Jahresbericht des Historischen Vereins Dillingen [6]

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JAHRESBERICHT DES

DILLOOEI. MIT 3 WISSENSCHAFTLICHEN BEILAGEN UND 3 TAFELN.

VI. JAHRGANG 1893.

IM SELBSTVERLÄGE DES VEREINS.

BOCHDRUCKEREI VON A. KOLB, DILLINGEN.

Inhaltsangabe. Seife I. Zur Geschichte des Vereins, vom I. Vorstand, kgl. Gymnasial­ lehrer Dr. Englert .................................................................1 II. Ausgrabungen A. Hei und in Faimingen, von Lehrer Scheller . . 7 B, Bei Schretzheim, von cand. med. vet. Ki roh mann . 16 III. Die Münzsammlung, Bericht des Münzwartes, kgl. Gymna­ sialprofessors Gröbl . . . . . . . .29 IV. Bibliothek, Bericht des Bibliothekars, Gymnasial-Assistent Jaufmann . . . . . . . . . . . 34 V. Rechnungsausweis, erstattet vom Kassier J. Keller . . 45 VI. Stand der Mitglieder, Bericht des I. Sekretärs, kgl. BezirksamtsAssessors F a e k e l in a n n . . . * . . . . 47 Beilagen 1. Die Römerstrasse längs des rechten Ufers der Donau, 2. Fort­ setzung, von Karl Popp, kgl. Generalmajor a. D. .58 2. Abschrift eines Zinsregisters aus Dillingen vom-Jahre 1540, von Dr. Englert. . . . . . . . . 68 3. Auszüge aus den im Laufe des Jahres gehaltenen Vorträgen 97 Miscellanea . . . . . . . . . . .119 Chronologische Aufzeichnungen aus Dillingen und Umgebung. 1893. Vom Magistratsoffizianten Job. Müller . . . . . 126 Nachträgliche Bemerkungen zu dem Berichte über die Ausgrabungen bei Schretzheim iin V. J.-B. pag. 18 ff............................................135 3 Tafeln.

I.

Zur Geschichte des Vereins. Vom I. Vorstand, Kgl. Gymnasial - Lehrer Dr. Englert. 1. VereinsyerSammlungen. Am 16. Dezember 1892 fand die Generalversamm­ lung statt, mit welcher das Y. Vereinsjahr abschloss. In der Zwischenzeit, dem YI. Vereinsjahre, wurden 1 ausseror­ dentliche Generalversammlung, 3 Quartalversammlungen, 5 Vortragsabende nnd 13 Ausschusssitzungen abgehalten. Unter dem 20. Februar 1. Js. berief der Ausschuss eine ausserordentliche Generalversammlung zur Wahl eines I. Vorstandes, nachdem am 18. Januar 1. Js. der bis­ herige I. Vorstand, Hr. b. geistl. Rat und Lyc.-Professor Daisenberger, verschieden war. Nach einem demselben vom II. Vorstand gewidmeten warmen Nachrufe *) schritt man zur Abstimmung, welche die Wahl des Berichterstatters als I. Vorstand ergab. Auf die dadurch erledigte Stelle eines I. Konservators wurde Herr Gymnasial-Assistent Har bau er *) Nekrolog im V. J.-B. pag. 169 ff.

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und auf die dadurch erledigte Stelle eines Bibliothekars Herr Gymnasial-Assistent Jaufmann gewählt. Und da durch den Wegzug des II, Sekretärs, Herrn Major a. D. Freiherrn von Reitzenstein, auch diese Stelle offen wurde, wählte die Versammlung Herrn Premierlieutenant Leinecker zum II. Sekretär. Dieser aber lehnte ab, weshalb der Ausschuss unterm 3. März Herrn Lehrer Dorn diese Stelle übertrug, so dass sich von da au der Ausschuss folgendermassen zusammensetzle: 1. I. Vorstand: Gyranasial-Lehrer Dr. Eoglert. 2. II. Vorstand: rechtskund. Bürgermeister Degen. 3. I. Sekretär: Bezirks-Amts-Assessor Fackelmann. 4. II. Sekretär: Lehrer Dorn. 5. I. Konservator: Gymnasial-Assistent Harbauer. 6. II. Konservator: Gymnasial-Turnlehrer Merlack. 7. Münzkönserv.ator: Gymnasial-Professor Gröbl. 8. Bibliothekar: Gymnasial-Assistent Jaufmann. 9. Kassier: Buchdruckereibesitzer Keller. In den 3 Quarjtalversammlnngen, welche sämtliche in Dillingen abgehalten wurden, erstattete der I. Vorstand regel­ mässig Bericht über die Vorkommnisse des abgelaufenen Quar­ tals. Daran reihten sich historische Vorträge. Gegenstand derselben waren, in chronologischer Reihenfolge geordnet: Am Vortragsabend, 17. Januar: 1) „Die Schlacht bei Kördlingen 1634“ von Herrn Pre­ mierlieutenant Leinecker. 2) „Ueber Ortsnamensforschung mit besonderer Berück­ sichtigung des Bezirks Dillingen“ von Herrn Gymnasial-Lehrer Dr, Englert. Am Vortragsabend, 20. Februar: 3) „Ueber die Schlacht bei Austerlitz“ von Herrn Pre­ mierlieutenant Wölfel. 4) „Das Rittergescblecht von Altheim und kulturhisto­ rische Bilder aus Altheims Vergangenheit“ von Herrn Dekan Schild. In der L Quartaiversammlung, 22. März: 5) „Die meteorologischen Erscheinungen in Dillingen

— 3 — während der letzten 10 Jahre“ von Herrn bischofl. geistl. Rat, Lyceal-Professor Dr. Pfeiffer, Am Vortragsabend, 20. April: 6) „Zur Geschichte der hiesigen Lehranstalten“ von Herrn Lyceal-Professor Dr. Specht. Am Vortragsabend, 24. Mai: 7) „Zur Geschichte des sog. bayerischen Hiesel“ von Herrn Gymnasial-Lehrer Dr. En giert. 8) „Ueber die Erlebnisse eines bayerischen Kriegsge­ fangenen im russischen Feldzuge 1812“ von Herrn rechtsk. Bürgermeister Degen. In der II. Quartalversammlung, 21. Juni: 9) „Der Baltringer Haufe und der Anteil der Umgegend Dillingens am Bauernkriege 1525“ von Herrn GymnasialLehrer Dr. En giert. In der III. Quartal Versammlung, 18. Okt.: 10) „Reise durch die Schweiz bis an den Fuss des Montblanc“ von Herrn Lyceal-Professor Dr. Pfeiffer. Am Vortragsabend, 15. November: 11) „Lebensbild des Kardinals Otto Truchsess von Wald­ burg, Bischofs von Augsburg (1543—1573)“ von Herrn Ly­ ceal-Professor Dr. Specht. 12) „Die St. Leonhardskapelle in Dillingen“ von Herrn Dekan Schild 1). Wenn, was anderwärts einmal ausgesprochen wurde, die Zahl der Vorträge und der Besuch der Versammlungen der Pulsschlag sind, von dem man auf das Gedeihen und das Leben eines Vereins schliessen kann, dann dürfen wir noch im­ mer mit Freude auf die Entwickelung des Vereins blicken. Die 13 Ausschusssitzungen waren der Besprechung von Vereinsangelegenheiten, der Bekanntgabe von 240 Ein­ läufen und der Erledigung von 259 Ausläufen gewidmet. Ausserdem erstreckte sich die Thätigkeit des Vereins auf 2. Die Erforschung des heimischen Bodens. In der Erkenntnis, dass hierin die besondere Aufgabe 0 Die meisten dieser Vorträge sind im Auszuge dem Jahresberichte beigegeben* 1*

— 4 ~ des Vereins ruht, da bei dem Mangel an schriftlichen Quellen die Spezialforschung wenig ergiebig ist, hat der Ausschuss den Ausgrabungen auch in diesem Jahre seine besondere Aufmerk­ samkeit zugewendet und auf diesem Gebiete lohnende Resul­ tate erzielt. Ich führe an, dass bei Faimingen konstatiert wurde, dass eine mächtige Mauer das Kastell und die Lager­ stadt in einer grossen Ausdehnung umgibt, dass ferner bei Schretzheim Grab XXXVIII— LXIX, somit 31 weitere Gräber blossgelegt wurden. Wenn die Funde auch nicht so kostbar sind, wie die im Vorjahre erhobenen, so dürfen wir uns doch der dortigen Resultate freuen. In dem Gräberfelde am hiesigen'Ziegelstadel wurde keine neuere Entdeckung gemacht. Dass bei Gundelfingen und im Aislinger Ried die Ausgrabungen in diesem Jahre nicht bethätigt wur­ den , was sehr zu bedauern ist, hat seinen Grund darin, dass der Ausschuss Niemand finden konnte, welcher sich dieser Aufgabe unterzogen hätte. Bei Zöschingen konnte nicht gegraben werden, weil Herr Forstamtsassessor Benz, welcher im vorigen Jahre so Schönes geleistet hat, durch Arbeiten, w’elclie die Futternot erforderte, daran gehindert war. Herrn Lehrer Scheller in Faimingen und Herrn cand. mcd. vet. Kirchmann in Schretzheim ist der Verein für ihre erspriessliche Mitwirkung zum Danke verpflichtet. 3. Der Verkehr mit anderen Vereinen beschränkte sich nicht nur auf die Korrespondenz mit einzel­ nen Mitgliedern derselben und auf den Schriftenaustausch mit 28 Vereinen, sondern wrurde speziell mit der anthropolo­ gischen Gesellschaft in München dadurch gepflegt, dass der Berichterstatter am 15. Dezember 1. Js. in der ge­ nannten Gesellschaft einen Vortrag über die Resultate der Ausgrabungen bei Schretzheim und über den Staufener Fund hielt und bei dieser Gelegenheit die meisten Funde persönlich demonstrierte. 4. Das Museum wurde im Laufe des Jahres von 60 Personen besucht, die ich sehr günstig sowohl über die Art und Weise der Anord-

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imng der Gegenstände, als auch über den Wert und Reich­ tum derselben aussprachen* Ganz besonderen Dank schuldet der Yerein auch in diesem Jahre dem Direktorium des römisch-germarischon Oentralmuseums in Mainz, welches die un­ entgeltliche Reinigung, Konservierung und Ergänzung der sehr zahlreichen Fundstücke mit anerkennenswerter Bereit­ willigkeit übernommen und die oft so schwierigen und zeit­ raubenden Arbeiten mit grösster Sorgfalt hat durchführen lassen. Bekanntlich ist der seitherige Direktor des genannten Museums, Herr Professor Dr. Ludwig Lindenschmit am 14. Februar 1. Js. im 84. Lebensjahre gestorben. Ich wiederhole, was an anderer Stelle von ihm gesagt ist: „Der Name des unermüdlichen Feuergeistes, des treuen, selbstlos hilfreichen edlen Freundes, des Schöpfers der ersten deutschen Centralstelle für prähistorische Studien, wird immer unter den Heroen unserer Wissenschaft genannt werden.“ An seine Stelle ist sein Sohn, Herr Dr. Linden­ schmit getreten, der schon seit 3 Jahren die Leitung der Werkstätten des Museums in der Hand hatte. Dadurch wird der Personenwechsel eine Aenderung des Geschäftsganges nicht im Gefolge haben, und wir werden unsere Funde in Zukunft mit demselben Yertrauen wie bisher den erprobten Händen überlassen. 5. Geschenke. Wie in den Vorjahren haben Se. Durchlaucht Fürst Albert von Thurn und Taxis, unser hoher Protektor, zur För­ derung der Yereinszwecke den Betrag von 100 Mark bewilligt, die Kommission für Erforschung der Vorgeschichte Bayerns bei der königl. Akademie der Wissenschaften hat zur Fort­ setzung der Untersuchungen des römischen Standlagers von Faimingen und der alamannischen Gräber von Schretzheim einen Zuschuss von 300 Mark und zu den Kosten der Ausgra­ bungen bei Faimingen später einen weiteren Zuschuss von 100 Mark gewährt, die k. Regierung von Schwaben und Neu-



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bürg hat aus Kreisfonds unserm Verein den Betrag von 2G0Mark zugewiesen, Herr General Popp hat aus dem für Strassenforschung gewährten Aversum 50 Mark als Beitrag zu den Druck­ kosten seines Artikels, im Jahresberichte 1S91/D2 dem Ver­ eine zugewendet, unsere verehrliche Stadtverwaltung hat pro 1892 80 Mark und für 1893 50 Mark in dankenswerter Weise gespendet, ebenso der verehrliche Stadtmagistrat von Lauin­ gen pro 1893 10 Mark dem Vereine zugewiesen. Für die Münzsammlung wurden 195 Münzen, für die Bibliothek 83 Werke, 29 Abbildungen, 5 Handschrif­ ten von verschiedenen Gebern geschenkt. Hier mag auch erwähnt werden, dass auf Veranlassung des Vereins der Stadtmagistrat Dillingen an dem Hause, in welchem Christoph von Schmid ein Jahr seiner Studienzeit verlebte, eine Gedenktafel anbringen Hess. 6. Stand der Mitglieder. Der Verein hatte am Schlüsse des Vereinsjahres (Gene­ ralversammlung, 21. Dez. 93) als Mitglieder den hohen Pro­ tektor des Vereins, Se. Durchlaucht den Fürsten Albert von Thurn und Taxis, 7 Ehrenmitglieder und 283 ordentliche Mitglieder. Im Laufe des Jahres sind 28 neue Mitglieder dem Vereine beigetreten, 5 sind ausgetreten, 5 gestorben.j Zum Schlüsse obliegt mir noch die angenehme Pflicht, allen Denen, welche durch Vorträge, durch Unterstützung bei den Ausgrabungen, durch Erteilung der Erlaubnis zu diesen Ausgrabungen, durch Geschenke oder in anderer Weise die Bestrebungen des Vereins gefördert haben, den gebührenden wärmsten Dank auszusprechen. Wohl kann der Verein mit Freude und Stolz auf seine diesjährige, von erfreulichen Erfolgen begleitete Thätigkeit zurückblicken. Vergessen wir aber nicht, dass wir erst am Anfänge unserer Arbeit stehen, welche mehr als ein Menschen­ alter beschäftigen wird. Dass daran sich immer mehr Kräfte beteiligen mögen, im Dienste des Vereins, im Dienste der Erforschung des heimatlichen Bodens, im Dienste der Wissen­ schaft, das ist der Wunsch des Ausschusses.

II.

Ausgrabungen A, Bericht über die Ausgrabungen bei und in FaMingen. (Von Lehrer Magnus Scheller, Faimingem)

Der diesjährige Bericht erscheint lediglich als eine Fort­ setzung des vorjährigen, wie auch die heurigen Arbeiten nichts anderes sind, als eine Erweiterung der bisherigen For­ schungen au den Spuren und Merkmalen der einstigen römi­ schen Niederlassung dahier. Am Schlüsse des vorigen Berichtes gab ich der Ver­ mutung Ausdruck, dass die voriges Jahr aufgefundene und über die Nordost-Ecke hinaus bis in den nördlichen Teil auf­ gedeckte Umfassungsmauer droben auf der Höhe mit der von Herrn Stabsauditeur Sand von Westen her teilweise aufge­ deckten vermeintlichen Bömerstiasse identisch sei. Die dies­ jährigen, sorgfältig ausgeführten Grabungen haben zweifellos dargelegt, dass wir es hier nicht mit einem Strassenzug, son­ dern mit der nördlichen Umfassungsmauer der einstigen be­ festigten römischen Niederlassung zu thun haben. Es muss sohin die irrige Auffassung, die aus der leider viel zu wenig tief ausgeführten erstmaligen Grabung an dieser Strecke ent­ stand, berichtigt werden. Vergl. Jahresbericht 1889, Seite 11, Abs. II u. III. Es heisst dort: „Nach Beendigung der Ernte nahm Herr Sand seine „ersten Schürfungen dahier vor. Er suchte vorerst

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„jenen Strassenzug, den er von Heidenheim bis Sacli„senhausen in Württemberg verfolgt und dessen Spur „er dort im Walde verloren hatte, schon aus der Rich­ tung schliessend, dass diese Strasse bei Faimingen ihren „Anfang haben müsse, „Der erste Yersuchsgraben wurde am 25. Aug. 1887 „östlich der Römerstrasse Faimingen-Wittislingen, „nordöstlich vom Dorfe, auf den Aeckern Pl.-Nro. 192 „und 193 gestochen und führte zur nachmaligen Fest­ stellung der gesuchten Strasse. Im Yerlauf der wei­ teren Schürfungen konnte diese Strasse auf eine Länge „von 700 m mit Richtung Faimingerthal—Schafhof— „Sachsenhausen—Heidenheim genau bestimmt werden. „Die Strasse ist durchschnittlich nur 20 — 40 cm mit „Erde bedeckt, 2,30 m breit und besteht aus einer ca. „30 cm starken Schichte von Kalksteinsplittern. Stück­ weise sind die schmalspurigen Geleise noch erkennbar. „An einzelnen Stellen fanden wir die doppelte Strassen„breite. Bei Taf. I, a, 2 hat die Strasse 6 m Breite. „Ich vermute hier eine Abzweigung der Strasse nach „dem nunmehr aufgefundenen „castrum“ hin. Zu beiden „Seiten der nach Norden ziehenden Römerstrasse, an „der Kreuzungsstelle beider, war die Strasse 13 m breit.“ Wohl fanden wir damals eine durchschnittlich 2,30 m breite und 30 cm dicke Schichte von Kalksteinsplittern, die wir für den Strassenkörper, resp. für die Beschotterung der Römerstrasse hielten; allein der noch 1,20 m tiefe und 2,40 m breite Mauergrund blieb uns von einer — allerdings nur dün­ nen — Erdschichte verborgen, weil wir nicht tiefer gruben. Aber auch wenn wir dieses Mauerfundament entdeckt hätten, würden wir es wahrscheinlich doch für den Unterbau einer römischen Strasse gehalten haben, wie es ja anderen auch schon ergangen ist. Die angeblichen Verbreiterungen der Strasse waren wohl die jetzt aufgefundenen Türme, oder auch nur eine vom Abbruch der Mauer hinterlassene Schichte von Bauschutt. Die beobachteten Wagengeleise können ja bei Abfuhr der Steine vom Oberbau der Mauer entstanden sein,



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wobei der feste Untei'grund als willkommener Strasserikörper dienen musste. Die erwähnte Abzweigung gegen das „castrum“ bin kann als Strasse wirklich bestanden haben; die Aufklärung hierüber ist jedoch noch ausstehend* Die Verbrei­ terung der vermeintlichen römischen Strasse an der altbe­ kannten Römerstrasse Faiiningen- Wittislingen ent­ puppte sich nun als das Thor mit seinen beiden Türmen. Hiemit ist — abgesehen von der völlig richtig bezeichneten Rich­ tung — die ganze Darlegung von damals widerlegt. Und meine derzeitige Behauptung findet durch das Ergebnis der diesjährigen Arbeiten volle Bestätigung. Es möge nun ein­ gehender Bericht hierüber folgen. Etwa 13 m westlich von dem letzten im Vorjahre aus­ geführten Durchstich setzten wir heuer den Spaten ein, und schon der erste Versuchsgraben brachte uns erfreulichen Er­ folg. Hier, an der höchsten Stelle des ganzen von einer Schutzmauer eingeschlossenen weiten Raumes, fanden wir nicht nur diese Mauer wieder, sondern auch den hier oben ver­ muteten Turm. Die Humusdecke ist da oben ausnahmsweise weit mäch­ tiger als sonst in den Aeckern — 1 bis 1,20 m tief. — Doch schon 30—4 j cm unter der Oberfläche lagert massenhaft zer­ schlagenes Gestein und Bauschutt in dem fetten, schwarzen Boden. Dieser Schutt musste noch 70—80 cm tief durchbro­ chen werden, bis wir endlich auf die Fundamente des ein­ stigen Mauerwerkes stiessen, nämlich auf die Grundschich­ tung der Umfassungsmauer und des daran angebauten Tur­ mes 1 der Nordmauer, Taf. I. Wie schon im Vorjahre be­ schrieben, ruht das Fundament der Umfassungsmauer in einem 1,20 m tiefen, 2,40 m breiten Graben mit senkrechten Wän­ den , der aus dem gewachsenen Lehm ausgehoben und mit zerschlagenem Gestein aus Jurakalk ohne Mörtel angefüllt ist. Obenauf — also mit Beginn der Humusdecke — war dann eine 30—40 cm starke Gussmauer als ebener Grund für den Oberbau. Von diesem ist nichts mehr erhalten, und von jener finden sich nur hie und da losgebrochene Stücke vor, wäh­ rend die lose Grundschichtung beinahe durchwegs noch volL

- lo — ständig da ist. Der schon erwähnte Mauer türm ist vollstän­ dig abgebrochen; an den gut erhaltenen und mit Mauerschutt ausgefüllten Fundamentgräben konnte jedoch seine einstige Ausdehnung leicht und sicher bestimmt werden. Die Ent­ fernung von Turm 0 beträgt 77 m. Die Wände desselben waren 1,05 m dick und steckten 70 cm im Lehm. Ost- und Westseite betrugen 3,20 m vom Bindewinkel an der Umfas­ sungsmauer an gerechnet; die Rückseite mass 5,40 m. Diese Masse finden sich bei allen bisher aufgedeckten derartigen Tür­ men mit ganz geringfügigen Abweichungen — 10 bis 20 cm — wieder. Yon Turm 1 an wurde dann hart an der Innenseite der Umfassungsmauer weiter gegraben, um den Fortbestand und die Richtung der Mauer festzustellen, während durch zeitwei­ lig ausgeführtö Querschnitte die stets gleich bleibende Breite —- von einer einzigen Ausnahme ist weiter unten die Rede — konstatiert wurde. — Die Richtung der völlig geradlinigen Mauer ist O—W mit geringer Abweichung (circa 4°) nach Norden. In einer Entfernung von 81,60 rn vom Turm 1 fanden wir den in seiner Grundmauer noch sehr gut erhaltenen Turm 2. Derselbe wurde auf allen drei Seiten — die vierte bildet die Umfassungsmauer — vollständig blossgelegt. Gern hätten wir auch das Turminnere ausgehoben, allein es man­ gelte an der nötigen Zeit dazu. Die Mauern dieses Turmes, mit nur ca. 30 cm Humus bedeckt, sind aus kleinen Kalk­ steinquadern (20—35 cm lang und durchschnittlich 12 bis 15 cm hoch) in Isodomum aufgeführt, die Zwischen räume mit Kalkmörtel verfugt. Sie stecken 90 cm tief im Lehm. Ostund Westseite halten je 3,20 m, die Rückseite 5,40 m. —* Yon da ab wurden noch die Türme 3, 4 und 5 aufgefunden. Die Entfernungen von Turm zu Turm schwanken zwischen 81V2 und 83 m. Um Zeit zu sparen, wurden diese Türme jedesmal nur au den Ecken und Mauerwinkeln, dann mittelst eines Quergrabens durch die Mitte bestimmt. Turm 3 und 5 zeigten sich noch gut erhalten, Turm 4 dagegen beinahe bis auf den Grund abgebrochen.



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Eigentümlich ist der Anschluss der Umfassungsmauer an der Ostseite von Turm 3 ; sie stellt sich hier mit einer Verbreiterung von 60 cm nach innen dar. Wie weit dieselbe gegen Osten sich verlängert, ist nicht festgestellt; jedenfalls aber mehr nls 4 m. An der Aussenseite konnte zur Zeit leider nicht gegraben werden. War hier vielleicht ein Aus­ fallthor \_______ ? An der Westseite des Turmes hat die Mauer Wieder ihre vorige Richtung, welche sie beibehält bis an die bekannte Römerstrasse Faimingen — Wittislingen —Bopfingen. Hier war ein von zwei starken Türmen bewehrtes Thor. In den Ueberresten derselben ward uns eine der schönsten Entdeckungen Vorbehalten; denn aus denselben lässt sich we­ nigstens einigermassen ein Schluss ziehen auf Stärke, Bauart und Gestalt dieses und der anderen Thore. Die Turmfrag­ mente sind von 40 cm bis 2 m tief mit Schutt und Humus bedeckt. Am besten erhalten ist das nordöstliche Vier­ tel des Ostturmes. Die Grundmauer, 90 cm tief im gewachsenen Lehm, in ähnlicher Weise wie die der Umfas­ sungsmauer hergostellt, besteht au 3 unbehauenen Kalkstein­ stücken verschiedener Grösse, doch selten über 15 X 30 cm Aussenfläche. Mörtelverband scheinen die untersten Schich­ ten nicht zu haben, wohl aber die oberen. Die Steine sind sichtlich nicht bloss in den Mauergraben eingeschüttet, son­ dern ziemlich sorgfältig an einandergereiht, grössere Zwischen­ räume vermieden. Die Decke dieser Schichtung bildet ein dünner Kalkmörtclguss als Bette für den Oberbau. Dieser bestand aus mächtigen Kalksteinquadern, wovon noch eine Schichte aus drei, beziehungsweise zwei Lagern vorhanden ist. Diese Quadern, deren Kanten in rechten Winkeln zusammenstossen, haben ebene Flächen; doch sind sie nur roh — mit Ske­ lett — 70 cm tief, Richtung gegen Kord — ohne jegliche Beigabe. Am äusseren Ende zeigten sich zwei Reihengräber, wovon das grössere geöffnet wurde, aber sichtlich nicht /.um erstenmal; doch fanden wir noch eine Fibel aus Bronce. Von einem Wallgraben zeigte sich keine Spur. Auf Anregung des Anwesensbesitzers Georg Rieder, IIs.-Nro. 86 hier, machten wir auch in dessen Garten einen Versuchsgraben, der uns zur Entdeckung eines gutgemauer­ ten Kellereinganges und eines Teiles des anscheinend seingrossen Kellers führte. Der Eingang ist 1,40 m weit, 4,00 in lang und hat an der tiefsten Stelle 1,90 m. Die Mauern sind aus kleinen Kalksteinquadern mit Mörtelverband hergestellt. Das Gebäude wurde sichtlich durch Brand zerstört. Die Kel­ lerstiege war von Holz. Der Vorplatz vor der Kellerthür hat einen circa 10 cm starken Estrich von rötlicher Masse zum Boden, welcher sich dann in Thürbreite durch den Keller fortzieht. Der Vorplatz misst 2,1 □ in = 1,40 X 1,50 m. Die Thüröffnung ist 1,50 m weit, die Schwelle ein behauener ca. 22 cm breiter Stein. Der Kellerboden aus Lehm liegt 10 cm tiefer als Schwelle und Vorplatz und ist mit Kohlen, Asche und Dachziegelstücken bedeckt, worauf sonstiger Brandund Mauerschutt lagert. Meiner Ansicht nach muss darin noch manches verborgen liegen. Auf und neben der Schwelle wurden ausser vielen Nägeln, Thon- und Glasscherben noch eine römische Münze von Kupfer, eine kleine Schale in Mu-

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schelform aus Bronce und ein fein gearbeitetes Stück Eisen — ein Schloss oder Schlüssel - gefunden. Mithin glaube ich die wesentlichsten Ergebnisse unserer diesjährigen Arbeit dargestellt zu haben.

B. Reihengräber bei Schretzheim. (Bericht von Jos. Kirchmann, cand. med. vet.)

Die mangelhaften Kenntnisse, die wir aus der Geschichte über die Bildungszustände unserer Vorfahren, nämlich über ihre ursprüngliche Geschmacksanlage und über ihre techni­ sche Befähigung entnehmen können, werden wesentlich er­ gänzt durch die genaue Betrachtung ihres vielgestaltigen Grab­ baues und durch die sorgfältige Prüfung des Grabinhaltes, nämlich der Grahesbeigaben. Der historische Verein Dillin­ gen hat sich nun seit einer Reihe von Jahren dieser zur För­ derung der Altertumskunde sehr wichtigen Aufgabe unter­ zogen und hat; auch heuer mit Freitag den 18. August die Ausgrabungsarbeiten in Schretzheim wieder aufgenommen. 1. Tag: Freitag, den 18. August. Wie bereits voriges Jahr berichtet, wurden auf dem Grundstücke des Herrn Oekonomen Stadler drei Versuchs­ gräben gezogen und zwar der erste (d. h. der am weitesten östlich gelegene) in einer Länge von 54, der zweite von 51 und der dritte von 89 m. Es würde nun am zweckmässigsten und lohnendsten gewesen sein, diese drei Versuchsgrä­ ben bis zum „Strässle“ fortzusetzen. Da aber der grössere Teil des Ackers angebaut ist, so konnte leider nur am ersten Versuchsgraben weitergearbeitet werden. Nachdem wir nun diesen 18 m fortgeführt hatten, fanden sich in demselben die Spuren von 6 Gräbern: XXXVIII, IXL, XL, XLI, XLII, XLIII. Wir machten uns sofort daran, Grab XXXVIII auf-

17 zudecken. Dasselbe ist von dem bereits voriges Jahr geöff­ neten Grab XXXVII 7,35 m entfernt. Es hatte eine Länge von 2,55 m, eine Breite von 0,90 m und barg in einer Tiefe von 1,65 m ein weibliches Skelett von 1,70 m Länge. Die Leiche war mit einer Perlschnur geschmückt worden, welche aus einer grösseren Anzahl (34 Stück) von aus buntem Glasschmelz gefertigten, in Form und Farbe variierenden Perlen bestand. Die Lenden umspannte ehedem ein schmaler Ledergürtel, worauf einige Lederreste, sowie eine kleine broncene Schnalle, die in der Lendengegend zum Vor­ schein kamen, hinwiesen. Das Skelett selbst war sehr stark vermodert und konnte deshalb nicht ausgehoben werden. Nach Einfüllen des Grabes XXXVIII wurden noch die Um­ risse der Gräber IXL und XL blossgelegt. 2. Tag: Samstag, den 19. August. Die Arbeiten bei den bereits gestern in Angriff genom­ menen Gräbern IXL und XL wurden heute rüstig fortge­ setzt, so dass beide noch im Verlaufe des Nachmittags geöff­ net werden konnten. Grab IXL zeigte in seinem oberen Teile eine ansehnliche Flächenausdehnung von 2,10 m Länge und 1,20 m Breite,, verengte sich aber in einer Tiefe von 1 m in so bedeutendem Masse, dass seine Länge nur mehr 1,40 m und seine Breite 0,50 m betrug. Im höher gelegenen geräu­ migeren Teile des Grabes fanden wir viele Kohlen und Ur­ nenscherben, welche dasselbe als ein Brandgrab charak­ terisierten. In einer Gesamttiefe von 1,40 m lag ein jugend­ liches Skelett von 0,80 m Länge. In dem noch sehr gut er­ haltenen Unterkiefer gelangt bereits Mi und Ma zum Durch­ bruch. Das Kind dürfte demnach in einem Alter von unge­ fähr 8 Jahren gestanden haben. Als einzige Beigabe entnah­ men wir dem Grabe 4 längliche bemalte Glasperlen, die einst den sehr spärlichen Halsschmuck des Kindes gebildet haben mochten. Etwas reicher waren die Funde in Grab XL, dessen Entfernung vom Einschnitte 61,40 m betrug. Das Grab selbst, welches 2j20 m in der Länge, 1 m in der Breite und 1,50 m 2



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in der Tiefe mass, enthielt, trotzdem es stark ausgekalkt war, sowohl Skelett als Beigaben noch verhältnismässig gut erhal­ ten. Die Leiche war mit zwei Perlenschnüren geziert worden, deren eine aus 28 kleinen Glasperlen bestehend den Hals eng umschloss, deren andere dagegen bis weit auf die Brust herabreichte und sich durch Grösse und Farbenpracht der Perlen auszeichnete. Der linke Oberarm des Skelettes ruhte auf einem eigentümlichen mit zwei senkrecht abgebo­ genen Haken versehenen Eisenstücke, dessen Zweck und Verwendung wir uns nicht erklären konnten. Im Becken fanden wir zwei broncene, in geschmackvoller Zeichnung ausgeführte Spangenfibeln, die der Leiche statt des feh­ lenden Lendengürtels zum Zusammenhalten des Gewandes dienten. Zwischen den Oberschenkeln entdeckten wir drei wahrscheinlich zusammengehörige Eisenstücke, deren eigentliche Form jedoch wegen des anhängenden, mit Iiost vermischten Lehmes nicht zu erkennen war. Daneben lagen mehrere zu einer Kette verschlungene Ringe, denen noch vom Kleide der Leiche herstammende Leinwandreste anhingen. Medial des linken Oberschenkels, in der Höhe der distalen Epiphyse kam ein kleines eisernes Messer und ein aus farbigem Glas gefertigter Spindelstein zum Vorschein. Während wir noch bisher, wegen des starken Knochenbaues des Skelettes, über das Geschlecht der Leiche im Zweifel waren, so kennzeichnete uns dieser Fund, als untrügliches Merkmal, ein Frauengrab. An diese häuslichen Geräte schloss sich ein glattes rundes Bein stück von 6 cm Durchmesser, sowie eine broncene, auf der einen Seite nur mit einem Holz­ deckel verschlossene Kapsel an. Die Leiche war schlecht mit Proviant versorgt, da sich nämlich als Ueberreste desselben nur Eierschalen vorfanden. 8. Tag: Montag, den 21. August. Nach Einfüllen der noch offen stehenden Gräber IXL und XL wurde heute das 64,50 m vom Einschnitte entfernte Grab XLI ausgehoben. Schon die Anlage des Grabes (es mass nämlich 2,55 m in der Länge, 1 m in der Breite und

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1,90 m in der Tiefe) Hess uns bedeutende Ausbeute erwar­ ten. t^nd in der That stiessen wir in der Tiefe auf das gut erhaltene Skelett eines kräftig gebauten Mannes, dessen Leiche mit allem Waffen sch mucke ausgestattet worden war. Das Skelett hatte eine Länge von 1^0 m. Der Schädel konnte fast unversehrt gehoben werden. Das vollständige, kaum merk­ lich abgenützte Gebiss, sowie die wenig vorgeschrittene Ossi­ fikation der Schädelnähte Hessen erkennen, dass der Mann in seinen besten Jahren in die kühle Erde gebettet worden war. Die linke Seite der Leiche war von einem S c h i 1 d gedeckt, der mit einer eisernen Buckel geziert und mit einer Grif) 5 gülden Zinss0) ausser vnser be­ hausung hofraiten vnd stadel jn der vorstat zwischen J) bis hieher Hand 1, von da an Hand 2, darüber von Hand 3: ietz Yeit Widarnan Maurer. — 2) Zusatz von Hand l. — 3) Durelistr. und darüber: veit kramcr. — 4) Zusatz von Hand 1. — s) daneben von Hand 3: yetz Jacob schinidtt. - °) Bis hieher von Hand l, das weitere von Hand 2.

— 81 — hansen wirts vnd hansen kapfers heuser gelegen. Yormals frey aigen. Mer von vnd ab matheussen fridels dess Jungen zu fristingen holbe jauchart an zwoy stücken. Erstens ain acker jm mit len veld zwischen Mangen Raydlocks vnd der Lefingerin der ander acker jmvnderenveld zwischen bartholme buchmairs vnd hansen feustlins acker gelegen ausserhalb dess zehenden frey unverkumbert. Mer ausser vnd ab hansen kapfers drej morgen ackers jn aUhaimer veld neben han­ sen stenglins vnd Lienhart baurschmids acker gelegen vnd vormals vmb sechtzehen plappart Jerlichs zinss jn die Zwinger büchs versetzt ist. auff Liechtmess. Hans borsch hans groner >

w. w. w. (28) Ludwig wöller vormals gilg s p o r e r (wöller)1) sein vatter 1 gülden vff liechtmess ausser seinem hauss vnd hoffraitin. zwischen Jörgen burckhart vnd Bastian ebensangs ge­ nant nagels heuser. Mer ausser Ursula vnd barbara wöllerin seiner S Western vier tagwerkh mads zwischen Sa nt veit von althain mäder zu baidcn seitten vnden an des pfarrers vnd oben an conrad sailers (clausen mairs)2) mad gelegen. Mer ausser gedachter seiner Schwestern krautgarten jn der Ziegelbaind gelegen etc. Ao. 1501. M a t h i e. Ubergab brieff von melchior vischer genant lederer. X. X. X.

(29) *Hans ligginger3) vormals Claus veychel 6 plap­ part zinss ausser seinem hauss vnd hofraitin jn der vorstat neben dem leythen thorlin oberhalb contzen langen hauss. Ao. 1520. Inuocauit. Claus mair caspar schretzenmair v. v. v. (30) *Caspar kinthischer 1 gülden zinss ausser Cristans Ist durchstrichen. — 2) Durchgestrichen. - 3) Durchstichen und darüber: Onofrius baur, auch dieses durchstrichen und darüber: veit knöpflin, beides von Hand 1.

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— 82 — schretzenmairs 2-morgen ackers zu Scliretzbein zwischen gastel mairs vnd Cristana egenbaurs äcker gelegen stosst auffs Cas­ pars mairs vnd balthins ehingers zu Stainhain äcker. Ao. 1540. [daran hat E. 10 gülden abgelösst Ao. 42„] *). Weyss Son-tag. Hans keus baur hans glaset

z. z. z.

(81) Ha/ns gregg2) von Altharn, vormals lienhart tradel 1 gülden zinss rS jnuocamt aus seinem hauss vnd hoff allhie jn der Stat bej dem andern thor zwischen derStatmaur vnd wolffen heggels heuser gelegen. Anno 1517. Le t ar e. Ubergab brieff von Melchior vischer genant lederer. A B. (32) Caspar pfeffer3) vormals Sixt Stehelin l guldin zinss ausser seinem hauss vnd hoffraiten zwischen lienhart bentelin vnd der gassen gelegen. Ao. 1520. A C. (33) N. Meins gnedigen herrn Caplaun vff Sant Ul­ richsberg 4 sch. hlr. vff Letare von weilund Bi sc hoff peters Cardinals hochloblicher gedechtnus seligen jartag herrurend, welcher vff Letare unvertzogen acht tag vor oder nach begangen sol werden dann wo das nit beschcch vnd der jartag biss vff den Sontag Judica nit begangen wurd, so haben alsdann Bürgermeister vnd Rath sampt einem Spitalpfleger vollen gewallt, den hoff zu wittislingen laut brieff vnd Sigil desselben jars an Rent zinss vnd gälten einzuziehen. Anno 1454. Os tern claus mair michel arpatitz A. D. (34) Anna algeyerin4) vormals adam algeier jr mann J) Zusatz von Hand 1. — 2) Durchstrichen und darüber von Hand 3: ytz balthas schmid beek. — *)''Durch&triehen und darüber von Hand 2 Vaientein gscheidlin, dies wieder durchstriclien und darüber von Hand Yetz christof seytz. — J) Durchstrichen und von Hand 2 darüber: ytz Claus mertz schuster.

— 83 seliger 1 guldin zinss. ausser jr.em hauss j n der web er gaa­ sen zwischen kilian Eyselin vnd des Ba.irlijns heuser gelegen. Ao. 1536. Claus mair Caspar schretzenmair A E. (35) Melchior baurl) vormals Eufemia Schülerin sein Swiger 1 gülden zinss vsser seinem hauss an der Statmaur neben jörgen veitten hauss gelegen. Ao. 1540. Mer 1 gülden vff jnuocauit2). Georgij Conradt sailer alter Bürgermaister hans groner A. F. (36) Yrsula vnd Barbara3) die wöllerin Schwestern vor­ mals Gilg schlosser jr vatter 1 gülden 1 ort ausser jren 4 tagwerckh mads jm Di llin ger Ried stosst vffs conrad sailers anger vnd des pfarrers mad zwischep Sant Veits zu Althain madcr zu baiden seitten gelegen. Jler vom kraut­ garten jn der ziegelbaind, neben jörgen glotzeisen seligen garten gelegen. Anno 1500. A. G. (37) Nota der jung Endris tragenmacher4) oder kunfftig jnhaber seines hauss so er von Elisabeth schwartzmaierin erkaufft, wo Sy bronnen Kocht an S. peters kirchen b r o n n e n suchen vnd haben wolten. alsdann sollen Sy davon jerlichen vffJorij laut eines versigelten brieffs mit A. G. betzaichnet, allwcgen on widerred 10 sch 1 hun geben. [Ist nix mer die weil Man daz brunnenrecht nicht mer habe will]5). Conradt wagenrieder conradt borsch A. H. (38) *Hans datier Kenntmaister, vormals hans gail 0 Durchstrichen und darüber von Hand 1: sindicuscapituliJacob sibingcr.— 2) Vorgesetzt von Hand 3: vnser genedigster herr. — 3) Durch­ stachen und darüber von Hand 2: Ludwig wöller. — 4) Durchstrichen und darüber von Hand 2 : yetz hanns soholier. — Zusatz von . Hand 4.

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— 84 — holtzwart 1 gülden zinss ausser der hofstat vnd garten zwischen gedaclits Rentmaisters weyher vnd dem vndern Bad an der halden jn der vorstat allhie zu Dillingen gelegen. Anno 1487 [abgeless worden im 1554 iar]1). Dionisius Schnitzer jörg schlosser

A. J. (39) *Paulsen binders2) wittib 1 gülden vormals magdalen trädlin wittib 1 gülden zinss ausser jrem hauss vnd hoffraitin zwischen melchior vischers lederers vnd jrem hauss ge­ legen. Mer ausser lienhart tradels seligen 3 tagwerck mads jn Dillinger Ried neben Nortfclder waid stosst vff die veld güss vnd des Spitals mad genant der hunds Rugkh. Anno 1516. [ist abgelösst]3). A. K. (40) Joachim Schettener vormals jörg schettener4) 1 ® hlr. 1 hun, vnd erstlichs laut des brieffs Albrecht schuster ausser seinem hauss hofstat vnd hoffraitinin der newen stat zwi­ schen Jörgen kentners vnd S. Bernhardins pfründ hauss. Anno 1401 jar. Caspar Ylmann Georg Spätt (41) Sebastian hegelin beck (jetz veytt kesmayr) 2 gül­ den vff Liech tmess vss seiner behausung jn derAlten statt zwischen Lienharten Schweigers vnd hannsen Märcks wittib heuser gelegen. Mer vss ainem morgen ackers zwischen des pfarrhers vnd Yalentein gscheidlins äckher gelegeu. NachLaut aines Zinssbrieffs. Anno 15525). Pfingsten. (42) ^Philipp schmid Schneider 14 plappart jerlichs zinss ausser seinem hauss beim bawhoff Stadel. 0 Zusatz von Hand 4. — 2) Durchstrichen und darüber von Hand 2: Sebastian wiedmanstetter. — 3) Zusatz von Hand 3. — 4) Durchstri­ chen und darüber von Hand 2 wittib, dieses wiederum durchstr. von Hand 4 und daneben: erben. — 5) Das Ganze Eintrag von Hand 5.



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Hans berner Jacob müller f. x. (43) Martin Ziegler*) zu althaim vormals phillip schmid Schneider 14 plappart vff pfingsten ausser unserm Ziegel­ stadel mit aller seiner zugelibrd für frey aigen nussgnom­ men 1 # hh\ jerlichs oblesslichs zinss. 15492). hans ßosslin Endris tragenmacher der jung l. m. v. (44) *Philipp schmid Schneider3) 2 gülden vff Loren tzj ausser von vnd ab unserer behausung jn der alten statt zwi­ schen Yalentein wagners hauss vnd dess Bauhofs Stadel gelegen. So uormals ausserhalb der gwonlichcn boden zinss vnd stattsteuer unverkumbert frey aigen ist vnd ist ein vbergab. 1547 2). Hans berner Allexander strigel hg*. (45) *Jörg sturm stattschreiber4) 2 gülden zinss vff Liechtmess ausser vnd ab vnserer behausung jn der newen statt zwischen hern hansen Jungemairs pfriendhauss vnd bonauentura maurers heuser gelegen, für frey aigen aussgenomen zehen Schilling dem heiligen patronen sant peter allhie hundert air gen hof vnd für lienen, sunst vnverkumbert. 15485) [Er hats vff dz ander hauss gemacht]0) (abgelösst)7). hanns berner allexander strigel h. st. (46) Lienhart burckhart weber 1 gülden zinss vff das New Jor ausser von vnd vnser behausung jn der vorstafc zwischen Jacob Marschalks vnd katherina gailen Erben heu­ ser gelegen so Yormals ausserhalb der gewonlichen b o d e nzinss vnd stattsteur vnser frey aigen ist. 15475). J) Durchstrichen und von Hand 3 darüber: yetzt hans Eberlin Zieg­ ler. — 2) Eintrag von Hand 2. — s) Durchstrichen und von Hand 4 dar­ über : yetzt ein Ersamer Ratln — 4) Durchstrichen und von Hand 3 darüber: itz sebastianus hegelin beckh. — 5) Eintrag von Hand 2. — 6) Zusatz von Hand 3 durchstrichen und *) von Hand 5 beigesetzt.

banns berner Jacob müller ii. j.

(47) Endris müller *) beck 15 plappart zinss vff Jorj stusser vnd äh vnser behausung jn der vors tat zwischen bansen gerstmairs Erben vnd baltbns klinglers heuser gelegen. 15492). hans berner Jacob müller Q. V.

P- 39

(48) Magtalena sclnnidin8) genant kürsnerin 1 gül­ den zinss vff miserieordj ausser von vnd ab meiner behausun jn der thonaw vorstat zwischen dem thonawba vnd der milen gelegen. 1549. häns müller satler vnd iacob müller Q- Q.

(49J Jacob kessmair 4) h a f n e r 1 gülden zinss vff Liechtmess ausser vnd ab vnser behausung jn der vorstat zwi­ schen Jörgen Zieglers vnd vlricli bachners heuser gelegen. 1550. Mer Jacob kesmair4) 1 gülden vff Corporis Christj auch auss seiner behausung. hans berner Jacob müller k. 1. v. (50) Ludwig binder5) 12 plappart zinss vffJohanj Baptiste ausser von vnd ab vnser behausung jn der alten stat zwischen der alten Secretarin Stadel vnd margareth Eppten hauss gelegen, hindert an die stat mau er stossehde. 1548. hans berner Jacob müller p. qu. (51) Lienhart thauler 36 plappart zinss vff aller heiligen 0 Durchstrichen und darüber von Hand 3: ytz claus vögelin satler. — 2) Eintrag von Hand 2, wie alle folgenden bis zum Jahre 1551. - 3) Durohstrichen und darüber zuerst von Hand 2: ytz Reinhart preiss, dann ytz molchior beuren witib von Hand 3. — 4) Ebenso und darüber: ytz veit kes­ mair. — 5) Ebenso und darüber: yetz cristoff hein schmid.

— 87 tag. ausser von vnd ab vnser bebausung jn der Newen stat zwischen bansen gassners vnd weilvnd bansen Oetlins se­ ligen nachgelassen wittib heuser gelegen mit aller ein vnd zugehörung, 1544. haus uiiiHer saller »Jacob iniIler (52) *Statt Dill ingen 4 gülden zinss vff phillipi vnd Jacobj nach laut brieff vnd sigel. 1550. (abgelest Ao. 51.) Caspar VIman Georg Spätt (53) Sixt wideman 1) 1 fl. Zinss vff Margarethä Ausser von vnd ab vnnser behausung jn der vorstat, zwischen des Alten Bonauentura Maurers vnd Clausen pitterlins Erben heu­ ser gelegen mit aller ein vnd zugohörung. Anno 15512). Caspar Vlman Georg Spätt (54) Lennhart Rigler 1 Zinnss vff Bartholomei Ausser vnd ab vnnser behausung jn der webergassen zwischen »Jacob Rietsche vnnd peter schmids heuser gelegen mit aller Ein- und Zugehorung. Anno 1551. Laut aines Zinssbrieffs. Caspar Vlman Georg Spätt (55) *Ilans Berger stattknecht 1 Zinss vff petri vnd pauli, Ausser seiner behausung jn der vorstatt zwischen Martin khreen behausung vnd dem gässlin gelogen binden an Sebastian Ebensanngs stadel stossende. Nach laut aities Zinnssbrieffs. Anno 1551. Caspar Vlman Georg Spätt (56) Margaretha Schremmc 3) 2 fl. Zinnss vff Gallj Auss jr behausung zwischen jörgen freyen vnnd hannsen Märcks wittib heuser gelegen. Lautt aines Zinnssbrieffs. Anno 1551. Caspar Vlman Georg Spätt (57) Sebastian wideman 1 fl. Zinnss vff den Vffart tag, J) Durcnstrichen und darüber: jetzt Oasper steiebele. - 2) Dieser und die folgenden Einträge sind von Hand 5. — 3) Durehstriehen und von Hand 6 darüber: yetzt Carlj haller goldschmidt.



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Ausser vnnd ab allen seinen hab vnd guettern ligenden vnd varenden, vnnd hat Michel pfoffer, für gemelten Sebastian widemann, so jme daran etwas abgieng all sein hab vnd guetter verschriben. Laut aines Zinssbrieffs. Anno 1552. Caspar Vlman Georg Spott (58) Ludwig höppelin 1 fl. Zinss vff der vffart tag Auss seiner behausung jn der vor statt hinder jörgen kunen behausung gelegen. Lautt aines Zinnssbrieffs. Anno 52. Caspar Vlman Cleophas Distelmair (59) Barbara Weyhenmayrin l) zu Aisslingen 1 fl. vff Bar­ tholomei Ausser vnnd ab daselbst zu Aisslingen ainem morgen Ackher zu Griess zwischen Iheronimus Dietrichs vnd bannsen Beckhen äckher gelegen vnnd stosst vnnden vff daz Ried. Mehr ain morgen Ackhers zu Ottenhausen ligt zwischen Lennharten Dorffmillers vnnd vlrichen Enderlins Erben äckher. Nach Laut aines Zinssbrieffs. Anno 1552. Caspar Vlman Cleophas Distelmair (60) Anna Bachnerin 1 fl. vff Georgii vss Ihrer behau­ sung jn der vorstatt zwischen Melchior Strobels vnnd Ja­ cob khesmairs heuser gelegen. Lautt aines Zinnsbrieff. Anno 1558. Caspar Vlman Cleophas Distelmair (61) Bartholme Senng 1 fl. vff Georgius Ausser vnd Ab seinem Mad In Stainhaimer Ried zwischen Margretlien Lanndämmine vnd Christa Egenpauren Mäder an Stainhaimer vichwaid gelegen. Dessgleichen vss seiner behausung jn der vorstat zwischen hannsen buchers vnd Georgen kunen heuser gelegen. Laut aines Zinsbrieffs. Anno 1558. hans miller satler des Rats und Jörg Speet der gern ain den (62) Paulj Maurer schreiner 1 fl. Zinss auf Trium Regum, ausser von vnd ab seiner behausung jn der vor­ stat zwischen schonen stadel vnd ludwigen hoppelins behau­ sung gelegen laut eines Zinssbrieffs. Ao. 57 2). *) Durch strichen und darüber von Hand 6: yetzt hanns kirchberger. -- *) Hintrag von Hand 7.

Plebanus. ( = Pfarrer an der Pfarrkirche, resp. seine Abgaben), (63) Item 2 sch, hlr. geit jarlich ain yeglicher pfarrer zu Dillingen auff Michaelis von der niederscherin jartag darum!) sollent die heiligen pfleger järlichen zwei kertzen auff stecken zu der vigilj vrul der Seclmess. als der brieff aussweisst vnder der Stat Sigel (l Kerze kostete also damals 1 sch,) (64) Item der pfarrer oder sein nachkommen sollen järlich auff Galli geben den heiligenpflegern zwen Schilling heller von Herr Peters Stubmann seligen gedechtnus jartag sicut sonat litera plebani. darumb sollen die pfleger kertzen auff stecken lassen zu dem jartag. (65) Item der pfarrer oder sein nachkommen zu Dilling­ en sollen geben jarlich Sant Peter 2 sch. hlr, vff Sant Mar­ tins tag vngeuarlich von einem Ewigen g u 1 d i n, den ein pfarrer einnimbt von des vesten Jacobs von Althein Jartag, als der haubt brieff vnder der Stat vnnd Jacobs von Altliain säligen Insigeln aus weisset. (66) Item 5 sch. h. ewigs gelts geit ein yeglicher pfar­ rer hie zu Dillingen von h errn hausen h a i 1 gers seligen Renntmaisters jartag quondam plebanj jn Dillingen auff translationem Sancti Ydalrici. (67) Item Ein yeglicher pfarrer etc. geit järlichen auff den Obrosten 5 sch. hlr. hat die vechin von jrein jartag sant Peter geschafft als der brief vnder der burger Sigel aussweysset, (68) Item 5 sch. hlr. git jerlich ein yeglicher pfarrer zu Dillingen auff Nicolaj von hern hansen wri eschen jartag wegen. (69) Item ein yeglicher pfarrer zu Dillingen geit jerlich 5 sch. hlr. den heiligen pflegern von herr bartolme wüsten wegen. Summa 1 # 6 sch. hlr. (1 1% = 20 sch.)

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Die nachuolgenden Zinss, send aus dem alten heili­ gen Register oder Zinssbüchlin, dess datum stet MCCCC vnd LXXXV, getzogen vnd jnhalt desselben gesehriben, wiewol etlich Zinssbrieff darjnn angetzaiget, so ist doch weitter keiner, ausserhalb der obgemelten, ge­ funden worden. (70 Laux kegel]) vormals lienhart widemann weher genannt stainlienlj gibt jerlich auff Sant peter vnd pauls tag zehen Schilling hlr. auss seinem hauss vnd hoffraitin gelegen, zwischen Sant vlrichs Caplau ns vnd Gregorj drendlers heuser, von Blesin krellen hauss herrurend auff dem ber’g nach lawt ains brieffs. (71) Hansen weyssen wittibc2) vormals Conlin weyss, jörg guntzer vnd haintz gertner, gibt jerlich vff Sant Jacobs tag 15 4 aus jrem hauss gelegen vor dem Lederthor, yetz zwischen Michel arpatitz Stadel vnd Jacob kochs genant schelliris hauss gelegen. (72; Panthaleon pfeffers wittib vnd vor jrem mann bans wegelin geit jerlich 7 sch. hlr. vf Sant jacobs tag vs jrem hauss gelegen in der Ne wen Stat yetz zwischen bartholme hiebers vnd veitten knöpflins heuser. (75) Anna liggingerin vormals jörg messerschmid geit jerlichen vif Barthoimej 4 sch. hlr. [hat abgelesst Ao. 42 beim Nagel]4;. (7dJ Caspar binder, vormals lienhart kentner bartolme frolich eie. geit jerlichen 14 sch. hlr. auss einer Mad gelegen zwischen der Nunnen loch vnd No rtfel d e n vnd gat her von hausen weckerlin auff Michaelisr>). (75) Item 8 tagwerckh Mad hat Sant peter, gelegen ober­ halb Lau ginger Schlacht komendt her von herr MarJ) Durchgestrichen und darüber von Hand 1: Hans vitech, ebenso von Hand 2: Jörg Sturm statschreiber und nochmals von Hand 3: Jietz gal len kloppfer. — *) Durchstr. und von Hand 3 darüber: Jetzt Sanote hofgortner. — ) vormals matheis seitz erstlichs Jörg glotzeisen geit 1 hlr vff Michaeli aus drew tagwerckh mads von der \orggerin herrurend jm vndern Ried neben dem Aich ach gelegen bej dem Siechen mad. [notta merckh: Ilar.ss knör]), vormals Junckher Eberl in geit jerlich vff Georij 15 4 auss sei­ nem hauss vnd hofstat gelegen jn der Ne wen stat zwi­ schen Melchior webers genant stainlienlin vnd Jörgen kentners heuser. (101) Conradt schiesscr (;) Maler, vormals Siluester beyrer zu Nortfelden vnd Jörg güutzer etc. geit järlich 5 sch. hlr. vnd ain vassnachthun vuff georij auss seinem hauss vnd hofstat Zwischen Osswald albrechts vnd bellin badcrlins heu­ ser gelegen. (102) Michel lauher, vormals sein vatter Mathcis lauher, Item Jörg lieybcr, Matheus schuler etc. git jerlich ain ort ains guldin auss seinem haussjetzen zwischen den bruggen. (103) Hans datier II e n t m a i s t e r, vormals hans borsch vnd Martin hitstetter geit jerlich 5 sch. hlr. auff Johannis baptiste, auss seinem Mad gelegen jn Dillinger Ried, ligt bey den Ayr rimpffen. Durehstr. und von Hand 4 darüber : ytz balthas schmid Böokh. — 2) Durchstr. und von Hand 2 darüber: balthus klingler. — :*J Durehstr. und von Hand 1 darüber: bornbart lang, nochmals von Hand 2: Hanns schmid. — Kiiikorrigiert von Hand 3: wittib. — 5) Durehstr. und von Hand 4 darüber: jetz doe-tor sei dt. — c,j Durehstr. und von Hand 1 darüber: balthus klingler, und nochmals von Hand 4: jetz thoma kapff.

- 95 — (104) *Cristoff böppin !) Castner, vormals vtz metzger, Caspar vischer der lederer vnd haus juugenmair geit jerlich 15 4 vff Johannis baptiste vnd ein vassnacht hun, auss einem Mad genant der dremel jn Dillinger Ried gelegen. [Obgemelter Zinss ist durch Caspar Ulman bürgermoister auss bewilligung aines Erbaren Raths mit 4 fl. abgolösst worden solches Christoffen Seyllen (?) des Raths heylig pflegern geantwurt den 5. August. Anno 71]2). Caspar Vlman Cleophas Distelmair. (105) Bernhart Miller gibt järlich 14 sch. vss ainem krautgarten jn der Ziegelbaind so mit dem Spital pfleger vertauscht ist worden von wegen des Oells. Lautt aines brieffs. Ligt zwischen des Jungen Endrissen tragenmacliers vnd des Alten Renttmaisters hannsen dattlers hubgar­ ten, vornen vff die strass stossende. Anno 533 . VffVitj. Alexander Strigl vnd Cleophas Distelmair. (106) Lennhart burckhart gibt jerlich 1 fl, seimdt bürger vnnd versetzen michel Strigel, Jörg beurlj bin der hanss burckhart sein bruoder. "Vff 1 e t a r e. (107) *Hannss pfeffer gibt Jerlichcn 2 fl. zinss. versetz Valentein gschnidlin für jn ein juchart ackhers zwischen Was­ ser vnnd neben Sebastian forstenhäusers vnd Georgen mair des hinnderbaurers äckher gelegen. Lautt aines Zinnssbrieffs [ist abgelest worden Anno 57]4). Vff bartholmej. (108) Petter walch schloss er gibt 2 fl. Zinss. ver­ schreiben Bastei wirren für jn ettlich äckher jn schretzheimer vcld lautt eines Zinssbrieffs. M darüber von Hand 2: ytz Anna, ebenso von Hand 5 : Sebaatiftnus Forstenheüsser. — Eintrag von einer bisher fremden Hand. — 3) Die folgenden Einträge bis zum Schluss sind von Hand 6. — 4J Randnote von Hand 4.

— 96 [auff Udalricj ist sein behausung verschriben nach laut eines besiegelten brieffs] l). Yff Johannis baptiste. (109) Hanns millcr baur vnd Michel Steichelin, als pfleger der mungklerin erben, geben 1 fl. Ist ein Zinnssbrieff 100 fl. betreffendt darumb versetzt. (110) Hanns Schreiner gibt jerlichen . . fl. Zinnss ver­ setzt Claiphas Distlmair sein garten. *) Beisatz von Hand 4.

3. IBellsigre. Auszüge aus den imLaufe des Jahres im Verein gehaltenen Vorträgen.*) I. Degen: „Ueber die Erlebnisse eines bayerischen Kriegs­ gefangenen im russischen Feldzuge 1812.“ Dieser Vortrag wurde umgearbeitet und als Novelle ver­ öffentlicht iin Unterhaltungsblatt zur „Augsburger Postzeitung” 1898 Nro. 53—58.

II. Dr. Englert: „Zur Geschichte des bayerischen Hiesel.“ Quellen: Weiss, Chronik von Dillingen z. J. 1771. Dr. Sauter, Beiträge z. Gcseh. d. B. H. Württemb. Yierteljahrshefte II (1879), S. 232 ff. Prof. Ritter v. Höfler (Pragl, D. b. H. ebend. III (1880) S. 151. Ein Fascikol a. d. hiesigen Städtischen Registratur d. d. 20. Juli 1771. Kriminal-Ordnungen, Stadtammtliche Akten. Gartenlaube, Jhgg. 1805 Kro. 12—25. Der bairische Hiesel, Volkserzählung aus Baiern von Hermann Schmid. Causes celebres et interessantes von P i t a v a 1. (Sammlung von merk­ würdigen Kriminalfällen in der Zeit von 1673—1743), neue Serie, Bd. YI, Leipzig 1871. Eine ähnliche Sammlung unter obigem Titel von Hizzig u. Häring herausg., fortges. von Yoilert. (Die beiden letzteren Werke sind von mir nicht eingesehen.)

Matthias Klostermaior — so war sein eigentlicher Name — war geboren zu Kissing 1738. Er ward Wildschütze, später lväuber und endlich Hauptmann einer grossen Bande. *) S. p. 2.

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— 98 Ueber seine Unthaten vor September 1770 sage ich nichts, weil ich erst von diesem Zeitpunkte an aktenmässiges Material gefunden habe. Nachdem lliesel anfangs September 1770 die bayrische Grenze überschritten, durchstreifte er die damalige Herrschaft Montfort, namentlich die Besitzungen des in derselben gele­ genen Pauliner-Eremitenklosters Langnau, O.-A. Tettnang, so­ dann das Kloster Weissenauische Amt Bodnegg, O.-A. Ra­ vensburg, und zuletzt noch die Wälder um die alte Burg Waldburg bei Ravensburg mit seinen Spiessgesellen und ver­ setzte dadurch die ganze Gegend für längere Zeit in nicht geringen Schrecken. Am 7. November desselben Jahres, den 2. Tag nach dem Kaufbeurer Herbst-Jahrmarkt, kamen 8 Wildschützen un­ ter Anführung des Bayerischen Hiesels in das Wirtshaus nach Ingenriod, ein eine Stunde von Irrsee entlegenes Dorf, zech­ ten eine geraume Weile ganz friedlich, zahlten zweimal ihre Zeche und schlugen eben die dritte auf, da eines fremden Landkrämers Hund in die Stube kam, und mit des ILiesels Bärenbeisser, vulgo Tiras, zu raufen anfing. Der erste spielte beinahe den Meister, und es war, als man die Hunde ausein­ ander gerissen, wieder alles ruhig. Zum Unglück Hessen sich des Krämers Leute nach der Hand vernehmen, dass ihr Hund des Hiesels seinem überlegen wäre. Kaum wurde Hiesel da­ von verständigt, als er des Krämers Hund, den man inzwi­ schen in eine Kammer versperrt, zu einem neuen Kampf mit seinem Bärenbeisser herausgefordert, und desselben Heraus­ gabe mit Gewalt erzwungen. In dem Augenblicke, als dieser zum Vorschein kam, fie­ len die Wildschützen auf ihn, und hieben ihn in vielen Strei­ chen durch die Mitte auseinander, währenddessen andere auf die Wirthin, den Krämer und andere fremde Leute mit ihren Stutzen zustiessen. Ein gewisser Wildschütz, welcher „der Schweizer” ge­ nannt wurde und Johann Eberle hiess, von welchem die Person des „Schweizers” in Schillers Räubern herrührt, war der Anfänger dieser Rauferei und übte selbst in dem Wirtshause

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mit Stossen u. s. w. den meisten Gewalt ans, so, däss dürch seine tolle Aufführung der Hiesel selbst aufgebracht würde, und deüi Schweizer den Tod zu drohen aufiug. Ein anderer Wildschütz, Matthäus Schaad, ein Schreinergeselle, Unter­ stund sich, dem Hiesel zuzusprechen, und für den Schweizer zu bitten. Allein diese Menschenliebe ward ihm theuer be­ lohnt, indem der Hiesel seinen Hund aüf ihn gehetfet, welcher dann den armen Tropfen zu Boden gerissen, Und so misshan­ delt, dass er einige Stunden ohne viele Zeichen liegen geblieben. Es mag nun entweder die Erkenntnis seines Fehlers und der Zorn auf den Anzettler der Unruhe, den Schweizer, oder was anders gewesen sein, so fand sich Hiesel dadurch so auf­ gebracht, dass er auch ebengedachtem Schweizer unter entsetz­ lichem Fluchen den Tod zu geben vorhatte. Unsertwegen wurde auch er der Wut seines Hundes biosgegeben Und durch denselben fast V4 Stunde erbärmlich auf den Gassen herum­ geschleppt. Darüber ging das Raufen unter den übrigen Ka* meraden an. Es wurden fast alle, jedoch leicht verwundet. Der Schweizer musste sich inzwischen immer von dem Hund herumzerren lassen. Endlich erbarmte sich dessen der Hiesel und rief seinen Hund ab. Allein selber hatte sich so verbis­ sen, dass er nur mit der äussersten Gewalt, ja mit Einstossen der Stutzen, die sich sogar verbogen, abgelöst werden konnte. Auf dieses muss sich die Wuth in etwas bei diesem Bur­ schen gesetzt und der Dampf des Branntweins verraucht ha* ben. Die gehen konnten, gingen. Der Schreinergeselle blieb liegen. Der Schweizer aber hat sich mit Krücken nach Baysweil gebracht. Alles dieses geschah zwischen 1 und 2 Uhr mittags. Der Schreinergeselle wurde noch am selben Tage von dbm Oberamtmann Wilebald Seyfried in Irrsee, welcher auf die Nachricht von dem Vorfälle sogleich Massregeln ergriff, in die Gefängnisse in Irrsee gebracht, der Schweizer aber erst des andern Tages vorgefunden und gleichfalls nach Irrsee ge­ bracht. Es wurde von eben demselben Oberamtmann die Untersuchung energisch geführt und war schon ziemlich weit gediehen, als das hochfürstliche Stift Kempten die AmÜie7*



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ferung mit solchem Nachdruck verlangte, dass man sich end­ lich entschloss, darein zu willigen. Den 12. November ward die Auslieferung vollzogen und 6 Stunden hienach kamen 6 Wildschützen nach Irrsee, \ermutlich in der Absicht, ihre Ka­ meraden mit Gewalt loszumachen. Sie übten aber nicht die mindeste Thathandlung aus, nachdem sie die Abführung nach Kempten inne geworden. Bald aber hierauf begingen sie zu Ketterschwang 13 Mann stark grosse Flegeleien an zwei Kontingentssoldaten von Irrsee, und stiessen über Irrsee die gräulichsten Verwünschungen aus. An einem Samstag Abend vor dem 25. Dezember 1770 um 5 Uhr fuhr der Hofrath und Rentmeister von II ö fl er in Augsburg, Grossvater des noch lebenden 92 Jahre alten Pro­ fessors Ritter v. Höfler in Prag, und Urgrossvater des hie­ sigen Herrn Bauamtsassessors H., von Schwabmünchen nach Augsburg. Eine halbe Stunde von Schwabmünchen bei Grossaitingen begegnete ihm Hiesel nebst 10 Kameraden auf 3 Wagen. Da der erste von diesen nicht ausweichen wollte, hieb der Kutscher des Höfler auf den Fuhrmann, verfehlte aber diesen und traf statt seiner zwei Wildschützen Iliesels. Diese schrieen sogleich: Schiesst den Hund todt. Der Hiesel, welcher auf dem letzten Wagen sass, sprang herunter, fiel den Vorderpferden des Ilofrats in den Zaum und schrie: Halt Hund! Einer seiner Kameraden hetzte den Hund auf die Pferde und dieser riss sogleich dem Handpferde ein Stück Fleisch aus dem Bauche. Die zwei vom Kutscher Getroffenen liefen nach und wollten anfänglich schiessen, und musste Hofrat Höfler eine Zeitlang in die gespannten Rohre hineinsehen; dann aber kehrten sie den Stutzen um und schlugen nebst ihren Kameraden ganz rasend auf den Kutscher los. Hofrat Höfler rief immer, sie sollten den armen Mann nicht gar tot­ schlagen, musste aber gleich hören: Schiesst den Hund im Wagen nun auch tot. Sogleich sah er auch 2 Wildschützen auf sich und seinen Schreiber anschlagen und musste sie so wenigstens eine halbe Viertelstunde vor sich sehen. Er rief ihnen mehrmals zu, sie sollten zu ihm kommen, sie sprachen aber kein Wort und blieben in ihrer Positur. Endlich kam



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der Hiesol und schrie: Der Iliesel ist da. Ilofrat Ilöfler grüsste ihn ganz freundlich, nahm ihn bei der Hand, bezeugte seine Freude, ihn kennen zu lernen, flattierte ihm, dass er Raison im Leibe habe und er also seine Leute zur Ruhe ver­ weisen möchte. Als er nun umsah, Hessen die Wildschützen ihre Gewehre nieder. Dagegen schrie aber nun einer ganz wütig: Mein Stutzen ist abgeschlagen, 30 fl. her oder schiesst ihn tot. Zwei oder vier spannten wieder ihre Gewehre und Hofier musste diesen wiederum entgegensehen. Der Iliesel sprach endlich ganz gebietend die Sentenz: Ja, ja, 30fl. muss er zahlen, sodann ist alles aus. Da kam aber der Wirt von Lamertingen, der den Hiesel führte, fiel den Leuten in das Gewehr und versprach 30 fl. selbst zu zahlen und machte da­ durch Frieden, worauf der Hiesel mit seiner sauberen Kom­ pagnie von Ilöfler ganz freundlich Abschied nahm und ihn verliess. Alle waren berauscht und es war daher ein doppel­ tes Glück, dass kein Gewehr losgegangen ist. Hofrat Ilöfler, welcher ädbst diese Beschreibung des Vorganges hinterlassen hat, fügt bei: Diese Leute sind nicht menschlich, sondern mehr als viehisch und hört man nichts als ausserordentliches Fluchen und unsinniges Totschiessen. Es sind mehrere teils lauter Buben, klein von Statur und ohne Kräfte, dagegen ausgelas­ sen und ganz rabiad. Wenn nicht eine allgemeine Streif län­ gere Zeit fortdauert, wird man viele Soldaten verlieren und den Vogel doch nicht fangen. Der Hiesel hat allzuviele Spione und der gemeine Mann ist ihm sehr attachiert, weil er vorgiebt, er thue den Bauern den Schaden wehren, den sie von dem Wildpret aller Orten leiden müssen. Zu Lichtenberg (am Lech) ist er unlängst in den churfürstlichen Zimmern übei* Nacht gelegen und hat ihm der Verwalter Schuh und Strümpfe ausziehen müssen. ' Um diese Zeit wurde auch Hr, Obervogt von Deffert in gen um 1200 fl. in seiner eigenen Wohnung bestohlen: Hr. Pflegsverwalter Federle in Buchloe wurde in dem fürstlichen Schlosse, wo er Wohnung hatte, mit 4 Büchsen­ schüssen beschossen.



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Verschieden© Versuche, Hiesel zu fangen, schlugen fehl. Als die Ulmer Kreissoldalen unter ihrem Feldwebel Kazenwadel den Hiesel in Elchin gen aufgreifen wollten, schickte er sie mit blutigen Nasen heim. Endlich 1771 den 14. Januar wurde Hiesel, nachdem ein Militär - Commando unter dem Befehl des fürstbischöflich augsburgischen Premierlieutenants Sch edel gegen ihn aus­ gesandt worden war, im Wirtshause zu Osterzell an der Gern nach bei Kaufbeuren, wo er sich mit seiner Bande verzweif­ lungsvoll von morgens 7 Uhr bis mittags 11 Uhr verteidigt hatte, festgenommen und nach Dillingen verbracht. Schedel führte 54 Grenadiere, 10 Jäger und 4 Amtsknechte gegen die Bande ins Feuer; 2 Räuber wurden totgeschossen, 8 wa­ ren verwundet. Nur Hiesels „Bub”, Mayr mit Namen, blieb unverletzt. Dieser war kein Sohn Hiesels, sondern nur ein Liebling desselben. In Dillingen wurde der Process einge­ leitet. Hiesel wurde in einem festen, runden Turme am süd­ östlichen Ende des Spitals gefangen gesetzt. Dieser Turm wurde 1856 abgebrochen. Der „Bub” und die andern Mit­ schuldigen wurden in einem Blockhause des Spitals verwahrt, das schon längst nicht mehr steht. Vor dem Turm und dem Blockhause hielten Schild wachen Tag und Nacht Wache. Hiesel wurde nie anders als von 2 starken Männern an der Kette gehalten, mit gefesselten Händen und von 8 Grenadie­ ren und 1 Korporal umgeben zum Verhör geführt. Er hatte 12 der gewaltsamsten Räubereien, 8 Landfriedensbrücho und 9 Totschläge begangen. Die Kriminal-Sentenz lautete: „In peinlichen Verhörssachen entgegen und wider den Mathias Klostermayr, sogenannten bayerischen Hiesel, von Kissing, des Landgerichts Friedberg in Bayern, gebürtig wird auf desselben gerichtlich- und gütliche TVk mntnisse, und hierüber eingekommene eidliche Erfahrungen, nach ge­ pflogenem genauem Rechtsbedacht, und der Sache reiferwo­ genen Umständen von der hochfürstlichen Augsburgischen Weltlichen Regierung allhier mit Urteil zu recht erkannt, dass dieser Erzbösewicht wegen seiner vielfältigen Wilddiebe-

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reien, öffentlichen Gewaltthaten, Landes-Fried-Brüchen, Räu­ bereien und fürsetzliehen Todschlägen, den göttlichen, natür­ lichen und menschlichen Gesetzen auf die vermessenste und ärgerlichste Weise zuwider gehandelt, und dahero das Leben verwirkt habe; weswegen derselbe zu seiner wohlverdienten Straf, andern aber zum abscheuenden Beispiel dem Scharfrich­ ter zu Händen und Banden übergeben, zur Richtstatt ge­ schleift, daselbst mit dem Rad, durch Zerstossung seiner Glie­ der, von Oben herab, vom Leben zum Tode gerichtet, als­ dann der Kopf von dem Körper abgesondert, dieser aber in 4 Stücke zerhauen und auf den Landstrassen aufgehangen, der Kopf hingegen auf den Galgen gesteckt werden solle. Von Rechtswegen also geurtheilt und vollzogen in der 1 lochfürstlichen Residenzstadt Dillingen, den 6. September 1771”. Weiss sagt in seiner Chronik: „Am 6. September wurde hier sein Todesurteil vollstreckt. In ungeheurer Menge strömte am genannten Tage das Volk nach Dillingen. Hoch flatterte das blutrote Tuch vom mittleren Fenster des Rathauses, un­ ter welchem sein Urteil vorgelesen wurde. Vier Geistliche begleiteten ihn beim Todesgange. Er wurde in eine nasse Kuhhaut gebunden zur Hinrichtungsstätte geführt. Zuerst wurden 2 seiner Kameraden enthauptet und er dann auf die in Form eines Andreaskreuzes eingerichtete Maschine gelegt und ihm Hände und Füsse an derselben festgebunden, und nun, während ein Strang ihn erdrosselte, seine Brust und die übrigen Teile seines Körpers mit einem Rade gebrochen. Sein Kopf wurde ihm sodann abgehauen und auf den Galgen ge­ steckt, der Körper gevierteilt und jeder Teil an verschiedenen Richtstätten des Hochstifts Augsburg aufgehängt. Reumütig starb Iliesel in der schönsten Zeit des Mannesalters, 33 Jahre alt”. Der „Bub” war trotz der Wachen mit drei Mitschul­ digen am 15. Juli 1771 abends zwischen 9 und 10 Uhr aus­ gebrochen aus seinem Blockhause und entflohen. Doch alle Thore der Stadt waren verschlossen, und den Anbruch des Tages abzuwarten, hiesse sich wieder in die Hände des Ge-

— 104 — richtes liefern. Der Bub stieg daher über die Stadtmauer bei dem damaligen Bartholomäer-Seminar, dem jetzigen Taubstum­ men - Institut, fiel und brach den Fuss. Furchtbar war sein Schmerz; doch wäre er liegen geblieben, so wäre sein Tod durch die Hand des Scharfrichters auch gewiss gewesen. Er strengte in namenloser Angst alle Kräfte an, um zu entrinnen. Auf allen Vieren kroch er bis zum Dorfe Hausen, wo ein Bauer mitleidig genug war, ihn zu verbergen und ihn in einem Wagen, mit Stroh bedeckt, nach Unterbechingen führte, allwo ihm der Bader den sehr geschwollenen Fuss ein­ richtete *). Am 22. Juli 1771 erhielt der Stadtammann von der hochfürstlich Augsburgischen Regierungskanzlei den Befehl, Nachforschungen wegen der 4 entflohenen Bösewichter zu halten. Demjenigen, welcher einen oder mehrere von diesen niederwerfen und in obrigkeitliche Hände liefern werde, wurde für jeden Kopf eine Belohnung von 100 fl. zugesichert. Die Regierung fügte dem eben angezogenen Befehle folgende Beschreibung der 4 Bösewichter von der Ilieselischen Bande bei, die uns in den Stand setzt, uns ein kleines Bild eines Teiles dieser sauberen Gesellschaft zu machen. „Joseph Borth, sonst der Amberger Seppel ge­ nannt, gebürtig von Amberg, des Churbayrischen Pfleg-Ge­ richts Türckheim, 27jährigen Alters, ist mittlerer Grösse und Dicke, weis und roth- auch runden Angesichts, dann hellbrau­ nen Haaren: Dessen Rede ist sehr fein, auch dessen LebensArth schmeichelnd, trägt ein rothes Leibstück von schlechtem Tuche, dann ein verfetzt schwarz barchetes Wamms, ist kei-*) Nach einer andern beglaubigten Version hielt der „Bub” sich nach seinem Sturze den Tag über in einer Wasserrinne, die sich unter der Strasse hinzog, versteckt. Mit Einbruch der Nacht m h!< ppte er sich unter furchtbaren Schmerzen über Wittislingen gegen Battenhau­ sen und verirrte im Schilfe. Da erkannte ihn der dortige Lehrer Komposch, der sich gerade auf der Entenjagd befand und auf ihn stiess. Er fragte ihn: „Bist Du es, Bub?”, worauf dieser sagte: „Ja, ich bin es, der Bub?” Darauf nahm ihn der Lehrer mit sich und versteckte ihn. — So berichtete ein noch jetzt lebender Enkel jenes Lehrers.

— 105 — ner Profession kundig, sondern ein Bauernknecht, Wie dci* allhier in Dillingen verhafte Jörg Brandmacher, von der Bande „der Ilotlie” genannt, ausgesagt, soll dieser Bursche um die rechte oder linko Weiche mit einem einer schwarzen Geisel-Schnur gleichenden Muttermale gezeichnet sein. Urban Lechenhör, von Frauchen hofen im Allgäu ge­ bürtig — daher er der „Allgäuer” geheissen worden — ist ein Purscli von 20 Jahren, mitter, sehr untersetzter Statur, und starcken Fusses, schwarz kurzen Haaren, bleich und in etwas schwarzen Angesichts, hat sich mit einem weiss leinenen zerrissenen Bauernkittel gekleidet. Dieser Pursche wurde bei dessen Gefangennehmung auf der Britten ganz vorne in der Gegend um die Zehe am lincken Fusse verwundet: diesertwegen er gar wohl zu erkennen, redet wenig, hingegen sind dessen Tücke hinter den Ohren um so grösser: ebenfalls nichts anders als ein Bauernknecht. Joseph 0 r 11 i e b, der bekannte S a 111 e r, hat ein Alter von dreissig und etlich Jahren auf sich, ist mittlerer unter­ setzter Statur, etwas bleichen und dick runden Angesichts und dessen llede leis und dumber. Er trägt ein schwarzes Wamms, ein weisses Leib stück, lederne Hosen, graue Strümpfe, dermalen Schuhe ohne Schnallen und hat ein grüne Belzkappen auf dem Kopf. Wurde zu Osterzell bei dessen Gefan­ gennehmung durch den rechten Backen unterhalb bei den Zähnen verwundet und ginge die Kugel durch das Kinn her­ aus, welches die rückgebliebene Wundmalen beweisen und worab er erkennbar. Andreas M a y r, der söge n a n n t e B u b, ist 19jährigen Alters, mittlerer Orösse, von runden, braunlichten, blei­ chen Angesicht, von aufgeworfenen Lefzen und Nase, hat dun­ kelbraune Haare, leidet an der Zunge, denn er gatzet, ist keiner Profession beigethan, ja nicht einmal ein BauernPursche, sondern ein ausgemachter Landsehwermer. Neben dem hat er ein Wundmale am Knie oberhalb, ab welchem und hauptsächlich ab dem Gatzen er gar wohl zu erkennen ist. Und weil er bei Uebersetzung über die Stadtmauer einen Fuss verstaucht hat, so hinkt er zur Zeit und kommt im

— 108 — Gehen sehr hart fort. Trägt dermalen eine weisseHaube, ein abge­ tragenes braun-tuchenes Kam isol und abgenutzte schwarz-lederne Hosen, leinene weisse Strümpfe und Schuh ohne Schnallen”,

Der Bub folgte der Trommel und hielt sich wacker; unter den bei Leipzig auf dem Felde der Ehre Ge­ fallenen war der österreichische Ilauptmann Andreas Mayr. — Die Sage will, er sei Kiesels Liebling gewesen, dessen jugend­ liche Vergangenheit man wohl gekannt oder doch vermutet, aber absichtlich übersehen habe, um seiner Trefflichkeit willen. Ausser den zuletzt genannten 5 Gesellen Hiesels sind im Laufe des Vortrages auch der Schweizer und der Schrei­ nergeselle Matthäus Schaad (S. 98 f.) erwähnt gewesen. Dass Schiller den Schweizer in seinen „Räubern” der Ilieselschen Bande entnahm, dürfte unbestreitbar sein. „Aber auch die sentimentale Haltung Karl Moors ist der Wirklichkeit entnommen, die in dem Räuber ein Organ der distributiven Gerechtigkeit erblickte, da er den bedrückten Bauern schützte, der Obrigkeit, die sich mit allen Attributen der Willkür umgab, entgegentrat, in seinem Leben eine Art von Helden­ tum schuf, auf eigene Faust Krieg führte und Furcht und Schrecken in die Amtsstuben der kleinen Tyrannen und Blut­ sauger, der Wölfe, wie man die Beamten nannte, jagte.”

III. Dr. Englert: „Der Baltringer Haufe und der Anteil der Umgegend Dillingens am Bauernkriege 1525.“ Am 25. März 1525 schreiben der Hofmeister und die Räte der bayr. Herzoge Ott -Heinrich und Philipp an den schwäbi­ schen Bund, sie seien mit 50 Pferden in Lauingen, um die Bauern im Gebiete ihrer Herren vor Abfall zu bewahren. Einige Tage früher hatten sich im Landgericht Höchstädt zwischen Sontheim und Brenz etliche Bauern versammelt, aber den Abgeordneten die befriedigende Antwort gege­ ben, dass sie die bayrischen Unterthanen nicht zum Abfalle bringen wollten. Trotzdem aber zogen am 24. März die Bauern mit 4 Fähnlein gegen Brenz1). 0 Vogt, Corrrespondenz des Ulricht Artzt, her. i. den Jahresberich­ ten des hist. Ver. f. Schwaben Nro. 143. — Kadelkofer, Eberlin etc. S, 339.



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. Gegen Ende März gewann die Bauernbewegting auch nördlich der Donau immer mehr an Ausdehnung. Um diese Zeit rückten Bauern auf Gundelfingen los, zogen aber wieder gutwillig ab l). Bei dem Ueberfall der Bauern auf die BenediktinerAbtei Elchingen am 1. April versuchte ein Bauer aus Echenbrunn das hl. Sakrament wegzunehmen, aber der Kloster­ bruder Leonhard Marius aus Dillingen wollte, vor dem hl. Sakramente mit mutigem Nacken stehend, lieber sich der Todesgefahr aussetzen, als dass dem hl. Sakramente Unbill und Entehrung widerfahre. Er erklärte: „Wenn ich tausend­ mal getötet werden sollte, werde ich nicht vom Sakramente weichen” 2). Ein grosser Teil der hiesigen Gegend hielt sich dank der weisen Regierung ihrer Landesfürsten, des Bischofs Chri­ stoph von Stadion (1517—1543) und der bayr. Herzoge OttHeinrich und Philipp, sowie dank der eigenen Treue von der Erhebung fern. Nur beiLauingen lagen am 2. April auf­ rührerische Bauern in einem Lager. Die bayr. Unterthanen zu Tapfheim, welche von den andern Bauern schon öfter unter Drohungen aufgefordert waren, die Bauernsache zu der ihrigen zu machen, blieben treu. Es ist auch ausdrücklich überliefert, dass das Landgericht Höchstädt zu den Bauern gefallen wäre, wenn nicht die bayr. Herzoge Ott - Heinrich und Philipp so eilig und ernstlich in dieser Empörung ge­ handelt hätten3). Was Dillingen betrifft, so haben wir in den Annales Eaucenses die Nachricht, Bischof Christoph habe die Füssener, welche von den Allgäuer Bauern zum Beitritt gedrängt wurden, nicht unterstützen können, weil er sich nicht helfen konnte, da die Bauern Dillingen wie Füs­ sen bekriegten4). Doch ist hier wohl an keinen Angriff' auf Dillingen zu denken, sondern nur an den Abfall einiger Orte zur Bauernsache. Vermutlich wollte der Bischof Dillingen nicht verlassen, um einen Abfall weiterer Orte zu verhindern. *) ltadlk. ebd. S. 34a. — 2) Radlkofer, Eberlin, S. 402. — :j) Radl< kofer, Eberlin, S, 373, 374. — 4J Baumann, Obersehw., S. 303.

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Von Aislingen kämpften mit dem Lcipheimer Haufen bei Leiphcimam 4. April 35 Mann, welche früher auf Seite des Bundes gestanden, aber abgefallen waren, von Baum­ garten, das bezeichnend Bomgarten heisst, näher seiner Ur­ form Pomone, 9 Mann, von Rechbergreuth en 30 M., von W i n t e r b ac h 28 M., G u n d r em m i n g e n 80 M., W e i s singen 32 M., D ü r r-Lau in gen 60 M., Konzenberg 23 M.., irn ganzen 272 Mann. Unter den Rädelsführern befanden sich folgende aus hie­ siger Umgegend: Mattys Rosshirt von Dürrlauingen und Clauss Marx von Fristin gen als Räte1). Am 13. April schreibt Hauptmann Ulrich Artzt an den Rat zu Augsburg: „Der Augsburger Bischof (Chri­ stoph von Stadion) will seine Unterthanen von Aysling stra­ fen; dazu hat er ein Recht, doch ist zu bemerken, dass nur der dritte Teil im Flecken abgefallen ist”L>). Im Juni desselben Jahres war der Bundesfeldherr Jörg Truchsess auf seiner Rückkehr von Franken in der hiesigen Gegend. Das Lager des Fussvolkes wurde zu Peter swörth geschlagen. Doch lag das Heer hier nur 1 Tag3). Am 1. Juli ersuchte der herzogliche bayrische Haupt­ mann Ritter Reinhard v. Neuneck den schwäbischen Bund, dieses Lager zu verlegen, damit die Unterthanen seines fürstlichen Herrn dieser IJeberlast entledigt würde4). Vorher war das Heer zwei Nächte in W i 11 i s 1 i n g e n gelegen ’). Ln Lager des bayr. Hauptmanns v. Neuneck befanden sich Anthoni von Frauenberg, Pfleger von Gundelflngen, der Bürger­ meister von Gundelfingen, Bürgermeister Füsel von Lauingen und der Bürgermeister von Höchstädt'). Am 6. Dezember 1525 werden die Bauern des Dorfes Bissing en beschuldigt, sich gegen Christoph von Rietheim sträflich und aufrührerisch benommen zu haben7). () ßauinann, Akten, S. 182— 1.HR. — 2) Vogt, Corr. 202. — Iiadlkofer, Eberlin, 8, 466. — 3) Bauniaiin, O.-Schw. 8. 599.— 4) Vogt, Corr. ATro. 556. — Radlkofnr, Eberlin, 8. 474, 106. - 5) Kadlkofer, a. a. O. — *) Baumann, B. Oberschw., 8. 265. — 7J Vogt, Corr. Nro. 699.

— 109 — IV. Dr. Pfeiffer: „Die meteorologischen Erscheinungen in Dillingen während der letzten 10 Jahre.“ Der Vortragende gab zuerst einen Ueberblick über die meteorologischen Beobachtungen in der ganzen civilisierten Welt im allgemeinen, indem er erklärte, welche Erscheinung­ en beobachtet werden, was für Instrumente dabei verwendet werden, in welchen Ländern meteorologische Stationen be­ stehen und wie viele (in Europa 1762, in Deutschland 260, in Bayern 35), ferner welchen praktischen und ökonomischen Nutzen diese Beobachtungen haben. Im speziellen Teile des Vortrages wurden die hauptsächlichsten Resultate der in Dil­ lingen angestellten meteorologischen Beobachtungen mitgeteilt. Vom Jahre 1889 an bis 1893 incl. bestand in Dillingen eine meteorologische Station 3. Ordnung, nachdem schon früher Rektor Pollak privatim eine lange Reihe von Jahren hindurch meteorologische Beobachtungen angestellt hatte. Aus den vom Vortragenden selbst von 1889 — 1892 an­ gestellten Beobachtungen mögen hier folgende spezielle Er­ gebnisse hervorgehoben werden: a) Das Mittel der jährlichen Lufttemperatur aus 13 Jah­ ren (1879 — 1891) war 7,06. b) Die Durchschnittszahl der über Dillingen dahin ge­ gangenen Gewitter war 16,1. Die gewitterreichsten Monate sind Juni und Juli. Die Zeit, in welcher Gewitter überhaupt mehr oder weniger oft Vorkommen, umfasst 6 Monate, April bis Sep­ tember incl. Nur einmal in 13 Jahren kam ein Ge­ witter im März und ebenso eines im November. c) Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge (Regen und Schnee) beträgt in Dillingen 667 mm. Die grösste an einem Tage (18. Mai 1889) gefallene Regenmenge betrug 34 mm = 78 Tausend Centner per qkm. d) Die Zahl der Nebel (wenn Morgen- und Abendnebel extra gezählt werden) beträgt in Dillingen per Jahr durchschnittlich 43, bedeutend weniger als in Ingol­ stadt.



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V. Dr. Pfeiffer: „Reise durch die Schweiz Ms an den Montblanc.“ Der Vortragende referierte über naturwissenschaftliche und speziell über geologische Beobachtungen, welche von demselben auf einer Heise von Dillingen durch Tirol und die Schweiz an den Montblanc gemacht wurden. Da dieser Vor­ trag weder auf Dillingen noch dessen Lokalgeschichte sich bezieht, wird auf Wunsch des Vortragenden von einem de­ taillierten Referate abgesehen. VI. Schild: „Bas Geschlecht der Ritter von Altheim“ (Donaualtheim bei Dillingen). An der Hand der über das Hittergeschlecht derer „von Altheim” gesammelten Hegesten, die der Vortragende dem historischen Verein zum Geschenke machte, gestaltete der­ selbe seinen Vortrag zu einem cuiturhistorischen Bilde. Aus dem Vortrage seien nur folgende historische Punkte erwähnt : Das Geschlecht der „Bitter von Altheim” ist vom 12. Jahrhundert an vielfach bezeugt. Sie waren Lehensträger der Grafen von Üettingen, zugleich auch bischöfliche Ministeriale und besassen auch kärnthische und bayerische Lehen; wir finden einzelne derselben auch im Dienste der Kirche als Dom­ herren in Augsburg. Ein Zweig dieses Geschlechtes sass auf dem „Uaggonberg” und nannte sich „JJaggenberger”. Den Namen „Hag­ genberg” trägt heute noch die Höhenflur zwischen Altlieim und Mörslingen. Der andere Zweig dieses Geschlechtes hatte seine Burg im Dorfe (Altheim) selbst. — Einem Dietrich v. Altlieim gibt „titulo foedali” laut Urkunde vom 29. März 1256 Herzog Ulrich von Kärnthen wegen der vielen und treuen Dienste, die jener ihm und seinem Bruder erwiesen, 3 Höfe in Tapfheim und die Bebauer derselben mit Weib und Kind als Eigenleute, dann mehrere Höfe in Kicklingcn und in dem bei Wittislingen abgegangenen Osterhofen und eine grosse Feldlage bei Tapfheim, „die Ileiterau”. —

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Ein „Ulrich v. Altheim”, Domherr, steht unter den vielen Zeugen für die Schenkung der Grafschaft Dillingen an die Kirche in Augsburg, (Urkunde 29, Dez. 1258.) Ein „Dietrich v. Alt heim” steht im Streite des Bi­ schofs Ilartmann mit Herzog Ludwig von Bayern unter den Getreuen des Herzogs. (Urkunde 31. März 1270.) Für einen „Dietrich v. Hag gen borg”, begraben neben dem Frauenaltar, ist in der Pfarrkirche zu Altheim ein Jahrtag gestiftet, aus dem 13. Jahrhundert stammend, welcher noch heute gehalten wird. Am 4. Februar 1370 fand auf dem Marktplatze in Mün­ chen zwischen Theobald Güss und • S e i t z v. A11 h e i rn ein Kampfgericht statt, in welchem Seitz v. Altheim den Güssen tödlich verwundete. Dieser hatte den Seitz v. Altheim beim bayerischen Herzog Stephan verklagt, dass er aus Mechingen (Medingen) Yieh und andere Beute nach Eppisburg gebracht habe, was Seitz leugnete und den Güssen beschuldigte, er habe ihn zu einem Ueberfalle auf Johann Zengcr, den gol­ denen zu Rumpurg, während sich dieser auf dem Wege nach Dillingen befand, zu bewegen versucht und versprochen, seine Reiter zu ihm stossen zu lassen, wenn er ihm die Hälfte von Zengers Geld überlassen wolle. (Radlkofer: „Die Güssen von Leipheim. Zeitschr. d. hist. Ver. f. Schw. u. Neub. Jahrg. 1887.) Der letzte, der aus diesem Geschlechte genannt wird, ist „Jakob v. Alt heim”; er stand in Diensten des Bischofs in Dillingen ; für ihn ist ein Jahrtag in der Pfarrkirche zu Dillingen gestiftet. Sein Yater Rudolf v. Altheim war der letzte Lehen­ träger der Oettingischen Besitzungen in Altheim. Im Jahre 1405 gaben die Grafen Ludwig und Friedrich von Oettingen ihre Güter in Altheim, die „Veste und den Burghof”, den Brüdern Wilhelm und Diepold, „den Helen”, die mit dem Geschlechte derer v. Altheim verwandt waren, als rechtes Mannlehen. Diese „Helen von Mayenburg und Suntheim” besassen die genannten Güter in Altheim bis Ende des 16. Jahrhunderts. Bei den Pfarrakten befindet sich der Erb-

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Vertrag der Simon Hcl’schen Kinder, aufgerichtet am 11. März 1578. Der letzte dieses Geschlechts, der sich noch im Besitze der Althcim’schen Güter befand, Wilhelm Hel, ist i. J. 1606 gestorben und in der Pfarrkirche daselbst begraben. Von ihm hatte Bischof Heinrich die ehemals Oettingischen Güter gekauft. Aus dem Schlossgut wurden 6 einleib­ fällige Schlosshuben (jede mit 12, nach dem neueren Masse 20 Tagw. Aecker, */ß des Schlossgartens, 1 Krautgarten, meh­ rere Tagw. Wiesen und */$ des Holzes bei Steinheim) gebil­ det und Altheimern zu Lehen gegeben. Das Schloss stand noch bis Ende des vorigen Jahrhunderts. In demselben lei­ steten die Altheimer dem Bischof, ihrem Landesherrn, den Treueid. Die Oekonomiegebäude dienten als hochstiftlicher Gotreidekasten. Nach der Säkularisirung des Hochstifts wurde auch der Getreidekasten niedergerissen und der Platz mit Garten verkauft. In dem Garten, der nur durch die Strasse von der Nordseite des Gottesackers getrennt ist, sind noch deutlich die Spuren des Schlosses, das hier gestanden, erkennbar. VII. Schild: „Das ehemalige Kirchlein St. Leonhard in Dillingen.“ Dieses Kirchlein — St. Leonhard in campo — bestand nachweisbar schon unter Bischof Christ, v. Stadion (1517 bis 1548). Als derselbe am 15. April 1543 auf dem Reichstage zu Nürnberg starb und sein Leichnam nach Dillingen über­ führt wurde, empfingen denselben das ganze Domkapitel, wel­ ches sich von 1587—1543 in Dillingen befand, der übrige Clerus, die Scholaren und die Einwohnerschaft an dieser Ka­ pelle. — Am Feste des hl. Leonard wurde hier immer vom Pfarrklerus feierlicher Gottesdienst gehalten und es fand nach demselben der (heute noch an vielen Orten der Diözese Augsburg übliche) sogenannte Leonhards - Ritt um die Kapelle statt. — Im spanischen Erbfolgekrieg war sie in Gefahr, gänzlich verwüstet zu werden1). Der damalige *) 1703—04 hatten die Franzosen und die Bayern um Dillingen ein befestigtes Lager.

- 113 Stiftsdekan und Stadtpfarrer Dr. Weiss schreibt in seinen Aufzeichnungen: „Die Kirche zum hl. Leonhard ausserhalb der Stadt hätten die Soldaten ganz verwüstet, wenn nicht die Snlva guardia, die vom General Blainville erbeten worden war, Wache gehalten hätte1’. Unter dem Stadtpfarrer Dr. Loch­ brunner, 1721- 50, wurde das arg beschädigte Kirchlein wie­ der in bessern Stand gesetzt. Ende des vorigen Jahrhun­ derts, als nach dem Uebergange Moreau’s über die Donau (17. und 18. August 1796) sich zwischen Dillingen und Schretzheim ein heftiges Gefecht entspann, entging die St. Leon­ hards-Kapelle nochmals der Gefahr der Verwüstung. Nach der Säkularisation des Hochstifts Augsburg aber dekretierte die Regierung des Oberdonaukreises schonungslos den Ab­ bruch des Kirchleins, vor dem dasselbe nur dadurch bewahrt wurde, dass cs von der Militärverwaltung zur Aufbewahrung des Pulvers erworben wurde. Diesem Zwecke dient die ehe­ malige Kapelle — vulgo Pulverturm — noch heute. Möchte sie ihrer früheren Bestimmung wieder zurückgegeben werden! VIII. Dp. Specht: ,»Kardinal Otto Truchsess von Wald­ burg, Bischof von Augsburg (1543—1573)”. Zu den bedeutendsten Bischöfen Augsburgs gehört Otto Truchsess von Waldburg, der Gründer der Universität D i 11 i n g e n. Otto wurde geboren den 26. Februar 1514 auf dem Schlosse Sclieor bei Sigmaringen. Seine Studien machte er in Tübingen, Dole, Padua, Pavia und Bologna. In Pavia be­ kleidete er das Amt eines Rektors, in Bologna erhielt er den akademischen Doktorgrad. Im Jahre 1541 ernannte ihn Kai­ ser Karl V. zu seinem Rat und Vertrauten. Um diese Zeit wurde er auch in das Domkapitel in Augsburg aufgenommen. Als junger Domkapitular reiste er nach Rom, wo er das volle Vertrauen des Papstes Paul III. gewann, der ihn in einer wichtigen Angelegenheit an den König von Polen, Sigismund, sandte. Auf dem Rückwege erhielt er vom Papste den Auf­ trag, sich zu dem nach Nürnberg ausgeschriebenen Reichs­ tage zu begeben. Während dieses Reichstages starb Christoph 8



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Stadion, Bischof von Augsburg, und Otto wurde am 10. Mai 1543 zu seinem Nachfolger erwählt. Im Jahre darauf erfolgte seine Ernennung zum Kardinal. Als Bischof trat Otto mit grosser Entschiedenheit für die Erhaltung der katholischen Religion ein. An den wiederhol­ ten Versuchen, die religiöse Einheit in Deutschland wieder­ herzustellen , nahm er den regsten Anteil. Den Reichstagen, welche sich mit dieser Angelegenheit befassten, wohnte er re­ gelmässig bei und übte auf den Gang der Verhandlungen einen nicht unbedeutenden Einfluss. Im schmalkaldischen Kriege stand Otto auf seiten des Kaisers und unterstützte ihn durch Stellung eines kleinen Kontingentes. An dem auf dem Reichstagzu Augsburg 1548 erlassenen „Interim"’ hatte er kein Gefallen, liess es jedoch mit gewissen Beschränkungen in sei­ nem Bistum verkünden. Schwere Leiden kamen über Otto und das Hochstift Augsburg, besonders über Dill in gen und seine Universität, bei dem Zuge des Kurfürsten Moritz von Sachsen gegen Karl V., 1552. Otto begab sich zu diesem nach Innsbruck, dann nach Salzburg und zuletzt nach Rom. Nach dem Abschluss des Passauer Vertrages kehrte er in die Hei­ mat zurück. Gegen den auf dem Reichstag zu Augsburg 1555 geplanten Religionsfrieden protestierte Otto, weil er darin ein Hinderniss der Wiedervereinigung der getrennten Konfes­ sionen erblickte. Dieser Schritt zog ihm viele Unannehmlich­ keiten zu und zeitigte allerlei Gerüchte, gegen welche er sich in einer Verteidigungsschrift wandte. Die Uebel, an welchen die Kirche des 16. Jahrhunderts krankte, blieben Otto nicht unbekannt, und er trat dagegen namentlich in seiner Diözese als Reformator im besten Sinne des Wortes auf. Er liess Visitationen halten und veranstaltete in Dillingen zur Verbesserung der Kirchenzucht drei Synoden (1543, 1548, 1567). Dabei vergass er nicht, vor allem an sich selbst zu reformieren. Wiederholt unterzog er sich den geist­ lichen Uebungen des hl Ignatius. Auch gründete er unter den Adeligen einen Verein zur Beseitigung des Lasters der Trunk­ sucht. Gerne hätte er dem Orden der Gesellschaft Jesu in Augsburg eine Niederlassung gründen mögen, allein es ge-

- 115 lang ihm nicht, doch hatte er die Freude, dort einzelne Je­ suiten, wie den berühmten Canisius, mit Erfolg wirken zu sehen. Die bedeutendste That Ottos, die gleichfalls im Dienste des Reformationswerkes stand, war die Errichtung der Universität Dillingen. Dieselbe sollte vor allem der Heranbildung eines tüchtigen Welt- und Ordensklerus dienen. Die Universität wurde 1548 gegründet, 1550 eröffnet, 1564 dem Orden der Gesellschaft Jesu übergeben. Durch diese Gründung hat sich Otto ein bleibendes Verdienst erworben, nicht blos innerhalb seines Bistums, sondern weit darüber hin­ aus, namentlich aber in Süddeutschland. Seit der Uebernahme des bischöflichen Amtes war Otto mehr und mehr in Geldverlegenheiten geraten. Der Grund war nicht Verschwendungssucht, obwohl er übrigens Reprä­ sentation liebte, sondern ist anderswo zu suchen. Bei den da­ maligen kriegerischen Zeiten hatte nämlich das Hochstift und Otto persönlich schwer zu leiden; dazu kommt, dass die vie­ len Reisen Otto’s nach Rom und die Teilnahme an den Reichs­ tagen, sowie die vielen Bauten grosse Summen Geldes ver­ schlangen ; die grössten Ansprüche aber stellte begreiflicherweise die Errichtung der Universität. Im Jahre 1569 reiste Otto nach Rom, wo er bis zu sei­ nem am 2. April 1573 erfolgten Tode verweilte* Er litt an einem Magenübel, wozu sich noch ein Steinleiden gesellte. Die Ueberreste Otto’s wurden in der deutschen Nationalkirche bei­ gesetzt, 1613 nach Augsburg und 1614 nach Dillingen ge­ bracht, wo sie in der Jesuitenkirche ihre Ruhe fanden. Otto wird von den Zeitgenossen als ein bedeutender Kirchenfürst geschildert, er stand bei Kaiser und Papst in hohem Ansehen, verkehrte mit den Herzogen von Bayernt besonders Albrecht V. , in überaus freundschaftlicher Weise, war ein Freund und Beförderer der Wissenschaft und ein Wohlthäter der Armen und Hilfsbedürftigen.

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IX. Dr. Specht: „Ueber die innere Geschichte der hiesigen Lehranstalten“ !). Nach einem kurzen Ueberblick über die äussere Ge­ schichte der hiesigen Lehranstalten von ihrer Gründung (1548) bis zur Aufhebung der Universität (1808) wurde deren in­ nere Geschichte behandelt. Die von dem Kardinalbischof 011 o Truchsess errichtete Lehranstalt trägt in den Urkunden verschiedene Namen: Universität, Akademie, Studium generale, Universitas studii ge­ neralis. Die Universität hatte ein grösseres und ein kleineres Siegel. Auch von einem Siegel des Gymnasiums ist die Bede. Mit dem Siegel erhielt die Universität auch ihr Wap­ pen. Nach dem Yorbilde anderer Universitäten, besonders Bologna, Paris und Löwen, wurde die Hochschule in Dillingen von Papst und Kaiser mit den üblichen Privilegien ver­ sehen. Ueberdies wurde dem Kektor nnd den Professoren der Universität von Bischof Heinrich Y. die Approbation religiöser Bücher und Schriften eingeräumt. Die Universität um­ fasste sowohl das, was man gegenwärtig unter diesem Namen versteht, als auch unser heutiges Gymn asium, oder wie die Ausdrücke in den Quellen lauten, einerseits superiora studia, facultates superiores, anderseits studia inferiora, huwaniora, artes ingenuae. Indes brauchte es doch längere Zeit, bis der Studienplan vollständig zur Ausführung gelangte. Bei der Eröffnung der Universität, im Jahre 1550, trug diese noch sehr das Gepräge des Unfertigen. Infolge der Uebernahme derselben durch die Jesuiten im Jahre 1563/64 fand nament­ lich am Gymnasium eine bedeutende Erweiterung statt, so­ wohl was die Zahl der Klassen, als was die Lehrgegenstände betrifft. Eine wichtige Neuerung bei der eigentlichen Hoch­ schule, welche bisher nur zwei Fakultäten zählte, Theologie und Philosophie, war die unter Bischof Heinrich V., im Jahre 1607, erfolgte Einführung zweier Professuren für Rechts­ wissenschaft, nämlich für das kanonische und das bürger0 Vgl. den Jahresbericht von 1892, S. 135 ff.: „Die Quellen zur Geschichte der ehemaligen Universität Dillingon”.



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liehe Recht, mit Auswertung eines Gehaltes von je 250 fl. Der erste Professor des kanonischen Rechtes war der berühmte Lay mann, welchem später die gleichfalls sehr angesehenen Kanonisten Pirhing und Schmalzgrueber folgten. Der erste Professor für Civilrecht (Institutionen) war Dr. Manz, ein geborener Gundelfinger‘). Im Jahre 1750 wurde auch fürKirchengefcchichte ein eigener Lehrstuhl errichtet. Seitdem die Jesuiten die Universität übernommen hat­ ten, wurde deren Organisation fest und dauernd begrün­ det. Die Einrichtung, welche ihre Schulen sonst hatten, wurde hier adoptiert, soweit sie nicht schon vorhanden war. Die einzelnen Behörden alle aufzuführen, geht über den Rahmen, dieses Referates hinaus. Nur dies sei erwähnt, dass Akademie und Gymnasium unter einem Rektor standen. Dieser hatte das Recht, die Professoren und Beamten der Universität zu ernennen vorbehaltlich der Zustimmung des Bischofs. Mit der Universität war unter dem Namen des hl. Hie­ ronymus ein Kolleg (Konvikt) verbunden, in welchem ausser den eigentlichen Zöglingen für den Weltklerus Religiöse aus verschiedenen Klöstern und weltliche Studenten Wohnung und Unterhalt hatten, daher die Unterscheidung von Alumnen, Religiösen und Säkularen. 25 Alumnen wurden auf Kosten der apostolischen Kammer (Rom) unterhalten, welche jährlich 1200, später 1300 Scudi zahlte, bis 1797 im ganzen etwa 400,000 fl. Für arme, in der Stadt wohnende Studenten wurde schon früh ein eigener Fond gegründet. Diese Studenten hiessen pauperes S. Hieronymi oder ollarii (Hafenisten), sie bekamen die Mittagskost im Konvikt und hatten die Pflicht, singen zu lernen Und auf dem Musikchore mitzu wirken. Das ursprüngliche Kollegium des hl. Hieronymus stand auf dem Platz des heutigen Klerikalseminars und umfasste mehrere Häuser. Diese wurden aber noch unter Otto zum Teile niedergerissen, und es entstand ein neues Gebäude, wel­ ches teils zur Wohnung der Zöglinge bestimmt war, teils zum 0 Vgl. über ihn den Jahresbericht von 1892, S. 118.



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Ünterrichte — das eigentliche Universitätsgebäude. Das für die Zöglinge bestimmte Gebäude wich 1619—21 unter Bischof Heinrich dem jetzigen Klerikalseminar. Auch das Univer­ sitätsgebäude musste unter diesem Bischof einem Neubau wei­ chen, welcher aber nur bis 1688 stand, in welchem Jahre Bi­ schof Ch ri stop h von Freiberg den Bau eines dritten Ge­ bäudes, des gegenwärtigen Lyceums begann. Für die Je­ suiten Hess Bischof Otto ein eigenes Kollegium (collegium societatis Jesu) zur Wohnung erbauen, nämlich das heute noch stehende Gebäude zwischen Lyceum und Kirche. Diese, heute Studienkirche, auch Jesuitenkirche genannt, wurde von Bischof Heinrich 1610—16 erbaut. Das gegenüberstehende Gymnasium liess Bischof Alexander Sigismund 1725 bis 28 aufführen. Die Zahl der Studierenden an der Universität mit ihren Appertinentien war nach der Zeit einem nicht unbedeutenden Wechsel unterworfen. Im Anfang war sie begreiflicherweise noch gering. Dagegen weist beispielsweise das Jahr 1627)28 62 Theologiestudierende und 183 Philosophiestudierende auf, also im ganzen 245 Hörer. Im Kolleg (Konvikt) wohnten bisweilen 200 Zöglinge, manchmal auch weniger. Die Zahl sank sogar bis auf 30 herab. Die Frequenz am Gymnasium schwankt zwischen 325 (1630|31) und 50 (1802|3) Schülern.

:fcv£iscellstnea,. i.

[Beziehungen Dillin gen s zu Eichstätt.] Vor allem ist zu erwähnen, dass der hl. Ulrich, den ja Dillingen für sich in Anspruch nehmen darf, öfters wallfahrend zum Grabe des hl. Wilibald nach Eichstätt kam. Und als Bi­ schof Regin old von Eichstätt (960—989) mit dem Plane umging, einen neuen Dom zu bauen und den hl. Ulrich fragte, warnte dieser ihn, indem er sagte, er finde den Plan weder für notwendig noch für gut. Die Kirche sei gross genug ihrem Umfange nach, viel grösser aber durch ihre Heiligkeit; er sei noch in keine Kirche gekommen, in welcher er so gut habe beten können (Suttner, Baugeschichte des Doms in Eichstätt, S. 4). — Am 19. Jänner 1286 wurde in Eichstätt ein Ablass­ brief gegeben für eine Geldsammlung zum Armonspital in Dill in gen, 1287 für Kloster Mödingen (Sax, die Bischöfe von Eichstätt, S. 134). — 1487 wanderte das Eichstätter Domkapitel in corpore nach Dillingen aus und rief von da die Intervention einzelner Reichsfürsten in einem Processe an. (ebd. S. 349.) — Um 1560 und später studierte mancher Eichstätter in Dillingen, und Bischof Eberhard II. von Eichstätt [1552- 1560) handelte vielfach unter dem Beirate

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des Oardinals Otto von Truchsess. (Sax, a. a. 0. S. 449 und 459.) — Die Konsecration der Eichstätter K a p u z i n e r kirche nahm Bischof Heinrich v. Knöringen, der Freund des Eichtätter Bischofs Johann Christoph von Westerstetten (1612 bis 1636) vor, und bei der Feier waren auch Dillinger Jesuiten, darunter 2 Neffen des hl. Aloysius zugegeij. Prof. Dr. Englert. II. £W o 1 f g a n g Seidl.] Ueber diesen bayrischen Gelehr­ ten des 16. Jahrhunderts, Benediktinermönch, welcher zwei Werke in Dillingen drucken Hess: 1) Christenliche, Catholische underriebt, etc. Dillingen. Mayer. 1556 und 2) Geistlicher Layenspiegel etc. Dillingen, Mayer. 1559 ist eine Biographie erschienen in den Hist. pol. Blättern, 113. Band, 3. Heft, S. 165— 185. Der Herausgeber derselben teilt auch das Bruchstück eines Briefes des sei. Canisius mit, in welchem dieser den Benediktiner Seidl zur Veröffentlichung des nützlichen Werkes beglückwünscht und schreibt: „Quod autem Dillingae librum tuum edendum curaris, maiorem in modum probo, et boni in aula Caesarea Commendant vehe­ menter”. Prof. Dr. Englert. III. [200jähriges Jubiläum einer Speisekarte.] Speisekarte und Kostenrechnung für ein am 5. Oktober 1 694 bei Johann Ruf, damaligen Sonnenwirth in Dillingen, stattgefunden Convivium (Diner). Zu der Mahlzeit: 6 Rebhühner........................ 4 fl. 6 kr. 8 Halbvögl............................. — n -£ u 2 welsche stuckh . . . . . 1 n oO „ 31/* Duzet Lerchen 53 „ 2 pfund Vorrellen . . . . — „ 30 ,, ein Haasen 24 „ An dem Mahle haben 6 Herren tbeilgenommen.

Aus einer andern Rechnung aus dieser Zeit ersehen wir auch, was bei einem solchen Mahle getrunken wurde. So heisst es z. B. bei der Rechnung von 1707: Für 8 Personen, so am Mahl theilgenommen und andere, so nachmittags dazu kamen, (wie viele, ist nicht gesagt) für 40 Maass Wein an diesem Mahl geben 4 fl. 40 kr. Oefters heisst es auch statt Dessert einfach „Gutele”. Dekan Schild. IV. [Lebensmittelpreise in Dillingen 1816—1855,] Unsere Bibliothek besitzt ein Büchlein, in welchem P. Jo­ seph Ruff, S. J., der als Lehrer verschiedener Disciplinen in Ingolstadt, Neuburg, München, Mindelheim, Innsbruck, Eichstätt und Dillingen (hier in den Jahren 1766—68) thätig war, die Namen und Personalien seiner Schüler, teilweise auch deren spätere Schicksale niederschrieb. Hierauf folgen handschriftliche Aufzeichnungen eines ge­ wissen Joseph Helmschott, welche die Jahre 1796—1855 um­ fassen und neben Familiennachrichten auch Angaben über Dillinger Lebensmittelpreise enthalten. Letztere sind in folgen­ dem zusammengestellt. 1 Schaff 1816

24. Hornung Auf. Mai Ende „ 7. Juni 21. „ 28. „ 5. Juli 12. „ 1». * 26. „ 12, Aug. 16. „ 13. Sept. 6. Dez. 1818 28. März 1826 1. Horn. 22. April 1843 Oktober 1846 1847 Januar Apr.-Juni Aug. 1848 1864 10. Juni 17. „

Kern a.

60

04 72 04 64 66

80

68 74 71 60 38 44 2!) 24 8 tl. 32 kr. 7 tl. 20—26 fl. 26—20 28—30 42—14 20—25 18 38—30 40 fl. 45 kr.

Roggen 40 fl. 50 55 75 60 48 60 58 64 50 40 30 52 40 24 7 fl. 48 kr. 8 r> 24 „ 16—18 fl. 24—28 24—27 36—40 12—15 15 fl. 45 kr 33—34 32 fl. 30 kr.

Gerste — fl. 44 52 74 61 42 53 53 64 50 40 36 36 30 19 5 fl. 24 kr. 4 „ 20 „ 12—15 fl. 15-1811. 30 kr. 15—17 25-27 12—15 12 fl. 80 kr. — 21 fl. 40 kr.

Haber 18 fl. 19 22 28 15 — 16 16 20 19 17 18 12 9 8 3 fl. 36 3 n 15 6—7 fl 8—10 7—8 10—12 — 5 fl. 20 — 10 fl. 24

kr. n

kr. kr.



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1 Pfund Ochsen­ fleisch 1816 24. Hornung Ende Mai 21. Juni 1818 28. März 1843 — Oktober 1846 1847 Januar 1854 1855

13 kr. 18 -— 13 14 12

— 13 13

Schwein­ Kuhfleisch fleisch 15 kr. — — — 12

11

— •— —

kr.

,10 12 10

16 — — 16 16

— 12



Butter

Schmalz

38 kr. — 24 28 27—28 — 28 24 — 30—32

46 kr. — 32 36 30 — 30 28 — 30-32

1 kr. Wecken 2 kr. Laibl 1816 24. 21. 17. 16. 13. 6. 1818 28. 1843 1847 1851 17. 1855

Hornung Juni Juli Aug. Sept. Dez. März. Oktober Januar Juni

l'/s Loth 1 L. l'/2 Qu.

6 Loth







3 Qu. 8 L. 6 L. 1 Qu. L. — 2 Qu. 1 Qu. 12 L. 31/2 Qu. —





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Jt

2 L. 2 2 L. 4 L.

Mass Braunbier



— —



6V2 kr. 6 kr.



5 kr. 6—7 kr. 7 kr.

Per gleichen Quelle entnehme ich, dass im Teuerungsjahre 1816 und zwar am 24. Hornung das Schaff Erdäpfel 12 fl., drei Eier am 27. Juni 4 kr. kosteten. Hr. V. [Ein vereitelter Ausbruch französischer Kriegsgefangener.] Unter diesem Titel brachte der „Sammler”, Beilage zur „Augsburger Abendzeitung” Nro. 10, 1894 nach dem „Temps” einen Bericht über einen in grossem Massstab geplanten Ausbruch französischer Kriegsgefangener, die 1870 in Ulm und Dillingen interniert waren. Hr. VI. [Zu denSchreibervermerken,] womit so viele mittel­ alterliche Handschriften kräftig abschliessen und deren W. Wat­ tenbach (Schriftwesen des Mittelalters, 2. Aufl. Leipzig 1875,

— 123 — S. 416 ff,) eine Reihe charakteristischer Beispiele zusammenge­ stellt, liefert auch die Handschrift 200 der kgl. Bibliothek Dillingen einen Beitrag. Es ist ein dicker Quartband mit ungezählten Pergamentblättern, eingebunden in zwei Polzdeckel, welche den mit schöner Pressung versehenen, aber leider beschädigten alten Lederbezug noch aufweisen. Der Katalog bezeichnet die Handschrift als Rituale, in der That aber ist sie eine Abhandlung über liturgische Gegenstände und Rubriken; die Bestimmung ist dadurch erschwert, dass die ersten Blätter ausgeschnitten sind. Die Schrift gehört durch die ganze erste Hälfte des Buches vielleicht noch dem XI., sicher aber dem XII. Jahrhundert an. Eine Hand des XY. Jahrhunderts hat dazu bemerkt (fol. lv.): Iste über est beate Yirginis .. ., der nun folgende Ortsname ist einer Rasur zum Opfer gefallen. Aber dafür hat eine Hand des XYI. Jahrhunderts ergänzt B. Y. Mariae in Wettenhausen. Der zweite Theil des Buches, ähnlichen Inhaltes wie der erste, verräth eine Hand, die dem Ausgange des XIII. oder dem beginnenden XIV. Jahrhundert angehört. Diese hat nun auch die Schlussformel beigegeben und zwar auffallenderweise in deutscher Sprache, obwohl der ganze übrige Inhalt des Codex lateinisch ist. Der beigegebene Vers Si quis. furetur, sibi funus ad collum ligetur! erweist sich, gleichwie der andere Si quis furatur, ad patibulum suspendatur! schon durch blässere Tinte als Beischrift des XV. Jahrhun­ derts. Beide können weder an Kraft noch an frischer Naivi­ tät sich messen mit den deutschen Schimsversen, die also lauten: Der diz buoch geschriben hat, Dez muoze werden guot r[at]*) Heil und langes leben**) Muoze im got von hymele geb[en] *) Durch Beschneiden des Buches sind die Endbuchstaben ver­ schwunden. **) Die Handschrift liest leiben.



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Got helfe im durch sine guote! Daz er sich wol behuote Yor weltlichen schänden Und vor dez tiweles banden! Die diz buoch hören lesen, Bifcent im guadich wesen Sancte Mariun Umbe ir truot sun, Daz siu im irwerbe, Daz er nich an der sele sterbe Und swen er hinnen va[re], Daz in sancte Michahel beware Und in weore (vuere!) in Habraham [schoze] Daz er da werde der seligen genoze! Schlecht. VII. [Aus dem Nachlass des Augsburger Bischofs Jo­ se p h,] Landgrafen von Hessen-Darmstadt (1740— 17 68) rührt her ein Manuscript der kgl. Bibliothek Dillingen (in folio Nro. 4), das einen kleinen Beitrag zur Geschichte des Barockstils liefert und den Titel führt: „Dell’ architettura civile ridotta da me Antonio Soliani. Parte I. Dedicata all’ Altc^za serenissima di Filippo Langravio d’ Assia-Darmstat”. Landgraf Philipp ist der 1693 in Brüssel zur katholischen Lirche übergetretene Vater dos Bischofs, welcher Jahrzehnte lang in Diensten Oesterreichs die Stelle eines Gouverneurs der Festung Mantua bekleidete (Braun, Geschichte der Bischöfe von Augsburg. 4. Band. Augsb. 1815 S. 449 ff.) und dadurch dem italieni­ schen Baukünstler Gelegenheit zur Annäherung bot; das Brescello, von wo aus die kurze Widmung vom 16. November 1723 datiert ist, wird also wohl im Mantuanischen zu suchen sein. Aus dem Besitz des Yaters ist dann das Buch in die Biblio­ thek des Bischofs übergegangen, wie dessen auf dem hüb­ schen Vorsetzblatt aufgeklebtes Ex libris beweist. Der grün­ seidene Einband ist stark beschädigt: auf der Vorderseite trägt er in bunter Seidenstickerei das Wappen des Landgrafen, auf

— 125 — der Rückseite dessen gekröntes Monogramm. Den Inhalt bil­ den 37 Tafeln in getuschter Federzeichnung mit gegenüberstehender Erklärung. Das Titelbild umfasst zwei Blätter und stellt den Tempel der Unsterblichkeit dar, geschmückt mit Trophäen und allegorischen Statuen. Das übrige ist eine Art Konstruktionslehre des Barockstiles mit zeichnerischen Dar­ stellungen (Grund- und Aufrissen) der Details: Säulen, Simse, Bögen, Fenster, Friese, Fassaden. Dabei laufen manche Ge­ schmacklosigkeiten unter, für das Figürliche verräth Soliani Mangel an jeglicher Befähigung; aber er sitzt fest inderKonstruktionslehre und lässt z. B. die gewundene (Spiral-)Säule aus dem Zirkelschlag in strenger Gesetzmässigkeit in 8 Fi­ guren erstehen. Im Anhänge wird eine vergleichende Tabelle der antiken mit den damals gebräuchlichen Massen beigegeben. Schlecht. VIIL [Der Franziskaner Caspar Schatzgeyer] (vgl. Janssen, Gesch. d. deutsch. Yolk. VII., 458 f.) ist in derselben Bibliothek vertreten durch Handschrift 196, welche der Ka­ talog als Sarzger Caspar, Sermones adventuales bezeichnet. Es ist ein kleines Quartbändchen in gleichzeitigem schwarzen Ledereinbande und enthält auf 449 Seiten: 1) lateinische Skiz­ zen von Advent-und Fastenpredigten, (je eine für jeden Tag!) S. 1—294 mit dem Schreibervermerk: Ego Mathias Walch vicarius in Apfldarff hec hactenus exscripsi sabbato post Reminiscere ao. d. 1529 — Deo laus! 2) einen Commentar zu Judith und Daniel S. 303 — 399 mit dem Schreibvermerk: Finis huius dominica sexagesima ao. 1529 per me Mathiam Walch vicarium in Apfldarff und 3) S. 402 bis zum Schluss drei kleine Abhandlungen de abstinentia et ieiunio, de oratione und de confessione. Schlecht.

Chronologische Aufzeichnungen aus Dillingen und Umgebung. 1893. Vom Magistratsofficianten Müller. 17,

Januar:

18. Januar:

27. Januar: 27, Januar:

Niederste Jahrestemperatur in Dillingen, näm­ lich —26,6° Celsius. (Bereits am 10. Januar wurde auf dem Eise des Altwassers dahier ein neues 35 Hektoliter fassendes Lagerfass durch Schäfflermeister Fauser hier au sge­ picht; das Eis hatte 28 cm Stärke. — Am 17. Januar war die Donau dahier bis auf eine ganz kleine Strömung unterhalb des ersten Joches zugefroren.) Michael Daisenberger, kgl. ordentl. LycealProfessor und bischöfl. geistl. Rat in Dillingen, Gründer und I. Vorstand des histo­ rischen Vereins Dillingen, gestorben. Das Geburtsfest Seiner Majestät des deutschen Kaisers wurde in herkömmlicher Weise gefeiert. Das Ehrenzeichen für Mitglieder der Feuer­ wehren wurde verliehen: 1 Feuerwehrmanne in Dillingen, 45 Feuer­ wehrleuten in Gundelfingen, 2 Feuerwehr­ leuten in Höchstädt und 4 Feuerwehrleuten in Lauingen.

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1. Februar: In Gundelfingen wurde eine Stadtpost eröff­ net. (Die Lokalitäten befinden sich im Rat­ hause, woselbst der Stadtmagistrat im Par­ terre die nötigen Räume zur Verfügung stellte und dem Z wecke entsprechend herstellen liess.) Die Postexpedition auf dem Bahnhof erhielt die Bezeichnung „Gundelfingen II Bahnhof”. 3. Februar: Hochwasser in Gundelfingen. 4. Februar: In Höchstädt wurden 2 Anwesen durch Feuer zerstört. 1 l.-l 2. Februar: Wiederholtes Hochwasser in Gundelfingcn. 15. Februar: In Weisingen brannte ein Wohnhaus nieder. 19. Februar: Das goldene Bischofsjubiläum Seiner Heilig­ keit Pa pst Leo XIII. wurde feierlichst begangen. 2. März: Die von den Privatierseheleuten Anton und * Wilhelmine Müller von Augsburg letztwillig mit einem Kapitale von 10,000 Mark zu Gunsten der Gemeinde Aislingen begründete örtliche Stiftung für verschämte Arme und Kranke unter dem Namen „Anton und Wil­ helmine Müller’sche Wohlthätigkeitsstiftung” wurde unter dem Ausdrucke allerhöchster wohlgefälliger Anerkennung des von den Stif­ tern bekundeten Wohlthätigkeitssinnes lan­ desherrlich bestätigt. 12. März: Das Geburtsfest Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold wurde in feier­ licher Weise begangen. 17.-21. März: Der Hoch würdigste Herr Bischof Dr. Pankra­ tius von Dinkel in Augsburg erteilte in der Hauskapelle des bischöfl. Klerikalseminars zu Dillingen am 17. März an 31 Alumnen, 8 Ka­ puzinerordensprofessen und 5 Mitglieder der St. Benediktus-Missionsgenossenschaft die erste Tonsur und die vier niederen Weihen, am 18. März an 50 Akolythen dm Subdiakonat, am 20. März an 40 Subdiakonen das Diako-

— 128 — nat und am 21. März an 9 Diakonen das Presbyterat. 3 0. März: Rentamtsdiener Marinus Kolmberger in Dil­ lingen feierte sein 50jähriges Dienstjubiläum, aus welchem Anlass Seine Königliche Hoheit Prinz-Regent Luitpold bereits unterm 10. März mit Rücksicht auf die seit 50 Jahren mit Treue und Eifer geleisteten Dienste genanntem Jubilare die Ehrenmünze des Ludwigs - Ordens Allergnädigst zu verleihen geruhten. 1. April: In Höchstädt wurde mit dem Baue eines Distrikts-Krankenhauses begonnen. 10.-27. April: Am 10. April wurde in Lauingen ein Wohn­ haus mit Stadel, am 26. April in Dillingen ein Stadel und am 27. April in Haunsheim ein Wohnhaus nebst Stadel und Stallung durch Feuer vernichtet. 2 7. April: Das Geburtsfest Seiner Majestät des Königs wurde in bisher üblicher Weise gefeiert. April: In Dillingen wurde die Schüttenberg-Strasse korrigiert. 1. Mai: In Höchstädt brannte ein Wohnhaus und zwei Städel nieder. Nachts lOV^Uhr wurde vom Postzug 459 an der 2. Mai: Schretzheimer Ueberfahrt öin Fuhrwerk über­ fahren; dabei wurde das Pferd getötet und das Wägelchen vollständig zertrümmert; die Insassen, 2 Personen, kamen mit leichten Verletzungen davon. Das k. humanistische Gymnasium in Dillingen 4. Mai: feierte sein übliches Maifest. 5.-23. Mai: Am 5. Mai wurde in Bergheim ein Stadel, am 9. Mai in Unterliezheim ein Wohnhaus nebst Stall und am 23. Mai in Deisenhofen 1 Anwesen durch Feuer zerstört. 2 3. Mai: Höchste Jahrestemperatur in Dilliugen, näm­ lich 28,5° Celsius,

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30. u. 31. Mai: Seine König!. Hoheit Prinz Arnulpb, kommandirender General des I. Armee-Corps tra­ fen am 30» Mai Abends 10 Uhr 36 Min. mit Begleitung dahier ein, wohnten am 31. Mai der Besichtigung des k. 2. ChevaulegersRegiments „Taxis” auf dem grossen Exercierplatze an und verliessen nachmittags 3 Uhr 87 Min. wieder die hiesige Stadt; während der Anwesenheit Seiner Kenigl. Hoheit hatte die Stadt Flaggenschmuck angelegt. 8. u. 9. Juni: Am 8. Juni Abends 10 Uhr 36 Min. trafen Seine Königl, Hoheit Prinz Arnulph wieder­ holt dahier ein und wohnten am 9. Juni der Besichtigung des k. 2. Chevaulegers - Regi­ ments „Taxis” auf dem grossen Exercierplatze an. Nachm. 3 Uhr 87 Min. verliessen Seine Königliche Hoheit wieder die hiesige Stadt, welche an letzterem Tage festlich beflaggt war. 1 1. Ju n i: Die Offiziere des k. 2. Chevauleger-Regiments „Taxis” veranstalteten auf dem grossen Exer­ cierplatze ein Pferde-Rennen. 15. Juni: Bei den heute erfolgten Wahlen zum Reichs­ tage wurde im Wahlkreise Dillingen (umfas­ send die unmittelbaren Städte Dllingen und Günzburg, sowie die Bezirksämter Dillingen, Günzburg und Zusmarshausen) gewählt: Mar­ tin Zott, Gutsbesitzer inMödishofen (Centrum). 2 3. u. 2 4. Juui: Seine Excellenz der Königl. Staatsrat und Staatsniinister Herr Dr. Ludwig August von Müller besichtigten in Begleitung Seiner Excellenz des k. Regierungspräsidenten Herrn von Kopp und des k. Oberbaurats Herrn Bernatz am 23. Juni in Lauingen das kgl. Schullehrerseminar und am 24. Juni in Dil­ lingen das k. humanistische Gymnasium, die Taubstummenanstalt und die gewerbliche Fort­ bildungsschule. 9

- 130 Juni:

In Dillingen wurde der Zugang zur neuer­ bauten protestantischen Kirche erweitert. (Die städtischen Kollegien hatten hiezu einen Zu­ schuss von 1200 Mark aus Mitteln der Stadt­ kasse unter der Bedingung bewilligt, dass der öffentliche Durchgang gegen die Ziegelei auf beiden Seiten der Kirche gegen Westen zu stets zur Benützung offen gehalten wird.) Der durch die beiden VerschönerungsYereine Dillingen und Lauingen angelegte romantische Fussweg zwischen den beiden Städten war am 30. Juni fertiggestellt. In Hundelfingen feierte der Veteranen-Verein 2. Juli: sein 50jähriges Jubiläum. In Oberglauheim wurden durch ein Gross­ 7. Juli: feuer 11 Firste (darunter 6 Wohnhäuser) eingeäschert. In Dillingen wurde die am 19. Juni begon­ 8. J u 1 i: nene Kanalisation der Kleinen Alleestrasse beendigt. In Lauingen fand die feierliche Eröffnung 9. Juli: der neuerbauten Turnhalle und das IX. Gau­ turnfest des Iller-Donau-Gaues statt. 9. J u 1 i: In Wittislingen brannten drei Anwesen nieder. 8.-11. Juli: Der Hochwürdigste Herr Bischof Dr. Pankratius von Dinkel in Augsburg erteilte am 8. Juli in der Stadtpfarrkirche zu Dillingen an 702 Firmlinge, am 10. Juli in der Stadt­ pfarrkirche zu Lauingen an 602 Firmlinge, und am 11. Juli in der Stadtpfarrkirche zu Höchstädt an 519 Firmlinge die hl. Firmung. 12. Juli: Bei den heute stattgefundenen Wahlen der Landtagsabgeordneten wurden durch die Wahl­ männer des 3. Wahlkreises (umfassend die Amtsgerichte Dillingen, Höchstädt, Rain, Wertingen und Zusmarshausen) gewählt: 1) Martin Zott in Mödishofen (Centrum) und



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2) Dr. Eugen Jäger, Verleger und Redakteur der „Pfälzer Zeitung” in Speyer (Centrum); durch die Wahlmänner des 6. Wahlkreises (umfassend die Amtsgerichte Günzburg, Lauingen und Neu Firn) wurden gewählt: 1) Anton Landmann, rechtsk. Bürgermeister in Günzburg (liberal) und 2) Johann Geiger, Bierbrauer in Gundelfingen (liberal). 17. Juli: In Deisenhofen wurde ein Wohnhaus nebst Stadel und die obereMühlc durch Feuer zerstört. 2 5. Juli : Das Ehrenzeichen für Mitglieder der Feuer­ wehren wurde verliehen 1 Feuerwehrmanne in Schretzheim und 2 Feuerwehrleuten in Staufen. 2 5. Juli: In Blindheim fand in der Zeit vom 17.-25. Juli eine Volksmission statt. 3 1. Juli: Vom Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Pan­ kratius von Dinkel in Augsburg wurde in der Hauskapelle des bischöfl. Klerikalseminars zu Dillingen an 31 Diakonen das Presbytcrat erteilt. 3.-5. August: Am 3. August brannte in Bächingen und am 5. August in Schretzheim je 1 Anwesen nieder, fi. August: Der Veteranen-Verein Lauingen feierte sein 50jähriges Stiftungsfest. 6. August: Die freiwillige Feuerwehr Höchstädt feierte das Fest ihres 30jährigen Bestehens und ihrer Fahnenweihe. IG. August: In Diliingen fand in Folge der Futternot ein ausserordentlich starker Viehmarkt statt; zu­ getrieben wurden über 1500 Stück Rindvieh. 19. August: In Dillingen wurde in der Zeit vom 8. Juli bis 19. August die Neuanlage von Trottoirs fortgesetzt. 2 0. August: In Dattenhausen wurde ein Anwesen durch Feuer eingeäschert. 9*

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22. bis 29..August: In Dillingen und Umgebung fanden anlässlich der Brigadeübungen der 2. Kaval­ lerie-Brigade grössere Truppeneinquartierung­ en statt. 2 8. u. 29 August: Seine König], Hoheit Prinz Arnulph, koinmandircnder General des I. Armee-Corps trafen am 28. August Nachm. 5 Uhr 46 Min. in Begleitung dahier ein, wohnten am 29. August der Besichtigung der 2. KavallerieBrigade auf dem grossen Exercierplatze an und begaben sich Nachmittags 3 Uhr von hier nach Lauingen zur Besichtigung des dor­ tigen Distriktskrankenhauses, der Stadtpfarr­ kirche etc. Nachm. 3 Uhr 47 Min. erfolgte die Bückkehr Seiner Königl. Hoheit nach München ; während der Anwesenheit des hohen Gastes hatten die beiden Städte reichen Flaggenschmuck angelegt. 1. September: Das 2. Chevaulegers-Regiment „Taxis” marschierte in die Manöver ab. 7.-11. Sept.: Am 7. Sept. wurden in Kicklingen 2 Ställe und 1 Stadel, am 9. Sept. in Schabringen 1 Stadel und am 11. Sept. in Blindheim 1 An­ wesen durch Feuer zerstört; dem letzteren Brande fielen auch 5 Stück Bindvieh und 2 Schweine zum Opfer. 17. September: Die Gemeinde Schabringen beging das 25jährige Dienstjubiläum ihres Lehrers Mack in feierlicher Weise. 2 4. September: Das 2. Chevaulegers-Begiment „Taxis” kehrte von den Herbstmanövern in seine Gar­ nison zurück. II. Oktober: In Dillingen fand in den Kirchen beider Kon­ fessionen feierlicher Gottesdienst für die ein­ gerückten Rekruten statt, welchem hierauf in der Kaserne die Vereidigung der Rekruten folgte.

133 — 2 6. Oktober: In Gundelfingen wurde ein Anwesen durch Feuer vernichtet, 2 8. Oktober: Die am 0. Oktober begonnenen Arbeiten zur Herstellung des Fundaments für das zu er­ richtende Kriegerdenkmal in Dillingen wur­ den beendigt. 1. November: Das Allerhöchste Namensfest Seiner Königl. Hoheit des Prinz - Regenten Luitpold von Bayern wurde in herkömmlicher Weise ge­ feiert. 1 1. November: In Staufen fand die feierliche Benediktion der neuen Pfarrkirche statt. 11. Novem b e r : Die Fabrik Zöschlingsweiler veranstaltete elf Arbeitern ihres Etablissements für 2r>jährige Arbcits- und Dienstleistungen eine feier­ liche Ehrung. 19. November: In Dillingen fiel der erste Schnee. 30. No vom her: Am Hause des Handelsmannes Ignaz Ober­ bacher in Dillingen, Weberstrasse Hs.-Nr. 22 wurde eine Gedenktafel für den berühmten Jugendschriftsteller Christof von Schmid an­ gebracht. (Christof von Schmid besuchte 17 83; 84 das hiesige Gymnasium und wohnte damals in bezeichnetein Hause.) N o v e m b e r: Die westlich der neuen Bahnhofstrasse in Dillingen liegenden städtischen Gründe werden in eine Parkanlage, in deren Mitte sich ein Hügel mit dem darauf zu errichtenden Krie­ gerdenkmal erhebt, umgewandelt werden; die diesbezüglichen Wegeaushebungen haben bereits im Monate November begonnen. 15. Dezember: In der Zeit vom 1. November bis 15. De­ zember 1893 fanden in den Landgemeinden des k. Bezirksamts Dillingen die Gemcindeund Kirchenverwaltungswahlen statt; in den Städten Dillingen, Lauingen, Gundelfingen und Ilöchstädt fanden innerhalb derselben

— 134 — Zeit die Gemeindebevollmächtigten-, Magi­ stratsrats- und Kirchen-Yerwaltungs-Wahlen statt, 2 5. Dezember: In Oberbechingen brannte ein Anwesen nieder.

Nach der am 1. Dezember 1890 vorgenommenen Volks­ zählung zählt: Die Stadt Dillingen 5775 Einwohner (3185 männliche und 2590 weibliche) und 1007 Haushaltungen und das k. Bezirksamt Dillingen 37,951 Einwohner (18,337 männliche und 19,614 weibliche) und 8282 Haushaltungen.

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Nachträgliche Bemerkungen zum Bericht über die Aus­ grabungen bei Schretzheim im V. Jahresbericht p. 18 ft.

Die Angaben im vorjährigen Jahresberichte werden durch folgende Ausführungen des Direktors des Römisch-Ger­ manischen Centralmuseums in Mainz, Herrn Dr. Lindenschmit, berichtigt bezw. ergänzt. „Bei der Gruppe der Schmuckgeräte ergab sich, dass sämtliche Fibeln mit Ausnahme der kleinen, mit grünlichem Glas besetzten Scheibenfibel (Grab XXIII) aus Edelmetall, Gold und Silber, bestehen. Alle Spangenfibeln sind aus Sil­ ber hergestellt . , . „Die prächtige, grosse Scheibcnfibel aus Gold (Grab XXIII) bot Gelegenheit, die Masse zu untersuchen, welche als Unter­ lage für die ehemaligen Einlagen aus geschnittenen Halbedel­ steinen gedient hat. Der die Zellen zum Teil füllende Stoff ist Schwefel; er diente wohl nicht allein zur Auffüllung der Zellen bis zu gewisser Höhe und als Kittmasse, sondern zu­ gleich, durch seine helle, leuchtende Farbe, als wirksame Folie für die darüber liegenden Granatsteine.” „Die Spinnwirtel aus Bergkrystall sind von grosser Sel­ tenheit, namentlich gilt dies für Süddeutschland . • . „Die drei messerartigen Gegenstände mit vorspringendem Stachel am Ende der Klinge, welche in Frauengräbern ge­ funden wurden (Grab XXII, XXVI, XXXYI), sind keine Waf­ fen, sondern jedenfalls Geräte. Auch bei Untersuchung des berühmten alamannischen Gräberfeldes zu Oberflacht wurden solche Geräte aus Frauengräbern erhoben. Wenn auch der Zweck, welchem dieselben dienten, nicht mit Sicherheit nach­ zuweisen ist, so erscheint es doch wahrscheinlich, dass sie beim Weben benutzt wurden. In Skandinavien war ein sol­ ches Gerät noch im späteren Mittelalter als sog. Weberschwert im Gebrauch, dort übrigens aus Holz gefertigt. Die Spitze konnte dazu dienen, das Durchfahren durch die Kette zu er-

— 13«,—

leichtern. In den zahlreichen bis jetzt aufgedeckten ReihenGr äberfeidern des Rheinlandes konnten diese Geräte bis jetzt nicht, beobachtet werden.” „Die Scherben und Gefässe roherer Art, welche bei den Rcihcngräberfunden von Schrctzhcim mehrfach gefunden wurden und zwar aus Brandgruben zu Tage kamen, dürften wohl von den Reihengräberfunden zu trennen sein . . Ilr,

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