Innenräume entwerfen: Konzept, Typologie, Material, Konstruktion 9783034606813, 9783034615792, 9783034613002

A comprehensive compendium Designing interior spaces is a task that is equally relevant as architecture, landscape arc

284 70 46MB

German Pages 368 Year 2013

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Polecaj historie

Innenräume entwerfen: Konzept, Typologie, Material, Konstruktion
 9783034606813, 9783034615792, 9783034613002

Table of contents :
Vorwort von Simon Hamilton
Vorwort von Kees Spanjers
IN BETWEEN – INNENARCHITEKTUR ZWISCHEN ARCHITEKTUR UND DESIGN
Wahrnehmung
Berufsbild
Corporate Design im Raum
Soziale Komponente
Produktdesign
Gesamtkonzept
Farbe
Material
Werte
Trend
Innenarchitektur spiegelt die Ära wider
Aufgabentypen
Die ENTWICKLUNG EINER DISZIPLIN: LEHRE UND FORSCHUNG IM BEREICH DER INNENARCHITEKTUR
NACHHALTIGKEIT: BRANCHENSTANDARDS UND INNOVATION
Nachhaltigkeit durch Branchenstandards
Bewertungs- und Zertifizierungssysteme
Kritik und Chancen
Nachhaltigkeit durch Innovation
Bauen im kleinen Maßstab und der Einfluss von Ökonomie und Ökologie
Fallstudie: Vier kleine Projekte in New York
Modulare Verfahren
Impermanenz
Fallstudie: Illy Caffè
Fallstudie: Toolbox, Turin
Der performative Aspekt: Von der Flexibilität zur Multifunktionalität
Umnutzung
YOU HAVE TO BE INSPIRED... MODE, MUSIK, KUNST UND WISSENSCHAFT ALS INSPIRATION
Was bedeutet “Gestalt/-gebung” und was verstehen wir unter “Qualitäten“
Inspiration: Zwischen Emotion und Funktion
You have to be inspired... by music
You have to be inspired... by art
You have to be inspired... by fashion
You have to be inspired... by science
LEBENSQUALITÄT
Quality - the quiet revolution
Raumqualität: Ordnung, Unordnung, Gliederung, Wegeführung
Mikro-Stress im Hotel: Do it simple do it stupid
Wohnen: Von der Stube zum Wolkenkratzer und zurück
Wohn- und Arbeitsqualität: The glory of bore
Emotionalität: Anythings goes, but...
ETABLIERTE MATERIALIEN
Glas
Holz
Metall
WEGE DER MATERIALINNOVATION
Stimmung
Schutz
Wohlbefinden
Akustik
Hochleistungsmaterialien
Dynamische dekorative Oberflächen
Kundenindividuelle Fertigung
Ökologische Verantwortung
RAUMBILDENDE OBERFLÄCHEN
Licht als Werkstoff
Lichtdurchlässiger Beton
Garn spinnen
Wiederverwertung
TEXTILE UND ANDERE GEWEBE
Wolle
Dreidimensionale Textilien
Im Laserschnittverfahren hergestellte Textilien
Holztextilien und textiles Holz
Metallgewebe
Intelligente Hybridgewebe
NANOTECHNOLOGIE IN DER INNENARCHITEKTUR
Was ist Nanotechnologie?
Reinigung (fast) von selbst
Verbesserte Raumluftqualität
Hocheffiziente und schlanke Dämmung
Verringerter Wärme- und Kühlbedarf durch Speichermedien
Elegante und visionäre Bauformen durch UHPC
Weitere Anwendungen
Energieeffizientes Licht: superflach und flexibel
Lack und Licht
IT
ÄSTHETISCHE QUALITÄTEN VON LICHT, RAUMLUFT UND AKUSTIK
Licht - ein sinnlicher Baustoff
Qualitäten des Lichts: Von Richard Kelly bis heute
Licht ist Emotion
Lichtdramaturgie
Kulturelle Bezüge von Licht
Licht und Alter
Lichtdesign stiftet Identität
Raumluft, ein unsichtbares Gestaltungsmittel
Komponenten von Raumluftkonzepten
Raumluft und Nachhaltigkeit
Raumluft und Innenarchitektur
Akustik - ein ästhetisches Gestaltungsmittel
Facetten der Akustik
Akustik ist Wohlbefinden
Akustik ist Kommunikation
Akustik-Design und Innenarchitektur Beispiele für den Einsatz der technischen Gestaltungsmittel:
Kantine der SPIEGEL-Gruppe in Hamburg
Pausenfoyer des Palace of International Forums in Taschkent
MEDIEN
Die Medien und die Bildenden Künste
Zu Hause im Cyberspace
Topologische Transformationen und Interspaces
Vom Interface zum Interspace
Von der intelligenten Technologie zur intelligenten Typologie
INFORMATIONSTECHNOLOGIE
Smart Home
Standardisierung and Nutzererfahrung
Anwendungen im Wohnbereich
Öffentliche Bauten und Gewerbebauten
Sinnvoll und einfach
TECHNISCHE SYSTEME
Wärme
Elektrizität und Signale
Wasser, Gase, Luft
Heizungsanlagen
Wärmeerzeugung
Wärmeverteilung
Wärmeabgabe
Kühlung
Kälteerzeugung
Verteilung und Übergabe
Lüftungsanlagen
Feuchte und Temperatur
Luftwechsel
Gesundheit und Nutzungskomfort
Grundsätzliche Anlagenkonzepte
Dezentrale versus zentrale Anlagenkonzepte
Das Kanalnetz
Raumlüftungssysteme
Luftdurchlässe
Sonnenschutz
Aktiver versus passiver Sonnenschutz
Abwasseranlagen
Gasanlagen
Wasseraufbereitung
Warm- und Trinkwasseranlagen
Elektrische Anlagen
Zentrale Energieerzeugung und -verteilung
Dezentrale Energieerzeugung
Schnittstellen im Gebäude
Wie die Dinge zusammenkommen: Messen, Steuern, Regeln
Die Feldebene
Die Automationsebene
Die Managementebene
Brandschutz
Das Brandschutzkonzept
Der bauliche Brandschutz
Der anlagentechnische Brandschutz
BAUEN IM BESTAND: BARRIEREFREIHEIT UND DENKMALSCHUTZ
Barrierefreiheit
Denkmalschutz
Zwei denkmalpflegerische Konzepte: Neues Museum und Alte Nationalgalerie, Berlin
PROJEKTMANAGEMENT
INNENARCHITEKTUR OHNE GRENZEN
Herausforderungen
Voraussetzungen
Leistungen
Erste Schritte
Ausblick
WIE INTERNATIONAL IST UNSERE ARBEIT?
Nachwort und Dank
Literatur, Messen, Verbände und andere Useful Links
Über die Herausgeberin und die Autoren
Abbildungsnachweis
REGISTER
Register der Gestalter und Autoren
Register der Projekte
Register der Bauaufgaben
Ortsregister
Profile

Citation preview

INNENRÄUME ENTWERFEN

Sylvia Leydecker (HG.)

INNENRÄUME ENTWERFEN Konzept Typologie Material Konstruktion

Birkhäuser Basel

Verlag und Herausgeberin danken den folgenden Firmen für ihre Förderung dieses Buchs: AGROB BUCHTAL burgbad nora systems GmbH Sto AG Trevira GmbH

Lektorat: Andreas Müller, Berlin Layout, Covergestaltung und Satz: Rein Steger, Proxi, Barcelona Umschlagmotiv: Transluzenter hinterleuchteter Beton (Fabrikation Lucem); Foto: Sylvia Leydecker Übersetzung aus dem Englischen (Kapitel Cys, Wong, Lefteri, Grau, Hamilton sowie die Vorworte): Steffen Walter, Falkensee bei Berlin Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Dieses Buch ist auch in englischer Sprache erschienen (ISBN 978-3-0346-0680-6 gebunden, ISBN 978-3-0346-1302-6 broschiert). © 2013 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel Postfach 44, 4009 Basel, Schweiz Ein Unternehmen von De Gruyter Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞ Printed in Germany ISBN 978-3-0346-1579-2 gebunden ISBN 978-3-0346-1300-2 broschiert 987654321 www.birkhauser.com

In diesem Buch werden etwa bestehende Patente, Gebrauchsmuster, Warenzeichen u.ä. in der Regel nicht erwähnt. Wenn ein solcher Hinweis fehlt, heißt das nicht, dass eine Ware oder ein Warenname frei ist. Aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichen genannten Materialien und Produkte war eine jeweilige Prüfung hinsichtlich eines eventuell vorhandenen Markenschutzes nicht möglich. Im Zuge einer einheitlichen Handhabung wurde deshalb auf die Setzung von Waren­ zeichen (z.B. ® oder TM) in der Regel verzichtet.

inhalt

8

Vorwort von Simon Hamilton



Simon Hamilton & Associates, International Director des British Institute of Interior Design (BIID)

9

Vorwort von Kees Spanjers



Zaanen Spanjers Architects, Past President der Dutch Association of Interior Architects (BNI)



Sylvia Leydecker



Joanne Cys

66

Nachhaltigkeit: Branchenstandards und Innovation

67 69 72 75 76 80 81 83 85 87 87

In between – Innenarchitektur zwischen Architektur und Design Wahrnehmung Berufsbild Corporate Design im Raum Soziale Komponente Produktdesign Gesamtkonzept Farbe Material Werte Trend Innenarchitektur spiegelt die Ära wider Aufgabentypen

Liliane Wong



10

10 17 20 29 32 32 32 32 40 42 49 52



97

Nachhaltigkeit durch Branchenstandards Bewertungs- und Zertifizierungssysteme Kritik und Chancen Nachhaltigkeit durch Innovation Bauen im kleinen Maßstab und der Einfluss von Ökonomie und Ökologie Fallstudie: Vier kleine Projekte in New York Modulare Verfahren Impermanenz Fallstudie: Illy Caffè Fallstudie: Toolbox, Turin Der performative Aspekt: Von der Flexibilität zur Multifunktionalität Umnutzung



Marina-Elena Wachs

98 You

have to be inspired… Mode, Musik, Kunst und Wissenschaft als Inspiration 98

Was bedeutet “Gestalt/-gebung” und was verstehen wir unter “Qualitäten“ 101 Inspiration: Zwischen Emotion und Funktion 101 You have to be inspired… by music 102 You have to be inspired… by art 103 You have to be inspired… by fashion 114 You have to be inspired… by science

62 Die

Entwicklung einer Disziplin: Lehre und Forschung im Bereich der Innenarchitektur

5



Michael Catoir

120 Lebensqualität 120 Quality – the quiet revolution 128 Raumqualität: Ordnung, Unordnung, Gliederung, Wegeführung 132 Mikro-Stress im Hotel: Do it simple do it stupid 136 Wohnen: Von der Stube zum Wolkenkratzer und zurück 142 Wohn- und Arbeitsqualität: The glory of bore 150 Emotionalität: Anythings goes, but…



Chris Lefteri

156

Etablierte Materialien





Sylvia Leydecker

204

Nanotechnologie in der Innenarchitektur

205 209 211 211 211

212 212 214 214

Was ist Nanotechnologie? Reinigung (fast) von selbst Verbesserte Raumluftqualität Hocheffiziente und schlanke Dämmung Verringerter Wärme- und Kühlbedarf durch Speichermedien Elegante und visionäre Bauformen durch UHPC Weitere Anwendungen Energieeffizientes Licht: superflach und flexibel Lack und Licht IT



Peter Ippolito

212

157 Glas 161 Holz 172 Metall

216



Chris Lefteri

176



Wege der Materialinnovation

176 180 181 182 182 182 185 185

Stimmung Schutz Wohlbefinden Akustik Hochleistungsmaterialien Dynamische dekorative Oberflächen Kundenindividuelle Fertigung Ökologische Verantwortung



Chris Lefteri

Ästhetische Qualitäten von Licht, Raumluft und Akustik 217 Licht – ein sinnlicher Baustoff 220 Qualitäten des Lichts: Von Richard Kelly bis heute 226 Licht ist Emotion 230 Lichtdramaturgie 234 Kulturelle Bezüge von Licht 237 Licht und Alter 239 Lichtdesign stiftet Identität 241 Raumluft, ein unsichtbares Gestaltungsmittel 241 Komponenten von Raumluftkonzepten 242 Raumluft und Nachhaltigkeit 242 Raumluft und Innenarchitektur 244 Akustik – ein ästhetisches Gestaltungsmittel 244 Facetten der Akustik 246 Akustik ist Wohlbefinden 248 Akustik ist Kommunikation 250 Akustik-Design und Innenarchitektur Beispiele für den Einsatz der technischen Gestaltungsmittel: 253 Kantine der SPIEGEL-Gruppe in Hamburg 254 Pausenfoyer des Palace of International Forums in Taschkent

186

Raumbildende Oberflächen 187 193 193 193

Licht als Werkstoff Lichtdurchlässiger Beton Garn spinnen Wiederverwertung



Chris Lefteri

198



Textile und andere Gewebe

199 201 201 201 203 203

Wolle Dreidimensionale Textilien Im Laserschnittverfahren hergestellte Textilien Holztextilien und textiles Holz Metallgewebe Intelligente Hybridgewebe



Mark Blaschitz

256 Medien 258 Die Medien und die Bildenden Künste 262 Zu Hause im Cyberspace 264 Topologische Transformationen und Interspaces 266 Vom Interface zum Interspace 272 Von der intelligenten Technologie zur intelligenten Typologie

6



Lars Grau



Johannes Stumpf

276 278 279 279 281 286

Informationstechnologie

304

Smart Home Standardisierung and Nutzererfahrung Anwendungen im Wohnbereich Öffentliche Bauten und Gewerbebauten Sinnvoll und einfach



Bauen im Bestand: Barrierefreiheit und Denkmalschutz



Johannes Stumpf

288 289 290 290 290 290 291 292 292 292 293 293 294 294 294 294 295

Technische Systeme

305 Barrierefreiheit 310 Denkmalschutz 321 Zwei denkmalpflegerische Konzepte: Neues Museum und Alte Nationalgalerie, Berlin

Wärme Elektrizität und Signale Wasser, Gase, Luft Heizungsanlagen Wärmeerzeugung Wärmeverteilung Wärmeabgabe Kühlung Kälteerzeugung Verteilung und Übergabe Lüftungsanlagen Feuchte und Temperatur Luftwechsel Gesundheit und Nutzungskomfort Grundsätzliche Anlagenkonzepte Dezentrale versus zentrale Anlagenkonzepte 296 Das Kanalnetz 297 Raumlüftungssysteme 297 Luftdurchlässe 298 Sonnenschutz 298 Aktiver versus passiver Sonnenschutz 298 Abwasseranlagen 299 Gasanlagen 299 Wasseraufbereitung 299 Warm- und Trinkwasseranlagen 300 Elektrische Anlagen 300 Zentrale Energieerzeugung und -verteilung 300 Dezentrale Energieerzeugung 300 Schnittstellen im Gebäude 301 Wie die Dinge zusammenkommen: Messen, Steuern, Regeln 301 Die Feldebene 301 Die Automationsebene 301 Die Managementebene 302 Brandschutz 302 Das Brandschutzkonzept 303 Der bauliche Brandschutz 303 Der anlagentechnische Brandschutz



Johannes Stumpf

326

Projektmanagement



Thomas Welter

330



Innenarchitektur ohne Grenzen

330 332 332 334 334

Herausforderungen Voraussetzungen Leistungen Erste Schritte Ausblick



Simon Hamilton

339

Wie international ist unsere Arbeit?



348 Nachwort und Dank 349 Literatur, Messen, Verbände und andere Useful Links 350 Über die Herausgeberin und die Autoren 352 Abbildungsnachweis

REGISTER

355 Register der Gestalter und Autoren 356 Register der Projekte 358 Register der Bauaufgaben 361 Ortsregister 362 Profile

7

VORWORT Simon Hamilton Simon Hamilton & Associates, International Director des British Institute of Interior Design (BIID)

Die Tätigkeit im Bereich der Innenarchitektur ist ein großes Geschenk – und eine in ständigem Wandel begriffene Erfahrung. Während des Studiums wird uns vermittelt, dass man alles erschaffen könne und wir unsere Ideen beharrlich weiterverfolgen sollten. Danach kommt die Realität ins Spiel. Dennoch bin ich nach wie vor überzeugt, dass es trotz der Grenzen, die durch Budgets, Gesetze und Normen, Vorgaben des Auftraggebers und enge Zeitpläne gesetzt werden, möglich ist, inspirierende, innovative und individuelle Ideen umzusetzen. In den bisher mehr als zwei Jahrzehnten im Interior Design bin ich in verschiedenen Aufgabenbereichen tätig gewesen – Arbeiten, Hotel, Gastronomie, Büro, Messen und Ausstellungen, Wohnen und Gesundheit. Über alle unterschiedlichen Anforderungen hinweg sind die Grundelemente des Entwurfsprozesses stets dieselben. Auf dem internationalen Markt kommt es darauf an, dass die zu erschaffenden Entwürfe relevant sind, angemessen und dabei ihrer Verantwortung gerecht werden. Meine Aufgaben als International Director des British Institute of Interior Design haben mich in die glückliche Lage versetzt, viele andere Designer und Designergruppen auf der ganzen Welt persönlich treffen zu können. Über alle kulturellen und sprachlichen Unterschiede hinweg gibt es zwischen all diesen Vertretern des Berufsstandes eine große Gemeinsamkeit: die vertrauten Probleme, Schwierigkeiten und Hindernisse, vor denen wir alle stehen. Das ist erleichternd und frustrierend zugleich. Die Botschaft, von der wir alle überzeugt sind und die wir immer wieder vermitteln möchten – dass Interior Design etwas Gutes bringt und unser Leben bereichert – wird nicht immer gehört. Deutlich wurde mir während meiner Reisen der immer drängender werdende Wunsch, zur „Szene“ des Interior Design zu gehören. Unzählige Veranstaltungen in Ländern wie Indien, Singapur, Russland, Brasilien und China machen das klar. Dort ist man fest entschlossen, etablierten Messen wie dem Salone Internazionale del Mobile in Mailand, der Neocon in Chicago, der Orgatec in Köln, der 100% Design in London oder Maison et Objet in Paris zu folgen. Droht eine Überfülle an Design? Unser im globalen Maßstab wachsendes Interesse am Interior Design bringt es mit sich, dass er heutzutage zunehmend als etwas Sinnstiftendes wahrgenommen wird. Zwar hält sich das Image der billigen Lösung noch immer hartnäckig, jedoch zeigen sich die Medien heute besser informiert und nehmen eine etwas weniger zynische Haltung ein. Die Bedeutung und der Einfluss guten Designs sind weithin anerkannt, insbesondere im Einzelhandel und im Hotel- und Gastronomiesektor. Ziel einer jeden Geschäftstätigkeit ist die Verbesserung der Gewinnsituation, und gerade hier kann gutes

Design einen entscheidenden Beitrag leisten. Die für Kunden geschaffenen Erlebnisse – sei es in Fast-Food-Ketten, Grand-Hotels, Flughafenlounges, Einkaufszentren, Kinos oder Restaurants – werden sorgfältig geplant und gesteuert. Dies gilt für Arbeitsplätze ebenso wie für Unterhaltungsenvironments. Unsere Lebenszeit verlängert sich, unser Lebensstandard verbessert sich, das weckt Erwartungen. In den Schwellenländern verfügt die Mittelschicht mittlerweile über die nötigen finanziellen Mittel, will dabeisein und ersehnt Veränderungen. Rasch entstehen neue Städte, Bahntrassen, Häfen und weitere Infrastruktur – aber zu welchen langfristigen Kosten? Unsere menschliche Natur lechzt nach Wandel und Fortschritt, und wir wissen, dass dieser unaufhaltsam ist. Wir sollten aus den Fehlern der Vergangenheit mit teilweise übertriebenen Wachstums- und Nachfrageprognosen lernen. Angesichts einer Rezession bislang ungekannten Ausmaßes in einem Großteil der Welt verharren wir gegenwärtig im Zustand der Angst oder gar Panik. Gestaltung kann Menschen zusammenbringen und ein besseres Leben ermöglichen – mag dieser Standpunkt auch utopisch sein. Mit dem Wachstum der Weltbevölkerung auf über 7 Milliarden Menschen rückt die Erfüllung von Grundbedürfnissen zunehmend in den Vordergrund. Nahrung, Wasser und Wohnraum sind in einigen Ländern noch immer nicht gang und gäbe; Entwurfslösungen können auch hier einiges beitragen. Bei wiederholten Reisen nach Indien vermochte ich die allgegenwärtige Armut kaum mit den in oftmals nur zehn Minuten entfernten Luxushotels stattfindenden Präsentationen mit üppigem Catering zu vereinbaren. Einerseits gibt es im Land ein umfassendes Programm für Wachstum und Entwicklung, andererseits können sich angesichts der Dimension dieser Aufgabe spürbare Veränderungen erst nach längeren Zeiträumen einstellen. Indien ist nicht das einzige Land, das sich ein solches nationales Entwicklungsziel auf seine Fahne geschrieben hat. Innenraumgestaltung steht hier in der Verantwortung, die Lebensqualität für die breite Bevölkerung zu verbessern und dabei das Leben unseres Planeten Erde zu verlängern, statt ihn zu zerstören. Politische und wirtschaftliche Interessen können das Unterfangen „Nachhaltigkeit“ leicht vom Kurs abbringen. Dennoch gibt es eine Reihe von Ländern, darunter Abu Dhabi, Australien und Singapur, die eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der Ökologie übernehmen, statt sich nur in Lippenbekenntnissen zu ergehen. Als Botschafter des britischen Designs habe ich beim internationalen Austausch auch wahrgenommen, wie sehr die britische Ausbildung und Kreativität in diesem Bereich weltweit bewundert und gewürdigt wird, in Chicago

8

oder Neu Delhi, in Paris oder Toronto, sogar in Mailand und insbesondere in Japan, was in gewisser Weise den großen Erfolg von Paul Smith in diesem Land erklären mag. In welchem Bereich der Innenarchitektur wir auch arbeiten, die zugrunde liegende Aufgabe ist stets dieselbe: Wir beginnen mit einer Vorstellung, einer Vision, etwas Einzigartiges, Schönes, Bedeutsames zu erschaffen, das zu einer Verbesserung des Bestehenden beizutragen vermag. Für einen kurzen Zeitraum zu einem Teil des Lebens oder Unternehmens Anderer zu werden, kann eine Herausforderung darstellen, aber auch lehrreich, bereichernd und inspirierend sein. Der Begriff der „Reise“ hierfür mag klischeebehaftet sein, beschreibt jedoch am treffendsten die Abfolge der Schritte, die den Planungs- und Entwurfsprozess kennzeichnen. Gerade im internationalen Raum kommt es ganz wesentlich darauf an, zur „Seele“ des Entwurfs vorzudringen. Der internationale Erfolg führender britischer Designer wie Sebastian Conran, Tricia Guild, David Linley, Paul Smith oder Lee Broom beruht auch auf ihrem Verständnis des jeweiligen lokalen Marktes. Noch wichtiger ist, dass sie mit Kompetenz, Humor und persönlicher Note eine Botschaft aussenden und eine Identität schaffen. Die Anziehungskraft sowohl altehrwürdiger wie auch maßgeschneiderter Produkte und Innenräume steht im Widerspruch zu unserem Bedürfnis nach vertrauten Marken und Identitäten, mit denen wir alltäglich bombardiert werden. Jeder stellt sein eigenes Gleichgewicht zwischen diesen konkurrierenden Welten her. Eklektische Mischungen scheinen am ehesten dem zu entsprechen, was oder wer wir sind. Der platte, unpersönliche, minimalistische, hochglanzpolierte Stil des ausgehenden 20. Jahrhunderts war mit dem leeren Versprechen verbunden, dass alle am Erfolg einer hochentwickelten Welt mit riesigen finanziellen Gewinnen teilhaben könnten. Jetzt, da die Blase wahrhaftig explodiert ist, fühlen wir uns von Ideen und Lösungen mit einem menschlicheren, intimeren Maß angezogen. Ich gehe davon aus, dass Wissenschaft und Design künftig eine viel engere Beziehung eingehen werden, als wir uns gegenwärtig unter der dicken „digitalen Decke“, unter der wir leben, vorstellen können. Um die Funktionsfähigkeit der Welt zu erhalten, dürfen wir ihre begrenzten Ressourcen nur sehr vorsichtig nutzen. Es kommt darauf an, neue Technologien und Materialien zu entdecken und zu erfinden, die für die künftigen Generationen zugänglich und realistisch anwendbar sind.

Vorwort Kees Spanjers Zaanen Spanjers Architects, Past President der Dutch Association of Interior Architects (BNI)

Innenräume sind die Architektur der Zukunft. Design und Architektur sind keine Modetrends mehr, vielmehr sollen sie konkrete Antworten auf die Nachfrage der Nutzer und das Bedürfnis nach Wohlbefinden liefern. Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden sind zu wichtigen gesellschaftlichen Themen geworden, nicht zuletzt in der westlichen Welt, wo eine schrumpfende und alternde Bevölkerung zu einem wachsenden Bedarf an individuell und kleinmaßstäblich geplanten Wohnumgebungen führt. Besonderes Augenmerk liegt auf Konzepten der Wiederverwertung und der nachhaltigen Entwicklung. Gut konzipierte Innenräume schaffen einen Mehrwert in Bezug auf unsere Wahrnehmung und die Nutzungsqualität unseres unmittelbaren Wohnumfeldes, für unser Wohlempfinden und unsere Lebensqualität. Innenräume sind die Architektur des Wandels. Im Lebenszyklus eines Gebäudes gibt es viele Nutzer und fortlaufende Veränderungen der Sichtweisen und Präferenzen. Ein Gebäude ist nie fertig; jeder Nutzer hat die Möglichkeit, ihm seine jeweils eigene Geschichte hinzuzufügen. Innenarchitekten/Interior Designer geben der nachhaltigen Modernisierung von Gebäuden eine Form. Unter Bewahrung der besonderen, oft einzigartigen architektonischen Qualitäten sorgen wir dafür, dass sich Generation um Generation im Gebäude zu Hause fühlen kann. Innenräume sind die Architektur der Wahrnehmung. Ein Faktor, der die Wertschätzung unseres Umfeldes maßgeblich bestimmt, ist die Zeit. Das Zusammenspiel von Hell und Dunkel hat genau wie der Wechsel der Jahreszeiten eine entscheidende Wirkung auf die Wahrnehmung eines Innenraums. Auch Modeströmungen und Trends spielen eine wichtige Rolle. Wir fühlen

uns vom Neuen stimuliert, kultivieren aber auch das Bekannte und Vertraute. Grenzerweiterung ist ein einzigartiger Teil der menschlichen Natur, genau wie das Streben nach Sinn und nach Sicherheit. Auch zeigt sich bei uns das Phänomen der Gewöhnung: Viele Dinge, die uns auf den ersten Blick seltsam oder hässlich erscheinen, erfahren im Laufe der Zeit größere Wertschätzung. Dagegen ist die Alterung kein auf den Menschen beschränkter Prozess. Auch Werkstoffe unterliegen Alterung und Verschleiß. In manchen Fällen entsteht daraus eine neue Art von Schönheit, eine geschätzte oder sogar gern nachgebildete Patina. Innenräume sind die Architektur der emotionalen Kultur. In einer angenehmen und anregenden Umgebung zeigen Menschen einen höheren Grad an Engagement und erfahren mehr Freude, Zufriedenheit und Erfolg. Menschen sehnen sich nach Zugehörigkeit, Ausdruck, Erinnerung und Schönheit. Sie möchten sich mit ihrem Umfeld identifizieren. Daher sollte es Raum für Individualität und Selbstausdruck schaffen, was wiederum neue Perspektiven für Improvisation, Spontaneität, Vision und Vorstellungskraft eröffnet. Interaktive Begegnungen und ergonomische Qualität sind zentral für die Einbindung sozialpsychologischer Aspekte in das Arbeitsumfeld. Das „emotionale Haus“ kann neue Modelle der Effizienz und Produktivität unterstützen. Auch in öffentlichen Innenräumen ist es wichtig, das funktionale Potential von Wahrnehmung zu nutzen und Orte zu schaffen, die wünschenswertes Verhalten fördern. Menschen sind leicht zu beeinflussen, aber sie wollen ernst genommen werden. Innenräume sind die Architektur der Kulturgeschichte. Jenseits ihrer Rolle als funktionale Schnittstellen zwischen Nutzer und Gebäude

9

sind sie Ausdruck unserer kulturellen Identitäten und Bestrebungen. Gestaltung und Dekor unserer unmittelbaren Umgebung sind Künste mit langer Tradition. Erhaltene historische Innenräume können uns mehr über die Kultur, die Modeströmungen und Vorlieben an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit vermitteln als umfassende wissenschaftliche Studien. Doch sind sie so selten wie Gemälde der Alten Meister. Innenräume verkörpern die Nutzerseite von Gebäuden, verleihen ihnen Sinn und Wert, doch diese Seite ist zugleich sehr sensibel und vergänglich. Interieurs sind Kulturträger, wir gestalten sie trotzdem oder deswegen häufig um, wenn sie aus der Zeit gefallen scheinen. Innenräume sind die Architektur der Verantwortung. Entwerfer nehmen die Folgen ihres Tuns bezüglich Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden derjenigen in den Blick, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ergebnis ihrer Arbeit nutzen oder genießen werden. Dieser Blickwinkel geht weit über Stil- und Dekorfragen hinaus, er erfordert eine fundierte Ausbildung, Berufserfahrung und Offenheit für lebenslanges Lernen. Auch verlangt er nach einer Neigung zu Forschung und Entwicklung. Vor allem aber braucht er Menschenliebe. Möge dieses Buch Gestaltern bei ihrer Planungs- und Entwurfstätigkeit eine große Hilfe sein.

IN BETWEEN – INNENaRcHITEkTUR zWIScHEN aRcHITEkTUR UNd dESIGN SylvIa lEydEckER Freude an der Arbeit lässt das Werk treff lich geraten. Aristoteles

„Der Mensch im Mittelpunkt“ – ist ein Statement, das auch im Kontext Innenarchitektur regelmäßig anzutreffen ist, denn die Wirkung der räumlichen Umwelt auf den Menschen ist enorm. Alle wissen räumliche Qualität zu schätzen – sei es durch die reine Aufenthaltsqualität oder Erleichterung der Arbeitsabläufe. Die innenarchitektonische Gestaltung beeinflusst das seelische Empfinden und das daraus resultierende Verhalten der Menschen. Sie kann eine Haltung vermitteln, Vertrauen und Geborgenheit ausstrahlen, Sicherheit geben, Angst reduzieren, entspannen, aufmuntern und trösten. Sie wirkt sich auf die Arbeitsmotivation aus, kann sorgsamen Umgang oder aber Vandalismus befördern, beruhigen oder nervös machen, kann beflügeln oder auch deprimieren. Die räumliche Gestaltung und Atmosphäre beeinflussen zweifellos Verhalten und Wohlbefinden sämtlicher Beteiligter.

InnenarchitektInnen1 werden häufig mit Interior Designern verwechselt, als „Innen-Designer“ missverstanden und, insbesondere im internationalen Kontext, auf die Rolle von „Decorators“ reduziert. Innenarchitektur bedeutet als Ganzes aber etwas anderes, etwas, wodurch professionelle Innenarchitekten sich von den genannten Klischees unterscheiden. Sie verfügen zunächst einmal mindestens über ein fundiertes Studium und bearbeiten ein breites Aufgabenspektrum, das deutlich über die besagten Luxusvillen hinausgeht. Innenarchitektur liegt in einem Grenzgebiet, in dem einerseits Architekturbüros auf einem angestammten Feld der Innenarchitektur, dem Bestand, planen und andererseits Design-Agenturen den Entwurf lukrativer Marken-Interiors übernehmen. Dieser für die Profession erst einmal problematische Zustand zeigt aber auch: Innenarchitektur ist mehr denn je gefragt.

WaHRNEHMUNG

Dreh- und Angelpunkt der innenarchitektonischen Arbeit ist der Entwurf. Die Entwürfe sind meist durch individuell unterschiedliche Ausprägungen der Gestaltung geprägt: durch eine persönliche Handschrift. Das kreative und intellektuelle Potenzial stellt sich in ein und derselben Entwurfsaufgabe immer unterschiedlich dar. In der Praxis muss jeder

Innenarchitektur wird von der Öffentlichkeit zwischen den Polen Architektur und Design wahrgenommen. Dabei wird sie gerne auf das Einrichten von luxuriösen Villen fokussiert, ihr Bild wird von TV-Interior-Formaten geprägt, und auch die Populärpresse bedient ein entsprechendes Klischee.

10

climbing de luxe: die kletterwand im Fitnessclub spielt mit dem Standort in Tokios ModeStadtteil – klettern an Interior-Elementen wie Bilderrahmen, Spiegeln, vasen und Hirschköpfen. Illoiha Omotesando Fitness Gym, Tokio, Japan; Nendo

professionell Arbeitende klar Position beziehen, wie sie oder er sich selbst und die eigene Berufsausübung definiert. Innenarchitekten besitzen die Kompetenz und das Knowhow, die Qualität der Innenarchitektur vom Privathaus bis zum Konzern zukunftsfähig zu gestalten. Die Bandbreite der Tätigkeit im Bereich Innenarchitektur ist sehr groß und reicht vom Möbeldesign, dem Produktdesign für die Industrie, über das Bauen im Bestand bis hin zum Neubau von Gebäuden.

nicht adäquat in der öffentlichen Darstellung positioniert. Zwar gibt es mehr als genug Coffee-Table-Bücher und Populärmagazine, sie weisen jedoch allesamt eine Tendenz zur Dekoration auf und die dargestellten Interiors stammen von allen möglichen Urhebern vom (Innen-)Architekturbüro über den Interior Designer hin zu Non-Professionals, „der Gattin von Mr. Wichtig“ oder dem ambitionierten KünstlerEhepaar. Kissenknicken de luxe im Eigenheim. Im Vergleich zu Architeken befinden sich Innenarchitekten deutlich in der Minderzahl – gute Innenarchitekten sind ein rares, kostbares Gut. Innerhalb der Profession sind insbesondere im Studium Frauen im Vergleich zu anderen Branchen zwar relativ stark vertreten, dies ändert sich späterhin aber im Kontext von Kind und Karriere, da der Spagat zwischen beidem nur schwer zu leisten ist. Der daraus entstehende Mangel an Innenarchitektinnen kommt leider keiner Stärkung des Berufsstandes zugute. Stattdessen entspricht dem Klischee der „Barbie als Innenarchitektin“ zuweilen, je nach Objektgröße, die Auffassung von Innen→ 17 architektur als einer Art „Damenprogramm“.

Wer gibt der Innenarchitektur in der breiten öffentlichen Wahrnehmung ein Gesicht, welches sind zeitgenössische Innenarchitektur-/Interior Design-Ikonen? Spontan fallen einem dazu vielleicht Philippe Starck und Andrée Putman ein, weiterhin als globale Design-Popstars auch Karim Rashid oder Marcel Wanders: ersterer als Universalgenie von der Nudel bis zum Hochhaus, die Zweitgenannte als Grande Dame der Innenarchitektur, die beiden letzteren als Produktdesigner, die auch im Bereich Interior tätig sind. Des Weiteren Büros wie Concrete und Nendo oder Kelly Hoppen oder Shiro Kuramata mit ihren zeitgenössischen Interiors und Eileen Gray als historischer Meilenstein und frühe Protagonistin der Innenarchitektur. Die Anzahl der „Ikonen“ ist im Vergleich zu denen der Architektur sehr überschaubar; die Innenarchitektur-Szene ist derzeit

11

IN BETWEEN

Eher mehr Beats per Minute als „weniger ist mehr“: Ruhepause in einem der public cocoons im Frankfurter Technoclub cocoon, einem Meilenstein der club-Interiors. CocoonClub, Frankfurt am Main, Deutschland; 3deluxe

12

WA H R N E H M U N G

das von lady diana getaufte, makellos weiße kreuzfahrtschiff verspricht elegante Innenarchitektur für eine ebensolche klientel. MS Artania; CUBIK 3

13

IN BETWEEN

Swoosh: zukunftsorientierung manifestiert sich in organischen Freeformkurven und cleanem Weiß. SYZYGY Office, Frankfurt am Main, Deutschland; 3deluxe

Run! die Innenarchitektur für eine corporate Box ist nicht zu unterschätzen, weder im cricket Ground noch im Fußballstadion. KPMG corporate box, Cricket ground Melbourne, Australien; Artillery Architecture & Interior Design

queer: ein kleines feines detail. Café Julius der HOSI Linz, Linz, Österreich; Pudelskern

14

WA H R N E H M U N G

Hollywood-Glamour meets Mick and Frank – innenarchitektonische Inszenierung für das führende Tonstudio und eine Wegeführung mit Whow-Faktor. EastWest Studios, Los Angeles, Kalifornien, USA; UBIK – Philippe Starck 15

IN BETWEEN

Interior eines Bungalows – die Treppe, eine ansprechende Skulptur aus Material, Form und licht. Bungalow von 1960, Geluwe, Wervik, Belgien; Frank Sinnaeve, InteriorArchitect – Belgium

das private Bad mit lichter und heller atmosphäre – unaufgeregt und angenehm. Sanierung und Modernisierung einer Altbauwohnung, Frankfurt, Deutschland; Innenarchitekturbüro Eva Lorey

16

B erufsbild

Berufsbild

Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft, Technologie und last but not least Ästhetik sind heute die entscheidenden Faktoren, die im Wechselspiel miteinander die passende Innenarchitektur ausmachen. Entscheidend ist dabei das ausgleichende und integrierende Hinwirken auf ein optimales Zusammenspiel des Systems als eines Gesamtkonzepts im Sinne von Aristoteles’ „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ — die Natur macht es nicht anders. Die reduzierte Beurteilung nur einzelner Komponenten wie „die Farbe“, „der Stuhl“, „die Akustik“ etc. kann niemals ein insgesamt funktionierendes System ergeben und dem Menschen nützlich sein. Jeder einzelne Raum ist im Prinzip ein komplexes und multifunktionales Gesamtsystem.

Im gleichen Kontext gibt es das Titel-Dilemma. Wer darf sich wie nennen: Interior Designer, Innenarchitekt, Planer, Decorator… Die Bezeichnungen sind vielfältig, die Konfusion ist groß: Wer übt welche Tätigkeit aus? Qualitätssicherung und damit Verbraucherschutz haben sich sowohl Architektenkammern (davon gibt es im internationalen Vergleich nur wenige, zum Beispiel in Deutschland) als auch Verbände (auch diese existieren nicht in allen Ländern) auf die Fahnen geschrieben. Die Berufsbezeichnung variiert in der Regel zwischen Interior Architect und Interior Designer. Innenarchitekten genießen in Deutschland als einem von wenigen Ländern Titelschutz und werden hier als Mitglieder in den Architektenkammern eingetragen, sofern sie die Eintragungsvoraussetzungen – im Wesentlichen Studium plus Praxiszeit – erfüllen. In England beispielsweise ist Interior Designern die Eintragung in der Architektenkammer verwehrt, es gibt dort also keine Innenarchitekten im engeren Sinne. Auf dem Markt, das heißt auf der Bauherrenseite ist der Titelschutz, soweit er existiert, allerdings kaum bekannt. Im Rahmen der in der EU vereinheitlichten Studienabschlüsse Bachelor und Master stellt sich die Eintragungsfähigkeit der verschiedenen Studienabschlüsse oft unklar dar.

Innenarchitekten vertreten eine entscheidende beratende Funktion gegenüber dem Bauherrn, die bereits im Entwurfsprozess eine wesentliche Rolle spielt. Sei das Projekt kommerzieller oder privater Natur, funktionale und emotionale Aspekte spielen hier wie da eine große Rolle. Intuition sollte dabei nicht ignoriert werden, Ideen, Brainstorming, das Sprengen von Grenzen sind im Entwurfsprozess nötig, um Träume zu entwickeln, die manchmal sogar Realität und damit lebbar werden. Vieles wird gemessen, analysiert, beobachtet, nachgewiesen, in Berechnungen und Computersimulationen verpackt, „evidenzbasiert“ gestaltet, um das Optimum aus einer Planung herauszuholen und Risiken gering zu halten. Diese Vorgehensweise ist, um hypothetische Annahmen zu evaluieren und wissenschaftlich fundierte Kenntnisse anzuwenden, sicher sinnvoll. Dennoch dürften Intuition und das reine Fingerspitzengefühl durchaus eine stärkere Rolle spielen, als man ihnen heute gemeinhin zutraut. Die  Erkenntnis, dass Tageslicht und die Beschäftigung mit der Natur guttun – muss man das wirklich messen und die wohltuende Wirkung auf Menschen im Sinne eines „Miss’ es oder vergiss es“ beweisen? Oder sollte man nicht auch eigenen Gefühlen und Erfahrungen vertrauen, die schließlich ebenso Teil sowohl der natürlichen als auch der → 20 kulturellen Evolution sind?

Eines ist klar: Innenarchitekten und vergleichbare Interior Designer sind weltweit die Profis, wenn es um Entwurf und Planung von Räumen geht, und ihre Basis kann nur eine fundierte Ausbildung sein. Ausnahmen bestätigen die Regel: Dass Berühmtheiten wie die Bauhaus-Ikone Walter Gropius, Minimalist John Pawson und Autodidakt Tadao Ando keinen Studienabschluss besaßen bzw. besitzen, hat ihren Fähigkeiten und ihrem Erfolg, auch als „signature architects“, keinen Abbruch getan. In die Lehre aber gehören waschechte Innenarchitekten, die mit Leib und Seele ihren Beruf ausfüllen. Die geschulte Herangehensweise an eine Entwurfsaufgabe schließt eine willkürliche Gestaltung nach dem Zufallsprinzip oder dem nur persönlichen Geschmack aus. Nachhaltiger und erfolgversprechender ist die Gestaltung mit einem schlüssigen Gesamtkonzept. Die gedankliche Arbeit, die einem Entwurf vorausgeht, bildet die Grundlage für alles Weitere – damit ist nicht nur die Grundlagenermittlung gemeint, sondern die gesamte Reflexion über das Thema und die spezifische Entwurfsaufgabe.

Die Seele, das Wesen des Menschen, entzieht sich der Logik. Max Planck

Innenarchitekten sind genauso wie Architekten mit Regelwerken, Richtlinien und Vorschriften, seien es DIN-Normen, Arbeitsstätten-Richtlinien, Energieeinsparungsverordnungen, Brandschutzvorschriften usw. befasst. Sie reichen Bauanträge ein (teils sogar mit dem uneingeschränkten Bauvorlagerecht wie in Nordrhein-Westfalen), sind mit der Bauleitung betraut, begleiten den Bau bis zur Abnahme, setzen sich mit konstruktiven Details wie Abdichtungen und Deckenaufbauten auseinander, detaillieren Schnitte durch Installationswände usw., häufig im Team mit Fachleuten verschiedener Gewerke.

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IN BETWEEN

Popfarben total – in Räumen zum „nichtdauernden Aufenthalt“ wie Umkleiden und Fluren. Das kleine Mädchen verbreitet im knalligen Interior gute Laune – outstandingly normal. Pusteblume-Zentrum, Köln, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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B e R u Fs B i l D

Bewegung ist das fesselnde Element im Pavillon des Flagship-Store, in dem niedrige rote Würfel aus Fiberglas magisch durch den Raum gleiten. Comme Des Garçons, Paris, Frankreich; Ab Rogers Design

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I n B etween

Corporate Design im Raum

Erlebnis und damit wiederum die Wahrnehmung der Marke. Angesichts der Komplexitität dessen, was gute Innenarchitektur ausmacht und was sie bewirken kann, werden bei einem Verzicht darauf viele Chancen für die Positionierung eines Unternehmens oder seiner Produkte vertan. Hier werden entscheidende Faktoren für die Wahrnehmung der relevanten Zielgruppen zielgerichtet integriert, wird die Kundenbindung gesteigert und die Beziehung intensiviert, weil erlebbar gemacht. Branding mittels Innenarchitektur zahlt sich letztlich in barer Münze aus.

Räume besitzen das Potenzial, den Charakter eines Unternehmens zu kommunizieren. Dabei prägt die Wahrnehmung der Innenräume entscheidend den ersten Eindruck und wird zum überzeugenden dreidimensionalen Kommunikationselement, das sich in eine Marketingstrategie einfügt. Abgestimmt auf die anvisierte Zielgruppe, seien es die zukünftigen Nutzer oder auch Investoren, kann attraktive Innenarchitektur als Management-Tool zum Erfolg beitragen.

Naturgemäß wird bei der gezielten Anwendung dieser Mittel die Außenwirkung häufig stärker gewichtet als die Innenwirkung, die „nur“ die Mitarbeiter betrifft – und dies, obwohl die Auswirkung auf letztere hinsichtlich der Motivation und der Identifikation mit dem Unternehmen nicht unterschätzt werden sollte.

Es ist ein großer Unterschied, ob für Büros einer Behörde geplant wird, die in den nächsten zehn Jahren unverändert bleiben, oder ein Messestand, der in fünf Tagen wieder verschwunden ist, aber dennoch nachhaltig das Unternehmensimage prägt, oder ein Shop, der nach drei Jahren “redesigned” wird. Trendy Interiors versprechen nur eine kurze Halbwertzeit und wirken im Vergleich zu einem zeitlosen Raum schnell veraltet.

Die Verwendung von Corporate Design und Branding Interiors „at its best“ leben seit Jahren die Flagship-Stores internationaler Top-Fashionlabels, Office Designs führender Agenturen, Shopdesigns von Mobilfunkanbietern, Restaurantdesigns von Fastfoodketten oder beispielsweise auch Airline-Lounges erfolgreich vor. Konzerne wie Coca Cola, die Deutsche Lufthansa oder Apple gehören zu den Trendsettern und haben das Thema fest im Griff. Nach der Etablierung durch Global Player wurde Corporate Design auch vom Mittelstand und kleinen Unternehmen adaptiert und ist heute in Form von Geschäftsausstattung wie Briefpapier, Visitenkarte, Website und KFZ-Werbung sogar beim Handwerker um die Ecke angekommen. Von Corporate Interiors ist dennoch auch bei größeren Unternehmen kaum etwas zu sehen. Zwischen dem zweidimensionalem CD und einem dreidimensionalen Interior, dem erlebbaren Raum, findet leider oft genug ein krasser Schnitt statt. Um überzeugend zu sein, ist aber eine stimmige Einheit von 2D und 3D nötig, die das eigene Produkt oder die eigene Dienstleistung mit einschließt. Unternehmen, die auf diesem Gebiet Konsequenz und Kontinuität zeigen, sind rar, denn die Steuerung hängt letzten Endes an Menschen – wechselt der „Head of Marketing“, kann es passieren, dass ein erfolgreiches Erscheinungsbild zugunsten des Wechsels der „Duftmarke“ gekippt wird.

Im Privatobjekt machen sich Trends bemerkbar, indem beispielsweise ein bestimmter Stil (asiatisch, skandinavisch, Landhaus…) favorisiert wird, bestimmte Farben besonders oft sichtbar sind (apfelgrün, ochsenblutrot…) oder bestimmte Materialien (helles Ahorn-, dunkles Wengeholz, gesandstrahltes Glas…) verwendet werden. Im Kontext von Branding-Interiors werden Trends manifest, weil Innenarchitektur verstärkt als Marketinginstrument genutzt wird, um die Kultur eines Unternehmens räumlich und sinnlich erlebbar zu machen. Corporate Design (CD) wird leider häufig oberflächlich verstanden und zweidimensional auf Logo, Visitenkarte, Briefpapier und Website reduziert. Was fehlt, ist der überzeugende Sprung in die dritte Dimension. Weichgespülte Marketing-Texte, die versuchte Verwandlung von Räumen in Markenräume durch applizierte Logos — das ist nicht unbedingt, was authentische und unverwechselbare CDs für Unternehmen leisten können. Die gelungene Transformation eines CDs von 2D zu einem erlebbaren und vor allen Dingen langfristig erfolgreichen 3D–Marken-Erlebnisraum hängt von den Komponenten ab, die jenen Raum und damit auch die Marke, die Seele eines Unternehmens, erfahrbar machen. Dabei werden Interiors von Marketingfachleuten nicht nur in das CD, sondern auch in die firmen- und produkteigene „Story“ integriert.

Branding und damit Markenräume spielen insbesondere in der Fashionbranche eine entscheidende Rolle – in der Haute Couture und deren Flagship-Stores ebenso wie in mutigen Guerrilla-Stores, die von Trendsettern wie Rei Kawakubo (Comme des Garçons) ins Leben gerufen wurden und die sich nun auch in Metropolen wie Berlin finden, in High-Street-Ketten, Konzept-Stores oder auch individuell geprägten Shops wie jenen von Paul Smith – individuell, aber wiederkennbar. Hotelketten hatten bereits früh einheitliche Interiors rund um die Welt realisiert, was zunächst ökonomischen Überlegungen geschuldet war, bis man außerdem feststellte, dass es für den Gast hinsichtlich der Innenarchitektur kaum einen Unterschied macht, ob dieser sich in New York, Berlin, Neu-Delhi, Tokio oder Budapest aufhält.

Formgebung, Materialien, Farben, Licht, Texturen, Haptik, Akustik und sogar olfaktorische Gestaltung, alle ureigenes Metier der Innenarchitektur, sind prägend für das unternehmensspezifische Interior. So wie von 4D- und 5D-Kinofilmen gesprochen wird, ist im Prinzip jeder reale 3D-Raum auch ein 4D- bzw. 5D-Raum, der sämtliche Sinneswahrnehmungen in sich aufnimmt. So beeinflussen zum Beispiel die verwendeten Materialien das haptische

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CO R P O R ATE D E S I G N

Immer auf der Suche nach Innovationen in Reaktion auf veränderte Marktbedingungen und Zielgruppen, passen sich die Markenräume an, heute beispielsweise mit interaktiven Anwendungen. Langweilige Einheit in der Vielfalt droht zu entstehen, wenn alle dem gleichen Trend folgen. Unkonventionelles Interior besitzt einen eigenen Charakter, der zur Schärfung des Profils gut kommuniziert werden kann. Spannend sind diejenigen, die sich unterscheiden, die etwas Unverwechselbares, gepaart mit Authentizität, besitzen, die selbst Trends setzen und neue Impulse geben. Alleinstellungsmerkmale in Verbindung mit der passenden innenarchitektonischen „Geschichte“ erfahren einen kontinuierlich wachsenden Stellenwert: Profil kontra Beliebigkeit. Das Unternehmen Design Hotels beispielsweise grenzt sich mit seinen Mitgliedshotels von der Masse ab und verkauft statt Übernachtungen einen Lifestyle, und Marken-Budgethotels, die sich über Branding identifizieren, besitzen großes Entwicklungspotenzial.

Auch die erfolgreiche Vermarktung von Immobilien nutzt das attraktive Interior, um es in eine zielgruppengerechte Ansprache zu verpacken. Darüber hinaus wird mit den Namen der Architekten (bislang weniger der Innenarchitekten, obwohl es doch auch um die Innenarchitektur geht) geworben. Fundamentale Einflussfaktoren für den Wohnungsmarkt, wie die demografische Entwicklung, finden auch in der passenden Innenarchitektur ihren Widerhall, die zielgruppengerecht gestaltet sowohl die Nachfrage unterstützt als auch zur Erlössteigerung führt. Losgelöst von unternehmerischem Denken ist „der Mensch im Fokus“ in der Unternehmens-Innenarchitektur kaum zu finden. Arbeitsplätze werden wesentlich von Funktionen wie Prozessoptimierung und Unterhaltskosten bestimmt, doch die Kunst liegt darin, ein ansprechendes Umfeld zu generieren, das zudem die Mitarbeitermotivation steigert und das Unternehmen angemessen repräsentiert. Selbst kleinen Unternehmen bescheinigen Kunden eine höhere Kompetenz, wenn sie ästhetisch gestaltete Räumlichkeiten → 29 betreten.

Branding-Interiors haben also ganz klar das Marketing im Fokus und damit die Priorität „Markenauftritt“. Daneben gilt es aber auch Arbeitsabläufe reibungslos zu gestalten und die gewünschte Prozessoptimierung zu erreichen. Attraktivität für (potenzielle) Mitarbeiter ist in Zeiten des Fachkräftemangels von wachsendem Interesse. Prestige für sämtliche Mitarbeiter zu generieren, vom einfachen Angestellten bis zu den High Potentials, ist ebenso gefragt.

Der Charme des alten Lagerhauses wirkt lässig und authentisch als Teil des Brandings des High-EndRestaurants. Die grafisch gestaltete Oberfläche der Schranktüren integriert gekonnt die Grifföffnung und zeigt dezent den Namen des Restaurants. Restaurant Noma, Kopenhagen, Dänemark; 3XN architects

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IN BETWEEN

Cool + chilly: Rohe Betonästhetik kontrastiert mit bunter Eiscreme – konsequent umgesetzt in 2D und 3D. Polka Gelato, London, England; Vonsung

Empfang für die Hauptverwaltung eines Klinikbetreibers: Understatement in Weiß und Blau mit lebendigen Oberflächen wie einer 3D-Gipswand und einer hochflorigen Teppichinsel. Zitate im Konferenzbereich ergänzen das Corporate Design. Sana Kliniken AG, Konzernsitz, Ismaning, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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CO R P O R ATE D E S I G N

Das inspirierende Office als Marke in der Londoner Konzernzentrale des Internet-Giganten mit der Atmosphäre von „Star Trek“. Google Engineering Headquarters, London, England; Penson

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IN BETWEEN

Tiere beim Arzt – das einfache und CD-gerechte Interior sorgt für Unverwechselbarkeit. Tierarztpraxis, Ratingen, Deutschland; null2elf Dischek | Eitner GbR

Ein stringentes, lifestyleorientiertes Corporate Design, ergänzt durch kongeniale innenarchitektonische Gestaltung in Schwarz und Weiß, kennzeichnet dieses Gebäude eines Service Office Providers. Face To Face, Singapur; Ministry of Design MOD

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CO R P O R ATE D E S I G N

Konferenzraum und Kino vermitteln die Essenz der Marke filmisch und als Raumerlebnis. Mercedes-Benz-Kundencenter, Rastatt, Deutschland; spek Design

Sir Raffles, head in the clouds: Singapurs Kolonialvergangen­ heit und heutiger sleek Chic sind Basis des konsistenten Corporate Design für dieses Boutique-Hotel. The Club Hotel, Singapur; Ministry of Design MOD

Reduktion und dynamische Linienführung bestimmen hier den Markenauftritt des Automobilherstellers. Exclusive Auto-Salon auf dem Auto Salon Genf 2011, Genf, Schweiz; Schmidhuber

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IN BETWEEN

Das Land als Marke: Landestypische Klischees mit Tulpen und Käse, ein traditionelles Gebäude in zeitgemäßer Transformation. Schiphol Airport Lounge 3 / House of Tulips, Amsterdam, Niederlande; Tjep.

Das Branding der Biermarke zeigt sich in der Airport-Bar. Heineken Lounge, Newark Liberty International Airport, New Jersey, USA; UXUS

Digital wird real: Der ConceptStore des Elektronikkonzerns zielt auf erlebnisorientiertes Shopping mit einem weltweit eingesetzten, den Regeln des Corporate Design entsprechenden Interior-Konzept. Sony Store, Los Angeles, Kalifornien, USA; Klein Dytham architecture

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CO R P O R ATE D E S I G N

Splash: Auch banale Dinge wie Autowaschanlagen profitieren von marken­ orientierter Gestaltung, hier mit Anklängen an die fünfziger Jahre in Amerika. Clean Car, Berlin, Deutschland; Gisbert Pöppler

Social Retail: In der „Magazine Street“ treffen sich Marken und Menschen – analoge Kommunikation im digitalen Zeitalter. Daikanyama T-Site, Tokio, Japan; Klein Dytham architecture

Destination Marke: Wie selbstverständlich erhalten die Räume der internationalen deutschen Fluglinie das zur Corporate Identity passende Interior. Lufthansa Markenakademie: Raum für Innovationen, Seeheim, Deutschland; dan pearlman Markenarchitektur

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IN BETWEEN

Das durch fließende Formen und Weiß geprägte Wohnloft in Manhattan verbindet Galeriecharakter mit der beeindruckenden Aussicht. Collector‘s Loft, New York City, New York, USA; UNStudio

Fließende Formen finden sich dezent im Dachausbau eines Altbaus. Rounded Loft, Prag, Tschechische Republik; A1Architects

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SOZIA LE KO M P O N E NTE

SozIalE koMpoNENTE

Gerüst des Hauses als sekundäre Aufgabe bezeichnet hat. Im Fokus stand für ihn das warme wohnliche Interior, das gemütliche Innere, das aber ohne das konstruktive Gerüst nicht existieren kann. Er differenzierte konsequent zwischen Außen- und Innenraumgestaltung, indem seine Fassaden reduziert, seine Interiors jedoch im krassen Kontrast dazu komfortabel und opulent wirken. Seinen Bauherren hat er bewusst Freiheit zugestanden, indem er ihnen die weitere Gestaltung durch ihre Inbesitznahme einräumte oder auch von vornherein Bestandsmobiliar integrierte. 2

Kommerziell gesteuerte Branding-Interiors sind eine vergleichsweise oberflächliche Angelegenheit mit ShowEffekt. Unabhängig davon – und ethisch betrachtet viel wichtiger – hat Innenarchitektur eine soziale Verantwortung und prägt damit die Gesellschaft. Die soziale Komponente der Innenarchitektur ist das wesentliche Moment. Gute Innenarchitektur an sich muss keinem Kommerz und Showeffekt folgen, sie folgt nur sich selbst. Sie kann im Gegenteil still und bescheiden, unauffällig sein – sie funktioniert, ist einfach da und lässt Menschen sich wohlfühlen. Dieser Anspruch darf nicht zum Exklusivrecht einer Elite degenerieren, die für sich gepachtet hat, die Hüter des „guten Geschmacks“ darzustellen, weil sie über die finanziellen Mittel verfügt („money creates taste“ – Jenny Holzer). Sowohl der Mittelstand als auch arme Menschen sollen in den Genuss von Lebensqualität durch Wohlfühlräume kommen. Gute Innenarchitektur oder auch Geschmack definieren sich weder über den Geldbeutel noch über vergoldete Wasserhähne oder die Corbusier-Liege als Statussymbol (was nicht heißen soll, dass diese keine Daseinsberechtigung hätten). Langweiliger Mainstream mag dafür durchaus genauso geeignet sein, wie Innenarchitektur abseits des Mainstreams, die immer das Risiko des Polarisierens birgt.

Im Privaten ändern sich die Lebensstile. Lebensentwürfe wie der Klassiker Kleinfamilie im braven Reihenhaus oder in der schicken Vorstadtvilla treten zurück hinter dem Singledasein im großzügigen Penthouse-Apartment oder Fabrik-Loft, die andere Wohnformen und damit andere Innenarchitekturen benötigen, beispielsweise flexible Waben oder kleinteilige Cocoons in den Zentren unserer Metropolen. Idealerweise bilden Innenarchitektur und Architektur dabei eine Einheit, oder es kann eine vom Nutzer gewollte Diskrepanz entstehen – wesentlich ist in jedem Fall eine Haltung, die zuerst daran denkt, wie es den Menschen beim kurzen oder auch dauernden Aufenthalt in den Räumen ergeht, ob es Wohlbefinden oder Unbehagen hervorruft… ob man gerne dableibt oder eher vom unangenehmen Gefühl eines Zwangsaufenthaltes beschlichen wird. Gute Innenarchitektur verhilft zu Wohlbefinden in allen Lebenslagen, verschafft damit Lebensqualität und → 32 trägt zum Glück der Menschen bei.

„Der Mensch im Fokus“ gilt für Innenarchitektur, die darauf abzielt, das vielzitierte Wohlfühlen zu erzeugen: sei es die gefühlte Sicherheit und Geborgenheit im Krankenhaus, das Einkaufserlebnis beim Shoppen, die Entspannung im Hotel, die perfekte Arbeitsumgebung im Büro oder der repräsentierte Lebensstil. Adolf Loos hat sich über die Innenarchitektur geäußert, indem er das konstruktive

Angenehme Atmosphäre, Komfort und hochwertige Materialien fördern den Gesundungsprozess im Krankenhaus. Sana Klinik, Bad Wildbad, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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In Between

Büroräume mit Spaßfaktor für eine junge Kommunikationsagentur im Basement einer geweihten Kirche. Büros der Agentur Upperkut, Montreal, Kanada; Jean de Lessard, Designer Créatif

Spot an: Eine starke grafische Erscheinung im Büro abseits des Mainstream polarisiert – hell und dunkel, Gold und Schwarz. Office 00, Amsterdam, Niederlande; i29 interior architects

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SozIa le Ko m p o n e nte

Das attraktive Spiegelmosaik im Warteraum einer Kinderarztpraxis macht Massen von Spielzeug überflüssig, es passt sich den Rundungen der Wand an und ist zudem abwaschbar. Arztpraxis für Kinderheilkunde und TCM, Dres. Schumann-WincklerSchumann, Köln, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

Crème: Elegantes Interior vermittelt den älteren Bewohnern eine ruhige und gediegene Atmosphäre. Seniorenresidenz der DKV in Bremen an der Contrescarpe, Bremen, Deutschland; Cossmann-Jacobitz Architekten – Uta Cossmann, two_Claudia de Bruyn 31

In Between

Produktdesign

Material

Innenarchitekten sind zuweilen auch als Produktdesigner im Kontext Innenarchitektur tätig. Mit den Produkten sind für sie untrennbar immer das Interior und dessen Nutzun­ gen verbunden, was sie von Produktdesignern deutlich unterscheidet.

Material an sich besitzt eine natürliche Farbigkeit, mit der sensibel gearbeitet werden kann, um Räume sinnlich erfahrbar zu machen. Holzoberflächen wie japanische Birke, orientalisches Rosenholz, deutsche Eiche, kanadischer Ahorn oder afrikanisches Wenge verleihen unterschiedliche Atmosphären, ebenso wie Stein, zum Beispiel polierter italienischer Marmor oder spaltrauer Schiefer. Die Ober­ flächenbearbeitung tut ein Weiteres dazu. Polierter Stein, sandgestrahltes Glas, gewachstes Holz unterscheiden sich deutlich von gestocktem Stein, transparentem Glas und lackiertem Holz, sowohl optisch als auch haptisch. Funktionalitäten wollen auch beachtet werden: So sind rutschhemmende Fußböden zur Sturzprophylaxe in einem Schwimmbad genauso gefragt wie in einer Restaurant­ küche oder in der geriatrischen Station eines Krankenhau­ ses. Im Kontext einer älter werdenden Gesellschaft wie in Japan und Europa ist zudem die Orientierung von mehr oder weniger demenzkranken Menschen eine Aufgabe, die durch Materialien unterstützt werden kann.

Wesentlich für einen gelungenen innenarchitektonischen Entwurf ist das Gesamtkonzept – es umfasst nicht nur den Grundriss, die raumbegrenzenden Flächen wie Boden, Wand und Decke, sondern ebenso die Beleuchtung, Möblie­ rung, die Farben, Materialen usw. Innenarchitekten haben daher das Ganze, das gestaltete Umfeld bis hin zum Salz­ streuer im Blick, wenn auch seltener in der Verantwortung. Unpassende Details stören daher leider oft genug das Gesamtkonzept: unbeholfen dekorierte Empfangstheken, unansehnliche Abfallbehälter, gebastelte Hinweisschilder, Papierservietten komplett mit Osterdruck und Würzensem­ ble und last but not least räudige Ficus Benjaminii – Details, die geeignet sind, die beste Innenarchitektur zu ruinieren.

Materialien sind nicht nur essenzieller Bestandteil von Innenarchitekturen, sondern auch ein großer Spaßfaktor im Entwurf. Die Vielfalt und die sich daraus eröffnenden Kom­ binationsmöglichkeiten sind schier endlos. In der Innen­ architektur sind Materialien besonders nah am Menschen und damit physisch und psychisch erfahrbar. Oberflächen­ bearbeitungen und konstruktive Details bestimmen die direkte haptische Wahrnehmung durch die Nähe und den unmittelbaren Kontakt.

Gesamtkonzept Wesentlich bei der Entwicklung eines innenarchitektoni­ schen gestalterischen Gesamtkonzepts ist das Zusammen­ fügen der verschiedenen Komponenten zu einem stimmi­ gen Ganzen. Den Beginn macht ein stimmiger Grundriss, der sitzt und funktioniert – dazu gehören Wegeführungen hinsichtlich der Nutzung der Räume, die gleichzeitig aber auch Blickachsen und Einblicke berücksichtigen. Atmo­ sphären werden durch Materialität, Farbigkeit, Licht und Formen geprägt. Farbe, Material, Licht, Möblierung, Wege­ führung, Blickrichtung sind in sich wie auch miteinander verwoben prägend – wird eine Komponente ausgetauscht, verschiebt sich das gesamte Gefüge und dies wirkt sich entsprechend auf das Gesamtkonzept aus.

Substanzielle Materialien wie Holz und Stein sind nach wie vor wesentlich. Sehr viel wird mittlerweile mit Material­ imitationen wie Stein- oder Holzersatz gearbeitet. Ver­ meintliche Hochwertigkeit wird mit nachgemachtem, aber vergleichsweise minderwertigem Material erreicht. Inno­ vative Materialien werden gerne von Materialdatenbanken unter das Gestaltervolk und damit auch das der Innenar­ chitekten gebracht. Ein regelrechter Materialhype in der Designwelt befeuert die fortwährende Suche nach Innova­ tionen, die durch neue Technologien angetrieben werden. Dennoch sind traditionelle Materialien und damit hand­ werkliche Verarbeitungstechniken weiterhin gefragt – man­ che Materialdatenbanken, beispielsweise Material Archiv in der Schweiz, berücksichtigen auch diese. High-TechMaterialien sind hoch leistungsfähig, optimieren beste­ hende Materialien – oder sind einfach ganz neu. Early Adap­ ters unter den Innenarchitekten wie auch den Bauherren sind offen für entsprechende Materialien, die  eine neue → 40 Art der Gestaltung erlauben.

Farbe Farbe prägt Räume und wird von Innenarchitekten von jeher gerne eingesetzt. Im Idealfall wird Farbe als Bestandteil eines Gestaltungskonzepts von Anfang an in den Entwurfs­ prozess integriert, statt später additiv, willkürlich oder nach Patentrezept aufgesetzt zu werden. Die Hochbaukollegen waren zu Studienzeiten der Autorin noch sehr zögerlich mit dem Einsatz von Farbe. Das Weiß der Moderne, Schwarz, „freundliches Anthrazit“ und Lichtgrau stellten die aus­ schließlichen Bestandteile der verwendeten Farbpalette dar. Zwischenzeitlich hat ein auffälliger Wandel eingesetzt und Farbigkeit findet sich häufiger an Fassaden und in Innenräumen. Sie ist leider oft von Trendfarben dominiert, die als solche eine entsprechend geringe Halbwertzeit besitzen dürften.

Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand. Charles Darwin

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Fa R B e U n D m ate R Ia l

Take a seat: Für diese Sitzgruppe war der Innenarchitekt zugleich Entwerfer und Handwerker. Sitzgruppe „Blütezeit“, Köln, Deutschland; Karl Hussmann von Karl’s Werkstatt

Japanische Tradition, Haiku, Licht und Schatten, Shoji-Proportionen, Holz – entworfen in Deutschland, umgesetzt mit innovativer Technologie und traditionellem Handwerk in Japan. Lookalike Bench, Frankfurt am Main, Deutschland und Asahikawa, Japan; DDC und Asahikawa Furniture Cooperative als Schirmherren, Wolf Udo Wagner und Minoru Naghara als Initiatoren, Entwurf Sylvia Leydecker

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In Between

Fließende Räume mit wenigen, aber unterschiedlichen Materialien; die Raumzellen wurden in PU-Schaum geformt und mit PU-Beschichtung versehen. Strandhaus, niederländische Küste;

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90 .0 0°

SAQ Architects

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AIRC

AIRCO

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90°

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KAST

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Fa R B e U n D m ate R Ia l

Hospitality-Design de luxe im Büro einer Finanzberatung – warme Grautöne, facettierte Formensprache und hochwertige Verarbeitung. Tebfin Office, Johannesburg, Südafrika; Source Interior Brand Architects

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In Between

Typografie als Programm: Den in einer ehemaligen Druckerei untergebrachten Club zieren übergroße plakative und leuchtende Lettern. BuckRogers Club, Fürstenfeldbruck, Deutschland; camp Innenarchitektur. Markenentwicklung

Schwarz/WeißProgramm: Poesie als Identität stiftendes grafisches Muster und Teppich in einer öffentlichen Schule. School 03, Amsterdam, Niederlande; i29 interior architects 36

Fa R B e U n D m ate R Ia l

Die italienische U-Bahn-Station als Gegenpol zur historisch geprägten Umwelt – hier pulsieren digitale Formen und Farben, Spiegel lösen die Raumgrenzen auf. Metronapoli – Station Università, Neapel, Italien; Karim Rashid

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In Between

Die elegante und reduzierte Treppe in einem sanierten alten Bauernhaus führt in die Höhe, leicht und skulptural durch die unsichtbare Tragstruktur und Materialien wie Marmor und Glas. Casalgrande Padana, Umbau eines alten Bauernhauses, Casalgrande, Reggio Emilia, Italien; Kengo Kuma & Associates

Ein Altarraum mit nur zwei Materialien, Beton und Eiche, und der Farbe Weiß. Altarraum Lutherkirche, Düsseldorf, Deutschland; Lepel & Lepel

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Fa R B e U n D m ate R Ia l

Übersichtlich: Der Blick von der Bühne der früheren Aula zeigt die Bücherei mit ihren Farbflächen in ihrem ganzen Ausmaß. SchulStadtbücherei, Arnsberg, Deutschland; Keggenhoff | Partner

Der Flur dieses Gesundheitszentrums ist durch die grafische Wandgestaltung vor sterilem Einerlei gerettet worden. Medizinisches Versorgungszentrum am EWK Spandau, Berlin, Deutschland; r2_innenarchitektur und design

Entblättert. Ein schlichtes Shopdesign, bei dem Layer vorherrschend sind. Eine Seite Schwarz, die andere Weiß. DURAS Nagashima, Kuwana, Japan; Sinato – Chikara Ohno

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In Between

WERTE

Bauen, nicht nur durch den Grundriss, sondern durch den Raumplan, das Denken in Volumen. Das Ornament galt ihm dagegen als wirtschaftliche Verschwendung. Heute wird die Individualität in der Masse produziert. Modulare Bauweisen, eine Auswahl an Farbpaletten und dekorativen Oberflächen sowie eine Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten sugge­ rieren Individualität und bleiben dennoch geklonte Mass Customization. Anspruchsvolle Innenarchitektur versucht sich davon abzuheben, indem sie individuelle und unaus­ tauschbare Interiors schafft, die im jeweiligen Kontext wie ein Maßanzug passen und auf gestalterischen Gesamtkon­ zepten basieren, die jedes für sich einzigartig sind.

Bemerkenswert ist die gegenwärtige Haltung zur Materi­ alauthentizität. Es ist erstaunlich, wie extensiv Materialien in ihrem Aussehen imitiert werden. Ursprüngliche und beliebte Oberflächen, wie die von Holz und Beton, werden als Laminat, PVC und sogar Fliese optisch täuschend echt imitiert und zuweilen dem eigentlichen Material vorgezo­ gen. Gründe hierfür mögen in den Kosten, der Funktiona­ lität wie Pflegeleichtigkeit und auch der Kalkulierbarkeit in der optischen Erscheinung liegen. Aus den gleichen Gründen wird selbst Patina, die im realen Leben im Lauf der Zeit entsteht, „gefaked“. Das Imitieren von Materialien hat Tradition – man denke an kunstvoll gemalte Marmor­ imitationen – und die dafür genutzten Technologien werden immer ausgefeilter. Holzimitationen aus PVC waren vor nicht allzu langer Zeit noch sehr schlecht, heute dage­ gen sind die optischen Erscheinungen täuschend echt geworden. Nicht über diesen Umstand hinweg täuschen allerdings die weiteren Eigenschaften, wie beispielsweise die Haptik. Waren Imitationen früher als „billige Kopie“ minderwertiger als das Original, lässt sich heute nicht mehr behaupten, dass das Imitat immer eine schlechte Kopie sei. Für den beabsichtigten Zweck kann das Imitat die bessere, hochwertigere Lösung sein. Die Fliese in Holzoptik kann durchaus als Material betrachtet hochwertiger sein als ein vielleicht vergleichsweise minderwertiges Holz, und sie kann darüber hinaus gewünschte Eigenschaften in sich vereinen. Die Materialqualität ist also von der Material­ authentizität zu trennen.

Als Fluchtmöglichkeit aus dem Dilemma der Massenpro­ duktion und der perfekt „cleanen“ Interiors erleben Patina und Gebrauchsspuren im Kontext von „Shabby Chic“ und „Rough Luxe“ sowie traditionelles Handwerk eine Renais­ sance und Do-It-Yourself einen Hype. Vintage und Retro sind angesagt, gehen beispielsweise im Fashion Design mit Streetstyle Hand in Hand. Der Wert von Gebrauchsspuren, traditionellen Handwerkstechniken, qualitativ anspruchs­ vollen Kleinserien oder Einzelanfertigungen wird geschätzt, entweder in hochwertiger und exzellenter Qualität oder auch im Gegenteil, zwar nicht exzellent verarbeitet, aber dafür mit viel Liebe gemacht; die Do-It-Yourself-Szene zeigt es am Beispiel Urban Knitting. Seele und Authentizität, gepaart mit der Geschichte eines Gebäudes, wirkungsvoll in Kontrast zu zeitgenössischem Design gesetzt, gelten als der wahre Luxus – denn hier werden menschliche Bedürf­ nisse, echte Emotionen berührt.

Hinter der Wahl steht eine Haltung. Die Qualitäten von Mate­ rialauthentizität und Patina sind häufig nicht erwünscht und werden mit Ungepflegtheit gleichgesetzt. Zugleich aber werden künstliche Altersspuren in eben jenen Imitaten erzeugt, was absurd ist. Der erkennbare Alterungspro­ zess, der den Charme eines lebendigen Materials wie Holz oder Metall ausmacht, ist beim Imitat in dieser Form nicht gegeben. Das Material bleibt statisch, leblos und ist damit kalkulierbar. In der japanischen Kultur, die durch äußerst reduzierte Interiors gekennzeichnet ist, findet sich nicht nur ein Sinn für das subtile Spiel von Licht und Schatten und Naturphänomenen, sondern auch ein ausgeprägter Sinn für Patina, die sich gleichsam als Kunstform darstellt (Wabi-Sabi). Die Wertschätzung, die ein patinierter Kupfer­ kessel erfährt, steigt mit eben der Zeit, die es braucht, um diese Patina entstehen zu lassen. Die Instant-Patina einer künstlich erzeugten Oberfläche ist hinsichtlich Charme und Ausstrahlung damit nicht vergleichbar.

Handarbeit als gefragtes Gut erfordert handwerkliches Kön­ nen, häufig präzises materialgerechtes Arbeiten und große Kenntnis des zu verarbeitenden Materials. Verarbeitungs­ details und Qualität gehen dabei Hand in Hand. Man denke an ornamentale Dekoration und eine bedeutungsvolle Anordnung der einzelnen Komponenten im Raum, nach Art von indischen Schnitzereien oder arabischer Kalligra­ fie, zum Teil üppig, pompös und in großer Pracht in Szene gesetzt. Auch emotionale Bedürfnisse, die Rückbesinnung auf Werte der Vergangenheit, werden mit der Hinwendung zu traditionellem Handwerk befriedigt. Doch alleine, in unveränderter Form, sind diese wenig geeignet, um in die Zukunft zu führen. Zukunftsfähige Innenarchitektur beinhaltet auch immer etwas Neues und bedeutet damit einen Fortschritt. Eine solche Mischung ist im Zusammen­ wirken von Kunst und Architektur, in der Zusammenarbeit von Ingenieuren und Architekten an Kunstschulen wie der Cranbrook Academy of Art bei Detroit und dem Bauhaus entstanden. Zukunftsweisende Verbindungen von Kunst und Architektur im Studium brachten zahlreiche berühmte Protagonisten in Architektur und Design hervor.

In diesem Zusammenhang erfahren echte Materialien viel­ leicht auch wieder die ihnen zustehende Wertschätzung. Nötig ist dafür ein Sinn für deren Schönheit und Qualität; man denke an die gewachste Oberfläche eines glatt geho­ belten Holzes. Hier kommt die handwerkliche Verarbeitung ins Spiel. Industrielle Fertigung und Massenproduktion können nicht leisten, was die individuelle Fertigung her­ vorbringen kann. Schon Adolf Loos propagierte effizientes

Ähnliches gilt heute für die interdisziplinäre Zusammen­ arbeit von Kreativen mit der Industrie und Wissenschaft. Neue und zukunftsweisende Technologien werden in interdisziplinären Teams zur Marktreife gebracht. Erste vereinzelte Aktivitäten greifen zurzeit diesen Ansatz auf.

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w e R te

Innenarchitektur aber, die nach vorne denkt, bedarf einer solchen Basis. Sprudelnde Kreativität, neugieriger For­ schergeist, explosiver entdeckerdrang, spannende inter­ disziplinäre teamarbeit mit hohem Spaßfaktor, „out of the Box“­Denken und Realitätssinn bringen neue Impulse in die Innenarchitektur. Fortschritt und weiterentwick­ lung bedeuten dabei gleichzeitig den Schritt in das Unbe­ kannte und verlangen Risikobereitschaft. Und während die Digitalisierung der welt unablässig voranschreitet, können elektronische Räume – virtuelles licht, virtuelle materialien – niemals ein ersatz für die überaus komplexe Realität werden, sondern sind immer nur eine Kopie – und → 42 sei sie noch so perfekt.

Zeit haben: Diese Privat­ wohnung besitzt den Charme der Vergangenheit. Wohnung am Maybachufer, Berlin, Deutschland; Gisbert Pöppler

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In Between

trend

Im Umweltschutz agieren Innenarchitekten nicht nur als „aufhübscher“, wie der Cradle­to­Cradle­papst, michael Braungart, 4 provokant behauptet, sondern als ernstzu­ nehmende planer. Sicher lässt sich ein Öko­Image von Unternehmen wunderbar vermarkten, um Kundennähe und Glaubwürdigkeit zu suggerieren. Greenwashing wird oft genug oberflächlich appliziert, um entsprechende assoziationen zu erzeugen. Sicherlich spielt auch die Sehnsucht nach der natur, nach natürlichen Farben und materialien aus nachwachsenden Rohstoffen eine Rolle. Die innenarchitektonische praxis ist dennoch deutlich komplexer. Green Interiors sind in zeiten von nachhaltig­ keit und ökologischem Bewusstsein gefragt, zertifizie­ rungselemente wie leeD, BReeam und DGnB beweisen es. Dass zertifizierungen im Interiorbereich rar sind und kaum durchgeführt werden, liegt meist daran, dass sie im Vergleich zur Investitionssumme zu teuer sind. aber hier dreht es sich nicht nur um Investitionen. auch Unterhalts­ kosten wollen bedacht werden, wie life­Cycle­Costs und das Facility management. Das kann sich im Vermeiden von Verbundmaterialien und in der Recyclingfähigkeit bis hin zum Cradle­to­Cradle­Konzept ausdrücken. Damit verknüpft kommen immer wieder neue produkte auf den markt: modullösungen, flexibel umbaubares mobiliar, wel­ ches sich auf Rollen bewegen lässt, farbige textilien usw. Dennoch werden die Büromassen immer weiter möglichst risikolos und mengenkompatibel mit grauem teppich, wei­ ßen wänden und schwarzen Drehstühlen „für entscheider“ ausgestattet – so revolutionär und innovativ stellt sich die grüne zukunft in der Realität dann doch nicht dar. es sei denn, Innenarchitekten sind mit im Spiel – dann ist der anspruch des Bauherrn in Bezug auf Unternehmens­ darstellung, repräsentative zwecke, arbeitsprozesse und mitarbeitermotivation gewöhnlich ein anderer und schlägt → 49 sich deutlich nieder.

Jumping someone else’s train… Robert Smith

prognosen über zukünftige trends machen Sinn, wenn es zum Beispiel um das nutzerverhalten geht. „wir schaf­ fen heute die Vergangenheit von morgen“3 sagte oscar niemeyer. Doch die Gefahr ist, dass wir heute für das morgen planen, es dann gebaut wird – und von gestern ist. auch um dies zu vermeiden ist der Versuch angebracht, einen Blick in die zukunft zu werfen. trends, mehr oder weniger kurzlebige, gibt es wie Sand am meer. wellness ist einer von ihnen – ein Industrie­ zweig, der sich weltweit prächtig entwickelt. wohltuender Gingko­tee, der im wellness­Spa gereicht wird, benötigt eine andere Innenarchitektur als die Versorgung mit Beu­ tel­Schwarztee. Rund um Universal Design und Senioren, sei es im Care­Bereich mit altenpflege­einrichtungen und betreutem Servicewohnen oder im altengerechten woh­ nungsbau, sind innenarchitektonische aktivitäten verlangt. ebenso profitiert der Healthcare­Sektor weltweit von der demografischen entwicklung, sei es als rudimentäre allge­ meinversorgung oder als anspruchsvolle Versorgung von betuchteren privatpatienten im Krankenhaus. Der veränderten Kommunikation durch digitale It­errun­ genschaften, der zunehmenden Flexibilität in der arbeits­ welt, dem trend zur transparenz und flachen Hierarchien in Unternehmen entsprangen sogenannte nomadic offices und open Spaces. Diesen trendthemen folgte konsequen­ terweise die akustik auf dem Fuß. Defizite der Räume, pro­ bleme, die durch von Flächeneffizienz geprägten Interiors verursacht werden, sollen mit der Hinwendung zur akustik in den Griff gebracht werden. Gegenüber einer ansprechen­ den optik, die auch leichte Reinigungsmöglichkeiten etc. mit sich bringt, bleibt die angemessene akustik leider zu oft auf der Strecke, werden akustische potenziale verpasst. akustisch relevante Daten sind nötig, um angenehme Soundscapes (virtuelle akustische Räume) zu formen; anders gesagt stellt die Qualität der eingangsdaten der akustischen oberflächen den Dreh­ und angelpunkt für Simulationen des Virtual Sound Design dar.

Kontrastreich. Eine Symbiose starker Farben, die dennoch harmonisch wirkt. Bar le Lounge, Ste-Julie, Quebec,

Der 3D­Visualisierung in Kombination mit der dazugehöri­ gen virtuellen akustischen Realität gehört zwar die zukunft, dennoch haben absorptionsgrade und Schallreflexion häufig noch nicht den weg ins Bewusstsein des entwerfers gefunden. Bis dahin sind Räume, die eine mangelhafte Hörsamkeit aufweisen, in Schulen, als Konferenzräume oder in Restaurants die Folge, ebenso hohe Geräuschpegel in Büros, empfangshallen oder Fluren, die als lärm mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen einhergehen.

Kanada; Jean de Lessard, Designer Créatif

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tR e n D

DJing und Vjing: Eine Symbiose aus Sound und Licht in dem legendären Club, der in der innenarchitektonischen Gestaltung seinesgleichen sucht. CocoonClub, Frankfurt am Main, Deutschland; 3deluxe

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In Between

Bar und Restaurant – das Raumkonzept des letzteren wahlweise mit flexibler Trattoria-Atmosphäre oder intimer Art für Familienfeiern. MAZZO, Amsterdam, Niederlande; Concrete Architectural Associates

Shelter: Eine schützende Hülle im Raum bietet diese Relax-Box im Empfangsbereich eines Gesundheitsausbildungszentrums. ROC Health & Care, Apeldoorn, Niederlande; Tjep.

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tR e n D

Das neugestaltete Restaurant in der Architektur-Ikone Barbican Centre fügt sich perfekt in die existierende Architektur ein und bietet auch etwas fürs Gemüt. Barbican Foodhall, London, England; SHH

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In Between

Hingucker: Dieser Augenoptiker inszeniert Brillen als Pretiosen in kleinen Displays – weiß, skulptural und mit einem Kick Grün. FreudenHaus Optik, München, Deutschland; tools off.architecture

Standpunkte für eine Architektur: Je nach Standort erkennt man nur abstrakte Linien oder aber die Innenarchitekturzeichnungen, die die Wände des Treppenhauses aus den 1970er Jahren bedecken. Anna, Basel, Schweiz; ZMIK

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tR e n D

Transport-Design und Dining, moderne Gestaltung und traditionelles britisches Essen in Balance, abseits aller Pub-Romantik. Canteen, London, England; Universal Design Studio

Besuch: Ein lichter Raum für viele Gäste in einem Privathaus. Wohnhaus, Ypres, Belgien; Pieter Vanrenterghem Interior Architecture 47

In Between

Der monochrome und streng symmetrisch aufgebaute High-End-Fashion-Store wird von sternförmig angeordneten Neonröhren beleuchtet. Shine Leighton Center, Hongkong, China; NC Design & Architecture Limited

Wohnhaus in typisch Tokioter Nachbarschaft; klein und gemütlich, wird die kontrastierende dekorative Wandscheibe zum verbindenden Element. Sasao House, Tokio, Japan; Klein Dytham architecture 48

Ära

Innenarchitektur spiegelt die Ära wider

Nach der Akustik rückt im Kontext von Ökologie die Raumluftqualität zunehmend in den Blick. Insbesondere im Zusammenhang mit Emissionsfreiheit erscheint das Thema Indoor Air Quality zunehmend auf der Tagesord­ nung von Konferenzen. Das Sick Building Syndrome stellt nicht selten ein Problem in Neubauten dar. Schadstoffe wie Formaldehyd, VOC allgemein, Alkane etc. besitzen eine unterschiedliche Toxizität; Benzol beispielsweise ist nachweislich krebserregend. In Europa ist eine allgemein bauaufsichtliche Zulassung, wenn es um den Einsatz von Baustoffen geht, für Innenarchitekturbüros das Mittel der Wahl. Komplett geruchslose Materialien und Produkte sind produktionstechnisch betrachtet für die Industrie machbar, aber teuer. Innenarchitektur ist hinsichtlich olfaktorischer Kriterien, sowohl was die subjektive Wahrnehmung als auch was die Gesundheit betrifft, gefordert.

Lifestyle ist ein Phänomen, das es immer schon gab. Inte­ riors teilen den Lebensstil des Nutzers mit dem Rest der Welt, sie projizieren Gefühle in den Raum, Motivationen und Wünsche formulieren sich. Authentische Interiors, die unserer Zeit einen angemessenen Ausdruck verleihen, unterscheiden sich von denen vergangener Tage. Innen­ architektur ist nah am Menschen und fordert ein Gespür für die menschlichen Bedürfnisse, die immer befriedigt werden möchten. Dass in der Nachkriegszeit die Psychoanalyse zunehmend populär wurde, manifestierte sich unter anderem bei der Namensgebung des Entwurfs „Womb Chair“ für Knoll. Skandinavisches Design und dessen Formensprache sind bis heute gefragt. Heutige Stuhlentwürfe wirken oft wie Kopien von Schalenstühlen vergangener Jahrzehnte. 50 Jahre alte Designs werden heute als modern empfunden. Ebenso verhält es sich in der Architektur mit sogenannten Bauhaus-Häusern, die auf ein bald rund hundertjähriges Dasein zurückblicken – da stimmt doch etwas nicht.

Im Kontext von Green Building ist insbesondere in Europa auch die öffentlich subventionierte energieeffiziente Däm­ mung von Bestandsbauten von großem Interesse. Wie die Identität eines Unternehmens, so manifestiert sich auch die Identität von Städten durch deren energetisches Erschei­ nungsbild. Andererseits wird die Gestaltung von Häusern und Ensembles von Fassaden geprägt, mit deren Verlust an gestalterischer Qualität durch Energiesparmaßnahmen auch die Stadt an Lebensqualität verliert. Innenarchitektur trägt damit auch im Kontext der Sanierung von Gebäuden Verantwortung und greift in das Erscheinungsbild ein. Nachhaltigkeit in der Innenarchitektur reduziert sich nicht auf rechnerische Werte in der Energiebilanz, sondern bein­ haltet gestalterische Qualitäten, die langlebig sind – das betrifft auch die angemessene Dämmung.

Zu einem fortschrittlichen Entwurf aber gehört auch der passende Bauherr, der willens und mutig ist, Verantwor­ tung zu übernehmen, entsprechende zukunftsweisende Entwürfe zu realisieren. Das erfolgreich realisierte Projekt ist letzten Endes immer ein Resultat des Teams Innenarchi­ tekt und Bauherrschaft. Je besser die Kombination passt, auch hinsichtlich der sogenannten „Chemie“, desto besser das Resultat. Als prominentes Beispiel einer erfolgreichen Zusammenarbeit lassen sich der Designer Philippe Starck und der Hotelier Ian Schrager anführen, die eine Zeitlang gemeinsam zukunftsweisende und durchschlagende Hotel­ konzepte realisierten.

Ein weiterer übergreifender Trend ist die Darstellung von Lebenswelten verschiedener Lifestyles von Minimalismus, Bauhaus, Klassik, Romantik, High-Tech, Natur bis hin zum Eklektizismus, die sich in den Setdesigns der Hersteller nie­ derschlagen. Retrozauber ist immer wieder aufs Neue aktu­ ell – eine Mischung aus Glamour, Muff und Lindgren’schem Bullerbü. Innenarchitektur bedient viele Lebenswelten, vom Minimalismus bis zum Horror-Vacui-Barock.

Die Verwendung smarter Technologien und Materialien ist Ausdruck der jetzigen Zeit. Das Maschinenzeitalter ist vorbei, der Massenkonsum und die Massenproduktion serienmäßig vorgefertigter Teile funktionieren, nun geht es auf zu neuen Ufern. Wir stehen derzeit zwar erst am Beginn des Einsatzes smarter und cleverer Materialien, dennoch ist der erste Schritt bereits getan. Insbesondere in Europa geht es dabei um die Integration von alter und neuer Bausubstanz. Der Innenarchitektur war auch in der Vergangenheit noch nie an Patentrezepten, sondern immer an spezifischen, maßgeschneiderten Lösungen gelegen. Neubauten und deren Innenarchitekturen sind dagegen in der Lage, von vornherein progressive Konzepte zu rea­ lisieren, und vertun Chancen, wenn dies in der Konzepti­ onsphase ignoriert wird. Visionäre Architektur verlangt auch ebensolche Innenarchitektur, die nicht ausschließlich am Bewährten festhält, sondern sich weiterentwickelt und → 52 nach vorne denkt.

Nicht vergessen darf man bei alldem, dass immer wieder neue Themen fokussiert werden, mit denen sich schlicht Geld verdienen lässt, durch Konferenzen, Beratungsleis­ tungen, Lizenzierungen oder den Verkauf neuer Produkte. Grundsätzlich aber hat der Blick auf all diese Themen – von Akustik über Kommunikation hin zu Emissionen – schon immer die Komplexität guter Innenarchitektur ausgemacht.

Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will. Jean-Jacques Rousseau

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In Between

Das Innere dieses japanischen Wohnhauses lebt vom subtilen Spiel der Materialien, traditionellen ShojiProportionen und der Natur. Kitanokaze; Nakayama Architects

Klein ganz groß: Proportionen und softe Farbgebung spielen mit der kindlichen Perspektive und der Raumwahrnehmung. Baby Café, Tokio, Japan; Nendo

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Ära

Das Wohnhaus der achtziger Jahre wurde mit großzügigen Durchgängen und fließenden Räumen umgebaut, umfasst von pigmentierten, pudrig erscheinenden Wänden. Villa, Neuss, Deutschland; Silvia Pappa – Innenarchitekten

Vom Feinsten: Das Interior der 70 m-Luxusjacht wurde in jedem Detail komplett maßgeschneidert und in bester Qualität ausgeführt. Superjacht Numptia; Achille Salvagni Architetti

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In Between

Aufgabentypen

Gastronomie und Hotel gehören zu den beliebtesten Betätigungsfeldern von Innenarchitekturbüros, da hier anspruchsvolle innenarchitektonische Gestaltung als klarer Wettbewerbsfaktor erkannt ist. Gäste wollen und sollen sich angezogen fühlen. Innenarchitektur trägt entscheidend zum Hospitality-Gedanken bei und ist ein unverzichtbarer Bestandteil guter Hotellerie und Gastronomie – angefangen bei der Luxus-Currywurstbude oder dem Low-BudgetCity-Hotel bis hin zum exklusiven Sterne-Restaurant, der Cocktailbar und dem Grand Hotel.

Unterschiedlichste Aufgaben sind für die Innenarchitek­ tur relevant: vom Privathaus über den Messestand, das Office-Interior, die Healthcare-Facilities bis hin zum Schul­ bau, Hotel oder dem denkmalgerechten Umbau eines Gebäudes. Im Sullivan’schen Sinne gehört die Ästhetik zur Funktion und ist mit ihr untrennbar im Sinne von „form follows fun­ ction“ verbunden. So sind auch Bildungsprozesse in der Natur immer von funktionellen Anforderungen beeinflusst und werden gewöhnlich als „schön“ empfunden. Es gibt fließende Übergänge zwischen der rationalen und der emotionalen Seite eines Entwurfs, was etwa die Wechsel­ wirkung zwischen emotionalem Wohlfühlen und reibungs­ losem Arbeitsprozess zeigt. Die funktional-technische Seite beispielsweise von Senioren-Interiors, die in alternden Gesellschaften von steigendem Interesse sind, dreht sich um Anforderungen wie Barrierefreiheit, Prozessoptimie­ rung, Energieeinsparung, Brandschutz, Kosteneffizienz, Hygiene, Sturzprophylaxe, Inkontinenz, Multimorbidität, Demenz etc. Dabei haben vergangene Zeiten im Kontext von Innenarchitektur für Demenzerkrankte ihre besondere Berechtigung, denn traditionelle wohnliche Reminiszenzen tragen dazu bei, die individuelle Biografie zu berücksich­ tigen und sich heimisch zu fühlen. Gute Innenarchitektur schaut dabei im Sinne biografischer Therapie nicht nur in die Vergangenheit, sondern ist auch in der Gegenwart mit Blick in die Zukunft angekommen – das betrifft zukünftige Entwicklungen hinsichtlich des Personals, die veränderte Pflegekonzepte nach sich ziehen, ebenso wie aktuelle Erkenntnisse von Wissenschaft und Technik, die sich in neuen Arbeitsprozessen niederschlagen. Flexible Räume bieten in diesem Kontext Nachhaltigkeit im eigentlichen Sinne. Dies betrifft analog auch Office-Interiors, Hotels und andere Innenräume.

Ein weiteres anziehendes Gebiet sind Shopdesigns, wobei vorzugsweise für attraktive, gleichzeitig individuelle und damit authentische Shopinteriors Innenarchitekten beauf­ tragt werden. Shopdesign ist sowohl von Markenauftritt als auch von Effizienz geprägt und geht Hand in Hand mit dem klassischen Ladenbau. Die Flächenproduktivität bzw. Umsatz und Gewinn pro Quadratmeter ist die wesentliche Kenngröße, sowohl im Einzelhandel als auch im Warenhaus. Die Händler sind zunehmend als Cross-Channel-Player mit mehreren Vertriebskanälen auf den Märkten aktiv, das heißt sowohl in realen als auch Online-Shops und auch mit Print-Katalogen. Die Shoppingwelt ist also in Bewegung. Im Privatobjekt beginnt die Arbeit von Innenarchitekten bei der schlichten Wohnberatung („viel Platz im kleinen Flur“), sie betrifft Objekte von Wohnbaugesellschaften mit ihren Musterwohnungen genauso wie Privatvillen im High-End-Luxussegment. Dachausbauten und Ratschläge zu „viel Platz im kleinen Flur“ gehören ebenso zur Tätigkeit von Innenarchitekturbüros. Das Alltägliche ist ebenso nah am Menschen, wird gebraucht und ist das, was abseits der Feuilletons passiert. Hier sind nicht unbedingt Designpreise gefragt, sondern bodenständige praktikable Lösungen. Als Expertin im Studio habe ich bei zwei Radio-Live-CallIns zum Thema „Zimmer frei – wenn die Kinder ausziehen“ (21.12.2010) und „Umgestaltung der Wohnung“ (11.6.2012, WDR) mitgewirkt und dabei hautnah die banalen alltägli­ chen Probleme zu lösen geholfen…

Healthcare beinhaltet Innenarchitektur von der klassischen individuellen Arztpraxis und dem MVZ (medizinischen Ver­ sorgungszentrum) über Teilbereiche im Krankenhaus oder der Rehabilitation bis hin zu Pflegeheimen und Hospizen. Zum einen müssen Healthcare-Interiors prozessoptimiert hinsichtlich Arbeitsabläufen und hygienischen Belangen funktionieren, ebenso müssen sie den Patienten und Ange­ hörigen Vertrauen, Sicherheit und Geborgenheit vermitteln und gleichzeitig Fachpersonal anziehen.

Die Konzeption einer Ausstellung ist eine ganzheitliche Angelegenheit, bei der sowohl die Objekte wie die Aus­ stellungsdidaktik eine Rolle spielen, ebenso Wegefüh­ rung und Sicherheitsaspekte, aber auch konservatorischen Belangen wie Beleuchtungsstärken und Luftfeuchtigkeit Rechnung getragen werden muss. In Museum, Theater und Kino versammeln sich Menschen und werden unterhalten, was auch eine Reihe sicherheitstechnischer Fragen nach sich zieht, die in innenarchitektonische Gesamtkonzepte eingebunden werden müssen.

Kommerzielle Messestände sind dagegen gewöhnlich das Aushängeschild eines Unternehmens, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu anderen Ständen um Aufmerksamkeit buhlt. Als Magnet für die anvisierte Zielgruppe muss der Stand Produkte oder Dienstleistungen präsentieren, schnell auf- und abbaubar sein, möglicherweise wiederverwendbar und modular aufgebaut sein. Er muss Platz für Präsentation und Kommunikation bieten und manchmal auch für das leib­ liche Wohl sorgen. Messestände sind ein Turbogeschäft mit Dauer-Zeitdruck und vollem Einsatz, in dem viele Akteure unterwegs sind und die Konkurrenz vielfältig ist.

Wellness hat sich innerhalb der letzten Jahre internati­ onal zu einem großen Markt entwickelt, der eine ganz besondere Wohlfühlatmosphäre erfordert. Freizeitobjekte wie Schwimmbäder, Yachten und Entertainment Parks erfahren durch ihre innenarchitektonische Gestaltung eine deutliche Aufwertung, benötigen aber ein Spezialwissen, das gewöhnlich erst in der Praxis und nicht während des Studiums erworben wird.

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AU FGA B E Nt y P E N

Als letztes seien Empfangsbereiche und Wartelounges angeführt, weil es Bereiche sind, in denen der vielzitierte „erste Eindruck“ entsteht und die auf diese Weise den Gesamteindruck prägen. Im Prinzip trifft das ebenso auf Flure zu, die der Wegeführung innerhalb eines Gebäudes dienen, wobei ihnen als untergeordneter Erschließung nicht immer die angemessene Aufwertung widerfährt. Das Gegenteil trifft auf die Empfangssituation als Visitenkarte zu, für die gerne Innenarchitekten beauftragt werden, auch wenn die weitere räumliche Situation dann in manchen Fällen vernachlässigt wird.

1 Im Folgenden wird der Einfachheit halber meist auf die männliche/weibliche Schreibweise verzichtet. Gemeint sind immer beide. 2 Loos, Adolf, „von einem armen reichen Manne“, Neues Wiener Tagblatt, 26.04.1900. 3 Niemeyer, Oscar, The Curves of time. The Memoirs of Oscar Niemeyer, London: Phaidon Press, 2000/2007/2010, S. 129. 4 Michael Braungart, Rede auf dem Innenarchitektentag der Architektenkammer Nordrhein Westfalen auf der Messe interzum, 2011.

Die hier angerissene Bandbreite der Innenarchitektur wird sich auf den folgenden Seiten weiter entfalten. Innenarchitektur ist nah am Menschen, bildet ein komplexes System, das unglaublich spannend und immer wieder aufs Neue zum Wohl seiner Nutzer erfunden werden kann. Räume sind omnipräsent und prägen den Menschen, der sich in ihnen aufhält. Die Chancen, die der bewusste Umgang mit Innenarchitektur bietet, sollten genutzt werden, mit oder ohne Innenarchitekten, besser aber mit – als „common sense“ des Umgangs mit Räumen statt einer exklusiven Angelegenheit.

Bardesign mit Clubcharakter.

Live on stage: Dieses private Schlafzimmer besitzt fast Bühnencharakter durch Lichtdramaturgie, Glas und Spiegel.

The Club Hotel, Singapur; Ministry of Design MOD

Haus Alessandro Bergamo, Oderzo, Italien; Simone Micheli Architetto

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In Between

im Verkaufsraum der bäckerei herrscht eine eher industrielle anmutung vor, während im sitzbereich heimelige cosyness den rahmen für brötchen und kaffee bietet. Bäckerei treiber, leinfelden­echterdingen (links) und Bernhausen (rechts), Deutschland; RaISeRlopeS

lichtspielhaus: die raumbe­ grenzenden Flächen des kino­ interiors lösen sich durch die integrierten lichtstrips in boden, Wand und decke völlig auf. w Hotel, london, england; Concrete architectural associates

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Stühle klettern die Wände hoch... Wohnhaus, Toronto, Kanada; Jennifer Worts

Gezielt platziertes Licht und eine angenehme Formensprache sorgen für die ruhige Wohlfühlatmosphäre – und widerlegen das oft gehörte Urteil, Weiß sei steril. Restaurant OLIVOMARE, London, England; Architetto Pierluigi Piu

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In Between

Messestände gehören zum Spektrum von Innenarchitekten – hier am Beispiel eines zweigeschossigen Standes. Siemens-Messestand Interkama 2007, Hannover Messe, Deutschland; bahlsconcepts

Down to earth: Sauber strukturierte Bürowelt mit integrierten Lounges zur informellen Kommunikation. Büro der Aareon AG, Mainz, Deutschland; andernach und partner

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Goldstein: Das neue Treppen­haus für den Geschosswohnungsbau an der Goltsteinstraße greift den Genius Loci auf, den Standort einer alten Maschinenfabrik am Rhein mit seinen Flusskieseln. GoltsteinForum Köln, Garbe Group, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

Als Haus im Haus funktioniert die Pop-Up-Bar inmitten der Designmesse Tent London. Simpel, schwarz/weiß, takeaway Becher-Sitze, der Vorhang auf der rechten (Schulter-) Höhe: gemütlich von innen, interessant von außen. Designmesse Tent, London, England; Vonsung

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In Between

Die Showrooms des Küchen­ einbaugeräte-Herstellers vermitteln die unternehmens­ eigene Kultur durch Zutaten wie Material und Formen­ sprache. Gaggenau Showroom, Amsterdam, Niederlande; eins:33 GmbH

Der Auftritt der unkonventionellen Versandhandelsapotheke wird durch die Innenarchitektur der Niederlassungen deutlich unterstützt. DocMorris-Apotheke, Limburg, Deutschland; Klaus Bürger Architektur

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Das Store-Design für die Parfümeriekette basiert auf ausge­ klügeltem RetailKnow-how und fügt sich nahtlos in das Corporate Design ein. Douglas: Luxus & Eleganz in Düsseldorf, Deutschland; Schwitzke & Partner

Die bunten T-Shirt-Stoffe und markentypischen FotoImages kommen im schlichten Umfeld der internationalen Kette bestens zur Geltung. American Apparel, Berlin, Deutschland; Philipp Mainzer Office for Architecture and Design

Die dunkle Limonadenbrause setzt hier auf das Corporate Design ihrer mexikanischen, mit Göttervögeln dekorierten Training Facilities. Espacio C Mixcoac, Mexiko-Stadt, Mexiko; ROW Studio

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In Between

1 2

27,00

Molton, schwarz

3

Durchgang Dur g

Durchgang D g

D Durchgang g

D Durchgang

Durchgang Dur chgang

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Durch D Durchgang hg gang ang g

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D Durchgang g

D Durchgan Durchgang ng g

3,9 0,45 0,45

0,9

1,7 4,0

2,9

0,1

7,0

6,0

5,9

0,1

Ein begehbarer Experience Space übersetzt mit künstlerischen Mitteln die 3D-Bildschirmtechnik in eine Rauminstallation. Panasonic Convention, München, Deutschland; Atelier Brückner GmbH

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Japanisches Handwerk trifft modernes Design in der von Licht und Schatten geprägten Bar in der 36. Etage. MIXX Bar & Lounge, Tokio, Japan; Curiosity

Das edle und anspruchsvolle Hotel, ein klassisches Betätigungsfeld für Innenarchitekturbüros. Hilton Frankfurt Airport Hotel, Frankfurt am Main, Deutschland; JOI-Design

Minimalismus ist woanders: Hotelräume verwandeln sich in ein Design-Abenteuerland. Hotel Überfluss, Bremen, Deutschland; Concrete Architectural Associates

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Die Entwicklung einer Disziplin: Lehre und Forschung im Bereich der Innenarchitektur Joanne Cys

Die Innenarchitektur blickt auf eine relativ kurze Geschichte zurück. Weithin gilt die Auffassung, dass sich dieses Gebiet als Disziplin, Berufspraxis und Forschungsfeld in der Entwicklung befindet. Die Bedeutung und der Beitrag der Aus- und Weiterbildung entwickeln sich dabei parallel zur fortlaufenden Schärfung des Profils der Disziplin. In der Frühphase diente die Ausbildung der Legitimierung und Professionalisierung des Berufsstandes des Interior Designers/Innenarchitekten. Mit ihrer Hilfe konnten sich qualifizierte Vertreter des Faches von „unqualifizierten“ Amateuren abheben, insbesondere von den Innendekorateuren, welche in Großbritannien und Nordamerika Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eine Vorreiterrolle eingenommen hatten. In diesem Kapitel soll es um den Kontext, die Bedeutung und den Beitrag der Lehre und Ausbildung in und für die Innenarchitektur gehen: anfänglich als Berufsausbildung, seitdem als Qualifikation mit Hochschulabschluss (in einigen Ländern als Zulassungskriterium für Studiengänge, als für eine Zulassungsprüfung für die Zertifizierung bzw. als für das Recht zum Führen einer Berufsbezeichnung erforderlicher Wissensnachweis) sowie zunehmend als Forschungsgebiet, das zum theoretischen Wissensstand der Disziplin wie auch zur Berufspraxis beiträgt.

Die Studienliteratur hat die Geschichte der Innenarchitektur traditionell weitgehend als eine Geschichte von Innenräumen aufgefasst – unabhängig vom Fachgebiet des Autors.1 Seit dem letzten Jahrzehnt tritt jedoch eine andere Betrachtung der Geschichte dieser Disziplin in den Vordergrund. Auch beeinflusst durch feministische Theorie, werden nun die praktischen Tätigkeiten sowie die Motivationen, Möglichkeiten und Grenzen der Akteure dargestellt, die zur Begründung des Berufsstands beigetragen haben – im Gegensatz zum konventionellen Ansatz einer Entwicklungsgeschichte von Innenräumen, die meist, wenn auch nicht immer, von Architekten stammen. Als am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts die PraktikerInnen der ersten Stunde auf den Plan traten, verfügten sie über keine formalen Qualifikationen auf diesem Gebiet, das sich nachfolgend zum Bereich ihrer beruflichen Tätigkeit entwickeln sollte – zunächst unter dem Begriff der Innendekoration und heute weltweit unter der Bezeichnung Interior Design und je nach Land auch Innenarchitektur gefasst. In ihrer Berufspraxis und ihren Publikationen griffen sie auf ihre Erfahrungen in Form des ihnen eigenen guten Geschmacks und Stils zurück. Stanley Abercrombie merkte dazu an: „Zu Beginn des Jahrhunderts...

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konnte sich Elsie de Wolfe zur professionellen Vertreterin des Berufsstandes erklären, indem sie einfach Karten drucken ließ, auf denen sie ihre Verfügbarkeit als Gestalterin anzeigte: Standards gab es nicht.“2 Doch unternahmen viele praktisch Tätige Aktivitäten zur Mehrung des Wissens und zur Aneignung von Fähig- und Fertigkeiten im Dienst ihrer Praxis der kreativen Gestaltung. Reisen, Schreiben und Veröffentlichungen, der Kontakt mit den Bildenden Künsten und der Zusammenschluss mit anderen boten Chancen zur Weiterentwicklung. So eignete sich in den Vereinigten Staaten die Journalistin Ruby Ross Wood genügend Wissen an, dass sie als Ghostwriterin von Elsie de Wolfes Werk The House in Good Taste (1913) fungieren konnte, und veröffentlichte in der Folge eigene Texte zur Innendekoration. 3 Frances Elkins begleitete ihren Bruder, den Architekten David Adler, auf seinen Auslandsreisen zum Studium an der École des Beaux-Arts.4 Eleanor McMillen belegte Kurse in Wirtschaft und Kunstgeschichte. 5 Eileen Gray schrieb sich an Instituten in London und Paris für Kurse im Zeichnen ein und ließ sich von einem japanischen Meister in der Lackmalerei ausbilden.6 In Australien nutzte Marion Hall Best die Bekanntschaft mit einem Professor der Universität Sydney für die Teilnahme an Architekturvorlesungen.7� Andere nutzten ihre beruflichen Tätigkeiten, so Syrie Maughan in Großbritannien in der Antiquitätenabteilung des Warenhauses Fortnum & Mason. 8 Vorreiterinnen wie Candice Wheeler und Eleanor McMillen betonten öffentlich die Bedeutung von Bildung und Ausbildung und förderten diese durch die Veröffentlichung von Artikeln, greifbares Kriterium der Unterscheidung zwischen „Profis“ und „Amateuren“.9 Ausgehend von diesem Wunsch nach beruflicher Anerkennung kam es in den 1930er, 1940er und 1950er Jahren in vielen Ländern zum Aufbau formaler Ausbildungsgänge für Interior Design/Innenarchitektur an Schulen für Entwurf und Gestaltung, begleitet von der Gründung nationaler Berufsverbände und von Fachzeitschriften zur Innenarchitektur.

entdeckte, war mein reges und anhaltendes Interesse an der Art und Weise, wie Menschen leben.“ 13 Die Verknüpfung (bzw. ihr Fehlen) zwischen akademischer Qualifikation und der Berufspraxis bleibt auch heute komplex. Wenn man auf der ganzen Welt Studierende nach den gegenwärtig bedeutendsten Innenarchitekten befragte, würden sie vermutlich Namen wie Philippe Starck, Petra Blaisse, Eva Jiřičná, Mark Newson, Zaha Hadid, Andrée Putman und Thomas Heatherwick nennen. Von diesen hat nur Philippe Starck eine formale Ausbildung zum Interior Designer durchlaufen. „Starck war 1968 an der École Nissim de Camondo in Paris als Student für Möbel- und Interior Design eingeschrieben, nahm jedoch wohl nur selten an den Lehrveranstaltungen teil.“ 14 Diese Situation hat weltweit manche Lehrende dazu veranlasst, ihre akademische Praxis und die Positionierung ihrer Ausbildungsgänge zu überprüfen. Joo Yun Kim beschreibt die Situation so: „... Interior Design ist ein Bereich, den Entwerfende anderer Disziplinen, beispielsweise Architekten oder Industriedesigner, problemlos zu ihrem Tätigkeitsbereich machen können... Bin ich nun jemand, der Studenten zu Designern ausbildet, die Architekten ähnlich, aber nicht Architekten sind?“ 15 Für andere sind die Fragen der beruflichen Identität (wer gestaltet Innenräume?) und der Abgrenzung des Fachgebiets (was macht Innenarchitektur aus?) nicht die wichtigsten Faktoren für den Berufsstand und die Ausbildung. Zu ihnen gehört Suzie Attiwill. Aus ihrer Sicht liegt es im grundsätzlichen Interesse der Fachdisziplin, „… Fragen mit Praxisbezug zu stellen – also nach dem ‚Wie‘ im Unterschied zu ‚Was ist Innenarchitektur?‘ oder ‚Wer ist ein Innenarchitekt?‘“ 16 Hier wird eine weitere Funktion der Bildung und Ausbildung im Bereich der Innenarchitektur deutlich, eine Funktion, die über die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten für die berufliche Praxis hinausgeht: Sie soll auch zum Wissensstand der Fachdisziplin und zur Innenarchitektur als Forschungsfeld beitragen. Hier zeichnet sich eine vertiefte Auffassung der Rolle von Design Research, das heißt Entwurfsforschung im Bereich von Interiors ab: Entwurfsforschung in ihrer Rolle in der Ausbildung künftiger Innenarchitekten, ihrer Stellung innerhalb der Wissenschaftslandschaft sowie ihrem Beitrag zur Wissensentwicklung in dieser vergleichsweise jungen Disziplin.

Viele Akteure in der noch immer relativ kurzen Geschichte der Innenarchitektur hatten zuvor jedoch eine Qualifikation auf einem anderen Gebiet erworben. In Penny Sparkes Werk A Century of Design: Design Pioneers of the Twentieth Century10 wird die Mehrzahl der einflussreichen Gestalter bedeutender Innenräume als „architect-designers“ bzw. als „figures in architecture and design“ geführt. Unter den von Sparke porträtierten 82 Entwerfern verfügt einzig der finnische Designer Antti Nurmesniemi über eine Qualifikation als Innenarchitekt.11 Der vielleicht bekannteste britische Interior Designer, David Hicks, der in den 1950er Jahren an der London Central School of Art and Design studierte und dort ein sehr weit gefasstes Curriculum12 durchlief, äußerte sich zu seiner Ausbildung so: „Qualifikationen sind wichtig, aber wichtiger noch ist jegliche Zeit einer relativen Ungebundenheit, die man zur umfassenden Erkundung möglicher Alternativen nutzen kann... In diesem Erkundungsprozess kam ich zu dem Schluss, dass ich in den Fächern, die ich für mein Studium ausgewählt hatte, niemals zur absoluten Spitze würde vordringen können: Bühnenbild, Malerei, Buchillustration und Typografie. Was ich jedoch

Im Zusammenhang mit einer Auswertung des Beitrags von Autorinnen zur Geschichte der Innenarchitektur kam John Turpin zu der Einschätzung, dass die geringe wissenschaftliche Aufmerksamkeit für dieses Thema darauf zurückzuführen sei, dass die Mehrzahl der hier tätigen Akademiker nicht über eine höhere Forschungsqualifikation verfügt. Ebensowenig verfügt ein hoher Anteil der in der Innenraumgestaltung tätigen Akademiker über einschlägige Berufsqualifikationen, so dass ihre Forschungsinteressen vermutlich eher auf anderen Gebieten liegen. Auch ermangelt es anderen akademischen Disziplinen an Klarheit und Wissen über Interior Design/Innenarchitektur. Im einführenden Beitrag zu einer von ihnen herausgegebenen Ausgabe des Journal of Architecture erläutern Barbara Penner und

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le hr e u n d forsch u n g

Charles Rice, dass die darin enthaltenen Fachartikel Wohninteriors aus einer kulturellen Perspektive betrachten und „... ein neues Feld für die Innenarchitektur umreißen, eines von besonderer Relevanz für Historiker, Theoretiker und Architekten, die sich mit der Verortung von Häuslichkeit in der zeitgenössischen Kultur beschäftigen.“ 17� Hier wird der Wert dieser Forschung für Interior Designers/Innenarchitekten nicht anerkannt. Es gibt weitere solcher Beispiele; Lucinda Havenhand erwähnt den Call for Papers für eine Konferenz einer Vereinigung von Architekturhochschulen, der sich auch an eine Reihe verwandter Fachbereiche, nicht jedoch an die Innenarchitektur richtete.18

Bereich der Innenarchitektur nicht kommuniziert, nicht dokumentiert, niedergeschrieben und veröffentlicht sei, 23 folgt die Forderung nach einem theoretischen Rahmen für die Wissenschaft und die Praxis, der aus beiden gespeist würde und auf beide anwendbar wäre. Mit Blick auf die Vorteile einer größeren Selbständigkeit des Faches gegenüber der Berufspraxis wird für die Hochschulausbildung im Bereich Design in Großbritannien gefordert, dass den zukünftigen Innenarchitekten die Fähigkeit vermittelt werden müsse, „… ihr Fach ernsthaft und selbstbewusst zu reflektieren… um sich von den Forderungen der Industrie abzugrenzen und sich auf kritische und kreative Weise mit dem Fachgebiet auseinanderzusetzen.“ 24 Es sei in der Ausbildung möglich und notwendig, Praxisrelevanz in weniger von kommerziellen Erwägungen bestimmten Bereichen zu fördern, so in der „… spekulativen Praxis... sozialen Verantwortung… technologischen Innovation… [und]… im Experimentieren mit dem Raum...“25 Kompetenz in der spekulativen und experimentellen Praxis stellt eine Investition in die gesamte berufliche Laufbahn dar. Die Ausbildung endet nicht mit dem Eintritt in das Berufsleben, sagt auch Suzie Attiwill und schlägt als vermittelnde Position vor, „den Erwartungen des Berufsstandes an die Absolventen die Erwartungen der Absolventen an den Berufsstand entgegenzustellen.“26

Einen für die Zukunft der Profession grundlegenden Standpunkt vertritt John Turpin, wenn er uns Folgendes auf den Weg gibt: „Vor allem anderen hängt die Zukunft des Interior Design von den Studierenden dieses Faches ab. Ihre Weltwahrnehmung beruht zu großen Teilen auf den Informationen, die ihnen im Lauf ihrer Ausbildung vermittelt werden.“ 19 In den Ausbildungsgängen muss sich eine Motivation für eine Entwicklung aufbauen, die über das hinausgeht, was verschiedentlich als „ein fast paranoider Zwang der Interior Designer zur Definition dessen ‚Was wir tun‘“ beschrieben wurde. 20 Anstatt universitär und beruflich weiter der Architektur als Vorbild nachzufolgen, fordert Lucinda Havenhand von der Innenarchitektur den Mut, zu ihrer „randständigen“ Position zu stehen und aus Karen Francks „Women’s Ways of Knowing“ zu lernen, wie aus einer solchen Perspektive Ansätze für die Ausbildung und Berufspraxis in der Innenarchitektur gewonnen werden können, um „… einen Ausgangspunkt für Veränderung, Innovation und das Schaffen einer profilierten eigenständigen Identität zu schaffen. Aus diesem Blickwinkel kann die Innenarchitektur als Disziplin gesehen werden, die über das Potenzial verfügt, sich zu einem wahrhaft grenzüberschreitenden, kreativen und Veränderung bewirkenden Gebiet zu entwickeln, das in der Entwurfspraxis und -lehre eine einzigartige Rolle einnimmt.“21

Andere Standpunkte und Gesichtspunkte sprechen für einen engeren Zusammenhang zwischen der Forschung und dem Berufsstand. Die US-amerikanischen Wissenschaftlerinnen Denise Guerin und Jo Ann Asher Thompson erwarten eine mögliche Verbesserung der allgemeinen Wertschätzung von Innenarchitektur von einem Master-Studiengang, der „die künftigen Praktiker darauf vorbereiten muss, evidenzbasierte Entwurfskriterien auf den Entwurfsprozess anzuwenden und damit die Qualität der gestalteten Umwelt zu verbessern.“27 Dieser Master-Studiengang sollte den Wert von Forschung vermitteln28 und zur produktiven Verwertung der Forschung befähigen, um in der Praxis „... Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden der Auftraggeber und aller Nutzer von Innenräumen zu fördern.“29 Von  einer „Partnerschaft“30 zwischen im Designbereich Lehrenden und in der Praxis Tätigen ist die Rede, jedoch sehen Guerin und Thompson die Forschung ganz grundlegend in einer dienenden Beziehung zur Praxis.

Als Wissenschaftler erkennen Ellen Klingenberg, Andrew Stone und Suzie Attiwill die Vorteile einer Fachdisziplin, eines Studiengebietes bzw. eines Forschungsfeldes, die sich weder unmittelbar aus der Praxis der Innenarchitektur herleiten noch auch diese erst hervorbrächten. Bei ihrer Beschreibung des im Ausbildungsgang Innenarchitektur am Fachbereich Design der Oslo National Academy of the Arts angewandten Lehransatzes umreißt Klingenberg die Innenarchitektur als umfassendes Studiengebiet statt als voneinander getrennte Einheiten von Lehre und Praxis. In der Entwicklung des Faches habe die praktische Tätigkeit der Innenraumgestalter den Boden für die entsprechenden Ausbildungsgänge bereitet; nunmehr sei es notwendig, „… den Unterschied zwischen Fachgebiet und Berufsstand zu beschreiben, so dass das Gebiet der Innenarchitektur als ein ganzheitliches Feld für Forschung und Entwicklung betrachtet werden kann, unabhängig vom Berufsstand.“22� Aus der Beobachtung, dass ein Großteil des Wissens im

Caren Martin und Denise Guerin31 haben die Studie The Interior Design Profession’s Body of Knowledge (IDBOK) durch eine umfassende Literaturrecherche auf eine methodische Basis gestellt. Die Übersicht enthält vorwiegend Veröffentlichungen zur quantitativen wissenschaftlichen und verhaltensorientierten Forschung und stützt damit die öffentliche Bedeutung des Interior Design, das als Berufsstand in einigen US-Bundesstaaten geschützt und reguliert ist. In früheren Veröffentlichungen der Autorinnen32 beschreiben sie ihren Ansatz zu einer Definition des Wissensbestandes als „... Sichtung von Dokumenten aus repräsentativen Phasen der beruflichen Laufbahn ausgebildeter Interior Designer, d. h. in Bezug auf Ausbildung, Berufserfahrung, Prüfung und Regulierung.“33 Damit wird,

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Lehre und Forschung

ben. Die Innenarchitektur hat sich innerhalb einer kurzen Zeitspanne deutlich weiterentwickelt. Der bedeutendste Beitrag der akademischen Arbeit auf diesem Gebiet ist vielleicht in der Erweiterung des Selbstverständnisses der Ausbildung als einer Schulung für die Praxis und der Forschung als eines Informationspools und Begründungszusammenhangs für die Entscheidungsfindung in der Praxis zu sehen. Eine solche Position erkennt den Beitrag der Ausbildung nicht nur zur Praxis, sondern auch zur Entwicklung der Disziplin in ihrer Gesamtheit.

so David Wang und Ali Ilhan, 34 die Schlussfolgerung nahegelegt, dass es für die Innenarchitektur keinen Wissensbestand außer dem direkt auf die Praxis bezogenen oder durch sie gefilterten gebe. Ein Beispiel aus Europa führt ein System im Gleichgewicht zwischen der Akkreditierung im Hochschulbereich und der Förderung einer Führungsrolle in Forschung und praktischer Feldforschung vor Augen. Das European Council of Interior Architects (ECIA) hat eine „Charter of Interior Architecture Education“, ein Zulassungsprogramm für anerkannte Bildungseinrichtungen in der Europäischen Union erarbeitet. Als formelles Zulassungssystem unterstreicht das Programm die Rolle der Ausbildung in der Innenarchitektur nicht nur bei der Vorbereitung auf die Praxis, sondern darüber hinaus bei der Eröffnung neuer Perspektiven für den Berufsstand durch die Forschung.

1  Siehe z. B. Pile, John, A History of Interior Design. London: Lawrence King, 2005. 2  Abercrombie, Stanley, A Century of Interior Design 1900 – 2000. New York: Rizzoli, 2003, S. 7. 3  Massey, Anne, Interior Design of the 20 th Century. London: Thames and Hudson, 1990, S. 130.

Einen weiteren Schritt in Richtung einer weiter gefassten Perspektive der Disziplin gehen die Arbeiten von Tiiu Poldma, die sich ebenfalls in das nordamerikanische Paradigma der Innenarchitektur einschreiben. Forschung, so  Poldma, diene der „... Weiterentwicklung eines Berufsstandes und Bereitstellung eines Instrumentariums, das auch auf andere Bereiche übertragbar ist. Diese Vorwärtsbewegung gibt einem Berufsstand die Mittel zu seiner Entwicklung in Richtung einer Fachdisziplin an die Hand.“35 Akademische Forschung könne „… Wissensfortschritt und Innovation durch das Studium der Prozesse und der Praxis schaffen… Als aufstrebende Disziplin muss das Interior Design auf neue Denk- und Handlungsansätze reagieren, die… vielfältige kulturelle, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge in den Blick nehmen.“36 Poldma führt Fragen der Humanethik, der Demokratisierung von Räumen und des Geschichtsverständnisses an, welche die Innenarchitektur als Disziplin beeinflussen sollten. Als Entgegnung auf die zeitgenössische Praxis der Innenarchitektur (und die Ausbildung auf diesem Gebiet), die sie vor allem durch ästhetische Lösungsansätze und praktische Konzepte bestimmt sieht, fordert uns Poldma auf:

4  Kirkham, Pat und Sparke, Penny, “A Woman’s Place…?” in: Kirkham, Pat (Hg.), Women Designers in the USA, 1900 – 2000: Diversity and Difference. New Haven: Yale University Press, 2000, S. 309.

20  Stone, Andrew, “The Under­ estimation of the Interior”, in: Gigli et al., a.a.O., S. 227. 21  Havenhand, a.a.O., S. 42. 22  Klingenberg, Ellen, “Interspace”, in: Design Competence. Oslo: KHiO Faculty of Design, 2005. 23  Ebd., S. 5. 24  Stone (2007), S. 236.

5  Massey, a.a.O., S. 129.

25  Ebd.

6  Constant, Caroline, Eileen Gray. London: Phaidon Press, 2000, S. 8 – 11.

26  Attiwill, Suzie, “Moderator Comments”, in: Caan, Shashi und Powell, Brad (Hg.), Thinking Into The Future: IFI Roundtable Conference. New York: International Federation of Interior Architects/ Designers, 2007, S. 136.

7  Quinn, Catriona, “Marion Hall Best’s Early Career”, in: Bogle, Michael (Hg.), Designing Australia: Readings in the History of Design. Annandale, Australia: Pluto Press, 2002, S. 66. 8  Massey, a.a.O., S. 131. 9  Ebd., S. 125. 10  Sparke, Penny, A Century of Design: Design Pioneers of the Twentieth Century. New York: Barron’s Hauppauge, 1998. 11  Ebd., S. 206. 12  Hicks, Ashley, David Hicks: Designer. London: Scriptum Editions, 2003, S. 18.

„… Denken und Handeln auf dem Gebiet des Interior Design in Richtung eines Verständnisses der intimen Seiten der Menschen in ihrer innenräumlichen Umwelt zu entwickeln. Forschung auf diesem Gebiet meint auch die Schaffung von Wissen über Innenräume als dynamischem Hintergrund menschlicher Tätigkeit. Raum erscheint diesem Denkansatz nicht nur als ein physikalisch definierter Bereich, sondern auch als ein von Dynamik bestimmter Ort, an dem die Bedürfnisse fortlaufendem Wandel unterworfen sind und je nach den Bedürfnissen verschiedene Komponenten ins Blickfeld rücken. Ebenso können wir untersuchen, wie sich Menschen in ihrer Umgebung verhalten oder welche Wahrnehmung sie von ihrem Umfeld haben, abhängig von Herkunft, Alter und sozialem Status.“37

13  Hicks, David, Style and Design. London: Viking Press, 1987, S. 10.

Poldmas Position entspricht der Motivation zahlreicher Studierender der Innenarchitektur für die Wahl ihres Faches und Berufes. Dies hat die Disziplin weiter voranzutrei-

18  Havenhand, Lucinda, “A View From the Margin: Interior Design,” Design Issues, Vol. 20, Nr. 4 (Herbst 2004), S. 34.

14  Sparke, a.a.O., S. 247. 15  Joo Yun Kim, “Interior Architecture: the State of the Art”, in: Interior Design: the State of the Art. Singapur: International Federation of Interior Architects/Designers, 2006, S. 28. 16  Attiwill, Suzie, “What’s in a Canon?” in: Gigli, John et al. (Hg.), Thinking Inside the Box: a reader in interiors for the 21st century. London: Middlesex University Press, 2007, S. 65. 17  Penner, Barbara und Rice, Charles, “Constructing the Interior – Introduction”, The Journal of Architecture, Vol. 9 (Herbst 2004), S. 272.

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19  Turpin, John, „The History of Women in Interior Design: A Review of Literature”, Journal of Interior Design, Vol. 33, Nr. 1 (2007), S. 2 und 6.

27  Guerin, Denise und Thompson, Jo Ann Asher, “Interior Design Education in the 21st Century: An Educational Transformation”, Journal of Interior Design, Vol. 30, Nr. 1 (2004), S. 1. 28  Ebd. 29  Ebd., S. 6. 30  Ebd., S. 1. 31  Martin, Caren und Guerin, Denise, The Interior Design Profession’s Body of Knowledge, http:// knowedgecentre.iida.org, Zugriff am 6. Februar 2012. 32  Guerin, Denise und Martin, Caren, “The Career Cycle Approach to Defining the Interior Design Profession’s Body of Knowledge”, Journal of Interior Design, Vol. 30, Nr. 2 (2004), S. 8. 33  Ebd., S. 1. 34  Wang, David und Ilhan, Ali, “Holding Creativity Together: A Sociological Theory of the Design Professions”, Design Issues, Vol. 25, Nr. 1 (2009), S. 11. 35  Poldma, Tiiu, “Interior Design at a Crossroads: Embracing Specificity through Process, Research, and Knowledge”, Journal of Interior Design, Vol. 33, Nr. 3 (2008), S. xv. 36  Ebd., S. vii – viii. 37  Ebd., S. xiv.

Wilkinson Residence, Portland, Oregon, USA; Robert Harvey Oshatz

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nachhaltigkeit: BranchenstanDarDs unD innovation liliane wong

nachhaltigkeit Durch BranchenstanDarDs

Als erster Schritt in Richtung einer langfristigen erfüllung der energie- und klimapolitischen Ziele sollen mit der energiestrategie der eu für 2020 und der American 2030 Challenge energieeinsparungen in Höhe von 20 % erzielt werden. erreichbar sind diese Zielstellungen durch die umsetzung nachhaltiger Vorgehensweisen. Sie fördern ganzheitliche prozesse bei planung, entwurf, errichtung und Betrieb von gebäuden, innovative entwurfsansätze mit minimalen umweltbelastungen, ein gebäudemanagement, das die Auswirkungen auf die umwelt über den gesamten Lebenszyklus reduziert, bis hin zur energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen am gebäudestandort selbst. Solche praktischen Schritte gehen über die klassische Bautätigkeit deutlich hinaus und erstrecken sich auch auf die Bereiche Management, Ausbildung, projektentwicklung, Verwertung und Immobilienwirtschaft. Diese Maßnahmen werden zwar bereits seit einiger Zeit umgesetzt, insbesondere in europa, ihre weltweite Anwendung steht jedoch eher noch am Anfang. Zur Messung ihrer wirksamkeit wurden methodische Ansätze zur Beurteilung der umweltverträglichkeit mittels Bewertungssystemen entwickelt. weltweit gibt es gegenwärtig mehr als 600 dieser Bewertungssysteme, die sich in ihrem umfang hinsichtlich der erfassung der einzelnen Säulen der nachhaltigkeit – umwelt, wirtschaft und Soziales – teils erheblich unterscheiden.

Heute ist in der Baubranche weithin anerkannt, dass gebäude sowohl mit ihrem energieverbrauch als auch durch ihre emissionen erheblich zum Klimawandel beitragen. In der eu machen gebäude 40 % des jährlichen energieverbrauchs und 36 % der CO2-emissionen aus.1 Vergleichbar verbraucht die Bauindustrie der Vereinigten Staaten nahezu die Hälfte (49 %) der gesamten dort erzeugten energie und ist für 46 % der CO2-emissionen des Landes verantwortlich. 2 Die tatsache, dass „gebäude eine wesentliche ursache der globalen nachfrage nach energie und Rohstoffen sind, die als nebenprodukt treibhausgase erzeugen,“3 hat weltweit zu Initiativen geführt, die diesen trend umkehren wollen und den durchschnittlichen temperaturanstieg auf unter 2 °C über dem vorindustriellen niveau begrenzen wollen. Als einzelsektor bietet die Baubranche in wirtschaftlicher und umweltbezogener Hinsicht die größte Chance einer gemeinschaftlichen Reduktion des treibhausgasausstoßes.

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Fokussiert: „Dieses Haus entgeht der Mechanik der Kamera… Man muss hindurchgehen, um seine Komplexität und die Verbindung zwischen innen und außen zu fassen.“ (der Architekt) Wilkinson Residence, Portland, Oregon, USA; Robert Harvey Oshatz

Das Gebäude besitzt die Zertifizierung „6 Star Green Star – Office Design v2“ des Green Building Council of Australia und gilt damit als Benchmark nachhaltiger Architektur. ANZ Centre, Melbourne, Australien; HASSELL

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B e w e R t u n g S - u n D Ze R tI fIZI e R u n g S SyS te M e

Bewertungs- unD zertiFizierungssysteme

Built environment efficiency) in Japan im Jahr 2001 sowie der australische green Star im Jahr 2002. 5 Diese bilden die grundlage für zahlreiche ähnliche Systeme, die in vielen Ländern der welt eingeführt wurden: vom Schweizer Minergie-Standard über das deutsche DgnB-System (Deutsche gesellschaft für nachhaltiges Bauen e.V.), das System LiderA in portugal bis hin zum System BCA green Mark (Building and Construction Authority) in Singapur sowie zum in taiwan entwickelten System eewH (ecology, energy Saving, waste Reduction and Health). Außerdem haben zahlreiche Länder über ihre Mitgliedschaft in internationalen gremien für das ökologische Bauen sowie in Organisationen wie dem world green Building Council Bewertungssysteme eingeführt. Derzeit haben sich BReeAM und LeeD als die beiden anerkanntesten und weltweit verbreitetsten Systeme etabliert.

Ökologische Bewertungssysteme sind Instrumente, die „das tatsächliche oder erwartete Verhalten eines ‚gesamtgebäudes‘ untersuchen und die untersuchungsergebnisse in eine gesamtbeurteilung überführen… zum Zweck des Vergleichs mit anderen gebäuden.“4 Ihren Anfang nahm die entwicklung dieser Systeme in großbritannien. Dort wurde im Jahr 1990 das BReeAM-Verfahren (Building Research establishment environmental Assessment Method) eingeführt. Danach wurden in rascher folge auch in anderen Ländern solche Systeme implementiert: HQe (Haute Qualité environnementale) in frankreich im Jahr 1992, das System BeAM (Building environmental Assessment Method) in Hongkong und das internationale gBtool (heute SBtool) der iiSBe (International Initiative for a Sustainable Built environment) 1996, das uS-amerikanische System LeeD (Leadership in energy and environmental Design) 1998 und das kanadische System green globes im Jahr 2000, CASBee (Comprehensive Assessment System for

Das Office-Interior für den Büromöbel­ produzenten lehnt sich an die Landschaftsarchitektur der umgebenden Freiräume an. Samas Office Furniture, Konzernsitz, Worms, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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Nachhalti g k e it

war, haben kommunale Behörden damit begonnen, die Einhaltung der BREEAM-Standards als Bestandteil ihrer Bauplanungspolitik zu fordern. Sowohl Wales als auch Nordirland haben Teile des BREEAM-Systems in ihre nationalen Bauvorschriften übernommen. So müssen zum Beispiel in Wales alle ab dem Juli 2008 im Gesundheitswesen errichteten Gebäude dem BREEAM-Prädikat „sehr gut“ bis „herausragend“ genügen. In England müssen alle neuen Schulgebäude als Finanzierungsbedingung das Prädikat „sehr gut“ erreichen.

Die Mehrzahl der Bewertungssysteme umfasst eine Reihe von Instrumenten, mit denen Gebäude hinsichtlich ihrer Bauweise und Raumnutzung beurteilt werden können. Bei der Bauweise wird zwischen Neubauten und Bestandsgebäuden unterschieden. Einige Systeme sehen zusätzlich weitere Aufteilungen vor, so nach Rohbau, Gewerberäumen und nach Beschränkungen des Baus bzw. Betriebs und der Instandhaltung. Zu den Raumnutzungskategorien zählen Einzelhandel, Gesundheitswesen, Bildung, Gewerbe, Industrie, Wohnen und kommunale Entwicklung. Alle Systeme richten sich auf Fragestellungen im Zusammenhang mit dem globalen und lokalen Umfeld, der Innenraumumgebung, der Beurteilung des architektonischen Entwurfs sowie des Gebäudebetriebs und -managements. Einige Systeme bieten außerdem die Möglichkeit, das Management, den Betrieb und die Instandhaltung eines Gebäudes in einem beliebigen Zeitraum nach dem Bezug zu beurteilen. Die Bewertungskategorien sind weiter aufgegliedert in Landnutzung, Wasserverbrauch, Energie und Atmosphäre, Transport, Materialien, Raumluftqualität und in manchen Fällen auch Innovation. Innerhalb eines Punktesystems wird das Gesamtprojekt anhand der Summe der vergebenen Punkte beurteilt, die sich aus den einzelnen Kategorien ergibt. In der Mehrzahl der Systeme wird eine Gleichgewichtung der Punkte vorgenommen, wobei die Gesamtzahl als Grundlage für eine Gebäudebewertung dient. Die Bewertungsskala unterscheidet sich je nach System – beispielsweise verleiht Green Star einen bis zu sechs Sterne, LEED vergibt Bronze-, Silber-, Gold- und Platin-Auszeichnungen, und das System BREEAM arbeitet mit den Prädikaten befriedigend, gut, sehr gut, hervorragend, herausragend.

Die meisten Bewertungssysteme betrachten die Innenarchitektur nicht als gesonderte Fachdisziplin. Wo zwischen Neubauten und Bestandsgebäuden differenziert wird, werden mit der Innenraumgestaltung verbundene Fragen in letzterer Kategorie behandelt. Vielfach bewerten Systeme die Innenräume, meist unter dem Begriff „Umweltqualität in Innenräumen“ (Indoor Environmental Quality, IEQ), aufgrund von Leistungsparametern, die sich etwa auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer beziehen. Diese Kategorie berücksichtigt die Bereiche Sicherheit, Hygiene, Raumluftqualität und Be- und Entlüftung, Behaglichkeit, Beleuchtung, Akustik und Gebäudeausstattung. Nur wenige Systeme berücksichtigen die Innenarchitektur jedoch als gesonderte Kategorie. Dazu gehören Green Globes, Green Star und LEED. Im Bewertungssystem Green Globes ist das Programm Fit-Up enthalten, das einerseits als Leitfaden und andererseits als Bewertungsprotokoll für gewerbliche Innenräume dient. Ein interaktiver Online-Fragebogen führt den Benutzer durch die Themen Innenraumklima, Projektmanagement, Energieverbrauch, Emissionen, Abwässer und andere Umweltbelastungen, Ressourcen (Systeme, Optionen und Materialien) und Wasser. Zur Auswertung ist zwar eine externe Begutachtung möglich, das System Green Globes erstellt jedoch auf Grundlage des ausgefüllten Fragebogens auch einen Online-Bericht. In Australien, Südafrika und Neuseeland umfasst das System Green Star die Kategorie der Büroräume. Es richtet sich an Eigentümer, Mieter und Innenarchitekten und dient zur Beurteilung der Auswirkungen der Mieterausstattung der Büros sowohl in der Entwurfsphase als auch nach der Fertigstellung. Berücksichtigt werden hier beispielsweise Tageslichteinfall, Abfallmanagement, Energieeinsparung oder Herstellung und Einsatz von Materialien. Dieses Ins­ trument steht allen Nutzern zur Verfügung, jedoch kann ein Projekt nur dann zertifiziert werden, wenn das Programm von Personen eingesetzt wird, die vom GBCA (Green Build­ing Council of Australia) zertifiziert sind. Auch LEED Commercial Interiors bewertet in ökologischer Hinsicht Aspekte wie Nutzungsdauer und Innenräume mit hohen Beanspruchungen. Es berücksichtigt dabei Nachhaltigkeit des Standorts, Wassereffizienz, Energie und Atmosphäre, Materialien und Rohstoffe, Umweltqualität von Innenräumen, Innovation im Entwurf und Vorrang der Regionalität. LEED Commercial Interiors ist ein speziell für Developer, Eigentümer und Mieter eingerichtetes Bewertungssystem und ist für den kombinierten Einsatz mit dem Programm LEED Core and Shell bestimmt.

Die allgemeine Gliederung der Bewertungssysteme weist viele Ähnlichkeiten auf – ihr Hauptzweck besteht in jedem Fall in der messbaren Erfassung der Nachhaltigkeit realisierter Bauprojekte. Die hierfür eingesetzten Instrumente richten sich letztlich an einen erweiterten Kreis von Beteiligten, der sich rund um die aus Baufachleuten bestehende Hauptanwendergruppe ansiedelt, dazu gehören Projektentwickler, Gebäudemanager, in der Immobilienbranche tätige Spezialisten, Hersteller von Baustoffen und Bauprodukten, Ersteller von Normen, Umweltverbände, Vertreter der Gesundheitsberufe und schließlich auch die Gebäudemieter. Einige Bewertungssysteme wurden in Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen entwickelt (Green Globe, BREEAM), in der Mehrzahl waren daran jedoch gemeinnützige Organisationen im Privatsektor maßgeblich beteiligt. Die wichtigsten Systeme definieren strenge Standards für die Baupraxis und unterscheiden sich hier von „ökologischen“ Bauordnungen, die Mindestanforderungen an die Nachhaltigkeit stellen. Die Bewertungssysteme tragen freiwilligen Charakter und sind in der Regel nicht in staatliche Bauvorschriften integriert. In einigen Ländern werden sie jedoch als eigenständige Bauvorschrift eingeführt und durchgesetzt. In Großbritannien, wo das System BREEAM vom Building Research Establishment (BRE) entwickelt wurde, das zur damaligen Zeit ein staatlich finanzierter Forschungsverbund

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B e w e R t u n g S - u n D Ze R tI fIZI e R u n g S SyS te M e

Tech-Natur. In Brailleschrift perforierte Fassadenpaneele sorgen für eine lebendige und inspirierende Lichtstimmung abseits typischer Apotheken-Innenarchitektur – Labor und Natur in Koexistenz. Placebo Pharmacy, Athen, Griechenland; Klab Architecture – Konstantinos Labrinopoulos

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kritik unD chancen wie sich an der seit ihrer einführung 1990 zu beobachtenden zunehmenden Verbreitung ökologischer Bewertungssysteme erkennen lässt, kann die Anwendung dieser Systeme sehr weitreichende Auswirkungen haben. Auf jeden fall haben sie das Bewusstsein für umweltfragen geschärft und die nachhaltige Baupraxis auf allen Beteiligungsebenen gefördert – von der politik bis zur planung, vom entwurf bis zur errichtung, vom Rohstoff bis zum produkt und von Immobilieneigentümern bis zu Mietern und pächtern. Baufachleuten bieten diese komplexen Bewertungssysteme eine anwendbare Struktur und einen Rahmen, um messbare Vergleichsdaten zu erfassen und zu beurteilen. Häufig ergänzen die genannten Systeme bestehende Bauvorschriften und gehen vielfach über diese hinaus. Regierungen können sie – wie im falle von BReeAM und der politik in wales und nordirland bereits geschehen – in ihre staatliche energiepolitik einbinden. einzelpersonen – von gebäudemanagern bis zu Mietern – bieten sie ein Verfahren zur Beurteilung und Verbesserung der Instandhaltung und des Betriebs von gebäuden, so dass sich die verursachten umweltbelastungen reduzieren lassen. Dieses bereits bestehende Bewusstsein sollte nicht unterschätzt werden. In den zwei Jahrzehnten, die auf die einführung von BReeAM in großbritannien folgten, haben an nachhaltigkeit und Ökologie orientierte Bewertungssysteme weltweit an Bedeutung gewonnen. Der positive einfluss dieser Systeme als Katalysatoren für ein besseres Verständnis des nachhaltigen Bauens ist unbestritten, jedoch bestehen bei ihrer umsetzung und Durchführung noch immer unzulänglichkeiten. Mit der allgemein wachsenden Akzeptanz der Systeme kamen fragen auf, die für die meisten Systeme nahezu deckungsgleich gelten. Sie beziehen sich auf wirksamkeit, Konsistenz und Kosten ihrer Anwendung. Jeder dieser Aspekte ist für sich genommen entscheidend und kann bei fehlender Lösung der damit verbundenen probleme die künftigen Chancen und Möglichkeiten des Systems als ganzes beeinträchtigen.

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B e w e R t u n g S - u n D Ze R tI fIZI e R u n g S SyS te M e

Am häufigsten wird die frage nach der grundlage der Bewertungsstruktur aufgeworfen, die sich auf den Zustand des gebäudes vor seinem Bezug bezieht. ein an optimalen Bedingungen des gebäudes orientierter entwurf vor dem Bezug schlägt sich, nicht zuletzt aus Budgetgründen, nur selten 1:1 in der tatsächlichen errichtung und Realisierung nieder. Relativ spät im entwurfsprozess getroffene entscheidungen, um etwa in der Schlussphase des entwurfsprozesses Kosten einzusparen, tragen zur Realisierung eines projekts bei, das vom eigentlichen entwurf abweicht. In diesem Sinne besteht kein schlüssiger Bezug zwischen den in der gebäudebewertung erhobenen parametern und dem tatsächlichen Verbrauch und den umweltbelastungen des gebäudes nach dem Bezug durch seine nutzer. Auf den nutzerkomfort ausgerichtete parameter der Innenraumgestaltung – wie temperatur, Be- und entlüftung, Beleuchtung und Raumluftqualität – sind von entscheidender Bedeutung für die gesamtbeurteilung des gebäudeverhaltens, sie werden jedoch nicht während der tatsächlichen gebäudenutzung ermittelt. Dieser fehlenden eindeutigen Verknüpfung voraussichtlicher und tatsächlicher gebäudeparameter kann auf verschiedene weisen begegnet werden. Dazu gehören zum Beispiel die Beteiligung des gebäudebetreibers an der entwurfs- und Bauphase oder das einsetzen eines umweltbeauftragten für das gebäudemanagement. Im System BReeAM wird diese frage berücksichtigt. Hier wurde jüngst die Anforderung einer erneuten Überprüfung nach der errichtung des gebäudes aufgenommen. für die Vergabe des höchsten prädikats „herausragend“ ist innerhalb der ersten drei Jahre der gebäudenutzung eine BReeAM-Zertifizierung „In use“ erforderlich.

Maximale Flächeneffizienz: Das winzige Hotelzimmer bekommt intimen Charakter durch flexible Vorhänge. CitizenM Hotel, Glasgow, Schottland;

Hanging Garden: Nachhaltigkeit ist auch in diesem Kontaktlinsengeschäft in Omotesando das Thema.

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Bei einer untersuchung von in frankreich nach HQe zertifizierten gebäuden fand man heraus, dass zertifizierte gebäude tatsächlich bessere parameter aufwiesen als nicht zertifizierte gebäude, jedoch schlechter abschnitten als im Zertifizierungsverfahren prognostiziert.6 Diese ergebnisse entsprechen der weltweiten Situation. Sie haben jedoch keinen einfluss auf das Image zertifizierter gebäude in der Öffentlichkeit. In den Vereinigten Staaten durchgeführte Studien zum Immobilienmarkt zeigen, dass für „grüne“ Bürogebäude im Vergleich zu entsprechenden „nicht ökologischen“ gebäuden höhere Mieten gezahlt werden sowie ihre Leerstandsquote geringer und ihr wiederverkaufswert höher ist.7 eine solche wahrnehmung stellt die Vergabe von punkten als erfolgskriterium in frage. es wird gemutmaßt, dass planer eher an der Ansammlung von punkten und eigentümer an den wirtschaftlichen Vorteilen und dem prestige der Zertifizierung statt an einem tatsächlich nachhaltigen entwurf interessiert sind. Der Begriff „LeeD brain“ beschreibt, „was geschieht, wenn die möglichen Imagevorteile der Zertifizierung den entwurfsprozess bestimmen.“8 Solche Mutmaßungen schädigen den Ruf dieser Systeme und wirken sich nachteilig auf ihren möglichen einfluss auf die energiepolitik im Bausektor aus.

Zwar liegen laut Datenlage die gesamtkosten eines zertifizierten gebäudes nicht wesentlich über denen eines nicht zertifizierten gebäudes, jedoch entstehen im Bewertungsprozess zahlreiche zusätzliche Kosten. Diese sogenannten „weichen“ Kosten entstehen durch die nutzung des Bewertungssystems und der entsprechenden Materialien, durch gebühren für die Registrierung des projekts sowie Zahlungen im Zusammenhang mit der Zertifizierung und an das entwurfsteam gezahlte Honorare. Zu den indirekten Kosten gehören auch der Zeitaufwand für das Zertifizierungsverfahren, der eine woche oder auch zwei Monate beanspruchen kann, gebühren für die Mitgliedschaft in gremien für das nachhaltige Bauen sowie die Kosten für Ausbildung und prüfung zur Zertifizierung von fachplanern. In den Vereinigten Staaten lagen die mit der LeeD-Zertifizierung verbundenen Kosten jüngst zwischen 22.000 und 100.000 uS-Dollar. Diese umfassten die Registrierung, das einreichen der unterlagen, die Zusammenstellung der Accredited professional Dokumenten und die Dokumentation des entwurfsteams.11 Die ökologisch-nachhaltig orientierten Bewertungssysteme haben deutliche fortschritte in der Quantifizierung der umweltbelastungen durch das Bauen erzielt. Verschiedentlich wird gegen sie jedoch die niedrige Zahl der innerhalb von 20 Jahren zertifizierten gebäude ins feld geführt: 200.000 nach BReeAM und über 9.000 nach LeeD. Die Zunahme der für diese Quantifizierung genutzten Verfahren ist für sich genommen jedoch bereits ein großer gewinn. es ist aber auch wichtig zu erkennen, dass es kein perfektes System zur Beurteilung der Auswirkungen auf die umwelt gibt. Allein aus der Quantifizierung lässt sich nicht ableiten, dass das System über seine bewusst eingeschränkte perspektive hinaus in der Lage ist, weitere auf den gebäudebestand bezogene Aspekte zu erfassen. es dient lediglich als Mess-, nicht jedoch als entwurfsinstrument.

Die entwicklung eines universellen Bewertungssystems ist eine Idealvorstellung, von der wir weit entfernt sind. So stellen die regionalen Klimaunterschiede einen von vielen wichtigen faktoren dar, der verdeutlicht, weshalb die Systeme in ihren Kriterien und punktbewertungen wesentlich voneinander abweichen. ein Vergleich der Beurteilungskriterien von zwölf verschiedenen Bewertungssystemen in großbritannien, Asien, europa, den uSA und Australien konzentrierte sich auf 15 zentrale punkte, darunter energieverbrauch, CO2-Ausstoß, umweltqualität von Innenräumen, Landnutzung, erneuerbare energietechnologien, transport, Abfall und wasser. Dabei zeigte sich bei den aufgestellten Beurteilungskriterien keinerlei Übereinstimmung der Systeme.9 eine vom britischen Building Research establishment (BRe) veröffentlichte Studie kam zu dem ergebnis, dass es für das BReeAM-prädikat „herausragend“ keine entsprechung an anderer Stelle gebe. eine einstufung mit „sehr gut“ gemäß BReeAM entsprach den Stufen platin und „sechs Sterne“, den höchsten prädikaten der Systeme LeeD und green Star. Im System CASBee gab es dafür kein Äquivalent.10 Aufgrund dieser fehlenden Konsistenz und Übereinstimmung der Systeme ist ein universeller Vergleichsstandard nicht vorhanden.

Luxusgut Wasser, zunehmend im Fokus – hier das azurblaue Wasser in einem Hotelpool mit mittelalterlichen Wurzeln. Hotel Zenden, Maastricht, Niederlande; Wiel Arets Architects 74

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nachhaltigkeit Durch innovation

Roher Beton und weiches Moos, das in der Natur in kleinen Ritzen wächst, ergeben durch den Maßstabswechsel ein grafisch anmutendes Muster.

eine Möglichkeit, treibhausgasemissionen zu verringern, besteht darin, die Anforderungen zur Reduktion des Verbrauchs fossiler Rohstoffe durch die umsetzung innovativer entwurfsstrategien zu erfüllen.12 trotz ihrer fehlenden Quantifizierbarkeit wird die Bedeutung von entwurfsinnovationen für Strategien des nachhaltigen Bauens in einigen der wichtigen Bewertungssysteme berücksichtigt. So bewerten BeAM, BReeAM und LeeD Innovationen als „ergänzendes“ element, als errungenschaft, die über die anerkannten bewährten Methoden hinausgeht. Innovationen werden mit Bonuspunkten belohnt. Das System BeAM hat kein bestimmtes Verfahren vorgeschrieben, wie Innovationen zu behandeln sind. Der Bauherr kann entsprechende Vorschläge zur evaluierung und Begutachtung einreichen. nach BReeAM beurteilte projekte können Bonuspunkte erhalten, wenn sie entweder über die anerkannten Best-practice-Kriterien hinausgehen oder Vorschläge einreichen, die hinsichtlich ihres Innovationsgehalts beurteilt werden sollen. Die LeeD-Beurteilungskriterien enthalten konkrete Angaben über die Vergabe von zehn möglichen Bonuspunkten, mit denen ein projekt einen erfüllungsgrad von 110 % erreichen kann. Sechs dieser zehn Bonuspunkte werden im Bereich Innovation vergeben und können durch eine beliebige Kombination der folgenden drei Vorgehensweisen erreicht werden: relevante, messbare Leistungen, die nicht von LeeD abgedeckt werden; über die LeeD-Kriterien hinausragende Leistungsparameter, oder der Versuch sogenannte „pilot credits“ (etwa: Berücksichtigung innovativer Ansätze) zu erhalten. Dieser ökologische Ansatz im Baubereich wird den erfordernissen des sich in der welt rasch vollziehenden wandels gerecht, indem Strategien zum tragen kommen, welche immaterielle Merkmale wie flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Multifunktionalität in den Blick nehmen.

Orto – Living Covering; IVANKA Concrete Design

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Bauen im kleinen massstaB unD Der einFluss von Ökonomie unD Ökologie

Ab in die Kiste: Jugendherberge mit Naturanschluss, viel Kiefernholz und Grün. Jugendherberge „Haus Untersberg“, Berchtesgaden, Deutschland;

Seit ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts erleben zahlreiche Industrieländer eine postindustrielle Krise. Insbesondere europa und die Vereinigten Staaten sind aufgrund der globalen finanzkrise mit einer ökonomischen Rezession konfrontiert. In dieser Situation ist die Knappheit der natürlichen und finanziellen Ressourcen eine der wichtigsten fragen, auf die gestaltungen reagieren müssen. wird das thema der nachhaltigkeit in der entwurfspraxis aus einer vorwiegend produktbezogenen perspektive betrachtet, wird es aufgrund der „gefühlten“ zusätzlichen Kosten häufig erst einmal als wirtschaftlich nachteilig erachtet.

LAVA – Laboratory for Visionary Architecture

früher nur von Kostenplanern praktiziert, sind Reduzierungen von projektumfang und -größe zu einer weithin anerkannten Vorgehensweise im Sinne der nachhaltigkeit geworden. Bei kleineren projekten ergeben sich in der Regel niedrigere Bau- und Instandhaltungskosten und ein geringerer energieverbrauch in der Bau- und nutzungsphase und damit eine Senkung der CO2-emissionen, die letztlich zu einer günstigeren CO2-Bilanz führen. eine Verkleinerung ist jedoch nicht notwendigerweise mit geringeren Anforderungen an das Raumprogramm und die erforderlichen funktionen gleichzusetzen. Das Bauen im kleinen Maßstab ist vielmehr mit besonderen entwurfsaufgaben verbunden, da ein Mehr an funktionen in einem kleineren Baukörper untergebracht werden muss. Kleine Bauten müssen flexibel ausgelegt sein, damit sie denselben funktionsumfang wie größere Bauten gewährleisten. Aus historischer Sicht ist die flexibilität der grundrissplanung ein ergebnis der erfindung der Koksverhüttung im 18. Jahrhundert und ihres einflusses auf die geschichte der modernen Architektur. Die Massenproduktion von eisen führte Mitte des 19. Jahrhunderts zur entwicklung der Stahlindustrie – ein existenzieller Schritt, der eine unabhängigkeit von rein an der Lastabtragung orientierten Bauweisen bedeutete. Die einführung des Stahlskelettbaus veränderte die Definition des Raumes nachhaltig, so dass die zuvor für die Innenraumgestaltung bestehenden Beschränkungen aufgrund der begrenzten Spannweiten der tragglieder wesentlich gelockert wurden. Im Zuge der allgemeinen Akzeptanz des Stahlskelettbaus im Bauwesen trat an die Stelle der ende des 19. Jahrhunderts üblichen klassischen grundrissplanung mit einer Abfolge streng formaler Räume die neue, freie Raumplanung, bei der zahlreiche funktionen innerhalb eines einzigen undefinierten Raumes gleichzeitig erfüllt werden konnten. Die Auswirkungen dieses wandels auf die moderne grundrissgestaltung haben Le Corbusier und pierre Jeanneret 1927 in ihrem Manifest „fünf punkte zu einer neuen Architektur“ in Architecture Vivante beschrieben und im entwurf des „Domino-Hauses“ dargestellt.13 nahezu ein Jahrhundert später ist diese freiheit und flexibilität Herzstück der Aufgabe des Bauens im kleinen Maßstab. 76

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Der 1972 fertiggestellte nakagin Capsule tower von Kisho Kurokawa in tokio ist in seiner Quintessenz der Vorläufer des kompakten, dabei jedoch auch umweltschonenden entwerfens. Das projekt umfasste zwei Hochhäuser, die jeweils 140 vorgefertigte „Kapseln“ aufnahmen. für jede Kapsel sah der entwurf bereits einbaumöbel, ein Bad, eingebaute Haushaltsgeräte sowie eine tV- und Audioanlage vor, um die Bedürfnisse eines einzelnen Bewohners zu erfüllen. (Mehrere Bewohner oder familien konnten mehrere Kapseln verbinden.) Als Reaktion auf den sowohl im gewerbe- als auch im wohnbereich bestehenden chronischen platzmangel in tokio sollte dieses projekt wohn- und Büronutzungen ermöglichen. Der erfolg des kompakten grundrisses von 58 m2 beruhte auf seiner räumlichen flexibilität, die die umsetzung der verschiedenen benötigten funktionen ermöglichte. Im unterschied zum traditionellen grundriss, in dem den einzelnen Räumen jeweils eigene funktionen zugewiesen wurden, erfüllte hier jeder Raum gleichzeitig viele funktionen.

Flexibilität in der Nutzung: Vorhang auf und zu. Büroausbau “Blaue Fabrik“, Thalwil, Schweiz; ateliersv Innenarchitektur

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Die Hinwendung zum Kleinen ist heute ein klar erkennbarer trend. Dies gilt sowohl für den gewerbe- als auch für den wohnungsbau. Beim entwurf von wohnungsbauprojekten stehen die heutigen nachfolger der kompakten Apartments des nakagin Capsule tower für eine Abkehr von den „McMansions“ – übergroßen Vorstadthäusern, deren Maßstab und Ästhetik nicht zu ihrem umfeld passen. Die meisten kompakten wohngebäude von heute zeichnen sich durch die effizienz und flexibilität ihrer freien grundrissgestaltung aus. ein solide konzipierter entwurf leistet die erfüllung aller programmatischen Anforderungen durch Multifunktionalität. Das von forschern und planern in London und an der technischen universität München entworfene micro compact home (m-ch) veranschaulicht mit 7 m2 nutzfläche diesen Ansatz. Das m-ch ist ein würfel mit 2,66 m Kantenlänge, der in seinem entwurf an die Körpergröße des Menschen und den für die grundlegenden tätigkeiten im Haushalt benötigten Raum angepasst ist. es wurde insbesondere für Studenten und urlauber geplant und verfügt über zwei Doppelbetten, Stauraum, einen Schiebetisch mit platz für bis zu fünf personen, ein Bad und eine voll ausgestattete Küche. In einer niedrigenergieversion wird das m-ch mit Strom aus Solarzellen und einem windrad versorgt. wird es nicht mehr benötigt, kann das m-ch recycelt werden und die Materialien können für einen neuen „wohnwürfel“ verwendet werden. Die Ökobilanz – unter Berücksichtigung der Materialien, Bauweise, Herstellung und des gesamten Lebenszyklus von der Anlieferung bis zur endgültigen entsorgung – ergab, dass die niedrigenergieversion des m-ch das potenzial eines „nullemissionshauses“ aufweist.14

Viele neue entwürfe kompakter wohngebäude streben den Status eines „nullenergiehauses“ an. Daneben rückt jedoch zunehmend die Verringerung der umweltauswirkungen durch einen „intelligenteren“, weniger belastenden Lebensstil in den fokus. Das ist in der heutigen Konsumgesellschaft ein anspruchsvolles Ziel. Das projekt sculp(It), ein viergeschossiges wohn- und Bürogebäude in Antwerpen, verschreibt sich jedoch genau diesem Ansatz des „weniger ist mehr“. gelegen auf einem nur 2,40 m breiten grundstück, beherbergt das gebäude auf jeder etage eine andere funktion: Büro, Küche, Schlafzimmer und Bad. Anders als das micro compact home, in dem ein einziger kompakter Raum mehrere funktionen erfüllt, übernimmt hier jeder der winzigen grundrisse die ihm zugedachte funktion. ermöglicht wird das durch einen spartanischen, ja geradezu minimalistischen Ansatz.

Baulücken und schmale Gebäude mit wenig Fläche erfordern andere als herkömmliche innenarchitektonische Lösungen. Smalste woning van Antwerpen, Antwerpen, Belgien; sculp(IT)

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Wasser, Luft, Natur. Nachhaltigkeit kontra Umweltverschmutzung bewegt die Welt und hier China im Besucherzentrum für den Qinhu Wetland Nationalpark. Besuchererlebniszentrum im Qinhu Wetland Nationalpark, Jiangsu, China; TRIAD

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FallstuDie: vier kleine proJekte in new york Kleine Räume und begrenzte Budgets – die planung von gewerberäumen ist aufgrund der jüngsten wirtschaftskrise dieser doppelten Beschränkung unterworfen. einige Architekten und Innenarchitekten begreifen diese Begrenzung jedoch als Chance. Drei von dem in new york ansässigen Büro LtL Architects geplante Restaurantprojekte in Manhattan sollen hier als Beispiele dienen, um beengte räumliche Verhältnisse als Ausgangspunkt für innovative entwurfsansätze zu verdeutlichen: der Ini Ani Coffee Shop hat eine fläche von 33 m2 , das Dash Dogs 20 m2 und das Restaurant tides 39 m2 .

Eine lange Theke zieht sich durch den Hot-Dog-Laden... DASH Dogs, New York City, New York, USA; LTL Architects

Materialbeschränkung und reduzierte Ausstattung fassen den kleinen Raum angenehm. INI ANI Coffee Shop, New York City, New York, USA; LTL Architects

….während hier die Wände als gestalterisches Element und Stauraum dienen. XOCOLATTI, New York City, New York, USA; de-spec

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Nachhalti g k e it d u rch I n n ovatio n

„Statt diese Beschränkungen durch formale oder logistische Anstrengungen zu umgehen, führt ihre Zuspitzung zu einer intensiven Untersuchung der definitiven architektonischen Grenzen.“ 15 In der Wahrnehmung der Gegebenheiten als Chance für „generative Lösungen“ akzeptieren diese Entwürfe die vorgegebenen Beschränkungen und verlagern den Schwerpunkt der planerischen Tätigkeit. Hier bestanden die Grenzen sowohl in einem durch die Abmessungen der Gebäudehülle eingeschränkten Raumangebot als auch in wirtschaftlichen Notwendigkeiten hinsichtlich der Schaffung einer größtmöglichen Zahl an Plätzen, der Erschließung und der Funktionsräume. In allen hier vorgestellten Fällen wurde ein einfach strukturierter Grundriss gewählt, um die programmatischen Anforderungen optimal zu erfüllen: im Restaurant Tides eine Tischreihe mit integrierten Bänken; im Ini Ani Coffee Shop sparsam angeordnete Sitzplätze zur Differenzierung der verschiedenen Aktivitäten in der Café-Lounge; im Dash Dogs eine einzige, gerade Theke in strategischer Position, um den Kundenverkehr vom Eingang über das Bestellfenster zum Mitnahmepunkt und schließlich zum Ausgang zu leiten.

Ein vergleichbares Beispiel für die im Einzelhandelsbereich mögliche Flexibilität der Innenraumgestaltung ist das Xocolatti, eine in SoHo in Manhattan (New York) ansässige Schokoladenmanufaktur. In einem 14 m2 großen, rechteckigen Schaufenster bilden Wände aus übereinandergestapelten grünen Schokoladenschachteln eine innenliegende Membran. Diese aus teils geschlossenen, teils zur Präsentation der Süßigkeiten offenen Schachteln bestehenden Wände erfüllen gleichzeitig mehrere Funktionen: Sie sind Tapete, Auslage, Lager und kinetisches Kunstobjekt. Durch den Verkauf der Schokoladenpackungen verändert sich das Aussehen der Wand und spiegelt so die an einem Tag verkauften Produkte wider. Im Rahmen des Bauens im kleinen Maßstab versuchen sich Architekten und Innenarchitekten an immer komplexeren und erfindungsreicheren Lösungen für den Entwurf des kompakten Baukörpers. Klein bemessene Bauten sind zwar bereits wegen ihrer geringen Größe nachhaltig, diese Art der Effizienz ist jedoch nicht ihr einziger Vorteil. Im Jahr 2010 lud das Londoner Victoria and Albert Museum sieben internationale Architekten ein, im Museum kleine Bauten im Maßstab 1:1 zu entwerfen und zu realisieren. Daraus entstand die Ausstellung 1:1 – Architects Build Small Spaces, welche die Gestaltung kleiner Räume feierte. Sie untersuchte „kleine Bauten und deren Möglichkeiten, Vorstellungen der Alltagserfahrung und des privaten Raumes zu definieren und zu unterstützen.“ 16

Die Untersuchungen zu den Entwürfen konzentrieren sich stattdessen auf die Innenverkleidung, die Wände und die Fußboden- und Deckenflächen, die für die Erfüllung der Raumfunktionen nicht erforderlich sind. Diese Flächen dienen gewissermaßen als „Folie“ für Innovationen und werden als homogene „Innenmembranen“ statt als Oberflächen aufgefasst, welche auf verschiedene Arten behandelt werden können. Im Ini Ani Coffee Shop wurden zwei getrennte „Volumina mit behandelten Oberflächen“ konzipiert – eines bestehend aus in einen Stahlkäfig gepressten Streifen aus Wellpappe, das andere verputzt mit Kunststoffdeckeln von Kaffeebechern. In einem einzigen offenen Raum dienen diese Komponenten zur Definition der unterschiedlichen Atmosphären des Lounge-Bereiches mit seinen eher auf sich selbst bezogenen WLAN-Nutzern und der Bedientheke mit ihrem lebhaften Kundenverkehr und Straßenverkauf. Im Dash Dogs ist der Kundenbereich nur halb so breit wie tief. Hier dient eine im Raum angeordnete Membran dazu, physische und optische Ordnung in einem Ladenlokal mit hohem Kundenaufkommen zu schaffen. Diese Membran besteht aus einer Reihe von Stahlbändern, die von der geneigten Decke zum ebenso geneigten Fußboden durchlaufen, mit Anklängen an mechanische Personentransportsysteme. Im Restaurant Tides wurde an der Decke des Raumes eine wellenförmige topografische Landschaft aus „Seegras“ geschaffen, die aus Bambusstäbchen besteht. An den gläsernen Eingangstüren angebrachte Lichtleitfolien verzerren die von den Gästen wahrgenommene Perspektive und lenken so zusätzliche Aufmerksamkeit auf die sinnliche Wahrnehmung sich verschiebender Oberflächen.

Modulare Verfahren Die Energieeffizienz des m-ch und anderer heute auf dem Markt verfügbarer kompakter Wohneinheiten beruht zu einem Großteil auf ihrer modularen Bauweise und Vorfertigung. Als Verfahren wirkt die Modularität erfolgreich Entwurfs- und Bauprozessen mit hohem Abfallaufkommen entgegen. Moderne kompakte Wohngebäude sind hauptsächlich modular aufgebaut. Wie die Nakagin-Kapseln, die ebenfalls vorgefertigt in ihre Einbaulage gehoben wurden, werden sie bereits im Werk produziert und dann an ihren Bestimmungsort transportiert. Der ökologische Ansatz des kleinen Bauens verbindet sich hier mit den Vorteilen der Vorfertigung: Reduzierung von Abfallstoffen und Bauschutt, auf ein Mindestmaß beschränkte tragende Fundamente und eine geringere Menge an grauer Energie – alle diese Faktoren tragen zu einer günstigeren CO2-Bilanz und zu einer Verringerung der Umweltbelastungen bei.

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Die modulare Bauweise wird bisher am häufigsten bei neuen wohngebäuden eingesetzt. Ihre Vorteile zeigen sich nun aber auch im Bestand im fall modularer Modernisierungen. Bei groß angelegten institutionellen Bauvorhaben mit hohem wiederholungsgrad führt die Verwendung von Modulen bei der gebäudesanierung zu einer ökonomisch und ökologisch vorteilhaften Situation. So wurden bei der Modernisierung der Haustechnik in einem Studentenwohnheim die nasszellen im werk vorgefertigt und durch die fenster des gebäudes in ihre einbauposition gebracht. Dieses Verfahren des Austausches „Alt gegen neu“ führte zu einer deutlichen Reduzierung der Abfallmengen und der Bauzeit. Auf individueller ebene kann durch den einsatz von Modulen für die Modernisierung – wie des Modular In-Home Office – ein Raumes innerhalb eines Raums geschaffen werden. Mit dem Ziel, die Heizkosten in Heimbüros zu minimieren, bietet das Modul eine innovative Low-tech-Lösung zur Realisierung einer Zonenheizung. nach dem gewächshaus-prinzip besteht die einheit aus in Dämmstoff eingeschlagenen Holzrahmen, die als wände für einen in den wohnraum eingefügten Büroraum dienen. Die Modulkonfiguration nimmt auf kreative weise die geometrie eines vorhandenen fensters auf. Dabei dient das fenster als wärme- und frischluftquelle, und es wird eine separate Be- und entlüftungszone innerhalb des wohngebäudes geschaffen, wobei ein einziger Bereich gezielt auf natürliche weise beheizt wird.

Solche nur vorübergehend eingerichteten geschäfte haben in jüngster Zeit stark an popularität gewonnen und sind auch unter der Bezeichnung „pop-up-Läden“ bekannt geworden. Dabei ist das Konzept der temporären Läden nicht neu. In der Vergangenheit wurden Ladenlokale für den Verkauf saisonaler produkte lediglich in den entsprechenden Monaten betrieben. So waren beispielsweise geschäfte für den Verkauf von weihnachtsartikeln nur in den vier wochen vor weihnachten geöffnet. Dieses am Verhältnis zwischen Angebot und nachfrage orientierte Konzept wurde im Zuge der wirtschaftskrise auf den allgemeinen einzelhandelsmarkt zugeschnitten. In den Vereinigten Staaten verzeichnete man im ersten Halbjahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der Zahl der pop-up-geschäfte um 14 %.17 Der temporäre Charakter der pop-up-Läden ist häufig mit einem begrenzten Budget verbunden. Diese finanziellen Beschränkungen haben zur entwicklung kreativer, neuartiger nutzungen von verbreiteten Materialien, fertigungsverfahren und Ausführungen geführt. So dienten zum Beispiel die zahlreichen Dokumenten-Archivboxen als Muster, textur und farbgebung für ein pop-up-geschäft für Herrenmoden. für eine drei tage dauernde werbe-Aktion einer Bekleidungskollektion bildeten 154 paar Strümpfe, die von der Decke bis zum Boden und in den Regalen übereinander arrangiert waren, eine Art Höhlenlandschaft aus textilen Stalaktiten und Stalagmiten. Die in London eingerichtete temporäre Buchhandlung foldaway Bookshop nutzt die trageigenschaften von Karton optimal: Durch Aufeinanderstapeln und Ineinanderfalten entstanden wände, Regale und Mobiliar. nach der nutzung wurden die verwendeten Materialien des Buchladens alle wiederverwertet.

impermanenz Seit Beginn der globalen finanzkrise sind leere Schaufenster in Städten in der ganzen welt zu einem vertrauten Anblick geworden. Im geschrumpften Immobilienmarkt hat sich ein trend zu unbeständigen unternehmenskonzepten entwickelt. temporäre und mobile Läden haben in den einzelhandel einzug gehalten. Sie bieten den unternehmen unterschiedliche Möglichkeiten, den Markt zu testen, ohne dabei Verpflichtungen zur Zahlung einer Miete in erheblicher Höhe einzugehen. So können produkte ohne nennenswerte Bau- und einrichtungskosten verkauft werden. Außerdem können sich unternehmen, die bisher nur im Online-Bereich aktiv sind, für kurze Zeit eine reale präsenz verschaffen oder sich in 1-a-Lagen einen temporären Standort sichern. für Vermieter bietet sich die Chance, Mieteinnahmen zu generieren und in ansonsten leerstehenden Immobilien die werbewirksamkeit zu erhöhen. temporäre Bauten sind gut geeignet für den einzelhandel, dessen planung ohnehin von einer kurzen nutzungsdauer ausgeht. Der kürzere nutzungszeitraum der temporären einrichtungen trägt aus ökonomischer und materieller Sicht zu einer Reduzierung der für errichtung und Instandhaltung aufgewandten energie bei.

Die Begeisterung für pop-up-Läden hat dazu geführt, dass dieser trend mittlerweile auch im hochpreisigen einzelhandel angekommen ist. In jüngst eingerichteten pop-up-geschäften werden produkte von Designern wie Kate Spade und prada präsentiert. Diese pop-up-Designerläden stehen jedoch unter keinem umsatzdruck, vielmehr wird der temporäre Charakter als Merkmal ihrer exklusivität genutzt und als neue form des Marketing eingesetzt. So wurde das pop-up-geschäft von prada in paris mit erheblichem finanziellem Aufwand der Brücke pont Mirabeau nachempfunden. Diese entwicklung birgt neue Aufgaben für Architekten und Innenarchitekten, da auf diese weise produkte vom Kaffee bis zur Krawatte beworben werden sollen. projekte dieser Art sind in der Regel von kleiner Dimension, mit großzügigem Budget ausgestattet und zu experimentierfeldern von entwurfsstrategien geworden, welche die grenzen der flexibilität erweitern.

Material und Textur stehen im Vordergrund, wenn 80.000 Bambusstäbchen auf engstem Raum platziert werden – poetisch schön. Restaurant TIDES, New York City, New York, USA; LTL Architects 83

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Mit billigstem und äußerst reduziertem Materialeinsatz ist diese Boutique zur Raumskulptur mutiert. Temporärer ConceptStore für die Kollektion von Arnsdorf Opticks, Melbourne, Australien; Edwards Moore

Out of the box: Modulare Bauweise, effizient und praktisch. RIBA Foldaway Bookshop, London, England; Campaign, Claire Curtice Publicists

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FallstuDie: illy caFFè Die jüngste entwicklung des filialisten Illy ist ein gutes Beispiel für diese neuen pop-up-Läden. Zur Bewerbung von Illy Caffè, einer italienischen gourmet-espressomarke, wurde in europa und in den Vereinigten Staaten eine Reihe temporärer geschäfte eingerichtet. Im Rahmen einer partnerschaft mit der Stiftung der Biennale di Venezia ist Illy jährlich mit einer besonderen werbe-Aktion auf der Biennale vertreten. Hierfür richtet das unternehmen ein temporäres Café mit entsprechender Markenpräsentation ein. Auf der im Jahr 2007 veranstalteten 52. Biennale hatte diese Installation die form eines voll ausgestatteten Schiffscontainers mit Küche, esszimmer, Bad, Schlafzimmer, wohnzimmer und Bibliothek, der sich auf Knopfdruck öffnete. Das vollständig aus recyclingfähigen Materialien hergestellte Café vermittelt eine entwurfshaltung, die auf Anpassungsfähigkeit von Raum und Material setzt.

Schiffscontainer, auf Knopfdruck motorisiert und mit komplett recyclingfähiger Ausstattung als Pop-Up-Cafébar. Push Button House – Illy Caffè, Biennale Venedig, 2007, Italien; Adam Kalkin

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Das flexible System besteht aus 200 Würfeln mit unterschiedlichen Maßvarianten – raumbildend und anpassungsfähig.

Der während der Weihnachtszeit in Mailand betriebene Pop-up-Laden der Firma Illy spielte mit variablen Geometrien als Mittel zur Planung eines veränderlichen Raumes. Ein würfelförmiges Grundmodul (45 x 45 cm) wurde nach kombinatorisch logischen Regeln variiert. Es entstanden 3000 Konfigurationen mit jeweils anderen Eigenschaften: Tiefe, Dicke, Opazität und Länge der Würfel variierten. In dem in Mailand eingerichteten Geschäft kamen 200 dieser Varianten für die Präsentation von Kaffeeerzeugnissen und Espressomaschinen zum Einsatz. Die Anpassungsfähigkeit des Würfels an verschiedene Bedürfnisse – Größe und Zugänglichkeit des Produkts, Zahl der zu präsentierenden Produkte, erforderlicher Lichteinfall – ermöglicht an einem anderen Standort eine Neuanordnung der Würfel.

Illy Shop, Mailand, Italien; Caterina Tiazzoldi mit Illy Art Direction

Eine mobile oder transportable Konstruktion ermöglicht eine einzigartige Form eines kompakten Raumes mit semipermanentem Charakter. Mobile Bauten wurden seit jeher für sanitäre Anlagen und den Lebensmittelverkauf eingesetzt. Das ist auch heute noch der Fall. Wirtschaftlichkeit und geringere Betriebskosten mobiler Lösungen sprechen ebenso wie die Möglichkeit, einer großen Zahl von Menschen zu dienen, für weitere Verwendungszwecke, etwa Bibliotheken, Polizeiwachen oder selbst Hotelzimmer. Der Einsatz transportabler Einheiten für die Versorgung einer oder mehrerer Gemeinden ist ökologisch sinnvoll und kostengünstig, insbesondere angesichts der zunehmenden Verknappung öffentlicher Haushaltsmittel im Zuge der Wirtschaftskrise. Die Gestaltung dieser kompakten Bauten ist im Gegensatz zu den Pop-up-Läden mit weiteren Herausforderungen verbunden, die sich aus den speziellen funktionellen Anforderungen ergeben. In diesen Fällen finden sich daher häufig Innovationen, welche die Grenzen des Konventionellen sprengen. So hat die Mobile Wache der Polizei in Hannover im Sinne einer Omnipräsenz in der Stadt ihre Wahrnehmbarkeit dadurch gesteigert, dass der Raum mit seiner Fläche von 8 m2 durch Fensteröffnungen über die gesamte Raumhöhe in seiner Optik erweitert wurde. Die 4 m2 große Sleepbox, ein mobiles Hotelzimmer für ein bis drei Personen, schafft genau entgegengesetzt einen Schlafbereich im öffentlichen Raum. Hier sind die Öffnungen in relativ großer Höhe angeordnet und mit einer automatischen Verdunkelung versehen, so dass die Privatsphäre der ruhesuchenden Reisenden gewahrt bleibt. Der umweltfreundliche Robi, eine den Raum Heilbronn versorgende mobile Bibliothek, bringt die Atmosphäre des engen Raumes voll zur Geltung, indem transparente Regale aus Acryl eingebaut wurden.

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Fallstudie: toolbox, turin

der perFormative aspekt: von der Flexibilität zur multiFunktionalität

Die Toolbox, ein Gründerzentrum in Turin, berücksichtigt die Existenz einer neuen Generation von Erwerbstätigen mit jeweils unterschiedlichen Bedürfnissen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Tageszeiten. Das Projekt verfolgt einen neuen Ansatz der Arbeitsplatzgestaltung und stützt sich auf das Nebeneinander dieser Nutzer und die Möglichkeit der Anpassung des Raumes an ihre unterschiedlichen Bedürfnisse. Durch die maximierte Raumnutzung wird die durch Überschneidungen und Redundanzen entstehende Verschwendung beseitigt. Das Raumprogramm umfasst zwei voneinander unterscheidbare Teile: in einem offenen Raum angeordnete Büroarbeitsplätze für das „Co-Working“ und geschlossene Räume mit gemeinsam genutzten Funktionen (Küche, Besprechungsräume, Briefkästen, Bar etc.). Entsprechend der Grundsätze der topologischen Hybridisierung konzentriert sich der Entwurf auf die Möglichkeit der fortwährenden, effizienten Umgestaltung des Raumes, um ihn an die Anforderungen der verschiedenen Nutzer anzupassen. Das geschieht auf unterschiedlichen Ebenen. Zunächst bietet die Raumplanung mittels eines zentralen automatischen Systems den einzelnen Nutzern auf Grundlage ihrer individuell definierten Anforderungen unterschiedliche Organisationsstrukturen. Das System überwacht Zugang, Beleuchtung, Lärmpegel und Arbeitsmittel wie Telefone oder Drucker. Jeder Nutzer konfiguriert individuell eine Zugangskarte, die in einem Profil seinen konkreten Raumbedarf anzeigt. Gemäß diesem Profil gewährt oder verwehrt das automatische System den Zugang zu Funktionsbereichen und Räumen. Variabel sind unter anderem die Farbe, für die Schallisolierung verwendete Materialien, reflektierende Flächen oder die Art der Oberflächenbehandlung des Fußbodens. „Durch die Variabilität der Zugänglichkeit und Nutzung der im Raum vorhandenen Funktionen – wie Co-Working-Bereiche, Besprechungsräume, Küche, Lichthof, Parkhaus – kann eine quasi unendliche Modalität der Nutzung ein und desselben Raumes erreicht werden.“ 18

In einer Welt der miteinander verbundenen Netzwerke besteht das Leben im 21. Jahrhundert aus einer Reihe schneller, komplexer Verhandlungen. Diese Verbundenheit ermöglicht unendlich viele Permutationen unserer Entscheidungen, die wir gewöhnlich treffen und die unser Alltagsleben ausmachen. Diese Art von Verhandlungen erfordert ein gleichzeitiges „Funktionieren“ auf vielen Ebenen. Das Smartphone steht exemplarisch für diese Eigenschaft des modernen Lebens: Es wird für die Kommunikation, aber auch zum Fotografieren, Filmen, zur Unterhaltung, zum Shopping und Musikhören sowie als Nachschlagewerk und Archivierungsinstrument eingesetzt. Die Multifunktionalität ist in der Nachfolge der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit eines der Paradigmen des 21. Jahrhunderts. Von Gebäuden und Räumen wird genau dasselbe erwartet.

Auch die innenarchitektonische Gestaltung des Raumes selbst stellt eine optische Manifestation dieser Anpassungsfähigkeit dar. Im Empfangsbereich befinden sich 400 weiße Würfel, die als „optische Landkarte“ der verschiedenen Funktionen des Büros dienen. Mittels eines Parametriergerätes wird die Tiefe jedes Würfels verändert, um ihn mit einer bestimmten Funktion zu verbinden. Der Entwurf des Projekts Toolbox steht für einen innovativen Ansatz der Nachhaltigkeit, der sich eher auf den Aspekt der Anpassung als auf die Reduzierung des Abfallaufkommens oder des Energieverbrauchs fokussiert.

Umfassende Anpassung, Variabilität der Zugänglichkeit und Nutzung der vorhandenen Funktionen generieren unendliche Modalität. Toolbox Torino Office Lab, Turin, Italien; Caterina Tiazzoldi / Nuova Ordentra 87

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Öffnen und schließen: Flexible Wandscheiben definieren den Raum. Post Panic, Amsterdam, Niederlande; Maurice Mentjens

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Ein Raum mit vielen Funktionen kann auch als „performativ“ bezeichnet werden – ein das Design definierender Begriff, der das Konzept des Statischen ausdehnt.19 Angesichts der Erwartung, dass mehr als ein Zweck erfüllt werden soll, wirkt die Ökonomie des performativen Raumes sich auch wesentlich auf die Umwelt aus. Jeder Raum verfügt über das Potenzial, seine Leistung zu erhöhen, ohne dass hierfür zusätzliche Energie aufgewandt werden muss. Das von OMA entworfene Wohngebäude Maison à Bordeaux von 1998 steht beispielhaft für diese performative Qualität der Architektur. Es wurde für einen Bauherrn mit körperlicher Behinderung geplant; aus dem Konzept eines hydraulischen Aufzugs entwickelte sich die Idee, eine mobile Plattform einzubauen, die gleichsam die Verbindung und Transformation verschiedener Raumvolumina des Hauses ermöglicht. Diese voll ausgestattete Plattform fügt sich als Teil des jeweiligen Raumes nahtlos in jede Ebene ein. Sie bildet einen Raum, der viele verschiedene Funktionen erfüllt: Er dient der Erschließung sowie als Bibliothek, Küche und Schlafzimmer. Diese in Bordeaux realisierte performative Architektur hat dem von Le Corbusier geprägten Begriff der „Wohnmaschine“ neue Bedeutung verliehen und ist seither zum Vorbild für zahlreiche andere Projekte geworden. Doppel- oder Mehrfachfunktionen haben im Designbereich zahlreiche mögliche Anwendungen. Mit dem von David Adjaye entworfenen IDEA Store in Whitechapel hat der Architekt ein Konzept für eine Reihe von alternden, unzureichend genutzten Bibliotheksgebäuden in London kreiert und stellt dessen Effektivität bei der Raumplanung und -entwicklung unter Beweis. Durch das Zusammenfassen der institutionellen Aufgaben der Stadt hinsichtlich der Versorgung einer unterversorgten Bevölkerung durch das Bibliothekssystem mit den bisher nicht befriedigten Bildungsbedürfnissen dieser Bevölkerung ist der erste IDEA Store ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenführung der Funktionen Bibliothek und städtisches Bildungszentrum. Zwei unterschiedliche Raumprogramme und nicht aufeinander bezogene Gebäudetypen profitieren von der ungewöhnlichen „Fusion“ und ihrer größeren Nähe. Ausgehend davon, dass bestimmte Räume gemeinsam genutzt werden und unter den Nutzern bestimmte Gemeinsamkeiten vorhanden sind, bewirkt dieses Beispiel einer Doppelnutzung eine enorm hohe Effizienz, wenn anstelle von zwei Gebäuden nur eines errichtet wird. Mit dem Verhindern von Doppelungen und Redundanzen hat die Programmatik darüber hinaus von einer neuartigen, dynamischen Interaktion zwischen den beiden Nutzergruppen profitiert.

Klappen und schieben: Die Raum­funktionen lassen sich der gewünschten Nutzung anpassen. Ferienhaus Friggebod, Göteborg, Schweden; b-k-i / brandherm + krumrey interior architecture

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Die Grenzen zwischen Wand und Objekt, Raum und Mobiliar, Haustechnik und Innenraumgestaltung bieten mögliche Orte für weitere Mehrfachnutzungen im Bestand. Das im Jahr 1900 erfundene Murphy-Bett, ein Wandklappbett, ist ein früher Vorläufer dieses Verschwimmens der Grenzen zwischen Wand und Objekt und verkörpert die Idee der Doppelnutzung. Auf dieses Beispiel folgten Anwendungen in unterschiedlichen Projekten. Der Ansatz der Multifunktionalität findet sich etwa in den Bauten und Möbelentwürfen von Eileen Gray. Die Oberflächen der Innenräume – Wände, Böden und Decken – und Objekte stehen vor allem in ihrem Projekt E.1027 in einer „elastischen“ Beziehung zueinander, die den Charakter des Menschen widerspiegelt und seinen Wunsch verkörpert, gleichzeitig mehrere Dinge zu tun: Eine Wand im Schlafzimmer verbirgt einen Schreibtisch; Schrankschubladen sind schwenkbar, so dass sie für zwei verschiedene Räume genutzt werden können; ein klappbarer Sitz aus Metall verwandelt sich in eine Leiter; über einer abgehängten Decke finden sich Stauräume und eine Falttreppe für den Zugang. Diese Entwürfe erweitern die Grenzen und heben sie durch dynamische Interpretationen hervor. Das Projekt ist über die Jahre immer wieder auf große Resonanz gestoßen und inspiriert weiterhin Bauvorhaben der Gegenwart. So wurden die Innenwände und das Mobiliar mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen und stilistischen Ausprägungen im Verwaltungsgebäude von Nokia im Silicon Valley und im Norwegischen Wildrentierzentrum miteinander verbunden. In beiden Fällen schafft dieser duale Ansatz eine Raumdynamik, die den Raum durch die performative Wirkung der Wand erweitert.

Sitzen, stellen, legen – der Prototyp eines pantonesken und platzsparenden multifunktionalen Möbelelements. turnOn experimentelle Wohnvision, überall & nirgends; AllesWirdGut

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Landschaft und Interior bilden eine Einheit – kein Grund mehr, aus dem Haus zu gehen… Beobachtungs- und Informationspavillon des Norwegischen Wildrentierzentrums, Hjerkinn, Dovre, Norwegen; Snøhetta Oslo

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Die Erkundung der Grenzen zwischen benachbarten Bereichen des Designs hat zur Erschließung weiterer Anwendungsgebiete für Mehrfachnutzungen geführt. Das Produktdesign bildet den Ausgang für die Entwicklung von Objekten in Innenräumen, die einer Transformation unterliegen und so den Raum definieren und gleichzeitig als Mobiliar dienen. Das Mobile Fold-Out Home Office ist als eine Art Kasten die moderne Variante des historischen Sekretärs. Auf der Oberfläche aufgebrachte schablonenartige grafische Darstellungen stellen die große Zahl an Schubladen und Flächen dar, die das Objekt in einen voll funktionsfähigen Arbeitsplatz verwandeln. Loftbox, ein unauffällig erscheinender Quader, entfaltet sich zu einem kleinen, jedoch vollständig eingerichteten Wohnzimmer. Beim „Aufklappen“ verschwindet die Grenze zwischen Produkt und Raum. Auf ähnliche Weise ermöglicht das Grafikdesign mit neuen Möglichkeiten des Digitaldrucks die rasche Transformation eines Innenraumes durch veränderliche Gestaltungen der Wandflächen.

Das Suitcase House Hotel von Gary Chang, ein unweit der Chinesischen Mauer realisiertes experimentelles Projekt, verschiebt die Grenzen des rekonfigurierbaren Raumes noch weiter. Das Haus lässt auf einer rechteckigen Grundfläche von 44 x 5 m die Grenzen zwischen außen und innen, Intimität und Exhibitionismus, Meditation und Ausgelassenheit verschwimmen. Der offene Grundriss mit typischen Wohnfunktionen für zwei Nutzer kann – ähnlich wie im Domestic Transformer – darüber hinaus noch ein Musikzimmer, eine Bibliothek und 14 Besucher in sieben möglichen Gästezimmern beherbergen. Der Entwurf berücksichtigt den innerhalb eines 24-Stunden-Zyklus wechselnden Raumbedarf und bedient sich multifunktionaler Verfahren, um diese Funktionen im Sinne einer maximalen Effizienz einander zu überlagern.

Die Digitalisierung hat zudem neue Grenzen von Zeit und Ort geschaffen. Durch das Arbeiten von Zuhause aus oder ein Telefongespräch aus einer anderen Zeitzone kann man diese Grenzen während eines einzigen Tages viele Male überschreiten, ohne dafür „physisch“ am Arbeitsplatz anwesend sein zu müssen. Das heutige Leben erfordert eine ständige Neuverhandlung solcher Grenzen und virtuellen Aspekte der Existenz – häufig nur mit geringer Differenzierung zwischen Arbeit und Privatleben oder zwischen Tag und Nacht. Unsere Aufenthaltsräume haben sich in ihrem Umfang ausgedehnt, um diese neuen Anforderungen zu berücksichtigen. Besonders wirksam in der Erweiterung des Potenzials eines solchen Raumes ist ein multifunktionaler Ansatz. In bereits flexibel ausgelegten Räumen führen solche Merkmale zu überragenden Qualitäten, die das Raumangebot bei identischer Fläche exponentiell erhöhen können. Zwei Projekte in Asien sollen als Beispiele dienen für das große Potenzial kleiner Räume, das durch das mehrfache physische Überlagern von Räumen und Nutzungen entsteht. Für das Projekt Domestic Transformer hat der Architekt Gary Chang während drei Jahrzehnten ein 32 m2 großes Apartment in Hongkong modernisiert. Mit beweglichen Wänden, gleitenden Tafeln, Klappmöbeln, von der Decke abgehängten Elementen, sich verlagernden Führungsschienen, hydraulischen Plattformen und pneumatischen Oberflächen verwandelt sich der Raum je nach Bedarf – in einer kontinuierlichen Verschiebung vom Öffentlichen zum Privaten und vom Tag zur Nacht. So können 24 unterschiedliche Anordnungen in einem einzigen Raum entstehen.

Das Konzept der Holzbox funktioniert durch sämtliche Bereiche bis ins Bad. Suitcase House, Beijing, China; EDGE Design Institute Ltd.

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Der technologische Fortschritt hat zudem zur Entwicklung neuer Rechenwerkzeuge geführt, welche die Grenzen der konstruktiven und digitalen geometrischen Berechnungen erweitern. Auch kann zweidimensionales Material auf wirtschaftliche Weise in drei Dimensionen überführt werden. Hier haben die Architekten Bek, Martí und Zamorano bahnbrechende Arbeit zur Entwicklung neuer Bearbeitungsverfahren geleistet. Ihr Projekt zur Realisierung eines Pavillons auf der spoga-Designmesse umfasst einen „dehnbaren“ Raum, der aus zweidimensionalen Sperrholztafeln besteht. Durch die Anwendung eines parametrischen Recheninstruments wurde ein geometrisches Muster in das Sperrholz geschnitten. So konnte eine doppelte Krümmung hergestellt werden, so dass sich die zweidimensionalen Tafeln in einen bewohnbaren Raum verwandelten. Auf ähnliche Weise wurde eine komplexe dreidimensionale Decke in „Spitzenoptik“ in einem CNC-Bearbeitungsverfahren hergestellt. Eingebaut in ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert auf Malta, schafft diese High-Tech-„Spitzen“decke als Reverenz an das dort verbreitete Handwerk der Spitzenklöppelei mittels digitaler Geometrie einen Raum innerhalb des Raumes.

Dieser Pavillon ist mittels geschnittener Flächen modular erweiterbar und lässt sich ohne Verluste in der Konstruktion auf das benötigte Maß anpassen. Expandable Surface Pavilion, spoga+gafa 2011, Köln, Deutschland; Pablo Zamorano, Nacho Martí, Jacob Bek

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Licht, Geometrie, Raum – aus plasma-laser­ geschnittenem Aluminium produziert und mit energie­ effizienten LEDs hinterleuchtet.

Vor dem Hintergrund des neuesten Stands in der Elektronik ergaben sich einige bahnbrechende Entwicklungen, welche die performative Rolle des Raumes auf eine neue Ebene gehoben haben. Die Anwendungen richten sich dann nicht mehr nur auf Fragen der räumlichen Funktion; vielmehr umfassen sie eine große Bandbreite von der emotionalen Ansprache bis zur medizinischen Diagnose oder von der Raumüberwachung bis zur Energieerzeugung. So sind BotoxLamp und Slow Furl zwei Innenraumanwendungen aus dem Bereich der Beleuchtung und der Textilien, die auf die Anwesenheit von Menschen reagieren. Sie lassen das Interior zu einem Erfahrungsraum werden, indem sie die menschliche Erfahrung einfangen und fühlbar machen. Die vernetzten, in Aluminiumblechen eingebetteten LEDs der BotoxLamp erfassen die Anwesenheit von Menschen, sie reagieren auf sie und interagieren mit ihnen durch verschieden intensive Zustände von Trägheit oder Aktivität. Bei Anwesenheit eines Menschen erzeugen die LEDs ein pulsierendes Leuchten. Die auf der DMY 2012 in Berlin ausgestellte BotoxLamp ist Teil einer Trilogie von interaktiven Installationen. Slow Furl ist eine großformatige Textilinstallation, die ebenfalls auf die Anwesenheit von Menschen reagiert und sich langsam bewegt. Als Pioniere der Entwicklung sogenannter robotischer Membranen experimentieren die Designer damit, Informationstechnologie und digitale Systeme in reaktive Textilien einzubetten, die sich entsprechend den Handlungen des Raumnutzers bewegen, öffnen, schließen und fließen. Arbeiten wie diese beiden beeinflussen die zukünftige Gestaltung von Innenräumen in erheblichem Maße.

BotoxLamp, Berlin, Deutschland; The Principals – Drew Seskunas, SAQ Architects, Zumtobel

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Eine schlichte Kitchenette, ist praktisch und hat Charme – gefällt mir! Eine Küche / Keine Küche, Schrankküche im Wohnatelier, Leipzig, Deutschland; Steinert & Bitterling

umnutzung Unter Umnutzung wird üblicherweise die Umwandlung eines leerstehenden oder nur teilweise genutzten Gebäudes in ein Gebäude verstanden, das einem neuen Zweck dient. Innerhalb eines solchen Definitionsrahmens ist letzten Endes jedes Projekt der Innenarchitektur von seinem Wesen her auch ein Projekt der Umnutzung. Als Praxisfeld ist die Umnutzung „sehr vielgestaltig, und ihre Bedeutung umfasst nicht nur die erneute Nutzung bestehender Bauten, sondern auch die Wiederverwertung von Materialien, transformative Interventionen, die Fortschreibung kultureller Phänomene durch die gebaute Infrastruktur, Verknüpfungen im Gefüge von Raum und Zeit sowie die Bewahrung der Erinnerung – all diese Faktoren resultieren in einem dichten Gewebe von Erzählungen des Gebauten.“20 Zwar können die auf Branchenstandards beruhenden Bewertungssysteme zur Beurteilung der Nachhaltigkeit die Effektivität dieser Praxis nicht messbar erfassen, die aus innovativen Entwurfsansätzen erwachsenden Möglichkeiten eines umweltverträglichen Handelns sind jedoch unermesslich. Wenn man davon ausgeht, dass „das ökologischste Gebäude das bereits gebaute ist“, dann sind solche Innovationen in der Innenarchitektur bereits in sich nachhaltig.

1 Electronic Energy Performance of Buildings Directive, http:// training.eebd.org, aufgerufen am 6. November 2012.

11 Burrows, Victoria Kate und Starrs, Melanie, BREEAM versus LEED – a white paper, Inbuilt Ltd., Februar 2010.

2 http://architecture2030.org/ the_problem/buildings_problem_why, aufgerufen am 6. November 2012.

12 http://architecture2030. org/2030_challenge/the_ 2030_ challenge, aufgerufen 6. November 2012.

3 http://architecture2030. org/2030_challenge/the_ 2030_ challenge, aufgerufen am 6. November 2012.

13 Eliel, Carol S., L’Esprit Nouveau: Purism in Paris 1918–1925, Los Angeles County Museum of Art in association with Harry N. Abrams, Inc, 2001, S. 14–15.

4 Fowler, K. M. und Rauch, E. M., Sustainable Building Rating Systems, completed by the Pacific Northwest National Laboratory for the U.S. Department of Energy by Batelle, Juli 2006, S. 1. 5 Das Jahr der Einführung des Systems entspricht nicht notwendigerweise dem Jahr seiner Verfügbarkeit für die Öffentlichkeit. 6 Carassus, Jean, Are ‘Green’ Office Buildings Keeping their Promises? Actual performance, real estate value and ‘HQE Exploitation’ certification, beauftragt vom Centre Scientifique et Technique du Bâtiment und Certivea, 2011, S. 11. 7

Ebd., S. 18.

8 Schendler, Auden und Udall, Randy, „LEED is Broken – Let’s Fix it“, in: iGreenBuild.com, The Voice of Sustainable Design & Construction, 9. August 2005, S. 3, abrufbar unter: http://www. igreenbuild.com/cd_1706.aspx, aufgerufen am 6. November 2012. 9 King Sturge, European Property Sustainability Matters; retrofitting buildings and places, Jahresbericht 2009. 10 Saunders, Thomas, A Discussion Document Comparing International Environmental Assessment Methods for Buildings, BRE, 2008.

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14 www. microcompacthome. com, aufgerufen 6. November 2012. 15 Lewis, Paul, Tsurumaki, Mark und Lewis, David J., Opportunistic Architecture, New York: Princeton Architectural Press, 2008. 16 Thomas, Abraham, V&A Curator of Designs and curator of the exhibition ‘1:1 – Architects Build Small Spaces’ at the V & A, dezeen magazine, 15. Juni 2010. 17 Kaplan, David, A permanent trend of pop-up shops, Houston Chronicle, 11. Dezember 2011. 18 Benamor Duarte, Eduardo und Tiazzoldi, Caterina, „Toolbox“, in Int|AR Journal of Interventions and Adaptive Reuse, volume 02, 2010, S. 48. 19 Cohen, Preston Scott, „Dexterous Architecture“, in: Harvard Design Magazine, Fall/Winter 2008–09, S. 66. 20 Berger, Markus, Hermann, Heinrich und Wong, Liliane (Hg.), „Editorial“, in: Int|AR Journal of Interventions and Adaptive Reuse, volume 01, 2009.

You have to be inspired... mode, musik, kunst und WissenschaFt als inspiration marina-elena Wachs

Was bedeutet „gestalt/gebung“ und Was verstehen Wir unter „Qualitäten“

einem Bauwerk berührt bin. ... Wie kann man solche Dinge entwerfen, die eine derart schöne, selbstverständliche Präsenz haben, die mich immer wieder berührt?“ Für Peter Zumthor drückt sich architektonische Qualität in „Atmosphären“ 1 aus. Was so leichtfüßig daherkommt, hat seit vielen Jahrhunderten die Philosophie, seit mehreren hundert Jahren die Baukunst und Kunstwissenschaft und seit einigen Jahrzehnten das Design und vor allem die Innenarchitektur auf den Plan gerufen: mit Hilfe einer bestimmten Atmosphäre einen Raum generieren, aufbauen, mit leisen und lauten Tönen im richtigen Rhythmus die Grundstimmung unterstützen und im perfekten Moment mit Hilfe eines Crescendos auf den Höhepunkt der Kreativität führen.

Dieses Kapitel über gestalterische Qualitäten in der Innenarchitektur fragt nach der generellen Vorstellung von Gestalt und Qualität im Raum. Eigentlich ist es klar, dass Funktionen und Handlungsprozesse heute das Design generieren und bestimmen und dabei natürlich um den „human centered process“ zirkulieren. Aber die Innenarchitektur ist nicht nur verstandesorientiert. Neben Funktion und Pragmatismus sind da noch Emotion und Narration und etwas manchmal nicht fassbar Sympathisches, das eine Qualität im Raum gestaltet, die unser Leben bereichert. Etwas, das bestimmt, dass wir uns wohlfühlen in diesem Raum oder in unserer Haltung positiv gestärkt werden und somit unsere Zugehörigkeit betont.

Ist die Musik Auftraggeber für die Innenarchitektur, dann sind zunächst wieder die Funktionen, Raumfunktionen oder Rahmenfunktionen im Kontext der Umgebung unsere Briefingpunkte für die gute Gestalt. Selten ist es eine transdisziplinäre Ausgangsposition, eine abstrakte Form der Natur oder der Klang des Tones eines bestimmten Instruments, die zur Inspiration für die erste Skizze des Interior Design werden, wie es etwa bei den Außenhüllen von Musikhäusern manchmal der Fall ist.

Stellen wir das Interior Design der Innenarchitektur begrifflich gegenüber, müssen wir fragen: „Was ist das eigentlich: architektonische Qualität? ... Architektonische Qualität, das kann sich bei mir nur darum handeln, dass ich von

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Vom Märchenwald inspirierter, poetischer weißer Wald in einer Galerie, komplett aus Papier, mit Gucklöchern. Wald aus Wald, Hongkong, China; Takashi Kuribayashi

Sind solcherart Entwurfswege, gebahnt von gefühlten, kreativ freien und manchmal auch nicht beschreibbaren chaotischen Inspirationen, tatsächlich in erster Linie von der Freiheit des Studiums abhängig oder den „großen“ Architekten und Innenarchitekten vorbehalten? Oder sollten wir uns heute wieder stärker auf philosophische, ethische Werte in uns besinnen – natürlich neben ressourcenbewusstem nachhaltigen Handeln im Design und entsprechenden funktionalen Konzepten?

das „Wohnen“, wie „Weltbürger“ zu sein, in der Welt zu leben.... Doch woran liegt es, dass kaum einer naturgemäß lebt?“ fragt Hannes Böhringer in seinem Text „The Abscense of Architecture. Mies und die Moderne“, und er hat auch gleich eine philosophische Antwort parat: „Habsucht und Besitz, antwortet Seneca, und Rousseau stimmt ihm zu.“2� In dem Stichwort „Habsucht“ ist der Begriff der Nachhaltigkeit und Reduktion dann enthalten, wenn die Inspiration dem Entwurf eines Klassikers, einem zeitlosen Design im Raum der Postmoderne dient und somit zur Lehre umgestülpt wird. Um den philosophischen Ansatz Böhringers aufzugreifen, stellt sich dennoch die Frage: wie „wohnen“ diese „Weltbürger“ heute darin – und mit welchem entsprechenden Besitz? Das Wissen um endliche Ressourcen und einen erforderlichen schonenden Einsatz von Produktionsgütern, die ungeahnten technologischen Möglichkeiten, ein Höchstmaß an Mobilität und an Flexibilität der eigenen Zeiteinteilung und des Zeitempfindens – diese Aspekte kreieren die Parameter für die Innenarchitektur, mit denen die Gestaltung des Innenbereiches „atmosphärische Qualitäten“ – neben den fassbaren Funktionen – fokussiert.

Ein weiterer Punkt neben den „Ideenressourcen“ ist wichtig in Bezug auf die gestalterische Qualität von Interior und „Exterior“ Design, also Architektur (mit dem wir in der Innenarchitektur zunehmend verschmelzen). „Im Supermarkt der Eitelkeiten“, wie es der Philosoph und Philosophieprofessor Hannes Böhringer einmal ausdrückte, ist die Frage nach der persönlichen Distanz zum gesellschaftlichen Gestalten intendiert. Böhringer schreibt: „Deshalb heißt philosophieren, der Natur zu folgen, naturgemäß zu leben, und Kunst heißt Nachahmung der Natur. Man braucht fast nichts Neues zu erfinden, wenn die Natur Vorbilder liefert, die man nur nachzuahmen braucht: Höhlen, Nester, Laubdächer zum Beispiel für Architektur. Eigentlich braucht man gar nicht mehr zu bauen, denn Höhlen, Nester, Laubdächer sind ja schon da. Deshalb ist das Bauen nicht so wichtig wie

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Eine andere Welt betreten die Besucher mitten im Amsterdamer Nachtleben, inspiriert von Nomaden und Orient. Restaurant Nomads, Amsterdam, Niederlande; Concrete Architectural Associates

Inspiriert von den Roaring Twenties – Grammophon und Wasserwelle. Restaurant Leila, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate; Bachir Nader – Interior Architect

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… by music

Inspiration: zwischen Emotion und Funktion

Die Inspirationen, wie die Auswahl der Elemente und die Umsetzung innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen im privaten Raum, sind viel mehr Abbild des Individuums mit persönlicher Note und Emotionalität, als die Gestalt­ elemente im halböffentlichen Raum einer Hotellobby oder im öffentlichen Raum eines Konzertsaals es jemals sein können. Diese müssen vielen verschiedenen Individuen Raum geben, um angemessen im Stil und auch der Zeit ein Wohlfühlen, also ein kurzzeitiges „Zuhause“ zu bieten. Eine positive Beziehung zum Raum soll aufgebaut werden, indem die Objekte, die Raumaufteilung, das Licht ohne viele weitere Details im Zusammenspiel miteinander oder im Einzelnen Vertrauen aufbauen.

„Ein Apfel und eine Birne, zu denkmalhafter Monumentalität erhoben – so präsentiert uns der Frankfurter Maler Justus Juncker die Früchte in seinen beiden im Jahr 1765 entstandenen Stillleben... Vor dunklem Hintergrund von einem hellen Lichtstrahl erfasst, entfalten Apfel und Birne eine rätselhafte, magisch anmutende Präsenz. In meisterlicher Malweise, die an den niederländischen Künstlern des 16. und 17. Jh. Maß nimmt, gibt Juncker die unterschiedlichen Materialien und Oberflächen wieder, schildert er die Spuren des Alters an den steinernen Piedestalen, auf denen die überreichen Fürchte ruhen, ebenso wie den flüchtigen Schatten der Obst naschenden Insekten oder deren zarte Körper.“ Der Blick des Kunsthistorikers Max Hollein vollzieht in dem Katalog Magie der Dinge – Stilllebenmalerei 1500-18003 nicht in klassischer Weise die Bildbeschreibung der Kunsthistorie. Es ist eine gelenkte, mehrdeutige Beschreibung der Lesbarkeit dieses Kunstwerks, das auf gezielte Weise die Natur abbildet, gemäß der Vorstellung der Künstler im 18. Jahrhundert. Dessen narrativer Wert ist es darüber hinaus, der hier beschrieben wird und sich spürbar entfalten kann.

Für den Nutzer bilden somit einzelne Designobjekte, Lichtkörper, eine Kunstskulptur oder eine Oberfläche Highlights, an denen er sich visuell orientieren und zugleich auch inspirieren kann – die Inspiration des Raumgestalters fällt also wieder zurück auf den „Raumnutzer“: you have to be inspired...

You have to be inspired… by music Einen Raum aufspannen kann man in der Disziplin der Musik mit Hilfe von Klangteppichen, mit dem Timbre und mittels der Klangfarbe der Stimme. Gibt es das Timbre für den Raum? Kann man einen Klangteppich für den innenarchitektonischen Raum aufspannen, von der Art eines Tones, der samtenweich oder der Ton einer Bratsche im Pianissimo ist und mit einem weinroten Velours assoziiert wird? Solche Synästhesien, in denen Sinneswahrnehmungen begrifflich oder dreidimensional einer ihnen entsprechenden gestalterischen Qualität zugeordnet werden, können manche Menschen direkt nachvollziehen. In der Theaterwelt sind sie bei jeder Inszenierung von inspirierender, gestaltender Bedeutung. Die Gedanken sind frei, führen in der gestalterischen Umsetzung einer sprachlichen oder gefühlten Assoziation aber immer wieder zurück in die Funktion: die Funktion der atmosphärischen Qualität der Innenarchitektur.

Abbild, Narration und Lesbarkeit sind wichtige Begriffe für die Behausung von Menschen. Ihr Interior ist häufig Abbild ihrer Vorstellungen, Sehnsüchte und Wertvorstellungen, die sich in der Aufteilung der Räume, in der Auswahl der Objekte, Ensembles und Kombinationen und des Einsatzes von Form, Farbe, Material, Oberfläche, Licht und anderer Details der Innenarchitektur in einem Gesamtkonzept vermitteln. Es ist nicht allein die auf den ersten Blick zu verstehende Atmosphäre, die hier inszeniert und instinktiv gelenkt wird und selbst Inspiration lenkt. Innenarchitektur ist ebenfalls eine Plattform, die dazu dient, die Details der Raumgestaltung in der Gesamtschau auf die dort lebende(n) Person(en) – die gerade dieses Interior Design wählte(n) – zu interpretieren. Wir lesen die Dinge als direkten Bezug zu den Menschen im privaten Raum: Das Original von Pablo Picasso oder „die“ Corbusier-Liege im Kontrast zum Holzschemel, den wir in einer Werkstatt fanden, werden sozial zugeordnet; dieser Kontrast, der ein Sinnbild der Moderne darstellt, wird gleichzeitig als Ausdruck für Individualität und von sozialer Einordnung verstanden. Was war hier Inspiration: die Kunst oder das Abbild zeitgemäßen Lebens und Wohnens?

Musik ist ein sehr gutes Beispiel für ein emotionales Gefangenwerden, das ebenso in der Innenarchitektur zum Tragen kommt. Dabei werden abstrakte Begriffe gefühlt, und sie werden nicht allein sprachlich, sondern auch materiell umgesetzt. Zur Classik-Lounge im Historischen Museum Hannover beschreibt die Gestalterin dieser temporären Raumgestaltung, Nicole Brüggmann, die Inspiration für ihren Entwurf im Jahr 2010 so: „Mit klassischer Musik verbinde ich Sinnlichkeit und Gefühle.… Mein Entwurf unterstreicht die Eigenschaften der klassischen Musik und macht sie virtuell zugänglich.“4 Der synästhetische Wert, der hier gestalterisch Bedeutung erlangt, muss sichtbar und mehrdimensional in der innenarchitektonischen Gestaltung spürbar werden. Dieses Vernetzen von unterschiedlichen Sinnen steckt in uns allen und ist mit Hilfe von Übungen mehr oder weniger stark trainierbar. 5

Der private Raum, der inspiriert wurde von einem Möbel oder von einem Bild oder von bestimmten Wandoberflächen oder von freigelegten historischen Wandmalereien oder von vorgefundenen dominanten Raumaufteilungen mit hohen Decken und großen Glasflächen, viel Licht… die aufgezählten möglichen Inspirationselemente gestalten die Raumqualität oder zeichnen diese aus, indem sie diese (mit)gestalten.

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You have to be inspired …

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gut zu Gesicht in Fragen des Stils, die auch in der globalen Entwicklung hinzu einer differenzierten Ausgestaltung des Lebens zunehmend Bedeutung erlangen. Das Comité Colbert gleicht heute wie gestern einem Mäzenat für Stilgelehrte. Es verweist auf die Macht des Stils in Fragen der synergetischen und synästhetischen Wirkung.

Auf der Spur von Inspiration(en) steht im Designprozess heute der Begriff der „Einzigartigkeit“ im Raum. Der Architekt Teemu Kurkela aus Finnland stellte sein Land auf der Contract World 2011 mit der Frage vor: „What makes us unique?“ – Was macht uns, was macht ihn und sein Büro, was macht die Qualität der in Finnland Kreativen einzigartig? Einzigartigkeit wird gesucht als Antidot gegen die günstigen Einheitsangebote, als Mittel, um innerhalb der Finanzkrise mehr Aufmerksamkeit zu erlangen, natürlich auch um Umsatz zu generieren. Viele Unternehmen versuchen, sich mittels stärker differenzierter Luxusmarken und Premiumklassen mit derartigen Attributen zu profilieren.

Das Narrative und das Irritierende der Kunst gestalten eine geheimnisvolle Atmosphäre. In diesen Zusammenhang gehört auch das Gestaltungselement der Abstraktion, das sowohl in der Kunst in Skulpturen wie dem Stierschädel (Tête de taureau, 1942) von Pablo Picasso – einer Assemblage aus Sattel und Lenkstange eines Fahrrades – in  Erscheinung tritt, als auch im Design, etwa in dem Sitzobjekt Mezzadro (1957) von Achille und Pier Giacomo Castiglioni, sichtbar wird. Mit Blick auf einen weltweiten Einheitsmarkt, der auch aus der Idee einer global verständlichen Designsprache entstand und der derzeit begrüßenswert in Frage gestellt wird, sollten wir uns wieder stärker auf unsere kulturellen Eigenheiten und Andersartigkeiten besinnen. Dies kann geschehen, indem wir unser Abstraktionsvermögen bemühen: Die Skizze des Finnen Temu Kurkela und die Lavazza-Espressotasse aus Mürbteig veranschaulichen diesen Weg der Inspiration beispielhaft mit Objekten, die dann wieder konkrete, also reale Gestalt annehmen.

Zu diesem Zweck werden Atmosphären inszeniert und mit Hilfe von Geschichten narrativ vermittelt. Das ist zum Beispiel bei Shop-in-Shop-Konzepten zu erkennen, wie von Montblanc und anderen qualitativ hochwertigen Schreibgeräteherstellern, die mit hochwertigen Vitrinen und Lichtinstallationen ein bestimmtes Einkaufserlebnis unterstützen möchten. Betont einzigartige Atmosphäre kann auch mit Hilfe von einzigartigen Produkten kreiert werden, beispielsweise mit Möbeln, die durch ihre Patina bestechen: Der Vitra Table von Marten van Severen zeigt einen Trend zu mehr Authentizität, indem seine Oberfläche eine künstlich gestaltete Patina aufweist, um ein gewisses Alter vorzutäuschen und somit Unikate zu imitieren, die aufgrund ihrer Historie Geschichten erzählen. Wenn ich Objekte mit Hilfe der französischen Sprache beschreibe, „klingen“ diese beim Hörer anders als in der Muttersprache. Das Fremde stellt zunächst ein aufregendes Wahrnehmungsmuster dar, einen Klangraum, den in diesem Fall die französische Sprache kreiert. In Bezug auf das Kreieren von Atmosphären wäre hier im internationalen Vergleich interessant zu erkunden, wie unterschiedlich Deutsche, Franzosen, Engländer und andere Nationen durch ihre linguistische und kognitive Prägung Atmosphären fühlen oder wahrnehmen.

Eine typische Aufgabe im Designstudium innerhalb transdisziplinärer Kreativkonzepte wäre die Aufgabe, die Lavazza-Tasse aus essbarem Material zu verwenden, sich von diesem Objekt inspirieren zu lassen und einen Pavillon zu gestalten. Nehmen Sie ein wenig Material, vielleicht Ton als Platzhalter für Beton und ein später zu generierendes nachwachsendes, begrenzt beständiges Material, und formen Sie eine „Umhausung“ – zunächst scrabblehaft und am Papiermodell, dann am Modell mit Hilfe der essbaren Lavazza-Tasse, die für den Pavillonentwurf modifiziert, geformt, gefügt, gestaltet wird. Kunst oder ein Artefakt kann in diesem Sinne also Inspiration als irreales Moment assoziativ arbeitender Designinteraktion sein, um ein Motiv in seiner Abstraktion für Neuerungen in der Innenarchitektur zu nutzen.

Die Macht des Stils ist ein Erbgut des französischen Handwerks, möchte man meinen; Innenarchitekten, wie beispielsweise Christian Liaigre stehen für eine besondere, sprachliche Design-Qualität, gleichsam für Design-Codes der Innenarchitektur, die sich sowohl in der Geschichte des Handwerks wie im Naturell der kulturell zuzuordnenden Designhandschrift spiegeln, deren nationales Bewusstsein im Falle Frankreichs auch von staatlicher Seite und anderen Institutionen getragen wird. Eine Vereinigung wie das Comité Colbert, 1954 ins Leben gerufen und mit der Aufgabe versehen, mit Gobelin-Manufakturen, den königlichen Glasmanufakturen und weiteren Manufakturen den internationalen Markt zu bedienen und somit den Ruf der Grande Nation zu stärken, stünde auch anderen Ländern

Dem gegenüber steht der Nutzen von Kunstwerken als Teil der Raumgestaltung, etwa in dem Maße, wie großformatige Ölmalereien in Vorstandsetagen als dominante Eyecatcher und damit als Gestaltmittel verwendet werden. Zum Ausdruck der eigenen Position bzw. Positionierung gleicht dies häufig einer Machtpositionierung, einer Kultivierung mit strategischem Fokus. Wenn Kunstwerke den Raum dominieren, tragen sie zur Raumqualität innerhalb des Spiels der Lesbarkeit bei: Was will der Nutzer uns sagen? Warum hat sich mein/e Freund/in gerade dieses Kunstwerk zugelegt? Gefällt es ihr/ihm oder ist es reine Wertanlage oder liegt es gerade im Trend? Oder war es einfach eine Inspiration – eine Eingebung für den Beginn einer Kunst im Raum, die hier die Auswahl getroffen hat?

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Die Kunst der Raumerscheinung war während des Lichtparcours 2010 in Braunschweig faszinierend an dem Werk „appearing rooms“ des Künstlers Jeppe Hein zu erfahren: Wände wurden mittels Wasserfontänen konstruiert, die von Bodenstrahlern erleuchtet wurden, während sie senkrecht in den Himmel stiegen. In kurzen Intervallen entstanden temporär räumlich begrenzte Parzellen; ähnlich wie im Großraumbüro wurden Wände an ihren Standorten verändert, neue Raumgrößen und Trenngrößen geschaffen. Magische Momente ergaben sich am Abend und in der Nacht, wenn die Menschen diese Räume mehr springend als durchschreitend für kurze Zeit einnahmen. Flüchtige Raumwände erschienen betörend schön in dem transparenten, unscharfen Erscheinungsbild, verführerisch und zugleich als eine Spielerei. Dieses flexible, flüchtige Moment von konstruktiven Raumelementen findet sich in der Innenarchitektur in Büromöbelsystemen. Doch wird in derartigen Systemen nicht unbedingt die Kunst als Inspiration im Vordergrund gestanden haben, sondern veränderte Produktions- und Arbeitsprozesse führten zu Funktionalitäten, die wiederum ausschlaggebend für die Gestalt sind. → 110

Real Fake: Nichts scheint echt zu sein in dieser kompletten Illusion.

inflation_deflation: Interaktive Plastiktüten sind die einzigen Protagonisten, mit Mikrocontrollern und Ventilatoren hinter den Kulissen.

Baccarat, Paris, Frankreich; UBIK – Philippe Starck

One Hundred and Eight, Berlin, Deutschland; Nils Völker

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punkte bedecken gänzlich den raum, der damit zum unendlichen kontinuum wird. Dots Obsession; Yayoi Kusama

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„Ein Punkt unter Millionen“ – so sieht sich die Künstlerin selbst, inspiriert von ihrer Lebensphilosophie: Polkadots all over. Portrait der Künstlerin Yayoi Kusama

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Inspiration Natur – Smart Skin, ein adaptives System als Schutzhülle. Corpform, Weil am Rhein, Deutschland; Marco Hemmerling

Product of Lebanon: Inspiriert von rotierenden Weinfässern entsteht eine dekorative, die Etagen verbindende Lagerfläche für Weinflaschen. Braai, Beirut, Libanon; Bachir Nader – Interior Architect

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Orient, Ornament und Mosaik. Juliet Supper Club, New York City, New York, USA; bluarch

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Inspiration Kakao in Gold und Schokobraun. Chocoladium, Sonderausstellung im Universum Science Center, Bremen, Deutschland; GFG Gruppe für Gestaltung

Der Berg ruft: Der eigentliche Industriebau erfährt eine Verwandlung und traditionelles Alpeninterior wird zeitgemäß übersetzt. Restaurant Elemänt, Langenthal, Deutschland; barmade ag

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Temporäre Rauminstallation in New Yorks Chinatown; Topologie basierend auf vier Formen und fünf Seiten, gefertigt aus Dämmmaterial und Spiegeln, pink beleuchtet. Turning Pink W, New York City, New York, USA; Leong Leong

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Wer Rot mag, liebt Rosen – die begehbare Rose lässt die Raumstruktur verschwinden und ist Teil der Story dieser Installation. Ausstellung „Il Fiore di Novembre“, Triennale Design Museum, Mailand, Italien; Studio Fabio Novembre

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You have to be inspired …

You have to be inspired … by fashion

Die Sehnsucht nach Naturmotiven drückt sich beispielsweise auf Tapeten in einer starken Farbigkeit und Musterung aus, die der modernen Wissensgesellschaft in Zeiten einer internationalen Finanzkrise zu mehr Leichtigkeit und Freude im Ausdruck verhilft. Die Lust an Farbe und Muster in der Innenarchitektur zeigt Lebensfreude, jungen Geist und Bewusstsein für Natur und Kultur, besonders dann, wenn wir auf tradierte Muster, Beziehungen und Ornamente zurückgreifen.

An der Grenze von Innenarchitektur und Modedesign liegt der Gedanke nahe, Gestalter wie Hussein Chalayan oder Philippe Starck zu assoziieren; Starck entwarf schon in den 1990er Jahren ein Jerseyschlauchkleid, das als Mini- oder Maxikleid, aber auch als Zelt fungieren konnte. Selbst derartige Extreme, wie Overalls und Mäntel, die zum Zelt aufgespannt werden können und deren (Raum-)Innenleben gestaltet wird, sei es als Standardlösung vorgegeben oder individuell veränderbar, sind im Moment der „Umnutzung“ von ihrer Raumqualität abhängig.

Gestaltqualitäten der Mode als Inspiration für die Innenarchitektur haben sich auch in der Neuaneignung kultureller Werte gezeigt. Die Nutzung überlieferter technischer Errungenschaften schließt ein „back to the roots“, einen Rückblick auf tradierte Methoden nicht aus, die häufig als klassisches Design für kostbar und einzigartig gehalten werden.

Zugleich denken wir an Grenzgänger der Mode wie Comme des Garçons: Das Unternehmen kreierte vor allem Ende der 1990er Jahre Körperhüllen, die Aspekte des Entfremdenden und des Neuen fokussierten, indem sie das dekonstruktive Element aus der Kunst transferierten: Konstruktive Elemente wurden auseinandergenommen und im neuem Kontext zusammengefügt. Die Methode des Dekonstruktivismus, die hier gestalterisch eingreift, wurde anfänglich in der Philosophie von Jacques Derrida untermauert, wanderte dann in die Architekturtheorie und -praxis, beispielsweise bei Bernard Tschumi, und ist heute vertrauter Teil der Mode (Martin Margiela, Martine Sitbon und andere). Das Modell bzw. Verfahren beruht im Grunde darauf, Teile von herkömmlichen Objekten in neue zu integrieren, beispielweise Elemente traditioneller Möbel in neue Entwürfe einfließen zu lassen oder alte und neue Möbel auf ungewöhnliche Art und Weise zu kombinieren, als Konstruktion im Dekonstruktiven.

Synergien aus den Gestaltqualitäten der Mode und der Innenarchitektur bestehen natürlich auch im Bekleidungssektor. Bekleidung an sich impliziert Funktionen, wie zum Beispiel im Bereich von Arbeitskleidung und Schutzanzügen. Technologien textiler Anwendungen, wie beispielsweise textile Filtermaterialien, die Gerüche und Schadstoffe unschädlich machen, setzen sich neuerdings in ähnlicher Anwendung im Bereich Textil der Innenarchitektur für den Klinikbereich durch. Inspiration für die „second skin“ der Mode kann von fotografischen Abbildungen von architektonischen Fassaden abgeleitet werden, die auf digitale Schnittvorlagen der Mode übertragen werden – und umgekehrt. Bestrebungen der jungen Designerin Judy Zhang aus London mit „The Versus Concept“ von 2011 verweisen auf Möglichkeiten, wie Fashion und Architektur eine Symbiose eingehen, um letztendlich Teil der Innenarchitektur zu werden. Das Wechselspiel von analogen und digitalen Bildern und Konstruktionsmethoden kann zum Vorbild für die Innenarchitektur werden, ähnlich wie sich innerhalb der Bionik Inspiration und Konstruktion wechselseitig beeinflussen.

Das kulturelle Erbe als Inspiration lädt nicht nur dazu ein zu recyceln, umzunutzen, neu zusammenzusetzen. Es  lädt darüber hinaus ein, aus der Tradition zu lernen, alte Handwerke neu als wertvoll zu entdecken und Spuren der Vergangenheit, als Identitätsfindung für neue Interiors inspirativ zu nutzen: Als Beispiele seien hier genannt, eine Wandgestaltung aus Rosshaar im Esszimmer einer alten Villa oder Bruchteile von ehemaligen Küchen- und Badmosaiken an der Zimmerdecke des Entrees neu inszeniert.

Ein Modell zur Inspiration des Produktdesigns durch die Architektur zeichnet das aktuelle Werk der niederländischen Produktdesignerin Mieke Meijer aus: Präzise Konstruktionsformen und die Geschichte von architekturhistorisch bedeutsamen Kulturdenkmälern zeichnet sie auf und nach, um diese Konturen später in Möbel umzusetzen, wie zum Beispiel in der Serie Industrial Archaeology.6

Einen weiteren transdisziplinären Austausch zwischen Modedesign und Innenarchitektur bieten Metaphern oder Begriffe, die Trends und Stilrichtungen bezeichnen: „Belle Epoque“, eine Stilrichtung, die 2011 in der Mode und in der Innenarchitektur aufkam, suggeriert den Rückgriff auf Stilelemente aus der schönen, alten, edlen Zeit; es suggeriert eine Sehnsucht, die sich in edlen Materialien wie Seide, Samt und Stickereien ausdrückt und die die Linienführung entsprechend luxuriös zeichnet. Diese Sehnsucht nach tradierten edlen Werten, ist ebenso in der Lust an der gemusterten Wand zu spüren! Retro Couture im Interior Design macht in der Musterung oder in Zeichnungen auf Tapeten beispielsweise Anleihen bei Grisaille-Arbeiten des 18. Jahrhunderts.

Vorbilder aus der Geschichte für gebaute Raumelemente oder Elemente der Mode zu nutzen, verweist auf einen aktuellen Trend, unsere Historie in Zukünftiges zu integrieren. „Recruiting the cultural heritage“, wie ich das Nutzen des kulturellen Erbes zusammenfassend benennen würde, ist als Inspiration für den Entwurfsprozess ebenso nachhaltig das im Folgenden beschriebene Vorbild natürlicher → 114 Systeme.

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Ondulierend: Inspiriert von Street Style, setzen einander überlappende weiße Kabel die Decke in Szene und heben sich kontrastreich ab. Shine Fashion Walk, Hongkong, China; NC Design & Architecture Limited, Laboratory for Explorative Architecture & Design Ltd.

Inspiration Parkwald und Großstadtdschungel – zum Wandeln zwischen Stoffskulpturen. Garment Garden, Messe Frankfurt 2006, Deutschland; J. Mayer H. Architects

Dieses Bar-Interior dreht sich um Zebras wie um Op-Art, beeindruckend trotz Low Budget. Zebar, Shanghai, China; 3GATTI

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Das Ornament in dieser gynäkologischen Praxis ist von der archetypischen „Blume des Lebens“ inspiriert. Die organisch inspirierte Intarsie im Bodenbelag kann für die hier spielenden Kinder Rennstrecke oder Ententeich sein. Gynäkologische Praxis, Städtisches Krankenhaus Maria-Hilf, Brillon, Deutschland; 100 % Interior Sylvia Leydecker

Was wächst denn da? Spielerisch umgesetztes Grünzeug. „Garten der Dinge“ im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg; dan pearlman Markenarchitektur

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Fische, Wellen und Korallen dominieren dieses Restaurant und bilden den passenden Rahmen. Restaurant OLIVOMARE, London, England; Architetto Pierluigi Piu

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You have to be inspired… bY science Wir müssen uns in Bezug auf die Inspiration der Innenarchitektur durch wissenschaftliche und technische Aspekte mit dem Begriff des Raumes beschäftigen. Wie verstehen wir heute Raum und wie wollen wir in diesem „wohnen als Weltbürger“, um an die Ausgangsposition dieses Kapitels anzuknüpfen? Eine Antwort mag lauten, wir wollen naturgemäß, nachhaltig, bequem, mobil leben. Mit Hilfe von Eigenschaften stellen wir damit Kriterien auf, die beispielsweise für das Mobiliar bedeuten könnten, dass es im Detail pflegeleicht, leicht zu handhaben, dauerhaft sein müsse und aus nachhaltiger Produktion entstanden und zu fairen Bedingungen zu uns gekommen sein sollte – sei es in die private Wohnung, in die Praxis oder in das Büro oder Hotel. Zugleich deuten diese Eigenschaften auf das Möblierungskonzept mit seinen Funktionalitäten, mit seinem Stil und der Anordnung im Kontext hin, also bezogen auf räumliche Gegebenheiten wie Licht, Raumgröße, Raumhöhe und Wege im Raum. Letztendlich zielen diese Überlegungen alle auf ein Lebensgefühl ab, auf eine gute, gesunde Lebensweise in bewusst gestalteten Räumen, die funktional, sicher und nachhaltig sind und auf diese Weise die Lebensatmosphäre bereichern. Die assoziative Inspiration, die am Anfang des gesamten Entwurfskonzepts der Innenarchitektur steht, ist somit ein ganz wesentlicher Teil der Planung und späteren Ausführung. Die übergeordnete Idee, etwa die der Bionik oder der Analogie zu Naturformen, die wir in den Entwurf integrieren wollen, drückt Nähe zur Natur und einem gesunden Leben aus. Der Entwurf der Fondation Cartier in Paris, unter dem Präsidenten François Mitterrand und durch den Architekten Jean Nouvel realisiert, war diesbezüglich sehr weitsichtig, indem das Äußere des Gebäudes, die Natur wie auch die gesellschaftlichen Geschehnisse durch eine raffinierte Glasfassade in den Innenraum des Gebäudes hereingeholt wurden. Seither gibt es vermehrt Ansätze, die Natur bewusst gestaltend in Gebäude zu integrieren. So gestaltete das Büro Jacques Ferrier Architectures den französischen Pavillon auf der Expo Shanghai 2010 auf eine Weise, dass die Natur sich nach Art einer Liane in und durch das Haus zieht, zum Erholungsfaktor wird und zugleich gesunde Luft spendet. Gesunde, gute Luft wird in der Zukunft einen wesentlichen Teil der Innenarchitektur ausmachen. Dabei ist das Raumklima nicht alleine von dem Anteil der Natur im Raum, sondern ebenso von gesteuerten klimatischen Installationen abhängig, die Luft- und Temperaturwerte, akustische Werte und Lux- bzw. Lichtwerte messen. In der Kunstwissenschaft haben wir das Idealbild von Arkadien vor Augen, wie es die Tapete „Le Jardin Anglais“ verdeutlicht, die 2011 von Jacques Ferrier wieder aufgegriffen und dreidimensional umgesetzt worden ist. Hier wirkt das Idealbild der Natur – → 119 eine fast archaische Kraft – als Inspiration.

Organische Formen, die genauso von Knochen wie von Korallen inspiriert sein können; begehbar im Mega-Maßstab. nonLin/Lin Pavillon – FRAC Centre, Orléans, Frankreich; MARC FORNES / THEVERYMANY

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ICD/ITKE-Forschungspavillon 2011, Stuttgart, Deutschland; Universität Stuttgart

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Inspiration Bionik. Vorbild für diesen Pavillon aus 6,5 mm Sperrholz und seine Morphologie der modularen Konstruktion war die Struktur eines Seeigels. ICD/ITKE-Forschungspavillon 2011, Stuttgart, Deutschland; Universität Stuttgart

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Die temporäre „Schnee­ landschaft“ einer Boutique wurde aus Polystyrol handgeschnitten und bildet einen großartigen Kontrast zur Ware. Dig, New York City, New York, USA; Snarkitecture

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Dig, New York City, New York, USA; Snarkitecture

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… BY SCI E N C E

Ebenso faszinierend wie wissenschaftlich inspirierend, kann ein Natur(bau)stoff sein, wenn aus der natürlichen Materialität etwa einer Wandgestaltung aus Lehm ein ideales Raumklima entsteht, mit optimalen Lufttemperaturen und Feuchtigkeitswerten für die Wohn- und Lebensqualität. Hierin spiegeln sich tradierte Wohn- und Bauweisen, von denen sich sowohl eine Retrobewegung als auch ein nachhaltiges Handeln für die Gegenwart inspirieren lassen. Jacob Buse entwarf 2010, inspiriert durch diese Wirkungsweise von Lehm, einen „Lehmsitz“, bei dem die Sitzoberfläche aus Lehm geformt ist, ohne mit einer weiteren Substanz künstlich verschlossen zu werden.

Der Katalog Skin + Bones – Parallel Practices in Fashion and Architecture 8 regt zu transdisziplinären vergleichen von Mode und Architekturen, auch Innenarchitekturen, mit Blick auf formale Prinzipien und somit zu neuen Kreationen an. Der transdisziplinäre Austausch, die Durchdringung von kreativen Themen, Parametern der Baukonstruktion und gesellschaftlich-politischen Aufgaben kommen hier besonders anregend zur Gestaltung von Qualitäten – innen/ -architektonisch inspirierend – zum Tragen. Diese Dinge sind es, die uns eine „schöne, selbstverständliche Präsenz“ von gestalteten Atmosphären multisensorisch erfahren lassen.

Das Prinzip der Analogie zur Natur, genauer zu Funktionsweisen der Natur, veranschaulicht auch ein Entwurf der Designstudentin Ilka Bernhard aus dem Jahr 2011: „SoLution“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Bionik in die Raumgestaltung mit Hilfe einer natürlichen Nutzung unseres Sonnensystems eingreifen kann. Dezent außerhalb des Gebäudes installierte Photovoltaik- oder Solaranlagen tragen Energie in das Innere des Hauses, die wiederum weitergeleitet für die Strom- oder Warmwasseraufbereitung nutzbar gemacht wird. Zunehmend werden Systeme in der Innenarchitektur diese technologischen Möglichkeiten und vor allem ihre Ausbeute in der Gestaltung betont sichtbar machen: Mit Hilfe polychromer, auch bereits organisch hergestellter Farbstoffe verschmelzen (innerhalb des Modells „SoLution“) Innen- und Außenraum und erfüllen zunehmend eine Sehnsucht nach Inseln in der Stadt, die Erholungsphasen im Freien auch bei schlechtem Wetter ermöglichen – eine neue Form des Wintergartens, inspiriert durch natürlich energetische Systeme, die die Energiegewinnung sichtbar machen. Ein Überblick aktueller Beispiele für eine gesunde und natürliche Lebensweise als Aufgabe der Innenarchitektur findet sich in der Publikation Nachhaltiges Textiles Design.7

Weitere Literatur: Bahamón, Alejandro und Pérez, Patricia, Analogien – Moderne Architektur und Mineralien, München: DvA, 2008. Thibault-Pommerantz, Carolle, Wallpaper – A History of Style and Trends, Paris: Flammarion, 2009. Wachs, Marina-Elena, Material Mind – Neue Materialien in Design Kunst und Architektur, Hamburg: Dr. Kovac verlag, 2008. Wiedemann, Julius (Hg.), Produktdesign im Zeitalter der Nachhaltigkeit, Köln: Taschen, 2010.

1 Zumthor, Peter, Atmosphären, Basel: Birkhäuser verlag, 2005, S. 11. 2 Böhringer, Hannes, Enger Spielraum – Über Bauen und Vorbauen, München: Fink, 2010, S. 77. 3 Hollein, Max, in: Sander, Jochen und Städel Museum Frankfurt am Main (Hg.), Die Magie der Dinge – Stilllebenmalerei 1500-1800, ostfildern: Hatje Cantz, 2008, S. 9. 4 Brüggmann, Nicole, Pressetext zur Classik-Lounge im Historischen Museum Hannover, 2010. 5 vgl. Stern, Elsbeth, „Intelligenz, Wissen, Transfer und der umgang mit Zeichensystemen“, in: Stern, Elsbeth und Guthke, Jürgen (Hg.), Perspektiven der Intelligenzforschung, Lengerich: Pabst, 2001, S. 163 ff., insbesondere S. 170 f. 6 vgl. FORM, No. 238, Mai/Juni 2011, S. 78 ff. 7 Wachs, Marina-Elena und Bendt, Ellen (Hg.), Nachhaltiges Textiles Design / Sustainable Textile Design, Hamburg: Schaff verlag, 2013

Eine andere Art der Inspiration mit Hilfe von natürlichen Systemen und Analogien zur Natur zeigt sich im „zweidimensionalen Raum“. Diese bezieht sich auf Faltprinzipien, die aufgegriffen werden, um Bauelemente zusammenzufalten, auszufalten oder zu falzen. Sowohl aus bionischer und formal konstruktiver Perspektive und wie zugleich als Planungsstrategie bleibt die Faltung ein aktuelles Thema, nicht allein um platzsparend oder flächenvergrößernd zu arbeiten, sondern auch aufgrund der Faszination der ästhetischen Erscheinung. von Faltenröcken über die Falten der Außenhülle der BMW-Automobilstudie „Gina“ bis hin zu Faltmechanismen in der Architektur, diesen Beispielen dienten natürliche Faltsysteme wie die Flügel eines Marienkäfers als Inspiration.

8 The Museum of Contemporary Art, Los Angeles (Hg.), Skin + Bones: Parallel Practices in Fashion and Architecture, New York: Thames & Hudson, 2006.

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lebensQualität Michael catoir

QualitY – the Quiet revolution

man eigentlich darauf sitzt – eine Erfahrung, welche ich mit meinem schmalen Hintern jahrelang in unserer Küche machen musste, bis ich mit einem flauschigen Schafsfell Abhilfe geschaffen habe. Gleiches ereignet sich beim Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe: auch dies ein perfektes Täuschungsmanöver aus guter Ästhetik und schlechtem Komfort. Der Meister der Täuschung ist jedoch Louis Ghost: Mit dem Zitat eines historischen Sessels und der Faszination von Transparenz, Leichtigkeit und Glanz hat Philippe Starck mit diesem Stuhl ein so attraktives objekt geschaffen, dass dieses über alle Nachteile eines Kunststoffstuhls hinwegzutäuschen vermag.

visuelle Qualität ist sicherlich eine der wichtigsten Qualitäten in unserem Alltag. Alles ist visuell und wir werden ohne unterlass von visuellen Eindrücken bestürmt. Die Qualitätsniveaus sind so unterschiedlich und vielfältig wie die Eindrücke selbst und täglich kommen neue Facetten hinzu. Eine Flut an Formen, Linien, Symbolen, Bildern, Texten und Texturen bricht über uns herein, sobald wir am Morgen die Augen öffnen. Erstaunlich ist, dass Auge und Kopf trotz der massiven Reizüberflutung noch in der Lage sind, uns durch diesen komplexen Dschungel zu manövrieren und uns bei den verschiedenen Entscheidungsprozessen die nötigen Parameter zu liefern. So wird in Sekundenbruchteilen ein Stuhl als unbequem entlarvt, obwohl man noch gar nicht darauf gesessen hat; ein schlecht geformter Türdrücker löst bei seinem bloßen Anblick das unangenehme Gefühl in der Hand aus, welches er hernach beim Betätigen erzeugt; hingegen bereitet eine Skulptur von Anish Kapoor große Lust sie zu berühren (obwohl man dies meist nicht darf).

Aber auch das Auge lässt sich durch verschiedenste Parameter täuschen. Man tut sich schwer zu glauben, dass die Kuppel des Petersdoms an ihrer höchsten Stelle über 100 Meter hoch ist, bedingt durch ihre Form und die reiche Ausschmückung des Bauwerks. Erst der Blick in den Reiseführer bestätigt uns die Dimensionen dieses Meisterwerks der Baukunst. Auch in entgegengesetzter Richtung lässt das Auge sich gerne einmal täuschen. So wirkt ein kleiner Raum, welcher mit einer gewissen Dekoration angereichert ist, größer, als er in Wirklichkeit ist. Dieses Phänomen lässt sich wunderbar auf den verschiedenen Gästetoiletten dieser Welt beobachten, oder auch im Hotel Costes: Dort sind die Zimmer – typisch parisien – teilweise winzig klein, doch hat Jacques Garcia die Zimmer so nett geschmückt, dass man darüber die Enge völlig vergisst. Ein wirklich schönes Beispiel für die optische Erweiterung eines Raumes durch

Das Auge ist bei diesen Prozessen um ein vielfaches schneller als der Kopf, das heisst als die intellektuelle verarbeitung, und nicht selten ist es der Kopf, der uns seine Streiche spielt. So hat der Eames Plastic Side Chair einen derartig großen kommerziellen Erfolg und ist als Kultobjekt so oft gesehen, dass man darüber völlig vergisst, wie schlecht

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Kopfüber in Kaffeeduft, mit vielen Büchern, Parkett und Mokkabraun. D’espresso, New York City, New York, USA; Nema Workshop

Dekor sind jedoch die Mönchszellen im Kloster San Marco in Florenz, welche Fra Angelico mit wunderschönen Fresken ausgestattet und auf diese Weise die Enge der Räume geschickt aufgelockert hat.

und dies fast immer in kommerziellen Projekten. Dieser umstand hat natürlich dazu geführt, dass unser Kopf weiß, dass zum Beispiel ein Laminat einfach nicht hochwertig daherkommt.

Schlussendlich haben Auge und Kopf jedoch ein recht sicheres Wertesystem aufgebaut, um Qualitäten zu erkennen und zu verstehen. Denn trotz aller Bemühungen der Industrie, zum Beispiel natürliche Materialien künstlich herzustellen, tun Auge und Kopf sich sehr schwer dies zu akzeptieren. Es bedarf großer Anstrengungen die Kunstmaterialien so einzusetzen, dass eine Akzeptanz entsteht, denn gerade in der verarbeitung dieser Materialien liegt ihre Schwäche. Längst gibt es Hersteller, die sehr gute Laminate auf Echtholzbasis produzieren, doch bleibt die Kante immer noch der heikle Punkt. So auch bei Steinimitationen aus Gres. Erst durchgefärbte Materialien wie Colour-CoreLaminate, Kunststein oder Corian bekommen diese Problematik in den Griff. Leider scheitern auch diese guten Imitationen am Ende an der Haptik. Es bedarf schon fast eines ganzheitlichen Gestaltungskonzepts, um die Qualität von Kunstmaterialien so auszunutzen, dass überzeugende objekte entstehen. So hat Ettore Sottsass es geschafft, durch ganz eigenständige Form- und Farbkombinationen objekte zu schaffen, bei welchen der in ihrer Künstlichkeit gelegene Schwachpunkt der Materialien zum Protagonisten avanciert. Am Ende bleiben dies jedoch Einzelphänomene; im Großen und Ganzen kommen viele Kunstmaterialien aufgrund von Preis und Strapazierfähigkeit zum Einsatz

visuelle Qualität spielt also eine entscheidende Rolle, wenn es um die Beurteilung unserer umwelt geht. Alle haben dies erkannt und versuchen das Instrument für sich zu nutzen. Leider wird oft versucht, Qualität durch visualität zu ersetzen, was bis zu einem gewissen Grad funktioniert, doch entlarvt das Auge am Ende die meisten Täuschungsmanöver – oder es sieht sich bestätigt in der Qualität, welche die visualität ihm angezeigt hat. Woran liegt es, dass beim Betreten der Geschäfte von Christian Liaigre oder von Promemoria eine Atmosphäre von elegantem Luxus aufkommt und man bei den großen Möbelanbietern am Ende doch nur in einem teuren Möbelladen steht? Die Ansammlung von handwerklich perfekt ausgeführten Details, welche einer industriellen Fertigung leider zum opfer fallen, die luftige Ausnutzung der verkaufsfläche und die intime Beleuchtung zeigen dem Auge sofort an, dass hier keine Massenware feilgeboten wird, bei der nur auf dem Aushängeschild „exklusive → 126 Qualität“ steht.

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LE B E N SQ uA LITÄT

Weidmannsheil: Ein kuscheliges Plätzchen mitten in Paris. Wohnung, Paris, Frankreich; Studio Catoir

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Q uA LIT Y

Landleben mit City-Chic: Restaurant der internationalen Lifestyle-Hotelkette mit dem Charme von Omas Eingemachtem. Spice Market, London, England; Concrete Architectural Associates

Hotelatmosphäre im Patientenzimmer sorgt für Wohlgefühl und schnellere Genesung. Das Privatpatientenzimmer der Zukunft, Medical Lounge, Berlin, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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Le b e n Sq ua Lität

Ein kleiner Herd, ein paar Töpfe und Kochlöffel – das reicht, um dort gerne zu kochen. Bis ins Detail ausgewählte Accessoires, die ins Gesamtkonzept passen. Wohnung, Paris, Frankreich; Studio Catoir

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Lebensq ualität

Aber auch am anderen Ende der Qualitätsskala gibt es erfreuliche Beispiele für den geschickten Umgang mit einem kleinen Budget. So schafft McCafé es mittlerweile das „Cheap-as-cheap-can“-Image von McDonald‘s abzuschütteln und in einigen Locations neben einem wirklich guten Caffè auch ein nettes Interior anzubieten. Hier werden Laminatoberflächen geschickt mit Klassikern von Jean Prouvé kombiniert (etwa im McCafé in der Rue du Renard, Paris) und schon ist man aus der vandalismussicheren Abwaschbarkeit der 1980er Jahre heraus.

Pawson den Stil geprägt haben. Das Auge sucht immer wieder nach Herausforderungen und der Kopf freut sich über jede angenehme Überraschung. Gerne werden diese Überraschungen mit der Dekoration erzeugt, wobei dies eines der schwierigsten Themen überhaupt ist. Hier ereignen sich oftmals die schlimmsten Entgleisungen oder Qualitätseinbrüche. Der größte Fehler ist, das Thema nicht zu bearbeiten. Zumindest sollten Maßnahmen ergriffen werden, um einen eventuellen Schaden so gering wie möglich zu halten. So hat Andrée Putman strikt verboten, dass in ihren Projekten Pflanzen platziert werden, und selbst konsequent die weiße Orchidee als Blumendekoration eingesetzt. Jil Sander ließ in ihren Offices die Fensterbänke abschrägen, um zu verhindern, dass die Mitarbeiter diese als Ablage oder Ausstellungsfläche für persönliche Dinge benutzen. Das Bedürfnis nach Dekoration ist sehr weit verbreitet. Dem sollte Rechnung getragen werden. In diesem Sinne: keine Berührungsängste bitte! Zu einem Intérieur gehört unabweislich auch die Dekoration. Diese sollte fester Bestandteil der Planung sein, denn selbst sündhaft teure Kunst kann sehr deplatziert wirken, wenn sie nicht mit Fingerspitzengefühl ausgewählt und arrangiert wurde. Meister der Innenarchitektur wie Christian Liaigre oder Alberto Pinto bezeichnen sich als Décorateur und liefern perfekte Gesamtkunstwerke ab. Damien Hirst erstellt mit Freude dekorative Kunstwerke für Hotels oder andere Institutionen, und selbst Jean Nouvel dekoriert seine Architektur mit bunten Deckenansichten.

Die anhaltende Verunsicherung der Konsumenten hinsichtlich der Provenienz von Produkten, wie sie durch die Globalisierung erzeugt wird, schärft zusätzlich die Sinne. Somit ist die Qualitätsfrage aktueller denn je. Visualität ist wichtig, um Zeichen zu setzen, Aufmerksamkeit zu erregen, Ruhe zu erzeugen und so weiter, doch Qualität erzeugt echtes Vertrauen. Hier liegt also die Chance unseres Tandems Visualität–Qualität: den Konsumenten zu versichern, dass dies keine Mogelpackung ist. So sind die Neueditionen der Möbel von Jean-Michel Frank durch Hermès und Écart von erlesener Schönheit und Perfektion und werden zu Recht von der Presse bejubelt. Die handwerkliche Perfektion ist außerordentlich und zeigt was möglich ist, wenn Qualität der Motor einer Idee ist. Gleiches gilt für die Faszination, welche von einem gepflegten Oldtimer ausgeht: Jede Schraube, jede Naht, die wunderbar verarbeiteten Bleche und die dicke Lackschicht erfreuen das Auge in höchstem Maße. Selbst ein Betrachter, der kein Autonarr ist, kann sich der Faszination eines solchen handwerklichen Gesamtkunstwerks nicht entziehen.

Farbe und Farbigkeit sind beliebte Wege, um Räume zu dekorieren. So überrascht selbst die rationale Schweiz, wo  gerne in Beton, Glas und im rechten Winkel gebaut wird, mit großen Farbflächen in starken Farben und mit einer schrulligen Nostalgie für die Farbigkeit der 1970er Jahre (etwa in den Migros-Supermärkten). Ein Meister der Farbe war Luis Barragán, der mit wunderschönen Farbstellungen das Lebensgefühl Südamerikas in moderne Architektur übersetzt hat. Heute lassen sich Kollegen wie Ricardo Legorreta oder Sauerbruch Hutton von Barragáns Arbeiten inspirieren, und die Ergebnisse sind von großer Schönheit. Hier zeigt sich, dass mit Farbe viel positive Emotionalität und Frische erzeugt werden kann, ohne dabei zeitgeistig sein zu müssen. Grundsätzlich ist der Umgang mit Farbe jedoch nicht immer einfach. Nicht jeder Bauherr hat Verständnis dafür und den Mut hier einzusteigen. In  öffentlichen und halböffentlichen Projekten wie Hotels, Messearchitektur oder Foyers ist die Verunsicherung der Entscheiderkomitees so groß, dass gleichsam ein preisgekrönter Künstler zu Rate gezogen werden muss, um eine Wand rot zu streichen. Leider wird im allgemeinen Wettstreit um die Aufmerksamkeit dieser Welt auch gerne einmal über das Ziel hinausgeschossen, was die Unsicherheit der Entscheider zusätzlich nährt. So liefert Moroso mittlerweile Messestände und Produkte ab, welche dermaßen überdekoriert sind, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht, und der Dekor-Star Marcel Wanders erschlägt seine Projekte mit einem Ornament-Overkill, der schon an Obszönität grenzt. Visuality → 128 sells but in adjusted dosage!

Genau hier muss der Bauherr abgeholt werden. Ein Intérieur, an welchem mit einer solchen Liebe und Sorgfalt gearbeitet wurde, ist eine echte Oase der Ruhe, der Faszination und Inspiration. In diesem Zusammenhang beschreibt Pierre-Alexis Dumas, Directeur artistique von Hermès, ein „Zuhause“ schlicht als den schützenden Ort, an welchen man sich zurückzieht, um sich auszuruhen, neue Energie zu schöpfen, um dann wieder in die weite Welt aufzubrechen.1 Und genau darum geht es, wenn private Bereiche geplant werden oder auch die Rückzugsbereiche eines Hotels, einer Airport-Lounge oder eines Clubs. So ist beispielsweise schon im Layout eines Interiors die grafische Qualität entscheidend. Ein Grundriss, welcher auf dem Papier harmonisch ausschaut, wird auch in der dreidimensionalen Umsetzung harmonisch wirken, denn das Auge wird die Symmetrien und Bezüge erkennen. In dem Maße, in welchem Details ausgearbeitet wurden, Materialien und Qualitäten stimmig ineinandergreifen, Licht, Akustik und Klima perfekt funktionieren, stellt sich bei Auge und Kopf eine Rückversicherung ein, dass man sich hier an einem Ort befindet, an welchem auf alles geachtet wurde. Und sofort fühlt man sich gut aufgehoben und beginnt sich an dieser Harmonie zu erfreuen. Die stilistische Ausrichtung spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle. In dem Augenblick, in dem das Auge erkannt hat, worum es geht, beginnt der Kopf sich intellektuell damit auseinanderzusetzen und sich daran zu ergötzen, gleich ob Alberto Pinto oder John 126

Q uA LIT Y

Jacht-Interior mit Wohnzimmer auf dem Wasser für Wohlfühlatmosphäre und Entspannung. Salperton IV; Adam Lay Studio

Float: Die kontemplative Atmosphäre sorgt für Ruhe. Schwimmbad Galeriewohnung, Trudering, Deutschland; Anne Batisweiler 127

Lebensq ualität

Raumqualität: Ordnung, Unordnung, Gliederung, Wegeführung

Einen Big Bang des freien Layouts hat Future Systems mit seinem Selfridges Department Store in Birmingham hingelegt: ein Projekt, in welchem auf mehreren Etagen die frei angeordnete Insellösung ein ganz besonderes Shopping­ erlebnis versprochen hat. Da dieses Konzept weltweit ein Stand-alone geblieben ist, kann man davon ausgehen, dass im Alltagsgebrauch nicht alles so rund läuft wie erhofft. Ein sehr gelungenes Projekt in dieser Kategorie hat jedoch Jouin Manku in Paris abgeliefert. Das Camélia-Restaurant im Mandarin Oriental Saint-Honoré in Paris ist ein wunderschönes blumiges Projekt mit fließenden Formen und in handwerklicher Perfektion ausgeführt. Das Auge kann sich an vielen überraschenden Details erfreuen, ohne dass die Bemühungen um Originalität jemals aus dem Gleichgewicht kämen.

Einer der Grundsteine für die Qualität eines Raumes ist sicherlich das Layout. Hier teilen sich die Lager in die Vertreter des geordneten Layouts und die des ungeordneten Layouts. Im geordneten Layout wird mit Symmetrie, Fluchten, Achsen und Geometrien gearbeitet. Es gibt mannigfaltige Beispiele für diese Gattung, welche besteht, seit der Mensch einen Stein auf den anderen stellen kann, und in den meisten Architekturbüros ist der geordnete Ansatz die Standardantwort zum Thema Layout. Ein geordnetes Layout mag auf dem Papier langweilig aussehen, doch in guter Umsetzung und mit einem geschickten Styling können sehr gute Ergebnisse produziert werden. Meister des geordneten Layouts wie Le Corbusier und Ludwig Mies van der Rohe haben jede Wand und jedes Möbelstück nach mathematischen Regeln konstruiert und mit diesem Konzept sehr faszinierende Skulpturen erbaut. Andrée Putman hat immer geometrisch und geordnet gearbeitet und auf diese Weise wunderschöne Projekte geschaffen, ohne dass jemals Langeweile aufgekommen wäre. Das geordnete Layout ist in vielen Fällen sicherlich die beste Antwort, um Ruhe, Großzügigkeit und Eleganz zu erzeugen, und lässt gleichzeitig viel Freiheit für das Styling. Geometrie und Ordnung helfen dabei, unterschiedlichste Funktionen miteinander zu verbinden, und stoßen aufgrund ihrer Zeitlosigkeit auf hohe Akzeptanz. Wenn die Ordnung jedoch in Dogma ausartet, ist Vorsicht geboten. Sicherlich sind die verschiedenen Minimal-Projekte, welche sich in strengem Maße dieses Instrumentariums bedienen, sehr fotogen, doch in der alltäglichen Nutzung ein wahrer Alptraum. Und so kommt es immer wieder vor, dass diese Gattung von Projekten im Nachgang „freundlicher“ getrimmt wird und das Gesamtkunstwerk jäh in sich zusammenbricht, da hier dann oftmals die absurdesten Stilbrüche produziert werden.

Eine Kategorie, welche gerne vergessen wird und zu Unrecht wenig Beachtung findet, ist das gewachsene Layout: Grundrisse von alten Wohnungen, Hotels oder Bürobauten, die über die Jahre immer mehr eine Synthese mit ihren Nutzern eingegangen sind und quasi wie eine zweite Haut die Spuren ihres Lebens tragen. In dieser Kategorie ist fast jeder Ausrutscher hinnehmbar und wird schmunzelnd als charmante Schrulle eingeordnet. Ein absolutes Meisterwerk dieser Klasse ist der Palazzo Fortuny in Venedig – wie viele alte Palazzi ein traumhaftes Gebäude mit viel Patina, Backstein und wunderbaren Details. Doch das Aufregendste ist die Abfolge von Universen auf den verschiedenen Etagen. Einst Wohnhaus und Atelier von Mariano Fortuny, dient der Palazzo heute als Museum und Ausstellungsort. Der Besucher wandert durch die verschiedenen Räume und findet sich im ersten Obergeschoss der geballten Kraft und eigenständigen Schönheit des Lebens und Schaffens von Mariano Fortuny gegenüber. Ein Raum, so angereichert mit Geschichten, Details und Charme, dass man Tage damit verbringen könnte, diese Idylle zu genießen. So sind die Wände wie ein riesiges Patchwork in verschiedenen Schichten mit den berühmten Fortuny-Stoffen bekleidet und man hat den Eindruck, man befände sich in einem überdimensionalen Schmuckkästchen. In jedem Winkel des Raumes stößt man auf Anekdoten aus dem reichen Leben von Mariano Fortuny, hier der Prototyp seiner Lampenentwicklungen, dort das riesige Holzmodell eines Bühnenbilds, Skizzen, Muster und Gemälde, alles greift ineinander und verschmilzt zu dem faszinierenden Universum einer exorbitanten Schneekugel. Hier versteht man, dass das Wechselspiel zwischen Harmonie und Spannung eines gewachsenen Layouts sehr schwer künstlich zu erreichen ist. Philippe Starck hat in seinen Projekten gerne Versatzstücke des gewachsenen Layouts übernommen und auf seine Weise umgesetzt – mit → 132 sehr viel Erfolg.

Quasi umgekehrt verhält es sich mit dem ungeordneten Layout. Um von dem zeitlosen Erscheinungsbild des geordneten Layout wegzukommen, ist es irgendwann trendy geworden, ungeordnete Layouts zu entwerfen, und wie zu erwarten gibt es auch hier gute wie schlechte Beispiele. Das ungeordnete Layout verzeiht in größerem Maße als das geordnete Layout Fehler und Imperfektionen und wird natürlich auch genau deshalb gerne dafür ausgenutzt. Grundsätzlich ist es jedoch illusorisch zu glauben, dass ein Projekt gut wird, wenn das Layout möglichst „crea-tif“ daherkommt.

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R Au M Q uA LITÄT

Fake door: Türen, gewürzt mit einer Prise Humor, sind das Leitthema dieses Shopdesigns. INDULGI, Kyoto, Japan; Nendo

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LE B E N SQ uA LITÄT

Die Residenz für Senioren bietet die angemessene gediegene Atmosphäre für die gutsituierten Bewohner. Seniorenresidenz Les Jardins d‘Alysea, Roeser, Luxemburg; JOI-Design

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R Au M Q uA LITÄT

Modern. Ein großzügiges urbanes Apartment, von reduzierter Formensprache, angenehmer Materialität und natürlichem Farbspektrum geprägt. One Central Park East, Sydney, Australien; Koichi Takada Architects

Wellness und Design de luxe im Landhotel. Lanserhof, Lans bei Innsbruck, Österreich; DRDI – reginadahmeningenhoven

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Lebensq ualität

Mikro-StreSS im Hotel: Do It Simple Do It Stupid

Türschloss einschieben, Mikrochip bitte nach unten gerichtet, Karte seitlich in das Türschloss einschieben, durch den Schlitz am Türschloss ziehen (von oben nach unten, versteht sich), Karte dem Türschloss nähern, Karte dem Türrahmen auf Höhe des Türschlosses nähern usw. Hat der Gast diese Hürde genommen, geht es meist weiter mit der Zeremonie “Was tue ich mit dem Kärtchen, wenn ich ins Zimmer komme”. Da das Hotelpersonal längst gelernt hat, dass der Gast sich nicht gleichzeitig merken kann, wie seine Zimmernummer lautet, wo sich sein Zimmer befindet, wo sich der Lift befindet, wo sich der Frühstücksraum befindet nebst Preis des Frühstücks, wie er die Tür zum Zimmer öffnet und wo die Karte dann hin muss, damit der Strom in Gang kommt, wird Letzteres meist gar nicht mehr erwähnt. Somit ist der Gast herzlich eingeladen, sich gegen die erfolgreich geöffnete Tür zu stemmen, um im Scheine des Flurlichts den Cardholder im Guestroom Entry seines dunklen Zimmers ausfindig zu machen.

In meinen Gedanken sehe ich eine Hotelwerbung vor mir: Phantasy Hotels & Resorts are first class, full service hotels that combine a stylish and contemporary approach to design with a culture of innovative thinking designed to meet the very specific needs of its guests. These innovations include its ‘Yes I Can!’ spirit of hospitality, a great choice of concept rooms with Nespresso® coffee machines in Business Class, a 100 % Guest Satisfaction Guarantee programme, an Easy Connect approach to IT with free high-speed Internet access for all guests and meeting delegates, and a fantastic range of destination bars, restaurants, leisure facilities such as spa and wellness centres and meetings and events venues.2 – Daily newspaper – Nespresso® machines with an assortment of coffees – Free pay TV movies – Lifestyle magazines – Fluffy bathrobe & slippers – ... and much more!

Hier sind wir bei einem weiteren Lieblingsthema der Haus­ techniker und Hotelmanager angekommen, dem Lichtsystem. Immer auf der Suche nach noch mehr Verkaufsargumenten, erliegen die General Managers dieser Welt gerne der Versuchung, neuen Trends und technischen Errungenschaften zu folgen. So fordert man gerne von Investoren mit dem Argument der positiven Energiebilanz und des Komforts aufwändige Lichtsteuerungen installieren zu lassen. Der Hotelgast findet dann vorprogrammierte Lichtszenarien auf Touchpanels vor und verbringt mehr Zeit damit herauszufinden, wie das alles wieder ausgeschaltet wird, als seinen Aufenthalt zu genießen.

So oder ähnlich lauten die Werbetexte der großen Hotelketten. Die Liste der Amenities ist lang, immer mehr wohlklingende Wortschöpfungen und Services werden geschaffen, und der Kunde hat die Qual der Wahl. Doch natürlich entscheidet fast immer der Preis, wo der Hotelgast seine Nacht verbringt, und am Ende sind die Kunden doch nur daran interessiert, die Basics einer Hotelübernachtung zu erhalten, also Sauberkeit, einen erholsamen Schlaf und eine warme Dusche.

Die Liste der Fußangeln und Überraschungen in Hotelzimmern ist lang und der Kampf des Planers / Innenarchitekten diesen Problemen beizukommen ist hart und nur selten von Erfolg gekrönt.

Doch so einfach ist das Hotelleben leider nicht. Schon mit der „Schlüsselübergabe“ beginnen der Mikro-Stress und die Verwirrung, welcher der Hotelgast bei seinem, meist recht kurzen, Aufenthalt ausgesetzt ist. Da man keinen Schlüssel mehr erhält, welchen man bequem an der Rezeption lassen könnte, um dann nichts mehr damit zu tun zu haben, kommt der „Schlüssel“ zum Zimmer im Scheckkartenformat daher. Dies ist natürlich ein prädestiniertes Objekt, um es nach Erhalt gleich wieder zu verlieren, so dass jedesmal, wenn man zum Zimmer kommt, alle Taschen und Portemonnaies durchsucht werden müssen in der Hoffnung, dass das wunderbare Stück Plastik nicht durch etwaige Interferenzen mit anderen Karten oder Handys „entmagnetisiert“ wurde und man um 2:00 Uhr morgens den Weg zurück in die Lobby antreten darf, um dort mit dem übernächtigten Nachtportier ein neues Kärtchen zu basteln.

Glücklicherweise gibt es immer wieder Investoren, Hotelbesitzer und -manager, die verstanden haben, dass der Gast keine Lust hat, erst lernen zu müssen, wie sein Zimmer funktioniert, und dass Do It Simple Do It Stupid häufig die beste und wünschenswerteste Antwort auf viele dieser Problemstellungen ist. So gibt es gut gestaltete Vending-Areas auf den Etagenfluren (Hudson Hotel New York) oder Self-Service Honesty Bars in der Lobby (The Soho Hotel, London), um die Minibar zu ersetzen, und sogar die Idee, dem Gast lediglich einen Kühlschrank im Zimmer anzubieten, um dort die mitgebrachten Getränke vom Kiosk in der Hotellobby aufzubewahren, kann umgesetzt werden (Renaissance London Heathrow Hotel). Gleiches gilt für die Schranksituation – je weniger Raum man verschenkt für einen Schrank, der ohnehin kaum genutzt wird, desto besser. Findige General Manager haben verstanden, dass eine offene Schranklösung den Bedürfnissen des Gastes entgegenkommt und eigentlich ein gut funktionierender Kofferbock das wichtigste Feature in diesem Zusammenhang ist (Renaissance London Heathrow Hotel).

Gleichzeitig mit der “Schlüsselübergabe“ wird der geneigte Hotelgast mit der Handhabung des praktischen Schließsystems bekannt gemacht. Da auch hier die freie Marktwirtschaft mannigfaltige Blüten getrieben hat, wird der Gast in den verschiedenen Häusern immer wieder mit neuen Überraschungen verwöhnt: Karte oben in das

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H oTE L

Leider gibt es im Hotel-Business wenige visionäre, und der Mut zu neuen Lösungen ist sehr gering. Einer der wenigen visionäre in diesem überstrapazierten Feld ist Ian Schrager. Er hat es verstanden, geschickt Grenzen zu überschreiten, und hat neue Ideen konsequent umgesetzt. So wird die Lobby im Hudson Hotel in New York ab 22:00 uhr zum Partykeller mit Musik, Drinks und allem, was dazugehört. Philippe Starck hat das perfekte Ambiente dazu geliefert und so wurde aus einer Fläche, welche in anderen Hotels um diese Zeit maximal noch geputzt wird, ein gut funktionierendes Profit-Center kreiert, welches zusätzlich noch ein echter In-Place in New York geworden ist. Mit dem gleichen sicheren Gespür hat Ian Schrager es auch immer wieder geschafft den Zeitgeist zu erfassen und mit den richtigen Partnern umzusetzen. Zusammen mit Andrée Putman hat er mit dem Morgans in New York das erste Boutique-Hotel geschaffen und mit Philippe Starck die Kategorie Design-Hotel kreiert. Er hat aber auch verstanden, wann es Zeit ist wieder umzudenken, und hat sich vom Thema Design Hotel abgewandt, als andere erst begonnen haben in diesem Feld zu experimentieren. So haben eifrige Developer das Hotel Puerta América in Madrid so überfrachtet wie einen Techno-Flyer, es mit großen Tamtam und einem unglaublichen Name-Dropping von Star-Designern und -Architekten eröffnet, als der Design-Hotel-Zug bereits abgefahren war und Ian Schrager schon an 40 Bond Street in New York arbeitete.

onalen Gäste gemäß „100 % Guest Satisfaction Guarantee Programme“ ihre heimische Kost in dem entsprechenden Ambiente vorfinden. So geben sich der Burger-Grill mit der Schweizer Fondue-Stube und dem Sushi-Restaurant in der Hotellobby die Hand und der Gast fragt sich, auf welchem Kontinent er sich denn nun befindet. Für den seltenen Fall, dass das Hotel voll belegt sein sollte, werden mehrgeschossige Tiefgaragen in den Berg gesprengt, damit auch niemand durch den Schnee zu seinem Abendessen gehen muss. Einfache Antworten auf einfache Fragen und Konzentration auf das Wesentliche findet man leider viel zu selten vor. Erstaunlicherweise entstehen heute die innovativsten Hospitality-Konzepte im Bereich Budget und B+B und nicht dort, wo der Luxus zu Hause ist (etwa in den pentahotels, in den Meininger Hotels oder im Hoxton Hotel in London). Hier zeigen fortschrittliche Hoteliers, wie das allgemeine Überangebot zusammengestrichen werden kann, um dem Gast auf einfache Art und Weise das zu bieten, was er braucht, und gleichzeitig noch einen Lifestyle mitzuliefern. So wird der Gast von vielen Mikro-Stresssituationen befreit und kann seinen Aufenthalt genießen, ohne sich → 136 viele Fragen stellen zu müssen.

unverständlicherweise werden heute die allermeisten Hotelzimmer um das Tv herum geplant und nicht, wie man annehmen sollte, um das Bett – welches ja eigentlich der Hauptgrund für die Hotelübernachtung ist. unverständlich deshalb, weil die Fernsehanstalten dieser Welt sich offenbar darauf verständigt haben, dass ein möglichst anspruchloses Programm das Beste ist, was man dem Konsumenten anbieten kann. Ein digitales Fernsehkonzept, bei welchem die Filme oder Beiträge wie DvDs angeschaut werden können, wie und wann man möchte und völlig ohne Werbung, wäre sicherlich eine entspanntere Alternative zum Thema Tv. Dies dann noch wireless als Download auf das iPad und der nette Fernsehabend kann beginnen. Accor setzt zusammen mit Microsoft in dem Projekt Room 3120 auf ein Multimedia-Konzept, das neben Pay-Tv und Ähnlichem eine In-Room-Wii-Area nebst Computerspielen als unterhaltungsprogramm anbietet. Auch wenn dies eine gewisse Reizüberflutung mit sich bringt, wird hier zumindest über neue Lösungen nachgedacht.

Frisch bezogen. Einfach ein sauberes weiches Bett. VIP WING Flughafen München, Deutschland; Tina Aßmann Innenarchitektur

Häufig werden Hotels nicht mit dem gesunden Menschenverstand geplant, sondern auf Wunsch von Banken, Hotelkettenstandards und General Managern als überstrapazierte Profitmaschinen interpretiert. So werden in den Schweizer Alpen auf 1600 Höhe in Hotelzimmern Klimaanlagen eingebaut, damit die Fangemeinschaft des Air-Conditioning auch die Gewissheit hat, dass es nicht zu warm wird, obwohl auf dieser Höhe die Außentemperatur 20°C nie übersteigt. Gleichzeitig muss eine erlebnisparkartige Restaurantlandschaft kreiert werden, damit die internati-

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Die organisch geschwungene Struktur des Betons verleiht dem schlichten Restaurant einen höhlenartigen Charakter. Restaurant Hoto Fudo, Fujikawaguchiko, Japan; Takeshi Hosaka

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ESSEN

Clean, pure, organic – diffuses Grau, klare Linien, alte Farmhausleuchten, Strick und Kerzenlicht – ein Kontrapunkt zu stressigem Arbeitsleben. Setdesign „Emotion” für eine Mensa/Kantine, Deutsche Steinzeug AG, Alfter-Witterschlick, Deutschland; Fliesendesign Christiane von der Laake, Set-Entwurf 100% interior Sylvia Leydecker

Klassisch schöne, hoteltypische Eleganz verströmt dieses Restaurant. Restaurant Garamond, Berlin, Deutschland; Gisbert Pöppler

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Lebensq ualität

Wohnen: Von der Stube zum Wolkenkratzer und zurück

werden auch heute noch die Grundbedürfnisse mehr oder weniger auf gleiche Weise abgedeckt: Man schläft, immer noch alleine oder zu zweit...; man reinigt sich und geht zur Toilette (Gott sei Dank hat sich hier einiges geändert), man kocht, man isst und man wohnt, pflegt also nach wie vor den Gruppenanschluss. Und genau hier hat sich sehr viel geändert.

„Wohnen“, was bedeutet das denn eigentlich? Am Anfang war die Höhle, dort suchte man Schutz und Wärme und den Gruppenanschluss. Im Laufe der Jahrtausende hat sich die Form der Behausung weiterentwickelt, doch die Grundbedürfnisse ihrer Bewohner haben sich nicht wirklich geändert. Auch in der Bauernstube wurde alles in einem Raum getan, man aß, man schlief, man kochte, man war miteinander und wenn gebadet wurde, fand auch das in der guten Stube statt. In bürgerlichen Behausungen, in herrschaftlichen Häusern und Schlössern wurden die verschiedenen Wohnfunktionen räumlich voneinander getrennt. Hier gab es für alle Aktivitäten einen gesonderten Raum. Gekocht wurde in der Küche, das tat die Hausfrau oder das Personal; geschlafen wurde im Schlafzimmer, hier war man alleine oder zu zweit. In Ausnahmefällen war die Anzahl der beteiligten Personen höher, doch dann ging es nicht mehr ums Schlafen; oder man befand sich im Kinderzimmer. Im Arbeitszimmer wurde gearbeitet, im Esszimmer aß man. Dies meist im Kreise der Familie oder auch mit Freunden, Bekannten, Geschäftspartnern, dem Pfarrer oder anderen geladenen Gästen. Gebadet wurde im Badezimmer und gewohnt im Wohnzimmer. Hier wurde schon sehr früh in der historischen Entwicklung das Wohnen, also das Miteinander, der Gruppenanschluss, in verschiedene Facetten aufgeteilt und auf unterschiedliche Räume verteilt. So gab es in herrschaftlichen Häusern und Schlössern repräsentative Räume, wo empfangen wurde, welche quasi nur für halböffentliche, gesellschaftliche Anlässe genutzt wurden, und es gab die privaten Wohnräume, wo man miteinander war. Hier zeigt sich, welche entscheidende Rolle der Gruppenanschluss im Leben der Menschen spielte. Die Layouts der verschiedenen Wohnräume, repräsentativ und privat, waren komplett unterschiedlich und auch die Möbel waren nicht die gleichen. In bürgerlichen Behausungen, in welchen es nicht die Möglichkeit gab, die verschiedenen Wohnfunktionen, repräsentativ und privat, räumlich zu trennen, wurden je nach Anlass die Möbel entsprechend arrangiert.

Früher war man in der Stube und hat gemeinsam gekocht, gegessen, geredet, gestritten, gespielt, sich gefreut, sich geärgert. Man verbrachte das Leben miteinander und dies in einer fast immer privaten Situation. In den herrschaftlichen Häusern und Schlössern wurde gemeinschaftlich musiziert, gelesen, es wurden Briefe geschrieben, man vertrieb sich die Zeit mit Handarbeit, man legte sich sogar ein Hobby zu. Doch darüber hinaus wurden Gäste empfangen und man schlief nicht mehr im gleichen Raum. Die Facetten des gemeinschaftlichen Wohnens wurden nuancierter. Man befand sich also nicht mehr in einer ganz und gar privaten Situation, sondern die Pflege des Gruppenanschlusses wurde teilweise auf die Öffentlichkeit ausgeweitet. Mit zunehmender Modernisierung unseres Lebens hat diese Tendenz sich dramatisch weiterentwickelt. Als die verschiedenen Medien Einzug in unser Leben gehalten haben, saß dann der Großvater am Samstagnachmittag allein im Wohnzimmer und lauschte der Fußballübertragung im Radio. Gemeinschaftlich wurden Musikkonzerte angehört oder die Nachrichten. Später kam der Fernseher ins Spiel und veränderte nicht nur die Wohnaktivitäten, sondern auch das Layout des Wohnraumes; nun muss eine bequeme Couch direkt gegenüber vom TV stehen und es finden immer mehr Wohnaktivitäten vor dem Fernseher statt. Vor dem Fernseher wird gegessen, das Gemüse wird geputzt, Hausaufgaben werden erledigt, es wird gevögelt, gebetet und geschlafen. Die Möbelindustrie hat darauf reagiert und entsprechende TV-Möbel geschaffen: Die Sofalandschaften müssen nun auch als Bett funktionieren, damit man problemlos im Liegen weiterschauen kann (hat schon jemand das TV erfunden, das sich mit dem Zuschauer auf die Seite legt?). Viele der zuvor gemeinschaftlichen Aktivitäten finden seitdem nur noch scheinbar gemeinschaftlich statt, da eigentlich jeder ein Rendez-vous mit dem Fernseher hat. Doch auf der anderen Seite hat das TV auch viele Menschen zum gemeinsamen Anschauen von Sendungen zusammengebracht. So wurde mit dem Nachbarn der „Tatort“ angeschaut, gemeinschaftlich traf man sich zur „Disco“ mit Ilja Richter, in den 1980er Jahren fanden regelrechte „Dallas“-Partys statt, auch „Miami Vice“ wurde gerne im Kollektiv angeschaut, die „Sportschau“ und die WM sowieso.

Das Konzept der räumlich getrennten Wohnfunktionen ist auch heute noch das Schema F des Wohnens. Moderne Wohnungen und Häuser sind weiterhin in verschiedene Wohnfunktionen aufgeteilt und auch die Nutzungen sind mehr oder weniger dieselben geblieben. Bei exotischeren Konzepten wie zum Beispiel dem Loft stellt man fest, dass am Ende alles so abläuft wie in der guten alten Bauernstube: Alle Funktionen sind im selben Raum angesiedelt und im besten Falle gibt es in einer Ecke einen Kamin, womit dann auch die Funktion des Stubenofens wieder an Bord wäre. Fast könnte man meinen, dass seit Jahrhunderten im Wohnen keine großartigen Entwicklungen stattgefunden hätten, doch gibt es einige radikale Veränderungen. Natürlich

Parallel zu dieser Entwicklung gewinnt der Gruppenanschluss immer mehr an Bedeutung. Die Menschen verlassen immer häufiger ihre Behausung um seiner Pflege nachzugehen. In den Städten rücken die Menschen immer dichter aufeinander, man geht ins Wirtshaus, ins Café, ins Restaurant. Anfänglich war der Restaurantbesuch eine Ausnahme,

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doch mit der Entwicklung von immer erschwinglicheren Food-Konzepten wurde irgendwann das Restaurant zum Pausenbrot heruntergebrochen. und nun sitzen am Sonntagnachmittag die Familien bei McDonald’s oder im Burger King. Am anderen Ende der Preisskala wird der Restaurantbesuch in Edelrestaurants und In-Lokalen zum gesellschaftlichen Ereignis stilisiert, wo das Sehen-und-Gesehen-Werden wichtiger ist als die Speisekarte. Mehr und mehr Teile der Wohnaktivitäten werden also in die Öffentlichkeit verlagert. Immer neue Facetten des Ausgehens werden geboren. In den 1960er Jahren entstand der Tanztee, wo Jugendliche zu Rock‘n‘ Roll und Jazz-Musik tanzten, in den 1980er Jahren fand das Nightclubbing seinen Höhepunkt, in den 1990ern entstand Techno mit Megaveranstaltungen wie Loveparade und Mayday. Entsprechend werden die Behausungen im Zuge dieser Entwicklung wieder kleiner, da man sich quasi nur noch außerhalb seiner vier Wände zum gemeinsamen Miteinander trifft, Singlehaushalte nehmen zu und die vermieter freuen sich, dass sie nun auch eine 15-m2-Butze teuer vermieten können. Gekocht wird in der Mikrowelle, die Badewanne fliegt raus, es wird nur noch geduscht, Betten klappen von der Wand, gewaschen wird im Waschsalon. Das Extrembeispiel dafür ist der Wolkenkratzer, wo eine kleine Stadt in die Senkrechte gequetscht wird, mit Geschäften, Büros, Hotels, Kinos, Restaurants und Behausungen, die wie viele kleine Ministuben übereinandergestapelt daherkommen. Da ist sie wieder, die gute alte Bauernstube: Alle Wohnfunktionen sind auf engstem Raum organisiert, jedoch mit dem unterschied, dass man nun deutlich weniger Zeit in seiner „Stube“ verbringt.

Die sich zurücknehmenden tiefen Einbauschränke bieten reichlich Stauraum, in dem vieles verschwinden kann. Loftwohnung, Köln, Deutschland; Birgit Hansen

oftmals über weite Distanzen räumlich von seinen Lieben getrennt, muss der moderne Mensch sich seine Familie neu erschaffen und neu organisieren. So findet der Gruppenanschluß in Sportvereinen, in verbindungen, über Internet und Facebook statt. Lounging wird immer wichtiger, WiFi-Areas entstehen überall für eine permanente Connectivity, Leute gehen zu Starbucks und chatten per Laptop, Großeltern sitzen am Airport und skypen mit den Enkelkindern und Freunde treffen sich via Konferenzschaltung übers iPhone. Wohnen findet mehr und mehr in der Öffentlichkeit statt. WiFi-Areas und gut gemeinte Ansätze zu Loungingkonzepten gibt es viele, jedoch eine wirkliche Auseinandersetzung mit diesem Thema nur selten. Privacy, Stromanschlüsse, Diebstahlsicherung (ich möchte mir noch ein Getränk holen und muss alles wieder einpacken), Tischgrößen und viele andere Themen werden nur stiefmütterlich behandelt. Hier gibt es noch viel Handlungsbedarf (und eigentlich sollte ich diese Marktlücke verschweigen und selber steinreich → 142 mit ihrer Ausbeutung werden).

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Großzügige und fließende, sich öffnende Innenräume mit geradliniger Formensprache kennzeichnen diesen Umbau. Umbau WH S, Pegnitz, Deutschland; Berschneider + Berschneider

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„Jedem sein Bedürfnis“ ist das Motto in diesem privaten Refugium. Casa Micheli, Florenz, Italien; Simone Micheli Architetto

Unterwasserwelt mit chrom­ spiegelnden, blau beleuchteten Bubbles, die sich in der Wasseroberfläche reflektieren und von höhlenartigen Strukturen flankiert werden. Atomic Spa Suisse, Mailand, Italien; Simone Micheli Architetto

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Weiche Kissen: Eine gemütliche Sitzecke fügt sich klar in den Raum ein. Geschäftshaus Monterosa, Zürich, Schweiz; atelier zürich gmbh

Der solide Dachausbau mit Bad, die Wohnküche – ein typisches Beispiel für das bei Innenarchitekten häufig nachgefragte Bauen im Bestand. Wohnhaus, Holzkirchen, Deutschland; Anne Batisweiler

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Der kulturelle Anspruch von Kindern wird in solchen Räumen früh gefördert, bei gleichzeitig reichlich Stauraum und gemeinsamer heller Arbeitsfläche. Kinderkunsthaus, München, Deutschland; ateliersv Innenarchitektur

Ein gut sortierter, privater kleiner Arbeitsplatz und die Wohnzimmerecke – Lebensqualität in der AlltagsInnenarchitektur statt Hochglanz-Lifestyle. Wohnhaus, Köln, Deutschland; innen-architektur. Daniela Haeck

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Wohn- und ArbeitsquAlität: the Glory of bore

glauben, dass jeder Schreibtisch auf jedem Quadratzentimeter eine normgerechte Ausleuchtung aufweisen muss, ist Unsinn, zumal 90 % aller Bürotätigkeiten am Bildschirm stattfinden, wo ganz andere Gesetze herrschen. Grundsätzlich sollte man versuchen eine Lichtatmosphäre zu schaffen, welche nicht an ein Fußballstadion erinnert, sondern an einen angenehm ausgeleuchteten Wohnraum. Dies kann man nicht mit einer Lichtdecke erreichen. Mit Individualleuchten lassen sich 90 % aller Lichtsituationen lösen und der Rest wird indirekt besorgt.

Der Arbeitsplatz ist ein Ort, an welchem wir quasi genauso viel Zeit verbringen wie im Bett. Zu jeder Facette der Arbeitsplatzgestaltung existieren mannigfaltige Studien und wissenschaftliche Abhandlungen, Berge an Normen und Sicherheitsvorschriften. Viele dieser Bemühungen sind sicherlich sehr hilfreich gewesen, um grundlegende Fehler der Arbeitsplatzgestaltung zu beseitigen, doch leider wurde hier so viel geregelt, dass ein gesamter Industriezweig nunmehr laminatbeschichtete Schreibtische, monströse Sitzmaschinen und Leuchtstofflampen herstellt. Selbst die Teppichböden dürfen maximal winzige Punkte oder Karos aufweisen, um sicherzugehen, dass man niemandem zu nahe tritt.

Die Lichtdecke als Feature hat sich im Zusammenhang mit der Entstehung des Großraumbüros entwickelt, welches nach wie vor das beliebteste Modell der heutigen Bürolandschaft ist. Immer mit dem Argument der Flexibilität bewaffnet, wird von den Entscheidern ein Standard-Großraumbüro nach dem andern herbeigeredet. Wenn man jedoch im Nachgang anschaut, in welchem Maße denn die hoch gepriesene Flexibilität tatsächlich genutzt wird, stellt man traurigerweise fest, dass der Wert gegen Null tendiert. Und so werden weiterhin Büros statt Räume als Flächen arrangiert. Man arbeitet quasi auf einer mit Möbeln bestückten Plattform. Fensterplätze sind heiß begehrt, die Abteilungsleiter bekommen ein Aquarium-Räumchen und Meetings werden in der Mitte der Fläche abgehalten, wo der Geräuschpegel am höchsten ist. Hier ein Umdenken herbeizuführen scheint extrem schwierig zu sein, da man es mit einem Entscheidungsproblem zu tun hat, welches schwer in den Griff zu bekommen ist.

Paradoxerweise durchkreuzt der spitze Bleistift in Sekundenschnelle alle Bemühungen von Innenarchitekten und Designern, wenn es um die Gestaltung unserer Arbeitsplätze geht. Mit den billigsten Produkten werden die langweiligsten und risikolosesten Lösungen geschaffen, immer mit dem Argument der Wirtschaftlichkeit und der Vorschriften, obwohl der Arbeitsplatz einer der wichtigsten Orte unsere Lebens ist. Anscheinend hat sich ein ganzes Heer von Büromöbelanbietern darauf verständigt, dass es kostengünstiger und bequemer sei, eine hässliche Bürolandschaft anzubieten als eine schöne. Dabei kann man mit der gleichen Investition eine schöne wie eine hässliche Lösung erzielen, bzw. eine gute wie eine schlechte. Der Unterschied liegt in dem Ziel, welches man sich setzt. Grundsätzlich sollte man sich auch hier immer die Frage stellen, was man wirklich braucht und wo die Prioritäten liegen. Beispielsweise sind die Armlehnen an einem Executive Chair völlig überflüssig, ja sogar hinderlich, da sie die Bewegungsfreiheit einschränken und die Tischkante ruinieren. Das Gleiche gilt für Ausstattungsfeatures wie Syncro, Body-Balance-Tec-Gelenk, höhenverstellbare Kopfstütze, Relax-Mechanik oder verstellbare Sitzneigung, welche aber natürlich an keinem „Entscheiderstuhl“ fehlen dürfen... Da gemeinhin niemand weiß, welches hier jeweils die richtige Einstellung ist oder gar wie diese Features überhaupt verstellt werden, hält man es auf diesem Gebiet besser wie mit einer überlangen Speisekarte: Man bestelle das, was man kennt, und vom Rest lässt man lieber die Finger. Dementsprechend kann ein Bürostuhl ausgewählt werden, welcher nur die absolut notwendigsten Features aufweist, dafür aber gut ausschaut und robust ist. Denn jedes Feature ist auch immer eine erstklassige Schadensquelle.

Trotz der vielen positiven Beispiele für andere Lösungen hält sich dieses Szenario hartnäckig als Standardansatz. Beispielsweise sind grundsätzlich die Büros in Altbauten benutzerfreundlicher und andersdenkende Firmen wie Google oder Grey haben mit Kreativität und Mut effiziente und ansprechende Bürolandschaften geschaffen. Im Sinne einer angenehmen Lichtatmosphäre wurde die Büroeinrichtung so gestaltet, dass sich Identifikation und Motivation einstellen können. Denn das ist es doch, worauf am Ende alles hinausläuft: Man möchte erreichen, dass die Arbeit mit einem gewissen Enthusiasmus von der Hand geht, die Mitarbeiter motiviert und stimuliert werden und jeder Einzelne hinter dem steht, was er tut. Natürlich schafft man das nicht mit einer Nullachtfünfzehn-Einrichtung. Allzu oft verlieren sich die Anbieter und Entscheider in technischen Details und arbeiten ohne Vision. Ein visionärer Leitfaden, Mut Dinge anders anzugehen und die Disziplin sich immer wieder zu fragen, ob der vorgefertigte Weg der richtige ist, sollten jedoch unsere ständigen → 150 Begleiter sein.

Ähnliches gilt für die Ausleuchtung unserer Arbeitsplätze. Um sicherzugehen, dass auch überall normgerechte Luxzahlen vorhanden sind, wird zunächst einmal der Großteil aller Büros überbeleuchtet. Sicherlich ist es wichtig, eine allgemeine Grundbeleuchtung zu generieren, doch zu

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Das Spiel mit der Raumstruktur, mit Mustern, Farben, Texturen… wirkt einladend und erinnert an ein überdimensionales Puppenhaus – im positiven Sinne. Geschäftshaus Monterosa, Zürich, Schweiz; atelier zürich gmbh

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Signaletik prägt als dekoratives und dynamisches Element die Räume – vom kleinen Detail bis hin zum überdimensionalen Wandelement. Adidas Laces, Orientierungssystem, Herzogenaurach, Deutschland; büro uebele visuelle kommunikation

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Arbeitsplatzqualität berücksichtigt im Office-Design auch die Arbeitsprozesse großer Konzerne – von OpenSpace über Kombi-Office bis zum Zellenbüro. Siemens Personalabteilung, Karlsruhe, Deutschland; andernach und partner

Unkonventionelles inspiratives Redesign mit Funfaktor und recycelter Ausstattung. Rebirth of Saatchi & Saatchi Thailand, Bangkok, Thailand; Supermachine Studio

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Essen mit Aufenthalts­ qualität an schlichten Tischen und Bänken für die Mitarbeiter des IT-Unternehmens. Google Office, Düsseldorf, Deutschland; Lepel & Lepel

Reduktion: Diese weltweit tätige Agentur wird hier von einem klaren und repräsentativen Auftritt geprägt. Ideenbotschaft Grey G2 Group, Düsseldorf, Deutschland; two_Claudia de Bruyn , Cossmann_ Jacobitz Architekten – Uta Cossmann (links) GREY Worldwide Werbeagentur, Hamburg, Deutschland; two_Claudia de Bruyn, Cossmann_ Jacobitz Architekten – Uta Cossmann (unten)

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Flure in Kliniken besitzen oft eine Neigung zur Trostlosigkeit – hier wurde versucht, diesem Umstand entgegenzuwirken. Paracelsus-Klinik, Osnabrück, Deutschland; ruge + göllner raumconcept

Übersichtliche Auslagen und durchdachte Beratungsplätze in einem Optikergeschäfts. Optikergeschäft Multiópticas Omega, Murcia, Spanien; Moho Arquitectos

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Lebensqualität durch Arbeitsplatzqualität – großzügig, anregend, komfortabel, zeitgemäß und zeitlos. F&S solar concept, Euskirchen, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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emotionAlität: AnythinG Goes, but…

Einige Unternehmen aber haben erfolgreich verstanden, was echte Nachhaltigkeit und zufriedene Kunden bedeuten. Da werden Taschen von Hermès oder Louis Vuitton noch nach 20 Jahren Gebrauch mit der gleichen Sorgfalt repariert und gepflegt, sind immer noch topmodisch und sogar im Wert gestiegen. Der Le-Corbusier-Sessel LC2 ist selbst nach über 40 Jahren noch ein Bestseller, historische Häuser werden trendy (etwa das Hôtel Costes in Paris) und In-Lokale nicht mit LEDs, sondern mit Kerzenlicht beleuchtet (so der Spice Market in New York). Im Auf und Ab des Emotionenkarussells stellt sich ein Gleichgewicht ein. Erleichtert stellt man fest, dass es Unternehmen und Designer gibt, die es schaffen, Kreativität und Verantwortung unter einen Hut zu bringen.

Von Chambord bis Disneyworld, von Tadao Ando bis Versace ist in der heutigen Raum- und Designlandschaft alles vorhanden. Mannigfaltige Erlebniswelten werden aufgebaut und die damit verbundenen emotionalen Register (von Begeisterung bis Schockzustand) werden von allen Beteiligten fein säuberlich zelebriert. Seit Industrie und Investorengruppen die Designer, Architekten und Innenarchitekten als Marketing-Tool für sich entdeckt haben, steht kein Stein mehr auf dem anderen. Motorradhelme haben Hasenohren, Sofas sehen aus wie bunte Kieselsteine, Hochhäuser stehen auf dem Berg, Star-Designer lackieren sich die Nägel weiß und betätigen sich als DJs, Waschtischarmaturen sehen aus wie pinkfarbene Euterzitzen...

1 Pierre-Alexis Dumas im Vorwort des Hermès-Kataloges 2010, http://www. paperblog.fr/3985389/ la-maison-hermes-le-catalogue/.

Anything goes und das Karussell der Emotionen dreht sich immer schneller. Das höchste Gebäude der Welt kratzt mittlerweile Petrus die Fußsohlen, ganze Inselgruppen werden neu geschaffen, das erste Sieben-Sterne-Hotel wird gebaut, das teuerste Auto sowieso. Guter Geschmack und Weitblick spielen selten eine Rolle. Die Wettbewerbsabteilungen der Architekturbüros haben Hochkonjunktur und auf den Immobilienmessen werden alle Art von Seifenblasen feilgeboten. Eine Flut von Renderings überschwemmt das Internet und längst kann kaum mehr jemand unterscheiden, was Realität und was Kartenhaus ist.

2 Freie Collage auf der Basis von Websites der Radisson Blu Hotels & Resorts der Rezidor Hotel Group.

Wer möchte hier nicht sitzen und den Tag genießen?

Mit der ökonomischen Krise ging ein Ruck durch die ganze Gemeinde; Kredite, Bauvorhaben, Leasingverträge, alles stand still – scheinbar. Denn schon kommen sie wieder aus dem Hinterhalt, die Marketing-Gurus, und erobern den maroden Weltmarkt mit neuen Worthülsen: Nachhaltigkeit, Entschleunigung, Go Green... Mit dem Global-WarmingArgument schaffen ganze Industriezweige es, Politiker davon zu überzeugen, dass die Glühbirne Teufelswerk sei und stattdessen ein riesiger Berg Sondermüll die adäquate Antwort darstelle. Der Konsument wird zu seinem Glück gezwungen. Und auf das Karussell der Emotionen werden ein paar neue Pferdchen gesetzt, so dass die Fahrt ungehindert weitergehen kann. Doch wohin soll diese Fahrt noch gehen? Denn wenn selbst im ehrwürdigen Genf die Zunft der Uhrmacher von Rolex und Cartier nicht mehr in der Lage ist, die eigenen Produkte ordnungsgemäß zu reparieren, sollte man beginnen, sich Fragen zu stellen. Qualität interessiert scheinbar nicht.

Geschäftshaus Monterosa, Zürich, Schweiz; atelier zürich gmbh

Und so landet auch die Architektur auf dem Wühltisch: Häuserfassaden werden aus lustig gebogenen Kunststoffteilen gebaut und mit Silikon verklebt, Architekturmodelle entstehen zu Dutzenden im Stereolithografieverfahren, die Fassade ist wichtiger als ein funktionierendes Gebäude und Details werden aus dem Internet heruntergeladen.

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Morgenstund’ hat Gold im Mund: Eine zeitgemäße Hommage an das altmodische deutsch-rustikale Schlafzimmer. Recycling – Künstlerische Raumkonzepte für ein Hotel, Köln, Deutschland; Raumkleid – Anke Preywisch, os2 designgroup – Oliver Schübbe

Das wohnliche Appartement in Paris mit einem Hauch Eleganz und Luxus vereint sorgsam ausgewählte Materialien, Farben und Oberflächen zu einem Wohlfühl-Nest. Wohnung, Paris, Frankreich; Studio Catoir

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Feine Details in einem exklusiven Refugium, das historische Reminiszenzen mit einer klaren grafischen Formensprache kombiniert. Wohnung, Mailand, Italien; Studio Catoir

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licht, spiegel und Glas – transparenz und Geschlossenheit. Wohnung, Mailand, Italien; Studio Catoir

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Mit Schichtung und Faltung hinter Glas setzt die archäologische Grube auch Fossilien angemessen in Szene. Zeit und Messel Welten, Dauerausstellung im Besucherzentrum Grube Messel, Messel, Deutschland; Holzer Kobler Architekturen Zürich

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etAblierte mAteriAlien Chris lefteri

GlAs

ein geringes Gewicht mit außergewöhnlich hoher Biegefestigkeit und Bruchzähigkeit. Damit hat dieser bereits in der Antike entwickelte Werkstoff erneut einen Aufschwung erfahren und kann im Zusammenspiel mit neuen Technologien seine Stärken unter Beweis stellen. Gorilla Glass wird vorwiegend für kratzfeste Displays für Mobiltelefone, MP3Player und Computer verwendet. Zukünftig wird dieses leichte, hochbelastbare Glas vermehrt in Haushaltsgeräten Verwendung finden, für die großen Flächen von Backofenfronten, Arbeitsplatten, Mikrowellen und in Kühlschränken. Zug um Zug werden diese Glasoberflächen interaktiv gestaltet werden, die physische und die digitale Ebene sich auf neuartige Weise miteinander verbinden und dafür sorgen, dass unsere Küchen intelligenter werden.

Glas ist ein „stiller“ Werkstoff. Es erfüllt seine Aufgabe als tragende Säule des Zeitalters der Moderne, steht unauffällig und unaufdringlich im Hintergrund zahlreicher Dinge unseres Alltags. Glas als Grundstoff des technologischen Fortschritts ist allgegenwärtig: von den Displays unserer interaktiven, berührungsempfindlichen Mobiltelefone und Tablet-PCs über Glasfaserkabel bis hin zu bewusster wahrgenommenen Produkten wie zum Beispiel selbstreinigendem Glas. Alle diese genannten Innovationen gehen funktional über den etablierten Einsatz von Glas in der modernen Architektur hinaus. Einer der Gründe für die so vielfältige Verwendung von Glas liegt wohl darin, dass wir einen Punkt erreicht haben, an dem wir die physikalischen Merkmale des Werkstoffes insgesamt so verändern können, dass er den konkreten Anforderungen besser entspricht. Verbindungen mit anderen Materialien wie beispielsweise Kunststoffen ermöglichen es, seine Eigenschaften zu optimieren und die Beschränkungen zumindest teilweise zu beseitigen. So entstehen unter anderem UV-Strahlen abweisende, durchschusssichere oder splitterfreie Gläser.

Am anderen Ende dieser Skala steht die handwerkliche Herstellung von Glas. Hier erfüllen besondere optische und ästhetische Qualitäten dekorative Zwecke. Aufgrund seiner Bruchempfindlichkeit und Sprödigkeit kann ein Gegenstand aus Glas innerhalb einer Sekunde in Tausende von Teilchen zersplittern. Diese Schwäche verleiht dem Material unter den Werkstoffen einen einzigartigen Charakter, es vermag daraus Kapital schlagen und einen besonderen Wert gewinnen. Seine Fragilität lässt es edel und wertvoll anmuten, gerade weil es so leicht zerstört werden kann. Mundgeblasenes Glas bringt die Vielgestaltigkeit zum Ausdruck, da jedes so hergestellte Objekt einzigartig ist dank der unglaublichen Fertigkeiten der Glasbläser. Außerdem bietet dieses Verfahren die Möglichkeit, Glas in flüssigem Aggregatzustand zu halten und es auf eine Weise zu bearbeiten, die in der Massenproduktion nicht möglich ist. Es sind die dafür aufgewandte Zeit, die Kunstfertigkeit sowie das handwerkliche Können, die mundgeblasene Glasgegenstände zu begehrten und bewunderten Objekten werden lassen.

In der Innenarchitektur bedeutet Splitterschutz, dass bei Glasbruch eine Verletzungsgefahr ausgeschlossen werden kann. Aufgrund der Bruchsicherheit ist Sicherheitsglas das passende Material für große Arbeitsplatten, Spiegel oder Türfüllungen, die tagtäglich hohen Beanspruchungen ausgesetzt sind. Dabei werden nicht nur optimierte Glasqualitäten, sondern auch völlig neuartige Gläser entwickelt. So konnte das US-amerikanische Unternehmen Corning für sein Produkt Gorilla Glass herausragende Leistungsparameter erzielen: Dieses oberflächenvergütete Flachglas verbindet

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Dieser doppelte Charakter kennzeichnet Glas: Ein gewöhnliches Material wird allein durch die Art der Bearbeitung zu etwas Wertvollem. Man könnte noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass Glas tatsächlich erst durch seine Bearbeitung bestimmt wird: Erhält es durch Mundblasen eine plastische, ja magisch schöne Form, wird es in der industriellen Fertigung zu einem in besonderem Sinne unsichtbaren, funktionalen Material.

Oberflächenmaterial. So können dekorative Oberflächen auf verantwortungsvollere und kostengünstigere Weise hergestellt werden, indem man sich gerade des hohen Reflexionsvermögens und der Sprödigkeit von Glas bedient. Das Recyclingglas wird sortiert und nach Farben getrennt, so dass eine Vielzahl von Farbtönen hergestellt werden kann: von zartem Weiß für minimalistische Innenraumgestaltungen bis zu dynamischen Farbmosaiken in individuellen Designs. Mit seinem gesprenkelten, schimmernden Erscheinungsbild ist dieser Verbundwerkstoff prädestiniert für die Oberflächengestaltung in Küche und Bad. Seine große Vielseitigkeit ermöglicht die Formgebung massiver Elemente wie Badewannen und Küchenspülen mit komplexen Geometrien. Auch für Oberflächen von Tischen, Sitzmöbeln oder Skulpturen in gewerblichen Büros oder öffentlichen Bereichen eignet er sich gut. Indem das geformte Objekt zum Gegenstand einer Erzählung, einer Story wird, stellt das Prinzip „Ich war eine Coca-Cola-Flasche“ das Material und den daraus gebildeten Gegenstand in den Kontext eines Lebenszyklus und schafft so eine → 161 wertigere Anmutung.

Glas verfügt nicht nur über die offensichtlichen Eigenschaften der Transparenz und Festigkeit. Es ist auch ein zutiefst sinnliches Material, das mit seinen unverwechselbaren optischen und haptischen Qualitäten emotional wirkt. Seine Fähigkeit, mit Licht zu interagieren, kann faszinierende optische Effekte durch Formveränderung schaffen. An der von dem japanischen Designer Tokujin Yoshioka geschaffenen Installation „Spectrum“ wird das sehr deutlich: eine beeindruckende Fassade, die große Schönheit aus der Lichtbrechung zieht. 500 Glasprismen, bis zu einer Höhe von 9 m aufeinandergestapelt, verändern hier das einfallende Tageslicht. Das natürliche Licht erfährt so eine faszinierende Wandlung in Regenbogenfarben, die sich über die gesamte Ausstellungshalle ausbreiten. Dieses verblüffend einfache Konzept könnte auch bei Trennwänden in Gewerberäumen zum Einsatz kommen. Der Tageslichteinfall würde maximiert und gleichzeitig eine gewisse Raumteilung oder Privatsphäre erzeugt.

Detail eines Kristalllüsters. WAK Wohnen am Kurhaus, Hennef, Deutschland; 100%

Optische Effekte und interaktive Eigenschaften werden auch bei der Formgebung von Glasfliesen genutzt. So schaffen konvexe quadratische Fliesen den Eindruck räumlicher Tiefe und Verzerrung. Die im Blickfeld befindlichen Gegenstände erhalten ein surreales, wulstiges Erscheinungsbild. Dieser Effekt ist nicht nur in der Privatsphäre einsetzbar, sondern der entstehende spielerisch-einladende Eindruck kann im Gewerbebereich ebenso eingesetzt werden. Die Glasfliesen sorgen für eine wahrnehmbare Tiefe und Textur im Innenraum und setzen einen überraschenden Akzent.

interior Sylvia Leydecker

Transparent: Moderne Besprechung­sräume sind heute oft von Glas umhüllt.

Der interaktive Charakter muss sich nicht auf die optischen Möglichkeiten der Glasflächen beschränken. Thermochromatische Pigmente schaffen Berührungs- und Wärmeempfindlichkeit. So können Fliesen bei Wärmeeinwirkung ihre Farbe ändern, und die Berührung der Glasoberfläche mit der Hand kann einen dynamischen, farbigen Abdruck erzeugen. Die Idee einer mit wärmeempfindlichem Glas gefliesten Dusche ist verlockend: Trifft das warme Wasser auf die Oberfläche, ändert sich der Farbton.

Samas Office Furniture, Konzernsitz, Worms, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

Mit Blick auf die Umweltbelastungen verändern sich auch die Quellen, aus denen Glas gewonnen wird. Aufgrund der für die Formgebung erforderlichen hohen Temperaturen ist der Prozess der Glasherstellung höchst energieintensiv. Bei der Produktion neuer Glaserzeugnisse berücksichtigen die Hersteller den Aspekt der Nachhaltigkeit, indem sie Glas aus der Getränkeindustrie recyceln und wiederverwerten. Der Werkstoff wird zerkleinert und mit Harz gemischt, es entsteht ein verschleißfestes, dekoratives

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GLAS

Transluzent: Das Interior dieser Wirtschafts­ kanzlei besticht durch Reduktion auf Licht und diffuses Glas. Schlüter Graf & Partner, Dortmund, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

Feminine touch: Rosen hinter Glas in der Marmorwand. Norton Rose, Frankfurt am Main, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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Crushed ice: Eine einzige Fassadenplatte aus Glaskeramik wurde für das Design der fugenlosen hinterleuchteten Empfangstheke verwendet. Schlüter Graf & Partner, Dortmund, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

Silver green: Lackiertes Glas, verspiegelte Decken und Spiegelmosaik in Kombination mit fugenlosem Epoxyboden, Graspaneelen und Linoleum. Arztpraxis für Kinderheilkunde und TCM, Dres. Schumann-Winckler-Schumann, Köln, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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H olz

HOLZ

geschwungenen Formen und den nahtlos ineinandergreifenden Fugen eine geradezu surreale Anmutung haben – ganz im Gegensatz zu den vertrauten Dielen mit geradem Kantenverlauf. Ihre ungewöhnliche Form dient aber nicht nur der Ästhetik; sie ermöglicht auch eine maximale Ausnutzung des vorhandenen Holzes, indem sie den natürlichen Wachstumslinien des Baumes folgt. Das  innovative Verfahren bedient sich eines Scansystems, das Algorithmen für die Optimierung der Verlegung und des Holzzuschnitts entwickelt. Jede Diele ist so einmalig wie der Baum, aus dem sie geschnitten wurde. Dieser auf ästhetisch ansprechende Weise „unvollkommene“ Bodenbelag bietet Gesprächsstoff in jeder Umgebung: im Wohnbereich, in Gewerbeimmobilien und im Einzelhandel. Seine natürliche Ästhetik macht neugierig und lädt zu Fragen ein. Das Verfahren kann ebenso für Wände und Decken verwendet werden.

Holz ist neben Keramik einer der ältesten vom Menschen benutzten Werkstoffe. Aus Holz hergestellte Gegenstände und Elemente tragen den Charakter von Zuverlässigkeit bereits in sich. Am Anfang wurde Schlamm verwendet und aus ihm Ton hergestellt, dann wurden Bäume gefällt und das rohe Holz bearbeitet. Diese beiden Werkstoffe aus vorhistorischen Zeiten durchlaufen gegenwärtig tiefgreifende Transformationen, da sie mit anderen Materialien wie Metallen und Kunststoffen Schritt halten müssen. Im Laufe dieses Wettbewerbs wurden in umfänglichen Experimenten mit Werkstoffkombinationen Resultate erzielt, die den optimierten Werkstoff Holz für die von industrieller Fertigung und Technologie bestimmten Märkte tauglich machen. Ein weit verbreiteter Holzverbundstoff ist Brettschichtholz. Das aus verleimten Holzteilen bestehende Kons­ truktionsholz dient zur Herstellung von Trägern, die über große Spannweiten eine deutlich gesteigerte Tragfähigkeit aufweisen. Noch einen Schritt weiter geht im Spritzgussverfahren hergestelltes Holz, ein Hybridmaterial aus Holz und Kunststoff, genauer gesagt aus mit Sägemehl vermischten Thermoplasten. Der entstehende Werkstoff verbindet die Viskosität und Formbarkeit von Kunststoffen mit dem Erscheinungsbild und der Bearbeitbarkeit von Holz. So führt der technische Fortschritt zu einer neuen Definition von Holz, dem nunmehr Eigenschaften zugeeignet werden, wie sie üblicherweise mit Kunststoffen verbunden sind, darunter Extrudierbarkeit und Spritzbarkeit. Unsere ganze Wahrnehmung dieses vertrauten, zuverlässigen, handwerklich bearbeitbaren Materials verändert sich auf diese Weise.

Einen ähnlich unorthodoxen Nachhaltigkeitsansatz verfolgen Hersteller, die „Verformungen“ oder Fehlstellen tolerieren und sich schrittweise dem Thema der Verwendung von „krankem“ Holz nähern. Schädlingsbefall kann das Aussehen des Holzes vielfach so beeinflussen, dass es als nicht mehr marktfähig angesehen wird. Sehr häufig führt ein solcher Befall zur Zerstörung ganzer Wälder. Das Holz wird in diesem Fall einfach verbrannt, um Platz für neue Wälder zu schaffen, was zur Folge hat, dass riesige Mengen verschwendet werden. Immer mehr Bautischlereien spezialisieren sich auf die Bergung und Verarbeitung kranker und toter Bäume für Anwendungen in der Architektur und Raumgestaltung. Mit einigem Mehraufwand kann dieses Holz aufgearbeitet werden, damit es herrschenden Qualitätsstandards entspricht. Durch entsprechenden Zuschnitt und Verleimung können äußerst tragfähige und robuste Alternativen zu herkömmlichen konstruktiven Bauteilen gefertigt werden. Aufgrund ihrer unverwechselbaren ästhetischen Merkmale und Zeichnungen sind diese Hölzer ideal geeignet für den Wohnbereich, für Furnierplatten, Böden und Möbel.

Gemessen an den zahlreichen verfügbaren Holzarten ist und bleibt dieser Werkstoff jedoch weithin unterbewertet. Geht es um Kunststoffe, werden konkrete einzelne Kunststoffarten und -qualitäten angesprochen. Holz dagegen wird üblicherweise nur als allgemeiner Oberbegriff betrachtet. Doch verschiedene Baumarten ermöglichen die Realisierung unterschiedlichster Eigenschaften – vergleichbar mit der Produktpalette an Kunststoffen. Seine Eigenschaften werden auch dadurch bestimmt, wie Bäume geschnitten werden. Holzarten weisen daher in der Nutzung oder Art des Wachstums unterschiedliche Merkmale auf. Die immer wieder erstaunlich vielfältigen Eigenschaften ermöglichen einen entsprechend differenzierten Einsatz des Materials – vergleichbar dem Einsatz von Polystyrol wegen seiner Schlagfestigkeit oder von Polycarbonat aufgrund seiner Dauerhaftigkeit und Kratzfestigkeit.

Andere neu entwickelte Möglichkeiten, Holz zu verwenden, entstanden aus der Art der Fertigung. Der Zuschnitt in äußerst dünne Platten eröffnet für Holz völlig neue Anwendungsbereiche und eine zuvor ungekannte Haptik. Aufgrund ihrer Flexibilität und Leichtigkeit eignen sich diese papierdünnen Zuschnitte gut für Oberflächen oder sogar als Tapete. Mit ihrer natürlichen Maserung schaffen sie eine warme Atmosphäre und räumliche Wahrnehmung. Der extrem dünne Zuschnitt von Holz hat darüber hinaus zur Entwicklung von „transparentem Holz“ geführt, das als extravagantes Beleuchtungselement dient. Die extrem geringe Dicke macht Licht und Schatten durch die Maserung sichtbar. Es entsteht eine gedämpfte Raumbeleuchtung mit ruhiger Wirkung, ein ungewöhnlicher, dabei zugleich zurückhaltender optischer Eindruck. Der Vorstellungskraft sind bei den Verwendungsmöglichkeiten kaum Grenzen gesetzt: vom beleuchteten Kopfteil eines Betts über Schranktüren bis hin zu Fassaden. Sobald das Licht eingeschaltet wird, verwandeln sich scheinbar konventio→ 172 nell Holzelemente in faszinierende Oberflächen.

Als erneuerbare Ressource ist Holz als umweltfreundlicher Werkstoff anerkannt, sofern es aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft stammt. Designer beginnen gerade erst, die  Effizienz aller Bestandteile dieses natürlichen Rohstoffes in vollem Umfang zu nutzen, darunter auch Restholz. So sollen die Ausbildung ungewöhnlicher Formen und die Verwendung von kranken oder beschädigten Hölzern zur Abfallvermeidung beitragen. Ein Beispiel sind Bolefloor-Hartholzdielen, die mit ihren vielfältigen und

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Wohnhaus, Köln, Deutschland;

Sternen Grill & Belcafé im Einkaufs-

Rounded Loft, Prag, Tschechische

innen-architektur. Daniela Haeck

zentrum Glatt, Zürich, Schweiz; atelier

Republik; A1Architects

Long-time classics: Stein, Holz, Glas, Keramik – Materialien, die nicht aussterben.

zürich gmbh

Einfach Holz: Holzplanken auf der Wand im Flur. Matrix Technology AG Headquarters, München, Deutschland; Plan2Plus

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HOLZ

Holz komplett: Rundum in Form roher OSB-Platten. OSBox, Kortrijk, Belgien; 5AM

Die aufgesetzten Holzstufen kontrastieren den Sichtbeton. Poetisch: Holz, Beton und Grafik in perfekter Symbiose. School 03, Amsterdam, Niederlande; i29 interior architects

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Traditionelle Holzschindeln, mit Bezug auf den Genius Loci dem angestammten Kontext entnommen, bilden die Rückwand dieses Empfangs. VIP WING Flughafen München, Deutschland; Tina Aßmann Innenarchitektur

Holzplanken, konsequent und materialauthentisch von Boden bis Decke verwendet. Haus Oostduinkerke, Koksijde, Belgien; SAQ Architects

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Pures Weiß als neutraler Background und beeindruckende Meeres-Szenerie – handgeschnittene Wellen in MDF brechen vermeintliche Sterilität. Restaurant OLIVOMARE, London, England; Architetto Pierluigi Piu

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Die organische Linien­ führung zeichnet eine natürliche Formensprache. Wilkinson Residence, Portland, Oregon, USA; Robert Harvey Oshatz

Ein attraktives SperrholzFurnier als flexibles Sandwich-Paneel verbindet Massenfertigung mit Handwerk und Ingenieurkunst. Flex, Japan; Ply Project – Kenichi Sato, Material – Takizawa Veneer Co., Herstellung – Takumi Kohgei Co.

On the move: Holz als Ausbau­ material für die „Zugkabinen“ in diesem Restaurant und als rustikal-industrieller „Fachwerk“-Hintergrund. Restaurant Fabbrica, Bergen, Niederlande; Tjep.

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Voluminös und kurvenreich winden sich die eleganten und skulpturalen Holzelemente im natürlichen Tageslicht des High-End-Showrooms im früheren Schwimmbad des Hotels Lutétia. Hermès Rive Gauche, Paris, Frankreich; RDAI

Geschichtet: Holzscheite bilden die naturnahe Rückwand in diesem Spa. Strandhotel Ostseeblick, Meerness-Spa, Seebad Heringsdorf, Deutschland; Susanne Kaiser 167

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Reizvolle Schattenspiele an der Wand entstehen aus Licht, Holz- und Grasstrukturen. Restaurant Edge im Hilton Pattaya, Thailand; Department of ARCHITECTURE Co. Ltd.

Sperrholz definiert die Oberflächen dieses Raumes. Haus Carlos Ortega, Mexiko-Stadt, Mexiko; ROW Studio

Curvy: Computerdesign und die CNC-Fräse ermöglichten die Realisierung dieses raumdominierenden Regals. Estación Glocal Design, Mexico-Stadt, Mexico; ROW Studio

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Say „Cheese“: Durch- und Einblicke aus Negativ-Bubbles, geschnitten in Sperrholz, erinnern an ein gigantisches Stück Emmentaler Käse. BOOLEAN – Tokyo University Tetsumon Café, Tokio, Japan; Torafu Architects

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E ta b li E r tE M atE r ia li E n

Under a tree: Ein abstrahierter Baum aus Holz dominiert das Restaurant und schafft eine poetische, geschützte Atmosphäre. Tree Restaurant, Sydney, Australien; Koichi Takada Architects

Gemütlicher Minimalismus: Stringente, grafisch-klare Formensprache, Licht und Schatten – aus einem einzigen Material: Holz. Niseko Village Look-out Café, Hokkaido, Japan; design spirits co., ltd. – Yuhkichi Kawai

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Die warme Atmosphäre dieses Restaurants in einem Shopping-Center entsteht durch das Material Holz mit eleganten Kurven, transluzenten Strukturen und einer angenehmen Haptik und Akustik. Nautilus Project, Singapur; design spirits co., ltd. – Yuhkichi Kawai

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E ta b li e r te M ate r ia li e n

METALL

In der Verarbeitung von Metallen werden Innovationen vor allem durch neuartige technische Ausrüstungen und innovative Verfahren der Umwandlung von Flachblechen in dreidimensionale Formen vorangetrieben. Dass dieses Interesse für Designer, die mit Metall arbeiten, von Bedeu­ tung ist, bestätigten auch Tom Dixon und Ron Arad, die ihre berufliche Laufbahn mit ganz praktischen Anwendun­ gen begannen und Metall als Mittel für ihre Experimente verwendeten.

Metalle sind uns auf vielerlei Weise sehr vertraut. Sie können als wertvolles Material wahrgenommen und in anspruchs­ vollen Anwendungen eingesetzt werden, gleichzeitig sind sie in gewisser Weise aber auch „unsichtbar“, weil allge­ genwärtig. Übrigens sind Metalle unter all den hier vor­ gestellten Werkstoffgruppen wohl die einzigen Stoffe, die auch vom menschlichen Organismus benötigt werden. Künftige Anwendungen zeichnen sich eher durch ihre Verarbeitungsform als durch die Einführung neuer Arten von Metallen aus. Das lässt sich an zahlreichen innova­ tiven Anwendungen erkennen, zu denen eine Vielzahl unterschiedlicher Metallfasern gehören, die in neuartigen Textilien für den Einsatz in Innenräumen und für konstruk­ tive Zwecke verwoben werden. Ein weiteres Beispiel sind Spritzgussmetalle, deren Produktion sich von Verfahren der Kunststoffverarbeitung ableitet. So können aus Hoch­ temperaturlegierungen wie beispielsweise Edelstahl neue Formen hergestellt werden. Zu erwähnen sind hier auch Aluminiumschäume, eine optisch attraktive Gruppe metal­ lischer Werkstoffe, die zukünftig sicherlich in Produkten für Endverbraucher eingesetzt werden.

Neue Bearbeitungsverfahren werden aber auch mit der Ent­ wicklung neuer Arten von Materialien kombiniert. Zu den interessantesten Entwicklungen gehören hier intelligente Metalle, die aus Nickel und Titan bestehen, über einen Memory-Effekt verfügen und bei Wärmeeinwirkung ihre Form verändern. Diese Werkstoffe haben ihren Ursprung in der Medizintechnik und werden in speziellen Formen her­ gestellt. Diese Formen können jedoch verändert werden, und unter Wärmeeinwirkung nehmen sie automatisch ihre ursprüngliche Gestalt wieder an. Dieser Vorgang kann viele Male wiederholt werden. Denkbar ist hier beispielsweise ein gerades Stück Draht, das in eine Spiralform gewunden wird und bei Erwärmung wieder seine gerade Form annimmt. Ein anderer Bereich, in dem Metalle eine wichtige Rolle spielen, ist die Herstellung von Magneten. Interessante Innovationen entstehen etwa im Bereich der Flüssigmag­ nete und Ferrofluide sowie der zunehmenden Leistungs­ fähigkeit von Neodym-Magneten. Diese Magnete verfügen über eine so große Haltekraft, dass Scheiben mit einem Durchmesser von 45 mm eine Last von 64 kg tragen kön­ nen. Sobald in diesem Bereich die Kosten sinken, werden sich hier neue Möglichkeiten der Montage und Demontage von Möbeln bieten.

Es gibt im Metallbereich aber auch Innovationen, die mehr durch Designer als durch Ingenieure vorangetrieben wer­ den und durch neuartige Verarbeitungs- und Formge­ bungsverfahren entstehen. So hat der Designer Oscar Zeita ein Konzept „aufblasbaren“ Stahls entwickelt. Diese Technologie ist weitgehend vergleichbar mit aufblasba­ ren Kunststoffen, wie sie bei Schwimmflügeln für Kinder verwendet werden. Die besondere Art der Herstellung entstand als Antwort auf die Frage, wie man aus einem einfachen Stahlblech ein belastbares und dabei maßhaltiges Bauteil herstellen kann. Mit einer langen Reihe von Expe­ rimenten konzipierte und erarbeitete Zeita sein Verfahren: In einem ersten Schritt werden zwei Bleche mittels Laser zu identischen Formen zugeschnitten und entlang ihrer Kanten verschweißt. Unter hohem Druck wird dann Luft in den Zwischenraum gepumpt, was bewirkt, dass sich die Bleche verformen und zu einer hohlen, dreidimen­ sionalen Form ausdehnen, die eine hohe Tragfähigkeit aufweist und in ihrer Struktur sehr stabil ist. Mit diesem schnellen, einfachen und präzisen Verfahren hat Zeita eine Reihe ausdrucksstarker Möbelstücke gefertigt, dar­ unter Hocker, Stühle, Tische und Lampen. Diese Produkte erscheinen durch die einzigartige Form ihrer Herstellung wie aus einem Comicstrip entnommen. Sie kommen auf­ grund der Hohlraumkonstruktion mit einem sehr geringen Materialeinsatz aus und bestehen ausschließlich aus Stahl, so dass sie auf einfache Weise recycelt werden können. Auf demselben Prinzip beruht das Hydroforming-Verfah­ ren. Anstelle von Luft wird hier Wasser zur beabsichtigten Verformung verwendet.

In einer kürzlich durchgeführten Studie zur weiteren Unter­ suchung der Nutzerorientierung wurde nachgewiesen, dass Kupfer über antibakterielle Eigenschaften verfügt, was ganz neue Perspektiven auf diesen sehr alten Werkstoff zulässt. Diese Eigenschaften werden in vollem Umfang in Chile genutzt, dessen Hauptexportgut Kupfer ist. Hier wurde zum Beispiel ein Patent auf Kupferkämme angemeldet, die Haarausfall und fettigem Haar vorbeugen sollen. Außer­ dem wird das glänzende rote Metall zur Beschichtung von Oberflächen in Krankenhäusern eingesetzt, zum Beispiel für Geländer an Patientenbetten, fahrbare Beistell­tische, Schalter, Tischflächen und Gardinenstangen. So kann die Ausbreitung von Keimen und Bakterien sehr erfolgreich verhindert werden. Die neuen Erkenntnisse haben den Weg für weitere Anwendungen in öffentlichen Räumen bereitet, in denen sich Keime sammeln und leicht ausbreiten können, etwa in Restaurants, öffentlichen Verkehrsmitteln und Toiletten. Diese beeindruckende Anwendung nutzt das volle Potenzial von Werkstoffen für den Bereich des Wohlbefindens und der Gesundheit.

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M E ta ll

alternative Perspektiven ergeben sich auch unter öko­ logischen Gesichtspunkten. Für die intelligente Wieder­ verwertung aussortierter elektronischer Geräte wurde ein innovatives oberflächenmaterial von funkelnder bril­ lanz entwickelt, welches das reflexionsvermögen von Metallteilen mit integrierten Siliziumchips nutzt, indem diese wiederverwerteten bestandteile mit Quarz in meh­ reren Farbtönen gemischt werden. Die entstehende Ver­ bundfläche verfügt über eine hohe Dauerhaftigkeit und Härte, zeigt jedoch auch ein ansprechendes dekoratives Erscheinungsbild, so dass sie für den gesamten Haushalt geeignet ist, unter anderem für Küchenarbeitsplatten und bäder. Wenn die oberfläche dieses Materials das licht einfängt und lenkt, erzählt es seine unverwechselbare Geschichte als wiederverwendeter Werkstoff in einem zweiten lebenszyklus.

Flexible Aluminium-Rollen, zugleich biegsam und fest, sind die prägenden Elemente dieser Rauminstallation. Rolls, Tokio, Japan; sinato – Chikara Ohno

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E ta b li E r tE M atE r ia li E n

Die sanft geschwungene Decke aus Gipskartonpaneelen löst die Raumgrenze auf, schafft Geborgenheit und Höhe zugleich. M Coffee, Teheran, Iran; Hooba Design

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b E to n

Die Sichtbeton-Rohdecke – ein Kontrast für BetonLiebhaber, der dem Innenraum Struktur und eine ausgewogene Spannung verleiht. HOEY Loft, Herent, Henkel-Areal, Belgien; Archiblau & Partners

Strenge Betonstelen, dramatisch inszeniert. Viet Hoa Mess, London, England; Vonsung

„Du bist mein“: Das Taufbecken aus weißem gegossenem Beton integriert dezent den in den Rand des Beckens computergefrästen Taufspruch. Altarraum Lutherkirche, Düsseldorf, Deutschland; Lepel & Lepel

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WEGE DER MATERIALINNOVATION Chris Lefteri

STIMMUNG

nen oder LCD-Monitoren konzipiert, können diese Folien als dekorative Leuchtenschirme verwendet oder auf Glas aufgebracht werden, um die Beleuchtungsverhältnisse zu transformieren. Sie sind in nahezu jeder beliebigen Stärke verfügbar – von dünnen, flexiblen Folien bis hin zu harten, starren Platten.

Noch bis vor Kurzem konzentrierte sich die Geschichte der Innenarchitektur in erster Linie auf die dekorative Gestal­ tung oder die reine Funktionalität. Die Beeinflussung der Stimmung des Raumes und des Nutzers durch die ausge­ wählten Materialien rückt heute in den Blick. Insbesondere das Licht wirkt sich auf die Stimmungen aus.

Eine ähnliche helle Stimmung kann mit Spektralfolien erzielt werden, die aus der Filmbeleuchtung bekannt sind. Sie verändern das von herkömmlichen Beleuchtungskör­ pern ausgesandte Licht so, dass beispielsweise ein Morgen­ rot-Effekt oder der Eindruck hellen Mondlichts entsteht. Die jeweilige Farbigkeit wird dabei durch das Herausfiltern bestimmter Wellenlängen des Lichts erzeugt, indem die Folien nur für bestimmte Farben durchlässig sind. Hunderte von Farboptionen sind möglich – jede mit einem ganz individuellen Charakter. Die Folien sorgen nicht nur für ein ausdrucksstärkeres Erscheinungsbild des Raum, son­ dern können mit Hilfe einer intelligenten Farbauswahl eine Veränderung der gesamten Raumatmosphäre bewirken, indem sie beispielsweise warme Hautfarben mittels Rosatö­ nen betonen oder durch zarte Bernstein- und Gelbtöne beruhigen. Bereits mit einer einfachen Folie kann eine dramatische Szenerie und Atmosphäre kreiert werden, was nicht nur eine Bereicherung des Raumes und der in ihm befindlichen Gegenstände bewirkt: Es entsteht nicht → 180 nur eine Atmosphäre, sondern ein Erlebnis.

Licht kann als greifbares Material eingesetzt werden. Es schärft unsere Sinneswahrnehmungen und bereichert unsere räumliche Umgebung. Als Werkstoff verstanden, weist Licht eine unerreichte Leichtigkeit auf, die sich durch einfaches Experimentieren erproben lässt. Eine helle, direkte Beleuchtung kann sehr hart wirken und dem Raum eine kalte und abweisende Atmosphäre verlei­ hen. Einfache Abhilfe schaffen intelligente Diffusionsfolien, die das Licht dämpfen und damit eine weichere Stim­ mung schaffen. Dabei kann der Innenarchitekt auf Folien zurückgreifen, die über unterschiedliche und abgestufte Lichtdurchlässigkeiten verfügen, und so mit ein- oder doppelseitigen Beschichtungen verschiedenste Lichtef­ fekte realisieren. Folien mit geringerer Durchlässigkeit erzeugen einen gedämpften Lichtschein, jene mit größerer Durchlässigkeit ein helleres sanftes Licht. Ursprünglich für den Einsatz in Hintergrundbeleuchtungen in Mobiltelefo­

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Lift me up: Ein banaler Aufzugsvorraum mutiert zum dramatischen Erlebnisraum mit Wow-Effekt. W Hotel, London, England; Concrete Architectural Associates

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M atE r ia li n n oVati o n

Spacige Formgebung generiert Science-Fiction-Feeling. Sci-Fi-Messestand, Cornicon, San Diego, USA; Graft

Hygienisch und dekorativ: Krankenhausflur mit grafischer Gestaltung in fest haftender, aber lösbarer transluzenter Folie, die Durchblick erlaubt, aber gleichzeitig vor aufdringlichen Blicken schützt. Gynäkologische Praxis, Städtisches Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker 178

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Visionär: Das Konzept-Bad „für Albert Einstein“ braucht nur zwei Materialien, reflektierende dichroitische Folie und Spiegel, um Raum und Zeit zu verwischen. Kaldewei „Pioniere”, Ein Bad für Albert Einstein, Köln, Deutschland; Kaldewei und DDC, 100% interior Sylvia Leydecker

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M atE r ia li n n oVati o n

SChUTZ in den 1950er Jahren kam es auf dem Gebiet der Gestal­ tung zu einem grundlegenden Kulturwandel, der durch die Entwicklung neuer Materialien – vor allem von Kunst­ stoffen – vorangetrieben wurde. Diese neuen Kunststoffe schufen eine heitere, optimistisch anmutende Welt. Heute wird die zukunft der Werkstoffe zunehmend von einer eher unsichtbaren Funktionalität bestimmt. im Gegensatz zu damals werden diese neuen Materialien wohl zu keinem weitreichenden Wandel der innenraumgestaltung führen. Vielmehr werden wir umgeben sein von Werkstoffen, die nicht in jedem Fall für uns sichtbar sind. Doch sie werden unsere Gefühlslage verändern. So können intelligente Folien im Wohnbereich Schutz vor den Einwirkungen der Elemente bieten. Das Verblassen der Farben von anstrichen, teppichen, textilien, Holz oder anderen farbigen Gegenständen in innenräumen ist häufig eine direkte Folge der Sonneneinstrahlung. auf die Fens­ terinnenseiten aufgebrachte Folien reduzieren die Menge der das Glas passierenden infrarot­ und UV­Strahlen und verhindern so Farb­ und andere nachteilige Veränderungen von Möbeln und anstrichen. Die lebensdauer der innenein­ richtung wird wesentlich verlängert. Diese Folien kommen häufig in Galerien und ausstellungsbereichen zum Schutz von Gemälden, Fotografien und anderen Kunstwerken vor beeinträchtigungen zum Einsatz. Sie verringern zugleich die von der Sonne in den raum abgestrahlte Wärme um bis zu 55 %. Durch diese Wirkung kann der für die Kühlung der Wohnräume in den warmen Sommermonaten erforder­ liche Energiebedarf erheblich reduziert werden. im Winter hält dieselbe Folie die Wärme im inneren und senkt den Energiebedarf und damit die Kosten der raumheizung. Folien können auch die Sicherheit erhöhen. Fensterfolien sind durch ihre kristallklare Erscheinung nahezu unsichtbar und können daher eine kostengünstige Sicherheitslösung bieten und zur Verringerung der Verletzungsgefahr bei­ tragen. Solche Folien bestehen aus mehreren Polycarbo­ nat­Schichten und werden je nach anwendungsbereich in unterschiedlichen Qualitäten und Schutzklassen ange­ boten. in bürogebäuden oder großen öffentlichen berei­ chen mit hohem Glasanteil, wie zum beispiel bahnhöfen, besteht hohe Verletzungsgefahr durch splitterndes Glas. Hochbelastbare Schutzfolien werden eingesetzt, um im Fall einer bombenexplosion oder eines Erdbebens umher­ fliegendes Glas zu verhindern. bei einer zerstörung der Glasscheibe bleiben die Scherben an der Folie geschlossen haften. Dieses Vorgehen bringt aber nicht nur Schutz vor Verletzungen, sondern erschwert es auch Einbrechern deutlich, auf diesem schnellsten und einfachsten Weg in die innenräume einzudringen. Spezielle tönungsfolien bieten über die Sicherheit hinaus zusätzlich einen Schutz der Privatsphäre. reflexionsfolien können verhindern, dass Personen, die sich außen befinden, in den raum schauen können, während sie von innen sichtbar sind, und auch natürliches licht in den raum eingelassen wird.

Allumfassende, in Metall geschnittene arabeske Muster dominieren den Raum, haben aber zugleich die leichte Anmutung einer glänzenden weißen Folie. Beijing Noodle No.9, Las Vegas, Nevada, USA; design spirits co., ltd. – Yuhkichi Kawai (oben und rechte Seite oben)

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Folien sind besonders kratzfest und deshalb unempfindlich gegen Schäden während des Einbaus oder der reinigung. im Wohnbereich schützen sie Spiegel oder arbeitsplatten vor abnutzung oder wenn sich im Haus oder in der Wohnung kleine Kinder befinden. Sollte eine Glasscheibe kaputtge­ hen, kann sie im Ganzen entfernt und entsorgt werden, ohne dass eine Suche nach im teppichboden verborgenen kleinen Splittern notwendig würde. Ästhetik, Sicherheit und Schutz – erstaunlich, wie leistungsfähig so eine dünne Kunststofffolie sein kann.

WOhLBEfINDEN Die idee des Wohlbefindens ist in der innenarchitektur ein relativ junges Phänomen. bis vor kurzer zeit spielten Hygi­ ene, lärmbelastung oder eine höhere Sicherheit in den Fragen um gelungene raumgestaltungen praktisch keine rolle. Doch entstanden in den vergangenen 50 Jahren aus der zunehmenden Verstädterung unseres lebensumfeldes neue anforderungen, zu deren befriedigung nun geeig­ nete Werkstoffe dienen sollen. Dieser trend hat direkten Einfluss auf die innenarchitektur auch insofern, als er mit der zusammenführung von verschiedenen Wohnbereichen korrespondiert. So übernimmt die Küche zunehmend auch die Funktionen anderer Wohnräume. Die Vorstellung einer Fusion des Wohnzimmers, das traditionell eher mit weichen Formen der Möblierung und teppichen assoziiert wird, mit den in der Küche vorherrschenden oberflächen aus harten, widerstandsfähigen Materialien mag auf den ersten blick schwerfallen. aus der Sicht der Werkstoffe nimmt man sich dieses Problems mit Hilfe der nanotechnologie an. So kön­ nen beschichtungen mit aktiven Substanzen zur Verbesse­ rung der luftqualität und Verhinderung der ausbreitung von Krankheitserregern beitragen oder auch zur Selbstreinigung dienen. neben diesen aktiven Substanzen beschäftigt sich die Forschung auch mit der von der natur inspirierten Viel­ falt von Mustern und Strukturen, um die Entwicklung neuarti­ ger Materialien für ein gesünderes und sichereres leben vor­ anzutreiben. So hemmt die bahnbrechende, von der Firma Sharklet™ technologies inc. entwickelte Sharklet™­technolo­ gie das Wachstum von bakterien mit Hilfe einer oberfläche, die aus Millionen mikroskopisch kleiner rhomben besteht. Diese sind in einem bestimmten Muster angeordnet, das die antibakteriellen Eigenschaften der Haifischhaut nachbildet, worauf auch der name bezug nimmt. Diese Struktur hindert die bakterien an der Kolonie­ und damit biofilm­bildung und bietet daher eine einfache, kostengünstige lösung zur anti­ bakteriellen ausrüstung. Gegenwärtig wird diese besondere oberflächenstruktur in berührungsintensiven bereichen mit potenziell hoher Keimbelastung eingesetzt, so an badezim­ mertüren, Stoßtüren in der Gastronomie, Hygienebehältern, Geländern und Überwachungsmonitoren an Patientenbet­ ten, notrufschaltern in Krankenzimmern sowie fahrbaren beistelltischen in Krankenhäusern. Das innovative Material ist mit seinen besonderen Vorteilen vor allem im Gesund­ heitswesen von großem interesse, es kann mit seiner unauf­ dringlichen Erscheinung und Ästhetik aber auch für ein brei­ teres anwendungsspektrum in öffentlichen räumen oder im Wohnbereich geeignet sein.

Thermochrome, auf Körperwärme reagierende Ober­ flächen hinterlassen vergängliche Spuren. Yala Sofa; Elliat Rich

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M ate r ia li n n ovati o n

AKUSTIK

Im Gegensatz zu herkömmlichem Laminat quellen bei die­ sem keine Stellen auf. Das Material wird in mehreren Holzund Natursteinoptiken, Farben und Oberflächenqualitäten angeboten. Die Branche der Fußbodenmaterialien hat die Grenzen und Möglichkeiten von Oberflächen bestän­ dig erweitert und dabei die Entwicklung von speziellen dynamischen Laminatböden im oberen Marktsegment vorangetrieben. Diese neuartigen Oberflächen zählen Feu­ erbeständigkeit, antistatische Wirkung, Kratzfestigkeit und Schalldämpfung zu ihren Eigenschaften. Sie können selbst unter anspruchsvollsten Bedingungen ihre Vorteile zur Geltung bringen.

Typisch für zukünftige Werkstoffe, die sich auf das Thema des Wohlbefindens beziehen, ist immer wieder ihre annä­ hernd unsichtbare Funktionalität. Scheinbar konventio­ nelle Materialien können unerwartete Wirkungen entfalten. Dies trifft insbesondere auf Geräusche zu. In großen, offe­ nen Räumen herrscht häufig eine schlechte Klangquali­ tät, da es hier zur Resonanz- und Echobildung kommt, wodurch die Räume kalt und abweisend erscheinen. Eine gute Akustik kann dagegen Ruhe, Frieden und Wärme vermitteln. Insbesondere in Büroräumen findet sich häufig eine Lärmbelastung, die sich negativ auf die Leistungsfä­ higkeit, Konzentration und damit Effizienz auswirkt. Hier bieten sich eine ganze Reihe von Materialien, darunter SonoPerf ®, zur Schalldämmung an. Dabei sorgen mikro­ skopisch kleine Perforationen, die in ein mit mehreren Woll- und Vliesschichten verstärktes Blech eingebracht sind, für die Diffusion der Schallwellen. Diese Bleche sind extrem dünn und können im Wohn- und Gewerbebereich an Decken, Vordächern, Blendwänden und Möbelfronten eingesetzt werden, wo sie die Schallreflexion und -streu­ ung reduzieren.

DYNAMISCHE DEKORATIVE OBERFLÄCHEN Es gibt Werkstoffe, bei denen einzig das Erscheinungsbild ausschlaggebend ist. Dabei geht es nicht mehr nur um Farbgebung und Textur. Neue ästhetische Ansätze gehen auch in die Tiefe des Materials und bedienen sich dreidi­ mensionaler Oberflächen, Schichtungen und Techniken kundenindividueller Fertigung.

Neben Blechtafeln sind noch viele andere Lösungen denk­ bar, darunter Systeme mit innovativen Beschichtungen, die nachweislich schall- und schwingungsdämpfend sind und einfach und kostengünstig in ihrer Anwendung. Das vom US-Hersteller QuietRock entwickelte Produkt QuietCoat beispielsweise ist eine Polymer-Spritzbeschichtung, die zur Reduzierung von Schall- und Schwingungseinwirkun­ gen auf nahezu jede Oberfläche, von Metallen bis hin zu Kunststoffen, aufgebracht werden kann. Sie schützt zudem vor Korrosion und Schimmelbildung.

Die visuelle Gestaltung der tiefen Oberfläche eröffnet dem Gestalter zahlreiche Möglichkeiten. Variationen und Unre­ gelmäßigkeiten auf ansonsten glatten Oberflächen erzeu­ gen über das Spiel mit Reflexionen und Schatten Lebendig­ keit und fügen eine haptische Dimension hinzu. Ein Beispiel für diese Entwicklungen sind Muraspec 3D-Wandtafeln, bei deren Herstellung die Mehrachsen-CNC-Schneidtechnik für Kunststoff und Holz eingesetzt wird. Üblicherweise glatte Wände werden so zu dynamischen Gestaltungen mit plastischen Formen und einer extrem ausgeprägten Textur. Sie ähneln damit eher Kunstwerken als Wandbe­ kleidungen. Die Tafeln sind in einer großen Vielfalt an Mustern erhältlich – von vorwiegend linearen, seriellen Arrangements bis hin zu einer zufallsbetonten Auswahl asymmetrischer, experimenteller Formen. Diese Oberflä­ chenqualitäten sind vergleichbar mit den handgenähten Textilkreationen von Anne Kyyrö Quinn, bei denen aus Filz in kräftigen Farben streng geometrische 3D-Formen erstellt werden. Inspiriert von der Natur, finden sich diese Strukturen auf vielen Elementen der Inneneinrichtung und dekorativen Gestaltung: Kissen, Überwürfen, Tischdecken, Wandverkleidungen und Jalousien.

HOCHLEISTUNGSMATERIALIEN Neben dem wachsenden Bewusstsein für das Thema Wohl­ befinden besteht zunehmendes Interesse an Hochleistungs­ materialien für familientaugliche Lösungen. Im Kontext multifunktionaler Wohnräume konzentriert man sich auf die Entwicklung von neuen Oberflächenmaterialien zur Verbesserung der Produktsicherheit, Dauerhaftigkeit und Wartungsfreundlichkeit. Dabei werden Eigenschaften wie Kratzfestigkeit, leichte Reinigung und akustische Leis­ tungsfähigkeit besonders berücksichtigt. Bodenhersteller haben eine ganze Reihe von Möglichkeiten entwickelt, die die Wasserbeständigkeit sowie Kratz- und Stoßfestigkeit ihrer Produkte gewährleisten sollen. Im Bereich der Laminate hat der belgische Bodenhersteller Uniclic Aqua-Step® entwickelt – ein Produkt, das hundert­ prozentig wasserdicht ist. In Materialprüfungen wurde nachgewiesen, dass selbst beim vollständigen Eintauchen in Wasser keine Schäden auftreten. Dieses wegweisende Produkt ist für den Einsatz in den meisten Umgebungen geeignet, darunter Sporthallen, Restaurants und Geschäfte.

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Asiatische Ästhetik integriert Sandstein, helles Holz und High-Tech-Folie, die durch überlagertes Laser-Cutting subtile Effekte erhält. Shang Xia, Shanghai, China; Kengo Kuma & Associates

Dieser Artshop wird mittels Folie „aufgepimpt“ – kostengünstig und effektvoll. Artshop 09, Basel, Schweiz; ZMIK 183

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Der perforierte und glatte Mineralwerkstoff generiert dank ausgefeilter digitaler Schnitttechnik ein hochmodernes Raumkontinuum. Open Lounge Raiffeisenbank, Zürich, Schweiz; NAU Architecture, Drexler Guinand Jauslin Architekten

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KUNDENINDIVIDUELLE fERTIGUNG

ÖKOLOGISChE VERANTWORTUNG

andere experimentelle Herangehensweisen der oberflä­ chengestaltung spitzen die Möglichkeiten weiter zu, sie nutzen die technik des Digitaldrucks und ermöglichen damit eine individualisierte zurichtung von oberflächen in innenräumen. Mit industrie­Digitaldruckern können aus bahnenware relativ preisgünstig sehr kleine Serien her­ gestellt werden, die dann unabhängig von der jeweiligen oberfläche mit eigenen bildern, logos oder Grafiken ver­ sehen werden. Der italienische anbieter Gruppo Frati hat nEXtFloor auf den Markt gebracht, ein Verfahren, bei dem Motive direkt auf hochdichte Faserplatten aufgedruckt werden. Das deutsche Unternehmen Fn Digiprint liefert maßgeschneiderte Drucke für dreidimensionale Einbau­ teile, darunter Fußleisten, laminatbeläge und regalbö­ den. Selbst das acrylmaterial Corian® ist bedruckbar, wie in einer von arik levy entworfenen Schauküche gezeigt wurde. So können kundenindividualisierte oberflächen für beliebige Funktionen geschaffen werden – vom kleinen Geschäft bis zum Kinderzimmer. Doch es gibt noch weitere alternativen zum herkömmlichen laminatboden, darunter eine von dem deutschen bodenhersteller Egger entwi­ ckelte technik, mit der Muster, Farben und bilder direkt auf bahnenware oder MDF­Platten aufgedruckt werden. zu ihrem Schutz werden nachfolgend mehrere Schichten Klarlack aufgetragen. Eines der bekanntesten beispiele für diese anwendung ist das bücherregal billy von iKEa. Um beständige Farben zu erzeugen, bieten sich inzwischen auch zwei­Komponenten­Polyurethanlacke alternativ zu laminat an. zwar sind laminate gegenwärtig hinsichtlich ihrer Dauerhaftigkeit und Gesamtfestigkeit noch überle­ gen, doch sollten sich beide Methoden in den kommenden Jahren auf ein vergleichbares niveau weiterentwickeln.

Von qualitativ hochwertigen Materialien, oberflächen und Werkzeugen wird heute nicht nur erwartet, dass sie wäh­ rend ihrer nutzungsdauer ihren zweck erfüllen, sie sollen auch in ihrer Entsorgung oder Wiederverwertung die nach­ haltigkeitskriterien erfüllen. Einer der im „Öko“­bereich als führend geltenden bodenhersteller, Forbo, produziert den langlebigen und hoch belastbaren belag Marmoleum®. Dieser wird aus natürlichen ausgangsstoffen hergestellt, darunter baumharze, Pflanzenfarben und Jute. recycelte rohstoffe finden heute grundsätzlich eine immer größere Verbreitung, da recyclingunternehmen inzwischen qua­ litativ ansprechende und häufig kostengünstigere alter­ nativen zu neu gewonnenen rohstoffen anbieten können. Der laminathersteller omnova hat eine Produktpalette EFX Eco­Friendly 3D laminates eingeführt, die frei von PVC, Phthalaten, anderen Weichmachern und blei ist. neben Produkten im boden­ und laminatbereich hat sich die textilindustrie schon seit langem dem Einsatz natürlicher oder wiederverwerteter Fasern verschrieben – sowohl bei bekleidung als auch für Polsterstoffe. Mit dem Pro­ jekt Precious Waste stellt die niederländische Designerin Michelle baggerman unter beweis, dass innovationen in der Entwicklung nachhaltiger Werkstoffe auch aus dem Produktionsprozess und der Wiederverwendung von Mate­ rialien entstehen können. Ein überzeugendes beispiel ist ein Verfahren zur Wiederverwertung der überall vorhandenen Plastiktüten. Der Kunststoff wird in Fäden versponnen und zu einem bestandteil von Geweben für ästhetisch ansprechende textile Materialien. Diese sind durch ihre außergewöhnliche langlebigkeit, Festigkeit und gefällige Erscheinung für alle anwendungen im Wohnbereich ideal geeignet – von der Gardine bis zur Polsterung.

Durch innovativen Fasereinsatz in Designoberflächen können verschiedene Strukturen entstehen - hier die Imitation einer Parkettstruktur, die als Oberfläche z.B. für Möbel eingesetzt werden kann. Licht-Carbon, Aachen, Deutschland; Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen

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RAUMBILDENDE OBERfLÄChEN ChRIS LEfTERI

Materialien definieren räume mittels der raumbildenden oberflächen wie böden, Wände und Decken auf unter­ schiedliche Weise. Es geht nicht nur um so offensichtliche aspekte wie die tatsache, dass sie das licht führen oder die basis für komplexe Geometrien bilden. raumbildende oberflächen und ihre Materialien bestimmen unsere Umge­ bung auch durch die von ihnen ausgehenden assoziationen und durch die ihnen jeweils eigene Geschichte. in einer zeit, in der das Wissen über die Herkunft der bestandteile unserer materiellen Welt immer wichtiger wird, werden auch diese Geschichten zunehmend bedeutungsvoller. Wenn beispielsweise im Entwurf Werkstoffe vorgegeben werden, deren Herstellung gewisse Energieeffizienzstan­ dards erfüllt, so werden diese informationen an den nut­ zer übermittelt und damit zu einem teil dessen, was das

Gebäude bzw. den raum ausmacht. auch jede der Per­ sönlichkeiten, über die sich auf zahlreichen Ebenen unsere jeweilige Umgebung in zunehmendem Maße definiert – die des architekten, des begründers einer Marke etc. – bringt eine eigene Geschichte mit. in gleicher art und Weise stützen wir uns mehr und mehr auf die Erfahrungen, die uns die in der innenraumgestaltung eingesetzten neuen Materialien vermitteln. oberflächen verhalten sich heute nicht mehr nur passiv zum raum, sie geben ihm und uns nun gewissermaßen ein Feedback. reflexionen und brechungen schaffen räume, die noch vor 20 Jahren nur mit Hilfe sehr leistungsfähiger und hochkomplexer elektronischer Geräte hätten entste­ hen können.

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Licht als Werkstoff

Raum auszuüben. Eine Technologie mit chamäleonhaften Eigenschaften, die in verschiedene Trägerstoffe integriert wurde, sind die sogenannten Phasenwechselmaterialien („Phase Change Materials“, PCM, Latentwärmespeicher). Diese wurden lange Zeit lediglich in der Industrie für Verpa­ ckungs- und Speicheranwendungen eingesetzt, haben sich jedoch inzwischen neue Einsatzgebiete erobert. Die Tech­ nologie findet heute Anwendung in der Baubranche und ist Grundlage für verschiedene intelligente Werkstoffe, welche die Raumtemperatur regulieren. Der innovative Aspekt dieser Materialien besteht darin, dass sie die Dop­ pelfunktion einer Heizung und Klimaanlage übernehmen, indem sie je nach Bedarf Wärme speichern oder abgeben.

Für Oberflächen, die auf sich aufmerksam machen wollen, sind heute erstaunliche Kombinationen von Werkstoffen verfügbar, die Licht einfangen und es auf unerwartete Weise wieder abgeben. Es gibt zum Beispiel Fliesen, die, läuft man über sie, die Blicke mit einem dynamischen Spektrum aus kleinen, flimmernden Lichtern anziehen. Eine recht komplexe Technologie scheint hier am Werk zu sein, doch werden lediglich Glasfasern verwendet, welche in einen Harz- oder Betonblock eingebettet sind. Die Glas­ fasern nehmen die Lichtwechsel auf und streuen das Licht über die Oberfläche, auf der es sich geradezu wie von Zauberhand wellenartig bewegt. Die erzeugte Farbigkeit und Bewegung wird allein von der Intensität des einfallen­ den natürlichen oder künstlichen Lichts bestimmt, wobei ausdrucksstärkere Kontraste entstehen, wenn das Licht auf die Oberfläche gerichtet ist. Bewegt sich der Betrachter dann auf dem Fliesenboden, blockiert sein Schatten das einstrahlende Licht, so dass die umgebenden Flächen heller erscheinen. Da die Fliesen keine elektrischen Bauteile ent­ halten, können sie selbst in Räumen mit hoher Feuchtigkeit wie Küchen und Bädern oder im Außenbereich eingesetzt werden. Die Verwendung dieses Materials muss nicht nur auf Böden beschränkt sein: Sein faszinierendes Verhalten kann auch Arbeitsplatten oder Wandtafeln aufwerten, da  die Fliesenblöcke nutzungsgerecht auf die entspre­ chenden Abmessungen und Geometrien zugeschnitten werden können.

Phasenwechselmaterialien befinden sich in ständigem Fluss und passen sich an ihre Umgebung an. Sie sind mehrschichtig aufgebaut und bestehen aus winzig kleinen Kugeln, die je nach Umgebungstemperatur ihren Aggregat­ zustand ändern (vergleichbar mit flüssigem Wasser, das zu festem Eis wird). Im Zuge dieser Aggregatzustandsände­ rung kommt es zu einer kontinuierlichen Speicherung und Abgabe von Wärme. Sind die Kugeln in einen Wandputz integriert, dann schmilzt ihr Inhalt, sobald sich der Raum an einem warmen Tag aufheizt. Während dieses Vorgangs nehmen sie einen Teil der Wärme des Innenraums auf und bewirken so eine Abkühlung. In umgekehrter Richtung gehen die Kugeln bei einsetzender Raumabkühlung in den festen Aggregatzustand über und geben dabei die gespeicherte Wärme ab, so dass die Temperatur erneut auf den gewünschten Wert angehoben wird. So trägt der Einsatz dieses Putzes zur Erhaltung einer konstanten Raumtemperatur bei. Die Kügelchen können so eingestellt werden, dass sie bei bestimmten Temperaturen aktiviert, die Verflüssigungs- und Verfestigungsprozesse also über das Raumklima gesteuert werden. Die Verwendung dieser Werkstoffe führt nicht nur zu größerer Behaglichkeit, son­ dern auch zu erheblichen Energie- und Kosteneinsparungen für den Betrieb von Heizungs- und Klimaanlagen.

Neben den zusätzlich applizierten dekorativen Oberflä­ chen gilt es auch die Basics der Innenraumgestaltung in den Blick zu nehmen. Ein so gewöhnliches Material wie Wandputz vermag großen Einfluss auf den betreffenden

Ein ähnlicher Ansatz, bei dem ebenfalls ein Energiesystem in Werkstoffoberflächen integriert wird, befindet sich für den Bereich der Beleuchtung gerade in der Entwicklung. Bald wird es die Anwendung von Licht neu definieren. Das herkömmliche Konzept der in einem Glaskolben ent­ haltenen Lichtquelle wird hierfür nicht mehr benötigt. Stattdessen wird Licht dann in flüssiger Form zur Verfü­ gung stehen. Schon heute ist Beleuchtung nicht mehr an Leuchtkörper oder Einbauten gebunden. Die Fortschritte in der Entwick­ lung organischer LEDs (OLEDs) und chemischer Alternati­ ven entmaterialisieren unsere herkömmliche Wahrnehmung von Licht und eröffnen die Möglichkeit, Licht nahtlos in die umgebenden Flächen zu integrieren. Fußböden, Wände, Tischplatten: Alle diese Elemente können zu Leuchtflächen werden, sie eröffnen eine Fülle kreativer Möglichkeiten, wie die uns umgebenden Räume gestaltet werden können.

Flexible textile Raumskulpturen, weiß, transparent und hinterleuchtet, schaffen im fensterlosen Showroom eine lichte Atmosphäre. Elie Tahari Fashion Showroom, New York City, New York, USA; Gisela Stromeyer Design (oben und linke Seite) 187

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organische lEDs haben mit ihrer enorm energieeffizienten Elektrolumineszenz und ihrem dünnschichtigen aufbau einen radikalen Umbruch in der beleuchtungsbranche eingeleitet. Die üblicherweise in elektronischen Geräten verbaute technik spielt ihre Vorteile nun auch in anderen anwendungsbereichen aus, die über bildschirme weit hin­ ausgehen. Diese dünnen Folien können in ebenso dünne oberflächen – etwa tapeten – integriert werden, um dort nach belieben lichtmuster zu erzeugen. Die dimm­ und schaltbaren bauteile können bestimmte bereiche her­ vorheben, Schwerpunkte schaffen oder kühne akzente setzen. im ausgeschalteten zustand sind sie von herkömm­ lichen Wandbelägen nicht zu unterscheiden. nach dem Einschalten strahlt die eingebettete olED­beschichtung ein weiches licht aus und fügt innenräumen in Wohn­ und Gewerbebereichen eine atmosphärische Komponente hinzu. in Verbindung mit bewegungsmeldern ist es außer­ dem möglich, ein interaktives Setting in bezug auf den nutzer zu definieren, sobald dieser beim Passieren des bereiches das licht aktiviert. neben solchen dekorativen und stilistischen anwendungen werden weitere technologien der chemischen beschich­ tung entwickelt, die natürliches licht in gering belichte­ ten oder fensterlosen räumen nachbilden. Hier verhält sich das Produkt wie eine als Farbanstrich aufgebrachte lichtquelle. nach dem auftragen auf der gesamten Wand sendet diese einen sehr schwachen Schein aus, der das Sonnenlicht imitiert. Solche anwendungen gehen über die dekorativen Gestaltungszwecke hinaus, sie können die Stimmung des nutzers positiv beeinflussen und ihm neue Energie verleihen.

Die Decke eines Raumes wird häufig vernachlässigt – diese lasergeschnittene Struktur, gefertigt aus Textil oder auch Folie, kreiert Atmosphäre und versteckt Unansehnliches.

beleuchtungslösungen dieser art verändern das uns ver­ traute Konzept von licht. Sie verbrauchen dabei nur sehr → 193 wenig Strom und sind relativ kostengünstig.

The Ceiling, Hägersten, Schweden; Boel Andersson

Bus stop: Die flächendeckende Wand­installation aus laser­­geschnittenem dreidimensionalen MDF fasst den Raum als Eyecatcher und benennt Haltestellen des öffentlichen Transportunternehmens. KWS-Kundencenter (Kraftverkehr Wupper-Sieg), Leverkusen, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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Arthouse Café, Hangzhou, China;

Rippling waves: Die textile Deckengestaltung in dieser Hotellobby spielt mit der Aussicht auf das Meer eine poetische Form des Transformierens der bewegten Natur in den Innenraum.

Joey Ho Design Ltd.

Lobby im Hilton Pattaya, Thailand; Department of

Dreieickig: Der Raum ordnet sich der starken geometrischen Grafik völlig unter.

ARCHITECTURE Co. Ltd.

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Hängende ondulierende Deckenelemente aus LEDs und Metalldraht vereinen Sound und Licht durch digitale Steuerung auf einzigartige Weise. Aura Light and Sound Suites – Nightclub, New York City, New York, USA; bluarch

Licht statt Leuchte: Die futuristische Anmutung dieses Hotelzimmers wird durch die passende raumintegrierte Beleuchtung unterstützt. Future Hotel Showcase, Duisburg, Deutschland; LAVA – Laboratory for Visionary Architecture

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Moirée – Interaktives Licht formt grafische Wellenstrukturen. OLED-Installation von Philips Lighting, Langenthal, Schweiz

OLEDs sind als Lichtquelle der Zukunft nicht mehr wegzudenken - nach LEDs werden sie ihren Siegeszug antreten. Post Digital Philips Lighting, Mailand, Italien; Studio Fabio Novembre

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Kinderzahnarztpraxis „zahnarium“, Dres. Stammen & Partner, Greven­ broich, Deutschland; 100% interior Sylvia leydecker

Transluzenter hinterleuchteter Beton ist aus der Perspektive der kleinen Patienten besonders anziehend – durch integrierte Lichtleitfasern.

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LIChTDURChLÄSSIGER BETON

GARN SpINNEN Vertraute Werkstoffe können durch ihre Kombination mit modernen technologien revitalisiert und transformiert wer­ den. oder sie können einer neuen bestimmung zugeführt werden, indem neue Herstellungs­ und Produktionsverfah­ ren eingeführt werden. So kann ein zutiefst konventionelles und traditionelles Material wie Keramik durch Experimen­ tieren mit seiner Form neu belebt werden.

Experimentelle ansätze in der Werkstoffentwicklung haben zu weiteren außergewöhnlichen Konzepten geführt. Dies gilt in besonderem Maße für lichtbeton. auf den ersten blick vermittelt dieser lichtdurchlässige beton die Festig­ keit und optik von herkömmlichem beton und lässt sich von diesem nicht unterscheiden. Sobald sich lichtbeton jedoch in der nähe einer lichtquelle befindet, scheinen schatten­ haft die Formen von der anderen Seite durch – in der Wir­ kung vergleichbar einem tuch. Dieser geradezu mystische Effekt ist weniger einem High­tech­Produkt zu verdanken, als man annehmen sollte. Er entsteht aus der Kombination von nur zwei Werkstoffen höchst unterschiedlicher Her­ kunft: Mikroskopisch kleine Glasfasern sind gleichmäßig über die gesamte, sehr feinkörnige betonmatrix verteilt. Die Wirkung der transluzenz entsteht auf einfache Weise dadurch, dass die Glasfasern den lichtdurchgang von beiden Seiten ermöglichen.

als eines der ältesten vom Menschen genutzten Materialien hat Keramik in den vergangenen Jahren eine Phase der Modernisierung und Erweiterung seiner anwendungs­ gebiete durchlaufen. Keramikgewebe wurden entwi­ ckelt, die jeglicher Wahrnehmungserwartung bei diesem ursprünglich spröden, harten Material entgegenlaufen. Dies geschieht, indem sehr dünne Keramikstränge zu Garn versponnen und anschließend verwoben werden. Ergebnis ist ein Gewebe, das eine außergewöhnlich hohe Festigkeit aufweist und sehr hitzebeständig ist. Diese innovation wird für höchst anspruchsvolle anwendungen eingesetzt, etwa zur Gewährleistung der Formbeständigkeit von Strahltrieb­ werken oder zur Panzerung im Militärbereich – Gebiete, auf denen andere Materialien zuvor versagt hatten. Diese neuen anwendungen gaben den anstoß zu weiteren, weniger exponierten Entwicklungen für innenräume im allgemeinen und den Wohnbereich im besonderen.

Dieses Material ruft geradezu kindliches Staunen hervor. Es lädt die betrachter ein, Kontakt mit ihm aufzunehmen, sich mit seiner in gewissem Sinne unwirklichen Erscheinung auseinanderzusetzen. Die Verbindung des eher gewöhnli­ chen und omnipräsenten baustoffes beton mit dem Material aus der Glasfasertechnologie bewirkt für beide Materialien eine aufwertung und neubestimmung. aus der Fusion von Festigkeit und leichtigkeit, von bodenständigkeit und Magie, von industrieller anmutung und Eleganz entsteht eine gegenständliche Poesie. Die Eigenschaften beider Werkstoffe ergänzen sich zu einer art ätherisch­industri­ ellem Komplex auf dem Gebiet der Gestaltung.

Die neubelebung keramischer Werkstoffe durch das expe­ rimentelle Herangehen an ihre Produktionsverfahren und ihre Formgebung kann als Vorbild dafür dienen, wie bear­ beitungsprozesse in Verbindung mit experimentellen Werk­ stoffen neu definiert werden können.

WIEDERVERWERTUNG

Dieses auffällig aus dem rahmen fallende Material wäre gut geeignet für eine trennwand zwischen dem außen­ und innenbereich. Es wäre auch auf besonders effektive Weise im gewerblichen bereich einsetzbar, von Shopping­Malls bis hin zu Diskotheken, an orten, wo viel bewegung herrscht und viele Möglichkeiten der interaktion Platz finden. Es ver­ zaubert seine Umgebung durch eine ganz eigene Verbin­ dung des Ätherischen mit dem Soliden.

Unsere Wahrnehmung von abfall oder recyclingmate­ rialien wandelt sich, wenn bei der Materialauswahl auf die Schonung der ressourcen geachtet wird und für die Formgebung traditionelle bearbeitungsverfahren gewählt werden. in diesem zusammenhang wird nach altbekannter Manier auf Pflanzen für die Herstellung von Werkstoffen zurückgegriffen. Die Verwendung scheinbar „nutzloser“ bestandteile dieser Pflanzen, wie beispielsweise Kokos­ nussschalen, in Kombination mit dem Webverfahren stellt das Pflanzenmaterial in einen neuen Kontext und verwan­ delt es in funktionale und auch dekorative oberflächen. aus den Kokosnussschalen, die zuvor als Essensreste übrig geblieben sind, können Paneele und Fliesen gewebt wer­ den, die sich mit anderen naturharzen und trägermate­ rialien kombinieren lassen. Verschiedene Strukturen und Muster können in naturtönen eingefärbt werden und einer Deckenuntersicht eine exotisch­rustikale anmutung verlei­ hen. Eine solche oberfläche weist eine einzigartige Haptik und textur auf. Sie ergänzt glatte Wandoberflächen und kontrastiert mit ihnen. Ein teil der natürlichen Umwelt drau­ ßen wird auf diese Weise in den innenraum geholt.

Nachwachsend: Kokosfasern gibt es in Hülle und Fülle. Seychellen

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Perforierte blickdurchlässige Ober­ flächen schaffen spannende Einblicke und betonen den mittigen Baukörper. Home 07, Amsterdam, Niederlande; i29 interior architects

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Die futuristisch anmutende Kapsel aus Kunststoff, die knalligen Farben und poppige Formgebung stehen in spannendem Kontrast zum Außenraum. nhow Berlin Hotel, Berlin, Deutschland; Karim Rashid

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Japanische Wolkenformationen aus 2500 einzelnen Holzstäben; wohlüberlegte Längen und Abstände sorgen für einen stereoskopischen Effekt. Tsujita LA, Los Angeles, Kalifornien, USA; SWeeT Co. Ltd. 196

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In Wachstum begriffen scheint die grafische Block-Decke, die unauffällig die Beleuchtung integriert. Rebirth of Saatchi & Saatchi Thailand, Bangkok, Thailand; Supermachine Studio

Empfangstheke in Form des „X“ des Unternehmennamens; die Spiegelung dessen befindet sich an der Decke mit integriertem Licht, das sich dem Verlauf des natürlichen Tageslichts anpasst. Xella International GmbH, Duisburg, Deutschland; two_Claudia de Bruyn

Die Decke dieser Bäckerei besteht an ihrer Basis aus einem schokoladenbraunen Mosaik, bedeckt von Zedernholzröhren und Lichtbubbles. Omonia Bakery, New York City, New York, USA; bluarch

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TExTilE und AndErE GEwEbE Chris lEfTEri

Renaissance: Der Ausbau dieses Lofts scheint auf den ersten Blick einem Gemälde gleich und besitzt dennoch einen modern twist. Amsterdam Loft, Amsterdam, Niederlande; UXUS

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wOllE

gleichzeitig flexibel und dauerhaft ist. Solche Gewebe können mit natürlichen Farben versehen und so an eine farbliche Gestaltung angepasst werden. Ihre Textur ist nicht auf eine bestimmte Struktur beschränkt, da je nach gewünschter Anwendung unterschiedliche Webmuster hergestellt werden können – von hoch belastbaren und steifen Strukturen bis hin zu offenen oder geschlossenen Mustern. Diese Gewebe bieten eine einfache Alternative zu Baumwolle oder Wolle und können für Teppichböden und Polsterstoffe eingesetzt werden. Ein flexibler, dauerhafter Textilstoff entsteht durch die Verwebung mit Leinen, weitere Webmuster können für unterschiedliche Endanwendungen gefertigt werden. Ein Beispiel ist Loomtex, das üblicherweise für Fußbodenbeläge, Teppiche, Stuhlpolster, Aufbewahrungsmöbel, Tische oder Wäschekörbe verwendet wird. Durch seine natürliche, robuste Struktur ist es besonders für die Möblierung von Wintergärten geeignet. Diese Gewebe ermöglichen die attraktive Anwendung eines kostengünstigen Materials, das nach seiner Entsorgung wiederverwertet werden kann, wenn es etwa mit höchst unterschiedlichen Werkstoffen kombiniert wird.

Mit einer Produktion von über 1 Million Tonnen pro Jahr zählt Wolle zu den am häufigsten eingesetzten Materialien. Der mit ihrer Herstellung verbundene Wirtschaftszweig blickt auf eine Geschichte von über 5000 Jahren zurück. Schafwolle, ein natürlicher Stoff mit langer Tradition, gehört weltweit zu den besonders nachhaltigen, erneuerbaren Materialien und verursacht für die Tiere, von denen die Wolle stammt, kein Leid bei der Schur. In jedem Sommer verschafft die Entfernung der Winterwolle den frisch geschorenen Schafen eine willkommene Abkühlung, bevor sie dann im folgenden Winter wieder an Wolle zulegen. Wolle ist nicht nur extrem dauerhaft, sondern auch vollständig kompostierbar. Sie zersetzt sich im Boden und gibt dabei Nährstoffe in die Erde ab. Außerdem kann Wolle recycelt werden, indem sie zerschnitten oder zerrissen wird und die Wollfasern zur Herstellung neuer Produkte erneut versponnen werden. Durch ihre gekräuselte, elastische Textur bietet sie eine besonders wirksame Speichermasse und ist deshalb sehr attraktiv für Bekleidung, Bettwaren und Polstermöbel. Als eine der vielseitigsten verfügbaren Fasern findet sich Wolle in Anwendungen aller Art, häufig kombiniert mit synthetischen Fasern, jedoch auch in Verbindung mit anderen, experimentelleren Stoffen. Filz kann, auch wenn sich die Assoziation mit dem Material Wollfilz oder dem Vorgang des Filzens anbietet, aus verschiedenen Fasern hergestellt werden. Mit seiner hellen, flauschigen Textur ist er sofort von allen anderen Geweben unterscheidbar. Seine einzigartige Erscheinung und Haptik verleihen ihm einen gewissen zünftigen, verspielten Charakter. In den vergangenen Jahren hat Filz ein Revival erlebt: Starke Farben und matte Oberflächen wirken zusammen, um Stoffbezüge für Polster, Kissen und Aufbewahrungsmöbel neu zu definieren und lebhafter zu gestalten. Das Neueinkleiden von Möbeln führt zu einem Effekt der Auflockerung und Belebung, der sie cartoonartig oder übergroß erscheinen lässt. Filz kann auch aus recycelten Kunststoffen hergestellt werden, dann lässt er sich in hoch belastbare, steife Strukturen wie zum Beispiel Sitzflächen pressen. Als kostengünstiges Grundmaterial kann Filz durch sinnvolle Kombination mit High-End-Werkstoffen und Texturen sowie einfach gehaltenen Formen in seiner Wirkung betont werden. Seine Attraktivität beruht nicht nur auf seinem charakteristischen Erscheinungsbild, sondern auch darauf, dass er zudem extrem dauerhaft ist und einer intensiven Nutzung über sehr lange Zeiträume standhält. Innovationen im Textilbereich sind für die Entwicklung neuer Werkstoffe von großer Bedeutung, wobei neuartige textile Materialien aus so unterschiedlichen Ausgangsstoffen wie Nessel oder Papier hergestellt werden. Verwobenes Papier wurde durch die Möbel von Lloyd Loom bekannt. Papier kann zu einem Faden gedreht werden, der nachfolgend mit anderen Textilien wie Leinen kombiniert wird. Dadurch entsteht ein grobes Gewebe, das

Erst die leichte Überlänge lässt diesen Vorhang in einem europäischen Wohnhaus üppig erscheinen. Einfamilienhaus Turgi, Schweiz; Sabine Hartl Architektur + Raumdesign

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GEWEBE

Wolle: Die dekorativen Wollbubbles assoziieren weichen Moosbewuchs und sind akustisch wirksam. Högskolan i Halmstad, Kårhuset, Halmstad, Schweden; Wobedo Design & Lars Nordin

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overgang gietvloer / bestaand

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projectiescherm

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Filz: Die Akustik ist in Großraumbüros ein Dauerproblem – die plakativ mit grauem Filz bezogenen Flächen wirken dem entgegen. Office 04, Amsterdam, Niederlande; i29 interior architects

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GEWEBE

drEidiMEnsiOnAlE TExTiliEn

sind dekorative Trennwände, die zur Hervorhebung der ausgeschnittenen Bereiche mit dem Lichteinfall spielen. Neuartige, aus mehreren Schichten und Zuschnitten bestehende bautechnische Gewebe ermöglichen dem Anwender manuelle Veränderungen und einen fantasievollen freien Umgang mit den Mustern, so dass ein kunsthandwerklicher Effekt entsteht.

Inspiriert von architektonischen Entwürfen, bieten dreidimensionale Textilien mit ihren wellenförmigen Flächen ein geradezu surreales Erscheinungsbild. Durch unterschiedliche Muster, die von der Würfel- bis zur Kugelform reichen können, entsteht nicht nur eine jeweils unverwechselbare Optik, sondern auch eine einzigartige Haptik mit einer gewissermaßen berührungsaktiven Oberfläche. Die strukturierte Textur mit matten oder glänzenden Oberflächen ermöglicht eine faszinierende Lenkung des Lichts und lädt zum Berühren ein. So sind 3D-Textilien sehr gut für sämtliche Anwendungen in der Raumgestaltung geeignet – vom Teppich bis zur Gardine. Metallgewebe können changierende Oberflächen zusätzlich hervorheben, während sich weiche, nachgiebige Wollmaterialien für Kissenbezüge und Teppiche anbieten. Papiergewebe sind für Wandbeläge geeignet, und auch aus einer Kombination unterschiedlicher Materialien kann etwas Einzigartiges entstehen. Durch ihre Struktur weisen textile Werkstoffe auch schalldämmende Eigenschaften auf, was sie für die Entwicklung neuartiger Wandbekleidungen interessant macht. Dreidimensionale Gewebe wurden bisher zum Beispiel in Theater- und Konzertsälen als schallschluckende Elemente eingesetzt, ihre taktilen Oberflächen bieten jedoch auch die Möglichkeit der Verwendung im Wohnbereich für Kissen oder Polster.

hOlZTExTiliEn und TExTilEs hOlZ Aufgrund zahlreicher Innovationen im Werkstoffbereich erleben wir gegenwärtig eine Neudefinition unserer Wahrnehmung von Holz als starrem, glattem Material. Werden mit Lasermaschinen zugeschnittene dreieckige Holzelemente auf einem nachgiebigen Textil angebracht, entsteht daraus ein neuartiger, elastischer und belastbarer textiler Werkstoff. Dabei bestimmt das Muster des Holzzuschnitts das Verhalten des Gewebes, es erzeugt Faltungen und Bewegungen in unterschiedliche Richtungen. Der Werkstoff ist gleichzeitig hart und weich. Für diese aufmerksamkeiterregenden Materialien, die zum Spiel und Experiment mit ihrer ungewöhnlichen Haptik und strukturellen Formgebung einladen, gibt es sehr verschiedene Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise als Fußbodenbeläge, Gardinen, Vorhänge, Tagesdecken, Polster oder Möbelteile. Das vom finnischen Erfinder Tero Pelto-Uotila entwickelte textile Holz weist eine grobe, dichte und haarige Textur mit einer Oberfläche aus Espenholz auf. Statt der Maserung, die man üblicherweise mit Holz verbindet, vermittelt dieser Werkstoff den Eindruck einer verfilzten Wolloberfläche. Abgesehen von dieser für Holz völlig neuen Oberflächenwirkung wird dieses Material in der Baupraxis vorwiegend zur Schalldämpfung eingesetzt. Tero Pelto-Uotila schlägt weitere Anwendungen für Wandverkleidungen oder Raumteiler vor, dann entstehen faktisch „Teppiche für Wände“.

iM lAsErsChniTTVErfAhrEn hErGEsTEllTE TExTiliEn Der Einsatz von Lasercuttern für den Zuschnitt von Werkstoffen ist eine geradezu klassische Anwendung in der Kunststoffbearbeitung. Vielfach ist jedoch unbekannt, dass dieses Verfahren auch für den Zuschnitt von Geweben geeignet ist. So lassen sich mit Hilfe des Zuschnitts detailreicher, komplexer Geometrien experimentell anmutende Texturen ausbilden. Ein möglicher Einsatzbereich

Faltung: 2D-Print ist für die 3D-Faltung des leichten und elastischen Textils verantwortlich – Inspiration sind geometrische Muster aus der Natur. Folding A-part, Israel; Mika Barr

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GEWEBE

Draufsetzen und zuziehen: Üblicherweise als Sitzpolster und Vorhang verwendet, erscheint Textil hier als raumteilendes Element und Sitzskulptur. Brownless Biomedical Library, Melbourne, Australien; McBride Charles Ryan Architecture & Interior Design

Ein textiles Wunderwesen – transluzent, leuchtend und leicht. Restaurant OLIVOMARE, London, England; Architetto Pierluigi Piu

Die lasergeschnittene Musterung dieser Decke ist ebenfalls textilen Ursprungs. Restaurant Spaghetti Tales, Hongkong, China; Joey Ho Design Ltd.

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GEWEBE

METAllGEwEbE

inTElliGEnTE hYbridGEwEbE

Meist verbindet man mit der Vorstellung von Metallgeweben kalt anmutende, steife Elemente aus verflochtenen Metalldrähten, wie beispielsweise bei Gebäudeverkleidungen. Es kommen aber auch in vielen Geweben Metallfasern zum Einsatz, die mit weichen Fasern wie Baumwolle oder Polyester kombiniert und verwoben werden, so dass ein Hybridtextil entsteht. Häufig ist der Anteil des Metalls an der Gesamtfadenzahl sehr niedrig, erweitert das Leistungsspektrum des Materials jedoch wesentlich.

Im Gewebebereich wurden Werkstoffe entwickelt, die sich sowohl Hitze als auch Kälte anpassen und Temperaturschwankungen abschwächen. Die Außenseite dieser Gewebe verfügt über wasserabweisende Eigenschaften, während die Innenseite ein hohes Absorptionsvermögen aufweist und atmungsaktiv ist. So wird Feuchtigkeit innerhalb kurzer Zeit vom Innenraum auf die Außenfläche geleitet. Man sollte erwarten, dass solche High-TechEigenschaften sich eigentlich in der Haptik und Textur der Gewebe niederschlagen; diese sind jedoch überraschend dehnbar und weich. Gegenwärtig werden diese Textilien für Kleidung, vor allem Sportbekleidung eingesetzt, da sie den Schweiß aufnehmen. Sie wären jedoch auch gut für Bettwaren, Kissen oder Polster geeignet, da sie in jeder vorstellbaren Farbe hergestellt werden können und waschbar sind – ohne jegliche Auswirkung auf ihre besonderen Eigenschaften. Bei Bettwaren könnten diese atmungsaktiven Gewebe zum Beispiel im Sommer für leichte und luftige Laken eingesetzt werden, da sie den Schweiß aufnehmen und für angenehme Kühle sorgen, während die robuste Außenseite in den Wintermonaten vor Kälte schützt. Denkbar ist auch eine Verwendung für Stuhlpolster. Hier können die wasserabweisenden Eigenschaften des Gewebes die Fleckenbildung aufgrund der üblichen Einwirkungen des Alltags verhindern. Mit ihrer äußerst dauerhaften, abriebund verschleißfesten Außenfläche können diese Gewebe auch der täglichen Nutzung standhalten, sicherlich über die gesamte Lebenszeit des Produkts.

Ein Gewebe aus Stahl und Baumwolle, das Schutz vor elektrischer Aufladung sowie eine antistatische Abschirmung bietet, kann als Polsterstoff eingesetzt werden. Überraschenderweise verhalten sich diese Gewebe wie herkömmliche Textilien – sie können gewaschen, zugeschnitten und genäht werden. Andererseits sind Metallgewebe leitfähig, können also von elektrischem Strom durchflossen werden. Ein solches Produkt ist zum Beispiel leitfähiges Lycra – ein Gewebe, das die Dehnbarkeit von Lycra (welches vor allem für seinen Einsatz für Badebekleidung bekannt ist) mit elektrischer Leitfähigkeit verbindet. Ein weiteres Beispiel ist ein auf dem Ohm’schen Prinzip aufbauendes Touchpad, das aus fünf Gewebeschichten besteht. Die beiden äußeren Schichten sind leitfähig, so dass beim Aufeinanderpressen ein elektrischer Stromkreis geschlossen wird. Hierdurch eröffnen sich auch Anwendungsmöglichkeiten für elektronische Steuerungen in der Inneneinrichtung und bei Möbeln, mit denen starre Leiterplatten nicht konkurrieren können. Aus gestalterischer Sicht können Metallgewebe für flexible Deckenbespannungen verwendet werden. Sie können zur Schaffung oder Hervorhebung plastischer Details in einem leichten Faltenwurf angeordnet sein. Als Blendschutz werden die reflektierenden Eigenschaften des Werkstoffes zur Beeinflussung des von Beleuchtungskörpern ausgesendeten Lichts genutzt. Über die attraktive, glänzende Oberflächenästhetik kann die Kombination von metallischen Werkstoffen und Textilien noch weit hinausgehen.

Bodenbeläge können in der Zukunft viele Funktionen vereinen, werden smart und intelligent. Projekt „Die Zukunft unter uns“, Ulm, Deutschland; Uzin Utz AG

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nAnOTEChnOlOGiE in dEr innEnArChiTEkTur sYlViA lEYdECkEr

Buckyball: Hier ist zwar keine Nanotechnologie im Spiel, dennoch zeigt diese Skulptur, wie schön Buckyballs sein können. Bang, Mailand, Italien; Studio Fabio Novembre 204

Nanotechnologie ist eine leise Revolution. Nicht nur im Bauwesen gilt sie als eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts und berührt alle Bereiche von der Raumfahrt über die Medizin und das Automobil bis hin zur Architektur und Innenarchitektur. Ihr Potenzial im Interior wird derzeit noch bei Weitem nicht ausgeschöpft. Innenarchitekten sind auf diesem Gebiet als Inspirationsgeber wie auch Ideenentwickler für die Initialzündung mancher Produktentwicklung verantwortlich, da sie die Position des Bindeglieds zwischen Nutzung und Produktentwicklung einnehmen. Nanotechnologie als Innovation ist kein Selbstzweck, kein bloßer politischer Förderungsgegenstand, sondern sie verspricht konkreten und vielfältigen Nutzen. Optimierte oder neu geschaffene Nanoprodukte und -materialien verbrauchen weniger Ressourcen, hinterlassen einen reduzierten CO2-Fußabdruck und steigern funktional den Komfort. Sowohl im Neubau als auch in der angestammten Domäne der Innenarchitektur, dem Bauen im Bestand, sind die Zeiten vorbei, in denen ausschließlich nach den Investitionskosten gefragt wurde. Mittlerweile stehen die Lebenszykluskosten (Life Cycle Costs, LCC) zunehmend im Fokus. Doch wo liegen dann die Ursachen der bisher zäh verlaufenden Entwicklung von Nanomaterialien und -produkten vom Labor in den Markt? Neben der Kostenfrage dürfte hierfür die mangelnde Kommunikation zwischen Wissenschaft, Industrie, Design und Architektur mit verantwortlich sein.

Einblick in den Laboralltag; hier wird unter anderem an Beschichtungen gearbeitet. Labor, anonym

wAs isT nAnOTEChnOlOGiE? Das Wort „nanos“ kommt aus dem Griechischen (νάνος) und bedeutet „Zwerg“. 1 Nanometer (nm) ist der millionste Teil eines Millimeters; 1.000.000 nm entsprechen 1 mm, 1 m umfasst also 1 Milliarde (1.000.000.000) nm. Eine internationale Definition des Nanobereiches existiert zwar nicht, es gibt aber verschiedene nationale Definitionen wie die der USA und der EU. Generell gilt Nanotechnologie als die Analyse und Bearbeitung von Stoffen mit Partikeln, die mindestens in einer Dimension kleiner als 100 nm sind. Diese Grenze ist deswegen entscheidend, weil bei dieser Größe gewissermaßen ein Knick oder Sprung in der Natur stattfindet und sich Materialeigenschaften verändern, beispielsweise die Farbe oder die Leitfähigkeit wechseln. Nanopartikel besitzen eine im Verhältnis zum Volumen große Oberfläche und sind aus diesem Grund hoch reaktionsfreudig.

Mikroskopische Aufnahme eines Gold-Nanopartikels, dessen atomare Struktur zu erkennen ist. INM Leibniz-Institut für Neue Materialien, Saarbrücken, Deutschland

Fluoreszierender Effekt einer Nanolösung.

Den Aspekt der gezielten Manipulation hatte Nanotechnologie schon vor der Entdeckung dieser Phänomene, denn Nanopartikel sind für die Rotfärbung von historischen Kirchenfenstern genauso wie für die Härte von Damaszenerschwertern verantwortlich. Nanotechnologie kann bei einer Fülle von Materialien angewendet werden; sie bezieht sich also nicht auf ein Material an sich, sondern dessen Größe und die damit verbundenen Eigenschaften, die gezielt genutzt werden können.

Reagenzglas Nanolösung; INM Leibniz-Institut für Neue Materialien, Saarbrücken, Deutschland

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Dimensionen: Das C60-Fulleren verhält sich in der Größe zum Fussball wie dieser zur Erde. Nanodimensionen sind für das menschliche Auge unsichtbar, weil diese sich jenseits des Bereiches der sichtbaren Wellenlängen bewegen. Ein eindrückliches Beispiel für die Sichtbarkeit der Dimensionen bietet der Vergleich von Lösungen mit einem konstanten Feststoffanteil von 50 %: Die Lösung erscheint transparent, sobald sich die Größe der Feststoffpartikel in der Nanoskaligkeit von wenigen nm bewegt.1

Größenvergleich Buckyball; Grafik 100% interior Sylvia Leydecker

Die Funktionalisierung von Oberflächen mittels Nanotechnologie kann zu Ergebnissen führen, die sich komplett von der Eigenschaft des beschichteten Materials unterscheiden. Auch Multifunktionalität kann gezielt gesteuert werden. In der Regel wird bei der innenarchitektonischen Planung aber auf nanotechnologisch optimierte fertige Produkte oder Materialien zurückgegriffen. Nanotechnologisch optimierte Materialien mit bestimmten Funktionen für bestimmte Einsatzbereiche, beispielsweise Oberflächenbeschichtungen, können an die Stelle des Katalogwerkstoffes als solchem treten. Wie sieht der Markt aus? Das Gros der zahlreichen existierenden Anwendungen stellen derzeit Oberflächenbeschichtungen dar, die leichte Reingung ermöglichen bzw. verringerte Anschmutzbarkeit bewirken. Andere funktionale Beschichtungen, die Materialien optimieren, sind beispielsweise kratzfeste Oberflächen, thermochrome Oberflächen, tribologische (den Reibungswiderstand verringernde) Beschichtungen oder auch antibakteriell wirksame Oberflächen. Dämmmaterialien stellen eine interessante Gruppe mit großem zukünftigen Potenzial im Kontext des Green Building dar. Nanotechnologisch optimierter Beton ist ein Leichtbaumaterial der Zukunft. Da die Wertschöpfungskette im Bauwesen lang ist, braucht es dementsprechend viel Zeit, bis die gebrauchsfertigen und marktreifen Anwendungen beim Endnutzer bzw. Bauherrn ankommen. Viele Anwendungen wie etwa schwer entflammbare Hanf-Stroh-Platten sind bereits seit Langem möglich, haben aber bisher keinen Produzenten gefunden. Ebenso schaffen es bereits existierende Materialien und Produkte nicht immer in den Markt, wenn sie nicht über das angemessene Marketing verfügen, um wahrgenommen zu werden. Es ist verwirrend, wenn mancher Anbieter zwischen „Nano“ und „No Nano“ nahtlos die Strategie wechselt. Und seitdem sich der Nano-Hype der letzten Jahre beruhigt hat und die Bionik im Marketing populär geworden ist, wird der vielzitierte Lotus-Effect® gern für beide Bereiche als Beispiel herangezogen.

Dimensionen: Eine Lösung mit dem gleichen Feststoffanteil wird transparent, wenn die Partikelgröße der Feststoffe im nanoskaligen, unsichtbaren Bereich liegt. INM Leibniz-Institut für Neue Materialien, Saarbrücken, Deutschland (oben und Mitte); Universität Kassel, Deutschland, Dr. Dietmar Stephan (unten)

Manche Produkte sind aufgrund ihres derzeit hohen Preises noch nicht massenmarkttauglich und im Vergleich zu konventionellen Lösungen noch zu teuer. Manche Materialien, Produkte und Anwendungen sind ihrer Zeit voraus und erfordern einen langen Atem mit dem entsprechenden finanziellen Hintergrund. Innovationen werden allseits gewünscht, doch das damit verbundene Risiko wollen in schwierigen Zeiten nur wenige tragen, und es gibt auch kulturelle Unterschiede im Umgang mit Risiken und Innovationen.

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Kohlenstoffröhren sind leicht und stark, weswegen sie zur Entwicklung hochfester und ultraleichter Materialien von großem Interesse sind.

Graphenschichten sind nach Buckyballs und Nanotubes die nächsten viel­versprechenden Kandidaten für die weitere Forschung.

Nanotube, Grafik 100% interior Sylvia Leydecker

Graphenschicht, Grafik 100% interior Sylvia Leydecker

Nanotube: Der futuristisch anmutende Zugang erinnert an das Innere einer Kohlenstoff­nanoröhre. Roxy / Josefine – Pista Principal, Belo Horizonte, Brasilien; Fred Mafra Architect

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Kratzfeste Beschichtungen auf verschiedenen dreidimensionalen Materialien. Universität zu Köln, Deutschland, Institut für Anorganische Chemie, Prof. Dr. Sanjay Mathur; Nurgül Tosun

Hydrophobe und diffusions­ fähige Anti-GraffitiBeschichtungen schützen Oberflächen vor unerwünschten Graffiti. East End, London, England

Hydrophobe und selbstreinigende Oberflächen folgen dem Beispiel der Lotusblume – Bionik und Nanotechnologie gehen Hand in Hand.

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rEiniGunG (fAsT) VOn sElbsT

kommt ein Katalysator in Gang, der dafür sorgt, dass aufliegender organischer Schmutz zersetzt wird, der durch den Wasserschleier abgewaschen wird. Meistens wird bei dieser Anwendung Titanoxid (TiO2) verwendet.

Vergleichsweise etabliert sind weltweit drei Funktionen, die den Aspekt der Reinigung betreffen. Nanomaterialien erleichtern die Reinigung und verlängern Reinigungsintervalle. Damit reduzieren sie Unterhaltskosten, vermeiden den Gebrauch umweltschädigender Reinigungsmittel, schonen die Ressourcen, reduzieren Personalkosten und auch Materialverschleiß.

Bei photokatalytisch funktionalisierten Fliesen finden sich Kombinationen mit verstärkten antibakteriellen Funktionen, die insbesondere die Hygiene unterstützen. Silberpartikel, die durch ihre Nanoskaligkeit eine hohe Reaktivität besitzen, wirken im Vergleich zum historisch verwendeten antibakteriellen Silber sehr viel effizienter gegen Bakterien und Biofilme. Die Silberionen zerstören die Membran, den Stoffwechsel und die Zellteilung der Bakterien und wirken auf diese Weise dreifach. Die antibakterielle Funktion ist aber ebenso als alleinige Wirkung möglich und bietet sich in hygienisch anspruchsvollen Bereichen, besonders für Räume des Gesundheitswesens wie Krankenhäuser und Seniorenheime oder auch Küchen, für Textilien wie Vorhänge und Bezugsstoffe, Arbeitsplatten, Lichtschalter und Türgriffe an. Antibakterielle Silberanwendungen sollten, um Resistenzen vorzubeugen, nicht im Consumerbereich Verwendung finden und dem Gesundheitswesen vorbehalten bleiben. Die Wirkung sollte am besten jeweils fallspezifisch nachgewiesen werden, da die Teststandards der Industrie nicht den Praxisanforderungen entsprechen.

Am populärsten ist der Lotus-Effect®, der gerne als Synonym für „Nanotechnologie“ genutzt wird, obwohl er, entgegen weitläufigen Annahmen, nur in sehr wenigen lizenzierten Anwendungen auf dem Markt verfügbar ist. Er besteht darin, dass auf entsprechenden Oberflächen, beispielsweise Farbaufträgen auf Fassaden, auftreffendes Wasser wie Regen aufgrund der hydrophoben (wasserabweisenden) Eigenschaften abperlt und die ablaufenden Wassertropfen auflagernden Schmutz mitnehmen. Die Oberfläche ist nicht glatt, sondern mikrorau und von winzigen Noppen übersät, so dass die Auflagefläche der Wassertropfen minimiert wird. Im Gegensatz zur natürlichen Lotuspflanze verfügt diese Oberfläche allerdings über keine Selbstheilungseigenschaften bei Beschädigung ihrer Struktur und ist gegenüber mechanischen Belastungen nicht widerstandsfähig. Deshalb ist sie für viele Nutzungen unbrauchbar und wird im Innenraum bislang kaum verwendet.

Fingerabdrücke sind optisch unerwünscht. Ihre Sichtbarkeit kann verhindert werden, indem Oberflächen mit einer Anti-Fingerprint-Beschichtung versehen werden, die sie mittels veränderter Lichtbrechung unsichtbar macht. So kann ein Materialkonzept mit Glas und Stahl im Interior nahtlos fortgeführt werden, ohne dass hier die Funktionalität und Ästhetik darunter leiden müssten. Im Sinne einer ganzheitlichen Architektur lassen sich beispielsweise farbiges oder geätztes Glas oder auch Edelstahl mit Anti-Fingerprint-Beschichtung im Innenraum einsetzen.

Abperlende Oberflächen finden sich häufig im Sanitärbereich auf Duschverglasungen, Toiletten, Waschbecken und Ähnlichem, wobei es sich hier um sogenannte Easyto-Clean (ETC)-Oberflächen handelt. Sie besitzen eine reduzierte Anziehungskraft und zeichnen sich durch sowohl hydrophobe (wasserabweisende) als auch oleophobe (ölabweisende) Eigenschaften aus. Die Oberfläche ist belastbarer als die zuvor beschriebene künstliche Lotusoberfläche, allerdings in beschränktem Maße, weswegen von abrasiven Reinigungsmethoden generell abgeraten wird. Easy-to-Clean-Oberflächen sind relativ weit verbreitet, ermöglichen eine leichte Pflege und sorgen für insgesamt saubere Lösungen.

Bionik: Von der Astgabelung zum ultraleichten, starken, dreidimensional gewebten Carbon-Bauteil. Institut für Textil- und Verfahrenstechnik (ITV) Denkendorf, Deutschland

Photokatalytische Selbstreinigung ist die dritte Variante, die rund um die Welt – besonders in Japan – im Einsatz ist. Auftreffendes Wasser nimmt lose aufliegenden Schmutz als ablaufender Wasserschleier mit und reinigt dadurch die Fläche. Reinigung wird aber nicht komplett ersetzt, sondern es werden die Intervalle der Reinigung spürbar vergrößert. Anwendung findet diese Funktion typischerweise bei glatten Flächen im Außenbereich wie Membranen, Glas und Keramik. Fliesen kommen aber auch in Innenräumen, in Bädern oder auch OP-Sälen zum Einsatz. Photokatalytisch arbeitende Oberflächen zeichnen sich im Gegensatz zu den hydrophoben Oberflächen durch hydrophile (wasseranziehende) Eigenschaften aus: Es perlt nichts ab, sondern im Gegenteil breitet sich bei auftreffendem Wasser ein hauchdünner Wasserfilm aus. Bei Einwirkung von UV-Licht

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Keramik von der Rolle: Der Wand­ belag ccflex „Stardust“ – hydrophob, diffusionsfähig, nicht brennbar, stoßfest dank Nanotechnologie – wurde als Produktdesign im Kontext Innenarchitektur entwickelt. Besprechungsraum 100% interior, Köln, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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seine hydrophobie widersteht sogar – hier im Eigenversuch – grünem sirup. Besprechungsraum 100% interior, Köln, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

VErbEssErTE rAuMlufTquAliTäT

Hocheffiziente Wärmedämmung bieten Vakuum-Isolationspaneele (VIPs), die sehr dünn sind und äußerst schlanke Konstruktionen ermöglichen. Die gleiche Wirkung wie bei herkömmlichen Dämmmaterialien lässt sich mit ihnen mit einer auf ein Zehntel verringerten Schichtdicke erreichen, oder anders formuliert: Die Wirkung ist zehnmal so stark wie bei herkömmlichen Materialien. Für Neubauten sind VIPs auch hinsichtlich des Flächengewinns beim vermietbaren nutzbaren Raum attraktiv. Für das Bauen im Bestand ermöglichen die schlanken Konstruktionen eine Dämmung, die mit herkömmlichen Materialien und deren Dicke unmöglich wäre. Planung und Verarbeitung sind jedoch anspruchsvoll. Ein genauer Verlegeplan ist erforderlich, da die Platten nicht zugeschnitten werden dürfen – das Vakuum würde sonst zerstört. Aus dem gleichen Grund darf auch nichts mehr gebohrt oder anderweitig perforiert werden. Die sensiblen VIPs sind in Sandwichelemente integriert, die mittlerweile in unterschiedlichen Ausführungen und Oberflächenoptiken zu haben sind. Aufwand und Nutzen müssen in einem vernünftigen Verhältnis gehalten werden. Als Standard-Dämmung ist diese Variante derzeit nicht gedacht.

Die Behaglichkeit von Räumen hängt auch von der Raumluftqualität ab, sowohl hinsichtlich des Geruchs wie auch der Schadstofffreiheit. Schadstoffbelastete Luft wird durch luftreinigende Materialien verbessert, die von Putz über Gipskartonplatten bis hin zu Textilien wie Vorhängen und Teppichen reichen. Entscheidend für die Wirkung ist dabei das Verhältnis der frei zugänglichen Fläche zum Luftvolumen. Mittels Katalyse werden sowohl unangenehme Gerüche als auch Schadstoffe wie beispielsweise Formaldehyd oder Nikotin in ihre Bestandteile zerlegt und zerstört. Hinsichtlich des weit verbreiteten Sick Building Syndrome (SBS) ist dies eine besonders interessante Option – wenn auch die Ursachen als solche damit nicht beseitigt sind. Die Verbesserung der Raumluftqualität ersetzt auch nicht die Lüftung zwecks Sauerstoffzufuhr und betrifft nicht die Problematik erhöhter relativer Luftfeuchte mit den damit verbundenen Folgen wie Schimmelpilzen. Außerdem sollten entstehende Abbauprodukte wie Kohlendioxid (CO2) aus dem Raum entweichen können.

VErrinGErTEr wärMEund kühlbEdArf durCh spEiChErMATEriAliEn

Luftqualität steht auch schon lange im Fokus des Umweltschutzes – hier sind in letzter Zeit diverse Pilotprojekte in verkehrsbelasteten innerstädtischen Gebieten hinsichtlich Straßenbelägen und auch Fassadenfarben entstanden, da die Katalyse im Außenraum als wesentlich aktiver gilt.

Die angemessene Raumtemperatur lässt sich mit Hilfe von Latentwärmespeichern bzw. Phase Change Materials positiv beeinflussen. Ein Raum bleibt mit Hilfe von PCMs länger kühl bzw. angenehm warm, ohne zur Regulierung durch Wärmezufuhr oder Kühlung zusätzliche Energie erforderlich zu machen, und bietet damit eine weitere Möglichkeit der Energieeinsparung. Winzigste paraffingefüllte Kugeln mit einer relativ dichten Kunststoffhülle verändern ab einer vordefinierten Temperatur, beispielsweise 24° C, ihren Aggregatzustand von fest zu flüssig bzw. umgekehrt von flüssig zu fest. Während dieses Phasenwechsels wird Wärme aufgenommen bzw. abgegeben und das Wachs speichert, „versteckt“ solange die Wärme, bis sich der

hOChEffiZiEnTE und sChlAnkE däMMunG Vor dem Hintergrund von Energieeinsparungen und Gebäudezertifizierungen durch DGNB, LEED, BREEAM etc. ist der Einsatz von nanooptimierten Dämmmaterialien äußerst vielversprechend. Dazu gehören dünne Vakuum-Isolationspaneele (VIPs), Putze oder Gipskarton (GK)-Platten mit integrierten Latentwärmespeichern/Phase Change Materials (PCMs) sowie Dämmmatten und Verglasungen auf der Basis von Aerogelen.

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Aggregatzustand wieder geändert hat. Die Paraffinkugeln als Temperaturpuffer sind als Zuschlagsstoffe in Gipskartonausbauplatten oder auch Putzen verarbeitet und fangen Temperaturspitzen ab. Die Materialien können unproblematisch verarbeitet, gesägt und gebohrt werden.

Nachdem Buckyballs (C60-Fullerene) als neu entdeckte Kohlenstoffmodifikation eine Zeitlang die Popstars der Nanotechnologie waren, haben heute Kohlenstoff-Nano­ röhren (Carbon Nanotubes, CNTs) diese Rolle übernommen. Sie werden mittlerweile im Industriemaßstab produziert, wobei für zukünftiges Produktdesign starke und leichte Materialien, die mit Hilfe von CNTs verstärkt werden, von besonderem Interesse sind. Aus dem Weltraum sind sie im Automobilbereich bereits bis zur Serienreife angekommen.

Aerogel besitzt nicht nur eine faszinierende ästhetische Anmutung, sondern gleichermaßen beeindruckende funktionale Eigenschaften. Es besteht zu 99 % aus Luft, ist ultra­ leicht, scheint wolkengleich zu schweben und besticht durch eine überirdische Transluzenz. Diese Assoziation ist gar nicht falsch, wurde Aerogel doch ursprünglich von der NASA zum Schutz für Menschen und Gerät vor den Extremtemperaturen im Weltraum entwickelt. Die Poren sind so klein, dass Moleküle sich nicht mehr bewegen können und keine Wärme leiten bzw. abgeben können. Die Dämmeigenschaften von Aerogel erstrecken sich nicht nur auf Wärme, sondern auch auf akustische Dämmung, also Schallschutz. Aerogelbasierte Füllung befindet sich in Glaspaneelen genauso wie in innovativen Dämmmatten, die einen Massenmarkt versprechen.

Das Material der Zukunft scheinen nun zweidimensionale kristalline Graphenschichten zu sein, die mindestens genauso vielversprechend wie ihre Vorgänger sind: leitfähig, leicht, mechanisch stabil, transparent und ultra-flexibel.

Energieeffizientes Licht: superflach und flexibel Lichtemittierende Dioden (LEDs) gelten derzeit als modernes Leuchtmittel und finden als extrem energieeffiziente Beleuchtung zunehmend Verbreitung. Die nächste Generation stellen organische lichtemittierende Dioden (OLEDs) dar, die fundamental neue Produkte ermöglichen. Licht bekommt mit ihrer Hilfe eine andere Dimension: Das Leuchtmittel ist nicht mehr ein greifbares Objekt, sondern großzügige Lichtflächen werden durch leichte, flexible und leuchtende Folien die Allgemeinbeleuchtung darstellen können. Blattdünne, superflache großformatige OLED-Folien können dann als Screens in Konferenzräumen eingesetzt werden. Das ist zwar noch Zukunftsmusik, aber dennoch mehr als Science-Fiction, weil in greifbarer Nähe.

Elegante und visionäre Bauformen durch UHPC Eine neue Formensprache der raumbegrenzenden Flächen wird durch deutlich schlankere und leichte Betonkonstruktionen mit Ultra High Performance Concrete (UHPC) ermöglicht. Dieser durch Nanotechnologie hochverdichtete Beton verändert auch die Konstruktionsweise. Er lässt sich kleben, das Handling wird deutlich erleichtert. UHPC-Beton wird mit der Realisierung komplexer 3D-Geometrien und mit der Möglichkeit dekorativer Perforationen sowohl die Ästhetik als auch die Konstruktionsweise von Gebäuden verändern. Parametrisches Entwerfen und UHPC sind so gesehen das „perfect couple“. Vorgefertigte modulare Elemente dürften dabei dominieren. Im Interior beziehen sich die Anwendungen derzeit auf Bodenplatten, Wandpaneele oder auch Ausstattungsgegenstände wie Tische oder Pflanzcontainer. UHPC ist im Vergleich zu herkömmlichem Beton deutlich umweltfreundlicher durch eine erhebliche Reduktion des Materialverbrauchs und damit des CO2-Fußabdrucks sowie hinsichtlich der Lebenszykluskosten aufgrund reduzierter Wartung und Instandhaltung.

Diese dünnen Folien leuchten angenehm warm und erhellen damit einen Raum. Das materialisierte Licht auf der Oberfläche sorgt für die Auflösung der Raumbegrenzung. Licht spielt sich damit konsequenterweise auf raumbegrenzenden Flächen ab, Lichtarchitektur bekommt eine andere Qualität, in fernerer Zukunft auch in dreidimensionaler Anwendung. Dreidimensionale OLEDs im Labor waren dazu der Anfang. Derzeit sind die Formate noch sehr klein und eher mobiltelefon- als wandtauglich. Verschiedene Leuchtenhersteller experimentieren mit ihnen, bisher immer noch sehr traditionell – als Schreibtischleuchte, Stehleuchte oder Deckenleuchte.

Weitere Anwendungen

Tageslicht ist in der Innenarchitektur dauerpräsent. In allen Anwendungen stellt sich das Bedürfnis der Abdunklung, die meist durch Additive wie Jalousien oder Ähnliches gelöst wird. Nanotechnologie bietet hier eine elegante und minimalistische Lösung: Thermochromes Glas verdunkelt sich selbsttätig, während elektrochrome Verglasung auf Schaltung reagiert und sich ohne den Fluss von Dauerstrom abdunkelt.

Auch der Brandschutz kann durch extrem dünne Brandschutzfüllungen in Brandschutzglas oder auch glasartige Schutzbeschichtungen mit Siliziumdioxid (Si02) von der Nanotechnologie profitieren. In der Konstruktion verändern Klebefunktionen durch Haftung (Stichwort „Gecko“) das Fügen von Bauteilen.

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Ultrahochfester Beton (UHPC) ermöglicht schlanke Konstruktionen und gleichzeitig interessante Formgebungen; hier erweckt er das Konterfei Marilyn Monroes zum Leben. Musterfotografie

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Thermochrome Lackoberflächen reagieren auf erhöhte Temperatur wie etwa durch Körperwärme.

lACk und liChT Ohne Licht keine Farbe. Licht ist für die Farbwahrnehmung entscheidend, bringt aber leider auch Nachteile mit sich: UV-Licht hat zerstörerische Wirkung, weswegen viele Oberflächen wie beispielsweise Holz mit transparentem UV-Schutzlack überzogen werden. Bisher besteht dieser Lack aus organischen Partikeln, so dass er sich früher oder später selbst abbaut. Mit Hilfe von Nanotechnologie wird nun durch einen transparenten Lack aus anorganischen Partikeln, die nicht abgebaut werden, dauerhafter Schutz geboten.

Tisch „Linger a little longer“; Jay Watson design

Farben erhalten durch Effektpigmete neue Qualitäten. Effektlacke mit Flip-Flop-Effekt sorgen mittels spezieller Effektpigmente für neue Varianten lackierter Oberflächen. Changierende Oberflächen, die sich im Spektrum von rosa bis grün und blau bewegen, verändern je nach Blickwinkel ihre Farbe. Thermochrome Lacke, die auf Temperaturwechsel reagieren – seinerzeit für militärische Anwendungen entwickelt –, sind auf den ersten Blick interessant, aber in Interiors bislang noch kein besonderer Einsatzbereich.

iT Informationstechnologie (IT), Ambient Assisted Living (AAL) und Innenarchitektur treten zunehmend in Austausch miteinander. IT-Systeme und AAL-Komponenten werden immer kleiner – ohne NT wäre das unmöglich –, ihre Sensoren werden in Textilien integriert, Radio Frequency Identification (RFID)-Systeme sorgen für Zugang zu bestimmten Räumen, organisieren Betriebsabläufe, Computer ermöglichen die Steuerung des Energieverbrauchs durch den Nutzer, die Kommunikation innerhalb von Gebäuden als auch mit der Außenwelt wird zunehmend von IT unterstützt. IT verändert die Innenarchitektur – Büroarbeitsplätze, Gastronomie, Privatbauten –, viele Prozessabläufe und damit die Anforderungen an Räume verändern sich.

Organic: Dieser Leuchter besteht aus einzelnen OLEDs und gilt damit als Vorläufer kommender Lichttechnologie. OLED-Leuchter; Philips

Wahrer Fortschritt besteht aus nutzbringenden Innovationen, die eine Verbesserung des bisher Dagewesenen darstellen. Heute und in Zukunft sind Nutzen und Risiko sorgfältig abzuwägen. Interdisziplinäre Teams aus Wissenschaft, Industrie, Architektur und Innenarchitektur sind gefragt, um die Entwicklung energieeffizienter Gebäude voranzutreiben, wobei die Politik gefordert ist, um die dafür passenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Gute Innenarchitektur stellt sich auch in diesem Zusammenhang den gesellschaftlichen Herausforderungen und denkt mit in die Zukunft. 1 Leydecker, Sylvia, Nanomaterialien in Architektur, Innenarchitektur und Design, Basel: Birkhäuser, 2008.

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Thermochromie, hier auf Sitzfläche und Rückwand einer Bank. Thermo.Bench, Berlin, Deutschland; J. Mayer H. Architects

Energiereduziert: Durch Nano­ technologie optimiert, benötigt der Guss nur eine reduzierte Temperatur und spart damit Energie. Stuhl „Myto“ für Plank in Zusammearbeit mit BASF; Konstantin Grcic

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Space illumination: Die Installation vereint Lichtprojektion und Grafik, Licht und Sound zu einem ästhetischen Ganzen. Installation BBASS, Gent, Belgien; SAQ Architects

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äsThETisChE quAliTäTEn VOn liChT, rAuMlufT und AkusTik pETEr ippOliTO

liChT – Ein sinnliChEr bAusTOff

Licht, Raumluft und Akustik als Gestaltungsmittel? Oft genug als bloße funktionale Notwendigkeit wahrgenommen, bietet die Integration des technischen Ausbaus, dessen ästhetische Ausdrucksmöglichkeiten sich nicht auf den ersten Blick erschließen, faszinierende Gestaltungsmöglichkeiten. Licht, Raumluft und Akustik unterstützen durch ihre Gestaltung die Führung, Zonierung und Schichtung eines Raumes und können Atmosphäre und Aussage eines Raumes maßgeblich mit prägen.

Jenseits seines funktionalen Einsatzes ist Licht eines der sinnlichsten Gestaltungsmittel des technischen Ausbaus. In all seinen Dimensionen ist es nicht nur ästhetisches Mittel, sondern ein lebendiger Baustoff, der Räumen Struktur, Inhalt und Identität – eine unverwechselbare Atmosphäre – verleihen kann.

Die Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten dieser drei „Baustoffe“ ist vielfältig. Hierbei ist es wichtig, alle raumbildenden Oberflächen wie Möbel, Wand, Boden und Decke als Gestaltungspotenzial zu nutzen. Besonders die Decke ist ein oft unterschätzter Gestaltungsraum. Vielfach nur funktional genutzt, muss ihre Gestaltung als Chance gesehen werden, die Identität des Raumes zu beeinflussen. Als oftmals einzige Fläche, die niemals verdeckt werden kann, hat sie eine große Bedeutung für die ästhetische Wirkung des Raumes. Eine innovativ gestaltete Decke kann Geschichten erzählen, Sehnsüchte, Träume und Wünsche erwecken oder besänftigen. Sie aktiviert kulturelle oder persönliche Erinnerungen und schafft so eine Grundlage für die Aneignung des Raumes durch den Nutzer.

Visuelle Erscheinung, Erfahrbarkeit und Formgebung von Räumen können durch künstliches und natürliches Licht inszeniert werden. Eine gute Lichtdramaturgie setzt sich intensiv mit dem räumlichen Kontext auseinander. Sie schafft Hintergründe, begleitet Sichtachsen, verdeutlicht Zusammenhänge, stellt Elemente heraus und unterstützt die Wahrnehmungshierarchie des Raumes. Licht macht Räume erst wahrnehmbar. Um das große Potenzial des Lichts auszuschöpfen, ist es wichtig, die Wirkungen der unterschiedlichen Qualitäten des Lichts zu kennen. → 220

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Into the dark: Im Rahmen des Trailerpark-Festivals wurde die Nacht mit einem hinsichtlich Licht und Sound interaktiven Spot-Sternenhimmel inszeniert. Black Box Revelation, Kopenhagen, Dänemark; Re-Make/Re-Model Architecture

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Miaooo: Lichtstimmung in einer Tierarztpraxis abseits vom Üblichen. Tierärztliche Klinik für Kleintiere, Lübeck, Deutschland; Monz + Monz | Innenarchitektur und Design

Lines: Lichtbänder definieren subtil die Raumkonturen. New Office Design für das ICADE Premier Haus, München, Deutschland; landau + kindelbacher

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Licht

Qualitäten des Lichts: von Richard Kelly bis heute

Das „play of brilliants“ setzt emotional inspirierende Akzente auf besondere Details des Raumes. Das magische Licht fängt die Wahrnehmung des Betrachters ein und setzt brillante Highlights, die die individuelle Besonderheit eines Raumes visuell erfahrbar machen. Diese Glanzpunkte kreieren ein lebendiges, thematisch klar strukturiertes Ambiente – visuell reizvoll, informativ und interessant, darüber hinaus aber auch funktional logisch aufgebaut. Es ist der Glanz, der unsere Augen leuchten lässt, indem es unsere Sinne berührt.

Richard Kelly, einer der Pioniere der modernen Lichtgestaltung und architektonischen Ausleuchtung, der mit Architekten wie Louis Kahn am Kimbell Art Museum und Ludwig Mies van der Rohe am Seagram Building zusammenarbeitete, setzte unterschiedliche Qualitäten des Lichts gezielt ein, um Raumelementen die gewünschte Bedeutung zu geben. Mit seinen zukunftsweisenden Lichtkompositionen prägte er mehrere Generationen von Lichtdesignern und Architekten. Kellys Erkenntnisse über Architekturbeleuchtung, heute ein halbes Jahrhundert alt, sind nach wie vor gültig. Sein Lichtkonzept visualisiert Emotionen, teilt diesen Emotionen aber eine Funktion zu. So unterstützt Licht im Raum beispielsweise nicht nur das Wohlbefinden des Menschen, sondern ermöglicht auch Orientierung. Ausgangspunkt von Kellys Lichtkonzeptionen war die Wahrnehmung des Betrachters. Er verband psychologische Erkenntnisse mit Erfahrungen aus der Bühnenbeleuchtung. Der theatrale Stil seiner Lichtinszenierung verlieh dem Raum neben der ästhetischen auch eine inhaltliche Tiefe und Bedeutung.

Die drei Funktionen des Lichts lassen sich individuell miteinander kombinieren und ermöglichen so einzigartige Lichtkonzeptionen und Raumwirkungen. Der Lichtdesigner kann mit dieser Palette der Möglichkeiten jede gewünschte Facette eines Raumes, eines gewünschten Raumerlebens und damit der gesamten Innenarchitektur visuell unterstützen. Heute erweitert der Einsatz von LEDs (lichtemittierende Dioden) durch ihre charakteristischen Merkmale – Wirtschaftlichkeit und Minimalisierung in der technischen Ausführung – die Gestaltungsmöglichkeiten um ein Vielfaches. Längst hat sich die LED-Technologie seit ihrem Beginn in den 1990er Jahren über kritische Vorbehalte hinweggesetzt. Zuerst nur in sehr speziellen Gebieten genutzt, werden LEDs nun in fast allen Bereichen der Architekturbeleuchtung und für künstlerische Installationen eingesetzt und haben seit Kurzem den Weg in den Massenmarkt gefunden. LEDs zeichnen sich durch eine lange Lebensdauer und Energieeffizienz aus. Aufgrund ihrer extrem kleinen Bauform ermöglichen sie einen hochvariablen Einsatz und erzeugen im Gegensatz zu allen anderen Leuchtmitteln keine UV- und IR-Strahlung. Daher ist das Problem des Farbverlustes bei beleuchteten Kunstwerken oder auch bei bestimmten Waren durch den Einsatz von licht­ emittierenden Dioden vollkommen eliminiert. LEDs sind energieeffizient, bei beachtlichen Helligkeiten mit wenig Energieverlust und Wärmeerzeugung.

Richard Kelly teilte das Licht in die drei Grundtypen „ambient luminescence“, „focal glow“ und „play of brilliants“ ein. Der Einsatz dieser drei Grundtypen ist stilprägend und ermöglicht ein komplexes Raumerlebnis. Gezielte Lichtakzente visualisieren die jeweilige Besonderheit eines Raumes und generieren und kommunizieren räumliche und inhaltliche Informationen. Die „ambient luminescence“ bildet die Grundlage dieses Lichtkonzepts. Diffuses Licht ermöglicht dem Betrachter Orientierung, indem es den Raum mit all seinen Elementen und Objekten einheitlich und gleichmäßig ausleuchtet und diesen vollkommen ohne Schatten illuminiert. Bedeutungen, Größenverhältnisse und Formgebung verlieren ihre Wichtigkeit. Im Fokus dieses Lichts steht der pure Raum, in seiner geometrischen Dimension. Die „ambient luminescence“ erweckt ein räumliches Gefühl der Sicherheit.

Besonders die gestalterischen Vorteile der LEDs, die mit keinem anderen Leuchtmittel erzielt werden können, spielen in architektonischen Lichtkompositionen eine große Rolle. Mit lichtemittierenden Dioden können große Flächen kostengünstig mit interessanten visuellen Effekten inszeniert und zum Leben erweckt werden. Der geringe Platzbedarf – LEDs sind nahezu auf allen erdenklichen Oberflächen, Untergründen und geometrischen Formen anwendbar – lässt neue Freiheiten im Umgang mit architektonischem Licht entstehen.

Im nächsten Schritt erhält der Raum durch den „focal glow“ eine tiefere thematische Akzentuierung und ermöglicht dem Betrachter eine differenzierte Orientierung, indem wichtige von unwichtigen Informationen separiert werden. Dieser Glanz lädt konzeptionell aussagekräftige Raumelemente durch unterschiedliche Beleuchtungshelligkeitsgrade mit Bedeutung auf. Dadurch kann die Aufmerksamkeit aktiv gelenkt und ein Fokus gesetzt werden. Wie ein Spotlight im Theater kann der „focal glow“ unsere Raumwahrnehmung ordnen und akzentuieren. Es besteht auch die Möglichkeit, durch mehrere „focal glows“ innerhalb eines Raumes eine Bedeutungskette entstehen zu lassen. Der „focal glow“ erleichtert unsere Wahrnehmung.

Videoinstallationen oder Bildschirme können mit Hilfe von LEDs nicht nur Räume illuminieren und Lichteffekte kreieren, sondern auch komplexe dreidimensionale Rauminszenierungen schaffen. LEDs ermöglichen ein pulsierendes, dynamisches räumliches Spiel mit Farbe und Lichtintensität. Mit Sensoren versehen, visualisieren sie beispielsweise

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dramatische Interaktionen mit den Bewegungen passierender Menschen und generieren einen unmittelbaren Kontakt zwischen Mensch und Raum. So können Flächen lebendig gemacht und dynamisiert werden und zur dreidimensionalen Kommunikation von Inhalten dienen. Der Einsatz der LED-Technologie erzeugt auf diese Weise neue interessante Möglichkeiten der räumlichen Wahrnehmung und Darstellung. Intelligente Systeme sind in der Lage, einzelne LEDs zu kontrollieren, um die erwünschte Raumatmosphäre, Raumfarbe und Farbwärme dynamisch zu steuern. So kann tatsächlich jeder erdenkliche Inhalt, jede abstrakte grafische Information visuell dargestellt werden. LEDs, die grafische Informationen, aber auch Videoinhalte und Filme darstellen, dienen gleichermaßen der räumlichen Gestaltung wie auch der Informationsvermittlung und → 226 der Orientierung im Raum.

Drama: Pointierter Lichteinsatz schafft Theateratmosphäre für ein anspruchsvolles Bühnenstück, hier ein Restaurant-Interior.

Dreamland: Das gekonnt ausgeleuchtete Schlafzimmer schafft Atmosphäre.

Restaurant Viet Hoa Mess, London, England; Vonsung

Superjacht Numptia; Achille Salvagni Architetti

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Zeittunnel: Licht mit Farbwechsel lässt die Raumstruktur als Raumkapsel erscheinen. Schuhgeschäft SHOEBALOO, Amsterdam, Niederlande; Meyer en Van Schooten Architecten (MVSA)

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Schwerelos: Das rein weiße Interior wird in rosa Licht getaucht, das alles entspannt schweben lässt. CocoonClub Silk, Frankfurt am Main, Deutschland; 3deluxe

Der Supper Club ging als Erfolgsmodell um die Welt – relaxtes Sitzen/ Liegen mit der passenden Lichtinszenierung. Supper Club, Singapur; Concrete Architectural Associates

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Farbige Lichteffekte in Kombination mit raumfüllender Grafik kreieren einen kraftvollen Innenraum. Restaurant Cienna, New York City, New York, USA; bluarch

Licht und Akustik werden in der Sonderanfertigung der Deckenkonstruktion gleichermaßen berücksichtigt. DER SPIEGEL Kantine, Hamburg, Deutschland; Ippolito Fleitz Group

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Schwarm: Die Licht­ installation aus beleuchteten Glasröhren scheint zu fliegen; sensorgesteuert und interaktiv entstehen ständig neue Muster. Flylight, Moskau, Russland; Studio DRIFT, Philosophy of Design (links und unten links)

Das Projekt präsentiert sich im Studio. Flylight; Studio DRIFT (unten rechts)

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Licht ist Emotion

Wirkungspotenzial, die Poesie eines Raumes zu unterstützen oder sogar zu inszenieren. Die symbiotische Beziehung von Licht und Innenarchitektur macht Räume erst erlebbar. Eine integrierte Planung von Architektur und Licht ist daher für eine gegenseitige Bereicherung von großer Bedeutung.

Wichtiges Element einer Architekturbeleuchtung ist, dass der Baustoff Licht die intendierte Wirkung der Innenarchitektur betont und diese für das Auge des Betrachters erfahrbar macht. Da das Medium Licht durch den differenzierten Einsatz der beschriebenen Qualitäten in der Lage ist, Emotionen in alle erdenklichen Richtungen zu lenken, ist es wichtig, die Anforderungen des Raumes zu verstehen: Soll der Raum anregend oder aufregend, inspirierend oder entspannend, kreativ oder ruhig wirken, soll er Kommunikation ermöglichen oder eher Räume der Kontemplation erschaffen? Ein Raum, der seinen Anforderungen und seinem Wirkungswunsch gemäß eingeleuchtet ist, eröffnet dem Betrachter eine Plattform der Kommunikation und Interaktion.

In enger Zusammenarbeit entwickeln Innenarchitekt und Lichtplaner dabei eine räumliche Lichtkomposition, die individuelle visuelle Raum- und Lichthighlights generiert und so die künstlerische und funktionale innenarchitektonische Interpretation des Raumes mit Licht in Szene setzt. Wichtig ist jedoch, dass beide bereits während der Entwurfsplanung ihre Konzeptionen aufeinander abstimmen. Dieser frühestmögliche Dialog stellt sicher, dass bauliche Maßnahmen und die Auswahl der Materialien sowohl den architektonischen Entwurf als auch die Lichtinszenierung des Raumes unterstützen. Da der Lichtplaner die Gesetzmäßigkeiten des Lichts genau kennt und weiß, auf welche Weise speziell intendierte Wirkungen und Suggestionen erzielt werden können, sollte dieser Dialog tatsächlich in einem frühen Stadium stattfinden, um Innenarchitektur und Licht zu einem Gesamtkunstwerk zu vereinen. Welche räumlichen und lichttechnischen Akzente sollen in Szene gesetzt werden? Welche unterschiedlichen räumlichen Nutzungsmöglichkeiten sollen sowohl architektonisch als auch lichtinszenatorisch ins Blickfeld des Nutzers gerückt werden? Mit welcher Atmosphäre und welcher Stimmung soll der Mensch im Raum begrüßt werden? Diese Fragen und viele mehr gilt es also in einem konstruktiven Arbeitsprozess zu klären.

Stimmen Lichtinszenierung und Raumaussage nicht überein, wird der Betrachter die Diskrepanz zwischen der subjektiven Wahrnehmung und der räumlichen Wirkung als störend empfinden. Ein Raum beispielsweise, der als Ort der Kommunikation gestaltet ist, aber in eine kalte Lichtstimmung getaucht ist, transportiert zwei unterschiedliche Aussagen, die den Nutzer unbewusst irritieren und mit hoher Wahrscheinlichkeit Unbehagen hervorrufen. Natürlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass Lichtplaner und Innenarchitekt eine Lichtinszenierung auch manipulativ einsetzen können, um spezielle Gefühle im Nutzer hervorzurufen, den Raum mit besonderen Funktionsmöglichkeiten zu versehen oder geplante überraschende Effekte zu erzielen. Dennoch muss hierbei immer bedacht werden, dass eine nicht nachvollziehbare architektonische Ausleuchtung neben erwünschten Überraschungselementen und eventuell positiver Verwirrung auch negative, irritierende Empfindungen auslösen kann.

Die These „Ein gutes Licht ist das, was man nicht sieht“ verdeutlicht den Standpunkt, dass eine gelungene Lichtinszenierung ihre Wirkung durch eine indirekte visuelle Wahrnehmung erzielt. Derartige Lichtinszenierungen zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Lichtquellen unsichtbar in der Innenarchitektur integriert sind, das Licht aus der Architektur heraus strahlt. Ein anderer Ansatz setzt genau diese Lichtquellen in Szene, die dann durch ihre visuelle Ausformung und ihre offene räumliche Integration die gewünschte Atmosphäre erzeugen und den innenar→ 230 chitektonischen Entwurf stützen.

Licht, das sich an der Wahrnehmung der Menschen orientiert, erfüllt deren Wunsch nach funktional-sinnlicher Kohärenz. Beleuchtungskonzepte als auch Räume sollten menschliche Bedürfnisse unterstützen und niemals nur bloßer gestalterischer Selbstzweck sein. Gute Lichtkonzeptionen setzen ihr Hauptaugenmerk auf die menschliche Wahrnehmung und darauf, welche räumlichen Elemente der Betrachter visuell erfassen soll. Materialien und Details werden durch die Lichtinszenierung unterstützt und inszeniert. Auf diese Weise kann der Fokus auf bestimmte Motive der Innenarchitektur gelegt werden, die andernfalls nicht bemerkt werden würden und ihrer Bedeutungskraft beraubt wären. Die Lichtgestaltung setzt Akzente auf die Besonderheit der kommunikativen Möglichkeiten, auf die Ästhetik, die formale Gestaltung und die funktionale Bedeutung des Raumes. Licht ermöglicht metaphorische Interpretationen eines Raumes, die jenseits einer nüchternen Intellektualität auf sinnlicher Basis erlebbar sind. Es verfügt über das

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Highlight: Lichtinseln heben klar definierte Bereiche des Raumes wie Bar oder Tische hervor. Chan „pan-Asian“ Restaurant und Bar im The Met Hotel, Thessaloniki, Griechenland; Andy Martin Architects

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Vom Spiel mit Licht und Schatten unterstützt, betont der Raum die Anordnung der Raumflächen und seine Kubatur. Lichtlabor, Rüdesheim/Nahe, Deutschland; planungsbüro i21

Die Abwesenheit von Farbe wird durch gezielte Lichtinszenierung zum wirkungsvollen Werkzeug, um die Dramatik zu steigern. Restaurant Viet Hoa Mess, London, England; Vonsung

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Die Exponate kommen voll zur Geltung in dieser lichten Ausstellung – der Gang durch das Museum vereint Licht und Grafik und scheint eine Reminiszenz an Jenny Holzers Installation von 1989 im Guggenheim Museum zu sein. BMW Museum, München, Deutschland; Atelier Brückner GmbH

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LichtdramaturgiE

Dynamische Lichtinszenierungen orientieren sich am Wechsel der Tageszeiten, indem sie die gleichmäßige Lichtfarbentwicklung des Tagesverlaufes nachahmen. Die Ausleuchtung eines Raumes passt sich an die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen eines vorgegebenen Tages- und Lebensrhythmus an. Diese Dynamik zeigt sich darin, dass der Wandel zwischen den einzelnen Lichtstimmungen unmerklich geschieht, sich also nach dem Vorbild des Tageslichts in einem kontinuierlichen Prozess verändert. Der Mensch sollte den Wechsel des Lichts auf einer unbewussten Ebene erleben.

Innenarchitektur und Licht gehen also eine sich gegenseitig inspirierende Verbindung ein. Um sich positiv beeinflussen zu können, muss sich das räumliche Konzept in der Lichtdramaturgie widerspiegeln und die Lichtdramaturgie sich in den räumlichen Kontext einfügen. In der Architekturbeleuchtung wird eine Dramaturgie komponiert, die einen räumlichen Spannungsbogen entwirft. Architekturbeleuchtung zoniert, ordnet und schichtet den Raum durch eine präzise Definition von Ruhepolen und Aktivitätspolen, die durch Helligkeitsunterschiede der Beleuchtung markiert werden. Ein räumliches Ambiente, dessen Überschaubarkeit und Verständlichkeit sich auf sinnlicher Ebene vermittelt, gibt dem Menschen Sicherheit und verortet ihn in seinem räumlichen und gesellschaftlichen Kontext.

Eine dynamische Lichtdramaturgie lenkt den Bewegungsfluss und die Aufenthaltsdauer der Menschen innerhalb von Räumen. In Büroräumen beispielsweise ist es angenehm, wenn durch eine dynamische Lichtinszenierung der Bezug zum Außenraum nicht verloren geht und eine durchgehende Beleuchtung die Konzentration und das Wohlempfinden der Mitarbeiter fördert. Licht formt auch die Aufenthaltsqualität eines Restaurantbesuches. Wie lange soll sich der Gast im Restaurant aufhalten? Soll er in einer gemütlichen oder in einer doch eher kühlen Lichtatmosphäre verweilen? Soll er durch das Licht von der Außenwelt getrennt werden oder soll durch das Licht der Bezug zur Außenwelt geschaffen werden? Die Beleuchtung einer Hotellobby kann durch die Inszenierung den Menschen in die Lobby ziehen und darüber hinaus auch zum Verweilen einladen. Dynamische Lichtinszenierungen haben heute Monotonie und Statik zugunsten einer narrativen Bedeutungsstruk→ 234 turierung abgelöst.

Beispielsweise stellt der rasche Wandel in der Arbeitswelt neue Anforderungen an die Beleuchtung eines Büroraumes. Um sich diesen Herausforderungen anzupassen, müssen in Büroräumen unterschiedliche Zonen für unterschiedliche Aufgaben eingeleuchtet werden. Die Kreativität und Leistung der Mitarbeiter wird durch die Lichtinszenierung gefördert, indem ein flacker- und flimmerarmes Licht eine frühe Ermüdung verhindert. Hierbei spielen der Helligkeitsgrad des Lichts und die Einbeziehung von Tageslicht eine wichtige Rolle. Die Farbe des Lichts sollte angenehm sein, Reflex- und Direktblendung müssen gering gehalten werden. Die Beleuchtungsstärke sollte sich der Arbeitsanforderung, dem Arbeitsobjekt und dem Raum anpassen. Die Beleuchtung des Arbeitsplatzes muss gleichmäßig sein. So wie die räumlichen Strukturen dem Wandel des Zeitgeistes und der Arbeitsgeschwindigkeit Tribut zollen und variabel sein müssen, zeichnet sich auch das Lichtkonzept durch ein hohes Maß an Flexibilität aus. Innerhalb eines Raumes können wiederum Räume der Entspannung und des Erlebnisses durch Licht in Szene gesetzt werden. Ruhezonen sollen Bereiche der Kontemplation schaffen und so die Produktivität der Mitarbeiter steigern, visuelle Fokusse auf interessante architektonische Details können fantasiereiche, inspirierende Impulse liefern und ein angenehmes Arbeitsambiente gestalten. Eindimensionale, flache Lichtinszenierungen gehören der Vergangenheit an, da nun Lichtakzente und dynamische, variationsreiche Lichtkonzeptionen die Funktionalität wandlungsfähiger Räume unterstützen.

Striplight: Hinterleuchtete Lichtwände und Punktstrahler werten diesen Flur auf. Matrix Technology AG Headquarters, München, Deutschland; Plan2Plus

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Himmlisch: Die Bögen in diesem Friseursalon werden durch indirektes Licht betont, die Frisierplätze angenehm erhellt. mizu Hair Salon, Boston, Massachusetts, USA; Níall McLaughlin Architects

Atmosphärisches Licht in einem modernen innerstädtischen Apartment. Penthouse B27, Frankfurt, Deutschland; Hollin + Radoske

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Lichtwelle: Lobby und Treppenhaus sind durch Licht inszeniert und ergeben in der Summe eine sinnliche Atmosphäre. Lobby im Hilton Pattaya, Thailand; Department of ARCHITECTURE Co. Ltd.

Akzentuiertes Licht verleiht dem Raum eine anregende Stimmung, die sich besonders bei Nacht bemerkbar macht. Penthouse B27, Frankfurt, Deutschland; Hollin + Radoske

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Transluzenz, Textur und Struktur werden durch Licht und Schatten reizvoll verstärkt. Restaurant Edge im Hilton Pattaya, Thailand; Department of ARCHITECTURE Co. Ltd.

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Kulturelle Bezüge von Licht

die den gewünschten und erforderlichen Kontrast zu der außen vorherrschenden Dunkelheit kreieren und so einen lebendigen Lebensraum entstehen lassen.

Betrachtet man unterschiedliche Interpretationen der Bedeutung von Licht, eröffnen sich interessante Aspekte, die, in der Architekturbeleuchtung eingesetzt, auch kulturell geprägte Unterschiede sichtbar machen. Als Medium kommuniziert Licht heutzutage Botschaften und Metaphern, die in einem religiösen Kontext entstanden sind, sich aus diesem herausgelöst haben, aber noch immer in unserer säkularisierten Welt bestimmte Konnotationen zu Licht und Schatten in sich bergen. In der Architekturbeleuchtung werden daher auch religiös inspirierte Konnotationen zu Licht und Schatten, Helligkeit und Dunkelheit, Gut und Böse für intelligente räumliche Lichtinszenierungen verwendet. Von religiösen Assoziationen inspiriertes Licht kann beispielsweise einer eleganten Boutique den Hauch von imposanter Bedeutsamkeit und Wertigkeit verleihen. So werden narrative Nuancen und Bedeutungen eröffnet, es entstehen Zitate des kollektiven kulturellen Gedächtnisses oder Zitate des individuellen Lebens.

Spezielle Lichtkabinen und Tageslichtleuchten, mit unterschiedlichen, variierenden Farbtemperaturen gestaltet, werden nicht nur in nördlichen Breitengraden eingesetzt, um Lichtmangel zu kompensieren. Diese Lampen, die den natürlichen Lichtverlauf eines Tages nachahmen, unterstützen den biologischen Rhythmus der Menschen. Das Licht südlicher Länder, das sich durch einen warmen, angenehmen atmosphärischen Farbton auszeichnet, wird bei der architektonischen Lichtplanung in nördlichen Ländern häufig nachgeahmt, wenn es darum geht, menschliches Wohlempfinden zu stärken und die Aufenthaltsqualität in Räumen positiv zu beeinflussen. Tatsächlich sind signifikante Unterschiede in der Lichtgestaltung zwischen nördlichen und südlichen Ländern zu beobachten. In nördlichen Ländern wird versucht, durch eine warme Lichtgestaltung und durch den Einbau großer Fenster den Lichtmangel zu kompensieren, während in südlichen Ländern kleine Fenster vor zu viel Sonneneinstrahlung und Lichteinfall und dadurch vor zu großer Hitze schützen. So werden beispielsweise in Griechenland und in der Türkei häufig Leuchtstofflampen eingesetzt, deren diffuses, kaltes und neutrales Licht ein Gefühl von Kühle vermittelt und so einen angenehmen Kontrast zum warmen Licht der Sonne bildet.

Licht im kulturellen und politischen Kontext eröffnet weitere interessante Aspekte, die einmal mehr die essenzielle Wirkung und Bedeutung des Lichts auf den Menschen unterstreichen. Understatement und Repräsentation spielen bei der Entwicklung einer Lichtkonzeption eine große Rolle. Die jeweilige Gewichtung zeichnet ein Abbild der Gesellschaft und beleuchtet im wahrsten Sinne des Wortes kulturpolitische Aspekte. Je nach kultureller Ausprägung und dem Wunsch nach Repräsentation werden Gebäude und Räume nachts mehr oder weniger beleuchtet, um eine bestimmte Außenwirkung zu kreieren und diese nach außen zu kommunizieren, um das räumliche Umfeld durch Licht visuell zu gestalten oder der natürlichen Dunkelheit zu überlassen.

Vermehrt werden Sonnenumlenksysteme eingesetzt, die, ausgestattet mit Sensoren und Sonnenschutzlamellen, Tageslicht in Räume führen. Wichtig hierbei ist, dass eine Blendung durch das Sonnenlicht vermieden wird. Neben dem Vorteil des seelischen und biologischen Wohlempfindens ermöglicht Tageslicht dem Nutzer, den räumlichen und zeitlichen Bezug zum Außenraum zu behalten. Da Tageslicht sich durch eine dynamische Farbentwicklung im zeitlichen Verlauf auszeichnet, kann diese in der künstlichen Beleuchtung von Räumen durch unmerkliche Wechsel der Farbtemperaturen nachgeahmt werden. Die Kombination von warmen und kalten Farbtönen gibt der Lichtinszenierung eine organische Tiefe, die als angenehm und natürlich empfunden wird.

Licht ist also ein gestalterisches Element, das auch kulturprägende Wirkungen evozieren kann. Darüber hinaus bestimmt und beeinflusst Licht von jeher den biologischen Rhythmus aller Lebewesen. Dies spielt heute, da sich die meisten Menschen die meiste Zeit in geschlossenen Räumen aufhalten, eine große Rolle und muss in der Architekturbeleuchtung bedacht werden. Der Gesundheitszustand der Menschen kann durch eine gezielt eingesetzte Licht­ inszenierung positiv beeinflusst werden. Für sein Wohlempfinden und für eine optimale Konzentrationsfähigkeit benötigt der Mensch deutlich mehr Licht, als zum bloßen Sehen und Wahrnehmen von Informationen erforderlich ist.

Trends, Modeerscheinungen, Zeitgeist, lokale Bedingungen, zeitgenössischer Geschmack, die vorherrschende Licht-Kultur, künstlerische und andere kulturelle Strömungen und Ausformungen spielen neben den hier beschriebenen Aspekten eine wichtige Rolle bei der Konzeption einer architektonischen Lichtinszenierung. Und auch wenn zweifelsohne kulturelle Vorlieben zum Thema Licht und Lichtinszenierung beobachtet werden können, müssen besonders bei Privaträumen nicht zuletzt individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Dieser Aspekt ist besonders in nördlichen Ländern von essenzieller Bedeutung, wo, bedingt durch die geografische Lage, ein Mangel an Tageslicht herrscht, der Depressionen auslösen kann. Dies stellt die Architektur vor die Aufgabe, Räume mit ausreichend natürlichem oder künstlichem Licht zu versorgen. Lichtplaner und Innenarchitekten müssen demzufolge Lichtinszenierungen entwerfen,

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Let there be light: Das angenehme Licht sorgt in Kombination mit dem hellen Holz für eine kontemplative Atmosphäre – eine Metapher für die Glaubensreinheit. The Cathedral of Christ the Light, Oakland, Kalifornien, USA; SOM

Tageslicht, durch transluzente Flächenvorhänge sanft gefiltert, schafft in Kombination mit hinterleuchteten Foliendisplays eine ruhige Atmosphäre im Infusionsraum einer Arztpraxis. Privatpraxis für Naturheilkunde, Dr. Radecki, Köln, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

Grelles Sonnenlicht wird diffus durch Paneele geleitet; ein pompöser Lüster findet Platz unter der hohen Decke. Villa Chnanir, Libanon; Bachir Nader – Interior Architect

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Shopbeleuchtung mit hohen Beleuchtungsstärken setzt die Produkte ins beste Licht. Vereinzelte Punktstrahler in einer relativ dunklen Umgebung inszenieren Pretiosen. Shiseido the Ginza, Tokio, Japan; Klein Dytham architecture

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Licht und aLtEr Ein weiterer Gesichtspunkt, der bei der Konzeption einer Lichtinszenierung zum Tragen kommt, ist die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft. In vielen Ländern, so auch in den westlichen Nationen, wird die Bevölkerung immer älter. Eine gute Beleuchtung bezieht daher das Problem der nachlassenden Sehkraft älterer Menschen in die Lichtplanung mit ein. Räume, die vermehrt von älteren Menschen genutzt werden, wie beispielsweise Krankenhäuser und Alters- und Pflegeheime, erfordern demzufolge eine spezielle Beleuchtung, die älteren Personen die Aufnahme von visuellen Informationen erleichtert und das Risiko einer zunehmenden Verschlechterung der Sehkompetenz kompensiert. Neben den atmosphärischen und gestalterischen Aspekten des Lichts ist es sehr wichtig, dass sich ältere Menschen in ihrer räumlichen Umgebung optimal orientieren können. Eine gleichmäßige Ausleuchtung solcher Räume muss gewährleisten, dass die Sturzgefahr auf ein Mindestmaß reduziert wird und keine irritierenden visuellen Effekte entstehen. Spiegelungen, Schattenbildungen und Helligkeitsreflexe müssen vermieden werden, da diese von älteren Menschen als Bedrohung oder als Hindernis interpretiert werden könnten. Ältere Mitmenschen benötigen zwei- bis viermal höhere Beleuchtungsstärken, auch steigt die Blendempfindlichkeit mit zunehmendem Alter. Beleuchtungsstärke und Farbtemperatur müssen so gewählt werden, dass dem Raum die erforderliche Tiefe verliehen wird, die Menschen mit geschwächter Sehkraft eine kontrastreiche, dreidimensionale Wahrnehmung des gesamten Raumes ermöglicht. Eine anzustrebende optimale Orientierung älterer Menschen erfordert auch eine definierte Einteilung des Raumes in unterschiedliche Raumzonen, die vor allem durch unterschiedliche, charakteristische Lichtinszenierungen markiert werden sollten. Die Funktion, die ein Raum und seine Raumzonen erfüllen, muss sich ihnen bereits durch die Beleuchtung erschließen. Besonders wichtig für die Orientierung älterer Personen ist ein Lebensalltag, der sowohl räumlich als auch zeitlich verortet ist, sich also am Rhythmus des Tages anlehnt. Auch hier kommen Leuchten zum Einsatz, die die natürlichen Lichtstimmungen eines Tages nachempfinden lassen und den Biorhythmus des Körpers unterstützen. Nicht nur für ältere Mitmenschen, sondern auch für Kinder und Jugendliche sind eine ausreichende Versorgung mit Tageslicht und eine gelungene Lichtinszenierung bedeutsam. Wohlempfinden, Lernfähigkeit, sogar biologisches Wachstum und Gesundheit werden positiv beeinflusst – die Bedürfnisse von Körper, Geist und Seele werden durch das richtige Licht in ein angenehmes Gleichgewicht versetzt.

Gesundes Licht: Tageslicht tut nicht nur gut, sondern kommt auch dem natürlichen Biorhythmus entgegen und strukturiert den Tag. Hospiz, Stiftung Marienhospital, Euskirchen, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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Inszeniertes Licht sorgt für verkaufs­ unterstützendes Ambiente – Reflexionen und Kurven bringen zusätzlich Leben in den Verkaufsraum. Schuhgeschäft SHOEBALOO, Maastricht, Niederlande; Meyer en Van Schooten Architecten (MVSA)

Licht zum Lesen: Diese Bibliothek wäre ohne die passende Beleuchtung nur halb so imposant. Stadtbibliothek am Mailänder Platz, Stuttgart, Deutschland; Yi Architects

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LichtdEsign stiftEt idEntität Lichtinszenierungen kreieren individuelle Raumwirkungen, die einen klaren Wiedererkennungswert erzeugen. Die aussagekräftige Dimension des Lichts ist in der Lage, einzigartige Identitäten zu kreieren. corporate Lighting bildet personalisierte Bereiche, die Raum für Interpretationen, Fantasien und Wünsche eröffnen, niemals jedoch das Bedürfnis nach Funktionalität vernachlässigen. Dieser individuelle Wiedererkennungswert bietet dem Betrachter ein Gefühl der Identifikation. Durch corporate Lighting wird beispielsweise der bekannte und vertraute charakter einer Marke oder Firma visuell wiedergegeben und wahrgenommen.

Licht schafft Sicherheit: Die beleuchteten Stufen erwecken die Poesie der geschwungenen Treppe und sorgen gleichzeitig für sicheres Gehen. Clayton Utz Head Office, Sydney, Australien; Bates Smart Architects

Der identitätsstiftende Baustoff Licht kann als Informationsmedium Botschaften kreieren, bekräftigen und an den Betrachter kommunizieren. Die Vermittlung von Informationen zeichnet das Licht als ein Kommunikationsmedium aus, das über die Jahrhunderte hinweg in der Lage war, mit dem Wandel unterschiedlicher Gesellschaften Schritt zu halten. Licht kann den kulturellen Zeitgeist aktiv mitbestimmen. Es ist kein passives Gestaltungsmittel, sondern ein aktives, lebendiges Element, das Information, Ästhetik, Ordnung, Struktur, Wohlempfinden, Funktionalität und die Möglichkeit der Identifikation entwirft und visuell an das gesellschaftliche Umfeld weitergibt. Das Zusammenspiel von zeitgenössischen Impulsen und darauf reagierenden Lichtinnovationen kreiert Lichtkompositionen, die einen Reflex auf menschliches Leben und Interaktionen darstellen: eine Versinnbildlichung des aktuellen Zeitgeistes, der eine Identifikation mit dem Hier und Jetzt formt.

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Das Moos ist ornamentale „Kletterpflanze“, holt die Natur ins Haus und sorgt für bessere Luftqualität. Wohnhaus (“Moss House”), Tokio, Japan; Nendo

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Raumluft – ein unsichtbares Gestaltungsmittel

CO2 als Produkt des menschlichen Stoffwechsels, Keime, Schimmelpilze, Gase, Staub, pflanzliche Pollen, Dämpfe, Lösungsmittel, chemische Stoffe und viele mehr. Zahlreiche Schadstoffquellen befinden sich im Baugrund, in den Materialien oder entstehen im technischen Innenausbau. Nicht zu vergessen ist, dass auch falsches Nutzerverhalten Schadstoffe erzeugen kann. So können sich beispielsweise durch eine mangelhafte Belüftung der Räume Schimmelpilze bilden, die die Gesundheit beeinträchtigen. Hier sind Klimaanlagen nützlich, die den Luftaustausch über ihre technische Anlage steuern und sich den räumlichen Gegebenheiten optimal anpassen. Biologische, physikalische und chemische Schadstoffe können den Organismus des Menschen und sein Umfeld beeinträchtigen. Nur eine exakte Analyse der Emissionen der zu verbauenden Materialien und aller möglicher Schadstoffquellen, der Funktionen des Raumes und der Tätigkeiten der Menschen innerhalb des Raumes, verhindert oder verringert die etwaigen Risiken einer Gesundheitsschädigung.

Die Raumluft ist ein unsichtbares Gestaltungsmittel, dessen Potenzial den Menschen auf signifikante Weise beeinflusst. Wir leben in einer technisierten Zeit, die nach und nach natürliche Aspekte aus dem Leben verdrängt. Technische Innovationen führen jedoch zu einer technischen Abhängigkeit, die eine Sehnsucht nach Natürlichkeit erweckt. Interessant hierbei ist aber, dass sich die meisten Menschen eher nur nach einem Bild von Natürlichkeit sehnen. Dennoch kann in diesem Rahmen die Tendenz zu einer häufigen Einbeziehung natürlicher und nachhaltiger Materialien in technische Lösungen beobachtet werden. Natürliche Raumluftkonzepte, die ohne technische Hilfsmittel funktionieren, oder Konzepte, die ökologisch verträgliche Technologien verwenden, können demzufolge als Reflex auf die zeitgenössische Situation interpretiert werden. Der kulturelle, moralische und soziale Wandel weckt in vielen Menschen die Aufmerksamkeit für eine aufrichtige Auseinandersetzung mit umweltpolitischen Thematiken, jenseits oberflächlicher politisch korrekter Aussagen, und führt dementsprechend zu einer Fokussierung auf nachhaltige Materialien.

Gute Raumluft, die der Funktion, aber auch der Ästhetik des Raumes entspricht, verleiht diesem eine wahrnehmbare Dynamik. Diese Raumdynamik kann eine regelrechte Sogwirkung entfalten, die den Menschen in den Raum hineinzieht, zum Verweilen einlädt und den Aufenthalt behaglich gestaltet. Wenn beispielsweise die Luftqualität im Eingangsbereich frischer natürlicher Luft ähnelt, nimmt der Mensch das Außen in das Innere mit. Durch gute Raumluftplanung erhält jeder Raum ein individuelles Raumluftkonzept, das sich den verschiedenen Nutzungsanforderungen anpasst.

Angenehme Raumluft hat positive Auswirkungen auf Räume und auf die Menschen, die darin agieren. Sie erleichtert und inspiriert zwischenmenschliche Kommunikation und Interaktionen. In privaten Räumen werden die Sinnlichkeit und die Behaglichkeit angeregt, in Bereichen der Arbeit fördert eine behagliche Raumluft zusätzlich die Konzentration und die Leistungsfähigkeit. Ziel eines angenehmen Raumluftklimas ist es, eine Symbiose von Ästhetik, Funktion, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit zu kreieren. Gelingt dies, kann der Energieverbrauch eines Raumes deutlich reduziert werden. In Reaktion auf umweltpolitische Probleme entstehen umweltbewusste Raumluftkonzeptionen, die bei der Realisierung den Einsatz technischer Lösungen auf ein Mindestmaß reduzieren und so eine angenehme, organische und gesunde Atmosphäre schaffen.

Die Tatsachen, dass jeder Nutzer die Raumluft und den Duft, den sie ausströmt, ganz subjektiv wahrnimmt und dass, was dem einen angenehm ist, den anderen bereits stören mag, machen die Raumluft zu einem transparenten „Baustoff“, der mit ästhetischem Nasenspitzengefühl bearbeitet werden muss. Es sollte darauf verzichtet werden, die Raumluft mit künstlichen Duftstoffen zu versetzen, da diese gehäuft Allergien verursachen, Schadstoffe in den Raum transportieren oder schlicht Unwohlsein generieren. Wer erinnert sich beispielsweise nicht an den Besuch der Parfümerieabteilung im Kaufhaus, bei dem der Atem aufgrund der vielen sich vermischenden Düfte meist ins Stocken gerät.

Komponenten von Raumluftkonzepten

Die Innenraumklimatologie umschreibt das Fachgebiet, das die biologischen, baustofflichen und materiellen Einflüsse auf das Luftklima eines Innenraumes analysiert. Physikalische Parameter wie Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur und Ionenstrahlung werden dafür in die Analyse mit einbezogen. Diese differenzierte Untersuchung ermöglicht die Konzeption eines Raumluftklimas, das ein gesundes Wohn-, Arbeits- und Wohlfühlambiente entstehen lässt. Wenn sich die raumklimatischen Parameter Luftgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur in einer ausgewogenen Balance befinden, entsteht ein Luftraumklima, das die menschlichen Sinne positiv anspricht (zum Sick Building Syndrome siehe weiter unten).

Die wichtigste Komponente eines Raumluftkonzepts ist die Vermeidung von Schadstoffen. Hierbei ist eine Untersuchung der einzusetzenden Materialien nötig, um zu verhindern, dass diese das Raumluftklima durch unangenehme oder gesundheitsschädigende Gerüche oder derartige Ausströmungen verunreinigen. Neben der Analyse der zu verbauenden Materialien müssen eine Vielzahl weiterer Faktoren und Prozesse bedacht werden, die ebenso eine schadhafte Verunreinigung der Luft bewirken können:

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Raumluft und Nachhaltigkeit

eine beruhigende Wirkung auf viele Menschen aus. Die Verbindung dieser funktionellen und gesundheitsfördernden Eigenschaften mit ästhetischen Qualitäten macht Pflanzen zu einem wertvollen Bestandteil eines nachhaltigen Belüftungskonzepts.

Die Entwicklung nachhaltiger und natürlicher Raumluftkonzepte zeigt an, wie sehr Natur und Kultur sich gegenseitig beeinflussen und voneinander abhängen. In direkter Reaktion auf äußere Umwelteinflüsse und kulturpolitische Veränderungen beweist der Baustoff Raumluft seine Qualitäten als kreatives Gestaltungsmittel. Die kausale, aber auch kreative Verbindung zwischen Umweltklima und Raumklima verdeutlicht, dass beide Systeme auf äußere Einflüsse reagieren und beide geschützt werden müssen, da sie einen großen Effekt auf menschliches Agieren und Wohlbefinden haben.

Zu den Energiesparmaßnahmen gehört etwa, dass der Raumluft alle wiederverwertbare Energie abgewonnen wird, bevor sie in die Umwelt zurückgeführt wird. Nachhaltige Materialien verringern gesundheitsschädigende Risiken und belasten die Umwelt nicht. Eine ethische Ästhetik zeichnet sich dadurch aus, dass häufig Materialien wiederaufbereitet und bevorzugt regionale Baustoffe verwendet werden. Zur Verbesserung des Raumluftklimas werden Materialien benutzt, deren Oberflächen neben ästhetischen Funktionen noch zusätzliche, raumluftverbessernde Eigenschaften haben. Durch biochemische Prozesse können Schadstoffe der Raumluft aufgenommen und neutralisiert werden.

Da Energiesparmaßnahmen dazu führen, dass Gebäude und Räume immer besser gedämmt werden, ist es wichtig, dass intelligente Raumluftkonzepte die Versorgung der Räume mit genügend Frischluft sicherstellen. Dabei sollten gravierende Temperaturschwankungen und Durchzug verhindert werden. Da sehr viele Menschen negativ auf Klimaanlagen reagieren, ist es erstrebenswert, ein behagliches Raumluftklima entweder durch natürliche Belüftungssysteme zu erzielen oder Raumluftkonzepte zu entwickeln, die eine ausgeklügelte Symbiose von modernster Technologie mit traditionellem, umweltbewusstem, jahrhundertelang erprobtem Know-how eingehen.

Die zeitliche Dimension der Wirkungsdauer der eingesetzten Materialien spielt bei der ethischen Ästhetik ebenso eine große Rolle. Natürliche Materialien und Raumluftkonzepte werden von vielen Nutzern als energiefreisetzend und energiespendend wahrgenommen; der Mensch kann sich dann als Teil des biologischen Lebenskreislaufs fühlen.

Raumluft und Innenarchitektur

Zentrale Aspekte bei der Zufuhr von Frischluft sind die Vermeidung akustischer Störgeräusche und Zugerscheinungen, eine ausreichende Luftfeuchtigkeit, eine angenehme Temperatur, ein angenehmer Luftdruck und eine gute Energieeffizienz. Auf überholte Weise klimatisierte Räume führen sehr häufig aufgrund einer mangelnden Versorgung mit qualitativ hochwertiger Frischluft zu Beschwerden, die als Sick Building Syndrome bezeichnet werden und zu denen Kopfschmerzen, Müdigkeit und verminderte Konzentrationsfähigkeit gehören. Ein kausaler Widerspruch liegt leider darin, dass häufig die von technischen Klimaanlagen aufbereitete Luft eine bessere Luftqualität besitzt, als die natürliche Luft des Außenraumes. Doch auch wenn die Entscheidung zugunsten einer technischen Belüftungsanlage fällt, sollte diese trotz ihrer Komplexität dem Nutzer die Möglichkeit bieten, die Anlage individuell steuern zu können und auf diese Weise eine Anpassung an die persönlichen Bedürfnisse zu erlauben. Fenster sollten sowohl in Privat- als auch in Geschäftsräumen manuell zu öffnen sein, um das Luftklima selbst aktiv mitzubestimmen.

Die Raumluft ist visuell nicht greifbar und dennoch bietet ihre räumliche Integration zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten, die nicht nur das olfaktorische Empfinden, sondern auch den ästhetischen Sinneseindruck positiv beeinflussen. Die sichtbare Integration von Luftauslässen im Raum oder aber deren unsichtbare Integration stellt eine Herausforderung für Architekten und Innenarchitekten dar. Elemente der Raumlufttechnik, die sichtbar im Raum integriert sind, sollten die Wegeführung, das räumliche Konzept, die ästhetische Gestaltung und die Zonierung unterstützen. Die Raumluft unterstützt die funktionalen und thematischen Aussagen des Raumes auf sinnlich wahrnehmbare Weise. Ein Raumluftklima strukturiert die Zonierung eines Raumes: Durch Unterschiede in Temperatur, Luftströmung, Luftfeuchtigkeit und Luftqualität können unterschiedliche Zonen der Behaglichkeit, der Konzentration, der Arbeit, der Privatheit, des Komforts oder der Kontemplation kreiert werden. Jede Zone wird dann mit der Raumluft versorgt, die die jeweilige Funktion erfordert.

Natürliche Belüftungsanlagen versuchen, Gesundheitsrisiken zu eliminieren, den Einsatz technischer Hilfsmittel zu minimieren und dabei das atmosphärische Wohlbefinden zu maximieren. Derartige Raumluftkonzepte nutzen auch die Vorteile von Pflanzen und setzen diese als natürliche „Belüftungsanlagen“ ein. Durch biochemische Prozesse sind sie in der Lage, die Raumluft zu reinigen und mit Luftfeuchtigkeit zu versorgen. Pflanzen vermindern Emissionen, absorbieren akustische Störgeräusche und üben

Die Entwicklung natürlicher Raumluftkonzepte erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, um technische, physikalische, kulturelle, soziale, meteorologische, chemische, biologische und wirtschaftliche Erkenntnisse miteinander zu kombinieren. Durch spezielle Bauweisen werden beispielsweise Luftströmungen in Gebäude oder Räume

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gedrückt und wieder nach außen gesaugt und sorgen so für eine ausreichende Durchmischung der Luft. Solche Konzepte wenden physikalische Gesetze an, um Luft mit wenig technischem Aufwand in einen Raum zu führen und sie im Raum zu bewegen. Auch kann die Kraft der Sonne eingesetzt werden, um eine Luftzirkulation herbeizuführen. Im Einklang mit der Natur nehmen diese Räume die natürlichen Vorzüge der Elemente Sonne, Luft, Wind und Wasser auf und generieren eigenständige Ökosysteme. Die Vermischung unterschiedlicher Stile, unterschiedlichster Kenntnisse und kultureller Einflüsse bereichert die ästhetische Integration der Luft in den Raum. So können auch Kunstinstallationen eine ästhetische Gestaltung der Raumluftelemente befördern und die Möglichkeiten der Integration und der Gestaltung dieser Elemente erweitern. Luftmembranen können beispielsweise in Form eines Ornamentes arrangiert werden und Raumluftelemente können durch Licht eine visuelle Strukturierung erhalten. Durch die Verbindung von Kunst und Funktionalität entstehen multidimensionale Räume, die dem Nutzer ein angenehmes Raumluftklima und einen visuell ansprechenden Genuss bieten.

Living walls: Begrünte Wände sind beliebte vertikale Inseln im Gebäude. Home 06, Amsterdam, Niederlande; i29 interior architects

Landliebe: Diese Land­ schaft in einer Agentur generiert mindestens das Wohl­ gefühl guter Luft. TBWA / Hakuhodo, Tokio, Japan; Klein Dytham architecture

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Akustik – ein ästhetisches Gestaltungsmittel

Der Akustik ist eine poetische Komponente inhärent, die jeder Mensch intuitiv erleben und spüren kann. Alle Oberflächen des Raumes reflektieren, absorbieren oder streuen Schall. Daher besitzt jeder Raum eine individuelle Klangqualität, die im Hörer eine subjektive Empfindung auslöst. Spannend ist es, wenn ein Raum durch einen außergewöhnlichen Klang das Bewusstsein des Menschen auf das eigene Gehör lenkt. Sehbehinderte Menschen werden sehr stark durch die räumliche Klangwirkung beeinflusst und müssen die auditiven Eindrücke mit den Gegebenheiten des Raumes und seinen Funktionen in einen realistischen Zusammenhang bringen. Bei der Entwicklung eines akustischen Konzepts sollte bedacht werden, dass der raumakustische Eindruck von den subjektiven Empfindungen des individuellen Menschen geformt wird.

Die Akustik ist ein auditives Gestaltungsmittel des technischen Ausbaus, dessen ästhetische Qualitäten sich nicht vordergründig erschließen. Das scheinbare Paradox, dass die Akustik nicht nur die auditiven, sondern auch die visuellen Sinne anspricht, wird in der zeitgenössischen Gestaltung von Räumen dekonstruiert. Die Gestaltung des Raumklangs passt sich den Anforderungen der architektonischen Aussage an und stützt so die thematischen und funktionalen Inhalte und Formen des Raumes. Akustik ist ein interdisziplinäres Fach, da es physikalische und psychologische Prinzipien vereint und Erfahrungen aus der Materialienkunde aufnimmt. Wichtige Elemente der Akustik für die Innenarchitektur sind die Entstehung und die Ausbreitung des Schalls, die Korrelation zwischen architektonischen Materialien und Schall und die Auswirkungen des Schalls auf Räume und auf Menschen.

Technische Entwicklungen eröffnen vielfältige Möglichkeiten, akustische Boden-, Decken- und Wandelemente einzusetzen, die die Akustik eines Raumes verbessern und dabei zugleich den Raum auch in visueller Hinsicht bereichern. Die Symbiose von Akustik und Ästhetik kreiert ein visuelles und auditives Raumambiente. Das Zusammenwirken der Gestaltungsmittel Licht, Raumluft und Akustik erfüllt den Raum mit einer unverwechselbaren und einzigartigen Atmosphäre. Die räumliche Funktionalität spiegelt sich dabei immer im ästhetischen Konzept wider. Es werden atmosphärische Räume gestaltet, deren Ausdruckskraft von der Balance zwischen Form und Funktion, Ruhe und Energie und Dynamik und Ausstrahlung lebt.

Der Schall, der durch die Schwingung der Luftteilchen entsteht und vom Menschen wahrgenommen werden kann, wird als Luftschall bezeichnet. Menschen, Maschinen und technische Installationen erzeugen Schallwellen, die sich als Luftschall über die Luft ausbreiten. Hierbei wird zwischen Nutz- und Störschall unterschieden. Nutzschall beschreibt Stimmen eines Gesprächs oder wohlklingende Musik. Verkehrslärm und Maschinenlärm dagegen werden als Störschall bezeichnet. Architektonische und akustische Konzepte arbeiten daran, den Störschall zu minimieren und den Nutzschall zu unterstützen, so dass dieser seinen Wohlklang optimal entfalten kann.

Facetten der Akustik Der Klang der Musik und des gesprochenen Wortes bewegte die Menschen schon früh, sich mit Akustik auseinanderzusetzen, um die Klangqualität spezieller Räume zu verbessern. Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. wurden in China in der Musik Tonsysteme etabliert, die heute als erste Bearbeitung akustischer Themen gelten. In der Antike beschäftigte sich der römische Architekt Vitruv mit der Ausbreitung des Schalls in Amphitheatern. Er ließ unter jedem Sitz Tongefäße anbringen, die den Schall tieffrequenter Töne absorbierten und so die Deutlichkeit der Sprechstimmen verbesserten. In der Renaissance wurden die Raumwirkung und die Raumanforderungen differenzierter untersucht, um die Verbesserung des musikalischen Klangs innerhalb eines Raumes zu erzielen. Schließlich wurden die vielseitigen akustischen Erkenntnisse ab dem 20. Jahrhundert verstärkt angewandt, um die Raumakustik zu verbessern und ein auditives Wohlempfinden zu ermöglichen.

Schwingungen, die von körperlichen Bewegungen von Materialien, Körpern und Bauteilen ausgehen, nennt man Körperschall. Körperschall wird vom Menschen nur sehr eingeschränkt wahrgenommen. Meist sind es tieffrequente Schwingungen, beispielsweise ein vorbeifahrender Zug, die vom Menschen direkt als Sinneseindruck aufgenommen werden können. Hörbar ist dann nur der sich ausbreitende Luftschall der Körper. Allerdings können Körperschallanregungen, wie zum Beispiel das Gehen auf einem nicht entkoppelten Boden, Materialien in Schwingungen versetzen. Besitzen diese Materialien eine ausreichend große Oberfläche, können sie durch ihre Körperschallimpulse die Luft zum Schwingen anregen. Diese Schwingungen sind dann vom menschlichen Gehör direkt wahrnehmbar. Auf diese Weise werden etwa die Gehgeräusche auf einer Geschossdecke an deren Unterseite akustisch wahrnehmbar. Wichtig für Innenarchitekt und Akustikplaner ist, dass sowohl die Anregung eines Bauteils mit Schallereignissen als auch dessen Schallabstrahlung durch dessen bauliche Gestaltung gleichermaßen positiv wie negativ beeinflusst werden können. Je nach gewünschtem Effekt werden Schallereignisse durch das Akustikkonzept und das architektonische Konzept unterstützt, minimiert oder weitestgehend eliminiert.

Die Nachhallzeit und die Halligkeit beschreiben die wichtigsten akustischen Kennzeichen eines Raumes. Die Zeitdauer, die ein Schall benötigt, um in einem Raum zu verklingen, wird als Nachhallzeit bezeichnet. Diese physikalische Einheit hat Auswirkungen auf den Raumklang und dessen Qualität. Die Nachhallzeit wird durch das Raumvolumen und durch den Absorptionsgrad der räumlichen Flächen beeinflusst. Ein wohlklingendes Akustikkonzept muss die

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Musik in der Luft – die perfekte Akustik sorgt für vollendeten Genuss und der kraftvolle dynamische Schwung scheint manifestierte Melodie zu sein. J.S. Bach Music Hall, Manchester, England; Zaha Hadid Architects

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Nachhallzeit an den Raum, seine Größe, seine geometrische Form und an seine intendierte Funktion anpassen. Ist die Nachhallzeit beim gesprochenen Wort zu lang, verklingen einzelne Silben zu lange und überlagern sich. Die Verständlichkeit wird dadurch eingeschränkt, der Zuhörer kann der Sprache nicht mehr ohne Anstrengung folgen. Bei Musik bewirkt eine zu lange Nachhallzeit, dass die einzelnen Klänge so sehr verschmelzen, dass die Musik ihre Brillanz verliert. Ist die Nachhallzeit zu kurz, trägt der Raum nicht. Vor allem bei großen Räumen werden dann die hinteren Bereiche auditiv nicht mehr erreicht, da die Lautstärke zu gering ist. Die Halligkeit bezeichnet die Akustik eines Raumes. Sie wird von der Reflexions- und Absorptionseigenschaft der raumabgrenzenden Flächen und Raumelemente beeinflusst und durch die Dauer der Nachhallzeit charakterisiert. Die Zeit, die ein akustisches Signal nach dessen Absenden zum Abklingen benötigt, bestimmt den subjektiven, raumakustischen Eindruck des Hörenden in seiner räumlich-zeitlich-akustischen Ausdehnung.

aKustiK ist WohLEmpfindEn Eine gute Raumakustik erzeugt ein räumliches Wohlempfinden. Sie gibt dem Menschen innerhalb eines Raumes eine Orientierung, die ihm eine Fokussierung auf das Wesentliche ermöglicht. Die Tatsache, dass die akustische Raumgestaltung nicht nur unsichtbare Mittel einsetzt, sondern auch ästhetische und haptische Materialien und Raumelemente verwendet, zeigt das schöpferische Potenzial dieses Gestaltungsmittels. Das Faszinierende ist, dass dieser technische Baustoff, der physikalischen Normen unterliegt, eine sinnliche Komponente in sich trägt. Betritt ein Mensch einen Raum, nimmt er diesen mit all seinen Sinnen intuitiv wahr. Stimmt der akustische Eindruck nicht mit dem funktionalen Raumeindruck überein, wird dies als störender Faktor empfunden. Ein Privatraum, der aufgrund seiner Akustik keinen Raum für eine intime Unterhaltung ermöglicht, wird nicht als wohnlich erlebt. Der akustische Klang und dessen Gestaltung unterstreichen auditiv und visuell die Identität eines Raumes. Dieses identitätsstiftende Element kann jede erdenkliche Räumlichkeit widerspiegeln. Eine wohlklingende Raumakustik „umarmt“ den Menschen und schmeichelt seinen Sinnen. Akustik vermag geistige, seelische und emotionale Aktionen und Empfindungen in Gang zu setzen. Sie ermöglicht, erzeugt und strukturiert Wahrnehmungsprozesse, die die intellektuelle Rezeption von Informationen und emotionale Eindrücke einschließen.

Akustik in einem Bürogebäude ist für die Arbeitsräume genauso Thema wie für Konferenz- und Empfangsbereiche. New Office Design für das ICADE Premier Haus, München, Deutschland; landau + kindelbacher

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Die Geborgenheit dieser „Höhle“ wird durch die gefaltete perforierte Oberfläche akustisch unterstützt. Wellington Airport International Passenger Terminal (“The Rock”), Wellington, Neuseeland; Studio Pacific Architecture in Zusammenarbeit mit Warren and Mahoney

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A kustik

Akustik ist Kommunikation Die Akustik ist ein kommunikatives Medium. Ihre mediale Komponente zeigt sich in der Fähigkeit, ein Kommunikationskanal zu sein und Inhalte zu kommunizieren und selbst zu bilden. Dies unterstreicht das Potenzial, auf zeitgenössische Einflüsse und Bedürfnisse eingehen zu können. Eine Akustik, die die Funktion des Raumes unterstützt, ermöglicht eine interaktive, menschliche Kommunikation und eine Kommunikation zwischen Mensch und Raum. Eine wohlklingende Akustik erleichtert die intellektuelle Vermittlung von Informationen. Wenn der Hörende ohne Anstrengung informative auditive Signale empfangen kann und irritierende akustische Signale gar nicht erst entstehen, entspricht die Akustik der Funktion des Raumes. Flexible Akustikkonzepte ermöglichen innerhalb eines Raumes variierende, individuelle Nutzungen mit unterschiedlichen Ansprüchen an den Raumklang. Innerhalb eines Raumes können mehrere individuelle Klangqualitäten durch eine akustische Strukturierung integriert werden. Akustische Zonen lassen sich so nach inhaltlichen und funktionalen Aspekten differenzieren und unterschiedlichen Nutzungsanforderungen anpassen. Eine auditive Raumatmosphäre, die emotionales Wohlempfinden, intellektuelle Kommunikation, kreatives Arbeiten, aber auch kontemplative Ruhe ermöglicht, bereichert das Leben um visuelle, haptische und auditive Inspirationen und verleiht dem Raum eine emotional erfahrbare Dimension und Tiefe. Akustikkonzepte müssen auf individuelle Unterschiede der Menschen eingehen. Wenn beispielsweise innerhalb eines Raumes ruhige, introvertierte Personen mit lauten, extrovertierten Personen arbeiten und kommunizieren sollen, müssen sich beide Personengruppen in diesem Ambiente wohlfühlen. Der Akustikplaner sollte dann innerhalb des Raumes akustische Zonen schaffen, so dass jedem Menschen ermöglicht wird, seiner Persönlichkeit entsprechend zu interagieren und sich wohlzufühlen. Betrachtet man die Akustik unter kulturell inspirierten Aspekten, eröffnen sich unterschiedliche auditive Vorlieben und Muster, die wiederum unterstreichen, mit welcher Sensibilität ein Akustikkonzept entwickelt werden sollte und wie bedeutend der räumliche, kulturelle, soziale, politische und gesellschaftliche Kontext ist. Die Analyse unterschiedlicher Kulturen und Nationen zeigt, dass es, ohne komplexitätsreduzierende Klischees bedienen zu wollen, teilweise tatsächlich gravierende Unterschiede in Temperament und dadurch auch im Empfinden für Lautstärken in räumlichen Umgebungen gibt. In vielen Regionen der Welt wird eine hohe Lautstärke als normal, als Zeichen von Lebensfreude und Dynamik wahrgenommen, während dies wiederum in anderen Regionen als

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störende Lärmbelästigung empfunden wird. In südlichen Ländern wird beispielsweise eine lebendige Lautstärke als raumbildendes, raumcharakterisierendes Element in die Akustikplanung mit einbezogen oder einfach nicht durch entsprechende Maßnahmen „bekämpft“. In nördlichen Ländern dagegen wird sehr großes Augenmerk darauf gelegt, dass sich die Akustik der Funktion des Raumes anpasst und eine meist ruhigere auditive Atmosphäre geschaffen wird, die keine störende Geräuschkulisse entstehen lässt. Auch die unterschiedlichen Vorlieben der Menschen in ländlichen und urbanen Gebieten sollten bei der Planung einer gelungenen Akustik bedacht werden. Innerhalb der lauten Geräuschkulisse einer großen Stadt müssen Räume akustisch anders behandelt werden, als Räume in ruhigen, ländlichen Gebieten. Sollte in urbanen Räumen der treibende Rhythmus einer pulsierenden Stadt aufgenommen werden oder sollten eher Inseln der Ruhe und Kontemplation erschaffen werden? Erfordern ländliche Regionen eher dramatische Gegensätze zur Ruhe oder soll sich genau diese Ruhe auditiv in den Räumen widerspiegeln? Eine genaue Analyse der erwünschten Zielgruppe und der funktionalen Ausrichtung von Räumen ist für die Beantwortung dieser Fragen elementar wichtig. Regionale und kulturelle Eigenheiten spielen dabei neben individuellen Wünschen eine große Rolle. Der „Baustoff“ Akustik formt Räume und ermöglicht dem Menschen durch die auditive Zonierung eine bessere Orientierung im Raum. Gerade Arbeitsbereiche mit offenen Raumstrukturen erfordern Lösungen, die die unterschiedlichen Bereiche mit dem jeweils passenden Raumklang versehen, denn nur eine angemessene Akustik fördert Konzentration und Arbeitsqualität. Die akustikgerechte Gestaltung des Mobiliars ist wichtig, da so beispielsweise inmitten eines kommunikativen Raumes durch den Einsatz schallabsorbierender Materialien Ruheinseln errichtet werden können, die innerhalb eines großen Raumes Privatsphäre und Bereiche der Kontemplation und Ruhe ermöglichen. Der Raumklang definiert also unterschiedliche Nutzungsbereiche auditiv. Die offene Raumstruktur moderner Arbeitswelten erfordert dementsprechend flexibel veränderbare Akustikkonzepte. Schalldämmkabinen oder akustisch abgeteilte Telefonzellen und spezielle Möbel bieten differenzierte Nutzungen. Ein offener Arbeitsbereich mit kurzen Wegen der Kommunikation und Teamarbeit führt zu einer Geräuschkulisse, die den Arbeitsprozess oft verlangsamt, anstatt diesen zu beflügeln. Daher müssen einzelne Raumelemente visuell und haptisch so gestaltet werden, dass flexible akustische Räume innerhalb des Arbeitsbereiches entstehen, die Konzentration, Kommunikation, Entspannung, Arbeitsqualität und Kreativität ermöglichen. In solchen Räumen sollte die Nachhallzeit kurz sein und schallreflektierende Raum­ elemente sollten mit schallabsorbierenden Materialien verkleidet werden.

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Sprayjob: Rasterdecken-Standard sorgt für die nötige Akustik – das Mobiliar billiges Vintage, standard-bürograu gesprüht, für außergewöhnliches Office-Design.

Der Konferenzraum verfügt über die angemessene Akustik.

Office 03, Amsterdam, Niederlande; i29 interior architects

Norton Rose, Frankfurt am Main, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

Kopfhörer oder Baffeldecke – beides hilft der Hörsamkeit. Google Engineering Headquarters, London, England; Penson

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aKustiK-dEsign und innEnarchitEKtur

Ein weiterer ästhetischer Aspekt in der Entwicklung eines Akustikkonzepts ist die Frage, ob klangliche Elemente sichtbar oder unsichtbar im Design des Raumes integriert werden. So hat die Formgebung von Wand, Boden und Decke einen entscheidenden, aber unter Umständen unmerklichen Einfluss auf die akustische Raumwirkung. Sichtbar in den räumlichen Ausbau integrierte, akustisch wirksame Oberflächen können dagegen einen Fokus setzen. Das Gleiche gilt für schallabsorbierende, schalldämmende oder schallzerstreuende Materialien: Unsichtbar im Design eingegliedert, wirken sie auf subtile Weise und ordnen sich der Gestaltung und der Nutzungsfunktion des Raumes unter. Sichtbar, in engem Zusammenspiel mit den architektonischen Elementen, kreieren sie selbst den visuellen charakter eines Raumes. Die akustische Gestaltung wirkt dann stil- und raumbildend.

Jede Raumfunktion erfordert ein spezielles Akustikkonzept. Ist Sprache oder Musik im Fokus? Soll der Raum beruhigend wirken? Soll er ein kreatives Arbeitsklima fördern oder eher eine konzentrierte ruhige Raumatmosphäre schaffen? Wird der Raum öffentlich oder privat genutzt? Erfüllt er nur eine Funktion oder muss er multifunktional einsetzbar sein? Dies sind einige der Fragen, die bei der Entwicklung eines Raum- und Akustikkonzepts bedacht werden sollten. Einem wohlklingenden Akustikkonzept stehen mannigfaltige Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung. Je nach Bearbeitung und Einsatz der akustischen Materialien und Raumelemente ist die Klangwirkung unterschwellig oder bewusst wahrnehmbar. Materialien, die die Akustik beeinflussen, bieten, aus der Restriktion der seriellen Anfertigung gelöst, ein großes ästhetisches Gestaltungspotenzial. Perforierte Oberflächen bieten als wichtiges akustisches Werkzeug vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, wenn hinter ihnen Absorptionsflächen untergebracht werden. Die Gestaltungsmöglichkeiten perforierter Oberflächen sind enorm. Bereits mit minimalem Aufwand kann eine unscheinbare Gipskartondecke in ein individuelles Raumelement verwandelt werden. Die Perforationen kreieren hierbei ein Muster, das die Identität eines Raumes maßgeblich mitbestimmt.

Die akustische Gestaltung des Bodens beispielsweise ist für eine angenehme Raumatmosphäre von großer Bedeutung, da der Boden im Gegensatz zur Decke vom Menschen haptisch erlebt wird. Beim Gehen über einen harten Bodenbelag produziert der Mensch Töne, die die Raumakustik beeinflussen. Um diese Töne zu eliminieren, werden Böden mit absorbierenden Materialien versehen, die den Schall dämmen. Weiche Teppichbeläge haben eine schallabsorbierende Wirkung, schmeicheln dem Auge und vermitteln durch eine angenehme Haptik Gemütlichkeit. Kein Mensch zieht dann allein durch das Überschreiten eines solchen Bodens ungewollt die Aufmerksamkeit auf sich, da der Schall der Schritte fast vollkommen gedämmt wird. Durch den Einsatz harter Bodenbeläge kann natürlich auch der gegensätzliche Effekt erzielt werden und so der Fokus auf den Boden und den darüber schreitenden Menschen gelegt werden.

Ebenso spielt die Formgebung einzelner Raumelemente für die akustische Raumwirkung eine große Rolle. Ebene Flächen etwa streuen den Schall anders als gewellte Flächen. Harte Oberflächen reflektieren den Schall, während weiche Oberflächen den Schall absorbieren. Interessant bei der akustischen Bearbeitung eines Raumes ist das spannungsvolle Zusammenspiel unterschiedlicher Texturen mit unterschiedlichen Klangqualitäten. Der Kontrast verschiedener haptischer Materialien bietet zahlreiche Möglichkeiten des Oberflächendesigns. Weich und hart, laut und leise, grob und fein, Stoffe, Leder, Teppich, Marmor, Holz, Metall: Solche unterschiedlichen Texturen und Texturqualitäten beeinflussen in zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten den Raumklang und seine ästhetische Ausformung.

Das Gestaltungsmittel Akustik stiftet Identität, indem es ein auditives Symbol für die ästhetische und funktionale Bedeutung eines Raumes entwirft. Über klangliche und ästhetische Mittel ist die Akustik in der Lage, darüber hinaus seine Besonderheit zu unterstützen.

Akustisch wirksame Paravents. Flex, Sado, Japan; Ply Project – Kenichi Sato, Material – Takizawa Veneer Co., Herstellung – Takumi Kohgei Co.

Die Entwicklung eines passenden Akustikkonzepts erfordert einen interdisziplinären Planungsprozess: Architekten, Akustiker, Elektroplaner, Innenarchitekten, Medienplaner und Nutzungsplaner sollten in einem frühen Stadium des Entwurfs ihre Kompetenzen vereinen. Die interdisziplinäre Planung verdeutlicht die Komplexität des Baustoffes Akustik: Mannigfache Möglichkeiten, mannigfache Anforderungen. Perforierte Oberflächen, Bespannungen, Vorhänge, Oberflächenmaximierung, Akustikputz, Rasterdecken, Deckensegel und Baffeldecken sind nur wenige der zahlreichen Möglichkeiten, die Akustik eines Raumes zu gestalten und zu lenken.

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Akustisch wirksame Verkleidungen, die für vielerlei Arten von Events funktionieren müssen, in einem Veranstaltungsraum. Hilton Frankfurt Airport Hotel, Frankfurt, Deutschland; JOI-Design

Blubb: Die Streuloch­ akustikdecke dieses Warteraums wurde als gestalterisches Element in das Thema „Unterwasserwelt“ eingebunden. Kinderzahnarztpraxis „Zahnarium”, Dres. Stammen & Partner, Grevenbroich, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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Li c ht, R au m Lu f t u n d a k u s ti k

Im Gespräch: Die Kantine des Verlages verfügt über eine akustisch wirksame Decke aus mikroperforierten Aluminiumspiegeln, auf schallabsorbierendem Trägermaterial aufkaschiert. Kantine DER SPIEGEL, Hamburg, Deutschland; Ippolito Fleitz Group

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Li c ht, R aumluft und A kustik

Beispiele für den Einsatz der technischen Gestaltungsmittel

zueinander abgehängten Ronden aus mikroperforiertem, matt geschliffenem Aluminium, kaschiert auf schallabsorbierendem Trägermaterial. Die natürliche Lichtatmosphäre in der Kantine reagiert damit auf ihre Umgebung. Die  Decke bietet funktionale Vorteile: Der Bereich über den Deckentellern wurde samt der notwendigen Haustechnikinstallation schwarz ausgeführt und damit unsichtbar gemacht; Drallauslässe und Sprinkler verschwinden visuell. Die Oberdecke wurde zusätzlich schallabsorbierend ausgeführt, um die mikroperforierten Teller in ihrer akustischen Wirkung zu ergänzen. Die Deckengestaltung vereint somit ästhetische Aspekte mit funktionalen Aspekten. Sie kreiert identitätsstiftende Elemente, nimmt den räumlichen Kontext der Umgebung auf, verbessert die Akustik durch den Einsatz schallabsorbierender Materialien und durch Oberflächengestaltung und schafft einen Glanzpunkt, der dem Auge durch warme Lichtreflexionen schmeichelt.

Eine integrierte Gestaltung der Raumelemente, der kunstvolle Einsatz von Licht, Raumluft und Ästhetik, eröffnet neue Perspektiven, indem der Raum über seine Grenzen hinweg eine endlose Zahl an möglichen Blickwinkeln kreiert. Wie hier beschrieben, bewirkt der Einsatz der technischen Gestaltungsmittel Licht, Raumluft und Akustik, dass die Aussage von Räumen unterstützt wird und durch Führung, Schichtung und Zonierung wahrnehmbar gemacht wird. Darüber hinaus verfügen diese Baustoffe über das gestalterische Potenzial, Räume mit identitätsstiftenden Elementen zu versehen. Die folgenden beiden Fallbeispiele beschreiben die ästhetischen Qualitäten dieser drei Baustoffe des technischen Ausbaus näher.

Großzügige Lichtschalen zonieren den Raum durch ihre intensive Farbigkeit. Die Farben sorgen auch an grauen Tagen für eine positive Atmosphäre im Raum. Durch dimmbare Pendelleuchten, die sich direkt über den Tischen befinden, kann das Beleuchtungsniveau stufenlos reguliert werden. Am Abend verwandeln sich die Lichtschalen in indirekt beleuchtete Lichtobjekte. Die Grundstimmung in der Kantine wird durch das warmweiße „Ambient Light“ der Pendelleuchten erzeugt. Indirektes Licht in ausgewählten Pendelleuchten beleuchtet dezent die Taler an der Decke. Fokussierte Downlights, versteckt in der Decke platziert, ergänzen durch akzentuiertes Licht die differenzierte, hochwertige Grundstimmung. Deckenintegrierte Wandfluter erhellen gleichmäßig die Wandflächen. Sie sorgen für ein ausgewogenes Verhältnis von horizontalen und vertikalen Beleuchtungsstärken und optimieren das abendliche Raumgefühl – auch als Spiegelung in den Glasflächen.

Kantine Der SPIEGELgruppe in Hamburg Die Baustoffe Licht, Raumluft und Akustik unterstützen den besonderen Charakter der Mitarbeiterkantine des Verlagsgebäudes der Spiegel-Gruppe in der Hamburger HafenCity. Die Deckengestaltung vereint Funktion mit Ästhetik. Die funktionelle Komponente der Decke versteckt den gesamten technischen Apparat, Sprinkleranlage, Medientechnik, Licht, Raumluft und Akustik. Die ästhetische Komponente stiftet Identität und schafft einen Bezug zum Außenraum. Die Mitarbeiterkantine war und ist – nicht zuletzt auch wegen ihrer prominenten Lage im Gebäude und der starken Wirkung nach außen – eine Visitenkarte des Unternehmens SPIEGEL, die seine journalistische Philosophie genauso wie seine Gesprächskultur widerspiegelt. Der Grundriss der Kantine beschreibt einen großen, polygonalen Raum, dessen starke horizontale Wirkung durch das an zwei Seiten durchgehende Fensterband noch verstärkt wird. Wegen der Größe des Raumes galt es den Eindruck eines monotonen seriellen Aufbaus und von Austauschbarkeit zu vermeiden. Stattdessen ging es darum, die beim SPIEGEL über Jahrzehnte gewachsene Gesprächskultur beim Essen abzubilden. Die Mitarbeiterkantine ist ein Treffpunkt, ein Ort der Kultur und des informellen Meinungsaustauschs. Gleichzeitig waren alle funktionalen Aspekte wie Erreichbarkeit und Übersichtlichkeit zu gewährleisten.

Die runden, kommunikativen Tische bestehen aus einem schwarz gepulverten Stahlgestell, das in einer weichen Bewegung aus dem Boden zu wachsen scheint. Als Tischplatte wird eine Granitplatte aufgesetzt, die eingelaserte Rasterung auf der Oberfläche sorgt in Verbindung mit der Deckenleuchte für blendfreies brillantes Licht. Die Tische sind in drei großen Gruppen in freier Anordnung im Raum platziert und setzen so dem polygonalen Grundriss ein organisches Statement entgegen. Die Bewegungszonen sind dabei eindeutig erkennbar. In den fugenlosen Boden aus weißem Terrazzo sind drei Linien eingelassenen: Sie geben den Tischen entlang der Laufzonen Halt und dem Raum eine visuelle Struktur. Entlang dieser Linien ist in vier Bereichen ein abnehmbarer leichter Raumfilter aus weißen, vertikal abgependelten Stäben angeordnet, der das Raumluftklima beeinflusst und visuell ansprechende, transparent abgetrennte Zonen schafft.

Da der Raum flexibel nutzbar sein muss, bietet sich die Deckengestaltung als das identitätsstiftende Moment der Kantine an. Dementsprechend sowie der Assoziation aus der Lage am Hafen folgend, wurde eine matt schimmernde Decke entwickelt, die ähnlich wie Wasser das Licht reflektiert. Sie besteht aus 4203 im leichten Winkel

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Li c ht, R aumluft u n d A kustik

Die Gebäudekerne gewinnen durch die Holzpaneelierung Tiefenwirkung. Die geweißte und geölte Oberfläche erhält durch das vertikale, wellenförmige Relief eine textile Anmutung, deren Oberfläche den Schall diffus in den Raum streut und so eine wohlklingende Akustik schafft. Durch eine zickzackförmig verlaufende Glasfassade entsteht an einer Stirnseite ein abtrennbarer Bereich für separate Veranstaltungen. Ein Schwarm leuchtender, abgehängter Plexiglasstäbe sorgt hier für eine blendfreie Beleuchtung und eine intime Inszenierung. Mit Hilfe der Gestaltungselemente der drei Baustoffe Licht, Raumluft und Akustik werden die Funktion, aber auch die Identität und die Gesprächskultur des Verlages unterstützt. Die Mitarbeiterkantine ist als kommunikativer Treffpunkt inszeniert, ein Ort des kulturellen und politischen Austausches.

Pausenfoyer des Palace of International Forums in taschkent

Geschwungene schwarze Deckenfugen dynamisieren den Grundriss des Raumes und schaffen einen interessanten Farbkontrast zu Boden, Wand und Stützen. In den Deckenfugen sind alle technischen Elemente verbaut: Raumluft, Licht und Sicherheitstechnik. Die Funktionalität dieser Akustikdecke ist minimalistisch gestaltet, entfaltet aber doch eine große ästhetische Wirkung. Der grobe Putz der Decke bildet einen Kontrast zur glatten Materialität der Stützen und des Bodens. Die geschwungenen Deckenfugen dynamisieren den Raum, unterstützen die Raumform und laden zum Flanieren ein. Die visuelle Strukturierung des Bodens durch geradlinige, schmale graue Marmorintarsien, die großflächige, sternförmige Ornamente als stilgebende Elemente der Landeskultur bilden, gibt eine Orientierungshilfe im Raum. Der samtene Glanz des Bodens und die Lichtreflexionen gehen mit der Härte des Bodenmaterials einen interessanten Kontrast ein. Beim Überschreiten des Marmorbodens entstehen Laufgeräusche. Diese Töne unterstreichen, dass dies ein Raum des Flanierens ist, ein Raum des Sehens und des Gesehen-Werdens. Die gewellte Glasfassade des Restaurants dynamisiert diesen Ort zusätzlich und streut gleichzeitig den Schall diffus in den Raum und unterstützt so die gute Raumakustik.

Das Pausenfoyer im Untergeschoss des Palace of International Forums in Usbekistan ist ein Beispiel für das Zusammenspiel der drei Baustoffe, die in einer offenen und auch versteckten Umsetzung dem Raum eine funktionale und ästhetische Struktur geben. Zahlreiche Stützen und eine relativ geringe Raumhöhe, die sich nach hinten neigt, erforderten hier eine Lösung, die dem Raum trotzdem Leichtigkeit und Eleganz geben sollte. Die hellen Stützen, die den Boden auf organische Weise mit der Decke verbinden, wirken durch die Lichtinszenierung entmaterialisiert. Indirektes Licht, das die Vouten der Säulen beleuchtet, löst die Begrenzungen der Stützen visuell auf und verleiht dem Raum Weite und Struktur. Ihre Materialtiefe erhalten sie durch die seidige Perlmuttoptik des Stucco Veneziano, einem glatt polierten, warmweißen Stuck mit Zusätzen von Marmorstaub. Die umsäumenden Lichtfugen inszenieren die Fusion von Stützen und Decke und lassen die Stützen scheinbar von innen heraus leuchten. Sichtbar ist nur das Licht der sinnlichen Objekte, nicht dessen Quelle. Das Licht wird vom weißen polierten Marmorboden reflektiert und lässt ihn erstrahlen. Durch das elegante Licht und die dynamisch gestaltete Decke entwickelt der Raum eine große Weite und eine feierliche Atmosphäre.

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Licht, Raumluft und Akustik unterstützen das architektonische Konzept eines Ortes der Kommunikation. Die Inszenierung der Decke und des Bodens stärkt die Raumwirkung durch strukturierende Elemente. Diese offene und großzügige Gestaltung des Raumes und der Ornamentik schafft innerhalb des Forums ein Zeichen der Offenheit. So verbinden sich Repräsentation und Offenheit innerhalb der Räume und werden nach außen kommuniziert.

LI c HT, R AU M LU F T U n D A K U S TI K

Wandelhalle: Der dynamische und stützenreiche Raum besitzt eine schlichte Akustikdecke aus grobem Putz. Pausenfoyer des Palace of International Forums, Taschkent, Usbekistan; Ippolito Fleitz Group

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medIen mark BlaschItZ

rrringding: Vor nicht allzu langer Zeit moderne kommunikation.

Medium, der Singular von Medien, bedeutet in Latein soviel wie Mitte. Small, Medium, Large – als Angabe für Kleidergrößen heutzutage im ursprünglichen Sinne wieder alltäglich, stehen der Begriff Medium und im Speziellen sein Plural Medien in vielerlei Verwendung, die in zwei Gruppen – stofflich vermittelnde und Information übermittelnde Medien – unterschieden werden können. Diese Unterscheidung kann vorerst nur behelfsmäßig sein, da es bislang noch nicht gelungen ist, eine Rubrizierung nach technischen Medienbegriffen mit einer sinnvollen und stimmigen Definition von Medium bzw. Medien in Einklang zu bringen.

Unter Medien versteht man unter anderem Materialien, die als „Vermittler“ fungieren. In der Physik übertragen Medien die verschiedensten Wellen, in der chemie sind Medien Stoffe, die andere Stoffe aufnehmen können, und in der Biologie spricht man von Medien als nährlösungen für Organismen. In der Technik sind Medien ein Sammelbegriff für flüssige, gasförmige oder fein zerteilte feste Stoffe. In der Architekturpraxis werden Medien im Sinne von Leitungsführung für jegliche infrastrukturelle Ver- und Entsorgung mit Gas, Wasser, Wärme, Kanalisation, Strom, Telefon, TV, Internet etc. verwendet. Wir unterscheiden heute in den Medienwissenschaften zwischen Alten Medien – dazu gehören alle Printmedien, Schallplatten, Ton- und Videobänder, aber auch Radio und Fernsehen – und neuen Medien – wie cD, DVD und Blu-ray sowie auch Internet und E-Mail. Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit wird dabei sofort ersichtlich, nämlich diejenige zwischen Speichermedien und Übertragungsmedien. Genau genommen ist aber bereits zwischen Vermittlung, Medium und Mittel zu differenzieren und in der Folge auch zwischen Konzipient und Rezipient, also Sender und Empfänger, sowie zwischen monologisch, dialogisch, polylogisch und interaktiv funktionierenden Medien zu unterscheiden.

Zurzeit steht eine einheitliche Medientheorie noch aus, die die unterschiedlichen Erkenntnisinteressen der Geisteswissenschaften, der Technik und der Kunst harmonisieren würde. Die dringend notwendige Klärung der Sprach- und Definitionsverwirrung im Zusammenhang mit dem Begriff Medium ist eine für die Kulturwissenschaften prädestinierte Aufgabe und würde dieses kurze Kapitel in Inhalt und Umfang bei Weitem überfordern. Trotzdem werde ich zunächst den breiten und oft auch widersprüchlichen Gebrauch des Begriffs phänomenologisch kurz erörtern. Dies ist keinesfalls wissenschaftlichen Methodiken des Erkenntnisgewinns verpflichtet, sondern dient vor allem zu einer besseren Orientierung des Lesers.

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Die kinetische Skulptur übersetzt den Prozess der Formfindung in Kunst und Design metaphorisch in den Raum. Rund 700 Metallkugeln organisieren sich aus dem Chaos durch das Zusammenspiel von Mechanik, Elektronik und dem finalen Code zum BMW. Kinetische Skulptur für das BMW Museum, München, Deutschland; ART+COM AG 257

M edie n

Die Medien und die Bildenden Künste

Die Vielfalt, gleichzeitige Präsenz und schier unendlichen Kombinationsmöglichkeiten bereits der traditionellen Medien haben besonders auch die Produktion der gattungsübergreifenden Bildenden Künste stark und positiv beeinflusst. Sie werden durch die mittlerweile etablierten sogenannten Alten und Neuen Medien zusätzlich in ihrer Fortentwicklung beschleunigt. Mit technischen Geräten wie Projektoren und Bildschirmen kann in verschiedensten analogen und digitalen optischen Verfahren farbiges Licht erzeugt, gesteuert und sichtbar gemacht werden. Stärker als je zuvor bilden sich Grafik und Malerei nicht nur mehr an den Raumbegrenzungen ab oder lösen diese optisch auf, sondern sie vermögen Bildraum und physikalischen Raum dialogisch und dynamisch miteinander zu verknüpfen. Es entsteht eine für die Architektur und Innenarchitektur maßgebliche Erweiterung der Schnittstellen zwischen Mensch und technisch generierten Bildern um die Schnittstellen zwischen Raum und technisch generierten Bildern.

Im Vergleich dazu wird in den Bildenden Künsten anders kategorisiert: Zu den Alten Medien zählen die Malerei, Grafik und Bildhauerei, zu den Neuen Medien Fotografie, Film und Video. Der Architektur und den ihr verwandten Gebieten kommt in diesem Zusammenhang weiterhin eine Sonderrolle zu, weil sie wie schon in der Antike danach trachten, die einzelnen Künste in der Baukunst zu vereinen. Demnach integriert heute die Baukunst nicht nur die unterschiedlichen Kunstgattungen – wenn man will sowohl in freier als auch in angewandter Form –, sondern auch die Neuen und Alten Medien. In den Bildenden Künsten ist seit geraumer Zeit alternativ dazu eine Unterscheidung zwischen Analogen Medien und Digitalen Medien üblich. Das heißt, es gibt zusätzlich neben den traditionellen Trägermedien, unterschiedlichen Pigmenten und Lösungsmitteln bzw. verschiedensten Werkzeugen auch digitalelektronisch gesteuerte Hardund Software.

Was könnte geschehen, wenn Architekturgeschichte als Mediengeschichte erzählt wird? Vilém Flusser strukturierte seinen 1988 in Bern gehaltenen Vortrag „Krise der Linearität“ durch acht Schritte vom Bild zur Schrift und darüber hinaus.1 Aus Frank Lloyd Wrights offenen Hausgrundrissen der letzten Jahrhundertwende des vergangenen Jahrtausends entwickelte sich der schaltbare Grundriss von heute, aus den fließenden Räumen der 1920er-Jahre-Moderne von Adolf Loos wird der informierte Raum unserer Mediengesellschaft generiert, und aus den funktionell-modernen Boxen Ludwig Mies van der Rohes und den kubistischen Räumen von Le Corbusier entstehen zeitgemäße Hypersphären, in denen Wohnen, Arbeiten und Konsumieren gleich dem Multitasking am Computerarbeitsplatz funktionieren.

Derzeit subsumiert der Begriff Multimedia die inter- und transmediale Kunstproduktion in den sogenannten Alten und Neuen Medien zu einer neuen Kunstgattung. Wichtig in diesem Zusammenhang ist zu bemerken, dass im Laufe der Kunstgeschichte ein neu aufkommendes Medium ein vorhandenes, älteres nie völlig verdrängt oder ersetzt hat – dies ist und wird auch mit dem Aufkommen der Digitalen Medien ab dem 20. Jahrhundert nicht geschehen. Unverändert werden mit traditionellen Medien analoge Bilder produziert. So entstehen heute weiterhin Grafiken auf unterschiedlichen Papieren, Wandmalereien und Fresken auf Architektur, Tafelbilder auf Holz, Metallblechen, Kompositstoffen und Kunststoffen, Ölbilder auf mit Geweben bespannten Keilrahmen, händisch, halbautomatisch und industriell, als Zeichnung oder Malerei, als Siebdruck oder im Offsetdruckverfahren.

Der Cyberspace ist eröffnet – und alles eilt, ihn in Besitz zu nehmen und zu besiedeln. Was zum Beispiel im Finanzwesen, der Medizin und den Freien Künsten durchaus schon seit weit mehr als einem Jahrzehnt „State of the Art“ ist – medial vernetzte, dezentral organisierte Raumsituationen, die auf ein stark durch die Wechselwirkungen zwischen stofflichem Realraum und virtuellem Aktionsraum bestimmtes Umfeld reagieren –, findet in der Architektur immer noch nur in wenigen Ausnahmen seine Entsprechung. Will die Architektur ihren Wert als Ausdruck und zugleich Spiegel der Gesellschaft nicht verlieren, ist diese Lücke eines immer mehr an Wichtigkeit gewinnenden Themenkomplexes zu schließen.

Es ist nicht schwer zu erkennen, dass der Medienvielfalt, ihrem trans- und intermedialen Einsatz in allen Gattungen der Bildenden Künste keine Grenzen gesetzt ist. Allein schon die fundamentale Rolle, die das Licht für die Wahrnehmung spielt, sorgt bei den traditionellen Medien für anhaltende Vielfalt und Lebendigkeit. Das Erscheinungsbild von Oberflächen entsteht bekanntlich durch Absorption und Reflexion von Licht und ist abhängig von Pigmenten, Textur und Lichtspektrum. Das Erscheinungsbild hängt also einerseits von der Farbe bzw. der Farbtemperatur des Lichts, mit dem es beleuchtet wird, ab, andererseits von der Beschaffenheit der Oberfläche und damit dem Lichtspektrum, das von der Oberfläche reflektiert wird. Dies reicht von transparenten und transluzenten Materialien über opake raue und glänzende Oberflächen in allen Farbspektren bis hin zu Spiegelflächen, die das gesamte Lichtspektrum reflektieren.

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B I LD E n D E K Ü n S TE

Vilém Flusser behält mit seiner dringenden Forderung nach neuartigen Häusern und neuer Architektur sicher recht: „Das heile Haus mit Dach, Mauer, Fenster und Tür gibt es nur noch in Märchenbüchern. Materielle und immaterielle Kabel haben es wie einen Emmentaler durchlöchert: auf dem Dach die Antenne, durch die Mauer der Telefondraht, statt Fenster das Fernsehen und statt Tür die Garage mit dem Auto. Das heile Haus wurde zur Ruine, durch deren → 262 Risse der Wind der Kommunikation bläst.“2

Das dynamische sensorgesteuerte LED-Mesh generiert eine beeindruckende Life-Performance. Dynamic Performance of Nature, Salt Lake City, Utah, USA; E/B Office

Fast 100 hand­ gefaltete EmergencyDecken, ausgerüstet mit LEDs und mit Bewegungs­sensoren verbunden, schimmern in dieser interaktiven Kunstinstallation. BOTOXUTOPIA, Mailand, Italien; The Principals – Drew Seskunas

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MEDIEn

Anamorphose: Mittels dieses Prinzips wird das Logo der Bank in eine abstrakte dreidimensionale Struktur überführt, die nur aus der Perspektive bestimmter Punkte als Logo sichtbar wird. The BrandSpace – anamorphic logo für die Deutsche Bank Zentrale, Frankfurt am Main, Deutschland; ART+COM AG

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Visualisierung der Telemedizin und ihrer Anwendung am Beispiel eines GesundheitsParcours durch verschiedene Stationen, wie das eigene Zuhause, Apotheke, Notfall, Arztpraxis etc. Die den Messestand überziehenden Strahlen symbolisieren den Datenfluss. Futurecare auf der CeBit 2010, Bitkom mit Deutscher Messe Hannover, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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Zu Hause im Cyberspace

ihre Oberflächengestaltung, aus. Es spielt keine Rolle, ob es sich um reale Landschaften handelt oder virtuelle Topografien kreiert werden: Bestehen Struktur und Poesie der realen Landschaft aus Materialitäten und Entfernungen, wahrnehmbar mit allen Sinnen, so entsprechen dem bei der virtuellen Landschaft am Bildschirm Pixel und die Zeit selbst, wahrnehmbar als Farben, Kontraste und Design. Bergspitzen stehen Verlinkungs­tiefen gegenüber, Flurformen den Dokument- und Dateistrukturen, rhythmische Wiederholung von landschaftsbildenden Elementen den Farb- und Wortrhythmen, und die Reisegeschwindigkeiten durch diese realen Landschaften sind mit den Lade- und Bildaufbauzeiten beim Netsurfen vergleichbar.

In Zukunft werden Implikationen der telematischen Kommunikation die Konzepte kommender Architekturen bestimmen. Frequenz- und Informationsdichte avancieren zu bedeutenden Entwurfsparametern. Dabei verlieren Fragen nach der Fassade und nach ihrem Rhythmus immer mehr an Aktualität. Digital informierte, schaltbare Wände bedeuten gleichzeitig Raumabschluss und Raumverbindung (ersetzen Wand und Tür), schaffen natürliche oder künstliche Belichtung (ersetzen Fenster und Leuchte), und sie bilden die Oberfläche der einzelnen Gebäude, ganzer Areale – durchsichtig, durchscheinend, verspiegelt, durch Projektionen, Bildschirme oder LEDs informiert, bunt oder einfarbig und mono-, bi- oder multidirektional. „More is different“, würde Kevin Kelly3 dazu sagen.

Diese Thematik der Entörtlichung und die damit in Zusammenhang stehenden Fragen nach einem Zuhause inmitten einer heimatlosen Architektur wird in Zukunft zur Erforschung und Gestaltung neuer Lebens- und Aktionsräume führen. Die Aufgabe der Planer des 21. Jahrhunderts wird es sein, eine Binärwelt zu gestalten – eine weltweite, elektronisch vermittelte Umwelt mit allgegenwärtigen Netzwerken, in der die meisten Artefakte (in jeder Größenordnung, vom Nano-Bereich bis zum globalen Bereich) über Intelligenz und Telekommunikationseinrichtungen verfügen. Diese Hyperwelt wird – laut William J. Mitchell – die landwirtschaftliche und industrielle Landschaft, die die Menschheit so lange bewohnt hat, überlagern und diese schließlich beerben.

In einer Zeit, in der eine zunehmende Medialisierung der Haushalte ebenso unvermeidliche wie nachhaltige Konsequenzen sowohl für das Individuum als auch für den es umgebenden Lebensraum nach sich zieht, sind entscheidende Veränderungen zu bemerken. Einerseits droht dem Einzelnen die unfreiwillige Einsamkeit – in westlichen Städten bilden die Alleinstehenden bereits die Hälfte aller Haushalte –, andererseits dringt der öffentliche Raum mittels der Medien in den privaten Raum ein – vor sich den Bildschirm und auf den Ohren den Kopfhörer; statt Bücher und Zeitschriften als Distanzhalter den Laptop und das Mobiltelefon. Abgeschottet von der Nahumgebung, in direktem Kontakt mit dem Fernen, drängt sich die Frage sowohl nach dem Leben im virtuellen Raum, also im Cyberspace, auf, und ebenso jene nach einem gemeinschaftlichen Leben und Bauen in Telepolis, wie es Florian Rötzer4 ausgedrückt hat. Evident scheint die Tatsache, dass der Raum einer Transformation unterliegt, einer Transformation, bei der wir heute von Entörtlichung sprechen – wobei diese Entörtlichung sowohl in der Virtualität als auch in der Materialität ihre Ursprünge und auch ihre Entsprechungen findet.

Wir haben heutzutage Instrumente der Synchronologie, mit denen alle Räume gleichzeitig präsent sind – Räume, die doch nach Kant eine transzendentale Identität haben, das heißt, die ein Nichts sind, sobald wir die Bedingungen der Möglichkeit aller Erfahrungen weglassen, Räume, die die reine apriorische Anschauungsform unseres äußeren Sinnes sind. Alle Gestalter und Planer haben in den geschilderten Rahmenbedingungen zu arbeiten, Bedingungen, die also nicht nur einer Veränderung von Räumen, sondern einer Veränderung der Verfügbarkeit von Räumen bedürfen. Der Übergang von der Handhabung von Räumen zur Steuerung von Verfügbarkeit von Räumen bedeutet die Auflösung der unmittelbaren Entfernung zu den Dingen. Geht man davon aus, dass Raum als Realraum eine begrenzte Ressource ist, dass der postindustrielle Mobilisierungsprozess seine Grenzen bereits überschritten hat und dass das Bedürfnis des Menschen nach Mobilität – das heißt auch nach imaginierter Abwechslung und Neugierde – eher steigen als sinken wird, stehen wir vor der Notwendigkeit, neue Erlebnisfelder der Lebensraumerfahrung zu erschließen. Diese sind in der neuen digitalen Welt im Begriff zu entstehen, die aus einer technologisch theoretischen Machbarkeit in eine immer realer scheinende Wirklichkeit taucht. Bildschirme lösen nicht mehr nur Fenster, sondern auch den klassischen Türbegriff ab. Wirklichkeit wird durch Beobachtbarkeit ersetzt.

Die Frage nach einem Zuhause inmitten einer sich zusehends immer dezentraler organisierenden Mediengesellschaft ist zunächst einmal die Frage nach der Entörtlichung selbst. Um diese Thematik der Entörtlichung in ihrer gesellschaftlichen und somit auch architektonischen Relevanz behandeln zu können, ist eine Erforschung des Prinzips Ort von Bedeutung. Eine Möglichkeit dazu ist die Schaffung von Orten – von künstlichen Orten. Diese Art der Toposbildung lässt auf dem Weg der Vernetzung eine Topografie entstehen, und erst diese artifizielle Landschaft macht dann im Rückschluss den Ort in seiner vollen Komplexität erkennbar. Als einen ersten Schritt zur Erforschung des Phänomens Entörtlichung erachten wir also virtuelle Landschaften, gebildet aus Orten, Personen, Dingen, Begriffen, Verben, Zahlen und Zeichen. Virtuelle Regionen zeichnen sich durch eine Vernetzung einzelner Landschaften untereinander und durch Ausblicke, sprich Verlinkungen zu anderen Orten des Internets und durch

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Feuer und Hitze: Dieser Showroom arbeitet mit Film und Images, die auf die das Innere des Raumes umhüllende Folie projiziert werden. Jaga Experience Lab, Diepenbeek, Belgien; SAQ Architects

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Topologische Transformationen und Interspaces

Parallel zu den bereits existierenden Schnittstellen von digitaler und analoger Welt wie Fax, Telefon, Fernsehen und Computerbildschirm ist eine neue, digital übertragene Bild- und Funktionsrealität und deren Wirkung auf den architektonischen Realraum im Entstehen. Durch Echtzeitübertragungen, die ein stehendes Jetzt ermöglichen, entstehen (neben neuen menschlichen Kommunikationsformen) Parallelschaltungen von Räumen. Das direkte Gespräch, das eine physische Anwesenheit des Gegenübers erfordert, ist nur mehr eine Kommunikationsmöglichkeit von vielen. Die digitale Welt ist im Begriff, zum neuen Kommunikations-, Erlebnis- und Aktionsmedium des Menschen zu werden. Dass diese neue Form der Interaktion die örtliche Relation des Realraumes auflöst, bedeutet eine Revolution für die Architektur und vorerst besonders für die Innenarchitektur. Eine örtliche Entkoppelung ist im Entstehen, deren Parameter neu definiert werden müssen. Welche Entwürfe werden möglich? Welche neuen Funktionszusammenhänge lassen neue Gestaltungsrealitäten entstehen? Es geht nun um den Versuch, durch neue Funktions- und Bildrealitäten und daraus entstehende neue Aktionszusammenhänge dieses neue Feld der Symbiose von digitaler und analoger Welt, welche die Zukunft des Menschen bereits zu beeinflussen begonnen hat, als neue revolutionäre Entwurfsparameter zu erschließen.

Die emportauchende Informationsgesellschaft formiert sich indessen aus Bild-Versorgten und Daten-Informanten. Aktive Informationsvermittlung (informare, lat.: gestalten) beinhaltet polydirektionale Datengeneration. Erst wenn die Bedeutung der Einbringung von Daten-Eigenmitteln als soziokulturelle Chance erkannt und selbstverständlich genutzt wird, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer grundlegenden Änderung im Umgang mit Medienräumen. Besondere Aufmerksamkeit gilt es dabei den vom Individuum generierten und von Medienmaschinen transportierten Inhalten zu widmen, welche die Bedeutungen des „Interspace“, der hier im Folgenden behandelt werden soll, entscheidend zu beeinflussen vermögen. Die Verfügbarmachung von Räumen könnte auf ihrer Transformation in mediale Daseinsfelder basieren, die eine evolutionäre Behandlung der Phänomenologie der Orte ermöglichen. Mithilfe digitaler Informationstechnologie gelingt es, „Common-Spaces“ zu generieren, sie interaktivierbar zu halten, ihnen Zugang zu isolierten Imaginationsräumen zu bieten und zu erfahren, wie neue Aktionsebenen bereitgestellt werden können, die individuell veränderbar und kollektiv erfahrbar werden. Das Ereignisfeld des Individuums wird in Ebenen transformiert, die durch die zugewandte Aufmerksamkeit von Anderen den Raum zum Gemeinplatz wandeln, ihn weiterentwickeln und nähren, ihn durch intervenierende Prozesse aufwühlen, zu neuen Konstellationen und Ordnungen zusammenfügen, ihn somit zu einem telematischen Ort machen. In Abhängigkeit von diesen Orten schlummert im physikalischen Realraum eine neue stoffliche Architekturrealität mit konfligierenden Funktionen. Hybride Aktions- und Lebensräume warten darauf, in Entsprechung zur mobilen Denk- und Reflexionsgesellschaft in Form von Netzplänen entworfen zu werden. Digitale Netzentwürfe und stofflicher Realraum werden in ihrer Wechselwirkung, und in Kombination mit neu zur Verfügung stehenden Entwurfsparametern wie Echtzeit, Geschwindigkeit und Szenarien, einen neuen architektonischen Lebens- und Aktionsraum bestimmen.

Der Interspace versteht sich als nur eine mögliche, als temporäre Wirklichkeit. Doch die Bemühungen der Designer des Cyberspace konzentrieren sich derzeit darauf, den Interspace mit Hilfe von Datenhelmen, Datenanzügen und in der Zukunft wahrscheinlich mit direkten Gehirn­ adaptern auf Null zu reduzieren; die Fensterplätze an den diversen Schnittstellen werden im Hinblick auf ihre Entwurfsrelevanz kaum beachtet. Der Interspace, als Potenzial unendlich vieler Türen, ermöglicht es, solange der Mensch als biologisches Wesen existiert, den in digitalen Bildern vorbeiziehenden Data-Space wahrzunehmen. Doch warum wird bei den Bildern dieser digitalen Welten von virtuellen Räumen gesprochen? Von Räumen – im Sinne von dreidimensionalen Räumen – zu sprechen wäre sicher unrichtig, wenn man diese als traditionelle geometrische Räume durch X-, Y- und Z-Achse aufgespannt sieht. Erachtet man aber den Raum als dreidimensional, aufgespannt durch Zeit und Fläche, so ist die Bezeichnung Raum zwar noch immer verwirrend und nicht eindeutig, bleibt aber sehr wohl adäquat. Ein Sehen in diesen technischen Bildern ist ein Filmesehen, ein Filmesehen digitaler Bilder.

Der Interspace ist die räumlich direkte Übergangszone, die Bühne dieses neuen interaktiven Schauspiels und definiert eine neue Wirklichkeitssphäre. Gesellschaftlich geschiedene Funktionen wie Wohnung, Produktionsstätten, Forschung und Verwaltung, Dienstleistungseinrichtungen, Büros, Konsum, Öffentlichkeit, Kultur etc. können sich wieder in ein transformationelles Gebilde hoher Komplexität verschränken. Gleichzeitig wird die räumliche Dezentralisierung von derzeit funktionell voneinander abhängigen Einrichtungen möglich.

Der herkömmliche Gebrauch des Realraumes wird in den virtuellen Räumen überlagert von einem elektronisch generierten, multisensorischen Eindruck von Raum. Es entstehen Schnittstellen – Zwischenräume, die nicht nur eine Stelle oder eine Fläche, sondern als Ganzes den physikalischen und intellektuellen Interaktionsraum zwischen Mensch und elektronischer Technik bezeichnen. Durch Überlagerung von realer und virtueller Welt werden Raum und Gegenstand sowohl in Materialität als auch in Projektion zu einer neuen Wirklichkeitssphäre, zum Interspace, zu einer drei-

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dimensionalen Peripherie, zu einem Aus- und Eingabeort. Das sind Wirklichkeiten, die sich bereits täglich ereignen, im Fernsehen, am Telefon und am Pc. Erkenntnistheoretisch haben diese Wirklichkeiten auch schon lange den Einzug in die Philosophie gefunden, architektonisch wurden sie bis auf wenige Ausnahmen jedoch ignoriert. Dabei umgeben uns diese neuen Wirklichkeitssphären im Grunde bereits seit der Erfindung des Telefons und des Radios.

Durch die Telematisierung des Alltags und die Veränderungen in der gebauten Umwelt verflüchtigt sich der Unterschied von Außenraum und Innenraum. Wenn, im Sinne von Le corbusier, Architektur das großartige Schauspiel von Raum und Licht ist, müssten dann nicht die zur Verfügung stehenden neuen Wirklichkeiten in diesem Schauspiel als Darsteller Platz finden?

Wasser – nur Wasser in diesem Showroom eines Sanitärproduzenten. Minamo für TOTO, Tokio Designers week 2011, Japan; Torafu Architects

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MEDIEN

Vom Interface zum Interspace

Wo Wahrscheinlichwerden den höchsten Grad erreicht, dort, wo es daran ist, ins Wirkliche umzustürzen, spricht man von virtuell. Je unwahrscheinlicher die Möglichkeiten werden, desto informativer sind sie, bis sie schließlich an die Grenze zum Unwirklichen gelangen. So sind virtuelle Räume höchst wahrscheinlich werdende Zeit-Flächen-Kontinuen. Der Sinn der digitalen Welt ist zu sein. Damit ist sie im Grunde genommen sinnlos. Ihr Sinn ist es also sinnlos zu sein. Diesen scheinbaren Widerspruch zu akzeptieren ist ein erster Schritt zum Verständnis der digitalen Welt. Anarchie ist sinnlos. Anarchie folgt einer Spielstrategie, die vor allem dazu taugt, Orte für Theismen und Atheismen, für Mythologie und Naturwissenschaft, für Kunst und Ethik zu bilden. Anarchie ist gleichzusetzen mit der Suche und dem Experiment unter dem Vorzeichen der Vielfalt und der Gegensätze. Anarchie ist nicht im Kant’schen Sinne Gesetz und Freiheit ohne Gewalt, Anarchie ist quasi: Jedem Widerspruch sein Topos, oder noch weit mehr als das, denn Anarchie wird aus diesen Gegensätzen erst gebildet. Der Anarchie Sinn ist zu sein. Der Anarchie Sinn ist es also sinnlos zu sein. Das anarchische Sein ist ein sich kybernetisch steuerndes Netz, in welchem nicht mehr die Datencluster selbst, sondern die Simultanität der Polyloge das Konkrete bilden. Es ist ein anarchisches Sein simultaner konterkonsensueller Entscheidungen, innerhalb einer Art → 272 kosmischen Gehirns.

Interspaces sind Vernetzungen zwischen virtuellen und materiellen Räumen. Mittels Installation von Kameras und Großbildprojektionen, Mikrofonen und Lautsprechern werden via Datenleitung voneinander entfernte bzw. physisch getrennte Orte miteinander verbunden. Der Interspace ist eine virtuelle Realraumerweiterung. Interspaces sind Weiterentwicklungen von Interfaces. Während Interfaces die Schnittstellen zwischen Mensch und Computer bilden, sind Interspaces Schnittstellen zwischen Umwelt und Computer. In Erweiterung zu Bildtelefonen oder Onlinekonferenzen werden bei Interspaces nicht nur Bilder (üblicherweise der Köpfe) der jeweiligen Diskutanten übermittelt, sondern Bilder der (gesamten) Räume, in denen sich die Diskutanten, Menschen, Tiere, das Intérieur etc. befinden. Ähnlich der Beziehung zwischen Architektur und Malerei im Barock (Perspektive, Scheinmalerei, Spiegel etc.) entstehen durch virtuelle Raumübertragungen völlig neue Raumgefüge – die Interspaces. Die Errichtung von Interspaces erschließt neue Aufgabenbereiche für Gestaltung und Technik und bewirkt einen Paradigmenwechsel in den entwerfenden Disziplinen und den Bildenden Künsten. Gebäudestrukturen werden nicht mehr nur in räumlichen Dichten gemessen, sondern auch in Geschwindigkeiten, Zeiträumen und Kommunikationsfrequenzen. Die bisherige Linearität im Gewohnten wird durch die erweiterte Raumverfügbarkeit, die damit gekoppelte Transformation von Zeit und das Potenzial an individueller Aufmerksamkeit aufgebrochen. Das Agieren im telematischen Aktionsraum stellt uns vor die Notwendigkeit, herkömmliche Entwurfsparameter wie Dichte, Orientierung, Belichtung, Erschließung etc. für Städtebau, Architektur und vor allem auch Innenarchitektur neu zu definieren und um den Faktor Kommunikation zu erweitern. Die Überwindung von realörtlicher Distanz wird sich angesichts der telematischen Verfügbarkeit von Raum stärker ausprägen, das heißt soziale Kontakte können in Frequenzfelder verschiedenster Anwesenheitszustände eingebettet sein. Somit werden Gebäude zu Knotenpunkten in Netzwerken von Daseinszuständen. Hohe telematische und physische Aufenthaltsperioden erzeugen Dichte im kommunikativen wie im räumlichen Sinne. Ähnlich den Strukturen in mittelalterlichen Gebäudekomplexen, in denen verschiedenste räumliche Dichten und Informationsspitzen kumulierten, entstehen räumliche Gebilde, welche durch Kommunikationsinhalte, Informationshäufigkeiten und Nutzungskanons zu multiinzidenten – das heißt mit Ereignissen angereicherten – Hüllen werden. Die individuellen Vernetzungsmechanismen, auf denen jede Verfügbarmachung von Raum basiert, sind in Form von szenarischen Leitbildern, Funktionsdiagrammen oder Schaltplänen erfassbar. Abstrahierte Codes, bestimmt durch Geschwindigkeit, Ereignisse und Räume, werden durch speziell entwickelte analoge Versuchsformen zu räumlich fassbaren Zonengruppen.

Die Magic Box, pulsierendes Epizentrum des Pavillons, in dem Besucher sich dank LEDs in imaginäre Raumland­ schaften versetzt finden. State Grid Pavillon, EXPO Shanghai, China; Atelier Brückner GmbH

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Software: Rund 2000 Bierkästen wurden in diesem studentischen Projekt in einer expressiven geometrischen Freiform montiert – ohne die Software ein Ding der Unmöglichkeit. Boxel, Detmold, Deutschland; Entwurf Henri Schweynoch, Betreuung Prof. Marco Hemmerling

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Kölsch: Per Bierdeckel in Pink und Blau werden über einen interaktiven Tisch die LEDs der Raumbeleuchtung von den Gästen gesteuert. Interactive Kölsch, Köln, Deutschland; Fachhochschule Mainz

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Medial: Ein transparentes Bauelement, das gleichzeitig Sicherungs- und Designaspekten dient und als attraktives Kommunikationstool funktioniert. X-LED, Süssen und Messe Frankfurt, Deutschland; Carl Stahl Architektur

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Interaktiv: Mit einer auf Bewegung reagierenden Projektion vertreiben die Bodenflächen den Kindern in dieser Arztpraxis die Wartezeit. Quallen schwimmen davon, Fische eilen in Schwärmen herbei… und man hört das Wasser plätschern. Kinderzahnarztpraxis „Zahnarium“, Dres. Stammen & Partner, Grevenbroich, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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M edie n

Von der intelligenten Technologie zur intelligenten Typologie

zu- bzw. weggeschaltet werden. Damit steht eine fast stufenlose Steuerung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit zur Verfügung. Überdies bildet die Dicke Wand in ihrer Rekonfigurierbarkeit die Voraussetzung für ein intelligentes und somit schaltbares Raumklima. Die äußerste Hülle dieses hybriden Gebäudes bilden Bioreaktoren, die getragen von einem Hartholzskelett eine Klimazone umschließen, die als halböffentlicher Erschließungs- und Aufenthaltsbereich im rauen Hamburger Wetter den Nutzern zusätzliche Qualitäten wie etwa Ganzjahresgärten bietet und überdies als Klimapuffer energetisch hoch wirksam ist. Wir nennen dieses hoch vernetzte Funktionsraumgefüge Supernature.

Smart Buildings sind für uns keine traditionellen Gebäudetypologien, bei denen herkömmliche Baumaterialien durch Smart Materials ersetzt werden und ein Gebäude sozusagen ein High-Tech-Upgrading erfährt bzw. elektronisch gesteuerte Features für Sicherheit, Klima und Haushalt etc. erhält. Smart Buildings sind Häuser, die nicht mehr nur vorrangig ergebnisorientiert erdacht, geplant und beurteilt werden können, sondern zusätzlich ihre Qualitäten in ihrer Prozesstauglichkeit beweisen. „Mit der Adaptivität von Smart Materials gewinnen im Besonderen zeitliche Abläufe eine wesentliche Bedeutung. Ein performatives Verständnis von Materialien und Technologien ermöglicht und fordert einen neuen Umgang mit dem architektonischen Entwurfsprozess.“5 Smart Buildings beziehen sich auf eine zukunftsweisende Gebäudelehre, machen Aussagen zum Verhältnis zwischen öffentlich, gemeinschaftlich und privat und zonieren ein Gebäude nutzungsspezifisch und klimatisch.

Beim Realisierungsprozess dieses Case Study Houses als Themenhaus am Gelände der IBA Hamburg werden die Möglichkeiten der Verknüpfung der Hochtechnologie – in Form intelligenter Materialien und intelligenter Technologien – mit dem aktuellen Stand der Forschung und Entwicklung, den Möglichkeiten der Bauindustrie, den Fragestellungen der Gesellschaft, den Erkenntnissen der Kulturwissenschaft und den Erkenntnissen des Architekturdiskurses typologisch thematisiert und umgesetzt. Es entstehen rekonfigurierbare Grundrisse und schaltbare Räume. Der fließende Raum von Ludwig Mies van der Rohe oder der offene Grundriss von Frank Lloyd Wright, der Raumplan von Adolf Loos, aber auch die Ökonomie der Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky finden ihre zeitgemäße Weiterentwicklung in den multiinzidenten Hüllen der „Grazer Wohnung“ und der „Hamburger Wohnung“: Im schaltbaren Gefüge dieser neuen Wohnungstypologien werden nicht mehr Räume miteinander verschränkt, sondern Funktionen wechselnd oder gleichzeitig – on demand – zu einer räumlich minimierten und neutralen Zone geschaltet und wieder weggeschaltet. Bei der „Lichtraum-Wohnung“ werden ganze Funktionseinheiten zu einem lichtdurchfluteten Zentralraum geschaltet. Der Loos’sche Raumplan wird zum individuellen und verzeitlichten Wohnplan. Der  zeitliche Wohnablauf, das wechselnde Programm, prägt nutzerorientiert das Erscheinungsbild der Wohnung. So entstehen Smart Spaces mit unterschiedlichen Typologien von rekonfigurierbaren Grundrissen.

Der Entwicklung von Smart Skins kann eine hohe Bedeutung beigemessen werden. Da die Haut die Nahtstelle zwischen dem einen und dem anderen Raum ist, zum Beispiel zwischen Innen- und Außenraum, ist es sinnvoll, sehr viele funktionale Anforderungen in ihr aufzunehmen: Sie kann lichtabsorbierend, reflektierend, opak, transluzent, transparent, photovoltaisch, dämmend, speichernd, selbstleuchtend, vielfarbig, steuerbar, passiv, aktiv, interaktiv und reversibel sein. Smart Skins sind heutzutage meist noch eine vielschichtige Kombination verschiedener Bauelemente aus unterschiedlichsten Materialien, die in bestimmten Verhältnissen zueinander abwechselnd, je nach Anforderungen, die Gebäudehülle bilden. Dabei werden neben tragenden, raumbildenden und bauphysikalisch wirksamen Materialien bzw. Materialkombinationen auch optisch wirksame eingesetzt. Während Smart Technologies wie computergesteuerte Oberflächen aus LEDs und OLEDs rein optisch wirksam sind, können Farb- und Form- bzw. Gestaltveränderungen bei Smart Materials reversibel durch Licht, Temperatur, elektrischen Strom, elektrische Spannung eines Magnetfeldes oder einer chemischen Reaktion erzielt werden.

1  Flusser, Vilém, Krise der Linearität, Bern: Benteli Verlag, 1997. 2  Flusser, Vilém, „Häuser Bauen“, in: ders., Von der Freiheit des Migranten, Mannheim: Ballmann Verlag, 1994, S. 67.

Der von SPLITTERWERK im Rahmen der Smart Material Houses in Hamburg entworfene Smart Treefrog oder Intelligente Laubfrosch ist ein Gebäude, das sich diese neuen Technologien typologisch zunutze macht. Dabei wird das System der Dicken Wand, das auf dem Zwiebelschalenprinzip basiert, in die Architektur übertragen – die Dicke Wand als mehrschichtiger und intelligenter Fassadenaufbau. Durch den Nutzer können mehrere Schichten als Funktionslayer und Filter, beispielsweise Spezialgläser, Dämmstoffplatten, Lamellen und Storen, der Nutzungseinheit einzeln

3  Kelly, Kevin, Out of Control: The New Biology of Machines, Social Systems, & the Economic World, New York: Perseus Books, 1995. 4  Rötzer, Florian, Die Telepolis. Urbanität im digitalen Zeitalter, Köln: Bollmann Verlag, 1997. 5  IBA Hamburg, Dokumentation Smart Material Houses, Hamburg, 2012, S. 10.

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SMART SKInS

Getrennt und doch verbunden: Die transluzente Glaswand erzeugt mit zweiseitigem Farbdruck in Kombination mit der Materialdicke eine Perspektivverschiebung und ein filmisches Erlebnis. Vine Leaf Wall, Linz, Österreich; SPLITTERWERK

2d – 3d komplex und fließend: das alles bedeckende ornament in diesem treppenhaus ist geometrisch integriert und löst die raumkanten zu einer sphäre auf. Vine Leaf Sphere im Schwarzen Laubfrosch, Bad Waltersdorf, Österreich; SPLITTERWERK

Im Zentrum eine funktionsneutrale Zone, die sich durch einzelne Zuschaltungen aus der Wand zum Leben erweckt – ähnlich den Programmkacheln auf dem Desktop. Grazer Wohnung im Schwarzen Laubfrosch, Bad Waltersdorf, Österreich; SPLITTERWERK

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MEDIEn

Hang im Haus: Spezielle Konfigurationen klappen sich aus der Schräge temporär in die Horizontale. Grüner Laubfrosch, St. Josef, Österreich; SPLITTERWERK

Fade to grey: Die langsamen Verläufe der Projektion lösen die architektonischen Grenzen des Innenraumes komplett auf, sie verschieben sich, erscheinen und verschwinden. Raumlichtinstallation, AIT-ArchitekturSalon München, Deutschland; SPLITTERWERK

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SMART SKInS

Lichtprojektionen schaffen einen kontemplativen Ort. Raumlichtinstallation, Architekturbiennale 2008, Venedig, Italien; SPLITTERWERK

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InformatIonstechnologIe lars grau

Digitale Vortragstechnologien sind selbstverständlich. New Office Design für das ICADE Premier Haus, München, Deutschland; landau + kindelbacher

Informationstechnologie durchdringt alle Lebensbereiche einer Informationsgesellschaft. In dieser Art von Gesellschaft leben die meisten von uns. Daher ist klar, dass die Informationstechnologie großen Einfluss auf unseren Alltag hat, wie es sich auch sehr deutlich in der Innenraumgestaltung abzeichnet. Die Integration von Medien und Technologie erfordert eine enge Abstimmung zwischen Architekten, Raumgestaltern, Ingenieuren für die Automatisierung von Wohngebäuden, Medienfachleuten und Handwerkern. Da Technologie und Medien immer weiter in Innenräume, Mobiliar, Gegenstände des täglichen Gebrauchs, Geräte und Materialien vordringen, erscheint eine genauere Betrachtung des Einflusses der Informationstechnologie aus Sicht des Innenarchitekten geboten.

Die Informationsgesellschaft „ist eine Gesellschaft, in der die Produktion, Verteilung, Verbreitung, nutzung, Integration und Beeinflussung von Informationen zu den bedeutenden wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aktivitäten gehört. Ziel der Informationsgesellschaft ist die Gewinnung eines internationalen Wettbewerbsvorteils durch nutzung der Informationstechnologie auf kreative und produktive Weise.“ 1 Dabei beschränkt sich die Informationstechnologie nicht nur auf das Internet. Vielmehr ist dies der übergeordnete Begriff für die Verarbeitung von Informationen und die hierfür erforderliche Hard- und Software. Auf diesem Gebiet sind auch aktuelle und zukünftige Mensch-computer-Schnittstellen (Human-computer Interfaces, HcI) genauer zu betrachten.

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Klar ist, dass neue Technologien nicht entstehen, weil wir sie brauchen, sondern weil wir in der Lage sind, sie zu erfinden. Die Frage lautet daher: Was ist sinnvoll? Und genau an dieser Stelle sind Designer gefragt. Ihre Rolle besteht darin, vorhandene Technologien auf vernünftige Art und Weise einzusetzen, um die bestehenden Bedürfnisse der nutzer zu erfüllen. Klaus Krippendorff führt dazu aus: „Die Etymologie von Design geht zurück auf das lateinische ‚de‘ + ‚signare‘ und bedeutet, etwas herzustellen, es durch ein Zeichen unterscheidbar zu machen, ihm Signifikanz zu verleihen, seinen Bezug zu anderen Dingen, Besitzern, nutzern oder Gottheiten zu bezeichnen. Ausgehend von dieser ursprünglichen Bedeutung könnte man sagen: Design heißt, Sinn zu stiften (den Dingen Sinn zu geben).“4

Die Informationsgesellschaft, wie sie sich seit den 1970er Jahren entwickelt hat, führt zu einer grundlegenden Veränderung der Art und Weise des Funktionierens von Gesellschaften. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat die Informationstechnologie viele Bereiche unseres Lebens transformiert. Es kam zu einem tiefgreifenden Wandel der Art und Weise unserer nutzung digitaler Medien und der Interaktion mit unserem Umfeld. So hat sich die Gestaltung von PKW-Innenräumen im Laufe der vergangenen 40 Jahre im Hinblick auf die Möglichkeiten der nutzerinteraktion völlig verändert: Während das Auto noch in den 1970er Jahren nur über wenige und physische Schnittstellen für grundlegende Funktionen verfügte, sind die Fahrzeuge von heute mobile Supercomputer, in denen der Fahrer von einer überwältigenden Zahl von Steuerelementen umgeben ist, darunter physische Schnittstellen, Sprachsteuerungen und berührungsempfindliche Elemente, die in multimodaler Interaktion zu gleicher Zeit bedient werden sollen. Auch interagiert das Auto von heute nicht nur mit Geräten wie beispielsweise Mobiltelefonen; es kommuniziert darüber hinaus mit anderen Fahrzeugen und Diensteanbietern. Dies führt unter anderem zu deutlich zuverlässigeren Stauvorhersagen und einem höheren Sicherheitsstandard.

Insbesondere auf dem Gebiet der Innenarchitektur eröffnet die Informationstechnologie bisher ungeahnte Möglichkeiten. Die Technologie kann unseren Alltag positiv beeinflussen, indem sie seine Qualität steigert, mehr Komfort, Sicherheit und Effizienz schafft und dabei Instandhaltungszeiten, Kosten und Umweltverschmutzung reduziert. Letztlich hängt aber doch alles vom nutzer – vom Bewohner – ab. Technische Systeme werden fortwährend komplexer, während ihre Bedienbarkeit immer einfacher werden muss, damit sie von den Menschen angenommen werden. Diese Binsenweisheit ist eine geradezu logische nebenwirkung der Informationsgesellschaft: Die Menschen sind überfordert angesichts der Menge und Vielfalt an Informationen und Technologien. Da die Technologie für den Endanwender auch nicht mehr durchschaubar und begreifbar ist, benötigt er effiziente, gut funktionierende Lösungen, weil er zur Reparatur gar nicht mehr in der Lage ist. Also ist auf der Technologie aufbauender Komfort nötig, der durch das Design bereitgestellt wird.

Eine der Haupttriebkräfte dieses Wandels ist die fortschreitende Miniaturisierung und Vernetzung von Technologien. Dies ist es, was heute die Integration der Informationstechnologie in Gegenstände des täglichen Gebrauchs, in Textilien und andere Materialien ermöglicht. Diese Technologie entwickelt sich fort von einzelnen, stationären Geräten, die zurzeit noch unser Leben bestimmen, in eine Zukunft, in der sie allgegenwärtig und unsichtbar präsent sein wird als ständig verfügbare virtuelle Umgebung, die unsere physische Umwelt um neue Aspekte und Funktionen ergänzt. Lösungen mit hohem Integrationsgrad – wie in Kleidung eingearbeitete computer – stehen für diesen Trend. Diese Vision der allgegenwärtigen und tiefgreifenden Informationsverarbeitung ist heute recht gut verstanden und zu einem breit angelegten Forschungsthema geworden: als „Internet der Dinge“. Der Begriff des Ubiquitous computing beschreibt eine „unsichtbare, allgegenwärtige Informationsverarbeitung, die nicht an ein wie auch immer geartetes persönliches Gerät gebunden ist, sondern uns überall umgibt.“2 Mark Weiser, Informatiker und Forscher am Palo Alto Research center, sah diese (R)evolution bereits vor 25 Jahren voraus, als er ausführte: „Im 21. Jahrhundert wird sich die Technologierevolution in den Alltag, in das Kleine und Unsichtbare verlagern.“3

See me: Gäste erwarten selbstverständlich mediale Vernetzung und digitale Kommunikationsmöglichkeiten während des Aufenthalts. W Hotel, London, England; Concrete Architectural Associates

nichts neues also? Das neue liegt wohl darin, dass wir gerade erleben, wie die Utopie tatsächlich zur Wirklichkeit wird. Viele nehmen diese entstehende Realität in gewissem Maße als Bedrohung wahr – oder fragen zumindest, ob wir einen solchen Grad an „Komfort“ wirklich benötigen. Brauchen wir Kaffeetassen, die uns die genaue Temperatur der in ihnen enthaltenen Flüssigkeit anzeigen, oder Sitzmöbel, in denen wir unsere Mobiltelefone aufladen können?

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I n FO R M ATI O n S TEc H n O LO G I E

smart home

Der Smart-Home-Markt wächst und wandelt sich fortlaufend mit den steigenden Bedürfnissen der nutzer im Hinblick auf Komfort und vernetzte Lösungen im Wohnumfeld.7 Während er anfangs von Premium-Lösungen dominiert war, streben nun zahlreiche junge, innovative Unternehmen in den Massenmarkt und in das Do-It-yourself-Segment und bieten einfache, kabellose Plug-and-Play-Produkte an. 8 Verschiedenste Anbieter drängen in den Markt. Smart Home ist und bleibt ein komplexes Thema – insbesondere für die Anwender. Das Problem liegt wie so oft in der Standardisierung. Gegenwärtig ist die Smart-Home-Debatte von technologischen Gesichtspunkten der Standardisierung geprägt. Die nächste echte Herausforderung besteht jedoch in Bezug auf die nutzererfahrung: Es braucht einfache, bequeme Anwenderschnittstellen, die für viele unterschiedliche Geräte passen.

Die Innenarchitektur steht gegenwärtig vor der Herausforderung, die physische mit der virtuellen Umgebung zu verbinden. Die Raumgestalter von heute und – ganz besonders – von morgen müssen in der Lage sein, sich mit komplexen technischen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und in interdisziplinären Teams Gestaltungsaufgaben wahrzunehmen, die Verbindung und Vernetzung schaffen, um so den reichhaltigen nutzererfahrungen im privaten und öffentlichen Raum und am Arbeitsplatz Sinn zu verleihen. In den letzten Jahren sind Begriffe wie „Smart Home“ oder „vernetztes Haus“ immer populärer geworden. Smart-Home-Lösungen oder Systeme zur Automatisierung von Wohngebäuden sollen das Wohnen einfacher gestalten und mehr Lebensqualität, Komfort und Sicherheit bieten. Dafür gibt es zahlreiche Anwendungsbereiche. Eine sinnvolle Unterscheidung kann beispielsweise zwischen „Home-Entertainment“, „Energiemanagement“ und „Steuerungen im Haushalt“ getroffen werden. Der Bereich Home-Entertainment erfüllt die Bedürfnisse des nutzers im Hinblick auf die Vielfalt der im Wohnumfeld gewünschten Medien, die in unterschiedlichen Geräten und an mehreren Orten verfügbar sind. Das Energiemanagement ist auf Fragen der nachhaltigkeit, ökologische und ökonomische Aspekte ausgerichtet: Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Stromverbrauch usw. Das Thema Steuerungen im Haushalt erstreckt sich auf alle Arten von Anwendungen rund ums Haus: Sicherheitssysteme, Lichtsteuerungen, elektronische Helfer im Wohnbereich... Anhand dieser Kategorisierung wird auch bereits die Hauptaufgabe deutlich: der Bedarf an Standardisierung.

Smart building – die digitale Kontrolle über das Eigenheim ist keine Science-Fiction mehr. Flexible Vernetzung im Smart Home mit batterieloser Funktechnologie; EnOcean

Wie in vielen anderen Fällen ist auch hier nordamerika weltweit der größte Markt mit den meisten Anbietern und den technisch ausgereiftesten Lösungen. In Europa und insbesondere in Deutschland sind ganzheitlich ausgerichtete Smart-Home-Systeme noch nicht massenmarktfähig geworden, da die nachrüstung in Bestandsgebäuden meist als zu aufwändig betrachtet wird. In Europa werden gegenwärtig nur 20 % der Smart-Home-Lösungen in vorhandenen Gebäuden installiert, 80 % dagegen in neubauten. 5 Asiatische Anbieter agieren meist als Zulieferer für Unternehmen in den westlichen Ländern, wohingegen es auf dem Markt nur wenige europäische und amerikanische Marken gibt. In diesem Bereich wird china in naher Zukunft nicht zu den Hauptmärkten gehören, was auch auf kulturelle Unterschiede zurückzuführen ist, da beispielsweise in Amerika der Wunsch nach Sicherheitssystemen viel stärker ausgeprägt ist als in Europa oder Asien, während die Einwohner asiatischer Länder drahtlose gegenüber kabelgebundenen Lösungen bevorzugen.6

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SMART HOME

standardIsIerung und nutZererfahrung Aus technologischer Sicht ist der Ansatz der „zentralen Intelligenz“ am vielversprechendsten: Ein „digitaler Butler“ verfügt über das Wissen über die im Haus vorhandenen Geräte und unterschiedlichen Kommunikationskanäle. „Er“ steuert die Verbindung der einzelnen Geräte mit unterschiedlichen netzwerken, so dass geräteunabhängige Lösungen unterstützt werden. Bei diesem Verfahren ändert sich für den Anwender beim Austausch eines Geräts grundsätzlich nichts. In verschiedenen Ländern werden gegenwärtig derartige Systeme auf nationaler Ebene entwickelt. So hat in Deutschland ein netz von Projektpartnern kürzlich einen technologischen Standard mit dem namen „Sercho“ 9 entwickelt – ein softwarebasierter, modular aufgebauter „Werkzeugkasten“ zur Integration von Geräten in einem herstellerunabhängigen netzwerk. natürlich könnte das Hardware-Gerät, das alle anderen im Haus vorhandenen Geräte mit der Außenwelt verbindet (heute bekannt als „Router“ bzw. „Internet“), auch diese Funktion übernehmen. Ein führender Anbieter von netzwerk-Hardware, cisco, brachte kürzlich „cloudconnect“ 10 auf den Markt, einen Dienst, der dem Anwender „zu einem beliebigen Zeitpunkt und von einem beliebigen Ort aus den Zugriff auf das Heimnetzwerk ermöglicht“ – Ausgangspunkt für weitere Szenarien des vernetzten Wohnens. In naher Zukunft wird es keinen übergreifenden internationalen Standard für Smart-Home-Lösungen geben. Daher kommt es aus Anwendersicht vor allem auf Interoperabilität und leichte Bedienbarkeit der Geräte an. Große Technologieunternehmen mit einem breit gefächerten Angebot an Geräten für den digitalen Lifestyle neigen dazu, „geschlossene Ökosysteme“ zu entwickeln, in denen ihre eigenen Geräte sehr gut miteinander funktionieren, während „fremde“ Geräte ausgeschlossen sind. Solche geschlossenen Ökosysteme einzelner Anbieter der Smart-Home-Teilsegmente werden mit großer Wahrscheinlichkeit obsolet. An ihre Stelle treten offene Plattformen für eine Vielzahl von Geräten, mit denen Ökosysteme entstehen für die nahtlose, „ubiquitäre“ Vernetzung von Menschen, Geräten, Häusern und Fahrzeugen.

anwendungen Im wohnBereIch In Wohngebäuden kommt mehr und mehr Informationstechnologie zum Einsatz, so dass sie die Form von komplexen Geräten mit enormem Funktionsumfang annimmt. Tom Rodden und Steve Benford11 beschreiben die Situation dahingehend, dass „neue Aufgaben hervortreten, die von den an ihrer Planung und Gestaltung Beteiligten aufgegriffen werden müssen.“ Rodden und Benford benannten vor zehn Jahren, 2003, drei verschiedene Kategorien von Geräten für ubiquitäre Anwendungen im Wohnumfeld: Informationsgeräte („Information Appliances“), interaktive Haushaltsgegenstände („Interactive Household Objects“) und Möbel mit integrierten Zusatzfunktionen („Augmented

Sturzprophylaxe: Bodenbeläge sind durch Sensoren und digitale Kommunikation in der Lage, zur Sicherheit von Bewohnern beizutragen, hier indem sie Stürze registrieren und melden. SensFloor; Future-Shape GmbH

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I n formatio n stec h n ologie

Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren. „Gebäude werden vor Ablauf ihrer Nutzungsdauer abgerissen, wenn veraltete Systeme zu fest mit ihnen verbunden sind, um auf einfache Weise ausgetauscht zu werden.“ Die räumliche Anordnung definiert „die Innenraumabfolge – also die Position von Wänden, Decken, Böden und Öffnungen. Dabei können in dynamischen Räumen Veränderungen schon im Dreijahresrhythmus vorgenommen werden. Eine besonders statische Umgebung kann über 20 oder 30 Jahre von Veränderungen unberührt bleiben.“ Die letzte Kategorie der Einrichtungsgegenstände ist schließlich einem fortwährenden Wandel unterworfen: „Stühle, Schreibtische, Telefone, Küchengeräte, Lampen, Haarbürsten: alle Dinge, die im Tages- oder Monatsrhythmus ihren Standort wechseln. Der italienische Begriff ‚mobilia‘ und das deutsche ‚Mobiliar‘ werden hier nicht ohne Grund verwendet.“ Brand benennt auch die Hierarchie dieser Kategorien: „Der Standort dominiert die Tragkonstruktion, diese die Gebäudehülle, die Hülle die Haustechnik, diese wiederum die räumliche Anordnung und letztere die Einrichtungsgegenstände.“22

Furniture“) – eine sinnvolle Aufgliederung, die auch fast zehn Jahre später noch schlüssig erscheint: „Informationsgeräte sind autarke Geräte, die netzunabhängig sind und eine spezifische Funktionalität bieten12. Viele solcher Geräte im Wohnbereich entstanden dadurch, dass interaktive Funktionen mittels standardisierter Kommunikationseinrichtungen auf vorhandene Haushaltsgeräte ‚aufgesetzt‘ wurden. Beispiele hierfür sind der Internet-Kühlschrank 13, Handheld-Geräte und andere mobile Geräte14, die spezifische Formen der Interaktion unterstützen. Interaktive Haushaltsgegenstände führen interaktive Funktionen mit existenten Haushaltsobjekten zusammen, um neue Formen der Interaktion entstehen zu lassen. Diese knüpfen häufig an den mit den Objekten verbundenen kulturellen Werten an. Beispiele hierfür sind elektronisch aufgewertete Bilderrahmen mit neuen Anzeige- und Interaktionsmöglichkeiten15, die Hinzufügung neuer Kommunikationsfunktionen zu Pinnoder Notiztafeln16 sowie Tassen mit Zusatzfunktionen17. In Möbel integrierte Zusatzfunktionen machen Möbelstücke interaktiv. Zu nennen wären hier der interaktive Tisch DiamondTouch18 und Konzepte zur Funktionserweiterung von Schränken19 und Gartenmöbeln20. Die genannten drei Ansätze unterscheiden sich hinsichtlich der Wahrnehmbarkeit der digitalen Technologie und der Art und Weise, wie diese den Bewohnern zur Verfügung steht. Die Technologie ist bei Informationsgeräten am präsentesten; der Grad der Wahrnehmbarkeit reduziert sich bei Haushaltsgegenständen und Möbeln mit Zusatzfunktionen.“21

Für die Errichtung und Instandhaltung dieser sechs Ebenen sind zumeist Fachleute erforderlich, also Architekten, Bauingenieure, Designer, Handwerker und so weiter. Obwohl der Informationstechnologie ab den frühen 1980er Jahren entscheidende Entwicklungen bevorstanden, erfasste Brand bereits zum damaligen Zeitpunkt, dass die einzelnen Ebenen miteinander verzahnt sind und dass etwa Geräte in der Kategorie Einrichtungsgegenstände eng mit der zugrunde liegenden räumlichen Anordnung verbunden sind. Nicht überraschend konzentriert sich die Innenarchitektur auf Aspekte der räumlichen Anordnung und der Einrichtungsgegenstände und lässt die Ebene der Haustechnik beiseite, obwohl gerade sie im Hinblick auf Interoperabilität und Vernetzung von den aus der aufkommenden Integration der Informationstechnologie resultierenden Veränderungen betroffen ist.

Wohnumgebungen unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt von Geräten und Fahrzeugen: Sie verändern sich mit den Nutzeranforderungen, sind offen für fortlaufenden Wandel. Dieser Umstand ist Gegenstand des von Stewart Brand entwickelten Modells, welches den Entwurfsprozess um eine interessante Perspektive ergänzt. Zum Verständnis des Wandels, dem Gebäude unterworfen sind, wird dieser hier in sechs Schichten klassifiziert: Standort, Tragkonstruktion, Gebäudehülle, Haustechnik, räumliche Anordnung und Einrichtungsgegenstände (im Englischen „die sechs S“: Site, Structure, Skin, Services, Space Plan, Stuff).

In die Innenraumgestaltung sind daher alle drei Schichten einzubeziehen, um eine überzeugende Nutzererfahrung zu schaffen, die dem ubiquitären Ansatz in der Wohnumgebung entspricht: Haustechnik, räumliche Anordnung und Einrichtungsobjekte. Dabei definiert die Haustechnik die technischen Kernfunktionen und dient als Grundlage, während die räumliche Anordnung eine flexible Infrastruktur für das Funktionieren der Einrichtungsgegenstände schafft und dabei den Bewohnern Anpassungen an ihre individuellen Bedürfnisse ermöglicht.

In diesem Zusammenhang bezeichnet der Begriff des Standortes „das geografische Umfeld, den Ort und das juristisch definierte Grundstück, dessen Grenzen und Zusammenhänge Generationen von Gebäuden überdauern.“ Der Standort bezeichnet eine relativ feste Größe. Die Tragkonstruktion bezeichnet „die Gründung und tragenden Bauteile, deren Veränderung mit hohen Kosten und Risiken verbunden wäre, also nicht vorgenommen wird. Diese Elemente ‚sind‘ das Gebäude. Die Lebensdauer der Tragkonstruktion reicht von 30 bis 300 Jahren.“ Der Begriff der Gebäudehülle bezieht sich auf „die Außenflächen“, die „heute etwa alle 20 Jahre verändert werden, um mit der Mode oder Technologie Schritt zu halten oder instandgesetzt zu werden.“ Die haustechnischen Anlagen sind der „Organismus des Gebäudes: Kommunikations- und Elektroleitungen sowie Sanitärinstallationen“, ebenfalls mit einer

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Ö ffe ntli c her B erei c h

Öffentliche Bauten und Gewerbebauten

Öffentliche Umgebungen und gewerbliche Räume unterscheiden sich von Wohnbauten in wenigen, jedoch für unser Thema entscheidenden Punkten:

Im Vergleich zum Wohnen bilden öffentliche und gewerbliche Räume einen sehr viel breiteren Anwendungsbereich. Die Aussagen zur Integration der Informationstechnologie gelten jedoch auch hier gleichermaßen.

1. Die Nutzer verfügen über keine oder nur geringe Möglichkeiten der Kontrolle über die Infrastruktur. Diejenigen, die die Anforderungen definieren, sind nicht mit denjenigen identisch, die die Räume nutzen. Daher gestaltet sich die Ermittlung der tatsächlichen Bedürfnisse schwieriger, so dass Lösungen mit höherem Standardisierungsgrad bevorzugt werden.

Bei gewerblichen Räumen, insbesondere Unternehmenssitzen, muss hier zwischen Einzelhandel und Industrie unterschieden werden. Während Unternehmenssitze, Schulungszentren und Produktionsanlagen, große Einzelhandelsimmobilien, Einkaufszentren und Warenhäuser vorwiegend groß angelegte, standardisierte Lösungen für Teamarbeit, Marketing und Kommunikation erfordern, besteht gleichzeitig ein großes Potenzial für maßgeschneiderte, innovative Lösungen des „räumlichen Branding“ – also für Orte, die den Raum als Medium nutzen, um die Marke des Unternehmens darzustellen. Oft für Flagship-Stores, Verkaufsräume oder Markengeschäfte entwickelte Lösungen können ohne Weiteres auch auf das Umfeld von Unternehmensverwaltungen aller Art übertragen werden und sollten daher für Innenarchitekten, zumal wenn sie sich zu den „Digital Natives“ zählen, von großem Interesse sein. Die Markenwerte werden hier auf ganzheitliche Weise zum Ausdruck gebracht, um die Kundenbeteiligung zu intensivieren. Innovative Technologie ermöglicht hier eine Differenzierung von den allgegenwärtigen audiovisuellen Medien. Dies gilt auch für das Ausstellungs- und Eventdesign – für temporäre Räume ebenso wie für institutionelle Einrichtungen wie Museen.

2. Die Anforderungen an Datenschutz und Privatsphäre unterscheiden sich. Technologie kann auf personalisierte oder nicht personalisierte Weise eingesetzt werden. In  öffentlichen Umgebungen kehrt sich das Verhältnis zwischen Szenarien mit nur einem einzigen Nutzer und Szenarien mit mehreren/vielen Nutzern im Vergleich zum Wohnumfeld um. Dies bedeutet, dass öffentliche Räume weitergehende Aufmerksamkeit bezüglich der Vereinbarkeit von privaten und öffentlichen Nutzerszenarien erfordern, darunter auch Fragen der Integration von Technologie. 3. An der Stelle der Bewohner stehen hier unterschiedliche Nutzergruppen mit vielschichtigen Bedürfnissen. So bestehen bei Mitarbeitern, Kunden, Patienten, Besuchern und Gästen aus dem Ausland unterschiedliche Nutzeranforderungen. Daher differieren die Nutzungsszenarien in Bezug auf Mitwirkung, Authentifizierung, Leistungsangebote und Information. Als Beispiel können hier die Bedürfnisse von medizinischem Personal, Patienten und Besuchern eines Krankenhauses genannt werden.

In öffentlichen Umgebungen zeigt sich ein anderes spezifisches Merkmal: der Bedarf an personalisierten Dienstleistungen. Dies ist der Fall im Gesundheitswesen (beispielsweise in Krankenhäusern, Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen, die elektronische Patientenakten führen und telemedizinische Geräte einsetzen) ebenso wie im Hotel-, Gastronomie- und Freizeitbereich (in Hotels, Cafés und Bars, Restaurants, Fitness- und Kureinrichtungen usw.). Ebenso gilt dies für institutionelle Einrichtungen wie Ämter, Kreditinstitute, Schulen und Universitäten, Museen und Kongresszentren.

4. Bei prinzipiell gleichen Anwendungsbereichen unterscheidet sich die Fokussierung je nach Art des Umfeldes. Je größer die Räumlichkeit, desto größer auch der Bedarf an Technologie für Gebäudeautomatisierung, Energieeinsparung, Sicherheit und Kommunikation. Dagegen spielt der Entertainment-Aspekt nur eine untergeordnete Rolle. 5. Schließlich gibt es in öffentlichen und gewerblichen Umgebungen potenziell eine größere Zahl von Schnittstellen als in Wohngebäuden. Schnittstellen sind das Kernthema des Entwerfers und können hier sowohl Menschen als auch Technologien sein. In öffentlichen Räumen und Gewerbebauten sind die Entwerfer gefordert, sich mit einer größeren Zahl sowohl von Beteiligten wie auch von → 286 technischen Schnittstellen auseinanderzusetzen.

Die Herausforderung bei der Umsetzung einheitlicher Lösungen in öffentlichen Umgebungen liegt darin, dass wir zwar verschiedene virtuelle Identitäten annehmen, die wir extensiv publik machen, jedoch nicht wünschen, dass unsere reale Identität verbreitet wird. Daher erfordert die Interaktion in öffentlichen Umgebungen ein standardisiertes, sicheres und zuverlässiges Verfahren der Authentifizierung, das deutlich über den uns heute vertrauten Login hinausgeht.

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I n fo r m atI o n s tec h n o lo g I e

Interaktive Multitouchtische, die mehrere Berührungen gleichzeitig erkennen, sind als Informationsmedium mittlerweile kein ungewohnter Anblick mehr. Fremdenverkehrsamt Alter Fischmarkt, Gent, Belgien; SAQ Architects

Fusion: Möbel, Wände, Boden und Multimedia fusionieren zu einer einzigen modularen Landschaft. UIA Stylepark Lounge, Berlin, Deutschland; J. Mayer H. Architects

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Ö ffe ntlI c h e r B e r e I c h

Börse: Wo in Echtzeit und mit Hilfe von HochgeschwindigkeitsDatenfeeds gehandelt wird, sind auch Besucherinformationen digital – integriert in die Innenarchitektur. Deutsche Börse, Frankfurt am Main, Deutschland; Atelier Brückner GmbH

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I n fo r m atI o n s tec h n o lo g I e

Die digitale Straßenoberfläche der Zukunft – mit in die Fahrbahn integrierten Sensoren, fusionierten Bürgersteigen, Fahrbahnen und Plätzen und sich selbst steuernden Autos. Audi Urban Future Award, Berlin, Deutschland; BIG – Bjarke Ingels Group, Kollision Aarhus, Schmidhuber + Partner

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Ö ffe ntlI c h e r B e r e I c h

Die Digital-Imaging-Technologie des Auftraggebers, integriert in eine Skulptur: Licht erhält hier eine Form; gelenkt durch zahllose gebündelte Fäden, die den Raum durchqueren, entsteht ein neuartiger Screen aus Licht und Image. Light Loom, Mailand, Italien; Torafu Architects

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I n fo r m atI o n s tec h n o lo g I e

Sinnvoll und Einfach

Innenarchitekten müssen die Kompetenzen einer benachbarten fachdisziplin erwerben (oder sich mit ihr verbünden), die sich parallel zur aufkommenden Informationstechnologie entwickelt hat, und zwar die des Interaktionsdesigns. tiefgreifendes technologisches Wissen, methodische Kompetenz im Interaktionsdesign sowie erfahrung im Usability-Bereich sind ebenso wie schnittstellenkompetenz gefordert. glücklicherweise wurde dieser Bedarf in den ausbildungsgängen für Innenarchitektur bereits erkannt.

Worin besteht nun die Konsequenz des ganzen, und wie gehen wir damit um? früher war der Innenarchitekt für die räumliche Qualität zuständig, die er durch die festlegung der räumlichen anordnung, der oberflächen, materialien und möbel schuf. abgesehen von der atmosphäre stellten Innenarchitekten daher im grunde räume und objekte für die zu integrierende technologie zur Verfügung. Die technische Planung und Installation übernahmen dann Ingenieure, fachplaner und spezialisten; gerätehersteller entwickelten neue hardware, und medienfachleute steuerten ihre maßgeschneiderten Installationen bei.

Dazu noch einmal tom rodden und steve Benford: „Wir müssen unsere ubiquitären Umgebungen der Zukunft auf eine Weise erschaffen, die diese Kräfte wahrnimmt und unser handeln in diesen sich wandelnden Kontext einbettet. sollten wir damit scheitern, dann bauen wir möglicherweise die entsprechung des 21. Jahrhunderts zu jenen ‚häusern der Zukunft‘, welche die Weltausstellungen der 1950er Jahre dominierten.“23

so gesehen steht das entwerfen von Wohnumgebungen vor denselben herausforderungen wie das automobildesign vor 30 Jahren: Damals kümmerten sich Ingenieure um die technische entwicklung, und die Innenraumdesigner definierten die anmutung des fahrzeuginneren. Die heutige Zeit aber erfordert interdisziplinäre teamarbeit und technologisches grundwissen. mit Blick auf das zuvor skizzierte Zukunftsszenario der ubiquitären Umgebungen ist ein ganzheitlicher, an der nutzererfahrung ausgerichteter entwurfsprozess erforderlich, um die Benutzerfreundlichkeit von schnittstellen zu gewährleisten und den vernetzten szenarien sinn und einfachheit zu verleihen.

modell light loom; torafu architects

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Si n n vo ll u n d e i n fac h

Literatur 1  http://en.wikipedia.org/wiki/ Information_ society, Zugriff am 6. Februar 2012. 2  Weiser, M., “Ubiquitous computing #1”, abrufbar unter http:// www.ubiq.com/hypertext/weiser/ UbiHome.html. 3  Weiser, M., „The Computer for the 21st Century“, Scientific American, 1988, S. 265. 4  Krippendorff, K., „On the Essential Contexts of Artifacts“, Design Issues Band 5, 2; 1989, S. 9-39. 5  http://www.home-tech-design. com/press%20Networked%20 Home%20Audio%20Market%20 to%20Hit.pdf. 6  http://www.home-tech-design. com/press%20Networked%20 Home%20Audio%20Market%20 to%20Hit.pdf. 7  http://sap.sys-con.com/ node/938689. 8  http://www.cmtresearch.com/ details/report-94.htm. 9  http://www.connected-living. org/ziele/sercho_technologie/. 10  http://home.cisco.com/en-us/ cloud. 11 Rodden, T., Benford, S., „The evolution of buildings and implications for the design of ubiquitous domestic environments“, in: Proceedings of the CHI’03 conference on Human factors in computing systems, CHI letter, Band 5, Heft 1, 2003. 12 Norman, D., The Invisible Computer, Cambridge: MIT Press, 1998.

14 McClard, A., Somers, P., „Unleashed: Web tablet integration into the home“, in: Proceedings of CHI 2000, New York: ACM Press, S. 1-8. 15 Mynatt, E. D., Essa, I., Rogers, W., „Increasing the opportunities for aging in place“, in: Proceedings on the ACM conference on Universal Usability 2000, New York: ACM Press, S. 65-71. 16 Hindus, D., Mainwaring, S., Leduc, N., Hagström, A. E., Bayley, O., „Casablanca: Designing Social Communication Devices for the Home“, in: Proceedings of CHI 2001, New York: ACM Press, S. 325-332. 17 Gellersen, H. W., Beigl, M., Krull, H., „The MediaCup: Awareness Technology Embedded in an Everyday Object“, in: Proceedings of International Symposium on Handheld and Ubiquitous Computing (HUC’99), LNCS 1707, Berlin: Springer-Verlag, 1999. 18  Dietz, P., Leigh, D., „DiamondTouch: a Multi-User Touch Technology“, in: Proceedings ACM UIST 2001, New York: ACM Press, S. 209-216. 19 Cooltown, http://cooltown. hp.com/cooltownhome/. 20 Gaver, B., Martin, H., „Alternatives“, in: Proceedings of the CHI 2000, New York: ACM Press, S. 209-216. 21 Rodden, T., Benford, S., a. a. O. 22  Brand, S., How Buildings Learn, New York: Viking Press, 1994. 23 Rodden, T., Benford, S., a. a. O.

13 Electrolux Inc., Electrolux-Kühlschrank mit Bildschirm, abrufbar unter http://group.electrolux.com/ en/topic/screen-fridge/.

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TEchniSchE SYSTEME JohannES STuMpf

Always listen to the B-Side: Klimaanlagen. Singapur

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1,50 Wh/kg*K

1,20 Wh/kg*K

räume kann man analog zum Körper eines lebewesens begreifen. Die oberfläche ist der sichtbare, unmittelbar erfahrbare ausdruck dieser Körperlichkeit. aber ohne Unterbau, ohne Knochen, sehnen, nerven und sinne bleibt die oberfläche eine tote hülle.

0,90 Wh/kg*K

0,60 Wh/kg*K

0,30 Wh/kg*K

Die technischen und konstruktiven systeme eines gebäudes dienen somit dem Ziel, diese ganzheit der räume erfahrbar zu machen, ihr leben einzuhauchen. Wenn der sichtbare ausdruck einer räumlichen gestaltung im einklang mit den ihm zugrunde liegenden systemen steht, kann das ganze mehr als die summe seiner teile werden.

aluminium Kupfer stahl Beton Wasser eis Wasserdampf luft

Wasser hat von allen dargestellten Stoffen die höchste Wärmekapazität.

Zur rolle von architekten und Innenarchitekten im Prozess der gestaltfindung und der technischen Umsetzung gehört es, alle Bestandteile des Konzepts mit den Beiträgen der beteiligten spezialisten zur integrativen lösung zu führen. Dazu gehört auch ein schnittstellenwissen, das den schlüssel zum Verständnis der an ihn herangetragenen anforderungen liefert. Der folgende Beitrag möchte die grundlagen dieses schnittstellenwissens aufbereiten.

spezifische Wärmekapazität von stoffen

Bei allen technischen anlagen, die dem transport von Wärmeenergie dienen, sind grundsätzlich drei Probleme zu lösen: – Die energie ist an einem Punkt zu erzeugen. – Die energie ist (durch ein medium) zu verteilen. – Die energie ist kontrolliert abzugeben.

technische systeme sind meist für sich funktionierende Baugruppen, die in das gesamtkonzept eingefügt werden. naturgemäß betrachten die für die entwicklung dieser Baugruppen herangezogenen spezialisten lediglich die teile, für die sie unmittelbar verantwortlich sind. Der architekt und Innenarchitekt kann von ihnen eine ganzheitliche sicht auf den gestaltungsprozess nur erwarten, wenn es ihm gelingt, die fachspezifischen Belange aller Beteiligten angemessen im gesamtkontext einzuordnen und seine Ziele von vornherein klar mitzuteilen.

Die älteste vom menschen genutzte Wärmequelle ist das feuer. auch heute noch benutzen die allermeisten technisch genutzten Wärmeerzeuger Verbrennungsprozesse zur energiewandlung. mit der steigenden Knappheit fossiler energieträger und dem Problem der globalen erwärmung durch treibhausgase werden aber auch zunehmend andere formen der energiewandlung wichtig. Wärme kann grundsätzlich über folgende Wege bereitgestellt werden: – Verbrennungsprozesse (Öl, holz, gas, Kohle), – solare energie (thermische solaranlagen, Wärmeeinstrahlung in das gebäude), – energiewandlung, zum Beispiel durch Wärmepumpen, – energiewandlung durch elektrischen strom, – direkte oder indirekte nutzung geothermischer energie, – nutzung von Prozesswärme aus technischen anlagen, landwirtschaftlichen Prozessen etc.

grundsätzlich ist die aufgabe aller technischen systeme, energie oder Information an den ort zu transportieren, wo sie benötigt werden. hierfür stehen einige wenige physikalische grundprinzipien zur Verfügung, die in allen technischen anlagen immer wieder in gleicher form zur anwendung kommen: – der transport von Wärmeenergie über feste, flüssige oder gasförmige medien, – die Übertragung elektrischer und elektromagnetischer energie, – der kontrollierte transport von festen, flüssigen oder gasförmigen stoffen zu und von ihren Verbrauchern.

Wärme (oder Kälte) wird in technischen anlagen meist über wassergeführte oder luftgeführte systeme transportiert. Der Vorteil wassergeführter systeme ist die höhere spezifische Wärmekapazität des Wassers gegenüber luftgeführten systemen. energie kann deshalb durch Wasser mit deutlich weniger aufwand und deutlich effizienter transportiert werden als durch luft.

WärME Wie gut oder wie schlecht ein stoff Wärmeenergie aufnehmen und transportieren kann, hängt von zwei stoffbezogenen eigenschaften ab: – der spezifischen Wärmekapazität, die festlegt, wieviel energie ein stoff aufnehmen kann, und – der spezifischen leitfähigkeit des stoffes.

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Wä r m e n u n d K ü h le n

Elektrizität und Signale

überwunden werden müssen. Daraus folgt, dass einfach aufgebaute Systeme generell energieeffizienter sind als komplexe Strukturen. Zur Dimensionierung von Verteilnetzen berechnet der Anlagenplaner deshalb, welche Druckverhältnisse sich im Netz ausbilden, und wählt die entsprechenden Leitungsquerschnitte und Bauteile um bestimmen zu können, welche Energie für den Transport des Mediums erforderlich ist. In den allermeisten Fällen wird der benötigte Druck in den Verteilsystemen durch das Zuführen externer Energie (Pumpen, Ventilatoren) erzeugt.

Der Begriff Elektrizität umfasst eine Vielzahl physikalischer Phänomene und ist kaum klar abzugrenzen. Die Wirkmechanismen dieser Phänomene lassen sich aber auf einige wenige Grundlagen zurückführen. Alle Materie besteht auf subatomarer Ebene aus kleineren „Bauelementen“, die im Zusammenwirken Atome entstehen lassen. Diese Elemente ziehen sich an oder stossen sich ab. Die diesen Anziehungs- und Abstoßungsprozessen zugrunde liegende Kraft (Ladung) ist die Grundlage aller Elektrizität. Im Prinzip entsteht ein elektrisches Signal, wenn sich subatomare Elemente (Protonen, Elektronen, Neutronen) in Bewegung setzen oder durch andere in Bewegung versetzt werden.

Heizungsanlagen Heizungsanlagen werden nach folgenden Kriterien unterschieden: – nach der Art der Wärmeerzeugung/Energiewandlung, – nach der Art der Wärmeverteilung, – nach der Art der Wärmeabgabe.

Der Fluss dieser subatomaren Elemente ähnelt dem Fluss von Wasser. Die zu seiner Messung und Beschreibung verwendeten Begriffe leiten sich davon ab: – Der Begriff „Spannung“ (gemessen in Volt) beschreibt den „Druck“ auf einer elektrischen Leitung. – Der Begriff „Widerstand“ (gemessen in Ohm) beschreibt, wie stark die dem Druck entegenwirkenden Kräfte sind. – Der Begriff „Strom“ beschreibt, wieviele Teile tatsächlich fließen.

Wärmeerzeugung Ein Großteil der Wärmeerzeugung erfolgt durch Verbrennungsprozesse (Holz, Gas, Öl), bei denen einem Medium (Wasser oder Luft) in einem Wärmeübertrager (Kessel etc.) die Energie des Verbrennungsprozesses zugeführt wird. Je besser dieser Übergabeprozess technisch realisiert wird, desto höher ist das Verhältnis zwischen eingesetzter Energie und nutzbarer Wärmemenge (Wirkungsgrad). Der Wirkungsgrad wird stark von der Menge der zu übertragenden Energie bestimmt und sinkt erheblich, je heißer der Übertragungsprozess ist. Wärmeerzeuger, die mit niedrigeren Temperaturen arbeiten, sind somit deutlich effizienter und damit auch kompakter und besser unterzubringen. Deshalb gilt: Je weniger Energie ein Gebäude verbraucht (Dämmung!), desto effizienter und kleiner kann das Heizsystem sein.

Die drei Begriffe Spannung, Strom und Widerstand stehen in einem Verhältnis zueinander. Verändert sich einer der Werte in einer gegebenen Situation, verändern sich auch die beiden anderen.1 Mit Elektrizität kann Energie über weite Strecken schnell übertragen werden. Diese Energie kann wiederum in kinetische Energie und/oder Wärme umgewandelt werden. Bei allen Erzeugungs- und Übertragungsvorgängen von elektrischer Energie entstehen Übertragunsverluste, die teilweise erheblich sein können. Als Faustwert kann davon ausgegangen werden, dass lediglich ein Drittel der zur Erzeugung elektrischer Energie eingesetzten Primärenergie tatsächlich beim Verbraucher ankommt.

Mit zunehmender Bedeutung regenerativer Energien werden neben Verbrennungsprozessen auch andere Systeme zur Wärmeerzeugung wichtig:

Wasser, Gase, Luft

– Solarenergie kann direkt zur Beheizung von Gebäuden eingesetzt werden (Solarkollektoren, solare Wärmegewinne über Fenster, Speicherbauteile in Fassaden). – Wärmepumpen können Solarenergie aus dem Erdreich, der Luft oder von Wasserläufen nutzbar machen. – Kraft-Wärme-Kopplung kann überschüssige Wärme aus anderen Prozessen für die Beheizung nutzbar machen. – Nachhaltig erzeugte Elektrizität (zum Beispiel aus Wasser- oder Windkraft) kann zur Beheizung eingesetzt werden.

Die Verteilung von flüssigen und gasförmigen Stoffen über Leitungsnetze erfolgt nach weitestgehend vergleichbaren Prinzipien. Die wesentlichen Parameter zur Dimensionierung der Verteilnetze sind die gewünschte Geschwindigkeit des Stofftransports, die zu transportierende Stoffmenge am jeweiligen Teil des Verteilnetzes und der erforderliche Druck, um die Widerstände des Leitungssystems zu überwinden. Der Widerstand eines Leitungssystems bestimmt sich zum einen aus den Materialparametern seiner Oberfläche und denjenigen des zu transportierenden Stoffes (z. B. Rauhigkeit, Dichte) und zum anderen aus seiner Geometrie. Knicke und Querschnittsveränderungen im Netz erzeugen Druckverluste, die zum Transport des Mediums

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Wä r m e n U n D K Ü h le n

eine erhebliche steigerung der anlageneffizienz lässt sich insbesondere bei anlagen mit geringem Wärmebedarf durch den einsatz hochwertiger speichertechnologie erreichen. Der speicher kann hierbei als Bindeglied zwischen unterschiedlichen Wärmeerzeugern eingesetzt werden. so ermöglicht der einsatz eines speichers die nutzung von solarenergie aus Kollektoren gemeinsam mit einem Öl-, gas- oder feststoffbrenner. hierbei wird die solare Wärme eingesetzt, um das heizungswasser vorzuwärmen. Der verbrennungsbasierte erzeuger muss dann nur noch die energie bis zum erreichen der temperaturdifferenz zur Vorlauftemperatur bereitstellen. speicher haben jedoch typischerweise einen erheblichen Platzbedarf und benötigen aufgrund ihres gewichts besondere sorgfalt bei der auswahl des aufstellorts.

Heizanlage, bestehend aus Solaranlage, konventionellem Brenner, Speichersystem und den Teilen für Heizung und Warmwasserbedarf.

WärMEvErTEilung Die art der Wärmeverteilung ist stark vom medium abhängig, mit dem die energie transportiert wird. aufgrund seiner hohen spezifischen Wärmekapazität kann energie mit Wasser sehr gut und in relativ kleinen rohrquerschnitten transportiert werden. Der Wärmetransport über luftgeführte systeme hat einen deutlich höheren Platzbedarf, bietet sich aber durchaus an, wenn im gebäude ohnehin hohlräume zum lufttransport zur Verfügung stehen. Vorteile luftgeführter systeme sind, dass sie aufgrund der geringen trägheit von luft relativ schnell reagieren können, wenn Wärme benötigt wird, und dass keine heizkörper in den räumen benötigt werden. In europa sind luftheizsysteme relativ selten anzutreffen, in nordamerika hingegen sind sie nahezu standard im Wohnungsbau.

System mit Kopplung unterschiedlicher Energieerzeugen

Wärmeverteilnetze sind üblicherweise in baumartigen strukturen organisiert. Übereinanderliegende raumgruppen lassen sich sinnvoll über vertikale Versorgungsstränge versorgen. In den jeweiligen raumgruppen erfolgt die Verteilung zwischen den einzelnen abnehmern (heizkörpern) dann horizontal. horizontale Verteilsysteme sollten die abnehmer möglichst von unten anfahren, weil es dadurch möglich wird, die heizkörper zugleich für die entlüftung des systems heranzuziehen. Bei der Planung der stränge muss der fachingenieur die entlüftbarkeit des systems im Blick halten. hieraus können sich physikalische Zwangspunkte ergeben, die mit den Konzepten der raumgestaltung kollidieren, etwa wenn revisionsöffnungen in Decken oder Wänden zum erschließen von entlüftungsventilen erforderlich werden. Je einfacher und je kreuzungsfreier die horizontalen leitungen des Wärmeverteilnetzes geführt werden, desto weniger störungen entstehen im (innen-) architektonischen Konzept.

Wärmespeicher mit zwei heizspiralen zum anschluss unterschiedlicher Wärmeerzeuger. außenansicht und isometrische Darstellung des Inneren

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Wä r m e n u n d K ü h le n

Wärmeabgabe

Typische gebräuchliche Strahlungswärmeübertrager sind Fußboden- und Wandheizungen. Ein wesentlicher Vorteil dieser Systeme ist der Umstand, dass sie visuell kaum in Erscheinung treten. Ihr Nachteil ist ihre verhältnismäßig große Trägheit: Um ein ausgekühltes Gebäude nur mit Fußboden- und Wandheizung auf ein behagliches Temperaturniveau zu beheizen, ist ein relativ langer Zeitraum erforderlich. Ein weiterer Nachteil sind die grundsätzlich höheren Kosten sowie der relativ hohe Flächenbedarf dieser Übertragungssysteme. Demgegenüber steht aber ein höheres Maß an thermischer Behaglichkeit, wenn ein ausreichendes Temperaturniveau erreicht ist.

Wie die Wärme an den zu beheizenden Raum übergeben wird, hängt von einer Vielzahl von Faktoren und System­ entscheidungen ab. Im Hinblick auf die architektonische Gestaltung eines Raumes sind die Mittel zur Wärmeabgabe wohl die am stärksten gestaltprägenden Elemente des technischen Systems Heizung. Bei der Entscheidung, welches System der Wärmeabgabe zu wählen ist, sind wiederum bestimmte technische Grenzbedingungen zu berücksichtigen. Die Wärmeabgabe an den Raum erfolgt grundsätzlich immer über zwei wesentliche physikalische Prinzipien: – über Konvektion, das heißt über Erwärmung von am Übertrager vorbeiziehender Luft, – über (infrarote) Strahlung des erwärmten Übertragers.

Je geringer die Vorlauf-Rücklauftemperatur ist, desto größer ist der Flächenbedarf der Heizflächen und desto höher ist die Systemeffizienz. Bauteiltemperierung macht Sinn, wenn große, ungestörte Wand-, Boden- oder Deckenflächen zur Verfügung stehen und das Gebäude gut isoliert ist. Strahlungsbasierte Systeme sind teurer als konvektionsbasierte Systeme.

Wie hoch der Anteil von Strahlung und Konvektion an der Gesamtenergiemenge ist, hängt vom Material des Übertragers, seiner Form und den Randbedingungen des Wärmeverteilnetzes2 ab.

Kühlung

Infrarote Strahlung dringt in Materie ein, erwärmt diese also quasi „aus der Tiefe“. Dieser Effekt wird wahrnehmungsphysiologisch vom Menschen meist als angenehm empfunden (Lagerfeuereffekt). Systeme, die vor allem auf die Übertragung von Strahlungswärme setzen, kommen daher mit niedrigeren Allgemeintemperaturen aus, um Behaglichkeit zu erzeugen. Sie haben außerdem eine Reihe baubiologischer Vorteile, vermeiden beispielsweise Schimmelpilzbildung, da sie angrenzende Bauteile wie Mauerwerk, Böden und Decken ebenfalls „aus der Tiefe“ erwärmen.

Energetisch und technisch haben Heiz- und Kühlsysteme viele Gemeinsamkeiten. Es gibt sogar eine Reihe von Beispielen, in denen das Verteilnetz und die Abgabe im Winter zum Heizen und im Sommer zum Kühlen genutzt werden. Dazu gehören Bauteiltemperierungssysteme, die als Verrohrung in Rohbaudecken eingebaut werden. Derartige Systeme werden im Sinne einer nachhaltigen Gebäudebewirtschaftung in Zukunft immer wichtiger. Derzeit werden Kälteanlagen jedoch meistens als Teilkomponente einer Lüftungsanlage oder als Umluftkühlgeräte ausgeführt.

Konvektion hat hingegen den Vorteil geringer Trägheit. Die gewünschte Raumwärme wird von im Wesentlichen konvektionsbasierten Systemen schneller zur Verfügung gestellt.

Kälteerzeugung Bei allen Systemen zu Kälteerzeugung fällt Abwärme an. Deshalb sind neben den eigentlichen Kälteerzeugern auch Rückkühler erforderlich, die die dem zu kühlenden Bereich entzogene Wärme an die Umwelt abgeben. Diese Einheiten nehmen den größten Teil einer Kälteanlage ein, sie können erhebliche Dimensionen erreichen, sind oftmals laut (Ventilatoren) und schmutzig und werden meistens im Außenbereich angeordnet. Die eigentliche Kälteerzeugung erfolgt bei den gängigen Typen in relativ kompakten Anlagen, die allerdings etwa durch Pumpenmotoren ebenfalls Lärm erzeugen und bei denen in der Regel Kondensatwasser anfällt, das zu entsorgen ist. Aus diesen Gründen sollten Kälteerzeugungsanlagen möglichst außerhalb von hochwertigen Nutzungsbereichen angebracht werden.

Die meisten Heizkörper, auch die sogenannten „Radiatoren“, arbeiten im Wesentlichen nach dem Konvektionsprinzip. Je höher ihre Betriebstemperatur3 gewählt wird, desto höher ist in der Regel ihr Strahlungsanteil, desto geringer aber auch die Effizienz des Gesamtsystems. Die Luftauslässe von Luftheizsystemen sind ein Sonderfall der konvektionsbasierten Systeme. Ihr wesentlicher Vorteil ist wiederum die Geschwindigkeit der Wärmebereitstellung, ihr Nachteil liegt jedoch in den systembedingt entstehenden Zugerscheinungen infolge höherer Luftgeschwindigkeiten beim Umwälzen. Um einen Raum sinnvoll mit einem luftgeführten System beheizen zu können, ist die Anordnung der Luftauslässe von besonderer Bedeutung. Hieraus kann eine Vielzahl von Einschränkungen für die Raumgestaltung entstehen.

Die zur Kälteerzeugung eingesetzte Primärenergiequelle ist in der Regel Gas oder elektrischer Strom. Systeme, die regenerative Energiequellen unmittelbar nutzbar machen, sind zwar auf dem Markt verfügbar, aber zurzeit nicht wirtschaftlich.

292

lÜ f te n

KomPressIonsKältemaschIne

vErTEilung und übErgabE

Kompressor (Kältemittel gasförmig)

Verdampfer (kalte seite, geringer Druck)

Die systeme für aufnahme und abtransport der abzuführenden Wärmeenergie entsprechen grundsätzlich den systemen zum heizen. Wassergebundene raumkühlsysteme erfordern aufgrund der geringen temperaturspreizung zwischen Vorlauf und rücklauf und dem geringen temperaturniveau (ca. 20°-25° c) große flächen zur aufnahme der Wärmeenergie. Dafür bieten sich Deckenunterseiten und große homogene Wandflächen an.

Kondensator (warme seite, hoher Druck)

systeme zum nachträglichen einbau, beispielsweise splitgeräte, arbeiten meistens mit luft als träger- und austauschmedium mittels Umwälzung der raumluft und Verteilung der gekühlten luft mit integrierten gebläsen. Diese anlagen sind im hinblick auf den erforderlichen energieeinsatz wenig nachhaltig und auch nur schwer gestalterisch zu integrieren. Im Vergleich mit ihrer meist geringen Kälteleistung ist oftmals der einsatz eines gut geplanten Verschattungssystems wirtschaftlicher und gestalterisch besser zu bewältigen.

Drossel (Kühlmittel flüssig)

Schema des Kreislaufs in einer Kältemaschine. Kompressionskältemaschine

lüfTungSanlagEn

kompressor als kälteanlagenaggregat.

neben der temperierung durch heizen und Kühlen können lüftungsanlagen die Versorgung von raumbereichen mit frischluft und die herstellung definierter feuchtezustände übernehmen. hiermit können eine reihe technischer und hygienischer anforderungen an die gebaute Umgebung umgesetzt werden.

großinstallation

Die physikalischen Prozesse, die in lüftungsanlagen wirken, sind jedoch besonders komplex und können einen hohen technischen und energetischen aufwand verursachen. Die Planung derartiger anlagen ist deshalb von einer großen anzahl Parameter abhängig und in der regel wenig flexibel. Deshalb empfiehlt es sich, die Planung von lüftungs- und Klimaanlagen so früh wie möglich in das architektonische gesamtkonzept zu integrieren, um aufwändige Planungsanpassungen in der endphase der Planung zu minimieren. Die entscheidenden auslegungsparameter einer lüftungsanlage sind – der geforderte luftwechsel, – die geforderte obere und untere raumtemperatur, – die geforderten oberen und unteren grenzwerte der luftfeuchte.

Kühleinheit im Innenraum und Rückkühler im Außenraum.

hierzu können in sonderfällen weitere Parameter wie Partikelfreiheit oder bestimmte grenzen für schadstoffkonzentrationen kommen.

Klimasplitgerät, handelsüblich

293

Lü f te n

Feuchte und Temperatur

Hier einige typische Luftwechselzahlen:

Temperatur und Feuchte stehen in direktem Zusammenhang zueinander. Veränderungen des einen Parameters wirken sich direkt auf das andere aus. Abhängig von der Temperatur kann die Luft nur eine begrenzte Menge Wasserdampf aufnehmen: je kälter die Luft, desto geringer die absolute Menge des Wassers.4 Außerdem wird beim Verdampfen von Flüssigkeiten bzw. beim Verflüssigen von Dampf Energie (Wärme) aus der Umgebung aufgenommen bzw. an die Umgebung abgegeben (Prinzip des Kühlschranks oder der Wärmepumpe). Die komplexen Beziehungen zwischen Temperatur, Feuchte und Energie werden in der Raumlufttechnik im sogenannten Mollier-HX-Diagramm abgebildet und zeigen darin anschaulich ihren dynamischen Charakter.

Raum/Nutzung

Luftwechsel/h

Bad

4-6 fach

Büro

3-6 fach

Kantine

6-8 fach

Kaufhaus

4-6 fach

Kino

4-6 fach

Küche

20 fach

Operationsraum

15-20 fach

Schwimmbad

3-4 fach

Konferenzraum

6-8 fach

Versammlungsräume

5-10 fach

Werkstätten

3-6 fach

Gesundheit und Nutzungskomfort

Bei einer Reihe von Anwendungsfällen, zum Beispiel Museen, Laboren und Behandlungsräumen im Gesundheitswesen, sind die einzuhaltenden oberen und unteren Spannen von Temperatur und Feuchte in sehr engen Grenzen definiert. Bei derartigen Anlagen ist der höchste planerische und technische Aufwand zu erwarten. Entsprechend groß sind die Auswirkungen auf die räumliche Ausgestaltung beim Einbau von Fensteranlagen, durch den Platzbedarf von Kanalsystemen, die spezifische Ausbildung von Luftauslässen oder die Beschränkung von Beleuchtungskonzepten infolge von Begrenzungen bei den Wärmelasten.

Ein immer wieder mit Lüftungsanlagen in Verbindung gebrachtes Phänomen ist das Sick Building Syndrome, das eine Häufung von typischen Symptomen wie Augenrötung, Reizung der Schleimhäute, Hautirritationen und typischen Erkältungssymptomen bei Nutzern von klimatisierten Gebäuden beschreibt. Es wäre jedoch unzutreffend hieraus zu schließen, dass Klimaanlagen grundsätzlich gesundheitsschädlich seien. Die Ursachen für das Sick Building Syndrome sind vielfältig und werden nur begrenzt durch Anlagentechnik verursacht. Einige mögliche Ursachen für das Entstehen von solchen Problemen sind:

Im Gegensatz dazu kann man in vielen Anwendungsfällen auf aufwändige Verfahren zur Luftaufbereitung verzichten, wenn dies rechtzeitig mit dem Bauherrn abgestimmt wird. Je enger die Spanne zwischen minimaler und maximaler Temperatur und minimaler und maximaler relativer Feuchte, desto höher ist der technische Aufwand zur Realisierung.

– mangelnde Wartung von Filtersätzen und Anlagenteilen, – Ausgasungen aus Textilien, Farben und Möbeln, sogenannte (VOCs) Volatile Organic Compounds in der Raumluft, – mangelnde Hygiene, – zu geringe Luftwechselzahlen.

Luftwechsel

Grundsätzliche Anlagenkonzepte

Neben den Parametern Temperatur und Feuchte bestimmt insbesondere die Luftwechselzahl die Planung einer Lüftungsanlage und damit die Auswirkungen auf das architektonische Konzept. Je höher die auszutauschende Luftmenge, desto größer werden die erforderlichen Kanalquerschnitte. Und je höher die hygienischen Anforderungen und je größer die Anzahl Menschen in einem Versorgungsbereich, desto größer die erforderlichen Kanalquerschnitte.

Lüftungs- und Klimaanlagen werden nach den thermo­ dynamischen Funktionen unterschieden, die in der Anlage realsiert werden können. Einfachere mechanische Anlagen dienen lediglich dazu, den erforderlichen Luftwechsel eines Bereiches zu ermöglichen, und benötigen zum Betrieb lediglich Ventilatoren, die den geplanten Luftwechsel realisieren können. Derartige Anlagen werden als Lüftungsanlagen bezeichnet. Auch bei Anlagen, die die Luft zusätzlich erwärmen, wird noch von Lüftungsanlagen gesprochen. Wenn zusätzlich zum Luftwechsel und zur Beheizung Kühlung/Befeuchtung/ Entfeuchtung der umgewälzten Luft stattfinden, spricht

294

Lü F TE N

man von Klimaanlagen. Der Begriff Teilklimaanlage umfasst Anlagen, bei denen entweder nur die Temperatur oder die Feuchtigkeit der konditionierten Luft beeinflusst wird.

20fach

Klimaanlagen benötigen zusätzlich zu den Ventilatoren noch eine Reihe weiterer Komponenten: Heizregister, Kühlregister, Befeuchter, Entfeuchter, Wärmetauscher und Filtersätze. Zur Erwärmung oder Kühlung der Luft werden Heiz- bzw. Kühlregister eingesetzt, bei denen der Luftstrom an einem Wärmeübertrager mit Platten oder Röhren vorbeigeführt wird. Da beim Erwärmen eines kalten Luftstroms die relative Feuchte sinkt, muss der erwärmten Luft unter Umständen wieder Feuchtigkeit zugeführt werden. Dies erfolgt in Luftbefeuchterkammern, in denen der Luft Wasserdampf oder Sprühnebel zugefügt wird. Umgekehrt fällt bei der Kühlung eines Luftstroms Tauwasser an, das innerhalb der Anlage abgeführt werden muss. Bei besonders hohen klimatischen Anforderungen wie etwa in Museen kann es Sinn machen, einen warmen Luftstrom durch Kühlung zu entfeuchten, um den Luftstrom dann wieder zu erwärmen (Nacherhitzer).

15fach

10fach

Büros

5fach

Bäder Garagen

Kantinen Küchen

Toiletten

VerkaufsSitzungs-

räume

zimmer

Versammlungsräume

Operationsräume

Darstellung unterschiedlicher Luftwechselzahlen. Von minimal (blau) bis maximal (grün)

Lüften

Heizen

Kühlen

Befeuchten

Entfeuchten

Lüftungsanlagen

Unnötige Energieverluste werden bei einfachen Anlagen durch den Einsatz von Kreuzstrom-Wärmetauschern zwischen Außenluft und Fortluft vermieden. Bei komplexeren Anlagen, bei denen außerdem der Feuchtegehalt erhalten bleiben soll, kommen Rotationswärmetauscher zum Einsatz.

Teilklimaanlagen

(Voll)Klimaanlagen

Filtersätze dienen der Entfernung von Schad- und Schwebstoffen aus der in der Anlage befindlichen Luft. An welcher Stelle der Anlage die Filter eingesetzt werden, hängt stark von den Nutzungsanforderungen ab. Je höher die Anforderungen an die Luftreinheit, desto größer muss die Kapazität der Filter bemessen werden, auch kleinste Verunreinigungen zu entfernen. Die Filterdichte bestimmt auch den durch den Filtersatz erzeugten Druckverlust. Dichtere Filter erzeugen deshalb einen höheren Energiebedarf. Eines der immer wiederkehrenden Probleme ist die drohende vorzeitige Abnutzung der Filter durch eventuell noch vorhandenen Baustaub im Moment der Inbetriebnahme.

Die drei Dimensionen von Luft und ihre Abhängigkeiten: Temperatur, Feuchte und Energie. h-x-Diagramm

DEzEnTrALE vErsus zEnTrALE AnLAgEnkonzEpTE Klassische zentrale Klimaanlagen haben einen erheblichen Platzbedarf für die Aufstellung der Geräte, erlauben aber einen wirtschaftlichen Betrieb mit überschaubarem Wartungsaufwand. Je höher die Anforderungen an die zu erreichende Luftqualität, desto eher lohnt sich der Einsatz einer zentral konzipierten Anlage.

Die vier möglichen Arten von Luft.

Kühlen

Ventilator

Fortluft

Abluft

Zuluft Heizung

Differenzierung der Fachbegriffe

Außenluft

295

Lü f te n

Dem gegenüber steht gerade in den letzen Jahren, insbesondere bei Büro- und Verwaltungsbauten, eine deutlich erkennbare Tendenz, die Aufgaben der Raumluftkonditionierung mit kleinen dezentralen Anlagen umzusetzen. Dies  ermöglicht größere Flexibilität für den einzelnen Nutzer und hilft, viele Probleme des Sick Building Syndrome zu vermeiden. Durch ein gutes Zusammenspiel mit Fassadenkonzepten lässt sich die Nachhaltigkeit des Gesamtsystems Gebäude positiv beeinflussen.

Das Kanalnetz unterscheidet zwischen den Teilen, die der unmittelbaren Versorgung der Räume dienen, und dem Teil, der direkt den Anlagenkomponenten zuzuordnen ist. Ein wichtiger Punkt bei der Dimensionierung einer Lüftungsanlage und der erforderlichen Ventilatoren zum Antrieb des Luftstroms ist der Druckverlust des Systems. Jeder Kreuzungspunkt, jedes Gerät, jeder Auslass und jeder Knick in einem Kanal verursacht einen Druckverlust, der durch eine höhere Ventilatorenleistung ausgeglichen werden muss. Daraus folgt, dass einfach strukturierte Kanalsysteme mit wenigen Knicken energetisch wesentlich günstiger sind als verwinkelte Anlagen mit vielen Knicken.

Das Kanalnetz Das Kanalnetz einer Lüftungsanlage ist baumartig aufgebaut. Je näher ein Kanalabschnitt an der speisenden Anlage liegt, desto mehr Luft muss er führen und desto größer ist auch sein Raumbedarf. Hierbei gibt es je nach Anlagenart sowohl Kanalnetze, die einen Bereich versorgen, als auch Netze, die verbrauchte Luft wieder abführen.

In Bereichen, in denen wenig Platz zur Verfügung steht, kann der Anlagenplaner die Kanalquerschnitte geringfügig reduzieren, wenn er höhere Luftgeschwindigkeiten und damit mehr Anlagengeräusche in Kauf nimmt. Diese Optimierung erfordert jedoch in der Regel den Einsatz zusätzlicher Schalldämpfer, die ebenfalls die Anlageneffizienz reduzieren und höhere Leistungen der Ventilatoren erforderlich machen.

Große Kanalquerschnitte sind naturgemäß schwerer unterzubringen als kleine. Insbesondere an Kreuzungspunkten können Kollisionen mit anderen technischen Gewerken oder dem Ausbau entstehen. Wenn die erforderliche Luftwechselrate und das Raumvolumen bekannt sind, kann die in Schächten und Decken unterzubringende Kanalquerschnittsfläche schnell überschlägig ermittelt werden. Hier ein Rechenbeispiel:

Im Zuge der Prüfung der Anlagenkonzepte durch den Architekten ist es ratsam, die vertikale Lage der technischen Systeme in Querschnittszeichnungen der Kreuzungspunkte abzugleichen und auf ausreichend Reserve zu achten, insbesondere an den zentralen Versorgungsschächten. Je früher dies erfolgt, desto eher können für das entwurfliche Konzept kritische Kollisionen erkannt werden.

Überschlägige Dimensionierung von Kanalquerschnitten – Raumvolumen und Luftwechselzahl bestimmen – Luftgeschwindigkeit festlegen (3-5m/s, höhere Werte erzeugen Geräuschbelästigungen) – Kanalquerschnittsfläche berechnen: ((Raumvolumen * Luftwechselzahl) / 3600) / Luftgeschwindigkeit

Typische Fehler entstehen durch folgende Umstände: – Erforderliche Gefälle von Leitungsanlagen sind nicht berücksichtigt. – Es wurden nicht alle technischen Gewerke bei der Querschnittsplanung einbezogen. – Funktionale Änderungen wurden nicht ausreichend im Konzept der Technischen Gebäudeausstattung berücksichtigt (z.B. Änderung von Luftwechselzahlen infolge Änderung der funktionalen Zuordnung von Raumbe­ reichen). – Die Lage von erforderlichen Revisionsstellen wurde nicht mit den Anforderungen weiterer Gewerke oder des Ausbaus abgeglichen.

Beispiel: Großküche mit 1500m 3 , 20-facher Luftwechsel, Luftgeschwindigkeit 3m/s ((1500 * 20) /3600) / 3 = 2,78m 2 Der Platzbedarf für einen Zu- oder Abluftkanal beträgt also rund 3m 2 , wenn Geräuschentwicklung vermieden werden soll!

Die Auslegung des Kanalnetzes erzeugt besonders viele Abhängigkeiten zu allen anderen Teilen der technischen Gebäudeausrüstung und zum Ausbau und sollte daher frühzeitig und sorgfältig erfolgen. Änderungen des Kanalnetzes der Raumlufttechnik während der Ausführungsphase sollten unbedingt vermieden werden, da hierdurch erhebliche Verzögerungen im Bauablauf entstehen können.

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Lü f te n

Raumlüftungssysteme

Luftdurchlässe

Bei den Systemen zur Raumlüftung wird zwischen folgenden grundsätzlichen Prinzipien unterschieden:

Die Übergabe der konditionierten Luft an den Raum erfolgt über Luftdurchlässe, deren Form stark zweckbestimmt ist und von einer Reihe von Vorbedingungen abhängt. Der Anlagenplaner muss sicherstellen können, dass die erforderliche Luftmenge als Strahl den gewünschten Ort erreicht, ohne unnötige Verwirbelungen und zu hohe Luftgeschwindigkeiten im Raum zu erzeugen. Hierbei besteht ein Unterschied zwischen Anlagen, die im Wesentlichen kühlen, und Anlagen, die der Wärmeverteilung dienen.

– Mischlüftung erzeugt eine walzenförmige Luftbewegung, die den gesamten zu lüftenden Bereich durchströmt. Für den gewünschten Effekt der Walzenbildung sind die Auslassluftgeschwindigkeit und die Ausrichtung der Lüftungsdurchlässe verantwortlich. Bei diesen Systemen ist in der Regel die Anordnung der Zuluftdurchlässe wenig beeinflussbar, wohingegen sich die Abluftdurchlässe relativ flexibel anordnen lassen. Die Lüftungsöffnungen sind in der Regel an der Decke angeordnet („Vertikalstrahler“), wobei bei Raumhöhen über 4 m Einschränkungen entstehen. Es ist aber auch denkbar, Lüftungsöffnungen in Wänden („Tangentialstrahler“) einzubauen. Da hier teilweise hohe Luftgeschwindigkeiten entstehen können, sollten derartige Auslässe immer in einem Bereich von mindestens 2,50-3,00 m Höhe über dem Fertigfußboden eingebaut werden, um unangenehme Verwirbelungs­ phänomene im Kopfbereich zu vermeiden.

Grundsätzlich stehen dem Anlagenplaner folgende Arten von Auslässen zur Verfügung: – einfache rechteckige Durchlässe für Wand oder Decke mit Lamellen zur Strahlsteuerung, – runde oder quadratische Deckendurchlässe, – linienförmige Schlitzdurchlässe, – Sonderformen, darunter Quelldurchlässe bei Anlagen mit besonders niedrigen Luftgeschwindigkeiten (z.B. in Museen, Theaterfoyers, Messegebäuden, aber auch bei Industriearbeitsplätzen) und Filterdurchlässe für Reinräume.

– Schichtlüftung entsteht bei langsamem Einströmen der Luft in den zu belüftenden Bereich, meistens von unten und über Quellluftöffnungen mit möglichst großen Querschnitten, um die gewünschte langsame und turbulenzarme Luftbewegung realisieren zu können. Schichtlüftungssysteme machen besonders viel Sinn, wenn sie zusammen mit Bauteiltemperierungen eingesetzt werden. Quellüftungssysteme lassen sich in der Regel gut in das Raumkonzept integrieren, da sie visuell wenig in Erscheinung treten müssen.

Die Wahl des richtigen Auslasses hängt vom Lüftungskonzept ab. Je höher die Luftmenge im Verhältnis zur Querschnittsfläche ist, desto geringer sind die Möglichkeiten, die Form des Lüftungsauslasses ohne unerwünschte Veränderungen seiner aerodynamischen Eigenschaften zu beeinflussen. Da Luftdurchlässe meist sehr exponiert in Erscheinung treten, sollten von den ersten Ideen zum Raumkonzept an mögliche Auswirkungen des Lüftungskonzepts mit dem Fachplaner besprochen werden.

– Verdrängungslüftung setzt starke Luftströmungen von unten ein und dient vor allem der Wärmeabfuhr in thermisch stark belasteten Bereichen.

297

So n n e n s c h u t z

Sonnenschutz

Abwasseranlagen

Sonnenschutzanlagen werden üblicherweise nicht als Bestandteil der Technischen Gebäudeausstattung (TGA) betrachtet. Sie können aber sehr wohl eine Reihe von betriebsrelevanten Funktionen übernehmen. Gerade in Bezug auf eine nachhaltige Gebäudebewirtschaftung spielt dies eine besondere Rolle, denn mit ins Steuerungs- und Nutzungskonzept integrierten Sonnenschutzanlagen kann – die Tageslichtnutzung optimiert werden, – der Energiebedarf für künstliche Beleuchtung minimiert werden, – der Energiebedarf für die Gebäudekühlung optimiert werden, – zusätzliche Energie für den winterlichen Heizwärmebedarf bereitgestellt werden.

Bei der Integration von sanitären Anlagen bereiten Abwasseranlagen für den gestalterischen und konstruktiven Entwurf die größten Probleme. Abwasseranlagen benötigen festgelegte Mindestgefälle und große Rohrquerschnitte. Die Kreuzung von Abwasserleitungen erzeugt erheblichen Platzbedarf in Wand- und Deckensystemen. Deshalb sollte die Lage der Abwasserstränge sowohl in der vertikalen als auch in der horizontalen Führung frühzeitig abgestimmt werden. Da horizontale Leitungsführungen immer ein planmäßiges Gefälle aufweisen, ist insbesondere auf die Flussrichtung des Abwasserstroms zu achten und sicherzustellen, dass ausreichend Raum in Deckenhohlräumen zur Aufnahme der Leitungen einschließlich Gefälle vorhanden ist. Minimalgefälle von weniger als 1 % sollten nur in Ausnahmefällen angewendet werden. Insbesondere die Vermeidung von Kollisionen mit Lüftungsanlagen und Elektrotrassen sollte frühzeitig durch Systemschnitte vom Anlagenplaner nachgewiesen werden.

Die Integration von Sonnenschutzsystemen in das Gesamtkonzept der technischen Gebäudeausstattung erfordert umfangreiche Abstimmung mit den TGA-Fachplanern. In vielen Fällen kann durch intelligente architektonische Lösungen bei der Anordnung von Fenstern oder von verschattenden Bauteilen eine erhebliche Optimierung des Energiebedarfs erzielt werden, ohne umfangreiche, wartungsintensive mechanische Systeme installieren zu müssen.

Installationen zwischen Wandschalen sollten grundsätzlich ausreichende Reserven vorweisen und Raum für Befestigungselemente (Rohrschellen, Schallentkopplung) berücksichtigen. Wenn Leitungen kreuzen können sollen, ist entsprechend mehr Platz zu berücksichtigen. Folgende Mindestwandstärken sollten bei den gängigen Trockenbausystemen und kreuzungsfreier Installation eingehalten werden:

Ein Grundprinzip der Planung des Sonnenschutzes ist es, die Sonnenschutzanlage möglichst außerhalb der thermischen Gebäudehülle anzuordnen, um ungewünschte Wärmeeinstrahlung gar nicht erst in das Gebäude gelangen zu lassen. Innenliegende Sonnenschutzanlagen sind maximal halb so effizient wie außen angeordnete Anlagen.

Aktiver versus passiver Sonnenschutz Im Sinne einer nachhaltigen Gebäudenutzung stehen sich immer wieder hoch regelbare technische Systeme und traditionelle, nicht mechanisierte Systeme gegenüber. Die Entscheidung, welches System geeignet ist, ist letztendlich eine Frage der Entwurfshaltung und der Besonderheiten des jeweiligen Projekts. Mit steigender Mechanisierung gehen in der Regel auch eine höhere Fehleranfälligkeit und höhere Wartungs- und Betriebskosten einher.

Einbauteil

Bekleidung

Ständerwerk = Installationsebene

Gesamt

Trockenbauwand mit einem Waschtisch

2 x 1,25cm x 2 = 5cm

15cm

20cm

Trockenbauwand mit WC

2 x 1,25cm x 2 = 5cm

2x 5cm + 15cm Zwischenraum = 25cm

30cm

Trockenbauwand mit gegenüberliegenden Waschtischen

2 x 1,25cm x 2 = 5cm

2x 5cm + 20cm Zwischenraum = 30cm

35cm

Vorsatzschale mit Waschtisch

2 x 1,25cm = 2,5cm

15cm

17,5cm

Vorsatzschale mit WC

2 x 1,25cm = 2,5cm

5cm + 15cm = 20cm

22,5cm

In der Regel gilt: Wände mit Abwasserinstallationen immer so breit wie möglich wählen, niemals weniger als 20 cm Gesamtbreite vorsehen. Knicke und Bögen in Abwasseranlagen können ebenfalls häufig Kollisionen zwischen Ausbau und Technik erzeugen. Strömungstechnisch sind 90°-Bögen ungünstig. Deshalb werden Knicke meist mit 45°-75°-Winkeln ausgeführt. Insbesondere am Übergang zwischen Wand und Decke oder zwischen Wand und Fußboden können hieraus Probleme entstehen. Dies ist in den Grundrissplänen des Anlagenplaners meist nur schwer zu erkennen. Im Zweifel können kleine Detailschnitte als Handskizzen schon im Entwurfsstadium hilfreich sein.

In jedem Fall ist die intelligente Lösung des Sonnenschutzes nicht nur in warmen Gegenden einer der zentralen Faktoren im Hinblick auf die Gesamtenergieeffizienz und Nachhaltigkeit eines Bauwerks. Da der Sonnenschutz an der Schnittstelle zwischen den Verantwortlichkeiten der TGA-Planung und des Architekten/Innenarchitekten liegt, ist eine besonders sorgfältige Abstimmung über Ziele, Methoden und Auswirkungen planerischer Vorgaben geboten.

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ga s , Wa s s e r

gaSanlagEn gasanlagen sind heutzutage meist in sonderbauten (labore, Krankenhäuser) oder bei der Versorgung von heizungsanlagen zu finden. Ihr grundsätzlicher aufbau entspricht dem von Wasseranlagen. Im hinblick auf die Integration dieser systeme in das innenarchitektonische Konzept gibt es in der regel nur wenig zu berücksichtigende schnittstellen.

WaSSEraufbErEiTung eine besondere form der Wasserinstallation ist die Bereitstellung von demineralisiertem Wasser. Je nach einsatzzweck sind dafür unterschiedliche stufen der technischen aufbereitung des Wassers erforderlich. Insbesondere bei lüftungsanlagen ist der einsatz demineralisierten Wassers sinnvoll, um die Bildung von rückständen in der lüftungsanlage zu minimieren. Da demineralisiertes Wasser chemisch aggressiv ist, werden in der regel nichteisenmetalle oder Kunststoffe für die leitungsinstallationen verwendet, was wiederum insbesondere auf die Brandschutzplanung auswirkungen zeitigt, da die erforderlichen Bauteile mit Brandschutzanforderungen besonderen Platzbedarf haben.

Waschtischanschluss in Trockenbauwand.

WarM- und TrinkWaSSEranlagEn

abwasseranlage

Bei trink- und Warmwasseranlagen spielt die hygiene eine entscheidende rolle. Insbesondere bei Installationen für mehrere Benutzer mit unterschiedlichen nutzungsintensitäten muss die entstehung von legionellen vermieden werden. Da diese mikroorganismen in einem temperaturspektrum von 25°-50° c wachsen, sind temperaturen von durchgehend mindestens 60° c im leitungsnetz erforderlich. Daraus entsteht bei zentralen anlagen ein erheblicher Wärme- und damit energieverlust, so dass in vielen fällen stattdessen die Installation von dezentralen Warmwasserbereitern sinnvoll ist. Die leitungsnetze von trink- und Warmwasseranlagen sind wesentlich flexibler zu integrieren als andere technische systeme. Zur erzeugung der Brauchwärme wird bei den meisten zentralen anlagen die ohnehin vorhandene heizungsanlage als primäre Wärmequelle herangezogen. leistungsfähige moderne speicheranlagen erlauben es, Wärme aus unterschiedlichen Primärenergiequellen gleichzeitig zu nutzen, beispielsweise zusätzlich eine thermische solaranlage oder eine Wärmepumpe einzusetzen. Problemlos lassen sich Deckungsraten von 70 % und mehr beim einsatz regenerativer energien zur Warmwasserbereitung erzielen.

299

E n e rg i e

Elektrische Anlagen In den letzten Jahrzehnten hat ein Konzentrationsprozess hin zu wenigen großen multinationalen Anbietern sowohl von regionalen und überregionalen Verteilnetzen als auch bei der Energieerzeugung stattgefunden. Im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte werden diese Strukturen jedoch zunehmend in Frage gestellt. Es ist absehbar, dass in entwickelten Volkswirtschaften mittelfristig dezentrale, unmittelbar beim Verbraucher aufgestellte Energieerzeugungssysteme einen wesentlichen Marktanteil erzielen werden. Dies wird Auswirkungen auf die Gestalt der gebauten Umwelt haben, da Bauwerke zunehmend nicht nur als Energieverbraucher, sondern auch als Energie­ erzeuger fungieren.

Zentrale Energieerzeugung und -Verteilung Mit der Entfernung zwischen Stromabnehmer und Strom­ erzeuger wächst der Leitungswiderstand und damit der erforderliche Kabelquerschnitt im Verhältnis zur Spannung auf dem Übertragungsweg. In Europa bilden miteinander vernetzte Großkraftwerke ein Hochspannungs-Verbundnetz (220-380 kV, außerhalb Europas bis zu 750 kV), das eine ausreichende Versorgung mit elektrischer Energie unabhängig von tageszeitlichen Nutzungsschwankungen sicherstellt. Über Umspannwerke werden die Beiträge weiterer Energieerzeuger (Windkraft- und Solarkraftwerke, städtische Kraftwerke, Industrieanlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung usw.) in dieses Netz eingespeist. Unterhalb der Ebene der Hochspannungsnetze operieren Mittelspannungsnetze (1-30 kV, in Städten meist zwischen 10-15 kV), die die Verteilung der Energie bis zu den Transformatorenanlagen übernehmen. Insbesondere Kraftwerke lokaler Betreiber speisen die von ihnen erzeugte Energie auch unmittelbar in die Mittelspannungsnetze ein.

Einfamilienhäuser und andere Kleinverbraucher zunehmend interessant. Neben der Energieerzeugung durch Photovoltaik stellen kleine KWK-Anlagen, z.B. gasbetriebene Stirling-Motoren inzwischen ernstzunehmende Alternativen dar.

Schnittstellen im Gebäude Bei Großabnehmern wird meistens eine Energieübergabe in den Räumen des Abnehmers vorgesehen. Von einem Übergabepunkt aus dem Mittelspannungsring am öffentlichen Straßennetz oder anderswo im Außenbereich wird die Spannung über eine Schaltanlage auf kundenseitige Transformatoren geschaltet. Da in diesen Anlagenteilen hohe Spannungen herrschen, sind für die Planung hohe Anforderungen in Bezug auf Zugangssicherung und Explosionsschutz zu berücksichtigen. Je nach Typ des Transformators können weitere Anforderungen an den Ausbau bestehen, so müssen ölgekühlte Transformatoren aus Gründen des Gewässerschutzes in chemikalien- und ölresistent beschichteten Wannen aufgestellt werden. Von den Transformatoren werden die kundenseitigen Niederspannungsnetze gespeist. Dies erfolgt in der Regel über eigene Räume (Niederspannungshauptverteilung; NSHV), die idealerweise in der Nähe der Mittelspannungsanlagen angeordnet sind. Bei Anlagen mit einer durch Notstrom­ aggregate gespeisten Sicherheitsstromversorgung wird ein eigenes Sicherheitsstromversorgungsnetz (SV) parallel zum Allgemeinversorgungsnetz (AV) aufgebaut. Da bei einem Ausfall des Netzes des Energieversorgers einige Sekunden Zeit vergeht, bis ein Notstromaggregat Strom liefert, sind betriebskritische Systeme gegebenenfalls zusätzlich mit Batterien zu puffern. Die dafür erforderlichen Batterieräume sollten ebenfalls in der Nähe der Niederspannungshauptverteilung untergebracht werden und haben je nach geforderter Bereitschaftsleistung unterschiedlich großen Platzbedarf.

Dezentrale Energieerzeugung

Die gebäudeseitigen Niederspannungsnetze sind meistens baumartig aufgebaut. Von der NSHV erfolgt die Anbindung der stockwerks- und bereichsweise angeordneten Unterverteilungen. Diese Anbindeleitungen werden meist, um den Spannungsabfall so gering wie möglich zu halten, mit relativ dicken Kabeln ausgeführt, die aufgrund ihres Gewichts und ihrer großen Biegeradien besondere Befestigungsmittel und Montageuntergründe benötigen. Die Führung der erforderlichen vertikalen und horizontalen Trassen sollte deshalb frühzeitig in die Koordination der Trassen der anderen Gewerke und auch in die Planung des Ausbaus einbezogen werden.

Insbesondere größere Abnehmer halten eigene Energieerzeuger vor. Hierzu zählen neben Notstromaggregaten auch Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK-Anlagen), beispielsweise von Betrieben mit hohem Wärmebedarf wie etwa Krankenhäusern. Mit dem Anstieg der Energiekosten werden dezentrale Anlagen auch für Wohnanlagen,

Die Verteilung zu den endgültigen Verbraucherstromkreisen (Licht, Steckdosen, Geräteanschlüsse) erfolgt meist über boden- oder deckenmontierte Kabeltrassen. Bei der Festlegung der Trassenlage sollte darauf geachtet werden, die Trassen möglichst nicht über Türen zu führen, weil sonst Kollisionsgefahr mit Einbauteilen der Türen besteht.

Die Umsetzung des Stroms in verbraucherübliche 380 V/ 220 V geschieht dann über Transformatoren in unmittelbarer Nähe des Endabnehmers. Dies ist auch die Schnittstelle zur Verrechnung/Rückspeisung der beim Verbraucher erzeugten Energie.

300

R egelungstechnik

Wie die Dinge zusammenkommen: Messen, Steuern, Regeln

Ein Merkmal der Feldebene, das auch Gestaltungsspielräume eröffnet, ist der Umstand, dass hier noch relativ freie Kombinationen unterschiedlichster Signalgeber möglich sind. Die Verbindung der Sensoren/Aktoren mit dem darüberliegenden Datennetz übernehmen kleine über Microcontrollergesteuerte sogenannte DDC-Bausteine, die die von den Sensoren kommenden Signale in entsprechende digitale Protokolle übersetzen. Diese Geräte sind in der Regel bereits herstellergebunden und meist mit proprietären Protokollen ausgestattet.

Das Schlagwort vom „intelligenten Haus“ ist so alt wie die Moderne. Wunsch und Wirklichkeit sind sich heute aber näher denn je. Lampen bestellen ein neues Leuchtmittel, wenn das alte ausgefallen ist, oder geben sogar rechtzeitig Nachricht, bevor es überhaupt zum Ausfall kommt. Häuser machen die Heizung an, wenn man den Raum betritt. Für den innenarchitektonischen Entwurf entstehen hieraus eine Reihe neuer Fragestellungen. Wenn man die gestaltete Hülle als Benutzeroberfläche der „Maschine Haus“ begreift, die mit dem Nutzer auf geeignete Weise kommunizieren soll, gibt es viel Spielraum für neue Ideen und weiterführende Konzepte. Vergleicht man die Entwicklung der Benutzerschnittstelle des Computers mit dem Stand der Technik der Benutzerschnittstelle unserer Gebäude heute, befindet sich die Gebäudesteuerung derzeit gleichsam noch weit vor der Erfindung der Maus, im dunklen Zeitalter der Textterminals und Lochstreifenleser.

Die Automationsebene Auf der Automationsebene wird der Datenaustausch der DDC-Bausteine untereinander und mit der Steuerungsund Managementebene betrachtet. Hier haben sich seit einigen Jahren herstellerabhängige Datenübertragungsprotokolle, sogenannte „Bussysteme“ wie z.B. BACnet oder LON-Bus etabliert. Die daraus entstehende große Herstellerabhängigkeit bei der Ersatzteilbeschaffung und Anbindung von Fremdprodukten hat in den letzten Jahren zu einer verstärkten Hinwendung zu aus dem IT-Bereich bekannten offenen Standards wie TCP/IP geführt. Dies wird vermutlich in Zukunft noch weiter zunehmen, so dass mit zunehmender Wahlfreiheit bei der Verwendung der Komponenten zu rechen ist.

Gleichwohl hat die moderne Datentechnik seit längerer Zeit Einzug in die Gebäudetechnik gehalten. Diese Entwicklungen werden unter dem Stichwort „Gebäudeautomation“ zusammengefasst. Hierbei spielt insbesondere das sogenannte „Ebenenmodell“ eine Rolle, bei dem die Betrachtung der Einzelkomponenten einer Gebäudeautomationsanlage in funktionelle Bereiche unterschiedlicher Abstraktionstiefe aufgeteilt wird.

Die Managementebene Auf der Managementebene werden die Meldungen der Automationsebene logisch zusammengeführt, mit unterschiedlichsten Mitteln visualisiert und durch unterschiedlichste Ereignisse gesteuert. Steuerrechner erlauben es, unterschiedliche Bussysteme über sogenannte „Gateways“ miteinander zu koppeln. Die Ausgabe der Daten und Entgegennahme von Steuerbefehlen kann auf den unterschiedlichsten Kanälen erfolgen.

Die Feldebene Auf der Feldebene werden die unmittelbar an der zu steuernden/überwachenden Anlage angebrachten Sensoren und Aktoren und ihre direkte Signalübertragung betrachtet. Je nach Verwendungszweck und Produktphilosophie der Hersteller können unterschiedlichste digitale oder analoge Komponenten zum Einsatz kommen. Die „Eigenintelligenz“ der eingesetzen Komponenten ist durchaus unterschiedlich. Neben relativ simplen Bausteinen, die lediglich ein physikalisches Ereignis in einen elektrischen Widerstand oder einen elektrischen Strom umsetzen, gibt es auch Komponenten, die durch ausgeklügelte „kleine Bussysteme“ schon auf Feldebene miteinander kommunizieren.

Auf der Managementebene liegt die eigentliche gestaltbare Benutzerschnittstelle der Gebäudeautomation. Hier entscheidet sich, wie die Messwerte der Feldebene dargestellt werden und wie die Benutzereingaben erfolgen. Jenseits von konventionellen Anlagensteuerungen über Bildschirmausgaben in maus- und tastaturgesteuerten Computerprogrammen sind hier eine Vielzahl alternativer Schaltmöglichkeiten denkbar: Gestensteuerung, Ton­ steuerung, Steuerung über Körpermerkmale und vieles mehr. Derzeit überlassen Innenarchitekten diesen Teil der Kommunikation zwischen Benutzer und Gebäude noch den Anlagenplanern. Es ist jedoch abzusehen, dass das gewaltige gestalterische Potenzial dieser technischen Entwicklung über kurz oder lang auch für den Innenarchitekten erschlossen werden wird.

Durch moderne Sensorik lässt sich so ziemlich jeder physikalische Zustand eines Anlagenteils messen. Es gibt Sensoren unter anderem für die Messung von Temperatur, Feuchte, Luftdruck, Druck in flüssigen und festen Stoffen, Windgeschwindigkeit und –richtung, Lichtintensität, Gaskonzentrationen, elektromagnetischer und radioaktiver Strahlung, Spannung, Widerstand und Strom. Für die Steuerung stehen unterschiedlichste Motoren, motorisch betriebene Ventile, Klappen und Pumpen zur Verfügung.

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B r a n Dsc h U t Z

brandSchuTz Wenn im Bereich des Bauens von Brandschutz gesprochen wird, so ist hier meistens der sogenannte „vorbeugende Brandschutz“ gemeint, der alle maßnahmen erfasst, die getroffen werden, um Brände und Brandausbreitung im gebäude zu verhindern. Im Verantwortungsbereich des Innenarchitekten liegt insbesondere die Umsetzung der anforderungen des baulichen Brandschutzes, aber auch die anforderungen des anlagentechnischen Brandschutzes können eine reihe von auswirkungen auf den innenarchitektonischen entwurf haben. Darüber hinaus hat der Innenarchitekt eine hohe Verantwortung für den Umgang mit brandgefährdenden Baustoffen, die normalerweise nicht im fokus der Brandschutzgutachter liegen und die nicht unmittelbar gesetzlichen regelungen unterworfen sind.

daS brandSchuTzkonzEpT am anfang jeder Überlegung zum Brandschutz eines gebäudes steht das Brandschutzkonzept, in dem alle öffentlich-rechtlichen anforderungen an das geplante objekt zusammengefasst und die technischen rahmenbedingungen zur erfüllung dieser anforderungen benannt werden. Das Brandschutzkonzept beinhaltet – das flucht- und rettungswegekonzept, – die aufteilung des objekts in sinnvolle Brandabschnitte, – die anforderungen an Wand- und Deckenbauteile, türen, tore und sonderbauteile wie z.B. rauchschutzvorhänge, – die anforderungen an die anlagentechnischen Bauteile aller tga-gewerke, – das Konzept gegebenenfalls einzusetzender technischer oder nutzungsspezifischer sonderlösungen des Brandschutzes, wie z. B. sprinkleranlagen oder gaslöschanlagen.

Brandschutz konkret.

Umfang und form des Brandschutzkonzepts sind nicht spezifisch geregelt und können von jedem sachkundigen erstellt werden. für einfache Baumaßnahmen kann dies ohne Weiteres vom Innenarchitekten und den fachplanern selber übernommen werden, sofern sie über die erforderlichen Kenntnisse verfügen. es zeigt sich hier allerdings ein deutlicher trend zur spezialisierung. Die Brandschutzkonzepte größerer und komplexerer Bauvorhaben werden deshalb heutzutage fast immer von besonders qualifizierten Brandschutzplanern erstellt, die dem Innenarchitekten möglichst schon zu Planungsbeginn an die seite gestellt werden. Die aufgabe des Innenarchitekten ist es, in dieser Phase sicherzustellen, dass sein Konzept im rahmen der Brandschutzanforderungen umsetzbar bleibt. hier spielt die sorgfältige materialwahl ebenso eine rolle, wie die frühzeitige abstimmung möglicher alternativen bei der Bestimmung der schutzziele und deren Umsetzung.

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B r a n ds c h u t z

Der bauliche Brandschutz

Der anlagentechnische Brandschutz

Im Zuge der Planung ist sicherzustellen, dass das Brandverhalten der eingesetzten Baustoffe den Anforderungen des Brandschutzkonzepts genügt. Neben der Frage, wie lange ein Baustoff einem Feuer widersteht, ist hierbei relevant, ob der Baustoff selbst als Brandlast wirken kann.

Neben den meist verdeckten Bauteilen wie Kabelschotts und Brandschutzabkofferungen von Leitungen können eine Reihe von Bauteilen technischer Anlagen auch im Raum selbst zum Vorschein kommen. So sind zum einen die Revisionsstellen von Brandschutzklappen lüftungstechnischer Anlagen in der Regel mit Schildern zu kennzeichnen. Außerdem sind die erforderlichen Revisionsmöglichkeiten, wie Revisionsklappen und reversible Abdeckungen, natürlich zuvor zu schaffen. Die Integration der Lage und Größe dieser Bauteile kann gestalterisch sehr schwierig sein. Deshalb ist auch hier eine frühzeitige Berücksichtigung im innenarchitektonischen Konzept wünschenswert.

Hierzu werden Baustoffe, Bauarten und Bauprodukte in Feuerschutzklassen eingeteilt, die analog der einzuhaltenden Feuerwiderstandsdauer qualifiziert werden, z.B. Wände F30, F90 oder Türen T30, T90. Außerdem wird die Entflammbarkeit der Baustoffe klassifiziert, in Deutschland beispielsweise mit den Begriffen leicht entflammbar, schwer entflammbar oder nicht brennbar.

Ein anderer Bereich, bei dem frühzeitige Integration besonders wichtig ist, ist die Ausführung von Flucht- und Rettungswegkennzeichnungen und Brandmeldern, die meistens durch den Elektrofachplaner geplant werden. Hierbei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass Brandmelder je nach Größe ihres Einzugsbereiches meistens innerhalb eines Rasters von etwa 5 m gesetzt werden müssen.

Ein weiteres Kriterium, das vor allem für Türen und Fenster gilt, ist die Frage, ob das Bauteil in der Lage ist, die Ausbreitung von Rauchgasen zu verhindern. Zusammen mit der Anforderung an den Brandschutz ist bei Türen und Fenstern auch zu klären, wie sichergestellt wird, dass das Bauteil im Ernstfall auch wirklich verschlossen ist. Im einfachsten Fall wird dies durch einen Türschließer erreicht, es sind aber auch komplexe, mit Rauchmeldern gesteuerte Systeme möglich, die naturgemäß einen deutlich höheren Planungs- und Abstimmungsbedarf mit den Fachplanern haben. Da hier oftmals Nutzeranforderungen mit Brandschutzanforderungen kollidieren und im Betrieb offene Türanlagen erhebliche Kosten verursachen können, sollten die Nutzeranforderungen an die Begehbarkeit von Raumbereichen frühzeitig mit dem Brandschutzkonzept abgeglichen werden.

1 Siehe hierzu auch das Ohm‘sche Gesetz. 2 Hier ist insbesondere die Vorlauf- und Rücklauftemperatur bzw. die Spreizung zwischen Vor- und Rücklauf relevant. 3  Übliche Vor- und Rücklauftemperaturen liegen heutzutage bei 55°-35° C, teilweise sogar deutlich darunter. Früher übliche Systeme, z.B. die sogenannten „Dampfheizungen“, hatten Vor- und Rücklauftemperaturen von 90°-70° C.

Innenarchitektonische Konzepte, die nach der eigentlichen Bauphase des Gebäudes umgesetzt werden, können Gefahr laufen, das Konzept des baulichen Brandschutzes durch den Einsatz nicht geeigneter Materialien zu unterlaufen. Deshalb sollte jeder Maßnahme eine verantwortungsvolle Prüfung der Brandschutzanforderungen vorangestellt und die Materialwahl hierauf abgestimmt werden.

4 Siehe auch den Begriff „relative Luftfeuchte“, der genau diesen Zusammenhang beschreibt.

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bauEn iM bESTand: barriErEfrEihEiT und dEnkMalSchuTz JohannES STuMpf

Sturzprophylaxe: Angesichts der demografischen Entwicklung sind barrierefreie Räume zunehmend gefragt. Hospiz, Stiftung Marienhospital, Euskirchen, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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Barrierefreiheit

Ein Leitgedanke ist die Maßnahmenbetrachtung auf der Grundlage der möglichen körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung des Nutzers. So wird zwischen motorischen, sensorischen und kognitiven Einschränkungen der Nutzer unterschieden. Zu den daraus resultierenden planerischen Überlegungen können neben der Umsetzung der Anforderungen für eine rollstuhlgerechte Nutzung eine Vielzahl von weiteren baulichen Lösungen gehören, darunter

Die Gleichstellung aller Menschen unabhängig von körperlichen oder geistigen Behinderungen, Geschlecht oder anderen Faktoren ist ein für demokratische Gesellschaften selbstverständliches Menschenrecht. Hieraus abgeleitet ergibt sich die Anforderung, alle Gebäude in möglichst gleichem Maße für alle Menschen und möglichst ohne Einschränkungen zugänglich zu machen. Für die gebaute Umwelt bedeutet dies, auf eine Vielzahl möglicher Beeinträchtigungen der Nutzer Rücksicht nehmen zu können.

– taktile Markierungen an Verkehrswegen für Sehbehinderte, – zusätzliche Haltemöglichkeiten (Geländer, Handläufe) für Gebrechliche, – Alarmvorrichtungen, – Leitsysteme mit kontrastreicher, leicht lesbarer Typografie, – Farbcodes zur leichteren Erkennbarkeit von Zonen im Gebäude für Menschen mit Gedächtnisstörungen

Menschen im Rollstuhl sind hierbei bei Weitem nicht die einzige Zielgruppe. Vielmehr wird der Begriff der Barrierefreiheit inzwischen in einem viel weiteren Sinne verstanden und orientiert sich nunmehr eher an den Bedürfnissen des tatsächlich zu erwartenden Nutzers als an generellen Festlegungen nach dem „One-Size-Fits-All“-Prinzip. So kann im Sinne der Barrierefreiheit die kontrastreiche Ausgestaltung eines Treppenraumes ebenso zu den Maßnahmen gehören (hier betreffend Sehbehinderungen), wie die Vermeidung zu grobmaschiger Gitterroste in Bereichen, in denen Frauen mit Stöckelschuhen anzutreffen sind. Mit der steigenden Anzahl älterer Menschen in unserer Gesellschaft wird das Thema Barrierefreiheit auch in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen und planerisch gelöst werden müssen. Dies gilt für nahezu alle entwickelten Länder der Erde in gleicher Weise und wird erheblichen Einfluss nicht nur auf den Neubau, sondern sicherlich auch auf den Gebäudebestand haben. So sind bestehende Gebäude oftmals nicht dazu ausgelegt, die besonderen Bedürfnisse einer überalternden Gesellschaft zu bedienen. Es wird zwangsläufig nachgerüstet werden müssen. Hier stehen sowohl Anpassungen im Grundriss (z.B. von Bädern und Küchen zur Schaffung ausreichender Bewegungsflächen) als auch in der Ausstattung an.

und vieles mehr. Für den Planer entscheidend ist, von welchen Fallgruppen bei der Planung überhaupt ausgegangen werden muss. Dies ist grundsätzlich nutzungsabhängig und damit Bestandteil der Vorgaben, die der Auftraggeber zur Erfüllung der Planungsziele geben muss. Die in der Normierung erfassten Anforderungen an Barrierefreiheit beziehen sich im Wesentlichen auf öffentlich zugängliche Gebäude, können aber generell auf alle Bauwerke übertragen werden. Im Zuge der Planung sollte unbedingt frühzeitig mit dem Auftraggeber und seinen Behindertenbeauftragten festgelegt werden, welche Normen und Leitlinien Planungsgrundlage werden. Auch die Abstimmung aller entwurflich relevanten Festlegungen zu Farben, Oberflächen und Materialien sollte die Belange der Barrierefreiheit mit einbeziehen und mit den vorgenannten Stellen so früh wie möglich abgestimmt werden.

Seit Mitte der 1980er Jahre sind die Normenausschüsse aller europäischen Länder bemüht, verbindliche Regeln für das barrierefreie Bauen zu definieren. Neben Festlegungen zur Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten im öffentlichen Raum durch Rampen, schwellenfreie Ausbildung von Türen, ausreichende Bemessung von Durchgängen und Bereitstellung von behindertengerechten WC-Anlagen gibt es inzwischen für die unterschiedlichsten Nutzungsarten und körperlichen Einschränkungen weitere Festlegungen. In Deutschland ist insbesondere seit der Einführung der DIN 18040 ein verbindlicher Rahmen für das barrierefreie Bauen geschaffen worden.

Leider verbreitet sich inzwischen eine regelrechte Regelungswut im Umfeld der Barrierefreiheit. Hierbei schießen wohlmeinende Stellen oftmals über das Ziel hinaus, indem viel zu weitreichende Anforderungen gestellt werden. So  gibt es eine Reihe von Empfehlungen zur Barrierefreiheit, in denen zum Beispiel Schriftarten, Schrifthöhen oder detaillierte Farbfestlegungen getroffen werden, die unnötige gestalterische Einschränkungen zur Folge haben. Es liegt in der Hand des verantwortungsbewussten Planers, hier frühzeitig zusammen mit seinem Auftraggeber zu dokumentieren, welche Anforderungen mit welcher Übereinstimmungstiefe umgesetzt werden sollen. Abweichungen von Normen sind, wenn entsprechend begründet, → 310 oftmals umsetzbar.

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Ba r r I e r e fr e I h e It

Handlauf in einer eleganten Seniorenresidenz. Seniorenresidenz Les Jardins d‘Alysea, Roeser, Luxemburg; JOI-Design

Der Handlauf gibt Sicherheit und ist für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen gut erkennbar. Hospiz, Stiftung Marienhospital, Euskirchen, Deutschland (links); Privatklinik Josephinum, München, Deutschland (rechts); 100% interior Sylvia Leydecker

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Ba r r I e r e fr e I h e It

Die abgesenkte Empfangstheke ist auch für Rollstuhlfahrer überschaubar. Gynäkologische Praxis, Städtisches Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

Optisch abgesetztes WC und Griffe für besseren Halt und Unterstützung. Sana Klinik, Bad Wildbad, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker 307

Ba r r I e r e fr e I h e It

Barrierefreiheit ist im Krankenhaus in sämtlichen patientennahen Bereichen gefragt. Benjamin and Marian Schuster Heart Hospital, Kettering, Ohio, USA; Jain Malkin Inc., LWC Inc.

Auch in der Tagesbetreuung ist Barrierefreiheit ein wiederkehrendes Thema. Tagesförderstätte Grevesmühlen, Deutschland; baustudio melchert+kastl

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D e n K m a l sc h U t Z

Mix: Wohnen, Patina, Stadtleben, Alt und Neu – alles mischt sich. Belgisches Viertel, Köln, Deutschland

Jugendstil: Das Ornament findet sich im dezenten Logo auf einer Duschverglasung und fragmentiert als übergroßes Blow-Up im Bodenbelag dieser Patientenlounge. Privatklinik Josephinum, München, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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D enkmalschutz

Denkmalschutz

In Frankreich fand die Haltung des „Fortschreibens“ des historischen Befunds ihren Höhepunkt im Werk von Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc, zu dem die Restaurierung von Notre Dame in Paris, der Wiederaufbau des Schlosses von Pierrefonds in der Picardie und die Restaurierung der Stadt Carcassonne im Languedoc gehören. Auch Viollet-le-Ducs theoretische Arbeiten zum Denkmalschutz zeigen diesen Ansatz und rechtfertigen eine Überformung mit dem Ziel, die „ideale“ Form zu finden.

Begriff und Praxis des Denkmalschutzes sind Kinder der Neuzeit des Abendlandes. Erst mit der bürgerlichen Emanzipation im Europa des 18. und 19. Jahrhunderts entstand aus der Notwendigkeit, eine neue, nicht feudale Identität zu gewinnen, eine Rückbesinnung auf die kulturellen Leistungen der historischen Epochen. Die Wertschätzung der griechischen und römischen Antike als humanistisches Ideal einer durch den Volkssouverän bestimmten Gesellschaft und Kultur und die „Entdeckung“ des Mittelalters als nationales Erbe wären wiederum ohne die gesellschaftlichen Umwälzungen der Frühen Neuzeit seit dem 15. Jahrhundert gar nicht denkbar gewesen.

Viollet-le-Duc und Schinkel waren somit beide mehr oder minder offene Vertreter einer Haltung, die die historische Substanz lediglich als Ausgangspunkt für eine Neuinterpretation begriff. Die Gefahr des Verlustes von Originalsubstanz und der Verfälschung wurden von beiden teilweise bewusst in Kauf genommen.

Noch im Barock waren die Prachtbauten der Antike nicht mehr als Steinbrüche. Eine „geschichtliche“ Dimension gab es de facto nicht. Gegenwart und Vergangenheit wurde als Einheit begriffen, weswegen es dann auch konsequenterweise nichts ausmachte, Altes ohne Rücksicht auf die Bewahrung eines Erbes durch Neues zu ersetzen.

Hiergegen wandten sich die Theorien John Ruskins, dessen stark konservatorischer Ansatz die moderne Denkmalpflege bis heute prägt. Mit seiner Schrift The Seven Lamps of Architecture von 1849 sprach er sich klar gegen die seiner Ansicht nach unmögliche Wiederherstellung („Restauration“) historischer Substanz aus, da für ihn die im Bauwerk gespeicherte Zeit als Teil des schützenswerten Ganzen dabei verloren ginge. Für ihn kam somit lediglich die Bewahrung („Conservation“) als möglicher Umgang mit dem Baudenkmal in Frage.

In Deutschland war es vor allem Karl Friedrich Schinkel, der sich in seiner Funktion als oberster Baumeister Preußens dafür stark machte, herausragende Beispiele des Kunstschaffens früherer Epochen zu bewahren. Sein Bericht zur „Erhaltung aller Denkmäler und Alterthümer unseres Landes“ von 1815 nimmt große Teile der Systematik der heutigen Denkmalpflege vorweg. So fordert Schinkel bereits damals die Führung von Denkmalverzeichnissen, den Aufbau „örtlicher Ausschüsse“, die Erstellung von Bestandsgutachten und nennt als schützenswerte Objekte neben Kirchen, Stadttoren, Schlössern, Rathäusern auch Brunnenfiguren, Taufbecken, Wappen, Chorgestühl, Bilder und Bemalungen. Schinkel führt allerdings auch eine eher willkürliche Trennung zwischen denkmalrelevanten und nicht zu berücksichtigenden Objekten ein: Für ihn war im Wesentlichen alles, was nach 1650 entstand, eben kein Denkmal.

Das fundamentale Gegensatzpaar Restaurierung versus Konservierung bestimmt seither die denkmalpflegerische Diskussion. Dabei hat in der Zeit zwischen 1850 und etwa Mitte der 1960er Jahre das Pendel immer wieder zugunsten der einen oder anderen Haltung ausgeschlagen. Seit der „Charta von Venedig“, einer im Jahre 1964 vom zweiten Internationalen Kongress für Architektur und Denkmalpflege erarbeiteten Leitlinie zum Umgang mit historischer Substanz, sind die Grundprinzipien korrekten denkmalpflegerischen Handelns jedoch weitestgehend vereinheitlicht. Das aus dem Kongress entstandene ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) schreibt seither dieses „Grundgesetz der Denkmalpflege“ regelmäßig fort.

Dass Schinkel es selber mit der werkgetreuen Restaurierung nicht so ernst nahm, verwundert im Kontext der damaligen Zeit nicht. Schinkel und seine Zeitgenossen hatten immer eine „ideale“ Vergangenheit vor Augen. Wenn die Wirklichkeit nicht an das Idealbild heranreichte, wurde eben „nachgebessert“. Ein schönes Beispiel für diese Haltung ist Schinkels Entwurf für den Wiederaufbau der Moritzburg in Halle/Saale, der eben dieses Prinzip der Idealisierung auch am historischen Vorbild vorbei sehr gut illustriert.

Die mit der Charta von Venedig erarbeiteten Grundsätze lassen sich grob wie folgt zusammenfassen: Historische Werke sollen grundsätzlich in ihrem Kontext betrachtet werden und dort möglichst verbleiben. Für die Bewertung eines Objekts sind neben dem künstlerischen Wert auch kulturelle, geschichtliche und technikgeschichtliche Zeugnisse relevant. Der Schutz des Kulturguts bezieht sich in gleichem Maße auf alle diese Aspekte des Kulturguts. Einfache Zeugnisse sind hierbei Werken mit hoher künstlerischer Relevanz gleichzustellen.

Im selben Geist wurde bei der Fertigstellung des Kölner Doms nach 1823 die Südfassade nach einem historischen Fassadenriss weitestgehend „werktreu“ gebaut, die Fassaden des Querhauses sind jedoch Nachschöpfungen.

Der Erhalt eines Werks erfordert permanente Pflege. Der beste Schutz für das Werk ist seine respektvolle Benutzung.

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D E N K M A L SC H U T Z

Ein schützenswertes Werk ist immer in seiner historischen Gesamtheit zu betrachten. Spuren der Geschichte des Objekts sind zu erhalten.

Diese an sich einfachen Prinzipien können allerdings in der tatsächlichen Umsetzung zu ausgesprochen komplexen Lösungen führen. Der denkmalpflegerisch tätige Innenarchitekt ist immer wieder aufgefordert, zwischen den einzelnen Anforderungen abzuwägen und hieraus seine eigene Antwort auf die Anforderungen, die das Denkmal stellt, zu finden. Hierbei können je nach Art des Objekts, seiner Geschichte, seinem Zustand und dem Nutzungsziel ganz unterschiedliche Gewichtungen der vorgenannten Anforderungen entstehen, die sich unmittelbar auf den → 321 Entwurf auswirken.

Restaurierung hat zum Ziel, das Objekt zu schützen und seine historischen und ästhetischen Werte respektvoll zu bewahren. Die Restaurierung des Objekts als Spezialfall muss Ausnahme bleiben. Handwerkstechniken aus der jeweiligen Entstehungszeit sollen immer den Vorrang vor modernen Technologien haben. Der Einsatz von modernen Technologien ist wissenschaftlich zu begleiten und zu bewerten. Das Restaurierungskonzept soll alle Zeitschichten des Objekts gleichermaßen respektieren. Stilreinheit kann kein denkmalpflegerisches Ziel sein. Ergänzungen und Neuschöpfungen müssen als solche erkennbar bleiben. Jede Maßnahme am Objekt ist sorgfältig textlich, zeichnerisch und fotografisch zu dokumentieren und als Ergebnis der wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Spurlos: Bei dieser kulturhistorischen Ausstellung im Umfeld des Weltkulturerbes durfte nicht einmal eine Reißzwecke die Bausubstanz tangieren; alles musste rückstandslos entfernt werden. Ausstellung „Ex Oriente – Isaak und der weiße Elefant“, Aachen, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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Layer: Die Einbauten übernehmen die Struktur des Spätrenaissance-Gebäudes; Fotos der Modernisierung sind als Filmstrips in die Leuchten integriert; handgemalte Typografie ist auf die Wand aufgebracht. Kanzlei Josiger & Collegen, Saalfeld, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

Grenzerfahrungen: Der unspektakuläre Zugang zur Synagoge berührt durch historische Fotos ehemaliger Gemeindemitglieder. Der Altarraum wurde unangetastet gelassen und vom Innenarchitekturbüro lediglich im Deckenbereich mit hebräischer Typografie kontrastreich gestaltet. Synagoge Roermond, Ausstellung „Grensvaringen/ Grenzerfahrungen“, Roermond, Niederlande; 100% interior Sylvia Leydecker

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D E N K M A L SC H U T Z

Der Salon, in historischen Gebäuden Mittelpunkt des sozialen Lebens – hier anverwandelt von einem Friseur­salon mit VintageCharme. Salon Nemetz, München, Deutschland; DESIGNLIGA

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Historisch oriental. Lounge und Restaurant Sepia, Beirut, Libanon; Bachir Nader – Interior Architect

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Innenarchitekten sanieren und modernisieren. Dieses Gründerzeithaus erfuhr eine behutsame Vorgehensweise und erstrahlt in neuem Glanz. Umbau und Sanierung einer denkmalgeschützten Stadtvilla von 1900, Düren, Deutschland; FRANKE Architektur I Innenarchitektur

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Inspiriert: Produktdesign von heute, an historischen Vorbildern orientiert. Fliesen; IVANKA Concrete Design

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D E N K M A L SC H U T Z

Kontrastiert: Alte Bausubstanz spannungsreich vom neu eingefügten Baukörper abgesetzt. Kyoto Silk, Kyoto, Japan; Keiichi Hayashi Architect

Überseeisch: Das Chefbüro in diesem Denkmal verströmt respektable Aura und atmet Reederei-Geschichte. Büros der International Shipping Company, London, England; SHH

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D E N K M A L SC H U T Z

Parkett: Die Sterilität der Praxis wird durch das Denkmal gebrochen. Kieferorthopädische Fachpraxis, Dr. Dux & Kollegen, Detmold, Deutschland; Stövesand Architektur

Slow: Bauernhäuser und Landleben haben ihre eigene Zeit. La Finca, Mallorca, Spanien; UXUS

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D E N K M A L SC H U T Z

Opulent: Einer der exotischsten Paläste Europas wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut – chinesisch-indisch-eklektisch. The Long Gallery, The Royal Pavilion (erbaut 1815–1822), Brighton, England; John Nash (*18.01.1752; † 13.05.1835)

Sign here: Kommunikatives Treppenhaus in einem alten Lagergebäude. Treppenhaus, London, England 319

D E N K M A L SC H U T Z

Das Hotel mit dem Blick auf eine kleine Oase in Tunesien ist von traditioneller Architektur inspiriert – keine Replik, sondern ein Experiment unserer Zeit. Dar’Hi, Nefta, Tunesien; Matali Crasset

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Muster: Wandabschlussornament in einem alten Industriegebäude. Wand, Bonn, Deutschland

zwei Denkmalpflegerische konzepte: neues museum unD alte nationalgalerie, Berlin Muster: Marmor an der Badewanne steht einem historischen Altbau gut zu Gesicht.

Zwei Häuser in Berlin, das Neue Museum und die Alte Nationalgalerie, stehen mit ihrer neueren Restaurierungsgeschichte in exemplarischer Weise für gegensätzliche Positionen denkmalpfegerischer Herangehensweisen. Beide Häuser sind Teile der als Weltkulturerbe geschützten Berliner Museumsinsel, die als „Freistätte für Kunst und Wissenschaft“ ab 1830 in Berlin-Mitte entstand.

DenkmalBad, Köln, Deutschland; SEITENANSICHT – Innenarchitektin Martina Lorbach

Im Gegensatz zum Neuen Museum begann schon kurz nach dem Krieg der Wiederaufbau der Alten Nationalgalerie, so dass das Haus in Teilen schon 1946 für das Berliner Publikum eröffnet werden konnte. In den 1950er Jahren wurde das Haus umfangreich saniert, insbesondere wurde das zerstörte Treppenhaus in vereinfachter Form wiederaufgebaut. Bis zur Wiedervereinigung gab es danach nur noch wenige Veränderungen. Eine geplante Generalsanierung, für die es in den 1980er Jahren schon ausgereifte Pläne gab, wurde nicht mehr ausgeführt.

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D enkmalschutz

Die Pläne wurden nach der Wiedervereinigung ab 1993 wiederaufgenommen. Dass in den turbulenten Jahren nach der Wiedervereinigung mit HG Merz ein ausgesprochen detailverliebter Architekt mit viel Gespür für Form, Farbe und Material mit der Wiederaufbauplanung beauftragt wurde, kann als Glücksfall für die Alte Nationalgalerie gewertet werden. Die Umsetzung der Merz’schen Pläne erfolgte zwischen 1997 und 2001.

jede für sich denkmalwürdig. Die bestehenden Kriegszerstörungen waren weitestgehend repariert und traten für den Besucher des Gebäudes nicht in Erscheinung. Die  innenarchitektonische Aufgabe der Grundinstandsetzung war also nicht die Fixierung des Status quo, sondern eine Fortschreibung des Vorhandenen im Sinne einer neuen Zeitschicht. Im Gegensatz zum Konzept des Neuen Museums stand deshalb nicht die Sichtbarmachung eines zeitgeschichtlichen Bruchs im Vordergrund, sondern eher ein behutsames „Aufräumen“ und Ergänzen im Sinne der Interventionen der Vorgänger.

Im Gegensatz zum Neuen Museum, das vor dem Wiederaufbau 65 Jahre als Ruine stand und nur in geringem Umfang umgebaut worden war, konnte die Alte Nationalgalerie also auf eine kontinuierliche Nutzung mit mehreren dezidiert lesbaren Zeitschichten zurückblicken.

Um die umfangreiche Gebäudetechnik und das vom Nutzer geforderte dritte Ausstellungsgeschoss realisieren zu können, mussten allerdings erhebliche Eingriffe in den Bestand vorgenommen werden. So wurde das zweite Obergeschoss im Bereich des großen Saals bis auf den Rohbau zurückgebaut, um eine neue Geschossdecke und die Lüftungsinstallationen aufnehmen zu können. Hierbei wurde die Originalsubstanz ausgebaut, zwischengelagert und nach den Technikmontagen wieder eingebaut.

Das von David Chipperfield Architects und Julian Harrap entwickelte Konzept zum Wiederaufbau des Neuen Museums hat zwei Schwerpunkte: das „Auffüllen“ des verloren gegangenen Bauvolumens durch Neubau des Nordwestflügels sowie die Sicherung und optische Ergänzung des Bestandes. Darüber hinaus war natürlich in großem Umfang neue Technik für Beleuchtung, Klimatisierung und Gebäudesicherung einzubauen, da ein Museum des 21. Jahrhunderts ganz andere konservatorische Anforderungen hat als ein Bau des 19. Jahrhunderts.

Entsprechend der Idee des Einfügens einer neuen Zeitschicht wurde für die stark vom Umbau betroffenen Bereiche der Mittelsäle des zweiten Obergeschosses und der neuen Säle des neuen dritten Ausstellungsgeschosses eine eigene Material- und Formensprache gewählt, die allerdings nicht aus dem Kontrast zum Bestand lebt, sondern sich in Farbigkeit und Textur am Bestand orientiert und insbesondere die Lichtqualität der ehemaligen Oberlichtsäle durch Einfügen einer Lichtdecke beibehält.

Der innenarchitektonische Entwurf nutzte hierbei die vorhandenen Schächte, um die erforderliche Technik an die Abnahmestellen zu bringen. Es wurden allerdings auch in großem Maße vorhandene Wand- und Deckenoberflächen geöffnet und nach dem Einbau der Technik mit allerhöchsten Anforderungen an die Materialgleichheit in restauratorischen Verfahren wieder geschlossen. Dies entspricht dem überall lesbaren Wunsch des Entwerfers, die Zerstörung des Gebäudes erlebbar zu lassen und als eigene ästhetische Qualität einzusetzen.

Im Ergebnis zeigt sich die Alte Nationalgalerie dem Besucher als ein Haus mit einem in sich geschlossenen Konzept. Die Inszenierung des Bruchs wird vermieden, ohne die Lesbarkeit der Zeitschichten aufzugeben. Die Beispiele des Neuen Museums und der Alten Nationalgalerie machen deutlich, dass die „reine Lehre“ der oben beschriebenen Charta von Venedig in der architektonischen wie innenarchitektonischen Praxis kaum umzusetzen ist. Jede Aufgabenstellung im Bereich Denkmalpflege erfordert eine sorgfältige Abwägung darüber, welche Schutzziele umzusetzen sind und mit welchen Mitteln dies geschieht. Hierbei ist es für den Gestalter von enormer Bedeutung, den dem Projekt zur Seite stehenden Fachberatern klarzumachen, dass ein ganzheitliches Gestaltungskonzept immer eine Interpretation des Vorgefundenen darstellen wird. Auch Maßnahmen wie das „Freistellen“ von zeitgeschichtlichen „Wunden“, das „Ergänzen von unvollständig Gebliebenem“ oder das „Schließen von Fehlstellen“ sind am Ende gestalterische Eingriffe, die sich einem möglichst bewusst formuliertem Konzept unterordnen sollten. In diesem Sinne kann sowohl die behutsame „egalisierende Reparatur“ als auch die bewusste Entscheidung, den Bruch zwischen den Zeitschichten zu zeigen, eine mögliche Herangehensweise an die Lösung einer am Ende immer als gestalterisch zu begreifenden Aufgabe sein.

Dieses Prinzip nutzen Chipperfield und Harrap im gesamten Gebäude. Zerstörte Oberflächen bleiben fragmentarisch; verloren gegangener Bildschmuck wird nicht durch Neuschöpfungen ergänzt, sondern lediglich in Farbe und Struktur angeglichen. Alle neuen Teile weisen gegenüber der Farbenpracht des Bestandes eine zurücktretende, edle, aber einfache Materialsprache auf. Das Gebäude wird durch den Entwurf sozusagen in der Epoche seiner Zerstörung konserviert. Alt und Neu sind jederzeit klar unterscheidbar. Dieses Vorgehen, das grundsätzlich den Leitsätzen der Charta von Venedig folgt, erzeugt darüber hinaus eine sehr eigenständige, bewusst gestaltende Aussage, die in dieser Klarheit und Eindeutigkeit nur selten erreicht wird und weit über das reine Konservieren hinausgeht. Im Gegensatz dazu steht das Konzept der Grundinstandsetzung der Alten Nationalgalerie. Da das Gebäude seit seiner Eröffnung trotz kriegsbedingter Pause eigentlich durchgehend in Benutzung war, hatte sich im Laufe der 125-jährigen Nutzung Zeitschicht über Zeitschicht gelegt,

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Ostfassade Neues Museum. Wiederaufbau Neues Museum, Museumsinsel Berlin, Deutschland; David Chipperfield Architects

Blick vom Niobidensaal in den Nordkuppelsaal – die Räume allein sind sehenswert. Wiederaufbau Neues Museum, Museumsinsel Berlin, Deutschland; David Chipperfield Architects

Die imposante Treppenhalle kontrastiert alte Substanz mit zeitgenössischer Architektursprache. Wiederaufbau Neues Museum, Museumsinsel Berlin, Deutschland; David Chipperfield Architects

Impressionen der Transformation. Wiederaufbau Neues Museum, Museumsinsel Berlin, Deutschland; David Chipperfield Architects

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Historischer Hintergrund Neues Museum Das Neue Museum wurde zwischen 1841 und 1855 nach Plänen von Friedrich August Stüler auf Geheiß des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. errichtet. Schon sein Entstehungsprozess ist aufgrund der Vielzahl für die damalige Zeit revolutionär neuartiger Technologien, wie dem Einsatz von Dampfmaschinen und der Verwendung von Ziegelleichtbauweisen und Gusseisenkonstruktionen, historisch bedeutsam. Das Neue Museum war ursprünglich als Universalmuseum konzipiert, in dem jede Epoche der menschlichen Kulturgeschichte in einer entwicklungsgeschichtlichen Reihenfolge ihren Raum finden sollte. Stüler gelang es, sowohl die Raumgestaltung des Innendekors als auch die Wahl der eingesetzten Konstruktionen in einen einzigartigen gemeinsamen Bedeutungskosmos einzubetten. So folgte die Wahl der konstruktiven Mittel den ausgestellten Epochen oder orientierte sich an den Ausstellungsgütern. Die ägyptische Geschichte im Keller des Gebäudes wurde in Räumen aus schweren Pfeilern präsentiert, die römische Epoche erhielt Bogen- und Kuppelkonstruktionen. Der Niobidensaal und der Griechische Saal, die Schausammlungen für Skulpturenabgüsse enthielten, wurden mit leichten Eisengusskonstruktionen überspannt. Auch die bewusste Integration der Haustechnik schon zur Mitte des 19.  Jahrhunderts ist eines der besonderen Merkmale des Gebäudes. Stüler sorgte für eine geschickte Zuführung von Luft durch das Anlegen eines Systems integrierter Schächte. Das Haus hatte überdies eine der ersten zentralen Warmwasser-Heizungsanlagen. Darüber hinaus wies das Haus eine Vielzahl von qualitativ hochwertigen Wandbemalungen auf, deren endgültige Fertigstellung sich bis zum Jahr 1866 hinzog. Ein typisches Charakteristikum für die Entstehungszeit war der Umstand, dass originale Natursteinmaterialien aus wirtschaftlichen Gründen

nur sehr begrenzt zum Einsatz kamen. Viele Oberflächen wurden daher mit Stucktechniken bearbeitet, die diese Materialien imitieren sollten. Das Gebäude erfuhr in den Folgejahren einige Umbauten, blieb aber im Wesentlichen bis zum Zweiten Weltkrieg im Ursprungszustand. In den letzten Kriegsjahren 1943-1945 wurde es stark beschädigt. So brannte das Haupttreppenhaus aus und der Nordwestflügel wurde vollständig zerstört. Im Gegensatz zu den anderen Häusern der Museumsinsel wurde das Haus nach 1945 nicht wiederhergestellt, sondern entwickelte sich zur mehr oder minder vergessenen „romantischen Ruine“. Die Museen nutzten die noch erhaltenen Räume zwar als Lager, alles andere blieb 65 Jahre dem Verfall ausgesetzt. Mitte der 1980er Jahre des 20. Jahrhunderts entschloss sich die DDR, das Gebäude wieder in Stand zu setzen. Bis auf eine zum Zeitpunkt der Wende 1989 begonnene Gründungssanierung blieben diese Absichten jedoch im Planungsstadium. Somit blieb das Haus nahezu 65 Jahre als Ruine bestehen. Erst mit der Wiedervereinigung wurden die Wiederaufbaupläne konkret. Im Zuge mehrerer Wettbewerbsverfahren wurde 1997 der Entwurf von David Chipperfield Architects zur Umsetzung vorgeschlagen und zwischen 1999 und 2009 realisiert.

Alte Nationalgalerie Erste Entwürfe für das Bauwerk entstanden kurz nach den Plänen für das Neue Museum schon um 1841. Basierend auf einer Skizze Friedrich Wilhelms IV. entwickelte Stüler ein Konzept für einen großen Hallenbau für eine zuerst noch nicht klar definierte Nutzung. Die Pläne blieben zunächst unausgeführt. Erst mit der Schenkung der Sammlung Wagener im Jahre 1861 ergab sich eine konkrete Nutzung für den Entwurf, da sich der preußische Staat dem Stifter gegenüber zur Errichtung einer „Nationalgalerie“ verpflichtet hatte. 1862 legte Stüler einen Entwurf vor, der vom König zur Ausführung genehmigt wurde. Der Bau wurde mit einigen wei-

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teren Modifikationen gegenüber Stülers Entwurf zwischen 1867 und 1876 von Johann Heinrich Strack ausgeführt. Für die eigentliche Ausstellung wurden nur das erste und zweite Obergeschoss des Hauses genutzt. Das erste Obergeschoss beinhaltete Skulpturensäle, das zweite Obergeschoss war Gemälden vorbehalten. Die große Halle im zweiten Obergeschoss nahm Freskenentwürfe und eine in der Apsis aufgestellte überlebensgroße Portraitbüste des Künstlers Peter Cornelius auf. Mit Hugo von Tschudi, ab 1896 Direktor des Hauses, wurden parallel zur Neuausrichtung der Sammlungstätigkeit in Richtung modernerer internationaler Strömungen die ersten Änderungen am Gebäude vorgenommen. Unter anderem wurde die Hängung im großen Saal erstmalig maßgeblich verändert. Tschudi baute überdies die monumentale, etwas schwermütige Skulpturenhalle mit eher kabinettartigen, intimen Einbauten zur Bildergalerie um. Unter Ludwig Justi, Direktor ab 1909, gab es weitere Umbauten. Der große Saal im zweiten Obergeschoss wurde zugunsten kleinteiligerer Säle mit Oberlicht und abgehängten Decken aufgegeben, die Apsis im ersten Obergeschoss um die sogenannten „Justi-Kabinette“ erweitert, die als Fortschreibung der Umbauten Tschudis verstanden werden können. Unter Eberhard Hanfstaengl, ab 1933 Ersatz für den aus dem Amt gedrängten Justi, wurde der Umbau des Hauses im zweiten Obergeschoss fortgesetzt. Die Räume erhielten eine hellgraue Fassung und wurden insgesamt deutlich sachlicher. Das Konzept der Oberlichtsäle behielt Hanfstaengl bei. Zwischen 1943 und 1945 erlitt das Gebäude massive Zerstörungen. Eine Artilleriegranate schlug in das zweite Obergeschoss ein und zerstörte tragende Wände und den Fußboden. Das monumentale Treppenhaus wurde Opfer eines Bombentreffers. Darüber hinaus wies die Fassade durch den Beschuss mit Infanteriewaffen in den letzten Kriegstagen erhebliche Schäden auf.

D E N K M A L SC H U T Z

Behutsamer Eingriff. Das Denkmal par Excellence von außen und innen während der Sanierung. Generalsanierung, Restaurierung und Umbau der Alten Nationalgalerie, Museumsinsel Berlin, Deutschland; hg merz architekten museumsgestalter

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Projektmanagement Johannes Stumpf „Sage mir, wie Dein Projekt angefangen hat, und ich sage Dir, wie es endet.“ (Zitat eines unbekannten Projektmanagers)

Bei allen Bauvorhaben, unabhängig von ihrer Art und Größe, sind die gleichen Tätigkeiten erforderlich:

und Ausführung sowie zwischen Bauherr und Baufirma sind dabei je nach Kulturkreis an unterschiedlicher Stelle angeordnet. Es gibt einige zentrale Rollen, die immer auftauchen:

– Ein Projektziel und die daraus resultierenden Anforderungen müssen definiert werden. – Es muss ein gestalterisches, funktionales und wirtschaftliches Konzept zur Umsetzung entwickelt werden. – Es muss geprüft werden, ob das Vorhaben den öffentlich-rechtlichen Anforderungen entspricht. – Das Konzept muss technisch bis zur Ausführungsreife entwickelt werden. – Es müssen Verträge mit Ausführenden gemacht werden. – Die konzertierte Ausführung aller erforderlichen technischen und handwerklichen Leistungen ist herbeizuführen. – Die erforderlichen Leistungen sind zu erbringen. – Die anfallenden Leistungen sind zu prüfen und zu bezahlen.

– Der Bauherr: Er definiert Ziele, lässt sich über den Fortgang der Planung und Ausführung unterrichten, entscheidet bei eventuell erforderlichen Änderungen, nimmt das fertige Werk ab und bezahlt die Leistungen. – Der Planer: Er berät den Bauherrn, erzeugt auf der Grundlage der Vorgaben des Bauherrn das ästhetische, technische und funktionale Konzept und bereitet im erforderlichen Umfang die Unterlagen für die Ausführung vor. – Der Bauunternehmer: Er führt auf der Grundlage der Angaben des Planers das Objekt aus. Jeder der Handelnden ist zwar normalerweise innerhalb seines eigenen Handlungsbereiches verantwortlich, nicht aber für die Schnittstellenklärung und für Sachverhalte außerhalb seines Handlungsbereiches zuständig. So können

Es gibt unterschiedlichste Standards für die Abwicklung dieser Tätigkeiten. Die Schnittstellen zwischen Planung

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schnell nicht unmittelbar erkennbare Missverständnisse zwischen den Projektbeteiligten den Projekterfolg nachhaltig gefährden. An dieser Stelle setzt qualifiziertes Projektmanagement an, indem dem Projekt klare Strukturen und Regelabläufe gegeben werden, Verantwortlichkeiten und Schnittstellen definiert werden und ein Controllingsystem aufgebaut wird.

Fehler jeweils unmittelbare Auswirkungen auf die Termin- und Kostensicherheit des Projekts haben können. Für das Projektmanagement liegt der Schwerpunkt hier auf dem Controlling der stattfindenden Bauabläufe, des Baustellenqualitätsmanagements und der Kostenentwicklung (Nachtragsmanagement). Außerdem veranlasst das Projektmanagement rechtzeitig die Vorbereitung der Abnahmen und der Dokumentation. – Der Projektabschluss umfasst das Zusammenfassen der technischen und wirtschaftlichen Dokumentation des Projekts mit dem Ziel, das Objekt für die Nutzungsphase startklar zu machen. In dieser Phase organisiert das Projektmanagement den Abschluss und die Abnahme aller Verträge der Planenden und Ausführenden und die zum Betriebsbeginn notwendigen Inbetriebnahmevorgänge.

Modernes Projektmanagement fungiert meistens als Stabsfunktion des Bauherrn und hilft, das “magische Dreieck“ aus Kosten, Terminen und Qualitäten für den Auftraggeber im Blick zu halten. In welchem Umfang und mit welchen Mitteln dies geschieht, ist je nach Art und Anforderungen des Projekts sehr stark unterschiedlich, sollte aber in jedem Fall schon zu Projektbeginn, das heißt in der Phase der Projektvorbereitung durch den Bauherrn festgelegt werden. Projektmanager helfen demnach bei

Projektmanagement macht in Projekten jeder Größe Sinn, jedoch ist gerade bei kleineren Projekten meistens keine dezidierte Zuteilung der Verantwortlichkeiten für die oben genannten Handlungsbereiche gegeben. Viele Bauherren erwarten, dass der Architekt oder Innenarchitekt diese Verantwortlichkeiten automatisch mit übernimmt. Dies mag je nach Ausgangslage auch praktikabel sein, es ist jedoch sinnvoll, diese Pflichten dann auch in entsprechenden Verträgen klar zu definieren und sie sich gegebenenfalls honorieren zu lassen, da sie in der Regel weit über die Grundleistungen eines planenden Architekten oder Innenarchitekten hinausgehen.

– der Organisation, Information, Koordination und Dokumentation aller Abläufe und Ziele, – der Festlegung und Überprüfung der Einhaltung aller geforderten Qualitäten und Quantitäten, – der Definition und Überprüfung des Kostenrahmens und der Finanzierung, – der Festlegung und Überwachung der Einhaltung von Terminen, der erforderlichen Kapazitäten der Projektbeteiligten und der logistischen Anforderungen, – der Herbeiführung und Abwicklung von Verträgen mit den Projektbeteiligten und der erforderlichen Versicherungen.

1  Siehe „Projektmanagement in der Bau- und Immobilienwirtschaft“ der AHO-Fachkommission „Projektsteuerung/Projektmanagement“, Stand 2009.

Das moderne Projektmanagement1 geht für jedes Bauprojekt von folgenden fünf Projektphasen aus: – In der Vorbereitungsphase werden die Projektziele definiert, der grobe Finanz- und Terminrahmen abgesteckt, die erforderlichen Planungsleistungen bestimmt und die Planerverträge gemacht. Wichtige Organisationshilfsmittel, die in dieser Phase entstehen, sind das Projekthandbuch, das Organisationshandbuch und die Rahmenterminplanung. – In der Planungsphase werden die Ergebnisse der Planung mit den technischen, wirtschaftlichen und funktionalen Vorgaben des Bauherrn abgeglichen, die Erbringung der Beiträge der Planungsbeteiligten zeitlich koordiniert und inhaltlich bewertet. Außerdem wird schon in dieser Phase ein Änderungsmanagement aufgebaut, mit dem terminliche, kostenrelevante oder qualitative Abweichungen von den Projektzielen dokumentiert und gegebenenfalls neu vereinbart werden. – In der Ausführungsvorbereitungsphase konzentriert sich das Projektmanagement auf das Herbeiführen von Verträgen mit den ausführenden Bauunternehmen, auf den Abgleich der Vertragsunterlagen mit den Projektzielen und auf die Kontrolle des Kostenrahmens. – Die Ausführungsphase ist die bei Weitem komplexeste Phase des Projektmanagements, da hier die allermeisten Projektmittel bewegt werden und die hier auftretenden

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P ROJ E K TM A N AG E M E NT

Making of… Baustelleneinblicke hinter die Kulissen. Deutschland

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P ROJ E K TM A N AG E M E NT

Interaktiv und on time. Die IFA-Gala würde ohne das zugehörige Projektmanagement nicht funktionieren können. IFA (Internationale Funkausstellung) Gala 2011, Ehrenhalle, Palais am Funkturm, Messe, Berlin, Deutschland; KINZO

Unter Strom. Kabel als dekoratives und grafisches Element an der Decke. Fashion-Store MAYGREEN, Hamburg, Deutschland; KINZO

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innenarchitektur ohne grenzen thomas welter

herausforDerungen

Das Planen und Bauen über nationale Grenzen hinweg steckt voller Chancen, aber auch Risiken. Unterschiede in den regionalen und nationalen Bautraditionen bieten Möglichkeiten zu außergewöhnlichen Projekten, und das Kennenlernen anderer Kulturen ist eine Bereicherung für jeden kreativ arbeitenden Menschen. Doch was bedeutet eine grenzüberschreitende Erbringung von innenarchitektonischen Leistungen?

International tätig zu sein ist bei allen Chancen zugleich mit erheblichen Risiken behaftet. Akquisitionsaktivitäten im Ausland erweisen sich meist als teurer und zeitraubender als solche im Inland, und sehr häufig bleiben sie erfolglos. Die notwendigen Auslandsreisen stellen eine körperliche und mentale Belastung dar und kulturell bedingte Missverständnisse können finanzielle Folgen haben. Innenarchitekten, die im Ausland planen und bauen, müssen mit unerwarteten Rückschlägen rechnen, weil sich der geschäftliche Umgang, die Entscheidungsstrukturen und die Vorstellungen über die Verbindlichkeit von Vereinbarungen zwischen den jeweiligen Zielländern und dem Heimatland zum Teil erheblich unterscheiden können. Des Weiteren sehen sich international tätige Innenarchitekten häufiger den folgenden kleinen und großen Schwierigkeiten gegenüber:

Der Begriff Export stellt für diese Frage nur eine unzureichende Beschreibung dar, denn in der Regel sind grenzüberschreitende Planungsleistungen nicht ein einseitiger Verkauf von Leistungen ins Ausland, sondern Kooperationsprojekte: Büros für Innenarchitektur im In- und Ausland arbeiten gemeinsam für einen ausländischen bzw. international tätigen Auftraggeber.

– – – –

Probleme mit der Sprache und Kultur; mangelnde Unterstützungen vor Ort; Schwierigkeiten beim Umgang mit lokalen Behörden; fehlende Kenntnisse des Bau-, Verwaltungs- und Eigentumsrechts; – hoher logistischer Aufwand in Relation zum Ertrag.

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Grenzenlos. Ähnliches Mobiliar, anderer Kontext und andere Erscheinung – Europa und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sana Kliniken AG, Konzernsitz, Ismaning, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker (oben und linke Seite); Lounge Emirates, Mumbai, Indien; JTCPL Designs (unten)

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I NTE R N ATI O N A LE S A R B E ITE N

Voraussetzungen

leistungen

Die Möglichkeit, im Ausland erfolgreich Projekte zu realisieren, ist sicherlich nicht jedem Innenarchitekturbüro gegeben. Zum einen müssen in der Regel die Auftragsvolumina höher sein als bei vergleichbaren Projekten im Inland, um den erhöhten Aufwand zu rechtfertigen. Zum anderen reduzieren besondere Aufwendungen wie Reiseund möglicherweise Übersetzungskosten das für die Arbeit im Inland notwendige Honorar.

Innenarchitekten entwerfen Gesamtkonzepte und Detaillösungen für Innenräume von Gebäuden, mitunter auch für temporäre und mobile Räume. Grundsätzlich gibt es keinen zwingenden Grund, Innenarchitekten aus anderen Ländern zu beauftragen. Dennoch gibt es für international orientierte Auftraggeber verschiedene Gründe, die es nahelegen, mit grenzüberschreitend tätigen Innenarchitekten zusammenzuarbeiten.

Wer als Innenarchitekt im Ausland tätig werden möchte, sollte daher folgende Voraussetzungen mitbringen: – gute Kenntnisse der Landessprache beim Innenarchitekten selbst und möglichst auch bei einem oder mehreren Mitarbeitern; – interkulturelle Kompetenzen und eine Affinität zu den Menschen und der Kultur im Zielland; – private Kontakte vor Ort, um sich schnell orientieren zu können und formelle und informelle Partner zu finden; – ggf. einen Mitarbeiter der betreffenden Nationalität, der mit den Verhältnissen vor Ort vertraut ist.

Eine wichtige Motivation ist die Suche nach neuen, kreativen Lösungen für die planerische Aufgabe. Auch die Interpretation lokaler Gestaltungs- und Bautraditionen durch Gestalter und Planer aus anderen Kulturen erscheint reizvoll. Oder eine möglichst genaue Übertragung bestimmter Gestaltungen aus dem einen Land in ein anderes Land steht im Vordergrund. Allerdings werden Innenarchitekten aus Deutschland in der Regel weniger aufgrund ihres Kreativitätsimages als Auftragnehmer in Betracht gezogen, sondern vielmehr wegen ihrer technischen und organisatorischen Kompetenz, insbesondere der Fähigkeit, Projekte zeit- und kostengerecht und mängelfrei zu realisieren. Vor allem diese Qualitäten und Fähigkeiten der Innenarchitekten aus Deutschland sind es, die im Ausland wahrgenommen und geschätzt werden. Marktstudien zu den Exportchancen deutscher Architekten und Ingenieure kommen immer wieder zu diesem Ergebnis. Es sind der hohe Qualitätsanspruch, die Umsetzung technischer Innovationen und die Organisationsfähigkeit für das Gesamtprojekt, die im Ausland mit Innenarchitekten aus Deutschland in Verbindung gebracht werden.

Ein gewisser organisatorischer Mehraufwand ist bei grenzüberschreitender Tätigkeit unumgänglich. So ist zum Beispiel ist ein fremdsprachlicher Internetauftritt zu Akquisitionszwecken unverzichtbar. Solche Aufwände sind für große und mittelgroße Büros leichter zu finanzieren als für „Einzelkämpfer“ oder sehr kleine Einheiten. In jedem Fall muss man für eine grenzüberschreitende Tätigkeit über eine stabile wirtschaftliche Basis im Inland verfügen, um etwaige Planungsverzögerungen oder ausstehende Honorare durch andere Einnahmen auffangen zu können. Wem wirtschaftlich im Inland das Wasser bis zum Halse steht, der darf sich auf gar keinen Fall in ein Auslandsprojekt stürzen.

Diese sogenannten deutschen Sekundärtugenden – Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Termin- und Kostentreue – sind ein Mehrwert, dessen sich ein Innenarchitekt aus Deutschland bewusst sein und den er offensiv vermarkten sollte.

International: dreistellige IATA-Flughafencodes im zeichenhaften Gebrauch am stillen Ort. Samas Office Furniture, Hauptsitz, Worms, Deutschland; 100% interior Sylvia Leydecker

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I NTE R N ATI O N A LE S A R B E ITE N

Proper tea. Der luxuriöse Teesalon in Kuala Lumpur spielt mit der britischen Kolonialvergangenheit. Starhill Tea Salon, Kuala Lumpur, Malaysia; design spirits co., ltd. – Yuhkichi Kawai

Italienische Speisekarte nach New Yorker Art in Hongkong; Delfter Blau, einst eine Nachahmung chinesischen Porzellans, und Sonnenblumen erinnern an die Niederlande; der Entwurf ist türkischer Herkunft. 208 Duecento Otto restaurant, Hongkong, China; Autoban

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I nternationales A rbeiten

Erste Schritte

Ausblick

Der typische Weg, Projekte im Ausland zu realisieren, ist gleichzeitig ein sehr privater Weg: Der weitaus überwiegende Anteil grenzüberschreitender Projekte entsteht aufgrund privater Kontakte. Studien- oder Berufsaufenthalte im Ausland, Büropartner aus anderen Ländern oder binationalen Partnerschaften – dies sind häufig die Anfänge für internationale Kontakte, die zu Projekten im Ausland führen.

Grenzüberschreitende Projekte im Bereich der Innenarchitektur bieten vielfältige Chancen, sind aber auch mit erheblichen Risiken verknüpft. Für Innenarchitekten ohne jeglichen Bezug zum Ausland ist ein solcher Schritt außerordentlich schwer und risikobehaftet. Zwar gibt es erhebliche außenwirtschaftliche Unterstützungsangebote, doch ohne einen Zugang zu Sprache und Kultur sind Auslandsprojekte in der Regel nicht möglich.

Ein zweiter, sehr typischer Weg ist das sogenannte Huckepack-Verfahren: Unternehmen aus Deutschland, die ins Ausland expandieren bzw. im Ausland investieren, bedienen sich einer spezifischen interkulturellen Kompetenz bestimmter Büros, um sich nicht um die „Übersetzung“ deutscher Qualitäten und Standards in das Zielland kümmern zu müssen. Um zu solchen Aufträgen zu kommen, steht nicht der Beweis der eigenen kreativen Kompetenz, sondern vielmehr der Nachweis interkultureller Kompetenz und präziser Kenntnisse der Gegebenheiten vor Ort im Vordergrund.

Für Innenarchitekten, die bereits persönliche Kontakte ins Ausland haben, lohnt die Prüfung, ob ein Ausbau dieser Kontakte zu beruflichen Zwecken möglich ist. Über ergänzende Wirtschaftsdelegationen, Fachveranstaltungen oder Messen können weitere professionelle Kontakte ins Ausland geknüpft werden. Die Pflege dieser professionellen Kontakte ist häufig aufwändig und langwierig. Oftmals vergehen Jahre zwischen ersten Kontakten und konkreten Projekten. Nach Ansicht vieler Experten wird die grenzüberschreitende Erbringung von Planungs- und Bauleistungen in den kommenden Jahrzehnten aufgrund der Integration der Wirtschaftsräume, insbesondere innerhalb der Europäischen Union, und aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung weiter zunehmen. Trotz aller Schwierigkeiten und möglicher Probleme bereichern grenzüberschreitende Projekte im besten Fall nicht nur den eigenen Büroertrag, sondern bringen auch neue Impulse für die eigene Arbeit im Inland. Solche Impulse können dazu führen, dass die Büroorganisation oder die Arbeitsprozesse verändert werden, Mitarbeiter aus den Zielländern eingestellt werden oder deutsche Mitarbeiter eine Zeitlang im Ausland arbeiten. Aber auch im kreativen Bereich führen grenzüberschreitende Tätigkeiten zu neuen Ideen und Ergebnissen.

Bei der Wahl möglicher Zielregionen sind vorhandene Sprachfähigkeiten und kulturelle Kompetenzen in jedem Fall ausschlaggebend. Projekte im Ausland lassen sich nicht so nebenbei realisieren. Sie erfordern vielmehr ein hohes persönliches Engagement und eine gewisse Zuneigung zu Menschen und Kultur in der Zielregion. Trotz der Fähigkeit zu komplexeren organisatorischen Leistungen gilt diese Regel selbst für große Innenarchitekturbüros, da zumindest die mit den Aufgaben betrauten Mitarbeiter ein fundiertes Verständnis für die kulturellen Besonderheiten der Aufgaben und der Partner im Ausland haben sollten. Erste Kontakte können über die Teilnahme an Wirtschaftsdelegationsreisen geknüpft werden, die häufig von unterschiedlichen Ministerien und Kammern auf Bundes- und Länderebene angeboten werden. Auch ein vorbereiteter Besuch auf Messen oder gar die eigene Präsenz auf Messen können dazu einen Beitrag leisten. Ein weiterer Schritt, um relevante Kontakte im Ausland herzustellen, ist die aktive Teilnahme an Fachveranstaltungen und Kongressen, so zum Beispiel als vortragender Referent. Auch die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer kann zu relevanten beruflichen Kontakten ins Ausland führen. In Deutschland gibt es sehr viele Angebote zur außenwirtschaftlichen Information und Unterstützung. Neben staatlichen Stellen, wie zum Beispiel Germany Trade and Invest (www.gtai.de), bieten die Kammern und Verbände Unterstützungen an. Hier sind zum Beispiel das Netzwerk Architekturexport der Bundesarchitektenkammer (www. architekturexport.de) und die Angebote der Ländervereine zu nennen. Im Ausland helfen die Auslandshandelskammern (www.ahk.de) oder die deutschen Auslandsvertretungen (www.auswaertiges-amt.de).

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I NTE R N ATI O N A LE S A R B E ITE N

Low-cost Fusion: Österreichische Almidylle in einem japanischen Bürohaus. Heidi House, Tokio, Japan; Klein Dytham architecture

Kulturelle Unterschiede am Beispiel einer öffentlichen WC-Anlage für Herren. Banheiro Publico Masculino, Vitória, Espírito Santo, Brasilien; Fabiane Giestas

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I NTE R N ATI O N A LE S A R B E ITE N

Trattoria di Napoli, Istanbul. Restaurant Candido, Istanbul, Türkei; GOTWOB

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I NTE R N ATI O N A LE S A R B E ITE N

Die traditionelle italienische Nudel in Hongkong. Restaurant Spaghetti Tales, Hongkong, China; Joey Ho Design Ltd.

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Restaurant Royal China mit Ursprung in London – Haute Cuisine serviert im etablierten historischen britischen Kolonialhotel in Singapur. Restaurant Royal China, Singapur; Ministry of Design MOD

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Wie international ist unsere Arbeit? Simon Hamilton

Beim Verfassen dieser persönlichen Einschätzung zu den Gründen, international zu arbeiten, habe ich die Projekte betrachtet, die mich ins Ausland geführt haben, mir diese Frage aber auch allgemeiner gestellt: Worin besteht die Attraktivität der internationalen Tätigkeit? Und muss man für diese Vorzüge tatsächlich in jedem Fall sein Heimatland verlassen? Als International Director des British Institute of Interior Design (BIID) bin ich in der glücklichen Lage, regelmäßig in viele Länder reisen zu können. Meine Aufgabe ist es, weltweite Kontakte zu verschiedensten Organisationen und Verbänden im Bereich von Entwurf und Gestaltung herzustellen. Hierfür besuche ich einschlägige Messen und Veranstaltungen, um über aktuelle Trends, Stilrichtungen und Bewegungen gut informiert zu sein. Ziel ist das Kennenlernen von Unterschieden und der Austausch von Ideen und Erfahrungen. Sehr schnell wurde mir deutlich, dass es bei der Tätigkeit im Designbereich weltweit Parallelen gibt. Jedoch wird das Ergebnis des Entwurfsprozesses von Kultur, Wohlstand, Bildung und Geschichte des jeweiligen Landes bestimmt.

In einem Jahr, in dem die Weltwirtschaft eine dramatische Talfahrt erlebte, habe ich die Auswirkungen dieser Entwicklung überall spüren können. 2008 besuchte ich unter anderem Berlin, Paris, Valencia, Toronto, Dublin, Neu Delhi und Mailand. An jedem dieser Orte spürte ich die Hoffnung, dass sich die Dinge morgen besser entwickeln würden und dass wir diese schwierigen Zeiten durch Zusammenhalt und Zusammenarbeit überwinden könnten. Trotz des in der Branche herrschenden intensiven Wettbewerbs gibt es weltweit auch einen stark entwickelten Gemeinschaftssinn und Meinungsaustausch, unabhängig von der Sparte oder Spezialisierung. Entwerfer wollen als eigenständige Persönlichkeiten wahrgenommen werden, erkennen dabei aber, dass sie auf dem Weg zu diesem Ziel Netzwerke schaffen und sich einander zuwenden müssen. Einige Jahre später besuchte ich in Berlin die neue Designmöbelmesse Qubique. Obwohl ich einen Teil der Produkte und Aussteller bereits zuvor in London und Mailand gesehen hatte, war diese Veranstaltung für mich wertvoll. Der ehemalige Flughafen Tempelhof zog als Ort des Geschehens große Besucherzahlen an und genoss schon an sich hohe Medienpräsenz. Da die Qubique in diesem Jahr Premiere feierte, war es für mich beruhigend zu sehen, dass die Messe so gut organisiert war und eine ausgewogene Mischung großer → 343 Namen und unbekannter Marken bot.

Ein für den Standort Tokio geplantes Hochhaus wird sich in Anmutung und Erscheinungsbild von einem ähnlichen Projekt in Paris unterscheiden, selbst wenn es von ein und demselben Architekturbüro entworfen wurde. Warum ist das so? Kommen hier, abgesehen von den offensichtlichen Unterschieden in Bezug auf Landschaft und Umfeld, auch und insbesondere Fragen der Kultur ins Spiel?

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I nte r n atI o n a le s a r b e Ite n

Made in Germany: Marken-Interiors eines deutschen Fashion-Labels in Madrid und Shanghai. Hugo Boss, Madrid, Spanien (oben) und Shanghai, China (unten und rechte Seite); RAISERLOPES

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I nte r n atI o n a le s a r b e Ite n

new door

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I nte r n atI o n a le s a r b e Ite n

Design einer deutschen High-Street-FashionKette in Hongkong. Esprit, Hongkong, China; Schwitzke & Partner

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I nte r n ati o n a le s A r b e ite n

Die Tätigkeit im Ausland eröffnet die Chance, sich quasi neu zu erfinden. Fern von zu Hause kann man zu einer anderen Person werden. Man spielt gewissermaßen nicht mehr auf vertrautem Terrain auf Sicherheit. Vom Verlassen der eigenen Komfortzone profitiert die Qualität der eigenen Arbeit. Außerdem kann man der Nachfrage von Auftraggebern, denen man noch unbekannt ist, schwerlich widerstehen und auch die Kontaktaufnahme durch ein etabliertes ausländisches Büro ist natürlich „Futter für das Ego“ und tut dem Selbstbild gut. Eine solche Chance eröffnete sich mir im Sommer 2008, als ein afrikanisches Architekturbüro bei mir anfragte, ob ich bei einem Neubauprojekt eines 20-geschossigen Doppelhochhauses die Planung der Inneneinrichtung übernehmen wolle. Für das Büro war Wohnungsbau in diesen Dimensionen nichts Neues, man wollte nun das Erscheinungsbild durch eine moderne, europäische Komponente ergänzen.

Baupläne zu klären. Wie in jeder „zusammengewürfelten Truppe“ kam es zu einigen kleineren Missverständnissen in Bezug auf die Methodik und das Vorgehen. Aufgrund fehlender regelmäßiger Kommunikation mussten wir einige Kompromisse eingehen, was aber nicht so sehr dem Problem der sprachlichen Verständigung als vielmehr der nicht ständigen Anwesenheit auf der Baustelle geschuldet war. Letztenendes wurde dieses Projekt eines luxuriösen Ferienhauses aber erfolgreich abgeschlossen. Das aus kreativer Sicht bereicherndste Projekt im Ausland für mich war die Planung des Boutique-Hotels 947 Rooms in Venedig, das im Jahr 2008 eröffnet wurde. Sein Name leitet sich vom 1947 gegründeten Restaurant des Vaters des Bauherrn ab, das im selben Gebäude auf der Etage unter dem Hotel betrieben wird. Zu diesem Auftrag kam ich, als ich per Stellenanzeige nach einem Innenarchitekten suchte. Während eines Bewerbungsgesprächs mit Matteo Bianchi erwähnte dieser, dass er dieses Projekt möglicherweise „mitbringen“ könne. Obwohl er nicht genau dem gesuchten Profil entsprach, vertraute ich meiner Intuition und nach Beginn unserer Zusammenarbeit ergab sich rasch ein sehr gutes Verhältnis. Auch der Bauherr war sehr angetan von der Kombination der Arbeit eines italienischen Innenarchitekten, der kulturell wie auch emotional gewissermaßen das Grundgerüst lieferte, mit meiner englisch geprägten Sichtweise. Für uns beide war die Arbeit an diesem aus unserer Sicht recht glamourösen Projekt eine intensive Erfahrung. Der Bauherr war intensiv in die Entwurfsplanung involviert, was trotz des kommerziellen Charakters dieses Projekts zu einem engen persönlichen Verhältnis führte. Aus diesem über 18 Monate laufenden Vorhaben entstanden eine Freundschaft fürs Leben und ein Hotel mit attraktivem Design, das in seiner Anmutung und stilistischen Ausprägung deutliche „nicht-venezianische“ Anklänge zeigt und dennoch gut mit seinem Umfeld harmoniert.

Nach zunächst vorsichtiger Annäherung – das Land war für Korruption und internationalen Finanzbetrug berüchtigt – traf ich den Inhaber des Büros in London und entschied mich, meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Nach gutem Beginn der Zusammenarbeit kam es zu einem Zerwürfnis hinsichtlich der Interpretation der Planungsvorgaben, was hauptsächlich auf mangelnde Kommunikation zurückzuführen war. Wir erstellten sehr detaillierte, großformatige Präsentationstafeln, und doch schien der leitende Architekt das Interesse an der von uns vorgelegten Arbeit zu verlieren. Auch war das männlich dominierte Arbeitsumfeld für uns ungewohnt und unausgewogen im Vergleich zur Arbeit in London, wo Leitungsfunktionen von Männern und Frauen gleichermaßen ausgefüllt werden. Ich lernte, dass man sich an sein jeweiliges Umfeld auch über simple Kleidungskonventionen hinaus anpassen muss. Die kurze Zeit, die ich dort verbrachte, war auch sicherlich nicht repräsentativ für einen längeren Aufenthalt, da ich die Armut und die Teilung der Gesellschaft nicht wahrnahm. In einem Luxus-SUV vom Hotel zum Büro und dann zur Bar gefahren zu werden, verlieh mir ein Gefühl der Sicherheit, machte mir aber auch Angst; an keinem anderen Ort in der Welt habe ich ein solch hohes Gewaltpotenzial wahrgenommen. Die Stimmungslage der Besprechungen und der Kommunikation verwandelte sich im Laufe der Zeit, so dass ich den Eindruck gewann, dass dieses Projekt für alle Beteiligten auf keinem guten Weg war.

Die Frage der Menschenrechte stellt sich dringlich. Während in einigen aufstrebenden Märkten wie China und Russland ganze Bevölkerungsgruppen leiden, geht die gesamte Entwurfsplanung von Prestigeprojekten quasi in einer „Blase“ vor sich, die für sie unerreichbar ist. Jegliches Wachstum fordert Opfer; diese dürfen jedoch im Rausch der Eroberung neuer Märkte nicht aus dem Bewusstsein schwinden. Gestaltende Planung sollte allen zugute kommen. Hier muss die internationale Entwurfsarbeit tatsächlich eine wichtige Rolle einnehmen. Gutes Design sollte der breiten Bevölkerung zu Verfügung stehen und ihren Lebensstandard verbessern. Ein beispielhaftes Projekt ist das von der in London ansässigen japanischen Innenarchitektin Noriko Sawayama initiierte Wallpaper Project für die Opfer der Tsunami-Katastrophe im Jahr 2011. Im Rahmen dieser Initiative werden Tapetenrollen zur Einrichtung der Unterkünfte jener Japaner zur Verfügung gestellt, deren Häuser und Wohnungen zerstört wurden, um diesen Menschen Hoffnung für die Zukunft zu geben. Das Projekt wird von Tapetenherstellern und Designern auf internationaler → 346 Ebene unterstützt.

Ein ganz anderes Beispiel für die Arbeit im Ausland ergab sich für mich aus familiären Zusammenhängen. Als mein Partner und seine Mutter ein Haus in Südfrankreich als Anlageobjekt erwarben und es als Pension betreiben wollten, fiel die Wahl auf mich als Innenarchitekt. Das von uns zusammengestellte Team war in der Tat international: Der Projektleiter kam aus Dänemark, die Baufirmen aus Polen und die Subunternehmer aus Frankreich. Man verständigte sich auf Französisch, obwohl es nur die Muttersprachler wirklich beherrschten; Zeichensprache und improvisierte Skizzen mussten herhalten, um Ideen zu vermitteln, Sachverhalte zu erläutern und den Inhalt der

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I nte r n atI o n a le s a r b e Ite n

Japanisch auf den ersten Blick. Restaurant Arata, Tokio, Japan; SWeeT Co., Ltd.

Mexikanisch inspiriert: Die Maya-Gottheit Kukulkan, „gefiederte Schlange“, windet sich durch den Raum dieses Restaurants. Restaurant Hacienda del Cielo, Tokio, Japan; SWeeT Co., Ltd.

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I nte r n atI o n a le s a r b e Ite n

„Neo Bistro“: italienisch Essen inspiriert vom Quartier Odéon in Paris und der europäischen Entdeckerepoche. Restaurant Rigoletto Spice Market, Tokio, Japan; SWeeT Co., Ltd.

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I nte r n ati o n a le s A r b e ite n

Ich habe sehr viel aus der Zusammenführung von Wissen, Erfahrungen und Ressourcen gelernt. Daraus entstanden Möglichkeiten, die sich mir ansonsten nicht eröffnet hätten. Insbesondere die Förderung von Allianzen mit anderen Branchen und Organisationen scheint mir wichtig, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu profitieren. Die Schaffung von Verbindungen mit etablierten Herstellern und Stiftungen ist dabei ein sehr guter Weg der Kontaktaufnahme. Meine Reisen der letzten zwei Jahre, die mich nach Japan und Australien, in die USA, Europa und nach Indien führten, zeigten ganz deutlich, dass es ein gemeinsames Streben nach höherer Qualität, besserem gegenseitigen Verständnis und Dialog in allen Designsparten gibt. Neben anderen Organisationen und Verbänden sind das British Institute of Interior Design (BIID), UK Trade & Investment (UKTI), die Design Business Association (DBA), die Chartered Society of Designers (CSD), die Chicago Architecture Foundation und die International Interior Design Association (IIDA) führend bei der Anregung von Diskussionen und dem Austausch von Ideen. Modedesigner haben schon vor langer Zeit erkannt, dass die Entwicklung in diese Richtung unausweichlich ist und gemeistert werden kann. Theater, Textil, Grafik, Film und Technik sind ebenfalls immer näher zusammengerückt. Ein Blick auf die Innenausstattung des Boeing 787 Dreamliner oder Airbus A380 reicht, um sich dies zu vergegenwärtigen; sehr „private“, auch den Tastsinn ansprechende Räume ähnlich einem Arbeits- oder Schlafzimmer stehen hier neben öffentlicheren Räumen ähnlich einer Hotellobby oder einem Restaurant mit stimmungsvoller Beleuchtung.

schiedlicher Funktionen, welche die einzelnen Beteiligten übernehmen. Über die Entwicklung originärer Ideen hinaus kommen dem Designer die Rollen eines Kurators, Förderers und Koordinators zu. Im Zeitalter der sozialen Medien hat die Kommunikation mittlerweile wieder einen so unmittelbaren Charakter angenommen wie in einem persönlichen Gespräch zu früheren Zeiten, nur dass es heutzutage einer viel größeren Zahl von Menschen möglich ist, sich an dieser Kommunikation zu beteiligen, ohne dass es zu Beschränkungen aufgrund von Konventionen oder „Schubladendenken“ kommen müsste. Die gemeinsame Arbeit kann dabei auch online erledigt werden, da  die Technik so schnell und handhabbar ist, dass man sein Büro für die grenzüberschreitende Tätigkeit kaum mehr verlassen müsste. Dennoch, für viele Kollegen ist mindestens ein persönliches Gespräch sehr wichtig, damit ein gutes Arbeitsverhältnis entsteht. Dies fördert Vertrauen und Sicherheit und schafft einen emotionalen Bezugspunkt für alle Beteiligten. Der Einsatz von Webcams bietet zwar beste technische Voraussetzungen, nichts geht jedoch über einen Handschlag und die vielen kleinen Reaktionen und Interaktionen, wie sie nur im unmittelbaren Kontakt wahrgenommen werden können. Der digitale Entwurfsprozess lässt uns in ein neues Wirtschaftszeitalter eintreten, wobei sich die Entwicklungsländer darauf vorbereiten, im nächsten Jahrzehnt eine Führungsrolle zu übernehmen. In den Bereichen Werbung, Verpackung, Produktdesign, Messe- und Ausstellungsplanung, Innenarchitektur und Grafik ist digitales Design zum größten Wachstumsfeld geworden. Dieser Trend zeigt sich in der Expansion von Start-Up-Unternehmen und kleinen Firmen, die ihre Gemeinkosten niedrig halten, indem sie Arbeiten in Entwicklungsländer auslagern. Filmemacher und Modedesigner kooperieren mit Grafikdesignern, Keramiker gehen Allianzen mit Künstlern und Produktdesignern ein. One Dot Zero ist eine internationale Organisation für Film und digitale Kunst, die innovative Arbeiten in allen Bereichen des Films und der digitalen und interaktiven Kunst beauftragt, ausstellt und verbreitet. Gegründet von Shane Walter, ist sie ein Beispiel für ein Unternehmen, das regelmäßig mit seinem jährlichen Festival unter Beweis stellt, wie Grafik, Film, Web, Animation und Kunst eine Fusion eingehen und unverwechselbare Werke schaffen, die sich an ein weltweites Publikum richten.

Zur internationalen Tätigkeit gelangt man auf verschiedenen Wegen. Die einfachste, noch immer aussichtsreichste Möglichkeit besteht im Erstkontakt seitens eines Auftraggebers, nachdem diesem die Arbeiten des Designers in einer Zeitschrift oder auf einer Messe aufgefallen sind. Designpreise, Editorials in Zeitschriften, Werbung, Ausstellungen, Netzwerkbildung und lokale Tätigkeiten für Auftraggeber mit weltweiter Präsenz wirken alle in diese Richtung. Eine weitere Hauptquelle für internationale Aufträge ist die Kooperation mit einem Büro mit Auftraggebern in anderen Ländern. Daraus ergeben sich zugleich Möglichkeiten des Lernens und des Austausches von Erfahrungen, Fähigkeiten und Wissen. Die Neupositionierung der eigenen Firma innerhalb eines Teams kann für alle Beteiligten zu einer Schärfung des Profils führen, die für potenzielle Auftraggeber sehr attraktiv sein kann. Entscheidende Faktoren sind hierbei Renommee und Erfahrung, unterschiedliche Herangehensweisen, Kulturen und Methoden, aber auch greifbare Ergebnisse in Form von realisierten Projekten. Referenzen spielen letztlich die größte Rolle, insbesondere in den Bereichen Einzelhandel sowie Hotel und Gastronomie.

In dieser Form findet man internationale Entwurfsarbeit nicht in einem anderen Land, sondern vor der eigenen Haustür. Die Entwurfstätigkeit für ausländische Investoren stellt sich dagegen anders dar. Die Beteiligung an einem internationalen Team ist eine gute Möglichkeit, die vorhandenen Kompetenzen bei gleichzeitig geringem Risiko bestmöglich zu nutzen. So kann man sich durch die Arbeit für einen internationalen Auftraggeber einen Namen machen, ohne hierfür ein neues Büro eröffnen zu müssen. In einem anderen Geschäftsmodell konzentrieren sich weltweit tätige Design-Konzerne wie WPP und Omnicom, zu denen mehrere etablierte Planungsbüros

Gegenwärtig geht die Tendenz in Richtung einer Vielzahl von Kooperationen eigenständiger Büros. Das Aufgabenprofil des Entwerfers wandelt sich aufgrund der immer flexibleren Arbeitsweise und der zunehmenden Zahl unter-

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I nte r n ati o n a le s A r b e ite n

gehören, auf schnell wachsende Schwellenländer. Durch diese Struktur wird eine Risikostreuung möglich, die die Honorarsituation verbessern hilft.

wertgeschätzt wird.1 Andere Einzelhandelsspezialisten wie Dalziel & Pow profitieren auch von Auslandsinvestitionen in Großbritannien. Das Unternehmen realisierte in dem in australischem Eigentum befindlichen Westfield Shopping Centre in Stratford zehn Einzelhandelskonzepte. Dieses Projekt ist faktisch das Tor zum Olympiapark, auf den sich während einiger Wochen im Sommer 2012 die weltweite Aufmerksamkeit richtete. Trends und Events spielen im internationalen Geschäft eine große Rolle, und die Entwurfsdisziplinen sind hier keine Ausnahme: Im Zusammenspiel mit dem diamantenen Thronjubiläum der britischen Königin boten die Olympischen Sommerspiele 2012 einen prominenten Schauplatz für alles Britische. Dies führte gewissermaßen zu einem „Welleneffekt“: Gestaltung aus London gilt mehr als je zuvor als cool und angesagt.

Die Planung der Inneneinrichtung von Einzelhandelsobjekten und Hotels ist der größte und auch sichtbarste Bereich internationaler Zusammenarbeit im Interior Design. Aktiv sind hier unter anderem Richmond International, United Designers und Woods Bagot, eine australische Designfirma mit weltweiten Niederlassungen, die an der Ausstattung von Hotelprojekten im Nahen Osten beteiligt ist. In den Schwellenländern gibt es großen Bedarf für Hotels. Der zahlenmäßige Zuwachs der neuen Mittelschicht führt dazu, dass die entsprechenden Bevölkerungsgruppen nach westlichem Lebensstandard streben. Führende, auf den Einzelhandel spezialisierte britische Innenarchitekten wie Checkland Kindleysides sind prinzipiell in einer guten Position und können ihre Honorarerlöse im jeweiligen Jahresvergleich um ca. 30 % steigern. Die als Beispiel genannte Firma betreibt Büros in Mumbai und Shanghai, wo das britische Einzelhandelsdesign-Know-how hoch

1  Design Week Top 100 Survey, „Specialisms: Interiors & Exhibitions UK Top 10“, Mai 2011, S. 35.

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Nachwort uNd daNk

In diesem Buch ging es mir darum, die Komplexität und den Anspruch der Innenarchitektur zu verdeutlichen. Es sollte weder ein weiteres CoffeetableBook entstehen, noch ein technisches Fachbuch. Die konzeptionelle Idee als international orientierte Publikation zur Innenarchitektur steht auf zwei Säulen: einer ausgewählten Autorenschaft, die sich von Deutschland bis Australien spannt; und parallel dazu Illustrationen internationaler innenarchitektonischer Beispiele. Nicht das Zeigen von einzelnen Projekten als Case Studies, sondern das Herausstellen einzelner Aspekte und die thematische Zusammenschau sollten wesentlich sein.

International sind nicht nur die Autorencrew und die Projekte, sondern auch die Zusammenarbeit zwischen meinem hochgeschätzten Lektor Andreas Müller in Berlin, dem herrlich britischen Übersetzer der deutschen Beiträge für die englische Ausgabe, Julian Reisenberger, in Weimar und dem großartigen österreichischen Grafiker Rein Steger in Barcelona – wo wir mit Cava und guter Laune gemeinsam das finale Layout besprochen haben. Danke dafür. Den Sponsoren sei besonders dafür gedankt, dass sie die Realisierung des Buches in dieser Größe und Spannweite möglich gemacht haben.

Die Auswahl der Autoren und der Projekte lag dabei komplett in meiner Hand. Die Autoren und ebenso die Urheber der Werke, also sowohl der Texte wie auch der Projekte, sind nicht zwingend auf InnenarchitektInnen/Interior Designer eingeschränkt, sondern stammen auch von Produktdesignern, ArchitektInnen und anderen Gestaltern der gebauten Umwelt, was die globale Situation der in der Innenarchitektur Tätigen und ihres Arbeitsfeldes widerspiegelt.

Ich wünsche mir, dass das vorliegende Werk sowohl die Komplexität der Profession verdeutlicht, Leser zur weiteren Vertiefung und zum Weiterdenken anregt und last but not least die Zusammenarbeit insbesondere mit professionellen InnenarchitektInnen fördert. Nun schließe ich mich den Worten von Robert Smith, Frontman und Kopf von The Cure an, der sich (it could be me…) sagte: „I do a job I really, really love and I kind of have fun with. People think you can’t be grown up unless you’re moaning about your job.”

Das Betätigungsfeld Innenarchitektur wird gleichermaßen immer komplexer und immer spezialisierter. Es wird geprägt von Vielfalt und Uneinheitlichkeit, die sich aber dennoch in der Schnittmenge „Innenraum“ wiederfinden. Die AutorInnen machen dies in der Unterschiedlichkeit ihrer Herangehensweisen, der Art und Weise des Darstellens, deutlich, gepaart mit der Bereitwilligkeit, sich auf den systematischen Rahmen einer Buchstruktur einzulassen, die von Ausbildung und Entwurfsinspiration bis hin zur internationalen Arbeitspraxis führt. Für die Entscheidung, aus welchen Projekten die beispielhaften Abbildungen genommen werden, schien das Procedere endlos, da ständig wieder neue, interessante und spannende Projekte rund um den Erdball auftauchen und die Qual der Wahl nur vergrößern. Einen Cut zu setzen, der in diesem Fall im Jahr 2012 lag, war in diesem Zusammenhang nötig und sinnvoll. Insgesamt wurden so eine jeweils separate Text- und Bildebene geschaffen, die sich sowohl differenzieren als auch ergänzen.

Sylvia Leydecker Spa / Köln im Januar 2013

Die Auswahl der Autorenschaft war neben deren hoher Sachkompetenz auch von persönlichem Kennen geleitet. Ihnen gilt mein großer Dank an dieser Stelle, insbesondere auch dafür, dass sie über die lange und streckenweise unübersichtliche Entstehungszeit des Buches alle durchgehalten haben. Das betrifft ebenso meinen Lektor Andreas Müller, der zu jeder Zeit das Buch als Projekt besonnen im Griff behielt und mit seinen (wieder einmal) hilfreichen und kompetenten Ratschlägen sehr zum Gelingen beigetragen hat. Die Projektverantwortlichen und Bildgeber haben dankenswerterweise eine Fülle von Material zur Verfügung gestellt und damit eine reiche und dabei themenspezifische Auswahl der Abbildungen ermöglicht. Zwischenmenschliche Beziehungen, vertrauensvolle Verhältnisse und funktionierende Netzwerke sind auch im digitalen Zeitalter, losgelöst von eben diesem, Gold wert. Nichtsdestotrotz hat die Entwicklung der IT das gesamte Vorhaben deutlich erleichtert. War die Projektesammlung für mein vorhergehendes Buch von 2008 noch von realer Post und großen Datenmengen auf CDs geprägt – diesmal wurde hochgeladen und abgeholt. Nicht vergessen werden darf dabei, dass es Kollegen in Ländern gibt, deren Grenzen leider auch virtuell dicht gemacht wurden und für die die Kommunikation im Internet schlicht unmöglich ist. Das Sortieren, Strukturieren und Auswählen der Projekte ist natürlich weitaus aufwändiger, hatten wir doch deutlich mehr angefragt und zur Verfügung gestellt bekommen als das geforderte Soll… An dieser Stelle möchte ich mich sehr bei meiner eigenen Bürocrew, Sabrina Wolters, Nina Kröncke, Rena van den Berg und besonders auch Florian Kast bedanken, die mit dem Handling betraut waren, Ups and Downs erlebt und viel Arbeit übernommen haben. Als praktizierende Innenarchitektin und Büroinhaberin ein solches Buch „nebenbei“ auf die Spur zu bringen und zu schreiben, bedeutet gute Organisation und Spaß an der Sache. Weltoffenheit ist gegenüber den globalen Prozessen gefragt – Fortschritt entsteht auch in der Innenarchitektur letzten Endes immer durch den lebendigen Austausch von Kulturen.

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Interior

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A nhang

Frame; Niederlande

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livingetc, uk The homes magazine for modern living; Großbritannien MD Interior, Design, Architecture; Deutschland Monitor; Polen Schöner Wohnen Europas größtes Wohnmagazin; Deutschland Wallpaper* Magazine: design, interiors, architecture, fashion, art; Großbritannien

Über die Herausgeberin und die Autoren Sylvia Leydecker, Dipl.-Ing., ist praktizierende Innenarchitektin und führt das Büro 100% interior in Köln. Sie studierte Innenarchitektur an der Fachhochschule in Wiesbaden und der Universität Trisakti in Jakarta/Indonesien. Diplom 1996 in Wiesbaden. Vor ihrer Tätigkeit als Innenarchitektin sammelte sie langjährige internationale berufliche Erfahrung bei der Deutschen Lufthansa, mit vorangehenden längeren Auslandsaufenthalten in Manchester und Paris. Heute entwirft ihr Büro Corporate Interiors, arbeitet mit dem Schwerpunkt Gesundheitswesen, aber auch im Office- und Produktdesign. Ehrenamtlich ist sie als Vizepräsidentin für den Bund Deutscher Innenarchitekten (BDIA) und bei der International Federation of Interior Architects/ Designers (IFI) engagiert. Sie ist darüber hinaus Mitglied im Deutschen Designer Club (DDC) und der Architekten für Krankenhausbau und Gesundheitswesen (AKG). In erster Linie ist sie leidenschaftliche Innenarchitektin, außerdem Designerin und Autorin zahlreicher Publikationen. Mit dem Buch Nanomaterialien in Architektur, Innenarchitektur und Design (mit Vorworten von Harold Kroto und Michael Veith; Basel, Berlin, Boston: Birkhäuser, 2008) festigte Sylvia Leydecker ihren internationalen Ruf als Expertin für den Einsatz von Nanomaterialien in der gebauten Umwelt.

European Council of Interior Architecture www.ecia.net International Federation of Interior Architects / Designers www.ifi-world.org International Interior Design Association www.IIDA.org world-architects www.world-architects.com

Messen 100% design London, Singapur, Tokio www.100percentdesign.com ARCHITECT@WORK INTERNATIONAL , verschiedene Länder www.architectatwork.de Architektur Biennale, Venedig www.labiennale.org BAU, München www.bau-muenchen.com Clerkenwell Design Week, London www.clerkenwelldesignweek.com Design Miami, Miami / Basel www.designmiami.com EuroShop, Düsseldorf www.euroshop.de Furniture Fair, Stockholm www.stockholmfurniturefair.com Hong Kong Business of Design Week, Hongkong www.bodw.com ICFF International Contemporary Furniture Fair, New York www.icff.com imm cologne – The international furnishing show, Köln www.imm-cologne.com Interieur, Kortrijk www.interieur.be ISH, Internationale Messe Sanitär und Heizung, Frankfurt a. M. www.ish2013.com Light and Building, Frankfurt a. M. www.light-building.com Maison et Objet, Paris www.maison-objet.com NeoCon, Chicago www.neocon.com Orgatec Modern Office & Facility, Köln www.orgatec.com

Nice to know ACTIVATED SPACE, Internetblog für Design www.activatedspaceblog.com Archello – The Business Networking Platform for the Built Environment www.archello.com Architonic, The independent resource for architecture and design www.architonic.com BauNetz, Online-Architektur­ magazin www.baunetz.de Cool Hunter, Internetplattform für Architektur und Design www.theCoolhunter.com Design your way, Resources and Inspiration for designers www.DesignYourWay.net

Mark Blaschitz, geb. 1965 in Graz. 1988 Co-Gründer von SPLITTERWERK, Label for Fine Arts, deren Arbeiten mehrmals auf den Biennalen von Venedig und São Paulo, auf der documenta in Kassel und anderen Ausstellungen vertreten waren und vielfach preisgekrönt wurden. Mark Blaschitz studierte Architektur, Philosophie und Soziologie, er diplomierte an der Technischen Universität Graz in Architektur und Städtebau und unterrichtet seit 1989 Architektur, Städtebau, Kunst und Design. 2009 Vertretungsprofessur für raum&designstrategien an der Kunstuniversität Linz gemeinsam mit heri&salli und Berufung als Professor an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Dort seit 2010 Leitung des Lehrstuhls für Wohnbau, Grundlagen und Entwerfen. 2012 Professur am Centro de Estudios Superiores de Diseño de Monterrey (CEDIM) in Mexiko. Seit 2012 Dekan der Fachgruppe Architektur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

DESIGNSPOTTER, Internationale Online-Designplattform www.designspotter.com DETAIL , Online-Architekturund Bauportal www.detail.de Heinze Informationsplattform für Bauprodukte, Firmenprofile und Architekturobjekte www.heinze.de Kinetic Architecture, Internetblog zu kinetischer Architektur www.kineticarchitecture.net Stylepark, Internationale Online-Plattform für Design und Architektur www.stylepark.com TreeHugger, Online-Plattform für Design www.treehugger.com

Salone Internazionale del Mobile, Mailand www.cosmit.it

Michael Catoir, geb. 1966 in Essen, ist Industrial Designer. Nach einer Schreinerlehre studierte er Industrial Design, an der Folkwang Universität der Künste

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in Essen. Nach zweijähriger Zusammenarbeit mit Andrée Putman in Paris leitete er von 2000 bis 2008 das Interior Design and Styling Department im Studio Matteo Thun & Partners in Mailand. Seit 2008 betreibt er gemeinsam mit seiner Ehefrau Elisa Catoir das Studio Catoir, Mailand und Paris für Interior Design, Produkt- und Graphikdesign. Mit dem Schwerpunkt auf Wohnen und Hotels arbeitet das Studio Catoir im gesamten Spektrum von Objekten und Innenräumen bis zu Fassaden und Corporate Identity. JoannE Cys ist Associate Professor für Interior Architecture und Leiterin der Lehre am Fachbereich Pädagogik, Künste und Sozialwissenschaften der University of South Australia, wo sie zuvor Leiterin der Forschung und Leiterin der Graduate Studies war. Sie ist Life Fellow des Design Institute of Australia und war 2008–2010 dessen nationale Präsidentin. 2011– 2013 Mitglied des Vorstands der International Federation of Interior Architects/Designers (IFI) und Mitvorsitzende von deren Global Interiors Education Open Forum (GIEOF). Sie vertritt ihr Land im Global Design Network (GDN) und in der Asia Pacific Space Designers Alliance (APSDA), ist Mitbegründerin des Australian Interior Design Awards Program und Convenor von dessen Jury seit der Gründung 2004. Zahlreiche internationale Vorträge, kuratierte Ausstellungen und Beiträge in Fachzeitschriften sowie mehr als 50 akademische und Konferenzpublikationen sowie Buchbeiträge. Lars Grau ist Gestalter und Dozent mit Fokus auf interaktiven Technologien. Er ist Professor für Medien- und Kommunikationsdesign an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (MHMK) in Hamburg und betreibt die User Experience Design Agentur MOKIK in Berlin. Seit 1999 arbeitet er in erster Linie an der Konzeption von ganzheitlichen Nutzererlebnissen für mobile Applikationen, Web-Anwendungen, digitales Fernsehen und Interaktion im Raum. Sein Schwerpunkt liegt an der Schnittstelle zwischen Strategie, Design und Technologie sowie auf dem Forschungsgebiet der eingebetteten Interaktion. Er ist regelmäßiger Referent und Jurymitglied beim jährlichen DDC Designpreis. Simon Hamilton, geboren in London, studierte Interior Design in Nottingham und ist seit mehr als 20 Jahren als Interior Designer tätig. Mit seinem Büro, Simon Hamilton & Associates in London, hat er seit 2002 eine weite Spanne von Projekten in den Bereichen Arbeiten, Wohnen, Einzelhandel und Gastronomie in Großbritannien und anderen Ländern realisiert. Als International Director

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für das British Institute of Interior Design (BIID) ist er ein Botschafter für die besten Leistungen britischen Designs in der weltweiten Community. Peter Ippolito studierte Architektur in Stuttgart und Chicago. Während dieser Zeit war er als Assistent von Professor Ben Nicholson, Chicago tätig und sammelte praktische Erfahrungen im Studio Daniel Libeskind, Berlin. 1999 war er Gründungsmitglied von zipherspaceworks. Aus diesem Büro ging 2002 die Ippolito Fleitz Group hervor, die er seitdem gemeinsam mit Gunter Fleitz führt. Peter Ippolito übernahm 2001– 2002 eine Vertretungsprofessur an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und Lehraufträge an der Universität Stuttgart 2004– 2008 und der Fachhochschule Biberach 2009. Er war mehrfach Mitglied von Wettbewerbsjurys und ist ein gern gesehener Vortragsredner. Chris Lefteri, geboren in London, studierte Industrial Design am Central Saint Martins College of Art and Design und schloss mit dem MA bei Professor Daniel Weil am Royal College of Art, ebenfalls in London, ab. Er gilt weltweit als Autorität auf dem Gebiet von Materialien und ihrer Anwendung im Design. Seine Arbeit und seine Publikationen haben den Blick der Entwerfer und der Materialindustrie auf die Materialien nachhaltig verändert. 2001 wurde das erste seiner acht Bücher über Materialien und ihre Anwendungen im Design veröffentlicht, die in sechs Sprachen übersetzt wurden (“Materials for Inspirational Design” series, RotoVision, 2001–2007; deutsch jeweils mit dem Untertitel „Material – Herstellung – Produkte“ bei avedition). Seitdem hat das Studio Chris Lefteri Design mit Großunternehmen und führenden Designstudios in Europa, den USA und Asien eine weite Spanne von Strategien für die wirksame Integration von Materialien in den Entwurfsprozess umgesetzt. Kees Spanjers ist Innenarchitekt, er lebt und arbeitet in Amsterdam und New York. In Amsterdam leitet er das Büro Zaanen Spanjers Architects mit Schwerpunkt in Bauten für die Kultur und öffentlichen Innenräumen, deren Arbeit vielfach ausgezeichnet wurde, u.a. mit dem Architectural Record Interiors Award. Kees Spanjers war Präsident des European Council of Interior Architects (ECIA) und kooptiertes Vorstandsmitglied der International Federation of Interior Architects/Designers (IFI). Er ist Past President und heute Ehrenmitglied des Berufsverbands der niederländischen Innenarchitekten (BNI) sowie Verfasser zahlreicher Fachbeiträge und Mitglied internationaler Gremien und Jurys.

Johannes Stumpf, geb. 1963, lebt und arbeitet als freier Architekt in Berlin. Sein Büro beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Baumanagement komplexer Neubau- und Denkmalpflegeprojekte und berät im internationalen Rahmen Institutionen und Unternehmen zu Fragen der Nachhaltigkeit im Bauwesen. Als stellvertretender Vorsitzender des Landeswettbewerbsausschusses der Architektenkammer Berlin engagiert er sich seit 2007 im Wettbewerbs- und Vergabewesen. Seit 2008 entwickelt er im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit in der Entwicklungshilfe unter anderem in Rumänien und Georgien Konzepte für die Schulung lokaler Energieauditoren. Als Fachautor ist Johannes Stumpf für eine Reihe deutschsprachiger Architekturzeitschriften tätig.

Liliane Wong, geboren in Hongkong, ist Professorin und Vorsitzende des Fachbereichs Interior Architecture an der Rhode Island School of Design, wo sie seit 1998 lehrt. An der Graduate School of Design der Harvard University schloss sie ihr Architekturstudium mit dem Magister ab und machte zuvor den Bachelor in Mathematik am Vassar College. Als eingetragene Architektin praktiziert sie in Boston, Massachusetts mit ihrem eigenen Büro MWA mit Schwerpunkt Bibliotheksbau; das Bibliotheksmöbelsystem Kore hat sie mit entwickelt. Vor dem Hintergrund ihrer ehrenamtlichen Mitarbeit in Suppenküchen betont sie in der Lehre das öffentliche Engagement von Architektur und Design. Liliane Wong ist Mitbegründerin und Mitherausgeberin des Int|AR Journal, das die praktische und akademische Erkundung nachhaltiger Umgebungen durch beispielhafte Umnutzungen zum Thema hat.

Dr. Marina-Elena Wachs, geb. 1966, ist Diplom-Industriedesi­ gnerin, Damenschneidermeisterin und Schnittdirektrice und arbeitet als interne Unternehmensberaterin, freie Autorin, Kuratorin sowie Dozentin an Design- und Kunsthochschulen. Sie promovierte 2003–2007 an der Hochschule für Bildende Künste (HBK) Braunschweig interdisziplinär in den Bereichen Design und Kunstwissenschaften über das Thema des Umgangs mit Materialien in Design, Kunst und Architektur (Material Mind, Hamburg: Dr. Kovac Verlag, 2008). 2010 wurde sie als Professorin für Designtheorie an die Hochschule Niederrhein berufen. In einer Zusammenarbeit von Architekten, Lichtplanern und Designern arbeitet sie in den Bereichen Leuchten- und Möbeldesign. Marina-Elena Wachs engagiert sich in Fachverbänden und -vereinigungen wie dem Deutschen Mode- Institut (DMI), dem netzwerk mode textil, der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie und -forschung (DGTF) und der britischen Design History Society. Zahlreiche Vorträge und Publikationen, darunter Nachhaltiges Textiles Design / Sustainable Textile Design, Hamburg: Schaff-Verlag, 2013.

Mir sind alle Bücher zu lang. Voltaire

Dr. Thomas Welter, geb. 1969, ist Bundesgeschäftsführer des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Er studierte Volkswirtschaftslehre und Nordamerika­ studien an der Freien Universität Berlin, war als freier Mitarbeiter am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin sowie als Lehrbeauftragter an verschiedenen Lehreinrichtungen tätig. Nach der Promotion im Fach Wirtschaftswissenschaft zum Dr. rer. pol. im Jahr 2000 wurde er Referent für Wirtschaft in der Bundesarchitektenkammer e.V., 2002 Geschäftsführer der verbandseigenen D.A.V.I.D. Deutsche Architekten Verlags- und Informationsdienste GmbH und war zuständig für das Netzwerk Architekturexport (NAX). Zahlreiche Moderationen, Vorträge und Publikationen.

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ABBILDUNGSNACHWEIS 11 Nendo / Foto: Daici Ano 12 3deluxe / Foto: Emanuel Raab 13 (Mitte rechts und unten) CUBIK 3 / Fotos: Nele Martensen, Hamburg 14 (oben) 3deluxe / Foto: Sascha Jahnke 14 (Mitte) Artillery MCG, © smg 14 (unten) Pudelskern / Fotos: Markus Bstieler 15 UBIK – Philippe Starck 15 UBIK – Philippe Starck 16 (oben) Frank Sinnaeve, InteriorArchitect – Belgien, www.franksinnaeve.be / Fotos: Karel Moortgat, Belgien 16 (links unten) Innenarchitekturbüro Eva Lorey 16 (Mitte unten) Innenarchitekturbüro Eva Lorey / Fotos: Christine Buhl 18 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 19 Ab Rogers Design / Foto: Todd Eberle 21 3XN architects / Fotos: Adam Mørk 22 (oben links und Mitte links) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 22 (Mitte rechts, unten) Vonsung 23 Penson 24 (oben und Mitte) null2elf Dischek | Eitner GbR 24 (Mitte rechts) Ministry of Design MOD 24 (Mitte links und unten) Ministry of Design MOD / Fotos: CI&A Photography, Edward Hendricks 25 (oben links) Ministry of Design MOD / Foto: CI&A Photography, Edward Hendricks 25 (Mitte rechts) spek Design / Foto: Andreas Keller, Altdorf 25 (unten) Schmidhuber 26 (oben) links Tjep. / Foto: Xander Richters, Tjep. 26 (oben rechts) Tjep. 26 (Mitte links) UXUS / Foto: Dim Balsem 26 (Mitte rechts) UXUS 26 (unten) Klein Dytham architecture / Foto: © Benny Chan 27 (oben) Gisbert Pöppler / Fotos: Wolfgang Stahr 27 (Mitte rechts) dan pearlman Markenarchitektur GmbH / Foto: diephotodesigner.de 27 (unten links) Klein Dytham architecture / Foto: © Nacása & Partners Inc. 28 (oben) UNStudio / Fotos: Iwan Baan 28 (unten) A1Architects / Foto: A1Architects – MgA. David Maštálka 29 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 30 (oben) Jean de Lessard, Designer Créatif 30 (unten) i29 interior architects 31 (oben) 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Karin Hessmann 31 (unten) Uta Cossmann www. cossmann-jacobitz.com, Claudia de Bruyn www.two-design.com / Fotos: Stefan Schilling 33 (oben und Mitte rechts) Karl Hussmann von Karl’s Werkstatt / Foto: Manos Meisen, Karl Hussmann

33 (unten) Sylvia Leydecker, DDC und global:local / Fotos: Erika Koch, Shoichi Maruyama 34 (oben und unten) SAQ Architects / Fotos: Dave Vandebruel 34 (Mitte) SAQ Architects 35 Source Interior Brand Architects 36 (oben links) camp Innenarchitektur. Markenentwicklung München / Foto: Frank Straßmann 36 (unten rechts) i29 interior architects / Foto: Jeroen Musch 37 (oben links und unten) Karim Rashid / Fotos: Iwan Baan for M.N. Metropolitana di Napoli S.p.A. 37 (oben rechts) Karim Rashid 38 (oben) Kengo Kuma & Asso­ ciates / Foto: Marco Introini 38 (unten) Lepel & Lepel / Foto: Jens Kirchner 39 (oben) Keggenhoff | Partner 39 (Mitte rechts) r2 _innenarchitektur und design / Foto: Frank Welke 39 (unten) Sinato – Chikara Ohno / Foto: Takumi Ota 41 Gisbert Pöppler / Fotos: Wolfgang Stahr 42 Jean de Lessard, Designer Créatif / Foto: David Giral 43 3deluxe / Fotos: Emanuel Raab 44 (oben) Concrete Architectural Associates / Fotos: Ewout Huibers 44 (unten) Tjep. 45 SHH / Fotos: Gareth Gardner 46 (oben) tools off.architecture 46 (unten links) ZMIK / Foto: Eik Frenzel 46 (unten rechts) ZMIK 47 (oben) Universal Design Studio 47 (unten) Pieter Vanrenterghem Interior Architecture / Foto: Tom Vanryckeghem 48 (oben) NC Design & Architecture Limited / Foto: Dennis Lo Designs 48 (unten) rechts Klein Dytham architecture / Foto: © Kouichi Torimura 50 (oben) Nakayama Architects 50 (unten) Nendo 51 (oben) Silvia Pappa – Innenarchitekten 51 (unten) Achille Salvagni Architetti / Foto: Sean Gleason 53 (oben rechts) Ministry of Design MOD / Foto: CI&A Photography, Edward Hendricks 53 (unten links) Simone Micheli Architetto 53 (unten rechts) Simone Micheli Architetto / Foto: Jürgen Eheim 54 (oben) RAISERLOPES / Fotos: Frank Kleinbach, Stuttgart 54 (unten rechts) Concrete Architectural Associates / Foto: Ewout Huibers 55 (oben links) Architetto Pierluigi Piu / Foto: Giorgio Dettori 55 (rechts Mitte und rechts unten) Jennifer Worts / Fotos: Ted Yarwood 56 (oben) bahlsconcepts 56 (unten) andernach und partner 57 (oben und Mitte) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Reinhard Rosendahl 57 (unten) Vonsung 58 (oben Mitte) eins:33 GmbH / Fotos: Bodo Mertoglu 58 (unten) Klaus Bürger Architektur 59 (oben) Schwitzke & Partner

59 (Mitte) Philipp Mainzer Office for Architecture and Design / Foto: ERCO GmbH 59 (unten) © ROW Studio / Fotos: Juan Marcos Castañeda – ROW Studio 60 (oben und Mitte links) Atelier Brückner GmbH / Fotos: Mac Tanó 60 (Mitte rechts und unten) Atelier Brückner GmbH 61 (oben) Curiosity / Foto: Nacása & Partners Inc. 61 (Mitte links und Mitte unten) Concrete Architectural Associates / Fotos: Jeroen Musch 61 (unten rechts) JOI-Design GmbH 66 Robert Harvey Oshatz / Foto: Cameron Neilson 68 (oben) Robert Harvey Oshatz 68 (Mitte links und unten links) Robert Harvey Oshatz / Fotos: Cameron Neilson 68 (unten rechts) HASSELL / Foto: © Earl Carter 69 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 71 (oben rechts und unten) Klab Architecture – Konstantinos Labrinopoulos / Fotos: Panos Kokkinias 71 (oben links) Klab Architecture – Konstantinos Labrinopoulos 72 Raumkleid – Anke Preywisch 73 (oben und Mitte links)Concrete Architectural Asso­c iates / Fotos: Frank Pinckers 73 (rechts unten) Torafu Architects / Foto: Daici Ano 74 Wiel Arets Architects / Foto: Joao Morgado 75 IVANKA Concrete Design 76 © LAVA – Laboratory for Visio­n ary Architecture 77 ateliersv Innenarchitektur München / Fotos: Christine Schaum 78 sculp(IT) / Fotos: Luc Roymans 79 (oben und unten) TRIAD / Fotos: Jian Wen Kang / Zhenglin Wenig 79 (Mitte) TRIAD 80 (oben rechts) LTL Architects / Foto: Michael Moran 80 (links unten) de-spec– Farnaz Mansuri, Tom Shea / Foto: Frank Oudeman 80 (links Mitte) de-spec– Farnaz Mansuri, Tom Shea 80 (unten rechts) LTL Architects / Foto: Michael Moran 82 LTL Architects / Foto: LTL Architects 84 (oben rechts und Mitte rechts) Edwards Moore / Fotos: Tony Gorsevski 84 (oben links und Mitte links) Edwards Moore 84 (unten) Campaign 85 (oben rechts) Adam Kalkin 85 (Mitte rechts und unten) Adam Kalkin / Fotos: Luca Campigotto 86 (oben) Caterina Tiazzoldi – L . Croce, F. Rizzo, R. Musso, A. Primavera, M. Pianosi, M. Fassino, Z. Ujhelyi, M. Rosso mit Illy Art Direction 86 (Mitte und unten) Caterina Tiazzoldi – L . Croce, F. Rizzo, R. Musso, A. Primavera, M. Pianosi, M. Fassino, Z. Ujhelyi, M. Rosso mit Illy Art Direction / Fotos: Luca Campigotto, Federico Rizzo

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87 Caterina Tiazzoldi / Nuova Ordentra / Fotos: Sebastiano Pellion di Persano, Hélène Cany, Davide Giglio 88 Maurice Mentjens / Fotos: Arjen Schmitz 89 b-k-i / brandherm + krumrey interior architecture 90 (links oben) AllesWirdGut / Foto: Michael Dürr 90 (links unten) AllesWirdGut 90 (rechts unten) Snøhetta Oslo 91 Snøhetta Oslo / Fotos: diephotodesigner.de 92 EDGE Design Institute Ltd. 93 EDGE Design Institute Ltd. 94 Pablo Zamorano 95 (oben und unten) The Principals – Drew Seskunas / Fotos: Matthias Weingärtner 95 (Mitte) The Principals – Drew Seskunas 96, 97 Steinert & Bitterling 99 Takashi Kuribayashi 100 (oben) Concrete Architectural Associates 100 (unten) Bachir Nader – Interior Architect www.bachirnader.com / Fotos: Diane Aftimos 103 (oben rechts) UBIK – Philippe Starck 103 (unten) Nils Völker 104 Yayoi Kusama 105 (oben links) Marco Hemmerling / Foto: Frank Vinken 105 (oben Mitte und oben rechts) Marco Hemmerling 105 (unten links) Bachir Nader – Interior Architect www.bachir­ nader.com / Foto: Fares Jammal, Art Director Mr. Mohammed Ezo 105 (unten rechts) Bachir Nader Interior Architect www.bachirnader.com 106 bluarch / Fotos: ADO 107 (oben) GFG Gruppe für Gestaltung / Fotos: Tom Kleiner, GFG Gruppe für Gestaltung 107 (unten) barmade ag / Fotos: Markus Muther 108 Leong Leong 109 (oben und Mitte links) Studio Fabio Novembre / Fotos: Pasquale Formisano 109 (unten) Studio Fabio Novembre 111 (oben links) NC Design & Architecture Limited, Laboratory for Explorative Architecture & Design Ltd. / Foto: Dennis Lo Designs 111 (Mitte rechts) J. Mayer H. Architects / Foto: Constantin Meyer Photographie 111 (unten) 3GATTI / Fotos: Daniele Mattioli 112 (oben) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 112 (unten links) dan pearlman Markenarchitektur GmbH / Foto: dan pearlman 112 (unten rechts) Architetto Pierluigi Piu / Fotos: Giorgio Dettori 112 (Mitte rechts) Architetto Pierluigi Piu 113 (oben) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 113 (unten) Architetto Pierluigi Piu / Foto: Giorgio Dettori 114 (oben links) MARC FORNES / THEVERYMANY/ Foto: François Lauginie 114 (unten links) MARC FORNES / THEVERYMANY

Anhang

115 ICD/ITKE Universität Stuttgart 116 ICD/ITKE Universität Stuttgart 117 Snarkitecture / Fotos: Snarkitecture, Peter A. Lee, David Smith 118 Snarkitecture / Fotos: David Smith 121 Nema Workshop / Foto: David Joseph 122 Studio Catoir / Foto: Michael Catoir 123 (oben) Concrete Architectural Associates 123 (mitte) Concrete Architectural Associates / Fotos: Ewout Huibers 123 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker 124 Studio Catoir / Foto: Michael Catoir 125 Studio Catoir / Fotos: © Richard Powers 127 (oben und Mitte rechts) Adam Lay Studio 127 (unten) Anne Batisweiler / Foto: Wolfgang Pulfer 129 Nendo / Fotos: Daici Ano 130 JOI-Design GmbH 131 (oben rechts) Koichi Takada Architects / Foto: Sharrin Rees 131 (oben links) Koichi Takada Architects 131 (unten) DRDI – reginadahmen­ ingenhoven / Fotos: Holger Knauf 133 Tina Aßmann Innenarchitektur / Foto: © Florian Holzherr, München 134 (oben links und unten) Takeshi Hosaka / Fotos: Koji Fujii, Nacása & Partners Inc. 134 (oben rechts) Takeshi Hosaka 135 (oben links) 100% interior Sylvia Leydecker 135 (oben rechts und Mitte) © AGROB BUCHTAL / Fotograf: Jochen Stüber Objektfotografie 135 (unten) Gisbert Pöppler / Foto: Hiepler Brunier 137 Birgit Hansen 138 (oben rechts) Simone Micheli Architetto / Foto: Jürgen Eheim 138 (oben links und unten) Berschneider + Berschneider 139 (oben links) Simone Micheli Architetto / Foto: Jürgen Eheim 139 (oben Mitte) Simone Micheli Architetto 139 (unten) Simone Micheli Architetto / Foto: Jürgen Eheim 140 (oben links) atelier zürich gmbh / Foto: Martin Guggisberg 140 (unten) Anne Batisweiler / Fotos: Wolfgang Pulfer 141 (oben) ateliersv Innenarchitektur München / Fotos: Christine Schaum 141 (unten) innen-architektur. Daniela Haeck / Fotos: Malte Wandel 143 (oben links und unten) atelier zürich gmbh / Fotos: Martin Guggisberg 143 (oben rechts) atelier zürich gmbh 144 büro uebele visuelle kommunikation 145 (oben) andernach und partner 145 (unten) Supermachine Studio: Pitupong Chaowakul, Suchart Ouypornchaisakul, Peechaya Mekasuvanroj, Santi Sarasuphab / Fotos: Wison Tungthunya 146 (oben) Lepel & Lepel / Foto: Jens Kirchner

146 (Mitte links und links unten) Claudia de Bruyn www.two-design. com, Uta Cossmann www.cossmann-jacobitz.com / Fotos: Nicole Zimmermann 146 (unten rechts) Claudia de Bruyn www.two-design.com, Uta Cossmann www.cossmann-jacobitz.com / Foto: Bernd Haugrund 147 (oben) ruge + göllner raumconcept 147 (unten) Moho Arquitectos / Foto: David Frutos 148 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 149 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 150 atelier zürich gmbh / Foto: Martin Guggisberg 151 (oben) Raumkleid – Anke Preywisch 151 (Mitte und unten) Studio Catoir / Fotos: Michael Catoir 152 Studio Catoir / Foto: Michael Catoir 153 Studio Catoir / Fotos: Michael Catoir 154 Studio Catoir / Fotos: Michael Catoir 155 Studio Catoir / Fotos: Michael Catoir 156 © Holzer Kobler Architekturen Zürich / Foto: Jan Bitter 158 (Mitte rechts) 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Reinhard Rosendahl 158 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Karin Hessmann 159 (oben und unten rechts) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 159 (unten links) 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Friedhelm Krischer 160 (oben rechts) 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Karin Hessmann 160 (unten und links) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 160 (Mitte) 100% interior Sylvia Leydecker 162 (oben links) innen-architektur. Daniela Haeck / Fotos: Malte Wandel 162 (oben Mitte) atelier zürich gmbh / Foto: Martin Guggisberg 162 (oben rechts) A1Architects / Foto: A1Architects – MgA. David Maštálka 162 (unten) Plan2Plus – München – Ralf Peter Knobloch, Ursula Regina Förster 163 (oben links) 5AM / Foto: © Thomas De Bruyne 163 (unten) i29 interior architects / Fotos: Jeroen Musch 164 (oben, Mitte links und unten links) Tina Aßmann Innenarchitektur / Fotos: Florian Holzherr 164 (unten rechts) SAQ Architects 165 Architetto Pierluigi Piu / Fotos: Giorgio Dettori 166 (oben links) Ply Project – Kenichi Sato / Foto: Masatoshi Mori 166 (Mitte rechts) Robert Harvey Oshatz / Foto: Cameron Neilson 166 (unten) Tjep. / Fotos: Yannic Alidarso, Tjep. 167 (oben und Mitte rechts) RDAI – Dominique Hebrard, Sybil Debu, artistic director Denis Montel / Fotos: Michel Denancé

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167 (unten links) Susanne Kaiser 168 (oben links) ROW Studio 168 (Mitte links und unten links) ROW Studio / Fotos: Sófocles Hernández 168 (oben rechts) Department of ARCHITECTURE Co. Ltd. / Foto: Wison Tungthunya 168 (unten rechts) – ROW Studio / Foto: Jorge Silva – ROW Studio 169 (oben) Torafu Architects 169 (Mitte und unten) Torafu Architects / Fotos: Daici Ano 170 (oben) Koichi Takada Architects / Fotos: Sharrin Res 170 (unten) design spirits co., ltd. – Yuhkichi Kawai / Fotos: Toshihide Kajiwara 171 design spirits co., ltd. – Yuhkichi Kawai / Fotos: Toshihide Kajiwara 173 (oben und Mitte links) sinato – Chikara Ohno 173 (Mitte rechts und unten) sinato – Chikara Ohno / Fotos: Toshiyuki Yano 174 (oben links) Hooba Design / Foto: © Parham Taghiof 174 (unten rechts) Hooba Design 175 (oben und Mitte) Archiblau & Partners Fotos: Karel Moortgat 175 (unten rechts) Lepel & Lepel / Foto: Jens Kirchner 175 (unten links) Vonsung 177 Concrete Architectural Associates / Fotos: Ewout Huibers 178 (oben links und rechts) Graft 178 (Mitte links und rechts) Graft / Fotos: Ricky Ridecos 178 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 179 100% interior Sylvia Leydecker 180 design spirits co., ltd. – Yuhkichi Kawai / Fotos: Barry Johnson 181 (oben) design spirits co., ltd. – Yuhkichi Kawai 181 (unten) Elliat Rich / Fotos: Steve Strike 183 (oben) Kengo Kuma & Associates 183 (unten) ZMIK / Fotos: Eik Frenzel & ZMIK 184 (oben) NAU Architecture / Foto: Jan Bitter 184 (unten) NAU Architecture 185 Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen / Fotos: M. Cetin, B. Glauß, T. Gries 186 Gisela Stromeyer Design / Foto: Michael Moran 187 Gisela Stromeyer Design 188 (oben) rechts Boel Andersson / Foto: Pär Hugosson 188 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 189 (oben) Department of ARCHITECTURE Co. Ltd. / Foto: Wison Tungthunya 189 (unten) Joey Ho Design Ltd. / Fotos: Wu Yong Chang 190 (oben) bluarch / Fotos: Oleg March Photography 190 (Mitte) bluarch 190 (unten) LAVA – Laboratory for Visionary Architecture / Foto: © Gee-Ly 191 (oben links) Foto: Heiko Gruber 191 (rechts oben und rechts unten) Studio Fabio Novembre / Fotos: Pasquale Formisano 191 (unten links) Studio Fabio Novembre

192 (oben) 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Karin Hessmann 192 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker 192 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker 193 Foto: Sylvia Leydecker 194 i29 interior architects 195 Karim Rashid / Fotos: Lukas Roth 196 SWeeT Co., Ltd. 197 (oben) Supermachine Studio: Pitupong Chaowakul, Suchart Ouypornchaisakul, Peechaya Mekasuvanroj, Santi Sarasuphab / Foto: Wison Tungthunya 197 (Mitte links) bluarch / Foto: ADO, Scott G. Morris Photography 197 (unten rechts) two_Claudia de Bruyn / Foto: HG Esch 198 UXUS / Fotos: Dim Balsem 199 Sabine Hartl Architektur + Raumdesign, Schweiz / Foto: René Rötheli 200 (oben links) Wobedo Design / Foto: Anna Diehl 200 (Mitte und unten) i29 interior architects 201 (unten) Mika Barr 202 (oben) McBride Charles Ryan Architecture & Interior Design / Fotos: John Gollings 202 (unten rechts) Architetto Pierluigi Piu / Foto: Giorgio Dettori 202 (unten links) Joey Ho Design Ltd. / Foto: Graham Uden, Ray Lau 203 Uzin Utz AG 204 Studio Fabio Novembre / Foto: Pasquale Formisano 205 (oben) Foto: Sylvia Leydecker 205 (Mitte) INM Leibniz-Institut für Neue Materialien 205 (unten) Foto: Sylvia Leydecker 206 (oben) 100% interior Sylvia Leydecker 206 (unten oberes und mittiges Foto) Foto: Sylvia Leydecker 206 (unten) Foto: Dr. Dietmar Stephan, Universität Kassel 207 (oben links) 100% interior Sylvia Leydecker 207 (oben rechts) 100% interior Sylvia Leydecker 207 (unten) Fred Mafra Architect / Fotos: Jomar Bragança 208 (oben, Mitte und unten obere Reihe) Foto: Sylvia Leydecker 208 (unten untere Reihe) Sto AG 209 Foto: Sylvia Leydecker 210, 211 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 213 Foto: Sylvia Leydecker (Muster: Lafarge Beton) 214 (oben) Jay Watson design 214 (unten) Philips 215 (oben) J. Mayer H. Architects 215 (unten) Foto: Sylvia Leydecker 216 SAQ Architects / Foto: © Florian Licht 218 (Mitte und unten) Re-Make/ Re-Model Architecture / Fotos: Johanne Fick 218 (oben) Re-Make/Re-Model Architecture 219 (oben) Monz + Monz | Innenarchitektur und Design 219 (Mitte und unten) landau + kindelbacher / Fotos: Christian Hacker, Werner Huthmacher 221 (oben rechts) Vonsung

Anhang

221 (unten) Achille Salvagni Architetti / Foto: Massimo Listri 222 Meyer en Van Schooten Archi­ tecten (MVSA) / Fotos: Jeroen Musch Photography 223 (oben links) 3deluxe 223 (Mitte rechts und unten) Con­ crete Architectural Associates / Fotos: Frank Pinckers 224 (oben und Mitte) bluarch / Fotos: ADO 224 (unten) Ippolito Fleitz Group / Fotos: © Zooey Braun 225 (oben und unten links) Studio DRIFT 225 (unten rechts) Studio DRIFT 226 Andy Martin Architects www.andymartinarchitects.com / Foto: Vangelis Paterakis 227 Andy Martin Architects www.andymartinarchitects.com / Fotos: Vangelis Paterakis 228 (oben) planungsbüro i21 228 (unten) Vonsung 229 Atelier Brückner GmbH / Fotos: Marcus Meyer 230 Plan2Plus – München – Ralf Peter Knobloch, Ursula Regina Förster 231 (oben) Níall McLaughlin Architects 231 (unten) Hollin + Radoske / Foto: Ludger Paffrath 232 (oben und Mitte) Department of ARCHITECTURE Co. Ltd. / Fotos: Wison Tungthunya 232 (unten) Hollin + Radoske / Fotos: Ludger Paffrath 233 Department of ARCHITECTURE Co. Ltd. / Fotos: Wison Tungthunya 235 (oben) SOM 235 (unten rechts) 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Karin Hessmann 235 (Mitte links) Bachir Nader – Interior Architect www.bachir­ nader.com / Foto: Diane Aftimos, Art Director Mr. Mohammed Ezo 236 Klein Dytham architecture / Fotos: © Nacása & Partners Inc. 237 (oben und Mitte) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 237 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker 238 (oben) Meyer en Van Schooten Architecten (MVSA) / Foto: Jeroen Musch Photography 238 (unten) Yi Architects / Foto: Stefan Müller 239 Bates Smart Architects / Foto: Peter Hyatt 240 Nendo / Foto: Daici Ano 243 (oben rechts) i29 interior architects 243 (unten) Klein Dytham architec­ ture / Foto: © PACIA 245 (oben und Mitte) Zaha Hadid Architects / Fotos: Luke Hayes, Joel Chester Fildes 245 (unten) Zaha Hadid Architects 246 landau + kindelbacher / Fotos: Werner Huthmacher 247 Studio Pacific Architecture in association with Warren and Maho­ ney / Fotos: Patrick Reynolds 249 (oben und Mitte links) i29 inte­ rior architects 249 (Mitte rechts) 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Friedhelm Krischer 249 (unten) Penson

250 Ply Project – Kenichi Sato / Foto: Masatoshi Mori 251 (oben) JOI-Design GmbH 251 (Mitte und unten rechts) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 251 (unten links) 100% interior Sylvia Leydecker 252 (oben und Mitte links) Ippolito Fleitz Group / Fotos: © Zooey Braun 252 (Mitte rechts) Ippolito Fleitz Group 255 Ippolito Fleitz Group / Fotos: © Zooey Braun 256 Foto: Sylvia Leydecker 257 ART+COM AG 259 (oben und Mitte) E/B Office / Fotos: Peter Katz 259 (unten) The Principals – Drew Seskunas / Fotos: Nicolo Bianchi 260 ART+COM AG 261 (rechts und unten links) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 261 (oben links und Mitte links) 100% interior Sylvia Leydecker 263 SAQ Architects 265 Torafu Architects / Grafik­ design: TAKAIYAMA / Sound und Licht: LUFTZUG / Fotos: Daici Ano 266 Atelier Brückner GmbH / Foto: Roland Halbe 267 Atelier Brückner GmbH / Foto: Roland Halbe 268 (Mitte links und unten) Marco Hemmerling, Henri Schweynoch / Fotos: Dirk Schelpmeier 268 (oben) Marco Hemmerling, Henri Schweynoch / Visualisierun­ gen: David Lemberski 269 (oben und Mitte links) Fachhochschule Mainz 269 (Mitte rechts) Foto: Sylvia Leydecker 270 Carl Stahl Architektur / Fotos: Fotodesign Kissner 271 (oben rechts) 100% interior Sylvia Leydecker 271 (oben links, Mitte und unten) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 273 (oben und Mitte) SPLITTER­ WERK 273 (unten links) SPLITTERWERK / Foto: Paul Ott 273 (unten rechts) SPLITTERWERK 274 (oben) SPLITTERWERK / Fotos: Paul Ott 274 (unten) SPLITTERWERK 275 SPLITTERWERK 276 landau + kindelbacher / Foto: Christian Hacker 277 Concrete Architectural Associ­ ates / Foto: Ewout Huibers 278 EnOcean 279 (oben und unten) © FutureShape GmbH 279 (Mitte) © Witex Flooring Pro­ ducts GmbH 282 (oben links) SAQ Architects 282 (Mitte) J. Mayer H. Architects 282 (unten) J. Mayer H. Architects / Foto: Uwe Walter 283 Atelier Brückner GmbH / Fotos: Uwe Dettmar 284 BIG – Bjarke Ingels Group (Partners-in-charge: Bjarke Ingels, Andreas Klok Pedersen, Project Leader: Daniel Kidd, Team: Søren Martinussen, Kuba Snopek, Daniel Selensky, Chris Brown)

285 Torafu Architects / Fotos:  Daici Ano, Daisuke Ohki, Daisuke Shimokawa 286 Torafu Architects / Foto: Daici Ano, Daisuke Ohki, Daisuke Shimokawa 288 Foto: Sylvia Leydecker 289 Dipl.-Ing Johannes Stumpf 291 Fa. Buderus 293 (oben und mitte) Creative Commons 293 (unten), 294, 295, 296, 298, 301 Dipl.-Ing Johannes Stumpf 302 Foto: Sylvia Leydecker, in Berlin aufgenommen 304 100% interior / Fotos: Karin Hessmann 306 (oben links) JOI-Design GmbH 306 (Mitte) 100% interior Sylvia Leydecker 306 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 307 100% interior Sylvia Leyde­ cker / Foto: Karin Hessmann 308 (oben links und Mitte rechts) Jain Malkin Inc. / Fotos: Ed LaCasse Photography 308 (unten) baustudio melchert+ kastl 309 (oben) Foto: Sylvia Leydecker 309 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessmann 311 100% interior Sylvia Leyde­ cker / Foto: Karin Hessmann 312 (oben) 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Karin Hessmann 312 (unten) 100% interior Sylvia Leydecker / Fotos: Karin Hessman, Sylvia Leydecker 313 DESIGNLIGA / Fotos: Pascal Gambarte 314 (oben links) Bachir Nader – Interior Architect www.bachirna­ der.com / Foto: Diane Aftimos, Art Director Mr. Mohammed Ezo 314 (unten rechts), 315 FRANKE Architektur I Innenarchitektur 316 IVANKA Concrete Design 317 (Mitte rechts) Keiichi Hayashi Architect 317 (oben) Keiichi Hayashi Archi­ tect / Fotos: Yoshiyuki Hirai 317 (unten) SHH / Foto: Alastair Lever 318 (oben) Kieferorthopädische Fachpraxis, Dr. Dux & Kollegen 318 (unten) UXUS / Fotos: Dim Balsem 319 (oben) © Royal Pavilion & Museums, (Brighton & Hove) 319 (unten rechts) Foto: Sylvia Leydecker 320 Matali Crasset / Fotos: Jérôme Spriet 321 (oben) SEITENANSICHT – Innenarchitektin Martina Lorbach / Fotos: Marco Lorbach 321 (unten) Foto: Sylvia Leydecker 323 (Mitte rechts) © SPK / David Chipperfield Architects / Foto: Jörg von Bruchhausen 323 (Mitte links) © SMB / David Chipperfield Architects / Foto: Ute Zscharnt 323 (oben rechts) © Ute Zscharnt für David Chipperfield Architects 323 (unten) Christian Schittich, München 325 Fotos: Johannes Stumpf 328 Fotos: Sylvia Leydecker (Bild unten rechts: Blütenrausch, Köln) 329 (oben) KINZO

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329 (unten) KINZO 330, 331 (oben) 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Karin Hessmann 331 (unten) JTCPL Designs 332 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Karin Hessmann 333 (oben) design spirits co., ltd. – Yuhkichi Kawai / Foto: Toshihide Kajiwara 333 (unten) Autoban / Foto: George Mitchell 335 (oben) Klein Dytham architec­ ture / Fotos: © Ryota Atarashi 335 Fabiane Giestas / Foto: Cacá Lima 336 GOTWOB 337 (unten) Joey Ho Design Ltd. / Foto: Graham Uden, Ray Lau 337 (oben) Joey Ho Design Ltd. 338 Ministry of Design MOD 340 (oben und unten links) RAI­ SERLOPES 340 (unten rechts) © RAISER­ LOPES / Foto: Martin Grothmaak, Stuttgart 341 © RAISERLOPES 342 Schwitzke & Partner 344 (oben links) SWeeT Co., Ltd. / Fotos: Nacása & Partners Inc. 344 (unten) SWeeT Co., Ltd. / Fotos: Nacása & Partners Inc. 345 SWeeT Co., Ltd. / Fotos: Nacása & Partners Inc. 348 style:FREE / Foto: Kim Bierbrauer

Anhang

Register Kursive verweisen auf Abbildungen. Register der Gestalter und Autoren 100% interior Sylvia Leydecker 18, 22, 29, 31, 57, 69, 112, 113, 123, 135, 148, 149, 158, 159, 160, 178, 179, 188, 192, 206, 207, 210, 211, 235, 237, 249, 251, 261, 271, 304, 306, 307, 309, 311, 312, 330, 331 3deluxe 12-13, 14, 43, 223 3GATTI 111 3XN architects 21 5AM 163 A1Architects 28, 162 Ab Rogers Design 19 Abercrombie, Stanley 62, 65 Achille Salvagni Architetti 51, 221 Adam Kalkin 85 Adam Lay Studio 127 Adjaye, David 89 Adler, David 63 AllesWirdGut 90 andernach und partner 56, 145 Ando, Tadao 17, 150 Andy Martin Architects 226, 227 Arad, Ron 172 Archiblau & Partners 175 Architetto Pierluigi Piu 55, 113, 165, 202 Arets, Wiel 74 Aristoteles 10, 17 ART+COM AG 257, 260 Artillery Architecture & Interior Design 14 Asahikawa Furniture Cooperative 33 Aßmann, Tina 133, 164 Atelier Brückner GmbH 60, 229, 266, 267, 283 ateliersv Innenarchitektur 77, 141 atelier zürich gmbh 140, 143, 150, 162 Attiwill, Suzie 63, 64, 65 Autoban 333 Bachir Nader – Interior Architect 100, 105, 235, 314 Baggerman, Michelle 185 bahlsconcepts 56 Bahamón, Alejandro 119 Bar, Mika 201 barmade ag 107 Barragán, Luis 126 Bates Smart Architects 239 Batisweiler Anne 127, 140 Bauhaus 40, 49 baustudio melchert+ kastl 308 Bayley, O. 287 Beigl, M. 287 Bek, Jacob 94

Benamor Duarte, Eduardo 97 Benford, Steve 279, 280, 286, 287 Berger, Markus 97 Bernhard, Ilka 119 Berschneider + Berschneider 138 Best, Marion Hall 63 Bianchi, Matteo 343 BIG – Bjarke Ingels Group 284 b-k-i / brandherm + krumrey interior architecture 89 Blaisse, Petra 63 Blaschitz, Mark 256ff. bluarch 106, 190, 197, 224 Boel Andersson 188 Böhringer, Hannes 99, 119 Bogle, Michael 65 Brand, S. 287 Braungart, Michael 42, 53 Brüggemann, Nicole 101, 119 büro uebele visuelle kommunikation 144 Burrows, Victoria Kate 97 Buse, Jacob 119 Caan, Shashi 65 Campaign, Claire Curtice Publicists 84 camp Innenarchitektur. Markenentwicklung 36 Carassus, Jean 97 Carl Stahl Architektur 270 Castiglioni, Achille 102 Castiglioni, Pier Giacomo 102 Caterina Tiazzoldi 86, 86 Caterina Tiazzoldi / Nuova Ordentra 87, 87 Catoir, Michael 120ff. Chalayan, Hussein 110 Chang, Gary 92 Chipperfield, David 322, 323, 324 Cohen, Preston Scott 97 Comité Colbert 102 Concrete 11 Concrete Architectural Associates 44, 54, 61, 73, 100, 123, 177, 223, 277 Constant, Caroline 65 Cornelius, Peter von 324 Cossmann-Jacobitz Architekten 31, 146 CUBIK 3 13 Curiosity 61 Dalziel & Pow 347 dan pearlman Markenarchitektur 27, 112 DDC 33 de Lessard, Jean, Designer Créatif 30, 42 Department of ARCHITECTURE Co. Ltd. 168, 189, 232, 233 Derrida, Jacques 110 DESIGNLIGA 313 design spirits co., ltd. – Yuhkichi Kawai 170, 171, 180, 181, 333

de-spec 80 de Wolfe, Elsie 63 Dietz, P. 287 Dixon, Tom 172 DRDI – reginadahmeningenhoven 131 Drexler Guinand Jauslin Architekten 184 Dumas, Pierre-Alexis 126, 150 E/B Office 259 Eames, Charles und Ray 129 Écart 126 EDGE Design Institute Ltd. 92, 93 Edwards Moore 84 eins:33 GmbH 58 Elkins, Frances 63 Ellel, Carol S. 97 Elliat Rich 181 EnOcean 278 Essa, I. 287 Ferrier, Jacques 114 Flusser, Vilém 258, 259 FN Digiprint 185 Fortnum & Mason 63 Fortuny, Mariano 128 Fowler, K. M. 97 Fra Angelico 121 Franck, Karen 64 Frank, Jean-Michel 126 Frank Sinnaeve interieurArchitect 16 FRANKE Architektur I Innenarchitektur 315 Fred Mafra Architect 207 Future-Shape GmbH 279 Future Systems 128 Garbe Group 57 Garcia, Jacques 120 Gaver, B. 287 Gellersen, H. W. 287 GFG Gruppe für Gestaltung 107 Giestas Fabiane 335 Gigli, John 65 GOTWOB 336 Graft 178 Grau, Lars 276ff. Gray, Eileen 11, 63, 90 Grcic, Konstantin 215 Gropius, Walter 17 Gruppo Frati 185 Guerin, Denise 64, 65 Guthke, Jürgen 119 Hadid, Zaha 63, 245 Hagström, A. E. 287 Haeck, Daniela 141, 162 Hamilton, Simon 339ff. Hanfstaengl, Eberhard 324 Hansen, Birgit 137 Harrap, Julian 322 Hartl, Sabine 199 HASSELL 68 Havenhand, Lucinda 64, 65 Heatherwick, Thomas 63 Hein, Jeppe 103 Hemmerling, Marco 105, 268 Hermann, Heinrich 97 Hermès 126, 150 hg merz 322 Hicks, Ashley 65 Hicks, David 63, 65 Hindus, D. 287 Hirst, Damien 126

Hollein, Max 101, 119 Hollin + Radoske 231, 232 Holzer, Jenny 29, 229 Holzer Kobler Architekturen Zürich 156 Hooba Design 174 Hoppen, Kelly 11 Hosaka, Takeshi 134 Hussmann, Karl 33 i29 interior architects 30, 36, 163, 194, 200, 243, 249 Ilhan, Ali 65 Illy Art Direction 86, 86 Ippolito Fleitz Group 224, 252, 254, 2557 Ippolito, Peter 217ff. IVANKA Concrete Design 75, 316 Jain Malkin Inc. 308 Jay Watson design 214 Jeanneret, Pierre 76 Worts, Jennifer 55 Jirˇ ic ˇ ná, Eva 63 J. Mayer H. Architects 111, 215, 282 Joey Ho Design Ltd. 189, 202, 337 JOI-Design 61, 130, 251, 306 JTCPL Design 331 Juncker, Justus 101 Justi, Ludwig 321, 324 Kahn, Louis I. 220 Kaiser, Susanne 167 Kaplan, David 97 Kapoor, Anish 120 Karl’s Werkstatt 33 Kate Spade 83 Kawakubo, Rei 20 Keggenhoff | Partner 39 Keiichi Hayashi Architect 317 Kelly Hoppen 11 Kelly, Kevin 272 Kelly, Richard 220 Kengo Kuma & Associates 38, 183 Kim, Joo Yun 63, 65 King Sturge 97 KINZO 329 Kirkham, Pat 65 Klab Architecture – Konstantinos Labrinopoulos 71 Klaus Bürger Architektur 58 Klein Dytham architecture 26, 27, 48, 236, 243, 335 Klingenberg, Ellen 64, 65 Knoll Furniture Company 49 Koichi Takada Architects 131, 170 Kollision Aarhus 284 Krippendorff, Klaus 277 Krull, H. 287 Kuma, Kengo 183 Kurkela, Teemu 102 Kuribayashi, Takashi 99 Kuromata, Shiro 11 Kurokawa, Kisho 77 Kusama, Yayoi 104 Laake, Christiane von der 135

355

Laboratory for Explorative Architecture & Design Ltd. 111 landau + kindelbacher 219, 246, 276 LAVA – Laboratory for Visionary Architecture 76, 190 Le Corbusier 29, 76, 89, 101, 128, 150, 258 Leduc, N. 287 Lefteri, Chris 157ff., 176ff., 198ff. Legorreta, Ricardo 126 Leigh, D. 287 Leong Leong 108 Lepel & Lepel 38, 146, 175 Lewis, David J. 97 Lewis, Paul 97 Leydecker, Sylvia 33, 204ff. Liaigre, Christian 102, 121, 126 Lindgren, Astrid 49 Lorbach, Martina 321 London Central School of Art and Design 63 Loos, Adolf 29, 40, 53 Lorey, Eva 16 Louis Vuitton 150 LTL Architects 80, 80, 81, 82, 83 LWC Inc. 308 Mainwaring, S. 287 Manku, Jouin 128 MARC FORNES / THEVERYMANY 114 Margiela, Martin 110 Martí, Nacho 94 Martin, A. 287 Martin, Caren 64, 65 Massey, Anne 65 Matali Crasset 320 Mathur, Sanjay 208 Maughan, Syrie 63 Maurice Mentjens 88 McBride Charles Ryan Architecture & Interior Design 202 McClard, A. 287 McMillen, Eleanor 63 Meijer, Mieke 110 Meyer en Van Schooten Architecten (MVSA) 222, 238 Mies van der Rohe, Ludwig 120, 128, 220, 258 Ministry of Design MOD 24, 25, 53, 338 Mitterand, François 114 Moho Arquitectos 147 Monz + Monz | Innenarchitektur und Design 219 Moroso 126 Mynatt, E. D. 287 Naghara, Minoru 33 Nakayama Architects 50 Nash, John 319 NAU Architecture 184 NC Design & Architecture Limited 48, 111 Nema Workshop 121 Nendo 11, 11, 50, 129, 240 Newson, Mark 63 Níall McLaughlin Architects 231 Niemeyer, Oscar 42

Nordin, Lars 200 Norman, D. 287 Nouvel, Jean 114, 126 null2elf Dischek | EitnerGbR 24 Nurmesniemi, Antti 63 OMA 89 Omnova 185 One Dot Zero 346 os2 designgroup – Oliver Schübbe 72 Oshatz, Robert Harvey 66, 68, 166 Pawson, John 17, 126 Pelto-Uotila, Tero 201 Penner, Barbara 63, 65 Penson 23, 249 Pérez, Patricia 119 Philipp Mainzer Office for Architecture and Design 59 Philips Lighting 191, 214 Picasso, Pablo 101, 102 Pieter Vanrenterghem Interior Architecture 47 Pile, John 65 Pinto, Alberto 126 Plan2Plus 162, 230 Planck, Max 17 planungsbüro i21 228 Pöppler, Gisbert 27, 41, 135 Poldma, Tiuu 65 Powell, Brad 65 Promemoria 121 Prouvé, Jean 126 Pudelskern 14 Putman, Andrée 11, 63, 126, 133 QuietRock 182 Quinn, Anne Kyyrö 182 Quinn, Catriona 65 r2 _innenarchitektur und design 39 RAISERLOPES Architekten // Innenarchitekten 54, 340, 341 Rashid, Karim 11, 37, 195 Rauch, E. M. 97 Raumkleid – Anke Preywisch 72 RDAI 167 Re-Make/Re-Model Architecture 218 Rice, Charles 64, 65 Richmond International 347 Rodden, Tom 279, 280, 286, 287 Rogers, W. 287 Rötzer, Florian 262, 272 Rousseau, Jean-Jacques 99 ROW Studio 59, 168 ruge + göllner raumconcept 147 Ruskin, John 310 Sander, Jill 126 Sander, Jochen 119 SAQ Architects 34, 95, 164, 216, 263, 282 Sato, Kenichi 166, 250 Sauerbruch Hutton 126 Saunders, Thomas 97 Sawayama, Noriko 343 Schendler, Auden 97 Schinkel, Karl Friedrich 310

Anhang

Schmidhuber + Partner 25, 284 Schrager, Ian 49, 133 Schweynoch, Henri 268 Schwitzke & Partner 59, 342 sculp(IT) 78, 78 Seneca, Lucius Annaeus 99 Severen, Maarten van 102 SHH Architects | Interior Designers Spence Harris Hogan 45, 317 Silvia Pappa – Innenarchitektin 51 Simone Micheli Architetto 53, 139 sinato – Chikara Ohno 39, 173 Sitbon, Martine 110 Smith, Paul 20 Smith, Robert 42 Snarkitecture 117, 118 Snøhetta Oslo 91 SOM 235 Somers, P. 287 Sottsass, Ettore 121 Source Interior Brand Architects 35 Sparke, Penny 63, 65 spek Design 25 SPLITTERWERK 272, 273, 274, 275 Starck, Philippe 11, 15, 49, 63, 103, 110, 120, 128, 133 Starrs, Melanie 97 Steinert & Bitterling 96, 97 Stephan, Dietmar 206 Stern, Elsbeth 119 Stone, Andrew 64, 65 Stövesand Architektur 318 Strack, Johann Heinrich 324 Stromeyer, Gisela 186, 187 Studio Catoir 122, 124, 125, 151, 152, 153, 154, 155 Studio DRIFT, Philosophy of Design 225 Studio Fabio Novembre 191, 204 Studio Pacific Architecture 247 Stüler, Friedrich August 324 Stumpf, Johannes 288ff., 304ff., 326ff. Sullivan, Louis Henri 52 Supermachine Studio 145, 197 SWeeT Co., Ltd. 196, 344, 345 Takizawa Veneer Co. 166, 250 Takumi Kohgei Co. 166, 250 The Principals – Drew Seskunas 95, 259 Thibault-Pommerantz, Carolle 119 Thomas, Abraham 97 Thompson, Jo Ann Asher 64, 65 Tiazzoldi, Caterina 97 Tjep. 26, 44, 166 tools off.architecture 46

Torafu Architects 73, 169, 265, 285 Tosun, Nurgül 208 Tschudi, Hugo von 324 Tschumi, Bernard 110 Tsurumaki, Mark 97 Turpin, John 63, 64, 65 TRIAD 79 two_Claudia de Bruyn + Achim Nagel 31, 146, 197 UBIK – Philippe Starck 15, 103 Udall, Randy 97 United Designers 347 Universal Design Studio 47 UNStudio 28 UXUS 26, 198, 318 Uzin Utz AG 203 Versace, Gianni 150 Viollet-le-Duc, Eugène Emmanuel 310 Völker, Nils 103 Vonsung 22, 57, 175, 221, 228 Wachs, Marina-Elena 98 ff., 119 Wagner, Wolf Udo 33 Wanders, Marcel 11, 126 Wang, David 65 Warren and Mahoney 247 Weiser, Mark 277, 287 Welter, Thomas 330ff. Wheeler, Candice 63 Wiedemann, Julius 119 Wobedo Design 200 Wong, Liliane 67ff., 97 Wood, Ruby Ross 63 Woods Bagot 347 Wright, Frank Lloyd 258 Yi Architects 238 Yoshioka, Tokujin 158 Zamorano, Pablo 94 Zeita, Oscar 172 Zhang, Judy 110 ZMIK Spacial Design 46, 183 Zumthor, Peter 98, 119

Register der Projekte One Central Park East, Sydney, Australien 131 One Hundred and Eight, Berlin, Deutschland 103 Aareon AG, Mainz, Deutschland 56 Adidas Laces, Orientierungssystem, Herzogenaurach, Deutschland 144 Agentur Uppercut, Montreal, Kanada 30 Altarraum Lutherkirche, Düsseldorf, Deutschland 38, 175 Altbauwohnung, Frankfurt, Deutschland 16 Alte Nationalgalerie, Berlin, Deutschland 321, 322, 324, 325 American Apparel, Berlin, Deutschland 59 Anna, Basel, Schweiz 46 ANZ Centre, Melbourne, Australien 68 Arnsdorf Opticks, Melbourne, Australien 84 Arthouse Café, Hang­ zhou, China 189 Artshop 09, Basel, Schweiz 183 Arztpraxis für Kinderheilkunde und TCM, Dres. SchumannWinck­l er-Schumann, Köln, Deutschland 31, 160 Atomic Spa Suisse, Mailand, Italien 139 Audi Urban Future Award, Berlin, Deutschland 284 Aura Light and Sound Suites – Nightclub, New York City, New York, USA 190 Ausstellung „Ex Oriente – Isaak und der weiße Elefant“, Aachen, Deutschland 311 Ausstellung „Grensvaringen/Grenzerfahrungen“, Synagoge Roermond, Niederlande 312 Ausstellung „Il Fiore di Novembre“, Triennale Design Museum, Mailand, Italien 109 Ausstellung „Zeit und Messel Welten“, Dauerausstellung im Besucherzentrum Welt­ erbe Grube Messel, Deutschland 156 Baby Café, Tokio, Japan 50 Baccarat, Paris, Frankreich 103 Bäckerei Treiber, Leinfelden-Echterdingen, Deutschland 54 Bang, Mailand, Italien 204 Banheiro Publico Masculino, Vitória, Espírito Santo, Brasilien 335

Barbican Food Hall, London, Großbritannien 45 Barcelona Chair 120 Bar le Lounge, Sainte-Julie, Québec, Kanada 42 BBASS, Gent, Belgien 216 Beijing Noodle No. 9, Las Vegas, Nevada, USA 180, 181 Benjamin and Marian Schuster Heart Hospital, Kettering, Ohio, USA 308 Belgisches Viertel, Köln, Deutschland 309 Beobachtungs- und Informationspavillon des Norwegischen Wildrentierzentrums, Hjerkinn, Dovre, Norwegen 90, 91 Besprechungsraum, Köln, Deutschland 210, 211 Besuchererlebnis­ zentrum im Qinhu Wetland National Park, Jiangsu, China 79 Black Box Revelation, Kopenhagen, Dänemark 218 „Blaue Fabrik“, Thalwil, Schweiz 77 BMW Museum, München, Deutschland 229, 252 BOOLEAN – Tokyo University Tetsumon Café, Tokio, Japan 169 BotoxLamp, Berlin, Deutschland 95, 95 BOTOXUTOPIA, Mailand, Italien 259 Boutique-Hotel 947 Rooms, Venedig, Italien 343 Boxel, Detmold, Deutschland 268 Braai, Beirut, Libanon 105 Brownless Biomedical Library, Melbourne, Australien 202 Bücherregal „Billy“ 185 BuckRogers Club, Fürstenfeldbruck, Deutschland 36 Bungalow von 1960, Geluwe, Wervik, Belgien 16 Café Juius der HOSI Linz, Linz, Österreich 14 Canteen, London, Großbritannien 47 Carbon-Bauteil 209 Casalgrande Padana, Umbau eines alten Bauernhauses, Casalgrande, Reggio Emilia, Italien 38 Casa Micheli, Florenz, Italien 139 „Chocoladium“, Sonderausstellung im Universum Science Center, Bremen, Deutschland 107

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CitizenM Hotel, Glasgow, Großbritannien 73 Classik-Lounge im Historischen Museum Hannover, Deutschland 101 Clayton Utz Head Office, Sydney, Australien 239 Clean Car, Berlin, Deutschland 27 CocoonClub, Frankfurt am Main, Deutschland 12-13, 43, 223 Collector‘s Loft, New York City, New York, USA 28 Comme Des Garçons, Paris, Frankreich 19 Corbusier-Liege 29 Corbusier-Sessel LC2 150 Corpform, Weil am Rhein, Deutschland 105 Daikanyama T-Site, Tokio, Japan 27 Dar’Hi, Nefta, Tunesien 320 DASH Dogs, New York City, New York, USA 80, 80, 81 DenkmalBad, Köln, Deutschland 321 DER SPIEGEL Kantine, Hamburg, Deutschland 224, 252, 253 D’espresso, New York City, New York, USA 121 Deutsche Börse, Frankfurt am Main, Deutschland 283 „Die Zukunft unter uns“, Ulm, Deutschland 203 Dig, New York City, New York, USA 117, 118 DocMorris-Apotheke, Limburg, Deutschland 58 Domestic Transformer, Hongkong, China 92 Domino Haus 76 Dots Obsession 104 Douglas, Düsseldorf, Deutschland 59 DURAS Nagashima, Kuwana, Japan 39 Dynamic Performance of Nature, Salt Lake City, Utah, USA 259 E.1027 90 Eames Plastic Side Chair 120 EastWest Studios, Los Angeles, Kalifornien, USA 15 Eine Küche / Keine Küche, Schrankküche im Wohnatelier, Leipzig, Deutschland 96, 97 Einfamilienhaus Turgi, Schweiz 199 Elie Tahari Fashion Showroom, New York City, New York, USA 186, 187 „Emotion” Setdesign für eine neue Kantine, Deutsche Steinzeug AG, Alfter-Witterschlick, Deutschland 135

Espacio C Mixcoac, Mexiko-Stadt, Mexiko 59 Esprit, Hongkong, China 342 Estación Glocal Design, Mexiko-Stadt, Mexiko 168 Audi Exclusive Lounge auf dem Auto-Salon Genf 2011, Schweiz 25 Expandable Surface Pavilion, spoga+gafa 2011 Köln, Deutschland 94, 94 Face To Face, Singapur 24 Ferienhaus Friggebod, Göteborg, Schweden 89 Flex, Sado, Japan 250 Fliesen IVANKA Concrete Design 316 Flylight, Moskau, Russland 225 Folding A-part, Israel 201 Fondation Cartier, Paris 114 Französischer Pavillon auf der Expo Shanghai 2010, China 114 Fremdenverkehrsamt Alter Fischmarkt, Gent, Belgien 282 FreudenHaus Optik, München, Deutschland 46 F&S solar concept, Euskirchen, Deutschland 148, 149 Futurecare auf der CeBit, Bitkom mit Deutscher Messe Hannover, Deutschland 261 Future Hotel Showcase, Duisburg, Deutschland 190 Gaggenau Showroom, Amsterdam, Niederlande 58 Garment Garden, Messe Frankfurt, Deutschland 111 „Garten der Dinge“ im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, Deutschland 112 Geschäftshaus Monterosa, Zürich, Schweiz 140, 143, 150 GoltsteinForum Köln, Deutschland, 57 Google Engineering Headquarters, London, Großbritannien 23, 249 Google Office, Düsseldorf, Deutschland 146 GREY Worldwide Werbeagentur, Hamburg, Deutschland 146 Grüner Laubfrosch, St. Josef, Österreich 274 Guggenheim Museum, New York City, New York, USA 229 Gynäkologische Praxis, Städtisches Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland 178, 307 Haus Alessandro Bergamo, Oderzo, Italien 53

Anhang

Haus Carlos Ortega, Mexiko-Stadt, Mexiko 168 Haus Oostduinkerke, Koksijde, Belgien 164 Heidi House, Tokio, Japan 335 Heineken Lounge, Newark Liberty International Airport, New Jersey, USA 26 Hermès Rive Gauche, Paris, Frankreich 167 Hilton Frankfurt Airport Hotel, Deutschland 61, 251 Hilton Pattaya, Thailand 168, 189, 232, 233 HOEY Loft, Herent, Henkel-Areal, Belgien 175 Högskolan i Halmstad, Kårhuset, Halmstad, Schweden 200 Home 06, Amsterdam, Niederlande 243 Home 07, Amsterdam, Niederlande 194 Hospiz, Stiftung Marienhospital, Euskirchen, Deutschland 237, 304, 306 Hotel Costes, Paris, Frankreich 120, 150 Hotel nhow Berlin, Deutschland 195 Hotel Puerta América, Madrid, Spanien 133 Hotel Überfluss, Bremen, Deutschland 61 Hotel Zenden, Maastricht, Niederlande 74 Hudson Hotel, New York City, New York, USA 132, 133 Hugo Boss, Madrid, Spanien 340 Hugo Boss, Shanghai, China 340, 341 ICADE Premier Haus, München, Deutschland 219, 246, 276 ICD/ITKE-Forschungspavillon 2011, Stuttgart, Deutschland 115, 116 IDEA Store in White­ chapel, London, Großbritannien 89 Ideenbotschaft Grey G2 Group, Düsseldorf, Deutschland 146 IFA Gala, Berlin, Deutschland 329 Illoiha Omotesando Fitness Gym, Tokio, Japan 11 Illy Shop, Mailand, Italien 86, 86 INDULGI, Kioto, Japan 129 INI ANI Coffee Shop, New York City, New York, USA 80, 80, 81 Interactive Kölsch, Köln, Deutschland 269 International Shipping Company, London, Großbritannien 317 Jacht Numptia 51, 221

Jaga Experience Lab, Diepenbeek, Belgien 263 J. S. Bach Music Hall, Manchester, Großbritannien 245 Jugendherberge „Haus Untersberg“, Berchtesgaden, Deutschland 76 Juliet Supper Club, New York City, New York, USA 106 Kaldewei „Pioniere”, Ein Bad für Albert Einstein, Köln, Deutschland 179 Kanzlei Josiger & Collegen, Saalfeld, Deutschland 312 Kieferorthopädische Fachpraxis, Dr. Dux & Kollegen, Detmold, Deutschland 318 Kimbell Art Museum, Fort Worth, Texas, USA 220 Kinderkunsthaus, München, Deutschland 141 Kinetische Skulptur für das BMW Museum, München, Deutschland 257 Kitanokaze, Japan 50 KPMG Corporate Box, Cricket ground, Melbourne, Australien 14 KWS-Kundencenter, Leverkusen, Deutschland 188 Kyoto Silk, Kioto, Japan 317 La Finca, Mallorca, Spanien 318 Lanserhof, Lans bei Innsbruck, Österreich 131 Lehmsitz 119 Licht-Carbon, Aachen, Deutschland 185 Lichtlabor, Rüdesheim (Nahe), Deutschland 228 Light Loom, Mailand, Italien 285 Loft, Amsterdam, Niederlande 198 Loftbox 92 Loftwohnung, Köln, Deutschland 137 Lookalike Bench, Frankfurt am Main, Deutschland, und Asahikawa, Japan 33 Louis-Ghost-Stuhl 120 Emirates Lounge, Mumbai, Indien 331 Lufthansa Markenakademie: Raum für Innovationen, Seeheim, Deutschland 27 Magic Store, Tokio, Japan 73 Marilyn Monroe, Musterfotografie 213 Maison à Bordeaux, Frankreich 89 Matrix Technology AG Headquarters, München, Deutschland 162, 230 MAYGREEN Fashion Store, Hamburg, Deutschland 329

MAZZO, Amsterdam, Niederlande 44 McCafé, Rue du Renard, Paris, Frankreich 126 M Coffee, Teheran, Iran 174 Medizinisches Versorgungszentrum am EWK Spandau, Berlin, Deutschland 39 Mercedes-Benz-Kundencenter, Rastatt, Deutschland 25 Metronapoli – Station Università, Neapel, Italien 37 Mezzadro, Sitzobjekt 102 Minamo, Tokio, Japan 265 MIXX Bar & Lounge, Tokio, Japan 61 mizu Hair Salon, Boston, Massachusetts, USA 231 Mobile Fold-Out Home Office 92 Moritzburg, Halle, Deutschland 310 Moss House, Tokio, Japan 240 MS Artania 13 Murphy-Bett 90 „Myto“, Stuhl für Plank in Zusammearbeit mit BASF 215 Nakagin Capsule Tower, Tokio, Japan 77, 78, 81 Nautilus Project, Singapur 171 Neues Museum, Berlin, Deutschland 321, 322, 323,324 Niseko Village Lookout Café, Hokkaido, Japan 170 Nokia-Verwaltungsgebäude, Silicon Valley, Kalifornien, USA 90 nonLin/Lin Pavillon – FRAC Centre, Orléans, Frankreich 114 Norton Rose, Frankfurt am Main, Deutschland 159, 249 Notre Dame, Paris, Frankreich 310 Office 00, Amsterdam, Niederlande 30 Office 03, Amsterdam, Niederlande 249 Office 04, Amsterdam, Niederlande 200 OLED-Installation von Philips Lighting, Langenthal, Schweiz 191 OLED-Leuchter 214 Omonia Bakery, New York City, New York, USA 197 Open Lounge Raiff­ eisenbank, Zürich, Schweiz 184 Optikergeschäft Multiópticas Omega, Murcia, Spanien 147 Orto – Living Covering 75 OSBox, Kortrijk, Belgien 163

Pausenfoyer im Palace of International Forums „Uzbekistan“, Taschkent, Usbekistan 254, 255 Palazzo Fortuny, Venedig, Italien 128 Panasonic Convention, München, Deutschland 60 Paracelsus-Klinik, Osnabrück, Deutschland 147 Penthouse B27, Frankfurt am Main, Deutschland 231, 232 Petersdom, Vatikanstadt 120 Placebo Pharmacy, Athen, Griechenland 71 Ply Project 166 Polka Gelato, London, Großbritannien 22 Post Digital Philips Lighting, Mailand, Italien 191 Post Panic, Amsterdam, Niederlande 88 Precious Waste 185 Privatklinik Josephinum, München, Deutschland 306, 309 Privatpatientenzimmer der Zukunft, Medical Lounge, Berlin, Deutschland 123 Privatpraxis für Naturheilkunde, Dr. Radecki, Köln, Deutschland 235 Push Button House – Illy Caffè, Biennale Venedig, Italien 85, 85 Pusteblume-Zentrum, Köln, Deutschland 18 Raumlichtinstallation, AIT-ArchitekturSalon München, Deutschland 274 Raumlichtinstallation, Architekturbiennale 2008, Venedig, Italien 275 Recycling – Künstlerische Raumkonzepte für ein Hotel, Köln, Deutschland 72 Renaissance London Heathrow Hotel, Großbritannien 132 Restaurant 208 Duecento Otto, Hongkong, China 333 Restaurant Arata, Tokio, Japan 344 Restaurant Camélia, Mandarin Oriental Saint-Honoré, Paris, Frankreich 128 Restaurant Candidot, Istanbul, Türkei 336 Restaurant Cienna, New York City, New York, USA 224 Restaurant „Edge“ im Hilton Pattaya, Thailand 168, 233 Restaurant Elemänt, Langenthal, Deutschland 107 Restaurant Fabbrica, Bergen, Niederlande 166

357

Restaurant Garamond, Berlin, Deutschland 135 Restaurant Hacienda del Cielo, Tokio, Japan 344 Restaurant Hoto Fudo, Fujikawaguchiko, Japan 134 Restaurant Leila, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate 100 Restaurant Noma, Kopenhagen, Dänemark 21 Restaurant Nomads, Amsterdam, Niederlande 100 Restaurant OLIVOMARE, London, Großbritannien 55, 113, 165, 202 Restaurant Rigoletto Spice Market, Tokio, Japan 345 Restaurant Royal China, Singapur 338 Restaurant Spaghetti Tales, Hongkong, China 202, 337 Restaurant TIDES, New York City, New York, USA 81, 82, 83 Restaurant Viet Hoa Mess, London, Großbritannien 175, 221, 228 Restaurant und Bar Chan „pan-Asian“, Hotel „The Met“, Thessaloniki, Griechenland 226, 227 Restaurant und Lounge Sepia, Beirut, Libanon 314 RIBA Foldaway Bookshop, London, Großbritannien 83, 84 ROC Health & Care, Apeldoorn, Niederlande 44 Rolls, Tokio, Japan 173 Room 3120 133 Rounded Loft, Prag, Tschechische Republik 28, 162 Roxy / Josefine – Pista Principal, Belo Horizonte, Brasilien 207 Royal Pavilion, Brighton, Großbritannien 319 Saatchi & Saatchi Thailand, Bangkok, Thailand 145, 197 Salon Nemetz, München, Deutschland 313 Salperton IV 127 Samas Office Furniture, Konzernsitz, Worms, Deutschland 69, 158 Sana Klinik, Bad Wildbad, Deutschland 29, 307 Sana Kliniken AG, Konzernsitz, Ismaning, Deutschland 22, 330, 331 San Marco, Kloster, Florenz, Italien 121 Sasao House, Tokio, Japan 48

Schiphol Airport Lounge 3 / House of Tulips, Amsterdam, Niederlande 26 Schloss, Pierrefonds, Frankreich 310 Schlüter Graf & Partner, Dortmund, Deutschland 159, 160 School 03, Amsterdam, Niederlande 36, 163 Schuhgeschäft SHOE­ BALOO, Amsterdam, Niederlande 222 Schuhgeschäft SHOE­ BALOO, Maastricht, Niederlande 238 SchulStadtbücherei, Arnsberg, Deutschland 39 Schwarzer Laubfrosch, Bad Waltersdorf, Österreich 273 Schwimmbad Galeriewohnung, Trudering, Deutschland 127 Sci-Fi-Messestand, Cornicon, San Diego, Kalifornien, USA 178 Seagram Building, New York City, New York, USA 220 Selfridges Department Store, Birmingham, Großbritannien 128 Seniorenresidenz der DKV an der Contrescarpe, Bremen, Deutschland 31 Seniorenresidenz Les Jardins d‘Alysea, Roeser, Luxemburg 130, 306 SensFloor 279 Shang Xia, Shanghai, China 183 Shine Fashion Walk, Hongkong, China 111 Shine Leighton Center, Hongkong, China 48 Shiseido the Ginza, Tokio, Japan 236 Siemens Messestand Interkama 2007, Hannover Messe, Hannover, Deutschland 56 Siemens Personalabteilung, Karlsruhe, Deutschland 145 Sitzgruppe „Blütezeit“, Köln, Deutschland 33 Smalste woning van Antwerpen, Antwerpen, Belgien 78 Smart Home, Flexible Vernetzung 278 Smart Treefrog, Hamburg, Deutschland 272 SOLution 119 Sony Store, Los Angeles, Kalifornien, USA 26 Spectrum 158 Spice Market, London, Großbritannien 123 Spice Market, New York City, New York, USA 150 Stadtbibliothek am Mailänder Platz, Stuttgart, Deutschland 238

Anhang

Stadtvilla, Düren, Deutschland 315 Städtisches Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland 112, 113 Starhill Tea Salon, Kuala Lumpur, Malaysia 333 State Grid Pavillon, EXPO Shanghai, China 266, 267 Sternen Grill & Belcafé im Einkaufszentrum Glatt, Zürich, Schweiz 162 Strandhaus, niederländische Küste 34 Strandhotel Ostseeblick, Meerness-Spa, Seebad Heringsdorf, Deutschland 167 Suitcase House, Bejing, China 92, 92, 93 Supper Club, Singapur 223 SYZYGY Office, Frankfurt am Main, Deutschland 14 Tagesförderstätte Grevesmühlen, Deutschland 308 TBWA / Hakuhodo, Tokio, Japan 243 Tebfin Office, Johannesburg, Südafrika 35 Tent, London, Großbritannien 57 Tête de taureau 102 The BrandSpace – anamorphic logo, Frankfurt am Main, Deutschland 260 The Cathedral of Christ the Light, Oakland, Kalifornien, USA 235 The Ceiling, Häger­ sten, Schweden 188 The Club Hotel, Singapur 25, 53 Thermo.Bench, Berlin, Deutschland 215 The Soho Hotel, London, Großbritannien 132 The Versus Concept, 110 Tierarztpraxis, Ratingen, Deutschland 24 Tierärztliche Klinik für Kleintiere, Lübeck, Deutschland 219 Tisch für Vitra 102 Tisch „Linger a little longer“ 214 Toolbox Torino Office Lab, Turin, Italien 87, 87 Tree Restaurant, Sydney, Australien 170 Tsujita LA, Los Angeles, Kalifornien, USA 196 Turning Pink W, New York City, New York, USA 108 turnOn experimentelle Wohnvision, überall & nirgends 90 UIA Stylepark Lounge, Berlin, Deutschland 282

Villa Chnanir, Libanon 235 Villa, Neuss, Deutschland 51 Vine Leaf Wall, Linz, Österreich 273 VIP WING Flughafen München, Deutschland 133, 164 WAK Wohnen am Kurhaus, Hennef, Deutschland 158 Wald aus Wald, Hongkong, China 99 Wandbelag ccflex „Stardust“ 210, 211 Wellington Airport International Passenger Terminal („The Rock“), Neuseeland 247 Westfield Shopping Centre, Stratford, Großbritannien 347 W Hotel, London, Großbritannien 54, 177, 277 WH S, Pegnitz, Deutschland 138 Wilkinson Residence, Portland, Oregon, USA 66, 68, 166 Wohnhaus, Holzkirchen, Deutschland 140 Wohnhaus, Köln, Deutschland 141, 162 Wohnhaus, Toronto, Kanada 55 Wohnhaus, Ypern, Belgien 47 Wohnung am Maybachufer, Berlin, Deutschland 41 Wohnung, Mailand, Italien 152, 153, 154, 155 Wohnung, Paris, Frankreich 122, 124, 125, 151 Womb Chair 49 Xella International GmbH, Duisburg, Deutschland 197 X-LED, Süssen und Messe Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland 270 XOCOLATTI, New York City, New York, USA 80, 81 Yala Sofa 181 „Zahnarium“, Dres. Stammen & Partner, Grevenbroich, Deutschland 192, 251, 271 Zebar, Shanghai, China 111

Register der Bauaufgaben Apothekenplanung DocMorris-Apotheke, Limburg, Deutschland 58 Placebo Pharmacy, Athen, Griechenland 71 Ausstellungs­ gestaltung BBASS, Gent, Belgien 216 Beobachtungs- und Informationspavillon des Norwegischen Wildrentierzentrums, Hjerkinn, Dovre, Norwegen 90, 91 Besuchererlebniszen­ trum im Qinhu Wetland National Park, Jiangsu, China 79 Black Box Revelation, Kopenhagen, Dänemark 218 BMW Museum, München, Deutschland 229, 257 BOTOXUTOPIA, Mailand, Italien 259 Boxel, Detmold, Deutschland 268 „Chocoladium“, Sonderausstellung im Universum Science Center, Bremen, Deutschland 107 Classik-Lounge im Historischen Museum Hannover, Deutschland 101 Dots Obsession 104 Dynamic Performance of Nature, Salt Lake City, Utah, USA 259 „Ex Oriente – Isaak und der weiße Elefant“, Ausstellung, Aachen, Deutschland 311 Expandable Surface Pavilion, Köln, Deutschland 94, 94 Flylight, Moskau, Russland 225 „Garten der Dinge“ im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, Deutschland 112 “Grensvaringen/ Grenzerfahrungen“, Synagoge Roermond, Niederlande 312 Grüner Laubfrosch, St. Josef, Österreich 274 ICD/ITKE-Forschungspavillon 2011, Stuttgart, Deutschland 115, 116 „Il Fiore di Novembre“, Triennale Design Museum, Mailand, Italien 109 Interactive Kölsch, Köln, Deutschland 269 Kinderkunsthaus, München, Deutschland 141 nonLin/Lin Pavillon – FRAC Centre, Orléans, Frankreich 114

One Hundred and Eight, Berlin, Deutschland 103 Push Button House – Illy Caffè, Biennale Venedig, Italien 85, 85 Raumlichtinstallation, AIT-ArchitekturSalon München, Deutschland 274 Raumlichtinstallation, Architekturbiennale 2008, Venedig, Italien 275 Rolls, Tokio, Japan 173 Shang Xia, Shanghai, China 183 Wald aus Wald, Hongkong, China 99 „Zeit und Messel Welten“, Dauerausstellung im Besucherzentrum Grube Messel, Messel, Deutschland 156 Badgestaltung Arztpraxis für Kinderheilkunde und TCM, Dres. SchumannWinck­l er-Schumann, Köln, Deutschland 160 Banheiro Publico Masculino, Vitória, Espírito Santo, Brasilien 335 DenkmalBad, Köln, Deutschland 321 Hospiz, Stiftung Marienhospital, Euskirchen Deutschland 304, 306 Kaldewei „Pioniere”, Ein Bad für Albert Einstein, Köln, Deutschland 179 Privatklinik Josephinum, München, Deutschland 309 Sana Klinik, Bad Wildbad, Deutschland 307 Sanierung und Modernisierung einer Altbauwohnung, Frankfurt, Deutschland 16 Schwimmbad Galeriewohnung, Trudering, Deutschland 127 Suitcase House, Beijing, China 92, 92, 93 Wohnhaus, Holzkirchen, Deutschland 140 Wohnung, Mailand, Italien 152 Bar- und Clubdesign Aura Light and Sound Suites – Nightclub, New York City, New York, USA 190 Baccarat, Paris, Frankreich 103 Bar le Lounge, Sainte-Julie, Québec, Kanada 42 Braai, Beirut, Libanon 105 BuckRogers Club, Fürstenfeldbruck, Deutschland 36 CocoonClub, Frankfurt am Main, Deutschland 12-13, 43, 223 D’espresso, New York City, New York, USA 121

358

Juliet Supper Club, New York City, New York, USA 106 MAZZO, Amsterdam, Niederlande 44 MIXX Bar & Lounge, Tokio, Japan 61 Roxy / Josefine – Pista Principal, Belo Horizonte, Brasilien 207 Supper Club, Singapur 223 Zebar, Shanghai, China 111 Barrierefreies Bauen Benjamin and Marian Schuster Heart Hospital, Kettering, Ohio, USA 308 Gynäkologische Praxis, Städtisches Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland 307 Hospiz, Stiftung Marienhospital, Euskirchen Deutschland 304, 306 Sana Klinik, Bad Wildbad, Deutschland 307 Seniorenresidenz Les Jardins d‘Alysea, Roeser, Luxemburg 130, 306 Tagesförderstätte Grevesmühlen, Deutschland 308 Bibliotheksgestaltung Brownless Biomedical Library, Melbourne, Australien 202 IDEA Store in White­ chapel, London, Großbritannien 89 SchulStadtbücherei, Arnsberg, Deutschland 39 Stadtbibliothek am Mailänder Platz, Stuttgart, Deutschland 238 Denkmalschutz Alte Nationalgalerie, Berlin, Deutschland 321, 322, 324, 325 DenkmalBad, Köln, Deutschland 321 „Ex Oriente – Isaak und der weiße Elefant“, Ausstellung, Aachen, Deutschland 311 Kanzlei Josiger & Collegen, Saalfeld, Deutschland 312 Kieferorthopädische Fachpraxis, Dr. Dux & Kollegen, Detmold, Deutschland 318 Neues Museum, Berlin, Deutschland 321, 322, 323, 324 Privatklinik Josephinum, München, Deutschland 309 Royal Pavilion, Brighton, Großbritannien 319 „Grensvaringen/ Grenzerfahrungen“, Ausstellung, Synagoge Roermond, Niederlande 312

Restaurant und Lounge Sepia, Beirut, Libanon 314 Umbau und Sanierung einer denkmalgeschützten Stadtvilla, Düren, Deutschland 315 Gastronomiedesign Arthouse Café, Hang­ zhou, China 189 Bäckerei Treiber, Leinfelden-Echterdingen, Deutschland 54 Barbican Food Hall, London, Großbritannien 45 Beijing Noodle No. 9, Las Vegas, Nevada, USA 180, 181 BOOLEAN – Tokyo University Tetsumon Café, Tokio, Japan 169 Café Julius der HOSI Linz, Linz, Österreich 14 Canteen, London, Großbritannien 47 DASH Dogs, New York City, New York, USA 80, 80,81 DER SPIEGEL Kantine, Hamburg, Deutschland 224, 252, 253 Flex, Sado, Japan 250 Heineken Lounge, Newark Liberty International Airport, New Jersey, USA 26 Högskolan i Halmstad, Kårhuset, Halmstad, Schweden 200 INI ANI Coffee Shop, New York City, New York, USA 80, 80, 81 Juliet Supper Club, New York City, New York, USA 106 MAZZO, Amsterdam, Niederlande 44 M Coffee, Teheran, Iran 174 MIXX Bar & Lounge, Tokio, Japan 61 Nautilus Project, Singapur 171 Niseko Village Lookout Café, Hokkaido, Japan 170 Omonia Bakery, New York City, New York, USA 197 Polka Gelato, London, Großbritannien 22 Push Button House – Illy Caffè, Biennale Venedig, Italien 85, 85 Restaurant 208 Duecento Otto, Hongkong, China 333 Restaurant Arata, Tokio, Japan 344 Restaurant Candidot, Istanbul, Türkei 336 Restaurant Cienna, New York City, New York, USA 224 Restaurant „Edge“ im Hilton Pattaya, Thailand 168, 233 Restaurant Elemänt, Langenthal, Deutschland 107

Anhang

Restaurant Fabbrica, Bergen, Niederlande 166 Restaurant Garamond, Berlin, Deutschland 135 Restaurant Hacienda del Cielo, Tokio, Japan 344 Restaurant Hot Fudo, Fujikawaguchiko, Japan 134 Restaurant Leila, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate 100 Restaurant Noma, Kopenhagen, Dänemark 21 Restaurant Nomads, Amsterdam, Niederlande 100 Restaurant OLIVOMARE, London, Großbritannien 55, 113, 165, 202 Restaurant Rigoletto Spice Market, Tokio, Japan 345 Restaurant Royal China, Singapur 338 Restaurant Spaghetti Tales, Hongkong, China 202, 337 Restaurant TIDES, New York City, New York, USA 81, 82, 83 Restaurant Viet Hoa Mess, London, Großbritannien 175, 221, 228 Restaurant und Bar Chan „pan-Asian“, Hotel „The Met“, Thessaloniki, Griechenland 226, 227 Restaurant und Lounge Sepia, Beirut, Libanon 314 Schiphol Airport Lounge 3 / House of Tulips, Amsterdam, Niederlande 26 Spice Market, London, Großbritannien 123 Starhill Tea Salon, Kuala Lumpur, Malaysia 333 Sternen Grill & Belcafé im Einkaufszentrum Glatt, Zürich, Schweiz 162 The Club Hotel, Singapur 25, 53 Tree Restaurant, Sydney, Australien 170 Tsujita LA, Los Angeles, Kalifornien, USA 196 Healthcaredesign Arztpraxis für Kinderheilkunde und TCM, Dres. SchumannWinck­l er-Schumann, Köln, Deutschland 31, 160 Benjamin and Marian Schuster Heart Hospital, Kettering, Ohio, USA 308 Das Privatpatientenzimmer der Zukunft, Medical Lounge, Berlin, Deutschland 123

Futurecare auf der CeBit, Bitkom mit Deutscher Messe Hannover, Deutschland 261 Gynäkologische Praxis, Städtisches Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland 178, 307 Hospiz, Stiftung Marienhospital, Euskirchen Deutschland 237, 304, 306 Illoiha Omotesando Fitness Gym, Tokio, Japan 11 Kieferorthopädische Fachpraxis, Dr. Dux & Kollegen, Detmold, Deutschland 318 Kinderzahnarztpraxis „Zahnarium“, Dres. Stammen & Partner, Grevenbroich, Deutschland 192, 251, 271 Medizinisches Versorgungszentrum am EWK Spandau, Berlin, Deutschland 39 Paracelsus-Klinik, Osnabrück, Deutschland 147 Privatklinik Josephinum, München, Deutschland 306, 309 Privatpraxis für Naturheilkunde, Dr. Radecki, Köln, Deutschland 235 ROC Health & Care, Apeldoorn, Niederlande 44 Sana Klinik, Bad Wildbad, Deutschland 29, 307 Seniorenresidenz der DKV an der Contrescarpe, Bremen, Deutschland 31 Seniorenresidenz Les Jardins d‘Alysea, Roeser, Luxemburg 306 Städtisches Krankenhaus Maria-Hilf, Brilon, Deutschland 112, 113 Strandhotel Ostseeblick, Meerness-Spa, Seebad Heringsdorf, Deutschland 167 Tagesförderstätte Grevesmühlen, Deutschland 308 Tierarztpraxis, Ratingen, Deutschland 24 Tierärztliche Klinik für Kleintiere, Lübeck, Deutschland 219 Hoteldesign Atomic Spa Suisse, Mailand, Italien 139 CitizenM Hotel, Glasgow, Großbritannien 73 Dar’Hi, Nefta, Tunesien 320 Future Hotel Showcase, Duisburg, Deutschland 190 Hilton Frankfurt Airport Hotel, Deutschland 61, 251 Hilton Pattaya, Thailand 168, 189, 232, 233

Hotel Überfluss, Bremen, Deutschland 61 Hotel Zenden, Maastricht, Niederlande 74 Jugendherberge „Haus Untersberg“, Berchtesgaden, Deutschland 76 Lanserhof, Lans bei Innsbruck, Österreich 131 nhow Berlin Hotel, Berlin, Deutschland 195 Recycling – Künstlerische Raumkonzepte für ein Hotel, Köln, Deutschland 72 Strandhotel Ostseeblick, Meerness-Spa, Seebad Heringsdorf, Deutschland 167 Suitcase House, Beijing, China 92, 92, 93 The Club Hotel, Singapur 25, 53 VIP WING Flughafen München, Deutschland 133, 164 W Hotel, London, Großbritannien 54, 177, 277 Kinder und Jugend Baby Café, Tokio, Japan 50 IDEA Store in White­ chapel, London, Großbritannien 89 Kinderkunsthaus, München, Deutschland 141 Pusteblume-Zentrum, Köln, Deutschland 18 School 03, Amsterdam, Niederlande 36, 163 SchulStadtbücherei, Arnsberg, Deutschland 39 Konzertsäle J.S. Bach Music Hall, Manchester, Großbritannien 245 Küchenplanung Eine Küche / Keine Küche, Schrankküche im Wohnatelier, Leipzig, Deutschland 96, 97 Wohnhaus, Holzkirchen, Deutschland 140 Wohnung, Paris, Frankreich 124 Wohnung, Mailand, Italien 153 Lichtplanung Arztpraxis für Kinderheilkunde und TCM, Dres. SchumannWinck­l er-Schumann, Köln, Deutschland 160 Aura Light and Sound Suites – Nightclub, New York City, New York, USA 190 Baccarat, Paris, Frankreich 103 BBASS, Gent, Belgien 216 Beijing Noodle No. 9, Las Vegas, Nevada, USA 180, 181

Black Box Revelation, Kopenhagen, Dänemark 218 BMW Museum, München, Deutschland 229 BotoxLamp, Berlin, Deutschland 95, 95 Clayton Utz Head Office, Sydney, Australien 239 CocoonClub, Frankfurt am Main, Deutschland 12-13, 43, 223 DER SPIEGEL Kantine, Hamburg, Deutschland 224, 252, 253 EastWest Studios, Los Angeles, Kalifornien, USA 15 Flylight, Moskau, Russland 225 Future Hotel Showcase, Duisburg, Deutschland 190 Haus Alessandro Bergamo, Oderzo, Italien 53 Hilton Pattaya, Thailand 232, 233 Hospiz, Stiftung Marienhospital, Euskirchen Deutschland 237, 304, 306 Illy Shop, Mailand, Italien 86, 86 Jacht Numptia 221 Kaldewei „Pioniere”, Ein Bad für Albert Einstein, Köln, Deutschland 179 Kinderzahnarztpraxis „Zahnarium“, Dres. Stammen & Partner, Grevenbroich, Deutschland 192, 251 Lichtlabor, Rüdesheim (Nahe), Deutschland 228 Light Loom, Mailand, Italien 285 Matrix Technology AG Headquarters, München, Deutschland 162, 230 mizu Hair Salon, Boston, Massachusetts, USA 231 New Office Design für das ICADE Premier Haus, München, Deutschland 219 OLED-Installation von Philips Lighting, Langenthal, Schweiz 191 OLED-Leuchter 214 Panasonic Convention, München, Deutschland 60 Penthouse B27, Frankfurt am Main, Deutschland 231, 232 Placebo Pharmacy, Athen, Griechenland 71 Post Digital Philips Lighting, Mailand, Italien 191 Privatpraxis für Naturheilkunde, Dr. Radecki, Köln, Deutschland 235 Raumlichtinstallation, AIT-ArchitekturSalon München, Deutschland 274

359

Raumlichtinstallation, Architekturbiennale 2008, Venedig, Italien 275 Restaurant Cienna, New York City, New York, USA 224 Restaurant „Edge“ im Hilton Pattaya, Thailand 168, 233 Restaurant Viet Hoa Mess, London, Großbritannien 175, 221, 228 Restaurant und Bar Chan „pan-Asian“, Hotel „The Met“, Thessaloniki, Griechenland 226, 227 Roxy / Josefine – Pista Principal, Belo Horizonte, Brasilien 207 Samas Office Furniture, Konzernsitz, Worms, Deutschland 158 Schlüter Graf & Partner, Rechtsanwälte, Dortmund, Deutschland 159, 160 Schuhgeschäft SHOE­ BALOO, Amsterdam, Niederlande 222 Schuhgeschäft SHOE­ BALOO, Maastricht, Niederlande 238 Schwarzer Laubfrosch, Bad Waltersdorf, Österreich 273 Sci-Fi-Messestand, Cornicon, San Diego, Kalifornien, USA 178 Shine Leighton Center, Hongkong, China 48 Shiseido the Ginza, Tokio, Japan 236 Stadtbibliothek am Mailänder Platz, Stuttgart, Deutschland 238 Supperclub, Singapur 223 The Cathedral of Christ the Light, Oakland, Kalifornien, USA 235 Tierärztliche Klinik für Kleintiere, Lübeck, Deutschland 219 Villa Chnanir, Libanon 235 Vine Leaf Wall, Linz, Österreich 273 WAK Wohnen am Kurhaus, Hennef, Deutschland 158 W Hotel, London, Großbritannien 54, 177 Markeninterior American Apparel, Berlin, Deutschland 59 Audi Exclusive Lounge auf dem Auto-Salon Genf 2011, Genf, Schweiz 25 Clean Car, Berlin, Deutschland 27 Comme Des Garçons, Paris, Frankreich 19 DocMorris-Apotheke, Limburg, Deutschland 58

Douglas, Düsseldorf, Deutschland 59 Espacio C Mixcoac, Mexiko-Stadt, Mexiko 59 Face To Face, Singapur 24 Gaggenau Showroom, Amsterdam, Niederlande 58 Google Engineering Headquarters, London, Großbritannien 23 Heineken Lounge, Newark Liberty International Airport, New Jersey, USA 26 Hugo Boss, Madrid, Spanien 340 Hugo Boss, Shanghai, China 340, 341 Lufthansa Markenakademie: Raum für Innovationen, Seeheim, Deutschland 27 Mercedes-Benz-Kundencenter, Rastatt, Deutschland 25 Panasonic Convention, München, Deutschland 60 Polka Gelato, London, Großbritannien 22 Restaurant Noma, Kopenhagen, Dänemark 21 Sana Klinik, Bad Wildbad, Deutschland 29 Sana Kliniken AG, Konzernsitz, Ismaning, Deutschland 22 Schiphol Airport Lounge 3 / House of Tulips, Amsterdam, Niederlande 26 The BrandSpace – anamorphic logo, Frankfurt am Main, Deutschland 260 Sony Store, Los Angeles, Kalifornien, USA 26 The Club Hotel, Singapur 25 Tierarztpraxis, Ratingen, Deutschland 24 Messebau Audi Exclusive Lounge auf dem Auto-Salon Genf 2011, Genf, Schweiz 25 Audi Urban Future Award, Berlin, Deutschland 284 Futurecare auf der CeBit, Bitkom mit Deutscher Messe Hannover, Deutschland 261 Garment Garden, Messe Frankfurt, Deutschland 111 Panasonic Convention, München, Deutschland 60 Pausenfoyer des Palace of International Forums, Taschkent, Usbekistan 254, 255 Raumlichtinstallation, AIT-ArchitekturSalon München, Deutschland 274

Anhang

Sci-Fi-Messestand, Cornicon, San Diego, Kalifornien, USA 178 Siemens Messestand Interkama 2007, Hannover Messe, Hannover, Deutschland 56 State Grid Pavillon, EXPO Shanghai, China 266, 267 Tent, London, Großbritannien 57 Officedesign Aareon AG, Mainz, Deutschland 56 Adidas Laces, Orientierungssystem, Herzogenaurach, Deutschland 144 Agentur Uppercut, Montreal, Kanada 30 Besprechungsraum, Köln, Deutschland 210, 211 “Blaue Fabrik“, Thalwil, Schweiz 77 Clayton Utz Head Office, Sydney, Australien 239 Deutsche Börse, Frankfurt am Main, Deutschland 283 Emirates Lounge, Mumbai, Indien 331 Face To Face, Singapur 24 Fremdenverkehrsamt Alter Fischmarkt, Gent, Belgien 282 F&S solar concept, Euskirchen, Deutschland 148, 149 Geschäftshaus Monterosa, Zürich, Schweiz 140, 143, 150 Google Engineering Headquarters, London, Großbritannien 23, 249 Google Office, Düsseldorf, Deutschland 146 GREY Worldwide Werbeagentur, Hamburg, Deutschland 146 Heidi House, Tokio, Japan 335 Ideenbotschaft Grey G2 Group, Düsseldorf, Deutschland 146 International Shipping Company, London, Großbritannien 317 Kanzlei Josiger & Collegen, Saalfeld, Deutschland 312 KWS-Kundencenter (Kraftverkehr Wupper-Sieg), Leverkusen, Deutschland 188 Lufthansa Markenakademie: Raum für Innovationen, Seeheim, Deutschland 27 Matrix Technology AG Headquarters, München, Deutschland 162, 230 Mercedes-Benz-Kundencenter, Rastatt, Deutschland 25

New Office Design für das ICADE Premier Haus, München, Deutschland 219, 246, 276 Norton Rose, Frankfurt am Main, Deutschland 159, 249 Office 00, Amsterdam, Niederlande 30 Office 03, Amsterdam, Niederlande 249 Office 04, Amsterdam, Niederlande 200 OSBox, Kortrijk, Belgien 163 Post Panic, Amsterdam, Niederlande 88 Rebirth of Saatchi & Saatchi Thailand, Bangkok, Thailand 145, 197 Samas Office Furniture, Konzernsitz, Worms, Deutschland 69, 158 Sana Kliniken AG, Konzernsitz, Ismaning, Deutschland 22, 330, 331 Schlüter Graf & Partner, Rechtsanwälte, Dortmund, Deutschland 159, 160 Siemens Personalabteilung, Karlsruhe, Deutschland 145 SYZYGY Office, Frankfurt am Main, Deutschland 14 TBWA / Hakuhodo, Tokio, Japan 243 Tebfin Office, Johannesburg, Südafrika 35 The BrandSpace – anamorphic logo, Frankfurt am Main, Deutschland 260 Toolbox Torino Office Lab, Turin, Italien 87, 87 Vine Leaf Wall, Linz, Österreich 273 Wohnhaus, Köln, Deutschland 141 Xella International GmbH, Duisburg, Deutschland 197 X-LED, Süssen, und Messe Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland 270 Produktdesign Bang, Mailand, Italien 204 BotoxLamp, Berlin, Deutschland 95, 95 Carbon-Bauteil 209 Carbonparkett, Aachen, Deutschland 185 Corpform, Weil am Rhein, Deutschland 105 „Emotion”, Setdesign für eine Mensa/Kantine, Deutsche Steinzeug AG, Alfter-Witterschlick, Deutschland 135 Estación Glocal Design, Mexiko-Stadt, Mexiko 168

Fliesen IVANKA Concrete Design 316 Folding A-part, Israel 201 Heineken Lounge, Newark Liberty International Airport, New Jersey, USA 26 Kaldewei „Pioniere”, Ein Bad für Albert Einstein, Köln, Deutschland 179 Lookalike Bench, Frankfurt am Main, Deutschland, und Asahikawa, Japan 33 Musterfotografie Marilyn Monroe 213 Orto – Living Covering 75 Philips OLED-Leuchter 214 Ply Project 166, 250 Projekt „Die Zukunft unter uns“, Ulm, Deutschland 203 Stuhl „Myto“ für Plank in Zusammenarbeit mit BASF 215 The Ceiling, Häger­ sten, Schweden 188 Thermo.Bench, Berlin, Deutschland 215 Tisch „Linger a little longer“ 214 WAK Wohnen am Kurhaus, Hennef, Deutschland 158 Wandbelag ccflex „Stardust“ 210, 211 Yala Sofa 181

Kanzlei Josiger & Collegen, Saalfeld, Deutschland 312 Kyoto Silk, Kioto, Japan 317 La Finca, Mallorca, Spanien 318 Loft, Amsterdam, Niederlande 198 Royal Pavilion, Brighton, Großbritannien 319 Stadtvilla, Düren, Deutschland 315 Villa, Neuss, Deutschland 51 WH S, Pegnitz, Deutschland 138 Wohnhaus, Holzkirchen, Deutschland 140 Schiffsbau Jacht Numptia 51, 221 MS Artania 13 Salperton IV 127

Sakralbauten Altarraum Lutherkirche, Düsseldorf Deutschland 38, 175 Synagoge Roermond, Ausstellung „Grensvaringen/Grenzerfahrungen“, Roermond, Niederlande 312 The Cathedral of Christ the Light, Oakland, Kalifornien, USA 235 Sanierung Altarraum Lutherkirche, Düsseldorf Deutschland 38 Altbauwohnung, Frankfurt, Deutschland 16 Anna, Basel, Schweiz 46 Belgisches Viertel, Köln, Deutschland 309 Bungalow von 1960, Geluwe, Wervik, Belgien 16 Casalgrande Padana, Umbau eines alten Bauernhauses, Casalgrande, Reggio Emilia, Italien 38 DenkmalBad, Köln, Deutschland 321 Hermès Rive Gauche, Paris, Frankreich 167 IDEA Store in White­ chapel, London, Großbritannien 89

Shopdesign American Apparel, Berlin, Deutschland 59 Arnsdorf Opticks, Melbourne, Australien 84 Artshop 09, Basel, Schweiz 183 Bäckerei Treiber, Leinfelden-Echterdingen und Bernhausen, Deutschland 54 Clean Car, Berlin, Deutschland 27 Comme Des Garçons, Paris, Frankreich 19 Daikanyama T-Site, Tokio, Japan 27 Dig, New York City, New York, USA 117, 118 DocMorris-Apotheke, Limburg, Deutschland 58 Douglas, Düsseldorf, Deutschland 59 DURAS Nagashima, Kuwana, Japan 39 Esprit, Hongkong, China 342 FreudenHaus Optik, München, Deutschland 46 Gaggenau Showroom, Amsterdam, Niederlande 58 Hermès Rive Gauche, Paris, Frankreich 167 Hugo Boss, Madrid, Spanien 340 Hugo Boss, Shanghai, China 340, 341 Illy Shop, Mailand, Italien 86, 86 INDULGI, Kioto, Japan 129 KWS-Kundencenter (Kraftverkehr Wupper-Sieg), Leverkusen, Deutschland 188 Magic Store, Tokio, Japan 73 MAYGREEN Fashion Store, Hamburg, Deutschland 329 mizu Hair Salon, Boston, Massachusetts, USA 231

360

Omonia Bakery, New York City, New York, USA 197 Open Lounge Raiffeisenbank, Zürich, Schweiz 184 Placebo Pharmacy, Athen, Griechenland 71 RIBA Foldaway Bookshop, London, Großbritannien 83, 84 Salon Nemetz, München, Deutschland; 313 Schiphol Airport Lounge 3 / House of Tulips, Amsterdam, Niederlande 26 SHOEBALOO, Amsterdam, Niederlande 222 SHOEBALOO, Maastricht, Niederlande 238 Shine Fashion Walk, Hongkong, China 111 Shine Leighton Center, Hongkong, China 48 Shiseido the Ginza, Tokio, Japan 236 Sony Store, Los Angeles, Kalifornien, USA 26 XOCOLATTI, New York City, New York, USA 80, 81 Showroom Audi Urban Future Award, Berlin, Deutschland 284 Comme Des Garçons, Paris, Frankreich 19 EastWest Studios, Los Angeles, Kalifornien, USA 15 Elie Tahari Fashion Showroom, New York City, New York, USA 186, 187 Expandable Surface Pavilion, Köln, Deutschland 94, 94 FreudenHaus Optik, München, Deutschland 46 Gaggenau Showroom, Amsterdam, Niederlande 58 Garment Garden, Messe Frankfurt, Deutschland 111 Hermès Rive Gauche, Paris, Frankreich 167 Hugo Boss, Madrid, Spanien 340 Hugo Boss, Shanghai, China 340, 341 Illy Shop, Mailand, Italien 86, 86 Jaga Experience Lab, Diepenbeek, Belgien 263 Kioto Silk, Kyoto, Japan 317 Light Loom, Mailand, Italien 285 Minamo, Tokio, Japan 265 Optikergeschäft Multiópticas Omega, Murcia, Spanien 147

Panasonic Convention, München, Deutschland 60 Rolls, Tokio, Japan 173 Royal Pavilion, Brighton, Großbritannien 319 Shine Fashion Walk, Hongkong, China 111 Shine Leighton Center, Hongkong, China 48 turnOn experimentelle Wohnvision, überall & nirgends 90 UIA Stylepark Lounge, Berlin, Deutschland 282 Vine Leaf Sphere im Schwarzen Laubfrosch, Bad Waltersdorf, Österreich 273 W Hotel, London, Großbritannien 54 Verkehrsbauten Metronapoli – Station Università, Neapel, Italien 37 Schiphol Airport Lounge 3 / House of Tulips, Amsterdam, Niederlande 26 Wellington Airport International Passenger Terminal („The Rock“), Wellington, Neuseeland 247 Wohnen Altbauwohnung, Frankfurt, Deutschland 16 Anna, Basel, Schweiz 46 ANZ Centre, Melbourne, Australien 68 Baby Café, Tokio, Japan 50 Bungalow von 1960, Geluwe, Wervik, Belgien 16 Casalgrande Padana, Umbau eines alten Bauernhauses, Casalgrande, Reggio Emilia, Italien 38 Casa Micheli, Florenz, Italien 139 Collector‘s Loft, New York City, New York, USA 28 DenkmalBad, Köln, Deutschland 321 Eine Küche / Keine Küche, Schrankküche im Wohnatelier, Leipzig, Deutschland 96, 97 Einfamilienhaus Turgi, Schweiz 199 Expandable Surface Pavilion, Köln, Deutschland 94, 94 Ferienhaus Friggebod, Göteborg, Schweden 89 Geschäftshaus Monterosa, Zürich, Schweiz 140, 143, 150 GoltsteinForum Köln, Deutschland, 57 Haus Alessandro Bergamo, Oderzo, Italien 53

Anhang

Haus Carlos Ortega, Mexiko-Stadt, Mexiko 168 Haus Oostduinkerke, Koksijde, Belgien 164 HOEY Loft, Herent, Henkel-Areal, Belgien 175 Home 06, Amsterdam, Niederlande 243 Home 07, Amsterdam, Niederlande 194 Hospiz, Stiftung Marienhospital, Euskirchen Deutschland 237, 304, 306 Jugendherberge „Haus Untersberg“, Berchtesgaden, Deutschland 76 Kitanokaze, Japan 50 La Finca, Mallorca, Spanien 318 Loft, Amsterdam, Niederlande 198 Loftwohnung, Köln, Deutschland 137 Maison à Bordeaux, Frankreich 89 Nakagin Capsule Tower, Tokio, Japan 77, 78, 81 One Central Park East, Sydney Australien 131 Orto – Living Covering 75 Penthouse B27, Frankfurt am Main, Deutschland 231, 232 Post Panic, Amsterdam, Niederlande 88 Rounded Loft, Prag, Tschechische Republik 28, 162 Sasao House, Tokio, Japan 48 Schwarzer Laubfrosch, Bad Waltersdorf, Österreich 273 Schwimmbad Galeriewohnung, Trudering, Deutschland 127 Seniorenresidenz der DKV an der Contrescarpe, Bremen, Deutschland 31 Seniorenresidenz Les Jardins d‘Alysea, Roeser, Luxemburg 130, 306 SensFloor 279 Sitzgruppe „Blütezeit“, Köln, Deutschland 33 Smalste woning van Antwerpen, Antwerpen, Belgien 78 Smart Home, Flexible Vernetzung 278 Stadtvilla, Düren, Deutschland 315 Strandhaus, niederländische Küste 34 Suitcase House, Beijing, China 92, 92, 93 Turning Pink W, New York City, New York, USA 108 turnOn experimentelle Wohnvision, überall & nirgends 90 Villa Chnanir, Libanon 235

Villa, Neuss, Deutschland 51 WAK Wohnen am Kurhaus, Hennef, Deutschland 158 WH S, Pegnitz, Deutschland 138 Wilkinson Residence, Portland, Oregon, USA 66, 68, 166 Wohnhaus, Holzkirchen, Deutschland 140 Wohnhaus, Köln, Deutschland 141, 162 Moss House, Tokio, Japan 240 Wohnhaus, Toronto, Kanada 55 Wohnhaus, Ypern, Belgien 47 Wohnung am Maybachufer, Berlin, Deutschland 41 Wohnung, Paris, Frankreich 122, 124, 125, 151 Wohnung, Mailand, Italien 152, 153, 154, 155 Womb Chair 49

Ortsregister

Fujikawaguchiko, Japan 134 Fürstenfeldbruck, Deutschland 36 Geluwe, Wervik, Belgien 16 Genf, Schweiz 25, 150 Gent, Belgien 216, 282 Glasgow, Großbritannien 73 Göteborg, Schweden 89 Grevenbroich, Deutschland 192, 251, 271 Grevesmühlen, Deutschland 308 Hägersten, Schweden 188 Halle, Deutschland 310 Halmstad, Schweden 200 Hamburg, Deutschland 112, 146, 224, 252, 253, 272, 329 Hangzhou, China 189 Hannover, Deutschland 56, 86, 101, 261 Heilbronn, Deutschland 86 Hennef, Deutschland 158 Herent, Belgien 175 Herzogenaurach, Deutschland 144 Hjerkinn, Dovre, Norwegen 90, 91 Holzkirchen, Deutschland 140 Hongkong, China 48, 92, 99, 111, 202, 333, 337, 342 Ismaning, Deutschland 22, 330, 331 Istanbul, Türkei 336 Johannesburg, Südafrika 35 Karlsruhe, Deutschland 145 Kassel, Deutschland 206 Kettering, Ohio, USA 308 Koksijde, Belgien 164 Köln, Deutschland 18, 31, 33, 57, 72, 94, 137, 141, 160, 162, 179, 208, 210, 211, 235, 269, 309, 310, 321 Kopenhagen, Dänemark 21, 218 Kortrijk, Belgien 163 Kuala Lumpur, Malaysia 333 Kuwana, Japan 39 Kioto, Japan 129, 317 Langenthal, Schweiz 107, 191 Lans bei Innsbruck, Österreich 131 Las Vegas, Nevada, USA 180, 181 Leinfelden-Echterdingen, Deutschland 54 Leipzig, Deutschland 96, 97 Leverkusen, Deutschland 188 Limburg, Deutschland 58 Linz, Österreich 14, 273

Aachen, Deutschland 185, 311 Alfter-Witterschlick, Deutschland 135 Amsterdam, Niederlande 26, 30, 36, 44, 58, 88, 100, 163, 194, 198, 200, 222, 243, 249 Antwerpen, Belgien 78 Apeldoorn, Niederlande 44 Arnsberg, Deutschland 39 Asahikawa, Japan 33 Athen, Griechenland 71 Bad Waltersdorf, Österreich 273 Bad Wildbad, Deutschland 29, 307 Bangkok, Thailand 145, 197 Basel, Schweiz 46, 183 Beijing, China 92, 92, 93 Beirut, Libanon 105, 314 Belo Horizonte, Brasilien 207 Berchtesgaden, Deutschland 76 Bergen, Niederlande 166 Berlin, Deutschland 20, 27,39, 41, 59, 95, 95, 103, 123, 135, 195, 215, 282, 284, 321, 322, 323,324, 325, 339 Bernhausen 54 Bonn, Deutschland 321 Bordeaux, Frankreich 89 Boston, Massachusetts, USA 231 Braunschweig, Deutschland 103 Bremen, Deutschland 31, 61, 107 Brighton, Großbritannien 319 Brilon, Deutschland 112, 113, 178, 307 Budapest, Ungarn 20 Carcassonne, Frankreich 310 Casalgrande, Reggio Emilia, Italien 38 Detmold, Deutschland 268, 318 Detroit, Michigan, USA 40 Diepenbeek, Belgien 263 Dortmund, Deutschland 159, 160 Dubai, Vereinigte Arabische Emirate 100 Dublin, Irland 339 Duisburg, Deutschland 190, 197 Düren, Deutschland 315 Düsseldorf, Deutschland 38, 59, 146, 175 Euskirchen, Deutschland 148, 149, 237, 304, 306 Florenz, Italien 121, 139 Frankfurt am Main, Deutschland 12-13, 14, 16, 33, 43, 61, 111, 159, 223, 231, 232, 249, 251, 260, 270, 283, 352

361

London, Großbritannien 22, 23, 45, 47, 54, 55, 57, 81, 83, 84, 89, 113, 123, 132, 165, 175, 177, 202, 208, 221, 228, 249, 277, 317, 319, 343 Los Angeles, Kalifornien, USA 15, 26, 196 Lübeck, Deutschland 219 Maastricht, Niederlande 74, 238 Madrid, Spanien 133, 340 Mailand, Italien 86, 86, 109, 139, 152, 153, 154, 155, 191, 204, 259, 285, 339 Mainz, Deutschland 56 Manchester, Großbritannien 245 Melbourne, Australien 14, 68, 84, 202 Messel, Deutschland 156 Mexiko-Stadt, Mexiko 59, 168 Montreal, Kanada 30 Moskau, Russland 225 Mumbai, Indien 331 München, Deutschland 46, 60, 133, 141, 162, 164, 219, 229, 230, 246, 257, 274, 276, 309, 313 Murcia, Spanien 147 Neapel, Italien 37 Nefta, Tunesien 320 Neu-Delhi, Indien 20, 339 Neuss, Deutschland 51 Newark, New Jersey, USA 26 New York City, New York, USA 20, 28, 80, 80, 81, 82, 83, 106, 108, 117, 118, 121, 132, 133, 150, 186,187, 190, 197, 224 Niseko, Hokkaido, Japan 170 Oakland, Kalifornien, USA 235 Oderzo, Italien 53 Orléans, Frankreich 114 Oslo, Norwegen 90 Osnabrück, Deutschland 147 Paris, Frankreich 19, 83, 103, 114, 122, 124, 125, 126, 128, 150, 151, 167, 310, 339 Pattaya, Thailand 168, 189, 232, 233 Pegnitz, Deutschland 138 Pierrefonds, Frankreich 310 Portland, Oregon, USA 66, 68, 166 Prag, Tschechische Republik 28, 162 Qinhu Wetland National Park, Jiangsu, China 79 Rastatt, Deutschland 25 Ratingen, Deutschland 24 Roermond, Niederlande 312 Roeser, Luxemburg 130, 306

Rüdesheim (Nahe), Deutschland 228 Saalfeld, Deutschland 312 Saarbrücken, Deutschland 205, 206 Sado, Japan 250 Sainte-Julie, Québec, Kanada 42 Salt Lake City, Utah, USA 259 San Diego, Kalifornien, USA 178 Seebad Heringsdorf, Deutschland 167 Seeheim, Deutschland 27 Seychellen 193 Shanghai, China 111, 114, 183, 266, 267, 340, 341 Singapur 24, 25, 53, 171, 223, 288, 338, 347 St. Josef, Österreich 274 Stratford, Großbritannien 347 Stuttgart, Deutschland 115, 116, 238 Sydney Australien 131, 170, 239 Taschkent, Usbekistan 254, 255 Teheran, Iran 174 Thalwil, Schweiz 77 Thessaloniki, Griechenland 226, 227 Tokio, Japan 11, 20, 27, 48, 50, 61, 73, 77, 169, 173, 236, 240, 243, 265, 335, 339, 344, 345 Toronto, Kanada 55, 339 Trudering, Deutschland 127 Turgi, Schweiz 199 Turin, Italien 87, 87 Ulm, Deutschland 203 Valencia, Spanien 339 Venedig, Italien 85, 85, 128, 275, 343 Vitória, Espírito Santo, Brasilien 335 Weil am Rhein, Deutschland 105 Wellington, Neuseeland 247 Worms, Deutschland 69, 158 Ypern, Belgien 47 Zürich, Schweiz 140, 143, 150, 162, 184

Caimi

nacHHaltiG und desiGnstark: einricHtunGsteXtilien aus treVira cs

rechts: Coulisse

element dar, welches sich hervorragend an die jeweilige büroinneneinrichtung anpassen lässt. textile lösungen aus trevira Cs zur Verbesserung der raumakustik finden unter anderem anwendung als Paneele, trennwände, Deckensegel und Wandbilder. schiebepaneele, rollos, Vertikallamellen sowie raumteiler und Wandverkleidungen aus schwer entflammbaren Hybridgarnen bieten eine Fülle von Gestaltungsmöglichkeiten für cleane, puristische raumelemente. Die versteiften Materialien sorgen für stabilität und zeigen ein deutlich besseres Hängeverhalten als konventionelle stoffe.

mitte: abinitio

ein Wiederverwertungskonzept für trevira Cs stoffe, deren nutzungsphase abgelaufen ist, soll es ab 2013 Herstellern und anwendern ermöglichen, diese textilien einer sinnvollen Wiederverwertung, zum beispiel als Isoliermaterial oder Dämmstoffe, zuzuführen. Moderne büroarchitektur berücksichtigt in zunehmendem Maß, dass eine offene, kommunikative arbeitsumwelt auch Konzentrations- und rückzugsmöglichkeiten umfassen muss. raumakustikelemente auf der basis von textilen Materialien bieten nicht nur den Vorteil der schallabsorption, sondern stellen zusätzlich ein sehr variables und auch dekoratives

links: Procedes-i-d interior design

als Hersteller von Polyesterfasern bekennt sich trevira zu nachhaltigem Handeln, nicht nur bei der Herstellung der Fasern. trevira Produkte tragen das siegel des oeko-tex standard 100, und das Unternehmen ist nach den normen für Qualität, Umwelt- und energiemanagementsysteme zertifiziert. auch in der nutzungsphase der textilien zeigen sich die Vorteile. beispielsweise benötigen objekttextilien aus trevira Cs keine flammhemmende oberflächenausrüstung wie etwa stoffe aus naturfasern, da die flammhemmende Komponente bereits im Faserrohstoff eingebettet ist.

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Home: uniVersal desiGn at its best Die Keramikfliesen-serie HoMe offeriert Komfort durch Funktionalität und Design unabhängig vom alter und in allen lebensphasen. Dekore und bodenfliesen korrespondieren mit den tönen der Wandfliesen.

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urban stone: eleGante steinoPtik Wie natürliche steinstrukturen bestimmen feine, dezent aus dem Material wachsende Maserungen die oberfläche der Feinsteinzeug-bodenserie und verleihen dem belag lebendigkeit.

Geo 2.0: eine erfolGsGescHicHte Wird fortGefÜHrt eine neuen Farbsequenz aus verhüllten, vergrauten natürlichen tönen setzt die Fliesenserie für öffentliche räume fort. Der durchgefärbte scherben verleiht jeder Fliese struktur, tiefe und natürlichkeit.

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Morsbacher straße 15 – 91171 Greding t +49 (0) 8463-901-0 – F +49 (0) 8463-901-143 – [email protected] – www.burgbad.com

auch das bad wird wohnlicher, sowohl in bezug auf verwendbare Materialien als auch in bezug auf die raumnutzung. Gleichwohl sind die Möglichkeiten der badplaner und Verbraucher zur Platzierung der sanitären ausstattung immer noch beschränkt – höchstens die badewanne wird gelegentlich als frei stehendes element in den raum hineingesetzt. Zwischen dem anspruch auf Gestaltungsfreiheit und praktikablen lösungen zu seiner Verwirklichung klaffen immer noch abgründe. burgbad hat es sich zur aufgabe gemacht, diese lücke zu schließen. Den ersten wichtigen schritt in diese richtung hat burgbad mit dem seit 2005 erhältlichen systemprogramm rc40 – „rc“ steht für room concepts – gemacht. rc40 ist der brückenschlag von der bad- zur Wohnwelt. oberflächlich betrachtet ein bloßes schrankprogramm mit etlichen extras, lassen sich mit rc40 ganze räume und badezimmer auskleiden, unterteilen und atmosphärisch ganzheitlich gestalten. Das Programm hat es in sich: Die extreme Maßflexibilität, die wandhohen Paneel-systeme und die breite Palette an integrierbaren Modulen wie Waschtisch, badewanne, spiegelflächen und –fronten sowie die völlig plan zu gestaltenden oberflächen in verschiedensten Qualitäten von Holz bis Farblack ermutigen dazu, raumgrenzen zu sprengen.

Wo fängt hier der schlafraum an, wo hört das bad auf? Ist die Multimedia-Wand vom bad oder von der leseecke aus zu bedienen? Ist das noch ein begehbarer Kleiderschrank oder schon ein salon mit schminktisch und Waschbecken? Wer kann noch zwischen Wand und schrank, regal oder Dusche unterscheiden, wenn Fachböden und Hängeschränke mit schubkästen unsichtbar in Paneelwände, schränke, Kommoden und Konsolen integriert werden, wenn spiegel, Hochschränke und Vorwandelemente quasi nahtlos ineinander übergehen. Wie ein Kasten voller bauklötzchen oder lego-steine verführt rc40 kreative Planer – Profis wie amateure –, mit diesem Möbelprogramm der unendlichen Möglichkeiten neue räume zu bauen. Ganz so, wie man sie sich erträumt. Für den luxus, Zeit in einer ästhetisch durchgestalteten Umgebung zu verbringen, wo man genießen und mit dem Wasserplätschern für einen augenblick den alltag vergessen kann.

THE FEELGOOD FLOOR noraplan® sentica fühlt sich gut an. In 38 neuen Farben.

Das Leben ist bunt. Farben spiegeln unsere Gefühle wider und beeinflussen sie. Dieses Wissen nutzen Architekten vermehrt, um insbesondere Gebäude wie Krankenhäuser, Universitäten oder Verwaltungen kreativ und atmosphärisch zu gestalten. nora systems hat diesen Trend erkannt und setzt ihn nun erstmals in einem innovativen Kautschukbodenbelag um. Das Ergebnis überzeugt in 38 brillanten Farben und heißt noraplan® sentica. Erleben Sie den feelgood floor noraplan® sentica unter: www.nora-sentica.com/de

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