Klemens in den pseudoklementinischen Rekognitionen: Studien zur literarischen Form des spätantiken Romans [Reprint 2017 ed.] 9783110887990, 3050034920, 9783110173345

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Klemens in den pseudoklementinischen Rekognitionen: Studien zur literarischen Form des spätantiken Romans [Reprint 2017 ed.]
 9783110887990, 3050034920, 9783110173345

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
I. Einleitung: Zur Forschung und Fragestellung
II. Klemens
III. Lehrer und Schüler
IV. Heidnische Bildung und christliche Erziehung
V. Rekognitionen und Romanstruktur
VI. Gattungstradition und Gattungskontrafaktur
VII. Schluß: Zur Abgrenzung von Homilien und Rekognitionen
VIII. Abkürzungen
IX. Literaturverzeichnis
X. Register

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B E R L I N - B R A N D E N B U R G I S C H E AKADEMIE DER W I S S E N S C H A F T E N TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR Archiv für die Ausgabe der Griechischen Christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte B E G R Ü N D E T VON O. VON G E B H A R D T UND A. VON HARNACK

BAND 145

MEINOLF VIELBERG

KLEMENS IN DEN PSEUDOKLEMENTINISCHEN REKOGNITIONEN STUDIEN ZUR LITERARISCHEN FORM DES SPÄTANTIKEN ROMANS

Akademie Verlag

Dieser Band wurde durch die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung im Akademienprogramm mit Mitteln des Bundes (Bundes ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie) und des Landes Berlin (Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur) gefördert. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Einvernehmen mit der Patristischen Kommission der Akademien der Wissenschaften in Berlin, Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Leipzig, München und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz von Christoph Markschies und Jürgen Dummer Gutachter dieses Bandes: Tomas Hägg und Christoph Markschies

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Vielberg, Meinolf: Klemens in den pseudoklementinischen Rekognitionen : Studien zur literarischen Form des spätantiken Romans / Meinolf Vielberg. - Berlin : Akad. Verl., 2000 (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur ; Bd. 145) ISBN 3-05-003492-0

ISSN 0082-3589 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 2000 Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schrifdiche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Druck: Druckhaus „Thomas Müntzer", Bad Langensalza Bindung: Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach Printed in the Federal Republic of Germany

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung I.

Einleitung: Zur Forschung und Fragestellung 1. Überlieferung und Rezensionen des Romans 2. Entwicklung der Quellenforschung 3. Sprachanalytischer Ansatz 4. Literaturwissenschaftliche Fragestellung

11 12 15 20 21

II.

Klemens 1. Clemens: actor et narrator 2. Vigiliae christianae 3. Consuetudo cibi capiendi et requiescendi

25 25 31 36

III.

Lehrer und Schüler 1. Dositheus und Simon Magus 2. Petrus und das Stans-Motiv 3. Konkurrierende Schulen A. Petrus und Klemens B. Simon und die Klemensbrüder

49 49 51 62 64 71

IV.

Heidnische Bildung und christliche Erziehung 1. Paideia im ersten Klemensbrief 2. Bildungsdenken der Heiden und Christen 3. Heidnische Bildung in den Pseudoklementinen 4. Christliche Erziehung in den Pseudoklementinen 5. Bildungsvoraussetzungen 6. Magier und Astrologen als erzieherische Gegenbilder

79 79 81 89 96 104 106

V.

Rekognitionen und Romanstruktur 1. Romanmotive 2. Die Rekognitionen als Familiengeschichte 3. Rhetorische Zahlen und Romanstrukturen

111 111 114 124

VI.

Gattungstradition und Gattungskontrafaktur 1. Gattungstheoretische Voraussetzungen 2. Vorbilder A. Historia Apollonii regis Tyri B. Xenophon, Kyrupädie C. Philostrat, Apollonius von Tyana 3. Romanhelden und Eliten

131 131 139 139 144 152 164

VII.

Schluß: Zur Abgrenzung von Homilien und Rekognitionen 1. Leitmotive im Vergleich A. Consuetudo cibi capiendi et requiescendi B. Consuetudo vigilandi C. Stans-Motiv 2. Ergebnisse A. Konsequenzen für die Grundschrift des Romans und die Priorität der Rezensionen B. Klemens in Homilien und Rekognitionen C. Konsequenzen für die stemmatologische Methode

171 171 171 177 182 184

VIII.

Abkürzungen 1. Allgemeine Abkürzungen 2. Pseudoklementinen

195 195 196

IX.

Literaturverzeichnis 1. Ausgaben A. Pseudoklementinen B. sonstige Ausgaben 2. Sekundärliteratur

197 197 197 197 199

X.

Register

217

184 188 193

Parentibus Optimis

Vorbemerkung

Die vorliegenden Studien gehen zurück auf einen Vortrag über 'Klemens in den pseudoklementinischen Rekognitionen', den ich im Wintersemester 1997/98 im Rahmen des Jenaer Spätantikekolloquiums gehalten habe. Ein Forschungsfreisemester im darauffolgenden Sommer gab mir Gelegenheit, das Thema in verschiedenen Richtungen weiter auszuführen. Einer Reihe von Freunden und Kollegen habe ich zu danken: für anregende Diskussionen den Teilnehmern an dem interdisziplinären Spätantikekolloquium, insbesondere den Kolleginnen Angelika Geyer (Klassische Archäologie) und Gerlinde Huber-Rebenich (Mittel- und Neulateinische Philologie) sowie den Kollegen Walter Ameling (Alte Geschichte), Jürgen Dummer (Gräzistik), Christoph Markschies (Kirchengeschichte) und Martin Ohst (Neuere Kirchengeschichte). Günther Christian Hansen erörterte mit mir die gattungsgeschichtliche Einordnung der Pseudoklementinen, und Carl Joachim Classen war so freundlich, eine frühe Fassung des Buches zu kommentieren. Daß es in die 'Texte und Untersuchungen' aufgenommen wurde, verdanke ich ihrem Herausgeber Jürgen Dummer, aber auch der Empfehlung von Tomas Hägg und Christoph Markschies. Der Kanzler der Friedrich-SchillerUniversität, Dr. Klaus Kübel, stellte großzügig Sondermittel für die abschließenden Redaktionsarbeiten zur Verfügung. Ihnen allen gilt mein besonderer Dank.

Jena, im Oktober 1999

Meinolf Vielberg

Einleitung: Zur Forschung und Fragestellung

Die Pseudoklementinen, welche in autobiographischer Form die Erlebnisse des Klemens von Rom, des angeblich dritten Nachfolgers von Petrus1, als Begleiter des Apostels auf dessen Missionsreisen in den Küstenstädten Syriens und Palästinas schildern, stehen den apokryphen Apostelgeschichten nahe und damit in der Tradition der neutestamentlichen Apokryphenliteratur. Diese Tradition ist in den letzten einhundert Jahren in ihrer gattungs-, form- und überlieferungsgeschichtlichen Dimension mit unterschiedlichem Erfolg erforscht worden2: Zwar gelang es, die handschriftlichen Grundlagen der verschiedenen Fassungen des pseudepigraphischen Erlebnisberichts aufzuarbeiten und davon Standardeditionen vorzulegen (1), aber bei der gattungsgeschichtlichen Erforschung der literarischen Quellen der Pseudoklementinen, der genetischen Erfassung der Abhängigkeit ihrer verschiedenen Versionen und der literarkritischen Bestimmung von Ort und Zeit ihrer Entstehung kam man nicht über eine (anzweifelbare) communis opinio hinaus (2).

1

Nach Iren. adv. haer. 3, 3, 3; zur Entstehung der Liste römischer Bischöfe und ihrer Zuverlässigkeit vgl. E. Caspar (1926), Die älteste römische Bischofsliste. Kritische Studien zum Formproblem des Eusebianischen Kanons sowie zur Geschichte der ältesten Bischofslisten und ihrer Entstehung aus apostolischen Sukzessionsreihen, Berlin (= Schriften der Königsberger Gelehrten Gesellschaft, Geisteswissenschaftliche Klasse, 2. Jahr: 1925/26, Heft 4) und C. Schmidt (1929), Studien zu den Pseudo-Clementinen nebst einem Anhang: Die älteste römische Bischofsliste und die PseudoClementinen, Leipzig (= TU 46, 1), bes. 335 - 388. H. v. Campenhausen (1953), Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhunderten, BHTh 14, 172 - 194; L. Koep (1954), Artikel 'Bischofsliste', in: RAC 2, 407 - 415; J. Glucker (1978), Antiochus and the Late Academy, Göttingen (= Hypomnemata 56); W. A. Löhr (1998), Artikel 'Bischofslisten', in RGG 4 , 1625 - 1626

2

Vgl. die Forschungsberichte von F. Paschke (1966), Die beiden griechischen Klementinen-Epitomen und ihre Anhänge. Überlieferungsgeschichtliche Vorarbeiten zu einer Neuausgabe der Texte, Berlin (= TU 90), 3 - 28; F. S. Jones (1982), The Pseudo-Clementines: A History of Research, in: The Second Century: A Journal of Early Christian Studies 2, Part I 1 - 33; Part II 63 - 96; dort 2, Anm. 1 auch die früheren Forschungsberichte bis A. Schliemann (1844), Die Clementinen nebst den verwandten Schriften und der Ebionitismus, Hamburg, 1 7 - 4 8 ; J. Wehnert (1983), Literarkritik und Sprachanalyse, Kritische Anmerkungen zum gegenwärtigen Stand der PseudoklementinenForschung, ZNW 74, 268 - 301

Einleitung: Zur Forschung und Fragestellung

12

1. Überlieferung und Rezensionen des Romans I. Die Pseudoklementinen sind „in zweifacher, im großen und ganzen einander ähnelnder Gestalt auf uns gekommen, den Homilien (H) und den Rekognitionen (R)". 3 Während die zwanzig Homilien, so benannt nach den „Lehrvorträgen" (ö|wX,iai) des Apostels Petrus, zusammen mit den ihnen vorangestellten Einleitungsschreiben, zwei Briefen - einmal des Petrus an Jakobus und dann des Klemens an denselben - sowie einer Vorschrift über die Geheimhaltung der in den Homilien vorgetragenen Lehren, der Contestatio, im griechischen Original erhalten sind, gibt es von den zehn Büchern der Rekognitionen, so benannt nach dem Lebensschicksal des Klemens, dessen Familie getrennt wird und erst in den in der zweiten Werkhälfte geschilderten 'Wiedererkennungsszenen' (ävayvcoQLO|ioi, recognitiones) erneut zusammenfindet, nur eine lateinische, von Rufin stammende Übersetzung.4 Von Rufin besitzen wir auch einen Prolog zu den Rekognitionen und eine bereits früher 5 vorgelegte lateinische Übersetzung der Epistula Clementis. Erhalten sind ferner eine syrische Übersetzung, welche aus Teilen der Rekognitionen (1 - 4, 1, 4) und Homilien (10 - 14, 12) besteht, zwei griechische Epitomen, von denen die jüngere (e) eine aus der Hand des Symeon Metaphrastes stammende Bearbeitung der älteren (E)6 darstellt, sowie weitere überwiegend griechische, aber auch arabische, georgische, armenische Epitomen und Epitomenfragmente. 7 Nachdem Meyboom und Waitz den zweitrangigen Charakter der Epitomen gegenüber den Homilien herausgestellt hatten, wurden sie freilich als für die Lösung des literaturgeschichtlichen Problems unergiebige Schriften in den weiteren Untersuchungen zunächst zurückgestellt.8 So ebnete erst Paschke mit seinen überlieferungsgeschichtlichen Vorarbeiten den Weg für eine die Dresseische Ausgabe ersetzende Edition der Klementinen-Epitomen,9 nachdem von ihm zuvor die von Rehm unpubliziert hinterlassenen Standardausgaben 3

Paschke, 1966, 1; im Unterschied zur allgemeinen Praxis beziehen sich im folgenden Stellenangaben, bei denen das Symbol R ausgelassen ist (weil es nicht zur Abgrenzung nötig erscheint), auf die Rekognitionen, während die Abkürzungen H (= Homilien), EpCl (= Epistula Clementis), EpPt (= Epistula Petri), Cont (= Contestatio), E (= ältere Epitome), e (= jüngere, metaphrastische Epitome), KP (= Kerygmata Petrou) und S (= syrische Übersetzung) durchgehend verwendet werden.

4

Paschke, 1966, 1

5

Ruf. prol. 12

6

Paschke, 1966, 5

7

Paschke, 1966, 3 - 12; 13 ff; Jones, 1982, 4 - 7; Wehnen, 1983, 269

8

Dazu Paschke, 1966, 48

9

A. R. M. Dressel (1859), Clementinorum epitomae duae, Leipzig (2. unveränderte Auflage 1873); die Edition wird von F. X. Risch vorbereitet.

Überlieferung und Rezension des Romans

13

der Homilien und Rekognitionen zum Druck gebracht worden waren 10 . Die Leistung Rehms bestand vor allem darin, daß er den Archetypus der Homilien aus den beiden einzigen Handschriften P und O und der älteren Epitome E rekonstruierte, welche zusammen mit der jüngeren e in fast zweihundert Abschriften11 vorliegen und somit die Homilien (und die griechische Vorlage der Rekognitionen) verdrängt zu haben scheinen.12 Für die Edition der Rekognitionen waren über einhundert Handschriften zu kollationieren und zur Erstellung des Archetypus stemmatisch zu ordnen, welcher nicht mit Rufins Übersetzung von 406 gleichzusetzen ist.13 Die Rekognitionenausgabe von Rehm schließt nicht nur 3, 2 -11 eine von Rufin ausgelassene Passage aus der Hand eines späteren Übersetzers ein, sondern enthält auch eine lateinische Übersetzung der Epistula Clementis, die griechischen Fragmente14 und den syrischen Paralleltext von Bardaisans Buch über die Gesetze der Länder. W. Frankenberg verdanken wir die Standardedition der syrischen Fassung, welche aus Teilen von Rufins Rekognitionen (1 - 4,1) und den Homilien (10, 12, 34; 13 - 14, 12) besteht.15 Ihr Wert beruht darauf, daß sie auf eine griechische Vorlage zurückgeht, welche älter ist als die existierenden Homilienhandschriften, und neben Rufins Übersetzung zur Rekonstruktion der griechischen Vorlage von Rekognitionen 1 - 4, 1 benutzt werden kann. Die Ausgabe enthält auch eine auf dem Syrischen beruhende Rückübersetzung des griechischen Ausgangstextes, welcher so weit von dem griechischen Homilientext abweicht, daß die syrischen Partien als eigenständige Fassung der Homilien bewertet werden müssen,16 wobei zwei Übersetzer verantwortlich zeichnen: der eine für das syrische Homilien-, der andere für das Rekognitionenfragment. Frankenberg und vor ihm Schwartz und Rius-Camps machen darauf aufmerksam, daß die syrische Übertragung bedenkliche Schwächen in

10

B. Rehm (1992), Die Pseudoklementinen I, Homilien, 3. verbesserte Auflage von G. Strecker, Berlin (2. Auflage 1969 von F. Paschke) (= GCS 42); ders. (1994), Die Pseudoklementinen II, Rekognitionen in Rufins Übersetzung, 2. verbesserte Auflage von G. Strecker, Berlin (1. Auflage 1965 in der überarbeiteten Fassung von F. Paschke mit einer Vorbemerkung) (= GCS 51)

'1

Es sind Abschriften vor allem liturgischer Textsammlungen; Paschke, 1966, 272 nennt 187 den engeren Kreis der Klemenstexte betreffende Exemplare

12

Paschke, 1966, 3

13

Jones, 1982,4 Anm. 3; Rehm, 1994, LXXXV

14

Ausfuhrlich dazu Rehm, 1994, C - CV

15

W. Frankenberg (1937), Die syrischen Clementinen mit griechischem Paralleltext. Eine Vorarbeit zu dem literargeschichtlichen Problem der Sammlung, Leipzig (= TU 48, 3)

16

Jones, 1982, 5

14

Einleitung: Zur Forschung und Fragestellung

Rufins Übersetzung aufdeckt.17 Schwarte geht sogar so weit, zu behaupten, daß, wo immer die syrische Version der Rekognitionen vorhanden ist, sie der lateinischen Rufins vorgezogen werden und die Textgrundlage darstellen sollte.18 Jones wiederum will keiner der beiden Versionen die absolute Priorität geben und plädiert für eine Verbesserung unserer Vorstellung von den Pseudoklementinen durch Überprüfung aller Unterschiede der lateinischen und syrischen Fassung.19 Syrische Textzeugen, die nicht in Frankenbergs Edition enthalten sind, waren bereits von P. Bedjan und A. Mingana herausgegeben worden.20 Ferner gibt es zwei arabische Epitomen, eine äthiopische Petrusapokalypse mit Anklängen an die Rekognitionen sowie unpublizierte Epitomen in Georgisch und Armenisch und ein kirchenslawisches Fragment.21 Die modernen Übersetzungen, von denen die englische von Th. Smith die bedeutendste ist,22 beruhen auf überholten Textausgaben. Die deutsche Übersetzung von G. Arnold datiert von 1702,23 und E. Hennecke/W. Schneemelcher bieten nur Übersetzungen von der Epistula Petri, der Contestatio und Auszügen der Homilien und Rekognitionen24.

17

E. Schwartz (1932), Unzeitgemäße Beobachtungen zu den Clementinen, ZNW 31, 151 - 199, 155; J. Rius-Camps (1976), Las Pseudoclementinas. Bases filológicas para una nueva interpretación, Revista Catalana de Teologia I 79 - 158, 108 - 109

18

Schwartz, 1932, 154; dagegen H. Waítz (1940), Die Lösung des pseudoklementinischen Problems?, ZKG 59, 304 - 341, 305 mit Anm. 8

19

Jones, 1982, 4

20

A. Mingana (1914), A New Document on Clement of Rome, His Relations and His Interview with Simon Peter, Exp. (8th. series) 8, 227 - 242 (Englische Übersetzung), 9 0 - 108 (Syrisch); P. Bedjan (1890 - 1897), Acta martyrum et sanctorum Syriace, 7 Bde, Paris, Bd. 1, 1 - 33

21

Jones, 1982, 6 - 7 mit Hinweis auf die deutsche Übersetzung von I. Franko (1902), Beiträge aus dem Kirchenslavischen zu den Apokryphen des Neuen Testaments, I. Zu den Pseudoklementinen, ZNW 3, 146 - 155

22

Erschienen in der Reihe The Anti-Nicene Fathers, 8, 73 - 346

23

Des heiligen Clementis von Rom Recognitiones in zehn Büchern, Berlin

24

Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, 2 Bde Tübingen 1987 - 1989, Bd. II Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes. Von beträchtlichem Wert sind auch die von Strecker herausgegebenen Konkordanzen und Register (G. Strecker (1986), Die Pseudoklementinen III, Konkordanz zu den Pseudoklementinen, Erster Teil, Lateinisches Wortregister, Berlin; ders. (1989), Die Pseudoklementinen III, Konkordanz zu den Pseudoklementinen, Zweiter Teil, Griechisches Wortregister, Syrisches Wortregister, Index nominum, Stellenregister, Berlin

Entwicklung der Quellenforschung

15

2. Entwicklung der Quellenforschung II. Die Rekognitionen waren der gelehrten Welt seit 1504 in der Editio princeps von Jacobus Faber Stapulensis (Jacques Lefevre d'Etaples) zugänglich. Die Homilien wurden erst 1672 in unvollständiger Form durch J. B. Cotelier publiziert, 25 der aber bereits die Frage aufwarf, welche später zur Annahme der Grundschrift führte, in welcher Beziehung nämlich Homilien und Rekognitionen zueinander stehen, und diese Frage dahingehend beantwortete, daß beide von demselben Autor stammen. Diese Auffassung von der Identität des Verfassers wurde von J. Leclerc bestritten, der die Homilien als älter und als Grundlage der Rekognitionen ansah. 26 Damit war die Debatte um die Quellen der Pseudoklementinen eröffnet, und es war Dodwell, der sich als erster darauf einließ. Er postulierte die Existenz mehrerer Quellenschriften und suchte zu erklären, wie sich ein Kerygma Petrou allmählich zu den Periodoi Petrou entwickelte, von da zu den Anagnorismoi, weiter zu den Rekognitionen und zu e, und schließlich zu den Homilien. Andere Gelehrte wichen von Dodwells linearer Entwicklungshypothese zugunsten der Auffassung ab, daß Homilien und Rekognitionen gemeinsam von einer dritten Schrift abhängig seien, welche als Periodoi Petrou identifiziert werden könne, 28 und kamen damit der späterhin favorisierten Annahme einer Grundschrift nahe. Diese Diskussion wurde jedoch schnell von der anschließenden Debatte zwischen Schliemann und Hilgenfeld um die Priorität von Homilien und Rekognitionen überschattet.29 Gleichzeitig arbeitete zunächst in Jena und später in Eisenach auch Stieren auf diesem Forschungsgebiet30. Als Schüler Baurs, der als Begründer der modernen Pseudoklementinen-Forschung gelten darf, gehört Schliemann bereits der sogenannten Tübinger Schule an, welche die Pseudoklementinen als eine Hauptquelle für die Geschichte der ältesten Christenheit betrachtete und dementsprechend früh datierte.31 Damit setzte eine umfassende 25

Ss. patrum qui temporibus apostolicis floruerunt opera, 2 Bde, Paris 1672, Bd. 1, 621 - 754

26

O. Cullmann (1930), Le Problème littéraire et historique du Roman Pseudo-Clémentin, Étude sur le Rapport entre le Gnosticisme et le Judéo-Christianisme, Paris (= Études d'Histoire et de Philosophie religieuses 23), 44

27

Dodwell (1689), Dissertationes in Irenaeum, Oxford, 439 - 446

28

D. von Cölln, Clementina, AEWK, 18, 36 - 44, 42; E. G. Gersdorf (1838), S. Clementis Romani Recognitiones Rufino Aquilei. presb. interprete (= BPELS 1), Leipzig, VI - VII

29

A. Hilgenfeld (1848), Die clementinischen Recognitionen und Homilien nach ihrem Ursprung und Inhalt dargestellt, Jena, Leipzig, bes. 19 - 24; Hilgenfeld schuf, von den Pseudoklementinen ausgehend, ein umfangreiches Œuvre zur frühkaiserzeitlichen und spätantiken Ketzergeschichte (Ders. (1884), Die Ketzergeschichte des Urchristentums, Leipzig u.a.) Nachdruck Hildesheim 1966

30

A. Stieren (1853), Sancii Irenaei Episcopi Lugdunensis quae supersunt omnia, 2 Bde Leipzig 1853, vgl. K. Heussi (1954), Geschichte der Theologischen Fakultät zu Jena, Weimar, 262

31

A. Schliemann, 1844; zu der Tübinger Schule mit dem Archegeten Baur, der zuerst Hegeische Kategorien zur Erforschung der Kirchengeschichte benützte, und seinen Nachfolgern Schliemann

16

Einleitung: Zur Forschung und Fragestellung

Diskussion über die Bestimmung der ältesten Teile dieses Textkorpus ein, bei der es nicht nur um die Klärung der literarischen Abhängigkeitsverhältnisse der Homilien und Rekognitionen, sondern auch um die Abgrenzung ihrer Quellenschriften ging. In dieser bis heute andauernden Diskussion sind im wesentlichen vier Lösungsvorschläge gemacht worden: 1. Die Homilien sind primär gegenüber den Rekognitionen. Nach F. C. Baur (Die Christuspartei in der korinthischen Gemeinde, der Gegensatz des petrinischen und paulinischen Christentums in der ältesten Kirche, der Apostel Petrus in Rom, TZTh 4, 1831, 61 - 206), welcher, ohne das Quellenproblem zu behandeln, von der Priorität der Homilien ausging, suchten Schliemann (ebenda) und A. Schwegler (Das nachapostolische Zeitalter in den Hauptmomenten seiner Entwicklung I, Tübingen 1846) diesen Beweis nachträglich zu führen; ihrer These schloß sich später noch Schwartz an (1932, 171 ff.), zum Teil in Anlehnung an J. Chapman (1908), On the Date of the Clementines, ZNW 9, 21 - 34, 147 - 159; 25 ff. 2. Die Rekognitionen sind primär gegenüber den Homilien. So antwortete der Jenaer Hilgenfeld, 1848, 187, der aber nur wenig Zustimmung in der Gelehrtenwelt fand: dazu K. R. Köstlin (1849), Allgemeine Literatur-Zeitung, Halle, 73 - 77, Sp. 577 f; 585 - 592; 593 - 600; 601 - 608; 612 - 616) und A. Ritsehl (1850), Die Entstehung der altkatholischen Kirche, Bonn 154 - 196; ders. (1852), Die Bedeutung der pseudoclementinischen Literatur für die älteste Kirchengeschichte, Allgemeine Monatsschrift für Wissenschaft und Literatur, 61 - 72, 64. 3. Homilien und Rekognitionen gehen auf eine gemeinsame Grundschrift zurück, und die Rekognitionen benutzen zusätzlich die Homilien. Dieser sogenannten „Benutzungshypothese" haben sich bei Abweichungen in einzelnen Punkten wie der theologischen Tendenz der drei Rezensionen, der Lokalisierung und der Datierung zahlreiche Forscher angeschlossen; unter anderen J. Langen (1890), Die Klemensromane. Ihre Entstehung und ihre Tendenzen aufs neue untersucht, Gotha, nach dessen Meinung alle drei Rezensionen die jeweilige petrinische Sukzession legitimieren sollten. Demgegenüber rücken C. Brigg (1890), The Clementine Homilies, SBEC 2, Oxford 157 - 193 und Chapman (1908 , 25 ff) mit ihrer Datierung von der Mitte des zweiten Jahrhunderts (G) beziehungsweise der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts (H) und um 200 (R) auf 200 (G) und Anfang des vierten Jahrhunderts (H) (so Brigg), beziehungsweise auf um 330, also nachnizänisch, und Schwegler vgl. Strecker, 1981, 1 - 5 und U. Köpf (1994), Ferdinand Christian Baur und seine Schule, Tübingen; K. Scholder (1980), Artikel 'Baur, Ferdinand Christian', in: TRE 5, 352 - 359

Entwicklung der Quellenforschung

17

(G) und zwischen 370 und 400 (R) (so Chapman) herauf. W. Heintze erweiterte die 'Benutzungshypothese' um die Annahme einer zusätzlichen Disputationsquelle (für H 4, 7 - 6, 25 par. 10, 15 - 51), aus der Grundschrift, Homilien und Rekognitionen unabhängig voneinander geschöpft hätten (1914, Der Klemensroman und seine griechischen Quellen, Leipzig ( = TU 40, 2), 42 51). C. Schmidt beließ es bei der Rekonstruktion und Datierung der Quellenschrift: G sei zwischen 220 und 230 in Transjordanien entstanden (1929, 293; 302). Als vorerst letzter wiederholte B. Rehm (1938, Zur Entstehung der pseudoklementinischen Schriften, ZNW 37, 77 - 184) die Benutzungshypothese mit leichten Modifikationen: die Rekognitionen setzten die Grundschrift sowie eine interpolierte Homilienfassung voraus und seien vor 360/380 von einem katholischen Christen, wohl in Palästina, geschrieben worden. 4. Homilien und Rekognitionen gehen unabhängig voneinander auf eine gemeinsame Grundschrift zurück. Dieser Ansatz liegt bereits der quellenkritischen Studie von R. A. Lipsius zur römischen Petruslegende zugrunde (1872, Die Quellen der römischen PetrusSage kritisch untersucht, Kiel), doch wird die Grundschrift von ihm noch nicht genauer charakterisiert. Erst H. Waitz (1904, Die Pseudoklementinen, Homilien und Rekognitionen: Eine quellenkritische Untersuchung Leipzig ( = TU 25, 4)) versuchte, die Grundschrift deutlicher von den Homilien und Rekognitionen abzuheben. O. Cullmann (1930) betonte die umfassende Tätigkeit des Grundschriftverfassers als Kompilator und bestimmte ihn als Judenchristen, der zwischen 220 und 230 in Transjordanien oder Syrien schrieb. An die von Waitz und Cullmann bezüglich der Quellendiskussion erzielten Ergebnisse knüpften H. J. Schoeps (1949), Theologie und Geschichte des Judenchristentums, Tübingen und G. Strecker (1981), Das Judenchristentum in den Pseudoklementinen, Berlin 2. Aufl. ( = TU 70) an. Strecker hält die Grundschrift für um 260 in Coelesyrien mit leicht judaisierender Tendenz entstanden, die Homilien seien Anfang des vierten Jahrhunderts (Strecker dürfte meinen: frühestens 318, genauerhin zwischen 320 und 350) ebenfalls in Coelesyrien von einem arianischen Christen, die Rekognitionen Mitte des vierten Jahrhunderts in Syrien oder Palästina von einem orthodoxen Katholiken verfaßt worden. In dieser literarkritischen Diskussion lassen sich drei Tendenzen beobachten. Erstens wird in der jüngeren Forschung übereinstimmend von der Existenz einer Grundschrift ausgegangen. Diese auch von Schwartz32 geteilte communis opinio schließt die anfangs unter 1 und 2 beschriebenen Lösungsvorschläge aus, erlaubt jedoch keine Klärung der Frage, ob die Rekognitionen ausschließlich auf die Grundschrift zurückgehen oder zusätzlich auch die Homilien benutzen. Zweitens war bei den optimistischen Frühdatierungen des neunzehnten Jahrhunderts wohl der Wunsch der Vater des Gedankens. Jedenfalls wird die Grundschrift heute allgemein ins dritte Jahrhundert 32

1932, 166 ff

Einleitung: Zur Forschung und Fragestellung

18

gesetzt, die Homilien und die griechische Vorlage der Rekognitionen ins vierte Jahrhundert, wobei unklar bleibt, ob die Homilien vor oder nach dem Konzil von Nicaea entstanden sind. Drittens wird als Entstehungsort aller drei Rezensionen jetzt der Großraum Syrien angenommen, mit leichter Differenzierung in Coelesyrien, Transjordanien und Palästina, während an Rom weder mehr als Entstehungsort der Rekognitionen 33 noch der Homilien34 gedacht wird. Dem von der Tübinger Schule entwickelten Erkenntnisinteresse entsprechend, fragte man in zunehmendem Maße nach den Quellen der Grundschrift und benannte vor allem zwei judenchristliche Quellentexte: Es sind zum einen die sogenannten Kr|g-uy^orta IleTQOTj, die Hilgenfeld zuerst als mutmaßliche Keimzelle der Pseudoklementinen nach ihrem sogenannten 'Inhaltsverzeichnis' in Rekognitionen 3, 75 rekonstruierte 35 und ihrerseits nach Mutmaßungen von Schoeps36 in Anlehnung an Lipsius (1872) auf einen 'Symmachuskommentar' zum Ebioniterevangelium und 'ebionitische Apostelakten', das heißt Quellen dritten Grades zurückgehen sollen, zum anderen die sogenannten 'Avaßaüjioi 'Iaiaößot), welche im ersten Buch der Rekognitionen verarbeitet seien und der bei Epiphanius, Haer. 30, 167 erwähnten Schrift gleichen Namens entsprächen. 37 Als nicht-judenchristliche Quelle der Grundschrift sind ferner die ü g d ^ e n ; FIetqou im Gespräch, 38 der schon von der älteren Forschung erkannte und als Quellenschrift unumstrittene Bardaisan-Dialog Flegi Ei|iaQ|tevTi