Köln im 13. Jahrhundert: Gesellschaftlicher Wandel und Verfassungsentwicklung 9783412318826, 3412079987, 9783412079987

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Köln im 13. Jahrhundert: Gesellschaftlicher Wandel und Verfassungsentwicklung
 9783412318826, 3412079987, 9783412079987

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STÄDTEFORSCHUNG Veröffentlichungen des Instituts für vergleichende Städtegeschichte in Münster begründet von Heinz Stoob in Verbindung mit

K. Blaschke, H. Duchhardt, W. Ehbrecht, H. Heineberg, H. Jäger, R.-E. Mohrmann, F. Opll, H. Schilling und H. K. Schulze herausgegeben von

Peter J o h a n e k Reihe A: Darstellungen B a n d 36

KÖLN IM 13.JAHRHUNDERT GESELLSCHAFTLICHER WANDEL UND VERFASSUNGSENTWICKLUNG

von Manfred Groten

« 1998

B Ö H L A U V E R L A G K Ö L N WEIMAR W I E N

Zweite, durchgesehene Auflage. Sonderausgabe

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Groten, Manfred: Köln im 13. Jahrhundert : gesellschaftlicher Wandel und Verfassungsentwicklung / von Manfred Groten. 2., durchges. Aufl., Sonderausg. Köln ; Weimar ; Wien : Böhlau, 1998 (Städteforschung : Reihe A, Darstellungen ; Bd. 36) Zugl.: Köln, Univ., Habil.-Schr., 1990/91 ISBN 3-412-07998-7

Umschlagabbildung: Coellen. Kölner Rheinansicht aus der Koelhoffschen Chronik, 1499 © Rheinisches Bildarchiv Köln Copyright © 1995 by Böhlau Verlag G m b H & Cie, Köln Alle Rechte vorbehalten EDV-Umbruch: Christine Küthe und Peter Kramer, Institut für vergleichende Städtegeschichte, Münster Belichtung: Richarz Publikations-Service GmbH, Sankt Augustin oo Dieses Buch wurde auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Gesetzt aus der Linotype Stempel Garamond lOpt. Printed in Germany ISBN 3-412-07998-7

INHALT

Vorwort

IX

Einführung

IX

Verzeichnis der Siglen

XI

Quellen und Literatur

XIII

1. Quellen 2. Literatur

XIII XIV

1. Die Stadt Köln in den Jahren des deutschen Thronstreits - Die Bildung des Rates

1

1.1. Der Ausgangspunkt: Die Verfassung des bürgerlichen Gemeinwesens der Stadt Köln im 12. Jahrhundert

1

1.2. Die Spaltung der Kölner Bürgerschaft im deutschen Thronstreit . . . 1.2.1. Der Bericht der lateinischen Kölner Reimchronik 1.2.2. Köln und England 1.2.3. Kölner Bürger in Zeugenlisten (1200-1215) - Parteibildungen im Meliorat 1.2.4. Die erste staufische Wende (1205-1208) 1.3. Jurisprudenz im Dienst der weifischen Sache 1.3.1. Die Handschrift Lat. 8° 50 der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz 1.3.1.1. Der Stifter der Handschrift: Magister Alhelmus physicus de Colonia 1.3.1.2. Die Dokumentensammlung am Schluß von Lat. 8° 50 . 1.3.1.3. Der mutmaßliche Besitzer von Lat. 8° 50: Pfarrer Anselm von St. Brigiden 1.3.2. Juristisch gebildete Kleriker in Köln im frühen 13. Jahrhundert 1.3.3. Zur Kölner Interpretation des Königswahlrechts 1.4. Die Bildung des städtischen Rates 1216 1.4.1. Die Marienfelder Urkunde von 1216 und das städtische Schriftwesen 1.4.2. Der Kölner Rat von 1216 1.4.3. Die Anfänge städtischer Räte im deutschen Reich 1.4.4. Nobiles burgenses Colonienses 1.4.5. Die Kirchspiele im frühen 13. Jahrhundert

10 10 13 15 26 31 31 31 33 40 45 50 54 54 60 69 79 87

VI 2. Die Latenzphase (1216-1257) 2.1. Die Entwicklung der Beziehungen der Kölner Bürger zu den Erzbischöfen von Köln, zu Päpsten, Herrschern und benachbarten Fürsten 2.1.1. Die Zeit Erzbischof Engelberts I. von Berg 2.1.2. Die Zeit Erzbischof Heinrichs I. von Müllenark 2.1.3. Die Amtszeit Erzbischof Konrads von Hochstaden bis zum Jahr 1257

102 102 102 105 112

2.2. Die städtische Führungsschicht 2.2.1. Die Schöffen 2.2.2. Die Amtleute der Richerzeche

123 123 133

2.3. Parteibildungen und Konflikte innerhalb der Bürgerschaft

140

2.4. Der Rat und die Kirchspiele 2.4.1. Der Rat 2.4.2. Die Kirchspiele

160 160 169

2.5. Die Bruderschaften

173

3. Das Jahrzehnt des Umbruchs (1258-1268) vom Großen Schied bis zur Schlacht an der Ulrepforte

180

3.1. Der Kampf um die Stadtverfassung - Konrads von Hochstaden „Revolution von oben" 3.1.1. Die Fehde von 1257/58 3.1.2. Der Große Schied und seine unmittelbaren Folgen 3.1.3. Die Entmachtung der Geschlechter 3.1.4. Die neuen Schöffen 1259-1262

180 180 186 193 206

3.2. Die lateinische Kölner Reimchronik - Geschichtsschreibung im Dienste der „Weisen" 3.2.1. Die Überlieferung 3.2.2. Autor und Publikum 3.2.3. Das Selbstverständnis der „Weisen"

218 218 220 226

3.3. Gottfried Hagen 3.3.1. Das Problem der Identität 3.3.2. Leben und Werk des Stadtschreibers Gottfried 3.3.3. Gottfried Hagens Reimchronik 3.3.3.1. Der stede vriheit 3.3.3.2. Die Bürger arm und reich

228 228 230 246 246 254

3.4. Die Zeit Erzbischof Engelberts II. von Falkenburg 3.4.1. Die Rückkehr der „guten Leute" 3.4.2. Die Behauptung der städtischen Autonomie 1263-1266 3.4.3. Die Vertreibung der Weisen 1267/68

257 257 269 275

VII 4. Die Folgen der Vertreibung der Weisen

291

4.1. Die Neuformierung der städtischen Führungsgruppe

291

4.2. Der Aufstieg des Rates

301

4.3. Der weite Rat

309

5. Zusammenfassung

316

Anhang

320

1. Rechtsgutachten

320

2. Entwurf zu der Sühne zwischen Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg und der Stadt Köln vom 25. August 1263

321

Index der Orts- und Personennamen

323

VORWORT

Das der ersten Auflage von 1995 zugrundeliegende Manuskript hat der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln im Wintersemester 1990/91 als Habilitationsschrift vorgelegen. Für die Neuauflage habe ich den Text einer intensiven Nachprüfung unterzogen. Dabei wurden Druckfehler und kleine Versehen korrigiert. Hier und da war es möglich, den Text ohne Veränderung des Umbruchs zu verbessern oder behutsam zu aktualisieren. Die wichtigste seit 1992 erschienene Literatur, die aus technischen Gründen nicht in die Anmerkungen eingearbeitet werden konnte, ist in einem Anhang zum Literaturverzeichnis zusammengestellt worden. Köln, im Juni 1998

Manfred Groten

EINFUHRUNG

Der Formenreichtum und die Eigenart der Kölner Stadtverfassung haben seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die historische Forschung immer wieder fasziniert. Das Interesse konzentrierte sich allerdings vorzugsweise auf das 12. Jahrhundert. Ausgehend von verschiedenen theoretischen Modellen wurde die Entstehung von Schöffenkolleg und Richerzeche, von Stadtgemeinde und Sondergemeinden kontrovers diskutiert. Der Gelehrtenstreit über die Frühgeschichte der Kölner Stadtverfassung dauert heute noch an, und es besteht angesichts der unzureichenden Quellenlage auch kaum Aussicht auf eine allseits befriedigende Lösung der anstehenden Probleme. Die Weiterentwicklung der Kölner Verfassung im 13. Jahrhundert hat weniger Beachtung gefunden, wenn man von den Kontroversen um das Auftreten eines Stadtrates im Jahre 1216 absieht. Hinsichtlich des 13. Jahrhunderts verlagerte sich das Forschungsinteresse auf die gut dokumentierten Auseinandersetzungen zwischen dem erzbischöflichen Stadtherrn und der Bürgerschaft. Damit trat die Ereignisgeschichte in den Vordergrund, die Leonard Ennen 1865 im zweiten Band seiner Geschichte der Stadt Köln erstmals ausführlich dargestellt hat. Die Konzentration auf die Frontstellung Erzbischof - Stadt hatte zur Folge, daß häufig die Differenzen auf städtischer Seite über weite Strecken aus dem Blick gerieten.

VORWORT

Das der ersten Auflage von 1995 zugrundeliegende Manuskript hat der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln im Wintersemester 1990/91 als Habilitationsschrift vorgelegen. Für die Neuauflage habe ich den Text einer intensiven Nachprüfung unterzogen. Dabei wurden Druckfehler und kleine Versehen korrigiert. Hier und da war es möglich, den Text ohne Veränderung des Umbruchs zu verbessern oder behutsam zu aktualisieren. Die wichtigste seit 1992 erschienene Literatur, die aus technischen Gründen nicht in die Anmerkungen eingearbeitet werden konnte, ist in einem Anhang zum Literaturverzeichnis zusammengestellt worden. Köln, im Juni 1998

Manfred Groten

EINFUHRUNG

Der Formenreichtum und die Eigenart der Kölner Stadtverfassung haben seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die historische Forschung immer wieder fasziniert. Das Interesse konzentrierte sich allerdings vorzugsweise auf das 12. Jahrhundert. Ausgehend von verschiedenen theoretischen Modellen wurde die Entstehung von Schöffenkolleg und Richerzeche, von Stadtgemeinde und Sondergemeinden kontrovers diskutiert. Der Gelehrtenstreit über die Frühgeschichte der Kölner Stadtverfassung dauert heute noch an, und es besteht angesichts der unzureichenden Quellenlage auch kaum Aussicht auf eine allseits befriedigende Lösung der anstehenden Probleme. Die Weiterentwicklung der Kölner Verfassung im 13. Jahrhundert hat weniger Beachtung gefunden, wenn man von den Kontroversen um das Auftreten eines Stadtrates im Jahre 1216 absieht. Hinsichtlich des 13. Jahrhunderts verlagerte sich das Forschungsinteresse auf die gut dokumentierten Auseinandersetzungen zwischen dem erzbischöflichen Stadtherrn und der Bürgerschaft. Damit trat die Ereignisgeschichte in den Vordergrund, die Leonard Ennen 1865 im zweiten Band seiner Geschichte der Stadt Köln erstmals ausführlich dargestellt hat. Die Konzentration auf die Frontstellung Erzbischof - Stadt hatte zur Folge, daß häufig die Differenzen auf städtischer Seite über weite Strecken aus dem Blick gerieten.

χ

Einführung

Aus verfassungsgeschichtlicher Sicht kommt dem 13.Jahrhundert zweifellos entscheidende Bedeutung zu, weil in diesem Zeitraum durch die Entstehung des Rates und seinen Aufstieg zur führenden bürgerlichen Behörde die Weichen für den weiteren Gang der Verfassungsentwicklung bis zum Jahre 1797 gestellt wurden. Die wesentlichen Züge dieser Entwicklung schienen allerdings durch das grundlegende Werk von Friedrich Lau, „Entwicklung der kommunalen Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln bis zum Jahre 1396" von 1898 hinreichend herausgearbeitet zu sein. Tatsächlich hat Lau die unmittelbar einschlägigen Quellen bis auf wenige Ausnahmen erfaßt und behutsam interpretiert. Sein Ansatz war jedoch ein rein institutionengeschichtlicher. Die gesellschaftlichen Kräfte, die die Verfassung formten, werden in seiner Darstellung nur schemenhaft erkennbar. So bleibt die Verfassungsgeschichte gewissermaßen in der Abstraktion stecken, ihre Umbrüche und Wandlungen erscheinen letztlich unmotiviert. Einen neuen Ansatz erprobte 1976 Brigitte Berthold in ihrem Aufsatz „Sozialökonomische Differenzierung und innerstädtische Auseinandersetzungen in Köln im 13.Jahrhundert". Sie versuchte, die Verfassungsentwicklung des 13. Jahrhunderts mit Hilfe prosopographischer Studien verständlich zu machen, indem sie die handelnden Personen, soweit sie in den Quellen greifbar werden, näher bestimmte und gesellschaftlichen Gruppen zuordnete. So anregend Bertholds Ergebnisse auch erscheinen, sie halten einer kritischen Prüfung im einzelnen nicht stand, nicht zuletzt, weil nur das gedruckt vorliegende Quellenmaterial ausgewertet werden konnte, was zu manchem Fehlurteil führte. Bertholds Verdienst ist es jedoch, auf die Bedeutung der gesellschaftlichen Entwicklung für das Verständnis der Verfassungsgeschichte hingewiesen zu haben. Um zu tragfähigeren Ergebnissen zu gelangen, mußte die Quellenbasis erweitert werden. Für die vorliegende Arbeit wurden daher alle erreichbaren Kölner Quellen, sowohl die Urkunden als auch die Schreinskarten und Schreinsbücher, ausgewertet. Der Untersuchungszeitraum wird durch zwei sattsam bekannte Eckdaten festgelegt: 1216 erstes Auftreten eines Rates, 1321 Anfertigung des ersten Eidbuches des Rates als Indiz für dessen Aufstieg zur führenden städtischen Behörde. Da die Ratswahl von 1216 nur den Schlußpunkt eines längeren Prozesses markiert, muß die Untersuchung mit dem Ausbruch des deutschen Thronstreits 1198 einsetzen. Als dringend notwendig erwies sich weiterhin eine eingehende Analyse der beiden städtischen Geschichtswerke der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der anonymen lateinischen Reimchronik und des Buches von der Stadt Köln Gottfried Hagens. Durch die Offenlegung der Entstehungsbedingungen und der jeweiligen Tendenz dieser beiden Dichtungen lassen sich ihre Nachrichten präziser für die Verfassungsgeschichte verwerten. Aus der Kombination der archivischen und historiographischen Quellen ergibt sich unter Hinzuziehung diplomatischer, sphragistischer und heraldischer Befunde ein kohärentes Bild von der inneren Struktur der städtischen Gesellschaft in Köln, die charakterisiert ist durch die Konkurrenz verschiedener Gruppen mit spezifischen politischen und wirtschaftlichen Interessen. Der Verfassungswandel erscheint als Ergebnis von Gruppenauseinandersetzungen, bei denen sich im Laufe der Zeit Frontverschiebungen feststellen lassen. Das Eingreifen des Stadtherrn in die innerstädtischen Konflikte kommt als weiterer Faktor hinzu. Schließlich kann die kölnische Geschichte nicht isoliert betrachtet werden. Sie erhält erst ihr unverwechselbares Profil durch den Vergleich mit Befunden aus anderen deutschen und europäischen Gemeinwesen.

VERZEICHNIS

AfD AfK AHVN BllDtLG BonnGbll ChartDipl DA D . F. I. D . H. IV. DHGE EHR GQProvSachs HansGbll HeidAbhMNG HJb HRG HZ JKGV KRAbh LThK MG M G SSrG MIÖG MStadtAKöln NDB OB Pfingsbll PL PublGesRhGkd QDHansG QFHessG QFI AB REK RhArch RhVjbll RI RNI StF A StudKölnKG UB U B mittelrhein. Terr. VestZ VMPI VSWG VuF

DER

SIGLEN

Archiv für Diplomatik Archiv für Kulturgeschichte Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein Blätter für deutsche Landesgeschichte Bonner Geschichtsblätter Chartes et diplômes relatifs à l'histoire de France Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters M G Friderici I. Diplomata M G Heinrici IV. Diplomata Dictionnaire d'Histoire et de Géographie Ecclésiastiques The English Historical Review Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete Hansische Geschichtsblätter Heidelberger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte Historisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Historische Zeitschrift Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins Kirchenrechtliche Abhandlungen Lexikon für Theologie und Kirche Monumenta Germaniae Histórica Monumenta Germaniae Histórica Scriptores rerum Germanicarum Mitteilungen des österreichischen Instituts für Geschichtsforschung Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Köln Neue Deutsche Biographie Oorkondenboek Pfingstblätter des hansischen Geschichtsvereins MIGNE, J. P., Patrologiae cursus completus, Patrologiae Latinae Bde. 1-221, Paris 1844-64 Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter Rheinisches Archiv Rheinische Vierteljahrsblätter Regesta Imperii Regestum Innocentii III papae super negotio Romani imperii Städteforschung, Reihe A: Darstellungen Studien zur Kölner Kirchengeschichte Urkundenbuch Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien Vestische Zeitschrift Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Vorträge und Forschungen

XII WestdZ WestfZ WUB ZAGV ZBergGV ZGO ZHVNds ZRG ZVHambG ZVLübG

Verzeichnis der Siglen

Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst Westfälische Zeitschrift Westfälisches Urkunden-Buch Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, G A = Germanistische Abteilung, KA = Kanonistische Abteilung, RA = Romanistische Abteilung Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde

1. Q U E L L E N U N D

1.

LITERATUR

Quellen

Für die vorliegende Untersuchung wurden alle einschlägigen Bestände des Historischen Archivs der Stadt Köln (HAStK) herangezogen. Alle zitierten Archivsignaturen, bei denen kein Lagerort vermerkt ist, verweisen auf Bestände dieses Archivs. Als wichtigste Kölner Archivaliengruppen verdienen Hervorhebung die städtische Urkundensammlung (HUA = Haupturkundenarchiv), die Schreinsüberlieferung mit Schreinskarten, Schreinsbüchern (abgekürzt Sb.) und Schreinsurkunden sowie die als Depositum des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf in Köln lagernden Urkunden und Akten der Kölner Stifte und Klöster. Die Schreinsüberlieferung wurde bis zum Stichjahr 1300 vollständig durchgearbeitet. Sie bietet 37 ganz oder teilweise ungedruckte Schreinskarten, die nach dem von Hoeniger eingeführten System (Anfangsbuchstaben der Kirchspiele, Nummer der Karte, Spalte, Nummer des Eintrags) zitiert werden (M 14-24, Β 4, L 6-8, A 4-9, Ν 14-26, G 4-5, zu Sc 3 vgl. Kap. 1, Anm. 424), und 80 Schreinsbücher, deren Laufzeit sich ganz oder teilweise mit dem Bearbeitungszeitraum deckt (Sb. 1,6, 7, 12, 13, 16,17, 22, 27, 31, 32, 42, 45, 50, 52, 55, 58, 69, 74, 75, 76, 79, 80, 81, 87, 92, 93, 96, 99,103,107,115,121,142,148,156,157,162,168,173,178,179,193 fehlt seit 1925,211,217,223,238,239,240,241,266,270,275, 276,279,290,296, 299, 302, 307, 311, 315, 324, 334, 352, 353, 371, 372, 374, 378, 379, 380, 395,413, 434,439, 447, 448, 449,450,451). Bei Archivalien und Handschriften aus anderen Archiven und Bibliotheken ist der Lagerort stets angegeben. Nach dem Kölner Stadtarchiv bietet das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (HStAD), vor allem mit dem Urkundenbestand Kurköln, die dichteste Überlieferung zum Thema. Im Original wurden einzelne Stücke noch aus folgenden Institutionen berücksichtigt: Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Koblenz, Landeshauptarchiv Köln, Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Diözesanbibliothek London, Public Record Office Mainz, Stadtarchiv München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv Münster, Staatsarchiv Utrecht, Stadtarchiv Wien, Österreichische Nationalbibliothek

XIV

Quellen und Literatur

2.

Literatur

Auf die Trennung von Editionen und Sekundärliteratur wird verzichtet, um dem Leser die Auffindung der bibliographischen Angaben zu erleichtern. Zur Entlastung der Anmerkungen werden für Zitate nur die Namen der Autoren oder Bearbeiter gefolgt vom Erscheinungsjahr ihrer Werke in Klammern verwendet. Bei häufig zitierten Werken, wie etwa Lacomblets Urkundenbuch, und solchen mehrerer Autoren ist auch die Angabe des Erscheinungsjahres als Orientierungshilfsmittel entbehrlich. Sachtitel werden in Kurzform zitiert. Die Abkürzungen S. (Seite), Sp. (Spalte) oder Nr. (Nummer) werden nur zur Vermeidung von Mißverständnissen im Einzelfall verwendet. Bei Urkundenbüchern und Regestenwerken beziehen sich die angegebenen Zahlen auf die laufenden Nummern. Abkürzungen werden im Abkürzungs- und Siglaverzeichnis aufgelöst. Aachener Urkunden 1101-1250, bearb. von Erich Meuthen (PublGesRhGkd 58), Bonn 1972 ABEL, HEINRICH F R . O T T O , König Philipp der Hohenstaufe, Berlin 1 8 5 2 Die abendländische Freiheit vom 10. zum 14. Jahrhundert, hrsg. von Johannes Fried (Vorträge und Forschungen 39), Sigmaringen 1991 Acta imperii selecta, Urkunden deutscher Könige und Kaiser mit einem Anhange von Reichssachen, gesammelt von Joh. Friedrich Böhmer, Innsbruck 1870 ADENAUER, HANNA, Das Overstolzenhaus zu Köln, in: Vom Bauen, Bilden und Bewahren, Festschrift für Willy Weyres zur Vollendung seines 60. Lebensjahres, hrsg. von Joseph Hoster und Albrecht Mann, Köln 1963, S. 331-341 ADERS, GÜNTER, Das Testamentsrecht der Stadt Köln im Mittelalter (Veröff. des Köln. Geschichtsvereins 8), Köln 1932 ADLER, M A R C U S NATHAN, The Itinerary of Benjamin of Tudela, London 1 9 0 7 Age of Chivalry, Art in Plantagenet England 1 2 0 0 - 1 4 0 0 (Royal Academy of Arts), hrsg. von Jonathan Alexander und Paul Binski, London 1987 AHLERS, JENS, Die Weifen und die englischen Könige 1165-1235 (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens 102), Hildesheim 1987 Alexander von Roes Schriften (MG, Staatsschriften des späteren Mittelalters 1,1), hrsg. von Herbert Grundmann und Hermann Heimpel, Stuttgart 1958 AMBERG, GOTTFRIED, Ceremoniale Coloniense, Die Feier des Gottesdienstes durch das Stiftskapitel der hohen Domkirche zu Köln bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit (StudKölnKG 17), Siegburg 1982 AMBRONN, K A R L - O T T O , Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13. Jahrhundert (Münchener Historische Studien, Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaften 6), Kallmünz 1968 A M ENDE, BERNHARD, Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 1 2 . und 1 3 . Jahrhundert (Veröff. zur Geschichte der Hansestadt Lübeck Β 2), Lübeck 1975 AMMANN, HEKTOR, Untersuchungen zur Geschichte der Deutschen im mittelalterlichen Frankreich, in: Deutsches Archiv für Landes- und Volksforschung 3 ( 1 9 3 9 ) , S. 3 0 6 - 3 3 3

Deutschland und die Tuchindustrie Nordwesteuropas im Mittelalter, in: Hansische Geschichtsblätter 72 (1954), S. 1-63

AMMANN, HEKTOR,

XV

Quellen und Literatur

Analyses de reconnaissances de dettes passées devant les échevins d'Ypres (1249-1291) selon le manuscrit de Guillaume Des Mares, ed. par Carlos Wyffels, Brüssel 1991 An Anglo-Saxon Dictionary, bearb. von Joseph Bosworth, neu hrsg. von T. Northcote Toller, Oxford 1882 Das Annolied, hrsg. von Eberhard Nellmann, Stuttgart 1975 Apologia des ErtzStifts Collen, Bonn 1659 Die Staats- und Gesellschaftslehre Alberts des Großen (Deutsche Beiträge zur Wirtschafts- und Gesellschaftslehre 8), Jena 1929 ARENTZ, LUDWIG, Die Zersetzung des Zunftgedankens, nachgewiesen an dem Wollenamte und der Wollenamtsgaffel in Köln (Veröff. des Köln. Geschichtsvereins 12), Köln 1935 A R N E C K E , F R I E D R I C H , Die Hildesheimer Stadtschreiber bis zu den ersten Anfängen des Syndikats und Sekretariats 1217-1443, Marburg 1913 ARENDT, WILHELM,

A S E N , JOHANNES,

Die Beginen in Köln, in:

A H V N 111 (1927),

S. 8 1 - 1 8 0 ,

112 (1928),

S. 71-148,113 (1928), S. 13-96 Geschichte der Grafen von Are bis zur Hochstadenschen Schenkung (1246) (Rheinisches Archiv 107), Bonn 1979 BÄRMANN, JOHANNES, Die Städtegründungen Heinrichs des Löwen und die Stadtverfassung des 12. Jahrhunderts (Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte 1), K ö l n - G r a z 1961 BAETHGEN, F R I E D R I C H , Der Anspruch des Papsttums auf das Reichsvikariat, in: Mediaevalia (Schriften der M G H 17,1), Stuttgart 1960, S. 110-185 BADER, U T E ,

H., Varieties and Consequences of Medieval Literacy and Illiteracy, in: Speculum 55 (1980), S. 237-265 BAUMGÄRTNER, INGRID, Rombeherrschung und Romerneuerung. Die römische Kommune im 12. Jahrhundert, in: Q F I A B 69 (1989), S. 27-79 B E C K E R , H A N S - J Ü R G E N , Kölns Städteverträge in vorhansischer Zeit, in: Hansische Geschichtsblätter 107 (1969), S. 1-13 B E C K E R , WINFRIED, Der Kurfürstenstaat, Grundzüge seiner Entwicklung in der Reichsverfassung und seine Stellung auf dem westfälischen Friedenskongreß (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte 5), Münster 1973 B E D O S , B R I G I T T E , Les sceaux des villes (Corpus des sceaux français du moyen âge 1), Paris 1980 Belgien in Köln, Ausstellungskatalog, Historisches Archiv der Stadt Köln, Köln 1981 B E N S O N , R O B E R T , Libertas in Italy, 1152-1226, in: La notion de liberté au Moyen Age, Islam, Byzance, Occident, Penn-Paris-Dumbarton Oaks Colloquia IV, Session des 12-15 octobre, Paris 1985, S. 191-213 B E R T H O L D , B R I G I T T E , Sozialökonomische Differenzierung und innerstädtische Auseinandersetzungen in Köln im 13. Jahrhundert, in: Stadt und Städtebürgertum in der deutschen Geschichte des 13. Jahrhunderts, hrsg. von Bernhard Töpfer (Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte 24), Berlin 1976, S. 229-287. Beschlüsse des Rates der Stadt Köln 1320-1550 (PublGesRhGkd 65), Bd. 2-5, bearb. von Manfred Groten, Düsseldorf 1988-90 B Ä U M L , FRANZ

XVI

Quellen und Literatur

BEYERLE, KONRAD, Die Urkundenfälschungen des Kölner Burggrafen Heinrich III. von Arberg (Deutschrechtliche Beiträge I X , 4), Heidelberg 1913 BLOCH, HERMANN, Der Freibrief Friedrichs I. für Lübeck und der Ursprung der Ratsverfassung in Deutschland, in: Z V L ü b G 16 (1914), S. 1—43 Böhmer/Will s. Regesten zur Geschichte der Mainzer

Erzbischöfe

BORDONE, RENATO, La società urbana nell'Italia comunale (secoli X I - X I V ) , Turin 1984 BORDONE, RENATO, La società cittadina del regno d'Italia, Formazione e sviluppo delle caratteristische urbane nei secoli X I e X I I (Deputazione subalpina di storia patria, Bibliotheca storica subalpina CCII), Turin 1987 BOSHOF, EGON, Erstkurrecht und Erzämtertheorie im Sachsenspiegel, in: HZ, Beiheft (NF) 2 (1973), S. 84-121 BREWER, JOHANN WILHELM, V a t e r l ä n d i s c h e

Chronik

der

Königlich-Preußischen

Rhein-Provinzen im allgemeinen und der Stadt Köln insbesondere 2, Köln 1826 BRINCKEN, ANNA-DOROTHEE VON DEN, Das Stift St. Georg zu Köln (Urkunden und Akten 1059-1802) (MStadtAKöln 51), Köln 1966 BRINCKEN, ANNA-DOROTHEE VON DEN, Das Stift St. Mariengraden zu Köln (Urkunden und Akten 1059-1817) (MStadtAKöln 57/58), Köln 1969 BROCKMANN, HARALD, Zwei kölnische miniierte Urkunden aus der Mitte des O . J a h r hunderts, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 3/4 (1926/27), S. 113-122 BUCHNER, MAX, Die Entstehung und Ausbildung der Kurfürstenfabel, in: HJb 33 (1912), S. 54-100, 255-322 BUMKE, JOACHIM, Höfische Kultur, Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, 2 Bde., München 1986 BUND, KONRAD, Untersuchungen zu Magister Heinrich von Köln, dem Abschreiber der Abbreviata de animalibus des Avicenna (1232), und zur Frage seiner Identifizierung mit dem Dichter Heinrich von Avranches, in: J K G V 53 (1982), S. 1-20 BUSSON, ARNOLD, Zur Geschichte Conradins, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte 11 (1871), S. 135-143 BUYKEN, THEA/CONRAD, HERMANN, D i e A m t l e u t e b ü c h e r d e r k ö l n i s c h e n S o n d e r g e -

meinden (PublGesRhGkd 45), Weimar 1936 VAN CAENEGEM, RAOUL C., Coutumes et législation en Flandre aux X I e et X I I e siècles, in: Les Libertés urbaines et rurales du X I e au X I V e siècle, Colloque International Spa 5 - 8 I X 1 9 6 6 , Brüssel 1968, S. 245-279 CARDAUNS, HERMANN, Konrad von Hostaden Erzbischof von Köln (1238-61), Köln 1880 CARDAUNS, HERMANN, R h e i n i s c h e U r k u n d e n des 1 3 . J a h r h u n d e r t s , i n : A H V N

38

( 1 8 8 2 ) , S.de1 -l'église 49 Cartulaire Saint-Lambert de Liège, hrsg. von S. Bormanns und E. School-

meesters, Bd. 1, Brüssel 1893, Bd. 2, Brüssel 1895 Catalogus verborum quae in operibus s. Augustini inveniuntur (Thesaurus linguae Augustinianae 7), Eindhoven 1984 Charte de Huy, 1066, Catalogue de l'exposition, Archives générales du Royaume, Brüssel 1903

XVII

Quellen und Literatur

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Zwei Jahrtausende Kölner Wirtschaft 1, hrsg. von Hermann Kellenbenz, Köln 1975

Nachtrag Berücksichtigt werden von 1992 bis 1998 erschienene Veröffentlichungen von allgemeiner Bedeutung für die Stadtgeschichte Kölns im 13. Jahrhundert und solche, die zentrale Themen meiner Arbeit berühren. Eine Zusammenstellung der gesamten neuerschienenen Literatur zur mittelalterlichen Stadtgeschichte ist aus Raumgründen hier nicht möglich. Kölner Stadtgeschichte (vorwiegend des 13. Jahrhunderts) allgemein GARBISCH, UTA, Das Zisterzienserinnen-Kloster Walberberg (1197-1447) (Kölner Schriften zu Geschichte und Kultur 25), Köln 1998 (Nonnen aus Köln dort S. 26Iff.) GROTEN, MANFRED, Civic Record Keeping in Cologne 1250-1330, in: Pragmatic Literacy, East and West 1200-1330 hrsg. von Richard Britnell, Woodbridge 1997, S. 8 1 - 8 8 GÜCKEL, IRENE, Das Kloster Maria zum Weiher vor Köln (1198-1474) und sein Fortleben in St. Cäcilien bis zur Säkularisation (Kölner Schriften zu Geschichte und Kultur 19), Köln 1993 HIRSCHFELDER, GUNTHER, Die Kölner Handelsbeziehungen im Spätmittelalter (Veröffentlichungen des Kölnischen Stadtmuseums 10), Köln 1994 HÖROLDT, ULRIKE, Studien zur politischen Stellung des Kölner Domkapitels zwischen Erzbischof, Stadt Köln und Territorialgewalten 1198-1322, Untersuchungen und Personallisten (Studien zur Kölner Kirchengeschichte 27), Siegburg 1994 HÜSGEN, HERMANN-JOSEF, Zisterzienserinnen in Köln, Die Klöster Mariengarten, Seyne und St. Mechtern/St. Apern (Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte 19), Köln 1993 IRSIGLER, FRANZ, Jahrmärkte und Messesysteme im westlichen Reichsgebiet bis ca. 1250, in: Europäische Messen und Märktesysteme in Mittelalter und Neuzeit, hrsg. von Peter Johanek und Heinz Stoob (StF A 39), Köln-Weimar-Wien 1996, S. 1-33 JANSSEN, WILHELM, Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515 (Geschichte des Erzbistums Köln II, 1), Köln 1995 PRÖSSLER, ROBERT, Zur Territorialpolitik des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden (1238-1261) im Mittelrhein- und Moselraum, in: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 36 (1990), S. 173-179 PRÖSSLER, ROBERT, Strukturen der kölnischen Lokalverwaltung in der Amtszeit des Erzbischofs Konrad von Hochstaden (123 8-1261), in: Geschichte in Köln 37 (1995), S. 17-26 PRÖSSLER, ROBERT, Das Erzstift Köln in der Zeit des Erzbischofs Konrad von Hochstaden, Organisatorische und wirtschaftliche Grundlagen in den Jahren 1238-1261 (Kölner Schriften zu Geschichte und Kultur 23), Köln 1997 RITZERFELD, ULRICH, Das Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert, Verwaltungsorganisation und wirtschaftliche Grundlagen (Rheinisches Archiv 132), Köln-Weimar-Wien 1994 SIENELL, STEFAN, Papst Innozenz III. (1198-1216) und die Kölner Erzbischöfe, in: J K G V 65 (1994), S. 13-53 STEHKÄMPER, HUGO, Gemeinde in Köln im Mittelalter, in: Studien zum 15. Jahrhundert, Festschrift für Erich Meuthen 2, hrsg. von Johannes Helmrath u. a., München 1994,S.1025-1100

XL STEHKÄMPER, H U G O ,

Zur Entstehung der Kölner Stadtgemeinde, in: JKGV 65 (1994),

S. 1-12 Die Stadt Köln und die Päpste Innozenz III. bis Innozenz IV., in: Papstgeschichte und Landesgeschichte, Festschrift für Hermann Jakobs zum 65. Geburtstag hrsg. von Joachim Dahlhaus u. a., Köln-Weimar-Wien 1995, S. 361— 400

STEHKÄMPER, H U G O ,

Einzelne Themen (alphabetisch) Bruderschaften (vgl. Kapiel 2.5.): Quellen zur Geschichte der Kölner Laienbruderschaften vom 12. Jahrhundert bis 1562/63, bearb. von Klaus Militzer (PublGesRhGkd LXXXI), 2 Bde., Düsseldorf 1997 Dialogas clerici et laici (vgl. Kapitel 1.3.): Der „Dialogus clerici et laici contra persecutores ecclesiarum", in: AHVN 195 (1992), S. 9-67 (mit 2 Abbildungen und Neuedition)

DANIEL MAIER,

Engelbert II. (vgl. Kapitel3.4.): Brendler, Albrecht, Engelbert von Falkenburg (ca. 1225-1274), in: Rheinische Lebensbilder 16, Köln 1997, S. 7-31 Englandbeziehungen (vgl. Kapitel 1.2.2.): Ein mittelalterlicher deutscher Großunternehmer, Terricus Teutonicus de Colonia in England 1217-1247 (VSWG Beiheft 125), Stuttgart 1997 H U F F M A N , J O S E P H P., Documentary Evidence of Anglo-German Currency Movement in the Central Middle Ages: Cologne and English Sterling, in: British Numismatic Journal 65 (1995), S. 32-45 H U F F M A N , J O S E P H P., Family, Commerce and Religion in Medieval London and Cologne, A Comparative Social History of Anglo-German Emigrants (im Druck, Cambridge University Press) PETERS, W O L F G A N G , Zur Verehrung des hl. Albinus im mittelalterlichen Köln, Beobachtungen zur Entstehung eines städtischen Heiligenkults, in: JKGV 67 (1996), S. 13-28 (setzt Albinus mit dem englischen Märtyrer Albanus gleich und deutet die Verehrung vor dem Hintergrund der Kölner Englandbeziehungen) FRYDE, N A T A L I E ,

Freiheit (vgl. Kapitel 3.3.3.1.): Die goldene Freiheit der Bürger, Zu den Bedeutungsebenen eines Grundwertes in der stadtkölnischen Geschichte (13.-17. Jahrhundert), in: Stadtregiment und Bürgerfreiheit, hrsg. von Klaus Schreiner und Ulrich Meier, Göttingen 1994, S. 84-119

G E R D SCHWERHOFF,

XLI

Gerhard Unmaze (vgl. Kapitel 1.2.): Kaiser, Kaufmann und die Macht des Gelds: Gerhard Unmaze von Köln als Finanzier der Reichspolitik und der „Gute Gerhard" des Rudolf von Ems (Forschungen zur Geschichte der älteren deutschen Literatur 16), München 1993 (Die Interpretation der Kölner Quellen überzeugt über weite Strecken nicht.) ZÖLLER, SONJA, Gerhard Unmaze von Köln, in: Hochfinanz im Westen des Reiches 1150-1500, hrsg. von Friedhelm Burgard u. a. (Trierer Historische Forschungen 31), Trier 1996, S. 101-119 ZÖLLER, SONJA,

Gottfried Hagen (vgl. Kapitel 3.3.): Die von K U R T GÄRTNER U. a. besorgte Neuausgabe in der Reihe der Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde befindet sich im Druck. GROTEN, MANFRED, Gottfried Hagen (ca. 1230-1299), in: Rheinische Lebensbilder 17, Köln 1997, S. 41-56 HABSCHEID, STEPHAN, Flexionsmorphologische Untersuchungen zur Kölner Urkundensprache des 13.Jahrhunderts, Die deutschen Urkunden Gottfried Hagens (1262-1274) (RhArch 135), Köln 1997 R A P P , ANDREA, Das Düsseldorfer Fragment von Gottfried Hagens „Reimchronik der Stadt Köln" im Rahmen von überlieferungsgeschichtlichen Fragestellungen und Vorüberlegungen zu einer Neuausgabe, in: RhVjbll 59 (1995), S. 1-30 WELTER, DÉSIRÉE, Urkundliche Quellen und städtische Chronistik, Entstehung und Wirkung von Gottfried Hagens Reimchronik der Stadt Köln (1270/71), in: Quelle Text - Edition, Ergebnisse der österreichisch-deutschen Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition in Graz vom 28. Februar bis 3. März 1996, hrsg. von Anton Schwöb und Erwin Streitfeld, Tübingen 1997, S. 123-132 WELTER, DÉSIRÉE, Urkundenschreiber und Chronikautor, Die Verwendung von Urkunden in Gottfried Hagens „Reimchronik der Stadt Köln", in: Urkundensprachen im germanisch-romanischen Grenzgebiet, Beiträge zum Kolloquium am 5./6. Oktober in Trier, hrsg. von Kurt Gärtner und Günter Holtus (Trierer Historische Forschungen 35), Mainz 1997, S. 343-354

Hochgericht

(vgl. Kapitel 1.1., 2.2.1.):

Das Hohe Weltliche Gericht zu Köln, in: Rheinische Justiz. Geschichte und Gegenwart. 175 Jahre Oberlandesgericht Köln, hrsg. von Dieter Laum u.a., Köln 1994, S.743-831

STRAUCH, DIETER,

Kirchspiele (vgl. Kapitel 1.1.): Entstehung und Frühzeit der Kölner Sondergemeinden ( 2 7 . Kolloquium des Kuratoriums für vergleichende Städtegeschichte 1996, Sondergemeinden und Sonderbezirke in der Stadt des Mittelalters und der frühen Neuzeit, StF, in Vorb.) (bringt die Entstehung der Kirchspiele mit den Ereignissen des Jahres 1106 in Verbindung)

GROTEN, MANFRED,

Magister (vgl. Kapitel 1.3.2.): Der Magistertitel und seine Verbreitung im deutschen Reich des 12. Jahrhunderts, in: HJb 113 (1993), S. 21-40

GROTEN, MANFRED,

XLII Rheinmühlen

(vgl. S. 298f):

Die Kölner Rheinmühlen II, Edition ausgewählter Quellen des 13. bis 18.Jahrhunderts, bearb. von H O R S T KRANZ unter Mitarbeit von U L R I C H ALERTZ (Aachener Studien zur älteren Energiegeschichte 2), Aachen 1993 Stadtsiegel

(vgl. Kapitel 1.1., vor allem S. 5 Anm. 40):

Siegelepigraphik im Umfeld des ältesten Kölner Stadtsiegels, in: AfD 39 (1993), S. 149-199 (stützt den Datierungsansatz von Jakobs) JAKOBS, HERMANN, Nochmals Eugen I I I . und die Anfänge europäischer Stadtsiegel, in: AfD 39(1993), S. 85-148 JAKOBS, HERMANN, Rom und Trier 1 1 4 7 , Der adventus papae als Ursprungszeugnis rheinischer Stadtsiegel, in: Köln, Stadt und Bistum in Kirche und Reich des Mittelalters, Festschrift für Odilo Engels zum 65. Geburtstag, hrsg. von Hanna Vollrath und Stefan Weinfurter, Köln-Weimar-Wien 1 9 9 3 , s. 3 4 9 - 3 6 5 In einem Vortrag „Die Macht der Bilder, Überlegungen zur Genese von Stadtsiegeln im deutschen Reich" (Universität zu Köln 1997) habe ich unabhängig von der festgefahrenen Datierungsfrage für eine „romanunabhängige", von der Siegelentwicklung im Reich des 11. Jahrhunderts (Heiligensiegel) herleitbare Entstehung der Stadtsiegel in der Ubergangsphase vom Siegel als Abbild (imago) des Siegelführers zum Siegel als Zeichen (signum) einer Person oder Korporation plädiert. D R Ö S , HARALD,

Zünfte (vgl. Kapitel 3.1.3.): REININGHAUS, WILFRIED,

Zeitschrift 1 0 4 Jahres 1259)

(1992),

Zwölftes Jahrhundert

Zünfte in Soest, Das Jahr 1 2 6 0 und die Folgen, in: Soester S. 4 8 - 6 6 (erörtert Auswirkungen der Kölner Ereignisse des

(vgl. Kapitel 1.1.):

Von der wunderbaren Größe Kölns oder: Was war das Besondere an der Kölner Stadtverfassung des 12. Jahrhunderts? (Vortrag auf der 55. Arbeitstagung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Bonn 1997, Mitteleuropäisches Städtewesen in Mittelalter und Frühneuzeit, wird gedruckt als Festgabe für Edith Ennen zum 90. Geburtstag) (hingewiesen wird vor allem auf die Binnenstruktur der Stadt, die Organisationsbereitschaft der Bürger und das frühe Einsetzen pragmatischer Schriftlichkeit) SCHULZ, KNUT, Reichspolitik, rheinische Zisterzen und Kölner Führungsschicht, Kreditgeschäfte und personelle Verknüpfungen im ausgehenden 12. Jahrhundert, in: Hochfinanz im Westen des Reiches 1150-1500, hrsg. von Friedhelm Burgard u.a. (Trierer Historische Forschungen 31), Trier 1996, S. 126-129 GROTEN, MANFRED,

1. D I E S T A D T

KÖLN

DES D E U T S C H E N

JAHREN

THRONSTREITS

DIE BILDUNG

1.1.

IN D E N

DES

-

RATES

D e r A u s g a n g s p u n k t : D i e V e r f a s s u n g des b ü r g e r l i c h e n G e m e i n w e s e n s d e r S t a d t K ö l n im 1 2 . J a h r h u n d e r t

Köln war im 12. Jahrhundert mit Abstand die größte Stadt des deutschen Reiches. Als seine Hauptstadt (rosch ha-malkut) bezeichnet sie Rabbi Benjamin von Tudela in seinem Reisebericht um 1166/71 \ Köln stand in Deutschland an der Spitze der städtischen Verfassungsentwicklung. Die Gestaltung des bürgerlichen Gemeinwesens schien gegen Ende des 12. Jahrhunderts zu einem gewissen Abschluß gekommen zu sein. Herr der Stadt war der Kölner Erzbischof. Gesamtstädtische Organe bürgerlicher Selbstverwaltung waren zum einen das Schöffenkolleg, zum anderen die Richerzeche mit den beiden jährlich wechselnden Bürgermeistern. Das Stadtgebiet war in 12 Kirchspiele unterteilt, an deren Spitze Amtleutegenossenschaften standen. Der Erzbischof verfügte in Köln über das Hochgericht und über Regalienrechte an Markt, Zoll und Münze 2 . Zur Verwaltung der Regalien bestanden Ämter wie die der Kämmerer, Zöllner und Münzerhausgenossen, deren Inhaber teils Ministerialen, teils Bürger waren3. Die Regalienrechte waren in erster Linie finanziell verwertbar, sie boten kaum Ansatzpunkte zur Ausübung von Herrschaft über die Stadtbevölkerung, von der nur ein geringer Teil in direkter persönlicher Abhängigkeit vom Stadtherrn stand. Wichtigste Stütze der erzbischöflichen Stadtherrschaft war das Hochgericht. Wer unter dem Schutz des Hochrichters stand, konnte von diesem auch in Anspruch genommen werden, etwa zur Verteidigung der Stadt oder zur Finanzierung herrschaftlicher Aufwendungen. Wie die Zeugenlisten erzbischöflicher Urkunden zeigen, zog der Stadtherr Bürger bisweilen in seinen Rat. Das Hochgericht wurde im Gerichtshaus {curia) auf dem Domhof gehalten. Wenn der Erzbischof selbst den Vorsitz führte, konnte es auch auf dem Saal des erzbischöflichen Palastes tagen. Im Normalfall teilten sich den Vorsitz im Hochgericht aber der mit Königsbann beliehene Burggraf4, ein hochadliger Vasall des Erzbischofs, und der der 'ADLER (1907) 71, Übersetzung 79. LAU (1898) 5ff., 54ff., 57ff., KOEBNER (1922) 114ff., STRAIT (1974) 44ff. 3LAU (1898) 67f., 71f., 68ff.

2

4

LAU ( 1 8 9 8 ) 7ff., RIETSCHEL ( 1 9 0 5 ) , GROTEN ( 1 9 8 2 ) . Z u den A r e n b e r g e r zuletzt N E U ( 1 9 8 9 ) 17ff.

2

D i e Zeit des Thronstreits

erzbischöflichen Ministerialität angehörende Stadtvogt, der seit 1170 den Titel Edelvogt (nobilis advocatus) führte5. Beide Richter bestellten Männer aus der städtischen Oberschicht zu ihren Vertretern, denn die Burggrafen aus dem Geschlecht der Herren von Arberg waren nicht ständig in der Stadt ansässig und die Edelvögte hatten Aufgaben in der erzbischöflichen Hofhaltung wahrzunehmen, die sie meist in der Nähe des Erzbischofs festhielten. Der Vertreter des Burggrafen wurde secundus comes oder auch einfach comes, zu deutsch Greve, genannt, der des Edelvogtes entsprechend subadvocatus oder schlicht advocatus, Vogt6. An diese beiden Unterrichter dachte man in Köln, wenn man von indices sprach. Faktisch lag die Leitung des städtischen Gerichts also in bürgerlicher Hand. Urteiler im Hochgericht waren die dem Stadtherrn durch Eid verbundenen Schöffen, die sich aus der städtischen Oberschicht rekrutierten7. Bei den Schöffen läßt sich im 12. Jahrhundert in vielen Fällen die Verquickung von Bürgertum und Ministerialität feststellen, die vor allem seit den Forschungen von Knut Schulz als Charakteristikum der Führungsschichten in deutschen Bischofsstädten erkannt worden ist8. Im Jahre 1103 sind 12 Schöffen bezeugt9, um die Mitte des 12. Jahrhunderts erscheint ihre Zahl wesentlich erhöht, vermutlich auf die 1259 unterstellte Normalzahl von 2510. Über die bloße Rechtspflege hinaus nahmen die Schöffen kommunale Leitungsfunktionen wahr. Das Hervortreten dieser Funktionen bewirkte Veränderungen des Schöffenkollegiums, die erstmals in dem Schreinskarteneintrag M 1 V 1 (ca. 1138/39) faßbar werden11. Die Notiz spricht von senatoribus et fratribus. Die Schöffen werden also als Senatoren bezeichnet, 1155 heißt ihr Kollegium senatusn. Auch die Schöffen im Gericht des Stadtbezirks Niederich nannten sich zeitweise Senatoren13. Für die Hochgerichtsschöffen haben einzelne Schreiber den Begriff bis 1178 verwendet14. Der terminologische Rückgriff auf die römische Antike ist keineswegs nur in Köln für eine Übergangszeit zu beobachten. In Regensburg begegnen zwischen 1070 und 1095 zwei senatores sublimes genere15, in dem gefälschten Koblenzer Zollprivileg Heinrichs IV. kommen 8 Senatoren vor16; aus London kennt man aus einer Quelle aus dem Beginn des 12. Jahrhunderts einen Brihtmer senator17. Auch in anderen Bereichen wurde der Begriff rezipiert, etwa für die Fürsten am Hof des Kaisers (asstantibus totius curiae senatoribus, D.H.IV. 92,1062) oder in Ruotgers Vita Brunonis c. 13 für die Prälaten der Kölner Kirche (huius sancti cleri senatus), in einer Urkunde von 1144 für die Kölner

5 LAU

( 1 8 9 8 ) 14ff., vgl. A n m . 4.

6 LAU

( 1 8 9 8 ) 20ff., KOEBNER ( 1 9 2 2 ) 297ff.

7 LAU 8Für 9

( 1 8 9 8 ) 23ff., LAU ( 1 8 9 5 ) . K ö l n SCHULZ ( 1 9 7 1 ) , exemplarisch SCHULZ ( 1 9 6 8 ) .

R E K 2,28.

,0 STEHKÄMPER

( 1 9 8 6 ) 220f. sieht in dieser Zahl eine N a c h a h m u n g des seit 1 1 4 3 bestehenden stadtrömi-

schen Senats. D e r N a c h w e i s einer Beziehung ist aber nicht zu führen. Vgl. auch bei A n m . 2 0 . Z u den Verhältnissen in R o m vgl. BAUMGÄRTNER ( 1 9 8 9 ) . n

Z u r Datierung vgl. GROTEN ( 1 9 8 5 ) 14ff.

12

A H V N 41 ( 1 8 8 4 ) 102.

'•'Belege bei STEHKÄMPER ( 1 9 8 6 ) 2 1 7 . 14Die

Belege sind zusammengestellt bei STEHKÄMPER ( 1 9 8 6 ) 216ff.

1 5 PLANITZ léD.H.IV.

( 1 9 5 0 ) 143. 4 8 7 . A u c h die G e s t a T r e v e r o r u m sprechen v o n Trierer Senatoren.

17TAIT(1929)

178 A n m . 2.

Köln im 12. Jahrhundert

3

Prioren 18 . Die Verwendung des Senatorentitels für die Kölner Schöffen ist wohl in erster Linie als Versuch zu deuten, deren erweiterten Aufgabenbereich in der Leitung des städtischen Gemeinwesens zu kennzeichnen. Oppermann hat als erster diese Nuance erfaßt, sie allerdings falsch gedeutet, als er annahm, Schöffenkolleg und Senat seien zwei voneinander verschiedene aber zum Teil personell verzahnte Institutionen gewesen19. Daß die Kölner an den 1143 neugebildeten römischen Senat anknüpfen wollten, ist schon aus chronologischen Erwägungen unwahrscheinlich 20 . Sehr fraglich ist auch, ob der in dem Begriff Senat liegende Autonomieanspruch überhaupt wahrgenommen, geschweige denn bewußt reklamiert wurde. Der Senatorentitel könnte allerdings als Mittel ständischer Abgrenzung innerhalb der Bürgerschaft eingesetzt worden sein, worauf auch der Regensburger Beleg deutet. In der Schreinsnotiz M 1 V 1 tritt für die beiden Unterrichter erstmals der Titel rectores auf 21 . Für seine Verwendung, die ebenfalls auf die Kennzeichnung von Leitungsfunktionen abzielt, könnte ein Text wie Ecclesiasticus 10, 1-2 bestimmend gewesen sein:

Judex sapiens iudicabit populum suum, et principatus sensati stabilis erit. Secundum iudicem populi, sic et ministri eius; et qualis rector est civitatis, taies et inhabitantes in ea. Der Kleriker, der die erste Schreinskarte von Klein St. Martin schrieb, hätte also antike und biblische Quellen herangezogen, um deutlich zu machen, daß Richter und Schöffen in Köln nicht nur Recht weisende, sondern auch politisch handelnde Personen waren 22 . Die Erwähnung der fratres, der Schöffenbrüder, in M 1 V 1 zeigt, daß um 1138/39 das urspünglich herrschaftlich begründete Schöffenkolleg schon eine genossenschaftliche Überformung erfahren hatte 23 . Die Schöffen selbst bestimmten nun über die Zusammensetzung ihres Kollegiums durch die Wahl von Anwärtern auf das Schöffenamt in Gestalt der Schöffenbrüder. Aus dem Kreis der Schöffenbrüder wurden bei Vakanzen von Schöffenstühlen neue Schöffen ausgewählt und vom Burggrafen in ihr Amt eingeführt (angewäldigt). Die Vorauswahl von Kandidaten führte natürlich in der Praxis dazu, daß das Schöffenkollegium die Domäne einer bestimmten Gruppe innerhalb der Bürgerschaft wurde. Innerhalb des Schöffenkollegiums trennten sich verdiente Schöffen oder Schöffenamtleute von unverdienten. Allein den Schöffenamtleuten oblag es, Schöffenbrüder und Schöffen zu wählen. Über die Einzelheiten des Wahlverfahrens wird unten noch ausführlicher zu handeln sein 24 . Verdienter Schöffe wurde man auf dem Weg über das Amt des Schöffenmeisters, das erhebliche Aufwendungen verlangte.

LACOMBLET 1, 352 von der Hand eines Schreibers aus St. Pantaleon (WEISE [1929] 17ff.). PETERS (1983) 140f. deutet senatus als Schöffenkolleg. Dagegen schon GROTEN (1980) 114 Anm. 31. 19OPPERMANN (1906) 295ff. 2 0 F ü r die Anknüpfung STEHKÄMPER (1986) 219ff. 2 1 Weitere Belege in LACOMBLET 1, 398 (1159), LAU (1898) 363 Nr.5 (nach 1169), Sc 1 IV 4. Vgl. KOEBNER (1922) 298ff. Anm. 1. 2 2 A n die Terminologie der Bibelstelle erinnern auch die ministri der iudices im Niedericher Weistum (ca. 18

1 1 5 0 , H O E N I G E R 2 , 1 , 5 1 f.). 23

L A U ( 1 8 9 8 ) 24f.

24

Vgl. Abschnitt 2 . 2 . 1 .

4

Die Zeit des Thronstreits

Der entscheidende Faktor, der die Schöffen in den Stand setzte, als Kommunalbehörde die Bürgerschaft zu leiten und ihre Belange nach außen zu vertreten, war die Bildung der Richerzeche, die sich vermutlich unter Erzbischof Friedrich I. in den Jahren zwischen 1114 und 1119 vollzog 25 . Die Richerzeche war keine Behörde, sondern eine Bruderschaft, deren Wirken den Herrschaftsaufbau in der Stadt formal unberührt ließ. Richerzeche und Führungsschicht werden nur in der Gründungsphase der Bruderschaft kongruent gewesen sein und sich bald aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung differenziert haben. Der Begriff Ober- oder Führungsschicht soll hier verwendet werden für zeitgenössische Termini wie meliores (daher Meliorat 26 ) bzw. de besten van derstat, gude lude. Der Begriff Patriziat 27 ist für diese gesellschaftliche Gruppe nur dann zulässig, wenn man sich deren offener Struktur stets bewußt bleibt. Die Gruppe der meliores setzte sich ab vom Stadtvolk (plebs, populares). In die Nähe der meliores rücken Bürger, die gewisse Lagemerkmale wie Vermögen 28 mit dem Meliorat gemeinsam haben (1155: melioribus de civitate et aliis, qui er ant precipui et sanioris consilii astantibus29). Von Klocke wollte für sie den Begriff Honoratioren einführen 30 . Dieser Begriff empfiehlt sich aber ebensowenig wie der der Mittelschicht, weil beide Termini suggerieren, es habe zwischen dem Meliorat und den gemeinen Bürgern eine mittlere Gruppe mit eigenem Selbstverständnis gegeben. Das war aber im 12. und 13. Jahrhundert nicht der Fall; die Quellen gehen vielmehr von der Dichotomie Meliorat Gemeinde aus. Es ist allerdings im Einzelfall schwer festzustellen, wer zum Meliorat zählte. Durch das Lagemerkmal der politischen Partizipation herausgehoben waren Schöffen, Schöffenbrüder und Richerzechenoffizialen. Diesem engeren Kreis der politischen Führungsschicht 31 gesellschaftlich gleichgestellt waren aber zahlreiche Familien, für deren Bestimmung als halbwegs verläßliches Kriterium nur das Konnubium mit bekannten Geschlechtern des Meliorats dienen kann 32 . Ein willkürlich aus einem Schreinsbuch herausgegriffenes Beispiel kann das verdeutlichen 33 :

25GROTEN

( 1 9 8 4 ) , z u d i e s e m A n s a t z JAKOBS ( 1 9 8 5 ) 3 0 8 .

2 6 Diesen

Begriff hat Planitz geprägt. Vgl. z. B. PLANITZ (1950). 2 7 Dazu zuletzt zusammenfassend ISENMANN (1988) 245ff., 274ff. einem Brief an A b t Rudolf von St. Trond ist schon kurz nach 1123 von einem plebeius nummatus die Rede (MG SS 10, 317). 2 9 W i e Anm. 12. 30

V O N K L O C K E ( 1 9 6 5 ) 1 2 . Z u m S c h i c h t e n p r o b l e m a l l g e m e i n MITTERAUER ( 1 9 7 7 ) .

•^Dieser Gruppe ist die Dissertation von HERBORN (1977) gewidmet. 3 2 Diese Abgrenzungsprobleme ignorieren viele Arbeiten mit sozialgeschichtlicher Fragestellung, wie etwa STEIN (1977) oder JOHAG (1977), die ohne weitere Prüfung und zeitliche Differenzierung eine vor allen Dingen durch die Arbeiten von FRIEDRICH LAU geprägte Zusammenstellung von Geschlechtern mit dem Kölner Patriziat gleichsetzen. 3 3 Sb. 448 f° 13f., vgl. auch Sb. 449 f° 16. Die Relevanz prosopographischer Studien für das Verständnis städtischer Verfassungsstrukturen hebt MEUTHEN (1978) 68 nachdrücklich hervor.

Köln im 12. Jahrhundert

dominus Bruno de Ringassen (Schöffe 34 ) domina Blithildis

5

dominus Heinrich Hastator (Richerzechenoffizial 35 ) QO

Heinrich d.J.

domina Mechtildis QO Walthelm 36 Walthelm

Konstantin

Elisabeth Q O Pilgrim Kriech I . Mechtildis Q O Bruno Scherfgin

Hier wird die Einbindung der Familien von der Aducht und Kriech in das Meliorat erkennbar. Die innere Struktur der Richerzeche entsprach ganz der der anderen Kölner Bruderschaften. Die „unverdienten" Mitglieder wurden zu „verdienten" Richerzechenoffizialen durch die Bekleidung des Bürgermeisteramtes für ein Jahr. Jedes Jahr zum 9. August wurden zwei Bürgermeister gewählt, ein Schöffe und ein Nichtschöffe 37 . Die Bürgermeister wurden mit dem Ehrentitel dominus ausgezeichnet 38 . Daß der dominus-Titel vom Bürgermeisteramt herrührte, kann man nicht, wie Peters es tut39, widerlegen, indem man unsystematisch eine Handvoll Belege dafür zusammenträgt, daß auch Schöffen und Offizialen als domini bezeichnet werden. Diese Beobachtung ist eine Selbstverständlichkeit, denn mindestens die Hälfte der Richerzechenoffizialen stellten ja die Schöffen; die meisten, wenn nicht alle Richerzechenoffizialen waren zugleich auch Amtleute in den Kirchspielen. Nur das Bürgermeisteramt bietet den gemeinsamen Nenner für die Titelführung. Mit der Bildung der Richerzeche hängt die Entstehung des Stadtsiegels zusammen 40 . Durch die wohl vom Stadtherrn konzipierte Siegellegende Sancta Colonia dei gratta Romanae ecclesiae fidelis filia wurde der zunächst kirchlich geprägte Begriff der sancta Colonia in das bürgerliche Selbstverständnis eingeführt 41 . Bewahrer des Stadtsiegels

34 LAU,

Patriziat 3, 117.

35GROTEN

36 LAU, 37LAU

(1984) 78 Nr. 67.

Patriziat 2, 360f. (1898) 79ff.

38GROTEN

(1984) 40f. Für die vorliegende Arbeit wurde die Untersuchung bis 1300 fortgeführt. (1988) l l f f . 4 0 Zu den Problemen um die Datierung und Deutung des Siegels vgl. DIEDERICH (1969), DERS. (1980) 14ff., DERS. (1984) 261ff., JAKOBS (1980) Iff., GROTEN (1984) 49ff., DERS. (1985) 444ff., DERS. (1986) 73ff. 4 'Zum Begriff der „heiligen Stadt" vgl. HAVERKAMP (1987) 137. Es ist allerdings nirgends aus den Quellen zu entnehmen, daß die Kölner Bürger versucht hätten, ihre Stadt mit dem himmlischen Jerusalem in Verbindung zu bringen, etwa durch den Bau von zwölf Stadttoren. Köln hatte neben zahlreichen Rheintoren nur elf Feldtore. Wenn man zu diesen noch den Kunibertsturm rechnen will, muß man auch den Bayenturm hinzunehmen, womit man bei der Zahl 13 anlangt. 39PETERS

6

Die Zeit des Thronstreits

war der jeweilige Schöffenbürgermeister, der zugleich Repräsentant der Richerzeche und Mitglied des Schöffenkollegs war42. Versammlungslokal der Richerzeche war das Bürgerhaus in der Judengasse im Kirchspiel St. Laurenz, das spätere Rathaus43. Es ist um 1130 bezeugt44. Das Bürgerhaus war der Ort, von dem die bürgerliche Autonomie ihren Ausgang nahm. Die auf dem Bürgerhaus der Richerzeche versammelten Bürger verstanden sich als Verkörperung der Stadt. Ihre Versammlung wird treffend als civitas, stat bezeichnet45. Über die größte Autorität auf dem Bürgerhaus verfügten zunächst die beiden Unterrichter und die Schöffen, die 1171 sogar einmal allein als Aussteller einer städtischen Urkunde genannt werden46. Als Kommunalbehörde handelten die Schöffen getragen von der Richerzeche vom Bürgerhaus, nicht vom Gerichtshaus auf dem Domhof aus. Auf dem Bürgerhaus ließen die Schöffen ein Stadtbuch führen, das seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in geringen Resten erhalten ist47. Neben den Schöffen profilierten sich die Bürgermeister und die Richerzechenoffizialen, die in den achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts den Drechslern Bruderschaftsrechte verliehen48. Die älteste erhaltene städtische Urkunde von 1149 und eine ähnliche, in Trier ausgefertigte Urkunde desselben Jahres lassen in ihren Zeugenlisten die noch recht undifferenzierte Versammlung auf dem Bürgerhaus erkennen49. In den beiden Listen sind die Schöffen weder den übrigen Bürgern generell vorangestellt noch nach Dienstalter aufgeführt. Die Anciennitätsfolge beginnt sich erst in Urkunden von 1155, 1158 und 1159 einzuspielen50. Die Kölner Urkunde bezeichnet die Zeugen als viri illustres mit dem Prädikat, das in der Spätantike den Senatoren zustand. Die auf dem Bürgerhaus Handelnden lernten im Laufe des 12. Jahrhunderts ihre Legitimation von der Gesamtheit aller vereidigten Bürger, von der universitas avium herzuleiten. Die Bürgerschaft hatte deshalb zumindest als Akklamationsforum Anteil an den Vorgängen auf dem Bürgerhaus. Der Beschluß, den Bettziechenwebern Bruderschaftsrechte zu gewähren, wurde 1149 vulgi etiam favore applaudente gefaßt. Wenn eine Entscheidung von grundlegender Bedeutung anstand, wurde eine Bürgerversammlung (contio) einberufen, deren Stimmung nicht ohne Einfluß auf die GROTEN (1984) 50. Man wird kaum mit PETERS (1988) 4ff. aus der singulären Urkunde von 1171 (Quellen 1, 80), die nur die Schöffen als Aussteller nennt und von sigillum nostrum spricht, schließen dürfen, die Schöffen hätten primär über das Siegel verfügt. Vgl. GROTEN (1985) 447f. "^GROTEN (1984) 59ff. N o c h im 12. Jahrhundert wurde die Ostseite der Judengasse dem Kirchspiel St. Brigiden zugeschlagen. Die Behauptung von PETERS (1988) 15ff., das in den frühen Belegen genannte Haus sei das Geburhaus von St. Laurenz (wobei der sprechende Beleg für domus divitum in der Anmerkung versteckt wird), wird schon erledigt durch KEUSSEN, Topographie 1,187a3, woraus hervorgeht, daß das Geburhaus schon 1140/59 ( L 2 IV 11) an seiner späteren Stelle lag. Das Argument, civis bedeute in der Schreinskarte ausschließlich Bürger des Kirchspiels, ist viel zu dogmatisch angesichts der schillernden Terminologie des 12. Jahrhunderts. Außerdem unterscheidet die Karte Laurenz 1 durchaus zwischen der domus in quam cives conveniunt (L 1 V 3, VI 1) und der domus civium ( L 1 VII 7), dem Geburhaus. 4 4 Z u r Datierung vgl. GROTEN (1985) 12. 42

45

KOEBNER (1922) 24ff.

46

Quellen 1, 80.

47

HOENIGER 2 , 1 , 289ff., LAU (1898) 361ff.

48

VON LOESCH (1907) 1, 34f. Nr. 13. Zur Datierung vgl. GROTEN (1984) 41f. Die Urkunde bezeugt separate Versammlungen (capitulum) der Richerzechenoffizialen.

49

LACOMBLET 1, 366, RUDOLPH (1915) 273f. Nr. 4.

5 0

A H V N 4 1 ( 1 8 8 4 ) l O l f f . , FRANQUINET ( 1 8 7 0 ) 1 3 f . N r . 5, LACOMBLET 1 , 3 9 9 .

Köln im 12. Jahrhundert

7

Entscheidung der leitenden Gremien war 51 . Über solche Versammlungen ist aber so wenig bekannt, daß Lau ihnen noch nicht einmal einen Abschnitt gewidmet hat. Eine Urkunde von 1159, über die viel gerätselt worden ist, führt an den Kern der bürgerlichen Aktivitäten auf dem Bürgerhaus heran52. Sie enthält den auf das Gemeinwohl {generale bonum omnium, utilitas universorum) zielenden Beschluß, „daß in allen Bruderschaften oder Ämtern, die das bürgerliche Recht beachten (que civilem respiciunt iustitiam), in zehn Jahren kein Meister oder Amtmann gewechselt, neu bestellt oder auf irgendeine Weise ersetzt werden soll". Die Hintergründe dieses denkwürdigen Beschlusses werden sich wohl nie befriedigend erhellen lassen. Nach Lau wurde eine Verkleinerung der städtischen Kollegien angestrebt; Jakobs vermutete einen Zusammenhang mit Darlehen der Stadt an den Erzbischof 53 . Zu erwägen wäre vielleicht, ob der Beschluß in den Rahmen der 1154 greifbar werdenden Planungen für eine neue Stadtumwallung zu stellen ist 54 . Wie immer man das Rätsel der singulären Intitulado der Urkunde (Rectorum. iudicum. ac totius populi sánete Colonie55...) lösen will, man wird davon ausgehen müssen, daß der Kreis der Aussteller nicht über den der Bürgerschaft und ihrer Leitungsorgane hinausgreift. Wenn über Richter, Schöffen und Bürgerschaft hinaus weitere Instanzen beteiligt gewesen wären, etwa, wie Jakobs vermutet, Verwalter des Erzbistums während der Abwesenheit des Elekten Reinald von Dassel, dann wären diese Personen sicher deutlicher bezeichnet oder als Zeugen genannt worden, wie es in einer Urkunde von 1154 der Fall ist, an deren Entstehung neben städtischen Schöffen auch Kölner Prioren beteiligt waren56. Die Androhung des Banns in der Urkunde deutet sicher nicht auf die Beteiligung von Geistlichen, denn es heißt, man habe sich hinsichtlich der Bannstrafe vor der zuständigen Instanz (ubi conveniens est) zu verantworten. Die Aussteller fordern für sich selbst (nobis) nur die Geldbuße von 10 Mark. Diese Summe führt auf die Spur der richtigen Deutung der Urkunde von 1159, denn der Betrag von zehn Mark war eine verbreitete Bußsumme bei Verwillkürung57. Der Beschluß von 1159 bietet also den frühesten Beleg für die Setzung statuarischer Willkür durch die Kölner Bürgerschaft, deren spätmittelalterlicher Niederschlag die Kölner Statuten von 1437 waren58. Zur Willkür paßt auch der Begriff decretum und der wiederholte Verweis auf die Zustimmung aller Bürger (pari voto ac unanimi consensu, comuniter, omnium votis in id ipsum consencientibus). Die Willkür, in Schreinsnotizen als electio59 (Kore) bezeichnet, aber auch als consuetudo60 oder statuta civitatis bzw. stedekure61, war die Quelle des Kölner Stadtrechts, nicht das viel zitierte Kaufmannsrecht, das in einzelnen Punkten auf das Statuarrecht eingewirkt haben mag. Vgl. dazu unten in Kapitel 1.2.1. Zur Gemeindeversammlung von LOESCH (1933) 151ff., vgl. aber unten Kap. 4. bei Anm. 77. 52LACOMBLET 1, 398. Der Druck bietet die Interpunktion der Vorlage. Neuerer Druck: JAKOBS (1985) 293 Anm. 6 1 . "LAU (1898) 167f., JAKOBS (1985) 294. 5I

54

L A C O M B L E T 1, 3 8 0 .

55

Vgl. JAKOBS (1985) 295 Anm. 68. Am einfachsten wäre es, die rectores mit den Unterrichtern und die iudices nach italienischem Vorbild mit den Schöffen gleichzusetzen.

56

OPPERMANN ( 1 9 2 2 ) 4 5 4 f f . N r . 16.

EBEL (1953) 64. JAKOBS (1985) 295 deutet die Buße als Gottesfriedensstatut. 58STEIN (1893) 1,63Iff. Nr. 331. 57

59

60 61

S b . 16 f° 5, PLANITZ/BUY KEN Nr. 540.

W U B 7,120. H U A 1/41, Quellen 3, 462.

Die Zeit des Thronstreits

8

Schöpfer des aus der Willkür erwachsenden Stadtrechtes war die Versammlung auf dem Bürgerhaus. Die Geltung der Willkür, die nur die Bürger band62, beruhte auf dem Bürgereid, weswegen in der Urkunde von 1159 auch die Strafe für Meineid, der Bann, bei Verstößen gegen die Kore angedroht wurde. Während Erzbischof Philipp von Heinsberg 1180 allgemein bonas et rationabiles consuetudines der Kölner Bürger bestätigte, bekämpfte noch Konrad von Hochstaden 1258 im Großen Schied (§42) bestimmte Verwillkürungen der Bürger als ungesetzlich: Item quod officiates de Rigerzecheit in domo ávium convenientes inscio ipso archiepiscopo statuant quicquid volunt et statutum tale volunt pro speciali consuetudine et iure servari ipsius archiepiscopi minime adhihita auctoritate6ì. Die Schiedsrichter ließen die städtischen Statuten allerdings grundsätzlich gelten, so daß weiterhin auf dem Bürgerhaus für alle Bürger gültige Beschlüsse gefaßt werden konnten. Die Verfassungsstruktur der Stadt Köln wurde kompliziert durch die Existenz der sogenannten Sondergemeinden64. Man sollte den mißverständlichen Terminus Sondergemeinde besser durch die in den Quellen verwendeten Begriffe Kirchspiel (L 3 II 6 kirspet) oder Parochie (parrochia) ersetzen. Innerhalb der Umwallung von 1180 gab es 12 Parochien. Die sieben Kirchspiele der Alt- und Rheinvorstadt (St. Brigiden, Klein St. Martin, St. Laurenz, St. Alban, St. Kolumba, St. Peter und St. Aposteln) decken sich im wesentlichen mit den jeweiligen Pfarrsprengeln. Die 1106 umwallten Bezirke Niederich und Airsbach enthielten dagegen mehrere Pfarrkirchen. Sie hatten auch eigene Gerichte65. Das Hochgericht war in diesen Vorstädten nur für Kriminalsachen zuständig. Die Parochien von St. Severin, St. Pantaleon (St. Mauritius) und St. Gereon (St. Christoph) lehnten sich an die alten Hofgerichtsbezirke der drei Kirchen an66. Bürgerliches genossenschaftliches Handeln hat sich in Köln wohl früher in den Kirchspielen als auf gesamtstädtischer Ebene entfalten können. Die Angabe des Rotulus von St. Maria im Kapitol von 1300, das Versammlungshaus (Geburhaus) der Bürger von Klein St. Martin in der Rheingasse habe gerade noch im Sprengel der alten Pfarrkirche St. Notburgis gelegen, hat zu der Vermutung Anlaß gegeben, das Geburhaus habe schon vor der Errichtung der Martinskirche, also vor ca. 1080 bestanden, was aber nicht zwingend ist67. Der kommunale Entwicklungsvorsprung sicherte den Kirchspielen über Jahrhunderte weitgehende Unabhängigkeit von Schöffenkolleg und Richerzeche. Zentren der Parochien waren die Geburhäuser (domus civium), in denen sich die Bürger versammelten, anfangs unter dem Vorsitz der städtischen Richter68. Der Bürgereid wurde in Köln auf den Geburhäusern geleistet, wo auch Bürgerlisten geführt

6

^Für jeden Bürger verpflichtend waren auch die Schreinsnotizen. Vgl. vidit hoc contineri in scripto avium, pro quo debet stare sicut et alii, sed non interfuit, HOENIGER 2, 1, 280.

63

LACOMBLET 1, 474, Quellen 2, 384.

Unzulänglich ist die Arbeit von LIESEGANG (1885), besser die Einleitung zu BUYKEN/CONRAD, ansonsten LAU (1898) 160ff. Vgl. auch KOEBNER (1922) 276ff. 65LAU (1898) 31ff., 34ff. 66LAU (1898) 38ff.

64

67

KEUSSEN (1914) 106, vgl. JAKOBS (1971) 113.

68

Zur Richterpräsenz vgl. GROTEN (1985) 16f.

Köln im 12. Jahrhundert

9

wurden69. Eine hebräische Schreinsnotiz spricht einmal von den geschworenen Kölner Bürgern, die zum Geburhaus von St. Laurenz gehören (nischba'im 'irone Kolonia ba-schajakim le-geburhus schäl Lorenzius)70. Als Sprecher der Kirchspielsbürgerschaften wurden jährlich zwei Meister (magistri civium, parrocbianorum) gewählt, die nach Ableistung ihres Dienstjahres als Verdiente in eine Bruderschaft von Amtleuten (ammannen, officiates) eintraten, die sich im Laufe des 12. Jahrhunderts zum Leitungsorgan des Kirchspiels entwickelte. Die für Köln typische Bruderschaftsstruktur wurde also aller Wahrscheinlichkeit nach in den Kirchspielen ausgebildet. Hier kam erstmals das zukunftsweisende Prinzip der Periodizität der Amtsführung zum Tragen, das zur gleichen Zeit auch in den italienischen Städten mit wechselnden Konsuln eingeführt wurde. Die Amtleute übten in den Burgerichten niedere Gerichtsbarkeit. Sie erließen bindende Statuten für die Kirchspielsbürger (M 1 II 12 statuta civium). Von weitreichender Bedeutung war die seit etwa 1130 zunächst in St. Laurenz und Klein St. Martin einsetzende Führung von Schreinskarten, auf denen im wesentlichen Immobilien- und Pfandgeschäfte unter Bürgerzeugnis notiert wurden71. Die Sondergemeinden waren auch zuständig für die Eintreibung der direkten Steuern (Grundsteuer)72. Die Gesamtstadt deckte ihren im Normalfall geringen Finanzbedarf aus den Zinserträgen der städtischen Liegenschaften und aus indirekten Steuern auf Verbrauchsgütern (ζ. B. Bierpfennige). Auch die Stadtverteidigung war auf der Basis der Kirchspiele organisiert, denen bestimmte Tore und Mauerabschnitte zugewiesen waren73. Der Erzbischof erkannte die Amtleutekollegien der Kirchspiele als Behörden der Bürgerschaft an. Im Jahr 1174 nennt eine Urkunde Philipps von Heinsberg als Bürgen für ein Darlehen scabini et magistratus urbis pro universis civibus74. Genauer heißt es noch, magistriparrochiarum pro universis civibus similiter firmaverunt. Die Amtleute galten also primär als Vertreter der Gemeinde. Wenn auch Schöffen und Richerzechenoffizialen unter den Amtleuten zu finden waren, so rekrutierten sich die Kirchspielskollegien doch insgesamt aus breiteren Kreisen der Bürgerschaft. In den Parochien nahmen Personen am öffentlichen Leben teil, die auf gesamtstädtischer Ebene nicht mitzureden hatten. So konnten leicht Interessendivergenzen zwischen gesamtstädtischen und parochialen Behörden entstehen. Das Spannungsverhältnis zwischen Kirchspielen und Stadt bestimmte als wesentlicher Faktor die Verfassungsentwicklung Kölns im 13.Jahrhundert.

69

70

7

Nicht in allen Punkten zutreffend sind die Angaben zum Bürgerrecht bei LAU (1898) 229ff. und in Kölner Neubürger 1, XHIf. Die späteren Verhältnisse behandelt DEETERS (1987). Zu Bürgerlisten vgl. GROTEN (1985) 3.

HOENIGER/STERN 64 Nr. 181 (1288).

'LAU (1898) 169ff., weitere Literatur in HRG 30. Lieferung, 1496ff. (der Artikel selbst ist in einigen Punkten korrekturbedürftig). Zu den Anfängen des Schreinswesens vgl. GROTEN (1985). Nur in sehr abstraktem Sinne kann man die von SCHEPER (1975) 203 aufgestellte Behauptung akzeptieren, Köln sei wegen der frühen Ausbildung der Schriftlichkeit sozusagen Wiege der Ratsverfassung in Deutschland, weil für die Durchsetzung dieser städtischen Verfassungsform die Schriftlichkeit von erheblicher Bedeutung gewesen sei.

72

L A U ( 1 8 9 8 ) 3 1 Off. Z u S t e u e r l i s t e n v g l . G R E V I N G ( 1 9 0 0 ) , v o n L O E S C H ( 1 9 0 4 ) 3 0 . F ü r d i e S t e u e r e r h e b u n g

waren möglicherweise die „Fordere" zuständig (vgl. L 3 I 14 officium fotherenge). dem Wort forderare das lateinische quaestor (SCHÜTZEICHEL [1974] s. v.). 73

LAU (1898) 252ff., HEINZEN (1939) 9ff.

^Quellen 1, 85.

Notker glossiert mit

10

D i e Zeit des Thronstreits

1.2.

D i e S p a l t u n g d e r K ö l n e r B ü r g e r s c h a f t im Thronstreit

1 . 2 . 1 . D e r B e r i c h t der l a t e i n i s c h e n K ö l n e r

deutschen

Reimchronik

Das erste Fragment der um 1260 verfaßten lateinischen Kölner Reimchronik, über die an anderer Stelle noch ausführlicher zu handeln ist75, schildert eine städtische Ratsversammlung, in der es um die Frage ging, welchem der beiden Thronprätendenten, Philipp von Schwaben oder Otto von Poitou, die Stadt Köln unterstützen sollte. Der Schöffe Richolf Parfuse riet zu einer neutralen Haltung. Eine voreilige Entscheidung, argumentierte er, könne die Stadt leicht in kriegerische Verwicklungen hineinziehen. Kriegswirren seien aber lebensbedrohlich für einen komplizierten städtischen Organismus (que [- guerre] male finales sunt urbibus exitiales, V. 19). Deshalb solle man abwarten, auf welchen der beiden Rivalen Gottes Erwählung fallen werde. Eine entgegengesetzte Position vertrat der Schöffe Gerhard Saphir. Sein Name ist wie der Richolf Parfuses in der Handschrift in Form einer Randglosse neben den Text gesetzt76. Die Herausgeber haben G. Saphirus zu Causiffus verlesen, wodurch einige Verwirrung angerichtet wurde. Gerhard Saphir also plädierte für die Unterstützung des Weifen Otto. Seine sachlichen Argumente verschweigt der Chronist, der Gerhards Einstellung deutlich mißbilligt. Er berichtet nur, Gerhard habe die Versammlung mit geheuchelten Tränen für seinen Standpunkt zu gewinnen verstanden. Die Kölner Bürger ergriffen für Otto IV. Partei. Auf die Folgen dieser Entscheidung geht der Chronist gleich im folgenden ein: Köln wird von Philipp von Schwaben angegriffen. Die fragmentarische Überlieferung und die sprachlichen Unzulänglichkeiten der Chronik erlauben keine exakte Bestimmung des Zeitpunkts, zu dem die geschilderte Ratsversammlung stattgefunden hat. Vorausgegangen sind in jedem Fall die Wahlen Philipps und Ottos. Zwei Stellen deuten auf einen Termin kurz nach der Doppelwahl. In Vers 5 tadelt der Dichter das Volk, das des herrschenden Friedens überdrüssig wurde (gens inpatiens pads per tempora fiens), woraus zu entnehmen ist, daß noch keine Kämpfe der rivalisierenden Könige stattgefunden haben. Die Erwähnung der Böhmen unter den Angreifern in Vers 31 kann nur auf Philipps Kriegszug von 1198 Bezug nehmen, denn nur an diesem nahm König Otakar teil, danach wechselte er die Partei und trat ins weifische Lager über77. Die Versammlung wäre also zwischen der Krönung Ottos IV. im Juli 1198 und dem Feldzug Philipps von Schwaben im Oktober desselben Jahres anzusetzen. Vermutlich hatte sie konkret die Frage zu entscheiden, ob die Bürger König Otto und ihrem Erzbischof Adolf von Altena militärischen Beistand leisten sollten, was sie ja dann nach dem Bericht der Kölner Königschronik

75

WAITZ ( 1 8 8 0 ) 303ff. Vgl. unten Abschnitt 3 . 2 .

76

D i e Düsseldorfer F r a g m e n t e befinden sich mittlerweile als D e p o s i t u m im Historischen A r c h i v der Stadt K ö l n unter der Signatur Handschriften aus Düsseldorf C V 1.

77

WINKELMANN ( 1 8 7 3 ) 1, 138f., REISINGER ( 1 9 7 7 ) 25f. Z u r Geschichte O t t o s IV. ist jetzt allgemein HUCKER ( 1 9 9 0 ) zu vergleichen. W o HUCKER allerdings stadtkölnische Verhältnisse berührt (S. 25ff.), ist seine Darstellung ungenau. Seine T h e s e v o n zwei „ F i n a n z k o n s o r t i e n " aus den Kreisen des K ö l n e r Meliorats läßt sich anhand der Quellen nicht nachvollziehen (S. 30ff., 83ff.). G e r h a r d U n m a z e starb zu früh (vgl. hier A n m . 137), u m n o c h maßgeblich an der Finanzierung der Wahl O t t o s IV. Anteil nehmen zu können. O b der in England bezeugte Constantinus de C o l o n i a ( 2 9 ) mit d e m M ü n z m e i s t e r gleichzusetzen ist, bleibt unbewiesen, wie auch manche anderen Behauptungen HUCKERS.

Die lateinische Reimchronik

11

auch taten: Burgenses quoque Coloniae cum apparatu et ornatu multo navium ilio [= Otto] advenerantn. Dazu stimmt, daß dem Chronisten zufolge die Versammlung beschloß, ut simul Ottoni faveant bellando Coloni (V. 24). Der Bericht der Reimchronik läßt keinen Zweifel daran, daß die offizielle Haltung der Kölner Bürgerschaft zur Frage der Nachfolge im Reich erst nach der Doppelwahl festgelegt wurde. Wenn man der Quelle, die sich bis in Einzelheiten hinein wohlunterrichtet zeigt, obwohl zwei Menschenalter den Autor von den geschilderten Ereignissen trennten, Glauben schenken darf, dann gingen dieser Festlegung heftige Diskussionen voraus. Richolf Parfuse plädierte für Neutralität. Ein solches Plädoyer konnte nur Sinn haben, wenn sich die Stadt bis dahin passiv verhalten hatte. Durch den Einsatz der kriegsmäßig umgerüsteten Kölner Flotte, deren Schlagkraft später auch Konrad von Hochstaden schätzen lernen sollte79, zugunsten Ottos IV. hätte sich die Stadt erstmals eindeutig auf eine bestimmte politische Linie festgelegt. Ein Zurückhalten der Flotte hätte allerdings faktisch den Gegner des Weifen begünstigt, so daß man hinter der Neutralitätsforderung Richolf Parfuses sogar eine verborgene staufisch-legitimistische Grundhaltung vermuten könnte, die sich in der gegebenen Situation nicht klarer artikulieren ließ. Richolf wird mit seiner Einstellung im Schöffenkolleg nicht alleine gestanden haben. Da der Chronist seinen Standpunkt eindeutig positiv bewertet, muß man annehmen, daß das Geschlecht von der Mühlengasse Richolfs Ansichten teilte, denn die Chronik ist insgesamt als Propagandawerk für dieses Geschlecht konzipiert 80 . Damit wären aber schon zwei einflußreiche Schöffenfamilien ermittelt, die dem weifischen Königtum reserviert gegenüberstanden. Als entschiedener Stauferanhänger ist zudem noch Dietrich von der Ehrenpforte aus mehreren Quellen bekannt 81 . Es ist kennzeichnend für die Rahmenbedingungen städtischer Politik, daß sich Richolf Parfuse und seine Gesinnungsgenossen in der Bürgerversammlung nicht durchsetzen konnten. Die Masse der Bürgerversammlung ließ sich von Gerhard Saphir mitreißen, der das weifische Abenteuer befürwortete. Weifische Sympathien müssen also in der Stadt Köln sehr stark gewesen sein. Das heißt aber, daß die bürgerliche Führungsschicht aus der Diskussion um den Thronstreit gespalten hervorging. Die Szene in der mala contio (V. 6) von 1198 wurde offensichtlich für bestimmte Kreise zu einem Schlüsselerlebnis, das über Generationen in Erinnerung gehalten wurde. Wenn dem aber so war, und das wird noch weiter zu überprüfen sein, dann muß man das Bild vom „weifischen" Köln, das die Literatur beherrscht, einer Revision unterziehen. Überhaupt nicht vereinbar mit dem Bericht der lateinischen Reimchronik ist die Vorstellung von der Stadt Köln als „Wahlmacher" des Weifen, die Hugo Stehkämper entworfen hat 82 . Wenn vor der Doppelwahl in der städtischen Führungsschicht keine Einigkeit über die Betreibung einer Wahl eines Weifen bestand, dann hätten zwar einzelne Vertreter dieser Gruppe für Otto von Poitou bei Erzbischof Adolf von Altena werben können, sie hätten aber nicht für die Stadt sprechen dürfen. Die für eine

WAITZ (1880) 165. STEHKÄMPER (1971) 239f. datiert das Fragment auf 1202/05. WAITZ (1880) 274 (1239). 80 Vgl. dazu unten Abschnit 3.2. 8I Vgl. unten Kap. 1. bei Anm. 237. 82STEHKÄMPER (1971). Ihm folgt zuletzt AHLERS (1987) 182. Zurückhaltend äußert sich ERKENS (1987) 18f., 23f. 78

79

12

Die Zeit des Thronstreits

städtische Wahlagitation in Anspruch genommenen Belege sind allerdings keineswegs eindeutig. Den Beweiswert einiger Stellen in den Briefen Innozenz III. relativiert Stehkämper selbst 83 . Man wird in den Durchhalteappellen des Papstes tatsächlich nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen dürfen. Nicht nur den Kölner Bürgern bescheinigt nämlich Innozenz, daß sie Ottos Königtum „gepflanzt" hätten, sondern auch Erzbischof Adolf und anderen Wählern des Weifen. Wenn Arnold von Lübeck schreibt, Colonia Agrippina, in regnis inclita, colloquio celebrato cum regni primatibus de electione novi regis tractare cepit, kann der Name der Stadt nur metonymisch verwendet sein, denn sonst müßte man annehmen, die Bürger hätten die Wahlversammlung initiiert, was natürlich nicht möglich ist 84 . Burchard von Ursberg spricht in einem Atemzug von den Kölnern und den Straßburgern, die mit ihren Bischöfen Übles ausheckten und ins Werk setzten 85 . Alle diese Texte sind in erheblicher räumlicher Entfernung von Köln abgefaßt worden, und ihren Autoren stand die langjährige Treue der Kölner Bürger zu Otto IV. vor Augen. Auch das Privileg Johanns von England für die Kölner von 1203 beweist nicht, daß die Initiative zu der Wahl Ottos von den Bürgern der Stadt ausgegangen ist 86 . Es würdigt nur die Bedeutung, die Köln nach der Wahl für den Weifen erlangt hat. Die rheinischen Quellen wissen demgegenüber nichts von einer stadtkölnischen Wahlinitiative zu berichten. Caesarius von Heisterbach macht allein Erzbischof Adolfs Habgier für die Wirren des Thronstreits verantwortlich87. Insgesamt gesehen zwingt kein Quellenbeleg zu der Annahme, die Stadt Köln sei als „Wahlmacher" für den Weifen aufgetreten. Unter dieser Voraussetzung muß man die Entscheidung Adolfs von Altena für Otto von Poitou aus anderen Motiven als Rücksichtnahme auf die Wünsche der Kölner Bürger erklären. Eine solche Erklärung erscheint auch durchaus plausibel. Adolf von Altena war offensichtlich entschlossen, einem nichtstaufischen Herrscher auf den Thron zu verhelfen. Unter den Reichsfürsten fand er aber keinen Kandidaten, der bereit gewesen wäre, gegen die mit enormen Geldmitteln 88 ausgestatteten Staufer anzutreten. So drängte sich von selbst eine Lösung in europäischem Rahmen auf. Erzbischof Adolf hatte ein gutes Verhältnis zu Richard Löwenherz, den er nach dessen Freilassung 1194 in Köln bewirtet hatte. Adolf war mittels eines Rentlehens in den Klientelverband des englischen Königs eingebunden89. Die Finanzkraft des Anjou bezog der Erzbischof seinerseits offenbar früh in sein Kalkül ein. Schon im Dezember 1197, als noch kein weifischer Kandidat zur Debatte stand, lud Adolf König Richard als Glied des Reiches zur Wahl ein und eröffnete damit dem Engländer eine Einmischungsmöglichkeit in die Verhältnisse des Reiches. Diese selbstgeschaffene Konstellation ließ Adolf nach dem Scheitern deutscher Alternativen kaum noch eine andere Wahl, als den Kandidaten Richards zu akzeptieren, dessen Erhebung ihm im engeren territorialen Rahmen nicht sehr genehm sein konnte. Daß in der Stadt Köln Sympathien für den Weifen geweckt werden konnten, kam dem Erzbischof, der seinen politischen Handlungsspielraum verloren hatte, sicher gelegen. •'STEHKÄMPER (1971) 217ff. STEHKÄMPER (1971) 221f., M G SS 21, 213.

8

84 85

86

STEHKÄMPER (1971) 222. Z u m B i s c h o f v o n S t r a ß b u r g vgl. REISINGER (1977) 22f. Q u e l l e n 2, 9, STEHKÄMPER ( 1 9 7 1 ) 2 1 6 f .

STRANGE (1851) 1,102f., vgl. dagegen STEHKÄMPER (1971) 222f. 8 8 Vgl. dazu STEHKÄMPER (1978) 85ff. 8 9 AHLERS (1987) 188,201. 87

Köln und England

1 . 2 . 2 . K ö l n und

13

England

Man hat die Entscheidung der Stadt Köln für den Weifen stets pauschal mit den englischen Handelsinteressen der Bürger motiviert 90 . Dabei wurde übersehen, daß weder über die im Englandhandel engagierten Personen noch über den Anteil, den der Englandhandel am gesamten Handelsverkehr der Stadt Köln hatte, einigermaßen verläßliche Angaben vorliegen. Man muß ja berücksichtigen, daß der Kölner Handel in alle Himmelsrichtungen ausgriff91. Kölner hatten Verbindungen zum Ostseeraum und nach Skandinavien. 1241 ist eine Bruderschaft der Dänemarkfahrer (fraternitas Danica) belegt 92 . Der Kölner Handel innerhalb des Reiches hatte Schwerpunkte im Osten, im Süden, in den Niederlanden und in Flandern. In Frankreich besuchten Kölner die Champagne-Messen; ein A. civis Coloniensis war vor 1235 Bevollmächtigter des Bischofs von Utrecht in Troyes 93 . Bis nach Italien und Lissabon 94 reichte der Kölner Handel nach Süden. Von nicht geringer Bedeutung war der Donauhandel. Welchen Stellenwert die Englandfahrer 95 in diesem Spektrum hatten, läßt sich nicht feststellen. Natalie Fryde hat für den Zeitraum von 1199 bis 1272 in den reich fließenden englischen Quellen etwa 200 deutsche Kaufleute ausfindig gemacht 96 . Nur wenige von ihnen sind allerdings anhand ihrer Beinamen näher zu bestimmen. Kölner Kaufleute, die sich auch in heimischen Quellen wiederfinden, sind Arnold Ungefug (1212/13) 97 und Gerhard Quattermarkt (1226) 98 . Beide gehörten nicht der politischen Führungsschicht an; Gerhards Kinder hatten allerdings Konnubium mit Familien des Meliorats. Ein gewisser Lambkin, der im Kirchspiel Niederich wohnte 99 , bezog 1205 vom englischen König eine Rente 100 . Seine Englandbeziehungen scheinen nicht rein kaufmännischer Natur gewesen zu sein. Er dürfte auch diplomatische Missionen übernommen haben. Immerhin würdigte ihn Heinrich von Avranches eines Schmähgedichts 101 . Eine Sonderstellung nimmt der Schöffe und Richerzechenoffizial Heinrich von Zündorf ein, der für Otto IV. und Erzbischof Engelbert von Berg Verbindung nach England hielt 102 . Heinrich führte den Rittertitel und siegelte mit drei Leoparden, dem Wappen der Anjou 1 0 3 . Er besaß in England Laxfield als Afterlehen des Herzogs von Brabant Z u m Englandhandel vgl. WAND (1957), SABBE (1950). Ü b e r die Kölner Englandbeziehungen hat Joseph Huffman an der University of California L o s Angeles eine Dissertation vorgelegt. 9 1 Zwei Jahrtausende 1, 140ff. 9 2 S b . 42 f° 4'. Ü b e r Kölner in Naestved um 1280 vgl. STEHKÄMPER (1962). 93AMMANN (1939) 317f., O B Utrecht 2, 878. 90

94 95

D i e Hanse und Köln 15f. (1214). Z u den Zuständen des 14. Jahrhunderts vgl. STEIN (1908).

96

FRYDE (1979) 2.

97

Hansisches U B 1, 95, 104. Arnold wohnte im Kirchspiel Airsbach (Sb. 290 f° 11). Sein Beiname ist wiederholt entstellt. Vgl. AHLERS (1987) 243 Anm. 1333 (Ungenoth).

98

H a n s i s c h e s U B 1 , 2 0 7 . LAU, P a t r i z i a t 3 , 1 3 5 , VON W I N T E R F E L D ( 1 9 2 5 ) 2 2 .

"AHLERS (1987) 218 Anm. 1182, 247 Anm. 1361. In den Schreinskarten Β 3 I 18, I V 2, VI 1, 2, 8; Ν 10 I X 11; 11 V I I 2, I X 21; 12 II 8. 100 AHLERS (1987) 218 Anm. 1182. 101 RUSSEL/HEIRONIMUS (1935) 28 Nr. 90, vgl. 25. 1 0 2 Q u e l l e n 2, 37, R E K 3, 322, 442 (Hansisches U B 1, 165), 482, 512, AHLERS (1987) 235 Anm. 1286. Heinrich wohnte im Kirchspiel St. Kolumba (Verfassung und Verwaltung G 654a, I 91). Schöffe in LAU (1895) 128. Von WINTERFELD (1925) 7, Ζ ο τ ζ (1984) 630f. Vgl. zu den von Zündorf neuerdings HUFFMAN (1990). 1 0 3 C A R D A U N S (1882) 1 4 Nr. 15 (1235, dort dominus-Titei wie in St. Aposteln 1/22 von 1236). H U A l/97a.

14

Die Zeit des Thronstreits

und bezog eine englische Rente 1 0 4 .1225 unterrichtete er Heinrich III. von England in einem eigenen Schreiben über die Ermordung Erzbischof Engelberts 105 . Die Vielfalt der Kölner Englandbeziehungen dokumentiert die Familiengeschichte des Londoner Chronisten Arnold Fitz Thedmar, dessen Großeltern Arnold de Greningge und Oda eine Pilgerfahrt nach Canterbury zum Grab des hl. Thomas Becket unternahmen und sich anschließend in London niederließen 106 . Das Paar ist übrigens in den Kölner Schreinskarten nicht nachzuweisen. Engländer siedelten auch nach Köln über, wie mehrere Familien mit dem Beinamen Anglicus zeigen 107 . Die Kölner Handelsbeziehungen nach England verdichteten sich wohl um 1175. In diesem Jahr erließ König Heinrich II. ein Schutzmandat für seine Kölner homines et fideles in den französischen und englischen Teilen seines Reiches 108 . Die beiden zuerst von Lappenberg (übrigens nicht ohne Vorbehalte) auf 1157 datierten Urkunden Heinrichs II., deren zeitlicher Ansatz für die deutsche Forschung durch das hansische Urkundenbuch festgeschrieben wurde 109 , gehören, wie Delisle längst gezeigt hat, in die Zeit zwischen 1172/73 und 1176/79, also auch nicht in das Jahr 1164, wie Twiss vermutet hatte 110 . Das beweist die Dei gratia-Formel in der Intitulatio, die seit 1172/73 üblich wurde, und der Titel dapifer für William Fitz Audelin (seit 1173, vorher Marschall). Richard de Lucy fiel 1176 in Ungnade 111 . Daher wird man die Urkunden in das Jahr 1176 setzen müssen, in dem Heinrich II. tatsächlich am Ausstellungsort Southampton weilte 112 . Sie hängen also nicht mit der Gesandtschaft Friedrich Barbarossas an Heinrich II. von 1157 zusammen, an der wohl Propst Arnold von St. Andreas in Köln teilgenommen hat, der nach der Rückkehr der Gesandten als einziger rheinischer Zeuge in dem in Halle ausgestellten D.F.I. 176 vom 3. August 1157 auftritt 113 . Erst bei dem auf England beschränkten Schutzbrief von 1176 ist die Rede von einem Haus der Kölner in London, dem späteren Stahlhof. Möglicherweise wurde dieses Haus erst nach Erlangung des ersten Privilegs von 1175 erworben 114 . Auch die vom König den Londoner Behörden vorgeschriebene Gleichstellung der Kölner Weinhändler mit der französischen Konkurrenz deutet auf eine Ausweitung des Kölner Handels. Diese Expansion lag beim Ausbruch des Thronstreits erst gut zwei Jahrzehnte zurück. 1194 hatte Richard Löwenherz auf der Heimreise aus der Gefangenschaft den Kölnern ihren Status in England bestätigt 115 .

104

AHLERS (1987) 2 4 2 A n m . 1328.

105

SHIRLEY ( 1 8 6 2 ) 1, 2 7 4 N r . 2 2 7 .

106

MG SS 28, 543f. Die Versuche Frydes, Arnold an das Kölner Meliorat anzubinden, bleiben zu vage, um weitere Schlüsse zuzulassen. Vgl. vorerst FRYDE (1989) 36f.

107

V g l . HUFFMAN ( 1 9 9 1 ) .

108

H a n s i s c h e s U B 1, 2 5 , DELISLE/BERGER ( 1 9 2 0 ) C C C X C V , DELISLE ( 1 9 0 9 ) 76f.

109

LAPPENBERG ( 1 8 5 1 ) U r k u n d e II und III, Hansisches U B 1, 13 ( = 3, 6 0 3 ) , 14, DELISLE/BERGER ( 1 9 2 0 ) DXL, DXLI.

Twiss (1881) 7,20f. Zu ca. 1176 auch FRYDE (1989) 5 und (1989) 27 mit Hinweis auf ihre noch ungedruckte Trierer Habilitationsschrift von 1987. KEENE (1989) 18. M DELISLE (1909) 20ff., 478, 434ff. 112EYTON (1878) 198f. (26. Januar 1176). I , 3 Z u Arnold vgl. MEUTHEN (1966/67) 12f., 44f., GROTEN (1985) 54f., zum Hintergrund der Gesandtschaft LEYSER (1975). 114 Quellen 1, 86. Vgl. zum Haus neuerdings KEENE (1989) 21 und DERS. in: Die Hanse (1989) 47. '^Hansisches UB 1, 40. no

15

Parteibildungen im Meliorat

Nüchtern betrachtet besteht kein zwingender Anlaß, die Kölner Englandbeziehungen als den schlechthin dominierenden Faktor der städtischen Außenpolitik zu betrachten.

1.2.3. K ö l n e r B ü r g e r in Z e u g e n l i s t e n P a r t e i b i l d u n g e n im M e l i o r a t

(1200-1215)

-

Der Bericht der lateinischen Kölner Reimchronik über Differenzen innerhalb der städtischen Führungsschicht soll nun anhand einer Untersuchung der Zusammensetzung von Zeugenlisten aus den Jahren des deutschen Thronstreits überprüft werden. Nicht näher bestimmen lassen sich die beiden Bürger Markmann und Konstantin, die neben vielen Geistlichen, Adligen und Ministerialen eine Urkunde Erzbischof Adolfs von Altena bezeugten, die im Jahre 1200 anläßlich der Exequien der Gräfin Agnes von Sayn für das Kloster Heisterbach ausgestellt wurde 116 . Die Urkunde Erzbischof Adolfs von Altena vom 13. Februar 1202 117 über die Zollsätze, die die Kaufleute von Dinant in Köln zu zahlen hatten, bezeugten nach Geistlichen, Edelleuten, Ministerialen und dem Zöllner Heinrich die Bürger Dietrich von der Mühlengasse Richwin Grin Ingram [von St. Kolumba 118 ] Daniel [von der Lintgasse 119 ] Heinrich von Wichterich

Dietrich von der Ehrenpforte Johannes [von der Lintgasse] Gerhard [Saphir] Heinrich Wirich [de Polonia?12t>].

Die Liste läßt von Parteibildungen innerhalb der politischen Führungsschicht der Stadt Köln nichts erkennen. Der Weifenanhänger Gerhard Saphir ist ebenso vertreten wie der Stauferanhänger Dietrich von der Ehrenpforte. Über letzteren berichtet Caesarius von Heisterbach, er habe seine Einstellung lange verheimlicht, bis er Gelegenheit fand, sie offen zu äußern 121 . Dies läßt den Schluß zu, daß die gegensätzlichen reichspolitischen Standpunkte einiger Führungspersönlichkeiten den normalen Gang der stadtkölnischen Geschäfte nicht behindert haben. Die in der Bürgerversammlung von 1198 unterlegene Gruppe konnte ihre innerstädtische Stellung halten. Der Erzbischof gewährte den Bürgern unabhängig von ihrer Parteistellung Zugang zu seinem Rat. So war es auch unter Erzbischof Dietrich I. im Jahre 1208. Den Bündnisvertrag mit dem Herzog von Brabant 122 bezeugten unter der Rubrik aves 116REK

2,1585. ' ^ Q u e l l e n 2, 5. Knipping datiert die U r k u n d e in R E K 2, 1 6 2 7 nach Osterstil ins J a h r 1203, weil Engelbert von Berg im Februar 1202 nicht hätte in K ö l n sein können. Engelberts Itinerar ist aber weder f ü r das Jahr 1 2 0 2 noch f ü r das Jahr 1203 so gut bezeugt, daß es als Datierungskriterium herangezogen werden könnte. D i e erhaltene Überlieferung der U r k u n d e ist eine Einzelabschrift ohne Siegel f ü r die K ö l n e r Bürger. " « Z u m ergänzten Beinamen vgl. die U r k u n d e bei A n m . 122, ansonsten GROTEN ( 1 9 8 4 ) 80 Nr. 88 1 1 9 V g l . zum Beinamen die U r k u n d e bei A n m . 130. In W U B 3, 1 7 0 2 erscheint ein Schöffe Daniel, Sohn Ludwigs v o n St. Alban, in Verbindung mit den v o n der Lintgasse. Vgl. bei A n m . 453. 1 2 0 E s könnte sich u m den Sohn des Schöffen Johann de Polonia handeln. Vgl. GROTEN (1984) 80 Nr. 89, w o nach Geistliche Abteilung 203a f° 13' der Name des Vaters in Markmann G l e z zu verbessern ist. 1 2 1 STRANGE(1851) 1 , 3 7 9 1 2 2 R E K 3, 56.

16

Die Zeit des Thronstreits

Gerhard Saphir Johann von der Lintgasse Apollonius Kleingedank

Ingram von St. Kolumba Richolf Parfuse Hermann Grin.

Hier tauchen die beiden in der lateinischen Reimchronik überlieferten Namen Gerhard Saphir und Richolf Parfuse auf, wobei bei letzterem allerdings nicht sicher ist, ob es sich um den seit 1172 belegten Schöffen oder seinen gleichnamigen Sohn handelt 123 . Die beiden jüngeren Parfuse stehen in der Zeugenliste einer erzbischöflichen Urkunde für Altenberg von 1208124 zusammen mit Bürgern, über deren Einordnung vorderhand noch nichts zu sagen ist: Hermann von Mommersloch 125 Hermann Scherfgin Konstantin Parfuse

Richolf Parfuse Heinrich von Wichterich.

Vertreter gegensätzlicher Standpunkte weist wieder die Zeugenliste einer erzbischöflichen Urkunde für das Machabäerkloster vom Jahre 1211 auf 126 : Dietrich von der Ehrenpforte [der Jüngere] Gerhard Saphir Simon Comes Cuno Albus [von der Marspforte]

Hermann Mommersloch Waldever [de Foro] Apollonius [Kleingedank] Helperich [aus dem Geschlecht des Münzmeisters Konstantin 127 ].

Ganz ähnlich verhält es sich mit einer Privaturkunde von 1212128. Ihre Zeugen sind Daniel [von der Lintgasse] Johann von der Lintgasse und sein Bruder Matthias von der Lintgasse Konstantin Parfuse und sein Bruder Richolf Parfuse Hermann Ludwigs Sohn [von Mommersloch]

Kuno Albus [von der Marspforte] Gerhard Saphir Waldever de Foro Gerhard [de Macellis und sein Bruder] Simon [Comes].

Schließlich bezeugten einen Handel zwischen dem Kölner Weiherkloster und dem Herzog von Brabant 1215129 Johann von der Lintgasse Heinrich von Zündorf Gerhard Saphir

123

Kuno [Albus von der Marspforte] Dietrich von der Ehrenpforte [der Jüngere].

V g l . GROTEN (1984) 83 N r . 115.

124

R E K 3, 54.

'^Hermann war ein Schwager der Brüder Johann und Matthias von der Lintgasse (Quellen 2, 133). 126 127

R E K 3, 91 (LACOMBLET 2 , 3 6 ) .

V g l . GROTEN (1984) 81 N r . 97.

Domstift U 3/64. Druck nach dem Kopiar des Domstifts KORTH (1886) 207ff. Nr. 12. Zu den erschlossenen Beinamen vgl. LAU, Patriziat 3,132 (Mommersloch), 143 (de Macellis). 129WAUTERS (1880) 336f. Nr. XLVII. 128

Parteibildungen im Meliorat

17

Dietrich, dessen gleichnamiger Vater als entschiedener Stauferanhänger bekannt ist, erscheint also zusammen mit Gerhard Saphir und dem Diplomaten in weifischen Diensten Heinrich von Zündorf. Die Betrachtung der bisher angeführten Zeugenlisten läßt erkennen, daß in den verhältnismäßig ruhigen Jahren zwischen den beiden großen politischen Umschwüngen zugunsten der Staufer Differenzen innerhalb der städtischen Führungsschicht nicht so stark hervortraten, daß eine Gruppe aus dem Regiment verdrängt worden wäre oder sich aus freien Stücken daraus zurückgezogen hätte. Diejenigen, die die offizielle Haltung der Stadt nicht teilten, mußten sich fügen, wollten sie im Besitz ihrer Ämter bleiben. Stark genug, der städtischen Politik eine andere Richtung zu geben, waren die latent oppositionellen Kräfte nur in Augenblicken der Krise. Gruppenbildungen lassen sich allerdings da erkennen, wo es um die Förderung bestimmter Anliegen geht. In diesem Zusammenhang ist eine Urkunde Erzbischofs Adolfs für das Weiherkloster vom Jahre 1200 von zentraler Bedeutung. Zeugen dieser Urkunde sind neben zahlreichen Geistlichen und dem Edelvogt Hermann von Eppendorf Dietrich der Vogt Dietrich von der Mühlengasse Daniel [von der Lintgasse] Heinrich von Wichterich

Johann von der Lintgasse Hermann Rufus Dietrich von der Ehrenpforte 130 .

Die Kölner Schöffen waren korporativ mit der Wahrnehmung der Vogtei über das Weiherkloster betraut 131 . Der Personenkreis, der im Jahre 1200 jedoch tatsächlich Anteil an den Angelegenheiten dieser Kirche nahm, erweist sich bei näherem Zusehen als auffällig homogene Gruppe. Das Weiherkloster wurde im Jahre 1198 von der Kölner Bürgerin Richmodis gegründet 132 . Richmodis war die Adoptivtochter des Zöllners Gerhard Unmaze, in dem man immer wieder das Vorbild für den „Guten Gerhard" des Rudolf von Ems gesucht hat, obwohl die konkreten Lebensumstände Gerhard Unmazes kaum zu der Fabel passen 133 . Verheiratet war Richmodis mit Gerhards gleichnamigem Neffen, dem Sohn des Vogtes Dietrich, der nicht vom dritten Kreuzzug zurückkehrte 134 . Gerhard Unmaze gilt - mit welchem Recht, sei einmal dahin gestellt - als Financier der Italienpolitik Friedrich Barbarossas 135 . Hintergrund für diese Annahme ist wohl, daß er 1174 dem Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg für seinen Italienzug insgesamt 650 Mark zur Verfügung stellte 13 . Gerhard Unmaze (gestorben wohl am 21. Januar 1197137) und seine Erben hätten also ein finanzielles Interesse am Fortbestand des staufischen Königtums gehabt. Bald nach dem Tode Gerhards, der keine eigenen

130REK

2, 1589 (Quellen 2,1). 2, 1534 (Quellen 1, 113) 132yg] Jen Gründungsbericht in Geistliche Abteilung 225a. 1 3 3 Z u Gerhard vgl. GROTEN (1984) 77 Nr. 47, Ζ ο τ ζ (1985) 454f., Ζ ο τ ζ (1984) 632ff., ZÖLLER (1987). Die Dissertation von Sonja Zöller lag zur Zeit der Niederschrift noch nicht vor. Zum Guten Gerhard vgl. PETERS (1983) 36ff. 1 3 4 Z u Gerhard vgl. GROTEN (1984) 77 Nr. 48 und den Gründungsbericht in A n m . 132. 1 3 5 V g l . vorerst ZÖLLER (1987) und ZÖLLER (1991). Schlagende Beweise f ü r die kühnen Thesen der jüngeren Arbeit (ζ. B. Gerhard als Initiator der Kölner Niederlassung in London) geben die Quellen nicht her. 1 3 6 R E K 2, 1010, 1011. Zu Geldgeschäften vgl. auch G 2 II 24. 1 3 7 V g l . die Angaben bei HOENIGER 2, 278 Anm. 4. 131REK

18

Die Zeit des Thronstreits

Kinder hinterließ, brachte die verwitwete Richmodis den größten Teil des Familienvermögens in die Stiftung des Weiherklosters ein, dessen Leitung sie mit großer Energie übernahm. Auch ihre vier Töchter traten in das Kloster ein. Das Weiherkloster erweist sich nun tatsächlich als geistliche Heimstatt Kölner Stauferanhänger. Dietrich von der Ehrenpforte, der in der Urkunde von 1200 als Zeuge auftritt, erwählte das Kloster füf seine Grablege138. Philipp von Schwaben nahm St. Maria am Weiher 1208 in seinen Schutz139. Daß auch Dietrich von der Ehrenpforte Geldgeber Philipps von Heinsberg war, darf nicht als sicher gelten, weil die Urkunde, die in diese Richtung deutet, eine Fälschung ist140. Der gleichnamige Sohn Dietrichs von der Ehrenpforte war mit Udelhild, der Tocher des Hermann Rufus verheiratet, der unter den Zeugen der Urkunde von 1200 steht141. Hermann Rufus und seine Frau Sophia gehörten ebenso wie ihr Sohn Hilger zu den Wohltätern des Weiherklosters. Hermanns Tochter Sophia trat in das Kloster ein142. Hermanns Tochter Mechtild wurde mit Johann, dem Sohn Dietrichs von der Mühlengasse, der die Niedericher Nebenlinie des Geschlechts begründete, verheiratet143. Dietrichs gleichnamiger Vater ist Zeuge der Urkunde von 1200. Hilger, der Sohn von Hermann Rufus, war mit einer Tochter Konstantin Parfuses verheiratet144. Damit kommen auch die Parfuse ins Spiel, die sich 1200 nicht unter den Zeugen für das Weiherkloster finden. Der ältere Richolf Parfuse war aber zusammen mit Gerhard Unmaze dabei, als der Vogt Dietrich und seine Frau 1176 das Grundstück erwarben, auf dem das Kloster entstehen sollte145. In Verbindung mit Gerhard Unmaze findet man Richolf Parfuse auch 1189 und 1196146. Vor diesem Hintergrund wird Richolfs Abneigung gegen ein weifisches Königtum 1198 verständlich. Zeuge der Urkunde von 1176 war auch Bruno von der Rheingasse aus dem später mit dem Beinamen Jude bekannten Geschlecht147. Bruno war der Onkel des in der Urkunde von 1200 auftretenden Zeugen Daniel und Großonkel Johanns von der Lintgasse148. Aufs Ganze gesehen zeichnet sich in der Zeugenliste von 1200 eine durch verwandtschaftliche Beziehungen verbundene Gruppe von m e l i o r e s ab, die besonderes Interesse an der Förderung des von den Erben Gerhard Unmazes gegründeten Weiherklosters hatten. Staufische Sympathien scheinen für diese Gruppe kennzeichnend gewesen zu sein. Bemerkenswert ist nun, daß Erzbischof Adolf von Altena im Jahre 1203 nach seinem großen Zerwürfnis mit Otto IV. gerade Mitglieder dieser Gruppe in seinen Rat zog. Seine Urkunde für Heisterbach nennt als Bürgerzeugen

138

STRANGE ( 1 8 5 1 ) 1, 3 8 0 u n d A n m . 139.

Quellen 2, 27. ' ^ Q u e l l e n 1, 92. Zur Fälschung vgl. Abschnitt 1.2.4. Zu den Zeugen der Urkunde gehört Richolf Parfuse. Bruno Pinguis ist auch Zeuge in der unter Anm. 145 angeführten Urkunde. 1 4 1 Sb. 239 f° 8. 1 4 2 L 6 VIII15, M 17 VII 10, 11; 18 IV 3, Sb. 45 f° 1'; 239 f° 8. 96 f° 1 vgl. LAU, Patriziat 3, 129, wo Mechtild nicht identifiziert ist. 1 4 4 Sb. 447 f° 2. 145WeiherU2/l. 1 4 6 R E K 2 , 1 3 3 5 , 1509. 1 4 7 Zur Herleitung des Geschlechts von der Lintgasse vgl. unten Kap. 1. bei Anm. 160. Die Stammtafel der Jude bei LAU, Patriziat 3, 117 ist sehr lückenhaft. 1 4 8 Vgl. unten Kap. 1. bei Anm. 164. 139

Parteibildungen im Meliorat

Dietrich von der Ehrenpforte Heinrich von Wichterich

19

Daniel von der Lintgasse Johann von der Lintgasse 149 .

Alle vier Zeugen stehen auch in der Urkunde für Weiher von 1200. Den Vertrag mit Herzog Heinrich von Brabant 1203 bezeugten Heinrich von Wichterich Dietrich von der Ehrenpforte

Johann von der Lintgasse Matthias von der Lintgasse 150 .

Der Befund läßt sich nur so erklären, daß Adolf im Jahre 1203 eine Schaukelpolitik betrieb, die ihm Alternativen zur ausschließlichen Bindung an den Weifen liefern sollte. In diesem Zusammenhang ist ja auch das Bündnis mit Brabant zu sehen. Am 12. Dezember 1203 sah Innozenz III. nicht nur Anlaß, den Kölner Erzbischof zum Ausharren bei Otto IV. zu ermahnen, eine ähnliche Mahnung ging auch an die Kölner Bürger 1 5 1 . Die Kölner Bürger waren neben den Prioren, den Vasallen und den Ministerialen der Kölner Kirche Garanten des Vertrages zwischen Erzbischof Adolf und König Otto vom September 1202 1 5 2 . So mußte dem Erzbischof im Interesse seiner politischen Bewegungsfreiheit daran gelegen sein, gute Beziehungen zu den dem Weifen fernstehenden Bürgern aufzubauen, um sich im Falle eines Falles auf sie stützen zu können. Die weitere Entwicklung dieser Gruppe läßt eine Urkunde erkennen, die Bruno von Sayn in der Zeit zwischen seiner Wahl zum Erzbischof von Köln (25. Juli 1205) und seiner Weihe (6. Juni 1206) ausgestellt hat 1 5 3 . Der Elekt Bruno überließ namentlich aufgeführten Kölner Bürgern Hofstätten im Dombereich zu einem festgesetzten jährlichen Zins. Die Inhaber der Hofstätten sollten die der Bürgerschaft auferlegten Lasten mittragen; ihren Gerichtsstand hatten sie aber vor dem Erzbischof oder seinem Beauftragten. Verkäufe oder Verpfändungen von Hofstätten sollten unter dem Zeugnis aller Berechtigten vorgenommen werden. Die Urkunde Brunos IV. führt an die Wurzeln dessen heran, was später das Hachtgericht des Kölner Edelvogtes werden sollte 154 . Das Gericht des Vogtes kann sich erst im Laufe des 13. Jahrhunderts gebildet haben als herrschaftliche Überlagerung einer genossenschaftlichen Organisation, deren Keimzelle in der Urkunde von 1205/06 zu fassen ist. Der Edelvogt Hermann von Eppendorf stand zu dieser Zeit auf Seiten des abgesetzten Erzbischofs Adolf von Altena 155 . Die Nutznießer des erzbischöflichen Privilegs waren im wesentlichen Handwerker, die Bau- und Unterhaltungsarbeiten am erzbischöflichen Palast ausführten. Ihr Vorsteher war ein Hofmeister (magister curie), der Maurer (magister artis cementarle156) Dietrich, der in der Mühlengasse ein Haus der Abtei Groß St. Martin in Erbleihe hatte 157 .

R E K 2, 1628. R E K 2, 1636. Quellen 2, 7. I 5 2 Quellen 2, 4. 1 "Quellen 2,29. 149 150

Z u m Hachtgericht vgl. LAU (1898) 47f. und MILITZER (1983). R E K 3,25. 1 5 6 Quellen 2, 33. 1 5 7 B 3 X 19. 154

155

20

Die Zeit des Thronstreits

Für die Palasthandwerker engagierte sich eine Gruppe von Bürgern, denen es möglicherweise darum ging, sich eine Klientel zu schaffen. Es handelte sich um Dietrich von der Mühlengasse Heinrich von Wichterich Dietrich von der Ehrenpforte Konstantin Parfuse Richolf Parfuse

Ludwig Dietrichs Sohn [von der Mühlengasse] Hermann Birkelin Franko vom Horn.

Bis auf die letzten beiden Zeugen sind alle anderen schon unter Adolf von Altena als Angehörige einer Gruppe nachzuweisen, die sich durch staufische Gesinnung auszeichnete. Wie eng Hermann Birkelin und Franko vom Horn mit dieser Gruppe verbunden waren, ist beim Fehlen weiterer Zeugnisse nicht zu sagen. Als auffällig sollte noch registriert werden, daß kein Vertreter des Geschlechtes von der Lintgasse unter den Zeugen war. Die Wohnsitze der Männer, die der „staufischen" Gruppe zuzurechnen sind, konzentrierten sich im Kirchspiel St. Brigiden. Richolf Parfuse, der einer etablierten Schöffenfamilie entstammte, wohnte in der Mühlengasse 158 . Sein Nachbar war Ludwig von der Mühlengasse, dessen Vater schon Schöffe war 159 . Das Stammhaus des Geschlechtes von der Lintgasse lag in der gleichnamigen Straße südlich der Abtei Groß St. Martin. Von Winterfeld hat vermutet, die Brüder Johann und Matthias von der Lintgasse seien Söhne von Albert Suevus und Ida gewesen, wogegen allerdings die Praxis der Namensgebung innerhalb der Sippe spricht 160 . Ida, die Mutter der Brüder, war eine Enkelin des Zöllners Werner und damit eine Angehörige des Geschlechtes, das sich später Jude nannte 161 . Namen aus der Jude-Sippe tragen Idas Bruder Daniel, der mit Godelivis, einer Tochter Hermann Lembelins verheiratet war 162 , und Bruno, der Sohn Johanns von der Lintgasse 163 . Daniel war Schöffe und wird mehrmals in den oben vorgestellten Zeugenlisten genannt. Der Vater der Brüder von der Lintgasse muß früh gestorben sein, weswegen sie wohl zeitweise nach ihrer Mutter genannt wurden. Der Name ihres ebenfalls früh gestorbenen Bruders Hildebrand deutet die Möglichkeit an, daß der Ehemann der Ida aus dem Geschlecht des Richerzechenoffizials Hildebrand Vulei stammte 164 . Die Vorfahren der Brüder von der Lintgasse zählten also schon zur politischen Führungsschicht Kölns. Die Stammtafel von Lau ist zu ergänzen:

158 KEUSSEN,

Topographie 1,140a9. GROTEN (1984) 83 Nr. 115. VON WINTERFELD (1925) 9f. mit fehlerhaften Angaben. Ζ ο τ ζ (1984) 628. 159 KEUSSEN, Topographie 1, 139b7. GROTEN (1984) 75 Nr. 24. VON WINTERFELD (1925) 35ff., allerdings nicht immer zutreffend. 160VON WINTERFELD (1925) 25. Als Alternative erwägt sie Dietrich de Butteriche als Vater der Brüder. 1 6 1 S c 2 VII 1, 6, Sb. 447 f° 1', VON WINTERFELD (1925) 25. Die Stammtafel bei LAU, Patriziat 3, 1 1 7 ist unvollständig. 1 6 2 M 12 VI 1 , 2 , 8, Sb. 337 P I ' . 1 6 3 LAU, Patriziat 3, 123. 164 B 2 IV 2; 3 IV 12, X 8. Zu Hildebrand Vulei vgl. GROTEN (1984) 80 Nr. 84. In seinem Geschlecht kommt auch der Name Johann vor.

21

Parteibildungen im Meliorat

Werner Zöllner Bruno (Schöffe)

Daniel (Schöffe)

Alexander (Sc! löffe)

QO

Christine

Hermann Lembelin Ida QO

Hildebrand

NN

Matthias Johann (Schöffen)

Daniel (Schöffe)

Konrad

QO

Gode lvis

Gertrud GO Dietrich Grin 165

Einen etwas anderen Hintergrund als die soeben besprochenen Familien hatte Dietrich von der Ehrenpforte, der im Kirchspiel St. Brigiden am Alter Markt im Haus zur Ehrenpforte wohnte 166 . Der ursprüngliche Besitz seiner Sippe konzentrierte sich aber um die alte Ehrenpforte in den Kirchspielen St. Aposteln, St. Christoph und St. Kolumba 167 . Teile der großen Grundstückskomplexe waren in kleinere Wohnstätten ( m a n s i o n e s ) aufgeteilt 6 8 . Dietrichs gleichnamiger Vater baute den Besitz am Rande der Stadt noch aus 169 . Der jüngere Dietrich erhielt im Kirchspiel St. Aposteln ein Haus von seinem cognatus Hartwich Sohn Sigewins 170 . Der 1208 gestorbene Dietrich von der Ehrenpforte ist der erste seines Geschlechts, für den sich die Bekleidung des Bürgermeisteramtes erschließen läßt 171 ; er war vermutlich auch Schöffe. Im Kirchspiel St. Brigiden ansässig waren auch Hermann Birkelin und Franko vom Horn 172 . Heinrich von Wichterich und seine Frau Bertradis hatten wohl ebenfalls ihren Wohnsitz in dieser Parochie 173 .

165 Sb.

447 f° 1', LAU, Patriziat 2, 379. l^Sb. 42 f° 3', 5'. Schon in Β 1 I 2 kommt ein Johann von der Ehrenpforte vor. 167KEUSSEN, Topographie 1, 405b3-5, 415al-13; 2, 238ab3-8, bll. 12. A 3 III 9; 6 VI 7, Sb. 223 f° 7'; C 2 XV 1; Sb. 334 f° 1, 5, 5', 6, 21; 447 f° T. 334 f° 5', 6, 21 Zur Praxis der Aufteilung von großen Grundstücken in mansiones vgl. die Urkunde von 1202 in WestdZ 4 Korr.bl. 40 Nr. 30. 1 6 9 A 3 III 9. 170A

6 VI 7. Geschwister Hartwichs waren Johann, Winemar und Sigewiz, die mit dem Ritter Jakob Rufus verheiratet war (A 5 VII 5, Sb. 92 f° 14, 21; 93 f° 8; 99 f° 8'). Hartwich war mit einer Sophia verheiratet (Sb. 7 f° 3'). ,71GROTEN (1984) 75 Nr. 25. Dietrichs Bruder Konrad spielte im politischen Leben der Stadt keine Rolle. Ein weiterer Bruder Helperich war Kanoniker in Knechtsteden. 172LAU, Patriziat 2, 363ff. 173 Sc 2 XIV 2, 3; Sb. 58 f° 6; ansonsten Β 3 VII 10 (Sohn Heinrich), Ν 12 I 30; G 2 I 8.

22

Die Zeit des Thronstreits

Eine Sonderstellung nimmt Hermann Rufus ein, der aus dem Kirchspiel St. Laurenz stammte174 und seinen Wohnsitz an den Markt nach Klein St. Martin verlegte175. Da er in einer Urkunde von 1236 den Beinamen de s. Pantaleone trägt, könnte er - wie seine Nachfahren - Schultheiß des Klosters St. Pantaleon gewesen sein176. Hermanns Sohn Hilger war wie die von der Mühlengasse Rheinmühlenbesitzer177; zum ererbten Besitz der Rufus gehörte ein Backhaus in der Großen Budengasse in St. Laurenz178. Die Konzentration von Wohnsitzen mächtiger Mitglieder der politischen Führungsschicht Kölns zwingt zu einer Neubewertung der Bedeutung des Kirchspiels St. Brigiden. Keussen und Koebner haben es als „Armeleuteviertel" eingestuft, es habe „weder Kaufleute des Fernhandels noch reichere Bürger" beherbergt1 9. Dem schien die Beobachtung zu entsprechen, die Parochie im Schatten des Klosters Groß St. Martin habe sich im 12. Jahrhundert im Vergleich zu anderen Kirchspielen in der kommunalen Entwicklung im Rückstand befunden180. St. Brigiden unterschied sich tatsächlich dadurch von anderen Kirchspielen der Altstadt und Rheinvorstadt, daß die namengebende Pfarrkirche erst im 12. Jahrhundert errichtet worden ist, allerdings wohl früher, als man bisher angenommen hat (vor 1172), denn schon 1155 kommt der Beiname de s. Brigida vor181. Vor dem Bau einer gesonderten Pfarrkirche war die Klosterkirche von Groß St. Martin zugleich Leutkirche. Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts wurde auch St. Brigiden noch von Mönchen des Klosters versorgt182. Die Parochianen hatten damit weniger Möglichkeiten, auf die Besetzung der Pfarrstelle Einfluß zu nehmen als andere Kölner Pfarrverbände. Diese Sonderstellung muß aber nicht zwangsläufig einen Rückstand auf anderen Gebieten kommunalen Lebens mit sich gebracht haben. Immerhin sind zum Jahre 1142 in einer Urkunde des Abtes Wilhelm von Groß St. Martin ein Giselbret nuntius civium nostrorum mit seinem Kollegen (socius) Godefrit gefolgt von elf Männern aufgeführt, die man als Bürger, genauer wohl Amtleute von St. Brigiden ansprechen muß, denn die Bürger, die der Abt als „seine" Bürger bezeichnet, sind abgesetzt von Amtleuten von Klein St. Martin183. Auch in einer weiteren Urkunde des Jahres 1142 nennt der Abt concives nostri, darunter so illustre Männer wie der Greve Sigewin, dessen Exequien 1152 im Kloster Groß St. Martin gefeiert wurden184. Demnach hatte St. Brigiden 1142 ebenso wie andere Kirchspiele ein Amtleutekollegium und Boten, die als Sprecher der Bruderschaft fungieren konnten.

174L

4 IV 35; 5 V 15, 18, 19, VI 1; gesamter Besitz Sc 2 X V I 2. 2 X V I 2, vermutlich das Haus in M 13 V 13 (vgl. 10 I 20). 176LACOMBLET 2, 208, HILLIGER (1902) 6 A n m . 1. Heinrich Rufus 1267 an erster Stelle unter den Vasallen des Abtes in Best. 1001 (Slg. Alfter), 20, 51. 1 7 7 Q u e l l e n 2, 137 (= Sb. 4 4 7 f ° 18). 178KEUSSEN, Topographie 1, 187al. L 5 V 15. 179KEUSSEN, Topographie Einleitung 40; KOEBNER (1922) 70ff., das Zitat 72. Es werden hier wohl spätmittelalterliche Verhältnisse rückprojiziert. 175Sc

18°KEUSSEN,

w i e A n m . 1 7 9 , JAKOBS ( 1 9 7 1 ) 1 1 3 f .

181AHVN

41 (1984) 102. Vgl. schon JAKOBS (1985) 305f. A n m . 137. Zur Geschichte von St. Brigiden vgl. OPLADEN (1954) 190ff.

182OPLADEN

(1954) 198f.

183HOENIGER

184Quellen

1, 34f. A n m . 2.

1, 51, zu Sigewin 65.

Parteibildungen im Meliorat

23

Daß einzelne Amtleute von St. Brigiden auch in anderen Kirchspielen als Bürger nachzuweisen sind, kann nicht gegen ihren Bürgerstatus in dieser Parochie ins Feld geführt werden, denn man konnte in Köln in mehreren Kirchspielen zugleich Bürger sein, wie ein Vergleich der Bürgerlisten von St. Laurenz und Klein St. Martin beweist 185 . Von den in den Urkunden von 1142 genannten Bürgern und Amtleuten von St. Brigiden sind nur wenige auch in Klein St. Martin bezeugt. Enger erscheinen die Verbindungen zur westlich anschließenden Altstadtparochie St. Laurenz. Das führt zu einem weiteren Argument für die schwache Ausbildung kommunalen Lebens in St. Brigiden. Die Schreinskarten von St. Laurenz lassen erkennen, daß der vom Schrein dieses Kirchspiels beanspruchte Sprengel zunächst auch die Ostseite der Judengasse erfaßte, die später zu St. Brigiden gehörte 186 . Jakobs hat die Beobachtung von Hoeniger, die älteste Schreinskarte des Sonderbezirks Unterlan, der im Sprengel von St. Brigiden lag, stamme von der Hand des Schreinschreibers von St. Laurenz, dahingehend gedeutet, das Kirchspiel von St. Laurenz habe sogar noch weiter auf das Gebiet der Rheinvorstadt ausgegriffen 187 . Ob diese Vermutung berechtigt ist, ist fraglich, denn erstens konnte ein Schreiber durchaus mehreren Herren dienen und zweitens handelt es sich bei dem Bezirk Unterlan um ein merkwürdiges Gebilde mit eigener Verfassung, das sich dem Zugriff der angrenzenden Kirchspiele entzog 188 . Zudem sind die frühen Schreinskarten von St. Brigiden, die einen Schriftvergleich gestatten würden, nicht erhalten. Sie könnten der Brandkatastrophe des Jahres 1150 zum Opfer gefallen sein 189 . Dieser Quellenverlust ist zum Teil wohl auch für die negative Beurteilung von St. Brigiden verantwortlich. Daß es im späten 12. Jahrhundert zu einer rationalen Bereinigung der Grenzen zwischen St. Laurenz und St. Brigiden gekommen ist, kann zwar zugunsten einer ursprünglich stärkeren Stellung der Altstadtparochie gedeutet werden, schließt aber zugleich nicht aus, daß auch im Umfeld von Groß St. Martin schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts parochiales Leben blühte. Wie groß der Anteil von Bürgern von Klein St. Martin an der Gründung des Hospitals von St. Brigiden um 1142 war, ist fraglich, denn die Bürgermeister von Klein St. Martin Heinrich der Zöllner und Heinrich Fazolf oder auch Männer wie Markmann Hoier könnten durchaus zugleich Bürger von St. Brigiden gewesen sein 190 . Die Bruderschaftsmitglieder Gerhard Niger und Hermann Raze sind außerhalb von St. Brigiden ohnehin eher St. Laurenz zuzuordnen 191 . Im 13.Jahrhundert verwalteten die Amtleute von St. Brigiden das Hospital 192 . Auch die Hospitalgründung, die sowieso überparochialen Charakter gehabt haben mag, kann also nicht für ein Defizit kommunaler Entwicklung von St. Brigiden ins Feld geführt werden.

185 HOENIGER2, 186GROTEN 187JAKOBS

188 LAU

2, 15ff., 58ff., 68ff.

(1984) 60f.

( 1 9 7 1 ) 8 8 f . HOENIGER 1 , 2 9 8 .

(1898) 36f. 1 8 9 K E U S S E N , Topographie Einleitung 1 8 0 nach Waitz ( 1 8 8 0 ) 8 7 : Colonia pars aliqua àvitatis exusta et dampna irrecuperabilia facta sunt. 190KEUSSEN, Topographie Einleitung 39f. Quellen 1, 70. Zum Hospital vgl. auch von LOESCH (1933) 184ff. und JAKOBS (1985) 304f. 1 9 1 Vgl. HOENIGER 2, 2 Register 2 s. v. Niger, Raze. 1 9 2 Quellen 2, 154 (= Sb. 223 f° 7').

24

Die Zeit des Thronstreits

Man wird den Verhältnissen wohl eher gerecht, wenn man St. Brigiden als das älteste Zentrum der Rheinvorstadt betrachtet, das im 12. Jahrhundert von dem rasch expandierenden Kirchspiel Klein St. Martin überflügelt wurde. Es ist nicht auszuschließen, daß dieser Verlagerungsprozeß Spannungen innerhalb des Meliorats hervorgerufen hat. Auf welche Weise sich allerdings die wirtschaftlichen Aktivitäten der in St. Brigiden ansässigen Geschlechter von anderen unterschieden, ob sie etwa stärker von Erträgen aus ländlichem Grundbesitz lebten oder ob sie bestimmte Handelszweige oder Handelsrichtungen bevorzugten, ist den erhaltenen Quellen nicht zu entnehmen 193 . Die Geschlechter von St. Brigiden hatten enge Beziehungen zum Altstadtkirchspiel St. Laurenz, wo die Rufus ursprünglich beheimatet waren 194 . Durch das Aussterben des Geschlechtes Gerhard Unmazes verloren diese Bindungen allerdings an Intensität. Reich begütert waren die Parfuse, von der Mühlengasse 195 und von der Lintgasse 196 im westlich an St. Laurenz anschließenden Kirchspiel St. Kolumba. Hier lag der große Parfusenhof, zu dem der heute noch erhaltene Römerturm gehörte 197 . So zeichnet sich entlang der Achse Mühlengasse - Breite Straße bis zur Ehrenpforte ein erweiterter Einflußbereich der „staufischen" Gruppe des Kölner Meliorats ab. Die Parochien St. Brigiden und St. Laurenz grenzten an den Dombezirk. Beziehungen zum Kölner Erzbischof lassen sich für einige Mitglieder der „staufischen" Gruppe feststellen. Heinrich von Wichterich erscheint schon im Jahre 1190 als erzbischöflicher Ministeriale 198 . Richolf Parfuse der Jüngere 199 und Dietrich von der Ehrenpforte der Jüngere 200 sind 1218 als Ministerialen sicher bezeugt 201 . Als einziger Kölner Bürger erscheint Richolf Parfuse schon 1209 in einer in Xanten ausgestellten Urkunde Erzbischof Dietrichs I. für das Kloster Echternach 202 . Sein Name steht als letzter hinter denen von erzbischöflichen Dienstleuten. Für das Geschlecht von der Mühlengasse ist dagegen Ministerialität nicht nachzuweisen 203 . Unabhängig von ministerialischem Status hat aber die „staufische" Gruppe bis zu ihrer endgültigen Zerschlagung 1268 prinzipielle Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Stadtherrn gezeigt. Hervorzuheben ist noch, daß sich die „staufische" Gruppe durch eine bemerkenswerte Geschlossenheit auszeichnete. Die Geschlechter, die innerhalb des städtischen Meliorats eine eigenständige Position bezogen, waren darauf angewiesen, eng zusammenzuarbeiten, um ihre Stellung zu wahren. Die Zeit des Thronstreits hat die Gruppe dennoch nicht unbeschadet überstanden. Spätestens zum Jahre 1213 wird deutlich, daß sich die Brüder von der Lintgasse von ihr abgewandt haben. 193Vgl. oben bei Anm. 177. Die von der Lintgasse besaßen auch Werkstätten (fabrice) (Sb. 447 f° 50'-51). OPPERMANN (1911) 42 wollte einen Gegensatz zwischen „weifischem" Handelspatriziat und „staufischem" Verwaltungspatriziat konstruieren. Diese Aufteilung ist aber zu schematisch. " ^ Z u Besitz der von der Ehrenpforte in St. Laurenz vgl. L 6 VIII 19: ein halbes Haus neben dem Haus Gerhard Unmazes. Die andere Hälfte gehörte Richmodis und dem Weiherkloster (L 6 VIII 18). 195yg] J a z u U nten Kap. 2. bei Anm. 442. 1 % S b . 447 f° 50'-51, W U B 3, 1702. 197KEUSSEN, Topographie 1, 275bl. 198 Quellen 1, 105. 1

" P Ö T T E R (1967) 53.

200

PÖTTER (1967) 38.

201 202 203

R E K 3 220. R E K 3, 70. Die gegenteilige Auffassung von SCHULZ (1971) 163f. beruht allein auf der pauschal wohl nicht akzeptablen Annahme, daß alle Personen, die in Zeugenlisten vor entweder sicher verbürgten oder schon als solche mit der gleichen Methode erschlossenen bürgerlichen Ministerialen stehen, ebenfalls als Dienstleute zu betrachten sind. Vgl. zu dieser Problematik auch GROTEN (1984) 61ff.

Parteibildungen im Meliorat

25

Johann und Matthias von der Lintgasse haben zu ihrem Seelenheil reiche Stiftungen gemacht 204 . Die Zisterzienser erfreuten sich ihrer besonderen Gunst, aber auch andere Orden wurden bedacht 205 , wie es für großbürgerliche Stiftungen der Zeit charakteristisch war. Die Stiftungen der Brüder gingen an geistliche Institutionen in der Stadt Köln und im Rheinland. Aus diesem Rahmen fallen allerdings die milden Gaben an das Zisterzienserkloster Marienfeld im Bistum Münster heraus. Johann von der Lintgasse und seine Frau Christine nahmen 1213 mit diesem entfernten Kloster Verbindung auf, Matthias und Sophia von der Lintgasse zogen 1216 nach 206 . Das Kloster Marienfeld betreute aber seit 1207 eine Seelgerätstiftung der weifischen Brüder Otto IV., Heinrich und Wilhelm 207 . Die Brüder von der Lintgasse erscheinen hier also in eindeutig weifischem Umfeld. Seit wann sie sich dem weifischen Lager genähert haben, ist nicht sicher festzustellen. Immerhin fehlten sie schon in der oben besprochenen Zeugenliste von 1205/06. Sie könnten also schon zu Beginn des Pontifikats Brunos von Sayn auf Distanz zu ihren früheren Freunden gegangen sein. Bei dem Frontwechsel mag der Pfarrer Anselm von St. Brigiden, über den noch ausführlicher zu handeln sein wird 208 , eine Rolle gespielt haben, der auch die Verbindung zu Marienfeld vermittelt haben könnte. Die führenden Köpfe der dominierenden weifisch gesinnten Geschlechter der Kölner Führungsschicht lassen sich schwieriger identifizieren als ihre Gegner. Die Weifenanhänger hatten offenbar weniger das Bedürfnis, sich enger zusammenzuschließen. Sie bildeten wohl auch keine besonders homogene Gruppe, wie schon die wenigen auswertbaren Quellen erkennen lassen. Aus der lateinischen Reimchronik ist Gerhard Saphir, der Sohn des Schöffen Heinrich Saphir 209 , als Welfenanhäger bekannt. Gerhard war mit Gertrud, einer Tochter Hilger Hardefusts verheiratet und wohnte am Malzbüchel im Kirchspiel Klein St. Martin 210 . Ein Indiz für seine einflußreiche Stellung ist die Tatsache, daß er zeitweise das Grevenamt bekleidete21 Gerhards Geschlecht verfügte über den Saphirenturm am Rhein 212 . Ein Saphirenhof lag im Kirchspiel St. Peter am Großen Griechenmarkt 213 . Die Besitzschwerpunkte der Saphir unterschieden sich also deutlich von denen der Parfuse und ihrer Freunde. Weitere prominente Weifenanhänger nennt wohl die Zeugenliste einer Urkunde des Elekten Bruno von Sayn vom 19. März 1206 214 . Es erscheinen darin unter der Rubrik

2 0 4

U B A l t e n b e r g 1, 8 8 ( = S b . 1 5 6 f° 3), 105, KESSEL ( 1 8 6 2 ) 2 5 , 1 0 3 .

®5Zisterzienser: Walberberg, Marienfeld, Altenberg, Hoven, Saarn, Heisterbach, Benden, Graurheindorf, Bürvenich, Mariengarten/Köln. Prämonstratenser: Dünnwald, Langwaden, Marienforst. In Köln: Weiße Frauen, Leprosen, Hl.-Geist-Hospital, St. Maximin (Augustinerinnen), Machabäerkloster (Benediktinerinnen). 2 0 6 W U B 3,1696,1702. VAHRENHOLD (1966) 170. 2 0 7 W U B 3, 44 (RI 5, 10699), Kaiser-Urkunden 2, 1, 260. Die Urkunde ist wohl eine erst nach der Kaiserkrönung Ottos IV. hergestellte Empfängerausfertigung, die von Pfalzgraf Heinrich besiegelt wurde. 2 0 8 Vgl. unter Abschnitt 1.3.1.3. 2

209

GROTEN (1984) 78f. Nr. 69.

Wohnhaus: PLANITZ/BUYKEN 603, Sc 2 XII 7. Ehefrau: M14 IV 19 (fehlt bei LAU, Patriziat 3, 107) bei LAU, Patriziat 2, 365 irrtümlich der Familie Birkelin zugeordnet. 2 1 1 M 14IV 19, Sb. 448 f° 3*. 239 f° 1 LAU ( 1898) 392, BEYERLE ( 1913) 411. Der Greve Simon (sein Vorgänger?) war mit seiner Schwester Durechin verheiratet (M 20 III 7; L 6 V I I I 1 8 , fehlt bei LAU, Patriziat 3, 143). 212KEUSSEN, Topographie 1, 63b4. 2I3KEUSSEN, Topographie 1, 239ar. 210

2 1 4

R E K 3 , 1 6 , WISPLINGHOFF ( 1 9 6 4 ) 8 1 .

26

Die Zeit des Thronstreits

Ministerialen Gerhard Hundertmark, Heinrich Raze und - nach den nicht-städtischen Ministerialen Waltger von Gevure und Reimar von Rode - Heinrich von Zündorf. Die Zeugen werden ausdrücklich als Freunde des weifisch gesinnten Elekten bezeichnet (et alii ministeriales et amici nostri). Über die weifische Gesinnung des oben schon behandelten Heinrich von Zündorf kann kein Zweifel herrschen215. Gerhard Hundertmark war vermutlich der in den späten neunziger Jahren des 12. Jahrhunderts noch als minderjährig bezeichnete Sohn des Richerzechenoffizials Heinrich Hundertmark 216 . Dieser wohnte im Kirchspiel St. Laurenz. Gerhard ist in städtischen Ämtern nicht nachzuweisen. Er tritt aber später noch in „weifischem" Umfeld auf217. Heinrich Raze gehörte einem Geschlecht an, das aus der Ministerialität des Klosters St. Pantaleon hervorgegangen war und über mehrere Generationen hinweg Schöffen und Richerzechenoffizialen gestellt hatte218. Heinrich wohnte im Kirchspiel St. Brigiden auf dem Brand219. Sein Großvater Hermann und dessen Bruder Emund stehen in der oben besprochenen Amtleuteliste von St. Brigiden von 1142220. Das Erscheinungsbild der Raze ähnelt also dem der Parfuse, von der Mühlengasse und von der Lintgasse. Dennoch orientierte sich Heinrich Raze in der städtischen Politik anders als seine Nachbarn. Welche Gründe für diese unterschiedliche Haltung verantwortlich zu machen sind, ist nicht zu erkennen. Sie mögen im wirtschaftlichen Bereich oder in dem persönlicher Rivalitäten gelegen haben. Bezeichnend für Heinrichs Parteistellung ist die Tatsache, daß er seine Tochter Gisela mit Siegfried von Neuss verheiratete, dessen Schwester Elisabeth Heinrich von Zündorf zum Mann hatte221. Alle drei bürgerlichen Zeugen der Urkunde von 1206 wohnten in verschiedenen Kirchspielen. Eine räumliche Konzentration der Wohnsitze weifisch gesinnter Geschlechter ist also nicht festzustellen. Erst in späteren Quellen kristallisiert sich das Kirchspiel Klein St. Martin als ein solches Zentrum heraus. Aufs Ganze gesehen bestätigen die zeitgenössischen Quellen den Bericht der lateinischen Kölner Reimchronik über Differenzen innerhalb der städtischen Führungsschicht auf wünschenswerte Weise. Köln erschien nach außen hin als unbezwingbare weifische Hochburg; im Inneren war der Zusammenhalt des Meliorats aber gefährdet durch Parteiungen, deren Auswirkungen auf die Entwicklung der städtischen Verfassung weiter unten noch eingehend erörtert werden müssen.

1.2.4. Die erste s t a u f i s c h e W e n d e

(1205-1208)

Am Dreikönigstag des Jahres 1205 krönte Adolf von Altena den Staufer Philipp von Schwaben in Aachen. Damit war der Abfall des Kölner Erzbischofs vom Weifen besiegelt. Die Kölner Bürger hielten dagegen weiterhin zu Otto IV., der in ihre Stadt geeilt

215

Vgl. oben bei Anm. 102. POTTER (1967) 68. GROTEN (1984) 79 Nr. 71. Der Beiname kommt auch in anderen Familien vor (vgl. Sb. 12 f° 2'). 217 Vgl. unten Kap. 2. bei Anm. 259, 307. 216

218

L A U , P a t r i z i a t 3 , 1 3 7 f f . , VON O I D T M A N ( 1 9 2 1 ) , VON W I N T E R F E L D ( 1 9 2 5 ) 1 0 .

219

KEUSSEN, Topographie 1, 109b2. 220 Vgl. oben bei Anm. 183. 22

' L A U , Patriziat 3, 138, Sb. 311 f° 15.

Die erste staufische Wende (1205-1208)

27

war. Caesarius von Heisterbach gibt noble Gründe für das Ausharren der Kölner auf seiten Ottos an. Sie hätten den dem König geleisteten Eid nicht brechen und dem Papst den Gehorsam nicht aufkündigen wollen 222 . Ob auch die Furcht vor Behinderungen des Englandhandels als Folge eines Kurswechsels eine Rolle gespielt hat, ist fraglich, denn es mußte klar sein, daß durch die Feindschaft zwischen Erzbischof und Stadt der Handel schon im Umfeld Kölns erheblichen Gefährdungen ausgesetzt sein würde. Die führenden Männer des städtischen Regiments mögen allerdings befürchtet haben, im Falle eines staufischen Sieges ihre einflußreiche Stellung an ihre stauferfreundlichen Rivalen zu verlieren. Es kann ihnen nicht entgangen sein, daß Erzbischof Adolf schon 1203 mit diesen Männern Verbindung aufgenommen hatte223. So hätten die innerstädtischen Spannungen das starre Festhalten Kölns an Otto IV. mitbedingt. Adolf von Altena verlieh am 16. Januar 1205 den Kölner Münzerhausgenossen ein Privileg224. Es wurde darin verbrieft, daß in Zukunft kein Erzbischof Münzer gegen den Willen der Hausgenossen einsetzen dürfe und daß weder der Erzbischof noch ein anderer Richter über die Hausgenossen zu Gericht sitzen solle, solange diese sich dem Spruch des vom Erzbischof ernannten Münzmeisters unterwarfen. Den Hausgenossen wurden also weitreichende Korporationsrechte verliehen. Die Privilegierung der Münzerhausgenossen setzt voraus, daß der Erzbischof davon ausging, daß diese Korporation ihm im Gegensatz zur Mehrheit der Kölner Bürger auch nach seinem Wechsel zum Staufer die Treue halten werde. Die Förderung der Münzerhausgenossen zielte also auf eine Vertiefung der Spaltung innerhalb der Bürgerschaft. Es fragt sich natürlich, ob die Münzer allein aufgrund ihrer Nähe zum Erzbischof 225 rückhaltlos dessen politische Entscheidungen mitzutragen bereit waren oder ob sich in ihren Reihen Männer befanden, die auch schon vor dem Gesinnungswechsel Adolfs von Altena dem Staufer zugeneigt hatten. Für letzteres spricht die Tatsache, daß auch König Philipp am 3. August 1207 in Worms für die Kölner Münzerhausgenossen urkundete226. Einige Münzer waren an den Staufer herangetreten und hatten ihn um eine Bestätigung des Privilegs Adolfs von Altena gebeten. Adolf war zu dieser Zeit abgesetzt, der Erzbischof Bruno von Sayn befand sich in königlicher Gefangenschaft. Philipp von Schwaben nutzte diese Gelegenheit zur Betonung des Regaliencharakters der erzbischöflichen Münzrechte. Am 12. Januar 1205 hatte er Adolf von Altena diese Rechte noch nach dem Vorgang des Privilegs Heinrichs VI. für Philipp von Heinsberg bestätigt227. Ein eigenes Interesse des Königs an der Kölner Münze wird in seinem Privileg für die Bürger von 1207 erkennbar228. In der Urkunde für die Münzer läßt Philipp nun verlauten, er bestätige das erzbischöfliche Privileg eo siquidem freti iure et hac inducti racione, quod, moneta quamvis ad mum spectet archiepiscoporum, tarnen dubium non est, dono eos imperiali possidere. Folglich sei der Erzbischof erst vom Zeitpunkt seiner Regalienleihe an Münzherr. Die Münzerhausgenossen hatten damit dem König die Möglichkeit gegeben, ReichsSTRANGE(1851) 1,379.

222

Siehe oben bei Anm. 149. Quellen 2, 13. Das Jahr 1204 nach Osterstil oder Trierer Stil? 225 LAU (1898) 68ff. 2 2 6 Quellen 2, 25. Friedrich Barbarossa urkundete schon 1165 für die Münzer von Worms (D 491). 223

224

227

LACOMBLET 1, 524; 2, 11.

228

Quellen 2, 24.

28

Die Zeit des Thronstreits

rechte in der Stadt Köln auf Kosten des Erzbischofs in Erinnerung zu bringen. Das zeigt, daß die Münzer sich nicht bedingungslos als Vertreter erzbischöflicher Interessen verstanden, sondern ein unmittelbares Verhältnis zum staufischen Königtum anstrebten. Unter Berufung auf die Tatsache, daß es 1207 keinen mit den Regalien belehnten Kölner Erzbischof gab, haben die Kölner Münzer sogar Pfennige auf den Namen Philipps von Schwaben geschlagen229. Nach der Ermordung Philipps riß die Verbindung der Kölner Münzer zum Königtum für immer ab. Die Kölner Erzbischöfe haben die Urkunden Adolfs von Altena und Philipps von Schwaben, die nur in einer Abschrift aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts erhalten sind, konsequent ignoriert. Angesichts der politischen Einstellung der Münzerhausgenossen wäre es wichtig, die Zusammensetzung der Genossenschaft zu kennen. Dazu fehlen aber die Quellen. In den Schreinskarten und Schreinsbüchern lassen sich nur die professionellen Münzer, Münzprüfer und Silberschmelzer in größerer Zahl fassen. Sie gehörten im Normalfall nicht der politischen Führungsschicht an230. Ausdrücklich als Hausgenosse bezeugt ist nur Herbrord Albus, der Sohn eines gleichnamigen Münzers . Herbrord dürfte dem Meliorat zuzurechnen sein, denn seine Frau Elisabeth war vermutlich eine Grin, seine Töchter verheiratete Herbrord in die Geschlechter von der Po und Gleuel232. Welche politischen Anschauungen Herbrord vertrat, ist aber nicht festzustellen. Welche Beziehungen zwischen den Münzerhausgenossen und den in St. Brigiden konzentrierten „staufischen" Geschlechtern bestanden, entzieht sich unserer Kenntnis. In diesem Zusammenhang ist allerdings zu beachten, daß die von der Ehrenpforte Kammern bei der Münze zu Lehen trugen. Die Verleihungsurkunde Erzbischof Philipps von Heinsberg von 1179 für den ältesten Dietrich von der Ehrenpforte ist jedoch in der vorliegenden Form eine Fälschung233. Eigenheiten der verstellten Schrift erinnern an den Schreiber einer Urkunde Heinrichs von Müllenark vom Februar 1238, mit der der Erzbischof das heimgefallene Lehen Heinrich Overstolz, dem Schwiegervater des jüngsten Dietrich von der Ehrenpforte, übertrug234. Mit diesem Vorgang steht die Fälschung wohl auch in Zusammenhang. Zweck der Fälschung dürfte die Regelung der Nachfolge im Lehen gewesen sein: Nach dem kinderlosen Tod des Belehnten sollte die Witwe nur ein Leibzuchtrecht erwerben. Erbberechtigt waren nur Familienmitglieder aus der männlichen Linie {propinquioras de cognatione dicti Th. ex parte patris descendent). Im Kreis dieser Verwandten sind die 2 2 9 ABEL

(1852) 378 Anm. 16. HÄVERNICK (1935) 135 Nr. 599, 600 hat die prostaufische Haltung der Münzerhausgenossen nicht berücksichtigt und ordnet die Münzen deshalb einer königlichen Münzstätte (Aachen, Duisburg) zu. Er datiert sie November 1204 bis Januar 1207. 2 30 Ausnahmen waren im 12. Jahrhundert der Münzmeister Konstantin und ein Albert us tor. GROTEN (1984) 8 1 Nr. 9 7 , 7 3 Nr. 4 . 231M

16 VIII 6; Sb. 6 f° 2; 92 f° 24. (Leibzucht am Haus Hermann Grins in St. Laurenz). Zu Vogelo von der Po vgl. LAU, Patriziat 3, 133. Ein Schwager Herbrords war vielleicht Pilgrim Norman (ohne Beiname in M 16 VIII 6).

232Sb.92f°24

2 3 3 Quellen

1, 92, H U A 1/29. OPPERMANN (1922) 401ff. für Echtheit, OPPERMANN (1952) 2ff. dagegen. Die Schrift ist nicht zeitgemäß. Das Siegel des Domkapitels ist zerbrochen und neu befestigt worden. Das Siegel Philipps von Heinsberg ist eine Fälschung, wie das unziale E in archiepiscopus und der Faltenwurf der Albe neben dem linken Bein zeigen. Eine echte Vorlage könnte für die Fälschung vorhanden gewesen sein. 2 3 4 Quellen 2, 174, H U A 1/103, vgl. auch unten Kap. 2. bei Anm. 59. 2

3 5 ü e r Druck Quellen 1, 92 hat i r r t ü m l i c h

propinquiorum.

Die erste staufische Wende ( 1 2 0 5 - 1 2 0 8 )

29

Anstifter der Fälschung zu suchen. Sie wollten eine Verleihung an die Overstolzen verhindern. Die Urkunde von 1238 sichert aber die Tatsache, daß die von der Ehrenpforte das Lehen innehatten. Auch der Vertrag Philipps von Schwaben mit der Stadt von 1206 erwähnt pignora et beneficia in moneta Dietrichs von der Ehrenpforte 236 . Die von der Ehrenpforte könnten also ein Bindeglied zwischen den „staufischen" Geschlechtern der politischen Führungsschicht und den Münzerhausgenossen gebildet haben. O b sie selbst Hausgenossen waren, ist damit natürlich noch nicht erwiesen. Caesarius von Heisterbach weist dem mittleren Dietrich von der Ehrenpforte auch die entscheidende Rolle bei der Hinüberführung der Stadt Köln in das staufische Lager zu 237 . Anhänger Philipps von Schwaben hätten ihn bestochen, und er habe es durch seine Schlauheit dahin gebracht, daß die Stadt sich dem Staufer ergeben habe. Der gewundene Gang der Verhandlungen über die Kapitulation der Stadt Köln läßt noch einmal deutlich erkennen, daß die Führer der Bürgerschaft die Unterwerfung, die ihre Stellung zu gefährden drohte, so lange wie möglich hinauszuzögern trachteten. Nach der Schlacht von Wassenberg vom 27. Juli 1206, in der Erzbischof Bruno von Sayn in Gefangenschaft geriet, nahmen die Kölner Bürger zwischen Köln und Bonn erste Kontakte mit dem nach Süden abziehenden König Philipp auf, die aber zu keinem greifbaren Ergebnis führten 238 . Philipp von Schwaben zog zu einem Hoftag nach Würzburg und kam erst um das Martinsfest wieder in die Rheinlande. Durch Vermittlung des Herzogs von Brabant nahm er in Koblenz (nach anderer Überlieferung in Boppard) die Gesandten der Kölner in Gnaden auf 239 . Diese konnten den König aber offensichtlich nicht davon überzeugen, daß sie befugt waren, für die Gesamtheit der Bürger zu sprechen. Philipp verlangte nämlich, daß nicht nur die Gesandtschaft, sondern die ganze Stadt ihm zunächst Treue schwören sollte. Bischof Konrad von Speyer reiste nach Köln und nahm mehr als 2000 Bürgern den Eid auf den Staufer ab . Nach diesem Akt traf Philipp nach der Oktav des Dreikönigsfestes 1207 in Sinzig erneut mit Kölner Unterhändlern zusammen 241 . Nun wurde in verbindlicherer Form Frieden geschlossen. Dies geschah wohl mittels der abschriftlich noch erhaltenen forma compositionis242. Dieser Vertrag verpflichtete die Kölner unter anderem, sich beim Papst für die Wiedereinsetzung Adolfs von Altena in sein erzbischöfliches Amt einzusetzen. Wenn die Restitution Adolfs scheitern sollte, mußten die Kölner denjenigen als Erzbischof akzeptieren, den auch König Philipp, der Herzog von Brabant und andere Magnaten anerkannten. Philipp stellte die Bestätigung früherer königlicher Privilegien in Aussicht und gestattete den Ausbau der Stadtbefestigungen. Für die Huldigung der Stadt wurde eine Frist bis zum Sonntag Invocavit (11. März), also etwa acht Wochen, eingeräumt. Philipp rechnete wohl immer noch mit Widerständen, und er sollte recht behalten.

236

Quellen 2,23.

237

S T R A N G E ( 1 8 5 1 ) 1, 3 7 9 f .

WAITZ (1880) 180, Reinhardsbrunner Chronik M G SS 31,1, 569. WAITZ (1880) 180 und 224 (Fortsetzung von St. Pantaleon). 2 4 0 WAITZ (1880) 224, Quellen 2, 23. 238 239

241

W A I T Z ( 1 8 8 0 ) 181.

242

Q u e l l e n 2, 23. Zur Überlieferung vgl. Abschnitt 1 . 3 . 1 . 2 Nr. 24.

30

D i e Zeit des Thronstreits

Am 7. März, also am Mittwoch vor dem Stichtag für die Huldigung, brach eine Gesandtschaft der Kölner nach Rom auf 243 . Sie mag vorgegeben haben, in Erfüllung der im Friedensvertrag geforderten Intervention für Adolf von Altena zu reisen. Bischof Konrad von Speyer fing die Gesandten jedoch ab und übergab sie dem König. Dieser hielt sie fest. Vermutlich hatten sie nicht überzeugend darlegen können, daß ihre Mission mit dem Geist des Aussöhnungsvertrages zu vereinbaren war. Was die Gesandten genau bezweckten, ist nicht überliefert. Vielleicht wollten sie sich persönlich der Huldigung entziehen und beim Papst Rückhalt gegen den Staufer suchen. Das verzweifelte Unternehmen offenbart jedenfalls eindrücklich die innere Zerrissenheit der Kölner Führungsschicht. Zum Sonntag Judica (in passione domini, 8. April) zog Philipp von Schwaben mit den Kölner Gesandten in seinem Gewahrsam erneut nach Sinzig, wo er sich endlich so weit mit den Prioren und den Führern (capitanei) der Kölner aussöhnte, daß sein Einzug in die Stadt vorbereitet werden konnte 244 . A m Ostersamstag, dem 21. April, zog König Philipp in Köln ein 245 . Er soll sich acht oder neun Tage in der Stadt aufgehalten haben. Es müssen sogar zehn Tage gewesen sein, wenn das Privileg für die Kölner Bürger vom 30. April 1207 am letzten Tag des Aufenthaltes verliehen wurde 246 . Das Diplom Philipps war die erste Königsurkunde, die allein für die Bürger Kölns ohne Berücksichtigung des erzbischöflichen Stadtherrn ausgefertigt wurde 247 . Die Zollvergünstigungen zu Boppard und Kaiserswerth, die es bestätigte, standen ursprünglich in einem Diplom Heinrichs VI. für Erzbischof Bruno III. von 1193 248 . Die Schutzbestimmungen für die Kölner Pfennige gingen auf ein Privileg Heinrichs VI. für Erzbischof Philipp von Heinsberg vom 25. März 1190 zurück 2 4 9 . Ohne Vorgang war die Genehmigung des Mauerbaus, die dem Erzbischof das von Friedrich Barbarossa 1180 noch im Grundsatz bestätigte Befestigungsregal entzog 250 . Der Übertritt zum Staufer hatte sich für die Stadt also gelohnt. A m 25. April nahm König Philipp an der Markusprozession 2 5 1 teil, die vom D o m nach St. Maria im Kapitol führte 2 2 . Bei dieser Gelegenheit stellte ihn Dietrich von der Ehrenpforte Damen der Kölner Gesellschaft vor mit den Worten: „Seht, ihr Frauen, das ist mein König, den ich immer gewünscht habe." Diese Szene, die Caesarius von Heisterbach schildert, symbolisiert wie keine andere den Sieg der staufischen Sache in Köln. Es sollte ein kurzer Sieg werden. Caesarius berichtet weiter, Dietrich sei am gleichen Tag des folgenden Jahres zu Grabe getragen worden. Die Kölner Prioren hätten aus Feindschaft zu ihm seine Beisetzung im Weiherkloster verboten. Ihr Einspruch fruchtete aber nichts. Am 19. Mai 1208 nahm Philipp von Schwaben von Aachen aus das Weiherkloster in seinen Schutz, und zwar aus Sorge für sein Seelenheil und das seines Getreuen Dietrich von der Ehrenpforte, der in diesem 243

W A I T Z (1880) 181.

244

W A I T Z (1880) 181, 224.

WAITZ (1880) 224, die C o n t . II nennt den Palmsonntag (circa festum palmarum) 2 4 6 Q u e l l e n 2, 24. 245

247

S T E H K Ä M P E R ( 1 9 7 2 ) 346, DIESTELKAMP ( 1 9 8 3 ) 126.

248

L A C O M B L E T 1, 5 3 9 .

249

L A C O M B L E T 1, 5 2 4 .

250

D . F . I . 799. AMBERG (1982) 170.

251 252

STRANGE (1851) 1, 379f.

(ebd. 181).

31

Die Berliner Handschrift Lat. 8° 50

Kloster begraben lag 253 . Gut einen Monat später, am 21. Juni 1208, wurde Philipp ermordet. Die staufische Sache schien endgültig verloren. Über Auswirkungen der staufischen Episode auf das Kölner Stadtregiment ist nichts bekannt. Die Zeit war wohl zu kurz für eine dauerhafte Verschiebung der innerstädtischen Machtverhältnisse.

1.3.

Jurisprudenz

1.3.1. Die Handschrift ßischer Kulturbesitz

im D i e n s t d e r w e i f i s c h e n

Lat.

8°50

der

Sache

Staatsbibliothek

Preu-

1.3.1.1. Der Stifter der Handschrift: Magister Alhelmus physicus de Colonia Die Berliner Handschrift Lat. 8° 50 (12. Jahrhundert) enthält den Mittelteil, die Bücher 5-7, der Historia Tripartita des Cassiodor. An den kirchengeschichtlichen Text schließt auf den Blättern 120 bis 151 eine in den Jahren zwischen 1206 und 1214 niedergeschriebene Dokumentensammlung an, die für die Geschichte Kölns in der Zeit des Thronstreits von erheblicher Bedeutung ist. Die Handschrift trägt den Besitzvermerk Liber Campi s. Marie quem dedit Alhelmus physicus de Colonia2M. Sie stammt also aus der Bibliothek des Zisterzienserklosters Marienfeld bei Warendorf in der Diözese Münster, das oben schon im Zusammenhang mit den Stiftungen der Brüder von der Lintgasse erwähnt wurde. Stifter der Handschrift war ein Arzt namens Alheim aus Köln. Der Stifter läßt sich anhand von Kölner Quellen identifizieren. Da er der einzige Träger des Namens Alheim in Köln ist, darf man vermuten, daß es sich um einen Zugewanderten handelte, der vielleicht aus England stammte, wo sein Name heimischer war. Alheim ist seit etwa 1220 nachzuweisen255. Zu dieser Zeit ist er aber schon ein Mann mittleren Alters, dessen gleichnamiger Sohn das Mündigkeitsalter erreicht hat. Aus dem Jahre 1243 datiert eine Seelgerätstiftung Alheims in Höhe von 20 Mark an das Kloster Groß St. Martin 256 . Die Berufsbezeichnungp/rysi'o« in Verbindung mit dem Magistertitel weist Alheim als Absolventen einer Hochschule aus 257 . Zentren medizinischer Studien waren die Hochschulen von Salerno, die schon der Archipoeta besuchte258, und die Universität von Montpellier, die Caesarius von Heisterbach als fons ... artis physicae preist 259 . Quellen 2, 27. Handschriften-Verzeichnisse 13,226ff. Nr. 395. Die Historia Tripartita reicht bis f° 111 '. Es folgt vor der Dokumentensammlung eine Lage theologischer Exzerpte bis f° 119'. Rose datiert die Sammlung auf ca. 1208 mit Nachträgen und nimmt als Entstehungsort Marienfeld an. Den Lebensdaten des Stifters entsprechend kann die Handschrift aber um 1208 noch gar nicht in Marienfeld gewesen sein. Die Annahme, die Verbindung der Sammlung mit der Cassiodor-Handschrift beruhe erst auf einer Buchbindersynthese des 15. Jahrhunderts (vgl. Lagenzählung), erweist sich bei genauerer Analyse als unbefriedigend. 2 5 5 D 1 VI 4. 2 5 6 A H V N 83 (1907) 167 Nr. 25. 253 254

257

D I E P G E N ( 1 9 4 9 ) 1, 2 2 3 f f .

258

Carmen VI bei WATENPHUL/KREFELD (1958) 65f.; DIEPGEN (1949) 1, 202ff.

259

S T R A N G E ( 1 8 5 1 ) 2 , 3 4 ; D I E P G E N ( 1 9 4 9 ) 1, 2 0 7 f .

31

Die Berliner Handschrift Lat. 8° 50

Kloster begraben lag 253 . Gut einen Monat später, am 21. Juni 1208, wurde Philipp ermordet. Die staufische Sache schien endgültig verloren. Über Auswirkungen der staufischen Episode auf das Kölner Stadtregiment ist nichts bekannt. Die Zeit war wohl zu kurz für eine dauerhafte Verschiebung der innerstädtischen Machtverhältnisse.

1.3.

Jurisprudenz

1.3.1. Die Handschrift ßischer Kulturbesitz

im D i e n s t d e r w e i f i s c h e n

Lat.

8°50

der

Sache

Staatsbibliothek

Preu-

1.3.1.1. Der Stifter der Handschrift: Magister Alhelmus physicus de Colonia Die Berliner Handschrift Lat. 8° 50 (12. Jahrhundert) enthält den Mittelteil, die Bücher 5-7, der Historia Tripartita des Cassiodor. An den kirchengeschichtlichen Text schließt auf den Blättern 120 bis 151 eine in den Jahren zwischen 1206 und 1214 niedergeschriebene Dokumentensammlung an, die für die Geschichte Kölns in der Zeit des Thronstreits von erheblicher Bedeutung ist. Die Handschrift trägt den Besitzvermerk Liber Campi s. Marie quem dedit Alhelmus physicus de Colonia2M. Sie stammt also aus der Bibliothek des Zisterzienserklosters Marienfeld bei Warendorf in der Diözese Münster, das oben schon im Zusammenhang mit den Stiftungen der Brüder von der Lintgasse erwähnt wurde. Stifter der Handschrift war ein Arzt namens Alheim aus Köln. Der Stifter läßt sich anhand von Kölner Quellen identifizieren. Da er der einzige Träger des Namens Alheim in Köln ist, darf man vermuten, daß es sich um einen Zugewanderten handelte, der vielleicht aus England stammte, wo sein Name heimischer war. Alheim ist seit etwa 1220 nachzuweisen255. Zu dieser Zeit ist er aber schon ein Mann mittleren Alters, dessen gleichnamiger Sohn das Mündigkeitsalter erreicht hat. Aus dem Jahre 1243 datiert eine Seelgerätstiftung Alheims in Höhe von 20 Mark an das Kloster Groß St. Martin 256 . Die Berufsbezeichnungp/rysi'o« in Verbindung mit dem Magistertitel weist Alheim als Absolventen einer Hochschule aus 257 . Zentren medizinischer Studien waren die Hochschulen von Salerno, die schon der Archipoeta besuchte258, und die Universität von Montpellier, die Caesarius von Heisterbach als fons ... artis physicae preist 259 . Quellen 2, 27. Handschriften-Verzeichnisse 13,226ff. Nr. 395. Die Historia Tripartita reicht bis f° 111 '. Es folgt vor der Dokumentensammlung eine Lage theologischer Exzerpte bis f° 119'. Rose datiert die Sammlung auf ca. 1208 mit Nachträgen und nimmt als Entstehungsort Marienfeld an. Den Lebensdaten des Stifters entsprechend kann die Handschrift aber um 1208 noch gar nicht in Marienfeld gewesen sein. Die Annahme, die Verbindung der Sammlung mit der Cassiodor-Handschrift beruhe erst auf einer Buchbindersynthese des 15. Jahrhunderts (vgl. Lagenzählung), erweist sich bei genauerer Analyse als unbefriedigend. 2 5 5 D 1 VI 4. 2 5 6 A H V N 83 (1907) 167 Nr. 25. 253 254

257

D I E P G E N ( 1 9 4 9 ) 1, 2 2 3 f f .

258

Carmen VI bei WATENPHUL/KREFELD (1958) 65f.; DIEPGEN (1949) 1, 202ff.

259

S T R A N G E ( 1 8 5 1 ) 2 , 3 4 ; D I E P G E N ( 1 9 4 9 ) 1, 2 0 7 f .

32

Die Zeit des Thronstreits

Der Beruf des physicus Schloß in der Generation des älteren Alheim den des Apothekers noch mit ein 260 . Bei seinem Sohn, der auch gelegentlich den Magistertitel trägt, ist eine Spezialisierung festzustellen. Er wird ausschließlich als apothecarius bezeichnet 261 . Von seinen neun Kindern führte Hilger den Apothekerberuf weiter 262 . Von den Ärzteapothekern unterschieden sich die nichtärztlichen Heilmittelhändler (berbator, specionarius, cremer), die es in Köln schon im 12. Jahrhundert gab 263 . Neben den physid wirkten in Köln noch die weniger geachteten, handwerklich ausgebildeten Chirurgen, die auch als medici bezeichnet wurden 264 . Manchmal gehen die Bezeichnungen durcheinander, wenn etwa ein Bertolfus physicus auch als Mag. Bertolfus sirurgicus auftritt und ligator seu sanator plagarum vel vulnerum genannt wird 265 . Bei ihm wie bei anderen Chirurgen 266 wird die Interpretation des Magistertitels problematisch, weil dieser Titel in Köln gegen Ende des 13. Jahrhunderts für Handwerksmeister Verwendung findet267. Caesarius von Heisterbach bemerkt einmal, daß es in Köln viele physid gab (quorum illic copia est)2bS. In den Quellen lassen sich jedoch nicht allzu viele nachweisen. Wenn man von Mag. Donatus, dem Leibarzt Erzbischof Philipps von Heinsberg 269 absieht, ist Alheim einer der am frühesten bezeugten. Der etwas ältere Mag. Walter Vivianus, dessen Beiname auf den Arztberuf hinweisen könnte 270 , ist nie ausdrücklich als physicus bezeugt. Zeitgenossen Alheims waren die Magister Wilhelm 271 und Baldewin 272 . Die physid des 13. Jahrhunderts waren in Köln zum Teil Laien wie Alheim 273 , zum Teil Stiftskanoniker oder Ordensgeistliche274. Der Stifter der Marienfelder Handschrift muß eine prominente Persönlichkeit gewesen sein und ein wohlhabender Mann obendrein, wie sich gleich zeigen wird. Für die Höhe von Arzthonoraren im Mittelalter

260

L e x i k o n des Mittelalters 1, 794ff.

261

S b . 115 f° 8; 434 f° 1 1 , 1 5 , 1 5 ' . Quellen 3 , 4 4 5 . Dort ist per manum quondam Hildegeri Alelmi (statt Alelan) apothecarii civis Coloniensis zu lesen.

262

263

M 3 1 4 8 ; 14 III 21, 23; L 4 V 4; Ν 12 II 2; D 1 VII 9. SCHMIDT (1931) 25.

264

S c h o n im 12. Jahrhundert Heinrich ( B L 2 VI 1), Wilhelm ( B L 2 VI 2, M 2 I 35), O t t o ( C 1 X I V 9).

265

S b . 156 f° 10; 157 f° 2', 3, 32; 162 f° 1'.

266

M a g . Gerhard Sb. 157 f° 2 1 ' (1277), Mag. Heinrich Sb. 157 f° 35 (1287), PLANITZ/BUYKEN 1503 (1299).

F r ü h e Belege sind Mag. Ulricus carpentarius (Sb. 156 f° 2, 3', zwanziger Jahre 13. Jh.), Mag. Johannes organarmi (Sb. 240 f° 3, 1252, f° 19', 1285 factor organorum). Dichtere Überlieferung seit 1280: Mag. Johannes faber, Schöffe zu St. Severin (St. Severin U 2/41, 1280), Mag. Heinzo faber caldareorum (Sb. 162 f° 43', 1285), Mag. Hermannus clipeator (St. Kolumba U 1 / 1 3 1 , 1 2 9 0 , Sb. 173 f° 48, 1291, f° 5 1 , 1 2 9 2 ; 179 f° 37, 1291), Mag. Eckardus pictor (Sb. 157 f° 41, 1291), Mag. Reynerus loricator (Sb. 99 f° 27, 1291), Mag. Theodericus lapicida (Sb. 99 f° 28, 29, 1291), Mag. Embrico faber (Sb. 239 f° 33, 1293, f° 34 factor cultellorum), Mag. Johannes faber (St. Georg U 2 / 3 4 , 1 2 9 8 ) , Mag. Hermannus faber (Sb. 449 f° 11, 1300). 2 6 8 STRANGE(1851)2, 209. 267

269

LACOMBLET 2, 362.

2 7 0

B 3 I V 1 2 , X 8; D 1 I I 4, I V 9 , 1 0 , 1 1 , 1 3 , V 6 , V I 3 ; Sc 2 V 8, X I I I 7. HAGSTRÖM ( 1 9 8 0 ) 2 , 1 , 1 7 7 .

R E K 3, 190 (1218) im Gefolge Erzbischof Engelberts I., ansonsten A 5 VII 4, 6, KEUSSEN, Topographie 1, 423b4 (1232). 2 7 2 G 5 1 1 ( 1 2 3 1 ) , V10. 271

2 7 3

Z . B . M a g . J a c o b u s d e H o y n p o r z e n ( S b . 2 4 0 f° 2 7 , 1 2 9 2 ) . V g l . D o m s t i f t U 1 / 5 4 7 ( 1 2 9 2 ) , 1 / 5 4 9 Β ( 1 2 9 2 )

274

Z . B. Mag. Nikolaus von St. Severin (Sb. 378 f° 1', nach 1251, f° 4; 379 f° 4', 7, KEUSSEN, Topographie 2, 174bn, 179bf), vgl. SCHMIDT-BLEIBTREU (1982) 251. Mag. Konrad von St. Aposteln (St. Aposteln U 1 / 6 3 , 1267). Caesarius von Heisterbach sagt zu den Kanonikern Rudolf von St. Severin (STRANGE [1851] 1,268) und Petrus von St. Andreas (ebd. 2, 209; vgl. HOENIGER 2 , 1 , 272 [s. v.]) arte medicus. Frater Godefridus physicus O P in PLANITZ/BUYKEN 1698 (1280).

1 / 6 2 1 B ( 1 2 9 9 ) , A H V N 71 ( 1 9 0 1 ) 8 1 N r . 2 9 ( 1 2 7 1 ) , Sb. 3 1 5 f° 7 ( 1 2 7 4 ) , PLANITZ/BUYKEN 1 6 7 7 ( 1 2 9 4 ) .

Die Berliner Handschrift Lat. 8° 50

33

ist wieder Caesarius von Heisterbach Gewährsmann: Er erzählt, wie Everhard, der Pfarrer von St. Jakob in Köln, einen Arzt wegen heftiger Kopfschmerzen konsultierte. Dieser forderte als Honorar die beachtliche Summe von drei Mark und wies das Angebot einer halben Mark mit Empörung ab: pro tantillo nolo laborare175. Alheim wohnte und praktizierte in einem Haus am Marsplatz im Kirchspiel St. Brigiden, das im Besitz einer jüdischen Familie war 276 . Am Marsplatz wurde schon im 12. Jahrhundert mit Heilmitteln gehandelt 277 . Um 1220 erwarb Alheim zusätzlich ein Verkaufsgewölbe und einen Stall unmittelbar an der Marspforte 278 . Weiteren Besitz hatte er - wie andere Bewohner von St. Brigiden -in St. Kolumba. Zwei Häuser auf dem Berlich neben dem Kloster Mariengarten übertrug er seinem Sohn, vermutlich anläßlich seiner Verheiratung 279 . 1226 erwarb Alheim ein neues Haus im Kirchspiel St. Kolumba 280 . Um 1231 pachtete Alheim ein Haus inter sutores von der Abtei Groß St. Martin 281 . 123 8 kaufte er gemeinsam mit seinem Sohn ein Haus im Kirchspiel St. Peter 282 . Alheim gehörte nicht dem städtischen Meliorat an. Weder er noch andere akademisch gebildete Ärzte hatten in Köln im 13. Jahrhundert Zugang zur politischen Führungsschicht 283 . Es ist deshalb äußerst unwahrscheinlich, daß die Dokumentensammlung im Anhang der Cassiodor-Handschrift von Alheim zusammengetragen worden ist. Der Arzt dürfte die Handschrift von dritter Seite erworben haben, um sie dem Kloster Marienfeld zu vermachen. Die Beziehung zu Marienfeld rückt Alheim allerdings in die Nähe der Brüder von der Lintgasse. Weitere Verbindungen sind jedoch nicht auszumachen. Schlüsse auf den Vorbesitzer der Handschrift läßt der Inhalt des Dokumentenanhangs zu, der nun näher untersucht werden soll. 1.3.1.2. Die Dokumentensammlung am Schluß von Lat. 8° 50 Zum Verständnis des folgenden ist es unerläßlich, einen knappen Überblick über den Aufbau der Sammlung von Briefen, Urkunden und Schriftsätzen zu geben, die der Cassiodor-Handschrift zu Beginn des 13. Jahrhunderts beigefügt worden ist 284 . 1)

f° 120: Innozenz III. an Prioren, Klerus und Volk von Köln betreffend Exkommunikation Erzbischof Adolfs 1205 März 13 POTTHAST 2 4 4 3 PL 216,1121, R N I 1 1 7

2)

275

f° 121: Innozenz III. in gleicher Sache an den Erzbischof von Mainz, den Bischof von Cambrai und den Scholaster von St. Gereon in Köln

STRANGE(1851) 1,267f.

276

Sb. 52 f° 2'-3 (nach 1241), ansonsten ebd. f° 3, 5'. Vgl. KOBER (1920) 174 (zu beziehen auf die Häuser Nr. 85/86).

SCHMIDT (1931) 25ff. Die Tabelle auf S. 26 enthält Irrtümer; die Belege zum specionarius Gottfried aus dem Schrein von Klein St. Martin gehören nicht hierher. 2 7 8 D 1 VI 4. 2 7 9 Sb. 156 f° 2, 2\ 2 8 0 Sb. 256 f° 4·. 2 8 1 Sb. 42 f° 2. 2 8 2 Sb. 115 f° 8. 2 8 3 Zu einem ähnlichen Befund für die Provence vgl. COULET (1987). 2 i M Die Zählung weicht von der in Handschriften-Verzeichnisse 13, 227ff. ab. Dort ist Nr. 7 nicht gezählt, hier Nr. 25 ist dort 23b, hier Nr. 28 ist dort 25b. 277

34

Die Zeit des Thronstreits

1205 März 13 2442 PL 216,1122, RNI116 POTTHAST

3)

f° 122': Innozenz III. an Erzbischof Adolf von Altena undatiert [1206 Juni 24] POTTHAST 2827 PL 215,911

4)

f° 123: Innozenz III. an die deutschen Fürsten betreffend Fälschungen im Propagandafeldzug gegen Otto IV. und Erzbischof Siegfried von Mainz 1203 April 5 POTTHAST 1 8 7 6

PL 216,1091, RNI 85 5)

f° 124': Innozenz III. an die deutschen Fürsten betreffend Schreiben seines angeblichen Nachfolgers Clemens 1203 Dezember 13 POTTHAST 2 0 5 5

PL 216,1102, RNI 96 6)

f° 125: Innozenz III. ermuntert die deutschen Fürsten, Otto IV. die Treue zu halten (nur Anfang bis legitime decertaverint) 1204 Januar 14 POTTHAST 2094 PL 216,1110, RNI 108

7)

f° 125: Innozenz III. an die deutschen Fürsten betreffend gegen Erzbischof Siegfried von Mainz gerichtete Fälschungen 1202 September 24 POTTHAST 1 7 3 1 WINKELMANN ( 1 8 7 3 ) 1, 5 5 2

8)

f° 126': Innozenz III. an die deutschen Fürsten betreffend den Bann gegen die Mörder Bischof Konrads von Würzburg und ihre Helfer 1202 Dezember 3 POTTHAST 1 8 1 3 A n m .

PL 214,1167 Neue Lage ab f° 128 9)

f° 128: Innozenz III. an Erzbischof Siegfried von Mainz: Wahlbestätigung 1201 April 19 [eigentlich März 21] POTTHAST 1 6 4 3

PL 214,969 10)

f° 130: Innozenz III. an den Erzbischof von Mainz, den Bischof von Würzburg und den Abt von Salem betreffend Prüfung der Eignung des Elekten von Augsburg 1202 November 7 POTTHAST 1 7 5 0

PL 214,1094

Die Berliner Handschrift Lat. 8° 50

11)

35

f° 131': Innozenz III. an Erzbischof Siegfried betreffend Erzbischof Johann von Trier 1202 November 21 POTTHAST 1769 WINKELMANN ( 1 8 7 3 ) 1, 554

12)

f° 132: Innozenz III. an Erzbischof Siegfried von Mainz betreffend den Elekten von Straßburg 1202 Juni 8 [eigentlich 1205 Juni 6] POTTHAST 2533 P L 215, 662

13)

f° 133': Innozenz III. an Erzbischof Siegfried von Mainz betreffend den Domscholaster Praepositinus 1203 April 10 POTTHAST 1882

14)

f° 134: Innozenz III. an die Bischöfe von Minden und Verden und den Abt von Werden betreffend Lösung des Erzbischofs von Magdeburg vom Bann 1205 Mai 25 POTTHAST 2 5 1 7 P L 215, 644

15)

f° 134': Innozenz III. an Erzbischof Siegfried von Mainz betreffend den Regensburger Viztum Hartwich 1203 November 4 POTTHAST 2 0 1 4

16)

f° 135': Innozenz III. an die Kölner Pfarrer: Mahnung zur Treue zu Otto IV. 1205 September 23 POTTHAST 2 5 8 4 PL 216,1128, R N I 1 3 0

Neue Lage ab f° 136 17)

f° 136: Innozenz III. an den Legaten Guido von Praeneste betreffend Engelbert von Berg 1202 Januar 23 POTTHAST 1581 FICKER ( 1 8 5 3 ) 3 0 1 ff. N r . 2

18)

f° 137': Innozenz III. an den Scholaster von St. Gereon und die Pfarrer von St. Laurenz und St. Brigiden betreffend Engelbert von Berg 1205 Dezember 24 POTTHAST 2 6 3 3 ABEL ( 1 8 5 2 ) 2 8 2 , FICKER ( 1 8 5 3 ) 3 1 0 N r . 4, Q u e l l e n 2 , 1 7

19)

f° 138: Innozenz III. an den Scholaster von St. Gereon und die Pfarrer von St. Laurenz und St. Brigiden betreffend die Grafen von Jülich, Hochstaden, Berg, Altena und Geldern

36

Die Zeit des Thronstreits

1206 März 15 POTTHAST 2 7 1 6 ABEL

(1852), 283, Quellen 2 , 1 9

20)

f° 138: Frater Sibertus an Otto IV. undatiert [1204 Ende Oktober? 285 ] RI 5, 10752 (zu 1213) A B E L (1852) 280ff. (zu 1205)

21)

f° 138': Der Kölner Klerus an Innozenz III. 1206 September A B E L (1852) 284f., FICKER (1853) 312f. Nr. 6, Quellen 2, 20

22)

f° 139: Innozenz III. an die Äbte von Loccum und Amelunxborn und den Dompropst von Minden betreffend eine Klage des Abtes von Marienfeld 1206 April 12 POTTHAST 2745a W U B 5, 207

23)

f° 139': Dialogus clerici et laici W A I T Z (1880) 316ff.

24)

f° 143 : Vertrag zwischen Philipp von Schwaben und den Kölner Bürgern undatiert [1207 Januar] RI 5, 139 MG LL IV, II 11, Quellen 2, 23 (zu 1206)

25)

f° 143': Bericht zu Nr. 18) ABEL(1852)285

Neue Lage ab f° 144 26)

f° 144: Innozenz III. an den Kölner Klerus: Lob für sein Festhalten an Otto IV. 1207 März 13 POTTHAST 3044 PL 215,1116

27)

f° 145' (2. Hand): Innozenz III. an den Kölner Domdekan, den Propst von St. Aposteln und den Pfarrer von Klein St. Martin 1207 März 20 POTTHAST 3054

285Der

Brief setzt voraus, daß im Jahr seiner Abfassung das Severinsfest (23. Oktober) auf einen Samstag fiel. Das war 1204 und 1210 der Fall. Die Stellung des Briefes in der Handschrift läßt nur das frühere Jahr zu. Die Anrede Romanorum Imperator kann gegen diesen klaren Befund kaum ins Feld geführt werden, zumal weiter im Text zweimal Otto rex steht. WINKELMANN (1878) 2, 298 Anm. 2 setzt den Brief in das Jahr 1213, indem er das Severinsfest auf den Hl. Severin von Noricum (5. Januar, auch 8. Januar) bezieht. Das würde aber voraussetzen, daß der Brief aus dem bayrischen Raum stammte, denn nur dort war der Kult dieses Heiligen verbreitet (vgl. ZENDER [1985] 11). Überdies hat Winkelmann das allmähliche Anwachsen der Sammlung nicht berücksichtigt.

Die Berliner Handschrift Lat. 8° 50

37

28)

f° 145': Abt A[lbert] von Hardehausen an Abt Giselbert] von Marienfeld: Begleitschreiben für einen gewissen Philipp undatiert [12 1 3/14 2 8 6 ]

29)

f° 146: Innozenz III. an den Domdekan, die übrigen Prioren und den ganzen Kölner Klerus betreffend Adolf von Altena und Bruno von Sayn 1208 Mai 13 POTTHAST 3 4 1 2

Vgl. PL 215,1405 30)

f° 146': Propst T[heoderich] von St. Aposteln und Abt G[odesmann] von Brauweiler an Bischof und Klerus von Lüttich betreffend ein Mandat Innozenz' III. bezüglich eines Streits zwischen einer gewissen A. und den Kanonikern von St. Paul in Lüttich: Schilderung des Prozeßgangs undatiert, das Mandat 1203 Mai 3 POTTHAST 1 8 9 5

31)

f° 147': Innozenz III. an die Pfarrer von St. Laurenz und St. Brigiden betreffend die Lösung Heinrichs von Lechenich und Johanns von Aldendorf vom Bann 1208 April 5 POTTHAST 3 3 6 3

ABEL (1852) 285f. 32)

f° 147': Rechtsgutachten Edition im Anhang Nr. 1

33)

f° 148': Innozenz III. an die deutschen Fürsten: Mahnung zur Treue zu Otto IV. 1205 März 18 POTTHAST 2 4 4 8 PL 216,1123, R N I 1 1 9

34)

f° 149 (3. Hand): Die Pfarrer von St. Laurenz und St. Brigiden an den Pfarrer S[ibodo] von Vilich 287 : Anweisung, den Priester A. an der Kapelle von Niederkassel zu unterstützen undatiert

35)

f° 149 (4. Hand): Innozenz III. ermächtigt Erzbischof Bruno IV., den Anhängern Adolfs von Altena die Pfründen zu entziehen undatiert [1206] POTTHAST 2 9 4 3

ABEL (1852) 283f., FICKER (1853) 311 Nr. 5, Quellen 2,21 36)

f° 149' (4. Hand): Vertrag zwischen Otto IV. und Erzbischof Adolf von Altena undatiert [1202 September] RI 5,227 M G LL IV, II 24, Quellen 2, 4

D e r Brief ist ein Nachtrag, wie schon die größere Zeilenlänge zeigt. Er ist vermutlich zeitgleich mit Nr. 39. Der Vorgänger des Abtes von Hardehausen ist noch 1212 im Amt (WUB 4, 54). Giselbert ist seit 1213 im Amt bezeugt (WUB 3, 78). Hardehausen war das Mutterkloster von Marienfeld. 2 8 7 Z u Sibodo vgl. MEISTER (1901) 44, HILKA (1937) 3,55, 86. 286

38

37)

Die Zeit des Thronstreits

f° 150' (5. Hand): Erzbischof Dietrich von Köln und der Domdekan Konrad urteilen als vom Papst bestellte Richter über Bruno von Bensheim aufgrund eines Mandats Innozenz' III. an den Domdekan und die Pröpste von St. Aposteln (= Dietrich) und St. Gereon Mandat von 1205 September 22, das Schreiben nach 1208 Dezember 22 (Wahl des Propstes von St. Aposteln zum Erzbischof) POTTHAST 2 5 7 7 PL 216,1125, R N I 1 2 3

38)

f° 150'(6.Hand): Erzbischof Siegfried von Mainz weist den Dompropst, den Domdekan und einen Domherrn von Münster, den Abt von Marienfeld und die Pröpste von Variar und Cappenberg an, die Bürger und Ministerialen von Münster wegen ihres Festhaltens an Otto IV. mit Bann und Interdikt zu bedrohen 1214 März 28 W U B 3, 81

39)

f° 151: Innozenz III. lädt den höheren Klerus der Bremer Provinz zum Laterankonzil (publiziert von Erzbischof Gerhard von Bremen) 1213 April 19 POTTHAST 4 7 0 6 MANSI 2 2 , 9 6 0 .

Hauptgegenstand der auf vier der ursprünglichen Handschrift beigebundenen Quaternionen niedergeschriebenen Dokumente ist der deutsche Thronstreit mit seinen Auswirkungen auf die kirchlichen Verhältnisse. Die weifische Gesinnung des Sammlers, der mit dem Hauptschreiber identisch sein dürfte, unterliegt keinem Zweifel. Ausgangspunkt der Sammlung ist die Absetzung Erzbischof Adolfs von Altena 1205, auf die sich die drei ersten Schreiben beziehen. Schreiben Nr. 3 kann dabei frühestens Ende Juli 1206 kopiert worden sein 288 . Da alle drei Schreiben den gleichen Duktus aufweisen, dürfte die Sammlung um den Zeitpunkt der Schlacht von Wassenberg vom 27. Juli 1206 begonnen worden sein. In dieser Schlacht geriet der Kölner Erzbischof in Gefangenschaft; Otto IV. erlitt eine schwere Niederlage. Der Sammler nahm seine Arbeit also angesichts einer ernsten Bedrohung des weifischen Königtums auf. Er wollte möglicherweise Argumentationsmaterial für die Rechtmäßigkeit der Absetzung Adolfs von Altena zur Hand haben. Das Interesse des Sammlers an Briefen Innozenz III. war allerdings allgemeinerer Natur. Er kopierte als nächstes eine zwölf Stücke umfassende Sammlung (Nr. 4-15), die ihrem Inhalt nach zu urteilen in der Umgebung Erzbischof Siegfrieds von Mainz entstanden sein muß. Die Mainzer Sammlung ist nicht chronologisch geordnet und enthält Stücke mit falscher Datierung. Das jüngste Schreiben vom 6. Juni 1205 (Nr. 12) kann erst im Juli 1205 für die Sammlung zur Verfügung gestanden haben. Ihr Abschluß wird noch etwas später anzusetzen sein, weil noch drei Stücke auf das Schreiben folgen. Es stellt sich die Frage, wie Kenntnis von der Mainzer Sammlung nach Köln gelangte. Die wahrscheinlichste Verbindung wird durch die Besuche Erzbischof Siegfrieds in Köln hergestellt. Beim Kölner Aufenthalt Siegfrieds im Mai/Juni 1205 kann die Sammlung noch nicht ihre überlieferte Form gehabt haben 289 . Siegfried von Eppstein

288 289

Zu Reisegeschwindigkeiten zuletzt

OHLER ( 1 9 8 6 ) 1 4 1 .

B Ö H M E R / W I L L ( 1 8 8 6 ) 2, X X X I I 5 8 , 6 0 , 6 1 . Z u S i e g f r i e d v g l . a n s o n s t e n SANTE ( 1 9 4 0 ) u n d GERLICH ( 1 9 8 7 ) .

Die Berliner Handschrift Lat. 8° 50

39

besuchte Köln erneut zur Weihe Brunos von Sayn am 6. Juni 1206290. Bei dieser Gelegenheit könnte der Kölner Sammler die Mainzer Sammlung kennengelernt haben. Die Abschrift dürfte allerdings, nach der Stellung der Texte in der Handschrift zu urteilen, erst später, etwa im August 1206, erfolgt sein. In den Papstbriefen, die sich mit dem Thronstreit und seinen Auswirkungen auf die Metropole Mainz und auf andere Kirchen beschäftigten, fand sich manches, was im Hinblick auf die Lage in Köln seit dem Parteiwechsel Adolfs von Altena von Interesse sein konnte. Der letzte Teil der Kölner Sammlung ab Nr. 16 ist in mehrfacher Hinsicht disparater als die beiden voraufgehenden. Am Anfang stehen fünf ältere Texte aus den Jahren 1202 bis März 1206, die nun offenbar für den Sammler Bedeutung erlangt hatten. Ihnen folgt das aktuelle Schreiben des Kölner Klerus an Innozenz III. vom September 1206 (Nr. 21). Diese Mischung von älteren und jüngeren Texten ist charakteristisch für den dritten Teil der Kölner Sammlung. Neben 14 Papstbriefen, davon zwei in andere Schreiben inseriert, stehen neun Texte verschiedener Art (Briefe, eine Streitschrift, ein Rechtsgutachten), in denen neue Themen in den Vordergrund treten. In der letzten Lage der Sammlung tauchen neben der Haupthand auch andere Schreiberhände auf. Die Sammlung ist bis zum Sommer 1208, also bis zum Tod Philipps von Schwaben, kontinuierlich fortgeführt worden. Mit der Neubefestigung der weifischen Herrschaft erlahmte das Interesse des Sammlers. Nur das Schreiben Nr. 37 gehört in das Jahr 1209 oder eines der folgenden Jahre. Erst im Jahre 1214, am Vorabend des staufischen Sieges über den Weifen, nahm der Sammler seine Tätigkeit wieder auf. In diese Zeit gehören die drei Schreiben Nr. 28, 38 und 39. Wer die Kölner Sammlung angelegt hat, läßt sich mit einiger Sicherheit erschließen. Es muß sich um einen prominenten Kölner Parteigänger des Weifen gehandelt haben. Er hatte ja gute Beziehungen zu Erzbischof Siegfried von Mainz. Er konnte Papstbriefe und andere Texte kopieren, die zum größten Teil im Archiv des Kölner Domstifts lagerten. Kölner Prälaten gewährten ihm Einsicht in weitere Schreiben. Die Organisation seiner Sammlung als Anhängsel an eine kleinformatige Cassiodor-Handschrift wirkt andererseits bei aller Sorgfalt der Anlage (vgl. die Rubrizierung der Texte) recht behelfsmäßig. So arbeitet ein Mann, dem nur wenige Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Unter Nr. 16 ist ein Schreiben Innozenz' III. an die Kölner Pfarrer kopiert, nicht eines der gleichlautenden Exemplare für die Prioren oder die Bürgerschaft von Köln. Diese Wahl deutet darauf hin, daß der Sammler am ehesten unter den Kölner Pfarrern zu suchen ist. Auffällig ist nun, daß drei Mandate des Papstes an die Pfarrer Christian von St. Laurenz und Anselm von St. Brigiden nebst einem Bericht der beiden Pfarrer zu einem dieser Mandate in der Sammlung enthalten sind (Nr. 18,19,31,25), dazu noch ein weiteres Schreiben Christians und Anselms (Nr. 34). Päpstliche Mandate wurden, wie die archivische Überlieferung zeigt, von den Beauftragten an die Betroffenen weitergegeben. Ein Beauftragter mußte sich ein Mandat also abschreiben, wenn er auf Dauer an dem Text interessiert war. Damit kommt man zu der Annahme, daß einer der beiden Kölner Pfarrer der Kompilator der hier besprochenen Sammlung gewesen sein könnte. Auf Anselm von St. Brigiden deuten die Marienfelder Bezüge der Sammlung. Nur für Anselm sind außerhalb der Sammlung Beziehungen zu dem westfälischen Zisterzienserkloster nachweisbar. Er fungierte in den Jahren 1215/16 zusammen mit den

290 BÖHMER/WIIX

(1886) 2, X X X I I 71 = REK 3 , 1 8 .

40

Die Zeit des Thronstreits

Pfarrern von St. Alban und St. Johann Baptist als Zeuge bei den Stiftungen der Brüder von der Lintgasse für Marienfeld 291 . Anselm könnte am ehesten die weiteren Marienfelder Köln-Beziehungen zu den Brüdern von der Lintgasse und zumphysicus Alheim, die alle im Kirchspiel St. Brigiden lebten, vermittelt haben. Das früheste Marienfeld betreffende Schreiben gelangte zwischen September 1206 und Januar 1207 in die Sammlung (Nr. 22). Es bezog sich auf einen Streit zwischen dem Kloster und den Schwalenbergern über Güter zu Stapelage. Im Jahre 1207 schenkten Otto IV. und seine Brüder Marienfeld einen Berg bei Stapelage292. Es wäre denkbar, daß die Mönche wegen der Auseinandersetzungen um diesen Ort im Herbst 1206 Verbindung mit Otto IV. in Köln aufgenommen haben. Eine solche Demarche könnte die Köln-Beziehungen des Klosters initiiert haben. Diese verdichten sich in der Sammlung im Jahre 1214. In diesem Jahr wurde nicht nur ein Brief hochpolitischen Inhalts vermittelt (Nr. 38), auch ein geradezu privates Empfehlungsschreiben (Nr. 28) fand Interesse. Man muß wohl von einem Besuch des Kölners in Marienfeld ausgehen. Auch die an Bremen adressierte Einladung zum Laterankonzil könnte im Münsteraner Raum kopiert worden sein, denn Erzbischof Gerhard von Bremen, der jahrelang um sein Bistum zu kämpfen hatte, weilte wohl häufiger bei seinem Bruder Bischof Otto von Münster 293 . Die jüngsten Texte in der Kölner Sammlung stehen in zeitlicher Nähe zu den Stiftungen der Brüder von der Lintgasse 1213 und 1215/16, bei denen Anselm von St. Brigiden mitwirkte. Aufs Ganze gesehen kommt der Annahme, Pfarrer Anselm von St. Brigiden sei der Besitzer der Cassiodor-Handschrift und Kompilator der Dokumentensammlung gewesen, ein hohes Maß an Wahrscheinlichkeit zu. Anselm ist zuletzt 1238 mit einer Stiftung für seine Amtsbrüder nachzuweisen 294 . Der Arzt Alheim ist bis 1243 bezeugt 295 . Alheim könnte die Cassiodor-Handschrift also gut aus dem Nachlaß Anselms erworben und dem Kloster Marienfeld vermacht haben. Der Nachfolger Christians im Pfarramt von St. Laurenz, Dietrich, ist schon im Mai 1226 bezeugt 296 . 1.3.1.3. Der mutmaßliche Besitzer von Lat. 8° 50: Pfarrer Anselm von St. Brigiden Eine nähere Beschäftigung mit der Person Anselms von St. Brigiden erweist sich als recht aufschlußreich. Anselm stammte aus dem Kirchspiel St. Laurenz. Seine Eltern Werner Rufus und Uda besaßen ein großes Haus mit separatem Küchenbau und zwei Wohnungen unter einem Dach im Hinterhaus in der Kleinen Budengasse 297 . Beziehungen zum städtischen Meliorat lassen sich für die Familie nicht feststellen. Ihre Zusammensetzung verdeutlicht folgende Stammtafel:

29

'Siehe oben Anm. 206. Siehe oben Anm. 207. Zur Geschichte Marienfelds vgl. LEIDINGER (1991) und Westfälisches Klosterbuch

292

1, 560FF.

293 V g l. Regesten Bremen 1,731 zu Frühjahr 1213. Seit der Fastenzeit 1214 wurde Bischof Otto von Münster von Otto IV. in Kaiserswerth gefangengehalten (WAITZ [1880] 191). 294

G E S C H E R ( 1 9 2 9 ) 178.

Siehe oben Anm. 256. 2 9 6 Quellen 2, 98. 295

297

G E S C H E R ( 1 9 2 9 ) 178f.

41

Die Berliner Handschrift Lat. 8 ° 50

Werner Rufus 299 00 Uda

Erwin Pellifex 298 00 Hildegund Erwin Pellifex

Hildegund

Q0

Gottfried Bobbe 300

Uda 301

00

00

Hadewigis

Rudolf

Anselm von St. Brigiden

Mag. Anselm 302

clericus

Rudolf

00

Hermann 303 Mönch Heisterbach

Gottfried 304 Regularkanon. Mechtern

Anselm 305 Mönch Heisterbach

Elisabeth

Mag. Werner 306 Kanoniker Mariengraden

Margarete __

Otto Schoneman

Auf Pfarrer Anselms Schwager Erwin Pellifex wird noch im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um den Kölner Rat im Jahre 1216 zurückzukommen sein. Gottfrieds Sohn Anselm studierte um 1200 in Paris und erwarb den Magistergrad 307 . Nach Abschluß seiner Studien lebte er in Köln als Kleriker, ohne seinen Lebensunterhalt durch eine Pfründe absichern zu können. Diese Beobachtung deutet darauf hin, daß es um die wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Familie nicht sonderlich gut bestellt war. Größeren Wohlstandes erfreute sich das Ehepaar Rudolf und Uda. Vier seiner Söhne fanden in Klöstern und Stiften Aufnahme. Der ältere Anselm ist seit 1198 als Pfarrer von St. Brigiden nachzuweisen 308 . Er war der erste Weltgeistliche, der dieses Amt innehatte 309 . Anselm hatte maßgeblichen Anteil an der Absetzung Erzbischof Adolfs von Altena im Jahre 1205. Arnold von Lübeck berichtet, daß im Zuge des Verfahrens gegen den Erzbischof, mit dem Innozenz III. Erzbischof Siegfried von Mainz, Bischof Johann von Cambrai und den Scholaster Heinrich von St. Gereon betraut hatte, der letztere und die Pfarrer Anselm von St. Brigiden und Christian von St. Laurenz den Auftrag erhielten, als delegierte Richter 298Vgl.

unten Kap. 1. bei A n m . 465. 4 VII 3 = 5 I 2; 4 IX 1 = 5 III 13. 3 0 0 L 6 VII 8; 8 VI 2. 3 0 1 L 7 I V 6, V 5, 6, VI 4, 5. Sb. 92 f° 1', 12, 12\ 27; 156 Ρ 15. 3 0 2 L 6 VII 8; 8 VI 2, 3, 6. 3 0 3 S b . 94 f° 10. 3 0 4 S b . 4 4 7 Ρ 51'. 3 0 5 S b . 103 Ρ 5. 3 0 6 S b . 92 Ρ Γ . 3 0 7 S i e h e A n m . 302. 308REK 2,1554. 309 OPLADEN ( 1 9 5 4 ) 199. 299L

42

Die Zeit des Thronstreits

Adolf zu laden und zu ermahnen, von seinem Irrtum abzulassen, im Weigerungsfall den Bann über ihn zu verhängen 310 . Wegen seiner Rolle im Absetzungsverfahren gegen den zum Staufer übergelaufenen Erzbischof mußte Anselm als exponierter Parteigänger der päpstlich-weifischen Sache gelten. Während Christian von St. Laurenz zusammen mit den Pfarrern von St. Kolumba und St. Alban schon am 12. November 1204 Empfänger eines päpstlichen Mandats war 311 , wurde Innozenz III. erst am 30. Mai 1205 auf Anselm von St. Brigiden aufmerksam, dem er zusammen mit dem Pfarrer von St. Laurenz und einem Kanoniker von St. Severin einen Auftrag erteilte 312 . Ein weiteres Mandat erging am 5. Oktober 1205 an den Propst von St. Severin und die Pfarrer von St. Laurenz und St. Brigiden 313 . Am 24. Dezember 1205 trug der Papst dem Scholaster von St. Gereon und den beiden Pfarrern auf, gegen Engelbert von Berg vorzugehen. Dieses Mandat ist unter Nr. 18 in der oben besprochenen Marienfelder Handschrift überliefert. Unter Nr. 19 steht dort ein weiteres Mandat an die drei Geistlichen vom 15. März 1206. Mit diesem Schreiben bricht die Serie der päpstlichen Beauftragungen zunächst ab. Erst am 5. April 1208 richtete Innozenz III. wieder ein Mandat an die Pfarrer von St. Laurenz und St. Brigiden. Der Text findet sich unter Nr. 31 in der Marienfelder Handschrift. Caesarius von Heisterbach berichtet von Wundern, die der hl. Engelbert an Anselm von St. Brigiden gewirkt hat. Zweimal befreite ihn der Heilige von einem Hautausschlag an den Händen, der Leprageschwüren ähnlich sah 314 . Caesarius bezeichnet Anselm als vir honeste vite et non parve scientie. In der Tat dürfte Anselm vor allem im kanonischen Recht bewandert gewesen sein. Anderenfalls hätte ihn Innozenz III. nicht wiederholt mit Aufgaben betraut. Im Jahre 1209 wurde Anselm gemeinsam mit dem Domdekan Konrad und dem Dekan von St. Gereon Heinrich in Angelegenheiten des Klosters St. Jakob in Lüttich als Richter bestellt 315 . 1210 beauftragte ihn Erzbischof Dietrich zusammen mit dem Pfarrer von St. Alban mit der Schlichtung des Streites zwischen dem Kloster Groß St. Martin und einer Kölner Bürgerin 316 . Besonders aufschlußreich ist die Zeugenliste einer Urkunde von 1210, mit der ein Rechtsstreit zwischen dem Kloster Heisterbach und dem Grafen von Hückeswagen zum Abschluß gebracht wurde. Nach Mitgliedern des Kölner Domkapitels folgen Anselmasplebanus

sánete Brigide, Christianus pleb anus sancii Laurencii, magister Hermannus Seneca, de saneto Andrea magister Teodericus, magistri Wilhelmus, Ulricus, Henricus, de sanctis apostolis magistri Lambertus, Gerardus, Gerardus, de saneto Georgio Hermannus

scolasticus und noch drei Priester 317 . Hier erscheint Anselm inmitten von gelehrten Klerikern, über die weiter unten noch mehr zu sagen ist. Nach 1210 liegen nicht mehr viele Nachrichten über Anselm vor 318 . 1238 errichtete er eine Stiftung für sein Seelenheil 319 . 310MG

SS 21, 231. Der Vorgang läßt sich anhand der Darstellung Arnolds nicht sicher in den aus anderen Quellen bekannten Ablauf einordnen. 3 1 'Aachener Urkunden 49. 3 1 2 U B Altenberg 1, 55. 3 1 3 KORTH

( 1 8 8 6 ) 130 Nr. 48, CARDAUNS ( 1 8 8 0 ) 154 Nr. 1. ( 1 9 3 7 ) 3 , 3 1 1 Nr. 48. 3 1 5 OPLADEN (1954) 199. 314HILKA

316Quellen2,31. 3I7UB

Heisterbach 25. Der Text ist dort durch falsche Interpunktion gestört. 1215/16 siehe Anm. 206, zu 1224/25 Aachener Urkunden 220. 3 "Siehe oben Anm. 294. 3I8Zu

Die Berliner Handschrift Lat. 8° 50

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Mit Anselms Wirken als Richter im Auftrag des Papstes könnte die merkwürdige Gestaltung des Pfarrsiegels von St. Brigiden zusammenhängen 320 . Der Stempel ist auf beiden Seiten bearbeitet. Auf der einen Seite ist die hl. Brigida stehend dargestellt. Die Umschrift des Bildes lautet S(igillum) s(an)c(t)e Brigide in Col(onia). Pfarrer Anselm siegelte mit diesem Stempel eine Urkunde von 1224/25321. Auf der Rückseite des Typars ist ein zweites Siegel eingeschnitten, das wegen seiner singulären Ikonographie den Verdacht der Fälschung auf sich gezogen hat. Im spitzovalen Bildfeld erscheint im unteren Teil die hl. Brigida in Halbfigur in Orantenhaltung. Die Figur ist von einer Perllinie umschlossen. Im oberen Teil des Ovals, ebenfalls von Perllinien umfangen, sind die Köpfe von Petrus und Paulus dargestellt in genau der Art und Weise, wie sie auf den päpstlichen Bullen erscheinen. Die Beischriften lauten oben S(anctus) Pa{ulus), S{anctus) Pe(trus), unten Sigillum s(an)c(t)e Brigide in Col(onia). Der Stempel stellt also eine Kombination des Pfarrsiegels mit der Bildseite der Papstbullen dar. Eine Erklärung könnte diese merkwürdige Zusammenstellung in der Tätigkeit des Pfarrers Anselm als päpstlich beauftragter Richter finden. Anselm könnte das Siegel, von dem kein Abdruck überliefert ist, in seiner Eigenschaft als Richter verwendet haben, um auf seine vom päpstlichen Auftrag hergeleitete Jurisdiktionsgewalt hinzuweisen. Anselm würde sich in diesem Falle als origineller Kopf entpuppen. Er hätte die Bedeutung seines Richteramtes hoch eingeschätzt. Dazu würde wiederum passen, daß er sich eine Sammlung von Papstbriefen anlegte, wie sie in der Marienfelder Handschrift erhalten ist. Anhand dieser Briefsammlung ließe sich das intellektuelle Umfeld Anselms näher charakterisieren. Auffällig ist das Interesse des Sammlers an juristischen Texten. So enthält das Schreiben Nr. 30 eine ausführliche Schilderung eines kanonischen Prozesses. Unter Nr. 32 findet sich ein bisher noch nicht beachtetes Rechtsgutachten, das hier im Anhang Nr. 1 ediert wird. Es wurde wohl im Jahre 1208 kopiert. Der Abschreiber hat die Causa des Rechtsfalls weggelassen und setzt erst mit drei Distinktionen ein. Ob der Fall in Köln verhandelt wurde, geht aus dem Text nicht hervor; es spricht andererseits aber auch nichts dagegen. Das Gutachten hat die Frage zu klären, ob ein Kanoniker G., der seinen Sohn leicht verletzt hat, als er ihn für provozierendes Verhalten züchtigen wollte, dem Kanon verfallen ist und zu exkommunizieren sei. Der Jurist stellt drei Distinktionen auf: Züchtigung, Abwehr von Gewalt, Anwendung von Gewalt. Erstere ist nach biblischem Zeugnis Vaterpflicht, Notwehr wird vom Naturrecht zugestanden, Gewaltanwendung ist strafbar. Der Gutachter kommt zu dem Schluß, daß sich der Vater nicht strafbar gemacht habe, daß er aber, wenn Zweifel an der Verhältnismäßigkeit der Mittel bestünden, vorsorglich eine Buße leisten sollte. Der Text verrät sowohl in seinem schulmäßigen Aufbau als auch in der Verwendung bestimmter Formulierungen, etwa der Notwehrdefinition, juristische Schulung. Daß sich diese nicht nur auf das Kirchenrecht erstreckte, zeigt die Anführung einer Stelle aus dem Digestum novum (XXXXVII, 10, 7) in der gängigen Form der Allegation nach Buch, Titel und Initium: ut in digestís de iniuriis praetor (= Praetor edixit: 'qui agit iniuriarum, certum dicat, quid iniuriae factum sit'). Die Bibelzitate des Textes erweisen sich durch ihre Ungenauigkeit als Gedächtniszitate. Ob der Sammler selbst der

320

EWALD 4, Tafel 54, 8 und 9. Der Stempel wurde 1883 aus der Sammlung Dongé versteigert (CHARVET [1872] 296 Nr. 569). Er gelangte vielleicht in die Sammlung Johann Jakob Merlos und ist heute verschollen. 'Aachener Urkunden 220. Noch 1235 wird das Siegel als sigillumplebani bezeichnet (St. Maximin U l/3a).

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Die Zeit des Thronstreits

Verfasser des Gutachtens war, ist nicht festzustellen, aber auch nicht auszuschließen. Sicher ist jedenfalls, daß er ein reges Interesse an juristischen Fragen hatte. Unter diesem Aspekt ist auch der unter Nr. 23 eingetragene Dialogus clerici et laici von Ende 1206 zu berücksichtigen. Diese Streitschrift zeichnet sich durch eine juristisch geschulte Argumentationsweise aus, die weiter unten noch näher behandelt werden soll322. Es fällt auf, daß sie besonders bemüht ist, das Vorgehen der vom Papst delegierten Richter im Prozeß gegen Adolf von Altena und bei der Durchführung einer Neuwahl für den Kölner Stuhl zu verteidigen. Den Höhepunkt erreicht das Plädoyer mit der Antwort auf die Frage des Laien: sed quid ad nos de scolastico Sancii Gereonis et de plebanis Sancii Laurentii et Sánete Brigidei2i ? Clericus. Quia ipsi indices sunt domini pape; papa enim vel per se vel per indices quos delegat in omni ecclesia suam potest exsequi iusticiam. Licet enim archiepiscopi, episcopi, archidiaconi, decani, sacerdotes vocati sint in partem sollicitudinis, solus tarnen dominus papa est in plenitudine dignitatis. Undeplenam ubiquepotestatem habet suam exsequi iusticiam. Citatio ergo horum iudicum ex auetoritate apostolica maior est citatione archiepiscopi. Man könnte sich sehr gut vorstellen, daß diese Ausführungen aus der Feder eines der betroffenen Richter stammen. Es wäre also zu erwägen, ob nicht Anselm von St. Brigiden als Verfasser des Dialogus anzusehen ist. Die hohe Auffassung, die die Streitschrift vom Amt der päpstlichen Richter vermittelt, erscheint zum Bild konkretisiert auf der Rückseite des Stempels des Pfarrsiegels von St. Brigiden. An einer Stelle berührt sich auch das oben besprochene Rechtsgutachten mit dem Dialogus. Si autem modum forte excessit, heißt es im Gutachten, im Dialog verspricht der Laie Geduld, dummodo modum non excedas324. Die Vorliebe für die Floskel könnte darauf hindeuten, daß das Gutachten und die Streitschrift vom gleichen Verfasser stammen. Zu einem Mann wie Anselm von St. Brigiden, der über keine große Bibliothek verfügte, könnte es passen, daß von den beiden angeblich dem vierten Buch des Gottesstaates entnommenen Augustinuszitaten im Dialogus das zweite ungenau ist, während das erste im angeführten Buch überhaupt nicht auftaucht 325 . Der Verfasser muß also nach einer vagen Erinnerung zitiert haben. Der Autor des Dialogus ereifert sich an einer Stelle über clerici litterati, qui sacram paginam noverunt, qui leges ac cánones optime noverunt, die aber dennoch seinen Standpunkt nicht teilen326. Gegen sie zitiert er ein Gedicht des Petrus Blesensis327. Mit dem etwas prätentiösen Zitat will sich der Verfasser wohl in erster Linie selbst als clericus litteratus darstellen, von dessen theologischer und juristischer Bildung der ganze Text Zeugnis ablegt. Das zitierte Gedicht zeigt, daß der Autor der Streitschrift Beziehungen zum anglo-französischen Bildungsraum gehabt haben muß, in dem die Werke Peters von Blois vor allem kursierten. Er könnte mithin in Paris studiert haben, wo bis 1219 ja auch noch das römische Recht gelehrt wurde 328 . Anselms gleichnamiger Neffe

322

Siehe unten Kap. 1. bei Anm. 400.

323

W A I T Z ( 1 8 8 0 ) 321.

324

WAITZ (1880) 316. Vgl. C . T h . 9, 10, 2.

323 326

D e civitate dei IV, 3. Die Verifizierung ermöglicht der Catalogus verborum 7.

WAITZ (1880) 321.

327

DRONKE (1976) 334 Nr. 52. Vgl. auch Brief 59 (PL 207, 177): auriculas asini Mida rex habet.

328

RASHDALL (1936) 1 , 3 2 2 . POTTHAST 6 1 6 5 .

Juristisch gebildete Kleriker

45

besuchte um 1200 die Pariser Universität. Sein Oheim, der Pfarrer von St. Brigiden, könnte eine Generation früher den gleichen Bildungsweg beschritten haben. Ob die Sammlung von Papstbriefen und anderen Dokumenten, der Entwurf des Pfarrsiegels von St. Brigiden mit den Apostelköpfen, die Abfassung des Dialogus clerici et laici und die Erteilung von Rechtsgutachten tatsächlich mit der Person Anselms von St. Brigiden in Verbindung zu bringen sind, ist nicht mit letzter Sicherheit zu klären. Starke Indizien sprechen allerdings für diese Hypothese. In jedem Falle wird deutlich, daß juristische Bildung im Kreis der Kölner Weifenanhänger einen hohen Stellenwert besaß. Diese Beobachtung muß nun noch weiter vertieft werden. 1 . 3 . 2 . J u r i s t i s c h g e b i l d e t e K l e r i k e r in K ö l n i m f r ü h e n 1 3 . J a h r hundert Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts läßt sich in Köln eine steigende Anzahl von Kanonikern ermitteln, die den Magistertitel trugen. Schon in früherer Zeit war der Magistertitel als Amtsbezeichnung für die Scholaster der städtischen Stifte verwendet worden. Aller Skepsis in der Forschung 329 zum Trotz dürfte die überwiegende Mehrzahl der nicht mit einem Lehramt betrauten Magister in den Kölner Stiften ein Studium an einer der neu entstehenden Hohen Schulen absolviert haben. Anders wäre es nicht zu erklären, daß solche Magister gerade seit der Zeit auftreten, in der sich in Paris die Ausbildung der akademischen Grade vollzog 330 . Gleich zwei Magister neben einem Scholaster nennt eine Urkunde des Kölner Dompropstes Bruno von 1177 als Zeugen: Magister Pyramus, Scholaster von St. Gereon, Magister Bertram, Kanoniker von St. Gereon, und Magister Konrad, Kanoniker von St. Aposteln 331 . Bertram, 1180 bis 1212 Bischof von Metz, machte sich als Kanonist einen Namen 332 . Sein Wirken wurde vielleicht angeregt durch den englischen Kanonisten Girard Pucelle, der von 1166 bis 1168 und 1180 bis 1183 in Köln das Amt des Domscholasters bekleidete und für kurze Zeit eine gelehrte Beschäftigung mit dem Kirchenrecht ins Leben rief 333 . Während Girards zweitem Kölner Aufenthalt verlegte der seit 1176 amtierende Domscholaster Rudolf seine Lehrtätigkeit nach Paris. Dieser Schritt zeigt, wie eng zu dieser Zeit die Beziehungen zwischen Köln und Paris schon waren. Im Reisebericht der Mönche von Grammont aus dem Jahre 1181 werden der Bonner Kanoniker Mag. Goderam und der Dekan von St. Aposteln in Köln Mag. Hermann erwähnt 334 . Der Dekan tritt in der Kölner Überlieferung nie mit dem Magistertitel auf. Daraus ist zu ersehen, daß der Titel im ausgehenden 12. Jahrhundert von den Urkundenschreibern noch nicht konsequent zur Kenntnis genommen wurde. Gerade im Falle von Dignitären ist sein Fehlen eher die Regel. So wird man davon ausgehen müssen, daß es in Köln mehr Magister gab, als die Quellen erkennen lassen.

329

330

F R I E D ( 1 9 7 4 ) 10, o p t i m i s t i s c h e r HERKENRATH ( 1 9 8 0 ) 34.

RASHDALL (1936) 1, 289. Für diese Deutung spricht auch die parallele Entwicklung an anderen Orten. Vgl. etwa zu Lausanne MOREROD (1987) 28ff., zu Lüttich RENARDY (1979) 80ff.

331

D E S P Y (1959) 41 N r . 10.

EHLERS (1986) 116f. mit weiterer Literatur. 3 3 3 FRIED (1982) mit weiterer Literatur, " i t i n e r a r i u m (1968) 252, 254f., 259. 332

46

Die Zeit des Thronstreits

Einige werden immerhin genannt. Unter den Kölner Domherren findet man die Magister Petrus 335 , Lambert 3 und Bezelin 337 . In den Schreinskarten des Kirchspiels Niederich tauchen die Magister Petrus 338 und Gottfried de Mersene 339 von St. Andreas auf. Weiterhin sind bekannt Mag. Gernand von St. Kunibert schon zu 1176340, Mag. Arnold von Mariengraden 341 und Mag. Gottfried von St. Gereon, der zugleich Pfarrer von St. Kolumba war (1176-1190) 342 . Mag. Hermann, den Pfarrer von Klein St. Martin (1198), der später Dekan von Bonn (1208) und zuletzt Abt des Zisterzienserklosters Marienstatt wurde, nennt Caesarius von Heisterbach vir litteraturae magnae14i. Der Magistertitel sagt nichts über die Art der Studien aus, die die mit ihm ausgezeichneten Kanoniker getrieben haben. Im Regelfall werden sie das Studium der Artes absolviert haben. Von Mag. Johannes, der Scholaster in Soest, Domherr, dann Subdekan in Köln und Propst von Zyfflich war, heißt es in einer Zyfflicher Urkunde von 1174 administrante preposituram liberalibus studiis imbuto magistro Johanne2,44. Der beliebteste Studienort der Rheinländer war um 1200 nach den Erzählungen von Caesarius von Heisterbach Paris 345 . Für die Identifizierung von Kölner Klerikern mit Kenntnissen im kanonischen und römischen Recht führt die Suche nach Kanonikern mit Magistertitel nicht zum Ziel. Dazu ist es vielmehr erforderlich, Texte aufzuspüren, die juristische Terminologie oder Zitate aus Rechtsbüchern enthalten. Solche Zitate können zum Teil aus zweiter Hand stammen. Sie beweisen dann nicht viel für die Rechtskenntnisse des Verfassers. Ein Beispiel dafür könnte der Hinweis auf die Testierfreiheit nach Codex 1, 2, 1 in der Arenga einer Urkunde Erzbischof Philipps von Heinsberg aus dem Jahre 1183 sein: Cum ut ait lex nichil adeo debeatur mortalibus quam ut ultime voluntatis morientum liber sit stilus, ut sit [Lücke . . . ] redit arbitrium, cautum est cuivis, ut vigorem legis circa alios servare studeat illibatum346. Immerhin verwendet der erzbischöfliche Schreiber, von dessen Hand noch andere Urkunden erhalten sind 347 , auch den Terminus hypotheca für den gängigeren Begriff pignus. Kenntnisse des römischen Rechts besaß schon der Notar der Reichskanzlei Reinald, den Herkenrath mit dem 1157/58 bezeugten Kölner Domscholaster Radolf gleichsetzen möchte 348 . Rudolf Schieffer sieht in ihm sogar den Archipoeta 349 .

335N

7 II 9 (1172/1200). 8 I I I (1178/83). 3 3 7 REK 2, 1430(1191), 1515 (1197). 338 N 7 I V 14, 17 (1172/80); 8 I 9, V 6. Er war Mediziner (vgl. oben Anm. 274). 3 3 9 N 1 1 I V 23 (1188/1203). 340 Weiher U 2/1. 3 4 1 N 1 1 IV 6 (1188/1203). 3 4 2 R E K 2 , 1050, 1242, 1243, 1253, 1362. 343STRANGE (1851) 1 , 1 4 7 , 1 6 5 , 1 6 9 . REK 2,1534. HÖROLDT (1957) 214. 3 4 4 O B Utrecht 1, 478. Vgl. GROTEN (1980) 104f., 252. 345STRANGE (1851) 2,13, 241. 3 4 6 REK 2 , 1 2 1 3 . Domstift U 3 / 4 1 . Der Druck bei LACOMBLET 1, 5 2 7 ist fehlerhaft. 3 4 7 REK 2,1228 von 1184. Die Urkunde ist ungedruckt. Das stark beschädigte Original Domstift U 3/44. Im Text kommt der im Rheinland unübliche Begriff barones terre vor. Von derselben Hand REK 2, 1300 = St. Johann und Cordula U 2/1. 3 4 8 H E R K E N R A T H (1980) 29ff. Vgl. jetzt allgemein im 5. Band der Diplome Friedrichs I. den Abschnitt „Die Kanzlei und das römische Recht" (123ff.). 3 4 9 SCHIEFFER (1990). FRIED (1991) plädiert dagegen für Gleichsetzung mit dem bei Anm. 334 genannten Domscholaster Rudolf. 336N

Juristisch gebildete Kleriker

47

In den Jahren des deutschen Thronstreits tat sich in Köln der Kanoniker Heinrich Raze von Mariengraden als Jurist hervor. Er repräsentiert schon das Berufsbild des Klerikerj uristen 35 . Caesarius von Heisterbach nennt ihn einen causar um advocatus peritissimusì5ì. Er habe im Jahre 1216 den Kardinallegaten Petrus von Santa Pudenziana dazu veranlaßt, sein Stift zu zwingen, den Sohn eines Kölner Bürgers zu einem Kanonikat zu erwählen, obwohl überhaupt keine Pfründe vakant war. Dann habe er im Jahre 1219, um seine Mitbrüder noch tiefer in Verwirrung zu treiben, als einziger ein abweichendes Votum bei der Propstwahl abgegeben. Die Strafe blieb nicht aus: Heinrich starb noch im selben Jahr; seine Pfründe erhielt der Kölner, für den er sich so energisch eingesetzt hatte. Caesarius berichtet noch, es habe sich als unmöglich erwiesen, der Leiche Heinrichs den Mund zu schließen. Durch dieses Wunder sollte sichtbar gemacht werden, welche Schuld derjenige auf sich lud, der seine Zunge in Rechtsstreitigkeiten verkaufte. Geistlichen war es nach dem 12. Kanon des 3. Laterankonzils vom Jahre 1179 verboten, in privaten Rechtshändeln als Anwälte zu wirken. Dasselbe Konzil verbot im 8. Kanon die Vergabe von nicht vakanten Pfründen. Caesarius von Heisterbach zeichnet in Heinrich Raze das Bild eines professionellen Juristen in sehr kritischer Beleuchtung. Heinrich Raze ist seit 1203 als Kanoniker von Mariengraden belegt. Am 12. April dieses Jahres erteilte ihm Innozenz III. zusammen mit dem Scholaster von Bonn einen Auftrag 352 . Im Jahre 1208 erscheint Heinrich mit dem Magistertitel 353 . Zuletzt belegt ist er als letzter Zeuge in einer Urkunde seines Stiftes aus dem Jahre 1218, die von seiner Hand stammen könnte 3 5 4 . Er starb wohl im Jahre 1219 am 24. Oktober 3 5 5 . Die Propstei des Stiftes Mariengraden hatte seit 1180 Bruno von Sayn inne, der seit 1192 zugleich auch Propst von Bonn war 3 5 6 . Nach der Absetzung Adolfs von Altena wurde Bruno am 25. Juli 1205 von den Anhängern Ottos IV. zum Kölner Erzbischof gewählt. Der Sayner war also ein entschiedener Anhänger des Weifen. Nun ist zu konstatieren, daß gerade in seinem Kölner Stift ein profilierter Jurist bepfründet war. Der Propst, dessen Wahl Heinrich Raze 1219 aus Eigensinn vereiteln wollte, war der führend an der Absetzung Erzbischof Adolfs beteiligte Scholaster Heinrich von St. Gereon. Dieser gehörte schon der Gesandtschaft an, die dem Papst die Wahl Ottos von Poitou anzeigen sollte; und er hielt dem Weifen bis zuletzt die Treue 357 . Mit ihm setzte sich also die „weifische" Tradition des Stiftes Mariengraden fort. Das ungewöhnliche Propstsiegel Heinrichs, das ihn zur Seite gewandt ein Buch lesend darstellt, deutet darauf hin, daß sich der Siegelführer in erster Linie als Gelehrter verstanden wissen wollte 3 5 8 . Der Kanoniker Heinrich Raze war der Sohn des oben als Weifenanhänger identifizierten Kölner Bürgers gleichen Namens 3 5 9 . Hier werden Verbindungen zwischen 350

TRUSEN ( 1 9 6 2 ) 11. E r und COING ( 1 9 6 4 ) berücksichtigen die im folgenden herausgearbeiteten Kölner

351

STRANGE(1851) 1,380.

352

K O R T H ( 1 8 8 6 ) 204f. N r . 7. Belegt auch in Kloster Gräfrath N r . 14 (1213).

Verhältnisse nicht.

353

U B Steinfeld 43. Vgl. ansonsten R E K 2 , 1 6 5 9 ( 1 2 0 5 ) , R E K 3, 73 (1209), 78 ( 1 2 1 0 ) , U B Steinfeld 5 0 (1214). Z u seinem H o f A u f d e m Brand Β 4 V I 14.

354

V O N DEN BRINCKEN ( 1 9 6 9 ) 4 3 7 = Mariengraden U 1/11.

355

V O N DEN BRINCKEN ( 1 9 6 9 ) 501.

356

H Ö R O L D T ( 1 9 5 7 ) 206.

357

NATTERMANN ( 1 9 6 0 ) 122ff., BUND ( 1 9 8 2 ) 1 2 - 1 4 , 1 6 .

358

EWALD 4, Tafel 78, 7.

359

S i e h e oben bei A n m . 2 1 9 .

48

Die Zeit des Thronstreits

Bürgerschaft und Klerus gleicher Parteistellung sichtbar. Sie waren nicht auf die Person Heinrich Razes beschränkt. Kanoniker von Mariengraden war auch Werner, der Neffe des Pfarrers Anselm von St. Brigiden360. In welchem Verwandtschaftsverhältnis der Kanoniker Gerhard Hundertmark, der am 9. November 1216 belegt ist361, zu dem gleichnamigen weifisch gesinnten Kölner Bürger 362 stand, ist nicht festzustellen. Ein zweites Zentrum der Beschäftigung mit den gelehrten Rechten war nach Ausweis einer Reihe von Urkunden das Stift St. Aposteln, dem der Nachfolger Brunos von Sayn auf dem Kölner Bischofsstuhl, Dietrich von Hengebach, als Propst vorstand363. Wie im Falle des Stiftes Mariengraden verbinden sich auch hier Parteinahme für Otto IV. und juristische Interessen. Kenntnis juristischer Fachsprache verrät die undatierte, zwischen 1204 und 1208 anzusetzende Urkunde über die Verpachtung der Soester Münze durch Propst Dietrich und den Konvent von St. Aposteln 64 . Sie spricht von bone fidei contráctil·«s365 und verbietet dem Pächter von Hilfsmitteln des weltlichen oder kanonischen Rechts (legum vel canonum) gegen das Stift Gebrauch zu machen. Auch Urkunden, die Dietrich von Hengebach als Erzbischof ausfertigen ließ, zeigen, daß in seiner Umgebung Jurisprudenz besonders geschätzt wurde. Die Arenga des Zollprivilegs für die Bürger von Dinant von 1211 beruft sich auf das Naturrecht und das geschriebene Recht 366 : Cum ratio persuadet equitatis et ins tarn naturale quam scriptum pari insinuet concordantia, quemlibet hominum debere gaudere sui iuris beneficio . . . . Das Eigengut dieser Arenga läßt der Vergleich mit der Vorurkunde Adolfs von Altena von 1202 erkennen367: Ratio suadet, e quitas requirit nostri quoque of fidi debitum expostulat, ut quorumlibet iusticiam foveamus ... . I n einer Urkunde des Jahres 1209 liefert Erzbischof Dietrich eine juristische Definition einer Verfügung seines Vorgängers vom Vorjahr, mit der dem Kloster Deutz drei Kirchen zugesprochen wurden368: Quia vero nonnullis venit in dubium, quod per huiusmodi concessionem ecclesiarum sit intelligendum, utrumnam fructuum tantummodo et proventuum de ipsis ecclesiis aliqua communio an libera tarn in fructuum dispositione quam in personarum institutione, nos et mentem et propositum predicti nostripredecessoris et verba explicantes et explanantes et quod minus sonare imperitis videntur presenti expositione de plano aperientes, quatenus et verba proprie intellectui respondeant et cavillantium malitia proprium et ver am verborum institutionem et debitam significationem non excedat, omnem porro ambiguitatem et obscuritatem et calumpniam excludentes,.... 360

Siehe oben bei Anm. 306. MOOREN (1853) 205f., Inventar Vielhaber (1988) 17 Nr. 1 mit falscher Auflösung des Beinamens (centum marchio). 3é2 Siehe oben Anm. 216. 363 R E K 3, 53. 364 W U B 7, 37 = H U A 1/42. 3é5 Vgl. dazu Digesten 19,1,11 ; 22,1, 32. Der Terminus erscheint schon in D.F.I. 615 ( 1174). Zur Bedeutung der Renuntiationsklausel vgl. TRUSEN (1962) 19ff. 366 Quellen 2, 32. 367 Quellen 2, 5. Vgl. hier Anm. 116. 368 A H V N 74 (1902) 186ff. Nr. 7 = REK 3, 76 zu 1210. Die Vorurkunde vom 31. März 1208 in Quellen 2, 26. 361

Juristisch gebildete Kleriker

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Der Erzbischof entscheidet dann im Sinne einer amplissima interpretatio zugunsten des Klosters. Im November 1223 erklärte Dietrich von Hengebach, der nach seiner Entfernung aus dem erzbischöflichen Amt wieder in St. Aposteln lebte, daß sein Klaustralhaus, que iamdiu eidem ecclesie de facto et de iure fuit obligata, vom amtierenden Kölner Erzbischof für ihn freigekauft werden könne, alioquin ecclesia ss. apostolorum habebit ipsam in solutum369 in quantum soluere potest370. Auch für das Stift St. Aposteln lassen sich Verbindungen zum weifisch gesinnten Kölner Meliorat feststellen. So war Matthias, der Sohn Johanns von der Lintgasse dort Kanoniker 371 . Kenntnisse des gelehrten Rechts haben sich in Köln im Laufe des 13. Jahrhunderts zunehmend verbreitet. Nicht sicher mit einem bestimmten Stift in Verbindung bringen läßt sich schon ein Reflex des römischen Rechts (sine dolo et culpa vis maioris interventi72) in einer Urkunde von 1217373. Es käme wieder Mariengraden in Frage. Spätere Urkunden zeigen, daß sich juristische Interessen gerade in den Stiften Mariengraden und St. Aposteln gehalten haben. So erstellten 1243 Mag. Ulrich von St. Aposteln, Mag. Arnold, Scholaster von Mariengraden, und Mag. Sibodo von St. Severin ein Gutachten über den Patronat der Kirche von Rommerskirchen für den Grafen von Berg 374 . Im Jahre 1266 vermachte der Magister Gerhard von der Schaafenpforte seinem Stift St. Aposteln seine gesamte juristische Bibliothek375. Die Verfügung lautet mit Ausfüllung der Lücke im Druck von Ennen: Item libros meos scilicet decretum, decretales, summam Gaufredi, digestum vetus et novum cum inforciato, codicem et tres libros codicis, institutam, auctenticum cum summa Asonis lego ecclesie mee.... Der Kanoniker besaß also alle relevanten kanonistischen und legistischen Rechtsbücher, das gratianische Dekret, die Dekretalen und die Summe Gottfrieds von Trani376 einerseits, den justinianischen Kodex, die Digesten, Institutionen und Novellen mit der Summe des Azo andererseits. Daß eine solche Sammlung in Köln wohl einmalig war, zeigt die Bestimmung, die Bücher sollten auf Wunsch an in Köln wohnende Rechtsgelehrte ausgeliehen werden. Die Rezeption der gelehrten Rechte in Köln stellt im Grunde nur einen Aspekt der Ausstrahlung der fortschrittlicheren anglo-französischen Kultur auf das Rheinland dar. Den künstlerischen Einfluß dieses westlichen Kulturraumes zeigt etwa das 1213 geschaffene Siegel des Apostelnstiftes 377 . Auch der Übergang zum in Frankreich » » V g l . Heumanns Handlexikon s. v. solvere. 3 7 0 Quellen 2, 76. 371 Geistliche Abteilung 18, 166; Sb. 447 f° 50\ 51. 3 7 2 Vgl. Digesten 4, 9, 3. 3 7 3 W U B 7, 120. 374 Farragines Gelenii (Best. 1039) 4 f° 116 = Slg. Alfter (Best. 1001) 15, 184f. In Quellen 2, 92 über einen Schied vom Jahre 1226, an dem Propst Gerhard von St. Aposteln und der Kanoniker des Stifts Mag. Hermann beteiligt waren, taucht der Begriff interesse für Schadensersatz auf. 3 7 5 Quellen 2,490 nach Gelenius. Der vollständige Text steht in St. Aposteln, Repertorien und Handschriften 2 f° 385. 3 7 6 Z u diesem Werk vgl. PLÖCHL (1955) 2, 447. LThK 4, 1036f. D H G E 20, 560. 3 7 7 Vgl. MANN (1963) und Kahsnitz in Ornamenta Ecclesiae (1985) 2, 56 (D 55). Zur Marienverehrung Dietrichs von Hengebach vgl. STRANGE (1851) 2, 58.

50

Die Zeit des Thronstreits

herrschenden Osterstil in Köln im ersten Drittel des 13.Jahrhunderts ist in diesen Zusammenhang zu stellen378. Kenntnis der französischen Sprache bezeugt ein Eintrag auf einer Schreinskarte des Kirchspiels St. Laurenz: se fecit saisiri id est geweldegin in ipsa domoì79. In dem um 1200 angelegten Heberegister von St. Severin findet sich mitten im lateinischen Text der Satz: Ki bien le fra, bien aura™. Als Auswirkung der Beschäftigung mit dem kanonischen und römischen Recht ist zunächst eine Verwissenschaftlichung des Rechtswesens zu sehen381. Das Erlernen der Methodik des juristischen Studiums befähigte die Absolventen der Hochschulen, Probleme zu analysieren und argumentativ zu lösen382. Der Praxisbezug der Rechtswissenschaften war stärker als der der scholastischen Artes- und Theologiestudien, die im wesentlichen mit denselben Methoden arbeiteten. Deshalb war gerade die Jurisprudenz geeignet, eine neuartige Denkschulung zu vermitteln, deren Konsequenzen für die gesellschaftliche und politische Entwicklung noch keineswegs genügend ausgeleuchtet sind. Im folgenden kann nur ein Teilaspekt näher untersucht werden, nämlich die Rolle, die juristisch gebildete Kleriker bei der Verteidigung der Kölner Position im Thronstreit gespielt haben.

1.3.3. Zur Kölner Interpretation

des

Königswahlrechts

Otto von Poitou teilte Innozenz III. in seiner Wahlanzeige mit, er sei erhoben worden von den Fürsten, ad quos de iure spectat electio3Si. Dieselbe Formulierung steht in einem Schreiben des Grafen von Flandern an den Papst384. Erzbischof Adolf von Köln, aus dessen Umgebung alle Verlautbarungen zur Wahl Ottos stammen dürften, sprach von Fürsten, qui de iure eligere debent3 5. Im Schreiben des Podestà von Mailand ist schließlich die Rede von principes, ad quos electio pertinet386. Welche Vorstellungen hinter diesen Wendungen standen, ist umstritten387. Am deutlichsten artikuliert das Kölner Schreiben die Auffassung, die Teilnahme bestimmter Fürsten am Wahlakt sei obligatorisch. In seiner Konsistorialansprache um die Jahreswende 1200/01 erwähnte Innozenz III. erstmals Fürsten, denen das Wahlrecht in erster Linie (principaliter) zustehe388. Dem Kölner Erzbischof schrieb der Papst später, ihm komme das Wahlrecht unter den übrigen Fürsten in besonderer Weise (specialiter) zu 389 . Innozenz argumentierte allerGROTEFEND (1982) 12 datiert die Einführung des Osterstils auf 1222 (gestützt auf REK 3, 345?). Von einer einmaligen und dauerhaften Übernahme dieser Datierungspraxis kann aber keine Rede sein. Nach Osterstil datierte Urkunden finden sich schon vor 1222 (z.B. REK 3, 86 von 1211), nach anderen Stilen datierte Urkunden kommen auch nach 1222 noch häufiger vor. 3 7 9 L 6 VI 2. 3 8 0 St. Severin, Akten 32 f° 2'. 381 TRUSEN (1962) 3. 3 8 2 0 τ γ ε ( 1 9 8 1 )_ 378

383RNI

3. 7. 3 8 5 R N I 9. 3 8 6 R N I 6. 3 8 7 Zur Doppelwahl von 1198 vgl. MITTEIS (1944) 113ff., STEHKÄMPER (1973), ERKENS (1987), HUCKER (1990). 388RNI29. 3 8 9 R N I 80. 384RNI

Zur Kölner Interpretation des Königswahlrechts

51

dings stets nur beiläufig mit dem Begriff der Prinzipalwähler. Im Vordergrund stand für ihn in der Deliberatici das Idoneitätsprinzip. Die Vorstellung von einer Gruppe bevorrechtigter Wähler dürfte der Papst aus der weifischen Propaganda übernommen haben. In konkretisierter Form überliefert sie der Fortsetzer der Weingartener Chronik: Erzbischof Adolf von Köln habe die Wahl Philipps von Schwaben gescholten, weil an ihr weder der Erzbischof von Mainz noch der Pfalzgraf bei Rhein teilgenommen hätten390. In der Bulle Venerabilem von 1202 führte Innozenz III. noch den contemptus-Begriff in die Diskussion um die rechte Durchführung der deutschen Königswahl ein: die Gültigkeit der Wahl werde stärker durch das Übergehen eines einzigen Berechtigten ( c o n t e m p t u s unius) gefährdet als durch den Widerspruch Vieler (contradictio multomm)m. Konkret dachte der Papst dabei, wie aus einem späteren Schreiben hervorgeht, an den Kölner Erzbischof 392 . Der im Zusammenhang mit der Doppelwahl von 1198 auf weifischer Seite entwickelte Begriff der Prinzipalwähler stellt ein Novum dar. Zweifellos hat man auch vor 1198 bei den Wahlhandlungen Rangfolgen beachtet. Diese waren aber weder genau definiert noch theoretisch begründet. Die Benennung bestimmter bevorrechtigter Fürsten, deren Votum bei der Wahl unerläßlich war, verfolgte offensichtlich den Zweck, die zahlenmäßig unterlegene weifische Partei gegenüber dem größeren Anhang des Staufers aufzuwerten. Die Vorstellung von Prinzipalwählern fand im Laufe des 13. Jahrhunderts ihre institutionelle Verkörperung im Kurfürstenkolleg. Über die Entstehung des Kurfürstenkollegs sind verschiedene Theorien entwickelt worden 393 . Egon Boshof hat 1973 die Erzämtertheorie wieder in den Vordergrund gerückt 394 . Nach dieser Theorie hätten die vier weltlichen Kurfürsten ihre Würde der Tatsache zu verdanken, daß sie die vier Erzämter Truchseß (Pfalz), Marschall (Sachsen), Kämmerer (Brandenburg) und Schenk (Böhmen) verwalteten 395 . Die Erzämtertheorie findet sich zuerst bei Eike von Repgow im Sachsenspiegel (Landrecht 3, 57 2). Eike dürfte sie aber kaum selbst erfunden haben, denn er verwirft sie in Bezug auf den Böhmenkönig. Boshof sucht die Ursprünge der Erzämtertheorie in der Umgebung Adolfs von Altena, doch hat Jakobs moniert, daß für eine solche Hypothese keine Quellenbasis vorhanden ist396. Boshof kann nur auf eine dunkle Stelle bei Gervasius von Tilbury verweisen 397 und auf den merkwürdigen Titel palatinus regalis aulae, den der Fortsetzer der Weingartener Chronik für den Pfalzgrafen verwendet 398 . Dem Chronisten läßt sich eine zweite Quelle zur Seite stellen. Die Marienfelder Urkunde über die Seelgerätstiftung der Weifen von 1207 betitelt den Pfalzgrafen Heinricus comes sacri palatii399 In beiden Fällen wird eine Beziehung des Pfalzgrafenamtes zum Königshof hergestellt. Gerade Pfalzgraf Heinrich spielte, solange er auf seiten seines Bruders

390MG

SS 21,480. 62. 3 9 2 R N I 80. Vgl. Reinhardsbrunner Chronik MG SS 31, 1, 568. 3 9 3 Eine Übersicht über die verschiedenen Theorien bietet BECKER (1973) 23ff., zur Erzämtertheorie 45ff. 394 BOSHOF (1973). 3 9 5 Zu den Erzämtern vgl. H R G 1 , 1 0 1 Iff. und LATZKE (1970). 396JAKOBS (1984) 153. Vgl. neuerdings auch WOLF (1990) 24,29f. 3 9 7 Z u dieser Stelle ( M G SS 37, 380) auch JAKOBS (1987). 391RNI

3 9 8

M G SS 21, 480.

3 9 9 Siehe

oben Anm 207.

52

Die Zeit des Thronstreits

stand, in der weifischen Propaganda eine entscheidende Rolle. Im Falle des Pfalzgrafen bot die Behauptung, die Inhaber der Erzämter des Reiches hätten die ersten Laienfürsten an der Kur zu sein, die einzige Handhabe, Heinrichs Votum höher zu bewerten als das anderer Fürsten. Damit wäre die Erzämtertheorie für den Kölner Erzbischof auf jeden Fall attraktiv gewesen. Unter Berücksichtigung der in den voraufgehenden Abschnitten erarbeiteten Zusammenhänge kann die Frage nach den Kölner Ursprüngen der Erzämtertheorie noch einmal angegangen werden. Anhand des Dialogus clerici et laici läßt sich die Arbeitsweise der juristisch gebildeten Kölner Kleriker weifischer Gesinnung beschreiben. Charakteristisch ist für sie der rationale Aufbau der Argumentation. Tatsachenbehauptungen werden nicht unbegründet in den Raum gestellt oder auf eine nicht weiter befragbare Autorität zurückgeführt, sondern in einen nachvollziehbaren Erklärungszusammenhang eingeordnet. Die Prämissen, von denen aus argumentiert wird, sind zum Teil fingiert, doch konnte der zeitgenössische Hörer die Täuschung kaum aufdecken, weil die Darlegungen vor seinem Erfahrungshorizont plausibel erscheinen mußten. Zwei Beispiele sollen die Vorgehensweise verdeutlichen. Um zu legitimieren, daß der Adel der Kölner Diözese nicht vollzählig zur Wahl eines Nachfolgers für den abgesetzten Adolf von Altena geladen worden war, obwohl der Kölner Erzbischof herzogliche Gewalt über ihn auszuüben berechtigt war, wird ausgeführt, es habe ursprünglich neben dem durch Wahl besetzten episcopatus Coloniensis einen erbrechtlichen ducatus Coloniensis gegeben400. Letzterer sei aber unter Erzbischof Bruno I. völlig im ersteren aufgegangen wie die Mosel im Rhein. Deshalb sei ein rechtmäßig gewählter Kölner Erzbischof ohne weiteres auch Herzog. Eine Zustimmung der dem Herzogtum Unterstellten zur Wahl sei nicht erforderlich. An einer anderen Stelle wendet der Laie gegen den Kleriker ein, seine Genossen seien ohne formgerechte Ladung gebannt worden401. Darauf antwortet der Kleriker, eine Ladung werde rechtens in der Pfarrkirche des Beklagten publiziert, der Kölner Dom, in dem die kritisierten Ladungen verlesen worden waren, sei aber die Pfarrkirche des in der Diözese ansässigen Adels. Dieser singulären Behauptung, die vielleicht von der Funktion des Doms als Stätte des bischöflichen Sends angeregt worden war, hat Franz Gescher einen eigenen Aufsatz gewidmet402. Auf einer ähnlichen Ebene liegt die Behauptung, das Vorkurrecht bestimmter Laienfürsten rühre von ihrem Erzamt her. Ein Vorbild für diese Argumentation findet sich ebenfalls im Dialogus clerici et laici. Der Laie sagt an einer Stelle: Si electio enim fieri poterai, illa celebrari non debuit nisipresentibus nobilibus terre, beneficiatis hominibus Sancti Petri et summis officialibus episcopi, quorum est electionem approbarem. Hier werden drei Personenkreise genannt, deren Anwesenheit bei der Wahl eines Kölner Erzbischofs als obligatorisch galt. Es handelt sich um die Adligen des kölnischen Landes, die Vasallen des Erzbischofs und seine obersten Amtmänner. Die Reihung ist offenbar auf Steigerung hinsichtlich der Nähe zum Erzbischof angelegt. WAITZ (1880) 319f. WAITZ (1880) 320. 402 GESCHER(1930). 403 WAITZ (1880) 318. 400

401

Zur Kölner Interpretation des Königswahlrechts

53

Die summi officiates waren vier Adlige, die am erzbischöflichen Hof die Ämter des Truchsessen, des Marschalls, des Kämmerers und des Schenken innehatten. Als Kämmerer lassen sich noch die Grafen von Hochstaden, als Schenken die Grafen von Nassau nachweisen404. Truchseß war vermutlich der Domvogt, der Graf von Sayn, dem der Dialogus die erste Stimme bei der Zustimmung zur Bischofswahl zuspricht405. Die Adligen versahen ihre Ämter nur bei besonderen Gelegenheiten. Unter ihnen standen Ministerialen, die dieselben Funktionen im Alltag zu verrichten hatten406. Die hervorragende Stellung der obersten Amtmänner kennt schon das Kölner Ministerialenrecht des 12. Jahrhunderts. Es schreibt vor, daß Ministerialen, die in Ungnade gefallen sind, sich um Fürsprecher bemühen sollen, nämlich um nobiles terre et eos precipue qui summi officiales curie vocantur407. Die traditionelle Rolle der summi officiales bei der Kölner Bischofswahl könnte den Gedanken angeregt haben, bei der Königswahl hätten entsprechend die Inhaber der Erzämter einen Vorrang vor anderen Standesgenossen. Die Erzämtertheorie ließe sich also mit Kölner Gedankengut in Verbindung bringen. Als objektives Erklärungsmodell für die Rangfolge der Kurrufe könnte sie sich im Laufe der Zeit Bahn gebrochen haben. Ein Blick auf den Umstand Adolfs von Altena bestätigt die Annahme, der Erzbischof habe seine Argumente aus den oben herausgearbeiteten Kreisen juristisch gebildeter Kleriker bezogen, in überraschenderweise. Nach der Häufigkeit ihres Auftretens in den Zeugenlisten erzbischöflicher Urkunden zu urteilen, gehörten die Pröpste Bruno von Sayn und Dietrich von Hengebach zum engsten Beraterkreis Adolfs. Wichtiger noch ist die Feststellung, daß der Scholaster Mag. Ivo von St. Aposteln (seit 1197 Dekan seines Stifts) und sein Nachfolger Mag. Lambert 408 häufig in der Umgebung des Erzbischofs anzutreffen sind. Bemerkenswert ist nicht nur die Zahl der Belege, für Ivo 24 zwischen 1194 und 1204, für Lambert 9 zwischen 1196 und 120 3 409 , sondern auch die Tatsache, daß die beiden Magister Adolf von Altena auch auf Reisen begleiteten. Beide befanden sich 1196 in Hameln im Gefolge des Erzbischofs 410 . Im Jahre 1200 weilte Mag. Ivo zusammen mit Bruno von Sayn, einem Kölner Domherrn und einem Kanoniker des Stiftes Mariengraden in Soest 411 . Auffallend ist noch, daß Ivo von St. Aposteln in einer Zeugenliste des Jahres 1197 an einer gegenüber der üblichen Rangfolge der Kölner Stifte bevorzugten Stelle aufgeführt wird 12 . Daß er in besonderer Weise rechtskundig war, könnte man einer Schiedsurkunde aus dem Jahre 1189 entnehmen, in der er als einziger stadtkölnischer Scholaster auftritt, obwohl weder er

GROTEN (1988) 5, zu Nassau auch MAY (1980), wo auf das hohe Alter der Einrichtung hingewiesen wird. WAITZ (1880) 319. 406 LAU (1891), Pötter (1967) 85ff. 404

405

407

FRENSDORFF ( 1 8 8 3 ) 4 , 2 4 .

Lambert tritt von 1213 bis zum 28. August 1218 als Dekan seines Stifts auf (St. Aposteln U 2/1, REK 3, 215). Er starb an einem 29. Januar (1219?). Geistliche Abteilung 18, 33. Zu seiner Erwähnung bei Caesarius von Heisterbach vgl. STRANGE (1851) 2, 170. Er erscheint auch in UB Naumburg 1, 367, 368 von 1191 als Zeuge. 4 0 9 R E K 2, S. 376. 410REK2,1505,1506. 4 1 1 R E K 2,1684. 4 1 2 R E K 2, 1627. Ahnlich Mag. Lambert in UB Kaiserswerth 20 (1198). Zur Rangfolge GROTEN (1980) 38. 408

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Die Zeit des Thronstreits

persönlich noch sein Stift etwas mit der verhandelten Sache zu tun hatten 413 . Ivo war wohl kölnisch-bürgerlicher Herkunft 414 . Die Berater, die Adolf von Altena das propagandistische Rüstzeug für seine Reichspolitik lieferten, verweigerten dem Erzbischof die Gefolgschaft, als dieser auf die staufische Seite überwechselte 415 . Die antistaufische Gesinnung beruhte bei ihnen offensichtlich nicht wie bei Adolf allein auf machtpolitischem Kalkül, sie war vielmehr ein bestimmender Wesenszug ihrer Geisteshaltung. Ihr Einfluß auf die Kölner Bürgerschaft ist hoch zu veranschlagen, zumal, wie oben gezeigt wurde, enge Verbindungen zwischen weifischem Meliorat und weifischem Klerus bestanden.

1.4.

Die

Bildung

1.4.1. Die Marienfelder Schriftwesen

des s t ä d t i s c h e n

U r k u n d e von

Rates

1216

1 2 1 6 und das

städtische

Nur in einer einzigen Urkunde ist überliefert, daß es in der Stadt Köln im Jahre 1216 cónsules, Ratmannen, gab 416 . Die Urkunde, die entsprechend ihrer Bedeutung für die Kölner Verfassungsgeschichte kontrovers diskutiert worden ist, liegt nur in Abschrift im Kopiar des Klosters Marienfeld vor. Sie ist merkwürdigerweise bisher noch keiner näheren diplomatischen Untersuchung unterzogen worden. Das muß hier zunächst nachgeholt werden. Auszugehen hat die Untersuchung von einer früheren Urkunde 417 . Diese bekundet eine Stiftung der Eheleute Johann und Christina von der Lintgasse an das Kloster Marienfeld. Das Ehepaar vermachte dem westfälischen Zisterzienserkloster im Jahre 1213 den fünften Teil des auf 33 Schilling geschätzten Jahresertrages eines Gaderns bei der Münze auf dem Kölner Markt 418 . Beurkundet wurde die Stiftung aber erst im Jahre 1215. Die Verzögerung war wohl bedingt durch die unruhige politische Lage. Bei der nur kopial überlieferten Urkunde handelt es sich zweifellos um eine in Marienfeld vorbereitete Empfängerausfertigung. Das zeigt die Verwendung einer Poenformel, die mit dem Zorn Gottes, der hl. Maria und aller Heiligen droht. Solche Poenformeln kommen in stadtkölnischen Urkunden nicht vor. Die Marienfelder Mönche kannten offenbar die offizielle Intitulatio der Stadt Köln nicht und ließen

413UB

Siegburg 1, 77. Vgl. etwa auch die Rolle der Kanoniker von St. Aposteln Mag. Gerhard und Ulrich in Aachener Urkunden 59 (1212). « 4 I n A 6 III 20 wird sein cognatus Gerhard erwähnt. 4 1 5 Z u diesen zählte möglicherweise auch Propst Dietrich von St. Andreas, der in Chartes S.-Hubert 1, C L X I I (vor 1212) als iurisperitus bezeichnet wird. Dietrich wurde als Nachfolger des am 22. November 1207 gestorbenen Walters Domdekan von Lüttich. Vgl. JORIS (1972) 196f., RENARDY (1979) 96, 117, RENARDY (1981) 159f. Nr. 84. 4 1 6 W U B 3, 1702. 4 1 7 W U B 3,1696. 4 1 8 D e n größeren Zusammenhang der Stiftung verdeutlicht U B Altenberg 1,105 (undatiert, nach Mosler ca. 1230). Die Urkunde geht von einem gestiegenen Jahresertrag von 48 Schilling aus, wovon Marienfeld 8 Schilling erhalten soll. 1247 hat Marienfeld den Zins an Altenberg verkauft (UB Altenberg 1, 175, 176, dort irrtümlich Kamp statt Marienfeld).

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Die Zeit des Thronstreits

persönlich noch sein Stift etwas mit der verhandelten Sache zu tun hatten 413 . Ivo war wohl kölnisch-bürgerlicher Herkunft 414 . Die Berater, die Adolf von Altena das propagandistische Rüstzeug für seine Reichspolitik lieferten, verweigerten dem Erzbischof die Gefolgschaft, als dieser auf die staufische Seite überwechselte 415 . Die antistaufische Gesinnung beruhte bei ihnen offensichtlich nicht wie bei Adolf allein auf machtpolitischem Kalkül, sie war vielmehr ein bestimmender Wesenszug ihrer Geisteshaltung. Ihr Einfluß auf die Kölner Bürgerschaft ist hoch zu veranschlagen, zumal, wie oben gezeigt wurde, enge Verbindungen zwischen weifischem Meliorat und weifischem Klerus bestanden.

1.4.

Die

Bildung

1.4.1. Die Marienfelder Schriftwesen

des s t ä d t i s c h e n

U r k u n d e von

Rates

1216

1 2 1 6 und das

städtische

Nur in einer einzigen Urkunde ist überliefert, daß es in der Stadt Köln im Jahre 1216 cónsules, Ratmannen, gab 416 . Die Urkunde, die entsprechend ihrer Bedeutung für die Kölner Verfassungsgeschichte kontrovers diskutiert worden ist, liegt nur in Abschrift im Kopiar des Klosters Marienfeld vor. Sie ist merkwürdigerweise bisher noch keiner näheren diplomatischen Untersuchung unterzogen worden. Das muß hier zunächst nachgeholt werden. Auszugehen hat die Untersuchung von einer früheren Urkunde 417 . Diese bekundet eine Stiftung der Eheleute Johann und Christina von der Lintgasse an das Kloster Marienfeld. Das Ehepaar vermachte dem westfälischen Zisterzienserkloster im Jahre 1213 den fünften Teil des auf 33 Schilling geschätzten Jahresertrages eines Gaderns bei der Münze auf dem Kölner Markt 418 . Beurkundet wurde die Stiftung aber erst im Jahre 1215. Die Verzögerung war wohl bedingt durch die unruhige politische Lage. Bei der nur kopial überlieferten Urkunde handelt es sich zweifellos um eine in Marienfeld vorbereitete Empfängerausfertigung. Das zeigt die Verwendung einer Poenformel, die mit dem Zorn Gottes, der hl. Maria und aller Heiligen droht. Solche Poenformeln kommen in stadtkölnischen Urkunden nicht vor. Die Marienfelder Mönche kannten offenbar die offizielle Intitulatio der Stadt Köln nicht und ließen

413UB

Siegburg 1, 77. Vgl. etwa auch die Rolle der Kanoniker von St. Aposteln Mag. Gerhard und Ulrich in Aachener Urkunden 59 (1212). « 4 I n A 6 III 20 wird sein cognatus Gerhard erwähnt. 4 1 5 Z u diesen zählte möglicherweise auch Propst Dietrich von St. Andreas, der in Chartes S.-Hubert 1, C L X I I (vor 1212) als iurisperitus bezeichnet wird. Dietrich wurde als Nachfolger des am 22. November 1207 gestorbenen Walters Domdekan von Lüttich. Vgl. JORIS (1972) 196f., RENARDY (1979) 96, 117, RENARDY (1981) 159f. Nr. 84. 4 1 6 W U B 3, 1702. 4 1 7 W U B 3,1696. 4 1 8 D e n größeren Zusammenhang der Stiftung verdeutlicht U B Altenberg 1,105 (undatiert, nach Mosler ca. 1230). Die Urkunde geht von einem gestiegenen Jahresertrag von 48 Schilling aus, wovon Marienfeld 8 Schilling erhalten soll. 1247 hat Marienfeld den Zins an Altenberg verkauft (UB Altenberg 1, 175, 176, dort irrtümlich Kamp statt Marienfeld).

Die Bildung des Rates 1216

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deshalb die Nennung eines Ausstellers vorsichtshalber ganz weg. Mit der fertigen Urkunde müssen Gesandte des Klosters nach Köln gereist sein, um den Text mit dem Siegel der Kölner Bürger beglaubigen zu lassen. Bei der Besiegelung wurden die Namen der Siegelzeugen am Schluß der Urkunde hinter dem Datum nachgetragen. Bei den Zeugen handelt es sich um den Pfarrer Anselm von St. Brigiden und seine Amtsbrüder von St. Alban und St. Johann Baptist sowie um fünf Bürger: Ingram von St. Kolumba Apollonius Kleingedank Matthias von der Lintgasse

Ludwig von der Mühlengasse Richolf Parfuse.

Richolf war der Schöffenbürgermeister des Jahres 1215/16 419 und damit der damalige Bewahrer des Stadtsiegels. Matthias von der Lintgasse war der Bruder des Stifters. Heinrich, der Sohn von Apollonius Kleingedank, war mit Blithildis, einer Tochter des Stifters Johann, verheiratet 420 . Vermutlich waren alle Bürgerzeugen Schöffen. Diese Annahme legt eine Zeugenliste von 1208 nahe, in der der Stifter Johann von der Lintgasse, Apollonius, Ingram und Richolf auftreten 421 . Die Zeugen Richolf Parfuse und Ludwig von der Mühlengasse sind nach den oben durchgeführten Untersuchungen dem staufischen Lager zuzurechnen. Die Zusammensetzung der Zeugenliste entspricht also der anderer Urkunden, die oben behandelt worden sind. Eine Besonderheit in einer städtischen Urkunde ist allerdings die Hinzuziehung der drei Pfarrer. Sie könnte auf Wunsch der Marienfelder Mönche erfolgt sein. Während sich Charakter und Aufbau der Urkunde von 1213/15 zwanglos erklären lassen, wirft die Urkunde von 1216 über die Stiftung der Eheleute Matthias und Sophia von der Lintgasse an Marienfeld erhebliche Probleme auf. Man wird diese Probleme nicht mit der Annahme lösen können, die Urkunde sei nicht in der städtischen Kanzlei, sondern von einem mit den Kölner Verhältnissen nicht vertrauten Mönch aus dem westfälischen Zisterzienserkloster verfaßt worden 422 . Der Vergleich mit der früheren Stiftungsurkunde widerlegt diese Hypothese. Zum besseren Verständnis ist es hier zunächst erforderlich, einige Bemerkungen zum städtischen Schriftwesen in Köln im frühen 13. Jahrhundert zu machen. Von einer städtischen Kanzlei sollte man für diese Zeit noch nicht sprechen. In den Quellen ist nur von Stadtschreibern (notarius civium, notarius civitatis, der stede scbriver) die Rede 423 . Die auf dem Bürgerhaus zusammentretenden Bürger beschäftigten für die Führung des Schöffenschreins und die Ausfertigung von Urkunden einen Schreiber, der die Hauptlast der Arbeit trug, daneben meist noch einen zweiten, der im Normalfall später als sein Kollege in städtische Dienste gelangt war. Es gibt keine Anzeichen dafür, daß der jüngere Schreiber dem älteren untergeordnet war, so

4I9

H E R B O R N (1972) 121.

Schöffenschrein U 1/1, LAU, Patriziat 2, 374; 3, 123. 4 2 1 R E K 3, 56. 420

422

L A U ( 1 8 9 8 ) 9 8 , z u l e t z t STEHKÄMPER ( 1 9 8 6 ) 2 0 7 .

423

D i e Ausführungen über die Stadtschreiber bei LAU (1898) 273 und PITZ (1959) 123 sind unzulänglich. Unvollständig ist auch die Liste bei STEIN (1893) 1, CXVIII. In kleineren Städten treten Stadtschreiber erst wesentlich später auf, so z.B. in Freiburg (vgl. THIELE [1973]) und Hildesheim (vgl. ARNECKE [1913]) erst um 1268. Zu Regensburg vgl. AMBRONN (1968), zu Nürnberg KRÜGER (1988). Vgl. auch die Z u s a m m e n s t e l l u n g bei STEIN ( 1 8 9 5 ) 3 3 .

56

Die Zeit des Thronstreits

daß man also nicht von einer hierarchisch aufgebauten Kanzleiorganisation sprechen kann. Neben den ständigen Notaren wurden von Fall zu Fall noch Gelegenheitsschreiber herangezogen. So kommt man für den Quaternio des Schöffenschreins Scabinorum 2 (ca. 1180 - ca. 1220) 424 auf mindestens 11 Hände. Für die Jahre um 1215, die im Hinblick auf die problematische Marienfelder Urkunde von besonderem Interesse sind, muß als Stadtschreiber der Mann betrachtet werden, der vom Eintrag Sc 2 IV 9 (ca. 1200) an die Masse der Eintragungen im Schöffenschrein vorgenommen hat. Er war zugleich der Hauptschreiber auf der Schreinskarte 3 (ab Β 3 I 17) des Kirchspiels St. Brigiden. Diese Beobachtung weist wieder auf die Bedeutung der Brigidenparochie hin4 5 . Vielleicht handelt es sich bei dem Schreiber um den Mag. Adam, der 1219 in Koblenz bei einem Prozeß zwischen dem Deutschen Orden und dem Kölner Severinsstift Zeuge war. Mag. Adam erscheint 1220 als Kanoniker, 1229 als Scholaster von St. Florin in Koblenz, was zeitlich gut zum Verschwinden seiner Hand aus der Kölner Überlieferung passen würde 426 . Von der Hand des Stadtschreibers stammen nämlich eine mit diesem Prozeß in Zusammenhang stehende Supplik der Stadt Köln an Honorius III. und ein Schreiben an das vom Papst bestellte Richterkollegium 427 . Neben dem soeben vorgestellten Stadtschreiber tritt seit vor 1215 im Schöffenschrein wiederholt ein zweiter Schreiber auf, der 1225 im Namen von Heinrich von Zündorf ein Schreiben über die Ermordung Erzbischofs Engelberts an König Heinrich III. von England richtete 428 . Bei ihm handelt es sich höchstwahrscheinlich um den Stadtschreiber Johannes, der im Oktober 1228 auf der Messe von Provins eine Quittung von Sieneser Kaufleuten in Empfang nahm 429 . Der Schreiber Johannes scheint sich ein Augenleiden zugezogen zu haben. Für einige Jahre verschwindet seine Hand aus den Quellen. Wo sie in der Mitte der dreißiger Jahre wieder in den Schreinen auftaucht, bieten die ungelenken, manchmal kaum noch lesbaren Schriftzüge ein erschütterndes Bild 430 . An die Stelle des Johannes trat der Mag. Heinrich von der Brothalle, vielleicht ein Sohn von Godefridus scriptor und Mechtild aus dem Kirchspiel St. Kolumba 431 . Heinrichs charakteristische Hand begegnet seit 1224/25. In seiner ersten Urkunde zeigt die Form des g noch den Einfluß der Hand des Johannes 432 . Heinrich, der bis 1248 nach-

424Zu

den bei Hoeniger gedruckten Blättern kommen noch die von KEUSSEN (1904) als Scabinorum 3 signierten Fragmente, deren Zugehörigkeit zu Scabinorum 2 nicht erkannt wurde. Es handelt sich um die unteren Hälften der Blätter Sc 2 VII, Vili, I X und X . Sie sind heute an den richtigen Stellen eingefügt. 4 2 5 Vgl. oben bei Anm. 179. 426 HENNES (1861) 11, 12 (zu 1220 nach Trierer Stil). Zur Datierung auf 1219 vgl. R E K 3, 230. Vor Adam, dem letzten Zeugen, steht Mag. Elias von Rees ( in U B mittelrhein. Territorien 3, 112 von 1219 Helias de Colonia), der zunächst Kanoniker von St. Kunibert (KÜRTEN [1985] 314 Nr. 27 bis 1227), seit 1228 Scholaster von Rees war (CLASSEN [1938] 274). Vgl. zu ihm Sb. 44 f° 1. Adam 1220 in U B Kaiserswerth 3 0 , z u 1 2 2 9 vgl. DIEDERICH ( 1 9 6 7 ) 2 3 5 . 427 HENNES

(1861) 9, 10 = St. Katharina U 2 / 5 , 2 / 6 . 2 VI 19, 20, VII unten (olim Sc 3 I 4, 5), VIII 11, I X letzter Eintrag unten (olim Sc 3 III), X I 11-13. SHIRLEY (1862) 1, 227 nach dem Original im Public Record Office in London. 4 2 9 Quellen 2,108. 4 3 0 M 23 II 14; L 7 I 15, 16; Sb. 7 f° 6-7; 12 f° 5'; 16 f° 13'; 22 f° 12 (1238); 27 f° 3'. 4 3 I Sb. 156 f° 1, die Eltern in C 2 XIII 13. 4 3 2 Aachener Urkunden 220.

428Sc

Die Bildung des Rates 1216

57

zuweisen ist 433 , hat städtische Urkunden 434 , Urkunden anderer Aussteller zugunsten der Stadt Köln 4 3 5 , Urkunden für die Münzerhausgenossen 436 und Urkunden für Stifte und Klöster 437 geschrieben. Außerdem erscheint seine Hand im Schöffenschrein und in mehreren Parochialschreinen. Heinrich lebte in bescheidenen Verhältnissen. Er besaß im Kirchspiel von St. Kolumba in der Straße Unter Fettenhennen das Haus zur Brothalle, von dem sein Beiname herrührt 438 . Nach seinem Tod konnte seine Witwe Iiiana das ihr zugefallene Drittel des Hauses nicht halten. Heinrichs Sohn Dietrich hat wohl nicht die Klerikerlaufbahn eingeschlagen. Weitgehend unabhängig von der Gesamtstadt war das Schriftwesen der Kirchspiele. Es bietet ein unruhigeres Bild. In manchen Schreinen wechseln die Hände häufig, während sich in anderen einzelne Schreiber über längere Zeit behaupten. Eine Hand kann nur in einem Schrein auftreten oder in mehreren, je nachdem, wie weit die Beziehungen der jeweiligen Schreiber reichten. Bedeutende Stadtschreiber wie Heinrich von der Brothalle und Gottfried Hagen haben für eine gewisse Zeit auch das Schriftwesen der Kirchspiele fast ganz an sich gezogen. Aufs Ganze gesehen verfügte die Stadt Köln über ein enormes Potential an Schriftkundigen, das die Möglichkeit einer kirchlichen oder dynastischen Kanzlei weit in den Schatten stellte. Die gute Versorgung mit Schreibkräften dürfte der Grund dafür sein, daß es unter den von der Stadt Köln ausgestellten Urkunden eigentlich keine Empfängerausfertigungen gibt. So wird man auch die Urkunde von 1216, deren Diktat deutlich von dem der früheren Stiftungsurkunde abweicht, einem städtischen Schreiber zuweisen müssen. Dafür sprechen die Intitulatio, das Fehlen der Poenformel und die Reihung der Zeugen, die wohl nach Anciennität angeordnet sind, wie die Stellung des Schöffenbürgermeisters inmitten der Liste zeigt. Am ehesten kommt der seit etwa 1200 tätige Stadtschreiber als Schreiber der Urkunde von 1216 in Frage, zumal dieser auch für das Kirchspiel St. Brigiden schrieb, in dem die Stifter und die meisten Zeugen wohnten. Aus der früheren Stiftungsurkunde ist die Formel conventus percipiet consolationem übernommen und möglicherweise auch die Datierung mit anno gracie, die in Marienfelder Urkunden mehrfach auftritt. Der Kölner Stadtschreiber verwendete

Sb. 58 f° 9'; 299 f° 15. H U A 1/74 (1225) = VON LOESCH (1907) 1, 106f. Nr. 37; HUA l/89a (1229) = AHVN 46,94 Nr. 26; Landeshauptarchiv Koblenz Best. 30,6152 (1241) = UB mittelrhein. Territorien 3,729. In dieser Urkunde erscheint der Notar Heinrich als letzter Zeuge. 435 Herrscherdiplome: HUA 2/95 (1231, Heinrich VII.) (auffällig unsichere Schrift) = LACOMBLET 2, 169, Quellen 2, 122; HUA 3/100 (1236, Friedrich II.) = LACOMBLET 2, 205, Quellen 2, 159. Erzbischöfliche 433

434

Urkunden: H U A 1/112 (1239) = Quellen 2 , 1 9 4 ; H U A 1/114 (1239) = Quellen 2 , 1 9 7 ; H U A 1/115 (1239)

= Quellen 2, 198; HUA 1/117 (1240) = Quellen 2, 202. Urkunden über Pfarrerwahlen: St.Caecilia U 3/5 (1226), 2. Ausfertigung Hist. Archiv des Erzbistums Köln, Pfarrarchiv St. Peter (AHVN 71, 184 Nr. 1) = Quellen 2, 101; Severin U 3/23 (1230); Hist. Archiv des Erzbistums Köln, Pfarrarchiv St. Maria im Kapitol (AHVN 83,6, Nr. 15,1231), Pfarrarchiv St. Kolumba (AHVN 76,149 Nr. 8,1231). Hierher wäre auch noch die Urkunde für die Leprosenbruderschaft HUA 1/125 (1242) = Quellen 2, 223 zu stellen. 4 3 6 H U A 2/86 (1226) = REK 3, 608; HUA 1/93 (1231) = Quellen 2, 121; HUA 2/104 (1238) = Quellen 2, 175; HUA 1/108 (1238) = Quellen 2, 178; HUA 1/109 (1238) = Quellen 2, 180; HUA 1/133 (1244) = Quellen 2, 238; HUA 2/134 (1244) = Quellen 2, 239. 437 Aachener Urkunden 220 (1224/25); HUA 1/77 (undatiert, 1225/26) = Quellen 2, 91; HUA 3/80 (undatiert, 1225/26) = Quellen 2, 92; St. Aposteln U 1/17 (1229); Schreinsurkunden St. Brigiden 1/1 (1235); St. Kunibert U 1/44 (1238), 2/50 (1242), 1/51 (1243); Domstift U 1/148 (1243); St. Katharina U 2/13 (1243); Weiher U 1/19 (1244); Sion U 1/3 (1248). 4 3 8 Sb. 178 f° 1, 2; 179 f° 7', 13 (KEUSSEN, Topographie 1, 312b6). Besitz in der Großen Budengasse Sb. 96 f° 8'.

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Die Zeit des Thronstreits

sie in den beiden von seiner Hand erhaltenen Datierungen nicht 439 . Die Formel ist 1215 in Köln allerdings anderweitig schon in Gebrauch 440 , beliebt wird sie aber erst in den zwanziger Jahren 441 . Der Passus hinter der Datierung über die Radizierung der Stiftung auf einem Mietshaus auf dem Berlich dürfte ein späterer Zusatz sein, denn das dort erwähnte Zisterzienserinnenkloster Mariengarten bestand 1216 wohl noch gar nicht 442 . Erst im Jahre 1222 wurde die Stiftung Johanns von der Lintgasse, an der auch die Klöster Altenberg, Dünnwald und Walberberg beteiligt waren, im Kirchspiel St. Kolumba in den Schrein eingetragen 443 . Aus dieser Zeit könnte der präzisierende Zusatz der Urkunde von 1216 stammen. Die größten Probleme wirft die Intitulatio der Urkunde von 1216 auf, die man kei-

nem städtischen Schreiber zugetraut hat: Iudex cónsules scabini civesque universi Colonienses.

Während die städtische Intitulatio zunächst keine feste Form hatte, kristalli-

sierte sich gegen Ende des 12. Jahrhunderts indices scabini et universi cives

Colonienses

als offizielle Fassung heraus. Abgehoben von der Gemeinde der Bürger wurden also als bürgerliche Regierungsorgane die Richter, worunter die Unterrichter Greve und Vogt zu verstehen waren, und die Schöffen. Zuerst findet man diese Form der Intitulatio in einer undatierten Urkunde, die man entgegen früheren Datierungen wohl in die späten achtziger oder die neunziger Jahre des 12. Jahrhunderts setzen muß 444 . Ihr folgt eine ebenfalls undatierte Urkunde aus den Jahren 1197—1203445. Auch der mutmaßliche Schreiber der Urkunde von 1216 verwendete in einem undatierten Schreiben, das etwa in das Jahr 1218 gehört, diese Intitulatio 446 . Eine leicht variierte Fassung hat die Quittung Sieneser Kaufleute vom Oktober 1228, die auf Vorgaben des Stadtschreibers

Johannes beruhen dürfte: iudices scabini et tota comunia civitatis Coloniensis4*7.

Von der offiziellen Intitulatio weicht die der Marienfelder Urkunde von 1216 zunächst durch den Singular iudex ab 448 . Wer sich hinter diesem Titel verbirgt, ist nicht festzustellen. Ein Versehen des insgesamt nicht sehr sorgfältig arbeitenden Kopisten

439B3

IX 16: acta sunt hec anno dominice incarnationis M C C X ; Sc 2 X I V 2: acta sunt hec anno domini MCCXIIII, regnante Friderico Romanorum rege augusto, eo anno quo ipse rex apud Aquisgrani in regem coronatus est. Das Inkarnationsjahr ist um eins zu niedrig angesetzt. 440N 1411. 4 4 1 S b . 156 f ° 1 (1221), f ° 3 (1223), f ° 4' (1224/25); 4 4 7 f ° 8', 9 (1227); 156 f ° 3' (1231); 448 f ° 9' (1231); 16 f ° 10 (1232), 2 1 1 f° 8 , 1 1 (1233). 4 4 2 Belege seit etwa 1220 bei KEUSSEN, Topographie 1, 3 6 2 b l . 4 4 3 S b . 156 f ° 3. 4 4 4 H i s t . Archiv des Erzbistums Köln, Pfarrarchiv St. Kolumba U 4, HANSEN (1898) 23 A n m . 1 (bald nach 1180). LAU (1898) 314 datiert 1 1 5 0 - 8 0 . Die Hand der Urkunde ist anderswo nicht mit Sicherheit wiederzufinden. Ähnlichkeit hat Sc 2 III 3 und 4. Die Deutung der Urkunde, in der von der Aufteilung der städtischen Liegenschaften und deren Verteilung an einzelne Kirchspiele die Rede ist, macht Schwierigkeiten. Weder Hansen noch Lau können letztlich überzeugen. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit der Finanzierung des Mauerbaus. Vgl. zu 1 1 8 7 WAITZ (1880) 136 (Colonienses fossatum civitatis instaurant et in aedificiis novarum portarum insudant). M 14 1 1 2 aus der Mitte der neunziger Jahre datiert nach eo anno quando turris iuxta Renum cepit edificari. 4 4 5 O B Holland 1,260. Original im Stadtarchiv Utrecht. Vom Schreiber der Urkunde stammen auch die Einträge Sc 2 IV 2 - 8 (1197ff.). 446HENNES (1861) 10 = St. Katharina U 2/6. 4 4 7 Q u e l l e n 2, 108, vgl. auch 107. 4 4 8 Irrtürmlich den Singular iudex haben Cartulaire S. -Lambert 2, D C X C V I I (1277) und UB Lübeck 1, C D X L (um 1282).

Die Bildung des Rates 1216

59

scheidet aber aus, denn das Ende des Wortes steht als Korrektur auf Rasur 449 . Im Korrekturgang wurde auch das zunächst übersehene cónsules über der Zeile vor scabini nachgetragen. Das Wort cónsules kann der Marienfelder Abschreiber kaum aus eigenem Antrieb in die Intitulatio interpoliert haben. Es muß also schon in seiner Vorlage gestanden haben. Die Vorsicht, die die Mönche von Marienfeld in Fragen der Etikette in der Urkunde über die Stiftung von 1213 walten ließen, erlaubt nur den Schluß, daß die Einführung der cónsules in die Intitulatio von 1216 das Werk eines Kölner Schreibers gewesen ist. Eine Empfängerausfertigung mit einer falschen Intitulatio hätte der Bürgermeister kaum gesiegelt. Nun zeigt sich, daß gerade der 1216 tätige Kölner Stadtschreiber in einem Falle eine von der offiziellen Fassung abweichende Intitulatio formuliert hat, die - wie unten noch zu zeigen sein wird 450 - ein feines Gespür für die städtischen Verfassungszustände verrät. Wohl im Jahre 1218 schrieb er iudices scabini universique magistratus Colonienses451. Diese Beobachtung eröffnet die Möglichkeit, die ungewöhnliche Intitulatio von 1216 in ähnlicher Weise zu interpretieren. Man wird in ihr einen Reflex einer besonderen innerstädtischen Verfassungssituation sehen dürfen. Die Zeugen der Urkunde von 1216 werden wie der Stifter Matthias von der Lintgasse im Text ausdrücklich als Schöffen bezeichnet. Es handelt sich um Ingram von St. Kolumba Daniel Sohn Ludwigs von St. Alban Johann von der Lintgasse Richolf [Parfuse] Bürgermeister 452 Ludwig Sohn Dietrichs [von der Mühlengasse] Hermann von St. Mauritius. Ingram, Richolf und Ludwig erscheinen auch als Siegelzeugen der früheren Marienfelder Urkunde. Dort findet man Matthias von der Lintgasse, für den nun sein Bruder Johann Zeugnis leistet. Vorher nicht genannt ist der Zeuge Daniel, der ohnehin nur in der vorliegenden Urkunde nachzuweisen ist 453 . Neu ist auch der Zeuge Hermann, der in der Lintgasse wohnte 454 . Es überwiegen unter den Zeugen also die Kirchspielsgenossen der Brüder von der Lintgasse. Zeugen sind auch wieder die drei Pfarrer von St. Brigiden, St. Alban und St. Johann Baptist. Die starke Ubereinstimmung der Zeugenlisten von 1215 und 1216, zumal die wiederholte Zuziehung der drei Pfarrer, läßt die Frage aufkommen, in welchem zeitlichen Verhältnis die beiden Urkunden zueinander stehen. Hat es in zwei aufeinander folgenden Jahren Kontakte zwischen Marienfeld und Köln gegeben? Es besteht die Möglichkeit, daß beide Handlungen in das erste Viertel des Jahres 1216 fallen. Die Zisterzienser verwendeten zur Datierung das Marienjahr 455 . Für die Mönche von MaVgl. WUB 3, S. 883. Vgl. unten bei Anm. 505. 451HENNES (1861) 9 = St. Katharina U 2/5. 4 5 2 Die Identität des Bürgermeisters mit Richolf Parfuse bestätigen die frühneuzeitlichen Kölner Bürgermeisterlisten, die aus einer heute verlorenen Urkunde von 1216 schöpfen müssen, weil sie auch den Namen des zweiten Bürgermeisters, allerdings in verballhornter Form, überliefern. Vgl. HERBORN (1972) 121. einem anderen Schöffen namens Daniel vgl. oben bei Anm. 119. 449

450

454 455

S b . 4 4 9 I V f ° 15 ( 1 2 3 0 ) , vgl. z u i h m GROTEN ( 1 9 8 4 ) 7 9 N r . 8 0 .

G R O T E F E N D ( 1 9 8 2 ) 14.

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Die Zeit des Thronstreits

rienfeld lief das Jahr 1215 also bis zum 25. März 1216. Wenn sie sich auf die Nachricht von der Wahl Engelberts von Berg zum Kölner Erzbischof am 29. Februar 1216 in der Hoffnung auf die Einkehr stabiler Verhältnisse in Köln angeschickt hätten, die einige Jahre zuvor vereinbarte Stiftung Johanns von der Lintgasse urkundlich festschreiben zu lassen, dann hätten sie im März 1216 noch das Jahr 1215 geschrieben. Der Kölner Stadtschreiber datierte dagegen höchstwahrscheinlich noch nach Weihnachtsstil. Er hätte also zur gleichen Zeit schon die Jahreszahl 1216 gesetzt. Es ist mithin nicht auszuschließen, daß die beiden Stiftungsurkunden in einem Akt oder in kurz aufeinanderfolgenden Akten gesiegelt worden sind. Träfe diese Vermutung zu, dann wäre die Nennung von cónsules in Köln in den März oder April des Jahres 1216 zu datieren. 1.4.2. Der K ö l n e r Rat von 1216 Aufgrund der diplomatischen Untersuchung muß man davon ausgehen, daß das Diktat der Urkunde für Marienfeld von 1216 stadtkölnischer Provenienz ist. Die Aussage der Intitulatio muß also als Selbstaussage ernst genommen werden: Es gab in Köln im Jahre 1216, vermutlich im März/April, cónsules. Mißtrauen hat erregt, daß diese cónsules an der Spitze der Organe des bürgerlichen Regiments stehen. Konnte eine neu geschaffene Behörde, die noch Jahrzehnte später nur über recht bescheidene Kompetenzen verfügte, sogleich Vorrang beanspruchen vor den längst etablierten Gewalten der Richter und Schöffen? Das erscheint wenig glaubhaft. So formuliert auch Edith Ennen vorsichtig, es stehe dahin, ob mit den cónsules tatsächlich ein städtischer Rat gemeint sei456. Eine alternative Deutung, die wiederholt aufgegriffen worden ist457, hat Klinkenberg in die Diskussion gebracht458. Er sah in den cónsules die beiden Bürgermeister. Der Schreiber habe den klassischen Begriff verwendet, um die gesamtstädtischen Bürgermeister von den Burmeistern der Kirchspiele abzuheben. Diese Lösung ist rundweg abzulehnen. Sie wird schon durch die Feststellung ad absurdum geführt, daß der Bürgermeister Richolf in der Urkunde selbst als magister civium bezeichnet wird. Hinzu kommt, daß der Bürgermeistertitel zu Beginn des 13. Jahrhunderts in der Überlieferung der Kirchspiele gar nicht mehr nachzuweisen ist. Eine Verwechslungsgefahr, die schon vom Kontext der Urkunde ausgeschlossen wird, bestand mithin gar nicht. Klinkenbergs Deutung würde schließlich noch die Frage aufwerfen, aus welchem Grund die Bürgermeister 1216 an die Spitze der Bürgerschaft gerückt sein sollten, zumal der Bürgermeister Richolf in der Urkunde in der Mitte der Zeugenliste steht. Erst im 14. Jahrhundert findet man unter veränderten Bedingungen die Bürgermeister in führender Stellung. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war der Status der Bürgermeister letztlich noch ungeklärt, weil das Amt ursprünglich privaten Charakter besaß, im Laufe der Zeit aber eine Reihe von öffentlichen Funktionen an sich gezogen hatte459. Dieser Zwitterstellung wegen wurden die Bürgermeister Ende des

"^ENNEN (1987) 137. Die ältere Forschung ging unbedenklich vom Bestehen eines Rates aus. Vgl. Hegel in Chroniken 13, LVIII, LAU (1898) 98. 4 5 7 E n n e n in Zwei Jahrtausende 1, 154, STEHKÄMPER (1986) 207f., Kluger in Der Name der Freiheit 20. 458KLINKENBERG (1950) 102. 4 5 9 V g l . GROTEN (1984) 54ff. Zu den Kompetenzen der Bürgermeister vgl. LAU (1898) 88ff.

Die Bildung des Rates 1216

61

12. Jahrhunderts nicht in die städtische Intitulatio aufgenommen. Es muß also dabei bleiben, die cónsules von 1216 waren Ratmannen. Die Stellung der cónsules vor den scabini in der Intitulatio von 1216 ist Zeugnis für eine revolutionäre Umgestaltung der innerstädtischen Machtverhältnisse. Die Ratmannen ließen nur noch den Richtern den Vortritt. Darin ist eine Verbeugung gegenüber dem Stadtherrn zu sehen, dessen Repräsentanten Greve und Vogt letztlich waren. Im städtischen Regiment auf dem Bürgerhaus hatten die beiden Richter im frühen 13. Jahrhundert ihre herausragende Stellung längst eingebüßt. Die Schöffen wurden von den cónsules zwar als bürgerliche Behörde weiterhin anerkannt, aber auf den zweiten Platz verwiesen. Sie sollten nicht mehr allein über die Geschicke der Stadt bestimmen. Die höchste Autorität nahm der Rat für sich in Anspruch. Eine solche Machteinbuße werden die Schöffen kaum aus freien Stücken hingenommen haben. Somit kann der Rat in Köln nicht einvernehmlich von der Bürgerschaft als neue zeitgemäße Behörde geschaffen worden sein, wie es in anderen deutschen Städten der Fall war. Der Kölner Rat muß vielmehr einem innerstädtischen Konflikt seine Entstehung verdanken. Diese Erkenntnis ist von grundlegender Bedeutung für das Verständnis der Geschichte des Rates in Köln. Die Schöffen waren in der Auseinandersetzung von 1216 offenbar zunächst die Unterlegenen. Sie mußten sich der Vorherrschaft des Rates beugen, wie die Intitulatio der Stiftungsurkunde zeigt, die von sechs Schöffen bezeugt wurde. Die Urkunde läßt zugleich erkennen, daß der Rat die Stellung der Bürgermeister der Richerzeche nicht angetastet hat. Der Schöffenbürgermeister Richolf Parfuse konnte ungehindert seines Amtes walten und die Stiftungsurkunde Matthias" von der Lintgasse besiegeln. Der Rat bekämpfte also in erster Linie das Regiment der Schöffen, während er mit dem Stadtherrn und seinen Richtern einerseits und der Richerzeche andererseits ein Einvernehmen suchte. Über die Mitgliederzahl und die Zusammensetzung des Rates sagt die Urkunde von 1216 nichts aus. Die Ausführungen von Brigitte Berthold beruhen auf falschen Voraussetzungen460. Sie will die Bürgerzeugen der Stiftungsurkunde in zwei Gruppen einteilen: die ersten drei Zeugen seien cónsules, der Bürgermeister Richolf und die folgenden beiden Männer repräsentierten Richter und Schöffen. Abgesehen davon, daß diese Reihung nicht der Rangfolge in der Intitulatio entspricht, die den Richtern den ersten Platz einräumt, war in Köln zu Beginn des 13. Jahrhunderts der Bürgermeister kein Richter, wie Berthold nach dem Vorbild anderer Stadtverfassungen anzunehmen scheint. Es gibt nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür, daß die Rubrik scabini nicht auf alle sechs voraufgehenden Namen zu beziehen ist, wie die der plebani auf alle drei Pfarrer. Zudem kann an der Schöffenqualität der drei ersten Bürgerzeugen kein Zweifel herrschen. Die Einreihung des Bürgermeisters in die Mitte der Zeugenliste hängt mit ihrer Ordnung nach der Anciennität der Schöffen zusammen461. Wie die sechs Schöffen zum Rat standen, ob sie seine Bildung befürworteten oder ihn ablehnten, geht aus der Urkunde von 1216 nicht hervor. Die Schlüsse, die sich aus der Urkunde von 1216 ziehen lassen, werden durch zwei weitere Quellen bestätigt. Konrad von Hochstaden brachte 1258 im Großen Schied folgenden Klagepunkt gegen die Stadt Köln vor462: BERTHOLD (1976) 246ff. dazu unten Abschnitt 2.2.1. 462LACOMBLET 2, 452, Quellen 2, 384 Punkt 43. Zu den verschiedenen Textfassungen vgl. unten Kap. 3. bei Anm. 53. 460

461 Vgl.

62

Die Zeit des Thronstreits

Item quod scabini Colonienses ex debito iuramenti Consilio et auxilio ins ecclesie atque civitatis Coloniensis teneantur defendere et conservare, ac ea ratione de ipsorum Consilio civitas Coloniensis, consentiente tarnen archiepiscopo, ab antiquo consueverit precipue gubernari, ipsi tarnen cives, inscio domino archiepiscopo ac irrequisito et sine eius consensu, suos concives, qui nec civitati nec ecclesie fidelitatem iuraverunt, eligunt in consilium civitatis, ut spretis aliquïbus scabinis iuratis, de Consilio non iuratorum civitas ipsa regatur, quod quidem, cum temporibus Engelberti episcopi bone memorie committeretur, ipse obtinuit, id ipsum reici atque tanquam illicitum reprobari. Hinsichtlich der Schöffen bestätigt und präzisiert die Klage des Erzbischofs den aus der Urkunde von 1216 erhobenen Befund. Konrad von Hochstaden ruft in Erinnerung, daß unter Erzbischof Engelbert von Berg ein Rat gewählt wurde. Zu diesem Rat zählten Männer, die weder dem Erzbischof noch der Stadt die Treue geschworen hatten. Diese Männer maßten sich an, unter Mißachtung einiger Schöffen die Stadt zu regieren, deren Regiment der Erzbischof allein den ihm eidlich verbundenen Schöffen übertragen hatte. Diese Aussage bestätigt die Entmachtung des Schöffenkollegs. Es wurden ihr zufolge allerdings nicht alle Schöffen aus dem Regiment verdrängt, sondern nur einige, gewiß diejenigen, die sich den neuen Verhältnissen nicht beugen wollten. Die Schöffen, die bereit waren, mit dem Rat zu paktieren, konnten ihren Einfluß, wenn auch geschmälert, behaupten. Ein Versuch des Rates, das bestehende Regiment ganz zu beseitigen, wäre wohl auch unrealistisch gewesen. Demnach muß man sich die Situation des Jahres 1216 etwa so vorstellen, daß sich auf dem Bürgerhaus ein Rat etablierte, der alle Schöffen und Bürger, die zu seinen Bedingungen mit ihm zusammenarbeiten wollten, gewähren ließ. Ob einzelne Schöffen in den Rat gewählt worden sind, ist nicht bekannt. Einiges spricht gegen diese Annahme. Die gegenteilige Auffassung, daß nämlich dem Rat stets eine wechselnde oder sogar eine festgeschriebene Zahl von Schöffen angehört habe 463 , darf man nicht aus dem Großen Schied ableiten, denn der Begriff consilium wird dort nicht zur Bezeichnung des Rates als Behörde verwendet, sondern im allgemeineren Sinne von Ratsversammlung ohne Rücksicht auf deren Zusammensetzung. Die scharfe Frontstellung des ersten Rates gegen das Schöffenkolleg hätte die Aufnahme einzelner Schöffen in das neugebildete Gremium schwer verständlich gemacht. Hinsichtlich des Vorgangs der Ratswahl heißt es im Großen Schied, die Bürger hätten von ihren Mitbürgern solche gewählt, die weder dem Erzbischof noch der Stadt den Treueid geleistet hätten. Die Schiedsrichter sprechen noch deutlicher von einer Wahl von Männern aus der Gemeinde {de communitate civium quidam probi et prudentes)464. Daraus geht hervor, daß die Ratmannen aus der Gemeinde im Gegensatz zum Meliorat kamen und deren Interessen vertraten. Mittels des Rates griffen also die mittleren Schichten der Kölner Stadtbevölkerung nach der politischen Macht in der Stadt. Diese Schichten fühlten sich offenbar durch Schöffenkolleg und Richerzeche nicht oder nicht mehr ausreichend repräsentiert. Die Durchsetzung des Rates hätte eine aktivere Beteiligung größerer Kreise der Stadtbevölkerung am politischen Leben ermöglicht.

463

LIESEGANG (1885) 67, LAU (1898) 99. Quellen 2, 395 ad 43.

464

Die Bildung des Rates 1216

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Dazu ist es aber zunächst nicht gekommen, wie der Große Schied weiter ausführt. Erzbischof Engelbert war nicht gewillt, die Umwälzungen in der Stadt hinzunehmen. Er erreichte, daß die Wahl des Rates für ungesetzlich erklärt wurde. Die neue Behörde mußte aufgelöst werden. Eine dritte Quelle liefert wertvolle Ergänzungen zu den Aussagen des Großen Schiedes. Caesarius von Heisterbach berichtet im dritten Buch seiner Vita Engelberts von einem Wunder, das einem Kölner Kürschner namens Erwin widerfuhr465. Erwin litt an Schmerzen in einem Arm. Seine Frau riet ihm, sich mit seinem Leiden dem Erzbischof Engelbert, der den Märtyrertod gestorben war, anzuempfehlen. Von Engelbert wollte Erwin aber nichts wissen, weil ihm dieser einmal zu Unrecht (minus iuste) vier Mark abgezwungen hatte. Caesarius erläutert den Hintergrund dieser Geschichte: Fuerat enim circa principium pontificatus eius inter scabinos et fraternitates civitatis dissensio satis valida; quam cum sedare non posset, fraternitatibus pertinacius resistentibus, quator milia marcarum ab eis extorsit, ex quibus idempellifex quatuor marcas solvit. Erwin gab übrigens schließlich seine nachtragende Haltung auf und wurde prompt geheilt. Der Bericht des Caesarius beschäftigt sich ohne Zweifel mit den Vorgängen des Jahres 1216, die in der oben besprochenen Urkunde und im Großen Schied ihren Niederschlag gefunden haben. Das wird durch die Zeitangabe „zu Beginn seiner Amtszeit" sichergestellt. Caesarius erwähnt allerdings den Rat mit keinem Wort, und das vermutlich in voller Absicht. Wenn er schon den Gegenstand der innerstädtischen Auseinandersetzungen verschweigt, so nennt er doch die Konfliktpartner. Er spricht von einem heftigen Streit zwischen den Schöffen und den Bruderschaften der Stadt. Hier stößt man also auf die Basis, die den Rat im Jahre 1216 erhoben und getragen hat, àie fraternitates civitatis. Leider ist der Begriff fraternitas alles andere als eindeutig. Mit Blick auf die Konflikte in den letzten Jahren Konrads von Hochstaden haben die meisten Forscher in den Bruderschaften Zünfte gesehen466. Sie konnten deshalb den Bericht des Caesarius auch nicht für die Frühgeschichte des Kölner Rates verwerten. Für die gängige Deutung spricht natürlich auf den ersten Blick die Person des Kürschners Erwin, zumal die Kölner Kürschner zu Beginn des 13. Jahrhunderts wohl schon zünftisch organi4f»7

siert waren . Es darf allerdings keineswegs als sicher gelten, daß Erwin den Beruf des Kürschners tatsächlich ausübte. Schon sein Vater, mit dem der Herausgeber Hilka ihn verwechselt, heißt in der Schreinsüberlieferung seines Kirchspiels St. Laurenz Erwinus dictus Pellifex468. Die Berufsbezeichnung könnte also schon bei ihm zum bloßen Beinamen geworden sein469. St. Laurenz war auch nicht gerade ein von Kürschnern bevorzugtes Wohngebiet. In den von Hoeniger edierten Schreinskarten findet man für St. Laurenz nur noch den Kürschner Konrad 470 . Auch im Kirchspiel Klein St. Martin 4 6 5 HILKA

(1937) 3, 305. ^ G r u n d l e g e n d VON LOESCH (1907) Einleitung 140, LAU (1898) 99. 467VON

LOESCH ( 1 9 0 7 ) E i n l e i t u n g 4 7 f .

468L

4 VI 1 = 5 III 5; 4 III 5; C 1 X V I 1 9 (ohne Beinamen). Vgl. zur Verwandtschaft oben bei Anm. 298. Der jüngere Erwin in L 7 VI 4, 5.

469HAGSTRÖM

470 L4V11.

( 1 9 4 9 ) 1, 3 5 8 f .

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Die Zeit des Thronstreits

taucht nur ein Kürschner auf, dagegen lassen sich im Bezirk von St. Gereon vier, im Niederich fünf nachweisen471. Die größte Konzentration des Gewerbes lag also im 12. Jahrhundert im nördlichen Vorstadtbereich. Im Schrein von Klein St. Martin kommen einmal die pellifices de suburbio vor 472 . Alle diese Beobachtungen lassen es sehr zweifelhaft erscheinen, daß Erwinus Pellifex ein Mitglied der Kürschnerzunft war. Caesarius könnte seinen Beinamen als Berufsbezeichung mißverstanden haben. Wichtig ist allerdings die Feststellung, daß Erwin ein Schwager des Pfarrers Anselm von St. Brigiden war 473 . Gegen die Deutung der von Caesarius erwähnten Bruderschaften als Zünfte spricht auch die Tatsache, daß anderweitig nichts über politische Aktivitäten berufsständischer Organisationen in Köln zu Beginn des 13. Jahrhunderts bekannt ist. Selbst im weit höher entwickelten Florenz, dessen Verfassung die Repräsentanz verschiedener gesellschaftlicher Gruppen begünstigte (cónsules militum, cónsules mercatorum, cónsules cambiatorum), wurden die Rektoren der führenden sieben Zünfte erst seit 1193 beim Abschluß von Staatsverträgen hinzugezogen474. Die Kölner Zünfte hätten schon in gemeinsames Handeln eingeübt sein müssen, um eine Ratswahl bewerkstelligen zu können. Auch für die Umlage der pauschalen Bußsumme von 4000 Mark auf die einzelnen Zünfte, deren Mitgliederzahl und Finanzkraft stark variierten, hätten Verteilungsmodelle entwickelt werden müssen. Die Kürschner waren nach den Goldschmieden wohl die reichsten Handwerker der Stadt475. Wenn also ein vergleichsweise wohlhabender Mann wie Erwin Pellifex vier Mark zu zahlen hatte, dann wird man voraussetzen müssen, daß sein Beitrag im oberen Bereich einer anzunehmenden Skala lag. Das würde aber bedeuten, daß man von einer Mindestanzahl von 1000 bestraften Zunftgenossen auszugehen hätte. Eher müßte die Zahl noch erheblich höher liegen. Mit einer so großen Zahl von zünftisch organisierten Handwerkern ist aber in Köln zu Beginn des 13. Jahrhunderts wohl gar nicht zu rechnen. Berthold hat als erste ausführlicher andere Deutungen der fraternitates civitatis erwogen, obwohl auch sie in ihnen in erster Linie Zünfte sehen will476. Sie bringt zusätzlich noch Kaufleutekorporationen ins Spiel, die in den Quellen ebenfalls als Bruderschaften bezeichnet werden. Über den Organisationsstand der Kölner Kaufmannschaft im frühen 13. Jahrhundert weiß man allerdings gar nichts. Die allgemeine Kaufmannsgilde (fraternitas mercatorum) führte schon im 12. Jahrhundert nur noch ein Schattendasein477. Möglicherweise handelte es sich bei dem von den Amtleuten von Klein St. Martin verliehenen Gilderecht nur noch um eine Art von Gewerbekonzession ähnlich der spätmittelalterlichen Weinschankberechtigung478. Von einer bruderschaftlich organisierten Gilde mit eigenem Vorstand findet sich jedenfalls keine Spur. Spezialisierte kaufmännische Bruderschaften wie die der Dänemarkfahrer479 oder 4 7 1 Vgl.

HOENIGER 2 , 1 , 2 5 1 f. s. v. pellifex. 3 I 36. 4 7 3 Vgl. oben bei Anm.298. 474DAVIDSOHN (1896) 1, 668. 475 VON LOESCH (1907) Einleitung 28, BERTHOLD (1976) 257. 476BERTHOLD (1976) 240f., 241f. 477 LAU (1898) 224ff., VON LOESCH (1904). 472M

478Zur

Weinbruderschaft LAU (1898) 226ff. Die sogenannte Gildeliste des 12. Jahrhunderts eignet sich nicht als Stütze für Spekulationen über den Einfluß der Gildeverfassung auf die Verfassung des Kirchspiels Klein St. Martin. Die Annahme der Identität von Gilde- und Gemeindevorstand ist eine unbeweisbare Hypothese. Vgl. LAU (1898) 225. 479 Siehe oben Anm. 92. LAU (1898) 217.

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der Gewandschneider 4 8 0 treten erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts in Erscheinung. Es ist also wenig verlockend, in den fraternitates civitatis Kaufmannsbruderschaften zu sehen. Zuletzt weist Berthold auch auf die Amtleutekollegien der Kirchspiele hin 4 8 1 . Diese werden 1159 als fraternitates bezeichnet 4 8 2 . N o c h das Gedicht von der Weberschlacht aus dem späten 14. Jahrhundert spricht von broderschaftm. Berthold kombiniert schließlich alle vorgebrachten Interpretationsmöglichkeiten, indem sie feststellt, die Oppositionsbewegung gegen die Schöffen habe eine relativ breite Basis gehabt, Handwerker, nichtpatrizische Kaufleute und vielleicht sogar auch einzelne Patrizier seien in ihr vertreten gewesen 4 8 4 . Diese differenzierende Sicht verträgt sich aber nicht mit dem von Caesarius verwendeten schlichten Begriff fraternitates civitatis. D e r Heisterbacher M ö n c h muß ein einheitliches Phänomen vor Augen gehabt haben, das keiner näheren Erläuterung zu bedürfen schien. Man wird sich also für eine einzige D e u tung der Bruderschaften entscheiden müssen. Diese Entscheidung muß zugunsten der Amtleutekollegien der Kirchspiele fallen, was schon Keussen erwogen hat 4 8 5 . Dabei darf man sich allerdings nicht darauf berufen, daß in der von Laurenz Surius überarbeiteten Ausgabe der Engelbertsvita von 1575 tribus s t a t t f r a t e r n i t a t e s steht 4 8 6 . Im 12. Jahrhundert bedeutete tribus in Köln zwar tatsächlich Kirchspiel 4 8 7 , zur Zeit des Surius verwendete man den Begriff aber für die Gaffeln, die nach 1396 in mancher Hinsicht das E r b e der Kirchspiele angetreten hatten. Mithin dachte wohl auch Surius an Zünfte. D i e Amtleutekollegien, zu deren Aufgaben unter anderem auch die Eintreibung von Steuern zählte, wären ohne weiteres in der Lage gewesen, eine pauschale Bußsumme wie die von Erzbischof Engelbert geforderten 4 0 0 0 Mark umzulegen. Sie hatten Erfahrungen in gemeinsamem Handeln. So dürften sie 1214 die zwölf Männer gewählt haben, die eine von den Flandrern gezahlte Entschädigungssumme unter die einzelnen geschädigten Bürger zu verteilen hatten (cives Colonienses, XII scilicet, qui ab universis civibus sunt ad hoc constitutif88. Bei solchen Gelegenheiten wurden Verfahrensweisen eingeübt, die auch bei einer Ratswahl Anwendung finden mußten. Die allgemein bei der Zusammenstellung von Kollegien beliebte Zahl Zwölf entsprach der der K ö l ner Kirchspiele. D e r doppelten Zwölfzahl begegnet man in dem Vertrag zwischen O t to IV. und Adolf von Altena vom September 1 2 0 2 : 2 4 Bürger sollten pro se et pro aliis burgensibus schwören, demjenigen Vertragspartner Folge zu leisten, der Vertragstreue bewies 4 8 9 . A u c h hier ist an einen Ausschuß der Kirchspiele zu denken. Die Kooperation zwischen den einzelnen Kirchspielen förderten Zusammenkünfte ihrer Burmeister, wie sie etwa zum Jahre 1174 nachzuweisen sind 4 9 0 . Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Bezeichnung der magistri als consiliatores in einem zwischen

480

LAU (1898) 218ff.

481

BERTHOLD (1976) 242.

48^Siehe

oben Anm. 52. 12, 254f. V. 401f., 405, 414, 431, 438. Die Gaffeln Eisenmarkt (V. 419) und Himmelreich (V. 425) und die lodere (V. 415f.) heißen hier Gesellschaft.

483 Chroniken 484

485

BERTHOLD (1976) 243. KEUSSEN (1909) 515 Anm. 253.

486

487

V O N L O E S C H ( 1 9 0 7 ) 1, 2 4 8 N r . 1 1 3 .

STEHKÄMPER (1986) 212f.

488Quellen

2, 139. Zur Datierung vgl. Die Hanse und Köln 15f. 2, 4. 490Quellen 1, 85. 489Quellen

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Die Zeit des Thronstreits

1150 und 1165 niedergeschriebenen Schreinsnotum aus dem Niederich491. Vermutlich stand hinter dieser Bezeichnung dasselbe deutsche Wort wie bei den cónsules von 1216. Begriffe mit dem Element „Rat" waren auf der Ebene der Kirchspiele mithin schon im 12. Jahrhundert präsent, natürlich nicht im späteren Sinne einer gesamtstädtischen Behörde. Der oben erwähnte Vertrag von 1202 ist geeignet, die Hintergründe des Konflikts zwischen den Schöffen und den Amtleuten tiefer auszuleuchten. Es hätte eigentlich 1202 nahegelegen, die Verpflichtung der Kölner Bürgerschaft mittels Vereidigung der Schöffen zu bewerkstelligen. Wenn stattdessen auf eigens gewählte Bürgervertreter zurückgegriffen wurde, bedeutete das entweder, daß man den Schöffen von weifischer Seite nicht über den Weg traute oder daß man deren Einfluß auf die Gemeinde ungünstig einschätzte. Otto IV. setzte sein Vertrauen offenbar mehr auf die Kölner Gemeinde als auf die oberste Kommunalbehörde. Das erinnert an den Bericht der lateinischen Reimchronik über die Volksversammlung von 1198, dem zufolge die Masse der Kölner Bevölkerung sich für die weifische Sache entschied, während die Voten der Schöffen auseinandergingen. Die Kölner Gemeinde hatte aber nur in den Amtleutekollegien eine Basis, von der aus sie politisch handeln konnte. Faßt man den Zeitpunkt der Bildung des Kölner Rates näher ins Auge492, dann fügt sich der Vorgang problemlos in den Gang der staufisch-welfischen Auseinandersetzungen ein. Seit der Schlacht von Bouvines (27. Juli 1214) war der Sieg des Staufers Friedrich II. eine ausgemachte Sache. Ein Jahr später, am 25. Juli 1215, wurde Friedrich in Aachen gekrönt. Am 4. August konnte er nach der Überwindung erheblicher innerstädtischer Widerstände in Köln einziehen und dort eine Woche Hof halten493. Am 29. Februar 1216 wurde schließlich der Dompropst Engelbert von Berg, der seit 1204 auf staufischer Seite gestanden hatte, zum Kölner Erzbischof gewählt, nachdem Innozenz III. die Bereinigung der verwirrten Verhältnisse angeordnet hatte, die am Niederrhein herrschten, seit im April 1212 Dietrich von Hengebach aus seinem bischöflichen Amt entfernt und Adolf von Altena restituiert worden war. Mit der Wahl Engelberts hatte die staufische Partei in Köln auf der ganzen Linie den Sieg davongetragen. Auch in der Bürgerschaft werden die alten Stauferanhänger das Haupt erhoben haben. In dieser Situation wählten die Bruderschaften der Stadt einen Rat. Die Initiative zu diesem Schritt, der die innerstädtischen Machtverhältnisse nachhaltig verändern sollte, ging wohl von weifisch gesinnten Kreisen der Gemeinde aus, die befürchten mußten, den politischen Einfluß zu verlieren, dessen sie sich erfreut hatten, solange die Stadt zu Otto IV. hielt. In welchem Umfang im Meliorat Sympathien für den Rat bestanden, ist nicht zu sagen. Seine Existenz bedrohte ja die Machtposition der Führungsschicht, was auch den früheren Anhängern der weifischen Sache nicht gleichgültig sein konnte. Der einzige Name, der in Zusammenhang mit der ersten Kölner Ratswahl in den Quellen auftaucht, paßt gut in das soeben gezeichnete Bild. Erwin Pellifex494 gehörte nicht dem Meliorat, sondern der Gemeinde an. Seine Vermögensverhältnisse lassen

N 2 III 2 (in presentía iudicum, senatorum, civium, consiliatorum). Vgl. 2 IV 6: coram iudicibus, scabinis, mag. et civibus. 4 9 2 E S gibt keine Anzeichen für eine frühere Entstehung des Rates, wie HOLTSCHMIDT (1906) 6, KEUSSEN, Topographie, Einleitung 74 mißverstehend, meinte. 491

493

W A I T Z ( 1 8 8 0 ) 193Í., 2 3 6 .

494

Vgl. oben bei Anm. 468.

Die Bildung des Rates 1216

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durchaus die Vermutung zu, daß er Amtmann seines Kirchspiels St. Laurenz war. Sein Schwager war der Pfarrer Anselm von St. Brigiden, ein prominenter Vertreter der weifischen Partei im Kölner Klerus 495 . Diese zufällig überlieferte Verbindung deutet die Möglichkeit an, daß bei der Bildung des Kölner Rates auch die Gelehrsamkeit weifisch gesinnter Kleriker zu Gebote stand. Aus der Untersuchung der Marienfelder Urkunde von 1216 hat sich ergeben, daß mit dem Bestehen des Rates kurz vor oder bald nach dem 25. März 1216 zu rechnen ist. Aus dem 14. Jahrhundert ist als Eintrittstag des Kölner Rates der Montag nach dem Sonntag Reminiscere bekannt 496 . Die Wahl dieses Termins mag verwundern, weil die Fastengebote ja den Feierlichkeiten, die Ereignisse wie Ratswechsel zu begleiten pflegten, enge Grenzen setzten. Projiziert man den Termin jedoch in das Jahr 1216 zurück, dann kommt man auf den 7. März, den Montag nach der Wahl Engelberts von Berg zum Erzbischof. Die Ratswahl wäre also die prompte Antwort auf die Erhebung des Bergers gewesen. Daß das Datum der ersten Ratswahl trotz der bald darauf erfolgten Auflösung dieses Gremiums in Erinnerung blieb und - man möchte fast sagen aus Pietät - beibehalten wurde, wäre Zeugnis für die enorme Resonanz der Ereignisse von 1216. Das Festhalten des Wahltermins würde auch darauf hindeuten, daß man gedachte, den Rat nach Jahresfrist auszuwechseln. Die Periodizität der Amtsführung unterschied den Rat von den älteren städtischen Behörden und Bruderschaften, bei denen nur die Vorsteher periodisch wechselten. Der erste Kölner Rat hat das Ende seiner Amtszeit allerdings gar nicht erlebt. Es stand zunächst nicht in der Macht des neugewählten Erzbischofs, etwas gegen den Rat zu unternehmen. Engelbert besuchte im Mai 1216 den Würzburger Hoftag Friedrichs II. Am 1. Mai bestätigte der Kardinallegat Petrus von Santa Pudenziana seine Wahl, der König verlieh ihm die Regalien. Vielleicht erwirkte Engelbert auch ein Mandat Friedrichs II., das die Auflösung des gegen den Willen des Stadtherrn gewählten Rates anordnete. So könnte man immerhin die Formulierung des Großen Schiedes, ipse [Engelbert] obtinuit (!), id ipsum [die Ratswahl] reici atque tamquam illicitum reprobavi, verstehen 497 . Ein solches Mandat würde zu den übrigen städtefeindlichen Erlassen des Staufers aus dieser Zeit passen. Wohl noch im Jahre 1216 konnte Erzbischof Engelbert die Auflösung des Rates erzwingen und von dessen Wählern eine ansehnliche Buße eintreiben. Allerdings kamen auch die Schöffen nicht ungeschoren davon. Engelbert nötigte ihnen einen Vertrag über die Handhabung des Hochgerichts auf, der mit manchen eingefahrenen schlechten Gewohnheiten aufräumte 498 . Eine Delegation der Kölner meliores hat Engelbert von Berg zum Würzburger Hoftag begleitet. Am 6. Mai 1216 bestätigte Friedrich II. den Bürgern das ursprünglich für Erzbischof Bruno III. ausgestellte Privileg Heinrichs VI. vom 28. Juni 1193, das für die Kölner günstige Zollbestimmungen enthielt 499 . Das Diplom von 1216 lie-

495 4%

Vgl. Abschnitt 1.3.1.3.

H E R B O R N (1977) 430.

497 498

Siehe oben Anm. 462. Auf diesen von städtischer Seite nach dem Tode Engelberts zerstörten Vertrag (vgl. REK 3,573) beziehen sich die Klagepunkte 5, 7, 9 und 12 des Erzbischofs im Großen Schied. Quellen 2, 384.

499RI4

, 303, REK 2,1449. Quellen 1,198. Die erhaltene Ausfertigung stammt aus dem städtischen Urkundenfonds ( H U A 3/37). Die Stadt hat die Urkunde also vom Erzbischof erworben, oder sie besaß eine zweite Ausfertigung.

68

Die Zeit des Thronstreits

fert ein frühes Beispiel für die vollständige Insertion einer Vorurkunde500. Durch die Einrückung gelangten Formulierungen, die die Stadtherrschaft des Erzbischofs betonten, in das Privileg für die Bürger hinein. Man wird darin allerdings keinen Rückschritt hinter das Diplom Philipps von Schwaben von 1207 sehen müssen501. Den Bürgern, die das Diplom Heinrichs VI. ja selbst ins Spiel brachten, lag ein Infragestellen der erzbischöflichen Stadtherrschaft fern. Gerade in ihrer damaligen Situation waren sie auf den Stadtherrn und seine Machtmittel angewiesen. In der Mantelurkunde von 1216 zu dem Diplom von 1193 werden die begünstigten Kölner Bürger als nobiles burgenses Colonienses adressiert. Dieses ungewöhnliche Prädikat, das auf den ersten Blick nicht zu anderen Verlautbarungen des Staufers passen will, muß von Kölner Seite angeregt worden sein, denn in Köln findet man es schon im Jahre 1212. Durch seine Rezeption wollte der König der städtischen Oberschicht offenbar gegen die Unruhen in der Stadt den Rücken stärken. So gesehen zielte auch das Diplom für die Kölner Bürger auf eine Stabilisierung der bischöflichen Stadtherrschaft. Die Verwendung des Adelsprädikats ist ein Indiz dafür, daß die städtische Oberschicht in Köln eine ständische Abschließung gegenüber der übrigen Bürgerschaft anstrebte. Diesem Abschichtungsprozeß, der zu den langfristigen Ursachen für die Entstehung des Rates gezählt werden muß, soll weiter unten ein eigener Abschnitt gewidmet werden502. Die Abschließungstendenzen im Meliorat hatten besonders ungünstige gesellschaftliche Auswirkungen, weil sie mit einem wachsenden Selbstbewußtsein der Führungsgruppen der Kirchspiele zusammenstießen. Auch diese Erscheinung erfordert eine nähere Untersuchung503. Die beiden gegenläufigen Prozesse im Meliorat und in den Kirchspielen mußten zwangsläufig zum Konflikt führen. Die Durchsetzung eines Rates als führende Kommunalbehörde hätte mit einer politischen Machtverschiebung auch die Abgeschlossenheit des etablierten Meliorats aufgebrochen. Zu den langfristig wirkenden Ursachen für das Aufbegehren der Gemeinde im Jahre 1216 kamen noch vordergründigere Anstöße hinzu. Zu nennen wären die Steuerbelastungen infolge von Mauerbau und Kriegsrüstungen504. Die Bildung eines Stadtrates blieb in Köln zunächst Episode. Dennoch sind die Ereignisse des Jahres 1216 nicht ohne Wirkung geblieben. Die Zulassung eines Rates blieb für die Kölner Gemeinde ein Desiderat. Nach der Zerschlagung des Rates müssen die Schöffen, die von Erzbischof Engelberts harten Maßnahmen enttäuscht sein mochten, eingesehen haben, daß eine Aussöhnung mit den Bruderschaften für das Gedeihen der Stadt unerläßlich war. In den Jahren nach 1216 scheinen sie auf die Empfindlichkeiten der Kirchspiele stärker Rücksicht genommen zu haben. So könnte man jedenfalls die Intitulatio deuten, die der Stadtschreiber in einer Supplik an den Papst verwendete, die in das Jahr 1218 zu setzen ist: indices scabini universique magistrates

500RI

5, 855. Quellen 2, 48 (zu 1215). Vgl. ZINSMAIER (1949) 383 (Notar FB). Zurückstufen der städtischen Privilegierung auf Anregung Engelberts sehen STEHKÄMPER (1972) 348f., DIESTELKAMP (1983) 127. 502 Siehe unten Abschnitt 1.4.4. 503 Siehe unten Abschnitt 1.4.5. 5 ® 4 In diesen Zusammenhang gehört eine Steuerliste des Kirchspiels St. Kolumba (Hist. Archiv des Erzbistums Köln, zur Zeit vermißt, Abschrift Verfassung und Verwaltung C 654a). 501Ein

69

Räte im deutschen Reich

Colonienses505. Hier erscheinen die Amtleutekollegien der Kirchspiele als Glieder des Stadtregiments, allerdings Richtern und Schöffen nachgeordnet. Dieser Zustand hat jedoch nicht allzu lange gewährt. Schon ein nur wenig jüngeres Schreiben von der Hand des Stadtschreibers hat wieder die alte Intitulatio indices scabini et universi aves

Colonienses50b. 1.4.3. Die Anfänge städtischer

R ä t e im d e u t s c h e n

Reich

Köln war nicht die erste deutsche Stadt, in der sich ein Rat bildete. Um die Individualität der Kölner Verfassungsentwicklung deutlicher darstellen zu können, ist es notwendig, die Entwicklung in anderen Städten zum Vergleich heranzuziehen. Auf diese Weise läßt sich auch klären, ob den Kölnern 1216 brauchbare Modelle für die Wahl eines Rates zur Verfügung standen. Die Frühgeschichte städtischer Räte im deutschen Reich ist allerdings aufgrund der schlechten und zum Teil widersprüchlichen Quellenlage ein schwieriges Forschungsfeld 507 . Konsens herrscht noch nicht einmal in den Grundfragen. Während eine Forschungsrichtung vor allem den Zeitpunkt zu bestimmen sucht, zu dem Begriffe wie consilium, consiliarii, cónsules zuerst auftreten, geht es einer anderen Richtung darum, unabhängig von der Terminologie der Quellen bürgerliche Personengruppen zu ermitteln, die die Funktionen von Stadträten erfüllten, auch wenn sie nicht als solche bezeichnet wurden. Beide Methoden wird man nicht verabsolutieren dürfen. Ein Quellenbeleg für das Wortfeld „Rat" kann in der Tat zufällig sein und in großem zeitlichen Abstand von der Entstehungsphase des neuen Verfassungsorgans liegen. Ein schon länger bestehendes Gremium kann mit einem Mal als Rat bezeichnet werden. Das Auftreten einer neuen Benennung darf man andererseits nicht als nebensächlich einstufen, denn in den meisten Fällen wird sich in ihr doch ein gewandeltes Selbstverständnis ausdrücken. Wenn etwa Rörig darauf hinweist, daß Vertreter von Familien, die im 13. Jahrhundert im Rat der Stadt Lübeck saßen, von der Gründungszeit der Stadt an als Führer der Bürgerschaft auftraten, dann ist damit selbstverständlich noch nicht gesagt, daß diese Männer im 12. Jahrhundert mit der gleichen Legitimation handelten wie die, die zuerst 1201 als cónsules bezeichnet werden, von Unterschieden in der Gruppenorganisation ganz zu schweigen 508 . Wenn Herbert Meyer schreibt: „Nicht auf das erste Auftreten der Ausdrücke cónsules oder consilium kommt es an, sondern auf die Anfänge der städtischen Selbstverwaltung, wenn auch unter der Ägide des Stadtherrn", stellt sich eindringlich die Frage nach der Definition des Ratsbegriffs, denn bürgerliche Selbstverwaltung konnte, wie gerade das Beispiel Köln zeigt, auch andere Formen als die des Rates annehmen 509 . Zwei Grundbedingungen erschei505

HENNES(1861)9. KEUSSEN, Topographie, Einleitung 74 schließt aus dieser Intitulatio zu Unrecht, daß der Rat nach 1216 weiterbestanden habe. Magistratus für die Vorstände der Kirchspiele hat schon Quellen 1 , 8 5 von 1 1 7 4 .

506

H E N N E S ( 1 8 6 1 ) 10.

Allgemein vgl. PLANITZ (1954) 297ff., ENNEN (1987) 135ff., H R G 4, 156ff. Die Schwierigkeiten der Quelleninterpretation werden erhöht durch Fälschungen und spätere Interpolationen. Vgl. etwa die Diskussion um die Rolle Heinrichs des Löwen bei der Einführung der Ratsverfassung in Deutschland bei RIETSCHEL (1909), BLOCH (1914), BÄRMANN (1961). 508 RÖRIG (1915). WALTHER (1989) 31 spricht zu 1181 von einem „Bürgerausschuß" als handelndes Gremium.

507

509

MEYER (1933).

70

Die Zeit des Thronstreits

nen in der bunten Vielfalt der Ratsverfassungen als konstitutiv, die Legitimation vom Bürgerverband her in Form einer irgendwie gearteten Wahl und die Periodizität der Amtsführung. Auf einen Irrweg führt der Versuch von Rabe, zwischen einer Konsiliarverfassung, gekennzeichnet durch die Begriffe consilium und consilium, und einer Konsulatsverfassung, auf die der Terminus cónsules hinweist, zu unterscheiden 510 . Die Konsularverfassung sei bestimmt durch das Streben nach bürgerlicher Autonomie, die Konsiliarverfassung gehe mit einer mehr oder minder ausgeprägten Abhängigkeit des bürgerlichen Gremiums vom Stadtherrn einher. Diese Scheidung ist zu schematisch. Sie berücksichtigt nicht das Schwanken der Terminologie. In Speyer treten 1237,1241 und 1245 cónsules auf, 1249 aber consiliarii5n, ohne daß man sagen könnte, der bürgerliche Autonomieanspruch wäre zurückgenommen worden. Man wird sich einfach mit der Feststellung begnügen müssen, daß die lateinischen Bezeichnungen für Rat und Ratmannen aus verschiedenen Quellen geschöpft wurden. Im Falle von cónsules war zweifellos das italienische Vorbild bestimmend, wenn auch nicht bei jeder Verwendung des Begriffs dessen ganzer ursprünglicher Inhalt intendiert gewesen sein muß. Bei consiliarius könnten biblische Reminiszenzen, etwa Jesaja 1, 26 oder Prov. 15, 22 mitschwingen. Das Wort consilium war schon immer im allgemeinen Sprachgebrauch präsent. In die Nähe eines technischen Begriffs rückt es in Texten wie dem folgenden aus dem Schrein von St. Laurenz in Köln aus der Zeit zwischen 1159 und 1172: Hec karta vobis omnibus notificai disposicionem Cunradi et Gertrudis, qui in communi Consilio venientes ante magistros eiusdem s. Laurentii disposuerunt duas domos ...512. Die verschiedenen Räte, die es in den italienischen Städten neben den Kollegien der Konsuln gab, haben wohl kaum Vorbildcharakter für die Ratsverfassung in Deutschland gehabt. Am dichtesten sind die Belege für städtische Räte am Ende des 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts in den ober- und mittelrheinischen Bischofsstädten, in denen sich im 12. Jahrhundert offenbar noch keine organisierte bürgerliche Selbstverwaltung entwickelt hatte. Die Räte waren hier durchweg die ersten fester formierten bürgerlichen Gremien, in denen Vertreter aller führenden Gruppen der Städte Aufnahme fanden. Meist dominierten die stadtherrlichen Ministerialen. Die Räte entstanden zum Teil mit Billigung des Stadtherrn, der einer Regelung des komplexer werdenden städtischen Lebens durch ordnenden Eingriff der Bürger nicht grundsätzlich abgeneigt sein konnte. In Basel, wo ein Rat am frühesten, nämlich schon 1185/90 beiläufig bezeugt ist 513 , scheint dies der Fall gewesen zu sein. Die Privilegierung des Rates durch Friedrich II., wohl 1212, ging dem Basler Bischof allerdings zu weit. Am 13. September 1218 muß te König Friedrich aufgrund eines Fürstenurteils den Rat wieder aufheben:

5I0 RABE

(1966) 97ff., noch akzeptiert von ISENMANN (1988) 133. (1885) 59, 63, 70, 74. 512L3IV13. 5 1 3 Z u r Deutung des consilium in UB Basel 1, 55 als städtischen Rat vgl. RÜTIMEYER (1928) 196ff. Vgl. allgemein auch SYDOW (1987) 63ff. 511HILGARD

PATEMANN

(1964) 445ff. gegen

Räte im deutschen Reich

71

inhibemus, ne Basiiienses de cetero consilium velaliquam institutionem novam quocumque nomine possit appellavi faciant aut instituant sine episcopi sui assensu et voluntate5U. Damit hatte der Bischof wieder freie Hand, die städtische Verfassung nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Er schuf wieder einen Rat, der 1225 nachzuweisen ist515. Die betreffende Urkunde erwähnt auch das Stadtsiegel, dessen Bild deutlich auf die bischöfliche Stadtherrschaft hinweist516. Es zeigt eine Kirche von Osten gesehen mit Chorapsis und flankierenden Türmen begleitet von einem Alpha und Omega. Die Umschrift lautet Sigillum civium Basiliensium. In Konstanz scheint die Entwicklung ganz ähnlich verlaufen zu sein wie in Basel. Das Selbstbewußtsein der Bürger bezeugt ein Privileg Heinrichs VI. vom 24. September 1192 517 . Man erfährt daraus, daß sich die Konstanzer unter Berufung auf ein Diplom König Dagoberts weigerten, ihrem Bischof eine Steuer zu zahlen. Der Rat, der im zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts anscheinend das gleich Auf und Ab erlebte wie der von Basel, ist 1225 wieder nachzuweisen518. Das künstlerisch sehr bescheidene erste Konstanzer Stadtsiegel zeigt keine Symbole der Stadtherrschaft, sondern ein Bild der wehrhaften Stadt in Gestalt eines Stadttores519. In Straßburg könnte der Rat 1192 gegen den Willen des Bischofs vor allem von den Ministerialen geschaffen worden sein520. Zwischen 1190 und 1202 sind zwölf consiliarii et rectores nostre civitatis bezeugt521. Man darf den Gegensatz zwischen Stadtherrn und Bürgerschaft allerdings nicht überschätzen, denn das 1201 erstmals belegte Stadtsiegel repräsentiert noch den Typus, der vom Kölner Stadtsiegel im frühen 12. Jahrhundert seinen Ausgang genommen hat522. Im Bildfeld erscheint die Kathedralpatronin Maria mit dem Jesuskind als unmißverständlicher Verweis auf die bischöfliche Stadtherrschaft. Gegenüber dem Wormser Vorbild nimmt die Siegelumschrift Sigillum burgensium Argentinensis civitatis allerdings ausdrücklich Bezug auf die Siegelführer. Auch der Straßburger Rat wurde Opfer der fürstenfreundlichen Verfügungen Friedrichs II. Der König verbriefte dem Bischof am 7. März 1214, quod nullus in civitate Argentinensi consilium instituere debeat vel aliquod habere temporale iudicium nisi de consensu et bona volúntate ipsius episcopi et eius concessione523.1219 verlieh Friedrich II. allerdings Rat und Bürgerschaft von Straßburg wieder ein Privileg524. In Worms ist der Rat aus einem 1198 sicher bezeugten Friedensgerichtsgremium von vierzig iudices hervorgegangen, dessen Einrichtung in einer auf das Jahr 1156 gefälschten Urkunde Friedrich Barbarossa zugeschrieben wurde525. Die herrschaftliche Gebundenheit der bürgerlichen Selbstverwaltung versinnbildlicht das 1198 zuerst U B Basel 1, 92. U B Basel 1, 106. 5 1 6 A b b . l 3 9 auf Tafel XIII im Anhang zu U B Basel 1. 5 1 7 RuppERT(1891)297f. 514

515

518 RUPPERT 519

(1891) 298ff., MOMMSEN (1972), SYDOW (1987) 73ff., MAURER (1989) 115f.

A b b . l auf Tafel Β bei RUPPERT (1891).

520MOSBACHER

(1971) 147f.

U B Straßburg 1, 144. Es handelt sich um ein undatiertes Statut der Bürger über die Allmende. Die Urkunde, ausgestellt temporibus illustri principis Cunradi de Huneburc Argentinensis episcopi, war mit dem Stadtsiegel besiegelt. Vgl. allgemein auch SYDOW (1987) 60ff. 5 2 2 D i e Zeit der Staufer 1, 90 Nr. 135; 2, Abb.64. 5 2 3 U B Straßburg 1, 160. 5 2 4 U B Straßburg 1, 172, 174. 521

525 KEILMANN

(1985).

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Die Zeit des Thronstreits

nachweisbare Stadtsiegel mit dem Bild des Kathedralpatrons Petrus 526 . An das Trierer Vorbild knüpft die ganz kirchlich gestimmte Umschrift an: Te sit tuta bono Wormacia Petre patrono. Semper eris clipeo gens mea tuto meo. Einen Wandel des bürgerlichen Selbstverständnisses erkennt man in der 1216 auftretenden Bezeichnung der vierzig Richter als consiliarii, ihres Kollegiums als consilium,527. Im südlicher gelegenen Speyer verdankte der Rat sein Entstehen Eingriffen der Reichsgewalt in die stadtherrlichen Rechte 528 . Philipp von Schwaben verbriefte den Bürgern 1198: Preterea secundum ordinationem H., felicis memorie imperatoris augusti, civitati tarn auctoritate domini regis quam nostra indulsimus, ut libertatem habeat XII ex civibus suis eligendi, qui per iuramentum ad hoc constringuntur, ut universitati prout melius possint et sciant provideant, et eorum Consilio civitas gubernetur529. Der Sache nach handelt es sich um die Wahl eines Rates. Den Begriff selbst vermißt man allerdings auch noch in einer Urkunde von 1207/08, in der sich die Aussteller einfach als cives de Spira bezeichnen, wie übrigens auch die Bürger von Worms in der Gegenurkunde530. Das an der eben erwähnten Urkunde hängende Speyrer Stadtsiegel entspricht bei anderer künstlerischer Gestaltung in Bild (Dompatronin Maria) und Umschrift (Sigillum avium Spirensium) dem Straßburger Siegel531. Consiliarii lassen sich 1224, cónsules 1237 nachweisen532. In Mainz bestand schon im 12. Jahrhundert ein Kollegium von Offiziaten als bürgerliche Behörde. Dieses Gremium wurde im frühen 13. Jahrhundert allmählich zu einem Rat umgestaltet533. In Mainz entwickelte sich also kein Nebeneinander von verschiedenen Organisationsformen bürgerlicher Selbstverwaltung, wie das in Köln der Fall war. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß mit einem gewissen Süd-Nordgefälle seit 1185/90 in den ober- und mittelrheinischen Bischofsstädten Räte der Bürgerschaften auftauchten. Alle diese Behörden konnten aber für die Kölner Gemeinde kein Vorbild sein. Die oberdeutschen Räte holten gegenüber dem Kölner Verfassungszustand nur Entwicklungsrückstände auf. Sie waren jeweils die ersten erkennbaren fester formierten Vertretungen der Bürger. Sie rekrutierten sich deshalb aus den städtischen Führungsschichten. Sie hatten ihre Existenz gegenüber dem Stadtherrn zu verteidigen und konnten in diesem Kampf der Unterstützung durch die gesamte Bürgerschaft gewiß sein. Solche Bedingungen fand der Rat der Stadt Köln nicht vor. Auch von der unterschiedlichen gesellschaftlichen Verankerung abgesehen ist es fraglich, inwieweit die süddeutschen Räte den Kölnern fortgeschrittenere Organisationsformen anzubieten hatten. Bei den meisten Räten ist erkennbar, daß sie aus irgendwie gearteten Wahlen hervorgegangen sind. Ob auch das Prinzip des regelmäßigen Amterwechsels schon allenthalben durchgedrungen war, ist nicht festzustellen. Als Anregung aus

DIEDERICH (1984) 35ff. U B Worms 1, 120. Nr. 123 (1220) hat cónsules. 528 Voltmer in Geschichte Speyer (1983) 1, 276f. 526

527

529

HILGARD (1885) 22. Vgl. R I 4, 645.

HILGARD (1885) 23 = UB Worms 1, 111. 5 3 1 Die Zeit der Staufer 1, 53f. Nr. 140; 2, Abb. 29 (2. Siegel). 530

532

533

HILGARD (1885) 36, 59.

DEMANDT (1977) 31ff.

Räte im deutschen Reich

73

Oberdeutschland kann Köln mithin kaum mehr als das „Modewort" Rat empfangen haben. Im nördlichen Deutschland formierten sich seit etwa 1200 ebenfalls städtische Räte. In Lübeck sind zu 1201 cónsules bezeugt 534 . Schepers Annahme, die lübische Ratswahlordnung gehe bis in das Jahr 1163 zurück, steht auf schwachen Füßen 535 . Auch in Lübeck stellte der Rat die erste organisatorische Verdichtung der bürgerlichen Selbstverwaltung dar. Sie entstand in einer Schwächephase der Stadtherrschaft. Im mainzischen Erfurt läßt die schwankende Terminologie noch deutlich die allmähliche Ausbildung der Ratsverfassung erkennen 536 . 12 1 2 wird eine Urkunde ausgestellt von den stadtherrlichen Beamten Vogt, Viztum und Kämmerer sowie von burgenses, quibus dispensado rei publice eiusdem civitatis Erfordernis est eredita537. Hier steht noch der stadtherrliche Auftrag im Vordergrund, wie ihn Konrad von Hochstaden 1258 hinsichtlich der Kölner Schöffen formulierte. Am 29. August 1217 werden neben den drei Richtern Vogt, Viztum und Schultheiß universi burgenses, qui in nostra civitate consiliarii vocantur, aufgeführt 538 . Scheint hier schon die Ratsterminologie auf, so bewegt sich eine andere Urkunde desselben Jahres mit ihrem Rückgriff auf römisch-antike Begrifflichkeit noch auf dem Niveau, das in Köln um die Mitte des 12. Jahrhunderts erreicht war. In einer Urkunde vom 9. Dezember 1217 ist nämlich die Rede vom universus civitatis Erfesfordie nobilis senatu5539. Erst 1238 begegnet der Begriff consilium540. 1243 werden cónsules genannt, 1251 und 1260 consiliarii541. Am fortschrittlichsten erscheinen die Verhältnisse in Utrecht. In einer Urkunde des Jahres 1196 über einen Vergleich zwischen dem Marienstift und den Utrechter Bürgern werden nach Geistlichen zwölf Ministerialen, elf Schöffen und zwölf cónsules civitatis aufgeführt 542 . In den Schöffen wird man die ältere Kommunalbehörde sehen dürfen, wenn auch einschlägige Quellenzeugnisse fehlen. Auf bemerkenswert früh entwickelte bürgerliche Eigenständigkeit in Utrecht verweist das im dortigen Stadtarchiv überlieferte Privileg Heinrichs V. von 1122, mit dem der Kaiser eine Verbriefung von städtischen Rechten und Gewohnheiten durch Bischof Godebold (seit 1112) bestätigte 543 . Auf eine verhältnismäßig friedliche Verfassungsentwicklung deutet die Tatsache, daß das jüngere Gremium der cónsules den Schöffen nachgeordnet erscheint. Welche städtischen Gruppen diese cónsules repräsentieren, ist nicht bekannt. Ebensowenig, seit wann es sie gab. 1196 war allerdings für die Utrechter Diözese ein turbulentes Jahr. Eine holländische und eine geldrische Partei lieferten sich heftige Auseinandersetzungen 544 . Am 29. April 1196 starb Bischof Balduin von Holland auf einer Reise zum Kaiser in Mainz. Nach seinem Tod kam es zu einer Doppelwahl. Die holländische Partei

534

A M ENDE ( 1 9 7 5 ) , HOFFMANN ( 1 9 8 7 ) .

535SCHEPER

(1975) 119, 176.

536SCHMIDT(1921)

537UB

lOff.

Erfurt 1, 72. 5 3 8 U B Erfurt 1, 79. 5 3 9 U B Erfurt 1, 82. 5 4 0 U B Erfurt 1, 119. 5 4 1 U B Erfurt 1, 131, 150, 174. 5 4 2 O B Utrecht 1,529 = Elenchus 445f. Nr. 29 OPPERMANN (1908) 226f., dessen Schlußfolgerungen allerdings zu weit gehen. 5 4 3 OB Utrecht 1, 308. 5 4 4 Vgl. MG SS 16, 471; 23, 407.

74

Die Zeit des Thronstreits

wählten den jüngeren Bruder Balduins, den Dompropst Dietrich, die geldrische Partei den Propst von Deventer Arnold von Isenburg. Die Urkunde, die die cónsules nennt, wurde vor dem Zeitpunkt der Doppelwahl geschrieben, weil in ihr der Elekt Dietrich noch als Dompropst bezeichnet wird. Ob sie allerdings erst nach dem Tod Bischof Balduins entstanden ist, wie die Herausgeber des Utrechter Urkundenbuchs meinen, ist keineswegs sicher. Über die Haltung des Stadtherrn zu der Neuerung im bürgerlichen Regiment ist nichts bekannt. Der Utrechter Klerus akzeptierte jedenfalls den Rat als Verhandlungspartner. Die nächsten Belege für den Stadtrat stammen erst aus den Jahren 1230 und 1231545. Es kann nicht als gesichert gelten, daß die neue Behörde kontiniuierlich bestanden hat. Zweifel weckt die Adresse eines Schreibens der Stadt Köln an die Bürger von Utrecht von ca. 1198: iudicibus scabinis et cunctis civibus546. Bis Köln war die Kunde vom Utrechter Rat zu dieser Zeit also noch nicht gedrungen. An der Urkunde von 1196 hat ein heute verlorenes Utrechter Stadtsiegel gehangen, vermutlich dasselbe, von dem zu 1230 ein Abdruck erhalten ist 547 . Dieses Siegel gehört zu einem Typus, der zuerst 1185 in Cambrai auftritt548. Es zeigt im Bild eine befestigte Stadt, an der keinerlei Symbole der Stadtherrschaft zu erkennen sind, wie ältere Siegel sie etwa in Gestalt von Hochstiftspatronen aufweisen. Ähnlich autonom gibt sich die Umschrift Signum burgensium civitatis Traiecti. Das Stadtsiegel kann nicht weit vor 1196 entstanden sein. Man könnte deshalb an einen Zusammenhang mit dem Aufkommen des Utrechter Rates denken. Das Stadtsiegel wäre dann ein Indiz dafür, daß die bürgerliche Selbstverwaltung sich in Utrecht einen bemerkenswerten Freiraum geschaffen hatte. Insofern könnten die 1196 faßbaren Utrechter Verhältnisse, vorausgesetzt ihnen war eine gewisse Dauer beschieden, durchaus Vorbildcharakter für Köln gehabt haben. Für entschiedenere Aussagen fehlt aber die Quellengrundlage. Enger noch als zu Utrecht waren die Kölner Beziehungen zu Soest. Für Soest sind zum Jahre 1213 in einer Urkunde des Paderborner Klosters Abdinghof cónsules civitatis unverdächtig bezeugt 549 . Der zufällige Fremdbeleg sagt nichts über die Entstehungszeit und die Entstehungsbedingungen des Soester Rates aus. Man kann allerdings davon ausgehen, daß es sich dabei ähnlich wie in Lübeck um die organisatorische Verdichtung eines älteren Melioratsverbandes handelte. Die Soester meliores verfügten schon in den sechziger Jahren des 12. Jahrhunderts über ein Stadtsiegel550. Eine Parallele zur Kölner Entwicklung findet sich in Soest nicht. Der Überblick über die Frühgeschichte der städtischen Räte im deutschen Reich läßt die Vielfalt der Erscheinungen hervortreten, die sich hinter den Begriffen Ratmannen, Rat verbergen. Es gab gewachsene Gremien, die sich von einem bestimmten Zeitpunkt an als Rat bezeichneten und so das Bewußtwerden eines entwickelteren Zustandes bürgerlicher Selbstbestimmung signalisierten, es gab aber auch unter dem Namen Rat neugeschaffene städtische Behörden. Zu den letzteren zählte der Kölner Rat von 1216, der aber durch seine Frontstellung gegen eine schon bestehende bürgerliche Behörde, nämlich das Schöffenkolleg, in Deutschland eine Sonderstellung einnahm.

545

OPPERMANN (1908) 254ff.

S i e h e oben Anm. 445. C o r p u s sigillorum Neerlandicorum 626. 5 4 8 BEDOS (1980) 153 Nr. 166. Vgl. GROTEN (1985) 477. OPPERMANN (1908) sieht zu Unrecht im Utrechter Siegel den ältesten Vertreter dieses Typs. 5 4 9 W U B 7, 95. 5 5 0 V g l . GROTEN (1985) 454ff. 546

547

Räte im deutschen Reich

75

Nur die ältere Utrechter Entwicklung bietet Ansätze für einen Vergleich. Trotz der völlig anders gearteten Entstehungsbedingungen könnte natürlich der seit fast zwei Jahrzehnten in Deutschland kursierende Terminus cónsules von anderen Städten nach Köln übernommen worden sein. Zu der Art und Weise der Rezeption des Begriffs cónsules in Deutschland sind noch einige allgemeine Bemerkungen zu machen. Rabe hat darauf hingewiesen, daß zu der Zeit, als in Deutschland städtische Räte entstanden, sich die Konsularverfassung in Italien schon im Niedergang befand und an die Spitzen vieler Städte auswärtige Podestà berufen wurden 551 . Er Schloß aus dieser Beobachtung, daß die Ratsverfassung nicht unmittelbar aus Italien übernommen worden sein könnte. Er verwies stattdessen auf Südfrankreich als Vermittlungsraum, weil dort die Konsularverfassung länger in Blüte gestanden hat. Diese Hypothese kann letztlich nicht überzeugen. Sie beruht insofern auf irrigen Voraussetzungen, als durch die Berufung von Podestà die Ämter der Konsuln in den italienischen Städten keineswegs abgeschafft wurden. Mit dem Bild von Konsuln, über denen ein Podestà stand, ließ sich aber, vom Bestallungsmodus einmal abgesehen, leicht das eines Rates vergleichen, dem stadtherrliche Beamte wie Richter oder Schultheißen vorgesetzt waren. In Köln kannte man im 12. Jahrhundert sogar den Begriff potestas civitatis, fronegewelde für die Richter 552 . Weiterhin darf es sowieso nicht als ausgemacht gelten, daß die Ratsverfassung als unmittelbare Kopie eines Vorbildes, sei es eines italienischen oder eines französischen, eingeführt worden ist, vermittelt etwa durch reisende Kaufleute. Bei näherem Zusehen sind die Unterschiede zwischen deutschen und italienischen Behörden doch zu groß. Intensiver, als es bisher geschehen ist, sollte man eine Rezeption einerseits durch literarische Vermittlung andererseits durch Vermittlung gelehrter Kleriker in Erwägung ziehen. Darüber hinaus darf man der Ratsverfassung in Deutschland auch heimische Wurzeln nicht von vornherein absprechen. Ein Text, der die oben angesprochene Vermittlerrolle hätte spielen können, ist eine Stelle in den Gesta Friderici Ottos von Freising, in der die Lombarden mit analytischem Scharfblick, wie Renato Bordone jüngst hervorgehoben hat 553 , charakterisiert werden:

Denique libertatem tantopere affectant, ut potestatis insolentiam fugiendo consulum potius quam imperantium regantur arbitrio. Cumque tres inter eos ordines, id est capitaneorum, vavassorum, plebis, esse noscantur, ad reprimendam superbiam non de uno, sed de singulis predicti cónsules elinguntur, neve ad dominandi libidinem prorumpant, singulis pene annis variantur•554. Dieser Passus zählt alle Elemente auf, die für die Räte konstitutiv waren: die Wahl durch die Bürgerschaft, der jährliche Amtswechsel und die Berücksichtigung verschiedener städtischer Gruppen, die sich in Deutschland meist auf die der Ministerialen und der bürgerlichen Oberschicht beschränkte. Gerade für die Kölner Verhältnisse erweisen sich die Ausführungen Ottos von Freising als ausgesprochen einschlägig. Über

55

'RABE (1966) lOOff. 2 I 2 - 5 ; 3 III 3, 7.

552L 553

BORDONE ( 1 9 8 7 ) 9ff.

554Buch

II, 13, M G SSrer.Germ. ed. WAITZ (1912) 116.

76

Die Zeit des Thronstreits

die Führungsrolle der cónsules in der Stadt Mailand berichtete z. B. auch die Kölner Königschronik zum Jahre 1162 555 . Ein Beispiel für die Vermittlung des cónsules-Begriffes durch gelehrte Kleriker liefert eine Urkunde von 1178 aus Soest über die Umwandlung des alten erzbischöflichen Palastes in ein Hospital 556 . Die Urkunde, die nur in einer repräsentativ gestalteten Abschrift von ca. 1300 erhalten ist, wurde vor allem wegen der Schlußformel ihrer Zeugenliste (et aliorum multorum tarn consulum quam civium eiusdem civitatis) für verfälscht erklärt, weil man zu Recht darauf hinweisen konnte, daß es in Soest 1178 wohl noch keine Ratmannen gab. Luise von Winterfeld hat den gesamten Urkundentext als Fälschung verworfen, während von Klocke zu einer weit günstigeren Beurteilung gelangte557. Man wird wohl noch weiter gehen müssen. Die Urkunde ist in einer überladenen, gelehrten und zugleich recht unpräzisen Sprache langatmig verfaßt. Sie legt mehr Wert auf die theologische Begründung der Hospitalstiftung aus der Sicht des Kölner Erzbischofs als auf die genaue Festlegung der Hospitalverfassung. Man erfährt nur, daß die Stiftung von der Soester Bürgerschaft angeregt und von Philipp von Heinsberg vollzogen wurde. Die Pfleger des Hospitals und die dort dienenden Priester werden mit den Stiftungsgütern pauschal in Schutz genommen. Diese vagen Bestimmungen, die vielleicht die noch unausgereifte Gründungsphase reflektieren, lassen keine Fälschungsabsicht erkennen, weder zugunsten der gar nicht erwähnten Kanoniker von St. Patrokli, wie von Winterfeld meinte, noch zugunsten der Soester Bürgerschaft, die im Kontext der Urkunde nur in der Rolle des Bittstellers erscheint. Als Vorlagen hat der Verfasser der Urkunde eine Papsturkunde mit dem gängigen Initium Iustis petentium desideriis verwendet558 und erstaunlicherweise die Urkunde Erzbischof Friedrichs I. von Köln über die Stiftung des Hospitals des Bonner Cassiusstiftes von 1112 559 . Die Urkunden von 1112 und 1178 haben nicht nur das eher naheliegende Zitat Math. 25, 41 gemeinsam560, sondern auch den ersten Grundgedanken der Arenga, das Gewähren frommer Bitten. Weitere inhaltliche und textliche Berührungen erheben die Abhängigkeit der Soester Urkunde von der Bonner über jeden Zweifel. Die Kenntnis der älteren Urkunde wird man eher einem Kleriker aus der Umgebung Philipps von Heinsberg zutrauen dürfen als einem Soester Fälscher des späten 13. Jahrhunderts. Die Urkunde läßt sich zwangloser als ausgefallene Glanzprobe gelehrter Bildung des 12. Jahrhunderts lesen denn als Zweckfälschung des 13. Jahrhunderts. Der Fälscher wäre kaum gut beraten gewesen, ein so abstruses Werk zu liefern. Man muß auch, was bisher versäumt worden ist, den wenig später in Kassel ausgestellten Bündnisvertrag Erzbischof Philipps mit der Halberstädter Kirche in die Überlegungen zur Echtheit der Soester Hospitalurkunde mit einbeziehen561. Dieser

WAITZ(1880) 11 Of. D r u c k : VON KLOCKE (1964) Iff. Nr. 1. 5 5 7 VON WINTERFELD (1932) 232ff., von KLOCKE (1964) 4ff. 5 5 8 D i e Urkunde Innozenz' III. für das Hospital von 1216 ( W U B 7, 115) kommt allerdings als Vorlage (auch im Falle einer Fälschung) nicht in Frage. 555

556

559

L A C O M B L E T 1, 2 7 5 .

^®Die Soester Urkunde verwendet auch noch Hebr. 13,2. 5 6 1 R E K 2 , 1 1 0 5 , PRUTZ (1865) 485f. Nr. 17. 5

Räte im deutschen Reich

77

Text zeigt Übereinstimmungen mit der Stiftungsurkunde 562 , die zu der Vermutung Anlaß geben, daß beide Urkunden vom selben Diktator herrühren. Vielleicht handelte es sich bei ihm um den als letzten geistlichen Zeugen im Bündnisvertrag genannten Propst Johannes von Zyfflich, dessen Bildung eine Urkunde von 1174 preist 563 . Johannes war zunächst Kanoniker und Scholaster von Soest, bevor Reinald von Dassel ihn in seine Umgebung zog und mit der Propstei von Zyfflich auszeichnete. Später wurde Johannes Subdekan am Kölner Dom 56 . Er könnte 1178 durchaus den Auftrag erhalten haben, eine Urkunde zu verfassen, die seine alte Wirkungsstätte betraf und deren Verfügungen dem Erzbischof am Vorabend seiner Auseinandersetzungen mit Heinrich dem Löwen sehr am Herzen lagen565. Nach von Klockes Urteil sind zwei Dinge nicht mit einer Datierung der Hospitalurkunde in das 12. Jahrhundert vereinbar: die Festsetzung des Tagesdatums nach fortlaufender Zählung der Tage des Monats (mense Iunio XX prima die eiusdem mensis) und die Erwähnung der cónsules von Soest. Beides läßt sich aber zusammenhängend erklären. Die fortlaufende Tageszählung war in Westfalen um 1300 nicht üblicher als im 12.Jahrhundert. Von einem Fälscher des 13.Jahrhunderts hätte man eine Monatsdatierung oder eine Datierung nach dem Heiligenkalender erwartet. Sowohl die Tagesdatierung nach heutiger Art als auch den Begriff cónsules konnte der Verfasser der Urkunde von 1178 aber in Italien kennenlernen. Philipp von Heinsberg durchzog 1177 die Lombardei, den Exarchat von Ravenna und Venetien566. Ein Kleriker aus der Umgebung des Erzbischofs könnte also italienische Reminiszenzen in seine besonders feierlich gestaltete Urkunde eingearbeitet haben. Das bedeutet natürlich, daß der in der Ferne aufgenommene Begriff cónsules den Soester Verhältnissen nur übergestülpt wurde. Es gab tatsächlich keine den italienischen Konsuln entsprechenden Ratmannen in der westfälischen Stadt. Der Schreiber wollte mit dem importierten Terminus möglicherweise die gemeindeleitende Funktion der Soester meliores kennzeichnen, die schon in einer früheren Urkunde angesprochen wird (quorum auctoritate pretaxata villa tunc pollebat et in quibus summa iuris et rerum consistebat567). Zu vergleichen wäre die Verwendung des Titels senator es in Köln. Der einmal in die Überlieferung eingeführte Begriff cónsules könnte zu gegebener Zeit in Soest seine Wirkung entfaltet haben. Mit ähnlichen Anregungen durch gebildete, weitgereiste Kleriker ist auch in anderen Städten zu rechnen. Zumal im Falle Kölns ist an die engen Beziehungen zwischen weifisch gesinnten Bürgern und Geistlichen gleicher Parteistellung zu erinnern 568 . Einzelne Kleriker könnten aus Lektüre oder eigener Erfahrung geschöpfte Informationen über das italienische Konsulat den Bürgern vermittelt haben, die nach Möglichkeiten suchten, die politischen Verhältnisse in ihrer Stadt neu zu gestalten.

nennen wären Intitulatio, Bibelzitat in der Arenga (Jesaja 56, 10), stilistische Eigenheiten (vgl. vor allem den ersten Satz der Dispositio nach notum igitur), Titel dominus für den Bischof. 56 'Siehe oben Anm. 344. 564 GROTEN (1980) 104f., 252. Eine undatierte Urkunde Erzbischof Philipps von Heinsberg für das Stift Zyfflich (SLOET 321) ähnelt im Stil der Soester Urkunde. Vgl. das Zitat aus Prov. 2,14 in der Poen. ut . . . sancta Coloniensis ecclesia et noster episcopatus stabili et diuturna in hoc mundo domino annuente pace fruatur. 566 R E K 2,1061-1094. 567 SEIBERTZ (1839) 1, 58, VON KLOCKE (1927) 238. Vgl. GROTEN (1985) 454ff. 568 Vgl. oben bei Anm. 359.

78

Die Zeit des Thronstreits

Wenn es in Köln vor allem die Weifenanhänger waren, die den Rat stützten, so empfiehlt es sich angesichts der englischen Verbindungen dieser Kreise auf der Suche nach Modellen für die Kölner Ereignisse von 1216 zum Schluß noch einen Blick auf die Situation in London und anderen englischen Städten zu werfen. In der Entfaltung bürgerlicher Selbstverwaltung standen die englischen Städte insgesamt deutlich hinter der kontinentalen Entwicklung zurück. Das starke englische Königtum wußte ein Übergreifen der kommunalen Bewegung von Frankreich her lange zu unterbinden. In London bildete sich erst während der Abwesenheit König Richards im Jahre 1191 eine Kommune nach französischem Vorbild569. Als Kommunalbehörden fungierten der Mayor und die skivini (Schöffen), in denen man wohl die seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts bezeugten aldermen zu sehen hat. Weiterhin werden probi homines als Beteiligte am städtischen Regiment erwähnt. Gegen dieses kommunale Regime regte sich schon im Jahre 1196 innerstädtischer Widerstand. Zu 1200/01 berichtet der Londoner Stadtchronist Arnold Fitz Thedmar: Hoc anno fuerunt XXV electi de discretioribus civitatis et iuratipro lendo civitatem una cum maiore570.

consu-

Der knappe Satz entzieht sich einer zweifelsfreien Deutung. Auch die genaue zeitliche Einordnung des Berichts ist unsicher. Arnold weiß nichts darüber, von wem die Initiative zu der Wahl der 25 Geschworenen ausging, wer sie wählte und wie sich die Gewählten zu den Aldermen verhielten. Deutlich wird nur, daß die Stellung des Mayor durch die Wahl nicht beeinträchtigt wurde. Wie lange die Geschworenen im Amt blieben, ist ebenfalls nicht bekannt. Ihr Beratungsauftrag könnte sich auf bestimmte Probleme beschränkt haben. Dabei drängt sich die Frage auf, ob Arnolds Bericht nicht etwa mit einem Mandat König Johanns vom 3. Februar 1206 in Verbindung zu bringen ist, in dem die Wahl von 24 Männern angeordnet wurde, die im Interesse der Krone die Machenschaften der Stadtoberen untersuchen sollten, denen Rechtsbeugung und Unregelmäßigkeiten bei der Steuererhebung vorgeworfen wurden571. Auch das Eingreifen König Johanns zeigt jedenfalls, daß in London zu Beginn des 13. Jahrhunderts erhebliche soziale Spannungen bestanden. Zu einer Umgestaltung der Stadtverfassung kam es jedoch nicht, weil der König zwar korrigierend in die Verhältnisse eingriff, das bestehende Stadtregiment aber nicht antastete. Andernorts in England entstanden um die Wende zum 13. Jahrhundert allerdings neue Stadträte, in Ipswich im Sommer 1200, in Northampton aufgrund eines königlichen Schreibens vom 3. Februar 12 1 5 572 . So konnte aufs Ganze gesehen ähnlich wie in Deutschland am Ober- und Mittelrhein und im Norden auch in England der Eindruck einer kommunalen Aufbruchstimmung entstehen. In diese große Bewegung waren auch die Vorgänge in Köln eingebettet.

569WEINBAUM 570

(1929) 42ff.

T A I T ( 1 9 3 6 ) 179.

571WEINBAUM 5 7 2 TAIT

(1929) 59ff., besonders 61 Anm. 1; TAIT (1936) 180, REYNOLDS (1972) 350. (1936) 182f. Zu Ipswich vgl. GROSS (1890) 2, 114ff. (Edition), ansonsten PLATT (1976) 130ff.

Nobiles burgenses Colonienses

1.4.4. Nobiles burgenses

79

Colonienses

In der Urkunde Friedrichs II. für die Stadt Köln von 1216 werden die Bürger als nobiles burgenses Colonienses bezeichnet 573 . Richard von Cornwall und Rudolf von Habsburg haben diese Titulierung in ihre Bestätigungsurkunden aufgenommen 574 . Das Adelsprädikat läßt sich in Köln auf einen bestimmten Bürger bezogen schon 1212 nachweisen, so daß man annehmen muß, daß es auf Anregung der Empfänger in das Diplom Friedrichs II. aufgenommen worden ist. In einer vom Abt des Klosters Eberbach ausgestellten Urkunde wird der verstorbene Stifter Werner Birkelin als nobilis civis de Colonia eingeführt 575 . Ein Werner Birkelin tritt zuerst um 1170 im Kirchspiel St. Kolumba auf 576 . In den achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts wird auch seine Ehefrau Blithildis, eine Tochter Alberos cum buza, genannt 577 . Werner ist nicht als Inhaber städtischer Ämter nachzuweisen. Dennoch dürfte er dem Meliorat zuzurechnen sein, denn drei seiner Söhne waren Schöffen bzw. Schöffenbrüder 578 . Vor 1212 findet man das Prädikat nobilis auf Bürger bezogen in Kölner Urkunden nicht. Die Translatio s. Servatii des Jocundus spricht allerdings schon vor 1088 von einem Kölner Bürger, der Ackerland bei Jülich besaß, als dives valde et nobilis579. In ähnlich unpräziser Weise ist in den Annomirakeln von einer matrona nobilis de Colonia die Rede 580 . Der größte Teil der Kölner Bevölkerung war zweifellos dem freien Stande zuzurechnen. In ihrer persönlichen Freiheit beschränkt waren Ministerialen und Zensualen. Die Hervorhebung des freien Standes reichte am Ende des 12. Jahrhunderts aber zur Befriedigung gehobener gesellschaftlicher Ansprüche nicht mehr aus. Um die Wende zum 13. Jahrhundert fand der Begriff Uber als Rangprädikat kaum noch Anwendung. Seine Stelle hatte weitgehend das Wort nobilis eingenommen. Das zeigt beispielhaft die Übersetzung des Beinamens Friman in den Kölner Schreinskarten. Auf der zweiten Karte des Kirchspiels von St. Gereon wird ein Theodericus Liber genannt, dessen gleichnamiger Sohn auf der fünften Karte Theodericus Nobilis heißt 581 . Für den Adelsrang bürgerlicher Führungsgruppen gab es europäische Vorbilder, die auf die Kölner Entwicklung eingewirkt haben könnten. Stadtsässigen Adel trifft man durchweg in den italienischen Städten an 582 . Einem Konsortium von mercatores, nobiles cives Romani stellten im Mai 1213 der Propst und drei Kanoniker von 5 7 3 Quellen

2, 48. 2, 372 (27. Mai 1257); 3, 74 (16. Oktober 1273), 93 (8. November 1274). 5 7 5 Oculus memorie 2, 450f., Quellen 2, 49 zu 1215. Der Urkunde entspricht das Schreinsnotum Β 3 IX 11. 5 7 6 C 2 (vor 1170) II 33 (vgl. KEUSSEN [1904] 21), C 1 I 7. Zu den Birkelin vgl. allgemein LAU, Patriziat 2, 363ff., VON WINTERFELD (1925) 38ff. (nicht in allem zuverlässig). Die Lesung des Beinamens in L 2 I 5 ist unsicher. 5 7 7 M 10 IV 12. 578 LAU, Patriziat 2, 364f. 5 7 9 M G SS 12, 110. In Mainzer UB 2, 1, 218 (1156) wird ein Saleman als homo generose prosapie Moguntine civitatis avis, seine Frau als eque nobilis bezeichnet. Die Vita Eckenberti hat civis [von Worms]/«tf nobilis genere. Quellen Worms 3,129. 580 Libellus 34 (zu 1183/84). Auch Roger von Wendover spricht von nobiles matrone zu 1235 (MG SS 28, 72). 5 7 4 Quellen

5 8 1

C 2 ( v o r 1 1 7 0 ) II 1 ( v g l . KEUSSEN [ 1 9 0 4 ] 2 1 ) . JOERRES ( 1 8 9 3 ) 1 7 ( 1 1 6 0 ) . G 2 I V 7 ; 5 II 9 . V g l . GROTEN ( 1 9 8 4 ) 7 4 N r . 2 1 , HAGSTRÖM ( 1 9 4 9 ) 1 , 1 9 5 , 3 4 4 , 3 9 4 .

5 8 2 Vgl.

BORDONE (1987) 98, 154ff.

80

Die Zeit des Thronstreits

St. Gereon im Namen von Erzbischof Dietrich von Hengebach einen Schuldschein aus, der schließlich in den städtischen Urkundenfonds gelangt ist583. Auch London kommt als Vorbild in Frage. Dort bezeichnete man die führenden Männer der Bürgerschaft, erkennbar seit den vierziger Jahren des 12. Jahrhunderts, als Barone584. Das Londoner Stadtsiegel hatte die Umschrift Sigillum baronum Londiniarum^. Auch in den sogenannten Cinque Ports Hastings, Dover, Romney, Hythe und Sandwich sind Barone bezeugt586. Im deutschen Reich gibt es, von Köln abgesehen, um 1200 kaum Hinweise darauf, daß bürgerliche Gruppen adligen Status für sich in Anspruch nahmen. Eine etwa 1190 vom Bischof von Münster ausgestellte Urkunde endet: aliique quam plures tarn clerici quam layci tarn nobiles quam de plebe cives Warmatiensis civitatis ministeriales quoque domini Warmatiensis extra civitatem in rure habitantes597. Ob das Prädikat nobiles auf Wormser Bürger zu beziehen ist, die von der plebs abgehoben werden sollen, ist keineswegs sicher, zumal der Graf von Arnsberg in der Zeugenliste genannt wird. Auch der „edle Senat" der Erfurter paßt nicht recht in den gegenwärtigen Zusammenhang588. In Köln hatte sich die städtische Führungsschicht seit dem späten 11. Jahrhundert durch Begriffe wie meliores, optimates, potiores von der übrigen Bürgerschaft abzuheben gesucht. Das Meliorat neigte dazu, seine Vorrangstellung geburtsständisch aufzufassen. 1142 legt eine Kölnerin Wert auf die Feststellung, sie sei civis Coloniensis et sub iure et lege civili a primevis parentibus exorta599. In einem kurz nach 1123 verfaßten Brief an den Abt Rudolf von St.Trond wird einem plebeius nummatus ein generosior gegenübergestellt, von dem es auch heißt, er sei ditior facúltate und eine nota et urbana persona 90. In dem Wort generosior steckt der Begriff genus, Geschlecht, der eine geburtsständische Komponente andeutet. Gegenüber diesem Vorzug hilft dem „Gemeinen" auch sein Reichtum nichts. Er hat damit zwar in einem Bereich mit seinem geschlechterstolzen Konkurrenten gleichgezogen, denn auch die meliores sind selbstverständlich reich, sie genießen darüber hinaus aber noch ein besonderes Ansehen, das nicht so ohne weiteres zu erwerben ist. Die gleichen Lagemerkmale spricht Caesarius von Heisterbach an, wenn er den Kölner Schöffen Heinrich Goltstein de alto sanguine eiusdem civitatis, vir dives et honoratus nennt591. Einen organisatorischen Rückhalt hatten die Kölner meliores seit dem frühen 12. Jahrhundert in der Richerzeche. Der Anspruch auf Adelsrang verschärfte die Abgrenzung zur Gemeinde in unerhörter Weise. Nicht miteinander zu vereinbaren waren um 1200 am Niederrhein Adelsrang und Ministerialenstatus. Es ist sattsam bekannt, daß der bürgerlichen Führungsschicht Quellen 2,40, früher HUA 60, jetzt HStAD, Dep. Stadt Köln U 30. Vgl. auch LACOMBLET 2,47 (Domstift U 1/68). 584 TAIT(1936) 256ff. 585 Abbildung in Age of Chivalry 273 Nr. 193. 586 TAIT (1936) 259ff. 5 8 7 U B Worms 1, 91. Vgl. Ζοτζ (1977) 119f. 588 Siehe oben Anm. 539. 5 8 9 Quellen 1, 51. 5 9 0 M G SS 10, 317. 583

59,

MEISTER (1901) 53. Heinrich als Schöffe in St. Aposteln U 2/1 (1213).

Nobiles burgenses Colonienses

81

Kölns im 12. Jahrhundert eine große Zahl von Ministerialen angehörte592. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts treten die ministerialischen Bindungen der Bürger stark in den Hintergrund. Für Köln besteht zu dieser Zeit also nicht mehr das Problem, das sich Schlunk im Hinblick auf Nürnberg, Altenburg und Frankfurt stellte: „Wir müssen heute nicht mehr den ministerialischen, sondern den „bürgerlichen" civis nachweisen. Die Beweislast hat sich umgedreht"593. Köln war zu Beginn des 13. Jahrhunderts also keineswegs eine „Stadt ohne Bürger". Nur noch wenige Mitglieder des Schöffenkollegs und der Richerzeche treten als erzbischöfliche Dienstleute in Erscheinung. An früherer Stelle wurden schon Dietrich von der Ehrenpforte und Richolf Parfuse erwähnt594. Gestalten der Übergangszeit sind auch Goswin Minnevuz und Heinrich von Zündorf. Goswin Minnevuz war einerseits Schöffe und Richerzechenoffizial, andererseits Ritter und erzbischöflicher Ministeriale595. Das zuletzt angesprochene Moment der Dienstbarkeit stand allerdings einer Ehe zwischen Goswins Tochter Aleidis und dem Edelherrn Wilhelm von Brempt nicht im Wege596. Heinrich von Zündorf hatte alle Ämter und Titel mit Goswin Minnevuz gemeinsam597. Sein besonderes Verhältnis zum englischen König wurde schon oben herausgearbeitet598. Trotz ministerialischer Bindungen legte Heinrich vor allem Wert auf seinen Bürgerstatus; in seinem Schreiben an Heinrich III. von England bezeichnet er sich schlicht als civis Coloniensis599. Während Heinrichs Tochter Gertrud mit dem Ministerialen Gerhard von Bell verheiratet wurde600, heirateten seine Söhne Kölner Bürgerstöchter, Gerhard Christine, die Tochter Gottschalks von Wipperfürth601, Heinrich Gertrud, die Tochter Gottfried Vetscholders602. Charakteristisch für die Kölner Situation des frühen 13. Jahrhunderts sind Männer wie der erzbischöfliche Küchenmeister Dietrich Grin603, der in bürgerlichen Ämtern ebensowenig nachzuweisen ist wie der Ritter Gerhard Scherfgin, der wiederholt Geldgeschäfte für die Erzbischöfe Engelbert von Berg und Heinrich von Müllenark auf den Champagner Messen abwickelte604. Stadtsässige Ritter wie Richwin miles und Heinrich Calvus miles standen in keinen erkennbaren Beziehungen zur städtischen Führungsschicht605. Die Söhne des erzbischöflichen Kämmerers Hermann, die sich nach dem Ort Bachem nannten, zogen sich aus der Kölner Bürgerschaft zurück606. 592 Vgl.

oben Anm. 8. (1987) 213. 594 Vgl. oben bei Anm. 197. 5 9 5 R E K 3, 202; Sb. 16 f° 21', 380 f° 4' (dominus); St. Aposteln U 1/5; REK 3, 86. Vgl. allgemein LAU (1895) 330. 5 9 6 Sb. 448 f° 1Γ (1232), 15; 16 f° 32, 36'; 380 f° 4', 5. Vgl. schon FAHNE (1848) 1, 50, übersehen bei HER593SCHLUNK

BORN ( 1 9 7 7 ) 195. 597LAU

(1895) 129. Ansonsten Belege oben in Anm. 103. oben bei Anm. 102. 599 Siehe oben Anm. 105. 600CARDAUNS (1882) 14 Nr. 15 (1235). Gerhard war der Sohn des erzbischöflichen Kämmerers Otto. Er nannte sich auch Gerhard de sanáis apostolis (Domstift U 1/252, 1256). Als Vogt von Müngersdorf mit dem Beinamen de Colonia in St. Aposteln U 1/25 (1239). 6 0 1 Sb. 16 f° 35', 36; 447 f° 6. ^Geistliche Abt. 18, 188, 199; Sb. 447 f° 23' (1237). 603 Belegt 1218-38. REK 3,227, 400, 530, 660f., 847, 855, 865, 890. 5 9 8 Vgl.

604

R E K 3, 3 3 9 ( 1 2 2 1 ) , 3 4 7 , 3 7 6 , 5 1 6 , 6 0 7 , 9 3 7 ( 1 2 3 8 ) , SCHULTE ( 1 9 0 0 ) 2, 2 8 6 N r . 4 2 5 ( N o v e m b e r 1226).

Dieser Gerhard ist in der Stammtafel bei LAU, Patriziat 3, 140 nicht auszumachen. 21 V 12; Ν 13 III 29-31, 19 I 8.

605M

606Vgl.

GROTEN ( 1 9 8 4 ) 7 9 N r . 7 6 .

82

Die Zeit des Thronstreits

Das Auseinandertreten von Bürgerschaft und Ministerialität zu Beginn des D.Jahrhunderts dürfte seine Ursachen in der Entwicklung des Ministeriaistandes haben. Die Ministerialen hatten im 12. Jahrhundert einen gesellschaftlichen Aufstieg erlebt. Ihre unfreie Herkunft trat kaum noch in Erscheinung607. Vehikel des Aufstiegs war vor allem der Kriegsdienst zu Pferd, der den Dienstmann äußerlich stark an den adligen Krieger anglich. Kennzeichen des verbesserten Status war für viele Ministerialen die Ritterwürde. Das Rittertum prägte den Dienstmannenstand im Laufe der Zeit so nachhaltig, daß der Begriff miles seit dem Beginn des 13.Jahrhunderts den des ministerialis weitgehend ablöste. Im Soge dieser Entwicklung wurde es für die Ministerialen zum gesellschaftlichen Zwang, die Ritterwürde zu erwerben und ritterlich zu leben. Diese Lebensform war aber für die bürgerliche Führungsschicht Kölns zu Beginn des 13. Jahrhunderts offenbar noch nicht attraktiv. Im Kölner Meliorat machte sich das Streben nach der Ritterwürde in größerem Umfang erst zwei Generationen später bemerkbar608. Wenn die Bürger sich aber von den Ministerialen abgrenzen wollten, mußten sie ihren Status neu begründen. Da lag es für sie nahe, sich am Adel zu orientieren. Die Grundlage für adlige Selbsteinschätzung bot der Reichtum der Bürger, die vielfach über umfangreichen Grundbesitz außerhalb der Mauern ihrer Stadt verfügten609. Adligem Brauch entsprach die Führung des Titels Herr durch die Amtleute der Richerzeche610. Hinsichtlich der materiellen Kultur und im Bildungsniveau übertraf mancher Kölner Bürger den Adel des Umlandes bei weitem. Es ist nicht überliefert, welche städtischen Geschlechter adligen Status für sich in Anspruch nahmen. Da Begriffe wie „gute Leute", „die Besten von der Stadt" nicht obsolet wurden, wird man annehmen müssen, daß nur ein engerer Kreis innerhalb der Oberschicht den Adelsanspruch aktiv vertrat. Die Verwendung des Terminus nobilitas in der lateinischen Kölner Reimchronik zeigt an, daß man die von der Mühlengasse, die laut Gottfried Hagen van der bester art sint her kamen und van den aldesten gesleichtenbn, zu diesem Kreis zählte. Weitere Aufschlüsse liefert eine Betrachtung des bürgerlichen Siegelwesens in Köln. Das älteste Bürgersiegel ist an einer Urkunde aus dem Jahre 1226 erhalten612. Das kleine spitzovale Siegel hat die Umschrift Sigillum Wilhelmi civis Coloniensis. Hervorgehoben wird also die Bürgerqualität Wilhelms. Es fehlt dagegen ein Beiname, der eine zweifelsfreie Identifizierung ermöglichen würde. Zu denken wäre an den seit 1182/84 belegten Schöffen, der mit dem Wilhelm de Foro einer Zeugenliste von 1221 identisch sein dürfte613. Bei dem Pächter von St. Aposteln Herrn Wilhelm wird es sich um denselben Mann handeln614. Der Siegelführer ist im Siegelbild stehend in höfischer Kleidung dargestellt. Er trägt ein langes, faltenreiches, gegürtetes Obergewand mit engen Ärmeln und einen hermelingefütterten Mantel, der am Hals von einer Tasselschnur615 gehalten 607GROTEN

(1988) 45ff.

608Vgl.

unten Kap. 3. bei Anm. 755. 6° 9 Eine bei weitem nicht vollständige Zusammenstellung außerstädtischen Grundbesitzes bis 1250 bietet LAU (1895) 339f. Anhang C. 6 1 0 V g l . dazu GROTEN (1984) 40f. 6 1 1 WAITZ (1880) 314 V. 39, Chroniken 1 2 , 1 4 2 V. 4218f. 612HUA

3/80 (Quellen 2, 92) undatiert, inseriert in Quellen 2, 98 von Mai 1226. Abbildung des Siegels in Das hohe Mittelalter 85. 6 1 3 V g l . die Belege bei GROTEN (1984) 35 A n m . 9. « « S t . Aposteln U 2/1. Vgl. auch HILLIGER (1902) XIII (1217/18). 6 , 5 V g l . dazu BUMKE (1986) 1, 204.

Nobiles burgenses Colonienses

83

wird. Mit einer stereotypen höfischen Gebärde greift Wilhelm mit der linken Hand in die Tasselschnur und schwingt mit der Rechten in Hüfthöhe den Mantel auf, um das reiche Futter zur Geltung zu bringen 616 . Wilhelm ist bartlos dargestellt und trägt das gelockte Haar halblang. Die ganze Erscheinung des Siegelführers zeigt adligen Zuschnitt. Auffällig ist, daß Wilhelm keine Waffen trägt. Es fehlt also die militärische Komponente der höfischen Kultur. Wilhelm repräsentiert eine sozusagen zivile, urbane Variante der curialitas, die den Namen Urbanität verdient. Auf die Zusammenhänge von verfeinerter Stadtkultur und ritterlicher Höfigkeit hat im Hinblick auf italienische Verhältnisse jüngst wieder Bordone hingewiesen617. Parallelen zu dem Typus, den Wilhelms Siegel vertritt, liefern zeitgenössische Siegel adliger Damen. Als Beispiele seien die Siegel der Imagina von Altena (1224), Beatrix von Heinsberg (1225), Beatrix von Falkenburg (1230/40) und Irmgard von Berg (1238) aus dem weiteren Umfeld der Stadt Köln angeführt 618 . Wilhelms Siegel war kein Einzelstück. Ein sehr ähnliches ist für den Schöffen Richolf de Macellis aus dem Jahre 1238 erhalten 619 . Richolf trägt die gleiche Tracht wie Wilhelm, allerdings modisch abgewandelt mit etwas kürzerem, sehr tief gegürteten Gewand. Richolf greift mit der Linken in die Tasselschnur und hält in der Rechten eine Blume. Den Kontext dieser Geste, die sich auch auf Damensiegeln findet, erhellt der Bericht Rogers von Wendover über den Empfang der Braut Kaiser Friedrichs II., Isabella von England, 1235 in Köln: exierunt ab urbe in occursum eius ad 10 milia civium cum floribus et palmis acfestivis indumentis; qui in equis sedentes Hispanicis, ad agilem eos cursum urgebant, dum bastas et arundines quas ferebant in manibus in alterutrum confregerunt620. Dem englischen Chronisten zufolge pflegten die Kölner Bürger also auch ritterliche Kampfspiele. Roger berichtet weiter, auf Wagen in Schiffsform, die von unter Decken versteckten Pferden bewegt wurden, hätten Kleriker zu Instrumentalbegleitung bislang nie gehörte Weisen gesungen. Hier wird die Einbindung der klerikalen Bildung in die städtische Kultur deutlich. Auch die Brüder Johann und Matthias von der Lintgasse, beide Schöffen, führten Siegel des soeben beschriebenen Typs, die aber nur noch in Resten an einer undatierten Urkunde erhalten sind, die um 1230 entstanden ist621. Eine ganz andere Art von Siegel führte 1243 der Schöffe Bruno Kranz, Sohn des Schöffen Gerhard Scherfwin 622 . Der einzige erhaltene Abdruck läßt undeutlich eine antike Gemme erkennen, um die ein Band mit der Umschrift Brun Cranz (mit 6I6

B U M K E ( 1 9 8 6 ) 1, 195f.

617

BORDONE (1987) 68f.

618

Corpus sigillorum Neerlandicorum 655, 1273; EWALD 6, Tafel 7, 4; 23, 4. Vgl. auch BUMKE (1986) 1, 195 (1247).

619

St. Georg U 2/16. LAU, Patriziat 3,143. 620 MG SS 28, 72. 621 UB Altenberg 1, 105. 622 H U A 1/131. Bruno war der einzige Schöffe, der 1259 nicht abgesetzt wurde (Quellen 2, 394). Bei seiner Wahl zum Schöffenbruder wird er noch Bruno Scherfwin genannt (LAU [1895] 130). Lau hat nicht erkannt, daß die Scherfgin und die Scherfwin völlig verschiedene Geschlechter waren. Er hat die Scherfwin deshalb in den Stammbaum der Scherfgin eingearbeitet. Gerhard und Bruno Scherfwin in LAU, Patriziat 3, 141.Bisher sind fast alle Autoren Lau gefolgt. Vgl. z.B. von WINTERFELD (1925) 14. HAGSTRÖM (1949) 1, 234 meldet Zweifel an.

84

Die Zeit des Thronstreits

verdrehtem Z) gelegt ist. Antike Gemmen wurden im Mittelalter nicht nur ihres Edelsteinwertes und ihrer künstlerischen Gestaltung wegen geschätzt, sondern auch wegen der magischen Kräfte, die man den Steinen innewohnen glaubte. Gemmensiegel findet man im 13. Jahrhundert bei adligen Damen und bei Klerikern 623 . Sie gehörten also wiederum zu den Requisiten gehobener Kultur. Bei Bruno Kranz könnte auch der Bezug zur römischen Vergangenheit, deren man sich in Köln bewußt war, von Bedeutung gewesen sein. Wichtig ist nun die Feststellung, daß Brunos Sohn Gerhard 1278 ein Wappensiegel (zwei verschränkte Zickzackbalken) nach Art des ritterlichen Niederadels führte 624 . Selbst wenn man annehmen will, daß schon Bruno Kranz dieses Wappen führte, ist festzuhalten, daß es für ihn kein wesentlicher Ausdruck seines Selbstverständnisses gewesen sein kann, anderenfalls hätte schon er es in sein Siegel aufgenommen. Der Generationenwechsel im Hause Kranz ging also mit einer Änderung der kulturellen Ausrichtung einher, die an anderer Stelle noch eingehender behandelt werden muß 625 . Alle bisher behandelten Siegel, die Beziehungen zur adligen Lebenshaltung aufweisen, stammen von Kölner Schöffen und damit von Vertretern des innersten Kreises des Kölner Meliorats. Die „edlen Kölner Bürger" wird man also in erster Linie unter den Schöffengeschlechtern zu suchen haben. Zu diesem Befund paßt die Rezeption des Begriffs im Diplom von 1216, denn König Friedrich gedachte ja, das Schöffenregiment gegen die Übergriffe des Rates zu stützen. Ebenfalls Schöffe war der Ritter Heinrich von Zündorf, auf dessen Sonderstellung schon oben hingewiesen wurde. Heinrichs 1235 belegtes Siegel zeigt einen Wappenschild mit den drei Leoparden der Anjou 626 . Heinrichs Wappen bekundet also seine Nähe zum englischen Königshaus. Die Wahl eines Wappensiegels zeigt zugleich, daß die Ritterwürde für Heinrichs Selbstverständnis zentrale Bedeutung hatte. Darin unterschied er sich deutlich von anderen Kölner Schöffen. Heinrich stammte allerdings auch nicht aus einem etablierten Schöffengeschlecht. Seine Vorfahren sind überhaupt nicht in Köln nachzuweisen. Heinrichs Ehefrau Elisabeth war eine Tochter Siegfrieds von Neuss, der sich als Richerzechenoffizial erschließen läßt 627 . Heinrichs Karriere im Dienst Ottos IV. und der Kölner Erzbischöfe deutet auf einen Selfmademan hin, der vermutlich dank seiner weifischen Gesinnung nach 1198 Aufnahme in das Kölner Schöffenkollegium gefunden hat. Damit gehörte Heinrich zwar zur politischen Führungsgruppe der Stadt, er durfte sich deshalb aber noch nicht zu denjenigen zählen, die sich nach Gottfried Hagens Worten von den ältesten Geschlechtern herleiten konnten. Dieses Defizit ersetzte bei Heinrich die ritterliche Orientierung. Das Konzept des nobilis civis hatte für ihn vermutlich keine Bedeutung. Die Beobachtungen, die sich über Heinrich von Zündorf machen lassen, finden ihre Bestätigung bei der Sippe der Overstolzen 628 . Die Kölner Forschung hat bisher noch 623Z

. B. Die Zeit der Staufer 1, 58f. Nr. 86 (mit Abb.37), Imagina von Limburg 1266. Vgl. allgemein ROMAN (1912) 266ff. KUSKE (1908) 438ff. kennt Gemmensiegel in Köln erst seit 1392.1299 siegelt auch Jakob, Bruder des Petrus Aurifaber, mit einer Gemme (Domstift U 1/616). Bei einem Goldschmied liegt die Verwendung natürlich nahe. 6 2 4 H U A 1/438. 6 2 5 Vgl. unten Kap. 3. bei Anm. 785. 6 2 6 H U A l/97a = CARDAUNS (1882) 14 Nr. 15. Heinrichs Sohn Gerhard führte ein leicht verändertes Wappen mit nur zwei Leoparden (UB Altenberg 1, 288 von 1270). 627 GROTEN (1984) 83 Nr. 122. 6 2 8 Z u den Overstolzen vgl. LAU, Patriziat 1, 71ff., HERBORN (1977) 136ff.

Nobiles burgenses Colonienses

85

nicht zur Kenntnis genommen, daß das älteste bürgerliche Wappensiegel, das für Köln erhalten ist, von den Brüdern Gottschalk und Gerhard Overstolz, Söhnen des Stammvaters Gottschalk, gemeinsam geführt wurde 629 . Das an einer Urkunde für Altenberg von 1233 erhaltene Siegel zeigt einen Wappenschild mit drei Turnierkragen 630 . Auf den Bekanntheitsgrad des Wappens weist die Tatsache hin, daß es im Siegel den einzigen Hinweis auf die Familienzugehörigkeit der Siegelführer liefert, deren Beiname schon aus Platzgründen nicht in der Umschrift auftaucht. O b man aus der Feststellung, daß auch die mit den Overstolzen verschwägerten Geschlechter der Lyskirchen 6 1 und Quattermarkt 632 das Wappen in abgewandelter Form führten, schließen muß, daß schon der ältere Gottschalk Overstolz drei Turnierkragen im Schilde führte, sei dahingestellt. Das Wappen der Overstolz gehört jedenfalls noch in die Frühphase der Ausbildung der Heraldik in Deutschland, die Fenske zwischen 1190 und 1220 ansetzt 633 . Daß gerade die Overstolzen, die mit Vorliebe als Prototyp einer Kölner Kaufmannsfamilie ohne ministerialischen Einschlag apostrophiert werden, schon im frühen 13. Jahrhundert ein Wappen führten, muß zunächst erstaunen. Über die Frühgeschichte der Familie ist allerdings wegen des Verlustes der Schreinskartenüberlieferung ihres Heimatkirchspiels Airsbach nichts zu sagen. Wunder hat die Overstolzen mit führenden Kölner Familien des 12. Jahrhunderts in Verbindung bringen wollen 634 , aber diese Versippungen, soweit es sie tatsächlich gab, zeigen zu Beginn des 13. Jahrhunderts keine Auswirkungen mehr. Im 12. Jahrhundert lassen sich im Schöffenkolleg und in der Richerzeche kaum Männer nachweisen, die ihre Wohnsitze außerhalb der Altund Rheinvorstadt hatten. Erst die Overstolzen der Generation der Siegelführer von 1233 drängten energisch in die gesamtstädtischen Gremien. Voraussetzung für ihre Aufnahme in Schöffenkolleg und Richerzeche war nicht nur ihr enormer Reichtum, sondern auch ihre Versippung mit Geschlechtern des Meliorats. Gerhard, der eine der beiden Siegelführer, war mit einer Tochter des Schöffen Matthias von der Lintgasse verheiratet 635 . Die Frau seines Bruders Richolf war vermutlich eine Tochter des Schöffen Waldever Hirne 636 . Sophia Overstolz war mit dem Vogt Waldever verheiratet, einem Enkel des Schöffen gleichen Namens 637 . Vor 1230 wurden ein Johann Overstolz, dessen Verwandtschaftsverhältnis zu den übrigen Namensträgern nicht zu klären ist, und der jüngere Gottschalk Overstolz

629

LAU, Patriziat 3, 156 kennt das Wappen erst zu 1278. U B Altenberg 1, 113.

630 631

L A U , Patriziat 1, 84; 3, 155. A r m e n v e r w a l t u n g U 1 / 3 0 8 ( 1 2 8 1 ) .

LAU, Patriziat 1, 80; 3, 134f., 156. Das Wappen ist nicht auf den Zweig beschränkt, der von Werner Overstolz ausgeht. Machabäer U 1/10 (1281). 633FENSKE (1985) 100. Vgl. allerdings die Wappen auf Bl. 273 r einer in die Zeit zwischen 1168 und 1180 datierten Augustinushandschrift aus Bosau in Hessen und Thüringen 130f. Nr. 151. 632

634

WUNDER (1957/60).

LAU, Patriziat 1, 74; 3, 123. 6 3 6 I n UB Altenberg 1, 99 (1228), wo es um das Erbe der Ehefrau Elisabeth geht, siegeln u. a. der Pfarrer von St. Laurenz und Waldever Hirne. Zeugen sind u. a. Waidevers Sohn Gerhard (vgl. L 8 VI 4) und sein Schwiegersohn Karl, der Sohn Konstantins von St. Laurenz (vgl. Quellen 2, 156). Waidevers Schwester hieß ebenfalls Elisabeth (PLANITZ/BUYKEN 500). Zum Schöffenamt Waidevers vgl. LAU (1895) 129. 637 LAU, Patriziat 1, 89. 635

86

D i e Zeit des Thronstreits

Schöffenbrüder638. Um 1232 wurden die beiden zu Schöffen gewählt639. Um 1230 wurde Heinrich, der Sohn Richolf Overstolz', um 1232 Hermann, der Sohn Gottschalks, Schöffenbruder640. Die Overstolzen konnten sich also innerhalb weniger Jahre dauerhaft in die politische Führungsgruppe einfügen. Den Anspruch auf Adelsrang durften die homines novi natürlich nicht erheben. Dafür trat auch bei ihnen ein Streben nach ritterlichen Statussymbolen hervor. Obwohl sie ein Wappen als zentrales Identifikationsmerkmal führten, gelangten die frühen Overstolz im Gegensatz zu Heinrich von Zündorf allerdings nicht zur Ritterwürde. Im Zusammenhang mit den Overstolzen ist noch ein Siegel zu berücksichtigen, das nur in einem modernen Lackabdruck erhalten ist, den Theodor Ilgen 1898 dem Kölner Stadtarchiv schenkte. Hermann Keussen versah den Abdruck auf der Rückseite mit dem Vermerk „Fälschung" 641 . Das Siegel ist in der Tat ungewöhnlich, aber gerade das spricht gegen eine moderne Fälschung. Es zeigt im Bildfeld ein von zwei Türmen 642 flankiertes Tor und hat die Umschrift Sigillum Werneri OverstolzMi. Die Buchstabenformen sprechen nicht gegen eine Entstehung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Das Siegelbild entspricht dem des Konstanzer Stadtsiegels. Man kann das Stadttor als Symbol für die Stadt überhaupt auffassen. In Werners Siegel könnte es also auf den Bürgerstatus verweisen644. Wenn man davon ausgeht, daß das Siegel echt ist, muß man feststellen, daß sich Werner Overstolz nicht mit dem Wappen mit den drei Turnierkragen identifizierte. Nun war, wie Lau festgestellt hat, Werner auch gar kein Sohn des älteren Gottschalk Overstolz, sondern dessen Schwiegersohn, der den Beinamen seiner Frau Blithildis angenommen hatte645. Wenn Laus Vermutung zutrifft, daß Werner der Sohn einer Gertrud war, die ihm 1189 zusammen mit ihrem zweiten Mann Ludwig das Stammhaus der Linie Overstolz-Quattermarkt bei der Nikolauskapelle in der Rheingasse übertrug646, dann war er wohl der älteste Sohn des jüngeren Albero Hardefust, denn dieser muß der erste Mann Gertruds gewesen sein647. Werner hätte also den prestigeträchtigen Beinamen seines Schwiegervaters übernommen, die gesellschaftlichen Ambitionen seiner Schwäger aber nicht geteilt. Werner läßt sich allerdings wie Heinrich Overstolz als Amtmann der Richerzeche

^ D a die beiden nicht in der Liste der u m 1 2 3 0 gewählten Schöffenbrüder stehen (vgl. dazu unten Kap. 2. bei A n m . 176), müssen sie schon v o r dieser Wahl Schöffenbrüder gewesen sein, denn eine weitere Brüderwahl hat v o r der Schöffenwahl v o n etwa 1 2 3 2 (vgl. dazu unten Kap. 2. bei A n m . 1 6 5 ) nicht stattgefunden. J o h a n n zu 1 2 3 0 belegt in Best. 1001 (Slg. Alfter), 26, 2 5 . 639

L A U ( 1 8 9 5 ) 129f.

640Quellen2,418 641

(mit falschem D a t u m ) , L A U ( 1 8 9 5 ) 129f. Z u H e r m a n n vgl. HERBORN ( 1 9 7 7 ) 140f. A n m . 16.

Allgemeine Siegelsammlung 1649. In den Stempel m u ß im 19. J a h r h u n d e r t im Bildfeld unter dem T o r die N u m m e r 8 8 4 in bewußt altertümlichen arabischen Ziffern eingeschnitten w o r d e n sein. Möglicherweise handelt es sich u m die N u m e r i e r u n g einer n o c h nicht identifizierten Sammlung. In der Siegelstempelsammlung des Staatsarchivs Münster, w o Ilgen 1898 tätig war, ist der Stempel nicht nachzuweisen.

642Die

T u r m f o r m ähnelt Arbeiten des v o n Diederich so genannten „Meisters der ältesten bergischen Städte-

siegel". Vgl. DIEDERICH ( 1 9 8 4 / 8 5 ) 347ff. ^ D a s Ζ ist verdreht wie beim Siegel v o n B r u n o K r a n z ( A n m . 6 2 2 ) . 644Persönliche

Siegel mit ähnlichem Bild finden sich in den Niederlanden: C o r p u s sigillorum Neerlandi-

c o r u m 8 2 4 ( 1 2 9 2 ) , 1223 ( 1 2 8 4 ) jeweils bei N a m e n auf -bürg, 841 ( 1 2 9 2 ) . 6 4 5 646

LAU, Patriziat 1, 80. Als Siegelführer käme auch n o c h der gleichnamige Sohn in Betracht. L A U , Patriziat 1 , 7 2 .

647Nach

M

1 1 V 4 ( 1 1 8 6 / 8 8 ) übertrug G e r t r u d s Vater B r u n o d e m E h e p a a r sein H a u s , dessen Beschrei-

bung mit der in M

12 I 1 6 übereinstimmt. A l b e r o wird später nicht m e h r als lebend erwähnt. Seine

Eheschließung gehört in den Zeitraum 1 1 6 5 / 7 2 ( M 4 V I 14f.). Z u den Hardefust vgl. LAU, Patriziat 3,

106.

Die Kirchspiele ira frühen 13. Jahrhundert

87

erschließen648. Bedeutung hat seine Linie nicht erlangt; sein Enkel Gerhard nahm den Beinamen seiner Mutter Gertrud Quattermarkt an64 . Die Untersuchung der ältesten Kölner Bürgersiegel deutet darauf hin, daß sich der Kreis der Bürger, die sich als nobiles burgenses Colonienses verstanden, im wesentlichen auf die etablierten Schöffenfamilien konzentrierte und nicht das gesamte Meliorat umfaßte. Die Ansätze zur ständischen Abschichtung von der übrigen Bürgerschaft könnten also bis in die Randbereiche des Meliorats hinein auf Ablehnung gestoßen sein. Man wird die gesellschaftlichen Prozesse, auf die das Auftreten des Adelsprädikats verweist, zu den langfristig wirkenden Ursachen für die Bildung des Rates von 1216 rechnen müssen. Die Opposition gegen die Abschichtungstendenzen in der politischen Führungsgruppe der Stadt dürfte umso heftiger gewesen sein, als ihnen Entwicklungen in den Kirchspielen parallel liefen, die zu einer Steigerung des Selbstbewußtseins der parochialen Amtleutekollegien führten.

1 . 4 . 5 . D i e K i r c h s p i e l e im f r ü h e n

1 3. J a h r h u n d e r t

Die Kirchspiele waren in Köln schon im 12. Jahrhundert wichtige Organe der bürgerlichen Selbstverwaltung. Vor allem auf dem Gebiet der Finanzverwaltung versahen die Amtleute der Parochien unabdingbare kommunale Aufgaben. Seit etwa 1180 stiegen die öffentlichen Ausgaben der Stadt Köln durch Mauerbau und Verteidigungsaufwendungen in bis dahin ungeahnte Höhen 650 . Diese Entwicklung stellte gerade für die Amtleutekollegien eine Herausforderung dar und steigerte ihre Bedeutung. Das konnte nicht ohne Auswirkungen auf das Selbstbewußtsein der Amtleute bleiben. Im frühen 13. Jahrhundert werden allenthalben Bestrebungen bemerkbar, die Kompetenzen der Kirchspiele auszuweiten. Am deutlichsten läßt sich diese Entwicklung im kirchlichen Bereich beobachten. Hier versuchten die Bürger das Präsentationsrecht für die Pfarrstellen ihrer Kirchen in ihre Hand zu bringen oder doch zumindest maßgeblichen Einfluß auf die Besetzung der Pfarre zu gewinnen651. Den Anfang machte das Kirchspiel St. Kolumba. Zu Beginn des Jahres 1212 einigten sich Dompropst Engelbert von Berg und die Pfarrgenossen von St. Kolumba auf einen komplizierten Vergabemodus für die Pfarrkirche, der beiden Parteien gleiche Rechte einräumte652. Die bürgerlichen Zeugen der über den Vergleich ausgestellten Urkunde waren zum größten Teil Schöffen 653 . Die meisten von ihnen waren wohl nicht Mitglieder des Pfarrverbandes oder des Amtleutekollegiums von St. Kolumba. Das deutet ebenso wie die Besiegelung mit dem Stadtsiegel darauf hin, daß man die Regelung der Pfarrbesetzung in St. Kolumba als ein gesamtstädtisches Anliegen betrachtete, für das die Schöffen den lokalen Amtleuten Schützenhilfe leisteten. Die Einigung von 1212 wurde am 9. April 1231 von Dompropst Konrad, Domdekan Goswin und dem Domkapitel erneut beurkundet und diesmal auch von

648

S b . 1 f ° 4 ' , PLANITZ/BUYKEN 5 0 4 ; S b . 3 3 4 f° 1.

649

L A U , P a t r i z i a t 1, 8 0 .

VgI. oben Anm. 444 und 504. DORN (1915) 151ff., KURZE (1966) 342ff.

650 65I

KORTH (1886) 207ff. Nr. 12. Ein Exemplar Domstift U 3/64, ein zweites Pfarrarchiv St. Kolumba im Historischen Archiv des Erzbistums Köln (SCHÄFER [1903] 149 Nr. 7). k ^ D i e Namen hier oben bei Anm. 128. 652

88

Die Zeit des Thronstreits

Erzbischof Heinrich von Müllenark besiegelt 654 . Die Urkunde wurde vom Stadtschreiber Heinrich von der Brothalle geschrieben 655 . O b man darin wiederum einen Beitrag der Gesamtstadt sehen muß, sei dahingestellt. Ein Eingreifen der Schöffen in die Auseinandersetzungen um die Pfarrerwahlen in den Kirchspielen ist nach 1212 jedenfalls nicht mehr zu beobachten. Darin könnte ein Hinweis auf eine Verschlechterung des Verhältnisses zwischen den Schöffen und den Amtleutekollegien zu sehen sein. Im Jahre 1223 gestand die Äbtissin Gerberga von St. Maria im Kapitol den Pfarrgenossen von Klein St. Martin das Wahlrecht für ihre Pfarre uneingeschränkt zu 6 5 6 . Ihre Nachfolgerin Hadwig bekräftigte 1230 diese großzügige Regelung 6 5 7 . Erzbischof Heinrich bestätigte im folgenden Jahr beide Urkunden 6 5 8 . Sein Privileg wurde wieder vom Stadtschreiber Heinrich mundiert. Gut vier Jahrzehnte später hat das Stift St. Maria im Kapitol den Versuch unternommen, den Pfarrgenossen das Präsentationsrecht für Klein St. Martin wieder zu entreißen 659 . Im Jahre 1226 entbrannte ein Streit um die Besetzung der Pfarre von St. Peter zwischen der Äbtissin von St. Caecilien und den Amtleuten und Parochianen von St. Peter, deren Partei sich der damalige Pfarrer Konrad anschloß 660 . Schließlich wurde den Pfarrgenossen zugestanden, drei Kandidaten für die Pfarrstelle vorzuschlagen, aus denen die Äbtissin als patrona ihre Wahl zu treffen hatte. Auch diesen Schied bestätigte Erzbischof Heinrich 6 6 1 . Alle die Auseinandersetzungen betreffenden Urkunden hat der Stadtschreiber Heinrich von der Brothalle geschrieben. Bei St. Kolumba, Klein St. Martin und St. Peter deckten sich die Pfarrsprengel mit den bürgerlichen Kirchspielsgebieten. Die Pfarren St. Johann Baptist und St. Jakob, auf die nun noch einzugehen ist, lagen beide im Kirchspiel Airsbach, das den gesamten Bereich der südlichen Umwallung von 1106 umfaßte. Ein Streit zwischen dem Stift St. Severin und den Pfarrgenossen von St. Johann Baptist wurde im Jahre 1230 durch drei Mainzer Prälaten als vom Papst delegierte Richter in ähnlicher Weise geschlichtet, wie es hinsichtlich St. Peter geschehen war: Die Pfarrgenossen durften vier Wahlmänner bestimmen, diese sollten dem Propst von St. Severin zwei Kandidaten für die Pfarre vorschlagen 6 6 2 . Auch im Falle von St. Johann Baptist wurde der Stadtschreiber Heinrich zur Abfassung der Urkunde herangezogen. Im Jahre 1237 einigten sich die Pfarrgenossen von St. Jakob mit dem Stift St. Georg auf einen Pfarrerwahlmodus, der den Parochianen ein Vorschlagsrecht einräumte, das im Regelfall aber auf den Kreis der Kanoniker des Stiftes St. Georg beschränkt

6 5 4

R E K 3, 7 2 1 .

^'SCHÄFER (1903) 149 Nr. 8, 8a (unbesiegeltes Exemplar von anderer Hand, von Schäfer als Entwurf bezeichnet). 6 5 6 H i s t o r i s c h e s Archiv des Erzbistums Köln, Pfarrarchiv Maria im Kapitol A I 3a. SCHÄFER (1907) 5 Nr. 11. Druck: WestdZ 13 (1894) 215f. 657 SCHÄFER (1907) 6 Nr. 14. Die Urkunde ist im Historischen Archiv des Erzbistums zur Zeit nicht auffindbar. Druck: A H V N 74 (1902) 96ff. 6 5 8

R E K 3, 7 4 1 . SCHÄFER ( 1 9 0 7 ) 6 N r . 15.

V g l . unten Kap. 3. bei Anm. 470. 6 6 0 Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Pfarrarchiv St. Peter, Schäfer (1901) 184f. Nr. 1 und 2. Druck: Quellen 2, 100, 101. Gegenüberlieferung St. Caecilia U 3/5. 6 6 1 R E K 3, 609. 6 6 2 St.Severin U 3/23, Druck: ESSER (1885) 193ff. Vgl. SCHMIDT-BLEIBTREU (1982) 369ff. Ebd. l l l f . zu einem erneuten Streit von 1271 (St. Severin U 2/38). 659

Die Kirchspiele im frühen 13. Jahrhundert

89

sein sollte 663 . Auf bürgerlicher Seite werden als Verhandlungsführer die Pfarrkinder Lutgin, Bruno, Vogelo und Simon namhaft gemacht. Die einschlägigen Urkunden stammen diesmal von einem lokalen Schreiber. Die Siegel der beiden ersten Bürgervertreter zeigen ein völlig anderes Erscheinungsbild als die oben besprochenen Siegel der führenden Kölner Geschlechter. Lutgin ist als Schulmeister mit einem Tafeldiptychon in der Linken und einem überdimensionalen Griffel in der Rechten auf einer Bank sitzend dargestellt. Das schlecht erhaltene Siegel Brunos zeigt ein Pflanzenornament im Bildfeld. Erzbischof Heinrich von Müllenark bestätigte die Vereinbarung über die Besetzung der Pfarrstelle von St. Jakob durch die Anhängung seines Siegels. Nicht bei allen Kirchen gelang es den Bürgern, Einfluß auf die Wahl der Pfarrer zu gewinnen. So wußte die Abtei Groß St. Martin die Verfügung über St. Brigiden zunächst uneingeschränkt zu wahren 664 . Über andere Pfarreien liegen aus dem frühen 13. Jahrhundert keine einschlägigen Nachrichten vor. An mehreren der soeben besprochenen Urkunden hängen Siegel, die sich in den Händen der Parochianen befanden. Die Verwahrung des Pfarrsiegels durch die Bürger zeigt an, daß die Pfarrgenossen maßgeblichen Anteil an der Verwaltung des Pfarrvermögens erlangt hatten 665 . Das altertümlichste Kölner Pfarrsiegel ist das von St. Jakob 666 . Es zeigt in ungelenker Ausführung den Patron der Pfarrkirche mit Buch und Schwert als Attribute. Die Umschrift lautet Sigillum sancii Jacobi. Auf der gleichen Entwicklungsstufe steht das künstlerisch sehr viel anspruchsvollere Pfarrsiegel von St. Brigiden, das schon oben behandelt wurde667. Es befand sich, den Verfassungszuständen dieser Pfarrei entsprechend, in der Hand des Pfarrers 668 . Einen fortgeschritteneren Typus repräsentiert das zu 1226 erhaltene Siegel von St. Peter 669 . Es führt den Kirchenpatron im Bild und hat die Umschrift S{igillum) parrochie beati Petri i(n)Colon(ia). Hier wird die Parochie also ausdrücklich als Siegelführer angesprochen. Angesichts der in Köln gegebenen Doppeldeutigkeit des Begriffs parochia Pfarre und bürgerliches Kirchspiel - hätte das Siegel theoretisch auch in Angelegenheiten Verwendung finden können, die nicht die Pfarrkirche betrafen. Eine Benutzung des Siegels für die Geschäfte der Amtleute von St. Peter ist allerdings nicht nachzuweisen. Ein wichtiges Zeugnis für die Situation in den Kirchspielen zu Beginn des 13. Jahrhunderts ist ein Siegelstempel, der 1888 aus den Beständen des Historischen Archivs der Stadt Köln an das Historische Museum (heute Kölnisches Stadtmuseum) abgegeben wurde 670 . Der Stempel zeigt im Bildfeld die heilige Kolumba und hat die Umschrift Sigillum avium sánete Columbe in Colonia l.m. Ewald hat das Siegel unter die Pfarrsiegel eingereiht, allerdings mit der Bemerkung: „Beachtenswert ist der Hinweis auf

St. Georg U 2/15, HUA 2/102. Druck: VON DEN BRINCKEN (1966) 330f. Im Regest ebd. 10 heißt es zu den Bürgersiegeln irrtümlich „sehr beschädigte ovale Siegel vermutlich von Kanonikern". 664OPLADEN (1954) 194f. 665BUYKEN/CONRAD in der Einleitung 24, für St. Peter Sb. 115 f° 4 (vor 1237). 663

666

E W A L D 4 , Tafel 5 4 , 1 2 .

Vgl. oben bei Anm. 320. I n St. Maximin U l/3a von 1253 wird es noch als sigillum plebani bezeichnet. 669EWALD 4, Tafel 54, 11. Das Pfarrsiegel von Klein St. Martin an der Urkunde von 1230 ist zur Zeit nicht erreichbar (vgl. Anm. 657). An der Schreinsurkunde Martin U 1/4 von 1292, die es als sigillum parrochie ankündigt, ist es nicht erhalten. 670EWALD 4, Tafel 54, 13. 6 7 1 D e r letzte Buchstabe, der von einem Kürzungsstrich durchzogen ist, läßt sich nicht sicher deuten. 667

668

90

Die Zeit des Thronstreits

den Pfarrbezirk als bürgerliche Verwaltungseinheit." In der Tat wird man das Siegel nicht als Pfarrsiegel, sondern als Siegel des bürgerlichen Kirchspiels bezeichnen müssen. Die Amtleute von St. Kolumba faßten ihre Parochie also als eine rechtsfähige Körperschaft auf, die über ein eigenes Beglaubigungsmittel verfügen konnte. Das war ein Anspruch, den die Gesamtstadt nicht geduldet hat. Siegel von Kirchspielen sind außer dem von St. Kolumba in Köln nicht erhalten. Auch von dem Kolumbasiegel ist kein Abdruck nachzuweisen. Es könnte allerdings ein ähnliches Siegel im Stadtteil Niederich existiert haben, denn eine kleine Urkunde der Amtleute dieses Kirchspiels von 1245 weist einen Siegelschnitt auf. Pressel und Siegel sind verloren. Im ungelenk formulierten Urkundentext heißt es: et hoc scriptum in scrinio nostro •

f>72

commumvimus . Eine Datierung des Siegels von St. Kolumba kann nur aufgrund einer Stiluntersuchung gewagt werden. Ewald hat den Stempel in das erste Viertel des 13. Jahrhunderts datiert, und dieser Ansatz läßt sich durch Vergleiche erhärten. Der Figur der hl. Kolumba, die mit einem einfachen faltenreichen langen Gewand bekleidet ist, läßt sich die der hl. Adelheid auf dem Vilicher Stiftssiegel zur Seite stellen. Das Vilicher Siegel ist 1242 erstmals belegt 673 . Hinsichtlich der starr frontalen Ausrichtung der Figur und der Behandlung der Gewandfalten steht dem Siegel von St. Kolumba das des Propstes Arnold von St. Gereon am nächsten 674 . Arnold ist seit 1216 im Amt bezeugt 675 . Andere Kölner Siegel mit ähnlichem Zeitansatz bestärken in der Datierung des Siegels von St. Kolumba um 122 0 6 7 6 . Zum Vergleich reizt auch die sogenannte Aachener Madonna, die in das dritte Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts datiert wird 677 . In die Zeit um 1220 paßt auch das halbrunde Podest, auf dem die Figur der hl. Kolumba steht, und das Durchbrechen der Umschrift oben und unten. Buchstabenverbindungen, wie sie bei dem Wort Columbe (umb) festzustellen sind, hat auch das 1207 belegte Siegel des Grafen Heinrich von Sayn 678 . Der stilistische Befund rückt die Entstehungszeit des Kirchspielssiegels von St. Kolumba in die Nähe der Ratswahl des Jahres 1216. Es wird damit zu einem Zeugnis für die politischen Ambitionen der Kirchspiele, die sich als eigenständige Glieder der Stadtgemeinde profilieren wollten. Die kurzlebige Aufnahme der Amtleutekollegien (magistratus) in die städtische Intitulado nach der Auflösung des Rates kam diesen Bestrebungen bis zu einem gewissen Punkt entgegen 679 . In dieser Phase könnte das Siegel von St. Kolumba sehr wohl entstanden sein. Es wäre noch zu fragen, ob das bevölkerungsstärkste Kölner Kirchspiel St. Kolumba bei den Vorgängen des Jahres 1216 eine Vorreiterrolle gespielt haben könnte.

H U A 1/134a. Druck: BUYKEN/CONRAD 224. 1 0 0 0 Jahre Stift Vilich 50. EWALD 4, Tafel 17, 2. 674 EWALD 4, Tafel 58, 4. In beiden Siegelumschriften kommt ein verdrehtes Ν vor. 6 7 5 R E K 3, 139. 6 7 6 P r o p s t Gerhard von St. Aposteln (EWALD 4, Tafel 60, 6, Ornamenta [1985] 2, 41f., 44 [D 32], Frontalausrichtung mit leicht vorgeschobenem linken Bein), Äbtissin Gerbergis von St. Maria im Kapitol (EWALD 4, Tafel 85,1, Ornamenta [1985] 2 , 4 2 , 4 5 [D 33], Form des Schleiers, vgl. jüngere Formen bei EWALD 4, Tafel 85, 6; 85, 8), Äbtissin Gertrud von St. Caecilien (EWALD 4, Tafel 85, 9), Abt Heinrich von St. Pantaleon (EWALD 4, Tafel 91, 4). Die ungewöhnliche Anordnung von Palmzweig (in der Linken) und Buch (in der Rechten) zeigt auch das Siegel des Domdekans Konrad (Ornamenta [1985] 2, 44 [D 31], 1204). 672 673

Ornamenta (1985) 2, 382f. (F 7). St.MaximinUl/l. 6 7 9 Siehe oben bei Anm. 505.

677

678

Die Kirchspiele im frühen 13. Jahrhundert

91

Die Frage ließe sich zuversichtlicher beantworten, wenn die Zusammensetzung der Amtleutekollegien der einzelnen Kirchspiele besser bekannt wäre. Nur für wenige Parochien stehen allerdings Quellen zur Verfügung, die ein einigermaßen klares Bild ergeben. Die meisten Offizialen kennt man aus Klein St. Martin: Eine Urkunde für das Kloster Altenberg von 1221 nennt als Zeugen neun officiates id est ammehtmanni:680. In einer Urkunde von 1225 für Rolandswerth sind fünf nicht näher qualifizierte Zeugen aufgeführt, in denen man Amtleute sehen muß 681 . Elf officiates et parrochiani stehen in der oben schon besprochenen Urkunde von 1230 über das Präsentationsrecht für die Pfarrstelle von Klein St. Martin 682 . Schließlich findet sich am unteren Rand eines Schreinsbuchblattes eine Aufzählung von Namen, die wohl auf Amtleute zu beziehen sind 683 . 1221

1225

1230 Hilger Rufus Heinrich Saphir + Waldever der Vogt684 Hilger Hardefust Richolf Scherfgin Gottschalk Niger Heinrich Slever Wolbero Vulprume 685 Albero Graloc Gerhard Dunkil Heinrich Rusticus Wirich de Polonia Wirich Polonus Wirich de Polonia Gerhard de Horreo Heinrich Bruder + Hermann Karl Suevus Walthelms (von + Hildebrand Johann Overstolz der Aducht) Heinrich Heinrich Puer Dietrich de Scafe Dietrich Husteckere und sein Sohn Der Schreinsbucheintrag aus der Mitte der dreißiger Jahre enthält folgende Namen: Wald[ever] advocat[us] Hildfebrand] Bruno Remigi[i] [ - Cause] Simon [comes ?]

Herim[annus] Bodini Giselbertus Wernerus filius Johannis.

Unter der Voraussetzung, daß der nicht näher bezeichnete Heinrich von 1225 mit einem der anderen Heinriche identisch ist, sind für ein Jahrzehnt 21 Namen von Offizialen überliefert. Das Schreinsnotum fügt noch vier Namen hinzu. Man wird für das Kirchspiel Klein St. Martin mit einer erheblich höheren Zahl von Amtleuten in dem 680UB

Altenberg 1, 85. 23 (1871) 266ff. HUA 3/76. 6 8 2 A H V N 74 (1902) 96ff. 12 f° 5'. Der Eintrag stammt von der Hand des Stadtschreibers Johannes. 684Die mit einem Kreuz (+) gekennzeichneten Namen stehen auch in dem in Anm. 683 zitierten Eintrag. 6 8 5 Wolbero und ein Heinrich sind Zeugen in St. Aposteln U 2/1 von 1213. Vgl. Anm. 614. 681AHVN

92

Die Zeit des Thronstreits

betreffenden Zeitraum rechnen müssen. O b die überlieferten Namen die Zusammensetzung des Amtleutekollegiums angemessen repräsentieren, ist nicht festzustellen. Die Zeugenlisten weisen nur sehr geringe Überschneidungen auf; nur Wirich de Polonia kommt in allen dreien vor. Auffällig ist der Unterschied zwischen der Liste von 1230 und denen von 1221 und 1225. Unter den elf Offizialen der jüngsten Zeugenreihe befinden sich drei Schöffen 6 8 6 , drei Schöffenbrüder 6 8 7 , drei Angehörige von Schöffengeschlechtern 688 , ein Richerzechenoffizial 6 8 9 und der Sohn eines solchen 690 , der selbst nicht als Inhaber eines Amtes bezeugt ist. Im Jahre 1230 rückten die Offizialen von Klein St. Martin also illustre Persönlichkeiten in den Vordergrund. Das hing offensichtlich mit der Bedeutung der verhandelten Sache, der Frage des Präsentationsrechts für die Pfarrkirche, zusammen. Für eine so wichtige Angelegenheit wurden die einflußreichsten Mitglieder des Amtleutekollegiums mobilisiert. In den beiden früheren Urkunden trifft man dagegen auf eine Auswahl von Amtleuten, die bei eher alltäglichen Rechtsgeschäften zugegen waren; und hier bietet sich ein ganz anderes Bild. Von den zwölf als Zeugen genannten Offizialen kamen nur Wirich de Polonia und Heinrich Gebur (Rusticus) aus Schöffenfamilien. Von den übrigen mögen einige zum Meliorat gezählt haben, zu denken wäre an Wolbero Vulprume oder Heinrich von der Aducht 6 9 1 , andere hatten gewiß Verbindungen zum Meliorat, die sich nicht mehr sicher fassen lassen. Zur politischen Führungsschicht gehörten sie aber allesamt nicht. Die meisten von ihnen werden Kaufleute gewesen sein. N u r bei Dietrich Husteckere eröffnet der Beiname die Möglichkeit, ihn als Handwerker einzustufen. Abzusichern ist diese Einschätzung nicht, denn Dietrich besaß immerhin ein eigenes Haus in der Rheingasse, und auch sein Sohn hatte Aufnahme in das Amtleutekollegium gefunden 6 9 2 . Von den sieben in dem undatierten Schreinsnotum genannten Männern war einer sicher, ein anderer vermutlich Schöffe 6 9 3 . Aufs Ganze gesehen erscheint die Verflechtung des Amtleutekollegiums von Klein St. Martin mit der gesamtstädtischen Führungsgruppe recht eng. Gut die Hälfte der bezeugten Offizialen ist mit ihr in Verbindung zu bringen. Auf das gesamte Kollegium bezogen wird der Anteil der Vertreter führender Familien sicher wesentlich niedriger gelegen haben. Dennoch wird man davon ausgehen müssen, daß die Interessen der gesamtstädtischen Führungsgruppe im Amtleutekollegium von Klein St. Martin genügend einflußreiche Verfechter fanden. Unter den Amtleuten von St. Brigiden war der Anteil der führenden Kreise anscheinend geringer als in Klein St. Martin. Auf der ersten Schreinskarte von St. Brigiden findet sich von der Hand des bis etwa 1220 tätigen Stadtschreibers eine Liste von

H i l g e r Rufus, Waldever der Vogt und Richolf Scherfgin. Vgl. die Liste unten Kap. 2. bei Anra. 187. H i l g e r Hardefust, Heinrich Slever und Johann Overstolz. Vgl. unten Kap. 2. bei Anm. 187. 6 8 8 Wirich de Polonia (vgl. GROTEN [1984] 80 Nr. 89, Johannes), Heinrich Saphir (vgl. R E K 2,1148, Heinrich), Karl Suevus (verwandt mit Evergeld und Ulrich Suevus? Vgl. R E K 2, 1148). 6 8 9 A l b e r o Graloc mit Dominus-Tne\ in Sb. 12 f° 5. 6 9 0 H i l g e r vom Malzbüchel bei GROTEN (1984) 80 Nr. 85a. 6 9 1 LAU, Patriziat 2, 361. 692 KEUSSEN, Topographie 1, 66a2, 70ad. 686

687

693

Waldever (siehe Anm. 686). Daß es sich bei Simon um den Greven handelt, ist nicht sicher. Vgl. LAU, Patriziat 3, 143. Heinrich Gebur war der Bruder Simons.

Die Kirchspiele im frühen 13. Jahrhundert

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zwanzig Offizialen, denen das Amtleutekollegium kleinere Summen schuldete 694 . Von diesen zwanzig Männern lassen sich nur drei der politischen Führungsgruppe Kölns zuordnen, der Richerzechenoffizial Hildebrand [Vulei]695, Gottfried Rufus aus dem Geschlecht von der Mühlengasse 696 und der Schöffe Hermann Birkelin 697 . Siegfried de Nussia war mit den Zündorf verschwägert und deshalb wohl dem Meliorat zuzurechnen 698 . Ob das auch für andere wohlhabende Amtleute wie Gerhard Balam 699 und Gernand [Piscator] 700 zutraf, ist nicht zu klären. Äußerst fraglich ist, ob Beinamen wie Leiste, Furrier und Klipping tatsächlich auf Schuster, Gerber und Tuchhändler verweisen, wie die Klassifikationen bei Hagström trotz seiner eingangs geäußerten Bedenken zu suggerieren scheinen701. Solche Deutungen berücksichtigen zu wenig den großstädtischen Kontext. Es muß also dahingestellt bleiben, welchen Anteil Handwerker verschiedener Berufszweige unter den Amtleuten von St. Brigiden ausmachten. Die meisten Amtleute werden Kaufleute gewesen sein. Andere Quellen erlauben es, den Anteil der politischen Führungsgruppe der Stadt besser zu erfassen. Drei Amtleute, von denen zwei, nämlich Hermann Klipping und Konrad de Bumele auch in der oben besprochenen Liste stehen, erscheinen als Zeugen in einer Urkunde aus der Amtszeit des Abtes Simon von Groß St. Martin (1206-11) . Der dritte Zeuge ist der Richerzechenoffizial Gerhard von der Mühlengasse, der nicht zu dem unter diesem Beinamen bekannten Schöffengeschlecht gehörte ° 3 . Noch mehr Namen liefert die oben schon besprochene Eberbacher Urkunde über die Stiftung der Birkelin von 1212704. Sie spricht von einer Handlung auf dem Bürgerhaus. Die Zeugen kommen aber alle aus dem Kirchspiel St. Brigiden, wo die Stiftung auch im Schrein verzeichnet wurde. Es handelt sich um: Johann von der Lintgasse Matthias von der Lintgasse Gerhard de Aquila

Konstantin Parfuse Gerhard von der Mühlengasse Franko de Cornu.

Die Brüder von der Mühlengasse waren Schöffen, Konstantin Parfuse höchstwahrscheinlich ebenfalls. Gerhard von der Mühlengasse wurde schon erwähnt. Gerhard vom Aren war mit einer Tochter des Richerzechenoffizials Hilger vom Malzbüchel verheiratet und wohl auch selbst Amtmann der Richerzeche 705 . Franko vom Horn, der

694

B 1 II 3. Die Liste gehört an das Ende der Tätigkeit des Schreibers, denn Nachträge stammen schon von anderer Hand.

G R O T E N ( 1 9 8 4 ) 80 N r . 84.

695

LAU, Patriziat 3, 128. 697 LAU, Patriziat 2, 364. 698 Vgl. oben bei Anm. 627. Der hier belegte Siegfried muß der Sohn des gleichnamigen Richerzechenoffizials sein. 699 Vgl. seine Pfandgeschäfte Β 3 VII 1, 4. 7 0 0 Zu Gernand vgl. Sb. 42 f° 1', 2'. Einer seiner Söhne war Kanoniker von St. Andreas, ein anderer Pfarrer von St. Paul. 7 0 1 HAGSTRÖM (1949) 1, 158; 2, 1, 45; 1, 144, Vorbemerkung 1, 60f. 702 Quellen 2, 33. 696

703

G R O T E N ( 1 9 8 4 ) 77 N r . 50.

704 705

Oculus memorie 2,450f. Vgl. oben bei Anm. 575. Quellen 2, 45, 144. GROTEN (1984) 80 Nr. 85a zu Hilger vom Malzbüchel.

94

Die Zeit des Thronstreits

mit den Birkelin verschwägert war, erscheint schon in der oben ausführlicher besprochenen Urkunde des Elekten Bruno von Sayn als Zeuge 706 . Daß auch die in der Eberbacher Urkunde als Stifter aufgeführten Birkelin zu den Amtleuten von St. Brigiden gehörten, zeigt eine Urkunde von 1224/25 mit den Zeugen Matthias von der Lintgasse Bruno de Speculo

Gerhard Birkelin Errebolt 707 .

Der hier genannte Gerhard Birkelin war Schöffenbruder 708 . Bruno vom Spiegel, Sohn des Richerzechenoffizials Wolbero vom Spiegel, war vermutlich Amtmann der Richerzeche 709 . Er läßt sich auch im Niederich als Amtmann nachweisen 710 . Bruno war also in mehreren Amtleutekollegien vertreten. Voraussetzung dafür war wohl, daß er in mehreren Kirchspielen begütert war. Bruno war kein Einzelfall. Viele reiche Männer waren Mitglieder mehrerer Amtleutekollegien. Es bestanden also personelle Verbindungen zwischen den einzelnen Kollegien, die die Kommunikation zwischen ihnen förderten und eine völlige Abschottung der Kirchspiele gegeneinander verhinderten. Wie alt die Erscheinung der Ämterkumulation in den Kirchspielen ist, läßt sich aus Mangel an Quellen nicht feststellen. Sie könnte auch im 12. Jahrhundert schon gang und gäbe gewesen sein. Für die Kirchspiele der Kölner Altstadt sind keine Quellen erhalten, die Aussagen über die Zusammensetzung der Amtleutekollegien zu Beginn des 13.Jahrhunderts erlauben. Während die Amtleutelisten von St. Laurenz aus dem 12. Jahrhundert Verbindungen zur bürgerlichen Führungsgruppe der Stadt erkennen lassen 711 , treten solche Beziehungen in St. Kolumba kaum hervor. Amtleute von St. Kolumba waren die Schöffen Ludolf Grin und Ingram von St. Kolumba sowie der 1178 als Schöffenbruder bezeugte Gerhard Scherfwin 712 . In der um 1200 angelegten Steuerliste des Kirchspiels St. Kolumba findet sich unter 657 Namen von Steuerpflichtigen von den Kölner Schöffen nur Heinrich von Zündorf 7 1 3 . Da andererseits Haus- und Grundbesitz der meliores in St. Kolumba vielfach bezeugt ist, muß das bedeuten, daß diese zum einen wohl nur an ihrem Hauptwohnsitz Steuern zahlten und zum anderen die Steuerlast von vermieteten Häusern auf die Mieter abgewälzt hatten. In jedem Falle läßt die Steuerliste erkennen, daß die Präsenz der politischen Führungsschicht Kölns im Kirchspiel St. Kolumba zu Beginn des 13. Jahrhunderts noch sehr gering war. Folglich wird auch ihr Anteil am Amtleutekollegium von St. Kolumba nicht sehr groß gewesen sein. In dieser Hinsicht unterschied sich also St. Kolumba von Klein St. Martin und Q u e l l e n 2, 29. Vgl. oben bei Anm. 154. Zur Verbindung mit den Birkelin vgl. LAU, Patriziat 2, 363FF. Franko war vermutlich der Schwiegervater oder der Schwager Hermann Birkelins, dessen Sohn Franko sich Birkelin vom H o r n nannte. 7 0 7 Aachener Urkunden 220. Errebolt kommt in Β 3 III 13 vor. Er ist nicht identisch mit Apollonius Erlebolt aus St. Brigiden. 7 0 8 V g l . unten Kap. 2. bei Anm. 187. 7 0 9 Z u Wolbero vgl. GROTEN (1984) 85 Nr. 138, zu Bruno Sb. 447 f° 20; 448 f° 13'. 7 1 0 S i e h e unten bei Anm. 717. Allgemein zur Ämterkumulation BUYKEN/CONRAD in der Einleitung 25f. 7 1 1 HOENIGER 2, 1, S.242f. 7 1 2 L u d o l f in C 1 (vor 1170) I 6, II 3 (vgl. KEUSSEN [1904] 21), LAU, Patriziat 2, 378. Ingram bei HOENIGER 1, S.372 Anm. 2, oben bei Anm. 421. Gerhard in einer Liste am Kopf von C 2 (vor 1170), Schöffenbruder in Quellen 1, 90. 7 1 3 S i e h e oben Anm. 505. Heinrich an Stelle I 91. Vgl. GREVING (1900) X X I I f . 706

Die Kirchspiele im frühen 13. Jahrhundert

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St. Β rigiden. Es ist gut vorstellbar, daß die Amtleute von St. Kolumba sich gerade angesichts der finanziellen Leistungsfähigkeit ihres Kirchspiels im Stadtregiment nicht ausreichend vertreten sahen. In ihren Reihen könnte man demnach eifrige Befürworter einer Regimentsänderung durch die Bildung eines Rates vermuten. Ausdruck des Selbstbewußtseins der Amtleute war das oben besprochene Kirchspielssiegel. Noch 1259 war St. Kolumba ein Zentrum der Opposition gegen die Herrschaftsansprüche der städtischen Schöffen 714 . Noch stärker als St. Kolumba führte das Vorstadtkirchspiel Niederich ein Eigenleben fast ganz ohne Beziehung zum bürgerlichen Stadtregiment. Für den Niederich war ein vom Hochgericht auf dem Domhof weitgehend unabhängiges Gericht mit eigenen Richtern und Schöffen zuständig 715 . Darüber hinaus gab es wie in den übrigen Kölner Parochien ein Amtleutekollegium. Die spärlichen Quellen lassen nicht erkennen, ob Schöffen und Amtleute aus verschiedenen Kreisen kamen oder ob eine mehr oder weniger homogene Gruppe beide Ämter wahrnahm. An der achten Niedericher Schreinskarte ist ein Zettel angeheftet, auf dem elf Namen stehen 716 . Es dürfte sich hierbei um eine Offizialenliste handeln, die in die achtziger oder neunziger Jahre des 12. Jahrhunderts zu datieren ist. Keiner der Namen läßt sich mit dem gesamtstädtischen Schöffenkolleg oder der Richerzeche in Verbindung bringen. Der erste Name der Liste, Bruno de Dalin, erscheint auch in der Zeugenreihe einer Urkunde für das Machabäerkloster aus der Zeit des Domdekans Konrad (1204-18) 717 : Berwinus de Niderich Henricus dictus advocatus [Hardefust] Theodericus gener eius Bruno de Speculo Gerardus de Asino Everardus Parvamens

Hertwicus Hardevust Hermannus Aureus anser Bruno de Dale Bruno Iuvenis Bruno de Dravirgazcen Gerardus Hardevust.

Ein Paralleleintrag im Niedericher Schrein 718 deutet darauf hin, daß es sich bei den Zeugen um Offizialen handelt, und nicht um Schöffen. Der Vogt Heinrich ist zudem in einer Kamper Urkunde vom Juli 1238 zusammen mit einem Hermann und einem Zacharias als Amtmann ausdrücklich bezeugt 719 . Überhaupt hatten die Amtleute die Schöffen seit etwa 1200 ganz in den Hintergrund gedrängt 720 . Auf den ersten elf Schreinskarten des Niederichs wird der Kreis der Zeugnis leistenden Personen mit indices scabini magistri et cives umschrieben. Von Karte 12 (seit etwa 1202) an ist dagegen nur noch vom Zeugnis der Offizialen die Rede. Vom Niedericher Gericht heißt

714Vgl. 715

unten Kap. 3. A n m . 299. LAU ( 1 8 9 8 ) 3 I f f .

N 8 VII 2. Ein B r u n o und ein Heidenrich kommen auch in Quellen 1 , 8 8 v o n 1 1 7 6 v o r zusammen mit Ticelin, der in Ν 3 II 12, 19 als amtierender Meister auftritt. 7 1 7 M a c h a b ä e r U 1/4. Die Eheleute Apollonius und Hadewigis schenken dem Kloster zwei Häuser in der Immunität. Erster Laienzeuge ist ihr Sohn Richolf. 7 1 8 N 13 IV 10 (dort datiert 1209/15). 7 I 9 DICKS ( 1 9 1 3 ) 149. 720 BUYKEN/CONRAD in der Einleitung 20ff. 716

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Die Zeit des Thronstreits

es, es tage in domo officialium de Niderich721. Unter den Offizialen ragen drei Enkel des Richerzechenamtmannes Albero Hardefust aus dem Kirchspiel Klein St. Martin heraus722. Heinrich Hardefust, der mit einer Tochter Berwins vom Niederich verheiratet war, bekleidete zeitweise das Amt des Vogtes im Niederich und erscheint 1230 als Schöffenbruder723. Gerhard war sein Bruder. Die Mutter seines Vetters Hartwich, Mechtild de Montículo, stammte aus einer im Niederich ansässigen Familie. Das Auftreten der Hardefust zeigt, daß es Männern aus dem städtischen Meliorat leicht gelang, über Eheverbindungen einflußreiche Positionen in der nördlichen Vorstadt einzunehmen. So entstand eine Nebenlinie des Geschlechtes von der Mühlengasse durch die Ehe Dietrichs von der Mühlengasse mit Richmodis, einer weiteren Tochter Berwins vom Niederich 724 . Wie die von der Mühlengasse hatte auch Bruno vom Spiegel seinen Stammsitz in St. Brigiden, wo er ebenfalls Amtmann war 725 . Everhard Kleingedank, der Sohn Luthards, läßt sich nicht mit den in Schöffenkolleg und Richerzeche vertretenen Trägern seines Beinamens in Verbindung bringen 726 . Der bedeutendste unter den Offizialen, die im Niederich ihren Stammsitz hatten, war zweifellos Berwin vom Niederich, dessen enormer Reichtum in den Schreinskarten greifbar wird 727 . Wie schon erwähnt, konnte er seine Töchter mit Männern aus dem Meliorat verheiraten. Eine Tochter Brunos de Dravirgazcen war mit dem Schöffenbruder Gerhard Birkelin verheiratet728. In bescheideneren Verhältnissen lebten die Amtleute, die sich nach ihren Häusern vom Esel und von der goldenen Gans nannten. Bruno de Dale verfügte auch über ein Haus im Kirchspiel St. Aposteln und über ein Grundstück in St. Kolumba 729 . Weitere Quellen lassen deutlich werden, daß nur wenige Vertreter der städtischen Führungsgruppe Amtleute im Niederich waren. Weder der Offizial Wezelo 730 noch seine 1223 in einer Urkunde des Kunibertsstiftes als Zeugen genannten Kollegen Tirricus Bluminc und Gerwinus de Rile 731 bekleideten gesamtstädtische Ämter. Erst recht in sehr bescheidene Verhältnisse führt die Zeugenliste einer Urkunde für das Machabäerkloster von 1235 732 : Heinricus Porcellus Heinricus Aureus anser Wilhelmus Ledersnider Wulberus Ledersnider Theodericus Ledersnider Fridericus filius Wilhelmi Godescalcus Durrepaffe.

Theodericus in Widengazze Wolberus Albus Wichmannus Cunradus Baldewinus Johannes Fiamma

N 12 11. LAU, Patriziat 3,106. GROTEN (1984) 73 Nr. 3. 7 2 3 N 14 11 (1215). Vgl. unten Kap. 2. bei Anm. 187. 721

722

724

L A U , P a t r i z i a t 3, 1 2 9 .

Siehe oben bei Anm. 709. 7 2 6 N 12 III 10, Sc 2 X I 2 (Everardus Kleingedanc de Niderig), C 1 X V 32. 7 2 7 N 14 Spalte I. 725

728

L A U , P a t r i z i a t 2, 3 6 5 .

KEUSSEN, Topographie 1, 418al2, C 2 X V 19. 7 3 0 N 12 II 12 (1202/12). 729

St. Kunibert U 1/22, 1/23. Ein jüngerer Dietrich Bluming als Offizial in U B Altenberg 1, 322 (1274). In der Liste Ν 8 VII 2 steht ein Gottfried von Riehl. 7 3 2 MachabäerU 1/6. 731

Die Kirchspiele im frühen 13. Jahrhundert

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Keiner der dreizehn Zeugen spielte außerhalb seines Kirchspiels eine erkennbare Rolle. Aufgrund der spezifischen Zusammensetzung des Amtleutekollegiums konnte sich im Niederich stärker noch als in einem Kirchspiel wie St. Kolumba ein lokales Sonderbewußtsein ausbilden, dessen Sinnbild wohl das zu 1245 nachweisbare Siegel der Offizialen darstellte 733 . Ein weiteres Indiz für das bezirksgebundene Selbstverständnis der Amtleute im Niederich ist die Verwendung des Titels dominus in der Schreinsüberlieferung der Vorstadt. Von den zwölf Zeugen der oben erwähnten Urkunde von 1204/18 sind fünf in Schreinsdokumenten mit dem Herrentitel nachzuweisen. Nach der Praxis der Schreine der Alt- und Rheinvorstadt müßte man diese Männer als verdiente Amtleute der Richerzeche einstufen 734 . Das ist bei Bruno vom Spiegel, dessen Vater schon Richerzechenoffizial war, zweifellos der Fall, denn ihm wird in zwei Büchern des Schöffenschreins der Titel dominus zugestanden 735 . Auch Hartwich Hardefust könnte man sich als gesamtstädtischen Bürgermeister vorstellen 736 . Schwieriger wird die Sache bei Berwin vom Niederich, Bruno de Dale und Bruno de Dravirgazcen, die außerhalb ihres Kirchspiels kaum in Erscheinung treten 737 . In ihren Fällen wird man eher eine lokale Sonderentwicklung in der Titelverwendung vermuten müssen. Bestärkt wird man in dieser Vermutung durch das Auftreten weiterer größtenteils kaum bekannter Träger des Herrentitels: Gerhard de Harste Heinrich, Sohn Berwins vom Niederich Heinrich Lur Heinrich de Hasta Hermann de s. Mauritio Lubrand super Montículo Ludwig Loere Radulf Wiscar Thomas Wichmann Lohere

(N (N (N (N (N (N (N (N (N (N

22 III 1) 15 II 16) 15 VII 10 [1231], 16 II 7) 16 V I I I 1 1 [1231]) 17 II l) 7 3 8 15 I 5) 15 II 1) 15 I 5) 24 III 8) 15 I 4, II 9) 739 .

Die zahlreichen Belege für Träger des Herrentitels in den Niedericher Schreinskarten des frühen 13. Jahrhunderts lassen nur eine Erklärung zu: Die verdienten Amtleute des Offizialenkollegiums der Vorstadt haben sich zeitweise in Nachahmung des Brauches der Richerzeche den Titel dominus zugelegt. Diese Praxis weist auf zweierlei hin. Zum einen ist sie Zeugnis für die hohe Selbsteinschätzung der Niedericher Bürger, die ja auch auf dem Gebiet der Rechtspflege von der Gesamtstadt weitgehend unabhängig waren. Ihre verdienten Amtleute stellten sich stolz neben die der weit mächtigeren Richerzeche. Zum anderen läßt die lokale Sonderentwicklung aber deutlich erkennen, daß die Bürger des Niederichs vom gesamtstädtischen Regiment weitgehend ausgeschlossen waren. Erst die Distanz zu Schöffenkolleg und Richerzeche schuf Raum für

733

V g l . oben bei Anm. 672.

734

V g l . oben bei Anm. 38.

735

S b . 447 f° 20, 4 4 8 f° 13'. GROTEN (1984) 85 Nr. 138.

736

N 15 III 2.

737

N 15 I 5, 7; 15 II 2; 23 III 19.

738

V g l . zu ihm unten Kap. 2. bei Anm. 184.

739

Identisch mit dem Zeugen von 1235 oben bei Anm. 732.

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Die Zeit des Thronstreits

eigene Bräuche. Die Anfänge der besonderen Verwendung des Herrentitels im Niederich könnten schon im 12. Jahrhundert liegen 740 . Zu Beginn der dreißiger Jahre des 13. Jahrhunderts verschwindet der Titel dominus aus der Niedericher Schreinsüberlieferung. Im Gegensatz zu der hohen Selbsteinschätzung der Amtleute steht der gesellschaftliche Rang vieler Offizialen. Das wiederholte Auftreten der Beinamen Lederschneider und Löher (Lohgerber) weist auf Vertreter lederverarbeitender Gewerbe hin. Man muß also mit der Präsenz von Handwerkern im Amtleutekollegium des Niederichs rechnen 741 . Mehrere der 1259 von Erzbischof Konrad von Hochstaden neu eingesetzten Schöffen kamen aus dem Niederich 742 . Im Kirchspiel von St. Gereon läßt sich eine ganz ähnliche Entwicklung beobachten wie im Niederich. Auf der fünften Schreinskarte und im frühesten Schreinsbuch dieses Bezirkes finden sich ebenfalls eine ganze Reihe von Personen, die den Titel dominus tragen. Es handelt sich dabei zum einen um Vertreter des städtischen Meliorats, die sehr wohl Bürgermeister der Richerzeche hätten sein können, zum anderen um Männer von rein lokaler Bedeutung. Eine Trennung dieser Gruppen ist aber, soweit keine zusätzlichen Belege aus anderen Kirchspielen vorliegen, nicht durchzuführen. Es handelt sich im einzelnen um: Dietrich von der Ehrenpforte Dietrich, Sohn von Johannes Parvus Gerhard Scherfgin Gerhard dictus Provere Gottfried de Halle Gottfried filius Clementie Gottschalk Buze Heinrich in Angulo Heinrich Strudeiis Heinrich Overstolz Heinrich de Goldberge Hermann Flakko Johannes Parvus Johannes Birria(nus) Johannes de antiqua ursa Johannes de Wolkenburg Lambert, Sohn von Johannes Parvus Melacus Wilhelm de Mengenich Wolfram

(Sb. 334 P I ) ? (Sb. 334 f° 2') (Sb. 334 f° 8)? (G 5 110 [1232]) (Sb. 334 P I ' ) ? (Sb. 334 Ρ 3) (Sb. 334 Ρ 3')? (G 5 II 3 [1231]) (G 5 11 [1231]) (Sb. 334 P I ) ? (Sb. 334 f° 2')? (Sb. 334 f° 7')? (Sb. 334 Ρ 2')? (Sb. 334 Ρ 2') 743 (Sb. 334 Ρ 3')? (G 5 II 2, Sb. 334 Ρ 4') (Sb. 334 Ρ 2') (Sb. 334 Ρ 2') (G 5 II 6) (Sb. 334 Ρ 3).

Bei den mit Fragezeichen versehenen Namen könnte mit einem Erwerb des Herrentitels durch die Bekleidung des Bürgermeisteramtes der Richerzeche gerechnet

V g l . dazu die N u m m e r n 81, 87, 90, 95, 106 und 125 bei GROTEN (1984). BUYKEN/CONRAD in der Einleitung 25. 7 4 2 S i e h e unten Kap. 3. bei Anm. 289. 740 74I

743

E r ist auch in der Handschrift der Kölner Dombibliothek Nr. 241 f° 31' (ohne Herrentitel) belegt. Vgl. HEUSGEN (1933) 9ff.

Die Kirchspiele im frühen 13. Jahrhundert

99

werden. Die zeitliche Einordnung der Belege entspricht denen des Niederichs. Auch in St. Gereon brechen die Bezeugungen einige Zeit vor 1252 ab. Aus dem späten 12. Jahrhundert kennt man aus St. Gereon die domini Dietrich Friman mit seinem Sohn Wolfram und Dietrich Rufus 744 . Dietrich und Wolfram stehen in einer auf der ersten Schreinskarte von St. Gereon überlieferten Namenliste 745 . Dietrich Friman war Ministeriale von St. Gereon, sein Bruder Wolfram wohl als Schultheiß Vorsitzender des Gerichtes des Propstes von St. Gereon 746 . Durch die Existenz dieses Gerichtes war der Bezirk von St. Gereon (St. Christoph) wie die Parochie Niederich aus dem Sprengel des Kölner Hochgerichts ausgesondert 747 . Ob ähnliche Entwicklungen, wie sie im Niederich und bei St. Gereon zu beobachten sind, auch in den Kirchspielen Airsbach und Weyerstraße (St. Pantaleon) stattgefunden haben, läßt sich, weil die Quellen fehlen, nicht sagen. Auf den beiden Schreinskarten des Kirchspiels St. Severin erscheint zweimal ein dominus Wolbertus 748 . Die Betrachtung der einzelnen Kirchspiele fördert erhebliche Unterschiede zutage. Die Parochien der Rheinvorstadt, Klein St. Martin und St. Brigiden, waren fest in der Hand des städtischen Meliorats. Konfliktpotential könnte man hier innerhalb der Amtleutekollegien vermuten. Widerstand gegen die Vorherrschaft der meliores mochte sich gerade an der Erfahrung ständischer Ausgrenzung innerhalb einer genossenschaftlich verfaßten Körperschaft entzünden. Ein solcher Widerstand konnte sich aber wohl ohne äußeren Rückhalt nur schwer organisieren. Das Altstadtkirchspiel St. Kolumba stand weit weniger unter dem Einfluß des Meliorats. Seine Führungskräfte könnten mit größerer Geschlossenheit Forderungen nach politischer Partizipation erhoben haben. In St. Peter und St. Aposteln werden die Verhältnisse ähnlich gewesen sein. Die größte Distanz zum städtischen Regiment hatten die Vorstädte Niederich und Airsbach und die seit 1180 in das befestigte Stadtgebiet einbezogenen Randparochien St. Gereon (St. Christoph), St. Pantaleon (Weyerstraße) und St. Severin, alle mit eigener Gerichtsorganisation. Bei aller Verschiedenheit der Motivation gab es wohl in allen Kirchspielen ein hinreichendes Oppositionspotential gegen die krasser werdende Herrschaft des Meliorats. Der von den Parochien getragene Rat von 1216 wollte diese Gruppenherrschaft brechen. Indizien für eine Verstärkung der herrschaftlichen Gelüste der meliores liefert das Stadtbuch des Schöffenschreins. Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts beschränkten sich die Eintragungen in diesem auf dem Bürgerhaus geführten Buch im wesentlichen auf Sachen, die nicht Gegenstand der parochialen Schreinsführung waren. Es handelte sich etwa um Prozesse über den persönlichen Rechtsstand bestimmter Personen 749 , um Zollvereinbarungen 750 , Schuldensachen 751 und vor dem Hochgericht verhandelte Grundstücksangelegenheiten 752 . Einzelne Einträge bezogen sich auf Eheverträge über Güter, die im gesamten Stadtgebiet verstreut, nicht selten sogar außerhalb der Mauern 744GROTEN

745G

( 1 9 8 4 ) 74 Nr. 21, 75 Nr. 23, 85 Nr. 140.

1 II 21 (1165/85).

746JOERRES 747LAU

( 1 8 9 3 ) 17, G 1 II 27.

(1898) 41.

748GROTEN

( 1 9 8 4 ) 85 Nr. 139.

749Sc

1 1 4 , II 2 , 3 , LAU (1898) 362 Nr. 1 , 2 , 3 6 3 Nr. 7, 8, 365 Nr. 1 6 , 1 7 , 1 8 , 2 1 , 366 Nr. 24, Sc 1 III 1, IV 1 , 2 , 3, 5, 6, Sc 2 I 1, 5. Wachszinser LAU (1898) 363 Nr.5 ähnlich 366 Nr.23. 7 5 0 S c 1 I 3, 2 I 4. LAU (1898) 363 Nr. 3. 7 5 1 Sc 1 I I 5, 2 I 3 . 752LAU

( 1 8 9 8 ) 3 6 3 N r . 4 , 6 , 3 6 4 N r . 1 0 , 3 6 6 N r . 2 2 , S c 2 I 2 , II 1.

100

Die Zeit des Thronstreits

lagen 753 . Es finden sich kaum Notizen, die einzelne Objekte in einem Kirchspiel betreffen. Der erste überlieferte Fall dieser Art beschäftigt sich mit einem Haus in Klein St. Martin und gehört in die Jahre nach 1171/72 754 . Die Notiz läßt nicht erkennen, daß das Hochgericht sich in irgendeiner Weise mit der Erbschaft zu befassen hatte. Wenige Eintragungen später ist die Übertragung eines Hauses am Rhein in den Gewahrsam von Treuhändern während der Abwesenheit des Besitzers vermerkt 755 . Eine weitere Notiz betrifft den Kovoltzhof im Kirchspiel St. Alban 7 5 6 . Die Lage änderte sich in den neunziger Jahren des 12. Jahrhunderts. Vom zweiten Blatt des zweiten erhaltenen Faszikels des Schöffenschreins an häufen sich Einträge, die bestimmte Objekte in den Kirchspielen betreffen 757 . Oft liegen die Immobilien, über die verfügt wird, in mehreren Parochien. Es machte ja die Attraktivität des Schöffenschreins aus, daß man vor ihm in einem Akt über verstreute Güter Verfügungen treffen konnte. Ein solches Verfahren bot sich in erster Linie für die meliores mit ihrem umfangreichen Grundbesitz an, die häufig zugleich auch von den Einkünften des Schöffenschreins profitierten. Gute Beispiele dafür liefern im zweiten Faszikel des Schöffenschreins die Erbschaftsangelegenheiten des Schöffen Ludwig von Mommersloch, Gottschalk Overstolz' und der Geschwister von der Lintgasse 758 . Mit der Ausweitung seiner Materien griff der Schöffenschrein massiv in die Kompetenzen der Parochialschreine ein, denen er erhebliche Gebühreneinnahmen entzog. Seit den zwanziger Jahren des 13. Jahrhunderts wurden beim Schöffenschrein sogar eigene Pergamentlagen für die Kirchspiele angelegt, die zum engeren Sprengel des Hochgerichts gehörten. Vereinzelt bedienten sich sogar Personen aus den peripheren Kirchspielen des Schöffenschreins 759 . Die Konkurrenz von Schöffenschrein und Parochialschreinen war damit zu einer dauerhaften Einrichtung geworden. In den Kirchspielen muß das Vorgehen der Schöffen als ein Übergriff in die eigenen Rechte empfunden worden sein, dem man machtlos ausgeliefert war. Das Schreinswesen könnte 1216 sehr wohl einer der Streitpunkte zwischen den Schöffen und den Bruderschaften gewesen sein. Eine Preisgabe der neuen Praxis des Schöffenschreins haben die Parochien nicht erreicht. Die wachsende Autorität der Versammlung auf dem Bürgerhaus machte sich auch in den Außenbezirken der Stadt bemerkbar. Das erhellt aus Schreinseintragungen, die sich mit der Feststellung von Fällen echter N o t beschäftigen. Das auf dem Bürgerhaus gepflegte bürgerliche Willkürrecht, die Kore, gab ein Verfahren an die Hand, das es ermöglichte, die an sich nicht zulässige Veräußerung von Erbgut in der Stadt herbeizuführen 760 . Personen, die wegen Armut Erbgut nicht halten konnten, sondern es zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes veräußern mußten, leisteten, von Eideshelfern aus ihrer Verwandtschaft unterstützt, vor den Bürgern und Schöffen einen Eid. Bestärkt duch die Autorität der Bürger wandten sich die Betroffenen dann an 753

S c 1 II 4 (infra bannum), LAU (1898) 364 Nr. 12, 365 Nr. 15, 20, Sc 1 IV 4, 7 ( i n f r a Coloniam et extra). Ähnliche Eintragungen begegnen im 12. Jahrhundert auch in den Parochialschreinen, ζ. Β. M 6 IV 10.

754

L A U ( 1 8 9 8 ) 3 6 4 N r . 14, v g l . M 6 I V 10.

755

L A U ( 1 8 9 8 ) 3 6 5 N r . 19.

S c 1 III 6, 7 (nach Sc 1 IV 7 einzuordnen, vgl. LAU [1898] 361 Anm. 3d). Vgl. allgemein KEUSSEN (1904) 4f. 7 5 8 S c 2 II 2-6; III 3, 4, V 13, VII 1, 2; XIII 1-9. 759 KEUSSEN (1904) 133 zu Nr. 447 (St. Christoph, Airsbach). 7 é 0 Z u r Kore vgl. oben bei Anm. 57. Nach A 8 I 19, 21 konnte auch das Hochgericht eingeschaltet werden. Zur echten Not vgl. H R G 3, 1041f. 756 757

Die Kirchspiele im frühen 13. Jahrhundert

101

das zuständige Amtleutekollegium, das den Verkauf des Erbes daraufhin zuließ. A u f diese Weise gewann die Versammlung auf dem Bürgerhaus in gewissen Fällen Einfluß auf die Handlungen der Amtleutekollegien. Damit war ein erster Schritt auf dem Weg getan, an dessen Ende im Spätmittelalter der Kölner Rat als „Oberster der Schreine" die Parochialkollegien entmündigte 7 6 1 . Folgender Eintrag bietet ein schönes Beispiel für diese Praxis:

Notum sit, quodpueri Hadewigis Pallide, Lambertus, Richolfus, Henricus, Gozwinus, Bruno, Uda et Gertrudis et Pelegrimus, Henricus Baurus cum pueris suis post mortem uxoris sue Hadewigis artati inedia primo venerunt in domum burgensium et ibi iuramento obtinueruntpro necessitate corporis sui hereditatem suam, que de morte patris eorum Gozwini hereditarie eis successit, non posse obtinere. Hoc facto burgenses remiserunt eos ad scabinos et officiales de Orsburch et ibi simili modo coram iudice et scabinis iuramento obtinueruntprescriptam hereditatem, que de morte patris eorum eis hereditarie successit, pro necessitate corporis sui non posse obtinere762. N e b e n diesem Beleg für die Vorstadt Airsbach läßt sich auch einer für St. Gereon anführen 7 6 3 . Die ersten Hinweise auf den Rechtsbehelf finden sich in der Schreinsüberlieferung des Niederichs 7 6 4 und des Kirchspiels Klein St. Martin 7 6 5 jeweils aus den Jahren um 1210.

761

LAU (1898) 173.

313 (nach 1230), vgl. auch 314. Sb. 334 f° 10'. 764 N 13 II 35, III 27, IV 6, alle 1209/15. B E R T H O L D (1976) 244 hat diese Eintragungen dahingehend mißverstanden, sie seien Zeugnisse für einen Rat. 762PLANITZ/BUYKEN

763

765M

21 V 12 (secundum electionem

civitatis),

vgl. Sb. 13 f° 1' = PLANITZ/BUYKEN 540.

2. D I E L A T E N Z P H A S E

(1216-1257)

2.1. Die E n t w i c k l u n g der B e z i e h u n g e n der K ö l n e r B ü r g e r zu den E r z b i s c h ö f e n v o n K ö l n , zu P ä p s t e n , H e r r s c h e r n u n d benachbarten Fürsten

2.1.1. Die Zeit Erzbischof

Engelberts

I. v o n

Berg

Engelbert von Berg mußte sich unmittelbar nach seiner Wahl zum Erzbischof von Köln mit dem Versuch der Kölner Bürgerschaft, einen Rat als Spitze des bürgerlichen Regiments zu etablieren, auseinandersetzen 1 . Der Elekt ergriff die Partei der Schöffen, deren Regiment er wiederherstellte. Die aufsässigen Bruderschaften der Stadt mußten dem Stadtherrn 4000 Mark Buße zahlen, aber auch die Schöffen kamen nicht ungeschoren davon. Sie mußten einen für sie ungünstigen Vertrag mit Engelbert schließen. Die Urkunde ist nicht erhalten, einige ihrer Bestimmungen lassen sich aber aus dem Großen Schied von 1258 rekonstruieren 2 . Drei der dort auf eine Vereinbarung Erzbischof Engelberts mit den Schöffen zurückgeführten Klagepunkte Konrads von Hochstaden betreffen die Rechtsprechungspraxis des Hochgerichts: Nach Punkt 5 sollten außer an Feiertagen täglich Gerichtssitzungen gehalten werden, auf denen alle anstehenden Sachen zu erledigen waren. Punkt 7 forderte, daß bei gewichtigen Sachen innerhalb von drei Tagen ein Urteil gefunden werden müsse. Nach Punkt 9 sollte über geringfügige Sachen unverzüglich geurteilt werden. Ein weiterer Punkt besagte, daß der Greve und der Untervogt nur so lange in ihren Ämtern bleiben sollten, wie sie das Vertrauen des Burggrafen, des Edelvogtes, der Schöffen und der Bürger besäßen. Die sekundär überlieferten Punkte erschöpfen sicher nicht den Inhalt der Urkunde, die den Bürgern derart verhaßt war, daß sie sie nach dem Tode Engelberts feierlich verbrannten 3 . Bürgerliche Autonomie gab es für Erzbischof Engelbert nur in dem von der Stadtherrschaft dafür gesteckten Rahmen, und der war recht eng bemessen. Caesarius von Heisterbach sagt über Engelbert 4 : In civitatibus suis principalibus, Colonia scilicet et Susatia, maiorem exercuit potestatem zelo iustitie quam aliquis episcoporum ante eum. U m einer armen Frau zu helfen, setzte er sich über das Stadtrecht hinweg und überhörte den Protestruf der Schöffen: Domine, hoc est contra ius civitatis5. Engelberts patriarchalische Auffassung von der Stadtherrschaft kommt auch in einer (allerdings

'Vgl. Kapitel 1.4.1. 2

LACOMBLET 2 , 4 5 2 , Q u e l l e n 2, 384.

3

HILKA (1937) 3, 370 (Vita Engelberti 2, 12): Civibus etiam gratiam suam negavit ob concremationem privilegiorum ...Vorher 269 (c. 11): propter privilegia, que dominus Engelbertus ab eis extorserat.

4

HILKA (1937) 3, 241.

5

HILKA (1937) 3 , 2 4 6 .

Die Zeit Erzbischof Engelberts I.

103

nicht in der erzbischöflichen Kanzlei hergestellten) Urkunde vom September 1217 zum Ausdruck6. Darin sicherte Engelbert in seiner Eigenschaft als Herzog in Westfalen den Bürgern von Paderborn zu, quod eis sicut civibus nostris Coloniensibus et aliis oppidanis nostris in suis necessitatibus benignum et efficax auxilium inpendemus. Hier wird Köln mit den übrigen erzstiftischen Städten auf eine Stufe gestellt. Eifer für die Gerechtigkeit, gütige Fürsorge kennzeichnen die Schutzherrschaft des Erzbischofs. Die Bürger sind seine Bürger. Sie sind Glieder des Erzstifts und haben seinen Interessen zu dienen. Aus diesem Verständnis heraus ließ Engelbert 1222 neben dem Domkapitel auch die Kölner Bürger sein Bündnis mit Herzog Heinrich von Brabant mitsiegeln7. Von König Heinrich VII., zu dessen Vormund Engelbert bestellt war, konnten die Kölner Bürger bis 1225 keine Privilegienbestätigung erlangen. Als Heinrich schließlich am 20. Januar 1225 in Ulm auf Verwenden Engelberts das Diplom Heinrichs VI. von 1193 bestätigte, knüpfte er keineswegs an die Urkunde seines Vaters von 1216 an, in der die Empfänger als nobiles burgenses Colonienses angesprochen worden waren, im Gegenteil, in der Einleitung zu dem Transsumpt von 1225 ist ausdrücklich die Rede von einem der Kölner Kirche und der Stadt Köln gemeinsam verliehenen Privileg8. Solange Engelbert von Berg die Zügel hielt, war die Stadt Köln für den jungen König keine eigenständige Größe, sondern nur, wie für seinen Großvater, eine Pertinenz des Erzstifts. In Urkunden Engelberts treten Kölner Bürger nur selten als Zeugen auf. Die Zeugenliste einer Urkunde für das Kloster Altenberg vom 7. März 1217 bricht in der überlieferten Form mit scabini Ricolf us Parfuse ab . Am 26. Mai 1218 befreite Engelbert das Kloster Eberbach, das ihn in seine Bruderschaft aufgenommen hatte, von allen Zöllen „in seiner Stadt Köln" 1 0 . Dieses Privileg bezeugten dreizehn Kölner Schöffen. Da die Schöffen gegebenenfalls über Klagen der Eberbacher, die aus der Zollvergünstigung resultierten, zu richten hatten, ist ihre Hinzuziehung erklärlich. Im Stadtarchiv hat sich ein mundiertes, aber nicht besiegeltes Exemplar der Urkunde erhalten11. Von besonderem Interesse ist die Zeugenliste einer Urkunde von 1221, mit der Erzbischof Engelbert dem Stift St. Maximin den Erwerb von Gütern in Bocklemünd bestätigte, die die Meisterin von dem Kölner Bürger Gottfried Yrinc gekauft und von den Verpflichtungen befreit hatte, die zwei Rittern nach Lehnrecht davon geschuldet wurden 2 . Die Zeugen der Urkunde sind nach fünf Ministerialen Wilhelmus de F o r o " Johannes in Linthgazzin Richolfus Perfuse Hermannus de Mumbersloch Walthmannus de Dorne 15

Schöffen

St. Kolumba?

R E K 3, 175, FICKER (1853) 318f. Nr. 11, WUB 4, 69. Die Intitulatio hat archiepiscopi statt electus. R E K 3, 369. 8 Quellen 2, 79 (zu 1224), HUA 3/75. Vgl. oben Kap. 1 bei Anm. 499. Zur Sache vgl. KNOPP (1928) 44, 6 7

STEHKÄMPER (1972) 349.

R E K 3, 166. 1 0 REK 3, 202, Quellen 2, 59. " H U A 1/72. 1 2 REK 3,325. '-'Vgl. zu ihm oben Kap. 1. bei Anm. 703. 9

104

Die Latenzphase (1216-1257)

Reymardus de Dorne Cunradus Cleinegedanc, 1 6 17 Richolfus Saphir.17 Mauricius Aurifaber 18 19 Godescalcus Niger.19 Lambertus de Storheim = Stocheim? 20

St. Kolumba? St. Alban? Klein St. Martin? St. Laurenz? Klein St. Martin St. Aposteln?

Bei den letzten sieben Zeugen handelt es sich vermutlich um Offizialen. Gottschalk Niger ist als Amtmann von Klein St. Martin anderweitig bezeugt. Nicht alle Personen lassen sich aber einem einzigen Kirchspiel zuordnen, etwa St. Kolumba, wo Gottfried Yrinc wohnte 20 . Es tauchen mithin Vertreter verschiedener Kirchspiele auf, ohne daß ersichtlich wäre, daß sie amtliche Funktionen wahrzunehmen hatten. Das deutet darauf hin, daß die Offizialen der Kirchspiele auch ohne institutionelle Absicherung nach der Auflösung des Rates rege am politischen Leben der Stadt Köln teilnahmen. Das ist eine neue Erscheinung, die in dieser Form vor 1216 nicht zu beobachten ist. In dieselbe Richtung weist auch eine Urkunde von 121721 mit den Zeugen Heinrich de Macellis 22 Heinrich de Rile 23 Friedrich Sohn Wolberos [von St. Laurenz] 24 Richwin Grin 25

Klein St. Martin Niederich? St. Laurenz? Niederich? St. Kolumba?

Die vier genannten Männer könnten Offizialen verschiedener Kirchspiele gewesen sein. Aus der Amtszeit Engelberts von Berg ist nur ein Fall autonomen gemeinschaftlichen Handelns der Kölner Bürger überliefert, die Gründung des vom Deutschen Orden betreuten Hospitals St. Katharina. Der reich gewordene Kölner Bürger Heinrich Halverogge, ursprünglich Wachszinser des Klosters St. Maria in Trier und damit wohl

Er erscheint als Ritter in Quellen 2, 91 (1225/26). Das Haus zum Dorn lag in St. Kolumba. KEUSSEN, Topographie 1, 297b8. 1 5 Quellen 2, 127. Sohn des Richerzechenoffizials Everhard (GROTEN [1984] 75f. Nr. 33). LAU, Patriziat 2, 372. 1 6 Sohn des Richerzechenoffizials Heinrich (GROTEN [1984] 78 Nr. 69). Zu seinem Bruder Heinrich als Amtmann zu Klein St. Martin vgl. oben Kap. 1. bei Anm. 682ff. Die Form Sapir in R E K 3 und in der Edition beruht auf einem Druckfehler. 17KEUSSEN, Topographie 1, 190al4, 197al0, 197bl4. 1 8 Vgl. oben Kap. 1. bei Anm. 682ff. 19 Vgl. zu dem Beinamen Stotzheim in St. Aposteln KEUSSEN, Topographie 1, 449at. ^"Steuerliste St. Kolumba, Verfassung und Verwaltung C 654a (Abschrift) III 5. Gottfried ist Zeuge in St. Maximin U 1/2 (1228). 2 1 W U B 7, 120. 2 2 Als Amtmann in Klein St. Martin oben Kap. 1. bei Anm. 681ff. (Heinrich Rusticus, Gebur). LAU, Patriziat 3,143. Seine drei Brüder waren Schöffen. •^HOENIGER 2, 2, S. 255. Vgl. zu anderen Namensträgern Kap. 1. bei Anm. 731. 2 4 Sohn des Richerzechenoffizials Wolbero (GROTEN [1984] 84 Nr. 137). 2 5 Der Richerzechenoffizial bei GROTEN (1984) 83 Nr. 118? 14

105

Die Zeit Erzbischof Heinrichs I.

ein Zuwanderer, hatte eine Stiftung zur Errichtung eines Hospitals hinterlassen26. Die „Stadt" griff diese Initiative auf und stellte einen Bauplatz zur Verfügung, auf dem mit öffentlichen Geldern und privaten Spenden ein Hospital mit einer Katharinenkapelle errichtet wurde 27 . Der Bauplatz lag auf der Grenze der Kirchspiele Airsbach und St. Severin im Katharinengraben, also im Bereich der 1106 angelegten Wallanlage um die Vorstadt Airsbach, die durch die Errichtung der neuen Stadtmauer ihre Verteidigungsfunktion verloren hatte 28 . Die Bürger betrachteten die alte Wehranlage als ihr gemeinsames Eigentum (fundum quendam ad nostrum usum publicum spectantem). Es ist nun im Vergleich mit einer unten noch zu behandelnden Gründung von 1229 29 bemerkenswert festzustellen, daß Erzbischof Engelbert keinerlei Ansprüche auf die alte Stadtbefestigung erhob und die Bürger ungehindert gewähren ließ. Als es zu einem Streit mit dem Severinsstift kam, in dessen Pfarrsprengel das Hospital lag, griff der Erzbischof nicht ein. Die Bürger richteten eine Supplik an Papst Honorius III., der den Fall dem Abt von Rommersdorf, dem Kustos von St. Kastor und dem Kantor von St. Florin in Koblenz überwies 30 . Auch den delegierten Richtern legten die Kölner den Streit aus ihrer Sicht schriftlich dar 31 . Am 25. Januar 1219 wurde in Koblenz ein Schiedsspruch gefällt, den Erzbischof Engelbert bestätigte 32 . Dem karitativen Engagement der Kölner Bürger ließ Engelbert also freien Lauf. Ansonsten dürfte seine Amtszeit eine Periode des Stillstandes, ja des Rückschritts für die Verfassungsentwicklung der Stadt gewesen sein. Im Jahre 1225 nahmen die Kölner Bürger Verbindung mit den Feinden ihres gestrengen Stadtherrn auf. Caesarius von Heisterbach berichtet von einem Bündnis (societas) mit dem Herzog Walram von Limburg, der schon 1205 auf Seiten der Kölner gekämpft hatte 33 . Nach dem Mord an Engelbert brachte dieser Schritt den Bürgern selbstverständlich die Ungnade des neugewählten Erzbischofs ein.

2.1.2. Die Zeit Erzbischof

Heinrichs

I. von

Müllenark

In Heinrich von Müllenark fand Engelbert von Berg keineswegs einen so schwachen Nachfolger, wie es die ältere Forschung hingestellt hat 34 . Heinrichs Verhältnis zu den Kölner Bürgern war von Anfang an belastet durch deren Parteinahme im Konflikt des Adels mit seinem Vorgänger. Mit der demonstrativen Verbrennung der von Engelbert erzwungenen Verträge bekundeten die Kölner zudem ihre Entschlossenheit, alle stadtherrlich verordneten Neuerungen aus der Welt zu schaffen. Heinrich reagierte hart und entzog den Bürgern seine Huld. Er hat für die Dauer seines Episkopats

26

B e l e g e b e i H O E N I G E R 2 , 2 , S . 2 3 5 , HAGSTRÖM ( 1 9 4 9 ) 1, 11 Of. W a c h s z i n s e r S c 1 I V 2 . Z w e i T ö c h t e r a u s

erster Ehe waren Kanonissen in Schönstatt (M 11 V I 4). HENNES (1861) 9-12. 28 KEUSSEN, Topographie 2, 43b4, 193aa, 193ab. 2 ' S i e h e unten bei Anm. 60. 27

30

HENNES ( 1 8 6 1 ) 9.

31

H E N N E S ( 1 8 6 1 ) 10.

HENNES (1861) 11, R E K 3, 230. Engelbert bekundete in einer Urkunde vom 1. April 1220 besondere Sympathien für den Deutschen Orden. Vgl. Hennes (1861) 13. 3 3 HILKA (1937) 3 , 2 6 9 f . , WAITZ (1880) 305 (V. 61f.). 32

34

V g l . dazu GROTEN (1980) 161ff., GROTEN (1988) 13ff., und neuerdings die Kölner Dissertation von Michael Matscha.

106

Die Latenzphase (1216-1257)

kein gutes Verhältnis zur städtischen Führungsschicht gefunden 35 . Nur in einer seiner Urkunden werden Kölner Bürger als Zeugen genannt36. Der durch den Huldentzug herbeigeführte Zustand der Rechtsunsicherheit sollte fast ein ganzes Jahr andauern. Schon bald sannen die Bürger auf Abhilfe. Dietrich, der Sohn Ludwigs von der Mühlengasse 37 , zu dieser Zeit wohl der Schöffenbürgermeister 38 , wurde im Frühjahr 1226 zum Hoftag Friedrichs II., der am Pfingstfest (7. Juni) in Cremona gehalten werden sollte, und an die Kurie entsandt, um Privilegien für die Stadt zu erwerben. Dietrich erhielt einen Blankokreditbrief der Stadt 39 . Die Gesandtschaft mußte sich tatsächlich enorme Summen von zwei Sieneser Bankgesellschaften leihen. Zusammen 612 Mark Sterling hatte die Stadt Köln auf den Champagner Messen zurückzuzahlen 40 . Trotz offensichtlich großer Aufwendungen zeigte Friedrich II. keine Neigung, sich für die Belange der Kölner Bürger gegen ihren Stadtherrn einzusetzen. Der Kaiser gab seine städtefeindliche Haltung auch im Falle Kölns nicht auf. Ein Diplom konnte Dietrich von der Mühlengasse nicht erwirken. Auch in Rom hatte die Kölner Gesandtschaft zunächst kein Glück. Allerdings verließ anscheinend zwischen dem 20. August und dem 27. Oktober 1226 überhaupt keine Urkunde die päpstliche Kanzlei 41 . Am 3. November urkundete Honorius III. für das Kölner Stift St. Maximin 42 . Auch Sachwalter des Klosters Siegburg, das sich über Erzbischof Heinrich beschwerte, hielten sich zu dieser Zeit an der Kurie auf 43 . Am 13. November 1226 erließ Papst Honorius Schutzmandate für die Kölner Kreuzfahrer 44 . Vielleicht haben Zusicherungen der Kölner, in ihrer Stadt für den Kreuzzug werben zu wollen, dem Papst den Entschluß erleichtert, den Bürgern eine Privilegienbestätigung zu gewähren, für die er zunächst wohl keinen Anlaß gesehen hat, zumal die Kölner keine Empfehlung ihres Erzbischofs mitbrachten. Am 14. November 1226 bestätigte Honorius III. jedenfalls nach dem Vorbild der Urkunde Innozenz' III. vom 23. Dezember 1205 pauschal die Freiheiten und guten Gewohnheiten der Stadt Köln 45 . Zu dieser Zeit besaß die Stadt vermutlich aber auch schon Privilegien ihres Stadtherrn. Zwischen seiner Weihe am 20. September 1226 und dem Dezember desselben Jahres stellte Heinrich von Müllenark zwei Urkunden aus, an denen sein erstes, nur kurze Zeit verwendetes Siegel hängt 46 . Beide Urkunden lassen charakteristische Züge des politischen Stils des Erzbischofs erkennen. Heinrich erfüllte einerseits die

^Indizien dafür sind etwa die Ächtungen Richolf Grins 1230 (REK 3, 708) und der Brüder von der Mühlengasse 1237. Zu letzterem vgl. GROTEN (1982) 52ff. und unten bei Anm. 276. 3 6 R E K 3, 732. 37 LAU, Patriziat 3, 146 macht irrtümlich Dietrich vom Niederich, den Bruder Ludwigs, zum Gesandten von 1226. Dem widerspricht eindeutig der in Anm. 40 zitierte Text. 3 8 Unter der Voraussetzung, daß die Bruderschaftsurkunde für die Filzhutmacher bei von Loesch (1907) 1, 106f. Nr. 37 in die zweite Jahreshälfte 1225 fällt. Der Titel dominus für Dietrich findet sich in Sb. 447 f° 8' (November 1227), Ν 22 V 7 (1232), Sb. 448 f° 16. 39VON WINTERFELD (1925) 81, auch in der Sammlung Alfter (Best. 1001) 26, 182. 4 0 Quellen 2, 108, 109. SCHULTE (1900) 1, 238f. hält die Gelder für erzbischöfliche Schulden, was aus den Urkunden aber nicht hervorgeht. Vgl. auch unten bei Anm. 461. 4 1 POTTHAST 7601 (21. Juli), 7602 (20. August), 7603 (27. Oktober), alle aus dem Lateran. 4 2 H U A l/84a. Fehlt bei Potthast. 4 3 R E K 3, 602 (Mandate vom 26. November). 4 4 M G Epp s. XIII1, 312-314. 4 5 Quellen 2, 99 nach 16. 4 6 R E K 3, 595, 596, vgl. 570. Die Ausfertigungen H U A 1/83, 1/84 stammen nicht von einem städtischen Schreiber.

Die Zeit Erzbischof Heinrichs I.

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Wünsche der Bürger, legte andererseits aber auch seine eigene Rechtsauffassung unmißverständlich dar, sozusagen als Rechtsverwahrung für die Zukunft. Diese wiederholt angewandte Strategie deutet darauf hin, daß der Erzbischof tatsächlich, wie eine Quelle behauptet, juristisch gebildet war 47 . Die längere der beiden Urkunden Heinrichs von Müllenark reiht in der Arenga, die die Ehre, die Freiheit und das besondere Recht (ius speciale48) der Stadt Köln hervorhebt, die Bürger zugleich ohne Umschweife in den Untertanenverband des Erzstifts ein (licet omnibus subiectis nostris . . . )49. Der Erzbischof bestätigt dann alle Rechte, Freiheiten und guten Gewohnheiten, deren sich die Stadt vor der Wahl Engelberts von Berg erfreuen konnte. Eine Vorbehaltsklausel reklamiert aber auch ausdrücklich alle Rechte, die Heinrichs Vorgänger bis zur Wahl Engelberts im Kölner Burgbann besessen hatten. In Zweifelsfällen sollten mindestens sieben Schöffen ein Weistum geben. Auffällig ist, daß Heinrich von scabini nostri iurati Colonienses spricht. Das Prädikat noster, das Untertänigkeit anzeigt, wurde sonst für die Schöffen nicht verwendet 50 . Heinrich brachte also bei allem Entgegenkommen seinen stadtherrlichen Standpunkt kompromißlos zum Ausdruck. Man hat aus der Tatsache, daß noch eine zweite, offenbar gleichzeitige Urkunde des Erzbischofs vorliegt, geschlossen, die Kölner Bürger hätten an Formulierungen der ersten Urkunde Anstoß genommen und deshalb die Ausstellung eines neuen, in verbindlichere Formen gekleideten Privilegs erzwungen 51 . Das dürfte aber kaum der Fall gewesen sein. Träfe die Annahme zu, hätte die gerügte Urkunde kanzelliert werden müssen. Sie befindet sich aber heute noch mit dem ihre Rechtskraft bekundenden Siegel des Erzbischofs im städtischen Urkundenfonds. Außerdem fehlt der zweiten Urkunde zwar die Arenga, das Prädikat noster für die Kölner Schöffen ist aber nicht getilgt. Ein neues Element ist in der kürzeren Urkunde die Erklärung, der Erzbischof habe sich eidlich verpflichtet, die Bestimmungen des Privilegs einzuhalten. Aufgrund dieses Zusatzes kann man die Urkunde wohl als ein Zusatzdokument zu der feierlicheren Haupturkunde betrachten. Mit den Privilegien Heinrichs von Müllenark war in jeder Hinsicht der Verfassungszustand der Zeit vor Engelberts Episkopat wiederhergestellt. Während Erzbischof Heinrich die Bereinigung seines Verhältnisses zu den Schöffen und der Bürgerschaft insgesamt über Monate hinausschob, nahm er gleich nach seiner Wahl Verbindung mit den Münzerhausgenossen auf. Diese hatten von Engelbert von Berg anscheinend kein Privileg erhalten. Sie hatten deshalb keine lästige Urkunde zu vernichten und konnten den neugewählten Erzbischof ihrer Loyalität versichern. Indem Heinrich die Hausgenossen privilegierte, knüpfte er Fäden zu den Geschlechtern des Meliorats, deren Vertreter der Genossenschaft angehörten. So konnten die guten Beziehungen zu den Hausgenossen in gewissem Umfang die durch den Huldentzug geschaffene Spannungslage in der Stadt entschärfen, ohne daß Heinrich genötigt war, seine Prinzipien preiszugeben. Der Erzbischof fand sich auch nicht bereit, an die weitreichenden Privilegien Adolfs von Altena (1205) und Philipps von Schwaben (1207) anzuknüpfen 52 . Er bestätigte 1225 zunächst nur in allgemeiner Form den seit

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MG SS 24, 366 (sapiebat enim iure). ^Heumanns Handlexikon s.v. specialis weist speciale ius civitatis nach (D 48, 22, 15). 49 Quellen 2, 94. 5 ®Ein weiterer Beleg findet sich im gefälschten Burggrafenschied (Quellen 1, 76). 5, So schon Ennen im Kopfregest zu Quellen 2, 95. Ebenso STEHKÄMPER (1972) 351. ^Siehe oben Kap. 1. bei Anm. 224.

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den Tagen Reinalds von Dassel geltenden Rechtsstand53. Am 4. März 1226 verbriefte Heinrich dann aber günstige Bedingungen für die Münzprüfung 54 . Dieses Privileg wurde im Dezember 1226 unter dem erzbischöflichen Siegel erneuert und sogar um die Bestimmung erweitert, daß nur Hausgenossen ein Urteil sprechen sollten, wenn Münzer wegen Amtshandlungen zur Rechenschaft gezogen wurden55. Damit wurden Ansätze zu einer genossenschaftlichen Gerichtsbarkeit geschaffen. Die Urkunde vom Dezember stammt von der Hand des Stadtschreibers Heinrich von der Brothalle, der in der Folge alle Urkunden für die Münzerhausgenossen geschrieben hat. Nach der Aussöhnung des Erzbischofs mit der Kölner Bürgerschaft bricht die Privilegierung der Hausgenossen zunächst ab. Zwei weitere Urkunden Heinrichs von Müllenark für die Münzer stehen jeweils in Zusammenhang mit Konflikten des Erzbischofs mit der selbstbewußten Korporation. In der Fastenzeit des Jahres 1230 oder 1231 bestätigte Heinrich den Münzerhausgenossen das Recht, nach dem erbenlosen Tod eines der ihren frei einen neuen Genossen zu wählen56. Dieses Recht hatte der Erzbischof zuvor bestritten. Durch das Einlenken Heinrichs wurde die Bruderschaft der Münzerhausgenossen zu einer geschlossenen Korporation, auf deren Zusammensetzung der Stadtherr keinen Einfluß mehr hatte. Das um diese Zeit geschaffene Siegel der Hausgenossen mit dem hl. Petrus im Bildfeld hat die Umschrift Sigillum cambiatorum hereditariorum in Colonia qui husgenozzen dicuntur'7. Das Wort cambiator verweist auf das Interesse der Hausgenossen an Geldwechsel und Edelmetallhandel. Im März 1238 bestätigte Heinrich von Müllenark den Hausgenossen noch einmal das Selbstergänzungsrecht zusammen mit seinem ersten allgemeinen Privileg58. Die an sich überflüssige Bekräftigung früherer Verbriefungen hing sicher zusammen mit dem Aussterben des Geschlechtes von der Ehrenpforte. Heinrich nutzte die Gelegenheit, um die Machtbalance der städtischen Führungsschicht zu stören, indem er die Kammern bei der Münze, mit denen die von der Ehrenpforte belehnt waren, für heimgefallen erklärte und erneut an Heinrich Overstolz, den Schwiegervater des jüngsten Dietrich von der Ehrenpforte, ausgab59. Die agnatische Verwandtschaft der von der Ehrenpforte versuchte vergeblich durch eine Urkundenfälschung den Verlust der Kammern zu verhindern. Wie die Bestätigung der Privilegien für die Hausgenossen zeigt, fühlten sich auch diese von den Vorgängen verunsichert. Das latente Spannungsverhältnis zwischen Erzbischof und Stadt spiegelt die Gründungsgeschichte des Reuerinnenkonvents am Blaubach im Jahre 1229. Rudolf, der Gründer des Reuerinnenordens, bewog in diesem Jahr die Kölner Bürger zur Stiftung eines Konvents60. Als Bauplatz wurde, wie im Falle der Deutschordensniederlassung,

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