genauso wie beide auf Rhodos ihre Wappenschilde aufhängten. Die Übereinstimmung bei einzelnen Verhaltensformen adeliger Reisender darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß ein Fürst dieselbe Reise aus einer ganz anderen Perspektive erlebte als ein mitreisender Ritteradliger.“ Dies ist in der Literatur auch schon anders gesehen worden: „Wiederholt sind Zweifel geäußert worden, ob Pilger aus städtisch-patrizischen Kreisen den Ritterschlag dazu genutzt hätten, um in Bereiche des Adels vorzudringen.“ (zit. Kreutzer / Matheus: Unterwegssein, 361, dort auch Hinweise auf weiterführende Literatur wie z. B. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 237; Reichert: Eberhard im Bart, 13; Hofmann-Rendtel: Pilgerzeichen, 217, 219/220). Nicht ohne Grund wird in der Forschung immer wieder zwischen den verschiedenen reisenden Ständen unterschieden. Fürstliche Reisen unterschieden sich grundlegend von anderen Pilgernfahrten, seien es bürgerliche oder geistliche (vgl. Spieß: Reisen, 33; Reichert: Eberhard im Bart, 14; Nolte: Erlebnis, 89; Paravicini: Heidenfahrt; Hippler: Reise nach Jerusalem). Beispielhaft dazu Reichert: Eberhard im Bart, 14: „Was die Pilger aus dem hohen Adel von ihren Reisegefährten aus Niederadel, Stadtbürgertum und Geistlichkeit gleichermaßen unterschied, waren die Bedinungen, unter denen die Wallfahrt angetreten, durchgeführt und ihr Verlauf schriftlich festgehalten wurde.“

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Grundsätzlich sollte allerdings zwischen dem Prestigegewinn durch den Ritterschlag und den mit ihm verknüpften Folgen für den sozialen und gesellschaftlichen Status unterschieden werden.325 Selbst manche Pilger wiesen darauf hin, dass man durch einen Ritterschlag nicht gleich zum Ritter würde: ritter nit alle glich ritter sin.326 Sicherlich konnte die Ritterwürde eines Ritters vom Heiligen Grab zusätzlich zum Prestigegewinn sich auch auf den sozialen Status in der Heimat auswirken. Hans und Peter Rot, die als bürgerliche Pilger schon 1440 in Jerusalem zu Grabesrittern geschlagen worden waren, wurden nach ihrer Rückkehr im Basler Rat zur Gruppe der Ritter gezählt, zuvor waren sie „Achtbürger“.327 Der Frankfurter Bürger Johann von Rückingen, der 1487 die Grabesritterwürde erlangte, verstieß mit einer goldenen Halskette, an der ein Schwert hing,328 und einem Samtwams gegen die Kleiderordnung der Stadt. Er nahm dafür, dass er seine „Insignien“ weiterhin tragen konnte, sogar eine Gefängnisstrafe auf sich.329 Konrad Grünemberg setzte neben dem Jerusalemkreuz, das als Zusatz zu seinem Wappen am Ende beider Reiseberichte gezeigt wurde,330 auch seine Grabesritterschaft öffentlich ein, denn er erwähnte diese in Konstanz konsequent: In allen Ratsbüchern führt er beharrlich seit 1486 hinter seinem Namen die Bezeichnung ritter. Auch in seinem eigenen Pilgerbericht führt er fast durchgängig diesen Titel, wenn er von sich selbst spricht.331 Es ist jedoch auch möglich, dass Konrad Grünemberg den Ritterschlag durch Kaiser Friedrich III. bei dessen Besuch in Konstanz im Jahr 1485 erhal325

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Diesem Vorschlag von Kreutzer / Matheus: Unterwegssein, 362, möchte ich mich hier anschließen: Der Erwerb der Ritterwürde ist ein Vorgang, von dem die Auswirkungen in der Heimat zunächst abgekoppelt sind. Erst die Ausgestaltung der Realität in der Heimat, sei es durch äußere Zeichen, z. B. Bildwerke, das Tragen von Devotionalien bzw. Insignien oder durch die Änderung des sozialen Status, zeugte von der Nachhaltigkeit des Ritterschlages am Heiligen Grab. Vgl. Eberhard Wameszhafft, 128, Vers 243. Vgl. Hans Rot, 333; Honemann, Volker: Rot, Hans und Peter, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh u. a., 2. Auflage, Berlin / New York 1990, Band 8, 260-262, dort 260; Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 209. Dies war die Ordenskette, die die Pilger auf Zypern erhielten und die sie als Mitglieder des zyprischen Schwertordens auszeichnete (vgl. oben S. 71). Vgl. Kreutzer / Matheus: Unterwegssein, 362; Spieß: Aufstieg, 21; Cramer: Rittertum, 179-181. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 51. Zur Erläuterung der Orden im Pilgerbericht vgl. oben Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 2.3 „Patriziat und Ritterschlag“. Zum Rittertitel in den Ratsbüchern vgl. unten, S. 88; zur Nennung des Rittertitels im Pilgerbericht vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 280, 309, 324, 361, 370.

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ten hatte. Friedrich III. hatte schon bei anderer Gelegenheit Konstanzer Bürger zu Reichsrittern geschlagen. Berthold Vogt und Marquard Brisacher, dem Fürsprecher Christoph Grünembergs,332 wurden von Friedrich III. im März 1452 anlässlich dessen Kaiserkrönung auf der Tiberbrücke in Rom zu Rittern geschlagen.333 Für Marquard Brisacher war dies sogar die zweite Standeserhebung, die die erste bestätigte: Anlässlich der Kaiserkrönung Sigismunds wurde er schon von diesem miteigen hat zu ritter geslagen.334 Sowohl Berthold Vogt als auch Marquard Brisacher wurden nach ihrer Standeserhöhung als Ritter bezeichnet.335 Konrad Grünemberg war bei der Gesandtschaft der Reichsstadt anlässlich des Besuches des Kaisers am 10. August 1485 dabei, die auf der bischöflichen Pfalz dem Kaiser Geschenke überreichte. Bei diesem Anlass wäre eine Standeserhebung zum Ritter durchaus denkbar. Diese ist jedoch nicht bezeugt, wenn auch die Teilnahme Konrad Grünembergs an der Gesandtschaft nachgewiesen ist.336 In der Literatur wurde häufig das prächtige Münchner Exemplar des Grünemberg’schen Wappenbuches in Zusammenhang mit Friedrich III. und einem möglichen Ritterschlag Konrad Grünembergs gebracht. Der heute in Berlin befindliche Codex wurde dabei als „Grünenberg’s Handexemplar“ bezeichnet,337 das Münchner Pergamentexemplar jedoch sei „einst ein Eigentum Kaiser Friedrich III.“ gewesen.338 Auch Philipp Ruppert bringt den Münchner Codex direkt mit Friedrich III., dessen Besuch in Konstanz und der Erhebung Konrad Grünembergs zum Ritter in Zusammenhang.339 Auf Basis der Quellen lässt sich das Folgende feststellen: Im Jahr 1485 erscheint Konrad Grünemberg erstmals als ritter in den Ratsbüchern der Reichsstadt. Er wird als einer der zwölf Beisitzer des Thurgauer Landgerichts aufge-

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Vgl. dazu oben 34 und Kramml: Friedrich III., 294-303, Ruppert: Marquard Brisacher. Vgl. Kramml: Friedrich III., 353. RI XI, Nr. 9434; vgl. auch Kramml: Friedrich III., 296; Ruppert: Marquard Brisacher, 21. Vgl. Kramml: Friedrich III., 296, 302, 353; Ruppert: Marquard Brisacher, 23. StA Konstanz A IX, 2, fol. 211-213; Maurer: Konstanz, 204/205; Kramml: Friedrich III., 85; Ruppert, Philipp: Deutsche Kaiser und Könige in Konstanz, in: Konstanzer geschichtliche Beiträge 3 (1892), 181-211, dort 210/211; Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 36. Friedrichs III. weilte vom 9. August 1485 bis zum 20. August 1485 in der Reichsstadt. Vgl. Stillfried-Alcantara in Konrad Grünemberg, Wappenbuch, VII. Vgl. Leesenberg: Ursprung, 60. Vgl. Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 36.

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führt: Her Conrat Gruenenberg, ritter.340 Diese Namensbezeichnung wurde auch in den Jahren 1486 bis 1490 jährlich in den Ratsbüchern für die Beisitzer des Landgerichts wiederholt.341 Zuvor war Konrad Grünemberg nur als Conrat Gruenenberg ohne die Zusätze Her und ritter in den Büchern erwähnt worden.342 Es gibt allerdings einen Unterschied bei der Nennung von Konrad Grünemberg bei den zwölf Beisitzern des Thurgauer Landgerichts und bei den Mitgliedern des kleinen Stadtrats: In den Stadtratslisten wird er erst ab 1486, dem Jahr seiner Pilgerreise, als her Conrat Gruenenberg, ritter für die Geschlechter geführt.343 Aus der Nennung ritter im Jahr 1485 liegt die Vermutung nahe, dass er anlässlich des Besuches Friedrichs III. in Konstanz im August 1485 zum Ritter geschlagen wurde. Zudem wurde in diesem Zusammenhang vermutet, dass Grünemberg dem Kaiser Friedrich III. anlässlich dessen Aufenthalts in der Reichsstadt im August 1485 ein Exemplar seines Wappenbuchs übergeben habe.344 Konrad Grünemberg soll daher seine Erhebung zum Ritter der kaiserlichen Gnade während dieses Besuches verdanken. Grünemberg hatte sicherlich während dieses Besuches Kontakt mit dem Kaiser, befand er sich doch im Empfangskomitee für Friedrich III.345 Allerdings findet sich kein Niederschlag dieser möglicherweise erfolgten Standeserhebung in der städtischen Chronistik, wie es zuvor üblich gewesen war.346

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Als einer der zwölf Beisitzer des Thurgauer Landgerichts ist im Jahr 1485 ein Her Conrat Gruenenberg, ritter genannt (vgl. Kramml: Friedrich III., 528). Vgl. Stelzer: Grünenberg, 288; Kramml: Friedrich III., 528. Konrad Grünemberg ist in den Jahren 1479 bis 1489, also zehn Jahre lang, für die Patrizier als Beisitzer des Thurgauer Landgerichts tätig (vgl. Kramml: Friedrich III., 527/528). 1474 erscheint Konrad Grünemberg erstmals als Vertreter der Geschlechter als C. Gruenenberg, der jung (vgl. Beyerle: Ratslisten, 171). Er war von 1474 bis 1480 für die Geschlechter im Großen Stadtrat, danach saß Grünemberg von 1481 bis 1494 für die Geschlechter Mitglied im Kleinen Stadtrat. Vgl. die Edition der Konstanzer Ratslisten bei Beyerle: Ratslisten, 171-187. Vgl. Ruppert: Ritter Konrad Grünenberg, 36; Binder: Konstanz, 73; Martens: Geschichte der Stadt Konstanz, 274; Laible, Joseph: Geschichte der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, Konstanz 1921, 334. Zum Kaiserbesuch vgl. Ruppert: Deutsche Kaiser und Könige, 210/211. Vgl. Kramml: Friedrich III., 327. Ebd.

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Andererseits ist die Meinung vertreten worden, dass Konrad Grünemberg den Titel ritter erst seit dem Ritterschlag in Jerusalem führte.347 Die Pilgerreise nach Jerusalem begann nach Grünembergs eigenen Angaben am 22. April 1486,348 und er kehrte sicherlich erst im Dezember 1486 in die Reichsstadt zurück. Warum hätte nach der Rückkehr nach Konstanz die Angabe im Ratsbuch des Vorjahres korrigiert werden sollen? Dafür gibt es keinen schlüssigen Grund. Bislang wurde in der historischen Forschung die Tatsache nicht hinreichend gewürdigt, dass sich Konrad Grünemberg auch in seinem auf den 9. April 1483 datierten Wappenbuch als Ritter bezeichnet: ich Conrad Gruenenberg, Ritter, Burger zu Costentz.349 Dies ist ein weiteres Argument dafür, dass das Wappenbuch erst nach 1483 fertiggestellt wurde, da die erste Erwähnung des Rittertitels in den Ratsbüchern erst für das Jahr 1485 erfolgt und bei einer früheren Verleihung der Ritterwürde sich dieser Titel sicherlich schriftlich niedergeschlagen hätte. Der Ritterschlag der Pilger der Reisegruppe um Konrad Grünemberg in der Jerusalemer Grabeskirche erfolgte am Freitag, den 18. August 1486.350 Grünemberg berichtet die Begebenheit in der Karlsruher Handschrift mit den folgenden Worten: Die selben nacht lůgt man gar eben dz kain haid inn tempel komen wär und glich nach mitternacht schlůg man riter.351 Das tet ainer, ist ain brůder sant Frantzissen und ist vormals ain lanczher und riter gewessen. Dem selben hat unser alergnädigister her der römisch kaiser des gewalt geben, genempt brůder Hans von Brüssen.352 Er tůt och etlich frǎg und offnung

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Vgl. Graf: Adel als Leitbild, 68; Maurer: Konstanz, 158; Kramml: Friedrich III., 327. Anders Reichert: Welsche Gäste, 21, der darauf hinweist, dass man nicht mit Bestimmheit sagen kann, dass Konrad Grünemberg den Ritterschlag am Heiligen Grab erhielt. Das Datum ist sowohl in der Karlsruher als auch in der Gothaer Handschrift genannt, vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 280 (HS G, fol. 2r). Vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, III. Vgl. hierzu auch Meichle: Pilgerfahrt, 27; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 14. Die Formulierung taucht oft identisch in den Pilgerberichten auf: slügen ritter (Eberhard von Württemberg, 198); rÿtter geslagen (Hans Tucher, 441). Zum Ritterschlag am Heiligen Grab vgl. besonders Cramer: Ritterschlag; Reichert: Eberhard im Bart, 52-54; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 228-237. Freiherr Johannes (Hans) von Preußen, Laienbruder im Dritten Orden des heiligen Franziskus, übte von 1476 bis 1486 bzw. 1499 das Amt eines ständigen Ordinators aus (vgl. Cramer: Ritterorden, 28-31; Herz: Hans Tucher, 674). Johannes von Preußen stammte vermutlich aus Danzig, war seit 1446 in Jerusalem ansässig und als Prokurator der Franziskaner tätig (Fricke: Itinerarien, 38, Anm. 180). In vielen

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ainem ÿetlichen etc. Item die riter sunderlich giengent die nacht mit kerzen an al hailig stet gar ernschlich bettende.353 In der Handschrift Gotha, die eine Überarbeitung der Karlsruher Handschrift darstellt, formuliert Grünemberg etwas anders: Und glich nach miternacht schlůg man riter. (…) Die nacht giengent die bilgrin gar geflisenklich im hailgen tempel umb mit kertzen ze allen hailgen steten, besunder die riter do mǎls worden.354 Eines haben beide Berichte gemein: Konrad Grünemberg verzichtet hier im Gegensatz zu anderen Stellen seines Reiseberichts darauf, in Ich-Form zu erzählen. Der Beginn der Erzählung, nach dem Prolog, kann hierfür als Beispiel dienen: Im jare nach der geburt unsers lieben herren Cristi tusenvierhundertachtzigundsechs järe am zwayundzwainczygsten tag aprilis, der da ist der ander tag vor sanct Jergen tag, bin ich Conrat Grünemberg, ritter zu Costentz, ußgeritten (...).355 In der Literatur wurde vermutet, dass die ausdrückliche Erwähnung aus Bescheidenheit oder Selbstverständlichkeit unterblieb, denn generell ist davon auszugehen, dass die adeligen Jerusalempilger den Ritterschlag am Heiligen Grabe erhielten.356 Ohnehin ist die Formulierung in den Berichten meist knapp und hölzern: slügen ritter schreibt Eberhard von Württemberg in seinen Kalender und Hans Tucher formuliert rÿtter geslagen, ohne Genaueres zum Procedere anzugeben.357 Die anderen Reisenden desselben Jahres schweigen zum Ritterschlag, erwähnen aber die zweite Nacht in der Grabeskirche. Georges Lengherand bemerkt: Après souper, per le congié des Mores rentràmes dedens le saint sépulcre.358 Der französische Anonymus, der ebenfalls mit Konrad Grünemberg im Heiligen Land unterwegs war, berichtet etwas ausführlicher von der zweiten Nacht in der Grabeskirche: Et de bonne heure, feusme de retour en Hierusalem, ou apres soupper par le congié des Mores rentretend tous les pelerins en l’eglise du Sainct Sepulchre, ou nous feusmes toute nuyt enfermez, faisans noz devotions ca et la, ainsi que l’autre foiz. Et au matin revindrent les Mores ouvrir les portes et nous faire saillir.359 Für die romanischen Pilger

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Pilgerberichten ist er namentlich bezeugt (Hans Tucher, 441; Fricke: Itinerarien, 38; 42). HS K, fol. 48r. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 449 (HS G, fol. 85v). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 280 (HS G, fol. 2r). Vgl. Cramer: Rittertum, 173. Vgl. Eberhard von Württemberg, 198; Hans Tucher, 441. Vgl. Georges Lengherand, 138. Vgl. Anonymus, hg. von Dansette 1979, 373.

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scheint die Grabritterwürde nicht den Stellenwert gehabt zu haben wie für die Pilger aus dem Reich. Auf der dargestellten Quellenbasis bewegte eine Frage die wissenschaftliche Forschung zur Person Konrad Grünemberg immer wieder: Erhielt Grünemberg seinen Ritterschlag durch den Kaiser Friedrich III. in Konstanz, oder wurde er durch Ritterschlag am Heiligen Grab zum Ritter? Weder für die eine noch für die andere Vermutung gibt es Zeugnisse wie beispielsweise eine Urkunde oder einen Bericht der Standeserhebung. Daher kann es auch nicht als sicher gelten, dass Konrad Grünemberg anlässlich eines Kaiserbesuches in der Reichsstadt Konstanz zum Ritter erhoben oder geschlagen wurde, wie schon behauptet wurde.360 Genausowenig lässt sich sicher beweisen, dass Konrad Grünemberg seinen Titel ritter erst nach dem Ritterschlag in der Grabeskirche in Jerusalem trug. Valmar Cramer hat dieses Problem salomonisch gelöst. Bei den Pilgern des Jahres 1486, die in der Grabeskirche zu Rittern geschlagen wurden, führt er als ersten Konrad Grünemberg an: „Ritter Conrad von Grünemberg“, danach listet er alle anderen adligen Pilger des Jahres 1486, die mit Konrad Grünemberg in Jerusalem waren. So nimmt er sowohl den Ritterschlag am Heiligen Grab für den Konstanzer Patrizier als auch den kaiserlichen Ritterschlag zu Hause im Reich für Konrad Grünemberg in Anspruch.361 Bis heute wissen wir also nicht mit Bestimmtheit, ob Konrad Grünemberg den Ritterschlag vom Kaiser in Konstanz, durch Johannes von Preußen am Heiligen Grab in Jerusalem, an beiden Orten oder bei anderer Gelegenheit erhielt.362 Es ist jedoch anzunehmen, dass Grünemberg die Reichsritterwürde vor seiner Jerusalemfahrt durch den Kaiser Friedrich III. erhielt und bei seiner Jerusalemfahrt am Hl. Grab zum Grabesritter geschlagen wurde.

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Binder: Konstanz, 73: „Im Jahre 1485 wurde er anlässlich eines Kaiserbesuches zum Ritter erhoben und es ist mit Recht die Vermutung ausgesprochen worden, daß die Überreichung des Wappenbuches damit in engem Zusammenhang stehe.“ Vgl. Cramer: Rittertum, 122. Reichert: Welsche Gäste, 21: „Ob auch Konrad Grünemberg aus Konstanz (...) den Ritterschlag am Heiligen Grab empfing, wissen wir nicht mit Bestimmtheit.“

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Die Überlieferung des Reiseberichts

Konrad Grünembergs Reisebericht ist, wie bereits erwähnt, in zwei Handschriften des 15. Jahrhunderts überliefert.1 Die erste Fassung des Pilgerberichtes befindet sich heute in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe. Diese kann als das Handexemplar des Reisenden bezeichnet werden. Die etwas jüngere, ausführlichere Version in der Forschungsbibliothek Gotha, in die mehrere Kapitel und Ergänzungen aus der 1486 gedruckten Peregrinatio Bernhards von Breydenbach Eingang gefunden haben, ist vermutlich ein Widmungsexemplar, dessen Empfänger jedoch nicht mehr eindeutig zu ermitteln ist. Die Abschriften aus dem 16. Jahrhundert in der Aargauische Kantonsbibliothek in Aarau (Schweiz) und in der Zentralbibliothek Luzern (Schweiz) sind auf die Karlsruher Handschrift zurückzuführen.

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Handschrift Karlsruhe (K)2

Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, St. Peter pap. 32, fol. 1r-50v Papier, 53 Blätter, 32 x 21,5 cm, Bodenseegebiet (Konstanz), nach 1486 (vermutlich um 1490) Sigle: Die Karlsruher Handschrift wird im Folgenden und in der Edition mit der Sigle K zitiert. Lagen: (III+1)7 . 3 IV31 . (III+1)38 . IV46 . (III+1)53.3 Die alte Lagenzählung ist mit roten Ziffern jeweils auf der ersten Rectoseite 1 (1r) - 7 (47r) notiert. Beschreibung: Der Schriftraum in der Handschrift misst ca. 24 x 16 cm, eine Seite hat auf den Textseiten üblicherweise 32 bis 36 Zeilen. Die Schrift ist eine Cursiva bastarda. Die Handschrift hat einen vermutlich gleichzeitigen braunen Ledereinband, beide Spiegel sind aus Pergament. Die ursprünglich vorhandene Schließe ist abgerissen. Die Handschrift wurde nach einer Notiz auf dem hinteren inneren Einband (innere Deckelseite) im Februar 1968 restauriert. Inhalt: Die Handschrift K enthält ausschließlich den Pilgerbericht Konrad Grünembergs (fol. 1r-50v). Dieser beginnt nach zwei leeren Blättern (Ir-IIv) auf fol. 1r mit den Worten Wann wier menschen nit allain uns selbs geborn wer1 2

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Vgl. zu diesem Themenkomplex oben Kapitel 2.2.3 „Der Reisebericht“. Eine ausführliche Beschreibung der Handschrift findet sich in: Die Handschriften von St. Peter im Schwarzwald, Band 1: Die Papierhandschriften, beschrieben von Klaus Niebler, Wiesbaden 1969 (Die Handschriften der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe; 10,1), dort 50-51. Vgl. Niebler: Handschriften, 50.

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Die Überlieferung des Reiseberichts

den und nennt auf demselben Blatt den Reisenden in Ich-Form, seinen Gefährten und das Abreisedatum: Uf das ich, Conrat Grünemberg ritter, zu minr wallfart zu dem hailigen grab (...) Im jare nach der geburt unsers lieben herren Cristi tusenvierhundertachtzigundsechs järe am zwayundzwainczygsten tag aprilis, der da ist der ander tag vor sanct Jergen tag,4 bin ich Conrat Grünemberg, ritter zu Costentz, ußgeritten nemlich uf ainen frytag mit dryen pferden und mit mir Caspar Gaißperg uf hoffnung zu ervolgen solch wallfart obberurt. Das Ende der Reise wird in der Handschrift auf fol. 50v genannt: (...) furen wier an sant Otmars tag5 gen Venedig. Sumen us gesin xxxiii wochen, gelobt sig Got etc, 1487 jar. Unter dieser Datierung ist das Wappen Konrad Grünembergs mit Orden abgebildet.6 Bilder: Neben dem Text der Reise enthält die Handschrift 32 kolorierte und mit der Feder umrissene verschieden große Bilder der Reisestationen von Venedig nach Palästina. Die Bilder wurden von Andres Betschart aufgenommen, nummeriert und kurz beschrieben.7 Zur Katalogisierung der Bilder wurde eine Bildkonkordanz angelegt. Zusätzlich zu den Federzeichnungen ist die Handschrift mit Ornament-Initalien ausgestattet. Datierung: Die Handschrift ist auf fol. 50v auf 1487 datiert. Diese Jahreszahl gibt möglicherweise das Jahr der Niederschrift des Textes bzw. dessen Beginn an, sicher ist dies allerdings nicht.8 Der Schreiber hatte sich auch an verschiedenen Stellen im Text in der Angabe des Reisejahres getäuscht, beispielsweise auf fol. 7v: Item den letsten tag maÿgi nach unsers hern fronlichnams tag im 879 jar giengen wier bilgram al inn die barchen und fůrn in die galeigen. So könnte die Datierung auch eine falsche Datierung des Reisejahres sein. Von einer Entstehung um 1490 ist jedoch auszugehen. Terminus post quem ist dabei der 16. November 1486, die Rückkehr Konrad Grünembergs nach Venedig, Terminus ante quem der Tod Konrad Grünembergs im Jahre 1494.

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Hl. Georg, 23. April 1486. 16. November 1486 (Donnerstag). Vgl. zu diesem Themenbereich das Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 2.3.1 „Patrizische Werte“. Vgl. Betschart: Illustrationen, 303-308. Konrad: Buchmalerei, 316, Betschart: Illustrationen, 198 und Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 158, nehmen diese Jahreszahl als Entstehungsjahr an. Hier täuscht sich der Autor in der Jahreszahl. 1487 fiel Ostern auf den 15. April und daher Fronleichnam auf den 14. Juni. Dann könnte sich aber die Reisegruppe um Konrad Grünemberg nicht am letzten Tag im Mai nach dem Fronleichnamstag eingeschifft haben (vgl. Grotefend, Hermann: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 13. Auflage, Hannover 1991, 152/153).

Die Überlieferung des Reiseberichts

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Provenienz: Die Handschrift wurde von dem Benediktinerkonvent St. Peter im Schwarzwald im Jahr 1764 unter Abt Steyrer erworben.10 Über den Vorbesitzer der Handschrift ist nichts bekannt. Ein Vermerk der Erwerbung ist in der Handschrift auf hinterem Spiegel zu finden: Emit Reverendissimus ac Amplissimus D. D. Philippus Jacobus (Steyrer) Monasterii S. Petri in nigra Silva Abbas. Anno 1764.11 Im Zuge der endgültigen Aufhebung St. Peters am 21. November 1806 kam die Handschrift mit dem gesamten Handschriftenbestand, dem wertvolleren Teil der Bücher und der alten Drucke am 21. oder 23. April 1807 in die Grossherzogliche Hofibliothek nach Karlsruhe12 und ist daher heute in deren Nachfolgeinstitution, der Badischen Landesbibliothek, wohl verwahrt.13 Autor bzw. Schreiber: Vermutlich ist die Handschrift ein Autograph, denn die Hand ist in der HS K wie auch in der HS G dieselbe wie die im auf das Jahr 1483 datierten Wappenbuch Konrad Grünembergs. Das Berliner Papierexemplar des Wappenbuches wurde in der Literatur schon von Matthias Hildebrandt Ende des 19. Jahrhunderts als Autograph identifiziert.14 Auffallend ist, dass alle drei bekannten Wappenbücher (Berlin, München, Wien) und beide Handschriften des Pilgerberichts von derselben Hand geschrieben wurden. Daher kann man davon ausgehen, dass es sich bei allen Handschriften um Autographen handelt, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass Grünemberg für alle fünf Codices denselben Schreiber beauftragt hat. In der Sekundärliteratur und in einschlägigen Nachschlagewerken, zuletzt bei Werner Paravicini,15 schleicht sich gerne die Phantomhandschrift KA, BLB, Hs 168 ein: „KA BLB, Hs 168, wallfahrt zu dem hailigen grab, 32 Bll. Papier, Mundart, alemannisch-schwäbisch, 1464 (Längin, Beilage II/2, 1974, 100).“16 Diese Handschrift ist in Karlsruhe nicht vorhanden, das Missverständnis lässt sich folgendermaßen erklären. Die Handschrift St. Peter pap. 32 10

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Vgl. Niebler: Handschriften, XV, in dessen Folge auch Betschart: Illustrationen, 300/301. Vgl. Niebler: Handschriften, 51. Vgl. Niebler: Handschriften, XIV. Im September 2006 plante die Baden-Württembergische Landesregierung unter der Leitung des Ministerpräsidenten Günther Oettinger, Handschriften aus dem Bestand der Badischen Landesbibliothek zu verkaufen. Dieses Vorhaben wurde auf Grund des massiven Protestes der Öffentlichkeit wieder verworfen. Hildebrandt: Wappenbuch, 44: „(...) letztere (die Berliner Papierhandschrift – d. Vf.) ist unzweifelhaft von Grünemberg’s eigener Hand gefertigt, während die Münchner auch eine Kopie sein kann; (...).“ Vgl. Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 228. Ebd.

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Die Überlieferung des Reiseberichts

ist bei Längin 197417 beschrieben. Dort hat sie die Ordnungsnummer 168 (links hervorgehoben) und die verkürzt wiedergegebene Signatur P. pap. 32 (rechts stehend). Darunter steht ein umfangreicher Querverweis auf die Handschrift St. Georgen 71 mit einer Aufzählung der dort zu findenden Texte über Jerusalemfahrten, deren letzter ist datiert auf 1464. Dadurch kam es in der Sekundärliteratur18 zu der immer wieder zitierten Phantomhandschrift 168 von 1464 mit 32 Blättern.19 Auch ein Druck der Handschrift aus dem Jahre 1487 ist nicht bekannt.20 Durch die Literatur geisterte auch ein Druck der Karlsruher Handschrift: „Letzteres (der Reisebericht – d. Vf.) befindet sich in der Grossherzoglichen Bibliothek zu Karlsruhe in Baden und ist vor einiger Zeit gedruckt worden, leider ohne die Bilder (...).“21 Leider konnte dieser Druck, dessen Auftraggeber von Rudolf Graf Stillfried-Alcantara als „Geheimer Hofrath Dr. Molder“22 bezeichnet wird,23 bis heute nicht identifiziert werden, auch in der Badischen Landesbibliothek ist er nicht bekannt. So muss neben der oben genannten 17

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Längin, Theodor: Die Handschriften der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Beilage II, 2: Deutsche Handschriften. Neudruck mit bibliographischen Nachträgen, Wiesbaden 1974 (Die Handschriften der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe; Beilage 2,2), 100, Nr. 168: „Grünemberg, Conrat, wallfahrt zu dem hailigen grab (1486 von Konstanz aus). Alem.-schwäb. 1487. P.pap.32 (Die Signatur steht rechts.) (Querverweis auf:) ablaus und gnad zu Jherusalem (fartt in dem Jaur 1457) - abläss und gnad zuo Rom - 1465 - Peregrinatio von Aurach nacher Jerusalem (18. Jahrh.) - Joh. v. Bodmen und Diethelm Schilter fartt zuo dem h. grab. (von 1376-77). 1464 S. Ggen 71.“ So ist in der äußerst wertvollen Zusammenstellung der Deutschen Reiseberichte dieser Fehler enthalten, vgl. Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 228: „KA BLB, Hs 168, wallfahrt zu dem hailigen grab, 32 Bll. Papier, Mundart, alemannischschwäbisch, 1464 (Längin, Beilage II/2, 1974, 100)“. Für diesen Hinweis danke ich Herrn Rainer Fürst (Badische Landesbibliothek Karlsruhe). So erwähnt bei Boockmann / Dormeier: Konzilien, 193/194, Anm. 45: „1487 wurde der Bericht über die Pilgerfahrt ins Heilige Land des Konrad Grünemberg gedruckt (…)“. Stillfried-Alcantara in der Einleitung des Textbandes des Wappenbuchs (vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, VIII); Hildebrandt: Wappenbuch, 43. Vermutlich Friedrich Molter (* 1775; † 1842), seit 1818 Leiter der Großherzoglichen Hofbibliothek, Sohn des früheren Bibliotheksleiters Friedrich Valentin Molter (* 1722; † 1808). Für die Hinweise und die kompetente Hilfe in Karlsruhe bin ich Herrn Rainer Fürst (Badische Landesbibliothek, Karlsruhe) zu Dank verpflichtet. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Ausgabe 1840, Anmerkung 9, ohne Seitenangabe: „Der Geheime Hofrath Dr. Molder wird dies reisetagebuch in druck geben.“

Die Überlieferung des Reiseberichts

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Phantomhandschrift auch dieser Druck bis auf Weiteres ein Phantom bleiben.24 Möglicherweise liegt hier eine Verwechslung mit den Aktivitäten des Bibliotheksleiters Friedrich Valentin Molter vor. Dieser hatte geplant, die Orientalische Reyss des Hanss Jacob Breüning von und zuo Buochenbach in der Zeitschrift „Carlsruher Beyträge zu den schönen Wissenschaften“, die 1760 erstmalig erschien und 1765 nach drei Ausgaben eingestellt wurde, in einem Auszug zu veröffentlichen. Sein Sohn Friedrich Molter notierte dies im Exemplar des Druckes der damaligen Großherzoglichen Hofbibiothek auf einem heute eingeklebten Zettel: „Ein Auszug dieses Reisejournals wurde von meinem Vater zur Fortsetzung seiner Beiträge gemacht. F. Molter“.25 Vielleicht bezog sich die genannte Notiz auch auf eine Abschrift, die um 1855 vom Karlsruher Pilgerbericht angefertigt wurde. Diese stammt aus dem Besitz von Georg von Stillfried-Ratenic (Rattonitz) und wird heute in der Biblioteka Śląska in Katowice (Kattowitz, Polen) verwahrt.26 Sie ist mit Illustrationen versehen, die Sixtus Heinrich Jarwart vom Original anfertigte.27 Graf Stillfried-Alcantara28 berichtete von hebräischen Einträgen auf den Spiegelseiten der Karlsruher Handschrift: „Auf der Rückseite des oberen Deckels der Handschrift steht hebräisch: ‚Am Sonntag Sant Jergen Abent 1487 Grünemberg Ritter. Behüt di edle Ris Conraden.’ und auf dem unteren Deckel ‚Anno Domini 1487. Fritag Sant Michels Abent. Füg C (?) Gott Alens zum Besten.“ Diese sind jedoch in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe nicht bekannt. Auch in einer dort vorhandenen Mappe mit Fragmenten aus der Handschrift finden sich außer einem kleinen Pergamentstück mit lateinischen Wortenfetzen29 keine Hinweise auf diese hebräischen Einträge. Klaus Niebler 24

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Auch Reinhold Röhricht suchte schon nach diesem Druck, vgl. Röhricht: Bibliotheca geographica Palaestinae, 139: „(...) ist (...) von einer Ausgabe des Carlsruher Codex gesprochen, welche vor der eben genannten erschienen sein soll, aber es fehlt jeder Nachweis darüber.“ Vgl. Fürst, Rainer: Friedrich Valentin Molter und seine Söhne, in: Häfner, Klaus: Der badische Hofkapellmeister Johann Melchior Molter (1696-1765) in seiner Zeit. Dokumente und Bilder zu Leben und Werk (mit einem Beitrag von Rainer Fürst). Eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe zum 300. Geburtstag des Komponisten, Karlsruhe 1996, 263-302, dort 297/298. Vgl. auch das Exemplar der Orientalische Reyß des Edlen und Vesten Hanß Jacob Breuning von und zu Buochenbach, Straßburg 1612, der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, Signatur: K 16. Kattowitz, Biblioteka Śląska, R. 299 IV. Vgl. Herz: Studien, 230. Stillfried-Alcantara in der Einleitung des Textbandes des Wappenbuchs (vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, VIII). Bei den lateinischen Wortfetzen lassen sich die Worte et omnia entziffern.

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Die Überlieferung des Reiseberichts

berichtet nur von „Einträgen in Geheimschrift mit Jahreszahl 1487“.30 Sicherlich wäre anlässlich der Restaurierung im Februar 1968 ein Hinweis oder eine Notiz gemacht worden, wenn diese Notizen noch entzifferbar oder in Hebräisch auf den Spiegelseiten vorhanden gewesen wären.

3.2

Handschrift Gotha (G)31

Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt, Forschungsbibliothek Gotha,32 Chart. A 541, fol. 2r-97v Papier, 103 Blätter, 30,5 x 21 cm, Bodenseegebiet (Konstanz), nach 1486 Sigle: Die Gothaer Handschrift wird im Folgenden und in der Edition mit der Sigle G zitiert. Lagen: 11 (altes Vorsatz, s. Einband) + V11 + (V+1)22 + (VI+1)45 + 2VI81 + (VII-1)94 + V103 und Spiegel HD. Nach Blatt 52 und 90 jeweils ein Blatt ohne Textverlust ausgeschnitten. Lagenzählung in arabischen Ziffern oben rechts, nicht ganz vollständig. Die Edition der Gothaer Handschrift33 übernimmt die Foliozählung und gibt diese innerhalb des Textes wieder. Beschreibung: Der Schriftraum in der Handschrift misst 21-23 x 13,5-15 cm, durch Blind- bzw. Stiftlinien abgegrenzt. Eine Seite hat auf den Textseiten meist 30 bis 32 Zeilen, die Abweichungen reichen jedoch von 28 bis 40 Zei30 31

32

33

Vgl. Niebler: Handschriften, 51. Eine Beschreibung der Handschrift ist durch Dr. Falk Eisermann, Universtitätsbibliothek Leipzig, in Vorbereitung. Zu den Beständen der Forschungsbibliothek Gotha vgl. u. a. Eisermann, Falk u.a.: Fürstliche Bücherlust Kostbarkeiten der Forschungsbibliothek Gotha. Katalog zur Sommerausstellung der Universitäts- und Forschungsbibliothek Gotha/Erfurt im Spiegelsaal auf Schloß Friedenstein Gotha 1. Juli - 3. Oktober 2004; aus den Sammlungen der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha'schen Stiftung für Kunst und Wissenschaft, unter Mitarbeit von Falk Eisermann, Cornelia Hopf, Kathrin Paasch und Rupert Schaab, Gotha 2004 (Veröffentlichungen der Forschungsbibliothek Gotha, Band 41); Rockar, Hans-Joachim: Abendländische Bilderhandschriften der Forschungsbibliothek Gotha. Ein kurzes Verzeichnis mit 34 Abbildungen, bearb. von Hans-Joachim Rockar, Gotha 1970; Wunderle, Elisabeth: Katalog der mittelalterlichen lateinischen Papierhandschriften. Aus den Sammlungen der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’schen Stiftung für Kunst und Wissenschaft, Wiesbaden 2002 (Die Handschriften der Forschungsbibliothke Gotha 1); Hopf, Cornelia: Die abendländischen Handschriften der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha. Bestandsverzeichnis, Forschungs- und Landesbibliothek Gotha, bearbeitet von Cornelia Hopf, Band 1: Großformatige Pergamenthandschriften: Memb. I, Gotha 1994 (Veröffentlichungen der Landesbibliothek Gotha 32). Vgl. unten Hauptkapitel II „Editionsteil“, Kapitel 2.2 „Handschrift Gotha“.

Die Überlieferung des Reiseberichts

99

len. Die Schrift ist ebenfalls eine Cursiva bastarda, die HS G ist von derselben Hand wie die HS K. Die Handschrift hat einen zeitgenössischen Einband, einen Holzdeckel, mit braunem Leder überzogen. Die Herkunft des Einbands ist Konstanz, Werkstatt Kyriss 140, Blüte X-förmig I, nachgewiesen etwa 14731516.34 Zwei Schließen und jeweils fünf Buckel auf dem vorderen und hinteren Deckel fehlen. Das Wasserzeichen ist ein P in mehreren eng verwandten Formen, ähnlich PiccP, IX 711 (Konstanz 1491), außerdem wohl ähnlich PiccP, IX 687 (1488), hier jedoch deformiert. Blatt 1 (altes Vorsatz) hat als Wasserzeichen eine Traube, sehr ähnlich PiccFrucht, I 108 (1448) oder I 141 (1447), offenbar wurde vom Buchbinder ein alter Papierrest verwertet.35 Die alte Signatur Cat. Leu. pag. 3b steht noch auf fol. 1r der HS G. Inhalt: Die Handschrift enthält ausschließlich den Pilgerbericht Konrad Grünembergs. Dieser beginnt nach einem leeren Blatt (fol. 1r-1v) auf fol. 2r mit den gleichen Worten wie die Handschrift Karlsruhe Wann wier mentschen nit allain unß selbs geborn werden und nennt ebenfalls auf dem selben Blatt den Reisenden in Ich-Form: Uff das ich Conrat Gruenemberg Ritter in miner walfart zů dem hailgen grab (...). Auf fol. 2v folgt die nochmalige Nennung des Reisenden mit seinem Reisegefährten und das Abreisedatum: Im jǎre nach der gebůrt unsers lieben heren Cristi tusent fier hundert achtzig und sechs jǎre am zwaÿ und zwaintzigosten tag aprillis der do was der ander tag vor sant Jörgen tag bin ich Conrat Grünemberg riter zu Costencz usgeritten nemlich uff ainen frittag mit drien pfärten und mit mir Caspar Gaisberg in gůtter hoffnung zů erfolgen solich walfart obberurt. Das Ende der Reise ist auf fol. 95v zu finden: wider gen Venedig an sant Otmars tag im siben und achtzigosten jare, gelobt sig Got. Sumen us gesin dri und drissig wochen. Im Anschluß folgt auf fol. 96r die Abbildung des Wappens Konrad Grünembergs mit seinen erworbenen

34

35

Vgl. Eisermann, Falk: Konstanz Blüte X-förmig I, nicht Gotha Eule, in: Einbandforschung 19 (2006), 53; Schunke, Ilse: Die Schwenke-Sammlung gotischer Stempel- und Einbanddurchreibungen, nach Motiven geordnet und nach Werkstätten bestimmt und beschrieben von Ilse Schunke, 2. Band: Werkstätten, Berlin 1979, 104. Herrn Dr. Falk Eisermann (Leipzig/Berlin) danke ich für die Überlassung des Manuskripts seines Artikels, für die fruchtbaren Gespräche in Leipzig und unsere aufschlußreiche E-Mail-Korrespondenz. Piccard, Gerhard: Wasserzeichen Frucht, Stuttgart 1983 (Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Sonderreihe: Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Findbuch, Band 14), Nr. I 108 bzw. I 141. Vgl. Eisermann: Konstanz Blüte, 53 und die Handschriftenbeschreibung von Falk Eisermann: Chart. A. 541.

100

Die Überlieferung des Reiseberichts

Orden.36 Danach hat der Schreiber auf den Seiten fol. 96v-97v ein arabisches Vokabular angefügt, das aus der deutschen Ausgabe des Pilgerberichts Bernhards von Breydenbach, Erstdruck am 21. Juni 1486 in Mainz, ohne die Nennung der Quelle übernommen wurde. Auf fol. 98r-103v folgen dem Vokabular zehn leere Seiten. Bilder: Neben dem Text der Reise enthält die Handschrift 48 kolorierte und mit der Feder umrissene unterschiedlich große Bilder der Reisestationen von Venedig nach Palästina und sechs Alphabete verschiedener Sprachen.37 Die Bilder wurden wie die Bilder der Karlsruher Handschrift von Andres Betschart aufgenommen, nummeriert und kurz beschrieben.38 Zur Katalogisierung der Bilder wurde eine Bildkonkordanz angelegt. Zusätzlich zu den Federzeichnungen ist die Handschrift mit Ornament-Initalien ausgestattet. Datierung: Das Reisejahr ist auf fol. 97v mit der Jahreszahl MCCCCLXXXVI angegeben. Der Schreiber hatte sich auch an verschiedenen Stellen im Text in der Angabe des Reisejahres getäuscht, beispielsweise auf fol. 10r: Item den letsten tag maigi nach unsers heren fronlichnamß tag im siben und achtzigosten jar, giengen wier bilgram al inn die barken zů faren inn die galleigen.; ebenfalls auf fol. 95v: gen Venedig an sant Otmars tag im siben und achtzigosten jare (…).39 Die Nennung der Jahreszahl 1497 führte verschiedentlich schon zu einer Datierung der Handschrift in dieses Jahr.40 Der Wasserzeichenbefund deutet allerdings auf eine Entstehung um 1490 hin.41 Terminus post quem ist wie bei der Karlsruher Handschrift der 16. November 1486, die Rückkehr Konrad Grünembergs nach Venedig, Terminus ante quem der Tod Konrad Grünembergs im Jahre 1494. Provenienz: Auf dem Spiegelblatt des hinteren Deckels findet sich die Jahreszahl (?) 1575, darüber ein geschwärzter und wohl auch radierter Eintrag. Auf fol. 97v steht unter dem Text der Eintrag Er Georg Hofmann Löhner mpp / Coburgk / a. 1.5.97.42 Dies könnten Hinweise auf die Herkunft der Gothaer Handschrift sein. Bislang konnte nicht nachgewiesen werden, wann die Hand36

37 38 39

40

41 42

Vgl. zu diesem Themenbereich das Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 2.3 „Patrizische Werte“. Vgl. Stange: Malerei, 52, nennt 47 Zeichnungen. Vgl. Betschart: Illustrationen, 303-308. Von Eisermann: Chart. A. 541 wird dies als Argument dafür gewertet, dass die HS G kein Autograph oder eine vom Reisenden selbst besonders sorgfältig überwachte Abschrift ist. Betschart: Illustrationen, 198 und Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 158, nehmen diese Jahreszahl als Entstehungsjahr an. Vgl. Eisermann: Chart. A. 541. Für den Hinweis danke ich Herrn Dr. Falk Eisermann (Leipzig/Berlin).

Die Überlieferung des Reiseberichts

101

schrift in die Herzogliche Bibliothek kam. Der erste Nachweis der Handschrift in Gotha erfolgte durch einen Katalogeintrag im handschriftlichen Standortkatalog des Gothaer Bibliothekars Friedrich Jacobs,43 der im Zeitraum von 1810 bis 1841 an der Herzoglichen Bibliothek tätig war und in dieser Zeit den genannten Katalog angelegt hat. Der Katalogeintrag lautet: „Conrat Grunenbergs Ritter walfart zu dem heilgen Grab, angefangen im Jahr 1486. mit vielen illuminirten Zeichnungen“. Der Gothaer Katalog von Ernst Salomon Cyprian,44 im Jahre 1714 erschienen, reicht in der Chart. A-Reihe nur bis zur Handschrift Chart. A 278. Zusätzlich ist bekannt, dass der Codex Chart. A 644 im Jahr 1745 erworben wurde.45 Mit aller Vorsicht könnte man also vermuten, die Handschrift Konrad Grünembergs sei zwischen etwa 1714 und 1745 nach Gotha gekommen, aber sicher ist das keineswegs, da es problematisch ist, aus den Signaturen auf den Erwerb der Handschrift zu schließen. Interessant ist auch der Eintrag aus dem späten 18. oder dem frühen 19. Jahrhundert Cat. Leu. pag. 3.b auf fol. 1r der Gothaer Handschrift mit dem Hinweis auf einen nicht mehr erhaltenen Handschriftenkatalog. Dabei „handelt es sich wohl um einen Katalog, in dem Handschriften minderer Bedeutung oder minderen Wertes erfaßt“ waren.46 Leu. bedeutet levioris (zu ergänzen ist: pretii, so in anderen Handschriften), d. h. dieser prächtige Codex wurde in diesem Katalog unter die weniger wertvollen Handschriften eingereiht. Autor bzw. Schreiber: Die HS G ist von derselben Hand wie die HS K. Wenn die Karlruher Handschrift ein Autograph Konrad Grünembergs ist, dann ist der Codex Gotha dies ebenfalls. 43

44

45 46

Christian Friedrich Wilhelm Jacobs (* 6. Oktober 1764 in Gotha; † 30. März 1847 in Gotha) war ein deutscher Philologe und Schriftsteller. Jacobs war von 18021807 und nach einem Intermezzo in München von 1810 bis zu seinem Tod an der Bibliothek in Gotha tätig und hat in dieser Zeit den handschriftlichen Standortkatalog in der Forschungsbibliothek Gotha (StOK) angelegt und geführt (ADB 13, 600-612; vgl. auch Pachnicke, Gerhard: Gothaer Bibliothekare. Dreißig Kurzbiographien in chronologischer Folge, Gotha 1958 (Veröffentlichungen der Landesbibliothek Gotha 5), 17-20; Jacobs, Friedrich / Ukert, Friedrich August: Beiträge zur ältern Litteratur oder Merkwürdigkeiten der Herzogl. öffentlichen Bibliothek zu Gotha, hg. von Friedrich Jacobs und Friedrich August Ukert, 3 Bände, Leipzig 1835). Ernst Salomon Cyprian (* 22. September 1673 in Ostheim (Franken); † 19. September 1745 in Gotha), lutherischer Theologe, ab 1713 Direktor der Gothaer Bibliothek (vgl. Pachnicke: Gothaer Bibliothekare, 9/10; Jacobs / Ukert: Beiträge, 1428). Katalog: Cyprian, Ernst Salomon: Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae Gothanae, Lipsiae 1714. Vgl. Wunderle: Katalog, 128. Vgl. Wunderle: Katalog, XXXI.

102

3.3

Die Überlieferung des Reiseberichts

Handschrift Aarau (A)

Aarau, Aargauische Kantonsbibliothek, MsWettF 33, fol. 119r-178v

Papier, 240 Blätter, 20 x 29 cm, Kloster Wettingen, 1568/69-1604 Sigle: Die Aarauer Handschrift wird im Folgenden und in der Edition mit der Sigle A zitiert. Lagen: Keine Lagenzählung, neu foliiert, oben rechts auf jeder Rectoseite. Beschreibung: Der Schriftraum in der Handschrift ist sehr unterschiedlich und misst durchschnittlich ca. 18 x 25 cm, eine Seite hat auf vollbeschriebenen Textseiten üblicherweise 28 bis 30 Zeilen. Die Handschrift hat einen braunen, einfachen Ledereinband ohne Schließe. Innerhalb der Abschrift des Reiseberichts Konrad Grünembergs ist ein Bindefehler festzustellen. Inhalt: Die Sammelhandschrift des Abtes Christoph Silbereisen enthält neben der Abschrift der Karlsruher Handschrift des Reiseberichts Konrad Grünembergs auf fol. 119r-178v noch folgende Werke:47 Reimchronik des zweiten Kappelerkriegs (fol. 2v-14r), ein sibyllinisches Gedicht (fol 14v-26v), das Fastnachtsspiel Nolhart von Pamphilus Gengenbach (fol. 50v-90r),48 eine Beschreibung der Schlacht bei Lepanto (fol. 198r-203v) und verschiedene, größtenteils zusammenhanglose Notizen und Zeichnungen (fol. 90r-118v, 179v197v, 204r-238v). Bilder: In die Handschrift wurden keine Bilder übernommen. Jedoch hat der Schreiber die Überschriften der Bilder abgeschrieben und auf den Seiten oft entsprechend Platz gelassen, so dass die Möglichkeit vorhanden gewesen wäre, einzelne Bilder abzuzeichnen. Auf fol. 158r, bei der Beschreibung des Tals Siloah sind ein Eichhörnchen und ein Ast mit einer Eichel und einem Blatt ohne einen inhaltlichen Bezug zum Text gezeichnet. Das fünffache Jerusalemkreuz wurde in prominenter Größe zusammen mit einem Ast, auf dem verschiedene Vögel sitzen, auf fol. 170r bei der Beschreibung des Heiligen Grabes in der Grabeskirche abgebildet; der Ast könnte als Anspielung auf die Wurzel Jesse gedacht sein. Datierung: Die Abschrift des Grünemberg’schen Reiseberichts stammt aus dem Jahr 1568, sie ist auf fol. 179r der Handschrift datiert: Dis bůch ward 47

48

Vgl. Fröhlich, A. E.: Beschreibung einer Handschrift Christof Silbereisen’s, Abts von Wettingen, in: Beiträge zur Geschichte und Literatur, vorzüglich aus den Archiven und Bibliotheken des Kantons Aargau, hg. von Heinrich Kurz und Placid Weissenbach, Aarau 1846, 273-287. Pamphilus Gengenbach (* um 1480 in Basel, † 1524 oder 1525 ebd.), war ein Autor von Fastnachtsspielen.

Die Überlieferung des Reiseberichts

103

geendet uff denn 18 tag decembris anno domini 1568 (...).49 Die Datierung des eigentlichen Reiseberichts wurde bei der Abschrift beibehalten, allerdings hat sich ein Schreibfehler eingeschlichen. Auf fol. 178v steht das Ende des Reiseberichts mit der üblichen Datierung: (...) kamen ynn 9 wuchen ann das heilig land unnd ynn 13 wuchen fuoren wir ann S. Othmars tag widerumb genn Venedig. Summa dess gewësen 33 wuchen. Gelobt sige Got. Anno domini 1587.50 Hier hat der Schreiber die Jahreszahl falsch abgeschrieben, anstatt 1487 wurde 1587 geschrieben. In der HS A wurde dies schon von anderer Hand verbessert. Provenienz: Die Handschrift stammt aus dem Zisterzienserkonvent Wettingen. Kloster Wettingen, gegründet 1227, wurde 1841 nach Beschluß des Großen Rats des Kantons Aargau, aufgehoben. Der Nachfolgekonvent WettingenMehrerau befindet sich seit 18. Oktober 1854 in den Gebäuden des ehemaligen Benediktinerklosters Mehrerau bei Bregenz. Die Bibliothek des Klosters Wettingen gelangte in der Folge der Klosteraufhebung in die Aargauische Kantonsbibliothek. Autor bzw. Schreiber: Der Autor nennt sich selbst auf fol. 179r der Handschrift: Dis bůch ward geendet uff denn 18 tag decembris anno domini 1568 důrch Christoffel Silberysen (...).51 Christoph Silbereisen war zum Zeitpunkt der Abschrift des Grünemberg’schen Pilgerberichts Abt des Zisterzienserkonvents Wettingen.52 Leider erwähnt Christoph Silbereisen den Ursprung der von ihm abgeschriebenen Handschrift nicht. Nach dem Text zu schließen hatte Silbereisen jedoch die Handschrift abgeschrieben, die sich heute in Karlsruhe befindet.

49 50 51 52

HS A, fol. 179r. HS A, fol. 178v. HS A, fol. 179r. Christoph Silbereisen (* 1542, † 21. Juli 1608), 1560 Ordensgelübde, Weihe zum Subdiakon am 1. März 1561, zum Diakon am 20. September 1561, zum Priester am 27. März 1563 durch den Konstanzer Weihbischof Jakob, Bischof von Askalon, Abt des Klosters Wettingen am 29. Juni 1563, äbtliche Benediktion am 9. April 1564 in der Klosterkirche zu Wettingen durch den genannten Weihbischof Jakob. 1576 wurde er von Papst Gregor XIII. zum Notar ernannt. Im Generalkapitel des Jahres 1578 wurde er vom Abt von Cîteaux in das Definitorium berufen. Nach 30jähriger Regierung resignierte er am 10. Februar 1594 und starb als Senior am 21. Juli 1608. Er wurde in der St. Nikolaus-Kapelle der Klosterkirche beigesetzt (vgl. Willi, Dominicus: Album Wettingense. Verzeichnis der Mitglieder des exemten und konsistorialen Cistercienser-Stiftes B.V.M. de Marisstella zu Wettingen Mehrerau 1227-1904, 2. verb. Aufl., Limburg an der Lahn 1904, 76-78, dort 76-77).

104

Die Überlieferung des Reiseberichts

Im heutigen Zustand sind die Lagen der Handschrift falsch gebunden: Die Blätter 161 bis 168, die einer Lage entsprechen, sind falsch eingebunden worden. Diese Lage müsste an den Anfang des Reiseberichts vor Blatt 119 gebunden werden. Aus der folgenden Aufstellung erschließt sich der Bindefehler. Die in der Handschrift Aarau falsch eingebundene Lage wurde hierbei an die richtige Stelle in der inhaltlichen Abfolge einsortiert. HS K

HS A Beginn

HS A Ende

HS KA, fol. 1r HS KA, fol. 6v HS KA, fol. 42r

HS AG, fol. 161r HS AG, fol. 119r HS AG, fol. 169r

HS AG, fol. 167r HS AG, fol. 160v HS AG, fol. 179r

Ende entspricht in HS K HS KA, fol. 5v HS KA, fol. 41v HS KA, fol. 50v

Dieser Bindefehler führte bislang zu der Annahme, dass in der Handschrift zwei Reisebeschreibungen enthalten seien. So ist Fröhlich der Meinung, dass eine Reisebeschreibung auf fol. 119r unmittelbar ohne Anfang beginnt53 und auf fol. 161r eine scheinbar neue Reisebeschreibung von Konrad Grünemberg anfängt, die dann auf fol. 178v endet.54

3.4

Handschrift Luzern (L)55

Luzern, Zentralbibliothek, Bürgerbibliothek, Ms. 254.4°, fol. 90r-94r Pergament, 102 Blätter, 17 x 14 cm, Luzern, 1592 Sigle: Die Luzerner Handschrift wird im Folgenden und in der Edition mit der Sigle L zitiert. Lagen: Keine Lagenzählung, neu foliiert. 53

54

55

Fröhlich: Beschreibung, 283: „Bl. 119. beginnt eine Reise ins heilige Land; voraus geht eine Beschreibung des Schiffes, von dieser scheint aber der Anfang zu mangeln.“ Vgl. Fröhlich: Beschreibung, 283-284. Fröhlich konnte die Reisebeschreibungen nicht als die des Konrad Grünemberg identifizieren, denn er schreibt, dass weder der erste noch der zweite Reisebericht bei Feyerabend in der Ausgabe von 1584 abgedruckt sei (vgl. (Feyerabend, Siegmund): Reyßbuch deß heyligen Lands, das ist gründtliche Beschreibung aller und jeder Meer und Bilgerfahrten zum heyligen Lande, Franckfort am Mayn 1584). Daraus ist zu schließen, dass ihm sowohl die Karlsruher als auch die Gothaer Handschrift des Pilgerberichtes von Konrad Grünemberg nicht bekannt war. Eine ausführliche Beschreibung der Handschrift findet sich bei Betschart: Illustrationen, 358/359, und Schmid, Alfred A.: Die Buchmalerei des XVI. Jahrhunderts in der Schweiz, Olten 1954, 142/143

Die Überlieferung des Reiseberichts

105

Beschreibung: Der Schriftraum in der Handschrift misst circa 15 x 11 cm. Die Schrift ist eine kalligraphische, ziemlich derbe Minuskel, aus der Bastarda entwickelt. Die Handschrift hat einen zeitgenössichen Holzdeckelband mit Lederüberzug. Dieser hat Silberbeschläge mit je einem Silbermedaillon auf den Außenseiten der Umschlagdecke. Auf einem Medaillon ist folgender Text eingraviert: „gehört der pfifferischen Familien“; auf dem andern Medaillon ist das Pfyffersche Familienwappen ziseliert. Zwei Silberschließen befinden sich am Einband.56 Inhalt: Die Handschrift enthält den Pilgerbericht Rudolf Pfyffers mit Abbildungen,57 die Zusammenfassung des Reiseberichts Konrad Grünembergs (fol. 90r-94r) ist ohne Abbildungen an den Pilgerbericht Rudolf Pfyffers (fol. 1r-89r) angefügt. Die Zusammenfassung des Pilgerberichts Konrad Grünembergs ist von einer anderen Hand als der Pilgerbericht Rudolf Pfyffers. Bilder: Die Grünembergsche Pilgerreise ist, im Gegensatz zum Pilgerbericht Rudolf Pfyffers, der von dem Glasmaler Franz Fallenter reich illustriert wurde,58 ohne Abbildungen dargestellt. Nach der Datierung auf fol. 93r wurde jedoch das Wappen Konrad Grünembergs in Form eines doppelten Dreibergs skizziert. Datierung: Die Handschrift ist auf 1592 datiert (Luzern). Die Datierung des Reiseberichts wurde auf fol. 93r mit der Jahreszahl 1487 übernommen.59 Provenienz: Die Handschrift war ursprünglich in Familienbesitz und wurde immer dem jeweils ältesten Träger des Familiennamens Pfyffer anvertraut.60 1864 wurde sie vom Archivar Bernhard Pfyffers an den Luzerner Stadtbibliothekar und Buchhändler Franz Josef Schiffmann verkauft (laut Einschaltblatt in der Handschrift, fol. 103). Über diesen ging die Handschrift an die Bürgerbibliothek Luzern und von dort an die Zentralbibliothek Luzern über.61 Die Handschrift wurde 1966 restauriert.62 Autor bzw. Schreiber: Der Schreiber der Handschrift ist wie der Schreiber der Abschrift des Grünemberg’schen Pilgerberichts nicht bekannt.63 56 57

58 59 60 61 62 63

Vgl. Betschart: Illustrationen, 358. Zu den Abbildungen im Pilgerbericht Rudolf Pfyffers vgl. Betschart: Illustrationen, 358-364; Schmid: Buchmalerei, 142-143. Zu dessen Pilgerreise vgl. Rudolph von Pfyffer von Altishofen, 155-162. Vgl. Schmid: Buchmalerei, 91. HS L, fol. 93r. Vgl. Schmid: Buchmalerei, 90. Vgl. Betschart: Illustrationen, 358; Schmid: Buchmalerei, 90. Vgl. Betschart: Illustrationen, 358. Vgl. Betschart: Illustrationen, 358; Schmid: Buchmalerei, 143.

4

Die Parallelberichte des Jahres 1486

Im Jahr 1486 reisten nicht nur Konrad Grünemberg und die von ihm in seinem Reisebericht genannten Personen nach Jerusalem. Von den durch Konrad Grünemberg überlieferten Personen seiner eigenen Reisegruppe, die sich Agostino Contarini als Patron erwählte, und den Pilgern der Gruppe um Piero Lando, dem zweiten venezianischen Patron des Jahres 1486, die Konrad Grünemberg an verschiedenen Stellen in seinem Reisebericht nennt, hat sich kein Pilgerbericht erhalten, zumindest ist bis heute kein weiterer Pilgerbericht bekannt geworden. Aber nicht alle Pilger des Jahres 1486 wurden von Konrad Grünemberg namentlich genannt. Beim Ritt von Jaffa nach Jerusalem zählte Konrad Grünemberg fast 300 weitere Pilger: Also zoch das ellend her da hin, zalt ich bÿ den dru hunderten bilgrinn.1 Unter diesen müssen sich drei Pilger befunden haben, die Konrad Grünemberg nicht namentlich aufführt, die aber ebenfalls Berichte ihrer Pilgerreise verfasst haben. Bis heute sind die Pilgerberichte Georges Lengherands, Girolamo da Castigliones und eines Anonymus aus Rennes bekannt. Diese werden im Folgenden kurz vorgestellt. Dabei stehen vor allem die Personen als auch deren Stationen auf der Reise im Vordergrund. Die genannten drei Pilgerberichte wurden in der Edition des Reiseberichts Konrad Grünembergs zur Klärung offener Fragen herangezogen. Interessant ist, dass über die Reise des Jahres 1486 sowohl Adlige (Patrizier) als auch Kleriker Berichte verfasst haben. Einen ausführlichen Vergleich zwischen den geschilderten Erlebnissen der Reisenden kann diese Untersuchung jedoch nicht leisten, dies wäre für zukünftige Arbeiten allerdings wünschenswert.2 Interessante Erkenntnisse über die Wahrnehmung der Personen, geprägt sowohl von ihrem unterschiedlichen gesellschaftlichen als auch geographischen Hintergrund, könnten auf der Basis dieses Quellenmaterials gewonnen werden.

1 2

Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 375 (HS G, fol. 47r). Vorbild für ein solches Vorhaben könnte die Studie von Arnold Esch aus dem Jahr 1991 sein, vgl. Esch, Arnold: Anschauung und Begriff. Die Bewältigung fremder Wirklichkeit durch den Vergleich in Reiseberichten des späten Mittelalters, in: Historische Zeitschrift 253 (1991), 281-312.

Die Parallelberichte des Jahres 1486

4.1

107

Georges Lengherand

Georges Lengherand († 15. Mai 1500) aus Mons3 reiste wie Konrad Grünemberg im Jahr 1486 nach Jerusalem.4 Der Pilger entstammte einer bürgerlichen Familie und war ein Bürger, der wie Konrad Grünemberg auch öffentliche Ämter wahrnahm. Er war Landvogt (franz. bailli) von Havré5 und Bürgermeister (franz. maire) seiner Heimatstadt Mons im Jahr vom 7. Dezember 1477 bis ins Jahr 1488. Daneben war er receveur général (königlicher Steuereinnehmer)6 des Hennegaus und Ratgeber Philipps I. von Spanien.7 Von Lengherands Reisebericht existieren zwei Handschriften aus dem 15. und 16. Jahrhundert (Lille, Valenciennes)8 und eine vollständige Edition aus dem 19. Jahrhundert.9 Er verließ seine Heimatstadt am 9. Februar 1486 und kehrte in diese am 14. Februar 1487 zurück.10 Er reiste gemeinsam mit den Brüdern Nicolas und

3

4 5

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9

10

Mons (dt. Bergen) in Belgien, heute Hauptstadt der belgischen Provinz Hennegau, im 15. Jahrhundert habsburgisch. Vgl. Paravicini: Niederländische Reiseberichte, Nr. 19, 143-148. Vgl. Paravicini: Niederländische Reiseberichte, 143; Godefroy-Ménilglaise, Denis-Charles: Voyage de Georges Lengherand, mayeur de Mons en Haynaut, à Venise, Rome, Jérusalem, Mont Sinaï et le Kayre 1485-1486, hg. von Denis-Charles de Godefroy-Ménilglaise, Mons 1861, VIII. Vgl. LexMA 7, 501/502. Vgl. Paravicini: Niederländische Reiseberichte, 143. Zrenner: Berichte, 74, äußert sich zurückhaltender über die Ämter Georges Lengherands und gibt an, er habe „eine Reihe bedeutender Ämter im Justiz- und Finanzwesens seiner Provinz“ inne gehabt (vgl. Zrenner: Berichte, 74). Lille, Bibliothèque municipale, ms. 145; Valenciennes, Archives communales c/o Bibliothèque municipale, 493 = Q.5.9. Zur Handschriftenbeschreibung und weiteren Angaben vgl. Paravicini: Französische Reiseberichte, 144/145. (Georges Lengherand) Voyage de Georges Lengherand, mayeur de Mons en Haynaut, à Venise, Rome, Jérusalem, Mont Sinaï et le Kayre 1485-1486, hg. von Denis-Charles de Godefroy-Ménilglaise, Mons 1861. Der Autor des Pilgerberichts datiert die Abreise aus Mons ins Jahr 1485 (vgl. Georges Lengherand, 1). Da Lengherand an Ostern in Venedig war und dieses mit dem Tagesdatum 26. März angibt, muss das Reisejahr 1486 gewesen sein (vgl. Georges Lengherand, 44; Grotefend: Zeitrechnung, 152/153). Dies hatte auch schon Godefroy-Ménilglaise: Voyage de Georges Lengherand, XV, bemerkt und korrigiert. Die bei Paravicini: Niederländische Reiseberichte, 143, angegebenen Reisedaten sind daher korrekt.

108

Die Parallelberichte des Jahres 1486

Arnoul de Saint-Genois,11 deren Diener und Jérôme d’Ennetières.12 Im Heiligen Land erweiterte sich die kleine Reisegruppe um Arnoud Crocque und dessen Diener.13 Die Gruppe reiste über Frankreich, Lausanne und die Schweiz, die Alpen überquerte sie über den St. Bernhard.14 Die Reise ging über das Aosta-Tal und Mailand zunächst nach Venedig. Von dort brachen die Pilger am 29. März 1486 nach Rom auf, das sie am 11. April 1486 erreichten. In Rom holten sich die Pilger die päpstliche Dispens,15 die Genehmigung für die Pilgerreise nach Jerusalem, ab. Nach sieben Tagen brachen sie wieder auf, um über Spoleto und Ancona zurück nach Venedig zu reisen. Dort schlossen sie den üblichen Überfahrtsvertrag mit dem venezianischen Patron Piero Lando.16 Dieser reiste einige Tage nach Agostino Contarini aus Venedig ab und folgte der Route Contarinis auf den üblichen Stationen.17 In Jaffa kam die Galee Landos am 28. Juli 1486 an,18 und die Pilger gingen gemeinsam mit den Pilgern des Schiffes Agostino Contarinis am 8. August 1486 an Land. Die Stationen der Reise von Jaffa nach Jerusalem gleichen in den Reiseberichten Grünembergs und Lengherands einander in Orten und Daten, da die Reisenden zu einer großen Gruppe geworden waren. Auch die heiligen Stätten in Jerusalem scheinen alle Reisenden gemeinsam besichtigt zu haben, da sich die Abfolge der Stätten bei beiden weitestgehend gleicht. Die Reise nach Bethlehem haben die Pilger wie auch den Ausflug an den Jordan und nach Jericho gemeinsam unternommen.19 Nur die Datumsangaben bezüglich der Weiterreise nach Bethanien und der Rückkehr nach Jerusalem weichen voneinander ab. 11

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14 15

16 17 18 19

Nicolas de Saint-Genois, Herr von Clairieu, 1486-1501 mehrfach prévôt von Tournai, 1500 gouverneur von St-Amand; Arnoul de Saint-Genois, Herr von Berlière (vgl. Paravicini: Französische Reiseberichte, 143). Jérôme d’Ennetières, Herr von Mastine, Ritter vom Heiligen Grab, prévôt von Tournai (vgl. Paravicini: Niederländische Reiseberichte, 143). Vgl. Paravicini: Niederländische Reiseberichte, 143; Godefroy-Ménilglaise: Voyage de Georges Lengherand, X-XI. Vgl. zu den Reisestationen Paravicini: Niederländische Reiseberichte, 146-148. Die Dispens stellt die Befreiung von einem Gesetz in Einzelfall dar. Dies konnte auch ausgelegt werden als „die nur durch göttliches Recht und die guten Sitten beschränkte Änderung einer Norm, insbesondere eben das Gestatten einer Abweichung von dem, was an sich geboten oder verboten war, um des Erbarmens, der Notwendigkeit oder des Wohles der Kirche willen“, vgl. LexMA 3, 1113/1114; vgl. auch Christ, in: Hans Bernhard von Eptingen, 199. Vgl. Georges Lengherand, 84. Vgl. Georges Lengherand, 85/86. Vgl. Georges Lengherand, 110. 17. August 1486 - 18. August 1486 bzw. 20. August 1486 (vgl. Georges Lengherand, 135-138).

Die Parallelberichte des Jahres 1486

109

Nach Konrad Grünemberg fand die Reise von Jerusalem an den Jordan, nach Jericho und Bethanien und von dort wieder zurück nach Jerusalem am 20. August statt. Nach Georges Lengherand war dies eine Tour über mehrere Tage, und die Reisegruppe kam erst wieder am 22. August in die Heilige Stadt zurück.20 Die Variante Lengherands erscheint wahrscheinlicher als die Angaben Grünembergs, zumal Grünemberg sich bei den heiligen Stätten auf diesem Ausflug entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten eher kurzfasst. Zusätzlich werden die Datumsangaben im Pilgerbericht des französischen Anonymus bestätigt.21 Am 27. August 1486 trennte sich die Pilgergruppe:22 Die Mehrzahl der Pilger reiste mit den Patroni wieder zurück nach Jaffa, um sich dort für die Rückreise nach Venedig einzuschiffen. Nur 17 Pilger, unter ihnen die Deutschen Herzog Johann von Bayern, Graf Wilhelm von Werdenberg und Ludwig von Rechberg, reisten mit anderen zum Katharinenkloster auf den Sinai weiter und kehrten über Kairo und Damiette nach Venedig und in die europäische Heimat zurück.23 Herzog Johann von Bayern verstarb auf diesem Teil der Reise am 2. Oktober 1486 in Gaza.24 Da Georges Lengherand kein Vorwort zu seinem Reisebericht schrieb, erfährt der Leser im Unterschied zu Konrad Grünemberg weder das Motiv der Reise noch den Grund der Niederschrift. Anstatt eines Vorworts hat Lengherand dem Text ein Itinerar vorangestellt, das mit den Stationen Rom, Venedig, Jerusalem, dem Katharinenkloster auf dem Sinai die vier wichtigsten Stationen der Reise kurz auflistet. Von einem Itinerar kann man hierbei jedoch sicherlich nicht sprechen.25 Im Bericht finden neben den heiligen Stätten des Alten und Neuen Testaments, an denen er immer den zu erwerbenden Ablass notiert und mit einem Kreuz kennzeichnet, auch weltliche Themen Platz. Er schildert sowohl seinen Alltag als Pilger als auch die besuchten Landschaften, Städte und Menschen. Dabei schildert er „Kunstwerke, Religion, Sitten und Brauchtum im Zusammenhang mit der Landschaft, in der sie verankert sind.“26 Sein Reisebericht ist in der Art eines Tagebuches in der ersten Person 20 21 22 23

24 25

26

Vgl. Georges Lengherand, 141. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1196-1198. Vgl. Georges Lengherand, 142. Vgl. zu den 17 Pilgern, die zum Katharinenkloster reisten: Georges Lengherand, 143; zur Reiseroute: Paravicini: Niederländische Reiseberichte, 148 ; Georges Lengherand, 144-207. Vgl. Georges Lengherand, 148. Anders Zrenner: Berichte, 74, die mit „Itinerar“ u. U. auch das Inhaltsverzeichnis des Textes, durch den Herausgeber Godefroy-Ménilglaise erstellt und mit Itinéraire überschrieben, meinen könnte; vgl. Georges Lengherand, 1. Vgl. Zrenner: Berichte, 76.

110

Die Parallelberichte des Jahres 1486

abgefasst, und mit den täglichen Stationen, die dem Bericht das räumliche und zeitliche Gerüst geben, erhält der Leser alle notwendigen Informationen über den tatsächlichen Verlauf der Reise. Die üblichen Vorurteile über Muslime, besonders hinsichtlich ihrer Schamlosigkeit und Genusssucht,27 finden sich in seinem Reisebericht ebenso wie das Interesse für Außergewöhnliches wie unbekannte fromme Legenden oder menschliche Fabelwesen.28 Die verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen, die in der Grabeskirche vertreten waren, erwähnt er allerdings, im Gegensatz zum Anonymus aus Rennes und zu Konrad Grünemberg, nicht.

4.2

Anonymus aus Rennes

Der Pilgerbericht eines anonymen Autors, von Béatrice Dansette vorsichtig mit Guy de Tourestes identifiziert,29 ist ein Fragment und kein vollständig erhaltener Bericht. Der Anfang als auch das Ende des Berichts fehlen, überliefert sind nur die Eintragungen vom 8. August 1486 (Jaffa) bis zum 30. Oktober 1486 (Kairo). Die Handschrift ist in einem Exemplar in Rennes30 überliefert,31 der Forschung ist sie über zwei Textausgaben, beide herausgegeben von Beatrice Dansette, zugänglich.32 Da nur die Eintragungen von der Landung in Jaffa bis zur Station Kairo erhalten sind, ist nicht bekannt, aus welcher Ortschaft der Pilger kam. Auf 27 28 29

30

31

32

Vgl. Georges Lengherand, 174, 182. Vgl. Zrenner: Berichte, 78; Georges Lengherand, 183. Dansette, Béatrice: Récit anonyme d’un voyage à Jérusalem et au mont Sinaï, in: Croisades et pèlerinages (1997), 1168-1172 (Einführung), 1173-1225 (Text), dort 1168: „L’étude comparée de ces trois récits permet de supposer que l’Anonyme est vraisemblablement un clerc saintongeais, Guy de Toureste. Quelques éléments inclinent à le penser, mais pour que cette hypothèse soit totalement vérifée, il faudrait retrouver le manuscrit original. Nous continuerons donc de le désigner comme ‘l’Anonyme de Rennes’.” Rennes in Frankreich, bis 1491 noch zum Herzogtum der Bretagne gehörig, seit 1491 faktisch und seit 1532 durch König Franz I. (Francois I.) offiziell mit Frankreich vereinigt. Rennes, Bibliothèque municipale, ms. 261. Zur Handschrift vgl. Paravicini: Französische Reiseberichte, Nr. 24, 108-110. Dansette, Béatrice: Les pèlegrinages occienteaux en Terre Sainte. Une pratique de la „Dévotion Moderne“ à la fin du Moyen Age? Relation inédite d’un Pèlegrinage effectuè en 1486, in: Archivum Franciscanum Historicum 72 (1979), 106-133, 330-428; Dansette, Béatrice: Récit anonyme d’un voyage à Jérusalem et au mont Sinaï, in: Croisades et pèlerinages (1997), 1168-1172 (Einführung), 1173-1225 (Text).

Die Parallelberichte des Jahres 1486

111

Grund der Sprache des Reiseberichts ist jedoch von einem Pilger aus dem französischen Sprachraum auszugehen. Der Reisende war seiner eigenen Erwähnung nach auf der Contarina,33 dem Pilgerschiff Agostino Contarinis, daher können zumindest die Stationen von der Einschiffung in Venedig an bis zur Ankunft im Heiligen Land lückenlos auf der Basis des Reiseberichts Konrad Grünembergs, der ebenfalls auf diesem Schiff reiste, rekonstruiert werden. In Orten und Daten sind wiederum, wie schon zwischen Georges Lengherand und Konrad Grünemberg, große Übereinstimmungen festzustellen. Die Datumsangaben des Anonymus hinsichtlich des Ausfluges an den Jordan, nach Jericho und nach Bethanien decken sich mit den Angaben Georges Lengherands, so dass man bei diesem Ausflug den Angaben Lengherands mehr Glauben schenken darf als den spärlichen Angaben Konrad Grünembergs.34 Zusätzlich berichtet er von einem Bad im Jordan, das manche Pilger nahmen. Andere strichen mit dem Jordanwasser über ihre Augen.35 Der Anonymus aus Rennes bestätigt ebenfalls die Trennung der Pilgergruppe am 27. August 1486 und erwähnt, dass neben dem Herzog von Bayern noch sieben weitere deutsche Pilger mit zum Katharinenkloster reisten.36 Erzählungen Konrad Grünembergs werden durch den Franzosen bestätigt, wie die Unterbringung in den Cellaria Sancti Petri, die unfreundliche Behandlung der Reisenden im Dorf Male Case37 oder das große arabische Zeltlager, das die Reisenden auf dem Weg von Ramla nach Jerusalem passierten.38 Der muslimische Heilige, von den Pilgern als „Narr“ bzw. fou de naissance39 bezeichnet, wird vom Anonymus ebenfalls erwähnt40

33 34

35

36

37

38

39

40

Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1173. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1196-1198; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 373-378. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1196; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 374/375. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1199; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 379. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1174; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 333. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1174; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 338. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1201/1202, dort 1201: „Parmi eux se trouvait un grand vieillard, maure ou sarrasin, fou de naissance, courant les rues et dont on disait qu’il était uns saint homme.“; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 333. Ebd.

112

Die Parallelberichte des Jahres 1486

Die orientalischen christlichen Kirchen werden nach der Beschreibung der Grabeskirche in diesem Pilgerbericht sehr ausführlich geschildert.41 Der anonyme Berichterstatter erwähnt dabei alle neun Glaubensrichtungen: die Franziskaner, die Griechen, die Armenier, die Georgier, die Surianen, die Inder, die Jakobiten, die Nestorianer und die Maroniten. Er schildert die fremden Sitten, erwähnt Häresien, berichtet von der Geschichte und dem Ursprung der Glaubensrichtungen, benennt Ämter in den Kirchen. Am Ende einer jeden Abhandlung nennt er die Bereiche und Altäre der Grabeskirche, die von den jeweiligen Kirchen verwaltet werden. Der einfache Schreibstil, in dem der Reisebericht verfasst wurde, wurde schon zu Unrecht mit dem eines Kindes verglichen: „Le voyageur raconte ce qu’il voit, ce qui lui arrive, avec la simplicité d’un enfant.“42 Der Anonymus listet, wie viele Pilger, die Tagesdaten und Wegstrecken, die heiligen Stätten, die Erlebnisse auf der Reise auf und berichtet den Daheimgebliebenen im üblichen Stil eines Reisetagebuchs von der Pilgerfahrt. Damit befindet er sich unter den Wallfahrern am Ende des 15. Jahrhunderts in guter Gesellschaft, denn auch seine Mitreisenden, die einen Bericht hinterließen, wählten diese Erzählform. Der französische Anonymus erwähnt Georges Lengherand namentlich.43 Dieser wiederum hatte unter den auf den Sinai reisenden Franzosen Guy de Tourestes aufgeführt.44 Konrad Grünemberg wurde namentlich weder vom französischen Anonymus noch von Georges Lengherand genannt.

4.3

Girolamo da Castiglione

Girolamo da Castiglione ist der vierte Reisende des Jahres 1486, der neben Konrad Grünemberg, Georges Lengherand und dem Anonymus aus Rennes seine Wallfahrt zum Heiligen Grab niedergeschrieben hat. Der italienische Geistliche hinterließ einen Reisebericht mit dem Titel Fiore di Terra Santa, den er in 164 meist knappe Kapitel gliedert. Die weitgehend unbekannte Reisebeschreibung ist nur als Inkunabel zugänglich. Sie wurde in drei verschiede41

42

43

44

Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1173; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 1173. Vgl. Maillet, Dominique: Voyage à la Terre Sainte, au mont Sinaï et au convent de Sainte Catherine vers la fin du XVe siècle, in : Description, notices et extraits des manuscrits de la bibliothèque publique de Rennes, Rennes 1837, 172-174, dort 173. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1199; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 380. Vgl. Georges Lengherand, 143

Die Parallelberichte des Jahres 1486

113

nen Ausgaben von den Druckern Eucharius Silber (nach dem 2. Mai 1491),45 Georg Ricker, (um 1497)46 und Wilhelm Schomberger (6. August 1499) veröffentlicht.47 Eine moderne, kritische Edition des Reiseberichts steht bis heute noch aus, auch war kein Druck mit Erscheinungsdatum nach 1499 zu ermitteln.48 Reinhold Röhricht war die Inkunabel bekannt, allerdings ordnete er die Reise falsch ein, so dass die Inkunabel bisher nicht als Parallelbericht zu Grünemberg bemerkt wurde.49 Nach einer lateinischen Vorrede, in der sich der Verfasser als Frater Hieronymus de Castiglione selbst nennt und in der er eine kurze Zusammenfassung seiner Reise angibt, setzt das erste Kapitel des Reiseberichts mit der der Station Jaffa ein: Capitulo primo dele cosse di terra sancta. El introito di terra sancta partendossi di Cipri: si trova uno porto dimandato il porto di Jaffo (...). Die Reise nach Jerusalem mit der Station Emmaus wird schnell erzählt. In Jerusalem angekommen, scheint dem italienischen Geistlichen vor allem die Grabeskirche besonders wichtig gewesen zu sein, denn diese wird zunächst in mehreren Kapiteln ganz ausführlich beschrieben. Die Größe des Heiligen Grabes, die Mitte der Welt, die einzelnen Kapellen in der Grabeskirche, alles dies erhält neben vielem Weiteren ein eigenes Kapitel, so dass die wichtigste Kirche der Christenheit mit insgesamt 22 Kapiteln gewürdigt wird. Erst dann folgt zu jeder in und um Jerusalem aufgesuchten heiligen Stätte ein eigenes Kapitel. Natürlich beschreibt Girolamo da Castiglione auch Bethlehem, Bethanien, den Jordan und die dortigen heiligen Stätten. Darüber hinaus erwähnt er auch die Berge Tabor und Quarentana, die Ortschaften Nazareth, 45

46

47

48

49

GW 6174: Castiglione, Girolamo da: Fiore di Terra Santa. Mit lat. Vorrede . Rom: Eucharius Silber, (nach 2.V.1491). Die Inkunabel ist in Augsburg (StB), Neapel (BN, unvollständig) und Würzburg (UB) nachgewiesen. Für diese Studie wurde das Exemplar aus Augsburg benutzt. GW 6175: Castiglione, Girolamo da: Fiore di Terra Santa. Mit ital. Vorrede. Messina: Georg Ricker, (um 1497). Diese Ausgabe ist ausschließlich in Cagliari nachgewiesen. GW 6176: Castiglione, Girolamo da: Fiore di Terra Santa. Mit ital. Vorrede . Messina: Wilhelm Schomberger für Matthaeus Pancratius, 6. VIII.1499. Die Inkunabel ist bislang nur in Bologna und Messina nachgewiesen. Vgl. auch Oliva, Gaetano: Di due edizione Messine, in: Archivio storico siciliano, 2. ser. 17 (1892), 312-321, dort 312-317 zu Girolamo Castiglione. Der bei GanzBlättler: Andacht und Abenteuer, 80, Anm. 61, angegebene Titel von Raimondino 1942 war bis heute leider nicht einzusehen: Raimondino, F.: Un incunabolo rarissimo, Il Fiore di Terra Santa di Girolamo Castiglione (1486), Palma di Mallorca 1942. Vgl. Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 139, Nr. 416; Oliva: Die due edizione Messine, 315.

114

Die Parallelberichte des Jahres 1486

Kapernaum, Jericho, Damaskus, Beirut und viele weitere Sehenswürdigkeiten im Heiligen Land. Der Italiener reiste ebenfalls auf den Sinai und zum Katharinenkloster, allerdings versuchte er dies auf eigene Faust und nicht in einer Reisegruppe. Sein Weg führte ihn nach seinen Angaben an Bord eines französischen Schiffs zunächst nach Alexandria und Kairo, von dort an den Nil, zu den Pharaonengräbern und in die Sahara, so dass sein Reisebericht deutlich mehr darstellt als ein reiner Pilgerbericht, der die heiligen Stätten in Palästina beschreibt. Gerade im Vergleich mit den Erlebnissen Georges Lengherands und des französischen Anonymus bieten sich hier entsprechende Vergleiche an, die allerdings an anderer Stelle gezogen werden müssen.50 Endlich erreichte er das Katharinenkloster und den Sinai, danach ging es weiter nach Damiette. Sodann schildert er noch die verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen im Heiligen Land, von denen er die Griechen, die Armenier, die Nestorianer, die Georgier, die Jakobiten, die Inder und die Äthiopier separat aufführt. Ein kleines Register beschließt diesen weitgehend unbeachtet gebliebenen Pilgerbericht. Im Repertorium von Paravicini ist die Reisebeschreibung nur als Parallelbericht zum Anonymus aus Rennes erwähnt,51 beim Katalogeintrag zu Georges Lengherand52 und zu Konrad Grünemberg53 findet sich kein Hinweis auf diesen wichtigen Parallelbericht.

4.4

Weitere Pilger des Jahres 1486

Nicht nur die bereits genannten Personen Konrad Grünemberg, Georges Lengherand, der Anonymus aus Rennes und Girolamo da Castiglione reisten im Jahr 1486 nach Jerusalem, sondern die Besucher der Heiligen Stadt und die Reisegruppen umfassten mehrere hundert Personen. Daher werden in dieser Untersuchung die namentlich bekannten Pilger des Jahres 1486 der Vollständigkeit halber aufgelistet. Die von Konrad Grünemberg erwähnten Personen wurden größtenteils in der Edition des Pilgerberichts identifiziert, Kommentare zu ihrer Person finden sich dort. An dieser Stelle werden ausschließlich Verweise auf die entsprechenden Fußnoten der Edition gegeben. Auf der 50

51

52 53

Eine vergleichende Arbeit bezüglich der Sinaireisen der drei Pilger des Jahres 1486, die diese Détour unternommen haben, wäre in der Zukunft sicherlich wünschenswert und erkenntnisreich. Vgl. Paravicini: Französische Reiseberichte, 108: Fior di Terra Santa: Inkunabel der Bibliothek Uni. de Boulogne, Signatur A.V.B.IX3.2. Vgl. Paravicini: Niederländische Reiseberichte, Nr. 19, 143-148. Vgl. Paravicini: Deutsche Reiseberichte, Nr. 92, 227-230, 551.

Die Parallelberichte des Jahres 1486

115

Grundlage dieser Pilgerliste kann man ersehen, dass Pilger aus verschiedenen geographischen Regionen und unterschiedlichen Gesellschaftsschichten gemeinsam nach Jerusalem reisten. Deutsche, Franzosen, Niederländer, Belgier, Italiener, Ungarn befanden sich in der Jerusalempilgergruppe des Jahres 1486. Auch waren alle gesellschaftlichen Schichten vertreten: Adlige (Herzöge, Grafen, Patrizier), Bürger und Kleriker reisten gemeinsam. Konrad Grünemberg nannte folgende Pilger namentlich, die gemeinsam mit ihm auf dem Schiff Agostino Contarinis ins Heilige Land reisten:54 -

Kaspar Gaisberg aus Konstanz

-

Herzog Johann von Bayern

-

Graf Wilhelm II. von Werdenberg

-

Dietpold von Habsberg

-

Ludwig von Rechberg zu Hohenrechberg (auf Schramberg)

-

Ambrosius Gugelberg

-

Renée de Châteaubriand, Herr von Lyon d’Angers

-

Alain de Villiers

-

Ghuyst Boussart, Ritter, Herr von Mursay

-

Guy de Tourestes

-

François de Tournemine

-

Jörg aus Rotterdam

-

Petrus von Wilbremen, Herr von Millebrughe

-

Jan Leomadro, Herr von Salet

-

Andreas aus Ungarn, Kämmerer des Königs

-

Jost Letter aus Zug

-

Jan Branborken, ein Bannerherr aus Pommern

-

Heinrich von Bless

-

Jan von Milsan, Erbmarschall von Stettin

-

Johann Seiden aus Würgen

-

Johann Fries, Arzt

-

Dr. Johann van Leiden, Arzt

54

Falls nicht anders angegeben, sind die Pilger an den folgenden Stellen in den Handschriften erwähnt: HS K, fol. 7v; HS G, fol. 10r (vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 307-311).

116

Die Parallelberichte des Jahres 1486

-

Jan Berendrecht aus Leiden55 - nur in der HS K in der Aufzählung der Pilger auf Contarinis Galee genannt

-

Domikret von Leiden56 - nur in der HS K in der Aufzählung der Pilger auf Contarinis Galee genannt

-

Michel von Leiden

-

Guido von Blos

-

Michel von Dachenhussen

-

Sigmund von Lupfen, Landgraf zu Stühlingen

-

Dietz Truchsess von Wetzhausen

-

Contz von Helmstatt

-

Gottschalk von Sternberg

-

Bolaig von Rischach

-

Friedrich Holup.

Neben diesen erwähnt der Konstanzer die folgenden Pilger, die vermutlich mit Piero Lando ins Heilige Land reisten, denn ihre Namen wurden nur in Zusammenhang mit der Belehrung der Patrone in Jaffa genannt: -

Graf Heinrich VII. von Fürstenberg, Landgraf in der Baar

-

Lamprecht von Sägendorf

-

Christof Marschall von Ostheim

-

Moritz von Schaumburg

-

Sixt Trausun von Brechenstain

-

Anton Glauburch

-

Jann Lopbrak

-

Siegmund List, riter

Zusätzlich zu den aufgeführten Personen sind die bereits genannten drei Pilger, die ebenfalls einen Pilgerbericht hinterlassen haben, bekannt: -

Georges Lengherand aus Mons (Belgien)

-

Anonymus aus Rennes (Frankreich, Bretagne), möglicherweise Guy de Tourestes

-

Girolamo da Castiglione (Italien).

55 56

HS K, fol. 7v. Ebd.

Die Parallelberichte des Jahres 1486

117

Georges Lengherand erwähnt zusätzlich die folgenden Personen in seinem Reisebericht: -

Nicolas und Arnoul de Saint-Genois aus Tournai57 mit einem Diener

-

Jérôme d’Ennetières aus Tournai58

-

Arnoud Crocque und dessen Diener59

-

Herzog Johann von Bayern mit seinem Diener Hans60

-

Graf Wilhelm II. von Werdenberg-Sargans-Vaz61 und Ludwig von Rechberg62 mit einem Diener Balthazar und ihrem Koch Peter Edelin,

-

Bernhard, Marschall im Land des Herzogs von Stettin und sein Begleiter Broudehans63

-

Ghuyst Boussart, Ritter, Herr von Mursay, und sein Diener Guillaume Cambedit de la Roque64

-

Guy de Tourestes65

-

François de Tournemine66

-

Dirk Dirksz. van Heemskerk van Beest aus Delft67

-

Claes Jacobsz aus Haarlem.68

57

58

59

60 61 62

63

64

65

66

67

Nicolas de Saint-Genois, Herr von Clairieu, 1486-1501 mehrfach prévôt von Tournai, 1500 gouverneur von St-Amand; Arnoul de Saint-Genois, Herr von Berlière (vgl. Paravicini: Französische Reiseberichte, 143). Jérôme d’Ennetières, Herr von Mastine, Ritter vom Heiligen Grab, prévôt von Tournai (vgl. Paravicini: Niederländische Reiseberichte, 143). Paravicini: Niederländische Reiseberichte, 143; Godefroy-Ménilglaise: Voyage de Georges Lengherand, X-XI. Georges Lengherand, 143. Georges Lengherand, 143: Guillame, conte de Verdenburch et Sanascase. Georges Lengherand, 143: Loys de Rechbergh de la conté de Hoghenrechberg, seigneur de Schramberch, et ung serviteur nommé Baltazar et leur cuisinier nommé Pietre Edelin. Georges Lengherand, 143: Bernard, mareschal ou pays du duc de Stettein et son compagnon nommé Broudehans. Georges Lengherand, 143: Messire Ghuyst Boussart, chevalier, sgr de Mursay et Guillaume Cambedit de la Roque, son serviteur. Georges Lengherand, 143: Messire Ghuy de Tourettes, prestre escolatre de Xainctes, chanoine de la sainte chappelle de Paris et prieur de s.t George des Saintonge en Ghienne. Georges Lengherand, 143: Franchois de Tournemine, sg.r de la Gherche, escuier d’escuyrie du duc de Bretaigne. Georges Lengherand, 143: Diéryc Van Beest Dierycxsone de la ville de Delft. Vgl. auch Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 252.

118

Die Parallelberichte des Jahres 1486

Der Anonymus aus Rennes nennt folgende Pilger: -

Dietpold von Habsberg69

-

Robert de Coëtlogon, der letzte reguläre Abt der Benediktinerabtei von Saint-Méen bei Rennes70

-

Nicolas de Saint-Genois aus Tournai und dessen Bruder71 (beide waren die Reisebegleiter Georges Lengherands)

-

Jean de Acquilla72

-

Renée de Châteaubriand, Herr von Lyon d’Angers73

-

Alain de Villiers74

-

Herzog Johann von Bayern75

-

Georges Lengherand aus der Picardie76 mit zwei Holländern.77

Wolfgang Schneider identifizierte in seiner Arbeit zu den nordwesteuropäischen Jerusalembruderschaften ebenfalls Personen, die im Jahr 1486 eine Pilgerreise nach Jerusalem unternommen haben. Seinen Angaben nach waren dies die folgenden Reisenden: -

Adriaan de Mil (Dominikaner) aus Brügge78

-

Dirk Dirksz. van Heemskerk van Beest aus Delft79 (bei Georges Lengherand erwähnt)

68

69 70

71

72 73

74 75 76

77

78 79

Georges Lengherand, 143: Claes Jacobzzone de la ville de Harlem, oudit pays de Hollande. Vgl. auch Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 257. Thibaud Habsepert, vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 334. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 334. Paravicini: Französische Reiseberichte, 110 mit Verweis auf Dansette 1977, 97. Vgl. Paravicini: Französische Reiseberichte, 110 mit Verweis auf Dansette 1977, 97. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 334/335. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1198/1199. Vgl. auch Corson, Guillotin de: Note sur la relation d’un voyage en Terre Sainte fait par trois Bretons à la fin du Vxe siècle, in: Société archéologique d’Ille-et-Vilaine, Rennes 1904, 395398, dort 397. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1199. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 379. Region in Nordfrankreich, vgl. LexMA 6, 2126-2129; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1199. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1199; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 380. Vgl. Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 251. Vgl. Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 252.

Die Parallelberichte des Jahres 1486

-

Claes Jacobsz aus Haarlem80 (bei Georges Lengherand erwähnt)

-

Jan Albertsz. van der Aa aus Haarlem, Mitglied der dortigen Jerusalembruderschaft81

-

Dr. Johann van Leyden aus Leiden82 (bei Konrad Grünemberg erwähnt)

-

Jan van Berendrecht aus Leiden83 (bei Konrad Grünemberg erwähnt)

-

Gerrit Gerritsz aus Leiden84

119

Aus der Vielzahl der Personen kann anhand dieser Auflistung eine Pilgergruppe von mindestens 70 Personen identifiziert werden, die im gleichen Jahr wie Konrad Grünemberg nach Jerusalem reisten. Da davon ausgegangen werden muss, dass nicht alle Personen in den genannten Quellen Erwähnung fanden, kann man vermuten, dass wohl deutlich mehr Personen im Jahr 1486 nach Jerusalem pilgerten.

80 81 82 83 84

Vgl. Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 257. Ebd. Vgl. Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 263. Ebd. Ebd.

5

Die Quellen

Üblicherweise gehen die Pilgerberichte auf Quellen zurück, die sich der Pilger vor, während oder nach der Reise beschaffen konnte.1 Nur selten allerdings werden diese so offen genannt wie bei Hans von Sternberg, der sich die Peregrinatio Bernhard von Breydenbachs in Rhodos auslieh und mit an die heiligen Stätten nahm oder von Felix Fabri, der den Bericht Hans Tuchers auf seiner Reise mit sich führte.2 Auch der Konstanzer Ratsherr Konrad Grünemberg hat seinen Pilgerbericht nicht ohne fremde Einflüsse verfasst. Dabei sind die Einwirkungen von außen auf die Gothaer Fassung des Pilgerberichts deutlich stärker als auf die Karlsruher Version. Die Identifizierung der Quellen des Pilgerberichtes stellt den Bearbeiter vor mannigfaltige Probleme, da die europäischen Pilger im Wesentlichen dieselben heiligen Stätten in Jersualem und im Heiligen Land besuchten. Dabei war die Reise, unter der Führung der Franziskaner organisiert, beinahe schon standardisiert; für individuelle Erkundungen war wenig Zeit und Raum. Beim Verfassen der Reiseberichte spielte die Tradition eine bedeutende Rolle, und die Autoren wurden sowohl von den Beschreibungen ihrer Vorgänger als auch von den Reiseführern beeinflusst, die in Venedig zu erwerben waren und die einzelnen Stationen sowohl in der Heiligen Stadt als auch im Heiligen Land auflisteten.3

5.1

Jerusalem-Reiseberichte

Üblicherweise spielten andere Jerusalempilgerberichte sowohl bei der Reisevorbereitung als auch beim Abfassen eines Reiseberichtes eine gewichtige Rolle. Besonders bei der Auflistung bzw. Beschreibung der Reliquien und heiligen Stätten in Palästina schimmern andere Berichte immer wieder durch die Erzählungen der Reisenden hindurch. Bernhard Jahn verglich die Technik der Beschreibung der heiligen Stätten in der Stadt Jerusalem mit einem Telefonbuch und erstellte eine Formel, nach der bei Hans Tucher und Bernhard 1

2

3

Vgl. Huschenbett: Palästina-Pilgerberichte, 123. Zu den Vorlagen von Reiseberichten vgl. exemplarisch Hartmann: Wilhelm Tzewers, 7-57; Timm: PalästinaPilgerbericht, 80-97. Vgl. Hans von Sternberg, 244/245; Felix Fabri, Evagatorium, I, 327-328: Cuius quidem descriptionem mecum in Jerusalem habui (…). Vgl. auch Timm: Palästina-Pilgerbericht, 81. Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 103-106; vgl. auch Hartmann: Wilhelm Tzewers, 37.

Die Quellen

121

von Breydenbach die besuchten Stätten aufgelistet wurden. Zunächst erfolgte eine Datumsangabe, die meist nur ein Mal pro Tag genannt wurde.4 Danach folgte eine lokale Präposition wie „abwärts“ oder „dahinter“. Als nächstes kam in den Berichten die Angabe des heiligen Objektes (Kirche, Stein, Grab, usw.), danach wurde die heilige Handlung genannt, die mit dem Objekt verknüpft ist. Sodann nannte der Autor ein Subjekt (ich, wir, man) und den Ablass, der am heiligen Objekt zu gewinnen war. Oft wurde noch der Zustand des Objektes geschildert (z. B. verfallen). Auch Konrad Grünemberg macht von dieser Formel Gebrauch, so dass die Aufzählung der heiligen Stätten, wie bei anderen Autoren auch, oft stereotyp wirkt. Dennoch sind erstaunliche Ähnlichkeiten in Wortwahl und Abfolge der Heiligen Stätten zum Pilgerbericht Hans Tuchers, eines Nürnberger Patriziers, der 1476 ins Heilige Land reiste, bei Grünemberg vorhanden. Da der Pilgerbericht Hans Tuchers seit 1482 gedruckt vorlag, könnte Konrad Grünemberg diesen als Vorlage bzw. Gedächtnisstütze verwendet haben.5 Beispielsweise die Schilderung der Grabeskirche, die Aneinanderreihung der Sätze bezüglich der Altäre, der Wohnungen der Priester in der Grabeskirche, der Anzahl der Lampen, die in der Grabeskirche an jeder heiligen Stätte brennen, gleichen sich auffallend, aber die Wortwahl ist nicht immer dieselbe. Da Grünemberg auch bei anderen Vorlagen wie der arabischen Wortliste Buchstaben nach persönlichem Gusto veränderte, kann dies auch für die Wortwahl bei einer Abschrift bzw. Übernahme von Textteilen und -auszügen vermutet werden. Für den Gothaer Reisebericht ist eine weitere Quelle zentral, die auch, im Unterschied zum Pilgerbericht Hans Tuchers, eindeutig nachzuweisen ist. Konrad Grünemberg hat sicherlich die deutsche Ausgabe des am 21. Juni 1486 in Mainz gedruckten Pilgerberichts von Bernhard von Breydenbach6 4 5

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Vgl. Jahn: Raumkonzepte, 67-69. Hans Tucher, Reise in das Gelobte Land, Augsburg (Hans Schönsperger) 1482 (HC 15663). Zur Drucküberlieferung des Tucherschen Reiseberichts vgl. Herz: Hans Tucher, 163-188. Bernhard von Breydenbach, GW 5077; Davies, Hugh W.: Bernhard von Breidenbach and his Journey to the Holy Land 1483-5: a Bibliography, London 1911, Nr. IV. Studien zu Bernhard von Breydenbach stützen sich meist auf diese deutsche Version, die allerdings nicht immer mit der lateinischen Erstausgabe übereinstimmt, sondern an einigen Stellen von dieser abweicht (vgl. Herkenhoff: Darstellung, 182, Anm. 189 und Davies: Bernhard von Breidenbach, viii). Da Konrad Grünemberg die Textstellen ausschließlich der deutschen Ausgaben des Breydenbach’schen Reiseberichts entnahm, wurde in dieser Untersuchung ebenfalls die deutsche Ausgabe verwendet. Leider stark gekürzt ist die moderne Ausgabe des deutschen Drucks von Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck. Vgl. auch

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Die Quellen

gekannt und für die Überarbeitung des ersten von ihm geschriebenen Reiseberichts benutzt. Daher sind in der Gothaer Handschrift sehr viele Einflüsse Bernhards zu finden, während in der Karlsruher Handschrift diese nicht vorhanden sind. Für folgende Stellen und Themen hat Konrad Grünemberg die deutsche Ausgabe der Peregrinatio Bernhards von Breydenbach benutzt: a) Die Abhandlungen über die Ostkirchen wurden aus Bernhard von Breydenbach wortwörtlich abgeschrieben, die in der Karlsruher Handschrift vorhandenen Angaben bezüglich der Altäre in der Grabeskirche um Informationen über Sprache, Sitten, Herkommen der Kirchen ergänzt. b) Die Abhängigkeit der Abbildungen im Gothaer Reisebericht von den Holzschnitten Erhard Reuwichs ist eindeutig. c) Die arabische Wortliste, die nur in der Handschrift in Gotha enthalten ist, ist eine Abschrift aus dem Breydenbach’schen Bericht. d) Die Alphabete, die ebenfalls ausschließlich im Gothaer Codex enthalten sind, sind ebenfalls Übernahmen aus Breydenbach. Da bis heute eine umfassende und verlässliche Edition der lateinischen,7 deutschen und niederdeutschen8 Fassung des Breydenbach’schen Pilgerberichts fehlt,9 wurden bei der Edition der Handschrift Gotha des Pilgerberichts Konrad Grünembergs die vollständigen Textzitate aus der deutschen Fassung des Breydenbach’schen Reiseberichts in den Apparat bzw. Kommentar übernommen. Bernhard von Breydenbachs Peregrinatio ist jedoch, anders als Konrad Grünembergs Pilgerbericht, mehr als ein Reisebericht. Die Schilderung der

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Timm: Palästina-Pilgerbericht, 80-97, zu den Quellen, die wiederum Bernhard von Breydenbach in seinem Reisebericht verwendet hat. Bernhard von Breydenbach: Peregrinatio in Terram Sanctam, Mainz (Erhard Reuwich) 11. Februar 1486 (GW 5075; Davies: Bernhard von Breidenbach, Nr. I). Bernhard von Breydenbach: Die heyligen reyssen gen Iherusalem, Mainz (Erhard Reuwich) 24. Mai 1488 (GW 5081); Davies: Bernhard von Breidenbach, Nr. VII. Als Vorlage dieser Übersetzung diente die lateinische Erstausgabe vom 11. Februar 1486 (GW 5075). Zum Pilgerbericht Bernhards von Breydenbachs vgl. zusammenfassend Herkenhoff: Darstellung, 180-204; Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 201-209; GanzBlättler: Andacht und Abenteuer, 390/391. Die Forschungslage zu diesem zentralen Pilgerbericht des Spätmittelalters ist nach wie vor unbefriedigend, da bis heute eine moderne Edition des Berichts und eine zusammenfassende Untersuchung fehlen. Dies stellte schon Herkenhoff: Darstellung, 180, Anm. 177 fest. Eine Edition des Reiseberichts war zwar in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts in der Zeitschrift „Germanistik“ angekündigt, ist bis heute aber nicht erfolgt (Hinweis aus Bosselmann-Cyran: Vokabular, 156, Anm. 19).

Die Quellen

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Reise nach Jerusalem und weiter zum Katharinenkloster macht nur etwas mehr als die Hälfte des gesamten Werkes aus. Diese Berichterstattung wird ergänzt durch zahlreiche Zusätze und Anhänge. In diesen ist eine Darstellung des Heiligen Landes mit einer anschließenden Beschreibung der Berge Israels, eine religionskundliche Abhandlung der verschiedenen Glaubensgemeinschaften im Orient, Klagen über den Zustand des Orients und der westlichen Kirche, ein Bericht über eine Vision Karls des Kahlen, eine Übersicht über die Inseln zwischen Venedig und Rhodos mit Entfernungsangaben, ein Vokabular arabischer Wörter mit Übersetzung, verschiedene Berichte über Kämpfe mit Türken und schließlich ein Reiseregimen10 enthalten.11 Allerdings ist auch Bernhard von Breydenbach nicht ausschließlich originell, denn in der Peregrinatio sind eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen verwendet worden.12 Zunächst benutzte Breydenbach die enzyklopädischen bzw. geographischen Texte De proprietatibus rerum von Bartholomäus Anglicus13 und die Descriptio terrae sanctae des Burchardus de Monte Sion.14 Die Pilgerberichte Paul Walthers von Guglingen, der gemeinsam mit Breydenbach reiste, und Hans Tuchers lagen ihm ebenfalls vor. Dabei hat Breydenbach die Ausführungen über die verschiedenen Religionsgemeinschaften in Jerusalem wie auch die fremdsprachigen Alphabete weitgehend von Paul Walther von Guglingen übernommen.15 Hinsichtlich der Ostkirchen hat dieser wiederum sicherlich die Historia orientalis Jakobs von Vitry benutzt, dessen 10

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Dieses ist nur in der lateinischen Ausgabe (GW 5075, fol. 156v) enthalten und fehlt sowohl in der deutschen wie auch in der niederländischen Ausgabe. Eine vollständige Inhaltsangabe ist bei Fuchs, Reimar Walter: Die Mainzer Frühdrucke mit Buchholzschnitten 1480-1500, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 2 (1958), 1-129, dort 45/46, zu finden. Vgl. auch Herkenhoff: Darstellung, 184/185, Anm. 203. Eine Auflistung findet sich sowohl bei Davies: Bernhard von Breidenbach, ix-xi, als auch bei Herkenhoff: Darstellung, 185. Bartholomäus Anglicus, De prorietatibus rerum, Köln (Drucker der Flores Augustini) 1472 (GW 3403). Buchardi de Monte Sion Descriptio terrae sanctae, hg. von Johann Caspar Moritz Laurent, in: Laurent, Johann Caspar Moritz: Peregrinatores medii aevi quatuor, 2. Auflage, Leipzig 1873, 3-100. Paul Walther von Guglingen, 303-311. Vgl. zu diesem Themenkomplex den wichtigen Aufsatz von Bosselmann-Cyran, Kristian: Das arabische Vokabular des Paul Walther von Guglingen und seine Überlieferung im Reisebericht Bernhards von Breidenbach, in: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 12 (1994), 153182. Die Übereinstimmungen zwischen den beiden Pilgerberichen sind so groß, dass Sollweck den entsprechenden Partien des Berichts Paul Walthers nur auszugsweise ediert hat (vgl. Herkenhoff: Darstellung, 185, Anm. 207).

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Die Quellen

Beschreibung der christlichen Kirchen zentral für das Spätmittelalter ist.16 Vor allem bei der Beschreibung der religiösen Bräuche und Sitten der Ostkirchen sind die Übereinstimmungen auffallend. Durch die fast wortwörtliche Abschrift der Breydenbach’schen Beschreibungen der orientalischen Ausprägungen des Christentums ist dieses Werke eine indirekte Quelle für Konrad Grünemberg. In diesem Zusammenhang ist noch darauf hinzuweisen, dass Bernhard von Breydenbach nicht der alleinige Autor der Peregrinatio war, sondern nur der auctor principalis17 bzw. diß wercks angeber,18 neben dem noch andere Autoren tätig waren. So hat neben Erhard Reuwich, der die Holzschnitte beisteuerte, auch noch der Pforzheimer Dominikaner Martin Roth19 einen gewichtigen Anteil an den Texten. So können zusammenfassend neben Bernhard von Breydenbach auch Erhard Reuwich und Martin Roth sowie deren Quellen, also Paul Walther von Guglingen und Hans Tucher, als indirekte Quellen Konrad Grünembergs aufgezählt werden.

5.2

Weitere Quellen

Die in Venedig zu erwerbenden Stationenverzeichnisse kannte Konrad Grünemberg bestimmt und er hat sie vermutlich auch auf seiner Reise benutzt. Er erwähnt dies nicht ausdrücklich, sondern teilt dem Leser mit, dass er auf der Reise gezeichnet habe: und wie das sicht uff dis stund, han ich och abgezaichnet.20 Grünemberg griff unterwegs vielleicht zu einem Skizzen- oder Notizbuch.21 Generell bot es sich an, auf der Reise die Möglichkeit zu haben, die Stationen, die Erlebnisse und die Tagesdaten zu notieren. Zu diesem Zweck 16

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Leider fehlt bislang eine moderne Edition dieses Werkes. Daher wurde hier nach der Edition der Historia orientalis Jakobs von Vitry aus dem Jahre 1611 zitiert (vgl. Brincken, Anna-Dorothee von den: Die „Nationes Christianorum orientalium“ im Verständnis der lateinischen Historiographie von der Mitte des 12. bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts, Köln/Wien 1973 (Kölner Historische Abhandlungen 22), 5, 53, 427/428; Richard: Les récits de voyages, 67). So bezeichnet er sich selbst, vgl. Bernhard von Breydenbach, Peregrinatio (GW 5075), fol. 116v. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 46. Dies geht aus dem Evagatorium Felix Fabris hervor, vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 343 und 353, II, 18. Vgl. zu Martin Roth auch Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 46-48. Vgl. unten Edition des Reisebereichts, S. 444 (HS G, fol. 82r). Vgl. Esch: Anschauung und Begriff, 304/305, mit Verweis auf Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 114, 122 u. ö. Hinweise auf die unterwegs angefertigten Skizzen finden sich auch bei Stange: Malerei, 52 und Rott: Quellen, 62.

Die Quellen

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empfahlen verschiedene Pilger, in Venedig Schreibzeug, Papier und Tinte einzukaufen, um unterwegs die Langeweile zu bekämpfen.22 Die tagebuchartigen Aufzeichnungen, die während der Reise mit diesen Schreibmaterialien gemacht wurden, sind in die späteren Reiseberichte eingeflossen.23 Der Kalender Graf Eberhards von Württemberg, in dem einige Reisedaten der württembergischen Reisegruppe aufgezeichnet sind, zeugt von den Tagesetappen der Reisenden des Jahres 1468.24 Das Notizbuch oder ein Kalender Konrad Grünembergs ist nicht erhalten, jedoch ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass der Konstanzer sich unterwegs Notizen gemacht hat, denn sonst wäre es ihm nicht möglich gewesen, die Stationen der Reise mit den genauen Tagesdaten in der gegebenen Detailfülle wiederzugeben.25 Bei der Niederschrift der Reiseberichte dienten ihm diese Notizen als wichtigste Grundlage, die er mit anderen schriftlichen Quellen anreicherte. Generell griff Konrad Grünemberg gerne auf Informationen von anderen zurück. Im Wappenbuch erwähnt er, daß er dessen Inhalte uss alten blettern, buechern, gemaelden der gotzhueser und selen zuesamen uff gezaichnot habe, ohne diese Quellen jedoch genau zu benennen.26 Als Vorlage zog Konrad Grünemberg nachweislich die Konstanzer Konzilschronik Ulrichs von Richental heran.27 Es ist zu vermuten, dass Grünemberg die Konstanzer Handschrift der Chronik benutzte, die wohl im Zeitraum 1455/65 entstand. Für die Minnesängerwappen diente ihm die Weingartner Liederhandschrift oder deren Vorlage als Quelle.28 Grünemberg benennt auch diese Quelle nicht, sondern teilt seinen Lesern nur mit, dass er die Wappen der Minnesänger in einem Buch funnden habe.29 Es wurde ebenfalls nachgewiesen, dass Konrad Grünemberg 22

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Vgl. Hans Tucher, 633; Herzog Wilhelm III. von Thüringen und Sachsen, 138; auch in Hans Hundts Rechnungsbuch, 55, findet sich diesbezüglich ein Posten. Vgl. Huschenbett: Literatur, 41. Der Kalender Eberhards, hg. von Gerhard Faix, in: Faix, Gerhard / Reichert, Folker (Hg.): Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem im späten Mittelalter, Stuttgart 1998, 195-201 (Lebendige Vergangenheit 20). Huschenbett: Palästina-Pilgerberichte, 123: „Außerdem ist mit Aufzeichnungen der Pilger während der Reise zu rechnen.“ Vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Vorrede, IV. Vgl. Konrad: Buchmalerei, 311; Stelzer: Grünenberg, 289. Zu Ulrich Richental und den verschiedenen Handschriften der Konzilschronik vgl. Holzmann: Konzilschronik, und Feger: Ulrich Richental. Vgl. Stelzer: Grünenberg, 289; Irtenkauf: Handschrift HB XIII 1, 8-10. Vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel CXXVIII: Item dis nachgende wappen han ich funnden in aim buch schatz ich wol CCCC jar alt. Vgl. auch Irtenkauf: Handschrift HB XIII 1, 10.

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Die Quellen

die in den Jahren 1485/86 gedruckte Lirer-Chronik als Vorlage heranzog.30 Andere Quellen für das Wappenbuch benennt Grünemberg durchaus: Marco Polo, Jean de Mandeville und die „Historia Hierosolymitana“ Jakobs von Vitry.31 Für den Pilgerbericht ist die Quellenlage eine andere. Hier betont er, dass er die Orte und Menschen mit eigenen Augen gesehen habe und sozusagen ein Augenzeuge sei: (…) erkenn ich disen Agustinn (Agostino Contarini – d. Vf.) und bin och des nit allain von hörrissagen ain glober, sunder ain wissinder uskunnder, (...).32 Auch im Prolog betont er seine Augenzeugenschaft: (…) was ich selsǎms und gevelligs und wunderbarlichs gesehen hab, in diesem nachvolgenden werckly abgebildet und uf das genawst mit flyß (sovyl ich wyl) gehebt hab, (…).33 Er will also seine Erlebnisse abbilden und für andere genauestens aufbewahren. Den Zweck und die Intention seines Reiseberichtes gibt er ebenfalls an: damit dieselben min gönner und fründ in gstalt ains schatten ab ainem gelybten ding gebildet schowen mugen den weg und fart zu dem land, das unser herr Jhesus Christus mit sinr lyplichen wonung und die hailigst Maria allweg jungfrow gehailigt haben. Die Daheimgebliebenen, seine Freunde und Gönner, sollen damit die Möglichkeit haben, die Pilgerreise im Geiste wie ein Schatten nachzuvollziehen. Wichtig ist der Hinweis auf die Freunde und Gönner, denen die Berichte gewidmet seien, als Argument für ein Schenkungs- oder Widmungsexemplar des Reiseberichtes. Grünemberg spielt an der zitierten Stelle auf das Höhlengleichnis Platons an, das er offensichtlich kannte.34 Aber dies sind nicht seine einzigen Anleihen an die klassische Antike. Im Prolog des Wappenbuchs berief er sich auf Marcus Tullius Cicero: 30 31

32 33 34

Vgl. oben S. 52, Anm. 121. Vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel XXVIb, XXXII, XXXIIb, XXXIXb, XL, XLb, XLIb; Jacobus de Viatico (sic!): Tafel XLI. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 290 (HS G, fol. 5v). HS K, fol. 1r. Das Höhlengleichnis ist das berühmteste Gleichnis Platons. Es steht am Beginn des siebten Buches der Politeia, die um 380 v. Chr. entstanden ist. Platons Lehrer Sokrates entwickelt darin gegenüber dem Dialogpartner Glaukon das folgende Szenario: Einige Menschen sind von Geburt an in einer Höhle so festgebunden, dass sie dem Licht ständig den Rücken zukehren und immer nur auf eine schwach angeleuchtete Höhlenwand blicken können. Alles, was sich hinter ihnen abspielt, wirft einen Schatten an die Wand. Da sie nichts anderes wahrnehmen, halten die Menschen diese Schattenbilder für die wirklichen Dinge. Dies bleibt auch so, als einer von ihnen, der losgebunden wurde, von draußen in die Höhle zurückkehrt und den anderen über die wahren Verhältnisse Aufschluss zu geben versucht (vgl. Platon, Sämtliche Werke, Band 3, 224-226.).

Die Quellen

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Nicht grausam sei der Tod für diejenigen, deren Lob unsterblich sei. Daraus folgerte er, dass alle tugendreichen Werke nie sterben.35 Im Prolog des Reiseberichts wird ebenfalls die Antike bemüht. Grünemberg zitiert Archytas von Tarent: das, wo ain mentsch durch Gottes krafft an ain end geseczet wurd, da er nattur und wessen der ganczen welt och schöne des gestirns schowte, dis lust und verwundren brächte im doh claine fröd, wa er nit ettwenn hette, dem er es darnach sagte.36 Konrad Grünemberg betont durch dieses Zitat, dass Erlebnisse nur dann freudig seien, wenn sie weitergegeben und berichtet würden. Bei der Erzählung der Geschehnisse unterwegs, bei Ausstellungsstücken beispielsweise, verwendet Grünemberg ein Standardwerk der Wissenschaftsliteratur: Bei der Schilderung des Schatzes der Markuskirche Venedig wird von ihm eine Textstelle bei Plinius als Beleg für die Wirkung des Einhorns herangezogen.37 Mittelalterliche Weltchroniken wie die des französischen Dominikaners Vinzenz von Beauvais hat er ebenfalls gekannt und verwendet. Wie Bernhard von Breydenbach auch verweist er explizit auf diesen Autor: davon Vincentzius schribt.38 Auch die Werke von Zeitgenossen werden von ihm zitiert. Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II., schrieb am 26. Juni 1444 einen Brief an Prokop von Rabstein. Ein Teil der angeblichen Paradiespredigt Mohammeds, von Grünemberg ausschließlich in der Gothaer Version seines Reiseberichts verwendet, ist die deutsche Übersetzung dieses in lateinischer Sprache abgefassten Briefes.39 Die blumige Schilderung der Landschaft geht auf diesen Brief zurück. Auch antike Götter wie Venus, Bacchus und Ceres wurden von Piccolomini erwähnt - dies passte gut zum Stil Grünembergs, der bei seinen Schilderungen gerne Rückgriffe auf die Antike bemühte.

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Vgl. Graf: Adel als Leitbild, 67; Konrad Grünemberg, Wappenbuch, III-IV. HS K, fol. 1r. Vgl. auch Huschenbett: Palästina-Pilgerberichte, 133. Vgl. C. Plinius Secundus der Ältere, Naturalis historiae, Liber VIII, XXXI, 76. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 330 (HS G, fol. 23r). Vgl. auch Timm: Palästina-Pilgerbericht, 90. Pius II. (bürgerlich Enea Silvio de' Piccolomini, lat. Aeneas Sylvius; *18. Oktober 1405 in Corsignano (nach ihm Pienza genannt) bei Siena); † 15. August 1464 in Ancona), vom 18. August 1458 bis zu seinem Tod am 15. August 1464 Papst. Grünemberg kennt offensichtlich den Brief Enea Silvios Piccolominis, den dieser am 26. Juni 1444 aus Wien an Prokop von Rabstein sandte. Zu dieser Zeit war Piccolomini Sekretär am Hofe König Friedrichs III. in Wien (vgl. Enea Silvio Piccolomini, Epistolae, Band 1, 343-353; Enea Silvio Piccolomini, Opera omnia, 611-616; LexMA 6, 2190-2192; BBKL VII, 659-661).

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Die Quellen

Das Buch der Natur von Konrad von Megenberg scheint Konrad Grünemberg ebenfalls gekannt zu haben.40 Er nimmt Bezug auf den jüdischen Meister Techel oder Tethel, dessen Buch über die Steine er referiert und interpretiert.41 Diesen Techellus, der möglicherweise keine konkrete Person war,42 und auch unter den Namen chung Esthel, tachel, Thetel, Zethel, Zachel oder Zael geführt wurde,43 zitiert er ihm Hinblick auf Gemmen und stellt fest, dass nach diesen die Steine Tugenden hätten. Er spricht also den Steinen Kräfte zu und bewegt sich damit in der Tradition Konrad von Megenbergs.44 Aus dieser Bemerkung ist zu schließen, dass Grünemberg Zugang zu gelehrten Schriften und Diskussionen seiner Zeit hatte, und sich mit diesen auseinandersetzte bzw. sie zumindest so gut kannte, dass er Inhalte referieren konnte. Selbstverständlich wurde vom Autor an zahlreichen Stellen des Reiseberichts die Bibel verwendet. Nur in der Handschrift Gotha wird direkt auf sie mit Nennung der entsprechenden Bibelstellen verwiesen. Dabei erwähnt Grünemberg sowohl das Lukas- als auch das Matthäus-Evangelium und die Apostelgeschichte.45 In der Karlsruher Fassung des Reiseberichtes werden die Bibel bzw. die Evangelien auch zitiert, allerdings ohne die Nennung einer genauen Stelle.46 Die aufgelisteten heiligen Stätten ziehen sich wie ein dichtes Netz 40

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Ich danke Herrn Prof. Dr. Dieter Mertens, Freiburg, für den freundlichen Hinweis auf Konrad von Megenberg. Konrad von Megenberg, Buch der Natur, hg. von Pfeiffer, VI, 84/85, 469-472; Konrad von Megenberg, Buch der Natur, hg. von Luff/Steer, 505/506. Vgl. Pagel, Walter: Paracelsus and Techellus the Jew, in: Bulletin of the History of Medicine 34 (1960), 274-277, dort 276. Vgl. Konrad von Megenberg, Buch der Natur, hg. von Luff/Steer, VI.84 Von Thetels půchl und VI.85, Nu hebt sich Thetels půchl an, 505-508; Konrad von Megenberg, Buch der Natur, hg. von Peiffer, 469-472, Kapitel VI Von den edeln stainen, Artikel 84 Von dem Tethelspüechl bzw. Artikel 85 Nu hebt sich Tethels püechl an; Strauch, Philipp: Rezension zu: Das Buch der natur von Conrad von Megenberg. die erste naturgeschichte in deutscher sprache. in neuhochdeutscher sprache bearbeitet und mit anmerkungen versehen von dr Hugo Schulz. 1897, in: Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur 24 (1898), 213/214, dort 213; Pagel: Paracelsus, 276; Pagel, Walter / Winder, Marianne: Gnostisches bei Paracelsus und Konrad von Megenberg, in: Fachliteratur des Mittelalters. Festschrift für Gerhard Eis, hg. von Gundolf Keil u. a., Stuttgart 1968, 359-371, dort 361. Vgl. zu dieser Diskussion auch Gottschall, Dagmar: Konrad von Megenbergs Buch von den natürlichen Dingen. Ein Dokument deutschsprachiger AlbertusMagnus-Rezeption im 14. Jahrhundert, Leiden 2004 (Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters 83), 130/131. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 391 (HS G, fol. 59r). HS K, fol. 40r.

Die Quellen

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durch die Schilderung des Heiligen Landes, und die mehrheitlich neutestamentlichen Ereignisse sind meist an die Lokalisierung des Geschehens geknüpft. In der Edition des Reiseberichtes wird daher jeweils auf die entsprechende Bibelstelle verwiesen.47 Die im Pilgerbericht behandelte Heilsgeschichte greift neben Bibelstellen vor allem auf die apokryphen Schriften48 und die Vita rhythmica,49 letztere für die Angaben zum Leben Mariens, zurück. Daher müssen diese Schriften Grünemberg bekannt oder ihm der Inhalt geläufig gewesen sein. Es ist davon auszugehen, dass Grünemberg nur die Tradition kannte. Einen Beleg dafür gibt es allerdings nicht. Auch die Legenda aurea des Jacobus de Voragine,50 einer Mitte des 13. Jahrhunderts zusammengestellten und weit verbreiteten Sammlung von Heiligenviten, angeordnet nach den Zyklen des Kirchenjahres, ist als indirekte Quelle im Reisebericht vertreten. Für die im Reisebericht erwähnten heiligen Stätten ist eine direkte Benutzung der Legenda aurea nicht nachzuweisen. Daher sind die Legenden der Tradition zuzurechnen, die Konrad Grünemberg sicherlich bekannt war.

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Dabei wurde die Zitierweise nach der Vulgata verwandt, vgl. dazu auch unten II Editionsteil, 1 Editionsrichtlinien und technische Einrichtung des Textes. Beispielsweise Protoevangelium des Jakobus, hg. von O. Cullmann, in: Neutestamentliche Apogryphen in deutscher Übersetzung, 6. Auflage, Tübingen 1990, Band I: Evangelien, 331-372; Martyrium und Himmelfahrt des Jesaja, in: Apokryphen zum alten und neuen Testament, hg. von Alfred Schindler, Zürich 1993, 357-398. (Vita rhythmica) Vita beate virginis Mariae et salvatoris rhythmica, hg. von A. Vögtlin, Tübingen 1888. Zu Verfasser und Werk vgl. LexMA 5, 262 und 1796-1801. In der Edition werden die Stellen nach der deutschen Ausgabe von Richard Benz zitiert: Jacobus de Voragine: Legenda Aurea, aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, 11. Auflage, Gerlingen 1993.

6

Die Reise des Konrad Grünemberg

Die Jerusalempilger im ausgehenden Mittelalter hatten ein Ziel vor Augen: die heilige Stadt Jerusalem. Jedoch beschränken sich ihre Berichte häufig nicht nur auf ihr Ziel, sondern sie beschreiben des öfteren ausführlich den Weg dorthin, die Seereise, die Ankunft in Palästina und den Weg von Jaffa nach Jerusalem. Am Ziel angekommen, werden meist die heiligen Stätten wie auch die Grabeskirche geschildert, mal mehr, mal weniger ausführlich. Die zu erwerbenden Ablässe jedoch sind in den meisten Pilgerberichten erwähnt, während die Rückreise meist in nur wenigen Zeilen Niederschlag in den Berichten findet.

6.1

Der Reiseweg bis nach Venedig

Als Reisezeit bot sich für die deutschen Jersulempilger das fortgeschrittene Frühjahr an, wenn die Tage länger und wärmer wurden, der Schnee schmolz, die Wege und vor allem die Alpenpässe passierbar wurden und die Reittiere frisches Futter fanden.1 Im Notfall waren die Alpen über den Brenner auch im Winter gut zu überqueren,2 meist brachen die deutschen Jerusalempilger aber erst im April oder Mai auf, um spätestens Ende Mai in Venedig anzukommen und sich dort einzuschiffen.3 1 2 3

Vgl. Schneider: Reise nach Jerusalem, 26. Vgl. Ohler: Pilgerleben, 17. Die Frühjahrsreise konnte sowohl als passagium vernale als auch als passagium Martii oder passagium paschale, die Augustreise als passagium aestivale, passagium messio, passagium Augusti oder passagium Johannis Baptistae bezeichnet werden (vgl. Du Cange, Domino / Du Fresne, Carolo: Glossarium mediae et infimae latinitatis (1678), Neuauflage in 7 Bänden, bearb. von G. A. L. Henschel, 1840-1850, dort Band 5, 120/121; Hyde, John Kenneth: Navigation of the Eastern Mediterranean in the Fourteenth and Fifteenth Centuries according to Pilgrims Books, in: Papers in Italian Archeology I: the Lancaster Seminar recent research in prehistoric, classical and medieval archeaology, hg. von H. Mc K. Blake, T. W. Potter, D. B. White house 1978 (British Archaeological Reports, Supplementary Series, 41), 521-540, dort 523; Hans Porner, 122; Hippler: Reise nach Jerusalem, 60; Behrend: Deutsche Pilgerreisen, 6). Richtig ist, dass nur zweimal im Jahr, im Frühjahr, bzw. meist erst im Juni nach Christi Himmelfahrt, und im Spätsommer, die Pilgerschiffe die traditionelle Mittelmeerroute befuhren. Falsch ist sicherlich, dass die Frühjahrsreise eindeutig im März verankert wird, richtiger schon eher, dass die Herbstpassage meist im August stattfand. Schneider: Reise nach Jerusalem, 38, irrt, wenn sie feststellt: „Für Pilger nördlich der Alpen kam die Frühjahrsfahrt kaum in Frage, da sie zu einem so frühen Zeitpunkt noch nicht die Alpen

Die Reise des Konrad Grünemberg

131

Auch Konrad Grünemberg wählte das Frühjahr als Reisezeit. Seinem Bericht zufolge brach er am 22. April 1486, einem Samstag, gemeinsam mit Kaspar Gaisberg in Konstanz auf. Die beiden reisten über Rheineck (Kanton St. Gallen, Schweiz) nach Feldkirch (Vorarlberg, Österreich).4 Von dort ging es weiter über das Klostertal, Landeck und das Oberinntal nach Innsbruck in Tirol. Dort verbrachten die beiden Reisenden nach Grünembergs Angaben ein paar Tage, bevor sie den Brenner überquerten. Der Alpenpass wird vom Autor nicht genannt, aber die nächste Station war Sterzing in Südtirol. Da Sterzing südlich des Brenners liegt (genau: im südlichen Teil des den Brenners überschreitenden Wipptals) und Innsbruck nördlich, haben Konrad Grünemberg und Kaspar Gaisberg den Brenner gewählt, um die Alpen zu überqueren. Die meisten Pilger wählten auf dem Weg nach Venedig den Brenner, da er der niedrigste und daher der am einfachsten zu erreichende Pass über die Alpen war.5 In Sterzing gab es seit 1234 ein Pilgerhospiz in der Deutschordenskommende bei der Pfarrkirche, in dem Reisende nächtigen konnten.6 Von dort ging es in Südtirol weiter über Klausen und Neumarkt nach Trient. Dort machte Grünemberg Erzherzog Sigismund von Tirol seine Aufwartung,7 dem er auch für den Ausbau der Brennerstraße hätte danken können, denn nach Auskunft Felix Fabris war er derjenige, der die Brennerstraße befahrbar ausgebaut hatte, indem durch Sprengungen mit Pulver die Straße in den Felsen hineingebaut wurde und so die für die Wagen notwendige Straßenbreite erreicht werden konnte.8 Weiter ging es in vermutlich einer Tagesreise nach Ospedaletto

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überqueren konnten.“ Ganz im Gegenteil war die „frühe“ Passage die bei den deutschen Pilgern beliebtere und häufig genutzte. Alle Orte und Begebenheiten sind ausführlich in der Edition des Pilgerberichts kommentiert. Daher werden in diesem Kapitel Kommentare nur äußerst knapp eingefügt, um Doppelungen zu vermeiden. Für die genaue Kommentierung wird auf die Textedition verwiesen. Vgl. Denke, Andrea: Venedig als Station und Erlebnis auf den Jerusalempilgerreisen im Spätmittelalter, Remshalden 2001, dort 31-34; Ohler: Pilgerleben, 168; Lepszy: Reiseberichte, 166; Wanka, Oskar: Die Brennerstraße im Altertum und Mittelalter, Prag 1900 (Prager Studien aus dem Gebiet der Geschichtswissenschaft, Heft 7). Zu Sterzing vgl. LexMA 8, 139. Seit 1363 regierten die Habsburger auch in Tirol. Mit dem im Text genannten min herr von Trient kann nur Sigismund, Herzog von Tirol (* 1427, Herzog 1446, Erzherzog 1475, r. 1490, † 04. März 1496), gemeint sein. Felix Fabri, Evagatorium, III, 444: Sed inter omnes aevo nostro archidux Austriae Sigismundus veram artem reperit pervios faciendi montes; non solum hominibus et equis, sed curribus onerariis vias fecit per abruptissimas petras, igne, sulphure, ferro dividens, scindens, removens ingentes moles in pluribus Alpium locis,

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und am nächsten Tag nach Feltre, danach nach Treviso. Dort verkauften die beiden Konstanzer wie andere Pilger die Pferde,9 um danach über Mestre nach Marghera weiterzureisen. Von dort setzten die Reisenden nach Venedig über. Während der Reise nach Venedig wurden die Reliquien und Kirchen, die sprichwörtlich „am Wegesrand“ lagen, von den Pilgern durchaus wahrgenommen. Von den Geschichten um den kleinen Simon von Trient, von anderen Reisenden oft und gerne erwähnt, gibt Grünemberg allerdings nichts wieder. Der kleine Simon von Trient verschwand 1475 und wurde tot in der Nähe des Hauses eines Juden aufgefunden.10 Sein Leichnam wurde von manchen Pilgern als Reliquie verehrt.11 Aber auch Hans Multschers Sterzinger Altar oder der Reichtum des Dorfes Tramin fanden durchaus Erwähnung in den Pilgerberichten.12 Grünemberg hält alles dies aus seinem Bericht heraus, er nennt lediglich die Ortschaften, durch die er mit Kaspar Gaisberg reiste. Auch berichtet er nicht, wo er nächtigte, daher ist davon auszugehen, dass er wie andere Pilger auch auf die Hospize und Herbergen angewiesen war, die

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easque ita pervias fecit, ut ubi ante quatuor annos vix cum formidine homo transire audebat, jam vehiculis et curribus oneratis sine omni periculo sit transitus. Vgl. auch Wanka: Brennerstraße, 148. Bernhard von Breydenbach, Reiseinstruktion, 127: „zu Terfis plecht mann die pherde zu verkauffen.“ Graf Johann V. von Nassau-Dillenburg, für den Breydenbach diese Reiseinstruktion geschrieben hatte, hielt sich auch an diesen Rat und verkaufte tatsächlich in Treviso die Pferde, vgl. Becker, Emil: Die Pilgerfahrt des Grafen Johann V. von Nassau-Dillenburg nach dem heiligen Lande 1484/5, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 2 (1952), 58-78, dort 67. Ebenso verkauften in Treviso Felix Fabri und Philipp von Hanau die Pferde (Philipp von Hanau, 124; Felix Fabri, Evagatorium, I, 81; vgl. auch Felix Faber, gereimtes Pilgerbüchlein, 5). Zu der deutschen Kolonie in Treviso vgl. Simonsfeld, Henry: Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig und die deutsch-venezianischen Handelsbeziehungen, 2 Bände, Stuttgart 1887. Vgl. auch Behrend: Deutsche Pilgerreisen, 4: Odermann, Erich: Eine Seereise deutscher Pilger ins 15. Jahrhundert, in: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik 71 (1934), 821-828, dort 823. Andere Pilger verkauften ihre Pferde in Mestre oder Padua, manche gaben ihre Pferde auch in den genannten Ortschaften in Futter, um dieser dort bei der Rückkehr wieder vorzufinden (vgl. Denke: Venedig, 39). Zu Simon von Trient vgl. LexMA 7, 1920. Vgl. Wolf von Zülnhart, 65; Konrad Beck, 59/60; Johann Meisenheimer 53; Philipp von Hanau, 116. Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 16; Falke, Johannes: Herzog Wilhelms III. Reise in das heilige Land 1461, in: Archiv für die sächsische Geschichte 4 (1866), 283320, dort 290; Pilgerfahrt des Landgrafen Wilhelm, 77; Felix Fabri, Evagatorium, I, 73.

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an der Route ihre Dienste anboten.13 Die Unterkunft und Verpflegung der Pilger auf dem Weg nach Venedig erfolgte in Klöstern,14 Pilgerspitälern,15 kommerziellen Herbergen oder Gasthäusern.16 Auch die private kostenfreie Gastung aus christlicher Nächstenliebe spielte sicherlich für die Pilger eine wichtige Rolle, denn eine der sieben christlichen Tugenden der Barmherzigkeit, die hospitalitas, umfasst das Beherbergen von Fremden.17 Die Pilger erhielten in den klösterlichen Pilgerherbergen und den Pilgerhospitälern wohl auch Verpflegung.18 Viele Pilger führten aber auch Lebensmittel auf ihrer Reise mit sich, und „die Selbstversorgung der Pilger mit Lebensmitteln unterwegs scheint (...) ohne größere Schwierigkeiten möglich gewesen zu sein“.19 Der anwachsende Pilger- und Reiseverkehr20 hat trotz der klösterlichen Herbergen und trotz der Pilgerhospitäler, die im 11. und 12. Jahrhundert in großer Zahl insbesondere an Pässen und Flussübergängen oder in Städten entstan-

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Vgl. Schmugge: Zu den Anfängen, 37; Schmugge: Die Anfänge, 54. Schmugge: Zu den Anfängen, 38, stellt fest, dass zu der christlichen Gastfreundschaft (hospitalitas) jedes Gemeindemitglied, besonders aber Bischöfe, Diakone und Witwen verplichtet waren. Diese entstanden nach Schmugge im 11. und 12. Jahrhundert neu (vgl. Schmugge: Zu den Anfängen, 52/53). Diesen Fragenkomplex behandeln umfassend: Schmugge: Zu den Anfängen, 3760; Lassotta, Arnold: Pilger- und Fremdenherbergen und ihre Gäste. Zu einer besonderen Form des Hospitals vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit, in: Wallfahrt kennt keine Grenzen. Themen zu einer Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums und des Adalbert Stifter Vereins, München, hg. von Lenz Kriss-Rettenbeck und Gerda Möhler, Zürich 1984, 128-142. Wallfahrt kennt keine Grenzen 1984, 130: „(...) der Pflicht zur hospitalitas als einem der sieben Werke der Barmherzigkeit zu genügen, war nur möglich durch den Bau neuer Hospitäler“. Vgl. auch Schmugge: Die Anfänge, 6; Lassotta: Pilger- und Fremdenherbergen, 130; Riedmann, Josef: Verkehrswege, Verkehrsmittel, in: Kommunikation und Mobilität im Spätmittelalter. Begegnungen zwischen dem Süden und der Mitte Europas (11.-14. Jahrhundert), hg. von Siegfried de Rachewiltz und Josef Riedmann, Sigmaringen 1995, 61-75, dort 72/73; Peyer, Hans Conrad: Von der Gastfreundschaft zum Gasthaus. Studien zur Gastlichkeit im Mittelalter, Hannover 1987 (Monumenta Germaniae Historica, Schriften, Band 31), 121; LexMA 1 (1980), 1471-1473. Vgl. Schmugge: Zu den Anfängen, 52/53. Vgl. Schmugge: Zu den Anfängen, 53. Ebd., 53: „Selbst in ländlichen Gegenden gab es im 11. und 12. Jahrhundert bereits Schenken und Gasthäuser.“ Ebd., 54: „In den größeren Pilgerhospitälern hat es einen besonderen Raum gegeben, der als Speisesaal diente.“ Vgl. Riedmann: Verkehrswege, 69.

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den,21 dazu geführt, dass im späten Mittelalter die private kommerzielle Beherbergung von Reisenden und Pilgern zunahm.22 Beispielsweise in Sterzing entstand nach 1230 ein hospitale, welches dem Deutschen Orden übertragen wurde.23 Weitere Hospize an der Brennerstraße waren in Klausen und bei Neumarkt zu finden, in Trient konnte das Hl. Kreuz-Hospiz den Pilgern Unterkunft gewähren. In Innsbruck gab es im Jahr 1550 etwa 30, in Bozen 70 Gast- und Wirtshäuser bei einer Bevölkerung von 5000 Einwohnern, Sterzing hatte zu dieser Zeit zehn Gasthäuser.24 Vor diesem Hintergrund dürfte es Konrad Grünemberg nicht schwergefallen sein, unterwegs eine Unterkunft zu finden. Insgesamt war der Weg von Konstanz nach Venedig über den Brenner nicht weit und stellte „die üblichste Route“ dar,25 die Reisende im Frühjahr wählen konnten. Die Strecke, die die Pilger nach Venedig zurückzulegen hatten, schlug sich nicht nur durch die Nennung der Stationen auf dem Wege in den Berichten nieder, sondern auch durch Entfernungsangaben. Konrad Grünemberg gibt, wie andere Pilger auch, die Weglänge von der Heimat, in diesem Fall die Reichsstadt Konstanz, nach Venedig mit 65 deutschen Meilen an.26 Die Tagesleistung eines Reisenden zu Pferde lag bei durchschnittlich 50 bis 60 21

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Vgl. Denecke, Dietrich: Straße und Weg im Mittelalter als Lebensraum und Vermittler zwischen entfernten Orten, in: Mensch und Umwelt im Mittelalter, hg. von Bernd Herrmann, Stuttgart 1986, 207-223, dort 215. So entstand seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts ein kommerzialisiertes Herbergswesen in Form von Gasthäusern und Tavernen, in welchen die Pilger sowohl Unterkunft als auch Lebensmittel erhalten konnten, vgl. Schmugge: Zu den Anfängen, 56; Lassotta: Pilger- und Fremdenherbergen, 128. Vgl. zu diesem Thema auch Peyer, Hans Conrad: Gastfreundschaft und kommerzielle Gastlichkeit im Mittelalter, in: Historische Zeitschrift 235 (1982), 265-288; Peyer, Hans Conrad: Gastfreundschaft, Taverne und Gasthaus im Mittelalter, hg. von Hans Conrad Peyer, München 1983 (Schriften des Historischen Kollegs 3); Peyer: Studien zur Gastlichkeit. Vgl. Riedmann: Verkehrswege, 69; Sparber, Anselm: Grundriß der Sterzinger Pfarrgeschichte, in: Sterzinger Heimatbuch, zusammengestellt von Anselm Sparber, Innsbruck 1965 (Schlern-Schriften 232), 149-191, dort 152-156 mit entsprechenden Belegen. Vgl. Lindgren, Uta: Alpenübergänge von Bayern nach Italien 1500-1850. Landkarten - Straßen - Verkehr, München 1986, 178. Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 16. Johannes Münsinger, 145, der vom württembergischen Urach reiste, teilt mit, dass die Entfernung von Urach nach Venedig 71 deutsche Meilen betrage. Bei einer Umrechnung in einem Verhältnis von 1 : 7,4 ergibt dies 525,4 Kilometer, für die die Reisegruppe elf Tage benötigte. So kommt man bei dieser Reisegruppe auf ein Tagesmittel von 47,8 Kilometer.

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Kilometern pro Tag, während reitende Eilboten sogar über 100 Kilometer pro Tag zurücklegen konnten.27 Diese beachtliche Reisegeschwindigkeit konnte aber auch von eilig nach Hause strebenden Pilgern erreicht werden, wie aus dem Kalender des württembergischen Grafen Eberhard V. zu ersehen ist.28 Wenn man eine Geschwindigkeit von ca. 50 km pro Tag zugrunde legt, kommt man auf eine reine Reisedauer ohne Aufenthalte von ca. 10 Tagen von Konstanz in die Lagunenstadt. Da Grünemberg 15 Stationen nennt, könnte jede Station auch für eine Tagesstrecke stehen. Demnach hätten Kaspar Gaisberg und er 15 Tage benötigt, um vom Bodensee an die Adria zu gelangen, so dass sie frühestens am 2. Mai 1486, auf Grund des ettlich tag dauernenden Aufenthalts in Innsbruck wohl erst nach dem 5. Mai 1486 die Lagunenstadt erreicht haben.

6.2

Die Stadt Venedig

In Venedig suchten sich die Pilger zunächst eine Unterkunft. Diese nennt der Konstanzer Ratsherr nicht, aber wir können davon ausgehen, dass er als Kaufmann versuchte, im Deutschen Haus in Venedig unterzukommen. Reisende deutsche Händler fanden meist Unterkunft im Handelshaus der deutschen Kaufleute.29 Die deutschen Kaufleute besaßen spätestens seit 122830 einen Handelshof am Rialto, der auf venezianisch Fondaco dei Tedeschi,31 27 28 29 30

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Vgl. Denecke: Straße, 216; Ohler: Pilgerleben, 138. Kalender Eberhards, 200/201. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, III, 432. Der Fondaco dei Tedeschi ist erstmals eindeutig in einer Urkunde vom 5. Dezember 1228 erwähnt, in welcher er als Fonticum comunis Veneciarum ubi Teutonici hospitantur bezeichnet wird, und so eindeutig als venezianisches Eigentum dargestellt wird. Dieses wurde von der venezianischen Regierung in Pacht gegeben, und zwar zu einem Preis von 1100 venezianischer Denare. Vgl. Simonsfeld: Fondaco dei Tedeschi, II, 8/9, 12, und Kretschmayr, Heinrich: Geschichte von Venedig. 3 Bände, Neudruck der Ausgabe Gotha Band 1 1905, Gotha Band 2 1920, Stuttgart Band 3 1934, Aalen 1964, 154, 469. Zum Fondaco dei Tedeschi vgl. Simonsfeld: Fondaco dei Tedeschi und LexMA 4 (1989), 618/619. Die Bezeichnung Fondaco stammt nach Heyd vom arabischen „fonduk“ ab, welches mit dem griechischen pandocheîon oder dessen älterer Form pándochos etymologisch zusammenhängt (vgl. Heyd, Wilhelm: Geschichte des Levantehandels im Mittelalter, 2 Bände, Suttgart 1879, 1879, Band 2, 430, Anm. 6; dieser Bedeutung folgt auch Simonsfeld: Fondaco dei Tedeschi, II, 3). Das arabische Wort bedeutet sowohl Magazin als auch Bude oder Gasthaus. Nach Ohler: Pilgerleben, 131, leitet sich das Wort wahrscheinlich vom arabischen „funduq“ ab, das Her-

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lateinisch Fonticum Theutonicorum genannt wurde, in dem sie wohnen mussten und strenger Aufsicht unterlagen.32 Die venezianische Regierung schrieb ausdrücklich vor, dass deutsche Kaufleute im Fondaco dei Tedeschi absteigen und bleiben mussten.33 Felix Fabri beschrieb das Gebäude des Fondaco als ein Doppelhaus mit zwei inneren Höfen,34 wie er auf dem Barbari-Plan aus dem Jahre 1500 auch noch zu erkennen ist. Der Fondaco stand mit seinen 56 Kammern allen Deutschen offen und umfaßte Küche, Speisesaal, Weinschenke35 und Zimmer, die die Kaufleute auch für längere Zeit mieten konnten.36 Aber auch viele Pilger übernachteten im Fondaco, so beispielsweise Felix Fabri,37 im Jahre 1479 die Nürnberger Bürger Sebald Rieter38 und Hans Tucher oder Arnold von Harff,39 der während seines Aufenthalts in Venedig in der Kammer von Anton Pfaffendorp aus Köln wohnte.40 Den Pilgern, die nicht im Fonticum Theutonicorum nächtigen konnten, diente er als Kontaktstelle nach Deutschland und Auskunftsmöglichkeit. So erkundigten sich manche

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berge, Warenmagazin und Zollstätte in einem bedeutet. Nach Peyer: Studien zur Gastlichkeit, 139/140, gab es in arabischen Häfen seit dem 10. Jahrhundert für Fremde reservierte Zwangsunterkünfte, die als „funduq“ bezeichnet wurden. Zu Belegstellen der Bezeichnung Fondaco in den Quellen vgl. Wis: Ricerche, 271. Vgl. Hellmann: Geschichte Venedigs, 114. Die Venezianer behielten die Übernachtungspflicht der Kaufleute in ihrem Handelshaus bei (vgl. Nagel, Gerhard: Das mittelalterliche Kaufhaus und seine Stellung in der Stadt. Eine baugeschichtlichen Untersuchung an südwestdeutschen Beispielen, Berlin 1971, 30). Vgl. Simonsfeld: Fondaco dei Tedeschi, II, 11. Felix Fabri, Evagatorium, III, 432. Der Fondaco musste mehrmals erweitert werden, und als er im Jahre 1505 abbrannte und neu aufgebaut wurde, ist seine Fassade mit Fresken der bedeutenden venezianischen Maler Tizian und Giorgione geschmückt worden, die sich allerdings auf Grund der salzhaltigen Seeluft in Venedig nicht lange halten konnten. Vgl. Wanka: Brennerstraße, 141; Simonsfeld: Fondaco dei Tedeschi, II, 108-110. Zur Wirtsstube vgl. Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 10. Vgl. Ohler: Pilgerleben, 136. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, III, 388; Simonsfeld: Fondaco dei Tedeschi, II, 63. Sebald Rieter, 37, bezeichnet den Fondaco als teutzschen hauss. Arnold von Harff, 41, weiß auch den venezianischen Namen der Handelniederlassung zu berichten: dat man heyscht in lumbartzer spraichen Fontigo tudisco. Vgl. Arnold von Harff, 41; Simonsfeld: Fondaco dei Tedeschi, II, 71. Nach Letts 1946, 51, Anm. 1, waren die Pfaffendorps eine Familie, die sich schon lange im venezianischen Handel etabliert hatte. Ein Anton Pfaffendorp wird 1444 und 1508 erwähnt, vgl. Simonsfeld: Fondaco dei Tedeschi, I, 360, 364, II, 70/71.

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Reisende im Fondaco dei Tedeschi nach einer Unterkunft und wurden von dort wiederum zum Gasthaus „Hl. Georg“ geschickt.41 In der Stadt gab es nämlich für die Jerusalempilger, die nicht als Kaufleute tätig waren, verschiedene weitere Übernachtungsmöglichkeiten. Oft genutzt wurde die Möglichkeit, bei Peter Ugelheimer, der aus Frankfurt stammte, zu logieren.42 Das Gasthaus „St. Georg“, auch „Zur Flöte“ oder „Zur Trinität“ genannt, lag in seinem Kaufhaus nahe beim Fondaco dei Tedeschi in einem kleinen Seitenkanal bei der Kirche San Bartolomeo und wurde von manchen Pilgern auf das Wärmste empfohlen.43 Missverständlich kann hin und wieder der Name der Herberge sein, der meist als deutsches haus in den Quellen wiedergegeben wird und mit dem Fondaco dei Tedeschi verwechselt werden kann.44 Desgleichen wird Peter Bender als Wirt in den Pilgerberichten er41

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Vgl. Hellmann, Manfred: Eine Pilgerreise ins Heilige Land im Jahre 1480, in: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters. Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, hg. von Knut Schulz, Köln / Wien 1976, 261272, dort 265, mit Hinweis auf Felix Fabri, Evagatorium, I, 31. Vgl. zu den Pilgern, die bei Peter Ugelheimer nächtigten Denke: Venedig, 40-42; vgl. auch Simonsfeld: Fondaco dei Tedeschi, II, 284. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 83. In Italien traten die ersten Gasthausnamen auf (vgl. Peyer: Studien zur Gastlichkeit, 234/235). Pilgerfahrt des Landgrafen Wilhelm, 138: Benennung „Zur Trinität“. Das Gasthaus St. Georg in Venedig wird hierzu von Peyer als Beispiel angeführt. Die italienische Namensformen Giorgio und Ss. Trinità waren genauso geläufig wie die deutschen Namen, vgl. auch Enciclopedia Italiana 2, Milano 1929, 140-161, zum Stichwort „Albergo“, dort besonders 140. Vgl. auch Hellmann: Geschichte Venedigs, 170. Reichert: Eberhard im Bart, 16, oder Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 9, 47, Anm. 117, geben als synonym zu gebrauchende Namen für das deutsche haus an: „Deutsches Haus“, „Sankt Georg“, „Zur Flöten“, „Zur Polten“ (nachgewiesen u. a. bei Bernhard von Hirschfeld, 35: gegen Venedigen in eine Deutsche Herberge gar spate, die heist zur Polttenn) oder „Zur Trinität“. Vgl. auch Odermann: Seereise, 823. Allerdings logierten die Pilger nicht bei Ugelheimer „privat“, wie dies die Formulierung von Schneider: Reise nach Jerusalem, 34, suggeriert: „Die beste Unterkunft erhielt man in Privathaushalten bei Bekannten oder Freunden. So nahm auch Breydenbachs Gruppe in Venedig Quartier im Haus des Frankfurter Geschäftsmannes Peter Ugelheimer.“ Schmugge: Deutsche Pilger, 103, ist der Meinung, dass Graf Philipp von Katzenellenbogen 1433 privilegiert im Fondaco dei Tedeschi logierte. Vgl. auch die Pilgerreise des letzten Grafen von Katzenellenbogen, hg. von Röhricht / Meisner, 350: (...) ghene Venedigen in Sancta Trinitate, das nennet man hie zu lande zum Dutzschen husse. Dieses „deutsche Haus“ wird von den Herausgebern mit dem Gasthaus St. Georg bzw. zur Flöten identifiziert. Zur Pilgerreise des Grafen Philipps von Katzenellenbogen vgl. Schmitz, Silvia: Die Pilgerreise Philipps d. Ä. von Katzenellenbogen in Prosa und Vers. Untersuchungen zum dokumentarischen

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wähnt.45 Peter Benders Herberge wird ausdrücklich vom venezianischen Senat zusammen mit dem „Weissen Löwen“ und dem Gasthaus „St. Georg“ von Peter Ugelheimer noch 1528 und 1531 als Quartier der nicht im Fondaco dei Tedeschi wohnenden Deutschen bestimmt.46 Auch Privatquartiere konnten als Übernachtungsmöglichkeit dienen.47 Konrad Grünemberg lässt uns über sein Quartier in Venedig im Unklaren, er legt den Schwerpunkt seines Berichtes bezüglich der Stadt Venedig auf andere Themen: Einkäufe waren ihm wichtig, daneben der Vertrag mit dem Patron. Nachdem diese notwendigen Fragen geklärt waren, wandte er sich den Kirchen und ihren Reliquien, schließlich den kirchlichen Festtagen und den weltlichen Genüssen der Lagunenstadt zu. Die Einkäufe scheinen dem Konstanzer Ratsherrn wichtig gewesen zu sein, denn er schildert ausführlich, an welche Lebensmittel und notwendigen Dinge der Jerusalemreisende denken musste. Hierzu sollen die Pilger sich eine Einkaufsliste, einen gedenckzedel, erstellen.48 Zunächst solle man beichten und das heilige Sakrament empfangen, dann könnten die Einkäufe losgehen. Ein Bett, vier Leintücher, eine Steppdecke, ein Kissen, dazu zwei Überzüge rät er zunächst an. Ein Leintuch sollte seitlich an die Steppdecke geheftet werden, so dass eine Art Schlafsack entstand und sich das Leintuch nicht zusammenrollen konnte. Des Weiteren wurde eine große Truhe notwendig, auf die man sich betten konnte und in die die Vorräte an Bord verstaut werden konnten. Ein Tischtuch, Handtücher, Löffel, Schalen, Krüge für Wein und Wasser, Behält-

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Charakter spätmittelalterlicher Adelsliteratur, Diss. phil. Berlin, München 1990 (Forschungen zur Geschichte der älteren deutschen Literatur, Band 11). Beispielsweise Martin Wanner, 111; Peter Füessli, 94; Heinrich Wölfli, 18. Vgl. auch Schmugge: Deutsche Pilger, 103. Vgl. Simonsfeld: Fondaco dei Tedeschi, II, 155, 284, I, 406, Nr. 700, 404/405, Nr. 698. Vgl. Schmugge: Deutsche Pilger, 103; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 8, dort Verweis auf Riant, der das Aktenstück ASV, Collegio, Notatorio, Reg. 19, fol. 121r publiziert (vgl. Riant, Paul: Pièces relatives au passage à Venise de pèlerins de Terre Sainte, in: Archives de l’Orient Latin 2 (1884), 237-249, dort 249). Viele Pilger nahmen in ihre Reiseberichte eine solche Einkaufsliste auf, so Bernhard von Breydenbach, Reiseinstruktion, 130-133; William Wey, 91-93; Hans Tucher, 624-635; Johann Bassenhaimer, 320/321; Hans Bernhard von Eptingen, 202205; Ulrich Brunner, 17/18; Peter Rindfleisch, 321; Arnold von Harff, 57/58; Hans von Mergenthal, 20/21; Niederrheinische Pilgerschrift, 75/76; Hans Stockar, 60/61. Das Reisekostenverzeichnis des Landgrafen Wilhelm des Tapferen von Thüringen ist ebenfalls im Hinblick auf die Einkaufstätigkeit in Venedig sehr aufschlußreich, vgl. Wilhelm III. von Thüringen und Sachsen, 135-157; Schmid, Ulrich: Mittelalterliche Notizen für die Reise nach Jerusalem, in: AKG 1 (1903), 385/386.

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nisse für Brot und Käse waren genauso notwendig wie eine Flasche und ein Sack, um Proviant zu verstauen. Zwei Harngläser wie auch einen Nachttopf sollte man ebenfalls nicht vergessen. An Lebensmitteln listet er eine ganze Auswahl auf. Wein, Wasser in kleinen Fässern, venezianischer Zwieback, Schmalz, Eier, Käse, Mehl, Gerste, Vorderschinken, getrocknete Hechte, Salz sollten ebenso mit an Bord genommen werden wie ein Käfig mit Hühnern. Gewürze, Konfekt und Heilmittel wie Latwerge und Theriak gehörten zusätzlich zu den notwendigen Besorgungen in der Lagunenstadt. Kleidungsstücke waren als Ausrüstung für die Reise ebenso notwendig. Unverzichtbar sei ein breiter Mantel mit Kapuze, ein langes Hemd, vier Wamshemder, zwei Hüte, vier Taschentücher, zwei Paar leinene Hosen, gegebenenfalls Lederhosen und auf jeden Fall Stiefel, die bis über die Knie reichten. Venezianischen Münzen, sowohl Dukaten als auch geringwertige Münzen (marcelli und marchetti), durfte man nicht vergessen, denn mit diesen konnte man im Heiligen Land gut bezahlen. Gespickt wird die Einkaufsliste mit Hinweisen für das Verhalten an Bord und bei möglichen Ereignissen. Dass es den Pilgern in der Regel schlecht würde, dass das Essen an Bord minderwertig in der Qualität und unzureichend in der Quantität sei, dass sie sich vor Erkältungen und der Ruhr an Bord hüten sollten, darauf weist er seine Leser eindringlich hin. Wenn alle diese Besorgungen erledigt seien, dann sei es Zeit, sich einen Reeder bzw. einen battron zu suchen. Die Konstanzer wurden in Agostino Contarini fündig,49 dem sie pro Person für die Überfahrt und Verpflegung an 49

Agostino Contarini (* 1430 oder 1431; † 1500 oder 1503, vgl. Bellorini, Theophilus / Hoade, Eugene: Fra Francesco Suriano. Treatise on the Holy Land. Translated from the Italian by Fr. Theophilus Bellorini O.F.M. and Fr. Eugene Hoade O.F.M. with a preface and notes by Fr. Bellarmino Bagatti O.F.M., Jerusalem 1949 (Publications of the Studium Biblicum Franciscanum Nr. 8), 137), venezianischer Reeder. Er wurde 1430 oder 1431 geboren, da am 16. November 1449 von seinem Vater, Benedeto Contarini, dem großen Rat mitgeteilt wurde, dass Agostino das 18. Lebensjahr vollendet habe (vgl. Newett, M. Margaret: Canon Pietro Casola’s Pilgrimage to Jerusalem in the Year 1494, Manchester 1907 (University of Manchester Historical Series 5), 96) und war daher 1486 entweder 55 oder 56 Jahre alt. Agostino Contarini scheint in den Augen der meisten Pilger ein rechtschaffener Patron gewesen zu sein, er erhält in den Berichten Lob und Anerkennung. Von den verschiedenen patroni erscheint er in den Pilgerberichten am häufigsten, was offensichtlich damit zusammenhing, dass er zwischen den Jahren 1479 und 1496, also siebzehn Jahre lang, jährlich ins Heilige Land fuhr und so

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Bord 38 Dukaten bezahlten. In diesem Preis war das Eselsgeld von Jaffa nach Jerusalem, Zölle und das Geleit enthalten, jedoch nicht die kleinen Trink- und Bestechungsgelder, die im Heiligen Land ständig anfielen, oder die Verpflegung an Land. Mit diesem Preis bewegten sich die Konstanzer durchaus im üblichen Rahmen. Mit durchschnittlich 40 venezianischen Dukaten für die Fahrt musste man Ende des 15. Jahrhunderts rechnen.50 Während Ulrich Brunner 1470 bei Andrea Morosini noch 20 Dukaten bezahlen konnte, eine Summe, die im Vergleich mit anderen erstaunlich gering erscheint, so kostete der Transport ins Heilige Land für Felix Fabri im Jahr 1483 bei Piero Lando bereits 40 venezianische Dukaten.51 Piero Lando war im Jahr 1486 der zweite Patron, der neben Contarini eine Pilgergalee ausrüstete. Derweil musste Bernhard von Breydenbach im selben Jahr bei Agostino Contarini 42 oder 43 Dukaten bezahlen.52 Santo Brasca gab im Jahr 1480 an, dass die armen Pilger für den Fahrpreis 30 bis 32 Dukaten, die „normalen“ Reisenden aber mit 50 bis 60 Dukaten rechnen müssten.53 Zu diesen „Normalpilgern“ scheint William Wey gehört zu haben, denn er bezahlte schon 1462 für die Überfahrt 50 Dukaten, so auch Peter Faßbender 1492 bei Agostino Contarini,54 während sich bei Pietro Casola nur zwei Jahre später bei demselben Reeder der Preis auf 60 Golddukaten erhöht hatte.55 Allerdings erhielt Casola dafür auch einen Platz an der Tafel des Kapitäns, ein Vorzug, der Konrad Grünemberg nicht

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über einen längeren Zeitraum hinweg in Kontakt mit den verschiedensten Pilgern kam (vgl. Hans Tucher, 342; Rieter, 37; Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck, 15; Bernhard von Breydenbach, Reiseinstruktion, 130; Felix Fabri, Evagatorium, I, 87; Paul Walther von Guglingen, 68; Heinrich von Zedlitz, 104; Peter Faßbender, 248; Johann Meisenheimer, 66). Pinto gibt mindestens 40 Dukaten als Richtwert an (vgl. Pinto, Guiliano: I costi del pellegrinaggio in Terrasanta nel secoli XIV e XV (dai resoconti dei viaggiatori italiani), in: Toscana e Terrasanta nel Medioevo. Saggi raccolti e ordinati a cura di Franco Cardini, Florenz 1982 (Italia, Oriente, Mediterraneo 1), 257-284, dort 270/271). Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 90. Vgl. Bernhard von Breydenbach, Reiseinstruktion, 130. Vgl. Pinto: I costi, 268. Vgl. Laufner: Der Wallfahrtsbericht Peter Faßbenders, 243. Peter Faßbender schloß, wie Bernhard von Breydenbach auch, einen Vertrag mit Agostino Contarini, vgl. Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck, 15. Vgl. Pietro Casola, 19; Tucci, Ugo: I servizi marittimi Veneziani per il pellegrinaggio in terrasanta nel Medioevo, in: Studi Veneziani, Nuova Serie IX (1985), 43-66, dort 47. Nach Prescott wurde Agostino Contarini vom venezianischen Senat erlaubt, den Fahrpreis auf 55 Golddukaten zu erhöhen (vgl. Prescott, Hilda Francess Margaret: Felix Fabris Reise nach Jerusalem, Freiburg 1960, 52).

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gewährt wurde. Der Vertrag der Pilger mit dem Patron wurde vor dem Rat der Stadt ratifiziert, von den staatlichen staatlichen Protonotaren im Dogenpalast in ein großes Buch eingetragen,56 und die Pilger erhielten den begehrten Geleitbrief des Dogen, den sie vor allem in den venezianischen Besitzungen auf dem Weg ins Heilige Land benötigten.57 Nachdem die Vorbereitungen, die die Seereise ins Heilige Land betrafen, die Suche nach einem Patron, der Vertrag mit diesem und die notwendigen Einkäufe in der Lagunenstadt erledigt waren, hatten die Pilger in der Lagunenstadt nichts mehr zu organisieren.58 Nun widmete sich Konrad Grünemberg zunächst den Besuchen der Reliquien und Kirchen. Zudem hatte er noch die Gelegenheit, die Fronleichnamsprozession in der Lagunenstadt mitzuerleben. Zunächst listet Grünemberg die Kirchen und Reliquien auf, die er in Venedig sehen (in seinen Worten: besechen) konnte. Prinzipiell war es dem Konstanzer Ratsherr wichtig, nicht nur ein vom hörrissagen (…) glober, sunder ain wissinder uskunnder zu sein, wie er in der Gothaer Handschrift betont.59 Er sah den linken Arm des Hl. Georg und die Hl. Cosmas und Damian in San Giorgio Maggiore, die Helena-Reliquie in der Kirche Sant’Elena im Sestiere di Castello, den Daumen des Hl. Konstantins und ein Bein der Maria Magdalena in derselben Kirche. Den Bischofsstab des Hl. Nikolaus bewunderte er im Kloster San Nicolò di Lido, die Reliquie der Hl. Barbara in der Kirche Santa Mariae Cruciferorum, dort sah er auch ein Bein des Hl. Christophorus und einen Fuß des Hl. Martins. Auch die Körper der Hl. Margareta von Antiochia und der Hl. Lucia von Syrakus wie auch den des Hl. Zacharias konnte er in der Lagunenstadt bestaunen. Die Markuskirche begeisterte ihn, und er beschreibt sie sehr ausführlich. Sodann leitet er über zum Kirchenschatz von San Marco, wo ihm neben Kreuzen und Leuchtern auch Gegenstände gezeigt wurden, die auf die weltliche Verbindung der Markuskirche mit dem Dogat hinwiesen, wie Brustpanzer, Kronen und natürlich das kostlich herzog hüttlinn, also der Dogenhut.60 Auch andere Pilger waren von der venezianischen Reliquienvielfalt 56

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Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 92. Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 10, 50, Anm. 130: „Dieser ‘liber grandis’ wäre von der allergrößten Wichtigkeit für die Geschichte der Pilgerfahrten, aber wie leider feststeht, ist die Kanzlei des hier gemeinten magistrato de cattaveri wahrscheinlich verloren, wenigstens bis jetzt nicht aufzufinden gewesen.“ Vgl. Denke: Venedig, 145. Vgl. ausführlich zu „Venedig als Station“ Denke: Venedig, 29-122, zu „Venedig als Erlebnis“ Denke: Venedig, 123-187. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 290 (HS G, fol. 5v). Vgl. zum Kirchenschatz Denke: Venedig, 137/138.

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und den venezianischen Kirchen fasziniert.61 Felix Fabri, der alle besuchten Heiligtümer akribisch auflistete, wurde es sogar einmal zuviel: venimus ad multas alias ecclesias (...), quarum ecclesiarum nomina taeduit me scribere.62 Da die Abfahrtstermine der Pilgerschiffe meist nach einem kirchlichen Frühjahrsfest, entweder Christi Himmelfahrt oder Fronleichnam, lagen, konnten die Wallfahrer häufig eines der beiden Feste miterleben. Die enthusiastischen Berichte über die Festlichkeiten bestätigen die Annahme, dass die Pilger ihren Aufenthalt zumindest im Hinblick auf diese Festivitäten nicht bereuten.63 Konrad Grünemberg konnte mit seinen Mitreisenden das Fronleichnamsfest in der Lagunenstadt begehen und schildert die Fronleichnamsprozession mit allen Beteiligten sehr ausführlich. Die venezianischen Damen schauten der Prozession auf dem Markusplatz aus den Fenstern zu. In der Handschrift Karlsruhe schildert Grünemberg die Damen in wenigen Sätzen als reich geschmückt, diese waren sich des Eindrucks, den sie auf die Pilger machten, wohl bewusst. In der Handschrift Gotha malt er diese Begebenheit weiter aus und beschreibt das Erscheinungsbild der Damen ausführlich. Auffallend ist, dass Grünemberg zwar auf der Reise konsequent die gesehenen Reliquien und Kirchen auflistet, Ablässe gibt er, im Gegensatz zu anderen Pilgern, aber erst im Heiligen Land an. Ablässe64 waren die auf Wochen und Tage festgelegten Nachlässe der zeitlichen Sündenstrafen, welche der Pilger vor Ort erlangen konnte, oder, in anderen Worten, der „Erlaß einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die hinsichtlich der Schuld schon getilgt sind“.65 Um Vergebung der Sünden zu erlangen, musste zuerst mit echter Reue gebeichtet werden. Durch diese Beichte wurde der Gläubige von der ewigen Verdammnis freigesprochen, nicht aber von der Fegefeuerstrafe, die

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Crouzet-Pavan spricht in diesem Zusammenhang von einer „peregrinatio vénitienne“ (vgl. Crouzet-Pavan, Elisabeth: Récits, Images et Mythes: Venise dans l’ITER Hiérosolomytain (XIVe - XVe siècles), in: Mélanges de l’Ecole Française de Rome, Moyen Age - Temps Modernes 96,1 (1984), 489-535, dort 512). Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 102. Anders allerdings Landgraf Wilhelm der Ältere von Hessen, von dem gesagt wurde, er sei nach dem Genuss eines Liebestrankes während des venezianischen Karnevals dem Wahnsinn verfallen, vgl. Sommerfeld: Reisebeschreibungen, 848. Einführend zum Ablasswesen vgl. TRE 1, 347-364; LexMA 1, 43-46; LThK 1, 51-58; Paulus, Nikolaus: Geschichte des Ablasses im Mittelalter. Vom Ursprunge bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 3 Bände, Paderborn 1922/1923; Poschmann, Bernhard: Der Ablaß im Lichte der Bußgeschichte, Bonn 1948. Vgl. Müller, Gerhard Ludwig u. a.: Ablaß, in: LThK 1 (1993), 51-58, dort 51.

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erst durch den Ablass erlassen wurde.66 Aus der Erlangung dieser Erlässe der Fegefeuerstrafe resultierte das Bedürfnis der Pilger, entsprechende Informationen, wo welche Ablässe zu erhalten waren, auch an künftige Wallfahrer weiterzuleiten. So waren an die Gebete, die die Pilger im Heiligen Lande verrichteten, zahlreiche hohe Ablässe geknüpft. Von diesen zeugen die langen Ablasslisten, die in den Pilgerführern zu finden waren67 und deren Vergleich oft unterschiedliche und abweichende Ergebnisse herbeiführt.68 Ein schönes Beispiel einer solchen ablassreichen Pilgerschrift lieferte für das 15. Jahrhundert der fränkische Ritter Anselm von Eyb, der einen Führer zu den Ablassstätten im Heiligen Land verfasste69 und für viele Stellen im Heiligen Land konstatieren konnte: do ist ablas.70 Diese vollkommenen und unvollkommenen Ablässe waren erst um 1350 in Jerusalem aufgetaucht und wurden auf Papst Silvester (314-335) zurückgeführt. Sie sind aber tatsächlich im 14. Jahrhundert in Jerusalem erfunden worden.71 Der erste unvollkommene Ablass erscheint in Grünembergs Reisebericht erst vor Jaffa. Andere Pilger nutzten schon in Venedig die Möglichkeit, bei verschiedenen Kirchen und Klöstern Ablässe zu erwerben, so namentlich Santa Lucia,72 Sant’Elena,73 Santi Giovanni e Paolo,74 San Zaccaria,75 Santa Maria dei Gratia,76 Santa Maria dei Miracoli77 und San Nicolò di Lido.78 Felix Fabri versuchte unter anderem, seinen Reisegefährten den Vorschlag, täglich mindestens eine Kirche und die Leiber und Reliquien der Heiligen zu besichtigen, mit dem Argument schmackhaft zu machen, dass die Pilger auf diese

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Vgl. Himmel, Hölle, Fegefeuer. Das Jenseits im Mittelalter. Katalog von Peter Jezler, hg. von der Gesellschaft für das Schweizerische Landesmuseum, Zürich 1994, 234; Paulus: Geschichte des Ablasses, III, 412. Vgl. Behrend: Deutsche Pilgerreisen, 3. Vgl. Paulus: Geschichte des Ablasses, III, 281. Vgl. Anselm von Eyb, 179. Vgl. Anselm von Eyb, 179-194. Vgl. Paulus: Geschichte des Ablasses, II, 305-312, III, 281-285. Vgl. auch Anselm von Eyb, 179. Vgl. Heinrich von Zedlitz, 103. Vgl. Heinrich von Zedlitz, 105. Vgl. Johann Meisenheimer, 60. Vgl. Johann Meisenheimer, 58. Vgl. Johann Meisenheimer, 59. Vgl. Arnold von Harff, 55/56. Vgl. Johann Meisenheimer, 130.

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Weise die dort zu erlangenden Ablässe wie Blumen pflücken könnten.79 Konrad Grünemberg scheint sich bezüglich der Ablässe jedoch auf das Heilige Land konzentriert zu haben.

6.3

Die Schifffahrt bis ins Heilige Land

Im Wesentlichen wurden auf der Schiffahrtsroute ins Heilige Land immer dieselben Stationen angelaufen. Die große Zahl von Inseln, Häfen und venezianischen Besitzungen,80 die im Zuge der Ausbreitung des Seehandels81 nach und nach geschaffen worden waren, boten den Schiffen Anlaufstellen für Proviant und Frischwasser und konnten als Schutz82 und Sicherungsmöglichkeiten bei Feindesgefahr und schlechtem Wetter dienen.83 In einem sicheren Hafen konnten die venezianischen Schiffe bei Bedarf auch repariert und ausgebessert werden. Eine über die Jahre gleichbleibende Schiffahrtsroute „fand ihren literarischen Niederschlag notgedrungen in einer nahezu identischen Abfolge von Etappenorten“.84

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Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 93. Vgl. auch Wiegandt, Herbert: Fabri, Felix: Galeere und Karawane. Pilgerreise ins Heilige Land, zum Sinai und nach Ägypten 1483, Stuttgart 1996, 60. Zu den venezianischen Besitzungen in der Levante vgl. Lane, Frederic C.: Seerepublik Venedig, München 1980 ; Costantini, Massimo / Nikiforou, Aliki (Hg.): Levante veneziano. Aspetti di storia del Isole Ionie al tempo della Serenissima, Rom 1996. Eine wichtige Basis für die direkte Verbindung von Venedig nach Jaffa, die wohl seit 1382 bestand, wurde nach dem 4. Kreuzzug im 13. Jahrhundert geschaffen, denn den Venezianern gelang es, entlang des Küstenverlaufs im östlichen Mittelmeer Stützpunkte aufzubauen, so Zara, Korfu, Modon, Koron und Candia auf der Insel Kreta. Diese Stützpunkte waren für den Levantehandel wie für die Pilgerfahrt ins Heilige Land gleichermaßen gut gelegen. Vgl. Pryor, John H.: Winds, waves and rocks: the routes and the perils along them, in: Maritime Aspects of Migration, hg. von Klaus Friedland, Köln / Wien 1989 (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte 34), 71-85, dort 78. Die Ausdehnung der Herrschaft Venedigs verlieh den Pilgerfahrten ein hohes Maß an Sicherheit und brachte enorme Erleichterungen mit sich. Die Pilgerschiffe konnten nah an der Küste entlang segeln und bei Frischwasser- oder Proviantbedarf sowie schlechtem Wetter oder Gefahren einen der Häfen anlaufen. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 95 (Zitat). Vgl. auch Rossebastiano, Alda: La vicenda umana nei pellegrinaggi in terra santa del secolo XV, in: La letteratura di viaggio dal Medioevo al Rinascimento. Generi e problemi, Alessandria 1989, 19-49, dort 23; Hippler: Reise nach Jerusalem, 37; Sommerfeld: Reisebeschreibungen, 819.

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In der Handschrift Karlsruhe folgt nach der Beschreibung der Fronleichnamsprozession zunächst die Erläuterung des Schiffes und der Ämter auf dem Schiff. In der Gothaer Handschrift sind diese Schilderungen nach der Nennung der Reisegefährten eingefügt. Grünemberg erläutert zunächst die Ämter auf dem Schiff (patron, comit, pillot, conselier, manenier, thimon, paron, marrigar, galliotten)85 und deren Aufgabenbereiche, bevor er die Segel der Galee und die Aufbauten an Deck erläutert. Auffallend ist, dass der Konstanzer durchaus wahrnimmt, wie an Bord navigiert wird, denn er beschreibt eine Portulankarte des Mittelmeeres und einen Kompass. Die adriatische Küstenschifffahrt gab den Pilgern im ersten Abschnitt der Reise noch Orientierung, bevor es dann nach dem venezianischen Hafen Modon auf das offene Meer hinausging, um nach Kreta überzusetzen.86 Allgemein waren die Zustände auf den Schiffen desolat und für die Reisenden eine Belastung.87 Besonders die Schiffsreise ins Heilige Land wurde als Extremsitutation im Leben eines Menschen dargestellt, in der er auf sich selbst zurückgeworfen wurde. Bei den erschreckenden hygienischen Zuständen auf den Pilgergaleen war es ja auch nicht verwunderlich, wenn die Pilger ins Grübeln kamen. So konnten manche Pilger berichten, dass ihnen des Nachts die Ratten übers Gesicht liefen. Konrad Grünemberg zeichnete ein eindrucksvolles Bild von den Verhältnissen unter Deck eines Pilgerschiffes. Stand ein Pilger nachts auf, konnte es durchaus vorkommen, dass er auf seinem Weg mehrere Uringefäße und Nachttöpfe umwarf. Daher herrschten unter Deck ein unglaublicher Gestank und unerträgliche hygienische Bedingungen.88 Die Kranken, zu schwach um an Deck zu gehen, ließen ihren Urin meist in den Sand unter Deck gehen, während die gesunden Pilger sich üblicherweise zu dieser Verrichtung an Bord bewegten. Bei diesen Zuständen ist es nicht verwunderlich, dass Krankheiten auf dem Schiff die Regel waren.89 Besonders auf der Rückfahrt vom Heiligen Land nach Venedig forderten die See und die Zustände an Bord Opfer, denn von den Strapazen der Reise im Heiligen Land geschwächt, konnten Erkrankte kaum noch Widerstand leisten.90 Die Pilger, die auf See krank wurden, konnten sich meist nicht erholen und sind mehrheitlich gestorben. Wichtig war für die Pilger „ihr“ Platz auf der Galee, 85

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Zu den genauen Erläuterungen der Ämter vgl. unten Edition des Reiseberichts, Kapitel 1.4.1 „Die Beschreibung des Schiffs“. Reichert: Eberhard im Bart, 24. Vgl. Denke: Venedig, 107-113. Felix Fabri, Evagatorium, I, 139. Vgl. auch Wiegandt: Fabri, 73/74. Vgl. Felix Fabri 1556, fol. 8v; Lepszy: Reiseberichte, 159. Vgl. Behrend: Deutsche Pilgerreisen, 10.

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den sie sich meist schon nach Vertragsunterzeichnung gesichert hatten. Der ideale Schlafplatz an Bord befand sich nach der Mitteilung Konrad Grünembergs in der Mitte des Schiffes und wurde mit Kreide im Schiff eingezeichnet. Wenn alle Vorräte gekauft waren, begann, meist nach einen Frühjahrfest (Fronleichnam oder Christi Himmelfahrt), die Schiffsreise ins Heilige Land. Die Abreise aus Venedig und die Einschiffung fand für die Konstanzer Reisenden am 31.Mai 1486 statt. Grünemberg listet zunächst die Passagiere des Schiffes Agostino Contarinis auf. Neben Herzog Johann von Bayern und Graf Wilhelm von Werdenberg befanden sich Adlige aus dem Reich, aber auch Franzosen und Niederländer unter den Reisenden. Frauen führt Grünemberg nicht auf. Zunächst lagen die Reisenden zwei Tage im Hafen der Lagunenstadt, dem Porto di Lido. Hier wartete man vor dem „Castello vecchio“ und dem „Castello nuovo“ vor der Hafenausfahrt Venedigs auf günstige Windverhältnisse, bevor die Reise endlich am 2. Juni 1486 begann. Man folgte dem üblichen Kurs entlang der istrischen, dalmatischen und albanischen Küste. Die erste Station war bei Grünemberg wie bei anderen Pilgern auch Poreč an der Westküste Istriens. Dort wurde zunächst Proviant, vor allem Rinder, Schafe und Ziegen, gefasst, und durch Windstille bedingt wurden die Reisenden vor Parenzo aufgehalten, bevor die Reise über Pula nach Zadar weiter ging. Bei allen Stationen nennt Konrad Grünemberg die entsprechenen Entfernungsangaben und ebenso konsequent die Heiligen, die die Reisenden dort sehen konnten. Auch lokale Geschichte wie die Verehrung eines Abgottes in Zara, die Zerstörung Biograds oder eine Hochzeit wird von ihm geschildert. In Šibenik ging er gemeinsam mit zwei Franzosen, Ludwig von Rechberg und Michel von Dachenhussen an Land, um die Stadt mit ihren Heiligtümern und deren Bewohner kennenzulernen. Die Pilger trafen hier einen edlen Bürger der Stadt, der vier verschiedene Sprachen beherrschte und den Reisenden mit kurzweiligen Geschichten über die Stadtgeschichte und die Türkengefahr die Zeit vertrieb. Sodann ging es weiter an der kroatischen Küste über Hvar und Korčula nach Dubrovnik, das nicht Venedig unterstellt war, sondern sowohl dem ungarischen König als auch an den Sultan Tribut zahlte. Prompt gab es hier Verzögerungen, bis die Pilger an Land gehen konnten. In der Stadt war vor allem die romanische Blasiuskirche für die Pilger interessant. Konrad Grünemberg fielen auch die Brunnen in der Stadt auf, und er bildete diese auch in seiner Vedute der Stadt ab.

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Auch Unterhaltung hatten die Pilger an Bord. An sant Johans abend (23. Juni 1486) beispielsweise feierten die Pilger ein Fest auf der Galee.91 Salutschüsse wurden abgegeben, Laternen wurden aufgehängt und die Schiffsbesatzung sang und tanzte miteinander. So gab es hin und wieder Begebenheiten auf dem Schiff, die die Aufmerksamkeit der Pilger banden und vom Gestank, der Enge und den Gefahren auf See ablenkten. Die Windstille, die durch die Feier überbrückt wurde, konnte nur durch eine Spende für eine Marienkirche abgewendet werden. Die Reise wurde entlang der albanischen Küste fortgesetzt, bis die Galee die Insel Korfu erreichte. Vor der Hauptstadt konnte Grünemberg noch einen Blick auf Kassiópi werfen und die Legende vom Drachen erzählen, der mit einer List getötet werden konnte.92 In der Hauptstadt erfolgte ein längerer Aufenthalt von drei Tagen, der den Pilgern Gelegenheit gab, die Stadt ausreichend kennenzulernen. Grünemberg besuchte nicht nur die Kirchen auf der Insel, er nahm wohl auch zum ersten Mal die griechisch-orthodoxe Kirche, deren Riten und Liturgie deutlich und ausführlich wahr. Er berichtet von dem Begräbnis einer reichen Frau, bei dem er wohl zum ersten Mal griechischen Geistlichen mit deren Aussehen und Gesang begegnete, zumindest schildert er dies etwas verwundert. Auch die venezianische Flotte mit 40 Galeen, in Korfu unter dem Befehl eines Militärgouverneurs, und der betriebsame Hafen erregten seine Aufmerksamkeit. Schließlich erreichte man den venezianischen Hafen Modon (Methóni) im Südwesten der Peloponnes, der zusammen mit Koron zu den „beiden Augen Venedigs“ in der Ägäis gehörte.93 Hier erwartete die Pilger eine Mischung aus venezianischer Herrschaft und griechischem Glauben, vermischt mit fremdartigem Treiben,94 denn hier wohnten auch „Zigeuner“, von denen Grünemberg 91 92

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Vgl. Behrend: Deutsche Pilgerreisen, 7. Diese Legende wurde üblicherweise von Pilgern erwähnt, vgl. Hans Tucher, 357358; Wilhelm Tzewers, 98-99. Vgl. auch Esch: Parallelberichte, 152. Modon, heute Methóni, Dorf an der Südwestspitze der Peloponnes (Griechenland), von 1207 bis 1500 venezianisch (vgl. LexMA 6, 712; Soulis, George C.: Notes on Venetian Modon, in: Peloponnēsiaka 3 (1959), 267-275; Andrews, Kevin: Castles of the Morea, Princeton 1953 (Gennadeion Monographs 4), 58-83; Luce, Stephen B.: Modon - a Venetian Station in Mediaeval Greece, in: Classical and Medieval Studies in honor of Edward Kenneth Rand, New York 1938, 195-208). Zu Modon als üblicher Station der Jerusalempilger und zu den von ihnen erwähnten Reliquien vgl. grundlegend Luce: Modon; Follieri, Enrica: Santi di Metone: Atanasio Vescovo, Leone Taumaturgo, in: Byzantion 41, 378451, dort 383-399; Soulis: Notes. Vgl. Soulis: Notes, 268.

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gleich berichtete und deren Siedlung er in seiner Federzeichnung von Methóni auch abbildet. Die venezianische Herrschaft wurde den Pilgern durch eine Begrüßungszeremonie einer ankommenden venezianischen Staatsgalee deutlich vor Augen geführt. Aber auch die Gegenwart der Feinde, vor allem der Türken, wurde hier deutlich spürbar, denn das gesamte Hinterland war in türkischer Hand, so dass für die Pilger hier wohl schon die Türkei begann. Die Gegenwart des muslimischen Feindes auf den griechischen Inseln scheint den Reisenden so präsent gewesen zu sein, dass Erhard Reuwich auf dem Holzschnitt von Candia im Vordergrund ein kriegerisches Geplänkel zwischen zwei Parteien zeigt, von denen die berittene durch Turbane deutlich als Muslime gekennzeichnet wird.95 Die Pilger, zumindest Konrad Grünemberg, nächtigten in diesem Hafen an Land im Deutschordenshaus.96 Johann von Hussen, ein Deutschordensbruder, erläuterte dem Konstanzer, dass er mehrmals pro Jahr Weintrauben ernten konnte, wenn er nur rechtzeitig die Reben aberntete. Natürlich erwähnte Konrad Grünemberg wie viele Pilger vor und nach ihm den Wein,97 den Romanier, der üblicherweise von den Pilgern gelobt wurde. Überhaupt scheinen in Modon Begegnungen mit Deutschen nicht selten gewesen zu sein: Arnold von Harff traf hier einen deutschen Büchsenmeister, den möglicherweise auch Wilhelm Tzewers kennen lernte, und Felix Fabri einen Deutschen, der in einer Bäckerei wohnte.98

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Vgl. die Abbildung Candias bei Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck, vor 17; Schramm, Arnold: Der Bilderschmuck der Frühdrucke, Band 15: Die Drucker in Mainz, Prag / Wien / Leipzig 1932, Abb. 6. Haus des Deutschen Ordens in Modon. Dort übernachtete auch schon Paul Walther von Guglingen und auch Felix Fabri erwähnt das Haus (vgl. Paul Walter von Guglingen, 82; Felix Fabri, Evagatorium, I, 39, II, 165, III, 331; Soulis: Notes, 271; Stewart, Aubrey: The Wanderings of Felix Fabri, London 1896, 184/185). Die Weinsorte Romanier ist ein schwerer griechischer Wein, der in unterschiedlichen Anbaugebieten bzw. in der Romanie in Griechenland wächst (vgl. Sprandel, Rolf: Von Malvasia bis Kötzschenbroda. Die Weinsorten auf spätmittelalterlichen Märkten Deutschlands, Stuttgart 1998 (VSWG Beihefte 149), 26; Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch II, 483; Wis: Ricerche, 228: vino proveniente dalla Romania di Grecia). Er wurde von vielen Pilgern erwähnt (Felix Fabri, Evagatorium, III, 330ff.; Ottheinrich, 152; Niederrheinische Pilgerschrift, 99; Jörg Pfinzing, 69; Ulrich Brunner, 22; Österreichischer Anonymus, 14). Zu weiteren Belegstellen vgl. Wis: Ricerche, 228. Vgl. Arnold von Harff, 67; Wilhelm Tzewers, 100; Felix Fabri, Evagatorium, I, 165.

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Von Methóni aus setzte man auf die Insel Kreta über, die einen venezianischen Statthalter, den Duca di Candia,99 hatte. Grünemberg teilt mit, dass dieser alle drei Jahre ausgetauscht wurde, auch andere Pilger berichten dies. Während der venezianischen Herrrschaft gab es auf der Insel eine lateinische Kirchenorganisation, aber der griechisch-orthodoxe Glaube bewahrte trotzdem seinen Einfluss. Dies zeigte sich für den Konstanzer darin, dass es zum einen drei Klöster gab, die der römischen Kirche unterstellt waren, die anderen Kirchen aber der griechisch-orthodoxen Lehre folgten. Auf Kreta nutzte Grünemberg auch die Gelegenheit, gemeinsam mit Herzog Johann von Bayern an einem griechischen Gottesdienst teilzunehmen, in dessen Abfolge ihn manches verwunderte.100 Die Ausstattung der Kirche gefiel ihm allerdings, sie sei kostbar mit Gold und Blau ausgemalt gewesen. Von Kreta aus gelangte das Schiff, an vielen kleinen Inseln im Ionischen Meer vorbei, direkt zur Johanniterinsel Rhodos. Deren wehrhafte Befestigung, von Grünemberg auch bildlich dargestellt, beeindruckt ihn, wirkte sie doch nahezu uneinnehmbar. In der Gothaer Handschrift gibt er auch die Stärke der Stadtmauer an: Die ringkmur ist sibenntzechen schůch dik, habe ich gemessen.101 Er kann berichten, dass die Befestigungen der Verteidigung gegen die Türken dienen, die Rhodos im Jahr 1480 erfolglos belagerten. Die Jahreszahl nennt er nicht, aber er zählt 3.000 Steinkugeln, die bei der Belagerung auf die Mauern der Hauptstadt Limassol geschossen wurden. Zusätzlich weiß er zu berichten, dass nach der Belagerung die Insel durch ein Erdbeben erschüttert wurde, das genauso viel Zerstörung und Unheil anrichtete wie der osmanische Angriff. Die Johanniterinsel Rhodos wurde von vielen Pilgern gegen Ende des 15. Jahrhunderts als eine letzte Bastion des Christentums wahrgenommen, die „das christliche Europa vor dem Ansturm der ungläubigen Türken erfolgreich beschirmte“.102 Für die Reisenden wirkte sie wie ein Stück Abendland in einem bereits orientalisch geprägten Umfeld.103 Erst 1522 konnten die Türken die Insel erobern.104 Im Jahr 1486 zählt Grünemberg auf Rhodos 400 Johanni99 100

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Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 25. Vgl. zu diesem Gottesdienst Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 7.1.1 „Die griechisch-orthodoxe Kirche“. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 350 (HS G, fol. 33r). Vgl. Reichert: Ottheinrich, 30; Kraack, Detlev: Die Johanniterinsel Rhodos als Residenz. Heidenkampf in ritterlich-höfischem Ambiente, in: Zeremoniell und Raum, hg. von Werner Paravicini, Sigmaringen 1997 (Residenzenforschung 6), 215-235, dort 216. Vgl. Kraack: Rhodos, 216. Vgl. LexMA 7, 795-797.

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ter, die die Insel schützten, und nimmt gerne wie die anderen deutschen Pilger deren Einladung zu einem Abendessen (kolacz) an.105 Auf Rhodos wurde die Reisegruppe von den dortigen deutschen Johannitern geführt.106 Wichtig für die Pilger, vor allem auf der Rückreise vom Heiligen Land in die Heimat, war zunächst das Spital mit der Krankenstube, die Grünemberg ausdrücklich erwähnt. Erschöpft von der Seereise und den widrigen Umständen an Bord kamen viele Pilger krank auf Rhodos an und hatten Aussicht auf dortige Pflege.107 Auch verschiedene Heiligtümer listet Konrad Grünemberg auf, wobei auffällt, dass die Anzahl der aufgezählten Reliquien in der Handschrift Gotha deutlich höher ist als im Karlsruher Reisebericht. Er erwähnt die vierzig Märtyrer von Sebaste, ein Kreuz, gemacht aus dem Becken der Fußwaschung, eine Dorne aus der Krone Christi, einen der Pfennige, die Judas als Lohn für seinen Verrat erhielt und den rechten Arm der Hl. Katharina, kurzum es lohnte auch der Reliquien wegen ein Ausflug nach Rhodos.108 Der Arm des Evangelisten Johannes wurde den Johannitern von Sultan Bayezid geschickt; Grünemberg berichtet jedoch von einer Kopfreliquie als Geschenk, an deren Echtheit Zweifel bestünden. In der Handschrift Gotha kommen noch die folgenden Reliqien hinzu: das Haupt der Hl. Philomena, ein großes Stück vom Hl. Kreuz, je ein Arm des Hl. Blasius, des Hl. Stefans, des Hl. Johannes des Täufers, des Hl. Georgs, des Hl. Thomas, des Hl. Leodegar. Zusätzlich noch das Haupt der Hl. Euphemia, das des Hl. Polykarp von Smyrna und das der Hl. Klara. Kurzum: Der Heiltumsschatz der Johanniter scheint Eindruck auf Konrad Grünemberg gemacht zu haben, und in der Handschrift Gotha findet dies deutlicher seinen Niederschlag als in der Handschrift Karlsruhe. In ersterer wird auch berichtet, dass sowohl von dem silbernen Pfennig als auch vom Kreuz aus dem Becken der Fußwaschung Abdrücke gefertigt wurden. Nach dem Volksglauben würde ein Abdruck des Kreuzes einen Sturm und das ungestüme Wüten des Meeres besänftigen, also gab es für Seeleute und Reisende trifftige Gründe, dieses Kreuz aufzusuchen. Auch 105 106

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Zum Ehrenmahl und Ehrentisch auf Rhodos vgl. Kraack: Rhodos, 227/228. Zunächst gab es sieben, seit 1461 acht „Zungen“ (langues): 1. Provence, 2. Auvergne, 3. Frankreich, 4. Italien, 5. England, 6. Deutschland, 7. Kastilien und Portugal sowie 8. Aragón und Katalonien (vgl. Setton, Kenneth M. (Hg.): The Papacy and the Levante (1204-1571), 4 Bände, Philadelphia 1976-1984, dort II, 346, Anm. 1; Kraack: Rhodos, 216, Anm. 7). Auch Heinrich von Zedlitz erwähnt diese Krankenstube und schildert sich noch etwas genauer (vgl. Heinrich von Zedlitz, 188; vgl. auch Waldstein-Wartenberg, Berthold: Die Vasallen Christi. Kulturgeschichte des Johanniterordens im Mittelalter, Wien / Köln / Graz 1988, 300). Becken der Fußwaschung: Joh 13,5-14; Pfennige: Mt 26,15.

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der Berg, auf dem Noah mit der Arche landete, soll sich auf Rhodos befinden.109 Zur Geschichte der Insel kann er die Sage vom Goldenen Vlies zum Besten geben. Diese Passage findet sich auch bei Hans Tucher in ähnlicher Wortwahl wieder, und die Vermutung liegt nahe, dass sie aus dessen Reisebericht abgeschrieben wurde.110 Sodann erzählt er eine Begebenheit, die sich in Rhodos auf der Rückreise vom Heiligen Land ereignete. Zwei Seeräuberschiffe hatten ein Handelsschiff erobert und geplündert, die drei Schiffe lagen vor Rhodos am Anker. Das Handelsschiffe wurden durch einen Sturm zerstört, fünf Menschen kamen um, und das übriggebliebene Handelsgut wurde zur Freude der Bewohner an den Strand gespült, wo es nach dem Strandrecht dem Finder gehörte. Auch die beiden venezianischen Pilgerschiffe des Jahres 1486 hatten vor Rhodos mit Seeräubern zu tun, die ein einmastiges Segelboot jagten. Agostino Contarini sorgte in dieser Situation zunächst dafür, dass die Galee von Piero Lando aufschließen konnte, und gemeinsam stellten sie sich den Seeräubern entgegen. Das venezianische Handelsschiff, das Pfeffer geladen hatte und aus Beirut kam, entkam den Seeräubern kampflos und segelte mit den beiden Pilgerschiffen weiter. Nicht immer gingen Seeräuberepisoden so glimpflich aus. Herzog Bogislaus von Pommern hatte sich auf seiner Pilgerreise der Piraten nur unter Zuhilfenahme eines Bratspießes erwehren können, und auch Johann Meisenheimer sowie Stefan Baumgartner berichten von dieser Gefahr auf dem Meere.111 109

Die Episode ist ausschließlich in der HS K, fol. 22r, erwähnt: Item man sagt och da ainn berg ligen, Artimuti genant, daran Noe nach der sintflůt mit der arch hin komen sig. 1. Mose (Genesis) 6, 5 bis 9, 29: Noahs Arche und die Sintflut. Die Arche soll eigentlich auf dem Berg Ararat (Feuerberg, 5167 m, kurdisch Ararat, armenisch Masis; türkisch Büyük oder Agri Dagi; persisch Koh-i-nuh) im äußersten Osten der Türkei, nahe der Grenze zu Armenien und dem Iran, gestrandet sein. Der Ararat ist der höchste Berg der Türkei (vgl. 1. Mose 8, 4). Nach einer lokalen Legende jedoch soll die Arche Noahs auf dem Berg Attáwiros (1215 m) auf Rhodos gelandet sein (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 299). Der Salzburger Bürger Hans Koppler, der 1416 ins Heilige Land reiste, ist der Meinung, dass Noah nach der Sintflut auf dem Berg Attáwiros gewohnt habe (Hans Koppler, 210-212), während Hans Tucher die gleiche Episode wie Grünemberg berichtet (vgl. Hans Tucher, 366). 110 Vgl. Hans Tucher, 363/364. 111 Vgl. Johann Meisenheimer, 78, 84; Stefan Baumgartner, 26. Thomas Kantzow, 352: In der Ermangelung aber was Hertzog Bugslaff behend und erwuschete ein Bratspies, dar bereit Hüner auffsteckten, die man hette braten wollen, (...). Vgl. auch Reichert: Eberhard im Bart, 24.

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Mit den Begebenheiten an Bord und vor allem dem Seegang hatte mancher der Pilger seine liebe Not: Und waget und gumbet das schiff gar vast, dz vil bilgram krank wurden, erzählt Konrad Grünemberg zum Weg zwischen Kreta und Rhodos. Andere Pilger schildern dies etwas drastischer, wenn sie formulieren, das ettliche gar herrlich speien mussten.112 Zudem hatte die Galee Agostino Contarinis auf der Fahrt zwischen Rhodos und Zypern Probleme mit Wassereinbrüchen, so dass alle Liegeplätze unter Deck aufgelöst wurden. Dort schöpfte man das Wasser aus, und die Pilger wurden an Deck bei den Schiffsknechten untergebracht. Der Halt in Limassol auf der Insel Zypern diente vor allem der Aufstockung von Proviant, zudem war hier ein bekannter Markt. Auf Zypern wurden meist dieselben Sehenswürdigkeiten von den Reisenden erwähnt: die Salinen, die Städte Famagusta und Nikosia. Auch Konrad Grünemberg besichtigte diese auf der Rückfahrt vom Heiligen Land nach Venedig, die Schilderung schob er wie auch schon bei seiner Beschreibung der Insel Rhodos in den Bericht der Hinfahrt ein. In Larnaka bestaunte er vor allem den Salzsee, der von ihm, wie von vielen anderen Reisenden auch, beschrieben wurde.113 In der Abbildung im Gothaer Codex ist sehr detailreich der Abbau des Salzes dargestellt. Sowohl die Salzgewinnung wie auch die Lagerung und der Transport werden in einer Simultandarstellung gezeigt, so dass der Betrachter die im Text beschriebenen Szenen zusätzlich in einer Illustration nachvollziehen kann.114 In beiden Handschriften erwähnt Grünemberg, dass die Pilger auch selbst versuchen, Salz zu gewinnen und dazu in die salz- und ölhaltige Masse griffen. Sie legten sich auf den Bauch und versuchten, bis auf den Boden des flachen Sees zu greifen. In der Gothaer Handschrift ist diese Episode noch etwas ausführlicher und genauer beschrieben. Meist ist für Zypern in den Pil112 113

114

Vgl. Reichert: Ottheinrich, 22. Salzsee südöstlich von Larnaka auf Zypern, der bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts zur Salzgewinnung genutzt wurde (vgl. Schneider, Andreas: Zypern: archäologische Schätze, byzantinische Kirchen und gotische Kathedralen im Schnittpunkt der Kulturen, Köln 2002 (DuMont-Kunst-Reiseführer), 75/76; Korst, Marita / Hoff, Edgar P.: Zypern-Handbuch. Ein idealer Reisebegleiter, 3. Auflage, Rappweiler 1995, 166; Balard, Michel: Mercanti-viaggiatori a Cipro nell Quattrocento, in: Pittaluga, Stefano (Hg.): Columbeis V. Relazioni di viaggio e conoscenza del mondo fra Medioevo e Umanesimo. Atti del V Convegno internazionale di studi dell’ Associazione per il Medioevo e l’Umanesimo Latini (AMUL), Genova, 12-15 dicembre 1991, S. 271-282 (Pubblicazioni del Dipartimento del archeologia, filologia classica e loro tradizioni. Nuova Serie 150, Genova), 280; Esch: Parallelberichte, 168/169). Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 21.

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gerberichten auch von der schlechten Luft die Rede, die immer wieder ihre Opfer forderte. Die mal’aria wurde den Reisenden meist auf der Rückfahrt zum Verhängnis.115 In manchen Transportverträgen wurde deshalb festgelegt, dass das Pilgerschiff in Zypern wegen der dortigen verseuchten Luft und dem schlechten Wasser maximal drei Tage bleiben solle.116 Die Todesfälle lagen aber vermutlich weniger an Zypern, sondern an den bereits ausgestandenen Strapazen der Reise und der Belastung durch das ungewohnte Klima. Der Konstanzer weist jedenfalls darauf hin, dass Zypern ein hartes Land sei, in dem man gar leicht krank werde. Dies konnte ihn jedoch nicht davon abhalten, gemeinsam mit anderen Reisenden einen Ausflug ins Landesinnere zu machen, auch wenn diese Besichtigungen in Zypern die Reisenden auf der Rückfahrt Zeit kosteten. Viele Reisende besuchten die Städte Famagusta und Nikosia, zum einen, um die Geburtsstätte der Hl. Katharina zu sehen, zum anderen, um in den zyprischen Schwertorden aufgenommen zu werden und dessen Hoheitszeichen zu erwerben.117 Mit den Patronen der Pilgerschiffe verabredeten sie, dass diese drei Tage im Hafen von Larnaka warten wollten. Die Pilger ritten die Nacht durch und erreichten Famagusta vor Tagesanbruch, um von dort aber schnell an den Geburtsort der Hl. Katharina nach Kostus weiterzureisen. Dort erwarb Grünemberg das Recht, das halbe Rad als Zeichen der Katharinenritterschaft zu führen. Bei der Rückkehr nach Famagusta begegneten die Pilger hundert deutschen Fußknechten und ihrem Hauptmann Konrad Bader, mit dem sie gemeinsam das Abendessen einnahmen. Zuvor waren sie noch vom venezianischen Militärgouverneur Francesco Piuli mit Ehren empfangen worden. 115

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Kraack: Zeugnisse, 97, Anm. 307, wies darauf hin, dass die meisten Reisenden auf dem Rückweg aus dem Heiligen Land zwischen den Stationen Zypern und Rhodos starben. Er vermutet, dass sich die Reisenden mit der dort verbreiteten Malaria infiziert haben. Die Pilger neigen dazu, die schlechte Luft und das verseuchte Wasser auf ihre Volksgruppe zu beziehen. So berichtet Felix Fabri, dass die Luft der Insel Zypern den Deutschen schädlich sei (Felix Fabri, Evagatorium, I, 89: (...) aërem insulae Cypri Theutonicis esse pestiferum), während William Wey dies auf seine Volksgruppe, nämlich die Anglicis bezieht (William Wey, 90: Facite eciam conventionem, quod patronus non ducat vos ad Famacost in Cipira, quia aer ille est valde infectivus Anglicis). Auch Peter Faßbender konnte von der schlechen Luft berichten, vgl. Laufner: Der Wallfahrtsbericht Peter Faßbenders, 257: Dae ys ever eyn sere loefft (...) also dat vijll daevan sterben, die der loefft nyet gewanne synt. Vgl. hierzu auch Reichert: Eberhard im Bart, 23. Zur Entstehung des Schwertordens vgl. Kraack: Zeugnisse, 97-99. Felix Fabri erläutert die Aufnahmezeremonie in den Schwertorden in seinem Evagatorium sehr ausführlich (Felix Fabri, Evagatorium, I, 171/172)

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Die Reise des Konrad Grünemberg

Konrad Grünemberg wurde in Famagusta, wie viele andere Pilger auch, in den Schwertorden aufgenommen. Diese Zeremonie fand sicherlich auf seiner Rückreise vom Heiligen Land nach Venedig statt. Vermutlich erhielt er seine Ordenszeichen allerdings nicht aus der Hand der damaligen zyprischen Königin Caterina Cornaro,118 sondern aus der Hand eines Mittelsmannes, wie seine Schilderung vermuten lässt. In der Handschrift Gotha, in der er seine Orden nebem seinem Wappen mit Ortschaftsbezeichnungen versah, steht über dem Schwertorden neutral Zippern, es bleibt also offen, aus welcher Hand er diesen Orden erhielt.119

6.4

Ankunft im Heiligen Land und die Reise nach Jerusalem

Am 21. Juli 1486 verließ das Pilgerschiff die Insel Zypern, um Kurs auf Jaffa zu nehmen. Tatsächlich sah man das Heilige Land bereits am Sonntag, den 23. Juli 1486, da aber die Winde ungünstig waren, konnte die Küste noch nicht erreicht werden. Die Pilger jedoch sangen nach alter Gewohnheit Te deum laudamus120 und erfreuten sich, dass das Ziel ihrer Reise nähergerückt war. Hier nahm die vorgeschriebene Gebets- und Gesangsliturgie bereits ihren Anfang. Am nächsten Tag näherte sich das Schiff Jaffa und warf vor der Küste Anker. Der Patron schickte seinen Schreiber nach Jerusalem, umb das glait anzufordern. Die Wallfahrt nach Jerusalem wurde von den muslimischen Behörden streng kontrolliert. Der Landgang war den Reisenden erst erlaubt, wenn eine Begleitmannschaft vor Ort angekommen war. Für die Wallfahrer begann die lange Zeit des Wartens. Die Reisegruppe um Grünemberg wartete 16 Tage,121 bis es endlich weitergehen konnte. Normal war jedoch eine gute 118

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Caterina Cornaro (*1454, Kg. 1474, † 1510), eine venezianische Adlige aus dem Geschlecht Cornaro, die nach dem Tod ihres Mannes Jakob II. Lusignan (Kg. 1460, † 1473) und ihres Sohnes Jakob III. (* 1473, † 1474) zunächst von der Republik Venedig entmachtet wurde, um dann im Februar 1489 auf Drängen Venedigs abzudanken und das Königreich Zypern an Venedig zu übertragen (vgl. LexMA 9, 742; Korst / Hoff: Zypern-Handbuch, 24/25; Rösch, Eva Sibylle und Gerhard: Venedig im Spätmittelalter: 1200-1500, Freiburg / Würzburg 1991, 74; Kretschmayr: Venedig, 388-391). Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 51. Te deum laudamus wurde immer von den Pilgern gesungen, sobald man das heilige Land erblickte (vgl. dazu auch Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 115; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 16). Konrad Grünemberg nennt 16 Tage. Allerdings traf das Geleit nach den Datumsangaben in den Handschriften am 14. Tag ein, die Pilger gingen jedoch erst am 16. Tag an Land.

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Woche, sechs Tage,122 acht Tage,123 auch neun oder zehn Tage kamen vor.124 Selten mussten die Pilger jedoch so lange auf das Geleit warten wie die Reisenden des Jahres 1486. In der Zwischenzeit war auch das zweite Pilgerschiff des Patrons Piero Lando angekommen. Die Zeit vertrieb man sich mit der Fahrt zum Sant Peterstain,125 um dort den ersten Ablass zu erwerben. Eine Einkaufstour stand auf dem Programm, bei der Grünemberg den Patron mit Herzog Johann von Bayern und zwei Franziskanern begleitete. Für einen Franziskaner endete der Ausflug tödlich: Ein „Heide“ erstach ihn. In der Handschrift Gotha berichtet Grünemberg, dass die Muslime das Geleit aufkündigten, nachdem die Reisenden Brotfladen gekauft hatten. Er erkannte keinen Grund für das aggressive Verhalten der Muslime und konnte kein Fehlverhalten seitens der Pilger und Franziskaner feststellen. Spätestens nach diesem Ereignis wurde den Pilgern die Gefährlichkeit der Unternehmung klar, denn nun war das erste Todesopfer, das einen gewaltsamen Tod starb, unter den Mitreisenden zu beklagen. Ansonsten vertrieb man sich die Wartezeit, indem man Fische von Bord aus beobachtete und sich an Delfinen erfreute. Endlich, am 6. August 1486 erschien der mamlukische Governeur von Jerusalem in Begleitung von Beamten, Dolmetschern und bewaffneten Fußknechten. Nun nahmen die Patrone der beiden Schiffe die Pilger beiseite und erläuterten ihnen die Gefahren der Reise. In diesem Bewusstsein betraten die Pilger am 8. August 1486 das Heilige Land und erlangten dabei den ersten vollkommenen Ablass. So war bereits in Jaffa das Ankunftserlebnis dreigeteilt: 1. der erste Anblick des Heiligen Landes vom Meer, 2. der erste Ablass am sog. Andromeda-Felsen und 3. die erste Berührung des heiligen Bodens in Jaffa.126 Die Reisenden führten bei ihrem Landgang Verpflegung mit sich und wurden von den Behörden zunächst mit ihrem und ihres Vaters Namen registriert. Manche der Adligen fügten sich nicht in dieses Schicksal und machten falsche Angaben, um ihre Identität zu verschleiern.127 Die nächste Station war für die Pilger wohl die demütigendste auf der gesamten Reise. Sie wurden in den 122 123 124 125

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Vgl. Ottheinrich, 172; Ulrich Brunner, 26/27. Vgl. Philipp von Hanau, 90/91. Vgl. Johann Meisenheimer, 85; Friedrich Staigerwallder, 197ff. Vgl. Martin Wanner, 125; auch Dietrich von Schachten, 190/191; Stefan Baumgartner, 29; Johannes Schürpf, 206. Vgl. zum mythischen Erlebnis der Ankunft auch Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 115. Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 30.

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Cellaria Sancti Petri eingesperrt.128 Im rechten Loch waren nach den Inschriften der Ansicht von Jaffa in der Handschrift Karlsruhe Grünemberg und die Reisegefährten von Agostino Contarinis Schiff, im mittleren die Pilger von Piero Landos Schiff untergebracht, im linken Loch standen die Kamele.129 In den Gewölben standen Kot und Unrat. Die Reisenden erhielten eine Handvoll Stroh, um ihr Lager in den Gewölben zu richten. Um die Gewölbe für die Notdurft zu verlassen, mussten die Pilger bezahlen, oder sie wurden von ihren Bewachern geschlagen. Auf Grund einer solchen Behandlung war auch gleich der nächste Todesfall zu beklagen. Vor diesem Hintergrund wundert es den Leser fast, dass Grünemberg über die ehemalige Stadt Jaffa noch Biblisches und Geschichtliches zu berichten weiß. Am 10. August kamen endlich die Esel, mit denen die Pilger nach Jerusalem reiten konnten. Die Pilger wurden auf die Esel gesetzt, und die Reise in Richtung der Heiligen Stadt begann unter dem Gelächter und Gespött der Muslime. Bei jedem Auf- und Absteigen wurden Gebühren fällig.130 Auf dem Weg nach Ramla kam der Zug durch ein Dorf, in dem die Reisenden mit Steinen beworfen wurden. Dies war nichts Ungewöhnliches, denn viele Pilger erlitten das gleiche Schicksal wie Konrad Grünemberg. Das Geschehen nahm schon Züge eines Rituals an, das wohl Furcht, Sorge und Abwehr zum Ausdruck bringen sollte.131 Die betroffenen Pilger verstanden davon freilich nichts. Unterwegs kam die Schar auch an einer Moschee vorbei, und die Pilger mussten darauf achten, nicht über die muslimischen Gräber zu reiten. Manche Reisende wurden von den Muslimen auch gezwungen, abzusteigen, wenn ein islamischer Friedhof passiert wurde.132 Alles in allem nährten diese Aktivitäten die Vorurteile, die die westlichen Reisenden gegenüber der fremden Religion und Kultur hatten. Der Konstanzer Ratsherr bleibt erstaunlich gelassen hinsichtlich dieser Geschehnisse und berichtet, ohne negativ zu kommentieren. 128

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Die Pilger verbrachten üblicherweise mehrere Tage im sog. St. Peters-Keller (Cellaria Sancti Petri). Hier mussten sie die Zeit bis zum Aufbruch nach Jerusalem verbringen. In diesem Gewölbe wurden sie auch mit ihrem Namen und dem Namen ihres Vaters registriert (vgl. Reichert: Ottheinrich, 173, Anm. 303; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 21). Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 25 und Bildtafeln, Abb. 9. Vgl. Reichert, Folker: Pilger und Muslime im Heiligen Land. Formen des Kulturkonflikts im späten Mittelalter, in: Kritik und Geschichte der Intoleranz, hg. von Rolf Kloepfer und Burckhard Dücker, Heidelberg 2000, 3-21, dort 10. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 211; Paul Walther von Guglingen, 103; Reichert: Ottheinrich, 39; Dansette 1979, 333/334; Reichert: Pilger und Muslime, 10/11. Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 10.

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In Ramla angekommen, gingen die Pilger sofort in das dortige Pilgerhospiz. Beim Eintreten in die Herberge wurden sie abermals gezählt, dann schlüpften sie durch den schmalen Eingang ins Innere. Von den Strapazen der Reise und der Behandlung unterwegs erschöpft, brachen vier Pilger zusammen, von denen zwei an Ort und Stelle verstarben. Andere starben später an der Ruhr, auf der Rückfahrt in Rhodos oder auch auf dem Schiff. Im Spital wurden die Reisenden zunächst mit Wasser und Speisen versorgt und konnten sich von den bisherigen Beschwernissen erholen. Die Franziskaner zelebrierten in Ramla einen Gottesdienst und wiesen die Pilger auf die verschiedensten Dinge hin: Sie benötigten die für die Jerusalempilgerfahrt erforderliche Dispens133 der Kurie. Ohne die Erlaubnis des Papstes konnte auf der Pilgerfahrt kein Ablass erworben werden,134 mehr noch, falls der Pilger diese nicht habe, wäre er im babst ban. Diese Exkommunikation135 könne der Guardian von Jerusalem nach der Messe wieder aufheben,136 dies wurde aber zwangsweise mit einer Geldspende an den Guardian des Jerusalemer Franziskanerkloster verbunden.137 Neben dieser war ein starker christlicher Glaube, ein reines Gewissen (d. h. die Pilger sollten gebeichtet haben) und der Wille, nicht mehr zu sündigen, schließlich bei der Besichtigung der heiligen Stätten noch die notwendige Andacht erforderlich. Zuletzt wies der Franziskaner noch darauf hin, keinesfalls islamische Gräber zu betreten. Auf der Rückfahrt gab es in Ramla zwischen einem Niederländer und einem Muslim eine Schlägerei, deren Folgen sich der genannte Niederländer mit dem Namen Nicolaÿ (vermutlich der Reisegefährte Georges Lengherands, Nicolas de Saint-Genois), nur mit Hilfe der Franziskaner vom Monte Sion und der Patrone der Schiffe entziehen konnte. Zudem war eine solche Tat, durch die wochenlangen Repressalien und die Unterdrückung der Christen durch die Muslime provoziert, teuer, sie konnte auch mit dem Leben bezahlt werden. Der Niederländer kam aber mit fünf venezianischen Dukaten Löse- bzw. Entschädigungsgeld davon. Zunächst machte man auf der Hinreise von Ramla einen Ausflug nach Lydda (Lod), dem Ort des Martyriums des Hl. Georgs. Neben der dortigen Kirche St. Georg stand seit Beginn des 15. Jahrhunderts eine Moschee mit einem Minarett, die Grünemberg in der Abbildung des Ortes realitätsgetreu 133 134 135 136

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Vgl. oben S. 108, Anm. 15. Vgl. Lepszy: Reiseberichte, 157. Vgl. Hans Porner, 130; Ludolf von Sudheim, 3. Vgl. Hans Stockar, 60; Hans Bernhard von Eptingen, 200. Vgl. auch Hippler: Reise nach Jerusalem, 58; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 6. Vgl. Wolf: Reiseberichte, 84; Behrend: Deutsche Pilgerreisen, 2, 9.

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neben der Georgskirche zeichnet. Nach dem Aufbruch aus Ramla kam die Reisegruppe an einer weiteren Moschee mit davorgelegenem Reinigungsbrunnen vorbei, bei der Grünemberg den Versuch unternahm, einen Blick ins Innere zu werfen. Wie bei anderen Abenteuern dieser Art wurde er aber vertrieben. Bis in die Nacht ritten die Pilger auf ihren Eseln, nächtigten unterwegs, um am nächsten Tag über Emmaus und den Ort Ramatajim die Heilige Stadt Jerusalem, ihr Reiseziel, zu erreichen.

6.5

Die Stadt Jerusalem

Üblicherweise stiegen die Pilger von den Eseln ab und gingen zu Fuß in die Stadt. Dieser Einzug nach Jerusalem wurde von manchen Autoren als liturgische Demutszeremonie geschildert,138 von anderen werden die muslimischen Eseltreiber für die Schikane verantwortlich gemacht.139 Konrad Grünemberg schildert den Vorgang neutral, als ob es das natürlichste der Welt sei, zu Fuß in die Heilige Stadt einzuziehen. Ihr erster Weg führte die Reisenden vor die Grabeskirche, wo sie als erstes die neunte Station der Kreuzwegsandacht, die Stelle, an der Christus mit dem Kreuz fiel, besuchten.140 Danach suchten sie ihre Herberge auf. Die Unterkunft in Jerusalem war für Pilger üblicherweise das MuristanHospiz, das frühere Johanniter-Spital südlich der Grabeskirche.141 Dieses war 138 139 140

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Vgl. Giorgio Gucci, 362. Vgl. auch Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 120. Vgl. Hans Bernhard von Eptingen, 244. Zur Kreuzwegsandacht vgl. Zwijnenburg-Tönnies, Nicky: Die Kreuzwegandacht und die deutschen Pilgertexte des Mittelalters, in: Fünf Palästina-Pilgerberichte aus dem 15. Jahrhundert, hrsg. und eingeleitet von Randall Herz, Dietrich Huschenbett und Frank Sczesny, Wiesbaden 1998 (Wissensliteratur im Mittelalter 33), 225-260. Muristan-Hospiz: Den Namen Muristan hat das Hospiz erst nach der Kreuzfahrerzeit erhalten; er entspricht dem arabisch-persischen Begriff „Krankenhaus“. Auf einem Stadtplan Jerusalems aus der Mitte des 12. Jahrhunderts ist zu sehen, wie nahe das Hospiz an der Grabeskirche lag (vgl. Cambrai, Médiathèque municipale, Ms. B 466, fol. 1r; Krüger, Jürgen: Die Grabeskirche zu Jerusalem. Geschichte Gestalt - Bedeutung, Regensburg 2000, 171, Abb. 195; Baedeker, Karl: Palästina und Syrien, Hauptrouten durch Mesopotamien und Babylonien. Handbuch für Reisende, 3. Auflage, Leipzig 1891, 77). Vgl. allgemein zur Frage der Unterbringung der Pilger in Jerusalem im Spätmittelalter: Schein, Sylvia: Latin Hospices in Jerusalem in the Late Middle Ages, in: Zeitschrift des Deutschen PalästinaVereins 101 (1985), 82-92. Vgl. zum Muristan-Hospiz: Krüger: Grabeskirche, 169-172; Murphy-O’Connor: Holy Land, 58/59; Schein: Latin Hospices, 84-91; Lemmens, Leonhard: Die Franziskaner im Heiligen Lande, Band 1: Die Franzis-

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gegen Ende des 15. Jahrhunderts in einem ziemlich verwahrlosten Zustand, und die Klagen der Pilger über diesen häufen sich in den Reiseberichten.142 Konrad Grünemberg und seine Reisegefährten hielten es in Muristan nur vier Stunden aus, da die Muslime ihnen den Aufenthalt erschwerten. Grünemberg äußert sich nicht über die Art der Repressalien, sondern er teilt nur mit, dass die haiden ihnen so vil laid angetan hätten, dass sie sich mit der Hilfe eines Juden eine andere Herberge gesucht haben. Die Reisegruppe kam bei einem orientalischen Christen in einem Wirtshaus namens Hellÿas unter,143 bei dem sie für fünf Margeten am Tag auf dem blanken Boden (estrich) lagen. Gekochtes Fleisch und Brot war in dieser Pauschale als Verpflegung enthalten. Auch Hans Tucher, Sebald Rieter oder Bernhard von Breydenbach wählten andere Unterkünfte als das Muristan in Jerusalem und logierten gerne in des kleinen calins hauß.144 Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wählten manche Pilger auch die Herberge beim griechischen Patriarchat.145 Am nächsten Tag, dem 14. August, sammelten sich die Pilger und begannen, unter der Führung der Franziskaner die heiligen Stätten abzuschreiten. Dabei erläuterten die Franziskaner die Heiligtümer in drei Sprachen (latin, wältsch und tutsch) und verkündeten die entsprechenden Ablässe. Dieser Teil der Reise unterlag einer festen Form, Abweichungen innerhalb der Pilgerberichte gibt es daher kaum. Bei dem Gang durch die historischen Stätten der Bibel handelte es sich nicht um eine „profane Besichtigung, bei der die individuelle Neigung das Programm gestaltet, sondern großenteils um religiöse

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kaner auf dem Berge Sion, 1335-1552, Münster 1918 (Franziskanische Studien Beiheft 4), 188. Nach Paul Walther von Guglingen (Paul Walther von Guglingen, 115) war es nicht möbliert und es gab keine Verpflegung. Auch ein französischer Pilger, der zeitgleich mit Grünemberg in Jerusalem war, beschwerte sich über die Unterkunft im Muristan-Hospiz (Le récit du voyage de 1486, hg. von Dansette, 339-340). Felix Fabri und Pierre Barbatre besuchten ebenfalls in den achtziger Jahrens des 15. Jahrhunderts das Hospiz (Felix Fabri, Evagatorium, I, 240; Pierre Barbatre, 132, 141). cristen centture: Orientalische Christen, die als „Gürtelchristen“ (christiani de cinctura) bezeichnet wurden, meist koptische Christen oder Melkiten, die in islamischen Ländern als Zeichen der Unterwerfung bereits seit dem 7. Jahrhundert einen Gürtel tragen mussten (vgl. Eisermann / Reichert: Hans von Sternberg, 225; von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 80/81; Paul Walther von Guglingen, 115. Vgl. Sebald Rieter, 56; Hans Tucher, 379 (Zitat); Bernhard von Breydenbach, Reiseinstruktion, 141; Felix Fabri, Evagatorium, II, 108; vgl. auch Schein: Latin Hospices, 86; Paul Walther von Guglingen, 115, Anm. 2. Vgl. Hans von Sternberg, 225, 244; Westfälische Pilger des Jahres 1519, 198.

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Handlungen“,146 die einem festen Schema folgten. Sowohl der zeitliche wie auch der örtliche Ablauf waren festgelegt, die Besuche der Grabeskirche in Messfeiern und Prozessionen integriert, und die Besichtigung der heiligen Orte außerhalb der Grabeskirche unterlag ausnahmslos der Führung der Franziskaner. Nur die Pilger, die in der Stadt verblieben, um weiter zum Berg Sinai und zum Katharinenkloster zu reisen, konnten sich nach der Abreise der übrigen Pilger dann etwas freier in der Stadt bewegen.147 Zunächst ging es zur Grabeskirche, danach zum Haus der Veronika, weiter zum Haus des reichen Mannes, von dort zu einer der Stellen, an der Christus mit dem Kreuz fiel. Es folgte die Stelle, an der Simon dem Herrn half, das Kreuz zu tragen, die Stelle, an der Christus den Töchtern Jerusalems begegnete, die Stelle, an der Maria ihrem Sohn begegnete, bis zum Ort der Verurteilung. Die Pilger verfolgten das Leiden Christi also in umgekehrter Richtung, vom Kreuzweg zurück bis zur Verurteilung im Haus des Pilatus, das die Pilger nicht betreten durften. Diesen Weg durch Jerusalem hatten schon viele Reisenden vor ihnen beschritten, und er stellte die übliche Route durch die heilige Stadt dar. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kehrte sich die Reihenfolge der Besichtigung um, und die Heiligen Stätten wurden wieder in der richtigen Reihenfolge beschritten.148 Die Nachfolge Christi bedeutete für die Jerusalempilger, sich ein eigenes Bild von den historischen und heiligen Stätten zu verschaffen. Für manche ließ sich diese Nachfolge auch messen: in Ablässen, Entfernungen, in der Größe der Bauten, in der Anzahl der Gegenstände in den Kirchen und in deren Zustand. Auch Konrad Grünemberg vermaß die heilige Stadt, denn er zählte die Schritte von der Grabeskirche bis zum Haus des Pilatus und kommt auf 780 Schritte. Hier lag er im üblichen Bereich. Vom Haus der Veronika bis zum Haus des Pilatus waren es 650 Schritte. Die ganze via dolorosa messe 1100 Schritte, gaben verschiedene Jerusalemfahrer in ihren Berichten an.149 Im Allgemeinen unterlag Grünemberg allerdings nicht einer solchen Zählleidenschaft wie beispielsweise Anselm von Eyb, der die heiligen Stätten „als eine Ansammlung von staffeln und lampeln erlebt zu haben scheint.“150 Überhaupt war in der spätmittelalterlichen Frömmigkeitspraxis 146 147 148 149

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Vgl. Jahn: Raumkonzepte, 82. Ebd. Vgl. Ottheinrich, 181-183. Zu den Maßangaben in Pilgerberichten vgl. unter anderem die folgenden Textstellen in den Berichten: Hans Lochner, 236; Johann Meisenheimer, 97; Dietrich von Schachten, 204; Arnold von Harff, 176/177; Stefan Baumgartner, 36; Martin Wanner, 181, 183. Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 41.

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das Zählen allgegenwärtig: Gebete wurden am Rosenkranz gezählt, Ablässe wurden gezählt und in ein Buch eingetragen, wie das Heiltums- und Ablassbuch des Degenhart Pfeffinger, der als Kämmerer Friedrichs des Weisen von Sachsen diesen im Jahr 1493 auf seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land begleitete und die unterwegs erworbenen Ablässe wie in einer Art Spar- oder Erinnerungsbuch aufgezeichnet hat, bezeugt.151 Auch bei der Passionsbetrachung waren die genauen Zahlen der Geißelhiebe, Hammerschläge und Wunden Christi bekannt, die Zahlenangaben sollten das Geschehen möglichst realistisch erscheinen lassen.152 Und ein Pilger in Jerusalem zählte die Schritte von einer heiligen Stätte zur nächsten und die ampelen an den Orten der Heilsgeschichte. Die Besichtigung des Tempelbergs mit dem Felsendom war den Pilgern in der Regel verwehrt. Die Muslime verehrten unter der Kuppel die Stätte, von der aus Mohammed in den Himmel aufstieg. Die Christen sahen in ihm den Tempel Salomos und versuchten hier und da, zumindest einen Blick ins Innere zu erhaschen. Konrad Grünemberg wollte sich ebenfalls dem Heiligtum nähern und bat den mamlukischen Führer der Pilger, den callin, ihn wenigstens bis an die Eingangstür zu führen. Normalerweise versuchte er auf eigene Faust, einen Blick in solche Gebäude zu erhaschen, aber auch mit Führung war er wenig erfolgreich. Er sah die Muslime beim Mittagsgebet, bevor diese der Störung gewahr wurden und ihr Führer sie eilends in Sicherheit brachte. Nicht ohne Stolz betont der Konstanzer, dass seit langer Zeit kein Christ dem Tempel Salomonis so nahe gekommen sei. Andere bezogen für einen solchen Vorstoß mindestens Prügel, auch soll für solche Eskapaden die Todesstrafe gedroht haben.153 So bleibt dem Jerusalemfahrer vom Bodensee nur, auf das vermauerte goldene Tor in der Stadtmauer Jerusalems hinzuweisen und seinen Lesern mitzuteilen, dass man an diesen Stellen ebenfalls Ablässe erlangen können, wenn man drei Pater Noster und drei Ave Maria beten würde. Auch versäumt er es nicht, auf die alttestamentarischen Geschehnisse auf dem Tempelberg und im Tempel Salomos hinzuweisen, bevor die Tour zur el-Aqsā-Moschee weiter-

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Vgl. zum Thema des Zählens in der spätmittelalterlichen Frömmigkeit Angenendt, Arnold u. a.: Gezählte Frömmigkeit, in: Frühmittelalterliche Studien 29 (1995), S. 1-71. Zu Degenhart Pfeffinger vgl. Wallfahrt kennt keine Grenzen. Ausstellungskatalog, 74. Vgl. Angenendt: Gezählte Frömmigkeit, 66. Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 11.

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Die Reise des Konrad Grünemberg

ging. Dort wurde die Schule Mariens lokalisiert,154 und manche Pilger, allerdings nicht Konrad Grünemberg, waren der Meinung, dass Maria dort in seherischer Weise die Heilige Schrift studiert und Hebräisch für das Alte, Griechisch für das Neue Testament gelernt habe.155 Jörg Pfinzing ließ sie gar Latein lernen, damit sie die Vulgata lesen konnte.156 Offensichtlich ist hier in der Begeisterung für die heiligen Stätten bei den Reisenden in der zeitlichen Reihenfolge das eine oder andere durcheinander gekommen. Die St. AnnaKirche, von Saladin schon 1192 in eine Koranschule verwandelt, war die nächste Station, den Pilgern ebenso verschlossen wie der Tempelberg. Nun ging es durch das Stephanstor hinaus zur Stadt zunächst zu der Stelle, an der der erste christliche Martyrer im Kidrontal durch Steinigung starb. Das Tal Joschafat, der zwischen der Jerusalemer Altstadt bzw. dem Tempelberg und dem Ölberg gelegene Teil des Kidrontales, wurde als nächstes von den Pilgern besucht. Zunächst führten die Franziskaner die Reisenden zum Bach Kidron und zu der Stelle, an der das künftige Kreuzesholz durch die Königin von Saba identifiziert wurde. Weiter ging es zur Marienkirche über dem (leeren) Mariengrab am Fuße des Ölbergs, wo eine Messe gelesen wurde. Hier beginnt Grünemberg, die ampelen zu zählen, es waren zwölf an der Zahl. Auch vergleicht er die Größe ihres Grabes mit dem Grab Christi und stellt fest, dass es etwas größer bzw. weiter als das letztgenannte war. Auch die Sarazenen erhalten hier ein gutes Zeugnis vom Berichterstatter, halten sie doch diese Kirche in Ehren. Sodann ging es weiter auf den Ölberg und zu den heiligen Stätten im Garten Gethsemane. Die Stelle des Gebets des Herrn, wo er blutigen Schweiß ausschied, der Stein, auf dem ihm der Engel des Herrn erschien und ihm die Marterwerkzeuge zeigte, die Stelle, an der die Jünger schliefen, alles dies erläuterten die Franziskanern den Reisenden, die bis zu diesem Zeitpunkt schon ein beachtliches Programm absolviert hatten. Weiter ging es auf der Reise durch die Heilsgeschichte zu der Stelle, an der der un154

155 156

Vgl. Arnold von Harff, 181; Martin Wanner, 189; Conrady, Ludwig (Hg.): Vier rheinische Palaestina-Pilgerschriften des XIV., XV., und XVI. Jahrhunderts. Aus den Quellen mitgeteilt und bearbeitet von Ludwig Conrady, Wiesbaden 1882, 122. Zur Schulbildung Marias vgl. Schreiner, Klaus: Konnte Maria lesen? Von der Magd des Herrn zur Symbolgestalt mittelalterlicher Frauenbildung, in: Merkur 44 (1990), 82-88; Schreiner, Klaus: Maria. Jungfrau, Mutter, Herscherin, München / Wien 1994, dort 118ff. Vgl. Johannes Münsinger, 164. Vgl. Jörg Pfinzing, 74; Kamann, Johann: Die Pilgerfahrten der Nürnberger Bürger nach Jerusalem im 15. Jahrhundert, namentlich die Reiseberichte des Dr. med. Hans Lochner und des Jörg Pfinzing, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Stadt Nürnberg 2 (1880), 78-163, dort 134.

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163

gläubige Thomas den Gürtel Mariens empfing, weiter zu dem Platz, an dem Petrus Malcho das Ohr mit einem Schwertstreich abtrennte, danach folgte die Stelle des Verrats des Judas, schließlich hin zu dem Ort, an dem heutzutage die Dominus-Flevit-Kirche an die Tränen des Herrn erinnert. Schließlich erreichten die Reisenden die Himmelfahrtskapelle auf dem Ölberg. Seit 1187 eine Moschee, konnte sie nur gegen neuerliche Gebühren besucht werden.157 Hier wagten die Pilger auch einen Blick in die Landschaft in Richtung des Toten Meeres. Dort sollen sich auch die versunkenen Städte Sodom und Gomorra befunden haben. Konrad Grünemberg vermerkt hier zurecht etwas lakonisch: Ich kund aber da nuncz sechen. Der Abstieg erfolgte auf einem anderen Weg als der Aufstieg an verschiedenen heiligen Stätten vorbei nach Betfage, weiter an den Ruinen der Pater noster-Kirche vorbei zur Kirche St. Jacobus minor. Wieder im Kidrontal, lagen noch das Grab des Zacharias, das angebliche Dorf Gethsemane und das Grab Absaloms am Weg, bevor die Gruppe das Tal Siloah betrat und den Baum gezeigt bekam, an dem sich Judas erhängt hatte. Der Teich Siloah, an dem der Herrn dem Blinden wieder das Augenlicht schenkte, verleitete manche Pilger dazu,158 sich selbst das Wasser über die Augen zu streichen, was Grünemberg ebenfalls berichtete. Er lässt allerdings offen, ob er dies auch tat. Weiter ging es durch das dichtgedrängte Besuchsprogramm, von einer Rast unterwegs berichtet der Konstanzer Ratsherr nicht. Vorbei an der sogenannten Apostelhöhle am Abhang des Berges Dschebel Abū Tōr besichtigte man den Blutacker Hakeldamach, der am Südhang gelegene Bestattungsplatz für Ortsfremde. Hier wurde die Begräbnisstätte der toten Pilger gezeigt, und Grünemberg zählt acht Löcher, durch die die Körper der Toten eingeworfen wurden. Entlang der Stadtmauer, an der Stelle, in der innerhalb der Stadt die El-AqsāMoschee lag, kamen die Pilger zu der Stelle, an der Petrus den Herrn drei Mal verleugnete. Nachdem noch die Stelle der Marienlegende besichtigt wurde, an der die Juden den Aposteln den Leichnam Mariens wegnehmen wollten, ging es zurück zur Herberge, um sich auszuruhen und zu essen. Nach diesem Programm verwundert es nicht, dass etliche Pilger vor Erschöpfung und Hitze krank wurden. Aber auch religiöse „Tätigkeiten“ galt es noch zu verrichten. Am Abend hörten die Pilger eine Messe in der Marienkirche im Tal Joschafat, am nächsten Morgen ebenso. Danach ging das Besuchsprogramm weiter: Das Haus des Hannas, das Haus des Kaiphas und die dorti-

157 158

Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 11. Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 40.

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Die Reise des Konrad Grünemberg

gen heiligen Stätten wurden besichtigt und von Grünemberg akribisch aufgelistet, alle mit Ablass, so denn einer zu erwerben war. Der Berg Zion war dichtgedrängt mit heiligen Stätten. Die Pilger besuchten sie nach dem Haus des Kaiphas, das bereits vor der Stadtmauer lag. Zunächst lag das Franziskanerkloster St. Johannes Evangelista mit den nahegelegenen Heiligtümern am Weg. Hier folgte heilige Stätte auf heilige Stätte, alle mit Ablässen versehen. Das Davidsgrab war für die Pilger seit der Mitte des 15. Jahrhunderts nicht zugänglich, ansonsten konnten sie die Heilsgeschichte auch in der Kirche gut nachvollziehen. Nach dem Besuch im Abendmahlssaal und dem Gang durch die Kirche stand zunächst etwas Ruhe und eine Mahlzeit an. Später wurde das Programm fortgesetzt, und über das castel Davides (Zitadelle) kam die Gruppe zurück in die Stadt.

6.6

Die Grabeskirche in Jerusalem

Am dritten Tag ihres Aufenthaltes in Jerusalem besuchten die Wallfahrer die Grabeskirche zum ersten Mal, nachdem sie kurz nach ihrer Ankunft nur von außen einen Blick auf die Kirche geworfen hatten. Ihre Verpflegung hatten sie dabei: Wein und Brot, dazu hartgekochte Eier. Die Muslime waren vor der Grabeskirche zugegen: der mamlukische nahib der Stadt,159 der kalin,160 der die Pilger die vergangenen Tage auch geführt hatte, ein Schreiber, Dolmetscher und andere. Auch muslimische Frauen beobachteten, wie üblich verschleiert, mit Gelächter die Szenerie. Der Schlüssel zur Grabeskirche war in muslimischer Hand, und die Pilger mussten warten, bis ein Mitglied der Familie eintraf, die im Besitz der Schlüssel war.161 Sodann wurden die Pilger einmal mehr gezählt und in die Grabeskirche gelassen, hinter ihnen wurde wieder abgeschlossen. Direkt hinter dem Eingangsportal steht noch heute der Sitz des islamischen Wächters.162 Die Reisenden waren aber keinesfalls alleine in der Kirche: Orientalische Christen verschiedener Glaubensrichtungen wurden wie 159

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Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 5; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 60, Anm. 196. Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 60, Anm. 196, weist darauf hin, dass die bei den Pilgern übliche Bezeichnung calin vermutlich eine Verdrehung des Wortes kulaguz, also eines Wegführers, war. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bis heute ist der Schlüssel zur Grabeskirche in muslimischer Hand (vgl. Küchler: Jerusalem, 464; Krüger: Grabeskirche, 153; Reichert: Eberhard im Bart, 52; Sandoli, Sabino de: The Church of the Holy Sepulchre. Keys, Doors, Doorkeepers, Jerusalem 1986, 19, 21). Vgl. Küchler: Jerusalem, 464.

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Händler ebenfalls eingelassen. Zunächst suchten sich die Pilger einen Platz, auf dem sie nächtigen konnten. Danach rief ein Franziskaner die Pilger zusammen, damit der Rundgang durch die Kirche beginnen konnte. Die Besichtigung der Grabeskirche folgte dem klassischen Pilger-Schema, nämlich der Abfolge der üblichen Prozession in der Grabeskirche.163 Sie begann in der Marienkapelle, ging um das Heilige Grab, wieder zurück in die Marienkapelle, wandte sich anschließend den Kapellen des nördlichen Chorumgangs zu, ging dann zur im Osten gelegenen Helenakapelle über, weiter zu den Kapellen im südlichen Chorumgang und schloss schließlich mit dem Heiligen Grab im Westen.164 Dieses betraten die Pilger nun, und Grünemberg erläuterte, dass das Heilige Grab schon längst von den Pilgern in kleinen Stücken in alle Welt getragen worden wäre, wenn der ursprüngliche Fels nicht durch Marmor geschützt worden wäre. In den kleinen Raum der Grabkapelle, in der kaum vier oder fünf Menschen stehen könnten, komme man durch ein viereckiges Loch. Damit der Leser die Gestalt und die Kapellen am Heiligen Grab besser nachvollziehen kann, hat Grünemberg dieses gezaichnet mit allen dingen, so daran und daruff sind.165 Die Pilger verteilten sich in der Nacht über die Grabeskirche, in der ab Mitternacht die Messe gelesen wurde. Alle Wallfahrer beichteten nach der Aussage Grünembergs und empfingen das hailig wirdig sakrament, Grünemberg auf dem Kalvarienberg. Die Gräber der Kreuzfahrerkönige erwähnt er genauso wie Fragmente der Geschichte des Heiligen Landes. Natürlich zählt Grünemberg auch die orientalischen Christen und die Altäre innerhalb der Grabeskirche auf, die diese in ihrer Verwaltung hatten.166 In der Karlsruher Handschrift beschränkt sich die Beschreibung auf die Altäre und Rechte der jeweiligen Gemeinschaft in der Grabeskirche. Hier wurde alles genannt, was der Pilger vor Ort erfuhr und sah. Die Leser und nachfolgenden Pilger sollten wissen, was sie vor Ort in der Grabeskirche antrafen, alles Wei163 164

165 166

Vgl. Herkenhoff: Darstellung, 192, Anm. 249. Vgl. zur Reihenfolge der Prozession auch Herkenhoff: Darstellung, 192, Anm. 249. HS K, fol. 43v. Die fremden Ausprägungen des Christentums und ihre Darstellung in Grünembergs Reisebericht werden in Kapitel 7.1.2 „Die orientalisch-christlichen Kirchen“, ausführlich untersucht. Vgl. zu den christlich-orientalischen Glaubensrichtungen von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium; Müller, Andreas: Pilgerberichte des 15. und 16. Jahrhunderts als konfessionskundliche Quellen. Die Beurteilung griechisch orthodoxer Christen auf Kreta, Zypern und im Heiligen Land nach den Pilgerberichten von Felix Faber und Peter Villinger, in: Ostkirchliche Studien 42 (1993), Heft 4, 303-331.

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tere war zunächst uninteressant. Zwischen der Handschrift Karlsruhe und der Handschrift Gotha fallen im direkten Vergleich die Unterschiede in der Länge und Ausführlichkeit der Texte auf. In der Gothaer Handschrift hat eine Überarbeitung der Textpassagen stattgefunden, denn hier wurden die Karlsruher Angaben unter Zuhilfenahme der deutschen Ausgabe des Pilgerberichtes von Bernhard von Breydenbach erweitert. Manche Pilger verglichen die Grabeskirche mit den Kirchen, die sie aus der Heimat kannten. Hans Tucher ist sicherlich ein markantes Beispiel, beschreibt er doch die Grabeskirche im direkten Vergleich mit der Sebalduskirche in Nürnberg.167 Morgens wurden die Pilger wieder aus der Kirche gelassen und wiederum von den mamlukischen Beamten gezählt. Nun besuchten die Wallfahrer noch die Kapellen im Vorhof der Grabeskirche. Insgesamt waren drei Besuche in der Grabeskirche üblich. Nach dem ersten Besuch am 15. August 1486, ihrem dritten Tag in Jerusalem, an dem die Pilger auch in der Grabeskirche übernachteten, hatten die Pilger am 18. August 1486 zum zweiten Mal die Gelegenheit, die Kirche zu besichtigen und wiederum in ihr zu nächtigen. Bei dieser Gelegenheit wurden die adligen Pilger von Johannes von Preußen, dem ständigen Ordinator der Franziskaner, zu Rittern des Heiligen Grabes geschlagen. Die Gruppe besuchte am 20. August 1486, einem Sonntag, die Grabeskirche ein drittes Mal. Dieses Mal mussten sie Eintritt bezahlen, wurden aber eingelassen und hörten in der Kirche die heilige Messe. Die nächste Gelegenheit, die Grabeskirche zu besuchen, gab es am 23. August 1486. Grünemberg nennt diesen Besuch den dritten, es ist allerdings der vierte Besuch. Morgens ließen sich die Muslime Zeit, die Christen wieder aus der Grabeskirche zu lassen. Nach Gesprächen der beiden patroni mit dem mamlukischen kalin konnten die Reisenden aber die Kirche sogar ohne die Entrichtung einer Gebühr verlassen. Auf einen weiteren fünften Besuch, für den 25. August avisiert, verzichteten die Reisenden, nachdem bekannt wurde, dass die Mamluken dieses Mal sehr hohe Gebühren (Grünemberg berichtet von 50 Dukaten) für den Besuch verlangen würden.

6.7

Andere besuchte heilige Stätten im Heiligen Land

Neben der Stadt Jerusalem gab es für die Pilger natürlich auch die Gelegenheit, die Geburtskirche Christi in Bethlehem zu besuchen. Die Gruppe um Konrad Grünemberg wählte für den Ritt in den acht Kilometer entfernten Geburtsort des Herrn den Abend des 27. August 1486. Der Weg führte an dem 167

Vgl. Hans Tucher, 390-405.

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167

sog. Magier-Brunnen bei Mar Elias, dem Haus Jakobs, dem griechischen Kloster Hagios Elias und dem Grab der Rahel vorbei. Nachts in Bethlehem angekommen, suchten die Reisenden zunächst ihre Schlafplätze im Kreuzgang des Franziskanerklosters bei der Katharinenkirche auf, bevor eine Prozession in der Geburtskirche mit Besichtigung aller dortigen heiligen Stätten wie dem Ort der Beschneidung Christi, dem Altar der Drei Könige, der Geburtsgrotte und der Krippengrotte folgte. Die Geburtsgrotte verglich Grünemberg in ihrer Ausgestaltung mit der Prächtigkeit der Kirche San Marco in Venedig. Zudem wurden in der Nacht noch die Höhle des Hl. Hieronymus, die Grotte der Unschuldigen Kindlein und das Grab des Hl. Eusebius besichtigt. Auf dem Rückweg nach Jerusalem, der am nächsten Morgen nach der Übernachtung im Kreuzgang des Franziskanerklosters angetreten wurde, kamen die Pilger an den üblichen Stätten vorbei: die St. Nikolaus-Kirche, die Kirche der Hirten, das Haus des Zacharias, welches Grünemberg in beiden Handschriften auch abbildet, die Johanneskirche und das Haus des Simeon. Kurz vor Jerusalem passierten die Wallfahrer das Kloster zum Hl. Kreuz, das Konrad Grünemberg wie ein Schloss erschien und in welchem das Kreuzesholz wuchs. Vorbei am Mār Sābā-Kloster, das vor allem ob seiner großen Anzahl an Mönchen berühmt war, ging es zurück in die Heilige Stadt. Der Jordan und die Ortschaften Jericho und Bethanien wurden ebenfalls von den Reisenden besichtigt. Am 20. August 1486 ritt man zunächst an den Jordan, der zu dieser Zeit wenig Wasser führte. Im Winter aber solle er sehr viel Wasser führen. Von einem etwaigen Bad im Fluss berichtet Grünemberg, im Gegensatz zu anderen Reisenden vor und nach ihm, nichts.168 Weiter ging es nach Jericho, eine der ältesten Ansiedlungen der Erde, zum Berg Quarentana, vorbei an der Kapelle der Maria, der Fasten-Kapelle und der Kapelle der Versuchung. In Bethanien, drei Kilometer nordöstlich von Jerusalem, sahen sie das Haus der Maria, der Schwester der Martha und des Lazarus, und das Haus der Martha. Auf dem Rückweg nach Jerusalem sahen die Pilger das Haus Simons des Aussätzigen, die Klosterkirche St. Lazarus und dessen Grab.

168

Zum Bad im Jordan vgl. beispielsweise Felix Fabri, Evagatorium, II, 36-38; Hans Lochner, 246; Hans Bernhard von Eptingen, 273; Anselm von Eyb, 193, Arnold von Harff, 190. Grünembergs Hinweise zum Jordan sind sehr lapidar, mit keinem Wort erwähnt er, dass dort Christus getauft wurde.

168

6.8

Die Reise des Konrad Grünemberg

Die Rückreise nach Konstanz

Am 27. August sammelten sich die Pilger, um nach genau 14 Tagen Aufenthalt in der Heiligen Stadt wieder nach Jaffa zur Pilgergalee zurückzureiten.169 Die Gruppe des Jahres 1486 verbrachte also die üblichen zwei Wochen in Jerusalem und Umgebung. Über eine Weiterreise zum Katharinenkloster auf dem Sinai, wie sie z. B. für Felix Fabri, Bernhard von Breydenbach oder Francesco Suriano bezeugt ist, hat Konrad Grünemberg wohl nicht nachgedacht.170 Bis 1480 unternahmen viele, wenn auch nicht alle Pilger die Détour auf den Sinai, danach scheint sich das Interesse, wie auch bei Konrad Grünemberg, vor allem auf das Hauptziel Jerusalem beschränkt zu haben.171 Die muslimischen Begleiter der Pilger waren auf dem Rückweg miteinander uneins und gerieten hier und da in Streitigkeiten, von denen die Christen ebenfalls betroffen waren. Die Reisenden wurden von Steinen getroffen, geschlagen, die Proviantsäcke und die Hüte wurden ihnen weggenommen. In Ramla waren die Brunnen verdorben, die Franziskaner führten die Verunreinigung des Wassers auf eine Verseuchung durch die Leichname der auf der Hinreise gestorbenen Pilger zurück. Die beiden Patrone der Pilgerschiffe, Agostino Contarini und Piero Lando, wurden hier von den Muslimen gefangen genommen, die Gründe gibt der Erzähler nicht an. Auch ein Niederländer namens Nicolaÿ (vermutlich der Reisegefährte Georges Lengherands, Nicolas de Saint-Genois) kam hier mit den Sarazenen in Streitigkeiten, die nur durch das Eingreifen der Schiffseigner gelöst werden konnten. Grünemberg hatte diese Begebenheit schon bei der Schilderung der Reise von Jaffa nach Jerusalem eingestreut, von der zeitlichen Abfolge her gehört sie nach seinen Angaben in der Handschrift Karlsruhe jedoch zur Rückreise. Nach drei Tagen Aufenthalt (von Sonntag bis Dienstag) ging die Reise abends weiter nach Jaffa, wo die Reisenden von den Schiffsknechten freudig begrüßt wurden. Eine Nacht mussten sie nochmals im St. Peters-Keller zubringen, dann setzten die Wall169

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Betschart: Illustrationen, 49, gibt hier eine andere Zeitspanne an, die sich nicht aus dem Text ergibt: „(…) am 14. August erreichten sie Jerusalem, nach nur drei Tagen Aufenthalt traten die Pilger die Rückreise an, um am 16. November wieder nach Venedig zu gelangen.“ Vgl. zum Katharinenkloster, dem Sinai und dem Ägyptenbild des Mittelalters Hiestand, Rudolf: Der Sinai. Tor zur anderen Welt, in: Reisen in reale und mythische Ferne. Reiseliteratur in Mittelalter und Renaissance, hg. von Peter Wunderli, Düsseldorf 1993 (Studia humaniora 22), 76-102, und Khattab: Ägyptenbild, 16; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 137-145.. Vgl. auch Reichert: Eberhard im Bart, 54/55; Betschart: Illustrationen, 44. Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 137.

Die Reise des Konrad Grünemberg

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fahrer am 30. August 1486 unter Posaunenklängen und Salutschüssen auf die festlich geschmückten Pilgergaleen über. Nach zwei Tagen Aufenthalt vor Jaffa, den die Muslime nutzten, um mit den Venezianern zu handeln, segelten die Galeen am 1. September zurück nach Venedig, wo sie am 16. November 1486 eintrafen. Auf dem Rückweg hatten die Schiffe viel Gegenwind und zwei Stürme zu überstehen. Während der Stürme verloren die Boote Ladung, vor allem Verpflegung und die an Bord mitgeführten Tiere, so dass die Schiffsknechte, aber auch die Pilger, auf der Rückfahrt Hunger leiden mussten. Die Pilger versuchten ihr Schicksal abzuwenden, indem sie in Gebeten viele neue Pilgerreisen versprachen. Insgesamt waren die Reisenden auf der Rückfahrt vom Heiligen Land nach Venedig 11,5 Wochen auf dem Meer unterwegs, Grünemberg gab die Dauer mit 13 Wochen an. Die Hinreise von Venedig nach Jaffa dauerte nur acht Wochen, was zum einen an den günstigeren Wetterverhältnissen, zum anderen an den kürzeren Aufenthalten an Land gelegen haben mag. Die Mißstimmigkeiten des Niederländers Nicolas de Saint-Genois mit den Muslimen in Ramla, der Seeräubervorfall bei Rhodos, die Besuche auf Zypern ereigneten sich alle auf dem Rückweg, aber Grünemberg schilderte sie schon auf dem Hinweg, so dass der Text der Rückreise unnatürlich knapp erscheint und der Dauer der Rückreise nicht gerecht wird. Mit der Ankunft in Venedig schloss Konrad Grünemberg seinen Reisebericht ab. Daher ist nicht bekannt, wann er von dort wieder nach Konstanz aufgebrochen ist. Es ist allerdings anzunehmen, dass Konrad Grünemberg und Kaspar Gaisberg nach relativ kurzer Zeit in der Lagunenstadt wieder aufgebrochen sind, um über die Alpen zurück nach Konstanz zu gelangen. Vermutlich wählten sie hierzu denselben Weg, den sie auch auf dem Hinweg eingeschlagen hatten. So ist mit einer Reisedauer von ungefähr 14 Tagen zu rechnen und Konrad Grünemberg dürfte vermutlich spätestens zu Beginn des Monats Dezember des Jahres 1486 wieder zu Hause in Konstanz angekommen sein.

7

Die Wahrnehmung des Fremden

Über die Reise und die bereisten Stätten hinaus begegneten dem Konstanzer Patrizier, wie anderen Reisenden natürlich auch, fremde Menschen.1 Zunächst fällt bei solchen Begegnungen eine andere, abweichende Äußerlichkeit, vielleicht eine dunklere Hautfarbe oder eine andere Art der Kleidung auf. Aber auch mit fremden Religionen mit anderen Bräuchen und andersartigen Ausprägungen der eigenen christlichen Religion kam Konrad Grünemberg im Heiligen Land in Kontakt. Andere kulturelle Sitten, die ihm wie das orientalische Bad offensichtlich gefallen haben, nahm der Ratsherr vom Bodensee dabei ebenso wahr wie die Schönheit der fremdartigen Frauen, die, je weiter er sich von der Heimat entfernte, ihm auch unheimlicher und fremder wurden. Der Übergang von den Wilden hin zu den Tieren war dann nicht weit, auch wenn von ihm dieser Vergleich nicht ausdrücklich gezogen wurde, sondern nur im Vorwurf der Sodomie mitklang. Sicherlich reflektierte Grünemberg das Fremde, schließlich reichert er in der überarbeiteten Fassung seines Reiseberichts (Handschrift Gotha) diesen mit Informationen über das Andere an: Ein arabisch-deutsches Glossar wird ergänzt, die Begegnungen mit Frauen werden stärker ausgeschmückt, Kapitel über die Gestalt und die Feste der Sarazenen, über die Paradiespredigt von Mohammed und Bemerkungen über die Mamluken werden kurzerhand dem Reisebericht hinzugefügt. Einblicke in das Alltagsleben und die gesellschaftliche Ordnung der Muslime schienen ihm wichtig zu sein, im Karlsruher Pilgerbericht spielten sie aber nur eine Nebenrolle. Die Grabeskirche, die heiligen Stätten und Ablässe standen für den Pilger in seinem Handexemplar eindeutig im Vordergrund.2 In der Gothaer Version verschiebt sich der Schwerpunkt des Geschilderten, denn die Schilderung des Alltags, der Sprache und

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Vgl. zum Thema „Fremde“ in Pilgerberichten vor allem die folgenden Publikationen: Esch: Anschauung und Begriff; Fricke: Itinerarien; Huschenbett: Berichte über Jerusalem-Pilgerfahrten; Niehr: Wahrnehmung; Schwab: Darstellung des Fremden; Schwab: Toleranz; Simon, Anne: Ein wild volck. Die Darstellung fremder Völker in deutschen Pilgerberichten des Mittelalters, in: Spannungen und Konflikte menschlichen Zusammenlebens in der deutschen Literatur des Mittelalters. Bristoler Kolloquium 1933, hg. von Kurt Gärtner, Ingrid Kasten und Frank Shaw, Tübingen 1996, 142-154. Richtungsweisend zur Erfahrung und Wahrnehmung der Fremde sind die Arbeiten von Peter J. Brenner und Michael Harbsmeier (vgl. Brenner: Erfahrung der Fremde; Harbsmeier: Reisebeschreibungen). Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 34.

Die Wahrnehmung des Fremden

171

Wörter, der muslimischen Kultur und Religion nehmen mehr und mehr Raum ein. Zunächst wird allerdings zu fragen sein, wie Konrad Grünemberg das Erlebte wahrnahm. Der Reisende schildert das, was er mit eigenen Augen sah. Im Text belegt er seine Neugierde: Item wier unersetten unsern begierden frömde selczame ding ze sechen liesend nit ab, mit nach folgen.3 Grünemberg beschreibt das, was ihm vor Augen war, mal ohne, mal mit Fachbegriffen, die er den Daheimgebliebenen oft genug erläutert.4 In Venedig ging er die Heiligen und die Kirche besechen, auf den Inseln im Mittelmeer gab es viel ze sechen, und auch bei der Beschreibung der Stätten und Erlebnisse im Heiligen Land taucht das Verb „sehen“ immer wieder auf: Und ich rait ain wenig hin zů, das wol ze besechen, (...). Grünemberg bewegt sich hier in der Tradition der Pilgerberichte, in denen immer gerne betont wurde, dass die jeweiligen Stätten mit eigenen Augen betrachtet wurden5 - oder auch nicht.6 Grünembergs Neugierde und seine Ausflüge in die terra incognita sind ein herausragendes Charakteristikum seines Reiseberichts, der im Folgenden auf die Wahrnehmung des Fremden hin untersucht wird.7

7.1

Fremde Ausprägungen des Christentums

Neben der griechisch-orthodoxen Kirche, mit der die Reisenden schon auf dem Weg konfrontiert wurden, kamen die Pilger im Heiligen Land meist zum ersten Mal mit anderen christlichen Kirchen in Kontakt, die nicht der Kurie in

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Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 323 (HS G, fol. 16r). Esch: Anschauung und Begriff, 308/309: „Unsere Reisenden beschreiben ohne fachlichen Begriffsapparat einfach das, was vor Augen ist - und geben uns so die Chance, zu erkennen, was ihnen denn vor Augen ist; was ihnen, die auf Bedeutungen aus sind, für „wesentlich“ gilt; und was ihre Beobachtungsmuster sind.“ Huschenbett: Berichte über Jerusalem-Pilgerfahrten, 256: „Die Pilgerberichte kennen die Frage des Sehens und seiner Bedeutung ebenfalls. Es fällt auf, dass sehr häufig die Tatsache des Sehens oder des Gesehenhabens betont wird: (...).“ Konrad Beck, 63: It. Sant Cosman und Sant Damian und Sant Steffen, ein marterer, süllend och zu Sant Jergen ligen. Ich hans aber nit gesenhen. Vgl. dazu Denke: Venedig, 129. Vgl. zum Fiktionalitätsverdacht und zu Beglaubigungsstrategien bei Reiseberichten Neuber, Wolfgang: Die frühen deutschen Reiseberichte aus der Neuen Welt - Fiktionalitätsverdacht und Beglaubigungsstrategien., in: Der europäische Beobachter außereuropäischer Kulturen. Zur Problematik der Wirklichkeitswahrnehmung, Berlin 1989 (Zeitschrift für Historische Forschung, Beiheft 7), 43-64. Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 127.

172

Die Wahrnehmung des Fremden

Rom unterstellt waren.8 Auf dieser Basis dienen die Pilgerberichte als wichtige Quelle für die Einschätzung des östlichen Christentums aus westlicher Perspektive.9 Der Unterschiede der Kirchen in Sprache, Kleidung, Gebräuchen und Liturgie wurden die Pilger immer wieder gewahr, und ein tiefer Graben trennte die Lateiner von den anderen christlichen Glaubensrichtungen, denen sie auf ihrer Reise begegneten. Andere Riten und religiöse Bräuche, der fremde Ornat der Geistlichen, eine andere christliche Liturgie - alles dies musste den Pilgern, denen die Bräuche der römischen Kirche vertraut waren, fremd erscheinen. Dabei waren ihnen die Griechen besonders suspekt, die Vorurteile gegen die griechisch-orthodoxe Kirche saßen tief und in den Pilgertexten erhielten sie in der Regel die negativste Beurteilung.10 Auch die Jakobiten, Äthiopier, Kopten, Georgier, Armenier, Nestorianer und Surianen waren den Pilgern fremd, und die Kommentare über die Kleidung und den Gottesdienst der orientalisch-christlichen Kirchen zeugen oft von Unverständnis, wenn auch das Interesse an den Denominationen geweckt wurde.11 Auf der Basis des Unverständnisses wurden die Christen anderer Konfessionen jedoch gerne als „Häretiker“ oder „Schismatiker“ gebrandmarkt.12 Zum anderen waren die verschiedenen christlichen Kirchen Rivalen um die Altäre der Grabeskirche, und Neid und Mißgunst um die heiligen Stätten, die nicht von den Franziskanern in der Grabeskirche betreut wurden, spricht immer wieder aus den Pilgerberichten.13

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Immer noch grundlegend und unverzichtbar zu den „Nationes christianorum orientalium“ die Gesamtdarstellung von Anna-Dorothee von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium. In diesem Sinne auch Müller: Pilgerberichte, 303. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 207. Vgl. Reichert, Folker: Erfahrung der Welt. Reisen und Kulturbegegnung im späten Mittelalter, Stuttgart 2001, 149; Müller: Pilgerberichte, 303. Vgl. Jahn: Raumkonzepte, 85/86; Reichert: Erfahrung, 149; Müller: Pilgerberichte, 307. Herkenhoff: Darstellung, 174/175, wies darauf hin, dass es sich bei den Jakobiten und Abessiniern als Monophysiten aus mittelalterlicher Sicht um Häretiker handelte, während die Griechen und Surianen lediglich als Schismatiker zu bezeichnen sind, da sie, wie die Lateiner, die Glaubenssätze des Konzils von Chalkedon anerkannten, sich aber nicht der Autorität des Papstes beugten und andere Riten befolgten. Von den Reisenden wurden Häretiker und Schismatiker indes nicht konsequent unterschieden. Vgl. Reichert: Erfahrung, 149.

Die Wahrnehmung des Fremden

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7.1.1 Die griechisch-orthodoxe Kirche Verschiedene Begegnungen mit dem griechisch-orthodoxen Christentum hatte Grünemberg auf seiner Reise. Auf Kreta, Rhodos und Zypern kam er in ausführlichen Kontakt mit den Griechen. Schon in Methóni registriert und notiert er die Gewichtung zwischen der lateinischen und der orthodoxen Kirche: Es ist kriechiche sprǎch da, aber den mer tail wirt es besungen nach römischen sitten.14 Auf Kreta nimmt er gemeinsam mit Herzog Johann von Bayern an einem griechischen Gottesdienst teil und stellt die Unterschiede mit dem heimatlichen, römischen Ritus fest: Item da selbs bestalt min gnädigister her, herzog Hans von Bairn in aim kriechischen tempel sinn gnaden ain gesungen ampt ze halten. Nam mich sin gnad mit im, sachen wier mengerlaig, des wier gros verwundren hetten. Grünemberg wundert sich darüber, dass die Ehefrau des Priesters diesem während der heiligen Messe assistiert, und befindet sich damit in guter Gesellschaft, denn die Priesterehe fiel den westlichen Pilgern meist auf und gehörte schon fast zu den stereotypen Aussagen über die Griechisch-Orthodoxen.15 Über die orthodoxen Mönche mit ihren langen Bärten und deren hohen Gesang belustigten sich Johann von Bayern und er schließlich dermaßen, dass die beiden vor Lachen nicht beten konnten. Er nimmt aber auch wahr, dass es unter Umständen seine heimischen lateinisch-christlichen Gewohnheiten sind, die ihm die Schwierigkeiten bereiten, denn zum Gesang des griechisch-orthodoxen Priesters notiert er: aler mentsur, zal und mǎs nach unser mainung manglend. Durch den Zusatz nach unser mainung macht Grünemberg hier deutlich, dass ihm sein Standpunkt außerhalb der ihm fremden Kirche durchaus bewusst war. 7.1.2 Die orientalisch-christlichen Kirchen Im Heiligen Land und vor allem in der Jerusalemer Grabeskirche wurden die Pilger mit den unterschiedlichen christlichen Kirchen konfrontiert,16 denn die Grabeskirche war und ist auch heute noch unter diesen aufgeteilt. Wohl aus diesem Grund sind in der Karlsruher Handschrift des Grünemberg’schen Reiseberichts zu den verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen die Altäre in der Grabeskirche und deren Lage genannt, die Formulierungen sind äußerst knapp gehalten. Grünemberg erwähnte sieben christliche Glaubensrichtungen, von denen sechs nicht der römisch-katholischen Kirche angehören: Zu wisen

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HS K, fol. 17r-17v. Vgl. Müller: Pilgerberichte, 304. Vgl. Müller: Pilgerberichte, 305; Welten: Reisen, 285.

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das sibner laig globen der Cristen im temppel sind, aber die sechs halten sich nit mit der römischen kirchen und satzung. Zwischen der Handschrift Karlsruhe und der Handschrift Gotha fallen zunächst die Unterschiede in der Länge und Ausführlichkeit der Texte auf. Zur Illustration der Unterschiede zwischen den beiden Codices soll die äthiopische Kirche dienen. In der Handschrift Karlsruhe ist die Schilderung dieser Glaubensrichtung auf die Altäre und Rechte der Äthiopier in der Grabeskirche beschränkt: Die Indier, die och haisend Abactianÿ,17 habend innen den alter, dar under die sul stǎt, daruf Christus gekrönt ward18 und habend ir capel und wonung uf der linggen sitten. Sÿ mugent och zellebrieren im hailgen grab, wenn sÿ erlobung nement vonn Barfůser. In diesen beiden Sätzen wurde alles genannt, was der Pilger vor Ort in der Grabeskirche erfuhr und sah. Aus dieser Aussage spricht keinerlei Interesse an Herkunft und Sprache, an Aussehen und Sitten der Ostchristen. Die im Mittelalter übliche Gleichsetzung der Äthiopier bzw. Abessinier mit den Indern schleicht sich an dieser Stelle bei Konrad Grünemberg ein.19 Hans Tuchers Darstellung war ebenso wie die Grünemberg’sche Darstellung in der Karlsruher Handschrift ausschließlich auf die Verhältnisse in der Grabeskirches ausgerichtet.20 Die Leser und nachfolgenden Pilger sollten wissen, was sie vor Ort in der Grabeskirche antreffen, alles Weitere war uninteressant. Anders äußerte sich beispielsweise Ludwig von Eyb, denn er ergänzte zu den Abessiniern/Äthiopiern, sie seien schwartz leut, und sein auß India auß priester Johans landt, schetzt man fur gar früm kriesten, dy hant den teuff mit dem fewr.21 Hier kamen schon zusätzliche Informationen zur Lage der Altäre in der Grabeskirche hinzu, die es den nachfolgenden Pilgern ermöglichten, sich über die Gegebenheiten vor Ort hinaus ein Bild von dieser orientalischen Konfession zu machen. Die Passage über die äthiopischen Christen liest sich in der Handschrift Gotha vollkommen anders und ist zunächst deutlich länger.22 Die Angaben bezüglich der Altäre und der Rechte innerhalb der Kirche wurden erweitert und ergänzt um die Geschichte des „indischen“ Glaubens, um die Sage vom Priesterkönig Johannes, um das Erscheinungsbild und die Kleidung der Gläubigen, um Riten, Sitten und die Art, die Messe zu lesen, schließlich die Sprache und das Alphabet der Äthiopier. Die Schilderung geht also weit über die 17 18 19 20 21 22

Abactianÿ: Abessinier, Äthiopier. Verspottungskapelle (vgl. auch Reichert: Eberhard im Bart, 51). Vgl. zu dieser üblichen Verwechslung auch Herkenhoff: Darstellung, 197. Vgl. Hans Tucher, 405-410; Herkenhoff: Darstellung, 174/175. Vgl. Ludwig von Eyb, 39. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, Kapitel 2.3.10.7 „Georgier“.

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Informationen hinaus, die dem Leser der Karlsruher Handschrift geboten werden. Die Bekehrung der Abessinier durch den Apostel Thomas und die Fehldeutung des Feuerzeichens der Abessinier als Taufzeichen entspricht hierbei verbreiteten Fehlinterpretationen mittelalterlicher Reisender.23 Die Darstellung des äthiopischen Christentums in Jerusalem diente an dieser Stelle als Beispiel, um die Unterschiede zwischen den beiden überlieferten Handschriften deutlich zu machen. Auffallend ist, dass in der Gothaer Handschrift eine Überarbeitung stattgefunden hat, denn hier wurden die Karlsruher Angaben unter Zuhilfenahme der deutschen Ausgabe des Pilgerberichtes von Bernhard von Breydenbach erweitert. Allerdings erwähnt Grünemberg an keiner Stelle in seinem Bericht, dass die deutsche Ausgabe des Breydenbach’schen Pilgerberichts, am 21. Juni 1486 in Mainz gedruckt,24 seine Vorlage für die Informationen hinsichtlich der christlichen Glaubensrichtungen war. Bei einem genauen Textvergleich fällt auf, dass die zusätzlichen Informationen wortwörtlich aus der erwähnten Ausgabe des Breydenbach’schen Reiseberichts abgeschrieben wurden.25 Dieser wiederum hatte als Quelle den Bericht Paul Walthers von Guglingen benutzt und entgegen seiner eigenen Behauptung, dass die Schilderung der verschiedenen Glaubensgemeinschaften auf seinen eigenen Beobachtungen beruhen würden, diesen weitgehend übernommen.26 Die Reihenfolge der christlichen Glaubensrichtungen bei Breydenbach ist die folgende: 1) Griechen; 2) Suriani; 3) Jakobiten; 4) Nestorianer; 5) Armenier; 6) Georgier; 7) Abbasinen oder Indianen; 8) Maroniten; 9) Franziskaner. Die beiden Handschriften des Grünemberg’schen Pilgerberichts geben unterschiedliche Reihenfolgen der christlichen Glaubensrichtungen wieder. In der Handschrift Karlsruhe sind die christlichen Konfessionen folgendermaßen aufgeführt: 1) Barfůssen (= Franziskaner); 2) Kriechen (= Griechen); 3) Jorgitter (= Georgier); 4) Jacobiten; 5) Inndyer; 6) Surrÿani (= Surianen); 7) Armeniger (= Armenier). Andere Pilger, wie Hans Tucher oder Johannes 23

24

25

26

Vgl. Herkenhoff: Darstellung, 197; Cerulli, Enrico: Etiopi in Palestina. Storia della communità etiopica die Gerusalemme, 2 Bände, Rom 1943-1947 (Collezione scientifica e documentaria a cura del ministero dell’Africa italiana 12, 14), I, 302/303. Bernhard von Breydenbach, GW 5077. Weitere Ausführungen zu diesen Abschriften vgl. oben Kapitel 5„Die Quellen“. Daher wurde in der Edition des Gothaer Pilgerberichts der Text aus der deutschen Fassung der Peregriatio Bernhards von Breydenbach in den Fußnoten vollständig übernommen. Vgl. Paul Walther von Guglingen, 303, Anm. 1; Herkenhoff: Darstellung, 195/196.

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Münsinger, erwähnen in ihren Reiseberichten ebenfalls die christlichen Glaubensrichtungen in dieser Aneinderreihung.27 Natürlich wird die römische Kirche zuerst genannt, dann folgen die anderen Konfessionen. Da der Pilgerbericht Hans Tuchers seit 1482 gedruckt vorlag,28 könnte Konrad Grünemberg diesen als Vorlage für die Septem Nationes Christianorum verwendet haben. Die Aneinanderreihung der Sätze bezüglich der Altäre, der Wohnung der Priester in der Grabeskirche, die Anzahl der Lampen, die in der Grabeskirche an jeder heiligen Stätte brennen, gleichen sich auffallend, aber die Wortwahl ist nicht immer dieselbe. Auch werden aus Tuchers Bericht nicht alle Informationen übernommen. In der Handschrift Gotha ist die Reihenfolge der Nationes Christianorum komplett verändert und an die Reihenfolge bei Bernhard von Breydenbach angepasst. Dabei ist bei Grünemberg die Reihenfolge nur zu Beginn eine andere, dann greift er die Breydenbachsche Reihenfolge auf: 1) Barfůser hern (= Franziskaner), bei Breydenbach an letzter Stelle; 2) Kriechen (= Griechen), bei Breydenbach an erster Stelle; 3) Surÿani, bei Breydenbach an zweiter Stelle; 4) Jacobitten, bei Breydenbach an dritter Stelle; 5) Nesturÿani, bei Breydenbach an vierter Stelle; 6) Armenier, bei Breydenbach an fünfter Stelle; 7) Jorgiten, bei Breydenbach an sechster Stelle; 8) Abisinni oder Indÿer, bei Breydenbach an siebter Stelle, auch mit dieser alternativen Namensnennung. Die Maroniten fehlen bei Konrad Grünemberg wie in vielen anderen Pilgerberichten auch - vermutlich, weil er diese Glaubensrichtung in der Grabeskirche nicht wahrgenommen hatte. Trotz Überarbeitung und Ergänzung seines Reiseberichtes übernimmt er also nur das, was er tatsächlich vor Ort verifizieren konnte. Zudem hatte er vor der Auflistung der Glaubensrichtungen in der Gothaer Handschrift betont, dass er die fremden Christen in der Grabeskirche gesehen und beobachtet habe. Dero wǎrend sechserlai29 außer den Franziskanern, notiert er, aber er listet danach insgesamt sieben weitere Glaubensrichtungen auf. Auch an einer zweiten Stelle, direkt vor der Liste der orientalischen Kirchen und ihren Sitten und Bräuchen, erwähnt Grünemberg eine falsche Zahl: Zů wissen, das sibnerlaig globen der cristen im tempel sind, dero halt nun ainer die römischen kirchen.30

27 28

29 30

Vgl. Hans Tucher, 405-410; auch Johannes Münsinger, 156. Hans Tucher, Reise in das Gelobte Land, Augsburg (Hans Schönsperger) 1482 (HC 15663). Zur Drucküberlieferung des Tucherschen Reiseberichts vgl. Herz: Hans Tucher, 163-188. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 420 (HS G, fol. 72r). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 421 (HS G, fol. 72v).

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Wenn von anderen Pilgern acht fremde Konfessionen aufgeführt werden, dann werden meist zusätzlich noch die Nestorianer genannt, wie dies bei Konrad Grünemberg in der Gothaer Handschrift der Fall ist.31 Selten werden als neunte Glaubensrichtung noch die Maroniten aufgeführt,32 wie dies in einem Parallelbericht des Reisejahres 1486 durch den französischen Anonymus geschah.33 Heute ist die Grabeskirche im Besitz sechs christlicher Konfessionen: Griechisch-Orthodoxe, Katholiken, Armenier, Surianen, Kopten, Äthiopier. Die jeweiligen Anteile am Gebäude sind seit 1852 durch den sog. Status Quo, den Sultan Abd Al Mandschib I. erließ, geregelt. Der Status Quo wurde in seinen baulichen Anteilen im Plan von Conrad Schick aus dem Jahre 1885 festgehalten.34 Den Hauptteil des Gebäudes „besitzen“ die GriechischOrthodoxen, während sich Lateiner und Armenier den Rest teilen. Die äthiopische, koptische und syrische Kirche verwalten heute jeweils nur einzelne Kapellen in, an oder auf der Kirche und dürfen nicht jeden Tag die Messe lesen. Zurück zu Konrad Grünemberg: Welche Informationen gab er seinen Lesern zu den christlichen Konfessionen in der Grabeskirche? Im Karlsruher Exemplar sind nur die Informationen enthalten, die der Leser vor Ort benötigte und auch selbst wahrnehmen konnte. Die Lage der Altäre, die betreut wurden, die Rechte an Altären, die in die Betreuung anderer christlicher Konfessionen fielen, und die Unterkunft bzw. wonung der Priester in der Grabeskirche. In der Gothaer Handschrift verändern sich die Menge und auch die Art der Informationen. Durch die Abschrift der Breydenbach’schen Erläuterungen kamen sehr viele Angaben hinsichtlich der Sitten und Bräuche, der zum Teil fabelhaften Entstehungsgeschichte, der Kleidung und schließlich der Sprache der für ihn fremdartigen Christen hinzu. Auch die Alphabete wurde aus dem Breydenbach’schen Druck in den Gothaer Codex übernommen und direkt bei der Schilderung der entsprechenden Konfession dargestellt. Für den Leser bedeutete dies einen höheren Informationsgehalt, der über das hinausging, was in der Grabeskirche tatsächlich zu sehen war. Der Pilgerbericht wird an dieser Stelle in der Gothaer Handschrift schon zu einer Enzyklopädie, zu einer Chro31 32 33

34

Vgl. Ulrich Brunner, 34; Heinrich von Zedlitz, 286; vgl. Dansette 1979, 366. Vgl. Johann Meisenheimer, 98. Vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1173; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 366/367. Vgl. den Plan der Grabeskirche und Umgebung, untersucht, gemessen und gezeichnet von Baurath C. Schick in Jerusalem, 1885; abgebildet in: Krüger: Grabeskirche, 163, Abb. 185; Biddle, Martin / Zabé, Michél: Die Grabeskirche in Jerusalem, Stuttgart 2000, 85.

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nik des Fremden. Diese Tendenz ist über die Darstellung der christlichen Konfessionen hinaus auch bei der Schilderung des Islam und der Muslime festzustellen.

7.2

Fremde Religionen und Völker

„Die Geschichte der Beziehungen zwischen Christentum und Islam ist lang und bewegt, und die Beziehung selbst war nie eine ungetrübte.“35 Die Historie west-östlicher Kontakte und Auseinandersetzungen ist lang und facettenreich. Sie ist seit der Antike durch den Handel, der auch durch die Kreuzzüge nicht versiegte, und die Glaubenskriege um die Wiedergewinnung der Heiligen Stadt und des Heiligen Landes geprägt. Wichtige Jahreszahlen wie die Überquerung der Straße von Gibraltar durch die Araber im Jahr 711, das Schisma des Jahres 1054, das die lateinische von der griechischen Kirche trennte, die christliche Eroberung Jerusalems im Jahr 1099 und der endgültige Verlust des Heiligen Landes für die Kreuzfahrer durch den Fall von Akkon im Jahr 1291 stellen die Wegmarken dar, von denen das Verhältnis zwischen Okzident und Orient auch im späten Mittelalter geprägt war.36 Sicherlich reiste im späten Mittelalter kein christlicher Pilger ohne ein bestimmtes Wissen vom Islam und von den Muslimen ins Heilige Land.37 Den Jerusalempilgern traten die zwischenkulturellen Schwierigkeiten spätestens bei der Landung in Jaffa deutlich vor Augen, wenn sie in die Cellaria Sancti Petri eingesperrt und ihre Namen nach einer mehrtägigen Wartezeit endlich in ein großes Buch eingetragen wurden.38 Auch schon auf der Reise waren sie immer wieder der türkischen Kultur begegnet, und viele Inseln im Mittelmeer waren gegen Ende des 15. Jahrhunderts in türkischer Hand, wenn auch die 35

36 37 38

Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer , 195. Zur Literatur zum Islam bzw. der islamischen Welt vgl. Southern, Richard W.: Das Islambild des Mittelalters, Stuttgart 1981; Watt, W. Montgomery / Welch, Alford T.: Der Islam, Band 1, Stuttgart 1980; Önen, Yssar: Das Bild der Türkei in deutschen Reisebeschreibungen des 16. Jahrhunderts, in: Geistesgeschichtliche Perspektiven. Festgabe für Rudolf Fahrner zum 65. Geburtstag, hg. von G. Gottwald, Bonn 1969, 129-145; Daniel, Norman: Islam and the West. The Making of an Image, Edinburgh 1960. Der Themenkreis „Pilger und Muslime“ wurde von Reichert: Pilger und Muslime eingehend untersucht. Diese Daten nennt auch Simon: Darstellung, 143. Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 7. Zu den verschiedenen Bezeichnungen dieses Gemäuers direkt an der Küste, in dem alle im Heiligen Land eingetroffenen Pilger vor ihrer Weiterreise nach Jerusalem ein paar Tage verbringen mussten, vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 30.

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türkische Belagerung von Rhodos im Jahre 1480 erfolglos blieb.39 Hier und da notiert Grünemberg auch die Besitzverhältnisse etwas lapidar mit ist turgisch, an anderer Stelle wird schon mehr historische Information geboten: Schgutturÿ die stat ligt da xxv mil vom mer, habent die Venediger dem Turgken ummb frides willen gegeben. Grundsätzlich hatten die Pilger jedoch vor allem bei ihrem Aufenthalt im Heiligen Land die Möglichkeit, mit der fremden Religion und den fremden Menschen in Kontakt zu kommen. Die muslimische Bevölkerung des Heiligen Landes wurde von den Pilgern meist wenig differenziert wahrgenommen. Die meisten bemühten sich nicht um eine Abstufung, aber es gab auch Pilger, die zwischen Türken, Mamluken, Palästinensern und arabischen Nomaden unterschieden.40 Zu diesen gehörte der Konstanzer Ratsherr, denn er hat Araber, Mamluken und Sarazenen zumindest in den Grundzügen und Türken von den genannten drei Personengruppen ganz deutlich unterschieden. Generell spricht er aber meist von haiden, in der Gothaer Handschrift kommen diese auf mehr als 120 Nennungen. Deutlich weniger tauchen Araber (an einer Stelle), Mamluken (neun Nennungen in der Handschrift Gotha, drei Nennungen in der Handschrift Karlsruhe) und Sarazenen (zehn und mehr Nennungen) auf. Auffallend ist wieder der Unterschied zwischen den beiden Codices. Im Karlsruher Codex beschrieb Grünemberg die alltäglichen Begegnungen mit den Andersgläubigen und erwähnte deren Alltag ausschließlich im Text an den entsprechenden Stellen. In der Handschrift in Gotha kamen jedoch fünf Kapitel als Exkurse hinzu: 1. Solicher gestalt gond si gewolich man und frowen. 2. Wie die haiden ire vest halten. 3. Von der Sarrezenen rechten. 4. Wie Machmet gebrediget hǎt von dem Paradis. 5. Also sechent die Mameluken mit irn hobtgeschmüken. 39

40

Rhodos wurde erstmalig 1480 von den Türken angegriffen, doch erst 1522 konnten die Türken die Insel erobern (vgl. LexMA 7, 795-797). Die Pilger nahmen Rhodos noch als Sitz der Johanniter wahr (zum Johanniterorden vgl. LexMA 5, 613-616; Luttrell, Anthony: The Hospitallers in Cyprus, Rhodes, Greece and the West, 1978; Luttrell, Anthony: Greeks, Latins and Turks on Late-Medieval Rhodes, in: Byzantinische Forschungen 11 (1986), 357-374; Luttrell, Anthony: The Hospitallers of Rhodes and their Mediterranean world, Aldershot 1992; Luttrell, Anthony: Hospitaller State on Rhodes and its Western Provinces, 1306-1462, Aldeshot 1999; Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi; Staehle, Ernst: Die Johanniter von Rhodos. Kämpfer gegen den islamischen Terrorismus, Gnas 2002 (Geschichte der Johanniter und Malteser, Band 2)). Vgl. Reichert: Ottheinrich, 65; Reichert: Erfahrung, 153.

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In der reisegeschichtlichen Forschung haben diese etwas ungeordneten Ausführungen Grünembergs zur Gestalt der Heiden, zu deren Gottesdiensten, Gebeten und Gesetzen, schließlich zu Mohammeds Paradiespredigt und den Mamluken zumindest im 19. Jahrhundert wenig rühmliche Erwähnung gefunden: Die Erwähnungen seien „so wenig originell (...), dass dieser Abschnitt (...) übergangen werden kann.“41 In der neueren Forschung wurden diese Exkurse zumindest wahrgenommen und auch schon näher betrachtet, wenn auch noch nicht in der ihnen gebührenden Ausführlichkeit.42 Zunächst zu den in den Reiseberichten und von den Pilgern verwendeten Begriffen: Nach dem Grimm’schen Wörterbuch wird der Begriff der Sarazenen als Sammelbegriff für die heidnischen Bewohner des Morgenlandes verstanden, mit denen die Kreuzfahrer kämpften. Mit Heide ist oft „geradezu nur der sarazene gemeint (...) doch werden auch (...) die bekenner des islam als monotheisten von den heiden abgehoben“. Unter Türke ist schließlich der Prototyp des Moslem zu verstehen.43 Allen Personengruppen ist also die Anhängerschaft einer nichtchristlichen Religion, vor allem die des Islam, gemein.44 Meist sind die Araber und die Mamluken am genauesten definiert,45 so auch von Konrad Grünemberg. Die Araber, von Grünemberg arben genannt, nomadische Beduinen,46 begegneten dem Konstanzer auf dem Weg von Jaffa nach Jerusalem: Die selben lut haissent arben47 und sind arm elend lut us dem kungkrich von Arabÿa, denen hat der soldan vergunnen, etlich zit im hailgen land ze ligen und umb ze ziechen.48 In der Karlsruher Handschrift berichtet er dem Leser von der Armut derselben und von ihrer Herkunft aus dem Königreich Arabien, ansonsten erwähnt er nur ihren Status als umherziehende Nomaden. In der Gothaer Handschrift ist seine Auskunft vielfältiger, es kommen noch weitere Themen hinzu: Herkunft, Gestalt, Hautfarbe, Kleidung, Noma-

41 42 43

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Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 161. Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 15/16. Zu Saracene, Sarracene vgl. Grimm: Deutsches Wörterbuch 8, 1797; zu Heide vgl. Grimm: Deutsches Wörterbuch 4,2, 800; zu Türke vgl. Grimm: Deutsches Wörterbuch 11, 1, 2, 1850. Vgl. Simon: Darstellung, 145. Ebd. Auch Hans Bernhard von Eptingen, 238, unterscheidet zwischen Mamluken und Arabern. Arrabier sind für ihn ebenfalls Beduinen. arben: Araber. Zu den „wilden Arabern“ vgl. auch Reichert: Eberhard im Bart, 32; Hans Tucher, 386, 448, 492, u.ö.; Jean Adorno, 95ff.; Arnold von Harff, 116, 119, 20, 125 u.ö. HS K, fol. 34v.

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dentum, Nahrung und Tiere (Kamele, Dromedare und Esel).49 Grünemberg schildert dies seinen Lesern in Wort und Bild; in der Handschrift Gotha wird der Pilgerzug, der an den Arabern vorbeizieht, in einer Federzeichnung dargestellt.50 Die Mamluken,51 eine Aristokratie, die aus der Militärsklaverei hervorging, boten den Pilgern Schutz und Geleit. Sie werden im Bericht häufiger als die Araber erwähnt, oft mit dem Zusatz oder haiden. Die Mamluken waren die Obrigkeit, mit der die Pilger zurechtkommen mussten. Seit 1250 gehörte das Heilige Land zum mamlukischen Sultanat in Kairo.52 Der Sultan der Mamluken, seit dem Fall Akkons 1291 der Herrscher nicht nur über Jerusalem (dort seit dem 2. Oktober 1187), sondern über das gesamte Palästina,53 wurde von Grünemberg durchaus wahrgenommen, denn im Streitfall sollten Pilger nach Alker (Kairo) vor dem kung soldan gebracht werden.54 Jerusalem selbst war Sitz eines Gouverneurs im Range eins nahib, der seit 1376 Kairo direkt unterstand.55 Auch er wurde von Grünemberg erwähnt, schließlich kam der her von 49 50 51

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Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 383/384 (HS G, fol. 54v). Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 31. mameluken: mamalock, mamalugk, mammaluch, mam(m)aluck(e), mamellock, mameluc, mam(m)el(l)uck, mamelück, mamülugk, it. mam(m)alucco, arab. mamlūk, Mamluken, ägyptische oder türkische Soldaten. Das arabische Wort bezeichnet den weißen, zum Kriegsdienst herangezogenen Sklaven meist türkischer Herkunft. Im Deutschen gewann das Wort durch die Aufnahme von christlichen Renegaten eine negative Bedeutung im Sinne von „abtrünnig“ oder „heimtückisch“. Die Mamlukenherrschaft in Ägypten begann um 1250 und endete 1517 (vgl. LexMA 6, 181-183; EI2 6, 314-331; Conermann, Stephan (Hg.): Die Mamluken. Studien zu ihrer Geschichte und Kultur. Zum Gedenken an Ulrich Haarmann, 1942 - 1999, Schenefeld 2003 (Asien und Afrika 7); Haarmann, Ulrich: Mit dem Pfeil, dem Bogen. Fremde und einheimische Stimmen zur Kriegskunst der Mamluken, in: Kommunikation zwischen Orient und Okzident. Alltag und Sachkultur. Internationaler Kongress Krems an der Donau 6. bis 9. Oktober 1992, Wien 1994 (Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte, 619. Band), 223-249; Haarmann, Ulrich: Der arabische Osten im späten Mittelalter 1250-1517, in: Geschichte der arabischen Welt, hg. von Ulrich Haarmann, 3. Auflage, München 1994, 217-263). Vgl. Jaroš, Karl: Kanaan, Israel, Palästina. Ein Gang durch die Geschichte des Heiligen Landes, Mainz am Rhein 1992 (Kulturgeschichte der antiken Welt 51), 174; Reichert: Pilger und Muslime, 5. Vgl. Jaroš: Kanaan, Israel, Palästina, 174; Meyer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge, 7. Auflage, Stuttgart 1989, 124, 250/251. HS G, fol. 50r. Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 5; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 60, Anm. 196.

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Jerusalem mit Dolmetschern und Schreibern nach Jaffa, um die Einreise der europäischen Pilger zu überwachen. Zunächst bezeichnete das Wort „Mamluken“ für Grünemberg aber verleugnete Christen, denn er erläutert den Begriff folgendermaßen: Der Saraczenen belaib niemancz inn den zelten oder huten, lůgten uns all zů, hatend al weren, bogen, lanczen und isnÿ kolben. Wǎrent der mertail verlognet christen, haist man dort mameluken. Die hatend rot hüt mit wisen binden inn der mit, darumb die rechten haiden hatend lang wis schuben und gros wis hullen uff und schwarze bärt, aber undern angesichten nit so schwarcz als die indischen moren.56 Die Aufnahme von christlichen Renegaten slavischer, griechischer, italienischer, albanischer und auch deutscher Herkunft in das Mamlukenheer verführte Grünemberg wohl zu der Herleitung, dass die Mamluken mehrheitlich Christen wären, die vom Glauben abgefallen seien und diesen verleugnet hätten. Das in die deutsche Sprache übernommene „Mameluck“, abgeleitet vom arabischen Wort mamlūk, war mit den Attributen „abtrünnig“ und „heimtückisch“ entsprechend negativ besetzt.57 Zwar gab es christliche Renegaten unter den Mamluken, aber, darin täuschten sich die europäischen Reisenden, diese stellten nicht die Gesamtheit oder eine Mehrheit, sondern eine kleine Minderheit.58 An einer Stelle in seinem Reisebericht bemerkte Grünemberg, dass in den tempel Salamonis niemand eintreten durfte außer den haiden und den mameluken. Hier wird nochmals deutlich, dass er die Mamluken durchaus von den sonstigen „Heiden“ unterschied.59 Konrad Grünemberg fand unter den Mamluken den einen oder anderen finen geselen, dem sin hoffwil zierlich und gar schon an stůnd, besunder dem kallin, dem hobtman des lands.60 So kann man annehmen, dass er die Mamluken als Führungsschicht im Heiligen Land durchaus wahrnahm, allerdings nicht in dem ausgeprägten Maße wie Felix Fabri, der in sein gesamtes Evagatorium immer wieder Bemerkungen über die Staats- und Gesellschaftsordnung im Mamlukenreich einstreute.61 Besonders interessant fand Grünemberg wohl die Kleidung der Mamluken, denn in der Gothaer Handschrift widmet er dieser ein separates Kapitel mit dem Titel Also 56

57

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HS K, fol. 29v. Ähnlich auch in HS G, vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 371 (HS G, fol 45v). Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 155, übersetzt Mam(a)luk mit Abtrünniger; Haarmann: Der arabische Osten, 223. Vgl. Haarmann: Der arabische Osten, 223. HS K, fol. 37v-38r. Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 32. Vgl. Haarmann: Kriegskunst der Mamluken, 223.

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sechent die Mameluken mit irn hobtgeschmüken. In diesem Exkurs betont er nochmals, dass die Mamluken verleugnete Christen seien und sie auch nur einen Renegaten zu ihrem Sultan erwählten. Er berichtet auch etwas über die Heiratsbräuche, denn ein Renegat würde sofort mit einer haidinn verheiratet werden, und beschreibt die Kleidung der Mamluken mit den roten, spitzen Hüten an mehreren Stellen in seinem Reisebericht. Auch die Sarazenen unterschied er zunächst begrifflich von den sonstigen „Heiden“, meinte aber mit beiden Begriffen dieselbe Personengruppe. Der Begriff Saraceni bezeichnete die Bewohner des Heiligen Landes, die sesshafte Bevölkerung, mit der die Reisenden im Alltag konfrontiert wurden, im Gegensatz zu der fremdstämmigen turko-tscherkessischen Militäraristokratie der Mamluken.62 Grünemberg gebraucht den Begriff Sarazenen in dieser Tradition, denn die erwähnten Sarazenen oder haiden waren für ihn die im Heiligen Land ansässigen Muslime, die arabisch sprechenden Ägypter und Syrer, die den Reisenden manchen Kummer bereiteten.63 Das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen war ohnehin seit der schlechten Behandlung der Reisenden im St. Peters-Keller64 getrübt und wurde meist auf der Reise von Jaffa nach Jerusalem noch schlechter. Den Pilgern missfiel, dass sie während der Reise immer wieder abgezählt wurden.65 In einem Dorf zwischen Jaffa und Ramla hagelte es regelmäßig Lehm und Steine, wie neben Konrad Grünemberg auch andere Pilger aus derselben und anderen Reisegruppen berichteten.66 Zudem wurden die Pilger dabei von ihren Geleitsleuten ausgelacht, was das Verhältnis zwischen den Parteien nicht verbesserte. In Ramla wurden die Pilger von der muslimischen Bevölkerung malträtiert, indem sie mit Stecken in die Seiten gestochen wurden. Am Eingang des Spitals entblößten zwei muslimische Schelme ihre Kehrseite: stunden 62

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Zu Entstehung des Begriffs vgl. Solzbacher, Rudolf: Mönche, Pilger und Sarazenen. Studien zum Frühchristentum auf der südlichen Sinaihalbinsel von den Anfägen bis zum Beginn islamischer Herrschaft, Altenberge 1989 (Münsteraner theologische Abhandlungen 3), 76-85. Vgl. auch Reichert: Erfahrung, 153; Reichert: Eberhard im Bart, 32; Simon: Darstellung, 145; Haarmann: Kriegskunst der Mamluken, 224. Vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 32. Vgl. oben S. 156, Anm. 128. Vgl. Reichert: Erfahrung, 151; Reichert: Pilger und Muslime, 10; Reichert: Eberhard im Bart, 30. Georges Lengherand, 333; Paul Walther von Guglingen, 103; Hans von Redwitz, 9; Hans von Mergenthal (Gotha, Forschungs- und Landesbibliothek, Chart. B 415, fol. 17r, 23r). Vgl. auch Reichert: Eberhard im Bart, 33, und Dansette 1979, 333, Anm. 3, die die Geschehnisse als ein Ritual einstuft.

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zwen haidnisch schelmen, hattend ire hindern endekt gegen uns, uns zů schmach.67 Nach diesen Torturen starben vier Pilger aus der Reisegruppe, zwei von diesen gleich nach der Ankunft im Spital in Ramla, zwei erst später in Jerusalem. Sie hatten wohl die Strapazen der Reise nicht verkraftet. Gleich zu Beginn der Reise von Jaffa zur Heiligen Stadt wurde den Pilgern im Spital in Ramla bei der Messe fünf Regeln genannt.68 Die Pilger benötigten die für die Jerusalempilgerfahrt erforderliche Dispens69 der Kurie. Falls sie diese nicht hätten, könnten sie diese vom Franziskanerguardian erlangen. Zudem wurde als zweites ein christlicher Glauben, drittens ein reines Gewissen und viertens Andacht beim Besuch der Heiligen Stätten benötigt. Die fünfte Regel überraschte jedoch: Das funfft secht uch fur, dz ir den haiden nit uff ir greber tretend oder sÿ wurden uch schlachen. Regelmäßig wurden die Pilger vorm dem Überreiten muslimischer Gräber oder Friedhöfe gewarnt, denn dann war mindestens eine empfindliche Geldbuße fällig.70 In der Gothaer Handschrift sind daher auch in der Abbildung einer Moschee neben diesem muslimische Gräber mit der Inschrift diß sind der sarazenen greber dargestellt,71 so dass das Verbot dem Leser auch visuell deutlich wurde.72 Ohnehin fühlen sich die Pilger nicht wohl in ihrer Haut, denn da es den Christen im Heiligen Land verboten war, Waffen zu tragen und auf Pferden zu reiten, legten sie den Weg von der Küste in die Heilige Stadt unbewaffnet auf Eseln zurück. Der Umgang mit diesen fiel den Reisenden schwer, und Stürze waren an der Tagesordnung.73 Jedes Auf- oder Absteigen zog neue Gebühren in Form von Trinkgeldern bzw. kurtesig74nach sich: Und welen sin esel uber 67 68

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Vgl. Fricke: Itinerarien, 132. Andere Pilger berichten von mehr als zwanzig Maßregeln, vgl. Reichert: Erfahrung, 153/154. Vgl. oben S. 108, Anm. 15. Vgl. Heinrich von Stolberg, 206; Ludwig von Eyb, 24; Felix Fabri, Evagatorium, I, 213. HS G, fol. 47v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 26. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 213; Ludwig von Eyb, 24; der Guardian der Franziskaner warnte in seiner Begrüßungsansprache ausdrücklich vor dem Überreiten muslimischer Gräber (vgl. auch Reichert: Eberhard im Bart, 33, Amn. 166). Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 10; Reichert: Eberhard im Bart, 34. kurtesig: cortesey, kartazie, kortazie, kortesy, korthesey, corthesen, korthesia, kortisey, cortisia, cortosie, cortusi, cortusy, kurtesiain, curt(h)esia, kurthesia, curtosi, curtosy, it. cortesia, Trinkgeld, Eselsgeld (Wis: Ricerche, 173; Reichert: Pilger und Muslime, 10; Reichert: Eberhard im Bart, 34). Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 153, stellt das Verhalten der Muslime gegenüber den Christen sehr drastisch dar: „Für die Eingeborenen bedeuteten diese Pilgertruppen ein willkomme-

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ab warf oder im etwz empfiel, můst dz erkoffen und aber kurtesig geben oder imm wurden maras, sind dort strǎch und rǒffen. Grünemberg vermutete, dass die Muslime die Esel mit einem spitzen Gegenstand stachen, damit sie die Pilger abwurfen: und so wier also an fǎchend hin zů riten, fiengend die esel mit uns an zů gumpen und springen, main ich die haiden stechentz etwer mit und wellen denn sin esel abwarff (...).75 Auch an dieser Stelle schildert Grünemberg lediglich die rauhe und zudem demütigende Behandlung, eine Verurteilung der Muslime oder eine „Haßtirade“ auf dieselben ist in seinen Worten nicht enthalten.76 Sicherlich litt er unter der andauernden Schikanierung genauso wie andere Pilger. Mit seinem Eselstreiber, dessen Namen Grünemberg mit Jachie Mukre angibt, scheint er sich wie Felix Fabri mit seinem Eselstreiber einige Jahre zuvor gut verstanden zu haben.77 Zum einen ließ dessen Frau ihn unter den Schleier schauen bzw. zeigte sich ihm unverschleiert,78 eine Ehre, die vor Grünemberg wenigen Pilgern zuteil wurde,79 zum anderen zeigte ihm dieser sein Kind,80 und zum dritten wurde Grünemberg das Kind in frundlicher mainung übergeben, was durchaus auf ein aufgeschlossenes und freundliches Verhältnis zwischen den beiden schließen lässt. Sicherlich war Mukre aber nicht der Familienname des Eseltreibers, sondern seine Berufsbezeichnung. Der arabische Ausdruck murkero mit der Bedeutung „Eseltreiber“81 war von Grünemberg als Name aufgefasst worden, die falsche Schreibweise ist durch das Unverständnis der arabischen Sprache in den Text gelangt. Aber selten war das Verhältnis zwischen Pilgern und Muslimen freundlich, sondern meist war es von Auseinandersetzungen geprägt. Hier und da konnten Pilger die beständige Gängelung der Muslime nicht mehr ertragen. Ein Niederländer namens Nicolaÿ (Nicolas de Saint-Genois) verlor in Grünembergs

75 76 77 78 79

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nes Objekt der Ausbeutung; man bot sich ihnen als Fremdenführer an, verlangte, wo immer es nur ging, Eintrittsgelder, verkaufte ihnen für ihr gutes Geld billige Reiseandenken, ließ sich für jede kleine Hilfeleistung immer wieder Trinkgelder bezahlen und nahm im übrigen wenig Rücksicht (...).“ Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 375 (HS G, fol. 47r). Etwas anders Fricke: Itinerarien, 147. Felix Fabri, Evagatorium, I, 208/209; vgl. Reichert: Welsche Gäste, 26. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 381 (HS G, fol. 52r). Auch Felix Fabri hatte die Möglichkeit, hinter den Schleier zu blicken und die Gesichter einiger palästinensischer Damen zu betrachten (vgl. Felix Fabri, Evagatorium, II, 373; Reichert: Pilger und Muslime, 8). HS K, fol. 49v. Vgl. Herkenhoff: Darstellung, 170, Anm. 110. Dies war auch Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 157, aufgefallen: „Grünembergs Eseltreiber, Jachja mit Namen, (…)“.

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Reisegruppe die Nerven und schlug einem Muslim ins Gesicht. Beinahe hätte er dies mit seinem Leben bezahlt, und nur dem Eingreifen der beiden venezianischen patroni war es zu verdanken, dass der Vorfall mit der Zahlung einer Entschädigung in Höhe von fünf venezianischen Dukaten und zusätzlichen Geschenken an den Geschlagenen für Nicolaÿ doch noch glimpflich ausging. Andere Pilger wie ein Franziskaner, der gemeinsam mit einem Ordensbruder, Konrad Grünemberg, dem Herzog von Bayern und Agostino Contarini in Jaffa an Land gegangen war, um Lebensmittel zu kaufen, verloren nach Grünembergs Auskunft grundlos ihr Leben im Heiligen Land. Der Muslim, der den Franziskaner drei Mal mit einem krumen tegen durchstach, hatte wohl keinen Grund für seinen Angriff, zumindest hatte ihm der Christ bewusst nie laid getǒn. Das hitzige und schwer zu zügelnde Temperament der Mamluken, das sich auch gegen ihresgleichen richten konnte,82 wird von Konrad Grünemberg an mehreren Stellen geschildert: Die haiden, so uns belaiten sottend, fiengent aber ain andren schlachen an vil orten. Der jung kalin und der alt her von Jerussallem wotten sÿ stilen, zů denen wurfentz mit stainen.83 Ausschließlich im Gothaer Codex berichet er, dass den Muslimen bei Streitigkeiten an der Wiederherstellung der Ordnung gelegen war und ihnen dies auch gelang. Bei den verschiedensten Gelegenheiten wurde dem Konstanzer Ratsherrn die Gefährlichkeit der Reise vor Augen geführt. Vor diesem Hintergrund erscheint es besonders bewundernswert, dass Grünemberg keinesfalls schmähende oder herabsetzende Urteile in seinen Bericht einfließen ließ.84 Grünembergs Schilderung der Reise und der islamischen Sitten übernahm auch Gemeinplätze wie die übliche Behauptung, dass das Grab Mohammeds sich in Mekka befinde und der Sarg dort, von einem Magnet gehalten, in der Luft schwebe.85 Hier und da sucht er nach Entschuldigung für ungewöhnliches Gebaren. Besonders auffallend ist, dass Grünemberg unbesehen glaubt, dass die Sarazenen, Türken und Heiden Unzucht mit Tieren treiben würden: Item die Saracenen, Turgken und haiden gebruchent sich grosser kaetzrig mit tieren 82 83 84 85

Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 382/382 (HS G, fol. 52v). HS K, fol. 49r. Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 15. Tatsächlich wurde Mohammed in Medina unter der Hütte seiner Lieblingsfrau ‘Ā’isha begraben. Vgl. Reichert, Folker: Mohammed in Mekka. Doppelte Grenzen im Islambild des lateinischen Mittelalters, in: Saeculum 56 (2005), 17-31, dort 19/20; Reichert: Erfahrung, 154; Ratkowitsch, Christine: Das Grab des Propheten. Die Mohammed-Dichtungen des Embricho von Mainz und Walter von Compiègne, in: Wiener Studien 106 (1993), 223-256; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 205.

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und si mit ain andren und töten darumb niemanß und sprechend des manß sǒm und natur müs von im gelich wie die bǒm ir zächer und hartz us giessen oder si verdurben baide. Es sig och nit ÿederman geschikt und gelegen, frowen ze uberkǒmen. Aber die frumen haiden ires globenß redent, es sig schentlich gelebt und ain werk des tufels.86 Seine Entschuldigung, dass eben nicht jeder Mann eine Frau finden würde und die Begründung der Sodomie mit dem überlebensnotwendigen Geschlechtstrieb des Mannes, der seinen Samen ausgießen müsse, sonst würde er verderben, mag etwas seltsam anmuten. Die Polygamie der Muslime findet neben dem Weinverbot und dessen Übertritt87 natürlich auch Erwähnung bei Konrad Grünemberg, hat diese doch die Phantasie der Pilger schon immer beschäftigt und „den verbreiteten Vorwurf der muslimischen luxuria mitbegründet.“88 Ansonsten schildert Grünemberg den Islam weitgehend neutral. Die Gebetspflichten, die rituellen Waschungen vor dem Gebet,89 die täglichen Gebete,90 die Heiligung des Freitags, der Fastenmonat Ramadan91 und die Stellung der Geistlichen in der Gesellschaft werden von ihm ohne negative Zwischentöne oder Wertungen, beinahe emotionslos, auf jeden Fall aufgeschlossen geschildert.92 Seine Tendenz in den Bemerkungen ist, zu schildern und Auskunft über die Bräuche zu geben. In dieser Intention verdreht er natürlich Tatsachen, schrieb er doch vor dem Hintergrund der Kenntnis des Islam und der islami86 87

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Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 461 (HS G, fol. 92v). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 381 (HS G, fol. 51v); vgl. auch Reichert: Pilger und Muslime, 13/14. Zit. aus Reichert: Eberhard im Bart, 34. Zum islamischen Eherecht vgl. Watt / Welch: Islam, S, 133ff.; Daniel: Islam, 135ff.; Schacht, J.: Nikah, in: EI2 8 (1995), 26-35. Bei den Schiiten ist die kleine Waschung (Gesicht, Arme, Füße) vor jedem (rituellen) Gebet vorgeschrieben, bei den Sunniten dagegen nur im Fall von Unreinheit; bei großer Unreinheit ist die große Waschung des ganzen Körpers erforderlich. Allgemein ist im Islam den Unreinen die Ausführung des rituellen Gebets nicht gestattet (vgl. Kreiser, Klaus / Wielandt, Rotraud (Hg.): Lexikon der Islamischen Welt, Stuttgart 1992, 270/271 und 283/284). Zu den fünf täglichen Gebetszeiten bei Sonnenaufgrang, mittags, nachmittags, nach Sonnenuntergang und bei Einbruch der Nacht vgl. EI2 VIII, 928/929. Der Ramadan (arab. Ramadān), „der heiße Monat“ ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und der islamische Fastenmonat. In diesem Monat des Fastens sind gemäß dem Koran tagsüber, das heißt zwischen Anbruch der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang, leibliche Genüsse wie die Aufnahme von fester und flüssiger Nahrung, das Trinken von Wasser, der Geschlechtsverkehr und auch das Rauchen verboten. Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 16.

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schen Kultur im Abendland. Der Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia turcorum des Georg von Ungarn gibt einen guten Überblick über das Wissen, welches man um 1480 von den Türken und ihren Sitten hatte.93 Die erwähnten „Vorurteile“ rutschten ihm in die Feder und prägten sein Urteil. Allerding berichtet er auch, wie er seine - oft richtigen - Kenntnisse erlangte: Er fragte, wenn möglich, Einheimische vor Ort. Zum Gebetsruf des Imam notiert er: (…) ich frǎgt gar flisklich nachÿ, was wort das weren, die Got also lobten (…).94 Ein Jude gab ihm Auskunft, und er gab diese Erkenntnisse an seine Leser weiter. Hier und da folgen auch positive Urteile, so z. B. darüber, dass die Muslime ihre Gebete durchaus ernst nahmen: Und tůnd ire gebet gar mit grossen flis und ernst.95 Er nennt die richtige Anzahl der Gebete pro Tag, er weiß, dass das Freitagsgebet aus dem Grund eine besondere Stellung in der Woche hat, weil hier eine Predigt vor dem Gebet erfolgt, und vieles Weitere mehr. Daraus ist zu schließen, dass er nicht nur Vorurteile wiedergab, sondern oft auch richtig informiert war. Paul Walther von Guglingen, Bernhard von Breydenbach und Felix Fabri, die ebenfalls mehrere Kapitel über die Muslime im Heiligen Land in ihre Pilgerberichte einfügten, waren im Gegensatz zu Grünemberg deutlicher und negativer in ihren Urteilen. Für Fabri, der im persönlichen Kontakt mit Muslimen nur gute Erfahrungen machte, war „der Koran ein ’säuisches Gesetz’ (leges spurcissimae), Mohammed ’verflucht’ (maledictus), die islamische Gemeinschaft eine ’perverse Sekte’, die den Teufel verehrt, ’gotteslästerlich’, ’abergläubisch und immer falsch’ (secta Sarracenorum perversissima, blasphemans, superstitiosa et falsa semper).“96 Freude mischt sich seinen Worten bei, wenn er berichtet, dass christliche Pilger in Moscheen defäzierten - ein Scherz, der durchaus zweifelhaft ist und der das Verhältnis zwischen den christlichen Besuchern und den muslimischen Einheimischen treffend wiederspiegelt.97 Der Mainzer Domdekan Bernhard von Breydenbach bezog in seiner Peregrinatio ebenso Stellung.98 Dabei ist es zunächst unerheblich, ob die 93 94 95 96

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Vgl. Georg von Ungarn, 145ff. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 460 (HS G, fol. 91v). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 456 (HS G, fol. 90r). Zit. nach Reichert: Pilger und Muslime, 14; Felix Fabri, Evagatorium, II, 539, III, 96. Vgl. ausführlich zum Islambild Felix Fabris Reichert: Pilger und Muslime, 1315. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, II, 32; Reichert: Erfahrung, 152; Reichert: Eberhard im Bart, 32; Schwab: Darstellung des Fremden, 153-156; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 203/204. Bernhard von Breydenbach bekam die Domdekanwürde am 15. November 1484, also im Jahr nach seiner Jerusalemreise, verliehen. Da er jedoch bei der Veröffent-

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Worte aus seiner Feder oder vom Heidelberger Dominikaner Martin Roth stammen, den Felix Fabri mehrfach als Verfasser der Peregrinatio angab.99 Zudem stimmen verschiedene Passagen des lateinischen Textes bei Bernhard von Breydenbach wörtlich mit den entsprechenden Kapiteln bei Paul Walther von Guglingen überein.100 Als Beispiel wurde das Kapitel de rite et lege sarracenorum bei Paul Walther herangezogen, das wortgetreu bei Bernhard von Breydenbach wiederzufinden ist. Alles in allem ist Breydenbach aber diß wercks angeber101 und damit auch derjenige, der als Urheber in Erscheinung tritt. So spiegeln die Äußerungen sicherlich seine Meinung wieder, die deutlich negativ geprägt war.102 Allein die Kapitelüberschriften, beispielsweise Hie volget nach von den Sarracenen vnd iren sitten vnd irtümen oder Des fünfften artickels halb wie es kome das dise verfluchte sect so lang zeit weret geben die übliche Wortwahl Breydenbachs wieder:103 Irrtümer, Ketzerei, Sekte, Laster, Mohammed der Verführer, Abgott. Diese Liste ließe sich weiter fortsetzen. Anders, leidenschaftlicher und deutlich betroffener formuliert: „Von den (...) historischen Angaben abgesehen, um die herumgefabelt, - gefälscht, erdichtet und -verleumdet wird, ist die ganze Darstellung eine Schmähschrift.“104 Bei nüchterner Betrachtung bleibt eines: Paul Walther von Guglingen und Bernhard von Breydenbach betrachten den Islam emotionaler als Konrad Grünemberg, der als Patrizier der fremden Religion offener entgegentrat als die Geistlichen.105 Der Konstanzer Ratsherr schildert oft und wertet selten. Eine Ausnahme ist die Sodomie, die auch er als Ketzerei bezeichnet. Er übernahm gängige Missverständnisse und Fehlinterpretationen in seinen Reisebericht und hielt, wie viele andere Christen im Heiligen Land, den abendli-

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lichung seines Pilgerberichts 1486 bereits Domdekan war, wird diese Bezeichnung hier bezüglich seines Pilgerberichtes geführt (vgl. auch Timm: PalästinaPilgerbericht, 5, Anm. 16). Vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 157; Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 46; Felix Fabri, Evagatorium, I, 347, 353 und öfter. Vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 157; Paul Walther von Guglingen, 303. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 46. Vgl. zum Islambild Bernhards von Breydenbach die emotional geprägte Dissertation von Ahmed Haydar und die darstellende Schilderung bei Schwab (Haydar, Ahmed: Mittelalterliche Vorstellungen von dem Propheten der Sarazenen mit besonderer Berücksichtigung der Reisebeschreibung des Bernhard von Breydenbach (1493), Diss. Berlin 1971; Schwab: Toleranz, dort 123-127). Vgl. Bernhard von Breydenbach, Peregrinatio. Vgl. auch Schwab: Darstellung des Fremden, 147-153. Haydar: Vorstellungen, 162. In diesem Sinne auch Reichert: Pilger und Muslime, 16: „Geistliche schlugen in Glaubensdingen schärfere Töne als Weltliche an.“

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chen Gebetsruf für eine Aufforderung zum Geschlechtsakt und zur Fortpflanzung. Aber auch in diesem Punkt hielt er sich bei der Schilderung dessen, was er wahrnahm, mit direkten Wertungen zurück. Grünembergs Exkurs über die Muslime enthält auch eine Vorstellung vom Paradies, wie Mohammed sie gepredigt habe. In einer elysischen Landschaft mit grünen allerlustigosten felden und grösten geblümbten wissen, mit köstlichen Speisen und gedeckten Tischen, mit Bächen, in denen neben Wasser auch Wein und Honig fließen, mit Süßigkeiten, die von den Bäumen fallen, Silber, Gold und Edelsteine im Überfluss, würden Jungfrauen und Jünglinge tanzen, die Engel Gottes würden die Gläubigen bedienen, und Sinnlichkeit und Wollust seien alltäglich. Zur Verdeutlichung beruft sich Grünemberg auf die Beschreibung einer paradiesischen Landschaft durch Enea Silvio Piccolomini, den späteren Papst Pius II.106 Dessen Worte legt er Mohammed in den Mund. Grünemberg bezieht auch hier keine Stellung, sondern bleibt seltsam neutral, denn er schildert nur die allzu irdische Verheißung des Paradieses, ohne diese zu werten. Auffallend ist, dass die Bezeichnung „Moschee“ erst im Gothaer Bericht auftaucht. In der Handschrift Karlsruhe spricht Grünemberg immer und ausschließlich von tempeln. Nur im Gothaer Reisebericht verwendet er das Wort muskea für Moschee und erläutert dies auch: ain haidnisch muskea, haist dort ain kilch.107 Man erhält den Eindruck, dass Grünemberg sich zwischen der Niederschrift der beiden Pilgerberichte Wissen aneignet hat, das sich auch in der Verwendung von Begriffen wiederspiegelt. Generell spricht Aufgeschlossenheit und Interesse aus seinen Schilderungen, und die Vorurteile, die allzu oft auf der Grundlage dessen, was die Pilger an Wissen aus der christlichen Heimat mitbrachten, gefällt wurden, fehlen gänzlich. Konrad Grünemberg suchte die Begegnung mit der fremden Religion und Kultur und war bereit, mit ihr in Kontakt zu treten, wenn auch immer vor seinem christlichen, religiösen Hintergrund. Negative Erlebnisse konnten ihn nicht daran hindern, immer wieder zu versuchen, die Fremde auf Grund eigener Erfahrungen kennenzulernen. Die religiösen Zeremonien haben ihn offensichtlich beschäftigt, sah er sie doch im Heiligen Land mit eigenen Augen. Vor allem die Reinigungszeremonie vor dem Gebet fand im Pilgerbericht gleich mehrfach Erwähnung. Er schilderte die drei rituellen Waschungen, und bei einer Moschee betrachtete er die dazugehörigen Waschanlagen. Zur besseren Verdeutlichung brachte er eine Inschrift in der Zeichung derselben unter: 106 107

Vgl. zu Pius II. oben 127, Anm. 39. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 392 (HS G, fol. 59v).

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das wäsch hus vorm tempel.108 Dem Leser erläuterte er auch hier kurz die Waschungen: In dem selben wasser wäschent sÿ sich, e sÿ inn tempel gangint, wenn sÿ binn frowen gewessen sind oder sust sich in sunden sich erkenent gegen Got.109 Offensichtlich hat ihn die orientalische Reinlichkeit beeindruckt, und er suchte selbst nach einem solchen Badeerlebnis, allerdings ohne religiösen Hintergrund. In Jerusalem wurde ihm der Besuch eines öffentlichen Bades möglich, und er nutzte hier gerne seine Chance der persönlichen Erfahrung.

7.3

Fremde Sitten und Gebräuche

Der Besuch eines öffentlichen Bades in Jerusalem,110 den Konrad Grünemberg mit seinem Reisegefährten Graf Sigmund von Lupfen unternahm, hat schon immer in der historischen Forschung Beachtung gefunden und wurde als „kulturgeschichtlich wichtig“ eingestuft,111 zumal seine Schilderung des islamischen Bades112 und der orientalischen Badekultur in den Pilgerberichten des ausgehenden Mittelalters einzigartig ist. Manche Pilger, wie der Graf von Katzenellenbogen oder Hans Bernhard von Eptingen, nutzten den Aufenthalt in Padua zur Kur in den dortigen Bädern, um sich von den Strapazen der Reise zu erholen.113 Die Thermen von Abano wurden gleichfalls zu diesem Zweck aufgesucht.114 Aber die Erfahrung eines orientalischen Bades, das Einlassen auf die Kultur der Muslime mit den drohenden Gefahren ist eine Form der „teilnehmenden Beobachtung“,115 wie sie nur wenige Reisende gewagt haben. 108 109 110

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Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 29. HS K, fol. 33v. Vgl. zum Bad im arabisch-islamischen Mittelalter grundlegend Grotzfeld, Heinz: Das Bad im arabisch-islamischen Mittelalter. Eine kulturgeschichtliche Studie, Wiesbaden 1970, und LexMA 1, 1331-1336. Vgl. Reichert: Welsche Gäste, 22; Fricke: Itinerarien, 132; Meichle: Pilgerfahrt, 27 (Zitat); Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 153. arab. hammām, türk. hamam. Die Pilgerreise des letzten Grafen von Katzenellenbogen, hg. von Röhricht / Meisner, 370. Hans Bernhard von Eptingen, 302: Item am Montag nach des heÿlligen Creütz tag bliben wir zue Badauw, unnd giengen Inn daß Bad. Vgl. auch Kreutzer / Matheus: Unterwegssein, 341. Peter Rot, in: Hans Rot, 399: Item am donstag darnach lud uns die kúnigin von Zipern, by der ossent wir alle zimbis, und giengen nach dem mal gon Sant Peter in ein bad, lit ein Tutsche mit von der selben stat. Do badeten wir vier tag, und zugent darnach wider gon Venedig. Ottheinrich, 118: Dornoch bin ich geritten biß gen Muntertonn, daß ist ein wildbadt, do leit in ein berg, in ein eben, dorauß get daß wasser. Dornoch bin ich, wieder gebadet geritten (...). Vgl. Reichert: Welsche Gäste, 22.

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Sein Abenteuer „Badbesuch“ und die Erfahrungen mit der fremden Kultur, die aus diesem resultierten, sind nur in der Gothaer Handschrift erwähnt. In der Karlsruher Handschrift verliert der Schreiber kein Wort über den Aufenthalt in einem orientalischen Bad in Jerusalem. Allerdings sind in der Karlsruher Handschrift in Ramla zwei Bäder eingezeichnet, eines wird in der Bildinschrift als ain bad, das zweite als daz bad kenntlich gemacht.116 Im Text wird auf diese Bildinschriften keinerlei Bezug genommen. In der Gothaer Handschrift ist das als daz bad gekennzeichnete Bad als eigenständige Abbildung bei der Beschreibung des Jerusalemer Badbesuches zu finden.117 Im Gothaer Codex wird berichtet, dass sich der Konstanzer auf Aufforderung des Stühlinger Landgrafen gemeinsam mit diesem und einem Juden, der sowohl der deutschen als auch der arabischen Sprache mächtig war, auf den Weg machte. Mit Hilfe des Juden passierten sie den hammāmī.118 Im Inneren des Bades angekommen, entkleideten sie sich auf einer mastaba und bewunderten den Teppich, mit dem diese ausgelegt war.119 Von den Badetüchern, die hier üblicherweise von Badbediensteten gereicht wurden, berichtete Grünemberg nichts120 - im Gegenteil, die Badenden blieben nakend.121 Danach erfreuten sie sich an der orientalischen Badekultur. Sie gelangten auf einem gar (...) krumen weg inn das bad.122 Dies war üblich, denn der Korridor sollte nicht geradlinig, sondern abknickend angelegt sein, damit man bei geöffneter Tür nicht in das Bad schauen und ein kalter Luftzug nicht direkt auf die sich abkühlenden Badegäste traf.123 Das Bad war ganz im Stil eines hammām mit bunten Mosaikkacheln ausgekleidet. Gedämpftes Licht fiel durch runde, mit farbigem Glas ausgekleidete Öffnungen auf die Szenerie.124 Aus Messinghähnen floss kaltes und warmes Wasser, in Kesseln aus Messing wartete warme und kalte Seifenlauge auf Anwendung, daneben stand in Schalen weiße und braune Seife bereit. Auf dem von unten mit heißem Wasserdampf beheizten 116 117 118

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Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 27. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 47. Der Badhalter, ob Pächter oder Eigentümer, heißt im allgemeinen hammāmī, er kassiert die Eintrittsgelder und verwahrt die Wertsachen (vgl. Grotzfeld: Bad, 104). Vgl. Grotzfeld: Bad, 67. Vgl. Grotzfeld: Bad, 67/68. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 450 (HS G, fol. 86v). Ebd. Vgl. Grotzfeld: Bad, 37. Gewöhnlich waren es Glasglocken, die die runden, polygonalen oder sternförmigen Öffnungen verschlossen und mit geometrischen Mustern verziert waren (vgl. Grotzfeld: Bad, 43).

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Boden waren Stege aus Zedern- und Zypressenholz angebracht, damit die Badenden über den heißen gekachelten Boden ins Bad gehen konnten. Die beiden Pilger genossen dort die orientalische hammām-Behandlung, bei der die Badenden von zwei Badeknechten, quyāim,125 nach Grünembergs Auskunft mit Seifenschaum, versetzt mit Eiklar und Hanf, eingeseift und nach einer kurzen Ruhepause mit einem rauhen, wollenen Handschuh, genannt kīs,126 am ganzen Körper abgerieben und gewaschen wurden. Die übliche Zeremonie war etwas anders: Zunächst wurden die Badenden massiert, dann mit dem kīs abgerieben, um den Schmutz von der Haut zu lösen. Danach wurde der Schmutz abgewaschen, dann erst wurde der Badende mit Seifenschaum, der mit dem līf-Ballen und Seife wie Eiweiß zu Schaum aufgeschlagen wurde, eingerieben und anschließend wieder gewaschen. Diese Reihenfolge wurde von Grünemberg anders angegeben, was an einer anderen Reihenfolge im Jerusalemer Bad oder an Grünembergs Gedächtnis liegen kann. Das Einreiben bzw. Aufschlagen von Eiweiß und Hanf ist ansonsten im orientalischen Bad nicht überliefert, daher können wir davon ausgehen, dass der Konstanzer Ratsherr das Aufschlagen der Seife mit dem Aufschlagen des Eiklars zu Hause verglich und zu dem Schluß kam, dass hier wohl Eiweiß beigefügt wurde. Der Handschuh bzw. der līf-Ballen war nicht aus Hanf, sondern aus Wildseide oder Ziegenhaar. Offensichtlich fühlten die zwei Badenden sich zu diesem Zeitpunkt sehr wohl in der Fremde, denn Sigmund von Lupfen sagte zu Konrad Grünemberg, sie wären wol ze huß.127 Nach der Behandlung wuschen die beiden noch ihre Hemden, die vor Dreck ganz schwarz und voller Ungeziefer waren. Der Ausflug in die orientalische Badekultur endete an dieser Stelle abrupt, denn die Badenden wurden von drei Heiden, also Muslimen, mit grimmigen Mienen und harschen Worten vertrieben.128 Daher konnten sich nicht die Kopfhaare schneiden lassen und sich Gedanken über die Epilation, das Entfernen der Körperhaare, machen.129 Der junge Jude, der auf ihre Kleider aufgepasst hatte, war in der Zwischenzeit verprügelt und ausgeraubt worden, der hammāmī hatte das Eintrittsgeld bei dem Juden zuvor schon eingezogen. Beim Verlassen des Bades wurden die Christen von Gassenjungen mit Steinen beworfen, so dass sie sich schnell in ihre Herberge zurückzogen. 125 126 127 128

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Zum Badpersonal und den Badeknechten vgl. Grotzfeld: Bad, 104-112. Vgl. Grotzfeld: Bad, 69. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 450 (HS G, fol. 87r). Vgl. zu der arabischen Worten, die von den Muslimen ausgeriefen wurden, Kapitel 7.4 „Fremde Sprachen“. Vgl. Grotzfeld: Bad, 73-78.

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So endete der Ausflug in die orientalische Badekultur für Konrad Grünemberg und seinen Begleiter unschön. Dennoch hatte sich der Konstanzer auf die Kultur der Muslime eingelassen und seine Erfahrungen mit deren Alltag gemacht, spielte sich doch in den orientalischen Bädern ein bedeutender Teil des öffentlichen und privaten Lebens ab.130 Die drohende Gefahr war ihm sicherlich vor seinem Besuch im Bad bewusst gewesen, denn die beiden Badebesucher hatten nach eigener Auskunft ihr Geld ihren Knechten gegeben und diesen befohlen, bei den anderen Pilgern zu bleiben. Auch war Konrad vor dem Badebesuch schon mehrfach vertrieben worden, wenn er neugierig in Tempel und Wäschhäuser geschaut hatte. Prinzipiell war jedoch jeder Person ohne Rücksicht auf Religion, Stand oder Rasse der Besuch im Bad erlaubt, wenn es auch manchen gläubigen Muslimen ein Greuel war, dass Muslime Dienstleistungen niederer Art für Christen und Juden verrichteten.131 Hier und da wurde daher mit Hilfe von Erlassen versucht, Unterscheidungsmarken für Juden und Christen einzuführen, jedoch scheint es, dass diese schnell wieder in Vergessenheit gerieten bzw. überhaupt kaum beachtet wurden.132 Trotz seiner negativen oder wegen seiner positiven Erfahrungen versuchte Konrad Grünemberg immer wieder, mit den Muslimen in Kontakt zu treten und aus ihren alltäglichen und religiösen Lebensgewohnheiten auf Grund seiner Erlebnisse auch seine eigenen Erkenntnisse zu gewinnen. Andere ihm fremde Sitten wie die Beschneidung der Knaben oder die der syrischen Kopten, sich Kreuze ins Gesicht zu brennen, konnte der Konstanzer Ratsherr nicht mit eigenen Augen beobachten, sondern er berichtet diese Sitten nur mittelbar über die Abschrift aus der Peregrinatio Bernhards von Breydenbach im Gothaer Codex.133 Daher sind diese Bräuche von Konrad Grünemberg nicht selbst wahrgenommen worden und tauchen aus diesem Grund in seiner Reisebeschreibung nicht auf. Anders ist dies mit der fremden Sprache, denn mit dieser war der Konstanzer auf der gesamten Reise konfrontiert, und die andersartigen Worte und Laute begleiteten den Pilger auf seiner gesamten Reise. Daher finden die fremden Sprachen im Pilgerbericht auch an vielen Stellen Erwähnung.

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Vgl. Grotzfeld: Bad, 7. Vgl. Grotzfeld: Bad, 123. Vgl. Grotzfeld: Bad, 127. So beispielsweise HS G, fol. 75v-76r, vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 428: Item si zaichnet ire kinder vor der beschnidung mit crutzen an beden bagen gebrent (...).

Die Wahrnehmung des Fremden

7.4

195

Fremde Sprachen

Fremde Sprachen stellten für die Pilger meist eine Schwierigkeit auf ihren Reisen dar, denn die Pilger waren in der Regel weder der italienischen noch der griechischen oder gar der arabischen Sprache mächtig. Den Problemen, die den Reisenden aus der fremdsprachlichen Umgebung entstanden, konnte mit Hilfe von Übersetzern134 begegnet werden. In Venedig dienten die tholomagii135 den Pilgern als Dolmetscher und halfen diesen durch ihre Dienstleistung, den korrekten Wechselkurs für deutsches Geld zu erhalten, und schützten die Pilger vor Übervorteilung bei den für die Reise notwendigen Einkäufen. Auch brachten sie die Wallfahrer mit den patroni der Pilgerschiffe zusammen und berieten die Pilger beim Vertragsabschluss mit dem gewählten Schiffseigner.136 Während der Seereise und im Heiligen Land wurden von den Pilgern ebenfalls Dolmetscher benötigt, um sich zu verständigen, da die wenigsten von ihnen einer fremden Sprache wie Griechisch, Türkisch oder Arabisch mächtig waren. Denn wie Felix Fabri schon feststellte, konnte nichts hinderlicher sein als die Unfähigkeit, sich Fremden nicht verständlich machen zu können.137 Manche Pilger empfanden eine gewissen Ohnmacht wohl schon in Italien: Hic incipit Italia, et lingwam nostram dimisimus, et lingwam, quam non novimus, audivimus.138 Einen Dolmetscher für das Heilige Land, auch trutzelman oder Dragoman genannt,139 in der Lagunenstadt aufzutreiben, war nicht allzu 134

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Vgl. zu den Dolmetschern einführend Denke: Venedig, 54-56; BosselmannCyran, Kristian: Dolmetscher und Dragomane in Palästina und Ägypten. Über sprachkundige Galeerensklaven, Renegaten und Mamluken im ausgehenden Mittelalter, in: Fremdsprachen und Fremdsprachenerwerb, hg. von Kristian Bosselmann-Cyran, Berlin 1997 (Das Mittelalter 2,1), 47-66; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer; Favreau-Lilie: German pilgrimages, 336; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 12 und 51, Anm. 143. Tholomarii, die Form, die Newett benutzt, ist nach Tucci nicht die korrekte Schreibweise, sondern tolomazi, tolomaci oder tolomagi (Newett: Pietro Casola; Tucci: I servizi marittimi, 63, Anm. 79). Des Weiteren sei dieses Wort durch die phonetische Reduktion des deutschen Wortes „Dolmetscher“ entstanden. In den venezianischen Quellen (ASV, Ufficiali al Cattaver, busto 2, fol. 84) wird tholomagii verwendet, deshalb wurde diese Schreibweise hier beibehalten. Vgl. zu den tholomagii Newett: Pietro Casola, 39/40; Prescott: Felix Fabris Reise, 46; Labarge, Margaret Wade: Medieval Travellers. The Rich and Restless, London 1982, 73. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 84. Vgl. Paul Walther von Guglingen, 18. Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 94.

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schwierig, da dort Menschen allerley sprach zu finden waren.140 Arnold von Harff beispielsweise warb in Venedig einen spanischen Führer namens Vyncent an, der ihm auch als Dolmetscher diente, denn er war der verschiedensten Sprachen mächtig, so latijn lumbartz hyspanioils wyndichs greex turcks ind guet arabs.141 Auch im Reisebericht von Hans Tucher erfährt man, wie bei vielen anderen Pilgern ebenfalls, von der Anwerbung eines Dolmetschers in Venedig, der die heÿdenischen sprache wol konde.142 Viele der Dolmetscher waren ehemalige Galeoten, die auf ihren Reisen die fremden Sprachen wohl notgedrungen lernen mussten.143 Generell kann man wohl davon ausgehen, dass in jeder Reisegruppe mindestens ein Dolmetscher für die arabische Sprache zu finden war, meist als von den Pilgern bezahlter trutzelman. Konrad Grünemberg berichtet nicht explizit von der Anwerbung eines Dolmetschers, aber wir können davon ausgehen, dass zumindest die Patrone des Jahres 1486, Agostino Contarini144 und Piero Lando,145 den Pilgern bei Fragen und Übersetzungen zur Seite standen. Die Verhandlungen mit den mamlukischen Behörden bei der Einreise und bei auftretenden Schwierigkeiten übernahmen sie ohnehin. Schon bei den Einkäufen in Venedig wurde der Konstanzer Ratsherr mit fremden Bezeichnungen wie gaban, barillen, biscoten oder gschginäl, konfrontiert, die er dem Leser allerdings meist bereitwillig erklärt: Bewar dich mit ainem rock mit ainr langen kappen, haißt ain gaban. Auffallend ist die Schreibweise der venezianischen Dialektausdrücke und italienischen Worte, denn Grünemberg schrieb die Worte so auf, wie er sie gehört hatte. Aus dem venezianischen Wort für Stockfisch, schenal oder schinal, wurde bei Grünemberg gschginäl und aus den marchetti, den gebräuchlichen venezianischen Münzen, macht der Deutsche margeten. An diesen Beispielen wird deutlich, dass Grünemberg aufschrieb, was er gehört hatte, und dies, wenn möglich, ins Deutsche bzw. Schwäbisch-Alemannische übertrug. Dies hat er mit vielen

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Niccolò da Poggibonsi, deutsch, 37/38: Auch vint man do allerley sprach. Vgl. Arnold von Harff, 57. Hans Tucher, 341/342 (Zitat). Vgl. auch Ulmschneider: Tucher, 1130; Heinrich Wölfli, 23; Martin Wanner, 201; Dietrich von Schachten, 177; Rieter, 37; Jörg Pfinzing, 122, Bernhard von Breydenbach, Reiseinstruktion, 130, 143; Hans Bernhard von Eptingen, 202; Hans Stockar, 40. Vgl. Denke: Venedig, 56; Bosselmann-Cyran: Dolmetscher, 50/51. Zu Agostino Contarini vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 290. Zu Piero Lando vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 355.

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Pilgern gemein, denn auch Hans Tucher oder Ulrich Brunner übertrugen das, was sie gehört hatten, in ihre Muttersprache.146 Auf der Seereise ins Heilige Land kamen die Pilger mit nautischen Ausdrücken in Berührung. Konrad Grünemberg ließ diese wie selbstverständlich in seinen Pilgerbericht einfließen, meist mit, aber auch gelegentlich ohne eine Erklärung. Auf diese Weise lernt der Leser Fachvokabular wie beispielsweise fortun, battron, manemier, comit, boppen, pillot, conselier, thimon, paron, marrigar, schopper, kallifat, lanttenen, polistrena, arczemon, missanen, drinket, parchen, bonnatzen und wolten nemen. Dies sind Begriffe, mit denen sich die Pilger auf ihrer Reise sicherlich nicht auseinandersetzen mussten, aber beim aufmerksamen Zuhören auf der Galee konnten die Reisenden alle diese Begriffe aufnehmen und später, bei der Niederschrift des Reiseberichtes, für die Leser in ihrem Bericht wiedergeben. Gerade Konrad Grünemberg ist hier besonders originell und beschreibt in einem eigenen Kapitel (Item hernach stond die ämpter und gewonnhaiten des schiffs, och die namen aller segel und anders, des man sich gebrucht uf der galleigen) sowohl das Schiff als auch die einzelnen Tätigkeitsfelder der Schiffsbesatzung mit den entsprechenden Fachbegriffen für den Leser äußerst anschaulich.147 Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Pilger vor allem mit Warenbezeichnungen, Speisen, Maßeinheiten, Münzen und Seemannsausdrücken während ihres Aufenthalts in Venedig und auf der Seereise konfrontiert wurden. Diese Wortgruppen sind daher auch in den Pilgerberichten zu finden.148 Neben italienischen Alltags- und Seemannsausdrücken zitiert Konrad Grünemberg in seinem Bericht immer wieder die arabische Sprache. Bei den ver146

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Hartmut Beckers (Beckers, Hartmut: Zu den Fremdalphabeten und den Fremdsprachenproben im Reisebericht Arnolds von Harff (1496-98), in: Collectanea philologica. Festschrift für Helmut Gipper zum 65. Geburtstag, hg. von Günter Heintz und Peter Schmitter, Band 1, Baden-Baden 1985, (Saecula spiritalia 14), 73-86, dort 73) sieht dieses Problem in Bezug auf Arnold von Harff als Herausforderung und unterstreicht den hohen Wert der fremdsprachlichen Aufzeichnungen für den Linguisten: „(...), weil diese Sprachproben insgesamt auf für den Phonologen und Graphematiker reizvolle Weise die Schwierigkeiten illustrieren, mit denen ein sprachwissenschaftlicher Laie um 1500 fertig werden mußte, wenn er die Lautgestalt fremdsprachiger Wörter mit den Mitteln seiner eigenen Schreibtradition wiedergeben wollte.“ Vgl. zu den übertragenen Begriffen und der sprachgeschichtlichen Untersuchung generell Wis: Ricerche. Bei Felix Fabri ist sowohl die Schiffsbeschreibung als auch die der Ämter deutlich ausführlicher als bei Konrad Grünemberg, vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 107147. In diesem Sinne äußert sich auch Wis: Palästina-Pilgerbericht, 136.

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schiedensten Begebenheiten und Anlässen gibt er arabische Worte wieder. Die erste Stelle, an der die Leser des Reiseberichts mit arabischen Worten konfrontiert werden, ist die angebliche Nennung der Namen Konrad Grünembergs und seines Knechtes anlässlich der Ausstellung des Passierscheines in Jaffa. In der Folge verwendet Grünemberg die arabischen Worte immer dann, wenn zu ihm etwas in der fremden Sprache gesagt wurde. Dies ist meist dann der Fall, wenn er sich auf Erkundungsgängen befand: bei seinen eigenmächtigen Besuchen in Moscheen und im orientalischen Bad in Jerusalem. Problematisch dabei ist, dass die Worte nur an einer Stelle in arabischen Schriftzeichen wiedergegeben wurden. Ansonsten übertrug Grünemberg das, was er gehört hatte, in Lautsprache in seinen Pilgerbericht. Meist wurden die Worte wohl schon im Heiligen Land nicht richtig gehört. Mit Sicherheit wurden die verschiedenen Laute vom schwäbisch-alemannischen Ohr des Reisenden nicht richtig oder gar nicht wahrgenommen. Dadurch sind die Worte leider meist sehr entstellt, so dass heute das arabische Äquivalent nicht immer mit Sicherheit zu bestimmen ist.149 Anders ist dies für das arabisch-deutsche Vokabular, das nur in der Gothaer Handschrift an den Text angefügt ist. Dieses wurde abgeschrieben, so dass die enthaltenen Fehler aus der Vorlage übertragen wurden und nicht von Konrad Grünemberg zu verantworten sind. Die folgenden Passagen sind im Pilgerbericht Konrad Grünembergs in Arabisch zu finden. In beiden Handschriften,150 Karlsruhe und Gotha, sind die angeblichen Namen von Konrad Grünemberg und seinem Knecht genannt. Grünemberg selbst war der Meinung, dass die arabischen Buchstaben seinen und seines Knechts Namen in der fremden Sprache wiedergeben: Gab der schriber von Jerusalem ÿetlichem ain brieflÿ von bappir und sach, dz min also geschrieben (arabische Schriftzeichen). Darnach sach mins knechtz zedellin also abgezaichnet wie sÿ sind (wiederum arabische Schriftzeichen).151 Die arabischen Schriftzeichen könnten folgendermaßen transkribiert werden: 1.

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Auf dieses Problem wies schon Heinz Grotzfeld bei anderen Texten hin (vgl. Grotzfeld, Heinz: Arabische Wortlisten in Pilgerhandbüchern des 15. Jahrhunderts, in: Proceedings of the 14th Congress of the Union Européenne des Arabisants et Islamisants, hg. von A. Fodor, Part Two, Budapest 29th Aug. 3rd Sept. 1988, Budapest 1995 (The Arabist Budapest Studies in Arabic 15-16), 33-47, dort 36/37). HS K, fol. 30r und HS G, fol. 46v (vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 374). Zitiert nach HS K, fol. 30r; HS G, fol. 46v (vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 374) etwas kürzer. Die Schriftzeichen sind abgebildet im Anhang 2 Arabische Schriftzeichen, S. 510.

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Abd (‚Diener’) Muhammad Hindī152 bzw. cAbdal- Muhtadi;153 2. Habīb Rab (‚Freund Gottes’)154 bzw. Habīb Alrab.155 Die Schriftzeichen wurden wohl nach dem originalen Passierschein in Konrad Grünembergs Reisebereicht transkribiert. Jedoch stellt er die Schriftzeichen auf den Kopf, und durch die Ausführung wird deutlich, dass der Transkribierende des arabischen Alphabets nicht mächtig war.156 Bei dem Schriftzug handelt es sich um den Namen eines arabischen Beamten, vermutlich desjenigen, der die Pilger bei der Einreise mit ihrem und ihres Vaters Namen in ein Buch eintrug, und nicht um Konrad Grünembergs und seines Knechtes Namen. Aus der Schreibweise der arabischen Buchstaben könnte man schließen, dass der Schreiber ein Linkshänder war.157 Eine andere arabische Passage wird von Konrad Grünemberg selbst bei der Erwähnung im Zusammenhang mit der Predigt eines muslimischen „Heiligen“ für den Leser übersetzt: walla walla walla la hila la machamet de rosorola. Das sol sprechen: Got Got Got in diner ainikait und Machmet sin liebster bot.158 Dieser Formulierung liegt das islamische Glaubensbekenntnis, phonetisch159 läh illähi illallah wah Mohammed rassul allah, zu Grunde,160 das Grünemberg in etwa in der Form wa Allāh, wa Allāh, wa Allāh ilā Allāh Muhammad rasūl Allāh hörte.161 Dies bedeutet wörtlich übersetzt: „bei Gott, bei Gott, bei Gott, keiner außer Allah und Mohammed ist der Gesandte Gottes.“ Der Islam kennt als Glaubensbekenntnis die shahâda, deren Kernsatz auf deutsch in etwa heißt: „Es gibt keine Gottheit außer Allah. Mohammed ist der c

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Transkription von Eisermann: Chart. A. 541, dort mit Hinweisen von Beate Wiesmüller (Leipzig). Für diese Transkription danke ich Dr. Jörg Martin (Leinfelden-Echterdingen). Transkription von Eisermann: Chart. A. 541, dort mit Hinweisen von Beate Wiesmüller (Leipzig). Für diese Transkription danke ich Dr. Jörg Martin (Leinfelden-Echterdingen). Eisermann: Chart. A. 541. Vgl. auch Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 68. Von den beiden Herausgebern der deutschen Übersetzung wurden diese arabischen Namensformen aus der Gothaer Handschrift übernommen und folgendermaßen kommentiert: „Abdur Rab = Freund Gottes und Mohammad Gauß Hindi, wahrscheinlich also die Namen der Beamten oder Eseltreiber, jedenfalls nicht, wie Grünemberg wohl glaubte, seiner und seines Knechts Namen. Außerdem hat er die Worte auf den Kopf gestellt.“ Hinweis von Dr. Jörg Martin (Leinfelden-Echterdingen). HS K, fol. 49r; vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 454 (HS G, fol. 89r). Aercke: Pilgrimage of Konrad Grünemberg, 162, betont ebenfalls, dass Grünemberg die arabischen Worte, die er hörte, phonetisch niederschrieb. Er ist allerdings der Meinung, dass die Worte nicht zu entziffern seien. Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 213. Hinweis von Dr. Jörg Martin (Leinfelden-Echterdingen).

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Gesandte und Diener Allahs.“ Es setzt sich zusammen aus la ilaha illa llah, dies bedeutet in etwa: „Es gibt keine Gottheit außer Gott.“ Die exakte Übersetzung wäre: „Es gibt keinen ilah ausser Allah“.162 Dieser Satz ist direkt aus dem Koran übernommen, die meisten Muslime fügen jedoch noch den folgenden Satz hinzu: muhammad rasul allah in der Bedeutung „Mohammed ist der Gesandte Gottes“. Damit wird bekräftigt, dass der Koran als letzte Offenbarung Gottes anerkannt wird. Konrad Grünemberg hat mit seiner Übersetzung, die er vermutlich von einem der mitreisenden Dolmetscher erhielt, die tatsächliche Bedeutung getroffen. Der Sinn der Worte, die Lobpreisung Gottes bzw. Allahs, ist ihm auf jeden Fall deutlich geworden. Im Übrigen schildert er den erwähnten machmetischen hailg als jemanden, der bei Christen oder Juden ein Narr sei, also eine Person, die der vernunft gancz kaine het.163 Grünemberg erfuhr dies nur vom Hörensagen, denn der Muslim predigte im Felsendom, der für die Christen nicht zugänglich war. Zu vermuten ist, dass hier ein übliches Vorurteil gegenüber dem Islam seinen Niederschlag im Reisebericht fand. Bei weiteren Begebenheiten hatte Konrad Grünemberg damit zu kämpfen, dass er unerwünscht war und dies auch zu spüren bekam. Seine Neugierde hatte ihn während der Pilgerreise mehrfach dazu verleitet, religiöse und alltägliche Begebenheiten zu beobachten und an diesen auch teilzunehmen. In Lydda versuchte er, in eine Moschee zu schauen. Sofort liefen ihm zwei Muslime entgegen und schrien unfreundlich undar undar marfus marfus,164 so dass Konrad Grünemberg sich sofort zurückzog. Vermutlich riefen die Muslime an-dār an-dār marfūd marfūd, um ihm deutlich zu machen, dass das Betreten der Moschee nicht erlaubt war. Die arabischen Worte bedeuten wörtlich übersetzt „dieses Haus, dieses Haus, nicht erlaubt, nicht erlaubt“, d. h. die Muslime machten dem Christen verständlich, dass das Betreten der Moschee ihm nicht gestattet sei. Auch an anderer Stelle war Grünemberg mit den gleichen arabischen Worten konfrontiert, ergänzt noch um das arabische rūh. Grünemberg besuchte, wie bei der Schilderung der fremden Sitten und Gebräuche erwähnt, mit Sigmund von Lupfen, dem Landgrafen zu Stühlingen,165 ein arabischtürkisches Bad. Als die christlichen Pilger entdeckt wurden, riefen die Muslime ihnen zu: undar undar marfus roch roch.166 Grünemberg übersetzt die 162

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ilah ist das arabische Wort für „Gottheit, Gott“ und allah (ursprünglich von al-ilah „der (eine) ilah“) für „(monotheistischer) Gott“ , vgl. Hughes, Thomas Patrick: Lexikon des Islam, Wiesbaden 1995, 238. HS K, fol. 49r. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 380 (HS G, fol. 51v). Vgl. Reichert: Welsche Gäste, 22. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 451 (HS G, fol. 87r).

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Bedeutung der Worte selbst: Das ret so vil inn haidnischer sprach: „ir schnötsten böstenn mentschen, heben uch oder uch sind berait gůt straich“. Hier riefen die Muslime ebenfalls in arabischer Sprache an-dār an-dār marfūd rūh rūh, wörtlich übersetzt „dieses Haus, dieses Haus, nicht erlaubt, geh weg, geh weg“, d. h. die Pilger wurden darüber belehrt, dass das Betreten des Bades ihnen nicht erlaubt sei und sie dieses unverzüglich verlassen sollten. Eigentlich war aber jeder Person, ohne Rücksicht auf Religion, Stand oder Rasse, der Besuch in einem Bad erlaubt, so dass die beiden Christen vielleicht in einem anderen Bad weniger Probleme gehabt hätten.167 Eine andere Stelle, die ebenfalls nur in der Handschrift Gotha erwähnt wird, enthält türkische Wortformen: schubuppup schubuppup168 riefen bzw. schrien die Begleiter den reitenden Pilgern auf dem Weg von Jaffa nach Jerusalem immer wieder zu. Konrad Grünemberg beschrieb die Szene des Reitens, die störrischen Esel und die heimtückischen Muslime, die auf Trinkgelder aus waren, genauer: (...) und so wier also an fǎchend hin zů riten, fiengend die esel mit uns an zů gumpen und springen, main ich die haiden stechentz etwer mit und wellen denn sin esel abwarff empfiel dem etwaß sin sak oder anders, er můst es lössen und denocht kurttesÿen geben vom uf sitzen. (...) Die haiden und verlogneten cristen hattend ir fasnacht und fröd mit uns und lachten und schrugend uf uns: „schubuppup schubuppup“ und rittend vor und nebent uns bi anderthalb hunderdt pfärten.169 Die Begleiter riefen wohl den Reisenden das türkische Wort çabuk in der Bedeutung „schnell“ zu, um die Reisenden anzutreiben.170 „Schnell, schnell“ sollte bedeuten, die Esel anzutreiben und nicht zu lange auf dem Wege zu verweilen. An dieser Stelle wird das Problem der Kommunikation mit Muslimen besonders deutlich. Die Situation ist für die Pilger eher unfreundlich, das Geschrei der Heiden wird negativ gedeutet und in Hohn und Spott den Pilgern gegenüber umgemünzt.171 Auf diese Weise gesellt sich schnell Interpretation zum Sachinhalt. Anders ist dies bei der Verschriftlichung des türkischen Wortes yeniçeri. Grünemberg schreibt, wie andere auch, Geneczer und verballhornt damit das türkische Wort für „Janitscha-

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Vgl. Grotzfeld: Bad, 123; vgl. oben S. 194, Anm. 131. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 375 (HS G, fol. 47r). Ebd. Çabuk oder čubūq (türk.), schnell, rasch, geschwind, behende, rapid. Ich danke Dr. Jörg Martin (Leinfelden-Echterdingen), der mich auf das türkische Wort čubūq hinwies. Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 96.

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ren“.172 Hier steht er in der Tradition Bernhards von Breydenbachs, der bei der Darstellung einer Reitergruppe diese als Janitscharen (genetzer) und Türken (turci) klassifiziert. In diesem Fall kann man jedoch die Übertragung des fremden Wortes in die eigene Lautsprache vermuten, um das Wort überhaupt schriftlich niederlegen zu können. Als Konrad Grünemberg einen musliminischen Gottesdienst beobachtet, schnappt er ebenfalls türkische Wortformen auf. Ze nächst da neben (dem Stephanstor in Jerusalem – d. Vf.) lit ain groser haidnischer tempel. Inn dem wǎrent do mǎls gar vil haiden und unser etlich dichen ain wenig hin zů irm grosen getön und schrigen zů ze losen, wier horten aber nuntz anders, denn ain haidnischer priester sang inn vor, aso kurcz alweg, also ob er ainen namen nambte, daruf sÿ all dem (fol. 61r) briester ennsprachend: „gu gug“. Sÿ wurdent unser gewar und jochten uns mit zorn von dannen.173Auch hier wurde Konrad Grünenberg von den Heiden verjagt, und die Situation war für den neugierigen Pilger unangenehm, jedoch war die Ausgangssituation eine andere. Die Gebetspassage, die er beobachtete, basiert darauf, dass die Gläubigen antworten und diese Antwort lautete in Grünembergs Lautsprache gu gug. In der Beschreibung dieser Begebenheit schimmert durchaus Interesse für die fremde Kultur, die fremde Religion und die fremde Sprache hindurch, aber der Deutsche versteht weder die Worte als solche noch die Bedeutung der Worte. Hier bemüht er sich auch nicht um eine Übersetzung, die er durch Nachfragen bei den Dolmetschern oder seinem Herbergswirt durchaus hätte erhalten können. Dabei wäre möglicherweise das Ergebnis gewesen, dass die Gläubigen gū gū („sag sag“) riefen, um den Priester anzuspornen, mehr zu erzählen bzw. weiter zu beten. Generell kann man für Grünemberg sicherlich festhalten, dass er nicht verstand, „was da in der Fremde an seltsamen Kauderwelsch gesprochen bzw. geschrieen wurde (...),“174 und die Frage bleibt offen, ob er bei den beiden geschilderten Begebenheiten überhaupt die Worte und deren Bedeu172

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Geneczer ist eine Verballhornung des türkischen Wortes yeniçeri (Janitscharen), vermutlich über die Zwischenstufe Jenetzer (in diesem Sinne auch Timm: Palästina-Pilgerbericht, 228/229). Janitscharen bildeten die Elitetruppe der türkischen Infanterie. Vermutlich nach 1360 eingeführt, wurden sie anfangs aus christlichen Kriegsgefangenen rekrutiert, nach 1402 wurde die sogenannte Knabenlese das vorwiegende Rekrutierungsverfahren (vgl. LexMA 5, 300; Weissmann, Nahoum: Les janissaires. Études de l’organisation militaire des Ottomons, Paris 1938). Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 54, setzt die genetzer mit irrtümlich mit Phöniziern gleich, abgeleitet vom lateinischen phoenices. Vgl. auch unten Edition des Reiseberichts, S. 331 (HS G, fol. 23v). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 394 (HS G, fol. 60v-61r). Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 96.

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tung verstehen wollte. Felix Fabri bringt die Verständigungsschwierigkeiten zwischen Christen bzw. Deutschen auf der einen Seite und Muslimen bzw. Arabern auf der anderen Seite auf den Punkt: Nos enim maledictiones teutonicas intulimus et ipsi nobis arabicas et conclamavimus, nec ipsi nos, nec nos eos intelleximus.175 Generell bemühte sich Grünemberg durchaus um Verständnis und Verstehen. Die Wortliste bzw. das arabisch-deutsche Vokabular, das nur in der Handschrift Gotha an den Pilgerbericht angefügt ist, belegt dies anschaulich.176 Listen wie diese wurden in der Regel nicht vor Ort und auf der Reise, sondern in der stillen Studierstube angefertigt und gerne gegenseitig abgeschrieben.177 Die dreiseitige Wörterliste (HS G, fol. 96v-97v) ist, wie schon erwähnt, nicht originär von Konrad Grünemberg, sondern er hat diese wortwörtlich aus der deutschen Ausgabe der Pereginatio Bernhard von Breydenbachss abgeschrieben.178 Diese enthält ebenfalls ohne Bezug zum Text eine zweiseitige arabisch-deutsche Liste.179 Auch in der lateinischen Ausgabe der Breydenbach’schen Peregrinatio180 ist eine solche lateinisch-arabische Liste beigefügt, die in der deutschen Ausgabe auf arabisch-deutsch umgeordnet wurde.181 Bei dieser Umordnung wurde die vorherige Anordnung in Kategorien nicht erkannt. In der ursprünglichen lateinisch-arabischen Liste waren die 175

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Felix Fabri, Evagatorium, II, 408; vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 204, mit Übersetzung des lateinischen Zitats ins Deutsche. Zu diesem Vokabular und anderen arabisch-deutschen Vokabularien vgl. generell Grotzfeld: Wortlisten; Bosselmann-Cyran, Kristian: Das arabische Vokabular des Paul Walther von Guglingen und seine Überlieferung im Reisebericht Bernhards von Breidenbach, in: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 12 (1994), 153-182; Beckers: Fremdalphabete; Bischoff, Bernhard: The study of foreign languages in the middle ages, in: Speculum 36 (1961), 209-224. An dieser Stelle möchte ich ganz besonders Herrn Prof. emer. Dr. Heinz Grotzfeld (Münster) danken, der mir einen Sonderdruck seines Aufsatzes mit handschriftlicher Übersetzung der arabischen Worte und Begriffe zur Verfügung stellte. Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 97. GW 5077 (datiert im Schlusskolophon auf den 21. Juni 1486). Darauf verwiesen schon Bosselmann-Cyran: Vokabular, 159; Beckers: Fremdalphabete, 75, 84, Anm. 14; Khattab: Ägyptenbild, 321-325; Honemann, Volker: Zur Überlieferung des Reiseberichts Arnolds von Harff, in: Zeitschrift für das deutsche Altertum 107 (1978), 165-178, dort 168/169; Kohler, Philippe: Arnold von Harff (1471-1505). Chevalier, pèlerin, écrivain, 2 Bände, Bordeaux 1974 (Travail d’enseignement e de recherche. Université de Bordeaux. Section d’Etudes Germanique et Scandinaves), 92ff.; Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 120, Anm. 1. Vgl. Grotzfeld: Wortlisten, 34. GW 5075 (datiert im Schlusskolophon auf den 11. Februar 1486). Vgl. Grotzfeld: Wortlisten, 34.

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Worte, nach Kategorien geordnet, in drei Kolumnen jeweils von oben nach unten geschrieben. Auf der zweiten Seite dieser dreispaltigen Liste sind die Wörter ebenfalls in Sachgruppen angeordnet, aber die Gruppen verlaufen nun von links nach rechts. „In der arabisch-deutschen Liste (Bernhard von Breydenbachs) sind auf der zweiten Seite die Wörter aus den Kolumnen der lateinischen Liste zeilenweise neuangeordnet (sic!), anstatt die Wörter aus den fortlaufenden Zeilen untereinander in Kolumnen zu setzen.“182 Die Sachgruppen gingen durch die neue Anordnung verloren, und die Reihenfolge geriet völlig durcheinander. Die Wortliste ist in ihrer ursprünglichen Form in Sachgruppen gegliedert. Bezeichnungen für Körperteile, für hierarische Strukturen in der Gesellschaft und für Berufe, für Klima und Natur, für Lebensmittel, für Bauten, für Tiere, für Abstrakta, für Kleider, für Materialien und für Geld sind in der Liste enthalten und weitestgehend systematisch und thematisch gegliedert. Ergänzt wird das Vokabular durch Adjektive, Adverbien, Pronomina, Zeitbegriffe und Zahlwörter.183 Konrad Grünemberg hat die Breydenbach’sche Liste nach Spalten abgeschrieben. Dies führt zu einer teilweise merkwürdigen Reihenfolge der Wörter, die besonders bei den Zahlen auffällt, aber auch bei den anderen Sachgruppen zu einem heillosen Durcheinander führt. Im Breydenbach’schen Druck sind die Zahlen am Schluss der Liste in Zeilen angeordnet. Grünemberg hat diese Zahlen nach Spalten abgeschrieben, d. h. er hat die Zahlen direkt am Anschluss an die Wörter abgeschrieben, um dann mit der nächsten Spalte fortzufahren und diese unten an die Liste anzuhängen. So entsteht ein Glossar, in dem die Zahlen eins, vier, sieben und zehn an einer Stelle, die Zahlen zwei und fünf mitten im Wörterverzeichnis angeordnet werden. Am Schluss der Liste beginnt der Zahlenblock daher mit drei, sechs, neun und acht, die bei Breydenbach in der letzten Spalte stehen. Erst von elf bis dreißig erhalten die Zahlen dann ihre richtige Reihenfolge.184 Mitten in der Liste ist die Anordnung der Wörter durchaus chaotisch, z. B. Christ, Tag, Hut, Kamel, ich, Eisen, zwei, fünf, schwarz.185 Einzelne Kopierfehler unterliefen dem Konstanzer ebenfalls. So verschrieb er sich bei rocibe, für das er roaibe notierte,186 aus gehennem machte er ge182 183 184 185 186

Ebd. Diese Einteilung folgt weitestgehend Khattab: Ägyptenbild, 298-307. Vgl. Khattab: Ägyptenbild, 325. Vgl. Grotzfeld: Wortlisten, 34. Vgl. Khattab: Ägyptenbild, 325. Der andere, von Khattab: Ägyptenbild, 324 bemerkte Fehler, bei dem anstatt ank das Wort auk geschrieben wurde, ist kein Feh-

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chenem, aus bathich wurde bathih, u.v.m. Der Kopist nahm die Vorlage beim Abschreiben bezüglich der Buchstaben nicht sehr genau und änderte die Worte beinahe willkürlich um. Nach den Forschungen von Heinz Grotzfeld anhand des Wort- und Lautbestandes ist die bei Breydenbach gedruckte Liste gelehrten Ursprungs, d. h. es wurde vermutlich zunächst eine Liste lateinischer Worte erstellt, die dann ins Arabische übersetzt wurden. Diese Übersetzung kann sowohl anhand von Büchern als auch mündlich durch Informanten durchgeführt worden sein.187 Diese Vermutung konnte verifiziert werden, denn nicht Bernhard von Breydenbach ist der ursprüngliche Verfasser der Liste, sondern Paul Walther von Guglingen, ein Franziskaner, der in den Jahren 1482 und 1483 mit verschiedenen Reisegruppen, unter anderem mit der Gruppe um Bernhard von Breydenbach, das Heilige Land bereiste.188 Da Paul Walther von Guglingen Urheber der Liste ist und dieser die Reisegruppe um Bernhard von Breydenbach nach der Ankunft in Venedig am 8. Januar 1484 verließ, um nach Rom zu reisen,189 muss die Liste vor diesem Datum ausgetauscht worden sein. So sind zumindest Teile der Wortliste bei den Studien Paul Walthers in der Klosterbibliothek im Franziskanerkonvent auf dem Berg Zion in den Jahren 1482/1483 entstanden.190 Vermutlich waren die Personen, die Paul Walther weiterhalfen, eher seine sprachkundigen Ordensbrüder als die arabisch-islamische Bevölkerung Palästinas. Aleya Khattab gelang es, durch intensive Studien der Wortlisten die Bedeutung derselben aufzuzeigen und zugleich nachzuweisen, dass die Wortliste bei Konrad Grünemberg eine Kopie aus der Peregrinatio Bernhard von Breydenbachs ist.191 Auch Arnold von Harff kannte wohl den Pilgerbericht Bernhard von Breydenbachs und dessen Vokabular, denn Anleihen aus diesem sind

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ler Konrad Grünembergs, sondern ein Lesefehler von Goldfriedrich und Fränzel (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 135). Vgl. Grotzfeld: Wortlisten, 43. Paul Walther von Guglingen, ein Franziskaner aus Heidelberg, reiste 1481 zunächst von Heidelberg nach Venedig, wo er am 11. Oktober 1481 eintraf. Dort konnte er sich im darauffolgenden Jahr dem Markgrafen Friedrich der Ältere von Brandenburg auf der Fahrt ins Heilige Land anschließen; am 23. Juli 1482 erreichte er Jerusalem (Bosselmann-Cyran: Vokabular, 154; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 78-80, 389; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 159; Paul Walther von Guglingen, XII/XIII). Vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 155; Paul Walther von Guglingen, XI/XII. Vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 154, hat dies schon vermutet. Vgl. Khattab: Ägyptenbild, 282-325.

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bei Arnold nachzuweisen.192 Konrad Grünembergs Wortliste belegt, gemeinsam mit der Wortliste Arnolds von Harff, die frühe Rezeptionsgeschichte von Paul Walthers bzw. Bernhards Vokabular.193 In der historischen Forschung wurde bislang die Meinung vertreten, dass eine solche Liste bei Konrad Grünemberg wohl eher der Illustration des Pilgerberichts und nicht praktischen, kommunikativen Zielen vor Ort dienen sollte. Daher betonen solche Wortlisten nach der Meinung von Ursula GanzBlättler die Fremdartigkeit des Fremden und sollten nicht dazu dienen, das Fremde verständlich zu machen.194 Dies kann für Konrad Grünemberg jedoch nicht in vollem Umfang angenommen werden. Er bemühte sich - vor seinem christlichen Hintergrund - um Erklärung und Aufklärung und übernahm fremde Sprachfragmente nicht nur, um seinen Reisebericht zu illustrieren, sondern auch, um den Leser mit dem Fremdartigen vertraut zu machen. Zudem sind die arabischen Worte und Sprachfragmente ein Hinweis auf das generelle Interesse des Konstanzer Reisenden an der fremden Kultur und auch der fremden Sprache. Bei wenigen Pilgern sind arabische Worte in den Reiseberichten enthalten. Häufig wird von den Reisenden bzw. den Autoren der Pilgerberichte die fremde Sprache gänzlich übergangen und nicht erwähnt oder zitiert.195 Zudem haben die Wörterverzeichnisse einen praktischen Nutzen in ihrer Anwendbarkeit:196 Der Reisende konnte bei Bedarf das arabische Wort ablesen, da es in Lautsprache geschrieben wurde. Auch die Auswahl der einzelnen Worte, entsprechend den Sachgruppen Körper, Berufe, Klima und Natur, Lebensmittel und Kleider, Bauten, Tiere und die Zahlen von eins bis dreißig, sprechen dafür, dass hier ein Reisender mit den notwendigsten Worten für die verschiedensten Situationen in der Fremde ausgerüstet werden sollte.197 Sicherlich stand aber der Illustrationsgedanke im Vordergrund, denn nur im „Prachtexemplar“ seines Pilgerberichts, der Handschrift, die sich heute in Gotha befindet, ist das Vokabular beigefügt. In seinem „Handexemplar“, heute in

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Vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 159; Beckers: Fremdalphabete, 75 und 84, Anm. 14; Khattab: Ägyptenbild, 282-325; Honemann: Überlieferung, 168/169; Kohler: Arnold von Harff, 92ff. Vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 161. In der Edition der Gothaer Handschrift werden die einzelnen Worte, auf der Basis der Forschungen von Khattab und Bosselmann-Cyran, entsprechend kommentiert. Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 97. Dieser Meinung ist auch Khattab: Ägyptenbild, 317. Vgl. Khattab: Ägyptenbild, 318. Bischoff: Study of foreign languages, 219, zur Auswahl der Worte bei Arnold von Harff: „The words are (...) chosen for practical purposes (...).“

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Karlsruhe, finden sich deutlich weniger arabische Wortfragmente, und auf das arabisch-deutsche Vokabular hat er gänzlich verzichtet. Neben der arabisch-deutschen Wortliste setzte sich Grünemberg auch mit dem arabischen Alphabet auseinander. Dieses ist wie die Wortliste keine Eigenleistung, denn es wurde ebenfalls von Bernhard von Breydenbach übernommen. Dieser wiederum kannte den Bericht Paul Walthers von Guglingen und übernahm sämtliche Alphabete aus diesem.198 Paul Walther von Guglingen hinterließ eine Alphabet-Tafel der arabischen Schrift, der „ein hervorgehobener Platz in der Geschiche der europäischen Lexikographie des Arabischen“ gebührt,199 denn sie scheint das Ursprungsalphabet zu sein, auf dem sowohl das arabische Alphabet von Bernhard von Breydenbach als auch in dessen Folge die Alphabete von Konrad Grünemberg und Arnold von Harff basieren. Dies wurde erst in letzter Zeit beachtet und durch Kristian Bosselmann-Cyran hervorragend untersucht und publiziert.200 Bei einem Vergleich der drei genannten arabischen Alphabete wird deutlich, dass Breydenbach Paul Walthers Alphabet gekannt haben muss, denn er übernimmt dessen Fehler und zusätzliche Bemerkungen. Allerdings kannte Bernhard offensichtlich die arabische Leserichtung von rechts nach links, denn er beginnt nicht mit Paul Walthers erstem Buchstaben links oben, sondern an der korrekten Stelle und listet die Buchstaben in ihrer Abfolge richtig auf.201 Einzig in der letzten Reihe entsteht der Eindruck, dass die Reihenfolge durcheinandergeraten ist, was daran liegt, dass der Mainzer Domdekan die letzte Reihe von links nach rechts und nicht von rechts nach links auffüllt.202 Breydenbach hat in seinen Bericht insgesamt sieben verschiedene Alphabete einfließen lassen:203 Neben dem Arabischen wurde von ihm auch das Hebräi198 199 200 201

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Vgl. Herkenhoff: Darstellung, 197; Paul Walther von Guglingen, 124. Vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 155. Vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 155, 162/163. Diese Erkenntnis widerspricht der Vermutung von Khattab: Ägyptenbild, 291: „Breydenbach hat nämlich das arabische Alphabet nicht von rechts nach links geschrieben, sondern falsch von links nach rechts.“ Dies verführt Khattab: Ägyptenbild, 291, zu ihrer Vermutung, dass Breydenbach die arabische Leserichtung nicht kannte. Sie vermutet, dass bei Breydenbach das arabische Alphabet nicht mit (ya:) ‫ ي‬auf, sondern mit (wa:w) ‫ و‬aufhört. Dies tritt nicht zu. Der Mainzer beschließt das Alphabet zunächst richtig und füllt nur die letzte Reihe von der „falschen“, d. h. von der linken Seite auf. Diese wurden schon im Jahr 1905 von Larrivaz publiziert (vgl. Larrivaz, Félix : Quelques notes sur les alphabets orientaux qui se trouvent dans l’ouvrage Sanctarum Peregrinationum de Bernard de Breydenbach. Communication faite à l’Institut Égyptien dans la séance du 7 mars 1904, Kairo 1905). Jüngst beschäftig-

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sche, Griechische, Surianische, Koptische, Armenische und das Äthiopische wiedergegeben. Dieselben hat, mit geringfügigen Änderungen, auch Arnold von Harff in seinen Pilgerbericht übernommen.204 Und auch bei Konrad Grünemberg, dem zweiten, unkritischeren Breydenbach-Rezipienten, finden sich eindeutig die Breydenbach’schen Alphabete, wiederum, wie auch die Wortliste, ausschließlich im Gothaer Codex. Bei den Erläuterungen zu den verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen gab Grünemberg bei den Griechen,205 den Suriani,206 den Jakobiten, d. h. der syrischen Kopten,207 den Armeniern208 und den Abessiniern, d. h. den Einwohnern von Abessinien (Äthiopien),209 jeweils ein Alphabet an. Bei seiner Abhandlung über den muslimischen Glauben ist auch das arabische Alphabet angeordnet,210 so dass nur das hebräische Alphabet Bernhards von ihm nicht rezipiert wird, vermutlich, weil eine Abhandlung über das Judentum bei Grünemberg ebenfalls fehlt. Alle anderen Alphabete sind von Breydenbach bzw. Paul Walther von Guglingen übernommen. Kennzeichnend für alle Alphabete ist, dass sie zweizeilig sind: In der ersten Zeile steht die phonetische Transkription, in der zweiten Zeile der transkripierte Buchstabe, so dass die phonetische Übertragung über dem jeweiligen Buchstaben steht. Ansonsten sind die Alphabete in Vierecke einbeschrieben, die wiederum in Spalten und Zeilen unterteilt sind, so dass sich insgesamt ein Muster in Tabellenform ergibt. So hatte es Paul Walther von Guglingen vorgegeben, und Bernhard von Breydenbach übernahm dies entsprechend. Zurück zum arabischen Alphabet: Der Mainzer Domdekan Bernhard von Breydenbach oder derjenige, der die verschiedenen Alphabete für ihn bei Paul Walther abgeschrieben hat, hatte vermutlich zunächst ähnliche Schwierigkeiten bei deren Erstellung wie Konrad Grünemberg beim Abzeichnen der Namen von dem ihm ausgehändigten Zettel, denn man kann mit ziemlicher Si-

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te sich Timm: Palästina-Pilgerbericht sehr ausführlich mit den Breydenbachschen Alphabeten, vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 200-227. Vgl. Beckers: Fremdalphabete, 80-82; Khattab: Ägyptenbild, 283; Kohler: Arnold von Harff, 196ff. HS G, fol. 74r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 38a. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 211/212, findet Argumente dafür, dass Breydenbach das griechische Alphabet nicht von Paul Walther von Guglingen übernommen hat. HS G, fol. 75r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 39a. HS G, fol. 76v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 40a. Beckers: Fremdalphabete, 81, hat schon darauf hingewiesen, dass dieses Alphabet ein koptisches Alphabet ist. HS G, fol. 78r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 41a. HS G, fol. 80r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 43a. HS G, fol. 89v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 48a.

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cherheit davon ausgehen, dass der Mainzer wie auch der Konstanzer im Orient zum ersten Mal die arabischen Laute gehört und die arabische Schrift gesehen haben.211 Bei Breydenbach ist das Nachzeichnen der Buchstaben nicht immer fehlerfrei,212 aber er hat die arabische Leserichtung von rechts nach links zumindest in Ansätzen erkannt, wenn er auch die freien Kästchen der letzten Zeile auf der falschen, also rechten Seite anstatt korrekt auf der linken Seite platziert. Der Konstanzer wiederum hat nicht realisiert, dass die Schreibweise der heimischen entgegen und daher von rechts nach links läuft, denn er ordnet beim offensichtlichen Abzeichnen ohne inhaltliches Verständnis das Alphabet falsch an, da er Breydenbachs Alphabet von links nach rechts abschrieb. Falsch ist auch die Anzahl der Buchstaben: Bei Grünemberg und Breydenbach sind es 31, bei Paul Walther von Guglingen sind es 30, im Arabischen gibt es jedoch nur 28 Buchstaben.213 Drei Buchstaben sind bei Breydenbach überflüssig bzw. doppelt: der 23. Buchstabe lām, der wiederholt wurde, der 29. Buchstabe lām alif, und der letzte, 31. Buchstabe, wolstulam.pax. Dadurch, dass Konrad Grünemberg das Alphabet anstatt in den von Breydenbach vorgegebenen 4 Zeilen in nur 3 Zeilen anordnet, gerät die Reihenfolge der Buchstaben völlig durcheinander. Das Alphabet beginnt nun mit dem Buchstaben dhāl, ursprünglich an neunter Stelle des Alphabets, aber nach dem eigentlichen ersten Buchstaben alif, der in der ersten Zeile in der Mitte steht, folgt der 18. Buchstabe ain. Die doppelten bzw. überflüssigen Buchstaben befinden sich bei Grünemberg an 23., 28. und 30. Stelle, von links nach rechts zeilenweise gelesen. Die Fehler setzen sich in dieser Art und Weise fort, so dass das arabische Alphabet tatsächlich vollkommen durcheinander bei Grünemberg aufgelistet ist. Besser hätte er dem kritischen Leser nicht bezeugen können, dass er nichts von dem verstand, was er schrieb. Auch der ominöse 31. Buchstabe, der sich bei Breydenbach an der letzten Stelle eingeschlichen hat und von Grünemberg mitten im Alphabet (an 28. Stelle) kopiert wird, lässt sich bei einem genauen Vergleich mit Paul Walthers Alphabet und dem Text, der unterhalb des Alphabets steht, erläutern. Von Khattab wurde zu diesem Buchstaben schon bemerkt: „Der letzte Buchstabe sieht eher nach einem Ornament aus als nach einem Buchstaben.“214 Der Bestand im Neuburger Codex und bei den Kopisten ist zunächst der folgende: Bei Breydenbach und in dessen Nachfolge auch bei Grünemberg und bei Harff 211 212

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Vgl. Khattab: Ägyptenbild, 285. Khattab: Ägyptenbild, 285-291, hat die von Breydenbach abgezeichneten Buchstaben auf Schreibweise und phonetische Übertragung untersucht. Vgl. Khattab: Ägyptenbild, 287. Ebd.

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steht in Lautschrift wolstulam.pax, der Buchstabe sieht tatsächlich mehr nach einem Ornament denn nach einem Buchstaben aus. Bei Paul Walther von Guglingen jedoch kommt der Leser weiter: Der vermeintliche Buchstabe steht gar nicht innerhalb des Alphabets, sondern rechts unterhalb. Hier hat Paul Walther wolstulam . pax notiert und darunter eine arabische Schriftprobe vermerkt, die von rechts nach links gelesen werden muss und die arabischen Buchstaben wāw, lām, sīn und lām aufweist.215 Durch die Untersuchung von Kristian Bosselmann-Cyran lässt sich daraus trotz Übertragungsfehler das arabische wa al salām rekonstruieren, das zu wolstulam verfälscht, aber korrekt mit pax übersetzt ist.216 Bei dieser Formel handelt es sich um die kurze Grußerwiderung, die im Alltag oft den vollständigen Gruß as-salāmu ‘alaīkum ersetzt.217 Neben der Kommunikation mit Arabern und deren Rezeption war hier und da sicherlich auch die Kommunikation untereinander schwierig, befanden sich doch Pilger verschiedenster Nationalitäten in den Reisegruppen. Darauf hatten sich die christlichen „Institutionen“ vor Ort schon eingestellt, denn die Erläuterung der heiligen Stätten durch einen Franziskaner erfolgte nach dem Bericht Konrad Grünembergs zunächst auf Latein, sodann in wältsch und tutsch, hin und wieder auch auf Französisch.218 Offensichtlich war die Vielsprachigkeit der Pilger der Anlass dafür, die besuchten Orte und Stätten mehrsprachig zu benennen.219 Ohnehin gab es auch vor Ort offensichtlich Personen, die der deutschen Sprache mächtig waren, denn bei seinem Besuch in einem orientalischen Bad nahm Konrad einen jungen Juden mit, der als Dolmetscher fungieren sollte.220 Die Pilger kamen auf ihren Reisen aber nicht nur mit den fremden Sprachen wie Arabisch oder Italienisch in Kontakt, sondern auch mit den Personen, die diese Sprachen benutzten. Die fremden Frauen haben die Jerusalem215

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Bosselmann-Cyran: Vokabular, 164, findet hier noch den Buchstaben mīm, daher ist seine Version: „die Buchstaben wāw, lām, sīn, lām und mīm“. Vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 164. Ebd. In dessen Folge auch Timm: Palästina-Pilgerbericht, 201. HS K, fol. 36v, HS K, fol. 42r, HS G, fol. 69v. Zu Französisch vgl. HS G, fol. 57v. Vgl. auch Glück, Helmut: Deutsch als Fremdsprache in Europa vom Mittelalter bis zur Barockzeit, Berlin 2002, 119. Vgl. zu den verschiedenen Nationalitäten der Pilgergruppe von 1486 auch Kap. 4.4 Weitere Pilger des Jahres 1486. HS G, fol. 86r. Glück: Deutsch als Fremdsprache, 119, behauptet, dass Konrad Grünemberg „am Hofe des Königs Sultan in Kairo (…) auf einen „hochdeutschen“ Mameluken“ traf. Da Grünemberg nicht in Kairo war, hat sich hier wohl eine falsche Angabe eingeschlichen.

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reisenden sowohl im europäischen Ausland als auch im Heiligen Land oft beschäftigt und fasziniert, daher wird die Wahrnehmung der italienischen und orientalischen Damen im folgenden Abschnitt dargestellt.

7.5

Fremde Frauen

Fremde Frauen221 konnten die Pilger auf ihren Reisen in den verschiedenen Ländern und in unterschiedlichsten Rollen begegnen. Zunächst konnten die Damen mitreisende Pilgerinnen sein.222 In dieser Rolle lernten die männlichen Reisenden die Frauen meist in Venedig als Teil der Reisegruppen auf den Pilgerschiffen kennen - allerdings empfand man die Teilnahme von Frauen immer als störend.223 Dann konnten den Pilgern fremde Frauen, vor allem fremdartige Frauen, schon in Italien begegnen, denn die Venezianerinnen erschienen den Pilgern anders als die Damen aus ihrer Heimat. Auf der Reise nach Jerusalem kamen die Pilger sowohl mit venezianischen als auch mit griechischen Damen in Kontakt, und im Heiligen Land schließlich begegneten sie Musliminen, Araberinnen und Frauen anderer christlicher Konfessionen. Generell ist schon vorwegzunehmen: Je weiter die Reisenden von der Heimat entfernt waren, desto fremder erschienen ihnen auch die Damen. Arnold von Harff, der eine besondere Vorliebe für das weibliche Geschlecht hegte,224 verglich die Frauen, denen er auf seiner Reise begegnete. Er betonte in seinen Erzählungen, dass er in Venedig die reichsten, in Köln die stolzesten, in Mailand die schönsten und in Moabar die schwärzesten Frauen gesehen habe.225 Ungewöhnlich war das Interesse der Pilger an den fremdartigen Frauen nicht, beschäftigten sich doch viele Reisende mit den Damen, die ihnen in der Frem221

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Diesen Titel trägt auch der Aufsatz von Folker Reichert, der sich mit der Wahrnehmung von Geschlechterrollen in den spätmittelalterlichen Orientreiseberichten beschäftigt (vgl. Reichert, Folker: Fremde Frauen. Die Wahrnehmung von Geschlechterrollen in den spätmittelalterlichen Orientreiseberichten, in: Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Kongreßakten des 4. Symposions des Mediävistenverbandes in Köln 1991 aus Anlaß des 1000. Todesjahres der Kaiserin Theophanu, hg. von Odilo Engels und Peter Schreiner, Sigmaringen 1993, 167-184). Zur Stellung der Frau im Pilgerbericht vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 323-331. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 31/32; Reichert, Folker: Der württembergische Hof auf Reisen, in: Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert. Beiträge einer Vortragsreihe des Arbeitskreises für Landes- und Ortsgeschichte, hg. von Peter Rückert, Stuttgart 2006, 105/106; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 327331. Vgl. Betschart: Illustrationen, 86. Vgl. Prescott: Felix Fabris Reise, 95. Arnold von Harff, 217/218.

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de begegneten. So berichteten die Santiagopilger über die Frauen im Baskenland, deren Mode ihnen fremdartig erschien,226 und Marco Polo bemerkte auf seinen Reisen den schwankenden Gang der Chinesinnen.227 Den Reisenden fiel meist das Abweichende von der Heimat und selten das Gleichartige auf, und es war verständlich, dass sich diese Beobachtungen auch auf die Frauen mit ihrem textilen Schmuck ausdehnten. Besonders die adligen Pilger hatten eine Vorliebe für die Schönheit der Frauen, die ihnen auf der Reise begegneten, und bei Pilgern wie Dietrich von Schachten, Hans Bernhard von Eptingen, Arnold von Harff und Konrad Grünemberg sind die Schilderungen der Damen sehr ausführlich.228 Zunächst erregten die venezianischen Damen bei den Pilgern üblicherweise großes Aufsehen.229 Die Aussagen der Reisenden über den weiblichen Teil der venezianischen Gesellschaft gingen allerdings weit auseinander und waren vom gesellschaftlichen Stand des jeweiligen Pilgers abhängig.230 Geistliche Pilger verglichen die venezianischen Frauen gerne mit Schönheiten aus der antiken Mythologie wie Venus, Athene oder Helena,231 hatten ansonsten aber wenig positive Urteile über sie zu fällen. Auch Konrad Grünemberg führte übrigens Vergleiche mit antiken Gestalten: Und ich mag niemer geloben, Hellenam hubscher gewessen sin zů zitten do Menelauß lud zů gaste Paridem. Noch so schemig und geziert erschinen sin Andromachen, do sÿ inn der hailgen e Hectore des ersten ward vermaechelt und als man sagt, das Ortpheus mit dem süssen getöne siner harpfen ale ǒren im zů gegen an sich zuge.232 Während der Dominikaner Felix Fabri sich noch eher allgemein über die vanitates, et mulierum intemperata ornamenta beschwerte, konnte der Franziska226 227

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Vgl. Stolz: Leo von Rožmital, 116. Vgl. Marco Polo, Band 2, XXXVIII. Vgl. Reichert, Folker: Goldlilien. Die europäische Entdeckung eines chinesischen Schönheitsideals, Bamberg 1993 (Kleine Beiträge zur europäischen Überseegeschichte 24), zu den gebundenen Füßen der Chinesinnen. Vgl. beispielsweise Dietrich von Schachten 171/172; Heinrich von Zedlitz, 107110; Arnold von Harff, 53/54, 217/218; Hans Bernhard von Eptingen, 326/327. Zu den Jerusalempilgern und ihren Einschätzungen der venezianischen Damen ausführlich Denke: Venedig, 182-187. Vgl. Arnold von Harff, 53/54; Felix Fabri, Evagatorium, III, 433; Pierre Barbatre, 100; Heinrich von Zedlitz, 107-110; Dietrich von Schachten 171/172; Paul Walther von Guglingen 51; Wolf von Zülnhart, 68; Pietro Casola, 14/15; Johann Meisenheimer, 66; Peter Faßbender, 249. Felix Fabri, Band 3, 433: (...) quod non videntur Christianorum uxores, sed Trojanorum, et ipsius Helenae et Veneris sodales. Vgl. Prescott: Felix Fabris Reise, 95. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 305 (HS G, fol. 9v-10r).

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ner Paul Walther von Guglingen schon konkretere Beschwerden vorbringen.233 Auch bei weltlichen Pilgern fand die freizügige venezianische Mode keinen Zuspruch.234 Anders der Konstanzer Konrad Grünemberg, der sich beim Anblick der Venezianerinnen kaum zügeln konnte und sich dies selbst auch eingestand: Nieman sach die, der sÿ nit von hertzen innerlich begertte ze küssen.235 Das Ziel dieser Begierde wird von ihm gleich noch genauer geschildert, um den Daheimgebliebenen klarzumachen, welchen köstlichen Anblick sie versäumt hatten: Ire mundt warend zimlicher claine und rotter corallen farwe uff das aller lustsamklichest geschiket, darin ze bisen. Die zen clain von cristallen in gliche ordnung gesetzt und on zwiffel so warend dar inn die wegbaren zungen aler gesatztoster und liebtlichoster worten, der wier doch kains von inn gehören mochten. Was sol ich sagen von den härmlinn källen und trutschollotten haelsen, nuntzit was an iren liben unloblichs ir uswendig formen und gestaltenn gaben ze merken, geschiklichait innwendiger form und vernunfte und tet niemand die sechen, der nit hie durch zů fröden bewegt wurd.236 Bei solch wohlgestalteten Frauen wäre es nach dem Konstanzer, der sich im Übrigen nicht davor scheute, die Art, wie die Venezianerinnen ihre gesellschaftlichen Auftritte arrangierten, mit Orpheus Harfenkünsten zu vergleichen, kein Wunder, wenn ir mann und bi woner allweg von fröden sprungen gehürnter wie die prunstigen hirtz.237 Allerdings galt es die wenigen Gelegenheiten, an denen die venezianischen Damen ihre Schönheit und edle Gestalt öffentlich zeigten, zu nutzen, denn das ganze Jahr über bedeckten die Frauen ihr Gesicht mit einem schwarzen Schleier, den die Unverheirateten auch an Festtagen nicht ablegten.238 Zusätzlich war es schwer, den Frauen der Lagunenstadt von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, da ihnen bei den verschiedenen Prozessionen auf dem Markusplatz eine eher passive Rolle zukam, denn sie blickten meist von den Fenstern auf das bunte Treiben auf der Piazza di San Marco

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Seiner Meinung nach spazierten die Venezianerinnen inverecunde nudatis scapulis usque ad ubera herum, und sein Schamgefühl verbot es ihm, sich noch weiter über die Frauen auszulassen. Paul Walther von Guglingen, 51: (...) de vitiis aliis, que deus in eis novit, solus ipse iudicare et corrigere habet, de quibus ego hic supersedeo. Vgl. Prescott: Felix Fabris Reise, 95. Vgl. Dietrich von Schachten, 171/172. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 304 (HS G, fol. 9v). Ebd. Ebd. Vgl. zum Schleier und den bedeckten Gesichtern der Venezianerinnen: Johann Meisenheimer, 66; Arnold von Harff, 54; Pietro Casola, 15.

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Die Wahrnehmung des Fremden

herunter.239 Wenigstens zeigten sie sich zu dieser Gelegenheit unverschleiert an den Fenstern der Häuser. Ihre Gesichter pflegten die Damen offensichtlich mit Puder und anderer Schminke zu überdecken - eine Angewohnheit, die bei den Pilgern auf herbe Kritik stieß.240 Was die Beurteilung der venezianischen Haartracht betraf, waren die Pilger, in ihrer Ablehnung der Schminke einhellig, wieder geteilter Meinung. Während Konrad Grünemberg über die vollen, langen und blonden Haare der Damen, die mit verzierten Bändern durchflochten waren, schwärmt,241 findet Dietrich von Schachten in diesem Punkt bodenständigere Worte: In Venedig würde man selten eine Frau finden, die Ihr haar natürlichenn schönen undt lang habe, denn alle Damen würden gemachtte und doldten haare tragen. Dazu wären die blondierten Haare, die gelb und kraus seien, zu allem Übel nur vorne schön, denn hienden zu ist Ihr haar am Nacken kolschwartz. Auch die Art, wie die Venezianerinnen ihre Haare trugen, gefiel Schachten keineswegs, denn sie biendtenes auff denn kopf zu hauff in der Art, wie mann ihnn deutschenn landtenn einem pferdte denn Schwantz auffbiendet. Strähnen ihres Haares ließen die Venezianerinnen uber die ohrenn abhangenn und waren deswegen wie die Männer anzusehenn.242 Und die von Grünemberg beschriebenen Bänder fanden bei Dietrich auch keine Gnade, denn diese erinnerten den Deutschen an die Tracht der heimischen Nonnen.243 Der Mailänder Priester Casola wusste mitzuteilen, dass die Haare der Venezianerinnen mehrheitlich falsch und die Haarteile auf der Piazza di San Marco zu kaufen seien.244 Falls Konrad Grünemberg all dies ebenfalls wahrgenommen hatte, so teilte er es zumindest nicht mit. Für ihn stand nur die Schönheit der Venezianerinnen, die sich für ihn in deren Augen, ihren Wangen, ihrem Mund und in den beim Lachen entstehenden Grübchen manifestierte, im Vordergrund.245 Seine innige Beschreibung lässt auch ebensolche Beziehungen zu den Damen der Lagunenstadt vermuten.

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Vgl. dazu Ottheinrich, 120; Dietrich von Schachten, 175; Wolf von Zülnhart, 68. Vgl. zum Make-up der venezianischen Damen Schmugge: Deutsche Pilger, 110. Textbelege bei Dietrich von Schachten, 172; Pietro Casola, 15; Arnold von Harff, 54. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, Kapitel 1.3.3 „Fronleichnam“, dort S. 303. Ähnlich auch Pietro Casola, 14. Vgl. Newett: Pietro Casola, 144; Simon: Darstellung, 146/147. Vgl. Dietrich von Schachten, 171. Vgl. Pietro Casola, 14/15; Newett: Pietro Casola, 144. Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 190.

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Auffallend sind die Unterschiede hinsichtlich der Beschreibung der Frauen in der Karlsruher und der Gothaer Handschrift. Während in der Karlsruher Handschrift die Damen zwar deutlich hervorgehoben, aber nicht über Gebühr gelobt werden, versteigt sich Konrad Grünemberg in der Gothaer Handschrift in ein Loblied auf die Venezianerinnen, das an anderer Stelle schon als „des Ritters ‚Minnesang’“ bezeichnet wurde.246 Allein der Umfang der Worte ist bezeichnend: In den einen Handschrift verwendet er 112 Worte für die Beschreibung der venezianischen Damen, in der anderen sind es über 440 Worte, also knapp vier Mal so viel des Lobes und der Bewunderung für die Venezianerinnen. Auf dem Weg ins Heilige Land beobachtet Grünemberg auch andere Frauen. Auf Korfu wohnt er einem Trauergottesdienst bei und bestaunt den Schmuck und die kostbaren Kleider der aufgebahrten Toten: richen frowen, die do mauls also todter vor irem hus lag in ainer wolgezierten schönnen betstat mit gestreltem hǎr und von gar gůtten claidern zierlich angeton, daran vil bearlin und gold erschain. Ire hend, uber ain ander gelegt, warend geziert mit gar schonen guldinen ringen lustiger stainen.247 Der Schmuck der Toten beeindruckt ihn genauso wie die Sitte der Klageweiber, sich das Angesicht aus Trauer zu zerkratzen, eine Sitte, die ihm offensichtlich fremd erschien. Auf Kreta nahm er an einem griechischen Gottesdienst teil und bemerkt die drig gar schon wolgestalt tochtren des genanten priesters, die gemeinsam mit ihrer Mutter am Gottesdienst teilnahmen.248 Auch bei der Frau seines musliminischen Eseltreibers fielen ihm Schönheit und Wohlgestalt auf: Am samstag nach sant Lǎrentzen tag giengend wier us dem spittǎl fur Raman wit hinus uff ain klainen buchel, da wartotend unser die esel und uff dem weg wartet min esel triber, Jachie Mukre gehaissen, und hat bÿ im sin wib, die hat uff ÿetlichem arm ain kind und zogt mir die. Die hadinn hat sich nit bedekt und was och uber almǎs ain grade frǒw gar ains süsen angesichts. Ich gab ir zwen martzel ze kurtesigen.249 Ansonsten erwähnt er zwar muslimische Frauen, aber er macht keine guten Erfahrungen mit diesen, da sie, verschleiert vor der Grabeskirche in Jerusalem sitzend, die Pilger verhöhnen.250 Die übliche Verschleierung der Frau erwähnt Grünemberg nicht bei der Kleidung und den Riten der Muslime, sondern bei den Sitten und Gebräuche der Suriani, die er aus der deutschen Fassung der Peregri246 247 248 249 250

Vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 189. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 336/336 (HS G, fol. 25v). HS K, fol. 19r. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 381 (HS G, fol. 52r). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 413 (HS G, fol. 68v).

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natio von Bernhard von Breydenbach abschrieb. Hier taucht diese im Vergleich mit den sarazenischen Bräuchen auf: Sÿ haltend in irer e vil der Sarecenen gewonnhaiten und gesetzt mit iren wibern, also das sich kain ir wib sich sechen lǎt on ain schwartz tünntůch vor irem angesicht.251 Allerdings entsprachen die Damen anderer Kulturkreise weniger Konrad Grünembergs Schönheitsideal. Dementsprechend ungnädig verfuhr er auch in der Beurteilung der Araberinnen: Ire frowen (den Arabern – d. Vf.) sind och gar elend mit langem schwartzem hǎr und habent brüst hangend bis uf die gürttel und daran lang schwartz wartzen.252 Die Araberinnen werden von ihm als nackte Wilde mit hängenden Brüsten deklassiert, und der Kontrast zu den geschmückten, stolzen und wohl auch eitlen Venezianerinnen wird gerade in diesem Gegensatz allzu deutlich.253 Grünemberg folgt hier in seiner Beschreibung einer gängigen Darstellung der „Wilden“, die in Kupferstichen des 16. Jahrhunderts, die „Neue“ Welt illustrierend, ebenfalls ihren Niederschlag fand.254 Zusammenfassend ist festzustellen: Je weiter sich der Reisende von Venedig entfernte, desto weniger gefielen ihm die Frauen.

7.6

Fremde Tiere

Begegnungen mit fremden Tieren und Pflanzen waren für die Pilger auf der Reise ins Heilige Land und daselbst an der Tagesordnung. Konrad Grünemberg erwähnt neben den Pferden und Eseln im Heiligen Land gern die Kamele und Dromedare, die dort als Nutztiere zum Transport von Waren gehalten wurden. Genau dies beschreibt er auch: Wier sachent da viel kemel tier, so apfel trůgent gen Raman. Die apfel haisent angurÿ.255 Nicht nur die Kamele waren ihm als Nutztiere fremd, sondern er lernte auch noch neue Früchte kennen. Die Wassermelone war ihm sicherlich nicht von zu Hause bekannt. Die unglaubliche Zahl von fünff hunderten kemeltier und trumedarin beobachtete er im Lager der Araber, das die Pilger auf dem Weg nach Jerusalem bestaun251 252 253

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255

Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 426 (HS G, fol. 75r). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 383 (HS G, fol. 54v). Vgl. zum Topos der Hängebrust in der Darstellung weiblicher „Wilder“ die Untersuchung von Bernadette Bucher, die das Thema als Titel für ihre ikonographische Untersuchung wählte (vgl. Bucher, Bernadette: La sauvage aux seins pendants, Paris 1977) und Harbsmeier: Reisebeschreibungen, 4. Vgl. Frübis, Hildegard: Die Wirklichkeit des Fremden. Die Darstellung der Neuen Welt im 16. Jahrhundert, Berlin 1995; Simek, Rudolf: Erde und Kosmos im Mittelalter. Das Weltbild vor Kolumbus, München 1992; Herkenhoff: Darstellung. HS K, fol. 32v.

Die Wahrnehmung des Fremden

217

ten.256 Dieses Lager und die große Anzahl an Tieren haben ihn wohl dazu bewogen, auch die Kamele in die Abbildung des Lagers mit aufzunehmen.257 Nicht nur im Heiligen Land, sondern auch auf dem Weg dorthin konnte den Pilgern allerlei Seltsames begegnen. Paul Walther von Guglingen und Felix Fabri beispielsweise bestaunten in Venedig einen Elefanten,258 und die Begegnung mit dem exotischen Tier wurde von Paul Walther so ausführlich beschrieben, dass zu vermuten wäre, dass eben dieser Elefant den Aufenthalt in der Lagunenstadt für den Franziskanermönch zu einem einmaligen Erlebnis machte. Auch Konrad Grünemberg kam auf seiner Reise in Kontakt mit Tieren, die ihm äußerst fremd waren. Er begegnete in Rhodos auf einem Schiff, das unter der Flagge von Neapel fuhr, ungewöhnlichen Tieren, die er dem Leser schilderte und in der Gothaer Handschrift auch abbilden ließ. In der Karlsruher Handschrift berichtete er, dass er auf einem neapolitanischen Schiff ainen raczen,259 der grös ains fuchs und ainn gros schǎf,260 des schwancz wz so gros als ain ander schǎf,261 gesehen hatte. Die Begebenheit wurde im Gothaer Codex ausführlicher geschildert: und sachent inn dem selben schiff ainen wilden man, genempt ain baban, und etliche haidnische schauf und ainen ratzen, der was als groß als ain fuchs und gancz ain saeltzam agrosten, zaichnet ich ab die hab ich also hier och gestelt.262 Diese Erläuterung wird durch eine Abbildung im Stil eines Bestiariums ergänzt,263 auf der neben einem Ziegenpaar der erwähnte wilde Mann, von Grünemberg baban genannt, der eher einem menschlichen Affen264 gleicht und nackt wie ein Tier gezeigt wird, eine überdimensional große Ratte, ein Dromedar, ein Schaf mit sehr langem, buschigen Schwanz und drei überdimensi256 257 258

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260

261

262 263 264

Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 383 (HS G, fol. 54v). Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 19. Vgl. Paul Walther von Guglingen 54; Felix Fabri, Evagatorium, I, 99; Konrad Beck, 61. raczen: ratz, ratzen, Ratte (vgl. Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 262; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 164). Breitschwanzschaf (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 219). HS K: des schwancz wz so gros als ain ander schǎf steht rechts auf der Seite des Blattes, in Abwärtsrichtung geschrieben. Diese von Konrad Grünemberg beschriebenen Tiere könnten für den Tiergarten bestimmt gewesen sein, der zwischen Stadtmauer und Antoniuskirche von Großmeister Pierre d’Aubusson errichtet wurde. Er wird allerdings erstmals 1493 erwähnt (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 219). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 354 (HS G, fol. 34v). Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 230-242; Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 54. Niehr bezeichnet ihn deshalb wohl auch konsequent als Affen (vgl. Niehr: Wahrnehmung, 297).

218

Die Wahrnehmung des Fremden

onierte Vögel dargestellt sind.265 Grünemberg suggerierte durch die Abbildung, dass er alle diese Tiere selbst gesehen und gezeichnet hatte. Dem Leser verschwieg er, dass die Darstellung des wilden Mannes, des Ziegenpaares und des Dromedars aus einer anderen Quelle stammen. Der Vergleich mit dem Holzschnitt der Tiere des Heiligen Landes, von Reuwich oder Breydenbach betitelt mit Hec animalia sund veraciter depicta sicut vidimus in terra sancta, macht deutlich, dass diese Sammelabbildung der Ursprung der Illustrationen ist.266 Bei Reuwich sind in drei Reihen eine Giraffe, eine Krokodil, zwei Ziegen, ein Einhorn, ein Dromedar, ein Salamander sowie ein „wilder Mann“, der dem Künstler unbekannt war (non constat de nomine), dargestellt, die vermutlich einem Musterbuch entstammen und durch Beschriftungen für den Betrachter identifizierbar werden.267 Reuwich achtet weder auf Größenverhältnisse der Tiere zueinander noch auf eine gefällige Bildkomposition, so dass sich hier der Vergleich mit einer etwas unstrukturierten Präsentation der Tiere, die nur die Gemeinsamkeit haben, dass sie alle im Heiligen Land zu beobachten waren, aufdrängt. Grünemberg hat den „wilden Mann“ wie auch das Dromedar und die Ziegen aus Reuwichs Holzschnitt entnommen und in eine Landschaft gesetzt. Die von Wegen durchzogene Hügellandschaft scheint für ihn charakteristisch für das Heilige Land und die Topographie Palästinas gewesen zu sein,268 zumindest taucht diese Art der Darstellung für die Gegend zwischen Jaffa und Jerusalem, für Bethlehem und andere Ortschaften im Heiligen Land immer wieder auf. Diese Art der Landschaftsdarstellung übernimmt der Zeichner hier nach Rhodos und stellt die fremden Tiere ohne Berücksichtigung der Größenverhältnisse in diese hinein. Dabei sprengt er die alte Bildorganisation Reuwichs gleich mehrfach.269 In der ursprünglichen hochformatigen Abbildung waren das Kamel auf der linken Bildseite und der wilde Mann auf der rechten Bildseite abgebildet, der Mann führte dabei das Kamel am 265 266

267 268

269

HS G, fol. 34v-35r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 19. Erhard Reuwich, Tierabbildung, Holzschnitt, aus: Bernhard von Breydenbach: Peregrinatio in terram sanctam, Mainz (Peter Schöffer) 11.02.1486, Rückseite der Heilig-Land-Karte; vgl. auch Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck, 35. Vgl. auch Pochat, Götz: Das Fremde im Mittelalter. Darstellung in Kunst und Literatur, Würzburg 1997, 128/129; Niehr: Wahrnehmung; Betschart: Illustrationen, 1, 6574. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 229-232. Niehr: Wahrnehmung, 297, nimmt dies an, übersieht aber, dass die Abbildung der fremden Tiere bei der Station Rhodos und nicht, wie von ihm erwähnt, bei der Station Zypern, eingefügt ist. Vgl. Niehr: Wahrnehmung, 297.

Die Wahrnehmung des Fremden

219

Zügel. Das Ziegenpaar war bei Reuwich in der linken Bildmitte mit Blick nach rechts dargestellt, additiv zu den anderen Tierdarstellungen. Grünemberg oder der beauftragte Illustrator änderten diese Anordnung. Auf dem querformatigen, zweiseitigen Bild steht auf der linken Seite der wilde Mann den Schafen gegenüber, die Körperhaltung ist noch wie zuvor, aber er hält keine Zügel mehr. Das Dromedar ist nun auf der rechten Seite zu finden, es blickt weiter nach rechts, und der Zügel baumelt auf dem Boden. Weitere Lebewesen kommen zu den von Reuwich übernommenen hinzu. Die im Text neben der Abbildung beschriebene große Ratte und die später auf der Reise auf der Insel Zypern beobachteten Schafe werden neben die schon erläuterten Tiere gestellt.270 Die zyprischen Schafe beindruckten Konrad Grünemberg offensichtlich, und er suchte den Vergleich mit der ihm bekannten heimischen Tierwelt: Och die schǎff habend schwencz ainer spannen brait. Etlich schǎff habend braite lange oren wie die birs braken bÿ uns.271 Wilhelm Tzewers und Hans Tucher berichteten übrigens ebenfalls von den breiten Schwänzen der Schafe.272 Ferner ergänzt Grünemberg noch drei den Maßstab sprengende, überdimensional große Vögel, die im oberen Drittel der Abbildung angeordnet sind. Der mittlere der Vögel soll einen Strauß darstellen. Im Text des Reiseberichts ist er allerdings nirgendwo erwähnt, so dass diese Darstellung nicht das Gesehene illustrieren kann.273 Im Zusammenhang mit der Insel Rhodos wurde von manchen Reisenden auch der Garten und Tierpark des Großmeisters der Johanniter erwähnt. Auch Strauße sollen sich in dieser Menagerie befunden haben, so dass die Darstellung dieses Vogels möglicherweise doch auf persönliche Anschauung gründen kann.274 Altbekanntes wird mit diesem Strauß vom Autor kommentarlos dargestellt, denn das Hufeisen 270

271

272 273

274

Niehr: Wahrnehmung, 297, konnte die Textstellen bei Grünemberg nicht identifizieren: „Neue Lebewesen kommen hinzu: (...) rechts gegenüber ein ebenfalls erwähntes ’heidnisches Schaf’, das - über welche Vorlage auch immer es ins Bild gelangt sein mag - älteren Beschreibungen zyprischer Schafe entspricht“. HS K, fol. 25r. birs braken waren Jagdhunde mit langen Ohren (vgl. Schweizer Idiotikon 4, 1600 zu birs in der Bedeutung Pirsch: „Jagd, wobei das Wild umher gescheut, vom Einzelnen beschlichen wird, im Gegensatz zur (...) Treibjagd“. Schweizer Idiotikon 5, 557-558 zu brack bzw. brak: Hund, Leit- bzw. Spürhund. „Bräckli, eine Art Spürhund mit langen Ohren, die laut jagen.“). Vgl. Wilhelm Tzewers, 116-117; Hans Tucher, 367. Andere Pilger wie z. B. Arnold von Harff erwähnen einen Strauß und zweifeln an der Aussage, dass dieser sich von Eisen ernähren soll (vgl. Arnold von Harff, 71/72; Felix Fabri, Evagatorium, III, 27; Felix Fabri, hg. von Röhricht / Meisner, 78). Vgl. Johann Meisenheimer, 116; Heinrich Wölfli, 39; Kraack: Rhodos, 226.

220

Die Wahrnehmung des Fremden

steht wie bei der Abbildung bei Arnold von Harff dafür, dass der Strauß ein eisenfressendes Tier sei.275 Arnold von Harff oder auch Albertus Magnus waren schon nicht mehr bereit, diese Überlieferung aus eigener Anschauung zu bestätigen,276 während Grünemberg zur Überlieferung wörtlich keine Stellung bezieht. Da er diese Fabel aber bildlich darstellt, kann bei Grünemberg von kritischem Umgang mit solchen Mythen noch keine Rede sein.277 Die anderen beiden dargestellten Vögel sind schwieriger zu identifizieren, aber Grünemberg hilft dem Leser wiederum über den Begleittext. In diesem erwähnt er gancz ain saeltzam agrosten, d. h. eine seltsame Elster.278 Vermutlich wird diese von ihm oder dem Illustrator in der linken oberen Ecke im Flug und in der rechten oberen Ecke sitzend dargestellt. Auch hier sucht er wieder den Vergleich mit der ihm bekannten Welt. Ganz klar wird dem Leser aber nicht, was für seltsame Vögel es waren, denen er begegnete, da Grünemberg diese nicht benennt bzw. die Tiere nicht benennen konnte. Auf seiner Reise war Grünemberg auch „heidnischen“ Vögeln, d. h. ihm fremden Vogelarten begegnet. Diese kann er jedoch benennen, denn von der Rückreise berichtete er, dass bei einem Sturm Vögel wie Sittiche und Papageien an Bord des Pilgerschiffs verendeten: och warend da fogel husser, dar inn etlich haidnisch fogel inn warend als sittich und bappigai und ander, můstend al verderben.279 Auch Fehler schlichen sich durch die Übernahme der Tierdarstellungen von Reuwich/Breydenbach in die Darstellung ein. Ob Grünemberg allerdings realisiert hat, dass die Abbildung ein Dromedar und kein Kamel, wie ursprünglich von Reuwich bezeichnet, darstellt, wissen wir nicht, denn der Konstanzer hat die Tiere anders als Reuwich nicht beschriftet.280 Der Leser erhält nur über den Text des Reiseberichts eine Erläuterung und muss sich das passende Tier in der Abbildung suchen. Durch die Erklärung des wilden Mannes geht Grünemberg allerdings einen Schritt weiter als Reuwich. Dieser hatte in seine Abbildung noch notiert, dass er zu diesem Menschenaffen keinen Namen habe: non constat de nomine. Grünemberg weicht hier von seiner Vorlage 275 276

277 278 279 280

Zum Strauß, mlat. struthio, und den Legenden um diesen vgl. LexMA 8, 230/231. Arnold von Harff, 71: Ouch waert mir gesaicht sij verdeuweden stayel und ijser, des ich aver neit gesiene (...). Albertus Magnus, De animalibus, Band 2, 1510: De hac ave dicitur quod ferrum comedat et digerat: sed ego non sum hoc expertus quia ferrum saepius a me pluribus strutionibus obiectum comedere noluerunt. In diesem Sinne auch Niehr: Wahrnehmung, 297. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 354 (HS G, fol. 34v). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 466 (HS G, fol. 95r). Vgl. zur falschen Beschriftung des Dromedars Timm: Palästina-Pilgerbericht, 237.

Die Wahrnehmung des Fremden

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ab und benennt den wilden Mann: ainen wilden man, genempt ain baban.281 Die Abbildungen der Tiere als Illustration des Fremden bewegen sich auffallend nah an Fabelwesen und Fantasiegestalten, und nur zu einem Teil werden durch sie das im Reisebericht Überlieferte dargestellt. Die Rahmenlandschaft ist willkürliche Zugabe und keine Schilderung erlebter Wirklichkeit, wie es für andere Bilder im Reisebericht bezeugt ist. Keineswegs kann man für die Darstellung der Tiere bei Grünemberg festhalten, dass er nur Tiere abbildete, die er auf seiner Reise sah, denn der wilde Mann oder der eisenfressende Strauß sind ihm sicherlich nicht begegnet. Allerdings übernimmt er auch nicht blindlings die Vorlage Reuwichs, denn Giraffe, Krokodil, Salamander und Einhorn finden keinen Platz in Grünembergs Zeichnung. Da er Kairo nicht besuchte, finden sich hier Gründe, warum Giraffe und Krokodil ausgelassen werden. Eine gewisse Skepsis gegenüber antiken und mittelalterlichen Mythen war vielleicht bei dem Konstanzer Ratsherr vorhanden, denn das Einhorn wird von ihm ebenfalls nicht dargestellt.282 In Venedig jedoch glaubte er, das Horn eines Einhorns gesehen zu haben: ain grosses langs horn ains aingehurnß, das Plinÿus sagt alles gifft von angsten schwitzend meldende in gegwurkait sin.283 Zusammenfassend ist für die Darstellung der orientalischen Tierwelt eine Mischung zwischen Realität und Fiktion, zwischen genauer Beobachtung und kritischer Übernahme festzustellen, bei der oftmals schwer abzuwägen ist, aus welchem Grunde das eine Tier abgebildet wurde, das andere aber nicht.

281 282

283

Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 354 (HS G, fol. 34v). Zum Einhorn vgl. grundlegend Einhorn, Jürgen Werinhard: Spiritualis unicornis. Das Einhorn als Bedeutungsträger in Literatur und Kunst des Mittelalters, 2. Auflage, München 1998. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 297 (HS G, fol. 7r).

8

Die Abbildungen im Reisebericht

Wenn die verbalen Schilderungen des Fremden nicht mehr ausreichten, versuchte sich Konrad Grünemberg anderweitig zu helfen. In diesen Fällen zeichnete er dem Leser ein Bild, denn er „sah seine Aufgabe vor allem darin, seinen Lesern das ‚Seltsame, Gefällige und Wunderbarliche’ mit Worten und außerdem in eigenhändig gezeichneten Bildern vor Augen zu stellen.“1 Die Bilder sollten ein Abbild der gesehenen Wirklichkeit sein,2 und oft erwähnt er im Text, dass er das Erlebte oder Gesehene gezeichnet habe: also da gezaichnet stǎt.3 In der historischen Forschung wurde diese Eigenheit Konrads schon betont: „Der Pilger Konrad von (sic!) Grünemberg hingegen wird unterwegs immer wieder zu seinem Skizzenbuch greifen: ’wie das gegenwärtig aussieht, habe ich auch abgezeichnet’ - und dieser Verweis auf die beigefügten Illustrationen enthebt ihn umständlicher Beschreibung.“4 Bei der Beschreibung der venezianischen Markuskirche beispielsweise benötigte er bei der heimatlichen Niederschrift seiner Erlebnisse eine Illustration, als ihm die Worte ausgingen: Die kirch ist solicher form an ze sechen, wie ze nächst hernach gezaichnet stat.5 Während der Reise im Heiligen Land war dieses Unterfangen schwieriger, denn die Muslime wollten ihre religiöse Kultur und deren Zeremonien nicht von einem Christen dokumentiert wissen: Also rait ich ain wenig solich ir wäsch hus ze besechen und och die gestalt wellen abzaichnen. Aber ich ward untugentlich von dannen gejagt mit etlichen straichen.6 Christliche Stätten konnte Grünemberg aber durchaus unterwegs zeichnen, wie beispielsweise in Bethlehem (und wie das sicht uff dis stund, han ich och abgezaichnet)7 oder in der Grabeskirche (Do mals gesachent wier etlich die namhaftigisten ding gar eben und zaichnotent die ab).8 Diese unterwegs angefertigten Skizzen dienten vermutlich als Grundlage für die Illustration der Handschriften. Dabei ist allerdings fraglich, ob die Skizzen von Konrad Grünemberg selbst in die 1 2 3 4

5 6 7

8

Vgl. Reichert: Welsche Gäste, 21. Vgl. Ott: Ikonographie, 38. HS K, fol. 33v. Vgl. Esch: Anschauung und Begriff, 304/305, mit Verweis auf Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 114, 122 u. ö. Hinweise auf die unterwegs angefertigten Skizzen finden sich auch bei Stange: Malerei, 52 und Rott: Quellen, 62. HS K, fol. 4r. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 381 (HS G, fol. 52v). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 444 (HS G, fol. 82r). Vgl. auch Rott: Quellen, Band Text, 62, und Eisermann: Chart. A. 541. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 453 (HS G, fol. 87v).

Die Abbildungen im Reisebericht

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Handschriften eingearbeitet und ausgestaltet wurden oder ob ein oder mehrere Illustratoren für eine oder beide Handschriften tätig waren. In beiden zeitgenössischen Handschriften des Pilgerberichts, Karlsruhe und Gotha, sind Illustrationen enthalten.9 Die Handschrift Karlsruhe enthält 32 kolorierte Federzeichnungen.10 Der Gothaer Codex ist in seiner Ausstattung mit 48 kolorierten Federzeichnungen und sechs Alphabeten noch reicher geschmückt,11 allerdings sind bei diesen Illustrationen auch die Reuwich’schen Holzschnitte als Vorbilder deutlich nachweisbar. Die Zeichnungen im Gothaer Codex stammen sicherlich von einer zweiten Hand, so dass in dieser Handschrift Schreiber und Illustrator nicht identisch sind, während für den Karlsruher Codex zumindest die Möglichkeit diskutiert wurde, dass Grünemberg selbst die Illustrationen angefertigt habe.12 Daher wird in dieser Edition zunächst die Abhängigkeit der Darstellungen in den beiden Codices voneinander und von Vorbildern untersucht und sodann der Bestand der Illustrationen in beiden Handschriften in Kategorien eingeordnet und beschrieben. Eine Bildkonkordanz, die die Abbildungen vollständig auflistet, die Abbildungstitel und -inschriften erfasst und die bisherigen Publikationsorte der Abbildungen wiedergibt, ergänzt die Untersuchung der Illustrationen.

8.1

Die Abhängigkeiten der Darstellungen

Der Karlsruher Codex zeigt in den Bildern „eine kürzere und flüchtigere Ausfertigung (...) mit (...) ziemlich schematischen Bildern“.13 Mit diesen Worten Alfred Stanges wird sicherlich den prächtigen Bildern in ihrer Gesamtheit unrecht getan, aber ein wichtiges Charakteristikum der Bilder aufgegriffen. 9

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12

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Zu den Illustrationen in Grünembergs Reisebericht vgl. grundlegend Betschart: Illustrationen, 300-309. Weitere wichtige Informationen bieten Niehr: Wahrnehmung; Stange: Malerei, 52-54; Rott: Quellen, Textband, 60-63, Quellenband, 2123; Lehmann-Haupt: Holzschnitte. Stange: Malerei, 52, nennt 31 Bilder, Betschart: Illustrationen, 301, zählt ebenfalls 32 kolorierte Federzeichnungen. Stange: Malerei, 52/53, zählt 47 Abbildungen, Betschart: Illustrationen, 301-308, findet 50 Zeichnungen, seine Nummerierung der Abbildungen geht jedoch bis zur Zahl 49, wobei die Motive „Das alt Sara“ und ein Türkenschiff vor Modon ausschließlich in der Handschrift Karlsruhe enthalten sind. Dieser Meinung sind auch Rott: Quellen, Textband, 62; Betschart: Illustrationen, 49, 302; Stillfried-Alcantara, in: Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Ausgabe 1840, Anmerkung 9, ohne Seitenangabe. Vgl. Stange: Malerei, 52.

224

Die Abbildungen im Reisebericht

Manche von ihnen wirken trotz ihres großen Erzählreichtums etwas ungelenk, flüchtig, schematisch und erwecken nicht den Eindruck, dass sie von jemand stammen, der in der Handschriftenillustration lange und viel geübt ist. „Dilettantisch“ darf man diese Federzeichnungen nicht nennen,14 aber ihre Ausführung fällt im Vergleich mit dem Gothaer Codex sicherlich ab. Die Handschrift Gotha ist weitaus sorgfältiger illustriert, die zeichnerische Durchführung der einzelnen Darstellungen ist sauberer und gewandter.15 Die Landschafts- und Städtedarstellungen werden komponiert, bewegte Personendarstellungen hinzugefügt, die Proportionen in den Bildern stimmen meist. Im Inhalt der Illustrationen wird im Gothaer Exemplar stärker auf die Anregungen des Textes eingegangen als in der Karlsruher Handschrift, jedoch ist in letztgenannter der Textbezug ebenfalls vorhanden. Vor allem die Ergänzungen der Landschaftsund Gebäudedarstellungen durch Menschen und Personengruppen, die bei der Ausübung von Tätigkeiten gezeigt sind, machen die Illustrationen im Gothaer Codex lebendiger und erzählender. Auch die Ansichten der heiligen Stätten werden mit bildlichen Schilderungen von allerlei Begebenheiten der Reise lebendig ergänzt und illustriert, während die Karlsruher Bilder eher statisch und holzschnittartig wirken.16 Für den Karlsruher Codex kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass hinsichtlich der Zeichnungen nur eine Hand am Werk war, die möglicherweise auch dem Schreiber und somit Konrad Grünemberg gehören könnte. Meist sind die Stadtveduten in der Karlsruher Handschrift in der runden Idealform des Mittelalters angelegt. Hier ist sicherlich kein fortschrittlicher Künstler am Werk, sondern jemand, der der Tradition verhaftet war. Ob man hier jedoch zu dem Schluss kommen darf, dass sich das Vermögen der bildnerischen Umsetzung visueller Informationen des Zeichners als rückschrittlich präsentiert, ist zweifelhaft.17 Bei den Gothaer Illustrationen sind zwei oder drei Hände zu unterscheiden. Durch geringfügige Stilunterschiede in den Bildern kann man davon ausgehen, dass eine Hand die Veduten bis auf die Gruppenbilder ausführte. Die Stadt- und Landschaftsveduten könnten auch von zwei Händen gestaltet worden sein. Die erste Hand war dabei für die Gebäude und Inschriften zuständig, die zweite Hand für die Ausgestaltung der Bilder mit Figuren und Landschaft, zudem für die Kolorierung der Bilder, wobei die erste Hand unter Umständen identisch mit dem Schreiber, also Konrad Grünemberg, sein könnte. Für die Gruppenbilder war 14

15 16 17

Rott: Quellen, 62: „Brachte nun der Schreiber beider Manuskripte und gleichzeitige dilettantische Illustrator des Karlsruher Codex (...)“. Vgl. Stange: Malerei, 52/53; Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 154. Vgl. Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 154. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 123.

Die Abbildungen im Reisebericht

225

eine weitere Hand verantwortlich. So ergibt sich hinsichtlich des Gothaer Codex folgendes Bild: H1 Text und Anlage der Veduten, H2 Ausgestaltung der Veduten, H3 Gruppenbilder.18 Nur zwei Darstellungen, die in der Karlsruher Handschrift zu finden sind, fehlen im Gothaer Codex: Die Abbildung von Alt-Sara, dem heutigen Biograd in Kroatien,19 und das türkische Schiff vor Modon.20 Dagegen ist die Gothaer Handschrift um eine ganze Reihe Abbildungen reicher: Die Gruppe reitender Janitscharen und Türken,21 die griechische Messe,22 der Zweig mit Oliven,23 die Tierzeichnungen,24 die zerfallene Brücke bei Constantia,25 das arabische Feldlager,26 alle Abbildungen der orientalischen Christen,27 alle Alphabete,28 das Kreuzkloster bei Jerusalem29 und das Bad in Jerusalem.30 Zwei selbständige Zeichnungen in der Handschrift Gotha sind im Karlsruher Codex Teile anderer Darstellungen. Die Mühle, in der Handschrift Gotha separat dargestellt,31 ist in Karlsruhe Teil der Vedute von Candia.32 Einzelne Teile der Darstellung des Tales Joschafat33 und der Berg Zion34 sind in Karlsruhe in die Ansicht von Jerusalem integriert.35 Bei den verbleibenden Darstellungen ist es meist so, dass der Kern der Darstellung, die Stadt- bzw. die Gebäudeansicht, der gleiche ist und die Darstellungen sich stark ähneln.36 So sind die Ähnlichkeiten bei der Hafenausfahrt von Venedig (Castello vecchio und Castello 18

19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36

Bei der Darstellung der Moschee mit Badehaus lässt sich das sehr schön erkennen: Die Gebäude wurden zuerst gezeichnet, erst danach die Personenbilder. Diese Arbeitsfolge erkennt man u.a. an den sitzenden Personen im Badehaus und an der Personengruppe vor dem Badehaus (vgl. HS G, fol. 47v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 26). HS K, fol. 9v-10r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 6. HS K, fol. 50r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 50. HS G, fol. 23r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 11. HS G, fol. 30r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 15. HS G, fol. 31r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 17. HS G, fol. 34v-35r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 19. HS G, fol. 39v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 22. HS G, fol. 53v-54r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 31. HS G, fol. 73vff., vgl. Bildkonkordanz, Nr. 38, 39, 40, 41, 42, 43, 48, 49. HS G, fol. 73vff., vgl. Bildkonkordanz, Nr. 38a, 39a, 40a, 41a, 43a, 48a. HS G, fol. 85r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 46. HS G, fol. 86r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 47. HS G, fol. 30v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 16. HS K, fol. 19v-20r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 14. HS G, fol. 63v-64r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 34. HS G, fol. 66v-67r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 35. HS K, fol. 35v-36r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 33 und Bildtafeln, Abb. 11. Vgl. Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 155.

226

Die Abbildungen im Reisebericht

nuovo),37 den Stadtbildern von Sara (Zadar),38 Sibennek (Šibenik),39 Ragusa (Dubrovnik),40 den Inseln Lessina (Hvar)41 und Cursula (Korčula),42 den Ortschaften Liniso (Limassol),43 Sallina (Larnaka)44 und Famagusta45 auf der Insel Zypern, Jaffa,46 der Moschee im Heiligen Land,47 der Ansicht von Emmaus,48 der Grabeskirche,49 dem Heiligen Grab,50 bei Bethlehem,51 dem Haus des Zacharias52 und den Wappen am Ende des Pilgerberichts augenfällig.53 Größer sind die Abweichungen zwischen den beiden Darstellungen von Costus (Constantia),54 Ramla,55 und Korfu.56 Die Darstellungen der Stadt Venedig57 und des Pilgerschiffs Agostino Contarinis sind nicht miteinander vergleichbar, da sie sehr stark voneinander abweichen.58 So zeigt die Karlsruher Handschrift von Venedig nur eine Frontalansicht der Markuskirche, während in Gotha die Säulen an der Piazzetta mit dem Hl. Theodor und dem Markus-

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HS K, fol. 8r und HS G, fol. 12v-13r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 3. HS K, fol. 9v-10r und HS G, fol. 16v-17r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 5. HS K, fol. 11v und HS G, fol. 18v-19r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 7. HS K, fol. 13v und HS G, fol. 21v-22r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 10. HS K, fol. 12v und HS G, fol. 19v-20r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 8. HS K, fol. 13r und HS G, fol. 20v-21r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 9. HS K, fol. 23v und HS G, fol. 36v-37r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 20. HS K, fol. 24v und HS G, fol. 38v-39r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 21. HS K, fol. 25v und HS G, fol. 41v-42r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 24. HS K, fol. 28v-29r und HS G, fol. 44v-45r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 25 und Bildtafeln, Abb. 9. HS K, fol. 30v und HS G, fol. 47v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 26. HS K, fol. 35r und HS G, fol. 55v-56r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 32. HS K, fol. 44r und HS G, fol. 69r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 36 und Bildtafeln, Abb. 13 bzw. Abb. 14. HS K, fol. 45v und HS G, fol. 71r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 37 und Bildtafeln, Abb. 15 bzw. Abb. 16. HS K, fol. 47r und HS G, fol. 82v-83r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 44. HS K, fol. 47v und HS G, fol. 84r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 45. HS K, fol. 50v und HS G, fol. 96r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 51. HS K, fol. 25v und HS G, fol. 40r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 23 und Bildtafeln, Abb. 8. HS K, fol. 31v-32r und HS G, fol. 48v-49r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 27. HS K, fol. 15v-16r und HS G, fol. 24v-25r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 12 und Bildtafeln, Abb. 4 bzw. Abb. 5. HS K, fol. 5r und HS G, fol. 7v-8r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 1 und Bildtafeln, Abb. 1. HS K, fol. 5v-6r und HS G, fol. 10v-11r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 2 und Bildtafeln, Abb. 2.

Die Abbildungen im Reisebericht

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löwen, der Campanile von San Marco, der Dogenpalast,59 hinter dem die Kuppeln der Markuskirche hervorschauen, und die Riva degli Schiavoni gezeigt werden. Die drei letztgenannten Federzeichnungen (Korfu, Pilgerschiff, Venedig) gehen schon auf die Vorlagen Erhard Reuwichs zurück. Der Zeichner der Gothaer Handschrift orientierte sich im Zweifelsfall eher an dem Holzschnitt in der Ausgabe des Breydenbach’schen Reiseberichts als an der Karlsruher Handschrift. Die Veduten von Venedig, Parenzo (Poreč),60 Modon (Methóni),61 Candia (Iráklion) auf Kreta,62 der Insel Rhodos63 und Jerusalem64 weichen in den Handschriften Karlsruhe und Gotha ebenfalls sehr stark voneinander ab. Diese Illustrationen haben die Reuwich’schen Holzschnitte als Vorbild und sind daher wie diese aus der Vogelperspektive bzw. in Schrägaufsicht aufgenommen.65 Zusätzlich sind die Ansichten detailreicher, die Umgebung wird stärker einbezogen, der Bildausschnitt ist größer und daher die Gebäudedarstellung kleiner.66 Reuwich hatte in seinem Bildprogramm die folgenden Ortschaften und Inseln abgebildet: Venedig, Parenzo, Korfu, Modon,

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Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 55/56, betont, das in der Ansicht des Dogenpalastes das „eigenartige Größenverhältnis der drei Geschoße“ in ein umgekehrtes vewandelt worden ist, denn anstatt der großen, das Gebäude beherrschenden Fläche „der oberen durch die sechs Maßwerkfenster und die mittlere Loggia gegliederten Wand“, zeigt Reuwich hier nur eine schmale Fensterzone über dem Galeriegeschoß, während das relativ niedrige Untergeschoß zu einem hohen Säulengang geworden ist. HS K, fol. 8v-9r und HS G, fol. 14v-15r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 4 und Bildtafeln, Abb. 3. HS K, fol. 17v-18r und HS G, fol. 26v-27r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 13. HS K, fol. 19v-20r und HS G, fol. 28v-29r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 14. HS K, fol. 20v-21r und HS G, fol. 31v-32r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 18 und Bildtafeln, Abb. 6 bzw. Abb. 7. HS K, fol. 35v-36r und HS G, fol. 56v-57r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 33 und Bildtafeln, Abb. 11 bzw. Abb. 12. Zur Jerusalem-Schrägaufsicht vgl. Betschart: Illustrationen, 104/105. Die Stationen auf dem Weg ins Heilige Land behandelt Betschart: Illustrationen auf 113 äußerst knapp. Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 158, sieht dies in einigen Punkten anders: „Die Ansichten sind nämlich in der Regel näher an das Auge des Betrachters herangeführt, wodurch eine Verkleinerung des Bildausschnittes bedingt wird. Gleichzeitig hat sich der Blickpunkt verschoben. Wir sehen von oben her, wie aus der Vogelperspektive, auf diese Ansichten hinab.“ Die Verkleinerung des Bildausschnittes in der HS G kann jedoch nicht nachvollzogen werden, sondern es liegt eine Vergrößerung des Bildausschnittes vor.

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Die Abbildungen im Reisebericht

Candia, Rhodos und Jerusalem,67 an Gebäudedarstellungen kommen noch die Ansicht der Grabeskirche und des Heiligen Grabes hinzu.68 Bis auf die Abbildung der Heiligen Grabes übernimmt der Illustrator der Gothaer Handschrift die Holzschnitte, allerdings ergänzt und verändert er diese nach seinem eigenen Erfahrungshorizont. Zudem stellt Reuwich bei seinen Holzschnitten verschiedene Gruppen von Menschen dar: Sarazenen, einen Pilger und einen Juden, Griechen, Surianen, Abessinier und acht Reiter. Bis auf die Darstellung des Pilgers mit dem jüdischen Geldwechsler übernahm der Gothaer Illustrator alle Figurendarstellungen ohne Veränderungen in sein Bildprogramm, nur die Inschriften in den Holzschnitten ließ er weg. Die Alphabete, die bei Reuwich abgebildet sind, d. h. das arabische, das hebräische, das griechische, das chaldäisch-surianische, das koptische, das armenische und das äthiopische Alphabet, wurden bis auf das hebräische Alphabet ebenfalls ohne Veränderungen in die Handschrift Gotha übernommen.69 Bei der Darstellung der Grabeskirche und des Heiligen Grabes war der Gothaer Illustrator kritischer: Bei der Grabeskirche wurde die Darstellung von Reuwich zwar übernommen, aber mit eigenen Beobachtungen ergänzt, beim Heiligen Grab schließlich vertraute der Illustrator ausschließlich der Karlsruher Federzeichnung und übernahm diese in der Gestalt unverändert in die Gothaer Handschrift. Die Abhängigkeit der beiden Handschriften (Karlsruhe und Gotha) hinsichtlich der Illustrationen wurde in der historischen bzw. kunsthistorischen Forschung schon so gedeutet, dass der Gothaer Codex das Original und Karlsruhe eine Kopie von diesem sei: „Nach dem ganzen Charakter der Illustrationen wird man geneigt sein, das wertvollere Gothaer Exemplar auch als das frühere anzusprechen und in Karlsruhe eine Kopie zu vermuten.“70 Die Abhängigkeit vor allem der Gothaer Illustrationen von den Holzschnitten Erhard Reuwichs wurde immer wieder in der Forschung angeführt. Die Schlussfolgerung Lehmann-Haupts bot sich daher in diesem Zusammenhang an: „Im Gegensatz zu Gotha, wo die gedruckten Vorbilder viel unbekümmerter und selbstverständlicher übernommen werden, sieht es also fast so aus, als ob der Zeichner von Karlsruhe dieses Abhängigkeitsverhältnis durch bestimmte Umwandlungen zu verschleiern sucht.“71 67 68

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Vgl. Betschart: Illustrationen, 113. Vgl. zu einer Übersicht der Bildthemen und der Publikationsorte der Bilder Betschart: Illustrationen, 296-298. Vgl. dazu oben Kapitel 7.4 „Fremde Sprachen“, dort den Abschnitt zu den Alphabeten, S. 208. Vgl. Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 157. Vgl. Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 159/160.

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Allerdings ist das Abhängigkeitsverhältnis der beiden Handschriften genau umgekehrt, und dies spiegelt sich auch in den Illustrationen wieder.72 Der Karlsruher Codex ist sicherlich der unmittelbar nach der Reise niedergeschriebene und möglicherweise vom Reisenden selbst, d. h. von der Hand des Schreibers, illustrierte Bericht. Auch auf Grund des Bildmaterials muss die Karlsruher Handschrift vor der Gothaer entstanden sein, denn ihr liegen, im Gegensatz zum Gothaer Bericht, keine bekannten Bildvorlagen zugrunde.73 Die Gothaer Handschrift stellt die Überarbeitung des Karlsruher Berichts nach Sichtung des frisch erschienenen Breydenbach’schen Pilgerberichts mit den Holzschnitten Erhard Reuwichs dar. In diesem jüngeren Codex wurden die Illustrationen von Konrad Grünemberg vermutlich bei einem heimischen (= Konstanzer) Illustrator in Auftrag gegeben. Diesem Illustrator lagen neben den Grünemberg’schen Zeichnungen in der Handschrift Karlsruhe auch der Breydenbach’sche Druck mit den Holzschnitten von Erhard Reuwich vor. Die Gothaer Illustrationen greifen, wie schon gezeigt wurde, die Karlsruher Bildthemen auf und sind zudem in der Gestaltung eng an die Reuwich’schen Holzschnitte angelehnt.74 Von Titus Tobler wurden sie sogar schöner als die Originale eingestuft: „Ich kann mich des wunsches, es möchte dem Grünemberg mehr aufmerksamkeit geschenkt werden, um so weniger entschlagen, als die handzeichnungen schöner sind als die holzschnitte von Rewich.“75 Handschriftenillustratoren werden im 15. Jahrhundert, mit ganz wenigen Ausnahmen, nicht genannt. Die Künstler sind daher nur durch den Vergleich mit anderen Werken ihrer Hand zu bestimmen, die auch aus anderen Gattungen wie der Tafel- oder Wandmalerei stammen können. Gerade Konstanzer Maler lassen sich nach Bernd Konrad in allen drei genannten Hauptbereichen der Malerei nachweisen.76 Der Illustrator der Gothaer Handschrift wurde in Werner Röser aus Konstanz gesehen. Da der Erbe Konrad Grünembergs, Heinrich Grünemberg, im Jahr 1495 ein Buch von Meister Werner Röser einklagte, wurde angenommen, dass dieser der Zeichner der Gothaer Handschrift 72 73

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Vgl. dazu oben Kapitel 2.2.3 „Der Reisebericht“. Vgl. Betschart: Illustrationen, 302. Dies sieht Kunze: Buchillustration, 343 anders, denn er ist der Meinung, dass dem Karlsruher Illustrator wohl die Reuwich’schen Holzschnitte bekannt waren, aber er, anders als der Gothaer Illustrator „diskreter, fast verschleiernd, zu Werke geht“. Vgl. Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 153. Betschart: Illustrationen, 113: „In der Gothaer Handschrift wurden einzelne Ansichten durch Kopien der Holzschnitte Reuwichs ersetzt und die weiteren Städtebilder dem Stil Reuwichs angepaßt.“ Tobler: Bibliotheca, 59. Vgl. Konrad: Buchmalerei, 132.

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sei.77 Genauso gut könnte er aber auch der Illustrator des Karlsruher Codex sein, denn es ist bislang nur eine Vermutung, dass dieser von Konrad Grünemberg selbst illustriert wurde.78 Werner Röser ist von 1468 bis zu seinem Tod im Jahr 1515 in Konstanz nachweisbar.79 Ihm wurden neben der Urheberschaft der Zeichnungen im Gothaer Codex von Hans Rott und Alfred Stange auch die Zeichnungen im Wiener Codex der Konzilschronik Ulrich von Richenthals zugeschrieben.80 Allerdings lässt sich mit der erwähnten Notiz in den Ratsbüchern der Stadt Konstanz nicht die Röser’sche Urheberschaft der Illustrationen im Gothaer Codex feststellen, da aus den Ratsbüchern nicht hervorgeht, auf welches Werk sich diese Notiz bezieht. Daher ist es reine Spekulation, dass es sich hierbei um die Gothaer Handschrift handelte; es könnte sich genauso gut um den Berliner oder Münchner Codex des Wappenbuchs, um die Karlsruher Handschrift oder um ein anderes, uns nicht bekanntes Werk oder eine bislang nicht bekannte Abschrift eines bekannten Werkes gehandelt haben. Daher ist mit dieser Information sehr kritisch umzugehen,81 zumal Werner Röser nicht als Buchmaler, sondern hauptsächlich als Fassaden- und als Schilder-, Wappen- und Glasmaler in den Quellen belegt ist.82 Es ist nicht gesichert, dass Werner Röser als Handschriftenillustrator tätig war, möglich wäre dies indessen schon.83 Allerdings könnte sich ein Werk von Konrad Grünemberg auch aus dem Grund im Besitz Werner Rösers befunden haben, weil 77

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StA Konstanz B I, Ratsbücher zum Jahr 1495/1496, fol. 81, zum Jahr 1495: „Hat Hainrich Grünemberg bekennt under anderm, in der sach gegen maister Wernher, das er her Cunrats (Grünenberg) nöchster und rechter erb sy.“ - „Zwuschen Hainrichen Grünenberg und maister Wernher haben sich mine herrn zu recht erkennt, daß man yeden tail hören wil, des er sich getrut zu genießen; soll maister Wernher das buch och darlegen.“ Diese These greifen in der Nachfolge von Rott auch Stange, Konrad und Betschart auf (Rott: Quellen, Textband, 63; Stange: Malerei, 53, Konrad: Buchmalerei, 134 und Betschart: Illustrationen, 301). Vgl. dazu auch Konrad: Buchmalerei, 133, der sich folgendermaßen äußert: „Wahrscheinlich ist Werner Röser als Buchmaler eines (nur welches?) der Grünemberg-Pilgerbücher anzusprechen (…)“. Vgl. Rott: Quellen, Textband, 63; Rott: Quellen, Quellenband, 21-23. Vgl. Stange: Malerei, 53, dort Verweis auf Rott: Quellen, Textband, 63. Dies wurde bei Moser zu Recht als „nicht nachvollziehbar“ abgelehnt (vgl. Moser, Eva (Hg.): Buchmalerei im Bodenseeraum, 13. bis 16. Jahrhundert, hrsg. im Auftrag des Bodenseekreises von Eva Moser, Friedrichshafen 1997, 303; Eisermann: Chart. A. 541). Ebenso kritisch äußerst sich Eisermann: Chart. A. 541. Dies geht aus Rott: Quellen, Quellenband, 22, hervor, da Werner Röser meist für die Bemalung von Fenstern und Fassaden beauftragt wurde. In diesem Sinne auch Eisermann: Chart. A. 541. Vgl. Konrad: Buchmalerei, 132-133.

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eine Darstellung als Vorlage für ein Fenster, vielleicht auch ein Wappenfenster, gedacht war. Dies ist allerdings eine Vermutung bzw. Spekulation, die bislang nicht verifiziert werden konnte und daher mit Vorsicht zu behandeln ist. Grundsätzlich ist bis heute nicht bekannt, warum Werner Röser 1495 im Besitz eines Buches aus dem Eigentum Konrad Grünembergs war. Generell ist bis heute ungeklärt, wer der Zeichner der Illustrationen der Gothaer Handschrift war. Sicherlich beherrschte er aber „die Mittel der gewerbsmäßigen, volkstümlichen Handschriftenillustration“.84 Der Kolorierung der Karlsruher Handschrift ist in der Tiefenraumgliederung vor allem durch braune, grüne und blaue Farbtöne gekennzeichnet, wobei Grün vor allem für den Vordergrund, Blau eher für Landschaftshintergründe benutzt wurde. Meist wechselt die Farbe von Braungrün im Vordergrund zu Hellgrün im Mittel- oder Hintergrund. Dort wird dann auch Blau (Meer, Himmel, Hausdächer) eingesetzt. Die Tiefenstaffelung wird durch Baumreihen, meist ebenfalls in Blau, vor blauem oder grünem Grund erreicht. Die Farben Gelb (Architekturelemente, Schiffe) und Rot (Architekturelemente, Hausdächer) finden seltener Verwendung. Gebäude sind meist hellbraun, Felsen eher blau ankoloriert, Hausdächer sind oft in Rot oder Blau gehalten. Die Farbigkeit der Gothaer Illustrationen wurde von Falk Eisermann genau geprüft und dargelegt.85 Die Tiefenraumgliederung der Veduten erfolgt vor allem durch Staffelung von Grün (Vorder- und Untergründe, Berge, Landschaftselemente) und Dunkelblau (Meer, Himmel, Landschaftshintergründe).86 Die Aufteilung bzw. Zerlegung der Landschaft, die durch Hügel und Wege gegliedert wird, in verschiedene, klar voneinander getrennte Gründe, von denen jeder in einem anderen Farbton von grün zu blau gehalten wird, kennzeichnet ebenfalls den qualitätvollen Umgang mit Farbe und Bildtiefe.87 Zusätzlich wird Ziegelrot für Gebäudedächer, Brauntöne für Schiffe und Berge, seltener die Farben Schwarz (Schiffe) und Gelb (Landschafts- und Architekturelemente) verwendet. Gebäude und Segel werden mit Schraffuren dargestellt, während sonstige Oberflächen meist als unkolorierte Umrisse wiedergegeben oder leicht hellbraun ankoloriert werden. Viele exakt gezeichnete Details und genrehafte Einzelheiten tauchen vor allem bei den meist einfarbig-flächig ko84 85 86

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Vgl. Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 154. Vgl. Eisermann: Chart. A. 541. Ott: Ikonographie, 38/39, hatte hierzu eindeutige Assoziationen: „Mag auch die Landschaft im Hintergrund eher an eine solche des Konrad Witz erinnern - der seeschwäbische Entstehungsort der Illustrationen legt eine solche Verwandschaft auch nahe -, (…)“ Vgl. Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 154.

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Die Abbildungen im Reisebericht

lorierten Figuren, den Straßenszenen der Stadtveduten und den Schiffsansichten auf. Auch in den Gruppenbildern sind Gewänder und sonstige Details genau wiedergegeben (z. B. fol. 23r, 30v), die Kolorierung ist aber auch hier flächig, selten mit Binnenmustern.

8.2

Die Abbildungen in den Handschriften

Konrad Grünemberg war sich der „Qualität des Sehens“ und deren Darstellung durchaus bewusst.88 Vor diesem Hintergrund wurde ihm die Auffassung zugeschrieben, dass „Gegenstand und Wiedergabe engstens zusammengehören“, zumal Grünemberg im Prolog des Reiseberichts deutlich machte, dass die Wiedergabe gleichwertig zum tatsächlichen Gegenstand oder Erlebnis sein kann. Viele Zeichnungen in beiden Codices verraten daher eine solche Genauigkeit der Beobachtung, dass man „von unmittelbarer Anschauung auszugehen bereit ist.“89 Die Wirklichkeit, die selbst gesehen wurde, soll dargestellt werden, nicht eine Fiktion oder eine Idealdarstellung. Die Absicht des Illustrators war, dem Betrachter ein Abbild dieser Wirklichkeit an die Hand zu geben.90 Der Detailreichtum und die Genauigkeit der Darstellung sprechen für die genaue Beobachtungsgabe des Illustrators bzw. desjenigen, der den Illustrator mit Informationen versah. Vor diesem Hintergrund kann nicht daran gezweifelt werden, dass Konrad Grünemberg die dargestellten Gebäude, Menschen, Tiere, Szenen zum Großteil mit eigenen Augen gesehen hatte. Fehlte allerdings eine Abbildung zum berichteten Thema, brachte dies schnell die Kritiker und Zweifler auf: „Der Ritt nach dem Jordan und nach Jericho ist von Grünemberg (fol. 88) sehr kurz geschildert, auch sind keine Abbildungen beigefügt, so dass man annehmen kann, er sei überhaupt nicht mit dort gewesen.“91 Nicht zwingend muss jedoch im Pilgerbericht zu jedem Ort im Heiligen Land als „Besuchsnachweis“ der jeweiligen Stätte eine Illustration abgebildet werden. Die Deutung, aus der Vorrede des Pilgerberichts gespeist, dass Grünemberg „nicht einen Text durch Illustrationen, sondern Illustrationen durch Text er-

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Vgl. Niehr: Wahrnehmung, 297. Vgl. Niehr: Wahrnehmung, 295, dort Verweis auf Ott: Ikonographie, 38/39. Auch Betschart: Illustrationen, 113, kommt zu diesem Schluß: „Konrad von Grünembergs Reisebericht enthält in der Karlsruher Handschrift viele Städtebilder, die wohl auf eigener Anschauung beruhen.“ Vgl. Ott: Ikonographie, 38. Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 161.

Die Abbildungen im Reisebericht

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gänzt“ habe,92 geht sicherlich zu weit in der Interpretation des Stellenwertes der Federzeichnungen. Jedoch gewinnt der Pilgerbericht auch inhaltlich durch die kolorierten und detailreichen Zeichnungen an Informationen und Eigenständigkeit. Die Illustrationen lassen sich in verschiedene Themenbereiche untergliedern:93 § Stadt- und Landschaftsveduten,94 § Darstellungen der Mitglieder verschiedener Religionsgruppen in Jerusalem,95 § zu diesen gehörende Alphabete fremder Sprachen,96 § Abbildungen, „auf die im Text ausdrücklich hingewiesen wird“97 wie beispielsweise die Tierdarstellungen98 oder eine Gruppe reitender Türken und Janitscharen.99

8.2.1 Stadt- und Landschaftsansichten Die individuelle und genaue Beobachtungsgabe Konrad Grünembergs zeigt sich vor allem in den Stadtveduten, die gemeinsam mit den Holzschnitten Erhard Reuwichs wichtige Marksteine in der Geschichte der Entwicklung der Stadtvedute sind.100 Sie stellen keine idealisierten oder idealtypischen Ansichten der Städte dar, sondern sind individuelle Stadtbilder mit topographisch exakten Angaben und Zeichnungen.101 Gegenüber Phantasieansichten, wie sie beispielsweise im 1475 entstandenen Rudimentum Novitiorum des Lübecker

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Vgl. Betschart: Illustrationen, 174. Einteilung nach Betschart: Illustrationen, 301, in dessen Folge auch Eisermann: Chart. A. 541. Vgl. zu diesem Darstellungstyp unten das Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 8.2.1 „Stadt- und Landschaftsansichten“. Vgl. zu diesem Darstellungstyp unten das Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 8.2.2 „Fremde Menschen“. Diese wurden weder von Eisermann: Chart. A. 541 noch von Betschart: Illustrationen als eigene Abbildungstypen gezählt. Vgl. zu diesem Darstellungstyp oben das Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 7.4 „Fremde Sprachen“. Vgl. Eisermann: Chart. A. 541; Betschart: Illustrationen, 301. Vgl. oben Kapitel 7.6 „Fremde Tiere“. Vgl. zu diesem Darstellungstyp unten Kapitel 8.2.3 „Texterläuternde Abbildungen“. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 54. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 174-178, führte aus, dass die Vorlagen für die Holzschnitte Reuwichs in Italien zu suchen sind. Vgl. Worringer, Wilhelm: Die altdeutsche Buchillustration, München 1912, 66/67, zu Erhard Reuwich.

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Die Abbildungen im Reisebericht

Druckers Lucas Brandis enthalten waren,102 sind die Zeichnungen im Reisebericht Konrad Grünembergs in ihren Angaben verlässlich und realitätsgetreu. Die Stadt- und Landschaftsveduten Konrad Grünembergs sind ganz- oder doppelseitig und meist mit Inschriften versehen. Mit den Stationen auf der Reise ins heilige Land wie Venedig, Parenzo (Poreč), Zara (Zadar), Sebenico (Šibenik), den Inseln Lesina (Hvar) und Curzola (Korčula), Ragusa (Dubrovnik), der Insel Korfu, Modon (Methóni), der Insel Kreta, der Insel Rhodos und der Insel Zypern sind alle wichtigen Städte und Inseln von Grünemberg illustriert worden, denen der Reisende begegnete. Im Heiligen Land illustriert er mit Jaffa, Ramla, Lydda (Lod), Emmaus, Jerusalem, dem Tal Joschafat, dem Berg Zion und Bethlehem alle bedeutenden und üblichen Stationen der Pilger. Viele Besonderheiten, denen der Reisende begegnete, sind in den Bildern enthalten, manche kommentiert er mit Inschriften direkt im Bild. In der Karlsruher Handschrift sind Inschriften in den Veduten von Iráklion auf der Insel Kreta, der Insel Rhodos, Jaffa, Ramla, Jerusalem und Bethlehem enthalten, während im Gothaer Codex Bildinschriften in den Darstellungen von Venedig, Candia (Iráklion), Emmaus, Jerusalem, dem Tal Joschafat, dem Berg Zion und Bethlehem vorhanden sind. So ist also nicht gewährleistet, dass, wenn in der Handschrift Karlsruhe eine Bildinschrift erscheint, diese auch im Gothaer Codex übernommen wurde. Oft erläutern die Bildinschriften die gezeigten Gebäude, wie beispielsweise in der Vedute von Venedig in der Handschrift Gotha, die dem Betrachter den Campanile von San Marco, die gleichnamige Kirche und den Dogenpalast vorstellt. Auch zusätzliche Informationen werden dem Betrachter geboten. So besteht beispielsweise eine Besonderheit des Marktes von Rhodos darin, dass er vollständig unterkellert ist.103 Dies erläutert Konrad Grünemberg in der Karlsruher Handschrift dem Betrachter, da er in einen Platz die Bildinschrift Under den st sind gewelb, leg man dz korn einträgt.104 Auch historische Begebenheiten finden ihren Niederschlag in den Inschriften. In der Vedute der Insel Rhodos wird beispielsweise, in Ergänzung zum Text, in dem die Kämpfe mit den Türken beschrieben werden, erläutert: Hie her in kam der gros türk mit aim sturm und erschlůg gar viel gůter 102

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Vgl. Schramm, Arnold: Der Bilderschmuck der Frühdrucke, Band 10: Die Drucker in Lübeck. 1. Die beiden Brüder Brandis, Leipzig 1927, Abb. 1-96. Vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 301-302. Waldstein-Wartenberg erwähnt nicht die Handschrift, auf die er sich bezieht, aber die Inschrift ist nur im Karlsruher Codex vorhanden. Inschrift Nr. 6 der Abbildung Rodis, HS K, fol. 20v-21r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 18 und Bildtafeln, Abb. 6.

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lut uf dem blacz. Es haist och hie an Juden gassen.105 Die Inschriften ermöglichen es also dem Betrachter, den Text des Berichts auch einem Gebäude in der Darstellung zuzuordnen, und bieten darüber hinaus noch zusätzliche Informationen für den Leser und/oder den zukünftigen Besucher. Weitere wertvolle und bislang unbekannte Informationen, wie der frühe Nachweis einer Horizontalwindmühle auf Kreta, der in beiden Handschriften enthalten ist,106 geben den Abbildungen einen weiteren besonderen Stellenwert unter den Illustrationen in den Jerusalempilgerberichten im späten Mittelalter.107 Solche Besonderheiten erklärt Grünemberg dem Leser gerne auch genauer. Die vertikalachsige Windmühle mit Ventilklappen mutet dem heutigen wie auch dem damaligen Betrachter, der aus eigener Anschauung nur Turmwindmühlen, wie sie in der Vedute von Rhodos eingezeichnet sind, kennt, etwas seltsam an. Daher erläuterte Grünemberg dem Leser die Funktionsweise der Mühle: Item wier sachend zuo Kandÿa gar ain saeltzam mulin, ligt vor der stat nachen dem mer, die ist von acht eggen und hat ÿetlich egg ain tur. Und wǎ der wind her gǎt, so tůt er dar gegen ain tur oder zwo uff. Dǎ ist denn ain plat am andern von tuchlini gegemacht, die tribt der wind und zů des winds usgang tůt er denn och ain tur uff, also das wier das gar vast sǎchen loffen und malen. Stat hie gezaichnet und da der stain lǒfft, stǎt ist undersich inn den schroffen ain wit gehǒwen.108 Zu den Turmwindmühlen in Rhodos, die sowohl in der Abbildung in der Handschrift Karlsruhe als auch in der von den Reuwich’schen Holzschnitten inspirierten Abbildung in Gotha zu sehen sind, erläutert Grünemberg, dass sie von den Genuesen, die Rhodos angegriffen hatten, im Auftrag der Johanniter erbaut werden mussten.109 Die Städteabbildungen beginnen mit Venedig,110 in beiden Handschriften ist die Lagunenstadt an erster Stelle der Abbildungen vertreten. In der Karlsruher Handschrift wird dem Leser lediglich die farbig kolorierte Frontalansicht 105

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Inschrift Nr. 2 der Abbildung Rodis, HS K, fol. 20v-21r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 18 und Bildtafeln, Abb. 6. In der Handschrift Karlsruhe ist die Mühle mit der Inschrift Nr. 3 mülin in die Vedute der Insel Kreta integriert, vgl. HS K, fol. 19v-20r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 14, bzw. HS G, fol. 30v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 16. Eine Horizontalwindmühle ist eine „vertikalachsige Windmühle mit Ventilklappen“ (vgl. Gleisberg, Hermann: Ritter Grünemberg und die Windmühlen, in: Die Mühle 96, Heft 22 (1959), 294/295, dort 294; vgl. zur Windmühle auch Timm: Palästina-Pilgerbericht, 165). Freundlicher Hinweis von Dr. Falk Eisermann (Leipzig). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 346 (HS G, fol. 30v). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 351 (HS G, fol. 33r). Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 1 und Bildtafeln, Abb. 1.

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der Markuskirche geboten. Diese jedoch ist sorgfältig mit Säulen, Portalen, Wimpergen und Kuppeln ausgestaltet. Auffallend ist jedoch die geringe Dimension der Quadriga di San Marco. Die berühmten Bronzerosse, die als Beute des 4. Kreuzzuges aus Konstantinopel nach Venedig kamen, hatten im dortigen kaiserlichen Hippodrom gestanden. Auf der Terrasse der Markuskirche wurden sie auf Veranlassung des Dogen Ranieri Zen um 1260 aufgestellt.111 Die Quadriga di San Marco fiel den Pilgern meist auf.112 Von Konrad Grünemberg wird sie im Text nicht erwähnt, und in der Abbildung ist sie sehr klein dargestellt. Die Säulen der Piazzetta, die den Hl. Theodor und den Markuslöwen mit Buch zeigen, finden als Zeichnungen links und rechts der Markuskirche ihren Niederschlag in der Illustration. In der Gothaer Handschrift wählte hingegen der Zeichner einen Ausschnitt aus der Stadtvedute der Lagunenstadt von Erhard Reuwich.113 Die Vedute zeigt die Südseite der Stadt von der Insel San Giorgio Maggiore aus114 und stellt die besondere geographische Lage der Stadt in der Lagune treffend dar. Im Hintergrund ist ebenfalls Wasser vor Bergen, angedeutet mittels paralleler Wellenlinien, dargestellt und so ist trotz des Ausschnittes dem Betrachter klar, dass die Lagunenstadt vollständig im Wasser liegt. Der Blick des Beobachters fällt auf die Piazzetta, die Säule des Hl. Theodor und den Markuslöwen, den Campanile von San Marco, die Kuppeln von San Marco und den Dogenpalast.115 Am Campanile kann man auch die Entstehungszeit des der Zeichung zugrundeliegenden Holzschnittes erkennen: Der spitze Helm des Turmes weist auf die Entstehung der Abbildung vor dem

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Vgl. Zettler, Alfons: Die politischen Dimensionen des Markuskults im hochmittelalterlichen Venedig, in: Politik und Heiligenverehrung im Hochmittelalter, hg. von Jürgen Petersohn, Sigmaringen 1994 (Vorträge und Forschungen 42), 541571, dort 570. Vgl. Denke: Venedig, 180. Zur Beschreibung und Analyse der Reuwich’schen Venedigillustration vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 123-144. Vgl. Rösch: Venedig, 9; in dessen Folge auch Timm: Palästina-Pilgerbericht, 128: „Denn wie eine Überprüfung vor Ort ergab, bietet sich das von Reuwich festgehaltene Stadtbild dem Betrachter auch heute noch vom Turm der auf der gleichnamigen Insel gelegenen Kirche San Giorgio Maggiore.“ Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 55/56, betont, dass in der Ansicht des Dogenpalastes das „eigenartige Größenverhältnis der drei Geschoße“ in ein umgekehrtes vewandelt worden ist, denn anstatt der großen, das Gebäude beherrschenden Fläche „der oberen durch die sechs Maßwerkfenster und die mittlere Loggia gegliederten Wand“, zeigt Reuwich, das Vorbild Konrad Grünembergs, hier nur eine schmale Fensterzone über dem Galeriegeschoss, während das relativ niedrige Untergeschoß zu einem hohen Säulengang geworden ist.

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Brand des Turmes 1489 hin.116 Wie Frederike Timm erst kürzlich überzeugend nachgewiesen hat, geht Reuwichs Darstellung auf eine heute nicht mehr erhaltene Venedig-Ansicht Jacopo Bellinis (retracto di Venetia) zurück, die um 1440 entstanden sein dürfte.117 Zurück zur Abbildung im Gothaer Codex: Die Riva degli Schiavoni mit buntem und geschäftigem Treiben steht im Vordergrund und so gewissermaßen im Zentrum der Illustration. Passagiere steigen auf Schiffe, Menschen tragen Waren und flanieren, schauen aus den Fenstern: kurzum, hier wird das städtische Leben in der Lagunenstadt dargestellt, wie es sich dem Besucher am Ende des 15. Jahrhunderts darbot. Die Lagunenstadt wird als prosperiende Handelsmetropole,118 als Tor zur Welt präsentiert. Die Hafenausfahrt zwischen Castello vecchio und Castello nuovo folgt als nächste Stadt- bzw. Gebäudedarstellung,119 in beiden Handschriften werden beide Kastelle als zwei Burgen direkt im Wasser gezeigt. Auf die Pilger müssen sie wie ein Tor aufs offene Meer gewirkt haben, denn von Konrad Grünemberg werden sie mit einer „Pforte“ verglichen, durch die das Schiff mit den Pilgern fahren muss.120 An einem Turm war eine schwarze Kugel befestigt, deren Stand den venezianischen Schiffen sowohl Ebbe und Flut als auch die Gegenwart von Seeräubern und anderen Gefahren anzeigen konnte, wie Grünemberg ausführlich in seinen Erläuterungen beschrieb. Parenzo,121 das heutige Poreč an der Westküste Istriens, wird in der Karlsruher Handschrift in eine Landschaft eingebettet und mit Stadtmauer in Schrägaufsicht gezeigt. Die Stadt ist annähernd rund im mittelalterlichen Idealtypus dargestellt, die Küstenlage des Ortes wird durch das angrenzende Meer mit Booten illustriert. Die Stadt reicht direkt an das Wasser, nur ein schmales Stück Land trennt das Meer von der Siedlung. Kirchen und Wehrtürme der Stadt sind gut zu erkennen, wenn auch ohne Beschriftung. Die prominent an der Stadtmauer gelegene Kirche innerhalb der Stadt erklärt sich aus dem Text als Euphrasiusbasilika, die außerhalb der Stadt gelegene Kirche als Nikolauskirche. Auch der in der Reisebeschreibung erwähnte runde Turm, der 1403/04 erbaute Leuchtturm, wird ganz auf der rechten Seite bei der Nikolauskirche abgebildet. Die Stadt ist mit roter Schrift als Parentz in Histria über der Darstellung bezeichnet. Ganz anders die Darstellung der Stadt in Gothaer

116 117 118 119 120 121

Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 125. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 135-144. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 127. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 3. HS K, fol. 8r. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 4 und Bildtafeln, Abb. 3.

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Die Abbildungen im Reisebericht

Codex, die den Reuwich-Holzschnitt zum Vorbild hat.122 Die Stadt wird ebenfalls vom Wasser aus gezeigt, aber die Sicht geht weniger von oben als von vorne auf die Stadtmauer. Die Gestalt der Stadt, ob rund oder nicht, wird daher dem Betrachter überhaupt nicht deutlich. Die Stadt ist hier beinahe ins Meer hineingebaut, sie reicht bis direkt an das Wasser heran bzw. in dieses hinein.123 Die topographische Situation der Halbinsel mit der auslaufenden Landzunge ist in dieser Darstellung gut erfasst. Die acht Wehrtürme und die im 19./20. Jahrhundert niedergerissene Stadtmauer sind gut zu erkennen und korrekt wiedergegeben.124 Auf der linken Seite wird im Vordergrund des Bildes das Felsenriff Karbula abgebildet. Auch die Nikolauskirche und der Leuchtturm finden auf der rechten Seite ihren Platz. Hinter dieser Landzunge ist ein größeres Schiff verborgen, die Masten sind zu sehen. Im Vordergrund ist ein kleines Segelboot dargestellt, das vermutlich Reisende, vielleicht Pilger, transportiert. Das Schriftband, bei Reuwich ebenfalls vorhanden, bezeichnet den Ort als Parencs. An diesen beiden unterschiedlichen Ansichten der istrischen Stadt Parenzo werden die Unterschiede zwischen den Illustrationen im Karlsruher und Gothaer Codex sehr deutlich: Die Karlsruher Illustration ist detailgetreu und realitätsnah, wirkt aber im Ganzen etwas plump und unbeholfen. Die Gothaer Illustration ist ebenso detailreich, aber im Unterschied zur Karlsruher Federzeichnung wohl komponiert, flüssig gezeichnet, schön ausgeschmückt und behutsam koloriert. Die Abbildung der Stadt Zara (Zadar) in Dalmatien hat weder in Karlsruhe noch in Gotha direkte Einflüsse von Reuwich,125 vom Schiff links unten in der Gothaer Abbildung abgesehen. Deutlich ist in der Stadtvedute der Turm der Simeonskirche und die Säule mit dem Greifen zu erkennen. Auch sind in beiden Abbildungen die weiteren im Text beschriebenen Kirchen wie Sv. Donat, Sv. Stošija, Sv. Ivan Krševan, Sv. Marija Velika oder Sv. Šimun dargestellt, eine Zuordnung der Kirchen zu erwähnten Heiligen mittels Inschriften erfolgt jedoch nicht. In der Gothaer Handschrift zeigt der Illustrator in der Mitte des Vordergrundes die Festung Sv. Mihovil (Hl. Michael) auf dem gleichnamigen Berg auf der Insel Ugljan, die Zufluchtsstätte der Einwohner vor den Türken. In der Karlsruher Handschrift ist der Michaelsberg im Hintergrund der Stadt abgebildet, denn dort befindet sich auf einem Berg eine Burg, jedoch ohne Beschriftung. Die Insellage des Berges wird in dieser Abbildung nicht deut122

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Zur Beschreibung und Analyse des Holzschnittes von Poreč vgl. Timm: PalästinaPilgerbericht, 144-148. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 57. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 145. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 5.

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lich. Das Stadtwappen, drei Löwen, ist nur im Karlsruher Codex zu finden. Die Zeichnung in Gotha ist ganz im Stil der Gothaer Abbildungen, stark komponiert und mit Menschen und Reitern belebt. Hier ist die Stadt in Schrägaufsicht dargestellt, so dass die gesamte Stadt mit Stadtmauer und Wehrtürmen sichtbar wird. Der Betrachtungswinkel der Federzeichnung in Karlsruhe ist flacher. Daher sind die Gebäude stärker hintereinandergestaffelt, die Übersicht über die Stadt ist nicht vollständig gegeben. Die Darstellung des alten Zara,126 Biograd bzw. Zara vecchia,127 fehlt in der Handschrift Gotha. In Karlsruhe werden hier analog zur Beschreibung Grünembergs ausschließlich zerstörte Kirchengebäude gezeigt. Die beiden Stadtveduten von Sebenico (Šibenik)128 sind mit dem Stadtwappen, das auf rotem Grund einen Arm, der einen Dolch hält, zeigt, gezeichnet.129 Vor der dalmatischen Hauptstadt sind die beiden auf Felsen gebauten Kastelle, zwischen denen die Schiffe durchfuhren, abgebildet. Das Haus des venezianischen Stadthalters, des Podesta, ist prominent mit einem Relief des Markuslöwen, dem Zeichen der Serenissima, im Vordergrund zu sehen. Auch an den beiden Kastellen ist dieses Relief angebracht. In der Mitte der Stadt ist die Kathedrale St. Jakob, die von ca. 1430 bis 1555 errichtet wurde,130 gut zu erkennen. In der Gothaer Handschrift wird in der Federzeichung die Erzählung Konrad Grünembergs, dass er sich mit anderen Reisenden bei Patron „Urlaub“ nahm, um Šibenik zu besuchen, bildlich dargestellt: Ein Ruderboot bringt Personen vom Pilgerschiff im Bildvordergrund an Land. Die kroatische Insel Lesina (Hvar)131 war ebenfalls zur Serenissima gehörig, was in beiden Codices in den Illustrationen durch den Markuslöwen gezeigt wird. In der Gothaer Federzeichnung ist besonders schön der Markt für die Reisenden gezeigt: Stände mit Lebensmitteln sind hier genauso dargestellt wie Tiere (Schafe und Ziegen, vermutlich auch Esel und Kühe), die von den Reisenden erworben werden konnten. Auf dem Platz herrscht ein reges Treiben. Die Kirchen der Stadt gehen im dichtgedrängten Häusermeer beinahe unter. Gut zu erkennen ist allerdings die Stadtanlage. Die Stadt wuchs seit dem 13. Jahrhundert allmählich die Anhöhe Sv. Nikola hinauf, eine Bergfes-

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Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 6. Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 153. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 7. In der HS K weist die Hand nach rechts, in der HS G ist das Wappen spiegelverkehrt dargestellt, d. h. die Hand weist nach links (vgl. Bildkonkordanz, Nr. 7). Vgl. LexMA 7, 1830/1831. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 8.

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Die Abbildungen im Reisebericht

tung und zwei kleinere Hafenburgen sicherten die Zugänge zur Stadt.132 Auch die benachbarte Insel Curzola (Korčula),133 ebenfalls in Besitz der Venezianer, wird wie Hvar auch mit Stadtmauer und Wehrtürmen gezeigt. Die dortige, heute noch erhaltene Stadtmauer mit den zinnenbewehrten Wehrtürmen und den beiden Stadttoren, dem sog. Meerestor und dem sog. Landtor, sind auf beiden Veduten von Korčula gut zu erkennen.134 Besonders eindrucksvoll ist die Kathedrale Sv. Marko der Stadt dargestellt. Sie beherrscht mit ihrem ausladendem Radfenster und dem von einer Laterne bekrönten Turm die Stadt, andere Kirchen sind innerhalb der Stadt nicht abgebildet. Außerhalb der Stadt, auf einem Berg, ist die Kirche Sv. Antun zu sehen.135 Sehr prächtig ist die Vedute der heutigen Stadt Dubrovnik, dem damaligen Ragusa. Die Stadt ist sehr stark bewehrt, starke Basteien, eine zum Teil doppelte Stadtmauer mit Graben, Wehranlagen für den Hafen sind ausführlich und detailliert dargestellt. Die romanische Kirche Sv. Vlaho und der von den Venezianern erbaute Rektorenpalast136 sind in der Stadtdarstellung gut zu erkennen. Ein zierlicher gotischer Brunnen wird in der Handschrift Gotha gezeigt, in der Handschrift Karlsruhe fällt der Brunnen weniger kunstvoll und eher romanisch statt gotisch aus. Schon im Text der Karlsruher Handschrift erwähnt Grünemberg, dass in Ragusa uff den bläczen gar cost brunnen von schönnen bilden durch howen, da vil rören ob ain andern loffen zu finden seien. Die in der Handschrift Karlsruhe dargestellten Brunnen entspechen in ihrem Aussehen auch eher den Onofrio-Brunnen, die der Pilger wohl in der dalmatinischen Stadt gesehen hat.137 In der Handschrift Gotha ist diese Beschreibung ausführlicher und detailreicher, wie die Abbildung auch. Die griechische Insel Korfu138 ist die nächste Station, die von Grünemberg bildlich dargestellt wurde. Die gebirgige Landzunge, auf der die Stadt gebaut ist, wird von zwei mächtigen Kastellen beherrscht, die auf sich felsig auftürmenden Höhen erheben.139 Die Stadt wurde zwischen diesen beiden Burgen 132

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Vgl. Stanić, Michael: Dalmatien. Die adriatische Küste von Istrien bis Montenegro, Zürich / München 1984, 140. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 9. Vgl. Baedeker, Karl: Kroatische Adriaküste. Dalmatien, 2. Auflage, Ostfildern 2006, 165-170; Höh, Rainer und Peter: Istrien / Dalmatien, 3. Auflage, München 2003, 182; Stanić: Dalmatien, 148. Vgl. Baedeker: Kroatische Adriaküste, 170. Der Bau des Rektorenpalasts an Stelle des veralteten Kastells wurde im späten 14. Jahrhundert begonnen (vgl. Stanić: Dalmatien, 160-162). Vgl. zu den Onofrio-Brunnen unten S. 330, Anm. 379 und HS K, fol. 14v. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 12 und Bildtafeln, Abb. 4 bzw. Abb. 5. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 57.

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erbaut und reicht bis ans Meeresufer herunter. In beiden Illustrationen wurde die Sicht von vorne auf die Stadt gewählt. Die Befestigungsanlage wird detailliert dargestellt: Zinnenbekrönte Festungsmauern umschließen die Halbinsel und führen von der Burg im linken Bildteil hinunter bis an das Meeresufer, wo sie von Wehrtürmen durchsetzt wird.140 Die Alte Festung (Fortezza Vecchia oder Pálaio Frúrio) auf dem östlichen Felsen stammt noch aus dem 8. Jahrhundert, der westliche Hügel wurde erst im 13. Jahrhundert befestigt.141 Zwischen und unter den beiden liegt das mittelalterliche Zentrum von KorfuStadt. Eine dreischiffige Basilika mit Obergadenfenstern sticht aus dem Gewirr der Bauten hervor. Diese soll wohl die Klosterkirche des im Text erwähnten Barfůsen closter sein, in dem manche Pilger nächtigten. Gut zu unterscheiden ist in der Karlsruher Handschrift die Vorstadt (in der Bildmitte) von der Oberstadt (rechts oben, erhöht gelegen). Die Pilger nächtigten gewöhnlich in der Vorstadt, in der auch die Kaufleute und Handwerker angesiedelt waren. Im Hafenbecken sind viele Liegeplätze auszumachen, die meisten sind jedoch nicht belegt. Hier sollen nach Grünembergs Auskunft 40 venezianischen Galeen Platz finden, die vom venezianischen Provveditore befehligt wurden.142 Der Konstanzer zeigt hier den von den Venezianern im 15. Jahrhundert angelegten Mandráki-Hafen.143 In der Gothaer Handschrift ankert eine prächtige Karacke in der Bildmitte, der Hafen wird nicht gezeigt. Auf der rechten Bildseite passiert gerade eine Gruppe Reiter einen Wachturm. Die Gothaer Handschrift orientiert sich an der Vorlage Erhard Reuwichs, ohne diese aber detailgetreu zu kopieren.144 Das Fehlen des Hafens wurde jüngst dahingehend gedeutet, dass Reuwich seinen Holzschnitt auf der Grundlage einer älteren Vorlage, die nach 1414 bzw. vermutlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden sein muss, erstellt hat.145 In der Karlsruher Handschrift dagegen lassen sich keine Spuren einer Bildvorlage finden, so dass für diese Ansicht der Stadt von Erfahrungswissen des Zeichners auszugehen ist.

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Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 149. Vgl. Speich, Richard: Korfu und die Ionischen Inseln, Stuttgart u. a. 1982, 69-71; Timm: Palästina-Pilgerbericht, 150/151. Vgl. Gallas, Klaus: Korfu. Das antika Kerkyra im Ionischen Meer - Geschichte, Kultur, Landschaft, Köln 1986 (DuMont-Kunst-Reiseführer), 42. Vgl. Stamatopoulos, Nondas: Old Corfu. History and Culture, Corfu 1978, 124; Timm: Palästina-Pilgerbericht, 153. Zur Beschreibung und Analyse des Reuwich-Holzschnittes von Korfu vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 149-154. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 153.

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Die Abbildungen im Reisebericht

Die Ansicht von Modon (Methóni),146 dem venezianischen Hafen auf der Peloponnes, präsentiert in beiden Abbildungen eindrucksvoll die große Hafenanlage vor einer flach zum Wasser hin abfallenden Landschaft. In der Gothaer Handschrift sind hinter der Stadt Lehmhütten und einfache Behausungen zu erkennen, die vermutlich den im Text erwähnten Zigeunern zuzuordnen sind.147 Diese Zeichnung der Stadt ist stark am Holzschnitt Erhard Reuwichs orientiert und zeigt die Stadtanlage im rechten Teil in Schrägaufsicht, während der Hafenbereich in Frontalsicht dargestellt ist und daher in diesem Bereich einzelne Gebäude kaum zu erkennen sind. Zwei Windmühlen (Turmwindmühlen) und ein Kirchenschiff und Kirchturm mit einfachen Bauformen ragen heraus. Die Befestigung der Stadt läuft weit ins Meer hinaus, die Mole geht bogenförmig zurück, so dass sich im Ganzen die Form eines Hufeisens ergibt.148 Im Gegensatz dazu ist in der Karlsruher Handschrift die Stadtanlage gut zu sehen, Kirchenschiffe und -türme, Plätze, Gassen und fünf Windmühlen (Turmwindmühlen) sind in der Stadtanlage vom Betrachter gut zu erkennen. Die einfachen Behausungen der „Zigeuner“ fehlen hier, allerdings außerhalb der Stadtanlage ist eine kleine Siedlung zu finden. Nur in der Gothaer Federzeichnung ist die felsige Insel Schiza im rechten Vordergrund zu sehen, das Gebäude auf dieser ist mit einem Schriftband als unser frowen kilch bezeichnet.149 Auch eine Grotte zeigt der Illustrator auf dieser kleinen Insel, in der eine stehende Person und Kisten zu sehen sind. Hier wird auf die Möglichkeit angespielt, diese Insel als Zufluchtsort zu nutzen, um der drohenden Türkengefahr zu entkommen. Die Gothaer Illustration zeigt einen älteren Baubestand als die Karlsruher Illustration. Grünemberg zeichnete hier den Graben zwischen der Stadt, die aus Vorstadt und Kastell bestand, und dem Hinterland, das in seiner Abbildung spärlich besiedelt dargestellt ist, ein. Dieser ging auf grundlegende bauliche Veränderungen an der Stadtbefestigung in den 1460er Jahren zurück und sollte Modon vor den Angriffen der Türken schützen. Dass in der Stadt schon 1483 Geschütze auf der Stadtmauer und entsprechende Gräben und Türme vorhanden waren, berichtet Felix Fabri in seinem Evagatorium.150 In der Darstellung von Erhard Reuwich, der ja gemeinsam mit Bernhard von Breydenbach und Fabri reiste, fand dies aber keinen Niederschlag, so dass davon auszugehen ist, dass Reuwich ältere Quellen für seine Ansicht von 146 147 148 149 150

Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 13. Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 153. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 57/58. Vgl. Soulis: Notes, 272. Vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 165, III, 337-338.

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Modon nutzte.151 Interessanterweise hat der Gothaer Illustrator die ältere Ansicht übernommen, ohne in diese korrigierend einzugreifen und den neueren Baubestand zu dokumentieren. Die Insel Kreta mit ihrer Hauptstadt Candia (Iráklion)152 war nach mehreren kleineren Stationen wie Kron (Koróni) an der Südwestspitze der Peloponnes oder der Insel Cerigo (Kýthira) die nächste größere Station auf dem Weg ins Heilige Land. Die beiden Abbildungen sind sehr unterschiedlich; die Karlsruher Federzeichnung ist originell, während die Gothaer Vedute eine Kopie von Reuwich ist.153 Im Karlsruher Codex wird die Stadt Iráklion gezeigt, von der Insel selbst ist wenig zu sehen. Der Blick vom Wasser aus fällt zunächst auf die Werft, die mit der Inschrift hie inn macht man die schiff als solche gekennzeichnet ist. Hinter dieser ist der gut befestigte Hafen mit dem venezianischen Zeughaus (der stat zug hus) sehr groß und mächtig gezeichnet. Die Stadt mit Stadtmauer, Befestigungstürmen, Kirchen, Gebäuden und Plätzen ist gut zu erkennen. Auffallend sind die flachen Dächer der kretischen Gebäude, die Grünemberg auch im Text erwähnt.154 Außerhalb der Stadt sind am linken oberen Bildrand eine griechische Kirche, am rechten oberen Bildrand eine Horizontalwindmühle155 dargestellt. Auch die Mühle wird dem Betrachter durch die Inschrift mülin erklärt, was bei der ungewohnten Gestalt des Gebäudes durchaus notwendig ist. Die Gothaer Darstellung ist gewandter, belebter und zeigt vor allem einen größeren Landschaftsausschnitt, in den die griechische Stadt eingebettet ist. Im Vordergrund liegen am Ufer Fässer, Reiter und Fußvolk sind unterwegs, von einem Boot wird gerade ein Fangnetz eingeholt. Das Leben mit allen Facetten wird bildnerisch erzählt und der Zeichner macht auch vor der Darstellung eines Kampfes zwischen Bewaffneten nicht halt.156 Die Fässer stellen vermutlich Weinfässer dar, denn auf Kreta 151 152 153

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Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 157-160. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 14. Zur Beschreibung und Analyse des Reuwich-Holzschnittes von Kreta vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 160-166. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 164 weist schlüssig darauf hin, dass der Holzschnitt von Kreta andere Quellen als die direkte Anschauung haben muss, denn die Reisegruppen um Bernhard von Breydenbach ist 1483 sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg nicht auf Kreta gelandet. Insofern präsentiert Reuwich „bildliches Erfahrungswissen lediglich in sekundärer Form“ (Ebd.). Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 162. Vgl. oben S. 235, Anm. 107. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 58. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 165, identifiziert die Szene als Andeutung auf die Aufstände der kretischen Bevölkerung gegen die venezianischen Besatzer.

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Die Abbildungen im Reisebericht

wurde der berühmte Malvasier hergestellt, der von den Pilgern oft und gerne erwähnt und getrunken wurde.157 Der Franziskanerkonvent San Francesco, mächtig und prächtig zugleich im linken Teil der Stadt dargestellt, wird durch die Inschrift als solcher gekennzeichnet, wenn der Schreiber bzw. Illustrator diesen auch anstatt korrekt als conventus minorum fälschlich als conventus minorus bezeichnet.158 Die Kirche mit drei zerstörten Apsiden am Querhaus, mit Langhaus und Turm ist im Gegensatz zu den griechischen Kirchenbauten als abendländischer Bau mit spätromanischen Formen gut zu erkennen.159 Das Stadtwappen, ein sich aufbäumender, gekrönter Löwe, findet sich auf beiden Illustrationen. Die Johanniterinsel Rhodos mit ihren charakteristischen Windmühlen war nach Kreta die nächste wichtige Station für die Pilger.160 Die beiden Federzeichnung von Rhodis sind sehr unterschiedlich, da die Karlsruher Fassung eine Schöpfung von Konrad Grünemberg, die Gothaer Version eine Kopie der Ansicht aus Breydenbachs Peregrinatio ist.161 In der Karlsruher Ausgabe ist die Darstellung der Johanninterresidenz äußerst realistisch und mit Sinn für Details zu Papier gebracht.162 Die Ringmauer, die die ganze Stadt mit ihren Wehrtürmen umfasste, ist gut zu erkennen. Viele Türme sind beschriftet; die Benennungen nach den „Zungen“ kennzeichnen die einzelnen Verteidungsabschnitte. Der Autor erläutert die praktische Bedeutung der Turmbezeichnungen allerdings nicht.163 Des hochmaisters schlos wird dem Betrachter genauso 157

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Malvasier (it. malvasia), süßer weißer Wein (vgl. Wis: Ricerche, 184-185; Feger: Ulrich Richental, 281). Er sollte jeden Morgen vor dem Frühstück getrunken werden und wurde als vorbeugende Maßnahme gegen Seekrankheit verstanden. Hans Bernhard von Eptingen, 203 und Bernhard von Hirschfeld, 104 berichten von dieser Maßnahme. Nach der griechischen Stadt Monemvasia benannt, wurde er vor allem auf Kreta hergestellt (vgl. LexMA 6, 753; LexMA 8, 2120). Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 160, die neben Malvasier auch Oivenöl als Fässerinhalt vermutet. Reuwich gibt die Bezeichnung als Conve(n)tus minor(um) an, vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 160. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 58. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 18 und Bildtafeln, Abb. 6 bzw. Abb. 7. Zur Beschreibung und Analyse des Reuwich-Holzschnittes von Rhodos vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 166-178. Vgl. Kraack: Rhodos, 220. Die Stadtmauern waren seit 1461 in acht Abschnitte („tongue“ = „Zunge“) unterteilt. Die jeweiligen Bezeichnungen der Türme wie beispielsweise Franczosen turn künden davon, welche „Zunge“ hier im Ernstfall für die Verteidigung zuständig war (vgl. Setton: The Papacy II, 346, Anm. 1; Uffer: Peter Füssli, 168; Kraack: Rhodos, 216/217, Anm. 7).

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vorgestellt wie der Marktplatz, die Gewölbe unter diesem oder die Einfallsschneise der Türken bei der Belagerung der Insel im Jahr 1480.164 Zwölf Windmühlen stehen auf der Hafenmole im Vordergrund des Bildes,165 drei weitere sind vor dem Franzosenturm in der Stadt zu sehen. Landschaft ist auf der Vedute kaum vorhanden. Anders in der Zeichnung im Gothaer Codex: Hier ist die Stadt am Meer in eine hügelige Landschaft eingebettet, im Hinterland sind auch Gebäude dargestellt. Die Hafeneinfahrt auf der linken Bildseite ist sehr prominent dargestellt, dreizehn Windmühlen stehen auf der linken Mole, zwei weitere auf der rechten Mole. In der Stadt stehen nochmals insgesamt drei weitere Mühlen. Beschriftungen der Gebäude sind keine in der Zeichnung enthalten. Im Vordergrund und im Hintergrund ist auf dem Meer reger Betrieb, venezianische Galeen mit Ruderern sind genauso wie Karacken und andere Handelsschiffe dargestellt. Die letzte Station vor der Überfahrt ins Heilige Land war Zypern. Zu dieser Insel sind gleich vier Abbildungen den Codices beigegeben: Die Ortschaften Liniso (Limassol),166 Sallina (Larnaka),167 Costus (Constantia)168 und Famagusta169 werden auf diese Weise dem Leser nähergebracht. Da Erhard Reuwich keine Vedute der Insel Zypern zum Reisebericht Bernhard von Breydenbachs beigesteuert hat,170 ähneln sich die Veduten in den beiden Grünemberg-Handschriften stark. Generell sind die Stadtansichten im Gothaer Codex wieder eleganter und belebter gestaltet, die Perspektive ist durchdachter und stimmiger als in Karlsruhe. Die dargestellten Gebäude gleichen sich jedoch meist. Die Ansicht der Stadt Liniso zeigt zum einen ein Schloß in venezianischem Besitz, direkt am Meer gelegen, in das von Konrad Grünem164

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Rhodos wurde erstmalig 1480 von den Türken angegriffen, doch erst 1522 konnten die Türken die Insel erobern (vgl. LexMA 7, 795-797; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 59/60; Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 165-168). Im Text erwähnt Grünemberg 13 Windmühlen, auch in der Gothaer Handschrift sind 13 Windmühlen eingezeichnet (vgl. Bildkonkordanz, Nr. 18 und Bildtafeln, Abb. 7). Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 20. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 21. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 23 und Bildtafeln, Abb. 8. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 24. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 174-176, führt dies auf das Fehlen von venezianischen Zeichnungen zurück, die Reuwich als Vorlagen für seine Darstellungen gewählt habe. Begründet sei dies darin, dass von Reuwich, mit Ausnahme von Rhodos, allein venezianische Besitzungen als Bildgegenstand gewählt wurden. Rhodos wiederum sei für die politische Botschaft Breydenbachs unverzichtbar gewesen.

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bergs Schiff zwei Personen als Gefangene geführt wurden. Kirchen des griechischen Typus, immer mit runden Apsiden, oft auch ganz als Rundkirche, sind mehrfach dargestellt. Dies passt auch zu Grünembergs Erläuterungen: Zů Liniso stond vil kriechischer kirchen. Das Pilgerschiff des Patrons Agostino Contarini, von Reuwich übernommen, wird in der Handschrift Gotha vor Limassol im Meer ankernd gezeigt. Die Pilger an Bord wie auch die Fracht (Schafe und Waren) sind gut und deutlich zu erkennen. Auch die Einkäufe auf Zypern, von Grünemberg im Text erwähnt, sind durch Menschen mit Fässern und Waren in der Gothaer Abbildung gut dargestellt. Auf der Rückfahrt vom Heiligen Land kamen die Reisenden in einen Sturm, daher besuchten sie nochmals die Insel Zypern und die drei Ortschaften Sallina, Costus und Famagusta. Da Grünemberg diese Begebenheit als Einschub auf der Hinfahrt berichtet, sind die entsprechenden Illustrationen ebenfalls bei der Hinfahrt zum Text passend eingefügt. Zunächst besuchten die Pilger die Stadt Sallina. Hier berichtet Grünemberg von einer großen alten Kirche und zeichnet diese in griechischem Stil, aber in schlechtem Zustand, denn der Turm war eingefallen. Er hat vermutlich die Lazaruskirche gesehen, die im 10. Jahrhundert errichtet wurde.171 Direkt am Meer befand sich ein Wirtshaus, an dem ihn eine überrankte Pergola faszinierte. Diese wurde sowohl im Text erwähnt als auch in beiden Abbildungen gezeigt. Nur in der Handschrift Gotha wird der Salzabbau, in beiden Handschriften im Text erwähnt, auch abgebildet. Sowohl die Salzgewinnung als auch die Lagerung der Salzblöcke auf Stapeln wird gezeigt. Das Salz wird mit Eseln zum Meer transportiert, wo schon Karacken auf ihre Fracht warten. Die Pilgergalee ist natürlich auch wieder vor Sallina zu sehen, die Pilger sitzen allerdings im Wirtshaus beim Mahl. Die Ortschaft Costus, der Geburtsort der Hl. Katharina,172 seit dem 7. Jahrhundert zerstört, wird von Grünemberg als Ruinenfeld gezeichnet. In beiden Abbildungen ist neben dem Ortnamen das halbe Rad zu sehen, das die Pilger als Zeichen der Katharinenritterschaft führen konnten. Hier in Costus auf Zypern konnten die Heiliglandpilger die begehrte Berechtigung zum Führen und Tragen des stilisierten Rades der Heiligen Katharina erlangen.173 Auch die Stadt Famagusta, von den Pilgern ebenfalls besucht, 171

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Lazaruskirche, im 10. Jahrhundert erbaut, im Spätmittelalter in benediktinischer Hand (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 116, Anm. 209; Conrady: Vier rheinische Palästina-Pilgerschriften, 112, Anm. 181a). Hl. Katharina von Alexandrien (* in Zypern (?), † 306 (?) in Alexandria in Ägypten), Märtyrerin, eine der vierzehn Nothelfer. Vgl. dazu oben Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 2.3.1 „Patrizische Werte“.

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wird in einer Vedute in jeder Handschrift abgebildet. Jeweils auf der rechten Seite der Stadt wird die Burg gezeigt, in der Mitte die prächtige, gotische St. Nikolaus-Kathedrale, die Krönungskirche der Herrscherfamilie Lusignan, die im 13. Jahrhundert in dieser Kirche zu Königen von Jerusalem gekrönt wurden.174 Sowohl in der Handschrift Karlsruhe als auch in der Handschrift Gotha kommt die Prächtigkeit und feine Gliederung des gotischen Maßwerks französischen Stils voll zur Geltung. Anders die Zitadelle:175 Bei der Perspektive der Burganlage hatten beiden Illustratoren Schwierigkeiten, die Anlage wirkt seltsam schief und unproportional. Jaffa,176 der Ankunftshafen der Pilger im Heiligen Land, wurden in beiden Handschriften sehr unterschiedlich dargestellt. In Karlsruher Codex ist weder Meer noch Pilgerschiff zu sehen. Im Vordergrund sind auf dem Bild die „Löcher“ dargestellt, in denen die Pilger untergebracht waren. Im rechten und mittleren Loch, den Cellaria Sancti Petri,177 waren Grünemberg und die Reisegefährten von Agostino Contarinis und Piero Landos Schiff untergebracht, im linken Loch standen laut der Bildinschrift die Kamele. Links neben den Kellergewölben sind strohgedeckte Unterstände zu sehen. Im Hintergrund ist ein Zeltlager aufgebaut, und auf einem Turm mit Halbmond-Flagge steht eine Gruppe Muslime mit Kopfbedeckungen. Ganz anders die Abbildung in Gotha. Das Meer und beide Galeen sind vor Jaffa gezeichnet, kleine Schiffe mit Pilgern landen gerade. Weitere Pilger stehen als Gruppe an Land vor dem mamlukischen Befehlshaber der Stadt Jerusalem, von Grünemberg als her von Jerusalem bezeichnet.178 Dieser saß mit seinem Sohn, seinem Hauptmann, Über174

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Nikolaus-Kathedrale in Famagusta, erbaut 1298-1326, Krönungskirche der Könige von Jerusalem (vgl. Schneider: Zypern, 286-288; Jeffery, George: A Description of the Historic Monuments of Cyprus. Studies in the Archaeology and Architecture of the Island, Nicosia 1918, ND London 1983, 116-127; Enlart, Camille : L' art gothique et la Renaissance en Chypre, Paris 1899, I, 268-300). Die Zitadelle wird heute auch als Othello-Turm bezeichnet. Diese verstärkte den venezianischen Festungsring. Der venezianische Statthalter in Famagusta, Nicolo Foscarini, hatte 1492 das venezianische Hafenkastell umbauen lassen (vgl. Schneider: Zypern, 280, 288/289). Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 25 und Bildtafeln, Abb. 9. Die Pilger verbrachten üblicherweise mehrere Tage im sog. St. Peters-Keller (Cellaria Sancti Petri). Hier mussten sie die Zeit bis zum Aufbruch nach Jerusalem verbringen. In diesem Gewölbe wurden sie auch mit ihrem Namen und dem Namen ihres Vaters registriert (vgl. Reichert: Ottheinrich, 173, Anm. 303; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 21). Seit 1250 gehörte das Heilige Land zum mamlukischen Sultanat in Kairo. Jerusalem war Sitz eines Gouverneurs im Range eins nahib, der seit 1376 Kairo direkt unterstand (Reichert: Pilger und Muslime, 5). Zu den Gesprächen und Verhand-

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Die Abbildungen im Reisebericht

setzern und Schreibern auf einem Teppich, um die Pilger zu befragen und sie mit ihrem und ihres Vaters Namen in einem Buch erfassen zu lassen. Annähernd 100 Fußknechte sollen als Begleitzug dabei gewesen sein, viele davon stehen in zwei großen Gruppen links und rechts der Pilgerschar. Im Hintergrund der Szene sind die Gewölbe zu sehen, neben den Gewölben steht ein Tisch mit einem Schreiber für die Erfassung der Pilger. Im Mittelgrund des Bildes ist gut die kleine mamlukische Zeltstadt zu erkennen, die Türme mit Muslimen sind hier ebenfalls abgebildet. Die Landschaft erstreckt sich weit in den Hintergrund, in der Ferne sind Berge zu sehen. In der Gothaer Handschrift kommt im Vergleich mit der Karlsruher Handschrift die erzählerische Komponente hinzu, denn die Erfahrungen im Reisebericht werden hier für den Betrachter deutlich ins Bild übersetzt. Auf der Reise von Jaffa nach Jerusalem waren die üblichen Stationen Ramla,179 Lod180 und Emmaus, die Grünemberg alle drei auch abbildet. In der Handschrift Karlsruhe wird die übliche Schrägaufsicht gewählt. Vier Minarette, mehrere Kirchen, ein Bad mit zwei Gebäuden und das Pilgerspital sind in der orientalischen Stadt, die von Palmen durchzogen ist, gut zu erkennen. Das Spital war nach der langen Seereise und der schlechten Unterkunft im Peterskeller in Jaffa oft die erste Möglichkeit, wieder in einer Herberge unterzukommen. In der Gothaer Handschrift ist die Stadt wieder von vorne vor einer Landschaft gezeigt, die Gebäude sind daher kleiner, und das Pilgerspital ist für den Betrachter nicht genauer gekennzeichnet. Die Reisenden werden als langer Zug gezeigt, der gerade zu Fuß in die Stadt durch ein Stadttor einzieht. Lydda, die Ortschaft, in der der Hl. Georg sein Martyrium erlitt, wird dem Betrachter in der Handschrift Karlsruhe als Ruinenstadt vorgeführt. Der Stein, auf dem der Hl. Georg enthauptet wurde, wird neben zwei Altären gezeigt; in der Handschrift Gotha stehen die Pilger um diesen herum. Auf der rechten Seite der Stadt, die in der Handschrift Gotha nicht so zerstört dargestellt wird wie in Karlsruhe, ist eine Moschee mit Minarett, in Karlrsuhe mit der Erläuterung das ist ain haidnischer tempel. In der Gothaer Handschrift stehen im Vordergrund die Mamluken in ihrer typischen Tracht mit roten Hüten. Die Esel, auf denen die Pilger bis nach Jerusalem reiten, sind links zu sehen. Emmaus, seit dem 13. Jahrhundert mit el-Qubēbe identifiziert, 11 km nordwest-

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lungen der Pilger mit den mamlukischen Behörden vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 29; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 16. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 27. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 28.

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lich von Jerusalem gelegen, lag als Ort der Grablege des Cleophas181 ebenso auf der Route in die Heilige Stadt wie das Schloß Samuwel, in dem der Prophet geboren und aufgewachsen sein als auch seine Grabstätte gefunden haben soll.182 In der Karlsruher Handschrift ist eine zerstörte Stadt ohne Inschriften als Emmaus dargestellt, während in der Gothaer Handschrift Emmaus und Castella Samuelis in einer Abbildung in eine Landschaft integriert sind. Der Pilgerzug ist erneut auf der rechten Seite der doppelseitigen Abbildung gezeigt, wie er an einer verfallenen Ortschaft namens Ramatha vorbeizieht. Das Ziel der Reise, die Heilige Stadt Jerusalem, ist in beiden Codices doppelseitig abgebildet. Die Vedute der Stadt Jerusalem ist in den beiden Handschriften völlig unterschiedlich gestaltet. Die Gothaer Version183 zeigt einen kolorierten Ausschnitt aus dem Reuwich-Holzschnitt,184 wobei nur die Ansicht Jerusalems aus der Karte des Heiligen Landes übernommen wurde. Die Darstellung Reuwichs der Heiligen Stadt prägte das europäische Jerusalembild im

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Mc 16,12; Lc 24,13-35. Emmaus, der Ort, an dem Christus den Jüngern am Ostertag erschien, wurde im Spätmittelalter im dem Ort el-Qubēbe identifiziert (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 159/160, 328ff., 392ff.). Cleophas war einer der Jünger von Emmaus (vgl. Keller, Hiltgart L.: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der bildenden Kunst, 7. Auflage, Stuttgart 1991, 359). Rama, arab. Ramatajim. Das Grab Samuels befindet sich vermutlich unter dem Gipfel des Berges en-Nebī Samwīl beim gleichnamigen Dorf (vgl. Herz: Hans Tucher, 378). Allerdings ist die Lokalisierung unklar, denn neben en-Nebī Samwīl werden auch die Orte Rāmāllah, Bēt Rīmā und er-Rām in der Literatur vorgeschlagen (vgl. Das große Bibellexikon III, 1266; Pringle: Churches, II, 181-199; Külzer, Andreas: Peregrinatio graeca in Terram Sanctam. Studien zu Pilgerführern und Reisebeschreibungen über Syrien, Palästina und den Sinai aus byzantinischer und metabyzantinischer Zeit, Frankfurt am Main 1994 (Studien und Texte zur Byzantinistik 2), 241). HS G, fol. 56v-57r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 33 und Bildtafeln, Abb. 12. Dieser wurde in der Literatur wiederholt behandelt, unter anderem vgl. Betschart: Illustrationen, 104/105; Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 58-60; Oehme, Ruthardt: Die Palästinakarte aus Bernhard von Breydenbachs Reise in das Heilige Land 1486, in: Aus der Welt des Buches. Festgabe zum 70. Geburtstag von Georg Leyh, Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beiheft 75 (1950), 70-83; Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 21; Davies: Bernhard von Breidenbach, XXIV-XXV; Röhricht: Palästinakarte Bernhard von Breitenbach’s, 129-135; Ramseger, Ingeborg: Die Städtebilder der Schedel’schen Weltchronik. Ihre geistigen und künstlerischen Voraussetzungen im Mittelalter. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Stadtvedute, Diss. (ungedruckt), Berlin 1943, 34-36.

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Die Abbildungen im Reisebericht

späten Mittelalter nachhaltig, Konrad Grünemberg ist der erste Rezipient in einer Reihe vieler Kopisten von ganz unterschiedlicher Qualität.185 Die Ansicht ist geostet, der Blick kommt von Westen, d. h. von der Küste, und das Bild erläutert das Umland Jerusalems im Osten.186 Das Tal Joschafat und der Berg Zion fehlen in dieser Abbildung und werden daher dem Betrachter in separaten Zeichnungen vorgestellt.187 Die Stadt allerdings wird vom Ölberg aus gesehen, der im Osten vor der Stadt liegt, und ist somit genau umgekehrt orientiert wie das Umland, sie ist um 180 Grad gedreht.188 Zahlreiche Inschriften erläutern dem Betrachter die heiligen Stätten.189 Der Ursprung der Gothaer Jerusalemansicht, die Reuwich-Karte des Heiligen Landes, enthält nach Herkenhoff drei Betrachtungsebenen:190 1) Veranschaulichung der Orte, Schauplätze und Ereignisse der Heilsgeschichte, oft ist mit der Angabe des Ortes auch der Verweis auf das betreffende biblische Ereignis ergänzt. 2) Orientierungshilfe für Heilig-Land-Fahrer, d. h. sie illustriert den Ablauf einer Pilgerreise im Heiligen Land und Ägypten. 3) Angaben, die über die Punkte 1) und 2) hinausgehen, wie beispielsweise die Entfernungsangaben von Kairo nach Mekka (37 Tage) oder das Ostufer des Roten Meeres, wo am portus Thor die Schiffe aus Indien anlegen sollen. Diese Betrachtungsebenen sind im Ausschnitt der Karte, wie sie bei Konrad Grünemberg dargestellt ist, räumlich auf die Stadt Jerusalem und deren östliches Umland begrenzt. Die Inschriften nehmen ausschließlich die Orte der Heilsgeschichte auf, weitere Angaben sucht man vergeblich. Daher fand eine bewusste oder unbewusste Reduzierung des Karteninhalts auf die Veranschaulichung der Orte, Schauplätze und Ereignisse der Heilsgeschichte statt; die zur Stadtvedute reduzierte Karte dient ausschließlich der Illustration des Textes bezüglich der heiligen Stätten. 185

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Betschart: Illustrationen, 105. Allerdings hatte die Reuwich-Darstellung kaum Einfluss auf die spätgotische Tafelmalerei, vgl. Haussherr, Reiner: Spätgotische Ansichten der Stadt Jerusalem, in: Jahrbuch der Berliner Museen 29/30 (1987/1988), 47-70, dort 61. Betschart: Illustrationen, 104 hat hier wohl etwas verwechselt, wenn er schreibt: „Das Bild wurde vom Ölberg aufgenommen und zeigt die Stadt von Osten.“ Demgegenüber richtig Herkenhoff: Darstellung, 198: „Die Karte ist geostet.“ Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 34 und Nr. 35. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 59. Vgl. Betschart: Illustrationen, 104; Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 58-60, der die Stadtdarstellung genau beschreibt. Vgl. Herkenhoff: Darstellung, 199-204.

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Im Bildvordergrund sieht man das Kidrontal, der von links kommende Bach läuft unter der mit thorenß Zedron beschrifteten Brücke hindurch. Die goldene Pforte (porta aurea), durch die Christus am Palmsonntag in die Stadt ritt, wird für den Leser mit diesem heilsgeschichtlichen Ereignis bezeichnet: port dadurch Christus uf dem esel rait am palmtag). Hinter dieser liegt zunächst unbebautes Gelände mit Bäumen und Büschen, von Wegen durchzogen. Dahinter erhebt sich das Plateau des Tempelberges mit seinen arkadenartigen Zugängen, im Vordergrund führt eine Treppe zum Felsendom hinauf. Dieser wird als Oktogon mit einer zwiebelförmigen Kuppel dargestellt. Der Bau des 7. Jahrhunderts ist in seinen Formen richtig erfasst, allerdings stimmen die Zahl der Nischen und die Gliederung des Tambours nicht.191 Beim templum Salomonis sind analog zu den Moscheendarstellungen in der Handschrift Gotha wieder gläubige Muslime kniend beim Gebet gezeigt, während in der Vorlage Reuwichs nur stehende Menschen dargestellt sind. Auf der linken Seite steht, weiter im Süden, die El Aqsā-Moschee, vom Illustrator oder Schreiber als templum Symeonis bezeichnet. Die wesentlichen Teile der Moschee, das Langhaus mit Vorhalle, Querhaus und Kuppel, sind zu erkennen. Weitere, für die Pilger interessante heilige Stätten sind ebenfalls bezeichnet: das Haus des Kaiphas, das Haus des Herodes, das Haus des Pilatus, das Haus der Anna. Auch weltliche Gebäude wie das orientalische Bad oder das Pilgerspital nahe der Grabeskirche werden dem Betrachter in der Stadtvedute gezeigt und erläutert. Das Hauptziel der Reisenden, die Grabeskirche, sticht im Stadtbild neben der kunig Davids pfallentz, der heutigen Zitadelle,192 hervor. Sie erscheint an der Stelle, an der man sie vom Ölberg sieht, jedoch nicht mit ihrer Ostseite, sondern mit der Südseite.193 Die Darstellung stellt eine vereinfachte Version des Bildes dar, wie es als Einzelbild bei der Beschreibung der Grabeskirche in beiden Handschriften eingefügt ist.194 Im Hinterland werden dem Reisenden sowohl heilige Stätten als auch geographische Punkte wie der Berg Nelo gezeigt, so dass der Betrachter sowohl einen Eindruck vom Stadtbild als auch von der Lage der Stadt in der Landschaft erhält.

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Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 60. Mit kunig Davids pfallentz bzw. castel Davides bezeichnet Grünemberg die heutige Zitadelle, die in byzantinischer Zeit irrtümlich als Palast Davids bezeichnet wurde (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 22-25; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 88-95). Zur Drehung der Kirche vgl. Betschart: Illustrationen, 306; Haussherr: Spätgotische Ansichten, 61; Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 60. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 36 und Bildtafeln, Abb. 13 bzw. Abb. 14.

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Die Abbildungen im Reisebericht

Prinzipiell orientierte sich der Autor der Gothaer Abbildung an der Wirklichkeit vor Ort. Jedoch treten auch einige Abweichungen von der Realität zutage. Von der Grabeskirche wird beispielsweise die nach Süden gerichtete Portalfassade mit Vorhof gezeigt, die Kirche wurde also in der Ansicht der Stadt gedreht. Auch die Kuppel des Felsendoms ist übermäßig spitz ausgefallen, um den orientalischen Charakter des Baus zu betonen.195 Der Illustrator der Gothaer Handschrift hat diese Eigenheiten ebenfalls übernommen. Natürlich schlichen sich auch Fehler durch das Kopieren ein: Aus totes mar bei Reuwich wird Sottemar bei Grünemberg,196 aus fons elisei wird Elissee.197 Ansonsten konnten keine Übernahmefehler festgestellt werden. Die Karlsruher Darstellung198 ist dagegen eigenständig, keine Kopie einer Vorlage und stammt möglicherweise sogar von der Hand Konrad Grünembergs selbst.199 In dieser Federzeichnung ist Jerusalem in eine kreisförmige Stadtmauer eingebettet.200 Auch das Umland wie das Tal Joschafat, der Berg Zion oder der Berg Galilea werden in diese Illustration aufgenommen. Der Betrachter blickt ebenfalls von Osten auf die Stadt, und überblickt die Stadt als Ganzes. Das östliche Hinterland, wie in der Handschrift Gotha dargestellt, fehlt jedoch, nur der Josefsturm ist im Hintergrund zu sehen. Die heiligen Stätten des Tals Joschafat und des Bergs Zion sind im Süden bzw. Westen der Stadt angefügt. In der Stadt vermisst man auf den ersten Blick zunächst den die Gothaer Illustration beherrschenden Felsendom, wie er bei Reuwich gezeigt wurde. In der Karlsruher Handschrift wird dieser weniger imposant und deutlich weniger präsent im Vordergrund gezeigt, die Kuppel ist bis zur Unkenntlichkeit geschrumpft. Die Darstellung von Menschen fehlt in dieser Zeichnung völlig. 195 196

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Vgl. Betschart: Illustrationen, 105. HS G, fol. 56v-57r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 33, dort Inschrift Nr. 1, und Bildtafeln, Abb. 12. Hier ist die fons elisei gemeint, so ist sie bei Breydenbach / Reuwich auch bezeichnet. Es handelt sich um die Elisa-Quelle, aus der ein kleines Bächlein entspringt, das bis zum Meer fließt. (vgl. Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 21; Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck, Palästinakarte; Hans Bernhard von Eptingen, 273) III Rg 2,19-22 erzählt davon, wie Elisa die salzige Quelle in eine Süßwasserquelle verwandelte. HS K, fol. 35v-36r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 33 und Bildtafeln, Abb. 11. Diese Vermutung wurde immer wieder geäußert, zuletzt von Betschart: Illustrationen, 108. Die Darstellung des Stadt Jerusalem in der Schedelschen Weltchronik verwendet ebenfalls die runde, idealtypische Form (vgl. Schedelsche Weltchronik, fol. 17; Haussherr: Spätgotische Ansichten, 66).

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Allerdings wird neben dem Felsendom der Kettendom gezeigt, der in der Gothaer Abbildung fehlt.201 Deutlich mehr Inschriften, insgesamt 50 im Gegensatz zu 31 in der Handschrift Gotha, erläutern dem Betrachter sowohl die Lage der heiligen Stätten zueinander als auch den Markt, das orientalische Bad und das Pilgerspital. Viele Stätten, die in Gotha nicht bezeichnet werden, erschließen sich hier in ihrer topographischen Lage dem Betrachter, beispielsweise das Haus der Veronika (fronica)202 oder das Haus des reichen Mannes (rich man).203 Eine Kopie der Karlsruher Jerusalemdarstellung findet sich als Wandbild in der Ortschaft Stans (Kanton Nidwalden, Schweiz). Hier hat um 1600 der Jerusalempilger Melchior Lussy, der gemeinsam mit Rudolf Pfyffer 1583 ins Heilige Land reiste,204 den Auftrag gegeben, in einem Prunkzimmer des sog. Winkelriedhauses diese Jerusalemansicht abzuzeichen. Heute ist diese Darstellung nur noch fragmentarisch erhalten.205 Das Bild wurde übereck auf zwei Wände gemalt und hat zahlreiche deutsche Inschriften. Auf Grund der runden Form der Stadt, der Inschriften und der Anordnung der Gebäude lässt sich an den erhaltenen Teilen der Wandmalerei noch deutlich die Kenntnis der Karlsruher Jerusalemdarstellung erkennen. Die Inschrift im Fresko do die Juden unser lieben frowen bo angriff geht beispielsweise auf die Inschrift Hic Judei ceciderunt ad baram beate virginem in der Karlsruher Handschrift zurück,206 die Inschrift da Johannes meß las auf die Karlsruher Erläuterung Hic Johannis ewangeliste celebravit.207 Das Wandbild ist daher ein weiterer Nachweis dafür, dass die Karlsruher Handschrift Ende des 16. Jahrhunderts irgendwo in der Zentralschweiz gewesen oder dort zumindest bekannt gewe201 202

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Vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 89/90. Die Veronikalegende gründet auf der Begegnung Christi mit Veronika und erscheint vom frühen Mittelalter an in Texten, die als Fortsetzung des NikodemusEvangeliums angesehen werden. Die Lokalisierung an der Via dolorosa wechselt (vgl. Tobler: Topographie, I, 251-252). Vgl. zum Haus der Veronika die Edition des Reiseberichts, S. 388, Anm. 181. Lc 16,19-31. Melchior Lussy verfasste über seine Reise einen Pilgerbericht (vgl. Röhricht: Bibliotheca geographica Palaestinae, 785), der heute in der Zentralbibliothek Luzern liegt und nach der Angabe von Betschart: Illustrationen, 109, Anm. 1, in Freiburg i. Ü. (Schweiz) 1590 gedruckt wurde. Vgl. die Abbildung Nr. 77/78 bei Achermann, Hansjakob: Das Winkelried-Haus. Geschichte, Restaurierung, Museum, Nidwalden 1993, 104/105. HS K, fol. 35v-36r, vgl Bildkonkordanz, Nr. 33, Inschrift Nr. 10 (Bildtafeln, Abb. 11) und Achermann: Winkelried-Haus, 104. HS K, fol. 35v-36r, vgl Bildkonkordanz, Nr. 33, Inschrift Nr. 7 (Bildtafeln, Abb. 11) und Achermann: Winkelried-Haus, 104.

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sen sein muss, denn auch Rudolf Pfyffer hatte Bezüge zur Karlsruher Handschrift des Reiseberichts Konrad Grünembergs. An seinen eigenen Pilgerbericht, der sich heute in der Zentralbibliothek Luzern befindet, ist eine knappe Zusammenfassung des Karlsruher Textes des Grünemberg’schen Reiseberichts angefügt.208 Die für die Pilger wichtigsten Gebäude in der Heiligen Stadt, die Grabeskirche und das Heilige Grab, wurden von Konrad Grünemberg in beiden Handschriften in einer eigenen Zeichnung abgebildet. Schon in der Karlsruher Handschrift erkennt man in der detailreichen Darstellung den genauen Beobachter.209 Die Kirche wird mit ihrer Hauptfassade, die nach Westen gerichtet ist, dem Vorhof, dem Glockenturm und den entsprechenden Kuppeln dargestellt. Die Fassade mit Säulen, Kapitellen, Gesimsen und Friesen, das Kirchenportal, der rechte Eingang zugemauert, der linke Eingang mit Portaltüren versehen, die Außentreppe auf der Kuppel, der Glockenturm, im 15. Jahrhundert ohne Glocken - alles dies wird vom Illustrator detailgenau dargestellt. Auch der beginnende bzw. anhaltende Verfall ist durch die etwas ruinöse Architektur und durch die Pflanzen, die aus der Kuppel und aus dem Mauerwerk wachsen, dokumentiert. Mit Inschriften wird dem Leser der einzelne Gebäudeteil wie beispielsweise In dem turm hanget kain glǒg mer, sÿ sind al gen Rodis komen oder Hie unden im tempel stat der kǒr. Anmiten im kor ist ain stain und im stain ist ain loch ainer spang wit, da ist es anmiten inn der welt, als Christus selb gesprochen hat erläutert. Für die Handschrift Gotha hat der Illustrator zwar den Holzschnitt Erhard Reuwichs als Vorlage gewählt, aber diesen mit den Informationen aus der Handschrift Karlsruhe ergänzt. Der Vorhof wird, wie bei Reuwich, perspektivisch korrekt dargestellt,210 auch die Figurengruppe in abendländischer oder Pilgertracht, knieend und betend im Vordergrund des Vorhofs dargestellt, wurde übernommen. Eine zweite Figurengruppe in muslimischer Tracht kommt hinzu, die diskutierend neben den Pilgern stehen. Die Außentreppe auf der Kuppel, bei Reuwich nicht vorhanden, wird aus der Karlsruher Handschrift ebenso übernommen wie die reiche Verzierung der Fassade der Kirche und die Darstellung des Quadermauerwerks. Bei Reuwich fehlt dies, und die Kirche wirkt mit weißen, flachen Au208

209 210

Vgl. dazu oben Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 3.4 „Handschrift Luzern (L)“. Vgl. HS K, fol. 44r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 36 und Bildtafeln, Abb. 13. Der Holzschnitt der Grabeskirche ist eines der perspektivisch am besten gelungenen Bilder Reuwichs (vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 60). Dennoch ist die Darstellung proportional nicht ganz in sich stimmig, wie Timm: PalästinaPilgerbericht, 182/183 zeigt.

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ßenwänden wie verputzt.211 Die Rotunde des Heiligen Grabes liegt bei Reuwich hinter dem Glockenturm und der Kuppel, daher ist sie auf dem Holzschnitt nicht sichtbar. Auch dies korrigiert der Illustrator und setzt sie links versetzt hinter den Glockenturm,212 nicht ganz originalgetreu, aber offensichtlich scheint dies dem Illustrator wichtig gewesen zu sein, denn er ergänzt dies mit der Inschrift under disem loch stat das hailig grab. Diese Korrekturen der Reuwich’schen Vorlage waren nur durch das eigene Erlebnis, durch das eigene Erlebnis der Wirklichkeit im Sinne von „habe ich selbst gesehen“213 möglich. Es ging Grünemberg also offensichtlich nicht darum, die eigenen Beobachtungen durch andere bestätigen zu lassen, sondern er griff auf bereits vorhandene Illustrationen zu und änderte diese nach seinen Erfahrungen ab. Auch ein Fehler schlich sich ein: Rechts der Hauptfassade befindet sich eine zu dieser parallele, zurückversetzte Mauer, die dunkel schraffiert ist. Im Gothaer Codex wird aus dieser Mauer eine Seitenwand der Hauptfassade, die perspektivisch verkürzt dargestellt wird und somit die Perspektive der Illustration stört.214 Ein Erdbeben brachte 1556 den Turm der Grabeskirche zum Einsturz. Daher sind sowohl der Holzschnitt Erhard Reuwichs als auch die beiden Federzeichnungen Konrad Grünembergs einige der wenigen Quellen, aus denen die tatsächliche Gestalt des Turms rekonstruiert werden konnte.215 Dieser hatte, nach Reuwichs Holzschnitt, drei Geschosse mit spitzbogigen Blendarkaden auf gebündelten Stützen, darüber war ein kuppelgekröntes oktogonales Geschoß mit spitzgiebeligen Schalluken.216 Auch das Heilige Grab in der Grabeskirche ist in beiden Codices (Karlsruhe und Gotha) der Pilgerreise bildlich dargestellt. Der Utrechter Erhard Reu211

212 213 214 215

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Für den freundlichen Hinweis bzgl. der wie verputzt wirkenden Wandflächen danke ich Herrn Prof. emer. Dr. Heinz Grotzfeld (Münster). Vgl. Betschart: Illustrationen, 134. Betschart: Illustrationen, 162. Vgl. Betschart: Illustrationen, 134, Anm. 1. Vgl. zur Rekonstruktion des Turmes der Grabeskirches die Publikation von Roese (Roese, Gerhard: Die Rekonstruktion des Turmes der Grabeskirche in Jerusalem, Darmstadt 2002). Herr Prof. Dr. Jürgen Krüger (Karlsruhe) möchte ich an dieser Stelle herzlich für die Zusendung des Druckes danken. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 60; Schmaltz, Karl: Mater ecclesiarum. Die Grabeskirche in Jerusalem. Studien zur Geschichte der kirchlichen Baukunst und Ikonographie in Antike und Mittelalter, Straßburg 1918 (Zur Kunstgeschichte des Auslandes 120), 179. Auch ein kleiner Fehler, bei Reuwich ebenfalls vorhanden, schlich sich hier ein. Das Fragment einer Laterne war von der Kuppel der Rotunde auf die Kuppel des Kreuzfahrerbaus übertragen worden. Auch in der Handschrift Karlsruhe ist dieser Fehler vorhanden (vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 60).

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wich hatte seinen Holzschnitten ebenfalls eine Darstellung des Heiligen Grabes beigefügt. Bei seiner Darstellung des Heiligen Grabes übernahm der Gothaer Illustrator allerdings die Karlsruher Darstellung unkorrigiert und veränderte nur die Inschriften, die Reuwich-Darstellung spielte offensichtlich für ihn keine Rolle. Der Illustrator zeigt die zweigeschossige Anlage der Grabädikula aus südöstlicher Richtung. Der runde Bau, der die rechteckige Grabkammer umgibt, wird ebenso dargestellt wie der rechteckige Vorraum mit dem Altar, der ein Stück vom Verschlussstein des Grabes enthalten soll.217 Auf der anderen Seite ist die Kapelle der Kopten angefügt. Sowohl das Portal mit Vorraum als auch die capel der Jacobiten werden in beiden Handschriften für die Leser zur Orientierung beschriftet. Der Bau erhielt bei Grünemberg einen sechseckigen Aufbau mit Spitzbogen und eine runde Kuppel. Hier weicht er in der Schilderung von Reuwich ab, denn dieser gibt Rundbögen und eine spitz zulaufende Kuppel in seinem Holzschnitt an. Zudem wählt Reuwich die gegenüberliegende Seite des Heiligen Grabes, die Nordseite, als Schauseite; bei ihm geht man von links in den östlichen Vorraum, die Kapelle der Kopten ist auf der rechten, westlichen Seite, beides ohne Beschriftung. Grünemberg hat die Ansicht des Heiligen Grabes von Süden gewählt, er zeigt links den westlichen Teil, rechts den Eingang ins Heilige Grab, der im Osten liegt.218 Ansonsten gleichen sich die Ansichten sehr stark und wirken, mit den Worten Andres Betscharts, „sehr vertrauenserweckend“.219 Die Illustrationen zeigen den Zustand des Heiligen Grabes vor dessen Neuaufbau im Jahre 1555 ziemlich zuverlässig, aber mit der Einschränkung, dass auf Formen wie Rund- oder Spitzbögen in den Darstellungen nicht genau geachtet wurde. Das Tal Joschafat erhielt im Gothaer Codex eine eigene Darstellung.220 Im Karlsruher Codex sind die heiligen Stätten des Tals in die Ansicht der Stadt Jerusalem integriert. Sie beginnt links mit dem Gottesacker Hakeldamach mit dem von der Hl. Helena erbauten Pilgerfriedhof, einem Gewölbe, in das die Körper der Toten durch Löcher eingeworfen wurden. Dahinter befand sich der Siloahteich, der Ort, an dem sich die Apostel verbargen und der Ort, an dem der Prophet Jesaia zersägt wurde. Das Grab Absaloms wird mit Trompetendach gezeigt, und der Stein, auf dem Maria öfters ruhte, wird genauso abgebildet und erläutert wie der Ort der Himmelfahrt Christi und die heiligen Stätten auf dem Ölberg. Ausnahmsweise sind auch landeskundliche Eintragungen 217 218 219 220

Vgl. Betschart: Illustrationen, 123. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 191. Vgl. Betschart: Illustrationen, 124. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 34.

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vorhanden. Uf disen berg sicht man in Arabia und ins Sodomytisch mere und der Berg Galilea bringen dem Betrachter die Umgebung näher. In der Karlsruher Handschrift sind diese Stätten der Heilsgeschichte im Tal Joschafat und auf dem Ölberg in der Vedute der Stadt Jerusalem enthalten, da hier das Umland im Bildvordergrund eingeschlossen ist. Auch der Berg Zion mit Umgebung,221 in Karlsruhe ebenfalls im Jerusalembild mit den dortigen Stätten der Heilsgeschichte erläutert, wird im Gothaer Codex auf einer zusätzlichen Doppelseite dargestellt. Die wichtigsten Stellen wie der Ort der Erwählung Matthias zu einem Apostel, die Stelle, an der Maria in Gegenwart der Apostel verschied, oder die Stelle des Pfingstwunders werden erläutert. Die Stellen, die in der Abbildung des Bergs Zion vorhanden sind, werden auch im Text erläutert. Stätten, die Grünemberg nicht im Text beschrieb, wie hospitale, dz hus des rats, Josephs turn und dz schloß Urie hat Grünemberg aus der Darstellung von Reuwich übernommen, ohne dass diese zu seinem Bericht einen Bezug hätten. Die Darstellung Bethlehems beschließt die beschrifteten und erläuterten Abbildungen der Stadt- und Landschaftsveduten in der Handschrift Karlsruhe.222 Die Abbildung fällt sehr wenig informativ aus, ausschließlich die Kirche und der Kreuzgang werden dargestellt. Die Geburtskirche wie auch die gesamte Anlage werden in schlechtem, ruinösem Zustand ohne Inschrift gezeigt. Der Kreuzgang, in welchem die Pilger ihr Nachtlager aufschlugen, wird für den Leser als solcher bezeichnet wie auch die Höhle des Kirchenvaters Hieronymus. Mehr Informationen sind in dieser Darstellung jedoch nicht enthalten. Anders in der Handschrift Gotha: Hier wird die gesamte Landschaft mit weiteren Stätten der Heilsgeschichte wie dem Grab der Rahel oder der Stelle, an der die Engel den Hirten die Ankunft des Herrn verkündeten, ebenso dargestellt wie das Umland und dessen Ortschaften (Tekoa, Siph, Bet T’amr).223 In Gotha folgen nach der Landschaftsvedute Bethlehems noch die Abbildungen des Hauses des Zacharias224 und des Kreuzklosters.225 In Karlsruhe findet sich ebenfalls die Darstellung des Hauses des Zacharias, allerdings ohne eine Inschrift oder einen Titel der Abbildung. Nur durch die Abbildung hinter den Text: An den selben ende hat Zacharÿas im haisen bringen ainen grifel und schraib uff ain taffel, das sin sun solt gehaisen werden Johannes. An dem end ist ablaß T. ist die Zuordnung der Abbildung zum Haus des Zacharias 221 222 223 224 225

Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 35. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 44. Vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 159. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 45. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 46.

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möglich. Dargestellt sind zwei verfallene Gebäude, das eine an einem Hang etwas höher gelegen als das andere. Bäume flankieren die Gebäude. In der Handschrift Gotha sind die Gebäude wieder in einen größeren Landschaftszusammenhang eingebettet, zudem ist das untere Gebäude beschriftet mit das hus Zacharii. Das Haus des Zacharias wurde im 8. Jahrhundert bei cAin Kārim in einer Elisabethenkirche lokalisiert. Im 15. Jahrhundert sind Reste des Hauses bzw. der Elisabethenkirche wohl noch vorhanden, allerdings zerstört und als Stall genutzt. Verschiedene Pilger berichten von diesen Gebäuden.226 In der Handschrift Gotha findet sich eine Darstellung des Klosters zum Hl. Kreuz, das zu Grünembergs Zeit nach Angabe von Pringle noch von georgischen Mönchen bewohnt war.227 Auch dieses ist in die für die Abbildungen des Gothaer Codex typische Landschaft eingebettet und wird dem Betrachter durch das Band Santa Cruczis vorgestellt. Im Text kommt diese Bezeichnung nicht vor, aber durch die Lage der Abbildung nach der Schilderung eines Klosters griechischer Mönche, hinter deren Kirchenchor das Kreuzesholz aus der Begräbnisstätte Adams gewachsen sei, konnte der kundige Leser die Abbildung zuordnen: Da ist ain closter, sind darinn etlich kriechisch münch sant Pǎls globen, sicht glich wie ain schlǒs. Hinder dem hochen alter inn der

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Haus des Zacharias, das im 8. Jahrhundert bei cAin Kārim in einer Elisabethenkirche lokalisiert wurde. Im 15. Jahrhundert sind Reste dieses Hauses bzw. der Elisabethenkirche u. U. noch vorhanden: Felix Fabri berichtet von einer Mauer, über die er klettern musste, um in die Höhlenkapelle der Johanneskirche zu kommen (vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 446, Anm. 545; Felix Fabri, Evagatorium, I, 638/639; Kopp, Clemens: Die heiligen Stätten der Evangelien, Regensburg 1959, 132-137; Tobler: Topographie, II, 354-381; Pringle: Churches, I, 30-32 und 38-40). Auch Wilhelm Tzewers kommt an diesen Gebäuden vorbei und charakterisiert sie als Schafställe: In medio per unam leucam est domus Zacharie inter montes in monticulo. Sunt ibi ecclesie dirute, hodie stabula ovium (vgl. Wilhelm Tzewers, 280). Vgl. zum Tal cAin Kārim auch Hans Tucher (Hans Tucher, 437). Kloster zum Hl. Kreuz, griechisch-orthodoxes Kloster (seit 1685) bei Jerusalem, von der Kaiserin Helena gegründet, in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts als georgisches Kloster an der Stelle der byzantinischen Kirche errichtet. Nach einer bis in das vierte nachchristliche Jahrhundert zurückreichenden Legende soll Lot hier nach seiner Flucht aus Sodom drei Hölzer gepflanzt haben, aus denen ein Baum entstand, dessen Holz für das Kreuz Christi verwendet worden ist. Der Baumstumpf wird bis heute in einem Loch unter dem Hauptaltar gezeicht (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 280/281, Anm. 190; Külzer: Peregrinatio graeca, 219/220; Pringle: Churches, II, 33-40; Gorys, Erhard: Das heilige Land. Historische und religiöse Stätten von Judentum, Christentum und Islam in dem 10000 Jahre alten Kulturland zwischen Mittelmeer, Rotem Meer und Jordan, Köln 1984, 140/141; Tobler: Topographie, II, 726-741).

Die Abbildungen im Reisebericht

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kirchn ist gewachsen das holtz, darus gemacht ward das hailg fron crutz.228 In der Gothaer Handschrift wird die runde Form des Berges (schonen sinnwelen berg) noch ergänzt, so dass dem Leser die Zuordnung leichter fiel. Die reiche Ausstattung der Handschriften mit Abbildungen machte es dem Leser im 15. Jahrhundert wie auch heute einfach, den textlichen Erläuterungen ein Bild der entsprechenden heiligen Stätten folgen zu lassen. Ohne diese Stadt- und Landschaftsveduten würde dem Text ein wesentliches Element, nämlich das der bildlichen Erläuterung und Illustration, fehlen, und der Erkenntnisgewinn des Lesers würde darunter leiden.

8.2.2 Fremde Menschen Nicht nur Stadt- und Landschaftsveduten sind im Reisebericht dargestellt. Auch Abbildungen von Menschen, fremden Völkern und Religionen bereichern die Erzählungen Konrad Grünembergs. In der Gothaer Handschrift zeigen acht Abbildungen die verschiedenen Religionen und Personengruppen, denen der Reisende im Heiligen Land begegnen konnte. In der Karlsruher Handschrift fehlen diese Bilder gänzlich. Vier der Darstellungen, die Griechisch-Orthodoxen, die Surianen, die Jakobiten und die Sarazenen, sind von Erhard Reuwich kopiert, die anderen vier Darstellungen, die Armenier, Georgier, Abessinier und Mamluken gehen nicht auf Erhard Reuwich zurück. Im Stil unterscheiden sich die Letztgenannten „wesentlich von den Reuwich-Kopien: Die Zeichnung ist gröber, die Figuren wirken ungelenk.“229 Die Abbildung der Sarazenen zeigt eine fünffigurige Gruppe, auf der linken Seite zwei Frauen, auf der rechten Seite drei Männer.230 Von den Frauen ist eine im Profil dargestellt, sie wird mit Kopfbedeckung im Stil eines Turbans und Kleid gezeigt. Die zweite ist voll verschleiert, nur das Gesicht und die Hände sind außerhalb des Gewands zu sehen.231 Die drei Männer tragen Turban und sind in verschiedenen Ansichten (Vorder-, Rücken- und Profilansicht) zu sehen. Der Urheber des Holzschnitts, Erhard Reuwich, hat sie ver228 229 230

231

HS K, fol. 48r. Vgl. Betschart: Illustrationen, 84. HS G, fol. 89v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 48. Vgl. auch Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 53; Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 9; Timm: PalästinaPilgerbericht, 194-199. Das Gewand lässt sich nach Mayer, Leo A.: Mamluk Costume, Genf 1952, 69-74, und Timm: Palästina-Pilgerbericht, 197, als die im mamlukischen Raum für Frauen übliche Kleidung, die aus einem weiten Gewand mit einem über den ṭarṭūr gelegten Überwurf sowie dem Gesichtsschleier, der burqa, bestand, identifizieren.

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Die Abbildungen im Reisebericht

mutlich aus Einzelskizzen zu einer Gruppe komponiert, denn die Figuren stehen beziehungslos nebeneinander.232 Der Vergleich mit einem Musterbuch, von Frederike Timm gezogen, drängt sich bei einer solchen variantenreichen Darstellung förmlich auf.233 Die Zeichnung der Griechen wirkt im Vergleich mit den Sarazenen nicht mühevoll komponiert und scherenschnittartig, sondern harmonischer und natürlicher.234 Die achtköpfige Gruppe gliedert sich auf in sieben Personen, die links im Bild stehen, und in einen einzelnen griechischen Mönch, der, rechts im Bild stehend, in seine Kutte gehüllt einen Rosenkranz betet.235 Die Personen sollen Weltliche und Geistliche darstellen, die Inschriften bei Reuwich weisen sie als seculares greci und greci monachi aus. Der griechische Mönch wird durch ein bodenlanges Gewand, Umhang mit Kaputze, seinen langen Bart und den Rosenkranz als Geistlicher gekennzeichnet. Die Weltlichen haben als „charakteristisches Gruppenmerkmal (…) Bärte“ .236 Die Illustration nimmt hier auf den Text Breydenbachs, der in der Tradition Jakobs von Vitry steht, Bezug: Barbas studiose nutriu(n)t et inberbes sacerdocio reputant indignos.237 Auffallenderweise tragen die Weltlichen zeitgenössische deutsche Tracht wie ein Barett bzw. ein Ohrenklappenbarett, eine Schaube, ein Wams sowie lederne Beinlinge, wodurch geschlossen werden kann, dass Reuwich keine Zeichnungen vor Ort anfertigte und auch keine fremden Bildvorlagen verwendete.238 Auffallend ist die Gesichtsgestaltung einer Figur, die in der Physignomie einem Schwein gleicht. Der Illustrator der Gothaer Zeichnung übernahm diese Verunglimpfung wie auch die gesamte Gestaltung des Bildes von seiner Vorlage. Bei der Darstellung des syrischen Glaubens wurde die Darstellung der Surianen im Weinberg von Reuwich übernommen.239 Diese Abbildung passt inhaltlich nicht zum von Grünemberg textlich Geschilderten, denn es ist eine 232 233 234

235

236 237

238 239

Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 53. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 195. Vgl. zur Analyse der Darstellung der Griechen Timm: Palästina-Pilgerbericht, 207-211. Vgl. grundlegend zu den Griechen bzw. Byzantinern von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 15-76. HS G, fol. 73v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 38. Vgl. auch Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 53; Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 13. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 208. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 79v. Jakob von Vitry, Historia Orientalis, 1089-1090. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 209/210. HS G, fol. 74v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 39. Vgl. auch Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 53; Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 15.

Die Abbildungen im Reisebericht

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bäuerliche Genreszene dargestellt, bei der drei Figuren in weiten Gewändern und mit Kopfbedeckung um ein Gefäß mit Speisen sitzen. Die drei Personen sind bei einer Mahlzeit bzw. einer Rast während der Arbeit dargestellt. Eine vierte Person, stehend in Rückenansicht, steht mit Kiepe vor einem Weinstock und ist bei der Weinlese dargestellt. Diese Person ist wie auch der ganz rechts sitzende Mann gegürtet, so dass hier eine Anspielung auf die Bezeichnung „Gürtelchristen“, die für die Surianen durchaus gebräuchlich ist, gesehen werden kann. Burchardus de Monte Sion teilt mit, dass die Surianen durch den Gürtel, den sie trugen, von den Sarazenen zu unterscheiden seien.240 Sowohl Bernhard von Breydenbach als auch Jakob von Vitry berichten, dass die Surianen häufig als Ackerbauern tätig seien.241 Die Abbildung der Jakobiten bei Grünemberg ist bei Breydenbach den Äthiopiern zugeordnet.242 Die linke Figur zeigt einen Geistlichen, die rechte einen Weltlichen. Beide sind in bodenlange Gewänder gekleidet und schreiten gestikulierend nach vorne, wobei die Bewegung des Geistlichen dessen Mantel geteilt hat, der wie von einem Windstoß ergriffen emporflattert.243 Die Kleidung jedoch weist beide Personen als Figuren des Abendlandes aus, denn Vorbilder der Bekleidung lassen sich in der deutschen und burgundischen Mode finden, die zumindest bei der Figur des Weltlichen ein „orientalisch anmutendes Phantasiegewand“ komponiert.244 Bei Breydenbach - Reuwich kann zumindest bezüglich der geistlichen Figur noch ein enger Text-BildBezug geltend gemacht werden, bei Grünemberg freilich ist dieser durch die Zuordnung der ursprünglichen äthopischen Figur zu den Jakobiten völlig entfallen. Der Illustrator der Gothaer Handschrift scheint vielmehr die ihm am interessantesten erscheinende Figur zu einer Textstelle übernommen zu haben, für die er noch eine Zeichnung benötigte. Die Darstellungen der Armenier, Georgier und Äthiopiern wie auch die der Mamelucken wurden nicht nach dem Vorbild Erhard Reuwichs gestaltet, sondern sind eigene Kompositionen des Illustrators bzw. haben bislang nicht bekannte Vorbilder. Sie unterscheiden sich im Stil massgeblich von den Illustrationen nach Reuwichs Vorbild. Die Bilder stellen einen Bezug zum Text her

240 241 242

243 244

Burchardus de Monte Sion, Descriptio Terrae Sanctae, 89. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 80v; Jacob de Vitry, 1089-1090. HS G, fol. 75v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 40. Vgl. auch Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 53; Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 19; Timm: PalästinaPilgerbericht, 219-222. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 53. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 221.

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Die Abbildungen im Reisebericht

und illustrieren diesen. Das narrative Elemte der Bilder steht für den Illustrator dabei im Vordergrund. Die Federzeichnung der Armenier245 zeigt vier Personen mit langen Haaren und langen Bärten, die jeweils gestikulierend und miteinander sprechend dargestellt sind. Der Geistliche im Vordergrund hält ein Buch, während die beiden Personen links im Bild in ein Gespräch vertieft sind. Die Gruppe der Georgier,246 ebenfalls vier Personen, drei Männer und eine Frau, alle mit Segensgestus, wirkt etwas unmotiviert komponiert. Die Frau hält ein Banner, während die drei Männer Kopfbedeckungen in Form von Kronen tragen. Da im Text von Breydenbach und von Grünemberg erwähnt wurde, dass die Georgier einen eigenen König und dazu auch eigenständige Fürsten haben, könnte die Gruppe diese Edelleute darstellen und so einen Bezug zum Text aufbauen. Die große tanzende Gruppe der äthiopischen Christen247 schließlich ist die belebteste Darstellung der orientalischen Christen. Zehn Personen mit dunkler Hautfarbe (gantz schwartz, das si glisend von schwertz)248 sind offensichtlich beim Gottesdienst dargestellt, sie singen, tanzen und klatschen in die Hände. Die Gewänder sind afrikanischen Ursprungs, um Körper und Kopf gewickelt. Die fröhliche Gruppe illustriert sehr anschaulich, was Konrad Grünemberg zu den äthiopischen Sitten im Text von Bernhard von Breydenbach abgeschrieben hatte: Sÿ habend gar selczsam und frömd gebärden in iren messen, also das wier bilgrinn des dik gros verwunndren hetten. (…) Item wenn sÿ vest und hochzitlich tag habend, so koment sÿ ze samen baide, frowen und man und machent ainen ring und heben an ze singen, sprinngen uff mit irenn füssen, schlachend baid hend in ain andren und klepfend.249 Zusätzlich zu der erwähnten Federzeichnung der christlichen Glaubensrichtungen, die in der Grabeskirche vertreten waren, schildert Grünemberg eine griechisch-orthodoxe Messe auf Kreta, die er gemeinsam mit Herzog Johann von Bayern besuchte.250 Vorbild zu dieser Darstellung der Messe war die Konstanzer Konzilschronik Ulrich von Richentals, die Konrad Grünem-

245 246 247 248 249 250

HS G, fol. 77r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 41. HS G, fol. 78v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 42. HS G, fol. 80r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 43. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 437 (HS G, fol. 79v). Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 438/439 (HS G, fol. 79v-80r). Vgl. ausführlich zu diesem Gottesdienst oben Kapitel 7.1.1 „Die griechischorthodoxe Kirche“.

Die Abbildungen im Reisebericht

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berg nachweislich als Vorlage benutzte.251 Schon der Stil der Illustration weicht von den anderen ab, denn diese ist in einen schmalen Bildrahmen eingebettet. Fünf griechische Mönche mit langen Haaren und Bärten stehen neben dem Altar, an dem ein Priester die Messe zelebriert. Zwei weitere Mönche sind in Rückenansicht am linken unteren Bildrand dargestellt. Vier Frauen, das Haupt mit Kopftüchern bedeckt, sind ebenfalls integriert, davon drei mit Segensgestus rechts vorne, die vierte als Messdienerin am Altar. Diese sind im Text erwähnt: Dem priester dient sin wib ze alter (…) Hinder der můter stůnden drig gar schon wolgestalt tochtren des genanten priesters (…) Die selben drig tochtren machtent umerdar crucz mit den henden an ir stirnen und bis an ire füs und uber ihr brusst.252 Die Messe wird in einem gotischen Kirchenchor zelebriert, die Maßwerkfenster sind wie die Monstranz, das griechische Kreuz, mit Edelsteinen besetzt, und der bedeckte Messbecher auf dem Altar deutlich abgebildet. Die Szene der Zubereitung des Altars für den griechischen Erzbischof in der Konzilschronik hat sicherlich als Kompositionsvorlage gedient, die Anordnung des Altars und der Messgegenstände auf dem Altar ist beinahe identisch, und auch die Rückenfigur wurde schon in der Vorlage verwendet.253 Auch die Gestalt des Priesters am Altar ist durch eine Illustration in der Chronik beeinflusst.254 In der Gothaer Handschrift findet sich neben der Darstellung der verschiedenen religiösen Personengruppen auch noch eine weitere Abbildung, die ausschließlich Menschen darstellt und die wie die Griechisch-Orthodoxen, die Surianen, die Jakobiten und die Sarazenen ebenfalls von Erhard Reuwich übernommen wurde. Durch diesen wurden acht Reiter in orientalischen Gewändern und mit Kopfbedeckungen in einem Holzschnitt abgebildet. Zwei Reihen von je vier hintereinander gestaffelten Reitern bewegen sich von rechts nach links. Die vorderen vier Reiter sind beschriftet mit Genetzer, die hinteren vier mit Turci.255 Konrad Grünemberg hat diese Abbildung ebenfalls nur in der Handschrift Gotha übernommen, die Beschriftung allerdings weggelassen. Nur aus dem begleitenden Text erschließt es sich für den Leser, dass er Ge-

251

252 253 254 255

Konrad: Buchmalerei, 316, allerdings ohne Nennung der kopierten Abbildung in der Konstanzer Konzilschronik. HS K, fol. 19r. Ulrich von Richental, Band 1, fol. 140r. Ulrich von Richental, Band 1, fol. 140v. Vgl. bei Betschart: Illustrationen, 298, Katalog Nr. 22, Bildthema 24. Abbildung auch bei Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Band 15, Abb. 23 (Reuwich); Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck, 42.

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Die Abbildungen im Reisebericht

neczer und Turken, also reitende Janitscharen256 und Türken, dargestellt hat. Bei Breydenbach ist der Holzschnitt bei dem Bericht über die Eroberung von Negroponte durch die Türken eingefügt,257 Grünemberg benutzt ihn für die Darstellung der Türken, wie er sie in Ragusa (Dubrovnik) gesehen hatte. Die Janitscharen werden mit ihrer typischen hohen Filzmütze (börk) und als musizierende Reiter dargestellt; sie beruhen daher wohl auf Studien der Originale, die in Venedig im Umkreis Gentile Bellinis zu suchen sind.258 Wie auch bei den Darstellungen der Grabeskirche, der Städte und Inseln handelt es sich bei den Personendarstellungen, die nach Erhard Reuwich gestaltet wurden, nicht um reine Phantasieansichten, sondern um Abbildungen, die auf Beobachtungen oder auf zeitgenössichen Vorlagen mit Realitätsbezug basieren. Daher geben sie Aussehen und Kleidung der skizzierten Personen und Religionsgemeinschaften auch meist realistisch wieder.259 Die symbolhaft angewandten Attribute der mittelalterlichen Bildsprache mussten den wirklichen Gewändern der Menschen weichen. Abstriche sind bei den Quellen der Darstellungen zu machen, denn die tatsächliche künstlerische Ausgestaltung erfolgte nach Vorlagen, die weniger aus dem orientalischen, sondern mehr aus dem europäischen Kulturraum stammten. Dadurch schlichen sich Fehler und Ungenauigkeiten ein, die von Grünemberg aus den Reuwich-Holzschnitten übernommen wurden. Anders ist dies bei den Darstellungen, die nicht auf die Reuwich-Holzschnitte zurückgehen und Armenier, Georgier, Abessinier und Mamluken zeigen. Sie unterscheiden sich nicht nur im Stil von den ReuwichKopien, sondern bei diesen Illustrationen wird auch gerne wieder auf „reine“ Stereotype zurückgegriffen. Die Hüte „der Mamelucken sind nicht etwa in ihrer wirklichen Form als zuckerstockförmige, steife Kopfbedeckungen dargestellt, sondern als spitzige, geknickte Schlapphüte nach mittelalterlicher Tradition.“260 Auch die Beschreibung der Personen passt zu dieser Darstellung: Si tragent hoch, spitzig, rot hüt uff, um wunden inn der mit mit ainem schmallen wissen tůch.261 Generell werden im Gothaer Codex viele Abbildungen mit Personen illustriert. Dies macht auch, neben anderem, den besonderen Stellenwert und die Lebendigkeit der Abbildungen aus. Muslimische Traditionen und Riten werden immer wieder mit Menschen dargestellt: betende Muslime, sich waschen256 257 258 259 260 261

Vgl. zu den Janitscharen oben S. 202, Anm. 172. Vgl. Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 54. Vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 228/229. Vgl. Herkenhoff: Darstellung, 198; Fuchs: Mainzer Frühdrucke, 52-54. Vgl. Betschart: Illustrationen, 84/85. Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 464 (HS G, fol. 94r).

Die Abbildungen im Reisebericht

265

de Muslime, streitende Muslime, kämpfende Sarazenen. Sogar vor der Grabeskirche ist eine Gruppe Muslime abgebildet, um den Leser nochmals daran zu erinnern, dass dieses christliche Heiligtum sich in „Feindesland“ befand.

8.2.3 Texterläuternde Abbildungen Viele Darstellungen oder Einzelheiten auf Darstellungen erläutern und ergänzen den Text. Dies kann für die schon ausführlich dargestellten Stadt- und Landschaftsveduten prinzipiell genauso in Anspruch genommen werden wie für die Darstellungen der Menschen und fremden Religionen. Es bleiben die Darstellungen der Moscheen und der Tiere, des orientalischen Bades und der Schiffe, die ebenso wie die der Menschen und Orte das Erzählte aufgreifen und illustrieren. In dieser erzählerischen Qualität der Bilder liegt eine Besonderheit der Abbildungen Konrad Grünembergs, denn selten werden a) die Geschehnisse derart detailgetreu abgebildet und wird b) in den Bildern auch gerne erläutert, so dass die Bilder den Text exakt aufnehmen und verständlich wiedergeben. Besonders ist in diesem Zusammenhang die Simultandarstellung verschiedener Erzähl- und Arbeitsschritte zu nennen, wie sie bei der Salzgewinnung bei Larnaka auf Zypern oder bei der Landung der Pilger in Jaffa zu erkennen ist. Diese wird äußerst lebendig in den einzelnen Schritten illustriert. Sowohl der Salzabbau als auch die Lagerung der Blöcke wird wie der Transport zum Hafen auf Eseln dargestellt. Zudem sind in dieser Abbildung auch das Wirtshaus mit der Pergola mit belaubten grünen Ästen und die Lazaruskirche gezeigt, wie es von Konrad Grünemberg im Text berichtet wurde.262 Die beiden Darstellungen der Moschee in der Karlsruher und Gothaer Handschrift zeigen sehr anschaulich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Illustrationen in den beiden Handschriften auf.263 So steht in der Karlsruher Illustration eindeutig eine Moschee in der Landschaft, etwas statisch ins Bild gerückt, mit einem Architekturmodell vergleichbar.264 Wesentlich ist jedoch, dass hier definitiv ein orientalischer Bau vom Illustrator abgebildet wird und keine gotische Kathedrale, die in die Fremde transportiert wurde. Mag die Moschee auch Typ einer heidnischen Kirche bzw. ein Topos sein,265 es ist keine christliche Kirche, die orientalisiert wurde, sondern eine vor Ort gesehene Moschee bzw. ein tempel, wie Konrad Grünemberg die Mo262 263

264 265

Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 21. HS K, fol. 34r und HS G, fol. 53r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 30 und Bildtafeln, Abb. 10. Vgl. Ott: Ikonographie, 39. Vgl. Konrad: Buchmalerei, 317.

266

Die Abbildungen im Reisebericht

scheen in der Handschrift Karlsruhe zu bezeichnen pflegt. Nur im Gothaer Reisebericht verwendet er das Wort muskea für Moschee und erläutert dies auch: ain haidnisch muskea, haist dort ain kilch.266 In der Karlsruher Handschrift in der Abbildung sind Erläuterungen ergänzt; anguri öpffel für die vor Ort zu findenden Wassermelonen und der Hinweis an die Reisenden, die sarazenischen Gräber nicht zu betreten: Hie stǎnd haidnische greber, getar kain cristen zuo riten oder gon. Das Badehaus vor der Moschee wird in einer ersten, vorangegangenen Federzeichnung abgebildet.267 Menschen sind in dieser Abbildung nicht dargestellt. Anders in der Gothaer Handschrift: Die Darstellungen des Badehauses und der Moschee wurden hier in eine Zeichnung komponiert, Menschengruppen sind dargestellt - im Badehaus die Badenden, im Vorhof der Moschee gläubige Muslime beim Gebet, vor der Moschee berittene Sarazenen bzw. Muslime und Pilger, die zu Fuß laufen. Hinter der Moschee ist eine Kampfszene dargestellt, wie sie von Grünemberg im Text beschrieben wurde. In der Abbildung wird sie kommentiert mit der Inschrift Hie slůgen die sarazenen einander. Auch das Badehaus wird dem Betrachter mit der Inschrift das weschhuß vor dem tempel erklärt. Norbert Ott wies auf einen „didaktischen Appell“ der Illustrationen hin, die dazu dienen, den Betrachter zu informieren und zu bilden.268 Natürlich darf bei der Schilderung des orientalischen Bades269 auch eine Darstellung desselben nicht fehlen, sozusagen als Beglaubigung, dass die abenteuerliche Episode tatsächlich stattgefunden hat.270 In Gotha ist dieses auf einer separaten Seite dargestellt.271 In der Handschrift Karlsruhe, in der die detailreiche Schilderung des Badbesuches fehlt, ist das Bad in der Vedute der Stadt Jerusalem mit der Inschrift dz bad zu finden272 und zusätzlich in die Vedute von Ramla integriert. Dem Leser wird in allen Abbildungen jeweils die Außensicht auf das Bad geboten. Gut zu erkennen ist die Beleuchtung durch die farbigen Oberlichter, durch die gedämpftes Licht auf die Badenden fiel.273 In der Jerusalemansicht sind die farbigen Oberlichter durch runde Kreise, die rot, grün und blau ausgefüllt sind, dargestellt und besonders hervorge266 267 268 269

270 271 272 273

Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 392 (HS G, fol. 59v). HS K, fol. 33v, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 29. Vgl. Ott: Ikonographie, 39. Vgl. zu diesem Thema oben Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 7.3 „Fremde Sitten und Gebräuche“. Vgl. zu diesem Thema auch Betschart: Illustrationen, 169. HS G, fol. 86r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 47. HS K, fol. 35v-36r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 33 und Bildtafeln, Abb. 11. HS K, fol. 31v-32r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 27.

Die Abbildungen im Reisebericht

267

hoben, denn an keiner anderen Stelle auf der Jerusalemvedute wurde ansonsten die Farbe rot verwendet. Der Gang innerhalb des Bades, der normalerweise gewinkelt war und von Grünemberg auch so beschrieben wurde, ist in der Abbildung in Gotha allerdings gerade dargestellt, in den anderen Abbildungen ist er nicht zu erkennen.274 Imposant ist in der Handschrift Gotha der Zug der Pilger auf dem Weg von Jaffa nach Jerusalem.275 Die Pilger reiten auf ihren Eseln zwischen den Mamluken, von diesen gut bewacht. Sie ziehen an einem großen Araberlager vorbei, in dem die Nomaden in ihrem Alltag gezeigt werden. Rechts im Bild steht eine Kamelherde, die den Arabern gehört. In dieser Abbildung zeigt sich die besondere Qualität der Abbildungen der vermutlich späteren Handschrift: Die Erzählung des Textes wird ins Bild transportiert und für den Leser kunstvoll und sehr anschaulich aufbereitet, so dass er sich tatsächlich ein Bild von der Situation machen kann. Auch die Schiffe, mit denen die Pilger ins Heilige Land reisten, und Schiffe, denen sie unterwegs begegneten, werden immer wieder von Konrad Grünemberg in die Abbildungen integriert und auch einzeln dargestellt. So wird in der Handschrift Gotha die Galee des Agostino Contarini,276 in der Handschrift Karlsruhe sowohl diese Pilgergalee277 als auch ein türkisches Schiff gezeigt,278 dem die Pilger unterwegs begegneten. Die Pilgergalee wird mit geblähten Segeln in voller Fahrt gezeigt. Neben dem fünffachen Jerusalemkreuz ist sie mit den Farben Contarinis (blau-gelb) und am Hauptmast mit der Mutter Gottes, die das Christuskind in den Armen hält, sowie dem Markuslöwen beflaggt. Die Reisenden sind im hinteren Teil des Schiffes gezeigt. Kleine Details wie ein Affe, der auf einem Segel sitzt, lockern die Ansicht ebenso auf wie sieben Schiffe, die im Hintergrund die See befahren. Schön zu erkennen sind die Ruder der Galee, die von Ruderknechten bei Flauten und bei der Navigation im Hafen bedient wurden. Überschrieben ist die Abbildung mit Unser galleig. Die Gothaer Darstellung zeigt im Gegensatz Conterinis gallea. Das Schiff liegt still, es wird nicht gerudert, und die Segel werden gerade am Fockmast vor dem Großsegel und vor dem Wind eingeholt.279 Der Ramm274

275 276 277 278 279

Vgl. dazu oben Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 7.3 „Fremde Sitten und Gebräuche“, 192f. Vgl. Bildkonkordanz, Nr. 31. HS G, fol. 10v-11r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 2 und Bildtafeln, Abb. 2. HS K, fol. 5v-6r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 2. HS K, fol. 50r, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 50. Vgl. Ewe, Herbert: Abbild oder Phantasie? Schiffe auf historischen Karten, Rostock 1978, 30.

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Die Abbildungen im Reisebericht

sporn am Bug des Schiffes wird von Contarinis Wappen geschmückt. Die Kanonen an Bord zeigen an, dass sich die Reisenden gegenüber Seeräubern, Türken oder anderen Feinden würden wehren können. Fanfarenbläser, an den Instrumenten die Farben Agostinos Contarini angebracht, blasen gerade in ihre Instrumente. Die Reisenden werden sowohl an Deck als auch im hinteren Teil des Schiffes dargestellt. Die Ruderknechte sind bei der Arbeit in der Takelage gezeigt. Vorräte wie Tiere und Säcke (im Heck des Schiffes) sind für den Betrachter gut zu erkennen. Diese Darstellung geht auf die Schiffsdarstellungen in den Holzschnitten Erhard Reuwichs zurück. Diese, z. B. die Darstellung der Pilgergalee auf dem Holzschnitt von Rhodos, wurden überarbeitet und um Details wie die Personen oder die zweigeschossige Hütte im Heck des Schiffes (poppa) erweitert. Konrad Grünemberg interessiert sich sehr für die Ämter an Bord, in beiden Handschriften schildert er diese ausführlich, und sein Bericht eröffnet aufschlussreiche Einsichten in das Leben sowohl der Beschäftigten als auch der Reisenden an Bord.280 In der Handschrift Karlsruhe zeigt er eine türkische Karacke vor Modon und erläutert im Begleittext, dass auf dieser achthundert Mauren transportiert würden. Das Schiff ist mit Flaggen, die den türkischen Halbmond zeigen, und einem Hund- oder Wolfskopf als Gallionsfigur geschmückt, Menschen sind an Bord nicht zu sehen. Ruder sind nicht vorhanden, das Schiff ist ein reines Segelschiff. Sicherlich haben alle drei solitären Schiffsdarstellungen einen hohen Grad an Wirklichkeitstreue und können als wichtige Quelle für die Geschichte der Schifffahrt im 15. Jahrhundert dienen.

280

Vgl. Ewe: Schiffe, 30.

9

Ergebnisse

In dieser Studie wurde der Reisebericht des Konstanzer Patriziers Konrad Grünemberg untersucht. In diesem Zusammenhang wurde zunächst die Person des Autors näher betrachtet. Der Schreiber war neben seinem Bruder Hans der erste seiner Familie, der von den Zünften zu den Geschlechtern der Stadt Konstanz wechseln konnte. Sein Onkel Christoph Grünemberg hatte dies ebenfalls versucht, war aber am Widerstand der Geschlechter gescheitert. Auch die Hilfe Friedrichs III. konnte deren Protest nicht überwinden. Anders bei Konrad Grünemberg, er konnte auf Grund eines Schreibens Kaiser Friedrichs III. im Jahr 1465 zu der Geschlechtergesellschaft zur Katze übertreten. Zudem führte er seit 1485 den Rittertitel, der ihm entweder vom Kaiser anläßlich dessen Besuchs 1485 in der Reichsstadt oder durch den Ritterschlag in der Grabeskirche am 18. August 1486 verliehen worden war. In der Reichsstadt Konstanz übte er die verschiedensten Ämter (Ratsmitglied, Statthalter der Münze, Spitalpfleger des Heilig-Geist-Spitals, Beisitzer des Thurgauer Landgerichts) aus, allerdings war er nie Bürgermeister, wie in der vorangegangenen Literatur schon behauptet wurde.1 Neben dem Pilgerbericht hat Grünemberg auch Wappenbücher hinterlassen. Durch einen Schriftvergleich mit diesen konnte festgestellt werden, dass sowohl die drei Wappenbücher (heute in Berlin, München, Wien) als auch beide Handschriften des Pilgerberichts von derselben Hand stammen. Daraus wurde geschlossen, dass es sich bei allen fünf Büchern um Autographen, also eigenhändige Niederschriften des Konstanzers handelt, denn es ist unwahrscheinlich, dass Grünemberg für fünf Codices immer denselben Schreiber bemühte. Zudem stammen die Federzeichnungen im Karlsruher Codex vermutlich von der Hand Konrad Grünembergs, während die Zeichnungen im Gothaer Codex sicherlich von mindestens einer anderen Hand erstellt wurden. Zudem wurde vermutet, dass die prächtigere und eloquentere Handschrift Gotha als Widmungsexemplar für einen unbekannten Gönner gedacht war, während die Karlsruher Handschrift als Handexemplar des Autors gelten kann.

1

Vgl. Stange: Malerei, 52; Paravicini, Werner: Gruppe und Person. Repräsentation durch Wappen im späteren Mittelalter, in: Die Repräsentation der Gruppen. Texte, Bilder, Objekte, hg. von Otto Gerhard Oexle und Andrea von Hülsen-Esch, Göttingen 1998 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 141), 327-389, dort 333; Hildebrandt: Wappenbuch, 43; Cahn: Münz- und Geldgeschichte, 281; Martens: Geschichte der Stadt Konstanz, 273; Ganz: Abzeichen, 31.

270

Ergebnisse

Auffallend sind die Orden des Reisenden in beiden Codices. Konrad Grünemberg führt sowohl das Jerusalemkreuz als auch den zyprischen Schwertorden, den aragonesischen Kannenorden und das Rad der Hl. Katharina. In der Handschrift Gotha kommt mit dem Georgskreuz noch ein weiterer Orden hinzu. Das alleinige Auftauchen dieses Ordens in der Gothaer Handschrift ist ein weiteres Argument dafür, dass dieser Codex nach der Karlsruher Handschrift erstellt wurde. Drei dieser Orden (Jerusalemkreuz, Schwertorden, Rad der Hl. Katharina) hat Grünemberg auf seiner Jerusalemreise erworben; in der Handschrift Gotha berichtet der Reisende von der Verleihung des Schwertordens auf Zypern.2 Sodann wurden die parallelen Reiseberichte des Jahres 1486 erfasst und deren Inhalt kurz vorgestellt. Hier konnte vor allem ein neuer, weitgehend unbeachtet gebliebener Reisebericht des Italieners Girolamo da Castiglione beschrieben werden. Auch die besser bekannten Reiseberichte des Jahres 1486, die von Georges Lengherand und dem sog. Anonymus aus Rennes verfasst wurden, konnten wichtige Details zur Reise Konrad Grünembergs beisteuern. Ein ausführlicher Textvergleich der vier bekannten Pilgerberichte des Jahres 1486 ist in einer weiteren Studie wünschenswert, die Grundlagen für diesen wurden mit der vorliegenden Untersuchung und der Textedition gelegt. In einer Liste wurden erstmals alle Pilger des Jahres 1486 aus allen bekannten Quellen erfasst und aufgelistet. Innerhalb der Edition des Reiseberichts wurden viele von ihnen identifiziert und im Sachkommentar vorgestellt. Im Kapitel „Quellen und Vorlagen“ konnte die Abhängigkeit des Pilgerberichts von Vorlagen (vor allem Bernhard von Breydenbach) deutlich aufgezeigt und neue Vorlagen, die von Konrad Grünemberg abgeschrieben wurden, vorgestellt werden. In der Edition der Handschriften sind alle diese Vorlagen ausführlich belegt und an den entsprechenden Stellen mit Kommentaren versehen. Der Reiseweg des Konstanzers orientierte sich an der üblichsten Route, die die Pilger im späten Mittelalter wählten. Der Weg über den Brennerpass führte diese nach Venedig, wo sie sich einschifften und die Zeit bis zur Abreise ins Heilige Land mit den Einkäufen der notwendigen Utensilien für die Reise verbrachten. Zudem besuchten die Pilger die Kirchen und Reliquien in der Lagunenstadt, besichtigten den Dogenpalast und statteten dem Dogen einen Besuch ab, um den begehrten Geleitbrief für die venezianischen Besitzungen im Mittelmeerraum zu erwirken. Nachdem die Reisegruppe um den venezianischen Patron Agostino Contarini sich am 31. Mai 1486 eingeschifft hatte, begann die Reise in das Heilige Land. Dass die Schifffahrtsroute über lange Jah2

Vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 364 (HS G, fol. 41r).

Ergebnisse

271

re gleich blieb, lag daran, dass von den Pilgerschiffen die sicheren Häfen in venezianischem Besitz angelaufen wurden. Auch der Reisebericht Konrad Grünembergs bietet hier keine Überraschungen. Allerdings beschreibt er die Ämter und Aufgaben an Bord der Galee sehr ausführlich, so dass das Treiben und die Tätigkeiten an Bord für den Leser nachvollziehbar werden. Nach der Einschiffung in Venedig listet Grünemberg die Mitreisenden auf der Galee auf, so dass die Reisegruppe um Konrad Grünemberg gut rekonstruiert werden kann. Bei allen Stationen auf der Reise nennt der Konstanzer Ratsherr die entsprechenden Entfernungsangaben zur letzten Station. Er beschreibt die einzelnen Stationen und vor allem die Heiligen, die die Reisenden unterwegs aufsuchen konnten. Ablässe jedoch nennt er, im Unterschied zu anderen Pilgern im späten Mittelalter, erst im Heiligen Land. Bei den ausführlichen Beschreibungen der unterwegs besuchten Stationen schildert er immer wieder besondere Ereignisse oder Bauten. In Ragusa fielen ihm die Brunnen in der Stadt auf, in Zara schildert er eine Hochzeit und in Candia ein Begräbnis. Auf Korfu nahm er seiner Erzählung nach zum ersten Mal an einem griechischorthodoxen Gottesdienst teil. Die Wahrnehmung des Fremden, die im Heiligen Land noch stärker und ausgeprägter wurde, nahm auf der Reise schon ihren Anfang. Auffallend ist hierbei, dass sich Grünemberg immer darum bemühte, am Geschehen teilzunehmen, um sich durch eigene Erfahrungen ein eigenes Urteil zu bilden. Weiter ging die Reise über Modon, Kreta, Rhodos und Zypern nach Jaffa. Alle wesentlichen Stationen auf dem Weg in das Heilige Land hat Grünemberg mit Federzeichnungen illustriert, um den Betrachter neben seinen Worten auch ein Bild der jeweiligen Ortschaft mitzugeben. In Palästina angekommen, mussten die Reisenden ungewöhnlich lange warten, bis die mamlukischen Behörden in Jerusalem ihnen das notwendige Geleit schickten. 16 Tage dauerte dieser Vorgang im Jahr 1486, üblich war meist eine Woche. Nachdem die Pilger in Jaffa den Boden des Heiligen Landes betraten, hatten sie vollkommenenen Ablass aller ihrer Sünden erwirkt. Über die Stationen Jaffa, Ramla, Lod und Emmaus erreichten die Reisenden am 13. August 1486 die Stadt Jerusalem. Hier begann das von den Franziskanern geführte Programm mit Besichtigung aller heiligen Stätten in der Stadt, auf dem Ölberg und in den umliegenden Tälern. Der Höhepunkt des Aufenthaltes war sicherlich die Übernachtung in der Grabeskirche. Nun war Konrad Grünemberg am Ziel seiner Reise angekommen. Spätestens hier wurde Grünemberg mit den orientalisch-christlichen Kirchen konfrontiert und setzte sich mit ihrem Ritus und den Altären, die diese in der Grabeskirche innehatten, auseinander. Ausflüge nach Bethlehem, an den Jordan, nach Jericho und Bethanien unternahm

272

Ergebnisse

er ebenso. Am 27. August 1486, nach zwei Wochen Aufenthalt, reiste Konrad Grünemberg wieder nach Jaffa und von dort aus nach Venedig. Die Wahrnehmung des Fremden stellte ein separates Kapitel in dieser Untersuchung dar, da der Reisende auf seiner Pilgerfahrt sich sowohl mit fremden Menschen, fremden Religionen, fremden Sitten und fremden Sprachen auseinandersetzte. In diesem Zusammenhang konnte gezeigt werden, dass Grünemberg sehr originell war, denn er nahm fremdsprachliche Ausdrücke in Lautschrift in seinen Pilgerbericht auf. Diese konnten auf arabische und türkische Worte zurückgeführt werden, die der Reisende in Palästina gehört hatte. Andere Sprachelemente wie die Alphabete und die arabisch-deutsche Wortliste, die nur in der Gothaer Handschrift vorhanden sind, sind wörtliche Übernahmen aus dem Reisebericht des Mainzer Domdekans Bernhard von Breydenbach. Von diesem wurden auch die ausführlichen Schilderungen der orientalisch-christlichen Kirchen im Heiligen Land übernommen. Auch mit dem Islam kam Konrad Grünemberg in Jerusalem in Kontakt. Neugierig versuchte er immer wieder, Zutritt zu einer Moschee zu bekommen, was ihm allerdings verwehrt blieb. Den Islam schildert er weitgehend neutral. Auch in der Gothaer Handschrift, die fünf zusätzliche Exkurse zu den Muslimen, deren Gottesdiensten, den Gesetzen der Sarazenen, der Paradiespredigt Mohammeds und den Mamluken enthält, bleiben diese Schilderungen weitestgehend tolerant, wenn der Christ auch verschiedene Vorurteile über die Muslime recht unreflektiert wiedergab. Die Gebetspflichten, die rituellen Waschungen vor dem Gebet, die täglichen Gebete, die Heiligung des Freitags, der Fastenmonat Ramadan und die Stellung der Geistlichen in der Gesellschaft werden von ihm ohne negative Zwischentöne oder Wertungen, beinahe emotionslos, auf jeden Fall aufgeschlossen geschildert. Er tendiert dazu, Erlebnisse zu schildern und Auskunft über die Bräuche zu geben, aber nicht zu werten. Hierin unterscheidet sich sein Bericht von denen spätmittelalterlicher Kleriker, die deutlich negativer in ihren Urteilen waren.3 Grünembergs Exkurs über die Muslime enthält auch eine Vorstellung vom Paradies, wie Mohammed sie gepredigt habe. Es konnte gezeigt werden, dass die Landschaftsdarstellung in der genannten Paradiesvorstellung eindeutig auf einen Brief des späteren Papstes Pius II., Enea Silvio Piccolomini, zurückgeht. Besondere Beachtung hat oft der Besuch in einem orientalischen Bad gefunden, den Konrad Grünemberg mit seinem Reisegefährten Graf Sigmund von Lupfen unternahm. Dieser wurde ebenso untersucht wie die Wahrnehmung der fremden Frauen, die sich immer wieder in den Pilgerbericht einschlich. Auffallend ist, dass die beson3

Vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 16.

Ergebnisse

273

deren Erlebnisse während der Reise und die ausführlichen Schilderungen meist in der Gothaer Handschrift enthalten sind, während die Karlsruher Handschrift deutlich nüchterner und kürzer das Erlebte wiedergibt. Um seine wortreichen Schilderungen der Reise und des Fremden zu illustrieren, zeichnete Konrad Grünemberg dem Leser gerne ein Bild. Daher enthält die Karlsruher Handschrift 32, die Gothaer 48 farbig kolorierte Federzeichnungen. Diese wurden zunächst hinsichtlich ihrer Abhängigkeit zueinander und zu Vorbildern analysiert und ausführlich beschrieben. Der Karlsruher Handschrift liegen dabei keine bekannten Bildvorlagen zu Grunde, während in der Gothaer Handschrift ein Teil der Stadt- und Landschaftsveduten wie auch manche Personendarstellungen auf die Holzschnitte Erhard Reuwichs in der Peregrinatio Bernhard von Breydenbachs zurückgehen. Auch die fremdsprachlichen Alphabete wurden von diesem übernommen. Eine Besonderheit der Federzeichnungen ist, dass diese die gesehene und erlebte Wirklichkeit wiedergeben und keine Fiktion oder Idealdarstellung, wie beispielsweise noch 1475 im Rudimentum Novitiorum üblich. Die vielen Details und die Genauigkeit der Darstellung lassen darauf schließen, dass hier jemand zeichnete, der die jeweiligen Ortschaften und heiligen Stätten mit eigenen Augen gesehen hat. In diesem Sinne sind die Abbildungen zugleich ein Besuchsnachweis, so dass Spekulationen, Konrad Grünemberg sei gar nicht im Heiligen Land gewesen, nichtig sind.4 Die Illustrationen wurden zur Analyse in dieser Studie in verschiedene Themenbereiche untergliedert: Stadt- und Landschaftsveduten, Darstellungen der Mitglieder verschiedener Religionsgruppen in Jerusalem, die Alphabete und Abbildungen, auf die im Text ausdrücklich hingewiesen wird. Im Editionsteil wurde die Gothaer Handschrift erstmals kommentiert und im Handschriftenwortlaut herausgegeben. Textabweichungen zur Karlsruher Handschrift wurden in gravierenden Fällen gekennzeichnet. Auch die Abbildungsinschriften beider Handschriften konnten erstmals gesamt ediert werden. Daher liegt mit dieser Studie ein Gesamtwerk zur Pilgerreise des Konstanzer Patriziers Konrad Grünemberg vor, wie es von Titus Tobler schon 1867 und erneut von Andres Betschart im Jahre 1996 gewünscht wurde.5 Die Erzählfreude des Pilgerberichtes und dessen Besonderheiten zeichnen den Text aus. Die zusätzlichen Erkenntnisse, die aus diesem über die Reisen der Heiliglandpilger im 15. Jahrhundert gewonnen werden konnten, sind ebenfalls ein wichtiger Anreiz für die Bearbeitung des Textes gewesen. Dass Reisen bilde und 4 5

Anders zuletzt Aercke: Story of Sir Konrad Grünemberg’s pilgrimage, 33. Vgl. Tobler: Bibliotheca, 59; Betschart: Illustrationen, 222/223.

274

Ergebnisse

den Horizont erweitere, ist heute ein geläufiger Standpunkt. Dies galt auch schon für das späte 15. Jahrhundert, wie der Text Konrad Grünembergs anschaulich belegt.

Abb. 1: Stadtansicht Venedig, Markuskirche (Bildkonkordanz Nr. 1), aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 5r

Abb. 2: Pilgerschiff des Agostino Contarini (Bildkonkordanz Nr. 2), aus: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 10v–11r

Abb. 3: Poreč / Parenzo (Bildkonkordanz Nr. 3), aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 8v–9r

Abb. 4: Korfu (Bildkonkordanz Nr. 12), aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 15v–16r .

Abb. 5: Korfu (Bildkonkordanz Nr. 12), aus: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 24v–25r

Abb. 6: Rhodos (Bildkonkordanz Nr. 18), aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 20v–21r .

Abb. 7: Rhodos (Bildkonkordanz Nr. 18), aus: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 31v–32r

Abb. 8: Constantia auf Zypern (Bildkonkordanz Nr. 23), aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 25v

Abb. 9: Jaffa (Bildkonkordanz Nr. 25), aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 28v–29r .

Abb. 10: Moschee (Bildkonkordanz Nr. 30), aus: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 53r

Abb. 11: Jerusalem (Bildkonkordanz Nr. 33), aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 35v–36r

Abb. 12: Jerusalem (Bildkonkordanz Nr. 33), aus: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 56v–57r

Abb. 13: Grabeskirche in Jerusalem (Bildkonkordanz Nr. 36), aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 44r

Abb. 14: Grabeskirche in Jerusalem (Bildkonkordanz Nr. 36), aus: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 69r .

Abb. 15: Hl. Grab in der Grabeskirche (Bildkonkordanz Nr. 37), aus: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 45v

Abb. 16: Hl. Grab in der Grabeskirche (Bildkonkordanz Nr. 37), aus: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 71r .

II

Editionsteil

1

Editionsrichtlinien und technische Einrichtung des Textes

1.1

Siglen

Folgende Siglen wurden für die Handschriften vergeben:1 HS K: Handschrift Karlsruhe (Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 1r-50v) HS G: Handschrift Gotha (Universtitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt, Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 2r-97v) HS A: Handschrift Aarau (Aargauische Kantonsbibliothek Aarau, MsWettF 33, fol. 119r-178v) HS L: Handschrift Luzern (Luzern, Zentralbibliothek, Bürgerbibliothek, Ms. 254.4°, fol. 90r-94r)

1.2

Zur Einrichtung des Textes

Die Edition gibt den Text der Gothaer Handschrift buchstabengetreu wieder. Die Einrichtung des Druckes richtet sich nach den üblichen Kriterien bei Textausgaben spätmittelalterlicher Texte. Die handschriftengetreue Wiedergabe erfuhr mit Rücksicht auf Übersichtlichkeit und Lesbarkeit folgende Einschränkungen. Innerhalb der Handschriften kommt es zu Schwankungen bei Wortformen, Orts- und Eigennamen. Die Wörter und Formen wurden belassen, d. h. sie wurden weder vereinheitlicht noch normalisiert. Die Texte wurden mit moderner Interpunktion wiedergegeben. Dabei wurden die Satzanfänge getreu der modernen Rechtschreibung groß geschrieben. Groß- und Kleinschreibung wurde normalisiert. Dabei wurden Eigen- und Ortsnamen sowie Gott in den verschiedenen Formen großgeschrieben, alles andere wurde kleingeschrieben. Wörtliche Rede wurde durch Anführungszeichen gekennzeichnet, um den Schreiberwillen wiederzugeben. Die Formen des Buchstabens s wurden auf s und ß reduziert. Dabei steht das runde s für Schaft-s und rundes s. Die Buchstaben i und j wurden einheitlich als i und konsonantisches u als v wiedergegeben. Umlaute (ä, ö, ü) wurden übernommen, wenn sie im Handschriftentext verwendet wurden. Zusätzlich wurde bei Vokalen auf hochge1

Zur Erstvergabe der Siglen vgl. Betschart: Illustrationen, 301.

276

Editionsrichtlinien und technische Einrichtung des Textes

stellte Buchstaben geachtet und diese ebenfalls im Text durch die Verwendung der Vokale in der Form ae, ea, oe, ue und ů kenntlich gemacht. Kürzungen wurden aufgelöst und durch Kursivsatz in der Edition kenntlich gemacht, d. h. die weggekürzten Buchstaben wurden in der Edition kursiv gesetzt. Dabei wurden Fälle, bei denen der Schreiber einen Doppelkonsonanten mit einem zusätzlichen Nasalstrich versah, stillschweigend als mm oder nn belassen. Bei eindeutigen Auslassungen von Buchstaben oder bei Fehlern, die den Sinnzusammenhang entstellen, wurde der Text entsprechend verändert; die Hinzufügungen wurden mit spitzen Klammern gekennzeichnet und die ursprüngliche Form in einer Anmerkung festgehalten. Die Absatzgestaltung folgt meist der Absatzgestaltung der Handschrift, da sie den Text oft sinnvoll gliedert. Wenn dies nicht der Fall war, wurde die Absatzgestaltung stillschweigend entsprechend angepasst. Die Einteilung in Kapitel und Unterkapitel sowie die Überschriften sind nicht in der Handschrift vorhanden, sondern ergänzt und daher in eckige Klammern gesetzt. Sie dienen ausschließlich der nachträglichen Gliederung des Textes. Im Sachkommentar folgt die Schreibweise der arabischen Ortsnamen den Regeln der Reihe der „Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins“. Das gilt auch für hebräische und griechische Ortsnamen. Übliche Schreibweisen bekannter Orte im Deutschen wie etwa Bethlehem sind in den Anmerkungen beibehalten worden. Biblische Eigennamen sind nach den Loccumer Richtlinien2 geschrieben. Die angegebenen Bibelstellen im Sachkommentar beziehen sich auf die Vulgata, deren Verszählung gelegentlich etwas von derjenigen der Einheitsübersetzung abweicht. In der deutschsprachigen Forschung ist es üblich, die in den mittelalterlichen Quellen gängigen und bis heute üblichen italienischen Ortsnamen zu verwenden. Diese Regelung wurde in dieser Arbeit beibehalten, die Ortsnamen wurden daher auch im Untersuchungsteil sowohl in der im Pilgerbericht verwendeten Form als auch in der heutigen Form wiedergegeben. Im Text verwendete Form Candia Cerigo Costus Curzola Durazzo Lesina 2

Serbisch / Kroatisch / Griechisch Iráklion Kýthira Constantia Korčula Drač, Durrës (Albanisch) Hvar

Vgl. Ökumenisches Verzeichnis sowie die Einheitsübersetzung.

Editionsrichtlinien und technische Einrichtung des Textes

Liniso Kron Modon Parenzo Polo Ragusa Sallina Sara Sebenico Skutari

Limassol Koróni Methóni Poreč Pula Dubrovnik Larnaka Zadar Šibenik Skadar (Serbisch), Shkodër (Albanisch)

277

2

Textedition

[1]

[VON KONSTANZ INS HEILIGE LAND] .................................... 280

[2]

[1.1]

[Prolog] ................................................................................. 280

[1.2]

[Die Reise nach Venedig] ..................................................... 281

[1.3]

[In Venedig] .......................................................................... 283 [1.3.1] [Die Einkäufe in Venedig] ................................. 283 [1.3.2] [Die Reliquien und Kirchen in Venedig] ........... 291 [1.3.3] [Fronleichnam] ................................................... 300

[1.4]

[Die Reise von Venedig nach Jaffa]...................................... 306 [1.4.1] [Beschreibung des Schiffs]................................. 311 [1.4.2] [Istrien] ............................................................... 317 [1.4.3] [Korfu]................................................................ 334 [1.4.4] [Modon].............................................................. 338 [1.4.5] [Kreta] ................................................................ 342 [1.4.6] [Rhodos] ............................................................. 347 [1.4.7] [Zypern].............................................................. 356

[DAS HEILIGE LAND]............................................................. 365 [2.1]

[Ankunft im Heiligen Land] ................................................. 365

[2.2]

[Ritt von Jaffa nach Jerusalem] ............................................. 374

[2.3]

[Jerusalem] ............................................................................ 385 [2.3.1] [Heilige Stätten in Jerusalem] ............................ 387 [2.3.2] [Das Tal Joschafat] ............................................. 395 [2.3.3] [Der Ölberg] ....................................................... 398 [2.3.4] [Das Kidrontal]................................................... 402 [2.3.5] [Das Tal Siloah] ................................................. 403 [2.3.6] [Das Hinnomtal] ................................................. 404 [2.3.7] [Weitere heilige Stätten in Jerusalem]................ 405 [2.3.8] [Der Berg Zion] .................................................. 407 [2.3.9] [Die Grabeskirche] ............................................. 412 [2.3.10] [Die sieben christlichen Glaubensrichtungen] .......................................... 421 [2.3.10.1] [Franziskaner] ............................ 422 [2.3.10.2] [Griechen] .................................. 423

279

Textedition

[2.3.11] [2.3.12] [2.3.13] [2.3.14] [2.3.15] [2.3.16] [2.3.17]

[2.3.10.3] [Surianen] ................................... 425 [2.3.10.4] [Jacobiten] .................................. 427 [2.3.10.5] [Nestorianer] .............................. 429 [2.3.10.6] [Armenier].................................. 430 [2.3.10.7] [Georgier] ................................... 433 [2.3.10.8] [Äthiopier].................................. 436 [Vor der Grabeskirche]....................................... 439 [Bethlehem] ........................................................ 440 [Zweiter Besuch in der Grabeskirche]................ 448 [Das Bad in Jerusalem] ...................................... 449 [Jordan, Jericho und Bethanien] ......................... 451 [Dritter Besuch in der Grabeskirche] ................. 453 [Einkäufe in Jerusalem] ...................................... 454

[2.4]

[Exkurs: Beschreibung der „Heiden“] .................................. 455 [2.4.1] [Beschreibung der Menschen und ihres Glaubens] ........................................................... 455 [2.4.2] [Muslimischer Gottesdienst] .............................. 459 [2.4.3] [Sarazenische Gesetze]....................................... 460 [2.4.4] [Mohammed und die Predigt vom Paradies] ...... 461 [2.4.5] [Kleidung der Mamluken] .................................. 463

[2.5]

[Die Reise von Jerusalem nach Jaffa] ................................... 464

[3]

[DIE RÜCKREISE VOM HEILIGEN LAND NACH KONSTANZ] .... 465

[4]

[ANHANG: ARABISCHES VOKABULAR] .................................. 468

280

Textedition

[1]

[VON KONSTANZ INS HEILIGE LAND]

[1.1]

[Prolog]

[fol. 2r] Wann wier mentschen nit allain unß selbs geborn werden, och die nattur nuntzit ainigs und abgesundertz liebet - nach uswissung ainer rede, so Archita Tarentinus1 geschriben verlaussen hǎt, inn der er vermaint, das wǎ ain mentsch durch Gottes krafft an ain end gesetzt wurd, da er natur und wessen der gantzen welt, och schönne des gestirnß schowte, dis lust und verwundren brächte im doch claine fröd, wǎ er nit etwern hette, dem er es darnach sagte -, uff das ich, Conrat Gruenemberg2 ritter, in miner walfart zů dem hailgen grab, miner lieben gönner und frund ingedenk, was ich sältsams, gefelligs und wunnderbarlichs gesechen hab, inn disem nachfolgenden werkly abgebildet und uff das genäwst mit flis (so vil ich wil] gehebt hab, glich vergstaltet mit zů schribung ainer ÿeklichen figur, des so ir geburt, damit die selben min frunde und gůt gunner in gestalt ainß schatten ab ainem gelibten ding gebildet schowen mugent den weg und fart zů dem land, das unser her Jhesus Cristus mit siner liblichen wonung und die hailgost Maria alweg junkfrow gehailigot haben, och das hailig land mit ůstaillung aller hailgen stet (so ich alda gesechen hab)3 mit zů legung ablauß der hailigen römischen kirchen. Also wǎ ain gantz cruczli + gezaichnet ist, da findt man gantzen volkomnen ablǎß4 von schuld und pin,5 wǎ aber ain thǎw ist, also T,6 ist halb so vil, [fol. 2v] das namlich ist siben jǎr und siben quadragen. 1

2 3 4

Archytas (* 428 v. Chr. in Tarent, Magna Graecia (heute Italien); † 347 v. Chr.), Staatsmann, pythagoreischer Philosoph und Mathematiker, Zeitgenosse Platons (vgl. Der kleine Pauly 1, 520-521; Pauly Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft 2, 600-602; van der Waerden, B. L. van der: Die Arithmetik der Phytagoreer I-II, in: Mathematische Annalen 120 (1947-1949), 127-153, 676-700; Diels, Hermann: Fragmente der Vorsokratiker, Berlin 1951, 421-439; Lloyd, Geoffrey E. R: Plato and Archytas in the seventh letter, in: Phronesis 35,2 (1990), 159-174; Huschenbett: Palästina-Pilgerberichte, 133). e über u hochgestellt. HS G: sic! Hier setzt der Autor Klammern. Ablässe waren die auf Wochen und Tage festgelegten Nachlässe der zeitlichen Sündenstrafen vor Gott, welche der Pilger vor Ort erlangen konnte. Grünemberg unterscheidet hier zwischen einem vollkommenen Ablass bzw. der vollkommenen Vergeben von Schuld und Pein und Ablässen von sieben Jahren und sieben Karen. Vgl. zum Ablasswesen Benrath, Gustav Adolf: Ablaß, in: TRE 1 (1977), 347-364;

Textedition

[1.2]

281

[Die Reise nach Venedig]

Im jǎre nach der gebůrt unsers lieben heren Cristi tusent fier hundert achtzig und sechs jǎre am zwaÿ und zwaintzigosten tag aprillis,7 der do was der ander tag vor sant Jörgen tag,8 bin ich, Conrat Grünemberg, riter zu Costencz,9 usgeritten, nemlich uff ainen frittag10 mit drien pfärten, und mit mir Caspar Gaisberg,11 in gůtter hoffnung zů erfolgen solich walfart obberurt.

5 6

7 8

9

10

11

Hödl, Ludwig: Ablaß, in: LexMA 1 (1980), 43-46; Müller: Ablaß; Paulus: Geschichte des Ablasses; Poschmann: Ablaß. pin, pyn: pen, Pein, zeitliche Sündenstrafe (Feger: Ulrich Richental, 282). HS K folgt zusätzlich: als ain anthonier crucz. Das Antoniuskreuz, Antoniterkreuz, Taukreuz oder ägyptisches Kreuz (lat. crux commissa) hat die Form eines „T“, es fehlt also der obere senkrechte Teil über dem waagerechten Querbalken. Der Name Taukreuz leitet sich vom 19. Buchstaben des griechischen Alphabets Tau (τ) bzw. dem letzten Buchstaben des hebräischen Alphabets Taw ab, vgl. Lexikon der Kunst 4, 50-53. 22. April 1486 (Samstag). Hl. Georg, 23. April 1486. Der Abreisetag war demnach Samstag, der 22. April 1486. Konstanz am Bodensee (Baden-Württemberg, Deutschland), Heimatort von Konrad Grünemberg. Im Wochentag täuscht sich der Autor wie auch in der Karlsruher Handschrift. Der 22. April 1486 war ein Samstag und kein Freitag (vgl. Grotefend: Zeitrechnung, 152). Kaspar (II.) Gaisberg aus Konstanz. Er stammte aus einer angeblich nach dem Gaisberge oberhalb Kreuzlingen benannter Konstanzer Familie (GaisbergSchöckingen, Friedrich Freiherr von: Die im Thurgau vorkommenden zwei Geschlechter Gaisberg, in: Schweizer Archiv für Heraldik 14 (1900), 135-150, dort 136). Kaspar Gaisberg begleitete Konrad Grünemberg von Konstanz auf der Pilgerfahrt und kam mit ihm voraussichtlich auch wieder zurück an den Bodensee. Kaspar Gaisberg wurde am 10. Februar 1486 (wieder) Bürger von Konstanz (Freitag vor Invocavit 1486), nachdem er zuvor wohl eine Zeit lang abwesend war. Er wurde zusammen mit seinen Brüdern Anton und Jörg 1469 in die Gesellschaft zur Katze aufgenommen (vgl. Heiermann: Gesellschaft „Zur Katz“, 237; Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, Band 2, 418/419; GaisbergSchöckingen: Geschlechter Gaisberg, 144). Im selben Jahr setzte Kaspar Gaisberg seine Brüder Anton und Jörg als Erben ein, da er vor hatte, ain zit von land zu faren. Kindler von Knobloch verwechselte ihn mit seinem Bruder Anton und behauptet, dass dieser mit Konrad Grünemberg nach Jerusalem gereist sei (vgl. Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, Band 2, 418/419). Ebd., 418: „Anton; er wurde 1469 nebst seinen Brüdern Caspar und Jerg in die adelige Gesellschaft zur Katze aufgenommen; (...) er ritt 1486 mit Conrad Gruenenberg nach Jerusalem, wo beide die Ritterwürde erlangten (...).“ Kaspar Gaisberg war

282

Textedition

Item den ersten tag ritten wier von Costentz gen Reinek,12 darnach gen Felkirch.13 Morndes zum Clösterlin,14 von dannen gen Landek,15 darnach gen Flurlingen,16 darnach gen Isbruk.17 Da selbs lǎgen wier etlich tag still. Witter gen Stertzingen,18 gen Kluß,19 gen Nuwmarkt20 und gen Trient.21 Da selbs unß lůd min her von Trient und ließ unß alda sin haimwessen sächen.22 Von Trient zum Spittal.23 Morndes gen Fälters,24 da dannen25 gen Därffis.26 Da selbs verkofft man die roß. Furer27 gen Maisters28 und denn gen Mager.29 Da sitzt man inn die barken und fart gen Venedig.30 Suma tutscher mil lxv.31

12 13 14

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sicherlich nicht Konrad Grünembergs Diener, wie Aercke vermutete (vgl. Aercke: Story of Sir Konrad Grünemberg’s pilgrimage, 129, Anm. 54). Rheineck (Kanton St. Gallen, Schweiz). Feldkirch (Vorarlberg, Österreich). HS G: Felkirch. Klösterle, Dorf im Klostertal, westlich von Langen am Arlberg (Vorarlberg, Österreich). Landeck (Tirol, Österreich). Flaurling, Dorf im Oberinntal, südöstlich von Imst (Tirol, Österreich). HS G: Nicht aufgelöster Kürzungsstrich über dem Buchstaben u. Innsbruck (Tirol, Österreich). Sterzing/Vitipeno in Südtirol (Provinz Bozen, Italien). In Sterzing gab es seit 1234 ein Pilgerhospiz in der Deutschordenskommende bei der Pfarrkirche, in dem Reisende nächtigen konnten. Da Sterzing südlich des Brenners liegt (genau: im südlichen Teil des den Brenners überschreitenden Wipptals) und Innsbruck nördlich, haben Konrad Grünemberg und Kaspar Gaisberg den Brenner gewählt, um die Alpen zu überqueren. Die meisten Pilger wählten auf dem Weg nach Venedig den Brenner, da er der niedrigste und daher der am einfachsten zu überquerende Pass über die Alpen war (vgl. Denke: Venedig, 31-34; Wanka: Brennerstraße. Zu Sterzing: LexMA 8, 139). Klausen/Chiusa in Südtirol (Provinz Bozen, Italien). Neumarkt/Egna in Südtirol (Provinz Bozen, Italien). Trient/Trento (Provinz Trento, Italien). Johannes Hinderbach, Bischof von Trient (* 15. August 1418 in Rauschenberg, † 21. September 1486), vgl. Rando, Daniela: Johannes Hinderbach (1418-1486). Eine „Selbst“-Biographie. Übertragung von Wolfgang Decker, Berlin 2008 (Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient 21), 19. Ospedaletto (Provinz Trento, Italien). Feltre (Provinz Belluno, Italien). da dannen: von dannen bzw. von dort. Treviso (Provinz Treviso, Italien) furer: weiter. Mestre (Provinz Venezia, Italien). Marghera (Provinz Venezia, Italien). Venedig (Provinz Venezia, Italien). Lepszy: Reiseberichte, 164, gibt die „Deutsche oder Geographische Meile“ mit exakt 7420,44 m an. Eine italienische Meile entsprach ca. 1270 m, vgl. Kreuer,

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[1.3]

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[In Venedig]

[1.3.1] [Die Einkäufe in Venedig] Zů Vennedig schikt man sich von stund an zů der hailgen fart und zaichnet ainer gewonlich sin bedürffen, wie er sich des vor erfaren von andern hat, so solich fart wissen,32 in ainen gedenk zedel,33 damit er sich ordenlich verseche und bÿ zit zů rüst, wann fert underwillen e oder spätter denn man went. Und wie ich das gehebt hon och ander sechen haben von allen dingen, darzů notturftig wil ich ain wenig zaichnen uff das kürtzest. Item wär sich versechen wil nach Got und sinem lib uff das mer ze raisen, ist der best anfang am ersten ze bichten und das hailig wirdig sakrament ze empfachen, wer darzu geschikt sin mag, geschicht gewonlich zů sant Hellenna.34

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Werner: Die Reise, in: Die Reise nach Jerusalem. Bernhard von Breydenbachs Wallfahrt ins Heilige Land, hg. von Claudia Schneider, Mainz 1992, 16-25, dort 17. Nach dieser Meilenangabe entspräche die Strecke zwischen Konstanz nach Venedig 482,33 km. Die Entfernung auf heutigen Straßen beträgt ca. 620 km. Die möglichen Wegstrecken über die Alpen zeigt vielleicht am anschaulichsten die Romweg-Karte, die der Nürnberger Erhard Etzlaub anlässlich des Heiligen Jahres 1500 anfertigte. Mit Hilfe der eingezeichneten Punkte, deren Abstand die Entfernung einer deutschen Meile darstellen soll, konnten die Pilger die jeweiligen Tagesstreckenauf der gesüdeten Karte genau planen. Der Abstand zwischen zwei Meilenpunkten beträgt jeweils etwa eine deutsche Meile, also ca. 7420 m, vgl. Kupcík, Ivan: Karten der Pilgerstraßen im Bereich der heutigen Schweiz und des angrenzenden Auslandes vom 13. bis zum 16. Jahrhundert, in: Cartographica Helvetica 6 (1992), 17-28, dort 18; Miedema, Nine: Erhard Etzlaubs Karten. Ein Beitrag zur Geschichte der mittelalterlichen Kartographie und des Einblattdrucks, in: Gutenberg Jahrbuch 71 (1996), 99-125, dort 110; Krüger, Herbert: Des Nürnberger Meisters Erhard Etzlaub älteste Straßenkarte von Deutschland, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 18 (1958), 1-286, dort 46. In der HS K fehlt dieser Hinweis auf vorangegangene Pilger. Viele Pilger nahmen in ihre Reiseberichte eine solche Einkaufsliste auf, so Bernhard von Breydenbach, Reiseinstruktion, 130-133; William Wey, 91-93; Hans Tucher, 624-635; Johann Bassenhaimer, 320/321; Hans Bernhard von Eptingen, 202205; Ulrich Brunner, 17/18; Peter Rindfleisch, 321; Arnold von Harff, 57/58; Hans von Mergenthal, 20/21; Niederrheinische Pilgerschrift, 75/76; Hans Stockar, 60/61. Das Reisekostenverzeichnis des Landgrafen Wilhelm des Tapferen von Thüringen ist ebenfalls im Hinblick auf die Einkaufstätigkeit in Venedig sehr aufschlußreich, vgl. Pilgerfahrt des Landgrafen Wilhelm, 135-157; Schmid: Mittelalterliche Notizen. Der Hinweis, dass das heilige Sakrament in der Kirche Kirche Sant’Elena im Sestiere di Castello empfangen und dass dort auch die Beichte abgelegt wurde, fehlt in der der HS K.

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[fol. 3r] Kouff ain bet, fier linlachen,35 ain golter,36 zwaÿ37 kussy,38 und darzu zwo ubrig ziechen.39 Me ain lidrin kussin, ainen teppich,40 ligt ainer im tag gar kül und suber uff und wirt ainem dz bet im tag gerůbt truken, denn es schwitzt ainer tag und nacht. Och nim ettlich gros gluffen,41 linlachen und dz gulterlin zu heften, denn der battron git42 dir nit mer witte denn drig spann wit, und acht schůch lang. Und wenn sich denn ainer zů nacht umkert, so mag nuntz uff im beliben, es sig dann fürsichtklich gehefft. Und ist der mer luft gar schad, wǎ er ainen anblast, besunder welcher nit die brust versäche. Die koment gewonlich an sentteriam,43 das ist die rot růr oder mengerlaÿ febres und geschwulchsten. Item wǎ din stanczÿen44 wär miten im schiff, wär es am besten, denn zunn ortten wigot das schiff gar vil mer. Doch lig nit grad underm loch, der sind gewonlich funfe, nempt man porten. Denn weller grad dar under lit, der het kain růb vor den bilgrinn, so tag und nacht hinuff an den laitren stigend und sich irs gemachs beraitend. Och ist der lufft etwinn scharff, besunder am herwiderfarn, darzů regen und tǎw, wirt ainer benetzt von oder ist es dur45 stǒbig. Welcher sich aber ze wit vonn porten let, der litt grossen ungeschmak. Bewar dich ze haben ain groß truken,46 die manß lenge sig wol geschikt und berait, das man daruff wol müg ligen fur die lus47 und flöch,48 des ǎn mǎssen 35 36

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linlachen: Leintücher, Tücher aus Leinen (Feger: Ulrich Richental, 281). golter: auch kulter, kolter, kûter, gûter, gefütterte Steppdecke für das Bett, um darauf oder darunter zu liegen (Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch I, 1766). HS K, fol. 1v: ain kussin. kussy (HS K: kussin), auch Chüssi, Chussi, Kissen (Schweizer Idiotikon 3, 529). ziechen: ziech(e), zeichen, zich(en), (Bett-) Decken-, Polster-, Kissenüberzug (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 259). teppich: debich, Teppich (vgl. Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 49). Gemeint ist hier eine Decke, die als Liegeunterlage genutzt werden sollte. gluffen: gluf(e), Stecknadel (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 113; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 74; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 109). HS G: git. sentteriam: dissenteria, Durchfall, Ruhr (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 53). stanczÿen: stancia, stant(z)ia, stantzie, stanzye, stanczyen, stantz(e), it. stanza, Platz, Liegeplatz (Wis: Ricerche, 249). dur: durch, hindurch (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 33). trucken: Truhe. lus: Läuse. flöch: Flöhe.

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vil wirt, denn da ligent die bilgrin, die nit truken habend inn des schiffs boden zů nächst an ain andern und habend der mer tail ire claider an. Welcher aber [fol. 3v] ligt uff siner truken, der ligt subrer und wirt also vil uff inn nit geworffen. Es halt49 och ainer sin gerät dar in. Item koff ainn gůtten win zů Vennedig, den du gern trinkest, denn du kainn ander50 findst denn malfasig.51 In kainer insel denn zů Sara52 und Ragussa,53 da vint man gutten win ze koffen. Och schenkt man alweg an drÿen oder me orten win uff der galleen. Item lägellen,54 haist man dört barillen,55 dero bestel mit wasser zůr notturfft, wann es ist gar offt mangel und gebrest an wasser. Und grab denn die barillen mit win und wasser under dich inn das sand, da du ligst, und wǎ man lent oder inn die porten kunt, versich dich umb frisch wasser, ob man es da fint. Und trink och kainen win ungemischt. Für dich und din rot versiche dich wol mit biscoten,56 das ist zwir oder dri stund gebachen brot und verdirbt57 nit. Des glichen schmaltz, käs und aiger.58 Und laus dir zů Venedig machen ain hüner huß oder groß keffÿ,59 darinn du habest hüner alt und jung. Vinstu in allen insullen wider dar in ze koffen, och

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HS G: kalt. HS G: ainder. malfasig: malmasia, malfasig, Malvasier (it. malvasia), süßer weißer Wein (Wis: Ricerche, 184-185; Feger: Ulrich Richental, 281). Er sollte jeden Morgen vor dem Frühstück getrunken werden und wurde als vorbeugende Maßnahme gegen Seekrankheit verstanden. Hans Bernhard von Eptingen, 203 und Bernhard von Hirschfeld, 104 berichten von dieser Maßnahme. Nach der griechischen Stadt Monemvasia benannt, wurde er vor allem auf Kreta hergestellt (vgl. LexMA 6, 753; LexMA 8, 2120). Sara: Zara, heute Zadar (Kroatien). Ragussa: Ragusa, heute Dubrovnik (Kroatien). lägelen: legel, Fäßchen (Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch I, 1813/1814; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 148). barillen: baril(l), barillen, baryllen, parillen, Faß, Weinfaß (it. barile, venez. barila) (Wis: Ricerche, 100). biscoten: biscotto bzw. biscotti (it.), venezianischer Zwieback, auch heute noch als Nachtisch zusammen mit Dessertwein gebräuchlich, gehörte zur Grundausstattung der Heilig-Land-Pilger (zu anderen Wortformen vgl. Wis: Ricerche, 107-108). Vgl. auch Hans Tucher, 496, 515, 516, 628; Ulrich Brunner, 18; Bernhard von Breydenbach, Reiseinstruktion, 133; Dietrich von Schachten, 188; Arnold von Harff, 58. HS G: werdirbt. aiger: Eier. keffÿ: Käfig.

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etwinn brot und aiger und ettlich frucht. Usgenomen schmaltz und musmel60 noch gersten findstu nit mer. Item koff ze Venedig schwinÿ schulteren61 und gedert62 zungen und dür hecht und saltz. Der battron gibt zů mǎl ubel ze esen, nun des tags zwaÿ maul, aber du magst an siner cost nit haben umb kain sach. Sin spisen ist, so er flaisch gibt, schauff flaisch, das nimbt man nit ab. Es sÿg denn rugig und halben hunger storben, das wirt so unlustig, welcher es sicht, der mag sin nit esen. Sin brot ist alter verlegner biscot der mertail, der ist hert wie ain gebachen [fol. 4r] stain voller nis, spinnen und rotter wurmlin. Am frittag und samstag gibt er fisch, haissent gschginael,63 mit öl und bullen,64 und ain ärwß.65 Sin win ist badwarm und schmekt gar saeltsam. Er gibt och zwuschend den maulen weder ze essen noch zů trinken. Item versuch dich mit tuggaten de zeka,66 das sind nuw tuggaten, des glichen mit nuwen martzelen67 und margetten,68 das nement die kriechen und die haiden gar gern. Ainer kan inn sust niemer wärschafft tůn und verwerfent sust al ander gelt, dz hindret ainen gar varlich. Mer kouff ain tisch tůch und ain handzwächel69 und ain löffel, zwo zini schalen, uß ainer zů essen, uß der andern zů trinken. Och iß och am morgen für 60

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musmel: Mehl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 16, übersetzen mußmel mit „Speisemehl“. schwinÿ schulteren: Vorderschinken vom Schwein (vgl. Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch II, 1070). gedert: getrocknet. gschginael, gedörrtes und gesalzenes Fleisch des Störs, Dörrfisch, Stockfisch (venez. schenal, schinal) (Wis: Ricerche, 138). Vgl. auch die Übersetzung von Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 16, nach der Handschrift Gotha: Meerstint. bullen: bullieren, lat. bullare, aufsprudeln (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, S.43). Der Begriff bezeichnet wohl panierten Fisch. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 16, übersetzen mit öl und bullen mit „Öl und Mehl“. ärwß: erwß, arbes, areweiz, arwîz, arbeiz, erbiz, Erbsen (Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch I, 91). Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 16/17, bezeichnen ärwß als ein Erbsgericht. tuggaten de zeka: ein neu geprägter Dukaten (it. ducato di zecca, venez. ducato de zeca) (Wis: Ricerche, 280). marzellen: marcel(len), marczel(len), martzel(lenn), marzel, venezianische Münzen, unter der Herrschaft des Dogen Nicolò Marcello (1473-74) geprägt (it. marcello) (Wis: Ricerche, 189). margeten: market, margket, marckhet, margetten, venezianische Münzen von geringem Wert (it. marchetto) (Wis: Ricerche, 187-188). handzwächel: hanttwehele, Waschtuch für die Hände, Handtuch (Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch I, 1179).

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den mer lufft, isd man gewonlich ainer ain schniten us malfosig mit ainem träsit70 ubersät, so im von artzoten geordnet wirt. Och nement ir vil schilt71 fürn magen mund, denn es kombt etwinn, dz das erbrechen nit nach lausen wil, dar durch denn ainer todtlich krank wirt, so ist es denn ain grosser trost. Das laus dir als ainen artzat zů Venedig zů rüsten, die wisend gar aigenlich des mers und lantz gewonnhait nach gstalt diner nattur. Item bewar dich zů kouffen ainen langen rok mit ainer kapbutzen, nempt man dort72 ainen gaban73 und ain lang hemd und fier wamaß hemder,74 denn ainer gar vast schwitzt tag und nacht. Und zwaÿ hütlin und fier fatzulet,75 daran ainer sich wusch den schwaiß ab, dann es ist tempfig und gar haiß im schiff. Item mer kouff zwaÿ linÿ bar hossen und darzů stifel bis an das knieg von ungeschmiertem leder, ist gar kuel. [fol. 4v] Och versich dich mit gůtten schůchen, denn etwenn lent man on inn den porten, so lofft denn ainer ze bitten, so sich ze lant tůn wend und gǎt man etwinn uff berg, die land zů besechen, geschicht gar vil am widerfarn. Denn ist das wetter76 gar unstät und wirfft das schiff an meng end gar wit hinder sich, des der pattron sich nie versechen hett. Und darumb můs ainer den patron bitten, so licht er im die grossen barken, hat sechzechen ruder, doch můs er kurttesig geben etlich martzel.

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träsit: vermutlich triet, Zucker und Zimt, auch als träset, „Vanilltörtli, Tresentschnittli, Haselnußstängli“ bekannt (vgl. Schweizer Idiotikon 6, 1364). schilt: eigentlich Wappenschild, Wappen, hier aber Schutz (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 284; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 206; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 183). HS G: Kürzung oder Fleck über dem Buchstaben o, nicht aufgelöst. gaban: gaban, caban, langer, breiter Mantel mit Kapuze, Regenrock (it. gabbano). Ein gaban war nach den Angaben verschiedener Pilger sehr nützlich und vielseitig verwendbar, unter gewissen Umständen konnte er dem Pilger als wärmender Schlafsack dienen (Wis: Ricerche, 122/123). In einem Pilgerführer wird sogar mit diesem Kleidungsstück die Liste der Anweisungen begonnen und auf die Nützlichkeit und vielseitige Verwendbarkeit des Mantels hingewiesen, vgl. Finazzo, Giancarlo: Un vademecum per il pellegrino in Terra Santa, in: Accademie e biblioteche d’Italia 46 (1978), 101-156, dort 114: Zum ersten bestell dir ain Gaban das sind lanng mentel als die Moen haben die sind güt fur den Regen / vnd das ainer uff der Galeyen darInn ligt / vnd wann die Galeye zu lannd fert vnd so dein herr sain leger // stat hat So nym den Gabon mit dir darInn hast du dein legerstat / dann on den Gabon müstest du vff der erden ligen vnd die teglichen kurtzen chuder wern dir zü kallt vnd der frost bey der nacht wurff dich in kranckhait. wamaß hemder: Wamshemd (vgl. auch Hans Tucher, 624). faczeleet: Taschentücher (it. fazoletti). HS G: Nach wetter steht in Rasur und mit Einfügestrich ist über der Zeile, Fehler des Schreibers.

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Etwinn fart ainer mit den gallÿotten, das ist den schifknechten, wenn sÿ holtzen wennd,77 so darff denn ainer gar starker schůch inn den schroffen.78 Me kouff ze Venedig gewürtz, und besunder grünen imber79 und zukerkandit80 und zukerrossat,81 ist och gar gůt furn durst. Etlich machen vÿolsiruppen,82 doch nim wenig zukers und was von latwergen,83 dar bÿ honig wär, verdirbt als von der grossen hitz und werdent schwartz keffer drus. Item bestel dir die guldinn latwergen und drÿǎx84 und gůtten rǒch, der git etwinn ainem gar gůt krafft. Etlich nement öpfel von amprem85 oder von bissem86 gemacht (das riet ich kainem),87 dann so bald der gůt schmak uff hört und ainer den apfel von im tůt, so ist im der ful bös schmak numen dester nuwer und hartter. Denn es ist ain sollicher grundloser bösser gestank, das des wunder ist ze sagen mit worten on erfarung nit gelobtlich. Es ist unden im schiff voll flugen, wurm und käffer, maden, muß88 und ratzen,89 kumbt als von erfulung fisch und flaischs und mael und gewonlich von alen aessigen dingen. Es wärdent och glich die bilgram krank, besunnder an

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holtzen wennd: Holz holen gehen. schrofen: schroffe, schrove, schrave, Klippe, rauher, zerklüfteter Fels, Felswand (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 211; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 187; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 195). imber: Ingwer. zukerkandit: Kandiszucker (it. candito), gereinigter und kristallisierter Zucker (Wis: Ricerche, 148). zuckerrossat: Rosenzucker (it. rosato), mit Rosenwasser hergestellter Zucker, wohl eine Art Konfekt, von rosa Farben und/oder mit Rosengeschmack (Wis: Ricerche, 229-230). vÿolsiruppen, Veilchensaft bzw. -sirup (vgl. auch Herz: Hans Tucher, 629 und Wis: Ricerche, 269, zu syropo violado). HS K, fol. 2v: vjelsyrupen. latwergen: latwerge, latwerig, leckwar, leichtwerg, latewâria, lectuârie, Latwerge, Sirup, Heilmittel, eingekochter, eingedickter Saft mit Heilwirkung (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 201; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 157). drÿǎx: Theriak, ein angebliches Universalheilmittel, vgl. Schmid: Mittelalterliche Notizen, 386, Anm. 9. Zu Theriak vgl. auch Grimm: Deutsches Wörterbuch 11, 1, 2, 399-401. HS K, fol. 2v: tryax. amprem: Ambra (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 8). bissem: bisam, pisem, Bisam, Moschus (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 35). HS G: Sic! Hier setzt der Autor Klammern. muß: Mäuse. ratzen: Rattten.

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der sinttergen.90 Die habent denn [fol. 5r] kain pflaeg und laussent ir notturff under sich gan inn den sand. Och wenn vortun91 ist und das schiff hart gnabet,92 so erbricht sich der mertail. Für solichen gestank ist gar nutz essich93 inn die nassen gestrichen. Item was stül macht und och went. Und hüt dich vor truben und allem obs und halt dich in sunder warm umb den magen, da machent etlich scharlote94 librök.95 Me kouff ain lichten braitenn hůt für die sunnen. Mer kouff ain fläschen und ainen sak an den hals ze henken. Wenn man gon můs und ainen die haiden nit me ritten wellend lausen, so hat ainer sinen sak bÿ im, und dar inn kaes und brot und win und hertgesottne aiger wärend gar gůt, denn es sind kain wirtz huser am hailgen land. Versich dich mit hultzinn stegraiff und zuchsail darin, denn weller isin stegraiff96 nem, so nementz ainem glich die Sarazenen oder haiden. Aber me versorg dich aines furzugs,97 dar zů klain und grosse wächsinÿ liechter. Och koff ain beschlutz zainen98 zů brot und kaesse. Kǒff ainen zangöl, das ist ain beschlutzter bundner kubel mit aim loch, ist gar gůt ob ainer krank wurd. Etwinn erbricht sich ainer dar in, denn das schiff gar unstät waget tag und nacht. Me zwaÿ glessin harngeschier,99 vaß man in strǒ. Och koff zwen

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sinttergen: dissenteria, Durchfall, Ruhr (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 53). vortun: fortun(a), vortun, forthun, vorthun(e), fortün(a), firtun, it. fortuna, Sturm (Wis: Ricerche, 272-273). gnabet: wagend, schwankend, wackelnd, bebend, bewegt (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 452-453; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 240; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 305; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 223). essich: Essig. HS K, fol. 2v, nennt hier ambram und risen als Hilfsmittel (ambram: ambra, amber, Amber, Produkt des Pottwals, vgl. Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 7; risen: Reis, Zweig, vgl. Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch 2, 455/456). scharlet: scharlach, scharlât, scharlachfarben, rot, kostbarer Wollstoff (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 280; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 203). libröck: Leibröcke, Wams. stegraiff: stëge-, stëg-reiff, Steigbügel (Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch II, 1158-1159). furzugs: Feuerzeug. zainen: zein, zeine, zain, zim, zyem, zyn, (geflochtener Korb), u.U. mit Grifflöchern (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 255; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 235). glessin harngeschier: gläserne Urinflasche (vgl. auch Hans Tucher, 634).

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geschmeltz krug, ainen zum win, den andern zum wasser. Och kouff ain groß spis fläschen.100 Wenn nun sollich din ding als dir notturftig zů samen gebrǎcht wirt, so under redent sich dann die bilgrin und erwellen denn ainen pattron,101 der sÿ fürt. [fol. 5v] Erwalten min hern und mit brüder den edeln und furnemsten manne hern Agustin de Contterina,102 ainen man so groser tugent (als ich ÿe kainen erkent hab).103 Der och vor ob acht mauln104 solich fart erstattot und ist uß aignem verston ain gůtter patron und maranier.105 Er ist sinen mitburgern und zentelumen sunder lieb, ain fröd siner nachburn und ain vatter siner angenomnen bilgrin. Und gantz milt, niemen schwär,106 laidtsam noch hässig und, wie man sagt,107 gewessen sin das angesicht Soccrotatis,108 alweg güttig und eer erbietlich menklichem und doch trutzlich zů gebietten inn die sinen. So fürbung109 aller gůten sitten und gewonnhaiten erkenn ich disen Agustinn und bin och des nit allain von hörrissagen ain glober, sunder ain wissinder uskunnder, dann syn frundlichen getǎten erfordrent, das ich im dankbarlich lob zů schrib und sag. Dem genanten hern dingten wier uns an fur essen, fur lon, all zöll und gelait ain person umb acht und drissig tuggǎten.110 Doch inn borten allen wie lang 100

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HS K, fol. 3r, ergänzt die Liste noch um Lederhosen: Etlich koffend och lidrin hossen. pattron: patron(e), patrono, battron (it. padrone, patrone), lat. patronus, Schiffseigentümer/Reeder und Kapitän/Kommandant des Schiffs (Wis: Ricerche, 210212). Der Patron war zugleich Eigentümer und Kommandant des Schiffes, der zudem noch die Führung der Pilger bis zum Heiligen Grab und zurück bis nach Venedig übernahm. Meist handelte es sich hierbei um einen Venezianer aus vornehmem Geschlecht. Zur Entwicklung des terminus vgl. auch Wis: Terminus, 281283. Agostino Contarini (* 1430 oder 1431; † 1500 oder 1503), vgl. oben S. 139, Anm. 49. HS G: Hier setzt der Autor Klammern. In HS K gibt Grünemberg an, dass Agostino Contarini die Fahrt ins Heilige Land schon zehn Mal durchgeführt habe. manemier: marin(i)er, marner, marinar, marinari, it. marinaro, marinaio, Seemann, Schiffer, Matrose (Wis: Ricerche, 187). HS G: auf schwär folgt noch, rot durchgestrichen. HS G: sagt über der Zeile nachgetragen. Sokrates (* 469 v. Chr.; † 399 v. Chr. (hingerichtet/vergiftet)) war ein griechischer Philosoph; er lebte und wirkte in Athen. Er gilt als eine der Hauptgestalten der griechischen Philosophie und des abendländischen Denkens. fürbung: fürbündig, vornehmlich (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 92). In HS K, fol. 3r, ergänzt um: sust solt er esselgelt, zol, gelait, ale ding usrichten, doch die clainen curtesig bezalten wier. curtesig: cortesey. kartasie, kortazie, kor-

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joch das werot, wass er uns kain liffrung schuldig, sunnder můst ÿederman sich selbs verzeren. Also gabend wier im glich halb gelt. Das ander sot man geben, wenn wier gen Jaffen an das port kement, das ist im hailgen land. Dem nach giengen inn die barken und liessent uns uff die galleigen füren und schraib sich ainer mit kriden an, wǎ er sin stantzien und stat haben wolt und die fart beliben. Darnach giengent wier bilgrim mit unserm patron fur den hertzogen und rät der herschafft Venedig und batten da die herschafft, das sÿ baetend und gebuten [fol. 6r] dem genanten pattron, das er unß in truwer befälch hette. Och batten wier umb ainen brieff, die genanten herschafft von Venedig uns den ze geben, an all und ÿetlich stet lender und hern der genanten herschafft zů gehörig, denen ze gebietten, ob uns gebruch am schiff oder an andrem nuntz usgenomen sin, wurd uns das furderlich helfen ze wenden. Das ales von der herschafft mit gůttem wilen beschach uns allen benugig.

[1.3.2] [Die Reliquien und Kirchen in Venedig] Darnach giengen und furen wier zů allen clöstern111 und kirchen, in allen dz wirdig hailtum ze besechen zů Vinedig, also hernach stǎt. Item sant Jörgen das closter ligt gegen sant Marx uber im wasser.112 Da ist sant Jörgen linger arm mit der hand noch gantz in ainem alttar, dabÿ in ainem andren alter ligt vil gebain sant Cosman und sant Demÿon.113

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tesey, curtesia, Trinkgeld (it. cortesia) (Wis: Ricerche, 173, dort auch noch andere Wortformen). Mit durchschnittlich 40 venezianischen Dukaten Fahrtkosten musste man Ende des 15. Jahrhunderts rechnen. Allgemein zu den Preisen für die Überfahrt vgl. Denke: Venedig, 75-79. HS G: colöstern. Hl. Georg von Kappadokien († um 303), Märtyrer, einer der Vierzehn Nothelfer. Die Georgsreliquie in San Giorgio Maggiore, wurde von den Reisenden, zumal den Adligen, gern und oft besucht. Die Reliquie und das Kloster werden in den folgenden Berichten ebenfalls erwähnt: Pilgerfahrt des Landgrafen Wilhelm, 80; Ulrich Brunner, 12; Hans Rot, 347; Martin Wanner, 111. Vgl. zum Kloster Kehr, Paul Fridolin: Regesta Pontificum Romanorum. Italia Pontificia sive repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum 1198 Italiae ecclesiis, monasteriis, civitatibus singulisque personis concessorum, 10 Bände, Berlin 1906-1975, dort: Band 7: Venetiae et Histria, Teil 2: Respublica Venetiarum, Provincia Gradensis, Histria, Berlin 1925, 184-188. Hl. Cosmas und Hl. Damian († um 303), Zwillingsbrüder und Ärzte, Märtyrer, Kanonheilige. Konrad Beck zweifelte die Existenz dieser beiden Reliquien an, da er sie nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Vgl. Konrad Beck, 63: It. Sant

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Item gegen den Castellen ligt ain closter sant Hellena, ligt och frig im mer, da lit sÿ gantz libhafftig.114 Es ist och da ain stuk vom hailgen crutz. An ain crutz ist der tum115 kung Constantinus,116 der ir sun was. Me ain groß bain von sant Maria Magtelenen.117 Item hinus bass118 ligt ain hubsch closter inn mer, sant Niclauß.119 Da selbs zögt man noch sinen bischoff stab, den er allwegen trug.

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Cosman und Sant Damian und Sant Steffen, ein marterer, süllend och zu Sant Jergen ligen. Ich hans aber nit gesenhen. Hl. Helena (* um 257, † um 336), römische Kaiserin, Mutter Kaiser Konstantins des Großen, in der Kirche Sant’Elena im Sestiere di Castello. Wolf von Zülnhart fand im Kloster Sant’Elena eine Tafel mit einer Inschrift, die sich auf die Stiftung und Überführung der Helena-Reliquie unter dem Dogen Andrea Dandolo im Jahre 1203 bezieht, und ist offensichtlich begeistert von diesem Zeugnis, da er es wortwörtlich in seinen Pilgerbericht übernimmt (Wolf von Zülnhart, 70). Pietro Casola berichtete, dass das Kloster Sant’Elena von einem gewissen Alessandro Borromeo erbaut wurde (Pietro Casola, 10). Vgl. auch Newett: Pietro Casola, 134, 361, die richtigstellt, dass Borromeo zwar die besagte Kirche erbaut habe, die Gründung des Klosters aber ins 12. Jahrhundert zu datieren sei. tum: daum, dûme, daum, Daumen (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 48). Hl. Konstantin I. der Große (* um 280, † 337), römisch-byzantinischer Kaiser, Sohn der Kaiserin Helena. Lionardo Frescobaldi spricht von drei Fingern des Kaisers Konstantin. Lionardo Frescobaldi, 126: (...) e tre dita della mano di santo Constantino imperadore. Hl. Maria Magdalena, 1. Jahrhundert, eine der gäliläischen Frauen, die Jesus begleiteten. HS G: Ursprünglich bain, über in wurde ss geschrieben. bass: bas, baß, paz, besser, mehr, eher, lieber, weiter, genau, genauer, fester (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 20; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 23; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 10; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 21). Hl. Nikolaus von Myra, (* um 270, † 345 oder 351), Bischof. Bei der Ausfahrt aus Venedig kamen die Pilger oft mit dem Kloster San Nicolò di Lido in Kontakt und konnten dort den Bischofsstab des Hl. Nikolaus nebst zwei Ringen bewundern. Das Kloster wurde 1053 vom venezianischen Dogen Domenico Contarini (10431071), dessen Bruder Bischof Domenico von Olivolo und dem Patriarchen Domenico von Grado gegründet. Spätestens seit 1116 versuchten die Venezianer, die Überführung des Leichnams auf den Lido durch Translationsberichte zu untermauern, da die Reliquie auf dem Lido in Konkurrenz zum Bareser Nikolaus stand (vgl. Meisen, Karl: Nikolauskult und Nikolausbrauch im Abendlande. Eine kulturgeographisch-volkskundliche Untersuchung, Düsseldorf 1931, ND 1981 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 41, ursprünglich Forschungen zur Volkskunde 9-12), 66, 94-118; Johannes Münsinger, 145; Zett-

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Item aber ain closter im mer Atrisecherÿ genant,120 dar inn ligt santa Barbara121 in ainem besunder cappelin. Hat gebuwen der schnider zunfft ze Venedig

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ler: Dimensionen, 559-560; zur Vita des Heiligen vgl. Legenda aurea 1993, 2634). Die ehemalige Kirche Santa Mariae Cruciferorum und der Konvent der Crociferi existieren heute nicht mehr. Die heutige Kirche Santa Maria Assunta dei Gesuiti, nach den Jesuiten, die sich hier 1657 ansiedelten, auch nur „Gesuiti“, genannt, befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Klosters. Die Klosterbauten der Crociferi sind verschwunden oder im Jesuitenkonvent, welcher heutzutage größtenteils als Kaserne genutzt wird, aufgegangen (vgl. Hubala, Erich: Venedig, Brenta-Villen, Chioggia, Murano, Torcello. Baudenkmäler und Museen, 3. Auflage, Stuttgart 1985 (Reclams Kunstführer Italien 2,1), 276; Conrady: Vier rheinische Palästina-Pilgerschriften, 80, Anm. 31; Kehr: Regesta, 160; Concina, Ennio: Kirchen in Venedig. Kunst und Geschichte, München 1996, 365). Hans Tucher teilte in seinem Reisebericht mit, dass im Closter atrusechirij die Barbarareliquie in einer Kapelle zu sehen ist, welche von der Schneiderzunft gestiftet wurde (Hans Tucher, 5). Auch Sebald Rieter hatte mit dem Namen der Kirche Schwierigkeiten, und so gab er ihn als Allecrusi in seinem Bericht wieder (Rieter, 38). Arnold von Harff umging das Problem des Namens elegant, denn er benannte Kirche und Kloster des im Jahre 1656 aufgehobenen Ordens der Crociferi einfach nach der prominenten Barbara-Reliquie als sent Barbara (Arnold von Harff, 55). Einzig Paul Walther von Guglingen hatte mit dem Namen der Kirche keine Schwierigkeiten: In ecclesia Cruciferorum requiescit corpus sancte Barbare, virginis et martyris (Paul Walther von Guglingen, 53). Hl. Barbara († 306), Märtyrerin, eine der vierzehn Nothelfer. Hin und wieder sind auch Zweifel bezüglich der Echtheit der Barbarareliquie in den Pilgerberichten zu finden. So war sich schon Hans Rot 1440 nicht sicher, ob er nun in Venedig die richtige Hl. Barbara gesehen hatte (Hans Rot, 346). Felix Fabri, welcher auf Kreta mit einer weiteren Barbarareliquie konfrontiert wurde, bemerkte zu diesem Problem nur lakonisch: credo plures virgines fuisse huius nominis Barbara, qua plura vidi capita, quae dicuntur Barbarae virginis (Felix Fabri, Band 3, 429). Auch Peter Rindfleisch zweifelte, ob er die richtige Barbarareliquie gesehen hatte (Peter Rindfleisch, 322), half sich aber, indem er sich der Meinung der Venezianer zu eigen machte, die die Echtheit nicht anzweifelten. Die Venezianier konnten ihre Sicherheit über die Echtheit der Barbara-Reliquie unter anderem auf den Translationsbericht des Petrus Calo gründen (vgl. Petrus Calo: Translationes II, in: Riant, Paul: Exuviae sacrae Constantinopolitanae, 2 Bände, Genf 1877/1878, dort I, 179183). Die Krone, welche der Heiligen in ihrem Sarg mitgegeben worden sein soll, ist nur in einer anonymen niederrheinischen Pilgerschrift erwähnt (Niederrheinische Pilgerschrift, 80). Die Krone war ein Attribut der Heiligen, die allerdings keine Königstochter, sondern die Tochter des reichen Heiden Dioskuros von Nikomedia in Bithynien war (vgl. Keller: Lexikon der Heiligen, 71-73; Wimmer, Otto: Kennzeichen und Attribute der Heiligen, völlig neu bearb. von Barbara Knoflach-Zingerle, Innsbruck 1995, 91).

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. Me inn aim alter ligt ain bain von sant Cristoffeln.122 Och lit da ain bain mit dem fuß, das man noch unverjessen sicht, von sant Marttinn.123 [fol. 6v] Zů Venedig in ainer kirchen ligt sant Marina in ainem alter.124 Mer in ainer kirchen ligt sant Luccia also gantz.125 Item ain kirch genempt zů sant Zacharia126 ligt sant Zacherÿas und ander zwen hailgen bÿ im.127

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Hl. Christophorus († um 249), Märtyrer, einer der vierzehn Nothelfer. Hl. Martin von Tours (* 316/317, † 397), Bischof, oder Hl. Martin († 655), Papst 649-653, Märtyrer. Hl. Margareta von Antiochia, Marina († 315), Märtyrerin, eine der vierzehn Nothelfer. Die Reliquie liegt in der Kirche Santa Marina im Sestiere di Castello in Venedig. Der Leichnam der Hl. Marina wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts aus Konstantinopel nach Venedig überführt (vgl. Riant: Exuviae I, 184-186). Hl. Lucia von Syrakus (* um 286, † 304), Märtyrerin, Kanonheilige. Die Hl. Lucia, Märtyrerin unter Diokletian, kam unter dem Dogen Enrico Dandolo nach Venedig, vgl. Visit to the Holy Places of Egypt, 33, Anm. 1. Die Reliquie war in der Kirche Santa Lucia im Sestiere di Cannaregio zu finden, vgl. Franzoi, Umberto / Stefano, Dina di: Le chiese di Venezia, Venedig 1976, 100-102. Das Frauenkloster San Zaccaria im Sestiere di Castello gehörte dem Benediktinerorden an (vgl. zu San Zaccaria: Rosemann, Andrea: Die Kirche San Zaccaria in Venedig, Diss. phil. Berlin 2001; Dellwing, Herbert: Die Kirche S. Zaccaria in Venedig, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 38 (1974), 224-234; Kehr: Regesta, Band 7/2, 174-182.). Hl. Zacharias (1. Jh. v. Chr.), Vater Johannes des Täufers, Priester. Die anderen Heiligen könnten nach einem Bericht die folgenden sein: Hl. Theodoro, Hl. Gregor von Nazareth, Hl. Pancratius, Hl. Sabina. Vgl. Bardi, Girolamo: Delle cose notabili della citta di Venezia, Venedig 1587, 208; identisch bei Doglioni, Giovanni Niccolò: Le cose meravigliose della città di Venezia, Venedig 1603, 71: „Nella Chiesa di San Zaccaria si riposa il corpo di Zaccaria padre di San Giovan Battista. quello di Gregorio Nazanzeno Patriarca di Constantinopoli, translato di Constantinopoli a Venetia, quello di Theodoro confessore, il qual fu portato da l’Isola di Samo. quello di s.Pancratio martire in una sepoltura marmorea da un lato dell’altar grande. quello di san Sabina martire in una arca marmorea dell’altro lato di eßo altare. Item sotto la confeßione di detta Chiesa, si riposa il corpo di san Tharasio heremita portato di Romania. E in un lato di quella medesima Chiesa in parlatorio di monache si riposa il corpo di san Lazerio martire.“ Interessanterweise erwähnt Konrad Grünemberg die Nachbildung des Hl. Grabes in derselben Kirche nicht (vgl. Limpricht, Cornelia: Der Salomonische Tempel als typologisches Modell, in: Naredi-Rainer, Paul von: Salomos Tempel und das Abendland. Monumentale Folgen historischer Irrtümer, Köln 1994, 235-300, dort 255/256, und Dellwing: S. Zaccaria, 224-234). Anderen Pilgern war diese durchaus aufgefallen und sie fanden die Nachbildung erwähnenswert (Johann Meisenheimer, 58; Hans Tucher, 5; Ottheinrich, 112; Philipp van Hagen, 234).

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Item zů Venedig, im tum Acastella genant, ist gar ain schonne lustige kirch, dar inn och vil hailtums ist. Da wont gewonlich der pattriarch.128 Sant Marx kirchen129 ist uber all mauß kostlich, das des wunder ist ze haben. Uswendig und innen ist sÿ uber von alen farwen gantz matterigen130 das leben unsers lieben heren Jesu Christe. Och das leben unser lieben frowen und ist als von glaß gesetzt, dar in och vil goltz geschmeltzt ist.131 Inn der kirchen ist der estrich besetzt von allen farwenn von marmolstain, von vil vogeln, pfawen und tiern gancz gecunterfet, also ob sÿ lebten.132 Da zwuschen sicht man manngerlaÿ sternen och also gesetzt. Inn der kirchen ist ain crutzefix, das grosse zaichen geton hǎt und noch taeglichs tůt. Dar inn hanget wie ain groß crucz ain luchter von amppelen.133 Dar inn hangend och etlich guldini baner, so die vergangnen hertzogen inn zuo gedächtnuß geordnet haben.134 Item zů nächst rürend an ain andren stost des hertzogen palast135 an das minster sant Marx. Der ballast ist as costlich aso ainer inn der welt lit och von aller 128

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San Pietro di Castello, Sitz des Patriarchen von Venedig. Der Sitz des Patriarchen von Grado war im Jahre 1451 in die Lagunenstadt verlegt worden, nachdem Papst Nikolaus V. am 8. Oktober 1451 die Diözesen von Grado und Castello vereinigt und den Titel des Patriarchen von Grado in den eines Patriarchen von Venedig verwandelt hatte (vgl. Zorzi, Alvise: Venedig. Die Geschichte der Löwenrepublik, 2. Auflage, Hildesheim 1992, 731). Kirche San Marco in Venedig. matterigen: matterÿen, materie, materje, materge, matërje, matërge, Materialien, Stoffen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 218; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 167; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 135). Der Mosaikschmuck in der venezianischen Markuskirche wurde von manchen Pilgern erwähnt (vgl. Niederrheinische Pilgerschrift, 77; grundlegend zu dem Mosaiken der Markuskirche Demus, Otto: The church of San Marco in Venice. History, Architecture, Sculpture, Washington 1960; Demus, Otto: The Mosaic Decoration of San Marco Venice, Chicago / London 1980; Demus, Otto: The Mosaics of San Marco in Venice, 4 Bände, Chicago / London 1984; Perocco, Guido: Die Markuskirche und die Pala d’oro, Venedig 1994). Perocco: Markuskirche, 54/55, zeigt ein solches Mosaik mit Pfauen. amppelen: ampel(le), ampol(l)e, ampulle, lat. ampulla, (Öl-)Lampe (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 9; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 8; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 4). Dogenpalast, Sala del Maggior Consiglio mit den Portraits aller venezianischen Dogen (vgl. Kaminski, Marion: Venedig. Kunst und Architektur, Köln 1999, 149153; Hubala: Venedig, 74-80). Dogenpalast in Venedig, in der HS K nicht beschrieben. Der Dogenpalast, in der Art, wie er sich am Ende des 15. Jahrhunderts präsentierte, war ein Produkt des 14. Jahrhunderts. 1340 war der Neubau vom Großen Rat beschlossen und begonnen worden. Erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts konnte

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farwen marmelstain durch buwen, alle massollrig und kunst in im habende vom grund uff, von bassament,136 violla,137 windbergen, gestreben und aller laig lobwerk, pfillern, kapitelen, schönnen bilden, tiern, fogelnn und gewürns aller durch feldiert, thabernakeln, gragöln,138 gesimps und glennen139 und mit holkeln140 und steben141 baide schlecht und gewunnden durch ain andren [fol. 7r] schlieffend, das versammet von costlichen uszugen aso wärklich, as ob es der verrümptest maister der obgenanten künsten Praxitelles142 mit aigner hand gemacht het mit aler hilff Euclides.143

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der Palast auch vollständig genutzt werden. Das politische Zentrum der Lagunenstadt wurde dabei von den Pilgern sowohl in seinen baulichen Elementen als auch in deren Nutzung beschrieben, je nach Interessenlage des Autors (vgl. Kretschmayr: Venedig II, 500/501). Die Verbindung zwischen der Markuskirche und dem Dogenpalast wurde durch die Porta della Carta, mit deren Bau 1438 begonnen wurde, geschaffen. Diese wurde von den Pilgern meist nicht als eigenständiges Bauteil wahrgenommen, dennoch wurde die Verbindung zwischen Kirche und Palast in den Pilgerberichten betont (vgl. Hubala: Venedig, 37; Symon Semeonis, 34). bassament: Postament, Unterbau, in der Baukunst meist Sockel von Stützgliedern oder Statuen (vgl. Koepf, Hans: Bildwörterbuch der Architektur, unveränderter Nachdruck der 2. Auflage von 1974, Stuttgart 1985, 299). violla: Fialen, griech. phiale, architektonische Zierformen der Gotik, eine schlanke, spitze Pyramide, die besonders häufig als Bekrönung von Strebepfeilern und als seitliche Begrenzung von Wimpergen auftritt (vgl. Koepf: Bildwörterbuch der Architektur, 151/152). gragöln: schweiz. gragöl, gragêl, lärmender Streit, wilder Lärm, buntes, lautes Durcheinander, Unordnung, Gerüstwerk, hier vermutlich in der letztgenannten Bedeutung verwendet (vgl. Schweizer Idiotikon 6, 722/723). Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 21, übersetzten das Wort mit „Gragel“. glennen: glene, gleve, Lanze (Schweizer Idiotikon 6, 630; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 113; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 109). Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 21, übersetzten das Wort mit „Glennen“. Vermutlich an dieser Stelle in der Bedeutung „langer Stab“ gebraucht. holkeln: Hohlkehlen. steben: Stäbe. Praxiteles (* um 390 v. Chr. in Athen; † um 320 v. Chr.), griechischer Bildhauer des 4. Jahrhunderts v. Chr. Er wirkte neben Skopas und Lysipp in der spätklassischen Epoche. Seine Skulpturen zeichnen sich durch eine außerordentliche Meisterschaft in der Oberflächenbehandlung, eine feine Ausgewogenheit in der Körperrhythmik und eine poetische Anmut aus. Er war der Schöpfer der jugendlichen Götterideale (Dionysos, Aphrodite, Eros, Apollon, Artemis) und ergänzte so die Strenge des Pheidias. Von ihm werden fast 50 Werke erwähnt; besonders berühmt waren die knidische Aphrodite, der Eros von Thespiai, der Eidechsentöter Apollon Sauroktonos und der ruhende Satyr. Plinius rühmt Praxiteles besonders wegen

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Item man fůrt uns zů Venedig inn die schaczkamer144 oder gewelb145 des herczogen brůder mit vil wintliechtern, und wurdent da gezögt zwelf gestaint guldin kronen, zwelf brüst gestaint von gold, sechs kostliche sat guldini gestainte crucz, des hertzogen hůt,146 der gestaint gancz ist und ze obrest uff dem genanten hůt ist ain gar schönner langer rubinn, nement sÿ ainen carfunkel, der sunder für al ander stain blikt und strimen der glenczen wirft wie die clǎr sunn. Me zwen arabisch guldin luchter, ain grosses langs horn ains aingehurnß, das Plinÿus sagt alles gifft von angsten schwitzend meldende in gegwurkait sin.147 In und an den obgenanten clainoten ward aller farwen und

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seiner Kunst der Marmorbearbeitung (vgl. C. Plinius Secundus der Ältere, Naturalis historiae, Liber XXXVI, 20, Liber XXXIV, 69; Lexikon der Kunst, Band 5, 735/736). In der HS K, fol. 4r, erwähnt Grünemberg Praxiteles im Zusammenhang mit dem Chorgestühl der Frari-Kirche. Euklid von Alexandria (* ca. 365 v. Chr. vermutlich in Alexandria; † 300 v. Chr.), griechischer Mathematiker aus Alexandria. Sein berühmtestes Werk Die Elemente ist ein Buch, in dem er die Eigenschaften von geometrischen Objekten und ganzen Zahlen aus einer Menge von Axiomen (=Elementaraussagen) herleitete und das mathematische Wissen seiner Zeit zusammentrug. Damit nahm er die axiomatische Methode der modernen Mathematik vorweg. Der Kirchenschatz wird oft von den Pilgern beschrieben (vgl. Denke: Venedig, 137). gewelb: Gewölbe (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 129; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 111; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 71). hertzogen hůt: Dogenhut. C. Plinius Secundus (* 23/24 n. Chr. in Novum Comum (dem heutigen Como an der italienisch-schweizerischen Grenze), † 24.08.79 n. Chr. in Rom). Sein Hauptwerk, die „Naturalis historiae“, eine enzyklopädische Naturkunde, wurden 77 n. Chr. dem Prinzen Titus gewidmet. Die angesprochene Stelle über das Einhorn findet sich in C. Plinius Secundus der Ältere, Naturalis historiae, Liber VIII, XXXI, 76: „(...) asperrinam autem feram monocerotem, reliquo corpore equo similem, capite cervo, pedibus elephanto, cauda apro, mugitu gravi, uno cornu nigro media fronte cubitorum duum eminente. hanc feram vivam negant capi.“ Die Beschreibung lässt einige Charakteristika des Einhorns erkennen, die das Bild des Einhorns im Mittelalter formten. Allerdings wird bei Plinius nichts über die entgiftende bzw. vor Gift schützende Wirkung des Hornes des Einhorns gesagt. Dies geht auf Ktesias, den Leibarzt Artaxerxes II. Mnemon zurück. Er beschreibt in seiner Schrift Indika um 398 v. Chr. einen indischen Esel, der größer als ein Pferd ist, einen weißen Körper hat und ein spitzes Horn auf der Stirn von anderthalb Ellen Länge besitzt. Die vornehmen Inder verwandten das Horn des Einhorns seiner Erzählung nach als Trinkhorn oder zermahlten es zu Pulver. Ein Trunk aus dem Horn oder die Verwendung des Pulvers würde vor Krämpfen, Fallsucht (Epilepsie) und Gift schützen (vgl. zum Einhorn grundlegend Einhorn: Einhorn, dort 338-

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geschlächt der stainen ersetung, und der voll wie das alle Labidarius148 beschriben und erzellen von den edeln stainen und berlen oder margoriten. Och die gebilten von alem, das das leben hǎt. Och von cruttern,149 darin ergraben in und uswertz, von den der judisch maister Thechel150 schribt mit erkantnuß,

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346 über die entgiftende Wirkung des Hornes. Darüber hinaus zum Einhorn und zu Ktesias: Wellmann, Max: Einhorn, in: RE V, 2114-2115; Henry, René: Ctésias. La Perse, l’Inde. Les sommaires de Photius, Brüssel 1947, 80-92; Jacoby, Felix: Die Fragmente der griechischen Historiker III C 1, Leiden 1958, 505-506; Brandenburg, Hugo: Einhorn, in: RAC 4 (1959), 840-862. Labedarius: Detaillierte Angaben über positive und negative Wirkungen von sechzig Edelsteinen, die er durch umfangreiche Recherchen herausfand, finden sich in dem Werk „Lapidarius“, verfasst von Marbod, Bischof von Rennes (* ca. 1035; † 11.9. 1123), das im Mittelalter sehr populär war. Bei dem Liber lapidum seu de gemmis handelt sich um ein Gedicht von 743 Hexametern, das in 60 Paragraphen eingeteilt ist und die Edel- und Halbedelsteine behandelt (Migne, PL 171, 1737-1770). Es war während des Mittelalters unter dem Namen „Lapidarius“ oder „Liliarium“ sehr beliebt und wurde daher in mehreren Sprachen übersetzt: In das Altfranzösische, das Englische, das Italienische, das Hebräische und das Dänische. Auch am Anfang der Neuzeit war das Buch besonders geschätzt, es erschien zwischen 1511 und 1799 14mal. Einiges über die Steine hat Marbod aus der „Naturalis historia“ des C. Plinius Secundus übernommen (z. B. über den Smaragd, den Diamant u.a.). Hildegard von Bingen (1098 - 1179) gewann durch visionäre Schau ihr Wissen über die heilende Wirkung der Edelsteine und beschrieb diese in ihrem Buch „Physica“. Hildegards Ausführungen über die Heilkraft der Edelsteine vergleicht Creutz 1931 mit dem Lapidarius Marbods u. a. einschlägigen Werken und kommt zu dem Ergebnis, dass sie von allen unabhängig, ihre Deutung der Kraft der Steine selbständig ist (vgl. BBKL XVI, 982-984; Creutz, Rudolf: Hildegard von Bingen und Marbodus von Rennes (1035-1123) über die Heilkraft der Edelsteine, in: StMBO 49 (1931), 292-298, dort 291). cruttern: krût, Kraut, (Heil-) Pflanze, Gemüse, Blume, Blatt (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 195). Techel oder Tethel, erwähnt bei Konrad von Megenberg im Buch der Natur. In einigen Megenberg-Handschriften findet sich auch der Name chung Esthel oder tachel (vgl. Konrad von Megenberg, Buch der Natur, hg. von Luff/Steer, VI.84 Von Thetels půchl und VI.85, Nu hebt sich Thetels půchl an, 505-508; Konrad von Megenberg, Buch der Natur, hg. von Peiffer, 469-472, Kapitel VI Von den edeln stainen, Artikel 84 Von dem Tethelspüechl bzw. Artikel 85 Nu hebt sich Tethels püechl an; Strauch: Rezension, 213). In der mittelalterlichen Steinbuchliteratur wird Techel auch unter den Namen Thetel, Zethel, Zachel oder Zael geführt (vgl. Pagel: Paracelsus, 276; Pagel / Winder: Gnostisches, 361). Im Liber Principorum Theoprasti Paracelsi, einem Traktat des Paracelsischen Corpus, wird auf den Juden Techellus und die Techellische Wissenschaft verwiesen (Paracelsus (Theophrast von Hohenheim): Sämtliche Werke, hg. von Karl Sudhoff und Wilhelm Matthießen, 15 Bände, München und Berlin 1929-1933, Nachdruck Hildesheim 1996, dort Band 14, 503; vgl. Pagel, Walter: Das medizinische Weltbild des Para-

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nach dem und die stain tugenden habend, gar luter enndekt, der sÿ och nempt gamenhu,151 und wie man geschriben find die grösten schätz aller richtum niendert lieber gewessen sin denn bÿ Artoxersem,152 dem bärssischen künig. Also habent sÿ sich ÿetzen gewankelt und erwelt die schatzkamer der herschafft Venedig. [fol. 7v- 8r] [Bild: Venedig, Markuskirche, mit Bildlegende Venedyg und mit Bildinschriften] [fol. 8v] Item uff Romannor,153 haist ain gar herlich closter, sachen wier ain gestül und etlich casten inn der sakrastig, das uber all maus kostlich ist gemacht ǒn alle gemaeld flach von holtz gesetzt wie das die nattur selbs geferbt hǎt gancz von lustigen matterÿen. Das da in und uswertz so betrogen stǎt, das

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celsus. Seine Zusammenhänge mit Neuplatonismus und Gnosis, Wiesbaden 1962 (Kosmosophie 1), 111-113; Pagel: Paracelsus, 275/276; Pagel / Winder: Gnostisches, 360/361; Buckl, Walter: Megenberg aus zweiter Hand. Überlieferungsgeschichtliche Studien zur Redaktion B des Buchs von den natürlichen Dingen, Hildesheim 1993 (Germanistische Texte und Studien 42), 273). Nach Pagel: Paracelsus, 276, war Techellus möglicherweise keine konkrete Person. Ich danke Herrn Prof. Dr. Dieter Mertens, Freiburg, für den freundlichen Hinweis auf Konrad von Megenberg. gamenhu: gamehu, gamenhui, gâmahui, gâmân, gamahei, Name eines Edelsteins, erhaben geschnittener Stein, Kamee, Gemme (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 92; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 100; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 53; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 95). Vgl. zur Kamee auch LexMA 5, 881/882; Lexikon der Kunst 3, 614, und Lippold, Georg: Gemmen und Kameen des Altertums und der Neuzeit, Stuttgart 1922. Hier geht es Grünemberg um die Bilder, die in Steine eingeschnitten sind, also Gemmen (gamaheu), vgl. auch Pagel / Winder: Gnostisches, 361. Grünemberg stellt sich in die Tradition Konrad von Megenbergs, der das natürliche Vorkommen solcher Bilder (gamaheu) bejaht und ihnen auch besondere Wirkungskräfte zutraut, vgl. Pagel: Paracelsus, 112, Gottschall: Konrad von Megenberg, 130/131. Ahasver, der im Buch Esther auch Artaxerxes genannte persische König, eigentlich Xerxes I., Sohn des Darius I., Regierungszeit 486-465 v. Chr., Est 1-8. Bei Romanor handelt es sich vermutlich um einen Hörfehler Konrad Grünembergs. Er spricht von der Frari-Kirche (Santa Maria Gloriosa dei Frari oder Santa Maria Assunta), die Kirche der Fratri minori. Durch die fremdsprachliche Verballhornung entstand aus minori wohl Romanor. Johann Meisenheimer fand ebenfalls sein „schönstes“ Chorgestühl in diesem Kloster, wo im „Chor daselbst das allerhübschte und köstliche“ zu bewundern sei (Johann Meisenheimer, 59). In der Frari-Kirche steht das prachtvolle Chorgestühl, das 1468 von Marco Cozzi signiert wurde und auch heute noch in dieser Kirche bewundert werden kann. Die Sitze sind in drei Reihen angeordnet und werden von hohen Dorsalen und vorkragenden Wimpergen überkrönt; in den Dorsale-Reliefs sind Hl. Männer und Frauen als Büsten dargestellt (vgl. Hubala: Venedig, 220).

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es von den mentschen glicher wis man sagt die gemaeld Appelles154 nit gelobt wirt, eben sin, ainer geriff es denn mit siner hand.155

[1.3.3] [Fronleichnam] Item uff corporis Criste156 giengen wier bilgram gen sant Marx, da sang man ein ampt inn figrattiffo157 und in ordenniß gar schǒn und was als hailtum und die schätz der kirchen västlich uff gemacht. Dar hinder im kǒr was es umschlagen mit guldinn tüchern. Da stůnd der hertzog von Venedig,158 ainer geborn von dem edeln geschlächt der Barbario,159 der nit allain was die zier siner gesibten frund, sunnder ain spiegel aller Venediger von siner verümpten wishait wegen, ain man achtziger jaren alt vast köstlich geclait. Neben im so stůnd der pattriarch von Friul. An dem selben stůnd ain bottschafft des kungs von Spainÿen. Dem nach stundent acht die eltesten raet in aim gestül.160 Herab

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Apelles: Apollon, ein Gott der griechischen Mythologie. Er ist Sohn des Zeus und der Leto und der Zwillingsbruder der Göttin Artemis. Apollon galt als Gottheit des Lichts, des Frühlings und der sittlichen Reinheit und Mäßigkeit, sowie als Gott der Mantik und der Künste, insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesanges; in dieser Funktion stand er den neun Musen vor (Grant, Michael / Hazel, John: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, 7. Auflage, München 1990, 57-60; Fink, Gerhard: Who’s who in der antiken Mythologie, 3. Auflage, München 1993, 50/51). In seiner Funktion als Gott der Künste wird er hier von Grünemberg erwähnt. HS K, fol. 4r, ist die Formulierung kürzer, allerdings wird Praxiteles zusätzlich erwähnt: Item uff Romanor sachen wie dz kostlich gestül von ungeferwtem holcz, wie dz die natur geben hat, gar selczene ding geseczt, och von staininn bilden wol geantret sin den maister Braxitele, des glichen von gemäld herwider komen die kunst Appelles. 25. Mai 1486. (Donnerstag).. figrattiffo: it. figurativo (-a), bildlich, figurativ, darstellend, bildend. Konrad Grünemberg hat hier wohl den Buchstaben “u” vergessen. Goldfriedrich / Fränzel übernahmen den Begriff figratifo ohne Ergänzung oder Erläuterung (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 23). Die Pilger setzen die Bezeichnung Doge mit einem dux oder einem Herzog gleich, ohne darauf zu verweisen, dass dieser im Gegensatz zu den Herzögen nördlich der Alpen gewählt und sein Titel nicht vererbt wurde (vgl. Denke: Venedig, 150). Marco Barbarigo, Doge 19. November 1485-14. August 1486. Zur venezianischen Verfassung vgl. Lane: Seerepublik Venedig, 155; Muir, Edward: Civic Ritual in Renaissance Venice, New Jersey 1981, 185; Karbe, Lars Cassio: Venedig oder die Macht der Phantasie. Die Serenissima: Ein Modell für Europa, München 1995, 68-75.

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bas stůndent die ubrigen raet und zenttelumen161 und wǎrend all geclaidt mit rossaig und brinnend162 rot baide scharlet.163 Und wol ze drÿen maulen164 komend baid levitten,165 duff166 naigende dem fürsten und sagten im, was er beten solte. Do das ampt us kam, het sich gaistlich und weltlich besamlet uff sant Marx blatz und fiengend an gǒn nǎch ain andren. Inn den kǒr umb den herczogen mit ordnung: Des ersten giengent in vil kertzen vergult, dennen giengent nach etlich hubsch jung knaben ainer farw in siden geclait, trug ÿetlicher ain silbrin bekin vol wisser und rotter rossen bleter, naigten sich tieff gegen dem herczogen und wurffen solich pletter gegen im. Denen giengent nach ainer claidung fier hundert so all ainer brůder- [fol. 9r] schafft waurent und wie die brůderschafft sich hielt, aso koment noch zwo doch ÿettliche gesundret der claider. Darnach zugent her die örden, der waurend vast vil. Der warend etlich obserfantzer,167 darnach bröbst, äbt und bischoff ÿeklicher in sinem abit.168 An meßgewanden, korkappen und levitten roeken wurden gesechen der waltchen richlich und milt gaben an die husser und kirchen gottes. Dar wǎrend guldini stuk von drÿen grunden und von zwaÿen und andre von

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zentelumen: centelomo, zentelomo, zentelon(o), zenteloner, zentelamen, zentelanie, zentellaner, centilhomo, zentiloner, czentiloner, centilontar, czentyloer, centolonie, gentilhom(o), gentilhomer, it. gentiluomo, venez. zentilomo, venezianischer Edelmann bzw. Patrizier, vornehmer venezianischer Bürger (Wis: Ricerche, 280281). brinnend: brinnende, brinnendig, brinnec, brinnendec, heiß, glühend, feurig, brennend, (hier) leuchtend (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 45; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 26; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 41). scharlet: scharlach, scharlât, scharlachfarben, rot, kostbarer Wollstoff (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 280; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 203). maulen: mâl, môl, ausgezeichneter Punkt, Zielpunkt, Zeichen, Merkmal, Mal, Zeitpunkt (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 214; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 165; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 132). leviten: Levit, Diakon und Subdiakon als Assistent des Priesters bei feierlichem Amt (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 205; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 160). duff: tief. Die Observantenbewegung hatte sich die Reform des Franziskanerordens zum Ziel gesetzt und strebte nach einer Rückkehr zu den ursprünglichen Idealen Franziskus von Assisi. 1446 wurde ihr die Autonomie zugestanden, und 1517 wurden Konventualen und Observanten endgültig getrennt (vgl. LexMA 4, 806). abit: Habit.

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gezognen golttraeten, vil cremesin169 us dem blůt der würmen des thire und astrumß170 geröttet, inn dennen blůmen und boden guldin was. Da wǎrend von vil farwen durch ain andern gemengt samet,171 genempt pitzelado.172 Ettlicher gewand fürspang und end wǎrend gestikt und von gold verfast mit edel gestain und gar schoennen berlen.173 Darnach koment grosse scharen mit wintliechter. Do kam das hailig wirdig sakrament mit vil schalß und getönß, mengerla ÿstrumenten, pǎssunen.174 Uff das gieng der hertzog mit alen raeten und zentelumen. Nebent inen giengend mit steben, vil bedellen175 mit steben, und ampt knecht dero etlich schrugend: „wichent der grossen herschafft“. Darnach gieng das gemain folk. Die procces allen umb den blatz Santo Marco, der och ze rings um uber und neben bedekt und bezogen mit wisser linbet was, darzů all sul bestekt mit guldinen kertzen. Aber kaine der richen frowen und junkfrowen sach man da gǒn. Die huser und baÿgen176 wǎrend geziert mit schönnen teppichen, uff den lugtend zu die edeln

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kremesin: carmesin, carmasin, carmosin, karmosin, kermes(s)in, cremesin, cremesyn, kremesyn, chremesin, crimisin, chrymysyn, Karmesin, Karmoisin, Karmin, Cochenille, von altpersisch kerema, arab. quirmiz bzw. kermes,. Bezeichnung für ein organisches Pigment von leuchtendroter Farbe. Gewonnen wurde Karminrot im Mittelalter aus den Weibchen der Kermesschildlaus, die auf der Kermeseiche lebt. Durch die Behandlung mit Alaun wurde das tief purpurfarbene Carmin hergestellt (vgl. Wis: Ricerche, 158; Kühn, Hermann: Farbmaterialien, in: Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, Band 1: Farbmittel, Buchmalerei, Tafelund Leinwandmalerei, hg. von Hermann Kühn, Heinz Roosen-Runge u.a., Stuttgart 1984, 11-54, dort 24; Roosen-Runge, Heinz: Buchmalerei, in: Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken, Band 1: Farbmittel, Buchmalerei, Tafelund Leinwandmalerei, hg. von Hermann Kühn, Heinz Roosen-Runge u.a., Stuttgart 1984, 55-123, dort 79/80). astrumß: Bedeutung unklar. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 23-26, übersetzen: „Viel Kremesin mit dem Blut des Wurmes Tyre und Astrum gerötet (…)“. samet: samît, semît, Samt (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 276). pitzelado: it. pizzo, Spitze (Stoff). berlen: auch berlon, Perlen (Feger: Ulrich Richental, 281). pǎssunen: Posaunen. bedellen: vermutlich Predellen (pl. von Predella). Die Predella (ital. Stufe, Tritt) ist ein Sockel oder eine Stufe, auf der ein Altarretabel steht. In der bildenden Kunst versteht man unter der Predella die Gemälde oder Schnitzereien unterhalb des Altarbilds, unmittelbar über der Mensa. Die Predella wurde manchmal als Reliquienschrein verwendet. Vermutlich meint Grünemberg die Reliquienschreine, die in der Prozession getragen wurden. baÿgen: beie, Fenster (Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch 1, 159).

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burgerinen, frowen und junkfrowen,177 mit unverdakten178 angesichten. Denn sust durch das gancz jar wirt inn nit zů gelǎssen weder sechen noch gesechen werden anders denn mit schwartzem tunn tůch halbs ange-179 [fol. 9v] sicht bedekt. Aber uff solich vêstlich zit machen sÿ sich an mit grossen fröden. Ire hǎr wǎrend dik und lang an farw gelich dem golde und von gestainten gestikten geschmüken zierlich durch flochten und uff gebunden. Ire stirnen warent180 hoch und gebürlicher witte mit kainer runczel entschoepfet.181 Die 177

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In der HS K ist die folgende Textpassage deutlich kürzer gefasst. HS K, fol. 4v: (…) junkfrowen. Die geschmük ir höbter warent mengerlaÿ von berlen und gestain, etlich guldinÿ necz, darinn zitrende löber, umerdar lebend, wagend von spenchen an irn brusten ringen, ward gros richhait da gesechen. Also giengent wier bilgram ze rings umb den blatz mit finger zaigen uber sich, lůgende, (fol. 5r) (Bild: Venedig, Markuskirche, mit Bildlegende Sant Marx kirchen) (fol. 5v) ÿetlicher etwas besunders sechen. Also das die frown und junkfrown des gewar, lachten und wie wol es ÿeczund mittag was, was doch kainer zum essen der herberg gedenken, ÿetlicher sagt besunders gesechen haben. Och ward da zů worten brǎcht, den hoff ze Sanczestor des kungs Artus müsen wichen von schönne und kost der frowen und junkfrowen. wagend: schwankend, wackelnd, bebend, bewegt (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 452-453; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 240; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 305; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 223). spenchen: vielleicht von spengelîn, spengel, Spange (Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Band 2, 1079). König Artus ist eine bedeutende Person in der Mythologie Britanniens. Er soll um 500 gegen die eindringenden Angeln und Sachsen gekämpft haben. Artus, die Artussage und die Artusromane sind kaum voneinander zu trennen, da König Artus als historische Person nicht nachweisbar ist, und die Artussage fast ausschließlich auf den Artusromanen fußt. Seine Person wird mit anderen Mythen wie den Sagen um Merlin, um den Heiligen Gral und die Wilde Jagd in Verbindung gebracht. An seinem Hof, der am häufigsten in Camelot gehalten wird, kann auch der Zauberer Merlin und Parzival gefunden werden (vgl. LexMA I, 1074-1089; dort weiterführende Literatur). unverdakten: unverdeckten. HS G: Auf dem unteren Rand befindet sich Federproben von anderer Hand, der Text lautet Kristofel criststoffel (vgl. auch Eisermann: Chart. A. 541). Der Vermutung, dass es sich bei dem Verursacher um den Kopisten des Karlsruher Textes dabei handelt, hat sich nicht bestätigt. Christoph Silbereisen, der sich selbst in der Aarauer Abschrift des Karlsruher Codexes nennt, kam für diese Federproben in Frage. In der Aarauer Handschrift kennzeichnet er seine Abschrift folgendermaßen: Dis bůch ward geendet uff denn 18 tag decembris anno domini 1568 důrch Christoffel Silberysen. Bei einem Vergleich der Hände konnte aber keine Übereinstimmung festgestellt werden. HS G: Doppelung wǎren warent.

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ǒgbrawen mit wenig und mit dikem schwarczen182 hǎre ǒn gemaistert in böglis wis gestelt. Da warend ogen so mit solichem schine luchtend, das sÿ gelich wie die sunn die gesichten der anschowenden menschen tǎtten letzen und bekrenken mit welchen ǒgen sÿ och waen,183 sÿ wolten mochtend tötten (so sÿ gelust wider um bringen zů dem leben). Ire nassen und rossenfarwen wenglin wǎrend mit glicher menssure und mǎsse underschaiden, nuntzit was lieplichers und der gesicht lustigers wann ire bäglin. Dann als offt die frǒwen lachten, so offt wurdent dar inne claine grublin zů baiden sitten gefellet. Nieman sach die, der sÿ nit von hertzen innerlich begertte ze küssen. Ire mundt warend zimlicher claine und rotter corallen farwe uff das aller lustsamklichest geschiket, darin ze bisen. Die zen clain von cristallen in gliche ordnung gesetzt und on zwiffel so warend dar inn die wegbaren zungen aler gesatztoster und liebtlichoster worten, der wier doch kains von inn gehören mochten. Was sol ich sagen von den härmlinn184 källen und trutschollotten185 haelsen, nuntzit was an iren liben unloblichs ir uswendig formen und gestaltenn gaben ze merken, geschiklichait innwendiger form und vernunfte und tet niemand die sechen, der nit hie durch zů fröden bewegt wurd. Und ich mag niemer geloben, Hellenam186 hubscher gewessen sin zů zitten, do Menelauß187 lud zů gaste

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HS G: e über o hochgestellt HS G: swcharczen. HS G: e über a hochgestellt härmlinn: Hermelin (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 27). trutschollotten: trutschelloht, auf kokette Weise (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 233), liebreizenden (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 27). Helena, Tochter des Zeus und der Leda, Gemahlin des Königs Menelaos von Sparta und später des Paris, des Sohnes des trojanischen Königs Priamos. Helena galt als die schönste Frau ihrer Zeit. In den homerischen Epen ist Helena menschlich, ihr wird eine unvergleichliche Schönheit zugeschrieben. Helena wählte Menelaos zum Mann, den Prinzen von Mykene und damit späteren König von Sparta, dem sie ihre Tochter Hermione gebar. Im Streit der drei Göttinnen um den Apfel der Eris wurde sie von Aphrodite dem trojanischen Prinzen Paris versprochen und ließ sich von ihm, mit eigenem Einverständnis, nach Troja entführen (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 174-178; Fink: Who’s who, 123-125). Menelaos (lat. Menelaus, „Volksführer”) ist im griechischen Mythos König von Sparta, Sohn der Aerope und des Atreus von Mykene. Er floh nach der Ermordung seines Vaters durch Ägisthos mit seinem älteren Bruder, Agamemnon, aus Mykene nach Sparta, wo er sich mit Tyndareos Tochter Helena vermählte und durch sie Erbe dieses Staates wurde (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 280/281; Fink: Who’s who, 123-125).

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Paridem.188 Noch so schemig und geziert erschinen sin Andromachen,189 do sÿ inn der hailgen e Hectore190 des ersten ward vermaechelt191 und als man sagt, das Ortpheus192 mit dem süssen getöne siner harpfen ale ǒren im zů gegen [fol. 10r] an sich zuge. Also fůrten dise frowen die mentschen wǎ hin sÿ sich karten och keren mit irn gesichten und waer nit wunder, ob solich ir mann und bi woner allweg von fröden sprungen gehürnter wie die prunstigen hirtz.193 Al red was von inn ainer beschowt ainder redten menger zaigt und die frowen des gewar zaigten herwider und lachten unser. Und wie wol es mitter tag was, was

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Paris, bei Homer in der Ilias häufig auch als Alexandros bezeichnet, ist in der griechischen Mythologie der Sohn des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe. Er ist damit Bruder des Hektor und der Kassandra. In Sparta begegnet Paris Helena. Die Göttin Aphrodite hatte ihm als Gattin die schönste Frau auf Erden versprochen; als er Helena erblickte, wußte er, wen Aphrodite gemeint hatte. Paris entführte sie nach Troja und löste damit den Trojanischen Krieg aus (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 321-323; Fink: Who’s who, 241/242). Andromache, Tochter des Eetion, Frau des Hektor, eines Prinzen von Troja, und durch diesen die Mutter des Astyanax. Ihr Vater und ihre sieben Brüder werden von Achilleus bei der Plünderung Thebens getötet. Ihr Gatte Hektor fällt im Trojanischen Krieg, ihr Sohn wird nach dem Fall Trojas von der Stadtmauer gestürzt, sie selbst die Sklavin des Neoptolemos, des Sohns des Achilleus. Dieser zeugt mit ihr den Molossos, den Pielos und den Pergamos, den späteren Gründer Pergamons. In Vergils Aeneis wird sie mit der Heirat von Neoptolemos und Hermione der Tochter der Helena und des Menelaos - dem trojanischen Seher Helenos zur Gattin gegeben, der wie Hektor und Paris ein Sohn des Priamos und der Hekabe ist. Da die Ehe von Neoptolemus und Hermione kinderlos bleibt, beschuldigt letztere Andromache, sie unfruchtbar gemacht zu haben und versucht sie zu töten. Andromaches Leidensgeschichte wird von Euripides in seiner Tragödie „Andromache“ verarbeitet. (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 47/48; Fink: Who’s who, 41/42). Hektor, Sohn des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe, Mann der Andromache, Bruder des Paris. In der Ilias des Homer wird Hektor von Achilleus getötet, mit seinem Gegräbnis endet die Ilias (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 171-173; Fink: Who’s who, S.122/123). HS G: e über a hochgestellt. Orpheus, der größte Sänger der griechischen Mythologie, Sohn eines Trakers namens Oiagros oder des Apollon und der Muse Kalliope, ein begnadeter Sänger, der sogar Tiere, Bäume und Felsen durch seine Lieder bewegte. Als seine junge Frau Eurydike starb, stieg er in die Unterwelt hinab und sang so rührend vor Pluton und Persephone, dass sie ihm die Geliebte zurückgaben, allerdings unter der Auflage, er dürfe sich auf dem Weg zur Oberwelt nicht nach ihr umsehen. Aus Furcht, sie zu verlieren, sieht er sich auf dem Weg um und Eurydike sinkt wieder ins Totenreich hinab (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 314; Fink: Who’s who, 232234). hirtz: Hirsch (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 160).

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doch kainer von hunger der herberg gedenken (min schriben ist darvon ze lang kenn ich).194

[1.4]

[Die Reise von Venedig nach Jaffa]

Item den letsten tag maigi195 nach unsers heren fronlichnamß tag im siben und achtzigosten jar,196 giengen wier bilgram al inn die barken197 zů faren inn die galleigen.198 Die stund wit husen im mer vor sant Niclauß uber nachent bÿ den castellen. Die hochgebornen, wolgeborn, edeln, strengen, vesten, hochgelerten bilgrin, so in Conterina galleigen gegangen oder gefaren sind: [1. Spalte links]

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In der HS K folgt die Beschreibung des Schiffs und erst auf diese die Auflistung der Reisenden. 31. Mai 1486 (Mittwoch). Bei dieser Datumsangabe täuscht sich der Autor in der Jahreszahl. 1487 fiel Ostern auf den 15. April und daher Fronleichnam auf den 14. Juni. Dann könnte sich aber die Reisegruppe um Konrad Grünemberg nicht am letzten Tag im Mai nach dem Fronleichnamstag eingeschifft haben. Im Jahr 1486 war Ostern am 26. März und Fronleichnam am 25. Mai. barken: park, parchen, barchen, barca, barcha, barche, barke, barck(e), barckh(e), barge, berck, parck(h)e, warge, warche, wark(e), warcken, it. barca, Boot, Kahn (Wis: Ricerche, 100-101), hier: Rettungs- oder Beiboote. galeigen: galea, gal(le(e), galege, galehe, galeyde, galeyn, galleen, galle(i)a, galleya, gallei(e), gal(l)eye, gal(l)ein, gallia, gallie, gallye, gheleyde, kallein, it. galea, Ruder- und Segelschiff (Wis: Ricerche, 123/124). Die meisten Autoren benutzen die Bezeichnungen Galee oder Galeigen für den Schiffstyp, mit dem sie ins Heilige Land fuhren. Exemplarisch seien nur genannt: Felix Fabri, Band 1, 118; Hans Porner, 132; Heinrich von Zedlitz, 102; Georg Pfinzing, 68; Arnold von Harff, 48 und die Niederrheinische Pilgerschrift, 179. Da die Galeen Ladungen schnell und sicher über weite Strecken transportieren konnten, eigneten sie sich vor allem für den Transport von teuren Gütern und Passagieren, die es eilig hatten und reich genug waren, um für einen Platz viel Geld zu bezahlen (Zysberg, André / Burlet, René: Venedig und die Galeeren, Ravensburg 1991, 34; Lane: Seerepublik Venedig, 519). Im Unterschied zu den antiken Galeeren, die vor allem wegen ihrer Länge und schmalen Form als wendige Ruderschiffe genutzt wurden, wurden im Mittelalter zum Riemenantrieb ein, zwei oder drei Segel als Hilfsantrieb hinzugenommen. Dieser Hilfsantrieb entwickelte sich weiter und verselbständigte sich, so dass im 15. Jahrhundert aus den ursprünglichen Ruderschiffen Segelschiffe geworden waren (vgl. Denke: Venedig, 59-63). Zu den Proportionen und Maßen der venezianischen Schiffe vgl. Lane, Frederic C.: Venetian Ships and Shipbuilders of the Renaissance, Baltimore 1934, 236, Tabelle B.

Textedition

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Johans hertzog zů Bairn etc.,199 tod,200 Wilhelm grauf zů Werdemberg201 mit ainem knecht,202 199

200 201

Herzog Johann von Bayern, ein jüngerer Bruder des Herzogs Otto, Chorherr der Augustiner, Domherr in Mainz, starb am 2. Oktober 1486 in Gaza. Der Tod wird von Konrad Grünemberg nur an dieser Stelle erwähnt. Wie Grünemberg, der nicht zum Katharinenkloster reiste und daher den Tod des Herzogs nicht miterlebte, zu dieser Information kam, ist unbekannt. Herzog Johann von Bayern reiste mit der Reisegruppe, zu der auch Georges Lengherand aus Mons gehört, von Jerusalem nach Gaza. Für den 2. Oktober 1486 berichtet Lengherand: Jehan, duc en Bavière, lequel combien qu’il fust bien pensé audit Mons Syon et sy avoit son serviteur lez luy, y termina vie par mort (vgl. Georges Lengherand, 148). Geisheim: Hohenzollern, 7, gibt den Tod Johanns von Bayern am 4. Oktober 1486 in Jerusalem an. Der französische Anonymus hatte schon für Anfang September berichtet, dass der Herzog von Bayern krank sei (Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 386). Beachtenswert ist auch folgender Hinweis aus Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 167: Leonhard Bauholz addit. ad Andreae Presbyteri Ratisponensis Chronicon de ducibus Bavariae ante CC. paulo-minus annos scriptum ad Ludovicum Palatinum comitem Rheni, Bavariae ducem (...), Ambergae 1611. Ebd., 159: „Anno Domini MCCCCLXXXVI. Dux Johannes praepositus & Canonicus Augustensis, frater Ducis Ottonis, cum visitasset loca terrae Sanctae, desiderio aestuans videre sepulturam Ratharinae (sic!) virginis: duabus expletis diaetis, adversa valetudine laborans, Hierosolymam retrocedere coactus, ubi paucis expletis diebus, in die Francisci confessoris, hoc est IV. Nonas Octobris diem suum clausit extremum, ibique in Domino quiescit.“ Anhand von Stammtafeln ist Herzog Johann von Bayern nicht identifizierbar (vgl. Nolte: Erlebnis, 91, Anm. 104). HS G: tod links vor der Liste notiert. Graf Wilhelm II. von Werdenberg (* 1444; † nach 1487), gehörte zur Linie Werdenberg-Sargans-Vaz, die 1504 im Mannesstamm ausstarb (vgl. die Stammtafel der Grafen von Werdenberg in: Vanotti, Johann Nepomuk: Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg. Ein Beitrag zur Geschichte Schwabens, Graubündens, der Schweiz und Vorarlbergs, Bellevue bei Konstanz 1845, unveränderter Nachdruck mit Vorwort und Bibliographie von Karl Heinz Burmeister, ND Bregenz 1988, 682, und Stammtafel IV bzw. V, dort Nr. 68 zu Graf Wilhelm II. von Werdenberg; Schwennicke: Stammtafeln Schwaben, Tafel 50-55; zur Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg vgl. Vanotti: Grafen von Montfort, 682; Hegi, Friedrich: Die geächteten Räte des Erzherzogs Sigmund von Österreich und ihre Beziehung zur Schweiz 1487-1499, Innsbruck 1910, 9; Roller, Otto Konrad: (Grafen von) Werdenberg, in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte, Band 1: Hoher Adel, Zürich 1900-1908, 187-234, dort 218/219). Nach den Angaben von Riezler: Fürstenberg, 389, gehörten zu dieser Reisegruppe neben Graf Wilhelm II. von Werdenberg auch Graf Sigmund von Lupfen (wird von Grünemberg erst bei einem Ausflug nach Famagusta auf der Insel Zypern genannt, vgl. unten S. 361, Anm. 606), Ritter Dietpold von Habsberg und Graf Heinrich VII. von Fürstenberg. Bei Riezler: Fürstenberg, 389-392 findet sich auch eine

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Textedition

Dietpolt von Haspberg, riter,203 tod,204 Ludwig von Rechberg,205

202

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Kurzzusammenfassung der Pilgerreise. Nach Werdenberg bei Sankt Gallen nannten sich seit 1264 die Grafen von Werdenberg. Als Zweig der Grafen von Montfort hatten sie über die Pfalzgrafen von Tübingen die Grafen von Bregenz beerbt. Sie besaßen umfangreichen Besitz im Oberen Rheintal und in Vorarlberg. 1277 wurde mit dem Erwerb von Heiligenberg die Linie Werdenberg-Heiligenberg begründet. Diese verkaufte 1394 Bludenz an Habsburg und 1404 Werdenberg an Montfort. Folgende Nebenlinien etablierten sich: Werdenberg-Heiligenberg (1428 erloschen), Werdenberg-Sargans, das sich in Werdenberg-Sargans-Vaduz (1416 erloschen), Werdenberg-SargansVaz (1504 erloschen) und Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen teilte (1534 erloschen) (vgl. LexMA 8, 2197; Köbler, Gerhard: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien und reichsunmittelbaren Geschlechter vom Mittelalter bis zur Gegenwart, 6. Auflage, Darmstadt 1999, 709). Nach Georges Lengherand hieß dieser Diener vermutlich Balthazar (vgl. Georges Lengherand, 143: Loys de Rechbergh de la conté de Hoghenrechberg, seigneur de Schramberch, et ung serviteur nommé Baltazar et leur cuisinier nommé Pietre Edelin.). Dietpold von Habsberg, gest. am 10. August 1486 in Ramla (vgl. unten S. 373, Anm. 82). Der Tod Dietpolds von Habsberg wird vom französischen Anonymus und von Georges Lengherand bestätigt: (…) mourut un chevallier d’Almaigne nommé Messire Thibaud Habsepert, lequel fut baptu a Jaffe, et ung autre gentil homme, aussi Almant (…) (vgl. Anonymus, hg. von Dansette 1979, 334; Anonymus, hg. von Dansette 1997, 1174; Georges Lengherand, 115; Paravicini: Französische Reiseberichte, 108; Maillet: Voyage à la Terre Sainte, 172-174). Die Reichsritter von Habsberg zählten ab 1548 zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben sowie zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken (vgl. Köbler: Historisches Lexikon, 223). Zur Familie derer von Habsberg vgl. auch NWD, Band 3, 139, mit Verweisen auf Mitglieder der Familie im 16. Jahrhundert. HS G: tod links vor der Liste notiert. Ludwig von Rechberg zu Hohenrechberg (auf Schramberg) (* 1467; † 1505). Vgl. zu Ludwig von Rechberg auch NWD 1, § 1563. Ludwig von Rechberg hinterließ seinen Namen im Katharinenkloster auf dem Sinai, das er gemeinsam mit Graf Wilhelm von Werdenberg und der Gruppe um Georges Lengherand besuchte (Reichert: Eberhard im Bart, 207, Anm. 17). Die Herren von Rechberg nannten sich seit 1179 nach der Burg Hohenrechberg am nordwestlichen Rand der schwäbischen Alb. Im 13. Jahrhundert entstanden die Hauptlinien des Geschlechts, Unter den Bergen und Auf den Bergen. Letztere teilte sich 1326 in die Linien Hohenrechberg (bis 1585) und Illereichen. Bereits 1488 war die Familie Mitglied der Rittergesellschaft St. Jörgenschild, 1607 wurde die Familie in den Grafenstand erhoben (vgl. Köbler: Historisches Lexikon, 510). Der schwäbische Adlige Johann von Hirnheim entdeckte 1569 das Rechberger Wappen in Ramla (vgl. Kraack: Vom Ritzen, Kratzen, Hängen und Hinsehen, 158; Kraack: Zeugnisse, 448; Hans von Hirnheim, 3). Da die Familie von Rech-

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Conrat Grünemberg, ritter, mit ainem knecht, Caspar Gaißberger,206 Ambrosius Gugelberg,207 hattend einen koch und purs,208 Jerg von Rottendonn,209 Jann von Milsan,210 erbmarschalk ze Stettin, Jann Seiden211 von Würgen, Jann Fries,212 doctor, Jann von Liden,213 doctor, Gido von Bloß,214 tod,215 Michel von Leigen,216 Joß Etter217 von Zug.

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berg hat eine starke Jerusalem-Pilger-Tradition hat, kann aber der Urheber dieses Wappens nicht eindeutig identifiziert werden. Albrecht und Gaudenz von Rechberg reisten 1433-34 mit Graf Philipp von Katzenellenbogen nach Jerusalem (Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 76). Bernhard von Rechberg reiste 1483/1484 mit der Reisegruppe um den Grafen Johannes Werner von Zimmern, Bernhard von Breydenbach und mit Felix Fabri nach Jerusalem (Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 210). Wilhelm von Rechberg ist sowohl bei Ulrich Brunner 1470 als auch in der Reisegesellschaft von Graf Ludwig von Hanau-Lichtenberg nachgewiesen, der 1484-1485 unterwegs war (Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 164, 225; Ulrich Brunner, 12; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 167/168, 235). Veit und Ulrich von Rechberg zu Hohenrechberg waren bei der Pilgerreise von Graf Eberhard V. von Württemberg im Jahre 1468 dabei (Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 76; Reichert: Eberhard im Bart, 207). Im Wappenbuch nennt Grünemberg die Herren von Rechberg bei der Turniergesellschaft des laitbracken und krenczlin (vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel CXLIIIb; Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Textband, XXX). Kaspar Gaisberg aus Konstanz, vgl. oben S. 281, Anm. 11. Ambrosius Gugelberg. In der HS K, fol. 7v, folgen zunächst die Franzosen. Jörg aus Rotterdam, in der HS K, fol. 7v, folgt der Zusatz: in Friesland. Jan von Milsan, Erbmarschall von Stettin (vgl. Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 227). Vgl. hierzu auch das Wappenbuch Konrad Grünembergs, in welchem er die Familie von Milsan (Malzahn) als Erb-Marschalk des Lantz Stettin bei der Turniergesellschaft des Steinbocks erwähnt (vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel CLXXVIIIb; Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Textband, XXXIII). Johann Seiden aus Würgen (vgl. Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 227). Johann Fries, Arzt (vgl. Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 227). Dr. Johann van Leiden, Arzt (vgl. Schneider: Peregrinatio Hierosolymitana, 263). Johann van Leyden war, wie sein Reisegefährte Jan Berendrecht ebenfalls, Mitglied der Leidener Jerusalembruderschaft. Guido von Blos. HS G: tod links vor der Liste notiert. Michel von Leiden.

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[2. Spalte rechts] Frandzossen: her von Kastelbrigant,218 her zům Löwen mit funf person, i tod,219 Alan her vǒn Hallowiler220 mit aim knecht, Gido von Pushart, her ze Mursse,221 tod,222 Gido von Durenteß,223 hat och ainen knecht, i tod,224 Francistus Dormonio,225 hat och ain knecht, tod,226 Pettrus de Wilbremen,227 her zů Millobrig, hat ain knecht, Jann Lamadro,228 her zů Salet , hat och zwen priester, ainen knecht, i tod,229

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Jost Letter aus Zug (vgl. Kurz von Weisenbach: Beiträge zur Geschichte des Aargaus, Band 1, 283-285). Renée de Châteaubriand, Herr von Lyon d’Angers. Dieser Pilger kann durch die genaue Angabe des französischen Anonymus identifiziert werden (vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1198/1199; vgl. auch Corson: Note, 397). Auch Geisheim: Hohenzollern, 7, verweist auf diesen Mitpilger Grünenbergs. HS K, fol. 7v, schreibt den Namen folgendermaßen: min her von Schattibrÿant, und her von Leon mit v personn, i tod. HS G: tod links vor der Liste notiert. Alain de Villiers. Dieser Pilger kann durch die genaue Angabe des französischen Anonymus identifiziert werden (vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1199). Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 151, Anm. 6, und Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 228, vermuten Halloville bei Nancy. Ghuyst Boussart, Ritter, Herr von Mursay. Dieser Pilger konnte durch die Angaben im Reisebericht von Georges Lengherand identifiziert werden (vgl. Georges Lengherand, 143). Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 151, Anm. 7, vermuten Pussery oder Poussereau bei Mercy; Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 228, gibt Poussy an. HS G: tod links vor der Liste notiert. In der HS K wird dieser Todesfall nicht angegeben. Guy de Tourestes. Dieser Pilger konnte durch die Angaben im Reisebericht von Georges Lengherand identifiziert werden (vgl. Georges Lengherand, 143). Er ist nach den vorsichtigen Angaben von Dansette möglicherweise der Autor des anonymen, französischen Pilgerberichts des Jahres 1486 (vgl. Dansette 1979, Dansette 1997 und oben Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 4.2 „Anonymus aus Rennes“, 110ff). Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 151, Anm. 8, vermuten Tarantaise (vgl. auch Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 228). HS G: tod links vor der Liste notiert. François de Tournemine (vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 375, Anm. 1; Lobineau, Gui Alexis: Histoire de Bretagne, Band 1, Contenant l'histoire, divisée en 22 livres, Paris 1973, 739-748). HS G: tod links vor der Liste notiert. Petrus von Wilbremen, Herr von Millebrughe (Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 151, Anm. 10).

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her Andre,230 ain unger, des kungs käinerling, ainen priester, her Jann Pranborken,231 ain lantzher232 ze Bomern, tod,233 Hainrich von Bleß.234 [fol. 10v-11r] [Bild: Pilgerschiff, mit Bildlegende Conterinis gallea]

[1.4.1] [Beschreibung des Schiffs] [fol. 11v] Item hernach stond geschriben die namen aler empter, so gebrucht inn den galleigen. Och die namen als gezugs im schiff werden gestimpt und etlich gewonnhaiten uff dem mer. Item der pattron ist her des schiffs mit allen dem, das darzů gehört, und můß sin ain zentelum von Venedig, der halt solichen stand glich aim grosen heren. Fier trumiter blasend im ze tisch. Och hat er sin silbrin blaten und credentz. Er hǎt och zwen edel kamer knaben, marschalk,235 truchsaesen236 und zů schrötter.237 Es sind och im schiffe artzet, schärer, schnider und schůchmacher und zimerlut. Und schenkt man etwann an fier orten win im schiff. Und legen ge-

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Jan Leomadro, Herr von Salet (Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 151, Anm. 7, vermuten Salette im Département Haute Loire. Vgl. auch Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 228). HS G: tod links vor der Liste notiert. Andreas aus Ungarn, Kämmerer des Königs. Jan Branborken aus Pommern, gest. am 10. August 1486 in Ramla (vgl. unten S. 373, Anm. 82). Sein Tod wird vom französischen Anonymus und von Georges Lengherand bestätigt: (…) mourut un chevallier d’Almaigne nommé Messire Thibaud Habsepert, lequel fut baptu a Jaffe, et ung autre gentil homme, aussi Almant (…) (vgl. Anonymus, hg. von Dansette 1979, 334; Anonymus, hg. von Dansette 1997, 1174; Georges Lengherand, 115). In der HS K, fol. 7v, wird er pannerher im Land zu Bomern genannt. HS G: tod links vor der Liste notiert. Heinrich von Bless (Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 151, Anm. 7, vermuten Pless; vgl. auch Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 227). marschalk: Marschall, beaufsichtigt bei Hof Zeremoniell und Hofhaltung, führt das Heer und die Wache (vgl. Dinzelbacher, Peter (Hg.): Sachwörterbuch der Mediävistik, Stuttgart 1992, 509). truchsaesen: Truchseß, der an der Spitze der vier mittelalterlichen Hofämter stehende Beamte, für die Fürsorge der Tafel zuständig (vgl. Dinzelbacher: Sachwörterbuch, 842). zů schrötter: zuo-schrôter, Fleischhacker (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 341). Der Patron wird in der HS G als Herrscher mit vier Hofämtern dargestellt, in der HS K fehlen diese Ergänzungen.

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wonlich die kromer238 ir waren us und findt ainer mencherlaÿ ze koffen. Man findt och etwinn cappun huner,239 aÿer und etlich frucht, so die sich die armen schiff knecht gerust haben, doch umb dru240 gelt. Item der obrest nach dem battron haist der Comit,241 der enbor242 im schiff. Der het ain silbrin pfiffen am hals, das schrigt vast lut, und wenn er blaust die pfiffen, so schrit das gantz volk: „her, was but uwer gwalt“. So gebut er denn mit worten, das můs denn ÿederman geschwind volbringen und waer des träg wär, den strauft er mit aim sail, ist voller knöpf, ǒn all erbärmd. Des getar sich kainer widren, denn sÿ habent im das all geschworn ze dulden und zů liden. Darnach der obrest haist der paron,243 der ist alweg bim grosen segelbom, regiert al segel, sail und welen. Der strauft och mit straichen, wer ze träg wär sinen gebotten. Item ainer haist der pillot244 oder notschier, ist der wegfürer, stǎt alweg oben inn der poppen.245 Der hǎt vor im ainen sternen oder comppas246 und nebent 238

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kromer: krômer, krâmer, krâmerære, kræmer, Krämer, Händler, Kaufleute (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 191; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 114). cappun: kappûn, kapûn, kappân, kappôner, Kapaun, Kapphahn oder Masthahn, ein im Alter von etwa zwölf Wochen kastrierter (verschnittener) und gemästeter Hahn (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 180; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 139). dru: Nomen truwe, trew, tru, trü, treue, Treue, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Treuwort, Gelübde, Versprechen, Eid, Ehrenwort, Liebe, Vertrauen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 337; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 56; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 231; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 55). Hier als Adjektiv in der Bedeutung „wahrhaftig“, „aufrichtig“. comit: comet, kometer, kom(m)iter, komptor, kumetter, comita, comitu, it. comito, comite, der erste Unteroffizier des Schiffes (Wis: Ricerche, 165-166; Denke: Venedig, 114). enbor: enbor(e), empor, inpor(e), empor, hinauf, in der Höhe, die Höhe, oben, weiter (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 68). Goldfriedrich / Fränzel übersetzen den Begriff mit „Nachtwache“ (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 29). Das Wort wurde hier vermutlich in der Bedeutung „der Höchste“ bzw. „der Wichtigste“ im Schiff verwendet. paron: baron, barun, paren, venez. paron, ist für das Segelsetzen auf der Galee zuständig (Wis: Ricerche, S.102-103). pillot: pilot(o), pilott, pellote, pedot, pedotta, it. pilota, piloto, pedot(t)a, Pilot, Lotse, Schiffsführer, Navigator (Wis: Ricerche, 213-214). poppen: poppa, pop(p)e, pup(p)a, pupp(e), boppe, buppa, it. poppa, venez. pope, pupa, Heck des Schiffes (Wis: Ricerche, 216-217). Schiffskompass mit Visiervorrichtung zur Winkel- und Richtungsmessung, der um die Mitte des 15. Jahrhunderts allgemein üblich wurde. Der Kompass in seiner

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im ain karten von permet,247 dar in ist das gantz mer gemault vonn alen felsen, och al verborgen [fol. 12r] stokaig.248 Die sind gros berg und schroffen, so mit wasser bedekt sind, die niemant sechen mag und doch so betrogen stond, dz sÿ das schiffe mit rürung249 wol erraigen möchten. Und wa die troffen wurden, so wär lib und gůt verlorn on al zůversicht. Och stond aler mil zal von alen stetten und porten250 inn der genanten karten.251 Baide, kuntpas252 und karten,

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einfachsten Form war den Chinesen schon zu Beginn unserer Zeitrechnung bekannt. 1181 wird er erstmals in Europa erwähnt als eine auf einem Strohhalm schwimmende Magnetnadel zur Bestimmung der Himmelsrichtung. 1302 wurde von Flavio Gioja ein Kompass mit Windrose und schwingender Magnetnadel entwickelt, der allerdings erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts weite Verbreitung erfuhr (vgl. Brennecke, Jochen: Geschichte der Schiffahrt, Künzelsau 1981, 80-82). Die „bussola“ war ein Schiffskompass zur Kursbestimmung mit Visiervorrichtung für Winkel- und Richtungsbestimmung (vgl. Kreuer, in: Friderich Staigerwallder, 31; Kreuer: Die Reise, 17; von den Brincken: Kartographische Quellen, 39). permet: Pergament. stokaig: vermutlich „eingedeutscht“ von schkoÿa (HS K, fol. 20r), it. scogliera, Riff, Felsenriff, bzw. it. scoglio, Klippe, Fels (Wis: Ricerche, 241). HS G: rurüng. porten: porte, lat. portus, it. porto, Hafen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 258; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 39; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 161; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 38). Seeroutenkarte, auch Portulan genannt. Diese Portulankarten zeigten das Gebiet des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres, an deren Küsten die Namen der Häfen eingetragen wurden. Diese Eintragungen sind parallel zueinandergeschrieben, stehen somit also senkrecht zur dargestellten Küstenlinie. Der Navigator auf dem Schiff besaß neben diesen Instrumenten auch Küstenbeschreibungen mit der Abfolge der Hafenorte und den Entfernungen zwischen diesen, die portolani genannt wurden. Felix Fabri, Band 1, 124, berichtet ebenfalls von einer charta, die dem Navigieren diente. Zu Portulankarten vgl. Campbell, Tony: Portolan Charts from the Late Thirteenth Century to 1500, in: The History of Cartography, Band 1: Cartography in Prehistoric, Ancient, and Medieval Europe and the Mediterranean, hg. von John Brian Harley und David Woodward, Chicago 1987, 371-463; Lindgren, Uta: Portulane aus wissenschaftshistorischer Sicht. Ein Überblick über Forschungsrichtungen, aus: Kartographie und Staat. Interdisziplinäre Beiträge zur Kartographiegeschichte, hg. von Uta Lindgren, München 1990 (Algorismus 3), 13-19; Kretschmer, Konrad: Die italienischen Portolane des Mittelalters, Berlin 1909, ND 1962 (Veröffentlichungen des Institus für Meereskunde und des geographischen Instituts an der Universität Berlin, Heft 13). Vgl. auch von den Brincken: Kartographische Quellen, 38-42 zu den nautischen Karten. kuntpas: Kompass.

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sicht er stätz an gegen ain andren. Dem genanten pillot oder wegfurer sind zů geben fier rǎtgeben, werdent genempt consullier.253 Item darnach sind acht geschikt knecht, werdent benempt maranier.254 Die verwalten hinden die tur, haist der thimon,255 tag und nacht, und andre vertruwliche ampt, damit etlich och etwinn rasten und schlaufen. Item ainer haist der marigar,256 des ampt ist, was von holtz oder ÿsinnen negeln ab nem wider ze bessren. Die galleigen hat kain hultzin negeln, wann sÿ mugend dz winden und starken schleg von den vortunen nit erliden. Item der schopper,257 haist der kallifat,258 der sůcht underdar sin ampt unclagbar ze halten. Und die gemainen knecht haissend gallÿoten,259 die ligen hoben im schiff als arm elend lut am regen an winden und durend bim leben nit hinab wichen. Und wol etwinn, wenn vortunen gros wind komen, das sÿ sich binden musen, das mer trüg sÿ sust hinweg. Der ist wol zwai hundert, můsen ales das tůn, das man wil und us faren, holtzen und süs wasser holen und leben so ärmklich, das hart kainer bÿ uns erliden möcht und des geleben. Item das holtz, das den grossen segel oben halt, haist lantenna,260 das was xxii clafter lang und das gröst sail haist pollisstrena.261 Der gröst segel haist der artzemon,262 den brucht man, wenn ain clainer wetter luft gǎt und sterkt sich der wind, so nimpt man den grosen segel ab und macht ainen an, der haist der 253 254

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consullier: consilier, it. consigliere, Gehilfe des Lotsen (Wis: Ricerche, 168). maranier: marinar, marin(i)er, marner, morner, marinari, marinary, it. marinaro, mariniere, Seemann, Schiffer, Matrose (Wis: Ricerche, 187). thimon: timon(e), tymon, thymon, temon, tymoni, it. timone, timoniere, Steuermann (Wis: Ricerche, S.257). marrigar: marangon, it. marangone, Schiffszimmermann. Hans Tucher übersetzt den Begriff sogar: marangon ist der czimerman (Wis: Ricerche, 186; Hans Tucher, 595). schopper: Knecht, Bauernknecht, hier wohl aber Substantivierung von schopfen (stopfen). Vermutlich ist hier ein sog. Stopfer, nämlich Kalfetterer gemeint (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 210; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 185). kallifat: calefan, calipha, calvat, calfon, it. calafato, venez. calafao, calefao, calafà: Kalfetterer, dichtet mit Pech Fugen ab (kalfatern) (Wis: Ricerche, 144145; Hans Tucher, 595). galliotten: galeot(t), galeiott, galioth, gal(l)iot(t), galyott, galeet, galiet, it. galeotto, galiotto, Schiffsknechte (Wis: Ricerche, 126-127). lantenna: lantana, lanttanay, it. antenna, Segelbaum (Wis: Ricerche, 178). polistrena: polistrel, it. pozastello, pollastrello, eigentlich das Hähnchen bzw. der Tolpatsch, in diesem Zusammenhang aber ein Seil oder Tau, um das Lateinersegel zu manövrieren (Wis: Ricerche, 215: “cavo per la manovra della vela latina”). arczemon: artimon, it. artimone, Marssegel bzw. an der Rah (Querstange am Mast) der Marsstange befestigtes Segel (Wis: Ricerche, 96; Hans Tucher, 606).

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lůg.263 Wirt aber der wind so stark, das er vortun haist, so brucht er ain segel, der haist der gugin,264 der ist clain und zwiffach und hinder zogen mit aim netz von sailen gemacht. Wenn man265 den anmacht, so erschrikt ÿederman im schiff und wie sich der wind endert, so mus man wolten nemen oder [fol. 12v] mudieren.266 In dem geschicht dik, wenn der segel nit ger267 ist umkert, das inn ain stich vom wind ergrifft und inn ainer wil nieman gemaistren mag und das schifft nachend uff ainer sitten ligt, so ist denn ain solich geschraÿ und pfifen, das das wunder ist. So schrigt denn der comit vast lut: „drigzen galleigen“ ,268 so lofft denn ÿederman uff die ainen sitten, ob man das schiff wieder uff wegen kund. Item hinden im schiff, haist es inn der poppen, stat ain schönner segel haist missanen,269 und fordrest haist ain segel tranggeta.270 Mer hangen am grosen

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lůg: luog, luoc, lüec, Loch, Öffnung, Höhle, Schlupfwinkel, Versteck, hier vermutlich in der Bedeutung Ausguck oder Mastkorb, abgeleitet von luogen, lûgen, schauen auf/ aus/ durch/ in/ um, aufmerksam (aus dem luoge) schauen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 212; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 163; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 131: vgl. auch Wis: Palästina-Pilgerbericht, 143, zu manchen Worten: „Es könnten aber aus gutem Grunde mehrere Dutzend von den deutschen Reiseberichten zur Bereicherung der italienischen lexikographischen Sammlungen herangezogen werden. (...) Ein interessantes Material wartet noch immer verwertet zu werden (sic!)“.). guginn: doppelt gesicherter Ausguck oder Mastkorb, vermutlich abgeleitet von guggen, gücken, umherschauen, gucken, schauen durch/ in/ über (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 141). HS G: man über der Zeile nachgetragen. mudieren: am Wind kreuzen bzw. ein Segelmanöver (Wende) durchführen. Grünemberg beschreibt in der Folge eine Wende bzw. eine Halse. Eine Drehung der Bugspitze durch den Wind hindurch, so dass das Segel von der anderen Seite her wieder angeströmt wird, nennt man Wende. Der entgegengesetzte Vorgang, das Heck durch den Wind zu drehen, heißt Halse. ger: gir, begierig, sehnsüchtig, hier wohl im Sinne von „wie notwendig, wie benötigt, wie verlangt, wie gewünscht“ (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 134; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 107). drigzen galleigen: ital. die Galee aufrichten (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 30). missanen: missana, (it.) mezzana, Kreuzsegel (Dizionario di marina medievale, 472). tranggeta, in HS K, fol. 7r, drinket. drinket: trincketo, trinck(h)et, tringket, trinckhget, it. trinchetto, trinchetta, Focksegel (Wis: Ricerche, 259-260; Dizionario di marina medievale, 1120).

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schif ain grose park,271 die xv ruder helt. Ob dem port hangt ain clain park, genempt die nusschal. [Bild: Venedig, Castello vecchio und Castello nuovo, linker Teil, mit Bildlegende die castalet] [fol. 13r] Item oben im gabÿo macht man zů zitten och ain segel uf. Me hant man stain und schlagen buchsen272 und darzů gůt maister ze schiessen und armbrost schutzen, och vil lantzen gerust in gůtten harnasch.273 Da ist ain kuche,274 spisgaden,275 kär276 und zwen oder drig fich277 stäl zů rindern, eseln, schǎffen und gaissen. Item man grust al kirchen, wenn mann die ze land sicht, mit anblasen und grossem geschrai des hailgen namen und befilcht sich dem. Man singt all abend ain salve regina mit etlichen collecten und empfilcht sich Got. Am morgen blǎst man den tag gar schon an und darnach die sunnen. Denn hǎt man och278 truken279 mesen, also dz man nit wandelt etc. Och wissen die schiffe ain andren wit zaichen zů geben, wenn sÿ ruter schif besorgen, wirt hernach baß kunt. [Bild: Venedig, Castello vecchio und Castello nuovo, rechter Teil] Item die zway castelen ligen ain mil von Vennedig frig im mer und sind als ain port,280 dar durch man faren můß und stat uff dem ainen turn ain schwartze 271

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park: parchen, barchen, barca, barcha, barche, barke, barck(e), barckh(e), barge, berck, parck(h)e, warge, warche, wark(e), warcken, it. barca, Boot, Kahn (Wis: Ricerche, 100-101), hier: Rettungs- oder Beiboote. buchsen: buchse, büchse, pichse, puchseßen, busse, püxe, Büchse, Gewehr, Geschütz (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 43; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 42). harnasch: harnas, harnesch, hernesch, Harnisch, Panzer, Rüstung, kriegerische Ausrüstung (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, S.146; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 121; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 82; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 116). kuche: Küche. spisgaden: Essraum (Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 30). kär: ker, Keller (vgl. Meichle: Konrad Grünenberg, 26; Ruppert: Chroniken, 458), vermutlich in der Bedeutung von Vorratskammer (Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 31). fich: Vieh (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 429). HS G: Rasur eines oder zweier Buchstaben (vielleicht et) nach och. truken: trocken. Die Galeen lagen meist im venezianischen Hafen, dem Porto di Lido. Hier, vor der Durchfahrt zwischen „Castello vecchio“ und „Castello nuovo“, gab es häufig Verzögerungen, die meist durch ungünstige Windverhältnisse hervorgerufen wurden. Nicht wenige der Pilger lagen so mit ihren Galeen vor den beiden castelen und mussten auf besseren Wind warten. Zu „Castello vecchio“ und „Castello nuovo“ vgl. Morachiello, Paolo: Fortezze e lidi, in: Storia di Venezia 12: Il mare, a cura di Alberto Tenenti e Ugo Tucci, Rom 1991, 111-134.

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kugel hoch uf ainem graden holtz. Wenn die kugel ze obrest stat, so zögt er damit, das rutter schiff [fol. 13v] gefarlich da halten und doch des kain ursach haben, also das sy vor wind nit witter mugen komen. Des wirt denn glich zů Venedig war genomen und sind die schiff gros oder vil, so farend die Venedig er noch sterker herus, gerust und fordrent beschaid, und wǎ der nit rechte form oder gůt gestalt het, so wurdentz gefangen oder sÿ müstend sich ir erwern.281 Item so die kugel an mitten der stang stǎt, so erzögt er allen schiffen so das sechen mugen das das mer nit abgeloffen sig. Item stat aber die schwartz kugel ze nidrest glich uf des turns tach, so zögt der im schlos mit der genanten kugel, das das mer abgeloffen sig und das ist den maraniern gar not, denn wenn das mer abgeloffen ist, so sucht ain ÿeder in sinem faren die kannäl, das sind tüffinen,282 die och von holtz sunderlich gezaichnet stond und wo das aso nit wär, so lies menger mit alen segeln loffen und rurte ertrich oder stain, so brächt das schiff im tunnen wasser. Nun do wier all inn die galleigen komen, laugen wier bÿ den obgenanten castelen zwen tag.283 Item den andern tag junÿ284 machten man die clainen segel uff und furend uff sechs mil. Do lies man die segel wider ab und warff man anker.

[1.4.2] [Istrien] Item des dritten tags Junÿ285 umb zechne ze nacht kam uns ain frischer wind, machten wier segel uff und fůrend die nacht und den tag gegen Parencz,286 da wier och umb die zwelften stund im tag komen.287 Nam man aber segel ab und warff anker und schikt der patron inn die stat zů kofen etlich rinder, schaff und 281 282 283

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HS G: erwerener. tüffinen: Fahrtrinnen (Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 31). Die Pilgerschiffe lagen vom 31. Mai 1486 (Mittwoch) bis 1. Juni 1486 (Donnerstag) bei den Kastellen. 2. Juni 1486 (Freitag). 3. Juni 1486 (Samstag). Georges Lengherand bestätigt den 3. Juni 1486 als tatsächliches Abreisedatum der Galee Agostino Contarinis (vgl. Georges Lengherand, 84). Parenzo, venezianisches Bistum, heute Poreč (Kroatien), römische Gründung aus dem 2. Jh. v. Chr., auf einer Halbinsel an der Westküste von Istrien gelegen, von 1267 bis 1797 unter der Hoheit der Serenissima (vgl. LexMA 7, 103). In Grünembergs Reisebericht werden für die Orte bzw. Stationen auf der Hin- und Rückreise wie in den meisten Pilgerberichten italienische Namensformen angegeben. Dies liegt an der politischen und wirtschaftlichen Vormachtsstellung der Republik Venedig in der nördlichen Adria. HS G: komen über der Zeile nachgetragen.

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gaisen. Item umb vester zit komen wind und macht man ilentz segel an. Also lies der wind glich nach und ward bonatzen,288 das haist stil weter, und schwäbten die nacht. Item Parentz die stat ist ain pistum und ligend da zwen hailgen, sant Maurus289 und sant Leitherius,290 und ligt [fol. 14r] hundert mil von Venedig. Ob der stat ligt ain closter, da sant Niclaus291 gar gnädeklich rastat mit sundern grosen zaichen, das habend gestift die maranier oder schiff heren. Nit ver darvon uff dem selben berg ligt ain hocher sinnweler292 turn,293 der ist buwen zů ainer 288

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bonnatzen: bona(t)za, bonatz(e), bonatzen, wonatza, wonatz(en), bonaczo, bona(t)zo, it. bonaccia, venez. bonaza, Windstille, Kalme, Flaute, Stille, Ruhe (Wis: Ricerche, 109-110). Hl. Maurus, erster Bischof von Parenzo, gleichzeitig der erste bezeugte Bischof in Istrien. Seine Gebeine wurden in die von Bischof Euphrasius in Parenzo im 6. Jahrhundert erbaute Basilika übertragen und befinden sich nach einem zwischenzeitlichen Ausflug nach Rom unter Papst Johannes IV. auch heute wieder in Parenzo (vgl. LThK 7, 1962, 198; LThK 6, 3/1997, 1503. Zur Basilika und Grabkapelle vgl. Bovini, Guiseppe: Il complesso delle basiliche paleochristiane di Parenzo, in : Corso di Cultura sull’ Arte Ravennate e Bizantina 2 (1960), 13-39; Sonje, Ante: Il complesso della prima basilica nella zona della basilica eufrasiana a Parenzo, in: Atti VI Congresso Internazionale Archeologia Christiana Ravenna 1962, Rom 1965, 799-806; Sonje, Ante: Gli stucchi della Basilica Eufrasiana di Parenzo, in : Felix Ravenna 3, ser. 44 (95) 1967, 51-68; Stanić: Dalmatien, 43; Prelog, Milan: Mosaike von Poreč, Beograd 1959; Prelog, Milan: Die EuphrasiusBasilika von Poreč, Zagreb 1986; Rother, Frank: Jugoslawien. Kunst, Geschichte und Landschaft zwischen Adria und Donau, 9. Auflage, Köln 1988, 110-114). In der Literatur wird Leitherius meist mit dem Hl. Eleutherius, dem ersten Bischof von Tournai (vgl. LThK 3, 3/1995, 586), identifiziert (so z. B. Herz: Hans Tucher, 352). Auch Bovini: Basiliche paleochristiane, 22, identifiziert den Hl. Eleutherius in einer Gruppe von drei Heiligen. In der Euphrasiusbasilika, erbaut in der Mitte des 6. Jahrhunders vom gleichnamigen Bischof von Parenzo, befinden sich Apsismosaiken, in deren Mitte die Mutter Gottes mit dem Kind thront, links und rechts flankiert von Heiligen (vgl. LexMA 7, 103-104; Prelog: Mosaike; Prelog: Euphrasius-Basilika). Die Gruppe auf der linken Seite wird vom Hl. Maurus angeführt, neben ihm der Hl. Euphrasius (mit Kirchenmodell). Neben diesem folgen der Archidiakon Claudius und Euphrasius, der Sohn des Archidiakon. Auf der rechten Seite sind im Mosaik drei Heilige dargestellt, die nur über die Anfangsbuchstaben ihrer Namen auf ihren Gewändern identifiziert sind: H, N und L (vgl. Prelog: Euphrasius-Basilika, 19). Insel San Nicolò, die Poreč vorgelagert ist. Die Benediktinerkirche Sveti Nikola wurde im 15. Jahrhundert erbaut (vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 145; Alberi, Dario: Istria. Storia, Arte, Cultura, Triest 1997, 1312). sinweller: sinnwel, sin(e)wël, sinbël, rund, kugelrund, gerundet, gewölbt, kreisförmig, unbeständig, veränderlich (vgl. Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 296; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 219; Le-

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wart wit ze seachen294 inn das mer, ob sich da rutter295 schiff enthalten wetten, der stat ze schaden. Item uff funffzechen mil wit von Parentz ligt och ain stat am mer, Zubignia296 genempt, da ligt die hailig junkfrow sant Effemia297 also gantzer. Item den fierden tag298 hattend wier den gantzen tag widerwindt und was der wind gantz unstät und můst man umerdar wolten nemen299 oder segel verkeren. Item zů nacht umb zechne do kam gar ain groser sturm wind und erilt den grosen segel und wolt inn niemanß laussen, also lang bis die galleigen an ain sitten kam. Do waß ain gros geschraig und arbait, e man den segeln wider in maisterschafft brächt. Das wagen und gumpen300 waß so groß, das sich ÿederman erbrach. Etlich fingen ÿetzen an krank zů werden. Item den funfften tag junnÿ301 hatend wier grosen gegenwint, also das wier mit clainem segel stigen můsten, nempt man dwers oder halb hinder sich gefaren. Und koment nachen gen Parentz wider zů ainer stat Polo302 genant, ligt och

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xer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 195; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 202). Grünemberg spricht hier vom 1403/04 erbauten Leuchtturm (vgl. Timm: Palästina-Pilgerbericht, 145/146; Alberi: Istria, 1312). HS G: a über e hochgestellt rutter: ruter, rîtaere, rîter, riter, ritter, Reiter, Streiter zu Pferde, Kämpfer, hier in der Bedeutung Räuber, Seeräuber (vgl. Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch 2, 462). Rovigno, heute Rovinj (Kroatien). 1283 unterstellte sich Rovinj der venezianischen Herrschaft (vg. LexMA 7, 1065). Goldfriedrich / Fränzel, 32, Anm. 3 verweisen auf „das alte Rubinium“. Hl. Euphemia von Chalkedon († 304), Märtyrerin. Bevor 620 die Perser die Stadt Chalkedon eroberten, brachte man die Gebeine der Euphemia nach Konstantinopel. Während des Bilderstreits verschwand der marmorne Sarkophag und strandete Jahre später, um das Jahr 800, der der Stadt Rovinj. In Rovinj baute Ende des 10. Jahrhunderts einer der Stadtpatronin Euphemia geweihte Pfarrkirche (vgl. LexMA 7, 1065). Die heutige Kirche Sv. Eufemia entstand 1736-1861 (vgl. Stanić: Dalmatien, 45). Zur Legende vgl. Fabri, Evagatorium, III, 377-378. Wilhelm Tzewers erwähnt in seinem Pilgerbericht, dass der Kopf der Euphemia auf Rhodos zu finden sei (vgl. Wilhelm Tzewers, 90-91, Anm. 11). 4. Juni 1486 (Sonntag). wolten nemen: woltis(ch)ieren, it. volteggiare, kreisen, wenden (vgl. Wis: Ricerche, 279). gumpen: hüpfen, springen (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 78). 5. Juni 1486 (Montag). Pola, heute Pula (Kroatien), an der Südspitze der Halbinsel Istrien, von 1331 bis 1797 unter venezianischer Herrschaft (vgl. Stanić: Dalmatien, 46-51).

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inn dem land Histria.303 Wier mochten aber nit inn das port komen und wurffend fünff mil vor Pollo anker und lǎgent still die nacht. Und darum ist das land Histria und vil stet und schloß der Vennediger bis gegen Venedig zů. [fol. 14v-15r] [Bild: Parenzo, mit Bildlegende Parencs] [fol. 15v] Morndes des sibennden tags Junÿ304 laugen wier umb fiere gegen nacht denocht am anker und kam ain clainer wind. Do machten wier segel und fůrend die nacht. Und ward der wind frischer, aso das wier morndes umb nune wol hundert mil gefaren wǎren. Do ward es aber bonatzen, stil wetterr. Item uff den ǎbend kam aber ain frischer wind, also das wier des abenß komen gen Sara,305 ligt zwai hundert mil von Parentz und dru hundert mil von Venedig. Und ist die hobtstat in Schlaffonia306 und ist gar ain grosse lustige stat und fürbundig zů der wer, und ligend apttigen und meng closter inn der stat und ist och ain ertzbistum und hǎt es die herschafft von Venedig erkofft mit sampt dem land von kung Wentzlǎs von Ungern.307

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Istrien, Halbinsel an der nordöstlichen Küste der Adria, südlich von Triest, nördlich von Kroatien (zur Geschichte Istriens vgl. LexMA 5, 701-705). 7. Juni 1486 (Mittwoch). Zara, heute Zadar (Kroatien). Zara gelangte erstmals 1116 unter venezianische Herrschaft, 1154 wurde Zara zum Erzbistum und in Folge 1155 dem Patriarchen von Grado unterstellt. Seit 1154 war es Zentrum einer Kirchenprovinz, die die Bistümer der venezianisch beherrschten Ostküste der Adria umfasste. 1181 unterstellte sich Zara dem ungarischen König Béla III. und wurde 1202 von der Flotte des 4. Kreuzzuges wieder für Venedig eingenommen. Nach wechselvoller Geschichte kam es Mitte des 14. Jahrhunderts nach dem Frieden von Zara (1358) zum ungarischen Herrschaftsraum und unter die Herrschaft der Anjou. Seit 1409 war Zara wieder unter venezianischer Herrschaft. Erst im 15. Jahrhundert gelang es der Serenissima, Dalmatien mit allen Inseln und den meisten Städten (Zara, Šibenik, Trogir, Split, etc.) außer dem Gebiet um Ragusa als eine relativ einheitliche Provinz zu organisieren. Zu Zara vgl. LexMA 9, 438-440; Stanić: Dalmatien, 7088; Rösch: Venedig, 56; zu Dalmatien vgl. LexMA 3, 444-454. Das genannte Schlaffonia ist nicht beschränkt auf das heutige Slawonien, sondern umfasste große Teile der südslavischen Gebiete (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 91, Anm. 17; Conrady: Vier rheinische Palästina-Pilgerschriften, 92-93, Anm. 79). 1409 tritt Ladislaus von Neapel (Konkurrent des Luxemburgers Sigismund um den ungarischen Thron) den Venezianern die von ihm beherrschten Städte Zara, Novigrad, Vrana, die Insel Pag sowie alle seine Rechte auf Dalmatien für 100.000 Dukaten ab. Zara war daher ab 1409 wieder Venedig unterstellt (vgl. LexMA 3, 453; LexMA 9, 439; Libal, Wolfgang: Dalmatien. Stadtkultur und Inselwelt an der jugoslawischen Adriaküste, München 1990, 93, 97, 121, 133, 379).

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Item ze Sara ligend fier hailgen. Der haillig sant Simeon,308 der unsern heren empfieng im tempel, dem hǎt ain kunginn von Ungern lausen machen ainen schönnen guldinen sarch.309Aber der hailig sant Simeon hǎt nit dar inn wellen ligen und ligt dar under in aim staininn grab gar wol verschlossen. Item sin tempel ist gar lustig gebuwen. Der turn an der kirchen ist durchsichtig von gehownen bilden, durch howen von grund uff. Es ligt och da santa Donatta310 und santa Anastassia,311 me santa Crissogonia.312 Item ze Sara ist das hopt sant Jörgen313 und sant Johans314 finger, damit er zaigt hǎt uff unsern hern Jesum Christum. Me ain hemd das noch schwaisig 308

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Hl. Simeon (1. Jahrhundert n. Chr.), der ehrwürdige Greis, der bei der Darbringung im Tempel im Jesuskind den Messais erkennt (Lukas 2, 25) und mit weissagenden Worten begrüßt (seither als Nunc dimittis bekannt). Die Reliquien des hl. Simeon tauchten erstmals im 6. Jahrhundert in Konstantinopel auf und kamen 1243 nach Zara. Das kostbare Silberreliquiar wurde 1380 von Francesco von Mailand geschaffen. Seit Ende des 14. Jahrhunderts ruhen die Reliquien in einem Sarkophag aus vergoldetem Silber, der im frühen 17. Jahrhundert aus der zerstörten Marienkirche (Sv. Marija Velika) in die im 15. und 16. Jahrhundert errichtete Kirche St. Simeon (Sv. Šimun) überführt wurde (vgl. LThK2 9, 761; Stanić: Dalmatien, 84-85). Der Schrein des hl. Simeon wurde von Elisabeth Kontromanić, der Frau Ludwigs I. des Großen von Anjou (* 1326, Kg. 16. Juli 1342, † 10. September 1382), gestiftet und zeigt den Einzug Ludwigs nach Zara (vgl. LexMA 9, 439). Hl. Donatus († 811), Bischof von Zara. Seine Reliquien befanden sich bis 1809 in der angeblich von ihm selbst erbauten oder restaurierten St. Donatus-Kirche (Sv. Donat) aus dem 9. oder frühen 10. Jahrhundert (vgl. Bibliotheca Sanctorum IV, 794-795; Stanić: Dalmatien, 77-78; Rother: Jugoslawien, 125-126; Libal: Dalmatien, 86-87; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 93, Anm. 32). Hl. Anastasia von Sirmium († 304), Märtyrerin, Kanonheilige. Der Sarkophag der hl. Anastasia wurde um 860 nach Zara überführt. Die Kathedrale St. Anastasia (Sv. Stošija) wurde im 12. Jahrhundert in romanischem Stil errichtet und ersetzte den Vorgängerbau aus der Mitte des 9. Jahrhunderts. Alexander III. ließ sie 1177 vergrößern. Während der Zerstörung Zadars (1202) durch die Venezianer wurde die Kirche geplündert und zerstört. Im 13. Jahrhundert wurde der Bau fortgesetzt, im Jahre 1285 von Bischof Lovro Prijandor geweiht und 1324 endgültig abgeschlossen (vgl. Stanić: Dalmatien, 78-81; Libal: Dalmatien, 87-88). Hl. Chrysogonus von Aquileia († um 303), Märtyrer, Kanonheiliger. Das Benediktinerkloster St. Grisogono (Sv. Ivan Krševan) ist die früheste Ordensgründung in Zara, die Basilika, die Grünemberg wohl gesehen hat, wurde 1175 begonnen. Bevor die Chrysogonuskirche (Sv. Krševan) errichtet wurde, befand sich an dieser Stelle das Benediktinerkloster St. Chrysogonus, das 908 gegründet wurde und das erste und angesehenste Kloster an der östlichen Adriaküste war. (vgl. Stanić: Dalmatien, 76-77; Libal: Dalmatien, 91). Der Legende nach ist der Heilige in Aquileja begraben (vgl. Bibliotheca Sanctorum IV, 306-308). Hl. Georg von Kappadokien, vgl. S. 291, Anm. 112.

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ist, dar inn sant Brÿsogonia enthobtet315 ward. Me sant Maria Magtalena hobt. Item ain stuk vom schwam,316 damit unser her Jesus Christus317 getrenkt ist worden am stamen318 des hailgen crutz. Item ze Sara uff ainem platz stǎt gar ain hoche starke sul319 von stain gehowen von ainem stuk, daruf ze obrest uf der sul ligt ain griff.320 Der griff ist vast vil jǎren ir abgot gewessen und hǎt sich grosser zaichen gebrucht und mit inn [fol. 16r] geret. Darnach ward das land und die stat cristan und machten ain stainin schöne tafel an die genanten sul, daran wǎrent etliche crutz. So bald das crutz daran kam, zerspielt den langen weg die sul, das sÿ denocht nit nider fiel und waich der bös gaist daruß. Item wier sachent ze Sara ain hochzit aines prutlofs.321 Die frowen hatend uff und an mengerlai geschmüken von penden322 und claidern. Die brut trug uff ain gestainte lustige guldin kron und daruff ain krentzlin. Und wǎ die brut kam, das sich ain gasen endert und ain andri anfieng, so stund sÿ still und naigt alen zů lůgenden mentschen. So denn warff man us den husern oben herab uff die brut korn, habern,323 spälten,324 gersten und mengelaig getraids,325 und geschach solichs an alen gasen von und zů kirchen. Die mainung solichs stobs und werfenß arfragten wier, was das bedut.326 Sagt uns unser 314

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Hl. Johannes der Täufer († um 29), asketischer Bußprediger, Prophet des Alten Testaments, Vorläufer Christi. HS G: ethobtet. Mt 27,27-50; Mc 15,16-36; Lc 23,33-36; Io 19,1-34 zu den Arma Christi. Unter diesen werden die biblischen und apokryphen und legendären Werkzeuge der Passion Christi verstanden (vgl. LCI 1, 183-187). HS G: abgekürzt Jhs xps. stamen: Stamm. sul: sûl, soul, siule, Säule, Pfosten, Pfeiler, Statue, Bildsäule, Heersäule, Schandsäule, Pranger (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 318; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 217). griff: Greif, Raubvogel. prutlofs: brût-louft, brout-, brûn-louf, -lof(t), -left, - luft, Hochzeit, Fest (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 47). penden: bendel, bendelîn, Band, Binde, Faden (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 14; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 26), Bänder (Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 34). haber: Hafer (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 143; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 117). spelten: spelt, lat. spelta, triticum spelta, Dinkel, Getreide (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 222). In der HS K, fol. 10v, wird noch Hirse erwähnt. In der HS K fehlen sowohl diese Erläuterung als auch der Hinweis, dass sich Konrad Grünemberg nach der Bedeutung der fremden Sitte erkundigt habe.

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wirtinn, das das werfen obgemelt so vil geluks brächt, dz der brut und iren kunfttigen kÿnden niemer solichs traids zer inen möcht, sunder da alweg groser vol sin wurd. Item wier unersetten unsern begierden frömde selczame ding ze sechen liesend nit ab, mit nach folgen. Komend inn die kirchen, da sachend wier meß halten den gschläffönischen ordnungen nach.327 Der priester het gar sältsam sitten und gebärden, des glichen das volk hin wider. Item e er wandlot unsern heren, kert sich der priester umb und halt ain crutz, so gond denn die mann und kussen al das crucz. Darnach nimpt der priester ain klainß täffellin, daran stat unser frow gemalt, das kusen al frowen und trait328 ÿetlicht mentsch ain brindiend kretzen inn der hand und helt die bis die meß uskund. Item die insel Sara ist funffzig mil lang. Und ligt ain castellen uber waser nächst vor der stat, haist sant Michels berg,329 ist der lantschafft zů gůt gebuwen, daruff ze flöchnen für den grossen turken, denn e sÿ sust in die stat kämen mit irem blunder,330 so wär das türgisch volk zwischen sÿ und die stat komen und wurdent im in sin hend, denn es im gancz gelegen lit. [fol. 16v-17r] [Bild: Zara, mit Bildlegende Sara] [fol. 17v] Von Sara fert man für ain zerbrochne stat, ist bÿ achtzechen milen von Sara, haist alt Sara331 und ist etwinn gar ain lustige stat gewessen, aber ÿetzund gar zerissen. Die hat zerbrochen ain kung von Ungern gar untrullich. Denn sÿ hatend die gewonnhait, das sÿ all jar fůren zů dem grab sant Simeonß, die ÿetzen niuw Sara haist und e sich begab ir widerfart, hat sich des

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Gleiches berichtet auch Wilhelm Tzewers: Sclavi habent propriam liguam, et sacerdotes secundum ritum nostrum celebrant in ligua Sclavonica, ut omnes eos intelligant (vgl. Wilhelm Tzewers, 90-92). trait: tragen, halten. Festung Sv. Mihovil (Hl. Michael) auf dem gleichnamigen Berg auf der Insel Ugljan, die der Stadtbevölkerung Schutz vor den Türken bot. Sie wurde 1202 von den Venezianern nach der Eroberung Zadars auf den Ruinen eines Benediktinerklosters errichtet (vgl. Hans Koppler, 207, Anm. 12; Libal: Dalmatien, 120-121). blunder: Plunder, Habseligkeiten. Biograd (Kroatien), ca. 30 km südöstlich von Zara, wurde 1125 von den Venezianern zerstört und 1202 nach der Eroberung Zaras durch die Kreuzfahrer von den dortigen Flüchtlingen als Iadera nova neu gegründet. Nach der Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimatstadt wurde es in Zara vecchia umbenannt. 1409 kam Biograd endgültig unter venezianische Herrschaft (vgl. LexMA 2, 199).

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kungs folk och in bilgrinß wis an geton uber gantz kuris332 und koment inn die stat und ertotten ÿederman und nachttend sakman333 mit brand der stat. Item gegen Sara dem zerbrochnen uber ligt ain Barfůser closter, sind obserfantzer,334 das haist zů unser frowen gnaden. Item ligt hoch uff ainem berg ob dem genanten closter ain kirch gewicht335 inn der er sant Cosman und sant Demiÿan.336 Darnach warff unß der wind hinder ain gros gebierg, gar wit ab dem weg. Und warff man anker und wotten warten verkerung des winds. Also sagt uns der comit, das ist der obrest im schiff on den pattron, das in zwaÿen milen nach läg in gebierg die kungklich hobtstat des land Dalmacien. Also giengen wier und patten unsern pattron, das er uns liche sin grosen parken. Die lech er uns mit gůtem willen und darzů sechtzechen knecht. Do fůr min her von Schetabrigant, ainer von Hallowiller, her Ludwig von Rechberg, her Michel von Tachenhussen,337 sant Johans orden, Conrat Grünemberg ritter,338 und so wier inn das porten innhi farend, so stundent da on wÿsen unser. [fol. 18r] Item der pottenstat339 von Venedig wonn stat und land, ist der Venediger mit sambt etlichen zenttelumen. Und giengent gegen uns uns gar fruntlich340 empfachen und grussen in ir stat Sibennegk.341 Und noment uns glich 332

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kuris: kurrisser, Kürassier, schwerer Reiter, gepanzerter Reiter (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 155). sakman: Plünderungszug, Schar von Plünderern (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 198). Der Franziskanerkonvent in Zara wurde der Sage nach durch den Hl. Franziskus von Assisi im Jahre 1212 gegründet, sicherlich aber vor 1228. Nach Moorman ging der Konvent vor 1494 zur Observanz über, nach Grünembergs Reisebericht kann diese Jahreszahl auf 1486 vordatiert werden (vgl. Moorman, John R. H.: Medieval Franciscan Houses, New York 1983 (Franciscan Institute Publications, Historie Series, Nr. 4), 529). gewicht: geweiht. Benediktinerkloster der hl. Kosmas und Damian auf dem Berg Cokovac bei Tkon auf der Insel Pašman, 1125 nach der Eroberung Biograds (alt Zara) und der Zerstörung der dortigen Mutterabtei gegründet (vgl. Libal: Dalmatien, 121-123). Michel von Dachenhussen. HS G: Abbreviatur rl, aufgelöst als Ritter. Statthalter der Venezianer in Sebenico (Šibenik). 1409 kam Sebenico endgültig zur Republik Venedig (vgl. zu Šibenik auch LexMA 7, 1830-1831; Stanić: Dalmatien, 92-104; Libal: Dalmatien, 133-144). fruntlich: freundlich. Sebenico, heute Šibenik, an der mittleren Ostküste der Adria, nahe der KrkaMündung (Kroatien). 1409 kam Sebenico endgültig zur Republik Venedig (vgl. zu Šibenik auch LexMA 7, 1830-1831; Stanić: Dalmatien, 92-104; Libal: Dalmatien, 133-144).

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zů frundschafft an und fůrtend uns des ersten in ain erst nuw gebuwen munsterr,342 das wunderlichen uns zů sechen was, kostlich343 von wissem marmolstein, von bilden und lobwerk durch ziert, das ze schriben etwas lang wurd. Inn der selben kirchen ligt ain martrer344 santus Petrus genant, sachent wier also gantzer. Item darnach furt uns der pottenstǎt der stat haim in sin hus, da och etlich costlich essen und confekt345 zů gerust was. Darnach erfordrent wier urlob346 und sagten baide, dem botten stat und den zentelumen, das sind die edeln burgern, grosen dank mit etlicher erbiettung. Also gabent uns die genempten das glait inn die barken und hattend zů gerüst ain gros barken, mit uns ze faren mit etlichen knechten, dar inn ainen zenttelumen, der fier gezung oder sprǎchen wol kunnig was, uns inn das schiff das glait ze geben und kurtzwillig gespräch mit uns ze bruchen. Der sagt uns das herkomen gewonnhaiten und gestalt des vergangnenn kungkrichs Dalmacien und der hobtstat dar inn, Sibenek, und wie sÿ ÿetzen von recht dem hungrischen kung zů korten. Er mocht sÿ aber nit beschirmen vor dem grossen Türken und darumb hetten sÿ gehult der herschafft Venedig, die liesent sÿ bÿ allem herkomen und gewonhaiten beliben mit klainer tribut oder schatzung. Sibennek hat ain port von zwaÿen castellen

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Kathedrale des Heiligen Jakob (Sv. Jakov) in Sebenico, deren Dach aus einem Tonnengewölbe aus freitragenden Steinplatten besteht. Die Bauarbeiten begannen im Jahre 1431, vollendet wurde das Werk jedoch erst 1535. Seit dem Jahr 2000 gehört die St. Jakobs-Kathedrale in Šibenik zur Liste des Weltkulturerbes der UNESCO (vgl. LexMA 7, 1830/1831; Stanić: Dalmatien, 92-104; Libal: Dalmatien, 133-144). HS G: folgt was, mit schwarzer Tinte leicht durchgestrichen. martrer: marterer, marterære, martelære, mertære, marteler, Märtyrer (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 217; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 166; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 135; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 156). confekt: confect, koffet, conueckt, 1. Süßigkeit, eine Art kandierter Früchte, Zuckerbackwerk (kein Konfekt im heutigen Sinne); 2. eine Latwerge aus mehreren Drogen und Zucker oder süßem Saft; 3. Zuckergebackenes; 4. Zubereitung (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 189; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 148; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 139). HS K: confetk (Idiosyngrasie). urlob: urlaub, urloup, Erlaubnis zu gehen, Abschied, Dispens (von Eid und Pflicht) (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 392; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 239; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 260; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 221).

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und ain schon schlos inn der stat und ist ain bistum.347 [fol. 18v-19r] [Bild: Šibenik, mit Bildlegende Sibeneck] [fol. 19v] Am dunnstag was sant Vitz tag,348 hattend wier den gantzen tag gegen wind und můsten entzwers wit umb faren, aso das wier nit me fer hatten gen Phugen,349 in Nappoltz350 gehörig. Uff den abend kam uns ain frischer wind inn poppa, das ist inn grossen segel und komen umb mit nacht gen Lessina,351 ainer stat, hat gebuwen ain kung von Ungern und hǎt es och der gemelt352 kung Wentzlaus verkofft den Venedigern. Und ligent zwaÿ clöster und ain apttig dar inn und ligt sibenzig mil von Sibenek und hundert mil von Sara.353 Item gegen Lessinen uber ligt ain Insel, Lutza354 gehaissen. [fol. 19v-20r] [Bild: Insel Hvar, mit Bildlegende Lesina] [fol. 20v] Auff frittag nach sant Vitz tag355 nach mittag kam uns ain gůtter wind, do machten wier drig segel und fůrend bÿ hochem tag zů ainer statt,

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Šibenik ist seit 1298 Bistum (vgl. vgl. LexMA 7, 1830). Die erwähnten Castellen sind vermutlich der Bischofspalast, im 14. und 15. Jahrhundert errichtet, und der angrenzende Rektorenpalast. Das Schloss ist vermutlich die Sv. Ana-Festung (vgl. Stanić: Dalmatien, 93, 100/101; Libal: Dalmatien, 133-144). 15. Juni 1486 (Donnerstag). Apulien (Italien), Puglia (it.). Das Schiff trieb auf Apulien zu, das im 15. Jahrhundert zum sog. Königreich Neapel gehörte. Der Begriff „Regno di Napoli“ kam um die Mitte des 14. Jahrhunderts zur Bezeichnung der in Süditalien von der Anjou-Dynastie erreichteten Monarchie auf. Der Name wurde jedoch nicht offiziell gebraucht; man bezeichnete weiterhin das Königreich in Süditalien als Königreich Sizilien (Regno di Sicilia), obwohl es die namensgebende Insel nicht mehr umfasste (vgl. LexMA 1, 820-823;LexMA 6, 1076-1077). Neapel (Italien). Lesina, heute Hvar (Kroatien), erstmalig 1278 unter venezianischer Herrschaft, von 1420 bis 1797 fest im Einflussbereich der Serenissima (vgl. LexMA 5, 240). gemelt: gemelden, berichten, erwähnte (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 108). Grünemberg spricht hier sicher vom Franziskanerkloster, 1461 gegründet, und der Niederlassung der Dominikaner mit der Kirche Sv. Marko, 1482 gegründet, heute bis auf wenige Mauern zerstört. Zusätzlich könnte noch die Kathedrale Sv. Stjepan oder die Kirche der Augustiner gemeint sein (vgl. Moorman: Franciscan Houses, 262; Stanić: Dalmatien, 143/144; Libal: Dalmatien, 234). Tucher nennt die Insel Luza, vgl. Hans Tucher, 353, Anm. 11. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 36, Anm. 3, identifizieren die Insel als Luzza. Möglicherweise handelt es sich um die Insel Vis, die vor Hvar in der Adria liegt. 16. Juni 1486 (Freitag).

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Kursula356 genant, die ligt funffzig mil von Lessina. Und ist och ain Bistum da.357 Und ist och vor ungrisch gewessen und hǎt es och kung Wentzelauß verkǒfft den Venedigern. Und ist ain stat hoch zů der wer zu gerüst. Und do man zalt 1484 jar, zoch der kung von Nappoltz358 für Kurssula mit grosser macht. Er mocht sÿ aber nit gewinnen und verlor des letsten sturm sechs hundert man, darunder sechtzig hern, sagt man bÿ ain andren ligen. Darnach zoch er hinweg ungeschafft wol mit fiertzig galleigen.359 [fol. 20v-21r] [Bild: Korčula, mit Bildlegende Cursula] [fol. 21v] Am samstag der sibentzechent tag junnÿ360 fůrend wier von Kursula hinweg. Und kam uns ain frischer ortwind, machtend wier drig segel an und koment den tag gen Ragussa,361 Die ist die kungklich hobtstat in Croattien dem kungkrich. Und do wier villicht zwaÿer armbrost schutz362 lang hieltend am bort, so wirt es still wetter, das wier witter nit kundent zů der stat komen und laugen aso stil. [fol. 21v-22r] [Bild: Dubrovnik, mit Bildlegende Ragusa] [fol. 22v] Also darnach glich ainer halben stund lang kam uns engegen ain starker gegen wind, der warff uns zwaintzig mil hinder sich von der stat 356

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Curzola, heute Korčula, auf der gleichnamigen Insel (Kroatien), seit 1000 im venezianischen Einflussbereich, seit 1420 fest in venezianischer Hand (vgl. LexMA 5, 1443-1444). Goldfriedrich / Fränzel übersetzen „Kurzuole“ (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 36, Anm. 3). Vgl. zu Stadt und Insel auch LexMA 5, 1443-1444; Stanić: Dalmatien, 145-149; Libal: Dalmatien, 252-264. Korčula ist seit dem 13. Jahrhundert Bistum (vgl. Stanić: Dalmatien, 148). Ferdinand (Ferrante) I. von Neapel aus dem Haus Aragón (* 1423, Kg. 27.06.1458, † 25.01.1494). HS K, fol. 13r, gibt 50 (funffzig) Schiffe an. 17. Juni 1486 (Samstag). Ragusa, heute Dubrovnik (Kroatien). 1205 erkannte Ragusa die venezianische Herrschaft an, doch 1358 mit dem Frieden von Zara musste Venedig die Stadt wie ganz Dalmatien an den ungarisch-koatischen König, Ludwig I. von Anjou, abtreten. Im Gegensatz zu den anderen dalmatinischen Städten, die alle bis spätestens 1420 unter venezianische Herrschaft zurückkehrten, erlangte Ragusa im 15. Jahrhundert faktische Selbständigkeit. Regelmäßig seit 1458 zahlte es jedoch an den Sultan Tribut, bis 1526 entrichtete es auch einen Tribut an den ungarischen König (vgl. LexMA 7, 399-401; Krekić, Barisa: Dubrovnik in the 14th and 15th centuries. A city between east and west, Oklahoma City 1972; Krekić, Barisa: Dubrovnik, Italy and the Balkans in the late MA, London 1980; Stanić: Dalmatien, 156-176; Hösch, Edgar / Nehring, Karl / Sundhaussen, Holm (Hgg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, Wien / Köln / Weimar 2004, 212-214). armbrost schutz lang: Hier ist die Strecke gemeint, die ein Pfeil einens Armbrustschützen durchschnittlich zurücklegt.

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Ragusa und komend aim closter gar nachen, haist sant Andres, ist brediger ordens, ligt frig im mer uff ainem felsen.363 Item am sunntag der achtzechent tag Junnÿ364 koment wier gar hart wider gen Ragusa umb ainß nach mittag, und lagent da, warten drig stund uff das glait, denn do mǎls was das comun von Venedig und das comun von Ragusa365 in unainikait mit ain andren. Darnach bließ man uns an mit etlichen trumettern, wier sasent inn die barken und fůren inn die stat. Item wier giengent des ersten inn den tům gar in ain costlich munster von aller farwen marmolstain costlich geziert und důrch hǒwen, das wier des gros verwundren hetten. Inn dem genanten munster rastat der hailig bischoff santus Blassius366 also gantzer. Und was eben do mǎls in ir sensen korwiche367 oder vest.368 Also das die clainet369 und schätz der kirchen als her vor uffgemacht und menklichem gezögt ward. Och ist da das tüchlin, dar inn der hailig im tempel unsern hern empfieng.370

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Insel Sv. Andrija, nordwestlich vor Dubrovnik in der Adria gelegen, zur Inselgruppe der Elaphiten gehörig (vgl. Baedeker: Kroatische Adriaküste, Zusatzkarte; Heinrich von Zedlitz, 112). 18. Juni 1486 (Sonntag). HS G: Venedig durchgestrichen und Ragusa über der Zeile nachgetragen. Hl. Blasius von Sebate (Sv. Vlaho) († um 316), Bischof, Märtyrer, Schutzpatron und Symbolfigur der Stadt Ragusa. Der Hl. Blasius ist in Ragusa allgegenwärtig. Sein Halbrelief befindet sich über allen Stadttoren, sein Bild zierte die Fahne der Republik und wird schon im Stadtstatut von 1272 erwähnt. Sie blieb Symbol des freien Ragusa bis zur Besetzung der Stadt durch österreichische Truppen am 29. Januar 1814. Die romanische Blasiuskirche wurde 1348 erbaut, und wurde durch den großen Brand zu Pfingsten 1706 zerstört. Der heutige Baubestand der Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert. Erhalten ist noch die Blasiusstatue, zu Beginn des 15. Jahrhundert von Ragusaner Goldschmieden gefertigt, die eine naturgetreue Nachbildung der spätmittelalterlichen Stadt in Händen hält (vgl. Krekić: Dubrovnik, 85-86; Stanić: Dalmatien, 163-165; Rother: Jugoslawien, 163-164; Libal: Dalmatien, 293-297). korwiche: Chorweihe. Die Reliquien des Hl. Blasius werden heute noch am 3. Februar, dem Festtag des Heiligen, in einer Prozession durch die Stadt getragen: „Aus der Schatzkammer des Doms werden für diesen Tag aber auch andere kostbare Reliquien des Märtyrers hervorgeholt: so die Kopfreliquie des Heiligen und die Arm- und Beinreliquien.“ (Zitat aus Libal: Dalmatien, 294). Hier ist allerdings die Chorweihe gemeint. clainet: Kleinode. Gemeint ist hier die Darbringung und Beschneidung Christi (Lukas 2, 21-40). In der HS K, fol. 14v, wird zusätzlich der Hl. Simeon erwähnt.

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Item Ragusa ist gar ain fürträchtige costliche stat, zů der wer aso aine inn der welt ligt, von starken bastien, türnen, zwaÿen tuffen graben und durch baid graben gond zwinger mit starkem gemur und straiff wern als von qwǎdern stainen gehowen. Und ist ain ertzbistum.371 Und hat och das gantz kungkrich Croatÿen inn und verjechent372 noch den kung von Unger, irn hern.373 Aber er mag sÿ numen beschirmen, denn der gros Turk hǎt das land umb Croattien gar witt har umb gewunnen und gebend all jar dem genanten turgkischen kaiser funff und zwainczig tussent tugatten oder haidnisch guldin,374 haisend seraffen,375 und halben saltz zol umb frides willen und das er sÿ bim globen lǎs. Aber er erdenkt umerdar nuw ansprach376 an sÿ und meret die ufflegung. Das ze sorgen ist sÿ mügend der cristenhait nit lang beliben, sÿ můsend och sin muncz gold und jasper377 nemen, aso haist sin silbrin muntz. [fol. 23r] Wier sachent zů Ragusa vil turken gar finer hofflüt, denen ir ding zů roß gar ranklich an stůnd, denn sÿ wǎrend costlicher claidung von siden und gold. Item zů Ragusa ist mengerlai lut, sprǎch und claider, die all da dǎ haim sind: Ungern, Windisch, Turken, Kriechen und Walchen. Und sicht ainer mang seltzam fassun der frowen378 und mannen, da sind och grosmachtig zenttelumen und kofflut.

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Wahrscheinlich um 1000 löste sich das Bistum Ragusa aus der Kirchenprovinz Split und wurde Erzbistum, von 1089 bis 1255 im Konflikt mit Bar (vgl. Lex MA 7, 400). verjechen: verjehen, verjëhen, sagen, erzählen, aussagen, zu erkennen geben, eingestehen, versprechen, bekennen, verkündigen, sich erklären (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 409; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 82; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 271; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 78). Bis 1526 entrichtete Ragusa einen Tribut an den ungarischen König (vgl. LexMA 7, 399-401; Hösch u.a.: Lexikon, 213). In der HS K, fol. 14v, sprach Grünemberg noch undifferenziert von etlich tugaten. seraffen: seraphi, serafi, saraffen, von it. saraffo, serafo, saraffino, arabisches Geld aus Gold, von den Pilgern oft mit Dukaten verglichen (Wis: Ricerche, 234, 238). ansprach: an(e)sprâche, ansprauch, Anklage, Anspruch, Forderung (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 13; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 11; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 6; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 11). jasper: aschper, asper(er), aspery, aspro, it. aspro, Geld, das auf Rhodos und im türkischen Reich gebräuchlich war (Wis: Ricerche, 96) Hier könnte u. a. der Kopfschmuck der Ragusaner Frauen gemeint sein, der von Felix Fabri und Johannes Münsinger beschrieben wurde (vgl. Johannes Münsinger, 147, Abb. 13; Felix Fabri, Evagatorium, III, 361).

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Textedition

Och sind da etlich brunnen379 von marmolstainn voler bild und lobbossen380 und allem kostlichem wolstand durch hǒwen, besunnder die sul, so miten inn den staininn kasten stond, zwaÿ mǎl ob ain andren mit rören aller keltoste und süsoste wasser mit gantzem sus und strumen us giessen, das wol zů glichen ist den brunnen, so da us gust der berg Libano,381 davon Vincentzius382 schribt. Item zů nächst an der stat mur uff ainem felsen habent die Venediger gebuwen ain schloß mit gewalt wider die stat und das land und die stat lang belegert, also zů letst bezalten die von Ragusa den Venediger, was sÿ das schlos kostet hat ze buwen und zugen amweg mit grosem schaden. [Bild: Gruppe reitender Janitscharen und Türken]

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HS K: costbrunnen. Der große Onofrio-Brunnen ist das Ende einer 12 km langen städtischen Wasserleitung, über die seit 1438 das Wasser aus der Bucht Rijeka Dubrovačka in die Stadt geflossen ist. Den Namen erhielt der Brunnen nach seinem Erbauer, dem aus der Umgebung Neapels stammenden Hydrotechniker und Baumeister Onofrio della Cava, der während seines Aufenthaltes in Dubrovnik (1436-1443) mehrere Bauten errichtete. Der Brunnen ist sechzehneckig, hat an jeder Ecke eine Säule und je eine Wasseröffnung zwischen ihnen. Der Bau dieses monumentalen, aber einfachen Brunnens wurde 1444 abgeschlossen. Pietro di Martino aus Mailand überwölbte ihn unter Mitarbeit einheimischer Steinmetze mit einer Kuppel. Beim großen Erdbeben 1667 wurde die plastische Dekoration des Brunnens zerstört. Ein zweiter, achteckiger Brunnen, der sog. kleine OnofrioBrunnen, wurde 1438 neben dem Portal der Hauptwache in Dubrovnik in einer großen halbkreisförmigen Nische errichtet. Einigen Quellen zufolge stammt dieser ebenfalls von Onofrio della Cava. Die figurale Dekoration vollendete in der Mitte des 15. Jh. Pietro di Martino (vgl. Libal: Dalmatien, 279-281, 323). lobbossen: Blattwerk, Laubwerk, Sammelbezeichnung für die aus stilisierten oder naturgetreu nachgebildeten Blättern bestehende Verzierung besonders an Friesen, Gesimsen, Konsolen und Kapitellen (vgl. Koepf: Bildwörterbuch der Architektur, 66). Das Libanon-Gebirge (auch Schwarzwaldgebirge, frz. Mont Liban, arab. Jabal Lubnan) ist eine Gebirgskette, die sich vom Norden des Libanon etwa 160 km parallel zum Mittelmeer erstreckt und praktisch das gesamte Staatsgebiet des heutigen Libanon nach Südwesten hin durchquert. Die höchste Erhebung ist der Berg Karnat as-Sauda mit einer Höhe von 3.088 Metern. Vincentius Bellovacensis (auch: Vinzenz von Beauvais oder Vincent de Beauvais; * zwischen 1184 und 1194; † um 1264 in Beauvais), französischer Gelehrter, Pädagoge und Dominikaner, Verfasser des Speculum maius, der umfassendsten Enzyklopädie des Mittelalters. Er organisierte das Material in 80 Büchern, verarbeitete über 2.000 Quellen, bestehend aus theologischen Schriften und Werken von griechischen, hebräischen und römischen Autoren. Das Speculum maius ist in lateinischer Sprache verfasst und wurde 1474 erstmals gedruckt (vgl. LexMA 8, 1705-1707).

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[fol. 23v] Item uff solich form wie vor gezaichnet stat ritend die Geneczer383 und Turken zů hochziten und allen fröden und sitzend also gekrükt uf grosen sätteln.384 Und welche Türken edeln sind oder hoff gesind ires kaisers, die fürend rot hüt uff, habend hinden abhi zipfel und genägt wie die gulter bÿ uns sind, sidin385 schuben386 und umgürten sich mit tůch, das haisent sÿ buggätschen.387 Me fürt kainer ainen schieß zug oder bǒgen, dz nement sÿ ain zärff,388 er sige denn edel. Ir krumen schwert haisent sÿ saibel.389 Item der turken knecht fürend claider uff form, wie ir das gehört haben und hüt doch wis und fürend lentzlin glich wie die clainen spieslin, die man nempt schäffelin oder isin kolben. Mer fürend die Türken ze roß uff ainer sitten ainen sumer oder bǒgen, uff der andern sitten fürt er ainen haffen in geflochten stro gemacht, umb das er nit liederlich zerbreche. Dar inn tůnd sÿ mel und kaes. Und wenn sÿ schnel riten tůnd oder sust in kriegen ligen, do esenß mangel ist, so schlecht ainer sim pfärt ain ander und rurt blůt und mel dar under und isd das für ain essen, das grosse krafft dem mentschen geb. Item wenn sÿ treffen wellen mit irn vigenden, so schlacht yeder in sine bǎgen, der menger zwaÿ fürt am 383

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Geneczer: von türk. yeniçeri, Janitscharen. Geneczer ist eine Verballhornung des Wortes „Janitscharen“, vermutlich über die Zwischenstufe Jenetzer. Der Ursprung des Wortes bildet mit Sicherheit das türkische yeniçeri, das von Grünemberg gehört und in seine Sprache übertragen wurde (vgl. auch Timm: PalästinaPilgerbericht, 228). Die folgende Passage über die Türken und ihre Erscheinung bzw. ihren Sitten fehlt in der HS K. Dort ist auf fol. 14v lediglich erwähnt: Wier sachen och da vil costlicher turgken us und in ritten in gůtten sidinen genaegten schuben. sidinen: sîdîn, siden, aus Seide, seidener Stoff (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 294; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 215; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 193). schuben: schop(p)e, schûpe, schaube, joppe, juppe, gippe, goppen, guppen, it. giubba, guippa, franz. jupe, mlat. jupa, (schwäb. alem.) Joppe, Wams, Jacke (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 178; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 137; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 102; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 130). Im Arabischen bezeichnet „joppe“ ein langes weites bis auf die Füße gehendes Oberkleid, das von beiden Geschlechtern getragen wurde; „(...) in einer anderen Bedeutung ist dieses Wort jetzt noch in Süddeutschland gebräuchlich, unter Schoppa (Juppe, Joppe) versteht man jetzt das enganliegende, kurze Obergewand sowohl der Männer als auch der Frauen“ (Schmid: Mittelalterliche Notizen, 386, Anm. 15). buggätschen: vielleicht von bucharam, it. bucherame, arab. buhārā, orientalischer Stoff bzw. Teppich (Wis: Ricerche, 114; Heyd: Geschichte des Levantehandels, II, 692/693). zärff: türkischer Bogen. saibel: Säbel.

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satel, darumb das man und roß dar von muker werd. Es hǎt och kain ros kainen stal, stond am weter im feld oder an der gassen und bint man im ainen sak foren an das hobt, darin tůt man spelten, hö oder gras und habend ir pfärt kain sorg, das sy zů räch werden, weder von esen oder trinken oder ritten. Darnach am zwaintzigosten tag Junÿ390 zinstag391 fůren wier zů Raguß hinweg, do ward es still wetter den gantzen tag und nacht, das wier nit mer fůrend denn sechß mil. Darnach die mittwoch392 und dunnstag393 hetten wier394 gantzem gegenwindt und koment für ain stat, Budwa395 genempt. Darnach komen wier fur ain stat, haist Kathera,396 die ligt drisig mil von Raguß, endzwers da sagt [fol. 24r] man anfachen das land Albonia.397 Item nit fer darvon flust ain fǔs wasser inn das mer, das wasser haist Gninona.398 Schgutture399 die stǎtt ligt darvon fünff und zwaintzig mil vom mer, die habent die Venediger dem Türken geben umb frides wilen. Item aber nit ver vom mer das selbs, sagten uns die marner, ligen Duratzo,400 ain gros zerstört stat. Die sol gebuwen haben der kaiser Constanttinus. Item aber ettlich mil am mer ligt ain stat, Lafellona genant,401 ist von Ragusa zwaÿ hundert mil. Die ist des grossen turken. Von der selben stat ist nur sechtzig mil entzwers402 uber mer gen Phugen,403 das des kungs von Nappols ist.

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20. Juni 1486 (Dienstag). zinstag: zinsttac, zistdac, zistac, Dienstag (Tag des Gottes Ziu) (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 495; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 259; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 337; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 237; Feger: Ulrich Richental, 282). 21. Juni 1486 (Mittwoch). 22. Juni 1486 (Donnerstag). HS G: wier über der Zeile nachgetragen. Budwa, heute Budva (Montenegro) (vgl. Krekić: Dubrovnik, 38). Cattaro, heute Kotor (Montenegro). Vgl. auch Hans Tucher, 356. Albanien (vgl. LexMA 1, 273-276). Bojana: Fluss, der dem Shkodërsee entspringt. Skutari/Scutari, heute Shkodër (Albanien). Die Stadt gehörte seit 1364 zu Venedig, das die Stadt aber trotz Abwehr der osmanischen Belagerung im Sommer 1478 am 25. Januar 1479 an Mehmed II. abtreten musste (vgl. LexMA 7, 19971998; Schmitt, Jens Oliver: Das venezianische Albanien (1392-1479), München 2001, 622-628; Babinger, Franz: Mehmed der Eroberer. Weltenstürmer einer Zeitenwende, München 1987 (Neudruck der Ausgabe München 1953), 406). Durazzo, heute Durrës, Drač (Albanien). Valona, heute Vlorë (Albanien). Tucher erwähnt ebenfalls eine Stadt Lavelona (vgl. Hans Tucher, 357). Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 42, identifizieren die Stadt als „Avelona“.

Textedition

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Item sant Johanß ǎbend404 hattend wier groß fröd und vest uff der galleigen. Die marenier hatend uff gehencht wol fünfzig brinend latternen.405 Und lies man al buchsen uss und schos man fur us hultzinn beschlagnen buchsen und bliesend nach die nacht fier trumiter und ain taberinn406 mit aim böglin und sungend und dantztend mit ain andren die gallioten, das warend die schiffknecht. Item die zit hatend wier stätz bonatzen, das ist stil wetter, und semlet407 man an ain kirchen, da rastat unser frow gar gnädeklich mit grossen wundern zaichen, und als bald das beschach, kam uns glich ain gůtter frischer wind inn poppa, das wier vast fůren. Item am Sunntag der fünff und zwaintzigost tag Junÿ408 fůren wier fur das obgenant gotzhus unser lieben frǒwen,409 das ligt bÿ ainem zerissen stättlin, das ist gantz öd und ist nuntz da denn ain brůderhus bÿ der kirchen. Das genant stätlin hǎt ain trak410 zerstört, der nachen vor uber in ainem schroffenten411 berg lag. Der schwamm altag inn die stat und ǎs etlich lut und fich, also das ÿederman von dannen floch. Und zů lest fant man ainen weg, das man ainen todten mentschen us nam und fult inn voller gifft. Do kam der trak und

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entzwers: entwer, intwer(h)es, entwerch(s), entwerichs, enzwer(es), enwer, (kreuz und) quer, hin und her, verquer, schief, unnachgiebig (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 74). Apulien. 23. Juni 1486 (Freitag). Der kirchliche Festtag Johannes Baptista ist am 24. Juni, daher war die Feier am Vorabend. latternen: latërne, lantërne, latërn, lat. laterna, Laterne (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 200). taberin: tambûr(e), taporin, Handtrommel, Tamburín (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 327; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 224; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 46). semlet: semlen, sammeln (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 200). 25. Juni 1486 (Sonntag). Wallfahrtskirche Panajía Kassiópitra in Kassiópi (Korfu). Die dreischiffige frühchristliche Basilika wurde 1537 während der Belagerung Korfus durch die Türken zerstört (vgl. Speich: Korfu, 163; Gallas: Korfu, 277 vgl. auch Heinrich von Zedlitz, 113). trak: drache, trache, drack, draco, drakche, trochen, Drache, Teufel, böser Geist (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 54-55). schroffenten: schroffe, schrove, schrave, schrof(en), rauher, zerklüfteter Fels, Klippe, Abgrund, Felsklippe, Felswand (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 211; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 187; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 195).

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ǎs den mentschen, do belaib412 er glich da tod.413 Und die kirchen haisent die Türken Cassopoli.414 Item am sunntag415 ze nacht komen wier inn die kriechischen stat Korfun.416

[1.4.3] [Korfu] [fol. 24v-25r] [Bild: Korfu, mit Bildlegende Corfon] [fol. 25v] Das ist die erst stat in Kriechen gegen unserm land wertz. Und ligend zwaÿ schloß417 uff hubschen bergen inn der stat und ligend die bilgrin gewonlich inn der vorstat,418 aber im Barfůßer closter ist och gar gůt herberg, wer sÿ uberkomen mag.419 Inn der stat sind gar eng, krum und vinster gassen, darumb ist aller gewerb und markt vor hussen inn der vorstat. 412

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belaib: beleiben, bleiben, ausdauern, ein Ende haben, übrigbleiben, verbleiben, belassen (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 27). Diese Legende wurde üblicherweise von Pilgern erwähnt, vgl. Hans Tucher, 357358; Wilhelm Tzewers, 98-99. Vgl. auch Esch: Parallelberichte, 152. Cassopoli, heute Kassiópi an der Nordostküste der Insel Korfu (Griechenland). Die Wallfahrtskirche Panajía Kassiópitra wird in vielen Pilgerberichten erwähnt, so z. B. Hans Tucher, 357 oder Wilhelm Tzewers, 98. Die dreischiffige frühchristliche Basilika wurde 1537 bei der Belagerung Korfus durch die Türken zerstört; die heutige Kirche wurde 1590 errichtet (Speich: Korfu, 158; Gallas: Korfu, 277). 25. Juni 1486 (Sonntag). Korfu, heute Kerkyra (Griechenland), Insel südlich der Straße von Otranto mit gleichnamiger Hauptstadt. Durch die geographische Lage - Korfu verbindet die Adria mit der Ägäis - kam der Insel eine zentrale Bedeutung zu. Vom 28. Mai 1386 bis 1797 war Korfu venezianisch (vgl. LexMA 5, 1444). Pálaio Frúrio (Fortezza vecchia) auf dem östlichen Vorgebirge. Der erste Festungsbau erfolgte 730 auf Anordnung des byzantinischen Kaisers Leo III. (717741) wohl nur auf dem östlichen Gipfel. Seit 1207 sprechen die Quellen von zwei bebauten Gipfeln. Von der byzantinisch-venezianischen Stadt und den Burgen auf den Gipfeln sind heute nur Mauerreste erhalten (vgl. Gallas: Korfu, 135-139, 203205). Die Festungen sind auch auf den Holzschnitten von Erhard Reuwich zu sehen, vgl. Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 4 (Reuwich). Schon seit dem 13. Jahrhundert unterscheidet man zwischen der Stadt im Kastell, Kastrinus, und der westlichen Vorstadt, Exokastrinus. Die Vorstadt wurde 1414 angesichts der Unruhen auf dem Mittelmeer befestigt (vgl. Gallas: Korfu, 44, 137). Auch Hans Tucher preist das Franziskanerkloster als beste Übernachtungsmöglichkeit: „Aber jm parfuser closter, wer darein zu herberg kommen mag, do ist peste gemach.“ (vgl. Hans Tucher, 358). Paul Walther von Guglingen berichtet ebenfalls von den Franziskanern auf Corfu: In Corffu sunt Augustinenses, Praedicatores et Minores; sed nullum monasterium eorum est reformatum; faciunt officia eorum secundum Graecos. Monasterium Minorum totaliter est desolatum, tam in

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Item oben uff aim berg ligt ain kriechische kierch,420 dǎ ligend inn zwen hailgen. Ainer ist gesin ain kriechischer ertz bischoff,421 genempt worden in kriechischer sprǎch Spiritiam Palatin Viridus.422 Das ander ist ain tochter gesin Constandtinus des kaisers, haist in kriechischer sprǎch Sorora, in lattin Theodora.423 Item zů korffun ligt statz der Venediger cappitani jennerǎl,424 der ist ir obrester hobtman uff dem mer. Der hǎt under im wol fiertzig galleigen, der ÿetliche hat ob zwai hundert riemen oder růder. Der selben schif sachent wier etlich komen

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rebus ecclesiae quam aliis domesticis, attamen peregrini intrant cum patronis. (vgl. Paul Walther von Guglingen, 78). Das Franziskanerkloster ist heute auf Korfu nicht nachweisbar, war dies wohl aber nach den obigen Berichten im Jahr 1482 (vgl. auch Golubovich, Girolamo: Biblioteca bio-bibliografica della Terra Santa e dell’ Oriente Francescano, 5 Bände, Firenze 1906-1927, II, 551; Moorman: Franciscan Houses, 148: „But there is no doubt that there was a convent on Corfù in 1482, and probably long before that.“ Vermutlich die Kirche, an deren Stelle heute die Kirche Ajios Nikólaos Jeródon aus dem 16. Jahrhundert steht. Während die Reliquien der hl. Theodora 1725 in die Mitrópolis gebracht wurden, kamen die Gebeine des hl. Spyrídon erst in die Vulgaros-Kirche und dann in die Ajios Spyrídon-Kirche (vgl. Gallas: Korfu, 220). Das katholische Erzbistum Korfu wurde 1310 von Karl von Anjou gegründet (vgl. Atlas zur Kirchengeschichte: die christlichen Kirchen in Geschichte und Gegenwart, hg. von Hubert Jedin, Kenneth Scott Latourette und Jochen Martin, Freiburg u.a. 1987, 61). Der hl. Spyrídon war allerdings kein Erzbischof, sondern Bischof von Trimezunt (heute Tremithós) auf Zypern. Hl. Spyrídon (* um 270, † 346 auf Zypern), Bischof von Tremithós. Die Gebeine wurden 1453 von dem Mönch Georgios Kaloheireti zusammen mit anderen Flüchtigen aus Konstantinopel gerettet. Von dort gelangten die Reliquien zuerst nach Paramythía, bevor sie 1456 nach Korfu überführt wurden. Spätestens seit Mitte des 16. Jahrhunderts gilt der Heilige als Schutzpatron der Stadt und Insel Korfu. Heute werde die Reliquien in der Kirche Ajios Spyrídon verwahrt, die 1584 fertiggestellt wurde; Kirche und Reliquie befinden sich in Privatbesitz der Familie Voúlgaris (Wúlgharis). Zuvor befand sich die Reliquie in der Kirche der Familie Voúlgaris, die durch die Bautätigkeiten zur Befestigung der Vorstadt Korfus und der Errichtung der Neuen Festung abgerissen wurde (vgl. Gallas: Korfu, 44-45, 217-220). Hl. Theodora (Kaiserin 842-856), die auf der Synode von Konstantinopel im Jahre 843 den Ikonoklasmus beendete. Die Reliquien wurden von Konstantinopel zusammen mit den Gebeinen des Hl. Spyrídon zuerst nach Paramythía, dann nach Korfu überführt. 1725 wurden die Gebeine der Heiligen von der Ajios NikólaosKirche in die Mitrópolis-Kirche gebracht (vgl. Gallas: Korfu, 222, 242). Vermutlich meint Grünemberg hier den sog. venezianischen Provveditore, der als Militärgouverneur seit 1420 dem Zivilgouverneur (Bailo) auf Korfu zur Steite stand (vgl. Gallas: Korfu, 42).

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mit groser zier von lustigen fenen mit trumiten und bǒggen,425 denn die Venediger regierend da das mer mit gewalt untz an das hailig land. Item zů Korffun giengent unser etlich zu besechen die stat und koment da für ain hus ainer richen frowen, die do mauls also todter vor irem hus lag426 in ainer wolgezierten schönnen betstat427 mit gestreltem hǎr und von gar gůtten claidern zierlich angeton, daran vil bearlin428 und gold erschain. Ire hend, uber ain ander gelegt, warend geziert mit gar schonen guldinen ringen lustiger stainen. Vor dem bet sǎsent ir nachst gefrundten frowen und junkfrowen. Dero hat ÿetliche ain frowen, so sÿ hůb bÿ iren henden und armen dapferlich und wǎ sÿ nit starker gehebt wurden, so fůrenend die laid habenden frowen mit irn henden under ir angesicht, sich selbs blůt runß kretzen, des glichen das hǎr us rǒffen und umerdar lut klebfend, an ir hertzen sich schlachend mit jomerlichem geschrai. Vor denen alen saß ain frǒw, so umb gelt belont was zů clagen, die sagt die vergangnen todten frowen, mit grosser stim us rüffend, [fol. 26r] gewessen sin frum, ersam und milt gegen menklichem dienstbar gegen429 iren nachburn. Mer ain frowen baide libs und gemütz künsch430 und stät, und wie wol ir gemachel lengst vor vergangen und tod wär, hette er ir denocht alweg gelebt inn der lieb und truw ires hertzen, sagt, sÿ och sin ain cron iren frunden und ain clag der gantzen stat. Darnach koment vil kriechischer priester, hǎnd uf schwartz lidrin hüt und lange pärt, trugent kertzen. Denen gieng vor ainer der selben priester und zalt an ainer hand von aim glaich an das ander, zaigt inn damit, wie sÿ singen solten, dem sÿ och also nach sungent und do die platzeben us was, giengent die nächsten frund zů der todten frowen und hielsend die mit küssen ǒren, ǒgen und mund und sachend do uber sich gegen dem himel und bǎtend Got mit luter stim, das er sÿ och bald sterbenn liese, da sÿ kement an ene welt zů irer frundin mit cläglichem schlachen, lut klepfend

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bǒgern: bogære, bog(n)er, pogner, Bogenschützen, Armbrustmacher (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 28; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 38; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 24; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 37). HS G: vor lag wurde vom Schreiber stůnd durchgestrichen. betstat: bet, bette, Bett, Ruhebett, Bahre (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 34; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 19). HS G: a über e hochgestellt. berlin: berle, berele, bërle, përle, bärly, mlat. perula, Perlen (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 29; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 15; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 27). HS G: gegegen. künsch: keusch.

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fur ire hertzen. Die vergangnen frowen trůg man gen kirchen, die frund karten haim mit grosem geschraÿ. Item insel Korffun haiset och in kriechischer sprǎch Corzita,431 ainer frowen nach, so die insel zů dem ersten fand, hies och also. Darnach namten sÿ die Kriechen Zirne nach der tochter Hercules,432 so da alwegen ir wonnung hat. Item die insel Corfun ist hundert und achtzig mil um sich und ist ales der Venediger. Und halten kriechisch globen und sant Pauls globen.433 Item zu Korfun sind wier gelegen vom sunntag434 zu nacht bis mitwochen ze nacht, der acht und zwaintzigoste tag juni sant Peters und Pauls,435 abend fůrend wier bÿ drisig milen. Item Sant Petter und Pauls abend436 kam uns uf den abend gůter wind und fůrend fur ain insel santa Maffra437 gehaisen, het der turkisch kaiser milich gewunnen der christenhait ab. 431

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Korfu, griech. Kerkyra. In der griechischen Mythologie ist Korfu die Insel Scheria. Den griechischen Namen Kerkyra erhielt die Insel der Sage nach von der Nymphe Gorgyra oder Kerkyra, die vom Meeresgott Poseidon auf die Insel gebracht wurde. Herakles, Sohn des Zeus und der Alkmene, Held in der griechischen Mythologie (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 185-203; Fink: Who’s who, 129-135). Orientalische Christen wurden oft als „Gürtelchristen“ (christiani de cinctura) oder wie hier als Pauluschristen bezeichnet. Meistens wurden sie wegen der Ähnlichkeit des Ritus mit den griechisch-orthodoxen Christen verwechselt (von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 76ff., 80/81, 95ff). Die Herkunft der Zuschreibung zu Paulus, die öfters in den Pilgerberichten zu finden ist (Hans Tucher, 359, 370, 374, 439; Bernhard von Hirschfeld, 73), war bislang ungeklärt (Reichert: Ottheinrich, 154/155, Anm. 219; von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 85). Herz: Hans Tucher, 359, findet für diese Bezeichnung jedoch folgende, einleuchtende Erklärung: „Paulus, der sogenannte Heidenapostel, missionierte in seiner zweiten Missionsreise u.a. in Makedonien, Korinth und Euphesus. Die Bezeichnung dürfte deshalb daher stammen.“ 25. Juni 1486 (Sonntag). 28. Juni 1486 (Mittwoch). 29. Juni 1486 (Donnerstag). Insel Leukas, heute Lefkás, im ionischen Meer (Griechenland) bzw. die Festung Santa Maura. Die Festung und Hauptstadt der Insel liegt in den Lagunen zwischen der Insel Lefkás und der Halbinsel Plagiá, 1 km westlich vom Kastel Tekia an der Stelle, wo der Schifffahrtskanal die Nehrung durchschneidet. Vermutlich um 1300 von Johannes Orsini auf Auftrag Karls II. von Anjou erbaut, erfolgte die Benennung der Festung nach einer der Agía Mávra geweihten Kirche. 1362 gelangte die Festung an die Herzöge von Kefallenía aus dem Geschlecht der Tocco, die schon 1357 die Insel Kephallenia verliehen bekamen und daraufhin die Nachbarinseln Ithaka, Leukas und Zakynthos annektierten. Die Insel Leukas selbst hatten die Türken 1467 unter ihre Herrschaft gebracht, 1479 fiel die Festung Santa Maura

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Item fritag der letst tag juni438 fůren wier fur ain schloß uf hundert mil von Modon, das haist kastel Turnes,439 ist turgisch: Mer fur ain insel, Limnea440 genant, und fur ain insel, Schlefflania441 genempt, ist hundert mil umsich.442 Mer fur ain insel Atzano.443

[1.4.4] [Modon] Uff samstag der erste tag des monetz julÿ444 komen wier gen Modon.445 Und stundent al bilgram ab und giengend an das land und ist gar ain veste stat in

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nach dem Friedensvertrag zwischen Venedig und Mehmed II. ebenfalls an die Türken und die Herren von Santa Maura wurden aus der Stadt und Festung vertrieben (vgl. Speich: Korfu, 202-206; Pitcher, Donald E.: An Historical Geography of the Ottoman Empire from Earliest Times to the End of the Sixteenth Century with Detailed Maps to Illustrate the Expansion of the Sultanate, Leiden 1972, 86-87; Babinger: Mehmed der Eroberer, 421-423). Mit dem grosen heren ist Leonardo III. Tocco († 1494), Despot von Arta, gemeint (vgl. LexMA 8, 821; Hans Tucher, 609; Zinkeisen, Johann Wilhelm: Geschichte des osmanischen Reiches in Europa. Zweiter Theil: Das Reich auf der Höhe seiner Entwicklung 14531574, Gotha 1854 (Allgemeine Staatengeschichte, Abteilung I: Geschichte der europaeischen Staaten 15), II, 446-448). 30. Juni 1486 (Freitag). Castel Tornese: Die ursprünglich fränkische, dann byzantinische, seit 1460 türkische Festung Chlemoutsi, seit dem 15. Jahrhundert Castel Tornese genannt (vgl. Reichert: Ottheinrich, 154, Anm. 211). Möglicherweise hat sich Grünemberg hier verhört, denn es könnte die Insel Leukas (heute Lefkas) gemeint sein, deren Festung Santa Maura er schon erwähnt hatte. Unter Umständen ist hier aber auch die Ortschaft Loutraki bei Arta gemeint: Herz: Hans Tucher, 358, vermutet das bei Hans Tucher erwähnte, namensähnliche Lymnaea in Loutraki bei Arta. Insel Kephallenia, heute Kefallonía, die größte der Ionischen Inseln (Griechenland). HS G: Auf umsich folgt ein vertikaler Strich. Insel Zakynthos (it. Zante) im Ionischen Meer (Griechenland). Die Insel gehörte seit 1328 der aus Benevent stammenden Adelsfamilie Tocco. 1479 wurde die Insel von den Türken besetzt und, nachdem sie 1481 von Antonio Tocco zurückerobert werden konnte, 1482 schließlich von den Venezianern in Besitz genommen. Im Frieden von Konstantinopel wurde die venezianische Herrschaft gegen die Zahlung eines jährlichen Tributs an den Sultan anerkannt (vgl. Reichert: Ottheinrich, 153, Anm. 205). 1. Juli 1486 (Samstag). Modon, heute Methóni, Ort an der Südwestspitze der Peloponnes (Griechenland), von 1207 bis 1500 venezianisch (vgl. LexMA 6, 712; Soulis: Notes; Andrews: Castles of the Morea, 58-83; Luce: Modon). Zu Modon als üblicher Station der Je-

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Morea446 gelegen, 447 die hobtstat und ist mit sambt fier schlosen448 den Venedigern under tǒn. Sust ist das gantz land Morea des grosen turkey. Das ist gar ain edel gut insel und wachst alda der win genempt Romaniger.449 [fol. 26v-27r] [Bild: Methóni, mit Bildlegende Modon] [fol. 27v] Der ist so stark, so er mit wasser gemischt wirt uff halb, mag man inn dennocht von sterk kum geniessen. Item ich lag zu Modon im tutschen hus450 ze herberg und ǎsent da under ainem rebschopff. Do sagt uns her Johant von Hussen,451 ain her tutsches ordenß, das er ains jars zů siben maulen frucht abe den reben nem. Also wǎ er zitig truben abschnit, da stundent vil gruener452 unzittiger truben umb und alweg blůst453 dar bÿ.

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rusalempilger und zu den von ihnen erwähnten Reliquien vgl. grundlegend Luce: Modon, und Follieri: Santi di Metone, 383-399. Morea, mittelalterlicher Name der Peloponnes. Der Name des von 1204 bis 1432 bestehenden fränkischen Fürstentums Achaia wurde für die gesamte Halbinsel Peloponnes benutzt. Die byzantinische Morea bis auf die venezianischen Besitzungen (Modon und Coron, 1388 Erwerb von Nauplion, 1394 von Argos, 1422/23 von Grizzi und Navarino, 1408-1419 Schutzherrschaft über Patras) wurde seit 1348/49 von Despoten regiert, zuletzt von den Brüdern Thomas und Demetrios. Ab 1460 kam Morea unter osmanische Herrschaft (vgl. LexMA 6, 834-836; Pitcher: Historical Geography, 85-87). HS G: fehlt, ergänzt. schlosen: Schloß, Burg, auch abgeschlossener Raum, Bezirk (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 208; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 190). Die Weinsorte Romanier ist ein schwerer griechischer Wein, der in unterschiedlichen Anbaugebieten bzw. in der Romanie in Griechenland wächst (Sprandel: Weinsorten, 26; Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch II, 483; Wis: Ricerche, 228: vino proveniente dalla Romania di Grecia). Er wurde von vielen Pilgern erwähnt (Felix Fabri, Evagatorium, III, 330ff; Ottheinrich, 152; Niederrheinische Pilgerschrift, 99; Jörg Pfinzing, 69; Ulrich Brunner, 22; Österreichischer Anonymus, 14). Zu weiteren Belegstellen vgl. Wis: Ricerche, 228. Haus des Deutschen Ordens in Modon. Dort übernachtete auch schon Paul Walther von Guglingen und auch Felix Fabri erwähnt das Haus (vgl. Paul Walter von Guglingen, 82; Felix Fabri, Evagatorium, I, 39, 165, III, 331; Soulis: Notes, 271; Stewart: Wanderings, 184/185). Johannes von Hussen, Person nicht genauer identifiziert. HS G: e über u hochgestellt blust: bluost, bluet, blut, Blüten (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 42; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 37; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 24; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 36).

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Uff unser frowen tag454 im höwat455 kam ain galleigen von Venedig gefarn wol mit zechen guldiner panerr.456 Und bliesent dar inn siben trumiter und etlich bǒgger. Und liessent ab ir buchsen und pumbarden457 clain und gros, und wǎrend dar inn vil geruster lut mit glissinden hobt harnǎschen458 und schilten, al ainer claidung und zuktend459 al ire schwert und huben die hoch uff und schrugend al: „viffa santo Marco“. Item zů Modon lut man al glogen und schoß och sölich stain und schlangen buchsen ab. Also kam ain angender hobtman und zentelum,460 der nun etlich jar das verwalten soldt in namen der herschafft Venedig. Dem engegen gieng der abgestanden des jǎr do maulß us giengen und entpfieng inn mit grossem gebreng und fůrt inn in das castel. Item zů sant Johanß inn der pfar kirchen helt man römsche ordnung mit singen und meß, han des glichen im tům och, denn da ist ain ertzbischoff461 sant Leo,462 der hailg lit da also gantzer und das hobt Sant Annistassia.463 Der mer tail helt sant Pauls globen. 454 455

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2. Juli 1486 (Sonntag). höwat: höuwet, houwet, Heuernte, Zeit der Heuernte, Juli (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 94). panern: paner, panir, pannyr, banyer, ponyre, franz. baniére, Banner, Fahne, Wimpel, Feldzeichen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 19; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 22; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 9). bomparden: bombarden, bomhart, Geschütz (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 43). Auch bombart, dumpfer Ton (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 37). Hier ist aber das Geschütz gemeint. hobtharnaschen: Kopfharnisch, -rüstung (vgl. S. 316, Anm. 273). zuktend: zogen. HS G: nte über der Zeile nachgetragen. In der HS K, fol. 17r, ist erwähnt, dass es sich bei Modon um ein Erzbistum handele: (…) und ist ain erczbistum sant Pals globen. Modon war jedoch Bistum, nicht Erzbistum (vgl. Atlas zur Kirchengeschichte, 61). Auch Wilhelm Tzewers irrt sich in dieser Zuordnung, während Felix Fabri Methóni korrekt als Bistum einordnet (vgl. Wilhelm Tzewers, 100; Felix Fabri, Evagatorium, III, 333, 338). Hl. Leo, ein der Legende nach auf der Jerusalempilgerreise verstorbener Pilger, war ursprünglich in einer Kirche vor der Stadt bestattet. Seine Reliquie wurde ob der Gefahr durch die Osmanen nach St. Johann, der Kathedrale von Modon, überführt (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 100, Anm. 95). Seine Gebeine wurden oft in den Pilgerberichten erwähnt, so beispielsweise von Simone Sigoli, Lionardo Frescobaldi, Arnold von Harff, Sebald Rieter, Hans Tucher und Felix Fabri. Die drei letztgenannten deutschen Pilger berichten, dass sich die Reliquien in der St. Johannes-Kathedrale befänden (vgl. Follieri: Santi di Metone, 389-399, 402-407, 428-429; Simone Sigoli (ed. Angelini), 173-174; Lionardo Frescobaldi (ed. Angelini), 50-53; Arnold von Harff, 67; Rieter, 46 Hans Tucher, 359; Felix Fabri, Evagatorium, III, 333). Bei der erwähnten Reliquie des hl. Leo handelt es sich sicher

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Item vor Modon ze nächst an der stat sind ob dru hundert hirslin von roren und laim gemacht, da wonent die ziginer,464 so etwinn och haiden465 genempt von uns werdenn. Item vor Modon wit im mer stund ain fast gros nafen, die was turgisch. Die furtend acht hundert Moren, so sÿ inn den kungkrichen Tunes466 und Crannata467 erkoft [fol. 28r] hattend. Der turken koment vil inn die stat, gar zierlich geclait und hatend gar seltzam guld und muntz, was nit sinbel,468 aso ander

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nicht um Papst Leo I. der Große, wie Randall Herz: Hans Tucher annahm (vgl. Herz: Hans Tucher, 359). In der HS K, fol. 17r, war der Hl. Leo noch als hailig und nicht als Erzbischof klassifiziert worden. Hl. Athanasios (9. Jahrhundert, † nach 879), Bischof von Modon. Die Gebeine befanden sich ebenfalls in der Kathedrale St. Johannes. Die Reliquie wurde von den meisten Pilgern jedoch Athanasios von Alexandria (* um 295, † 373) zugeschrieben (so beispielsweise Felix Fabri, Band 3, 333). Diese Zuschreibung wurde im 15. Jahrhundert auch von griechischer Seite gestützt (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 100, Anm. 96; Follieri: Santi di Metone, 392-397, 400-402, 432-433). Der Ursprung der „Zigeuner“ ist bislang keineswegs geklärt, jedoch nehmen verschiedene Hypothesen diesen in Indien an (vgl. LexMA 9, 610-612). Auf Modon gab es eine Siedlung von romiti, Roma, das von ihnen bewohnte Stadtviertel nannte man „kleines Ägypten“ (vgl. Reichert: Ottheinrich, 22, 88; Reemtsma, Katrin: Sinti und Roma. Geschichte, Kultur, Gegenwart, München 1996, 20/21; Gilsenbach, Reimar: Weltchronik der Zigeuner. 2500 Ereignisse aus der Geschichte der Roma und Sinti, der Luri, Zott und Boza, der Athinganer, Tattern, Heiden und Sarazenen, der Bohémiens, Gypsies und Gitanos und aller anderen Minderheiten, die „Zigeuner“ genannt werden, 2. Auflage, Frankfurt am Main / Berlin 1997 (Studien zur Tsiganologie und Folkloristik 10), Band 1, dort 39/40, 97, 102-110, 114, 129). Heiden oder haiden war ein gebräuchliches Wort für „Zigeuner“, vgl. LexMA 9, 610. Tunes: Tunis, Stadt in Nordafrika, vom 13. bis 16. Jahrhundert unter der Herrschaft der Hafsiden (1229-1574) (vgl. LexMA 8, 1093-1095). Crannata: Granada, Stadt und letztes islamisches Königreich in al-Andalus. Die Nasriden waren eine maurische Dynastie in Granada (1237-1492). 1485 begann das vereinigte Spanien mit der systematischen Eroberung des Sultanats, während die Muslime ihre Kräfte in einem Bürgerkrieg erschöpften. Granada musste am 2. Januar 1492 kapitulieren, die belagerte Stadt wurde an Kastilien übergeben. Dies bedeutete das Ende der muslimischen Staatlichkeit auf der Iberischen Halbinsel (vgl. LexMA 4, 1648-1650; Singer, Hans-Rudolf: Der Maghreb und die Pyrenäenhalbinsel bis zum Ausgang des Mittelalters, in: Geschichte der arabischen Welt, hg. von Ulrich Haarmann, 3. Auflage, München 1994, 264-322, dort 317-321). sinbel: sinwël, sinbël, rund, kugelrund, rollend, unbeständig, veränderlich (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 195).

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gelt, sunder gefiert.469 Und kofftend da etlich ochsen und schauff und waß äsigs dings fail was, aso das es dester turer ward ze Modon. Item am gůttemtag470 der drit tag Julÿ471 fůrend wier von Modon hin weg. Den tag furend wier fur ain stat, Kron472 genant, ist och der Venediger, ligt drig und zwaintzig mil von Modon. Zinstag sant Ulrichs tag,473 was gantz stil weter den gantzen tag, das wier ger nunt fůrend. An mitwoch der fünfft tag july474 frü fůren wier für ain insel, haist Zirigo,475 ligt von Modon hundert mil. Inn der genanten insel ligt ain schloß, das haist Zeringo, darus sagt man uns, das Paris von Troa hette die schönen Hellenam gerǒbt.476

[1.4.5] [Kreta] Item der sechst tag julÿ477 nach mittag kam us der mǎsen gůter wind, da fůrend wier den abend und nacht, das wier mit sambt den tag478 zů Kandia479 im port wǎrend und ist von Modon gen Kandia dru hundert mil. 469

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gefiert: gevierecket: viereckig (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 399). gůttemtag: gutemtag, guotemtag, (schwäb. alem.) Montag oder Mittwoch, in diesem Fall Montag (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 78; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 113). 3. Juli 1486 (Montag). Koróni, Hafenstadt an der Südwestspitze der Peloponnes (Griechenland). 4. Juli 1486 (Dienstag). 5. Juli 1486 (Mittwoch). Insel Cerigo (Kithira, heute Kýthira) (Griechenland), von 1311 bis 1797 unter venezianischer Herrschaft. Raub der schönen Helena, der Gattin des Menelaos, durch Paris. Dass Helena auf Kýthira gelebt habe und von dort nach Troja entführt worden sei, behauptet zuerst der Phryger Dares (De excidio Troiae historia, Ende 5. bis Anfang 7. Jahrhunderts) und in seiner Folge zahlreiche Pilger und Reisende, unter anderem auch John de Mandeville (vgl. Reichert: Ottheinrich, 157, Anm. 233; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 59; Herz: Hans Tucher: Guido de Columnis, Historia Destructionis Troiae, Buch VII, hg. von Griffin (1936), 67-79). Auch Hans Tucher und Ottheinrich berichten von dieser Sage und verorten diese auf Kýthira (vgl. Hans Tucher, 362; Ottheinrich, 156/157). 6. Juli 1486 (Donnerstag). 7. Juli 1486 (Freitag). Candia, heute Iráklion, auf der Insel Kreta in der griechischen Ägäis (Griechenland). Im Geheimvertrag von Adrianopel wurde Kreta, das ursprünglich Bonifatius von Montferrat zugesagt worden war, den Venezianern zugesprochen. Diese entrissen die Insel den dort 1206 gelandeten Genuesen und errichteten 1212 das Regno di Candia. Dieses bestand bis zur Eroberung durch die Türken (1645-1669) (vgl. LexMA 5, 1488-1489; Tsougarakis, Dimitris: Byzantine Crete from the 5th

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Kandia ist gar ain usbundige edle insel, der glichen die gantz welt kaine hat, also sagen die landfarer. Da wachsen menngerlai frucht, der glichen man sust inn der welt nit hat, von schmak und krefften so folkomen. Alda wechst der malfosiger480 und niendert481 mer, och zuker und mengerlayg gewurtz, und ist die insel umsich fier hundert mil. Item die hobtstat im land haist och Kandÿa wie das land und sind etwinn in der insel gewessen drug kungkrich, zů letst gewanß ainer disen zwaÿen kungen ab und machtz zů ainer krǒn, der starb on lib erben.482 Der selb hindrost kung hies Disppotlaser.483 Item Kandÿa hand ÿetzen die Venediger uber al inn und setzend da hin ainen hertzogen,484 ainen zelumen etliche jǎr, und wenn die verschinen, so schikt die

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century to the Venetian Conquest, Athen 1988, 89/90). Zur Ausbeutung der griechischen Insel durch die Venezianer vgl. Rösch: Venedig, 54. Malvasier, vgl. oben S. 244, Anm. 157. niedert: niendert, niener, nienr, ninder(t), nirgendwo, nirgends, nicht, in keiner Weise, unter keinen Umständen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 243; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 179; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 151; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 167). Vermutlich eine Sage, die Bedeutung ist jedenfalls nicht zu identifizieren. In der Geschichte Kretas findet sich, bis auf die Minoer, kein Königreich. Die ursprüngliche Bevölkerung Kretas schuf die minoische Kultur, die um 1400 v. Chr. unterging. Daraufhin erfolgte eine Einwanderung der Griechen und um 1100 v. Chr. die dorische Einwanderung. Homer nennt fünf verschiedene Völker (Achaioi, Eteokreter, Kydonen, Dorier und Pelasger) und 90 Städte. In der hellenistischen Zeit führten der steigende Handel und das starke Aufkommen des Seeraubs zu einer Verlagerung der Hauptorte von den Höhensiedlungen in die Hafenorte. In den Jahren 69-67 v. Chr. unterwarf Quintus Caecilius Metellus die Insel, unter Augustus wurde sie mit Kyrene zu einer Provinz vereinigt. In der diokletianischen Provinzenordnung ist Kreta eine eigene Provinz unter einem Konsul und gehörte zum oströmischen, später zum byzantinischen Reich, seit dem 8. Jahrhundert war es Thema. In der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts Eroberung durch die Sarazenen. Im 10. Jahrhundert Neubesiedlung und erneute Errichtung eines Themas, Ansiedlung von 12 prominenten Adelsfamilien vermutlich in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. 1204 Ende der 2. byzantinischen Periode durch die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer im 4. Kreuzzug, in dessen Folge die Venezianer das Regno di Candia auf der Insel errichteten (vgl. LexMA 5, 1488/1489). Disppotlaser: vielleicht der Despot Theodor II. Laskaris (* 1233; Ks. 3. November 1254; † August 1258). Bedeutung und Bezug ungeklärt. Hier spricht Grünemberg vom venezianischen Herzog Duca di Candia, dem Statthalter der Republik Venedig auf Kreta (vgl. Lane: Seerepublik Venedig, 158, 161; Lebe, Reinhard: Als Markus nach Venedig kam. Venezianische Geschichte im Zeichen des Markuslöwen, bearbeitete Neuausgabe, München 1989, 172-173; Rösch: Venedig, 54; Reichert: Eberhard im Bart, 25). Pilger wie Bernhard von Breydenbach und Dietrich von Schachten berichten sogar von der venezianischen

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herschafft von Venedig ainen andern da hin. Zů Kandia ist ain pattriarch und ertzbischof.485 [fol. 28v-29r] [Bild: Iráklion, mit Bildlegende Candia und mit Bildinschriften] [fol. 29v] Item Kandia ligt och in Kretta oder Grecia, den selben globen der Kriechen sÿ och halten. Und wonn da ist das best ärdtrich aller wolust, sagt man, da gewont haben etliche gott486 und götinen mit namen Jupiternn,487 den got und die göttinenen Venus,488 Juno,489 Pallas,490 Zeres,491 Diane,492 da dannen es noch den namen hat inn den alten geschrifften: das land der götten. Item zů Kandia sind dru schönne clöster, besingt man nach der römischen ordnung.493

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Ämterbesetzung (vgl. Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck, 17, zu Candia: „Sie (die Venezianer) pflegen auch alle Zeit einen Herzog dort zu erwählen, welchen sie nach ergangener Zeit ändern, wie sie es gewöhnlich in allen ihren Landen in solchen Ämtern tun.“; Dietrich von Schachten, 240). Kreta war zunächst eines der 12 Erzbistümer des Illyricums und somit dem Papst unterstellt, dann ab 732/733 unter der Jurisdiktion Konstantinopels (vgl. LThK3 6, 439). Während der venezianischen Herrschaft gab es auf Kreta eine lateinische Kirchenorganisation; die Stadt Candia war der Sitz des Erzbischofs von Kreta. Die orthodoxe Kirche bewahrte jedoch während dieser ihren Einfluss auf der Insel, trotz dass sie Repressalien ausgesetzt war (vgl. LexMA 5, 1489). Vgl. auch Wilhelm Tzewers, 104/105. Verschmutzung auf dem Buchstaben o des Wortes gott. Jupiter, römischer Hauptgott, Herr über Blitz und Donner,. Er wurde mit dem griechischen Hauptgott Zeus identifiziert (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 229, 424429; Fink: Who’s who, 156, 314-318). Venus, italische Göttin, die für das Ackerland und die Gärten sorgte, schon früh mit Aphrodite gleichgesetzt (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 4; Fink: Who’s who, 310). Juno, italisch-römische Göttin der Frauen, Beschützerin der Hochzeit, Ehe und Geburt. Zusammen mit Jupiter und Minerva auf dem Kapitol, früh mit der griechischen Hera gleichgesetzt, Gemahlin des Jupiters (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 228/229; Fink: Who’s who, 155/156). Pallas, Beiname der Athene, dessen ursprüngliche Bedeutung verloren ging. Athene war eine Tochter des Zeus und eine der zwölf großen olympischen Gottheiten, Schutzgöttin des Krieges, der Weisheit und der Künste (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 79-81, 317/318; Fink: Who’s who, 62-65, 237). Ceres, römische Göttin der Erde und ihrer Früchte, früh mit der griechischen Göttin Demeter gleichgesetzt (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 115-119; Fink: Who’s who, 78). Diana, alte italische Waldgottheit, Mond- und Fruchtbarkeitsgöttin, Beschützerin der Wildnis und der Frauen, mit der griechischen Götting Artemis identifiziert (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 121; Fink: Who’s who, 91). Nach Moorman: Franciscan Houses, 105-106 waren es im 15. Jahrhundert drei Konvente der Observanten in Candia zu finden: Nikolaus, Johannes der Täufer,

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Item da selbst bestalt min gnädigister her, hertzog Hanß von Bairn, in aim kriechischen tempel sinn gnaden ain gesungen ampt ze halten. Nam mich sin gnad mit im. Da sachent wier mengerlai, des wier gros verwundren hetten. Dem priester dient sind wip ze alter und vor dem alter hinder irer můter stundent dri grad gar lustig tochtren des genanten priesters, gar von frömden claidern mit langen stuchen494 bis gen der erd. An den stuchen wǎrend spitz und knöpf mit lange fassen.495 Die selben tochtren machtend umerdar crucz und grifen von iren stirnen bis uff die füs und denn entzwers uff baid arm. Und so ain crucz gemacht was, so schlůgentz sÿ sich für ire hertzen mit begierigem uber sich sechen gegen dem himel. Der briester sang gantz uns sälsam ze hören, das wier schatzten aler mǎs und mentsur496 manglend und gieng den von dem grosen altar zu ainem cleinern mit dem rochfaß gar wol schmekend. Da stundent och fier kriechen, warend laigen497 in langen parten, lainten uff steben und sungent zů dem ampt mit solicher gepärd, das der fürst und ich von lachen nuntz kundent pädten.498 Do die meß us kam, gieng der briester zů dem clainen alter und trank us aim kenlinn den uber belibnen499 win aler us. Die frow, so im ze alter gedient hat, zerschnaid das uber beliben brot, denn sÿ habent nit ostinen500 und gab ÿetlichem ain stuklin, so inn der kirchen was. Die ǎsent si. Der selb tempel was gar schǒn, von lassur blǎw und guldinen sternen

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gegründet vor 1271, und ein Konvent, dessen Namen nicht überliefert ist, gegründet vor 1242. Auch eine Dominikanerkirche aus dem 14. Jahrhundert existierte in der Stadt im späten Mittelalter; ihre Ruine ist heute noch erhalten (vgl. Schneider: Kreta, 97; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 105, Anm. 135). stůchen: stûche, der weite, herabhängende Ärmel an Frauenkleidern, Kopftuch, Schleier, Tuch, Schürze (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 316; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 215). fassen: fase, vase, Fädchen, Faser, Franse, Saum, Schnur (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 401; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 77; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 73; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 49). mentsur: mensûr, lat. mensura, Maß, Intervall in der Musik (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 221; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 138; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 158). laige: leige, Nichtgeistlicher, Laie, Ungelehrter (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 124). pädten: beten. HS G: folgt us, durchgestrichen. ostinen: oste, ostie, lat. hostia, Hostie (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 164; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 93; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 171).

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dar in gefeldiert. [fol. 30r] [Bild: Griechische Messe, mit Bildlegende Ain kriechisch meß] [fol. 30v] Item zuo Kandÿa ligt vor husen gar ain herlich closter und dar vor uff ainem berg ligt och ain kriechisch closter,501 hat gar vil sinnweller gewelbt stök und sind ali husser eben mit estrichen, also das kain gespitzte tächer da sind aso bÿ uns.502 Item wier sachend zuo Kandÿa gar ain saeltzam mulin,503 ligt vor der stat nachen dem mer, die ist von acht eggen und hat ÿetlich egg ain tur. Und wǎ der wind her gǎt, so tůt er dar gegen ain tur oder zwo uff. Dǎ ist denn ain plat am andern von tuchlini gegemacht, die tribt der wind und zů des winds usgang tůt er denn och ain tur uff, also das wier das gar vast sǎchen loffen und malen. Stat hie gezaichnet und da der stain lǒfft, stǎt ist504 undersich inn den schroffen ain wit gehǒwen. [Bild: Mühle auf Kreta] [fol. 31r] Item wier lǎgen zů Kandÿa vom frittag505 bis zinstag frü der sechst tag Julÿ,506 do fůren wier us dem port und kam unß ain frischer ortwind, also das wier drig segel an machten und fůrend den tag hundert und fiertzig mil und waget und gumppet das schiff gar vast, das uns vil bilgram krank wurdend. Die nacht fůren wier gar sorgklich, denn es wǎrend vÿl verborgner berg da so sich blos mit dem mer bedeken, die nement die maranier stokaÿa.507 Und wan das schiff der ainen růrte, so wär lib und gůt verlorn. Die nacht fůren wier ob hundert mil. Item bÿ hundert waeltsch mil e man gen Rodis kombt, ligent nun klain insulen,508 die all der rodiser sind. Dero namen sagt man mir nur drig: haist aine

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Nach Timm: Palästina-Pilgerbericht, 163, möglicherweise St. Anastasia. Vgl. zu den flachen Dächern der kretischen Häuser auch Timm: PalästinaPilgerbericht, 162. Die sonderbare Mühle ist eine Horizontalwindmühle, d. h. eine „vertikalachsige Windmühle mit Ventilklappen“ (vgl. Gleisberg: Windmühlen, o. S.). Freundlicher Hinweis von Dr. Falk Eisermann (Leipzig). HS G: Mit stǎt ist erfolgte hier eine inhaltliche Doppelung des Schreibers. 7. Juli 1486 (Freitag). 11. Juli 1486, Abschreibefehler aus HS K. Der Autor täuscht sich im Tagesdatum, aber nicht im Wochentag: Der 6. Juli war ein Donnerstag, die Reisegruppe kam aber erst am Freitag, den 7. Juli 1486 auf Kreta an. Vermutlich konnte Konrad Grünemberg seine Reisenotizen nicht mehr genau entziffern und verwechselte das möglicherweise auf der Reise notierte Datum xi mit vi. schkoÿa: it. scogliera, Riff, Felsenriff, bzw. it. scoglio, Klippe, Fels (Wis: Ricerche, 241). In der HS K schreibt Grünemberg von neun Inseln.

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Nissena509 und aine Langno,510 aber aine Nichia.511 Bÿ der facht an der rodisar kannǎl,512 der ist bÿ sechtzig mil lang.

[1.4.6] [Rhodos] Item mitwoch der zwelft tag julÿ513 hettend wier noch funffzig mil gen Rodis.514 Kam uns aber ain frischer wind inn poppa, das wier da hin koment umb fesper zit. Also schikten wier ain barken hin in umb das glait, das och also bald kam. Die Johanniter fůrend uns engegen und wond ÿetlicher, im kemen brieff oder gelt von haimen. Item von Kanndÿa gen Rodiß sind dru hundert mil wältsch. [Bild: Zweig eines Olivenbaumes mit Blättern und Früchten] [fol. 31v-32r] [Bild: Rhodos, mit Bildlegende Rhodis] [fol. 32v] Zů Rodis giengent wier bilgrin nach gůtter gewonnhait zuo ersten515 inn die kilchen516 und besachent alda das wirdig hailtum, das man uns gar mit 509 510 511 512

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Insel Nísyros (Griechenland). Insel Lango (Kos), bis 1522 im Besitz der Johanniter auf Rhodos (Griechenland). Festung Nikiá auf der Insel Nísyros (Griechenland). Die Bezeichnung kannǎl (auch in den Formen canal, cannal, kanal, kanael, canayle) taucht oft in Pilgerberichten auf und bezeichnet einen natürlichen oder künstlichen Wasserstreifen zwischen zwei Inseln oder zwischen Festland und einer Insel. Zu weiteren Belegstellen vgl. Wis: Ricerche, 146-147. 12. Juli 1486 (Mittwoch). Rhodos (Griechenland). Schon während der Kreuzzüge war Rhodos eine wichtige Station auf dem Weg ins Heilige Land. Seit 1082 venezianischer Handelsstützpunkt, 1204 in der Partition Romaniae den Venezianern zugesprochen, aber nicht von diesen besetzt, da sich der byzantische Governeur der Insel für unabhängig erklärte. Ab 1306 Zufluchtsort der in Limassol (Zypern) in ihren Autonomierechten eingeschränkten Johannitern, die Rhodos schrittweise eroberten und eine durch friedliches Miteinander geprägte Herrschaft der Lateiner und Griechen ausübten. Zuvor war bis 1187 Jerusalem Sitz des Haupthauses der Johanniter, von 1191 bis 1291 dann Akkon. Nach dem Verlust Palästinas zogen die Johanniter nach Limassol auf Zypern, bis sie dann 1309 ihren Sitz auf die griechische Insel Rhodos verlegten. Rhodos wurde von den Johannitern in eine der größten und modernsten Festungen im östlichen Mittelmeer verwandelt. Rhodos wurde erstmalig 1480 von den Türken angegriffen, doch erst 1522 konnten diese die Insel erobern (vgl. LexMA 7, 795-797). Nach der Vertreibung von Rhodos erhielten die Johanniter Malta, das bis 1798 ihr Hauptsitz blieb (zum Johanniterorden vgl. LexMA 5, 613-616; Luttrell: Hospitallers in Cyprus; Luttrell: Greeks, Latins and Turks; Luttrell: Hospitallers of Rhodes; Luttrell: Hospitaller State; WaldsteinWartenberg: Vasallen Christi; Staehle: Johanniter). In der HS K schildert Grünemberg zunächst die Stadt, dann erst die Kirchen und Reliquien.

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gůtem willen wist. Und sǎchent des ersten ain crucz, das ist gemachet us dem bekÿ, da Cristus sinen lieben jungern ire füs us wůsch und man sagt uns, wenn man das selb crucz in wachs truket und mit im neme uff das mer, das benem dem mer sin ungestüm wüten und senfte es.517 Item zů Rodis sind zwen dorn von der cron unsers heren Jesu Christe und ist der ain im schloß gar wol behůt, da sagt man unß, das die dorn alwegen amm hailgen karfrittag blůwgte.518 Item es ist och da der drissig pfening ainer darum Cristus der here den Juden verkoufft ist worden.519 Der selb pfennig do mǎlß abgetrukt und mir abegegossen ward von aim niderlentischen goltschmid, den ich also gen Costentz brǎcht minen gůttenn frunden abgiesend mit tailt. Item wier sachent da der hailgen junkfrowen Philomene520 hobt. Me ain groß stuk von dem hailgen crutz Criste.521 Me ainen arm von sant Blassio.522 Item

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kilch: Kirche (Ruppert: Chroniken, 458). Joh 13,5-14. Das Becken, das Christus angeblich bei der Fußwaschung benutzte, soll von der Kaiserin Helene in ein Kreuz umgegossen worden sein. Seit dem 14. Jahrhundert wurden von diesem Kreuz wohl am Karfreitag Abgüsse hergestellt. Nach dem Volksglauben halfen sie vor allem den Seeleuten bei schlechtem Wetter, aber auch gegen Schüttelfrost, wenn sie in ein Getränk getaucht wurden (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 71). Andere Pilger erwähnten das Kreuz ebenso (z. B. Ludolf von Sudheim, 29; Hans Lochner, 214); Paul Walther von Guglingen spricht vom Becken selbst, das auf Rhodos vorhanden sei (Paul Walther von Guglingen, 87/88). blûwen: blüen, blüjen, blüegen, blüewen, blügen, bluo(g)en, plüen, pluon, blühen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 42; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 24). Der blühende Dorn aus der Krone Christi wird von mehreren Pilgern erwähnt (vgl. Conrady: Vier rheinische PalästinaPilgerschriften, 46, Anm. 227). Mt 26,15. Hl. Philomena († 302 in Rom), Märtyrerin, unter Diokletian im Jahre 302 enthauptet. Die als jungfräuliche Märtyrerin der ersten christlichen Jahrhunderte im Volke ungemein verehrte Heilige wurde zunächst mit dem Skelett eines Mädchens in Verbindung gebracht, das 1802 in der Katakombe der hl. Priscilla zu Rom gefunden wurde (vgl. BBKL VII, 521-523). In der HS K wird diese Reliquie nicht erwähnt. In der HS K wird diese Reliquie auf Rhodos nicht erwähnt. Hl. Blasius von Sebate (Sv. Vlaho) († um 316), Bischof, Märtyrer, Schutzpatron und Symbolfigur der Stadt Ragusa. Der Hl. Blasius ist in Ragusa allgegenwärtig. (vgl. Krekić: Dubrovnik, 85-86; Stanić: Dalmatien, 163-165; Rother: Jugoslawien, 163-164; Libal: Dalmatien, 293-297). In der HS K wird diese Reliquie auf Rhodos nicht erwähnt.

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me ainen arm von sant Stefann523 dem ersten martrer, aber ain arm sant Johannsen524 des tǒffers. Me ainen arm von dem hailgen riter sant Jörgen.525 Item ainen arm sante Thome526 des appostels, och ainen arm sante Leodegare.527 Item das hobt sante Effemina528 der junkfrowen. Me ain hobt von den ainliff tusent junkfrowen. Och das hobt sante Bollicarppi.529 Me das hobt sante Clǎre.530 Item ain hand von santa Annen,531 der můtter der junkfrowen Maria.

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Hl. Stephan (1. Jahrhundert), Archidiakon, erster christlicher Märtyrer (Protomärtyrer), wegen Gotteslästerung verleumdet und vor den Hohen Rat gestellt. Er wird verurteilt und gesteinigt (Act 6,5-7). Zur Legende des Hl. Stephans vgl. Legenda aurea, Von Stephanus (Jacobus de Voragine, 58-65). In der HS K wird diese Reliquie nicht erwähnt. Hl. Johannes der Täufer († um 29), asketischer Bußprediger, Prophet des Alten Testaments, Vorläufer Christi. Die Armreliquie des Hl. Johannes des Täufers wird in der Literatur auf ein Geschenk des Sultans Bayezids zurückgeführt; die Reliquie kam wohl am 23. Mai 1483 von Konstantinopel nach Rhodos (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 71-72; Paul Walther von Guglingen, 88). In der HS K wird diese Armreliquie nicht erwähnt, dafür aber eine angebliche Kopfreliquie Johannes des Täufers. Hl. Georg von Kappadokien († um 303), Märtyrer, einer der Vierzehn Nothelfer. In der HS K wird diese Reliquie nicht erwähnt. Hl. Thomas († um 72), einer der zwölf Apostel, Märtyrer, tritt erst in bei Io 20,2429 besonders hervor. Im 3. Jahrhundert kamen die Reliquien des Hl. Thomas nach Edessa, 1258 wurden sie auf die griechische Insel Chios überführt, von wo aus sie nach Ortona an der mittelitalienischen Adriaküste gelangten (vgl. Gorys, Erhard: Lexikon der Heiligen, 2. Auflage, München 1998, 286). In der HS K wird diese Reliquie nicht erwähnt. Hl. Leodegar (* um 616; † 2. oder 3. Oktober 679), .Mönch, Bischof von Autun. In der HS K wird diese Reliquie nicht erwähnt. Hl. Euphemia von Chalkedon († 304), Märtyrerin. Bevor 620 die Perser die Stadt Chalkedon eroberten, brachte man die Gebeine der Euphemia nach Konstantinopel. Während des Bilderstreits verschwand der marmorne Sarkophag und strandete Jahre später, um das Jahr 800, der der Stadt Rovinj. In Rovinj baute Ende des 10. Jahrhunderts einer der Stadtpatronin Euphemia geweihte Pfarrkirche (vgl. LexMA 7, 1065). Zur Legende vgl. Fabri, Evagatorium, III, 377-378. Wilhelm Tzewers erwähnt in seinem Pilgerbericht ebenfalls, dass der Kopf der Euphemia auf Rhodos zu finden sei (vgl. Wilhelm Tzewers, 90-91, Anm. 11). In der HS K wird diese Reliquie nicht erwähnt. Hl. Polykarp von Smyrna (* um 70; † 155 oder 156 in Smyrna), Bischof, Märtyrer, einer der Apostolischen Väter, Polykarp, in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts Bischof von Smyrna, gilt als Schüler des Apostels Johannes. In der HS K wird diese Reliquie nicht erwähnt. Hl. Klara von Assisi (Chiara dei Scifi), (* 1194; † 1253). In der HS K wird diese Reliquie nicht erwähnt.

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Item man wisset och zů Rodis an santa Katherina tag inn des grosmaisters cappellen532 den linken arm und ain hand von der hailgen junkfrowen sant Katherina. Item wier sachent och inn der stat etlich kriechisch tempel. [fol. 33r] Item Rodiß ist gar ain furbündige luste und schönne stat, zů der wer so costlich zů gerust, aso kaine inn der welt mag sin nach sag vil lantfarer. Die ringkmur ist sibenntzechen schůch dik, habe ich gemessen.533 Da sind och zwen gefuttert graben vor ain andren.534 Die selben graben sind durch buwen von gůtten starken zwingern und ain sinbel bastig535 an der andren und do mǎls ließ der hochmaister536 all hoch türn abbrechen und uff das kurzest machen. Und wier frǎgten us, was grund oder wǎrumb man das tät. Sagt man uns, das der stat Rodiß nuntzit wirser geton het denn die hochen türn, und weren do mǎls und sÿ der türgkisch kaiser beläg,537 denn wǎ die Türken liesen schiesen

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Hl. Anna. Anna und Joachim waren nach apokryphen Evangelien des 2. bis 6. Jahrhunderts - erstmals im Protoevangelium des Jakobus um 150 - die Eltern der Maria und somit die Großeltern von Jesus. In der HS K wird diese Reliquie nicht erwähnt. Burgkapelle des Großmeisters, die der Hl. Katharina geweiht war (vgl. WaldsteinWartenberg: Vasallen Christi, 209). In der HS K, fol. 21v, gibt Grünemberg die Stärke der Mauer mit xvi schůch dik an. Am anschaulichsten erklärt sich der Festungsaufbau durch die Abbildung in der HS K: „Vor der Mauer befanden sich (...) bereits zwei bis drei Gräben, die aus dem Fels herausgehauen worden waren, und dazwischen Wälle mit Schießscharten für große und kleine Geschütze.“ (Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 168). bastig: bastîe, Bastei, Bastion, Bollwerk (vgl. Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 20; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 23; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 368; Koepf: Bildwörterbuch der Architektur, 47; Kunst-Brockhaus, Band 1, 275). Pierre d’Aubusson, Großmeister der Johanniter von 1476 bis 1503 (Staehle: Johanniter, 163-195). Zur Stellung des Großmeisters innerhalb des Johanniterordens vgl. Sarnowsky, Jürgen: Macht und Herrschaft im Johanniterorden des 15. Jahrhunderts. Verfassung und Verwaltung der Johanniter auf Rhodos (14211522), Münster 2001 (Vita Regularis. Ordnungen und Deutungen religiosen Lebens im Mittelalter, Band 14), 225-250. Hier ist der türkische Angriff auf Rhodos 1480 gemeint. Rhodos wurde bei diesem seit dem 23. Mai 1480 durch türkische Truppen belagert, denen es am 28. August 1480 auch gelang, in die Stadt einzudringen. Der Angriff konnte aber zurückgeschlagen werden und die türkischen Truppen verließen danach die Insel. Zur Belagerung von Rhodos vgl. auch Heinrich von Zedlitz, 186-188; Felix Fabri, Evagatorium, III, 258ff.

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mit den grösten büchsen,538 so wärend die hochen weren und türn gůt ze treffen und fielend denn mit groser schädigung der luten und fůlten darzů all graben darbÿ zů.539 Zuo Rodiß im bort stond drÿzechen sinbeller türn und uf ÿetlichem ain wint mülin,540 sind etwinn gebuwen von etlichen grosmächtigen heren und burgern von Jenǒw,541 die selben sich understanden hatend Rodis in ze nemen und zů gewinnen. Aber der almächtig Got understůnd das und wurdent sÿ die Johanniter her innen und fiengen die Jenower und ertoten die halb ains schmächlichen todes und schatzten die andren, solich drÿzechen mullinen ze buwen und sust umb vil gůcz darzů. Item man fint och inn den alten historÿen die grosen stat Troÿa us Rodis zerstört worden sin, von ainem geturen,542 riter Jason gehaissen.543 Item Rhodiß ist gar ain gelegen fürem port, das baide Cristen, Türken und Sarecenen da zů lenden und ist vor alten zitten ain vast groß bild von brun544 538

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Bei der Belagerung 1480 wurden erstmals Pulvergeschütze verwendet, die Geschosse von mehr als 60 Zentimetern Durchmesser und 340 Kilogramm Gewicht abfeuerten (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 165). Die hohen, viereckigen Türme wurden abgerissen und durch niedrige, runde ersetzt. Die hohen Türme würden schlechter dem türkischen Artilleriebeschuß standhalten und beim Einstürzen mit ihren Trümmern die Gräben füllen (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 167/168). In der Vedute von Rhodos in der Karlruher Handschrift sind Türme auf rundem als auch auf rechteckigem Grundriss abgebildet (vgl. Bildkonkordanz, Nr. 18 und Bildtafeln, Abb. 6). Auf der Zeichnung von Rhodos bildet Grünemberg in der Karlsruher Handschrift jedoch nur zwölf Windmühlen ab. In der Gothaer Handschrift sind 13 Windmühlen eingezeichnet (vgl. Bildkonkordanz, Nr. 18 und Bildtafeln, Abb. 7). Manche der Windmühlen sind heute noch erhalten (vgl. Gallas, Klaus: Rhodos. Eine der sonnenreichsten Inseln des Mittelmeeres - ihre Geschichte, Kultur und Landschaft, Köln 1984 (DuMont-Kunst-Reiseführer), hintere Umschlagklappe). Jenǒw: Genua. geturen: gedûren, getûren, tûren, geturren, turren, getören, standhalten, sich bewähren, sich unterstehen, wagen, sich getrauen, den Mut haben, aushalten, standhalten (vgl. Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 342; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 61; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 56; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 59). Diese Stelle taucht so ähnlich bei Hans Tucher auf (vgl. Hans Tucher, 363-364). Als die Argonauten Jason und Herkules auf der Suche nach dem goldenen Vlies die Küste Troja erreichen und an Land gehen, fordert sie ein Bote des trojanischen Königs Laomedon auf, das Land unverzüglich wieder zu verlassen. Sie folgen dieser Aufforderung, aber Herkules kündigt ihre Rückkehr binnen drei Jahren an. Auf diese Rückkehr der Griechen folgte dann die Zerstörung Trojas (vgl. Guido de Columnis, Historia Destructionis Troiae, hg. von Griffin (1936), Buch II, 11-14 und Buch IV 33,43; vgl. auch Hans Tucher, 363).

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zug545 gemacht in bort gestanden, das hǎt gehaisen Coles, von [fol. 33v] dem och die gantz isel ward gehaissen Collossensium,546 zů denen sant Paul schribt in sinen episteln.547 Den genanten coloß548 zerstort ain seldan Sardinachier genant, der och do mals das selb land gantz erǒbert. Item do mǎlß warent da der Johanniter (nempt man och Riter brůder) ob den fünff hunderten und die heren da selbs, so von unsern landen wǎrend, tǎten uns vil ere an.549 Item wier bilgram etlich riten uff ainen berg, Villerma550 gehaisen, da rastat unser frow gar mit grosen gnaden. Dar nach riten wier zů ainer kirchen, ligt am mer, gehaisen ze den fierzig martrern.551 Da selbs stond in ainen tufen 544 545

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brun: brûn, braun (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 46). zug: züg, Zeug, Stoff (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 258). Mit dem „braunen Zeug“ meint Grünemberg Bronze und nicht Erz, wie Goldfriedrich / Fränzel übersetzen (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 52). Der Koloss von Rhodos, erbaut zu Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr., zählt zu den Weltwundern der Antike. Er stellte den Sonnengott Helios dar, den Schutzgott der Stadt Rhodos. Die Kollossalstatue war aus Bronze gegossen, zur Stabilität mit Steinen verfüllt und stand auf einem dreieckigen Sockel. Sie knickte vermutlich 227 v. Chr. nach einem Erdbeben an den Knien ab und stürzte um. Die Trümmer blieben liegen, bis 653 n. Chr. ein Feldherr des herrschenden Kalifen Othman die Überreste an einen jüdischen Händler aus Edessa in Syrien verkaufen ließ. Angeblich bedurfte es 900 Kamele, um den Koloss zu transportieren (vgl. zum Koloss von Rhodos Hoepfner, Wolfram: Der Koloss von Rhodos und die Bauten des Helios. Neue Forschungen zu einem der Sieben Weltwunder, Mainz am Rhein 2003). Der Koloß ist in den Quellen mehrfach belegt (vgl. beispielsweise C. Plinius Secundus, Naturalis historiae XXXIV, 41), wenn auch kein Bild von ihm existiert. Ad Colossenses (Col): Brief des Paulus an die Kolosser. Die Zerstörung schreibt man einem Erdbeben zu, das 227, 226 oder 224 v. Chr. stattgefunden haben soll. Der Koloss hat also nur knapp 70 Jahre überdauert und war damit das kurzlebigste der sieben antiken Weltwunder. Zu den Johannitern auf Rhodos vgl. besonders Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi. Die Pilgerberichte nennen meist 400 bis 500 Ordensmitglieder (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 209), in der HS K, fol. 21v, gibt Grünemberg 400 Personen an. Berg Filérimos bzw. Philermos an der Westküste von Rhodos, 12 km südwestlich der Stadt Rhodos. Im dortigen griechischen Kloster befand sich ein wundertätiges Marienbild, das von lateinischen und orthodoxen Christen gleichermaßen verehrt wurde (Reichert: Ottheinrich, 164, Anm. 265; Gallas: Rhodos, 229-231; Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 54/55, 67). Vierzig Märtyrer von Sebaste († um 320 in Sebaste, dem heutigen Sivas in der Türkei). Sie stammten aus verschiedenen Ländern, gehörten aber derselben Legion an. Ihr Martyrium fällt in die Regierungszeit von Kaiser Licinius. Nach dem Bekenntnis zum Christentum, wurden sie festgenommen und einer Befragung un-

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gewelb noch zwaintzig staininer särch, da sind alweg der genanten hailgen zwen neben ain andren in ainem gelegen und wol ain halb jar dar vor warend die turken inn der kilchen gewessen und brǎchent die särch uff und wurffend der lieben hailgen gebain in das mer und zerhuwen und zerstǎchen alle geschnitne und gemǎlte bild.552 Wier sachent zů Rodiß vorm bort stǒn zwai rutter schiff,553 die man sagt, ÿedermanß vind554 sin, die warend gar costlich zů der wer gerüst von vil grosen stain und schlangen buchsen und kartonen. Und haist man soliche krieg schiff bartschen. Die selben zwai schiff hatten erst nider geworffen und gewunnen ain nǎwen,555 ain groß schiff also gehaisen, und haten segeln, lut und gůt den mer tail in ire zwaÿ schiff getragen und al costlich lut in geschmidet in mainung, die witter ze schätzen. Und hatend also das nidergelegen und nach lär schiff zwusschen ire baide schiff gestelt und noment irn schiffen segel ab und wurffen ir anker. Und fůren der selben zwaÿ ruter schiff baid battron inn die stat rodiß in mainung, da selbs ire schiff ze spissen, [fol. 34r] och das gewunnen schiff und etlich gůt da ze verkoffen. Denn alle dieb und rober (sÿ habend joch gehandelt mit alen cristenlichen luten, was sÿ wellen ǒn alain den hochmaister ze rodiß anggegriffen), es sigen Turken oder Sarecenen, hat ÿederman friung und sicherhait ze koffen und verkoffen ze Rodiß. Die selben mer röber giengent ze Rodiß umb gar zierlich geclait. Zwen gar bersonlich jung hubsch

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terworfen. Da sie sich weigerten, den Göttern zu opfern, wurden sie in Ketten gelegt, eingekerkert und vom Herrführer verurteilt. Dabei fiel das Urteil in völlig unbekannter Art und Weise aus: Sie mussten sich nackt ausziehen und wurden eine Winternacht lang mitten in einem vereisten See der Stadt Sebaste ausgesetzt. Am Morgen lebten sie noch. Ihre Gebeine wurden zerbrochen, so erlitten sie endlich das Martyrium (vgl. BBKL XII, 1379-1380). Angebliche Reliquien der vierzig Märtyrer waren weit verbreitet. Vermutlich die vor der Stadt gelegene Antoniuskirche, die 1480 von den Türken zerstört, unter Großmeister Pierre d’Aubusson aber wieder aufgebaut wurde. Der Franziskanerkonvent war im 13. Jahrhundert entstanden, die Antonioskirche war auch Friedhofskirche. Konvent, Kirche und Friedhof lagen auf einer Landspitze gegenüber dem späteren St. Nikolausturm; Kirche und Franziskanerkonvent waren ursprünglich von einer Mauer umgeben, an der 51 Grabkapellen lagen (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 56). Grünemberg zeichnet die Antoniuskirche unter sant Anthoni auf der Vedute von Rhodos ein (vgl. Bildkonkordanz, Nr. 18 und Bildtafeln, Abb. 6). Diese Episode ist in der HS K, fol. 22r, der Rückfahrt zugeordnet. vind: vigend, find, fyant, Feind (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 78; Feger: Ulrich Richental, 282). naffen: nave, nafe, näff, navy, naufe, naüfe, nauffe, nawe, it. nave, Schiff (Wis: Ricerche, 200-201).

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mann, der ÿeder trůg sinen hals umb das genäwst umbschlossen ainen ring, sagt man dru pfund schwär sin von gůttem tuggaten gold gemacht, und kofften vil ochsen, schǎff und mäl. Item morndes fiel ain starker grosser wind in und ward grosse not under dero mer röbern schiffen, denn sÿ standent nit da inn im rechten bort, sunder vor usen wit im mer und nimpt der wind das gewunnen lär schiff zwuschen dissen zwaÿen rutter schifen her für und hattend die anker gelǒn von ring geladne wegen des schiffs und schlůgs der wind nächst vor der statmur wider die felsen, das es zertrumert uber al. Das wüttund mer trüg die trumer556 und ales, was dar inn gewessen was, gegen dem land zů, gar mengerlai etlich lut und gůt und gar us der mǎssen vil sek von geschelter und ungeschelter hasselnussen. Zů Rodiß luff alle stat zů mit grosen fröden mit zainen gelten und lůd und trůg ÿederman haim, waß im werden mocht.557 Wier bilgrin luffend uff die mur und sachent dem wessen zů und wǎrend och zů fröden. Item darnach sachent wier ain gar gros nafen oder nǎwen, daran stundent all ven und tarschen mit des kungs von Spannÿen waupen. Dem selben schiff ließ der hochmaister al segel nemen und hinweg tragen, fieng och den patron und etlich mit im und wier bilgram lůfend zů inn das schiff ze faren und das gros schiff ze besechen [fol. 34v] und sachent inn dem selben schiff ainen wilden man, genempt ain baban,558 und etliche haidnische schauf559 und ainen ratzen,560 der was als groß als ain fuchs und gancz ain saeltzam agrosten,561 zaichnet ich ab die hab ich also hier och gestelt.562 [fol. 34v-35r] [Bild: exotische Tiere] 556

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trumer: drum, Ende, Spitze, Klotz, Stück, Splitter, Trumm, Trümmer (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 58; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 58; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 33), zu drumern gen, scheitern (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 56). Aus dieser Begebenheit ist zu schließen, dass auch in Rhodos das Strandrecht galt, nach dem die Ware eines gestrandeten Schiffes dem Finder gehörte (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 291). baban: Verballhornung von Barbar. Breitschwanzschaf (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 219). HS K, fol. 22v: des schwancz wz so gros als ain ander schǎf steht rechts auf der Seite des Blattes, in Abwärtsrichtung geschrieben. raczen: ratz, ratzen, Ratte (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 262; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 164). agrosten: schweiz. agrest, Elster (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 6). Diese von Konrad Grünemberg beschriebenen Tiere könnten für den Tiergarten bestimmt gewesen sein, der zwischen Stadtmauer und Antoniuskirche von Großmeister Pierre d’Aubusson errichtet wurde. Er wird allerdings erstmals 1493 erwähnt (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 219).

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[fol. 35v] Am samstag sant margreten tag563 umb fiere am abend fůrend wier von Rodiß amweg baid bilgrim galleigen und kam uns ain frischer wind inn boppa. Und so wier also wol sechstzig mil gegen zippern wertz komen, so erblikt unser tag wachter, der oben uff dem gabio564 ze obrest uff dem segelbom was, driger schiff, so ir segel und faren gegen uns gestelt haten.565 Der selb wachter růfft glich misser Agustinus de Conterine, das was unser patron, wie er wit sech drig gros bartschen, das sind mer rober schiff mit vollen segeln gegen uns her strichen. So bald das beschach, gebot der patron unser segel ab ze nemen, damit wier numen fast füren und macht man ainen clainen segel ze obrest im gabio uff dem grosen segelbom uff. Dǎmit gab unser patron diesem bilgrinschiff zaichen, das sÿ sich uff das schnelest ze im tätten, es wäre not. Des gewarot glich Pire Lando,566 der was patron uff diser galleigen und bilgrin schiffe, und spien fier gros segel uff das höchst, also das er in kurtzer zit wit gefaren bald ze uns kam und gelich so stricht her in ain clain schiff mit vil segeln ain gripperig,567 was ain koffman von Venedig, der fůr von Barut568 ainer stat inn der haidenschafft. Da hatte er pfeffer gekofft. Und wǎrent zwo bartschen oder röber an inn komen und hattend inn lang gejagt und hielt also das geflochen schiff zwuschen baiden bilgrinn schiffen. Unsre zwaÿ schiff wǎrend in al wer geschikt, das al stain und schlangen buchsen ÿetlich irn an zunder hat, des glichen all hand buchsen und armbrost schutzen und vil lantzen, stůnd ÿederman in sinem geschik glich. So sind die zwaÿ rob schiff ze nächst bÿ uns, die wǎrend us der masen costlich569 zů gerust von gar vil venen und ze baiden [fol. 36r] sitten ain stain und schlangen buchs an der andren. Und stond och ob ÿetlicher buchs ain anzunder, das wier die liechter eben sǎchen. Die schiff alle fünffe hielten also und schwigen stil. Dem nach fǎcht unser comit, das ist der, der das schiff regiert, an pfichen mit ainer silbrin pfiffen, so er stätz am hals hǎt, und růfft daruff mit luter stim und fordret be563 564

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15. Juli 1486 (Samstag). In HS K, fol. 23r, steht hier Sonntag. gabio: gabia, geba, cabie, kebe, it. gabbia, venez. gheba, Mastkorb (Wis: Ricerche, 123). In der HS K ist diese Episode der Rückfahrt zugeordnet. Piero Lando, der zweite Patron, der 1486 eine Galee ins Heilige Land steuerte. gripperig: grippen, gryppen, grieppen, grypen, griffen, grüperea, it. grippo, venez. gripo, gripa, griparia Brigantine, Brigg, kleines Korsarenschiff, einmastiges Segelboot (Wis: Ricerche, 136). Beirut (arab. Bairūt) ist die Hauptstadt des heutigen Libanon Sie liegt an der Levanteküste am östlichen Mittelmeer, ungefähr in der Mitte des Landes in NordSüd-Richtung. costlich: kostelich, köstlich, kostbar, herrlich (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 113).

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schaid.570 Den zů geben versagten sÿ dri stund. Do het sich ÿederman verwegen, es wurde als ze trumern gǒn. Also fǎcht der comit inn der bartschen ainer an pfiffen und gibt darnach beschaid, also sÿ wären uß dem kunkrich von Sezilia571 und furen uff ir abentur, doch so begerten der herschafft von Venedig noch den iren nuntz ze tůn. Also lies ÿeder segel an und fůr sin strǎs, das clain schiff fůr ain wil mit uns, bis es ain bort ergraiff.572 Item darnach gůttemtag573 und zinstag574 hattend wier bonatzen, das ist stil wetter und fieng unser galleigen an drigen ortten an ze rinnen. Und verukt man al trög und zerbrach all stantzien und warff man das sant unden im schiff uff das ain ort und zimrot575 und schobet576 das schiff, darnach die ander sitten och also. Die wil lǎgent wier umerdar tag und nacht oben im schiff bÿ den schiff knechten, haist man dort gallÿotten.

[1.4.7] [Zypern] Und an der mitwochen der nunzechend tag julÿ577 koment wier in Zippern578 zů ainem port, Linisso579 gehaissen, ist von Rodis dru hundert mil. Das ist ain 570

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beschaid: bescheid, bescheit, Erklärung, Nachricht, Gebot, Befehl, Bedinung, Bestimmung, Anordnung, Verpflichtung, Aufgabenbereich, Abmachung, Auskommen, (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 29; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 29; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 16; Götze, Frühneuhochdeutsches Glossar 28). Sizilien. Die Schilderung dieser Begebenheit ist in HS K, fol. 22v-23r, ausführlicher und detailierter. Beispielsweise wird in der HS K zusätzlich festgehalten, dass das Kaufmannsschiff aus Beirut kam und Pfeffer geladen hatte. 17. Juli 1486 (Montag). 18. Juli 1486 (Dienstag). zimrot: zimmern (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 58). schobet: schoben, schubweise wirken, tätig sein (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 185). Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 58, übersetzen mit „dichten“ im Sinne von „abdichten“. 19. Juli 1486 (Mittwoch). Insel Zypern im östlichen Mittelmeer. Jakob II. Lusignan (Kg. 1460; † 1473), der illegitime Bruder des Königs Janus (1398-1432) usurpierte das Inselreich und heiratete die venezianische Adlige Caterina Cornaro (*1454; Kg. 1474; † 1510), die nach dem Tod ihres Mannes und ihres Sohnes Jakob III. (* 1473; † 1474) zunächst von Venedig entmachtet wurde, um dann im Februar 1489 auf Drängen Venedigs abzudanken und das Königreich Zypern an Venedig zu übertragen (vgl. LexMA 9, 742; Korst / Hoff: Zypern-Handbuch, 24/25; Rösch: Venedig, 74; Kretschmayr: Venedig, 388-391). Limassol (griech. Lemessos), an der Südküste Zyperns.

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zerbrochne stat und ain bistum580 und sitzt der bischoff noch da mit hus, waß domǎls ain Francoß. Da ligt ain schloß,581 daruff habend die Venediger ainen amptman stätz uff. Inn das selb schloß legt unser patron zwen in gefangen ab unser galleigen. Der ain hat sich in unser galleigen haimlich gestollen dem patron unwissend, der ander sagt ainem haiden, wer ÿederman im schiff was. [fol. 36v-37r] [Bild: Limassol, mit Bildlegende Liniso] [fol. 37v] Item zů Liniso zů nächst am mer, wǎn man grebt inn den sand, findt man gůt süs waser gantz nuntz nach dem mer schmekend. Wier bilgrin liesend unser barilen oder fäslin och da fullen und stond noch da zwo kriechisch kirchen. Der bischoff da halt sine ampt nach der romischen kirchen. Die edel und kungklich insel hǎt zů erst gehaisen Techim, darnach Paphus582 und darnach Zippern. Inn der insel hat gewont die göttinn Veneris583 mit sambt andern götinen und ist etwinn das land von den poeten och genempt worden die insel aler wollustikait. Dar erschinen och die gaben Bachus584 miltklich. Denn die truben sind da fast groß und süs gelich dem honig und wirt da so gůtter win, das inn on gemengt mit wasser niemans wol geniessen mag. Da ist der vol aler genůgsamkait von flaisch aler wilprät585 und wolgeschmakten fruchten. 580

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Während der Herrschaft der Lusignan und später durch die Herrschaft der Venezianer (1260-1571) verlor Zypern seine Autokephalie und wurde direkt dem Papsttum unterstellt. Vermutlich die fränkische Burg von Limassol. Ihr Kernbau samt der gotischen Halle stammt aus dem 14. Jahrhundert, die anderen Teile der Festung gehen auf die Türkenzeit zurück (vgl. Schneider: Zypern, 90/91) Pafos, nach alter Schreibweise auch Paphos, (griechisch Πάφος Páfos, türkisch Baf) ist heute nach Nikosia, Limassol und Larnaka die viertgrößte Stadt Zyperns. Venus, vgl. oben S. 344, Anm. 488. Der Sage nach ist Venus (= Aphrodite) nach ihrer Geburt auf Zypern an Land gegangen. Die Schaumgeborene, auf dem angeblichen Ursprung ihres Namens aus aphros, „Schaum“, basierend, entstieg in Paphos auf Zypern dem Meer: Kronos, der jüngste der Titanen, hatte die Geschlechtsteile seines Vaters Uranos abgeschnitten und ins Meer geschleudert. Schaum sammelte sich in ihrem Umkreis und sie verwandelten sich in eine Frau. Das ca. 15 km südöstlich von Paphos gelegene, ältere Paláia Páfos war ein bedeutendes Zentrum ihrer Verehrung. Aphrodite trug daher auch den Beinamen „Paphia“ (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, 55-57). Bacchus, römischer Gott des Weines und der Ekstase, benannt nach einem Beinamen des griechischen Dionysos (vgl. Grant / Hazel: Lexikon, S.87, 125-131; Fink: Who’s who, 70). wilprät: wiltbrât, wiltbræte, Wildfleisch, Wildbret (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 322). Getreide, Wein, Zucker, Baumwolle, Salz und Wildbret waren die wichtigsten Exportartikel Zyperns, die auch das Interesse der Venezianer an der Insel begründeten (LexMA 1, 744-745).

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Ain wenig hinder Liniso stond etlich wäld,586 dar inn wechst vil sant Johanß brot587 an studen588 und sagt uns da ain kriechischer priester, gar vil gewurms589 inn dem genanten gestud oder holtz sin. Limiso hat zerstort ain soldan,590 der hat gehaissen Sardanachier.591 Item waß hernach geschriben stat zwuschmen denen rodten linÿen oder strichen habe ich am widerfarn im land Zipern gesechen. Also ich wider haim zoch und wenn die zwo roten linÿen fürgond, so fǎcht denn die fart wider an gen Jerusallem. [Roter Trennstrich über die ganze Seite] Item am widerfarn warffe uns ain gar grulliche592 vortůn an ain ander port in Zippern, Sallina593 [fol. 38r] gehaissen. Inn dem selben port funden wier drÿg groß naffen, so da saltz lůden und och da liesend holtzen uf die schiff. Sallinen unden am berg nächst dem mer ligt ain ainig huß, dar vor stǎt ain bach offen und ain hut von lob uber schossen, das es benem die sunnen und schatten mache und die Zipritschen kofflut koment da hin, da sÿ soliche grosse schiff da wistenn. Des glichen die kofflut ab den fieren schiffen fůrent in barken mit ir koffmanschatz hinuß zů dem genanten ainigen huß, under die gemelten schöpf oder hütten, und ward da von den lantzluten und den gesten mengerlai sa586 587

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wäld: weld, welde, pl. Wälder (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 227). Johans brot: Johannisbrotbaum, Karubenbaum, lat. und botanischer Name Ceratonia siliqua, hebr. charub. Der lat. Name hängt mit der Bedeutung “Horn” zusammen (vgl. Lc 15,16). Der Johannisbrotbaum ist ein immergrüner Baum, der im Mittelmeerraum und Vorderasien verbreitet ist. Johannisbrot war neben Salz aus dem See von Larnaka ein lukratives Exportgut (vgl. Keel / Küchler / Uehlinger: Orte, 94/95). studen: stûde, Staude, Pflanze, Strauch, Busch, Baum (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 316; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 215). gewürms: Menge von Würmern, Ungeziefer, kriechenden Tieren, Schlangen oder Drachen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 131; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 72). soldan: solldan, soldaen, soldain, soulda(i)n(e), suldan, soltan, sult(h)an, it. soldano, Sultan (vgl. Wis: Ricerche, 242-243). Die Kriegszüge des Sultans Sheik al-Muayyad gegen Zypern in den Jahren 14251426 sind hier wohl gemeint (vgl. Herz: Hans Tucher, 366; Hill, Georg: A History of Cyprus, Cambridge 1948-1952, 473). grulliche: grûlich, griulich, grûwelich, grausig, grässlich, greulich, schrecklich, Furcht erregend, grausam, hässlich (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 141). Salines, heute Larnaka (Zypern), an der Südküste der Insel. Salines wird von Herz fälschlicherweise mit der Stadt Salamis an der Ostküste der Insel Zypern identifiziert (vgl. Hans Tucher, 367).

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elczamer war und koffmanschafft zögt und usgelet. Die kofflut von zipern hatend vil tůch, genempt samadinn,594 schamlot595 und sinewafen linwat.596 So haten die inn schiffen vast Venediger und Nüremberger gatung und ward umb vil gůtz dǎ gekǒfft und gemarkttot. Item nachent darbÿ ligt gar ain sältzamer tempel von vil gewelben und von dem tempel vilicht fünff armbrost schutz gegen berg ligt oben uff wie ain wiger,597 schatzten wier bilgram sin ainen dritel ainer tutschen mil lang und halben so brait. Inn der selben gruben oder wiger598 ist es vol wie ain brun öl und ist och also faist.599 Und wenn ainer das versůcht, so ist es im mund gantz versalczen. Und solichs witter ze ergrunden, legten wier uns uff den buch600 und griffen, ob wier des ainen grund erraichen möchten mit den armen. Do griffen wier bis an den boden und brǎchten herus, glich wie let601 oder laim, von farw gantz schwartz und och also faist als kain öl oder schmalcz. Und ist zů wissen, wenn die sunn zwen tag schint uff den genanten wiger oder grůben, [fol. 38v] so wirt der genant wiger oder se uber zǒgen, gelich also wär er uber froren von gůttem fürbundigem saltz, wiß als der schne und wol anderthalben 594

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samatein, sammat: Adjektiv aus Samt, Seide (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 199). schamlot: schamlet, ztschamlot, schamelât, schamlât, schamblât, franz. camelot, mlat. camallotum, arab. khaml, khamlah, Stoff in Leinwandbindung mit Seidenglanz, aus Kamelhaar gewebte Stoffart (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 202; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 184). Die Tuchwerkstätten in Nikosia (heute Levkosia) stellten hochwertige Stoffe her, von denen Konrad Grünemberg hier berichtet (vgl. LexMA 9, 745; Heyd: Geschichte des Levantehandels, II, 693-695). linwat: lînwât, Leinwand, Leinen, Leinenzeug (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 208). sinewafen linwat: sehr feines Leinen (vgl. Vrankrijker: Pelgrimstocht, 100, Anm. 109). Salzweiher bzw. -see südöstlich von Larnaka auf Zypern, der bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts zur Salzgewinnung genutzt wurde. Der Salzsee wurde oft von den Reisenden beschrieben (vgl. Schneider: Zypern, 75/76; Korst / Hoff: Zypern-Handbuch, 166; Balard: Mercanti-viaggiatori, 280; Esch: Parallelberichte, 168/169, Heyd: Geschichte des Levantehandels, II, 9/10, 426). wiger: wîgerlîn, wîerlîn, kleiner Weiher (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 320). faist: feist, vaizt, dick, fett, ergiebig, fruchtbar (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 78). buch: Bauch. let: lette, lett, Lehm, Ton, Tonerde (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 205; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 160; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 125; Götze, Frühneuhochdeutsches Glossar 150).

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schůch dik. Das howt man denn ab und legt die stuke oder knoren an die sunnen, so wirt das salcz hert und gelich aim lustigen kristallen. Das saltz mag ÿederman da holen umb sunst. Wier sachenn da mit drig groß naffen laden. Und so dik man dz salcz abnimpt, so bald die sunn zwen tag daruff schint, so ist anders da wie vor. [fol. 38v-39r] [Bild: Larnaka auf Zypern, mit Bildlegende Sallina] [fol. 39v] Item zů Sallina uff der galleigen sagt uns ein galyot oder schiff knecht, das da so nachen als ain tagrais laeg die schon und zierlich stat Famagussta.602 Och läg och ainer tagrais wit die stat Nikossÿa.603 Dem nach karten unser etlich zů unsern patronen und schifheren und batend die, das sÿ drig tag in dem port welten stil ligen und unser warten, bis wier die genanten stet besechen. Das sagten sÿ uns baid zů mit gůttem willen und sagtend uns witter, das bÿ Famangust zwo mil witer läg ain alte zerisne stat Costus genant,604 da wär die hailig junkfrow sant Kattrin geborn wordenn.605 Also bestalten wier zů Sallina roß und essel und riten umb fiere gegen nacht us mit namen Sigmund 602

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Famagusta, heute Gazimağusa (Zypern), an der Ostküste Zyperns. Heute gehört es der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern an. Famagusta war nomineller Sitz der Könige von Jerusalem aus dem Geschlecht der Lusignan, auch nach dem Fall von Akkon und Tyrus hielt der König von Zypern die Königswürde von Jerusalem weiterhin als Titularkönig (vgl. Schneider: Zypern, 201, 232 und 286; LexMA 9, 741). Nikosia (gr. Lefkosía, türk. Lefkoşa), ist die Hauptstadt der heutigen, griechischen Republik Zypern im Zentrum der Insel. Salamis bzw. Constantia (Zypern), nördlich von Famagusta, Mitte des 4. Jahrhunderts durch ein Erdbeben beschädigt und von Constantius II. wieder aufgebaut. Danach in Constantia umbenannt, seit Mitte des 7. Jahrhunderts zerstört (LexMA 7, 1285). Grünemberg meint mit Costus die Stadt Constantia auf Zypern, die von den Pilgern häufig Costus oder Kostus nach dem Vater der Hl. Katharina genannt wird, der als König von Famagusta hier residierte (vgl. Kraack: Zeugnisse, 102; Balard: Mercanti-viaggiatori, 279; Esch: Parallelberichte, 171; Conrady: Vier rheinische Palästina-Pilgerschriften, 277-278, Anm. 183-184). Hl. Katharina von Alexandrien (* in Zypern (?), † 306 (?) in Alexandria in Ägypten), Märtyrerin, eine der vierzehn Nothelfer. Im 10. Jahrhundert wird das Sinaikloster als Aufbewahrungsort ihrer Gebeine bekannt. Nach einer legendären Passio des 6./7. Jahrhunderts war Katharina die Tochter des Königs von Zypern. Sie erlitt angeblich in Alexandria unter Kaiser Maxentius (306-312) ihr Martyrium; er ließ sie geißeln und ein Rad mit spitzen Eisen aufstellen, um Katharina zu peinigen. Nachdem ein Blitz das Rad zerstört und den Henker getötet hatte, schlug man Katharina den Kopf ab. Dargestellt wird die Heilige als fürstlich gekleidete Frau mit Krone, Buch und Märtyrerpalme, zu ihren Füßen als Attribut ein (zerbrochenes) Rad (vgl. Sauser: Katharina von Alexandrien, 1213-1217). Zur Legende der Hl. Katharina vgl. Legenda aurea, Von Katherina (Jacobus de Voragine, 917-927).

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grauffe ze Lubfen,606 Ditz truchsäs zů Wetzhussen,607 Gotschalk von Sternberg,608 Cuntz vonn Helmstat,609 Bollaig von Rischach,610 Friedrich Holup von Stokǎw,611 Conrat Grünemberg ritter mit unsern knechten. Und koment ze 606

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Sigmund von Lupfen, Landgraf zu Stühlingen (* vor 1430; † 1494), 1438 Herr zu Hewen und Engen Hohnack und Hohenlandsberg/Elsass, österreichischer Rat (vgl. Schwennicke: Stammtafeln Schwaben, Tafel 94; Reichert: Welsche Gäste, 22). Die Familie der Grafen von Lupfen mit der Stammburg Lupfen ist von der der Grafen von Lupfen mit der Stammburg Stühlingen zu unterscheiden. Die 1065 erstmals genannten Herren von Lupfen hatten die Herrschaft um die Burg Lupfen bei Tuttlingen an der oberen Donau inne. Nach 1256 teilten sie sich in die Linien Lupfen-Lupfen (bis 1439) und Lupfen-Stühlingen (bis 1582) (vgl. Köbler: Historisches Lexikon, 367; Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, Band 2, 544). Dietz Truchsess von Wetzhausen. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts war Wetzhausen Stammsitz des Geschlechts der ministerialischen Truchsessen von Wetzhausen (vgl. Köbler: Historisches Lexikon, 718; Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156). Aus der Familie ist vor allem Martin Truchsess von Wetzhausen, Hochmeister des Deutschen Ordens von 1477 bis 1489, bekannt (vgl. Jähnig, Bernhard: Martin Truchess von Wetzhausen, in: Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. von Udo Arnold, Marburg 1998, 147-150). Zu dessen Vorfahren bzw. zur Familie gibt es nach der Auskunft Jähnigs, 147, keine direkte Überlieferung. Gottschalk von Sternberg, Herr von Schloss Callenberg bei Coburg. Die Grafen von Henneberg gaben es 1317 den Herren von Sternberg zu Lehen (vgl. Mahnke, Fritz: Schlösser und Burgen im Umkreis der Fränkischen Krone, Coburg 1974, 55-57). Gottschalk von Sternberg ist als Mitstreiter Wilwolts von Schaumburg bei Ludwig von Eyb überliefert (vgl. Ludwig von Eyb, Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumburg, 70). Möglicherweise besteht auch eine verwandtschaftliche Beziehung zu Hans von Sternberg, der 1514 über Santiago de Compostela ins Heilige Land pilgerte (vgl. Eisermann / Reichert: Hans von Sternberg). Zur adligen Familie Sternberg bestand vermutlich keine Verbindung. Diese, seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts belegte Familie, teilte sich im 13. Jahrhundert in eine böhmische (tschech. Šternberkové oder ze Šternberku) und eine mährische Linie, die im 16. Jahrhundert ausstarb (vgl. LexMA 8, 131; Köbler: Historisches Lexikon, 630; Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156; Pánek, Jaroslav: Historický spis o pánech ze Šternberka a otázka autorství V. Březana, in: Sborník archivních prací 33 (1983), 443-482). Contz von Helmstatt (vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156). Bolaig von Rischach (vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156). Friedrich von Stokaw (vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156). In der HS G, fol. 44r, ergänzt Grünemberg bei der Aufzählung der Pilger auf der Gallee zusätzlich zum Namen den Nennnamen genempt Hollup, vgl. unten Edition des Reiseberichts, S. 370, Anm. 56.

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mitternacht in ain klain dörfli, da ǎssent wier käs und brot. Und fundend da gar gůtter win und gabend den pfärten und eseln ain futer von spelten, sǎssent glich wider uff und ritend dennocht vor tag bis nächst an die mur gen Famengust. Also das wier die nacht riten zwaintzig wältsch mil. Die wachter zů Famengust schrugen und bliessent uns an. Also fragten wier, wǎ wier den nächsten riten gen Costus und nach vil red ward uns us der stat uber ain nider gelassen brug zů gesant, der fůrt unß gen Costus. Do was es angender tag worden und so man nachen hin zů kunt, so rit man neben ainer zergangen staind brug hin, die vast lang solicher gestalt. [Bild: Verfallene steinerne Brücke] [fol. 40r] [Bild: Constantia, mit Bildlegende Costus] Item Kostus ist ain gar alt zerissen schloß und stat und hǎt das gebuwen kung Kostus, der hat es im och nach gehaissen, und ist alda gestorben mit sinem gemachel. [fol. 40v] Und sagt man, sÿ baide im schloß begraben sin worden. Und wie wol er kung in Allexandria och was, so sagent doch die alten historia, sant Kattherina zů Kostus geborn sin und alda kristenlichen globen gelert haben. Und welche landfarer dar komend, machend ze zaichen ain halbs rad.612 Wier ritend denocht umb zwelfe gen Famagust. Sant Barnabas613 ward zů Costus gemartrot. Und so bald wier da an die herberg komend, wǎrend da wol hundert tutscher fůs knecht, die luffend zů uns mit grossen fröden.614 Und brǎchtend irn hobtman, genant Conrat Bader,615 mit inn und stundent also uns vor tisch. Der hobtman saß bÿ uns und do kam der obrest bottenstǎt des lands und der stat us gewalt der Venediger und grůst uns och gar schǒn mit vil erbiettung.616 612

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Zeichen der Heiligen Katharina ist ein halbes Rad, da sie bei ihrem Martyrium das Rädern überlebte (Keller: Lexikon der Heiligen, 353). Hl. Barnabas (* in Zypern; † 61 (?) in Salamis bei Famagusta auf Zypern (?)), Apostel, Märtyrer. Barnabas, Sohn eines jüdischen Gutsbesiters auf Zypern, hieß eigentlich Joseph. Den Namen Barnabas erhielt er von den Aposteln. In der HS K ist diese Reliquie nicht erwähnt. fröden: vröude, vroude, vreude, vreide, vræde, vrœ(i)de, vriude, vröwede, vrôwede, vrouwede, Freude, Glück, Seligkeit, Frohsinn, (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 444; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 299). Konrad Bader, nicht näher identifiziert. Hier ist der venezianische Militärgouverneur Francesco Piuli gemeint, dessen Palast sich gegenüber der Nikolaus-Kathedrale befand und der die zyprische Königin Caterina Cornaro (* 1454; reg. 1474; † 1510) „bewachte“. Schon kurz nach dem Tod Jakobs II. († 1473) gaben die Venezianer dessen junger Witwe Caterina Cornaro „Berater“ an die Hand. Im Februar 1489 dankte die Königin offiziell ab und erhielt das Landstädtchen Asolo als Witwensitz von der Serenissima (vgl. Hellmann: Geschichte Venedigs, 131; Rösch: Venedig, 74-76; LexMA 9, 742). In

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Item dem nachen giengend wier zum ersten die kirchen haim zů sůchen. Und koment in den stifft santo Nicolǎ,617 ainer kierchen, so wunderkostlich also aine mag sin. Denn sÿ ist glich ainer musterantzen618 als von lobbossen und vigolen619 und bilden von stainn uber al gehowen kaines kostens noch zierde manglend. Und sind och da zwen glogen türn gancz dursichtig von solichem genempten werk geziert. Dero türn hat ÿetlicher von acht egen ain schnegen,620 darinn man uff staig bis zů den glǒgen, och durchsichtig und von groser kunst gemacht. Also das die kirch mit sambt den türnen mit der grossen kunst mer ze verwundren621 ist denn genůgsamklich die kunst und kost dar von ÿemans mug erzellen. Inn der kirchen ligt der lest vergangen kung [fol. 41r] Jacob622 neben dem fronalter gar in aim schönnen marmelstain. Man zogt uns da die hailtum und klainet der kirchen, darnach koment wier noch ze drÿen kirchen: Barfůser, Kriechen und Armenniger.623 Die wil hat unß zů gerüst der hobtman ain kostlich kolatz,624 uns furend in sin huß, und kainer frö-

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HS K, fol. 26r, wird Piuli als kappitani von Venedÿ bezeichnet (it. capitano, Militärkommandant, Hauptmann, Kapitän, Anführer, vgl. Wis: Ricerche, 151-152). Nikolaus-Kathedrale in Famagusta, erbaut 1298-1326, eine der beiden Krönungskirchen der Lusigans. In der Sophien-Kathedrale in Nikosia wurden sie zu Königen von Zypern, in der Nikolaus-Kathedrale in Famagusta zu Königen von Jerusalem gekrönt. Wenige Jahre nach dem Fall von Akkon wurde der Grundstein zur Kathedrale im Jahr 1298 gelegt, 1326 wurde die Kirche geweiht. Nach der Eroberung Famagustas durch die Türken im Jahre 1571 wandelten diese die Kathedrale zu einer Moschee um (vgl. Schneider: Zypern, 286-288; Gallas, Klaus: Zypern. Insel der Aphrodite, Stuttgart 2004, 148; Jeffery: Description, 116-127; Enlart: L’art, I, 268-300). musterrancz: mustranz, Monstranz, Gefäß zum Zeigen der Hostie (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 163). vigolen: Fialen, griech. phiale, architektonische Zierformen der Gotik, eine schlanke, spitze Pyramide, die besonders häufig als Bekrönung von Strebepfeilern und als seitliche Begrenzung von Wimpergen auftritt (vgl. Koepf: Bildwörterbuch der Architektur, 151/152). schneg: schnek, Schnecke, Wendeltreppe, durch Wendeltreppe zugängliches Bauwerk (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 209; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 193; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 62, Anm. 1). HS G: Buchstabe r über der Zeile hochgestellt. Jakob II. Lusignan (Kg. 1460; † 1473), bzw. sein Sohn Jakob III. Lusignan (* 1473; † 1474). Franziskaner, Griechen und Armenier. In der HS K, fol. 26r, erwähnt Grünemberg anstatt der Griechen Jorgitter. kolatz: kolacz, kollaz, kollation, collâcie, lat. collatio, Schmaus, Abendmahl, Nachtessen, Ansprache (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 112; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 138).

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den noch gůter frundschaft mit grosem kosten gegen uns manglend. Wier gaben kurtesig zwen tugaten und giengent witter in das kungklich schloß, da wier durch geriten wǎren, ze besechen. Item wier sachent ze Famagust in unserm wirtzhus vil folks, so ains tags vor ilenß entrunnen625 was und inn die Turken ir haim wessen angewunnen haten. Und sagten uns, ir frund vil do mǎls getöt sin, ir hatend och etlich noch frisch wunden. Item gegen dem abend riten wier hinweg und gab uns der hobtman das glait mit etlichen pfärdten. Die fůsknecht dero hundert waß lufend umb uns wol ainer fiertal tutschen mil wegs und namend urlob von unß. Item zů Nikossia ist der kunginen626 geordneter sitz. Da hin rit och, wer den orden oder geselschafft mit den swärten gern haben wolt.627 Man findt och etwinn ainen ze Famagust, der den och gibt us gewalt der kunginen.628 Item inn der insel Zippern ist frömden luten gar hart ze wonen, denn ir mugend wenig erfunden, da alt ze werden von ungesundin des lantz und fruchten. [fol. 41v-42r] [Bild: Famagusta, mit Bildlegende Famagusta]629

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HS G: entrunnnen. Caterina Cornaro. Konrad Grünemberg führte den zyprische Schwertorden bei seinen Orden und zeichnete diesen auch neben seinem Wappen am Ende des Reiseberichts, vgl. unten S. 467 (HS G, fol. 96r). Diese Episode über die Verleihung des zyprischen Schwertordens nicht in der der HS K enthalten. Hier endet der Einschub bzgl. der Rückreise und der Erlebnisse in Famagusta. In der Handschrift ist allerdings keine rote Linie zu finden, die das Ende des Einschubs kennzeichnet.

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[2]

[DAS HEILIGE LAND]

[2.1]

[Ankunft im Heiligen Land]

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[fol. 42v] Darnach am frittag vor sant Maria Magtolenen tag1 fůren wier von Liniso und hettend den tag grosen gegenwind, aber inn der nacht kam uns ain frischer wind inn poppa und am sunntag sant Marien Magtolenen tag2 um festber3 zit sǎchent wier das hailig land, die zwen türn ze Jaffen.4 Aber wier mochtend die nacht nit da hin komen und nach alter gůtter gewonnhait viengen wir bilgram all an ze singen: „The deum lǎdomus“ mit etlich collecten, mit grosem andǎcht und fröden.5 Item am gůttemtag6 nach mittag sant Jacobs abend koment wier gen Jaffen, also nachent als vilicht drig armbrost schucz. Von Liniso gen Jaffen zelt man dru hundert wältsch mil. Die Sarrecenen oder haiden luffend vil uff die zwen türn und besachent uns und stackten dem nach uff ainn turn7 ain rot panner und gabend uns damit ze erkennen: frid. Dem nach nǎmend wier segel ab und wurfen zwen anker und noch des tags schikt unser pattron sinen schriber, ainen berichten gesselen,8 gen Jerusallem wertz umb das glait. Also lǎgend wier

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21. Juli 1486 (Freitag). 23. Juli 1486 (Sonntag). festber: Vesper. Jaffa (it. Zafo, arab. Yaffa), arabische Bezeichnung für die an der mittelpalästinensischen Küste gelegene Hafenstadt Joppe, heute ein Teil von Tel Aviv (Israel). Der Namenswechsel ist nach der arabischen Eroberung 636 erfolgt (vgl. MurphyO’Connor: Holy Land, 432-435; Külzer: Peregrinatio graeca, 179/180). Te deum laudamus wurde immer von den Pilgern gesunden, sobald man das heilige Land erblickte (vgl. dazu auch Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 115; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 16). 24. Juli 1486 (Montag). Jaffa war Ende des 15. Jahrhunderts auf Grund der vielen Zerstörungen nur noch „ein Abglanz seiner selbst“, von den Gebäuden standen nur noch zwei Türme und verschiedene „Gewölbe“ (vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 29). geselen: geselle, gsell, xell, guter Kamerad, Gefährte, Standesgenosse, Bursche, junger Mann, Standesgenosse, Handwerksgeselle (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 118; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 109; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 65; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 104).

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sechszechen tag stil am anker und wigot und gnapot9 das schiff gar us der mǎusen fast die genanten zit, wurdent unß vil bilgrin krank, dero och etlich endottend. Item inn den tagen kam Pire Lando,10 des andren bilgrin schiffs pattron, der legt sich och solicher wite gegem [fol. 43r] land.11 Der schikt och glich der mǎsen umb das glait gen Jerusallem wertz. In solichem langem warten fůren wier inn den barken neben Jaffen ain halb mil, ze ainen schroffen,12 ligt frig im mer. Da selbs am land stůnd unser her und růfft sant Petern, der trat glich us dem schiff ufs mer und gieng zů im, da selbs facht der erst aptlǎs an T.13 Und so wier von dem schrofen wider faren gegen unser galleigen zů, do sachent wier die haiden neben Jaffen her ziechen zů roß und zů fůß und fast vil kemel,14 esel und roß, so alle geladen warend. Also entludent sÿ die genanten tier und schlůgend da vil hütten uff und machtend kuchinenn.15 Also kert sich unser patron mit siner barken und wolt faren zů den haiden, etlich spis ze koffen, denn wir dero gar notturfftig gewessen wären. Aso bat min gnädigoster her,16 hertzog Hans von Bairn,17 den pattron, inn mit im och ze nemen. Nam 9

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gnapot: gnaben, wackeln (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 74; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 109). Die Galee Landos kam am 28. Juli 1486 vor Jaffa an (vgl. Georges Lengherand, 110). In HS K, fol. 27v, gibt Grünemberg an, dass Lando seine Galee ein wenig weiter vom Land entfernt ankerte als Contarini. Es handelt sich bei diesem Felsen um den sog. Andromeda-Felsen. Andromeda ist in der griechischen Mythologie die Tochter des Königs der Aithiopen, Kepheus, und der Kassiopeia. Weil diese sich für schöner als die Meergöttinen (Nereïden) gehalten hatte, sandte Poseidon das Seeungeheuer Ketos sowie eine Flut. Um das Land von dieser Plage zu befreien, wurde Andromeda auf Grund der Weissagung eines Orakels an einen Felsen am Meer geschmiedet, um dem Ungeheuer geopfert zu werden. Perseus besiegte es, befreite sie und nahm sie zur Frau (vgl. Fink: Who’s who, 42/43; Grant / Hazel: Lexikon, 48; Reichert: Eberhard im Bart, 29). Mt 14,22-36. kemel: kemeltier, kembeltier, Kamel (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 182; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 138; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 106; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 133). kuchinen: kuchin, küchen, kuche, kuchen, kuchein, lat. coquina, Küche (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 195; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 153; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 117; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 143). HS G: her über der Zeile nachgetragen und mit einem Verbindungsstrich zur richtigen Textstelle verbunden. Herzog Johann von Bayern, vgl. oben S. 307, Anm. 199.

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mich sin gnad mit und fůren ze den haiden an ir land. Och warend bÿ uns zwen Barfůsser heren, die kundent baid haidnische sprǎch. Die haiden gabend uns ze koffen etlich brot zelten,18 wǎrend gar ruch19 und nit halbs gnůg gebachen. Dem nach fiengent die haiden uns an ze schelten und brǎchend das glait an uns und zuchten20 etlich und durch stǎchend uns den ainen Barfůsser heren wol dru mǎl mit ainem langen tegen.21 Unser kainer hete inn nie kain laid getǒn. Also fluchent wier gar geschwind inn unser barken und fůrent ilentz uff unser galleigen. Ich sach kainen, der vil brächt, das er da kromet hat. Der elend gůt Barfuser her lag dört am sand, den lies unser batron holen zwen galigoten oder schiff knecht, die fůrend mit grosen sorgen, aber si22 můsten das genöt tůn vom pattron, darnach endet er.23 [fol. 43v] Item des tag sasent wier inn der popen im schiff und sachent nǎchen bÿ uns im mer vil fisch vast groß,24 die bisend25 oder gailtend26 sich mit ain andren, das wier inn dik köpf und schwentz sachen von den schlingen und schlachen mit ir schwentzen, giengen groß wellen und ain starker stůrm.27 18

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zelten: zelte, Kuchen, flaches Backwerk, Fladen (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 256; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 331; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 234). ruch: rauh, hart, grob (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 271; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 188; ; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 172; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 180). zuchten: zucken, zocken, zücken, reißen, (mit Gewalt) ziehen, rauben, stehlen, stechend schmerzen (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 260; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 237). In der HS K, fol. 27v, wird die Waffe als krumen tegen, als ein Krummsäbel, angegeben. HS G: si über der Zeile nachgetragen. Hier in einer letzten Zeile von anderer Hand unleserliche Notizen, von derselben Hand und in derselben Tinte sind auch die Bemerkungen auf HS G, fol. 9r. Delphine werden von den Pilgern gerne in ihren Berichten erwähnt (vgl. auch Hans Stockar, 40; Johannes Münsinger, 148; Johann Meisenheimer, 80; Hans Bernhard von Eptingen, 222; Heinrich Wölfli, 28; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 174; Reichert: Eberhard im Bart, 26). Konrad Grünemberg bildet die Delphine auf seiner Illustration von Jaffa ab (vgl. Bildkonkordanz, Nr. 25 und Bildtafeln, Abb. 9). In der HS K, fol. 28r, werden sie auch namentlich erwähnt. bisen: rennen wie von Bremsen geplagtes Vieh, losgehen auf (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 39; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 22). gailen: geilen, sich freuen über, sich erfreuen an, übermütig sein, fröhlich sein, froh werden, spielen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 102; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, S.104; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 58; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 99). HS G: strům.

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Item die haiden brǎchten unserm battron ain gros schiltkrotten zů einem grůs und schankung,28 die hat uff ir ainn hürninn29 schilt, der was fünff spang lang und fier brait. Item der sechst tag agusste30 koment gen Jaffen der her von Jerussallem31 mit ainem sun, der kalin32 und der trutschelman,33 der schriber und etlich hern und gar vil der mameluken, das sind verlognet cristen, und koment wol mit hundert pfärdten und me fůsknecht und fůrend des tags uff unser schiff und besachent al koffmanschafft daruff und kromten34 vil scharlot. Der pattron ließ inn teppich uf den herd ströwen,35 daruf sausend sÿ. Der pattron ließ inn mengerlaig36 essen machen, aber sÿ benugt des nit und lofend inn die kuche und no28

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schankung: schank, schanc, schenk, schenkung, schänkin, schanckhung, Geschenk, Gabe, Bestechungsgeschenk, das Überreichen von Geschenken (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, S.205; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 179; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 184). hürnin: hürnîn, hurnîn, hurnen, horn(în), aus Horn, hörnern (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 168; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 96). 6. August 1486 (Sonntag). Seit 1250 gehörte das Heilige Land zum mamlukischen Sultanat in Kairo. Jerusalem war Sitz eines Gouverneurs im Range eines nahib, der seit 1376 Kairo direkt unterstand (Reichert: Pilger und Muslime, 5). Zu den Gesprächen und Verhandlungen der Pilger mit den mamlukischen Behörden vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 29; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 16. kallin: calin, kalin, callin, gallin, Übersetzer, Dolmetscher aus dem Arabischen, anderes Wort für trutschelman (Wis: Ricerche, 145), u. U. eine Verdrehung des arabischen Wortes kulaguz in der Bedeutung „Wegführer“ (vgl. Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 61, Anm. 182). Der kallin war allerdings mehr als nur Dolmetscher: Als hoher arabischer Beamter, vom Sultan in sein Amt eingesetzt, war er als Geleitsmann für sämtliche Belange der Pilger während ihres Aufenthalts im Heiligen Land zuständig. Grünemberg bezeichnet ihn als obersten Hauptmann des Geleitzuges: der callin, der obrest hobtman des raisigen zug. Nach Röhricht war er auch Vorsteher des Johanniterhospizes in Jerusalem. trutschelman: trozelman, trozilman, drötschelmann, trucz(e)lman, truts(ch)elman, trutz(sch)elman(n), trütz(sch)elman(n), drutzelman(n), drütschelman, it. turcimanno, beauftragter Dolmetscher, der Reisenden und Pilgern als Geleiter und Schutz beigegeben wird“, seit dem späten 15. Jahrhundert belegtes Lehnwort aus dem Arabischen (vgl. Wis: Ricerche, 260; Grimm: Deutsches Wörterbuch, Band 22, 1439 (Zitat); Eisermann / Reichert: Hans von Sternberg, 229). kromten: kromen, kaufen, handeln, vgl. oben S. 312, Anm. 238. ströwen: ströuwen, sträwen, strewen, streuen, ausschütten, ausdehnen, ausbreiten, breiten (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 228; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 214). mengerlaig: viele, hergeleitet von mengerlaikait, Vielfalt, Unterschiedlichkeit (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 169).

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ment den bilgrinn, was fur sich selbs kochten. Do luffend die Niderlender under die haiden und noment inn das essen wider. Und hat der patron groß forcht, die haiden wurdent geschlagen von bilgrinn. Darnach schiedent sÿ us dem schiff und trowtend37 dem patron, der pot inn recht uff den kung soldan irn hern. Item des selben tags38 schikt unser patron zů Piro Landen, dem patron des andren bilgrin schiffs, das er glich kem und sin achtbaresten bilgrin mit im brächt, der och also glich kam mit etlichen hern. Also sǎsen wier ze obrest, haist inn der poppen, und sasent da die hochgeborn wolgeborn edeln strengen [fol. 44r] hochglerten vesten Johans hertzog zů Bairn,39 grǎf Wilhelm von Werdemberg,40 grǎf Hainrich von Furstemberg,41 grauff Sigmund von Lupfen,42 ain friger her genempt von Kastelbrÿant, der her vom Löwen,43 der her von Hallowiler,44 ain her von Durentes,45 al drig von Frankrich, ain banerher,46 her Jann Branborken,47 Diebpolt von Haspberg, ritter,48 Lampprecht von Säggendorff,49 Ludwig von Rechberg,50 Krisstofel marschalk von Ostheim,51

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trowtend: drohten. 6. August 1486 (Sonntag). Herzog Johann von Bayern, vgl. oben S. 307, Anm. 199. Graf Wilhelm II. von Werdenberg, vgl. oben S. 307, Anm. 201. Graf Heinrich VII. von Fürstenberg, Landgraf in der Baar (* 1464; † 22.07.1499 Dorneck). Die Grafen von Fürstenberg gehen im Mannesstamm auf die Grafen von Urach zurück. Der eigentliche Aufstieg des Hauses begann im späten 15. bzw. frühen 16. Jahrhundert durch die im Dienst Kaiser Maximilians I. stehenden Brüder Heinrich VII. und Wolfgang († 1501). Heinrich VII. fiel 1499 als kaiserlicher Feldhauptmann in der Schlacht bei Dorneck (vgl. LexMA 4, 1037/1038; Riezler: Fürstenberg, dort vor allem 389-457 zu Graf Heinrich VII. von Fürstenberg; Tumbült, Georg: Das Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur Mediatisierung im Jahre 1806, Freiburg 1908; Köbler: Historisches Lexikon, 187/188; Stammtafel des mediatisierten Hauses Fürstenberg, Tafel III). Graf Sigmund von Lupfen, vgl. oben S. 361, Anm. 606. Renée de Châteaubriand, Herr von Lyon d’Angers, vgl. oben S. 310, Anm. 218. Alain de Villiers, vgl. oben S. 310, Anm. 220. Guy de Tourestes, vgl. oben S. 310, Anm. 223. Nicht zu identifizieren, da keine Namensnennung erfolgt. Jan Branborken, vgl. oben S. 311, Anm. 231. Dietpold von Habsberg, vgl. oben S. 308, Anm. 203. Lamprecht von Sägendorf. Ludwig von Rechberg zu Hohenrechberg, vgl. oben S. 308, Anm. 205. Christof Marschall von Ostheim (vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156).

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Dietz truchsaes zů Wetzhussen,52 Gotschalk von Sternberg,53 Moritz von Schawnburg,54 Contz von Helmstat,55 Fridrich von Stǒkaw, genempt Hollup,56 Sixt Trausun von Brechenstain,57 Bolaig von Rischach,58 Hainrich von Bleß,59 Jann von Milsan, erbmarschalk zů Stettin,60 Conrat Grünemberg riter, Jann Lopbrak riter,61 Sigmund List, riter,62 Hans von Leigen,63 Jann Fries doctor64 und sust vil gůter lut, dero namen ich nit wais, besunder uf dem andren bilgrin schiff. Und so wier also bÿ ain andren siczen, so koment baid pattron und redt unser patron: „Lieben heren, die bilgrin sich habend ÿetz mal die Sarezennen so gar verkert, das wier schuldig sigen, uch us truwen, das ze sagen und besorgen das an uch und uns kain glait gehalten werd, besunder an den frantzosen. Aber ir solend uns nit verdenken, was uch gemaint ist, da welend wier 52

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Dietz Truchsess von Wetzhausen. Die Truchsessen von Wetzhausen führt Konrad Grünemberg ebenfalls in seinem Wappenbuch auf (vgl. Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Tafel CLXV; Konrad Grünemberg, Wappenbuch, Textband, CIII). Gottschalk von Sternberg, vgl oben S. 361, Anm. 608. Moritz von Schaumburg. Wilwolt von Schaumburg, hatte nach der Erzählung Ludwigs von Eyb gemeinsam mit Gottschalk von Sternberg einen Knecht der Familie Schott, mit der die Familie von Schaumburg in einer blutigen Fehde lag, erstochen (vgl. Ludwig von Eyb, Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumburg, 70: Schir darnach nit uberlang stießen Wilwolt, her Gottschalk von Sternberg und Carius von Aufses auf Conzen Schotten, erstachen einen knecht, (...). ). Das Geschlecht Schaumburg, auch Schauenberg, Schowenburg, Schönburg oder Schönberg geschrieben, hatte seine Stammburg im heutigen Thüringen. (vgl. LexMA 7, 1443; Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156). In der HS K, fol. 28r, wird die Namensform Schönnberg verwendet. Contz von Helmstatt, vgl. oben S. 361, Anm. 609. Friedrich von Stokaw (vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156), in der HS K ohne den Zusatz genempt Hollup, vgl. HS K, fol. 28r. Sixt Trausun (vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156), in der HS K ohne den Zusatz von Brechenstain, vgl. HS K, fol. 28r. Bolaig von Rischach, vgl. oben S. 361, Anm. 610. Heinrich von Bless, vgl. oben S. 311, Anm. 234. Jan von Milsan, Erbmarschall von Stettin, vgl. oben S. 309, Anm. 210. Jann Lopbrak (vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156). In der HS K, fol. 28r, wird vor Jann Lopbrak noch ein Anton Glauburch genannt. Siegmund List (vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 156). In der HS K ohne den Zusatz riter genannt, vgl. HS K, fol. 28r. Johann van Leiden, vgl. oben S. 309, Anm. 213. In der HS K, fol. 28r, in dieser Aufzählung nicht genannt, sondern nur bei der Listung der Mitglieder der Reisegesellschaft. Johann Fries, vgl. oben S. 309, Anm. 212. In der HS K, fol. 28r, in dieser Aufzählung nicht genannt, sondern nur bei der Listung der Mitglieder der Reisegesellschaft.

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uch wilgen und alweg vor anhi gon as uwer truw ritter und wärs joch inn tod.“ Also tratend sÿ uß und ward gefrǎgt ain her us dem Niederland, der sagt, ob er wiste, das inn die haiden todten, so welt er denocht an das hailig land faren, dem gab ÿederman folg us ainem mund. Item am zinstag der achtend tag ǎguste65 furend wier inn den barken inn das haidnisch bort Jaffen und also bald wier an das land trǎten, hatend wier ablas +.66 [fol. 44v-45r] [Bild: Jaffa, mit Bildlegende Yapha] [fol. 45v] Und hat ÿetlicher bilgrin ainen sak ann hals geschniten, dar inn trůg ainer brot und ain fläschen mit win, darzů etlich hert gesottne aiger, käs, ainen sträl67 und ain schertůch und ain fatzulet und sust mengerlai, das ainer schwaer trůg. Der Saratzenen oder haiden belaib kainer in irn hüten noch kuchinen, luffent all zů, uns zů besechen. Och was under inn gar vil verlogneter cristen, nempt man dort Mameluken,68 haten uff rot spitzig hut mit ainer wisen binden oben darumb. Die haiden hatend an gar schön wis schuben und hatend uff irn beschornen hobter gros wis hullen69 und all bärt, warent och nit so schwartz als die moren. Durch deren gieng wier schätz ich ob dru hunderten. Dero hat ÿetlicher ain wer70 inn der hand, als lantzen, bǒgen, schwärt und kolben. Och hat yetlicher an ainn krumen tegen und do wier gar nachen durch die komen, so sitzent der haiden bÿ den sechsen eben der erden gekrukt uff gar schönnen 65 66 67

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8. August 1486 (Dienstag). HS G: großes Kreuz, rot. sträl: stræl, strel, Kamm (vgl. Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 228; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 210). mameluken: mamalock, mamalugk, mammaluch, mam(m)aluck(e), mamellock, mameluc, mam(m)el(l)uck, mamelück, mamülugk, it. mam(m)alucco, arab. mamlūk, Mamluken, ägyptische oder türkische Soldaten. Das arabische Wort bezeichnet den weißen, zum Kriegsdienst herangezogenen Sklaven meist türkischer Herkunft. Im Deutschen gewann das Wort durch die Aufnahme von christlichen Renegaten eine negative Bedeutung im Sinne von „abtrünnig“ oder „heimtückisch“. Nach dem Fall von Akkon war das gesamte Palästina dem Mamlukensultanat unterstellt, nachdem schon seit der Schlacht von Hattin und dem darauf folgenden Fall der Stadt Jerusalem am 2. Oktober 1187 die Mamluken in der Heiligen Stadt herrschten. Trotzdem war das Mamlukenreich in Ägypten bis zu seinem Fall 1516/17 ein wichtiger Handelspartner der europäischen Mächte in der Levante (vgl. LexMA 6, 181-183; EI2 6, 314-331; Reichert: Eberhard im Bart, 32). hullen: hulle, hulletuoch, Schleier, Kopftuch, auch Mantel (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 167; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 95; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 126). wer: wehr, weer, wher, wör, die zur Verteidiung dienenden Waffen, Befestigung (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 244).

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tepichen,71 so inn under gelegt wǎren. Der obrest was der her von Jerussalem mit aim sun, der her von Raman,72 der kalin, hobtman aler raisigen und der fůsknecht, och der obrest schriber und der trutschelman, also hies der tolmätsch. Die genanten sechs warend do mǎls alen gewalt haben am hailgen land und ward yetlicher gefrǎget vom schriber, wie er hies. Darnach sprach er: „wie haist din vatter“ und so bald ainer das sagt, so schraib er die baid namen mit aim ror in ain bůch. Darnach fůrtent uns die haiden in zwaÿ alte gewelb,73 ligend underm berg. Hattend die haiden und ir essel gantz voller mit lob bǎchtz74 gemacht, das es uber all mǎs ubel schmakt darin. Gabend sy75 aim ain handfoll stro, můst ainer lösen mit etlichen margetten, er nämß oder nit oder da warent [fol. 46r] berait, gůt straich oder den part us ze rǒffen. Item inn den genanten zwain gewelben oder löchern lǎgent wier bis ann dritten tag.76 Uns brǎchtent die cristen zenture, oder von der gurtel genempt,77 brot, truben, flaisch gesoten und etlich ris und andri muser78 und hert gesotne aiger gnůg umb unser gelt. Och koment etlich kofflut vonn haiden, die da fail hatent, etliche berle und mangerlai patternoster und ander ding. Und die wil wier aso inn den löchern verhüt lǎgent, machtend die haiden und unser paid pattron ainen bestand und täding79 für zol und glait, och von den eseln so wier 71

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tepich: debich, tepich, teppich, teppech, tepch, tepit, tept, tebich, lat. tapetum, Teppich, Decke (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 329; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, S.49; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 225). Ramla (arab. Er-Ram-lē). Die Pilger verbrachten üblicherweise mehrere Tage im sog. St. Peters-Keller (Cellaria Sancti Petri). Hier mussten sie die Zeit bis zum Aufbruch nach Jerusalem verbringen. In diesem Gewölbe wurden sie auch mit ihrem Namen und dem Namen ihres Vaters registriert (vgl. Reichert: Ottheinrich, 173, Anm. 303; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 21). bǎchtz: bacht (schweizerisch), Pfütze, Kot, Unrat, Kehricht (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 21; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 19). HS G: sy über der Zeile nachgetragen. 10. August 1486 (Donnerstag). Orientalische Christen, die als „Gürtelchristen“ (christiani de cinctura) bezeichnet wurden, meist koptische Christen oder Melkiten, die in islamischen Ländern als Zeichen der Unterwerfung einen Gürtel tragen mussten (vgl. Eisermann / Reichert: Hans von Sternberg, 225). HS G: Kürzung nicht aufgelöst. täding: tagedinc, teidinc, teiding, teding, tagedinge, auf einen Tag anberaumte gerichtliche Verhandlung, Gerichtstag, Gericht, bestimmter Tag, Beratung, Rechtsprechung, Frist, Aufschub, Verhandlung, Unterhandlung, Übereinkunft, beratende Versammlung, Rede, Unterredung, Gerede, Wortwechsel, Geschäft, Händel,

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ritten sotten,80 gabent dar für funffzechen hundert tuggǎten. Die haiden dǎtten unß gar merklichen grossen getrang, besunder die nacht. Denn weller sich wolt vor hussen dem gewelb beraiten mit harn oder sust und herus wolt gǒn, so ergriffent uns die haiden und sprachent: „kurtesÿen“.81 Welcher denn gab gelt as bÿ den fier margeten, dem dätend sÿ nuntz. Weller aber nuntz wolt gebenn, der ward ubel geschlagen und von inn uff gehebt enber der erden und inn das loch geworffen. Also och uns der letsten nacht ainer gar ain furnemer riter geschlagen ward, das er morndes starb.82 Item inn den gewelben, ainem ze obrest, was ain loch, von alter also durch brochen, und etwan unverwent inn der nacht, da83 giengend die haiden zum loch und schuttend mit lob irn bǎcht uff uns und wurfent mit stainnen herab uf die bilgrin. Und im tag, wenn wier vor den gewelben stundent, so wurfentz och zů uns mit stainen als ain hobt.84 [fol. 46v] Jaffen ist vor zitten gewessen gar ain stark herlich stat, aber ÿetzund gar zerissen. Und stond noch da solicher türn zwen und solich groß mur knoren,85 also es nächst vor gezaichnet stat. Disse stat hǎt des ersten gebuwen noes86 sun, der sÿ och nampt Japhet.87 Zů Jaffen hǎt sant Petter vom tod erkibt

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Abtragung einer Schuld (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 326; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 49; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 223). sotten: von sot, sg. praet. ind. von sollte (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 203) kurttesig: cortesey, kartazie, kortazie, kortesy, korthesey, corthesen, korthesia, kortisey, cortisia, cortosie, cortusi, cortusy, kurtesiain, curt(h)esia, kurthesia, curtosi, curtosy, it. cortesia, Trinkgeld, Eselsgeld (Wis: Ricerche, 173; Reichert: Pilger und Muslime, 10; Reichert: Eberhard im Bart, 34). Dietpold von Habsberg, vgl. oben S. 308, Anm. 203. HS G: die. stainen als ein hobt: Steine in der Größe eines menschlichen Kopfes bzw. Schädels. Diese Episode fehlt in der HS K. knoren: knorre, knurre, Knorren an Bäumen oder Steinen, Knorpel, Auswuchs, Astansatz (im Holz), Knöchel, Körperauswuchs (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 188; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 146; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 111). mur knoren ist hier in der Bedeutung „zerstörte Steine“ bzw. „Ruinenfeld“, vielleicht auch als „Mauerknorpel“ zu verstehen. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 67, übersetzen den Begriff als „Mauerecken“. Noach (auch Noah oder Noe) war nach dem Buch Genesis der Bibel der 10. Patriarch nach Adam (Gn 5,28). Jafet (auch Japheth oder Japhet) ist einer der Söhne Noachs im Alten Testament (Gn 5,32). Gemäß dem Bericht der Bibel ist er einer der acht Überlebenden der

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Thabita,88 was etwinn der zwelfbotten wirtinn. Jonas der proffet floch von Jaffen in Tharssia.89

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[Ritt von Jaffa nach Jerusalem]

Darnach an sant Lǎrentzen tag90 frü umb ächti zelt man uns bilgrin us den löchern oder gewelben und wǎrend komen die esel, so wier all ritten soltten. Also giengent wier aber für den haidnischen gewalt. Do gab der schriber von Jerussallem ÿetlichem bilgrin ain brieffli von pappir91 und sach das min also [arabische Zeichen], sach also minß knechtz [arabische Zeichen].92 Dem nach giengent wier aber durch die Sarÿzenen und trůg ÿetlicher sinen sak am hals. Koment fur vil hüten von gelǒbten93 studen94 und von ströwina95 stromatzen gemacht, etlich warend kuchinen, etlich hutten wǎrent kemel und esel stäl. Bÿ denen sǎchent wier och etlich haidnische wiber, hatend ire angesicht gedekt mit schwartzen tunn tůch und och ettlich spillut. Und so wier koment, da die essel stůndent, da was ain groß geschrai von den haiden. Also satz mich ainer glich uff ainy esel und minn kencht och uff ainn und sprach kurttesÿen, dem gab ich fur uns zwen zwen martzzell. Er waß wol kutend96 und kust mir min hand und wartet min wol.

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Sintflut. Er gilt meist als der jüngste Sohn, andere Traditionen halten ihn für den ältesten. Auf Noachs drei Söhne werden die damals den Hebräern bekannten Völker zurückgeführt (Gn 10,1-32; 1 Chr 1,5-23): Auf Sem die Semiten, auf Ham die Hamiten (dunkelhäutige Afrikaner) und auf Jafet die Jafetiten. Apostelgeschichte 9, 36-41: Auferweckung der Tabita. Jona 1,1-4: Jonas Berufung und Flucht vor Gott. Jona wollte von Jaffa aus nach Tarsis fliehen. Tarsis (Tartessus) war eine phönizische Handelssiedlung im südwestlichen Spanien an der iberischen Atlantikküste, gegründet um 800 v. Chr., niedergegangen ca. um 500 v. Chr. 10. August 1486 (Donnerstag). pappir: papyr, lat. papyrum, Papier (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 252; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 157). lob: löb, Laub, Blatt (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 157). stûde: Staude, Strauch, Busch (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 215). Grünemberg spricht von belaubten Stauden, aus denen Hütten gemacht wurden. strœwîn: Adjektiv von Stroh (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 215). kutend: güeten, gûten, güten, freundlich sein zu, freundlich verfahren (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 141; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 113).

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Item unser battronn sagten uns vor und e wier uff die esel sässen, wier sottend kain kurtesig geben, aber wele sich des woltend halten, die schlugend die [fol. 47r] haiden also lang, bis er begert das zů geben. Und so wier also an fǎchend hin zů riten, fiengend die esel mit uns an zů gumpen und springen, main ich die haiden stechentz etwer mit. Und wellen denn sin esel abwarff, empfiel dem etwaß sin sak oder anders, er můst es lössen und denocht kurttesÿen geben vom uf sitzen. Also zoch das ellend her da hin, zalt ich bÿ den dru hunderten bilgrinn. Die haiden und verlogneten cristen hattend ir fasnacht97 und fröd mit uns und lachten und schrugend98 uf uns: „schubuppup schubuppup.“99 Und rittend vor und nebent uns bi anderthalb hunderdt pfärten. Under denen sachent wier mengen finen geselen, dem sin hoffwil zierlich und gar schon an stůnd, besunder dem kallin, dem hobtman des lands. Der fůsknecht wǎrend och bÿ den hunderten, dar under warend gar grad moren. Ir weren wǎrend der mertail bǒgen und klaine lentzlin oder schäffilin. Item wier ritend für ain dorff, do luff zů frowen und man und wurffend uns mit gůtten stainen.100 Unser glaitzlut lachten. Und ainen clainen weg vom dorf gegen Raman wert ligt ain groser kriden101 wisser tempel, der hat wol drizechen gewelb uf dem estrich. Vorm tempel lag ain haiden, bettet den mittentag, denn es was umb mittag. Bÿ dem tempel wǎrent etliche haiden greber, wurdend wier gewarnot von aim Barfůser heren, das wier uff kains ritten, die haiden wurdent uns sust ubel schlachen. Der tempel stǎt zů nächst gezaichnet hernach. [fol. 47v] [Bild: Moschee, mit Bildlegende haidnischer tempel und mit Bildinschriften] [fol. 48r] Item von dem Tempel ain wältsch mil gegen berg sicht man noch ain witte zarg102 mit etlichem altem gemür. Da ist gestannden gar ain grosse stat 97

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fasnacht: vasnacht, fasennacht, vaschanc, vaschang, vassang, Fasching, Fastnacht, Karneval (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 401; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 77; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 264; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 73). schrugend: schrigen, schreien (Ruppert: Chroniken, 462). schubuppup: vermutlich das türkische Wort stgubuppup in der Bedeutung „schnell“. Für diesen Hinweis danke ich recht herzlich Herrn Dr. Jörg Martin (Leinfelden-Echterdingen). Auch andere Pilger des Jahres 1486 berichten von diesem Dorf (vgl. Anonymus, hg. von Dansette 1979, 1174; Anonymus, hg. von Dansette 1997, 334). kriden: krîde, lat. creta, Kreide (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 192; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 115). zarg: zarge, Seiteneinfassung, Seitenwand, Mauer, Wall, Umwallung. Goldfriedrich / Fränzel übersetzen „Ringmauer“ (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Gold-

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gehaisen Ǎsur,103 da sagend die alten historÿen grosse macht und richtum da gewessen sin. Umb zwai nach mittag komen wier gen Raman104 so nachen, also ainer zwirent105 möcht geschiessen. Die haiden woltend uns nit me witer lǎsen riten und giengent also durch den sand, gegen der stat wert. Und also wier komen inn die stat und durch die gassen giengent, hatend die Sarecenen sich gehuffet, uns zů lůgend. Dero hatend etlich kurtz steken gespitzt, stǎchend die bilgrin in ir sitten und rǒfftend inn ir bärt, des sich manger klegt. Und so wier komend für den spital,106 den ain hertzog von Burgundi gestifft hat,107 schluffend108 wier, ainer nach dem andren durch zwaÿ gefierte lenge löcher und zwuschen den löchern stunden zwen haidnisch schelmen, hattend ire hindern endekt gegen uns, uns zů schmach. Und also bald wier inn den spittal komen, so legen sich fier bruder uff den estrich, dennen zunt man die kertz. Des ersten endet gar ain junger paner her, her Jann Branbork us dem land Bomern burtig. Me starb glich her Diepolt von Haspberg riter.109 Und umb110 disse zwen ward

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friedrich / Fränzel, 69; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 330; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 234). Vermutlich ist hier Hazor gemeint, das 732 v. Chr. von den Assyrern zerstört wurde (vgl. NEAEHL II, 594-606). Heute wird die Stadt mit Tell Waqqās/Tell elQedah, 14 km nördlich des Sees Gennesaret, identifiziert. Ramla (arab. Er-Ram-lē), arabische Gründung der Jahre 715-717 (vgl. MurphyO’Connor: Holy Land, 392-396). 1484 plünderten Beduinen Ramla, diesen Vorfall erwähnt Grünemberg allerdings nicht (vgl. Jaroš: Kanaan, Israel, Palästina, 174). zwirent: zwirnt, zwirn, zwirunt, zwurent, zweimal, zweifach, doppelt (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 502/503). Das Pilgerhospiz in Ramla wurde 1398 durch Petrus Calvetti, Guardian der Franziskaner vom Berg Zion, gegründet. Herzog Philipp der Gute von Burgund (14191467), der von Konrad Grünemberg hier erwähnt wird, erweiterte das nach Angabe von Röhricht casa di Franchi genannte Spital (Reichert: Ottheinrich, 174, Anm. 308; Pringle: Churches, II, 197-199; Lemmens: Franziskaner, 84, 91, 113, 123; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen, 17; Tobler: Topographie, 814-816). Gerne brachten Pilger hier Graffitos an (vgl. Kraack: Vom Ritzen, Kratzen, Hängen und Hinsehen, 158-163). Herzog Philipp III. (der Gute) von Burgund (* 31. Juli 1396 in Dijon; † 15. Juli 1467 in Brügge). schluffen: schloff, schlupfen, schliffen, schlüfen, schlüofen, slupfen, sloufen, slôfen, schlüpfen, gleiten, schleichen, zwängen durch (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 300; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 208; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 198; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 191). Dieses Todesdatum Dietpolds von Habsberg bestätigen auch Guy de Tourestes und Georges Lengherand (vgl. Guy de Tourestes, 334; Georges Lengherand, 115).

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es ain wenig besser. Der ain was ain mächtiger abt us frankrich,111 der ander ain priester, och im zů gehörig. Die fůrt man baid uff rosbǎren gar mit grosem costen gen Jerussallem, da sturbentz sÿ baid uf dem berg Sÿon binn brüdern das selbs. Item von Jaffen gen Raman sind funfzechen wältsch mil. [fol. 48v-49r] [Bild: Ramla, mit Bildlegende Rama] [fol. 49v] Zů Raman im spittal ist gar ain gůter segstern112 von gar kaltem wasser. Aber am wider farn was ain flus von etlichen toten körpeln in das gůt wasser komen, das es gar ubel schmakt und wele des trunken, wurden siech und krank darvon. Die haiden und cristen centure brǎchtend uns brot und gar gůtt truben, hüner, aiger, gesotten flaisch, gnůg umb unser gelt, also das wier uns wol ergatzten und nach grosem hunger gnůg asend. Wier hatend och win mit uns gefürt ab der galleigen. Da selbs koffend die bilgrin stromatzen,113 daruff zů ligen. Mordes vor tag114 las uns der brůder ainer sant Francissen meß und do er kam bis uff das offortorium,115 kert er sich umb gegen uns und sprach: „Also ir allerliebsten brüder in Gott. Die wil ir inn den namen Gottes mit grosser müg und arbait ergriffen habend das land, dar inn unser behalter uns ze erlössen tod und marter gelitten hǎt, hie och erstanden und zů den himeln gefaren wie das unser wǎrer glob us wist, wil ich als genembt haben. Und damit ir geschikt genad und ablǎs,116 so der hailig bǎbst sant Silvester an al stet gegeben hǎt 110 111

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HS G: umb über der Zeile nachgetragen. Vermutlich Robert de Coëtlogon, der Abt von Saint-Méen (vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1174). segstern: zistern(e), cystern, it. cisterna, Zisterne, Brunnen (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 259). Die Zisterne wurde nach einer Inschrift im Mai 789 fertiggestellt (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 393-395). stromatzen: hier Strohmatten, von strô, strou, Stroh, Strohhalm, Strohlager, Strohsack (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 316) oder stro tuch, grobes Leintuch (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 228). 11. August 1486 (Freitag). offertorium: Offertorium, mlat. Opferspende, der vierte Gesang der Messe, benannt nach der Darbringung der Opfergaben, seit dem 11. Jahrhundert auf die Antiphon verkürzt (LexMA 6, 1370). Ablässe waren die auf Wochen und Tage festgelegten Nachlässe der zeitlichen Sündenstrafen, welche der Pilger vor Ort erlangen konnte. Vollkommene und unvollkommene Ablässe waren erst um 1350 in Jerusalem aufgetaucht, und wurden auf Papst Silvester (314-335) zurückgeführt, sind aber tatsächlich im 14. Jahrhundert in Jerusalem erfunden worden. Bis 1340 werden in den Pilgerberichten keine Ablässe für Jerusalem überliefert (vgl. Paulus: Geschichte des Ablasses, II, 305-312, III, 281-285). Erst bei Niccolò da Poggibonsi, der 1345 ins Heilige Land pilgerte, ist von zwanzig vollkommenen und unvollkommenen Ab-

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hailbarlich empfǎchen mugend. Darumb117 verkünd ich uch funff arttikel. Den ersten ob ettlich bilgrin wärend, die nit urlob hettend von unsern hailgen vatter, dem bǎbst, dar durch sÿ inn dem bann wären. Von solichem bann wier brüder und unser gardÿan gewalt habend uch ze entledigen, wirt ÿetzen geschechen nach der meß. Darzů dem andern solt ir haben ainen gerechten starken cristenlichen glǒben. Zů dem dritten solt ir haben ain luter ge- [fol. 50r] wisne und rechte ruw118 umb die vergangnen sund und gůtte willen haben, nit mer zů sunden. Das fierd habend gůtten andǎcht, so ir get an die hailgen stet. Und, lieben brüder, secht uch für, das ir den haiden nit uff ire greber tretten, sÿ wurdent uch sus schlachen.“ Der brůder kart sich umb und volbracht das hailig ampt. Item des nächsten tags nach sant Lǎrentzen tag,119 koment die haiden inn spitǎl und fordrotten an unser baid batron, sÿ welten wisen, wie vil der bilgrin noch wär, sÿ wisten das etlich tod wären. Der selben gůt wär inn gefalen, won es in irm land waer. Die baid battron hettend sÿ gern sust beret und wolten ir mainung nit heallen120 noch bekantlich sin. Und vil worten fiengen sÿ baid pattron und wotten sÿ ledig sin, sÿ můsten uns lon zellen. Also tribent uns die haiden alsamen in ain eng gewelb, das wier uff das aler trungnost121 sat an ain andren stůndent und vil der brüder maintend, die böswicht weltend uns da ersteken. Und so wier also lang nach ǎtemlǒs gestond, so zellen sÿ uns us dem gewelb. Also fundend sÿ der zwaÿer minder, so ir vor gehört haben. Und nach vil red die patron můsten in däding gelt geben oder sÿ můsten des glich mit inn gen Alker122 vor dem kung soldan ze recht erwarten.

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lässen in der Heiligen Stadt die Rede (ebd., 308/309). Ab 1480 wurden päpstliche Bewilligungen der Ablässe für einzelne Kirchen in Jerusalem und Umgebung erteilt (ebd., 283). HS G: Ursprünglich verschrieben darub, vom Schreiber verbessert auf darumb. druw: truwe, trew, tru, trü, treue, Treue, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Treuwort, Gelübde, Versprechen, Eid, Ehrenwort, Liebe, Vertrauen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 337; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 56; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 231; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 55). 11. August 1486 (Freitag). HS G: a über e hochgestellt trungnost: von drücken, drucken, trucken, drukchen, drücken, pressen, drängen, unterdrücken (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 57; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 58; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 33), allergedrängteste (Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 71). Alker: Kairo.

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Item darnach123 schlůg ain haiden uns unsern winschenken, ain Niderlender, genant Nicolǎ.124 Der hangkt sich inn den grosen haiden und zerschlůg im sin angesicht, das es als blůt gar fast. Die haiden des gewar loffent zů und schlůgend dem genanten Nicolǎ ain fatzulet125 um den hals in mainung, inn ze erwurgen. Also lufend die bruder zů und126 [fol. 50v] erratend den bilgrin und verstiesend inn ob uff in ain gewelb. Do das die haiden sǎchent, wurdent sÿ us derr mǎsen zornig und luffend gegen der bort des spitǎls zů in mainung, ainen ufloff uber uns ze schrigen der gantzen stat Raman. Aber die brüder sant Frantzissen und etlich127 dapfer brüder woltend kainen haiden nit us lǎsen. Der genant bilgrin Nicolǎ embot und ließ bitten baid pattron, das sÿ ain täding machten. Waß das coste, welte er bezaln, wärs och128 umb zwaÿ hundert Tugatten, nun das er den haiden nit gegeben wurd. Denn er wais vor zwai mǎl zů Jerusalem gewessen und wist der haiden siten, das sÿ im ale fiere hettend abgehowen. Dem nach griffent baid battron nach ainer täding gegen dem alain, der geschlagen was und bereten den selben haiden, das er sagt, im hette kain cristen nuntz getǒn, sunnder wär er also on als zů tůn gefallen uff ainn stain und sin antlit also zerfallen. Umb solichs ward dem haiden gegeben acht tuggaten von unserm bruder Nicolǎo.129 Darnach der zwelfft tag aguste Samstag,130 rittend wier dritthalb mil von Raman gen Lidia131 gar uber eben lustig feld. Und ist Lidia ewenn ain herlich stat gewessen, aber ÿetzen gar nachent zergangen. Und rittend aber vil haiden mit uns, uns ze gelaitten. Das selbs stǎt gar ain grosser herlicher tempel, sicht man wol etwinn gewessen sin, aber ÿetzund mer denn halbs in gefallen. Doch stond noch zwen alter da, und vor dennen stat ain holer unbedekter alter, inn dem lit

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In der HS K berichtet Grünemberg, dass sich diese Begebenheit auf der Rückreise ereignet hätte. Vermutlich Nicolas de Saint-Genois aus der Reisegruppe um Georges Lengherand (vgl. Georges Lengherand, 1 und oben Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 4.1 „Georges Lengherand“). fatzulet: facilet, it. fazzoletto, Tuch, Handtuch, Tellertuch (vgl. Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 76). HS G: Wortdoppelung, auf fol. 50v oben steht das Wort und nochmals. HS G: Vermutlich etlich, bei den Buchstaben tl ist in der Handschrift ein Tintenklecks. HS G: ioch, der Schreiber hatte falsch angesetzt. In der HS K berichtet Grünemberg von fünf Dukaten und mehreren Geschenken, die als Löse- bzw. Entschädigungsgeld bezahlt worden wären. 12. August 1486 (Samstag). Lydia, Lyddia, Lydda, arab. Allydda, heute Lod (Israel).

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ain schönner wisser stain. Uff dem ist knuwet der hailig riter sant Jörg, also man im da selbs sin hailig hobt abschlůg, T.132 [fol. 51r] [Bild: Lod, mit Bildlegende Lidia] [fol. 51v] Da brint stätz ob ain ampel. Der hailig sant Jörg ha133 dǎ yetzen der tempel134 stǎt, alle sin grosse marter gelitten.135 Item zů nächst an den cristenlichen tempel angemurt stost ain haidnischer tempel mit ainem gar hochen tůrn. Und ich taich136 ain clain under die bort des haidnischen tempels hin in zů sechen. Dar inn wǎrent zwen haiden, raistend137 uff und gegen mir lǒfend und sprǎchent: „undar undar marfus marfus“.138 Ich floch in mit under den huffen der bilgrin. Item inn der selben stat lidia hat sant Petter den betrissen,139 Eneam genant, der acht jar im bet krank wz gelegen, gesund gemachot, als das bůch140 wist,141 das da sagt von den werken der zwelfbotten. Da ist ablaß T.142 Item von Lidia rittend wier wider gen Raman und doch den weg ain wenig geendert und rittend für etlich wingarten, so die cristen centure oder von der gurtel genempt, da buwen. Und wie wol der glob der Saracenen inn verbut die frucht der truben und win. Wǎ sÿ aber die baide an koment, so mugent sÿ es nit gelǎssen und sprungent die knecht ze fůs, so uns belaitend, inn die garten 132 133 134

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HS G: großes T, rot. HS G: ha. Kirche St. Georg in Lydda. Eine byzantinische Kirche wurde 1010 unter al-Hākim zerstört, möglicherweise noch im 11. Jahrhundert aber wieder aufgebaut. In der Kreuzfahrerzeit wurde die Anlage durch einen Neubau ersetzt, der wiederum 1191 unter Salāh ad-Dīn zerstört wurde. Die Kirche wurde bis ins 19. Jahrhundert nicht wieder aufgebaut, seitdem steht auf einem Teil des Geländes eine griechischorthodoxe Kirche. Auf einem anderen Teil des Geländes ist eine Moschee, die seit Beginn des 15. Jahrhunderts bezeugt ist (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 293, Anm. 33; Pringle: Churches, II, 9-27). Zur Legende des Hl. Georgs vgl. Legenda aurea, Von Georg (Jacobus de Voragine, 300-306; Tobler: Denkblätter, 584-585). Sein Grab wird in Lod vermutet (Gorys: Lexikon der Heiligen, 113). taich: Lesung und Bedeutung unklar. Goldfriedrich / Fränzel übersetzen „schleichen“ (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 76). raistend: wütend aufspringen (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 76). Vermutlich an-dār an-dār marfūd marfūd in der Bedeutung „dieses Haus, dieses Haus, nicht erlaubt, nicht erlaubt“, vgl. dazu Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 7.4 „Fremde Sprachen“. betrissen: Bettlägerigen. bůch: Bibel, Apostelgeschichte. Apg 9,34. HS G: großes T, rot.

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und asend truben, aso dz sÿ nachend al trunken wurdent. Und wǎ das von inn us kund, so lident sÿ darumb offen strǎff im tempel. Item und wenn ain haiden und cristen schon ain andren blůt runs schlachent und der cristen beschüt den haiden mit win, denn die bilgrin hand143 al win bÿ inn, das schmekends diese haiden glich an im, so nemend sich die haiden des haiden gar nuntz an und darzů der sach und des haders gantz unrecht haben und aber die genanten straf liden im tempel.144 [fol. 52r] Item uff der strǎs wider gen Raman wertz sachend wier im feld ligen öpfel also gros als ains mentschen hobt und etwinn noch grösser, ligend uf dem erdrich und stond an aim clainen stengel. Die genanten öpfel sind voller gar süsses wassers, darunder sind etlich kernen und ist gar gesund ze trinken inn der grosen hitz. Sÿ nemen die frucht anggure.145 Item und so wier also nachent zů Raman koment, můsten wier vor der stat ab den eseln sitzen und durch die stat gon, also zalt man uns aber inn den spittal, dar inn lagend wier dritthalben tag. Am samstag nach sant Lǎrentzen tag146 giengend wier us dem spittǎl fur Raman wit hinus uff ain klainen buchel, da wartotend unser die esel. Und uff dem weg wartet min147 esel triber, Jachie Mukre gehaissen, und hat bÿ im sin wib, die hat uff ÿetlichem arm ain kind und zogt mir die. Die hadinn hat sich nit bedekt und was och uber almǎs ain grade frǒw gar ains süsen angesichts. Ich gab ir zwen martzel ze kurtesigen. Item die haiden so uns gelaiten sotten ze roß und fůs, samlotend sich gar langsam. Also furt man uns ainen clainen weg uff den eseln zů ainem haidnischen gar schonen tempel und uff ainem ingemurten estrich ze nächst am tempel lǎgend vil haiden, so ab iren pfarten abgestanden wǎrend, und bettotend da uff irn angesichten ligend. Vilicht fierzig schrit von der haidnischen muskea148 oder tempel ligt ain wäsch hus. Inn dem beraitend sich die haiden e und sÿ inn tempel gond mit lob, weller ain blǎst gelǎssen het oder sines ge-[fol. 52v] machs waer gegangen, och weller geschwitzt het und welcher sich siner frowen gebrucht het. Also rait ich ain wenig, solich ir wäsch hus ze besechen 143 144 145

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HS G: hamd, verschrieben für hand in Sinne von „haben“. Diese Episode wird in der HS K nicht geschildert. anggure: angurÿ, angury, angurien, it. anguria, cocomero, Wassermelone (Wis: Ricerche, 92; Tobler: Topographie, II, 585; vgl. auch Paul Walther von Guglingen, 99). 12. August 1486 (Samstag). HS G: Doppelung von min. muskea: moschea, mosche(e), mos(c)kea, moschita, musche(a), muschgea, muschke(a), müschke(a), musckea, mus(s)kea, Moschee (Wis: Ricerche, 195/196).

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und och die gestalt wellen abzaichnen. Aber ich ward untugentlich von dannen gejagt mit etlichen straichen. Und so wier also ob ainer stund da gehalten hond uff den esseln und sich die haiden und Mameluken zů roß und fůs nachend hettend gesamlot an zwaÿen hussen, so zertragend sich die haiden mit ain andren und werdent unainß. Und zuktend ire saibel und schwert und huwend,149 stachend, schlůgend frisch ze samen mit alen wǎffon. Uns bilgrinn was schwär zů ze sechen und sagten etlich heren under uns, nach der epistel mochtend wier wol das ebenielium150 werden, in mainung aso ob solicher anfang uff uns enden wurd. Item die haidnischen heren rittend wider und für und richtend und stalten solichen strus und krieg ab und so wier ÿetzen wenent, wier sollent hin ziechen und riten. So erhebt sich ain grosse unainikait gegen dem huff, so gen Raman wertz lag, und schlugend och ain andren. E man das aber gericht, warent aber wol zwo stund inn tag vergangen. Under dem selben huffen ward ainer mit ainer lantzen durch stochen, den selben wunden und wemüttigen sachent wier uff sim pfärt noch siczen und rait uff ÿeder siten ain haiden, hielt inn bÿ aim arm und stekt der spies noch in im. Fůrtend inn also wider gen Raman, der ward aber gewartot, bis sÿ wider komen. Also ward der selb krieg och gericht von den haidnischen heren. [fol. 53r] [Bild: Moschee, mit Bildlegende Sarazenen tempel und Bildinschriften] [fol. 53v] Die haiden und mameluken machtend ain ordnung, was es wol um dru nach mittag. Also rittend wier uber ain gar schön und lustig haid. Underwegen warend och vil aker mit bonwoll151 gesät. Und do wier komen uff anderthalb tutsch mil uff die witt, so koment wier under ain gantz groß her von bössen schwartzen hüttlin, sich gelegert uff dure haid und berg und tal mit schönen füren schinend. [Bild: Arabisches Feldlager, linker Teil, mit Bildlegende Hie ligen die Arben ze feld] [fol. 54r] Item die haiden riten umendum under uns, sagten das wier bilgram uns ze samen tätten und unser sek und ÿetlicher sin gerät fürsichtigklich verseche, denn die lut liesent unversucht nit uns die ab ze risen. Also lufend die selben lut under uns mit risen und zeren, bis sÿ mengen bilgrin ab wurffen und 149 150 151

huwen: hǒwen, hauen (Ruppert: Chroniken, 458). ebenielium: Evangelium. bonwoll: bomwol, boumwol, bombax, Baumwolle, botanischer Name Gossypium L. (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 44; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 38).

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wo uns die Sarrecenen und haiden nit beschirmpt hetten, so wär uns nuntz beliben. [Bild: Arabisches Feldlager, rechter Teil] [fol. 54v] Die gemelten lut sind genempt Arben152 und sind bürtig us dem kungkrich von Arabia. Das selb kungrich ist gar ain sandig tür ungebuwen land, darinn menschen und was das leben hat den mertail an wasser und153 anders grose mangel hǎt. Disse lut sind gar rucher und ellender gestalt, nachent nakend und tragent fast vil bogen und claine lantzen oder spies und sind gar schwartz, aber denocht nit als die Indischen moren. Ire frowen sind och gar elend mit langem schwartzem hǎr und habent brüst hangend bis uf die gürttel und daran lang schwartz wartzen. Und wonn Arabia gar ain unfruchbar ungebuwen dür land ist, so gibt inn der soldan ir künig zů, das sÿ mit irn tiern und wib und kindern mugent ziechen und ir narung sůchen in andren sinen fruchbarn und edlen landen. Da finden sÿ solich essen als vigen,154 truben, tattlen und lang keffen,155 nement wier sant johans brot, aber kain brot essend sÿ niemer. Und ain wenig von irem leger sachend wier ire tier sich waiden, wurdent geschätz vonn bilgrinn ob den fünff hunderten kemeltier und trumedarin und ain andrer groser huff was da von esseln. Uff den genanten tiern fůrtend sÿ ir hütten und zelten, ire kinder, kesse und pfannen. Item zů angender nacht komend wier in ain gebierg und rittend gar harten, bössen, staininen weg. Und nǎchend umb mit nacht koment wier in ain tal, das stond als voller ölbom, darinn was etlich alt gemür. Stundent wier ab den eseln. Die haiden funden da selbs ainen gůtten segstern und tranktend die essel und schnidtend inn etlich gras ze essen. Die bilgrin wǎrend den mertail gar müd und krank von hunger und tůrst, und tetend sich ze samen inn die stain [fol. 55r] aines gar alten gemürs und hat ÿetlich gesellschafft ainen oder zwen vor hussen stend, die fůltend ire bůsen und hend vollen gůter stain und wachtend die nacht für die haiden. Also dichend die nacht dik die haiden denocht under die schlaffennden bilgrin, das es die wachter uber sachent und zuktend156 inen ab ire hüt und sek und ainem bilgrin, was ain Niderlender, ward vil gelcz genomen und ubel darzů geschlagen und gerǒfft. 152

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arben: Araber. Zu den „wilden Arabern“ vgl. auch Reichert: Eberhard im Bart, 32; Hans Tucher, 386, 448, 492, u. ö.; Jean Adorno, 95ff.; Arnold von Harff, 116, 119, 20, 125 u.ö. HS G: ond. vigen: Feigen. keffen: von kaf, Getreidehülse, Spreu (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 179; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 102). zuktend: von ziehen, im Sinne von wegnehmen, -reißen, -zerren, stehlen.

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Sunntag der drizechent tag aguste157 zů angendem tag ritten wier anweg gar ainen harten bössen weg von stainen blaten, glat, das die essel dik mit uns ze huffen fiellend und nuntz me mochtend von hunger und ellend. Also koment wier zů dem kastel Emǎs,158 dar selbs die zwen junger den heren Jesum bim bruch des brotz erkantend. Stǎt noch da ain gewelbs zerganges kirchlin, inn dem lit Cleophas159 begraben, der ain Junger was des heren, da ist applas T.160 Emǎs ligt gar an ainer ruchen art von schroffen, ainer an dem andren. Nit ver von Emǎs ist ain zerbrochen stätlin, gehaissen Modin,161 von dem die Machabeÿ162 bürtig wǎrend. Aber nit ver von Emǎs gegen Jerusallem wertz ligt uff ainem lustigen berg das castel Samuweliß,163 darinn er och begraben lit, ist 157 158

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13. August 1486 (Sonntag). Emmaus, seit dem 13. Jahrhundert mit el-Qubēbe identifiziert, 11 km nordwestlich von Jerusalem. Die Lokalisierung des neutestamentlichen Emmaus ist umstritten (vgl. Eisermann / Reichert: Hans von Sternberg, 225 und 244, Anm. 99; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 290-291; Murphy-O’Connor: Holy Land, 159/160, 328ff., 392ff.; Mayer, H. E.: Rezension zu Pringle, D.: The Churches of the Crusaders Kingdom of Jerusalem, in: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 110 (1994), 88-90, dort 88; Külzer: Peregrinatio graeca, 155/156; Kopp: Stätten der Evangelien, 449-450), als Alternativ gilt noch der Ort ´Amwās, 23 km westlich von Jerusalem (Kopp: Stätten der Evangelien, 445-449). Francesco Suriano (* 1450; † ca. 1529), der Guardian der Franziskaner vom Berg Sion in den Jahren 1493-1496 und 1512-1515, identifiziert in seinem Pilgerbericht die Burg von Emmaus mit el-Qubēbe bzw. Kubebeh (Francesco Suriano, hg. von Bellorini/Hoade, 37). Mc 16,12; Lc 13-35. Cleophas, einer der Jünger von Emmaus (vgl. Keller: Lexikon der Heiligen, 359). HS G: großes T, rot. I Mcc 2,1. Modin oder Modeïn wird heute mit el-Midye östlich von Lod identifiziert (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 284; Möller, Christa / Schmitt, Götz: Siedlungen Palästinas nach Flavius Josephus, Wiesbaden 1976 (Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients, Reihe B (Geisteswissenschaften), Nr. 14), 146). Machabeÿ: Makkabäer. Die Makkabäer waren jüdische Freiheitskämpfer gegen die Unterdrückung durch die Dynastie der Seleukiden. Sie begründeten das königliche und hohepriesterliche Geschlecht der Hasmonäer und erkämpften für fast einhundert Jahre (165 v. Chr. bis 63 v. Chr.) eine Erbherrschaft über die Juden. Makkabäus ist die vom griechischen Makkabaios abgeleitete Form, was wiederum vom aramäischen Makkaba (Hammer) abgeleitet wird. Rama, arab. Ramatajim. Das Grab Samuels befindet sich vermutlich unter dem Gipfel des Berges en-Nebī Samwīl beim gleichnamigen Dorf (vgl. Herz: Hans Tucher, 378). Allerdings ist die Lokalisierung unklar, denn neben en-Nebī Samwīl werden auch die Orte Rāmāllah, Bēt Rīmā und er-Rām in der Literatur vorgeschlagen (vgl. Das große Bibellexikon III, 1266; Pringle: Churches, II, 181-199; Külzer: Peregrinatio graeca, 241).

Textedition

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usen gar wessenlich und zierlich an ze schǒwen. Von dem schloß ist och bürtig Samuwel164 und Josep von Armathia,165 dem vormǎlß das grab des Heren gemacht ward. Da selbs ze nächst ligt och Ramatha.166 An allen disen enden ist applauß T.167 [fol. 55v-56r] [Bild: Emaus und Castella Samuelis, mit Bildlegenden Emaus und Castella Samuelis und Bildinschriften]

[2.3]

[Jerusalem]

Des tags der fierzechend tag aguste168 umb die zechne vor mittag koment wier zů der hailgen stat Jerussalem, die im Got erwelt hǎt zů sinem liden. Dar vor stundent wier ab den eseln und giengent169 in die hailgen stat und also wier koment dar in,170 was aplǎs +. [fol. 56v-57r] [Bild: Jerusalem, mit Bildinschriften] [fol. 57v] Also giengent wier des ersten für den hailgen Tempel,171 dǎ dz hailig grab inn stǎt. Vor dem tempel ist ain schönner estrich von wissen marmelstaininen blatten und inn der mite des estrichs ist ain blat, daruff der her Jesus mit

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1. Samuel 25,1 und 28,3: Samuels Tod und sein Begräbnis in Rama. Mt 27, 57-60. Josef von Arimathäa oder Joseph von Arimathia war ein reicher Jude, der zum Jünger Jesu geworden war. Nach der Kreuzigung von Jesus Christus bat er den römischen Statthalter Pontius Pilatus um den Leichnam, um ihn in sein eigentlich für sich selbst bestimmtes Felsengrab zu legen. In der HS K, fol. 35r, folgt noch 1. Samuel 17, 1-58, David und Goliath: Zwuschen Emǎs und Jerusalem uf halbem weg in ainem tal stǎt ain stainin brug, da ist die stat, dar David den risen Gollÿas mit ainer stain schlingen er warff. HS G: großes T, rot. 13. August 1486 (Sonntag). Hier täuscht sich Grünemberg im Tagesdatum, denn die Gruppe kam am Sonntag, den 13. August 1486 nach Jerusalem. Dieses in der HS K angegebene Datum wird von den Mitreisenden des Jahres 1486 bestätigt. HS G: giengent über der Zeile nachgetragen. Üblicherweise stiegen die Pilger von den Eseln ab und gingen zu Fuß nach Jerusalem hinein (vgl. Hans Tucher, 378). hailgen tempel: Grabeskirche, unter Kaiser Constantin I. errichtet und am 13. September 335 geweiht. Nach mehrfacher Zerstörung und Renovierung wurde die Kirche unter den Kreuzfahrern grundlegend umgestaltet und am 15. Juli 1149 eingeweiht. Die heutige Kirche entspricht trotz zwei Bränden (1808, 1949), Erdbeben (1927) und Einsturz des Turms (1719) weitestgehend dem Kreuzfahrerbau (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem II, 183-216; Krüger: Grabeskirche; NarediRainer: Salomos Tempel, 43-45). In der Regel führte der erste Gang der Pilger nach der Ankunft in Jerusalem zur Grabeskirche.

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dem crucz ist gefallen, da ist ablauß T.172 Dar nach giengent wier inn den spittǎl173 und waurend dar inn wol drig oder fier stund. Da tetend uns die haiden gar vil laids und woltend gelt von uns haben oder sÿ tratend uff uns. Also kundent wier da nit me geliden irn fräfel und bǎtend ainen Juden, ob er ÿendert fund herberg, da wier uns möchten beschliesen fur die haiden. Der fůrt uns nachent dem spittǎl in ain hus aines cristen centture,174 Hellÿas genant, der lech uns ain gewelb. Gab im yetlicher des tags von ainen madin.175 Die cristen

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Grünemberg spricht hier vom Vorhof der Grabeskirche, der im 11. Jahrhundert umgestaltet wurde (vgl. Krüger: Grabeskirche, 78-79, 154). Die geschilderte Szene ist in einer Panoramaansicht aus dem Jahre 1479 (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cod. iconogr. 172) nachgebildet: Vor der Grabeskirche fällt Jesus zum dritten Mal (Abb. vgl. Krüger: Grabeskirche, 203, Abb. 226; Haussherr: Spätgotische Ansichten, 65, Abb. 24). Bei der Kreuzwegsandacht mit 12 Stationen (ab 1625: 14 Stationen), wie sie seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts bis 1991 üblich war, war der Fall Christi am Fuß des Kalvarienbergs die neunte Station (vgl. Zwijnenburg-Tönnies: Kreuzwegandacht, 225-227, 230/231). Da der Stein vor der Grabeskirche liegt, wird er häufig bei der Beschreibung der loca sacra der Grabeskirche genannt. spittal: Grünemberg spricht hier vom Muristan-Hospiz (dem führeren JohanniterSpital) südlich der Grabeskirche, das in einem ziemlich verwahrlosten Zustand war (vgl. Krüger: Grabeskirche, 169-172; Murphy-O’Connor: Holy Land, 58/59; Schein: Latin Hospices, 84-91; Lemmens: Franziskaner, 188). Den Namen Muristan hat das Hospiz erst nach der Kreuzfahrerzeit erhalten; er entspricht dem arabisch-persischen Begriff „Krankenhaus“. Auf einem Stadtplan Jerusalems aus der Mitte des 12. Jahrhunderts ist zu sehen, wie nahe das Hospiz an der Grabeskirche lag (vgl. Cambrai, Médiathèque municipale, Ms. B 466, fol. 1r; Krüger: Grabeskirche, 171, Abb. 195; Baedeker: Palästina, 77). Nach Paul Walther von Guglingen (Paul Walther von Guglingen, 115) war es nicht möbliert und es gab keine Verpflegung. Auch ein französischer Pilger, der zeitgleich mit Grünemberg in Jerusalem war, beschwerte sich über die Unterkunft im Muristan-Hospiz (Le récit du voyage de 1486, hg. von Dansette, 339-340). Auch Felix Fabri und Pierre Barbatre besuchten in den achtziger Jahrens des 15. Jahrhunderts das Hospiz (Felix Fabri, Evagatorium, I, 240; Pierre Barbatre, 132, 141). Vgl. Schein: Latin Hospices allgemein zur Frage der Unterbringung der Pilger in Jerusalem im Spätmittelalter. cristen centture: Orientalische Christen, die als „Gürtelchristen“ (christiani de cinctura) bezeichnet wurden, meist koptische Christen oder Melkiten, die in islamischen Ländern als Zeichen der Unterwerfung einen Gürtel tragen mussten (vgl. Eisermann / Reichert: Hans von Sternberg, 225). madin: arab. maydin, mu’ayyadi, māyidī, maidī, mhd. medele, kleine Münze, Heller, Madin (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 174, Nr. 167). Nach Vrankrijker entsprach ein Madin ca. 15 niederländischen Cent (vgl. Vrankrijker: Pelgrimstocht, 100). In der HS K, fol. 36v, wird als Gebühr fünf Margeten angegeben.

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centure brǎchtend uns brot und truben, aiger und gesotten flaisch um unser gelt genůg. Wier lǎgent den tag also still.176 Am gůtemtag der fierzechend tag aguste177 vor tag kam in unser herberg ain Barfůser her, genempt brůder bilgrin, und wakt uns und fůrt uns inn den spittal, da hat man uns meß. Darnach furttend uns die Barfůser hern des confenß monß Sÿon her us für das spital, die hailgen stet ze besechen. Und wǎ wier koment an die hailgen stet, so stund ÿederman stil. So kunt ain Barfůser her us und sait mit luter stim in latin, was stat das was und da beschechen. Die selben mainung sagt denn nǎche ain andrer brůder in frantzösisch, wältsch, darnach sagts ain brůder ze tutsch. Und des warend die brüder notturftig, denn da wǎrend wol zechnerlai sprǎchen und unglich gezung under uns brüdern. Da giengent vor uns der kalin und ander [fol. 58r] haiden, so uns glaitend. Darnach giengent baid patron und die vorgenanten bruder sant Frantzissen.

[2.3.1] [Heilige Stätten in Jerusalem] Des ersten giengent wier für den hailgen tempel.178 Von dem tempel giengent wier ain gassen zů der lingen hand under gar lange gewelb. Under den selben gewelben habend die haiden alen markt und kǒff von spetzrig, siden und vine linwat, genempt sinewauffen,179 och schamlot. Under den gewelben sind vil

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Diese Erzählung wird vom Anonymus aus Rennes bestätigt, vgl. Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 340. Auch Hans Tucher, Sebald Rieter oder Bernhard von Breydenbach wählten andere Unterkünfte als das Muristan-Hospiz in Jerusalem und wählten gerne des kleinen calins hauß (Reisebuch der Familie Rieter, 56; Hans Tucher, 379 (Zitat); Bernhard von Breydenbach, Reiseinstruktion, 141; Felix Fabri, Evagatorium, II, 108; vgl. auch Schein: Latin Hospices, 86; Paul Walther von Guglingen, 115, Anm. 2). Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wählten manche Pilger auch die Herberge beim griechischen Patriziat (Hans von Sternberg, 225, 244; Westfälische Pilger des Jahres 1519, 198). 14. August 1486 (Montag). hailgen tempel: Grabeskirche, unter Kaiser Constantin I. errichtet und am 13. September 335 geweiht. Nach mehrfacher Zerstörung und Renovierung wurde die Kirche unter den Kreuzfahrern grundlegend umgestaltet und am 15. Juli 1149 eingeweiht. Die heutige Kirche entspricht trotz zwei Bränden (1808, 1949), Erdbeben (1927) und Einsturz des Turms (1719) weitestgehend dem Kreuzfahrerbau (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem II, 183-216; Krüger: Grabeskirche; NarediRainer: Salomos Tempel, 43-45). In der Regel führte der erste Gang der Pilger nach der Ankunft in Jerusalem zur Grabeskirche. Vgl. oben S. 359, Anm. 596.

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kuchinen, da hat man och vil frucht fail.180 Von den gewelben ain lange gassen kumbt man zů dem hus sante Veronica.181 Die frum frow stůnd vor dem hus, do der her Jesus das schwär crutz trůg und gab dem heren ain tuchlin, dar in der her Jesus sin hailigs angesicht trukt und gab ir das wider, da ist abplǎß T. Item darnach giengent wier die gassen hin ab und an aim end der gassen zů der rechten hand stǎt ain huß mit ainem grossen gewelb, das gat uber die gassen. Das ist des richen manß huß,182 dar vor der arm Lasserus183 lag, der der brosum184 begert, so von dem tisch fielen, da185 ist kain abplǎß. Item von der obgeschribnen gassen gǎt man zů der lingken hand ainn clainen weg,186 so kumbt man an ain egk, da fiel der her Jesus mit dem crutz. An dem egk gond drig weg ze samen. Da kam der her Jesus den ain weg von uffgang der sunnen und den andren gieng der Simon, den die Juden nottend, das er das crucz trug

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Die Beschreibung des Jerusalemer Marktes fehlt in der HS K. Die Veronikalegende gründet auf der Begegnung Christi mit Veronika und erscheint vom frühen Mittelalter an in Texten, die als Fortsetzung des NikodemusEvangeliums angesehen werden. Hierzu gehört neben anderen auch Mors Pilati, ein Bericht über Strafe und Tod des Pilatus und die Heilung des Tiberius durch das Tuch der Veronika (vgl. Mors Pilati, 457; Herz: Hans Tucher, 412; Zwijnenburg, Nicky H. J.: Die Veronikagestalt in den deutschen Passionsspielen des 15. und 16. Jahrhunderts, Amsterdam 1988 (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur 79)). Die Begegnung Christi mit Veronika wird erstmals 1335 bezeugt und bis 1435 in den Pilgerberichten nur von Stephan von Gumppenberg, Hans Porner und Hans Lochner erwähnt. Zunächst wird in den Pilgerberichten die Legende der Begegnung getrennt von der des Hauses der Veronika erzählt und fällt dann mit dieser zusammen (vgl. Zwijnenburg-Tönnies: Kreuzwegandacht, 237; Vincent / Abel: Jérusalem III, 619-620). Die Lokalisierung an der Via dolorosa wechselt (vgl. Tobler: Topographie, I, 251-252). Bei der heutigen 6. Station des Kreuzweges befindet sich die moderne Veronika-Kapelle, die 1890 von der griechisch-katholischen Kirche erbaut wurde (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 313). Das Schweißtuch der Veronika wurde unter Papst Bonifaz VIII. 1292 nach Rom übertragen, dort in der Kirche St. Peter ausgestellt, 1527 geraubt und wiedergefunden. Seit dem 17. Jahrhundert wird es im südwestlichen Kuppelpfeiler von St. Peter aufbewahrt (Künstle, Karl: Ikonographie in der christlichen Kunst, 2 Bände, Freiburg 1926-1928, 591/592). Lc 16,19-31. Das Haus des reichen Mannes wurde seit dem späten 14. Jahrhundert von den Pilgern an unterschiedlichen Stellen lokalisiert (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 313). Lasserus: Lazarus. Lc 16,19-31. brosum: brosem, brosme, Brosame, Brotkrume (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 46). HS G: Ursprünglich das, der Buchstabe s wurde gestrichen. HS G: a über e hochgestellt.

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nach dem heren, dǎ ist ablǎß T.187 Item nach dar bÿ gegen dem egk uber stundent die frumen frowen von Jerusalem und waintend. Zů den kert sich der her Jesus und sprach: „ir tochtren von Jerusallem, nit wainend [fol. 58v] uber mich, sunder uber uch und uwre kind.“188 Item darnach giengent wier ain wenig furbas. Da ist die stat, da die můter Gotz ir liebs kind Jesum Christum am ersten ersach mit dem crucz, die kam oben bÿ sitz herab ainen andern weag,189 da ist ablǎß T.190 Item darnach nit wit von dem stǎt ain schwibogen191 oder gewelb uber die gassen, da gat man durch. Ze obrest dar inn stond zwen wis stain. Uff dem ainen ist gestanden der her Jesus, uff dem andren Pilatus, da er den heren Jesum verurtailt zů dem tǒd. Und sind die zwen stain vor gewessen inn dem huß Pilati und man waist nit, uf welchem unser her ist gestanden.192 187

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Mt 27,32; Mc15,21; Lc 23,26. Die Stelle wurde seit dem spätem 14. Jahrhundert an der Kreuzzung zwischen der Via dolorosa und Tarīq el-Wād lokalisiert. Die heutige 5. Station befindet sich nach Hartmann: Wilhelm Tzewers etwas weiter südlich (Hartmann: Wilhelm Tzewers, 235, Anm. 205; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 313; Vincent / Abel: Jérusalem III, 618; Tobler: Topographie, I, 259-260). Zur Übernahme des Kreuzes durch Simon von Cyrene und die Erwähnung der Station in den Pilgerberichten vgl. auch Zwijnenburg-Tönnies: Kreuzwegandacht, 232-234. Lc 23,27-28. Die Stelle wurde nach 1350 meist in der Nähe der Kreuzabnahme durch Simon von Cyrene angenommen (Zwijnenburg-Tönnies: Kreuzwegandacht, 234-235; Vincent / Abel: Jérusalem III, 620, 622). Die heutige 8. Station liegt in der cAqabat el-Hānqāh, westlich der Kreuzung mit dem Sūq Hān ez-Zēt (Hartmann: Wilhelm Tzewers, 235). HS G: a über e hochgestellt. Diese Station westlich des Ecce-Homo-Bogens ist nicht in den Evangelien bezeugt, sondern nur im Dialogus beatae Mariae et Anselmi de passione Domini (vgl. Pseudo-Anselm, Beatae Mariae et Anselmi de passione Domini; Zwijnenburg-Tönnies: Kreuzwegandacht, 235-237). Heute befindet sich an der Stelle der Kreuzfahrerkirche St. Maria de Spasmo eine katholisch-armenische Kirche, in der die Reste der ursprünglichen Kirche noch als Krypta erhalten sind (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, I, 209, II, 314-315; Tobler: Topographie, 449-453). Die ursprünglich 4. Station der Kreuzandacht wurde 1991 von Johannes Paul II. ersetzt (vgl. Zwijnenburg-Tönnies: Kreuzwegandacht, 225-226). schwiboge: schwinboge, schwinbǒgen, swynbogen, Schwibbogen, Schwebebogen, zwischen zwei Mauerteilen freistehender Bogen (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 214; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 198). Mt 25,26; Mc15,15; Lc 23,24-25; Io 19,12-16. Der Stein, auf dem Jesus bei seiner Verurteilung stand, war ursprünglich im Haus des Pilatus, dessen Lokalisierung bis heute umstritten ist (vgl. ausführlich dazu Hartmann: Wilhelm Tzewers, 234, Anm. 196; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, I, 208, II, 89, III, 394-396; Kopp: Stätten der Evangelien, 412-421). Die Bibel ist nicht eindeutig in der Ortsangabe (zit. nach Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 394: „Während Markus und

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Darumb hat man sÿ baid da hin gemacht, da ist ablǎß T. Item darnach ze nächst ist Pilatus huß, das ist noch ain groß huß und hǎt zwai tǒr gehebt, sind ÿetzen vermurt, durch das under hǎt der her das crutz tragen. Inn dem huß hǎt der her Jesus vil marter gelitten, da ist er gegaislot und gekrönt und im in sin hailgostz und clǎrests angesicht gespuwen, sin gespotot und vil ander pin, die der her da erliten hǎt. Inn dem huß an den enden stǎt noch ain kirchlin, da ist ablaß +.193 Aber es getar194 kain cristen inn das huß gon, man entpfǎcht den ablaß dar vor.195 An dem genanten huß stond noch etlich stainnÿ sternen ob den paigen196 gehǒwen. Item zwuschen Pilatus hus und dem vorgenanten schwibogen oder gewelb ist ain gassen. Und oben gegen der gassen stǎt Herodes huß.197 Das ist ain groß hus etwinn gemǎlt usen gewessen, da ist kain ablaß. Item von Pilatus huß bis zů dem stain, der vor dem tempel ligt, sind ǒn gefaurlich siben hundert und achtzig gemainer schrit und [fol. 59r] von dem stain bis uff den berg Calvarÿe sind bÿ fünfzig schrit.198 Etlich sprechent, das

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Matthäus zum Ort des Ereignisses nur notieren, dass Jesus nach der Verurteilung in einen als „Praetorium“ bezeichneten „Palast“ abgeführt wurde (Mc15,16; Mt 27,27), und Lukas auf Ortsangaben völlig verzichtet, erzählt Johannes, man habe Jesus zum Praetorium geführt, Pilatus sei herausgetreten (Io 18,28-29), habe sich in das Praetorium zurückgezogen, um Jesus zu befragen (Io 18,33), ihn geißeln lassen, ihn herausgeführt (Io 19,4-5), sich wieder mit ihm in das Praetorium zurückgezogen (Io 19,9), ihn erneut herausgeführt, auf seinem Thron vor dem Praetorium Platz genommen und Jesus an einem „Lithostrotos“ oder „Gabbatha“ genannten Ort verurteilt (Io 19,13).“. Daher kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht: An der Burg Antonia beginnt bis heute die Via dolorosa, diese Lokalisierung ist aber historisch höchst unwahrscheinlich. Der Hasmonäerpalast oder der Palast Herodes des Großen sind als Orte des historischen Geschehens eher wahrscheinlich. Grünemberg erwähnt hier eine Kirche aus der Kreuzfahrerzeit, die heute zerstört ist (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem II, 165, III, 395). getar: präs. von geturren, sich unterstehen, wagen, getrauen (Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch 1, 951). Felix Fabri ist es allerdings gelungen, in das Haus des Pilatus zu kommen (vgl. Fabri, Evagatorium, I, 361-362, II, 134-135). paigen: Fenster (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 82). Lc 23,8-11. Haus des Herodes, heute St. Nicodemus-Kapelle, vermutlich zwischen 1180 und 1187 errichtet und später profanisiert. In den Pilgerberichten wird die Kapelle bis um 1500 beschrieben, danach wird sie nicht mehr erwähnt (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 453-454). Viele Pilger messen die Entfernung zwischen den loca sacra in Schritten aus. Wilhelm Tzewers war hier besonders akribisch (vgl. Wilhelm Tzewers, 233ff.).

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der Her das crucz nit ger199 uff den berg Calvarie getragen hab, als wol gelobtlich ist, denn es ist hoch hin uff. Item me koment wier zů dem huß Simeoniß Lebrosÿ,200 dar inn sant Maria Madolena al ir sund wurdent vergeben, als Lucas schribt am sibenden sins ebenielliums,201 da ist ablǎß T. Darnach die selbigen gassen hin ab zů der rechten hand, ist der tempel Salomonis.202 Der hat ainen grossen gefierten hoff und ligt der tempel miten dar inn. Der tempel ist von glaten grosen quadern stainen von acht egken, gar zierlich gebuwen. Und ist das dach och von acht egken von blig203 gemacht. Unden am bliginn tach stond fier vergult kuglen, so gar schon glentzen. Ze obrest des tachs stat uff dem spicz ain mon, baid spicz uber sich kerend. Umb den tempel ze nächst uff dem estrich ligen fier clain muskea oder cappellin, dar inn och stätz etlich ampelen prinen. Och stat ze nächst dem tempel ain wäsch hus gar hubsch von gebuw, dar inn wäschen sich die haiden und beraitend sich e und sÿ inn tempel gangen. Item her Conrat von Helmstat und ich liesen bitten den grosen kalin, das er mit uns gieng, dem tempel so nachen as under die vordrosten bort.204 Das tet er gar mit gůttem willen und giengend wier im nach bis hin zů und gesachend da uff dem estrich205 ob den funtzig haiden ligend 199

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ger: gir, begierig, sehnsüchtig (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 134). Mt 26,6; Mc 14,3; Lc 7, 36-38; Io 12,1-3. Haus Simons des Aussätzigen in Bethanien. In der HS K ist diese Stelle richtig eingeordnet, in die HS G wurde sie wohl an der falschen Stelle eingesetzt. ebenielliums: Evangeliums. Der heutige Felsendom auf dem Tempelberg, Qubbat as-Sahra, erbaut 688-691, von Kreuzfahrern und Pilgern fälschlicherweise mit dem salomonischen Tempel gleichgesetzt (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 72-87; Murphy-O’Connor: Holy Land, 85-89; Naredi-Rainer: Salomos Tempel). plig: blîen, blîîn, blîgen, blîgîn, blînîn, plîen, plîîn, bleiern (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 41; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 23). bort: Pforte, Eingangstür. Vorplatz des Felsendoms, der von den Kreuzfahrern eigentlich als Templum Domini bezeichnet wurde (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 72-87; MurphyO’Connor: Holy Land, 85-89). Die Bezeichnung Templum Salomonis der Kreuzfahrer bezog sich auf die el-Aqsā-Moschee (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 52-54; Murphy-O’Connor: Holy Land, 94/95). Hans Tucher benennt die Moschee als porticus Salomonis (Hans Tucher, 417). Randall Herz ordnet diese Bezeichnung der el-Aqsā-Moschee zu und bezieht sich auf den Baedeker, nach dem die Bezeichnung porticus vom langen, zweischiffigen, spitzbogigen überwölbten Gang, der nach Westen an das Querschiff angeschlossen war, kam (Baedeker: Palästina, 53; Herz: Hans Tucher, 417). Auch

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uff iren [fol. 59v] angesichten und betotend den mittentag. Sÿ hatend all an wis schuben und groß hullen um ir höbter. Und so wier aso den grosen lustigen grǎwen206 estrich besechen mit vil andern gebuwen, so werdent unser die haiden gewar. Und stundent etlich uff und sachent gar zornlich wider uns. Der kallin gieng mit uns ÿlends von dannen und ließ uns sagen, wǎ wier uns lenger da gesumpt heten, so wären uns straich worden von unserm zů sechen. Denn es wär in vil ziten kain cristen dem tempel so nachent komen als wier. Und ward uns gesagt, weler gieng in ain haidnisch muskea, haist dort ain kilch, der müst glich verlǒgnen oder sÿ huwend inn in der mit von ain ander. Und wer also ansicht den tempel Salomonis mit andacht und darvor bettet dru pater noster und dru ave Maria, der het ablǎß +. Item im tempel Sallomonis sind grosse wunder beschechen. Und sůchent inn die Sarÿzenen und haiden gar witten ze kirchferten mit enthaisung irer beger von got und erfolgen da grose gnad und wunder zaichen. Sÿ haltend den tempel gar in grosen wirden207 und eren. Sÿ brennend dar inn zů dikem mǎl siben hundert ampelen. Item kain haiden gat inn tempel Salomonis denn barfůs und gewäschen und gerainigot. Und im tempel stǎt ain clainer fels, dem nach haisend sÿ den tempel den hailgen fels.208 Denn sÿ wisend das Got grose wunnderzaichen da selbs getǎn hat und als sÿ sagen noch tůt.

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Gritje Hartmann zieht ähnliche Schlüsse und setzt die el-Aqsā-Moschee mit dem als Templum Salomonis bezeichneten Gebäude gleich (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 170). Diesen Schlußfolgerungen kann hier nicht gefolgt werden, da Konrad Grünemberg eindeutig vom Felsendom und nicht von der el-AqsāMoschee spricht, Dies ergibt sich aus der Abbildung Jerusalems in der HS K, in der der Felsendom eindeutig als templum Salomonis, die el-Aqsā-Moschee eindeutig als templum Simejonis bezeichnet ist (vgl. Bildkonkordanz, Nr. 33, Inschrift Nr. 35 und Nr. 49, und und Bildtafeln, Abb. 11). Auch die in der Folge genannten biblischen Begebenheiten (vgl. die zitierten Bibelstellen) gehören eindeutig zum Felsendom. grǎw: gra(b), græwe, grâwe, grâvar, grau, graue Farbe (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 138; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 114; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 76). wirden: wirde, werde, wierde, wird, Würde, Ehre, Ansehen, Ruf, Ruhm, Wert (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 475; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 250; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 324; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 231). wirden: wirde, werde, wierde, wird, Würde, Ehre, Ansehen, Ruf, Ruhm, Wert (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 475; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 250; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 324; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 231).

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[fol. 60r] Item des ersten hǎt Melchissendech,209 der hoch erst briester, win und brot uff dem vels Got uffgeopfert. Item uff dem vels hat gesechen David ainen engeln, der hielt in siner hand ain blůtig schwert.210 Item uff dem vels legten die briester die lebenden opfer, so denn kam das für von himel und verbrant, das da bÿ ward denn erkent, das es Got genem was.211 Item zů dem velsen hat der proffet Jeromÿas die arch behalten zů zitten der gefenknus zů Babiloni und do mǎls also sprach: „Dis stat wirt nit geöffnet, bis der her sim volk gnad důt.“212 Item uff diesen velß legt Jacob der pattriarch sin hobt und entschlieff und sach im schlauff von dem velsen bis an den himel ain laiter raigen und daran uff und nider stigen die engel Gottes.213 Item uff disem vels lert der her Jesus die Juden, do er nur zwelff jar alt was und inn sin můter und der lieb Jossep verloren hetten.214 Darnach hat der almächtig Got da selbs dik gebredigot den Juden. Item zů nächst dem tempel Salomonis hǎt kung soldan, der domals regiert,215 als ich zů Jerusallem was, gebuwen ain haidnisch kirchen gar costlich, dar inn sagt man stätz brinnen achtzig ampellen.216 Item nachent darbi durch ainen garten, dar inn vil lustiger ölbom stond, an der statmur an aim egk stǎt der tempel Simeionis.217 Inn dem ist geopfert worden 209 210

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Gn 14, 18-19; Hbr 7,1-19. II Sm 24, 15-17; I Par 21,16. Im zweiten Buch Samuel streckt der Engel allerdings seine Hand aus und nicht ein blutiges Schwert. II Par 7,1; II Mcc 2,10. Ier 11,1-14; II Mcc 2,10 (vgl. zu dieser Tradition Tobler: Topographie, I, 542). Gn 28, 10-22: Himmelsleiter, die Jakob im Traum erschien. Lk 2,41-52. Qaid Bay, auch Kait-Bay bzw. mit vollständigem Namen Al-Aschraf Saif-ad-Din Kait Bay (* 1416; reg. 1468; † 1496) war Sultan der Mamluken in Ägypten von 1468 bis 1496. Vielleicht meint Grünemberg den Brunnen des Sultans Qaid Bay (Sabil al-Aschraf Qa’itbai Qaytbay), gewidmet 1482, oder die Koranschule Madrasa Aschrafija, die auf Veranlassung des Sultans gebaut wurde (vgl. Küchler: Jerusalem, 219, 269; Murphy-O’Connor: Holy Land, 90-92). el-Aqsā-Moschee, entstanden vermutlich erst nach dem Bau des Felsendoms zu Beginn des 8. Jahrhunderts. Möglicherweise ließ al-Walid I. (reg. 705; † 715) die typische Moscheekuppel auf das Dach der dort stehenden christlichen siebenschiffigen, von Kaiser Justinian errichteten Basilika St. Maria setzten, welche damit zu einer Moschee wurde. Nach der Eroberung Jerusalems 1099 im 1. Kreuzzug befand sich in einem Teil der Moschee der Königspalast, 1118 ließ sich der Templerorden in einem Flügel der Moschee unter. Nach der Rückeroberung Jerusalems durch Saladin wurde das Gebäude wieder in eine Moschee umgestaltet, Saladin selbst nahm an einem großen Dankgottesdienst am 9. Oktober 1187 teil. Nach dem Frieden von Jaffa 1229 blieb die Moschee wie das ganze Tempelviertel mit

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[fol. 60v] die můter und hailgost junkfrow Maria.218 Sÿ ist och da zů schůl gangen und gar vil da gewont.219 Sÿ hat och da ir liebs kind unsern heren Jesum Christum geopfert, da ir der alt Simeon hat wis gesagt und do mǎls machot oder sprach den nunkdemitis,220 das ist ablǎs +, wer diesen tempel grust mit sim gebet. Item e der tempel kem inn der cristen hand, ward er gehaisen von den Juden porticus221 Sallomonis. Die haiden habend disen tempel in grosen wirden und eren und brennent stätz dar inn fier hundert ampellen. Der tempel ist fast groß und sagt man vil gewelb sin under dem tempel. Am tempel stat ain sinnweller tempel, der ist bedekt mit blig. Inn den tempel getar kain kristen gon. Gegen den genanten tempel uber als man die vorgemelten gassen her ab gǎt, ist das huß Joachim und santa Annen, unser lieben frowen vater und můter. Dar inn ist die junkfrow Maria geborn und erzogen worden. Inn dem huß ist ain kirch.222 Es getar aber kain cristen dar in gon, da ist ablaß T.

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dem Felsendom in muslimischen Händen (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 50-63). Bezüglich des templum Symeonis wurde in der Forschung schon vermutet, dass hier das sogenannte Haus Simeons südwestlich von Jerusalem gemeint sei, das seit Mitte des 15. Jahrhunderts gezeigt wurde (vgl. Tobler: Topographie, II, 892-896). Hans Tucher erwähnte dieses Haus ebenfalls (Hans Tucher, 439). Protevangelium des Jakobus 7, 1-9, 3; Vita rhythmica, Z. 557-562. Maria wird siebenjährig in den Dienst des Tempels Salomos gegeben, wo sie schnell die Hl. Schriften lesen und ihren Sinn begreifen kann (vgl. Vita rhythmica, Z. 557-562, 615-630). Manche Pilger ließen die Mutter Gottes gar dort Griechisch oder wahlweise Latein lernen, damit sie im Neuen Testament oder in der Vulgata lesen konnte (vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 47;). Die Schule Mariens wird in der el-Aqsā-Moschee lokalisiert (vgl. Tobler: Topographie, I, 570, 579/580; Reichert: Ottheinrich, 69; Schreiner: Maria, 111ff.; Schreiner: Konnte Maria lesen?, 82ff.). Das Nunc dimittis ist zusammen mit dem Magnificat und dem Benedictus einer der drei Lobgesänge (Cantica) des Lukasevangeliums. Im Tempel von Jerusalem bricht der greise Simeon im zweiten Kapitel des Evangeliums beim Anblick des neugeborenen Jesus in Lobpreis aus. Das Nunc dimittis wird im Stundengebet täglich in der Komplet gebetet. Text nach der autorisierten Einheitsübersetzung (Lukas 2, 28-32): „Nun läßt du, Herr, deinen Knecht wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Simeon kam nach Lc 2, 25-35 bei Jesu Darstellung in den Tempel, begrüßte ergriffen das Kind als das Heil Gottes und sagte Maria das künftige Wirken Jesu vorher (vgl. LThK IX, 761). HS G: portitus. Die St. Anna-Kirche, von den Kreuzfahrern vor 1102 neu errichtet, wurde 1192 von Salāh ad-Dīn in eine Koranschule umgewandelt (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 170-173; Tobler: Topographie, I, 426-439). Ab 1470 wurde ihre

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Dar nach koment wier zů sant Steffans bort. Ze nächst da neben lit ain groser haidnischer tempel. Inn dem wǎrent do mǎls gar vil haiden und unser etlich dichen ain wenig hin zů irm grosen getön und schrigen zů ze losen, wier horten aber nuntz anders, denn ain haidnischer priester sang inn vor, aso kurcz alweg, also ob er ainen namen nambte, daruf sÿ all dem [fol. 61r] briester ennsprachend: „gu gug“. Sÿ wurdent unser gewar und jochten uns mit zorn von dannen.

[2.3.2] [Das Tal Joschafat] Item so man kund fur die bort sant Steffan,223 stond zwen gar clain buchel. Uff dem ainen ist sant Stefan verstaingot,224 uff dem andern hůt Sǎlus den Juden der claider,225 da ist ablǎß T. Von sant Stefanß bort uff die rechten hand ainen gůten armbrost schutz inn der statmur, nachen vor dem tempel Salomonis, gegen dem tal Josofat, ligt die guldin bort, da Christus der her am Balmtag226 ist durch geriten inn die stat,

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Krypta wieder von Pilgern besucht (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 170; Reichert: Eberhard im Bart, 48). Seit 1852 ist die Kirche wieder unter christlicher Verwaltung. An der Stelle der Krypta befindet sich der Ort des Elternhauses Mariens (Protevangelium des Jakobus 5,2). Act 7,56-58. Das Stephanstor in der östlichen Stadtmauer trägt seinen Namen erst seit dem 14. Jahrhundert in Anlehnung an die Steinigung des Hl. Stephan im Kidrontal. Das Tor selbst wird schon seit byzantinischer Zeit unter dem Namen Ost- oder Jerichotor erwähnt und trägt seit osmanischer Zeit den Namen Löwentor wegen der Löwenreliefs im Tympanon (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 206). Hl. Stephan (1. Jahrhundert), Archidiakon, erster christlicher Märtyrer (Protomärtyrer), wegen Gotteslästerung verleumdet und vor den Hohen Rat gestellt. Er wird verurteilt und gesteinigt (Act 6,5-7; Apostelgeschichte des Lukas, 7, 54 bis 8, 1). Zur Legende des Hl. Stephans vgl. Legenda aurea, Von Stephanus (Jacobus de Voragine, 58-65). Die Verehrung des Erzmärtyres Stefan zeigt sich auch darin, dass frühchristliche Pilger die Steine erwähnen, mit denen Stefan sein Martyrium erlitt (vgl. Kopp: Stätten der Evangelien, 384/385). Act 7,57. Mt 21,1-11; Mc 11,1-11; Lc 19,28-38; Io 12,12-16: Einzug des Messias nach Jerusalem. Das goldene Tor in der östlichen Stadtmauer trägt seinen Namen erst seit der Kreuzfahrerzeit, als durch eine Verballhornung des griechischen Namens als Act 3,2 bzw. Act 3,10 das Tor als porta aurea bezeichnet und an ihm der Einzug Jesu nach Jerusalem am Palmsonntag lokalisiert wurde (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, I, 186, III, 196, 200-204; Murphy-O’Connor: Holy Land, 93/94; Tobler: Topographie, 155-159). Nach Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 200 seit osmanischer Zeit (ab 1516) zugemauert. Wilhelm Tzewers beschreibt

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und ward die bort nache bald beschlossen.227 Darnach uber etlich jar tet sich die bort selbs engegen dem cristenlichen kaiser Eraclio228 selbs uff und ward darnach aber beschlosen. Und darnach uber etlich zit, do es aber mǎls inn der haiden hand kam, wolten sy die bort öffnen und welche sÿ an růrten, die sturbend gächs tods. Und wär in229 also an sicht mit sin gebet, der het ablaß T. Item uff baid sitten ze nächst an der bort vor der statmur sind vil der haiden greber. Darnach giengent wier abwertz inn das tal Jossofat230 zů dem bach Cedron.231 Diser bach ist ze sumer zit232 truken und türr, aber ze glentz zit233 und inn der

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die Vormauer und berichtet, dass das Tor kaum bis zur Hälfte zu sehen ist (Wilhelm Tzewers, 172-173), auch Felix Fabri berichtet davon, dass das Tor noch zu sehen ist (Felix Fabri, Evagatorium, I, 368-369). Daher kann die Vermauerung des Tores wohl auf die Zeit zwischen Fabris Reise 1484 und Grünembergs Besuch am 14. August 1486 als terminus ante quem eingegrenzt werden. Bei Wolf von Zülnhart und Stefan Baumgartner ist das goldene Tor zwar erwähnt, aber es wird nichts über dessen Zustand gesagt (Wolf von Zülnhart, 89; Stefan Baumgartner, 40). Der Luzerner Pilger Johannes Schürpf, der im Jahre 1498 in Jerusalem war, berichtet ebenfalls, dass die porta aurea von den Heiden zugemauert wurde: Item das tor heind die Heÿden vermuret, das es nit me vff kunt (Johannes Schürf, 20). Mt 21,1-11; Io 12,12-19. Das Goldene Tor ist eines der heutigen acht Tore in die Altstadt von Jerusalem. Das Tor befindet im östlichen Teil der Stadtmauer, südlich des Löwentors. Es ist das einzige Tor in der Stadtmauer, das direkt auf den Tempelberg (arab. Haram ash-Sharif) führt. Es wurde während der Besetzung durch die Osmanen versiegelt. Im jüdischen Glauben wird der Messias (hebr. Maschiach) am „Ende aller Tage“ hier in die Stadt kommen. Um dies zu verhindern, versiegelten die Osmanen das Tor. Wahrscheinlicher ist, dass die Moslems das Tor seit Ende der Kreuzfahrerzeit schlossen, um Ungläubigen den Zugang zum Tempelberg zu verwehren (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 200-204). Herakleios I., byzantinischer Kaiser (* 575; Ks. 5. Oktober 610; † 11. Februar 614). Im Jahr 631, der Legende nach, verschlossen sich die Steine den Zugang vor dem byzantinischen Kaiser Herakleios, als er zu Pferd in seinen prächtigen Gewändern erschien und die zurückeroberte Kreuzreliquie in die Stadt bringen wollte. Sie gaben den Weg erst frei, als er sich in demütiger Haltung näherte (vgl. Jacobus de Voragine, 349-358). Die Legende ist erstmals um 830 belegt (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 93; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 173, Anm. 70). Die Geschichte ist bei Wilhelm Tzewers auch belegt (vgl. Wilhelm Tzewers, 172/173). HS G: in über der Zeile nachgetragen. Tal Joschafat (Vallis Iosaphat): Der zwischen der Jerusalemer Altstadt bzw. dem Tempelberg und dem Ölberg gelegene Teil des Kidrontals. Fluss Kidron im Kidrontal. Das Kidrontal, eine Talsenke östlich von Jerusalem, trennt die Stadt vom Ölberg ab. Es ist nach dem Kidron benannt, einem kleinen Fluss, der nur im Frühsommer Wasser führt. Der Kidron sammelt die vom Mons

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vasten234 ist er wasser rich. Und gǎt daruber ain staini brůgk, die hat sant Hellena gemachet an dem ende, do das hailig holtz ist gelegen, darus das crucz Jesu Criste ward gemachet. Und was das holtz ain steag235 [fol. 61v] uberm bach Cedron und die kungin von Saba wolt nit uber das holtz gon und berüren mit iren füssen, wann sÿ erkant im gaist, das der erloser der welt daran tod und marter solt liden,236 da ist ablǎß T. Item nit ver von der brugk komend wier zů ainer grosen gewelbten kirchen, dar inn unser liebe frǒw ward begraben, und můß man acht und fiertzig stafeln ab gǒn zů dem grab.237 Und ist das grab von wissem marmelstain gemacht, ain wenig witter denn das grab Criste. Und daruff helt man och meß wie uff dem hailgen grab. Und hat die kirch zwo türen, do man in gǎt und aine do man usgat. Dahin ward getragen der junkfröwlich lip Marie von alen aposteln und an den dritten tag von den engeln gen himel gefůrt zů irm Got und ainigen sun, dǎ ist ablaß +.

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Skopus, dem Öl- und Tempelberg herabkommenden Niederschläge und leitet diese durch die Judäische Wüste hindurch bis in das Tote Meer. sumer zit: Sommer. glentz zit: glenz, gelentz, Lenz, Frühling, Frühjahr (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 109; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 105). vasten: Fastenzeit. HS G: a über e hochgestellt In der Legenda aurea (Von der Kreuzfindung, Jacobus de Voragine, 349-358) wird in der Kreuzfindungslegende das Kreuzesholz auf den Zweig vom paradiesischen Baum der Erkenntnis zurückbezogen, den Adams Sohn Seth vom Erzengel Michael erhielt. Die Königin von Saba erblickte im Balken über dem Bach, der aus dem Holz des Baumes auf Adams Grab geschlagen wurde, das künftige Kreuzesholz, verehrte es, schritt daneben durch das Wasser und warnte Salomo, der es vergraben ließ (Keller: Lexikon der Heiligen, 280; zur Kreuzauffindungslegende vgl. Straubinger, Johannes: Kreuzauffindungslegende. Untersuchungen über ihre altchristlichen Fassungen mit besonderer Berücksichtigung der syrischen Texte, Paderborn 1912 (Forschungen zur christlichen Literatur- und Dogmengeschichte, Band 11, Heft 3); Ramp, E.: Die Legende vom Heiligen Kreuz, in: Winterthurer Jahrbuch 1969; Wiegel, A.: Die Darstellungen der Kreuzfindung bis zu Pietro della Francesca, Diss. 1971). Zur Brücke über das Kidrontal vgl. Tobler: Topographie, II, 36/37. St. Maria in Valle Iosaphat, die Marienkirche über dem (leeren) Mariengrab am Fuße des Ölbergs. Die Frühgeschichte des Grabes liegt im Dunkeln; erstmals erwähnt wurde das Grab im Jahr 451. Die Kirche wurde nach mehreren Verwüstungen (614, 809-814) 1112 umfassend restauriert und avancierte zum Hauskloster der Bouillon. Nach der Verwünstung der Klostergebäude 1187 blieb die unterirdische Kirche am Mariengrab unbeschadet erhalten (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 251-256; Tobler: Siloahquelle, 160-169, 171-191). Zur Himmelfahrt Mariens vgl. Legenda aurea, Von Mariae Himmelfahrt (Jacobus de Voragine, 583-608) und Vita rhythmica, 248-251.

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[2.3.3] [Der Ölberg] Do wier uss unser lieben frǒwen kirchen ,238 gingen239 wier uff die lingken hand unden an den ölberg240 und giengen ain wenig uffwertz und giengend in ain hölin underm ölberg gelegen. Da selbs beatet241 Got, der almächtig, und schwitzt alda von angsten blůtigen schwaiß.242 Da selben sicht man noch den stain, daruff der engel stund und den heren trost, da ist ablǎß +. Item von dannen als ain stainwurf komend wier an die stat, do Christus unser her sant Pettern, sant Jacob und sant Johansen hieß sitzen und sin warten bis er beattote,243 dǎ ist ablǎs T. Item von dannen giengent wier an wenig uff wertz an das ende, do sant Thomaß, der abostel, entpfieng den gurtel von der junkfrowen Maria [fol. 62r] do sy zů himel fůr, da ist ablǎs T.244 Item von dannen komend wier inn den garten, dar inn Cristus unser her gefangen ward und sant Petter Malco das ǒr abschlůg, da ist ablǎs T.245 Darbÿ ist 238

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Auch Goldfriedrich / Fränzel ergänzen „kamen“ (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 86). HS G: geingen. Der Ölberg, hebr. Har ha Zetim, arab. Dschabal az-Zaitūn in Jerusalem ist eine Erhebung nordöstlich und östlich des Tempelbergs und der Jerusalemer Altstadt. Der Name leitet sich vom ursprünglichen Bewuchs mit Olivenbäumen ab. Die Hügelkette erreicht eine Höhe von 827 m; der eigentliche Ölberg mit der Himmelfahrtskuppe ist 809 m hoch und liegt damit 120 m über dem Kidrontal und etwa 65 m über dem Tempelberg. HS G: a über e hochgestellt. Mt 26,36-45; Mc 14,32-41; Lc 22,39-46. Ende des 4. Jahrhunderts wurde an dieser Stelle im Garten Gethsemane die Kirche ecclesia elegans errichtet, die jedoch offenbar im 5. Jahrhunderts schon wieder zerstört war. Im frühen 12. Jahrhundert wurde eine St. Salvator-Kapelle errichtet, die um 1170 durch einen Neubau ersetzt und erst zwischen 1323 und 1332 verwüstet wurde (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 243). Ab dem 14. Jahrhundert wurde die Stelle an der nördlich benachbarten Grotte lokalisiert, so dass diese Stelle als Ort der biblischen Geschehnisse galt (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 248-249; Kopp: Stätten der Evangelien, 387-399). Eine Inschrift, die nach 1333 entstanden sein dürfte, zeugt davon: hic rex C(ris)tus sudavit sanguinem / sepe morabatur duc mi pater / si vis transfer calicem istu(m) a me. HS G: a über e hochgestellt Zum Hl. Thomas (Apostel) und dem Gürtel Mariens vgl. Legenda aurea, Von Mariae Himmelfahrt (Jacobus de Voragine, 588). Der Gürtel gelangte im 12. Jahrhundert nach Prato, wo er bis heute gezeigt wird (Keller: Lexikon der Heiligen, 545). Einer anderen Tradition zufolge wurde der Gürtel zunächst in Konstantinopel, dann auf dem Athos im Kloster Vatopedi aufbewahrt (Reichert: Ottheinrich, 186, Anm. 389).

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die stat mit stainen gezaichnet,246 da Judas Got mit dem kuß verriet und die Juden zů zwaÿ maulen nider fielen, als sÿ Cristus frǎgt: „wen sůchend ir“, dǎ ist ablaß T.247 Item wier giengend noch baß uber sich uff ainen berg. Uff dem stůnd unser her248 und wainet uber die stat Jerusallem und sprach: „wistest und erkantest, du waintest och“, da ist ablaß T.249 Item aber darbÿ nachend ist die stat, da der ertz engel Gabriel ainen balmen250 hǎt gebrǎcht der Junkfrow Maria und verkunt ir damit die stund ires todes, da ist ablǎß T.251 Item von dannen komend wier ob dem ölberg uff ainen berg, genant Gallilea.252 Da ist die stat, da der engel saget von der urstendi253 Criste: „Er wirt uch vor gon in Gallilea, da werdent ir inn sechen.“254 Es ist aber nit das gallileigisch land, das selb lit 245

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Mt 26,51; Mc 14,47; Lc 22,50-51; Io 18,10. Bei Matthäus, Markus und Lukas bleiben die Namen des Knechtes und des Schwertkämpfers ungenannt, bei Johannes ist zu lesen, dass das Schwert Simon Petrus führte und der Knecht Malchus hieß. Felix Fabri erwähnt mehrere Steine, die die Stelle der Gefangennahme markieren, sowie einen Stein an der Stelle, an der Petrus Malchus das Ohr abschlug. Bei Fabri wird ebenso wie bei Konrad Grünemberg nicht deutlich, ob es sich um Gedenksteine handelte (vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 379-381; Tobler: Siloahquelle, 226/227). Mt 26,47-50; Mc 14,43-46; Lc 22,47-48; Io 18,4-11. Nur bei Johannes stellt Jesus die Frage „Wen sucht ihr?“, in den anderen Evangelien wird Jesus durch den Kuss des Judas verraten. HS G: her über der Zeile nachgetragen. Lc 19,41. Heute befindet sich südlich des Weges bei dieser Stelle die DominusFlevit-Kirche, die allerdings erst 1891 von den Franziskanern errichtet wurde (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 268-272). balmen: palm, Palme, bot. Phoenix dactylifera, Palmzweig (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 21). Legenda aurea, Von Mariae Himmelfahrt (Jacobus de Voragine, 583); Vita rhythmica, Z. 7120-1765. Gallilea bezeichnet in diesem Zusammenhang die nördliche Spitze des Ölbergs (Karm es-Sayyād) und nicht die gleichnamigen Region im Norden Palästinas. In der HS G gibt Grünemberg diesen Unterschied an, in der HS K, fol. 39r, nicht.. Felix Fabri diskutiert in seinem Evagatorium, den Unterschied zwischen villa Galilaea und provincia Galilaea (vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 385-387). Die übliche Verwechslung der beiden Orte ist aus Mt 28,16 abzuleiten (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 228; Külzer: Peregrinatio graeca, 157; Vincent / Abel: Jérusalem I/II, 408; Tobler: Siloahquelle, 72-77). urstendi: urstendÿ, urstende, Auferstehung (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 392; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 239; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 260; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 221). Mt 28,16-20.

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eben wit von dannen, da ist ablǎß T. Aff255 dem berg Gallilea buwten do mǎlß die haiden ainen turn, schätz ich ain wart, denn man da selbs vil lands gesechen mag. Item entzwers giengen wier ain gůtten weg und koment gar uff ainen hubschen sinnwellen berg. Da ist vil gemürs uff glich ainem herlichen schloß,256 dar inn stǎt ain sinnweller groser tempel, hat oben ain loch. Grad under dem loch im tempel stat ain clains sinnwels cappelin und hinder oder neben der tür stǎt ain schönner wiser marmolstainn. Uff dem stund der [fol. 62v] almachtig Got, do er uff gen himel fůr. In dem stain sicht man noch sine fůs stabfen, besunder des rechten fůses. Item dise stat der uffart ligt nachend drig mil wälcher von Jerussallem. Uff disem berg mag man sechen das Tot Mer, da etwinn die fünff stet sind gestanden, Sodoma, Gomora etc.257 Und schint kum ainer mil wit und sagten, es wären wol siben dar. An dem end oder stat, ist ablaß +. Darnach giengen wier ainen andern weg ab dem berg, denn wier ufgangen wǎren. Koment zů ainem zerisnen kirchlin, ligt ain hailig inn, sant Phÿlaÿgi,258

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HS G: Aff, gemeint ist aber Auff. Lc 24,50-51. Himmelfahrtskapelle (Ascensio Domini) auf dem Ölberg, von den Kreuzfahrern auf frühchristlichem Grundriss aus dem 4. Jahrhundert errichtet und nach 1187 islamisiert. Der rechte Fußabdruck Christi wird heute noch an dieser Stelle gezeigt, der linke befindet sich mittlerweile in der el-Aqsā-Moschee (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 299-303; Reichert: Ottheinrich, 185; Murphy-O’Connor: Holy Land, 124-125; Kopp: Stätten der Evangelien, 460-465; Tobler: Siloahquelle, 82). Dt 29, 23; Gn 19, 24-25. Sodom und Gomorrha, die immer wieder an verschiedenen Stellen rund um das Tote Meer lokalisiert werden (vgl. Keel / Küchler: Orte, 253-257). Wilhelm Tzewers berichtet ausführlich von den versunkenen Städten (vgl. Wilhelm Tzewers, 248-249). In der HS K, fol. 39v, spricht Grünemberg von Sodoman Bomuren und ergänzt: Ich kund aber da nuncz sechen. Hl. Pelagia († 280 (Keller: Lexikon der Heiligen, 470) oder † 457 auf dem Ölberg (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 297)), eine Büßerin aus Antiochia, die nach ihrer Bekehrung und Taufe auf dem Ölberg unter dem Namen Pelagius eine Zelle bezog und dort nach kurzer Zeit an den harten Bußübungen, die sie sich auferlegte, starb (Keller: Lexikon der Heiligen, 469-470; Anselm von Eyb, 188, Anm. 158). Zur Legende der Heiligen vgl. die Legenda aurea, Von Pelagia (Jacobus de Voragine, 781-783), zu den verschiedenen Überlieferungssträngen vgl. LthK 8, 245-246. Die St. Pelagia-Grotte wurde seit dem 6. Jahrhundert besucht; seit der Kreuzfahrerzeit war der Ort als Pilgerziel äußerst beliebt (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 297-298; Vincent / Abel: Jérusalem I/II, 388, 401, 406; Tobler: Siloahquelle, 125-134).

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da ist ablaß T. Item darnach kumbt man ge Betfage,259 da selbs Got zů zwaien jungern sprach: „Geend inn das castell vor uch. Da findent ir ainen esel.“260 Da ist + ablaß. Item abwertz nachent darbÿ koment wier zů ainer kirchen, och zerbrochen zů sant Marx genant.261 An dem end habend die zwelff botten den hailgen globen gemacht, ÿetlicher ain stuk daran, da ist ablaß +. Item darnach aber abwertz gegen dem tal Josofat stat ain zerbrochne kilch. Inn der kirchen hat unser lieber her die zwelfbotten gelert das patternoster, da ist ablaß T. Item aber abwertz giengent wier, da zögt man ainen grossen stain, daruff unser liebe frow dik262 gerůbt263 hab, wenn sÿ müd waß, die hailgen stet zů suchen,264 da ist ablaß T. 259

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Betfage, heute Bethphage/Beit Paggi im Osten von Jerusalem am Ölberg gelegen. Die Bibel unterscheidet hier zwischen drei Orten: Die Begegnung Jesu mit Maria und Martha (Io 11,20-37), einem Weiler namens Bethphage, aus dem Jesu einen Esel holen ließ (Mt 21,1-6; Mc 11,1-6; Lc 19,29-34) und einem nicht näher bezeichneten Ort, an dem er den Esel bestieg (Mt 21,7; Mc 11,7; Lc 19,35), um nach Jerusalem zu reiten. Während der byzantinisch-frühislamischen Zeit wurden verschiedene Orte erwähnt: Der Weiler Bethphage südlich der Kuppe des russischen Klosters und der Ort der Besteigung des Esels am östlichen Rand des Ölbergs (vgl. Reichert: Ottheinrich, 185; Külzer: Peregrinatio graeca, 150; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 325-327; Kopp: Stätten der Evangelien, 326-330). Mt 21,2; Mc 11,2; Lc 19,30. Grünemberg spricht hier vermutlich von den Ruinen der Pater noster-Kirche aus der Kreuzfahrerzeit, die zwischen 1320 und 1347 zerstört wurde. Seit ca. 1330 galt der Chorbereich der ehemaligen Kirche als der Ort, an dem die Apostel das Credo verfassten, während der Ort der Verkündigung des Pater noster an einer westlich der Kirche gelegenen Zisterne lokalisiert wurde. Seit dem 17. Jahrhundert erhielten die Orte eine umgekehrte Zuordnung (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 286-292). Die Benennung St. Markus für die Ruinen am Ort der Abfassung des Credo wurde im Spätmittelalter vermutlich erfunden (Hartmann: Wilhelm Tzewers, 230, Anm. 177; Vincent / Abel: Jérusalem I/II, 407; Tobler: Siloahquelle, 236-243). dik: dic, dick, dickmals, dick, dicht, trübe, nicht klar, fest, voll, oft, häufig (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 52; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 52; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 30; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 50). gerůbt: ruhen, rugen, ruwen, ruoben, ruhen, sich anlehnen, bestattet sein (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 197). Legenda aurea, Von Mariae Himmelfahrt (Jacobus de Voragine, 583). Nach dem Tod ihres Sohnes soll Maria täglich die Stätten der Passion besucht haben (vgl. Reichert: Ottheinrich, 184; Hilg, Hardo: Das “Marienleben” des Heinrich von St. Gallen. Text und Untersuchung. Mit einem Verzeichnis deutschsprachiger Prosamarienleben bis etwa 1520, München 1981 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 75), 310).

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[fol. 63r] Item darnach kumbt man zů der kirchen sant Jacobs des mindren.265 An dem end ist Got sant Jacoben nach dem ostertag erschinen.266 Sant Jacob ward och da begraben,267 da ist ablaß T.

[2.3.4] [Das Kidrontal] Item darnach kumbt man zů dem grab des proffetten Zacherie, da ist ablaß T.268 Item darnach koment wier an die hofstat, da das dörfli Getsammani gestanden ist, da Got gar vil gewonnet hat, da ist ablǎß T.269 Item darnach im tal unden stǎt das grab Absollon.270 Das ist von glaten quadern stainen sinnwel gebuwen mit aim gespitzten staininn tach, uff dem ain staininner knopf. Dem grab tragent die haiden grosen nid und werfend vil mit stainen darin, denn es etlich löcher ze obrest hat, umb das er sinem vater nit gehorsam ist gewessen, da ist kain ablaß.271 265

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St. Jacobus Minor, seit dem 8, Jahrhundert belegt, bis ins frühe 18. Jahrhundert noch erhalten (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 233-235; Vincent / Abel: Jérusalem IV, 845-847; Tobler: Siloahquelle, 301). Legenda aurea, Von Jacobus des Minderen (Jacobus de Voragine, 341) mit Verweis auf Hieronymus De viris illustribus als Quelle; Vita rhythmica, Z. 62346243. Auch Hans Tucher berichtet davon, dass der Hl. Jakobus der Jüngere hier begraben sei (vgl. Hans Tucher, 427). Mt 23,35; Lc 11,51; II Par 24,19-20. Das Grab des Zacharias stammt aus herodianischer Zeit (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 232-233; Tobler: Siloahquelle, 287-294; Parrot, André: Der Tempel von Jerusalem, Zürich 1956 (Bibel und Archäologie 2), 159-161). Gethsemane, eine östlich des Kidrontales am Fuße des Ölbergs gelegene Gartenanlage. Die biblische Flurbezeichnung Gethsemane (Mt 26,36; Mc 14,32) wurde von den Pilger auf ein Gelände nördlich des Ölbergweges bezogen. Im 14. Jahrhundert wurde die Stelle unter dem Einfluss der Franziskaner südlich des Ölbergweges gelegt. Heute ist dies wieder korrigiert (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 248-251). Zur Tatsache, dass hier im Mittelalter von den Pilgern ein Dorf vermutet wurde, vgl. Tobler: Siloahquelle, 228-229. Auch andere Pilger übermittelten diese Vermutung (Hans Tucher, 428; Wilhelm Tzewers, 222). Das sog. Grab des Absalom, in herodianischer Zeit errichtet, ein Grabmonolith mit Trompetendach (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 239-241; Murphy-O’Connor: Holy Land, 123; Tobler: Siloahquelle, 267-287). In frühen Pilgerberichten wurde es als Grab Joschafats identifiziert, später als das des Absalom (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 220, Anm. 107). Die beiden liegen allerdings dicht beeinander (vgl. Parrot: Tempel, 154-156). II Sm 15, 1-19, 1: Absalom führte einen Aufstand gegen seinen Vater David herbei, nahm Jerusalem ein und vertrieb David aus der Stadt. Nach Wilhelm Tzewers wurfen die Eltern, die mit ihren Kindern an dem Grabmonument vorübergingen,

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[2.3.5] [Das Tal Siloah] Da nachent fǎcht an der anfang des tals Siloi.272 Zogt man ain ek, sol sich Judas da erhangen haben.273 Item das tal gat man hin ab ze ainem brunnen, dar inn die můter Gotz vil gewaeschen hat, da ist ablaß T.274 Item darnach koment wier an ain wasser gelich ainem clainen wiger, das haist Nattorium Siloe.275 An dem end machot Got den blinden gesechen wie das stat im ewenielium.276 Die bilgrin strichen all des wassers och uber ire ǒgen. Inn dem wasser stůdent vil haiden nakend und wůschen da ire claider, da ist ablǎß T. Item dar nach koment wier an das end, do der profet Ÿsaÿas mit ainer [fol. 63v] hulczinn277 segen entzwaÿ ward geseget.278 Da selbs stond gar vil ölböm279 und sunder uff der hoffstat stat gar ain groser ölbom, da ist ablaß T.

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zum Zeichen des Ungehorsams und des väterlichen Leids gewöhnlich einen Stein auf das Grab (vgl. Wilhelm Tzewers, 218-221; Felix Fabri, Evagatorium, I, 409; Tobler: Siloahquelle, 277-278). Tal Siloah, der Name Siloah ist erst seit herodianischer Zeit für die Birkat Silwān belegt (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 20). Mt 27,5; Act 1,18-20. Im 15. Jahrhundert wurde der Ort, an dem Judas sich erhängte, auf der linken Seite des Kidrontals lokalisiert. Nicht alle Pilger beschrieben hier den Baum, manche erwähnten auch nur die Stelle (vgl. Tobler: Topographie, II, 208-209; Felix Fabri, Evagatorium, I, 421; Hans Tucher, 428; Wilhelm Tzewers, 218-219). Der Brunnen ist vermutlich die Marien- bzw. Gihon-Quelle, in der Maria nach den Peregrinationes die Tücher Christi gewaschen hat: In valle Syloe est fons in quo beata virgo maria lavit panniculos Christi iesu: quando ipsum presentavit in templo (zit. nach Herz: Hans Tucher, 429, Anm. 1). An dieser Stelle befand sich auch eine Zisterne aus spätherodianischer Zeit (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 26). Natatorium Siloe bezeichnet den Siloahteich (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 19-22; Tobler: Siloahquelle, 21-28). Der Teich, südlich der osmanischen Befestigungsmauern gelegen, sammelt die Wasser der Gihonquelle. Io 9,1-7. hulzinen: hülzîn, hulzîn, hülzen, hiltzern, hölzern, aus Holz (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 167; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 127; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 95; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 126). Martyrium und Himmelfahrt des Jesaja 5, 1-11. Der Ort des Martyriums wurde an der Stelle lokalisiert, an der Tyropoiontal und Kidrontal zusammentreffen (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, I, 158-159, III, 410). HS G: olböm.

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[2.3.6] [Das Hinnomtal] Darnach komen wier zů vil alter gemüren und krufften, dar inn die hailgen vil wonung gehebt haben und sich haimlich da enthalten von forch wegen der Juden.280 In ÿetlichem ist ablaß T. Item darnach koment wier uff den Gotz aker, der da gekofft ward um drissig pfening, warend die pfening, darumb Got verǎten ward. Die selb hoffstat haist in ebraisch Achheldimach, das spricht ain aker281 des blůtz.282 [Bild: Tal Joschafat, linker Teil, mit Bildlegende Das tal Jossofat und Bildinschriften] [fol. 64r] Dar in begrabt man die armen todten bilgrin.283 Der stat an ainem berg, ist gemurt an drigen orten. An dem fierden ist er dem berg eben, und ist oben gewelbt. Die selben gewelb sind durch broch mit acht löcher.284 Dar durch wirft man hinab zwaÿer gemach hoch die dotten körpel der bilgrin. Der Gotz aker ist bi fünfzig schůch brait und dri und sibentzig schůch lang. Sant Hellena hat die gewelb lǎsen machen. Durch die löcher liesend die bilgrin hin abe an schnüren brinent kertzen und gesachent die körpel, der wz vil nülich hin in komen, da ist ablaß T. [Bild: Tal Joschafat, rechter Teil]

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In der sog. Apostelhöhle am Abhang des Berges Dschebel Abū Tōr (auch Gräberberg, Berg des Blutackers oder Berg des bösen Rates genannt), über der Mündung des Hinnomtals in das Kidrontal, sollen sich die Apostel während Jesu Prozeß versteckt gehalten haben. Seit dem 14. Jahrhundert wurde eine der Grotten als diese Apostelhöhle gezeigt (vgl. Baedeker, Palästina, 105; Herz: Hans Tucher, 430, Anm. 2; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 327-329; Tobler: Topographie, II, 245-246, 249-250; Felix Fabri, Evagatorium, I, 422-423). HS G: a über e hochgestellt Mt 27,1-8; Act 1,15-20. Hakeldamach (Blutacker), am Südhang des Hinnomtals gelegener Bestattungsplatz für Ortsfremde. Nach Mt 27,7 erwarben die Hohepriester und Ältesten von dem Geld, das Judas für seinen Verrat erhalten und wieder zurückgegeben hatte, das Gelände als Friedhof für die Armen. Nach Act 1,1520 jedoch hat Judas selbst das Gelände gekauft und ist auf diesem zu Tode gestürzt, wobei ihm die Gedärme heraustraten. Die Benennung Blutacker wird in beiden Schriften schon erwähnt (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 119; Kopp: Stätten der Evangelien, 408-411). Der Pilgerfriedhof befand sich südlich des Bergs Zion am Abhang des Hinnomtals (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 217, Anm 85; Murphy-O’Connor: Holy Land, 119; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 323-325; Kopp: Stätten der Evangelien, 408-411; Tobler: Topographie, II, 5-6, 261). Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 324, geben insgesamt 13 Löcher zum Einwurf der Toten an: Im First des Spitztonnengewölbes sollen sich neun Öffnungen und südlich des Firstes, teilweise in der Felsdecke der Höhle, weitere vier Öffnungen befunden haben.

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[fol. 64v] Item darnach giengent wier wider abwertz komend zů ainer brug, die stǎt ze end des tals Josofat und fǎcht denn an das tal Siloe, dar durch der bach Zedron och rint, so er groß wirt.285 Und giengent wider gegen berg und der stat, der ringkmur gar nachend. Und ze nächst indrot der stat mur lag der tempel Simeioniß, von dem ich vor gesagt hǒn. Da selbs hin uff ist ain grosser stain, da waint sant Peter gar innerlich sin verlǒgnen des heren, da ist ablaß T.286 Item darnach komend wier uff die wegschaid, ist ain egg. Da ist die stat, da die Juden den hailgen lichnam unser lieben frǒwen woltend han genumen, als inn die hailgen zwelffbotten trugent inn das tal Josofat, da zů begraben. Aber also bald sÿ die bǎr berurtend, erkrumtend sÿ und wurden lam, dǎ ist ablǎs T.287 Die bilgrin wǎrend al müd und wurd aber etlich krank, denn es gar hais was.

[2.3.7] [Weitere heilige Stätten in Jerusalem] Item zů der vesper zit was abend288 unser lieben frowen Assumtioniß Marie, giengend wier brüder aber inn das tal Jossofat um den ablaß +. Item zinstag unser frowen tag289 der himelfart giengent all bilgram frü zů dem tempel unser frǒwen, horttend da zwai gesungne ampt nach ain andern. Man hielt och da meß von mangerlai globen, so och vermainent si sigent cristen. Darnach giengent wier aber gegen dem tal Josofat nach der stat uff wertz [fol. 65r] uff den berg Sion und komend zů dem huß Anne,290 das ligt ÿetzen innen der stat.291 285 286

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Zu den Brücken über das Kidrontal vgl. Tobler: Topographie, II, 36/37. Mt 26,69-75; Mc 14,66-72; Lc 22,54-62; Io 18,25-27; Vita rhythmica, Z. 91009105. Die Stelle wurde schon seit dem 4. Jahrhundert am östlichen Abhang des Berges Zion gezeigt und verschmolz zunächst mit dem Haus des Kaiphas. Im 5. Jahrhundert wurde an dieser Stelle die Kirche St. Peter errichtet, die endgültig erst 1323 als zerstört bezeichnet wurde. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Ort der Reue Petri an anderen Stellen am Berg Zion gezeigt, heute wird dieser Ort in der modernen Kirche St. Peter in Gallicantu gezeigt (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 414-415; Murphy-O’Connor: Holy Land, 107; Kopp: Stätten der Evangelien, 405-408). Legenda aurea, Von der Himmelfahrt Mariens (Jacobus de Voragine, 587). 14. August 1486 (Montag). 15. August 1486 (Dienstag). Haus des Hannas (domus Annae), des Schwiegervater Kaiphas (vgl. Io 18,12), an dessen Stelle vor 1187 eine christliche Kirche errichtet worden war, die seit 1286 in armenischen Händen bezeugt ist. Seit dem 15. Jahrhundert wird hier auch der Ölbaum gezeigt, an den Jesus gefesselt worden sei (vgl. Küchler: Jerusalem, 549551; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 168-169; Murphy-O’Connor: Holy Land, 67-68; Vincent / Abel: Jérusalem III, 501).

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Inn das hus wurd der her Jesus zum ersten gefürt und gefrǎgt von sinen Jungern und von siner lernung.292 Inn dem huß hat der her Jesus den bagenstraich erliten von des fürsten knecht.293 Inn dem huß ist och ain schönne kirch, da ist ablaß T. Aber es gǎtt kain cristen dar in bim leben.294 Item darnach giengen wier für die stat gegen dem berg Sÿon uff die linggen hand und koment ze dem huß Caÿffe,295 stǎt gar nachent dem closterlin Sÿon.296 Inn dem huß ist ain kirch und im kǒr ist ain alter. Der alter stain ist wis und ist der stain, der vor dem loch des hailgen grabes ist gelegen, und ist ain langer diker stain, dǎ ist ablaß +.297 Item zů der linggen hand inn der kirchen isst ain clainer enger kärker, dar inn ist der her Jesus gefangen gelegen, die wil die Juden zů rǎt giengent, da ist ablaß +. Item usen vor der kirchen inn der mur in ainem loch ist der stain, daruff ist der han gestanden, do er krä-

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In der HS K gibt Grünemberg an, dass das Haus des Hannas außerhalb der Stadt liegen würde. An Stelle des Hauses des Hannas, des Schwiegervater Kaiphas (vgl. Io 18,12), war vor 1187 eine christliche Kirche errichtet worden, die seit 1286 in armenischen Händen bezeugt ist (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 168-169; Murphy-O’Connor: Holy Land, 67-68; Vincent / Abel: Jérusalem III, 501). Jesus wurde nach seiner Gefangennahme in das Haus des Kaiphas geführt (vgl. Mt 26,57; Mc 14,53; Lc 22,54); Johannes berichtet davon, dass er zunächst in das Haus des Hannas gebracht worden sei (vgl. Io 18,12-16). lernung: ler, lêre, lâre, lâr, Lehre, Anleitung, Unterweisung (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 204; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 125; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 146). Io 18,22. Hans Tucher berichtet davon, dass die Kirche den Armeniern gehöre (Hans Tucher, 380). Die Kirche hätte daher eigentlich von Konrad Grünemberg besucht werden können. Haus des Kaiphas (heute die armenische Kirche St. Salvator), wo Jesus dem Hohen Rat vorgeführt und zum Tode verurteilt wurde, im Bereich des armenischen Klosters vor dem Zionstor oder aber in den Gewölben der heutigen Kirche St. Peter in Gallicantu vermutet. Seit 1335 galt die armenische Kapelle nur noch als Haus des Kaiphas, davor wurde in einer Traditionsakkumulation im 10. und 11. Jahrhundert nicht nur das Haus des Kaiphas, sondern auch das Haus des Pilatus, des Hannas und des Kaisers an dieser Stelle lokalisiert (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 164-165; Külzer: Peregrinatio graeca, 216-218; Kopp: Stätten der Evangelien, 400-405). Franziskanerkloster St. Johannes Evangelista auf dem Berg Zion. Die heutige Benediktinerabtei Dormitio Mariae wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstellt (Weihe 1906). Im Altar von St. Salvator ist ein Teil des Rollsteins vom Heiligen Grab verbaut; dies ist seit dem 14. Jahrhundert belegt (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 164).

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get.298 Item vor der kirchen inn der erden ligt ain stain, dar uff ist geschriben: da ist die stat, da die Juden das fur299 hetten, darbi sant Petter verlǒgnet. Item ussen vor dem huß ze der rechten hand, so man hin us gǎt am ek, ist die můter Gotz die gantzen nacht gestanden und da gewartot uff irn lieben sun,300 und am egk zů der lingken hand ist sant Petter gestanden und hǎt da gedǎcht des wortz, das der her sprach: „E der han zwirent singet, so [fol. 65v] hǎstu min dristund301 verlougnet.“ An den baiden orten ist ablǎß T.

[2.3.8] [Der Berg Zion] Item darnach so kumbt man furbaß gegen dem berg und dem closter Sÿon,302 da ist ain altz gemür in ainem egk, da stǎt ain stain, daruff hǎtt sant Johans unser lieben frowen meß gelessen,303 da ist ablǎß T. Darnach ainen klainen weg darbÿ ist ain alte mur, ist um setzt mit vil stainen und ist dar by ain clain loch. Da ist verschaiden die můter und junkfrow Maria, da selbs ist ablaß +.304 298 299 300

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Mt 26,74; Mc 14,72; Lc 22,60; Io 18,27. fur: Feuer. Zu dieser Tradition vgl. Tobler: Topographie, II, 170; Dialogus, 276; Hans Tucher, 381. dristund: drei Mal. Franziskanerkloster St. Johannes Evangelista auf dem Berg Zion. Die heutige Benediktinerabtei Dormitio Mariae wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstellt (Weihe 1906). Die Kreuzfahrerkirche St. Maria in Monte Sion wurde als Nachfolgebau der byzantinischen Hagia Sion 1219 zerstört. Konrad Grünemberg sah vermutlich den als Überrest der Kirche St. Maria in Monte Zion noch vorhandene Abendmahlssaal (Coenaculum), der von 1335 bis 1552 von den Franziskanern betreut wurde (Hartmann: Wilhelm Tzewers, 209, Anm. 32; Reichert: Eberhard im Bart, 154, Anm. 197; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem II, 118-127; Külzer: Peregrinatio graeca, 185-188). Nach Felix Fabri handelt es sich ebenfalls um einen freien, mit einer Steinmauer umgebenen Platz mit einem großen Stein (Felix Fabri, Evagatorium, I, 270-271). Zu Legende, Tradition und Lokalisierung vgl. Tobler: Topographie, II, 131/132; Legenda aurea, Von der Himmelfahrt Mariens (Jacobus de Voragine, 584-586); Vita rhythmica, Z. 6480-6484. Der Tod Mariens wird seit dem frühen 7. Jahrhundert auf dem Berg Zion innerhalb der byzantinischen Kirche Hagia Sion lokalisiert; die Stelle wurde für die Pilger sichtbar auch im Abendsmahlssaal (Coenaculum) als Überrest der Kirche St. Maria in Monte Sion (aus der Zeit der Kreuzfahrer) mit einem oder zwei Steinen kenntlich gemacht. Heute befindet sich an dieser Stelle die von deutschen Katholiken zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaute Dormitio-Kirche, geweiht 1906 (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 209, Anm. 32; Bieberstein / Bloedhorn: Jeru-

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Item ain clain fürbas ist die stat, da die zwelfbotten von alder welt sind ze samen komen ze dem end unser lieben frowen, da ist ablaß T.305 Item aber ain clain hin uff baß, ist ain stain huf von grosen stainen,306 da ist die stat, da sant Mathÿas zu ainem apostel erwelt ward.307 Item nachent darbÿ ist ain wisser stain mit ainem crucz in ainer mur, da selbs ward sant Jacob ze ainem bischoff erwelt, da ist ablǎß T.308 Item darnach ain clain nebentzich, da ist die stat da sich die zwelff botten mit grosem genaden und frundtlichem laide von ain andren tailten in all die welt den cristenlichen globen ze bredigen, und ist wol ze globen, das sÿ wisten ain andren niemer mer ze sechen in disem zit bis inn das ewig rich, da ist och ablaß T.309 [fol. 66r] Item darnach wider hin umb die kirchen stǎt ain alter, dǎ ist sant Stefan ze dem andren mǎl begraben worden, da ist ablauß T.310

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salem, II, 119; Haibach-Reinisch, Monika: Ein neuer „Transitus Mariae“ des Pseudo-Melitus. Textkritische Ausgabe und Darlegung der Bedeutung dieser ursprünglicheren Fassung für Apokryphenforschung und lateinische und deutsche Dichtung des Mittelalters, Rom 1962 (Bibliotheca Assumptionis b. Virginis Mariae 5), 36/37, 46; Tobler: Topographie, II, 127/128). Legenda aurea, Von der Himmelfahrt Mariens (Jacobus de Voragine, 585). Johannes Münsinger ordnet vermutlich denselben Steinhaufen der Stelle zu, an der Maria verstorben sei (vgl. Johannes Münsinger, 185). Act 1,24-26; Vita rhythmica, Z. 6484-6499; Legenda aurea, Von Sanct Mathias dem Apostel (Jacobus de Voragine, 213-219). Die Stelle war im Spätmittelalter mit einem Stein gekennzeichnet (vgl. Tobler: Topographie, II, 133; Vincent / Abel: Jérusalem III, 468; Felix Fabri, Evagatorium, I, 273). Der Apostel Jakobus der Jüngere war der Legende nach der erste Bischof von Jerusalem (vgl. Legenda aurea, Von Sanct Jacobus des Minderen (Jabobus de Voragine, 339-349); Hieronymus, De viris illustribus, cap. 2). Mt 28,19; Mc 16,15: Aussendung der Apostel. Der Hl. Stephan wird nach seiner Steinigung von Nikodemus und Gamaliel (Erzieher des Apostel Paulus) in einem Grab im Acker von Gamaliel begraben, zu Beginn des 5. Jahrhunderts werden die Gebeine auf den Berg Zion überführt (vgl. LexMA 8, 127/128; Keller: Lexikon der Heiligen, 530-532; zur Legende des Hl. Stephans vgl. Legenda aurea, Von Sanct Stephanus (Jacobus de Voragine, 58-65); zur Überführung der Gebeine des Hl. Stephan auf den Zionsberg vgl. Legenda aurea, Von Sanct Stephani des Märtyrers Findung (Jacobus de Voragine, 533-534)). Seit 415 waren die Gebeine des Hl. Stephan in der Hagia Sion untergebracht (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 119, I, 157-158; Tobler: Topographie, II, 135), von dort kamen sie nach Konstantinopel und 560 wurden sie nach Rom in die Kirche Lorenzo fuori le mura überführt (Keller: Lexikon der Heiligen, 531).

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Item nachend dar bÿ stǎt ain alte gewelbte kirch, der kor stǎt noch also gewelbter ufrecht. Dar hinder habend die frund Gotz inn der zit der ostren das osterlam geessen, also gebrǎten, da ist ablaß T.311 Item nachent dar bi sind zwen wiß stain inn der erden.312 Uf dem ainen ist unser her Jesus gesessen, do er sinen lieben jungern gebrediget hat, da ist ablaß T. Uff dem andren ist gesessen die můger gotz, da ist ablǎß T. Nachent dar bi ist die kirch Syon.313 Under der kirchen uff der erd ist ain gewelb verschlossen mit ainer isninn tür, dar inn ligend die hailgen proffetten kung David314 und kung Sallomon und etlich ander. Das beschlussend315 die haiden gar wol und lasend kainen kristen dar in, da ist ablǎß T. Item so man uffhin inn die kirchen Sÿon gǎt ain clain staini stegen uff neben der stegen, ist ain stain, daruff hat unser liebe frow gewaint nach dem unser316 Got gen himel ist gefaren, da ist ablaß T.317 [fol. 66v-67r] [Bild: Berg Zion mit Bildlegende Der Mons Syon und Bildinschriften] [fol. 67v] Item die staininn stegen hin uff giengend wier inn die kirchen des bergs Sÿon. Dar sang man ain gar herlich ampt, darnach giengent wier mit ainer procces ze den hailgen stetten. Item am ersten inn der kirchen, da der hoch alter stǎt, da ist die stat, da der her Jesus das letst abend essen geessen hǎt mit sinen liben jungern. Da ist och die

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Mt 26,17-19; Mc 14,12-16; Lc 22,7-13. Zur Lokalisierung der Stelle im Spätmittelalter vgl. Tobler: Topographie, II, 132. Auch Anselm von Eyb erwähnt in seinem Pilgerbuch diese beiden Steine (vgl. Anselm von Eyb, 186). Grünemberg meint hier die byzantinische Kirche Hagia Sion (vgl. oben S. 391, Anm. 302, 304). Seit dem frühen 10. Jahrhundert wurde im Südosten des Berges Zion das Grab König Davids und der übrigens Könige von Juda angenommen. Seit dem Überfall einer Gruppe Araber am 10. Juli 1452 wurde das Grab als Moschee genutzt und war für Christen daher nicht zugänglich. Das Davidsgrab wird noch heute auf dem Berg Zion gezeigt (vgl. Reichert: Ottheinrich, 189, Anm. 417; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 210, Anm. 38; Herz: Hans Tucher, 386; Reichert: Eberhard im Bart, 155, Anm. 201; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, I, 232, II, 119; Lemmens: Franziskaner, 119/120). beschlusen: beschließen, besliezen, schließen, einen Beschluß fassen, beschließen, beschloßen, abschließen (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 30; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 28). HS G: und. Vgl. Reichert: Ottheinrich, 189, Anm. 419; Hans Tucher, 383; William Wey, 65.

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stat, da der her Jesus das hailig saccrament hat ufgesetzt und dar mit sin lieb junger gespist, da ist ablǎß +.318 Item ze nächst hin umb zů der rechten hand, da stǎt och ain alter. Da ist die stat, da der her Jesus sinen lieben jungern die füs wůsch, da ist ablaß +.319 Item darnach giengent wier us der kirchen ze der linken hand uber ainen estrich hinder dem kor320 etlich stafeln hin uff in ain zerbrochne cappel, da ist die stat, da der hailig gaist zů allen zwelffbotten kam am pfingstag.321 Da saß die můter Gotz mitten under inn, da ist ablǎß +. Item darnach giengent wier hin ab inn den crutz gang im winkel zů der rechten hand stǎt ain cappel, dar inn die jungern beschlossen warend und der her Jesus durch verschlossne tür zů inn kam und sant Thomaß nit bi inn waß und darnach uff der hoffstat sant Thoman dem heren in sin sitten graiff, da ist ablaß T.322 Item do es imbis zit waß fůrtend uns die bruder sant Francissen all bilgram in ainn garten [fol. 68r] und gabend uns gar ain herlich gůt mǎl und etlich gewal318

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Mt 26,20-29; Mc 14,17-26; Lc 22,14-20. Der Abendmahlssaal, von den Kreuzfahrern wieder errichtet, 1244 durch die Charesmier zerstört. 1335 kam er in den Besitz der Franziskaner. „Ob der heutige Abendmahlssaal noch kurz vor 1187 (...) oder unter der erneuten Kreuzfahrerherrschaft 1229-1244 (...) oder erst nach 1335 von den Franziskanern (...) errichtet wurde, (...) ist noch immer umstritten (...).“ (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 120). Der heutige Saal ist 14 m lang, 9 m breit und 6 m hoch. Zwei Säulen tragen das gotische Gewölbe und teilen den Raum in zwei Schiffe. In der Südostecke führt eine Treppe hinauf in den Raum des Pfingstfestes (vgl. zum Abendmahlssaal und den Traditionen bis heute: Murphy-O’Connor: Holy Land, 106; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 118-127; Kopp: Stätten der Evangelien, 376-387; Vincent / Abel: Jérusalem III, 465-467; Tobler: Topographie, II, 135-137). Mc 16,14-20; Io 13,4-11. Die Altäre der Fußwaschung und des Abendmahls befanden sich im Abendmahlssaal im 1. Stock. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts war die Fußwaschung im Untergeschoß des Abendmahlssaal lokalisiert worden (vgl. oben S. 407, Anm. 302; Lemmens: Franziskaner, 132/133; Tobler: Topographie, II, 120/121; Vincent / Abel: Jérusalem III, 466). HS G: folgt nochmals kor. Act 1,13;2. Die Kapelle des Heiligen Geistes, direkt über dem Davidsgrab gelegen, war ursprünglich Teil der Kreuzfahrerkirche. Sie wurde im 15. Jahrhundert mehrfach zerstört und wieder errichtet, nach der Zerstörung im Jahre 1468 allerdings nicht mehr wiederaufgebaut (Lemmens: Franziskaner, 111-113; Vincent / Abel: Jérusalem III, 467/468). Felix Fabri berichtet ebenfalls, dass die Kapelle nicht mehr zugänglich sei (Felix Fabri, Evagatorium, I, 245, 253). Io 20,25: Die Thomaskapelle befand sich im Untergeschoß des Gebäudes, zwischen dem Davidsgrab und dem Oratorium Marias (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 213, Anm. 50; Lemmens: Franziskaner, 133; Vincent / Abel: Jérusalem III, 465/466).

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tig haiden sachent uns zů und asend och etliche essen mit uns. Darnach gabend etlich brüder den gůtten heren ainer ainn tugǎten etlich marzel. Darnach giengend wier bilgrin gegen der stat wertz. Item zwischen dem berg Sÿon und der hailgen stat Jerusalem ligt ain schönner sinnweller tempel, dar in giengent wier.323 Da ist die stat, da der merer324 sant Jacob enthobtet ward, da ist ablǎß T. Darnach giengent wier inn die stat und giengent nachen dem castel David,325 sind fünff schönner türn326 von glaten quader stainen stark gemacht und stond an aim vil ärgerli.327 Vor dem selben schloß ligt ain grosser stain, da ist der her Jesus den drigen Maria erschinen am ostertag, da sÿ zů dem grab giengent, da ist ablǎß T.328

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Act 12,2. Die armenische Kathedrale St. Jacobus Maior, die seit 1165 literarisch belegt und noch heute gut erhalten ist, gilt als Ort der Enthauptung Jakobus des Älteren durch Herodes Agrippa I. (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 64-67; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 128/129). merer (HS K und G: merer): martrer, marteler, merter(er), martelære, mertære, Märtyrer (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 217; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 166; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 135; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 156). Mit castel David bezeichnet Grünemberg die heutige Zitadelle, die in byzantinischer Zeit irrtümlich als Palast Davids bezeichnet wurde (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 22-25; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 88-95). Die heutige Zitadelle hat mehrere Türme aus verschiedenen Bauphasen. Aus herodianischer Zeit ist von ehemals drei Türmen nur noch der Phasaelturm erhalten (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 23, Abb. 6, dort Nr. 5; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 88-89). Die heutige Anlage stammt zum Großteil aus der Kreuzfahrerzeit, in der sie mit großem Innenhof, Türmen und Graben angelegt wurde. Von der Vorgängerburg wurde nur der sog. Davidsturm / Phasaelturm übernommen. Von Konrad Grünemberg konnten vermutlich die folgenden äußeren Türme gezählt werden: nordwestlicher Turm (1), Phasaelturm (5), östlicher Turm (32), südöstlicher Turm (29). Die Nummern beziehen sich auf MurphyO’Connor: Holy Land, 23, Abb. 6. ärgerli: ergerlÿ, erkêr, erkâre, erkenære, erkener, mlat. arcora, Erker, Mauervorsprung, Schießscharte (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 81; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 72; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 7; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 68). Mt 28,9. In der Sekundärliteratur wurde dieser Ort verschiedentlich mit der angeblichen Kapelle in Dār Dissa identifiziert (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 130/131; Vincent / Abel: Jérusalem II, 518).

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[2.3.9] [Die Grabeskirche] An329 unser lieben frowen tag330 umb vestber zit samlotend sich all bilgrin für den hailgen tempel des hailgen grabs331 und wartotend uff die haiden, bis sÿ kemint und den tempel uff schlussen.332 Und hatend al bilgrim ire sek am hals, dar inn hat ainer, was er die zit essen und drinken wolt. Die brüder sant Frantzissen hattend den achtbarsten bilgrin debich gelichen, trůg och ÿetlicher den sinen selber. Die tebich hǎt geben der hochmaister von Rodiß den Barfůser heren,333 das sÿ si den334 bilgrinn lichend, das sÿ nit müssen ligen uff rower erden. Und vor dem [fol. 68v] tempel an ainer stegen stainin, so ewenn uff335 den berg Calvarie gegangen ist und aber ÿetzen die bort vermurt.336 Sǎssent vil 329 330 331

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HS G: Un mit Initiale U anstatt Initiale A. 15. August 1486 (Dienstag). Die Grabeskirche wurde unter Konstantin in den Jahren 326 bis 335 (Weihe) erbaut und nach mehrfachen Zerstörungen und Erneuerungen von den Kreuzfahrern neu gestaltet. Die heutige Kirche entspricht im wesentlichen dem Kreuzfahrerbau (vgl. grundlegend zur Grabeskirche Krüger: Grabeskirche; Biddle / Zabé: Grabeskirche; Arnulf, Mittelalterliche Beschreibungen der Grabeskirche; MurphyO’Connor: Holy Land, 45-57; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 183-216; Külzer: Peregrinatio graeca, 197-209; Kopp: Stätten der Evangelien, 436-444). In der Orthodoxen Kirche wird das Gebäude „Auferstehungskirche“ (Anastasis) genannt. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bis heute ist der Schlüssel zur Grabeskirche in muslimischer Hand (vgl. Küchler: Jerusalem, 464; Krüger: Grabeskirche, 153; Reichert: Eberhard im Bart, 52; Sandoli: Church, 19, 21). Die „segensreiche Regelung, die Schlüsselgewalt über die Grabeskirche“ (zit. Reichert: Eberhard im Bart, 52) auf Grund der schwelenden Rivalität der verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen in muslimische Hand zu geben, hat keiner der Pilger im Spätmittelalter durchschaut. Die Schlüsselgewalt in der Hand der muslimischen Familien Nusseibeh und Dschubeh wurde vielmehr als Schmach verstanden, als „größte Erniedrigung, die man einem Kirchengebäude zufügen konnte“, zumal die Kirche von außen und nicht wie sonst üblich von innen geöffnet wurde (zit. aus Krüger: Grabeskirche, 153, vgl. auch ebd. 241, Anm. 317; allgemein zu den Schlüsseln der Grabeskirche: Sandoli: Church). Lemmens: Franziskaner spricht zwar von den „Teppichen“, die den Franziskanern geschenkt wurden, meint damit aber die Schmuckteppiche für die Ausschmückung der Heiligen Stätten (Lemmens: Franziskaner, 193). HS G: dem. HS G: Doppelung des Wortes uff. Das rechte Hauptportal ist wegen der inneren Kalvariabauten unzugänglich und vermauert (vgl. Küchler: Jerusalem, 463). Allerdings spricht hier Grünemberg vermutlich vom äußeren Zugang zum Kalvarienberg. Die Treppenanlage führte von außen auf die Höhe des Golgathafelsens und bildete neben der Hauptfassade

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haidnischer der gewaltigisten e wiber uff337 und hattend verdekt ir angesicht mit schwartzem tünn tůch und besachend die bilgrin mit grossem gelächter und fröden, wonn sÿ wissend, das etwinn gar groß hern als kung, fürsten etc. under den bilgrinn och bilgrin sind. Aso kam der haidnisch gewalt iren bÿ den sechsen mit grosen hulen und schuben wis und satztend sich für die bort des tempels, ist ain gefierter sicz also gemurt. Für die giengend wier, das sÿ uns zaltind inn den hailgen tempel. Und do wier inn den tempel komend, beschlusend die haiden den tempel nach uns zů. Aber man ließ zů uns hin in die cristen centure und Armeni und Jorgiter und ander, so an den gecrutzgoten Got gelobten. Die selben lut hatend fail im tempel kröm von mengerlai dingen: mengerlai wächsin kerczen von alen farwen, paternoster und schamlot.338 Item von ersten legt ain ÿeder sinen tebich und sak von im, wǎ er die nacht wil sin. Und also bald wier in giengend dem hailgen tempel, do hattend wier volkomnen ablaß +. [fol. 69r] [Bild: Grabeskirche, Jerusalem, mit Bildlegende Diß ist die gstalt des hailigen grabs tempel, wie den sancta Helena gebuwen hät und Bildinschriften] [fol. 69v] Item darnach hies der Gardÿan siner brüder ainen, dero wol fünff bÿ im im tempel wǎrend, klaffen uff ain taffel gar lut, dem inn dem ganczen land aller machmet glöbigen getar niemanß kain gloggen339 haben bim leben.340 Do samlotend sich die bilgram in unser lieben frǒwen kappell ÿeder mit ainer brinnenden kertzen.341 So hebt man an die proceß mit dem Salve Reginǎ und

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ein überkuppeltes Podest. Dieser Zugang wurde von den Muslimen verschlossen und als sog. Frankenkapelle eingerichtet (vgl. Krüger: Grabeskirche, 138-141, 217). Grünemberg erwähnt diesen ehemaligen Zugang auch in seiner Illustration der Grabeskirche in der HS K und G. In HS K, fol. 42r, spricht Grünemberg von vil haidnischer wächer frowen, also Wächterfrauen. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 94, übersetzen die Handschrift G folgendermaßen: „Eheweiber der Mächtigsten unter den Heiden“. Die Händler blieben nicht etwa auf dem Vorhof der Grabeskirche zurück, sondern umlagerten die Pilger mit Ringen, Rosenkränzen, Getränken und Esswaren auch in der Kirche (vgl. Krüger: Grabeskirche, 175). gloggen: Glocken. Der Glockenturm der Grabeskirche war schon seit 1187 seiner Glocken beraubt (vgl. Krüger: Grabeskirche, 166; vgl. zum Glockenturm ebd., 140-143). Marien- oder Erscheinungskapelle, im 11. Jahrhundert nördlich der Anastasis errichtet, seit dem 14. Jahrhundert in der Obhut der Franziskaner (vgl. zur Lage den Plan Schicks aus dem Jahre 1885, abgebildet in Krüger: Grabeskirche, 163, Abb. 185 bzw. Biddle / Zabé: Grabeskirche, 85; Lemmens: Franziskaner, 50-52; Vincent / Abel: Jérusalem I/II; 253/254, 270, 292; Tobler: Golgatha, 363-372).

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gat heruß um das hailig grab, das denocht beschlossen ist, und gat man wider inn die genanten cappel.342 Und hebt man an ze zaigen und zů sagen in latin, wältsch und tutsch. Item des ersten inn der cappellen im kǒr, da ist die stat, da unser lieber her Jesus Cristus siner lieben můtter Maria erschinen ist vor alder welt glich nach der urstende, da ist ablaß T.343 Item darnach zů der rechten hand im winkel stat ain fenster mit holtz vergeattert.344 Dar inn stat ain stuk von der sul, daran unser her gegaislet ward.345 Der stain ist von farw grǎw und rot gemist346 bÿ fier spang hoch und zwo dik,347 da ist ablaß T. Item darnach uff die lingken hand inn der mur ist ain fenster, das gǎt ver inn die mur, dar inn ist das hailig crucz lang gestanden, hǎt die hailig sant Hellena dar getǒn und ain kaiser von Constantinopel fůrt es von dannen, da ist ablaß T. Item anmitten inn der selben kirchen im pflaster ist ain krais mit marmelstainn besetzt.348 An dem end ist der tot lichnam erkikt worden zů dem leben durch die krafft des hailgen crutz, do das sant Hellena [fol. 70r] bewert hǎt, da ist ablǎß T.349 342

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Die Prozession führte zunächst zum Heiligen Grab und danach im Uhrzeigersinn von Nord (Marien- oder Erscheinungskapelle, Gefängnis Christi) über West (Kleiderverteilungskapelle, Helenakapelle, Kreuzfindungskapelle bzw. -zisterne) und Süd (Salbungsstein) nach Osten (Heiliges Grab) durch die Grabeskirche (vgl. zur Lage den Plan Schicks aus dem Jahre 1885, abgebildet in Krüger: Grabeskirche, 163, Abb. 185 bzw. Biddle / Zabé: Grabeskirche, 85). Marien- oder Erscheinungskapelle, vgl. oben S. 413, Anm. 341. HS G: a über e hochgestellt Io 19,1. Das Stück von der Geißelsäule Christi befindet sich schon seit dem 10. Jahrhundert in der Grabeskirche und ist bis heute in der Marien- oder Erscheinungskapelle zu sehen (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 197, Anm. 123; Krüger: Grabeskirche, 104, Abb. 109, 220/221, Abb. 246-248; Lemmens: Franziskaner, 50/51). Hans Tucher berichtet, dass er zwei weitere Stücke der Geißelsäule Christi gesehen habe, eines in Rom in der Kirche Santa Prassede und das andere in Lyon in der Cathédrale Saint-Jean (vgl. Hans Tucher, 395). gemist: gemischt, gemustert. Die Maßangaben schwanken etwas in den Pilgerberichten. Bei Hans Tucher sind die Maßangaben ähnlich: Die Säule ist dick ein spann und drey zwerch finger und ist hoch peÿ vierdhalber spann (Hans Tucher, 395). Wilhelm Tzewers bezeichnet das Säulenfragment als eine Elle lang und nicht sehr dick (Wilhelm Tzewers, 196). Vermutlich an der Stelle der Weltmitte bzw. „Nabel der Welt“ bzw. umbiculus mundi unter der Vierung des griechisch-orthodoxen Katholikons, d. h. dem Hauptschiff der Kreuzfahrerbasilika (vgl. allgemein zur Weltmitte Niehoff: Umbilicus mundi; Krüger: Grabeskirche, 134-139; Abb. des heutigen Katholikons bei Krüger: Grabeskirche, 218). Hans Tucher und Wilhelm Tzewers berichten wie andere Pilger auch die Legende von der Auferweckung eines Toten durch das Heilige Kreuz ausführlicher (vgl.

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Item darnach gieng man uß der cappellen gegen dem hailgen grab wertz. Da ligend im pflaster zwen groß wiß sinwel marmolstain.350 Uff dem ainen ist der her gestanden, uff dem andren Maria Magtalena am ostertag, da ir der her erschain wie ain gartner.351 An beden stetten ist ablaß T. Item darnach giengent wier zů der cappellen ze der lingken hand ver hin hinder. Da ist ain alter, dar under ist der her Jesus gesessen, die wil die Juden das hailige crucz zů richtend, da ist ablǎß T.352 Item vor der cappellen ligt ain groser langer stain, gelich aim grabstain, der hǎt zwai loch. An den ist der her Jesus gebunden gesin, die wil er inn dem kerker ist gesessen, da ist ablǎß T. Item darnach kumbt man uff die rechten hand hinder dem kor, ist ain usgeschossen kappel, inn der stǎt ain alter. Da ist die stat da die Juden umb den rǒk des heren habend gespilt, da ist ablaß T.353 Item nach da bi gǎt man ain langi steg ab wol

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Hans Tucher, 396; Wilhelm Tzewers, 196). Verschiedene Versionen des Wunders, durch das das wahre Kreuz Christi erkannt wurde, wurden im Laufe der Zeit tradiert; in der Legenda aurea wird sowohl von einem Knaben als auch von einer edeln Frau berichtet, die jeweils vom Tode erweckt wurden (vgl. Legenda aurea, Von des heiligen Kreuzes Findung, in: Jacobus de Voragine, 355/356; grundsätzlich zur Kreuzauffindungslegende: Straubinger: Kreuzauffindungslegende). In die spätmittelalterliche Pilgerberichte wird häufig die Legende der wiedererweckten Frau übernommen (Hans Tucher, Wilhelm Tzewers). Die Auferweckung der Toten wurde vom 15. bis ins 17. Jahrhundert an dieser Stelle lokalisiert (Tobler: Golgatha, 69/70 und 370). Die beiden runden Marmorplatten befanden sich westlich der Maria-MagdalenaKapelle, die der Marienkapelle südlich vorgelagert war. Die Maria-MagdalenaKapelle verschwand um 1720, um einen Eingang zur neuen franziskanischen Sakristei zu ermöglichen (Hartmann: Wilhelm Tzewers, 199, Anm. 131; Vincent / Abel: Jérusalem, I/II, 270; Tobler: Golgatha, 358-362). Io 20,14-17. Das sogenannte Gefängnis Christi befindet sich in der nordwestlichen Ecke des Gebäudes. Ihren Ursprung hat diese Stelle in einer Legende des 8. Jahrhunderts, nach der Jesus und die beiden Räuber hier gewartet hätten, während die Kreuze vorbereitet wurden (vgl. zur Lage den Plan Schicks aus dem Jahre 1885, abgebildet in Krüger: Grabeskirche, 163, Abb. 185 bzw. Biddle / Zabé: Grabeskirche, 85; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 199, Anm. 132; Murphy-O’Connor: Holy Land, 53/54; Vincent / Abel: Jérusalem I/II, 272; Tobler: Golgatha, 331-335). Mt 27,35; Mc 15,24; Lc 23,34; Io 19,23-24. Die Kapelle der Kleiderverteilung ist die mittlere der drei Chorumgangskapellen aus der Kreuzfahrerzeit (Hartmann: Wilhelm Tzewers, 199, Anm. 134; zur Lage den Plan Schicks aus dem Jahre 1885, abgebildet in Krüger: Grabeskirche, 163, Abb. 185 bzw. Biddle / Zabé: Grabeskirche, 85). Üblicherweise irren die Pilger hier, denn in allen vier Evangelien spielten die römischen Soldaten um die Kleider Christi und nicht die Juden. Vermutlich haben die Pilger an dieser Stelle das niedergeschrieben, was die Fran-

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drissig stafeln,354 die haist man sant Hellena cappeln, da ist das hailig crutz och lang gestanden, da ist ablaß +.355 Item us der cappeln gǎt man aber ain wenig abwercz ainliff356 stafeln in ain andre cappeln.357 Da ist die stat, da sant Hellena das hailig crucz hǎt funden und die drig negel und das sper358 und die türnin krǒn.359 Bi der stat ist es hert gestaint, da ist ablaß +. Darnach gǎt man wider her uß. [fol. 70v] Zu der rechten hand stǎt aber ain us geschossen cappel mit ainem alter, dar under stǎt ain sul fier spang hoch und drithalbe dik, uff der ist der her Jesus gessessen, da man inn gekrönt hat mit der turininen kron, ist gar ain herter stain und ist och mit holtz vergettert, da ist ablaß +.360 Hin um zů der rechten hand gǎt man ain stegen hin uff uff den berg Calvarie, ist ninzechen staini stafeln, so hoch ist der berg Calvarie uber sich.361 Da ist

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ziskaner ihnen bei der Führung durch die Grabeskirche erzählten (vgl. Fricke: Itinerarien, 39, Anm. 182). Die Anzahl der Stufen hinunter zur Helenakapelle wird von den Jerusalempilgern meist mit 30 angegeben (vgl. Vincent / Abel: Jérusalem I/II, 274; Tobler: Golgatha, 300-301, Anm. 4, 302, Anm. 1). Die richtige Anzahl ist 29 (Schmaltz: Mater ecclesiarum, 331). Helenakappelle, von den Kreuzfahrern angelegt (Krüger: Grabeskirche, 90-94; zur Helenakapelle und Kreuzfindungszisterne vgl. auch Schmaltz: Mater ecclesiarum, 331-337). ainliff: elf. Kreuzfindungskapelle bzw. -zisterne unter der Helenakapelle. Ursprünglich eine Felsgrotte unter der Helenakapelle, wurde vermutlich im 11. Jahrhundert entdeckt und im Zuge der wachsenden Bedeutung des Ortes der Kreuzauffindung erschlossen (vgl. Krüger: Grabeskirche, 92-93; Corbo, Virgilio C.: Scavo della capella dell’Invenzione della S. Croce e nuovi reperti archeologici nella basilica del S. Sepolchro a Gerusalemme, in: Liber Annuus 15 (1964-1965), 318-366, dort 350; Schmaltz: Mater ecclesiarum, 331-337). Von der Helenakapelle aus führen 13 Stufen hinunter zur Kreuzfindungskapelle bzw. -zisterne (Schmaltz: Mater ecclesiarum, 331). sper: Sper, Lanze. Nicht alle Pilger führen die Leidenswerkzeuge Christi an dieser Stelle auf (vgl. Tobler: Golgatha, 71-73, zu den unterschiedlichen Angaben der Pilger). Mt 27,28-30; Mc 15,17-19; Io 19,2-3. Verspottungs- oder Geißelungskapelle mit dem bis heute gezeigten Säulenfragment, die südliche der drei Chorumgangskapellen (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 200, Anm. 146). Mt 27,51. Golgothakapelle (Kalvarienberg) mit Kreuzannagelungs-, Kreuzigungs, Stabat-Mater-Altar und Felsspalt, seit der Kreuzfahrerzeit vergrößert (vgl. Krüger: Grabeskirche, 123-127; Biddle / Zabé: Grabeskirche, 52). Zur Golgothakapelle führten seit der Kreuzfahrerzeit zwei Treppen, eine südlich und eine nördlich des Kalvarienbergs, hinauf (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 200, Anm. 152). Die Angaben der Pilger über die Anzahl der Stufen sind unterschiedlich (vgl. Tobler: Golgatha, 257-259, Anm. 4).

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ain langer stain schnewiß, aines knieß hoch, in ander blatten gefassot. Inn dem genanten wissen stain ist ain loch, das ist oben rings um mit kupfer beschlagen und ist ainer spang fölklich362 wit, aber unden ist es nit als wit und ist ainß elnbogen tieff.363 Dar inn ist gestanden der stam des hailgen fron cruczes mit unserm heren Jesu Criste, unserm Got und erlöser, da ist ablas +. Item die stat und die gantz capel ist mit marmelstain besetzt, das man nicht darvon kan nemen. Item neben dem loch uff funff oder sechs spang ist ain spalt durch den fels bÿ ainem clǎfter lang und zwo spann wit, der hat sich zerspalten inn dem liden Gotz. Den selben spalt sicht man under dem berg Calvarie in ainer capeln och als groß.364 Inn dem spalt sagt man Adams hobt gefunden haben.365 Item ain clain hinder sich von dem loch ist die můtter Gotz und sant Johans 362 363

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fölklich: folglich. Neben dem heutigen griechischen Kreuzigungsaltar über dem Golgothafelsen ist heute auch noch die Felsspalte zu sehen, die sich nach Mt 27,52 beim Tod Jesu bildete (vgl. Krüger: Grabeskirche, 130, 135). Die Größenangaben des Spaltes variieren in den Pilgerberichten (vgl. Tobler: Golgatha, 287, 289/290). Hier spricht Grünemberg von dem Felsspalt, wie er auch heute noch in der unter der Golgothakapelle liegenden Adamskapelle zu sehen ist (vgl. zur Lage den Plan Schicks aus dem Jahre 1885, abgebildet in Krüger: Grabeskirche, 163, Abb. 185 bzw. Biddle / Zabé: Grabeskirche, 85; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 201, Anm. 162; Krüger: Grabeskirche, 124, 135; Corbo, Virgilio C.: Il Santo Sepolcro di Gerusalemme. Aspetti archeologici dalle origini al periodo crociato, 3 Bände, Jerusalem 1981 (Studium Biblicum Franciscanum. Collectio Maior 29), dort II, Tafel 41). Alle vier Evangelien (Mt 27,33; Mc 15,22; Lc23,33; Io 19,17) erklären, dass Golgotha Schädelhöhe (v. aramäisch gulguta bzw. golgoltā, hebräisch gulgulet) bedeute. Origenes führt den Namen auf den angeblich dort begrabenen Schädel Adams zurück, Hieronymus auf die Schädel der Verurteilten, andere Autoren auf die Form des Hügels. Die Araber bezeichnen noch heute gerne einen felsigen Hügel mit rās (Kopf), ohne dass der Hügel ein menschliches Aussehen hat (vgl. Kopp: Stätten der Evangelien, 422). In der „Legenda aurea“ wird die Identität der Begräbnisstätte Adams mit der Stätte des Todes Christi hergestellt (vgl. Legenda aurea, Von der Himmelfahrt Christi (Jacobus de Voragine, 374)). Die Adamskapelle befindet sich direkt unter der Kreuzigungsstätte, was der ursprünglichen Flurbezeichnung „Golgotha“ eine neue Bedeutung gibt. Sie wird nunmehr vom Schädel Adams abgeleitet und erhält eine symbolisch-theologische Bedeutung. Demnach stirbt Jesus, der neue Adam über dem Grab des alten Adams. „Sein Blut rinnt von den Kreuzesbalken auf den Totenschädel des alten Adam und erlöst damit die ganze Welt“ (Fleckenstein, Karl-Heinz / Müller, Wolfgang: Jerusalem. Die heilige Stadt der Juden, Christen und Muslime, Freiburg/ Basel/Wien 1968, 156). Auch in der Kunstgeschichte wird Christus oft als novus Adam dargestellt, der dem vetus Adam gegenübertritt (Hans Tucher, 401; Lexikon der christlichen Ikonographie I, 410).

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und die andren frowen gestanden, da ist ablǎs T.366 Item darnach gǎt man [fol. 71r] wider her ab, so kumbt man an die stat, da unser lieber her Jesus hin gelegt ward,367 der můter gotz in ir schoß und alda gesalbot ward, dǎ ist ablas +.368 Denn gat man ze rings um den tempel, so kumbt man für die bort der capel des hailgen grabs, dar inn Got der almächtig ist gelegen, da ist ablǎß +. [Bild: Das Heilige Grab in der Grabeskirche, mit Bildlegende Sepulchrum domini nostri Jhesu christi und Bildinschriften] [fol. 71v] Item das hailig grab ist in ainen herten fels gehǒwen,369 aber die bilgram schlůgend und kratztend stätz darab und wolt ÿeder des etwas mit im

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Io 19,26. Die Stelle wurde von den Pilgern oft westlich der Stelle angegeben, an der das Kreuz stand (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 202/203, Anm.169; Tobler: Golgatha, 377). Mt 27,59; Mc 15,46-16,2; Lc 23,53-56; Io 19,39-40. Der Salbstein, eine Steinplatte im Eingangsbereich der Kirche unterhalb des Golgothafelsens, wurde erstmals im 14. Jahrhundert gezeigt (vgl. Krüger: Grabeskirche, 200/201; vgl. zur Lage des Salbsteins den Plan Schicks aus dem Jahre 1885, abgebildet in Krüger: Grabeskirche, 163, Abb. 185 bzw. Biddle / Zabé: Grabeskirche, 85). Die Pietà (ital. Frömmigkeit, Mitleid; auch: Vesperbild) ist in der bildenden Kunst die Darstellung Marias mit dem Leichnam Jesu Christi. Diese Szene ist weder im Neuen Testament noch in den Apokryphen erwähnt, ist allerdings sicherlich von verschiedenen Viten Jesu und Maria, von Mysterien- und Passionspielen beeinflusst. In der Liturgie ist die Szene die vorletzte Station der Kreuzwegandacht und ein Hauptinhalt des Gedächtnisses der Schmerzen Mariens (vgl. Lexikon der christlichen Ikonographie IV, 450). Die heutige Aedicula des Heiligen Grabes stammt aus dem 19. Jahrhundert. Die mittelalterliche Grabanlage wurde Mitte des 16. Jahrhunderts zerstört (vgl. zur Grab-Aedicula der Kreuzfahrerzeit Krüger: Grabeskirche, 150-153; Corbo: Santo Sepolcro I, 198/199; Vincent / Abel: Jérusalem I/II, 263-266 mit Fig. 125). Die Grabkammer war im Westen halbrund geschlossen und hatte im Osten einen Vorbau als Eingangsbereich. Die Außenseite wurde durch Säulen und Blendbogen gegliedert. Auf dem Dach befand sich eine Konstruktion, die stark an ein Ziborium erinnerte. Zur Abbildung des mittelalterlichen Baubestands vgl. auch die Zeichnung von Konrad Grünemberg (vgl. Bildkonkordanz, Nr. 37 und Bildtafeln, Abb. 15 bzw. Abb. 16), die in beiden Handschriften dem Holzschnitt Erhard Reuwichs von 1486 ähnelt (vgl. Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck, 21; Arnulf: Mittelalterliche Beschreibungen der Grabeskirche, 40/41). Die ausführlichste hochmittelalterliche Beschreibung des Heiligen Grabes stammt von einem Theodericus, der zwischen 1164 und 1174 das Heilige Land bereiste (vgl. Theodericus, Libellus de locis sanctis, hg. von Marie Luise und Walther Bulst, Heidelberg 1976). Felix Fabri untersuchte gegen Ende des 15. Jahrhunderts das Heilige Grab eingehend und bemerkte die verschiedenen Bauphasen (Felix Fabri, Evagatorium, 324-335).

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haim füren, also das von dem velsen und grab, dar inn nuntz beliben wär.370 Und darumb ließ die liebhaberin Gotz, santa Hellena, das grab Jesu Criste mit hertem wisem marmolstain umsetzen, das das dar under wär nit aso vertzagen und gemindert wurd. Disse capel ist acht schůch lang und nit so brait und ist uswendiger och mit marmelstainn beseczt, und wer dar in wil, der můs durch zwai gefierte löcher oder bortten in schlieffen,371 und wenn er kumbt durch solich baid nider türen hin in,372 so stat das hailig grab ze der rechten hand, anbor gelich aim alter, bedekt mit ainem schönnen marmerstain. Dar ob brinnent tag und nacht zwelff ampellen. Item dise capel des hailgen grabs stat hinden inn dem tempel in mit aines grossen sinnwellen tempels und ist der selb sinnwel stok gar schǒn mit blig bedekt und in mit des tachs ist ain sinnwel gros loch. Also wenn es regnet, so regnet es uff das cappelli, dar inn das grab Jesu Criste stat. Item an das gemelt capellin angemurt ist ain gar clainß cappelli, hǎt ainen alter. Das habend inn die Jacobitten.373 Item zů mitternacht bis gegen tag und inn tag um ächti, inn der zut hattend meß uff dem berg Calvarie und im tempel des hailgen grabs by drisig priestern, und liesend sich [fol. 72r] all bilgrin berichten mit dem hailgen sacrament, an den baiden steten, aber ich und min gesellen giengend zů uff dem 370

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Das Problem der Sammelleidenschaft der Jerusalempilger war durch die Jahrhunderte hindurch in der Heiligen Stadt vorhanden, schließlich galt es auch an die Daheimgebliebenen und an die eigenen Andenken zu denken. Dies wurde schon 1335 von Ludolf von Sudheim erkannt: Nam si sepulcrum Christi per grana et arenas posset deportari, iam ultra longa tempora, etiamsi maximus mons esset, fuisset deportatum, ita ut vix ibidem una arena permansisset. (Ludolf von Sudheim, 80 ; vgl. auch Krüger: Grabeskirche, 175-179; Wallfahrt kennt keine Grenzen 1984, 75-88). Besonders aufschlußreich ist ein Holzkästchen aus Bethlehem (allerdings aus dem 18. Jahrhundert), das Steinchen von verschiedenen Loca sancta enthält (Abb. bei Krüger: Grabeskirche, 177, dort Abb. 200, 201). schlieffen: schliefen, sliefen, schlüpfen (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 208). Der heutige Eingang zum Heiligen Grab ist immer noch eine enge und niedrige Pforte (Abb. vgl. Krüger: Grabeskirche, 34, Abb. 26). Zur Lage der Kapelle der Jakobiten vgl. die erläuternde Zeichnung in der HS K (vgl. Bildkonkordanz, Nr. 37 und Bildtafeln, Abb. 15). Die Bezeichnung Jacobiten benennt hier die syrischen Kopten, die Begriffe sind oft austauschbar verwendet (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 188, Anm. 62; von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 231; Meinardus, Otto F. A.: The Copts in Jerusalem, (Kairo) 1960, 13, Anm. 15). Die Kapelle an der Rückseite der Grabkapelle ist bis heute koptisch (vgl. Meinardus, Otto F. A.: The Syrian Jacobites in the Holy City, in: Orientalia Suecana 12 (1963), 60-83, dort 68; Lemmens: Franziskaner, 143, 149; Tobler: Golgatha, 251-253). Krüger: Grabeskirche, 222, Abb. 250, nennt 1537 als das Jahr, seit dem die Kopten die Kapelle inne hätten.

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berg Calvarie. Da wurdend gesechen sollich andächtig gůt cristen von fenÿen374cruczwis knuwend mit trächnen,375 den bilgrinn frig von den ogen fallend, aso dass etwinn die angesicht nit benatzen, und sagt ain ÿeder, im bÿ sinen tagen kain nacht und so vil zit aso wier im hailgenn tempel wǎrend nie kurczer gewessen sin. Och so ainer kumbt uff den berg Calvarie, sagtend die bilgrinn nach uß ainem mund kainen halbe krafft noch halb dapferkait sines libes me haben, also gantz erschreken und ernsthafft wirt ainer us krafft und gegen würtkait diser allerhailgosten stat. Item darnach gieng ain yeder so vil er wolt im tempel, wǎ inn gelust, und ich gieng und besach die andern globen. Dero wǎrend sechserlai, so och geloben an den cruczgoten Got und doch nit die romischen kirchen mit ir ordnung haltend. Die hattend all gegen tag ire gesungne ampt nach irem sitten und globen, und was ain sollich sältsäm lut geschrai von den selben luten im tempel, das das uber all mǎs was. Etlich der selben globen priester und gaistlich hatend im tempel ire frowen und kinder, dennen ich ir strǒmatzen und fürheng dennen zoch, und sach sÿ also dar inn sitzen und ligen. Und wie die selben sechs globen ir gesetz halten oder wǎ sy im hailgen tempel wonnung haben oder wie vil sie ampeln brennen, kumbt also bald hernach. [fol. 72v] Item um die achten stund vor mitag schlussen die haiden und Sarecenen den tempel uff und liesend uns us. Und also man uns us zalt, luffent die haiden inn tempel und fundent noch etlich priester ob alter. Dennen wolten sÿ ire kelch nemen und schlůgend etlich, dennen můst man gelt geben, das sÿ ab liesen. Item inn dem genanten tempel gegen mittemtag wertz, da stond etlich staini grab von wissem marmel durch hǒwen. Inn dennen ligend etlich cristellich kung, so vor zitten zů Jerusallem habend geherschet mit namen kung Melchisedech376 und kung Waldan377 und herczog Götfridt von Pullion,378 der 374

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fenÿen: vënje, vënige, vënge, lat. venia, Kniefall zum Gebet, kniefälliges Gebet, Bussübung im Kloster (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 403; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 266). trächnen: Tränen. Grünemberg spricht hier vom Grab des alttestamentarischen Priesterkönigs Melchisedek (Gn 14,18-19), das sich ursprünglich vor der Golgothakapelle befand. Dieses Grab war wohl ausschlaggebend dafür, dass die lateinischen Könige von Jerusalem in der Grabeskirche ihre Grablege einrichteten (Krüger: Grabeskirche, 133, 136). König Balduin I. von Boulogne (* 1058, Kg. von Jerusalem 25. Dezember 1100, † 2. April 1118). Zur Bestattung in der Grabeskirche vgl. Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, München 1995 (Nachdruck der dreibändigen Ausgabe München 1957-1960), 416. Herz: Hans Tucher, 405, identifiziert den bei Hans

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erste kung zů Jerusallem. Mer sagt man, da ligen in wolgezierten graben siben kung,379 die das hailig land inn gehebt haben acht und drissig jǎre und nunzechen tag. Darnach ward es von kung Gwido wider verlorn.380

[2.3.10]

[Die sieben christlichen Glaubensrichtungen]381

Von alen geschlächten so och mainen sÿ sigent cristen lut. Zů wissen, das sibnerlaig globen der cristen im tempel sind, dero halt nun ainer die römischen kirchen.382

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Tucher genannten kung Waldan mit Balduin II. von Le Bourg, König von Jerusalem (Kg. 14. April 1118, † 21. August 1131). Gottfried (IV.) von Bouillon, Herzog von Niederlothringen (* um 1060, Vogt des Hl. Grabes Juli 1099, † 18. Juli 1100). Die Gräber der Kreuzfahrerkönige befanden sich an verschiedenen Stellen innerhalb der Grabeskirche: in einem Vorraum zur Adamskapelle, südlich der Adamskapelle und entlang der südlichen Abgrenzung des Katholikons zwischen dem westlichen und dem mittleren Pfeiler. Im 15. Jahrhundert wurden sie von der georgischen Kirche verwaltet (vgl. Lemmens: Franziskaner, 159). Sie wurden nach dem Brand im Jahre 1808 aus der Kirche entfernt. Die wenigen erhaltenen Fragmente der Gräber der Könige des lateinischen Königreiches Jerusalem befinden sich heute im Musem des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats von Jerusalem (vgl. Krüger: Grabeskirche, 136, 240, Anm. 279; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 186, 212-214; Corbo: Santo Sepolcro I, 202, 204, II, Tafel 6; Vincent / Abel: Jérusalem I/II, 280-282). Guido von Lusignan (König von Jerusalem als Gemahl Sibylles September 1186, des. Herbst 1190, † Mai 1194). Guido wurde 1186 Regent des Kreuzfahrerstaates Jerusalem, der nach der Schlacht bei Hattin 1187 verloren ging. 1192 wurde Guido von Richard I. Löwenherz mit dem Königreich Zypern als Ersatz für Jerusalem belehnt (vgl. Runciman: Geschichte der Kreuzzüge, 840; Fichtenau, Heinrich: Akkon, Zypern und das Lösegeld für Richard Löwenherz, in: Fichtenau, Heinrich: Beiträge zur Mediävistik, Band 1, Stuttgart 1975, 239-258). Die Darstellung der christlichen Glaubensrichtungen weicht in den beiden Handschriften K und G stark voneinander ab. Die Darstellung in der HS K ist deutlich kürzer gehalten und beschränkt sich auf das, was die Pilger vor Ort wahrnehmen konnten (vgl. dazu den Untersuchungsteil, Kapitel I7.1.2 Die orientalischchristlichen Kirchen). Konrad Grünemberg zählt n der Handschrift Karlsruhe sieben christliche Glaubensrichtungen auf: Franziskaner, Griechen, Georgier, Jakobiten, Inder, Surianen, Armenier. Hans Tucher erwähnt dieselben christlichen Glaubensrichtungen, ebenfalls in dieser Reihenfolge (Hans Tucher, 405-410; auch Johannes Münsinger, 156). Wenn von den Pilgern acht Konfessionen aufgeführt werden, dann sind zusätzlich noch die Nestorianer genannt (Ulrich Brunner, 34; Heinrich von Zedlitz, 286; vgl. Dansette 1979, 366). Selten werden als neunte Glaubensrichtung noch die Maroniten aufgeführt (Johann Meisenheimer, 98; vgl. Dansette 1979,

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[2.3.10.1][Franziskaner] Zům ersten von den Barfůser hern.383 Zům ersten sind im tempel die Barfůsser heren, so da ir closterli habend uff dem berg Sÿon und werdent genempt Lattini, aber die haiden und Sarecenen nement sÿ Franchi384 dem lieben santo Frantzistgus385 nach. Disse brüder lebend allain der Gotz gaben, etlicher [fol. 73r] fürsten und der andachtigen bilgrin so Jerusallem haim sůchen. Sÿ sind Obserfantzer386 und aines gar erbern und andächtigen wessens. Sÿ lident sich us der mǎssen hart mit den unsälgen Saratzenen, die uberloffent sÿ dik und essen innen das ir ab und die gewaltigisten am maisten. Och wenn sÿ etwinn in die stat gond, so roffentz und schlachentz etwinn die haiden und wenn des zů vil wil werden, so clagent sÿ das ainem haidnischen heren, der ist zů Allokeira387 bim kung soldan genempt der Ÿsenbek.388 Dem selben hat der soldan das gantz Judea389 in geben, der lǎt

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366/367). In der Handschrift Gotha erwähnt Grünemberg in Folge der Darstellung bei Bernhard von Breydenbach acht Glaubensrichtungen: Franziskaner, Griechen, Surianen, Jakobiten, Nestorianer, Armenier, Jorgiten, Abessinier bzw. Inder. Heute ist die Grabeskirche im Besitz sechs christlicher Konfessionen: GriechischOrthodoxe, Katholiken, Armenier, Surianen, Kopten, Äthiopier. Die jeweiligen Anteile am Gebäude sind seit 1852 durch den sog. Status Quo, den Sultan Abd Al Mandschib I. erließ, geregelt. Der Status Quo wurde in seinen baulichen Anteilen im Plan von Conrad Schick aus dem Jahre 1885 festgehalten (vgl. Plan der Heiligen Grabeskirche und Umgebung, untersucht, gemessen und gezeichnet von Baurath C. Schick in Jerusalem, 1885; abgebildet in Krüger: Grabeskirche, 163, Abb. 185 oder in Biddle / Zabé: Grabeskirche, 85). Den Hauptteil des Gebäudes „besitzen“ die Griechisch-Orthodoxen, während sich Lateiner und Armenier den Rest teilen. Die äthiopische, koptische und syrische Jakobiter-Kirche verwalten jeweils nur einzelne Kapellen in der Kirche und dürfen nicht jeden Tag die Messe lesen. barfůser: Franziskaner. Dass die Franziskaner erst wieder seit 1336 in der Grabeskirche präsent waren, erwähnt Grünemberg nirgendwo (vgl. LexMA 5, 354; LexMA 3, 395; Lemmens: Franziskaner, 39ff.; Biddle / Zabé: Grabeskirche, 88/89). Franziskaner (lat. ordo fratrum minorum), zu Beginn des 13. Jahrhunderts von Franziskus von Assisi in Umbrien, Italien, gegründet (vgl. LexMA 4, 800-822) Franziskus von Assisi, eigentlich Giovanni Battista Bernardone (* um 1181/1182 in Assisi, Italien; † 3. Oktober 1226 in Assisi). Mit der Observanzbewegung zu Beginn des 14. Jahrhunderts spaltete sich der ursprüngliche Franziskanerorden in die Konventualen (Minoriten) und die Observanten (die heutigen Franziskaner) auf (vgl. LexMA 4, 805/806). Allokeira: Kairo. Mit ÿsenbek ist Emir Yeshbeck-al-Fahiq gemeint (vgl. Aercke: Story of Sir Konrad Grünemberg’s pilgrimage, 135, Anm. 227; Prescott, Hilda Francess Margaret: Jerusalem Journey. Pilgrimage to the Holy Land in the 15th Century, London 1954, 188/189).

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denn die maisterlosen bösen haiden inn der mit oder waiche entzwai schlachen, so habent dann die gůtten brüder aber ain wil gůtten frid. Dise brüder dient den bilgrinn gar mit gůtem wilen. Sÿ habend inn das hailig grab, dar inn brennent si tag und nach dri annpellen. Si habent och inn unser frowen cappeln.390 Da selbs habentz tag und nacht stätz zwen ir wonung mit růben und dar inn essen, dar inn brennent si och stätz dri ampeln. Mer habent si inn uf dem berg Calvarie ainen alter, da brennent si drig ampellen.391 Och habent si inn ainen alter neben der findung des hailgen crutzes, brennent da ain ampel.392 Merr brennent si ain ampel an der stat, da der her Jesus siner lieben můtter der junkfrow Maria ward also todter uff ir schoß gelait.393 Die brüder habend all lang bärt.394

[2.3.10.2][Griechen] [fol. 73v] [Bild: Gruppe von Griechisch-Orthodoxen] Die Kriechen395 mit vil andern geloben, so hernach och gehört werden, sind komen gen Jerussallem zů der zit, do es der soldan Sabachadinum396 gewan. Domǎlß man zalt vor der geburt unsers lieben heren tusent ain hundert und 389 390

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HS G: Kürzungsstrich über dem Buchstaben a, hier nicht aufgelöst. Die Marien- oder Erscheinungskapelle war schon seit dem 14. Jahrhundert franziskanisch (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 183; Lemmens: Franziskaner, 5056; Vincent / Abel: Jérusalem I/II, 253/254, 270,0 292; Tobler: Golgatha, 363372). Golgothakapelle, vgl. oben S. 416, Anm. 361. Die Franziskaner hatten seit dem 14. Jahrhundert das Recht, auf dem Kalvarienberg die Messe zu zelebrieren (vgl. Lemmens: Franziskaner, 68, 97). Dort hatten sie den Stabat-Mater-Altar inne (vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 50/51). Seit Ende des 15. Jahrhunderts versuchten die Georgier, den Franziskanern ihre Rechte auf Golgotha streitig zu machen (vgl. Lemmens: Franziskaner, 132-134). Kreuzfindungskapelle bzw. -zisterne, vgl. oben S. 416, Anm. 357. Salbstein, vgl. oben S. 418, Anm. 367. Die Aufzählung der Stätten, die die Franziskaner Ende des 15. Jahrhunderts inne hatten, und die Anzahl der Ampeln, die an den heiligen Stätten brennen, ist absolut identisch mit den Angaben Hans Tuchers (Hans Tucher, 406). Kriechen: Byzantiner bzw. die griechisch-orthodoxe Kirche (vgl. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 16-76; Biddle / Zabé: Grabeskirche, 87/88). Soldan Sabachadinum: Saladin, arab. Salah ad-Din Yusuf bin Ayyub (* 1137 oder 1138 in Tikrit; † 3. März oder 4. März 1193 in Damaskus). Er gründete die kurdisch-stämmige Dynastie der Ayyubiden von Ägypten und Syrien. Als Sultan Saladin wurde er zu einem Mythos, zum größten aller Helden der muslimischen Welt und vorbildhaften islamischen Herrscher. Er eroberte im Jahr 1187 Jerusalem.

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siben und achtzig jǎr am andern tag des monetz octobriß.397 Dise Kriechen sind etwinn gewessen gar dapfer wis lut und gůt cristen.398 Aber so bald si sich des globens etwaß gesundert haben, sigend sÿ vast abgangen irer macht und grossen regierung und gefalen in ander groß gewält als undern Türken und die Venediger und ander. Sÿ sind ÿetzen groß verachter399 unsers globenß in vil arttikeln. Ire priester habent e wiber und darnach die, so wichinen400 habend, hat ainer me denn ain wib, deshalb [fol. 74r] sÿ etlich wichinen gar verachten.401 Sÿ erent iren sabat oder sunntag hoch wie die Juden.402 Si vastend gar selten403 und lǎssend ire kind als bald nach dem tǒff firmen ainen schlächten priestern, das doch die cristenlich gesatzt verbüt, und gebruchent sich etliche sacrament den kinden zů geben.404 Sÿ bruchent geheffelt brot in ir meß und bruchent och darzů nun alain win und kain wasser.405 Sÿ tund unsern 397

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Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Griechen, die in Jerusalem leben. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 73r: „Diese nacionen als die heilig statt Hierusalem ward gewonnen durch den Soldan Salahadinum als man zalet von crist geburt m. c. und lxxxvii iar am andern tag deß monadts octobris.“ Breydenbach und Grünemberg erwähnen hier beide den Fall der Stadt Jerusalem am 2. Oktober 1187, nachdem Saladin die Schlacht bei Hattin gewonnen und den Kreuzfahrern eine vernichtende Niederlage beigebracht hatte (vgl. Meyer: Kreuzzüge, 123/124). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Griechen, die in Jerusalem leben. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 73r: „Je kriechischen sein in der ersten kirchen (...) gar berůmpt und trefflich luth gewesen ym glauben (...).“ HS G: Kürzungsstrich über dem Buchstaben a, nicht aufgelöst. wichinen: Weihe. Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Griechen, die in Jerusalem leben. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 73r: „Ir clericken so sie auch die grossen wyhe haben nemmen hußfrauwen nit allein eine, sunder zwů, drey oder vier nacheinander, daz ynen doch ni zügelassen ist in der gesalt.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Griechen, die in Jerusalem leben. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 73v: „Sie eren den sabath oder sampstag gar seer als auch die jůden.“ Bernhard von Breydenbach hält fest, dass die Griechen nur noch am Osterfest fasten (vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 73v). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Griechen, die in Jerusalem leben. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 73v: „Sie lassen yre kindt firmen als bald nach dem tauff durch schlecht priester widder gebot und gebruch der kirchen. ja auch das sacrament deß altars oder der gůten gnaden geben sie den jungen kindern und den selben.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Griechen, die in Jerusalem leben. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 73v: „(...) under

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priestern, messen noch sacrament gantz kain referentz noch ere, sitzend und stond als die stök, aler achtung manglend, und ob unser briester ainer meß läs uff iren alter ainem, lǎsen si den darnach wäschen, also ob er verunraint sig. Sÿ habend och grosen mangeln zů globen die hailgen drifaltikait. Sÿ sind uber all mas hoffertig ir gemüt und der claider und doch wenig vermugenß. Si singent und sprechent ire ambt in kriechischer sprǎch, aber redent si den mer tail haidnisch.406 Hernach stat der kriechen alphabet. [Bild: Griechisches Alphabet]

[2.3.10.3][Surianen]407 [fol. 74v] [Bild: Gruppe von Surianen] Die Surÿani wonnend zů Jerusalem.408 Dero vil sind gar arm, elend lut, und sind gar verachtet von den Saracenen und vil andern globen, wann sÿ werdent gar zag409 und unfechtbar lut geschätzt, und ist man vil lichfertikait an si ge-

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beder gestalt deß brodts und deß weinß. Dar zü bruchen sie geheffelt brodt zü dem selben sacrament. (...) Item sie myschen auch kein wasser under den wein in der meß.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Griechen, die in Jerusalem leben. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 74r: „In den goettlichen ampten bruchen sie allein yr zung oder sprach, dar umb yre leyen verstanden was die clerick singen oder lesen. Aber in andern hendelen oder geschefften bruchen sie die Sarracenisch sprach zü den luthen mitt den sie yr gewerb haben.“ Auch bei Bernhard von Breydenbach folgen die Surianen auf die Griechen (vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 74r-74v). Surÿani: Surianen (vgl. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 76-103, 210-230; Krüger: Grabeskirche, 155; Biddle / Zabé: Grabeskirche, 90). Die Surianen sind hier die syrischen Jakobiten (vgl. Meinardus: Syrian Jacobites, 68), die von den syrischen Kopten zu unterscheiden sind. In der Sekundärliteratur werden sie auch als „Gürtelchristen“ bezeichnet. Unter diesem Begriff versteht man allerdings zusammenfassend orthodoxe Christen in Syrien, Palästina und Ägypten (Reichert: Ottheinrich, 154/155, Anm. 219; Reichert, Folker: Die Asienreise Odoricos da Pordenone und die Versionen seines Berichts, mit Edition der Aufzeichnungen nach dem mündlichen Bericht des Reisenden, in: Erkundung und Beschreibung der Welt: Zur Poetik der Reise- und Länderberichte. hgg. von Xenja von Ertzdorff und Gerhard Giesemann, Amsterdam 2003 (Chloë. Beihefte zum Daphnis 34), 467-509, dort 499; Lemmens: Franziskaner, 156; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 22). Besonders ausführlich zu den Syrern aus der Sicht eines Jerusalempilgers berichtet Wilhelm Tzewers (Wilhelm Tzewers, 186-188). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Surianen. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 74v: „(...) und sein forchtsam menschen und erschrocken und darumb zü kriegen und streytten untheuglich.“

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won, als lugen, stelen und verrǎten.410 Also wenn411 ain haiden dem andern etwaß unerlichs zů můtet, so spricht der haiden: „hais es ainn Surÿani“, als ob si besser sigen. Die Surÿani sind in etlichen landen aines grosen wessens und macht, besunders inn dem kungkrich Siriam.412 Si haltend ir gesatzt gar nachent mit den Kriechen,413 denn alain das si meß gern lesen uff dem hailgen grab und bitend des die Barfůsser demüttiklich inn das zů erloben, das tůnd sÿ denn mit gůtem wilen. Sÿ haltend in irer [fol. 75r] e vil der Sarecenen gewonnhaiten und gesetzt mit iren wibern, also das sich kain ir wib sich sechen lǎt on ain schwartz tünn tůch vor irem angesicht. Die junkfrow můs zů aller zit bedekt sin, und wenn si schǒn vermächelt wirt, so wirt dem man nit vergunen si ze sechen, bis ann andern tag nach ir ersten biligung. Aber in irn hůssern sind si nit also bedekt darnach.414 Sÿ habent ze Jerusallem ain kirchen an der stat, da 410

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Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Surianen. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 74v: „ Sie sein anch (sic!) deß merer theils ketzer, falsch, betrogen, lugenhafftig und zwyffeltig menschen.“ Kürzung über Buchstaben n nicht aufgelöst. Syrien wurde von Saladin unterworfen und Teil des Ayyubidenreichs von Ägypten. Da Saladin immer wieder Verwandte in Syrien als Regenten eingesetzte, kam es zu Machtkämpfen innerhalb der Familie der Ayyubiden. Erst unter dem Eindruck der mongolischen Bedrohung gelang es nach 1260 den Mamelucken von Ägypten, Syrien fest in das Reich einzugliedern und die Angriffe der persischen Il-Khane auf Syrien abzuwehren. Bis 1291 wurden auch die letzten Kreuzfahrer aus den syrisch-palästinensischen Küstengebieten vertrieben. Nach dem Frieden mit den Il-Khanen (1322) kam es durch den Handel mit Asien in Syrien zu einem starken Wirtschaftsaufschwung, der erst durch die Invasion Timur Lenks um 1400 unterbrochen wurde. 1517 kam Syrien nach der Unterwerfung der Mamelucken durch die Osmanen unter deren Herrschaft (vgl. LexMA 8, 382-385). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Surianen. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 74v: „ Diese Suriani halten all sytten, statuten und artickel der kriechischen keynen ußgenommen, dar umb sie gleich den selben yrren, und ist nit not daz weyter zü bereden.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Surianen. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 74v: „Item yr hußfrauwen verwarten und einschliessen sie mit grossem vleyß, eben als die sarraceni auch thůn unnd lassen weder weiber noch toechter uff die strasse gan anders dan mit leilachen umbgeben und yr angesicht bedecket mit eym schwartzen tůch. Das halten die jungfrauwen bey ynen also streng, daz auch yr menner, so sie vermehelt werden, sie nit mogen under dem angesicht sehen. Die erst nacht sy dan verschienet als sie zü samen werden geleget, als dan auch die sarracenischen jungfrauwen auch thůn, nachvolgendehter in dem exempel, als sie sagen des patriarchen Jacobs, der do meyner, er were die erste nacht gelegen bey Rachel der liebsten, aber do eß tag war, van er Lyam die er nit so lieb hett, wan er sie nit het gesehen under angesicht, welche historia wol kundt ist.“

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vor ist gestanden sant Johansen ewenielisten můtter huß, an dem huß sant Petter an clopfat, als er us Herodes kärker durch ainn engel gottes ward erlösset, als geschriben stǎt inn den werken der apostel.415 Sÿ habent stätz tag und nacht ainen von inen im hailgen tempel.416 Sÿ habent inn im hailgen tempel sant Hellenen capel, dar inn si och meß haben.417 Sÿ habend ir wonung im tempel genächst den Indÿern gegen den Jacobiten uber und gond me glich geclait den Sarecenen, denn si tragent och etwinn vil linis tůchs um das hobt denn den kriechen. Der Surÿani alphbet. [Bild: Chaldäisch-surianisches Alphabet]

[2.3.10.4][Jacobiten] [fol. 75v] [Bild: Zwei Jacobiter] Es ist aber ain sunder volk, habend och im tempel ir wonnung und ainen gesunderten globen und haisend Jacobitten, ainem nach Jacob gehaisen,418 der ir gesetzt lerer und geber ist gewessen,419 der selb si och in groß käczrÿe420 gefürt hǎt. Disser luten macht ist ze Jerussalem gar clain und verachtet. Aber si besitzen antertschwǎ vil merklicher cronen, besunder inn dem land Nubia,421 das nächst an Egipten stosset. Ir sigen och vil in der moren land Ethÿopia,

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Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Surianen. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 74v: „Und fur yren gebruch haben sie zü Hierusalem ein kirch an dem end erbuwen, do etwan sant Johannis evangeliste můter huß stund vor welches huß thůr sant Peter anklopffet als er uß Herodis kerker durch ein engel Gottes ward erloeset, da von man lyset in dem bůch der werg der apostel am xii capit.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Surianen. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 74v: „Item sie haben gemeynlichen einen von den yren in dem tempel deß heiligen grabs beschlossen (...).“ Helenakapelle, vgl. oben S. 416, Anm. 355. Die Jakobiten gehen auf Jakob Barādai († 578) zurück, Bischof von Edessa. Er baute die syrische Hierarchie auf und gab dieser Kirche gewissermaßen seinen Namen (vg. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 214). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Jakobiten. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75r: „(...) und heyßen Jacobite oder Jacobini von yrem meyster Jacobo genant, der eins patriarchen zü Allexandria junger was, von welchem sie mit vil yrthummen sein beflecket und verfůret worden.“ käczrÿe: Ketzerei. Nubien. Von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 243 zu Nubien: „Nubien, d. h. in seiner christlichen Periode das Land am oberen Nil von Aswān, früher Syrene, bis in den Raum des heutigen Khartum, wo sich Blauer und Weißer Nil vereinigen, ist Ägypten direkt benachbart (…).“

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genant und besiczen vil lands bis an Indiam.422 Dise lut sagen, das sÿ sant Matheus, der apostel, zů dem ersten bekert hab zů cristem globen.423 Item si zaichnet ire kinder vor der beschnidung mit crutzen an beden [fol. 76r] bagen gebrent und ingetrukt mit aim glügenden isen und mainend sich dar durch geraingot werden der erb sunden, und gebend dar inn folg dem wort, das sant Johans Babtista von Cristo gesprochen hǎt, Matheÿ am fierden:424 „Er wirt uch toffen inn dem hailgen gaist und fure.“425 Sÿ tragent den mertail von issen angeschmidte crutz an iren armen, darumb das sÿ underschaid haben under den Saracenen, wonn si vast bi inn wonen můsen.426 Item si bichten ir sund niemer kainem mentschen, sunder allain Got, und sprechen, Got hab den rechten gewalt und kunn vergeben, denn er wis wie die bicht beschech und den grund aler hertzen. Und wenn si also bichtend Got, so legent si edlen wiroch427 uff kollen und bichten, bittend und bettend Got an umb vergebung ire mistǎt und sunden und mainent, das solich ir bicht ruw und bit uff tring mit dem roch für Got, und wenn der rǒch also vergang, denn so hab si got mit gnaden erhört und ire sund verdilket.428 Si halten och nur ain natur in Cristo gewessen sin, 422

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Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Jakobiten. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75r: „(...) ein theil allein wonende in dem land Nubia genant, daz an Egipten stoesset. Sie bekummen auch ein groß theil Ethiopie, und vil ander land und künigreich besitzen sie biß oeber India.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Jakobiten. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75r: „Züm ersten von sant Matheo apostolo zü dem cristen glauben bekeret.“ Mt 3,1-17, besonders Mt 3,11. Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Jakobiten. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75r: „Er wurdt uch tauffen in dem heiligen geyst und fůer.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Jakobiten. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75r: „Die Jacobini tragen auch gemeinlichen crütz an yren armen mit eysen angetrucket umb reverentz willen als sie sagen deß heiligen crutz Cristi, das sie in grossen eren halten, auch umb wegen ein underscheyd zü haben under ynen und den heyden oder sarracenen wo sie bey einander wonen.“ wiroch: wîrouch, wierôch, wierâch, Weihrauch (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 475; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 321). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Jakobiten. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75r: „Item sie beichten nummer mee yr sunde eynigem menschen, sunder allein gott unnd das heymlichen in sollicher weyß. Sie legen weyrach uff kolen bey ynen und betten und meynen das mitt dem selben rauch yre sund uff steygen fur gott und werden verdilcket.“ verdilket: verdilgen, verdiligen, vertilgen, tilgen, auslöschen, vernichten (Hennig:

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also in ainer aingen person.429 Dise Jacobiten, wenn si sich segnent mit dem crutz, so bruchent si nur ainen finger und das darumb das si nur ain natur und ainen ainigen Got haltend.430 Item si geben den jungen kindern under beder gestalt das sacrament.431 Item si habent inn im hailgen tempel die capeln nachst angemurt dem capelin des hailgen grabs.432 Och haben si inn das end, do Maria ir liebs kind bewainet, als er vom crucz genumen ward, da brinent sechs ampelen.433 [fol. 76v] [Bild: Koptisches Alphabet]

[2.3.10.5][Nestorianer] Es wonent och zů Jerussallem, die sich och für cristen usgeben, haisend Nesturÿani,434 von ainem kaczer Nastorio435 genant, der selb vil käczri in orient, Bersÿa436 und andern landen hat gestifftet.437 Dise lut globent nit, das die junkfrow Maria sÿ gewessen ain gebererin Gottes, sunder ain můter Criste

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Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 422; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 282). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Jakobiten. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75r: „Item sie glauben und halten, daz nit mee dan ein natur in Cristo sey gewesen, als auch nitt mee dan ein person.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Jakobiten. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75r: „Diese Jacobini, wan sie sich mitt dem crutz segenen (fol. 75v), bruchen sie nitt mee dan eyn fynger, und das dar umb, als die Kriechischen und Suriani von yn sagen, wan sie nit mehe dan ein natur veriehen in Cristo.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Jakobiten. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75r: „Item sie geben das heilig sacrament under beder gestalt den jungen kinden so sie noch an můter brust hangen (...).“ Kapelle der Jakobiten bzw. der syrischen Kopten, vgl. oben S. 419, Anm. 373. Salbstein, vgl. oben S. 418, Anm. 367. Vgl. zu den Nestorianern von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 287-336. Nestorius (* nach 381; † um 451 in Akhmim, Oberägypten) war 428 bis 431 Patriarch von Konstantinopel. Nestorianismus ist eine nach Nestorius benannte christologische Lehre, die 431 auf dem Konzil von Ephesos verurteilt wurde (vgl. LexMA 6, 1098/1099, 1536-1539; von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 288ff.). Persien. Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Nestorianern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75v: „S wonen auch zü Hierusalem und da umb ettlich ander menschen geheissen Nestoriani von einem ketzer Nestorio genant, der mit seiner ketzerey ein groß theil deß orients hatt vergifftet und besunder die, die in Perside dem land wonetten in grosser menge.“

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aines mentschen und grosen Gotzfrundes.438 Si habend meß mit geheffeltem brot wie die kriechen und geben also ir sacrament den jungen kindern. Si sind och sust der römschen kirchen gesatzt in vil artikeln widerwartig.439 Sÿ bruchent in irn gotlichen ampten die kalldeischen sprach,440 aber redend si sust nach dem land da sÿ inn wonnen.441

[2.3.10.6][Armenier] Hernach wirt gesagt von den Armenier und irem globem und wie si ain alphabet habend.442 [fol. 77r] [Bild: Gruppe von Armeniern] Die Armeni vermainend och cristen ze sin und sigen mächtig, also das sie inn habend vil kungkrich, doch můsend si dem Turken undertain sin und tribut geben, und stosend ire land an cristenhait und haidenschafft. Si habend in irem globen gar vil sältsamer gewonnhaiten. Sÿ habend ain obrosten bischoff, den si catholicon443 nemend. Dem sind si in allen dingen gehorsam glich wie wier 438

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Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Nestorianern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75v: „Glauben nit, das die jungfrauw Maria sey gewesen ein geberin Gottes, sunder allein ein můter Christi eins menschen.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Nestorianern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75v: „Item diesse Nestoriani consecriren daz heilig sacrament deß altars in geheffeltem brodt eben wie die kriecheschen und geben das jungen und alten under beder gestalt und haben sust an yenen gar vil boeser artickel der heiligen roemischen kirchen gantz widderig.“ Die chaldäische Schrift ist die syrische. Ende des 12. Jahrhunderts wird von abendländischen Autoren erstmals behauptet, dass die Nestorianer syrisch schreiben (vgl. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 294). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Nestorianern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 75v: „Sie bruchen in goettlichen amtpten und geschrifften die Chaldeische sprach und zung, aber die Sarracenisch zü Hierusalem und in dem heiligen land. In andern landen oder orthen der welt reden sie die sprach deren menschen, bey denen sie wonen.“ Armenier (vgl. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 181-210; Lemmens: Franziskaner, 161/162; Biddle / Zabé: Grabeskirche, 89/90). Nach der Auskunft von Wilhelm Tzewers seien die Armenier besonders mit den Syrern verfeindet (Wilhelm Tzewers, 184). Katholikos (lat. catholicus) ist ein kirchlicher Titel, der seit dem 4. Jahrhundert für die Kirchenoberhäupter in den Staaten des Oströmischen Reiches gebraucht wurde. Die Funktion und Stellung ist der eines Generalvikars, der zu allen Amtsgeschäften ermächtigt ist. Nachdem auf der Synode von Beth-Lapat 483 die persische Kirche als Katholikat des Ostens die Lehren des Nestorios für verbindlich erklärte, fügte der Katholikos des Ostens seinem Titel den Patriarchentitel hinzu. Im

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ainem babst. Die Armeni habend das vest der zitlichen geburt Criste nit uff wichnächten also wier, sunder haben si etlich vast tag uff die selben zit. Aber am drizechenden tag der geburt Criste, den wier nement der hailgen drig kung tag,444 so haltend [fol. 77v] sÿ die erschinung Criste und das vest des tǒffs Criste.445 Item die Armeni halten die vasten och fierzig tag vor ostren.446 Aber gar mit grosem fliß weder wier wann sÿ nit allain midend flaisch, käs, aiger und milch, sunder sÿ essend och kain fisch, brůchent och kain öl inn der spis und trinkend kainen win die zitt. Aber also dik sÿ wellen, so essend sÿ frucht, obs und gemüß. Sÿ essend och im jar an etlichen frittagen flaisch, den Kriechen und Suriani ze wider wartkait.447 Item ir briester meß haben, so brůchen si kain wasser, nur allain win. Aber sust sind si uns gelich förmig in irm ampt der meß. Sÿ habend kelch und batten448 gelich als wier, doch hebend si unsern heren in ainer patten uff und nit als wier. Aber darnach den kelch als wier.449

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Mittelalter konnten die Kirchen von Armenien und Georgien die Autokephalie und die uneingeschränkte Jurisdiktion erringen, die Oberhäupter der Armenischen Apostolischen Kirche und der Georgischen Kirche den Katholikostitel. Die armenische Kirche kennt sowohl Patriarchen als auch Katholikoi, Patriarchen stehen hier im Rang unter den Katholikoi (vgl. LexMA 5, 1076/1077). 6. Januar. Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Armeniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 76r: „Item die Armeni halten das fest der zeitlichen geburt cristi nit uff die zeit der weyhenacht als wir, sunder sie vasten uff die selb zeit noch. Aber am xiii tag nach der geburt Cristi, den wir nennen der drey heiligen künig tag, so halten sie mit sampt dem fest der erscheynung Christi daz fest von dem tauff Christi, sagen daz sie da mit begen das fest seiner geistlichen geburt.“ HS G: ostren. Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Armeniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 76r: „Item die Armeni halten die vasten, das ist die vierzig tag vor ostern eben zü der zeit als wir, aber mit grosserm vleyß dan wir, wan sie nitt allein sich enthalten von fleisch, keß, eyern und milch, sunder sie essen auch kein fisch und bruchen kein oell in der speyß und trincken kein wein. Aber so dick sie wollen essen sie frucht oder obß und gemüß. Unnd sittemal sie den Kriechischen und Surianen widderig sein, so essen sie fleisch uff ettlich freytag ym iar den selben zü tratz.“ Der Ursprung dieser Einschätzung des armenischen Glaubens ist die Geschichte des Orients des Jakob von Vitry (vgl. Jakob von Vitry, Historia Orientalis, 1094/1095; von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 187). batten: patêne, patên, Oblatenteller (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 158). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Armeniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 76r: „Item yr priester thůn auch kein wasser undern wein in der meß, als auch die Kriecheschen thůn. Aber sust sein sie

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Item die Armeni habend vor zitten der Römischen kirchen gehorssami getǒn, besunder, da ir kung ainer vor zitten lechen450 empfieng von dem kaiser Hainrich genant.451 Disse Armeni sind in groser zal zů Jerusallem und habend da ainen bischoff, der, als ir gewonnhait ist, zucht zwen lang lök bis uff die achseln hǎres. Si zuchent ir bärt gar lang und habend gar erbern wandel und ersame claider und tragent der welt gar gůt vor bild, und haben meß und betten gar andächtiklich und tůnd unsern sacramenten und priestern gros er.452 Item die Armeni habend ain herlich kirchen inn zů Jerussallem, in sant Jacob des grösern er gewichet,453 an dem end erbuwen, do er och von Herodes ward enthobtet. Dar zů habent si och inn die [fol. 78r] kirchen zů sant Salvattor, an dem end das hus Kaÿffe stat,454 dar inn Cristus der her ward von den Juden verspuwen und geschlagen in sin hailigs angesicht und die ǒgen verbunden,

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vast uns gleichformig ym ampt der meß, habende kelch und paten in maß als wir. Doch heben sie unsern herren in einer paten uff nit als wir, aber den kelch nach unser weyß.“ lechen: lehen, Lehen, geliehenes Gut (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 158). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Armeniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 76r: „Item die Armeni haben vor zeitten der heiligen roemischen kirchen und dem babst gehorsame gethan, besunder do yr künig daz lehen entpfieng von dem roemischen keyser Heinrico genant.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Armeniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 76r: „Diese Armeni sein in grosser zall zü Hierusalem und haben gemeinlich ein bischoff do selber, der, als yr gewonheit ist, zucht zwen loeck haers uff den haubt und nit mee die ym biß uff die schultern herab hangen. (...) Anders lassen sie ynen widder haer noch barth scheren und ist nit mynner die selben armenischen priester halten sich fur all ander nacionen gar tapffer und geistlich. In eym schlechten kleyd gand und in yren ampten und gebetten seer andechtig, dar zü beweysen sie groß ere und reverenz allen sacramenten der latinischen.“ Act 12,2. Die armenische Kathedrale St. Jacobus Maior, die seit 1165 literarisch belegt und noch heute gut erhalten ist, gilt als Ort der Enthauptung Jakobus des Älteren durch Herodes Agrippa I. (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 64-67; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 128/129). Haus des Kaiphas, heute die armenische Kirche St. Salvator, wo Jesus dem Hohen Rat vorgeführt und zum Tode verurteilt wurde, im Bereich des armenischen Klosters vor dem Zionstor oder aber in den Gewölben der heutigen Kirche St. Peter in Gallicantu vermutet. Seit 1335 galt die armenische Kapelle nur noch als Haus des Kaiphas, davor wurde in einer Traditionsakkumulation im 10. und 11. Jahrhundert nicht nur das Haus des Kaiphas, sondern auch das Haus des Pilatus, des Hannas und des Kaisers an dieser Stelle lokalisiert (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 164-165; Külzer: Peregrinatio graeca, 216-218; Kopp: Stätten der Evangelien, 400-405).

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und vil erlaid der her Jesus da.455 Item all armenisch laigen sind uff dem hobt beschǒren in crutzwiß und das us der ursach. Si hattend vor zitten grossen krieg und sterbet. Also ward inen geraten, si soltend sich all crutzwiß uff dem hobt beschären, so wurd si Got erhören und begnaden, also och beschach. Dem nach haltend si den siten noch.456 Die armeni habend inn ain stat im hailgen tempel oben uff, als man neben den Indiern ain staini stegen uff gǎt, da stǎt ain alter. Item si habend och kurtzlich den berg Calfarie inn gehebt.457 Also gab der kung von Jorgitten dem kung soldan groß gůtt, das er den Armeniern den berg Calvarie nem und inn den Jorgitern in gäb, also och beschach. Sÿ habend ain aigen sprǎch458 und a. b. c. [Bild: Armenisches Alphabet]

[2.3.10.7][Georgier] [fol. 78v] [Bild: Gruppe von Georgiern]

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Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Armeniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 76r: „Item die Armeni haben fur yren gebruch ein herliche kirch zü Hierusalem in sant Jacobs deß grossern ere gewey het, an dem end erbuwen, do er von Herode ward enthaubtet. Dar zü haben sie auch die kirch zü sant Salvator genant, an dem ende do vor zeitten Cayphas huß stund erbuwen. Da ynne Cristus ward verspuwet von den jůden und von den dienern der jůden an sein heiligen hals und backen offt geschlagen, und ym sein augen verbunden (...).“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Armeniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 76v: Item all armenischen leyen oder seculyr sein uff dem haubt beschoren in crützweyß und daz uß der ursach als man saget, wan do sie vor zeytten grossen krieg hetten und dar zü mit der pestilentz schwerlichen getrucket wurden, ward ynen gerathen, daz sie yre haubt solten lassen scheren crütz weyß und als bald ward jnen geholffen. Deß zü ewigger gedechtnüß behalten sie die selb weyß im scheren.“ Schon Niccolò da Poggibonsi hatte berichtet, dass die Armenier auf dem Kalvarienberg der Grabeskirche zelebrieren (vgl. Niccolò da Poggibonsi, hg. von Bagatti, 25; von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 205). Einen Teil des Kalvarienberges überließen die Armenier den Franziskanern, der andere Teil wurde 1475 den Georgiern zugeteilt (vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 51, Anm. 265; Külzer: Peregrinatio graeca, 45; Lemmens: Franziskaner, 132-133, 162). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Armeniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 76v: „Item die Armeni haben ein eygene sprach (...).“

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Es sind och cristen zů Jerussallem, des si mainent,459 werdent genempt Jorgiten.460 Dises sind dapfer lut, und habend aigen kung und fürsten, und sind gar machtig und druczig461 vächbar462 lut. Ire land ligenn umb den berg Caspioß463 genant, und stossend an Perssia Medin und Asuria.464 Item habend den hailgen riter sant Jörgen in grossen eren und irn obrosten battron.465 Und wenn si vechten, so füren si ire panner mit dem crucz. Item si zuchent dik gen Jerussallem in bilgris wiß und sůchend och da die hailgen stet Criste, und gebend den Sarecenen kainen zol noch kurttesigen, und lond inn ainen fan vor tragen mit dem crucz, das můssent die haiden von inn sechen us gebot des soldanß, irem kung. Si sind etwaß schwerczer denn die [fol. 79r] Saretzenen und haiden und tragend die achtbaresten hüt uff mit vil spitzen gelich ainer kron.466 Die gemainen armen lut habend nit so vil spicz und gebrächs an irn hütten. Sÿ

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Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Georgiern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 76v: „Von den Georgianen, die auch wollen cristen sein.“ Jorgiten: Georgier (vgl. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 103-125). Die Gräber der fränkischen Könige, die im 15. Jahrhundert ebenfalls zum Besitz der georgischen Kirche gehörten, erwähnt Grünemberg an dieser Stelle nicht (vgl. Lemmens: Franziskaner, 159). druczig: truzlich, trotzig, eigensinnig (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 57). Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 109, übersetzen „trutzig“. vächbar: von vêch, feindselig bzw. fechen, anfeiden, verfolgen (Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 265; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 73). Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 109, übersetzen „kriegerisch“. Georgien ist das von südkaukasischen Stämmen bewohnte Land in Transkaukasien, östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Großen Kaukasus. Nach Osten wird durch die Steppe von Aserbaidschan begrenzt. Durch das von Nord nach Süd hindurchziehende Lichi-Gebirge (Gebirge von Surami) wird das Land in zwei Teile geteilt (vgl. LexMA 4, 1283-1285). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Georgiern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 76v: „Och mee ist ein ander volck in orient verr von Jherusalem wonende, deß herschafft sich strecket biß zü den bergen Caspyos genant, und ist gar ein streytbar volck und starck und vil ritterschaft habende, auch groß welt in streyt vermůgende, also daz die Sarraceni und Persy medi und Assirij yr anstoesser oder nachbuwer sie gar ubel foerchten.“ Volksetymologische Herleitung, die in Zusammenhang mit der großen Verehrung des Hl. Georgs bei den Georgiern steht (vgl. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 105). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Georgiern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77r: „Item yr clericken haben rond kronen uff dem haubt.“

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scherent kain hǎr nieman467 ab, darumb habend si lange schwartz hǎr und bärt.468 Welche under inn vermainen edel ze sin, die tragent riterschafft von gold und sundrung der claider. Ire edle wib rittend wie die man mit bǒgen, lanczen und schwärt und gebruchent sich och feachtenß,469 wie man sagt die wiber der insel Amasson.470 Sÿ bruchent, was die gaistlichhait andrifft, kriechischen globen und sprǎch, aber sust redend sÿ kalldeisch und saracenisch.471 Item die Jorgitter habend inn die findung des hailgen crutzes, da brennend sÿ dri ampellen.472 Sÿ habend och inn den berg calvarie, der ist inn erst in geben nach Christus gebort tusent fier hundert und funff und sibentzig jar.473 Sÿ ha-

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HS G: nienan. Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Georgiern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77r: „Die menner dieser nacionen ziehen yr berth und haer, und lassen eß nummer abscheren.“ HS G: a über e hochgestellt. Zahlreiche europäische und arabische Autoren des Mittelalters berichten über die Amazonen, kriegerische Frauen, die meist im Nordosten Europas angesiedelt werden. In den Varianten der Sage ist entweder von einem Land, einer Stadt oder einer Insel die Rede (vgl. LexMA 1, 514/515). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Georgiern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77r: „Die georgianischen edeln Frauwen ziehen auch uß in streytt und gebruchen weer in maß wie die Amazones, frauwen also genant, die ein eygen landt inne haben.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Georgiern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77r: „In den goettlichen ampten und geschrifften bruchen sie kriechesch zungen und sprach. Aber sust die Sarracenisch oder Chaldeysch, welcher alphabeth ob bezeichnet sein.“ Kreuzfindungskapelle bzw. -zisterne, vgl. oben S. 416, Anm. 357. Lemmens führt sowohl die Georgier als auch die Armenier als diejenigen auf, die Anspruch auf einen Teil des Kalvarienbergs hätten (vgl. Lemmens: Franziskaner, 159). 1475 verdrängten die Georgier die Armenier von Golgotha und beanspruchten die Kapelle für sich alleine (vgl. Lemmens: Franziskaner, 132-133; Vincent / Abel: Jérusalem I/II, 292/293). Die Jahresangabe Grünembergs deckt sich mit der Angabe von Hans Tucher, der 1479 ins Heilige Land reiste. (Hans Tucher, 407). Tucher nennt als Grund für die Übertragung des gesamten Kalvarienbergs auf die Georgier gaben und schanckung an den Sultan (Hans Tucher, 409). Ludwig von Eyb bestätigte 1476 die Besitzverhältnisse auf dem Kalvarienberg (Ludwig von Eyb, 39). Felix Fabri, der 1483 reiste, wies darauf hin, dass die Situation schon seit 15 Jahren, also wohl seit dem Jahre 1469 bestehe (Felix Fabri, Evagatorium, I, 350-352). Allerdings berichtete schon Girnand von Schwalbach (reiste 1440) von der Vertreibung der Armenier vom Kalvarienberg (Girnand von Schwalbach, 130).

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bent och inn ain capeln under dem berg Calvarie, da der ris durch den velsen gangen ist inn dem liden Criste.474

[2.3.10.8][Äthiopier] Abisinni oder Indÿer475 vermainen sich och cristen ze sin476 und sigend dero och zů Jerussallem und gehörend under die herschung und globen des höchsten kaisers, priester Johans,477 der sich och verjicht478 für ainen gůtten cristen. Dise nacion ist von sant Thoman dem zwelf botten zů cristem globen bekert worden.479 Item der genant priester Johann, ain kung in Indÿen, [fol. 79v] hǎt, 474

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Adamskapelle, vgl. oben S. 417, Anm. 365 (vgl. auch Lemmens: Franziskaner, 159). Indÿer: Abessinier, d. h. die Einwohner von Abessinien (Äthiopien). Nach mittelalterlichen Vorstellungen lag das „Indien maior“ in Abessinien (Herz: Hans Tucher, 408, 530). Das Land der Äthiopier wurde im Spätmittelalter „von keinen Abendländer nachweislich bereist, der zurückgekommen wäre, um darüber berichten zu können“ (vgl. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 262286; zit. nach ebd., 262). Daher waren Verwechslungen mit den Nubiern und Indern bis ins späte Mittelalter üblich und man hatte wohl keine rechte Vorstellung von Äthiopien und dessen Einwohnern. Auch die Namensformen sind unterschiedlich: von Issini bei Thietmar von Merseburg (vgl. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 267), über Abes bei Jakob von Verona (vgl. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 279) bis hin zu Abactianÿ bei Grünemberg oder Abacianÿ bei Hans Tucher (Hans Tucher, 408). Heute beschränkt sich die Gegenwart der äthiopischen Christen in der Grabeskirche auf das Dach der Helenakapelle (Biddle / Zabé: Grabeskirche, 91). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77r: „Von den Abbasinen oder Indianen, die sich och Cristen gloryren.“ Priesterkönig bzw. Johannes Presbyter (vgl. LexMA 5, 530-532; von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 265-286, 382-412). Der Priesterkönig Johannes (auch Presbyter Johannes) erscheint seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in eruopäischen Quellen als Verbündeter im Kampf gegen den Islam. Er herrscht über ein sagenhaftes Reich mit paradiesischen Zügen. Seit dieser Zeit wurde sowohl die Figur des Priesterkönigs Johannes als auch sein sagenhaftes Reich immer wieder von Reisenden gesucht, meist in der Gegend des heutigen Indien. verjicht: von verjehen, bekennen, verkündigen, sich erklären, aussagen, eingestehen, angeben (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 409/410; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 82; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 271; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 78). Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 110, übersetzen „ansieht“. Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77r: „(...) von der herschung und landtschafft deß mechtigen künigs den wir priester Johan nennen, welcher geweltiger

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do man zalt von der480 geburt Christy tusent fier hundert achtzig und zwai jar, sin botschafft gen Rǒm zů dem bǎbst Sixto481 dem fierden gesant und im laussen eröffnen sin undertänige gehorssami als ain gůtter cristen, und begerte an den babst volkomne wissenhait aler und ÿder artikeln unsers wǎren globen.482 Disse Indÿer sind lang, türr lut und gantz schwartz, das si glisend von schwertz. Sÿ sůchent gar vil die hailgen stet zů Jerusallem und beatten483 gar andächtiklich.484 Sÿ habent dar für, das Got kain grösser gefallen sig denn armůt, darumb verlassen si dik grös gůt.485 Si tragent gewonlich linninni klai-

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herr und künig sich mit sampt allem seinen volck cristen vergyhet, und sein durch sanctum Thomam apostolum züm cristen glauben von anbegynne bekeret worden.“ Nach den apokryphen Schriften gilt der Apostel Thomas als Bekehrer der Inder (vgl. von den Brincken: Nationes Christianorum orientalium, 337-349, 409/410; Cerulli: Etiopi in Palestina, 137/138). HS G: ger, verbessert zu der. Papst Sixtus IV. (Francesco della Rovere) (* 1414; Papst 9. August 1471; † 12. August 1484). Allerdings war kein Schreiben des sog. Presbyter Johannes an den Papst Sixtus IV. bekannt. Im Jahre 1165 tauchte in Europa ein lateinisches Schreiben auf, das vom byzantinischen Kaiser Manuel I. Komnenos (* 1122; Ks. 8. April 1143; † 24. September 1180) an den Kaiser des Hl. Römischen Reiches, Friedrich I. Barbarossa (* 1122; Kg. 9. März 1152; Ks. 18. Juni 11585; † 10. Juni 1190) weitergeleitet wurde. Der Ursprung des Briefes ist noch immer ungewiß. Er berichtet von der Macht und den Reichtümern des Presbyter Johannes, der 70 Könige beherrsche und unerhörte Mengen an Edelsteinen besitze. Sodann erzählt der Brief von den drei Indien, und dieser längste Abschnitt des Schreibens ist eine Aufzählung all dessen, was man in der abendländischen Literatur über Indien wußte. Iim letzten Teil des Briefes wird die ideale theokratische Kraft beschrieben, die der Presbyter Johannes in der Nachfolge des Hl. Thomas ausübe (vgl. Simek: Erde und Kosmos, 90-94). Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77r: „Und ist zü wissen, das der ytzig künig ym selben land noch lebende in kurtz verschienen iaren, besunder do man zalt von Crist geburt M cccc lxxxii, sandet sein ambasiat oder botschafft gen Rom zü dem babst Sixto dem vierden des nammes, und hat, als man saget, ym gehorsame gethan und sich ym mit schuldiger reuerentz underworffen, und begeret unserer statuten und sytten halb ein underweysung, (fol. 77v) was aber weyter in der selben sach verhandelt sey worden, ist mir nit wissen.“ HS G: a über e hochgestellt Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77v: „Dieße Indiani sein all schwartz wie die moren und vast geneiget und geflissen, die heiligen stett heym zů suchen zü Hierusalem. Sie betten andechtiglichen und lang.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77v: „Sie haben armůt lieb, grossen mangel leidende ob sie wol reich sein am gůt.“

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der und och lini tůch um ire höbter gewunden von farb blǎ.486 Sÿ tůnd grosse kestigung irn liben und gangend barfůß durch gotz willen, aber noch denocht habend sÿ vil irtung in irem gesatzt und globen.487 Item si haltend die beschnidung glich wie die Sarecenen und brennent iren kindern crucz an die stirnen oder an bagen und etwinn uf ir nassen.488 Etwinn zaichnent sÿ die an den genanten orten allen und mainent hie durch der erbsund gelediget werden. Item sy bruchent sich nit der beschnidung inn gestalt des toffs oder ains sakraments, sunder umb reverrentz willen und mit lides criste und sprechen, so unser Got das jung also hat wellen liden, geburt sich unsern jungern billicher lidung zů lernen.489 Sÿ habend gar selczsam und frömd gebärden in iren messen,490 also das wier bilgrinn des dik gros verwunndren hetten. [fol. 80r] Sÿ brůchent geheffelt brot zů irn messen als die Kriechen, und geben solich sakrament den jungen kindern.491 Item wenn sÿ vest und hochzitlich tag habend, so koment sÿ ze samen baide, frowen und man, und machent ainen ring und heben an ze singen, sprinngen uff mit irenn füssen, schlachend baid hend in ain andren und klepfend. Das tribent sÿ dik die gantzen nacht durch, das etwinn iro vil vast

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blǎ: blau. Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77v: „Sie tragen leynen und geferwete kleyder und umbbinden ire haupt, frauwen und menner, mit blawen schleyern oder bynden und geen barfuß. Doch wie wol sie sollichs thůn noch dan sein sie leyder mit ettlichen yrtummen auch beflecket als andern nacionen.“ HS G: vorher verschrieben nachen, in HS korrigiert zu nassen. Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77v: „Wan sie halten die beschneydung gleich als die Sarracenen und brennen ire kinder krützweiß an den styrnen oder backen oder uff der nasen, ein theil an allen diesen orthen. Und meynen dar durch der erbsund los werden. Ich het nit ein klein mitleiden mit inen, wan sie sust gůt leüt schienen sein, dar umb ließ ich sie fragen, worumb sie sollichs theten, das widder die roemisch kirch were, der sie sich nüwlich hetten underworffen. Antworteten sie (die warheit zü sagen), das sie die beschneydung nit bruchten als ein notdůrfftig sacrament, sunder allein umb reuerentz willen Cristi, der auch beschnytten wer worden.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77v: „In der meß haben sie ettlich sunderlich weyß.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77v: „Wan sie auch geheffelt brot bruchen als die Kriechischen zü dem sacrament des altars, und reichen das selb sacrament den jungen und alten under beder gestalt, und lassen ire kinder als bald nach dem tauff firmen durch schlecht priester.“

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krank dar von verden, besunder die osterlichen nacht.492 Sÿ habend ain aigen sprǎch und alphabet und kunent gewonlich all saracenische sprǎch.493 Item si habend inn im hailgen tempel ainen alter, dar under die sul stǎt, daruff Cristus gekrönt ward, und habend ir capel und wonnung uff der linggen sitten.494 Si habent och meß im hailgen grab, doch nit denn mit erlobung der brüder sant Frantzissen. [Bild: Äthiopisches Alphabet] [fol. 80v] [Bild: Gruppe von Äthiopiern]

[2.3.11]

[Vor der Grabeskirche]

Und do wier also uß dem tempel giengen, wurdent wier gefürt in etlich capellen, ligent nächst vor dem tempel.495 Die erst ist aller engel capeln, da ist ablaß T.496 Das ander sant Johans Babtista497 capel, da ist ablaß T.498 Das drit sant Maria Magtalen capel, da ist ablǎs T.499 Userthalb nächst am tempel nach dem 492

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Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77v: „(...) und wan sie hochzeit haben, so kommen ir leyen frauwen und man mit grossem vleyß zü der meß, und vahen an mit luthen stymmen jubiliren, springen mit den fůssen, kleppern mit den henden und machen eynen kreyß, do sechß oder suben, do neůne oder zehen, und singen also zü zeitten ein gantze nacht, besunder die oesterliche nacht, und thůn das mit sollicher andacht und mit so grossem vleyß, das sie zů zeitten da von kranck werden.“ Quelle: Bernhard von Breydenbach in dessen Kapitel zu den Abessiniern. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 77v: „Diese Indiani kunnen die Sarracenisch sprach und bruchen sie, wan sie wollen. Aber da bey haben sie ein eygene sprach (...).“ Verspottungskapelle, vgl. oben S. 416, Anm. 360 (vgl. auch Reichert: Eberhard im Bart, 51). Grünemberg erwähnt hier die vier Kappelen um den Vorhof der Grabeskirche, die von vielen Pilgern erwähnt werden: Michaelskapelle, Johanneskapelle, Kapelle der Maria Magdalena mit der anschließenden Jakobuskapelle. In den Peregrinationes sind diese Kapellen ebenfalls in dieser Reihenfolge erwähnt (vgl. Hans Tucher, 411; vgl. Felix Fabri, Evagatorium, I, 315-318). Michaelskapelle, die nördliche der östlich des Vorhofs gelegenen Kapellen, von den Pilgern oft als Kapelle aller Engel bezeichnet (Tobler: Golgatha, 387/388, Hartmann: Wilhelm Tzewers, 181). HS G: Babstista, der Buchstabe s nach Bab durchgestrichen. Johanneskapelle, bezeichnet die südliche der östlich des Vorhofs gelegenen Kapellen (vgl. Tobler: Golgatha, 387/388; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 181). Kapelle der Maria Magdalena, bezeichnet die westlich des Vorhofs gelegene Kapelle. Von den spätmittelalterlichen Pilgern wurde diese Kapelle meist zusammen

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berg Calvarie ligt ain braiter stain, daruff Abraham sinen sun Ÿsak wolt Got geopfert haben, da ist ablaß T.500

[2.3.12]

[Bethlehem]

Am501 dunnstag der sibentzechent tag auguste502 uff den abend rittend wier bilgrin gen Betlaheim,503 das ligt ain gůt tutsch mil von Jerusallem und so man kunt nachent dri welsch mil für [fol. 81r] Jerussallem gegen Betlaheim wertz ligt ain groser stain. Da ist die stat, da der stern wider erschinen ist den hailgen drig kungen, da ist ablas T.504 Darnach ain clain fürbaß kumbt man zů dem huß Jacob des pattriarchen, da ist ablaß T.505 Aber ain wältsch mil von dem genannten huß, ist das huß, da der proffet Hellÿas ist geborn, da ist ablaß T.506 Darnach nǎchend uff ain wältsch mil e man gen Bettlaheim kumbt, stat im feld ain gewelb uff fier clainen süllen.507 Dar underr stǎt ain grab, da ligt Jacob des proffetten wib, hieß Rachel.508 Nach zů nacht koment wier gen Betlaheim, do

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mit der südlich anschließenden Jakobuskapelle als eine beschrieben (Tobler: Golgatha, 390/391; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 181). Gn 22,9. HS G: Aam. 17. August 1486 (Donnerstag). Bethlehem, ungefähr acht Kilometer südlich von Jerusalem gelegen (vgl. MurphyO’Connor: Holy Land, 198-205; Külzer: Peregrinatio graeca, 145/150; Keel / Küchler: Orte, 611-638). Mt 2,9-10, heute der sog. Magier-Brunnen (Dreikönigs- oder Stern-Brunnen) bei Mar Elias nahe Bethlehem (Reichert: Ottheinrich, 191, Anm. 432; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 260; Herz: Hans Tucher, 432). Die Tradition des sog. Haus Jakobs beim Grab Rahel (vgl. unten S. 441, Anm. 508) findet sich vom späten 15. bis ins 18. Jahrhundert (Tobler: Topographie, II, 637-639; Hartmann: Wilhelm Tzewers, 260). Heute befindet sich an der Wegesmitte der Straße zwischen Jerusalem und Bethlehem das griechisch-orthodoxe Kloster Hagios Elias (Mar Elias). Das griechische Kloster wird erstmals Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt. Im 15. Jahrhundert wurde der Geburtsort Elias an dieser Stelle lokalisiert, sonst wurde die Stelle eher als Ruhestätte des Propheten vor seiner Wanderung zum Sinai angesehen. Zudem steht die Tradition im Widerspruch zu III Rg 17,1, wonach Elia aus Tischbe in Gilead stammte (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 261; Külzer: Peregrinatio graeca, 164-165; Pringle: Churches, II, 224-226; Tobler: Topographie, II, 547558). süllen: sûl, Säule, Pfosten, Pfeiler (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 318; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 217). Gn 35,19. Grab Rahel, am Ortseingang von Bethlehem gelegen. Es wurde seit dem 4. Jahrhundert an dieser Stelle lokalisiert. Das heutige Gebäude stammt aus

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zalten uns die Saraceni aber inn das closter.509 Die bilgrin giengend zum ersten inn cruczgang, sůcht ÿeder ain stat, da er ligen wolt die nacht und legt sinen sak da von im, dar inn denn ainer getragen hat, was er solich zit essen wolt.510 Item darnach machtend die brüder sant Francisen, der fier da warend, ain procceß wie zů Jerussallem im tempel und trůgent sÿ und all bilgerinn brinnent511 kertzen. Item zům ersten gieng man inn die kirchen inn die absitten neben den kǒr zů der rechten hand, da stǎt ain alter.512 Da ist die stat, da das kindlin Jesus beschnitten ward, als es acht tag alt was und da zům ersten sin hailigs blůt vergǒß, da ist ablǎß +.513 Item darnach gieng man inn die absitten ze der linken hand, da stǎt ain alter. Das ist die stat, da sich die hailgen [fol. 81v] drig kung zů beraittend zů dem opfer dem lieben kind Jesum, da ist ablǎs T.514 Item

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dem 15. Jahrhundert (vgl. Pringle: Churches, II, 176-178; Külzer: Peregrinatio graeca, 249-250; Tobler: Topographie, II, 782-792). Das Franziskanerkloster mit der Katharinenkirche, nördlich der Geburtskirche, nach 1347 an der Stelle des ehemaligen Klosters der Augustiner-Chorherren aus dem 12. Jahrhundert errichtet (vgl. Pringle: Churches, I, 139 und 149/150). Es scheint üblich gewesen zu sein, im Kreuzgang auf dem Boden zu übernachten, denn einige Pilger berichten davon (Felix Fabri, Evagatorium, I, 453; Hans Tucher, 436). Wilhelm Tzewers genoß den Vorzug, in einer Zelle im Kloster übernachten zu können (Wilhelm Tzewers, 264-267). Kürzungsstrich nicht aufgelöst. Geburtskirche in Bethlehem, vermutlich unter Justinian I. (527-565) errichtet, teilweise auf Fundamenten eines konstantinischen Vorgängerbaus, der am 31. Mai 339 geweiht wurde. Die Kreuzfahrer bauten ein Kloster an der Nordseite und umgaben Kirche und Kloster mit einer starken Mauer (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 198-205; Pringle: Churches, I, 137-156). Lc 2,21. Zur Deutung der Beschneidung Christi im Mittelalter vgl. Legenda aurea, Von der Beschneidung des Herrn (Jacobus de Voragine, 93-102). Zum Altar vgl. Hinweise bei Tobler (vgl. Tobler: Bethlehem, 92-94). Altar der Drei Könige (vgl. auch Legenda aurea, Von der Erscheinung des Herrn (Jacobus de Voragine, 102-111). Zu den verschiedenen Traditionen, die dem Altar der Drei Könige zugeschrieben wurden, vgl. Tobler: Bethlehem, 94-96; Kopp: Stätten der Evangelien, 72/73). In diesem Zusammenhang stellt Kopp: Stätten der Evangelien, 73 die Behauptung auf, der Pilger Hans Werli von Zimber sei „ein sonst unbekannter deutscher Pilger des Jahres 1483“ (vgl. Kopp: Stätten der Evangelien, 486). Dies ist nicht richtig, denn hinter diesem „unbekannten“ Pilger versteckt sich Johannes Werner von Zimmern, der Berichterstatter ist niemand anderer als Felix Fabri (vgl. zur Namensauflösung auch Paravicini: Deutsche Reiseberichte, 210). Die Behauptung entstand vermutlich aus dem Grunde, dass der Bericht aus dem Reyßbuch von Siegmund Feyerabend zitiert und von dort in der Literatur z. B. bei Tobler: Bibliotheca oder Röhricht: Deutsche Pilgerreisen nicht weiterverfolgt wurde (vgl. (Felix Fabri, in Feyerabend): Eigentliche beschreibung der hin und wider Fahrt zu dem heyligen Land gen Jerusalem von den wolgebor-

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darnach gǎt man ain stegen hin ab in ain cappel, die stǎt under dem kǒr der grosen kirchen. Da ist die stat, da die junkfrow Maria ir liebs kind inn gebar.515 Die stat ist under ain alter, da ist ablǎß +. Item darnach ain clain hinder sich under ainem koffel516 hin in ist die stat, da das kriplin ist gestanden, dar inn der lieb her Jesus ist ingelegt worden für den essel und das rind, da ist ablǎß T.517 Item darnach hinden inn der cappellen inn dem ek zů der rechten hand ist ain loch, das ainer mit der hand, aso lang der arm ist, wol darin griffen mag. An dem end, sagt man, den sternen, der den hailgen drig kungen lucht und si fůrt gen Betlahem, in schiessen, das si das sächent, da ist ablaß T.518 Item da gott geboren ist, ist gar ain costlich capeln, ist den mertail uber zogen und bedekt mit marmelstainn taffeln mengerlai farwen und mit vergultem glaß und andren farwen von glas besetzt, gelich wie sant Marx munster ze Venedig,519 des glichen der groß tempel oben uber al. Disser tempel ist uber al maß von allem costen zierlich gebuwen der glichen ich kainen nie me gesechen hab und stond dar inn fier und fierzig marmelstainier sul.520 Und sagt man

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nen, edelen, strengen unnd vesten Herrn, Herrn Hans Werli von Zimber, unnd Herrn Heinrich von Stoeffel, Freyherrn, Herrn Hans Truchseß von Waldpurg unnd Herrn Bern von Rechberg zu hohen Rechberg, in: (Feyerabend, Siegmund): Reyßbuch deß heyligen Lands, das ist gründtliche beschreibung aller und jeder Meer und Bilgerfahrten zum heyligen Lande, Franckfort am Mayn 1584, fol. 122v-188r). Geburtsgrotte, d. h. der Ort der Geburt Christi, lokalisiert in der sog. Geburtsgrotte unter der Geburtskirche in Bethlehem. Die Grotte liegt unter Mitte des Chores und ist 12 Meter lang und zwischen 3,50 - 4 Meter breit. Ursprünglich war sie im Besitz der Lateiner, seit 1757 ist sie im Besitz der griechisch-orthodoxen Kirche (vgl. Reichert: Ottheinrich, 192, Anm. 437; Pringle: Churches, I, 142/143, Abb. 45, 146-147; Kopp: Stätten der Evangelien, 40-43; Tobler: Bethlehem, 141-159). HS G: kossel. koffel: kofel, Bergspitze, Berg, Stein (Lexer: Kärntnisches Wörterbuch, 163; Grimm: Deutsches Wörterbuch, Band 5, 1574; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 97). Lc 2,7. Krippengrotte, heute im Besitz der Lateiner. Die Krippengrotte schließt an die Geburtsgrotte an und ist von dieser über zwei Treppen mit je zwei Stufen zu erreichen (vgl. Kopp: Stätten der Evangelien, 40-43). Mt 2,9-11. Verschiedene Legenden berichten davon, dass der Stern in einen Brunnen gefallen sei und nicht nur am Himmel stillstand, um die Geburtsstätte Christi anzuzeigen (vgl. Kopp: Stätten der Evangelien, 70-74; Murphy-O’Connor: Holy Land, 204; Pringle: Churches, I, 142/143, Abb. 45, Stelle k). Der Mönch Epiphanius (um 750/800) bestimmte die Lage des Brunnens bei der Nordseite der Höhle der Geburt. In diesen Brunnen soll der Stern hineingeglitten sein (PG CXX 264). Kirche San Marco in Venedig, vgl. oben S. 295, Anm. 129. Die Anzahl der Säulen ist mit vierundvierzig nicht korrekt angegeben, denn es sind vierzig Säulen (vgl. den Plan der Geburtskirche bei Kopp: Stätten der Evan-

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mengen,521 kung soldan disses zierlichen gebuws gros verwundren haben und solich schon marmelstaini sül empfolchen [fol. 82r] me den ain maul ab ze brechen und die furen gen Babiloni,522 die man ÿetzen nempt Allokair.523 Aber alweg so erkrumbten und wurdent lam die, die anhůben, den tempel ze zergengen, des halben die haiden den tempel gar hart fürchtend. Item darnach giengend wier uß der kirchen inn den cruczgang zů der rechten hand ain langen stegen hin ab in ain krufft, da ist die hul524 sant Jeronnimus und och sin grab, da ist ablǎß T.525 Item durch ain turlin hin in in ain ander hol ist ain grab, dar inn die unschuldigen kindlin sind gelegen, da ist ablaß T.526 Item zů der rechten hand der selben cappellen ist aber ain krufft, da lit begraben Essebius, der ist ain junger sante Jeronimi gewessen, das ist ablaß T.527

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gelien, 41). Grünemberg erwähnt, wie beispielsweise Wilhelm Tzewers, nicht, dass die Säulen in vier Reihen angeordnet sind (Wilhelm Tzewers, 262). mengen: manig, mang, manich, meng, menig, mancher (Baufeld: : Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 165). Babiloni: Babylon. Allokair: Kairo. hul: hol, Höhle. Hl. Hieronymus (* 340 oder 347 in Stridon (Dalmatien), † 420 in Bethlehem), Theologe und einer der vier lateinischen Kirchenväter, lebte seit 386 in Bethlehem. Eine der Höhlen unter der Geburtskirche wird als sein Studierzimmer bezeichnet, wo er der Überlieferung nach an der Vulgata gearbeitet haben soll. Das Hieronymus-Grab in einer der Grotten unter der Geburtskirche, erstmals erwähnt von dem Anonymus von Piacenza im 6. Jahrhundert, war schon im 12. Jahrhundert leer. Seit dem 13. Jahrhundert befinden sich die Gebeine des Kirchenvaters in der Kirche Maria Maggiore in Rom (vgl. Reichert: Ottheinrich, 192, Anm. 441; Gorys: Lexikon der Heiligen, 128-130; Anselm von Eyb, 191, Anm. 199; Reichert: Eberhard im Bart, 158, Anm. 234; Pringle: Churches, I, 142/143, Abb. 45; Keller: Lexikon der Heiligen, 290-293; Kopp: Stätten der Evangelien, 44-46; Friedrich Staigerwallder, 249; Legenda aurea, Von Sanct Hieronymus (Jacobus de Voragine, 756-762)). Mt 2,16. Kapelle bzw. Grotte der Unschuldigen Kindlein unter der heutigen Katharinenkirche (vgl. Pringle: Churches, I, 142/143, Abb. 45; Tobler: Bethlehem, 180-189; Kopp: Stätten der Evangelien, 74-85; Külzer: Peregrinatio graeca, 178). Hl. Eusebius von Cremona († ca. 423 in Bethlehem), Mönch und Schüler des Hieronymus in Bethlehem. Eusebius ging mit Hieronymus 385 nach Palästina und kehrte vermutlich 398 nach Italien zurück. Nach Hieronymus Tod soll Eusebius einer Überlieferung zufolge die Klosterleitung übernommen haben (vgl. LThK2 III, 1199/1200; Reichert: Ottheinrich, 192, Anm. 442; Herz: Hans Tucher, 435; Murphy-O’Connor: Holy Land, 205; Bagatti, Bellarmino: Gli antichi edifici sacri di Betlemme in seguito agli scavi e restauri practicati dalla Custodia di Terra Santa (1948-51), Jerusalem 1952 (Pubblicazioni dell Studium Biblicum Franciscanum 9), 161, zit. nach Hartmann: Wilhelm Tzewers, 265, Anm. 50).

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Darnach giengent wier inn crutzgang und aus528 ainer, was er mit im gefürt het. Die brüder sant Frantzissen, dero do mǎls fier ze Betlahem wǎren, brǎchtend uns stromatzen, daruff ze ligen. Item gegen tag hat man uns meß,529 und wǎrend die bilgrin gar andachtig und sagten vil, das sÿ gröser fröd bÿ irn tagen nie gehebt heten denn in dem hailgen tempel, und sich da alen ir arbait und elends gantz ergetzd und wie das sicht uff dis stund, han ich och abgezaichnet. [fol. 82v-83r] [Bild: Bethlehem, mit Bildlegende Bettlahem und Bildinschriften] [fol. 83v] Item Betlahem ligt gar an ainer lustigen art uff ainem schönnen berg, und ligt ze rings darumb ain schibloter530 berg an dem andren, und ist etwinn ain stätlin gewessen, sicht man noch wol an den porten und alten gemurten stöken, und ligt unden im tal ein dörffli, aber vor uber nǎch ligt ain groß dorff oder markt. Morndes frittag531 ritend wier ainen andren weg wider gegen Jerussalem wertz. Und von Betlahem uff ain wältsch mil ist ain zerbrochne kirch, haist man sant Niclauß.532 Da selbs ligt begraben sant Pǎulus der clusner, das ist ablǎß T.533 Me ist da ain grab aines hailgen gehaissen Euschchÿ,534 da ist ablǎß T. Item nachend der selben kirchen ist ain andri kirch, zů unser lieben frowen

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Im Sinne von essen. Grünemberg spricht hier von der Katharinenkirche der Franziskaner, zuerst im 15. Jahrhundert bezeugt, bis heute Hauptkirche der Lateiner in Bethlehem. Die Lateiner sind seit 1244 vom Gottesdienst am Hochalter der Geburtskirche ausgeschlossen (Hartmann: Wilhelm Tzewers, 264, Anm. 46; Pringle: Churches, I, 139 und 149/150). schibloter: schîbec, schîbelec, schîbelic, rund, kreis-, scheiben-, walzenförmig von schîbe, Scheibe, Kreis, Kugel, Rad, Glücksrad (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 282; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 182). 18. August 1486 (Freitag). St. Nikolaus-Kirche, wird seit dem 14. Jahrhundert als zerstört überliefert. Heute sind nur noch Überreste eines byzantinische Mosaiks aus dieser Kirche erhalten (vgl. Pringle: Churches, I, 156/57; Bernhard von Hirschfeld, 75). Hl. Paula (* 347, † 404), eine adlige römische Witwe, und die Hl. Julia Eustochium (* um 368, † 420), ihre Tochter. Paula gehört dem Kreis der adligen Frauen um den Hl. Hieronymus an und pilgerte mit diesem und zusammen mit ihrer Tochter 385 nach Bethlehem, wo sie einen Frauenkonvent neben der Geburtskirche gründeten. Die Gräber der beiden Heiligen werden heute in der Geburtskirche gegenüber des Grabes des Hieronymus gezeigt (LexMA 4, 117, 6, 1811; Herz: Hans Tucher, 436; Pringle: Churches, I, 138. Zur Legende der Hl. Paula vgl. Legenda aurea, Von Paula (Jacobus de Voragine, 158-164)). Hl. Julia Eustochium (* um 368; † 420).

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gehaissen.535 Da ist das end, do der engel den hirten verkunt die geburt Christy, da ist ablaß T.536 Da nachent ist aber ain kirch, da ligent zwelff proffetten, da ist ablaß T.537 Item darnach giengen wier inn das huß Zacharÿe,538 inn das unser liebe frow gieng, als sÿ zů ir frundinn sant Elissabetten inn das gebierg gieng.539 Do unser liebe frow machot und sprach den lobsang „mangnifficat anima mea domimum“ , da ist ablaß T.540 Item da selbs oben uff ist vor zitten ain kirch gewessen, aber ÿetzund gar zergangen.541 Uff der hoffstat 535

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Kirche der Hirten, zunächst als Höhlenkirche im 4. Jahrhundert errichtet, im 5. Jahrhundert erweitert. Darüber entstand in derselben Zeit eine weitere Kirche, die mehrfach neu errichtet und seit dem 12. Jahrhundert nur noch als Ruine bezeugt ist (Pringle: Churches, II, 315/316; Tobler: Bethlehem, 251-261). Lc 2,8; Legenda aurea, Von der Geburt des Herrn (Jacobus de Voragine, 47-56). Grünemberg spielt hier auch auf das Hirtenfeld an, das 1 km östlich von Bethlehem liegt und heute nur noch von der griechisch-orthodoxen Kirche verehrt wird (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 268; Murphy-O’Connor: Holy Land, 419/420; Kopp: Stätten der Evangelien, 55-66). Die alttestamentarischen Propheten werden seit frühmittelalterlicher Auffassung in die vier großen Propheten (Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel) und die zwölf kleinen Propheten zusammengefasst. Zu den erwähnten zwölf kleinen Propheten gehören: Amos, Habakuk (Abacuc), Haggai (Aggai), Hosea (Osee), Joel, Jona, Maleachi (Malachias), Micha, Nahum, Obadja (Abdias), Sacharja (Zacharias) und Zephanja (Sophonia) (Keller: Lexikon der Heiligen, 484; Tobler: Bethlehem, 238 mit Anm. 1; Wilhelm Tzewers 268; Hans Tucher, 437; Hans Rot, hg. von Bernoulli, 370). Lc 1,39-40. Haus des Zacharias, das im 8. Jahrhundert bei cAin Kārim in einer Elisabethkirche lokalisiert wurde. Im 15. Jahrhundert sind Reste dieses Hauses bzw. der Elisabethenkirche möglicherweise noch vorhanden: Felix Fabri berichtet von einer Mauer, über die er klettern musste, um in die Höhlenkapelle der Johanneskirche (vgl. unten S. 446, Anm. 545) zu kommen (Felix Fabri, Evagatorium, I, 638/639; vgl. Kopp: Stätten der Evangelien, 132-137; Tobler: Topographie, II, 354-381; Pringle: Churches, I, 30-32 und 38-40). Lc 1,39-40. Hl. Elisabeth, die Frau des Zacharias und Mutter Johannes des Täufers (vgl. Keller: Lexikon der Heiligen, 195). Lc 1,46-56. Im Spätmittelalter wurde das “Magnificat” in der Unterkirche der Kirche der Heimsuchung lokalisiert (vgl. Kopp: Stätten der Evangelien, 135/136; Tobler: Topographie, II, 357 und 364). Kirche der Heimsuchung, Doppelkirche über einer seit byzantinischer Zeit verehrten Höhle, in der sich Elisabeth mit ihrem Sohn Johannes vor den herodianischen Häschern versteckte. Eine byzantinische Kirche wurde vor 1169 durch einen Neubau für die Zisterzienserabtei St. Johannes in den Wäldern ersetzt. Ende des 15. Jahrhunderts waren zumindest Teile der Kirche profanisiert (vgl. Felix Fabri, Evagatorium, II, 25). Die Gebäude, besonders wie auch von Grünemberg die Oberkirche, werden seit dem 14. Jahrhundert immer wieder als zerstört beschrieben. Seit 1679 war die Kirche franziskanisch, 1946 wurde die noch heute erhaltene neue Kirche errichtet (vgl. Pringle: Churches, I, 38-47).

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hǎt Zacherÿas den psalmen und lobsang gemachot: „Benedictus dominus deus ÿsrahel542 quia visitavit et fecit redemptionem“.543 An dem selben end hat Zacharÿas im haisen bringen ain griffel und schraib [fol. 84r] uff ain taffel, das sin sun solt gehaissen werden Johannes, an dem end ist ablǎß T.544 [Bild: Haus des Zacharias, mit Bildlegende Das hus Zacharii (sic!)] [fol. 84v] Item darnach ain wenig abwertz ist ain clainer berg, da ist ain schönne gewelbte kirchen, aber wol halber angefallen, das man ÿetzen nun rinder und essel dar in stelt die haiden. An dem end ist sant Johans der toffer geboren worden, das ist ablaß +.545 Darnach giengent wier zů dem huß Simeionis, der Got im tempel zů Jerusallem546 in sinen henden hielt, da ist ablaß T.547 Item darnach komen wier furbas zwo wältsch mil gegen Jerusallem wert uff ainen gar schonen sinnwelen berg, da lit ain closter, inn dem sind etlich kriechisch munch, haltend sant Pǎls globen.548 Hinder dem hochen alter inn der 542 543

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HS G: ÿrahel. Lc 1, 68-79. Im Spätmittelalter wurde das Benedictus in der Oberkirche der Kirche der Heimsuchung lokalisiert (vgl. Kopp: Stätten der Evangelien, 135/136; Tobler: Topographie, II, 357 und 364). Lc 1,5-80. Zacharias wurde stumm, als ein Engel ihm die Geburt eines Sohnes verkündete. Er erhielt die Stimme wieder, als er bei der Geburt des Sohnes dessen Namen (Johannes) auf eine Tafel schrieb. Johanneskirche, im 11. Jahrhundert an der Stelle eines byzantinischen Vorgängerbaus errichtet, nach Zeugnissen aus dem 12. Jahrhundert über der Grotte errichtet, in der Johannes der Täufer geboren wurde. In der Kreuzfahrerzeit wurde die Kirche umgebaut, seit 1621 ist sie endgültig in franziskanischen Händen. 1690 bauten die Franziskaner Kirche und Kloster wieder auf. Seit Beginn des 12. Jahrhunderts wird die Geburt Johannes des Täufers in einer Höhle innerhalb der Kirche lokalisiert. In Berichten des 14. und 15. Jahrhunderts wird mehrfach wie auch von Grünemberg erwähnt, dass die Kirche von den Anwohnern als Viehstall genutzt wurde. So bedauerte der Franziskaner Suriano (Francesco Suriano, hg. von Golubovich, 133), der 1485 reiste, dass die Johanneskirche als Stall diente, „ausgenommen die Kapelle, wo er geboren wurde; diese gehört uns und wir halten sie ehrenvoll verschlossen“: In questa villa è la chiesia mirabile de sancto Ioanne baptista, la qual è tuta integra, niente di meno, è facta stala de animali, exepto la capella dove lui naque; la qual è nostra, et tenimola serrata honorevolmente. (vgl. Pringle: Churches, I, 30-38; Kopp: Stätten der Evangelien, 134-137; Golubovich, Girolamo: Serie Chronologia, Jerusalem 1898, 203; Tobler: Topographie, II, 364 und 370). HS G: danach im tempel mit roter Tusche durchgestrichen. Haus des Simeons, das seit Mitte des 15. Jahrhunderts gezeigt wurde (Vgl. auch oben Anm. 308 und 217; Tobler: Topographie, II, 892-896). Kloster zum Hl. Kreuz, griechisch-orthodoxes Kloster (seit 1685) bei Jerusalem, von der Kaiserin Helena gegründet, in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts als

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kirchen ist gewachsen das holtz, darus gemacht ward das hailig fron crucz. Och ward uns da gesagt, das der erst mentsch Adam da selbs begraben sig worden von sinem sun Set.549 Man zogt uns och da ain hand von der hailgen junkfrowen Sant Barbaren. Das genant closter sicht gelich aim schloß, da ist ablǎs T. Item nit wit von dem closter, vilicht also ainer zwai mal geschiesen möcht mit ainem bogen ist der gar schon gart das kungs Sallomonß, inn dem er gar vil ist gewessen.550 Och sicht man dar inn noch etlich mur knoren ligen, sagt man des genanten kungs lust husser gewessen sin und siner wiber. [fol. 85r] [Bild: Kreuzkloster bei Jerusalem, mit Bildlegende Santa Cruczis] [fol. 85v] Darnach rittend wier gen Jerusallem wertz und sachent in ain tal, sagt man uns, dar inn ligen ain closter zer gangen hǎt, etwinn gehaissen santa Saba nach ainem hailgen abt, hies och also und da selbs ist gar kain ablǎß, darumb es die bilgrin och nicht sůchent.551 Und sagt man uns warlich, inn dem

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georgisches Kloster an der Stelle der byzantinischen Kirche errichtet. Nach einer bis in das vierte nachchristliche Jahrhundert zurückreichenden Legende soll Lot hier nach seiner Flucht aus Sodom drei Hölzer gepflanzt haben, aus denen ein Baum entstand, dessen Holz für das Kreuz Christi verwendet worden ist. Der Baumstumpf wird bis heute in einem Loch unter dem Hauptaltar gezeicht (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 280/281, Anm. 190; Külzer: Peregrinatio graeca, 219/220; Pringle: Churches, II, 33-40; Gorys: Das heilige Land, 140/141; Tobler: Topographie, II, 726-741). In der Handschrift G ist dieses Kloster durch eine Abbildung dargestellt, vgl. Bildkonkordanz, Nr. 45. Gn 2,7: Adam, hebr. Mensch, der vom Acker (adamah) Genommene, wurde von Gott aus dem Lehm des Ackerbodens erschaffen, danach wurde ihm der Lebensatem eingehaucht. Gn 4,25-26: Set, eine biblische Gestalt des Alten Testaments und nach Kain und Abel der dritte Sohn von Adam und Eva. Nach der Ermordung Abels und der Vertreibung Kains gebar Eva diesen dritten Sohn - Adam soll zu dieser Zeit bereits 130 Jahre auf der Erde gelebt haben - und nannte ihn Set. Im hebräischen Originaltext ist der Name Set (schet) ein Wortspiel mit "gesetzt" (schat): Set soll Ersatz für Abel sein. Zur Tradition und zu den verschiedenen Strängen der Kreuzholzlegende siehe Legenda aurea, Von der Kreuzfindung (vgl. Jacobus de Voragine, 349-358, vgl. auch Felix Fabri, Evagatorim II, 341-345). Salomo, König des Zwölfstämmereichs (Kg. 965 v. Chr.; † ca. 926 v. Chr), Sohn König Davids und dessen Geliebter Batseba. Hans Tucher erwähnt den Garten Salomo ebenfalls (Hans Tucher, 439). Dieser Garten befand sich vermutlich im Wâdi Artâs (vgl. Baedeker, Karl: Palästina und Syrien. Hauptrouten durch Mesopotamien und Babylonien. Handbuch für Reisende, 6. Auflage, Leipzig 1904, 98). Mār Sābā-Kloster, 12 km östlich von Bethlehem im Kidrontal, Ende des 5. Jahrhunderts (wohl 483) von Sabas (* 439 in Kappadokien; † 5. Dezember 532) gegründet. Obwohl sich seine Grabkapelle im Kloster Mār Sābā befindet, gelangten seine Gebeine nach Venedig (LThK 9, 46/47). Im Jahr 808 hatte das Kloster schon 150 Mönche. Es ist bis heute bewohnt und nach vielen Reparaturen noch in-

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selben closter gewessen sin ze mengem mǎll ob tusent munich.552 Darnach ritend wier inn die hailgen stat Jerussallem.

[2.3.13]

[Zweiter Besuch in der Grabeskirche]

Am frittag der achtzechend tag aguste553 ze nacht ließ man all bilgram zum andern mǎl inn tempel, aber mit in zellung wie vor stǎt. Die selben nacht lůgt man gar eben, das kain haid inn tempel komen war, denn man wolt riter schlachen, und wo des die haiden gewar wurden, so gieng den bilgrinn gar vil laides daruß und welten och dar von grosse kurte sigen und gǎb haben. Und glich nach miternacht schlůg man riter.554 Das tet ainer, ain bruder sant Frantzissen, der selb ist vormǎls ain lantzher und ritter gewessen ze Brüssen dem land, dem hǎt och solichs ze tůnd unser alergnädigiser her, der römisch kaiser gewalt geben. Der selb brůder hat nur ain wiche und tregt den orden an, man nempt inn brůder Hans von Brüssen.555 Er tůt och etlich besunder fragen ze ainem ÿetklichen etc. Die nacht giengent die bilgrin gar geflisenklich im hailgen tempel umb mit kertzen ze allen hailgen steten, besunder die riter do mǎls worden. Item morndes umb nune vor mittag liesend uns die haiden wider us und fordrottend aber ain schatzung von bilgrinn, aber es wot nieman inn nichts geben. Sÿ wurden zornig und machtend crucz und spötzotend daruff.

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takt (vgl. Keel / Küchler: Orte, 594/595; Pringle: Churches, II, 258-268; MurphyO’Connor: Holy Land, 332-335; Külzer: Peregrinatio graeca, 171-173). Die Angaben zur Anzahl der Mönche in den Pilgerberichten schwanken; Wilhelm Tzewers ist der Meinung, dass einst 12.000 Mönche in dem Kloster lebten (Wilhelm Tzewers, 260/261), Francesco Suriano nennt gar 14.000 Mönche (Francesco Suriano, hg. von Bellorini/Hoade, 137). In der HS K gibt Grünemberg die Zahl 4.000 an, vgl. HS K, fol. 48r. 18. August 1486 (Freitag). In der HS K, fol. 48r, ist die Erzählung etwas kürzer. Die Formulierung taucht oft identisch in den Pilgerberichten auf: slügen ritter (Eberhard von Württemberg, 198); rÿtter geslagen (Hans Tucher, 441). Zum Ritterschlag am Heiligen Grab vgl. besonders Cramer: Ritterschlag; Reichert: Eberhard im Bart, 52-54; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 228-237. Freiherr Johannes (Hans) von Preußen, Laienbruder im Dritten Orden des heiligen Franziskus, übte von 1476 bis 1486 bzw. 1499 das Amt eines ständigen Ordinators aus (vgl. Cramer: Ritterschlag, 28ff.; Herz: Hans Tucher, 674). Johannes von Preußen stammte vermutlich aus Danzig, war seit 1446 in Jerusalem ansässig und als Prokurator der Franziskaner tätig (Fricke: Itinerarien, 38, Anm. 180). In vielen Pilgerberichten ist er namentlich bezeugt (Hans Tucher, 441; Fricke: Itinerarien, 38; 42).

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[2.3.14]

[Das Bad in Jerusalem]

[fol. 86r] Item darnach sagt zů nine min gnadiger her grauff Sigmund von Lupffen,556 ob ich mit im wölt ze Jerussallem inn das bad gon.557 Ich sagt ja und giengen also mit ain andren. Nomen mit uns ainn jungen Juden, der baide, tutsch und haidnische sprǎch, wol kund und nomend kain glaidt. Und so wier hin zům bad komen, stundent da gar herlich und groß gemurt gefiert stök, und in ÿetlicher fierung stund ain uszug ains gewelbs usnen solicher form an ze sechen. [Bild: Bad in Jerusalem, mit Bildlegende das bad zuo Jerussallem] Und so wier hin in komen, so sitzt neben der tür uff ainem gestül etlicher sproczen hoch ain haiden mit ainer grosen hullen und langen schuben wis.558 Der Jud fůrt uns inn der gewelb, ainß was bedekt mit ainer stromatzen. Daruff lag ain schönner teppich. Wier sasend daruff und zugend uns ab, und gesachend eben das lustig und herlich wessen.559 Und sachend im obresten gewelb ain groß loch sinbel, [fol. 86v] das tag gab dissem sal. Und grad dar under stůnd inn mit ains schönnen estrichs gar ain zierlicher brunnen trog von vil geferwtem marmolstain, inn dem stůnd ain herlich staini sul, die zwai maul ob ain andren lustig rören hat, die mit fräfflem clingindem strum luffend. Die wend im sal wǎrend umschriben mit vil haidnischer geschrifften, und ich frǎgt den Juden, was solicher ir geschrifft mainung wär. Sait er, es wärend die lob Gotz. Der Jud saß uff unsre claider, der ze hütten. Also giengent wier nakend560 gar ainen krumen weg inn das bad.561 Und do wier also hin in komen, besǎchen wier daran den lust der gewelben. Und was och in mit des grosen mittlen gewelbcz ain loch, das was uberzogen mit ainem clainen gewelblin. Das was durch brochen von sinnwellen clainen löchern, dar in warent gesetzt glessin schiben aller farwen, das trůg und gab vil tags inn das bad, also das man wol dar von gesach. Dǎ wǎrend och fier 556 557 558

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Sigmund von Lupfen, Landgraf zu Stühlingen (vgl. Reichert: Welsche Gäste, 22). Die Episode „Das Bad in Jerusalem“ fehlt in der HS K. Der Badhalter, ob Pächter oder Eigentümer, heißt im allgemeinen hammāmī, er kassiert die Eintrittsgelder und verwahrt die Wertsachen (vgl. Grotzfeld: Bad, 104). Die Reisenden entkleideten sich auf einer mastaba (vgl. Grotzfeld: Bad, 67). Üblicherweise wurden den Badenden Tücher gereicht (vgl. Grotzfeld: Bad, 67/68). Dies war üblich, denn der Korridor sollte nicht geradlinig, sondern abknickend angelegt sein, damit man bei geöffneter Tür nicht in das Bad schauen und ein kalter Luftzug nicht direkt auf die sich abkühlenden Badegäste traf (vgl. Grotzfeld: Bad, 37).

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gewelblin. In zwaÿen stůndent zwen zini kessel, dar in mocht ainer lǎsen us zwaÿen messinn henen wasser warm und us dem andern kalt, und aim andern gewelblin stůnden och zwen solicher kessel. In dem ainen was warme log, in dem andern kalte. Darbi stundent zwaÿ geschier562 vol bruner und wisser saiffen und sust mengerlai vonn bekenn. Dise geschier warend alle durch graben mit haidnischen geschrifften und lustig glissend, also ob sÿ nuw wären. Der estrich, der waß besetzt mit aller farwenn von marmolstainien blaten, [fol. 87r] gar lustig gefecht und gefäldiert von sternen. Uff dem estrich lǎgend dunne britter, warend von zederbom und zippres holtz. Uff dennen gieng man kül, den wo ainer der briter schondt und uff dem estrich gieng, mocht kainer von hitz geliden. Denn das bad ward unnen uff gehaitzt, das die hitz durch den estrich uff trang. Dem bad zů gehörig wǎrend dar inn zwen haiden, die pflagend unser gar schon.563 Des ersten nomend sÿ in ain geschier aigerclǎr und teten dar under hanff und schlůgend das wol in aim bekinn, und legten uns ainn růgen und riben uns hert die brust mit dem schum. Darnach nomen sÿ saiffen und erstrichen uns ganczen lib damit und liessen uns ain clainß ligen. Dem nach legten si an wullin hentschůch voller knöpf, ruch gemacht, und riben und ergurten uns die rugen gar wol.564 Darnach wůschen si uns unsre höbter und gantzen lib. Sollich ir bad pfläg macht an inn vil sältsamer bossen und gebärden, also das min her und ich dik můsten ir lachen. Min gnädiger her sagt, wier weren wol ze huß, und nomend unsre hemder und wůschend, denn sy uns von schwertz und gefisser fast unrůbtend. In dem gond ins bad mit kurtzem uff stosen die tür drig haiden, hatend ir fünst565 gemacht uber uns, stend grim sechend und zornlich sprechende: „undar undar marfus roch roch“. Das ret so vil inn haidnischer sprach: „ir schnötsten böstenn mentschen, [fol. 87v] heben uch oder uch sind berait gůt straich“.566 Wier hubend uns uff und giengen bald hin uß und fundent den Juden sitzen uff unserm gewand. Der waindt und hattend im die haiden sin hǎr 562 563 564 565 566

geschier: Schüsseln. Zum Badepersonal und den Badeknechten vgl. Grotzfeld: Bad, 104-112. Der rauhe, wollene Handschuh wird kīs genannt (vgl. Grotzfeld: Bad, 69). fünst: Fäuste. Hier riefen die Muslime ebenfalls in arabischer Sprache an-dār an-dār marfūd rūh rūh, wörtlich übersetzt „dieses Haus, dieses Haus, nicht erlaubt, geh weg, geh weg“, d. h. die Pilger wurden darüber belehrt, dass das Betreten des Bades ihnen nicht erlaubt sei und sie dieses unverzüglich verlassen sollten. Vgl. zur arabischen Sprache oben Hauptkapitel I „Untersuchungsteil“, Kapitel 7.4 „Fremde Sprachen“.

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us gerissen und darzu geschlagen, das im mund und nas blůt und hatend im genumen zwen martzel, hatend wier im ze behalten gen, damit wottennd wier das badgelt bezalt haben. Och hatend sie dem Juden unsre claider genomen und die ersůcht, ob ÿendert gelt dar inn läg. Aber wier hatend unser ze gehaltend geben unsern knechten und den befolchen, bÿ den bilgrinn ze beliben. Der Jud sagt och, das im der badmaister das gelt genumen het, und frǎgt darnach den haidnischen bader, ob er condent567 wär der martzel, so er im genomen het, darzů er sagt ja in siner sprǎch. Also giengen wier ÿlentz gen dem huß, dar inn unser brüder lǎgend. Die haidnischen bůben luffent uns nach und wurffend mit stainen.

[2.3.15]

[Jordan, Jericho und Bethanien]

Am sunntag der zwaintzigost tag aguste568 giengent unser etlich fürn hailgen tempel und etlich haiden gewaltig, die liessend uns aber mǎls inn hailgen tempel, dennen gabend wir kurtesigen etlich gelt. Do mals gesachent wier etlich die namhaftigisten ding gar eben und zaichnotent die ab. Item des genanten sunnentags569 am abend samlottend sich die bilgram bÿ dem closter Monte Sÿon570 und rittend uff den abend hinweg an den Jordan571 wertz. [fol. 88r] Und hat ain ÿetlicher sinen sak am hals und dar inn, was er die zit essen und trinken wolt. Und uff der fart schlugend die haiden die bilgrin gar hart, darnach triben si si al in ainn alten tempel und wottentz wider herus, si můsten gelt geben.

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condent: kontent, zufrieden (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 139). 20. August 1486 (Sonntag). 20. August 1486 (Sonntag). Georges Lengherand gibt, im Gegensatz zu Grünemberg, eine dreitätige Dauer des Ausfluges vom 20. August 1486 (Sonntag) bis 22. August 1486 (Dienstag) an. Diese Dauer und die angegebene Übernachtung unterwegs erscheinen plausibel (vgl. Georges Lengherand, 138-141). St. Maria in Monte Sion, vgl. oben S. 407, Anm. 304. Fluss Jordan. Der Jordan ist der „Hauptfluß Kanaans, bestehend aus den drei im Hermongebirge entspringenden Quellflüssen nahr el-chasbani, nahr el-leddan und nahr banijas, die sich etwa eine Meile südlich von Tell elqade vereinigen, er durchzieht auf einer Länge von etwa 200 Kilometern den nach ihm benannten Graben, um dann in das Tote Meer einzumünden“ (Külzer: Peregrinatio graeca, 224).

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Item des ersten rit man an den Jordan, der ist trüb und nit groß zů der zit im jǎr. Aber im winter so wirt er groß und stond darumb vil rǒr,572 da ist ablǎß +.573 Darnach rit man gen Jericho,574 da ist der berg,575 daruff der tuffel unsern Hergot hǎt gefürt, nach dem er fierzig tag gefastet het.576 Item unden am berg ist ain capel inn fels gehǒwen, dar inn hat der her och dik gewonet, da ist ablǎß T.577 Darnach gǎt man hin uff, sind zwo cappellen bi ain andren, dar inn hǎt der her Jesus gefastot, da ist ablǎs +.578 Darnach kumbt man gen Bettania579 inn das huß Marie Magtolene und in vil stainen, so da gehuffet stond, stǎt noch ain tail ains gewelbs, ist gewessen der kǒr ainer cappellen, da ist ablǎß T.580 Item ainen clainen bÿ sitz us kumbt man zů ainem alten gemür gancz ingefalen, das ist gewessen das huß santa Marta, 572

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ror: rohr, rör, roer, rôr, Schilf, Rohr (vgl. Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 195; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 171). Mt 3,13-17; Mc 1,9ff; Lc3,21ff.; Io 1,29-34: Taufe Jesu. Jericho, eine der ältesten Ansiedlungen der Erde, im südlichen Jordangraben, 258 Meter unterhalb des Meeresspiegels im Wadi el-Kelt gelegen (Murphy-O’Connor: Holy Land, 288-291; Külzer: Peregrinatio graeca, 180-182). Berg Quarentana, Berg der Versuchung bei Jericho, 301 Meter über dem Meeresspiegel, über 500 Meter oberhalb der Jordansenke gelegen. Der arabische Name Ğebel Qarantal (seit der Kreuzfahrerzeit bezeugt), nimmt ebenfalls auf den vierzigtätigen Aufenthalt Jesu Bezug (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 241; Murphy-O’Connor: Holy Land, 363-365; Keel / Küchler: Orte, 550/551). Mt 4,1-11; Mc 1, 12-13; Lc 4,1-13. Vermutlich die Kapelle der Maria bzw. die Höhle des Elias, die sich ca. 40 Meter unterhalb des heutigen griechisch-orthodoxen Klosters der Versuchung befindet (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 364; Pringle: Churches, I, 254-256; Külzer: Peregrinatio graeca, 177). Die Fasten-Kapelle und die Kapelle der Versuchung. Die Fastenkapelle, geweiht 1135-1136, wurde vermutlich auf den Grundmauern einer Kirche aus dem späten 4. Jahrhundert errichtet. Heute befindet sich an dieser Stelle die griechischorthodoxe Kirche der Versuchung, errichtet zwischen 1874 und 1895, in der die Höhle, in der die Tradition das Fasten Jesu lokalisiert, noch zu sehen ist. Die zweite erwähnte Kapelle ist vermutlich die Kapelle der (dritten) Versuchung, die heute nicht mehr erhalten ist. An dieser Stelle soll der Satan nach Mt 4,8 und Lc 4,5 Christus alle Reiche der Welt gezeigt haben (vgl. Pringle: Churches, I, 252258; Murphy-O’Connor: Holy Land, 363-365; Külzer: Peregrinatio graeca, 177). Bethania bzw. Bethanien, das heutige Dorf el-cĀzarīye (Al-Ayzariya), ca. 3 km nordöstlich von Jerusalem (vgl. Külzer: Peregrinatio graeca, 144/145; Kopp: Stätten der Evangelien, 332-338). Io 11,28; 12,1-3. Übliche Verwechslung der Maria, bei der es sich um die Schwester der Martha und des Lazarus handelt, mit Maria Magdalena (vgl. Kopp: Stätten der Evangelien, 333; Tobler: Topographie, II, 460, Anm. 5, 461, Anm. 1).

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dar inn och der her dik inn ist gewessen, da ist ablǎß T.581 Item wider gen Jerussalem wert ligt das huß Simon des ussetzigen, ist gantz zerissen.582 Doch sach ich wol an den schönnen gewelben und sulen, das das ain gros herlich wessen ist gesin, da ist ablǎß T. Item nachent dar bÿ gegen Jerussallem wertz liegt uff ainem zimlichen berg das castell Lassari, ist och vast nider gefalen.583 Da [fol. 88v] sicht man noch vil herlicher gewelb und sul ston. Der tempel dar inn ist noch also gantzer und stǎt im tempel das grab, darus Got erkikt und uff hieß stǒn vom tǒd Lasarum.584 Uff dem grab ligt ain schönner wisser marmelstain, da ist ablaß T. Also zugent wier bilgram aber inn die hailgen stat Jerussallem und wurdent etlich brüder gar krank von der grossen hitz, dero endottend zwen.

[2.3.16]

[Dritter Besuch in der Grabeskirche]

Darnach an der mitwochen uff den abend lies man die bilgrin zům driten maul inn den hailgen tempel des hailgen grabs, wie vor dar von stǎt.585 Morndes

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Io 11,1. Meist wurden in den Pilgerberichten wie hier bei Grünemberg das Haus Martha als zwei getrennte Häuser, nämlich als Haus der Maria Magdalena und das Haus der Martha, aufgeführt (vgl. Felix Fabri, Evagatorium, II, 85/86; Kopp: Stätten der Evangelien, 337; Tobler: Topographie, II, 437-443, dort auch zu den Lokalisierungen der Pilger). Mt 26,6-13; Mc 14,3-9; Io 12,1-8. Lassari: Lazarus. Klosterkirche St. Lazarus, seit 390 bezeugt, nach der Zerstörung durch ein Erdbeben im 6. Jahrhundert neu erbaut, nach 1187 zerstört (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 133-135; Pringle: Churches, I, 122-137 mit Plänen; Tobler: Topographie, II, 445-460; vgl. Hans Bernhard von Eptingen, 275). Io 11,1-46. Lazarusgrab in Bethanien, bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts über die Krypta der Klosterkirche St. Lazarus zugänglich. Die Krypta wird nach der von Grünemberg erwähnten Zerstörung der Oberkirche nach 1187 selbst als St. Lazarus-Kirche bezeichnet. Die Krypta war seit dem späten 14. Jahrhundert in die heutige Moschee el-Ozir umgewandelt worden. Das Lazarusgrab selbst ist seit der Mitte des 16. Jahrhunderts nur noch durch einen neuen Zugang von Norden zugänglich. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die heutige St. Lazarus-Kirche über den Fundamenten der beiden nordöstlich des Grabes liegenden byzantinischen Kirchen errichtet (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 133-135; Pringle: Churches, I, 122-137 mit Plänen; Kopp: Stätten der Evangelien, 333-335; Tobler: Topographie, II, 445-460). Gewöhnlich besuchten die Pilger die Grabeskirche drei Mal. Für die Besuche musste eine Gebühr in Höhe von fünf bis neun Dukaten entrichtet werden, ein vierter Besuch wurde gegen Aufpreis ermöglicht (vgl. Reichert: Eberhard im Bart, 50; Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 25).

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koment die haiden gar lang inn tag und fordrotend etlich tugǎten ze schatzung. Aber unser batron redtend sÿ ab das wier nuntz gǎbend. Item uff fritag586 darnach lagent wier stil an unser herberg, und sagt uns ain Jud, der gůt tutsch und haidnnisch kunt, wie ÿetzen wär ain lebender haidnischer hailg ze Jerussallem, der wette us rüffen und verkunden die lob Gotz im tempel Salomonis,587 dem wurdent zů loffen588 al haiden ze Jerussalem. Wier fragtend den Juden us, was grund der mentsch wurd geschätzt ain hailig, ob er grosse zaichen dät oder wes er sich bruchte in sinem hailgen leben. Darzů der Jud sagt, welcher mentsch undern haiden von ainfaltige und manglende der vernunfft gelich den sitten aines kindes hete und lebte, die weren al gehalten und gehaissen hailgen und im leben und irem tod hochgeert. [fol. 89r] Und sagten die haiden die ursach, das er darumb ain lebender hailg wär, das sin vernunft und sine werk mit sunden möchten noch got nunt misselligs getůn. Darzů habe inn Got589 erwelt und des bestät. Wier fragten witer den Juden, so er denn der vernunfft mangel hǎt, was lob kan er denn von Got us rüffen und kunden, dem zů lossenden volk. Er antwort uns und sprach die haiden sagend von im, das er nuntz anders kunn denn die eer Gotz rüffen und růffte also in haidnischer sprǎch: „walla walla walla la hilla la machamet de rossorola.“590 Das sol sprechen: „Got Got Got in diner ainikait und Machmet sin liebster bot“. Darnach wuntscht er inen frid und frucht.

[2.3.17]

[Einkäufe in Jerusalem]591

Und als wier nun all haillig stet inn und vor der hailgen stat besechen heten wie dann das von alter allen bilgrinn gezögt wirt, und wier och in frundtlicher erkantnuß wǎren gegen dem kalin, trutschelmann und irn knechten durch ingang, schankungen und kurtesigen, dero inn nit wenig vonn bilgrinn ward, gab uns der kalin etwinn haiden zů uns ze gelaiten und ze füren nach unserm begeren. Sůchten wier all kofflut, goldschmid und sudelier,592 ob wier etwaß 586 587

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25. August 1486 (Freitag). Felsendom, von den Kreuzfahrern als Templum Salomonis bezeichnet (vgl. oben S. 391, Anm. 202 bzw. S. 391, Anm. 205). HS G: lossen. HS G: Got über der Zeile nachgetragen. Dieser Formulierung liegt das islamische Glaubensbekenntnis (schahada), phonetisch läh illähi illallah wah Mohammed rassul allah, zu Grunde, das Grünemberg in etwa in der Form wa Allāh, wa Allāh, wa Allāh ilā Allāh Muhammad rasūl Allāh hörte (vgl. Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 213). Diese Episode fehlt in der HS K. HS G: vermutlich eigenwillige Schreibweise für „Juwelier“.

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frömds von sidinn tůch, berlen oder stainen da funden. Aber da was nit sunders von kainerlai gatung fail, denn schlächt und [fol. 89v] unachtbar ding, dar bi wol erkent werden, mocht kain richtum ze Jerusallem von koffluten wonung haben. Och sachen wier mengerlai, das doch ze lang wurde ze schriben. Unser etlich fragten och von dem gesetzt und wessens ires globen und andern gewonnhaiten, das wier das och ain wenig wisten, das habe ich uff das kurtzest gesetzt, denne ich das nun von gesagten worten geschriben hab, und aber si der och der mǎs beschriben funden.

[2.4]

[Exkurs: Beschreibung der „Heiden“]

[2.4.1] [Beschreibung der Menschen und ihres Glaubens] Solicher gestalt gond si gewolich593 man und frowen. [Bild: Gruppe von Sarazenen] [Bild: Arabisches Alphabet] [fol. 90r] Sÿ sprechend und glǒbend, das ain wǎrer, ainiger, gerechter Got sige und Machmet sin gröster proffet und liebster bott, und sprechend fürbaß, Moÿses sige der erst broffet gewessen, und wär sin gesetzt gehalten hab, der sige sällig worden.594 Das sÿ durch unser boshait und versumnus zerbrochen worden. Der ander proffet sige gewessen Daÿt, den wier nemen David, dem sig geben worden das buch Zabur,595 das wier nemen Psalterium,596 sige och von uns ungehalten verachtet. Der drit proffet sige uns zů gefügt gewest Ÿesse, das ist Jesus, dem sige von Got gegeben worden das bůch Ingilis,597 das wier nemen Ewangellium. Das sig zů siner zit uns zů ainem hail gewest, das sig nun och vergangen. Der fierd prǒffet und Gottes liebster bot sige Machomentus,598 dem sige gegeben worden von Got das bůch Alcoranus,599 593 594 595

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HS G: gewolich. HS G: r-Kürzung, wurde als n-Kürzung aufgelöst. Zabur, pl. Zubur, hebr. Simrah, dt. Psalm, Lied. Zabur bezeichnet die Psalmen Davids, die dreimal im Koran erwähnt werden (vgl. Hugues, Thomas Patrick: Lexikon des Islam, Dreieich 1995, 770). Ps (Psalmi): Psalmen bzw. Psalter, Buch des Alten Testaments (vgl. LexMA 7, 296-302). Inschil, d. h. das Evangelium. Der Begriff wird im Koran, in den Traditionen und in allen frühen muslimischen Werken für die Offenbarungen benutzt, die Gott Jesus hat widerfahren lassen (vgl. Hugues: Lexikon, 335). Mohammed, arab. Muhammad (* ca. 571 in Mekka; † 8. Juni 632 in Medina), Prophet und Stifter der islamischen Religion. Etwa 40jährig wurde Mohammed

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das sige nun alen mentschen ze hail also lang und das Got gefellig sig. Das bůch Alcoranus helt in sinem gesetzt, das kain mentsch, es sige man oder frǒw, das zů siner vernunft komen sig leben sol us der ee. Och sind sÿ verbunden zů irem gebete fünf maul im tag, das erst zů ufgang der sunnen, das ander zů mitag, das drit ze vestber zit, das fierd zů nidergang der sunnen, das fünft spǎt nǎch dem essen gen nacht.600 Und tůnd ire gebet gar mit grossen flis und ernst.601 Och tůnd sÿ vil der gebet mit irem pfarrer inn der kirchen. Item es getarr kain mentsch ain wort nit reden oder lachen mit [fol. 90v] ainem andern inn der kirchen, er wurd vor aller welt geschmächt und darzů an dem gůtte sere gestraufft. Item an dem frittag, so ist ir vir tag, so bettend si gar flissig in ainer besundren kirchen, und nach mittag tůt man ain bredig und darnach so gebend sÿ denn almůsen.602 Item si habend driger lai waschung, damit si sich

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zum Propheten berufen (ca. 610), 622 ging er nach Medina (Hidschra). Mohammed wird von den Muslimen in der Reihe der Propheten als der historisch letzte Prophet angesehen (vgl. LexMA 6, 717/718; BBKL VI, 21-31). Koran (arab. qur’ān), das heilige Buchs des Islams, Sammlung der Offenbarungen, die der Prophet Mohammed seit seiner Berufung empfing (vgl. LexMA 5, 1442/1443; Elger, Ralf (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte, Alltag, Kultur, München 2001, 168-172) Der arabische Begriff salāt (Plural salawāt) bezeichnet im Islam das zu verrichtende Gebet der Muslime in Richtung Mekka (Standort der Kaaba). Vor dem Gebet muss die rituelle Waschung durchgeführt werden. Das tägliche Verrichten der über den Tag verteilten fünf Gebete ist die oberste Pflicht (fard) für Muslime. Die Gebetszeiten orientieren sich am Tagesablauf. Morgengebet (Fadschr): Zwischen Morgendämmerung und Sonnenaufgang; Mittagsgebet (Dhuhr): Nachdem die Sonne den Zenit überschritten hat, bis der Schatten eines Menschen die Länge seiner Körpergröße erreicht hat; Nachmittagsgebet (Asr): Sobald der Schatten eines Gegenstandes doppelt so lang wie der Gegenstand selbst ist, bis 40 Minuten vor Sonnenuntergang; Abendgebet (Maghrib): Ab dem Sonnenuntergang bis ca. eine Stunde und 20 Minuten danach; Nachtgebet (Ischa'a): Ab Ende des Abendgebets bis kurz vor der Morgendämmerung (vor Fadschr) (vgl. Khoury, Adel Theodor: Gebete des Islam, Gütersloh 1995; Elger: Islam-Lexikon, 103; Hughes: Lexikon des Islam, 210-227). Eine andere wichtige Voraussetzung für das Gebet ist die niya („Absicht“), die man zu Beginn des Gebets formulieren muss. Ohne sie ist das Gebet wertlos und nicht viel mehr als eine körperliche Übung und kein spirituelles Gebet, vgl. Hughes: Lexikon des Islam, 214. Das Freitagsgebet (arabisch: salat al-jumu'a) ist eine islamische Tradition, die für muslimische Männer bzw. Jungen ab der Pubertät verpflichtend ist und für muslimische Frauen optional. Das an jedem Freitag stattfindende Gebet ist das wichtigste Gebet einer Woche und wird gemeinschaftlich in der Moschee verrichtet. Es ersetzt das Mittagsgebet (dhuhr), unterscheidet sich diesem aber dahingehend, dass es aus zwei statt vier ruk'at besteht und somit etwas kürzer ist und die Koran-

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beraitend zů irem gebeatte.603 Die erst waschung so begiessend si iren gantzen lib und scherend ire hǎr von dem lib, usgenomen den bart an dem mann und das hobt an der frowen. Och beschnident sÿ sich.604 Sÿ schnident och ire negel an hennden und an füssen mit vlis ab. Die waschung ist inn not nach ainer ÿetlichen unreinikait der polucion. Die ander waschung ist inn not, wann si zů stůl gǒnd oder wind lǎsen, so weschen si sich an der selbigen stat. Die drite rainigung tůnd si an henden und armen, mund und naslöchern, ǒgen und uff dem hobt, darnach die füs und waden bis zů dem knieg.605 Item si habend och

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verse laut vom Imam (Vorbeter) rezitiert werden und nicht stumm. Die primäre Besonderheit des Freitagsgebets ist aber, dass vor dem eigentlichen Gebet eine Predigt gehalten wird. Diese als Khutba bezeichnete Ansprache wird meist vom Imam der Moschee durchgeführt, der über ein Thema spricht, welches oft seiner Wahl entspricht oder sich auf aktuelle Ereignisse bezieht, vgl. Elger: IslamLexikon, 100; Hughes: Lexikon des Islam, 226; Khoury, Adel Theodor / Hagemann, Ludwig / Heine, Peter: Islam-Lexikon A-Z. Geschichte - Ideen - Gestalten, Freiburg im Breisgau 2006, 204-206. HS G: a über e hochgestellt. Die Beschneidung wird im Koran zwar nicht explizit vorgeschrieben, jedoch als Praxis vorausgesetzt. In der Prophetentradition (sunna) wird sie als Kennzeichen der natürlichen Religion verstanden. Sie wird sowohl bei Knaben als auch, weniger generell, bei Mädchen praktiziert. Die Beschneidung ist für die rituelle Reinheit (Tahara) unverzichtbar. Die Gültigkeit ritueller Handlungen, wie etwa des fünfmal täglichen Gebets (Salat), hängt von der rituellen Reinheit des Betenden ab. Die islamischen Rechtsschulen haben die männliche Beschneidung zur Pflicht (wadschib) erklärt (vgl. LexMA 1, 2058/2059). Eine Voraussetzung, das Gebet korrekt verrichten zu können, ist der Zustand der „rituellen Reinheit“ (arab. tahāra). Hierfür vollzieht man eine rituelle Waschung, entweder eine Teilwaschung (arab. wudu') oder eine Ganzwaschung (arab. ghusl). Bei der „rituellen Unreinheit“ werden zwei Formen unterschieden: 1) Die kleine Unreinheit, die eine blutende Wunde, das Verrichten des Bedürfnisses, Blähungen, Schlaf oder Bewusstlosigkeit entsteht, wird durch die kleine Waschung beseitigt. Diese läuft nach einem festen Schema ab: Mit gesenkter Stimme wird zuerst gesagt „Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes“. Danach folgt die eigentliche wudu': die Hände bis einschließlich der Handgelenke mit Wasser waschen (3 mal), man spült den Mund aus (3 mal), man reinigt die Nase durch Inhalieren und Ausblasen von Wasser (3 mal), man wäscht das Gesicht einschließlich Stirn und Kinn (3 mal), man wäscht den rechten und danach den linken Unterarm von Ellbogen bis Handgelenk (je 3 mal), man fährt mit nassen Händen über das Kopfhaar, man befeuchtet die Ohren mit den Händen, man wäscht den rechten und danach den linken Fuß einschließlich der Knöchel, (je 3 mal). 2) Die große Unreinheit entsteht zum Beispiel durch Samenerguss oder Geschlechtsverkehr und kann nur durch eine Ganzkörperwaschung (arab. ghusl) beseitigt werden. Das Ganzkörperbad gilt allgemein als umso verdienstvoller, je kürzer der zeitliche Abstand zum Gebet ist. Ein ghusl ist für das Freitagsgebet op-

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ain vasten inn dem jǎr, und vastend den tag gar mit grosem flis, aber des nachtes so essend und trinkent si, was si haben. Und an dem end der vasten so gond sÿ zů der totten greber und beattend,606 und so si lang gebetten, so essend si dann, was sy mit inn dar tragen habend, und gond denn und küssen ain andren und sprechend: „Zů kum dir ain gůt osteren.“607 Och gebut inn ir gesatzt, wele das vermugend baide an lib und gůt, den tempel ze Allemega,608 da Machmet vergraben ligt,609 oder, als man sagt, schweabt610 in ainem isninn sarch,611 enthalten von dem stain [fol. 91r] mangneten, und da selbs umb den tempel gon, angeton mit aim claid kain nat habend, und mit den füssen stain werfen hinder sich, damit vermainen si den tufel ze trefen und werffen. Sÿ setzent och und haltend, das Adam den genanten Tempel gebuwen hab, und als er us dem tempel nach grosser bit und ruwen umb sinen fräfel wider Got geton gegangen si, habe inn Got begnadet und abgelǎssen sin schuld. Darnach nach612 bis uff Abrahams sunen und nachkomen sig der tempel der grösten wird gehalten bis uff die zůkunfft Machometi, der hab den Saratzenen och gebotten soliche aller hailgoste stat ze halten und alzit ze sůchen. Disen tempel

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tional, aber besonders verdienstvoll und wird daher vor allem dann oft durchgeführt (vgl. Khoury, Adel Theodor / Hagemann, Ludwig / Heine, Peter: IslamLexikon. Geschichte - Ideen - Gestalten, Gütersloh 1991, Band 2, 281/282; Khoury / Hagemann / Heine: Islam-Lexikon A-Z, 220). HS G: a über e hochgestellt. Dieser Wunsch ist sicherlich nicht islamisch, sondern christlich (vgl. auch Aercke: Story of Sir Konrad Grünemberg’s pilgrimage, 137, Anm. 274). Allemega: Mekka (arab. Makka) eine Stadt, ca. 80 km vom Roten Meer entfernt. Mekka ist die Geburtsstadt des Propheten Mohammed, und die heiligste Stadt der Moslems. Ihre günstige Lage am Kreuzungspunkt einiger Karawanenstraßen machte die Stadt schon früh zu einem bedeutenden Handelszentrum. Es heißt, die Ka’aba, ein fensterloses, würfelförmiges Gebäude im Hof der Hauptmoschee, sei vom Propheten Abraham erbaut worden. Dadurch war die Ka’aba schon in vorislamischer Zeit ein Zentralheiligtum. Sie bildet den Mittelpunkt der Stadt und ist das wichtigste Wallfahrtsziel (vgl. LexMA 6, 489/490). Mohammed ist in der Hauptmoschee in Medina begraben (vgl. LexMA 6, 717/718; BBKL VI, 21-31). HS G: a über e hochgestellt. Übliche Behauptung, dass das Grab Mohammeds sich in Mekka befinde und der Sarg dort, von einem Magnet gehalten, in der Luft schwebe (vgl. Reichert, Folker: Mohammed in Mekka. Doppelte Grenzen im Islambild des Mittelalters, in: Saeculum 56 (2005), 17-31; Reichert: Erfahrung, 154; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 205). HS G: Doppelung von nach.

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sůchent Saracenen, Türgken und Tartarÿen613 und ligt von Jerussallem sechtzig tagrais. Den weg mag niemens ze fůssen gǒn von sand und tirre614 des lantz. Und darumb hǎt der soldan gar gros spittäl, da man die bilgrin oder haiden helt mit wol esen, und git inn darzů cemeltier ze riten durch den sand. Der spitäl sind vil uff dem weg.

[2.4.2] [Muslimischer Gottesdienst] Wie die haiden ire vest halten.615 Item, wenn si ire vaest und hochtzitlich tag helten, so habend sÿ in allen irn stetten hoch türn, uff den henken sÿ us liechter in latternen. Die türn habend umbgeng zwai oder dru mǎl ob ain andren616 und uff die zit aso gegen tag, hǎt ÿetlich turn ze obrest ainen haiden,617 der lut [fol. 91v] us rüfft und verkunt inn die väst mit ermanung, das si uff standint und Got lob und dank sagen, und rüfft, das sÿ ir gemächel liebend und sÿ hälsen, darumb das der glob Machometi gemeret werd. Darnach rüfft er gar lut die lob Gotz und ich frǎgt gar flisklich nachÿ, was wort das weren, die Got also lobten. Sagt mir der Juden, ainer so alweg ze Jerusalem was, er růffte also: „Ir geliebten userwelten frund Gotz, ir Sarzecenen. Mundrend uch sagen die lob Gotz mit ligen und beruren der erden, dem ainigen almachtigen Got, dem starken Got, dem Got, der alle ding beschafen hǎt und die enthelt, dem Got, der618 alle ding regiert, alle ding waist, dem Got, dem nieman endrinen mag, dem Got, der umendum ist, denn 613

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Tartaren: Das türkische bzw. mongolische Ethnonym tatar bezeichnet seit dem 8. Jahrhundert verschiedene zentralasiatische Völker und Stämme. So wurden in Europa die brandschatzenden und plündernden Sturmtruppen des Dschingis Khan als Tartaren - die aus der Hölle kommen (von griech. Tartaros) - bezeichnet. Als geographischer Begriff umfasste die Tartaria aus der Sicht der abendländischen Autoren die nördlichen Regionen Osteuropas und Asiens, deren Begrenzung im Osten unbestimmt blieb. Heute wird dieser Name vor allem für ein Turkvolk gebraucht, das in vielen Teilen Europas und Russlands, insbesondere in der Republik Tatarstan lebt (vgl. LexMA 8, 487/488). tirre: Dürre. HS G: in roter Schrift geschrieben. Grünemberg beschreibt hier islamische Minarette, arab. manâr oder minâra (vgl. Elger: Islam-Lexikon, 200/201). Muezzin (arab. mu'adhdhin) ist ein Ausrufer, der die Muslime fünfmal im Verlauf eines Tages vom Minarett aus zum Gebet (salat, arab. as-salāt) aufruft. Seine Funktion ist vergleichbar mit dem Läuten der Kirchenglocke durch den Mesner im Christentum. Der Muezzin ist kein Geistlicher, sondern gehört zum Personal der Moschee (vgl. Khoury / Hagemann / Heine: Islam-Lexikon, Band 2, 542/543). HS G: der über der Zeile nachgetragen.

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wo er nit ist mit siner gnad, da ist er aber mit siner strǎff, dem Got, der uns solichs gewislich belonet däglichs uff ertrich und dört an enerwelt.“ Und in solichem rüffen ligend si al uff der erden, also das kainer belibt an aim bet, deppich oder stromatzen. Item ire briester habend kainen underschaid vor den laiggen. Si habend kain sorg der kirchen, weder selsorg noch bicht, bewaren och kaine kranken, sunder si haben wiber und kinder, si gond jagen mit den hunden, si gebruchent sich koffmanschatz und wůchers, und ist als nit unzimlich inn ze tůn. Och habend ire kirchen kainen oder doch wenig underschaids gegen iren hussern, denn alain sind daran gröser türen oder portten. [fol. 92r] Item me verbut inn ir gesetzt drig arttikel. Das erst kainen win ze drinken, der ursach halb, das der win im selben land gar stark ist und darvon die haiden glich trunken werdent, aler vernunfft manglend.619 Item zum andren, das si kain dispittatz620 noch argoment mit nieman haben, der usserthalb irs globenß sig, sunder den mit dem schwert beschirmen. Item das drit, das sÿ aller andern globen tötlich und ewig vigend621 sigen und weller inn sag oder lob ainen andren globen, das der glich von inn gedöt werd. Item wer under inn ebruchs waurlichs befunden wirt, es sig man oder frow, den töten si darumb schneal.622 Item ir gesatzt verhengt und lǎt zů ainem zwo oder drig frowen ze nemen, ist sach, das er si gefůren und mit alen dingen erziechen mag. Item welcher och so sin her ain offnen krieg het, ain frǒwten robt oder gewunn, er mag si och behalten und zů e wib haben, ob si joch vor ainen e man hǎt. Item weller ainem zů sagt ainen götlichen koffe623 und man fund trugnus dar inn, das bösser wär, man schlecht den trieger624 inn der mit entzwai.

[2.4.3] [Sarazenische Gesetze] Von der Sarrezenen rechten.

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Der Genuss alkoholischer Getränke ist im Islam verboten, das Alkoholverbot geht auf Sure 5,21 des Korans zurück (vgl. Tworuschka, Monika und Udo: IslamLexikon, Düsseldorf 2002, 18). dispittatz: Disputat. vigend: Feinde. HS G: a über e hochgestellt koffe: koffer, Geldbehälter, Truhe, Kiste, Koffer (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 147). trieger: triegære, trîgære, Betrüger (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 336) von triegen, betrügen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 336; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 57) bzw. triegerei, Betrug (Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 55).

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Item, si gebrůchent sich vil der kaiserlichen rechten. Si richtend och in totschlegen pǎr gen pǎr, glid umb glid, glaich umb glaich, ǒg umb ǒg, ǒr umb ǒr, aso in allen dingen alweg nach gestalt ainer sach. Welch gezugnus wirt von inn erkent, můs gar luter sin. Si schwerend och aid, das wirt aber nun den gar frumen und bewärten zů gelǎssen und sust kainem verlǎsnen bösen mentschen. [fol. 92v] Item die Saracenen, Turgken und haiden gebruchent sich grosser kaetzrig625 mit tieren und si mit ain andren und töten darumb niemanß. Und sprechend, des manß sǒm und natur müs von im gelich wie die bǒm ir zächer626 und hartz us giessen oder si verdurben baide. Es sig och nit ÿederman geschikt und gelegen, frowen ze uberkǒmen. Aber die frumen haiden ires globenß redent, es sig schentlich gelebt und ain werk des tufels. Sÿ haltend, das tufel sigen, und an ener welt werdent strǎffen, das bos hier uff erd627 besechen. Aber ir glob maint, das got den tuffeln och ze ziten gnad tüg, und si och etwinn nem inn sin paradiß. Und wie machmet erzelt die belonung und fröd irs ewigen baradisses folgt hernǎch.

[2.4.4] [Mohammed und die Predigt vom Paradies] Wie Machmet gebrediget hǎt von dem paradis. Item Machmet sagt, sin das paradis unentlicher witte von grünen allerlustigosten felden und grösten geblümbten wissen und matten. Und baide bäche, von win milch und628 kalt brunnen, sewe voller vischen, selbs warm, lustige beder, dike wald und groß puschen629 aler laig bǒmen und gestüde, reben stätz vol truben und löne ewiger herbste. Und wie man gelobt, sin den garten Hesppirides630 sollich frucht getragen und gehebt: hon öpfel, von der geschmake allain 625 626

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HS G: e über a hochgestellt. Zächer: zaher, zacher, zäher, Tropfen (Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 254; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 128). HS G: erd über der Zeile nachgetragen. HS G: folgt lustÿg, mit roter Tinte durchgestrichen. puschen: busch, bosch, pusch, Busch, Gebüsch (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 48). Hesperiden: Die Hesperiden sind Nymphen der griechischen Mythologie. Ihre Zahl schwankt je nach Quelle zwischen drei und sieben. Genannt werden Aigle, Arethusa, Erytheia, Hestia, Hespere, Hesperusa (auch: Hesperthusa) und Hespereia. Auch Medusa wird zu ihnen gezählt. Sie werden manchmal auch die „afrikanischen Schwestern“ genannt. Ebenfalls nicht einheitlich ist die Beschreibung ihrer Väter, die mal als Nyx, Erebos, mal als Atlas oder Hesperos (der Abendstern) als ihrem Vater, dargestellt werden. Sie hüteten weit im Westen am Weltmeer einen Baum mit herrlichen goldenen Äpfeln, dabei half ihnen der Drache Ladon, bis

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die mentschen möchtend werden gespisset, baide, zam und wiltprät alenthalben inn den welden lichter gefenknuß, und fogel bede ze spis und gefannge. Und wie man sagt, inn der moren land sin ain stat, Eliotrappetza631 genant, zů allen zitten mit lustsamen gůten spisen nach dem follen zů gericht, dar von ǒne underschaid menklich wirt gefůret und gespist, und sewe des [fol. 93r] süssosten brunnen wassers und allerhailsamesten getrankes. Aber inn disem baradis sind solich steten vil, och tische under bomen dar gelegt und beraittet mit trinkgeschieren von gold und edeln gestaine. Kain wine von falern mag sich gelichen dem wine, der da rinet und fluset us herten, selbs gewachsnen felsen. Honig fluset och alda ǎne underlǎs us stenden stöken. So stend da selbs rore vol des zukers, und falet alerlaig spetzeri von den bömen. Goldes und silbers sind unerschöpfbar632 ärtz,633 kostbar edel gestain, hangend wie kirsen inn den welden. Schön minenklich junkfrowen und grad wolgestalt jungling fürend ewig tentze. Und was der mussik von gesang, pfifen, trumetten und pimǒl634 und simotoni635 und ale istroment erfordren und erhaischen mugend,

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Herakles kam, den Drachen tötete und die Äpfel mitnahm (Fink: Who’s who, 139/140; Grant / Hazel: Lexikon, 207). Eliotrappetza: Eliotrapeza, bei Enea Silvio Piccolomini erwähnt. Grünemberg kennt offensichtlich den Brief Enea Silvios Piccolominis, den dieser am 26. Juni 1444 aus Wien an Prokop von Rabstein sandte (Enea Silvio Piccolomini, Epistolae, 343-353, dort 344: (...) illic florea prata, rivi tum lacte tum vino currentes, frigidi fontes, lacus piscibus pleni, balnea suavissima, densi luci, vineta semper uvis onusta, arbores perpetui autumni, quales hortus Hesperidum vel Pheates habuisse creduntur. Poma, quorum solo pascaris odore per sylvas, fere mansuete, captu facile, volucres et esui et cantui nate, unicus est apud Ethiopes locus, Eliotrapeza nuncupatus, opiparis epulis semper refertus, quibus indiscretim omnes vescuntur, apud quem lacus tenuis laticis haustu saluberrimus. hic plurima sunt hujusmodi loca, mense sub arboribus parate, gemmatis vasculis paterisque aureis ornate. nullum Falernum comparari vino potest, quod ex vivo saxo illic manat. mella passim fluunt, arundineta zuccaro plena. omne genus aromatum ex arbore cadit. auri et argenti inexhauste minere. lapilli pretiosi tanquam ceresa in nemoribus pendent, venuste puelle elegantesque juvenes perpetuas ducunt coreas. quicquid musicum est, illic resonat. non tam voluptuosam suis sequacibus paradisum Machometus repromisit quam hic vidisses. dispensatores huc et illuc discurrebant Baccus, Ceres et Venus. Silva mirthea concubitus admittebat. (...) HS G: folgt silber, mit roter Tinte durchgestrichen. ärtz: Erz. pimǒl: unbekanntes Instrument (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 129). simotoni: unbekanntes Instrument, das an semitonus, Halbton erinnert (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 129).

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ist und wirt ales da gehöret. Und wie Eneas Silvius636 schribt von der aler wunschlichosten landschafft, dar inn der vol sig nach ÿetlichs hertzen gedenken und begeren, dar inn frǒw gluk ir wonung hab, und wie vor der genanten frǒw gluk Bachus,637 Zeres638 und Venuß639 lǒffend hin und her, gǎbend hin und tailtend uß milteklich ire gaben, und Silvia Mircea640 verhangt und zu ließ die vermischung der wiber und der mannen zů volbringung natürlicher werken. Also ist inn disem baradis ale begerte wollustikait und ist jedermann da schön, grad und wolgestalt und ainß aller vermugentlichosten alters, und ist da solich holtschafft und beger wider beger, da spilent si ze bet nakent oder angeton von schaczbarn tüchern, der wittosten landen geweben. Me sagt ir verhaisung dises bardises, das die engel Gotes da sigend diener gelich wie [fol. 93v] dassern641 oder husknecht, mit ufsechenden ǒgen, hörenden ǒren, mit aler schnälosten füssen, die beger an si ze volbringen. Sÿ dienend da ze tisch, legen an und ziechen ab solich gemelt wessen. Sagt den Sarecenen und Turken ir gesetzt geber Machmet zů gewisslich an einer welt ze vinden. Das och also globent und das in irn tempeln bredigent.

[2.4.5] [Kleidung der Mamluken] Also sechent die Mameluken mit irn hobtgeschmüken. [Bild: Gruppe von Mamluken] Die Mameluken, das sind verlognet cristen. Der fund ainer zů Allokair an kung soldans hoff, als man sagt, ob den acht tusenden disser lut vint man von alen landen da. Und do mals sagt man nit me denn ainen hǒch tutschen verlǒgnet haben. Zů Jerusalem sachent wier vil Mameluken, dar under vil Walchen642 und Unger, warend ain tail gar geschikt vin gesellen in ir hoff wis.

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Pius II. (bürgerlich Enea Silvio de' Piccolomini, lat. Aeneas Sylvius; *18. Oktober 1405 in Corsignano (nach ihm Pienza genannt) bei Siena); † 15. August 1464 in Ancona) war vom 18. August 1458 bis zu seinem Tod am 15. August 1464 Papst. Bacchus, vgl. oben S. 357, Anm. 584. Ceres, vgl. oben S. 344, Anm. 491. Venus, vgl. oben S. 344, Anm. 488. Silvia Mircea: nach Reichert vielleicht die römische Venus Myrtea (vgl. Reichert: Pilger und Muslime, 16). dassern: Bedeutung ungeklärt, Goldfriedrich und Fränzel vermuten Taverne bzw. Tavernenschenken (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 129). Walchen: walch, welscher, welhisch, walisch, Italiener, Franzose, Romane, Welscher (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 453; Baufeld: Kleines

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Und darumb das vil verlognent und zů irm schentlichen, bösen globen kument, [fol. 94r] hat der gros katzer und schelm und vigend unsers wǎren gerechten cristenlichen gelobenß sölichen verlögnern Gotz vil frihait für ander haiden zů gefügt. Item si nement kainen haiden zů irem kung und soldan, nur643 ainn verlǒgnetten cristen. Darnach mit aler regierung und emptern och also. Und sobald ainer verlognet, fürend si inn in all stet und sömlend im ain hab, darnach wirt er vermächelt mit ainer haidinn, und halten den unverdorben und müsend inn die haiden vil vor geben, denn Machmet gebut inn das inn dem buch Alcoranus.644 Si tragent hoch, spitzig, rot hüt uff, um wunden inn der mit mit ainem schmallen wissen tůch. Und wenn die mameluken kinder gewinen, die selben habent nit me die sundrung und frighait, sunder wie ander haiden und tragen denn die wissen hüllen und nit nie wie der vatter.

[2.5]

[Die Reise von Jerusalem nach Jaffa]

Darnach am sunntag der siben und zwaintzigost tag agusti645 frü samlotend sich die bilgrin bÿ dem closter Monte Sÿon und sasent uff die essel und rittend von Jerussalem wider gen Jaffen wertz. Die haiden, so uns belaitten sottend, fiengend aber an ain andren ze schlachend an zwaÿen orten. Der her von Jerussallem und der kalin ritend dar zwuschen und wottenn si stillen.646 Zů denen wurffentz mit stainen, und wenn si ain andren faltend, so giengend die würff under die bilgrin. Si rofftend och etlich bilgrin und noment inn ir hüt. Und also wier koment gen [fol. 94v] Rama, zaltend uns die Sarecenen abermǎls inn spital. Da hatend wier kainen win und lagend da dem gůtemtag647 stil. Die haiden gebruchtend sich aber mangerlai gezengs mit uns. Und zinstag648 umb vestber zit sasend wier aber uff die essel und ritend gen Jaffen wertz und sǎsend dar von ainen gůtten weg ab den esseln. Die haiden mistend sich under uns und under stundent, aim ainen sekel mit krefften ab ze risen und sin brůst tůch, dar inn er och gelt hat ze nemen, aber der bilgrin

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frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 245; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 306; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 222). HS G: nun. Koran, vgl. oben S. 456, Anm. 599. 27. August 1486 (Sonntag). stillen: stilen, schweigend machen, befriedigen, beschwichtigen, beruhigen, besänftigen (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 313; Baufeld: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 227; Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 211; Götze: Frühneuhochdeutsches Glossar, 209). 28. August 1486 (Montag). 29. August 1486 (Dienstag).

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ethielt649 sich dapferlich, bis inn die Niderlender mit stainen erratend.650 Unser gallioten und schiffknecht, so die zit ale warend gelegen uf der galleigen, warend us der galleig gefaren und giengend uns enngegen mit zertonen armen, uns wellen küssen, mit frǎg, wie es uns gangen wär und ob kainer die zÿt gestorben waer. Die haiden tribend uns inn die löcher. Die haiden wotend aber gelt haben oder uns in den löchern verhalten, die baid battron uber koment aber mit inn. Item der drissigost tag aguste651 fůrend wier inn die galleigen mit grosen fröden, die trumiter bliesend uns engegen, die buchsenmaister schůssend ab ir karttonen schlangen und stainbuchsen, die galleig was herlich gestelt mit alen venen. Also lǎgend wier zwe tag am anker. Die haiden fůrend ze uns und kromotend652 erst vil unsern koffluten ab.

[3]

[DIE RÜCKREISE VOM HEILIGEN LAND NACH KONSTANZ]

Item am frittag der erst tag settember653 vor tag machtend wier segel, und fůrent von Jaffen hin weg inn dem namen Gottes. Und [fol. 95r] und hatend groß ungewitter und widerwärtkait. Besunder hatend wier zwo vortunen,654 dero aine alweg weret zwen tag und zwo nächt, und was das wetter so gar groß, das man al porten, dero warent fünff, můst zů tůn, denn das mer wůt mit alem begiristen655 geschwinden lǒff frig und hoch uber das schiff us, das es frig amweg trůg schǎff und gaissen und etlich gesaltzene schwin, och welle legeln und trög, nit schwär wǎrend und versechen mit binden. Es trug si al hinweg. Da wǎrend vil keffin656 voller cappun und hüner, so der bilgrin wǎrend. Och warend da fogel husser, dar inn etlich haidnisch fogel inn warend als sittich und bappigai und ander, můstend al verderben. Die armen galioten 649 650

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HS G: ethielt. erratend: erretten, sich erwehren, retten (Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 84). Goldfriedrich / Fränzel übersetzen „beisprangen“ (Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 131). 30. August 1486 (Mittwoch). kromotend: handelten von krâm, krôm: Ware, Geschenk, Handel, Verkaufsstand, Laden, Warenlager, Sache, Angelegenheit, Mittel (vgl. Hennig: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 191). 1. September 1486 (Freitag). Die Schilderung der Stürme auf der Rückreise ist in der HS K deutlich kürzer und weniger detailreich. begiristen: begierigsten. HS G: kessin.

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oder schiffknecht hatend sich all gebunden, doch lang, das si denocht oben umb den segeln mochten gon, und erlitend sich die lut, so oben můstend beliben von hunger und frost, von wachen umloffen, schrigen und arbaiten, das das uber al mǎs was, kainer ward truken. So vil das schiff umerdar wagend ÿetz uff ain sitten, denn uff die andren. So schrai denn ÿederman: „alibanden dritza galleigen“, so můst denn ÿedermann schnäl lǒffen uff die höchern sitten des schiffs. Glich lag das schiff uf der andern sitten, so můst man denn och da hin loffen. Den segel můst man umerdar mudiern und wolten uff und ab lassen. Wier bilgrin wǎre unden im schiff, mochtend nuncz gesechenn und lagend, also das gar wenig wǎren dem nuntz657 beliben, möcht die zit alen von grosen erbrechen [fol. 95v] und schwindel. Die bilgrin hatend kertzli angezunt und bettotend und růftend zů Got und siner lieben můter, etlich ruftend an santa Katerina uf dem munti Sinaÿ,658 sant Niclas in Baruta,659 sant Maria Magtollenam zů Marsillÿen660 und sant Jacob661 inn Galiczia.662 Etlich ver657 658

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HS G: untz. Hl. Katharina von Alexandrien (* in Zypern (?), † 306 (?) in Alexandria in Ägypten), Märtyrerin, eine der vierzehn Nothelfer. Katharinas Leichnam sollen Engel zum Berg Horeb auf dem Sinai getragen haben, Eremiten begruben dort den Leichnam. Um 324 ließ Helena, die Mutter Konstantins I. dem Großen, über dem Grab eine Kirche bauen, Mitte des 6. Jahrhunderts wuchs um die Kirche das Katharinenkloster (vgl. Gorys: Lexikon der Heiligen, 165-167). Im 10. Jahrhundert entdeckten Pilger im Katharinenkloster die Gebeine der Hl. Katharina. Die Katharinen-Wallfahrt auf den Sinai unternahm Konrad Grünemberg im Gegensatz zu anderen Pilgern des Jahres 1486 nicht. Baruta: Hier ist Bari und nicht Beirut gemeint. Hl. Nikolaus von Myra, (* um 270, † 345 oder 351), Bischof . Im April 1087 wurden Nikolaus Gebeine von Abenteurern (Piraten, Kaufleuten) aus Bari, die auf drei Schiffen anreisten, aus dem Marmorgrab unter dem Fußboden der Kirche in Myra entwendet und in ihre Heimatstadt entführt. Dort errichtete man auf den Trümmern des byzantinischen Gouverneurspalastes die monumentale Basilika San Nicola, die Papst Urban II. 1098 weihte (Gorys: Lexikon der Heiligen, 227-229; Keller: Lexikon der Heiligen, 442/443). Marsillÿen: Marseille. Grünemberg spricht hier von der berühmten MariaMagdalenen-Grotte in der Provence. Hans Waltheym aus Halle besuchte diese im Jahre 1474 (vgl. Kraack: Zeugnisse, 368/369, Anm. 788). Grünemberg spielt hier auf die Jakobus-Wallfahrt nach Santiago de Compostela an. Hl. Jakobus der Ältere († um 44), Apostel, Märtyrer, Kanonheiliger, Nationalheiliger Spaniens und Portugals. 1075 begann man mit dem Bau der Kathedrale von Santiago de Compostela über dem Grab des Apostels, im 11. und 12. Jahrhundert nahm die Wallfahrt nach Santiago de Compostela immer größere Ausmaße an (vgl. Herbers, Klaus / Plötz, Robert: Der Jabobskult in Kunst und Literatur. Zeugnisse in Bild, Monument, Schrift und Ton, hg. von Klaus Herbers und Robert

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hiesen och zů denen und anderschwo fert. Das schiff wand sich und klallet663 on underlǎs, das wier uns al ogenblik versachent, es wurd ze trumern gon. Und fieng das schiff vast an rinnen an vil orten. Also do uns Got erhort und das unsinnig wild mer ab ließ, tet man die borten wider uff und giengent do wider ann luft und tag. Da sach ainer meng blaich wemüttig elend antlit, und sagten uns etlich, do die vertůn und not im grösten wären, do sechend si hälle liechter brinnen uff den segel. Wenn das also beschicht, so sagent die marenierr und schiffhern, sant Niclasen warlich da sin. Und so stand das wetter ab nach solichen vertunen, gǎt denn etlich tag nǎchi das buch oder nach gewill, das denn erst den luten gar we tůt. Darnach heten wier etlichen hunger, macht der gegen wind, so wier stätz heten, und dik gar lang kain port mochten argriffen. Item ze Venedig wartotent wier gar lang e man für, wol den siben wochen, und fůrent in nun wochen von Venedig gen Jaffen, laugen stil am anker und am hailgen land sechs und zwaintzig tag, und fůrend darnach in drizechen wochen wider gen Venedig an sant Otmars tag664 im siben und achtzigosten jare,665 gelobt sig Got. Sumen us gesin dri und drissig wochen. [fol. 96r] [Bild: Wappen und Orden Konrad Grünembergs] jerussallem nappoltz zippern colditz costus Abbildung: Abbildung: Abbildung: Abbildung: Abbildung: Abbildung: Jerusalemkreuz Kelch mit Greif Schwert Georgskreuz halbes Rad Lilien mit Blume [Wappen Konrad Grünembergs]

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Plötz, Tübingen 1998; Herbers, Klaus: Der Jakobsweg. Mit einem mittelalterlichen Pilgerführer unterwegs nach Santiago de Compostela, Tübingen 1986; Herbers, Klaus: Deutsche Jakobspilger und ihre Berichte, hg. von Klaus Herbers, Tübingen 1988 (Jakobus-Studien 1); einführend Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 145-151). klallet: krachte (Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 134). 16. November 1486 (Donnerstag). Hier irrt sich der Autor nochmals in der Jahreszahl: Die Reise war im Jahr 1486, nicht im Jahr 1487. Der Autor hatte sich auch schon bei der Angabe der Passagiere des Pilgerschiffes im Reisejahr geirrt (vgl. oben S. 306, Anm. 196). Zu Beginn des Pilgerberichts ist das korrekte Reisejahr 1486 angegeben (vgl. oben S. 281, Anm. 7).

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[4]

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[ANHANG: ARABISCHES VOKABULAR]666

[fol. 96v] Hernach stand etliche gemaine wort Sarcenischer sprǎch getutschet und ein wenig ir zal.667 hobt ras668 stirn sachala669 shar670 hǎr ǒg ain671 eden672 or naß onff673 mundt fom674 666

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Leider erwähnt Konrad Grünemberg die Quelle des arabischen Vokabulars nicht. Es ist eine Abschrift der Wortliste, wie sie in der deutschen Ausgabe des Breydenbach’schen Reiseberichts am 21. Juni 1486 veröffentlicht wurde (GW 5077; Davies: Bernhard von Breidenbach IV). Bosselmann-Cyran hat dieses Vokabular eingehend untersucht und analysiert (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, vor allem 166-179). Im Folgenden wird die nach der Wiedergabe des Wortes die arabische Wortform aus Bosselmann-Cyran, Kristian: Das arabische Vokabular des Paul Walther von Guglingen und seine Überlieferung im Reisebericht Bernhards von Breidenbach, in: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 12 (1994), 153-182 und die deutsche Übersetzung angegeben. Dabei wurde auf die Wiedergabe in arabischer Schrift verzichtet und die Umschrift nach den Regeln verwendet, wie sie der 19. Internationale Orientalistenkongreß 1935 festgelegt hat (vgl. Krahl, Günther / Reuschel, Wolfgang: Lehrbuch des modernen Arabisch, Teil I, 2. durchgesehene Auflage, Leipzig 1974, 29-31). Die arabischen Wörter basieren in der Regel auf Wörtern der hocharabischen Schriftsprache. Auch Aercke: Story of Sir Konrad Grünemberg’s pilgrimage, 141-146 listete die Wortliste auf: Zunächst führte er die englische Bedeutung an, dann das Wort, wie es bei Vrankrijker aufgeführt wurde (vgl. Vrankrijker: Pelgrimstocht, 95/96). Dieses übersetzt er dann in das heutige Arabisch. Da diese Vorgehensweise stark fehlerbehaftet ist, wurden die Ergebnisse, wie sie in der genannten Liste publiziert wurden, für die edierte Wortliste nicht in die Fußnoten aufgenommen. Quelle: Bernhard von Breydenbach. Vgl. Bernhard von Breydenbach, GW 5077, fol. 116r: „Hie volgen nach ettlich gemeyn wort von sarracenischer sprach in teutzsche zunge gewandelt.“ ras: arab., ra’s Haupt (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 1). sachala: arab. sala’a, wohl in der Bedeutung Stirnglatze (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 2). shar: arab. ša’r, Haar (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 3). ain: arab. ‘ain, Auge (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 4). eden: arab. udun, Ohr (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 5). onff: arab. anf, Nase (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 6). fom: arab. fam, Mund (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 7).

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soffe675 lesan676 zcenn677 ank678 mabla679 sadar680 kalb681 rodet682 rebd683 bathan684 kreß685 zende686 ÿd687 zabeth688 675

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sefften zung zan hals käl brust hercz leber lung magen buch arm hand finger

soffe: arab. šafa, Lippen oder Lefzen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 8). Grünemberg übersetzt das Wort hier mit sefften, also Lefzen. lesan: arab. lisān, Zunge (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 9). zcenn: arab. sinn, Zahn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 10). ank: arab. ‘unuq, auch ‘unq, Hals (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 11). Goldfriedrich / Fränzel lasen hier „auk“ anstatt „ank“, was dazu führte, dass Khattab hier einen Fehler bemängelte, der in der HS G gar nicht existiert (vgl. Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 135; Khattab: Ägyptenbild, 321). mabla: arab. mabla‘,Kehle, auch Mund, Schnauze, Gurgel, Schlund (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 12). sadar: arab. sadr, Brust (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 13). kalb: arab. qald, Herz (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 14). rodet: Grünemberg übersetzt dieses Wort mit Leber. Nach Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, liegt vermutlich eine Verderbnis aus arab. kabid, kabd, kibd vor (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 15). rebd: Grünemberg übersetzt dieses Wort mit Lunge. Nach Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, liegt vermutlich ebenfalls eine Verderbnis aus arab. kabid, kabd, kibd vor (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 16). bathan: arab. batn, Bauch (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 17). Die Übersetzung Magen, die Grünemberg angibt, wurde vermutlich mit dem folgenden Wort kreß vertauscht. kreß: arab. kirš, kariš, Magen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 18). Die Übersetzung Bauch, die Grünemberg angibt, wurde vermutlich mit dem vorangehenden Wort bathan vertauscht. zende: arab. zand, Arm, Unterarmknochen, Elle (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 19). ÿd: arab. yad, Hand (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 20). zabeth: arab. sābi‘, Finger (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 21).

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dacher689 jomb690 salk691 rocube692 rasbeer693 reßle694 bechim695 tatreßle696 walla697 mellak698 cadis699 sagithan700 mellek701 arab702 rabbe703 methesm704 vellah705 689 690 691

692 693

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699 700 701 702 703 704

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ruk site bain knie maden fůß zeche solen gott engel hailig tuffel kunig her frow edel Buwr

dacher: arab. zahr, Rücken (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 22). jomb: arab. ğānib, Seite (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 23). salk: arab. sāq, Bein, Schenkel, Unterschenkel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 24). rocube: arab. rukba, Knie (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 166, Nr. 25). rasbeer: vermutlich arab. qasabat al-riğl, lat. tybia, Schienbein (vgl. BosselmannCyran: Vokabular, 167, Nr. 26). Khattab: Ägyptenbild, 308, identifiziert das Wort kaßbeel bei Breydenbach mit arab. ka’b, Ferse. Grotzfeld: Wortlisten, 40: „(...) im dt. Breydenbach ist typia mit ‚waden’ übersetzt; das übernimmt Grünemberg, der überdies noch Rasbeel liest.“ reßle: arab. riğl, Fuß (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 27). bechim: arab. bāhim, Zeh (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 28). tatreßle : vermutlich arab. taht ar-riğl, unter dem Fuß (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 29). walla: arab. allāh, Gott (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 30). mellak: arab. mal’ak, malak, Engel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 31). cadis: arab. qiddīs, heilig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 32). sagithan: arab. šaitān, Teufel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 33). mellek: arab. malik, König (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 34). arab: arab. ar-rabb, Herr (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 35). rabbe: arab. rabba, Frau (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 36). methesm: arab. muttasim (das Partizip des VIII. Stammes von wsm), gezeichnet, gekennzeichnet, sich auszeichnend (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 37).

471

Textedition

villach706 bark707 rad708 barath709 dels710 silich711 chobiß712 corban713 lachem714 ÿiobn715 somek716 chair717 hellie718 ful719 addes720 saÿr721 chamehe722 705 706

707 708 709 710 711 712

713

714 715 716 717 718

719 720 721 722

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akerman glantz dunner hagel schne ÿß brot brot flaisch kässe visch vogel aerbiß bǒn linsen gerst getraid

vellah: arab. fallāh, Bauer (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 38). villach: arab. fallāh, Bauer (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 39). Die Unterscheidung der beiden Worte (vellah bzw. villach) wird nicht richtig deutlich. bark: arab. barq, Glanz (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 72). rad: arab. ra‘d, Donner (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 73). barath: arab. barad, Hagel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 74). dels: arab. talğ, Schnee (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 75). silich: arab. ğalīd, Eis (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 76). chobiß: arab. hubz, Brot (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 77). Das arabische Wort hubz ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. corban: arab. qurbān, Opfer (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 77a). Bei der christlichen Meßfeier bezeichnet das Wort die Opfergaben Brot und Wein, speziell die Hostie und die dafür verwendete Brotsorte. lachem: arab. lahm, Fleisch (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 78). ÿiobn: arab. ğubn, Käse (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 79). somek: arab. samak, Fisch (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 80). chair: arab. tair, Vogel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 81). hellie: arab. hāliya, Erbse, kleine Zuckererbenart (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 82). ful: arab. fūl, Bohne (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 83). addes: arab. ‘adas, Linsen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 84). saÿr: arab. ša’īr, Gerste (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 85). chamehe: arab. qamh, Weizen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 86). Hier ist möglicherweise auch arab. qamha, ein Weizenkorn, gemeint.

472

Textedition

doffaha723 engasan724 thine725 bathih726 tabich727 beÿde728 enep729 nebid730 ugwee731 ain732 moÿ733 bir734 nahar735 hall736 medine737 723 724 725 726

727

728 729 730 731

732 733 734 735 736

737

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apfel birn figen (leer) můs aÿ trub win vas brun wasser cigstern flus essich stat

doffaha: arab. tuffāha, Apfel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 87). engasan: arab. inğāsa, Birne (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 88). thine: arab. tīna, Feige (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 89). bathih: arab. battih, Wassermelone (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169/170, Nr. 90). Interessanterweise ist hier keine Übersetzung eingetragen, obwohl Grünemberg im Heiligen Land Wassermelonen sah und dies sowohl im Text beider Handschriften (vgl. oben S. 381) als auch in der Illustration einer Moschee in der Handschrift Karlsruhe vermerkt (vgl. Bildkonkordanz, Nr. 30). Das arabische Wort battih ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. tabich: arab. tabīh, Mus, Kompott, Paste, gekochtes Essen (vgl. BosselmannCyran: Vokabular, 170, Nr. 91). Das arabische Wort tabīh ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. beÿde: arab. baida, Ei (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 92). enep: arab. ‘inab, Weintraube (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 93). nebid: arab. nabīd, Wein (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 94). ugwee: nicht eindeutig zuzuordnen, die Übersetzung in der Bedeutung Faß, Gefäß oder Behälter kann nicht bestätigt werden (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 95). ain: arab. ‘ain, Brunnen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 96). moÿ: arab. mā. Wasser (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 97). bir: arab. bi’r, bīr, Zisterne (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 98). nahar: arab. nahr, Fluss (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 99). hall: arab. hall, Essig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 100). Das arabische Wort hall ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. medine: arab. madīna, Stadt (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 101).

473

Textedition

daÿan738 carye739 camisi740 haÿkel741 baÿt742 huß743 barsso744 taka745 hamar746 baccara747 heßel748 anse749 ganeme750 woße751 ocke752 dik753 tefese754 738

739

740 741

742 743

744 745 746 747 748 749 750 751 752

753 754

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dorff schloß kirch tempel huß closter turn venster esel kuo kalb gais schauff ganß gansser han henn

daÿan: arab. dai’a, diyā, Dorf, Landgut, Landbesitz, Farm (vgl. BosselmannCyran: Vokabular, 170, Nr. 102). carye: arab. qarya, Dorf, kleine Stadt, Marktflecken, ländliche, dörfliche Ansiedlung (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 103). camisi: arab. kanīsa, Kirche (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 104). haÿkel: arab. haikal, Tempel, Altar (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 170, Nr. 105). baÿt: arab. bait, Haus (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 106). huß: Es kommen verschiedene arabische Wörter in Betracht: 1) arab. hauz, hauza, Besitz, Territorium oder arab. hūš, eingefriedeter Platz, Hof beim Haus. 2) arab. hisn, pl. husūn, Festung, Burg, Befestigung, Kastell. 3) arab. huss, Hütte, Bude. Keines der gebräuchlichen arabischen Wörter für Kloster kommt hier in Frage (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 107). barsso: arab. burğ, Turm (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 108). taka: arab. tāqa, Fenster (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 109). hamar: arab. himar, Esel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 139). baccara: arab. baqara, Kuh (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 140). heßel: arab. ‘iğl, Kalb (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 141). anse: arab. ‘anza, Ziege, Geiß (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 142). ganeme: arab. ġanam, Schaf (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 143). woße: arab. wazza, Gans (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 144). ocke: Eintrag ist nicht eindeutig identifiziert, vielleicht arab. dakar al-iwazz oder it. oca, Gans (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 145). dik: arab. dīk, Hahn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 146). tefese: arab. dağāğa, Henne (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 147).

474

Textedition

hemame755 kepb756 kolpb757 est758 sebee759 dube760 arneph761 dib762 kat763 fara764 maut765 meÿet766 nefftz767 gechenem768 meÿba769 755

756 757 758 759

760 761

762 763

764 765 766

767 768

769

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tub hund hund löwe löwe ber has wolff katz muß tǒd dot sel krank kirhoff

hemame: arab. hamāma, Taube (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 148). kepb: arab. kalb, Hund (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 149). kolpb: arab. kalb, Hund (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 149a). est: arab. asad, Löwe (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 149b). sebee: arab. sab‘, Raubtier, Löwe (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 150). dube: arab. dubb, Bär (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 151). arneph: arab. arnab, Hase, Kaninchen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 151a). dib: arab. di’b, Wolf (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 152). kat: arab. qitt, Katze bzw. Kater (maskuline Form im Arabischen) (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 153). fara: arab. fa’ra, Maus (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 154). maut: arab. maut, Tod (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 155). meÿet: arab. mayyit, tod, gestorben (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 174, Nr. 162). nefftz: arab. nafs, Seele (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 171). gechenem: arab. ğahannam, Hölle (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 174, Nr. 163). An der Grünemberg’schen Übersetzung manifestiert sich, dass Grünemberg die deutsche Version der Peregrinatio Bernhard von Breydenbachs benutzte, denn das arabische Wort bezeichnet die Hölle. Bosselmann-Cyran, Kristian: Das arabische Vokabular des Paul Walther von Guglingen und seine Überlieferung im Reisebericht Bernhards von Breidenbach, in: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 12 (1994), 153-182 (a.a.O.) erläutert diesen Lesefehler. meÿba: vermutlich arab. maqbar, Friedhof (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 174, Nr. 160).

475

Textedition

capar770 [fol. 97r] cas771 ketteb772 bukel773 ducat774 denar775 medin776 trerem777 flus778 sÿd779 sarr780 heln781 morr782 caÿeb783 770 771 772 773

774

775

776

777

778

779 780 781 782

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grab

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kelch bůch altar ducat pfening madin schiff gelt gůt bös süß bitter schon

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capar: arab. qabr, Grab (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 174, Nr. 161). cas: arab. ka’s, Kelch (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 157). ketteb: arab. kitāb, Buch (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 158). bukel: arab. hīkal, haikal, Altar (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 173, Nr. 159). ducat: arab. duqāt, duqād, venezianischer Dukaten (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 174, Nr. 164). denar: arab. dinār, alte arabische Münzeinheit (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 174, Nr. 164). medin: arab. maydin, mu’ayyadi, māyidī, maidī, mhd. medele, kleine Münze, Heller, Madin (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 174, Nr. 167). trerem: vielleicht arab. dirham, darāhim, griech. drachme, der einzige Nachweis stammt aus Bernhard von Breydenbach (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 174, Nr. 168). Die Übersetzung Schiff läßt an die venezianischen Triremen denken. Die Triremen, also Schiffe mit drei Ruderern pro Bank, wurden auch subtile Galee (galea sottil oder auch Galee Soptile) genannt. Diese waren schneller und wendiger als die Biremen, welche nur zwei Ruderer pro Bank hatten. Vor allem in Venedig wurde die subtile Galee noch mit dem antiken Ausdruck Trireme bezeichnet (vgl. Viereck, Hans D. L.: Die Römische Flotte. Classis Romana, Hamburg 1996, 57). Zur Entwicklung von den Biremen zu den Triremen vgl. Lane, Frederic C.: From Biremes to Triremes, in: Venice and History. The collected papers of Frederic C. Lane, Baltimore 1966, 189-192. flus: arab. fils, pl. fulūs, kleine Münze bzw. allgemein für Geld (vgl. BosselmannCyran: Vokabular, 174, Nr. 168a). sÿd: arab. ğaiyid, Gut (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 169). sarr: arab. šarr, böse, schlecht (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 170). heln: arab. hulw, süß (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 172). morr: arab. murr, bitter (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 173).

476

Textedition

abÿas784 esscheff785 hÿiach786 tobach787 amara788 szania789 laÿl790 taub791 etzabeb792 faras793 ii oder eÿ794 ud795 kandelocht796 meheb797 daw798 cobet799 783

784 785 786

787

788

789 790 791

792 793 794 795 796

797 798 799

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wiß schůchter schnider koch wib himel nacht rok berg pferd jǎ holtz glokner frund liecht cappe

caÿeb: arab. kaiyis, schön, schlau, geschickt, fein, elegant, fesch, hübsch (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 174). abÿas: arab. abyad, weiß (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 175). esscheff: arab. iskāf, Schuster (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 40). hÿiach: arab. hayyāt, Schneider (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 41). Das arabische Wort hayyāt ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. tobach: arab. tabbāh, Koch (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 42). Das arabische Wort tabbāh ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. amara: arab. al-mar’a, imra’a, Frau, Weib (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 52). szania: arab. samā’, Himmel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 61). laÿl: arab. lail, Nacht (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 70). taub: arab. taub, Hemd, hemdartiger Rock, Wams (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 118). etzabeb: arab. ğabal, Berg (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 126). faras: arab. faras, Pferd (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 138). ii oder eÿ: arab. ai, aiwa, ja (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 186). du: arab. ‘ūd, Holz (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 193). kandelocht: arab. quandalaft, Küster, Sakristan (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 50). meheb: arab. muhibb, Freund (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 59). daw: arab. dau’, Licht (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 68). cobet: arab. qubba‘a, Hut, Mütze, kleine Filzkappe (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 116).

477

Textedition

harr800 schoke801 hadek802 methaÿ803 oschopffh804 achb805 hǎwa806 mensel807 goffera808 hasis809 lak810 swoÿ811 woheÿt812 anba813 sada814 eschera815 bab816 trÿk817 800 801 802 803

804 805

806 807 808 809

810 811

812 813 814 815 816

817

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hitze dorn der min bischoff brůder wind kamer mantel krut din schlecht eins fier siben zechen Thor weg

harr: arab. harr, Hitze (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 133a). schoke: arab. šauk, Dorn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 133). hadek: arab. hadāk, jener (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 183). methaÿ: arab. matā‘, Gut, Besitz, Kram, Hab und Gut (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 190). oschopffh: arab. usquf, Bischof (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 48). achb: arab. ah, Bruder (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 57). Das arabische Wort ah ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. hǎwa: arab. hawā’, Wind (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 66). mensel: arab. manzil, Kammer (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 114). goffera: arab. ġaffāra, Mantel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 123). hasis: arab. hašīš, Kraut (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 131). In HS G folgt auf hasis der Buchstabe k, gestrichen. lak: arab. laka, dein (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 182). swoÿ: vermutlich arab. sawā’, gleich, eben, gerade, glatt oder sawīy, eben, gerade, richtig, in Ordnung, beide (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 191). woheÿt: arab. wāhid, eins (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 196). anba: arab. arba‘, vier (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 199). sada: arab. sab‘a, sieben (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 202). eschera: arab. ‘ašara, zehn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 205). bab: arab. bāb, Tor (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 110 bzw. Nr. 112). trÿk: arab. tarīq, Weg (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 111).

478

Textedition

abÿt818 ebn819 nesme820 bab821 choff822 bestan823 cathÿ824 gadda825 dahan826 ebb827 schiemb828 dalme829 camiß830 wodin831 herami832 la833 hassar834 818

819 820 821 822

823

824 825

826 827 828 829

830 831 832 833

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knecht sun stern bort hoß uffgang sunder morgen muller vatter sunn vinsternus hemde tal dieb nein stain

abÿt: arab. ‘abīd, Plural von ‘abd, Diener. Möglicherweise ist auch ‘abīd in der Bedeutung Diener Gottes, Verehrer, Anbeter gemeint (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 46). ebn: arab. ibn, Sohn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 55). nesme: arab. nağma, Stern (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 64). bab: arab. bāb, Pforte, Tür (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 112). choff: arab. huff, Pantoffeln, ein paar Schuhe aus leichtem Leder ohne Absatz (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 121). Die Übersetzung wurde mit dem Wort serbul vertauscht, Grünemberg hat von Breydenbach den Fehler übernommen. bestan: arab. bustān, Garten, Park (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 129). Durch die Verwechslung der lat. Wörter hortus und ortus bei Breydenbach schlich sich dieser Fehler auch bei Grünemberg ein. cathÿ: arab. hāti’, Sünder (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 180). gadda: arab. ġadan, ġadā, morgen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 189). dahan: arab. tahhān, Müller (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 43). ebb: arab. ab, Vater (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 53). schiemb: arab. šams, Sonne (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 62). dalme: arab. zalmā’, Finsterniss (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 71). camiß: arab. qamīs, Hemd (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 62). wodin: arab. wādin, Tal (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 127). herami: arab. harāmī, Dieb (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 178). la: arab. lā, nein (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 187).

479

Textedition

rasol835 natzerain836 nachar837 stabrim838 ard839 ßimel840 ena841 hadid842 etnem843 campß844 esset845 malem846 kehem847 ocht848 mattir849 maristam850 bardt851 care852 834 835 836 837 838 839 840 841 842 843 844

845 846

847 848

849 850

851

-

man crist tag hůt erde kemeltier ich ÿsen zwai fünff schwartz maister priester schwöster regen siechhus kalt nessel

hassar: arab. hağar, Stein (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 194). rasol: arab. rağul, Mann (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 51). natzerain: arab. nasrānī, Christ (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 60). nachar: arab. nahār, Tag (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 69). stabrim: nicht identifizierbar (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 117). ard: arab. ard, Erde (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 194). ßimel: arab. ğamal, Kamel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 194). ena: arab. anā, ich (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 185). hadid: arab. hadīd, Eisen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 192). etnem: arab. itnain, zwei (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 197). campß: arab. hamsa, fünf (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 200). Das arabische Wort hamsa ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. esset: arab. aswad, schwarz (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 176). malem: arab. mu‘allim, Meister (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 177). kehem: arab. kāhin, Priester (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 49). ocht: arab. uht, Schwester (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 58). Das arabische Wort uht ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. mattir: arab. matar, Regen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 67). maristam: arab. māristān, Krankenhaus (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 115). bardt: arab. bārid, kalt (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 124).

480

Textedition

endom853 lu854 terÿen855 bencht856 gear857 madbach858 serbul859 seggara860 lÿ861 bukara862 hessyen863 omm864 kamar865 soheb866 zenner867 achlin868 852

853 854

855

856 857

858

859

860 861 862 863

864 865 866

867

-

ir sin maidt tochter wolken kuchen schůch bǒm min morgen beker můter mon lufft gürtel aker

care: arab. qurrās, Nessel, Brennessel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 132). endom: arab. antum, ihr (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 184). lu: arab. lahū, ihm gehörig, ihm (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 195). terÿen: arab. ğāriya, Dienstmagd (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 47). bencht: arab. bint, Tochter (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 56). gear: arab. ġaim, ġiyām, Wolke(n), Nebel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 65). madbach: arab. matbah, Kuchen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 113). Das arabische Wort matbah ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. serbul: arab. sirbāl, Schuhe (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 122). Die Übersetzung wurde mit dem Wort choff vertauscht, Grünemberg hat von Breydenbach den Fehler übernommen. seggara: arab. šagara, Baum (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 172, Nr. 130). lÿ: arab. lī, mein (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 181). bukara: arab. bukra, morgen (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 189a). hessyen: vermutlich ‘ağğān, Teigkneter (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 167, Nr. 44). omm: arab. umm, Mutter (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 54). kamar: arab. qamar, Mond (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 63). soheb: vermutlich arab. sahāba bzw. sahāb, Wolke(n) (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 168, Nr. 66a). zenner: arab. zunnār, Gürtel (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 171, Nr. 120).

481

Textedition

sarrir869 ÿlleom870 lumen871 telate872 sithi873 tÿßza874 themain875 wochitasch876 tementasch877 teletasch878 arbotasch879 [fol. 97v] campstasch880 sÿthtasch881 sabatasch882 868

869 870 871

872 873 874 875 876

877

878

879

880

881

882

schalk heut feirr drÿ sechs nun acht elif zwelf drizechen fierzechen

-

fünffzechen sechzechen sibentzechen

achlin: vermutlich arab. haql bzw. al-haql, Feld, Ackerfeld (vgl. BosselmannCyran: Vokabular, 172, Nr. 128). sarrir: arab. širrīr, Schurke (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 179). ÿlleom: arab. al-yaum, heute (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 175, Nr. 188). lumen: vermutlich arab. lam‘, lama‘ān, Glanz, Helle, Funkeln, Helligkeit bzw. arab. lum‘a, Lichtblitz, Strahl (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 169, Nr. 71a). telate: arab. talāta, drei (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 198). sithi: arab. sitta, sechs (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 201). tÿßza: arab. tis’a, neun (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 204). themain: arab. tamāniya, acht (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 203). wochitasch: arab. ahada‘ašara, elf (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 206). tementasch: arab. itna‘ašar, zwölf (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 207). Breydenbach und in seiner Folge auch Grünemberg überliefern hier das Wort für die Zahl achtzehn, tamānt‘ašar, vermutlich liegt hier eine Verwechslung vor. teletasch: arab. talāta‘ašar, dreizehn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 208). arbotasch: arab. arba‘ta‘šar, vierzehn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 209). campstasch: arab. hamsata‘ašar, fünfzehn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 210). Das arabische Wort hamsata‘ašar ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. sÿthtasch: arab. sita‘ašar, sechzehn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 176, Nr. 211). sabatasch: arab. sab‘ata‘ašar, siebzehn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 212).

482

Textedition

themattasch883 achtzechen nuntzechen tißtasch884 acharin885 zwaintzig wochetascherin886 - ainsundzwaintzig etnentascherin887 - zwai und xx telatetascherin888 - dru und xx arbatascherin889 fier und xx campßtascherin890 - fünff und xx sechs und xx sittascherin891 892 vii893 und xx sabatascherin 894 tementtascherin acht und xx teßzatascherin895 - nun und xx talatÿn896 drissig MCCCCLXXXVI897 1486 [von anderer Hand] Er Georg Hofmann Löhner mpp / Coburgk / a. 1.5.97 883

884

885 886

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892

893 894

895

896 897

themattasch: arab. tamānt‘ašar, achtzehn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 213). tißtasch: arab. tis‘ata‘ašar neunzehn (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 214). acharin: arab. ‘išrūn, zwanzig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 215). wochetascherin: arab. wāhid wa-‘išrūn, einundzwanzig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 215a). etnentascherin: arab. itnain wa-‘išrūn, zweiundzwanzig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 215b). telatetascherin: arab. talāta wa-‘išrūn, dreiundzwanzig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 215c). arbatascherin: arab. arba‘a wa-‘išrūn, vierundzwanzig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 215d). campßtascherin: arab. hamsa wa-‘išrūn, fünfundzwanzig (vgl. BosselmannCyran: Vokabular, 177, Nr. 215e). Das arabische Wort hamsa ist nicht richtig wiedergegeben, unter dem Buchstaben h muss ein Bogen anstatt des Strichs sein. sittascherin: arab. sitta wa-‘išrūn, sechsundzwanzig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 215f). sabatascherin: arab. sab‘a wa-‘išrūn, siebenundzwanzig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 215g). HS G: acht durchgestrichen, darüber wurde vii geschrieben. tementtascherin: arab. tamāniya wa-‘išrūn, achtundzwanzig (vgl. BosselmannCyran: Vokabular, 177, Nr. 215h). teßzatascherin: arab. tis‘a wa-‘išrūn, neunundzwanzig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 215i). talatÿn: arab. talātīn, dreißig (vgl. Bosselmann-Cyran: Vokabular, 177, Nr. 215j). HS G: Ränder mit Tusche, mit goldener Farbe ausgemalt.

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

483

[fol. 98r-103v] [leere Seiten]

3

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

3.1

Zur Anlage der Bildkonkordanz

Andres Betschart898 hat in seiner 1996 publizierten Dissertation die Abbildungen der illustrierten Jerusalempilgerberichte katalogisiert und die ihm bekannten Publikationsorte der Abbildungen sorgfältig aufgelistet. Diese Liste der Abbildungen des Reiseberichts Konrad Grünembergs übernimmt zusätzlich zu den schon bei Betschart angegebenen Angaben wie die Handschrift, in der die Zeichnung enthalten ist, Titel und Thema der Abbildung und die bisherigen Bildeditionen noch die Abbildungsinschriften. Diese wichtigen Informationen, die die Informationen des Pilgerberichts für den Leser aufnehmen, ergänzen und erweitern, wurden ediert und bei Bedarf auch kommentiert. Daher sind folgende Angaben im Katalog der Abbildungen enthalten: a) Nummer des Bildes: Die Bilder wurden neu nummeriert. Auf die Bildnummern bei Betschart 1996 (Handschrift K und Handschrift G) und Eisermann (im Druck) (nur Handschrift G) wird in einer Fußnote zu jeder Bildnummer verwiesen. b) Handschrift, in der die Abbildung enthalten ist samt dortiger Paginierung: In der Bildkonkordanz wurde die Handschrift mit Sigle und entsprechenden Seitenangabe in der Handschrift aufgenommen c) Titel der Abbildung, wie er in der Handschrift genannt ist: Die Bildtitel wurde übertragen und ediert, Kürzungen wurden aufgelöst. d) Motiv der Abbildung: Das Motiv der Abbildung wurde kurz beschrieben und etwaige Bildtitel in moderner Schreibweise wiedergegeben. e) Bildinschriften: Die Inschriften der jeweiligen Abbildung wurden aufgenommen. Bei Stadtveduten, Landschafts- und Gebäudedarstellung mit vielen Inschriften wie beispielsweise Jerusalem, Bethlehem, die Grabeskirche und anderen wurde so verfahren, dass die Inschriften im Bild nummeriert wurden und diese Inschriften dann entsprechend ihrer Nummer ediert wurden. Die Bildinschriften wurden von links nach rechts in Leserichtung nummeriert.

898

Betschart: Illustrationen.

484

f)

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bisherige Bildeditionen: Die bislang bekannten Bildeditionen in Auswahl, nicht aufgeführt sind zahlreiche weitere Abbildungen in populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen und Internetveröffentlichungen. Die Bildinschriften wurden nur dann kommentiert und erläutert, wenn sich die Zuordnung zu einer heiligen Stätten nicht aus dem Pilgerbericht eindeutig herstellen ließ.

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

3.2

Bildkonkordanz

1

Stadtansicht Venedig

485

HS K, fol. 5r, Sant Marx kirchen1 Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 7v-8r, Venedyg2 (nach Reuwichs Vorlage)3 Bildinschriften: s Marx turn, des herczogen palast, sant Marx münster Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 53; Denke: Venedig, 221, Abb. 6.6.5; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 24/25; Kunze: Buchillustration, 1, 64; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, nach 212, Abb. 27; Sollbach: Pilgerfahrt, vor 65, Tafel 34; Vrankrijker: Pelgrimstocht, zu 16 2

Pilgerschiff des Agostino Contarini

HS K, fol. 5v-6r, Unser galleig5 Bildinschriften: Bildeditionen: Denke: Venedig, 208, Abb. 6.4.2; Meichle: Pilgerfahrt, Heft 1, 3; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, vor 73, Abb. 9 HS G, fol. 10v-11r, Conterinis gallea6 (nach Reuwichs Vorlage auf der Vedute von Rhodos)7 1 2 3

4

5 6 7

Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 1 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 1; Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 1 (G). Betschart: Illustrationen, 296, Nr. 2 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 2 (Reuwich). Sollbach, Gerhard E.: In Gottes Namen fahren wir. Die Pilgerfahrt des Felix Faber ins Heilige Land und zum St. Katharina-Grab auf dem Sinai A. D. 1483, Kettwig 1990. Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 2 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 2; Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 2 (G). Vgl. dazu Betschart: Illustrationen, 303, dort als eine Kopie nach Breydenbach / Reuwich angegeben. Allerdings haben diese keine Abbildung eines Pilgerschiffes in ihrem Werk, sondern das Pilgerschiff ist ein Teil der Vedute von Rho-

486

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 54; Denke: Venedig, 207, Abb. 6.4.1; Ewe: Schiffe, 32/33, Abb. 11b; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 40/41; Lülfing / Teitge: Handschriften, 200/201; Sollbach: Pilgerfahrt, vor 65, Tafel 2; Vrankrijker: Pelgrimstocht, zu 17 3

Castello vecchio und Castello nuovo an der Hafenausfahrt Venedigs im Porto di Lido

HS K, fol. 8r, ohne Bildlegende8 Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 12v-13r, die castalet9 Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 55; Caucci von Saucken 1999, 132, Abb. 105; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, nach 72, Abb. 8 4

Poreč (Parenzo), Westküste Istriens

HS K, fol. 8v-9r, Parentz in Histria10 Bildinschriften: Bildeditionen: Timm: Palästina-Pilgerbericht, 486/487, Abb. 53 HS G, fol. 14v-15r, Parencs11 (nach Reuwichs Vorlage)12 Bildinschriften: -

8 9 10 11 12

dos. Dieses hatte Grünemberg kopiert und zu einer eigenständigen Abbildung gemacht. Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 3 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 3; Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 3 (G). Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 4 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 4; Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 4 (G). Betschart: Illustrationen, 296, Nr. 3 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 3 (Reuwich).

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildeditionen:

5

487

Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 56; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, vor 73, Abb. 10; Pivčevič: Konrad von Grünemberg’s Visit, 27

Zadar (Zara), Dalmatien

HS K, fol. 9v-10r, Sara in windischen Landen13 Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 16v-17r, Sara und Sanct Michelsberg (mit Wappen)14 Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 57; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, nach 80, Abb. 11; Pivčevič: Konrad von Grünemberg’s Visit, 2915; Raukar: Zadar, zwischen 64 und 6516 6

Biograd, Kroatien

HS K, fol. 11r, das alt Sara17 Bildinschriften: Bildeditionen: 7

Šibenik, Kroatien

HS K, fol. 11v, Sibennek die hobtstat im kungkrich dalmatzien (mit Wappen)18 Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 18v-19r, Sibeneck (mit Wappen)19 Bildinschriften: 13

14 15

16

17 18 19

Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 5 (K). Betschart gibt fälschlicherweise als Inschrift an: Sara in heidnischen Landen. Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 5; Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 5 (G). Pivčevič, Edo: Konrad von Grünemberg’s Visit to Croatian Coastal Towns in 1486, in: BC Review 17 (1980), 23-42. Raukar, Tomislav: Zadar pod mletackom upravom 1409-1797 (Zadar unter venezianischer Herrschaft – d. Vf.), Zadar 1987 (Proslost Zadra 3). Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 6 (K). Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 7 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 6; Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 7 (G).

488

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildeditionen: 8

Pivčevič: Konrad von Grünemberg’s Visit, 33

Insel Hvar, Kroatien

HS K, fol. 12v, Lessina20 Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 19v-20r, Lesina21 Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 58; Ewe: Schiffe, 31, Abb. 11a (Ausschnitt); Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 56/57; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, vor 209, Abb. 26; Pivčevič: Konrad von Grünemberg’s Visit, 35; Vrankrijker: Pelgrimstocht, zu 38 9

Insel Korčula, Kroatien

HS K, fol. 13r, Korsulla in Albaniia22 Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 20v-21r, Cursula23 Bildinschriften: Bildeditionen: Pivčevič: Konrad von Grünemberg’s Visit, 37; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, nach 209, Abb. 25 10

Dubrovnik

HS K, fol. 13v, Ragusa hobstat im kungrich Croatien (mit Wappen)24 Bildinschriften: Bildeditionen: Sollbach: Pilgerfahrt, vor 65, Tafel 4 HS G, fol. 21v-22r, Ragusa (mit Wappen)25 20 21 22 23 24 25

Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 8 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 7; Betschart: Illustrationen, 303, Nr. 8 (G). Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 9 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 8; Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 9 (G). Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 10 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 9; Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 10 (G).

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

489

Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 59; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, vor 81, Abb. 12 11

Gruppe reitender Janitscharen und Türken

HS G, fol. 23r, Gruppe reitender Janitscharen und Türken,26 ohne Bildlegende, nach Reuwichs Vorlage27 Bildinschriften: Bildeditionen: Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 39; Kunze: Buchillustration, 1, 64; Sollbach: Pilgerfahrt, vor 65, Tafel 5 12

Insel Korfu

HS K, fol. 15v-16r, Corfun in Kriechn28 Bildinschriften: Bildeditionen: Meichle: Pilgerfahrt, Heft 2, 7; Timm: Palästina-Pilgerbericht, 492/493, Abb. 57 HS G, fol. 24v-25r, Corfon29 (nach Reuwichs Vorlage)30 Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 60 13

Methóni

HS K, fol. 17v-18r, Modon in Morea31 Bildinschriften: Bildeditionen: Timm: Palästina-Pilgerbericht, 498/499, Abb. 61 HS G, fol. 26v-27r, Modon32 und die vorgelagerte Insel Schiza (nach Reuwichs Vorlage) 26 27

28 29

30 31 32

Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 10; Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 11 (G). Betschart: Illustrationen, 298, Nr. 24 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 23 (Reuwich). Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 12 (K). Betschart: Illustrationen, 296, Nr. 4 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 4 (Reuwich). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 11; Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 12 (G). Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 13 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 12; Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 13 (G).

490

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildinschriften: unser frowen kilch (Beischrift zur Insel Schiza) Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 67; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, vor 97, Abb. 14; Reichert: Ottheinrich, 67, Abb. 6; Soulis: Notes, 274/275 14

Iráklion auf der Insel Kreta

HS K, fol. 19v-20r, Kandÿa hobtstat im kungrich Kandÿa (mit Wappen) 33 Bildinschriften: hie inn macht man die schiff, der stat zug hus, mülin Bildeditionen: Timm: Palästina-Pilgerbericht, 502/503, Abb. 63 HS G, fol. 28v-29r, Candia (mit Wappen)34 (nach Reuwichs Vorlage)35 Bildinschriften: conventus minorus (sic!) Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 68; Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 157; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, nach 112, Abb. 15 15

Griechisch-orthodoxe Messe

HS G, fol. 30r, Ain kriechisch meß36 in einem gotisch ausgestalteten Kirchenchor37 Bildinschriften: Bildeditionen: Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 48 16

Mühle auf Kreta

HS G, fol. 30v, Mühle auf Kreta38 Bildinschriften: Bildeditionen: Gleisberg: Windmühlen, 294 33 34 35

36 37

38

Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 14 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 13; Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 14 (G). Betschart: Illustrationen, 296, Nr. 6 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 6 (Reuwich). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 14; Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 15 (G). Im Katalog der Handschriften wird darauf verwiesen, dass der Illustrator bei der Schilderung der griechischen Messe auf eine Darstellung in der Konstanzer Konzilschronik zurückgegriffen habe, vgl. Moser: Buchmalerei, 316. Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 15; Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 16 (G). Die Mühle nur in der Handschrift G enthalten, in der Handschrift K ist die Mühle ein Teil der Abb. 14.

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

17

491

Zweig eines Olivenbaumes

HS G, fol. 31r, Zweig eines Olivenbaumes mit Blättern und Früchten39 Bildinschriften: Bildeditionen: 18

Insel Rhodos

HS K, fol. 20v-21r, Rodis40 Bildinschriften: der Bair turn; Hie her in kam der gros Türk mit aim sturm und erschlůg gar viel gůter lut uf dem blacz. Es haist och hie an Juden gassen; gries turn; Franczosen turn41; Der gros blacz, so enmiten inn der stat stǎt, da hǎt man och ale ding fail.42; Under den sta43 sind gewelb, leg man dz korn.44; Lamparter turn; sant Kattrin turn; der Riter brüder gassen; sant Andres turn; des hochmaister schlos; sant Johans turn; sant Anthoni; santus Nicolaus turn45 Bildeditionen: Sollbach: Pilgerfahrt, nach 160, Tafel 7; Timm: Palästina-Pilgerbericht, 508/509, Abb. 66; Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, Umschlaginnenseite HS G, fol. 31v-32r, Rhodis46(nach Reuwichs Vorlage)47 Bildinschriften: -

39 40 41

42 43 44

45

46 47

Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 16; Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 17 (G). Betschart: Illustrationen, 304, Nr. 18 (K). Die Bezeichnungen der Türme wie beispielsweise Franczosen turn künden davon, welche „Zunge“ hier im Ernstfall für die Verteidigung zuständig war (vgl. Kraack: Rhodos, 216/217, Anm. 7; Setton: The Papacy II, 346, Anm. 1; Uffer: Peter Füssli, 168). Zentraler Markt bei der Kirche des Heiligen Sebastian (vgl. Kraack: Rhodos, 223). HS KA: Textverlust. Eine Besonderheit des Marktes auf Rhodos bestand darin, dass er vollständig unterkellert ist (vgl. Waldstein-Wartenberg: Vasallen Christi, 301/302). Waldstein-Wartenberg weißt auch darauf hin, dass neben Grünemberg auch Hans Stockar (vgl. Hans Stockar, 42-43) und ein schweizer Anomymus (vgl. Anonymus 1521, hg. von Röhricht) die Keller erwähnten. Der Turm St. Nikolai fand des Öfteren Erwähnung in den Pilgerberichten (vgl. Röhricht: Deutsche Pilgerreisen 1889, 59). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 17; Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 18 (G). Betschart: Illustrationen, 296, Nr. 7 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 7 (Reuwich).

492

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildeditionen:

19

Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 69; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 55; Reichert: Ottheinrich, 68, Abb. 8; Vrankrijker: Pelgrimstocht, zu 39

Exotische Tiere

HS G, fol. 34v-35r, exotische Tiere48 (teilweise nach Reuwichs Vorlage)49 Bildinschriften: Bildeditionen: Betschart: Illustrationen, 67; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 55; Niehr: Wahrnehmung, 298 20

Limassol, Insel Zypern

HS K, fol. 23v, Linisso ain port in Zippern50 Bildinschriften: dz bistum Bildeditionen: HS G, fol. 36v-37r, Liniso51 Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 70 21

Larnaka, Insel Zypern

HS K, fol. 24v, Sallina das port in Zippern52 Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 38v-39r, Sallina53 Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 71; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, vor 241, Abb. 34;

48 49

50 51 52 53

Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 18; Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 19 (G). Betschart: Illustrationen, 298, Nr. 23 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 22 (Reuwich); Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck, 35. Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 20 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 19; Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 20 (G). Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 21 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 20; Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 21 (G).

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

493

Reichert: Ottheinrich, 68, Abb. 7; Cavazzana Romanelli / Grivaud: Cyprus 1542, 99, Abb. 3454 22

Zerfallene Brücke bei Constantia, Insel Zypern

HS G, fol. 39v, Zerfallene Brücke bei Constantia, Insel Zypern55 Bildinschriften: Bildeditionen: 23

Constantia, Insel Zypern

HS K, fol. 25v, Kostus56 Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 40r, Costus57 (mit dem halben Rad der Hl. Katharina) Bildinschriften: Bildeditionen: 24

Famagusta, Insel Zypern

HS K, fol. 25v, Famagust die hobtstat in kungrich Zippern58 Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 41v-42r, Famagusta59 (Wappen und Schwertorden mit Inschrift) Bildinschriften: por loilttes mantenir (Inschrift auf dem Band des Schwertes) Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 72; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, nach 240, Abb. 33; Cavazzana Romanelli / Grivaud: Cyprus 1542, 82, Abb. 16 25

Jaffa

HS K, fol. 28v-29r, das erst haidnisch port Jaffen60 54

Cavazzana Romanelli, Francesca / Grivaud, Gilles: Cyprus 1542. The Great Map of the Island by Leonida Attar, Nikosia 2006 (Cyprus Cartography Lectures 7). 55 Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 21; Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 22 (G). 56 Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 23 (K). 57 Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 22; Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 23 (G). 58 Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 24 (K). 59 Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 23; Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 24 (G). 60 Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 25 (K).

494

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildinschriften: nn61 dem loch undent62 kemeln; Item inn den loch lǎgent alwegen Pire Landens bilgrinn; Item inn dem loch lagent wier bis ann driten tag Bildeditionen: Timm: Palästina-Pilgerbericht, 572/573, Abb. 140 HS G, fol. 44v-45r, Yapha63

Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 84; Denke: Venedig, 209, Abb. 6.4.3 (Ausschnitt); Momigliano Lepschy: Santo Brasca, nach 224, Abb. 31; Tenenti / Tucci: Storia di Venezia, 38664 26

Moschee

HS K, fol. 30v, ain haidnischer tempel65

Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 47v, haidnischer tempel66 Bildinschriften: diß sind der sarazenen greber Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 88; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, vor 181, Abb. 20 27

Ramla

HS K, fol. 31v-32r, Raman67 Bildinschriften: ain bad; daz bad; der bilgram spitǎl Bildeditionen: Foster: Pilger, 29; Sollbach: Pilgerfahrt, nach 160, Tafel 8 HS G, fol. 48v-49r, Rama68 Bildinschriften: 61

HS K: I steht in der Bindung, nicht lesbar. HS K: st steht in der Bindung, nicht lesbar. 63 Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 24; Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 25 (G). 64 Storia di Venezia 12: Il mare, a cura di Alberto Tenenti e Ugo Tucci, Rom 1991. 65 Betschart: Illustrationen, 305, Nr. 26 (K). 66 Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 25; Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 26 (G). 67 Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 27 (K). 68 Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 26; Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 27 (G). 62

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildeditionen: 28

495

Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 85

Lod (Lydda)

HS K, fol. 33r, Lidya da sant Joerg gemartret ist69 Bildinschriften: das ist ain haidnischer tempel Bildeditionen: HS G, fol. 51r, Lidia70 Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 86 29

Bad, vor einer Moschee gelegen

HS K, fol. 33v, das wäsch hus vorm tempel71 Bildinschriften: Bildeditionen: 30

Moschee

HS K, fol. 34r, der haidnisch tempel so vor Raman der Stat lit72 Bildinschriften: Hie stǎnd haidnische greber, getar kain cristen zuo riten oder gon; anguri öpffel Bildeditionen: Konrad: Buchmalerei, 121; Moser: Buchmalerei, 317; Reichert: Welsche Gäste, 24 HS G, fol. 53r, Sarazenen tempel73 Bildinschriften: Hie slůgen die sarazenen einander (Inschrift unter der Kampfszene); das weschhuß vor dem tempel (Inschrift oberhalb des Waschhauses) Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 88; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 75; Křížek: Kulturgeschichte des Heilbades, 206; Moser: Buchmalerei, 317; 69 70 71 72 73

Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 28 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 27; Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 28 (G). Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 29 (K). Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 30 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 28; Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 30 (G).

496

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Ott: Ikonographie, 48; Reichert: Welsche Gäste, 25; Rockar: Bilderhandschriften, Abb. 22 31

Arabisches Feldlager

HS G, fol. 53v-54r, Hie ligen die Arben ze feld74 Bildinschriften: Bildeditionen: 32

Emmaus

HS K, fol. 35r, Emmaus75 Bildinschriften: Bildeditionen: Foster: Pilger, 144 HS G, fol. 55v-56r, Emaus und Castella Samuelis76 Bildinschriften: hie inn ligt Leophas begraben; Ramatha Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 87, 143; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 79; Reichert: Ottheinrich, 71, Abb. 11; Vrankrijker: Pelgrimstocht, zu 58 33

Jerusalem

HS K, fol. 35v-36r, Jerusalem (mit goldenem Jerusalemkreuz), als runde Stadt dargestellt, die Grabeskirche ist gedreht77 Bildinschriften: domus mali78 consilÿ79; ospitale80; hic beata virgo obiit; hic electus fuit santus Mathias81; monte Sÿon82; turis Josep83; hic 74 75

76 77 78 79

80

Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 29; Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 31 (G). Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 32 (K). Betschart gibt die Bildlegende Emaus an, diese ist jedoch in der Abbildung nicht zu finden, sondern das Thema des Darstellung ergibt sich aus dem Text und stat die gestalt Emǎs hie gezaicht (vgl. HS K, fol. 35r). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 30; Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 32 (G). Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 33 (K). HS K: mauli. Haus des Rats, bei anderen Pilgern ebenfalls castrum maly consilii (Georges Lengherand, 125; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979, 348; Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997, 1181) genannt. Inhaltlich meint Grünemberg das Haus, in dem Judas mit den Hohepriestern den Verrat an Christus besprach (Lc 22,4-6). Hospital.

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

497

Johannes ewangeliste celebravit; domus Kaÿfe84; sepulchrum sancti Stefani; hic Judei ceciderunt ad baram beate virginem; die starkmar85; hie heruff ward Got gefürt, do er gefangen ward; hie haist es in tal Siloÿ86; der gotz aker87; das grab Absolon88; item es ist ze wissen, was enent dem bach Cedron vor der stat lit, sicht als gegen der stat also oder in das tal Josofat; hie ist das tal Josofat, gat dar usin umb halbe stat; hie ist etwinn Jetsamini gelegen, das dorflin; rastet unser frow gare oft; ward das pater noster gemacht; sant Marx kirch, ward der glob gemacht von den zwelfboten; hie anssensit (...)89 celum; haiden greber; hie ist der bach Zedron, der rint durch das tal Josofat wenn es regnet oder sust gussinen koment; hůt Saulus der claider90; ward sant Stefan verstaingot91; was vor ain steg dz hailig crucz; der tempel unser frowen, ward sÿ begraben; schliefent die Junger; fiellend die Juden; hie ward Got gefangen; in der kluft betet Got, haist man den ölberg; porta s. Stefane92; nativitas sante Marie; templum Salomonis; porta aurea; hie ist dz gros gewelb da ist 81 82 83

84

85 86

87

88

89 90 91 92

Apg 1,21-26: Matthias wurde an Stelle des Judas zum 12. Apostel gewählt. Berg Sion. Lustgarten Josefs von Arimathäa mit dem sog. Josefsturm, vgl. Achermann: Winkelried-Haus, 106. Haus des Kaiphas, der Ort, an dem Christus zum Tode verurteilt (Mc 14,53-64) und von Petrus verleugnet wurde (Mc 14,66-72; Io 18,15-27). Der Ort wird meist mit dem Berg Sion in Verbindung gebracht und entweder in den Gewölben der heutigen Kirche St. Peter in Gallicantu oder im armenischen Kloster in der Kirche St. Salvator vor dem Sionstor vermutet (vgl. Külzer: Peregrinatio graeca, 216/217; Gorys: Das heilige Land, 126). Starke, d. h. dicke Mauer, in diesem Fall ist die Stadtmauer Jerusalems gemeint. Tal Siloah, der Name Siloah ist erst seit herodianischer Zeit für die Birkat Silwān belegt (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 20). Mt 27,1-8; Act 1,15-20. Hakeldamach (Blutacker), am Südhang des Hinnomtals gelegener Bestattungsplatz für Ortsfremde. Das sog. Grab des Absalom, in herodianischer Zeit errichtet, ein Grabmonolith mit Trompetendach (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 239-241; Murphy-O’Connor: Holy Land, 123; Tobler: Siloahquelle, 267-287). In frühen Pilgerberichten wurde es als Grab Joschafats identifiziert, später als das des Absalom (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 220, Anm. 107). Textverlust. Act 7,57. Act 7,55. Stephanstor neben der goldenen Pforte.

498

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildeditionen:

alen kof; Pilatus; domus Herodes; rich man93; fronica94; hie sas die mörin Salomonis; domus Amon; der hailig tempel dar inn das hailig grab ist; der bilgram spittǎl; castela David; avete (?); e s. Jacob; domus Anne95; templum Simejonis; der berg Galilei Bäumler / Brockhoff / Henker: Von Kaisers Gnaden, 171, Abb. 7.7; Betschart: Illustrationen, 109, Abb. 39; Meichle: Pilgerfahrt, Heft 4, 13; Sollbach: Pilgerfahrt, nach 160, Tafel 9; Timm: Palästina-Pilgerbericht, 574/575, Abb. 141

HS G, fol. 56v-57r, Jerusalem (mit goldenem Jerusalemkreuz) (nach Reuwichs Vorlage)96 Bildinschriften: Sottemar97; dz hus Cayffe98; s. Johannis ewangeliste huß; templum Symeonis99; Galgalla; e Jacobs enthopt statt; domus Anne100; das bad; Jaser; kunig Davids pfallentz; Set; Sarazenen greber; templum Salomones; port101 eracli102; port, 93 94

95 96

97

98

99 100

101 102

Lc 16,19-31. Haus der Veronika, die Lokalisierung an der Via dolorosa wechselt (vgl. Tobler: Topographie, I, 251-252). Haus des Hannas. Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 31; Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 33 (G). Reuwichs Vorlage: Betschart: Illustrationen, 296, Nr. 22 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 21 (Reuwich). Verlesen, in Reuwichs Druck steht hier totes mar, vgl. Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 21 (Reuwich). Haus des Kaiphas (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 164-165; Külzer: Peregrinatio graeca, 216-218; Kopp: Stätten der Evangelien, 400-405). el-Aqsā-Moschee (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 50-63). Haus des Hannas, des Schwiegervater Kaiphas (vgl. Io 18,12), an dessen Stelle vor 1187 eine christliche Kirche errichtet worden war, die seit 1286 in armenischen Händen bezeugt ist (Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 168-169; Murphy-O’Connor: Holy Land, 67-68; Vincent / Abel: Jérusalem III, 501). HS G: pota. Herakleios I., byzantinischer Kaiser (* 575; Ks. 5. Oktober 610; † 11. Februar 614). Im Jahr 631, der Legende nach, verschlossen sich die Steine den Zugang vor dem byzantinischen Kaiser Herakleios, als er zu Pferd in seinen prächtigen Gewändern erschien und die zurückeroberte Kreuzreliquie in die Stadt bringen wollte. Sie gaben den Weg erst frei, als er sich in demütiger Haltung näherte (vgl. Von der Kreuzfindung, Jacobus de Voragine, 349-358). Die Legende ist erstmals um 830 belegt (vgl. Murphy-O’Connor: Holy Land, 93; Hartmann: Wilhelm Tzewers,

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildeditionen:

34

499

dadurch Christus uf dem esel rait am palmtag; Elissee103; bilgri spital ze Jerusalem; des hailigen grabs tempel; der berg Nelo; uff den berg ward Got gefurt vom tufel104; hie fastot Got xxxx tag105; ulma staczero; unser frowen capell; frythof da Christus verurtailt ward; Herodes hus; Pilatus hus; sanct Anna hus; s. Stefans port; hie hüt Saulus der claider106; hie ward s. Stephan verstainget107; thorenß Zedron Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 101; Brentjes: Völker, 220, Tafel XII; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 104/105; Momigliano Lepschy: Santo Brasca, vor 225, Abb. 32; Vrankrijker: Pelgrimstocht, zu 59

Tal Joschafat

HS G, fol. 63v-64r, Das tal Jossofat108 Bildinschriften: Gottsacker109; Natatorium Siloe110; in diser huly verborgen sich die xiibotten111; hie ward Ysapas prophet mit der hulczin

103

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105 106 107 108 109

110

173, Anm. 70). Die Geschichte ist bei Heinricht Tzewers auch belegt (vgl. Wilhelm Tzewers, 172/173). Hier ist die fons elisei gemeint, so ist sie bei Breydenbach/Reuwich auch bezeichnet. Es handelt sich um die Elisa-Quelle, aus der ein kleines Bächlein entspringt, das bis zum Meer fließt. (vgl. Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 21; Bernhard von Breydenbach, hg. von Geck, Palästinakarte; Hans Bernhard von Eptingen, 273) III Rg 2,19-22 erzählt davon, wie Elisa die salzige Quelle in eine Süsswasserquelle verwandelte. Der Besuch an der Quelle wird vom französischen Anonymus des Jahres 1486, erwähnt (vgl. Anoynmus 1486, hg. von Dansette 1979, 376). Berg Quarentana, Berg der Versuchung bei Jericho, 301 Meter über dem Meeresspiegel, über 500 Meter oberhalb der Jordansenke gelegen. Der arabische Name Ğebel Qarantal (seit der Kreuzfahrerzeit bezeugt), nimmt ebenfalls auf den vierzigtätigen Aufenthalt Jesu Bezug (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 241; Murphy-O’Connor: Holy Land, 363-365; Keel / Küchler: Orte, 550/551). Mt 4,1-11; Mc 1, 12-13; Lc 4,1-13. Act 7,57. Act 7,55. Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 32; Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 34 (G). Mt 27,1-8; Act 1,15-20. Hakeldamach (Blutacker), am Südhang des Hinnomtals gelegener Bestattungsplatz für Ortsfremde. Teich Siloah (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, III, 19ff).

500

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildeditionen:

35

segen zerschnitten112; Absalon grab113; uf disen stain ist Maria xyl gesessn nach irs suns uffart; hie für Christus ze hymmel; in diser kirchen ward gemacht dz pater noster; Sanct Marx kirch, darinn die xii botten den glouben machten; hie vielen die Juden ii mal; hie schlaeffen die iii junger Christi, als er gefangen ward; hie ward Gott gefangen; hie bracht Gabriel den palmen Marie ir end verkundende; uf disen berg sicht man in Arabia und ins Sodomytisch mere; der berg Galylee; hie wainet Christe uber Jerusalem sprechende: „wißtest du, dz dir kunftig ist, du waintest ouch; hie ließ Maria, als sie ze hymmel fur, iren gürtel fallen sanct Thoman; hie ist der ölberg, darunder Christe gebettet hät; Marien bestattung nach irem ende; Torrens Cedron; hie lag dz holcz des hailigen + hie ain steg Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 106; Brentjes: Völker, 220, Tafel XIII; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 132/133; Vrankrijker: Pelgrimstocht, zu 64

Berg Zion

HS G, fol. 66v-67r, Der Mons Syon114 111

112

113

114

In der sog. Apostelhöhle am Abhang des Berges Dschebel Abū Tōr (auch Gräberberg, Berg des Blutackers oder Berg des bösen Rates genannt), über der Mündung des Hinnomtals in das Kidrontal, sollen sich die Apostel während Jesu Prozeß versteckt gehalten haben. Seit dem 14. Jahrhundert wurde eine der Grotten als diese Apostelhöhle gezeigt (vgl. Baedeker: Palästina, 105; Herz: Hans Tucher, 430, Anm. 2; Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, II, 327-329; Tobler: Topographie, II, 245-246, 249-250; Felix Fabri, Evagatorium, I, 422-423). Martyrium und Himmelfahrt des Jesaja 5, 1-11. Der Ort des Martyriums wurde an der Stelle lokalisiert, an der Tyropoiontal und Kidrontal zusammentreffen (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem, I, 158-159, III, 410). Das sog. Grab des Absalom, in herodianischer Zeit errichtet, ein Grabmonolith mit Trompetendach (vgl. Bieberstein / Bloedhorn: Jerusalem III, 239-241; Murphy-O’Connor: Holy Land, 123; Tobler: Siloahquelle, 267-287). In frühen Pilgerberichten wurde es als Grab Joschafats identifiziert, später als das des Absalom (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 220, Anm. 107). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 33; Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 41 (G). Bei Betschart ist diese Abbildung falsch eingeordnet, der Hinweis auf die falsche Einordnung erfolgt auch bei Eisermann.

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

501

Bildinschriften: hie hat Maria geendet in gegenwertigkait der xii botten; hie halt sanct Johannis unser frowen meß; Sanct Stephans erste begrebs; hie ward Mathyas erwelt ze ainem xii botten115; hie erlammeten die Juden an unser frawen bare; hie aß man dz oster lam; uf disem stock ward am pfinstag der hailig gaist gesant; hie dz nachtmal Christi; greber Salomonis und David etc; hospitale116; dz hus des Rats117; Josephs turn118; dz schloß Urie119 Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 102 36

Jerusalem, Grabeskirche

HS K, fol. 44r, Der hailig temppel, den hat gebuwen santa Hellena die haillig küngin120 Bildinschriften: grad under dem loch stǎt das hailig grab; der hůt ist mit blig bedekt; in dem turm hanget kain glǒg mer, sÿ sind al gen Rodis komen; Hie unden im tempel stat der kǒr. Anmiten im kor ist ain stain und im stain ist ain loch ainer spang wit, da ist es anmiten inn der welt, als Christus selb gesprochen hat.; hie haist es Golgata; hie unden ist der berg Calvarie; da ist man etwin gangen uff den berg calvarie121; aler engel capell; sant Johans baptista capel; sant Maria Magtollena capel; siczent die haiden; hie fiel Got mit dem crucz Bildeditionen: Betschart: Illustrationen, 134, Abb. 60; Foster: Pilger, 28; Krüger: Grabeskirche, 138, Abb. 155 (Ausschnitt); Meichle: Pilgerfahrt, Heft 3, 10;

115 116 117 118

119 120 121

Apg 1,21-26: Matthias wurde an Stelle des Judas zum 12. Apostel gewählt. Hospital. Haus des Rats, Ort der Verhandlungen Judas mit den Hohepriestern (Lc 22,4-6). Lustgarten Josefs von Arimathäa mit dem sog. Josefsturm, vgl. Achermann: Winkelried-Haus, 106. II Sm 11,1-26. Haus des Hethiters Urija. Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 35 (K). Äußerer Zugang zum Kalvarienberg. Die Treppenanlage führte von außen auf die Höhe des Golgathafelsens und bildete neben der Hauptfassade ein überkuppeltes Podest. Dieser Zugang wurde von den Muslimen verschlossen und als sog. Frankenkapelle eingerichtet (vgl. Krüger: Grabeskirche, 138-141, 217).

502

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Richard: Les récits, 150, Abb. 60;122 Timm: Palästina-Pilgerbericht, 518, Abb. 71 HS G, fol. 69r, Diß ist die gstalt des hailigen grabs tempel, wie den sancta Helena gebuwen hät123 (nach Reuwichs Vorlage)124 Bildinschriften: Diß ist die gstalt des hailigen grabs tempel, wie den santa Helena bebuwen hät; under disem loch stat das hailig grab; in disem turn ist kain glock, wann die gen Rhodis genomen wurden, als Jherusalem gewunnen ward, umb dz nit den Sarrazenen die bliben; hie unden inmitten dem chor ist ain loch, ist mitten in der welt und ist ouch die stat Golgotha; hie ist der berg Calvarie; hie viel Christus mit dem crucz. Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 104; Arnulf : Mittelalterliche Beschreibungen der Grabeskirche, 39, Abb. 6; Betschart: Illustrationen, 134, Abb. 60; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 319, Abb. 13; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 95 37

Das Heilige Grab in der Grabeskirche

HS K, fol. 45v, Seppulchrum domini Jesu Cristi125 Bildinschriften: capel der Jacobiten; ain portǎl Bildeditionen: Arnulf : Mittelalterliche Beschreibungen der Grabeskirche, 41, Abb. 10; Biddle / Zabé: Grabeskirche, 58;126 Timm: Palästina-Pilgerbericht, 524, Abb. 78

122

123 124

125 126

Richard, Jean: Les récits de voyages et de pèlerinage, Turnhout 1981 (Typologie des sources des Moyen Age occidental 38). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 34; Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 35 (G). Betschart: Illustrationen, 296, Nr. 8 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 8 (Reuwich). Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 36 (K). Falsche Zuschreibung zu einem Konrad Grunenburg. Biddle / Zabé: Grabeskirche, 58, Beschriftung zur Abbildung des Heiligen Grabes: „Farbige Tuschezeichnung des Grabbaus von Süden aus, ausgeführt 1487 von Konrad Grunenburg vermutlich auf der Grundlage von Skizzen während seines Besuchs in Jerusalem im Jahr 1486.“

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

503

HS G, fol. 71r, Sepulchrum domini nostri Jhesu Christi127 (nach Reuwichs Vorlage)128 Bildinschriften: die capell der Jacobiten; diß ist ain portäly des ingangs zum grab Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 105; Betschart: Illustrationen, 123, Abb. 51; Ganz-Blättler: Andacht und Abenteuer, 321, Abb. 17; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 98 38

Darstellung der Griechen

HS G, fol. 73v, Darstellung der Griechen (nach Reuwichs Vorlage)129 Bildinschriften: Bildeditionen: Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 101 38a

Griechisches Alphabet

HS G, fol. 74r, hienach stat der kriechen alphabet (nach Reuwichs Vorlage)130 Bildinschriften: Bildeditionen: 39

Darstellung der Surianen

HS G, fol. 74v, Darstellung der Surianen (nach Reuwichs Vorlage)131 Bildinschriften: Bildeditionen: Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 103; Lehmann-Haupt: Holzschnitte, 159, Abb. 2 39a 127 128

129

130

131

Chaldäisch-surianisches Alphabet Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 35; Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 36 (G). Betschart: Illustrationen, 297, Nr. 21 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 21a (Reuwich). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 36; Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 37 (G). Reuwichs Vorlage: Betschart: Illustrationen, 297, Nr. 13 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 13 (Reuwich). Betschart: Illustrationen, 297, Nr. 14 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 14 (Reuwich); vgl. auch Beckers: Fremdalphabete, 80/81. Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 37; Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 38 (G). Reuwichs Vorlage: Betschart: Illustrationen, 297, Nr. 15 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 15 (Reuwich).

504

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

HS G, fol. 75r, der Surÿani alphbet (nach Reuwichs Vorlage)132 Bildinschriften: Bildeditionen: 40

Zwei Jacobiter

HS G, fol. 75v, Zwei Jacobiter133 (nach Reuwichs Vorlage zweier Abessinier) 134

Bildinschriften: Bildeditionen: 40a

Koptisches Alphabet

HS G, fol. 76v, Koptisches Alphabet (nach Reuwichs Vorlage)135 Bildinschriften: Bildeditionen: 41

Darstellung der Armenier

HS G, fol. 77r, Darstellung der Armenier136 Bildinschriften: Bildeditionen: Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 108 41a

Armenisches Alphabet

HS G, fol. 78r, Armenisches Alphabet (nach Reuwichs Vorlage)137 Bildinschriften: Bildeditionen: 42

Darstellung der Georgier

HS G, fol. 78v, Darstellung der Georgier138 132

133

134

135

136 137

Betschart: Illustrationen, 297, Nr. 16 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 16 (Reuwich); vgl. auch Beckers: Fremdalphabete, 81. Betschart: Illustrationen, 297, Nr. 19 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 19 (Reuwich). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 38; bei Betschart: Illustrationen, 307, fehlt diese Abbildung im Katalog. Betschart: Illustrationen, 297, Nr. 17 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 17 (Reuwich); vgl. auch Beckers: Fremdalphabete, 81. Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 39; bei Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 39 (G). Betschart: Illustrationen, 297, Nr. 18 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 18 (Reuwich); vgl. auch Beckers: Fremdalphabete, 82.

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

505

Bildinschriften: Bildeditionen: 43

Darstellung der Äthiopier

HS G, fol. 80v, Darstellung der Äthiopier139 Bildinschriften: Bildeditionen: Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 111 43a

Äthiopisches Alphabet

HS G, fol. 80r, Äthiopisches Alphabet (nach Reuwichs Vorlage)140 Bildinschriften: Bildeditionen: 44

Bethlehem

HS K, fol. 47r, Betlahem141 Bildinschriften: umb Betlahem ist es als ain berg an142 ain andern und ligt nach darbÿ ain dorff und vor uber och ain schön dorff und waer da gar ain edel ertach, war es buwte, denn die berg sind zimlich hoch; der crutzgang; s. Jerominus Bildeditionen: Richard: Les récits, 149, Abb. 59 HS G, fol. 82v-83r, Bettlahem143 Bildinschriften: Thetua144; das grab Rahel145; hie verkunten die engel den hirten; Ziph146; Asÿan Sanctamar147 138

139 140

141 142 143

144

145

Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 40; bei Betschart: Illustrationen, 307, fehlt diese Abbildung im Katalog. Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 41; bei Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 40 (G). Betschart: Illustrationen, 297, Nr. 20 (Breydenbach); Schramm: Bilderschmuck, Band 15, Abb. 20 (Reuwich); vgl. auch Beckers: Fremdalphabete, 81. Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 44 (K). HS K: an über der Zeile eingeflickt. Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 42; bei Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 44 (G) (falsche Reihenfolge). Tekoa, heute Khirbat at-Tuquc, 7 km süd-östlich von Bethlehem Stadt, aus der der Prophet Amos stammte, (vgl. Keel / Küchler: Orte, 662-669; Pringle: Churches, II, 347/348; Keel / Küchler: Orte, 662-669; Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 159). Gn 35,19. Grab Rahel, am Ortseingang von Bethlehem gelegen. Es wurde seit dem 4. Jahrhundert an dieser Stelle lokalisiert. Das heutige Gebäude stammt aus

506

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildeditionen:

45

Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 117; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 120/121; Reichert: Ottheinrich, 72, Abb. 13; Vrankrijker: Pelgrimstocht, zu 65

Haus des Zacharias

HS K, fol. 47v, Haus des Zacharias148 Bildinschriften: Bildeditionen: HS G, fol. 84r, das hus Zacharii (sic!)149 Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 119 46

Kreuzkloster bei Jerusalem

HS G, fol. 85r, Santa Cruczis150 Bildinschriften: Bildeditionen: Alberti / Tucher: Von Nürnberg nach Jerusalem, 120; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 116 47

146

147

148 149

150

Bad in Jerusalem dem 15. Jahrhundert (vgl. Keel / Küchler: Orte, 606-610; Pringle: Churches, II, 176-178; Külzer: Peregrinatio graeca, 249-250; Tobler: Topographie, II, 782-792). Ziph/Siph bzw. Sif, arab. al-Zīb, der Ort wird mit dem Berg Tell Zīf, 7 km südöstlich von Hebron identifiziert (vgl. Pringle: Churches, II, 384/385; Keel / Küchler: Orte, 747-749; Archäologisches Bibellexikon, 406; Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 159). Röhricht / Meisner vermuten Bet T’amr (vgl. Röhricht / Meisner: Deutsche Pilgerreisen, 159; Tobler: Topographie, II, 420). Betschart: Illustrationen, 308, Nr. 47 (K). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 43; bei Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 47 (G) (falsche Reihenfolge). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 44; bei Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 42 (G) (falsche Reihenfolge). Kloster zum Hl. Kreuz, griechisch-orthodoxes Kloster (seit 1685) bei Jerusalem, von der Kaiserin Helena gegründet, in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts als georgisches Kloster an der Stelle der byzantinischen Kirche errichtet (vgl. Hartmann: Wilhelm Tzewers, 280/281, Anm. 190; Külzer: Peregrinatio graeca, 219/220; Pringle: Churches, II, 33-40; Gorys: Das heilige Land, 140/141; Tobler: Topographie, II, 726-741).

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

507

HS G, fol. 86r, das bad zuo Jerussallem151 Bildinschriften: Bildeditionen: Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 117 48

Darstellung der Sarazenen

HS G, fol. 89v, Darstellung der Sarazenen152 Bildinschriften: Bildeditionen: Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 124; Sollbach: Pilgerfahrt, nach 160, Tafel 6 48a

Arabisches Alphabet

HS G, fol. 89v, Arabisches Alphabet Bildinschriften: Bildeditionen: Sollbach: Pilgerfahrt, nach 160, Tafel 6 49

Darstellung der Mamluken

HS G, fol. 93v, also sechent die mameluken mit irn hobtgeschmüken153 Bildinschriften: Bildeditionen: Betschart: Illustrationen, 85, Abb. 22; Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 130; Sollbach: Pilgerfahrt, vor 65, Tafel 5; Wright: Medieval and Renaissance World, 105154 50

Türkenschiff vor Modon

HS K, fol. 50r, Türkenschiff vor Modon Bildinschriften: Die naffen stund herussen vor Modon. Sagt man, darinn sin acht hundert moren, so al von den Türken erkofft waurent fur aigen, elend lut, der turken schatz man fier hundert sin. Sÿ fůren gen Modon und kofftend vil ochsen und ander ding, das es glich tur war ze Modon.

151

152

153 154

Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 45; bei Betschart: Illustrationen, 307, Nr. 43 (G) (falsche Reihenfolge). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 46; bei Betschart: Illustrationen, 308, Nr. 45 (G) (falsche Reihenfolge). Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 47; bei Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 46 (G). Wright, Esmond (Hg.): The Medieval and Renaissance World, London 1979.

508

Bildprogramm mit Edition der Abbildungsinschriften

Bildeditionen:

51

Foster: Pilger, Tafel 24; Richard: Les récits, 143, Abb. 54

Wappen und Orden Konrad Grünembergs

HS K, fol. 50v, Wappen und Orden Konrad Grünembergs Bildinschriften: Bildeditionen: Meichle: Pilgerfahrt, Heft 1, 2 HS G, fol. 96r, Wappen und Orden Konrad Grünembergs155 Bildinschriften: Jerussallem (Inschrift oberhalb des Jerusalemkreuzes); Nappoltz (Inschrift oberhalb des aragonesischen Kannenordens); por son amor (Inschrift auf dem Band des Greifen); Zippern (Inschrift oberhalb des zyprischen Schwertordens); por loaltes. mantenir (Inschrift auf Band des Schwertes); Colditz (Inschrift oberhalb des Georgsordens); Costus (Inschrift oberhalb des Rads der Katharina) Bildeditionen: Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel, 137; Stillfried-Alcantara 1875, Textband, Titelblatt

155

Eisermann: Chart. A. 541, Nr. 48; bei Betschart: Illustrationen, 306, Nr. 49 (G).

III ANHÄNGE UND VERZEICHNISSE 1

Stammbaum Konrad Grünembergs

Konrad (I.) Grünemberg ∞ Klara Grünemberg († vor 1434) († 1435)

Konrad (II.) Grünemberg († nach 1470)

Hans Grünemberg

Konrad (III.) Grünemberg ∞ Agnes Grünemberg († 1494) († 1502)

Heinrich Grünemberg († 1504)

2

Arabische Schriftzeichen

HS G, fol. 46v

Stoffel Grünemberg († nach 1478)

Ludwig Grünemberg

III ANHÄNGE UND VERZEICHNISSE 1

Stammbaum Konrad Grünembergs

Konrad (I.) Grünemberg ∞ Klara Grünemberg († vor 1434) († 1435)

Konrad (II.) Grünemberg († nach 1470)

Hans Grünemberg

Konrad (III.) Grünemberg ∞ Agnes Grünemberg († 1494) († 1502)

Heinrich Grünemberg († 1504)

2

Arabische Schriftzeichen

HS G, fol. 46v

Stoffel Grünemberg († nach 1478)

Ludwig Grünemberg

510

3

Itinerar

Itinerar

Auf der Grundlage beider Reiseberichte, der Karlsruher und der Gothaer Version, ist eine fast lückenlose Dokumentation der Reiseroute Konrad Grünembergs möglich. Im folgenden Itinerar sind neben dem im Text erwähnten Tagesdatum der Wochentag und die Ausgangs- und Endstation der Tagesetappe angegeben. Abweichende Angaben des Autors, beispielsweise Angaben bezüglich des Datums und des Wochentages, die nicht zueinander passen, wurden in der Edition korrigiert. Fehlerhafte Angaben bei den Jahreszahlen, die in beiden Handschriften vorkommen, wurden ebenfalls zu Gunsten der Jahreszahl 1486 korrigiert. Bei fehlerhaften Angaben blieben die Angaben des Autors im Editionstext stehen, die Korrektur erfolgte mit samt der Kommentierung in den entsprechenden Fußnoten. In das nachfolgend erstellte Itinerar wurden nur die korrigierten Angaben übernommen. Alle Zeit- oder Etappenangaben wurden dabei aufgenommen. Falls eine Ortsangabe ohne Datumsangabe vorlag, ist dies an der Abkürzung o.D. zu erkennen. Aufenthalte oder längere andauerende Schiffsreisen wurden durch Auslassungspunkte (…) gekennzeichnet. Datum

Wochentag

Ort / Etappe

22.04.1486

Sa

Konstanz - Rheineck - Feldkirch

23.04.1486

So

Feldkirch - Klösterle - Landeck - Flaurling Innsbruck

o.D.

Innsbruck - Sterzing

o.D.

Sterzing - Klausen

o.D.

Klausen - Neumarkt

o.D.

Neumarkt - Trient

o.D.

Trient - Ospedaletto

o.D.

Ospedaletto - Feltre

o.D.

Feltre - Treviso

o.D.

Treviso - Mestre

o.D.

Mestre - Maghera

o.D.

Maghera - Venedig

… 25.05.1486 …

Do

Venedig

511

Itinerar

31.05.1486

Mi

Venedig - Castello vecchio und Castello nuovo

01.06.1486

Do

Castello vecchio und Castello nuovo am Porto di Lido (Venedig)

02.06.1486

Fr

Adria (bei Venedig)

03.06.1486

Sa

Adria (bei Venedig) - Poreč

04.06.1486

So

Adria bei Poreč - Rovinj

05.06.1486

Mo

Rovinj - vor Pula

06.06.1486

Di

Adria bei Pula

07.06.1486

Mi

vor Pula - Zadar



Zadar - Šibenik

15.06.1486

Do

Hvar

16.06.1486

Fr

Hvar - Korčula

17.06.1486

Sa

Korčula - Dubrovnik

18.06.1486

So

Dubrovnik

19.06.1486

Mo

Dubrovnik

20.06.1486

Di

Dubrovnik - Budva - Kotor

Fr

Adria (zwischen Kotor und Korfu)

So

Kassiópi (Korfu) - Korfu

28.06.1486

Mi

Korfu

29.06.1486

Do

Lefkás

30.06.1486

Fr

Lefkás - Castel Tornese (Chlemoutsi) Kefallonía - Zakynthos

01.07.1486

Sa

Methóni

03.07.1486

Mo

Methóni - Koróni

04.07.1486

Di

Koróni

05.07.1486

Mi

Koróni - Kýthira

06.07.1486

Do

Kýthira - auf dem Weg nach Kreta

… 23.06.1486 … 25.06.1486 …



512

07.07.1486

Itinerar

Fr

Candia (Kreta)

11.07.1486

Di

Kreta - auf dem Weg nach Rhodos

12.07.1486

Mi

Rhodos

Sa

Rhodos - auf dem Weg nach Zypern

17.07.1486

Mo

auf dem Meer zwischen Rhodos und Zypern

18.07.1486

Di

auf dem Meer zwischen Rhodos und Zypern

19.07.1486

Mi

Limassol (Zypern)

Fr

Zypern - auf dem Weg nach Jaffa

So

auf See vor Jaffa

So

auf See vor Jaffa

Di

Jaffa

10.08.1486

Do

Jaffa - Ramla

11.08.1486

Fr

Ramla

12.08.1486

Sa

Ramla - Lod - Rasthaus zwischen Ramla und Emmaus

13.08.1486

So

Emmaus - Jerusalem

14.08.1486

Mo

Jerusalem - Tal Joschafat - Kidrontal - Ölberg - Tal Siloah - Hinnomtal - Jerusalem

15.08.1486

Di

Jerusalem - Tal Joschafat - Berg Zion - Jerusalem (Heiliges Grab)

16.08.1486

Mi

Jerusalem

17.08.1486

Do

Jerusalem - Bethlehem

18.08.1486

Fr

Bethlehem - Jerusalem (Heiliges Grab, Ritterschlag)



… 15.07.1486 …

… 21.07.1486 … 23.07.1486 … 06.08.1486 … 08.08.1486 …

513

Itinerar

… 20.08.1486

So

Jerusalem - Jordan - Jericho

3106

Jericho - Bethanien

3107

Bethanien - Jerusalem

o. D.

o. D.

23.08.1486

Mi

Jerusalem (Heiliges Grab)

Fr

Jerusalem

27.08.1486

So

Jerusalem - Ramla

28.08.1486

Mo

Ramla

29.08.1486

Di

Ramla - Jaffa

30.08.1486

Mi

Jaffa

Fr

Jaffa - Rückreise nach Venedig

Do

Venedig (Ankunft)

… 25.08.1486 …

… 01.09.1486 … 16.11.1486

3106 3107

Angaben nach Georges Lengherand, 138-140. Angaben nach Georges Lengherand, 140/141.

514

4

Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

ADB AHF AKG arab.

Allgemeine Deutsche Biographie Arbeitsgemeinschaft historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland e.V. Archiv für Kulturgeschichte arabisch

BBKL Bf.

Biographisch-bibiographisches Kirchenlexikon Bischof

DA DBE

Deutsches Archiv Deutsche Biographische Enzyklopädie

EI EI2 engl.

Enzyklopädie des Islam The Encyclopaedia of Islam. New Edition englisch

fol.

folio

GLA gr. GW

Generallandesarchiv griechisch Gesamtkatalog der Wiegendrucke

HC hebr. hg. Hl. Hg.

Hain-Copinger hebräisch herausgegeben Heilige/Heiliger Herzog

it.

italienisch

Kg. KGRQ Ks. KWB

König Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen Kaiser Lexer, Kärntnisches Wörterbuch

lat. LCI LexMA LThK2 LThK3

lateinisch Lexikon der christlichen Ikonographie Lexikon des Mittelalters Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage

MGH

Monumenta Germaniae Historica

Abkürzungen im Reisebericht

515

NEAEHL

The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land

PG

Migne, Patrologia Graeca

QFIAB

Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken

RAC RE

Reallexikon für Antike und Christentum Pauly-Wissowa, Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft römisch Reichstagsakten

röm. RTA S. Sp. StA StMBO

Seite Spalte Stadtarchiv Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige

TLA TRE

Tiroler Landesarchiv Theologische Realenzyklopädie

venez. VL VSWG

venezianisch Verfasserlexikon Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

ZDPh ZHF ZWLG

Zeitschrift für deutsche Philologie Zeitschrift für Historische Forschung Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte

5 T +

Abkürzungen im Reisebericht Thaw, Antoniter Kreuz (bezeichnet einen siebenjährigen Ablaß) Ablaßkreuz (bezeichnet einen vollständigen Ablaß)

Abkürzungen im Reisebericht

515

NEAEHL

The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land

PG

Migne, Patrologia Graeca

QFIAB

Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken

RAC RE

Reallexikon für Antike und Christentum Pauly-Wissowa, Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft römisch Reichstagsakten

röm. RTA S. Sp. StA StMBO

Seite Spalte Stadtarchiv Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige

TLA TRE

Tiroler Landesarchiv Theologische Realenzyklopädie

venez. VL VSWG

venezianisch Verfasserlexikon Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

ZDPh ZHF ZWLG

Zeitschrift für deutsche Philologie Zeitschrift für Historische Forschung Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte

5 T +

Abkürzungen im Reisebericht Thaw, Antoniter Kreuz (bezeichnet einen siebenjährigen Ablaß) Ablaßkreuz (bezeichnet einen vollständigen Ablaß)

516

6 Act Col Dt Est Gn Ier Io Cor Lc Mc Mcc Mt Par Rg Sm

Bibel und Apokryphen

Bibel und Apokryphen Actus apostolorum Ad Colossenses Liber Deuteronomii Liber Esther Liber Genesis Prophetia Ieremiae Evangelium secundum Ioannem Ad Corinthios I/II Evangelium secundum Lucam Evangelium secundum Marcum Liber I, II, III et IV Macchabeorum Evangelium secundum Matthaeum Liber I et II Paralipomenon Liber III et IV Regum Liber I et II Samuhelis

Apostelgeschichte des Lukas Brief des Paulus an die Kolosser 5. Buch Mose Buch Esther 1. Buch Mose Prophet Jeremia Evangelium des Johannes 1./2. Brief des Paulus an die Korinther Evangelium des Lukas Evangelium des Markus Makkabäer (Buch 1, 2, 3 und 4) Evangelium des Matthäus Chronik (Buch 1 und 2) Könige (Buch 1 und 2) Buch Samuel (Buch 1 und 2)

Abbildungsverzeichnis

7

517

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9 Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12 Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15 Abb. 16

HS K, Stadtansicht Venedig (Bildkonkordanz Nr. 1), in: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 5r HS G, Pilgerschiff des Agostino Contarini (Bildkonkordanz Nr. 2), in: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 10v-11r HS K, Poreč / Parenzo (Bildkonkordanz Nr. 3), in: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 8v-9r HS K, Korfu (Bildkonkordanz Nr. 12), in: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 15v-16r HS G, Korfu (Bildkonkordanz Nr. 12), in: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 24v-25r HS K, Rhodos (Bildkonkordanz Nr. 18), in: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 20v-21r HS G, Rhodos (Bildkonkordanz Nr. 18), in: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 31v-32r HS K, Constantia auf Zypern (Bildkonkordanz Nr. 23), in: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 25v HS K, Jaffa (Bildkonkordanz Nr. 25), in: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 28v-29r HS G, Moschee (Bildkonkordanz Nr. 30), in: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 53r HS K, Jerusalem (Bildkonkordanz Nr. 33), in: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 35v-36r HS G, Jerusalem (Bildkonkordanz Nr. 33), in: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 56v-57r HS K, Grabeskirche in Jerusalem (Bildkonkordanz Nr. 36), in: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 44r HS G, Grabeskirche in Jerusalem (Bildkonkordanz Nr. 36), in: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 69r HS K, Hl. Grab in der Grabeskirche (Bildkonkordanz Nr. 37), in: Badische Landesbibliothek Karlsruhe, St. Peter pap. 32, fol. 45v HS G, Hl. Grab in der Grabeskirche (Bildkonkordanz Nr. 37), in: Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 541, fol. 71r

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Quellenverzeichnis

8

Quellenverzeichnis

8.1

Handschriften

Aarau, Aargauische Kantonsbibliothek, MsWettF 33 Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, GstA PK. HA Siegel, Wappen, Genealogie, II Nr. 21 Cambrai, Médiathèque municipale, Ms B 466 Gotha, Forschungsbibliothek, Chart. A 541 Gotha, Forschungsbibliothek, Chart. B 415 Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, St. Peter pap. 32 Kattowitz, Biblioteka Śląska, R. 299 IV Lille, Bibliothèque municipale, ms. 145 Luzern, Zentralbibliothek, Bürgerbibliothek, Ms 254.4° München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 145 München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 9210 Rennes, Bibliothèque municipale, ms. 261 Valenciennes, Archives communales c/o Bibliothèque municipale, ms. 493 Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, ÖstA, HHStA, Hs Rot 1 (‚Böhm 1’) Zürich, Zentralbibliothek, Ms A 61

8.2

Archivbestände

Düsseldorf, Stadtarchiv, Bestand Schloß Paffendorf Innsbruck, Tiroler Landesarchiv Karlsruhe, Generallandesarchiv Konstanz, Stadtarchiv, Bestand A I, Stadtchroniken Konstanz, Stadtarchiv, Bestand B I, Ratsbücher Konstanz, Stadtarchiv, Bestand B II, Missiven Konstanz, Stadtarchiv, Bestand D I 11, Protokollbuch der Gesellschaft zur Katze Konstanz, Stadtarchiv, Urkunden Venedig, Archivio di Stato, Collegio, Notatorio Venedig, Archivio di Stato, Uffiziali al Cattaver

8.3

Gedruckte Quellen

(Adorno, Jean) Itinéraire d’Anselme Adorno en Terre Sainte (1470-1471), hg. von Jacques Heers und Georgette de Groer, Paris 1978.

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(Albertus Magnus, De animalibus) Albertus Magnus: De animalibus libri XXVI. Nach der Cölner Urschrift hg. von Hermann Stadler, Band 2, Buch XIII-XXVI enthaltend, Münster 1920 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters 16). (Anonymus 1486, hg. von Dansette 1979) Dansette, Béatrice: Les pèlegrinages occienteaux en Terre Sainte. Une pratique de la „Dévotion Moderne“ à la fin du Moyen Age? Relation inédite d’un Pèlegrinage effectuè en 1486, in: Archivum Franciscanum Historicum 72 (1979), 106-133, 330-428. (Anonymus 1486, hg. von Dansette 1997) Dansette, Béatrice: Récit anonyme d’un voyage à Jérusalem et au mont Sinaï, in: Croisades et pèlerinages (1997), 1168-1172 (Einführung), 1173-1225 (Text). (Anonymus 1521) Zwei Berichte über eine Jerusalemfahrt (1521), hg. von Reinhold Röhricht, in: ZDPh (Zeitschrift für deutsche Philologie) 25 (1893), 163-220, 475-501. (Anselm von Eyb, Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumburg) Die Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumburg, hrsg. durch Adelbert von Keller, Stuttgart 1858 (Bibliothek des Litterarischen Vereins 50). (Anselm von Eyb) Anselm von Eyb: Pilgerbuch, hg. von Regine Birkmeyer, in: Faix, Gerhard / Reichert, Folker (Hg.): Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem im späten Mittelalter, Stuttgart 1998 (Lebendige Vergangenheit 20), 173-194. (Arnold von Harff) Die Pilgerfahrt des Arnold von Harff von Cöln durch Italien, Syrien, Aegypten, Arabien, Aethiopien, Nubien, Palästina, die Türkei, Frankreich und Spanien, wie er sie in den den Jahren 1496 bis 1499 vollendet, beschrieben und durch Zeichnungen erläutert hat. Nach den ältesten Handschriften und mit deren 47 Bildern in Holzschnitt hg. von E. von Groote, Cöln 1860. (Barbatre, Pierre) Le voyage de Pierre Barbatre à Jérusalem en 1480. Édition critique d’un manuscrit inédit par Pierre Tucoo-Chala et Noël Pinzuti, in: Annuaire-Bulletin de la Société de l’Histoire de France 1972/73 (erschienen 1974), 73-172. (Bassenhaimmer, Johann) Zur Reiseliteratur des Mittelalters (Daz ist die ordnung wie man sich halten sol uber mer und auch die heiligen stet besuchen), in: AKDV (Anzeiger für die Kunde der deutschen Vorzeit) NF 10 (1863), 319-322. (Baumgartner, Stefan) Baumgartner, Stefan: Reise zum Heiligen Grab 1498 mit Herzog Heinrich dem Frommen von Sachsen, hg. von Thomas Kraus, Göppingen 1986 (Beck, Konrad) Beck Konrád zarándokkönyve a XV. századból, hg. von Józ-

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(Feyerabend, Siegmund) Reyßbuch deß heyligen Lands, das ist gründtliche Beschreibung aller und jeder Meer und Bilgerfahrten zum heyligen Lande, Franckfort am Mayn 1584. (Frescobaldi, Lionardo, hg. von Angelini) Lionardo Frescobaldi - Sigoli, Simone: Viaggi in Terrasanta, a cura di Cesare Angelini, Firenze 1944. (Frescobaldi, Lionardo) Bartolini, Gabriella/Cardini, Franco: Nel nome di dio facemmo vela. Viaggio in Oriente di un pellegrino medievale, Roma/Bari 1991. (Georg von Ungarn) Georgius de Hungaria: Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia turcorum. Traktat über die Sitten, die Lebensverhältnisse und die Arglist der Türken. Nach der Erstausgabe von 1481 herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Reinhard Klockow, Köln 1994 (Schriften zur Landeskunde Siebenbürgens 15) (Girnand von Schwalbach) Girnand von Schwalbach, Reise zum Heiligen Grab, in: Fünf Palästina-Pilgerberichte aus dem 15. Jahrhundert, hrsg. und eingeleitet von Randall Herz, Dietrich Huschenbett und Frank Sczesny, Wiesbaden 1998 (Wissensliteratur im Mittelalter 33), 97-138. (Girolamo da Castiglione) Castiglione, Girolamo da: Fiore di Terra Santa. Mit lat. Vorrede . Rom: Eucharius Silber, (nach 2.V.1491). (Konrad Grünemberg, hg. von Goldfriedrich / Fränzel) Ritter Grünembergs Pilgerfahrt ins Heilige Land 1486, hg. von Johann Goldfriedrich und Walter Fränzel, Leipzig 1912 (Voigtländers Quellenbücher, Band 18). (Grünemberg, Konrad, Wappenbuch, Ausgabe 1840) Des Conrad Grünenberg Wappenpuch : in Farben gedruckt / Grünenberg, Conrad, (Halle), 1840. (Grünemberg, Konrad, Wappenbuch) Grünenberg, Konrad: Des Conrad Grünenberg, Ritters und Bürgers zu Costenz, Wappenbuch. Volbracht am nünden Tag des Abrellen, do man zalt tusend vierhundert drue und achtzig jar. In Farbendruck neu hg. von Rudolf Graf Stillfried-Alcantara (Stillfried-Rattonitz) und Adolf Matthias Hildebrandt, 3 Bände, Frankfurt am Main 1875. (Guido de Columna) Guido de Columna: Historia destructionis Troiae, Buch VII, hg. von Griffin, 1936. (Guylforde, Richard) The Pylgrymage of Sir Richard Guylforde to the Holy Land, A. D. 1506, hg. von Henry Ellis, London 1851 ( The Camden Society, Nr. 51). (Hans Bernhard von Eptingen) Dorothea A. Christ, Das Familienbuch der Herren von Eptingen. Kommentar und Transkription, Liestal 1992 (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons BaselLandschaft 41). (Hans Jacob Breuning von und zu Buochenbach) Orientalische Reyß des Ed-

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Personen- und Ortsregister

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Personen- und Ortsregister

Das Register erschließt den Text der Untersuchung und der Edition. Aufgenommen wurden Personen und Orte sowie ausgewählte Begriffe. Personen sind unter dem Familiennamen verzeichnet. Autoren der Sekundärliteratur wurden nur in Ausnahmefällen mit den Textstellen aufgenommen, die sich direkt auf die Person beziehen. Auf die Einträge Konrad (III.) Grünemberg und Jerusalem wurden wegen der Vielzahl der Erwähnungen verzichtet.

´Amwās 384 Aarau 28, 54, 93, 102, 104, 275 Aargau 103 Abano 191 Abbasinen 175, 436 Abd Al Mandschib I. 177, 422 Abel 447 Abessinien 208, 436 Abessinier 172, 174/175, 208, 228, 259, 264, 422, 436-439, 504 Abschalom 402, 497, 500 Achilleus 305 Acquilla, Jean de 118 Adam 258, 397, 417 Adorno, Jean 180, 383 Adria 135, 317, 320, 324, 326, 328, 334, 512 Aerope von Mykene 304 Ägäis 147, 334, 342 Agamemnon 304 Ägisthos 304 Ägypten 13, 181, 246, 250, 341, 360, 371, 393, 423, 425, 426, 427, 466 Ägypter 183 Ahasver 51, 299 Aigle 461 Aistersheim 49, 53 Akkon 2, 178, 347, 360, 363, 371 Al-Aschraf Saif-ad-Din Kait Bay Siehe Quaid Bay Albanien 332 Albertus Magnus 220 Alexander III. 321

Alexander, Pfalzgraf bei Rhein 84 Alexandria 73, 114, 246, 297, 341, 360, 466 Alfons I., Kg. von Neapel 72 al-Hākim 380 Alkmene 337 al-Walid I. 393 Amazonen 435 Amos 445, 505 Anastasia, Hl. 321 Ancona 108, 127, 463 Andromache 305 Andromeda-Felsen 155, 366 Anjou (Haus) 320, 326, 327, 335, 337 Anna von Randeck 40 Anna, Hl. 350 Anonymus aus Rennes 22, 29, 106, 109-112, 114, 116, 118, 270, 310, 387 Antiochia 400 Aosta-Tal 108 Aphrodite 296, 304, 305, 344, 357 Apollo 296, 300, 305 Apulien 326, 333 Araber 30, 178, 179, 180, 181, 211, 216, 225, 383, 409, 417 Arabien 180, 500 Aragón 71, 72, 150, 327 Ararat, Berg 151 Archytas von Tarent 43, 55, 127, 280 Arethusa 461 Argos 339

572 Armenien 70, 151, 431 Armenier 112, 114, 172, 175-177, 208, 259, 261, 262, 264, 363, 406, 421, 430-433, 435, 504 Artaxerxes II. Mnemon 297 Artemis 296, 300, 344 Artus 16, 303 Astyanax 305 Aswān 427 Athanasios, Hl. 341 Athene 212, 344 Äthiopien 208, 436 Äthiopier 114, 172, 174, 177, 261, 422, 436, 439, 505 Athos, Berg 398 Atlas 461 Atreus von Mykene 304 Attáwiros, Berg 151 Aubusson, Pierre d 217, 350, 353/354 Augsburg 113 Augustinus 42 Augustus, Ks. 343 Auvergne 150 Babylon 443 Bacchus 127, 357, 463 Bader, Konrad 153, 362 Balduin I., Kg. von Jerusalem 420 Balduin II., Kg. von Jerusalem 421 Balthazar 117, 308 Barādai, Jakob, Bf. von Edessa 427 Barbara, Hl. 141, 293 Barbarigo, Marco 300 Barbatre, Pierre 159, 212, 386, 520 Bari 73, 466 Barnabas, Hl. 362 Bartholomäus Anglicus 123 Basel 87 Bassenhaimer, Johann 138, 283 Batseba 447 Baumgartner, Stefan 151, 155, 160, 396 Bayern 50, 78, 146 Bayezid 150, 349 Beauvais, Vinzenz von 127, 330

Personen- und Ortsregister Beck, Konrad 132, 171, 217, 291 Beirut 77, 114, 151, 355, 356, 466 Béla III., Kg. von Ungarn 320 Bellini, Jacopo 237 Bender, Peter 137 Benedikt XIII. 71 Berendrecht, Jan van 116, 119, 309 Bergen 107, 116, 307, 409, 500 Bern 32, 46 Bēt Rīmā 249, 384 Bet T’amr 257, 506 Betfage 163, 401 Bethanien 29, 56, 108, 109, 111, 113, 167, 271, 391, 451-453, 514 Beth-Lapat 430 Bethlehem 29, 56, 74, 108, 113, 166/167, 218, 222, 226, 234, 257, 271, 276, 419, 440-445, 447, 483, 505, 513 -, Geburtskirche 74, 166, 167, 257, 441-444 -, -, Geburtsgrotte 167, 442 -, -, Grab des Hl. Eusebius 167 -, -, Grotte der Unschuldigen Kindlein 167, 443 -, -, Höhle des Hl. Hieronymus 167 -, -, Krippengrotte 167, 442 -, St. Nikolaus-Kirche 444 -, St. Johannes in den Wäldern 445 Bingen, Hildegard von 298 Biograd 146, 225, 239, 323, 324, 487 Blasius, Hl. 150, 328, 348 Bless, Heinrich von 115, 311, 370 Blos, Guido von 116, 309 Bludenz 308 Bogislaus von Pommern 73, 151 Bojana 332 Boldensele, Wilhelm von 14, 83 Bologna 113 Bonifatius von Montferrat 342 Borromeo, Alessandro 292 Boussart Ghuyst 115, 117, 310 Bozen 134, 282 Brack, Wenzel 40 Brack, Wenzel 40

Personen- und Ortsregister Branborken, Jan 115, 311, 369 Brandis, Lucas 234 Brasca, Santo 140 Bregenz 103 Brenner 130, 131, 134, 282 Breydenbach, Bernhard von 8, 12, 14/15, 19, 21, 26/27, 29, 57, 60, 93, 100, 120- 124, 127, 132, 137/138, 140, 148, 159, 166, 168, 175-177, 188/189, 194, 196, 202205, 207-209, 216, 218, 220, 227, 229, 242-245, 252, 260-262, 264, 270, 272/273, 283, 285, 309, 343/344, 387, 418, 422, 424-439, 468, 470, 474/475, 478, 480/481, 485/486, 489-492, 498/499, 502505 Brisacher, Marquard 34, 87 Brunner, Ulrich 138, 140, 148, 155, 177, 197, 283, 285, 291, 309, 339, 421 Budva 332 Buochenbach, Hanss Jacob Breüning von und zuo 97 Burchardus de Monte Sion 123, 261, 521 Burgund 41 c Ain Kārim 258, 445 callin 161, 368 Calo, Petrus 293 Calvetti, Petrus 376 Camelot 303 Candia 144, 148, 149, 225, 227, 228, 234, 243, 271, 276, 342-344, 490, 513 Casola, Pietro 18, 140, 195, 212, 213, 214, 292 Castel Tornese Siehe Chletmoutsi Castella Samuelis 249, 385, 496 Castiglione, Girolamo da 29, 106, 112, 113, 114, 116, 270 Cava, Onofrio della 330 Cellaria Sancti Petri 111, 156, 178, 183, 247, 372 Celtis, Konrad 64

573 Ceres 127, 344, 462, 463 Cerigo Siehe Kýthira Châteaubriand, Renée de 115, 118, 310, 369 Chios, Insel 349 Chlemoutsi 338, 512 Christophorus, Hl. 141, 294 Chrysogonus, Hl. 321 Cicero 43, 79, 126 Claudius 318 Cleophas, Hl. 249, 384, 496 Coëtlogon, Robert de 118, 377 Cokovac, Berg 324 Colditz 59, 60, 69, 75, 508 Constantin I., Ks. 385, 387 Constantius II., Ks. 360 Contarini, Agostino 106, 108, 111, 115, 126, 139, 140, 146, 151/152, 168, 186, 196, 226, 246/247, 267/268, 270, 290, 317, 366, 485 Contarini, Benedeto 139 Contarini, Domenico 292 Cornaro, Caterina, Kg. von Zypern 154, 356, 362, 364 Coron 339 Corsignano 127, 463 Cosmas, Hl. 141, 171, 291 Cozzi, Marco 299 Crécy, Arnulf von 83 Crocque, Arnoud 108, 117 Curzola Siehe Korčula Cyprian, Ernst Salomon 101 Dachenhussen, Michel von 116, 146, 324 Dalmatien 238, 320, 327, 443, 487 Damaskus 114, 423 Damian, Hl. 141, 171, 291, 292, 324 Damiette 109, 114 Dandolo, Andrea 292 Dandolo, Enrico 294 Danzig 448 Darius I. 299 David 402 Diana 344 Diokletian, Ks. 294, 348

574 Dionysos 296, 357 Dioskuros von Nikomedia 293 Dolmetscher 164, 195, 200, 210, 368 Domenico von Grado 292 Domenico von Olivolo 292 Domikret von Leiden 116 Donatus, Hl. 321 Dorneck 369 Dschebel Abū Tōr, Berg 163, 404, 500 Dschingis Khan 459 Dubrovnik 76, 146, 226, 234, 240, 264, 277, 285, 327, 328, 330, 332, 348, 488, 512 -, Onofrio-Brunnen 240, 330 -, Rektorenpalast 240 -, Sv. Vlaho 240, 328, 348 Durazzo Siehe Durrës Durrës 276, 332 Eberhard V. von Württemberg, Gf. 18, 73, 125, 135, 184, 309, 365, 367, 368, 383, 394, 395, 407, 409, 412, 439, 443, 520, 525, 526 Edelin, Peter 117 Edessa 349, 352, 427 Eetion 305 Einhorn 43, 221, 297 el-cĀzarīye 452 Eleutherius, Hl. 318 Elias 440, 452 Eliotrapeza 462 Elisabeth, Hl. 445 Elisabethenkirche 258, 445 Elisa-Quelle 252, 499 el-Midye 384 el-Qubēbe Siehe Emmaus Emmaus 113, 158, 226, 234, 248, 249, 271, 384, 496, 513 en-Nebī Samwīl, Berg 249, 384 Ephesos 429 Eptingen, Hans Bernhard von 85/86, 108, 138, 157/158, 167, 180, 191, 196, 212, 244, 252, 283, 285, 367, 453, 499, 523 Erebos 461

Personen- und Ortsregister Eris 304 Eros 296 er-Rām 249, 384 Erytheia 461 Euklid 297 Euphemia, Hl. 150, 319, 349 Euphesus 337 Euphrasius, Hl. 318 Eurydike 305 Eusebius von Cremona, Hl. 443 Eyb, Anselm von 18, 143, 160, 167, 400, 409, 443 Eyb, Ludwig von 174, 184, 361, 370, 435 Fabri, Felix 4/5, 13, 16, 19, 21, 64/65, 75, 81, 86, 120, 124, 131/132, 136/137, 140-145, 148, 153, 156, 159, 167/168, 182, 184/185, 188/189, 195, 197, 203, 211-213, 217, 219, 242, 258, 293, 306, 309, 313, 329, 339-341, 350, 386/387, 390, 396, 399, 403/404, 407/408, 410, 418, 435, 439, 441, 445, 447, 453, 500 Fallenter, Franz 105 Faßbender, Peter 140, 153, 212 Feldkirch 131, 282, 511 Feldkirch, Dawenfeld von 52 Feltre 132, 282, 511 Ferdinand I. von Aragón, Kg. von Neapel 71, 73, 327 Flaurling 282, 511 fons elisei Siehe Elisa-Quelle Francesco von Mailand 321 Franken 50, 78, 101, 308 Frankfurt 38, 42, 87, 137 Fränzel, Walter 21, 23/24 Franziskaner 83-85, 90, 112, 120, 155, 157, 159, 162, 165/166, 168, 175/176, 184, 186, 205, 210, 213, 363, 376, 384, 402, 409/410, 412414, 416, 421-423, 425, 444, 446, 448 Franziskus von Assisi, Hl. 301, 324, 422

Personen- und Ortsregister Frescobaldi, Lionardo 292, 340, 523 Friedrich I., Ks. 437 Friedrich III. der Weise von Sachsen, Kurfürst 161 Friedrich III., Ks. 34/35, 37, 39-42, 44, 47-49, 66, 72/73, 75, 77/78, 81-85, 87-89, 91, 127, 269 Friedrich V. von Brandenburg, Markgraf 205 Fries, Johann 115, 309, 370 Füessli, Peter 36, 138 Fürstenberg, Heinrich VII. von 116, 307, 369 Fürstenberg, Wolfgang von 369 Gaisberg, Anton 281 Gaisberg, Jörg 281 Gaisberg, Kaspar 68, 94, 99, 115, 131/132, 135, 169, 281/282, 309 Galilea, Berg 252, 257, 498, 500 Gamp, Peter 40 Gaza 109, 307 Ğebel Qarantal 452, 499 Gengenbach, Pamphilus 102 Genua 351 Georg von Ungarn 188 Georg, Hl. 75, 77, 94, 137, 141, 150, 157, 248, 281, 291, 321, 349, 380, 434 Georgien 431, 434 Georgier 112, 114, 172, 174/175, 259, 261/262, 264, 421, 423, 433435, 504 Georgsorden 69, 75 Gerritsz, Gerrit 119 Gesellschaft zur Katze 34, 35, 37, 40, 64/65, 67, 78, 81, 269, 281 Gibraltar 178 Gihon-Quelle 403 Gioja, Flavio 313 Glauburch, Anton 116, 370 Glaukon 126 Goldfriedrich, Johann 21, 23, 24 Gomorrha 400 Gottfried Bouillon, Kg. von Jerusalem 83, 421

575 Granada 341 Gregor XIII., Papst 103 Gregor, Hl. 294 Griechen 112, 114, 172, 173, 175, 176, 208, 228, 260, 343, 347, 351, 363, 421, 423, 424, 425, 431, 503 Grizzi 339 Grünemberg, Agnes 40, 65 Grünemberg, Christoph 34/35, 39, 63, 66, 78, 87, 269 Grünemberg, Hans 36-38, 67 Grünemberg, Heinrich 7, 40, 229, 230 Grünemberg, Klara 33 Grünemberg, Konrad (II.) 33-36, 39, 65 Grünemberg, Ludwig 40 Grünemberg, Ulrich 34 Guardian von Jerusalem 84, 85, 157, 184 Gucci, Giorgio 158 Gürtelchristen 159, 261, 337, 372, 386, 425 Gugelberg, Ambrosius 115, 309 Guglingen, Paul Walther von 19, 57, 123, 140, 148, 156, 159, 175, 183, 188/189, 195, 205, 207-210, 212/213, 217, 293, 334, 339, 348/349, 381, 386/387, 468, 474 Gumppenberg, Stephan von 388 Guy de Tourestes 110, 112, 115-117, 310, 369, 376 Habsberg, Dietpold von 115, 118, 307/308, 369, 373, 376 Hagen, Philipp van 294 Hall 77 Ham 374 Hammerstetten, Augustin von 39/40 Hanau, Philipp von 132, 155, 526 Hanau-Lichtenberg, Ludwig von 309 Harff, Arnold von 5, 17, 19, 76, 86, 136, 138, 143, 148, 160, 162, 167, 180, 196/197, 205-208, 211-214, 219, 220, 283, 285, 293, 306, 340, 383

576 Hattin 371, 421, 424 Hazor 376 Hebron 506 Heemskerk van Beest, Dirk Dirksz. van 117, 118 Heiden 14, 30, 56, 180, 182, 183, 186, 193, 201, 202, 293, 341, 394, 396, 413, 455 Heiligenberg 308 Hekabe 305 Hektor 305 Helena, Hl. 141, 256, 258, 292, 305, 413, 466, 502 Helena, Ks. 446, 506 Helena, Tochter des Zeus 212, 304/305, 342 Helmstatt, Contz von 116, 361, 370 Hennegau 107 Hera 344 Herakleios I. 396, 498 Herakles 337, 462 Herkules 351 Hermione 304, 305 Herodes 411, 432 Herren von Tanne 52 Hespereia 461 Hesperiden 461 Hesperos 461 Hesperusa 461 Hestia 461 Hieronymus, Hl. 113, 257, 402, 408, 417, 443, 444 Hinderbach, Johannes 282 Hinnomtal 404, 497, 499, 500, 513 Hirnheim, Johann von 308 Hirschfeld, Bernhard von 137, 244, 285, 337, 521 Hohenfeld, Christoph von 77 Hohenrechberg 115, 308 Holup, Friedrich 116, 361 Hundt zu Sultenmos, Wiguleus 82 Hundt, Hans 85, 125 Hussen, Johann von 148 Hvar 146, 226, 234, 239/240, 276, 326, 488, 512

Personen- und Ortsregister Hvar, Sv. Marko 326 Hvar, Sv. Stjepan 326 Ilsung, Sebastian 72 Inder 112, 114, 174, 175, 297, 421, 437 Indien 49, 77, 250, 341, 436, 437 Innsbruck 35, 39, 131, 134, 135, 282, 511 Iráklion 76, 227, 234, 243, 276, 342, 344, 490 Islam 3, 14, 49, 178, 180, 187, 189, 199, 272, 436, 456, 457, 460 Istrien 55, 146, 237, 317, 318, 319, 320, 486 Italien 49, 116, 137, 150, 195, 211, 233, 280, 282, 326, 422, 443 Ithaka, Insel 337 Jachie Mukre 185, 215, 381 Jacob de Vitry 261 Jacobiten 427, 504 Jacobs, Christian Friedrich Wilhelm 101 Jacobs, Friedrich 101 Jacobsz, Claes 117, 119 Jacobus de Voragine 129 Jafet 373/374 Jaffa 29, 76, 106, 108, 110, 113, 116, 130, 140, 143/144, 154, 155, 156, 168, 178, 180, 182-184, 186, 198, 201, 218, 226, 234, 247/248, 265, 267, 271, 306, 365-367, 371, 374, 393, 464, 493, 513/514 Jakob 393 Jakob von Verona 436 Jakob von Vitry 52, 123, 124, 126, 260, 261, 431 Jakobiten 112, 114, 172, 175, 208, 256, 259, 261, 263, 419, 421, 425, 427, 428, 429, 502, 503 Jakobus der Ältere, Apostel 411, 432, 466 Jakobus der Jüngere, Apostel 402, 408 Jan Albertsz. van der Aa 119

Personen- und Ortsregister Janitscharen 202, 225, 233, 264, 330, 331, 489 Jarwart, Sixtus Heinrich 97 Jason 351 Jericho 56, 108, 109, 111, 114, 167, 232, 271, 451, 452, 499, 514 Jérôme d’Ennetières 108, 117 Jerusalem -,cAqabat el-Hānqāh 389 -, Bad 22, 30, 42, 55-57, 60, 111, 170, 191-194, 198, 200, 201, 210, 225, 251, 265-267, 272, 449, 450, 498, 506 -, Burg Antonia 390 -, Castel Davides Siehe Zitadelle -, Cedron, Bach Siehe Kidron -, Dominus-Flevit-Kirche 163, 399 -, Ecce-Homo-Bogen 389 -, el-Aqsā-Moschee 161, 163, 251, 391, 392, 393, 394, 400, 498 -, Felsendom 22, 56, 161, 200, 251, 252, 253, 391, 392-394, 454, 498 -, Gethsemane 162/163, 398, 402, 497 -, Goldenes Tor 251, 395, 396, 497 -, Golgatha 501 -, Grab David 409, 501 -, Grab der Rahel 167, 257, 440, 505 -, Grab des Absalom 163, 256, 402, 497, 500 -, Grab des Salomo 501 -, Grab des Zacharias 163, 402 -, Grabeskirche 2, 21, 29, 30, 56, 69, 82/83, 85/86, 90/91, 102, 110, 112/113, 121/122, 130, 158, 160, 164-166, 170, 172-174, 176/177, 215, 222, 226, 228, 251/252, 254/255, 262, 264/265, 269, 271, 385-387, 412/414, 416-423, 433, 436, 439, 448, 453, 483, 496, 501/502 -, -, Erscheinungskapelle 413/414 -, -, Frankenkapelle 413, 501 -, -, Gefängnis Christi 414/415 -, -, Glockenturm 413

577 -, -, Golgathafelsen 412 -, -, Golgothakapelle 416/417, 420, 423 -, -, Helenakapelle 165, 414, 416, 427, 436 -, -, Heiliges Grab 81, 82, 86, 102, 113, 165, 166, 228, 254, 255, 256, 418, 502 -, -, Jakobuskapelle 439/ 440 -, -, Johanneskapelle 439 -, -, Kalvarienberg 165, 412, 416, 423, 433, 435, 501 -, -, Kapelle der Kleiderverteilung 415 -, -, Kapelle der Maria Magdalena 501 -, -, Kreuzfindungskapelle 414, 416, 423, 435 -, -, Maria-Magdalena-Kapelle 415, 439 -, -, Marien- oder Erscheinungskapelle 423 -, -, Marienkapelle 165, 415 -, -, Michaelskapelle 439 -, -, Salbstein 414, 418, 423, 429 -, -, umbiculus mundi 414 -, -, Verspottungskapelle 174, 416, 439 -, Hagia Sion 407, 408, 409 -, Hagios Elias, Kl. 167, 440 -, Hakeldamach 163, 256, 404, 497, 499 -, Hamam Siehe Bad -, Hasmonäerpalast 390 -, Haus der Anna 251, 498/499 -, Haus der Maria 167 -, Haus der Maria Magdalena 453 -, Haus der Martha 167, 453 -, Haus der Veronika 160, 253, 498 -, Haus des Hannas 163, 405, 406, 432, 498 -, Haus des Herodes 251, 390, 498, 499 -, Haus des Hethiters Urija 501 -, Haus des Jakobs 167, 440

578 -, Haus des Johannes 498 -, Haus des Kaiphas 163/164, 251, 405/406, 432, 497/498 -, Haus des Pilatus 160, 251, 389, 390, 406, 432, 498, 499 -, Haus des Rats 501 -, Haus des reichen Mannes 160, 253, 388 -, Haus des Simeon 167, 394, 446 -, Haus des Zacharias 167, 226, 257/258, 445/446, 506 -, Haus Simons des Aussätzigen 167, 391 -, Jerichotor 395 -, Joschafat, Tal 162, 163, 225, 234, 250, 252, 256, 257, 395, 396, 397, 404, 497, 499, 513 -, -, St. Maria 397 -, Josefsturm 496 -, Kettendom 253 -, Kidron, Bach 162, 396, 497, 499/500 -, Kidrontal 162, 163, 251, 395, 396, 397, 398, 402, 403, 404, 405, 447, 500, 513 -, Löwentor 395, 396 -, Madrasa Aschrafija, Koranschule 393 -, Mar Elias Siehe Hagios Elias -, Muristan-Hospiz 158, 159, 253, 386, 387, 498 -, Natatorium Siloe 499 -, Ölberg 162, 163, 250, 251, 256, 271, 396, 397, 398, 399, 400, 401, 402, 497, 500, 513 -, -, Himmelfahrtskapelle 163, 400 -, Oratorium Marias 410 -, Osttor 395 -, Palast des Herodes 390 -, Pater noster-Kirche 163, 401 -, Porta Aurea Siehe Jerusalem, Goldenes Tor -, Schule Mariens 162, 394 -, St. Anna-Kirche 162, 394 -, St. Jacobus Maior 411, 432

Personen- und Ortsregister -, St. Jacobus Minor 402 -, St. Johannes Evangelista 164, 406, 407 -, St. Maria 393 -, St. Maria de Spasmo 389 -, St. Nicodemus-Kapelle 390 -, St. Salvator 497 -, Stephansgrab 497 -, Stephanstor 162, 202, 395497 -, Sūq Hān ez-Zēt 389 -, Tarīq el-Wād 389 -, Tempelberg 161, 162, 391, 396, 397, 398 -, Templum Domini 391, Siehe Felsendom -, Templum Salomonis 161, 251, 391/392, 454, 497/498 -, Templum Symeonis Siehe, El Aqsā-Moschee -, Via Dolorosa 160, 253, 388, 389, 390, 498 -, Zedron Siehe Kidron -, Zion, Berg 83, 85, 157, 164, 205, 225, 234, 250, 252, 257, 376, 384, 404/405, 406, 407, 408, 409, 496/497, 500, 513 -, -, Abendmahlssaal 164, 407, 410 -, -, Coenaculum Siehe Abendmahlssaal -, -, Davidsgrab 164, 409, 410 -, -, Dormitio Mariae, Benediktinerabtei 406, 407 -, -, St. Maria in Monte Sion 407, 451 -, -, St. Peter in Gallicantu 405, 406, 432, 497 -, Zitadelle 164, 247, 251, 411, 498 Jerusalemkreuz 69, 70, 75, 76, 77, 87, 102, 267, 270, 467, 496, 498 Jesaja 499 Joachim 350 Johann von Bayern 48, 109, 111, 115, 117, 118, 149, 155, 173, 186, 262, 307, 366, 369

Personen- und Ortsregister Johannes der Täufer, Hl. 150, 294, 322, 349, 445/446 Johannes von Preußen 84, 90, 92, 166, 448 Johannes von Würzburg 14 Johannes, Apostel 150, 349, 497 Johanneskirche 167, 258, 445, 446 Johanniter 150, 158, 179, 219, 235, 347, 350, 351, 352 Jona 374 Jordan 29, 56, 108, 109, 111, 113, 167, 232, 271, 451, 452, 514 Jörg aus Rotterdam 115, 309 Josef von Arimathäa 385 Judas 150, 163, 399, 403, 404, 496, 497, 501 Juden 132, 159, 163, 192-194, 200, 210, 228, 235, 253, 348, 384, 386, 388, 393-395, 399, 404-406, 415, 424, 432, 449, 450, 454, 459, 491, 497, 500/501 Julia Eustochium, Hl. 444 Juno 344 Jupiter 344 Justinian, Ks. 393, 441 Kain 447, 462 Kaiphas 405, 406, 432, 498 Kairo 14, 75, 109, 110, 114, 181, 210, 221, 247, 250, 368, 378, 422, 443 Kalliope 305 Kannenorden 69, 71-73, 76/77, 270 Kantzow, Thomas 151 Kapernaum 114 Karl II. (der Kahle), Kg. 123 Karl II. von Anjou, Kg. von Neapel 335, 337 Karl VIII., franz. Kg. 41 Karnat as-Sauda, Berg 330 Kassandra 305 Kassiopeia 366 Kassiópi 147, 333, 334, 512 Kastilien 72, 150, 341 Katalonien 150

579 Katharina, Hl. 73, 74, 75, 76, 77, 150, 153, 246, 270, 350, 360, 362, 466 Kattowitz 54, 97 Katzenellenbogen, Philipp von 137, 191, 309 Kefallonía 338, 512 Kephallenia Siehe Kefallonía Kepheus 366 Kerkyra Siehe Korfu Ketzel (Familie) 70, 76, 85 Ketzel, Heinrich 72 Kirche der Heimsuchung 445, 446 Kirche der Hirten 167, 445 Klara, Hl. 150, 349 Klausen 131, 134, 282, 511 Kleve, Johann von 73, 83 Kloster zum Hl. Kreuz 167, 258, 446, 506 Klösterle 282, 511 Köln 136, 137, 211 König Siegmund 35 Königin von Saba 162, 397 Konstantin I., Hl., röm. Ks. 141, 292, 412, 466 Konstantinopel 236, 294, 319, 321, 335, 338, 343, 344, 349, 398, 408, 429 Konstanz 32, 33, 35, 37, 38, 39, 40, 42, 45, 46, 47, 48, 49, 52, 53, 65, 73, 78, 87, 88, 89, 91, 93, 98, 99, 131, 134, 168, 169, 229, 230, 269, 280, 281, 283, 309, 465, 511 -, Heilig-Geist-Spital 38, 269 Kontromanić, Elisabeth 321 Koppler, Hans 151, 323 Kopten 172, 177, 194, 208, 256, 419, 422, 425, 429 Korčula 146, 226, 234, 240, 276, 327, 488, 512 Korčula, Sv. Antun 240 Korčula, Sv. Marko 240 Korfu 55, 144, 147, 215, 226, 227, 234, 240, 241, 271, 333, 334, 335, 337, 338, 489, 512

580 -, Ajios Nikólaos Jeródon 335, -, Ajios Nikólaos-Kirche 335 -, Ajios Spyrídon 335 -, Mitrópolis-Kirche 335 -, Oberstadt 241 -, Pálaio Frúrio 241, 334 -, Vorstadt 241, 242, 334, 335 Korinth 337 Koron 144, 147 Koróni 243, 277, 342, 512 Kosmas, Hl. 324 Kotor 332 Kreta 55, 58, 144/145, 149, 152, 173, 215, 227, 234/235, 243/244, 262, 271, 285, 293, 342-346, 490, 512/513 -, San Francesco 244 Kreuzkloster 225, 257, 447, 506 Kroatien 225, 285, 317, 319, 320, 323, 324, 326, 327, 487, 488 Ktesias 297 Kyrene 343 Kýthira 243, 276, 342, 512 Ladislaus von Neapel 320 Ladon 461 Landeck 131, 282, 511 Lando, Piero 106, 108, 116, 140, 151, 155/156, 168, 196, 247, 355, 366 Lango, Insel 347 Laomedon 351 Lapidarius 298 Lausanne 108 Lazarus 452, 453 Leda 304 Lefkás 337, 512 Lefkás, Santa Maura 337/338 Leiden, Michel von 116, 309 Lengherand, Georges 22, 29, 75, 91, 106/107, 109, 111/112, 114, 116119, 183, 270, 307/308, 310/311, 317, 366, 376, 379, 451, 496, 514 Leo I., Hl., Papst 341 Leo III., Papst 334 Leodegar, Hl. 150, 349

Personen- und Ortsregister Leomadro, Jan 115, 311 Leopold von Wien 45 Lesina Siehe Hvar Leto 300 Letter, Jost 115, 310 Leukas Siehe Lefkás Leyden, Johann van 84, 115, 119, 309, 370 Leyden, Johannes von 84 Libanon 330, 355 Licinius 352 Lille 107 Linz 39, 40, 53, 77 Lirer 46, 52, 126 List, Siegmund 116, 370 Lobkowicz, Nikolaus von 73 Lochner, Hans 16, 160, 162, 167, 348, 388, 526 Lod Siehe Lydda Lopbrak, Jann 116, 370 Lot 258, 447 Lövenich 77 Lucia, Hl. 141, 294 Ludwig I. von Anjou, Kg. 321 Ludwig XI., franz. Kg. 41 Lupfen, Sigmund von 116, 191, 193, 200, 272, 307, 361, 369, 449 Lusignan (Familie) 154, 247, 356, 357, 360, 363, 421 Lusignan, Guido von 421 Lusignan, Jakob II. 154, 363 Lusignan, Jakob III. 154, 356, 363 Lussy, Melchior 253 Lustgarten Josefs von Arimathäa 497, 501 Luzern 28, 54, 93, 104, 105, 253, 254, 275 Luzza, Insel 326 Lydda 157, 200, 234, 248, 271, 379, 380, 384, 495, 513 Lyon 414 Lyon, Cathédrale Saint-Jean 414 Maghera 511 Magier-Brunnen 167, 440 Mailand 108, 211, 330

Personen- und Ortsregister Mailapur 77 Makedonien 337 Malchus 163, 399 Malta 347 Malvasier 244, 285, 343 Mamluken 3, 56, 166, 170, 179-183, 186, 210, 248, 259, 261, 264, 267, 272, 371, 382, 393, 426, 463, 507 Mandeville, Jean de 52, 126, 324 Manuel I. Komnenos, byz. Ks. 437 Mār Sābā-Kloster 167, 447 Marbod von Rennes 298 Marcello, Nicolò 286 Margareta von Antiochia, Hl. 141, 294 Marghera 132, 282 Maria 350, 394, 401, 403, 407, 408, 418, 430, 452, 500 Maria Magdalena, Hl. 141, 292, 452 Maroniten 112, 175, 176, 177, 421 Marseille 466 Martha 401, 452 Martin, Hl. 294 Matthias, Apostel 496, 501 Maurus, Hl. 318 Maxentius, röm. Ks. 73, 360 Maximilian I., Ks. 40, 75 Mecklenburg, Balthasar von 84 Medina 186, 455, 458 Medusa 461 Megenberg, Konrad von 128, 298, 299 Mehmed II. 332, 338 Meisenheimer, Johann 17, 132, 140, 143, 151, 155, 160, 177, 212, 213, 219, 294, 299, 367, 421, 525 Mekka 186, 250, 455, 456, 458 Melchisedek 420 Menelaos 304, 305, 342 Mergenthal, Hans von 138, 183, 283 Merlin 303 Messina 113 Mestre 132, 282, 511

581 Methóni 147, 148, 149, 173, 227, 234, 242, 277, 338, 339, 340, 489, 512 Michael, Erzengel 397 Mil, Adriaan de 118 Millstatt 75 Milsan, Jan von 115, 309, 370 Minerva 344 Moabar 211 Modin 384 Modon 144/145, 147, 148, 223, 225, 227, 234, 242/243, 268, 271, 277, 338-342, 489, 507 Mohammed 127, 161, 170, 180, 186, 188-190, 199, 272, 454, 455/456, 458, 461 Molossos 305 Molter, Friedrich Valentin 96, 97 Mons Siehe Bergen Monte Gargano 73 Morea Siehe Peloponnes Morosini, Andrea 140 München 43, 47, 50, 52, 53, 95, 101, 269, 332 Münsinger, Johannes 18, 408, 525 Münsinger, Johannes 73, 162, 176, 292, 329, 367, 408, 421 Multscher, Hans 132 Muslime 26, 30, 56, 110, 148, 155157, 159, 161, 164, 166, 168-170, 178, 180, 183-188, 190/191, 193/194, 200/201, 203, 211, 215, 222, 247/248, 251, 264, 266, 272, 341, 368, 413, 450, 456, 459, 501 Nassau-Dillenburg, Johann von 132 Nauplion 339 Navarino 339 Navarra 72 Nazareth 113, 294 Neapel 69, 72, 73, 113, 217, 326 Neipperg, Albrecht von 83, 85 Nelo, Berg 251, 499 Neoptolemos 305 Nestorianer 112, 114, 172, 175, 177, 421, 429, 430

582 Nestorius 429 Neumarkt 131, 134, 282, 511 Niccolò da Poggibonsi 196, 377, 433, 526 Nikolaus V. 295 Nikolaus, Hl. 141, 292, 466 Nil, Fluß 114, 427 Nísyros, Insel 347 Noah 373 Novigrad 320 Nubien 427, 520 Nürnberg 35, 63/64, 72, 76, 166 Nürnberg, Sebalduskirche 166 Nyx 461 Odenwald 308 Oiagros 305 Origenes 417 Orpheus 213, 305 Orsini, Johannes 337 Ortenburg, Friedrich Casimir zu 52 Ortona 349 Ospedaletto 131, 282, 511 Ostheim, Christof von 116, 369 Otranto 334 Ottheinrich 18, 148, 155, 160, 179, 191, 214, 247, 294, 338/339, 341/342, 372, 376, 394, 400/401, 409, 440, 442/443, 490, 492/493, 496, 506, 526 Padua 132, 191 Pag 320 Palästina 6, 7, 19, 22, 27, 30, 94, 100, 114, 120, 130, 181, 205, 218, 271, 272, 276, 347, 371, 425, 443, 486, 489, 490, 491, 498, 502, 520, 521, 523, 524, 528, 563 Pancratius, Hl. 294 Paphos 357 Paramythía 335 Parenzo 146, 227, 234, 237, 277, 317, 318, 320, 486 Paris 304/305, 342 Paris, Stadt 7, 41, 117 Parzival 303 Pašman, Insel 324

Personen- und Ortsregister Patras 339 Paula, Hl. 444 Paulus, Apostel 352 Paulus, Hl. 499 Pelagia, Hl. 400 Peloponnes 147, 242, 243, 338, 339, 342 Pergamos 305 Persephone 305 Perseus 366 Persien 429 Peter I., Kg. von Zypern 70 Petrus 115, 163, 325, 399, 497 Petrus von Wilbremen 115, 310 Pfaffendorp, Anton 136 Pfeffinger, Degenhart 161 Pfinzing, Georg 306 Pfinzing, Jörg 148, 162, 196, 339 Pfyffer, Bernhard 105 Pfyffer, Rudolf 105, 253, 254 Pheidias 296 Philipp I., Kg. von Spanien 107 Philipp III. (der Gute) von Burgund, Hg. 376 Philomena, Hl. 150, 348 Picardie 118 Piccolomini, Enea Silvio 127, 190, 272, 462 Pielos 305 Pienza 127, 463 Pietro di Martino 330 Pilatus 385, 388, 390 Piraten 55 Piuli, Francesco 153, 362 Pius II., Papst 127, 190, 272, 463 Platon 126, 280 Plinius 43, 55, 127, 296, 297, 298, 352 Pluton 305 Polo Siehe Pula Polo, Marco 49, 52, 126, 212 Polykarp, Hl. 150, 349 Pommern 311 Poreč 146, 227, 234, 237, 238, 277, 317, 318, 486, 512

Personen- und Ortsregister Porner, Hans 130, 157, 306, 388 Poseidon 366 Praxiteles 296, 297, 300 Priamos 304/305 Priesterkönig Johannes 49, 174, 436 Prijandor, Lovro 321 Provence 150 Pula 146, 277, 319, 512 Qaid Bay 393 Quarentana, Berg 113, 167, 452, 499 Quinsay 49 Quintus Caecilius Metellus 343 Rabstein, Prokop von 127, 462 Ragusa 57, 226, 234, 240, 264, 271, 277, 285, 320, 327-330, 332, 348, 488 Rāmāllah 249, 384 Ramatajim 158, 249, 384 Ramatha 249, 385, 496 Ramla 111, 156-158, 168, 183/184, 192, 226, 234, 248, 266, 271, 308, 311, 372, 376/377, 494, 513/514 Randeck, Caspar von 40 Rechberg, Albrecht von 309 Rechberg, Bernhard von 309 Rechberg, Gaudenz von 309 Rechberg, Ludwig von 109, 115, 117, 146, 308, 324, 369 Rechberg, Ulrich von 309 Rechberg, Veit von 309 Rechberg, Wilhelm von 309 Redwitz, Hans von 183, 524 Reims 41 Renegaten 181, 182, 183, 371 Rennes 110, 112, 118, 298, 519 Reuwich, Erhard 15, 21, 26, 29, 58, 122, 124, 148, 218-221, 223, 227229, 233, 235-238, 241-246, 249252, 254, 255-257, 259-261, 263264, 268, 273, 334, 418, 485/486, 489-492, 498/499,502-505 Rheineck 131, 282, 511 Rheinland 41, 50, 78 Rhodos 37, 55, 76, 86, 120, 123, 149-153, 157, 169, 173, 179, 217-

583 219, 227/228, 234/235, 244/245, 268, 271, 319, 329, 347-354, 485/486, 491, 513 Rhodos, Philermos, Berg 352 Richard I. Löwenherz, engl. Kg. 421 Richental, Ulrich von 51, 125, 262/263 Rindfleisch, Peter 138, 283, 293, 527 Rischach, Bolaig von 116, 361, 370 Röhricht, Reinhold 6-8, 21/22, 97, 113 Rom 1, 2, 6, 77, 81, 87, 96, 108/109, 172, 205, 297, 318, 348, 388, 408, 414, 437, 443 -, Santa Prassede 414 -, St. Peter 388 Röser, Werner 47, 229, 230 Rot, Hans 87, 191, 291, 293, 445 Rot, Peter 17, 87, 191 Rote Meer 250 Roth, Martin 124, 189 Rovigno Siehe Rovinj Rovinj 319, 349, 512 Rückingen, Johann von 87 Sabas 447 Sabina, Hl. 294 Sachsenheim, Hermann von 12 Sägendorf, Lamprecht von 116, 369 Sahara 114 Saint-Genois, Arnoul de 108, 117 Saint-Genois, Nicolas de 107, 108, 117, 118, 157, 168, 169, 185, 379 Saladin 162, 393, 423, 424, 426 Salāh ad-Dīn 380, 394 Salette 311 Salomo 397, 447 San Nicolò, Insel 318 Sankt Gallen 308 Santiago de Compostela 1, 2, 6, 72, 73, 212, 361, 466 Sarazenen 30, 55/56, 162, 168, 170, 179/180, 183/184, 186, 228, 259261, 263, 265/266, 272, 289, 343, 382, 455, 494/495, 498, 507 Saulus 497

584 Schachten, Dietrich von 155, 160, 196, 212-214, 285, 343 Schaffhausen 40, 78 Schaumburg, Heinrich von 83 Schaumburg, Moritz von 116, 370 Schaumburg, Wilwolt von 361, 370 Scheurl, Christoph 64 Schick, Conrad 177, 422 Schiffmann, Josef 105 Schiza 242, 489, 490 Schürpf, Johannes 155, 396, 524 Schultheiß, Christoph 34, 78 Schwaben 50, 78, 308 Schwalbach, Girnand von 435, 523 Schwanenorden 77 Schwarzach, Michael von 67 Schwertorden 69, 70, 71, 76-77, 83, 153, 154, 270, 364, 493 Rieter, Sebald 5, 136, 159, 196, 293, 340, 387 Sebaste 352 Sebenico Siehe Šibenik Seiden, Johann 115, 309 Sem 374 Set 447 Seth 397 Shkodër 277, 332 Šibenik 76, 146, 226, 234, 239, 277, 320, 324-326, 487, 512 -, Bischofspalast 326 -, Rektorenpalast 326 -, Sv. Ana-Festung 326 -, Sv. Jakov 239, 325 Siena 127, 463 Sigismund von Tirol, Hg. 131 Sigismund, Ks. 87, 320 Sigoli, Simone 340 Silbereisen, Christoph 102, 103, 303 Siloah, Tal 102, 163, 256, 403, 497, 499, 513 Silvester, Papst 143, 377 Simeon, Hl. 321, 328, 394 Simon von Cyrene 389 Simon von Trient 132

Personen- und Ortsregister Sinai 29, 73, 74, 76, 77, 109, 112, 114, 160, 168, 308, 440, 466 -, Katharinenkloster 29, 73, 74, 109, 111, 114, 123, 160, 168, 307, 308, 466 Siph 257, 506 Sixtus IV., Papst 437 Skadar 277, 332 Skopus, Berg 397 Skutari Siehe Skadar Slawonien 320 Smyrna 150, 349 Sodom 163, 258, 400, 447 Sokrates 126, 290 Sparta 304, 305 Speyer 32 Spoleto 108 Spyrídon, Hl. 335 St. Bernhard, Alpenpass 108 St. Peters-Keller Siehe Cellaria Sancti Petri Stahel, Rudolf 44/45, 47 Staigerwallder, Friedrich 155, 443 Stans 253 -, Winkelriedhaus 253 Stefan, Hl. 150, 171, 497, 499 Stephan, Hl. 349, 395, 408, 499, 501 Sternberg, Gottschalk von 116, 361, 370 Sternberg, Hans von 120, 159, 361, 368, 372, 384, 386, 387, 527 Sterzing 131, 134, 282, 511 Stettin 309 Steyrer, Philipp Jacobus 95 Stillfried-Alcantara 41, 46, 47, 48, 53, 88, 97, 223 Stillfried-Alcantara, Rudolf 41, 53, 96 Stillfried-Ratenic , Georg von 97 Stocker, Hans 138, 157, 196, 283, 367, 491 Stolberg, Heinrich von 184 Sudheim, Ludolf von 157, 348, 419, 525

Personen- und Ortsregister Surianen 112, 172, 175, 177, 208, 215, 228, 259-261, 263, 421, 425427, 429, 431, 503 Suriano, Francesco 168, 384, 446, 448 Sv. Andrija, Insel 328 Syrene 427 Syrer 183 Syrien 352, 423, 425, 426, 520 Tabita 374 Tabor, Berg 113 Tarsis 374 Tartaria 459 Tatarstan 459 Tausignano, Nikolaus von 85 Techel 128, 298 Tekoa 257, 505 Tel Aviv 365 Theben 305 Theodericus 418 Theodor II. Laskaris 343 Theodor, Hl. 226, 236 Theodora, Hl. 335 Theodoro, Hl. 294 Thietmar von Merseburg 436 Thomas, Hl. 77, 150, 163, 175, 349, 398, 437, 500 Thomaskapelle 410 Thurgau 38, 88, 89, 269 Tiberius, röm. Ks. 388 Timur Lenk 426 Tischbe 440 Tkon 324 Tobler, Titus 6/7, 19, 21, 229, 273 Tocco, Antonio 338 Tocco, Leonardo III. 338 Totes Meer 397, 400, 451 Tournemine, François de 115, 117, 310 Tramin 132 Trausun, Sixt 116, 370 Treviso 132, 282, 511 Trient 131/132, 134, 282, 511 Troja 304/305, 342, 351

585 Truchsessen von Waldburg (Familie) 52 Tucher, Hans 5, 12, 14, 18, 27, 36, 70, 84, 91, 120/121, 123, 136, 138, 140, 147, 151, 159, 166, 174-176, 180, 196/197, 219, 249, 258, 283, 285, 287-289, 293/294, 314, 318, 326, 332, 334, 337/338, 340, 342, 351, 358, 383-385, 387/388, 391, 394,402-404, 406/407, 409, 414, 417, 420/421, 423, 435/436, 439441, 443-445, 447/448, 500 Türken 30, 55, 57, 75/76, 123, 146, 148/149, 178-181, 186, 188, 201/202, 225, 233/234, 238, 242, 245, 264, 268, 323, 325, 330-334, 337/338, 341/342, 347, 350/351, 353, 363, 424, 461, 489, 507 Tunis 341 Tyndareos 304 Tyropoiontal 403, 500 Tyrus 360 Tzewers, Wilhelm 18, 120, 147/148, 219, 246, 258, 319-321, 323, 334, 340/341, 344/345, 349, 380, 384, 389/390, 392, 395/396, 399-404, 407, 409/410, 414-419, 423, 425, 430, 439-441, 443-445, 447/448, 452, 497-500, 506 Ugelheimer, Peter 137 Ulm 63-65 Umbrien 422 Urach 134, 369 Urgel, Jakob von 71 Valenciennes 107 Valois 41 Valona Siehe Vlorë Venedig 22, 29, 42, 55, 60, 73, 94, 99/100, 103, 107-109, 111, 120, 123/124, 127, 130-138, 141, 143146, 152, 154, 167-169, 171, 191, 195-197, 205, 211, 214, 216/217, 221, 225-227, 234/235, 264, 270, 281-283, 285, 287/288, 290-295, 297, 299/300, 306, 311/312, 316-

586 318, 320, 324/325, 327/328, 332, 338, 340, 343/344, 355/356, 442, 447, 467, 475, 485, 511/512, 514 -, Castello nuovo 146, 226, 237, 316, 486, 512 -, Castello vecchio 146, 225, 237, 316, 486, 512 -, Dogenpalast 141, 227, 234, 236, 270, 295, 296, 484 -, Fondaco dei Tedeschi 135, 137 -, Piazetta 226, 236 -, Piazza di San Marco 214 -, Porto di Lido 146, 316, 486, 512 -, San Bartolomeo 137 -, San Giorgio Maggiore 141, 236, 291 -, San Marco 55, 76, 127, 141, 167, 213, 222, 226/227, 234, 236, 295/296, 299, 303, 442, 485 -, San Nicolò di Lido 141, 143, 292 -, San Pietro di Castello 295 -, San Zaccaria 143, 294 -, Sant’Elena 141, 143, 283, 292 -, Santa Lucia 143, 294 -, Santa Maria dei Gratia 143 -, Santa Maria dei Miracoli 143 -, Santa Maria Gloriosa dei Frari 299 -, Santa Mariae Cruciferorum 141, 293 -, Santi Giovanni e Paolo 143 Venus 127, 212, 344, 357, 462, 463 Venus Myrtea 463 Veronika 388, 498 Villiers, Alain de 115, 118, 310, 369 Vis, Insel 326 Vlorë 332 Vogt, Berthold 81, 87, 88 Voúlgaris (Familie) 335 Vrana 320 Wâdi Artâs 447 Wadi el-Kelt 452 Waldenstein, Florian Waldauf von 77 Waltheym, Hans 466

Personen- und Ortsregister Wanner, Martin 138, 155, 160, 162, 196, 291 Werdenberg, Wilhelm von 109, 115, 117, 146, 307, 308, 369 Wettingen 102, 103 Wetzhausen, Dietz Truchsess von 116, 361, 370 Wetzhausen, Martin Truchsess von 361 Wey, William 8, 17, 138, 140, 153, 283, 409 Wien 37, 40, 43, 44, 45, 75, 77, 95, 127, 137, 269, 462 Wilhelm der Ältere von Hessen, Landgraf 73, 142 Wilhelm III. von Thüringen und Sachsen, Hg. 125, 138, 528 Wilhelm IV. von Bayern, Hg. 48 Wilhelm von Thüringen 283 Windmühle 235, 242, 244, 245, 346, 351, 490 -, Horizontalwindmühle 235, 243, 346 -, Turmwindmühle 235, 242 Witz, Konrad 231 Wölfli, Heinrich 138, 196, 219, 367 Würzburg 113 Xerxes I. Siehe Ahasver Yeshbeck-al-Fahiq 422 Zacharias, Hl. 141, 294, 445/446 Zadar 55, 76, 144, 146, 226, 234, 238/239, 271, 277, 285, 320/321, 323/324, 327, 487, 512 -, Sv. Donat 238, 321 -, Sv. Ivan Krševan 238, 321 -, Sv. Marija Velika 238, 321 -, Sv. Mihovil 238, 323 -, Sv. Šimun 238, 321 -, Sv. Stošija 238, 321 -, Ugljan 238, 323 Zakynthos 337, 338, 512 Zedlitz, Heinrich von 140, 143, 150, 177, 212, 306, 328, 333, 350, 421, 524 Zen, Ranieri 236

Personen- und Ortsregister Zeus 300, 304, 337, 344 Zigeuner 147, 242, 341 Zimmern, Johannes Werner von 309, 441 Zimmern, Froben Christoph von 67, 84 Zülnhart, Wolf von 132, 212, 214, 292, 396, 528 Zug 310 Zypern 55, 57, 69/70, 73/74, 76, 83, 87, 152-154, 169, 173, 218/219, 226, 234, 245/246, 265, 270/271, 307, 335, 347, 356-360, 362/363, 421, 466, 492/493, 513 -, Constantia 73/74, 76, 225/226, 245/246, 276, 360, 362, 493, 508 -, Costus Siehe Constantia -, Famagusta 76, 152-154, 226, 245247, 307, 360, 362-364, 493 -, Famagusta, Nikolaus-Kathedrale 247, 362/363 -, Kostus 153, 360, 362, 493 -, Larnaka 152/153, 226, 245/246, 265, 277, 357-360, 492 -, Lazaruskirche 246 -, Limassol 57, 149, 152, 226, 245, 277, 347, 356/357, 492, 512 -, Nikosia 71, 152/153, 357, 359/360, 363 -, -, Sophien-Kathedrale 363 -, Salamis Siehe Constantia -, Sallina Siehe Larnaka -, St. Nikolaus-Kathedrale 247

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