Jahresbericht des Historischen Vereins Dillingen [4]

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JAHRESBERICHT DES

DILLMGEJV.

IV. JAHRGANG 1891.

IM SELBSTVERLÄGE DES VEREINS.

BUCHDRUCKEREI YON A. KOLB, DILLINGEN.

^ Bayerisch* ^ Staatsbibliothek [ l

MÜNCHEN

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Zar Geschichte des Vereins. Vom 1. Vorstand, Lyc.-Prof. u. b. geistJ. Rate Daisenberger. 1. Ve r e in s v ers ammlungen. Das Vereinsjahr 1890 wurde am 16. Dez. mit einer Generalversammlung geschlossen. In derselben wurde von den Mitgliedern des Ausschusses über das abgelaufene Jahr Geschäftsbericht erstattet, wie ihn der III. Jahresbericht des historischen Vereins Dillingen enthält und dann die statutengemässe Neuwahl der Vorstandschaft vorgenommen. Letz­ tere fiel auf die bisherigen Mitglieder: 1. Lyc.-Prof. Daisenberger als I., 2. Bürgermeister Kügle als II. Vorstand; 3. Bez.-A.-Assessor Fackel mann als I., 4. Sec#ndlieutenant Hi mb sei als II. Sekretär; 5. Gymn.-Lehrer Dr. Engl ert als L, 6. Gymn.-Lehrer Dr. Schmaus als II. Conservator; 7. Gymn.-Lehrer Gröbl als Münzconservator; 8. Gymn.-Ass. Harbauer als Bibliothekar; 9. Buchdruckereibesitzer Jos. Keller als Kassier. 1



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Die Quartal Versammlungen galten zunächst den historischen Vorträgen, welche sich an den jedesmaligen Ge­ schäftsbericht des L Vorstandes anschlossen. Es fanden deren drei statt; die erste am 17. März 1891 in Dillingen. Der erste Vorstand benützte diese Gelegenheit, die Mitglieder des hist. Vereins zu einer pietätsvollen Hul­ digung für S. K. Hoheit, den Prinzregenten Luitpold, aus Anlass Höchstderen 70. Geburtstages, aufzufordern. Die zweite wurde am 8. Juni in Lauingen abgehalten. Hr. Stadt­ schreiber Link von Lauingen hatte aus dem städtischen Ar­ chive 2 päpstliche Indulgenzbriefe zur Besichtigung aufge­ legt, welche durch ihre farbenprächtigen Randverzierungen und Randbilder allgemeine Bewunderung erregten. Die dritte war am 22. Oktober in Dillingen. Zwischen die Quartalversammlungen wurden dem in der vorigen Generalversammlung angenommenen Antrag des Hrn. Dekan Schild, dass nicht nur die statutengemässen Versammlungen abgehalten, sondern auch, wenigstens für die Wintermonate, besondere Vortragsabende eingerichtet werden sollen, entsprechend, zwei Vortragsabende eingelegt, von denen der eine am 28. Januar, der andere am 23. November abgehalten wurde. Die Vorträge, welche sowohl bei den Quartalversamm­ lungen, als auch an den Vortragsabenden gehalten wurden, sind, einem allgemeinen Wunsche entsprechend, auszugsweise dem Jahresberichte beigegeben. In 10 Ausschuss-Sitzungen wurden Vereinsange­ legenheiten besprochen und darüber beschlossen, die Einläufe, welche 200 Nummern aufweisen, bekannt gegeben und die Ausläufe in 161 Nummern besorgt. Die Thätigkeit des Vereins galt 2. der Erforschung des heimischen Bodens.. Im Laufe des Jahres wurden Ausgrabungen in Schretzheim, Gun d e lf ingen, Wittislingen undimRied vorgenompien, zu welchem Zwecke Ausschussmitglieder 17 Excursionen unternommen haben. Das Ergebnis derselben ent-

hält der Bericht des I. Conservators. Wesentlich unterstützt wurden sie durch die Beteiligung des Hrn. cand. theol. Durner in Schretzheim, des Hrn. Maurermeisters Geier hos in Gundelfingen, durch die bereitwilligst erteilte Erlaubnis zu graben von Seite der Hrn. Grundbesitzer Kaiss u. Stadler in Schretzheim und Wies er in Aislingen. In Faimingen konnten heuer keine Ausgrabungen vorgenommen werden, weil das Feld, unter welchem das rö­ mische Castrum liegt, angebaut ist. Doch hat Herr Lehrer Scheller von Faimingen 3 Kisten voll alter Baureste, die daselbst gefunden wurden, dem Museum überschickt. Auch haben sich neue Belege für das Yorhandensein u. die Stelle der alten Römerbrücke über die Donau ergeben. Beim Bau der Brenzbrücke, welche im heurigen Jahre hergestellt wurde, stiess man im Flussbette unter dem Kies auf eine ganze Lage von Quadersteinen an der Stelle, welche Hr. Generalmajor Popp schon früher als die Stelle der Rö­ merbrücke bezeichnet hat. Hr. Bauamtmann Hohenner von Dillingen machte in einem Schreiben an den Verein da­ rauf aufmerksam, dass in einem als Manuskript gedruckten Berichte des Hr. Bauamtmann von Kern aus amtlichen Do­ kumenten festgestellt ist, dass im Jahre 1830/31 13 grosse Quader nach Dillingen geführt und hier zu Wasserbauten und zur Reparatur der Donaubrücke verwendet worden sind und dass im Jahre 1833 vier grosse Werkstücke, i. J. 1833/34 mehrere Quader aus dem Fahrwasser der Donau und aus dem Abbruch einer Quadermauer am Ufer des Flusses ge­ wonnen und zur Beschwerung der Bauten im Dillinger Kanal benützt worden seien. Die letzten Quaderreste seien erst im Jahre 1837 beseitigt worden. Bei den Kanalarbeiten in der Kapuzinerstrasse in Dil­ li ngen stiess man in verschiedener Tiefe auf eine breite Strasse, die möglicher Weise aus der Römerzeit stammen könnte. In Wittislingen wurden nicht bloss Ausgrabungen gemacht, sondern auf Wunsch der k. Akademie der Wissen­ schaften auch die Terrainverhältnisse des dortigen Gräberi*



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feldes untersucht. Hr, Seminarlehrer Emme rig hat von demselben eine genaue Aufnahme gemacht, welche dem Be­ richte an die k. Akademie der Wissenschaften in München beigelegt und in einem zweiten Exemplar dem Archive des hist. Vereins einverleibt wurde. Dasselbe geschah mit dem höchst interessanten, dem hist. Verein Dillingen gewidmeten Bericht desselben Verfassers, über den i. J. 1881 in einem Felsengrab bei Wittislingen gemachten Fund höchst wert­ voller Schmuckgegenstände, welche vom bayerischen NationalMuseum angekauft wurden. Schliesslich wurden auch noch in Schab ringen Funde gemacht. Lebhaft und förderlich war der 3. Verkehr mit anderen Vereinen. Die anthropologische Gesellschaft in München unternahm am 28. Juni einen Ausflug nach Günzburg, an welchem sich der Altertumsvereiu in München, der hist. Verein für Ober­ bayern, die hist. Vereine von Augsburg, Neuburg, Kempten, Ulm und Eichstätt beteiligten. Der hist. Verein Dillingen war durch 20 Mitglieder vertreten. Von Offingen aus wurde unter Führung des Hrn. Hauptmanns Arnold von München die alte, nach Günzburg führende Bömerstrasse, jetzt „Ochsen­ strasse”, begangen, die Grabhügelgruppe im Herrenholz be­ sichtigt u. die Beisensburg besucht. In Günzburg selbst wurden das dortige Museum u, die römischen Überreste in Augenschein genommen. Am nächsten Tage fanden sich 31 Teilnehmer in Aislingen ein, um die dortigen Bömerwerke zu besichtigen. Diese Zusammenkünfte boten erfreuliche Ge­ legenheit, mit den Mitgliedern dieser Vereine in nähere per­ sönliche Verbindung zu treten, die sicherlich zum weiteren Gedeihen unseres Vereins beitragen wird. Hr. Consenator Dr. Englert erhielt sowohl vom Al­ tertums- u. vom anthropologischen Verein in München als auch von dem hist. Verein in Augsburg eine ehrenvolle Ein­ ladung zu einem Vortrage in den Winterversammlungen, welcher derselbe gerne entsprach. Wir dürfen solche Einla-

— 5 — düngen sicher als ein Zeichen des Interesses ansehen, welches andere Yereine dem unsrigen zuwenden. Die bei dieser Ge­ legenheit in München vorgezeigten Fundgegenstände unseres Museums fanden allgemeine Bewunderung; der AltertumsVerein in München erbat sich 8 Nummern dieser Gegenstände, um sie abzeichnen zu lassen und hat prachtvolle Abbild­ ungen der roten samischen Vase, der Urne mit den keilför­ migen eingedruckten Dreiecken, der Urne mit dem soge­ nannten Hufeisen, der grossen Broncekette, des Brustschmuckes, der Schnalle u. schnallenähnlichen Ornamente mit einem Be­ gleitartikel des Hrn. Dr. En giert in die Festnummer auf­ genommen, welche er zur Feier des 70. Geburtsfestes S. K. Hoheit des Prinzregenten Luitpold ausgegeben hat. Auch Zeitungen haben anerkennende Berichte über un­ sere Bestrebungen gebracht. Ein literarischer Verkehr trat durch Schriftenaus­ tausch ein mit dem „oberhessischen Verein für Lokalgeschichte in Giessen”, mit der „Akademie der Wissenschaften in Stock­ holm”, mit dem „Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung in Wiesbaden”, mit dem „Verein für Ge­ schichte u. Naturgeschichte in Donaueschingen”, dem „Verein für Kunst u. Altertum in Ulm u. Oberschwaben” u. dem „schleswig-holsteinischen Museum vaterländischer Altertümer in Kiel”. Der anthropologischen Gesellschaft in München ist der Verein als Mitglied beigetreten. Ganz besonders muss noch der Beziehungen zum rö- , misch-germanischen Central museum in Mainz gedacht werden. Der Direktor dieses Museums, Hr. Dr. Linden sc lim it hat wie schon seit Bestehen unseres Vereins, so auch im letzten Jahre wieder mit der grössten Bereitwilligkeit und Uneigennützigkeit die vielen ihm zugesendeten Fundstücke reinigen, zusammensetzen und ergänzen lassen, so dass sie erst durch diese oft sehr schwierige u. zeitraubende Arbeit für den Ver­ ein nutzbar geworden sind. Der Verein ist darum dem rö­ misch-germanischen Centralmuseum zu höchstem Danke ver­ pflichtet. Diesem glaubte der Ausschuss einen äusseren Aus-

druck geben zu müssen, indem er Hrn. Direktor Dr. Lindenschmit zum Ehrenmitglied des hist Yereins Dillingen ernannte. 4. Stand der Mitglieder. Der Verein zählte am letzten Dezember des Jahres 1890 im Ganzen 222 Mitglieder. Im Laufe des Jahres 1891 sind 4 Mitglieder in Folge von Versetzung ausgetreten. Dagegen hat der Ausschuss wegen hervorragender Verdienste um den Verein 2 Ehrenmitglieder ernannt: Hrn. Direktor Dr. Lindenschmit in Mainz u. Hrn. Generalmajor a. D. Popp in München. Als Mitglieder sind dem Verein 17 Herren beigetreten. Der Verein zählte somit am Schlüsse des Jahres 237 Mitglieder. 5. Geschenke. In erster Linie wurden dem Verein zur Ermöglichung seiner Arbeiten wieder reiche Geldspenden zugewendet von der hohen Kommission für Erforschung der Urgeschichte Bayerns bei der k. Akademie der Wissenschaften in München, von dem hohen Landrat u. der hohen k. Regierung von Schwaben u. Neuburg, von den Magistraten der Städte Dillingen u. Lauingen. Durch Geschenke erhielt die Münzsammlung einen Zuwachs von 144 Nummern, die Bibliothek einen solchen von 78 Nummern in 157 Bänden. Es ist mir darum zum Schlüsse eine angenehme Pflicht, den Geschenkgebern wie allen denen, welche durch Vorträge oder in anderer W^ise die Bestrebungen des Vereins unter­ stützt u. gefördert haben, im Namen des Ausschusses u. des Vereins den wärmsten Dank auszusprechen.

II.

Ausgrabungen. (Vom I. Konservator, Gymn.-L. Dr. Englert.) Da wir in diesem Jahre infolge des frühen Anbaues der Felder in Faimingen nicht graben konnten, so beschränken sich meine Mitteilungen auf die Berichte über weitere Gra­ bungen in Grabfeldern, die meine vorigsjährigen Mit­ teilungen (IIT. J.-B. S. 21 — 32) fortsetzen. Ich erlaube mir jedoch den von Hrn. Privatier Tröltsch (Aislingen) mir überlassenen umgearbeiteten Bericht der Funde in der Kies­ grube bei Aislingen vorauszuschicken und einige Nachrich­ ten über sonstige Grabungen und Funde anzuknüpfen. a) Hügelgräber bei Aislingen.1) Das nördliche Ufer der Donau ist in der hiesigen Ge­ gend überhängend und dadurch zur Anlage menschlicher Niederlassungen geeigneter, während das südliche, weil flach und tief liegend, den Ueberschwemmungen ausgesetzt und weniger fruchtbar, Ansiedelungen nicht so sehr begünstigt. Das Donauthal ist im Durchschnitt 4 Stunden breit und wird im Norden und Süden von parallelen Höhenzügen begrenzt. *) Vgl. Dr. En giert, Geschichtliche Stätten um Dillingen, Zeit­ schrift des Münchener Altertumsvereins, 1891, 3 u. 4, S. 19 ff.



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Der südliche, ein Ausläufer der schwäbischen Hochebene, trägt die römischen Kastelle, welche die erste und wohl auch die letzte Verteidigungslinie der Römer gegen die Germanen bildeten. Hier nun am Fusse dieser benannten Anhöhe, welche zwischen Gundr emmin gen und Aislingen den Namen „der Aschberg” trägt, halbwegs Gundremmingen-Aislingen, zu beiden Seiten der jetzigen Fahrstraße, die wohl hier auf der römischen Süddonaustrasse ruht, befand sich auf dem sanft schwellenden Hange der Höhe eine Gruppe von Grab­ hügeln, welche beiläufig 6—10 m im Durchmesser hatten. Von dieser Gruppe bestehen wenig Hügel mehr; ein grosser Teil des von ihnen eingenommenen Raumes ist vor einigen Jahren zu Ackerland verebnet, ein anderer zu Ge­ winnung von Kies auf 2—ö m Tiefe ausgegraben worden. Diese Kiesgrube liegt nördlich der jetzigen Staatsstrassc, hart an derselben. Es ist das Verdienst des in Aislingen lebenden Herrn Privatiers Ludwig Tr ölt sch diese Stätte dem Dunkel ent­ rissen und die kostbaren Funde, welche von den Arbeitern verschleudert worden wären, gerettet zu haben. Ich ver­ danke alle diese Notizen genanntem Herrn, der Verein ver­ dankt ihm den Grundstock seiner Sammlung. Ich gehe nun zu den einzelnen Funden über. Arbeiter, die vor 20 und mehr Jahren schon an der Kiesgrube arbei­ teten, bezeugen, dass sie je und je verschiedene Gegenstände gefunden haben. Die Humusschicht über dem Kieslager ist ca '/2- 1 in tief. Bei der ältesten Verebnung zu Ackerbau müssen die Einlagen der Hügel, nach dev Ansicht des Hrn. Tröltsch, beraubt und zerstreut vrorden sein, denn es fan­ den sich innerhalb der letzten 10 Jahre entleerte grosse rohe Töpfe und in diese eingesteckt, ganz und teilweise zertrümmert, grössere und kleinere, feinere Urnen, und rohe kleine Schalen. Der erste Fund ging an das Maximiliansmuseum in Augsburg über und bestand aus einigen Armringen und einer Kette, beides aus broneenem Drahte. Die späteren, gelegentlich der Abräumung für Kiesgewinnung und Abhebung des Kiesgrun-

des gemachten Funde sind in den Besitz des H. Y. D. über­ gegangen. Sie sind folgende: 1) eine broncene Kette, mutmasslich ein Wehrge-;

henk, ca. 1,25 m. lang. Dieselbe umschlang ein stark- und langkncchiges Manns-Skelett, das frei in der Kiesschicht ge­ bettet lag, horizontal, das Haupt gegen Korden gerichtet, nach Süden blickend. Es ist wohl nicht uninteressant, dass bei Beichenhall in den dortigen Gräbern der Teil einer Kette gefunden wurde, welche der unsrigen bis ins einzelne gleicht. (Abgebildet bei Chlingensperg, das Gräberfeld bei Reichenhall.)



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2) An der Seite des Skeletts stand ein 12 cm hoher Topf, aus mit Glimmer vermischtem Graphit, mit einer Reihe von 2 concentrischen Kreisen ornamentiert. Den Inhalt dieses Topfes bildeten ausser kleinen Knochenresten, welche je­ denfalls von den Speisemitgaben für die Totenreise herrührten, kurze Broncedraht-Trümmer, ein Armring aus Gagat (schwarzem Bernstein), sowie 2 Fibeln. 3) In der Folge stiess man auf jenem Ackercomplex wiederholt auf hohe, weite, roh gearbeitete, oben mit parallel laufenden Rippen geränderte, schmutzig braune Töpfe, und zwar standen dieselben teilweise noch in der Kiesschichte, teilweise in der untersten Humusschichte. Dem genannten Hr. Tröltsch gelang es, nur eine derselben zu construieren. Hach der Ansicht desselben waren diese seiner Zeit bei Ab­ tragung der Hügel zum Zwecke der Planierung und Kulti­ vierung der Feldstücke auf dem Grunde solcher Hügel ent­ deckt und beraubt worden. Ob die bei ihnen gefundenen 6 Urnen bessern Materials und 2 rohe, gelbe Schalen, die ganz zusammengestellt werden konnten, auch im ungebrochenen Zu­ stande vor der Beraubung schon in sie eingesetzt waren, ob also die rohen Urnen sogenannte Überurnen waren, lässt Hr. Tröltsch dahingestellt. 4) Ebenfalls in Verbindung mit einem der rohen grossen Töpfe und mit anderen kleinen, welche nicht rekonstruiert wer­ den konnten, wurd’e beim Abhub der Humusdecke anfangs 1887 gefunden: ein broncenes Messer, ein broncener Haar­ stift und ein broncenes Röhrchen 3 cm lang, — 2 cm stark. Folgende Gegenstände: der Brustschmuck (siehe Ab­ bildung!), 2 grosse Nadeln, ferner Arm- und Fussringe, Goldschmuckteile und mehrere Gefässescherben waren in einem Klumpen Erde infolge einer Ablösung .des Abraums in die Kiesgrube gestürzt und fanden sich in einem Klumpen, wirr durcheinanderliegend, zusammengebacken. Die Lösung ward ermöglicht durch mehrmaliges Aufgiessen siedenden Wassers. Der interessante Brustschmuck mit scheerenförmigen Hängeverzierungen erinnert etwas an einen gallischen

•w— 11 Halsschmuck1). Hier sind 24, dort 12Hängeverzierungeih Diese Funde bestätigen, was Dr. Paulus in einem Vortrage in Stuttgart im Altertumsverein (A. Z. 1891, Nro. 55 Abend­ blatt) sagte, dass nämlich Schwaben, wie sich aus Ring­ mauern, Münzen, Waffen, Hochstrassen und Fürstengräbern ergeben habe, schon einige Jahrhunderte vor Chr. unter den Donau-kelten grössere Zeiten als je gesehen hat. Denn dass die Grabhügel den keltischen Bewohnern, welche vor der Unterwerfung des Landes durch die Römer hier sassen, angehören, kann wohl nicht bezweifelt werden. Hr. Dr. Lindenschmit schreibt über die Gegenstände: „Diese Funde sind durch die eigentümliche Form der Fibeln mit zurückgebogenem Schlussstück, durch die Gürtelkette, so­ wie die Gefässe als der sogenannten la Tene Gruppe zuge­ hörig charakterisiert, eine Bezeichnung, die genügen muss, bis eine passendere und richtigere gefunden ist. Die Fund­ stätten dieser Art ziehen sich von der Schweiz durch einen Teil Nordfrankreichs einerseits und durch Mittel- und Süd­ deutschland andrerseits in zerstreuten grösseren und kleineren Gruppen. Vereinzelt kommen derartige Fundstücke im Nor­ den Deutschlands vor; sie sind meiner Ansicht nach die Pro­ dukte der Italien zunächst wohnendea Grenzbevölkerung, die technisch entschieden unter italischem Einfluss stand.” b) Reihengräber bei Schretzheim.2) Bei diesen Nachgrabungen wurde der I. Konservator wesentlich unterstützt von Hrn. Theologie-Kandidaten Bur­ ner (Schretzheim), dessen Bericht ich hier wörtlich folgen lasse. Montag, den 31. August 1891. Nach Einerntung des Getreides, das in seinem vom fet­ testen Grün der jungen Saat bis zum goldenen Gelb der ausi) abgebildet Praeh. Bl. I, Taf. V, 1 und besprochen S. 53 ff. ») Vgl. Tag- und Anzeigblatt 1891, Nr. 195, 196, 197, 199, 200, 201, Donaubote 1891, Nr. 197, 198, 199, 201, 202, 204, Praehistorische Blätter, herausg. v. Dr. Naue 1891, S. 91 f., Allgemeine Zeitung 1891, Beilage Nr. 230 v. Hugo Arnold.

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gereiften Frucht sich bleichenden Farben wohl schon oft einen schönen und sinnvollen Schmuck unserer Alamannengräber ge­ bildet hat, sind die Ausgrabungsarbeiten in Schretzheim wie­ der begonnen. Der Yersuchsgraben, welcher voriges Jahr in einer Länge von 24 m auf dem Acker des Herrn Keis geführt ward, wurde fortgesetzt und machte, nur eine kurze Strecke gezogen, auf 7 Gräber aufmerksam. Er ist nämlich zu­ fälligerweise so gezogen, dass er zwischen zwei Toten­ reihen hinläuft und in ihn das Kopfende der Gräber der einen Reihe und das Fussende der Gräber der anderen Reihe einmündet, so dass er zu gleicher Zeit die Gräber beider Reihen anzeigt. Die Entfernung des ersten dieser 7 Gräber, nämlich des Grabes VII, vom Anfänge des Versuchsgrabens ist 24 m. Der Zwischenraum zwischen Grab VII und VIII beträgt 1 dem, zwischen VIII und IX 1,3 m, zwischen IX und X 0,65 m, zwischen X und XI 1 dem, zwischen XI und XII 1 dem, zwischen XII und XIII 1 m. Das’erste der geöffneten Gräber, Grab VII, schien in den oberen Schichten ein Doppelgrab zu sein. Denn es hatte anfangs eine Breite von 1,9 m. Seine Länge war 3,5 m, seine Tiefe 1,88 m. Als wir aber tiefer gegraben hatten, fiel auf, dass nur mehr die eine rechte Hälfte des vermeintlichen Dop­ pelgrabes gewöhnlich gemischte, die andere Hälfte aber voll­ ständig schwarze Erde enthielt, obwohl die Humusschichte längst abgetragen und überhaupt auch oben nicht ganz schwarz war. Die Erklärung dieser bisher noch nicht in Schretzheim, wohl aber beim Ziegelstadel beobachteten Thatsache fand sich bald. Denn in wirrer Unordnung wurden nun auf dieser Seite Thonscherben von verschiedener Färbung, Kohlen und Tier­ knochen zu Tage gefördert. Nach Abhebung dieses Durch­ einanders zeigte sich hier sofort der gewachsene Lehm, wäh­ rend die andere von Anfang an regelmässig gemischte Seite des Grabes die Mischung immer noch aufwies. Der Gedanke an ein Doppelgrab musste nun aufgegeben werden, zumal die Fläche des gewachsenen Lehmes der bezüglichen Grabseite



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einen Halbkreis bildete, der mit dem offenen Durchmesser links dem Grabe anlag. Die Erklärung des Zweckes dieser Halbkreisfläche und der dort gefundenen Thonscherben, Koh­ len und Tierknochen kann nicht schwer sein im Zusammen­ halte mit dem Umstande, dass das auf die eben beschriebene Weise anliegende Grab, in ebener Fläche mit dem Halbkreise, vollständig hart getreten und kaum zu bearbeiten war. In dem Halbkreise wurde nämlich, nachdem das Grab nach Be­ stattung des Toten teilweise eingefüllt war, in thöncrnen Gefässen von den Verwandten das Totenmahl bereitet und ver­ zehrt, wobei natürlich auch das Grab selbst als Standort be­ nutzt werden musste oder vielleicht sogar ein Totentanz auf demselben aufgeführt worden sein mag. Diese in Schretzheim aus der Natur der Sache gegebene Erklärung dürfte wohl auch für die beim Ziegelstadel beobachteten Brandgruben Geltung haben. Die eben beschriebene Brandstätte weckte in uns grosso Erwartungen von dem Grabe, zumal dasselbe sich auch in die beträchtliche Tiefe von 1,88 m erstreckte. Wir wurden auch nicht enttäuscht; denn ausser dem Skelete fanden sich in ihm verschiedene Sch muck g ege ns tänd e und Waf­ fen. Das Skelet, 1,84 m lang, hatte die gewöhnliche Lage und wies wie die im vorigen Jahre ausgehobenen schöne Proportionen auf. Die Länge vom Scheitel bis zur Schamfuge be­ trägt 0,9 m, von hier bis zum Fersenbeine 0,85 m. Der Schädel, leider wie das ganze Skelet schlecht erhalten und unerhebbar, ist ein dolichoprosoper Dolichokephale. An der linken Seite des Skeletes lag in Schulterhöhe beginnend eine Spatha, 1,02 m lang, in gerader Richtung. Die hölzerne Scheide derselben, die in einer Entfernung von 0,68 m und 0,72 m vom Anfänge des Schwertgriffes mit Zierknöpfen aus Bronze beschlagen war, konnte zwar deutlich erkannt, aber nicht ausgehoben werden. Gürtelschnalle und Gürtelzunge aus Bronze sind sehr gut erhalten. Zwischen den Oberschen­ kelknochen lag eine Schildbuckel aus Eisen, ferner in einiger Entfernung vom Beinende rechts ein kleiner Ring aus Bronze, noch weiter unten eine Lanzenspitze (0,8 m

— 14 vom Beinende entfernt) und eine Schere (0,9 m vom Beinende entfernt). Die Länge der Lanzenspitze ist 0,31 m, die der Schere 0,21 m. Ein besonders interessanter und gut erhal­ tener Fund ist ein Kammhalter mit 2 Kämmen aus schö­ nem weissen Bein, oben mit einem Eisenring zum Aufhängen versehen. Das Gänze ist ein Rechteck mit einer Kurzseite von 0,09 m und einer Langseite von 0,24 m. Sowohl der Rücken der Kämme als auch die Beinleisten, welche den Kammhalter bilden, sind mit sehr zierlich und fein gearbei­ teten Ornamenten versehen. Auf der einen Seite sind ganz kleine Kreise sarnmt ihren Mittelpunkten eingedrückt, ausser­ dem durchschneiden sich ganz regelmässig grössere Kreise, auf der anderen Seite des Kammhalters sind die Beinleisten in der Mitte der Länge nach gerippt, während kleine Quer­ rippen auf jene parallelen Kanellierungen winkelig einmün­ den oder unter dem gleichem Winkel von ihnen ausgehen. Hatten wir schon aus der Brandstätte und aus den Bei­ gaben dieses Grabes ersehen, dass der stille Bewohner des­ selben in seinem Leben wohl eine wichtige Rolle gespielt hat, so bestätigte Grab VIII diese Meinung noch mehr. Denn ge­ gen unsere Erwartung fanden wir in diesem von Grab VII nur durch eine dünne Lehmwand von 1 dem getrennten Grabe nicht die Reste eines alten Alamannen, sondern das Pferd des Mannes, neben dem es aufgezäumt und ge­ sattelt begraben wurde. Dieses Grab des Pferdes, welches gegen seinen Herrn schauend dalag, ist dem äusseren Um­ fange nach von einem Menschengrabe nicht zu unterscheiden; seine Länge ist 2,36 m, die Tiefe um einen m geringer als die des Rittergrabes, die Breite nur 0,9 m. Die Körpergrösse des Pferdes ist eine geringe, wie schon aus der kleinen Breite des Grabes hervorgeht, die Körperlänge 1,8 m, wozu allerdings zu bemerken ist, dass das Pferd in dem engen Grabe nicht natürlich ausgestreckt, sondern eingezwängt lag. Hufbeschläge war bei demselben nicht vorhanden; dagegen fand sich eine sehr gut erhaltene Trense aus Bronze, sowie verschiedene meistens aus Bronze bestehende Teile und Ver­ zierungen des Zaum- und Sattelzeuges.

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Ausser Grab VII und VIII wurde an diesem Tage noch Grab X geöffnet* Dasselbe enthielt das Skelet eines Kin­ des von ungefähr 10 Jahren. Als Beigaben fanden sich hier eine Urne sowie eine Eis enschnalle, die vielleicht als Gür­ telschnalle zum Festhalten der Kleider diente. Die Höhe der Urne beträgt 0,tl m, der Durchmesser am oberen Bande 0,09 m und an der grössten Bauch ausbuch tung 0,15 in. Dienstag, den 1. Sept. 1891. Das erste der heute geöffneten Gräber, Grab IX, barg das Skelet eines Kindes. Auffallend war an der Lage des Kopfes, der schlecht erhalten und unbestimmbar war, dass derselbe nicht, wie es gewöhnlich der Fall ist, etwas nach rechts, sondern vielmehr nach links geneigt war. Die Länge des Grabes ist 1,68 m, die Breite 0,52 m, die Tiefe 0,85 m, die Länge des Skeletes 1,15 m. Beigaben fanden sich in die­ sem Grabe keine. Grab XI, das wie bereits bemerkt nur 1 dem von X entfernt ist, enthielt ebenfalls das Skelet eines Kindes, aber von so schwachem Knochenbau, dass der Schädel durch die darauf liegende Erdschichte vollständig platt gedrückt war. Das Grab ist 1,1 m lang, 0,8 m tief, die Länge des Skeletes ist 0,68 m. An der rechten Hüfte lag, wie beim Kindergrab X eine eiserne Gürtelschnalle, unmittelbar am Kopfe ein beinerner Kamm mit 2 Zahnreihen, der dort wohl in einer jetzt verschwundenen Scheide von Leinwand oder Leder niedergelegt wurde. Wie bei allen beobachteten Kämmen.mit zwei Zahnreihen ist auch hier die eine Reihe durch weitergestellte, die andere durch engere Zähne gebil­ det. Die Länge der Querleisten des Kammes beträgt 0,07 m, die der Zähne 0,013 m. Auch Grab XII enthielt nur ein Kinderskelet ohne jegliche Beigaben. Die Länge des Skeletes, dessen linker Unterarm gegen die Lendenwirbel gekrümmt war, betrug 1,45 m. Das Grab selbst ist 1,6 m lang, 1,05 m tief, 0,45 breit. Sonderbarer Weise fanden sich in diesem Grabe

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bereits unmittelbar unter der Humusschichte starke Röhren­ knochen und ein Schlüsselbein. Hatten die 4 letztaufgeführten, kurzen, seichten und in­ haltsarmen Kindergräber unsere noch von gestern freudige Stimmung etwas herabgedrückt, so hob sich dieselbe doch bald wiederum bei der Blosslegung der Umrisse von Grab XIII. Dieses wies eine hoffnungsreichere Länge von 2 m und eine Breite von 0,9 m auf, als Tiefe ergab sich später 1,7 m. Be­ reits 1 m tief, wurde als erste Beigabe ungefähr senkrecht über dem Kopfe eine sehr gut erhaltene Schildbuckel mit Griffspange gefunden. Die Höhe der Schildbuckel ist 0,09 m, die Weite der inneren Öffnung 0,115 m, der Durch­ messer der Randbreite beträgt 17 cm. Die Form ist die eines Kugelsegmentes, während die Schildbuckel von gestern einen kegelförmigen Abschluss auf cylindrischer Wandung hatte. Da die Schildbuckel noch unverrückt in der ursprünglichen Lage gefunden wurde und die Griffspange quer und horizon­ tal und wie die Schildbuckel 70 cm hoch über der Grab­ sohle lag, können wir Standort, Form und Grösse des gan­ zen Schildes bestimmen. Die Richtung der Griffspange sagt uns nämlich, dass der Schild hinter dem Kopfe auf der Grab­ sohle aufstand und an die vordere Wand des Grabes gelehnt war, die Entfernung der Schildbuckel von der Grabsohle gibt uns doppelt genommen den Durchmesser des Schildes. Die für diesen Durchmesser zu kleine Breite des Grabes gestattet aber nicht den Durchmesser überall gleich, den Schild also kreisrund anzunehmen; es ergibt sich also, da nur kreisrunde oder ovale Schilde Vorkommen, dass unser Schild, der an die obere Wand des Grabes angelehnt war, eine ovale Gestalt hatte mit einem Höhendurchmesser von 1,4 m und einem Breitendurchmesser von ungefähr 0,85 m. Der zweite Fund in diesem Grabe links unter der Schildbuckel und immer noch 0,42 m vom Grunde desselben entfernt, war eine blatt­ förmige Lanzen spitze mit einer Länge von 0,27 m und einer Breite von 0,06 m. In gleicher Fläche mit der Lanzen­ spitze konnte der Schild wohl nicht gelegen sein, da sich für denselben sonst der zu geringe Höhendurchmesser von 56 cm



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ergäbe. Die Lage der Lanzenspitze und infolge dessen der ganzen Lanze war wohl schon ursprünglich keine horizontale, sondern wird vielmehr, da die Spitze etwas nach links oben, die Tülle etwas nach rechts unten lag, in der Weise eine diagonale gewesen sein, dass die Spitze 0,43 m hoch links vom Kopfe lag, während der Schaft sich in schräger Rich­ tung zwischen den Füssen auf der Grabsohle verlor. Es wäre allerdings auch möglich, dass die Lanze in horizontaler Ebene diagonal gelegen, und die Tülle nur durch ihr Gewicht ein­ gesunken ist. Nach Abtragung der Erdschichte zwischen Lanzenspitze und Grabsohle betrug die Tiefe des Grabes 1,7 m. Die Länge des Skeletes ist 1,6 m. Der Schädel ist ein aus­ gesprochener Dolichokephale, seine Breite ist 0,13 m, seine Länge 0,2 m, also der Längenbreitenindex ^ oder also sehr nahe dem durch Beobachtung als äusserste Grenze auf­ gestellten Index Der Schädel hatte die gewöhnliche Lage, die Arme waren vollständig gerade ausgestreckt. Sonderbarer Weise war in diesem Grabe die vorgefuudene Spatha oder das Langschwert nicht auf der linken Seite des Skeletes, sondern lag, die Schneide nach oben gerichtet, dem rechten Arme unmittelbar an. Sie begann in Schulterhöhe, reichte bis zu den Knien und misst eine Länge von 0,8 m, eine Breite von 0,06 m. Links von den mittleren Rückenwirbeln fand sich die zum Bandelier der Spatha gehörige eiserne Schnalle mit Riemenzunge, auf der rechten Hüfte ein Messer. Schon längst hatten wir in der Hoffnung auf reichere Ausbeute an Schmuck den Wunsch gehegt, wieder einmal auf ein Frauengrab zu stossen. Heute abend erfüllte sich die­ ser Wunsch in Grab XV, dem letzten der im ersten Versuchs­ graben geöffneten Gräber. Mit grossen Erwartungen auf schöne Funde harrten wir an diesem Grabe und dehnten be­ reitwilligst die bereits abgelaufene Arbeitszeit noch weiter aus, als bereits nach teilweiser Blosslegung des Skeletes zwi­ schen den Knien zwei grosse Perlen erhoben wurden. Die eine aus Bernstein bestehend, hat die Gestalt einer Py­ ramide mit einem Durchmesser der Grundfläche von 0,025 m 2



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und einer Höhe von 0,02 m, die zweite ist aus Thon gefer­ tigt und einem starken Binge mit engem Hohlraume ähnlich. Auf der linken Hüfte fand sich die eiserne Gürtelschnalle; eine Urne war, trotzdem gebrannter Thon bemerkt wurde, nicht vorhanden, wie sie auch bei allen heuer geöffneten mit Ausnahme des Kindergrabes X fehlte. Unter dem Kinne wurde erst nach Herausnahme des Schädels eine Perlenkette aus Thonperlen von grüner, roter und gelber Färbung, ein be­ liebter Frauen- und Kinderschmuck, entdeckt. Sie war nicht rings um den Hals, sondern nur unter dem Kinne mit Perlen besetzt,, während um den übrigen Teil des Halses einst die blosse Anfassschnur des Perlenschmuckes lief. Das Skelet mass 1,65 m, die Tiefe des Grabes 1,1 m. 6. Tag. Mittwoch, den 2. Sept. 1891. Der Morgen dieses Tages eröffnete uns Grab XIV. Das­ selbe barg bei einer Länge von 1,5 m, einer Breite von 0,52 m und einer Tiefe von 0,6 m ein Kinderskelet von 0,95 m Länge. Wie bei Grab XV zierte den vorderen Teil des Hal­ ses ein Perlenschmuck, dessen Perlen aber eine weit grös­ sere Mannigfaltigkeit in Stoff, Farbe, Grösse und Gestalt auf­ weisen wie die in Grab XV gefundenen. Sie bestehen teils aus Thon, teils aus buntem Glasschmelz, teils aus mit Schmelz­ werk überzogener Thonmasse, teils aus Bernstein. Auch Be­ standteile aus Bronze enthielt der Halsschmuck, wie Vorge­ fundene kleine Bronzeplättchen, sowie Edelrost an anliegen­ den Zähnen und Kopfknochen beweisen. Am linken Knie lag aussen ein kleines nach abwärts gerichtetes Messer mit Spuren eines Holzgriffes, daneben ein abgebogenes, schmales Stück Bronzeblech, einstens vielleicht Beschlag einer etwaigen Scheide des Messers; an die Messerspitze schlossen sich 2 in einander liegende Eisenringe an. Urne war keina vorhanden. Der Versuchsgraben hatte, wie wir schon gestern sahen auf einer kurzen Strecke 15 Gräber aufgevriesen. Von Gral XV an aber fehlte in ihm, obwohl eine Strecke von 17 n fortgeführt jede Spur eines Grabes, so dass die Vermutung



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nahe liegt, dass wir mit Grab XV am nördlichen Ende des Gräberfeldes ^angelangt sind. Es wurde deshalb der zweite Versuchsgraben, der im vorigen Jahre, 0,8 m von der west­ lichen Ecke des Einschnittes und 4,2 m vom ersten Versuchs­ graben entfernt, 8 m weit geführt worden war, weiter ver­ folgt. Derselbe wies bis jetzt 18,5 m vom Einschnitte ent­ fernt Grab XVI und 16,2 m von eben dort entfernt Grab XVII auf. Das Fussende des Grabes XVI ist nur durch eine 1 dem dicke Lehm wand von dem Kopfende des im vorigen Jahre geöffneten Grabes VI getrennt* Es enthielt der Beschaffen­ heit des Skeletes nach die Beste eines hochbetagt gestorbenen Mannes von 1,8 m Länge. Das Grab mass in der Länge 2,1 m, in der Breite 1 m, in der Tiefe 1,35 m Am Kopfe fand sich ein grosser Feuersteinsplitter mit Spuren von Edelrost, auf der rechten Brustseite eine eiserne Zange. Von der rechten Hüfte zog sich einSax, den Griff mit gerechnet 55 cm lang und 47a cm breit, über den rechten Oberschenkelkno­ chen hin und endete zwischen den Beinen. Von der Holz­ scheide desselben, die in der Mitte der linken Kante ein Eisenbeschläg mit zwei Bronzeknöpfen zeigte, waren noch Spuren vorhanden. Der untere der beiden Bronzeknöpfe war von der Spitze des Saxes 0,17 m, der zweite 0,22 m ent­ fernt; Gürtelbeschläge mit Gürtelschnalle des Sax erstreckten sich von der rechten Hüfte bis zur Schamfuge, links davon lag die Kiemenzunge mit einem daranhaften­ den Stück Leder; auf der linken Hüfte fand sich ein einem Gürtelbeschläge ähnliches Eisenviereck mit Bronzeknöpfen. Zwischen den Beinen stand in diesem Grabe wiederum die Urne, zwar schlecht erhalten und durch die Herausnahme zerbrochen, aber doch in so grossen Scherben vorhanden, dass sie wieder zusammengesetzt werden kann. Sie ist mit fensterartigen Stempeleindrücken geziert, welche in 7 parallelen Reihen gleichsam 7 Stockwerke bilden, die durch einen klei­ nen Doppelreif getrennt die ganze Bauchwölbung der Urne überdecken. Links der Urne waren 7 Pfeilspitzen mit Tülle niedergelegt, darunter 2 blattförmige, 2 rautenförmige 2*



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und 3 mit Widerhaken. Etwas unterhalb dieser Pfeilspitzen lagen 2 Eisenringe, von denen an den einen drei, an den anderen zwei Eisenzungen angeschmiedet sind, die ihrerseits wieder mit Nieten, jedenfalls zum Befestigen von Lederriemen, versehen sind. Wir werden darin wohl den oberen Teil des Pfeilköchers vermuten dürfen. In der Nähe fand sich noch ein kleines Messer. Grab XYII misst 2,25 m Länge, 0,74 m Breite und 1,05 m Tiefe. Es weckte daher infolge seiner schönen Um­ risse grosse Erwartungen von seinem Inhalte bis wir auf Ge­ beine stiessen und dieselben untersuchten. Da zeigte es sich, dass hier ein Tier, wahrscheinlich eine Hirschkuh begraben wurde. Den Umrissen nach ist dieses Grab wie das Pferde­ grab von einem Menschengrabe nicht zu unterscheiden. Donnerstag, den 3. Sept. 1891. Nach Einfüllung der noch offenen Gräber wurde an die­ sem Tage im zweiten Versuchsgraben, 1,4 m von XVII ent­ fernt, Grab XVIII ausgehoben. Es enthielt ein schlecht er­ haltenes Männerskelet von 1,42 m Länge, war 2,1 m lang, 0,8 m breit und 1,2 m tief. An der linken Seite des Skele­ tes lag mit der Spitze nach oben einSax, sammt Griff 0,47 m lang, 0,04 m breit. Die Scheide des Sax war wiederum mit 2 Bronzeknöpfen geziert, von denen der eine 16, der andere 30 cm von der Spitze entfernt war. Unmittelbar an den noch gut erhaltenen Griffknauf schlossen sich unterhalb in Kniehöhe 5 mit Tülle versehene Pfeilspitzen an, darunter 3 blattförmige, 1 rautenförmige, 1 mit Widerhaken. Am lin­ ken Fersenbeine fand sich ein eiserner Sporn, der wie alle aus der damaligen Zeit einen einfachen, wenig aüs dem Bügel vortretenden Stachel führt. Es ist dies ein beachtenswerter Fund, nicht wegen schöner Arbeit, sondern weil dieSporen überhaupt zu denseltenen Grabfunden gehören, da bis jetzt in Bayern nur 2, in ganz Frankreich nur 1 Sporn aus dieser Zeit zu tage gefördert wurde. Die kleine Anzahl der bis jetzt nachweisbaren Sporen erklärt sich nach Lindenschmit teils aus

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der geringen Grösse und Stärke und der damit gegebenen leichten Zerstörbarkeit des Eisens, teils aus der Thatsache, dass der Reiterdienst im Kriege damals noch nicht so allge­ mein war wie später. Urne fand sich keine. In den bezüglichen Zwischenräumen von 1,45 m und 1,3 m wurden an diesem Tage noch die Gräber XIX und XX teilweise geöffnet Nachdem bei letzterem Grabe die Hu­ musschichte abgehoben war, zeigte sich nicht sogleich auf der ganzen Länge der linken Grabwand gewachsener Lehm, son­ dern 3/4 derselben wies vom Kopfende des Grabes an gemischte Erde auf. Dem gewachsenen Lehm als unserem sicheren Füh­ rer folgend erhielten wir hier die gleiche halbkreisförmige Fläche wie bei Grab VII, mit dem offenen Durchmesser wieder links an das Grab anliegend. Fanden wir aber in Grab VII in diesem Raume Kohlen, Thonscherben und Tier­ knochen, so lag hier in einer Tiefe von 0,75 m das gut er­ haltene Skelet eines jungen Mannes von 1,4 m Länge. Das­ selbe lag ohne alle Beigaben in stark südöstlicher Richtung. Der bekannte für ein Grab selbst sonderbare und in Grab VII als Stätte des Leichenschmauses bezeichnete Raum-, in wel­ chem dieses Skelet lag, brachte uns sofort auf den Gedanken, dass wir es hier mit einer Nachbestattung zu thun haben und dass der halbkreisförmige Raum sich wie im anderen Falle in eine grössere Tiefe werde verfolgen lassen. Allein die vorgeschrittene Zeit hiess uns diese Untersuchung auf den folgenden Tag verschieben. Freitag, den 4. Sept, 1891. Die Arbeiten wurden bei den gestern teilweise geöffne­ ten Gräbern XIX und XX fortgesetzt. Grab XIX, 2,27 m lang und 0,5 m breit, enthielt in einer Tiefe von 1,36 m ein männliches Skelet von 1,75 m Länge, welches, wie das der Nachbestattung in Grab XX a eine unregelmässige, süd­ östliche Richtung hatte. Der linke Oberarm und Ellenbogen ruhte auf einer sehr gut erhaltenen Spatha, während der | Unterarm nach einwärts gebogen war. Der Griff der Spatha misst 0,1 m, die Klinge 0,71 m, die Breite 0,052 in, die Länge

des Bügels ist 0,082 iu, die des Knaufes 0,072 m. Auf der linken Hüfte fand sich das Gürtelbeschläg und die Gür­ telschnalle, zu Füssen des Skeletes Scherben der Urne. Da der Bruch derselben bereits ganz verwittert war, ist an­ zunehmen, dass die Urne schon beim Einfüllen des Grabes zerbrochen wurde. In diesem wie auch im folgenden Grabe konnte eine, soviel mir bekannt, in den Reihengräbern bisher nicht beob­ achtete Thatsache festgestellt werden. Bei sorgsamer Aus­ hebung der gemischten Erde zeigten sich nämlich die Grab­ wände an vielen Stellen wie geweist, manchmal noch dazu mit einer dünnen Rauchschichte überzogen. Diese That­ sache verlangt wohl den Schluss, dass die Wände, wenigstens bei vornehmen Gräbern, mit dickflüs­ sigem Kalk wasser besprengt und dieser Kalküberzug durch Feuer getrocknet wurde. Wie gestern bereits bemerkt, hatte Grab XX wiederum wie Grab VII eine links anliegende, halbkreisförmige Brand­ grube. Gleich von Anfang an waren wir darauf bedacht, in derselben etwaige ins Grab führende Stufen, die nach Lindenschmit bis jetzt erst in einem Falle näher beobachtet wur­ den, bloszulegen. Dies sollte uns auch gelingen. Denn nach­ dem wir in der Grube alle gemischte Erde bis auf den Lehm abgehoben, zeigte dieselbe eine amphitheatralische Gestalt mit vier Ringen oder Terassen; von der dritten zur vierten Terasse führte überdies noch eine kleine Treppe in der Mitte des Halbkreises. Die erste Terasse ist 0,37 m, die zweite 0,16 m, die dritte 0,33, die Treppe 0,16, die vierte Terasse 0,52 m hoch; die Breite der bezüglichen Terassen ist 0,4 m, 0,45 in, 0,23 m, 0,23 m. Der letzte Grund, warum wir bei Grab XX, nicht aber bei Grab VII, die Stufen feststellen konnten, scheint der zu sein, dass Grab VII ein bedeutenderes Grab war als XX. Denn jenes enthielt einen Mann in voller Ausrüstung, dieses eine Frau mit spärlichem Schmucke. Infolge dessen waren die Leichenfeierlichkeiten an jenem Grabe, wie die dort ge-

fundenen and hier fehlenden Thonscherben und Tierknochen beweisen, grossartiger, womit natürlich von selbst gegeben ist, dass die frischen Stufen im weichen Lehme abgenützt und unkenntlich gemacht wurden, so dass sich uns der Lehm­ grund nurmehr als schiefe Ebene darstellte. Wie bereits bemerkt enthielt dieses Grab bei einer Tiefe von 1,53 m, einer Breite von 0,8 m und einer Länge von 2,2 m ein schlecht erhaltenes Frauenskelet. Als Schmuck­ gegenstände fanden sich bei demselben eine Halskette, beim rechten Oberarm zwei bemalte Perlen, die eine aus Thon, die andere aus Glas, auf der rechten Hüfte eine eiserne Schnalle. Die Perlen der Halskette, ungefähr 65 an der Zahl, weisen die verschiedenste Färbung auf und sind aus Thon und Bernstein gefertigt. Auf der bronzenen Schliesse der Halskette lag eine Scheibenfibel, einen achteckigen Stern darstellend, dessen Strahlen amethystfarbige Glasscheib­ chen bilden, die nach Art der Verroterie cloisonnee mecha­ nisch zusammengefügt sind. Zum Schlüsse geben wir eine Übersicht über die bisher geöffneten Gräber. Wir erhielten 10 Männerskelete, 7 mitBeigaben aus III, V, VII,XIII,XYI,XVIII,XIX, 3 ohne Beigaben (Hörige) aus IY, YI, XX a, 5 Frauenskelete, sämmtliche mit Beigaben aus I, II a, II b, XY, XX b, 5 Kinderskelete, 3 mit Beigaben aus X, XI, XIY, 2 ohne Beigaben aus IX und XII, 2 Tierskelete, 1 Pferd mit Beigaben aus YIII, 1 Hirschkuh (?) aus XYIL Für die Fortsetzung der Ansgrabungen im nächsten Jahre ist es von Wert, die Lage unserer jetzigen Ausgra­ bungsstätte innerhalb des Friedhofes zu bestimmen. Da die Gräber sich kaum über das sogenannte Strässle erstrecken dürften, sind wir von der Nordgrenze nur mehr 54 m ent­ fernt. Die Entfernung von dem östlichen und westliche^

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Ende lässt sich nicht genau angeben; doch sind wir jedenfalls dem westlichen näher. Denn früher gemachte Beobachtungen haben gezeigt, dass sich der Friedhof in östlicher Richtung wenigstens bis zu dem Feldkreuze hinzieht, das ca. 300 m von der jetzigen Arbeitsstelle errichtet ist. Deshalb er­ scheint es zweckdienlich, nach Erreichung des nörd­ lichen Endes nach dem westlichen zu suchen. Da Herr Stadler, der Besitzer des zunächst in Frage kommen­ den Grundstückes, bereits heuer dem Verein, wie Herr Keis, bereitwilligst entgegenkam, wird die Ausführung die­ ses Vorhabens wohl auf kein Hindernis mehr stossen. c) Reihengräber bei Gundelfingen1). „Ihr Müden also lagt vergebens nieder, Nicht Kühe liess man euch, vertrieben Werdet ihr heut’ zum lichten Tage wieder”. Goethe, Bei dem Betrachten von Schillers Schädel.

Auch diese wurden im vorigen Jahre entdeckt und drei Gräber I, II u. III geöffnet. Da an dieser Stelle II. Maurermeister Geirhos (Gundelfingen) mehrere Häuser aufführen will, so wurde seineErlaubnis, hier nachzugraben, dankbar angenommen. 1. Tag, Freitag, 2H. August. Schon waren mehrere Versuchsgräben gezogen worden, da stiess man endlich um 10 Uhr vormittags auf weicheres, schwarzes Erdreich, das man deutlich von dem festeren, ge­ wachsenen Lehmboden unterscheiden konnte. Nach wenigen Minuten war es kein Zweifel mehr, wir standen vor einem neuen Grabe. Im Anschluss an die Ausgrabungen des vorigen Jahres bezeichne ich dasselbe als Grab IV. Es war dies ein flaches Grab und mass in der Länge 2,2 m, während seine Tiefe, 1,1 m, seine Breite 0,5 m betrug. Dasselbe war schachtartig, nach Art unserer Gräber in den Boden eingelassen. Eine ganz unerwartete Erscheinung bot 0 Vgl. Tag- und Anzeigblatt 1891 Nro. 194 u. 204. — Donaubote 1891, Nro. 194. — Praeh. Bl. 1891, S. 90 f.



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sich beim Öffnen dieses Grabes dar» Es fand sich tief auf dem Boden desselben nämlich frisches, grünes Gras mit eben so frischen Wurzeln vor, was man sich nur dadurch erklären kann, dass dasselbe in einem ziemlich luftleeren Raume sich befunden hatte und so vor der Fäulniss bewahrt wurde. Grab IV enthielt ein männliches Skelett, das frei in der Erde lag. Seine Länge betrug vom Kopf bis zu den Fersen 1,62 m. Der dolichokephale Schädel schaute nach Osten und war leicht auf die linke Seite geneigt. Auf der linken Seite des Hinterkopfes war er eingeschlagen, woraus man die Ver­ mutung schöpft, dass der Tote ein gefallener Krieger war. In der Nähe des Kopfes fand sich ein FeuersteinSplitter vor und eine Lanzen-Spitze, deren Länge 0,35 m, deren Breite 0,035 m betrug, und von der das Ende der Tülle in Achselhöhe lag. Am Halse lag ein Stück Eisen, Riemen züngen-ähnlich, und eine bronzene S ch 1 i e ss e. Die Arme waren gebogen und über dem Schosse zusammengelegt, die Hände merkwürdigerweise nach Aussen gekrümmt. An der rechten Hüfte befand sich eine Riemen­ zunge, sowie eine Bronzeniete. Das Skelett war reich mit Waffen geschmückt, was auf einen vornehmen Stand des Toten schliessen lässt. Da war es ausser der bereits erwähn­ ten Lanzenspitze zur rechten Seite des Schädels, deren IIolzschaft vermodert war, vor allem das lange Schwert, die so­ genannte Spat h a, welches ca. 0,9 in lang und zweischneidig war. Die Spitze war leider abgebrochen. Die Spatha lag auf der linken Seite des Skeletts, das Griffsende neben dem Auge. Von der hölzernen Scheide waren nur noch spärliche Überreste vorhanden. Einwärts lag der Spatha ein Sax an, dessen hölzerner Griff grösstenteils vermodert war. Beide Waffen, die Spatha und den Sax, hielt der Tote mit der linken Hand fest umklammert, gleichwie die Mutter ihr Kind, Seine Waffen waren ihm in seinem Leben sein Einziges, Höchstes und Heiliges — bei seinem Schwerte schwur der Alamanne zu Odin — und auch im Tode noch wollte er nicht von seinen Lieblingen lassen.

Als vierte Waffe lag ein dolchartiges Messer neben der Spatha, unter der linken Hand. Um 4 Uhr nachmittags ungefähr war das ganze Skelett bloss gelegt. Die kräftigen starken Knochen, sowie zwei Rei­ hen weisser, gut erhaltener Zähne, zeigten uns den alamannischen Krieger in seinen besten Mannesjahren, und es ist ein eigentümliches Gefühl, an einem solchen Grabe, vor einem solchen Skelette zu stehen. Vergangene Zeiten scheinen aus der Tiefe zu uns empor zu blicken und unwillkürlich sehen wir uns in jene Jahrhunderte zurückversetzt, wo der Ger­ mane mit starker Paust seine wuchtigen Waffen schwang zur Verteidigung seines heimatlichen Heerdes, oder wo er kühn der Fährte des Wildes folgte und im Kampfe mit den Auer­ ochsen seine Kraft erprobte. Weniger als in Grab IV war uns das Glück in Grab V hold. Nachdem wir den an Grab IV vorbeiführenden Ver­ suchsgraben zu ziehen aufgegeben, wendeten wir unser Augen­ merk vorzüglich auf Grab IV, bis wir, aufmerksam gemacht durch einige Herren (besonders des Herrn Theologie-Kandidaten Durner), am Ende des von Westen nach Osten gezogenen Versuchsgrabens die Spuren eines neuen Grabes erkannten. Die zuerst an letztbezemhneter Stelle gefundenen Knochen schienen nicht so fast von Menschen als vielmehr von Tieren herzurühren. Die obere Erdschichte wurde nun abgehoben und es trat der mit Krume vermischte Lehm zu Tage, ein Zeichen, welches andeutete, dass die Vermischung des Erd­ reiches von Menschenhand bei irgend einer Gelegenheit vor­ genommen worden sei. Die Anhaltspunkte für das Vorhan­ densein eines Grabes waren nun da. Bald darauf kam ein Knochen ans Licht und es stellte sich heraus, dass es ein Schulterbein war. Die Lage des Skelettes war nun klar und es konnte mit Sicherheit weitergegraben werden. Nachdem das Grab bis zur Oberfläche des Skelettes ausgehoben, konnte zur Blosslegung des Gerippes geschritten werden. Doch die Hoffnung, einen ebenso reichen Fund wie in Grab IV zu machen, sollte zu nichte werden. Die Tiefe des Grabes be­ trug 0,80 m, die Länge 1,90 m und die Breite 0,b5 m. Das

blossgelegte Skelett lag ausgestreckt da, die Hände im Gegen­ sätze zu Grab IV zur Seite gelegt und mass von der Ferse bis zum Halswirbel 1,40 m. Der Kopf des Skelettes fehlte und scheint vor kurzer Zeit nach Angabe des Herrn Maurer­ meisters Geierhos bei Arbeiten ausgehoben worden zu sein* Die Lage des Skelettes war derart, dass die Beine nach Osten sich wendeten, dass also das Gesicht nflch Osten schaute. Das Gebein lag vollständig frei, nicht auf Stein, Holz oder sonstigen Materialien gebettet Beigaben zu diesem Skelette fehlten leider gänzlich, so dass sich bei den ziemlich stark entwickelten Knochen desselben die nicht unwahrscheinliche Annahme machen lässt, es sei dieses Grab der Bestattungs­ ort eines Unfreien gewesen* 2. Tag* Samstag, 29* August. Schon am gestrigen Tage hatten wir beim letzten öst­ lichen Versuchsgraben von 10 m Länge beobachten können, dass die Humusschichte besonders an einer Stelle im Verhält­ nis zu der oberhalb den andern Gräbern abgehobenen Schichte viel tiefer liege. Hieraus Hess sich schliessen, dass wir uns in der Nähe eines neuen Grabes befanden, dessen Aushebung die vorgeschrittene Zeit nicht mehr gestattete. Heute nahmen wir dasselbe vor allem in Angriff. Ich nenne es Grab VI. Nachdem wir bereits über einen Meter tief weiter ge­ graben, Hess sich noch nichts von vermischtem Boden er­ blicken, vielmehr dauerte die Krume fort, ein Umstand, der in Anbetracht der bei Grab IV und V abgehobenen Humus­ schichte Verwunderung hervor rief. Da stiessen wir in einer Tiefe von 1,10 m auf einen starken Oberschenkelknochen; es lag klar; wir waren auf einem Grabe. Nach der Lage des Knochens wurde die des Skelettes bestimmt, welche eine nor­ male sein musste, denn das Bein lag von Süd nach Nord. Aber vorsichtiges Weitergraben zeigte uns bald, dass das Schenkelbein vereinzelt dagelegen* Endlich in der im Ver­ hältnis zu den andern Gräbern stattlichen Tiefe von 1,42 m kam zum zweiten Male ein Knochen und zwar das Kreuzbein zum Vorschein* Die weiteren Arbeiten lehrten uns, dass das



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Skelett umgekehrt, d. h. mit Gesicht und Brust nach unten im Grabe liege. Die Tiefe des Grabes betrug, wie oben an­ gedeutet, 1,42 m, die Länge 1,60 m und die Breite 0,70 m. Das Skelett lag ausgestreckt und wie gesagt nach unten ge­ kehrt, ein Fall, der bisher bei keinem Grabe sich gefunden. Das Gerippe lag frei in der Erde und mass in der Länge von den Fersen bis zum Scheitel 1,45 m. Die Himmelsrich­ tung desselben war von Südwest nach Nordost, während die gewöhnliche Lage von West nach Ost war. Der linke Arm lag gerade ausgestreckt zur Seite, dagegen der rechte abge­ bogen und der Unterarm unter dem Skelette. Beigaben fan­ den sich leider, wie bei Grab V keine, woraus sich wieder vermuthen lässt, e* sei das Grab der Bestattungsort eines Unfreien. In der Nähe des Kopfes fand sich ein Eisenteil von der Grösse und Gestalt einer Bohne. Ferner ein Eisenstück von 3 cm Länge. Weiter fand sich bei dem Skelette nichts vor. Nur 40 cm von Grab IY entfernt, nördlich von demsel­ ben und parallel zu demselben, befand sich Grab YII. Die Länge desselben betrug 1,2 m, die Breite 0,5 m und die Tiefe 0,6 m. Die Länge des Skeletes betrug nur 1,06 m. Wir hatten es hier mit dem Grabe eines Kindes und, wie aus der Beigabe hervorgeht, mit dem eines Mädchens zu thun. Das Skelett selbst lag auf dem Bücken, der Kopf war zur lin­ ken Seite geneigt. Die Arme lagen gerade zur Seite gelegt, die Beine natürlich ausgestreckt. Yon Schmuckgegenständen war nichts vorhanden. Auf der Brust lag ein 0,3 m langes Messer, der Griff am Kinne, die Spitze abwärts. Ausserdem befand sich in der Hüftengegend eine eiserne Schnalle. Wenn wir mit diesen Gräbern die bei Schretzheim ver­ gleichen, so muss bei aller Ähnlichkeit der metallenen Beiga­ ben der Umstand auffallen, dass bei Gundelfingen den Toten keine Thongefässe beigegeben sind. Wenn dies in einer Ver­ schiedenheit der Zeitlichkeit der Gräber seinen Grund hat, so ist die Annahme berechtigt, dass die Gräber bei Gundelfingen etwas später sind als die bei Schretzheim, weil wir die Sitte Thongefässe beizugeben hier bereits verdrängt sehen, vielleicht durch den Einfluss des Christentums.

— 29 — Zum Schlüsse muss hier Hrn. Maurermeister G e i r h o s, welcher in anerkennenswerter Uneigennützigkeit, beseelt von grossem Interesse zur Sache, ohne Entschädigung arbeiten liess, der wärmste Dank des Yereins ausgesprochen werden. dj Reihengräber bei Wittislingenl) Samstag den 6. Juni wurde ein neues Grab, das ich XXXI2) nenne, aufgedeckt. Der Besitzer des Grundstückes, Herr Flurwächter Rohr mann, war vor 8 Tagen auf einen Schädel gestossen, hatte dies hieher. mitgetheilt, und die Zeit der Öffnung des Grabes uns überlassen* Es wurde der Sams­ tag nachmittag bestimmt und an diesem Tage fanden sich viele Schaulustige aus Dillingen, Lauingen, Wittislingen und Schab ringen ein. Besonderen Dank gebührt ausser dem genannten Besitzer des Grundstückes auch Hrn. Dr. Hammermaier, prakt. Arzt in Wittislingen, und Hrn. Schlossermeister Selzle daselbst, welche mit seltenem Eifer und Interesse die gemeinsame Sache fördern, Herrn Seminar­ lehrer Emmerig in Lauingen, welcher hauptsächlich die geologischen Yerhältnisse untersuchte und Herrn Bezirks­ geometer Strebl dahier, der eine geometrische Aufnahme des Ortes machte* Der Erfolg des Tages entsprach nicht den von den Neu­ gierigen gehegten Erwartungen, auch änderte derselbe wesent­ lich meine im unten2) citierten Artikel auf Grund der Aussagen des Besitzers gemachten Mitteilungen. Dieses Grab bildet eine schachtförmig aus dem Bo­ den ausgestochene Kammer mit senkrechten Wänden. Es er­ streckt sich durch die ca. 30 cm starke Humus sc hi ch t und die ca* 85 cm mächtige Schicht aus Tuffsand, den Boden bildet die Oberfläche der Tu ffs tein s ch i ch t. Die Breite be­ trägt ca. 1 m, die Länge ca. 1,75 m, die Höhe ca 1,15 m* Der Innenraum war mit aufgefüllter Erde ausgefüllt, kein Ho hl raum. Circa 85 cm vom Boden entfernt wölbte sich 0 Vgl. Tag- und Anzeigblatt 1891 Nro. 128 und 208. — Donau­ bote 1891 Nro. 130 und 209. — Praehist. Bl. 1891, S. 9 u. 74. 2) Fortsetzung z. J.-B. III, 8. 29*

über dem Grab eine Decke aus unregelmässig behauenen Steinen. Ob bei der urprünglichen Anlage des Grabes der Tote in Erde gebettet und die Steinwölbung über dem einge­ schütteten Grabe angelegt wurde, oder ob der Tote in eine gruftartige Hohlkammer bestattet wurde und die Erde im Lauf der Jahrhunderte durchrutschte, ist noch nicht endgiltig zu entscheiden, doch habe ich mich schon so ziemlich fast für die erstere Meinung erklärt, so ungern ich es that, weil die Hoffnung, dass wir hier Steingrüfte hätten, sehr verlockte. Ich habe dieselbe aufgegeben und bedaure, selbst durch irrige Aussagen getäuscht, zu einer derartigen Täuschung Anlass gegeben zu haben. Immerhin ist die Erscheinung, dass der Tote mit Erde zugeschüttet und über dieser Aufschüttung eine Art Steingewölbe angelegt wurde, interessant. Dieses Gewölbe selbst ist ziemlich hoch, nur ca. 30 cm tief unter dem jetzigen Niveau. Die Humusschichte aber ist jeden­ falls erst seit der Anlage der Gräber angeschwemmt. Den Inhalt dieses Grabes bildeten die Reste von zwei sehr stark vermoderten Skeletten. Doch liess sich so viel erkennen und feststellen, dass das eine einem Manne, das andere einer 8—10jährigen Person angehörte, denn während beim zweiten die zweiten Yorderzähne schon durchgebrochen waren, waren die Backenzähne im Kiefer noch nicht ganz zum Durchbruch gelangt. Wir haben also wohl ein Sippegrab mit Yater und Kind. Auffallend ist, dass der Mann nach Westen schaute, das Kind aber nach Osten. In der Nähe des Kopfes des Mannes lagen 2 Pfeil­ spitzen, die einzigen Beigaben. Das Skelett des Kindes lag tiefer als das des Mannes, eine Erscheinung, die ich auch in den Gräbern bei Gun del fingen beobachtet habe, und so erkläre, dass der Mann nachbestattet worden ist. Dienstag, 14. Sept. Schon mehrere Jahre war Herr Johann Wengert, Ökonom in Wittislingen, beim Ackern seines Grund­ stückes „am Schabringer Weg” auf Kalksteine gestossen, die sich pflasterähnlich am Nordende des Ackers von Süd nach Nord in einer Länge von ca. 5 m und nach der Ansicht des Be­ sitzers in derselben Breite hinzogen. Der Besitzer hatte

- 3i schon in früheren Jahren eine und zwar die oberste Schichte regelmässig gepflasterter Steine abgehoben. Am 14. Septem­ ber veranstaltete der Verein deswegen eine Nachgrabung. Nach allgemeiner Vermutung waren wir hier auf ein überwölbtes Flachgrab gestossen. In einer Tiefe von 0,25 m kamen wir wieder auf eine der obenerwähnten gleichen Schichte, deren Steine aufrechtstehend und regelmässig geord­ net, durch Mörtel mit einander verbunden waren. Unter die­ ser Schichte lag eine zweite von derselben Bauart. Mit dem Mörtel waren Ziegelbrocken vermischt. Die Steine selbst waren roh behauen, manche von bedeutender Grösse. Das Mauer­ werk zog sich, wie es sich bei Abräumung der Humusschichte zeigte, in einer Länge von 5,20 m von Süd nach Nord. (Die Breite konnte der vorgeschrittenen Zeit halber nicht bestimmt werden; jedenfalls ist die noch nicht bestimmte Breite be­ trächtlicher als die eben erw7ähnte Länge.) Unter den noch sehr gut erhaltenen Steinschichten des eingesunkenen Gewöl­ bes (?) kam noch vermischter Boden bis zur Tiefe von 0,87 m, während der Durchmesser der Steinschichten 0,45 m betrug. Unter , dem mutmasslichen Gewölbe lagen in dem gemischten Boden, unregelmässig zerstreut, Menschen- und Tierknochen, (Pferdezähne), sehr schöne, mit feinen Verzierungen versehene Urnenscherben; ferner fand sich ein Sandstein von 0,15 m Länge, der deutliche zwei glatt abgeschliffene Seiten zeigte; weniger beobachtet wurden Kohlen und verfaulte Überreste. Vom Südende bis gegen die Mitte hin zeigte sich der natür­ liche Tuffsandboden schon in einer Tiefe von 0,87 m. In der Mitte dagegen lag etwa einen Quadratmeter umfassend die Tuffschichte 1,15 m tief. Über diesem Raume muss das eigent­ liche Gewölbe sich ausgedehnt haben, was umsomehr wahr­ scheinlich zu sein scheint, als gegen das Nordende zu, 5—6 Schichten bis zur beträchtlichen Tiefe von 1,75 m ebenfalls durch Mörtel verbunden unter einander liegen, die wohl den nördlichen Fusspunkt des Gewölbes bildeten. Das Ganze ist noch sehr rathselhaft, da Anhaltspunkte zur Bestimmung fehlen. Eine Strasse kann es wohl nicht gewesen sein, da ein Unterbau fehlt. Anderseits weisen die

Thonurnenscherben auf ein Grab hin. Auffallend ist jedoch, dass die Knochen ganz durcheinander liegen und dass unter den Urnenscherben entschieden römische sind. An eine spätere Zerstörung des Grabes kann auch nicht gedacht wer­ den, weil sonst die Decke nicht so unversehrt sein könnte, wie sie es ist. Vor der Hand müssen wir eine gruftartige Grabkammer annehmen, deren Inhalt — Urne und Knochen — beim Einsinken der schweren Decken zerstört wurde. Nur so lässt es sich erklären, dass sich die Scherben vielfach im zerbröckelten Mörtel finden. Jedenfalls muss die Arbeit nächstes Jahr wieder aufge­ nommen werden, zumal verschiedene Umstände ein rationelles Graben dieses Jahr erschwerten. H. Dr. Hammermayer, prakt. Arzt in Wittislingen und H. Kaufmann und Expeditor Schneider, sowie II.Leh­ rer Don de rer haben bei dieser Gelegenheit der gemeinsamen Sache wichtige Dienste geleistet. Hier füge ich am besten an, dass mit aller Wahrschein­ lichkeit hier ein zweites Reihengräberfeld entdeckt wor­ den ist, das von ersterem ungefähr 30 Minuten entfernt ist. Vor einiger Zeit brannten am nordwestlichen Ende des Dor­ fes die Häuser 88 und 89 nieder. Es waren die letzten Häu­ ser rechts an der Strasse nach Oberbächingen, Östlich der Egau. Da hiedurch Kaum gewonnen war, wurde an dieser Stelle die Strasse erweitert und bei dieser Gelegenheit stiess man in dem Boden von den bezeicb neten Häusern auf ein Grab mit einemSkelett und einer P feil s pitze, welche mit den Pfeilspitzen der alamannischen Reihengräber überein­ stimmt. Da die Erlaubnis zum Nachgraben schon gegeben ist, so kann der Verein im nächsten Jahre die Sache leicht entscheiden. e) Das Gräberfeld am Zieg*elstadel, westlich Dilling-en *). In diesem Jahre wurde hier wenig gegraben und nur ein neues Grab 24 geöffnet. Dasselbe war, wie die früher beschriebenen beschaffen, von mässigen Dimensionen, 10' lang 9 Fortsetzung zum J.-J3. III. 8. 30 f.

33 — und 5' tief. In demselben fanden sich 5 eiserne Hagel, ver­ schiedene Tierknochen, Steine, Kohlen und Brocken von gebranntem Lehm. Übrigens machte ich bei dieser Ge­ legenheit eine Beobachtung, welche den Streit um die Be­ stimmung dieser Gräber einen Schritt weiter geführt hat. Es konnte nämlich auf dem Boden der Grube deutlich die Feuer­ stelle in der Aschenschichte und der Kohlen erkannt werden, wodurch meine schon früher ausgesprochene Ansicht, dass wir es hier mit den Stellen, wo der Totenschmaus bereitet wurde, zu thun haben, eine neue Stütze bekommt. f) Mutmassliche Römerstrasse unter der jetzigen Kapuzinerstrasse. Unerwartet ist ein Gegenstand, der Jahrhunderte unter dem Boden geschlummert hat, an’s Tageslicht gekommen. Ge­ legentlich der Kanalisierungsarbeiten vor der Kapuzinerkirche nämlich stiess man auf eine Strasse. Dieselbe ist ca. 8 m breit und folgendermassen gebaut: Auf dem gewachsenen Lehm, der ca. 2 m unter dem jetzigen Niveau liegt, befin­ det sich eine 15cm starke Lettenschicht. Über derselben ist aufgefüllter Boden, ca. 50 cm stark. Auf demselben befindet sich eine ungeheuer feste Schichte, ein Gemisch aus Ziegelbrocken mitSteinen, darüber eine ca. 25 cm starke Sand sch icht. Darauf sitzen in einer ca. 15 cm starken Mörtelschicht, die wieder mit Ziegel brocken unter­ mischt ist, die ca. 20 cm starken Steine aus Wittislinger Kalk. Dieselben sind unregelmässig behauen, aber so gut neben einander gefügt, dass die behauene Oberfläche ein glattes Pflaster darstellt. Darüber befindet sich eine ca. 50 cm starke Kiesbeschotterung. Fragt man, aus welcher Zeit diese Strasse stammt, so ist die Antwort vorerst noch nicht leicht. Ich möchte noch nicht geradezu behaupten, dass es eine römische Strasse sei, obwohl ich zu dieser Ansicht aus mehreren Gründen hinneige, g) Fund bei Sehabringen. Die Schabringer Mühle ist seit diesem Jahre in andere Hände übergegangen. Der neue Besitzer derselben, Hr. Joseph 3

- 34 — Krauss, hat dieselbe nach den Anforderungen des heutigen Standes der Industrie eingerichtet und desshalb zunächst das Bett der Egau reinigen und betonieren lassen. Bei dieser Gelegenheit nun hat man im August 47a m unter dem Was­ serspiegel, 0,8 m unter dem bisherigen Bette im Kies fol­ gende Gegenstände gefunden: c\ 50 grössere und kleinere Äxte, 2 Schwerter, 1 Sporn, ca, 6 grössere und kleinere Picken, 1 Lanzenspitze (?), 1 Nadel, 2 Feuerhacken, Die meisten dieser Stücke sind verschleudert worden, doch konnte ich noch einige Exemplare retten. Nur weniges bekam ich noch zu Gesicht. Unter den Äxten war sicher 1 Streitaxt, die vom Ulmer Museum erworben wurde. Alle Funde wurden auch in diesem Jahre nach Mainz geschickt, wo sie unter H. Direktor Dr. Lindenschmits Leitung gereinigt und konservirt werden. Hiefür muss dem römisch-germanis(dien Nationalmuseum und seinem hochverdien­ ten Direktor, H. Dr. Lindenschmit, um so mehr der Dank des Vereines öffentlich ausgesprochen werden, als diese Arbei­ ten, die viel Zeit und Kosten beanspruchten, für den Verein unentgeldlich gemacht wurden.

III.

Die Münzsammlung. (Bericht des Münzwartes, KgL Gymnasiallehrers Groebl.) Seit der letzten General-Versammlung wurde unsere Münzsammlung wieder bedeutend bereichert. Als Geschenke liefen nämlich 75 Silber- und 51 Kupfer­ münzen, sowie 1 aus Bronze und 17 aus Legierungen oder anderen Metallen (Nickel, Blei), im ganzen 144 Münzen ein und zwar von Gymnasialschüler Angele1) 1 k.2), *) Der Wohnort ist nur bei auswärtigen Gebern beigesetzt. 2) s — Münze von Silber, k = Kupfer, b — Bronze, a = anderen Metallen oder Legierungen.

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35



Herrn Gärtner Anzenhofer 3 k., „ Benefiziat Bach sc hm id 1 a, Fräulein Bayer 2 s,, Gymnasialschüler Benz 1 k., „ Bock 5 s., 16 k., » Brugger 1 k., Herrn Lyzealprofessor Daisenberger 1 s., Gymnasialschüler Deigele 4 k., „ Dolbatsch 2 s., Herrn Pfarrer Fischer in Steinheim 1 a., Gymnasialschüler Hartmann 2 a,, Frau Buchbindermeister Horz 1 s., Herr Buchdruckereibesitzer Keller 1 s, Gymnasialschüler Kl as 1 s., Herrn Gymnasialassistenten La um e r 1 s., Gymnasialschüler Lipp 1 k*, „ Löhner 1 k., „ Mederle 1 s., Herrn Maurer Markthaler 3 s., „ Bierbrauereibesitzer Probst 1 s., „ Hotelbesitzer Huf 9 s., Schwester M. Sarmata 1 s., Herrn Lehrer Scheller in Faimingen 1 s., 1 k,, 1 a., Gymnasialschüler Schilcher 1 s., Herrn Dekan Schild in Donaualtheim 7 s., „ Benefiziaten Schilling in Lauingen 4 a., GymnasiaIschüler Schönmetzler 1 a., Herrn Ökonomen Schulz in Donaualtheim 2 s., „ Ly? ealprofessor Dr. Specht 1 s., 1 a., Gymnasiale küler Stuben voll 3 s,, 7 k., 1 a., Herrn Sekretär Wenninger 1 a., Gymnasialschüler Wolf 1 s., 2 k., „ Zacherle 5 s., 1 b., von 2 ungenannten Gebern 2 a., von einer ungenannten Geberin 25 s., 13 k., 2 a. Ferner wurde durch Kauf das schönste Stück erworben, das unsere Sammlung gegenwärtig besitzt, nämlich ein soge-

a*

— 36 — nannte« Regenbogenschüsselchen aus Gold (keltische Münze aus dem Beginn unserer Zeitrechnung). Dasselbe, wahrschein­ lich aus der Umgebung von Dillingen stammend, hat einen Durchmesser von 9,5 mm und ist in der Mitte vertieft. Es zeigt auf der vertieften Seite einen Punkt mit darüber be­ findlichen Halbkreis als Wertzeichen (?), auf der erhöhten eine Schlange. Von den angeführten Münzen, die grösstenteils in den hiesigen Lokalblättern schon beschrieben wurden, verdienen als für unsere Sammlung besonders wertvoll hervorgehoben zu werden. 1) eine römische Bronzemünze des Ota cilia Severa (Gemahlin des Kaisers Philippus Arabs 244 — 249 n. Chr.). Av : Kopf n. : cehts [MARCIA] OTACIL[LA] SEVfERA AUG] Rev.: stehende weibliche Figur nach links vor einem Altar S. C. 2) 8 Bracteaten, doppelseitig, vermutlich aus dem 11. Jahrhundert. 3) Eine Silbermünze der Stadt Bern v. J. 1529. Av.: Das Berner Wappen (ein Bär), darüber ein einfacher Adler „Moneta Berncnsis”. Rev.: Ein gleichschenkliges Kreuz. „Berctold dux Zering. Fund”.1) 4) Ein Salzburger 1;a Thlr. (?) vom Erzbischof Paris Graf von Lodron 2) v. J. 1612. 5) Eine silberne Denkmünze auf den Badener Frieden v. 7. Sept. 1714. 0) Ein Kreuzer der Stadt Bremen. Av.: Das Bremer Wappen (ein Schlüssel mit aufwärts gerichtetem Barte nach rechts): „Mon(eta) nov(a) reip(ublieae) Bretn(ensis) 1750”. Rev.: Der deutsche Doppeladler, im Herzschild die Zahl 1. „Francisc. D. G. Rom. imp. S. A.” 7 i Ein Kreuzer des Herzogs Eberhard Ludwig von Württembergv. J. 17 o7. 0 Berchtold V. Herzog von Zähringen gründete Bern i. J. 1191. 2) reg. 1619—1653. *') reg. 1693—1733, Erbauer des Schlosses Liidwigsburg; derselbe zeichnete sich im spanischen Erbfolgekriege in den Schlachten am Sohellenberge und bei Höckstädt aus.

— 37 — S') Drei Kreuzer de.* Herzogs Karl Eugen von Württem­ berg1) aus den Jahren 1753, 1758, 1769, 9) Ein Landgroschen v. 1701 und ein Kreuzer v. 1715 des Churfürsten Max Emmanuel von Bayern. 10) Ein Kreuzer des Churfürsten Karl Albert von Bayern v. 1732. 11) Ein Zweikreuzerstück v. 1746 und ein Sechskreu­ zerstück v. 1765 des Churfürsten Karl Theodor von der Pfalz. 12) Eine Silbermünze (1 fl. 12 kr.) des Maikgrafen Alexander2) von Brandenburg, Ansbach, Bayreuth v. J. 1760. 13) Eine Denkmünze (Mesbl.ig, auf die Krönung des französischen Königs Ludwig XV. Av.: Kopf n. links „Lud. XV. D. Gr Er. et Nav. rex”. Rev.: Darstellung der Krönung und Salbung zu Rheims durch kirchliche Würdenträger. „Rex coelesti oleo unctus. Remis 23. Oct. 1723”. 14) Eire desgl. auf den Tod des französischen Königs Ludwig XVI. Av.: Kopf bek.änzt nach links. „Lud. XVI. rex Galliae defunctus”. Rev.: Eine Urne, darunter Krone und Scepter. „Sol regni abiit d. 21. Jan. 1793”. 15) Eine Denkmünze (Blei) auf das Toleranzedikt. Av.: Brustbild des Kaisers Joseph II. n, rechts. Josephus II. Rom. Imp. Semp. Aug.” Darunter ein Spruchband mit den Worten: „Tolerantia inter .... (?)”. Rev.: Unter dem Auge Gottes ein gekrönter Adler mit ausgebreiteten Flügeln, in den Kral­ len Schwert, Scepter und Reichsapfel nebst Spruchband: „In Deo”. Unter demselben steht je ein Geistlicher der katholi­ schen, protestantischen und jüdischen Religion. Das Segment enthält die Worte „Ecce amici”. Die Umschrift lautet: „Sub alis suis prolegit omnes”. lö) Eine Denkmünze (2 fl. 24 kr) auf die Erbauung der Xürnberg-Fürther Eisenbahn. Av.: Kopf n. rechts. „Lud­ wig I. Koenig von Bayern. Zehn eine feine Mark”. Rev.: Halb liegende Gestalt eines weiblichen Genius des Handels und Verkehrs mit Hermesstab und Lorbeerkranz in der Rech!) reg. 1737—1793. 2) reg. 1757—91.

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38



ten, die Linke auf ein geflügeltes Rad gestützt. „Erste Eisenbahn in Teutschland mit Dampfwagen von Nuernberg nach Fuerth”. Im Segment: „Erbaut 1835”. 17) Erinnerungsmedaille auf das 25jährige Jubiläum des Hochwürdigsten Herrn Bischofs von Augsburg, Pankratius von Dinkel. Ausserdem wurde dem Vereine von Herrn Spitalverwai­ ter Fichter geschenkt ein Bleisiegel, (— Bulle, das den päpst­ lichen Erlassen angehängt wurde, wovon dann letztere selbst Bullen hiessen). Dieselbe zeigt auf der einen Seite die Köpfe der beiden Apostelfürsten gegeneinander gewendet. Dazwi­ schen ist ein Kreuz, über welchem die Buchstaben S. P. S. P. fS(anctus) P(etrus) S(anctus) P(aulus)) stehen. Die andere Seite trägt die Worte Clemens Papa XII **), darüber ein Kreuz. Zum Schlüsse sprechen wir den Gebern den aufrichtig­ sten Dank aus und verbinden damit die Bitte um Zuwendung weiterer Spenden für diesen Teil unseres Museums.

IV.

Bibliothek. (Bericht des Bibliothekars, Gymn.-Ass. Harbauer.) Die Bibliothek erfuhr im abgelaufenen Jahre teils durch Geschenke (wofür den Gebern auch an dieser Stelle der ge­ bührende Dank ausgesprochen wird), teils durch Tausch, teils durch Ankauf von Werken folgenden Zuwachs: I.

Dillinger Drucke*).

Hannardus Gamerius, Turris Sacra Dilingana. Mayer, 1567.

Dilingen, S.

*) Lorenzo Corsini ans Florenz als Clemens XII. 254. Papst 1 730-1740. *) Die Einteilung ist die gleiche wie in früheren Berichten. — Pie in Klammern gesetzten Namen bedeuten die Geber.



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Allgemeine Hebammen-Verordnung an di« sämmtlichen Ämter des Hochstifts Augsburg. Dillingen 1778. (Hr. Spitn 1verwalter Dichter.) Instruktion, Wie und welcher gestalten sich die Hochfürst­ liche Augspurgischc Beambte, in Prothokollierung der von denen Unterthanen auf Verzinsung aufzunehmenden Capitalien zu verhalten. Dillingen 1742. (Geschenk des vorigen.) Leonhard Andreas (Realienlehrer in Dillingen f), Lied, Lieb, Leid, Lust. Gedichte. Dillingen, J. Keller, 1891. (H. Verleger.) Wochenblatt der Stadt Dillingen, 4. Oktober 1837. (H. Gymn-Lehrer Dr. Englcrt.) II.

Altertumskunde.

Back, römische Spuren und Übe- reste im oberen Nahe-Gebiete. 1. Abt. 1891. (H. Verfasser.) Fink, Römische Inschriften aus Pfünz Aus dem Sitzungsber, der philos. philol. und hist. Klasse der k. bayr. Akad. d. Wiss. 1891. H. 3. (H. Verfasser.) Holder, die römischen Thongefässe der Altertumssammlung in Rottweil. Stuttgart 1889. Popp K. Unsere Burgställe. V. Die Wallburg bei Ottackers. (Hr. Verfasser) Popp K. Schutz- und Wehrbauten aus alter Zeit in der Um­ gebung von Landshut. (II. Verfasser.) Wetzler, Versuch einer Erklärung des römischen Heerstrassenzugs der Peutingersehen Tafel von Vindonissa nach Re­ gino. Giinzburg 1867. (H. Dr. Haug in Günzburg.) Winkelmann, die Ausgrabungen zu Pfünz im Jahre 1890. (H. Verfasser.) III.

Geschichte von Staaten, Städten etc.

Frucht-Ausfuhr-Patent. Ulm 1741. (H. Spital-Verwalter Ficht er.) Bazing-Vesenmeyer, Urkunden zur Geschichte der Pfarrkirche in Ulm. Ulm 1890. (H. Verfasser.)



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Fischer, Domkreuzgang und Mortuarium zu Eichstädt. Eich­ städt 1889, Holl, Weissenborn im Bauernkrieg von 1525. Augsburg 1891. (II. Verfasser.) Pfeiffer, der Dom zu Köln. Paderborn 1888. (H, Gymna­ siallehrer Dr. E n g 1 e r t.) . Rockinger, Denkmäler des Baierischen Landesrechts vom 13. bis in das 16. Jahrh. 2. B, 1. Lief. München 1891. (Hist. Verein von Oberbayern.) Rothenbücher, der Kurmainzer Landsturm in den Jahren 1799 und 1800. Augsburg 1878. (II. Verfasser.) Rueppreeht, Herzog Albrecht V. von Bayern und seine Stände. München 1883. (H. Verfasser.) Rueppreeht, Münchens Bibliotheken. München 1890. (H. V erfass er ) IV. Schriften- und Münzkunde. Dannenberg, Grundzüge der Münzkunde. Leipz. 1891. Merzbacher, Verzeichnis der von Prof. Seyffer in Stuttgart hinterlassenen Sammlung griech. und röm. Münzen. München 1891. 2 Teile. (II. Dr. Eur inge r in Augsburg.) Rockinger, Über Geheimschriftenschlüssel der bayrischen Kanz­ lei im 16. Jahrh. München 1891.. (Hist. Verein von Ober hayern.) V. Per iodise he S chriften. Allgäuer Geschichtsfreund. 4. Jahrg. 1891. (Jorrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropo­ logie, Ethnographie und Urgeschichte. 22 Jahrg. 1891. Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins. 1891. Sammelblatt des historischen Vereins Eichstädt. 5. Jahrg. 1^90. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Gesehichts- und Altertumsvereine. 1891. Protokolle der Generalversammlung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine zu Schwe­ rin. 1890. 5 Ex. Hazelius, Samfundet för Nordisca Museets Främjande. Stock­ holm 1891.



41



Vitterhets-, Historie-och Antikvitetsakademien emofc Nordisca Müsset 1886. Stockholm 1891. Hazelii Ofuerlatelsebref samt Nordisca Museets Stadgar. Stock­ holm 1890. Neue Heidelberger Jahrbücher, herausgeg. vom histor.-philos. Verein zu Heidelberg. 1. Jahrg. Sammelblatt des histor. Vereins in und für Ingolstadt, 16 H. 1891. Zeitschrift des Münchner Altertumsvereins. Neue Folge. 3. Jahrg. 1890 91. Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. 23 B. Wiesbaden 1891. Naue, Prähistorische Blätter. 3. Jahrg. 1891. Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte. 46. Jahrg. 2 H. Io90. 1. mit 47. Jahresbericht des histor. Vereins von und für Oberbayern. Die Sammlungen des histor. Vereins von Oberbayern. 1. Abt. 2 Hefte. 1867/68. 2. Abt. 2. II. 1880. - 3. Abt, 3 Hefte 1871/1884. Berichte über die Monatsversammlungen des histor. Vereins von Oberbayern 1891. Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins in Giessen, 1. B. 1889. 2. B. 1890. Verhandlungen des histor. Vereins von Oberpfalz und Re­ gensburg. 44. B. 1890/91. Mitteilungen des Altertumsvci eins zu Plauen i. V. 1891. Bericht über die Lese- und Redelnillc deutscher Studenten in Prag. 1890. Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben und Neu­ burg. 17. Jahrg. 1890. Das gleiche. 4. Jahrg. 1. u. 2. II. U~>77. Ulm — Oberschwaben. Mitteilungen des Vereins für Kunst und Alterturn in Ulm und Oberschwaben. 1. u. 2. H. 1891. Vierteljahrshefte für Württembergische Geschichte und Altertumskuude. 13 Jahrgg. 1878 — 91. Das gleiche. 11. Jahrg. 2 H. 1888.

VI.

Vermischtes*

Augsburger Abendzeitung, 14. Nov. 1835. Augsburgische Ordinari Postzeitung, 18. Juli 1804 u. 26. Okt. 1850. (Kämmerer Waldvogel in Stiefenhofen.) Denkschrift über das Projekt eines Neubaus des bayerischen Gewerbemuseums zu Nürnberg. 1891. (H. Buchdruckereibes. Keller.) Gollwitzer, die Waldkuralpe Nervenheil bei Augsburg. (H. V erfasser.) Katechismus nach Anleitung des Herrn Abts Felbiger für die Schulen in Ellingen. 7. Aufl. Ellingen 1803. Krüger, Naturlehre. 3. Aufl. Halle 1749. (H. Gymn.Lehrer Dr, Englert.) Send-Schreiben unsers Heiligsten Vaters Leo XIII. an die Erzbischöfe und Bischöfe Bayerns. Freiburg 1888. (G. d. v.) Schreiben unsers Heiligsten Vaters Leo XIII. an den Cardi­ nal Staatssekretär Rampolla. Freiburg 1887. (G. d. v.) Rundschreiben, erlassen von . . . Leo XIII. über die Arbei­ terfrage. Freiburg 1891. (G. d. v.) Mack (geb. Dillinger), das Risiko bei Lebensversicherungen. Diss. (H. Verfasser.) Mack, Theorie der Lebensversicherungsprämien. München 1890. (H. Verfasser.) Montags - Blätlein, 3. Julii 1730. (H. Lyc.-Prof. Daisenb erge r) Fastenhirtenbrief des Bischofs Pankratius von Augsburg. 1891. Johann Ulrich Müllers unbetrüglicher Stundenweiser, das ist: Eine deutliche und curiose Beschreibung aller der Zeit üblichen Sonnenuhren. Ulm 1715. (H. Gymn.-Lehrer Dr. Englert.) Weber (Universitätsprofessor in .Dillingen), Vorlesungen aus der Naturlehre. 7. Abt. Uber die Erde. Landshut 1796. (H. Bezirksarzt Dr. Waibel in Giinzburg.) Weber, das gleiche. 8. Abt. Über das Wasser. L:>ndshut 1796. (G. d. v.)

-

43



Allgemeine deutsche Realencyklopädie für gebildete Stände 12 Bände. Leipzig, Brockhaus, 1830. (H. Gymn.-Lehrer Dr. En giert.) VII. Karten, Abbildungen. Drei photographische Abbildungen des bei Gundelüngen auf­ gedeckten Grabes IV. Eine photogr. Abbildung eines bei Schretzhcim aufgedeckien Grabes. (H. Dr. Englert.J Formationen und Evolutionen der Infanterie. München 1879. (H. Prlt. Leinecker.) Generalstabskarte, Blatt Dillingen. (H. General Popp.) Ohlenschlager, Prähistorische Karte, Blatt Dillingen-Ansbach. (H. Dr. En giert.) Nebst Register. Paulus, Generalkarte von Württemberg, mit archäologischer Darstellung der römischen und altgermanischen Über­ reste. Stuttgart 1859. (II. Dr. Hang in Günzburg.) VIII. Absolutorium für J M.Kappelmayer v. Höchstädt. Dilingen. 1835. Köberlin, Bemerkungen zur Zeitgeschichte vom 6. Okt. bis 6. Dez. 1805. Geschrieben 1806.

V.

Rechnungsausweis. (Erstattet vom Kassier J. Keller.)

Übersicht des Rechnungs-Ergebnisses des historischen Vereins Dillingen. (17. Dezember 1890 bis 20. Dezember 1891.) I. Einnahmen: a) Aufnahme - Gebühren der Vereinsmit­ glieder ä 1 Mk. 14 Mk. - Pf. Jahres-Beitrag der Vereinsmitglieder ä 2 Mk. 436 „ — „ 450 Mk. — Pf.

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-

Übertrag: bj Yon der kgl. Regierung von Schwaben und Neuburg Von der kgl. Akademie der Wissenschäften in München c) Yon der Stadt Dillingen d) * „ „ Lauingen e) Als Darlehen d) Sonstige Einnahmen Summa der Einnahmen:

450 Mk 300



•n

Pf. V

300 V 50 jy n 20 T) n 100 Tf r> 8 10 , 1228 Mk. iü Pf.

II. Ausgaben. 18 Mk. 07 Pf. „

70 „

279



20 „

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70 „

375 „ 27



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„ -3

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oOO

a) Rechnungen aus dem Vorjahre b) Für Regie und Instandhaltung des Museums e) Für Arbeitslöhne bei stattgefundenen Ausgrabungen etc. d) Für angekaufte Werke und Abonne­ mentsbeitrag der Zeitschriften e) Für den Druck des Jahres-Berichtes, photographische Aufnahmen, li­ thographierte Pläne zum Jahres­ berichte, Buchbinderlöhne und Sch i eibmaterialien f) Für geleistete Beiträge an andere historische Vereine g) Für Porto und Transportkosten, Ersatz von sonstigen Ausgaben an Aus­ schussmitglieder h) Rückbezahltes Kapital Summa der Ausgaben:

108 „ 35 „ 200 „ 1104 Mk. 60 Pf.

A b gl ei chung: 1228 Mk. 10 Pf. Einnahmen 1104 „ 60 „ Ausgaben Aktivrest: 128 Mk. 50 Pf.

TL

Stand der Mitglieder. (Bericht des I. Sekretärs, Bezirks-Amts-Assessors Fackelmann.)

^rotelrtox:

Seine Durchlaucht Fürs1 Albert Maria Lamoral v. Thurn S Ta:-:ic. Krön-Oberpostmeister, Erblicher Reichsrat der Krone Bayerns, Oberst-Inhaber des t b. 2. GheyaulegersRegiments etc. ZElxrenrxxItgrliecler: 1) Herr Hug*o Arnold, Hauptmann aD. in München. 2) „ Dr. J. Lindenschmit, Direktor des germanischen Centralmuseums in Mainz. 3) „ Karl Popp, Generalmajor a/D. in München.

Verzeichnis der Mitglieder nach dem Stande vom 1. Januar 1892. a) in Dillingen: Ahle Joh. Nep., Regens des bischöfl. Klerikalseminars. Bachschmid Johann, Ber.efiziumsvikar, Baumann Dr. Heinrich, k. Oberstabsarzt. Baur Josef, Lehrer. Becker Theodor, Kaufmann. Bergold Friedrich Carl, k. Oberexpeditor, Best Nikolaus, Kaufmann, Blättermann Karl Friedrich, Buchhändler. Bracher Gottlieb, Hutmachermeister. Brütting Johann, Kaufmann und Gemeindebevollmächtigter, Christa Benedikt, Baumeister. Correck Otto, k. Oberst a/D. Curtius Marquard, Kaufmann und Vorstand des Collegiums der Gemeindebevollmächtigten. Daisenberger Michael, k, Lycealprofessor und bisch, geistl. Rat. I. Vorstand. Degen Friedrich, rechtskundiger Bürgermeister. Deininger Josef, Magistrats-Offiziant. Desch Karl, k. Rittmeister. Dichtl Jakob, k. Postverwalter. Dorn Josef, Lehrer. Dusch Josef, k. Amtsgerichtssekretär. Eller Max, Kunstgärtner.



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Endres Josef, Uhrmacher und Gemeindebevollmächtigter. Englert Sebastian Di\, k. Gymnasiallehrer, I. Conservator. Eschenbach Philipp, k. Regierungsrat und Bezirksamtmann. Faber Georg, k. Gymnasialrektor. Fackelmann Sebastian, k. Bezirksamts-Assessor, I. Sekretär. Falko Hermann, k. Forstmeister. Fetzer Ferdinand, Buchhändler. Fetzer Hans, k. Zahlmeister Fichter Josef, Spitalverwalter. Dr. Fleischmann Gottfried, k. Bezirksarzt und Medizinalrat. Funk Josef, Seminarpräfekt. Gallenmüller Fritz, Photograph. Geiger Karl, Glasermeister. Geist Konrad, k. Gymnasialprofessor. Gentner Alois, Instrumentenfabrikant und Magistratsrat Gerstmaier Johann, Zimmermeister und Gemeindebevoll­ mächtigter. Girstenbräu Franz Xaver, k. Gymnasial professor. Griesmaier Georg, k. Gymnasiallehrer. Gröbl Johann Xep., k. Gymnasiallehrer, Münz Verwahrer. Gruber Friedrich, Kaufmann. Gruno Otto, Kaufmann und Gemeindebevollmächtigter. Haberl Adalbert, Kaufmann und Gemeindebevollmächtigter. Hänle Max, Hofbräuhausbesitzer. Häutemann Ludwig, Bankier. Hafner Ulrich, k. Xotar. Harbauer Josef, Gymnasialassistent, Bibliothekar. Harder Josef, Kaufmann und Magistratssekretär. Hardtmuth Karl, Schreinermeister. Helmschrott Ludwig, k. Rentbeamte. Ilemberger Josef, k. Stabsveterinär. Ilimbsel Leo, k. Secondlieutenant, II. Sekretär. Hintermayr Ludwig, k. Bezirkstierarzt. Hoffmann Albrecht, k. Premierlieutenant und RegimentsAdjutant. Hohenner Heinrich, k. Bauamtmann. Hohmann Karl, k. Premierlieutenant.



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Huber Johann Nepomuk, Buchhalter. Hutter Josef, Drechslermeister. Dr. Inhofer Mathias, k. Lycealprofessor. Dr. Johannes Adolf, k Lycealprofessor. Kaess* Anton, Fabrikvorstand. Karmann Josef, Braumeister. Keller Josef, Buchdruckereibesitzer, Kassier. Keller Max, Schreibmaterialienhändler. Kennerknecht Martin, Stadtkaplan. Kiessling Christian, Kaufmann. Klein Karl, k. Major. Kloeber Alexander, k. Major und etatsmassiger Stabsoffizier. Köttel Hans, Metzgermeister und Gemeindcbevollmächtigter. Kolb Adalbert, Buchdruckereibesitzer und Gemeindebevollmächtigter. Kügle Michael, Kaufmann, II. Vorstand. Dr. Laible Anton, k. Assistenzarzt. La Roche Ludwig, Frhr. v., k* Rittmeister. Lauerbach Ernst, Stadtvikar. Laumer Karl, Gymnasialassistent. Leinecker Hugo, k Premierlieutenant. Dr. Leistle David, k. Lycealprofessor. Lidl Viktor, k. Rendant. Luckner Karl, Kaminfegermeister. Lycealbibliothek. Magistrat der Stadt Dillingen. Maier Elias, Lehrer. Mallinger Hans, Kaufmann. Marz Eugen, Uhrmacher. Mengele Clemens, Zinngiesser und Kaufmann. Merlack Max, Gymnasialturn- und Zeichnungsnebenlehrer. Müller Johann, Magistratskanzlist. Niedermair Magnus, Stadtpfarrer. Nusser Johann, Gerber und Magistratsrat. Otzmann Fritz, k. Kasernen- und GarnisonsverwaltungsInspector. Pessl Heinrich, v., k. Lycealrektor.



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Dr. Pfeifer Franz X., k. Lycealprofessor und bisehöfl. geistl. Rat. Piehler Josef, Apotheker. Probst Josef, Bierbrauereibesitzer. Reinhart Xaver, appr. Bader. Reitzenstein Albert, Freiherr v., k. Rittmeister. Renz Franz, Subregens. Retzer Karl, Gymnasialassistent. Riess Georg, Kaufmann. Rollwagen Eduard, Kaufmann und Magistratsrat. Ruchte Alois, Cementwaarenfabrikant. Ruf Johann Anton, Hotelbesitzer. Sandner Heinrich, k. Major und Kommandeur des k. 2. Chevaulegers - Regiments. Sauter Leopold, Bierbrauereibesitzer. Scheftlmayr Karl, k. Oberstlieutenant und Bezirks-Kom­ mandeur. Scherer Ernst, Apotheker. Scherer Michael, Apotheker. Dr. Schmaus Joh., k. Gymnasiallehrer, II. Conservator. Schonger Christian, k. Sekondlieutenant. Schreitmiller Mathias, Posamentier. Schweiger Friedrich, k. Rittmeister. Seemüller Josef, Säcklermeister. Semmler Josef, Gerichtssekretärsgehilfe. Siebinger Johann, Bezirkshauptlehrer. Sigl, Eduard, k. Militär veterinär. Simson Franz Xaver, Photograph. Simson Josef, Photograph. Dr, Specht Thomas, k. Lycealprofessor. Steck Xaver, Metzgermeister und Magistratsrat. Steichele Ludwig, Kaufmann. Ungewitter Johannes, k. Gymnasiallehrer. Urlichs Max, k. Amtsrichter. Vitalowitz Karl, Prokurist der Fabrik Schretzheim. Yogel Josef, Bauzeichner. Walter Kaspar, Hutmachermeister. 4

— so — "Weber Ludwig, Lehrer. Weigel Eduard, k. Premierlieutenant. Weinhart Georg, Seminarinspector und bisehöfl. geistl. Rat. Weiss Wilhelm, p. Lehrer. Wenninger Anton, k. Amtsgerichtssekretär a/D. Widnmann Hubert, k. Bauamtsassessor. Wimmer Theodor, k. Oberamtsrichter. Winter Gustav, Maler. Dr. Winterstein Theodor, k. Bezirksamtsassessor. Zistl Max, k. Gymnasiallehrer. Zunhammer Hugo, Kaufmann. b) auswärts: Dr. Bach Josef, k. Universitäts-Professor in München. Bauhofer Johann, Pfarrer in Echenbrunn und Faimingen. Bayrle Michael, Pfarrer in Hausen. Beck Karl, k. Amtsrichter in Donauwörth. Benz, Andreas, k. Forstamts-Assessor in Zöschingen. Bertele Hermann, Materialist in Lauingen. Biber Anton, k. Rentbeamte in Höchstädt. Bosch Hermann, k. Premier lieutenant z. Z. in München. Dr. Bosch Karl, prakt, Arzt in Weisingen. Britzelmeier Josef, Pfarrer in Hafenhofen. Daisenberger Anton, Pfarrer und Kap.-Kammerer in Aislingen. Debes Carl, k. Amtsrichter in Lauingen Deigendesch Karl, k. Seminarlehrer in Lauingen. Deinlein Hermann, Apotheker in Höchstädt. Deller Anton, Domvikar in Augsburg. Demeter Karl, Lehrer in Gundelfingen. Deuringer Joh. Bapt., Hotelbesitzer in Lauingen. Kirchenverwaltung Diemantstein. Dr. Dinkel Pankratius, von, Bischof von Augsburg etc. Dorn Benno, Rechtsrath a/D. in München. Dr. Euringer Sebastian, Kommorant in Augsburg. Emmerig Adolf, k. Seminarlehrer in Lauingen. Ernst Caspar, Pfarrer und Kap.-Kammerer in Hochaltingen. Ertinger Alois, Kaufmann in Nürnberg.

— Öl —

Fäustle Wilhelm Maxentius, Pfarrer in Schretzheim. Falkenhausen Alexander, Freiherr von, k. Major und Kom­ mandeur des 1. Chev.-Rgts. in Nürnberg. Falkenhausen Julius, Freiherr von, k. Major a, 1. s. des 2. Chev.-Rgts. u. Reitlehrer der Equitation in München. Feury Otto, Frhr. von u. auf Hilling, k. Oberst a/D. in München. Fischer Georg, Pfarrer in Steinheim. Fischer Joseph, k. Seminarlehrer in Lauingen. Fuchsberger Josef, Pfarrer in Wittislingen. Girisch Georg, k. Regierungsrat und Bezirks-Amtmann a/D. in Augsburg. Goetz Karl, Pfarrvikar in Ziertheim. Gretsch Johann, k. Gymnasiallehrer in Bamberg. Haggenmiller Josef, Pfarrer in Lutzingen. Dr. Hammermayer Georg, prakt. Arzt in Wittislingen. Held Rudolf, Lehrer und Chorregent in Gundelfingen. Hermann Theodor, k. Rentbeamte in Schrobenhausen. Hillenmayr Benedikt, Pfarrer in Deisenhofen. Hoffmann Paul, k. Premierlieutenant und Brigade-Adjutant in Nürnberg. Hofmiller Otto, k. Kreisschulinspector und Kreisscholarch in Augsburg. Holl Josef, Stadtpfarrer in Weissenborn. Holzapfel Gustav, Pharmazeut in Weiler. Jechtl Georg, k. Amtsrichter in Höchstädt. Keller Anton, k. Hauptmann in Strassburg. Kessler Carl, Pfarrer u. k. Distrikts-Schulinspektor in Sulzschneid, Königbauer Joachim, k. Seminarinspektor in Lauingen. Kreissle Jacob, Pfarrkurat in Konzenberg. Kühn Andreas, Pfarrer in Eppisburg. Kunz Josef, k. Gymnasiallehrer in Germersheim, Leibhammer Anton, Pfarrer in Mörslingen. Leipert Wilhelm, Hauptlehrer in Lauingen. Link Michael, Stadtschreiber in Lauingen. » Lochner Oskar, Frhr. v., Kommorant in München. Mack Emilian, Lehrer in Schabringen. M^iek Heinrich, Lehrer in Gundelfingen. 4*



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Madel Dominikus, k. Bahnexpeditor in Nordendorf. Magistrat der Stadt Gundelfingen. Maier Georg, k. Notar in Höchstädt. Maier Martin, Pfarrer in Holzheim. Mathes Andr., Stadtschreiber in Gundelfingen, Obmann. Maute Albert, Kaufmann in Gundelfingen. Mayer Augustin, Pfarrer in Gundremmingen. Dr. Mayer Karl, prakt. Arzt in Feuerbach bei Stuttgart. Mayer Karl, k. Notar in Lauingen. Mayr Georg, Stadtschreiber in Höchstädt, Obmann. Merkl Cajetan, k. Bahnexpeditor in Gundelfingen. Miehler Otto, Seminarhilfslehrer in Lauingen. Dr. Morgott Ludw., Präfekt und Seminarlehrer in Lauingen. Nagler Frz. Jos., Stadtpfarrer in Gundelfingen. Neuburger historischer Yerein. Oberthanner Ferdinand, Pfarrer und Dekan in Staufen. Dr. Ortner Heinrich, k. Gymnasiallehrer in Regensburg. Dr. Ortolf Max, prakt. Arzt in Gundelfingen. Peterzelka Karl, Stadtpfarrer und Kapitels - Kämmerer in Höchstädt. Pettendorfer Josef, Benefiziat in Höchstädt. Preysing Max, Graf von, Gutsbesitzer und Reichstagsabgeord­ neter in Gundelfingen. Pürkhauer Theodor, Militärgeistlicher in Würzburg. Raich Michael, Kurat an den Heil- und Pflegeanstalten bei Kaufbeuren. Rauschmayr Johann, Seminarhilfslehrer in Lauingen. Reh Ludwig, Fabrikdirektor in Zösehlingsweiler. Recher Martin, Lehrer in Aislingen. Renz Wilhelm, kgl. Rittmeister und Brigade-Adjutant in Augsburg. Rösch Anton, k. Seminarschullehrer in Lauingen. Rues Franz Xaver, Pfarrer in Dietershofen. Sailer Johann, Müller in Donaualtheim. Sand Wilhelm, p. k. Stabsauditeur in Selingen. Scheller Magnus, Lehrer in Faimingen. Schild Franz Xaver, Pfarrer und Dekan in Donaualtheim.

Schilling Johann, Benefiziat in Lauingen. Schmid Michael, Benefiziat in Aislingen. Schremm Matth., Buchdruckereibesitzer in Gundelfingen. Schrettle Josef, Ökonom und Bürgermeister in Lutzingen. I)r. Schweinberger Max, prakt. Arzt in Höchstädt. Schweyer Michael, Lehrer in Lutzingen. Dr. Solch Jakob, prakt. Arzt in Lauingen. Thurn und Taxis Ludwig, Fürst von, k. Sekondlieutenant im k. 1. Schweren Reiter-Regt. in-München. Dr. Waibel Karl, k. Bezirksarzt in Günzburg. Weber Bernhard, Pfarrer in Eurislmfen. Wiedemann Adam, Pfarrer in Leuterschach. Wimmer Eduard, Major a/D. und Bezirks-Kommandeur in Wasserburg. Wirschinger Ludwig, k. Bezirksamtmann a/D. in München. Zeiteimann Otto, k. Seminarlehrer in Lauingen. Zenetti Ferdinand, Apotheker und Bürgermeister in Lauin­ gen, Obmann. Zenetti Paul, Pharmazeut in Lauingen.

Mit folgenden Vereinen steht der historische Verein in Tauschverkehr: 1. Historischer Verein für Schwaben und Neuburg in Augsburg. 2. Verein für die Geschichte Berlins. 3. Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertums­ vereine in Berlin. 4. Verein für Geschichte und Naturgeschichte in Donaueschingen. 5. Historischer Verein Eichstädt. 6. Oberhessischer Verein für Lokalgeschichte in Giessen. 7. Bibliothek der Heidelberger Universität. 8. Historischer Verein von und für Ingolstadt. 9. Altertumsverein in Kempten. 10. Schleswig-holsteinisches Museum vaterländischer Alter­ tümer in Kiel.

11. Memminger Altertums verein. 12. Gesellschaft für Lothringische Geschichte und Alter­ tumskunde in Metz. 13. Münchener Altertumsverein. 14. Historischer Verein von Oberbayern in München 15. Historischer Verein Neu bürg. 16. Altertumsverein zu Plauen i V. 17. Lese- und Redehalle deutscher Studenten in Prag. 18. Historischer Verein von Oberpfalz und Regensburg in Regensburg. 19. Bibliothek des Vereins von Altertumsfreunden im Rhein­ land e. 20. Nordisches Museum in Stockholm. 21. Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Academien. . StockhoIm.

22. Verein für Altertum und Kunst in Ulm und Ober­ schwaben. 23. Verein für Nassau’sche Altertumskunde und Geschichts­ forschung in Wiesbaden.

1- ZBeilstgre-

Gebürtige Dillinger aus vergangenen Jahr­ hunderten*). Es ist eine Pflicht der Pietät, das Andenken von Män­ nern, welche dem heimatlichen Boden entsprossen sind und sich in ihrer Zeit verdient" gemacht haben, zu erneuern. Dil­ lingen besitzt eine Reihe solcher Männer. So sind aus Dil­ lingen 2 Bischöfe, 9 infulirte Abte, viele höhere geistliche Würdenträger an Dom- und anderen Stiften hervorgegangen, denen ebenso verdiente Männer aus dem weltlichen Stande würdig zur Seite stehen. Im Folgenden sollen einige dersel*) Auszug aus einem von Dekan Schild im histor. Verein zu Dil­ lingen gehaltenen Vortrage. Zu demselben wurden benützt: Khamm’s Hier., Braun „Gesell, d. Bisch. Augsb.”, Raiser „Denk­ würdigkeiten”, Steichele „Das Bisth. Augsb.”, die Chroniken v. Kaisheim, die Promotions-Cataloge der Universität Dillingen in der k. Studienbibliothek daselbst, Zeitschrift des schwäb.hist. Vereins 11. Jahrg. 1884, Mittheilungen und Studien aus dem Bened.-Orden; an ungedrucktem Material: Akten d. bisch. Ordinär. Augsburg über die Bischöfe Peter Wall und Johann v. Mayer, die Matrikelbücher der Stadtpfarrei Dillingen, die Bru­ derschaftsakten daselbst, Akten des b. Dekanats Dillingen u. a.

ben dem dankbaren Andenken ihrer Vaterstadt empfohlen werden.

A. Geistliche Würdenträger. I. Bischöfe. 1) Peter Wall, Th, Dr., Episc. Adram, 1618—1629. Peter Wall ist bürgerlicher Abkunft; der Vater -- Hans Wall — war Schlosser; dieMutter — Anna, geh. „Striglin”, stammte aus dem angesehenen bürgerlichen Geschlechte der „Strigel”, welche zu ihrer Zeit stets im Rate der Stadt sassen. Er wurde geboren am letzten Dezember des Jahres, welches uns den verbesserten gregorianischen Kalender gab, d. i. im Jahre 1582. Seine Studien machte er an der berühmten Universität seiner Vaterstadt. Im Jahre 1603 wurde er als bischÖfl. Alumnus zum Mag. der Philosophie promoviert; nach seiner Ordination wurde er Pfarrer in Jettingen, setzte aber als solcher seine theo­ logischen Studien* fort und erwarb sich i. J. 1609 das Licenciat und Doctorat der Theologie. Nachdem er einige Jahre der Pfarrei Thainhausen vorgestanden, machte ihn das Vertrauen des Bischofs zu seinem geistl. Rat und Pönitentiar und zugleich erhielt er i. J. 1615 ein Canonikat bei dem Collegiat-Stift St. Moriz in Augsburg. Nach dem Tode des verdienstvollen Generalvikars und Weih­ bischofs Seb. Breuning, f 14. Febr. 1618, bestimmte Bi­ schof Heinrich v. Knöringen seinen Pönitentiar Peter Wall als dessen Nachfolger sowohl als Generalvikar wie Suffra­ gan. Am 5. Juni 16 iS wurden von Papst Paul V. die Bullen ausgestellt, durch welche Peter Wall „ob tuorum exigentiam meritorum” zum Bischöfe von Adramyt und Suffragan des Bischofs Heinrich von Augsburg ernannt wurde, und am dritten Sonntag des Monats Juli fand in Dillingen dessen Consekration durch Bischof Heinrich statt. Es wurden ihm auch weitere Ehren zu teil. Das Stift St. Moriz wählte ihn am 14. März 1619 zu seinem Dekan und Papst Urban verlieh ihm durch Bulle vom

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5?

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4. Juli 1624 ein Canonikat an der Domkirche zu Augs­ burg. Bischof Heinrich hatte in Peter Wall den rechten Mann gefunden, der ihm als Generalvikar in der Durch­ führung seiner edlen auf die Hebung des Clerus, auf das Wohl der Kirche und die Zurückführung der von ihr Getrennten abzielenden Bestrebungen kräftig zur Seite stund. Khamm nennt ihn „einen Mann von seltener Wisschaft und Klugheit, einen strengen Vorkämpfer gegen die Neuerer”, Herzog Wolfgang Wilhelm hatte eben in den Pfalz-Neuburgisehen Gebieten den Katholizismus wie­ der eingeführt; aber es bedurfte noch der Zeit und einer aufopfernden Wachsamkeit, um die Zurückgeführten, von welchen viele noch lange innerlich der neuen Lehre er­ geben blieben, wieder an das katholische Leben zu ge­ wöhnen. Das Volk war grossentheils verwildert und selbst der Clerus vielfach nicht gewachsen, dem Verderben zu steuern. Vom Generaivikariate erschienen die strengsten Erlasse gegen widerspenstige Geistliche; den Pfarrern wurde eingeschärft, fleissig zu predigen und die Christen­ lehren fleissig zu halten; die Eltern sollten ihre Kinder zur Schule und zum christlichen Unterrichte anhalten; sie sollten ihre Kinder, die sie in die Fremde schicken, nicht an Orte, wo nicht katholische Keligionsübung be­ stehe, ohne Vor wissen des Pfarrers wandern lassen; es sollten keine gemischten Ehen geschlossen werden; gegen Gotteslästerer, Schwören, Fluchen, Trunkenheit, heimliche Schlupfwinkel, ärgerliche Kunkelhäuser, Wahrsagen etc, solle mit Bestrafung eingeschritten werden. Andere Er­ lasse mahnen zum häuslichen Morgen- und Abendgebet, zur Anhörung der heil. Messe, zur Begleitung des heil, Sakramentes zu den Kranken, zum heil. Rosenkranz, zur Heiligung der Sonn- und Feiertage. — Der aufopfern­ den, anstrengenden Arbeitslast waren die physischen Kräfte Peter Walls nicht gewachsen. Seine Kränklich­ keit nötigte ihn, schon i. J. 1626 auf das Dekanat bei St. Moriz und l