Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 5.2, Dicotyledones 3

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Urheber und Verleger behalten sich alle Rechte an Text und Bildern, insbesondere das Recht der Uebersetzung vor. 0 . ö I a:o.des m n 3®um L1

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Druck von Dr. F. P. Datterer & Cie., Freising-Mündien.

V. Band, 2 . Teil.

Dicotylédones (III. Teil).

Von

Dr. G ustav Hegi, a. o. Professor an der Universität München

unter Mitwirkung von Dr. Herbert Beger in Dresden-München.

Volkstümliche Pflanzennamen gesammelt und bearbeitet von Studienrat Dr. Heinrich Marzell in Gunzenhausen (Bayern).

246 *

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88. Fam.

Cactáceae1).

Kakteengewächse.

Ausdauernde Fettgewädise (Erd* und Ueberpflanzen) mit dickfleischigen (sukkulenten), kugeligen, keulen*, prismen* oder säulenförmigen, kantigen oder drehrunden, einfachen oder verzweigten Stämmen und Aesten, seltener mit dünneren, blattartigdlachen, zylindrischen, ge* flügelten, oft eingeschnürten Sprossgliedern, zuweilen baumartig, öfter gehäuft. Sprossachsen oft kantig, kerbig gerippt, mit Höckern und Warzen bedeckt; letztere in geraden oder spiralig angeordneten Reihen stehend. Assimilierende Laubblätter nur selten (Peireskia) normal aus* gebildet, in der Regel stark zurückgebildet und frühzeitig abfallend, in den Achseln Haar-, Woll«, Dorn* oder Stachelbüschel tragend. Blüten aus der Spitze der Warzen oder aus den Achseln der Blattschuppen hervorgehend, allermeist einzeln, seltener zu mehreren oder eine endständige, vielblütige Rispe bildend (Peireskia), meist gross und auffällig gefärbt, hemi* zyklisch, in der Regel radiär, seltener ± zygomorph (Epiphyllum ; vgl. F ig .2111 b), mit langer, röhrenförmiger Achse. Kelch und Krone (wie bei Nymphaea) nicht deutlich getrennt, beide ineinander übergehend, spiralig an* geordnet, ein präsentierteller*, trichter* oder radförmiges Perianth bildend, nur ab und zu die äusseren Perianthblätter kelchartig. Staubblätter gewöhnlich zahlreich (Fig. 2107 1), der Perianthröhre meist angewachsen, häufig ± reiz* bar. Fruchtknoten unterständig, aus 3 bis vielen (8) Fruchtblättern gebildet, 1»fächerig, aussen nackt oder beschuppt, an den wandständigen Plazenten zahlreiche mit 1 oder 2 Integumenten versehene Samenanlagen tragend; letztere an meist langen, zuweilen büschelig miteinander verbundenen Nabelsträngen (Fig. 2107 f, g). Griffel einfach, lang, meist hohl, mit mehreren deutlichen Narben. Frucht fleischig, saftig, beerenartig, seltener trocken* kapselähnlich, glatt oder dachig beschuppt, mit meist zahlreichen zu* sammengedrückten Samen. Nährgewebe fleischig, spärlich oder ganz fehlend. Keimblätter blattartig (Fig. 2103), sehr klein bis fehlend (Fig. 2104); Keimling gerade oder gekrümmt oder zylindrisch, zuweilen fast voll* kommen ungegliedert. Die Familie umfasst über 1200 Arten und ist mit ganz wenigen Ausnahmen auf Amerika beschränkt und zwar zum allergrössten Teile auf die trockeneren Distrikte des Kontinentes. Im Norden (Kanada) reichen die Kakteen bis zum 53.° nördl. Breite Fig. 2103. Keimpflanze von (Opuntia Missouríénsís DC.), im Süden (in Patagonien und bis zur Magelhaenstrasse) O p un tia F i c u s Indica bis zum 52.° südl. Breite (Maíhuénía [Opúntía] Patagónica Phílíppi, Opúntía austrálís (L.) Mili. Weber). Das Hauptverbreitungsgebiet der Familie liegt in den südwestlichen Staaten der Union (Colorado, New»Mexiko, Arizona, Texas) sowie in den nördlichen Staaten von Mexiko, wo die Kakteen geradezu Charakterpflanzen der Landschaft darstellen, also in trockenen, regenarmen und meist ziemlich hoch« gelegenen Gebieten; auch die kalifornische Hochebene (Mohave und Colorado desert) weist sehr viele Arten auf, ebenso die trockenen Campos von Brasilien. Im Hochlande von Mexiko und in den Gebirgen von Colo« rado lassen sich einzelne Arten der Gattungen Opúntía, Neomammíllária und Echínocáctus bis in Höhen von 3600 m (Neomammíllária élegans [DC.], N. vétula [Mart.], Pedíocáctus Símposóníí [Engelm.] Britton et Rose) ver» folgen, in der hochandinen Grassteppe von Bolivien, Argentinien und Chile sogar bis 4500 m (Rebútía Fíebrígíí Gürke, R. pseudomínúscula [Spegazzíní], Opúntía floccösa SalrmDyck und O. lagöpus Schum.). So ist es auch verständlich, dass einzelne nordamerikanische (besonders aus Colorado) Opuntia«Arten in Deutschland im Freien zu gedeihen vermögen und sogar verwildern können. In Kalifornien und Mexiko bilden die bäum» förmigen, bis 20 m hoch werdenden Cereus«Arten ganze Dickichte, „Cardonales“ geheissen, ebenso in den Llanos von Venezuela (Fig. 2108), hier „Tunales“ genannt. Während die trockenen Gebiete ausschliesslich erdbewohnende Arten aufweisen, beherbergen die feuchteren Gegenden von Südmexiko, Zentralamerika und Brasilien vor allem epiphytische Formen mit Luftwurzeln aus den Gattungen Phyllocáctus, Rhipsalis, Hariota, Pfeiffera und *) Griech. xctxrog [käktos] bezeichnete bei den Griechen eine nicht genau bekannte stachelige Pflanze (angeblich die Artischoke); vielleicht indirekt von xaxóg — schlecht (mit Bezug auf die Stacheln).

680 Epiphyllum. Als einzige Gattung, die sich auch in der Alten Welt verbreitet hat, ist Rhipsalis, ein auffallender Epiphyt mit rutenartigen Sprossen und klebrigen, weissen oder roten, mistelähnlichen Beeren, zu nennen. So ist die im ganzen wärmeren Amerika vorkommende, baumbewohnende, weissbeerige R. Cassytha Gaertn. heute im tropischen (hier zuerst von W e l w i t s c h in Angola beobachtet) Afrika, auf Mauritius und sogar auf Ceylon verbreitet, während andere Arten auf Madagaskar (Rh. fasciculäta Haw.) und den Komoren (R. Comorénsís Web.) Vorkommen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Arten ehedem durch Vögel aus der Neuen Welt eingeschleppt wurden. Für eine sehr alte Einschleppung mit späterer schrittweiser Weiterverbreitung spricht der Umstand, dass sich in Afrika eine nicht geringe Zahl von wohlunterschiedenen Arten herausgebildet hat, wie R. erythrocárpa K. Schum, am Kilimandscharo und R. Madagascaríénsís Web. auf Madagaskar. Zufolge der Kultur sind O p ü n t i a F i c u s í n d i c a (L.) Mili, (diese bereits im 14. Jahrhundert). O. Tú n a (L.) Milk, O. m o n a c ä n t h a (Willd.) Haw. und O. vu l g á r í s Mili, schon frühzeitig nach dem Mittelmeergebiet verschleppt worden, wo sie sich ganz eingebürgert haben („pseudomediterrane Arten“) und vielfach wie Agave Americana [s. Bd. II, pag. 318] und Mesembryanthemum»Arten als mediterrane Charakterpflanzen angesehen wurden, ebenso nach Süd» afrika, nach Südasien und nach Australien. Auf Cor» sika sowie an der Riviera di Ponente macht neuer» dings Opuntia monacantha der alteingebürgerten O. Ficus Indica den Raum streitig. Auch N o p ä l e a c o c c í n e l l í f e r a (L.) SalrmDyck hat sich zufolge der Cochenille»Kultur in Spanien und auf den Kanaren stellenweise eingebürgert, in Spanien ausserdem (um Malaga und Faro) A p o r o c á c t u s (Cereus) f l a g e l l i » f ó r m í s (L.) Lern, und (Sierra de Alhamilla und Cabo de Gato) H y l o c é r e u s t r í a n g u l á r í s (L.) Britton et Rose, neuerdings in Südafrika (Transvaal, Natal) auch P e í r é s k í a B l é o DC. Fossile Reste von Kakteen kennt man bis jetzt nicht. Wie wenige andere Pflanzengruppen zeigt der Körper der Kakteen eine grosse Anpassung an die extremen Lebensverhältnisse, unter denen sie gedeihen. Die ganze Tendenz ihrer Wuchsform geht dahin hinaus, ihre Oberfläche möglichst zu verringern, um dadurch eine geringe Wasserverdunstung zu erzielen. Wie bei anderen ausgesprochenen Xerophyten ist die Oberhaut meist stark verdicht, mit Wachs überzogen, während die Spaltöffnungen tief eingesenkt sind. Bei den meisten Arten stellt die Rinde das einzige Assi« milationsorgan dar, zumal die Laubblätter (ausge» nommen die Gattung Peireskia und viele Opuntien), sofern diese überhaupt ausgebildet werden, sehr frühzeitig Fig. 2104. Keimpflanzen verschiedener Kakteen: a N e o m a m abfallen. Auch an den Keimpflanzen sind die Laubblätter m i l l a r i a c a r n e a Zuce, b F r a i l e a (Echinocactus) c a t a p h r a c t a (Dams). c M a l a c o c a r p u s L e n i n h a u s i i (Haage). bei einzelnen Gattungen (Echinocactus, Mammillaria) d H a r r i s i a (Cereus) B o n p l a n d i (Farm.), e N e o m a m nicht ausgebildet (Fig. 2104). Die Hauptmasse des Kör» mi 11 a r i a r h o d a n t h a Link et Otto. / L o p h o c e r e u s (Pilocereus) S c h o t t i i Engelm. g E c h i n o c a c t u s i n g e n Z ucc.— pers besteht aus einem chlorophyllfreien, teilungs» h Polyembryonie bei O p u n t i a F i c u s I n d i c a (L.) Mili. fähigen, wasserspeichernden, in Trockenzeiten zusammen» schrumpfenden Gewebe, dessen Wasserverdunstung durch den reichlichen Schleimgehalt erschwert wird. W. W e i n g a r t nimmt an, dass zumal alte verwitterte und aufgespaltene Stacheln Wasser aufnehmen können und so wie Fliesspapier arbeiten. Bei den stachellosen Formen soll eine- ähnliche Wasseraufnahme durch hydathodenähnliche, umgebildete Spaltöffnungen („Saugspalten“) erfolgen. Bei der grossen Mehrzahl der Kakteen fehlen die Laubblätter gänzlich; sie sind verkümmert und nur in der allerfrühesten Anlage als kurze Läppchen nachweisbar. Dagegen entwickeln sich ihre Achsel» Produkte (Blattkissen) durch Verdickung zu pyramiden», kegel», zitzen» oder warzenartigen Erhebungen, die zu schraubenförmigen oder geraden Rippen zusammenfliessen können. Bestimmte Stellen dieser Höcker, welche Stacheln oder eigenartige, sehr kleine Widerhäkchen tragende Borsten („Glochiden“) besitzen, heissen „Areolen“ (Fig. 2107 a, d, e). Sehr oft nehmen sie den Scheitel der Höcker und Warzen bezw. den First der Rippen ein, kommen aber auch auf der Aussenseite der Früchte vor. Bei den Opuntien bedecken die filzigen Areolen als wenig

681 abstehende Höcker in grosser Zahl die Flächen der Glieder. Es kann aber auch der Fall eintreten, dass sich am Grunde der Warzen und zwar auf deren Oberseite ein sekundärer Vegetationskegel ausbildet (Fig. 2107 b), welche Stellen dann als „Axillen“ bezeichnet werden. Die Blüten gehen und zwar fast stets in der Einzahl (bei Rhipsalis bis 9) aus der Mitte der Areolen oder aus deren oberen Teilen hervor, stehen also auf dem Scheitel der Warzen. Nur bei den Neomammillarien, wo sie den Axillen entstammen, sitzen sie am Grunde, gewisser» massen zwischen den an der Spitze bestachelten Warzen. Die Stacheln, die in Farbe, Zahl, Grösse und Form sich ausserordentlich verschieden verhalten (öfters lassen sich 1 oder mehrere stärkere Mittelstacheln und mehrere kleinere Randstacheln unterscheiden), werden heute gewöhnlich als umgewandelte Laubblätter an» gesprochen und dementsprechend als „Dornen“ bezeichnet. Bei den Peireskien sitzen diese letzteren auf Kurz» trieben (Fig. 2107 c). Viele Kakteen werfen im Alter ihre Stacheln ab, so besonders viele Opuntien. Die Wider» hakenstacheln oder Glochiden, die aber nur den Opuntioideae zukommen, sind in dichten Büscheln vorhanden und finden sich gewöhnlich in Begleitung von glatten Stacheln (Fig. 2107 d). Das sind zarte, einzellige (also Trichome), aber ausserordentlich stark verdickte und mit nach rückwärts gerichteten Auswüchsen versehene Gebilde, die sich bei Berührung durch eine wenig verdickte, basale Trennungszone von der Unterlage leicht loslösen, in die Haut eindringen, sehr schmerzen und sogar kleine Geschwüre zu erzeugen vermögen. Aus diesem Grunde müssen die „Kaktusfeigen“ vor dem Genüsse stets geschält werden. Neben den einzelligen weissen Filzhaaren gibt es auch kräftigere, mehr» zeitige Haare, sowie lange, pferdehaarähnliche Bor» sten. Bei den Gattungen Melocactus und Cephalo« cereuskann es durch Verflachen der Rippen und Ver* grösserung der Areolen zur Ausbildung einer Woll» kappe (Cephälium), die den Eindruck einer Sammet» bürste macht, kommen. Bei anderen, „greisen«haupt» artigen“ Kakteen (Fig.2118) entsteht der gipfelständige Wollschopf dadurch, dass die lange Filzhaare tragen» den Areolen einander stark genähert sind. Einzelne Arten der Gattungen Neomammillaria und Echino» caclus besitzen netzartig verzweigte Milchsaft» Schläuche, während andere in diesen (Anhalönium usw.) giftige Alkaloide und Glykoside enthalten. Die meisten Wurzeln gehen nur wenig in die Tiefe, breiten sich aber unterhalb der Oberfläche nach allen Seiten flach aus. Bei eintretendem Regenfall sind diese oberflächlich streichenden Wurzeln in der Lage, die Feuchtigkeit sogleich aufzunehmen und der Pflanze in kurzer Zeit zuzuführen. Dicke, rüben« förmige Wurzeln besitzen Arten der Gattungen Anhalönium, Neomammillaria sowie Pterocactus Fig. 2105. C a r n e g i e a (Cereus) g i g a n t e a (Englm.) Britton et tuberosus (Pfeiffer) aus Argentinien (Mendoza). Rose (in der Mitte) und O p u n t i a c y l in d r i c a (Lam.) DC. (links), _ , . _ o kultiviert an der Riviera (la Mortola). Phot. Dr. G. H e g i , München. Bei verschiedenen Opuntien schwellen die Seiten» wurzeln stark an. Epiphytische Formen erzeugen zahlreiche Luftwurzeln. Stecklinge (auch abgetrennte Warzen) erzeugen bekanntlich sehr leicht und rasch Adventivwurzeln. Die Bestäubung der sehr ansehnlichen, mit ge» ringen Ausnahmen zwitterigen, meist angenehm duftenden, nektarhaltigen, proterandrischen Blüten geschieht durch Tag« und Nachtfalter, in einzelnen Fällen (vornehmlich in der Kultur) auch durch Bienen und Fliegen, ebenso durch Vögel (Kolibris), die wahrscheinlich durch kleine in den Blüten sitzende Insekten angelockt werden dürften. Viele Arten besitzen reizbare Staubblätter, die, wie bereits K o e l r e u t e r beobachtete, sich bei Berührung nach dem Griffel hin bewegen, ohne jedoch die Narbe zu berühren. Selbstbestäubung dürfte bei verschiedenen kleinblütigen Echinocactus*Arten in Betracht kommen. Durch künstliche Bestäubung (Lieber» tragen von Pollen mittelst eines Pinsels auf die Narbe) hat man zahlreiche „künstliche“ Art«Bastarde besonders innerhalb der Gattungen Phyllocactus und Cereus erzielt, die zu beliebten Zierpflanzen geworden sind. Auf diesem Wege ist es auch möglich geworden, einzelne „Gattungsbastarde“ zu erhalten, so Heliocereus specio» sus l)X Phyllocactus crenatus, Cereus (Aporocactus) flagelliformis X Phyllocactus phyllanthoides, Epiphyllum trun» catum X Selenicereus grandiflorus. Dagegen war es bis jetzt nicht möglich, Echinopsis«Arten mit Phyllocactus» 6 Bekanntlich stehen diese beiden Gattungen verwandtschaftlich einander sehr nahe, weshalb G o e b e l eine Zusammenziehung derselben in Vorschlag brachte. Die Keimpflanzen der beiden Gattungen stimmen äusserlich fast vollständig überein.

682 Arten zu kreuzen. Die Blüten sind oft sehr kurzlebig oder öffnen sich überhaupt nur einmal und zwar in der Nacht (nyctatigame Blüten) wie bei der eigenartigen „Königin der Nacht“ (Selenicereus grandiflorus) und „Prin® zessin der Nacht“ (Selenicereus nycticälus und S. pte® ränthus), bei Phyllocactus grandis,Melocactus» und Dis. cocactus.Arten. Die Samen der beerenartigen, meist roten, seltener weissen oder gelben Früchte, die in ihrer Grösse zwischen Erbsen (Rhipsalis) und kleinen Korallen oder Kerzchen (Neomammillaria) bis zur Faustgrösse wechseln, werden durch Tiere endozoisch oder epizoisch — vor allem durch Vögel und Eidechsen — verschleppt. Die gewöhnlich in grosser Zahl (meist mehrere Hundert) in einer streng genommenen „Halb, frucht“ (bei Peireskia aculeata allerdings nur 4 bis 5) in der homogenen Fruchtmasse (diese geht in der Haupt® Sache aus den Stielen der Samenanlagen hervor) vor® handenen flachen, fast scheibenförmigen, rundlichen oder gewölbten, oft i gerandeten, glatten, höckerigen oder grubig punktierten Samen sitzen an den deutlich ausgebildeten hyalinen Nabelsträngen (Fig. 2107 f, g) oft in büscheliger Anordnung. Die Keimung erfolgt fast bei allen Kakteen ungewöhnlich schnell, zuweilen noch am Tage der Aussaat. Nicht allzuselten kommt es vor (besonders bei Phyllocactus.Arten), dass die Samen bereits im Fruchtfleisch keimen. Der Keimling ist oft hakenförmig gekrümmt (Fig. 2107 k) oder spiralig ein® Fig. 2106. O p u n t i a F i c u s I n d i c a (L.) MUL, au! Corsika. gerollt und oft nur wenig gegliedert. Die Keimblätter Phot. cand. med. Meta L u t z und Dr. G. H e g i , München. sind blattartig (Fig. 2103), zuweilen sehr klein oder fehlen (Fig. 2104 a bis g) vollständig. Gelegentlich können Keimpflanzen mit 3 und 4 Keimblättern auftreten. Polyem® bryonie (Fig. 2104 h), Parthenokarpie sowie Prolification der Früchte können besonders bei Opuntien festgestellt werden; seltener sindpetaloid aus® ^ gebildete Staubblätter sowie eine nJ\ Vermehrung der Fruchtblätter und Narben. Stark ausgebildet ist fast bei allen Kakteen die vegetative Vermehrung durch die sich leicht ablösenden, rasch sich bewurzeln» den Seitensprosse (Kindel), die als Stecklinge verwendet werden. Auch abgeschnittene Köpfe, sowie unfruchtbare samenlose Früchte (Opuntia, Neomammillaria) ver® mögen neue bewurzelte Sprosse bezw.Früchtezu bilden (Fig.2107 o, p, q). Bei Opuntia monacantha (Willd.) Haw.undbei Peireskia Bleo DC. können bis zu 4 Generationen von Früchten, eine auf der ande» ren, beobachtet werden (Fig.2109). Sehr verbreitet ist in der Gärtnerei, Fig. 2107. «Warzen mit Blüte von N e o m a m m i l l a r i a m a g n i m a m m a Britt. et Rose, b Höcker namentlich bei Arten, die sich mit Blüte von E c h i n o c a c t u s b r e v i h a m a t u s Engelm. c Stacheln mit Laubblatt einer P e i'r e s k i a. d Stachelbündel einer O p u n t i a , e Glochide (vergrössert). f, g Samen­ schwer bewurzeln oder langsam anlagen mit Funiculus von E c h i n o p s i s E y r i e s i i Zucc. und von P h y l l o c a c t u s wachsen, das „Pfropfen“. Als Un® a c u m i n a t u s K. Schum, h bis k Samen von O p u n t i a c a m a n c h i c a Engelm. von der Seite, vom Rücken und im Längsschnitt. I Diagramm von O p u n t i a , m Frucht von terlage verwenden die Kakteen. O p u n t i a F i c u s I n d i c a (L.) Mill. n im Längsschnitt. o, p Proliferierende Frucht. Züchter gewöhnlich Cereus», Opun» q Vegetativ austreibende Frucht.— C o c h e n i l l e S c h i l d l a u s ( D a c t y l o p i u s c o c c u s Costa), r Weibchen, s Männchen, t Droge (getrocknete Weibchen). Fig. a , b und d bis l tia«, Peireskia» und Echinopsis» und o nach K. S c h u m a n n , c nach W a r m i n g , r u n d s n a c h G i l g , die übrigen Original. Arten (Fig. 2110 pag. 686). Die grosse Mannigfaltigkeit in der äusseren Gestaltung lässt sich auf wenige Grundformen zurückführen. Die gewöhnliche Gliederung in Stamm und in Laubblätter zeigt die Gattung Peireskia; sie macht noch ganz den

683 Eindruck eines laubabwerfenden oder i immergrünen Dornstrauches. Nur sind die Zweige etwas angeschwollen und die Laubblätter fleischig und reich an Schleim. Während bei einzelnen Opuntien (z. B. bei O. subuläta Engelm.) die fleischigen, annähernd zylindrischen Laubblätter noch eine Zeitlang als Assimilationsorgane und als Wasserspeicher tätig sind, fallen diese bei der überwiegenden Mehrzahl der Arten frühzeitig ab, während die Sprosse flach oder zylindrisch werden. Die Cereus»Arten werden zum Ausgangspunkt der Formenreihe mit geflügelten, gegliederten Sprossen. Verschiedene Phyllocactus», Epiphyllum» und Rhipsalis» Arten sind, wie auch Jugendformen (Fig. 2121 e) und Rückschläge (Fig. 2121 b, d) deutlich beweisen, aus Cereus» ähnlichen Formen hervorgegangen und zwar dadurch, dass alle Kanten bis auf zwei verloren gingen, was sich bei einzelnen Arten noch im Verlaufe der Einzelentwicklung (Ontogenese) vollzieht. Andere Arten dagegen sind von Anfang an zweikantig. Aehnliche Umbildungen sind bei den meisten epiphytischen Gattungen Epiphyllum und Rhipsalis vor sich gegangen. Arten der letzten Gattung (Rh. pentagona und Rh. paradoxa Salm» Dyck gleichen äusserlich stark den Phyllokakteen; andere mit kantigem Stamm bilden den Uebergang zu den zylindrischen Kakteen. Von der Cereusform lassen sich unschwer die verkürzten, kugeligen und prismatischen Typen ableiten. Einzelne Kakteen erreichen wahrhaft gigantische Dimensionen, so verschiedene Säulenkakteen bis 20 m Höhe, bis 2 m (Echínocáctus platyacänthus Ehrbg.) im Durchmesser und bis 1000 kg (Echinocäctus íngens Zucc.) Gewicht. Daneben existieren auch Formen von der Grösse einer Haselnuss (Epitheläntha micrö» meris [Eng.] Web., Echínocáctus púmilus Lern.). Das Wachstum der meisten Kakteen in der Wüste ist ein sehr geringes. So ist festgestellt wor» den, dass der riesige Säulen» kaktus Carnegiea (Cereus) gigantea in 8 Jahren eine Höhe von nur 10 cm, in 20 Jahren eine solche von 40 cm und in 40 Jahren eine solche von 2 m erreicht. ln Gewächshäusern zeigen die Kakteen dagegen ein viel rascheres Wachstum. Eine grosse Wirtschaft» liehe Bedeutung kommt den Kakteen im allgemeinen nicht zu. Immerhin liefern zahlreiche Arten wohlschmeckende, süss» lieh saftige Obstfrüchte, die vielerorts auch ein Nahrungs» mittel für die ärmere Bevölkerung abgeben. Geschätzt werden in Amerika besonders die bis 1 kg schweren, innen karmoisinroten i'rüchte von H y l o c é r e u s tri» g önus (Haw.) Safford, dann Jene von L e m a í r e o c é r e u s Fig. 2108. S ä u l e n k a k t e e n in Venezuela. Phot, f Bernhard O t h m e r , München. T h u r b é r í (Engelm.) Britton et Rose (in Mexiko „Pitahaja dulce“ geheissen) von L e m a í r e o c é r e u s s t e l l á t u s (Pfeiffer) Britton et Rose („Joconostle“, „tuna“), M y r t í l l o c á c t u s g e o m é t r í z a n s (Martíus) Consolé, C e p h a l o c é r e u s p o l y » l ó p h u s (DC.) Britton et Rose („Tetetzo»Feigen“), L e m a í r e o c é r e u s p r u í n ó s u s Otto, H y l o c é r e u s t r í a n g u l á r í s (L.) Britton et Rose, von C é r e u s Q u í s c o R e m y ( = Tríchocéreus Chíloénsís [Colla]) in Chile, von P h y l l o c á c t u s a n g ú l í g e r Lern, (dient zur Herstellung von Limonade), weniger Jene von C a r n e g í é a g í g a n t é a (Engelm.) und C. t r í a n g u l á r í s Haw. („Pitahaja real“), dann aber wiederum die Früchte von O p ú n t í a F i c u s I n d i c a Mili, (siehe dort!) und von O . T ú n a (L.) Mili, (beim Genüsse der entschälten, rot» saftigen, birnengrossen Beeren dieser beiden [aber auch weiterer] KakteemArten färbt sich der Urin — zum Schrecken der Neulinge — rot), dann Jene von O. s t r í c t a Haw. ( = O. ínérmís DC.) als Obstfrucht (pear) in Queensland und auf Neuseeland beliebt, von O. l e u c o t r i c h a DC. (in Mexiko als Durasnilla [ = kleiner Pfirsich], auf den Bermuda»Inseln als Aaron’s beard in Kultur), O. s t r e p t a c á n t h a Lern., O. r o b ú s t a Wendland usw., ferner die weissen Beeren von P e í r é s k í a a c u l e á t a Plum. (Groseiller de Barbados), die meist kleinen, roten, länglichen Früchte verschiedener Neomammillarien (in Mexiko heissen Jene von N. P a r k i n s ö n i i [Ehrenb.] und von N. ma g n í m á mma Britton et Rose „Chilitos“ = roter Pfeffer). Die fleischigen Früchte der übrigen Arten überlässt man den Vögeln, die dadurch zur Verbreitung beitragen. Gelegentlich werden die Samen auch gemahlen

6S4 und dem Mehl zugesetzt. In wasserarmen Gegenden oder in den trockenen Jahreszeiten dienen die wasser» reichen Glieder der Opuntien (Mexiko) oder die grossen Ediinokakteen (Campos von Brasilien) dem Weidevieh sowie den halbwilden Pferden und Mauleseln als durstlöschendes Mittel, weshalb im Texas und Mexiko die Strassen den Opuntien-Kolonien entlang angelegt werden. Ebenso liefern verschiedene Opuntien ein wichtiges Futter für das Rindvieh, wie auch für die Straussenzucht. Nicht wenige Arten der Gattungen Opuntia und Cereus (vor allem solche, die zugleich essbare Früchte liefern) dienen zur Herstellung von lebenden Hecken und als Umzäunungen. Die Stacheln verwenden die Eingeborenen als Zahnstocher, Stricknadeln, Kämme, Haarbürsten usw. Der sehr leichte Holzzylinder von abgestorbenen Cereus-Arten wird in den holzarmen Gebieten als Brenn» und Bauholz (zu Türen, Schwellen, Steuerrudern), in Peru, in Wachs oder Pech getaucht, zur Beleuchtung („Fackeldisteln“) verwendet. Mehrere Arten schwitzen ein tragantarliges Gummi (Goma di Tuna) aus, das in Vene» zuela und in Westindien gesammelt wird; andere Arten sind durch das Auftreten krampferzeugender oder lähmender Alkaloide ausgezeichnet, wie das Anhalin (C10H 17NO), das Pectenin (bei Pachycereus pecten»aboriginum [Engelm.] Britton et Rose festgestellt), das amorphe Pilocerein CsoH44N*04 (bei Lophoc^reus Schötlii [Engelm.] Britton et Rose von He y l aufgefunden), Anhalonin (C 12H15NO 3), Pellotin (QsHieONs), Mescalin (CuHnXO«), Anhalonidin (CnHis NOs), Lophophorin (CisHnNOs) und Anhalamin (CiiHisNOs) sowie durch glykosidische Saponine (Cereinsäure). Dadurch erhalten diese toxische Wirkungen und besitzen auch als Heilmittel Bedeutung. Ausserdem führen zahl» reiche Arten Milchsaft oder enthalten Calciumoxalat (in der Trockensubstanz von Cephalocereus senilis 80 bis 90%)» Calciummalat, Schleim (Araban, Bassorin), rote Farbstoffe usw. Die abgeschnittenen, in Scheiben geteilten und getrockneten, stark behaarten Köpfe der in Nordmexiko, in Arizona, Texas und Arkansas (im Gebiete des Rio bravo del Norte, Rio Grande und Pecos) vorkommenden, kleinen, nur wenig aus dem Boden hervor» ragenden Art L o p h o p h ö r a W i l l i ä m s i i (Lern.) Coulter ( = L. Lewinii Thompson, = Echinocäctus Williämsii Lern., = Anhalönium Lewinii Hennings) liefern die Droge An h a l ö n i u m, auch Mescal buttons, Mezkalbottom, Pellote, Peyotl (pi = zart und yautli = betäubend), Peyote, Pellete, Jicuri, Hick»o»li, Wowoki, Seni, Devils root, Challote (Texas), Dumpling cactus geheissen, die bei vielen Indianerstämmen und Eingebornen Amerikas, so bei den Chichimeken, Huicholen, Tarahumari, Comanchen, Kiowas in Arkansas, seit Jahrhunderten bis zum heutigen Tage als narkotisches Berauschungsmittel bei religiösen Zeremonien, Prozessionen, Tänzen und nächtlichen Gelagen eine wichtige Rolle spielt. Bernardo S a h a g u n hielt diesen Kaktus im 16. Jahrhundert für einen Pilz und nannte ihn „teonanactl“ oder „sacred mushroom“ ( = heiliger Glückspilz). Trotz des Verbotes der amerikanischen Regierung ist das „Meskalkauen“ bei den Indianern im Süden noch allgemein üblich; der Genuss ruft wie jener von Haschisch eigenartige farbige Visionen hervor, verbunden mit einer Verlangsamung des Pulses, einer Er» Weiterung der Pupille, Verlust des Zeitsinnes, Ekel» und Schwindelanfälle usw. Im 17. Jahrhundert wurde Peyotl in Mexiko allgemein zu Zaubereien und Weisungen benützt. Heute wird die Droge Anhalönium in Amerika (zuweilen auch in Europa) innerlich bei Angina pectoris, asthmatischer Dyspnoe, Pneumothorax, Fieber, Hustenreiz, als Cardiacum zur Erzeugung eines Traumzustandes („Anhaloniumrausch“) sowie als Abortivum, äusserlich zu Kata» plasmen bei allen möglichen schmerzhaften Affektionen, schliesslich zum Ertragen von körperlichen Anstrengungen verwendet. Nach den Untersuchungen von L. L e w i n , A. H e f f t e r und M i c h a e l i s dürften als Stammpflanzen der Droge „Peyotl“ mindestens 1 Arten („chemische“ oder „physiologische Arten“) in Betracht kommen, die aller» dings fast nur in ihren chemischen Bestandteilen wesentliche Unterschiede aufweisen (Näheres hierüber bei Ha r t « w i c h , C. Die menschlichen Genussmittel. Leipzig, 1911). Von den7 festgestellten Alkaloiden ist das Meskalin das wichtigste. Lophophora Williämsii gehört zu der Tribus der Echinocactanae und steht der merkwürdigen Gattung Ariocarpus mit den aloearligen Warzen am nächsten. Der kugelige oder am Scheitel etwas abgeflachte Körper ist vollständig stachellos (nur die Sämlinge tragen einige borstenartige Stacheln) und trägt auf den breiten, abgerundeten Rippen (7 bis 13) niedrige Höcker und auf dem Scheitel einen Haarbüschel und rosarote Blüten. — Seit dem Jahre 1868 steht in Europa auch die Droge H e r b a C ä c t i g r a n d i f l ö r i von dem in Mexiko, Zentralamerika und Westindien heimischen S e l e n i c d r e u s (Cereus) g r a n d i f l ö r u s Mill. (Königin der Nacht) und zwar bei Herz» und Nervenleiden (als vorzügliches Stimmulans und Herztonicum), dann als Spezificum bei Angina pectoris in Gebrauch. Als Volksmittel wird der scharfe Saft bei Blasenleiden, Wasser« sucht, bei Würmern, äusserlich bei Rheumatismen empfohlen. Die nach S h a r p allerdings alkoloidfreie Droge enthält wahrscheinlich ein glykosisches Herzgift und kann deshalb als teilweiser Ersatz von Digitalis dienen. — Bei M a c h a e r o c i r e u s g u m m ö s u s (Engelm.), der als Fischgift benutzt wird, fand H e y l ein der Quillaja» säure ähnliches Saponin. Mehr indirekt als Wirtspflanzen der Cochenille oder NopaLSchildlaus ( D a c t y l ö p i u s c ö c c u s Costa, = Cöccus cäcti aut., = Diaprost6rus cöccus Costa Pontano, = Pseudocöccus cacti Westwood) haben verschiedene Opuntien („Nopal»Kakteen“), vor allem No p ä l e a (Opuntia) c o c h eni l l i fera (L.) Salm»Dyck, dann O p u n t i a T ü n a Mill., O. v u l g a r i s Mill., O . m o n a c ä n t h a Haw., O. d e c u m ä n a Haw., P e i r e s k i a a c u l e ä t a Will. u. a. Bedeutung. Die Cochenillezucht wurde ehedem besonders in Mexiko (Oaxaka, Veracruz), *) Griech. Xocpog [löphos] =

Kamm und (poQeltr [phorein] = tragen.

685 dann in Zentralamerika (Honduras, Guatemala), auf einigen Inseln von Westindien, in Peru usw. im Grossen betrieben. In Mexiko, wo die Kultur sehr alt ist und zur Zeit der Eroberung (1518) unter C o r t e z sehr ver» breitet war, heissen diese OpuntiemPflanzungen „Nopalerien“. Trotzdem Lopez de G o m a r a bereits 1525 die Cochenille als Tier ansprach, wurde sie doch lange Zeit für ein pflanzliches Produkt angesehen, bis sie P l u m i e r 1666 als Insekt erkannte und v a n L e e u w e n h o e k 1703 sie richtig bestimmte. Die Droge C o c c i o » n e l l a (Pharm. Helv.), auch Alkermeskörner geheissen, stellt die getrockneten 6 bis 8 mm langen und 4 bis 5 mm breiten, fast kugeligen ungeflügelten Weibchen dar (Fig. 210 7 1), welche den früher sehr geschätzten feurig hochroten Farbstoff Karmin enthalten. Dieser ist als i reine Karminsäure zu betrachten, da neben dem Farbstoff nur sehr wenig tierische, stickstoffhaltige Substanzen (Tyrosin) und zuweilen etwas Tonerde darin enthalten sind. Der zuerst von W a r r e n de l a R u e rein dargestellte, kristallisierbare Farbstoff hat nach L i e b e r m a n n die Formel C2 2 H2 2 O 1 S, nach D i m r o t h und K ä m m e r e r (1920) C 2 2 H2 0 O 18 und leitet sich vielleicht wie die Kermes» und die Laccainsäure von einem Oxymethylan» thrachinon ab. Der Farbstoff ist wahrscheinlich als Kali» salz im wesentlichen im Fettkörper und Dotter enthalten. Ausserdem enthält die Droge noch 0,5 bis 4 ,2 % Wachs (Coccocerin = CsoHeo [CsiHeiOs^), das den Ester des Coccerylalkohols (Cso Hö2 O 2 ) und der Coccerinsäure (CS1 H6 2 O3 ) darstellt, und Fett; letzteres besteht aus 57% Myristinsäure, 35% Oelsäure und 8 % Linolsäure. Früher, bis zur Einführung der synthetischen Anilin» oder Teer» farbstoffe (besonders Fuchsin), hatte der echte Karmin grosse Bedeutung in der Färberei zur Erzeugung Scharlach» roter Töne (besonders auf Zinnoxydbeizen) in der Kattun«, Woll» und Seidenfärberei (auch in Mischung mit Quercitron, Gelbholz, Waid Jlsatis], Alaun, Chlorzinn, Weinstein und zur Erzeugung von Nuancen), dann als Aquarellfarbe oder Carminlack (Florentiner», Wiener», Pariser», Venetianer», Münchner»Kugellack, Neurot, Carmoisinrot, Groseille* und Ponceau»Laque), zur Herstellung von roter Tinte, der ammoniakalischen Cochenille (durch Auslaugen mit Am» moniak und Fällen mit Tonerdehydrat), zum Rosa» und Carmoisinfärben, zum Färben in der Mikroskopie, als Färbemittel von Schminken, Zahnpulvern, Mundwässern usw. Medizinisch hat die Droge als Tinctüra Coccionellae etwelche Bedeutung gegen Keuchhusten (in Verbindung mit Kalium» carbonat), früher auch gegen Atonie der Harnwerkzeuge. Zur Gewinnung der Droge werden jeweilen kurz vor der Eiablage die befruchteten Weibchen (Fig. 2107 r) in den Plantagen 3 bis 4mal im Jahr von den Opuntien abgebürstet (die viel kleineren, Fig. 2109. O p u n t i a m o n a c a n t h a (Willd.) Haw. mit proliferierenden Früchten. geflügelten mit 2 Schwanzborsten versehenen Männchen [Fig. 2107 sj sterben nach der Begattung bald ab), wobei man einen Teil der Tiere zur Erzeugung einer neuen Brut auf den Pflanzen zurücklässt. Hierauf tötet man die Tiere durch Eintauchen in heisses Wasser oder durch Schwefeldampf, um sie alsbald in Backöfen, auf Metallplatten oder an der Sonne zu trocknen. Und zwar sind die in Oefen getrockneten Tierchen mit einem weisslichen Staub bedeckt (Silbercochenille, Gräna Jaspeäda), die in der Sonne getrockneten sind blaugrün (Blaue Cochenille, Gräna renegrida, engl, foxy), die durch Wasserdampf auf Metallplatten getrockneten endlich glänzend, rötlich bis braunschwarz (Schwarze Cochenille, Gräna negrilla). Als beste Sorten gelten jene von Honduras; im allgemeinen liefert die erste Ernte (Zakkadilla) das beste Erzeugnis. Weiter unterscheidet man Grana fina mestica oder mesteque der kultivierten und die weniger geschätzte Grana silvestre von der wilden Cochenille; durchschnittlich erntet man von 1 Hektar Nopalpflanzung rund 300 kg Cochenille; auf 1 kg kommen etwa 140000 Tierchen. Da die Spanier die Kultur in ihren Kolonien zu monopolisieren trachteten, verboten sie die Ausfuhr lebender Tiere bei Todesstrafe. Solche kamen erst 1806 nach Cadix und Toulon. Die Akklimation begann mit i Erfolg auf Korsika und Sardinien, im Litorale von Südspanien (zwischen Valencia und Granada), von 1833 vor allem auf den Kanaren, wo die Cochenillezucht auf Teneriffa grosse Bedeutung erlangte, dann auf Madeira, in Südfrankreich, Algier, auf Malta, in Aegypten und auf Java. Ehedem hatte im nördlichen Deutschland und besonders in Polen ein cochenilleartiges Insekt, die Polnische, Johannis-Blutlaus oder vermiculi ( P o r p h y r ö » p h o r a P o l ö n i c a L.) einige Bedeutung, die vor allem auf den Wurzeln von Scleränthus perennis L. lebt.

686 Das Insekt, das um Johanni gesammelt wurde, war von purpurvioletter Farbe. — Heraldisch ist die Opuntia im Wappen von Mexiko vertreten. Auf einer Nopalpflanze sitzt ein natürlich gefärbter Adler mit ausgebreiteten Flügeln, eine grüne Korallenschlange im Schnabel haltend (Fig. 2121 f). Aus diesem Wappen, das bereits 1724 für die Stadt und den Staat Mexiko Geltung hatte, bildete Kaiser Augustin (Iturbide) 1822 das Reichswappen. Grosser Beliebtheit erfreuen sich die Kakteen bei uns als Zierpflanzen und zwar einerseits wegen ihrer seltsamen, im Pflanzenreich einzig dastehenden Lebensformen und ihrer prachtvollen, oft riesig grossen (bei Phyllocactus hamatus bis 42 cm breiten) Blüten, andererseits wegen ihrer grossen Anspruchslosigkeit, ihrer leichten Kultur und einfachen Vermehrung. Nach S c h u b e wurden in Schlesien zur Zeit Ludwigs XIV. (1643 bis 1715) bereits Opuntia Ficus Indica und O. Tuna sowie Cereus Peruvianus und C. triangularis kultiviert, im Hortus Eystettensis (1597) Melocactus communis und Opuntia Ficus Indica. Heute werden von Liebhabern eine ganze Anzahl von Kakteen als Topf» und Zimmerpflanzen (gern in sog. „Kakteenkästen“) oder aber im Sommer in Gärten als Gruppen» und Einzelpflanzen gehalten. Allgemein beliebt sind die rotblühenden Blatt» kaktus (meist Hybride); in Bauernstuben wird häufig der Schlangenkaktus (Aporocactus (Cereus] flagelliformis) angetroffen (Fig. 2119). Für grössere Kulturen sind besondere Gewächshäuser mit trockener Luft erforderlich. Mit Vorliebe werden auch monströse, abnorm verbreitete, fasziierte und darmförmig gewundene, sog. „cristate“ Formen (»Hahnenkämme“) und zwar gern auf Unterlagen veredelt (Fig. 2010) gezogen. Nicht selten begegnet man den Kakteen in Gesellschaft von anderen Blatt» und Stamm» sukkulenten (vgl. Fig. 105 der Einleitung), so von stammsukkulenten, afrikanischen Euphorbien, Asclepiadaceen (Stapelia, Huernia, Caralluma), von blattsukkulenten Portulacaceen (Anacampseros), Crassulaceen, Aizoaceen (Mesembrianthemum), Liliifloren (Agave, Aloe, Gasteria, Haworthia usw.) u. a. Nur eine kleine Zahl von Kakteen vermag nördlich der Alpen unter Bedeckung im Freien zu überwintern, so Opuntia Rafinesquii Engelm., O. vulgaris MilL, O. rhodantha K. Schum., O. xanthostemma K. Schum.) und O. Camanchica Engelm. Für die Kenntnis der Kakteen und deren Kultur gibt es eine ganze Anzahl von Monographien und guten Handbüchern: S c h u m a n n , K. Gesamt» beschreibung der Kakteen (Monographia Cactacearum. Neudamm 1899 mit Nachträgen; S c h u m a n n , K. Blühende Kakteen (Iconographia Fig. 2110. G y m n o c a l y c i u m (Echinocactus) Cactacearum) fortgesetzt von M. Gürke und F. Vaupel. Neudamm 1900 gib b o sum (Haw.) Pfeiffer, f. c r i s t a t u m bis 1921; B r i t t o n , N. L. und R o s e , J. N. Descriptions und illustra» („Hahnenkamm“) auf einem Cereus gepfropft. tions of plants of the Cactus family (4 Bände). Carnegie Institution of Washington 1919 bis 1923; S c h e l l e , E. Handbuch der Kakteenkultur. Stuttgart 1907; F ö r s t e r . R ü m p l e r . Handbuch der Cacteenkunde. Leipzig 1886; R o t h e r , W. O. Unsere Kakteen und Sukkulenten, ihre Anzucht und Pflege (V. Auflage, bearbeitet von Alwin B e r g e r ) . Frankfurt a. O. 1923; H i r s c h t , Karl. Der Kakteen und Sukkulenten Zimmergarten in Idealismus und Praxis, III. Aufl., Neudamm; M a a s s , Harr. Die Schönheit unserer Kakteen. Frankfurt a. O. 1924; F o o b e , F. Die Kakteen und ihre Kultur. Perleberg 1925; R ü m p l e r . Die Sukkulenten. Berlin 1892; G r a e b e n e r , L. Kakteenzucht. Berlin 1925; K n i p p e i , R. Leitfaden zur Pflege der Kakteen. Frankfurt a. O. 1921; T h o m a s , F. Kurze Anleitung zur Zimmerkultur der Kakteen. 7. Aufl. Neudamm 1925; Da ul . Illustriertes Handbuch der Kakteenkunde. Stuttgart 1S90; V a u p e l , Fr. Monographie der Kakteen. Berlin»Dahlem, 1925. Weitere Arbeiten sind jene von P f e i f f e r , L e m a i r e , S u r i n g a r , S a l m 9’ D y c k , E n g e l m a n n , O t t o u n d P f e i f f e r , G r i f f i t h s , S c h i l l e r , W i s l i z e n u s , C o u l t e r , S. W a t s o n , P h i l i p p i , V a u p e l u. a. Seit 1891 erscheint in Berlin die Monatsschrift „Kakteenkunde“ als Organ der Deutschen Kakteengesellschaft, neuerdings als „Zeitschrift für Sukkulentenkunde“. Vereinigungen von Kakteen» bezw. Sukkulentenfreunden gibt es in verschiedenen Städten. Die Kakteen werden allgemein als eigene Familie angesehen und öfters als Reihe der O p u n t i ä l e s den Parietales angeschlossen. Die Ansicht von K. S c h u m a n n , R. W e t t s t e i n u. a., dass die Reihe phylo» genetisch zu den Centrospermae, besonders zu den Aizoaceae in naher Beziehung steht, gewinnt immer mehr an Boden. Die systematische Gliederung der wenig scharf umschriebenen, durch viele Uebergänge miteinander verbundenen, noch sehr im Flusse befindlichen Gattungen und Arten, ist äusserst schwierig. Neuerdings spalten B r i t t o n und R o s e die Familie in ihrer Monographie in 124 Gattungen mit über 1200 Arten auf, während S c h u * ma n n nur 20 Gattungen unterscheidet. Allgemein üblich ist die Gliederung in die 3 Unterfamilien der P e i r e s k i » o i d e a e , O p u n t i o i d e a e und C e r e o i d e a e , von denen die erstere die ursprünglichsten Formen aufweist. 1. Unterfamilie Peireskioideae. Aufrechte oder kletternde Dornsträucher mit flachen, breiten, ± fleischigen, assimilierenden Laubblättern und mit runden, reichlich verzweigten Sprossen, in der Tracht an

687 gewöhnliche Dikotyledonensträucher erinnernd. Dornen ohne Widerhäkchen, in den Blattachseln gebüschelt (Fig. 2107 c). Blüten regelmässig radiär, von mittlerer Grösse, einzeln oder zu Trauben vereinigt, meist gelb oder rot, seltener weiss oder grünlich. Früchte mittelgross, birn» bis eiförmig, glatt oder zuweilen beschuppt bezw. bestachelt (ähnlich den Stachelbeeren), mit wenigen (oft nur 5) Samenanlagen an kurzem Funiculus. Keimblätter blattartig ineinandergerollt. Hierher als einzig die Gattung P e i r e s ki a *) (Plumier) Miller mit ca. 20 Arten in Mexiko, Westindien, Zentral« und Südamerika, von denen einzelne sehr stachelige Arten in Mexiko als Hedcenpflanzen (Crux del matrimonio = Ehestandskreuz) gezogen werden. Infolge ihrer Un= empfindlichkeit gegen Feuchtigkeit werden die Peireskien in der Gärtnerei gern als Unterlage zur Veredlung anderer Kakteen (besonders von EpiphyllurmArten) verwendet. Die nächsten Verwandten von Peireskia dürften die beiden von B r i t t o n und R o s e neu aufgestellten Gattungen P e r e s k i ö p s i s mit 10 Arten und Q ui ab en tia mit 1 Art (früher als P e i r e s k i a Z e h n t n e r i Britton et Rose bezeichnet) sein, die an den Anfang

Fig. 2111.

P e i r e s k i a g r a n d i f o l i a Haw. a Blühender Zweig, b Blüte im Längsschnitt. — c E p i p h y l l u m t r u n c a t u m Haw. Blühender Spross (natürliche Grösse).

der Opuntieen gestellt werden. Die in Europa bekannteste Art, P e i r e s k i a a c u l e ä t a Miller ( = Pereskia Pereskia Karsten, = Cäctus Pereskia L.), in Zentralamerika ehedem Blade apple, später Lemone vine, Barbado gooseberry, in Argentinien und Bolivien Sacha rosa ( = wilde Rose) geheissen, ist ein zuerst aufrechter bestachelter Strauch mit zweigestaltigen Zweigen (Langtriebe mit 2 kurzen Klimmstacheln und Kurztriebe mit gedrängt stehenden Laubblätlern), weissgelben Blüten und gelblichen, 2 cm breiten, essbaren (Barbados=Stachelbeeren) Früchten. Ausserdem befinden sich gelegentlich in Kultur: P. B l e o (H. B. et Kth.) DC. und P. g r a n d i f ö l i a Haworth (Fig. 2111a und b) mit breiten Laubblättern und roten Blüten. — P. s a c h a r ö s a Griseb. ( = P. amapöla Web.) heisst in den Bolivianischen Anden „Cubuchi“. 2. Unterfamilie Opuntioideae. Stamm meist gegliedert, verholzend, niemals epiphytisch. Glieder flach, blattartig»zusammengedrückt oder zylindrisch, ellipsoidisch oder kugelförmig. Areolen filzig, in gewundenen Zeilen, von grösseren, zylindrischen oder linealischen, fleischigen, gewöhnlich (ausgenommen Pereskiöpsis und Quiabentia) früh abfallenden Laubblättern gestützt, stets mit an der Spitze mit Widerhaken versehenen Glochiden, ausserdem häufig mit glatten oder an der Spitze gleichfalls widerhakigen Stacheln besetzt, zuweilen auch behaart*) Von P l u m i e r zu Ehren des französischen Gelehrten und Parlamentsrats P e i r e s c , in Aix, gest. 1637, benannt.

geb. 1580

688 Blüten ansehnlich, radförmig. Staubblätter kürzer oder länger als die Petalen (Fig. 2 1 14 b). Samenanlagen auf kurzen Trägern, mit nur 1 Integument von dem verbreiterten Samenträger umhüllt. Früchte saftig, meist beschuppt. Keim« blätter blattartig (Fig. 2103). Hierher gehören nach B r i 11 o n und R o s e die folgenden 8 Gattungen mit 268 Arten. P e r e s k i ö p s i s mit 10 Arten (Laubblätter breit, flach und dadurch an Peireskia erinnernd), Q u i a b e n t i a (monotypisches Genus aus Brasilien), P t e r o c ä c t u s mit 4 Arten in der Tracht der Opuntien, aber mit breii geflügelten Samen, N o p ä l e a (Staubblätter länger als die aufrechten Petalen. Glieder flach) mit 7 ursprünglich in Mexiko und Guatemala heimischen Arten (darunter N. cochenillifera [L.] Salm.Dyck), T a c i n g a (ähnlich, aber die Glieder zylindrisch und die Petalen zurüdegekrümmt) mit T. f u n ä l i s Britton et Rose in der Catinga von Bahia, M a i h u e n i a (ähnlich Opuntia, aber die Testa der Samen dünn, durchscheinend, schwarz, brüchig) mit 5 Arten in den Gebirgen von Chile und Argentinien, O p u n t i a (Staubblätter kürzer als die Petalen. Testa der Samen dunkel, didc, bleich) mit zirka 250 Arten und G r u s ö n i a (Glieder zylindrisch, aber gerippt) mit G. (Cereus) B r a d t i ä n a (Coult.) in Mexiko.

CCCCLXXX. O p u n tia ') (Tournefort) Miller ( = Cactodendron Bigelow, — Consölea Lemaire, = Tephrocäctus Lemaire, = FicindiaSt.Lager). Fei gen kaktu s. InAmerika: Prickly pear (Union), tuna (Mexiko), sucker, bullsucker (Kleine Antillen). Stattliche Strauch* oder baumartige, gegliederte, oft stark verzweigte Sukku* lenten mit blattartigen, meist dicken, ± ab* geflachten, zylindrischen, ellipsoiden, kugel* oder keulenförmigen Gliedern; zuweilen mit dickem Stamm. Laubblätter hie und da vorhanden, fleischig, flach oder pfriem* lieh, stielrund, oft frühzeitig abfallend, auf den filzigen Areolen grosse, derbe, zu* weilen sehr lange gewöhnliche Stacheln neben zahlreichen gelben, dünnen Widerhaken* stacheln. Blüten gewöhnlich sitzend, meist seitenständig, einzeln, öfter gelb oder rot, regel* mässig, rad* oder + trichterförmig. Blütenhüllblätter zahlreich; die äusseren d: kelchartig. Staubblätter kürzer als die Petalen. Frucht eine birn* oder kegelförmige, aussen dl beschuppte, viel* oder wenigsamige Beere (Fig. 2114 b). Keimblätter blattartig. Die rund 250 von einander schwer zu unterscheidenden Arten sind in Amerika von Massachusetts und Britisch Columbien südlich bis zur Magelhaenstrasse verbreitet; einige Arten sind durch die Kultur auch in die Alte Welt und nach Australien gebracht worden. B r i t t o n und R o s e gliedern die Gattung in 3 Unter» gattungen (Cylindropüntia, Tephrocäctus und Platyopüntia) und in 29 Series. Die Verwendung als Zierpflanzen ist im allgemeinen eine beschränkte, zumal erst stärkere Pflanzen wirkungsvoll werden und dann meist viel Platz beanspruchen. Dann sind sie ziemlich undankbare Blüher, deren Behandlung wegen der kleinen, un« sichtbaren, leicht in die Haut eindringenden Widerhäkchen keine angenehme ist. Für Steingruppen und Fels» partien in sonniger Lage im Freien eignen sich am besten O. vulgaris, O. Rafinesquei Engelm., O. Camäncha Engelm. ( = O. phaeaeäntha Engölm. und Big.) für Zimmer» und Gewächshäuser, O. leucötricha DC., O. Emoryii Engelm. ( = O. Stänlyi Engelm.), O. aurantiaca Lindley u. a. Wirtschaftliche Bedeutung haben ausser O. Tuna (L.) *) Herba Opuntia = Opuntisches Kraut. Benannt nach der Stadt Opus ( Onovs) in Griechenland. Nach P l i n i u s (Nat. hist. XXI, 104) vielleicht eine Feige, auf keinen Fall aber eine Kaktee.

689 Mili, n o * O. leucotricha DC„ O. s.reptacanlha Lern, und O. robusta Wendland, ais Obstpflanzen besonde O p ú n t i a F i c u s I n d i c a (L.) Mili. ( = O. vulgárls Tenore nec Mili., = O. f.cus.barbanca Berger). Edi er Feigenkaktus, Indische Feige. Franz., Figuier de Barbarie, Figue d'Inde, engl., Indian f,g, dal., Fico dlndm (Fig. 2106 und 2112). Reich verzweigter, aufrechter, zuweilen fast baumartiger, b,s 5 m hoher Strauch mit elliptischen oder länglichen, dicken, flachen, gewöhnlich 3 bis 5 cm langen bläuhchgrunen G ledern, letz ere auf den Areolen mit 1 bis 2 weisslichen, häufig fehlenden Stacheln und zahlreichen gelben Glodnden. Bluten glänzend schwefelgelb, 7 bis 10 cm breit. Frucht 5 bis 9 cm lang, höckerig je nach der Sorte gelbhdl, blutrot weisslich, zuweilen samenlos. Die Heimat dieser Art ist wie jene der nächst verwandten Arten (O. c r a s s a Haw., O. u n d u l ä t a Griffiths, O. l a n c e o l ä t a Haw. und O. m á x i m a Mili.) nicht genau bekannt durfte aber im tropischen Amerika zu suchen sein. Heute wird die Art in den trockenen Gegenden der Subtropen und der wärmeren Gebiete (Mittelmeergebiet, Südafrika) kultiviert und hat sich vielerorts ähnlich der Agave Ameri» cana ganz eingebürgert. Die je nach den Sorten verschiedenfarbigen, essbaren Beerenfrüchte (Kak» tusfeigen) bilden besonders im Mittelmeergebiet (Süditalien, Sizilien, Süd» und Südost»Spanien) ein wichtiges Volksnahrungsmittel. Sie enthalten 11,2% Zucker, 0,102% Säure, 6,75% Eiweiss, 1,342% Cellulose, 0,276% Fett, 15,54% Extrakt, 0,692% Asche (K2 O, CaO, P2 O 5 , MgO, SiOa, Fe20 8). Wegen der stacheligen Aussenfläche werden die Früchte der Länge nach aufgeschnitten, worauf dann das Fruchtfleisch aus der Schale heraus» genommen wird. Vielerorts wird die Pflanze für lebende Zäune verwendet. An felsigen Orten ist sie als Humus* und Stickstoffsammler von Be» deutung. Dem Amerikaner Luther B u r b a n k ist es in den letzten Jahrzehnten durch jahrelange Züchtung (durch Bastardierung verschiedener Rassen) auf einer Farm in Santa Rosa in Cali» fornien gelungen, vollständig Stachel» und borsten» lose Sorten (Santa Rosa, Sonoma, Fresno) zu erhalten, die eine ganze Reihe von wünschens» werten Eigenschaften (enormes Wachstum, grossen Nährwert) besitzen, sodass O. Ficus Indica in den wärmeren Ländern bald zu einer wichtigen Futter» Fig. 2113. O p u n t i a m o n a c a n t h a (Willd.) Haw. (fruchtend.), auf Corsika. Phot. cand. med. Meta L u t z und Dr. G. H e g i , München. pflanze (auch beider Straussenzucht) werden dürfte. Von den Buren in Südafrika wird sie KaaUBlad genannt. Nach B r i 11 o n und R o s e gehört diese Art z um Subgenus Platyopüntia und zwar zur Seríes 20 Ficusundicae. — Bedeutend kleiner (meist nur 2 m hoch) ist die stets strauchíge O p ú n t i a T ú n a 1) (L.) Mili. ( = Cactus Túna L.). Die meist kleinen, selten bis 16 cm langen Glieder tragen auf den Areolen (2) 3 bis 5 (6), bis 5 cm lange, bräunliche Stacheln und bis 11 mm lange ebenfalls bräunliche Glochiden. Blüten gelb. Früchte bimförmig, rot, bis 3 cm lang. Die süsslich schmedeenden Früchte sind wenig beliebt. Die Pflanzen werden gleichfalls an Rinder verfüttert, sollen aber eine abführende Wirkung haben. Die aus Westindien stammende Art ist zufolge der früheren Cochenille*Kultur heute im Mittelmeergebiet, in Südafrika, Südasien und Australien verbreitet. — O p u n t i a m o n a c á n t h a (Willd.) Haw. ( = Cactus lndicus Roxb.). Fig. 2109 und 2113. 2 bis 4 (6) m hoher, verzweigter Strauch, zuweilen mit zylindrischem Stamm. Glieder oval bis länglich, nach dem Grunde verschmälert, 10 bis 30 cm lang, freudiggrün; auf den Areolen mit 1 bis 2 (oder mehr), 1 bis 4 cm langen, bräunlidugelben bis dunkelschwarzen Stacheln. Blüten gelb bis rötlich, bis 7,5 cm breit. Früchte 5 bis 7,5 cm lang, purpurrot, lange bleibend, zuweilen proliferierend (Fig. 2109). Die Heimat dieser Art ist nicht genau bekannt. Heute ist sie aber in ganz Südamerika, in Südafrika, in Australien und im Mittelmeergebiet (auf Corsika gemein und reichlich fruchtend) vollständig eingebürgert (Fig. 2113). — O p ú n t i a R a f i n e s q u é í Englm., eine kleine, aus Nordamerika (Mississippital) stammende Art, wurde bei Polsdam*Berlin im Wildpark (unter Kiefern) und bei Meran (auch Kuchelberg und in der Gilf) verwildert angetroffen. Nach B r i t t o n und R o s e dürfte diese Pflanze mit Opuntia vulgaris Mili, identisch sein. *) Vom arabischen tin = Feige.

690

1955. O p u n t i a v u l g á r i s Mili. ( = O. Opuntia Karsten, = O. nána Vísianí, = O. Itálica Ten., =

O. púmila Vierhapper et FlandebMazzettí). K l e i n e r F e i g e n k a k t u s (um Bozen Teufelspratzen, die Früchte Rossfeigen). Fig. 2114 bis 2116. Niederliegender oder etwas aufsteigender, meist verzweigter Strauch. Stengelglieder verkehrt*eiförmig bis fast kreisrund, 3 bis 13 cm lang (seltener länger) und 5 bis 6 cm breit, ziemlich dick, lebhaft grün oder auch blasser, kettenartig aneinander gereiht. Laubblätter 4 bis 5 mm lang, angedrückt, eiförmig, pfriemlich zugespitzt, rötlich, anliegend oder abstehend, 4 bis 8 mm lang, frühzeitig abfallend. Areolen klein, mit grauem Wollfilz bekleidet, etwas eingesenkt, mit wenigen kurzen, grünlich stroh* gelben bis dunkelbraunen widerhakigen Borsten (Glochiden). Stacheln häufig ganz fehlend (an den jungen Pflanzen 5 bis 12); wenn vorhanden, dann ziemlich kräftig, einzeln oder zu 2, stieb rund, kaum über 2 bis 5 cm lang, stark stechend, fast aufrecht, bräunlich oder gelblichweiss, zu* weilen dunkler gefleckt. Blütenknospen fast kugelig, stumpf. Blüten 4 bis 5,5 cm lang und 3 bis 4 cm im Durchmesser. Aeusscre Blüten* hüllblätter eiförmig, spitz, gelb oder grünlich, oberwärts braun ; die inneren leuchtend Schwefel* gelb, breit verkehrbeiförmig und kurz zuge* spitzt, seidenglänzend. Staubblätter halb so lang wie die Blütenhülle ; Staubfäden chrom* bis rotgelb, unterwärts heller. Staubbeutel Schwefel* gelb. Fruchtknoten kreiselförmig, beschuppt, unbewehrt; Griffel weiss oder gelblich, mit 5 zusammenneigenden oder schwach spreizenden Narben. Frucht eine keulenförmige bis ver* kehrbeiförmige, kaum 3 (5) cm lange, rote, essbare Beere. Samen 4 bis 6, kreisrund, 4 bis 5 mm breit, ziemlich dick, breit gerandet (Fig. 2114d, e). — VI (Früchte bis zum Früh* jahr bleibend). Selten an heissen, felsigen Abhängen eingebürgert. Fig. 2114. Op u n t i a v u l g a r i s Miller, a Blühende Pflanze. b Längsschnitt durch die Blüte, c Frucht, d Samen, schnitt durch den Samen.

e Längs­

In S ü d t i r o l um Meran am Küchelberg (unter dem Pulverturm), beim Schlosse Braunsberg, zwischen Meran und Bozen, Krakofel bei Brixen, bei Atzwang, Schloss Greifenslein oberhalb Siebenaich, mehrfach um Bozen (an den südlichen Abhängen bei 300 und 400 m Seehöhe ganze Strecken überziehend), besonders am Grieser» und Hörtenberg, bei Sigmundskron, Kühlbach, Schloss Rafenstein, am Ritten noch bei 1200 m, bei Trient (spärlich und durch Steinbrüche verdrängt), am Doss Trento und Spalliera alle Laste und gegen Valsugana sowie bei Arco. — In der S c h w e i z im Wallis an den Hügeln von Valère, Majorie und Tourbillon (von H a l l e r ehedem auch bei Bouveret, Vouvry und Fauconnet bis St. Léonard angegeben) und im Tessin bei Brione, Losone, Ascona, Contra, Lugano, von Gandria bis Castagnola, bei Vezio und Mendrisio. Auch im angrenzenden Italien im Aostatal und bei Crevola nächst Domodossola.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Nordamerika: von Massachusetts bis Virginien und Zentral*Ala=Camas, nordwärts bei Süd=Ontario und Canada (Point Pelee), westlich bis Nord* Illinois, östlich bis Missouri und Tennessee; ausserdem in den Südalpen und in Dalmatien eingebürgert.

691 lieber die Einführung dieser Art in Europa, vor allem in den südalpinen Tälern, fehlen uns zuver» lässige Angaben. Aus dem Südtirol wird sie erstmals 1820 von F. W. S i e b e r und B. E s c h e n l o h r erwähnt; jedenfalls dürfte sie aber erheblich früher, doch zwar kaum als Cochenillepflanze, eingeführt worden sein. — Die Blüten sind honiglos und neigen sich bei trüber Witterung und nachts etwas nach innen. Da die Narben bereits beim Oeffnen der Blüten und einige Stunden vor den Antheren ausgebildet sind und die etwas reizbaren Staubblätter sich auch spontan nach einwärts drehen, tritt eine spontane Selbstbestäubung leicht ein. A. S c h u l z beobachtete an Pflanzen bei Bozen, dass diese von zahlreichen Fliegen, Bienen und Käfern besucht werden, vor allem von dem Bienenwolf (Trichödes apiärius L.), der ausser dem Pollen auch die Staub, und Kronblätter frisst. Uebrigens sind die Blüten sehr kurzlebig und öffnen sich gewöhnlich nur an zwei auf. einanderfolgenden Tagen. Die Samen der Opuntien werden nach B o z z i sowohl epizoisch verbreitet (sie bleiben zufolge ihrer zähen Schleimhülle an den Hufen der auf die Früchte tretenden Huftiere kleben) als auch endozoisch und zwar hauptsächlich durch Eidechsen („Saurochorie“), deren Darmkanal sie unbeschädigt passieren. — S c h i n z und T h e 11 u n g (Vierteljahrsschrift der Naturforsch. Gesellschaft Zürich. Bd. LXVIII, 1923) sehen keinen triftigen Grund dafür, um nach dem V or. gehen von B r i t t o n und R o s e von der her. kömmlichen Nomenklatur dieser Art abzu» weichen. Sie bezeichnen diese als O. Opuntia (L.) Karsten und verwenden die Bezeichnung O. vulgaris Mill. für O. monacantha (Willd.) Haw. Anscheinend weicht die europäische Pflanze in ihrer Tracht von der amerikanischen Stamm, pflanze etwas ab. Nach J. C. Th. U p h o f wächst sie in Florida zwischen der Hartlaub» flora unter Pinus clausa Sarg., Pinus echinäta Mill., Quercus Castbaei Michx. mit Pteridium aquilinum. 3. Unterfamilie Cereoideae. Stämme säulenförmig.verlängert, kugelig, zylindrisch, 2» bis vielkantig, gerippt=höckerig, blattartig flach, gliederig.eingeschnürt, aufrecht oder klimmend) einfach oder verzweigt, bei Epiphyten auch hängend. Laubblätter zu Schuppen reduziert, normal fehlend (zuweilen in der Jugend oder aber entwicklungsgeschichtlich nachweisbar). Stacheln meistens vorhanden (bei den meisten Epiphyten fehlend), verschiedenfarbig, zuweilen sehr lang; Glochiden nicht vorhanden. Blüten Fig. 2115. O p u n t i a v u l g a r i s Mill., eingebürgert an einer Weinbergmauer einzeln auf den Areolen oder in den Axillen bei Bozen ( Sudtirol). sitzend, meist mit deutlicher Röhre und sehr auffällig. Samen am langen Funikulus aufgehängt. Diese früher gewöhnlich in die 3 Tribus der Echinocacteae, Mammillarieae und Rhipsalideae mit 17 Gattungen gegliederte Unterfamilie wird neuerdings von B r i t t o n und R o s e in 8 Tribus der Cereänae, Hylocereanae, Echinocereänae, Echinocactänae, Cactänae, Coriphanthänae, Epiphyllänae und Rhipsalidänae mit einer grossen Zahl von Gattungen und mit über 900 Arten aufgelöst. Zu den zahlreichsten Erscheinungen gehören die zuweilen bäum« artigen Vertreter der Gattung C e r e u s 1) (Monvillea, Pachycereus, Lemaireocereus, Dendrocereus, Carnegiea, Trichocereus, Acanthocereus, Sktetsönia, Browningia, Harrisia, Myrtillocäctus, W eberocereus, Aporocäctus usw.), von denen einzelne Arten riesige Dimensionen annehmen und eigenartig verzweigt (Säulen», Kandelaber», Orgelkaktus) sind, während andere mittelst Haftwurzeln in die Höhe steigen oder aber epiphytisch leben. Verschiedene dieser Formen gehören zu den auffallendsten Erscheinungen der Wüsten.Steppengebiete von Arizona, Kalifornien und Nord»Mexiko, so dass man von einer eigentlichen Kaktussteppe sprechen kann. Es sei nur erinnert an den bis 27 m hohen, aufrechten, aber wenig verzweigten Riesensäulenkaktus C a r n e g i e a (Cereus) g i g a n t e a (Engelm.) Britton et Rose im Gebiete des Rio Gila in Arizona, den Suaharo, Saguaro 1) Lat. cera = geborenen als Fackeln. Hegi, Flora. V, 2.

Wachs, Kerze.

Die getrockneten, mit

Oel getränkten Stämme dienen den Ein. 247

692 oder Zuwarow, auch Cancer cactus (Krebskaktus) geheissen, an den gleichfalls aufrechten, kandelaberartig verzweigten bis über 10 m hohen Kammkaktus, Hecho oder Cardón ( P a c h y c é r e u s p é c t e n » a b o r í g í n u m [Engelm.] Britton et Rose), an P a c h y c é r e u s c o l ú m n a =T r a j á n í (Karwinsky) Brítton et Rose, an P. c á l v u s (Engelm.) Brítton et Rose, an die „Pitahayas“ aus den Gattungen L e m a i r e o » c e r e u s (z. B. L. T h u r b é r í [Engelm.] Brítton et Rose, L. T r e 1e á s i í [Vaupel] Brítton et Rose) und L o p h o c é r e u s („Garambullo“), während M a c h a e r o c é r e u s E r ú c a (Brandegee) Brítton et Rose das andere Extrem in der Form von mächtigen, am Boden hinkriechenden Raupen darstellt. Aber auch in Westindien, in Zentral» und Südamerika gibt es eine grössere Anzahl von diesen höchst interessanten Typen; es seien genannt Cereus hexagónus (L.) Milk in Surinam, C. Jamacáru DC. in Brasilien, C. xanthocärpus Schum, in Paraguay, C. Peruvi» ánus (L.) Mili. (Heimat unsicher, jedenfalls aber nicht Peru) und C. repándus (L.) Milk im nördl. Südamerika, Cephalocéreus Royénií (L.) Brítton et Rose in Westindien und Zentral» ameríka, Stetsónía Coryne (Salm.Dyck) im nordwestl. Argentinien, Lemaíreocéreus Ara» gónií (Weber) in Costa Rica, Dendrocéreus nudíflórus (Engelmann) auf Cuba, Tríchocéreus Fig. 2116. Op u n t i a v u l g a r i s Mill, mit Notholaena Marantae (L.) R. Br. Terschéckíí (Parmenlier) im nördlichen Argen, bei Bozen (Südtirol). Phot. V. P a t z e l t . tíníen, Jasmínocéreus Galapagénsís (Weber) auf den Galapagos.Inseln, Harrisia eriöphora (Pfeiffer) Brítton, Zehntnerélla squamulósa Brítton et Rose in Brasilien usw. Eine in Europa beliebte, auch als Ampelpflanze gern gehaltene, willig wachsende Art ist der aus Mexiko stammende Schlangen« oder Peitschenkaktus (A p oro « c á c t u s [Cereus] f l a g e l l i f ö r » mi s 9 [L.] kemaire) mit schlanken, aufrechten, später hängenden, fin» gerdícken, 10» bist 2»rippigen, hödce« rigen, stachelbüscheligen (je 8 bis 12 rotbraune Stacheln auf einer Areole) Aesten und mit 7 bis 8 cm breiten, hochroten Blüten und klei» nen, 10 bis 12 mm langen, bor» stigen, nach Pflaumen schmecken» den Beeren (Fig. 2117 und 2119). In der Heimat ist die Art unter dem Namen rat =tail (Rattenschwanz) bekannt; sie wächst zuweilen epiphytisch auf TaxodiuimArtcn Die getrockneten Blüten werden in Mexiko als Hausmittel (flor de cuerno) benützt. Die Alt bildet mit Helíocéreus (Cereus) Fig. 2117. Blühende Sprosse von A p o r o c a c t u s (Cereus) f l a g e l l i f o r m i s ( L) Lemaire. speciösus (Cavan.) Brítton et Rose, Phot. Dr. W. Kü p p e r , München. mitAporocactus Mar tiánus (Zucc.), Epiphyllum» und Echinopsis»Arten prächtig karmin* bis feuerrote, zuweilen auch weissblühende Bastarde, die als Cereus Mallísóníí Pfeiffer, C. auróra hört., C. Moennighöffii Fischer, var. Fünkii Walpers usw.) bekannt sind. Die Blüten bleiben 3 bis 4 Tage offen. — H e l í o c é r e u s ( = Céreus) s p e c i ö s u s 9 Lat. flagéllum = Peitsche; nach der Gestalt der Aeste.

693 (Cavan.) Britton et Rose ( = Cereus speciosissimus DC.) aus ZentrabMexiko ist eine ± aufrechte, sehr ästige Art mit 3» bis 4=kantigen, ziemlich scharf gezähnten Aesten, rosaroten bis gelblichen, ungleichen, 9 bis 15 mm langen Stacheln und grossen, 12 bis 15 cm breiten, geruchlosen, leuchtend roten Blüten. Die Blüten, die an starken Pflanzen bis zu Hundert erscheinen, halten 2 bis 4 Tage an, ohne sich zu schliessen. Mit Epiphyllum phyllanthoides bildet sie eine ganze Anzahl Bastarde mit prachtvollen Blüten. Von dem normal (4) 6» bis 9»rippigen, in Südamerika bis 16 m hoch werdenden H. P e r u v i ä n u s (L.) Miller wird in Gewächs» häusern und Zimmern seit langem (schon von T a b e r n a e m o n t a n u s beschrieben) eine eigenartige, monströse Form als „Felsenkaktus“ (C. m o n s t r ö s u s Steudel, = Cactus abnörmis Willd.) gehalten, bei welcher die Rippen in zusammengedrückte, unregelmässige Höcker aufgelöst sind. Aus» nahmsweise kann man an starken Exemplaren Rückschläge in die normale kantige Stammform beobachten. Durch kurzlebige (ephemere) und nyctigame Eintagsblüten (vielleicht Schutzmittel gegen übermässige Wasserabgabe) sind S e l e n i c é r e u s ( = Cereus) g r a n d i f l o r u s (L.), Britton et Rose aus Jamaika und Cuba, die „Königin der Nacht“, franz. ! Vièrge à grandes fleurs ; engl. : Large flowered Torch Thistle, und S e l e n i c é r e u s p t e r ä n t h u s (Link et Otto) Britton et Rose ( = Céreus nycticalus Link) von Mexiko, die „Prinzessin derNacht“ ausgezeichnet. Beides sind stattliche, mit Hilfe von Luftwurzeln an Felsen, Wänden und Mauern aufsteigende, weitschweifig verzweigte Gewächse mit ziemlich dünnen, vielfach gebogenen, 4» bis 8»kantigen, etwa 4 cm dicken Aesten und auffallend grossen, 18 bis 25 cm langen und 15 bis 27 cm breiten Blüten. Jene von S. grandiflorus sind verschiedenfarbig (die äusseren Petâlén sind braungelb, die mittleren hellgelb, die inneren weiss), duften stark nach Vanille und öffnen sich nur einmal zwischen 9 und 10 Uhr abends (zuweilen mit einem vernehmlichen Geräusch), um sich gegen 2 bis 3 Uhr nachts wiederum zu schliessen, Jene von S. pteränthus sind fast geruch« los, aussen braunrot, innen schneeweiss. Aus der Gruppe der im obern Teil des Stammes auffallend lang, weiss bis grau behaarten oder wolligen Arten mögen C e p h a l o c é r e u s 1) ^ Pilo« céreus) s e n i l i s 2) (Haw.) Pfeiffer aus Mexiko, in den Sammlungen „Greisenhaupt“, in Mexiko Cabeza de viejo genannt, und O r eo» Fig. 2118. O r e o c e r e u s ( = Pilocereus) C e l s i ä n u s c é r e u s ( = Pilocéreus) C e l s i ä n u s (Lemaire) Riccobono (Lern.) Riccobono und C e p h a l o c e r e u s e u p h o r b i o i d e s (Haworth). Phot. Dr.W. K u p p e r , München. (Fig. 2118) aus den Gebirgen von Bolivien hervorgehoben sein. Zu der Tribus der E c h i n o c e r e ä n a e zählen Arten mit verkürztem, kugel« oder keulenförmigem oder doch nur kurz säulenförmigem Stamm und mit seitenständigen Blüten. Hieher gehören die Gattungen E c h i n o c é r e u s (Gliederkaktus) mit 60 Arten, A u s t r o c a c t u s (mit A. Bertinii Cels. in Argentinien), R e b ü t i a mit 5 Gattungen (in den Gebirgen von Bolivien und Argentinien), C h a m a e c é r e u s mit Ch. Silvéstrii (Spegazzini) in Tucuman (Argentinien), L o b i v i a mit 20 Arten und E c h i n ö p s i s (Trompetenkaktus) mit 28 Arten. Hiervon finden sich bei uns eine sehr grosse Zahl in Kultur, so u. a. E c h i n o c é r e u s D e L a é t i i Gürke (Pflanze weiss behaart), E. S c h e é r i i (Salm«Dyck) Rümpler, E. B l ä n c k i i (Poselger) Palmer, E. r i g i d i s s i m u s (Engelm.) Rose (Stacheln sehr steif und scharf, grau bis rotbraun, in wagrechten Bändern angeordnet), E. p e c t i n ä t u s (Scheidweiler) Engl. (Stamm eiförmig» zylindrisch, mit 20 bis 22 Rippen und je 10 bis 30 Stacheln auf den Stachelpolstern), E. E n g e l m ä n n i (Parry) Rümpler, E c h i n ö p s i s m u l t i p l e x (Pfeiffer) Zucc. (Blüten wie bei allen Arten der Gattung verlängert, mit allmählich trompetenartig ausgezogener Krone. Rippen gekerbt oder fortlaufend), E. E y r i e s i i (Turpin) Zucc., E. t u r b i n â t a Zucc., E. t u b i f l ö r a (Pfeiffer) Zucc., E. l e u c a n t h a (Gillies) Walpers u. a. Die Tribus der E c h i n o c a c t a n a e umfasst kugelige bis keulenförmige, seltener zylindrische oder Säulen» förmige, verhältnismässig dicke, gerippte (Rippen durchlaufend oder in Höckerreihen zerfallend) Formen mit stets scheitelständigen Blüten. Der Wollfilz der Areolen verdichtet sich zuweilen zu einer Wollkappe. Neuerdings werden 28 Gattungen unterschieden, so A r i o c â r p u s (Aloêkaktus) mit 3 Arten, u. a. mit dem eigenartigen A. f i s s u r a t u s (Engelm.) Schum., in der Heimat „Chante“ geheissen (Körper niedrig, milchsaftführend, mit dicken, blattartigen, dreiseitigen, stachellosen Warzen. Wurzel rübenförmig), L o p h o p h ö r a mit L. (Anhalönium) *) Griech. xetpcchq [kephale] = Kopf und Cereus (vgl. pag. 685). 2) Lat. senilis = greisenhaft, von senex = Greis. 247*

694 W í l l í á m s i í (Lem.) Coulter, C o p í a p ó a mit 6 Arten aus der Küstengegend von Nordchile, N e o p o r t é r í a mit 7 Arten in Chile und Bolivien, S t r o m b o c á c t u s mit St. d í s c í f ó r m i s (DC.) in Mexiko, L e u c h t e n » b é r g í a (1 Art), E c h í n o f o s s u l o c á c t u s mit etwa 22 z. T. sehr dicht bestadielten, auf Mexiko beschränkten Arten (früher als Echínocáctus beschrieben), F e r o c á c t u s mit 30 Arten (früher gleichfalls als Echínocáctus aufgeführt), E c h i n o m á s t u s mit 6 Arten, G y m n o c a l y c i u m mit 23 südamerikanischen Arten (besonders in den Anden von Argentinien), E c h í n o c á c t u s (Igelkaktus), A s t r o p h y t u m mit 3 Arten, M a l a c o c á r p u s (am Scheitel mit einem Wollschopf) mit 29 Arten, F r a í l é a mit 8 Arten, sowie eine ganze Anzahl weiterer meist monotypischer Gattungen wie D e n m ó z a , P e d í o c á c t u s , T o u m e y a , E p í t h e l á n t h a , A r e q u i p a ; O r o y a , M a t u c á n a , H a e m a t o c á c t u s , H o m a l o c é p h a l a , E r í o s y c e , H í c k é n í a , M í l a , S c 1e r o = c a c t u s und U t á h í a . Diese Vertreter zeichnen sich durch einen grossen Formenreichtum in der Bestachelung aus. Neben starken, hornartigen oder als Angelhaken ausgebildeten, geraden oder gewundenen, abstehenden Stacheln gibt es Formen mit angepressten oder zu saftausscheidenden Drüsen umgebildeten Stacheln, sowie schliesslich ganz stachellose Arten. Die Zahl der kultivierten Arten aus dieser Tribus ist eine beträchtliche. L e u c h t e n b é r g í a x) p r í n c í p í s Hook, aus Mexiko zeigt eine selbst für Kakteen ganz ungewöhn» liehe Tracht. Die unten gelbborkige, später verholzende, bis 50 cm hohe Pflanze trägt auf einem zylindrischen Körper eine Anzahl dreiseitig»kantiger, spiralgestellter Warzen, die am Scheitel aus den Areolen 6 bis 14 linealische, lang zugespitzte, papier» ähnliche, biegsame, gekrümmte und gewundene, etwa 50 cm lange Anhängsel aufweisen. Die glänzend gelben Blüten gehen aus den Areolen hervor. Besonders stattliche, zylindrische oder kugelige, bis 3 m hohe Formen gehören der Gattung F e r o c á c t u s an, von denen F. W í s l í z é n í Engelm. von Cedros Island und Nieder=Kalifornien, F. a c a n t h ö d e s (Lem.) Britton et Rose ( = Echínocáctus cylíndráceus Engelm.) und F. L e c o n t é i (Engelm.) aus Kalifornien, Sonora, Utah und Arizona wegen ihres Reichtums an starken, nadelförmigen Stacheln in den Sammlungen als des «Teufels Nadelkissen“ (franz.s Pelote du diable) bezeichnet werden. Gym o c a ly c i um (E chínocáctu s)d enu d átu m (Link et Otto) Pfeiffer aus Südbrasi» lien, G. S pe g a z z í ní í Britt. et Roseu. a. besitzen gewundene, dem Körper angepresste Stacheln, ebenso G. M o n v í l l é í Pfeiffer, H o m a l o c é p h a l a (Echínocáctus) T e x é n s í s (Hopffer). Aus der Gattung Echínocáctus sind die sehr stacheligen E. Gr u » s ö n i i Hildmann und E. p o l y c é p h a l u s Engelm. zu erwähnen. Unter dem sehr bezeichnenden Namen „Bischofsmütze“ ist in den Sammlungen das vollkommen unbestachelte A s t r o » p h y t u m m y r i o s t i g m a (Salm=Dyck) Lem. aus dem nörd» liehen Mexiko mit nur 5 bis 6 (selten bis 10) Rippen öfters anzutreffen. Seltener ist das gleichfalls stachellose, aber mehr abgeflachte A. a s t é r í a s (Zuce.) Lem., sowie die beiden stacheligen A. c a p r i c ö r n e (Dietrich) und A. o r n á t u m (DC.) Weber in Kultur. Zur Tribus der C a c t á n a e gehören die beiden Gattungen D í s o c á c t u s Pfeiffer mit 7 Arten und M e l o c á c t u s ( = Cáctus), meistens kugelige oder kegelförmige, seltener kurzsäulenartige, rippentragende Formen, die im blühenden Zustande einen dichten, aus pferdehaarähnlichen Borsten gebildeten, zuweilen von Stacheln durchsetzten Wollschopf (cephálium) tragen, in dem die ziemlich kleinen, gewöhnlich karminroten Blüten sitzen. Die weichen, gleichfalls roten, keulenförmigen Beeren werden zuletzt von den Haaren herausgepresst. Die Gattung D í c o c á c t u s , die von K. S c h u m a n n als Subgenus von Echínocáctus angesehen wurde, besitzt ziemlich grosse, in der Nacht blühende Arten, die auf Brasilien beschränkt sind. Am bekanntesten dürfte D. p l a c e n t i f ö r m i s (Lehm.) Schum, sein. Die Blüten der Gattung Melocáctus sind kleiner und öffnen sich am Nachmittag. Es werden 18 Arten unterschieden, englisch als Turk ’s cap oder lurk ’s head (Türkenmütze), in Brasilien als cabeça de frade, auf Kuba und Portorico als melones bezeichnet, die teilweise ineinander über»*) *) Von F i s c h e r 1850 zu Ehren des Prinzen Eugène de B e a u h a r n a i s , Herzog von L e u c h t e n » b e r g und Prinz von Eichstätt, geb. 1781 in München, gest. 1824 in Paris, benannt.

695 gehen und im allgemeinen schwer zu kultivieren sind. In Amerika sind sie von Mexiko bis nach Chile und Brasilien verteilt, besonders stark aber in Westindien verbreitet. Lange Zeit war einzig M. c o m m u n i s Link et Otto ( = Cactus Melocactus L.) bekannt. Zu der neuerdings aufgestellten Tribus der C o r y p h a n t h ä n a e mit 15 Gattungen gehören Arten, die früher einerseits bei der Gattung Echinocactus, andererseits bei der Gattung Mammilläria untergebracht waren. Unverändert beibehalten ist die Gattung P e l e c y p h o r a 1) mit der einzigen Art P. a s e l l i f ö r m i s Ehrenb. in Mexiko. Die schräggestellten, seitlich zusammengedrückten, vorn gestutzten und gefurchten Warzen werden mit einem Beil oder mit einer auf dem Rücken liegenden Kellerassel verglichen. Aehnlich ist S o l i s i a ( = Pelecyphora) p e c t i n ä t a (B. Stein). Weitaus die Grosszahl (ca. 150) der bisherigen M a m m i 11 ä r i a *)*)Arten (Warzen-, Zitzen- oder Kugelkaktus) werden zu dem neuen Genus N e o m a m m i l l a r i a Britton et Rose zusammengefasst. Die meisten Arten zeigen einen meist niedrigen, kugelrunden, bis etwas abge­ flachten, keulen- oder kurzzylinderförmigen Körper, der dicht mit in Spiralen angeordneten, kegel- oder pyramidenförmigen, halbkugeligen oder Zitzenförmigen Warzen bedeckt ist. Die Areolen sind auf der Spitze der Warzen filzig und bestachelt (Stacheln ver­ schiedengestaltet, die Mittelstacheln zuweilen ge­ krümmt). Die gewöhnlich ziemlich kleinen, trichter­ förmigen, mit schuppenloser, kahler Röhre versehenen Blüten gehen aus den kahlen, wolligen oder borstigen Axillen hervor und sitzen oft kranzartig auf dem Scheitel des Körpers. Die Familie ist vor allem in Mexiko stark vertreten; immerhin kommen auch einige Arten im südwestlichen Nordamerika (Utah, Nevada), in Westindien (2), in Zentralamerika und in Venezuela (1) vor. Eine ganze Anzahl von interessanten, z . T. dicht stacheligen und wolligen Fig.2120. N e o m a m m i l l a r i a b o m b y c i n a (Quehl) Britton et Rose. (Federbusch-Zitzenkaktus) Formen werden in ZimPhot. Dr. W. K ü p p e r , München, mern in den Kakteenkästen als „Zwergkakteen“ von Liebhabern gehalten, so u. a. Neomammillaria macräntha (DC.), N. älegans (DC.), N. Haageana (Pfeiffer), N. dealbäta (Dietrich), N. Cetsiana (Lern.), N. spinosissima (Lern.), N. rhodäntha (Link et Otto), N. plumösa (Weber), N. mülticeps (Salm-Dyck), N. discolor (Haw.), N. elongäta (DC.), N. Pöttsii (Scheer), N. Bocasäna (Poselger), N. Schelhasei (Pfeiffer), N. bombycina (Quehl) Britton et Rose (Fig. 2120) usw. Zur Tribus der E p i p h y l l ä n a e zählen fast ausschliesslich epiphytisch (selten auch im Humus oder auf Felsen) wachsende, verzweigte, meistens stachellose Arten mit gegliederten, flachen, blattartigen Sprossachsen („Scheinblätter“) ; Areolen in den Kerben von kleinen, schuppigen Laubblättern gestützt, die grossen, regelmässigen oder i zygomorphen, trichterförmigen Blüten mit langen Staubblättern entwickelnd. Früher wurden einzig die beiden Gatlungen Epiphyllum ( = Zygocäctus) und Phyllocactus unterschieden, heute deren 9. Als dankbarer Winterblüher wird bei uns seit langem als Topfpflanze E p i p h y l l u m t r u n c ä t u m Haw. ( = Zygocäctus truncatus Schum.), der Gliederkaktus (Fig. 2121c), öftersangetroffen. Sprossachsen deutlich gegliedert, gabelig geteilt, zusammengedrückt blattartig, grün, am Rande zuweilen rötlich, gezähnt (die beiden vorderen am abgestutzlen Ende meist vorgezogen). Blüten aus den Kerben der jungen Glieder seitenständig, ansehnlich (9 bis 7 cm lang), meist prächtig karminrot (in der Kultur auch fleischfarben, rotviolett, orangerot oder weiss), unregelmässig, deutlich zweilippig; Oberlippe nach rückwärts geschlagen mit gerader Röhre und schiefer Mündung. Staubblätter gegen 100, aus der Blüte hervorragend; die äusseren der Röhre, die inneren dem Blütengrunde angewachsen, röhrig verbunden (Röhre durch einen häutigen Ring teilweise abgeschlossen). Diese im Staate Rio de Janeiro (Brasilien) epiphytisch lebende Art befindet sich seit ISIS in Kultur und zwar in vielen, z. T. hybriden Formen mit Selenicereus grandiflorus und Phyllocactus phyllanthoides (hierher auch E. Altensteinii Pfeiffer und E. Gibsönii). S c h e l l e nennt in seinem Handbuch der Kakteenkunde über 50 solcher Züchtungen. Zur Erzielung von starken und reichblühenden Formen werden die Pilanzen auf Stämme von Peireskia-, Opuntia» oder Cereus«Arten gepfropft, wodurch die beliebten Epiphyllumbäumchen entstehen.. *) Griech. nehrjxvs [pelekys] = Beil und yeQsiv [pherein] = tragen. *) Lat, mammilla = Brustwarze, Verkleinerungsform von mämma = Brust. *) Griech. cm [epi] = auf über und griech. Kerbelrübe, Knollenkerbel, Rübenkerbel, Napenkerbel, Kälberkern, Peperlein, Erdnuss2), Erd* kastanie2), Päperläppä, Rimperlimping, Pimperlipimp. Franz.: Carotte de Philadelphie, cerfeuil bulbeux. Fig. 2358, 2359 und 2360. Das Wort K e r b e l (althochdeutsch kervila) ist aus dem lateinischen cerefolium (dieses aus griech. ^cuQBcpvXXoy) entlehnt. Auch K e f e r f ü l l (Steiermark) ist eine solche Angleichung. Ob K ä l b e r k r o p f (nieder* deutsch Kalwerkropp) und K ä l b e r k e r n (z. B. bayerisch«österreichisch) wirklich zu „Kalb“ und „Kropf“ bezw. „Kern“ gehören oder ob ebenfalls Umdeutungen aus Kerbel, cerefolium vorliegen, soll hier nicht entschieden werden. Uebrigens gelten die genannten Namen auch für andere Chaerophyllum« und ebenso für Chaere* folium«Arten. In Oesterreich heisst die Pflanze auch P ö p e r U S a l a t , in Anhalt P ä p p e r l ä p p ä . Das schleswigische H e m m o c k geht auf das engl. Hemlock = Schierling zurück. Zu W e d d e l d u n g (Hannover) vgl. Cicula virosal Der in Brandenburg gebrauchte Name K ö p k e n («salat) geht vielleicht auf slav. „Kopr“ = Dill zurück (vgl. später unter Meum athamanlicum).

Pflanze 2* bis 3* (vielleicht gelegentlich auch mehr*) jährig, nach einmaliger Blüten» und Fruchtbildung absterbend, mit starkem, widerlichem Geruch, in der Tracht dem Conium maculatum ähnlich (das sich jedoch durch die kürzeren, weisslich=knorpelig=bespitzten Blattzipfel [bezw. »zähne], das Vorkommen einer gut ausgebildeten Hülle und die eiförmige, warzige Frucht leicht unterscheiden lässt). Wurzel knollig*verdickt (Fig. 2359), rübenförmig bis fast kugelig. Stengel meist 1 bis 2 m hoch, einzeln, aufrecht, hohl, stielrund (getrocknet sehr zart*gerillt), am Grunde von ziemlich (bis über 1 mm) langen, zurückgeschlagenen, auf Knötchen sitzenden, weissen Haaren borstig*zottig, unterwärts rot*gefleckt, oberwärts kahl, oft bläulich*bereift und schmutzigrot=überlaufen, ästig, unter den Knoten i deutlich angeschwollen. Laubblätter grasgrün, 2* bis 4=fach»fiederschnittig; die unteren gestielt, unterseits auf den Nerven (gleich dem Blattstiel und der Spindel) von d: abstehenden, langen (bis 2 mm), weissen Haaren borstig»zottig und oft auch am Rande fein*bewimpert, die oberen auf der Scheide sitzend und kahl. Abschnitte 1. Ordnung dreieckig * eiförmig, zugespitzt; Zipfel letzter Ordnung (wenigstens an den mittleren und oberen Laubblättern) schmal, voneinander entfernt, lan* zeitlich bis linealisch (an den obersten Laubblättern oft stark verlängert und sehr schmal, bis 1) Lat. bulbösus = zwiebelig, von bülbus = Zwiebel; ein schlecht gewählter Name, da die Wurzel knollig-rübenförmig, nicht aber zwiebelarlig ausgebildet ist. Richtiger wäre der von A le fei d vorgeschlagene Name Ch. rapaceum, von rapa = Rübe. *) Diese zwei Namen werden auch für Bünium Bulbocästanum L. gebraucht, welche Pflanze gleichfalls eine (kugelige) Knolle ausbildet, aber von Ch. bulbösum sich schon durch die gut ausgebildete Hülle unterscheidet.

999 fädlich), ganzrandig, spitz, mit einem feinen, weissen Spitzdien. Dolden mittelgross, die gut ausgebildeten mit ( 12 ) 15 bis 20 kahlen, sehr ungleididangen Strahlen. Hülle 0 oder gelegentlich 1® bis wenig ®blätterig. Hüllchenblätter etwa 5 bis 6 , das eine innere verkürzt, die übrigen linealisch®lanzettlich, schmal weisshautrandig, fein zugespitzt, kahl oder sehr spärlich borstig. Kronblätter weiss, kahl oder (selten) ausser im Mittelteil behaart, rundlich »verkehrt »eiförmig bis quer®elliptisch, etwa bis zur Hälfte 2 =lappig (mit breiten, rund® liehen, sich mit den Rändern deckenden Lappen), am Grunde plötzlich®zusammengezogen. Frucht linealisch=länglich bis schmal® eikegelförmig (Fig. 2358c, d), etwa 4 bis 6 mm lang und 1V2 bis 2 mm im grössten Querdurchmesser, so lang oder länger als ihr dünner Stiel, bei der Reife gelblich® und dunkelbraumgestreift. Griffel etwas länger als das niedergedrückte Griffelpolster, in stumpfem Winkel von einander abstehend. Fruchthalter an der Spitze sehr kurz»2 spaltig. — VI bis VIII. Sehr zerstreut und nur stellenweise (aber meist gesellig) zwischen Gebüsch, in feuchten Wäldern, an Waldrändern, Flussufern, an Grabenrändern der Flussmarschen, in Dünen® tälern, auf Kulturland, am Rande von Weinbergen, an Weg® rändern, steinigen Stellen; besonders auf leicht lehmigem Boden. Indigenat vielfach zweifelhaft, da die Pflanze oft angebaut wird und leicht verwildert (Kulturrelikt). Fehlt der Schweiz als wildwachsende Pflanze. In D e u t s c h l a n d vorzugsweise in den Tälern der grösseren Flüsse (an der Weser und Elbe abwärts bis zur Grenze des Brackwassers), sonst sehr zerstreut, im Küstengebiet zwischen Elbe» und Odertal selten und kaum beständig, den Alpen und ihrem nächstgelegenen Vorlande meist fehlend (so auch dem Breisgau)1) ; dagegen häufig in der Elsässischen Rhein» ebene und am Neckar, in Lothringen sehr selten. — In O e s t e r r e i c h verbreitet; in Ober» und Niederösterreich häufig bis in die Bergstufe; in Kärnten nur zwischen Osterwitz und St. Georgen und zwischen Glan» dorf und St. Donat; im Küstenland nur um Triest (S. Canziano, bei f i g . 2 35 8. C h a e ro p h y llu tn b u lb osu m Harfe am Wege von Dornegg nach Castelnuovo); in Tirol nur im L . a H a b it u s , b F r u c h t d ö l d c h e n . c u n d d Fru ch t, e Q u e rsch n itt du rch ein e Teiifrucht. Gebiete von Innsbruck und im Unterdnntal, angeblich auch bei Lienz. — In der S c h w e i z nirgends urwüchsig. Ehedem von Basel (nach C. B a u h i n ) und Bern (nach H a 11 e r), sowie mehrfach aus dem Jura (Önsingen, Laufenburg, Biberstein) angegeben; doch dürfte es sich (wie auch bei den meisten älteren Angaben aus Frankreich) nur um ver» wilderte Vorkommnisse (wenn nicht gar um Fehlbestimmungen) handeln. Im Kanton Zürich ehedem ver» schleppt oder verwildert (Wülflingen 1826, Neumünster bei Zürich 1876, W interthur?; die Angabe von Stäfa durch J. H e g e t s c h we i 1e r bei A. Kö 11 i k e r [1839] bezieht sich auf Ch. aureum); in Schaffhausen vorüber» gehend (1879/80) im Hofe des Gymnasiums verwildert. Angebaut noch neuerdings im Kanton-Solothurn. (Im benachbarten Eisass ist die Pflanze ziemlich verbreitet, im Hegau strahlt sie von der Baar her südlich bis zum Hohenstoffel aus).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g ; Mittel® und O steuropa: Nordost=Frankreich (Meurthe® et=Moselle, im Anschluss an das Elsass=Lothringische Areal), Deutschland (siehe oben), Oester® reich (vgl. oben), Ungarn, Siebenbürgen, nordwestliche Balkanländer, Donauländer, Russland; Kleinasien, Armenien, Kaukasien, die var. Prescottii auch in Sibirien. Für Belgien und Italien zweifelhaft, wohl nur angebaut und verwildert, wie auch noch in anderen Europäischen ') Die Angaben „verbreitet“ in N e u b e r g e r s Irrtum beruhen.

Flora von Freiburg i. B. muss wohl auf einem

1000 Ländern (z. B. in den Niederlanden und in SücLSchweden) und in Nord=Amerika. Früchte finden sich zuweilen in Europäischen Grassaaten.

Die

Die Art zerfällt in 2 Rassen: var. e u » b u l b ö s u m Hermann. Griffel seitlich abgebogen, meist n ur etwa x/a nun lang. Griffelpolster nach der Blüte von dem gekerbten Kelchsaume umgeben. Hüllchenblätter vorwiegend lanzettlich, langzugespitzt. So im Gebiet ausschliesslich. Nach der Ausbildung der Wurzel lassen sich 2 Formen unterscheiden: 1. f. s i l v e s t r e (Alef.) Thellung ( = Ch. rapäceum var. sil vestre Alef.), die Wildform, mit kleiner Knolle; 2. f. s a t i v u m Martens et Kemmler ( = Ch. rapäceum var. hortense Alef.), Kulturform, mit grösserer, zarter Knolle. Zu var. eubulbosum gehört wohl auch 3. f. b r a c h y c ä r p u m Lipsky (pro var., 1895). Frucht nur 3 1/» mm lang und 1*/s mm breit, eilänglich (Kaukasus). — Var. (?) P r e s c ö 11 i i l) (DC.) Hermann ( = C h. Prescottii DC., = Ch. rapaceum Prescottii Alef.). S i b i r i s c h e K e r b e l r ü b e . Griffel fast aufrecht, hornförmig, über 1 mm lang. Hüllchenblätter vorwiegend ver» kehrt »eiförmig bis eiförmig« lanzettlich, mit kurzer, aufgesetzter Spitze. Frucht länger und schmäler. Rübe gelbschalig. So in Russisch»Lappland (südwestlich bis zum TorneelfsGebiete, Kajana und Olonez), bei Haparanda auf Schwedisches Gebiet übergreifend, ferner im südöstlichen Russland und in Sibirien vom Ural bis zum Fig.2359. C h a e ro p h y llu m Altai; als verschleppt angegeben von Königsberg (Kaibahnhof, 1898). Näheres ü ber b u lb o su m L . Wurzelknolle diese oft als eine besondere Art aufgefasste Pflanze siehe bei F i s c h e r , M e y e r in der Seitenansicht und im Querschnitt. et L a l l e m a n t , Index IX seminum horti Petropolitani (1842) und in Linnaea XV III (1844), pag. 176. War seit 1852 (zuerst in Petersburg) kultiviert. Die rüben« oder knollenförmigen, 1 7» bis 10 cm langen und 2 '/* bis 6 cm dicken, graubraunen, aussen etwas ringwulstigen, einköpfigen Wurzeln besitzen ein weisses bis gelbliches Fleisch und einen zentralen, radial gestreiften Holzkörper (Fig. 2359). Sie zeigen einen süsslichen, aromatischen, an Kastanien erinnernden Geschmack; roh (nach dem Frost) schmecken sie wie Haselnüsse. Durchschnittlich enthalten sie 25 bis 3 2 °/o stick» stofffreie Extraktivstoffe (darunter 19,81 % Stärke und 1,8 °/o Zucker), 2,6 bis 4,6 °/o stickstoffhaltige Stoffe, 0,2 bis 0,4 °/o Fett, 6 6 % Wasser und 1,5 % Asche; in der stickstoffhaltigen Substanz sind 7 0 % Reineiweiss und 50 % Amide vorhanden. Die Wurzel der Sibirischen Kerbelrübe soll 17,3 % Stärke aufweisen, jedoch weniger angenehm (nach Pastinak) schmecken. Zufolge des ziemlich hohen Nährstoffgehaltes werden die Rübchen der wilden Pflanzen zuweilen im Frühsommer ausgegraben (z. B. bei Bernburg) und gekaut. Um Neusattel bei Ellbogen in Böhmen kommen sie als „Pimperl »Salat“ auf den Markt. Die Kultur, die nur in einzelnen Gegenden bekannt ist, ist 1« oder 2 jährig. Im ersten Falle muss in Reihensaat (Entfernung 20 bis 25 cm) im August bis Oktober mit frisch geernteten Früchten gesät (die Keimkraft hält nur 1 Jahr an!) werden; die Keimung erfolgt jedoch erst im Frühling des folgenden Jahres. Beim sog. „Stratifizieren® (von lat. strätum = Schicht) werden die Samen im Herbst schichtweise zwischen feuchte, sandige Erde oder zwischen reinen Sand in Blumentöpfe einge» schichtet und dann erst im März ausgesät. Am besten eignet sich für die Kultur ein leichter, sandiger, mit altem Mist vermischter Lehmboden in feftchter oder halbschattiger Lage. Im Juli stirbt das Kraut ab und die Rübchen können geerntet werden. Immerhin sollten diese, da sie durch ein längeres Liegen an der Luft schmackhafter werden, erst im Oktober oder November verspeist werden. Bei der zweijährigen Kultur geschieht die Aussaat gleichfalls im Herbst, jedoch breitwürfig oder in dichten Reihen, was dann im Juli eine Auspflanzung in 10 cm weiten Reihen bedingt. In diesem Falle erreichen die Rübchen die Grösse einer Pariser Karotte, andererseits kann die Vermehrung durch Auslegen von kleineren Rübchen im Oktober geschehen. Die gelagerten Kerbel» rübchen werden wie Kartoffeln abgekocht oder in Butler geröstet und als Beilage zu Spinat oder Kohl gegessen; die kleineren dienen auch zu Suppeneinlagen. Die etwas ertragreichere, aber weniger wohlschmeckende Sibirische Kerbelrübe kann wie Schwarzwurzel und Pastinak benützt werden. Für die Aufbewahrung in den Winter» monaten empfiehlt es sich (als Schutz gegen Mäuse) die Rüben mit einigen Stengeln der Gartenraute (Ruta graveolens) zu bedecken. Die jungen Pflanzen oder die geschälten Stengel finden stellenweise als Frühjahrs» kräutersuppe, Spinat, Wurzelgemüse, Salat oder Würze (besonders in der Moldau und Walachei) Verwendung. Das Kraut wird zuweilen (irrtümlich oder mit betrügerischer Absicht) statt Conium maculatum (dessen Eigen» schäften es in keiner Weise teilt) in den Apotheken geführt. Nach P o l s t o r f f soll es ein flüchtiges Alkaloid (Chaerophyllin) enthalten. Der Anbau der Pflanze scheint bis ins Mittelalter2) zurückzugehen (vielerorts ist er x) Nach John D. P r e s c o t t , einem wenig bekannten Botaniker, der 1837 in Petersburg durch Selbst» mord endete. 2) Dem klassischen Altertum scheint die Kerbelrübe fremd gewesen zu sein. T a b e r n a e m o n t identifiziert zwar die /j.vq(hs [myrrhis] des D i o s k u r i d e s auf Grund von dessen Beschreibung (.W urzel länglich, zart und wohlriechend, angenehm zu essen®) mit unserer Pflanze-, doch kann diese Annahme nicht aufrecht erhalten werden, da Chaerophyllum bulbosum weder in Griechenland noch in Italien wild wächst und D i o s k u r i d e s nichts von einem Anbau der Pflanze erwähnt.

1001 aber nachweislich sehr jungen Datums) und dürfte wohl durch die Klöster verbreitet worden sein. Es muss daher die Frage aufgeworfen werden, ob die als wild geltenden Vorkommnisse in Mittel-Europa nicht ursprünglich grösstenteils oder sämtlich auf ein Verwildern aus der Kultur zurückzuführen sind. In West» und Ostpreussen ist die Kerbelrübe als Gemüsepflanze ganz verschwunden. T a b e r n a e m o n t a n u s (15S8) nennt die Pflanze um Worms gemein; J. B a u h i n (1651) kennt sie aus dem Eisass (bei Ensisheim und anderwärts zwischen Mülhausen und Basel), von Speyer, Heidelberg, Wien (teilweise angebaut) und aus Ungarn, sowie aus dem Garten von Mömpelgard. Nach C l u s i u s , der sie in die Küche aufnahm, soll sie Kopfschmerzen verursachen. Neuerdings empfiehlt J. B e c k e r » Dillingen mit der Pflanze Züchtungsversuche anzustellen, wobei in erster Linie eine Vergrösserung der Wurzelknolle (schon jetzt gibt es solche von 150 bis 200 g Gewicht) angestrebt werden sollte. — Die Entwicklung der Pflanze (speziell der Knolle) geht nach I r mi s ch (vgl. D r u d e in den Nat. Pflanzenfamilien, pag. 70) in folgender Weise vonstatten. Die Samen keimen erst im Jahr nach der Fruchtbildung. Die beiden Keimblätter bilden durch das Weiterwachsen des ihnen gemeinsamen organischen Grundes eine ungewöhnlich lange, röhrige Scheide, unterhalb von deren Grund sich durch An» Schwellung die jugendliche Knolle bildet, in welcher sich auch die Leitbündel der Keimblätter vereinigen. An der Spitze der Knolle entwickeln sich dann aus dem Vegetationspunkt die Laubblätter, von denen zunächst meist nur eines über den Boden tritt, während die genannte Scheide zerrissen wird. Aus der Knolle treten Adventivwurzeln auf, während die lang=spindelförmige Hauptwurzel ihr Wachstum ein» stellt. Im Lauf des Sommers sterben die ober» irdischen Blattorgane a b ; die Knolle dauert mit einem Endknöspchen aus und treibt im zweiten oder dritten Jahre aus der Mitte der neu entwickelten Grund» blätter einen Blütenstengel, um nach der Fruchtreife als „monokarpische“ Pflanze abzusterben. Vielerorts erscheint die Pflanzein ursprüng» liehen Formationen, so in Mittel» und Ostböhmen in den Eichenniederwäldern, an der westpreussischen Ostseeküste in den Dünentälern, am Niederrhein und in Niederbayern im Ufergebüsch von Ainus gluti­ nosa, Salix daphnoides und S. cinerea, Humulus Lupulus, Clematis Vitalba, Viburnum Opulus, neben Urtica dioeca, Valeriana officinalis, Aegopodium Podagraría, Lythrum Salicaria, Filipéndula Ulmaría, Myosotis palustris, Galíum Aparíne, Carex acutí» formís, Glyceria iluitans, während sie andererseits vielerorts den Eindruck eines Kulturreliktes oder Gartenflüchtlings macht. Aus der Niederlausitz wird sie von den Weinbergen von Guben und Oegeln Fig. 2360. C h a e r o p h y l l u m b u l b o s u m L . P h o t. H a n s D o p f e r , M ü n c h e n , h a l b v e r w il d e r t a n e i n e r S t r a s s e . bei Pförten genannt, am letzteren Orte nach P. D e c k e r mit Geranium sanguineum und Alsine viscosa, im Eisass an Gräben und Wegen neben Sclerochloa dura, Polycnemum arvense, Dipsacus laciniatus, Anchusa Itálica, Centaurea Calcitrapa und C. solstítialís, Lactuca Scariola, Xanthium strumarium usw. In Mewe (Westpreussen) tritt Ch. bulbosum nach S c h o l z als höchst lästiges Getreideunkraut auf. Als Schädlinge erscheinen in den Dolden die Räupchen der Kälberkropfmotte ( D r e p r e s s ä r i a C h a e r o p h y l l i Hb.), seltener in den Fruchtstengeln die Larven des Lähmenden Walzenrüsslers (Léxus parapléctícus Fab.; von Blattläusen sind die Erbsenblattlaus (Aphis Pisi Kltb.) und die Mohnblattlaus (Aphis Papäveris Fb.) zu nennen, von Pilzen Erysibe Polygoni DC., Leptosphaéría doliolum Pers., Ophiöbolus porphyrögenus (Tode) und O. tenéllus (Auersw.), Pleöspora herbärum (P ers) und P. vulgáris Niessl, Caeóma Aegopödii (Rebent.), Puccinia Chaerophylli Purt. Die andromonoezischen Blüten zeigen eine ähnliche Verteilung der Geschlechter wie bei der vorigen Art.

1002

2016. Chaerophyllum aromaticum L. ( = Scändix aromatica Rohling [17961], W ahlenb. [1826], = Myrrhis aromatica Sprengel, = Selinum aromaticum E. H. L. Krause, = Scandix tinctöria Scop.?). W ü r z * K ä l b e r k r o p f , Mattenkerbel, Giersch*Engelwurz. Ital.j Mirride. Fig. 2320 a und 2361. Pflanze ausdauernd, mit gewürzhaftem Möhrengeruch, in der Tracht dem Aegopödium Podagräria sehr ähnlich, aber durch die lange, steife Behaarung, durch das Vorkommen eines reichblätterigen Hüllchens, durch den höheren Wuchs und das angenehme A rom a leicht davon zu unterscheiden. Grundachse schwärzlich, walzlich, im Alter oft mehrköpfig. Stengel aufrecht, bis 2 m hoch, ästig, stielrund, trocken ziemlich tief gerillt, unterwärts gleich den Stielen der unteren Laubblätter von langen (1 bis 2 mm), pfriemlichen, auf einem Knötchen aufsitzenden, zurückgeschlagenen, weissen Borstenhaaren h: dicht besetzt und oft rotfleckig, ober* wärts meist verkahlend (vgl. jedoch die var. brevipilum), unter den Gelenken angeschwollen. Laubblätter grasgrün, oberseits zerstreut*angedrückt=kurzhaarig bis kahl, unterseits wenigstens an den Nerven kurzborstig, 3= zählig* doppelt* bis 3* fach* fiederschnittig (nach der Spitze allmählich einfach * fieder* schnittig werdend), jeder der untersten Seitenabschnitte 1 . Ord* nung nicht viel kleiner als der Rest der Spreite. Abschnitte letzter Ordnung gross (meist 4 bis 7 cm lang und etwa V3 so breit), scharhabgegrenzt, elliptisch oder verkehrt*eiförmig, zu* gespitzt, am Grunde stielartig*zusammengezogen (die seitlichen oft schief und am Aussenrande herzförmig), am Rande fein* und gleichmässig * doppelt * gesägt. Untere Laubblätter lang* gestielt, obere kleiner und weniger zerteilt, auf der länglichen, breit=hautrandigen, an der Mündung oft bärtig*gewimperten Scheide sitzend. Dolden ziemlich gross, mit etwa 12 bis 2 0 kahlen Strahlen. Hülle normal fehlend oder aus vereinzelten, abfälligen Blättern gebildet. Hiillchenblätter zahlreich, breit* lanzettlich, breit=hautrandig, gewimpert (selten fast verkahlend), Fi g . 2361. C h a e r o p h y l l u m a r o m a ­ t i c u m L. a H abitus. b Z w i tt e r ig e , lang* und fein*zugespitzt, zuletzt zurückgeschlagen. Kronblätter c m ännliche Blüte, d Fru ch t. weiss, kahl, klein (die grössten etwa 1 mm lang), nicht strahlend, verkehrt=eiförmig, etwa bis zu 1/s 2 *lappig, mit sehr schmaler (wegen des Uebereinander* greifens der Lappen schwer erkennbarer) Ausrandung, am Grunde plötzlich=2Usammengezogen. Früchte einzeln oder nur zu wenigen in jedem Döldchen entwickelt, länglich*kegelförmig, am Grunde zuweilen verdünnt, 8 bis 13 mm lang, bis 3 mm im grössten Querdurchmesser, so lang oder länger als der schwach verdickte Stiel, gelbbraun, mit dunkleren (den Tälcben entsprechenden) Längsstreifen. Griffel fädlich, doppelt* bis 3=mal so lang als die Aussenfläche des Griffelpolsters, zuletzt fast wagrecht nach aussen gebogen, mit kopfiger Narbe. Frucht* halter an der Spitze 2 =spaltig. — VI bis VIII. Selten (und nur im östlichen Gebiet) in schattigen, feuchten Laubwäldern und Ge* büschen, an Wiesengräben, in Grasgärten, an Bächen, in Auen, Brüchen, in Waldschluchten, selten auch an Bahndämmen (im südlichen Mähren) und ruderal. Im Lausitzer Gebirge (jeschken) bis 700 m ansteigend. Mit Vorliebe auf kalkarmer Unterlage. In D e u t s c h l a n d in Ostpreussen (ziemlich verbreitet), in Westpreussen (zu beiden Seiten der Weichsel häufig, aber dann weiter nach Westen nur im Kreise Flatow [Zakrzewker See] und Deutsch«Krone [Plietnitz],

1003 bei Danzig kaum mehr), in Posen (zerstreut), vereinzelt in Brandenburg (Landsberg a. W., Driesen, Frankfurt a. O., Sdiermeissel [Teichstrauch], Tzschetzsdmow, Luckau), in Schlesien (ziemlich verbreitet bis ins mittlere Vorgebirge, im westlichen und nördlichen Teil seltener), in Sachsen (Elbhügelland, Elbsandsteingebirge, Lausitz, östliches Erz» gebirge bis 500 m), im östlichen Thüringerwald (auf den Grauwacke »Tonschiefern bis zur Schwarza, so bei Leutenberg, Lehesten, Wurzbach, Bubak a. S., Eiba bei Saalfeld, Weissbach bei Schwarzburg) und sehr selten im Bayerischen Wald (einzig am Chambufer bei Furth i. W. und in Esdilkam); die Angabe vom Kreuzberg in der Rhön ist zweifelhaft. — In O e s t e r r e i c h in Böhmen, Mähren und Schlesien ziemlich verbreitet (besonders in den Gebirgen), in Niederösterreich (im Granitplateau des Waldviertels, im Gebiete des Wiener Sand» Steins, namentlich im Wiener Walde, dann längs der Liesing, Mödling, Schwechat, bei Petersbaumgarlen, Glogg» nitz), in Untersteiermark (angeblich zwischen Cilli und Tüffer) und in Krain. Fehlt in Kärnten, Oberösterreich (?), Salzburg (angeblich im Lungau, aber von zweifelhaftem Indigenat); die Angabe aus Tirol (Fassa) ist irrtümlich. — Fehlt der S c h w e i z vollständig) die alte Angabe von Balgach im St. Galler Rheintal (durch Dr. C u s t e r ) ist sicher irrtümlich. — Selten in Gärten gezogen.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Oestliches Mittel* und Südeuropa: Ost * Deutschland und Oesterreich (s. oben), Nordost * Italien, Ungarn bis zu den Karpaten, Siebenbürgen, Donau* länder, Mazedonien, Griechenland, Mittel* und Süd «Russland (nordwestlich bis Estland, Ingrien und zum Onega*See); als Ankömmling in England. Eine verwandte Form (Ch. Atlan* t i c u m Cosson ex Battand.) im Marokkanischen Atlas. Zerfällt in 2 Rassen (oder Unterarten?): var. l o n g i p i l u m Thellung. Stengel unterwärts (gleich den Blattstielen) mit sehr langen (bis über 2 mm), weissen, pfriemlichen, auf einem Höcker sitzenden, zurückgeschlagenen Borstenhaaren h dicht besetzt, oberwärts kahl. So bei uns wohl ausschliesslich. Zu dieser Rasse gehört vermutlich: f. c i n e r ä s c e n s Borbäs (pro var., 1893). Laubblätter unterseits deutlich grauflaumig. (Aus Ungarn beschrieben). — var. b r e v i p i l u m Murbeck ( = Ch. brevipilum Rohlena). Stengel (bis zur Spitze) gleich den Blattstielen von kurzen (etwa V2 mm langen), i angedrückten, weichen Haaren dicht feinflaumig. Bosnien, Herzegowina, Montenegro, Griechenland und wohl noch anderwärts auf der Balkanhalbinsel, in diesen Gebieten häufiger als der langbehaarte Typus. Die schattenliebende Humuspflanze ist in Deutschland auf die östlichen Teile beschränkt, um in Branden» bürg, Thüringen und im Bayerischen Wald die Nordwestgrenze zu erreichen. An der Westgrenze dürften jedoch verschiedene Vorkommnisse anthropogen bedingt sein. In Oesterreich ist sie besonders in Böhmen, Mähren und Schlesien und in Niederösterreich verbreitet und zwar mit Vorliebe in den gebirgigen Teilen. Im Thüringer Wald gehört sie nach D r u d e wie Cirsium heterophyllum, Senecio crispatus, Aruncus Silvester, Thalictrum aquilegifolium und Cytisus nigricans zu jenen Arten, deren Areal den Thüringer Wald mit dem Böhmerwald und Erzgebirge verbindet, während sie dem Harz und dem Weserbergland fehlen. In West« preussen bildet die Weichsel wie für Euonymus verrucosa eine Grenzscheide. In Mähren (Schnobolin bei Olmütz, um Zwittau) erscheint die Art auch apophytisch, so auf Bahndämmen mit Eryngium campestre, Herniaria glabra, Scabiosa ochroleuca usw. — Die Blüten sind gleichfalls andromonözisch (Fig. 2320 a). Jedes Döldchen zeigt eine mittelstär.dige echte Zwitterblüte, die von etwa 20 scheinzwilterigen Blüten umgeben wird j letztere werden wiederum von 3 bis 5 echten proterandrischen Zwitterblüten umrahmt. Von parasitischen Pilzen werden Diplonaevia Chaerophylli Rehm, Erysibe Polygoni DC., Pezizdla Saxönica Rehm (Ascomycetes), sowie Caeöma Aegopödii (Rebent.) und Puccinia Chaerophylli Pur!., von Zoocecidien Macroläbis corrügans F. Löw genannt.

2017. Chaerophyllum aüreum L. ( = Myrrhis aurea All., = Scändix aurea Roth, = Selinum aureum E. H. L. Krause, — Bellia auräta Bubani, = Myrrhis odoräta Baumg. nec Scop., = Ch. bulbösum Hegetschw.l apud Kölliker 1839 nec L.). G o l d f r ü c h t i g e r Kä l b e r k r o p f . Ital.: Finocchiella batarda. Fig. 2362 bis 2364. Pflanze ausdauernd, beim Zerreiben mit möhrenartigem Geruch, in der Tracht dem Wiesenkerbel (Chaerefolium silvestre) sehr ähnlich und von den Sammlern vielfach mit ihm verwechselt (die letztere Art unterscheidet sich jedoch zur Blütezeit leicht durch den stets ungefleckten Stengel, durch die kürzeren, breiteren und plötzlicher zugespitzten Hüllchenblätter und namentlich durch die an der Spitze kaum merklich [höchstens sehr seicht und breit] ausgerandeten Kronblätter ohne eingeschlagenes, schmales Läppchen, zur Fruchtzeit durch die unterwärts völlig rippenlose und glatte [nur am Schnabel gerippte] Frucht). Erdstock knorrig*

1004 holzig, schwarzbraun, ästig, befasert, im Alter mehrköpfig. Stengel etwa 60 bis 130 cm hoch, auf* recht, markig oder eng=hohl, unterwärts kantig»gefurcht, oberwärts zartgerillt, unter den G elenken etwas angeschwollen, am Grunde (und oft auch an den Knoten) fast stets von langen (etwa l 1 /2 bis 3 mm), weissen, pfriemlichen, zurückgeschlagenen Haaren borstig=zottig und ausserdem b is gegen die Spitze von sehr kurzen, rückwärts»angedrückten Haaren feinflaumig (vgl. jed och die Abarten), fast stets rotgefleckt (oder unter* wärts robüberlaufen), ästig. Laubblätter (wenig* stens oberseits) mattgrün, weich, im Umriss drei* eckig, 3* bis 4 * fach * fiederschnittig ; die unteren gestielt und oft (gleich den Stielen) dichtbehaart, die oberen auf der Scheide sitzend und m eist kahler. Abschnitte 1 . Ordnung im Umriss drei* eckig-eiförmig, zugespitzt. Abschnitte letzter O rd * nung undeutlich =abgegrenzt, eiförmig * lanzettlich bis lanzettlich, sichelförmig»aufwärtsgebogen, aus* gezogen»zugespitzt, am Grunde fiederig* einge* schnitten, nach der Spitze immer seichter g esä g t; Sägezähne aufwärts»gekrümmt, dreieckig »eiförmig bis dreieckig »lanzettlich, in ein feines, weisses Spitzchen endigend, am Rande fast stets anliegend* gewimpert. Dolden ziemlich gross, gedrungen, di gewölbt, vor dem Blühen nicht überhängend, mit 10 bis 15 und mehr kahlen Strahlen; H ülle fehlend oder gelegentlich 1 » bis 2 »blätterig, hin* fällig. Hüllchenblätter 5 bis 10 , lanzettlich, lang* zugespitzt, etwa so lang wie die Döldchen (zur Blüte* zeit),breit=hautrandigundweichhaarig»gewimpert,zu* letzt zurückgeschlagen. Kronblätter weiss, kahl, breit« verkehrteiförmig $ die grössten (kaum strahlend) bis gegen 2 mm lang, tief» (bis zur Hälfte oder bis H g . 23 62. C h aero p h y llu m aureum L. a H abitus. b und c Einzelne Blüten, d F ru ch td o ld e, e F r u c h t v o n der zum vorderen Drittel) und schmabausgerandet (die Se it e . / F r u c h t q u e r s c h n i t t . — v a r . t e n u i s e c t u m T h e ll u n g . Ausrandung wegen des Uebereinandergreifens der g Teil eines L a u b b la tte s. Lappen leicht zu übersehen 1), auf der Innenseite mit einem aus der Ausrandung entspringenden, lanzettlich=pfriemlichen, etwa 1/o der Länge des Kronblattes erreichenden, eingeschlagenen Läppchen versehen, am Grunde plötzlich in einen kurzen Nagel zusammengezogen. Frucht etwa (6 ) 8 bis 11 ( 12 ) mm lang, H/s bis 2 1/2 mm im grössten Querdurchmesser, länger als ihr Stiel, länglich=kegelförmig, nach dem Grunde öfter verdünnt, gelbbraun, gewürzhaft riechend. Griffel mindestens doppelt so lang als das zwiebelförmige Griffelpolster, zuletzt wagrecht bis zurückgebogen. Fruchthalter an der Spitze kurz zweispaltig. — VI bis VIII. Ziemlich selten (und vorzugsweise in den Gebirgsgegenden) an schattigen oder feuchten Stellen, in Gebüschen, an Waldrändern, in Bergwäldern, an feuchten Gräben, in Seeriedern, an Ufern, am Rande von Kanälen oder Wiesen in dichten Streifen, in Hecken (mit dem Rückgang derselben seltener werdend), an Ackerrändern, auf Schutt, im Gebirge auch in offenen Wiesen und um Heuhütten. In D e u t s c h l a n d nicht selten im südlichen Gebiet rechts des Rheins (in den Alpen bis 1400m an» steigend) [im Eisass, nur (angeblich) im oberen Sundgau im Juragebiet; fehlt den Vogesen und der Rheinebene], ebenso in Mitteldeutschland in den Herzynischen Gebirgen vom Erzgebirge (abwärts bis Meissen) bis zur Rhön und

1005 bis zum Harz, zerstreut in der Pfalz und im unteren Nahetal, selten am Mittelrhein und im unteren Mosel« gebiet; im übrigen Gebiet sehr selten und meist nur unbeständig, so im Nordostdeutschen Flachlande (früher [ob ursprünglich?] bei Frankfurt a. O.), auch in Sdilesien neuerdings nicht mehr gefunden. — In O e s t e r r e i c h verbreitet (fehlt nur in Schlesien); auch im Küstenland in höheren Lagen nicht selten, in Südtirol (Campiglio) bis 1515 m aufsteigend. — In der S c h w e i z verbreitet (fehlt nach R h i n e r [1897] nur dem Kanton Genf); im Wallis zwischen 500 und 1800 m (im benachbarten Piemontesisdien Aostatal bis 2000 m), im Tessin zwischen 900 und 1400 m, im Berner Oberland (bei Mürren) bis 1630 m, im Kanton Glarus bis 1600 m, im Ober« Engadin (Schlarigna) bis 1720 m, im Puschlav bis 1 1 1 0 m, im Neuenburger )ura bis 1550 m ansteigend.

Allgemeine Verbreitung: NorcbSpanien, Frankreich, Italien, Mittel» Europa (vgl. oben), Ungarn, Siebenbür» gen, Donauländer, nördliche Balkanstaaten, Mazedonien, Griechenland, Süd=Russland; Kaukasus, Persien; verschleppt in England. Die Art ist einigermassen veränderlich. Zuweilen findet sich (abnormerweise) eine mehr« blätterige Hülle ausgebildet: f. i n v o l u c r ä t u m Lecoq et Lamotte (pro var., 1847). Im übrigen lassen sich folgende Abarten unterscheiden: a) Laubblatt«Abschnitte letzter Ordnung verhältnissmässig breit und gedrängt, sich nahezu berührend, ihre Zipfel bezw. Zähne ziemlich breit, nach der Spitze des Abschnittes hin gebogen: 1. var. g e n u i n u m Pospichal [pro forma] ( = var. incänum G. F. W. Meyer 1836? [nomen nuduml], = ß maculätum Lecoq et Lamotte 1847? [sine descr., cum syn. Ch. maculatum Willd.], Lamotte 1877 [ex descr. 1], nec Hagenb. 1843). Stengel am Grunde zottig=borstig, darüber (meist bis über die Mitte) feinflaumig. Laubblätter beiderseits matt, unterseits ± dicht behaart. So weitaus am häufigsten. Hieher 2 abweichende Form en: f. m ä i o r Prohaska [pro var.] ( = Ch. bulbosum Prohaska olim nec L.). Stengel dick, rot=gefleckt, unter den Gelenken steifborstig. Aus Kärnten beschrieben, daselbst früher für Ch. bulbosum gehalten. — f. h i r s ü t u m Beauverd [pro var.]. Pflanze kleiner als der Typus. Stengel und Laubblätter wimperigalanghaarig. (Hie und da.) — 2 . var. d e n u d ä t u m (Schübler et Martens) Thellung ( = Myrrhis aurea ß denudata Schübler et Martens). Stengel nur flaumig (nicht steifhaarig). Aus Württemberg beschrieben. — 3. var. g l a b r i ü s c u l u m Koch [1S57] ( = f. glabriusculum Pospichal, = Myrrhis aurea var. glabriuscula Ascherson et Kanitz, — Ch. hybridum Ten., = Ch. aureum b. hybridum Fiori et Paoletti, = Ch. maculatum Willd., = Myrrhis maculata Sprengel, = Ch. aureum ß maculatum Hagenbach [1843], Boiss., = f. Ch. macu« latum Beck, Fiori et Paoletti, = Myrrhis aurea var. maculata K. Maly [1908], = Ch. monogönum') Kit., = Ch. monögynum et Ch. monögamum [sphalm.l] auct., = Ch. conspörsum Rchb., = Anthriscus rupicola Godet). Stengel nur am Grunde borstig, sonst kahl. Laubblätter unterseits glänzend, nur hier und am Rande zerstreut behaart. Hie und da, anscheinend vorzugsweise im östlichen und südöstlichen Gebiet. [Nach den Siebenbürgischen Schriftstellern ( S c h u r , S i m o n k a i ) wäre Ch. maculatum Willd. (mit den Synonymen Ch. aureum Baumg. et auct. Transsilv. nec L., = Myrrhis aurea Czetz nec Sprengel, = M. odoräta Baumg. nec Scop.) eine eigene, von Ch. aureum verschiedene A rt; die Beschreibungen lassen jedoch keine wesentlichen Unterschiede erkennen.]— 4. var. g l ä b r u m Koch [ex descr., excl. syn.] ( = Ch. aureum f. Ch. monogönum Beck). Stengel und Laubblätter völlig kahl [ob wirklich auch der Rand der Blattzipfel unbewimpert?]. Nach W o h l f a r t h z. B. über Vela«Utzka und am Monte Maggiore im Küstenlande, nach M u r r bei Feldkirch in Vorarlberg. Von der vorhergehenden Abart wohl nur als extreme Form verschieden. x) Von griech. /uovos (mönos) = Aesten der Pflanze.

einzeln und yoiv ia (gonia) = Winkel, Kante; nach den 1»kantigen

1006

b) Laubblatt«Abschnitte letzter Ordnung schlanker, weiter von einander entfernt (meist minde um die Hälfte ihrer Breite), ihre Zipfel bezw. Zähne schlanker ( ± lanzettlich), ziemlich gerade, etwas spreizend: 5. var. t e n u i s e c t u m Thellung. Fig. 2362 g. Parallelform zu Chaerefölium silvdstre var. atpinum. Be» haarung der var. genuinum. Bisher nur im Gebiet der Grigna am Comersee, doch wohl auch anderwärts im südlichen Gebiete aufzufinden. Chaerophyllum aureum zeigt seine grösste Verbreitung in den Mittelgebirgen sowie in der montanen Stufe der Alpen und Voralpen, wo die Pflanze auf feuchtem wie auf trockenem Boden auftritt. In den Alpentälern wird sie auf Frischwiesen gelegentlich tonangebend, so ob Berchtesgaden bei zirka. 900 m in Gesellschaft von Tragopogon pratensis, Buphthalmum salicifolium, Centaurea Scabiosa, Scabiosa Columbaria, Alectorolophus hirsutus, Festuca pratensis usw., auf gedüngten Wiesen mit Poa trivialis und Taraxacum officinale. In den Sudeten» ländern beherbergen die prächtigen Plateauwiesen des Radelstein neben Ch. aureum verschiedene Orchideen (Orchis masculus, O. globosus, O . sambucinus und O. maculatus, Gym« nadenia conopea), ferner Lilium Martagon, Anemone patens, Trollius Europaeus, Potentilla alba, Pulmo» naria angustifolia, Centaurea montana und Hypochoeris maculata, andere zeigen Orchis ustulatus, Trifolium spa» diceum, Scorzonera humilis usw. In den Südalpen ist Ch. aureum auch in den trockenen, ebenso auf gedüngten Wiesen mit Poa trivialis und Taraxa» cum und in der HaselstrauchForma« tion vertreten. Hinsichtlich der Boden» unterläge ist die Pflanze wenig wählerisch. Das aromatisch riechende und ziemlich nährstoffreiche Kraut wird von Kühen — besonders im jungen Zustand — gern aufgesucht. Die heudürre (Wassergehalt 14,3 °/o) Substanz enthält 14,3 °/o Roheiweis, 3,5 % Rohfett, 36,7 °/o stickstofffreie Fi g . 23 64. C h a e r o p h y l l u m a u r e u m L., b e i M ü n c h e n . P h o t . c a n d . m e d . M e t a L u t z u n d D r . G. H e g i , M ü n c h e n . Extraktivstoffe, 14,1 °/° Rohfaser, 17,1 °/o Asche ~(0,89 °/o Phosphor» säure, 7,79 °/o Kali, 2,56 °/o Kalk und 6,31 % Magnesia). Im Lötschental (Wallis) werden die Pflanzen nach S t e h l e r mit der Sichel sorgfältig geschnitten („Chruten“) und dann unter den Vordächern der Scheunen und Wohnhäuser getrocknet. In vorlinneischer Zeit erwähnt sie T h a l (1588) in seiner Harzflora als Apium silva» ticum. Die Blüten sind wie bei den anderen Arten der Gattung andromonoezisch, die Zwitterblüten proterandrisch. Die oft gut kenntliche Gipfelblüte kann nach W y d l e r nach der Formel KeCeAeGs gebaut sein. Audi sind durchwachsene Dolden und Blüten mit 8 Narben beobachtet worden. Von Pilzen werden Puccinia Chaerophylli Purt., Erysibe Polygoni DC., Phyllachöra Morthi£ri Fuck. und Pyrenopeziza Chailldtii Fuck. ge» nannt. Diese Art ist wie die übrigen der Gattung nach W. K i n z e l als Dunkel»Frostkeimer anzusprechen.

2018.

Chaerophyllum hirsütum L. ( = Scandix hirsuta Scop., =

Myrrhis hirsuta All.,, Rhynchostylis hirsuta Tausch sec. Ind. Kew., = Ligüsticum hirsutum Crantz sec. Ind. Kew., = Bellia hirsuta Bubani, = Ch. palüstre Lam., = Myrrhis palustris Delarbre, — Ch. Cicutäria [Vill. ampl.] Rouy et Camus). B e r g =K ä l b e r k r o p f , Wasserkerbel, Bergkerbel, Bergschierling» Rosskümmel (Schweiz), Grosswedendünk. Franz.: Grand cerfeuil d’eau; ital.: Scandice pelosa. Taf. 192, Fig. 4 ; Fig. 2365 bis 2375. Die schweizerischen Benennungen B a n g e l e , B u g g e 1e , B a g g o d e gelten für verschiedene Dolden» gewächse (vgl. Chaerefölium silvestre pag. [1017], Angelica silvestris). Zu K a l b e r k e r n (Böhmerwald), K a l » w e r k r o p p (niederdeutsch) vgl. Ch. bulbosum (pag. 998). Zu S c h i e r l i c h , W u t s c h e r l i c h (Gesenke), W i n t s c h k e r l i c h (Schlesien) vgl. Cicuta virosa. Auch als C h r i s t i n e n k r a u t (Riesengebirge), P e t e r l i » g r a s (Zürichsee), W a s s e r p e t e r l i (Wallenstadt), S c h w e l l k r a u t (Appenzell) wird die Pflanze bezeichnet.

1007 Pflanze ausdauernd, mit einem an Reinetten*Aepfel erinnernden Geruch. Grund* achse walzlich, gegliedert, mit langen, zaserigen Faserästen besetzt, ästig, braun, zuletzt mehr* köpfig. Stengel (6 ) 20 bis 120 cm hoch, aufsteigend bis aufrecht, dick, röhrig, glänzend, stielrund, gerillt, abstehend*rauhhaarig bis kahl, oberwärts ästig, unter den Gelenken nicht oder kaum verdickt. Laubblätter im Umriss breit*3*eckig bis *5*eckig, 3* bis 4*fach*fiederschnittig, oft fast 3*zählig * zerschnitten, meist grau* oder trübgrün, unterseits häufig glänzend, gleich dem Stiel i borstig*behaart oder flaumig bis kahl 5 die unteren langgestielt, die oberen oft auf der Schieide sitzend. Dolden ansehnlich, gedrungen, öfter gewölbt, vor dem Aufblühen überhängend, mit 10 bis 20 (meist 15) kahlen (oder bei der subsp. Villärsii kurzborstlich be* haarten) Strahlen. Hülle (normal) fehlend oder aus 1 bis 2 abfälligen Blättern gebildet. Hüll* chenblätter 5 bis 10, lanzettlich, langzugespitzt, sehr ungleich, am Rande schmäler* oder breiter häutig und zottig*gewimpert, zuletzt zurückgeschlagen. Kronblätter verkehrt=herz* förmig, an der Spitze verhältnismässig wenig tief (etwa bis zu x/4 oder l/3) ausgerandet (das F i g . 2 3 6 5. C h a e r o p h y l l u m h i r s u t u m L. S c h e m a d e r V e r ­ z w eigu n g d es S tengels und d er A rt der Z e n e ilu n g der Laub blätter. eingeschlagene Läppchen ziemlich kurz), am a v o n s u b s p . C i c u i a r i a (Vill.) B r i q m t, b v o n s u b s p . V i l l a r s i i (Koch) Briquet, c v o n subsp. e l e g a n s (Schieicher) Briq u et (n ach Rande d: dicht bewimpert (zuletzt zuweilen B e a u v erd ). verkahlend), weiss oder (nicht selten) rosa bis hellpurpurn. Frucht (Fig. 2366) länglich*kegelförmig bis fast linealisch, nach der Spitze allmählich verjüngt, (4) 6 bis 13 (20 ) mm lang und 1 bis gegen 3 mm im grössten Querdurchmesser, so lang oder länger als ihr Stiel, bei der Reife gelb* oder graubraun, die hellen Rippen etwa so breit wie die dunkleren Tälchen. Griffel* polster kegelförmig, allmählich in die meist mindestens doppelt so langen, steifen, aus aufrechtem Grunde nur wenig spreizenden (in einem spitzen Winkel von einander ab* stehenden) Griffel verschmälert. Fruchthalter an der Spitze 2 *spaltig oder bis fast zum Fig. 2366. C h a e r o p h y l l u m h i r s u t u m L . F r u c h t un d F ru ch th a lte r Grunde 2 *teilig (Fig. 2366). — V bis VIII. v o n d e r S c h m a l - u n d v o n d e r B r e i ts e i t e , a und b von subsp. C i c u t a r i a (Vi ll.) Br iq . v a r . t y p i c u m B e c k , c v o n v a r . u m b r o Nicht selten an feuchten, schattigen s u m (Jo rd a n ) Beck, d v o n var. C a l a b r i c u m (G uss.), e v on var. Sabaudum Beauverd, / von s u b s p . V i l l a r s i i ( K o c h i B r iq . Orten, an Ufern, in nassen Wiesen, in Hoch* (var. cicu ta riiio rm e Beau verd), g vo n subsp. e l e g a n s Staudenfluren usw. ; von der Ebene bis ins (S c h le ic h e r) Briq. (n a c h B e a u v e r d ) . Hochgebirge. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Gebirgsgegenden von Mittel* und Südeuropa (von Spanien, Frankreich und Deutschland bis Polen und Süd*Russland) ; Kaukasus. Die Art ist ziemlich formenreich. Vgl. über ihre Gliederung besonders! J. B r i q u e t in Annuaire du Cons. et Jard. bot. Genève IV (1900), pag. 193 bis 196 und in Schinz und Keller, Flora der Schweiz 2. Aufl. I (1905), pag. 353, II (1905), pag. 162; G. B e a u v e r d in Bulletin de l’Herbier Boissier 2 e sér. II (1902), pag. 709 bis 732 und in Bulletin de la Murithienne. XXXII (1903), pag. 55 bis 58; E. Bur n a t , Flore des Alpes Maritimes. IV (1906), pag. 64 bis j 2. Die 3 hier als Unterarten behandelten Sippen werden von den meisten Floristen bis in die neueste Zeit spezifisch getrennt; doch lassen sich, wie schon C a r u e l (in Par« latore, Flora Italiana, VIII, 2 [1889], pag. 374) und neuerdings B r i q u e t und B u r n a t hervorheben, bei der

1008 Durchsicht eines reichen Materials, zumal aus den Südalpen, keine scharfen und durchgreifenden Unter» scheidungsmerkmale finden. Selbst der Unterschied in der Ausbildung des Fruchthalters ist nicht ausnahmslos ausschlaggebend (vgl. subsp. Villarsü var. Magellense), ganz abgesehen davon, dass er nur an reifem Frucht» material mit Sicherheit festzustellen ist ’). Ueber Unterschiede in der anatomischen Beschaffenheit der Frucht» wand zwischen den einzelnen Unterarten und Rassen vgl. B r i q u e t bei B u r n a t a. a. O. (1906), pag. 69/70 Fussnote. — Bei verschiedenen Rassen kommen ab und zu rosa bis hellpurpurne Kronblätter vo r: f. r o s e i « f l ö r u m DC. (pro var.) ( = var. röseum Koch, Goiran, = Rhynchostylis hirsuta ß rosea Tausch ex Bede). 1 . Laubblätter fast 5 zählig zusammengesetzt (jeder der untersten Seitenabschnitte 1 . Ordnung fast so gross wie der Rest der Spreite); Abschnitte und Lappen letzter Ordnung meist breit und ziemlich genähert, mässig tiehein* geschnitten (Fig. 2365 a und 2374 a, b). Fruchthalter meist etwas ü b e r dem Grunde am dicksten (nach beiden Enden verjüngt), nur an der Spitze oder etwa bis zu V s 2°spaltig (Fig. 2366 a bis e). Frucht bis 12 mm lang. Untere Stengelblätter langgestielt; Scheide der oberen 1 bis 5 cm lang. Pflanze rauhhaarig»borstig bis kahl. Dolden zur Blütezeit verhältnismässig klein und (namentlich die seitlichen) stark gewölbt. I. subsp. Cicutäria2) (Vill.) Briq. 1905 ( = Ch. hirsutum L. pro parte, Jacq., DC. Prodr., Koch, Rchb., Gren. et Godron, Garcke, Boissier, Drude et auct. mult., = Myrrhis hirsuta Sprengel [sens. strich], Aschers, et Graebner, = Ch. hirsutum a typicum Fiori et Paoletti nec Bede, = Ch. Cicu» taria Vill. [nec Rchb.], = Ch. hirsutum var. ß Gmelin, = ß Cicutaria Gaudin [ampl.], Briq., = Myrrhis Cicutaria Sprengel, Colla, = Anthriscus [?] Cicu» taria Duby pro parte [quoad syn. Vill.], = Myrrhis palustris Delarbre sens. strict. sec. Lecoq et Lamotte, = Ch. hirsutum ß minus Lapeyr. 18131, = ß elätius Fig. 2 367 .

Roth 1827> = Ch- PÜmilum Wierzb. sec. Neilr., = Selinum Köchii8) E. H. L. Krause, = Ch. Villärsii Schur et auct. Transsilv. nec Koch, = Ch. älegans Salzer, Schur, nec Gaudin). — Meist gesellig in feuchten und schattigen Wiesen, Baumgärten, an kräuterreichen, sumpfigen Stellen längs Bächen und Flüssen, auf nassen Bergwiesen, an Quellen, in Waldschluchten, in Wald» sümpfen, Erlenmooren, an morastigen Stellen der Viehweideplätze, zwischen alpinem Buschwerk, auf Heideland. C h aero p h y llu m

Br iq ., in d e n S u d e t e n .

h irsu tu m

L.,

s u b s p . C i c u t a r i a (Vill.)

P h o t. Josef O s t e r m a i e r , D resd en .

') An jungen Früchten ist der Fruchthalter auch bei der subsp. Cicutaria — unter Anwendung einer gewissen Gewalt — fast bis zum Grunde spaltbar, während bei der subsp. Villarsü die Trennung in die beiden Schenkel bedeutend leichter und spontaner erfolgt. — In der Schweiz scheinen keine eigentlichen Liebergänge zwischen subsp. Cicutaria und Villarsü vorzukommen. Selbst da, wo die beiden Unterarten, wie bei Arosa in Graubünden, häufig neben« und durcheinander wachsen (an feuchtschattigen Wegböschungen mit beginnender Hochstaudenvegetation) und die subsp. Villarsü sich durch breitere Laubblatt*Lappen und geringere Behaarung ( = var. cicutarüforme) äusserlich der subsp. Cicutaria nähert, fand der Bearbeiter ( T h e l l u n g ) in dem Verhalten des Fruchthalters (und meist auch in der Ausbildung der unteren LaubblatUAbschnitte 1. Ordnung) einen scharf durchgreifenden Unterschied, der alle beobachteten Formen restlos auf die beiden Unterarten verteilen liess; auch zeichnet sich die subsp. Villarsü fast stets durch die grösseren und flacheren Dolden aus. Noch weniger sind Uebergänge von der subsp. elegans zu den anderen Unterarten aus der Schweiz bekannt geworden; doch scheinen anderwärts solche vorzukommen, und es erscheint nicht angezeigt, eine Sippe von so beschränkter Verbreitung dem ganzen, weit verbreiteten Ch. hirsutum (umfassend subsp. Cicutaria und Villarsü) als gleichwertige Art gegenüberzustellen. 2) Cicutäria, gleichbedeutend mit cicüta ( = Schierling); alter Name für verschiedene Schierling» ähnliche Umbelliferen. *j Benannt nach Wilhelm Daniel Joseph K o c h, geboren am 5. März 1771 in Kusel (Bayerische Pfalz), gestorben am 14. November 1849 in Erlangen, Professor der Botanik daselbst, Verfasser der ausgezeichneten, weit über die Grenzen des behandelten Gebietes hinaus berühmten und als massgebend betrachteten Floren» werke: „Deutschlands Flora“ (begründet von R o h l i n g ; neue Bearbeitung von M e r t e n s und Koch, 5 Bände [unvollständig!], 1323/39), „Synopsis Florae Germanicae et Helveticae“ ( 1 . Auflage 1855/8, 2 . Auflage 1843/5,

1009 In D e u t s c h l a n d nicht selten in den Bayerischen Alpen (bis über 2000 m), desgleichen auf der Bayerischen Hochebene, in Oberschwaben, im Schwarzwald (nördlich bis Kuppenheim, Neuenbürg und Pforzheim), in der Baar (bis Tuttlingen), in den Vogesen (nordwärts bis Zabern); ferner in den Mittelgebirgen und in der Hügel» landschaft von Thüringen, im Harz und in der Rhön? zerstreut im übrigen rechtsrheinischen Süddeulschland (ausser der Rheinebene) und im Oberelsässischen Juragebiet; sehr zerstreut vom Harz und der Rhön bis zum Westerwald, im Sieg», Lahn» und Maintal (aber nicht ins Rheintal hinabsteigend), sowie in Schlesien? in Nord» deutschland selten in feuchten Laubwäldern in Brandenburg (Schermeisscl, Guben [Deulowitzer Flies], Gleissen, Neuruppin [1914]), Pommern, in Ostpreussen (im Alle» und Passargegebiet) und in Westpreussen (in den Kreisen Karthaus, Berent und Danziger Höhe). — In O e s t e r r e i c h verbreitet (im Küstenland jedoch sehr selten), in Tirol bis 2100 m ansteigend. — In der S c h w e i z allgemein verbreitet (fehlt nur den Kantonen Genf und Schaffhausen [im Wutachtal nur auf Badischem Gebiet vorkommend]). Im Wallis zwischen 450 und 2450 m, im Tessin von 250 bis 2100 m, am Pilatus bis 1520 m, im Neuenburger Jura zwischen 450 und 1500 m. — Gelegentlich wird die Pflanze auch in Parkanlagen an Bächen als Zier» pflanze gezogen. — Die Unterart Cicutaria gliedert sich in folgende Rassen und Formens a) Pflanze behaart. Sten» gel besonders unterwärts rauh« haarig ? Laubblätter zerstreuFbor» stig (besonders auf den Nerven der Unterseite)» I. « var. hi r » s ü t u m (Lam.) Thellung ( = Ch. palustre/9 hirsutum Lam. pro parte = Ch. hirsutum ß hirsuta Wim» mer et Grabowski 1827, = « ty» picum Bede, = Ch. Cicutaria var. typicum Beauverd, = Ch. hirsutum subsp. Cicutaria var. typicum Schinz et Keller, = Ch. hirsutum « Cicutaria Briq. sens. strict. [nec Gaudin]). Pflanze meist 30 bis 60 (90) cm hoch. Stengel hohl. Laubblätter gross, ziemlich weich. Frucht etwa 8 bis 1 1 mm lang. So allgemein verbreitet. b) Pflanze kahl oder fast kahl. Laubblätter glänzend, meist weniger zerteilt als beim Typus der Unterart? die Wimperhaare auf der Unterseite spärlich (nur an den Nerven) bis fehlend» I. ß var. gl ab rum (Lam.) Briq. ( = Ch. palustre « glabrum Lam. [pro parte], = Myrrhis hirsuta ß glabra Günther, Wimmer et Grabowski 1824, = Ch. hirsutum var. ß glabra Wimmer et Grabowski 1827, [gjabrum] Rohrer et Mayer [1835], G. F. W. Meyer [1836], = Ch. glabrum Hoppe exsicc. sec. G. F. W. Meyer, = Ch. hirsutum ß subglabrum DC. Fl. franp., = var. ß glabratum DC. Prodr. [pro parte], Dalla Torre et Sarnth., = Myrrhis hirsuta ß glabrata Schübler et Martens, = Ch. Cicutaria var. glabrdtum Murr, = Ch. Cicutaria Vill. sens. strict., Hoppe exsicc., = Ch. hirsutum ß Cicutaria Gaudin sens. strict., = u typicum b. Cicutaria Fiori et Paoletti, = Ch. hirsutum y latifölia Wimmer et Grabowski 1827 ?l), = Ch. alpinum Kit. sec. Neilr., = Ch. pallüscens Presl ex DC., = Ch. hirsutum ß elatius Comolli ]1835[, = Ch. umbrösum Jordan [1849], = Ch. hirsutum ß umbrosum Bede, = Ch. Cicutaria ß umbrosum Beauverd, = Ch. hirsutum subsp. Cicutaria var. umbrosum Vollmann, = Ch. hirsutum ß glaber» rimum Celak. [1875], = Anthriscus rivuläris Vukot. [1877], = Ch. rivulare Boiss. herb. sec. Burnat, = Ch.*) 3. Auflage [posthum] 1857? deutsche Ausgaben 1837/8 und 1846/7) und „Taschenbuch der Deutschen und Schweizer Flora“ (von 1844 an in mehreren Auflagen), die die erste wahrhaft kritische Bearbeitung der mittel» europäischen Flora darstellen und noch heute die Grundlage der Kenntnis derselben bilden. K o c h beschäftigte sich auch besonders mit den Umbelliferen? für die damalige Zeit mustergültig sind seine» „Generum tribuumque plantarum Umbelliferarum nova dispositio“ (1824) und seine Bearbeitung der Familie im 2 . Bande von „Deutschlands Flora“ (1826). Nach ihm ist auch benannt die Chenopodiaceen» Gattung Köchia Roth (1801). *) „Laubblatt»Abschnitte breit, fast rundlich«eiförmig, einander berührend, gelappt und gespalten, gesägt“. Wohl eine Schattenform der var. glabrum? über die Behaarung wird jedoch nichts gesagt.

1010 lucidum Moretti ex Christ ap. Gremli [1880], = Ch. hirsutum a typicum c. lucidum Fiori). Stengel meist 40 bis 1 2 0 cm hoch, zur Blütezeit röhrig.hohl. Laubblatt=Abschnitte gross, wenig geteilt, oft deutlich herab» laufend, stumpf, sehr spärlich behaart bis kahl. Frucht 7 bis 11 mm lang. Hie und da, z. B. in Salzburg (Zell a. See), Krain (Idria), in der Schweiz im Waadtländer Jura (ob St»Cergues), im Wallis (bei Mauvoisin und ob Bourg=St*Pierre), Tessin, in St. Gallen, Graubünden usw. — I. 7 var. C a l ä b r i c u m (Guss. ?) Beauverd 1902 [an Fiori et Paoletti 1900?, Burnat 1906?l)J. Stengel 2 0 bis 50 cm hoch, hohl. Laubblätter völlig kahl, wenig zerteilt; Abschnitte letzter Ordnung zugespitzt=spitz (Fig. 2374b). Frucht 7 bis 1 0 mm lang. So in der Toscana und angenähert auch im Gebiete. Dazu f. a l p i n u m (Levier) Beauverd. Zwergform, analog der var. Sabaü« dum, aber mit dem Blattschnitt der var. Calabricum (Apennin). — I. cf var. S a b a ü d u m 2) Beauverd ( = Anthriscus silvestris ß Sabauda Beauverd ex Perrier 1917, nomen erroneuml). Fig. 2370. Pflanze niedrig, nur etwa 6 bis 2 0 cm hoch. Grundachse stark entwickelt. Stengel zur Blütezeit nicht hohl. Laub» blätter klein, wenig geteilt, kahl oder spärlich»rauhhaarig, glän» zend. Frucht nur 4 bis ö'/ä mm lang. Bisher nur in Hochsavoyen : Mt. Soudine (Alpen von Annecy), auf K alk; wohl auch in den Schweizerischen Westalpen aufzu» finden, ähnliche (Kümmer»)formen auch sonst in den Alpen. Die Pflanze (subsp. Ci» cutaria) bevorzugt feuchte,humose, schattige Standorte und liebt einen tiefgründigen, fetten Boden. In vielen Mittelgebirgen (z. B. Erz* undRiesengebirge,Thüringerwald, Harz) gehört sie zu den auffälli» gen, zuweilen gesellig auftreten» den Leitarten (Fig. 2367) der Wildbäche und der schattigen Schluchten (Waldbachtäler und Quellfluren), begleitet die Bäche aber auch in die offenen Wiesen» gelände hinaus. Auf den schotte« rigen, humosen Böden längs der Gebirgsbäche erscheint sie gern Fi g . 2369. C h a e r o p h y l l u m h i r s u t u m L . s u b s p . C i c u t a r i a (Vill .) B r i q u e t , z w is c h e n in Gesellschaft von Molinia cae» P e t a s i t e s o i f i c i n a l i s in e i n e r H o c h s t a u d e n f l u r . P h o t . Dr. F r . K o l l m a n n , W e i lh e i m (O b erb ayern ). rulea var. altissima, Thalictrum aquilegifolium, Ranunculus nemo» rosus, R. lanuginosus und R. aconitifolius, Aconitum Lycoctonum, Stellaria nemorum, Chrysosplenium alternifolium, Aruncus Silvester, Impatiens noli tangere, Cirsium oleraceum, Crepis paludosa, Petasites albus usw. Andrerseits tritt sie auf feuchten Wiesen, in der Hochstaudenflur mit Petasites officinalis (Fig. 2369), in Westpreussen (im Radaune» gebiete) sogar in Erlenmooren auf. Ein grössere Bedeutung erlangt sie aber erst in dem Alpenzuge (und zwar besonders in der Berg» und subalpinen Stufe) sowie auf den vorgelagerten Flächen, wo sie als dünger» liebende Pflanze auf den Wiesen vielerorts zu einem schädlichen, platzraubenden und verdammenden Unkraut*) *) Ob die von B e a u v e r d beschriebene var. Calabricum mit dem echten Ch. Calabricum Guss. ( = Ch. hirsutum cf Calabricum Fiori et Paoletti, Burnat, = Ch. hirsutum Ardoino nec L., = Myrrhis Cicutaria Ten. nec Sprengel) identisch ist, erscheint fraglich, da G u s s o n e ’s Pflanze nach D e N o t a r i s und B u r n a t einen tief 2 »teiligen, B e a u v e r d ’s Varietät dagegen einen kurz 2 »spaltigen Fruchthalter besitzt. Die letztere würde daher (sofern man sie überhaupt für von var. glabrum verschieden erachtet) vielleicht richtiger als var. p s e ü d o « C a l a b r i c u m Thell. bezeichnet. Das echte Ch. Calabricum, das in den Seealpen, in Ligurien, im Modenesi» sehen, in der Toscana und in Calabrien wächst, wird weiterhin beschrieben: Grundblätter gross, 2»fach»3»schnittig; Abschnitte gross, viel weniger zerteilt als bei subsp. Villarsii, ovaUlänglich, gegen die Spitze eingeschnitten« gezähnt, gegen den Grund tiefer zerschnitten, im oberen Teil des Laubblattes oft zusammenfliessend, in der Form gegen Ch. aromäticum neigend. s) Lat. Sabaüdus =

Savoyisch (Sabaüdia = Savoyen).

1011 (Fig. 2369) wird, dessen Auftreten durdi einseitige Düngung mit Jauche (Gülle) und Stallmist, wie beim Wiesenkerbel, stark gefördert wird. Auf solchen Wiesen kann sie zuweilen den fast ausschliesslichen Bestand (bis 98 %) ausmachen und den Boden durch die Beschattung stark schädigen. Als Futterpflanze ist sie ohne Bedeutung und kann zudem nur als Grünfutter in Betracht kommen. Sie ist sehr nährstoffarm und erzeugt eine wässerige Milch. Zudem bekommt bei der Grünfütterung das Vieh leicht Durchfall. Auch zur Heubereitung eignet sie sich wegen des hohen Wassergehalts (14,3 °/o) und des holzigen Stengels nicht. Direkt schädlich wird sie aber durch die Verdämmung, so dass in der Umgebung keine besseren Futterpflanzen aufkommen können. Zur Bekämpfung wird von F. S t e b l e r das Ab» weiden, eine Aenderung der Düngung und die Nachsaat guter Gräser empfohlen; das Ab» schneiden ist wegen der grossen Ausschlag» fähigkeit — ein alter Stock kann bis über 2 0 0 Einzeltriebe erzeugen — von geringem Erfolg. Von dem in der Tracht sehr ähnlichen Wiesenkerbel (Chaerefolium silvestre, pag. 1017) unterscheidet sich der Berg»Kälberkropf ausser durch den niedrigen Wuchs und die unge» schnäbelten, Jedoch stumpf gerippten Früchte, durch die spitzen, tief eingeschnittenen und scharf gesägten Blattabschnitte, durch die bewimperten, sehr oft rötlichen Kronblätter und durch die längeren, bleibenden Griffel. Die Pflanze ist gleichfalls andromonoezisch; die Zwitterblüten sind proterandrisch. Von Pilzen werden beob» achtet i Erysibe Polygoni DC., Puccinia Pimpinellae Purt., Ophiöbolus porphyrögenus (Tode) und Protomyces macrösporus Unger, von Zoocecidien Macroläbis corrügans F. Löw. Ein Blattfloh (Triöza sp.) erzeugt gekräuselte Blattzipfel. In der Harzflora von T h a l (1588) wird die Pflanze als Myrrhis broccenbergünsis aufgeführt. 1 *. Laubblätter fiederför» mig»zusammengesetzt(Jederder unter» sten Seitenabschnitte 1 . Ordnung viel kleiner als der Rest der Spreite); Ab» schnitte letzter Ordnung meist ziem« lieh schmal und von einander ent» fernt, tiefer eingeschnitten (Fig. 2365b, c, 2374 c bis f). Fruchthalter faden» förmig oder vom Grunde an pfriem» lich»nadelförmig»verjüngt, meist bis nahe zum Grunde 24eilig (bei subsp. Villarsii var. Magellense nur kurz« 2 »spaltig und zugleich Frucht 1 2 bis 2 0 mm lang) (Fig. 2366 f, g). Hier» her die Unterarten II und III. II. subsp. elegans (Gaudin) Briquet (— Ch. hirsutum var. elegans Schleicher [nomennudum], DC. = var. b. verticillälum Schleicher [nomen

F ig. 2371.

C h a e r o p h y l l u r a h i r s u t u m L . al s W i e s e n p f l a n z e auf g e d ü n g t e m B o d e n . P h o t. W a l t e r H i r z e l , W i n t e r t h u r ( S c h w e i z ) .

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..

nudutn], = Ch. elegans Gaudin, = Selinum elegans E. H. L. Krause, = Myrrhis Magellensis b) elegans Ascherson, = Ch. alpinum Schleicher in herb. Willd. sec. Ascherson). Fig. 2365 c, 2366 g, 2374 f. Scheiden der oberen Laubblätter 15 bis 50 mm lang. Astblätter (besonders unterseits) von kurzen und weichen Haaren samtig»flaumig (die Behaarung längs der Hauptnerven der Unterseite zwei weissliche Längs» streifen bildend, daneben oft noch weiche Borstenhaare vorhanden). Obere Seitendolden meist gegen» oder quirl» ständig, ohne Hochblätter an den Doldenstielen. Hüllchenblätter fast ganz häutig. Zwitterblüten verhältnismässig zahlreich. Frucht 8 bis 12 mm lang. Zipfel der Laubblätter schmal, verlängert. Durch die Behaarung der Laub« blätterund die Anordnung der Dolden an Myrrhis odorata (pag. 1041) erinnernd, aber auch im blühenden Zustand leicht durch die kahlen Doldenstrahlen und die bewimperten Kronblätter davon zu unterscheiden. — Im Gebiete mit Sicherheit nur im Kanton Wallis auf der Nordseite des Grossen St. Bernhard (La Pierraz, Proz und La Baux), H e g i , F l o r a . V , 2. 267

1012 zahlreich mit den Unterarten Cicutaria und Villarsii und ohne Uebergänge zu denselben (angepflanzt auch am Simplon), ferner im benachbarten Aostatal (am Südhang des Grossen St. Bernhard [bis 2400 m ansteigend] und wohl noch anderwärts); nicht ganz typisch auch in den Lemanischen Alpen in Hochsavoyen (Nordseite des M ont Grenairon; in der Behaarung gegen subsp. Villarsii neigend) und in den Seealpen. (Die Angaben aus den Lombardischen und Venetianischen Alpen und aus dem Modenesischen bedürften der Nachprüfung). Angeblich (nach S e n d t n e r und B r üg g e r ) soll die Pflanze auch in Vorarlberg (bei Riezlern im Kleinen Walsertale an den grasigen Breitachabhängen, Südost, 1070 m, nahe der Bayerischen Grenze) und ferner in Tirol (Ledrotal, z. B. in den Tälchen südöstlich vom Monte Cadria) Vorkommen; die Porta’schen Exsikkaten aus dem Ledrotal gehören Jedoch zu subsp. Villarsii. Als irrtümlich sind zu streichen die Angaben aus dem Val Onsernone (Tessin), aus Siebenbürgen und Bulgarien. — Diese für das Massiv des Grossen St. Bernhard sehr bezeichnende Pflanze ist „valdostanischer“ Herkunft (Aostatal, Graische Alpen) und verhält sich wie Barbaraea intermedia, Sisymbrium (Braya) pinnatifidum und S. (Hugueninia) tanacetifolium (Bd. IV, pag. 157 und 159), Anthyllis Vallesiaca, Saxifraga diapensioides, Oxytropis Parvopassuae, O. foetida und O. Lapponica, Armeria plantaginea, Pedicularis gyro» flexa u. a., die nicht weiter (oder nur bis zu den Berneralpen) reichen. III. subsp. Villarsii1) (Koch) Briquet ( = Ch. hirsütum Vill., Host, Jordan, Reuter, Gren., Lamotte, et auct. nonnull., = Ch. palüstre ß hirsutum Lam. pro parte, = Ch. palustre ß „hirtum“ [sphalm.] Lam. p ro parte sec. Burnat, = Ch. hirsutum ß nanum Mutei 1830, = Ch. Villarsii Koch, = Myrrhis Villarsii Bertol., = hirsutum ß Villarsii Caruel, = Ch. Cicutaria subsp. Villarsii Rouy et Camus, = Selinum Villarsii E. H. L. Krause, = Ch. mini* mum Vandelli?, = Ch. hirsutum ß minimum Comolli?, = ct typicum e. minimum Fiori?, = Myrrhis Magellensis [Bertol. ampl.] Ascherson, = Ch. alpinum Hänke sec. Bede, = Ch. Cicutaria Rchb., Neilr., Steiger, Cottet et Castelia, nec Vill.). Fig. 2365 b, 2366 f und 2372 bis 2375. Scheiden der oberen Laubblätter 3 bis 10 mm lang. Stengel meist rauhhaarig. Laubblätter in der Regel behaart, mit steifen Borsten und langen Wimpern, besonders an den Nerven der Unterseite (selten kahl). Dolden Verhältnis» mässig gross und (auch zur Blütezeit) flach; Seitendolden am Ende wechselständiger, meist 1 Hochblatt tragender A este. Doldenstrahlen zuweilen kurz borstlich»behaart. Frucht 8 bis 20 mm lang. Zipfel der Laubblätter meist weniger verlängert als bei subsp. II. — Im Gebiet des Alpenzuges und im Schweizeri» sehen Jura nicht selten und oft sehr gesellig auf Weiden, Mager» matten, in Gebüschen, auf Wiesen, an kräuterreichen Stellen, im Nadelwald, an Waldrändern, in Geröll» und Karfluren; auf Wild» heuplanken; eher kalkmeidend. — In D e u t s c h l a n d nur in den Bayerischen Alpen (verbreitet zwischen 1150 und 2100 m) und vereinzelt in der Bayerischen Hochebene (Lautrach, Buchberg bei Tölz, Attenloh, zw. Weiler und Oberreute). Die Angabe aus den Vogesen ist irrtümlich. — In O es t e r r e ic h verbreitet in den Alpen und Voralpen, in Tirol bis 2100 m ansteigend, in Steiermark am Wotsch bis 400 m, in Vorarlberg bei Feldkirch (Frastanz) bis 470 m herabsteigend (für Niederösterreich etwas zweifelhaft; angeblich am Semmering und auf der Herrenalpe des Dürnstein [nicht am Göller]). — In der S c h w e i z gleichfalls verbreitet in den Alpen und Voralpen; im Wallis zwischen 1000 und 2350 m, im Tessin 250 bis 2350 m, im Bernina» gebiet 1700 bis 2480 m, im Puschlav bis 2000 m, im Maderaner» F ig . 237 2. C b a e r o p t a y l l u m h i r s u t u m L . s u b s p . V i l ­ l a r s i i ( K o c h ) B r i q u e t . a, a i H a b it u s , b H ü ll c h e n . c B l ü t e . tal bis 840 m herabsteigend. Im Jura nordöstlich bis zum Kanton Solothurn; im Neuenburger Jura zwischen 1200 und 1550 m. Zerstreut auch auf denMolassevorbergen(Schnebelhorn, Hörnli). Ausserhalb der Alpen (von den Seealpen bis Oesterreich) und des Jura noch in der Auvergne, im Apennin, in Kroatien und in den Karpaten (aber nicht in Siebenbürgen). — Von Farbenspielarten der subsp. Villarsii wurden beschrieben: lus. r ö s e o . v a r i e g ä t u mMu r r (1923). Untere Laubblätter rosa, nur längs der Nerven grün (Letze bei Feldkirch in Vorarlberg). — lus. r ö s e u m Payot [pro var. b) Ch. hirsuti, 1882] ( = Ch. Villarsii lus. roseiflorum M urr 1923 [nomen]). Kronblätter tief rosarot. Hie und da. — Im übrigen gliedert sich die Unterart Villarsii in 5 Rassen: J) Benannt nach Dominique Vi l l a r s - , vgl. Bd. IV, pag. 126, Fussnote 3.

1013 a) Laubblatt»Abschnitte letzter Ordnung gleich ihren Lappen, Zipfeln und Zähnen verhältnismässig schmal ( i länglich), von einander entfernt, die Lappen tief fiederspaltig (Fig. 2374 c, d). Fruchthalter tief*2«spaltig oder 2 »teilig: III. «. var. g e n u i n u m Briq. ( = Ch. palustre ß hirsutum Lam. pro parte, = ß hirtum [sphalm.] »Lam.“ pro parte sec. Burnat, = Ch. hirsutum ß Villarsii Caruel sens. strich, Briq., = Ch. Villarsii a typicum Beau» verd 1902 [nec Ch. hirsutum (subsp. Cicutaria) « typicum Bede 1892]). Pflanze stark rauhhaarig. Stengel meist 18 bis 40 cm hoch (selten an feuchtschattigen Orten bis 90 cm), oft schaftartig; obere Stengelblätter (wenn vorhanden) auf der Scheide sitzend (nur bei sehr kräftigen Exemplaren zuweilen gestielt). Frucht 8 bis 1 2 mm lang. Die häufigste Form der Unterart. — III. ß. var. B r i q u e t i i *) Chenevard 1902 ( = Ch. hirsutum ß Villarsii b. Briquetii Fiori, = Ch. Villarsii ß gläbrum A. Kerner ex Beauverd 1902 [nec Ch. hirsutum (subsp. Cicutaria) ß glabrum (Lam.) Briq.], = Ch. Villarsii var. glabrescens Murr 1908). Pflanze kahl oder sehr schwach behaart. Stengel unterwärts oft zerstreut »behaart, oberwärts meist kahl. Laubblätter glänzend, fast kahl, nur am Stiel und an den Nerven der Unterseite zerstreut borstlich» behaart. Sonst wie der Typus. In Tirol ob Maders im Stubaitale, in Vorarlberg ob Rauz und im Kanton Tessin bei Vergeletto, Cimalmotto im Val Campo Maggia und Mogno im Val Lavizzara. — III. y. var. a l p e s t r e (Jordan) Beauverd ( = Ch. alpestre Jordan, = Ch. hirsutum ß alpestre Gren., = Ch. Cicutaria subsp. Villarsii ß alpestre Rouy et Camus, = Ch. hirsutum [subsp. Villarsii] var. e Magellense Briq. pro parte nec Fiori et Paoletti). Pflanze rauhhaarig, 30 bis 50 ( 1 0 0 ) cm hoch, in der Tracht der var. « ähnlich, aber obere Stengelblätter meist gestielt und Früchte bedeutend grösser (13 bis 2 0 mm lang). Bisher nur im Waadtländer Jura: Mont d’Or ob Vallorbe (am Fusse der Felsen) und Mont Suchet ob O rbe; ferner in den Fran» zösischen Alpen. b) Laubblätter weniger fein zerteilt; die Abschnitte letzter Ordnung gleich ihren Lappen, Zipfeln und Zähnen breiter ( ± eiförmig), die Lappen und Zipfel einander genähert und oft sich fast berührend (Fig. 2374 e). Laubblätter daher im Schnitt gegen subsp. Cicutaria neigend, doch die unteren Seitenabschnitte Jeder kleiner als der Rest der Spreite oder, wenn vergrössert, seinerseits fiederförmig» (nicht 3»zählig») zerschnitten: III. cf. var. c i c u t a r i i f ö r m e Beauverd ( = subsp. Villarsii var. genuinum f. cicutariiförme Schinz et Keller). Pflanze schwach»behaart, schlank. Frucht 8 bis 1 2 (13) mm lang; Fruchthalter tief» 2 spaltig oder 2 teilig. In extrem typischer Ausbildung unterscheidet sich diese var. von a ■.Laub» blattspindel zwischen den Abschnitten mit nur 1 bis 3 (statt 3 bis 4) Internodien; Abschnitte 1 . Ordnung 3»zählig»zer» schnitten, mit grob.gezähnten Lappen (statt fiederschnittig mit tief eingeschnitten«gezähnten Abschnitten). In der Schweiz im Wallis (am Grossen St. Bernhard ob Cantine de Proz, mit zahlreichen Liebergängen zum Typus der Unterart [ Beau» v e r d ] ; ferner um Zermatt am Riffelberg [ B e a u v e r d ] und bei Herbrigen [ The l l ung] ) und in Graubünden (Fürstenalp [leg. A. V o l k a r t l ] ; Arosa, vielfach an feuchtschattigen Strassen« böschungen, 1700bis 1800 m, mit subsp. Cicutaria und Villarsii, mit letzterer durch Uebergänge verbunden [leg. Th e l l u n g ] ) . Ausserdem in den Französischen Alpen und im oberen Veltlin in Val Fraele (leg. L o n g a l). Hieher gehört wohl Fig. 2373. C h a e r o p h y llu m h ir s u tu m L. subsp. V i l ­ la r s i i (Koch) Briquet, im subalpinen Fichtenwald in Ober­ als blosse Form: f. i n t e r e d d e n s (Murr) Thellung ( = Ch. bayern, 1500 m. Phot. Dr. Emil S c h m id , München. Cicutaria X Ch. Villarsii Murrl 1912, = Ch. intercedens [Ch. cicutaria — Villarsii] Murr 1923). Untere Seitenabschnitte vergrössert; Laubblatt.Schnitt daher demjenigen von subsp. Cicutaria noch mehr genähert. Azmoos gegen Palfries (Kt. St. Gallen), 1 2 0 0 m, mit subsp. I und III, 1912 (leg. Murrl). Von M u r r ausserdem aus Vorarlberg (Hohe Kugel 1400 m und bei Frastanz) angegeben. Hieher gehört auch ein Teil der Pflanzen von Arosa. Entgegen der Ansicht von M u r r, dass die Sippe intercedens *) Benannt nach Dr. John Isaak B r i q u e t , geboren in Genf am 13. März 1870, Direktor des botanischen Conservatoriums und Gartens daselbst, einem hervorragenden Systematiker, Floristen und Pflanzengeographen (Monographische Studien über Labiaten, Umbelliferen und Compositen; Flora der Westalpen, von Korsika usw.), hochverdient auch um die Förderung der modernen Nomenklaturbewegung.

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1014 hybridogenen Ursprungs (subsp. Cicutaria X subsp. Villarsii) sei, hält der Bearbeiter ( T h e l l u n g ) , der sic bei Arosa eingehend in ihrem Verhältnis zu den beiden Unterarten studieren konnte, dafür, dass es sich um eine extreme Weiterbildung der var. cicutariiforme handelt; die Doldenform und der stets tief 2 »spaltige Fruchthalter weisen sie durchaus der subsp. Villarsii zu. — III. e. var. M a g e l l e n s e *) (Ten.) Beauverd ( = Ch. Magellense Ten. [excl. var. A], Guss., DC., = Myrrhis Magellensis Bertol., = Ch. hirsutum [subsp. Villarsii] var. e Magellense Briquet pro parte, Fiori et Paoletti). Pflanze meist kräftig. Frucht sehr gross (13 bis 18 [2 0 ] mm lang); Fruchhalter sehr derb und steif, nur an der Spitze oder höchstens bis zur Mitte 2 »spaltig. Scheint der var. alpestre nahe zu stehen 2), aber schon durch das Verhalten des Fruchthalters auffällig davon verschieden. Mit Sicherheit nur in Italien im Apennin (von der Toscana und der Emilia bis Campanien und Basilicata); die Angaben aus den Alpen beziehen sich wohl durchweg auf die Rassen alpestre (Verwechslung wegen deren grosser Früchte) und cicutariiforme (wegen des Laubblatt»Schnittes). Als Form gehört zu var. Magellense! f. r i g i d u m (Huet) Thellung ( = Ch. rigidum Huet). Pflanze niedrig, gedrungen, steif. Diese Unterart führt im allgemeinen die gleichen Namen wie die subsp. Cicutaria; für St. Antonien im Prättigau wird besonders T s c h i g a n e , für das romanische Graubünden F l u r da p l o z g e r s , F l u o r d a p u p a s und P u l e g d’ c h a v a g l angegeben. In den Alpen bewohnt sie sehr verschiedenartige Standorte. So erscheint sie in der subalpinen Stufe zuweilen im Fichten» wald (Fig. 2373) oder im AhormFichtenwald, Ahorn» Ulmen»Mischwald, neben Streptopus amplexifolius, Arun» cus Silvester, Aconitum Vulparia, Mercurialis perennis, Laserpitium latifolium, Centaurea montana, Crepis palu» dosa und C. blattarioides, Prenanthes purpurea, Gentiana asclepiadea, Saxifraga rotundifolia, Luzula silvatica, Polygonatum verticillatum, Aspidium Phegopteris und A. spinulosum, in den Bayerischen Kalkalpen daselbst mit Symphytum tuberosum, Aposeris foetida, A ster Bellidiastrum und Veronica urticifolia. In den Ur* gebirgsalpen erscheint sie im Lärchenwald, im Grünerlen« gebüsch, in der Hochstaudenflur und zwar in der Cicer» bita»(Mulgedium») alpina», Senecio Fuchsii», Calamagrostis» varia» und Chaerophyllum»Villarsii»Hodistaudenflur (für die letztere sind nach Emil S c h m i d [Urner Reusstäler] besonders bezeichnend: Calamagrostis varia, Agrio» Fig. 2374. C h a e r o p h y llu m h irs u tu m L. Laubblätter: a von pyrum caninum, Rumex Acetosa, Hypericum montanum, subsp. C i c u t a r i a (Vill.) Briq., b von dessen var. C a la b r ic u m (Guss.), c von subsp. Vil la r s ii (Koch) Briq. (1. Grund-, 2. Stengel­ Epilobium montanum, Salvia glutinosa, Satureia vul» blatt), dvon dessen var. a l p e s t r e (Jordan), evon var. c i c u t a r i i ­ garis, Scrophularia nodosa, Campanula Trachelium und fo rm e Beauverd (1. und 2. Grund- und Stengelblatt einer Pllanze von Riifelberg [Wallis], 3. von Briançon [französ. Alpen]), / von Prenanthes purpurea), dann als Bestandteil der Geröll» subsp. e le g a n s (Schleicher) Briquet (nach B e a u v e r d ). und Karflur, vor allem aber auf den gedüngten Wiesen, Weiden sowie in der Staudenläger. In den Kalkalpen tritt sie zuweilen im Knieholz auf. Wie die subsp. Cicutaria kann sie im Schatten wie auf der Wiese derartig überhand nehmen, dass sie alleinherrschend wird, wie dies in der „Kälberkropf.Goldhaferwiese“ deutlich zum Ausdruck kommt. In diesem Falle stellt sie gleichfalls ein Unkraut dar, das am besten durch frühzeitige Beweidung oder aber durch Phosphorsäuredüngung bekämpft wird. Im Gegensatz zur subsp. Cicutaria kommt diese Unterart gelegentlich auch auf trockenen Böden vor, so z. B. in der Rumex.scutatus» Geröllflur und im Trifolietum alpini; auch zeigt sie eine Vorliebe für kalk» ärmere Unterlagen. — Von Pilzen werden genannt Erysibe Polygoni DC. und Puccinia enörmis Fuck.

DII. Chaerefölium3) Haller [1768] ( = Dasyspermum Necker [1790] pro parte4), = Anthriscus5) Pers. [1805] em. Sprengel 1813, Hoffm. 1814, nec Bernh. *) Benannt nach dem Gebirgsstock Majella in den Abruzzen (Provinz Chieti). *) L. G r a n d e (Nuovo Giornale bot. ital. N. S. X X X I [1924], pag. 116) zieht Ch. Magellense Guss. (1826), DC. (1830) (nec Ten. 1823) zu Ch. hirsutum var. alpestre (Jordan) mit dem weiteren Synonym Myrrhis hirsuta Ten. (1824/9) nec All. 3) Griechisch-lateinisches Bastardwort, gleichbedeutend mit Chaerophyllum; vgl. oben pag. 994, Fussn. 5 ,6 . 4) Vgl. oben unter Physocaulis, pag. 994, Fussn. 2 und 3. 5) Ev&Qcaxog (önthriskos), griechischer Pflanzenname, bedeutet bei T h e o p h r a s t vielleicht die Scändix austrälis L .; angeblich von civ&og [änthos] = Blume und Qvaxog [rhyskos] = Hecke, weil die Pflanze gern in Hecken wächst. Die meisten Schriftsteller gebrauchen das Wort Anthriscus als weiblich.

1015 1800 [quae = Törilis Adanson], = Centhriscus [sphalm.] Sprengel, Steudel, = Cerefölium1) [Deering, Link] Besser 1809, S. F. Gray, = Anthriscus + Chaerophyllum a. Cacosciädium2) Rchb. 1832, = Myrrhödes [Moehring] 0 . Kuntze, = Chaerophyllum [Tourn.] L. pro parte, Scop., Ascherson in Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenb. VI [1864], pag. 181 [1865], nec Hoffm. nec auct. rec. plur., Törilis Gaertner pro parte, Bernh. [1800], nec Adanson ein. Gmelin, = Cicutäria3) H. Koch nec Lam. nec Mönch). K e rb e l4), Kerbelkraut. Franz.: Anthrisque, cerfeuil; engl.: Beaked Parsley; ital.: Cerfoglio. Ein* und zweijährige bis ausdauernde Kräuter. Laubblätter 2 * bis 4 *fach*fiederschnittig. Hülle meist fehlend oder unregelmässig*wenigblätterig. Blüten teils männlich, teils zwitterig.

Fig. 2375. C h a e r o p h y llu m h i r s u tu m L . suhsp. V i l l a r s i i (Koch) Briquet in der Hochstaudenflur bei Saas-Almagel im Wallis 1730 m mit Veratrum album, Phleum alpinum, Rumex arifolius, Silene inflata, Ranunculus aconitifolius und R. Breyninus, Geranium silvaticum, Myosotis silvatica, Centaurea nervosa. Phot. Dr. W. L ü d i, Bern.

Kelchsaum wenig vorragend, ungezähnt. Kronblätter kahl, gelblich« oder grünlich*weiss, etwas ungleich*gross (die äusseren zuweilen schwach strahlend), verkehrt*eiförmig, an der Spitze gestutzt oder sehr seicht* und breit*angerandet, mit einem sehr kurzen und breiten, wenig=eingebogenen Läppchen oder Spitzchen (zuweilen auch ohne solches), am Grunde keilförmig oder plötzlich in einen kurzen und breiten Nagel zusammengezogen. Frucht aus eiförmigem Grunde kürzer* oder länger länglich*kegelförmig bis fast linealisch, von der Seite zusammengedrückt, an der Spitze kurz*geschnäbelt (der samentragende Teil vielmal länger als der Schnabel). Teilfrüchte fast stielrund (die Fugenfläche zur Reifezeit durch das Einrollen der Ränder fast vershwindend), im samentragenden Teil rippenlos und ohne sichtbare Oel* *) Lat. cerefölium oder caerefölium, bei P l i n i u s der Name unseres Chaerefolium Cerefölium; latinisierte Form (wie chaerefolium) von chaerophyllum (vgl. oben pag. 994, Fussn. 2 und 3). 5 Von griech. xccxos [kakös] = schlecht und oxiddiov [skiädion] = Schirm, Dolde; mit Rücksicht auf die Unkraut»Natur des dazu gerechneten Wiesenkerbels (Ch. silvestre). s) Vgl. pag. 1008, Fussn. 2 . 4) Das Wort Kerbel (althochdeutsch kervila) wurde schon in früherer Zeit aus dem lat. cerefölium ( = griech. /utQecpv^ou [chairephyllon]; vgl. oben unter Chaerophyllum, pag. 994) entlehnt. Siehe auch bei Chaerophyllum bulbosum (pag. 998) und unten die Bemerkung zu Chaerefolium Cerefölium.

1016 Striemen, entweder glatt oder höckerig (die Höcker oft in ein Börstchen auslaufend), nur am Schnabel mit 5 vorspringenden Rippen. Sklerenchymstränge in den Hauptrippen sehr dünn, fädlich, im Querschnitt rundlich, weit von einander entfernt; die 2 fugenständigen grösser. Griffelpolster gewölbt bis kegelförmig; Griffel kurz (höchstens bis doppelt so lang als das Griffelpolster), aufrecht oder etwas spreizend. Nährgewebe fast stielrund, an der Fugenseite von einer tiefen Längsfurche durchzogen oder rinnig, mit bisweilen etwas eingekrümmten Rändern. Fruchthalter frei, an der Spitze oder bis zur Mitte 2 *spaltig. Die Gattung Chaerefolium ist zwar mit Chaerophyllum augenscheinlich nahe verwandt, aber durch die im Bestimmungsschlüssel der Gattungen angegebenen Merkmale genügend verschieden. Die von C a l e s t a n i (1905) vorgenommene Ausscheidung von Chaerefolium (und Physocaulis) aus der Gruppe der Scandiceae (M yrrhis, Chaerophyllum, Scandix) und die Zuteilung zu den Caucalideae auf Grund der bauch* ständigen Stellung der seitlichen Hauptrippen (zufolge der starken Einrollung der Teilfrüchte zur Reifezeit) ist Jedoch sicherlich nicht gerecht» fertigt und wird auch durch die embryologischen Untersuchungen von H ä k a n s s o n widerlegt. — Die Gattung umfasst ungefähr 1 2 euro* päische und orientalische Arten. Einzelne Formen zählen in Mittel.Europa zu den ge» meinsten WiesemUnkräutern. Unsere A rten gehören zur Untergattung E u » A n t h r i s c u s (Boiss.) Thellung ( = Anthriscus sect. Eu»Anthris* cus Boiss.) und verteilen sich auf 2 Sektionen. 1. Sect. C a c o s c i ä d i u m 1) (Rchb.) Thellung ( = Chaerophyllum sect. a. Caco* sciadium Rchb. 1832, = Anthriscus Rotte Ca* cosciadium Neilr., = Anthriscus subgen. a. Anthriscus Rchb. 1828). Pflanze 2 =Jährig bis ausdauernd. Wurzel ziemlich dick, spindelig« ästig (Fig. 2376 d, e), meist mehrköpfig. Stengel gefurcht. Dolden 8 « bis 15»strahlig, sämtlich gestielt, am Stengel und an den Aesten end» ständig (die oberen zuweilen quirlig). Hüll« dien 5» bis Shlätterig. Fruchtschnabel (ohne Griffelpolster) höchstens V8 so la n 8 flls der Rest der Frucht . Ch. s i l v e s t r e nr. 2019. 1 *. Sect. C e r e f ö l i u m (Rchb.) Thel» lung ( = Anthriscus subgen. b. Cerefölium Rchb. 1828, = Rotte Cerefölium Neilr., = Anthriscus Rchb. 1832). Pflanze einjährig. Wurzel dünn»spindelförmig. Stengel zart»gerillt. Fig. 2376. C h a e r e io liu m s i l v e s t r e (L.) Schinz et Thellung. a bise BlattDolden 2 . bis 6 «strahlig, teilweise durch Ueber* entvucklung. d Pfahlwurzel (angeschnitten), e dieselbe mit 3 aus Seiten­ knospen hervorgegangenen jungen Pflanzen, f, g Junge Zwitterblüten (ohne gipfelung blattgegenständig erscheinend und Kronblätter). h Fruchtknoten mit noch gekreuzten, i mit aufgerichteten kurzgestielt. Hüllchen 1 » bis 3»blätterig. Frucht« Griffeln, k Männliche Blüte (Fig. a bis c nach G o e b e l, e bis i nach S te b le r-S c h rö te r). Schnabel (ohne Griffelpolster) mindestens */4 so lang als der Rest der F r u c h t ..................... 2. 2 . Doldenstrahlen dicht feinflaumig. Grösste Kronblätter mindestens 1 mm lang. Frucht linealisch, etwa 7 bis 1 1 mm lang, am Grunde ohne Wimperkranz; Schnabel */8 bis */* so lang als der Rest der Frucht. Griffel deutlich, länger als das G riffelpolster................................................Ch. C e r e f ö l i u m nr. 2 0 2 0 . 2*. Doldenstrahlen kahl oder zerstreut «langhaarig. Blüten sehr klein. Kronblätter etwa a/s mm lang. Frucht eiförmig, 4 bis 5 mm lang, am Grunde von einem Wimperkranz umgeben; Schnabel (ohne Griffelpolster) etwa V4 so lang als der Rest der Frucht. Griffel sehr kurz und undeutlich; Narben auf der Spitze des Griffelpolsters fast sitzend ................................................................................Ch. A n t h r i s c u s nr. 2 0 2 1 . *) Vgl. oben pag. 1015, Fussnote 2 .

1017 2019.

Chaerefolium sílvéstre (L.) Sdiinz et Thellung ( = Chaerophÿllum silvestre L., = Cerefólíum silvestre Besser, = Myrrhis silvestris Sprengel, = Anthriscus silvestris Hoffm., = Myrrhódes silvestre O. Kuntze, = Chaerophÿllum túmídum Gilib.). W i e s e n k e r b e l , Wilder Kerbel, Buschmohre, Kôrfel, Tollkôrbel, Wolfswurzel, Kuhpetersilie, Kalberschere, Scheer, Kuh» oder Eselspeterlein. Franz.: Cerfeuil sauvage, anthrisque sauvage, persil sauvage, persil d’âne, persil des bois; engl.: Cow parsley, cow=weed, ass=parsley, wild oder smooth chevril, cicely, mayweed, white weed; ítal.: Cerfoglío salvatíco (ím Tessin: bolechoec). Taf. 193, Fig. 1 ; Fig. 2376 bis 2383 und 2312 b. lieber den Namen K e r b e l , in der Schweiz auch C h a r b ä l l ä , C h r ä b ä 11a (Waldstätten), ver» gleiche Chaerefolium Cerefoliuml Die Bezeichnung K ä l b e r k r o p f , die besonders im Niederdeutschen als K a l w e r k r o p p erscheint, ist entweder eine volksetymologische Entstellung aus Kerbelkern (z. B. K ä l b e r « k e r n im Oberharz) oder sie nimmt Bezug auf die kröpf« artige Anschwellung der Stengelknoten. Namen, die der Wiesenkerbel mit anderen ähnlichen Doldenblütlern (z. B. Heracleum Sphondylium, Cicuta virosa, Conium macu» latum, Angelica silvestris) teilt, sind: Ros s » , P f e r d e » k ü m m e l (auch mundartlich, z. B. in der Schweiz, als R o s s c h ü m m i sehr verbreitet; zum Unterschied vom echten Kümmel, vgl. auch Rosskastanie), S t u r u c h e m m i (Wallis), S c h ä t e l e (Baden), S c h a r n p i e p e n , S c h a r » p e n p i e p e n (Oldenburg), S c h a r n t ü d e r (Schleswig), S c h i e r l i n g (z. B. Eifel, Baden), S c h e r l i c k (Glatz), S c h ä r l i t z e (Schweiz•. Murten), P f e i f e n k r a u t (Ober» Österreich), P f i f a s t e n g e l (St. Gallen), S t a n g e r t , S t a n g e n (Oberösterreich), B i b e r s t e n g e l (Allgäu), B i b e r l i n g (Oberbayern); im Alemannischen B u g g e l e , B u e c h o l » t e r e (Thurgau), B u c h e i (Allgäu), H e u » B u g g e l ä (Schweiz), B ö c k e (Thurgau), B o c h e r 1e (Baden), B o g g a , B u k k a b e n g e l (Vorarlberg), B a n g ä l ä (Ostschweiz). Z u W i a d e r i c h . W i a d e r i c h s t e n g e l ( S c h w ä b i s c h e Alb) vgl. Conium maculatuml Weil man mit den Blättern die Ostereier einbindet (um sie zu färben), nennt man die Pflanze auf der Schwäbischen Alb auch H a s a k r a u t Osterhasel). Nach der Anordnung bezw. der Form der Blätter heisst die Pflanze noch L e i t e r l i ( » c h r u t ) , B ä u m l i » c h r u t , » g r a s (Schweiz),’R a m s c h f e d e r e (Wallis). W i l d e P e t e r 1i (Schweiz) geht auf die Aehnlichkeit der Blätter mit denen der Petersilie. Thurgauische Benennungen sind schliess» lieh noch Spet zl i », Spi zt l i », G s p e t z l e c h r u t , eine solche aus Osnabrück W i l d e W o t t e l s a o t . — Im romanischen Graubünden heisst die Pflanze a v o u t , pul e g d’c h a v a g l .

Pflanze zweijährig bis ausdauernd, 30 bis Fig. 2377. C h a e r e f o liu m s i l v e s t r e (L.) Schinz et 150 (2 1 0 ) cm hoch (Fig. 2378), widerlich süsslich Thellung. a Blütenstengel, b Blüte, c Unreife Frucht. duftend, mit grünen Blattrosetten überwinternd. Wurzel spindelförmig, d: rübenförmig*verdickt, ästig, zuletzt nicht selten mehrköpfig. Stengel aufrecht, scharfkantig*gefurcht, hohl, gleich den Blattstielen kahl oder unterwärts borstig oder fein» flaumig, oberwärts ästig; obere Aeste oft gegenständig oder zu 3 quirlständig. Laubblätter 2 » bis 3fach=fiederschnittig, je nach der Grösse, Form und Anordnung der Abschnitte und der Zipfel im Aussehen ziemlich veränderlich (bald an Chaerophyllum aureum, bald an Ch. bulbosum oder an Ch. hirsutum subsp. Cicutaria erinnernd), am Rande angedrückt=bewimpert, auf den Flächen kahl oder ± behaart; die Zipfel oder Zähne in ein feines Stachelspitzchen endigend. Dolden am Stengel und an den Aesten endständig, vor dem Blühen überhängend, nicht sehr gedrungen, lang gestielt, oft gehäuft oder quirlig =angeordnet, 8 » bis 16»strahlig, mit meist kahlen Strahlen

1018 (vgl. jedoch die subsp. fumarioides). Hülle 0 oder unregelmässig * wenigblätterig. Hülldien* blätter 5 bis 8 , breit * lanzettlidi bis elliptisch, plötzlich schwanzartig «zugespitzt, etwa so lang wie die Döldchenstrahlen, am Rande fein * bewimpert bis zottig, weisslich*hautrandig, zuletzt zurückgeschlagen. Blütenstiele an der Spitze mit einem den Grund der Frucht umgebenden Kranze aus kurzen, weisslichen Borstenhaaren. Kronblätter mattweiss, oft grünlich oder gelb« lieh, verkehrt «eiförmig, am Grunde kurz« zusammengezogen, an der Spitze gestutzt oder seicht ausgerandet, mit einem sehr kurzen und breiten, wenig eingebogenen Läppchen, ungleich* gross, die äusseren oft strahlend und 3 mm lang, 2 mm breit. Griffel aufrecht oder wenig von einander abgebogen, so lang bis doppelt so lang als das kegelförmige Griffelpolster. Frucht (von der Seite gesehen) länglich=lan* zeitlich bis linealisch«länglich, nach der Spitze verjüngt, etwa 6 bis 10 mm lang, wenig kürzer bis wenig länger als ihr Stiel. Frucht* Schnabel etwa */5 so lang als der Rest der Frucht und so lang bis doppelt so lang als das Griffelpolster. — IV bis VIII. Verbreitet und gemein auf Wiesen > in Obstgärten, in Gebüschen, Hecken, an feuchten oder schattigen Orten, auf Schutt; von der Ebene bis in die subalpine Stufe auf* steigend. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Nord* und MitteFEuropa (im Süden nur in den Ge* birgen); Kaukasus, Sibirien, Dahurien 5 Nord* Afrika, Abessinien; verschleppt in Nord* Amerika (die Früchte finden sich gelegentlich in Europäischen Grassaaten). Chaerefolium silvestre ist in ähnlicher Weise vielgestaltig wie Chaerophyllum hirsutum. D ie hier als Unterarten bewerteten 4 Sippen erscheinen in typischer Ausbildung zwar recht verschieden 5 doch lassen sich, wie bei Chaerophyllum hirsutum, keine scharf fassbaren und konstanten Unterscheidungs» merkmale auffinden. Der Wert des hier zum ersten Mal für die Einteilung verwendeten Merkmals d er „Oberhautzellen der Fruchtwand“ muss weiterhin (auch an Hand von Kulturversuchen) geprüft werden 5. Fig. 2378. C h a e r e to l iu m s i l v e s t r e (L.) Schinz et Thellung. es wäre immerhin nicht ausgeschlossen, dass die Phot. Frau Isabella H egi-N aef, Rüschlikon (Schweiz). beiden Hauptgruppen 1 und 1 “ auf Grund dieses. Merkmals spezifisch getrennt werden könnten. — Vgl. über die Gliederung der Art besonders: A s c h e r s o n in Verhandlungen des Bot. Vereins der Provinz Brandenburg VI (1864), pag. 151 ff. (1865); B r i q u e t in Annuaire du Cons. et Jard. bot. Genève IV (1900), pag. 196 und in Schinz und Keller, Flora der Schweiz; 1. Aufl. (1901), pag. 351, 2 . Aufl. (1905) I. pag. 354, II. pag. 162; R o u y et C a m u s . Flore de France VII (1901),. pag. 302 bis 304; B u r n a t . Flore des Alpes Maritimes IV (1906), pag. 73 bis 7 7 ; S c h i n z und K e l l e r . Flora der Schweiz. 3. Aufl. I (1909), pag. 383 bis 384, II (1914), pag. 259. 1. Oberhautzellen der Fruchtwand sehr klein, schwach» und stumphgewölbt (Mikroskop!)')• Frucht» wand sehr glatt und glänzend (nur unter sehr starker Lupe äusserst fein punktiert erscheinend), zuweilen mit1 1) Zur Feststellung dieser Verhältnisse genügt es, eine ganze Teilfrucht auf den Objektträger zu bringen und die Randpartien bei mittelhoher Einstellung (im optischen Schnitt), zu untersuchen, wobei die Seitenansicht des vorgewölbten Teiles der Oberhaützellen erhalten wird.

1019 spärlichen, zerstreuten, borstenlosen Knötchen besetzt. Frucht bei der Reife öfter schwarz oder dunkelbraun, etwa 6 bis 7 mm lang. Hieher die Unterarten 1 und II. I. subsp. silvestre (L.) Thellung ( = Chaerophyllum silvestre et Anthriscus silvestris auct. sens. strict., = A. silvestris subsp. 1) A. silvestris Gremli 1874, = subsp. emsilvestris Briq. 1905, = Chaerefolium silvestre subsp. eu.silvestre Schinz et Thellung, = A. silvestris var. so lang als der samentragende Teil der Frucht. Grösste Kronblätter bis 1 ‘/s mm lang. Heimisch in Süddtalien, Sizilien und Griechenland, vielleicht auch in Istrien; angeblich (nach C a r u e l ) auch' auf Teneriffa. Als verschleppt angegeben vom Port*Juv6nal bei Montpellier (vor 1864) und aus dem Hafen von Mannheim (1897); die erslere Angabe bedarf der Nachprüfung, die zweite bezieht sich auf S. Balänsae. Die Abgrenzung dieser Unterart gegen subsp. macrorrhyncha bereitet Schwierigkeiten; Uebergangsformen zu ihr finden sich in Sizilien, solche zu subsp. Tymphaea nach V i e r h a p p e r in Griechenland und auf Kreta. Auch *) Von griech. ßQ«%vs [brachys] = kurz und xaonog [karpös] = Frucht.

1039 in Botanischen Gärten werden Formen gezogen, die zwischen S. Balansae oder brachycarpa einerseits und 'S. Tymphaea oder macrorrhyncha anderseits zu stehen scheinen; vielleicht handelt es sich um Bastardbildungen. 1*. Fruchtsdmabel mindestens doppelt so lang als der meist kurzborstige, samentragende Fruchtteil. .......................................... 2. Griffel Va bis 2 1¡s mm lang. Ganze Frucht meist über 20 mm (bis 80 mm) lang 2. Griffel etwa */2* bis 8/* mm lang, noch nicht doppelt so lang als das Griffelpolster (vgl. jedoch subsp. III var. Cottíána). Fruchtsdmabel (2) 2 1/*» bis 3»mal so lang als der samentragende Fruchtteil, nur wenig zusammengedrückt, schmäler und auf den Flächen stärker gewölbt als bei subsp. IV, meist (15) 20 bis 25 •(selten bis 30) mm lang. Hüllchenblätter klein, lanzettlich bis länglich, schmäler als bei subsp. IV, öfter ungeteilt (selten 2« bis 3*spaltig), meist nur so lang wie die Dölchenstrahlen (Fruchtstiele), frühzeitig zurück» geschlagen. Unterarten II und III: II. subsp. Ty m p h aéa ') (Hausskn.) Thellung ( = S. macrorrhyncha var. Tymphaea Hausskn., = S. Tymphaea Vierhapper). Hautränder der Blattscheiden und Hüllchenblätter fast kahl oder nur kurzwimperig gesägt. Stengel und Blattspreiten fast völlig kahl. Hüllchenblätter kurz, fast stets einfach. Fruchtschnabel schmäler als bei subsp. III. Mazedonien, Epirus, Griechenland und Inseln, Kreta, Armenien. Stellt nach V i e r h a p p e r (in Verh. zool.»bot. Ges. Wien 1919, pag. 238) ein Bindeglied zwischen subsp. I und subsp. III dar und würde sogar der ersteren, der sie sich in den Behaarungsverhältnissen anschliesst, näher stehen; Uebergangsformen zu ihr finden sich in Griechenland und auf Kreta. III. subsp. m a c r o r r h y n c h a 8) (C. A. Meyer) Rouy et Camus (= S. macrorrhyncha C. A. Meyer 1, = S. Pecten»Veneris [forma] c. macrorrhyncha Fiori et Paoletti, = S. macrorrhyncha Rasse 1. macrorrhyncha Vierhapper, = S. Hispánica Boiss.l, = Wylía Hispánica Bubani, = S. Pecten=Veneris var. Hispánica Cariot et St. Lager, = subsp. b. S. Hispánica Bonnier, = var. ß breviröstris Caruel nec Boiss., = S. affinis Hort.! ex Boiss.). Hautränder der Blattscheiden und Hüllchenblätter lang» und reich-gewimpert, letztere länger, nicht selten 2»spaltig. Stengel und Blattspreiten öfter kurz«borstlich»behaart. Pflanze (gleich subsp. II) meist zarter als subsp. IV ; Laubblattzipfel fein, schmal. Heimisch in Spanien, Südfrankreich, Italien (im Piemontesischen Aostatal bei Etroubles bis nahe an die Schweizergrenze reichend), Bosnien, Montenegro, Bulgarien, Griechen» land, Krim (?), Kreta und Klein»Asien; verschleppt in den Hafenanlagen von Mannheim (1897!)®) und von Ludwigshafen (1902). [Die Angabe von Solothurn bezieht sich auf die var. breviröstris der Unterart IV.] — Aendert abi a) nach der Behaarung: var. v e s t i t a Thellung ( = S . Hispánica Boiss.l sens. strict., = S. Taürica Steven?). Stengel ¿ dicht mit abstehenden, kurzen, borsllichen Haaren bekleidet (Die häufigere Form). Dazu subvar. h e t e r ó t r i cha Thellung. Stengel äusserst kurz feinflaumig, die Haare vielmal kürzer als diejenigen der Blattspindel. (So ehedem [1857] verschleppt im Port»Juvénal bei Montpellier). — var g l a b r í c a ú l í s Thellung. Stengel kahl (seltener, zuweilen mit der behaarten Abart zusammen). — b) nach der Ausbildung des Fruchtschnabels i f. C o t t í á n a 4) (Gola) Thellung ( = S. Hispánica var. Cottiana Gola). Fruchtschnabel länger als beim Typus (bis 30 mm lang), auch Griffel (verhältnismässig) etwas länger, doppelt so lang als das Griffelpolster. Pflanze kräftiger, bis 40 cm hoch bezw. lang, mit der Tracht von subsp. IV. Kann als Uebergangsform zu der letzteren aufgefasst werden, unterscheidet sich aber von ihr noch immer durch den nur i/s mm langen Griffel zugleich mit einem kurzen (nur die 3»fache Länge des samentragenden Teils erreichenden), schmälern, stärker gewölbten Schnabel, sowie durch kurze und schmale (wenngleich ein« geschnittene) Hüllchenblätter. So in Piemont (wo auch der Typus der Unterart vorkommt). 2*. Griffel meist 1 bis 2 l/s mm lang (vgl. jedoch die var. brevistyla), 2» bis 4» (selten 6»mal) so lang als das Griffelpolster. Fruchtschnabel meist 3» bis 4»mal so lang als der samentragende Fruchtteil (vgl. jedoch die Abarten), etwa 2 bis 7 (8) cm lang, abgeflacht und verhältnismässig breit. Hüllchenblätter meist ansehnlich, eiförmig oder länglich, meist 2« bis 3» und mehrspaltig (selten ganzrandig), in der Regel beträchtlich länger als die Döldchenstrahlen und lange aufrecht (den letzteren angedrückt) bleibend): IV. subsp. e u » P e c t e n » V é n e r í s Thellung ( = S. Pecten»Veneris L. et auct. sens. strict., = S. Wílhélmsíí C. Koch sec. Boiss., = S. australis Bertol. [PL Genuens.] nec L., = S. pinnatifida Willkomm exsicc. nr. 2331 nec Vent., = S. Hispánica Cutanda nec Boiss.). Pflanze meist kräftig. Laubblattzipfel (wenigstens bei der mitteleuropäischen Unkrautpflanze) breiter als bei den übrigen Unterarten und Arten. Im ganzen Verbreitungsgebiete der Art (und der Gattung); in Mitteleuropa fast ausschliesslich vorkommend. — Aendert a b : a) nach Wuchs und Tracht: f. G r a e c a Hausskn. [pro var. /?] ( = S. Crética Miller). Pflanze kräftiger als beim mitteleuropäischen Typus. Laubblätter (bezw. ihre Abschnitte 1. Ordnung) oft breiter. Hüllchenblätter *) Auf dem Tymphäischen Pindus in Griechenland gefunden. 2) Von griech. (MaxQog [makrös] = lang, dick und §vv%os [rhynchos] — Schnabel; mit Rücksicht auf den verhältnismässig dicken (weil kurzen) Fruchtschnabel; ein nicht sehr glücklich gewählter Name. ®) Die Pflanze von 1881 ist S. Pecten»Veneris var. brevistyla. 4) In Piemont im Gebiet der Cottischen Alpen gefunden.

1040 ansehnlich, víelspaltíg, Kronblätter und Früchte grösser, letztere bis 8 cm lang, dicker und stärker rauh. Im M ittel* meergebiete hie und da; verschleppt in Holland (19251). Das andere Extrem der vegetativen Entwicklung stellt d a r s f. n ä n a Thellung. Pflanze zwerghaft, meist unverzweigt, armblütig. Hüllchenblätter unansehnlich. Frucht und ihr Schnabel klein, schlank. Pflanze in der Tracht sich der subsp. III nähernd. So als Standortsform magerer, d ü rrer Orte im Mittelmeergebiet und wohl auch gelegentlich in MitteLEuropa. — b) nach der Behaarung! f. p u b é s c e n s Guss, [pro var.]. Pflanze stark behaart. — c) nach der Zahl der Doldenstrahlen und der Früchte.- f. p o l y c á r p a Aznavour in Bull. Soc. bot. France. XLVI (1899), pag. 143 [pro var. y\. Doldenstrahlen vorwiegend 3 bis 4 (an einzelnen Dolden auch nur 2). Früchte zu (3) 4 bis 7 in jedem Döldchen ausgebildet. (Von Konstantinopel beschrieben; wohl nur eine üppige Entwicklungsform). — d) nach der Ausbildung des Hüllchens: f. í n v o l u c r á t a Bornm. [pro var.] ( = S. pinnatifida Auersw. [sec. Rchb.] nec Vent., = S. Pecten»Veneris b. pinnatifida W ohlf. ex loc., excl. syn. Vent.). Hüllchenblätter laubblattartig ausgebildet, fein zerteilt, so lang oder länger als d ie jungen Früchte. Z. B. bei Bozen, um Triest usw., hier früher fälschlich für Scandicium stellatum (Scandix pinnatifida) gehalten. — e) nach d er Ausbildung der Kronblätter ¡ f. r a * di a t a Thellung. Aeussere Krön» blätter der Randblüten ansehnlich, etwas strahlend, verkehrt»eiförmig» spatelförmig, bis5mm lang und2‘/s mm breit, an der Spitze abgerundet od er sehr seicht»ausgerandet. Klein»Asien, Syrien-, oft zugleich f. longistyla. — f) nach der Bekleidung der Frucht s subvar. l e v i g ä t a Aznavour (1899) [sub i var. « genuina], Frucht überall glatt und kahl, nur der Schnabel zuweilen am Rande rauh. Bei Kon» stantinopel beobachtet. — g) nach der Länge des Fruchtschnabels ¡ 1. v ar. b r e v i r ö s t r i s Boiss., Aznavour (= var. alpina Raulin [nomen], — S. Pérsica Martius, = S. austrälis F i g . 23 87. S c a n d i x P e c t e n V e n e r i s L . P h o t . D r. H r c h . M a r z e i l , G u n z e n h a u s e n Probst nec L., = S. macrorrhyncha (Bayern). Thellung in Vierteljahrsschrift der Naturf. Ges. Zürich. LII [1907] pag. 457 nec C. A. Meyer). Fruchtschnabel nur 2« bis 2 V2 »mal so lang als der Rest der Frucht, auch Griffel in der Regel kürzer als bei der typischen Unterart (kaum über l/a mm lang und kaum 2.mal so lang als das Griffelpolster), dadurch an subsp. III erinnernd (und oft mit ihr verwechselt), aber nach der Beschaffenheit der Hüllchenblätter und dem verhältnismässig breiten und sehr flachen Frucht» schnabel doch entschieden zu subsp. IV gehörig. (Vgl. auch var. genuina f. brachyrrhyncha). Heimisch in Südwest»Asien (Kreta 1, Klein»Asienl, Syrien 1, Kaukasus!, Persien, Belutschistan! und Afghanistan). Eingeschleppt im Bahnhof von Börrstadt am Donnersberg (Pfalz) um 1906 (F. Z i m m e r m a n n ! ) und in den Hafenanlagen vonMannheim»Ludwigshafen 1916 und 1918 (F. Z i m m e r m a n n briefl.), sowie auf der Turnschanze bei Solothurn (Schweiz) 1904 ( Pr ob s t ! ) . 2. var. g e n u i n a Aznavour 1899 ( — var. typica K. Maly 1919). Fruchschnabel meist 3« bis 4»(5)mal so lang als der Rest der Frucht. Griffel mindestens doppelt so lang als das Griffel» polster. Die häufigste Abart. Dazu wohl als kleinfrüchtige Form i f. b r a c h y r r h y n c h a 1) Thellung ( = var. ß breviröstris Strobl 1887 nec Boiss.). Frucht nur 2 bis 3 cm lang, aber Griffel verhältnismässig lang (3» bis 4»mal so lang als das Griffelpolster), dadurch von var. breviröstris und von subsp. macrorrhyncha verschieden. Bergabhänge der Nebroden (Sizilien), bis über 1900m ansteigend. 3. var. (forma?) u m b r ó s a Béguinot. Fruchtschnabel 6» bis 7»mal so lang als der Rest der Frucht. In Italien beobachtet. — h) nach der Länge des Griffels: a. var. b r e v i s t y l a Thellung. Griffel kürzer als beim Typus, noch nicht 1 mm lang (und knapp doppelt so lang als das Griffelpolster); sonst vom Typus nicht verschieden (Fruchtschnabel mindestens 3»mal so lang als der Rest der Frucht). Süd»Frankreichl, Syrien !; verschleppt im Hafen von Mannheim, 1881, 1897, 1914 (F. Z i m m e r ma n n ! ) und im Güterbahnhof Zürich, 1917 ( Th e l l u n g ) . b. var. m e s o s t y l a . Griffel mittellang, etwa 1 bis 2 mm lang, 2» bis 4.mal so lang als das Griffelpolster. Der Normaltypus, c. var. l o n g i s t y l a Post. Griffel 2'|s mm lang, 5» bis 6»mal so lang als das Griffelpolster. Syrien (mit f. radiata kombiniert). *) Von griech. ßqayfvg [brachys] = kurz und (¡vv/os [rhynchos] = Schnauze, Schnabel.

1041 Diese durch ihre eigenartigen, an jene vom Reiherschnabel (Erodium) erinnernden Früchte sehr auffallende einjährige Dolde gehört wenigstens nördlich der Alpen zu den Anthropochoren. Nach H ö c k wäre sie allerdings erst in der Neuzeit nach Deutschland gelangt; tatsächlich wird sie von T h a l (um 1570) für den Harz nicht erwähnt, dagegen von C. S c h w e n d e f e l d (um 1600) für Schlesien. In den östlichen Teilen, im Gebiete der Pannonischen Flora (Südmähren), macht sie jedoch den Eindruck eines Archaeophyten. Mit Vorliebe erscheint sie als Unkraut in den Getreidefeldern (Weizen», Gersten« und Roggenfelder), in Kleeäckern, jedoch nur auf schweren, lehmigen oder kalkhaltigen Böden, so noch in der Eifel mit Delphinium Consolida, Adonis aestivalis, Caucalis daucoides und C. (Turgenia) latifolia. Vielerorts (so mehrfach in Sachsen, in der Schweiz im Tösstal) ist sie mit der Aufgabe bezw. dem Rückgang des Getreidebaues verschwunden. An klimatisch weniger günstigen Orten tritt sie öfter nur vorübergehend auf oder muss alljährlich neu eingeschleppt werden, wie dies in Oberösterreich wiederholt festgestellt wurde. In Mittelfranken (um Bayersdorf) erscheint sie als Unkraut in den Merrettichfeldern, in Südtirol und im Lahntal in Weinbergen, an der Nordsee in den Seemarschen. In Mähren ist sie häufig auf Brachfeldern anzutreffen, in Gesellschaft von Allium rotundum, Fumaria Vaillantii, Bupleurum rotundifolium, Ajuga Chamaepitys, Conringia Orientalis usw. Die kleinen, weissen Blüten von Scandix Pecten»Veneris sind andromonoezisch mit homogamen oder schwach proterandrischen Zwitterblüten. Die langgestielten männlichen Blüten, die meist keine Spur von Fruchtknoten und Griffeln erkennen lassen, stehen in der Regel in der Mitte der Döldchen. In den Dolden erster Ordnung sind zuweilen alle Blüten zwitterig, während an den späteren aufblühenden Dolden höherer Ordnung die (relative) Zahl der männlichen Blüten mehr und mehr zunimmt, bis zuletzt oft rein männliche Dolden auftreten. Das Honigpolster ist scharf berandet und um den Griffel napfartig vertieft. — Als Abnormitäten sind an der Mittelblüte der Döldchen schon 3 Fruchtblätter (und Griffel), an einer Dolde eine verlaubte Hülle, ausserdem vergrünte Blüten beobachtet worden. — Die elastische Krümmung der Fruchtschnabel» hälften bei der Reife, die beim Austrocknen erfolgt, bewirkt ein plötzliches Abspringen bezw. Abschnellen der Teilfrüchte, das durch die starren, gerade vorgestreckten Griffel, die als Angriffspunkte für mechanische Ein» griffe dienen können, noch erleichtert wird. Die Schnäbel mögen auch der zoochoren Verbreitung der durch aufwärts gerichtete Börstchen einseilig»rauhen Teilfrüchte dienen, da sie die, mit dem ziemlich spitzen Grunde voran, in das Wollkleid eines Tieres eingedrungenen Teilfrüchte dank ihrer korkzieherförmigen Krümmung in demselben festzuhalten vermögen. — Von Pilzen wird einzig Erÿsibe Polÿgoni DC. erwähnt. Das Kraut des Nadelkerbels soll gelegentlich wie das des Gartenkerbels (pag. 1027/9) gebraucht werden; vielleicht beruht jedoch diese Angabe lediglich auf einer irrigen Interpretation der scandix des Di o s ku r i de s (vgl. pag. 1032, Fussn. 4). Auch sollen die Blätter ehedem unter dem Namen F ö l i a S c ä n d i c i s I t ä l i c a e als Aphrodisiacum gebräuchlich gewesen sein.

DIV. M yrrhis1) Miller (1754, pro parte)2) em. Scop. (= Lindéra 3) Ascherson in Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg Bd. VI. [1864], pag. 183 [1865], nec Adanson). Süs s dol de , Myrrhenkerbel D ie G a t tu n g

u m f a s t w a h r s c h e in lic h

S p e z i e s (M . R e n j i f o ä n a

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w e i c h e n d e K lim a h e r v o r g e r u f e n e A b e r r a t i o n d e r H a u p t a r t ist.

2023.

Myrrhis odorata 4) (L.) Scop. ( = Scandix odorata L., =

Crantz, Lam., =

Lindéra odorata Ascherson 1. c.

1865,

Chaerophyllum odoratum pag. 185, = Selinum myrrhis*)

*) Griech. [¿vq(hs (myrrhis), bei D i o s k u r i d e s ein Pflanzenname von unsicherer Bedeutung (vgl. oben unter Chaerophyllum bulbosum, pag. 1000, Fussn. 2), vielleicht dem Bünium Bulbocästanum oder B. feruläceum (auf die die Beschreibung kaum passt) entsprechend? Mit unserer Pflanze ist dagegen mit grösserer Wahr» scheinlichkeit identisch die myrris (myrra, myriza) des P l i n i u s ; sie diente wegen ihres angenehmen Geruches lange Zeit als Ersatz für die echte Myrrhe, die von der in Arabien und Abessinien beheimateten Burseracee Commiphora Abyssinica (Berg) Engler (siehe Bd. V/ l, pag. 83) stammt. *) Gattung Myrrhis enthält bei Mi l l e r (1754) 3 Arten, deren erste der heutigen Myrrhis odorata entspricht, während die beiden anderen zu Athamanta gehören. *) Vgl. oben unter Chaerophyllum (pag. 994, Fussn. 7 und pag. 995, Fussn. 1). *) Manche Schriftsteller schreiben Myrrhis Odorata, unter Berufung darauf, dass L i n n é im Hortus Cliffortianus fl737) als erstes Synonym den substantivisch gebrauchten Namen Odorata Riv. (1699) zitiert. Indessen erscheint das Wort odorata erstmalig (bei C. B a u h i n , 1623) als Adjektiv (Myrrhis major, vel Cicutaria odorata), und zudem lässt L i n n é bei der Aufstellung seiner Scandix odorata (1755) das Synonym

1042 E. H. L. Krause, = Chaerophyllum Qcutaria Re [nec Vill.] sec. BertoL). W o h l r i e c h e n d e S ü s s d o l d e , Anis*Kerbel, Welscher*, Spanischer* oder Ewiger Kerbel, Körbelkraut (Grau* bünden), Wälsches Körblikraut (Aargau), Wilder Anis. Franz.: Cerfeuil musqué, myrrhis, myrrhide, fougère musquée, cerfeuil anisé, cerefeuil d’Espagne; engl.: Sweet*cicely, british* myrrh, garden*myrrh, roman*plant, sweet*scented myrrh; ital. : Finocchiella, mirride. Fig. 2 3 8 8 und Fig. 2389. Im Riesengebirge heisst die Pflanze S ü s s k r e t t i c h , in Graubünden C h ö r b l i (»chrut), im A argau W ä l s c h e s ( = fremdes) C h ö r b l i » c h r u t , in Kärnten A n i s , B a r b a r a g r a s , St. W a r b i l a n g r a s .

Ausdauernde Pflanze mit der Tracht vonChaerophyllum* undChaere* fölium * Artenx), nach Anis duftend. Wurzelstock dick, knorrig, braun, ver* ästelt, mehrköpfig. Stengel etwa 50 bis 120 cm hoch, aufrecht, stielrund (ge* trocknet zartrillig), röhrig, oberwärts ästig (mit zuweilen quirligen Aesten), kahl oder d: zottig, die Knoten (gleich den Blattscheiden) stets von verlänger* ten (d: 1 mm), feinen, oft rückwärts gerichteten Haaren zottig. Laubblätter gross, weich, besonders unterseits von ziemlich kurzen (etwa V2 mm langen), weichen Haaren borstlich*zottig, in der Jugend fast graufilzig=zottig, im Umriss dreieckig, 2* bis 4*fach=fiederschnittig, die unteren gestielt, die oberen kleiner, weniger zerteilt und auf den etwas gedunsenen Scheiden sitzend. Ab* schnitte erster und zweiter Ordnung im Umriss eiförmigdänglich, zugespitzt; Abschnitte letzter Ordnung eiförmig* länglich bis lanzettlich, unterwärts fieder* spaltig mit gekerbt=gesägten Lappen, oberwärts nur gekerbt*gesägt mit kurz* stachelspitzigen Zähnen, nach der Spitze Fig. 2388. M y rrh is o d o r a t a (L.) Scop. a Habitus, b Frucht. des Abschnittes vorhergehender Ord* c Dieselbe im Querschnitt. nung hin an ihrem Grunde herablaufend werdend und zuletzt zusammenfliessend, eine langvorgezogene, gezähnte Spitze des Abschnittes bildend. Dolden oben ziemlich flach, vielstrahlig, am Ende der Aeste meist trugdoldig*genähert. Doldenstrahlen und Stiele der Zwitterblüten dicht=flaumhaarig; Stiele der männlichen Blüten kahl. Hülle (normal) 0. Hüllchenblätter 5 bis 7, lanzettlich, zugespitzt, fast völlig weisshäutig, am Rande gewimpert, zur Blütezeit aufrecht=abstehend. Blüten vielehig; in den Enddolden*1 des R i v i n u s weg, so dass kein Grund vorliegt, um nicht die von L i n n é gebrauchte, offenbar aus C. B a u h i n übernommene, adjektivische Form beizubehalten. 1) Von diesen ähnlichen Arten unterscheidet sich Myrrhis im blühenden Zustand (abgesehen von dem charakteristischen Geruch) durch die Kombination folgender Merkmale: Doldenstrahlen weichhaarig. Hüllchenblätter fast ganz weisshäutig. Kronblätter bis zu 7* oder V8 ausgerandet, mit schmalem Einschnitt und schlankem spitzem Läppchen, am Rande kahl. Griffel etwa doppelt so lang als das kegelförmige Griffelpolster.

1043 zwitterige mit männlichen gemischt (erstere am Umfang der Döldchen, letztere im Innern derselben), in den später aufblühenden Seitendolden meist nur männliche (ohne Fruchtknoten und ohne Griffel). Doldenstrahlen zur Fruditzeit aufrecht* geschlossen. Keldisaum undeutlich. Kronblätter ähnlich wie bei Chaerophyllum gestaltet, d. h. verkehrtherzförmig*ausgerandet mit einem schmalen, etwa zu 1 U bis 1/3 reichenden Einschnitt und mit einem schlanken, zugespitzten, einwärts gebogenen Läppchen, weiss, fein papillös, aber ungewimpert; die äusseren am Rande der Döldchen grösser (bis über 3 mm lang), etwas strahlend. Frucht länglich*pyramidenförmig, bei der Reife 2 bis 2 1/scm lang, von der Seite zusammengedrückt, zugespitzt, braun bis schwarz, glänzend (wie lackiert), an den Kanten oberwärts von einigen auf einem Knötchen entspringenden, aufwärts*gerichteten Borsten rauh. Teilfrüchte mit 5 gleichgrossen, dreikantig* vorspringenden, scharfkantigen, innen durch das Zerreissen der mittleren Fruchtwandschicht (unter den Rippen und auch eine Strecke weit unter den Tälchen) hohlen Hauptrippen ver* sehen, im Querschnitt 5=strahlig=sternförmig. Randrippen der beiden Teilfrüchte dicht zusammen* schliessend. Stereombündel infolge der Hohlraumbildung weit in die Kanten der Hauptrippen hinausgeschoben, nahe ihrer Schneide verlaufend, fadenförmig, im Querschnitt fast rundlich (breit quer=elliptisch). Oelstriemen in der jungen Frucht in grösserer Zahl und in verschiedener Grösse im inneren Teil der mittleren Fruchtwandschicht angelegt, ausserdem einzeln in der Schneide der Rippen ausserhalb des Leitbündels verlaufend, zur Reifezeit sämtlich schwindend. Griffelpolster kegelförmig; Griffel mindestens etwa doppelt so lang, fast aufrecht oder später auswärts*gebogen, mit kopfiger Narbe. Nährgewebe an der Fugenfläche tief ausgehöhlt, im Querschnitt hufeisenförmig (Fig. 2388 c), etwa 3/4 eines Kreisbogens beschreibend. — V bis VII. Hie und da in Hochstaudenfluren, auf Waldschlägen, Wiesen, Weiden, in Schluchten, auf Felsen, in Auen, in Baum* und Grasgärten, um Senn* und Almhütten, Hausruinen, an Zäunen usw., bis ca. 1900 m aufsteigend. Einheimisch wohl nur in den Westalpen (östlich bis in die Waadtländer und Freiburger Alpen) und in den südlichen Kalkalpen (Bergamasker Alpen, judicarien, Dolomiten, Karnische Alpen, Karawanken, Julische Alpen). In den übrigen Gebieten der Alpen, im Schweizer Jura, in den Sudeten, im Weserbergland usw. wohl überall als Flüchtling oder Ueberrest aus ehemaligen Anpflanzungen verwildert und vielerorts ein* gebürgert. Mit Vorliebe auf Kalk. In De ut s c hl a nd wohl überall nur aus Gärten verwildert, absichtlich angebaut und vielerorts eingebürgert, so in Bayern um Tegernsee im Söllbachtal und am Hirschberg (an mehreren Stellen), Wallberg>Kreulh (im Jahre 1852), Heimgarten bei Kochel (1820), Schlossberg bei Oberstaufen (etwa 1889), ehedem in den Isarauen bei Grün» wald und Harlaching ob München, St. Oswald bei Grafenau im Bayerischen Wald (bereits 1789, ob noch?) und Altenburg bei Bamberg (1904); in Württemberg erst in neuerer Zelt in Dornstetten O.-A. Freudenstadt und bei Biberach an der Riss (1917) beobachtet; aus Baden (im alten Botan. Garten in Heidelberg 1881 bis 1S86 verwildert) nicht erwähnt; in den Vogesen wie wild vom Ballon de Giromagny bis zum Hochfeld, in Strassburg im Botanischen Garten mit Hacquetia Epipactis verwildert; im mittleren, nordwestlichen und nördlichen Deutschland an vielen Stellen verwildert und eingebürgert, so in Thüringen bei Saalfeld, Jena, zwischen Buchau und Ziegenrücken, im Harz bei Braunlage, Schierke, Elend, Hüttenrode usw.; in Hessen«Nassau am Meissner (in der Umgebung des Viehhauses), am Schlossberg von Biedenkopf und am Schlossberg von Ludwigseck; in Westfalen um Siegen, an der Lippe bei Lopshorn, Siekmann in Ohrsen, Albert in Höntrup, Stift Cappel, bei der Wevelsburg, Lüdenscheid am Loh, Sauerfeld, Limburg (am Schloss), Minden bei Aulhausen, Köterberg im Weserbergland (502 m); in Hannover im Regierungsbezirk Hannover bei Holtensen, im R.»B. Hildesheim (Sophienhof, Erichsburger Schlosswall), im R.»B. Osnabrück (um Gross.Füllen, unweit Meppen, zwischen Lotten und Tecklenburg); in der Rheinprovinz in der Eifel, bei Elberfeld usw.; bei Oldenburg, auf Borkum (bei Aggens Hof); im östlichen Schleswig.Holstein bei Utecht, Lütjenburg, Rasdorf, Kiel, im dänischen Wohld, Angeln, Oberjels bei Hadersleben (1910), Breckendorf bei Eckernförde (1910), Lindhof, Broacker bei Sonderburg, bei Lübeck; in Mecklenburg (Hinter Pommerencher Garten in Schwerin [ 18S9], Schlossgarten bei der Schleif, mühle und Grossherzogi. Küchengarten); in Pommern bei Köslin (Kirchhof Sorenbohm seit 1860, Reeckow); angeblich in Westpreussen im Kreis Allenstein; dann in der östlichen Nieder.Lausitz bei Triebei und vereinzelt bei Chemnitz, Meseritz, Kromlau, Dessau, Gotha; in Schlesien am Buschberg im Isergebirge, auserdem H e g i , Flora. V, 2. 269

1044 vom mittleren Vorgebirge bis ins Hochgebirge, im niederen Vorgebirge bis in die Ebene hinabsteigend bei Haynau, Görlitz, Waldenburg, Münsterberg, Ziegenhals, im Riesengebirge bei der alten Schlesischen Baude, auf dem Riesenkamm, bei Görbersdorf, Rehorn, im Gebiete des Glatzer Schneeberges und des Reichensteinergebirges bei Mittelwalde, bei Alt»Neissbach, Landeck, Kamnitz usw. — In O e s t e r r e i c h in Böhmen, Mähren und Schlesien (Tschechoslowakei) nirgends ursprünglich: in Böhmen im Riesen» und Glatzergebirge, besonders bei Marschendorf, im Aupagrunde, Hohenelbe, St. Peter, Glasendorf, Rehorn, bei Petzkretscham, Kleinskal, bei Braunau, Gablonz bei Reichenberg, Schluckenau, bei Weisswasser, Rehwasser, im Mensegebirge um Teckadorf, bei Dlouhag, Polom, Sloupwitz bei Leitomischel, Neuhaus, angeblich auch bei Karlsbad, Marienbad und am Berg Kum bei St. Andreasberg; in Mähren am Glatzer Schneeberg bei Hannsdorf und KleimMohrau, im Gesenke bei Zöptau, Gr.»Würben bei Goldenstein, Winkelsdorf, Philippsdorf, im Tesstal bei Gr.»Ullersdorf zirka 400 m, Karlsdorf bei Römerstadt, um Braunseifen und Römersdorf, in der Zwidcauergegend kultiviert und verwildert um Rotmühl, Greifendorf, Vierzighuben, Schönhengst, Hermesdorf; in Schlesien bei Voitsdorf unweit Friedeberg, bei Krautenwalde, bei Ober=Thomasdorf, Hennersdorf, Hermannstadt, Zudcermantel, Niedergrund, Grö» ditz und Böhmischdorf bei Freiwaldau; in Nieder» und Oberösterreich anscheinend ganz fehlend; in Salz» bürg am Untersberg (Veitelbruch), Kallbrunnersalp, in den Hohen Tauern (Fuscher», Mühlbach», Hollers» bach», Obersulzbach», Krimler» Achen» und Kapruner» tal) nach F. V i e r h a p p e r ursprünglich in Tirol (fehlt im Vorarlberg) an der Mittagsspitze bei St. Anton (leg. H o 1z n e r 1 1912), im Unter»Inntal um Rattenberg (Brandenbergermahd, Angerberg), um Kitzbühel (bei Bicheln, Exenberg usw., am Sonnberg), im Schnalser» tal, am Afererbach, in den südlichen Kalkalpen spon» tan, so am Kreuzberg in Sexten, Seelos, im Schober* und Kreuzkofelgebiet, Gantkofel, um Predazzo in Fleims, Monte Pavione, um Pieve, in den Alpen über Trient, Vallarsa, Campogrosso, Val Ronchi, Ledro» tal, bei Stenico, Val Lorina, Val d’Ampola usw.; in Kärnten spontan in den Karnischen Alpen und Kara* wanken bei Bad Vellach, im Seebachtal und Königs» berg bei Raibl, Mauthen, Wolfsbach, Predil, Hoch» stadl, Rosengarten (1900 m), Kanaltal, Luschariberg, Tröppolacher Alm, am Dobratsch (Elfernock, Kaserin), Waidischgraben, Bärental, Seleniza, Plöcken am kleinen Zelon, Müssen, Lesachtal; ausserdem (wohl angepflanzt) bei Ehrenhausen, Rabensteiner« berg, Unterhausschlucht, an der Goding im Lavanttal, Fladnitzer Alpen, Hoch«Schober, Göss in der Maltein; Sagritz, St. Leonhard (Eisenkappel, Carinthiaquelle); in Steiermark wild auf der Dörfleralpe bei St. Ruprecht und am Schwarzen See in der Sölk (verwildert bei Birn» berg, bei Schladming [Krahbergalm]), bei Hohentauern, Fig. 2389. Myrrhis o d o r a t a (D). Scop. Eingebürgert auf der Admont, Hall (angeblich auch auf dem Lantsch); inKrain , (in Ober», Inner» und Unterkram) und Küstenland um Laibach am Schlossberg und Krim, in den Sanntaleralpen, im Kankertal, Poljanski rob, Cerna dolina, im Feistritztal, Kosutagebirge, am Loibl, Tisovec, bei Tolmein, auf den Golak Bergen, dem Mali Modragovac, Merzavec und Lavin, im Ternovaner Wald, auf dem Nanos (Hieronymus Kapelle), bei Planina, am Javornik, bei Gottschee, am Javor usw. — In der S c h w e i z mit Sicherheit ursprünglich in den Westalpen (anschliessend an die Lemanischen Alpen), so in Kanton Wallis und zwar besonders im Gebiet der Dent du Midi (Dzeman, Haut d’Arbignon, Torgon, Luisin, Derochoir, Trient, Evouettes, Vouvry; bei Mund und im Binntal vermutlich angepflanzt), im Kanton Waadt (Haut de M ordes, Ayerne, Taveyannaz, Alpen von Bex, Enzeindaz, Argentine, ob Surchamps, Chateau d’Oex [186S], Jaman, Brent oberhalb V evey; bei Puidoux und Epalinges bei Lausanne und bei Yvorne nicht ursprünglich) und anschliessend im Kanton Freiburg (Col de Jaman, Oussonnaz, Gros«Mont, les Arches, Orgevalettaz, Bona« valettaz, Nontanettes, Moleson, Orgevaud, Bonaudon). Ausserdem zuweilen angepflanzt und verwildert, so im Kanton Bern bei Wengen, im Kandertal, Klus bei Boltigen, Beatenberg, Grüsiberg bei Thun, Wattenwil, am Bantiger, Hängelen bei Burgdorf (1910), häufig im Emmental, in Solothurn bei Hubel (im Tschabo) in der Gemeinde

Neuendorf, Anteren bei Niederbipp, im Aargau bei Holden (geradezu eingebürgert, 1879), im Kanton Zürich in Wernetshausen.Hinwil (seit 1820) und Güntisberg-Wald (1894), in St. Gallen am Buchserberg und in Werdenberg als feines Kälberfutter gebaut, in Graubünden bei Chur, auf der Maloja (seit 1898), bei Saas, Davos »Dorf, im Dischmatal, bei Fetan usw., in Uri bei Andermatt, an zahlreichen Stellen im Jura; Im Waadtländer Jura bei St. Cergues und Baulmes bei St. Croix, im Kanton Neuenburg zwischen Sauges und Vaumarcus (450 m), aux Rochats (1170 m), Petits Ponts, Corcelles, Beauregard, Chaumont, Hauts Geneveys (1872), Ponts de Martel, Renan, Joux du Plane und Les Loges im Val de Ruz, La Coué bei Travers, Couvet (1874) usw., im Berner Jura bei Tiefmatt ob Court (1874), Montoz de Sorvilier (1874), in den Freibergen bei Les Joux (Gemeinde Genevez), sous la Côte (Gemeinde Montfaucon) und Ferrière, in der Chasseralkette an mehreren Stellen in den Gemeinden Cortébert, Corgémont und Diesse (Vgl. hierüber auch L a u s , Hrch. lieber die Verbreitung von Myrrhis odorata und anderen sudetischen Umbelliferen. Deutsche Botanische Monatsschrift, 1911 und He gi , G. lieber Myrrhis odorata Scop. in Mitteilungen der Bayr. Botan. Gesellschaft, 1926).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : NorcbSpanien, Pyrenäen, Alpen (von den Seealpen ostwärts bis Bosnien und Montenegro), Apennin ; von zweifelhaftem Indigenat in den übrigen Gebirgsländern von Europa, so in Grossbritannien, im südlichen Skandinavien (bis zum 6 3 ° nördl. Breite angebaut), in den Karpaten, Transsilvanischen Alpen, in Mazedonien und im mittleren Russland; ebenso im Kaukasus, in Belgien, Holland, sowie in Chile sicher nur angebaut und verwildert. Nach A l e f e l d können 2 Abarten, deren systematischer Wert noch zu prüfen ist, unterschieden werdeni var. c ü l t a Alef. Laubblätter unterseits dünn»weichhaarig. Hüllchenblätler lanzettlich.pfriemlich. Die gemeine wilde und angebaute Form. — var. s u l c ä t a (Lag.) Alef. ( = M. sulcata Lag.). Laubblätter unterseits weisslich-filzig. Hüllchenblätter länger» und borstenartig-zugespitzt. Griffel länger, zuletzt auswärts» gebogen. Frucht tiefer gefurcht. Wild auf dem Kantabrischen Gebirge in Nordwest»Spanien. — Die Süssdolde erfreut sich wegen ihres angenehmen, süsslichen, an Anis erinnernden Geruches einer grossen Beliebtheit und wurde namentlich in den letzten Jahrhunderten vielfach als Gewürz», Gemüse» und Arzneipflanze, neuerdings auch als Viehfutterpflanze gezogen. Ihr Aroma ist zwar weniger fein als das des Anis; dagegen ist sie vorteilhaft durch das Ausdauern und durch das Gedeihen an schattigen Standorten. Wurzel, Kraut und Früchte ( Râdi x, H é r b a et S é m e n C e r e f ö l i i H i s p ä n i c i s. Mÿrrhidis maiöris s. Cicutariae odorätae) waren (und sind noch jetzt teilweise) in der Tierarzneikunde nach Art des Gartenkerbels (pag. 1027, 1029) gebräuchlich. Das Kraut wird in der Volksheilkunde als Blutreinigungsmittel, als Expectorans (und zwar wie Tabak geraucht) gegen Engbrüstigkeit, Asthma, die Wurzel (bezw. der aus ihr gepresste Saft) und die Früchte bei Brust» und Halsleiden, sovTe gegen Harnbeschwerden verwendet. Das frisch zerquetschte Kraut wird auch äusserlich auf Gichtknoten und Verhärtungen aufgelegt. Wurzel und Früchte in Branntwein gebracht, geben ein gutes Magenstärkungsmittel. Ziemlich allgemein wird angenommen, dass das Kraut beim Rindvieh die Milch» absonderung fördere, weshalb die Pflanze vielerorts nachweisbar von Tierärzten und Landwirten absichtlich — besonders in Gebirgsgegenden — angepflanzt wird. Doch sollen die aus den Wurzeln geschnittenen, etwa kubikzentimetergrossen Klösschen nur in ungerader Zahl, also immer nur je 7, 9, 11 usw., angewendet werden. Eine Pflanze mit dem Namen (myrrhis) findet sich bereits bei Di os kur i des (vgl. pag. 1041, Fuss» note 1). Jacobus Theodorus T a b e r n a e m o n t a n u s bezeichnete unsere Art als Cerefolium Hispanicum. Dagegen kannten sie F u c h s , T r a g u s und Valerius Co r d u s noch nicht, wohl aber H ar d er (1576) und Conrad G esn er (1560) als deutsche Gartenpflanze. Bei T h a l 1588 fehlt sie, ebenso im Hortus Eystettensis (1613). T h u r n e y s s e r zum Thurn gibt im Jahre 1578 von der Pflanze eine gute Abbildung, ebenso der Belgier Rembart von D o d o e n s (1618) in seinen Pemptaden. Es hat viel an Wahrscheinlichkeit, dass zur Ausbreitung von Myrrhis ehedem die Klöster und Mönche viel beigetragen haben, von denen sie wegen ihrer vielseitigen Verwendung zur Anpflanzung in Bauerngärten empfohlen wurde, gelegentlich mit Peucedanum Ostruthium (Meisterwurz), Levisticum officinale, Rumex alpinus (Blackten), Allium Victorialis (Bd. II, pag. 219). Als ursprünglich schatten, und feuchtigkeitliebende Gebirgspflanze eignet sich Myrrhis, wie die zahlreichen heutigen Reliktvorkommnisse aus einstiger Kultur in den Urgebirgs» und nordöstlichen Kalkalpen, im Schweizer Jura, im Weserbergland, in den Sudeten deutlich zeigen, besonders gut für Gebirgsgegenden. Von solchen Anpflanzungen aus ist die Art vielerorts in natürliche Assoziationen übergegangen, wo sie dann heute öfter ganz den Eindruck der Spontaneität macht. So erscheint sie im Söllbachtal in Oberbayern als Bestandteil des Auenwaldes (Esche, Berg»Ahorn) und der Hochstaudenvegetation mit Petasites albus, Cirsium oleraceum, Carduus Personata, Senecio Fuchsii, Adenostyles Alliariae, Crépis paludosa, Ranunculus lanuginosus, Saxifraga rotundifolia, Geranium silvaticum, Chaerophyllum hirsutum subsp. Cicutaria, Angelica silvestris, Heracleum Sphondylium, Veronica urticifolia, Scrofularia nodosa, Lonicera alpigena, Orchis maculatus, Equisetum palustre usw. Ein ähnliches Vorkommen erwähnt L a u s von den Talböden (Schwemmland) der östlichen Sudeten aus dem 269*

1046 Tesstal. Im Riesengebirge und im Gesenke bildet sie nicht selten einen Bestandteil der üppigen Wiesen vom Typus des Trisetum flavescens (Goldhafer»Wiesen) mit Leucoium vernum, Veratrum album, Saxifraga granulata, Laserpitium Prutenicum, Gentiana campestris, Senecio rivularis, Arnica montana, Cirsium heterophyllum und C. rivulare, Polygonum Bistorta, zahlreidien Orchideen usw. In den südlichen Kalkalpen, wo Myrrhis odorata zweifelsohne spontan vorkommt, ist sie in der Hauptsache Voralpenpflanze und tritt dort bis über 1800 m Höhe auf Wiesen, in der Blaugrashalde, besonders aber in der Hochstaudenflur, im Buschwalde oder als Niederwuchs im subalpinen Mischwalde auf. Da die Laubblätter bis zum Spätherbst grün bleiben (daher wohl der Name „Ewiger Kerbel“), wird sie auch als Zierpflanze empfohlen. — Die Blüten sind andromonözisch, die Zwitterblüten proterandrisch, die zuletzt ausgebildeten Blüten sollen rein cf sein. Von den Döldchen sind gelegentlich einzelne an der Achse herabgedrückt. Als Besucher wurden zahlreiche Coleopteren, Dipleren und Hymenopteren feslgestellt. Die Keimblätter können am Grunde miteinander verwachsen sein. Von Schmarotzer» pilzen werden P u c c i n i a P i m p i n e l l a e (Slrauss) und E r y s i b e P o l y g o n i DC. genannt.

DV. MolopOSpermum1) Koch (= Moloppospermum2) Dumort., = Molo­ spermum2) Kittel [1837], Steudel [1841] et auct. nonnull., = Cicutäria3) Miller 1737 pro parte, Mönch 1802 pro parte, 0. Kuntze 1891, nec Lam. 1779 [quae = Cicuta L. 1753/4], nomen confusum). St r i emens amen, Striemendolde. Fig. 2390 bis 2392. Die systematische Stellung dieser eine einzige Art umfassenden Gattung ist strittig. Während sie in neuerer Zeit meistens zu den Smyrnieae gestellt wird, reiht sie D r u d e (nach Ro mp e l ) wegen des Vor* kommens von Kristalldrusen in der Fruchtwand (in der Umgebung des Fruchthalters) und auf Grund der — neben den nicht unwesentlichen, im Bestimmungsschlüssel hervorgehobenen Unterschieden — bestehenden weitgehenden Uebereinstimmung im Baue der Fruchlrippen (namentlich der ausserhalb der Leitbündel der Hauptrippen verlaufenden kleinen Oelstriemen) am Schlüsse der Scandicinae hinter Myrrhis ein. Auffällig sind jedoch das Fehlen der bei den vorhergehenden Gattungen vorkommenden Stereomstränge und das Vor» kommen der (bei den Scandicinae sonst fehlenden) verhältnismässig grossen Kelchzähne, und auch die enlwicklungsgeschichtlichen Befunde von H ä k a n s s o n (1923) weisen die Gattung eher unter die Smyrnieae (neben Dänaa) als unter die Scandicinae.

2024, Molopospermum Peloponnesiacum4) (L.) Koch (— Ligüsticum Peloponnesiacum L. [?], Scop. 1772, = Molospermum Peloponnesiacum Kittel, = Cicutäria Peloponnesiaca O, Kuntze, = Ligüsticum cicutärium Lam. 1779, = Molopospermum cicutarium DC., = Molospermum cicutarium Steudel et auct., = Pleurospermum cicutarium D. Dietr., == Ligüsticum Peloponense Vill., = Cicutäria verticilläta Mönch, = M. cicutifölium Bubani). S ü d a l p e n =S t r i e m e n » s a me n . Ital.: Cicutaria fetida. Fig. 2390 bis 2392. Pflanze ausdauernd, + kahl (der Stengel zuweilen ganz vereinzelte Borstenhaare tragend oder an der Spitze gleich den Blütenstandsachsen sehr kurzspapillös), von starkem, unangenehmem Geruch. Wurzel dick, geringelt, schwarzbraun, mit dicken Fasern versehen, am Halse durch die Ueberreste vorjähriger Laubblätter faserschopfig. Stengel aufrecht, bis über 1 m hoch, dick, stielrund (getrocknet sehr fein gerillt), röhrig, oberwärts ästig. Laubblätter 2® bis 4*fach4iederschnittig, sattgrün, glänzend; die unteren auf einem bis zu 45 cm langen, hohlen Stiel, die oberen weniger gegliedert und auf den kurzen Scheiden sitzend. Ab° schnitte letzter Ordnung aus eilänglichem oder keilförmigsherablaufendem Grunde lanzettlich, in eine lange Spitze allmählich verschmälerhausgezogen, am Grunde fiederspaltig, nach oben hin grob eingeschnitten * gesägt und schliesslich ganzrandig werdend, nach der Spitze des ' ) V o n g r ie c h . [¿coXcoip [m ö lo p s [ = S c h r a m m e , B lu t s t r i e m e u n d ani^fia [ s p 6 r m a [ = S a m e n . *) Schreibfehler für Molopospermum. B) Alter Name für verschiedene Umbelliferen (vgl. auch pag. 1008, Fussn. 2). *) Benannt nach dem Peloponnes, der südlichen Halbinsel von Griechenland. Da die Pflanze dort nicht wächst, enthält der Artname eine unrichtige Heimaisangabe; er kann gleichwohl nach den gegenwärtig geltenden Nomenklaturregeln nicht verworfen werden.

1047 Abschnittes zweitletzter Ordnung zusammenfliessend; Lappen und Sägezähne nach vorwärts gerichtet, beim Typus der Art geradrandig*3=eckig*eiförmig bis 3*eckig=lanzettlich, spitz und kurz bespitzt. Dolden am Ende der Aeste scheindoldig gedrängt. Enddolden gross, gewölbt, gedrungen, 15* bis 40*strahlig, überwiegend oder ausschliesslich fruchtbare Zwitterblüten ent* haltend; die Seitendolden (gleich den sie tragenden Laubblättern) gegenständig oder zu 3 bis 4 quirlständig, kleiner, meist nur aus männlichen Blüten bestehend. Hülle und Hüllchen vorhanden, 6* bis 9*blätterig, ihre Blätter ungleich, lanzettlich, lang*zugespitzt, breit hautrandig; einzelne Hüllblätter zuweilen vergrössert, blattartig und gezähnt. Kelchsaum mit 5 rundlich*eiförmigen, zuletzt undeutlich werdenden Zähnen. Kronblätter weiss, ziemlich gleich gross, eiförmig* lanzettlich, ganz, lang=zugespitzt, flach, mit aufstrebender oder eingekrümmter Spitze, mit dieser bis über 2 mm lang. Frucht von der Seite stark zusammengedrückt, breit*eiförmig, etwa 1 cm lang und 7 mm im grössten Querdurchmesser, bei der Reife gelb* lieh, völlig kahl. Teilfrüchte mit schmaler Fugenseite zusammenhängend, oft unregelmässig*ausgebildet, die eine nicht selten verkümmernd; bei guter Ausbildung mit je 5 schmahkantig*, fast flügelförmig*vorspringenden Haupt* rippen, die fugenständigen öfter kleiner als die rücken* ständigen, zuweilen aber auch die seitlichen rückenstän* digen verkümmert und Teilfrüchte dann 3*kantig. Rippen innen mit schwammigem Gewebe aus getüpfelten Zellen erfüllt, nahe dem Innenrande von einem Leitbündel durch* zogen, ohne Stereomstrang. Oelstriemen äusserlich als dunkle Längslinien sichtbar, einzeln in den Tälchen und je 1 in den Hauptrippen ausserhalb des Leitbündels nahe der Aussenkante verlaufend. Griffelpolster kegelförmig; Griffel etwa doppelt so lang, zuletzt auswärts*gebogen, mit schwach kopfig*angeschwollener Narbe. Fruchthalter frei, tief 2*teilig. Nährgewebe im Querschnitt stumpf* Fig. 2390. M o lo p o s p e rm u m P e l o p o n n e s i a 5*eckig, an der Fugenfläche gefurcht, auch unter den cum ( L ) Koch, a Unteres Laubblatt, b Oberer Tälchen durch die nach innen stark*vorspringenden Oel* Stengelteil, c Junge, d reife Frucht. Striem en tief rillig*gefurcht. — VI, VII. Nur in den S ü d a l p e n an felsigen, berasten Abhängen, auf Weiden, Wildheu* abhängen, in Wäldern. In O e s t e r r e i c h in Kärnten (Felsen am Raibler See), Krain (Monte Santo, Matajur, Moresch, Zhaun, Nanos usw.), im Küstenland (auf dem nördlichen Randgebirge hie und da, z. B. bei Görz, Ternova, Karnica, am Cavin) und in Süd»Tirol (Judicarien, Trentino, Ledrotal, Monte Baldo). — In der trans» alpinen S c h w e i z am Südhang der Walliser Alpen (Simplon, Gondo, Zwischbergen usw.), im Kanton.Tessin (Voralpen und Alpen; ziemlich verbreitet von 750 bis 2000 m) und im transalpinen Graubünden (Calancatal, Misox [auf dem Grenzkamm gegen den oberen Comersee bis 2000 m ansteigend], Bergeil [aufwärts bis zum Albignafall und bis oberhalb Casaccia] und Puschlav [um den Puschlaversee 970 bis 1050 m]); in den Waadt« länder Alpen bei Fraschy von T h o m a s absichtlich eingebürgert.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Südalpen von Frankreich durch Oberitalien bis Friaul, zum Küstenland und nach Krain. Die Art ändert ab: a) Zipfel der Laubblattabschnitte breiter» oder schmäler dreieckig, am Grunde verbreitert: var. g l a b e r r i m u m Thellung. Pflanze völlig kahl (oder der Stengel vielleicht ab und zu mit vereinzelten Borstenhaaren besetzt), oberwärts nicht papillös. Die häufigste Form. — var. p a p i l l ö s u m Thellung. Stengel oberwärts, gleich den Dolden« und Döldchenstrahlen, dicht mit winzigen, halbkugeligen, stumpfen Papillen besetzt. Frankreich, Italien; ob auch im Gebiete? — b) Laubblätter sehr feimzerschnitten,

1048 die Zipfel der Abschnitte letzter Ordnung linealisch, nach dem Grunde hin gleich breit oder (grösstenteils) etwas verschmälert! var. a n g u s t í s s i m u m Wohlfarth (cf. Rchb. Ic.). So am Zhaun in Krain und in Italien. Diese auf den Südabfall der Alpen beschränkte, sehr zerstreut auftretende, wohl kieselliebende Dolde erscheint als Unterwuchs im subalpinen Buchen» und Fichtenwald, im Buschwalde vom Typus des Laburnum alpinum, seltener auf Weiden, Wildheuabhängen, an steinigen, buschigen, etwas feuchten Hängen, so im obersten Bergell (Fig. 2391) neben Corylus Avellana, Berberís vulgaris, Sambucus racemosa, Salix grandifolia, Hippophae rhamnoides, Rubus Idaeus, Ribes petraeum mit Sempervívum arachnoídeum var. tomen» tosum, Sedum dasyphyllum und S. annuum, Saxifraga Aizoon, Poa nemoralis, Triticum caninum, Cerastium arvense, Silene vulgaris, Geranium phaeum var. lividum, Epilobium angustifolium, Galium pumilum (silvestre), Valeriana officinalis, Phyteuma Scheuchzeri, Achillea Míllefolíum, Centaurea Scabiosa, Crepis grandiflora und C. paludosa, Vicia Cracca, Menta longífolía usw. — Seit 1586 ist die präch» tige Staude in den Gärten eingeführt (Fig. 2392).

DVI. T ö rilis1) Adanson pro parte2), em. Rchb. (- - = Caücalis sect. IV» Torilis Celak., = Daücus sect. Torilis Bailion, = Dasyspermum3) Necker pro parte, = Anthriscus4) Bernh. [1800], nec Pers. [1805], = Dato calis5) Pomel, = Lappularia6) Pomel, — Caücalis Bentham et Hooker pro parte, nec auct. rec., = Caücalis sect. Eucaücalis Celak. pro parte). Klet tenkerbel, Borstendolde. Franz.: Torilis; engl.: Hedge parsley. Ein* oder zweijährige Kräuter. Laubblätter fiederförmig*zerschnitten. Be* haarung anliegend, aus schlank * pfriem* Fig. 2391- M o lo p o s p e rm u m P e l o p o n n e s i a c u m (L.) Koch, im liehen, stechenden, fein bekörnelt rauhen Spätsommer-Aspekt, bei San Gaudenzio im Bergell. Phot. Dr. G. H e g i , München. Börstchen gebildet; diese am Stengel, den Aesten und den Doldenstielen rückwärts*, an den Laubblättern, den Dolden* und den Döldchenstrahlen vorwärts * angedrückt. Dolden reich* bis 2*strahlig, grossenteils durch Uebergipfelung blattgegenständig erscheinend, langgestielt bis sitzend. Hülle mehrblätterig bis fehlend. Hüllchenblätter vorhanden, pfriemlich. Blüten ziemlich klein, meist vielehig (teils zwitterig, teils männlich). Kelchblätter deutlich ausgebildet, dreieckdanzettlich, spitz, bleibend, aber den Lruchtstacheln ähnlich und von ihnen oft eingehüllt, daher schwer unterscheidbar. Kronblätter weiss oder rötlich, etwas ungleich; die äusseren meist grösser und etwas strahlend, breit=verkehrtherzförmig, dl tief 2*lappig*ausgerandet mit ein geschlagenem, spitzem Läppchen, aussen im Mittelfelde angedrückt*borstig*behaart. Frucht eiförmig oder *) Anscheinend, wie viele von A d a n s o n aufgestellte Namen, ohne Bedeutung. Soll vielleicht an Tordÿ» lium (vgl. später) anklingen, zu welcher Gattung einige der zu Torilis gehörigen Arten von L i n n é gestellt wurden. 2) Nach den Synonymen von C. B a u h i n und M o r i s o n (beide = Torilis Anthriscus), aber aus* schliesslich des Synonyms „Echinophora“ Columna ( = Caücalis latifolia + C. daucoides). 8) Vgl. oben pag. 994-, Füssnoten 2 und 3. *) Vgl. oben pag. 1014, Fussn. 5. s) Der Name soll eine Zwischenslellung (der T. leptophylla) zwischen Caücalis und Daucus andeuten. a) Deminutiv von lappa = Klette (siehe Bd. VI/2).

1049 länglich=prismatisch, von der Seite zusammengedrückt, an der Fuge zusammengezogen (daher oft sch wachuz weiknotig). Teilfrüchte (Fig. 2315 a) auf dem Rücken gewölbt, an der Fuge gefurcht. Fïauptrippen sehr dünn, von den Tälchen (Nebenrippen) meist nicht scharf abgesetzt und zwischen ihnen verschwindend, mit einer Reihe von aufwärts=angedrückten, denen der Dolden® strahlen ähnlichen, feinbekörnelten Börstchen besetzt, innen von einem fädlichen, im Quer® schnitt quer®elliptischen Stereomstrang durchzogen, die 2 randständigen auf die Fugenfläche gerückt; Tälchen mit breiten, schwach®vorspringenden Nebenrippen versehen, diese ohne Bündel, mit unregelmässig ®gestellten (selten reihenweise angeordneten), gezäckelt® rauhen Stacheln oder Warzen bekleidet, Teilfrüchte daher bei flüchtiger Betrachtung überall gleich® mässig®bestachelt erscheinend (ausser bei T. leptophylla). Oelstriemen zur Fruchtzeit deutlich, einzeln unter der Tälchen und 2 an der Fugenfläche. Griffelpolster kurz; Griffel kürzer bis vielmal länger als das® selbe, im letzteren Fall nach aussen abge® bogen. Fruchthalter bis zum vorderen Drittel oder bis zur Mitte 2=spaltig, selten nur an der Spitze kurz=gespalten; bei un® gleicher Ausbildung der Teilfrüchte (s. unten) der äussere Schenkel des Fruchthalters kräf® tiger als der innere. Nährgewebe auf dem Rücken durch die etwas nach innen vor® springenden Oelstriemen leicht gerillt (Fig. 2315 a), an der Fugenseite + tief gefurcht, im Querschnitt entweder halbmondförmig mit senkrecht auf die Fugenfläche zu ver® laufenden Rändern, oder mehr hufeisen® förmig mit vom Rande der Fugenfläche nach der Fugenmitte hin umbiegenden Rändern. Innerhalb der Gattung Tordis sind in neuerer Zeit über 20 Arten unterschieden worden, die aber nur zum Ted (kaum zur Hälfte) als solche Fig. 2392. M o lo p o s p e rm u m P e l o p o n n e s i a c u m (L.) Koch. aufrecht erhallen werden können (namentlich im Phot, f B. Othra e r , München (aus S i 1v a T a r o u c a, Unsere Formenkreis der vielgestaltigen T. arvensis ist die Freiland-Stauden). Artenzersplitterung viel zu weit gelrieben worden), und die in ihrer Gesamtheit von den Kanaren durch Europa und das mediterramorientalische Gebiet bis nach Japan und ausserdem im tropischen Afrika (hier in der Bergstufe, 1500 bis 5000 m) und in Süd.Afrika (ob hier urwüchsig?) verbreitet sind ; einzelne Arten finden sich auch verschleppt in Amerika, Australien und auf Neuseeland. T. leptophylla nimmt innerhalb der Gattung durch die scharfe Abgrenzung der Hauptrippen gegenüber den Tälchen und die reihenweise Anordnung der Stacheln der letzteren eine Sonderstellung ein und nähert sich dadurch der Gattung Caücalis, zu der sie seit L i n n é fast allgemein gerechnet wurde; die Behaarung der Pflanze und die Form des Nährgewebes im Querschnitt lässt sie Jedoch mit Torilis näher verwandt erscheinen, was zuerst R e i c h e n b a c h (1867) erkannt hat, und was auch D r u d e annimmt. — Die gekrümmten oder mit Widerkaken versehenen Stacheln der Teilfrüchte bilden eine wirksame zoochore (epizoische) Verbreitungsvorrichtung (Fig. 2593), die die Teilfrüchte gleich kleinen Kletten am Haarkleid vorüberstreifender Tiere oder am Kleide des Menschen anhaften lässt. Recht bemerkenswert ist die bei mehreren Arten vorkommende Heterokarpie bezw. Heteromerikarpie (Verschiedenfrüchtigkeit bezw. «teilfrüchtigkeil) : bei gewissen Formen von T. arvensis, nodosa (hier in der Regel) und leptophylla (?)') ist an einer und derselben Frucht die äussere Teilfrucht mit *) Vgl. die tabellarische Zusammenstellung der bekannten Formen mit ungleich ausgebildeten Teil* früchten bei K. M a ly in Glasnik Zemal. musz. Bosni i. Herceg. X X X I (1919), pag. 89.

1050

verlängerten, widerhakigen Stacheln bewehrt, die innere Teilfrucht dagegen nur mit stumpfen, kurzwalzlichen Höckern besetzt (und gleichzeitig der innere Schenkel des Fruchthalters dünner als der äussere) (Fig. 2597 d, e ); bei T. nodosa sind (neben dieser „Heteromerikarpie“ der Randfrüchte) die inneren Früchte der Döldchen oft in beiden Hälften nur stumpfwarzig, es tritt also „Heterokarpie“ auf. Eine Abart von T. arvensis mit durchwegs stachellosen (nur mit kurzen, stumpflichen, an der Spitze ein kurzes Widerhäkchen tragenden Wärzchen besetzten) Früchten scheint die T. a g l ö c h i s Simk. zu sein. Ausser den nachstehend beschriebenen Arten wurde im Gebiete verschleppt beobachtet: T. l e p t o » p h y l l a 1) (L.) Rchb. ( = Caücalis leptophylla L., = C. daucoides subsp. C. leptophylla Bonnier, = Daücus leptophyllus Scop. pro parte [ex syn., excl. loc.], E. H. L. Krause, = Daücalis leptophylla Pomel, — Caücalis hümilis Jacq., = Selinum humile E. H. L. Krause, = Caücalis pumila Lam. 1779, = C. parvi« flöra Lam. 1783, = Nigeria parviflöra Bubani, = Caücalis elongata Link, = C. xanihötricha2) Steven; vgl. den Bestimmungsschlüssel). Feinblätteriger Klettenkerbel. Ital.: Lappola appiccamane. Heimisch im Mittelmeergebiet, von den Kanaren bis Palästina, Mesopotamien, zum Kaukasus und Himalaya; im Gebiet erst seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts selten und vorübergehend verschleppt beobachtet, so einmal in Brandenburg bei Rüdersdorf (1894), in den Hafenanlagen von Mannheim (1906/7) und Ludwigshafen (1913), bei Regensburg (1904), im neuen Hafen zu Triest (alljährlich), in Tirol an der Valsuganabahn bei Povo unweit Trient (1905), in der Schweiz vielleicht bei Sitten im Wallis (vor 1872? nach R i o n ) und sicher bei Couvet im Kanton Neuenburg (vor 1878) und bei Solo» thurn (seit 1905 mehrfach). Die alten Angaben aus der Pfalz, von Frankfurt a. M., Göttingen, Niederösterreich, Triest, Görz, Basel, aus dem Wallis usw. durch C. B a u h i n , L a c h e n a l , K r a m e r , Crantz, Scopoli, Murray, P o l l i c h , R e i c h ard, Rot h, S c h k u h r , S u t e r , M u r i t h , B l u f f und F i n g e r h u t h , W u l f e n u. a. beziehen sich auf Caücalis daucoides, für welche Art Jene Schrift« steiler fälschlich den Namen C. leptophylla (bezw. ein vordinne’sches Synonym) gebrauchten; die Angabe aus Niederösterreich durch S a u t e r (1826) bezieht sich nach N e i l r e i c h auf Caücalis daucoides var. muricata, diejenige aus Vorarlberg (Bregenz) durch S a u t e r auf T. arvensis. Auch die Angabe aus Istrien bedarf sehr der Bestätigung; F r e y n erwähnt die Pflanze nicht. Verschleppt auch in Belgien (Ver« viers, von 1826), Luxemburg (?), Holland (1), England und N ordam erika gefunden. — Aendert ab: f. p e d u n c u l ä r i s (Boiss. sub Caucalide) Thellung. Doldenstiele länger und schlanker als beim Typus, 2 » bis 3«mal so lang als das gegenüberstehende Blatt. (Aus Kurdistan be» schrieben). — Caücalis leptophylla var. heterocärpa Ball 1878 (= C. heterocarpa Murbeck 1900), mit nur kurz.warziger innerer Teilfrucht, gehört nach M u r b e c k (1923) als var. h e te r o c ä r p a zu C. b i f r o n s (Pomel 1874 sub Lappularia) Cosson et Durieu (pro parte) em. R. Maire ( = Torilis Helvetica y bifrons Battand., = T. infesta y bifrons Battand., = Caücalis homoeophylla De Coincy 1896, = Torilis homceophylla Calestani 1905 [nec T. homophylla Stapf et Weitst. 1886, quae = T. arvensis subsp. heterophylla var. purpurea], = C. cordis^pala Murbeck Fig. 2393. T o r ilis A n th r is c u s (L.) Gmel. 1897), einer spanischmordwestafrikanischen Art aus der nächsten Ver« a Fruchtender Spross, b Frucht. wandtschaft der T. arvensis. 1. (Subgen. E u » T ö r i l i s [DC.] Drude = [sect Eu=Torilis DC.]). Hauptrippen kaum hervort äusserlich nur durch eine Reihe feiner, weisser, aufwärtsmngedrückter Börstchen gekennzeichnet, von den Tälchen nicht scharf abgesetzt; letztere als breite, wenig vorspringende Nebenrippen entwickelt, mit regellos angeordneten Stacheln oder Warzen dicht besetzt. Grundkörper der Frucht (ohne die Stacheln), von der Breitseite gesehen, eiförmig, höchstens 4 (selten bis 5) mm lang. Oelstriemen (wenigstens die 2 fugenständigen)

ß

') Griech. Xenzög [leptös] = dünn, fein und cpvXkov [phyllon] = Blatt. 2) Griech. [xanthös] = gelb, blond und #(>/£ (Genitiv tgiyog) [thrix, trichös] = Haar.

1051 auf dem Querschnitt ansehnlich, quer-elliptisch. Fruchthalter bis zum vorderen Drittel oder bis zur Hälfte 2-spaltig; die Schenkel jedoch beim Abspringen der Teiltrüchte leicht abbrechend und der Fruchthalter alsdann ungeteilt erscheinend (so namentlich bei T. n o d o s a )...................................................................................................... 2. 1*. (Subgen. P s e ú d o » C a ú c a 1 i s Drude [= Daúcalís Pomel]). Hauptrippen von den Tälchen bezw. von den sich über ihnen erhebenden Nebenrippen jederseits durch eine Furche abge» grenzt; Stacheln der Nebenrippen zu 2 bis 3 deutlichen Längsreihen angeordnet. Grundkörper der Frucht (ohne die Stacheln) verlängert prismatisch, 5 bis 6 mm lang. Oelstriemen (auch an der Fugen­ fläche) klein. Laubblätter fein-zerteilt, die Zipfel letzter Ordnung línealísch, V2 (bis 1) mm breit, entfernter und mehr spreizend als bei T. nodösa. Dolden grösstenteils blattgegenständig, mässig lang-gestielt; Dolden­ strahlen 2 bis 3, deutlich, gleich den Döldchenstrahlen bei der Reife verdickt; die letzteren wenigstens teilweise (die äusseren) mindestens 1h so lang als die Frucht. Blüten sehr klein. Griffel kürzer als das Griffel­ polster. Stacheln der Nebenrippen gerade, abstehend oder die unteren zurückgebrochen, weiss oder gelblich, nadelförmig, etwa so lang wie der Durchmesser der Teilfrüchte, von abwärts gerichteten Zäckchen rauh und an der stumpflichen Spitze mit einem Kranze von Widerhaken versehen. Teilfrüchte an der Fugenseite mit einer tiefen, ziemlich breiten Furche; Oelstriemen der Fuge nicht direkt verdeckt, aber wegen ihrer Kleinheit äusserlich nicht wahrnehmbar. Fruchhalter ziemlich derb, nur an der Spitze kurz-2-spaltíg. Nährgewebe wie bei T. arvénsís................................................................................................................. T. l e p t o p h ÿ l l a (pag. 1050). 2 . (Sect. A n t h r i s c ä r i a 1) Thellung [= Torilis Pomel 1874]). Hüllblätter mehrere, den Doldenstrahlen angedrückt (daher leicht zu übersehen 1). Stacheln der Frucht (unter starker Lupe oder dem Mikroskop 1) von spitzen, abstehenden Zäckchen rauh, aufwärtsgebogen, in eine gerade oder kaum gebogene, schlanke, glas­ helle, glatte, stechende Spitze auslaufend. Griffel kahl. Fugentläche bezw. Furche der Teilfrüchte länglich; Oelstriemen der Fugenfläche an deren Oberfläche reichend, innen neben den Stereomsträngen der randständigen Hauptrippen liegend, daher von aussen sichtbar. Fruchthalter sehr dünn und fein, fast haarförmig. Nährgewebe seicht-gefurcht, im Querschnitt halbmondförmig, seine Ränder senkrecht auf die Fugenfläche zu verlaufend (Fig. 2515a und Taf. 193, Fig. 3 c ) ...........................................................................................T. A n t h r i s c u s nr. 2024. 2*. (Sect. L a p p u l ä r i a 2J [Pomel pro gen.] Thellung). Hüllblätter 0 bis 1 (2). Stacheln der Frucht (oft nur an einem Teil der Früchte gut ausgebildet) von spitzen, etwas abwärls-gerichteten Zäckchen rauh, schwächer aufwärts-gebogen bis fast gerade, in eine stumpfliche, von einem Kranze von Widerhaken umgebene Spitze endigend (vgl. jedoch T. arvénsís var. aglöchis). Fugenfläche linealisch; Oelstriemen daselbst in der Furche unter den Stereomsträngen der randständigen Hauptrippen liegend und von ihnen bedeckt, daher äusserlich nicht sichtbar. Fruchthalter derber. Nährgewebe tief-gefurcht, im Querschnitt hufeisenförmig, seine Ränder am Rande der Fugenfläche umbiegend und gegen deren Mitte hin verlaufend (Fig. 2396 d und 2397 d, e) . . 3. 3. Dolden lang-gestielt, nicht knäuelförmig, ihre Strahlen verlängert, audi die Döldchenstrahlen (wenigstens die äusseren) mindestens V* so lang als die Früchte. Griffel am Grunde borstig, kaum länger bis 6 -mal so lang als das Griffelpolster. Kronblätter deutlich ausgerandet-2-lappíg . . T. a r v é n s í s nr. 2025. 3*. Dolden fast stets kurz-gestielt bis fast ungestielt, blattgegenständig, knäuelförmig, ihre Strahlen kurz (dadurch die Dolde oft scheinbar einfach und ihre Zusammensetzung erst durch sorgfältige Zergliederung deutlich). Döldchenstrahlen gleichfalls sehr kurz, Früchte daher fast sitzend (Fig. 2597 b). Griffel kahl, kürzer als das Griffelpolster; Narben fast sitzend. Kronblätter sehr klein, schwach-ausgerandet . . T. n o d o s a nr. 2026.

2025.

Torilis Anthriscus3) (L.) Gmelin [nec Gaertner nec Bernh.] (= Tordylium Anthriscus L., = Caúcalís Anthriscus Hudson, Crantz, Scop., = Daúcus Anthriscus Bailion, E. H. L. Krause, = Torilis infesta forme Anthriscus Knoche 1922 pro parte, = T. anthrisca St. Lager, = Caúcalís áspera [a] Lam., = Tordylium asperum Gilib., = Caucalis Japónica Houtt. [ex ic.l], == Torilis Japónica D C , = T. rubélla Mönch, = Tordylium verecúndum4) Salisb., = Torilis stricta Wibel, = Anthriscus vulgáris Bernh. nec Pers., = Caúcalís eláta D. Don, = T. eláta DC., = Caúcalís coníífólia Wall., = T. praetermissa Hance, = T. Pérsica Boiss. et Buhse, = T. intermédia Gren. [ex descrl], = T. convéxa Dulac, = Selinum torilis E. H. L. Krause, = T. Anthriscus a) silvestris Döll, = Caúcalís Orientálís Lour. nec. L.). ') Weiterbildung von Anthriscus, dem Namen der typischen Art dieser Sektion (siehe unten Törilis Anthriscus, nr. 2024). a) Vgl. pag. 1048, Fussn. 6. Die Früchte der zu dieser Sektion gerechneten Arten besitzen in den widerhakigen Stacheln einen ganz besonders wirksamen Klettapparat. *) Vgl. oben pag. 1014, Fussnote 5. 4) Lat. = scheu, schüchtern, bescheiden.

1052 G e m e i n e r K l e t t e n k e r b e l , Wald=Borstendolde, Heckenkerbel (oder *körfel), Schafkerbel, Haftdolde. Franz.: Grattauj engl.: Hedge parsley, lady’s needle*work, hemlock*chevril, hogweed; ital.: Lappola petrosella. Taf. 193, Fig. 3; Fig. 2393 bis 2395 und 2315 a. Pflanze überwinternd*einjährig bis zweijährig, seltener (subsp. microcärpa) einjährig, in der Tracht an Chaerophyllum temulum erinnernd, aber durch die charakteristische Be* haarung (vgl. die Beschreibung der Gattung), die ausgebildete Hülle und den borstigen Frucht* knoten leicht zu unterscheiden. Wurzel spindelförmig, gelbbraun, nicht* oder wenig*ästig, am Halse nicht*schopfig. Stengel 30 bis 130 cm hoch, aufrecht, fein*gerillt, oft rotbraumüberlaufen, von rückwärts*angedrückten, steifen Haaren rauh, meist hin* und hergebogen, vom Grunde an ästig ; Aeste meist verlängert, rutenförmig, aufrecht*abstehend. Laubblätter schlaff, trübgrün, später oft schmutzig=violett, wie die Blattstiele, die Dolden* und die Döldchenstrahlen von vor* wärts gerichteten, steifen Haaren rauh, am Rande kurz* und angedrückt*steifwimperig, im Umriss länglich*eiförmig, 2* bis 3*fach fieder* schnittig. Abschnitte letzter Ordnung eiförmig* länglich bis länglichdanzettlich, am Grunde fieder* spaltigseingeschnitten, nach oben nur gesägt; ihre Zipfel (bei der typischen Unterart) eiförmig bis eilänglich, stumpflich, meist gesägt, die Sägezähne aussen stark konvex, innen geradrandig oder konkav, mit meist nach einwärts gebogener Stachelspitze. Oberste Stengelblätter weniger gegliedert, oft nur 3 «schnittig. Laubblatt* scheiden schmal, etwas hautrandig. Dolden etwa 2 72 bis 4 cm im Durchmesser, lang* und schlank*gestielt, etwas gewölbt, beim Typus (4=) 5* bis 12=strahlig. Hüllblätter meist 5 oder mehr, linealisch*pfriemlich, den Doldenstrahlen ange* drückt, anliegend*borstig, hautrandig. Hüllchen* blätter zahlreich, pfriemlich, angedrückt, etwa so lang wie die Döldchen, borstlich*behaart. Blüten meist klein, teils zwitterig, teils männlich. Krön* blätter weiss oder (nicht selten) rosa, aussen grünlich und daselbst im Mittelfelde angedrückt* Fig. 2394. T o r ilis A n th r is c u s (L.) Gmelin, ruderal. behaart, breit*verkehrt=eiförmig, mit schmaler, Phot. Dr. Emil S ch m id , München. tiefer Ausrandung und mit eingeschlagenem, stumpfem oder ausgerandetem Läppchen. Frucht eiförmig, 2 bis 3 mm hoch, grau* oder schwärzlichgrün; Stacheln der Nebenrippen wie oben im Bestimmungsschlüssel (pag. 1051) beschrieben, bei der typischen Art etwa so lang wie der Durchmesser einer Teilfrucht, zuletzt oft purpurn überlaufen; Fugenfläche und Nährgewebe vgl. pag. 1051. Griffel länger als das zuletzt kegelförmige Griffelpolster, glatt und kahl, zur Blütezeit aufrecht, später zurück* geschlagen. — VI bis VIII. Stellenweise häufig in Gebüschen, Hecken, lichten Wäldern, auf Waldschlägen, an Zäunen, Strassenrändern, Mauern, auf Dorfangern, in Weinbergen, auf Schutt, in Dünentälern, fast verbreitet in der Kulturstufe, in höheren Lagen selten und nur ruderal (Oberbayern 820 m, Buchenstein in Südtirol 1500 m, Pilatus 1000 m, Peist 1350 m und Zernez 1500 m in Graubünden).

1C53 A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Ganz Europa (mit Ausnahme des hohen Nordens und einiger südeuropäischer Inseln); Kaukasus, Nord= und Ostasien; Nordafrika; eingebürgert in Nordamerika, Süd*Asien und auf Java. Die Art zerfällt in 2 Unterarten ¡ I. subsp. eu-Anthriscus Thellung. Laubblattzipfel letzter Ordnung eiförmig bis eilänglich, stumpflidi, gesägt, gedrängt. Kronblätter wenig strahlend, die grössten bis wenig über 1i/s mm lang. Griffel etwa doppelt so lang als das Griffelpolster. Reife Frudit 2 1/* bis 3 mm lang. Kelchblätter zwischen den ziemlich langen Stacheln verborgen. Dolden bis 12»strahlig. — Die allgemein verbreitete Form der Art. Im Schweizerischen Jura bis 750 m ansteigend, in den Bayerischen Alpen bis S20 m, in Graubünden bis 1500 m, im Wallis bis 1350 m, im Piemontesischen Aostatal bis 1600 m. Fehlt den Friesischen Inseln. — Aendert a b 1): lus. r o s e í f l ó r a Murr (1923). Kronblätter rosa bis fast tiefrot. — f. (?) fia v é s c e n s (Ten.) Thellung (■= Caucalis Anthriscus Var. B flavescens Ten.). Pflanze weiss« lieh. Früchte gelblich. Aus Italien beschrieben. — var. c a l c á r e a Uechtr. ( = f. calcarea Schube 1904, = T. rubella var. arvätica Louise de Chamberet in Bull. Soc. française Echange des plantes I [1911], pag. 22). Pflanze graugrün. Stengel niedrig, 10 bis 25 cm hoch, mit spreizenden Aesten, dadurch in der Tracht an T. arvensis erinnernd, aber mit derberem Stengel. So in Ober-Schlesien auf wüsten Plätzen, Brachen, an unfruchtbaren Wegrändern des Kalkbodens um Oppeln und Tarnowitz; neuerdings auch aus Frankreich beschrieben und wohl weiter verbreitet. — Eine etwas zweifelhafte Pflanze ist s var. o 1i g o p h y 11 a Abromeit. Hülle fehlend oder 1» bis 3-blätterig. Fruchtstacheln gelblich.weiss, länger als an der typischen Form, die Teilfrüchte bis zum Griffelpolster bedeckend. Kelchblätter kürzer und mit breiterem Grunde. In Ostpreussen bei Lyck gefunden. subsp. (?) II. Ucránica2*) (Sprengel) TheL lung ( = T. Ucranica Sprengel [1820], = T. micro» cárpa Besser [1822], = Caucalis microcarpa E. H. L. Krause nec Hooker et Arn., = Daúcus micro» carpus E. H. L. Krause, = Selinum microcarpum E. H. L. Krause, = T. macrocárpa [sphalm.] J. C. Melvill in [ourn. of Botany 1924, pag. 242). Laubblattzipfel letzter Ordnung linealisch oder linealisch.lanzettlich, beiderends (oder wenigstens gegen die Spitze) allmählich verschmälert, fein.zuge. Fig. 2395. T o r i l i s A n th r is c u s (L.) Gmel., blühend im Gebüsch. Phot. Dr. Hrch. M a r z e il, Gunzenhausen (Bayern). spitzt, meist ganzrandig, voneinander entfernt und etwas spreizend. Aeussere Kronblätter stärker strahlend, bis über 2 mm lang. Griffel verlängert, etwa 5=mal so lang als das Griffelpolster. Reife Frucht nur 2 mm lang. Wurzel 1»jährig. Dolden viel.(10 bis 15-)strahlig. Heimisch in Süd-Ungarn (die Angabe von Budapest bezieht sich auf die Unterart I), Serbien, Montenegro, Nord-Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Süd-Russland, im Kaukasus und in Klein-Asien (hier nur die Abart aculeata); verschleppt (mit osteuropäischem Getreide) in D e u t s c h l a n d (bei der Dampfmühle von Köpenick bei Berlin [1890/2] und bei Rüdersdorf [1894]; Diebsteich bei Hamburg [1885/7]; Hafen von Ludwigshafen in der Bayerischen Pfalz [1901 bis 1905, 19101]; die Rasse aculeata im Hafen von Mannheim [18941], sowie einmal bei Erfurt [Kiesgrube bei Ilversgehofen]) und O e s t e r r e i c h (Kriegsbahnhof Branzoll bei Bozen, 1921), sowie in Italien (nach N y ma n ) und Holland (die typische Unterart: Limburg 1). Die Unterart Ucranica zerfällt nach der Form und der Länge der Fruchtstacheln 8) 1) Bezüglich der Bestachelung der Frucht ist bis Jetzt nur var. « t y p i c a K. Maly 1919 (beide Teil­ früchte bestachelt) bekannt geworden. 2) In der Ukraine (im südlichen Russland) gefunden. 8) Der Typus der subsp. Ucranica ( ~ var. genuina) ist (gleich der subsp. eu-Anthriscus) bisher nur in einer Form mit gleichmässig bestachelten Teilfrüchten ( = T. microcarpa « typica K. Maly 1919) bekannt geworden.

1054 in 2 Rassen: var. « g e n u i n a Thellung ( — T. Ucranica Sprengel et T. microcarpa Besser sens. strich). Fruchtstacheln kurz, kegelförmigaverjüngt, gekrümmhangedrückt, die Kelchblätter nicht verdeckend (den Grund derselben kaum überragend). Hieher weitaus die meisten der aufgeführten Vorkommnisse. — var. ß a c u l e át a (Boíss. sub T. microcarpa) Thellung ( = T. grandiflora Boíss. olím). Fruchtstacheln länger (doch noch nicht so lang wie der Querdurchmesser einer Teilfrucht) und schlanker, die Kelchblätter i ver» deckend, teilweise fast deren Spitze erreichend. Heimisch in Klein*Asien; verschleppt an den oben genannten Fundstellen von Ilversgehofen und Mannheim, sowie in Holland (Deventer, Rotterdam) und neuerdings in England. — Wenn T. Ucranica hier als Unterart zu T. Anthriscus gezogen wird, so geschieht dies nicht, weil der Bearbeiter ( Th e l l u n g ) unter dem ihm vorliegenden (immerhin sehr spärlichen) Material der T. Ucranica positive Uebergänge zu T. Anthriscus beobachtet hätte, sondern hauptsächlich aus Gründen der Analogie und der Konsequenz, da T. arvensis und T. neglecta, welche 2 Sippen sich ungefähr durch die gleichen Merkmale unterscheiden, nicht spezifisch getrennt werden können. Diese in Eurasien weil verbreitete Staude (subsp. eu»Anthriscus) erscheint mit Vorliebe im Schutze von Hecken (Fig. 2595), in Gebüschen, Holzschlägen oder an Waldrändern in Gesellschaft von Ranunculus lanuginosus, Agrimonia Eupatoria, Astragalus glycyphyllos, Vicia sepium, Hypericum hirsutum, Circaea Lutetiana, Pimpinella maior, Aegopodium Podagraria, Aiuga reptans, Satureia Clinopodium, Lamium maculatum, Galeobdolon luteum, Origanum vulgare, Verónica Chamaedrys, Galium Aparine, Campánula rapunculoides und C. Trachelium,. Lactuca muralis, Urtica dioeca, Rumex obtusifolius, Carex muricata usw. Zufolge ihrer wirksamen Verbreitungs» ausrüstung (die Häkelfrüchte werden auch als „Betllerläuse“ bezeichnet) kann sie sich mit Leichtigkeit als Apophyt auf ruderalen Stellen einstellen, auf welchen sie sich vereinzelt bis in die subalpine Stufe verfolgen lässt. Mit europäischer Rotkleesaat gelangt sie gelegentlich nach Nordamerika, Java usw. Die Früchte wurden kürzlich subfossil in einem aus der Bronze» und aus dem Anfang der Eisenzeit stammenden Pfahlbau bei Zürich nachgewiesen. T h a l kennt die Pflanze (1577) für die Harzflora unter der Bezeichnung Daucoídes Cordi» minus. — Blütenbiologisch verhält sich die Art (ebenso die beiden folgenden) ähnlich wie Chaerefolíum silvestre,, doch sind die inneren Blüten der Döldchen oft unfruchtbar. Ebenso sind die Hüllblätter und demgemäss auch die Doldenstrahlen manchmal ungleich hoch inseriert (also „apostatisch“). Nicht selten wird eine Vergrünung der Blüten mit verschiedenen Nebenerscheinungen beobachtet; die Staubblätter sind dann nach H e i n r i c h e r doppelseitig und 4»flügelig. — Von Schmarotzerpilzen sind bekannt: Erysibe Polygon! DC., Diapörthe Berkeleyi (Desm.), Lophíóstoma insidiósum (Desm.) und Mycosphaerélla leptoásca Auersw., von Zoocedien: Äphis Anthrisci Kalt., Lasíóptera caróphíla F. Löw, Scbizomyia Pímpinéllae F. Löw und eine Eriophyidärum*Art.

2026. Torílis arvénsís (Hudson) Link sens. ampl. ( = Caúcalis arvensis Hudson [1762] sens. ampl. = Caúcalis trífida Hoffmannsegg et Link?, = Chaerophyllum Fríedríchsthálíí*) Cesati,. = Torilis Fríedríchsthalíi Cesati, = Anthriscus Friedrichsthalii Fenzl?). A c k e m K l e t t e n « k e r b e l . Ital.: Lappola canaria, lappolina, prezzemolo salvatico, seccia, zecca. Fig. 2396 und 2320 b. Pflanze einjährig, in der Tracht der vorhergehenden Art sehr ähnlich und oft mit ihr verwechselt, aber meist schwächer; Behaarung wie bei den übrigen Arten der Gattung. Wurzel dünn, spindelförmig, blass. Stengel 30 bis 100 (115) cm hoch, aufrecht, feimgerillt, meist vom Grunde an ästig, gleich den Laubblättern im Alter oft rotsangelaufen. Laubblätter etwas graugrün, im Umriss dreieck=eiförmig oder dreieckigdänglich; die unteren 2= bis 5fach=, die oberen oft nur einfachsfiederschnittig. Abschnitte letzter Ordnung (besonders der End* abschnitt) länger als' bei nr. 2025, oft lang ausgezogemzugespitzt, spitz*gesägt mit schlankeren Zähnen. Dolden lang* und schlank*gestielt, 2* bis lOsstrahlig. Hülle fehlend oder unregel* mässig 1* bis 2*blättrig; Hüllchenblätter zahlreich, linealischspfriemlich. Kronblätter weiss oder rötlich, verkehrt=herzförmig, mit schmaler, tiefer Ausrandung und schlankem, eingebogenem Läppdien, aussen im Mittelfelde angedrückt=borstigsbehaart. Griffel am Grunde borstig*behaart, wenig länger bis 6*mal so lang als das Griffelpolster. Frucht grösser als bei nr. 2025, 3 bis 5 mm lang, zuletzt oft schwärzlich=grün. Stacheln der Nebenrippen (bei normaler Ausbildung; vgl. verschiedene Abarten!) etwa so lang wie der Querdurchmesser der Teilfrüchte, aufwärts« gebogen bis gerade, von rückwärtsgerichteten Zäckchen rauh und an der stumpfen Spitze *) Benannt nach E. R. F r i e d r i c h s t h a 1, der in den 1830er Jahren Griechenland bereiste.

1055

mit einem Kranze von Widerhaken versehen, zuletzt oft violett- oder blauschimmernd. Fugen* Seite und Nährgewebe wie oben im Bestimmungsschlüssel (pag. 1051) beschrieben. — VI bis IX (an Hecken, Mauern usw., wo mit T. Anthriscus zusammen wachsend, früher blühend als diese, in Brachfeldern dagegen später). Zerstreut in den wärmeren Gegenden (vorzugsweise in den Weinbaugebieten) auf Aeckern, Brachfeldern, an Weg* und Ackerrändern, Weinbergsmauern, steinig*buschigen Stellen, auf Oedland, dürrem Boden usw. Gern auf Kalk* und Mergelböden. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittelmeergebiet (ostwärts bis Persien und Turkestan), MittehEuropa (hier vielfach von zweifelhaftem Indigenat); Abessinien, Südafrika (ob urwüchsig?); Ost=Asien (desgl.); verschleppt und teilweise eingebürgert in Australien und Nordamerika. Die ziemlich vielgestaltige Art gliedert sich für Mitteleuropa in folgende 3 Unterarten: 1. Dolden 4» bis 12=strahlig (vgl. jedoch subsp. neglecta var.). Aeussere Kronblätter deutlich strahlend (d. h. grösser als die inneren), über 1 mm lang, meist so lang oder länger als der Fruchtknoten. Griffel fast 2»mal bis 6=mal so lang als das Griffelpolster. Stacheln der Nebenrippen (bei normaler Ausbildung) i stark aufwärts ge» bogen. (Hieher 2 Unterarten). I. subsp. neglecta (Roemer et Schultes) Thellung ( = T. neglecta R. et Sch. 1820, = Lappuläria neglecta Pomel, = Caücalis neglecta Arcang., = Daücus neglectus E. H. L. Krause, = Selinum neglectum E. H. L. Krause, - T. infesta ß neglecta Lange, = subsp. b. neglecta Com tinho 1913, = Caücalis infesta var. neglecta Ball [1878], Arcang. [1882], = T. arvensis var. neglecta Kerner Sched. nr. 2093 [excl. speciml], = T. arvensis « typica b. neglecta Fiori et Paoletti, = T. Helvetica var. neglecta Wohlfarth, = forme T. neglecta Rouy et Camus, = T. radiäta Mönch [179t]1). — T. chlorocärpa Sprengel, = T. Syriaca Boiss. et Blanche, = T. infesta b. longistyla Rchb., == Caücalis arvensis ß ? longistyla Caruel, = Scändix infesta Jacq. [ex ic.l et descr., excl. loc.?] nec L., = Caücalis infesta Vest [sec. Schultes], Schultes, nec Curtis, — T. infesta Roth 1827, Rchb. Fl. exc., nec Clairv., = T. Helvetica var. infesta Rchb. Ic.). Aeussere Kronblätter stark strahlend, bis über 2 mm lang. Griffel 1 bis H/s mm lang, 3« bis 6»mal so lang als das Griffelpolster. Pflanze hochwüchsiger als subsp. II. Laubblattabschnitte und ihre Zipfel breiter, dichter an« Fig. 2396. T o r ilis a r v e n s is (Hudson) Link einander liegend, mit mehr angedrückten Sägezähnen. Heimisch im subsp. d i v a r i c a t a (Mönch) Thellung. a Ha­ bitus. b Blüte, c Frucht, d Eine Teilfrucht im Mittelmeergebiet von den Kanaren bis nach Persien, sowie in Ungarn Querschnitt. und Siebenbürgen. Nach J a c q u i n 2) und F r i t s c h in Niederösterreich; wird jedoch von B e c k nicht genannt, auch gehört das als T. arvensis var. neglecta ausgegebene Kerner’sche Exsikkatum nr. 2093 sicher zu subsp. I. Verschleppt im Münchener Südbahnhof (vor 1884) und im Strassburger Rheinhafen (vor 1911); in Tirol (Trentino) angeblich (eingeschleppt?) beiM uralta in W einbergen; in der Schweiz verschleppt im Buchfeld bei Basel (1903). — Aendert ab : var. ß b i f ö r m i s K. Maly (vgl. B o i s s i e r , Flora Orientalis). Aeussere Teilfrüchte normal bestachelt; die Stacheln der inneren zu zylindrischhegelförmigen, zackig»rauhen Warzen verkümmert. (Die Normalform der Unterart mit gleichmässig bestachelten Teilfrüchten nennt K. M a l y [1919]: T. neglecta var. typica.) — var. y t r i r a d i a t a Coutinho [1921] (sub.: T. infesta [subsp.] b. neglecta). Dolden sämtlich nur 3=strahlig. Aus Portugal (Algarve) beschrieben. II. subsp. divaricäta (Mönch) Thellung ( — Caücalis arvensis Hudson [1762] et Torilis arvensis Link sens. strich, = T. arvensis « typica Fiori et Paoletti [excl. f. b. neglecta], Haläcsy, = var. genuina Burnat, x) Als Art aufgefasst, muss die subsp. I den Namen T. radiäta Mönch führen. 2) J a c q u i n s Abbildung (Fl. Austr. t. 461) stellt zweifellos die als T. neglecta bekannte Pflanze (und zwar die var. biförmis 1) dar. Ob es sich aber wirklich um ein in Niederösterreich wild gewachsenes Exemplar handelt, erscheint fraglich; da der Autor keinen speziellen Fundort nennt, könnte auch eine im Wiener Botanischen G arten gewachsene, nicht einheimische Pflanze zur Abbildung gelangt sein.

1056 = S c a n d i x in f e s ta L . [1767], = C a u c a l í s in f e s ta C u r tís , = T o r ilís in f e s ta C l a i r v . [1811], S p r e n g e l [1813], Hoffm. [18141, = L a p p u l á r í a in f e s ta P o m e l , = D a u c u s ín f e s tu s E. H. L . K r a u s e , — S e l ín u m ín f e s tu m E. H. L . K r a u s e , — T. infesta forme typíca Knodie [1922], = Athamánta Capénsís Burm. fil. [1768], = Caucalís Capensís Lam., = C. Helvética Jacq. [1776], = Torilis Helvetica Gmelin, = T. Anthríscus b) Helvetica Döll, = T. neglecta var. Helvetica De Vis. et Sacc., = T. arvensís var. Helvetica Kerner, = Caucalís áspera ß Lam. [1779, excl. syn. Línn.; 1783], = Tordylíum ségetum Hort. París, ex Lam. [1783] ín syn., = Caucalís segetum Thuíll., = Chaerophyllum scabrum Thunb. [1784], = T. scabra DC., = Caucalís Africana Thunb. [1794] nec Crantz, = T. Afrícána Sprengel, = T. divarícáta Mönch [1802], = Caucalís divaricata Heller, = T. infesta a dívarí» cata Lange, = subsp. a. divaricata Coutínho [1913], = Caucalís áspera Saví [ex Bertol.], = C. aspersa [sphalm. ?] „Savi“ ex Ind. Kew., = T. Anthríscus var., Noulet, = Caucalís procúmbens Ingegnattí?, = C. Anthríscus All. pro parte, Desf., Lapeyr. herb., Ruchínger, nec Hudson, = Tordylíum Anthríscus Pallas, Loscos et Pardo, nec L., = Torilís Anthríscus C. A. Meyer nec Gmelin, = Caucalís leptophylla Ucría, Lapeyr. herb., nec L., = T. nodosa Gmelin? nec Gärtner, = T. tríchospérma Sauter? nec Sprengel, = T. arvensís var. neglecta Kerner Sched. nr. 2093 [quoad specim. 1 excl. syn.]). Aeussere Kronblätter wenig strahlend, nur bis etwa l' /amm lang. Griffel bis etwa */4 mm fang, fast 2»mal bis fast 3»mal so lang als das Griffelpolster. Verbreitet im ganzen Areal der Art. In D e u t s c h l a n d zerstreut im westlichen Mittel» und Süddeutschland, südostwärts bis zum Badisch»Schwäbisch»Fränkischen Jura, ostwärts bis Thüringen und Anhalt, nordostwärls bis Osnabrück und bis zur Altmark; sehr zerstreut und zum Teil unbeständig in Süd« und Südost»Bayern, in Brandenburg bis zur Oder; sehr selten und meist nur vorübergehend in anderen Gegenden, so in Schlesien bei Grünberg und bei Hamburg (Koberger Moor im Kr. Lauenburg). — In O e s t e r r e i c h in Böhmen, Mähren, Niederösterreich (besonders im Gebiete der Pannonischen Flora), Oberösterreich, Steiermark (nur auf dem Schlossberg von Graz an Weinbergsrändern), im Küstenland (verbreitet, besonders in Istrien), in Südtirol und in Vorarlberg (früher bei Bregenz, ob noch?). — In der S c h w e i z im westlichen Gebiet bis in den Aargau (teilweise nur vorüber» gehend) und im Tessin, sowie in Nord«Zürich und in Schaffhausen (hier vielleicht als „Pontische Einstrahlung“ aus dem Hegau aufzufassen); besonders häufig in den warmen Tälern des Wallis tun benachbarten Piernón» tesischen Aostatal bis 1000 m ansteigend), im Neuenburger Jura bis 730 m ; in Graubünden nur für das Misox angegeben), findet sich auch im benachbarten italienischen Veltlin. Die Pflanze hat in den östlichen und südlichen Teilen von Mitteleuropa den Charakter eines Archaeo» phyten, in Deutschland eher den eines Neuansiedlers (Epoekophyten), der noch in Ausbreitung begriffen ist und wie Matricaria suaveolens, Galinsoga parviflora, Lepidium ruderale auf künstliche, von Menschen geschaffene Standorte angewiesen ist. D ie U n t e r a r t II z e r f ä ll t in e in ig e A b a r t e n :

a) nach Verzweigung und Tracht (vielleicht blosse Standortsformen?) ¡ cc var. e l á t í o r (Gaudin) Thellung ( = Caucalís Helvetica Jacq. sens. strict., = C. infesta ß elatior Gaudin [1828], — T. Helvetica ß elatior Godron [1844], = T. infesta var. elatior Durand et Pitt., = T. Helvetica ß anthriscoides DC. [1830], = T. infesta var. anthriscoides Durand, = T. arvensís cc typíca c. anthriscoides Fiori et Paoletti, = var. anthris» coides Schinz et Keller, = Caucalís arvensís var. Simplex Cambess.?, = T. Anthríscus Sprengel? ex DC., nec Gmelin, = T. infesta ß neglecta Strobl 1887 pro parte nec Lange). Pflanze schlank» und öfter hochwüchsig (meist 30 bis 50 [100] cm hoch), mit aufgerichteten oder wenig.abstehenden, meist spärlichen Aesten. So an etwas beschatteten Orten, an Gebüschrändern usw. — ß var. d i v a r í c á t a (Mönch) Thellung (= Scandix infesta L. sens. strict., = T. divaricata Mönch et Caucalís divaricata Heller sens. strict., = T. Helvetica « dívarí» cata DC. [1830], = T. infesta var. divaricata Gillet et Magne [1873], Acloque [1894], Durand [1901], = T. arvensis var. divaricata Schinz et Keller, = Caucalís infesta « Helvetica Gaudin [1836], = T. Helvetica cc genuina Godron [1844], = T. infesta cc agrestís A. Schwarz [1912]). Pflanze niedrig, stark verästelt, mit sparrig-ab» stehenden, kürzeren und starreren Aesten. So vorzugsweise in Aeckern und auf Brachfeldern. Hieher gehört vielleicht als Formi f. p s e ú d o . e l á t í o r Thellung ( = T. Helvetica a. elatior Schur [1866] nec Godron). Stengel sehr ästig, steif, 2 bis 3 Fuss hoch. Frucht („ums Doppelte“) grösser als beim Typus, die Stacheln braun» purpurn. (Aus Siebenbürgen beschrieben.) — y var. s e s s i l i f l ö r a (Cesati) Thellung ( = T. Helvetica ß sessiflora Cesati 1857, = T. arvensis var. sessiliflöra K. Maly 1919, = T. infesta var. occülta Post). Dolden kurz«gestielt bis fast ungestielt, unter dem Blattwerk verborgen. (Aus Italien [Mailand] und Syrien beschrieben). b) nach der Beslachelung der Früchte: 1. var. t y p í c a (K. Maly) Thellung ( = T. arvensís cc typica K. Maly 1919). Früchte sämtlich (auf beiden Hälften) normal bestachelt. Die weitaus häufigste Normalform. — 2. var. h e t e r o c á r p a (Battand.) Thellung ( = T. Helvetica ß heterocarpa Battand. [1889], = T. infesta var. heterocarpa Willk. [1891], Battand. [1902], = T. arvensís ß heterocarpa K. Maly 1919). Früchte, wenigstens teilweise, heteromorph, d. h. nur die äussere Teilfrucht normal bestachelt, die innere nur warzig»rauh. (Aus Algerien und Spanien beschrieben). — 3. var. a g i ó c h i s 1) (Simonkai) Thellung ( = T. aglochis Simonkai,. *) V o n g r ie c h . « [a lp h a p r iv a tiv u m ] = o h n e u n d

yXcoyis (G e n it iv

yÄcujfO'o?) [g lo c h is, g lo c h in o s ] = S p itz e , Z a c k e .

1057 = T. arvensís var. aglochís K. Maly 1919). Fruchtstacheln sämtlich zu kurz walzlich®kegelförmigen, stumpf® liehen Höckern verkümmert, diese von feinen Zäckchen rauh und an der Spitze ein schief aufgesetztes, quer nach der Fruchtspitze hin übergebogenes Hakenspitzchen (entsprechend dem letzten Rest des verkümmerten Hakenkranzes?) tragend. Bisher nur in Ungarn im Komitat Arad gefunden. 1*. Dolden meist nur 2® bis 3® (4*)strahlig. Aeussere Kronblätter nicht strahlend, kaum 1 mm lang, meist nur Va so lang als der Fruchtknoten, oft rötlich. Griffel kaum® oder nur wenig länger als das Griffel« polster. Fruchtstacheln (bei normaler Ausbildung) fast oder völlig gerade, nadelförmig.

III. subsp. heterophylla1) (Guss.) Thellung2) ( = T. heterophylla Guss. sens. ampl., = Torílís í subsp. T. heterophylla Bonnier 1918/20 sens. ampl., = Caucalis purpúrea [Ten.] Guss. ampl. Caruel, = T. ar» vensis ß purpurea [Ten.] Fiori et Paoletti). Heimisch im Mittelmeergebiet von Portugal bis Syrien, erreicht die Grenze unseres Gebietes im Küstengebiet der Adria. Zerfällt in 2 Rassen: v a r . a p u r p ú r e a (Ten.) Thellung ( = Caúcalis purpurea Ten. [1822], Caruel, = T. purpurea Guss., Ten., = T. Helvetica y purpurea DC., = Caucalis infesta y purpurea Arcang., = T. infesta y purpurea Ces., Pass, et Gib., = T. arvensís ß purpurea Fiori et Paoletti [excl. forma b. heterophylla], Burnat, = subsp. purpurea H. Ross [herb ], = T. homo® phylla8) Stapf et Weitst. J886 [nec T. homoeophylla8) (Coincy 1896 sub Caucalide) Calestani 1905]). Laub® blälter nach oben an Grösse allmählich abnehmend und in der Gestalt sich wenig ändernd; obere Laubblätter 3«schnittig, mit fiederspaltigen oder tief.gezähnten Abschnitten, der Endabschnitt nicht auffallend schmal und verlängert. Diese Rasse scheint nur in der Form mit verschieden.bestachelten Teilfrüchten (die äussere stachelig, die innere warzig) vorzukommen ( = T. purpurea a typica et T. homophylla a typica K. Maly 1919). Ver« schleppt in der Schweiz bei Solothurn (1904), sowie auch in Holland (Amsterdam 1). — ß var. h et e r o p h y 11a (Guss.) Thellung ( = Torilis heterophylla Guss. 1827 et T. infesta subsp. T. heterophylla Bonnier sens. strict., = Caucalis heterophylla [Guss.? ubi?] Arcangeli, = T. infesta ß heterophylla Vis., = T. Helvetica var. heterophylla Rchb., = Caucalis purpurea ß heterophylla Caruel, = T. arvensis ß purpurea b. heterophylla Fiori et Paoletti, = var. heterophylla Burnat, = Caucalis purpurea var. B. Ten., = T. infesta var. caule erecto Unió Hin., = var. ß Bertol., = Caucalis linearifölia Requien ex DC., = C. parviflöra Bast, nec Lam. = T. infesta forme Anthriscus Knoche 1922 pro parte). Obere Laubblätter von den unteren auffallend ver® schieden, ungeteilt oder 3®schnittig, die Abschnitte sehr verlängert (besonders der mittlere), schmal.lanzettlich bis fast linealisch.pfriemlich, ganzrandig oder entfernt tief.gezähnt. Früchte fast stets heteromorph ausgebildet, d. h. nur die nach aussen gewendete Teilfrucht normal bestachelt ( = T. heterophylla a typica K. Maly 1919), selten homomorph, d. h. beide Teilfrüchte bestachelt ( = T. heterophylla var. h o m o e o m ö r p h a Chab. 1891 sec. K. Maly mscr.). Im Mittelmeergebiet auf Grasplätzen, Aeckern, in Hecken, Macchien und Laubwäldern, im Felsgeröll, an schotterigen Wegrändern. Im Küstengebiet der Adria ziemlich selten in der Doline von Orlek, in den beiden Grottencavernen von Ospo unweit Triest, bei der Kirche von Maggia vecchia, am Wege von Corridico nach Antignana (zahlreich), bei Madonna del Carso gegen Umago und bei Cul di Lerne; häufiger in Süd-Istrien und auf den Quarnero.Inseln. Verschleppt im Hafen von Mannheim (1891, 1906), in Tirol bei Trient an der Valsuganabahn und in der Schweiz bei Zürich (1902, in einer nicht sehr typisch aus® geprägten Form) und Solothurn (1906/10). Zeigt, besonders in Italien, zahlreiche Uebergangsformen zu var. a. — Als weitere Abänderung der var. ß ist beschrieben: subvar. d u m ö s a Mutei 1835 (pro T. heterophylla var. b.). Pflanze niedrig, buschig, vom Grunde an reichästig. Laubblätter alle linealisch oder die unteren fiederschnittig mit linealischen Abschnitten. Aus Corsica beschrieben; vielleicht nur eine Standortsform, die auch ander» wärls auftrelen könnte.

2027. Torilis nodósa (L.) Gärtner ( = Tordylíum nodosum L., = Caúcalis nodosa Crantz [1767], Scop. [1772], Hudson [1778], nec All., = Lappularia nodosa Pomel, = Daúcus nodosus E. H. L. Krause, = Selinum nodosum E. H. L. Krause, = Caucalis nodiflóra Lam.,. = Tordylium nodiflorum All. herb., Salisb. [1795], = Torilis nodiflora „DC.“ ex Bluff et Fing. *) Von griech. tteçoç [heteros] = verschieden, ein anderer und qivXXov [phÿllon] = Blatt. 8) Als Art aufgefasst, muss die subsp. heterophylla den Namen T. purpurea (Ten. 1822 sub Caucalide) Guss. 1827 em. Caruel 1889 (incl. T. heterophylla Guss. 1827) führen; als Unterart muss sie jedoch nach Artikel 49 und 51 Al. 1 der Internationalen Nomenklaturregeln bedauerlicherweise den nur teilweise passenden Namen subsp. heterophylla erhalten, da die älteste in Frage kommende Namenskombinalion in der Rangstufe der Subspezies die von B o n n i e r in seiner .Flore . . . illustrée . . . de France, Suisse et Belgique“ gebrauchte Bezeichnung „T. infesta subsp. T. heterophylla“ (ohne Datum, publiziert etwa zwischen 1918 und 1920) ist. *) Von griech. ofioç [homös] bezw. ouolog [homoios] = gleich, ähnlich und tpvXXov [phyllon] = Blatt.

105S [cum eit. falsa], Bubani, = Caucalis lappuläcea Poeppig ex DC., = C. tenerrima Scheele, — C. leptophylla Viv. nec L., = C. hümilis Viv. nec Jacq., = Torilis macrocarpa Zawadzki nec Gaertner). K n ä u e l k e r b e l , Klettenkerbel, Deichklette. Franz.: Manchotte; engl.: Knotted*burweed, knotted=parsley, hedgehog*parsley; ital.: Lappolina. Fig. 2397. Pflanze einjährig. Wurzel dünn, spindelförmig, blass. Stengel einzeln und aufrecht oder zu mehreren und aufsteigend bis fast niederliegend, ( 10 ) 15 bis 3 5 cm lang, ziemlich stielrund (getrocknet feimgerillt), von rückwärts=angedrückten Borstenhaaren rauh. Laubblätter (gleich ihren Stielen) von vorwärts=angedrückten, kurzen Borstenhaaren rauh, 2 » bis 4=fach® fiederschnittig, die unteren auf kurzen, breiten, weisslich*hautrandigen Scheiden gestielt; die oberen auf den länglichen, schmäleren Scheiden sitzend. Abschnitte letzter Ordnung länglich, spitz bis zugespitzt, tief eingeschnittemfieder® spaltig; ihre Zipfel linealisch * lanzettlich bis linealisch, meist 1 bis 2 mm breit, zugespitzt* stachelspitzig, am Grunde gleichbreit oder etwas verschmälert, ganzrandig oder spärlich* gezähnt. Dolden ursprünglich endständig, aber frühzeitig durch einen stark entwickelten Achselspross übergipfelt und dadurch zur Seite gedrängt, blattgegenständig erscheinend, zur Blütezeit meist fast sitzend, später kurz* gestielt, 2 = bis 3*strahlig. Dolden* und Döldchenstrahlen sehr kurz (die inneren Früchte öfter sitzend); Dolden daher bei flüchtiger Betrachtung einfach * knäuelförmig erscheinend. Hülle meist fehlend; Hüllchen* Blätter vorhanden, pfriemlich, meist kürzer als die Döldchcn(Fig.2397b). Blüten dichbgedrängt, sehr klein, meist alle zwitterig und fruchtbar. Kronblätter weiss, nur etwa */2 mm lang, sehr seichbausgerandet, alle ziemlich gleich* gross, aussen angedrückt »behaart. Früchte etwa 2 bis 3 mm lang, eiförmig, häufiger Fig. 2397. T o r ilis n o d o s a (L.) Gärtn. a Habitus, b Fruchtdöldchen. c Frucht (äussere Teilfrucht bestachelt, innere höckerig), d und verschiedengestaltig (heteromorph), nämlich e Frucht-Querschnitt. nur die äusseren Früchte (und zwar meist nur an ihrer nach aussen gerichteten Teilfrucht) normal bestachelt (mit geraden, nadelförmigen, zackig*rauhen und an der Spitze mit einem Kranze von Widerhaken versehenen Stacheln), die inneren (gleich der nach innen gerichteten Teilfrucht der äusseren Früchte) mit kurz* walzlichen, stumpfen, zackig=rauhen Warzen besetzt, viel seltener alle Früchte normal bestachelt. Griffel kahl, aufrecht, sehr kurz (kürzer als das gleichfalls kahle Griffelpolster); Narben fast sitzend. Fugenfläche und Nährgewebe wie oben (im Bestimmungsschlüssel, pag. 1051) beschrieben. — IV bis IX (]e nach Klima und Standort). Selten an trockenen, kurzgrasigen Plätzen, an Deichen, in Aeckern, in Luzerne*, Esparsette* und Rotkleefeldern, an Weg», Gebüsch* und Weinbergsrändern, an Mauern, auf Schutt, Eisenbahngelände usw.; einheimisch nur im Mittelmeergebiet (bis Südtirol). In D e u t s c h l a n d zuerst (vor 1788, dann wieder gegen 1840) im Oldenburglschen gefunden, wohl aus Holland (wo die Pflanze schon länger vorkam, eingewandert); heute nicht selten und oft sehr gesellig

1059 am ganzen Nordseestrande (von der Holländischen Grenze bis Schleswig-Holstein : von Dithmarschen bis Deezbüll) und um Unterlauf der Elbe, sowie auf Norderney. Ausserdem mit fremder Saat vorübergehend verschleppt, so an der Lippe bei Herrntrappe, am Püngelsberg bei Kol. Arensmeier, bei Kassel, Trier, Naum» bürg a. d. Saale, in den Hafenanlagen von Mannheim (190') und Strassburg (1902), im Eisass bei Illfurth und Tagolsheim schon 1841 nach M o n t a n d o n (1856). [Die G m e lin ’sche Angabe (1826) von Weinbergen im Kaiserstuhl in Baden ist sehr zweifelhaft und bezieht sich vermutlich auf T. arvensis]. — In O e s t e r r e i c h im Küstenland (häufig um Triest usw. und ganz besonders in Süd-Istrien und auf den Inseln) und in Süd-Tirol in den Judicarien (zw. Comano und Toblino), bei Arco und Torbole, im Etschtal aufwärts bis Nomi gegenüber Calliano, bei Vezzano, mehrfach eingeschleppt an der Valsuganabahn, ebenso einmal bei Mühlau nächst Innsbruck, und neuerdings auch in Böhmen bei Kuttenberg als Unkraut in Kleefeldern eingeschleppt. — In der S c h w e i z eingeschleppt bei Charnex im Kanton Waadt (vor 1872), bei Genf (1878), Basel (Ruchfeld 1903, Wiesendamm 1914, Wolf« und St. Johannbahnhof 1915), Solothurn (seit 1904; auch bei Langendorf unter Kleesaat 1922 [Dr. Pr obst ] ) , Wildegg im Aargau (1915), Zürich (Güterbahnhof seit 1902), Bahnhof Rorschach (1915), Ponte Oscuro im Onsernone (Tessin), Bahnhof Bironico (Tessin) 1920.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittelmeergebiet: von den Kanaren bis Afghanistan; Küstengebiet des wärmeren Westeuropa (West-Frankreich, England, Belgien, Holland, Nord* Westdeutschland, Dänemark; überall von zweifelhaftem Indigenat); verschleppt mit Europäischer Klee* und EsparsettesSaat1) und teilweise eingebürgert in Nord* und Süd*Amerika und auf Neuseeland. A en d ert

2

S te n g e l n u r

(=

C a u c a u lis

k u rz ,

d ie

in te rm e d ia

4.

ab:

5

cm

n od osa

D ö ld c h e n

D ö ld c h e n s tie l.

f.

b is

D ie

a)

nach

f.

1.

h ä u f ig s te

1900, =

d ire k t F o rm .

1891).

lo n g e p e d u n cu lä ta

p e d u n c u l a t a O . K u n tz e

v e g e ta tiv e n

s u b s e s s ilis

s c h e in b a r

O . K u n tz e

den

O rg an en :

f. l . n ä n a

h o c h b e z w . l a n g ; D o ld e n f a s t g r u n d s t ä n d i g . — f. O . K u n tz e aus —

(O . K u n tz e )

S te n g e l

in te rm ö d ia

subsössilis

v e rlä n g e rt.

e n tsp rin g e n d ,

(O . K u n tz e )

R ou y et C am u s.

(O . K u n t z e ) T h e ll u n g

D o ld e n s t ie l f e h le n d o d e r s e h r

s it z e n d

T h e ll u n g

P o rta

e t R ig o

[1891] s e c . M u r b e c k ( = 1830/1, = T. n o d o s a f.

v a r . B . p e d u n cu lä ris T e n .

v a r . p e d u n cu lä ta R o u y

n o d o sa b. b ra c te o s a A rca n g ).

3.

1891).

S te n g e lk n o te n

2.

(-

oder

auf

seh r

C a u c a lis

k u rz e m

n od osa

f.

2.

D o ld e n s t ie l g le ic h f a lls u n e n t w i c k e l t , a b e r D ö l d c h e n s t i e l e t e i lw e is e v e r l ä n g e r t . —

1891, =

lieh z ie m lic h la n g -g e s tie lt. —

f.

den

(B re b is s o n p r o v a r .)

et C am u s

f. b r a c t e ö s a

1901, =

C a u c a lis n o d o s a

C a u c a lis n o d o s a v a r . p e d u n cu la ta D r u c c ).

(B ia n c a ) F io r i e t P a o le tti ( =

f.

3.

lo n g e «

p e d u n c u la r is F io r i e t P a o le tti D o l d e n sä m t«

T o r ilis b r a c t e o s a B i a n c a , =

C a u c a lis

H ü l l c h e n b l ä t t e r v e r l ä n g e r t ( V g l . a u c h f. h o m c e o c a r p a ) .

b) nach der Bewehrung der Früchte: f. s u b i n d r m i s (Cosson et Germain pro var.) Thellung ( = var. heterocarpa Ball, = Caucalis nodosa var. Canariönsis O. Kuntze [1891], = Torilis nodosa « typica K. Maly 11919], = var. dimörpha Gaerln. ex K. Maly). Früchte (wie oben in der Artbeschreibung angegeben) verschiedengestaltig, nur teilweise normal» (lang») bestachelt. Die häufigste Form. — f. b r e v i a c u l e ä t a Haläcsy (pro var., 1908). Fruchtstacheln (alle?) sehr kurz. Aus Griechenland beschrieben; nach derBeschreibung wenig klar. — f. h o m o e o e ä r p a Thellung. Früchte alle ungefähr gleichgestaltet, auch die inneren fast gleich lang bestachelt wie die äusseren. M u r b e c k (Contrib. I [1897], pag. 84) stellt eine var. b r a c t e ö s a (Bianca pro spec., mit dem Synonym f. longipedunculata Porta et Rigo) auf, die die Merkmale der Formen homoeo» carpa und longepedunculäta kombiniert und nach ihm eine südmediterrane Rasse (Kanaren, Südspanien, west» liches NordoAfrika, Sizilien, Aegypten, Cypern, Cilicien, Afghanistan) darstellt. Wenn auch Caucalis nodosa var. peduncularis Ten. hieher gehört, so hat diese Rasse den Namen T. nodosa var. peduncularis zu führen, während die typische Rasse als var. subinermis Cosson et Germ, zu bezeichnen ist. Die Pflanze ist durch den eigenartigen sympodialen Aufbau, der ganz an denjenigen der Cruciferen» Gattung Corönopus (vgl. Bd. IV, pag. 92) erinnert, sehr auffällig. Es handelt sich um einen Frühblüher, für den es unter Umständen von Vorteil ist, den kurzen Frühling des Mediterangebietes (vor dem Einsetzen der Sommerdürre) zum Blühen und Fruchten auszunutzen. In der Tat treibt die Pflanze ihren ersten Blütenstand schon in einem Zustand geringer vegetativer Differenzierung, nämlich im ersten, fast stengellosen Stadium, am Ende eines kurzen, fast grundständigen Schaftes. An sehr mageren und dürren Stellen bleibt die Pflanze zuweilen auf diesem Stadium stehen und stirbt bald ab ( = f. n ä n a ) ; unter günstigeren Bedingungen aber entwickelt sie eine Aufeinanderfolge von verlängerten, übergipfelnden Achselsprossen, wodurch eine Schein» achse (Sympodium) zustande kommt und der Pflanze ein dauerndes Fortwachsen und Blühen bis zum Herbst ermöglicht wird. Torilis nodosa ist in Deutschland als Neubürger (Neophyt) zu bezeichnen, der besonders an der Nord» seeküste verbreitet ist. Hier erscheint die Pflanze nach W. O. F o c k e (Festschrift Stahl, 1918) an der Fest« *) D ie P f la n z e

gilt

a ls

.P r o v e n ie n z u n k r a u t“

fü r

w e s te u ro p ä is c h e

oder

m e d ite rra n e

L u z e rn e »

R o tk le e -S a a t.

H e g i , Flora. V, 2.

270

und

1060 landküste mit Vorliebe an der Binnenseite der Seedeiche und zwar wählt sie gewöhnlich den mittleren Teil des Abhanges, findet sich aber gelegentlich, jedoch nicht häufig und überall nur vorübergehend, auch an anderen Stellen der Nachbarschaft. Sie verhält sich an der nordwestdeutschen Küste also ähnlich wie Oenolhera ammophila. Einen mehr ursprünglichen Charakter (mediterrane Einstrahlung) hat Torilis nodosa in Südtirol, wo sie unter Oelbäumen, an Felswänden, auf dürren Wegrainen und Feldmauern, nach J. M u r r in Gesellschaft von Alsine liniflora, Trifolium scabrum, Geranium molle, Micropus erectus usw. auftritt. Torilis nodosa gilt als „Provenienz»Unkrauta für westeuropäische oder mediterrane Luzerne» und Rotklee.Samen.

Astrodaücus1) Drude ( = Caücalis et Daucus auct. pro parte, = Caucalis sect. I. Eucaücalis Celak. p ro parte). Sternmöhre. Von Daucus verschieden durch das tiefer ausgehöhlte Nährgewebe und durch dasVorkommen von Kristallen in dem den Fruchthalter umgebenden Parench} mgewebe, von Caucalis durch das nicht eingerollte Nährgewebe und die im Querschnitt rundlichaquer=elliptrschen Stereomstränge der Hauptrippen, vom grössten Teil der Arten von Torilis durch die zu Längsreihen angeordneten Stacheln der Nebenrippen, von der Untergattung PseudooCaücalis (mit der Art T. leptophylla, zu welcher A. Orientalls von C e l a k o v s k y in nächste Beziehung gebracht worden ist, und mit der im Baue der Fruchtwand eine sehr weitgehende Uebereinstimmung besteht) durch das Fehlen der charakteristischen Behaarung, das im Querschnitt nur sichelförmige (nicht nach der Fugenmitte umgebogene) Nährgewebe, die langen Griffel usw. 4 Arten von Südost»Europa bis Persien. A. Orientälis (L.) Drude ( = Caücalis Orientalis L., Bieb., = Platysp£rmum Orientale Eichw., = Daucus Orientalis Ascherson, Vines et Druce, = Torilis Orientalis Calestani [1905], C. Börner, = Conium Royeni2) L., = Cau« calis Royeni Crantz, = C. pulchürrima Willd., = Platyspermum pulcherrimum Koch, = Daucus pulcherrimus Koch ap. DC., = Caucalis grandiflora auct. Bohem. ex Celak., nec L.). M o r g e n l ä n d i s c h e S t e r n m ö h r e . Pflanze 2- jährig, kahl (mit Ausnahme der zuweilen fein»kurzborstigen Laubblattzipfel, der gewimperten Hüll eben und der innen etwas rauhen Döldchenstrahlen). Wurzel möhrenförmig, am Halse nicht schopfig. Stengel 40 bis 60 cm hoch. Laubblätter mehrfach sehr fein fiederförmig»zerschnitten, die Zipfel letzter Ordnung schmal» linealisch, kurz, rinnig. Dolden gross, 8» bis 15»strahlig; die Strahlen völlig glatt, bis über 10 cm lang. Hülle fehlend oder aus wenigen kurzen, hautrandigen, ungeteilten Blättern gebildet. Hüllchenblätter zahlreich, lanzettlich, breit weiss=hautrandig, gewimpert. Kelchzähne kurz. Kronblätter weiss; die äusseren strahlend, gegen 4 mm lang. Frucht etwa 5 mm lang, derjenigen von Torilis leptophylla ähnlich. Hauptrippen wenig vortretend (in der Form einer schmalen, niedrigen Leiste), 2 Reihen kurzer, stumpfer Haare tragend und innen von einem im Querschnitt quer» elliptischen Stereombündel durchzogen. Rückenständige Nebenrippen 3«, randständige 2 Reihen von Stacheln tragend; diese pfriemlich, länger als der Querdurchmesser der Teilfrüchte, von am Grunde des Stachels stumpfen und abstehenden, nach der scharfen und ziemlich geraden Spitze hin spitzen und rückwärts«gerichteten Zäckchen rauh. Mittelfrucht der Döldchen auffallend kürzer bestachelt als die übrigen. Oelstriemen einzeln unter den Nebenrippen und 2 an der Fugenfläche, ansehnlich, die 2 fugen» ständigen in der Furche gelegen und teilweise durch die Stereombündel verdeckt. Nährgewebe im Querschnitt sichelförmig (mit senkrecht auf der Fuge zu verlaufenden Rändern), auf dem Rücken durch die stark nach innen vorspringenden Oelstriemen gerillt. Fruchthalter tief«2üeilig. Griffel sehr lang, etwa 2 1/* mm lang und etwa so lang wie die Stacheln, fast 6«mal so lang als das kegelförmige Griffelpolster, mit kopfiger Narbe. Heimisch auf der Krim, im Kaukasus, in Armenien, Klein.Asien, Syrien und Persien; verschleppt in Polen im Gouvernement Wilna. Verwildert seit 1847 bei Prag am Abhang des Kuchelbader Berges über der Bahn ; eingeschleppt auf Gartenschutt bei der Mühle von Risano bei der Villa Decani unweit Triest. Aendert ab nach der Behaarungi var. a g l a b r ä l u s Thellung ( = Caucalis Orientalis ß Bieb.). Fruchtstacheln nur von kurzen Zäckchen rauh. Laub« und Kronblätter meist völlig kahl. Hieher die oben beschriebene Mitteleuropäische Pflanze. — var. ß e r i o e ä r p u s (Boiss.) Woronoff ( = Caucalis Orientalis [lypus] Bieb., = Daucus pulcherrimus ß erioeärpus Boiss.). Frucht stacheln ± lang zottig. Laubblätter und Aussenseite der Kronblätter fein kurz» haarig. — Ferner lassen sich nach C e l a k o v s k y (Botan. Zeitung XXXI [1873], pag. 42) mit Rücksicht auf die Stachelbildungen der Frucht 2 Abarten (oder Unterarten) unterscheiden: I. var. vel subsp. d i s e r ü t u s (Celak.) Thellung ( = Caucalis Orientalis Bieb. sens strict., = subsp. a) discreta Celak.). Nebenrippen 2 bis 3 getrennte Stachelreihen tragend; Stacheln von der Seite her zusammengedrückt, der Nebenrippen entlang aufgesetzt, so dass die beiden schmalen Kanten nach der Spitze und nach dem Grunde der Frucht schauen. Börstchen der Hauptrippen sehr kurz, einfach. Hieher die Pflanzen unseres Gebietes. — II. var. vel subsp. c o n n ä t u s (Celak.) Thellung. ( = Caucalis pulch^rrima Bieb., = C. Orientalis subspec. b) connata Celak.). Stacheln der Nebenrippen durch Verwachsung l.reihig, am Grunde breit, 4»seilig.pyramidenförmig, an der oberen und *) Lat. astrum (griech. « otqov [ästron]) = Stern und daücus = Möhre. 2) Benannt nach Adrian van R o y e n , Vorsteher des Botanischen Gartens zu Leyden, gest. 1779; in seinem »Florae Leydensis Prodromus* (1740) wird unter anderen Pflanzen des Leydener Gartens auch unsere Art aufgeführt.

1061 unteren (nach der Spitze bezw. nach dem Grunde der Frucht schauenden) Seite von einer tiefen Längsfurche durchzogen. Börstchen der Hauptrippen verlängert und öfter an der Spitze pinselförmig.geteilt.

DVII. CaÚcaÜS1) L. em. Drude ( = Turgénia2) Hofftn., = Daucus sect. Caucalis et sect.Turgenia Bailion, = Agrócharis3) Höchst.??, = Nigéra4*) Bubani). Haftdolde. Franz.: Caucalide, gratteau (dies von gratter = kratzen, wegen der bestachelten Früchte); engl.: Bur-parsley; ital.: Lappola (= kleine Klette). Einjährige, borstig*rauhhaarige Kräuter mit 1 * bis mehrfach fíederíg*zerschníttenen Laub* blättern. Stengel abstehend*behaart, zuweilen verkahlend. Dolden wenig* (bis 5*) strahlig, durch Uebergipfelung seitenständig (blattgegenständig) erscheinend. Hülle fehlend oder bis zu 5*blätterig. Blüten teils zwitterig, teils männlich. Kelchzähne 5, blattartig. Kronblätter breit* verkehrt*herzförmig, tief ausgerandet, mit schmalem Einschnitt und schlankem, eingebogenem Läppchen; die äusseren strahlend. Früchte gross, kurz*gestielt, zur Reifezeit durch die Stacheln ineinander verfilzt, eiförmig, gegen die Spitze etwas schnabelförmig*verjüngt, von der Seite her zusammen gedrückt, an der Fugenfläche zusammengezogen, die randständigen Hauptrippen auf dieselbe gerückt. Teilfrucht im Querschnitt halbkreisförmig bis fast kreisrundlich. Haupt* rippen entweder nur feine Wimperborsten tragend oder mit Längsreihen von Stacheln be* wehrt; Nebenrippen (bei normaler Ausbildung) stets 1 bis 3 Reihen von glatten oder rauhen Stacheln tragend. Bastbündel der Hauptrippen abgeflacht*plattenförmig, im Querschnitt + sichelförmig. Nebenrippen nahe der Innenkante gleichfalls von einem im Querschnitt rund* liehen Stereombündel durchzogen oder die ganze Aussenhälfte der Fruchtwand stereomatisch (bastartig) ausgebildet und im Querschnitt einen geschlossenen Stereomring darstellend. Oel* Striemen ansehnlich, einzeln unter den Nebenrippen, 2 an der Fugenfläche, letztere durch Bastbündel verdeckt. Nährgewebe tief rinnenförmig*ausgehöhlt, seine Ränder stark eingerollt, nämlich vom Rande der Fugenfläche nach deren Mitte verlaufend und hier nochmals nach der Mitte der Teilfrucht hin umbiegend (Taf. 193, Fig. 4e). Griffel sehr kurz (kaum so lang wie das Griffelpolster und von ihm nicht, deutlich abgesetzt), aufrecht, an der Spitze etwas auswärts*gebogen, mit nach innen abschüssiger Narbe. Die Gattung umfasst in der hier — nach D r u d e — angenommenen Umgrenzung8) 5 Arten, von denen 4 in ihrer Gesamtheit das Mittelmeergebiet, das gemässigte Europa und Vorder»Asien bis zum Altai x) G r ie c h .

xavxaUg

[k a u k a lis ], N a m e e i n e r e s s b a r e n D o l d e n p f l a n z e v o n u n s i c h e r e r I d e n titä t (s ie w u r d e

b a l d a ls T o r d y l íu m Á p u lu m , b a l d a ls O r l a y a g r a n d if ló r a , P s e u d o r l a y a p ú m i la , A s t r o d a ú c u s O r i e n t á l í s o d e r P im p i* n é l la s a x í f r a g a g e d e u te t) b e i N í k a n d r o s , T h e o p h r a s t u n d D í o s k u r í d e s ( = s o ll n a c h d e n E in e n e in e n n i e d e r lie g e n d e n S t e n g e l b e d e u t e n , n a c h A n d e r e n

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c a ú c a lís b e í P l i n í u s ) ¡

w ä re es

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e in e D e m i n u t i v f o r m

von

xaístv [k a ie in ] = b r e n n e n , w e g e n d e s s c h a r f e n G e s c h m a c k e s d e r P f l a n z e (? ). Von H o f f m a n n (1814) nach dem russischen Staalsrat Alexander T u r g e n e f f , Direktor der Kanzlei des Fürsten Gollintzin in Moskau, benannt. Die in der Literatur gelegentlich gegebene Ableitung von lat. turgére = strotzen ist historisch unrichtig. ®) V o n g r ie c h . dygog [a g r ö s ] = A c k e r u n d yá^ig [c h ä r is j = F r e u n d s c h a f t , L i e b e , G u n s t ; a l s o e in e [k a ú k o s ], d ie s a b g e le ite t v o n

P f l a n z e , d ie g e r n in A e c k e r n

w ä c h s t.

D ie G a t t u n g

g e h ö rt nach

d e r A u ffa ssu n g

d e s B e a rb e ite rs ( T h e l l u n g )

zu den D au ceae.

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B en an n t n ach d em

und P l i n i u s

a l t r ö m is c h e n S c h r if ts te lle r S e x t u s

v ie l g e s c h ö p f t h a b e n .

B o t a n i k e r e n ts p r ic h t, g la u b te B u b a n i

D a d ie c a u c a l i s d e r A l t e n

N i g e r , aus d essen W erk en D i o s k u r i d e s s ic h e r

nicht

f ü r d ie l e t z t e r e e in e n n e u e n N a m e n

der

g l e ic h n a m ig e n P f l a n z e d e r

a u f s te ll e n z u m ü s s e n .

8) Ausschliesslich Agrocharis, welche Gattung D r u d e zwar als Synonym aufführt, aber bei der Aufzählung der Arten nicht berücksichtigt. — B a i l i o n (1880) vereinigt Caucalis (und Turgenia) mit Daucus. C a r u e l (1889, 1894) schliesst unter Caucalis auch Torilis ein, stellt dagegen Turgenia als eine eigene Gattung weit getrennt von Caucalis zu trib. Silereae sublrib. Oenanlheae (wegen des Vorwiegens der Haupt­ rippen), während Caucalis (wegen des Vorwiegens der Nebenrippen) unter der sublribus Thapsieae v. Laserpitieae eingereiht wird. 270*

1062 bewohnen, während die fünfte im westlichen Nord»Amerika zu Hause ist. Die Unterschiede im Fruchtbau zwischen unseren beiden Arten, die 2 verschiedenen Sektionen angehören, sind, wie aus den folgenden Beschreibungen hervorgeht, recht tiefgreifender Natur, so dass es fraglich erscheint, ob Turgünia nicht besser (wie dies auch C a l e s t a n i vorschlägt) als eine eigene Gattung wiederhergestellt würde. Zur endgültigen Entscheidung dieser Frage müssten allerdings alle in Betracht kommenden Arten genau untersucht werden. — Die Früchte besitzen in ihren entweder am Ende hakenförmig»gebogenen oder mit Widerhaken versehenen Stacheln ein wirksames zoochores (epizoisches) Verbreitungsmittel. Aehnlich wie bei Torilis kommen audi Formen mit verkürzten oder verkümmerten Fruchtstacheln vor, nur dass diese Verkümmerung hier alle Früchte eines Exemplars gleichmässig betrifft, während sie sich bei Torilis (und bei Daucus) oft nur auf einen Teil der Früchte oder selbst nur auf die eine Fruchthälfle erstredet. 1. (Sect. Da u c ö p s i s ‘) Celak. [sens. ampl., incl. sect. Leptacänthium®) Celak.?], = sect. Eu.Caücalis Drude nec Celak.). Haare des Stengels von einerlei Art, ziemlich lang, borstenförmig. Laubblätter 3»fach**fiederschnittig, sehr feimzerteilt, mit gestielten unteren Abschnitten 1. Ordnung und sehr kleinen Abschnitten und Läppchen letzter Ordnung (Taf. 193, Fig. 4). Hüll» und HüUchenblälter (sofern erslere vorhanden) unscheinbar, fast ganz krautig. Fugenfläche verhältnismässig breit (nur wenig schmäler als der grösste Querdurchmesser der Teilfrüchte). Hauptrippen schwächer entwickelt als die Nebenrippen, nur wenig vorspringend, entfernte, kurze, meist 2«zeilig angeordnete Börstchen tragend, innen (an der Innenkante) mit einer Stereomplatte versehen, der das Leitbündel unmittelbar aufsitzt. Nebenrippen als stark vorspringende Stachelleisten (bei var. muricäta als knotige, borstentragende Wülste) entwickelt, innen von einem im Querschnitt rundlichen Stereombündel durchzogen. Normal ausgebildete Stacheln (infolge von paarweiser Verwachsung) gefurcht, Freihig, glatt, an der Spitze scharf hakenförmig»gebogen, ohne Widerhaken. Fruchthalter nur an der Spitze gespalten . C. d a u c o i d e s nr. 2028. 1*. (Sect. T u r g ö n i a |Hoffm.] Drude). Stengel dicht kurzhaarig und ausserdem mit längeren Borsten» haaren bekleidet. Laubblätler einfach» (selten fast 2«fas“. Mit diesem Hinweis ist offenbar die Tafel *392 von J a c q u i n ’ s Flora Austriaca IV (1776), welche verschiedene Blattformen von „Athamanta Libanotis“ (und zwar von unserer var. genuinum) darstellt, gemeint. Indessen ist dieses allzu dürftige und zudem noch durch einen Druckfehler entstellte Zitat nach der Meinung des Bearbeiters ( T h e l l u n g ) nicht geeignet, die fehlende Beschreibung zu ersetzen.

1247 unterschieden worden: a) nach Höhe und Wuchs der (kahlen oder sehr spärlich behaarten) Pflanze: f. 1. mä i us (Hagenbach) Ducommun 1869 [var. cf] ( = Athamänta Libanotis ß maior Hagenb. 1821, Gaudin 1828). Lieber 30 cm hohe, kräftige, meist reichästige Pflanze. Laubblätter gross, ihre Abschnitte meist aus» einandergerückt. So in tieferen Lagen und an nährstoffreichen Standorten, f. 2. n ä n u m (DC.) Thellung ( = Athamanta Libanotis ß nana DC. 1805, = S. Libanotis a minor Wimmer et Grab. 1827?, = Athamanta Libanotis a minor Gaudin 1836, = Libanotis montana ß minor Babey 1845 [nec Koch 1837J). Pflanze kleiner, meist unter 30 cm, oft nur 10 bis 20 cm hoch, fast einfach, oft gedrungen. Laubblätter kleiner, ihre Abschnitte mehr gedrängt. Nicht wesentlich davon verschieden erscheint: f. p r a e c o x (Kerner) Thellung ( = Libanotis praecox Kerner, = L. montana c praecox Wohlf.). Pflanze (nach F r i t s c h ) niedrig (nach W o h l f a r t h bis 60 cm hoch), kahl. Blüten viel kleiner als beim Typus, 3 bis 4 Wochen früher erscheinend (auch in der Kultur). Früchte nur wenig über 2 mm lang und H/j mm breit. Dolden zur Fruchtzeit nur wenig zusammengezogen. So in Niederösterreich auf dem Göller bei St. Egyd in etwa 1930 m Höhe. — b) durch stärkere Behaarung weicht ab: subvar. p u b é s c e n s (Retz.) Duby 1828 (pro var.) ( = Athamanta pubescens Retz., = A. Libanotis y pubescens DC. 1805, = Libanotis vulgaris ß pubescens DC. 1830, = L. montana var. pubescens „Gren. et Godron“ sec. Rouy et Fouc. [cum eit. falsa], = L. pubescens Gillet et Magne 1863, Nyman, = Séseli Libanotis ß Mert. et Koch, = Athamänta crithmoides Lapeyr. [sec. Rouy et Camus], = Liba» notis crithmoides Nyman). Stengel und Unterseite der Laubblätter dicht behaart. Pflanze meist niedrig und gedrungen, etwa bis 30 cm hoch: f. m i n u s (Koch) Dalla Torre et Sarnth. 1909 [pro var.], item Hayek 1910 ( = Libanotis montana ß minor Koch 1837 nec Babey, = f. depréssa Murr 1906?, = L. pubescens Fritsch) (Pyrenäen, Auvergne, Alpen, besonders an den hochgelegenen Fundorten), seltener hochwüchsig (bis manns» hoch): f. e la tum Thellung ( = Athamanta pubéscens Retz. sens, strict.) (so besonders in der Kultur). — c) durch die Stellung der Blattabschnitte weicht ab: subvar. R i v i n i ä n u m (Scop.) Marchesetti (pro var. y) [cf. Mert. et Koch 1826] (= Libanötis Riviniana Scop. [excl. syn. Bauh. 1], = L. montäna ß Riviniana Ledeb. 1844/6 [saltem ex syn. Scop.], em. Wohlf., = L. gräcilis Rchb., = Athamanta Reichenbächü Nyman, = Séseli Reichen» bachii Arcang. 1882). Untere Blattabschnitte 2. Ordnung von der Hauptspindel entfernt und daselbst nicht kreuzweise gestellt. Z. B. an Voralpenfelsen in Süd»Tirol (nach R e i c h e n b a c h ) , in Krain (nach W o h l f a rth), bei Görz und Triest (nach S c o p o l i ) , am letzteren Orte nach M a r c h e s e t t i neben dem Typus. I. ß. var. P y r e n ä i c u m (L.) Briq. 1900 ( = Crithmum Pyrenaicum L. 1753 [sphalm. „reaicum“], = Athamänta Pyrenaica Jacq., = A. Libanotis ß [A. Pyrenaica] Willd. 1799, = ß Pyrenaica Pers. 1805, = Bubon pyrenaicum Dumort., = Libanotis Pyrenaica Bourg, ex Nyman, = Athamanta Libanotis m aior1) „Haller* [excl. syn. Hall.l] et Libanotis maior Gouan 1773, = Athamanta Libanotis y exaltata Gaudin 1828 [quoad syn. Gou. et loc.], = Libanotis vulgâris y daucifölia DC. 1830 [excl. syn. A m m i daucifolium Scop.], = Athamanta daucifolia Host, = Libanotis daucifölia Rchb. pro parte [excl. syn. Scop.], Dalla Torre 1882, nec Fritsch, = L. montana y Daucifölia Babey 1845, (ß) Cosson et Germain 1845, = Seseli Libanotis ß daucifolium Gren. et Godron, = f. daucifolium Schube 1904, = Libanotis Hosteäna Schur [ex syn. Hostiij, = Seseli Libanotis [ß daucifolium et] cf disséctum Rouy et Camus). Laubblatt«Abschnitte letzter Ordnung tiefer eingeschnitten, ihre Zipfel schmal, länglich»lanzettlich bis fast linealisch, mehrmals (meist 3» bis 5»mal) so lang als breit, spitz, am Grunde oft etwas verschmälert; Laubblätter daher im Schnitt an Ligüsticum feruläceum erinnernd. Blattstiel und »spindel öfter deutlich behaart. Hüllblätter oft eingeschnitten. Besonders im südlichen Gebiet. In Deutschland nur aus Schlesien vom Kreuzberg bei Striegau ( U e c h t r i t z nach Fi ek) angegeben. In Oesterreich in Krain (nach Da l l a T o r r e 1882), um Triest mit dem Typus (nach M a r c h e s e t t i ) und gewiss noch anderwärts in den Südalpen. In der Schweiz im Wallis (Simplon und Binntal, die typische Art ersetzend), Tessin (Onsernone, Monte Ghiridone) und im Neuenburger Jura (sowie im angrenzenden Französischen Jura). Ferner z. B. in Frankreich (Cevennen, Auvergne, Jura, Alpen, in den Seealpen den Typus der Unterart vertretend). II. =

su b sp .

Sibiricum E ic h w .

1830

(L .? ) T h e ll u n g ( =

A t h a m ä n t a S i b i r i c a L . [ ? ] a), =

L ig ü s tic u m

S ib ir ic u m

S p r e n g e l,

1849, = L i b a n o t i s S i b i r i c a C . A . M e y e r 1831 [ t e s t e L e d e b . ] , K o c h 1837, = S e s e l i L i b a n o t i s cP M e r t . e t K o c h , = ß m a i o r W i m m e r e t G r a b . 1827?, = A t h a m a n t a L i b a n o t i s y S i b i r i c a H ö f f t 1826, = L i b a n o t i s v u l g ä r i s e S i b i r i c a D C . 1830, = L i b a n o t i s m o n t a n a ß S i b i r i c a P a t z e , M e y e r e t E l k a n 18501, (b .) A s c h e r s o n 1864, = S e s e li L ib a n o tis b . S ib ir ic u m „ P a tz e , M e y e r e t E l k a n “ s e c . G a r c k e , = f. S i b i r i c u m S c h u b e 1904, = L i b a n o t i s L i b a n o t i s B S i b i r i c a A s c h e r s o n e t G r a e b n e r , = S e l i n u m L i b a n o t i s S i b i r i c u m E . H . L . K r a u s e , = L i b a n o t i s i n t e r m é d i a R u p r ., = L . e lä t a C . K o c h e x B o is s ., = S . L i b a n o t i s ß* 2 S e s e li S ib iric u m

[ t e s t e L e d e b .] , G a r c k e

x) D i e s e B e n e n n u n g is t, w ie a u s d e m T e x t h e r v o r g e h t , a ls t e r n ä r e A r t b e z e i c h n u n g , n ic h t a ls V a r i e t ä t e n « n a m e a u fz u fa ss e n .

2) ( „ S ib ir ic a

K ö n n t e n a c h e i n e r B e m e r k u n g in d e r F l o r a S u e c i c a

ed . 2

(1755),

pag.

87

. . . d if f e r t . . . n e c g e r m i n i b u s v i l l o s i s “) a u c h d e r k a h l f r ü c h t i g e n U n t e r a r t

u n te r A th a m a n ta L ib a n o tis

III

e n ts p re c h e n .

1248

bipinnatifidum Celak. 1875, = Athamanta Libanotis Bieb. nec L., = Seseli athamantoides C. A. Meyer [excl. syn.] nec Bede). Laubblätter sämtlich oder in der überwiegenden Mehrzahl einfach»fiederschnittig, die Abschnitte 1. Ordnung nur mehr oder weniger tief eingeschnitten-fiederlappig, ihre Zipfel und Zähne meist breit und stumpf, plötzlich zugespitzt. Oelstriemen der Fugenfläche genau parallel verlaufend, fast aneinanderstossend, ein sdimablinealisches, an den Enden gleichbreiles oder sich etwas verbreiterndes Feld zwischen sich einschliessend. Hülle zuweilen armblätterig bis fehlend. In Nordostdeutschland (Ost« und Westpreussen, Posen, Schlesien [zwischen Imielin und Dzieckowitz im Kr. Myslowitz] und vereinzelt bis zum Harz) und Böhmen, oft mit der typischen Unterart zusammen, vorzugsweise an dürren Stellen. Ferner in Mittel« und SüdoRussland, Bulgarien, Klein«Asien, Kaukasien und ganz Sibirien bis Japan und China. — Der systematische Wert dieser Sippe wird sehr verschieden eingeschätzt. Während die Deutschen Floristen sie schon frühzeitig als Abart des S. Libanotis aufgefasst haben, halten R e i c h e n b a c h (der Jüngere), B o i s s i e r und neuerdings auch F r i t s c h und C a l e s t a n i (1905) an ihrem Artrecht fest. Der letztgenannte Autor macht besonders auf das Merkmal des oben geschilderten verschiedenen Verhallens der Oelstriemen an der Fugenfläche aufmerksam, das der Bearbeiter (Thellung) an den wenigen ihm vorgelegenen reifen Früchten bestätigt fand, dessen Allgemeingültig» keit aber erst noch an der Hand ausgedehnter Untersuchungen erhärtet werden müsste. Mit Hilfe des Blattschnittes ist eine scharfe Trennung der beiden Unterarten unmöglich. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass unser nordöstliches Gebiet dem westlichsten Teil des Areals der ostwärts weit verbreiteten subsp. Sibiricum entspricht, so dass es nicht erstaunlich ist, wenn gerade in dieser Grenzzone zahlreiche — vielleicht durch Bastardierung entstandene — Uebergänge zwischen zwei ursprünglich (und noch Jetzt in weiter entlegenen Teilen ihrer Areale) schärfer geschiedenen Sippen auftreten. b) Fruchtwand dem unbewaffneten Auge kahl erscheinend, durch die spitz.kegelförmigen Aus­ stülpungen der Oberhautzellen unter starker Lupe nur sehr fein papillös«flaumig : III. subsp. lioeärpum1) (Heuffel) Rouy et Camus 1901 (»leiocarpum*) ( = Libanotis montana var. carpa Heuffel 1858 sens, ampl., = L. leiocarpa Simonkai 1886, = Séseli Libanotis var. a) leiocarpa Ungar 1925, = Ammi daucifölium Scop. 1772 [nec Buch-Hamilton 1832], = Libanotis daucifolia „Host“ Rchb. 1832 pro parte [excl. syn. plur. praeter Scop.], em. Fritsch 1909, = S. Libanotis ß daucifölium Arcang. 1882 pro parte, [b] Paoletli 1900, = Ligüsticum athamantoides Sprengel 1818, = Libanotis athamantoides DC. 1830, = Seseli Libanotis ß athamantoides Rchb. f. 1867, = Athamanta Libanotis var. athamantoides Ces., Pass, et Gib. 1881, = Libanotis montana g) athamantoides Wohlf. 1892, = subsp. b. L. athamantoides Bonnier 1918/20, = Seseli athamantoides Beck 1895 [nec C. A. Meyer], = Athamanta Libanotis ß Roemer et Schultes, = Seseli Libanotis y Mert. et Koch [excl. syn. Ligusticum vaginätum Sprengel], = Athamanta [Libanotis var.] glabra Kittel 18531, = A. média Nyman, = Libanotis Rivini Baumg. [nec. L. Riviniana Scop.], = L. montana [nec Crantz] et L. Sibirica [nec Koch] Auct. Transsilv.). Im Gebiete nur in Krain (bei Laibach, Idria, am Cavn usw.), im Küstenlande (auf dem Karst bei Triest nach Wo h l f a r t h , von Ma r c h e s ett i jedoch nicht erwähnt) und in Süd-Tirol (Seiser Alpe, 2050 m). Ferner in Nord.Spanien, in den Niedern Pyrenäen, den Ardennen, den Französischen Alpen (Dépt. Isère), in Piemont (im Aostalal bis nahe an die Schweizergrenze heranreichend), in Venetien, Kroatien, Ungarn, Siebenbürgen, Bosnien ( Haye k nach Fri t sch) , Herzegowina (Beck), Serbien, Bulgarien und wohl auch in Sibirien (1), hier aber anscheinend bisher mit subsp. II verwechselt. Die Unterart scheint nach dem Blattschnitt in 2 Rassen zu zerfallent var. « a t h a m a n t o i d e s (Sprengel) Thellung (= Ligusticum athamantoides Sprengel etc. sens, strict., = Ammi daucifölium Scop. etc. sens, strict.). Laubblätter doppelt« bis 3»fach-fiederschnittig wie bei Unterart I, bald mehr der var. genuinum, bald mehr .der var. Pyrenäicum entsprechend. So in den süd« europäischen Gebirgen von Spanien bis zur Herzegowina und vielleicht noch bis Bulgarien. — var. ß eu.» l i o e ä r p u m Thellung (= Libanotis montana var. leiocarpa Heuffel sens, strict.). Laubblätter fast einfach» fiederschnittig, mit breiten, nur eingeschnitten»fiederspalligen Abschnitten wie bei subsp. II. Sibiricum. Süd« Ungarn, Siebenbürgen und anscheinend auch in Sibirien ( Tur c z an in o ff 1 in herb. Delessert). Hieher gehört vielleicht auch Athamanta Sibirica L. sens, strict, (vgl. pag. 1247, Fussn. 2). — Die Gliederung der Art bedarf einer erneuten gründlichen Nachprüfung an der Hand eines möglichst reichhaltigen Herbarmaterials. Seseli Libanotis ist eine thermophile, eurosibirische Pflanze, die in Mitteleuropa vielfach als pontische Einstrahlung aufzufassen ist und sich häufig mit ähnlichen florengeschichtlich-geographischen Elementen zusammen findet. Die meist kräftige und durch eine eigenartige Tracht ausgezeichnete Art wächst am liebsten auf lockererdigen, etwas steinigen und sonnigen Kalkböden, auf denen sie teils als Besiedelungspionier, teils auch in Rasengesell, schäften (Brometen, Seslerieten usw.) auftritt. Bemerkenswert ist sie auch als Felsspalten« und Felsschutt« pflanze. Im ganzen Juragebiete nimmt sie an der Bildung der Garide und der lichten Eichenwäldchen teil, begleitet von Bupleurum falcatum, Laserpitium latifolium, Peucedanum Cervaria (vgl. auch Bd. VI/1 pag. 429 unter Aster Amellus), Trifolium rubens, Veronica Teucrium usw. (vgl. auch Moehringia muscosa Bd. III, *) Von griech. heioç [leios] = lat. lévis = glatt, kahl und xaçnoç [karpös] = Frucht.

1249 paß. 417). In den Alpen tritt sie vorwiegend in den Föhn» und in den zentralalpinen Trockentälern auf, be» gleitet z. B. in den Ostalpen von Dianthus alpinus, Oxytropis Jacquinii, Astragalus australis, Aster alpinus, Hieracium villosum usw. Als gelegentlicher Schmarotzer stellt sich Orobanche Alsatica (vgl. Bd. VI/1, pag. 145) in Trockenwiesen auf ihr ein. Nach C. G e s n e r soll die Pflanze um 1560 gleich Seseli annuum in deutschen Gärten gezogen worden sein. Auf derartige alte Kulturen dürfte die Anwesenheit der Pflanze auch an ver« schiedenen alten Burgbergen zurückzuführen sein, so z. B. bei der Ruine Wildenfels im Eisass, wo sich ausser» dem Hemerocallis fulva, sowie Sedum dasyphyllum und Saxifraga Aizoon finden. Dass Seseli Libanotis in der Heilkunde verwendet worden ist, ist zwar nicht sicher gestellt, aber doch wahrscheinlich. Von den Schafen wird die Pflanze nicht berührt, hingegen von den Rindern und Pferden gern gefressen. In der Harzflora wird sie unter dem Namen Libanotis älba minor seu amära aufgeführt. Die Dolden 1. und 2. Ordnung enthalten nach A. S c h u l z stets nur hermaphroditische Blüten, während die (vielfach nicht vorhandenen) Dolden 3. Ordnung in der Regel rein männlich sind. Sie werden gern, namentlich von Bienen aufgesucht; ausserdem wurden darauf Cetonien, Trichien, Ceranibiceen und andere Insekten festgestellt. In den Blülenständen wachsen nicht selten einzelne Döldchen zu sekundären Dolden oder zu Laubzweigen aus. Die Gipfelblüte des Döldchens weist häufig einen 3»gliederigen Fruchtknoten auf. Der Stengel verbändert bisweilen. Als Gallenbildner treten Jaapidla (Dasyneura) Dittrichii Rübs. auf den Laubblättern und Kiefföria (Schizomyia) Pimpinellae (F. Löw) Mik. auf den Früchten, sowie eine Triöza»Art auf. Andere (pilzliche) Schädlinge sind Helötium herbärum (Pers.), Leptospheeria Libanötis (Fuck.), Lophiöstoma insidiösum (Desm.), Mycosphaerdla Eryngii (Fries) var. Libanötidis (Fuck.), Pleöspora vulgaris Niessl, Puccinia bulläta (Pers.) und Pyrenöphora phaeocomoides (Sacc.).

DXXX. O enänthe1) L. (= Aenänthe [sphalm.] Dumort., = Phelländrium2) L, Phelländrum [sphalm.] Roxb., = Phelländrion Bubani, = Actinänthus3) Ehrenb. 1829, = Dasylöma4) DC. 1830, = Cyssopetalum5*) Turcz., = Oenosciädiuml) Pomel 1874, = Globocarpus7) Caruel). Re be ndo l de . Franz.: Oenänthe; engl.: Oenanth, water-dropwort; ital.: Finocchio.

=

Zweijährige bis ausdauernde, kahle, meist feuchtigkeitsliebende Stauden (sehr selten einjährige Kräuter) mit röhrigem Stengel. Laubblätter meist 2* bis 3*fach*fiederschnittig, sehr selten (bei einer südafrikanischen Art) ungeteilt und grasartig. Hülle öfter fehlend oder arm* blätterig8). Hüllchen vielblätterig. Kelchzähne ansehnlich, lanzettlich, entweder bleibend und an der reifenden Frucht sich oft noch vergrössernd, seltener (nicht bei unseren Arten) abfällig. Kronblätter weiss oder rötlich, verkehrHeiförmig, an der Spitze i tief ausgerandet bis 2*spaltig und mit einem eingeschlagenen Läppchen versehen. Randblüten der Döldchen öfter männlich und unfruchtbar, ihre äusseren Kronblätter i stark strahlend, die seitlichen stark ungleich* hälftig (schief verkehrt*herzförmig). Griffelpolster flach*gewölbt bis kegelförmig. Griffel ver* *) Griedi. olvdv&rj [oinänthe], von olvog [oinos] = Wein und av&rj fänlhe] = Blüte; bei T h e o p h r a s t der Name einer Doldenpflanze (?) mit weindufbähnlichen Blüten (nach P l i n i u s riecht die Blüte ähnlich der» jenigen der Weinrebe). 2) Bei P l i n i u s der Name einer Pflanze (griech. (psXXdvdQiov [phelländrion]), die gegen Stein und andere Blasenbeschwerden verwendet wurde, daher vielleicht aus q>eXXevg [phelleüs] = steiniger Boden und avefQzlog [andreios] = männlich, kräftig zusammengesetzt? Oder aus griech. g>eXX6g [phellös] = Kork und rtVcfycW [andrion] = Männchen, wegen der bei der Reife wie Kork auf dem Wasser schwimmenden Stengel und Früchte? Oder endlich verderbt aus Philydrion, von griech. (piXog [philos] = Freund und vcfcog [hydor] = Wasser, nach dem Standort der Pflanze? 8) Von griech. dxzig, Gen. dxzlvog [aktis, aktinos] = Strahl und dv&og [änthos] = Blüte, Blume. 4) Von griech. daovg [dasys] = dicht bewachsen, dicht behaart und Xw/ua [löma] = Saum. ®) Vielleicht statt Cissopetalum, von griech. xiaaog [kissös] = Efeu und nizaXov [pdtalon] = Blumenblatt. 0) Von griech. olvog [oinos] = Wein und axiddtov [skiädion] = Schirm, Dolde. ’) Von lat. glöbus (nach C a r u e l von griech. xXayßog [klobös]) = Kugel und griech. xaQzzog [karpös] = Frucht; wegen der fast kugeligen Frucht der Oenänthe globulösa L. 8) Die ältesten (erstentwickelten) Dolden einer Pflanze sind öfter hüllenlos, die späteren (jüngeren) weisen bei manchen Arten eine mehrblälterige Hülle auf. Auf einer Missdeutung dieser Verhältnisse scheint es zu beruhen, wenn von manchen Autoren z. B. der Oe. Lachenälü (und auch Arten aus anderen Gattungen) eine »abfällige* Hülle zugeschrieben wird.

1250 längert, öfter bis zuletzt aufrecht bleibend. Frucht walzlich, eiförmig*länglich, ellipsoídísch, verkehrt* eiförmig oder kreiselförmig1), im Querschnitt stielrundlich oder vom Rücken oder von der Seite leiht zusammengedrückt. Fruchtwand meist dick, korkig*schwammig, streckenweise (in den Hauptrippen) als Luftgewebe (Aerenchym) ausgebildet (Fig. 2473 f, 2476 k); Frucht daher auf dem Wasser leiht shwimmend. Hauptrippen breit, niedrig, stumpf, zuweilen seitlich fast zusammenfliessend, die seitlichen randständig und fest zusammenschliessend, grösser als die 3 rückenständigen. Leitbündel ziemlich tief im Innern der Fruchtwand verlaufend, innen von Stereomplatten begleitet oder auch an den Aussenrand einer zusammenhängenden, über die Tälhen sich fortsetzenden Stereomschicht sich anlehnend. Tälhen zuweilen in der Form von Nebenrippen vorgewölbt (Oe. fistulosa, Oe. fluvíátilís). Oelstriemen im Quershnitt quer* elliptisch oder seltener kreisrundlich, einzeln unter den Tälhen (bezw. Nebenrippen), 2 an der Fugenflähe. Fruchthalter als solcher niht ausgebildet (sheinbar fehlend), seine beiden Shenkel abgeflaht, in der ganzen Länge mit der bauchseitigen Wand der Fruhthälften ver* wahsen und daselbst als Stereomplatte zwishen den beiden fugenständigen Oelstriemen ersheinend (vgl. Fig. 2473, besonders die schwarze Partie in Fig. e). Teilfrüchte sich oft erst spät trennend, Nährgewebe auf dem Rücken gewölbt, an der Fugenflähe abgeflaht oder gleichfalls sh w ah vorgewölbt. Die Gattung, deren systematische Stellung zweifelhaft ist (nach den entwicklungsgeschichtlichen Unter» suchungen von H ä k a n s s o n [1923] ist ihre Einreihung in der Nähe von Seseli unrichtig), umfasst in der hier (nach B en t h a m und H o o k e r ) angenommenen Umgrenzung (einschliesslich Phellándríum, Dasylóma usw.) etwa 30 weit über die Erde (ausgenommen Australien und Süd»Amerika) zerstreute Arten, die sich in der Tracht oft in weitgehendem Masse ähneln, und deren Unterscheidung nach unvollständigen Herbarexemplaren sehr schwierig ist. Die älteren Systematiker und Floristen haben ein grosses Gewicht auf die Knollenbildungen an den Wurzelfasern gelegt; aber abgesehen davon, dass sich diese Verhältnisse an Herbarmaterial, das aus naheliegenden Gründen öfter der Knollen entbehrt (um diese zu erhalten, muss der ganze Stock sorgfältig ausgegraben werden, was im Interesse der Schonung spärlicher oder sonstwie gefährdeter Bestände oft untunlich ist), schwer nachprüfen lassen, scheint es nach den vereinzelt mitgeteilten Beobachtungen der Floristen, dass die Gestalt der Wurzelknollen viel veränderlicher ist als die Theorie es will, und dass die Verdickung der Wurzelfasern unter gewissen Bedingungen auch ganz unterbleiben kann (grosse Schwankungen zeigt die Ausbildung der Knollen z. B. bei Oe. fístulósa und bei Oe. pimpinelloides). Auch der Schnitt der Laubblätter ist zur Erkennung der Art nicht immer zuverlässig, da die Ausgestaltung der Laubblätter zuweilen von den äusseren Bedingungen abhängig ist. Oe. pimpinelloides und Oe. Lachenälii zeichnen sich vor den nächst» verwandten Arten (Oe. silaifölia bezw. Oe. peucedanifölia) dadurch aus, dass normalerweise noch zur Blütezeit am unteren Teil der Pflanze Laubblätter vom Jugendblatt«Typus (mit breiten, wenig lief»zerschnittenen Abschnitten) vorhanden sind; indessen können diese Laubblätter unter gewissen Umständen auch fehlen und an der ganzen blühenden Pflanze — wie in der Regel bei Oe. silaifölia und Oe. peucedanifölia — nur die in schmale, entfernte Zipfel zerschnittenen Folgeblätter ausgebildet sein. Bei den wasserbewohnenden Arten Oe. aquática und Oe. fluvíátilís stehen die oberen Stengelblätter (Luftblätter) im Schnitt den Jugendblättern der übrigen Arten nahe, während die untergetauchten Laubblälter bei Oe. aqualica in schmale, oft haardünne Zipfel aufgelöst sind. Oe. crocáta L. weist in der ganzen Länge des Stengels breitgelappte Laubblätter auf. Die im westlichen Frankreich (Charente, Gironde, Dordogne) beheimate Oe. Foucaüdi Tesseron, die schon als vermutlicher Bastard von Oe. crocata und Oe. Lachenalii angesprochen worden ist, ähnelt tatsächlich im Blattschnilt der erstgenannten Art, besitzt aber die Blüten« und Fruchtmerkmale der Oe. Lachenalii in fast völlig typischer Ausbildung, so dass wohl in Wirklichkeit nur eine — wenngleich sehr auffällige — Abart der Oe. Lachenalii (forme Oe. Foucaudi Rouy et Camus, = var. Foucaudi Burnat) mit besonders hohem Stengel und bis in die Blütenregion persistierendem Jugendblatt»Typus anzunehmen ist. — Viel *) Die äussere Gestalt der Frucht hängt (wegen ihrer meist kurzen Stielung) mit den Raumverhältnissen im Fruchtstande zusammen. Dichtgedrängte, i parallel gerichtete (aufrechte) Früchte (wie bei Oe. pimpinelloides) sind i walzlich, dicht gedrängte, aber mehr nach allen Seiten abstehende Früchte (wie bei Oe. fistulosa und Oe. silaifölia) sind ± kreiselförmig ausgebildet (durch gegenseitigen Drude von nahe der Spitze bis zum Grunde allmählich verjüngt, ähnlich den Früchten des Igelkolbens [Spargáníum]), lockerer gestellte und zugleich abstehende Früchte dagegen ellipsoidisch. Die langgestielten Früchte der Oe. aquatica sind von den Raumverhältnissen weniger abhängig und besitzen eine eiförmig»längliche Gestalt.

1 99.

1251 Tafel 199. Fig. 1. n „ r „

1 a. 1 b. 1 c. 1 d.



2.

„ „

Seseli Libanotis (pag. 1243). Fruchtender Spross mit Laubblatt. Blüte (von oben). Fruchtknoten mit 2 Kronblättern. Frucht. Querschnitt durch eine Teilfrucht.

üenanthe fistulosa (pag. 1255). der Spross. 2 a. Blüte (von oben). 2 b. Randblüte (von oben).

Blühen­

Fig. 2 c. Fruchtknoten. „ 2 d. Querschnitt durch eine junge Frucht. „ 3. Aethusa Cynapium (pag. 1272). Blüten­ spross. „ 3 a. Blüte. „ 3 b. Querschnitt durch eine Teilfrucht. „ „ „ „

4. Athamanta Cretensis(pag. 1278). Habitus. 4 a. Blüte (von oben). 4 b. Fruchtknoten. 4 c. Querschnitt durch eine Teilfrucht.

verlässlichere Merkmale geben die morphologischen und die anatomischen1*) Verhältnisse der reifen Früchte ab, welch’ letztere allerdings an Herbarmaterial gleichfalls nur selten vorhanden sind. Es bleibt daher die Bestimmung der Oenanthe»Arten nach unvollständig vorliegendem Material eine sehr schwierige, unter Umständen (bei aus floristisch wenig durchforschten Gegenden stammenden oder verschleppten Pflanzen) selbst unlösbare Aufgabe. — Die Wurzeln und Früchte einer Reihe von Arten gelten als giftig, so unter den einheimischen Arten die von Oe. a q u ä t i c a , dem Wasserfenchel, unter den ausländischen besonders die von Oe. c r o c a t a L., engl.: Hemlock Water»Dropwort, einer südwesteuropäisdumarokkanischen Art (früher irrig aus Tirol [Borgo im Valsugana] angegeben*)), mit an der Luft safrangelb sich färbendem Safte, in deren Wurzeln neben Mannit, ätherischem Oel, Pectinsäure, Mangan» und Calcium»Malat u. a. auch das stark toxisch wirkende Oenanthin bezw. Oenanthotoxin ( = ? Cicutoxin) nachgewiesen wurde. Ueber die chemische Zusammen» setzung anderer Oenanthe»Arten (mit Ausnahme von Oe. aquatica und ihren Verwandten) ist wenig bekannt; doch kann die Giftigkeit der Früchte aller Arten für den Menschen und für gewisse Tiere (namentlich für körnerfressende Vögel und vielleicht auch für Wassertiere) auf Grund der Beobachtungen und LIntersuchungen von J. B r i q u e t (a. a. O. 1899) als erwiesen gelten. Die in den Oelstriemen der Früchte ausgeschiedenen Giftstoffe bilden einen wirksamen Schutz gegen das Gefressenwerden durch die genannten Tierarten ; 5 gewalt« sam verfütterte Früchte von Oe. peucedanifolia vermögen einen Sperling in l 1/* Stunden zu töten. Auch die Früchte von Oe. pimpinelloides wirken tödlich, wenngleich langsamer als diejenigen der übrigen Arten. Die Früchte von Oe. fistulosa werden mancherorts zur Vertilgung von Mäusen, Ratten, Maulwürfen und anderen der Landwirtschaft schädlichen Tieren verwendet. Anderseits soll der Saft von Oe. pimpinelloides für den Menschen nicht giftig sein, und die Wurzelknollen sollen (gleichwie Wurzel und Kraut der beiden im westlichen Nord» Amerika beheimateten Arten Oe. s a r m e n t ö s a Nutt. und Oe. C a i i f ö r n i c a S. Watson) in manchen Gegen» den (in entgiftetem Zustande?) als Gemüse gegessen werden. — Die Zahl der sich auf Oenanthe»Arten an» siedelnden Schädlinge ist nicht unbedeutend. Genannt seien von den Ascomyceten Heterosphæria patélla (Tode) und Pleöspora vulgäris Niessl, ferner Synchytrium aüreum Schroet. und Puccinia Bünii (DC.). In den Dolden leben, die Blüten und Früchte fressend, die Raupen zahlreicher Eupithécia»Arten, in den Stengeln eine grössere Zahl von Angehörigen der Microlepidopterengattung Depressäria ; ferner wurden die Käfer (bezw. deren Larven) Prasocüris Phelländrii L., Phaédon Armöricae L. und mehrere Vertreter der Rüsselkäfergattung Lixus angetroffen. Ausser den nachstehend beschriebenen Arten kommt für Mittel-Europa in Betracht: O e n a n t h e p i m p i n e l l o i d e s 8) L. ( = Oe. pimpinelloides var. a. Oe. pimpinelloides Bentham et Hoodcer 1900, = var. « typica Paoletti 1900, = Oe. involucräta Cav. ex Roemer et Schultes, = Oe. graminifolia Gaudinl4*) 1828, *) Vgl. besonders: G é n e a u de L a m a r l i è r e . Recherches morphologiques et physiologiques sur la famille des Ombellifères (Paris 1893), pag. 83/4. — B r i q u e t , J. Recherches anatomiques et biologiques sur le fruit du genre Oenanthe. Bulletin de l’Herbier Boissier VII (1899), pag. 467 bis 488, 11 Figuren und Bulletin du Laboratoire de botanique générale de l’Université de Genève III, Nr. 1 (1899), pag. 9 bis 30. *) Diese Angabe ist, obgleich eine bestimmte Fundortsangabe von den Brüdern S a r t o r e l l i (bei H a u s m a n n , 1851) vorliegt, nach H a u s m a n n (Berichtigungen) und D a l l a T o r r e und S a r n t h e i n (1909) sicher zu streichen, da die Belegexemplare mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht von der angegebenen Fundstelle, sondern aus einem botanischen Garten slammen. 8) Die Grundblätter dieser Art erinnern entfernt an diejenigen von Biberneil« (Pimpinella.)Arten. 4) Das dem Bearbeiter (T h e 11 u n g) von Professor W i l c z e k in Lausanne freundlichst übermittelte G a u d i n ’ sehe Originalexemplar von Genua (1811) stellt ein unvollständiges, der unteren Laubblätter ent« behrendes Stüde von Oe. pimpinelloides dar. H e g i, Flora. V, 2.

282

1252 = Oe. díversífólía Dulac, = Phellándríon Matthíoli Bubaní, = Oe. globulósa Pallas nec L., = Oe. globósa [sphalm?] Georgí, = Oe. prolífera Presl? [nec L] sec. Strobl, = Oe. peucedanífólía Caruel Prodr. fl. Tose., non Pollích nec alíor.). B í b e r n e l l - R e b e n d o l d e . Ital.¡ Fínocdiío salvatico, filipéndula acquatíca, pastí» naca salvatíca, prezzemolo d’acqua, prezzemolo salvatico. Heimisch im Mittelmeergebiet (Süd-Europa von Portugal bis nach Griechenland, Kreta und zur Krim, Klein»Asien, Nord-Afrika?1)) und an der atlantischen Küste von West-Europa bis England (für Belgien und Holland sehr zweifelhaft, im letzteren Lande Jedoch neuerdings eingeschleppt 1), sowie in Ungarn und in den unteren Donauländern. Erreicht den äussersten Süden des Gebietes im Küstenlande der Adria (Görz, Istrien und auf den Inseln, stellenweise gemein an Gräben, in feuchten Wiesen, Hecken und Gebüschen, auch auf sonnigen Hügeln und in Macchien) und im südlichen Krain; früher auch (wohl sicher irrtümlich) von Wien angegeben. Ausserdem selten verschleppt in Tirol (an der Valsuganabahn bei S. Cristoforo), ferner in D e u t s c h l a n d (Hafen von Mannheim, 1894) und in der S c h w e i z (Güterbahnhof Zofingen, 1882/3?; Güterbahnhof Zürich, 1902/3; Solothurn 1905/6, 1915/7 [die Angabe von Buchs bezieht sich auf Oe. sílaífolía var. medía]). Zerfällt in die beiden Abarten: var. « c h a e r o p h y l l o i d e s (Pourret) DC. 1830 (= Oe. chaerophylloides Pourretl2*), = Oe. pímpínelloídes a typica Paoletti nec Pos» pichal). Unverdickter Teil der Wurzelfasern sehr lang, die Knollen klein, kugelig bis eiförmig»läng» lieh. Die häufigere Normalform der Art. Dazu t f. m ä i o r (Foucaud et Mandón), eine besonders kräftige, aus Korsika beschriebene Form, und. f. h ú m i l i s (Rafin. pro spec.) Strobl (1886), eine aus Sizilien beschriebene, winzige Gebirgsform. Nach P o s p i c h a 1 können im Küstenlande inner« halb der var. « folgende Abänderungen unter» schieden werden: «.1. subvar. typ i c a Pospichal (pro var.). Pflanze ansehnlich, gabelig»verästelt. Untere Laubblätter 2» bis 3»fach»fiederschmttig. Hieher 2 Formen: a) f. P o s p í c h á l i í 8) Thellung ( = f. Fig.2473. Querschnitt durch Teilfriichte verschiedener O enanthe-A rten 1. (n ach ß riq u et): a v o n O e .p im p in e llo id e s L ., b von Oe. a q u a t i c a (L.) absdmitte (2. Ordnung) der unteren Laubblätter Poir., c von Oe. s ila i f o l ia Bieb., d von Oe. L a c h e n a l i i Gmel., e von Oe. f is tu lo s a L. (Stereomgewebe in Schwarz gehalten, Schwimmgewebe eiförmig, spitz, eingeschnitten-gesägt bis fiederschraffiert). / Getüpfelte Parenchymzelle aus dem Schwimmgewebe von schnittig (Die häufigste Form), b) f. r o t undí » Oe. s i l a i f o l i a Bieb. f ó l í a Pospichal. Fiederabschnitte (2. Ordnung) der unteren Laubblätter rundlich, stumpf, kerbig eingeschnitten, von denen der oberen Laubblätter gänzlich verschieden (Heterophyllie daher sehr ausgeprägt); auch Hüll» und Hüllchenblätter breiter, mehr lanzettlich. Besonders ausgeprägt im Valle d’Olino und bei Gazon nächst Capodistria. a. 2. subvar. f ä l l a x Pospichal ’) Nach B o i s s i e r ; wird dagegen von den nordafrikanischen Floren selbst nicht erwähnt. Ver« mutlich geht die Angabe darauf zurück, dass die aus Tunesien beschriebene, sehr zweifelhafte Oe. virgäta Poiret von D e C a n d o l l e zu seiner Oe. pimpinelloides ß pimpinellifolia gezogen wird. Nach ausdrücklicher Bestätigung durch Professor B a t t a n d i e r (brieflich 1920) fehlt die echte Oe. pimpinelloides L. im westlichen Nord»Afrika und wird durch 2 anscheinend nahe verwandte Arten, die marokkanische Oe. c a l l ö s a Salzm. und die algerisch-tunesische Oe. a n ó m a l a Coss. ersetzt; nach L. G r a n d e (1924) ist Oe. virgata Poir. ein älterer Name für die letztere Art (vgl. auch pag. 1253). 2) Nach einer dem Bearbeiter (Thellu ng) von Prof. L e c o m t e freundlichst übermittelten Photographie des P o u r r e t’schen Originalexemplars im Herbarium des Museums in Paris; auch das angeführte Synonym von T a b e r n a e m o n t a n u s gehört, entgegen K i r s c h l e g e r und B u b a n í , die es für Oe. Lachenalii erklären, zu Oe. pimpinelloides. Im Gegensatz zu fast allen übrigen Autoren, mit denen der Bearbeiter sich in Ein* klang befindet, hält T i m b a l - L a g r a v e die P o u r r e t ’sche Art merkwürdigerweise für Oe. silaifolia, B u b a n í dagegen für Oe. Lachenalii. Vgl. S c h i n z und T h e l l u n g in Vierteljahrsschrift der Naturforsch. Gesellschaft in Zürich LXVI (1921), pag. 297/8. *) Benannt nach Eduard P o s p i c h a l , geboren 1838, gestorben 1905, dem Verfasser der ausge­ zeichneten, an wertvollen Eigenbeobachtungen reichen »Flora des österreichischen Küstenlandes“ (2 Bände, Leipzig und Wien. 1897 bis 1899).

1253 (pro var.). Pflanze schmächtig, dünn, unverästelt. Untere Laubblätter nur eínfach.fíederschníttíg, mit ei»lanzett» liehen, spitzen, eingeschnitten.gesägten Abschnitten. Pflanze der Oe. Lachenálíí f. approximäta oder der Oe. peucedanífólía var. média sehr ähnlich. Auf durchnässten Wiesen im Rosandratale und in den Sümpfen bei Castelletto nächst Cormons. — (?) Var. ß p í m p í n e l l í f ó l í a DC 1830 [excl. syn. Oe. virgäta Poiret] (= Oe. virgata Sprengel Spec. Umbell. [1818] nec Poiret, = Oe. daucífólía Link ex Sprengel 1. c., = Oe. pimpinelloides ß virgata Paoletti 1900, = var. ß rapäcea Koch 1837, = Oe. pimpinelloides Poiret in Lam. Encycl., DC. Fl. franç. Suppl., Duby et auct. mult. [sec. DC. Prodr.], nec L.). Wurzelknollen kurz»gestielt, ei.rübenförmig. Selten, von K o c h nur kultiviert gesehen. Eine zweifelhafte Pflanze, deren Zugehörigkeit zu Oe. pimpinelloides fraglich erscheint. (De C a n d o l l e ’s Varietät pimpinellifolia scheint sehr verschiedene Dinge zu umfassen. Die angeführte Abbildung von J. B a u h i n ist von der typischen Oe. pimpinelloides kaum verschieden. Die Oe. pimpinelloides der genannten älteren Französischen Schriftsteller, der schlanke, verlängerte Wurzelknollen zugeschrieben werden, könnte nach der Beschreibung der Oe. Lachenalii, teilweise vielleicht auch der Oe. peucedanífólía oder der Oe. silaifolia entsprechen. Oe. virgäta Poir. in Lam. Encycl. 1796 [= Oe. pimpinelloides Poir. Voy. nec L.] ist aus Tunesien beschrieben, wo Oe. pimpinelloides nicht vorkommt [vgl. auch Fussn. 1 auf pag. 1252]; L, G r a n d e [Nuovo Giornale Bot. Ital. N. S. X XX I (1924), pag. 155] hält sie für identisch mit der algerisch«tunesischen Oe. a n ó m a l a Cosson et Durieu [= Oenosciädium anomalum Pomel] und zieht als weiteres Synonym Oe. stylósa Poiret 1816 dazu). Wenn wirklich eine Abart der Oe. pimpinelloides, die zu der obigen Beschreibung passt, existiert, so wäre im Interesse der Klarheit vielleicht besser der K o c h ’sche Name rapäcea für sie zu verwenden. — Wurzelknollen und Kraut der Oe. pimpinelloides waren früher als R ä d i x et H é r b a O e n á n t h e s (s. Fílípéndulae) t e n u í f ó l í a e offizinell und galten als diuretische Heilmittel. 1. Subgen. O e n ä n t h e (L.) Rchb. (1828) (= sect. Eu-Oenänthe Neilr., = subgen. Eu.Oenanthe Drude). Blüten vielehig ; die Randblüten der Döldchen lang«gestielt, männlich, unfruchtbar, meist strahlend, die mittleren Blüten fast ungestielt, zwitterig und fruchtbar (wenigstens an den zuerst entwickelten Dolden). Kelchzipfel am Rande des Griffelpolsters entspringend, aufrecht. Griffel auf dem kegelförmig«gewölbten Griffelpolster fast aufrecht oder wenig voneinander abstehend. Oelstriemen der Tälchen aussen von besonderen Stereombündeln oder •platten oder von einem zusammenhängenden, mehrere Zellschichten mächtigen Stereommantel oder (bei Oe. flstulösa) von den dicken, mehrere Zellschichten mächtigen, über den Tälchen zusammenstossenden Rändern der Stereomplatten der Hauptrippen überlagert. Grundachse büschelfaserig, mit kräftigen, teilweise oder sämtlich knollenförmigsverdickten Fasern (seltener alle Fasern nur dick»fädlich, dann aber entweder Strahlen der Enddolde bauchig«hohl oder Frucht am Grunde mit einem Schwielenring versehen). Obere Laubblätter einfach* bis doppelt»fiederschnittig, mit entfernten, verlängerten (meist linealischen), ganzrandigen Zipfeln. Blatt« scheiden sehr schmal»hautrandig, nach oben allmählich in den Blattstiel übergehend. Dolden lang*gestielt, end» ständig (nur bei Oe. fístulósa die Enddolden später deutlich übergipfelt und dadurch seitlich erscheinend) . . 2. 1*. Subgen. P h e l l á n d r í u m (L.) Rchb. (1828). Blüten alle gestielt und meist auch alle zwitterig und fruchtbar (oder an den späteren Dolden alle unfruchtbar); die äusseren nicht auffällig strahlend. Kelchzipfel zur Fruchtzeit (wenigstens teilweise) vom Rande des Griffelpolsters entfernt (herabgerückt) und fast wagrecht« abstehend. Griffel vom weniger hoch gewölbten Griffelpolster schärfer abgesetzt, zuletzt zurückgebogen. Tälchen der Frucht ohne eigene Stereombündel, die Oelstriemen nur teilweise von den sehr dünn»auslaufenden (nur 1 Zellschicht mächtigen) Rändern der Stereomplatten der Rippen überlagert, in der Mitte in der Regel unbedeckt (Fig. 2473 b) (seltener — besonders an den seitlichen Tälchen — eine durchgehende, 1«schichtige Stereomlage über dem ganzen Oelstriemen). Wurzel spindelförmig, mit dünnen oder derben, aber nicht knollig»verdickten Fasern. Stengel stielrund, nur fein.gerillt. Dolden kurz.gestielt, durch Uebergipfelung meist blattgegenständig er­ scheinend, ihre Strahlen nicht bauchig»hohl. Fruchtstiele dünn; Frucht am Grunde ohne Schwielenring. Obere Laubblätter den Jugendblättern der Arten von subgen. Oenänthe ähnlich, 3«fach»fiederschnittig mit kurzen, ge» drängten Zipfeln letzter Ordnung oder 2»fach»fiederschnittig mit keilförmigen, gekerbten bis eingeschnittenen Abschnitten letzter Ordnung. Scheiden der obersten Stengelblätter breit«hautrandig, an der Spitze öhrchen» förm ig.vorgezogen........................................................................................................................................................................ 6, 2. Blattstiele, Doldenstiele und Doldenstrahlen röhng.hohl, leicht zusammendrückbar, oft etwas bauchig. Stengel stielrund, fein»gerillt. Blattstiel (auch an den Stengelblättern) samt der Scheide meist länger als die Spreite. Blattzipfel fast stielrund, hohl. Stengelgrund mit kriechenden und wurzelnden Ausläufern. Die zuerst entwickelten, endständigen (später durch Uebergipfelung seitlichen) Dolden meist 2« bis 4»strahlig. Fruchtstiele sehr kurz, an der Spitze nicht schwíelíg*verdíckt. Fruchtdölddien kugelig. Frucht kreiselförmig. Stereombündel der stark wulstförmig«vorspringenden Hauptrippen nach aussen allmählich in das Schwimm» gewebe übergehend, die beiden Gewebe zusammen einen im Querschnitt lyra«förmigen (mit nach innen gerichteter Oeffnung) Komplex bildend ¡ die beiden (aus Stereom gebildeten) Arme der Lyra vom Grunde nach dem Aeusseren der Fruchtwand umgebogen und, mit dem entsprechenden Teil des benachbarten Stereom» 282*

1254 bündels zusammenstossden, die Bildung einer (schwach vorspringenden) Nebenrippe hervorrufend (Fig. 2473e). Sect. F i s t u l ö s a e T h ellu n g .....................................................................................................Oe. f i s t u l o s a nr. 2075. 2*. Blattstiele nicht» (oder nur sehr eng»)röhrig»hohl, samt der Scheide meist beträchtlich kürzer als die Blaltspreite. Stengel kantig»gefurcht. Blattzipfel flach (wenngleich oft schmal), nicht hohl. Stengelgrund ohne Ausläufer. Dolden (3») 4« bis 20»strahlig. Stereom, vom Schwimmgewebe scharf abgesetzt, in der Form von (im Querschnitt niedrig »bogenförmigen) Platten oder Bündeln oder als zusammenhängende (im Quer» schnitt wellig»verlaufende) Schicht ausgebildet. Sect. E u » O e n ä n t h e (Neilr. pro parte) Thellung . . . . 3. 3. Fruchtdöldchen oben flach bis halbkugelig.gewölbt, am Grunde gestutzt. Frucht walzlich oder kreiselförmig, nach dem Kelchsaum hin nicht verjüngt, am Grunde von einem schwieligen Ringe umgeben (oder der ganze Fruchtstiel schwielig-verdickt, so dich wie der untere Teil der Frucht). Griffelpolster am Rande flach, in der Mitte kegelförmig»erhöht. Griffel bis zum Grunde frei. Doldenstrahlen dich. Stereom eine ringsum zusammenhängende, dicke Schicht im inneren Teil der Fruchtwand bildend (Fig. 2473 a, c) . . . 4. 3*. Fruchtdöldchen fast kugelig, auch nach unten vorgewölbt. Frucht ellipsoidisch bis verkehrt« eiförmig, nach dem Kelchsaum hin deutlich verjüngt; Fruchtstiel dünn, an der Spitze ohne oder nur mit einem undeutlichen schwieligen Ring (vgl. jedoch Oe. peucedanifölia var. stenöloba). Griffelpolster schon am Rande kegelförmig»aufgewölbt. Griffel unterwärts verwachsen oder verklebt. Doldenstrahlen 5 bis 20, dünn. Stereom» platten und »bündel meist bis zuletzt getrennt (Fig. 2473 d) (nicht immer bei Oe. peucedanifölia, vgl. Fig. 2474 c). Alle Fruchtrippen mit lufthaltigem Schwimmgewebe, die randständigen g r ö s s e r ............................................... 5. 4. Fruchtdöldchen oben flach; die Früchte (vor der Vollreife) fast parallel gerichtet, ziemlich walzlich, am Grunde von einem schwieligen Ring umgeben. Dolden meist 8« bis 15«strahlig. Hüllblätter öfter 4 bis 5. Hüllchenblätter so lang wie die äusseren Blütenstiele. Knollen der Wurzelfasern meist langgestielt, kugelig bis eiförmig-länglich (vgl. jedoch die var. pimpinellifolia), zuweilen auch alle Wurzelfasern unverdickt. Untere Laubblätter von den oberen stark verschieden, ihre Abschnitte letzter (zweiter bis dritter) Ordnung breit» eiförmig bis rautenförmig, eingeschnitten=gezähnt bis fast fiederspaltig, mit gedrängten, kurzen, eiförmigen bis länglichen, öfter spitzen Zähnen oder Zipfeln; obere Laubblätter in entfernte, verlängerte, linealische Zipfel zerschnitten. Blattstiel und Blattspindel eng röhrig»hohl. Kronblätter der Randblüten vergrössert, strahlend, verkehrt»herzförmig. Griffel fast so lang wie die Frucht. Diese vom Rücken etwas zusammengedrückt; die 3 rückenständigen Rippen viel schwächer vorspringend als die seitlichen und ohne Schwimmgewebe (Fig. 2473a). — Mittelmeergebiet und ausserdem v ersch lep p t................................................Oe. pi mpi nel l oi des (pag. 1251). 4*. Fruchtdöldchen oben halbkugelig»gewölbt. Früchte auseinanderfahrend, nach der Spitze meist kreiselförmig-verbreitert, auf gleichmässig schwielenartig-verdicktem Stiel. Dolden (3») 4« bis 8» (lO.)strahlig. Hülle 0 oder l»blätterig. Knollen der Wurzelfasern länglich»walzenförmig bis verlängertkeulig oder auch spindelförmig, öfter kurzgestielt bis fast sitzend. Laubblätter sämtlich fast gleichförmig, in enlfernte, lanzettliche bis linealische Zipfel zerschnitten. Frucht im Querschnitt stielrund; Rippen sämtlich Schwimmgewebe ent» haltend und fast gleich gross (Fig. 2 4 7 3 c ) ..........................................................................Oe. s i l a i f o l i a nr. 2076. 5. Verdickte Wurzelfasern sitzend, nur etwa bis 1,5 (2) cm lang, meist rübenförmig (nach dem Ende ver» schmälert). Laubblätter fast gleichförmig, die Zipfel aller linealisch, etwa 1 bis 2 mm breit. Kelchzähne an der Frucht dreieckig»pfriemlich, am Grunde verbreitert und fast sich berührend. Aeussere Kronblätter der Randblüten strahlend, öfter 2 bis etwa 3 mm lang, nur bis zu 1I* oder */» ihrer Länge gespalten, in einen langen Nagel verschmälert. Frucht meist länglich»ellipsoidisch, beiderends fast gleichmässig.verjüngt. Griffel« polster sehr schmaUkegelförmig. Griffel öfter über 1 mm (bis 2 mm) lang und fast so lang wie die Frucht. Parenchym des äusseren Teiles der mittleren Fruchtwandschicht (zwischen dem Schwimmgewebe der Rippen und dem Stereom der Tälchen einerseits und der Oberhaut anderseits) aus gleichförmigen, kleinen Zellen bestehend. Stereomplatten in Einzahl in den Rippen und unter den Tälchen (über den Oelstriemen), im Querschnitt bogen» förmig, mit den verdünnten Rändern fast aneinanderstossend (nur durch 1 dünnwandige Zellschicht getrennt) oder selbst etwas verschmelzend. Hüllchenblätter beträchtlich kürzer als die äusseren Blütenstiele . . . Oe. p e u c e d a n i f ö l i a nr. 2077 5*. Verdickte Wurzelfasern walzlich oder verlängert»keulig, bis gegen 10 cm lang, nach der Ansatz» stelle hin lang.verschmälert. Abschnitte^der Grund» und der unteren Stengelblätter breiter als die der oberen, meist verkehrt«eiförmig, eingeschnitten»gekerbt oder kurz 3»lappig. Kelchzähne kleiner als bei der vorher« gehenden Art, linealisch»pfriemlich, am Grunde kaum verbreitert und an der Frucht meist von einander entfernt. Aeussere Kronblätter der Randblüten nur etwa H/a mm lang, bis zur Mitte 2»spaltig, am Grunde fast abgerundet. Frucht verkehrUeiförmig. Griffelpolster breit-kegelförmig. Griffel dünn, etwa bis 1 mm lang, nur wenig über V» so lang als die Frucht. Parenchym des äusseren Teiles der mittleren Fruchtwandschicht in eine äussere, kleinzellige und in eine innere, verhältnismässig grosszeilige Zone gegliedert. Stereom unter den Rippen als (im Querschnitt bogenförmige) Platten, über den Oelstriemen als (meist 2 bis 3) kleine, getrennte Bündel ausgebildet (Fig. 2473 d). Hüllchenblätter ± so lang wie die äusseren Blütenstiele . Oe. L a c he na l i i nr. 2078.

1255 6. Abschnitte der oberen Laub« (Luft.)blätter klein (nur etwa bis 4 [6] mm lang), eiförmig, in längliche, ungeteilte oder 2« bis 3»spaltige (im übrigen aber ganzrandige), von einander abstehende Zipfel zerschnitten; untergetauchte Laubblätter (wenn vorhanden) in haarförmige Zipfel aufgelöst. Pflanze im stehenden Wasser oder auf dem Trockenen wachsend, mit aufrechtem Stengel. Frucht (mit dem Griffelpolster) meist 3 1/* bis 4*/a mm lang, ihre Hauptrippen breit, wenig vorspringend; Tälchen schmäler als dieselben und schmäler oder höchstens so breit wie die im Querschnitt quer»elliptisdien Oelstriemen (Fig. 2473 b) . Oe. a q u a t i c a nr. 2079. 6*. Abschnitte der oberen Laub» (Luft»)blätter grösser, breiteiförmig oder rautenförmig, mit breiten, wenigstens teilweise gekerbten Lappen oder Zipfeln. Wasserblätter fehlend oder mit fast stets verbreiterten, keil» förmigen Abschnitten oder Zipfeln letzter Ordnung. Frucht öfter 5 bis 6 mm lang ¡ Tälchen (bezw. die über ihnen sich erhebenden Nebenrippen) breiter als die Oelstriemen und mindestens so breit wie die Hauptrippen . 7. 7. Stengel auf dem regelmässig überschwemmten Boden zwischen dem Wasserstande der Flut und demjenigen der Ebbe aufrecht wachsend. Untergetauchte Wasserblätter bei wilden Exemplaren fehlend. Abschnitte (letzter Ordnung) der Grund« und der unteren Stengelblätter breineiförmig, am Grunde fast gestutzt oder sehr kurz« und breitkeilförmig, nahe dem Grunde am breitesten, breit* und stumpflappig mit eiförmigen, sehr genäherten, teilweise gekerbten bis schwach»gelappten Zipfeln und sehr schmalen Buchten. Zipfel der oberen Luftblätter schmäler, denen der Oe. fluviätilis ähnlicher, aber mit breiteren und gröberen Zipfeln und entweder näher dem Grunde am breitesten oder mit breitem, oft einseitig»herablaufendem Grunde. Tälchen der Frucht etwa so breit wie die Hauptrippen, ihre äussere Begrenzung im Querschnitt oft etwas wellig verlaufend, doch nicht als Nebenrippe vorgewölbt. Oelstriemen im Querschnitt quer*elliplisch. Luftgewebe (wie bei Oe. aquatica) in allen Rippen ausgebildet. Nur an der unteren Elbe im Bereiche der Gezeiten . Oe. c o n i o i d e s nr. 2080. 7*. Stengel im fliessenden Wasser flutend oder im Schlamm kriechend. Abschnitte der Wasserblätter lang»linealisch»keilförmig, diejenigen der Luftblätter schmal»rautenförmig, in der Mitte oder im unteren Drittel am breitesten und von hier nach dem Grunde lang keilförmig»vorgezogen und ganzrandig, schlank stíélfórmíg» verschmälert, an der Spitze gekerbt, gegen die Mitte tiefer eingeschnitten mit dicht aneinanderliegenden oder sich etwas überdeckenden, länglich«eiförmigen bis länglichen Zipfeln. Oelstriemen im Querschnitt kreisrundlich, nach aussen weit vorspringend und so die Vorwölbung von (den Hauptrippen an Grösse etwa gleichkommenden) Nebenrippen (ähnlich wie bei Oe. fistulösa) veranlassend. Stereom stark entwickelt, den grössten Teil der Rückenrippen ausfüllend; Schwimmgewebe nur in den Randrippen deutlich ausgebildet. West «Deutschland (OberrheimGebiet) ...................................................................................................................... Oe. f l u v i ä t i l i s nr. 2081.

2075. Oenanthe fistulosa1) L. ( = Phellándríum fistulosum Clairv., = Selinum fistulosum E. H. L. Krause, = Oe. lanceoláta Poiret [ = Oe. fistulosa var. lanceoláta Sprengel], = Oe. fístulifólia Stokes, = Oe. filipéndula Dumort. [fide Durand], = Oe. meífólía Schlosser et Vukot., = Oe. biloba Dulac, = Phellandríon Dodonaéí Bubani). R ö h r e n * R e b e n d o l d e , Tropfwurz, Wasserraute. Ital.s Finocchio salvatico. Taf. 199, Fig. 2 und Fig. 2473 e. Pflanze ausdauernd, bleich*seegrün, kahl. Grundachse büscbelig=faserig; die Fasern entweder alle fadenförmig oder teilweise rübenförmig* oder auch in der Mitte kugelig*verdickt. Stengel aufrecht oder aufstrebend, etwa 3 0 bis 70 ( 100 ) cm hoch, meist hin* und hergebogen, oberwärts mit aufrechten Aesten, an den untersten Knoten oft einen Kranz von Wurzelfasern treibend, dick, stielrund und fein*gerillt, weitröhrig, am Grunde (seltener auch aus höher gelegenen Blattachseln) kriechende, beblätterte und wurzelnde Ausläufer treibend. Laubblätter sämtlich lang=gestielt. Grund* und untere Stengelblätter (zur Blütezeit oft abgestorben) doppelt* bis fast 3=fach*fiederschnittig, die Zipfel ziemlich gedrängt und kurz, länglich, stumpf, kurz bespitzt*stacheispitzig, an den untergetauchten Wasserblättern schmal*línealísch bis fast fädlich und denjenigen des Fenchels ähnlich. Stengelblätter 2 * bis eínfach=fiederschníttíg (das erste Paar der Fiederabschnitte erster Ordnung meist nochmals fiederschnittig, die folgenden einfach), ihre Spreite meist kürzer als der röhrig*hohle, oft etwas aufgeblasene Blattstiel; Scheide kurz, wenig breiter als der Blattstiel, schmabhautrandig; Abschnitte letzter Ordnung entfernt, fast stielrund, röhrig, länglich bis fast linealisch, stumpflich bis spitzlich. Dolden mittelgross, die zuerst angelegte, endständige (später durch Uebergipfelung zur Seite gedrängte) auf dickem, hohlem Stiel, mit (l) 2 bis 4 (5) gleichfalls dicken und hohlen, etwa 1 bis 2 cm langen Strahlen, ihre Döldchen weitaus vorwiegend zwitterige und fruchtbare Blüten tragend; die ‘) Lat. fistulösus = röhrig, von fístula = Röhre, Wasserröhre.

1256 später entwickelten, achselständigen (durch starkes Anwachsen ihres Stieles später scheinbar endständigen) Dolden mit oft 6 bis 10 dünnen Strahlen, ihre Blüten weitaus vorwiegend männlich und unfruchtbar. Hülle fehlend oder 1 * bis 2 =blätterig; Hüllchenblätter zahlreich, lanzettlich, schmabhautrandig, kürzer als die Stiele der männlichen Randblüten. Kelchzähne lang=pfriemlich, öfter über 1 mm lang. Kronblätter weiss oder rötlich, die strahlenden der Randblüten bis 4 mm lang, verkehr t=herzförmig, am Grunde lang »keilförmig, bis zum vorderen Drittel oder fast bis zur Mitte ausgerandet mit sehr schmalen Einschnitten und breiten, abgerundeten, sich etwas überdeckenden Lappen; das eingeschlagene Läppchen mit verlängerter, pfriemlich*fädlicher Spitze. Griffelpolster in der Mitte kegelförmig*vorgewölbt, allmählich in die Griffel verjüngt. Diese verlängert, später öfter 3 bis 4 mm lang, bei der Reife starr (fast stechend), spitzwinklig voneinander abstehend, nach oben allmählich «pfriemlich* verjüngt, mit kopfiger Narbe. Fruchtdöldchen fast kugelig (dem Fruchtstande von Spargänium [Igelkopf] ähnlich), sehr dicht. Frucht auf sehr kurzem Stiele, kreiselförmig, mit dem Griffelpolster etwa 3 bis 4 mm hoch und an der Spitze etwa V2 so dick, im Querschnitte annähernd stielrund, aber durch den gegen* seitigen Druck der dichtgedrängten Früchte unregelmässig*stumpfkantig (Taf. 199, Fig. 2 d). Fugen* ständige Rippen dicht zusammenschliessend, 3*kantig, stark vorspringend, mit mächtig ent* wickeltem, nach innen allmählich in das Stereom übergehendem Schwimmgewebe (über den anatomischen Bau vgl. den Bestimmungsschlüssel pag. 1253 und Fig. 2473 e). Die 3 rücken* ständigen Hauptrippen (in der mittleren Höhe der Frucht) meist erheblich kleiner, oft nicht merklich grösser als die über den Tälchen vorgewölbten Nebenrippen, sodass die Teilfrucht nicht selten fast gleichmässig 9*rippig erscheint. Oelstriemen einzeln unter den Tälchen, 2 an der Fugenfläche. Nährgewebe auf dem Rücken durch die nach innen etwas vorspringenden Oelstriemen leicht gerillt, an der Fuge fast flach (leicht nach aussen vorgewölbt). — V bis VII. Zerstreut auf sumpfigen Wiesen, in Wassergräben, Morästen, Mooren, an Fluss* und Bachufern, in langsam fliessenden Gewässern; bisweilen grosse Herden bildend. In der Ebene und im Hügellande. In D e u t s c h l a n d im westlichen und nördlidien Gebiete bis zur Persane (Neumark), Nieder» und Mittelschlesien, bis zum Sächsischen Hügellande, bis zum unteren Maingebiete (namentlich auf Keuper) und bis zum Westabhang des Schwarzwaldes ziemlich häufig; östlich davon an Häufigkeit rasch abnehmend, so in Württemberg nur im Unterland um Künzelsau und Ellwangen; im Badisch-Schwäbischen Jura ganz fehlend; im Fränkischen Jura sehr zerstreut; auf der Bayerischen Hochebene ostwärts nur bis zur Isar (Nymphenburg und Deggendorf); aus dem Bodenseegebiete noch nicht bekannt; im Fichtelgebirge nur bei Berneck; in der Rhön nur bei Hammelburg; in Thüringen auf der Plothener Seenplatte bis 450 m steigend; im ganzen Thüringisch» Sächsischen Vogtland fehlend; in Oberschlesien nur bei Tarnowitz; in Hinterpommern östlich bis Belgard; in West» und Ostpreussen ganz fehlend. — In O e s t e r r e i c h fast überall nur selteni in Böhmen bei Hofowitz, Pilgram undBudweis; in Mähren einzig bei Stefanau unweit Olmütz; in Niederösterreich bei Angern, Stripfing, Kaiser»Ebersdorf, in den Sümpfen zwischen Himberg, Achau, Laxenburg, Münchendorf und Velm, bei Baum« garten und Siebenbrunn im Marchfeld jedoch in Menge und ganze Gräben ausfüllend; in Untersteiermark nur an der Sotla zwischen Rohitsch und Sauerbrunn, angeblich auch bei Römerbad; in Krain und im Küstenlande (Molino di Sdobba in Unter.Friaul, Castelletto bei Cormons, Novacco und in der Arsa an ihrem Ausflusse aus dem See an der Strasse nach Pedena). — In der S c h w e i z selten und nur im westlichen Gebiet (fast ausschliesslich im Zu» und Abflussgebiet der grösseren Seen) in den Kantonen Genf, Waadt (am Genfer» und Neuenburgersee, besonders in den Sumpfgebieten an deren Zuflüssen, sowie bei Payerne und Avenches am Zuflusse des Murtnersees), Freiburg (am Murtnersee), Bern (Seeland i Mörigen, Jens gegen Lyss (1897); früher auch Brüggmoos, Aarberg, Galmizmoos, Landeron, Ins und Sutz; von H a l l e r ehedem [1768] auch bei Bern angegeben), Neuenburg (am Neuenburger» und Bielersee), Aargau (früher am Hallwilersee und im Auensteiner» und Rupperswilerschachen nahe der Hard gefunden, ob noch vorhanden?) und Uri (Seedorf bei der Einmündung der Reuss in den Vierwaldstättersee); die Angabe vom Bahnhof Buchs (St. Gallen) 1910 ist irrtümlich und bezieht sich auf Oe. silaifolia var. media.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g ; Fast ganz Europa (mit Ausnahme des Nordens) von Portugal, England und Süd*Schweden bis Russland; Südwest»Asien (Klein*Asien, Kaukasus, Kaspisches Gebiet, Ostindien); westliches Nord*Afrika (Algerien, Tunesien).

1257

Die Pflanze ist, je nach den Lebensbedingungen, namentlich im Schnitt (bezw. im Erhaltungszustände) der unteren Laubblätter sehr veränderlich. Es werden besonders folgende (systematisch fast wertlose) Formen unterschieden! f. 1. g en ui n a Ducommun (pro var.). Untere Laubblätter der blühreifen Pflanze doppelt»fieder» schnittig mit länglichen Zipfeln. Die häufigste Form. Hier können 2 Unterformen unterschieden werden: subf. l o n g i f ö l i a O. Kuntze (pro var.), mit ungeteilten, 3 bis 6 cm langen, lanzettlichen Zipfeln, und subf. b r e v i « f öl i a O. Kuntze (pro var.), mit nur bis 3 cm langen, eiförmigen, sämtlich 3»spaltigen Abschnitten oder Zipfeln. Als weitere Unterlorm reiht sich an: subf. tu b e r ö s a Nolte ex Fischer»Benzon ap. Prahl 1890 (pro forma). Wurzeln teilweise oder sämtlich rübenförmig-knollig verdickt. So an etwas trockenen Standorten. — f. 2. T a b e r n a e m o n t ä n i (Gmelin) Koch ex DC. [pro var., quoad syn. Gmel.] ( = Oe. Tabernaemontani C. C. Gmelin [excl. syn. Pollichii], = Oe. Tabernaemonlana [sphalm.] Jackson Ind. Kew.). Untere Laubblätter doppelt fiederschnittig, die Abschnitte 2. Ordnung länglich-keilförmig, nach G m e l i n fast ganzrandig, nach der T a b er« na e m o n t a n u s ’sehen Abbildung (die vielleicht die Oe. pimpinelloides L. darstellt) jedoch scharf»gezähnt (?). Nach G m e l i n in Baden aufgefunden. Eine etwas zweifelhafte Pflanze, deren Beschreibung und Synonymie aus Merkmalen der Oe. fistulosa und der Oe. pimpinelloides oder Oe. Lachenalii (so die mehrblätterige Hülle) zusammengeschweisst erscheinen. — f. 3. N ö l t e i Wohlfarth ( = Oe. fistulosa ß Tabernaemontanin Koch ex DC. et auct. quoad descr. [excl. syn. Gmel.], = Oe. Tabernaemontani Glück nec Gmelin). Untere Laub» blätter der blühenden Pflanze gross, reich zerteilt, 3»fach»fiederschnittig, mit schmal.linealischen, entfernten Abschnitten (anscheinend ein Uebergangsstadium zum feinzerschlitzten, fenchel»ähnlichen Wasserblatt). Wurzel» fasern öfter zu fast sitzenden Knollen verdickt (vgl. R e i c h e n b a c h , Deutschlands Flora XXI [1867], t. 203 VI, VII). So z. B. bei Ratzeburg (leg. No l t e ) ; ferner (nach G lück) im Mittelmeergebiete vorherrschend, in Mittel« und Nordeuropa nur vereinzelt. — Durch den Blütenstand weicht ab: f. l u x ü r i a n s Cr^pin (pro var.). Doldenstrahlen 9 bis 10 (Leider ist nicht gesagt, ob es sich um die fruchtbare End» oder um die unfruchtbaren Seitendolden handelt; bei den letzteren sind 9 oder 10 Doldenstrahlen gar keine ungewöhnliche Erscheinung 1). Oenanthe fistulosa ist ein etwas wärmeliebender Helophyt mit schwach ozeanischen Klimaansprüchen. Die Pflanze wächst am liebsten in stillen, stehenden oder träge fliessenden, sehr seichten Gewässern oder Sümpfen, die sich ziemlich stark erwärmen, und zwar vorwiegend in den tiefgelegenen, milden und luftfeuchten Niede» rungen der Ströme und grösseren Flüsse (Stromtalpflanze), im Eisass an der 111 nach H. Wa l d n e r vergesellschaftet mit Gratiola officinalis, Veronica longifolia, Viola stagnina, Peucedanum officinale usw., an anderen Orten mit Stellaria palustris (vgl. Bd. III, pag. 359) oder in Nord Westdeutschland im Bereiche der Vorgeest, der Marsch und des Moores in verschilften Tümpeln mit Typha latifolia, Cladium Mariscus, Echinodorus ranunculoides, Hottonia palustris, Eupatorium cannabinum. Im Maintal oberhalb Marktbreit sind ihre Begleiter in seichten Altwässern Scirpus maritimus, Butomus umbellatus, Inula Britannica usw.; im Bayerischen Donautal kommt sie nur sehr spärlich vor. In Gräben vermag sie sich bisweilen so stark zu vermehren, dass sie alle anderen Phanerogamen verdrängt. — Die grundständigen, reich zerteilten Laubblätter sind nach H. G l ü c k als Primärblätter, die stengel» ständigen als Folgeblätter aüfzufassen. Die Art tritt als Land», Seichtwasser» und s u b m e r s e W a s s e r f o r m (f. s u b m d r s a Glück) auf. Die letztere bleibt auf dem Stadium des feinzerteilten (fenchel«ähnlichen) Primär» blattes stehen und entwickelt sich in 20 bis 40 cm tiefem Wasser vorzugsweise vom Spätherbst bis zum Frühling, um im Sommer in die blühende Seichtwasserform überzugehen. Sie entsteht nicht aus Samen, sondern aus bis über 1 m langen Ausläufern vom Grunde der absterbenden Blütenstengel aus. Durch Umwandlung von Adventivwurzeln an den Knoten können Brustknöllchen entstehen, die gleichfalls der vegetativen Ver» mehrung dienen. Die L a n d f o r m ist bläulich.bereift und in allen Teilen kleiner als dieWasserform, die grundständigen (Primär-)Blätter sind oft weniger fein zerteilt. Die später entstehenden, Folgeblätter tragenden Blütenstengel sind wenig verzweigt. Die S e i c h t w a s s e r f o r m entspricht dem gewöhnlichen Typus der Art. Sie ist in allen Teilen grösser als die Landform. Die Grundblätter können in ihrem unteren Teil untergetaucht, im oberen Teil über das Wasser hinausragend ausgebildet sein; zur Blütezeit sind sie meist verschwunden. Die Ueberwinterung geschieht bei den Wasserformen durch die grün bleibenden Wasserblätter und durch die untergetauchten Ausläufer, die auch einer ausgiebigen vegetativen Vermehrung dienen; bei den Landformen überdauert in der Regel nur das Rhizom. Die reichlich von Coleopteren, Dipteren und Hymenopteren besuchten Blüten sind andromonözisch mit nicht sehr ausgeprägt proterandrischen Zwitterblüten. Die männlichen Blüten, die vielfach nur den Rand des Döldchens ein» nehmen, sind viel länger» (2 bis 7 mm lang) gestielt als die hermaphroditischen, und ihre Kronblätter, namentlich das nach aussen gewendete der in der äusseren Reihe stehenden, sind viel grösser als die der letzteren. Selten sind die männlichen Blüten im Inneren der Döldchen anzutreffen. Bisweilen treten rein männliche Stöcke auf. Als teratologische Bildung wurden Stengel mit Zwangsdrehungen beobachtet. Wurzel und Kraut waren ehedem als R ä d i x und H ^ r b a O e n ä n t h e s (s. Filipdndulae aquäticae) offizineil und dienten als Abführmittel. Sie sollen Oenanthin enthalten.

1258 2076. Oenanthe silaifólía1) Bíeb. [pro parte? saltem ex descr. et quoad syn. Oe. peucedanifolía Sm.]2), DC. et auct.3) ( = Oe. pímpinelloídes y silaífolia Paolettí 1900, = Oe. Lachenálií subsp. b. Oe. sílaífolía Bonnier, = Oe. glaúca DC. Prodr. [in syn.], = Oe. tenuifólia Froel. ex DC., = Oe. austrális Wulfen ex Steudel?, = Oe. Lachenalii var. praécox Baguet [1891] ex descr., = Phellándrion Lobélií4) Bubani [excl. syn. Lob.!], = Oe. Biebersteínii5) Simon, = Oe. média [Gríseb. ampl.] Burnat, = Oe. proliféra Host [ex Rchb.] nec L., = Oe. globulosa Petter nec L., = Oe. virgáta Hort, et Koch [ex DC.] nec Poír., = Oe. Lachenálíi Bertol. nec Gmelín, = Oe. peucedanifólia Baumg., Caruel nec Pollich nec alíor.). W í e s e n s i l g e n » R e b e n d o l d e . Fíg. 2 4 7 3 c. Pflanze ausdauernd, seegrün, kahl. Grundachse büschelfaserig ; die Fasern teils fädlich, teils mit (meist sitzenden oder kurz**gestielten) rüben» oder spindelförmigen bis verlängert® keuligen, etwa bis 3 cm langen Knollen. Stengel aufrecht, etwa 30 bis 60 cm hoch, ästig, gefurcht, entfernt®beblättert, gleich den unteren Blattstielen hohl, zuweilen rotfleckig, abgemäht zuweilen eine neue Pflanze mit sparrigen Stengeln und viel grösseren, bis 4 mm breiten Abschnitten der oberen Laubblätter (Jugendblatt*Typus!) treibend. Laubblätter sämtlich gestielt, die untersten 3*fach*, die mittleren und oberen doppelt®, die obersten eínfach=fíederschnittíg ; Abschnitte oder Zipfel letzter Ordnung flach, die der unteren Laubblätter gedrängt, lanzettlich, die der oberen entfernt, linealisch »lanzettlich bis verlängert «linealisch, spitz und kurz®bespitzt. Blattscheiden ziemlich kurz und locker, weisslich«hautrandig 5 Stiel der oberen Laubblätter (samt der Scheide) so lang oder kürzer als die Spreite. Dolden mit (3) 4 bis S ( 10 ) bei der Fruchtreife verdickten Strahlen. Hülle fehlend oder 1 »blätterig; Hüllchenblätter zahlreich, lanzettlich, schmabhautrandig. Kelchzähne 3«eckig®lanzettlich=pfriemlich, ansehnlich. Kronblätter weiss oder rötlich, verkehrt» herzförmig, die äusseren der Döldchen etwa 2 bis 3 1/2 (4) mm lang, ungefähr bis zum vorderen Drittel eingeschnitten, mit lang»pfriemlich»zugespitztem, eingeschlagenem Läppchen. Griffel» *) Von lat. silaus oder silaum, dem botanischen Namen der Wiesensilge (pag. 1295) und fólíum = Blatt. a) Nach S i mo n (Notes sur Oenanthe, in R o u y Rev. bot. syst. I [1903], pag. 69, 70) und B u r n a t (Flore des Alpes Maritimes IV [1906], pag. 169) ist die Bedeutung der Oe. s i l a i f ó l í a Bíeb. insofern ganz unsicher, als die allzu kurze Beschreibung für eine sichere Identifikation unzulänglich ist und nach Simon der Herbarbeleg anscheinend ein Gemenge aus Oe. silaifólía var. medía (?) [mit kaum strahlenden Randblüten, wie auch M a r s c h a l l v. B i e b e r s t e i n s Beschreibung hervorhebt) und Früchten von Oe. peucedanifolía darstellt. Da jedoch die Originalbeschreibung in allen Punkten auf die als Oe. silaifólía (eínschl. Oe. medía Gríseb.) bekannte Art passt und das Smi t hsche Synonym mit Sicherheit zu Oe. sílaífolía auct. (var. media) gehört, da zudem Oe. peucedanifolía an dem Original.Fundort der Oe. sílaífolía (auf der südlichen Krim) nicht wächst und die dem Originalexemplar der Oe. sílaífolía gesondert beigelegten peucedanifolia»Früchte daher ■ unmöglich zu demselben gehören können und folglich für die Deutung der Art ausser Betracht fallen, glaubt der Bearbeiter (Thellung) (im Gegensatz zu B u r n a t , der [a. a. O. 168] Oe. sílaífolía gänzlich verwirft und dafür Oe. medía Gríseb. in erweitertem Sinne einsetzt) an dem hergebrachten Namen Oe. sílaífolía festhalten zu dürfen. ®) Oe. K ä r s t h i a Hacquet (1782), die in der Literatur öfter hieher gezogen wird, entspricht in Wirk» lichkeit dem Peucédanum Schóttíi (s. dort). *) Diese Benennung beruht auf der Voraussetzung, dass die Oenanthe angustifolia Lobei (Kruydtboeck [1581], pag. 891/2) der Oe. sílaífolía entspreche. Die Lobel sche Abbildung kann nur zu Oe. sílaífolía oder Oe. peucedanifolía (welche beiden Arten im blühenden Zustande schwer zu unterscheiden sind) gehören; der Fundort (,op d’opperste vande berghen in lande van Languedoc by tgheberghte van Vigan in den Hof Godts ghenoemt by den Spoorbergh ghelegen“, d. h. am Südhang des Mt. Aigoual in den südlichen Sevennen oberhalb Le Vigan [Département Gard], in der Nähe des »Hortus Dei“ oder „Hort de Dieu“, wo auf Sumpf» wiesen tatsächlich Oe. peucedanifolía [1] — und zwar nur diese — wächst) entscheidet sofort zugunsten von Oe. peucedanifolía. ®) Benannt nach Friedrich August Freiherrn M a r s c h a 11 von B i e b e r s t e i n , geboren am 10. August 1768 in Stuttgart, gestorben am 28. [uni 1826 in Marew bei Charkow, hochverdient um die Kenntnis der Flora des nördlichen Orients und des südlichen Russlands durch seine grundlegenden Werke: .Flora Táurico» Caucásica* (3 Bände, 1808 bis 1819) und .Centuria plantarum rariorum Rossiae meridionalis* (1810 bis 1843).

1259 polster in der Mitte kegelförmig*gewölbt ; Griffel starr, fast aufrecht, etwa 2 bis 3 mm lang und meist nur wenig kürzer als die Frucht, aus dickerem Grunde allmählich pfriemlich® verjüngt, mit kopfiger Narbe. Früchte grösstenteils kantig*kreiselförmig, etwa 3 bis 4 mm hoch und halb so dick, auf gleichmässig sdiwielenartig®verdicktem, kurzem Stiele. Fruchtrippen bei der Reife stumpf®wulstförmig, alle mit Schwimmgewebe versehen, die randständigen nur wenig grösser (über den anatomischen Bau vgl. den Bestimmungsschlüssel pag. 1254 und Fig. 2473 c). Oelstriemen einzeln unter den Tälchen, 2 an der Fugenfläche. Nährgewebe auf dem Rücken durch die nach innen etwas vorspringenden Oelstriemen leicht gerillt, an der Fuge schwach nach aussen vorgewölbt. — V bis VII. Ziemlich selten in Sumpfwiesen, in Tümpeln, stehenden Wasserpfützen, auf feuchten Weiden und Heiden. In der Ebene und im Hügellande. Urwüchsig wohl nur in O e s t e r r e i c h in Mähren (mit Sicherheit nur bei Rohatetz, vielleicht auch bei Göding, Hullein, Tlumatschau), Niederösterreich (im Marchtal von Angern und Weikendorf bis gegen Marchegg, bei Stockerau und Kagran, im südlichen Wiener Becken zwischen Achau, Laxenburg, Himberg und Moosbrunn), Untersteiermark (nur in den Lanen der Pössnitz bei Gerlincen), Kärnten (im Lesachtal), Krain und im Küsten» lande; in Tirol nur neuerdings verschleppt bei Bozen im Kriegsbahnhof Branzoll und im Pferdelazarett Oberau; die älteren Angaben aus Tirol sind irrig und beruhen wohl auf der (äusserst zweifelhaften) Angabe von Füssen (in Bayern!) durch De C an d o l l e (1830). — In D e u t s c h l a n d wahrscheinlich nur verschleppt (bei Schifferstadt in der Pfalz, 1893; findet sich auch [ob urwüchsig?] in Hessen: Sumpfwiesen bei Hanau, 1908, leg. D ü r e r l [Herb. Senckenb. Naturf. Ges., sub Oe. peucedanifolia]), ebenso in der S c h w e i z (Horwer Allmend [Kt. Luzern], 1889, Dr. A r n o l d ! [?zu junge Exemplare]; Bahnhof Buchs, 1910! = Oe. fistulosa Schnyder! in Jahrb. St. Gail. Naturw. Ges. 1913 [1914], pag. 164, = Oe. pimpinelloides Schnyder! in Ber. Schweiz. Bot. Ges. XXI [1912], pag. 160; Solothurn, Hühnerhof bei der Malzfabrik, 1913 [?], 1919, 1920).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : England, Frankreich, Portugal (nach S a m p a i o hier die angegebene Oe. peucedanifolia ersetzend), Italien, Südost®Europa (von Oesterreich®Ungarn an), Südwest®Asien, Nord®Afrika; verschleppt wohl auch in Belgien.1) Die Art gliedert sich in 2 Sippen, deren systematischer Wert sehr verschieden eingeschätzt wird. Während B o i ss i e r und neuerdings noch R ou y und C a m u s , C a l es t a ni und F r i t s c h für ihre spezifische Verschiedenheit eintreten, haben sich schon N e i l r e i c h (Diagn. Ungarn und Slavon. [1867], pag. 54) und S i m o n k a i (Enum. fl. Transsilv. [1886], pag. 256) für ihre nahe Zusammengehörigkeit bezw. Identität aus» gesprochen. Der Bearbeiter vermochte aus dem ihm vorliegenden Material aus verschiedenen Teilen des Verbreitungsgebietes der Art die beiden Sippen nicht herauszufinden und ist mit B e c k (1892), W o h l f a r t h (1892) und B u r n a t (1906) der Meinung, dass lediglich 2 sehr schwach geschiedene Abarten (kaum Rassen) vorliegen. « var. t y p i c a Bede (= Oe. silaifolia auct. sens, restrict.). Zipfel aller Laubblätter verhältnismässig kurz und breit, auch die oberen meist nicht über 1 cm lang, fast lanzettlich. Doldenstrahlen öfter nur (3) 4 bis 6, zur Reifezeit sehr dick (2*/a bis 3 1/* mm), an der Ansatzstelle der Blütenstiele stark scheibenförmig» erweitert, auch die Fruchtstiele sehr dick (so breit oder breiter als der Grund der Frucht). Aeussere Krön» blätter nicht oder kaum vergrössert. Wird angegeben aus Mähren (s. o.), Niederösterreich (im Gebiete der Pannonischen Flora im Marchtale und im südlichen Wiener Becken [nach N e il r e i c h und H a l ä c s y gehört jedoch die Niederösterreicher Pflanze zur var. media]), Kärnten (s. o.), Krain (z. B. bei Laibach häufig) und im Küstenlande (nach P o s p i c h a l an der Dragogna unterhalb Castelvenere und an der Mündung des Quieto; wird von M a r c h e s e t t i nicht erwähnt; häufiger in Süd»Istrien). Allgemeine Verbreitung : nach B o i s si e r in Süd.Frankreich, Italien und den Donauländern, nach R o u y und C a m u s jedoch nur in Ost»Europa, nach C a l e s t an i sogar nur in den Balkanländern und in Süd»Russland; ferner in Klein«Asien und Kaukasien und im westlichen Nord»Afrika (Algerien!, Tunesien); verschleppt vielleicht in England. ß var. mé di a (Griseb.) Bede (1892), Wohlfarth (1892) ( = Oe. media Griseb. 1843, = Oe. peuce« danifölia Engl. Bot. tab. 348! [anno 1796], Smith et auct. Angl., Heuffel [sec. Griseb.], Lloyd, Coutinho [sec. Sampaio], nec Pollich, = Oe. pimpinelloides var. c. Oe. peucedanifolia Bentham et Hooker 1900 [nec Paoletti], = Oe. silaifolia DC. pro parte, Koch pro parte, Gren. et Godron et auct. Gail., Maly, nec auct. ree. sens. ') Unter der Voraussetzung, dass Oe. Lachenalii var. praecox Baguet in Bull. Soc. Roy. Bot. Belg. X X X (1891), pag. 183, wie es nach der Beschreibung (Blüten rosa, schon Mitte Mai sich entfaltend, Pflanze freudig, grün, Stengel schwach) den Anschein hat, wirklich zu Oe. silaifolia (wohl var. media) gehört. Fundort : Lom» bartzyde, an grasigen Rainen.

1260 strict. [ex loc.], = Oe. Lachenälii Bertol. [sec. Caruel]? nec Gmelin). Zipfel der oberen Stengelblätter ver» längert«linealisch, über 1 cm lang. Doldenstrahlen 5 bis 8, zur Reifezeit weniger stark verdickt (etwa H/a bis 2 mm dick). Frucht am Grunde fast gestutzt und breiter als der Fruchtstiel. Aeussere Kronblätter deutlich ver» grössert, strahlend. Niederösterreich (nach FI e i m e r 1 nur am linken Donau»Ufer bei Kagran; nach N e i l r ei ch und H a l ä c s y gehören überhaupt alle Vorkommnisse aus diesem Lande zur var. media), Unter»Steiermark (s. pag. 1259). Ferner gehören hierher wohl die genannten verschleppten Vorkommnisse aus Deutschland und der Schweiz. Allgemeine Verbreitung: Nach B o i s s i e r nur in Südost»Europa (Banat, Serbien, Dalmatien, Griechenland, Mazedonien), sowie in Klein»Asien und Syrien; nach neueren Autoren ausserdem in England, Frankreich, Portugal, Italien und OesterreiduUngarn (und in ganz Südost»Europa verbreitet). — Hierher subvar. c r ä s s i p e s Rouy et Camus (pro var. ß Oe. mediae). Doldenstrahlen bei der Reife etwas stärker verdickt (bis 2 mm), auch die Döldchenstrahlen dicker, manchmal so dick wie der Grund der Frucht. Von der var. typica noch immer verschieden: Laubblätter sämtlich fast gleichgestaltet (?)x); Hüllchenblätter verlängert; Doldenstrahlen und Fruchtstiele bedeutend weniger verdickt; äussere Kronblätter stark strahlend. Aus Süd«Frank» reich beschrieben. Der in seiner Verbreitung der vorangehenden Art ähnelnde, aber etwas kontinentalere Helophyt gehört zu den bezeichnenden Arten der Sumpfvegetation im pannonischen Einstrahlungsgebiete von Nieder» Österreich und Mähren. Längs der March wächst die Pflanze gern zusammen mit Mentha Pulegium und Pulicaria vulgaris, an den Flussläufen und Wasser« becken in Ungarn vorzugsweise mit Lythrum virgatum, Lycopus Europaeus und L. exaltatus, Cirsium brachycephalum usw.

2077. Oenanthe peucedanifölia 2) Pollich [1776] ( = Oe. pim* pinelloides d peucedanifölia Paoletti 1900, = Oe. tenuifölia Latourr. [1785]? nec alior., = Oe. pätens Mönch 1794, = Oe. peucedanoides Roth, = Oe. filipenduloides3) Thuill,, = Oe. Pollichii C. C. Gmelin, = Phellandrion Pollichii Bubani, = Se* linum Pollichii E. H. L. Krause, = Oenanthe dubia Roth ex Schultes, = Oe. angustifolia „Gmelin“ ex Roth 1827 [cum eit. falsa], = Oe. peucedanifölia a homceophylla Gaudin 1836, = Oe. Rhenana b. grandiflöra Döll 1843, = Oe. Lachenälii b. grandiflora Döll 1862, = Oe. Smithii H. C. Watson 1845, = Phellandrion Lobelii? Bubani4), = Oe. fistulösa Asso nec L., = Oe. silaifölia Ball 1844 [sec. Ind. Kew.] nec auch, = Oe. globulösa Bove nec L., = Oe. Lachenälii auct. fl. Westphal., Franzonil, nec Gmelin). H a a r s t r a n g s R e b e n d o l d e . Fig. 2474. Pflanze ausdauernd, kahl, blassgrün, beim Trocknen nicht schwarz werdend. Grundachse büschelig*faserig; die Fasern Fig.2474. O en a n th e p e u c e d a n if ö lia teils fädlich oder nur schwach*verdickt, teils rüben* oder rettich* Pollich. a Habitus, b Fruchtdöldchen. c Querschnitt durch eine Teilfrucht (Fig. c förmig, eiförmig oder ellipsoidisch bis fast kugelig oder auch nach R e ic h e n b a c h ). länglich, die verdickten mit breitem Grunde sitzend (oder nur äusserst kurz*gestielt) und ohne den kurzen Schwanz nur etwa 15 mm lang, denen von Oe. silaifölia sehr ähnlich. Stengel aufrecht, etwa 30 bis 60 (100) cm hoch, röhrig, meist ziemlich dünnwandig und leicht zusammendrückbar, gefurcht, oberwärts gabelig * verästelt. x) Dieses Merkmal gilt sonst als Kennzeichen der var. typica. *) Von lat. peucédanum, dem Namen des „Haarstrangs*, einer Doldenpflanze (vgl. später) und fölium = Blatt. *) Wegen der ähnlich wie bei der Rosacee Filipéndula hexapétala Gilib. knollig»verdickten Wurzelfasern (vgl. Bd. IV/2, pag. 974). 4) Wie oben (pag. 1258, Fussn. 4) bemerkt, entspricht die Oe. angustifolia Lobei (1581), entgegen der Meinung von B u b a n i , der sie eher zu Oe. silaifölia zu ziehen geneigt ist, vielmehr der Oe. peucedanifölia.

1261 Grundblätter doppelt* bis 3*fach»fiederschnittig, die ersten (zur Blütezeit meist schon abgestorbenen) mit nur 6 bis 8 mm langen, die übrigen mit meist 13 bis 26 mm langen, fast linealischen Zipfeln. Stengelblätter 1* bis 2*fach»fiederschnittig, mit flachen, linealischen, etwa 1 bis 2 mm breiten, meist ungeteilten, spitz*zulaufenden und fein*bespitzten Zipfeln letzter Ordnung; die obersten Stengelblätter zuweilen ganz ungeteilt, linealisch*fädlich, verlängert. Blattscheiden schmal, vom Stengel entfernt, sehr schmabhautrandig, allmählich in den Blattstiel übergehend, mit demselben kürzer oder so lang wie die Blattspreite. Dolden ziemlich klein, besonders zur Fruchtzeit gewölbt, mit 5 bis 10 schlanken, auch zur Reifezeit nicht verdickten Strahlen. Hülle fehlend oder 1*, sehr selten 2* bis 3*blätterig. Hüllchenblätter zahlreich, 3*eckig* lanzettlich*pfriemlich, sehr schmal weisslich*hautrandig, meist beträchtlich kürzer (oft nur Lh so lang) als die äusseren Blütenstiele. Kelchzähne ansehnlich, 3*eckig*lanzettlicb*pfriemlich, meist über V2 mm lang, am Grunde verbreitert und auch bei der Fruchtreife sich am Grunde seitlich berührend. Kronblätter weiss, verkehrt*herzförmig, die äusseren der randständigen (männlichen) Blüten öfter deutlich vergrössert (strahlend) und 2 bis 3 mm lang, etwa bis zum vorderen Viertel oder Drittel ausgerandet und im Grunde des Einschnittes mit einem sehr schmalen, eingeschlagenen Läppchen versehen. Griffelpolster schmal» und hoch*kegelförmig» gewölbt, allmählich in die Griffel verjüngt; diese bei der Reife etwa (1) l 1/« bis 2 mm lang, allmählich pfriemlich*verschmälert, starr und fast stechend, mit kopfiger Narbe. Frucht länglich» ellipsoidisch, beiderends fast gleichmässig»verjüngt, etwa 3 (2 1/2 bis 3 1/ 2) mm hoch und knapp halb so dick, nach dem Kelchsaum hin deutlich verjüngt, von der Seite leicht zusammen* gedrückt oder auch stielrund, am Stielansatz zuweilen leicht schwielig»verdickt. Hauptrippen wulstförmig, stumpf, etwa so breit wie die Tälchen (über den anatomischen Bau vgl. den Bestimmungsschlüssel pag. 1254 und Fig. 2474 c). Oelstriemen ansehnlich, einzeln unter den Tälchen, 2 an der Fugenfläche. Nährgewebe auf dem Rücken durch die etwas nach innen vorspringenden Oelstriemen leicht gerillt, an der Fuge schwach vorgewölbt. — V bis VII.

Zerstreut im westlichen Gebiet auf feuchten Wiesen, an sumpfigen Gräben, nassen Gebüschrändern. In der Ebene und im Hügellande. In D e u t s c h l a n d nur im Einzugsgebiete des Rheins, sowie am Oberlauf der Ems und der W eser: im Eisass in den Vogesentälern ziemlich verbreitet, in Lothringen zerstreut (z. ß. bei Diedenhofen und Metz); in der Pfalz mehrfach (Schifferstadt, Eppstein, Maxdorf, Forst, Speyer, Zweibrücken, Kaiserslautern, Waldmohr Kusel, im Nahe« und Glantal, sowie früher zwischen Sembach und Langmelk); in Rheinhessen hie und da; in Baden ganz fehlend; im angrenzenden Hessen sehr zerstreut, in Nassau z. B. nur bei Marburg, Wetzlar und Weilburg; in der Rheinprovinz nicht selten um Boppard, an der mittleren Mosel (Trarbach, Bernkastel), Alftal, Bertrich, Wittlich in der Eifel, Saarbrücken, Weilburg usw. ; in Westfalen1) früher bei Dülmen, ferner ziemlich reichlich um Höxter am Igelteiche im Brückenfelde, zwischen Boffzen und Derental, Lüchtringen, Holz« minden, Hellegraben, Forst, Allersheim; früher (ob noch vorhanden?) auch in Württemberg im Gschneid beim Drachensee unweit Weilimdorf (Oberamt Leonberg); aus Thüringen nur irrtümlich angegeben; neuerdings (1920) eingeschleppt (wohl mit Chromeisenerz aus Mazedonien) im Hafen von Aken (Bestimmung nicht ganz sicher). — In der S c h w e i z nur im südlichen Tessin im Zuflussgebiete des Langensees in der Ebene von Magadino bei Cugnasco (leg. Mu r e t l in Herb. Lausanne) und Reazzino (leg. F r a n z o n i 1), sowie am Luganer« see bei Agno und Casoro (leg. Alban Vo i g t l ) ; die alten Angaben aus anderen Landesteilen beziehen sich durchwegs auf Oe. Lachenalii. — Fehlt in O e s t e r r e i c h vollständig.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : England, Nord» und Ost»Spanien, Frankreich, Belgien, Holland, West»Deutschland, Süd»Schweiz, Nord» und MitteMtalien ; Siebenbürgen (die var. media); angeblich auch in Ungarn (nach N e i l r e i c h jedoch fehlend) und Kroatien; Algerien. Die Art ähnelt stark der folgenden und wurde vielfach mit ihr verwechselt (vgl. pag. 1264), weshalb die Verbreitungsangaben teilweise nicht ganz zuverlässig sind. — Von dem beschriebenen Typus ( = var. t y p i c a K. Maly 1919) ist zu trennen: var. m é d i a (Bor.) De Wildeman et Durand (Sept. 1901) (= Oe. intermédia et Oe. média [auct. Gail., nec Griseb.] Bor. 1857, = Oe. stenöloba Schur 1866, = Oe. peucedanifölia «forme» *) Vgl. K o e n e n , O.

Allgemeine botanische Zeitschrift, Bd. XIX (1913), pag. 57 bis 59.

1262 Oe. stenoloba Rouy et Camus [Nov. 1901], = var. stenoloba K. Maly 1919). Zipfel der oberen Laubblätter sehr verlängert und schmal, bis über 5 cm lang bei kaum 1 mm Breite. Dolden klein. Frucht etwa 3 mm lang, nach dem Grunde allmählich verjüngt, nach oben erweitert und plötzlich zusammengezogen, zur verkehrt» eiförmigen Gestalt (ähnlich Oe. Ladienalii) neigend. Kelchzähne klein, kaum über x/2 mm lang» aber mit breitem Grunde aneinanderstossend. Griffelpolster etwas weniger hoch als beim Typus. Stereom»Bogen seitlich etwas verschmelzend. In Frankreich und Siebenbürgen, nach C a l e s t ä n i (in Webbia I [1905], pag. 141) auch in Deutschland (wo?) und Ungarn. Ob die französische var. medía und die Siebenbürgische var. stenoloba wirklich identisch sind, muss noch durch genaue Untersuchung festgestellt werden; mit Rüdesicht auf die sporadische Verbreitung der var. stenoloba in Siebenbürgen (und Ungarn?) und das Fehlen der Oe. peucedanifolia in einem weiten Zwischen gebiet (so in ganz Oesterreich) erscheint dies fraglich. N y m an schliesst Oe. media Bor. [nec Griseb.] an Oe. peucedanifolia, Oe. stenoloba dagegen an Oe. silaifolia an. Die Siebenbürgische Pflanze, die dem Bearbeiter allein Vorgelegen hat, und nach der die vorstehende Beschreibung entworfen ist, steht in ihren wesentlichen Merkmalen entschieden der Oe. peucedanifolia am nächsten und dürfte am ehesten eine östliche „vikarisierende“ Rasse derselben darstellen. — Aus Spanien sind noch die beiden folgenden Abarten be« schrieben! var. mä i o r R o u y . Stengel höher (1,25 m), kräftiger. Dolden grösser, 10« bis 15«strahlig; Döldchen dichter. (Murcia.) — var. b r a c h y c ä r p a Willkomm. Frucht fast um die Hälfte kürzer, dicker. Laubblatt» Abschnitte länger. Stengel nur schwach»gefurcht. (Aragonien). Ob wirklich zu Oe. peucedanifolia gehörig? Oenanthe peucedanifolia ist ein subatlantischer Typus und berührt als solcher Mitteleuropa nur im westlichen, ozeanischen Teile, ähnlich wie Alisma natans, Deschampsia setacea, Mibora verna, Narthecium ossifragum, Myriophyllum alterniflorum, Hypericum Helodes (vgl. Bd. V/ l, pag. 509), Peucedanum Chabraei, Scutellaria minor, Cicendia filiformis usw. Hingegen tritt sie unter Meldung der Alpen (alpiner Hiatus nach B r a u n » B l a n q u e t ) wieder transalpin auf (vgl. die Verbreitungskarte in Br a u n « B l a nque t , J. L’Origine et le devéloppement des flores dans le massif central de France [1923], pag. 141).

2078.

Oenanthe Lachenálii1) C. C. Gmelín [1805]2) ( = Oe. peucedanifolia ß Ladienalii Gaudin 1828, = Oe. pimpinelloides b. Oe. Ladienalii Bentham et Hooker 1900, = £ Ladienalii Paoletti 1900, = Selinum Ladienalii E. H. L. Krause, = Oe. Míchelfeldénsis3} Ladienal ex Gmelin in syn., = Oe. Megapolitána4) Willd. 1809, = Oe. gymnorrhiza5) Brig* noli 1810, = Oe. Rhenána DC. 1815, = Oe. Austrális Wulfen? sec. Neilreich, = Oe. Jordáni Ten. 1827 [ = Oe. pimpinelloides r¡ Jordani Paoletti] (fide L. Grande 1924), = Oe. mícrospérma Guss, ex Bertol. 1837 [falso in syn. ad Oe. silaifoliam] et ex Paoletti 1900 [falso in syn. ad Oe. pimpinelloídem ó peucedanifoliam] fide L. Grande 1824, = Oe. Ladienalii f. microsperma Pasq. 1881 [fide L. Grande], = Phellándrion Tabernaemontáni Bubani [excl. syn. Tabernaem.]6), = Oe. peucedanifolia [ß Ladienalii et] y silaifolia Gaudin 1836, = Oe. Rhenana a) parviflora Döll 1843, = Oe. Ladienalii Form parviflora BeckhausdTasse, = Oe. pimpinelloides Pollich, Fl. Dan., Thuill., Sm., Hegetsdiw., nec L., = Oe. peucedanifolia All., ‘) Benannt nach Werner de L a c h e n a l , Professor der Botanik in Basel, geboren daselbst am 23. Oktober 1736, gestorben ebenda am 4. Oktober 1800, Verfasser kleinerer botanischer Abhandlungen und Mitarbeiter an H a i l e r ’ s Schweizerflora (Historia stirpium Helvetiae indigenarum, 1768), in welchem Werke seine floristischen Funde aus der Umgebung von Basel verwertet sind. Ihm ist auch die Liliaceen»Gattung Lachenälia Jacq. gewidmet. 2) Oe. chaerophylloides Pourret (1788), die nach B u b a n i der Oe. Lachenalii entsprechen würde und folglich aus Prioritätsgründen an die Stelle des letzteren Namens treten müsste, gehört vielmehr sowohl nach dem P o u r r e t ’sehen Originalexemplar als auch nach dem Synonym von T a b e r n a e m o n t a n u s (vgl. auch Fussn. 6) zu Oe. pimpinelloides var. chaerophylloides DC. (vgl. oben pag. 1252). *) Nach dem Fundorte Michelfelden im Elsässischen Oberrheingebiet unweit Basel, wo die Pflanze heute noch wächst. *) Von Megäpolis, dem graecisierten Namen der Stadt Mecklenburg; von griech. (¿éyag [mégas] = gross und nóXig [pölis] = Stadt. 4) Von griech. yv¡xvóg [gymnós] = nackt und (5i'£a [rhiza] = Wurzel; offenbar wegen der nur spärlich vorhandenen und schwer erreichbaren (scheinbar fehlenden) Wurzelknollen. e) Filipéndula tenuífólía Tabernaem. (1588), die P o u r r e t zu seiner Oe. chaerophylloides zitiert, ist nach der Abbildung, entgegen der Meinung von K i r s c h l e g e r und B u b a n i , die in ihr die Oe. Lachenalii erblicken wollen, entschieden = Oe. pimpinelloides L.

1263 Pollini, Schleicher, Clairvillel, Reuter et auct. Helv. veter., nec Pollich, = Oe. silaifolia Bertol, Reuter nec auct. rec., = Oe. peucedanoides Wredow nec Roth). L a c h e n a l ’s R e b e n d o l d e . Ital.: Finocchio verdemare. Fig. 2475 und 2473 d. Pflanze ausdauernd, kahl, grasgrün, beim Trocknen leicht schwarz werdend. Grund* achse büscheligdaserig, die Fasern fleischig, teils dünn*walzlich, teils verlängerbkeulenförmig* verdickt und bis 12 cm lang, nach der Ansatzstelle allmählich*verschmälert, das keulige Ende oft plötz* lieh in eine dünne Faser auslaufend; die verdickten Fasern fest im Boden sitzend und leicht ab* brechend, daher nur bei sehr sorgfältigem Aus* graben der Pflanze herauszubekommen und an Herbarexemplaren fast nie vorhanden (vgl. Fig. 2475 a). Stengel aufrecht, etwa 30 bis 90 cm (zuweilen auch kaum 10 cm) hoch, eng*röhrig oder ausgefüllt, hart, am Grunde stielrund und fein*gestreift, oberwärts kantig*gefurcht und ästig. Erste Grundblätter (zur Blütezeit meist abgedorrt) 2'fach'fiederschnittig, ihre Abschnitte (oft sehr klein) ziemlich lang * gestielt, rundlich, 3* oder 5*spaltig mit abgerundet*stumpfen, kurz*stachel* spitzigen Lappen und 3*lappigem Mittelzipfel. Spätere Grund* und untere Stengelblätter doppelt* fiederschnittig mit ei* oder keilförmigen, ein* geschnitten*stumpfgekerbtenAbschnitten. Fiebrige Stengelblätter auf kurzem Stiel, am Grunde doppelt*, sonst einfach*fiederschnittig; alle Zipfel linealisch, spitz und bespitzt, etwa 2 bis 3 (4) cm lang und H/s bis 2 mm breit. Blattscheiden schmal, vom Stengel entfernt, sehr schmabhaut* randig, allmählich in den Blattstiel übergehend; Stiel und Scheide zusammen kürzer als die Spreite der oberen Laubblätter. Dolden gross, gewölbt, lang*gestielt, mit (6) 12 bis 15 auch zur Reifezeit dünnen Strahlen; Döldchen reichblütig mit lang*gestielten männlichen Randblüten (vgl. Fig. 2475b). Hülle (wenigstens an den Seitendol* den) meist 4* bis 6=blätterig, selten armblätterig bis fehlend. Hüllchenblätter lanzettlich*pfriemlich, O e n a n th e L a c h e n a l i i Gmel. a Habitus (Wurzel­ kaum merklich berandet, etwa so lang wie die Fig. 2475. knollen abgerissen), b Fruchtdöldchen. c Frucht. Stiele der Randblüten. Kelchzähne Verhältnis* mässig klein und schmal, kaum über x/2 mm lang, linealisch=pfriemlich, am Grunde kaum verbreitert und bei der Reife von einander entfernt. Kronblätter weiss, verkehrt=herzförmig; die äusseren der Randblüten etwa 1 x/a mm lang, bis zur Mitte oder weniger tief gespalten, im Grunde des Einschnittes mit einem kurzen und schmalen, eingebogenen Läppchen versehen. Griffelpolster vom Rande an aufsteigend, breit=kegelförmig; Griffel kaum über 1 mm (bis l 1/2 mm) lang, meist schwach und gebogen, fast fädlich, nach dem Grunde kaum verdickt, mit kopfiger Narbe. Frucht auf kurzem, an der Spitze nicht oder kaum schwielig*verdicktem

1264 Stiel, länglich bis verkehrt®eiförmig, etwa 2 ^ 2 bis 3 mm lang und meist mehr als 1/2 so dick, über der Mitte am breitesten, nach dem Grunde allmählich verjüngt, nach der Spitze plötz® lieh zusammengezogen und fast halbkugelig**abgerundet, im Querschnitt fast stielrund. Frucht® rippen sehr stumpf®wulstförmig, breiter als die Tälchen, die randständigen grösser und im Querschnitt mehr dreieckig; über den anatomischen Bau der Fruchtwand vgl. den Bestimmungs® Schlüssel (pag. 1254 und Fig. 2473 d). Oelstriemen ansehnlich, unter den Tälchen einzeln, an der Fugenfläche 2. Nährgewebe im Querschnitt fast quer®elliptisch, auf dem Rücken durch die nach innen etwas vorspringenden Oelstriemen leicht gerillt, an der Fuge schwach nach aussen vorgewölbt. — (VI) VII, VIII; an der Ostsee nach A scherson und G raebner VIII, IX; blüht nach F. Schultz — auch im Garten — 3 bis 4 Wochen später als Oe. peucedanifolia. Zerstreut auf Sumpfwiesen, in Verlandungsbeständen, auf feuchten, bisweilen salzigen Weiden im Bereiche des Brackwassers. Nur in der Ebene und im Hügellande. In D e u t s c h l a n d in der Oberrheinischen Tiefebene zerstreut von wenig unterhalb Basel bis nach Mainz (so auf Badischer Seite in der Faulen Waag, bei Weisweil, Altenheim und Oftersheim, im Eisass nament* lieh zwischen Heidolsheim und Ohnenheim, in der Pfalz [mehrfach mit Oe. peucedanifolia] bei Rödersheim, Forst, Meckenheim, Eppstein, Gönnheim, Dürkheim, Speyer); die Angaben aus Westfalen sind irrig1); ferner an der Nord» und Ostseeküste im Brackwassergebietei so auf dem Wattland der ostfriesischen Küste und den Aussenweiden der Inseln Borkum, Juist und Norderney (im Bereich der Oldenburgischen Küste wahrscheinlich fehlend)®), an der Weser bis oberhalb Wulsdorf, ostwärts gegen die Elbemündung bei Imsum, Wremen und Weddewarden, für Husum fraglich; an der Ostseeküste zerstreut von Jütland südlich bis Mecklenburg (bei Dassow und Warnemünde), ferner auf Rügen (Hiddensee, Schmale Heide) und in Pommern (Dars, Swinemünde). — In O e s t e r r e i c h einzig im Küstenlande (auf feuchten Grasplätzen, fast nur in Friaul und auch da nicht häufig in der Gegend von Aquileja und Monfalcone; ausserdem noch bei Cedas unweit Triest). — In der S c h w e i z zerstreut und meist selten in den Kantonen Genf (mehrfach), Waadt (nur am Genfersee und Rhone» aufwärts bis Aigle), Wallis (nur im Unterwallis, hier aber häufig vom Genfersee der Rhone entlang aufwärts bis Colombey), Bern? (von Nidau und Delsberg [hier als Oe. peucedanifolia] angegeben, ob noch vorhanden?), Aargau? (Hallwilersee, Stetten«Mellingen, Rheinfelden, ob noch dort?), Zürich (an beiden Ufern des Zürich» sees in Seewiesen, Limmat»abwärts noch bei Dietikon; vom Katzensee irrtümlich angegeben), Schwyz (nur am Zürichsee) und St. Gallen (Rapperswil am Zürichsee); fehlt dem Kanton Basel, findet sich aber wenig ausser» halb der Grenze auf Elsässischem Gebiet bei Neudorf und Michelfelden, ferner auch im Savoyischen Grenz» gebiete der Genferflora. Die Angabe aus dem Tessin (durch F r a n z o n i ) ist irrtümlich und bezieht sich auf Oe. peucedanifolia.

A ll ge m ei n e V e r b r e i t u n g : Portugal, Spanien, Frankreich, England, Holland, Belgien, West® und Nord »Deutschland, Dänemark, Schweiz, Italien, (ehemaliges) Oesterreichi® sches Küstenland, Mazedonien; Kaukasus und Kaspisches Gebiet; Algerien. Die Unterscheidung dieser Art von Oe. peucedanifolia bereitet mancherlei Schwierigkeiten, zumal wenn unvollständige Stücke (ohne Wurzelknollen und ohne ausgereifte Früchte) vorliegen, da die angegebenen Unterschiede in der Ausbildung der randständigen Kronblätter nicht bedeutend und nicht beständig genug er« scheinen. Die beiden Arten sind denn auch von G a u d i n (1828, 1836), Dö l l (1843, 1862), B e c k h a u s « H a s s e (1895) u. a. zu einer einzigen vereinigt worden. Nach Dö l l (Rheinische Flora [1843], pag. 714 und Flora des Grossherzogtums Baden III [1862], pag. 1010) finden sich in der Bayerischen Pfalz, z. B. zwischen Maxdorf und Ungstein, zahlreiche Uebergangsformen (grossblütige Pflanzen mit fadenförmigen oder wenig ver» dickten Wurzelfasern und kleinblütige Pflanzen mit sitzenden und verdickten Wurzelfasern wie bei Oe. peuce» danifolia), die indessen von F. S c h u l t z (Flora der Pfalz, ,1846“ [1845], pag. 183) bestritten werden; nachdem letztgenannten Autor unterscheiden sich die beiden Arten — auch in der Kultur im Garten — scharf durch die Knollenbildung und die verschiedene Blütezeit. Auch der Bearbeiter ( Thellung) hält dafür, ohne die Schwierig» keit der Unterscheidung verkennen oder bestreiten zu wollen, dass die beiden Pflanzen artlich getrennt werden müssen. Wenn auch bei kleinen Stücken der Oe. Lachenalü die verdickten Wurzelfasern verkürzt erscheinen, so weichen sie doch noch immer durch die lange und stielartige Verjüngung nach der Ansatzstelle hin von *) Vgl. K o e n e n , O. Ueber das Vorkommen von Oenanthe peucedanifolia Poll, und Oe. Lachenalii Gmel. in Westfalen. 40. Jahresbericht des Westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst 1911/12 (1912), pag. 143 bis 146; und Allgemeine Botanische Zeitschrift XIX (1913), pag. 57 bis 59. *) So bei B u c h e n a u « F o c k e , Flora von Bremen und Oldenburg (1913) nicht aufgeführt.

1265 denjenigen der Oe. peucedanifolia ab, und die Unterschiede im anatomischen Bau der ausgereiften Fruchtwand sind zu erheblich, um eine Vereinigung der beiden Arten zu gestatten; auch die verschiedene Länge der Hüllchenblätter mag beim Fehlen von Knollen und von reifen Früchten als Hilfsmerkmal für die Unterscheidung dienen (Weniger zuverlässig und beständig scheint die Grösse der strahlenden Kronblätter zu sein). Wollte man alle Oenanthe«Arten, deren sichere Unterscheidung nach unvollständigen Stücken nicht möglich ist, zu» sammenziehen, so dürfte man bei der Vereinigung von Oe. Lachenalii und Oe. peucedanifolia nicht Halt machen, da auch Oe. silaifolia von Oe. peucedanifolia ohne Früchte kaum mit Sicherheit zu unterscheiden ist; man müsste vielmehr schliesslich die 3 genannten Arten und dazu noch Oe. pimpinelloides zu einer weitge» fassten Spezies Oe. pimpinelloides L. zusammenziehen, wie dies tatsächlich P a o l e t t i (1900) durchgeführt hat. Von Abänderungen sind beschrieben1): f. m ä i o r Hagenb. 1821 [pro var./9] ( = Oe. Lachenalii Gmelin sens. strict., = a typica Pospichal [1898], Rouy et Camus [1901]). Stengel meist 40 bis 100 cm hoch, kräftig, reichdoldig. Untere Laubblätter doppelt»fiederschnittig. — f. a p p r o x í m á t a (Mérat) DC. 1830 [pro var. $ ( = Oe. approxímata Mérat, = Oe. pimpinelloides Thuill. sens. strict. nec L.). Pflanze meist kleiner. Auch die unteren Laubblätter nur einfach«fiedersTyll ulenspiegel“ (1. Buch, 2. Kapitel): »Ich bringe

dem Glückskinde [dem Neugeborenen, Till Eulen» Spiegel]..............Fenchel, der vertreibt den Teufel“. Noch heute dienen die Fenchelfrüchte im Gebiet vielerorts als Küchengewürz (ähnlich dem Kümmel), zum Einmachen von Gurken, Sauerkraut oder Gemüsen, als Gewürz von Käse oder Fleisch, zur Verbesserung des Geschmackes des Roggen» und Weizenbrotes (hauptsächlich in Süddeutschland), als Tee»Ersatz, in den Likörfabriken, so als Bestandteil des Absinth und des Sambuco (Brannt» wein). In Italien werden sie als W ürze zwischen getrocknete Feigen gestreut, in Ostindien mit Betel»Pfeffer (Piper Betle L.) von den Eingeborenen gekaut und als Gewürz für Speisen (Reis usw.) verwendet. Im Durch» schnitt enthalten die Früchte 12,26 (9,8 bis 13,35) °/o Wasser, 16,28 °/o Stickstoffsubstanz, 8,86 (bis 1 2 ,5 )% Fett, 4,71 % Zucker, 14,33% invertierbare Substanz (fälschlich Stärke genannt), 19,05% stickstofffreie Extraktivstoffe, 13,74% Rohfaser, 2 bis 6 (1 bis 4) % ätherisches Oel und 8 bis 9 (10) % Aschenbestandteile. Durch Aus» pressen erhält man 12,5 % eines grüngefärbten fetten Oeles, das nach Fenchel riecht und früher auch offizineil war. Das heute offizineile (Pharm. Germ ., Austr., Helv.) ätherische Fenchelöl ( O l e u m F o e n i c u l i ) wird durch Destillation mit Wasserdampf aus den zerquetschten Früchten gewonnen. Es bildet eine klare, farblose oder schwach gelbliche, stark aromatisch riechende Flüssigkeit von zuerst bitterem, kampferartigem, dann süssem Geschmack und weist als Hauptbestandteil 50 bis 6 0 % Anethol auf, ferner Methylchavicol, kleine Mengen Anisaldehyd, Anissäure, daneben verschiedene Terpene, wie d»Pinen, Dipenten, «»d»Phellandren und Camphen, sowie das campherartig riechende mit bitterschmeckende d»Fenchon (C 10H 10O), jedoch kein Cymol. Der für das Fenchelöl so bezeichnende Geruch wird durch das Fenchon und Anethol bedingt; ersteres fehlt zwar im süssen römischen und im mazedonischen Fenchel. Oleum Foeniculi scheint im 16. Jahrhundert neben dem Fenchelwasser ( A q u a F o e n i c u l i ) als Heilmittel aufgekommen zu sein. Seine Bereitung wird 1500 von B r u n s c h w i g und 1563 von P o r t a beschrieben. Die Früchte, die seit dem Altertum bis auf den heutigen Tag als F r ü c t u s (sämen) F o e n i c u l i (Pharm. Germ ., Austr., Helv.), bezw. (der süssfrüchtigen Abart) als Fructus Foeniculi Romäni medizinische Verwendung finden, werden ähnlich wie die des Anis (in beiden

1289 Fällen handelt es sich um Anetholdrogen) als aromatisch»reizendes Mittel bei Schwächen des Magens und des Darmkanales, gegen Blähungen (Carminativum), als Expectorans, zur Beschleunigung des Stuhlganges, als Galactagogum, Corrigens, Conspergensusw. angewendet. Noch heute wird nach K. und L. R e c h i n g e r i n A ussee (Steiermark) eine Abkochung der Früchte als Schlafmittel für kleine Kinder verwendet. Fenchelfrüchte bilden auch neben der Süssholzwurzel und den Sennesblättern einen Hauptbestandteil des gelinde abführenden „Brustpulvers“ (Pulvis pectorälis oder Pulvis Liquiritiae compösitus). Auch dient das aus den Früchten gezogene Fenchelwasser äusserlich als mildes Mittel, besonders zur Stärkung der Sehschärfe wie bei Entzündungen als A ugenw asser (Romershauser Augenessenz). Oft wird aus Fenchel ein Tee (10 Gramm auf Liter) in Verbindung mit doppelt« kohlensaurem Natron, mit Magnesia, Rhabarber (Pulvis Magnésiae cum Rhéo) zubereitet. Mit der aus ver» dünntem Weingeist (1 zu 5) hergestellten Tinktur, gemischt mit 5 Teilen destillierten W assers, werden A ugen, Stirne und Schläfen bestrichen. Als Verfälschungen sind wiederholt Früchte von Meum athamanticum (pag. 1300), von Sium latifolium, vom Hafer festgestellt worden, als mineralisches Fälschungs» bezw. Färbungsmittel Chromgelb mit Schwerspat sowie Schüttgelb. In ähnlicher Weise wird das ätherische Fenchelöl, ehedem auch W urzel und Kraut (H érb aet Radix Fceniculi) in der Volksheilkunde verwendet. So soll das aufgeweichte Fenchelkraut als warme Umschläge oder Kataplasmen bei Unterleibsschmerzen oder bei Entzündung der Mammae gute Dienste leisten. Neuestens wird „Knörs feinster Fenchelhonig Foemellin“ gegen Heiserkeit, Husten (besonders Keuchhusten), Asthma, Verschleimung empfohlen. In der Tierheilkunde verwendet man Fenchelpulver innerlich und äusserlich bei Krank» heiten der Haustiere; es ist ein Hauptbestandteil der Milch», Fress» und Verdauungspulver für Pferde und Rinder. Die Blätter werden in Nord» deutschland mit anderen Kräutern der bekannten Aalsuppe beigegeben. Auch kann das Kraut als Viehfutter Verwendung finden, wie auch die Destinations» rüdestände der Früchte eine wertvolles Futtermittel bilden. V ielerorts (z. B. in Nordböhmen) werden die Bienenstöcke mit gestossenem Fenchelkraut bestrichen, damit die Bienen im Stocke bleiben und sich nicht verfliegen (nach M a r z eil). — Als Zierpflanze findet der Fenchel in der Landschaftsgärtnerei zur Ausschmückung von Rasenflächen gelegentlich Verwendung. Zur Erzielung grosser, kräftiger Büsche ist hiefür ein guter, reichgedüngter Boden notwendig. Heute wird der Fenchel in Mitteleuropa im Grossen nur noch in Sachsen (Lützen), Thüringen (Weissenfeis), bei Königsberg, wenig in Württem» berg und Nordbayern (ehedem auch in Söflingen bei Ulm, in Unterfranken und bei Berlin) gezogen, dann in Holland, Oesterreich bei Korneuburg und Süd» mähren, Rumänien, Kreta, Mazedonien, Italien (Apulien, Puglia), Griechenland, Süd»Frankreich (Nîmes), Russland, Persien, Indien, China, Japan, seit 1908 auch in Nordamerika. Im Handel werden eine ganze Anzahl von Sorten unterschieden, die gleichzeitig auch verschiedenen Provenienzen entsprechen. Während die Pflanze in Südeuropa als Gemüsepflanze (gern als Nachspeise) eine grössere Bedeutung hat, wird sie in Mitteleuropa nur in kleineren Gruppen in Bauerngärten (für den Hausbedarf) angetroffen. Verschiedene Namen in den slawischen Sprachen wie kopr walasky ( = Welscher Dill) in Polen, krop oder ukrop woljoschski ( = Welscher Dill) in Russland und phrenski anason ( = Fränkischer Anis) in Bulgarien deuten auf die ähnliche Verwendung wie Dill und Anis hin. In Indien führt der Fenchel die Bezeichnung bari F ig . 2486. F o e n i c u l u m v u lg a re saunf oder shombu, in China höei hiam, hwai»hiang, simtin, in Japan kureno M ill. v a r . A z o r i c u m (M ill.) T h e l l . womo senrjo, im Arabischen raziijang (bei Ib n B a i t h a r räiziänadsch), in Z w ie b e l-F e n c h e l, F in o c c h io . Palästina schumär, in Persien zira, in Ostafrika wariari, in Ungarn kömeny, in Tschechien fenykl moravsky ( = Mährischer Fenchel) usw. Für die Kultur des Fenchels eignen sich am besten sonnige, warme, etwas feuchte Lagen (Weinklima 1); die Pflanze beansprucht einen tiefbearbeiteten, nahrhaften Mergel» oder kalkreichen Boden und wird deshalb mit Vorteil nach einer gedüngten Hackfrucht gebaut. Die Anpflanzung erfolgt durch Samen im Herbst direkt ins Freiland oder durch Vorkultur auf Saatbeeten mit Auspflanzen im Juli (Pflanzweite 40 X 25 cm). Die Samenreife tritt erst im September und Oktober ein, weshalb öfters ein Nachtrocknen erfolgen muss. Bleich» fenchel wird ähnlich gebaut wie Bleichsellerie (pag. 1146). Die Keimdauer der Samen beträgt 14 Tage. Die Samenpflanzen dürfen nur 2 bis 3 Jahre auf der gleichen Stelle verbleiben, da sonst ein Ausarten erfolgt. In kälteren Gegenden müssen sie im Winter zugedeckt werden.

1290 Von Pilzkrankheiten der Fenchelpflanze sind bekannt geworden! S t e n g e l f l e c k e n durch P h ö m a f o e n í c u l á c e a Sacc., falscher M e h l t a u durch P l a s m ó p a r a n i v e a Schroet., Absterben der ganzen Pflanze unter Auftreten harter s c h w a r z e r P i l z k ö r p e r am und im Stengel durch S c l e r o t i n i a L i b e r » t í á n a Fuckel, Absterben der W u r z e l n , die von einem dunkelvioletten Pilzgewebe überzogen sind, durch R h í z o c t ó n í a v i o l á c e a Tul. ( „ K l e e t o d “). Weniger wichtig sind Erysibe Taúríca Lév., Leptosphæria dolíolum (Pers.), auf den Früchten Ascóchyta foenículácea Mac Alpine. Ausserdem leidet die Fenchelpflanze zuweilen unter dem Befall durch die Schmarotzerpflanze C u s c ü t a E p i t h y m u m (Flachsseide), durch den Frass der Raupe von Maméstra Persícáríae L., vom Schwalbenschwanz, durch den Blasenfuss (Thrips physapus L.) usw. Von Zoocecidien werden Lasíóptera caróphila F. Loew und Schízomyía Pímpínéllae F. Loew genannt. Auf den Blüten wurden verschiedene Gold» und Grabwespen, sowie Furchenbienen festgestellt. Von M i s s b i l d u n g e n wurden beobachtet: Gabelung der Hauptwurzel; Gipfelblüten (und selten auch einzelne Seitenblüten) mit 3 Fruchtblättern; Durchwachsung der Blüten; an der Frucht: sekundäre Oel» Striemen in oder neben den Leitbündeln; überzählige Leitbündel oder Fruchtrippen; überzählige Oelstriemen in den Tälchen und an der Fugenfläche.

DXXXIV. Anéthum 1) L. em. Miller (1754) (= Anétheum Wight, = Peucédanum sect. 1. Eupeucedanum Beck 1892 pro parte). D i l l 2). Franz.: Anet(h); engl.: Dill; ital.: Aneto, aneta, neto. Einjährige Kräuter, in der Tracht der vorhergehenden Gattung (Foeniculum) sehr ähnlich (vgl. auch die zur Blütezeit fast völlig mit Anethum übereinstimmende Rídólfia sége** tum, pag. 1161). Querschnittsform des Nährgewebes ähnlich, doch etwas mehr von vorn und hinten zusammengedrüdct (in der Richtung der Fuge gestreckt)' und an der Fuge nicht aus* gehöhlt. Fruchtrippen deutlich verschiedengestaltig, die 3 rückenständigen kleiner als bei Foeniculum und fast ganz von dem verhältnismässig starken Leitbündel und den begleitenden Stereomfasern ausgefüllt, die beiden Randrippen viel stärker entwickelt und in einen dünnen Flügel ausgezogen. Fruchthalter frei, borstlichTädlich, tief 2=teilig. Die Gattung umfasst (nach Ausschluss der von L i n n é darunter einbegriffenen Gattungen Foeniculum und Ridolfia) 2 Arten im Mittelmeergebiet. Ihre systematische Stellung ist vielumstritten. In den neueren systematischen Werken wird sie wegen der linsenförmig«zusammengedrückten Frucht meistens zu den Peucedáneae gestellt und öfters (so von R e i c h e n b a c h [1867, in einer Textnotiz], B e n t h a m und H o o k e r , C l a r k e und B â i l l o n ) mit Peucédanum vereinigt, von welch’ letzterer Gattung sie sich jedoch durch die Gestalt der Kronblätter unterscheidet. Wenn auch zugegeben werden muss, dass die äussere Ausgestaltung der Frucht sich stark derjenigen von Peucedanum und Pastinaca nähert und Anethum in dieser Hinsicht eines jener nicht seltenen Uebergangsglieder zwischen den Ammineae=Seselinae und den Peucedáneae darstellt, so ist doch der natürliche Anschluss der Gattung zweifellos bei Foeniculum zu suchen, mit welcher Gattung nach C a l e s t a ñ í (1905) in der anatomischen Beschaffenheit der Frucht eine weitgehende Uebereinstimmung besteht; auch entwicklungsgeschichtlich erweisen sich die beiden Gattungen nach H ä k a n s s o n (1923) als nahe verwandt. Das Nährgewebe ist bei Anethum bedeutend dicker (nicht so dünn»abgeflacht) als bei den Peucedaneen; auch unterscheidet sich Anethum, wie B â i l l o n (1880) richtig bemerkt, von den meisten Peucedáneae (Ferulinae und Tordyliinae) durch die an der Fuge fest zusammenschliessenden (nicht falsche Kammern zwischen sich lassenden) Teilfrüchte. Gegen die Vereinigung mit Peucédanum spricht auch der Umstand, dass bei der letzteren Gattung das Leitbündel der flügelförmigen Randrippen an der Ansatzstelle (Innenkante) derselben, bei Anethum dagegen in ihrer Mitte verläuft. K o c h (1826) hält Anethum für mit Pastinaca zunächst verwandt (mit welcher die Gattung die Gestalt der Kronblätter gemeinsam hat, und mit der sie auch schon vereinigt worden war), aber verschieden durch die mehr linsenförmige (nicht ganz so flache) Frucht, die breiteren (nicht fädlichen), fein gekielten Rückenrippen und die seitlich unmittelbar in den Flügelrand auslaufenden (bei Pastinaca von dem eigentlichen Rande durch eine feine Furche geschiedenen)8) Randrippen, wozu bei Anethum noch das Fehlen der genannten „falschen Kammern“ und der Hartschicht im innern Fruchtwandgewebe kommt.

a v r¡& o v

avr¡rvt Genitiv aqir^vog [sphén, sphenös] = Keil und a x id ä io v [skiädion] = Schirm, Dolde; wegen der eigenartigen Gestalt der Dolden.

1311 2092.

Selinum Carvifolía1) L. 1762 [excl. syn. Bauh.] ( = Séselí Carvifolía L. 1753 [quoad

syn. Riv., excl. syn. Bauh. et Vaíll.], = Selinum Carvífólium Hoffm. 1791, = S. carvifolium Roehling 1796, = S. canifolía [sphalm.] J. F. Gmelin 1791, = Selinon carvifolium St. Layer 1880, = Angélica Carvifolía Víll. 1779 [sec. Ind. Kew.], Sprengel, = Athamánta Carvifolía Weber 1780 [teste Fischer®Benzon ap. Prahl], = Mylínum Carvifolía Gaudin 1828, = M. carvifolía Fourr. 1869, = Peucédanum Carvifolía Loisel. 1828 nec Vill., = Ligústícum Carvifolía Caruel 1889, = Selinum carvifolium Gmelini2) Crantz 1766, = S. palustre Crantz 1767 [nec L.], = S. Pseudo*Carvifolia Crantz 1767, All., = Séselí Pseudo*carvífolía «All.» ex Rchb. 1867 [cum. eit. falsa], = Oreoselínum Pseudo®carvifólíum Hoffm. ex Ind. Kew., = Laserpítíum Selínoídes Scop. 1772 [excl. syn.] [nec Cranz 1767 nec Miller 1768], Selinum angulátum Lam. 1779, = S. acutángulum Gílib. 1782, = Carvifolía Crántzií3) Víll. 1786/7, = Laserpítíum Bavárícum4) Schrank 1789 [verisim. ex descr., excl. syn. om n.l5)], = Selinum tenuifólíum Salísb. 1796, = Cárvi sulcátum Bernh. 1800, = Cárum sulcátum Steudel, = Peucedanum cuneífolíum [sphalm.?] Vill. ex Steudel 1821, = Athamánta flexuósa Zawadzki 1835 nec Juss.). Kümmel® b l ä t t e r i g e Sílge (Silíe), Rossfenchel, Wíesen®Oelsních6), Oeseních6), Oelních6). Engl.: Milk parsley; ítal. : Carvífoglío. Taf. 2 0 1 , Fíg. ^ und Fig. 2496. Pflanze ausdauernd, etwa 3 0 bis 100 cm hoch. Grundachse kurz, in büschelförmig® gestellte, dünn®spindelige Aeste aufgelöst, bräunlich, am Halse nicht oder kaum faserschopfig. Stengel einfach oder oberwärts ästig, kantig®gefurcht mit scharfen, oberwärts (gegen die Dolden) meist etwas durchscheinend=häutig®geflügelten Kanten, kahl wie fast die ganze Pflanze. Laub® blätter grasgrün, im Umriss dreiedcig®eiförmig®länglich, die unteren langgestielt, mit am Grunde scheidigserweitertem Stiel, bis 30 cm lang und bis 15 cm breit, 3® bis 4 *fach*fiederschnittig ; Abschnitte letzter Ordnung tief fiederspaltig bis fiederteilig, ihre Zipfel länglich*elliptisch bis linealisch, bis 2,5 cm lang und bis 4 mm breit (meist aber viel kleiner), flach, am Rande von feinen Papillen gezädcelt®rauh, mit einer schlanken, weisslichen, am Grunde kegelförmigen, fast grannenartig®auslaufenden Stachelspitze, grösstenteils ganzrandig und ungeteilt oder die unteren 2 ® bis 3®spaltig und zuweilen etwas gelappt. Obere Laubblätter kleiner, weniger reich gegliedert (meist nur 2 ®fach»fíederschníttíg) und mit mehr entfernten Abschnitten und Zipfeln, auf den schmalen, hautrandigen, eingerollten und an der Spitze Jederseits in ein kurzes Oehrchen ausgezogenen Scheiden sitzend. Dolden mittelgross, gedrungen, gewölbt, bis 8 cm breit, etwa 15® bis 20 ®strahlig. Dolden® und Döldchenstrahlen kantig, innen von verlängerten Papillen rauhflaumig, die ersteren bis 4 cm, die letzteren bis 1 cm lang. Hülle fehlend oder aus 1 bis 2 meist abfälligen, unansehnlichen Blättern gebildet. Hüllchenblätter *) Vgl. oben pag. 1310, Fussnote 1. *) Benannt nach Johann Georg G m e l i n , geboren in Tübingen am 12. Juni 1709, gestorben ebenda am 20. Mai 1755, Akademiker in Petersburg, von 1733 bis 1743 in Sibirien, von 1749 an Professor in Tübingen, Verfasser einer Flora Sibirica (1747/69), in der unsere Art beschrieben und abgebildet ist. 8) Benannt nach Johann Heinrich Nepomuk (von) C r a n t z , Professor an der Universität Wien, geboren in Luxemburg 1722, gestorben auf seinem Eisenbergwerke bei Zeiring in Obersteiermark 1799, Verfasser einer Oesterreichischen Flora (Stirpes Austriacae 1762/7 ; 2. Auflage 1769) und von „Institutiones rei herbariae“ (1766), der sich besonders auch mit den Umbelliferen (Classis Umbelliferarum emendata, 1767) beschäftigte und dabei L i n n é ’ s Bearbeitung dieser Familien scharf kritisierte; indessen brachten auch die C r a n t z ’sehen Systeme der Umbelliferen und der Cruciferen, weil oberflächlich auf äusserlidie Merkmale begründet, keinen Fortschritt in der natürlichen Systematik dieser Familien und gehören längst der Geschichte an. Nach C r a n t z ist auch benannt die UmbelliferenoGattung Cräntzia Nutt. 4) In Bayern (Hohenschwangau) gefunden. *) Das Synonym von Gme l i n bezieht sich nach L e d e b o u r wahrscheinlich auf Peucedanum Baikalense (Redowsky) Koch; die Synonyme von L a c h e n a l , C. B a u h i n , L i n n é und G o u a n gehören zu Angélica Pyrenæa, dasjenige von H a l l e r zu Ligustium mutellinoides. ‘) Diese Namen werden besonders auch für Peucedanum palustre (vgl. dort) gebraucht.

1312 zahlreich, línealísch»pfríemlich, etwa so lang wie die Blütenstiele, am Rande schmal weisslich» häutig und wimperig gezähnelt. Blüten zwitterig oder mit männlichen untermischt. Kelch» säum ungezähnt. Kronblätter weiss oder rötlich, papillös, elliptisch, gegen 1,5 mm lang und etwa 2/s so breit, gleichgestaltet, aufrecht (fast zusammenneigend), am Grunde kurz»benagelt, an der Spitze durch einen scharfen und schmalen Einschnitt etwa bis zum vorderen Drittel ausgerandet und mit einem stumpflichen, etwas bis zum unteren Drittel reichenden, ein» geschlagenen Läppchen versehen. Griffel schon zur Blütezeit entwickelt, fädlich. Frucht auf etwa doppelt so langem Stiel, 2 ,5 bis 4 mm lang, von der Breitseite gesehen rundlich» elliptisch, am Grunde ausgerandet, vom Rücken her zusammengedrückt (also mit breiter Fuge), bei der Reife (wegen der klaffenden Randrippen) 10 »flügelig. Teilfrucht im Querschnitt niedrig»5»eckig, mit 5 flügelförmig»entwickelten Hauptrippen; Randrippen im Querschnitt etwa doppelt so hoch ausgezogen als die 3 Rückenrippen und ungefähr so hoch wie der grösste Querdurchmesser der Fruchthöhlung, bei der Reife von den gegenüberliegenden Randrippen der anstossenden Teilfrucht entfernt und klaffend, die Teilfrüchte daher nur im schmalen, streifenförmigen Mittelteil der Fugenfläche zusammenhängend. Fruchtwand glatt und kahl. Bündel der Hauptrippen im Querschnitt linienförmig, die ganze Höhe der Rippen durch» laufend. Tälchen tief und breit. Oelstriemen ansehnlich, einzeln unter den Tälchen (unter den beiden seitlichen [neben den Randrippen] zuweilen auch 2 bis 3 und dann kleiner), an der Fuge 4 bis 6 . Griffelpolster niedrig»kegelförmig (noch nicht so hoch wie breit); Griffel darüber zurückgebogen, mehrmals länger als dasselbe (etwa H/s bis 2 mm lang), mit kopfig» angeschwollener Narbe. Fruchthalter frei, borstlich, bis zum Grunde 2 »teilig. Nährgewebe im Querschnitt stumpf»5»eckig, am Rücken durch die innen wenig»vorspringenden Oelstriemen schwach» und seicht»gerillt, an der Fugenseite etwas gegen den Fruchthalter vorgewölbt, in der Mitte jedoch leicht nach innen eingebuchtet. — VII bis IX. Da und dort auf feuchten Wiesen (besonders an bebuschten Stellen der Torfwiesen), in Flachmooren, lichten Gebüschen, Schluchten, Auen, an Ufern, in lichten Laubwäldern, an Wald» und Wiesenrändern, seltener auf steinigem Boden (im nördlichen Gebiete anscheinend mehr an schattigen und verhältnismässig trockenen Stellen [auch in Ober»Italien in (Kastanien») Wäldern], in der Schweiz und in Tirol fast nur in Sumpfwiesen), anscheinend kalkmeidend; zerstreut durch das Gebiet. In D e u t s c h l a n d nicht selten im südlichen und mittleren Teil (in den Bayerischen Alpen bis gegen 1400 m ansteigend) und im östlichen Norddeutschland bis Mecklenburg und Brandenburg, zerstreut in Schleswig» Holstein, in der Provinz Sachsen, sowie links der Elbe bis Harburg»Bissendorf, Kreis Celle»Rehburg, Kreis StolzauoRieste und Kreis Bersenbrüdc»Düsseldorf. — In O e s t e r r e i c h verbreitet, nach Süden sellener werdend (im Küstenland nur im nördlichen Teil, bei Triest selten, in Istrien fehlend). — In der S c h w e i z zerstreut in der Ebene, in den Vorbergen und in den grösseren Alpentälern; fehlt dem Kanton Basel (findet sich aber im benachbarten Eisass und Schwarzwald); in Graubünden nur im Misox.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Nord» und MittehEuropa, im Süden seltener (fehlt in Portugal, Spanien [?], Süd=Italien und Griechenland); Uralisches, Altaisches (und Baikalisches?) Sibirien; verschleppt in Nord»Amerika. Eine wenig veränderliche Art. Die Kronblätter sind vor dem Aufblühen zuweilen dunkelpurpurn und behalten auch nach der Entfaltung eine rötliche Farbe ( = f. r o s e i f l ö r u m Murr 1923 [nomen]; z. B. bei Thorn, sowie in Liechtenstein |Bangs, Planken] und bei Rüschlikon [Kt. Zürich] beobachtet). Aeltere Autoren zer» legten die Art in 2 Abarten, die jedoch lediglich 2 schlecht unterscheidbare Standortsformen darstellen : f. 1. silvä« t i c um Sprengel 1806 (pro var. a ; = Angélica Carvifoliaß silvática Wallr. 1822, = Selinum membranäceum1) V í l l . 1807 a), = S. Carvifolia ß membranaceum Godron 1857). Kräftige und meist hochwüchsige Pflanze*) *) Lat. membranäceus = häutig; wegen der oberwärts häutig»geflügelten Stengelkanten. a) Nach K i r s c h l e g e r handelt es sich um eine ausserordentlich hochwüchsige (12 bis 15 dm), zwischen bewaldeten Felsen im Tale von St. Aman'n in den Vogesen gefundene Form mit stark geflügelten Stengelkanten.

1313 schattiger oder nährstoffreicher Orte mit oberwärts deutlich häutig«geflügelten Stengelkanten. Laubblätter breit» dreieckig (die untersten seitlichen Fiederabschnitte verhältnismässig gross); Zipfel letzter Ordnung schmal, linealisdidanzettlidi. Hieher gehört wohl auch subf. d i s s e c t u m O. Kuntze (pro var. 1 b, 1867; = var. aethusoides1) Murr 1899?). Alle Blattabschnitte letzter Ordnung bis zum Grunde in schmale Zipfel zerschnitten (beim Typus der Form fiederspaltig). — f. 2. p r a t e n s e Sprengel 1806 (pro var. ß ; = Angelica Carvifolia « pratensis Wallr., = S. Carvifolia a genuina Godron 1857). Schmächtige und meist niedrige Pflanze der mageren Torfwiesen, mit scharfen, aber nicht deutlich häutig»geflügelten Stengelkanten. Laubblätter im Umriss schmäler, die untersten seitlichen Fiederabschnitte verhältnismässig kleiner; Zipfel letzter Ordnung breiter (meist länglichdanzettlich bis länglich»elliptisch), stumpfer, mit kürzerer Stachelspitze. — Als Abnormität kommen zuweilen Früchte mit 3 Fruchtblättern und 3 Griffeln vor, ferner vergrünte Blüten, deren Fruchtblätter halb* oberständig, in der oberen Hälfte frei und offen und stark verlängert sind und je 1 oder 2 Samenanlagen am Rande tragen; gleichzeitig sind die Blüten oft durch» wachsen und in wirre, unfruchtbare Döldchen umgewandelt ( = Angelica Carvifolia y prolifera Klett et Richter 1830 = Selinum Carvifolia ßß proliferum Peterm. 1838). Selinum Carvifolia tritt mit Vorliebe in feuchten Wiesen und in Flachmooren auf, in den letzteren im Phragmitetum, Schoenetum und Parvocaricetum, in Ober» bayern mit Allium suaveolens, Epipactis palustris, Orchis incarnatus, Juncus obtusiflorus, Parnassia palus» tris, Sanguisorba officinalis, Potentilla silvestris, Silaum Silaus, Angelica silvestris, Lysimachia vulgaris, Gentiana Pneumonanthe, G. asclepiadea und G. Wettsteinii, Suc» cisa pratensis, Serratula tinctoria, Cirsium palustre usw. In Westpreussen gehört die Art den häufig auf kurze Zeit unter Wasser stehenden nassen Flusstal« wiesen an. Mehr vereinzelt erscheint sie auch an Waldrändern oder in lichten Laubwäldern mit Poa nemoralis, Majanthemum bifolium, Pulmonaria obscura, Galium silvaticum, Lactuca muralis usw. In der Boden« seegegend (bei Ravensburg) wurde sie von B e r t s c h in der neolithischen Flora festgestellt. Mauritius Hof f « m a n n kennt sie in seinem 1662 erschienenen Ver« zeichnis der wildwachsenden Pflanzen von Altdorf (Bayern) als Daucus pratensis apii folio odore pastinacae. Die ausgesprochen proterandrischen Zwitterblüten, von denen viele nicht zur Reife gelangen, werden von einigen Ichneumoniden und Tenthrediniden besucht. In den Dolden erster Ordnung sind in der Regel Zwitterblüten FiK* 2496- S e l i n u m C a r v i f o l i a L., in e i n e r f e u c h t e n S t r e u / i , v , , w ie s e . Phot. D r. H rch . M a r z e i l , G u n z e n h a u s e n (B a y e r n ), (seltener auch wenige männliche) vorhanden, wahrend die viel später blühenden Dolden zweiter Ordnung oft ganz männlich sind. Von Schmarotzer»Pilzen sind Erysibe Polygoni D C , Plasmöpara nivea (Ung.), Puccinia bullata (Pers.) und Leptosphaeria doliolum (Pers.) von der Pflanze bekannt. Ehedem galt die Art als magenstärkendes und harntreibendes Heilmittel.

DXXXX. Ligüsticum2) L. em. Drude ( = Ligusticum sect. I. Euligüsticum [et gen. Pachypleurum] Calestani 1905, = Arpitium3) Necker 1790 pro parte ?*8 9 Wegen der Aehnlichkeit der Laubblätter mit denjenigen von Aethüsa Cynäpium L. = Hunds* petersilie (pag. 1272). s) Griech. Xtßvoiixov [libystikön] oder hyvattxov [ligystikön], bei D i o s k u r i d e s u. a. der Name einer nicht genau ermittelten Doldenpflanze, die in der Landschaft Ligurien (in Ober»Italien, am Ligurischen Meer) zu Hause war; lat. Ligüsticus = Ligurisch. Vgl. auch Levisticum. 8) Umgebildet aus Laserpitium ( = franz. „Alisperme“ nach N e c k e r ) ; der Autor übersetzt Arpitium mit „Faux»Alispermea.

1314 = Gaya1) Gaudin 1825 [nec H. B. K. 1821], = Pachypleürum2) Ledeb. 1829, = Coristospermum3) Bertol. 1837, = Neogaya4) Meissner 1846, = Cynäpium5) Nutt. 1840 ex Torrey et Gray 1840 [nec Rupr.], = Hansenia6) Turcz. 1844, = Halöscias7*) Fries 1846, = Oreöcome8) Edgew. 1846 pro parte, = Devillea9) Bubani 1900, = Meum Gärtner 1788 pro parte [nec Miller], = Meon St. Lager 1880 pro parte, = Thysselinum10) Mönch 1794 pro parte nec Adanson nec Hoffm.). Lieb s t o c k 11), Mutterwurz. Franz.: Liveche11). A u s d a u e r n d e , h o c h w ü c h s ig e o d e r n ie d rig e S ta u d e n . d es

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B lü te n teils z w itte rig , teils (b e so n d e rs an den oder

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g e s c h la g e n e n L ä p p c h e n v e r s e h e n , s e lte n e r (bei L . M u te llin a ) k a u m a u s g e ra n d e t m it n u r leicht e in g e s c h la g e n e r S p itze. m e ist

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*) Von G a u d i n benannt nach seinem Schüler und Freunde Jacques G a y , geboren am 11. Oktober 1786 in Nyon (Kt. Waadt), gestorben am 16. Januar 1864 in Paris, ehemals Sekretär der Pairskammer daselbst, hochverdient um die Kenntnis der Flora der Schweiz und von West»Europa (besonders der Pyrenäen) und Verfasser zahlreicher wertvoller Abhandlungen morphologischen und systematischen Inhaltes. 2) Von griech. na%vg [pachys] = dick und nXevQc'c [pleurá] = Rippe-, wfegen der im Verhältnis zur (dünnen) Fruchtwand auffallend dicken Fruchtrippen. *) Von griech. %(úQiar¿s [chorístós] = getrennt, gesondert (von xooq¿£a> [chorizoj = ich trenne, sondere) und anégala [spérma] = Same; wegen des angeblich bei der Reife von der Fruchtwand sich ablösenden Samens von C. cuneífólíum Bertol. (einer Form von Ligusticum lucidum); indessen liegt hier ein Beobachtungsdrrtum von B e r t o l o n i vor. 4) Von griech. veos [néos] = neu und Gaya, vgl. oben Fussnote 1. Die Gattung Gaya Gaudin (18251 musste umgetauft werden, weil schon eine ältere, gültige Malvaceen»Gaftung Gaya (von Humboldt, Bonpland und Ku’nth 1821) existiert. 5) Von griech. xvov (Gen. xvvóg) [kyon, kynös] = Hund und «mov fápíon] ( = lat. ápíum) = Eppich; vgl. auch Aethusa Cynapium (pag. 1272). 6) Von T u r c z a n i n o w nach einem wenig bekannten Botaniker Namens H a n s e n benannt. 7) Von griech. «A? (Gen. «Ao?) [háls, halös] = Salz, Meer und oxing [skiäs] = Schaltendach, Schirm; wegen des Standortes des von Fries zum Typus einer besonderen Gattung erhobenen Ligusticum Scóticum L., der einzigen Línnéschen Ligusticum»Art, die bei der Gattung (in der heutigen Umgrenzung) verblieben ist. B) Von griech. cipo? (Gen. Zqeog) [óros, óreos] = Gebirge, Fels und xófj,r¡ [körne] = Haar, Laub. B) Von B u b a n i nach einem ihm befreundeten, in Tarbes (Pyrenäen) wohnhaften Botanophilen Namens Aloys D e v i l l e benannt (ob identisch mit P. F. A. Deville, der «La Botanique de J. J. Rousseau» [Paris 1821] schrieb? — Nicht zu verwechseln mit N. D e v i l l e , einem Französischen Botaniker, Verfasser von «Histoirie des Plantes de l’Europe» etc. [Lyon 1719]). Nach (welchem?) D e v i l l e sind auch benannt die Podostemonaceen.Gattung Devillea Tul. et Wedd. 1827 ( = Osérya Tul. el Wedd. 1827) und die Bromeliaceen» Gattung Devillea Bertol. 1830 ( = Caraguata Lindley 1827, = Guzmania Ruiz et Pavón 1802). — B u b a n i glaubte die Gattung Ligusticum der neueren Schriftsteller umtaufen zu müssen, weil sie sicher nicht der gleich» namigen Pflanze der Alten entspricht. ,D) Vgl. pag. 1309, Fussn. 5. n) Dieser deutsche Name ist, wie auch franz. Lívéche, aus lat. levisticum entstanden; vgl. Levisticum officinale, das früher zur Gattung Ligusticum gestellt wurde.

1315 T ä lc h e n u n d a n d e r F u g e n flä c h e , g r ö s s e r o d e r k lein er.

F ru c h th a lte r frei, 2®teilig.

N ä h rg ew eb e

im Q u e rs c h n itt stu m p f= n íed ríg= 5-eck íg, a n d e r F u g e a b g e fla ch t o d e r n u r in e in e m s e h r s e ic h te n B o g e n a u s g e h ö h lt,

in d e r M itte

d e r A u s h ö h lu n g

oft

w ie d e r e tw a s

n a ch

au ssen

(n a ch

dem

F r u c h th a lte r hin) v o rs p rin g e n d .

Die Gattung umfasst in der hier (nach Dr u d e ) angenommenen Umgrenzung1) 40 bis 50 Arten im Nordischen Florenreich (davon 20 in Nord»Amerika nach C o u l t e r und R o s e [1900]), sowie in Chile und (8 Arten) in Neuseeland. — L. Mutellina nimmt eine Zwischenstellung zwischen Meum (zu welcher Gattung die Art lange Zeit gerechnet wurde, und mit der sie in der Form der Kronblätter übereinstimmt) und Ligusticum ein. Sofern man nicht eine eigene Gattung (Mutellina [Camerarius] Thellung ined., mit der einzigen Art M. purpúrea [Poiretl Thellung) aufstellen will, erscheint es am richtigsten, die Art nach dem Vorgänge von B e n t h a m und H o o k e r , Dr ude u. A.mit Rüdesicht auf die stärker als bei Meum vorspringenden Rippen und das nur sehr seicht ausgehöhlte Nährgewebe bei Ligusticum unterzubringen, innerhalb welcher Gattung sie eine eigene Untergattung (Mutellina) bildet. — Auch über die Selbständigkeit und die Umgrenzung der ehemaligen Gattung Pachypleürum ( = Gaya = Neogaya) gehen die Meinungen der Autoren weit auseinander. L e d e b o u r und N y m a n betrachten Pachypleurum alpinum (den Typus der Gattung Pachypleurum) und Neogaya Simplex ( = Ligusticum mutellinoides) nicht nur als spezifisch und generisch verschieden, sondern stellen sogar die beiden Gattungen in verschiedene Triben (Pachypleurum wegen der angeblich linsenförmig«zusammengedrückten Frucht zu den Peucedaneen, Neogaya neben Ligusticum zu den Ligusticeen). Auch R o u y und C a m u s (1901) behalten Pachypleurum (einschl. Neogaya) als eigene Gattung der Peucedaneen (Subtribus Pachypleureen) bei. Andererseits hatte schon R e i c h e n b a c h (1867) mit Recht hervorgehoben, dass Pachypleurum alpinum und Ligusticum mutellinoides (simplex) kaum spezifisch, geschweige denn generisch getrennt werden können, und B e n t h a m und H o o k e r vereinigten diese beiden Arten nebst Ligusticum Mutellina innerhalb der Gattung Ligusticum zu einer Gruppe, die dann von D r u d e (1898) in etwas engerer Fassung den Namen subgen. Pachypleurum erhielt. Man kann sich fragen, ob es nicht richtiger wäre, nach dem Vorgänge C a l e s t a n i s (1905) Pachy» pleurum (einschl. Gaya) auf Grund der sehr kleinen, fädlichen, nur den kleinsten Teil der Fruchtrippen erfül» lenden Bündel2) als eine eigene, mit Ligusticum zunächst verwandte Gattung abzutrennen; jedenfalls aber erscheint es dem Bearbeiter (Thellung) unzulässig, die beiden so stark verschiedenen Arten Ligusticum Mutellina und L. mutel« linoides in der gleichen Untergattung zu vereinigen. — Ausser den nachstehend beschriebenen Arten findet sich im Grenzgebiete der Mitteleuropäischen Flora: L f e r u l á c e u m All. [1774] ( = Ammi ferulaceum Link [sec. Ind. Kew.], = Ligusticum Seguíérí Vill. 1779 [excl. syn.], nec Koch, = Laserpitium Daüricum Pollini nec Jacq. 1776 Jquod = Cnidium Da[h]üricum Fischer et Meyer], = L. taúrícum [siel sphalm.] Jacq. ex Bonnier). Asantblätteriger Liebstock. Ital.: Finocchione ferolino. Vgl. den Bestimmungsschlüssel. Auf Felsschutt, Felsen und steinigen Weiden der Kalkgebirge. Erreicht die Nähe der Gebietsgrenze im Französischen Hochjura (Reculet [Vallon d’Ardran] und Colombier de Gex; die T h u r m a n n sehen Angaben von der Döle und vom Saléve sind sehr zweifelhafl). Allgemeine Verbreitung: Französische Alpen, Französischer Hochjura, Piemonteser Alpen [die Angaben aus den Lombardischen Alpen (Monte Legnone, nach C o m o l l i ) und aus Tirol (auf Wiesen des Tonale bei 2000 m nach P a r la t o r e ) sind sehr zweifelhaft und beziehen sich wohl auf L. lucidum var. Seguieri]; angeblich auch im Apennin (Corno alle Scale). Aendert ab: f. n ä n u m Rouy et Camus (pro var.). Stengel nur 2 bis 3 cm hoch, blattlos. Nur 1 endständige Dolde; ihre Strahlen länger als der Stengel. Hüllblätter nur an der Spitze kurz zerschlitzt oder zuweilen selbst ganzrandig. Selten; wohl sicher nur eine durch Standortseinfluss erzeugte Kümmerform.

1. (Subgen. E u « L i g ü s t i c u m Drude [ = subgen. Ligusticum Rchb. 1828 pro parte (excl. syn. G = sect. Euligusticum et sect. Coritospermum4) [sic] (pro parte) Rouy et Camus]). Kräftige, öfter hochwüchsige Pflanzen. Dolden gross, reich» (die endständige meist [15»] 20» bis 40»)strahlig; längste Strahlen (3) 4 bis 5 cm lang. Doldenstiel (gepresst) meist 2 1/» bis 4 mm dick. Kronblätter verkehrt»herzförmig ausgerandet. Gefäss» bündel der Fruchtrippen im Querschnitt etwa die halbe Höhe der dreikantig»vorspringenden Rippen ausfüllend. Oelstriemen ansehnlich.......................................................................................................................... o.*)

*) Cal es tañí (1905) erweitert die Gattung durch die Einbeziehung von Pleurospermum, Silaum, Cnidium und Selinum; Car uel hatte (1889) auch Meum und (1894) Conioselinum einbezogen; bei Bai l i on (1880) endlich wird Ligusticum mit der stark erweiterten Gattung Meum vereinigt. 2) Solche besitzt allerdings auch Cnidium Monnieri (pag. 1305), das von C a l es t a ñ í gleichwohl zu Ligusticum gestellt wird.

*) Wegen der Aehnlichkeit der Laubblätter mit denjenigen von Férula» (Asant»)Arten. 4) Statt C[h]oristospermum; vgl. pag. 1314, Fussn. 3 . H e g i , Flora. V, 2.

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1316 1*. Niedrige oder schlankwüchsige Alpenpflanzen. Dolden klein, entweder mit 7 bis 15 höchstens 3 cm langen oder mit bis 20 kaum über 1 cm langen Strahlen. Doldenstiel (gepresst) selten über 11/a mm dick. Oelstriemen zart, zuweilen sehr k l e i n ...................................................................................................................3. 2. Stengel 60 bis 120 cm (und mehr) hoch, ästig j die oberen Aeste (bezw. Seitendolden) gegen» ständig oder zu 3 bis 5 quirlig. Laubblattzipfel in ein langes, schlankes, weisses, grannenartiges Stachelspitzchen endigend. Hüllblätter 0 bis 3, klein, ungespalten; Hüllchenblätter ganzrandig. Enddolden meist 30« bis 40»strahlig. Fruchtrippen im Querschnitt mit geschweiften Seitenrändern (über den Bündeln plötzlich verdünnt und flügel» förmig»ausgezogen). Oelstriemen gross, zu 3 (vereinzelt auch zu 2) unter den Tälchen, 4 bis 6 an der Fugen» f l ä c h e ....................................................................................................................................................L l u c i d u m nr. 2093. 2*. Stengel 50 bis 60 cm hoch (an Kümmerformen auch niedriger), einfach oder spärliduästig. Laub» blattzipfel mit einem kurzen, braungelblichen Stachelspitzchen. Hüllblätter mehrere, ansehnlich, fast laubblatt» artig, gleich den Hüllchenblättern oberwärts fiederspaltig oder fiederschnittig. Enddolden (15») 20» bis 25» (30») strahlig. Fruchtrippen im Querschnitt mit fast geraden Seitenrändern. Oelstriemen klein, meist zu 5 bis 6 unter den Tälchen, 10 bis 12 an der F u g e n flä c h e .....................................................L. f e r u l a c e u m (pag. 1315). 3. (Subgen. M u t e l l i n a Thellung [ = sect. Coritospermum (sic) Rouy et Camus pro parte nec Bertol.]). Hüllblätter 0 oder vereinzelt und unansehnlich, kürzer als die Doldenstrahlen, meist abstehend oder zurückgeschlagen. Kronblälter (wie bei Meum) mit nur schwach eingebogener Spitze, kaum merklich aus» gerandet. Fruchtrippen wenig vorspringend, im Querschnitt 3»eckig=eiförmig, zum grössten Teil von dem ansehn» liehen Bündel erfüllt. Oelstriemen klein aber deutlich. Doldenstrahlen meist 7 bis 10, ziemlich schlank, bis 3 cm lang, aufrecht»abstehend. Grundachse an der Spitze faserschopfig. Grund» ..................... L. M u t e l l i n a nr. 2094. blätter im Umriss 3»eckig»eiförmig . . 3*. (Subgen. P a c h y p l e ü r u m [Ledeb.] Drude pro parte, emend. Thellung [ = Gaya Gaudin, = Neogaya Meissner). Hüllblätter regelmässig vorhanden, 5 bis 10, blass, hautrandig, an der Spitze oft eingeschnitten, so lang wie die äusseren Dolden» strahlen und ihnen meist anliegend (daher zuweilen leicht zu übersehen)). Äeussere Kronblätter an der Spitze deutlich verkehrt»herzförmig»ausgerandet und mit einem eingeschlagenen Läppchen versehen. Fruchtrippen stark flügelförmig»vorspringend, im Querschnitt eiförmig»lanzettlich bis lanzettlich, nach der Ansatzstelle hin gleichsam stielartig»verschmälert, nur am Grunde des Querschnittes von einem dünnen, faden» förmigen, etwa */s der Höhe der Rippe erreichenden Bündel durchzogen. Oel» Striemen sehr klein und unansehnlich. Doldenstrahlen öfter 15 bis 20, kurz (kaum über 1 cm lang) und dich, die äusseren spreizend. Grundachse an der Spitze braun» häutig»behüllt. Grundblätter im Umriss länglich . . L. mu t e l l i no i d e s nr. 2095.

2093. Ligusticum lucidum Miller (1768)1) sens. ampl. (= L. Pyrenseum [Gouan 1773 ampl.] Treviranus 1818). G l ä n z e n d e r L i e b s t o c k . Ital.: Meo adulterino. Fig. 2497. Pflanze ausdauernd. Grundachse dick=walzlich, schwarz, ästig, mehrköpfig, an dem stark verdickten Halse mit maschig*verschlungenen, strähnigen Fasern bekleidet. Stengel meist 60 bis 130 cm hoch, auf* recht, schlank, röhrig oder ausgefüllt, meist stielrund und fein gerillt (vgl. jedoch var. Balcänicum), kahl wie fast die ganze Pflanze, ästig, beblättert; obere Aeste (bezw. Seitendolden) gegenständig oder (öfter) Fig. 2497. L ig u s tic u m lu ­ zu 3 bis 5 quirlständig. Laubblätter im Umriss 3 »eckig, vielfach» cidu m Miller var. S e g u i e r i (Jacq.) Fiori. fiederig» zerschnitten. Grundblätter gross, oft über 30 cm lang, lang» gestielt, mit breiten, bauchigen Scheiden; Stengelblätter nach oben an Grösse und Zerteilung abnehmend, die obersten auf den schmalen, länglichen, hautrandigen Scheiden sitzend (Hautsaum der Scheide sich auf die Stiele des untersten Paares der Seiten* abschnitte fortsetzend). Blattzipfel letzter Ordnung ziemlich entfernt, oft spreizend, verkehrt* eilänglich und plötzlich zugespitzt»stachelspitzig oder (bei der im Gebiet vorkommenden Rasse) linealisch=lanzettlich bis linealisch und allmählich scharf zugespitzt, stets mit einem schlanken,*) *) Die Identität der M i 11 e r sehen Spezies mit Seseli aristatum Ait., welch’ letzteres nach der Beschrei» bung zweifellos dem Lig. Pyrenaeum Gouan entspricht, wird durch A i to n selbst bezeugt.

1317 g ra n n e n a r tig e n

S tach elsp itzch en ,

gezäck elt*k u rzb o rstig = rau h e n d stä n d ig ,

g ro ss

(e tw a 8 bis 1 3 c m im

zu sam m en gezogen . m eist 0 ,

lanzettlich *p friem lich , h a u tra n d ig .

M itte ln e rv ) k a u m

a d e r ig ,

am

R ande

D o ld e n a m S te n g e l u n d a n s e in e n A e s t e n

D u rc h m e s s e r),

flach,

bis

4 0 * s tra h lig ,

zur

F r u c h tz e it

D o ld e n s tra h le n u n g le ich , m e ist d ü n n , e tw a 3 bis 9 c m la n g , e tw a s k a n tig ,

au f d e r In n en seite ra u h fla u m ig . H ü llb lätter

u n te rse its (a u sse r d e m

o d e r (im G e b ie t) g la tt.

D ö ld c h e n re ich b lü tig , ih re S tra h le n d ü n n , v e r l ä n g e r t, u n g le ic h .

selten

1 bis 3

e tw a

1 , 2 so la n g als d ie D ö ld ch e n , g a n z r a n d ig , sch m ä le r* o d e r b r e it e r

K e lch zäh n e

und

h in fällig.

k au m w ah rn eh m b ar.

H ü llc h e n b lä tte r

K r o n b lä tte r w eiss,

5

bis 8 ,

lin ealisch *

oder

fein *p ap illös, b reit*ellip tisch

o d e r leicht v e rk e h rt* e ifö rm ig , e tw a H /2 m m la n g u n d 1 m m b re it, a m G r u n d e k u r z * z u s a m m e n * g e z o g e n , a n d e r S pitze im U m riss a b g e r u n d e t u n d m it e in e m s c h m a le n , e tw a bis z u m o b e r e n D rittel re ic h e n d e n

E in sch n itt v e r s e h e n ;

e in g e s c h la g e n e s L ä p p ch e n s e h r sp itz,

bis z u m u n te re n D rittel d es K ro n b la tte s re ich e n d . e tw a

4

bis 6

(8) m m

la n g

u n d 2 1/ 2 bis 3

F ru c h t ellipsoidisch

(5) m m im

oder

zur

M itte o d e r

e ifö rm ig * lä n g lic h ,

g rö s s te n D u rc h m e s s e r, a n d e r S p itz e

(u n te r d e m K elch sau m ) oft e tw a s z u s a m m e n g e z o g e n , b ei d e r R eife k a ffe e b ra u n . sta rk v o rs p rin g e n d , 3 *k a n tig u n d sch m a l flü g e lfö rm ig * a u s g e z o g e n , v o n

H a u p tr ip p e n

e in e m im Q u e r s c h n itt

e ifö rm ig e n , e tw a die h a lb e H ö h e d e r R ip p e au sfü llen d en L eit* u n d S te re o m b ü n d e l d u r c h z o g e n ; d ie b eid en R a n d rip p e n im Q u e rsch n itt e tw a s h ö h e r als d ie 3 rü c k e n s tä n d ig e n . T ä lc h e n z ie m lich b reit u n d flach, fein*gerillt. d e r F u g e n flä c h e .

O e ls trie m e n a n seh n lich , z u

2

bis 3 u n te r d e n T ä lc h e n , 5 bis 6 a n

G riffelp o lster g ro s s , h a lb k u g e lig * 2 * k n ö p fig * v o rg e w ö lb t.

l 1/ 2 m m la n g , e tw a d o p p e lt s o la n g als d a s G riffelp o lster u n d

über

G riffel

d a sse lb e

z u le tz t 1 b is

z u rü d e g e b o g e n .

N ä h r g e w e b e im Q u e rsch n itt n ied rig * u n d stu m p f*5*eck ig , a n d e r F u g e n s e ite s e h r se ich t b o g e n * f ö r m ig * a u s g e b u c h te t,

in

der

M itte

F ru c h th a lte r hin) v o rs p rin g e n d . —

d e r B u ch t leicht k ie lfö rm ig n ach

au ssen

(d. h . n a c h d e m

V II, V III.

Selten auf Bergwiesen, mageren Weiden, an steinigen Hängen, in der subalpinen Stufe, auf Kalk; im Gebiet nur in den Südal pen und zwar ausschliesslich in der unten beschriebenen Rasse Seguiéri. In O e s t e r r e i c h im Küstenlande (auf hochgelegenen Bergwiesen auf dem Cavin beim Forsthause nahe der Brixiuskapelle und in den Felsmulden oberhalb der Hieronymuskapelle auf dem Nanos, bei Lanisée auf den Bergwaldwiesen am Wege nach Bergudi, sowie auf dem Monte Maggiore bei Vela Ucka und Mala Ucka), Krain (am Golakberge in Innerkrain)1) und Südtirol (Nonsberg : Oestliche Kuppe der Mendel [1930 m], Val di Ledro 1700 bis 2000 m [an der Cima di Caret, zwischen Trat und der Bocca di Saval 1600 m], Monte Baldo [häufig auf ehemaligem Tiroler Gebiet : prato di Brentonico, Tolghe, Zocci und besonders im Vair Aviana 1000 bis 1600 m, San Giacomo). — In der S c h w e i z nur im südlichen Tessin (San Martino, San Giorgio, Monte Generoso). — Ausserdem zuweilen als Zierpflanze gezogen.

A 1 1g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Spanien, Pyrenäen, Französische Basses*Alpes, Italienische Alpen, Kanton Tessin, mittlerer und südlicher Apennin, Oesterreichische Süd* alpen (vgl. oben), Kroatien, Slavonien, Bosnien, Dalmatien, Herzegowina, Montenegro [die Angabe aus Siebenbürgen durch B a u mg a r t e n ist irrtümlich und bezieht sich auf Cnidium silaifolium; diejenige aus Corsica ist sehr zweifelhaft]. Die Art gliedert sich hauptsächlich in 3 ( ± geographisch geschiedene) Rassen®) t var. « t y p i c u m (Paoletti) Thellung ( = L. lucidum Miller 1768 sens, strict., = L. Pyrenæum Gouan 1773 sens, strict, [excl. syn. Seguieri], non All. nec Mert. et Koch, = Cnidium Pyrenaeum Sprengel 1813, = Meum Pyrenaeum J. Gay *) Angegeben ferner vom Sladenik in den Julisdien Alpen. 2) Ob L. H u t é r i Porta et Rigo ( = L. Pyrenaeum forme L. Huteri Rouy et Camus, = L. Pyrenaicum var. Hüteri [sic] Knoche 1922, = L. Bianörii Sennen et Pau [benannt nach Frère B i a n o r , geistlichem Lehrer in Söller auf Majorka] sec. Knoche, = Selinum carvifolium Bercelo? nec L. [sec. Knoche]) von den Balearen wirklich nur eine Rasse des L. lucidum und nicht vielmehr mit seinem niedrigen (nur bis 4 dm hohen) Stengel und den gedrängten, sich fast berührenden, breiheiförmigen, gelappten und kerbzähnigen, sehr stumpfen und sehr kurz stachelspitzigen, rauhen, an Athamänta Sicula L. erinnernden Blattzipfeln eine eigene Unterart oder Art darstellt, muss der Bearbeiter aus Mangel an genügend reichlichem Material dahingestellt sein lassen. 286*

1318 ex DC. Prodr., = Coristospermum [Pyrenaeum] Bertol. sec. Arcangeli, = Devillea Pyrenaea Bubani, = Liguslicura Pyrenéicum Kodi 1824, = L. ferulàceum Lam. 1779 fnec Ail. 1774], = Séseli aristétum Aiton 1789, = Selinum aristatum „Alt.“ ex Link, = Thysselinum nigrum Mönch 1794, = Seseli ferulaefölium Poiret 1806, = Ligusticum cuneifölium Guss. 1826, = Coristospermum cuneifolium Bertol. 1837, = Cnidium cuneifolium Griseb., = Ligusticum Pyrenaeum forme L. cuneifolium Rouy. et Camus 1901, = L. Pyrenaeum a typicum Paoletti 1900, = L. Barreliéri et L. Seguiéri [pro parte] Pourret herb. sec. Bubani). Stengel stielrund, fein» gerillt. Laubblaltzipfel letzter Ordnung länglich bis schmal-spatelförmig, plötzlich in die Stachelspitze zusammen» gezogen, etwa 4» (3 bis 5=)mal so lang als breit (grösste Breite meist über der Mitte), am Rande und unter« seits am Mittelnerv gezäckelt-rauh, meist nicht über 5 mm lang. Spanien, Pyrenäen, Französische Basses» Alpes, Apennin (Abbruzzen bis Majella). Dazu subvar. L e g i o n é n s e 1) (Lange) Thellung ( = L. Pyrenaeum fl Legionense Lange). Laubblattzipfel weniger spreizend, fast doppelt so lang als beim Typus der Rasse, linealisch»lanzettlich. Aus Spanien beschrieben. Nähert sich der var. Seguiéri, unterscheidet sich aber noch immer durch die am Rande rauhen Laubblattzipfel. — Vom Typus der Rasse kaum merklich verschieden ist subvar. (vel forma) c a r n ö s u l u m (Porta et Rigo) Thellung ( = L. Pyrenaicum [sic] var. carnosulum Porta et Rigo [exsicc. 1895] ex Hüter 1905). Laubblattzipfel letzter Ordnung mehr spreizend, etwas fleischig, mit undeutlichem Mittelnerv, am Rande nur s zuweilen auch ganz zwitterig, während die Döldchen der Dolden höherer Ordnung zahl» reiche cf Blüten aufweisen. Rein cf Döldchen sind selten. Als Besucher kommen zahlreiche Dipteren und Hymenopteren in Betracht (in Nordamerika auch viele Käfer). Von M i s s b i l d u n g e n wurden beobachtet: Korkzieherförmiges Umeinanderwinden zweier Wurzeläste ; adventive Callusknospen auf Wurzeln; Verbände» rung des Stengels (auch bei subsp. urens), teilweise vererbbar ; streckenweise Längsverwachsung von Dolden« strahlen; Vergrünung der Blüten (mit oberständigen, freien Fruchtblättern), meist verbunden mit Blütensprossung aus den Achseln der Kelch» oder Fruchtblätter; Verlaubung der Hüll» und Hüllchenblätter; Sprossung der Dolden; Auftreten einer kurzgestielten Blüte (an Stelle eines Döldchens) in der Mitte einer Dolde (gleich der „Mohrenblüte bei Daucus Carota); Auftreten von 3 Keimblättern an Keimpflanzen.

DXXXXVIII. H eracléum ) L. (= Pastinâca sect. III. Heracleum Calestani 1905, = Sphondÿlium2) Miller 1754, = Spondylium3) G. Don 1834, = Wéndia4) *) Pflanzenname bei P l i n i u s von unsicherer Bedeutung, abgeleitet von dem Heros (Halbgotte) H e r a k l e s oder H e r k u l e s , der die Heilkraft der Pflanze entdeckt haben soll (vielleicht bezieht sich ihr Name auch auf ihren kräftigen Wuchs). Bei T h e o p h r a s t findet sich das W ort in adjektivischer Form» 2) a) *) siehe pag. 1416.

1416 Hoîfm. 1814, = Wéndtia4) Ledeb. 1844). Bä r e nkl a u, Bärenwurz, Heilkraut, Herakles- oder Herkulesstaude. Franz.: Berce, panais sauvage; engl.: Cow-parsnip, hogweed; ital.: Sedano dei prati, panace, spondilio. M e ist L a u b b lä tte r

h o c h w ü c h s ig e

fied ersch n ittig

und

m it

A b sch n itte n , o d e r 3 **sch n ittig, ra u h h a a r ig

bis v e r k a h le n d

5

oder

oder

m eist g ro ss u n d re ic h s tra h lig .

k rä ftig e ,

z w e ijä h rig e

bis 7 (9) oft au ch

a u ch

u n g e te ilt

d ich ter3

v o r w ie g e n d

zw itte rig

oder

a u s d a u e rn d e

bis h an ch

oder

(n u r h a n d fö rm ig g elap p t),

oder

lo ck e re r

w eiss*

bis

S tau d en .

fied ersp altigen u n terseits k u rz3

grau filzig .

D o ld en

H ü llb lä tte r fe h le n d o d e r sp ärlich 3v o r h a n d e n u n d leicht ab fallen d ;

H ü llch en (bei u n s e r e n A r te n ) re ich b lä tte rig . d o ld e n

K r ä u te r

tief g e la p p te n

und

w ie g e n d m än n lich u n d u n fru ch tb a r.

B lü te n h äu fig

fru ch tb ar,

d ie je n ig e n

p o ly g a m is c h ,

der

d ie je n ig e n d e r End»

sc h w ä c h e re n

K e lch s a u m 5= zäh nig o d e r v e rw is c h t.

S e ite n d o ld e n

vo r*

K ro n b lä tte r p apillös,

w eiss, rötlich , g rü n lich o d e r gelb lich , v e rk e h rt* e ifö rm ig o d e r v e rk e h rt= h e rz fö rm ig , ±

tief a u s3

g e ra n d e t u n d an d e r S p itze (b ezw . in d e r A u s ra n d u n g ) m it e in e m e in g e s c h la g e n e n L äp p ch en v e rs e h e n , oft u n g leich u n d s tra h le n d , d. h . die ä u s s e re n K ro n b lä tte r e in e r B lü te (b e so n d e rs a m R a n d e d e r D ö ld ch e n u n d z u m a l a m R a n d e d e r H a u p td o ld e ) b e d e u te n d g rö s s e r als d ie in n e re n und + h älftig ).

tief 2 4 a p p i g (d as m ittle re

d e r G e s a m td o ld e : v o n d e n vom

ä u s s e re

s y m m e tris c h , die a n sto sse n d e n

D iese Z y g o m o r p h ie (zw eiseitig e S y m m e trie )

A u s s e n ra n d

über

ä u sse re n D ö ld ch en z u

d e n S e ite n ra n d

zu m

d e r B lü te n

d e n in n e re n ; b) im

In n e n ra n d e

und

seitlich en

u n g le ich 3

n im m t a n S tärk e a b :

vom

a) in

e in z e ln e n D ö ld ch en :

R ande

n ach

d e r M itte ;

c ) in d e r e in z e ln e n B lü te : v o n d e n ä u s s e re n (v o r d e r e n ) K ro n b lä tte rn zu d e n in n e re n (h in teren ). F ru c h tk n o te n ö fte r b e h a a r t (selten k ahl), au ch die reife F ru c h t n ich t selten zo ttig o d e r b o rstig nctvaxtg fjQcixXeiov [pänakes heräkleion], ebenso bei D i o s k u r i d e s ;

die Pflanze des letzteren entspricht mit grösster Wahrscheinlichkeit dem Opöpanax hispidus (vgl. die Gattung Opopanax, pag. 1359). Das „Panax Hera« cléum* von Lobei (1581) und Da l e c h a mp s ( = Panax herculéum bei C a e s a l p i n u s [?] und T a b e r n a e « m o n t a n u s = Panax sphondilii folio sive Heracleum bei J. B a u h in 1623 = H. Pénaces L. pro parte) ist unser heutiges H. (Sphondylium subsp.) montanum (vgl. pag. 1441, Fussn. 1 und 1443), während das „Pänaces Hera» cléum* von M a t t i o l i (1554) anscheinend dem H. (Sphondylium subsp.) Pyrenaicum var. Pollinianum (pag. 1448/9) entspricht. Als substantivischer Gattungsname im heutigen Sinne scheint Heracleum erst von L i n n é (1735) eingeführt worden zu sein. *) [zu pag. 1415] Altgriechischer Pflanzenname von unsicherer Bedeutung; otporävbov [sphondÿlion] bei Di oskur i des, ocpovävXeiov Jsphondyleion] bei Ni ka ndr os . Wird aufgefasst als Verkleinerungsform von griech.

Flügelrand ausserhalb des Nervs l 1/» mm, Oelstriemen der Tälchen bis */* mm b r e i t ............................................. ......................................................................................................................................... H. L e hma nni a num (pag. 1422, nr. 7). 9*. Pflanzen 2» bis 3«jährig. Laubblätter unterseits auf der Fläche sehr kurz» und feinflaumig (Haare steiflich, gerade oder leicht gebogen), an den Verzweigungsstellen der Hauptnerven bärtig»zottig, längs der stärkeren Nerven oft zerstreut steifborstig. Frucht verkehrt«eiförmig (selten fast elliptisch), fast stets nach dem Grunde merklich stärker vorgezogen»verjüngt als nach der Spitze. Flügelrand ausserhalb des Nervs meist nicht über 1 mm b r e i t ...............................................................................................................................................................10. 10. Laubblätter fast stets nur 3»zählig»zerschnitten, der Endabschnitt oft tief 3»teilig, aber sein Mittel» lappen den Seitenlappen dicht genähert oder durch ein geflügeltes Spindelglied mit ihnen verbunden; selten 7 Nach den Exemplaren im Herbarium B o i s s i e r in Genf; ob stets so? *) Die Angabe von Bunge und Boissier, dass die Frucht stachellos sei, beruht auf einem Beobachtungs» irrtum; wohl sind an dem überreifen Fruchtmaterial die Stacheln grösstenteils abgebrochen, doch lassen sich ihre Ansatzstellen unter der Lupe leicht erkennen, auch sind noch vereinzelte unversehrte Stacheln nachweisbar.

1427 einzelne Laubblätter vollkommen 5«schnittig. Laubblatt»Zipfel 3»edcig=lanzettlich, zugespitzt. Kelchzähne (auch an der Frucht) sehr deutlich, 3peckigdanzettlich, spitz. Frucht in der Jugend dicht papillös.rauhzottig (Haare grösstenteils V2 mm lang, wenige bis 1 mm), bei der Reife fast elliptisch (sehr schwach verkehrt.eiförmig), etwa 10 bis 14 : 6 bis 8 mm, spärlich spinnwebig.zottig, am Rande dicht»stachelig bis (fast) stachellos. Flügel» rand (ausserhalb des Nervs) und Oelstriemen der Tälchen **/4 bis 1 mm breit. Blütenknospen aussen kurz flaumig»zottig, geflügelt*5»kantig. Stengel und Blattstiele (beim Typus) rot gesprenkelt................................................. ........................................................................................................................ H. M a n te g a z z ia n u m (pag. 1422, nr. 8). 10*. Laubblätter wenigstens vorwiegend 5» bis 9«zählig»fiederschnittig, mit mindestens 5 paarweise durch deutliche Spindelglieder getrennten Abschnitten (doch bei H. speciosum wohl auch gelegentlich sämtlich 3»schnittig). Kelchzähne (wenigstens an der Frucht) undeutlich, kurz und breit, stumpf. Haare der jungen Frucht länger, grösstenteils 1 mm lang, vereinzelt noch länger (vgl. jedoch die abweichenden Abarten) . . 1 1 .

11. Frucht verkehrteiförmig»länglich, bis 1 2 : 8 mm, nach dem Grunde ausgezogen»verschmälert Typus in der Jugend dicht« und lang weisszottig, reif spinnwebig»zottig, am Rande bestachelt; Flügelrand ausserhalb des Nervs */* bis l 1/4 mm breit. Oelstriemen der Tälchen am Ende 8/< bis 1 mm breit, meist nur 2/s so lang als das Fruchtgehäuse. Blattstiele »leberfarbig*. Seilenabschnitte der Laubblätter 2» bis 4» (meist 3»)paarig, ihre Lappen verlängert, eiförmig»lanzettlich bis lanzettlich, meist erheblich länger als breit, zugespitzt, unterseits sehr kurz» und feinflaumig (Lupel). Pflanze mit starkem Geruch nach Anis oder Fenchel ..................................................................................................... H. P e rs ic u m (pag. 1423, nr. 9). 11*. Frucht in Grösse und Gestalt veränderlich: bald ziemlich schmal»verkehrteiförmig ( 1 2 : 7 mm, Flügelbreite ausserhalb des Nervs 1 mm, Oelstriemen der Tälchen am Ende V2 bis *A mm breit), meist aber breiter«verkehrteiförmig (10 bis 11 : 7 mm, Flügel 1 mm, Oelstriemen V2 bis */* mm; oder 1 2 : 8 : 8/4 : 8/4 mm) oder noch breiter (10 : 8 : 1 : *U mm), nicht selten auch beträchtlich kleiner, dabei verkehrt»eiförmig (8 bis 8'/s : 5 1/2 : V* : V2 mm)1), im Allgemeinen am Grunde weniger stark verjüngt als bei H. Persicum, beim Typus in der Jugend dicht steifhaarig-zottig, reif zuweilen verkahlend, wenigstens am Rande h stachelig. Blattstiele oft rot»gesprenkelt. Laubblätter unterseits oft etwas länger flaumhaarig als bei den 2 vorhergehenden Arten, die Lappen ihrer Abschnitte öfter kurz und breit (kaum länger als breit), kurz»zugespitzt (vgl. jedoch var. Wilhelmsii). Blütenknospen (beim Typus) aussen stark zottig, nicht deutlich kantig................................................................................ ................................................ H. s p e c io s u m (pubescens) (pag. 1423, nr. 10). - ......................................................

2116. Heracleum Sphondylium3) L. 1753 em. (in Fl. Suec.) 1755 (incl. H. Sibiricum L. 1753), Hartman 1838 ( = H. Spondylium2) Lap. 1813 et auct. nonnull., = H. Sibiricum [L. 1753 ampl.] Hartman 1849, = H. prothei'förme3) Crantz 1767, = Sphondylium Branca4) Scop. 1772 (1), Mönch, ampl. Caruel 1889, = H. Branca ,,Scop.“ ex Lam. et DC. 1805 [pro syn.] et ex Steudel 1821, Herbich 1859 [sec. Knapp], = H. branca ursina4) All. 1785 (1), = ,,H. branca ursina offic.“ Crantz ex All. 1785 [in syn.], = Sphondylium Branca*ursina Hoffm. 1814, = Sph. Branca ursi Besser 1822 [)]). W i e s e n * B ä r e n k l a u , Unechte5) Bärenklau, Heilkraut. Franz.: Berce, branc ursine, fausse5) branc ursine, corne de chèvre, fausse5) acanthe, acanthe d’Allemagne, panais sauvage, herbe de diable, patte de loup, patte d’ours, cuques, in der Westschweiz: Potruchin, blotter schîne; engl.: Common cow*parsnip, hogweed, bear’s breech, brankursine, old=rot, swine»weed, skeebplant (d. h. Spritzenpflanze, wegen der Benutzung der frischen Stengel als Kinder*Spielzeug), „kiskies“ (Bezeichnung für die dürren Stengel in Cornwall); ital.: Sedano dei prati, panace, panace erculeo, panacea, spondilio, ferner: murinaira (Tessin: Brissago, Dr. Hegi 1924); rätoromanisch im Engadin usw.: Rasvenna, razvenna, razavena, *) N a c h d e m

r e ic h e n M a t e r i a l d e s H e r b a r i u m

Boissier

in G e n f .

*) Vgl. pag. 1415/6, Fussn. 1 und 2. ) V ie l g e s ta ltig , w a n d lu n g s f ä h ig ,

v o n g r ie c h .

n^wtevs

[P ro te u s ],

bei

H o m e r

d e r N a m e e in e s M e e r »

g o t t e s , d e r sich in a lle m ö g lic h e n G e s t a l t e n z u v e r w a n d e l n v e r m o c h t e . ) V o n ita l. [la t.? ] b r a n c a S e tz u n g d e s d e u ts c h e n N a m e n s .

=

K la u e u n d la t. u r s in u s =

z u m B ä r e n g e h ö r i g , a l s o B ä r e n k l a u e ; L ie b e r»

*) A l s »e d l t e * B ä r e n k la u g ilt v ie lf a c h , im G e g e n s a t z z u H e r a c l e u m , d ie G a t t u n g A c ä n t h u s , d e r e n A r t e n te ilw e is e im B la ltsc h n itt e in e z ie m lic h w e i tg e h e n d e A e h n li c h k e it m it H e r a c l e u m

Hegi, Flora. V, 2.

a u fw e ise n .

293

1428 giarsvenna, bazavenna, argiavenna, arzvenna, ardavenna, darsavenna, erdavenna, tschatta d’uors, scharla, paguge, (der Stengel:) fliöl; im Puschlav: pe’d’oka, bardani, bardigl. Taf. 203, Fig. 1 ; Fig. 2545 bis 2555. Der Name B ä r e n k l a u (mittelhochdeutsch berenkläwe) bezieht sich auf die Gestalt der rauhhaarigen Blätter. Als Volksname ist diese oder eine entsprechende Bezeichnung (ahd. lappo = Ruder, dann auch Tatze, vgl. Bärlapp Bd. I, pag. 66; Latsche eigentl. Pantoffel, Schlappschuh; Tappe = [weicher] Tierfuss) weit verbreitet, z. B. B ä r e p o t [ = »pfote] (Nahegebiet), B o r n k l a w e n , B a r n k l a w e , B ä r n k l a w e (Gotha), B ä r l a p p e (Unterfranken), B ä r e n t a t z ’n (schlesisch, bayerisch»österreichisch), B ä r n t o u t s c h n (Böhmerwald), B ä r a t a t z a (St. Gallen), B ä r e t o p e (alemannisch), B ä r e t a l p e (Schweiz), B ä r e l e t s c h e (Baden), Bär n« p r o t s c h n , « p r o u z n (Böhmerwald), B ä r e n f u s s , W o l f s k l a u (Niederrhein), B u l i n k l a u (SchleswigHolstein); S ä u l a p p ’ n (Mittelfranken); K u h l a t s c h (sächsisch), L a t s c h e (Baden). Auf die rauhe Behaarung der Pflanze gehen ferner O c h s e n z u n g e (Eifel, Sachsen), R u c h m ü l [ = Rauhmaul] (Gotha), K a u m ü l e (Göttingen). P f e r d s k ü m m e l (Eifel), P f e r d e k ü m m e l (Egerland, Riesengebirg), R o s s k e m m i c h , Ga u l « k e m i c h (Schwaben), R o s s c h ü m m i (Schweiz) bezeichnen den Bärenklau als kümmelähnliche Pflanze (vgl. Chaerefolium silvestre, Carum Carvi). Bange( »l e) [ = Bengel, Stengel] (Schweiz, Baden), B u g g e l e , E r d« Bu c h l a (St. Gallen), S ch ä r t a , S c h ä ä r l e c h , S c h ä r l i g , S c h ä r l i n g , S c h ä r l i e h e r (Schweiz), S c h ä t t e l e (Schwaben) sind Benennungen, die auch andere hochwachsende Doldenblütler (vgl. Chaerefolium silvestre) sowie Cirsium oleraceum tragen. Auf die hohlen (pfeifenrohrähnlichen) Stengel, die angeschwollenen (tütenähnlichen) Blattscheiden beziehen sich R u h p i e p e , Spr üt z e nh o l t (Westfalen), S c h a l l p i e p e n (Elberfeld), T u t e n , W i s s e t ä ü t (Eifel), K r ö p e l [zu »Kropf“?] (Göttingen). Die Pflanze bildet eine Nahrung für Schweine und Kaninchen, daher S ä u c h r u t , S ü s c h ä r l i g , C h ü n g e l i c h r u t (Schweiz). Die Pflanze, die sich im »Oehmd“ (Emd = Grummet) unangenehm bemerkbar macht, heisst in der Schweiz auch E m d s t e n g e i , » c h i r b e l . Die Bezeichnung B a r t s c h , die noch ab und zu in Ostpreussen und Schlesien zu hören ist, stammt aus dem Slavischen (russ. bortschewik, poln. barszcz); wohl daraus verderbt ist der Name P o r s t . Andere Bezeichnungen sind noch B o c h e 1 e (Baden), ( g r o s s e ) S t e n g e l (Schwäbische Alb), S n o t k e n (Westfalen i Rheine), K e x s t r u p f e n [Küh»] (Egerland), U eb e r i c h , I ber e ( c h) , I ber i ( g) (St. Gallen, Zürich).

Pflanze zweijährig bis ausdauernd, in allen Teilen stark unangenehm riechend. Grund® achse dick, spindelförmig=ästig, aussen gelblich, innen weiss, im Frühjahr einen scharfen, gelb® liehen Saft führend, mit schwachem Möhrengeruch. Stengel (30) 50 cm bis mannshoch, aufrecht, röhrig, kantigsgefurcht, steifhaarig mit meist rückwärts gerichteten Borstenhaaren, an den Knoten mit einem besonders auffälligen Borstenkranz versehen (sehr selten gleich der ganzen Pflanze völlig kahl), oberwärts ästig, beblättert. Laubblätter in Zerteilung und Behaarung äusserst ver® änderlich : bald alle ungeteilt und nur gelappt, bald die Grundblätter ungeteilt und die Stengel® blätter (wenigstens teilweise) fiederschnittig, bald alle Laubblätter fiederschnittig mit 3 bis 5 (selten 7) Abschnitten; diese in verschiedener Weise gelappt, die Lappen bald mehr handförmig®, bald mehr fiederförmig*angeordnet, bald breit, bald schmal, stumpfer oder spitzer oder zuge® spitzt, ungleich grob®kerbsägig mit kurz bespitzten Zähnen. Bei den 3® und mehrschnittigen Laubblättern sind die Seitenabschnitte ungleichhälftig (asymmetrisch) ausgebildet, und zwar ist die nach dem Blattgrunde gerichtete (,,basiskope“) Hälfte im Wachstum gegenüber der nach der Blattspitze gerichteten („akroskopen“) Hälfte gefördert.1) Behaarung der Laubblätter auf der Oberseite bald ziemlich lang und weich, bald kürzer und rauher, zuweilen 0 ; auf der Unterseite besonders an den stärkeren Nerven (wie an der Blattspindel) borstig, auf der Fläche meist feiner und weicher oder auch 0 . Untere Laubblätter (oft sehr gross, bis 60 cm lang) gestielt, ‘) Die von B r i q u e t ehedem (1903) für H. Sphondylium gemachte Angabe von »heterogener“ und »fluktuierender Dissymmetrie“, bei welcher an verschiedenen Abschnittpaaren eines und desselben Blattes teils basiskope, teils akroskope Asymmetrie Vorkommen sollte (wie dies bei Paslinäca tatsächlich der Fall ist; vgl. oben pag. 1415), hat sich nach dem Verf. selbst (»Causes d’erreur dans l’étude des folioles et des segments foliaires dissymétriques sur des matériaux desséchés*; »Candollea“, Org. du Cons. et Jard. bot. Genève I [1923], pag. 521/4) als irrtümlich erwiesen; die heterogene Asymmetrie war an Herbarmaterial durch die (unbemerkt gebliebene) gleichzeitige Verdrehung von Blattspindel (zwischen den Abschnittpaaren) und Abschnittstielen, wodurch ein gänzlich verändertes Bild entsteht, vorgetäuscht worden.

1429 die oberen auf den weitbauchigen, weisslichgrünen, am schmabhäutigen Rande borstig=wolligen, an der Spitze kurz* und stumpf* 2*öhrigen Scheiden sitzend. Blattstiel und Blattspindel seitlich* zusammengedrückt, unterseits leicht gekielt, oberseits tiefsinnig, letztere an den Verzweigungs* stellen mit einem besonders auffälligen Borstenkranz versehen. Dolden am Stengel und an den (oben oft gegenständigen) Aesten endständig, gross (etwa 20 cm im Durchmesser), ziemlich flach, etwa 15* bis 30*strahlig. Doldenstrahlen sehr ungleichdang, kantig, gleich den Blüten* stielen besonders auf der Innenseite von stumpfen (oft gegen die Spitze leicht verdickten und etwas drüsigen) oder spitzen Haaren weichflaumig bis borstig. Hüllblätter 0 oder (besonders an den Seitendolden) 1 bis 6, kurz, lanzettlich * pfriemlich (selten durch Verlaubung vergrössert); Hüllchenblätter zahlreich, lanzettlich* bis linealisch*pfriemlich, meist kürzer als die Blüten, krautig (nur an der Spitze weisslich), dicht behaart und bewimpert. Blüten fast alle zwitterig (wenige männ* lieh). Kelchrand stumpf, mit kurzen und breiten Zähnen. Kronblätter verkehrt* herzförmig *ausgerandet und in der Ausrandung mit einem eingeschla* genen Läppchen versehen, fast stets ungleichförmig (das äussere [unpaare] Kronblatt der Randblüten grösser und tiefer 2*lappig als die übrigen), aussen öfter etwas behaart, weiss oder grün* lieh, grüngelb oder gelblich, auch rosa, purpurn oder bläulich. Fruchtknoten zur Blütezeit weichflaumig bis zottig oder feinborstig oder auch völlig kahl. Frucht elliptisch, breiter oder schmäler verkehrt=eiförmig oder fast kreisrund, beiderends oder nur oben ausgerandet Fig. 2545. H e r a c l e u m S p h o n d y l i u m L. Phot. B. H a l d y , Mainz. (in den genannten Merkmalen äusserst veränderlich und zur Einteilung der Art nicht verwertbar), etwa (5) 6 bis 10 (11) mm lang, bei der Reife öfter kahl, seltener bleibend steif* oder weichhaarig; Flügelrand (ausserhalb des Nervs) (W V2 bis 1 mm breit. Ueber den anatomischen Bau der Fruchtwand siehe oben die Beschreibung der Gattung (pag. 1417). Griffel zur Blütezeit fast aufrecht, 3/4 bis 4 mm lang, mit leicht kopfig angeschwollener Narbe, ebenso lang bis 2 (2 x/2) mal so lang als das Griffelpolster; spater oft etwas verbogen und teilweise zurückgeschlagen. — (V) VI bis X , die spätblühenden Formen (nach dem Heuschnitt) oft rotblütig; vereinzelt auch im Winter (I) blühend. Im ganzen Gebiete in verschiedenen Unter* und Abarten verbreitet und häufig von der Ebene bis über die Baumgrenze in Wiesen (besonders Fettwiesen), Gebüschen, an Deichen, Weg- und Waldrändern, in feuchten Waldlichtungen, im Gebirge in Karfluren, an steinigen ) lzu PaÖ- 1430] Die hochgelegenen Fundorte der Nordalpen beziehen sich wohl durchwegs auf die subsp. montanum, diejenigen aus den Südalpen vermutlich teils auf die subsp. Granatense var. incanum (Wallis), teils auf die subsp. Pyrenaicum var. Pollinianum (z. B .s Berninagebiet). 293*

1430 Felshängen, im Legföhrengebüsch, gelegentlich auch apophytisch in Getreide* und Kartoffel« feldern. Steigt in den Bayerischen Alpen bis 2100 m, im Schweizer Jura bis 1600 m, in Glarus bis 1800 m, in St. Gallen bis 2000 m, im Wallis bis 2400 m, in Graubünden (Bernina) bis 2500 m 1). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa (in Skandinavien nördlich bis 68 ° 35' nördl. Breite [Trondenes] vordringend); West* und Nord*Asien (Ostgrenze unsicher, vielleicht bis Ost*Sibirien reichend); westliches Nord*Afrika; verschleppt (auf Oedland) in Nord*Amerika (besonders an der Ostküste). Die Gliederung der weitgefassten Sammelart H. Sphondylium in Unterarten und Rassen stösst auf grosse Schwierigkeiten, da, wie bereits früher (pag. 1419) ausgeführt, alle in Betracht kommenden Merkmale unbeständig sind, so dass zur Unterscheidung und Bestimmung oft mehrere Merkmale herangezogen und in Zweifelsfällen gegen einander abgewogen werden müssen. Der Bearbeiter hält im allgemeinen die Behaarungs» Verhältnisse für wichtiger als die Zerteilung der Laubblätter; doch besteht ein grosser Uebelstand darin, dass die ersteren schwer mit Worten eindeutig zu beschreiben und nach den blossen Beschreibungen (ohne Vergleichs» material) wieder zu erkennen sind, so dass die Einteilung doch in erster Linie nach dem Blattschnitt vorgenommen werden muss. Als phylogenetisch älteste (vermutlich bis in die Tertiärzeit zurückreichende) Form ist wohl die weit verbreitete subsp. Sibiricum mit den fast gleichförmigen (nicht strahlenden), gelbgrünlichen Kronblättern, deren Areal sich vom Atlas (?) durch Mittel»Frankreich und Deutschland bis nach Sibirien erstredet (sehr nahe verwandte Formen im Atlas, in Mittel»Italien und auf der Balkan»Halbinsel), zu betrachten; dann folgt die gleich­ falls weit verbreitete (Europa, West»Sibirien) subsp. austräle ( = H. Sphondylium sens. strict.), die geographisch wie morphologisch zu den Unterarten der europäischen Gebirge überleitet. Die beiden erstgenannten Unter» arten verfügen als Rassen der Ebene über eine lange Vegetationszeit und weisen dementsprechend eine reiche Differenzierung der Laubblälter auf, die öfter (wenigstens teilweise) 5» bis mehrzählig» fiederschnittig sind. Im Gegensatz dazu besitzen die Gebirgsformen subsp. montänum, Granatänse, Pyrenäicum und Juränum ungeteilte oder nur 3»schnitüge Laubblätter, was vielleicht auf eine geringere Differenzierung derselben infolge der ver» kürzten Vegetationszeit zurückzuführen ist. Die eigentliche Gebirgspflanze subsp. Pyrenäicum (Pyrenäen, Alpen) besitzt nur ungeteilte Laubblätter, während die verwandte subsp. Granatense, die vorzugsweise tiefere Stufen der gleichen Gebirge bewohnt und auch in die südlicheren Gebirge (Spanien, Italien) vordringt, teilweise 3»schnittige Laubblätter aufweist. Aehnlich ist anscheinend das Verhältnis von H. Orsinii Guss, (alpine Stufe der mittel» italienischen Gebirge ; Laubblätter ungeteilt) und H. dübium Ten. (montane Stufe der gleichen Gebirge; Stengel« blätter 3»schniltig). Aber auch subsp. Juränum ( = H. alpinum), das die Bergstufe des (Französischen und) Schweizerischen Jura bewohnt, besitzt normalerweise ausschliesslich ungeteilte Laubblätter; hier liegt der Grund der geringen Differenzierung der Blätter zweifellos in der sehr frühen Blütezeit (schon Ende Mai, also reichlich um einen Monat früher als bei der im gleichen Gebiet wachsenden subsp. montänum), wie denn die Pflanze durch ihre kurz» und stumpflappigen, gleichsam einem fixierten Jugendtypus entsprechenden Laubblätter deutlich das Gepräge einer Frühsommer«(Aestival«)Form besitzt. Von unseren 3 übrigen Gebirgsrassen findet sich diejenige mit unterseits grünen (nur borstig»flaumigen) Laubblättern ( = subsp. montänum) vorzugsweise in den Nordalpen (sowie im Jura, Schwarzwald usw.), diejenigen mit unterseits grauflaumigen bis weissfilzigen Laub» blättern (subsp. Granatense und Pyrenäicum) vorzugsweise in den Südalpen (stärkere Behaarung = Trockenheils» schütz l)j doch ist eine auch nur einigermassen scharfe geographische Trennung nicht verwirklicht. — Die hier unterschiedenen Unterarten sind teilweise wohl von ungleichem Werte. Die subsp. Granatense, die sich von der subsp. Pyrenäicum praktisch nur durch die 3«schnittigen (statt ungeteilten) Stengelblätter (also ein sehr schwaches Merkmall) trennen lässt, stellt, wie später zu erläutern sein wird, vermutlich ein Gemenge aus heterogenen Bestandteilen dar, dessen Aufteilung (nebst naturgemässem Anschluss der einzelnen Teile) jedoch zurzeit auch mit Hilfe der geographisch»morphologischen Methode unmöglich erscheint. Anderseits stellt sich die subsp. Juränum als eine morphologisch und geographisch verhältnismässig gut umschriebene, zu keiner anderen Unterart deutliche Uebergänge zeigende Kleinart dar ; indessen kann sie — gerade wegen ihres engen Ver» breitungsgebietes — doch nicht wohl als eine dem H. Sphondylium s. lat. gleichwertige Art behandelt und ihm als solche gegenübergestellt werden.

Schlüssel zur Bestimmung der Unterarten von Heracleum Sphondylium L. 1. Unterarten»Gruppe P i n n a t i s ä c t a (Gremli) Thellung ( = Heracleum § Pinnatisäcta Gremli 1896). Meist zweijährige (oder durch Knospen mehrjährige) Pflanzen der Ebene, doch vereinzelt (subsp. austräle subvar. stenophyllum) auch bis in die Alpentäler ansteigend. Laubblätter meist sämtlich zerschnitten, die ‘) S. pag. 1429, Fussn. 1.

1431 Grundblälter 3»schniltig, die bestentwickelten Stengelblätter fast stets teilweise 5« (oder selbst 7»)schnittig, d. h. mit 5 (bezw. 7) deutlich gesonderten Abschnitten, deren endständiger vom obersten Paar der Seitenabschnitte durch ein süelförmiges, ungeflügeltes Spindelstück getrennt. Sellen alle Laubblätter nur 3 «schnittig, aber dann entweder (subsp. Sibiricum) Kronblätter grüngelblich und fast gleichgross (kaum über 2 mm lang) oder (subsp. australe) Behaarung der Laubblätter von den unter 1* folgenden Unterarten abweichend. Blütezeit VI bis H e rb st............................................................................................................................ ..................................... 2. 1*. Unterarten»Gruppe P a l m a t i s e c t a (Gremli) Thellung (= Heracleum § Palmatisecta Gremli 1896). Gebirgspflanzen mit ausdauerndem Wurzelstock. Laubblälter alle ungeteilt (nur gelappt) oder die Stengel* blätter 3=schnittig (Endabschnitt zuweilen tief 3-teilig und Laubblätter dann 5»schniltig erscheinend, jedoch der scheinbare Endabschnitt mit den benachbarten seitlichen durch ein keilförmig»geflügeltes Spindelstück ver* bunden); selten einzelne Laubblätter echt 5»sdinittig (bei subsp. montänum und besonders bei dessen schmal» zipfeligen Abarten), dann durch die Behaarung von subsp. australe zu unterscheiden. Kronblätter wie bei subsp. australe. Fruchtknoten weichflaumig bis zottig, zuweilen ausserdem mit spitzen, angedrückten Börstchen versehen, selten (bei subsp. Granatense var. incanum und subsp. Pyrenaicum var. Pollinianum) fast nur mit s o lc h e n ............................................................................................................................................................................................ 3. 2. Blüten fast regelmässig; Kronblätter (auch zur Zeit der vollen Entfaltung) grüngelblich (dazu zuweilen rot»überlaufen), kaum über 2 mm lang, wenig» oder nicht ausgerandet (Fig. 2546 b). Fruchtknoten (bei unseren Rassen) kahl oder mit spitzen, steiflichen, nach aufwärts angedrückten Börstchen besetzt. Griffel */* bis H/s mm lang, ebenso lang bis l7i»mal so lang als das Griffelpolster. Stengelblätter nicht selten nur 3»schnittig. Stengel unterwärts oft rauhzottig. Behaarung der Laubblätter stark wechselnd; Oberseite öfter kahl oder nur zerstreut spärlich=kurzhaarig (doch auch lang»weichhaarig), Unterseite fast kahl oder grau weichflaumig bis (bei der französischen Rasse Lecökii) graufilzig oder (besonders an den Nerven) rauhborstig subsp. I. Sibiricum. 2*. Randblüten deutlich 2»seitig»symmelrisch; Kronblätter zur Zeit der vollen Entfaltung öfter weiss (auch rötlich, rot oder bläulich; sehr selten gelblich oder grünlich), das grösste (unpaare, äussere) über 2m m (bis fast 1 cm) lang, tief 2»lappig bis 2«spaltig (meist bis zum unteren Drittel gespalten), die beiden seitlichen ungleichhälftig (ihr vorderer Lappen doppelt so lang als der hintere), die beiden hinteren fast gleichhälftig, verkehrt-herzförmig, nur schwach ausgerandet. Fruchtknoten weichflaumig (mit stumpflichen und schlaffen Haaren), sehr selten ganz kahl und zugleich ganze Pflanze kahl (f. glabrum [Celak.]). Griffel l 1/* bis 4 mm lang, l 1/»“ bis 2 (2 7 s*)mal so lang als das Griffelpolster. Laubblätler fast stets (ausgenommen an Kümmerformen) teilweise 5» (bis 7») schnittig, bei den typischen Formen oberseits ± weichhaarig (nicht eigentlich rauh), mit verlängerten (*/* bis 3,'i mm), am Grunde wenig verdickten Haaren, unterseits nur an den Haupt» und den stärkeren Seitennerven der Zipfel mit derben, steifen Borstenhaaren besetzt, die feineren Nerven gleich der übrigen Blatlfläche dicht weichhaarig (Haare verlängert), grün (nicht filzig; selten etwas grau bei 5»schnittigen L au b b lättern ).......................................................................................................................................... subsp. II. a u s t r a l e . 3. Laubblätter oberseits kurz»rauh (Haare kaum ’/> mm lang, am Grunde stark verdickt), seltener glatt und kahl1), unterseits grün (nicht filzig), an den Nerven borstig*rauh, auf der Fläche kurz rauhflaumig. Bei den typischen Formen der Nordalpen auch die feineren Nerven der Unterseite .durch die starkborstige Behaarung von der Blattfläche stark abstechend, bei den (zu subsp. Granatense überleitenden) Formen der Südalpen diese borstige Behaarung mehr nur an den stärkeren Nerven deutlich, aber Blattfläche noch immer rauher behaart als bei subsp. australe, auch nie samtig; zuweilen Laubblätter unterseits bis auf die Borsten» haare der Nerven fast verkahlend. Pflanze oft sehr kräftig, bis mannshoch; Blattspreite bis 50 cm lang. Blütezeiti VII, V I I I .......................................................................................................................... subsp. III. m o n t ä n u m . 3* (vgl. auch 3**). Laubblätter unterseits auf der Fläche i flaumig»filzig, selten nur graugrün»samtig»flaumig, die Behaarung stets weicher, kürzer und meist montänum; Nerven öfter ausserdem steifborstig. Selten Laubblätter unterseits fast die Haare der Blattfläche sehr schlaff, angedrückt und spinnwebe«artig. Blütezeit: VII,

graulich bis weisslich, dichter als bei subsp. verkahlend und dann V I I I ............................ 4.

3**. Laubblälter unterseits grün, an den Hauptnerven oft lang borstig»zottig, auf der Fläche kahl oder fast stets nur äusserst fein» und kurz» (nur unter starker Lupe erkennbar 1) flaumig, fast stets alle ungeteilt, sehr selten die Stengelblätter teilweise 3*schnitlig. Oelslriemen (durchschnittlich) kürzer als bei den übrigen Unterarten; diejenigen der Tälchen öfter nur etwa bis zu deren Mitte oder kaum tiefer» (statt beträchtlich 7 Das süditalienisch»sizilianische H. cordätum Presl ( = H. Sphondylium cf cordatum Paoletti, = subsp. cordatum Briquet 1924, = Sphondylium Branca y latifolium Caruel pro parte) wird von den verwandten Formen durch oberseits kahle Laubblätter unterschieden und stellt daher vielleicht nur eine Form der subsp. montänum dar.

1432 tiefer«), diejenigen der Fugenfläche nur bis zu */s oder a/s (statt bis zur halbenHöhe) herabreichend.1) Blüte» zeit i V, VI. Nur im Schweizer J u r a .............................................................................................. subsp. VI. J u r a n u m .

4. Stengelblätter (wenigstens teilweise) 3»schnittig, mit ¿ deutlich gestieltem Mittelabschnilt. Blat (besonders an den Verzweigungsstellen), sowie die Scheiden (am Grunde und an der Spitze) stark borstig» zottig. Meist in tieferen Lagen der G e b i r g e .................................................................... subsp. IV. G r a n a t e n s e . 4*. Stengelblätter sämtlich ungeteilt, nur ± tief gelappt bis gespalten.5) Meist in höheren Lagen der G eb irge.....................................................................................................................................subsp. V. P y r e n a i c u m . subsp. I. Sibíricum (L.) Ascherson et Graebner 1899 [sub: „Rasse oder Unterart B) Sibíricum“], Neuman 1901, = H. Sibíricum L. 1755, = H. Sphondylium var. Ib Sibíricum O. Kuntze 1867, = f. Sibíricum Fischer»Benzon ap. Prahl 1890, = Pastinäca Sibirica Calestani, = H. Sibíricum subsp. eu»Sibírícum R. Maire 1923, Briquet 1924, = Sphondylium confórme Mönch 1794, = H. Sphondylium b) conforme Aschers. 1864, = H. flavéscens [Willd. char. mut.] Besser 1809 fampl.], Baumg., DC. Prodr., Rchb. Fl. Germ, exc., = H. lacíníálum Hort. Paris, ex Ledeb. in syn. [nec ex DC.], = H. Sphondylium b. díscoídéum *) Aschers. 1860, = “discoideum4) Celak. 1875, = „subsp.“ discoideum Celak.4) ex Thell. 1924, = H. Sphondylium L. Fl. Suec. sens. strict. Jex loc.], Palmstruch Svensk Bot., Hartman 1838 et auct. Scand. plur., Facchini 1855 pro parte, nec L. Spec. plant.). S i b i r i s c h e o d e r s t r a h l l o s e B ä r e n k l a u . Im Gebiete urwüchsig nur in Nord» und Os t » De u t s c h l a n d und in O e s t e r r e i c h . In Ost« und Westpreussen (1) fast hur diese Unterart, im übrigen Ost» (z. B. in Schlesien) ünd im mittleren Nord»Deutschland zerstreut neben subsp. austrále, nach Westen und Süden allmählich ausklingend8) *) Die Angaben vieler Autoren ( K o c h 1824, De C a n d o l l e , B a b e y , G r e n i e r u. a.), dass diese Unterart an der Fugenfläche keine oder nur verkümmerte Oelslriemen besitze und demnach zur sect. Wändtia (vgl. oben pag. 1418) zu stellen sei, ist, wie bereits G a u d i n (1829), F a c c h i n i (1855) und Rei chen» b a c h der Sohn (1867) mit Recht bemerken, und wie besonders B r i q u e t (1924) durch eingehende Unter« suchungen klargestellt hat, irrtümlich; die Oelslriemen der Fugenfläche sind stets vorhanden, aber zuweilen an der überreifen Frucht (zufolge der Ablösung der sie bedeckenden Wandschicht) schwer sichtbar. Anderseits ist mit G o d e t (1852) und B j i q u e t (briefl., 1924) zuzugeben, dass an manchen Fruchtproben der subsp. Juranum die Oelstriemen ebenso lang sind wie bei den übrigen Unterarten, so dass es nicht wohl angängig ist, ihr auf Grund der im Durchschnitt kürzeren Oelstriemen eine Sonderstellung unter den Subspezies des H. Sphondylium oder gar die Rangstufe einer besonderen Art einzuräumeri. s) Das im Banat (1), den Siebenbürgischen Alpen (1) und den Ungarisch »Galizischen Karpaten behei« matete H. p a l m ä t u m Baumg. 1816 [nicht zu verwechseln mit H. protheiforme cf palmalum Crantz = H. Sphondylium subsp. montanum subvar. palmatum Thellung, auf welches B a u m g a r t e n bei der Aufstellung seiner Art keinerlei Bezug nimmt 1] (= H. alpinum var., Briquet 1903, = H. alpinum subsp. palmatum Briquet 1924, = H. simplicifölium Herbich 1859, = H. Transsilvänicum Schur 1866, = H. palmatum [subsp ] *H. Trans« silvanicum Nyman 1879, = H. Sphondylium subsp. [?] Transsilvanicum Thellung 1924 [nomen eventuale], = H. äsperum Rochel Banat. 1828 [teste Neilreich], Sternheim 1846 et auct. Transsilv. [teste Simonkai] nec Bieb.), das gleichfalls ungeteilte (nur gelappte), unterseits grauflaumige Laubblätter besitzt und deswegen häufig zu subsp. Pyrenäicum (besonders dessen var. Polliniänum) in nächste Beziehung gebracht worden ist, unter« scheidet sich von diesem letztem (und auch von allen übrigen Unterarten des H. Sphondylium) sehr wesentlich durch eine stark abweichende, völlig an das nordamerikanische H. lanätum Michx. (vgl. oben pag. 1426) erinnernde Behaarung (Haare sämtlich fein, weich und schlaff, spinnwebeartig; auch an den Blattscheiden, der Blattspindel und den Nerven der Blattunterseite keine steifen, gegen den Grund verdickten Borstenhaare vor» handen) und durch die längeren Griffel (fast 3»mal so lang als das Griffelpolster) und stellt daher mindestens eine mit der subsp. Pyrenaicum zu koordinierende Unterart (subsp. Transsilvänicum [Schur] Thellung), wenn nicht gar eine eigene Art dar. — Zu dem Synonym H. asperum Rochel (Plantae Banatus rariores, 1828), das Ne i l r e i c h (Diagnosen, 1867) zu H. palmatum zieht, ist zu bemerken, dass zwar H. palmatum im Banat vorkommt (1), dass jedoch im Herbarium R o c h e l (Naturhistor. Museum Wien) aus dem Banat unter der Bezeichnung H. palmatum das H. Sphondylium subsp. Pyrenaicum var. Polliniänum vorliegt. *) Griech.»latein., = scheibenförmig; wird sowohl von solchen Compositen als auch von solchen Umbelli» feren gebraucht, bei denen nur „Scheibenblüten‘ Vorkommen und die normal vorhandenen, zweiseitig»symmetri» sehen Strahlblülen fehlen oder regelmässig gestaltet sind. 4) Der dem Namen Vorgesetzte Stern soll bei C e l a k o v s k y offenbar nicht, wie der Bearbeiter (Thellung) 1924 annahm, nach der Gepflogenheit Skandinavischer Schriftsteller eine Unterart, sondern vielmehr eine noch unter der Abart stehende Form bedeuten. 8) Nach Ph. W i r t g e n (1857) selbst noch in der Rheinprovinz bei Gummersbach (nach der Beschreibung richtig).

1433 und zuletzt völlig durch subsp. australe ersetzt (in Süddeutschland anscheinend völlig fehlend, so nach H a r z , entgegen Vo l l m a n n , auch in Bayern fehlend). In O e s t e r r e i c h in der typischen Form mit Sicherheit nur einmal (1893) eingeschleppt beobachtet in Steiermark auf Bauplätzen des ehemaligen Joanneum.Gartens zu Graz ( Ne v o l e l ) ; die Abart chaetocärpum (s. unten) nach N e u m a y e r hin und wieder in Niederösterreich (Ebene und Hügelland, z. B. in der Umgebung von W ien; vom Bearbeiter nicht gesehen) und im Burgenlande (bei Eisenstadt), vermutlich auch in Böhmen (keine Belege gesehen). Allgemeine Verbreitung der subsp. Sibiricum : Algerisch.Marokkanischer Atlas1), Gebirge von Mit tel» Frankreich (!)2), Deutschland und Oesterreich (s. oben), Nor® wegen (1), Schweden 0), Ungarn (1), Siebenbürgen, Bosnien (1), Bulgarien (nach Vel enovs ky) , fast ganz Russland (von Wolhynien 1 bis Archangelsk?; für den äussersten Süden jedoch fraglich*)); Kaukasus (?)*), Uralisches und Altaisches Sibirien. Die Verbreitung in Europa ist wegen der unsicheren Abgrenzung gegenüber den übrigen Unterarten und der häufigen Verwechslungen mit diesen noch unzulänglich bekannt. Die Angaben aus Bayern (Alpen, 1400 bis 2110 m nach P r a n t l und V o l l m a n n , auch vereinzelt im Jura und Keupergebiet nach V o 11 m a nn) , teilweise wohl audi diejenigen aus Mittel »Deutschland (z. B. Leipzig und Thüringen nach Rei chenbach) und besonders diejenigen aus dem übrigen Oesterreich (z. B. Salzburg, Kärnten [Bodenthal

*) Hier in den Rassen A t l a n t i c um (Cosson) Rouy et Camus 1901 ( = H. Atlanticum Cosson ex Baltand. etTrabut 1889, = H. Sibiricum subsp. Atlanticum R. Maire 1923, = H. Algeriönse Cosson ex Battand. et Trabut 1902, = H. Sphondylium Ball nec L. sens. strict.) und Lecökii(siehe nächste Fus *) Hier in der Rasse L e c ö k i i (Gren. et Godron) Rouy et Camus ( = H. Lecokii Gren. et Godron, = H. Sibiricum [subsp.J * H. Lecokii Nyman 1879, = H. Sphondylium var-. Lecokii Briquet ap. Burnat 1906, = H. Sibiricum Lecoq et Lamotte nec L. sens. strict.) mit den Abarten subvar. ß l a t i l o b u m Rouy et Camus [pro var.] ( = H. flavöscens Timbal et Mar^ais nec alior.) und subvar. y a c u m i n ä t u m Martrin»Donos 1864 [excl. syn. Vill.] ( = var. angustifölium Loret et Barrandon 1876, = var. dissectifölium Loret et Barrandon 1886, = H. rödolens Jordan ex Timbal et Marc^ais 1889 [nec Jordan ap. F. Schultz 1854]); die Abart subvar. A u r a s i a c u m R. Maire 1924 [pro var.] im Aures»Gebirge in Algerien. Die Unterschiede der Rasse Lecokii gegenüber der Rasse eu«Sibiricum bedürfen noch der Prüfung, da die von den französischen Schriftstellern angegebenen Merkmale gänzlich unbeständig sind; die Laubblalt»Unterseite schwankt bei var. Lecokii zwischen weissfilzig und fast kahl, die Fruchtform zwischen verkehrt»länglich«elliptisch und fast kreisrund oder quer» breiter, Fruchtgrösse ebenfalls stark wechselnd. 8) Das H. Sibiricum der meisten Balkanländer (Serbien [ Ad a mo v i e l ] , Albanien [ B a l d a c c i 1900 nr. 671], Byzanz [1847 No61]), der Krim (A. C a l l i e r 1900 nr. 6121) und des Kaukasus (Un. itin. 18423) scheint zu dem ursprünglich aus Bulgarien beschriebenen H. t e r n ä t u m Velen. ( = H. Sibiricum subsp. ternatum Briquet 1924) zu gehören oder ihm wenigstens sehr nahe zu stehen. Laubblätter (des typischen H. ternatum) 3»schnittig, unterseits fast kahl, nur an den stärkeren Nerven von pfriemlichen, am Grunde knotig.verdickten, teilweise fast hakigen Stachelchen rauh; Fruchtknoten und Blütenstiele kahl. Es ist durch die Prüfung eines reichen Materials festzustellen, ob hier eine weitere Rasse der subsp. Sibiricum, oder aber eine eigene Unterart vorliegt. Mit H. ternatum sehr nahe verwandt erscheint H. d ü b i u m Ten. Fl. Nap. 1824/9 sens. strict. [et Sylloge 1830/1 pro parte] ( = H. Sphondylium subsp. dubium L. Grande 1924, = & dubium Fiori 1925, = H. Panaces Bertol. pro parte non L. nec alior.), eine Sippe der Bergstufe der Abruzzen, gleich» falls mit den Blüten der subsp. Sibiricum und mit 3'Schnittigen, unterseits fast kahlen, nur an den Nerven stacheligen Laubblättern. Fruchtknoten mit winzigen, spitzen, aufwärts.gerichteten Börstchen besetzt (Mikroskop!); Blütenstiele von teils spitzen, teils stumpfen Papillen etwas rauhflaumig. Zu H. dubium (und H. ternatum?) scheint als Form der alpinen Stufe mit ungeteilten Laubblättern zu gehören: H. O r s i n i i Guss. 1826 ( = H. palmatum var. Orsinii Boiss. herb.!, = H. Sphondylium rj Orsinii Paoletti 1900, = subsp. Orsinii Neumayer 1922, = Sphondylium Branca cf amplifolium Caruel 1889 pro parte, = H. Sibiricum Orsini? nec L ), eine Pflanze der Abruzzen mit unterseits grünen, an den Nerven flaumigen und von kurzen, 3«eckig»kegelförmigen Börstchen stachelig»rauhen Laubblättern und kahlem, nur sehr kurz» und feimpapillösem Fruchtknoten (Papillen stumpflich, höchstens doppelt so lang als dick). Diese Sippe wird auch aus einigen Balkanländern (Kroatien, Bosnien, Herzegowina.Montenegro, Mazedonien) angegeben; aber die eingesehenen Exemplare (Kroatien: Hoher Velebit am Malovan, leg. Janchen et Watzl 1907; Herzegowina«Montenegro: Virusa [?] Dol., leg. Pantocsek 1872 sub „H. Sibiricum var. trisectum Griseb.“ in herb. Boiss.) unterscheiden sich von der italienischen Pflanze (var. I t ä l i c u m Thellung) nicht unwesentlich durch den (neben kurzen, spitzen Börstchen) von verlängerten, schlaffen, weissen Haaren flaumig»zottigen Fruchtknoten und verdienen daher wohl als eine besondere Rasse B a l c ä n i c u m Thellung (vel H. Sphondylium subsp. [propr.] Balcanicura vel subsp. Sibiricum var. Balcanicum Thellung) abgetrennt zu werden. Zu dieser letzteren Rasse gehören daher wohl auch die beiden von K. M a 1 y 1919 (unter H. Orsinii) aus Bosnien beschriebenen Abarten a t y p i c u m und ß hy p o g l a ü c u m .

1434 und Gipfel des Seebergs nach P a c h e r ], Küstenland [Ternovaner Wald nach P o s p ic h a l] ), der Schweiz (z. B.: Kanton Zürich bei Bauma nach K ö l l i k e r 1839; St. Gallen: zwischen Rorschach und Rheineck nach Höf l e ; Aargau: Mutscheller nach B o 11; Ober »Engadin nach B r ü g g e r ; Tessin: Monte Generoso nach Penzi gl , Italien usw. sind wohl sicher irrig und dürften sich auf Formen der Unterarten australe und montanum mit wenig strahlenden, zuweilen grünlichen Blüten (aber flaumig behaartem Fruchtknoten), wie solche namentlich bei subsp. montanum var. longifolium hin und wieder Vorkommen, beziehen (so gehört z. B. das H. Sibiricum der Flora Italica exsiccata nr. 2122 zu subsp. australe). — Die subsp. Sibiricum wird als durch Knospen aus» dauernd ausgegeben. Sie ist im Blattschnitt und der Fruchtform äusserst veränderlich; die auf Grund derartiger Merkmale versuchte Abtrennung des H. flavescens Besser als eigene Art *), die sich vom echten H. Sibiricum durch 5» (statt 3«schnittige) Laubblätter und durch verkehrteiförmig-verkehrtherzförmige (statt i kreisrundliche) Früchte unterscheiden soll, erscheint gänzlich undurchführbar. Wichtiger dürfte die Behaarung der Fruchtknoten sein, auf Grund derer 2 Rassen unterschieden werden können: I. «. var. e u - S i b i r i c u m Thellung ( = H. Sibiricum L. sens. strick, = H. Sphondylium 1 b Sibiricum O. Kuntze sens. strick, = subsp. Sibiricum Neumayer 1922 nec alior.). Fruchtknoten völlig kahl. So vor­ herrschend im nördlichen und östlichen Teil des Verbrei­ tungsgebietes der Unterart, z. B. in Skandinavien (1), West» und Ostpreussen (1) und Russland (1), sowie verschleppt in Steiermark (s. oben). Der Blattschnitt scheint bei dieser Rasse noch stärker veränderlich und noch unbeständiger zu sein als bei subsp. australe. Die 3 Hauptformen, die durch zahlreiche und allmähliche Uebergänge verbunden erscheinen, sind: f. 1. l a t i f öl i um (DC.) Wohlfarth 1893 [sub: H. Sphondylium b. Sibiricum 1) latifölium] ( = H. flavescens « latifölium DC. 1830, = H. Sibiricum „die breitblätterige Abart“ Mert. et Koch 1826, = Sphondylium Branca ß medium Caruel 1889 pro parte, = H. Sphondylium « typicum f. 2. conformis Pospichal 1898 [ex syn., excl. loc.], = H. Sphondylium « typicum b. Sibiricum Fiori 1914 ]excl. loc.]). Zipfel der Laubblatt=Abschnittekurz und breit, stumpf» lieh oder kurz» und breit-zugespitzt (wie bei subsp. australe subvar. Branca»ursina; vgl. Fig.2547c,h,k). — f. 2. angust i » s ö ct um Gremli 1896 [sub H. Sibirico] (= H. Sphondylium ß L. Spec. pl. pro parte et Fl. Suec., = H. Sibiricum ß Mert. et Koch 1826, = H. angustifölium Jacq. Fl. Austr. 1774 t. 173 nec )acq. Enum. 1762 nec L. 1767, = H. flavescens ß angustifölium*2) DC. 1830, = H. Sphondylium ß angustifölium Bertol. 1837 pro parte, Harlman 1838, Briquet ap. Schinz et Keller 1900, nec Hudson, = H. Sibiricum ß angusti« folium Koch 1837 [excl. syn. H. longifolium Jacq], = f. angustifölium Rupr. ex Abromeit 1898, = H. flavescens Willd. 1797 pro parte [quoad syn. Jacq. t. 173], Besser 1809 sens. strick, = H. Sphondylium ß longifolium b. flavescens Paoletti 1900 [excl. loc.], — ß angustifölium c. flavescens Fiori 1914 [excl. loc.], = e flavescens Fiori 1925 [excl. Fig. 2546. H era d e um S p h o n d y l i u m L. subsp. S i b i r i ­ loc.], = H. longifolium Hegetschw. 1838/39 pro parte, c u m (L.) A. et. G. a , a\ Habitus, b Blüte, c Frucht-Querschnitt. Ducommun 1869 [ex descr.J, nec Jacq., = H. Sibiricum ß — subsp. P y r e n a i c u m (Lam.) var. P o l l i n i a n u m (Bertol.). longifolium Koch 1843 [excl. syn. Jacq.], Rchb. fil. [id.], = H. d und e Laubblätter. — subsp. J u r a n u m (Genty) ( = H. alpinum L.). / Laubblatt. Sphondylium ß angustilobätum Neilr. 1851 pro parte, = H. Sphondylium ß elegans Wimmer 1857? nec Sprengel nec alior., = H. Sphondylium b. Sibiricum 2) angustifölium „M. K.“ et 4) flavescens Wohlfarth 1893) Zipfel der Laubblatt-Abschnitte schmal, länglich» bis 3»eckig«lanzettlich, 2- bis 3» (4«)mal so lang als breit, schlank.zugespitzt (wie bei subsp. australe subvar. stenophyllum oder subsp. montanum subvar. elegans; vgl. Fig. 2547d, g, i). In Ost« und Westpreussen stellenweise häufig mit f. 1. Dieser Form entspricht teilweise das »Sphondylium hirsutum foliis *) Vgl. hierüber: B e s s e r bei S c h u l t e s Syst, veget. VI (1820), pag. 575 und Fussnote; R e i c h e n b a c h Fl. Germ, excurs. sect. 3 (1832), pag. 458; B l o c k ! in Oesterr. bot. Zeitschr. XXXIII (188 \ pag. 398. 2) Die folgenden Synonyme umfassen grossenteils auch die f. 3. angustissimum.

203.

1435 Tafel 203. Heracleum Sphondylium subsp. australe (pag. 1437). Blühender und fruchtender „ 1 a. Blüte. [Spross. ,, 1 b. Teilfrucht von innen. „ 2. Pastinaca sativa (pag. 1405). Blühender Spross.

Fig. 1.

Fig. 2 a. Fruchtknoten. „ 2 b. Reife Frucht. „ 3. Laserpitium Prutenicum Habitus. „ 3 a. Blüte. „ 3 b. Reife Frucht.

(pag.

1495).

angustioribus“ C. Bauhinl Frodromus theatri botanici (1620), pag. 83 n. 1 (und das darauf begründete H. Sphon« dylium ß L. Spec. pl. ed. 1), nämlich nach Massgabe der in B au h in ’s Herbar allein vorhandenen, aus der Lausitz von dem Arzte Johann F r a n k e in Bautzen erhaltenen Pflanze, die wegen der oberseits kahlen Laubblätter (nur diese vorhanden!) wohl nur zu subsp. Sibiricum gezogen werden kann*1); dagegen gehören die von C. Bauhi n unter dem gleichen Namen erwähnten, von ihm auf Alpwiesen in Graubünden beobachteten, aber nicht gesammelten Pflanzen aus geographischen Gründen wohl zu subsp. montanum subvar. elegans (und longifolium?), vielleicht teilweise auch zu subsp. australe subvar. stenophyllum. — f. 3 a n g u s t i s s i m u m [„Mert. et Koch*] Wohlfarth 1893 [subi H. Sphondylium b) Sibiricum 3) angustissimum] ( = H. angustifölium L. 1767 nec Jacq., = Sphondylium angustifolium Mönch 1802 [saltem pro parte], = H. angustifolium ß longifölium Pers. 1805 pro parte, = H. longifolium Rchb. Fl. Germ, excurs. 1832 nec Jacq., = H. Sibiricum b) longifolium Rupr. [ex Abromeit], = H. Sibiricum y Mert. et Koch, = H. Sphondylium b) elegans auct. Boruss. [ex Abromeit] nec Sprengel, = H. longifolium f. 2 flaväscens Pospichal 1898 [excl. loc.)). Zipfel der Laubblätter (besonders der Endzipfel jedes Abschnittes) stark verlängert (vielmal länger ßls breit), schmal, fast bandartig, nach der Spitze sehr allmählich verjüngt, die untersten der unteren Seitenabschnitte an der Hauptspindel oft fast kreuzförmig gestellt (wie bei subsp. australe subvar. dissectum oder subsp. montanum subvar. longifolium; vgl. Fig. 2549b, 2550). Z. B. in Westpreussen in den Kreisen Thorn und Graudenz. — Hieher gehört wohl als weitere Abart: subvar. (?) g l ä b r u m (Huth) Thellung ( = H. Sphondylium var. glabrum Huth 1882, = H. Sibiricum subsp. glabrum Briquet 1924, = H. glabrum Huth ined. [ex Briq. in syn.]). Pflanze völlig kahl. So in Brandenburg: Burgwall bei Reppen; auch aus Nord«Ungarn angegeben. I. ß var. c h a e t o c ä r p u m 2j H. Neumayer et Thellung nom. nov. ( = H. Sibiricum Beck pro parte, Fritsch ed. 1 et 2 pro parte, K. Maly olim, nec L. sens. slrict., = H. flaväscens Pax Grundz. Karpath. 1908?, an Besser?, = II. chloränthum34) Borbäs 1884 [nomen]? et herb.!*) pro parte et auct. Hungar. centr., nec Borbäs 1887/8 [cum descr.], = H. Sphondylium var. chloranthum K. Malyl 1919, = H. Sibiricum var. chloranthum Thellung 1924). Fruchtknoten mit ziemlich starren, spitzen, aufwärts angedrücklen Börstchen zerstreut« bis ziemlich dicht besetzt. So vielleicht vorwiegend im westlichen Teil des osteuropäischen Verbreitungsgebietes der subsp. Sibiricum und im Mischgebiet mit subsp. australe (jedoch wohl nicht als Uebergangsform aufzufassen); z. B. bei Königsberg (leg. Ba e ni t z l ) , in Westpreussen (!), Posen (1), in Brandenburg an der Oder zwischen Falkenberg und Freienwalde (leg. T h e 11 u n g 1906) und selbst noch bei Bremerhaven (leg. A. Z o b e 11 1913); vermutlich gehört hieher nach S c h u b e (briefl., 1923) auch die schlesische Pflanze (Vorgebirge, Hochstauden« fluren der Sudeten). In Oesterreich in Niederösterreich5) und im Burgenlande5); hieher wohl auch die Pflanze Böhmens ( = H. Sphondylium * discoideum Celak. sens. strict.; nach ( J e l a k o v s k y : Prag, Grundthal bei Komotau, Abhänge des Hohen Riesengebirges). Ferner in Polen (Lublin 1), Galizien (Lemberg!), Mittel» Ungarn (l)6), Bosnien (mehrfach zwischen 430 und 1600 m, leg. K. Ma l y l ) und Herzegowina (nach K. Mal y) ; angenähert auch in Schweden (1). Auch diese Rasse kommt in einer schmalzipfeligen Form vor.: f. V a r « b o s s ä n i u m 7) (K. Maly) Thellung ( = H. Sphondylium var. chloranthum lus. Varbossanum K. Maly 1919). 1) Der Bearbeiter verdankt die Uebermittlung des B a u h in ’ schen Originals Herrn Dr. A. B inz in Basel. 2) Von griech. x a^Tr\ [chaite] = Haar, Borste und xagnog [karpös] = Frucht. 3 Von griech. yXwQos [chlorös] = grün und «V#o? [änthos] = Blüte. 4) Nach von Prof. J. v. T u z s o n «Budapest dem Bearbeiter ( T h e l l u n g ) im Januar 1925 freundlichst übermittelten Proben eines von B o r b ä s selbst als H. chloranthum bei Budapest gesammelten Exemplars. 5) Die vom Bearbeiter ( Th e l l u n g ) gesehenen Belege gehören jedoch teilweise auch zu der subsp. australe und zu der Uebergangsform australe»sibiricum (chaelocarpum) = H. Sphondylium prol. chloranthum (siehe unten, pag. 1436). 6) Nach A. v. D e g e n (briefl. 1925) hier die subsp. australe ersetzend, v. Degen ist geneigt, die ungarische Pflanze (H. chloranthum Borbäs pro parte = var. chaelocarpum) eher auf Grund der Fruchtform (mehr oval) von H. Sibiricum zu trennen, da die Behaarungsverhältnisse stark wechselnd seien. ) Benannt nach Vrhbosna oder Varbossania, dem Namen eines mittelalterlichen Bistums, dessen Mittelpunkt die Gegend von Sarajevo in Bosnien bildet (K. M a l y briefl. 1925).

1436 Laubblätter wie bei var. eu»Sibiricum f. angusüsectum. Aus Bosnien beschrieben; wohl im ganzen Verbreilungs» gebiete der Rasse (hieher [angenähert] auch die Pflanze von Bremerhaven). Hieher ferner als Farbenspielart: lus. c o l o r ä t u m Rohlena (sub: H. Sibiricum f. coloratum, 1913, = H. Sphondylium var. atropurpüreum K. Malyl 1920). Kronblätter braunrot bis schmutzig»schwarzrot. Montenegro (nach Ro h l e n a ) , Bosnien (um Serajewo leg. K. Mal yl ) . Eine leicht monströse Form der var. chaetocarpum ist: f. i n v o l u c r ä t u m (K. Maly) Thellung ( = H. Sphondylium var. chloranthum f. involucrätum K. Maly 1919). Hüllblätter deutlich ausgebildet, etwa 5, lanzettlich, zurückgeschlagen, rauhhaarig (Serajewo in Bosnien). Zur var. chaetocarpum gehört wohl auch als Gebirgsform: f. h ü m i l e (Pax) Thellung (= H. flavescens var. humile Pax Grundz. Karpath. 1908). Pflanze niedrig, kaum 50 cm hoch. Laubblätter kleiner, die Grundblätter teilweise nicht zerschnitten (nur tief 34appig). Blüten öfter rosa=überlaufen. Frucht um die Hälfte kleiner. Beschrieben aus den Karpaten (Rodnaer Alpen, 1500 bis 1600 m). Der Bastard H. S p h o n d y l i u m subsp. a u s t r a l e x subsp. S i b i r i c u m [var. eu.Sibiricum?] ( = H. Sibiricum X Sphondylium Wohlfarth) wurde nach W o h l f a r t h (1893) in Westpreussen bei Könitz (in der Weissdornhecke am Schlachthause) gefunden. Nach A b r o m e i t (1898) wurde dieser Bastard von C a s p a r y [in Königsberg] in den Jahren 1875 bis 1877 künstlich her gestellt; die Pflanzen wiesen grünlichoweisse, deutlich strahlende Blüten, schlechten Pollen und mangelhafte Fruchtbildung auf. — Uebergänge zwischen H. Sphon« dylium [subsp. australe] und H. Sibiricum werden in der Literatur vielfach angegeben-, nach N e i l r e i c h 1)*2 (Nachträge zur Flora von Wien [1851], pag. 233 und Flora von Niederösterreich II [1859], pag. 634) bieten weder der kahle Fruchtknoten noch die grünlichen, strahllosen Blüten beständige Unterscheidungsmerkmale. Indessen darf nicht jede Form der subsp. australe mit grünlichen oder weniger deutlich strahlenden (dabei jedoch über 2 mm langen) Kronblättern (und gleichzeitig mit flaumigem Fruchtknoten) als eine Uebergangsform angesprochen werden; auch ist sicherlich oft die var. chaetocarpum, die die Blüten der var. Sibiricum und einen zwar behaarten, aber im Gegensatz zu subsp. australe borstigen (nicht weichflaumigen) Fruchtknoten besitzt, irrtümlich für eine Uebergangsform gehalten worden. Unter Berücksichtigung dieser Umstände dürften sich die beiden Unterarten in Zukunft schärfer als bisher trennen lassen. Immerhin kommt eine ausgesprochene U e b e r g a n g s f o r m subsp. a u s t r a l e — subsp. S i b i r i c u m (var. chaetocarpum) vor, die, obgleich vielleicht hybridogener Abstammung, wegen ihrer anscheinend vollen Fruchtbarkeit nicht mit dem oben genannten Baslard identifiziert werden kann und als H. S p h o n d y l i u m (sens. lat.) prol. (hybr.?) c h l o r ä n t h u m 8) (Borbäs) H. Neumayer [pro subsp., 1922] ( = H. chloranthum Borbäs 1887/8 sens. strict. [ex loc. Castrif. et descr. «ovario pubescente»] nec auct. Hungar centr.8) nec alior., = H. Sphondylium sens. lat. prol. [hybr.?] Friesii Thellung ap. Rechinger in Oesterr. botan. Zeitschr. LXXIV [1925], pag. 138 |sine descr.]) bezeichnet sei. Kronblätter wie bei subsp. Sibiricum, aber Fruchtknoten ausser den starren, aufwärts»angedrückten Börstchen von weichen, abstehenden Haaren spärlich bis reichlich flaumig.zotlig. Niederösterreich (nach Ne u ma y e r : Ladendorf, Wiener Neustadt usw.), Burgenland (Eisenstadt [locus classicus des H. chloranthum Borb.l], leg. A. v. H a y e k ! nach N e u m a y e r 1923; Haglersberg bei Jois am Neusiedlersee, 1924, leg. K. R e c h i n g e r ! ) . Ferner in Schweden (z. B: Uppsala, leg. E. F r i e s ! Herb. norm. fase. IV nr. 29, eine schmalschnittige Form, als ,H. Sibiricum ß Fr. Scan.“ ; Göteborg, leg. Lundbe r g! in herb. Rechinger). Vgl. auch unten (uhter subsp. australe) das H. S u 6 c i» cu m Fries (pag. 1438). Ausserdem finden sich nach H. N e u m a y e r (1923) in Niederösterreich (Ladendorf, »Neue Welt“, Emmerberger Klause [hier rötlich blühend] und Sooser Lindkogel) Uebergangsformen von der Formel a u s t r a l e — c h l o r a n t h u m = a u s t r a l e ) S i b i r i c u m (chaetocarpum) (von N e u m a y e r als »subsp. chloranthum ) Spondylium" bezeichnet); endlich kann eine der subsp. australe sehr nahestehende Form der Uebergangsreihe australe — Sibiricum (chaetocarpum) von Eisenstadt im Burgenlande (leg. A. v. Ha y e k 1923!; von N e u m a y e r unter subsp. chloranthum ) Spondylium inbegriffen) durch die Formel H. S p h o n d y l i u m subsp. a u s t r a l e ) ) subsp. S i b i r i c u m (chaetocarpum) = a u s t r a l e > c h l o r a n t h u m bezeichnet werden. — Ferner erwähnt H. N e u m a y e r 1923 (als H. Spondylium subsp. chloranthum ) elegans, ohne Beschreibung) Uebergangsformen subsp. m o n t a n u m — prol. c h l o r a n t h u m , die zwar den Uebergängen chloranthum — Sphondylium stark ähneln, aber in Gegenden Vorkommen, wo echtes H. Sphondylium ( = subsp. australe) fehlt und dafür subsp. montanum in der Nähe von prol. chloranthum wächst (Niederösterreich: bei Pottschach). *) Vgl. auch: A s c h e r s o n , P. Flora der Provinz Brandenburg I, 1 (1860), pag. 255; G. B e c k , Flora von Niederösterreich II, 1 (1892), pag. 652; Wohl f a r t h in Koch’s Synopsis 3. Aufl. (von Hallier und Wohlfarth) Lief. 8 (1893), pag. 1117; A s c h e r s o n und G r a e b n e r , Flora des Nordostdeutschen Flachlandes Lief. 4 (1899), pag. 550; B r i q u e t bei B u r n a t , Flore des Alpes Maritimes IV (1906), pag. 230. 2) Vgl. pag. 1435, Fussn. 3. s) Die Pflanze der Umgebung von Budapest, die teilweise von B o r b ä s selbst (nach Ausweis seines Herbars 1) und von den übrigen ungarischen Floristen zu H. chloranthum gezogen wird, entspricht der subsp. Sibiricum var. chaetocarpum.

1437 subsp. II. austräle (Hartman) Neuman 1901 ( = H. Sphondylium y australe Hartman 1838 [excl. syn. Svensk Bot ], = H. Sibiricum [subsp.] * australe Hartman 1846, 1849 [item], = H. Sphondylium L. Spec. pl. ed. 1 et auct. sens. strlct., = H. latifölium Gilib. 1782, = H. ursinum Wallr. 1840 [1], = H. macrän« thum Borbäs [sec. Neuraayer], = H. Sphondylium Rasse oder Unterart A) Branca ursina1) Aschers, et Graebn. 1899, = subsp. eusphondylium Briq. ap. Schinz et Keller 1905, = H. Spondylium [sic] subsp. Spon» dylium H. Neumayer 1922). Gemeine Bärenklau. Die im Gebiete weitaus häufigste Unterart; gemein und fast überall verbreitet im Tieflande (nur in Nordost «Deutschland mehr und mehr durch subsp. I ersetzt, in West» und Ostpreussen nur verschleppt) und in den Mittelgebirgen, sowie bis in die Alpentäler vordringend (hier in der schmalzipfeligen Abart stenophyllum anscheinend bis 1600 m [Zermatt im Wallis!], in der typischen Form selbst vereinzelt bis 1725 m [Arosa, leg. T h e l l u n g ] ansteigend, jedoch gegenüber subsp. montänum [besonders subvar. ülegans] sehr schwer abzugrenzen). — Allgemeine Verbreitung der Unterart II .•fast

Fig. 2547. Blatt-Typen. Heracleum Sphondylium L. subsp. australe Hartm,: c , h , k subvar. Branca-ursina (Crantz); d , i subvar. stenophyllum (üaudin). — subsp. montänum (Schleich.): e , / subvar. Panaces (Crantz); g subvar. elegans (Crantz); a , b subvar. palma tum (Crantz). Fig. a und b nach Nevóle, c bis k nach Briquet.

ganz Europa (Nord« und Nordostgrenze: südliches Norwegen [vom Söndfjord bis Kragerö], Süd«Schweden [Werm» land, Upland; hier vielleicht nicht eigentlich einheimisch, sondern nur mit Grassamen eingeschleppt], Pommern, Brandenburg, Süd«Posen, Polen); westliches Sibirien (Ural, Altai); anscheinend auch im Marokkanischen Atlas, 1800 bis 2400 m (wenn das H. Sphondylium subsp. eu«Sphondylium var. suavüolens R. Maire [1924] wirklich zu subsp. australe und nicht etwa, trotz der nach R. M a i r e [briefl. 1925] teilweise 5»schniltigen Laubblätter, zu subsp. montänum gehört); verschleppt in Nord»Amerika. Die Angaben aus Ost»Asien (Kamtschatka, Japan usw.) sind wohl sicher irrtümlich und beziehen sich auf H. dulce Fischer oder verwandte Arten (vgl. oben pag. 1422); eine von B a t t a n d i e r aus Algerien als H. Sphondylium angegebene Pflanze hat sich nach diesem Autor selbst später als zu Hippomärathrum Boccönei Boiss. ( = Cächrys Libanötis L .; vgl. pag. 1093) gehörig erwiesen. In subfossilem Zustande ist die Pflanze vom Pfahlbau am Alpenquai in Zürich (Bronze, und Anfang Eisenzeit) nachgewiesen. — Die Unterart II ist im Blattschnitt ungemein veränderlich. Die 3 nach« stehend beschriebenen Hauptformen sind zwar in typischer Ausbildung sehr auffallend, aber durch ganz allmähliche Uebergänge mit einander verbunden2) und ohne bestimmte geographische Verbreitung, so dass *) Vgl. pag. 1427, Fussn. 5. *) Nach W i t h e r i n g (zitiert bei S p r e n g e l , Species Umbelliferarum minus cognilarum [1818], pag. 42) sollen sogar aus der gleichen Wurzel breit« und schmalzipfelige Blätter hervorgehen können. (Vgl. auch die Angaben über die Kulturbeständigkeit unter subvar. y, pag. 1441). — Die Beobachtungen von J. N e v o l e (Oesterr. botan. Zeitschr. LXIX [1920], pag. 57) in den Steirischen Alpen über die Unbeständigkeit der Blattform an bestimmten schmalzipfeligen Exemplaren in aufeinanderfolgenden Jahren beziehen sich offenbar auf die (ausdauernde) subsp. montänum. Wo dagegen bei der (meist zweijährigen) subsp. australe die Beobachtung gemacht wird, dass ein bekannter Fundort der subvar. stenophyllum oder dissectum in einem bestimmten Jahre nur die breitzipfelige Normalform bietet, muss mit der Möglichkeit gerechnet werden, dass die schmal« zipfeligen Formen nur im einjährigen (noch nicht aufstengelnden) Alterszustande vorhanden (in welchem Falle sie leicht übersehen werden) oder auch ausgestorben sind; denkbar wäre auch, dass sie zeitweise durch Ver« bastardierung (heterozygotischen Zustand, wobei ihre Merkmale sich rezessiv verhalten) verschwinden und in späteren Generationen durch .Aufspaltung* („roendeln“) der Bastarde wieder sichtbar in Erscheinung treten könnten.

1438 sie nicht höher denn als (Unter»)Abarten bewertet werden können. — Abgesehen vom Blattschnitt (s. unten) ändert die subsp. II noch in folgenden Merkmalen ab: a) bezüglich der B e h a a r u n g : f. g l a b r í c a ú l e Teyber (sub H. Sphondylio). Stengel kahl, Laubblätter zerstreut-behaart (bei St. Aegyd am Neuwalde in Niederösterreich unter der häufigen Normalform [mit steifhaarigem Stengel]), f. g l a b é r r í m u m (Celak.) Thellung 1924 [sub H. Sphondylium subsp. australe var. Branca-ursina] ( = H. Sphondylium var. glabérrímum Celak. 1893? [nomen nudum], = H. glabérrímum Celak. ex Garcke in índice?). Pflanze in allen Teilen (Stengel, Laubblätter, auch der Fruchtknoten 1) kahl, auch die Dolden« und Döldchenstrahlen kahl erscheinend (unter dem Mikroskop äusserst fein papillös); doch mit Rüdesicht auf die weissen, strahlenden Kronblätter sicher zu subsp. II gehörig. Böhmen (Leitmeritzl und wahrscheinlich auch Rovensko in der Knézská stráñ). — b) nach der G e s t a l t d e r K r o n b l ä t t e r : f. s u b r e g u l ä r e Peterm. 1846 [pro: H. Sphondylium var. c] (= var. discoides Boenningh. ex Beckhaus-Hasse, = var. « typicum f. 2 conformis Pospich. 1898 [ex loc., excl. syn.], = var. breviradiäta Murr 1923). Randblüten wenig unregelmässig, kaum strahlend, oft gelblich, grünlich oder schmutzig-rötlich. Wohl im ganzen Gebiete hie und da neben dem Normaltypus, oft fälschlich für subsp. I gehalten, aber äussere Kronblätter noch immer grösser (über 2 mm lang) und Fruchtknoten weichflaumig bis zottig. Nahe verwandt erscheint auch das aus Schweden beschriebene H. S u é c í c u m Fries 1846 ( = H. Sphondylium * Suecicum Hartman in syn., = H. angustífólíum albiflórum L. ex Fries) mit fast gleichförmigen, weisslichen Kronblättern und schmal-zipfeligen Laubblättern, das von H a r t m a n als Uebergangsform von subsp. I und II aufgefasst wird, aber nach F r i e s selbst kein Bastard sein kann, da es mit H. Sibiricum ( = subsp. I) im mittleren Schweden wächst, wo das typische H. Sphondylium ( = subsp. II) nicht vorkommt. (Die Frucht wird als kahl beschrieben, jedoch über die Behaarung des Fruchtknotens nichts gesagt. Abgesehen von der Blütenfarbe, könnte die Pflanze mit dem auf pag. 1436 beschriebenen, deutlich gelblichblütigen H. Sphondylium prol. chloranthum [Borbäs] zusammenfallen.) — c) nach der F a r b e d e r K r o n b l ä t t e r : diese sind im völlig entfalteten Zustande in der Regel reinweiss, doch auch gelblich oder grünlichweiss oder weiss mit zwei grünen Flecken am Grunde, auch hellgrün oder hellgrün mit rötlichem Anflug, f. r u b r i f l ö r u m Schröter [pro var. H. Sphondylii, 1898] (= H. Sphondylium var. floribus purpuréis Roth 1789, = var. fl. roseo Murr 1905, = f. purpureum et f. roseum v. Schwerin 1922, = H. carneiflörum Gandoger 1875). Krone heller- oder dunkler rot (fleischfarbig oder rosa bis purpurn). Hie und da. f. c a e r u l é s c e n s Briquet [ap. Schinz et Keller 1900 su b : H. Sphondylium var. latifoliuro] ( = H. Sphondylium subsp. eusphondylium var. latifolium 1. coerulescens Briquet 1905). Kronblätter bläulich. Salzburg (Gnigl), Schweiz. Alle diese Farbabänderungen erscheinen vorzugsweise nach der ersten Heumahd an nachgetriebenen Blütenständen verletzter Exemplare. — d) nach der Grösse und Behaarung der F r u c h t 1) und dem Verhalten der Oelstriemen: f. m a c r o c á r p u m Lange [pro var ß H. Sphondylii]). Frucht aussergewöhnlich gross (nach L a n g e ,2« bis 3-mal so gross“ ]?] als beim Typus, nach C o u t i n h o 8 bis 12 mm lang). Aus Galizien (Spanien) an berieselten Strandfelsen wachsend beschrieben, nach C o u t i n h o auch in Portugal und nicht wesentlich verschieden wohl auch anderwärts, f. l a s i o c ä r p u m Boenningh. [pro: H. Sphondylium var. ß, 1824] ( = H. Sphondylium I. latifolium ß Gaudin 1828, = H. Sphondylium cf hispidum Spenner 1829, = var. trichocärpum Duffort 1907). Frucht auch bei der Reife steifhaarig-zottig, f. e r y p t o t aén i um *) (Peterm. 1846 pro spec.) Wohlfarth 1893 [pro var. r¡ H. Sphondylii]. Oelstriemen der Fugenfläche unter der dicken Fruchtwand verborgen, von aussen nicht sichtbar. — Wichtiger sind die 3 (Unter-)Abarten : II. a subvar. B r á n c a - u r s í n a (Crantz) Thellung 1924 [pro var.] ( = H. protheífórme « Branca-ursina Crantz 1767, = H. Sphondylium »die breitblätterige Form* Mert. et Koch 1826, = [subsp.] I. latifölium Gaudin 1828 [excl. specim. herb.l], = var. « latifolium Ducommun 1869, = H. Sphondylium subsp. eusphondylium var. latifolium Briquet ap. Schinz et Keller 1905, = H. Sphondylium Rasse Branca-ursina f. latifolium Erdner 1911, = var. « vulgäre Spenner 1829, = var. a) genuinum Peterm. 1846, == var. « latilobätum Neilr. 1851, = var. brevifölium Grognot ap. Carion 1859, = Sphondylium Branca ß médium Caruel 1889 pro parte, = H. Sphon­ dylium var. « typicum f. 1. genuina Pospichal 1898, = var. « typicum Paoletti 1900, = H. Delphinénse’), aeslivum et praténse Jordan4), = H. occidentäle Bor.4), = H. Sphondylium var. insigne Hüter et Porta 1905 [= H. insigne *) Die Gestalt der Frucht schwankt ausserordentlich; die teilweise darauf begründeten J o r d a n ’schen „Arten“ (siehe unter subvar. Branca-ursina) können daher kaum als Formen aufrecht erhalten werden. *1 Von griech. xçvnroç [kryptös] = verborgen und xuivia [tainia] = Streifen, Binde, hier Oelstriemen. *) Im Dauphiné (lat. Delphinätus) gefunden. 4) Diese J o r d a n ’schen „Arten“, die später von C a l l a y (1900) und von R o u y und C a m u s (1901) zu Varietäten degradiert wurden, sind auf bestimmte Kombinationen von Blattschnitt und Fruchtform begründet. Da jedoch diese beiden Merkmalskategorien äusserst veränderlich sind und unabhängig voneinander variieren, könnte die Zahl der Kombinationen beliebig (bis ins Unendliche) vermehrt werden.

1439 Dalle Torre et Sarnth. 1909]? 9. = H. Sphondylium var. Sibiricum Fiori! in Fl. Ital. exsicc. ser. 3 nr. 2122, nec O. Kuntze). Taf. 203, Fig. 1 und Fig. 2547 c, h, k. Zipfel letzter Ordnung der Laubblattabschnitte kurz und breit, meist nidit länger als breit, stumpf oder kurz« und breit zugespitzt. Die häufigste Abart ; überall im Gebiete der Unterart. — Hieher scheint als Form zu gehören: f. c r i s p u m Thellung, von T a b e r n a e m o n t a n u s (Neuw Kreuterbuch I [1588], pag. 349; ed. C. Bauhin 1625 pag. 267) als »Sphondylium III. crispum“ folgendermassen beschrieben: »Das dritte Geschlecht wirdt nicht grösser als das erste, die Bletter aber sindt etwas kleiner, uund nicht so gar rauhe, uund werden schön krauss, anzusehen fast lustig, sonst seindt sie mit Stengel, Blumen, Wurtzeln uund Samen der ersten gar durchauss gleich . . . . an dem Strohm der Saren zwischen Saaralben uund Sarbrücken, auff den Wiesen. Dergleichen am Neckarstrohm und sonderlich auff den Wiesen umb das Kloster Neuwenburgk.“ Also offenbar eine krausblätterige Spielart, die in Vergessenheit geraten zu sein scheint, und die an den angegebenen Fundorten aufzusuchen sich empfehlen würde. Nach Mo r i s o n wurde das »Sphondylium crispum“ auch im Botanischen Garten zu Paris von S h e r a r d beobachtet. Auch P l u k e n e t (1696) erwähnt ein »Sphondylium foliis crispis, semine oblongo gracili“, scheint aber nach dem angeführten Synonymen von C. B a u h in und P a r k i n s o n unsere Abart ß darunter zu verstehen. II. ß subvar. s t e n o p h y l l u m (Gaudin) Thellung ( = H. Sphondylium ß L. 1753 pro parte? [syn. Bauh. pro parte?], Hudson 1762 [syn. Parkins.!], = var. foliis angustioribus Murray 1770?*2), Sprengel 1818 pro parte [syn. Parkins. 1], = H. Sphondylium ß angustifolium Hudson 1778 [syn. Parkins., excl. syn. L.], auct. Angl, pro parte, [£ H. angustifolium] Sprengel Fl. Hai. 1806 pro parte [ex loc., excl. syn. Jacq.], Celak. 1875 pro parte, »Mert. et Koch“ Wohlfarlh 1893 pro parle, Nevole 1920 pro parte, Thellung 1924 — [nec H. protheiforme e angustifolium Crantz 1767], = subvar. angustifolium Thellung 1924, = H. angustifolium Roth 1789 pro parte [?], Schleicher! exsicc. pro parte, Leysser ex Sprengel 1806, Bertol. pro parte, non Jacq. nec L , = Sphondylium Branca a angustifolium Caruel 1889 pro parle, = H. Sphondylium II stenophyllum a [pro parte, quoad syn. H. angustifolium Schleicher! pro parte] et ß [?] Gaudin 1828, = H. Sphondylium [var.] stenophyllum Moritzi 1852 et auct. Helv. pro parte, (f) Rouy et Camus 1901, Briquet 1903, = subsp. eusphondylium var. stenophyllum Briquet ap. Schinz et Keller 1905, = H. Sphondylium ß angustilobatum Neilr. 1851 pro parte, = forma angusti» sécta Gremli 1896 [excl. syn.], = H. flavéscens Willd. pro parte [excl. syn. Jacq.], Bertol. 1837 pro parte, nec Besser, = H. Sphondylium var. angustifolium f. flavescens Fiori! in Fl. Ital. exsicc. ser. 3 nr. 2123, = H. Sphon» dylium ß H. elegans C. C. Gmelin 1805 [excl. syn. Jacq.J, \ß elegans] DC. Prodr. 1830 pro parte, Koch 1837 pro parte et auct. Germ, plur., Gremli, Schinz et Keller ed. 1 et auct. mult., nec [Crantz, Jacq.] Sprengel, = f. elegans Fischer»Benzon ap. Prahl 1890, = H. Sphondylium ß angustifolium a. elegans Fiori 1914 pro parte, = H. elegans Baumg. 1816?, Rchb. Fl. Saxon., Dalla Torre et Sarnth. pro parle, nec Jacq., = H. Pänaces Engelberg Donauflora [sec. Döll] nec L., = H. longifölium Hegetschw. 1858/9 pro parte nec Jacq.). Fig. 2547 d,i. Zipfel der Laubblatt» absdinitte schmäler, eiförmig« oder.dreieckig»lanzettlich, etwa 2» bis 3»(4»)mal so lang als breit, schlank»zugespitzt, meist fiederförmig angeordnet. Hie und da im ganzen Gebiete (ferner in England [nach P a r k i n s o n ] , Frankreich, Luxemburg! und Italien!), vorwiegend in den Gebirgen, hier etwa bis 1600 m (Zermatt 1) ansteigend, aber gegen subsp. montanum subvar. elegans schwer abzugrenzen, da in dieser Höhenstufe bei den beiden genannten Sippen die Zahl der Laubblattabschnitte schwankt (bei subvar. stenophyllum beträgt sie 3 bis 7). Auch zu subvar. « kommen zahlreiche Uebergänge vor. Eine besondere Form der subvar. ß ist: f. l a c i n i ä t u m (DC.) Thellung H. Sphondylium y laciniatum DC. ! 1830). Laubblätter stärker zerschlitzt, teilweise doppelt»fiederschnittig.— Schmalzipfelige Formen des H. Sphondylium sens. lat. wurden zuerst von C. B a u h i n (1620) unter dem Namen »Sphondylium hirsutum, foliis angustioribus“ von dem gewöhnlichen »Sphondylium vulgare hirsutum“ unter» schieden und beschrieben (Laubblattzipfel länglich, schmal zugespitzt). Als Fundorte seiner Art, auf die L i n n é später (1753) sein H. Sphondylium ß begründet hat, nennt C. B a u h i n einerseits die Alpwiesen Graubündens, anderseits die Lausitz. Die Pflanze des letzteren Fundortes, die in B a u h i n ’s Herbar allein vorhanden ist, gehört zu subsp. Sibiricum f. angustisectum (s. oben pag. 1435); die in den Bündneralpen beobachteten (nicht gesammelten Pflanzen) dürften dagegen verschiedenen schmalzipfeligen Formen der Unterarten australe und (besonders) montanum entsprochen haben, unter anderem auch unserer subvar. stenophyllum, die ja in der Blattform vollständig mit B a u h i n ’s Herbarexemplar übereinstimmt. Ein anderer Name für die Abart ß ist »Sphondylium majus aliud laciniatis foliis“ (»Jagged Cow Parsnepp of our owne land“) Parkinson (1640), das nach J. R ay (1670) von Dr. Bo wi e s wildwachsend in Shropshire (England) gefunden wurde; nach R a y (1686) wurde diese Pflanze [? ob nicht vielmehr die vielfach damit verwechselte Abart yl\ damals auch in London und *) Nach Hüt e r eine (hybride?) Mittelform von H. Sphondylium [d. h. subsp. australe] und H. »Pyrenaicum“ (d. h. subsp. Pyrenaicum var. Pollinianum) ; neigt gegen das erstere durch fiederschnittige Laubblätter, gegen das letztere durch die fast handförmig»gelappten Abschnitte. Tirol (Arco): Monte Stivo bei Bologniano, 800 bis 1000 m. Eine zweifelhafte Pflanze. 2) Ein grosser Teil der hier angeführten Synonyme dürfte sich teilweise auch auf die subvar. y beziehen.

1440 Cambridge in Botanischen Gärten gezogen. In R a y ’s Synopsis methodica Stirpium Britannicarum [ed. 1 (1690)?[ ed. 2. (1696), pag. 102 sind diese und die folgende Abart unter dem P a r k i n s o n ’schen Namen ( = ß)t bei M o r i s o n (1699) unter dem B a u h i n ’schen Namen vermengt. P l u k e n e t (Almagestum botanicum [1696]?; ed. 2 [1769], pag. 355) unterscheidet wohl als erster die beiden schmalzipfeligen Abarten ß und y voneinander, gebraucht aber für die erstere fälschlich die Bezeichnung „Sphondylium foliis crispis, semine oblongo“. In der neueren Literatur werden die Abarten ß und y allermeistens nicht unterschieden und unter den Namen angusti» folium, elegans usw. verm engt; es wäre ein ebenso nutz» wie endloses Beginnen, noch weiter als dies hier geschehen ist, die genaue Bedeutung dieser Namen bei den einzelnen Autoren feststellen und in der Synonymie verzeichnen zu wollen. — Das „Sphondylium [„Spondilium“] vulgare foliis acute incisis“ Barrelier (1714), das C. C. G m e l i n zu unserer Abart zitiert, stellt eine Uebergangsform zwischen dieser und dem Typus (subvar. dar. IL y subvar. d i s s é c t u m Le Gail 1852 (pro var. H. Sphondylii) em. Rouy et Camus 1901 [pro var. H. Sphondylii] ( = H. Sphondylium subvar. dissectum Thellung 1924, = H. Sphondylium ß L. 1762 pro parte [quoad syn. Riv. 1], non L. 1753 nec Hudson 1762, = H. protheiförme angustifölium Crantz 1767 0 [ex syn. Riv. 1], = H. Sphondylium H. angustifölium C. C» ‘ Gmelin 18051), [£ angustifölium] Sprengel 1820 pro parte, [1. var.] Lej. 1824, Lej. et Court., Lelak. 1875 pro parte, auct. Angl, pro parte, nec Hudson, = f. angustifölium Schube 1904?, = Sphondylium angustifölium Mönch 1802 pro parte [quoad syn. Riv. 1], = H. angustifölium DC. Fl. franç. Suppl. 1815 pro parte [syn. Pluk. 1], nec alior., = Sphondylium Branca angustifölium Caruel 1S89 pro parte, = H. Sphondylium var. foliis angusti« oribus Sprengel 1818 pro parte [syn. Plukenetiil], nec Murray, = H. Sphondylium var. Wimmer et Grab. 1827, = [subsp] II stenophÿllum Gaudin 1828, = H. „espèce probablement nouvelle“ Jordan 1854, = H. an« F i g . 25 4 8 . H e r a c l e u m S p h o n d y l i u m L . s u b s p . m o n t a n u m gustétum Bor. 1857, = H. decussàtum Carion 1859, = H. ( S c h l e i c h e r ) [ s u b v a r . p a l m a t u m ( C r a n t z ) ? ] , in d e n B a y e r i s c h e n A l p e n ( c a . 17 00 m ) . P h o t . Dr. H . G a m s . Sphondylium y angustissimum „Mert. et Koch“ Wohlf. 1893 pro parte, = S. Stiriacum2) Hayek 1910, = H. élegans Bertol. 1837 ex descr., Nevole 1908 [sec. Hay ek], nec Jacq., = H. Sphondylium var. élegans Rchb. fil. Ic. 1867 nec Sprengel, = var. ß longifölium Cosson et Germain 1861 [excl. syn. Jacq.], Nevole 1920 pro parte, nec Spenner). Zipfel der Laubblatt.Abschnitte (besonders der endständige eines Jeden Abschnittes) stark verlängert, vielmal länger als breit, fast bandartig, nach der Spitze sehr allmählich»verschmälert, die seitlichen öfter gegen den Grund des Abschnittes handförmig-genähert, die beiden untersten nicht selten an der Hauptspindel paarweise kreuzförmig» gestellt (vgl. Fig. 2550). Wohl hie und da, aber vielfach mit subvar. stenophÿllum und besonders mit subsp. montanum var. longifolium verwechselt. Bisher bekannt aus England (nach den vor»linné’schen Schriftstellern ; s. unten), Frankreich, der Schweiz (La Sagne im Neuenburger Jura und Walenstadtberg im Kanton St. Gallen leg. E. M ü l l e r l , ob Reuchenette bei Biel im Berner Jura leg. W. L ü d i l , Sissach im Basler Jura leg. Dr. E. S. F r i e s ! , Liestal [Baselland] leg. Dr. H. C h r i s t i , Lauterbrunnental [Berner Oberland] 8 5 0 m leg. W. L ü d i l , zwischen Schindellegi und dem Rossberg [Schwyz] leg. B r o c k m a n n 1) und Oesterreich (Steiermark: Rottermann, Eisenerz und St. Peter«Freyenstein nach H a y e k als H. Stiriacum; Küstenland: Nanos, Ternovaner Wald und Planik nach P o s p i c h a l als H. angustifölium, teilweise vielleicht auf subsp. montanum var. longifolium zu beziehen). — Dieser Abart entspricht das „Sphondylium montanum minus angustifölium, tenuiter laciniatum* |Plukenet bei] Ray Synopsis methodica stirpium Britannicarum [1690, Appendix? (nicht gesehen)] ed. 2 (1696),

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*) Der C r a n t z « G m e l i n ’ sehe Name wäre zwar der älteste für unsere Abart ; indessen ist der Name angustifölium (als A rt oder Varietät) in so vielen verschiedenen Bedeutungen gebraucht worden, dass- es sich zweifellos empfiehlt, ihn zur Vermeidung von Verwechslungen völlig fallen zu lassen, um so mehr, da H. Sphondylium ß angustifölium Hudson (1778) nicht identisch ist ( = subvar. ß), und da nach einer strengen Anwendung des Artikels 49 der Nomenklaturregeln ohnehin der Name dissectum, weil zuerst (1924) in der richtigen Rangstufe (subvar.) gebraucht, die rechtsgültige Priorität besitzt. 2) In Steiermark (lat. Stiria) gefunden.

1441 pag. 102 [cxcl. syn. Parkins. et Bauh.l ( = »Sphondylium hirsutum minus foliis tenuiter laciniatis semine lato“ Plukenet (1691/6) (excl. syn. Bauh.), das von P l u k e n e t in Buddnghamshire gefunden worden war, ferner das „Sphondylium . . . . quod foliis est angustioribus longissimisque laciniis divisum“ Rivinus (1699), eine im Garten des Kaufmanns und Ratsherrn Kaspar B o s e zu Leipzig (gestorben 1700) gezogene Pflanze, auf welche später C r a n t z (1767) sein H. protheiforme e angustifolium begründet hat. Bei R a y (Synopsis, 1690/6) und M o r i s o n (1699) sind, wie oben (pag. 1440) bemerkt, unsere Abarten ß und y zusammengezogen bezw. vermengt. Bei den genannten Autoren herrscht nun ein Streit der Meinungen über die Samenbeständigkeit der schmal» zipfeligen Formen, die u. a. auch in den Botanischen Gärten von London und Cambridge gezogen wurden. R a y erklärte seine Pflanze für eher eine Spielart (»Naturspiel“) als eine Art. M o r i s o n berichtet, dass seine (bei Oxford gefundene) Pflanze (nach der Beschreibung subvar. y) bei der Aussaat in der Kultur teils die Abart, teils die breitzipfelige Normalform (subvar. a), teils endlich Zwischenformen ergeben habe, und auch H u d s o n (1778) gibt an, dass seine var. angustifolium (nach dem Synonym von P a r k i n s o n = subvar. ß) in der Kultur in den Typus ausarte. Dagegen tritt R i v i n u s , der offenbar (im Gegensatz zu den genannten Botanikern) über homozygotisch reines Material verfügte, für die spezifische Selbständigkeit seiner Pflanze (= subvar. y) ein, da er diese während vieler Jahre durch spontane Aussaat sich unverändert fortpflanzen sah. Vgl. auch oben pag. 1437 und Fussn. 2. subsp. III. montänum (Schleicher) Briquet ap. Schinz et Keller 1905 ( = H. Sphondylium b. montanum Schleicher 1815 [nomen nudum], Moritzi 1832, = H. montanum Schleicher [1821, nomen nudum] ex Gaudin 1828 et auct., nec Georgi, = H. Pänaces var. montanum Acloque 1904, = H. Pänaces1) L. 1753 pro parte [ex syn., excl. descr. et pl. horti Upsal.], DC. Prodr. pro parte [syn. Lobei. et Morison.], Rchb. Fl. Germ, excurs., Bertol. 1837 pro parte [ex syn. veter. et loc. nonnull. ?], Koch Syn. 1843 pro parte, = H. protheiförme ß Panaces Crantz 1767l) = H. Sphondylium e Panaces Paoletti 1900 pro parte, = subsp. b. H. Panaces Bonnier 1918/20, = H. angustifölium Jacq. 1762 [ampl. Bede 1892] nec L. 1767 nec alior., = H. Branca ursina var. B. All. 1785, = H. elegans [Jacq. ampl.] Hayek 1910, = H. Sphondylium subsp. elegans H. Neumayer 1922, = H. tenuevittättum2) Kerner [ap. Dalla Torre et Sarnth.]?, = H. alpinum Vill. pro parte [sec. Verlöt], Börner 1912, nec L., = H. äsperura Mert. et Koch 1826, Koch Syn. ed. 1, 1837 [et ed. 3, 1857] pro parte et auct. mult. pro parte, nec Bieb.*j, = H. Sphondylium var. forme asperum Montandon 1856, [d. asperum] Jessen 1879 pro parte, = H. Pyrenäicum Nyman pro parte, Dalla Torre Alpenfl. 1899, nec Lam.). B e r g » B ä r e n k l a u . Fig. 2548. Ziemlich verbreitet in den höheren Gebirgen und deren Vorbergen, in der Berg« und subalpinen Stufe, auf Bergwiesen und »weiden, in schattigen Schluchten (Karfluren), an buschigen Fels» *) Siehe die etymologische Erklärung pag. 1559, Fussn. 1. Das näxaxeg ‘HgdixXeiov [pänakes Heräkleion] der Alten entspricht dem Orientalischen Opöpanax hispidus (vgl. oben pag. 1362), und der Name wurde von den »Vätern der Botanik“ fälschlich auf unser Heracleum übertragen. — L i n n ä s H. Panaces (1753) ist ein Gemenge aus 2 verschiedenartigen Bestandteilen. 1. Nach Massgabe der Beschreibung (5 »Blätt* chen“, d. h. Laubblatt-Abschnitle) und der an erster Stelle erwähnten Pflanze des Botanischen Gartens zu Uppsala entspricht es einer wenig bekannten Sibirischen Art mit 5»schnittigen, unterseits graufilzigen Laubblättern, die nach F i s c h e r , M e y e r und L a l l e m a n t (Index IX hört. Petrop Suppl. [1845]; vgl. Linnaea XVIII [1844], pag. 220). dem H. barbätum Ledeb. (vgl. oben pag. 1422) entsprechen soll, aber sich von dieser Art, die nach den genannten Autoren selbst wehrlose (glatte) Früchte besitzt, nach F r i e s (Novitiae florae Suecicae, Mantissa III [1842], pag. 21) durch warzig»rauhe Früchte unterscheidet. Das H. Panaces L. im Sinne von L e d e b o u r (Flora Rossica [1844/6], pag. 323/4) bewohnt Ost»Sibirien und Kamtschatka. 2. Die angeführten Synonyme (vollständiger aufgezählt im »Hortus Cliffortianus“ [1737], pag. 103) beziehen sich nach den AbbiU düngen von L o b e i , D a l e c h a m p s , D o d o n a e u s , M o r i s o n u. A. (vgl. später die vor.linnä’schen Namen unserer Unterart III) auf ein Heracleum mit 3*schnittigen, breitzipfeligen Laubblättern, das, da die Blätter »etwas rauh“ genannt werden, offenbar nur unserer Unterart montanum, nicht aber der zwar im Blattschnitt ähnlichen, aber durch eine weissflaumig »filzige Blatt»Unterseite verschiedenen subsp. Granatense entsprechen kann; L o b e i (1581) begründete seine Art auf eine in Belgischen Gärten gezogene Pflanze, die nach seiner ausdrücklichen Angabe, im Gegensatz zu dem gelbblütigen Pänakes Heräkleion des D i o s k u r i d e s , weiss« blütig war. Auf diese gleichen Synonyme (von D o d o n a e u s und C. B a u h in) begründet sich nun auch das H. protheiforme ß Panaces Crantz, so dass der C r a n t z ’ sehe Varietätenname für die typische (3»schnittig» breitzipfelige) Abart der subsp. montanum verwendet werden kann und muss. Dagegen hat der A r t n a m e H. Panaces L. Jener Sibirischen Pflanze zu verbleiben. ) Von lat. tänuis = dünn und vitta = Binde, Band ; wegen der auffallend dünnen (schmalen) Oelstriemen dieser Form, die aus dem Oetztal in Tirol (Mähder zwischen Zwieselstein und Heiligkreuz) beschrieben wurde.. s) Vgl. pag. 1422.

1442

hängen, an Ufern und Gräben, im Legföhrengebüsch usw.; etwa von (600) 800 m bis zur Baumgrenze und darüber ansteigend. In Deutschland bisher nur aus dem Schwarzwald (Feldberg, in subalpinen Karfluren, etwa von 1000 m an, mit Rumex arifolius, Adenostyles Alliariae, Senecio Fuchsii, Cícerbíta alpina usw. [vgl. Bd. VI/Í, pag. 406], leg. K n e t s c h i in Herb. Univ. Zürich; in der Literatur bisher nicht angegeben) und den Bayerischen Alpen (1) (ziemlich verbreitet von 1000 bis 2100 m) bekannt geworden, vielleicht auch noch in anderen Mittelgebirgen aufzufinden. In O e s t e r r e i c h verbreitet in den Alpen (1) und Voralpen (in Krain nach P a u l i n [briefl., 1925] in den Karawanken und den julisdien Alpen verbreitet; auch noch im Küstenlande 1). In der S c h w e i z wohl allgemein verbreitet in den Alpen (11) und Voralpen 1 (z. B. auch noch im Züricher Oberlandl), etwa von 800 m an aufwärts (im Kanton St. Gallen bis 2000 m, im Wallis und in Graubünden wohl noch höher steigend; doch kommt bei der höchsten Angabe aus dem Wallis [Col de Barberine 2400 m nach J a c c a r d , als H. Sphondylium b) elegans] subsp. Granatense var. incanum in Frage, diejenige aus dem Bernina-Gebiet [2500 m nach Rübe l ] bezieht sich höchst wahrscheinlich auf subsp. Pyrenaicum var. Pollinianum; indessen kommt auch subsp. montanum im Wallis und Engadin, wenngleich stellenweise seltener, vor), sowie im Jural (vom Hochjura nordöstlich und östlich bis zu den Kantonen Basel-Land [bis Reigoldswil] und Aargau [bis Aarau], in diesen Gebieten bis etwa 600 m und vielleicht noch tiefer herabsteigend, aber anscheinend allmählich in subsp. australe übergehend). — Allgemeine Verbreitung der Unterart III: Alpenzug von den Westalpen (1) [hier meist in Uebergangsformen zu subsp. Granaténse var. incänum] bis Niederösterreich (1) und zum Küstenlande 1 (wohl auch im nördlichen Balkan), Apennin (1), Französischer und Schweizer Jura (!), Schwarz» wald (!) (vermutlich auch Vogesen); wohl auch in einigen Französischen Mittelgebirgen (wenn, wie dies nach den Beschreibungen scheint, das H. Sphondylium ß elätius Lecoq et Lamotle 18471) aus der Auvergne und das H. Sphondylium e pseüdo-alpinum Callay aus den Ardennen hieher gehören). — Die subsp. montanum erscheint zwar in typischer Ausbildung von subsp. australe erheblich verschieden; doch bereitet in manchen Gegenden die Unterscheidung grosse Schwierigkeiten. So zeigt in den Alpen in einer Höhenstufe von etwa 800 bis 1300 m, wo beide Unterarten Vorkommen, nicht nur die Blatt-Teilung (5 oder 3 Abschnitte) Schwankungen2), sondern auch die bei typischen Exemplaren sehr charakteristische Behaarung der Laubblätter zeigt mannigfaltige Uebergänge, so dass von einer strengen spezifischen Scheidung keine Rede sein kann. In Lauterbrunnen (800 m) und Wengen (gegen 1300 m) z. B. beobachtete der Bearbeiter ( Thel l ung) unter ganz gleichen Standortsverhältnissen (in gedüngten Mähwiesen) nebeneinander leidlich typische Stöcke der beiden Unterarten nebst unsicheren Zwischenformen. — Die subsp. montanum wurde von einigen Schweizerischen Botanikern (im Jura) als Bastard von subsp. australe mit subsp. Juranum (= H. alpinum) betrachtet; sie kommt aber schon mancherorts im Schweizerischen Jura — und erst recht in den Alpen — ohne subsp. Juranum vor, und auch die späte Blütezeit (Juli, August; also später als bei den beiden genannten Unterarten) spricht stark gegen jene Auffassung. — Die Blütenfarbe ist veränderlich wie bei subsp. australe. Die Kronblätter (und namentlich die Staubbeutel) sind nicht selten rot gefärbt ( = f. r o s e i f l ö r u m Evers! herb.). Auch kommen Formen mit gelblichen und oft weniger deutlich strahlenden Kronblättern v o r ; auf solche beziehen sich wohl die Angaben von subsp. Sibiricum aus den Alpen. — Wichtiger sind die 4 folgenden, auf den Blattschnitt begründeten Abarten i a) Wenigstens ein Teil der Stengelblätter 5»schnittig mit gestieltem Mittel-Abschnitt (subvar. « bis y)> III. a subvar. Pä na c e s * ) (Crantz) Thellung 1924 [pro var.] (= H. Panaces L. ex syn. sens. strich, Lam ic. [excl. descr.] et auct. sens. strich, = H. protheiförme ß Panaces Crantz 1767 sens. strich, = H. Sphondylium b. montanum Schleicher sens. strich, Moritzi 1832 sens. strich, Briquet 1900, 1903, = H. montanum Schleicher ex Gaudin 1828 sens. strich, = H. Sphondylium subsp. montanum var. montanum Briquet ap. Schinz et Keller 1905, = H. inter» médium Gaudin 1828 [in syn.] sens. strich, = H. Sphondylium I. latifölium Gaudin herb.!, = Sphondylium Bränca y latifölium Caruel 1889 pro parte, = H. Sphondylium e lanätum Spenner 1829, = H. Pyrenáícum Hort. Paris, ex Gaudin 1828 [in syn.] nec Lam., = H. angustifölium a Pyrenaicum Bede 1892, = H. alpino-Sphondylium auct. ex Godet 1852 pro parte [excl. syn. Lam.], = H. alpinum O. Naegeli in Ber. Zürch. Bot. Ges. [1907] et in Ber. Schweiz. Bot. Ges. [1908], nec. L.). Fig. 2547 e, f. Laubblatt-Abschnitte ähnlich wie bei subsp. australe subvar. Branca-ursina gestaltet, d. h. ihre Zipfel kurz und breit, nicht oder weniger länger als breit, stumpf oder kurz» und breit-zugespitzh Die weitaus häufigste Abart, doch in den nördlichen Ostalpen anscheinend *) Dieses wird von L a m o t t e selbst später (1878) zu H. »Panaces* (d. h. montanum) gezogen, von R o u y und C a m u s (1901) jedoch als blosse Abart von subsp. australe wiederhergestellt. 2j Kümmerformen von subsp. australe besitzen hie und da (auch in der Ebene) lauter 3-schniltige Laubblätter; anderseits kommen auch bei sonst völlig typischer subsp. montanum vereinzelte 5»schnittige Laub­ blätter vor (z. B. Marchairuz im Waadtländer Jura, leg. J. J. V e t t e r ! in herb. Univ. Zürich; Arosa leg. T h e l l u n g 1925). *) Vgl. pag. 1441, Fussn. 1.

1443 seltener (und vielleicht stellenweise durch subvar. palmätum ersetzt). In Bayern z. B. an der Benediktenwand (leg. 5 p itz e 11), in Oesterreich sicher nachgewiesen in Tirol 1 Salzburg 1 Steiermark 1 und im Küstenlande 3 (nach Cr a n t z am Wiener Schneeberg). — Diese Abart wurde schon frühzeitig (im 16. Jahrhundert) von dem gewöhnlichen H. Sphondylium (subsp. australe) unterschieden und fälschlich mit dem Pänakes Heräkleion der Alten (einer gelbblütigen Pflanze, vgl. oben pag. 1441, Fussn. 1) identifiziert. Ihr entspricht das damals in Belgischen Gärten gezogene „Panax Heracidum, Herculda sive Heracida, fronde Smyrnii vel Imperatöriae Lobei [Plantarum seu stirpium historia (1576), nicht gesehen] Kruydtboeck (1581), mit Abbildungl12*), = „Pänaces Heraclium vel potius Sphondylium älterum“ *) Dodonaeus (1583) (mit identischer Abbildung), = „Panax Heraclium Lobelii, Sphondylium alterum Dod.“ Dalechamps (1587) (gleiche Abbildung), ferner das „Pänaces Heracldum* Mattioli ed. Camerarius 1586 (mit neuer Abbildung), das „Panax Herculdum I“ Tabernaemontanus (1588) (mit neuer, guter Abbildung), sowie das „Panax Sphondylii folio, sive Heracldum* C. B a u h i n (1623), das „Sphondylium maius s. Panax Heracleum quibusdam“ J. Bauhin (1651) (mit eigener Abbildung nach einer von seinem Bruder C. B a u h i n von Padua mitgebrachten Pflanze) und das „Sphondylium humilius, latioribus foliis, umbella ampliore“ Morison (1699) (Abbildung anscheinend derjenigen von T a b e r n a e m o n t a n u s nachgebildet), lieber die Herkunft jener alten Gartenpflanze wissen die Autoren nichts Sicheres anzugeben*)? doch scheint nach den Beschreibungen und Abbildungen ihre Identität mit subsp. montanum sichergestellt. — Ob das von C. G e s n e r (1561) als deutsche Gartenpflanze erwähnte „Pänaces Heracldum“ gleichfalls unserer subsp. montanum entspricht, ist wegen des Fehlens einer Beschreibung4*) und Abbildung unsicher, immerhin spricht für seine Zugehörigkeit zu montanum der Umstand, dass auch C a m e r a r i u s (bei Mattioli 1586) sein „Panax Heracleum“ ( = subvar. a) als „in unseren Gärten“ gezogen und T a b e r n a e m o n t a n u s (1588) sein „Pänax Herculdum I“ als „auch sonst hin unnd wider in unserm Ober» unnd Nider»Teutschland in den Lustgärten gepflantzt“ angibl. Das „Pänaces Heracldum“ Mattioli Commentarii 1554 (und wohl schon in früheren Ausgaben) = „Pänaces Heraclium“ Dodoens [ = Dodonaeus] Cruydeboeck (1554, nicht gesehen, französische Ausgabe [1557]) ist dagegen, im Gegensatz zu allen späteren Abbildungen, eine Tflanze mit ungeteilten (nur spitz.gelappten) Laubblättern und entspricht daher vielleicht unserer subvar. cf palmätum oder (wahrschein« lieber) den H. Sphondylium subsp. Pyrenaicum var. Pollinianum6). — Exemplare der Abart Pänaces von Triest und Lippiza (leg. T o m m a s i n i l in herb. Boiss.) zeichnen sich durch eine auffallend verkahlte Laublatt« Unterseite aus (nur die grösseren Nerven kurz«borstig, Fläche i kahl). Eine Form der Abart Panaces ist ferner: f. mi n u s Chenevard 1903 [sub H. montano] ( = H. Sphondylium subsp. montanum var. montanum f. minus Chenev. ap. Schinz et Keller 1905, = subsp. montanum f. minor Chenev. Cat. 1910). Kümmerform mit nur 30 bis 40 cm hohem Stengel, Endabschnitt der Laubblätter nur 6 bis 7 cm lang, Doldenstrahlen nur 6 bis 10 (z. B. im Kanton Tessin: Monte Ghiridone, Alpe di Mergugno, Chironico, Faido).

III. ß subvar. dl egans (Crantz) Murr 1923 [pro var. H. montani], Thellung 1924 ( = H. protheifö elegans aut problematicum Crantz Stirp. 1767, = y elegans Crantz Umb. 1767, = H. elegans Jacq. 1774 [tab. 175], All. 1785 [ex syn. omn., etiam Bocconeil], = H. Sphondylium y elegans Sprengel ap. R. Sch. 1820, DC.l 1830 pro parte [ex syn. Jacq. et herb, pro parte], Koch 1837 pro parte, nec Gmelin, = H. Sphondylium II steno» phyllum « elegans Gaudin 1836, = H. angustifölium ß elegans Bede 1892, = H. Sphondylium ß angustifolium a. elegans Fiori 1914 pro parte, = H. Sphondylium subsp. montanum var. elegans Thellung 1924, = H. angusti» folium Jacq. 1762 pro parte (Fig. l ) e), Bertol. pro parte, nec L. 1767 nec alior., = H. Sphondylium ß H. angusti« folium Sprengel Fl. Hai. 1806 pro parte et ap. R. Sch. pro parte, [y] Bluff et Fing. 1836, „Mert. et Koch“ ex Wohlfarth 1893 pro parte, Nevole 1920 pro parte, = Sphondylium Branca a angustifolium Caruel 1889 pro *) Auszuschliessen ist der Fundort Frontignan bei Montpellier, da die dort wachsende Pflanze ( = Opöpanax Chirönium? siehe pag. 1360 und Fussn. 2), wie D a l e c h a m p s (1587) mit Recht hervorhebt, nach P e n a gelbblütig ist. 2) Mit dieser letztem Bezeichnung deutet D o d o n a e u s an, dass er die Pflanze nicht für identisch mit dem Pänakes Heräkleion der Alten, sondern für eine (zweite) Art von Sphondylium (d. h. Heracleum im heutigen Sinne) hält. 8) Die gelegentlich gemachten Angaben über spontane Vorkommnisse (im Apennin usw.) sind für die Herkunft und Deutung der zuerst beschriebenen Gartenpflanze belanglos, da diese Wildpflanzen erst später beobachtet und lediglich aus dem Gedächtnis mit dem kultivierten Panaces Heracleum identifiziert wurden. 4) G e s n e r beschränkt sich darauf, die Pflanze, die er in Italien in Gärten gesehen hatte, als „prächtig“ (pulcherrima) und dem einheimischen Sphondylium einigermassen ähnlich, aber grösser zu bezeichnen. 6) lieber die Behaarung der Laubblätter erfährt man nichts Zuverlässiges, da die Beschreibung (die zu der abgebildeten Pflanze nicht passt) aus D i o s k u r i d e s kopiert ist. 9) Vgl. unsere Fig. 2549 a. H e g i , Flora. V, 2.

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1444 parte, — H. Sphondylium »eine A bart mit länglichen, schmäleren Fetzen“ Mert. et Koch 1826, = H. acuminätum Schleicherl ex Gaudin 1828 [pro syn.], = H. Sphondylium II. stenophyllum Gaudin 1828 pro parle [ex syn. Crantzii et H. acuminatum Schleicher, excl. syn. H. angustifolium Schleich, et Sut.], = H. Sphondylium [var.] stenophyllum Moritzi 1832 pro parte, = H. stenophyllum Jordan 1849, = H. Sphondylium angustilobätum Neilr. 1S51 pro parte, = var. ärctifrons1) Briquet 1903, = subsp. montanum var. archifrons [sphalm.[ Briq. ap. Schinz et Keller 1905, = H. flavéscens Bertol. 1837 pro parte, nec Willd. nec Besser, = H. longifolium Hegetschw. 183S/9 pro parte nec Jacq.). Fig. 2 5 4 7 g und 2549a. Zipfel der Laubblattabscbnilte wie bei subsp. australe subvar. stenophyllum, d. h. länglich» oder 3»edcig»lanzettlich, 2» bis 3» (4=)mal so lang als breit, schlank zugespitzt, meist fiederförmigtgestellt, wenig ungleich (der Endzipfel nicht auffällig verlängert). Hie und da im Verbreitungs«

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ß

gebiete der Unterart, bisher unterschieden in Oesterreich (Wiener Schneeberg] [„locus classicus“ der C r a n t z »J a c q ui n ’ sehen Pflanze]; Küsten» lands N an o sl; Liechtenstein! Ober»Valüna nach M u r r ; gewiss auch in allen übrigen Alpenlän» dem, aber in den Angaben der Floristen mit anderen schmalzipfeligen Formen vermengt), der Schweiz (Graubünden 11, St. Gallen [Walenstadt» bergl], Uril, Berner»Oberland 11, Waadt 1, Wallis!), Norddtalien (Bormio! G rigna!) und in Frankreich im Jura (nach J o r d a n ) und in den Alpen (Mont« Cenis nach B o c c o n e Museo di piante rare [1697], pag. 141 tab. 99!, als „Sphondilium multi« fido fölio alpinum“)2*/. — Diese in typischer Aus« bildung sehr auffällige Form wurde anscheinend zuerst von B o c c o n e a. a. O., 1697) unter* schieden2). Zwischen der österreichischen var. elegans (Crantz) und der aus den Westalpen be« schriebenen var. ärctifrons Briq. ist kein wesent« lieber Unterschied zu bemerken; höchstens zeigt F i g . 2 5 4 9 . H e r a c l e u m S p h o n d y li u m L . s u b s p . m o n t a n u m (S ch le i c h .) die östliche Pflanze eine grössere Neigung zur Biiquet. Laub blatt v o n var. e l e g a n s (C ra n tz ), v on var. l o n g i ­ Verschmelzung der Hauptabschnitte der Laub« f o l i u m ( ja c q . ) . N a c h J a c q u i n 176 2, a l s H . a n g u st i fo li u m . blätter, wie ja auch die subvar. Pänaces in diesem Gebiete mehr und mehr durch die ungeteilt=blätterige Abart palmdtum ersetzt wird. Anderseits wird die Unterscheidung gegenüber subsp. australe subvar. stenophyllum dadurch erschwert, dass allgemein die schmal« zipfeligen Formen gegenüber dem entsprechenden breitzipfeligen Normaltypus eine Neigung zu einer selb« ständigeren Ausbildung der Laubblattabschnitte und zur Vermehrung der Zahl derselben aufweisen; so bemerkt bereits J a c q u i n , dass bei kräftigen Individuen der subvar. elegans zuweilen 5-schnittige Laubblätter vor« kommen (diese Form z. B. auch bei A rosa in Graubünden, leg. T h e l l u n g ) .

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III. subvar. l o n g i f ö l i u m (Jacq.) Thellung 1924 [pro var.] ( = H. longifolium Jacq. 1774 [ excl. syn. Riv.], Schleicher! herb., Hegetschw.! 1838/9 pro parte, = H. angustifölium L. ß longifolium Pers. 1805 pro parte, Lapeyr. 1813, = H. angustifolium Jacq. longifolium Bede 1892, — H. Sphondylium ß angustifolium b. longifolium Fiori 1914 [pro parte?], = H. Sphondylium longifolium Spenner 1829, Paoletti 1900, Nevole 1920 pro parte, = subsp. longifolium Murr 1923, = H. montanum var. longifolium Thellung 1924, = H. angustifolium Jacq. 1762 pro parte [Fig. 2*)], Vill.4), Schleicher! exsicc. pro parte, Mutei Fl. Dauph, [teste Mutei Fl. franç.]4), Bertol. pro parte, non L. 1767 nec Jacq. 1774, = H. Sphondylium H. angustifolium Sprengel Fl. Hai. 1806 pro parte et ap. R. Sch. 1820 pro parte, angustifolium] Roth 1827, Moritzi 1832, = H. longifolium angustifolium Hegetschw. ap. Suter 1822, = H. flavéscens angustifolium DC. Prodr. pro parte, = H. Sphondylium Branca a angustifolium Caruel 1889 pro parte, = H. angustifolium ß Willd., = H. Sphondylium var. „die Fetzen der Blättchen sehr lang ausgezogen und schmal“ Mert. et Koch 1826, = H. Sphondylium angustilobätum Neilreich 1851 pro parte, = y angustissimum „M. K .“ Wohlfarth 1893 pro

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*) Von lat. ärctus = eng, gedrängt und irons = Laub. 2) Da über die Behaarung der Laubblätter nichts gesagt wird, könnte es sich auch um die analoge subvar. pseud»elegans der subsp. Granatense, welch’ letztere am Mt. Cenis tatsächlich vorkommt, handeln. *) Vgl. unsere Fig. 2549 b. 4) Diese Pflanze der Alpen des Dauphiné könnte teilweise auch zu der im Blattschnitt völlig überein« stimmenden subsp. Granatense var. incanum subvar. redolens gehören.

1445 parte, = H. angustifolium f. 1 albäscens Pospidial 1898 [pro parle?], = H. Sphondylium ß stenophyllum Babey 1845 pro parte, Godet 1852 pro parte, nec Moritzi, = H. Sphondylium var. elegans auct. Tirol, et Vorarlb. [sec. Murr 1923] nec Sprengel). Fig. 2549 b und 2550. Zipfel der Laubblatt-Abschnitte wie bei subsp. australe subvar. dissectum gestaltet, d. h. stark verlängert (zumal der Endzipfel), vielmal länger als breit, schmal, fast bandartig, nach der Spitze sehr allmählich verjüngt; Seitenzipfel öfter gegen den Grund des Abschnittes handförmig-genähert, die beiden untersten nicht selten an der Hauptspindel paarweise kreuzförmiggestellt. Laubblätter an kräftigen Exemplaren zuweilen teilweise 5=schnittig. Staubbeutel öfter dunkelrot (auch bei weissen Kronblättern). Hie und da im Verbreitungsgebiete der Unterart. In O e s t e r r e i c h auf dem Wiener Schneeberg (nach J a c q u i n ) , in Steiermark (Salzatal bei Weichselboden nach H a y e k , Mariazell nach N e v o l e , Aussee leg. K. R e c h i n g e r l ) ; Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein mehrfach (nach M u r r 1923); wohl auch im Küstenlande (Nanos und Ternovaner Wald nach P o s p i c h a l als H. angustifolium; teilweise jedoch wohl subsp. australe var. dissectum?). In der S c h w e i z (bereits von H e g e t s c h w e i l e r [1822, 1838/9], G a u d i n [1828] und G o d e t [1869] richtig angegeben, in den neueren Floren jedoch übergegangen) in Graubünden (11), Berner Oberland (11), am Stanserhorn (1), in den Waadt­ länder Alpen (1) und im Jura (ob Neuenburg 1 leg. Cha i l l e t in herb. S c h l e i c h e r , Creux du Vanl, Chasserall, Weissensteinl). Ferner im Französischen Jura (Reculetl) und wohl auch in den Westalpen, aber hier vermutlich oft mit der im Blattschnitt identischen subsp. Granatänse subvar. rädolens verwechselt. b) Alle Laubblätter ungeteilt, nur ± tief gelappt bis 3-spaltig oder bis (fast) auf die Mittelrippe 3-teilig, jedoch nie 3-schnitüg mit gestieltem Mittelabschnitt. III. cf subvar. p a l m ä t u m (Crantz) Thellung 1924 (= H. protheiförme cf palmalum Crantz 1767, = H. palmatum Rchb. Fl. excurs. pro parte [ex syn. Crantzii et loc. Schneeberg], Dalla Torre 1882 et 1899 pro parte?, Wohlfarth 1893 pro parte?, nec Baumg. 1816, = H. montanum var. palmatum Thellung 1924, = H. Polliniänum Bertol. 1837 pro parte [ex loc. Alp. Apuan., excl. syn. Pollinii et loc. m. Baldo], = H. [Sphondylium subsp.] Cräntzii1) Thellung 1924 [nomen eventuale], = H. äsperum Mert. et Koch pro parte, Rchb. 1832 pro parte [loc. „Baiern“] nec Bieb., = H. Pyrenäicum Haläcsy et Braun 1882 [ex loc., excl. descr. et syn.], Haläcsy 1896, nec Lam., = H. angustifolium « Pyrenäicum Beck 1892 pro parte, = H. älegans Hayek Fl. Steierm. 1910 sens. strict. [ex ic.]? nec Jacq., = H. Polliniänum Hayek Fl. Steierm.? [probab. ex descr.; = H. montanum Hayek 1907], nec Bertol., = H. montänum Vollmann 1914 [ex descr.], Nevole 1920 [ex descr. et ic.], nec Schleicher sens. strict.). Fig. 2547 a, b. Bisher bekannt geworden aus den B a y e r i s c h e n A l p e n (wenn wenigstens die nach beim Tegernsee und Kochelsee von Z u c c a r i n i gesammelten Exemplaren entworfene Beschreibung von M e r t e n s und K o c h [1826] und die Beschreibung bei V o l l m a n n [1912] wörtlich genommen werden dürfen, wofür das Vegetations­ bild Fig. 2548 zu sprechen scheint; in Bayern vielleicht vorwiegend diese Abart?), aus O e s t e r r e i c h 5 (Saugraben am Wiener Schneeberg nach C r a n t z ; Oberösterreich: Dachsteingebiet, leg. K. H. R e c h i n g e r l ; Steiermark: Aussee, Rabenkogel, Todtes Gebirge, Brenning-Zinken, Herb. R e c h i n g e r l ; Tirol: Monte Bondone im Trentino leg. P o r t a l [in einer Uebergangsform zu subsp. Pyrenäicum var. Polliniänum]; hierher vielleicht auch die von H r u b y [Allg. Botan. Zeitschr. 1925] aus dem Krngebiet am Isonzo als H. palmatum angegebene Pflanze) und der östlichen Sc hwe i z (Graubünden: Flüelastrasse und Avers [Val Madris], leg. Rob. R a u l in herb. Univ. Zürich), sowie aus dem Apennin (Eturienl, Apuanische Alpen 1). Die genauere Verbreitung dieser bisher übersehenen Abart — sie wird von den neueren österreichischen Schriftstellern vom Typus der subsp. montanum ( = subvar. Panaces) nicht unterschieden — ist noch ungenügend bekannt. Ihr entspricht vielleicht (nach der Abbildung zu urteilen) das „Pänaces Heraclium‘ Dodoens 1557 (vgl. oben pag. 1443), das, *) Vgl. pag. 1311, Fussn. 3. 294*

1446 im Gegensatz zu der gleichnamigen Pflanze der unmittelbar nachfolgenden Autoren, ungeteilte Laubblätter aufweist. — Innerhalb der Abart palmätum können Formen 3 unterschieden werden: f. 1. l a t i l obul ät um Thellung (= H. protheiforme cf palmatum Crantz sens slrict.). Lappen (1. Ordnung) der Laubblätter wenig tief» (höchstens bis zur Hälfte der Länge ihres Hauptnervs oder wenig tiefer»)abgetrennt, 3;eckig»eiförmig, kurz» und breit»zugespitzt, seicht gelappt; die Läppchen 2. Ordnung gleichfalls kurz und breit (kaum so lang bis wenig länger als breit), kurz« und breii»zugespitzt, gesägi«gezähnt (wie bei subsp. australe subvar. Branca ursina oder bei subsp. montanum subvar. Panaces; vgl. Fig. 2548). Hieher die vom Bearbeiter gesehenen österreichischen Vorkommnisse — f. 2. angusti» l ob u l ä t u m Thellung. Lappen 1. Ordnung der Laubblätter tiefer» (etwa bis zum unteren Drittel oder Viertel) abgetrennt, fiederlappig, mit 3»eckig»lanzettlichen (1 :2 bis 3), schlank»zugespitzten, gesägt»gezähnlen Zipfeln (Läpp» eben) 2. Ordnung (diese ähnlich gestaltet wie bei subsp. australe subvar. stenophyllum oder bei subsp. montanum subvar. elegans; vgl. Fig. 2547b). Hierher die Pflanze der Flüelastrasse. — f. 3. mu l t i f i d u m Thellung (1924). Laubblälter tief» (fast bis zum Grunde) handförmig»5»spaltig; an den unteren Blättern die Lappen 1. Ordnung fiederlappig, mit lanzettlich»bandförmigen, lang »zugespitzten, grösstenteils gesägten Zipfeln 2. Ordnung; an den oberen Blättern (Fig. 2551) der Mittellappen 1. Ordnung 5» zählig •fiederlappig, die Seitenlappen meist nur 2» bis 3»lappig, alle Zipfel 2. Ordnung fast linealisch»lanzettlich, sehr lang schwanzförmig»ausgezogen, mit Ausnahme des Grün» des i ganzrandig (Behaarung der Laubblatt«Unter» seite etwas gegen subsp. Pyrenaicum var. Polliniänum neigend). Hierher die Pflanze des Val Madris. subsp. IV. Granatense1) (Boiss.) Briquet 1924 ( = H. selösum Lapeyr. 1813, = H. Pyrenai» cum y H. setosum Sleudel 1821, = H. Spondylium var. setosum Briq. 1903, = H. Panaces ß setosum Acloque 1904, = H. Sphondylium subsp. H. Panaces 2" H. setosum Bonnier 1918/20, = H. Pyrenaicum ß DC. 1815, = H. Sphondylium cT subcandscens DC. 183012), = H. Granatense Boiss.1 1838, = H. Pana« ces DC. Prodr. 1830 pro parle [ex descr. et syn. l.ap.], Bertol. 1837 ex descr., Gren. et Godr. 1848 Fig. 2551. Heracleum Sphondylium L. subsp. montanum pro parte, Koch, nec L.). Südl i c he B ä r e n k l a u . (Schleicher) subvar. palmatum (Crantz) f. multifidum Thellung. Oberes Stengelblatt. Südeuropäische (und südlicher Teil der milteleuropäi» sehen) Gebirge, von Portugal und Spanien bis zum nördlichen Balkan. Die systematische Stellung dieser Unterart, die in ihren Merkmalen zwischen subsp. montanum und subsp. Pyrenaicum schwankt, ist schwer eindeutig festzustellen. In den Pyrenäen, wo sie im Gebiete von subsp. Pyrenaicum var. Pyrenaicum wächst (und wo auch Uebergänge zu diesem Vorkommen), könnte man sie für eine Form dieser letzteren Sippe mit 3»schnittigen (statt ungeteilten) Laubblätlern halten (oder, vom Standpunkte der mutmasslichen Phylogenie richtiger ausgedrückt: für die — weiter verbreitete — Stammsippe niedrigerer Lagen, aus der sich in den Pyrenäen durch Verlust der Blatteilung die Gebirgsrasse Pyrenaicum herausgebildet hat); ja B e n t h a m ist (1829).sogar so weit gegangen, H. setosum als blosses Synonym zu H. Pyrenaicum zu ziehen, da nach seiner Meinung das Merkmal der 3»schnittigen Laubblätter gänzlich unbeständig und systematisch wertlos wäre (?). In den Ostalpen dagegen, im Verbreitungsgebiete von subsp. Pyrenaicum var. Polliniänum, macht die subsp. Granatense oft beinahe den Eindrude einer blossen Parallelform 'lieferer Lagen von Polliniänum mit 3»schnitiigen Laubblätlern, während es in den Weslalpen, wo Pyrenaicum und Polliniänum fehlen, sich als eine südliche Form von subsp. montanum mit unterseits dicht weichhaarigen Laubblättern darstellt. Es ist daher wohl möglich, dass die hier als subsp. Granatense zusammengefassten Formen einen verschiedenartigen Ursprung haben (Näheres hierüber siehe bei T h e l l u n g in Oesterr. bot. Zeitschr. 1924, pag. 206); doch erscheint es zurzeit unmöglich, eine die vermuteten entwicklungsgeschichtlichen*) *) In der spanischen Provinz Granada gefunden. s) D e C a n d o l l e ’s Original »Exemplar, dessen Einsichtnahme der Bearbeiter ( Th e l l u n g ) Herrn Dr. B r i q u e t in Genf verdankt, gehört sicher zu subsp. Granatense; aber die genauere Zugehörigkeit zu var. a setosum oder & incanum vermochte der Bearbeiter nicht mit Sicherheit festzustellen, da die nähere Herkunft des aus Frankreich stammenden (1816 von P r o s t erhaltenen) Exemplars unbekannt ist und die morphologischen Unterscheidungsmerkmale nicht deutlich genug ausgeprägt sind.

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Verhältnisse klar zur Darstellung bringende Aufteilung der subsp. Granatense und den entsprechenden Anschluss der einzelnen Formen vorzunehmen. Bemerkenswert bleibt immerhin, dass die westliche Rasse der subsp. Granatense, die var. setosum, in der feineren Beschaffenheit der Behaarung mit subsp. Pyrenaicum var. Pyre» naicum, die östliche, var. incanum, dagegen mit var. Pollinianum übereinstimmt; doch braucht dieser Umstand wohl nicht notwendig auf unmittelbare Verwandtschaftsbeziehungen zwischen setosum und Pyrenaicum einerseits und incanum und Pollinianum anderseits zu weisen, sondern er kann auch auf eine analoge Aenderung in der Behaarung von incanum wie von Pollinianum beim Uebergang der beiden Stammpflanzen (subsp. Granatense sens. lat. und subsp. Pyrenaicum sens, lat.) vom ozeanischen Westen in das kontinentale Europa zurückgeführt werden. — Die subsp. Granatense gliedert sich, wie bereits angedeutet, in 2 in der Behaarung etwas verschiedene geographische Rassen : IV. « var. s e t ö s u m jLapeyr.) Thellung 1924 ( = H. setosum Lap. 1813 et H Pyrenaicum y H. se Steudel 1821 sens, strict., = H. setosum « setosum Thellung 1924, = H. Sphondylium y trifoliätum Noulet 1837, = H. Granatense Boiss. sens, strict., = H. Sphondylium var. Granatense Briq. 1903 [excl. descr.], = H. setosum « genuinum et ß Granatense [excl. loc. alp ] Rouy et Camus 1901, = H. Panaces Willk. et Lange 1874 pro parte, nec L.). Haare der Laubblatt»Unterseite auf der Fläche (abgesehen von den Borstenhaaren der Nerven) fein und schlaff, verworren oder (wenn locker stehend) angedrückt, einen feinen, grauweisslichen Filz bildend; Oberseite mit verhältnismässig langen und weichen Haaren versehen oder auch ganz kahl. So in Portugal (1), den spanischen Gebirgen (1) und den Pyrenäen (1). — Dazu f. n u d i ü s c u l u m Thellung. Laubblätter unterseits verkahlend; die vorhandenen Flaumhaare sehr zart und angedrückt. So in Portugal (Fl. Lusit. exsicc. Conimbr. nr. 1870). IV. ß var. i n c ä n u m (Moritzi) Thellung 1924 ( = H. Sphondylium d) H. incanum Moritzi = H. setosum ß incanum Thellung 1924, = H. pulchrum Zumaglini 186012), = H. [Sphondylium subsp.] Mo» ritzianum®) Thellung 1924, = H. Pänaces Bertol 1837 [ex descr.] sens, strict., Koch Syn. ed. 2 pro parte, Rchb. fil. 1867 ex ic.l, Arcangeli 1882 pro parte, Marchesetti pro parte, nec L., = H. Sphondylium e Panaces Paoletti 1900 [et Vaccari 1904/11] ex descr., = H. äsperum Facchinil 1855 pro parte non Bieb. nec alior., = H. Sphondylium var. montanum Brunies] 1906 pro parte nec Schleicher, = H. montanum Dalla Torre et Sarnth. 1909 pro parte, Braun=Blanquetl et Wilczek Exkurs. Unt.»Engad. 1918, nec Schleicher, = H. Sphondylium subsp. montanum Rübel 1912 pro parte nec Briquet). Flaumhaare auf der Unterfläche der Laubblätter derber, mehr borstlich, weniger verbogen (nicht verworren), stärker abstehend ; Oberseite von kurzen und derben Börstchen rauh, seltener ganz glatt und kahl. Fruchtknoten neben den abstehenden Weichhaaren nicht selten mit aufrecht»angedrückten Börstchen besetzt, zuweilen fast nur mit solchen. So im ganzen Alpenzuge (besonders südlich der Haupt »Wasserscheiden) von den Westalpen (Seealpen Î, Mont Cenis 1 und anderwärts in Savoyen lt Piemont) bis zum Küslenlande(l), ferner im Französischen (1) und Schweizer Jura (11, im Apennin (1) und im nördlichen Balkan. Zerfällt nach dem Blattschnitt in 3, denjenigen der vorhergehenden Unterarten analoge Unter»Abarten i subvar. 1. eu»i ncänum Thellung. Lappen der Laubblattabschnitte kurz und breit, wie bei subsp. montanum subvar. Panaces (vgl. Fig. 2547 e, i). Soin der Sc hwe i z in den Kantonen Waadt (Alpen von Bexl), Wallis (Jouxbrûléel, angenähert; Findelen bei Zermatt bis 2100 m ansteigend]]; im benachbarten Piemontesischen Aostatal bei Aosta und Gressoney nach V a c c a r i ) und Graubünden (St. M oritzi; Val Camogasc [Bez. Maloja] 1850 m l; A d a Colani im Rosegtal 1900 m l; Motta Maluns über Schuls«Fetan 2163 m l; Scarltal 1650 m l; Ofenberg 1800 ml). In O e s t e r r e i c h wahrscheinlich in Tirol (Cortina im Ampezzotale leg. Pa p p e r i t z nach R e i c h e n b a c h jun.) und Krain (Nanos leg. F r e y e r nach R e i c h e n b a c h jun.), sicher im Küstenlande (Breth am Predil [Julische Alpen] leg. P a p p e r i t z nach R e i c h e n b a c h jun. Fig. 1321; Abbazia leg. E v e r s l ) . Ferner in den Nord» italienischen Alpen (oberes Veltlin ! Bormio 1; Venetien: Vette di Feltre [leg. Am b r o s i 1 als H. asperum] und mehrfach in den Ampezzaner Alpen 1) und in den Abruzzen (1). Leichte Uebergangsformen von subsp. montanum gegen subsp. Granatense var. incanum finden sich ausserdem in Graubünden (Oberhalbstein), Tirol (Nauders) und Steiermark (Aussee). — subvar. 2. p s e ud» é l e ga ns Thellung 1924 ( = H. setosum ß incanum subvar. pseud» elegans Thell. 1924, =H . Sphondylium II stenophÿllum ß Gaudin 1828? [loc.: Nyon], = H palmätum Arvet»Touvetls) 1) [oder 1864?J nach der von Prof. G. N e g r i übermittelten Beschreibung. Die Pflanze hat somit, als Art aufgefasst, II. pulchrum, als Unterart: subsp. Moritzianum, als Rasse: var. incanum zu heissen. 2) Benannt nach Alexander M o r i t z i , geboren zu Chur am 24. Februar 1806, gestorben ebenda am 13. Mai 1850, von 1839 bis 1846 Professor der Naturgeschichte an der Kantonsschule in Solothurn, Verfasser (auf botanischem Gebiete) von: „Die Pflanzen der Schweiz“ (1832) [ein unselbständiger Auszug aus G a u d i n ’s Flora Helvetia in deutscher Sprache], „Die Pflanzen Graubündens“ (1839) [seine beste Arbeit] und „Die Flora der Schweiz“ (1844); ferner einer kleinen Schrift „Réflexions sur l’espèce en histoire naturelle“ (Solothurn 1842), in der er sich als ein Vorläufer des Darwinismus zu erkennen gibt. ) Nach der Beschreibung und der von Prof. J. O f f n e r in Grenoble freundlichst angefertigten Skizze eines Blattabschnittes der Originalpflanze aus dem Dauphiné.

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1871 [«spec. nov.»], nec ßaumg. 1816, = H . Sphondylium ß elegans DC. 1 1830 pro parte, = H. angustifolium Jacq. var. elegans i. heterötridium Beck 1895? [loc. : Bosna]). Zipfel der Laubblattabschnitte 3-eckig-länglich bis 3-eckiglanzeltlich, schlank-zugespilzt, etwa 2• bis 5«mal so lang als breit, wie bei subsp. montanum subvar. elegans (vgl. Fig. 2547 g). So im Schweizer Jura (Montagne de St. Aubin [Neuenburg]!) und in den Alpen : Wallis (Sommet d’Émaney ob Salvan!, Wasserfall der Salanfe bei Salvan 1112 m!, Visperlerminen 17C0 m l; an allen 3 Orten weniger typisch, mit unterseits grünlich-samtigen Laubblättern), Tessin (Bosco am Weg zur Grossalp 1) und Graubünden (Oberhalbstein: Lungatigia bei Präsanzl); alle Belege im Herb. Helv. d. Univ. Zürich. Ferner in den Französischen Alpen (1), sowie anscheinend in Bosnien, wenn nämlich die von Beck (1S95) beschriebene Pflanze wirklich hieher gehört. — subvar. 3. r é d o l e n s (Jordan) Thellung 1924 (— H. redolens Jordan ap. F. Schultz 1854 [nec H. redolens Jordan ex Timbal et Marçais 1889], = H. setosum y redolens Rouy et Camus 1901, = H. setosum ß incanum subvar. redolens Thell. 1924, = H. angustifolium f. 1. albéscens „Form mit stark behaarten . . . . Blättern“ Pospichal 1898?, = H. angustifolium Vill. et Mutei pro parte? nec alior., = H. steno« phÿllum auc. Delph. nonnull. [nec Jordan] sec. Rouy et Camus). Zipfel der Laubblattabschnitte verlängert-3-eckiglanzettlich, mehrmals länger als breit, fast wie bei subsp. montanum subvar. longifolium (nur wenig kürzer) (vgl. Fig. 2550). Soin den Französischen Alpen (nach J o r d a n und R o u y und C a m u s ; vielleicht gehören auch die oben [pag. 1444] auf subsp. montanum subvar. longifolium bezogenen Angaben von H. „angustifolium“ aus dem Dauphiné durch V i l l a r s und M u t e i teilweise hieher) und im Französischen Jura (z. B .: Reculetl), ferner im Oesterreichischen Küstenlande (Kaucice), wenn die von P o s p i c h a l (1898) beschriebene Form „mit stark behaarten, auf der Unterseite von weichen Filzhärchen aschgrauen Blättern“ wirklich hieher gehört. subsp. V. Pyrenâicum (Lam.) Bonnier 1918/20 sens, ampl., Thellung 1924 (= H. Pyrenaicum Lam. 1783 sens, ampl., = H. Sphondylium Ç Pyrenaicum Paoletti 1900, = Sphondylium Branca d amplifölium Caruel 1889 pro parte). P y r e n ä e n - B ä r e n k l a u . Verbreitung: Pyrenäen, Ostalpen, Balkan. Die Unterart Pyrenaicum, die vielleicht — ähnlich wie subsp. Granaténse — verschiedenartige Dinge umfasst, gliedert sich in folgende 3 Rassen : V. « var. P y r e n a i u m (Lam.) Thellung 1924 ( = H. Pyrenaicum Lam. sens, strict., = H. al ß Pyrenaicum Pers. 1805, Briquet ap. Burnat 1906, = H. montanum b) Pyrenaicum Wohlfarth 1893 [ex descr. et syn. Lam. et eit. Rchb. fil., excl. loc.J, = H. alpinum subsp. H. Pyrenaicum et subsp. H. Benearnénse1) Rouy et Camus 1901, = H. Sphondylium subsp. c. H. Pyrenaicum et e. H. Benearnense Bonnier 1918/20, = H. Pyrenaicum a Pyrenaicum Thellung 1924, = H. amplifölium Lapeyr. 1813, = H. Pänaces Koch Syn. ed. 2. 1843 pro parte, Billot! Fl. Gail, et Germ, exsicc. nr. 2470, Bordère! exsicc., non L. nec alior.). Haare der Laubblatt-Oberseite verhältnismässig lang und weich, die Oberseite daher nicht rauh; Behaarung der öfter weissfilzigen Unterseite gleichfalls ziemlich weich, auf der (meist grau« bis weissfilzigen) Fläche verworren und schlaff, die geraden Borstenhaare der Nerven ziemlich dünn und fein. Lappen der Laubblätter meist kurz, stumpf oder sehr kurz-zugespitzt2) (ähnlich wie bei subsp. Juränum; vgl. Fig. 2546 i). So in den Pyrenäen (11). Dazu gehört: f. g l a b r é s c e n s Thellung 1924 [sub H. PyrenaicoJ ( = H. tesliculdtum Lapeyr.?). Laubblälter unterseits verkahlend, fast grün, nur spärlich spinnwebig, mit zerstreuten, sehr feinen, angedrücklen Haaren. V. ß var. P o l l i n i ä n u m®) (Bertol.) Thellung 1924 (= H. Pollinianum Bertol. 1857 [ex syn. P loc. m. Baldo, excl. loc. Alp. Apuan.], = H. alpinum var. Pollinianum Briquet 1900, = subsp. Pollinianum Briquet ap. Schinz et Keller 1905, = Rasse Pollinianum Hermann 1912, = H. Sphondylium Ç Pyrenaicum b. *) Benannt nach dem Vorkommen in dem ehemaligen Fürstentum Béarn, dem heutigen französischen Département Basses-Pyrénées. — H. Benearnense ist nach der Beschreibung lediglich eine besonders üppige Form von H. Pyrenaicum, wie solche in der Natur häufig Vorkommen, aber in den Herbarien aus naheliegenden Gründen selten anzulreffen sind. 2) B e r t o l o n i (1837) schreibt dem H. Pyrenaicum sens, strict, „in lanzeltliche, zugespilzte Zipfel zerschnittene“ Laubblälter zu, hat also offenbar eine falsch bestimmte Gartenpflanze (etwa H. laciniälum Hornem.; vgl. oben pag. 1421), aber nicht die echte Art der Pyrenäen mit seinem H. Pollinianum verglichen. A. K e r n e r (Schedae ad floram exsiccatam Austro-Hungaricam I [1881], pag. 27, nr. 112) bemerkt mit Recht, dass an der Pyrenäenpflanze die Blattzipfel nicht mehr zugespitzt sind als bei H. Pollinianum ; es ist sogar, wie wir hinzufügen können, das Gegenteil der Fall! (vgl. die treffenden Abbildungen bei R e i c h e n b a c h dem Sohn [1867] Fig. 133 und 135). Wenn daher K e r n e r (a. a. O.) H. Pyrenaicum und H. Pollinianum für identischerklärt und den ersleren Namen neuerdings (wie früher Pol l i ni ) für die Ostalpen«Pflanze gebraucht, so ist dies zu weit gegangen, da zwischen den beiden Sippen, abgesehen von ihrer gänzlich verschiedenen Verbreitung, deutliche (wenn auch wohl nicht subspezifische oder gar spezifische) morphologische Unterschiede bestehen. *) Benannt nach Ciro P o l l i n i , geboren 1782 zu Alagna bei Pavia, Professor der Botanik und Arzt in Verona, gestorben daselbst 1833, hochverdient um die botanische Erforschung von Venetien und Süd-Tirol, speziell der Veroneser Gebirge, Verfasser von: Horti et provinciae Veronensis planlae novae vel minus

1449 Pollinianum Paoletti 1900, = H. Pyrenaicum ß Pollinianum Thellung 1924, = H. Sphondylium subsp. Pollini» anum Thellung [nomen eventuale], = ¡i Pollinianum Fiori 1925, = H. palmatum ß Petasites1) Boiss. et Heldr. 1 1856*), = H. Pyrenaicum Pollini 1816, DC. Prodr. pro parte et auct. nonnull. [quoad pl. Alp. or.], Fritsch ed. 1 et 2, Dalla Torre et Sarnlh., nec Lam., = H. alpinum Pollini 1822, Rota et auct. Ital. nonnull., nec L., = H. ampli« fölium Pollini 1822, Host 1827, nec Lapeyr., = H. äsperum Rochel Banat, pro parte?, Petterl exsicc. [Dalmat.] et Rdib. exsicc. 1874 sec. Nyman, Kittel 1837 ex descr., Koch Syn. ed. 1 [1837] pro parte, ed.3 [1857] pro parte, Facchini et auct. nonnull. pro parte, = H. Sphondylium d. asperum Jessen 1879 pro parte, = H. montanum Hegetschw.l 1838/9 pro parte [quoad loc. Roseg. 1], Hayek 1907?, Dalla Torre et Sarnth. pro parte, nec Schleicher, = H. montanum et var. b) Pyrenaicum [excl. descr. et syn. Lam. et cit. Rchb. Ic.], Wohlfarth 1893, = H. Sphondylium var. montanum Bruniesl 1906 pro parte, nec Schleicher, = subsp. montanum Rubel! 1912 pro parte, nec Briquet, = H. palmätum Rochel! herb, [e Banatu], Fisch. Mey. et Lall. 1S40 pr. p., Boiss.! Fl. Or. pr. p. et auct. Tirol, nonnull., nec Baumg., = H. Pänaces Koch Syn. ed. 2 [1843] pro parte, Marchesetti pro parte?, non L. nec alior.). Fig. 2546 d, e. Laubblätter meist dicklich, oberseits von kurzen, derben Haaren rauh oder auch ganz glatt und kahl; Haare der meist dünn graufilzigen bis grau»flaumigen Unterseite auf der Fläche steifer als bei var. a (mehr borstlich), mehr abstehend, wenig ver« bogen (nicht verworren), auch die Borstenhaare an den Nerven derber, am Grunde mehr verdicht. Lappen der Laubblätter dreieckigoeiförmig oder dreieckig.lanzettlich, spitz oder zugespitzt. Fruchtknoten neben den abstehen« den Weichhaaren nicht selten mit starren, aufrecht»angedrüdcten Börstchen besetzt, zuweilen fast nur mit solchen. Dies die Pflanze der Ostalpen (von Graubünden an östlich) und der Balkanischen Gebirge (südlich bis zum Peloponnes); wächst vorzugsweise auf Kalkgeröllhalden und im Legföhrengebüsch, von den Alpentälern bis über die Baumgrenze. In O e s t e r r e i c h im Küstenlande (nach F r i t s c h ; keine Belege gesehen), Krain (Wochein i Cernaprst!; nach H a y e k in dem an die Steierischen Sanntaler Alpen angrenzenden Teil: Bela dolina, Na podeh und unter dem Kankersatlel), Untersteiermark (nach H a y e k bisher nur in den Sanntaler« Alpen bei Sulzbach; nach der Beschreibung etwas unsicher, da diese sich auch auf subsp. montanum subvar. palmatum beziehen könnte), Kärnten (Loibl!, Raibll; nach N e v o l e am Pitzen [Karawanken]; nach W. Lüdi [briefl.] auch am Hoch»Obir [Karawanken] bei 1100 m ; in den Angaben von P a c h e r [unter H. asperum] sind subsp. montanum und subsp. Pyrenaicum var. Pollinianum vermengt) und Tirol (in Süd«Tirol vielfach!, nördlich bis Innsbruck!). In der S c h w e i z nur im südöstlichen Graubünden (im Engadin und seinen südlichen Seitentälern mehrfach von etwa 1600 bis 2300 m®), z. B. St. Moritz!, Val Roseg!, Bernina»Heutal!, La Rösa im Puschlav!, Schafberg beiSamaden!, Beversertal!, Val Camogasc, Val Chiamuera!, Val Cluoza!, Ofenbergl, Val Scarll, Val Sesvenna). Ferner in Ober»Italien (Livigno!, Bormio!, BraulioJ, Slilfserjoch3, Monte Baldo!)» Kroatien (nach Ny ma n ) , Dalmatien!, Herzegowina (nach Ny m a n ) , Montenegro (ebenso), Griechenland! bis zum Peloponnes!4)- — Zur var. Pollinianum gehört vielleicht die von M a t t i o l i (1554) und D o d o e n s (1554?, 1557) als „Panax Heracl^um (bezw. Heraclium)“ abgebildete Pflanze (vgl. oben pag. 1443). — Aendert ab in der Behaarung i f. su b v i r i s c e n s Thellung ( = H. Pollinianum f. subvirescens Thellung 1924, = H. Pollinianum Rchb. fil. Ic. ex descr., = H. montanum Wohlfarth [ex descr., excl. var. b) Pyrenaicum] nec Schleicher). Laubblätter unlerseits spärlich behaart, grünlich. Unterscheidet sich von subsp. Pyrenaicum f. glabrescens durch die derberen, mehr abstehenden, etwas borstlichen Haare der der Unterfläche der Laubblätter, von subsp. montanum subvar. palmatum durch eine etwas dichtere Behaarung der Laubblatt»Unterseite und die nicht auffallend borstige Behaarung der feineren Nerven (Haare der letzteren von denjenigen der Blatt» cognitae (1816); Viaggio al Lago di Garda e al monte Baldo (1816); Flpra Veronensis (3 Bände, 1822/4) u. a. m. Nach ihm sind auch benannt die Gramineen-Gattung Pollinia Sprengel 1815 ( = Andropogon L. 1753/5) und die als gültig angenommene Gramineen.Gatlung Pollinia Trin. 1833. *) Wegen der Aehnlidikeit der Laubblätter mit denjenigen gewisser Arten der CompositemGaltungPetasites. 2) Eine unbedeutende Form von H. „palmatum“ im Sinne von B o s s i e r (d. h. Pollinianum) mit grösseren Laubblättern und Früchten, aus Griechenland beschrieben. Bereits H a l ä c s y (1901) zieht diese Abart ein und stellt sie als blosses Synonym zu H. Pollinianum. Es besteht daher wohl keine zwingende Notwendigkeit, den Varietätennamen Petasites (verändert) auf die ganze Rasse Pollinianum auszudehnen und für diese als gültig anzunehmen, wodurch der Name Pollinianum gänzlich verschwinden müsste. 8) Im Berninagebiet vielleicht bis 2500 m, wenn die nicht belegte Angabe von H. Sphondylium subsp. montanum vom Piz Tschüffer durch R ü b e l (1912), wie dies sehr wahrscheinlich ist, hierher gehört. 4) Die Pflanze liegt ausserdem im Herbarium R o c h e l (Naturhistor. Museum Wien) unter dem Namen H. palmatum Baumg. mit der Herkunftsbezeichnung „Banat“; doch erscheint eine Etiketten, oder Mat^rialverwechs« lung nicht gänzlich ausgeschlossen. Die Angabe aus Siebenbürgen durch N y m a n beruht nach S i m o n k a i auf Verwechslung mit H. C a r p ä t i c u m Porcius ( = H. alpinum Baumg. et auct. Transsilv., Knapp 1872, nec L., = H. Pollinianum Nyman pro parte, nec Bertol.), einer wenig bekannten Pflanze, deren Verhältnis zu H. Sphondylium noch festzustellen ist. Die Pflanze der Apuanischen Alpen (im Ligurischen Apennin), die Be r t o l o ni selbst (1837) zu seinem H. Pollinianum zieht, dürfte zu subsp. montanum subvar. palmatum gehören.

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fläche wenig verschieden). Oft wohl blosse Schattenform; dann Laubblätter dünn, oberseits kahl. Beobachtet z. B. in Kärnten (Raibll, Loibll, hier vielleicht nur in dieser Form) und in Tirol (Dolomiten 1, Monte Gavardina in Judicarienl, Alpen von Fiemme und Fassal, Innsbruck!); eine Uebergangsform zu subsp. montanum subvar. palmatum in Tirol (Monte Bondone [Trentino] 1). — Eine Missbildung mit 3 Fruchtblättern ist H. Pollinianum v ar.? t e r n ä t u m Borbäs (1878). — Auch diese Rasse ändert im Schnitt der Laubblätter ab. Bei der Normal« form (Fig. 2546 d, e) sind die Lappen (1. Ordnung) der Laubblätter nur gezähnt oder seicht» und breit.gelappt; seltener sind tiefere und schmälere Lappen oder Zipfel 2. Ordnung ausgebildet. Eine extreme Form ist subvar. (vel f.) F a c h i n i i 1) Tbellung 1924 ( = H. Pollinianum subvar. vel f. Facchinii Thell. 1924, = H. ¿legans „foliolis multifido»laciniatis“ Facchinii 1855 nec Jacq., = H. Sphondylium var. elegans Bruniesl 1906 nec alior., = H. flav^scens Faccb.l herb., Eversl 1896). Mittlere Laubblätter (Fig. 2552) handförmig»5»schnitlig, die beiden äusseren Abschnitte sitzend, die 3 mittleren geflügelt« gestielt; obere Laubblätter handförmig»5«schnittig, alle Abschnitte ± schlank-gestielt. Abschnitte der mittleren Laubblätter fiederspaltig (der Endabschnitt 3-teilig mit fiederspaltigen Lappen), die Lappen und Zipfel letzter Ordnung ± länglich»lanzettlich, ein geschnitten und gesägt; Zipfel letzter Ordnung der oberen Laubblätter oft ver« längert.lanzettlich und fast ganzrandig. Bisher von 3 ziemlich weit von einander entfernten Fundorten bekannt geworden i Tirol (Trafoi. über der Stilfersjochstrasse unterhalb der Franzenshöhe, leg. E v e r s l 1884), Grau» bünden (Ofenberg, Champ sech, ISCOm, leg. Br uni esl 1903) und Venetien (Veite die Feltre, unweit der Tiroler Grenze von Primiero, mit typischem H. Pollinianum, leg. F a c c h i n i i ) . Unterscheidet sich von dem ähnlichen, ebenfalls durch eine graufilzige Laubblatt«Unterseite ausge« zeichneten subsp. Granatense var. incanum subvar. pseud» elegans durch den handförmigen Schnitt und die sitzen» den äusseren Seitenabschnilte der mittleren Laubblätter. Ein gutes Beispiel für die „polytope“ Entstehung einer schmalzipfeligen Form. V. y var. Oe t a e um (Boiss.) Thellun ( = H. palmatum y Oetaeum Boiss.118S8, = H . Pollinianum var. Oetaeum Haläcsy 1901, = H. alpinum subsp. Oetaeum Briquet 1924). Laubblätter unterseits dicht»ange« Fig. 2552. Heracleum Sphondylium L. subsp. Pyrenaidrückt weisslich» filzig, die Haare derber und weniger cum (Lam.) var. Pollinianum (Bertol.) subvar. Facchinii Thell. b. Mittleres Stengelblatt (Trafoi leg. Evers). verworren als bei var. «. Sonst der var. ß ähnlich und derselben vielleicht richtiger als Unter »Abart (subvar.) unterzuordnen. Bisher nur aus Nord-Griechenland (vom Berge Oeta in der Landschaft Phthiotis) bekannt. subsp. VI. Iuränum (Genty) Thellung ( = H. alpinum L. 1753, = Sphondylium alpinum Scop. ex*) Steudel, Caruel, = Wdndtia alpina Schur [ex syn., excl. loc.], = H. Sphondylium subsp. d. H. alpinum Bonnier 1918/20, = var. alpinum Fiori 1921, = var. y Lam. 1779, = H. Iuranum Genty 1886, = H. alpinum var. Iuranum Briquet 1900, = subsp. H. Iuranum Rouy et Camus 1901, Briquet ap. Schinz et Keller 1905, = Rasse Iuranum Hermann 1912, = H. Iurat6nse Genty ex Gremli 1896 [sphalm.], = H. Pyrenaicum Gren. et Godron, pro parte [quoad pl. Iurass.], nec Lam.). A l p e n « oder J u r a s s i s c h e B ä r e n k l a u . Fig. 2546f. Pflanze verhältnismässig niedrig und schlank. Stengel (gleich den Blattstielen und der Mündung der Blattscheiden) von oft rückwärts gerichteten Haaren borstig-zottig bis fast kahl. Grundblätter (zur Blütezeit vorhanden) fast kreisrund, seicht» und stumpf. 3» bis 5» (7»)lappig. Stengelblälter oft tiefer gelappt, durch liefere Einschnitte i 3»lappig bis 3»spaltig (oder auch 3-teilig mit keilförmig-sitzenden Abteilungen; vgl. auch f. heterophyllum 1), *) Benannt nach Francisco F a c c h i n i , geboren 1788 in Forno (zwischen Fleims und Fassa in Süd» Tirol), Dr. med., Arzt in Vigo (Fassatal), gestorben daselbst 1852, verdient um die Kenntnis der Flora seines Heimattales und von Süd.Tirol überhaupt, Verfasser von: Zur Flora Tirols, I. Heft: Flora von Süd-Tirol (Flora Tiroliae Cisalpinae), in Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 3. Folge, 5. Heft (1855), VIII -f 152 pag., worin er hinsichtlich des Artbegriffes in der botanischen Systematik einer stark zusammenziehen­ den Richtung huldigte (so namentlich auch bei Heracleum; vgl. oben pag. 1419). Sein Herbar kam an den Tiroler Floristen A m b r o s i (1821 bis 1897) und durch diesen an das Naturhistorische (Hof.)Museum zu Wien.

1451 der Mittellappen 3», die seitlichen meist 2»lappig; alle Lappen öfter (aber nicht stets 1) stumpf oder nur sehr kurz« und breit»zugespitzt, am Rande gezähnt» oder gesägt»gekerbt. Laubblätter oberseits kahl, unterseits an den Hauptnerven oft (gleich dem Blattstiel) langborstig, an den feineren Nerven kahl oder nur sehr spärlich kurzborstig, auf der Fläche öfter völlig kahl (vgl. jedoch die abweichenden Formen), am Rande weicfubewimpert. Blütezeit früh (V, VI) j Pflanze von „ästivalem Habitus“, d. h. verhältnismässig schlank und mit morphologisch wenig differenzierten, an Primärblätter erinnernden (ungeteilten und stumpflappigen) Laubblättern. Die Pflanze besitzt nach H a g e n b a c h (1821) im frischen Zustande einen hautreizenden (blasenziehenden) Saft. Nur im Französischen und Schweizerischen Jura (von der Gegend von Hauteville [Bugey] bis zu den Kantonen Basel und Aargau) in lichten Bergwäldern (besonders an Nordhängen), am Rande von Laub»Niederwaldungen usw. In der S c h w e i z (vgl. M a g n i n et H é t i e r , Observations sur la Flore du Jura et du Lyonnais [1S94/7], pag. 63/5) im Aargauer Jura (Gislifluh, Wasser» fluh, Schafmatt), häufig im Basler Jura (meist zwischen 1000 und 1100 m [Wasserfalle bis 1200 m], nördlich bis Reigoldswil [hier schon von 650 m an], Waldenburg und Wisenberg), im Solo» thurner Jura besonders reichlich in der Kette des Weissensteins (tiefste Stelle: Fallern ob Solothurn 580 m), im Berner und Neuenburger Jura (west» wärts bis zum Doubs) abnehmend (in Neuenburg zwischen 900 und 1500 m [am Chasserai]), im Waadtländer Jura selten (Chasseron, Aiguille de Baulmes, Mont Tendre südlich vom Col de Marchairuz), auch einmal verschleppt im Berner Mittelland (zwischen Zollikofen, Münchenbuchsee und Hofwil, 1 Stüde, 1892) beobachtet; im Fran» zösischen Jura (Dépt. Doubs) nördlich bis zum Mont Chat eleu ; ferner in einer ziemlich weit ent» fernten, reichen Kolonie im Französischen Süd» jura östlich von Hauteville (Dépt. Ain) zwischen 1000 und 1100 m (Tal von Albarine und Val» romey, z. B. Planachat, Le Vély, Le Golet de la Rochette). Eine im Jura endemische, verhältnismässig gut umschriebene Unterart, die bei einer engern Fassung des Artbegriffes auch als Art bestehen bleiben könnte, deren Scheidung jedoch mehr auf der gesonderten geographischen Verbreitung als auf scharfen morphologischen Merkmale beruht; so sind die Formen mit di behaarter Laubblatt»Unterseite schwer von verkahlenden Formen von subsp. montanum subvar. palmatum (aus Oesterreich und dem Apennin) zu unterscheiden. Die Angaben aus anderen Gebieten sind unrichtig. Im Eisass kommt die Pflanze (entgegen M a p p u s ) nicht vor; auch die neuerliche Angabe von St. Peter (1901) ist nach E. H. L. K r a u s e (1911) sicher irrtümlich. Die Angabe vom Dägelsberg im Zürcher Oberland (und ebenso wohl diejenige von Gondo am Simplon durch M u r i t h ) bezieht sich auf subsp. montanum subvar. Pänaces, diejenige aus der Lombardei vermutlich auf subsp. Pyrenaicum var. Pollinianum, diejenigen aus Siebenbürgen endlich (durch B a u m g a r t e n , S c h u r u. a. ) nach S i m o n k a i auf H. Carpäticum Porcius (vgl. pag. 1449, Fussn. 4). Die Pflanze wurde erstmalig um 15941) von C. B a u h i n auf der Wasserfalle im Basler Jura gefunden und 1596 in der „Phytopinax“ Lib. IV sect. V pag. 275 als „Sphondylium (II.) glabrum“ (ohne Abbildung) beschrieben, sodann 1620 im „Prodromus theatri botanici“ pag. 83 nr. 3 als „Sphondylium alpinum glabrum“ mit ausführlicherer Beschreibung und guter Abbildung veröffentlicht. Identisch ist auch „Sphondylium glabrum, montanum, albo flore“ Barrelier (1714). Auf diese beiden Synonyme begründete L i n n é (1753) sein H. alpinum. Dagegen stellt das Sphondylium alpinum glabrum J. Bauhin Historia plantarum (1651) eine abweichende Pflanze dar, an der 2 von den 6 Laubblättern deutlich 3-schnittig (mit gestieltem Mittelabschnitt) sind; sofern nicht ein Versehen des Zeichners anzunehmen ist, dürfte es sich somit um die f. heterophyllum (s. unten) handeln. — Die Unterart Juranum ändert nur unwesentlich ab. Nach der Behaarung der LaubblatFUnterseite können 3 Formen unterschieden werden : f. 1. n o r m a l e Thellung. Laubblätter unterseits (abgesehen von den i borstigen Nerven) kahl. Wohl die häufigste Form (z. B. an der Wasserfalle, leg. C. Bauhi n! , comm. Bi nz [gemischt mit f. 3]). f. 2. p u b é r u l um Thellung. Laubblätter unterseits auf der Fläche äusserst kurz- und fein borstlich»flaumig (starke Lupel), am Rande etwas länger bewimpert. Hie und da im Aargauer», Solothurner» und besonders im Basler Jura (z. B. Wasserfalle l) C. Ba uhi n gibt selbst später (1620) als Entdeckungsjahr 1595 a n ; doch kann dies nicht genau sein, da zur Zeit der Abfassung der „Phytopinax“ (spätestens 1596) die Pflanze im Garten „im dritten Jahr“ ausdauerte.

1452 leg. B i n z ! , Vogelsberg!), f. 3. s u b s e t u l ö s u m Thellung. Laubblätter (besonders die jüngeren) unterseits (hauptsächlich gegen den Rand) deutlich» und ± dicht borstlich»flaumig, die Haare bis lh mm lang. Wasser» falle (leg. C. Bauhi n! ) . Durch den Blattschnitt weicht ab: f. h e t e r o p hy 1lu m A. Charpie 1920 (sub: H. alpi» num subsp. Jurananum) ( = H. alpinum f. heterophyllum A. Charpie ex Thellung 1924). Stengelblätter teilweise 3»schnittig mit gestieltem Mittel.Abschnitt (auch die Grundblätter zuweilen teilweise 3»schnittig). So am Montoz de Malleray im Berner Jura (vgl. Berichte der Schweiz. Botan. Gesellsch. XXIV/XXV [1916], pag. 222 und XXVI/XXIX [1920], pag. 234). Die Pflanze wurde anfangs (1916) mit Zweifeln als Bastard mit der ebendort wachsenden subsp. montanum angesprochen, stimmt jedoch, abgesehen vom Schnitt der Laubblätter, in allen übrigen Merkmal mit subsp. Juranum überein, auch in der frühen Blütezeit (während subsp. montanum daselbst 1 Monat später blüht). Hierher gehört vermutlich auch die von J. B a u h i n (s. oben) abgebildete Pflanze, ferner vielleicht die von M. G y h r (in Bedierer und Gyhr, Weitere Beiträge zur Basler Flora [Lörrach 1921], pag. 12) gemeldeten „zweifelhaften Übergänge von H. Sphondylium subsp. montanum var. montanum zu H. alpinum“ von der Roggenfluh; endlich fand B r i q u e t 1924 (briefl. Mitteilung) ganz vereinzelte Exemplare der f. heterophyllum (unter dem massenhaft vorkommenden Typus) im französischen Südjura am Col de la Rochette. *

* *

Heracleum Sphondylium, die Gemeine Bärenklau, ist (namentlich in der typischen Unterart austräle) ein verbreitetes, oft lästiges Kraut der Fett», Wässer» und Frisch» wiesen (siehe pag. 1429), das allerdings erst nach der Heu» ernte — vor dem zweiten Schnitt (Grummet, Emd) — zur Blüte gelangt und dann einen bezeichnenden Aspekt erzeugt. Durch einseitige Stickstoffdüngung (Jauche, Stallmist) wird das Wachstum sehr gefördert. Nur in höheren Lagen blüht die Fig. 2554. H e r a c l e u m S p h o n d y l i u m L. s. 1. Fruchtdöldchen geöffnet (trocken) und geschlossen (benetzt). Bärenklau bereits im ersten Schnitt, gelegentlich gleichzeitig mit dem Wiesenkerbel, mit welchem — auch mit dem Berg» Kälberkropf — die Art übrigens viel gemeinsames hat. Die Pflanze entwickelt eine enorme Wachstumsenergie. Der dicke, vielköpfige Wurzelstock besitzt ein starkes Ausschlagsvermögen; die grossen, grundständigen Blätter verdrängen durch Beschattung alle guten Wiesengräser und Kräuter und setzen dadurch den Ertrag der Wiesen herab. Bis zum ersten Schnitt bildet die Pflanze ein ordentliches Milch» und Grünfutter; doch schrumpfen die Blätter beim Dörren zusammen und zerbröckeln zu Pulver. Aus diesem Grunde werden die Blätter mancherorts von Kindern aus dem Heu herausgelesen und grün verfüttert. Im zweiten Schnitt werden die kräftigen Stengel holzig und die Blätter grob; sie liefern ein geringes Heu, das zufolge des grossen Wassergehaltes schlecht trocknet und leicht schimmlig wird. Aus diesen Gründen wird die Bärenklau wie andere Doldenpflanzen — sie kann auf gedüngten Wiesen bis S0 % des Bestandes ausmachen — durch verschiedene Massnahmen zu bekämpfen gesucht, so durch öfteres Abschneiden vor der Samenreife und durch Beweiden während des Sommers, durch einen Wechsel in der Düngung (statt Jauche Thomasmehl und Superphosphat), durch Ausstechen der Wurzelstöcke (zu kostspielig) oder durch Begiessen der Schnittstellen mit Petroleum. S t e h l e r erwähnt, dass durch die Sommer weide die Bärenklau auf einer Wiese auf dem Baurenboden.Fischenthal (Zürcher Oberland) beinahe völlig vertrieben wurde. Auf Trocken» und Magerwiesen wird Heracleum Sphondylium durch den Kümmel und die Bibernelle erzetzt. Bekanntlich geben die jungen Blätter ein gutes Futter für Kaninchen oder (gehäckselt) für Hühner-, in den Pyrenäen werden die Blätter im Winter zur Schweinemast verwendet. Die Wurzel ist als Gemüse geniessbar-, doch kann sie, besonders wenn sie an einem nassen Standort gewachsen ist, unter Umständen gesundheitsschädlich wirken. Verbreitet ist die Verwendung der hohlen Stengel als Spielzeug für Kinder (für Spritzen, Pfeifen u. dgh). Die Früchte, die bei Zürich in einem Pfahlbau der Bronce»Eisenzeit nachgewiesen wurden, finden sich zuweilen in europäischen Grassaaten. — Die rinnigen Blattstiele dienen der zentripetalen Ableitung des Wassers. Die bauchigen, derben Blattscheiden bieten den in ihnen eingeschlossenen jungen Sprossteilen einen wirksamen Schutz. Die rauhe Behaarung dient im allgemeinen als (nicht sehr wirksames!) Schutzmittel gegen Tierfrass; der Borstenkranz unmittelbar unter den Verzweigungsstellen der Blattspindel und am Grunde der Stengelblattscheiden bildet jedoch nach B r i q u e t einen lokalen Verdunstungsschutz für die „interkalaren* Wachstumszonen. Auch die flaumig.filzige Behaarung der LaubblathUnterseite bei manchen südlichen Formen ist offenbar als Transpirations»Schutzmittel aufzufassen. Die starkduftenden Blüten, deren Auffälligkeit zudem durch die meist strahlende Ausbildung der äusseren Kronblätter erhöht wird, werden von einer sehr grossen Zahl von kurzrüsseligen Insekten besucht. Sie sind in der Hauptdolde meist sämtlich

1453 zwitterig und proterandrisch, in den Seitendolden zuweilen männlich oder (durch mangelhafte Ausbildung der Staubbeutel und der Pollenkörner) physiologisch weiblich. Bei Neu»Ruppin tritt die Pflanze (w eihe Unterart?) n ah W a r n s t o r f andromonözish und gynodiözish auf. Die Blütendolden erscheinen auf den Wiesen gewöhnlich erst n a h dem ersten Schnitt. Die F rü h te, vielerorts „Batzen“ geheissen, sind durh ihren dünnen Flügelrand an die Windverbreitung angepasst. — Die shwahuaromatischen und süsslih»shleimigen, dann sharf.bitterlich shmedcenden Blätter und die einen sharfen, gelben Saft führende (und dadur h abführend wirkende) Wurzel waren ehedem als H e r b a et R a d i x B r ä n c a e u r s i n a e G e r m ä n i c a e 1) vel S p h o n d y l i i in der Heilkunde gebräuchlich als erweihendes und zerteilendes Mittel; insbesondere wurde die gekohte Wurzel zum Aufweihen von Geshwüren, namentlich der Leber, aufgelegt. Im Osten werden Auszüge aus Kraut und Wurzel zur Bekämpfung des „W eihseizopfes“ (Plica Polonica), bei dem die Haare zu einem unentwirrbaren Knäuel verfilzt und verklebt sind, angewendet. Die Wurzel galt a u h als verdauungsfördernd und als Mittel gegen Epilepsie und Dysenterie. Die reifen Frü hte, die als krampfstillend angesehen wurden, sind r e ih (je n a h dem Reifegrad 0,9 bis 3 % ) an ätherischem O el; die unreifen F rü h te enthalten Methyl» und Aethyl»Alkohol, Paraffin und einen Stickstoff» freien Körper „Heraclin“, der in Chloroform, nicht aber in Wasser löslich ist und bei 165° schmilzt. Aus den in Wasser gekohten Blättern und Frü hten wurde ehedem in slawischen Ländern mit Zusatz von etwas Sauerteig ein alkoholisches Getränk („Bartsch“)2*) hergestellt, das von Armen statt Bier getrunken wurde ; a u h in Nord»Frankreih wird aus der Pflanze ein Likör gewonnen. In Kamtshatka und Persien werden Stengel und Blattstiele von verwandten Arten (in ersterm Lande wohl H. dulce F ish e r; s. pag. 1422) entrindet gegessen und au h Zucker (man trocknete die Stengel und klopfte die Zucker» effloreszenz ab) und ein Branntwein daraus hergestellt. In Litauen und Polen soll die Wurzel als Gesund» heitszusatz zu Landbieren dienen. Von M i s s b i l d u n g e n wurden bei H. Sphondylium sens. strict. ( = subsp. australe) beobachtet: Zwangsdrehung des Stengels (beson» ders n a h Abschneiden der Haupt» ah se ); abnorme Verzweigung mit doldig gedrängten Aesten; zentrale Durhwahsung der Dolde; Aus» bildung kleiner Döldhen an der Stelle von Einzelblüten; verlängerte, wieder als selbständige Dolden aus« gebildete Doldenstrahlen; Verlau« bung der Hüll» und Hüllhenblätter (nicht selten; siehe Fig. 2555)8), oft verbunden mit mannigfaltigen Ver» grünungsersheinungen der Blüten, wie grüne (krautige) Kronblätter, Umwandlung der Blüten in kleine Blätthen, kronblattartige Verbildung der Staubblätter4*! (zuweilen mit dem Reste eines Staubbeutels an der *) In vor»línné’scher Zeit führte die Pflanze die Bezeichnung Branca ursina nostras. *J Daher a u h der Name „ B artsh “ für die Pflanze (siehe pag. 1428). Vgl. H a r t w i c h , C. Ueber alkoholische Getränke aus dem Bärenklau. Apotheker»Zeítung. Bd. X X V I (1911), pag. 70 3 ; Referat im Bot. Zentralblatt 1911, II, p. 605. *) Vgl. a u h monstr. i n v o l u c e l l ö s u m (Peterm.) O. Kuntze 1867 ( = H. Sphondylium d. involu» cellosum Peterm. 1846): Hüllhenblätter verlängert und verbreitert, lanzeltlich, bisweilen teilweise eingeschnitten, fast länger als die Döldhen. 4) Vgl. hierüber besonders: S t ä g e r , Rob. Beobahtungen an Blüte und Blütenstand von Heracleum sphondylium L. Mitt. der Naturf. G esellsh. Bern 1916 (1917), pag. 196 bis 204. Der Verfasser beobahtete bei Kandersteg im Berner Oberland verbildete Staubblätter von halb verlaubter, halb kronblattartiger Ausbildung (von petaloider Konsistenz, gelb.weiss, trüb.rosa überlaufen, aber aussen und am Rande stark behaart). Ebenda fand S t ä g e r au h (abnorme) gewölbte Dolden mit stark gewölbten (fingerhutförmigen), von einander entfernten Döldhen (wie bei Angélica sílvéstrís).

1454 Spitze), Blütensprossung aus den Achseln der Kelch» und der freien Fruchtblätter; Verwachsung von Dolden» strahlen oder Blüten-, Randblüten mit 6 Kronblättern und 4 Staubblättern (oder auch mit 6 Staubblättern); Blüten mit 3 Fruchtblättern; Keimpflanzen mit 3 Keimblättern. J. J e s w ie t beobachtete in den Dolden junge Pflänzchen. Auch von subsp. Sibiricum wurden Verlaubung der Hüll» und Hüllchenblätter1), Durchwachsung von Dolden und Döldchen und Vergrünung der Blüten beschrieben. — Von Schmarotzer»Pilzen kommen in Betracht: Erysibe Polygoni DC., Plasmópara nivea (Ung.), Puccínía Heracléí (Grev.), Synchytrium aüreum Schroet., Botríospheéría polita (Fries), Cyathicula coronäta (Bull.), Díapórthe Berkeleyi (Desm.) und D. inquilina (Wallr.), Dídymosphaéría conoidea Níessl, Heterosphaéría patélla (Tode) var. alpéstrís Fríes, Leptosphaéría dolíolum (Pers.) und L. rubicúnda Rehm, Lophíóstoma caúlium (Fríes), Mollísía atráta Karst., Mycosphaerélla caulícola (Karst.), Ophióbolus porphyrógenus (Tode) und O. tenéllus (Auersw.), Pezízélla effúgíens (Rob.) und Pbylláchora Heracléí (Fríes). Gailbildungen werden erzeugt durch Macrolábís corrúgans Kíeff. (Blattzipfel wie in der Knospenlage zusammengefaltet), Contarínía Heracléí Rübs. (Blattfläche mit gelben Falten und Ausstülpungen nach oben), Phílaánus spumáríus L. (Blattzipfel ± missgebildet, gefaltet, kraus), Protó» myces macrósporus Unger (Blätter und Sprossachsen mit schwieligen Verdickungen) und Contarínía NicolayiRübs. (Blüten geschlossen bleibend).

2117.

Heracleum Austríacum L. (== Sphondylium Austria* cum Scop., = Wéndtia Austriaca Schur [excl. loc. Transsilv.], = H. Sphondylium var. Austríacum Fiori 1921, = H. Sphondylium Facchini 1855 pro parte nec L). O e s t e r * r e i c h i s d i e B ä r e n k l a u . Fig. 2556.

Pflanze ausdauernd, nur 10 bis 60 cm hoch, in allen Teilen meist erheblich kleiner und schlanker als die übrigen Arten. Grundachse spindelförmig, bräunlich, nicht schopfig. Stengel aufrecht, hohl oder voll, gerillt oder nur schwach kantig*gefurcht, nur 1 bis 3 Dolden bildend, kahl oder ober* wärts rauhhaarig (Haare nach rückwärts gerichtet). Laub* blätter denjenigen von Pastínáca sativa (pag. 1405) oder von Pímpínélla maior (pag. 1199) ähnlich, grasgrün, mit stark aus* geprägtem, ziemlich weitmaschigem Adernetz, auf beiden Flächen gleichmässig lang rauhhaarig (auf den Nerven der Unterseite nicht stärker borstig als auf der Fläche) oder ver* kahlend bis kahl, einfach*fiederschnittig mit 3 bis 7 (9) Ab* schnitten. Grundblätter auf schmalen Scheiden gestielt, meist nur 3*schnittig, ihre Spreite etwa 3 bis 10 (17) cm lang und 2*/a bis 10 (17) cm breit. Stengelblätter auf den kurzen, engen oder nur schwach bauchigen Scheiden kurz=gestielt bis sitzend. Laubblatt*Abschnitte alle ungestielt oder selten (an den Grundblättern) die untersten seitlichen sehr kurz*gestielt, etwa 1,5 bis 5 (8) cm lang und 1,3 bis 3,5 cm breit, in der Fig. 2556. H e r a c l e u m A u s t r i a c u m L. Umrissform stark wechselnd, die seitlichen an den Grund* a Habitus, b Blute im Knospenzustand, c Ge­ blättern rundlich*eiförmig und abgerundet*stumpf bis eiförmig öffnete Blüte. und kurz*zugespitzt, an den Stengelblättern länglich*eiförmig und lang=zugespitzt oder eiförmigdanzettlich oder selbst lanzettlich, dabei ungeteilt oder die unteren unterwärts seicht*gelappt bis fast 2* oder 3=spaltig. Abschnitte der unteren Laubblätter gekerbt mit stumpfen, stachelspitzigen Kerben, diejenigen der oberen scharf gezähnt*gesägt mit knorpelig* bespitzten Zähnen. Endabschnitt oft grösser als die seitlichen, öfter 3=lappig oder 3*spaltig, am Grunde herzförmig oder abgerundet bis keilförmig. Das mittlere Stengelblatt viel kleiner als *) Vgl. auch f. i n v o l u c r ä t u m Maty (oben pag. 1436).

1455 die unteren, das oberste oft zu einem einzigen, kleinen Abschnitt verkümmert. Dolden kleiner als bei H. Sphondylium, nur etwa bis 12® ( 15*)strahlig ; die Strahlen bis etwa 5 cm lang, auf der Innenseite feinflaumig (Haare stumpf, teilweise etwas keulenförmig*angeschwollen, anscheinend drüsig) oder wenigstens fein®papillös, ausserdem öfter von längeren, feinen Haaren abstehend® zottig. Hülle fehlend oder (besonders an den Seitendolden) aus wenigen, unscheinbaren, pfriemlichen Blättern gebildet; Hüllchenblätter zahlreich, fast fädlich®borstlich. Kelchzähne ansehnlicher als bei der vorhergehenden Art, schmäler, dreieckig®lanzettlich. Kronblätter weiss bis rosa, aussen etwas behaart, innen papillös, die randständigen strahlend, bis über 1 cm lang. Fruchtknoten flaumig®zottig (bei var. glabérrimum fast kahl). Frucht breit=verkehrt® eiförmig, etwa 6 bis 10 (11) mm lang, an der Spitze ausgerandet, meist bis zur Reife zerstreut steifhaarig; Flügelrand (ausserhalb des Randnervs) etwa x/2 mm breit. Oelstriemen schmal (etwa V3 mm breit), nach dem untern Ende verschmälert; diejenigen der Tälchen kaum über die Mitte der Frucht herabreichend, diejenigen der Fugenfläche unansehnlich, etwa bis 2 mm lang, an der überreifen Frucht wegen der Loslösung der sie bedeckenden Gewebeschichten oft schwer sichtbar (jedoch nach F ac c hi ni [1855] und Briquet [1924], entgegen anders® lautenden Angaben in der Literatur, nie völlig fehlend). Griffelpolster hoch®kegelförmig ; Griffel 2 bis 2 x/2 mm lang, 2 x/2® bis 3®mal so lang als das Griffelpolster, aufrecht®abstehend, mit leicht kopfig®angeschwollener Narbe. — VII, VIII. Zerstreut im A l p e n g e b i e t auf Wiesen, steinigen Matten, an kräuterreichen, grasigen Stellen, an felsig=buschigen Abhängen, unter Krummholz und Alpenrosen, auf Geröllhalden, von der Bergstufe der Voralpen bis über die Baumgrenze; vorzugsweise auf Kalk. In den Bayerischen Alpen und in den Oesterreichischen Alpenländern ziemlich verbreitet; in der Schweiz bisher nur auf dem Napf (Grenze Bern=Luzern). In D e u t s c h l a n d in Bayern in den Salzburger Alpen nicht selten, meist zwischen 1150 und 2110 m, doch auch tiefer (Königssee, Eiskapelle). — In O e s t e r r e i c h in Niederösterreich (häufig in der höhern Voralpen« [über 1000 m] und Krummholzstufe der Kalkalpen bis in die alpine Stufe; auch tiefer, z. B. Oetschergebiet 600 bis 700 m, bei Rohr 800 m), Oberöslerreich (verbreitet in den Alpen und Voralpen von 630 m [Polsterlucke] an aufwärts), Steiermark (der Typus in der höhern Voralpen» und Krummholzstufe [1000 bis 1900 m] in der ganzen Kette der nördlichen Kalkalpen häufig, zuweilen auch in tieferen Lagen, so im Gesäuse; die var. siifölium in Untersteiermark), Krain (mehrfach), im Küstenland (nur in der var. siifolium auf dem Cavin, im Krngebiet am Isonzo und an der Tribusaner Wand im Ternovaner Walde, spärlich), Kärnten (zerstreut in den Kalkalpeni Bärental, Wainasch gegen Stou, Kotschna bei Feistritz 1200 m [hier wohl nur var. siifolium?], Kum bei Rosenbach, oberes Bodental 1700 bis 1800 m, Ortalschasallel), Salzburg (hie und da in den Kalkalpen, meist zwischen 1260 und 1580 m) und selten in Nordost«Tirol (Unterinnlal : Finkenberg in Dux? [zweifelhaft]; Kitz» büheler Alpen: Kalkalpen, 1300 bis 1600 m, z. B. Teufelwurzgarten am Kaiser, Pillerseer S.einberg, Spielberg bei Hochfilzen; angeblich auch am Monte Baldo [nach Li nné ] ??). — In der S c h w e i z bisher nur sporadisch in den westlichen Nagelfluh»Voralpen in der Gipfelstufe des Napf (1) (Emmental, Grenze Bern»Luzern) zwischen 1250 und 1400 m häufig vom Gipfel bis zur Geissgratfluh auf Fels und Geröll (kalkhaltige Nagelfluh) mit frischem Rasen (Agrostis alba, Carex ferruginea) in Nordexposition, in einer Form mit blassrötlichen Blüten (von W. Lüdi 1924 entdeckt); ist in den Kalk« und Nagelfluh«Voralpen der Nordostschweiz aufzusuchen.

Al l gemei ne Verbrei t ung: Schweiz (Napf), Bayern, Oesterreich, Bergamasker®Alpen1)2). Die Pflanze wurde zuerst von Joachim B u r s e r in den Oesterreichischen Alpen entdeckt und an C. B a u h i n gesandt, der sie in seinem „Prodromus theatri botanici“ (1620) als „Sphondylium alpinum pärvum“ beschrieb; auf diese gleiche Pflanze begründete Linné später (1753) sein H. Austriacum. — Die Art ändert nur unwesentlich ab; es können die folgenden 3 Abarten unterschieden werden: var. «. t y p i c u m Beck 1892 *) e in e am

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e rste m Sphon» s . la t .

1456 (excl. f. siifolium). Stengel unten kahl, oberwärts fein steifhaarig (mit langen, geraden, rückwärts gerichteten Haaren). Blattstiele und Blattspreite (beiderseits) mit ebensolchen, i abstehenden Haaren meist dicht besetzt. Doldenstrahlen und Blütenstiele ausser den kurzen Flaumhaaren öfter gleichfalls zerstreutdanghaarig, auch die Kronblätter aussen kurzborstig »behaart, weiss oder blassrötlich. Fruchtknoten flaumig»zottig; reife Frucht zerstreut steifhaarig (selten fast verkahlend). Die häufigste F o rm ; scheint jedoch in UntenSteiermark, Krain (?) und dem Küstenlande zu fehlen und durch var. siifolium ersetzt zu sein. — Var. ß g l a b e r r i m u m Bede ( = H. glaberrimum Dalla Torre 1899, nec Celak. ex Garcke). Stengel, Laubblätter, Aussenseite der (weissen) Kronblätter, Fruchtknoten und Frucht kahl oder fast kahl, nur die Doldenstrahlen unter dem Mikroskop sehr fein papillös.flaumig. Im Verbreitungsgebiete der var. n selten, so in den Bayerischen Alpen (nach Vol l mann) , Niederösterreich (nach B e c k in den Voralpen, z. B. Wiener Schneeberg!) und Steiermark (Voralpen bei Altenmarkt nach Beck). — Var. y s i i f ö l i u m 1) (Scop.) Steudel (1840, pros ,,? ß. H. siifolium“; ß siifolium Koch 1844, = b. siifolium Wohlfarlh 1893 (cf. Mert. et Koch 1826], = Tordylium siifolium Scop. = Caücalis siifolia Roehling 1812!, = H. siifolium Rchb. 1832, = H. Austriacum [subsp] * H. siifolium Nyman 1879, = H. Austriacum « typicum f. siifolium Bede 1892). Behaarung wie bei var. « (oder eher noch stärker), aber Blüten lebhaft rosarot. So in Kärnten (Kotschna bei Feislritz leg. ( a b o r n e g g ! ; Feistritz im Rosentale 1600 bis 1700 m leg. K h e k ! ; Hoch’Obir in den Karawanken 1600 bis 1800 m leg. W. Lüdi !), Unter»Steiermark (in den Karawanken und den Sanntaler»Alpen häufig), Krain (nach S c o p o l i in der Wochein (so auf der Voralpe Begunzica bei Veldes leg. R a s t e r n ! ] , ferner z. B. bei Idria) und dem Küstenlande (s. oben). Stellt vielleicht eine (morphologisch allerdings sehr schwach geschiedene) geographische Rasse dar ; falls sich dies durch die Untersuchung eines reichen Materials mit Sicherheit nachweisen Hesse, so würde die var. siifolium richtiger der var. typicum (Beck, verändert) gegenübergestellt und unsere var. ß, die unter dem Typus wächst, trotz einer morphologisch scheinbar grossem Verschiedenheit der var. typicum als subvar. glaberrimum untergeordnet. H e ra c le u m C h a m a e c is tu s ,

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b e z e ich n e te n A r te n

a l p e n g e z ä h lt, d ie in d e n s ü d lic h e n K a lk a lp e n z w a r n ich t f e h le n , a b e r v i e l s e l t e n e r s in d . vom

In n s c h e in t d ie A r t in B a y e r n u n d T i r o l z u f e h le n .

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C h a m a e c is tu s , G a liu m

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A u f s te in ig e n M a t t e n e r s c h e i n t s ie g e r n in G e s e l l s c h a f t

H e l le b o r u s n i g e r , m o n ta n u s,

a n i s o p h y llu m , A c h i lle a C l a v e n a e u n d A . a t r a t a , H i e r a c iu m

A u sserd em

d e r N o ris c h e n

W e s tli c h u n d n ö r d l i c h

a u f G e rö llh a ld e n

P eu ced an u m

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R h o d o th a m n u s

O s tru th iu m , V a le r ia n a

s a x a tilis >

v illo s u m , H . v illo s ic e p s u n d H . d e n ta tu m u s w .

ist s ie im K r u m m h o l z , s e l t e n e r a u c h im L ä r c h e m Z i r b e n m i s c h w a l d e a n z u tr e f f e n .

Aus der mit Heracleum und Tordylium verwandten Gattung Zosimia2) Hoffm. 1814 („Zosima“], corr. 1816 (= Pastinaca sect. V. Zosimia Calestani 1905, = Zozimia DC. 1830 et auct. plur.), welche etwa 6 Arten8) im Orient zählt, findet sich als Zierpflanze in Kultur: Z. absinthiifölia4*) (Vent.) Link 1821 („apsin» thifolia“), DC. 1830 ( = Heracleum absinthiifolium Vent., = Zosim[i]a Orientälis Hoffm. 1814). W e r m u t » b l ä t t e r i g e Z o s i mi e . Pflanze 2» bis 3» (auch mehr»)jährig, kräftig, in der Tracht einem Heracleum ähnlich, aber mit feimzerteilten Laubblättern, in allen Teilen von kurzen, schlaffen, verbogenen Haaren mehr oder weniger dicht aschgrau«flaumig. Stengel ziemlich dick, gefurcht, oft verkürzt (doch in der Kultur bis 1 m hoch). Laubblätter fiederschnitlig, die Abschnitte in 4 bis 7 Paaren, gegen ihren Grund abermals fiederschnittig, im übrigen (gleich den Abschnitten 2. Ordnung) in kleine, eiförmige bis kurz«linealische, oft gekerbte, stumpfe Läppchen zerschnitten. Dolden reichstrahlig. Hüll» und Hüllchenblätter zahlreich, ziemlich kurz, lanzetllich» pfriemlich, breit»hautrandig, dicht weisslich wollig.kurzzottig. Kronblätter weiss oder gelblichgrünlich, aussen feinborstlichobehaart, verkehrt»eiförmig, ausgerandet mit einem eingeschlagenen Läppchen in der Ausrandung, nicht strahlend. Frucht breit.elliptisch bis fast kreisrund, von vorn und hinten flach»zusammengedrückt, an der Spitze in der Regel gestutzt (der Flügelrand schwach ausgeschnitten), in der Jugend dicht grauflaumig» filzig, bei der Reife grün und auf der Scheibe mit aufrecht»angedrückten, starren, walzlichen, spitzlichen, körnig»rauhen Börstchen besetzt, ringsum von einem schwammig»geschwollenen, glatten (nicht gebuckelten) und fast kahlen Rande umgeben, zwischen diesem und dem Samen dünnhäutig» (durchscheinend)»geflügelt; *) Wegen der Aehnlichkeit der Laubblätter mit denjenigen gewisser Arten von Sium. a) Von G. F. H o f f m a n n 1814 nach den Brüdern Anastasius, Nicolaus und Zoa Z o s i m a in Moskau, Förderern der Philologie und Naturgeschichte, seinen botanischen Freunden und Gönnern, benannt, auf deren Kosten die 2. Auflage von H o f f m a n n ’ s „Genera JJmbelliferarum“ (1816) gedruckt wurde. 8) C a r u e l (1894) beschränkt die Gattung Zosimia auf die einzige Art Z. Orientälis (absinthiifolia) und rechnet die übrigen Arten zu Sphondylium (= Heracleum); C a l e s t a n i (1905) zieht sogar die ganze Gattung Zosimia als eine (mit Heracleum kordinierte) Sektion zu Pastinaca. 4) Die Laubblätter erinnern an diejenige der Absinth»Pflanze (Artemisia Absinthium L.).

1457 der Nerv der Randrippen an der Innenseite (am proximalen Ende) des verdickten Teiles gelegen. Fruchtwand sehr dünn. Die innere Hälfte der mittleren Fruchtwandschicht als Hartschicht ausgebildet, jedoch sehr lücken» haft; aus (inneren) Quer» und (äusseren) Längsfasern bestehend nur in den 5 Hauptrippen sowie in der Bauch» wand in den nicht von den Oelstriemen eingenommenen Teilen ; im dünnen Teil des Randflügels nur aus Querfasern bestehend, an den Oelstriemen völlig unterbrochen. Heimisch in Südwest»Asien (von Klein»Asien, Syrien und Arabien bis nach Belutschistan, Afghanistan und Turkestan) und Aegypten. Kultur wie bei Heracléum j da die Pflanze meist einen buschigen Wuchs besitzt, ist sie auch als Einzelpflanze wirkungsvoll. Aendert ab in der Stärke (Dichte) der Behaarung. Auf Grund anderer Merkmale können 2 Abarten unter» schieden werden: var. « a l b i f l ö r a Fischer, Meyer et Lallemant 1840 ( = Heracleum absinthiifolium Vent, sens, strict.). Stengel wenig ästig. Blütenstiele länger als die Hüllchenblätter. Kronblätter weiss. var. ß mi c r o » c á r p a Bunge 1857 ( = var. ß viridiflöra Fischer, Meyer et Lallemant 1840, = Z. Oríentálís Hoffm. sens, strict.). Stengel stark verästelt. Hüllchenblätter mindestens so lang wie die Blütenstiele. Kronblätter blass gelbgrünlich. Diese Abart wird auch von L e d e b o u r 1844/6 (als var. ß viridiflöra) vom weissblütigen Typus unterschieden, dagegen von B o i s si e r (Flora Oríentálís, 1872) übergangen. Durch eine abweichende Frucht» form zeichnet sich aus: var. o b c o r d á t a Bornmüller (1914). Frucht verkehrt»herzförmig (nach dem Grunde verschmälert, an der Spitze ausgerandet), gross. Aus West»Persien beschrieben. — Auch die verwandte Z. r á d i a n s Boiss. et Hohenacker ( = Z. absinthiifolia f. radians Voss) aus Persien, die sich von Z. absinthiifolia durch weissgrau»filzige Grundblätter mit verlängert»linealischen, durch den Filz miteinander verwobenen Blatt» zipfein und durch stark strahlende Kronblätter unterscheidet, wird als Zierpflanze erwähnt.

DIL Tordylium1) L. 1753/4 [em. Bentham et Hooker] (= Pastináca sect. VII. Tordylium [+ genus Condylocárpus] Calestani, = Hasselquístia2) L. 1755, = Condylocárpus3) Hoffm. 1816). Zi rm et, Dr e h kraut. Franz.: Tordyle; engl.: Hartwort; ital.: Tordilio, ombrellini delle steccie. Ein» (bis zweijährige, steifhaarige oder zottige Kräuter; Haare oft bekörnelbrauh. Laub» blätter einfach*fiederschnittig oder auch alle ungeteilt und nur kerbsägig. Dolden massig reich» bis armstrahlig. Hüll» und Hüllchenblätter vorhanden, krautig, borstig=behaart. Blüten zwitterig, oft auch teilweise männlich. Kelchzähne (bei unseren Arten) ansehnlich, verlängert, lanzettlich bis pfriemlich. Kronblätter weiss, innen papillös, aussen glatt, aber daselbst oft behaart, fast stets ungleich, das vordere (äussere) der randständigen Blüten und oft auch eines oder die beiden anstossenden seitlichen gegenüber den beiden hinteren vergrössert, strahlend, tief 2»lappig mit einem eingeschlagenen Läppchen in der Bucht, öfter (auch das unpaare äussere 1) ungleichhälftig und Blüte dadurch oft völlig unsymmetrisch. Griffelpolster hoch» oder niedrig*kegelförmig ; Griffel aufrecht»abstehend oder zurückgeschlagen, mit leicht keulig»kopfig*angeschwollener Narbe. Frucht von vorn und hinten flach»zusammengedrückt, breiheiförmig, breit»elliptisch oder kreisrund, mit fast flacher (verschieden behaarter) Scheibe, ringsum von einem gedunsenen, korkig=schwam» xj Griech. toqSú'áiov [tordylion], Pflanzenname bei Di o s ku r i de s ( = rôçdvXov [tördylon] bei Nikandros), Bezeichnung für eine oder mehrere orientalische Arten der heutigen Gattung Tordylium; der von D i o s k u r i d e s angegebene Fundort (Amanus » Gebirge in Cilicien, jetzt Gjaur«Dagh) dürfte am ehesten zu T. Ápulum oder allenfalls zu dem speziell im Amanus-Gebirge angegebenen, dem T. officinale sehr ähnlichen T. trachycárpurr» (Boiss. sub Ainsworthia) gehören, zu welch’ letzterm die von D i o s k u r i d e s hervorgehobene „schildchenarlige* Frucht freilich weniger gut passt (das in Griechenland häufige T. offícínále wird von B o i s s i e r nicht aus Klein» Asien und Syrien [bezw. nur von Konstantinopel] angegeben). Bedeutung (Ableitung) des Namens unsicher; angeblich (nach W i t t s t e i n ) von griech. toçpoç [törnos] = Dreheisen, Kreisstift und ïXXio [illo] = ich drehe, wegen der gleichsam gedrechselten und wie mit dem Meissei ausgearbeiteten Frucht. In den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts findet sich auch die Schreibweise Tordilion. 2) B e n a n n t n a c h F r e d r i c H a s s e l q u i s t ,

1752,

g e b o r e n in T ö r n w a l l a ( S c h w e d e n )

1722,

g e s t o r b e n in S m y r n a

d e r d e n O r ie n t ( b e s o n d e r s P a l ä s t i n a ) b e r e i s t e u n d s e i n e b o t a n i s c h e A u s b e u t e a n L i n n é

v o n : I t e r p a l a e s t in u m a) V o n

(1757

g r ie c h .

von L i n n é

x ô p d v lo ç

s a n d te , V e r f a s s e r

h e ra u s g e g e b e n ).

[k ö n d y lo s ]

=

K n o te n , G e s c h w u ls t, G e le n k

und

x k q t i Ôç

[k a r p ö s ] =

w e g e n d e s g e b u c k e l t-e in g e s c h n ü r t e n (g le ic h s a m r o s e n k r a n z a r t i g - g e g l i e d e r t e n ) R a n d w u l s t e s d e r F r u c h t .

F ru ch t;

1458 migen (aus zartwandigen, lufthaltigen, fein punktförrnig**getüpfelten Zellen gebildeten), meist höckerig*runzeligen oder gekerbhgebudcelten, von den Seitenrippen gebildeten Randwulst umzogen; der Flügelrand innerhalb des Wulstes (zwischen diesem und dem Samen) meist sehr dünn, bei T. officinale jedoch die Verdickung einwärts bis zum Samen reichend und die seitlichen Oelstriemen der Rückenseite bedeckend. Die 3 Rückenrippen sehr fein, nicht oder kaum merklich nach aussen vorspringend, ihre Bündel sehr schwach' (wenngleich stets deutlich*) entwickelt. Innere Hälfte der mittleren Fruchtwandschicht als eine aus stark verdickten und getüpfelten, innen mehr quer*, aussen vorwiegend längs=verlaufenden Fasern bestehende Hartschicht (,,Sklerokarp“) ausgebildet, diese sich auch ausserhalb des eigentlichen Fruchtgehäuses als dünne Lamelle bis zu den weit aussen verlaufenden Leitbündeln der Seitenrippen (Flügel* ränder) (und zuweilen darüber hinaus) erstreckend. Oelstriemen unter den Tälchen einzeln oder zu 3, an der Fugenfläche 2 bis viele, im Querschnitt quer*elliptisch oder (bei T. Apulum) fast halbmondförmig (nach aussen rinnig, nach innen gewölbt); ausserdem oft (oder stets?) kleine ,,sekundäre“ Oelstriemen in den Hauptrippen ausserhalb von deren Bündeln. Fugenfläche papillös*flaumig. Fruchthalter bis zum Grunde in 2 freie, fädlich*borstliche Schenkel geteilt. Nährgewebe stark abgeflacht, an der Fugenseite oft seicht flachbogig*ausgehöhlt. Die Gattung Tordylium umfasst in der von B e n th a m und H o o k e r und von D r u d e angenommenen Umgrenzung (einschliesslich Hasselquistia1), Condylocarpus und Ainsworthia) etwa 16 Arten im Mittelmeergebiet und im Orient (nur T. maximum strahlt nach Mitteleuropa aus). D r u d e unterscheidet 2 Untergattungen: subgen. Tordyliästrum2) Drude (dazu alle unsere Arten) und subgen. Ainswörthia (Boiss.) Bentham et Hooker ex Drude (ausgezeichnet durch undeutliche Kelchzähne und einen glatten [nicht gebuckelten] Fruchtrand) und gliedert die erstere nach der Zahl der Oelstriemen weiter in die Sektionen Pluriviltäta und Univittäta, die den De C a n d o l l 6 ’schen (1830) Sektionen Eu*Tordylium und Condylocärpus entsprechen. Tordylium Caruel (1894) umfasst ausser Hasselquistia und Ainsworthia auch noch Ormosciädium und Synelcosciädium. C a l e s t a n i (1905) zieht Tordylium (ausschliesslich Condylocarpus) als Sektion zu Pastinaca (ebenso auch Heracleum und Zosimia). Dagegen stellen C a r u e l (1894) und C a l e s t a n i (1905) die Gattung Condylocarpus Hoffm. im ursprünglichen Sinne (d. h. nur die Art C. Apulus [L.] Hoffm. umfassend8)) wieder her. Nach C a l e s t a n i soll sich Condylocarpus von Pastinaca s. 1. (einschl. Tordylium) durch das gänzliche Fehlen der Bündel der 3 Rüdcenrippen unterscheiden, was Jedoch, wie die richtige (wenngleich etwas übertrieben.deutliche) Abbildung bei D r u d e (Natürl. Pflanzenfamilien III, 8, Liefg. 175/6 [1898], pag. 216, Fig. 69 G, H) zeigt, nicht zutrifft; die Bündel sind, wenn auch (wie allgemein bei Tordylium) sehr schwach ausgebildet, auf sorgfältig ausgeführten, dünnen Querschnitten deutlich erkennbar. Anderseits nimmt Condylocarpus durch die zahlreichen Oelstriemen, die den Samen in fast gleichen Abständen kranzförmig umgeben (was nach B r i q u e t [1924] ein primitives Verhalten darstelli), innerhalb der Tordyliinae eine Sonderstellung ein, die vielleicht doch die Wiederherstellung einer besonderen Gattung rechtfertigen würde, um so mehr, da auch das Verhalten der strahlenden Kronblätter von demjenigen aller übrigen Tordylium«Arten erheblich abweicht (s. unten). — Ob die Untergattung Ainsworthia eine phylogenetische Einheit darstellt, werden genauere Untersuchungen zeigen müssen; A. trachycarpa Boiss. z. B. steht dem T. officinale in allen äusseren Merkmalen äusserst nahe und macht beinahe den Eindrude einer von dieser Art abgezweigten Form mit unvollkommen entwickelter (glaltrandiger) Frucht und in Korrelation damit verkümmerten Kelchzähnen. Ausser dem in gewissen Teilen des Gebietes einheimischen T. maximum (nr. 2118) sind als im äussersten Süden wachsend oder als eingeschleppt beobachtet zu erwähnen: 1. T. Syriacum L. ( = Hasselquistia Syriaca l) Zu der als Hasselquistia L. bezeichneten Gruppe gehören solche Arten, die neben den beschriebenen (»normalen“) Früchten noch andere, stark abweichende (krugförmige) Früchte im Innern der Döldchen entwickeln (z. B. T. Syriacum). Da Jedoch dieses Verhalten oft ziemlich unregelmässig auftritt und die betreffenden Arten untereinander nicht besonders nahe verwandt erscheinen, wird die sect. Hasselquistia (L.) Boiss. besser mit Eu«Tordylium verschmolzen. *) Von Tordylium (vgl. pag. 1457, Fussn. 1) und «ästrum ( = Bild, als Suffix eine — minderwertige — Aehnlichkeit bedeutend). s) H o f f m a n n selbst (1816) hatte die Art auf die Mehrzahl der Oelstriemen in den Tälchen begründet. Koch (1824), D e C a n d o l l e (1830) und B e n t h a m und H o o k e r (1867) behielten zwar Hof f » m a n n ’ s Gattungsdiagnose bei, stellten Jedoch auch T. officinale zu dieser Gruppe, offenbar aus Unkenntnis .des Fruchtbaues dieser Art, bei der die Oelstriemen der Tälchen in Wirklichkeit in Einzahl auftreten.

1459 Boiss.). Vgl. den Bestimmungsschlüssel. Heimisch in KleüuAsien und Syrien. Einmal (1891) verschleppt im Hafen von Mannheim gefunden; vielleicht auch schon 1861 verwildert oder verschleppt bei Türkheim (Eisass) (leg. E. M a r é c h a l ! in Herb. Univ. Zürich als T. maximum), falls nicht eine Etiketten*Verwechslung vorliegt. Die Pflanze wurde früher (im 16. bis 18., teilweise auch noch im 19. Jahrhundert) öfters in Botanischen G ärten gezogen. Die erste Beschreibung und Abbildung gibt L o b e i (1571!) unter der Bezeichnung „Gingídíum fólíís Baúcíae [d. h. Pastinaca sativa — Th.] Syriacum“ auf Grund einer Pflanze, die aus von dem Apotheker M a r t i n e l l u s von Aleppo nach Venedig gesandten Samen erwachsen w ar; auch J. B a u h i n erhielt Früchte der Pflanze, die er „Caücalis Syriaca cum máximo sémíne“ nannte (1651), aus Syrien durch R a u w o l f . Bereits R i v i n u s (1699) gebrauchte den heute gültigen Namen Tordylium Syriacum. — 2. T. officinále L. [ex descr., excl. syn. Bauh. et. Dodon.J, DC. Prodr. et auct. rec. (— Condylocárpus officinalis Koch 1824 [ex syn. L.], = T. mícrospérmum Ten. 1827 [ = T. officinale B canéscens Ten. 1850/1],*) = T. Âpulum [L. ex syn. Column.] Rchb. Fl. Germ, exc., Peterm. 1847, nec auct. rec.). G e b r ä u c h l i c h e r Z i r m e t . Ital. : Capo bianco. Heimisch (?) nur im Küstenlande der Adria an rasigen Stellen, Zäunen, an sonnigen, schotterigen Plätzen, öfter, nur vorübergehend auftretend (z. B. auf dem Campo Marzio und im neuen Hafen zu Triest, bei den Volti in S. Bernardino di Pirano, bei der Ziegelfabrik nächst Cittanova), ferner z. B. auf der Insel Lossino bei Istrien. Allgemeine Verbreitung; Mittel» und Süd»Italien (bei Genua verschleppt), Balkanländer (Istrien, Dalmatien, Herzegowina, Albanien, Griechenland und Inseln, Mazedonien, Thrazien), Kreta, Konstan» tinopel (ob auch auf Asiatischem Gebiet?); aus Frankreich und England irrtümlich angegeben. Die Nomenklatur dieser (und der folgenden) Art ist dadurch verwirrt, dass Li nn é unter seinem T. officinale nach der Beschreibung zwar unsere Art verstand, jedoch als Synonym das „Seseli Creticum minus“ C. Bauhin (1623) = „Seseli Creticum“ Dodonaeus (1583) (das eigentliche, offizineile tordylion der Alten), das dem T. Apu» lum der neueren Schriftsteller entspricht, zitiert; infolgedessen wurde von den älteren Schrift« A.Th. Stellern mehrfach — nicht ohne Grund — der Fig. 2557. T o rd y liu m o f f i c i n a l e L. a Blüte, b Teilfrucht-Querschnitt. Name T. officinale für T. Apulum gebraucht. — T. A p u lu m L. c Blüte, d Teilfrucht-Querschnitt. — T. m a x im u m L. T. officinale besitzt ähnliche Eigenschaften wie e Reife Frucht. / Querschnitt durch eine Teilfrucht. T. Apulum und war daher ehedem gleich ihm in der Heilkunde gebräuchlich. — 3. T. Apulum *2) L. (ex descr., excl. syn. Col. et Bauh.)3;, Jacq. Hort. Vindob. 1(1770), tab. 53! (excl. syn. pag. 21), DC. Prodr. et auct. rec. (— Condylocárpus Apulus Hoffm., = T. concinnum4) Ten. [ = T. Apulum * T. concinnum Nyman, = T. hümile Ten. nec Desf.], = T. officinale [L. ex syn.] Jacq. Hort. Vindob. III [1776], pag. 2 in obs. [excl. syn.], Lam. 1779!, Vill. et auct. Gail, veter. nonnull., Pollini et auct. Ital. nonnull., Rchb. FL excurs., Peterm. 1847, nec auct. rec., = Condylocárpus officinalis Duby 1828 nec Koch 1824). A p u l i s c h e r oder E c h t e r Z i r m e t . Ital.! Ombrellini dei prati, Pimpinella romana, Tordillo. Heimisch nur im äussersten Süden des Gebietes im Küstenlande der Adria (nach P o s p i c h a l auf sonnigen Grasplätzen! hinter Servóla, bei Pirano, dann in Menge an der Südgrenze des Gebietes um S. Vicenti, Albona usw.; nach M a r c h e s e 11 i 9 Diese Abart scheint vom Typus des T. officinale, von dem sie sich durch eiförmige Früchte unter» scheiden soll, nicht verschieden. 2) Benannt nach der Landschaft Apulien in SüdJtalien. *) „Tordilium [sic] mínimum Apulum“ Columna (1616, pag. 122) ( = „T. Apulum mínimum“ Columna in der Abbildung pag. 124!), welches L i n n é zu seinem T. Apulum zitiert, und von welchem er den Artnamen Apulum entnahm, sowie das gleichbedeutende „Séselí Créticum minimum“ C. Bauhin (1623) entsprechen dem T. officinale der neueren Schriftsteller. Dagegen gebrauchte schon R i v i n u s (1699!) (von L i n n é nicht zitiert) für unsere Art den heute gültigen Namen Tordylium Apulum. 4) Lat. concinnus = zierlich, hübsch; wegen der zierlichen Randskulptur der Frucht. H e g i , Flora. V, 2.

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1460 bei Triest an grasigen Orten im Tale von Sicciole; ferner nach F r e y n gemein in Süd-Istrien und auf den Inseln auf Grasplätzen und in den Macchien); verschleppt beobachtet in Deutschland im Hafen von Mannheim (1881) und in Ludwigshafen (1902) und in der Schweiz im Güterbahnhof Zürich (1917 20), im Bahnhof Lugano (1921) und im Bahnhof Ostermundingen bei Bern (leg. R. S t r e u n ! 1921). Allgemeine Verbreitung: Mittelmeergebiet (Süd-Europa von Spanien bis Griechenland [doch in Süd-Frankreich selten und vielleicht überall nur einge» schleppt, besonders in Aeckern]; Südwest-Asien [Klein-Asien, Syrien]; Nord-Afrika [Algerien, Tunesien, angeblich auch Aegypten nach R ou yjl. Aendert ab: f. hü mi l e (Desf.) DC. [pro var. 0] ( = T. humile Desf., = Condylo» cärpus humilis Koch, = T. pümilum [sphalm.] Rafin. sec. Strobl 1884). Pflanze niedrig, meist vielstengelig. Laubblätter grösstenteils fast grundständig, ihre Abschnitte stärker zerschlitzt. Wohl im ganzen Gebiete der Art. f. h e t e r o c a r p u m Heldr. ex Haläcsy [pro var. 0]. Früchte auf der gleichen Pflanze an Grösse sehr ver« schieden. Von den Griechischen Inseln beschrieben. Diese Art ist wohl das eigentliche X [tordylion] oder aéaeXi xqr(cixôv [séseli kretikön] der Alten = „Séseli Créticum minus“ C. Bauhin (oder Tordilion und Ordélion in den allen Kräuterbüchern), das L i n n é fälschlich zu seinem T. officinale zitiert, und dessen etwas scharf-aromatische Früchte als „ S è m e n T o r d y l i i s. S e s é l e o s C r é t i c i [ mi n ö r i s ] “ seit D i o s k u r i d e s als Heilmittel gegen Harnbeschwerden und Nierenkrankheiten und zur Beförderung der Menstruation, und dessen Wurzel als Mittel zur Beförderung des Brust-Auswurfes galt. Die junge Pflanze wird von den Türken als Salat gegessen. Um 1560 wurde T. Apulum auch in deutschen Gärten gezogen (=„Caücalis“ bei C. G e s n e r 1561). 1. (Sect. E u - T o r d y l i u m DC. [ = Tordylium Hoffm., = subgen. Tordyliästrum sect. Univittata Drude]). Oelstriemen unter den Tälchen einzeln, 2 (bis 4) an der Fugenfläche, alle im Querschnitt quer*elliptisch (Fig. 2557 b, f). Strahlende (vergrösserte) Kronblätter in jeder strahlbildenden Randblüte 2 (Fig. 2557 a) oder 3, im erstem Falle beide», im letztem die beiden seitlichen paarigen ungleichhälftig-2-spaltig (und das vordere unpaare alsdann meist symmetrisch gespalten). Hüll« und Hüllchenblätter abstehend oder aufwärts-gebogen, die letzteren meist die Blüten und die Früchte überragend, seltener (bei T. maximum) nur so lang oder auch kürzer, dann die Frucht mit nach aufwärts-gestriegelten, starren, spitzen Borstenhaaren bedeckt. Kronblätter aussen wenigstens am Nagel behaart. Blattscheiden am Rande nicht auffällig weisswollig-zottig. Laubblätter auf der Fläche borstig bis borstig.zottig. Borstenhaare des Stengels ± bekörnelt-rauh. Kelchzähne lanzettlich bis lanzettlich-pfriemlich, ± borstig behaart. Griffelpolster hoch-kegelförmig, allmählich in die Griffel übergehend. Die die Hartschicht des Fruchtgehäuses mit dem Bündel der Randrippen verbindende Lamelle aus verdickten Querfasern sich nicht über das Bündel hinaus fortsetzend (wenigstens bei unseren A r t e n ) ........................................................................2. 1*. (Sect. C o n d y l o c a r p u s [Hoffm. pro gen.] DC. [ = subgen. Tordyliastrum sect. Plurivittäta Drude]). Oelstriemen unter den Tälchen zu 3, an der Fugenfläche 8 bis 10, alle im Querschnitt halbmondförmig (auf der Aussenseite ausgehöhlt) (Fig. 2557 d). In jeder strahlbildenden Randblüte nur 1 Kronblatt (das vordere unpaare) vergrössert und symmetrisch-2-spaltig (Fig. 2557 c). Hüll« und Hüllchenblätter frühzeitig zurück» geschlagen, meist kurz, jedenfalls die Hüllchen nie über die Blüten oder die Früchte hinausragend, linealisch« pfriemlich, am Rande wimperig»rauh. Kronblätter aussen kahl (nur innen papillös). Blattscheiden am Rande fast stets dicht weisslich«wollig»zottig. Borstenhaare des Stengels fast glatt. Kelchzähne dreieckig-lanzettlich, kahl (nur fein papillös). Griffelpolster stumpf»kegelförmig, fast gestutzt; Griffel scharf abgesetzt, verlängert, zuletzt zurückgeschlagen, kahl. — Stengel am Grunde von dünnen, schlaffen, verbogenen, glatten Haaren (gleich den Scheidenrändern) wollig«zottig, oben borstig, mit abstehenden oder rückwärts«gerichteten, kegelförmigen, spitzen, fast glatten Stachelbörstchen. Untere Laubblätter von schlaffen Haaren weisslich«zottig«flaumig, meist (2») 3» bis 4»paarig.fiederschnittig; die Abschnitte rundlich-eiförmig, eingeschnitten-gekerbt, mit genäherten Zipfeln und Läppchen. Obere Laubblätter verkleinert, ihre Abschnitte mit schmäleren und mehr entfernten Zipfeln. Frucht gross (etwa 5 bis 8 mm lang), auf der Scheibe mit keulig-blasigen, stumpfen, glatten Papillenhaaren besetzt; Randwulst stark gekerbt-gebuckelt, kahl (nur sehr fein papillös). Die die Hartschicht des Fruchtgehäuses mit dem Bündel der Randrippen verbindende Lamelle aus verdickten Querfasern sich über das Bündel hinaus bis fast in den äussersten Rand des Flügels e r s t r e c k e n d ...................................................... T. A p u l u m (pag. 1459). 2. Hüllchenblätter die Früchte nicht überragend. Stengelhaare kurz-borstenförmig, rückwärts-angedrückt, spitz, spitzhöckerig-bekörnelt-rauh, auf Knötchen aufsitzend ; Stengel ausserdem am Grunde (und oft auch an den Knoten) von längeren, mehr abstehenden, geraden, glatten Haaren zottig. Stengelblätter mehr- (öfter 3« bis 4»)paarig»fiederschnittig, die Abschnitte meist ziemlich gleichgross. Kronblätter auf der Aussenseite überall angedrückt-kurzborstig. In den strahlenden Randblüten öfter 3 Kronblätter vergrössert (dann das mittlere symmetrisch-2-spaltig). Griffel borstig, kurz, aufrecht. Frucht etwa 5 bis 7 (8) mm lang, überall (auch am verdickten Rande) von nach aufwärts gestriegelten, spitzen, spitzhöckerig-bekörnelten Haaren rauhborstig; Randwulst schwach runzelig-höckerig bis fast glatt, nicht papillös..................................... T. ma x i mu m nr. 2118. 2 .* H ü l l c h e n b l ä t t e r d ie B lü te n u n d d ie F r ü c h t e ü b e r r a g e n d . S t e n g e l h a a r e u n r e g e l m ä s s i g - a b s t e h e n d , t o q ö v

te i lw e is e a b w ä r t s g e r ic h t e t, a b e r n ich t r ü c k w ä r ts -a n g e d r ü c k t, d ie g r ö s s e r e n p f r ie m lic h ), a b e r n ic h t a u f K n ö tc h e n a u f s itz e n d ,

v o n s tu m p f e n W ä r z c h e n

io v

a m G r u n d e v e r b r e i t e r t (k e g e lf ö r m i g i

rau h .

L a u b b lä tte r

u n g e te i lt

oder

1461

3» bis 5»sdinittig, der Endabschnitt meist grösser als die seitlichen. Kronblätter aussen nur am Nagel (unterhalb der Teilungsstelle) ¿ borstig.flaumig. In den strahlenden Randblüten öfter nur 2 Kronblätter (das vordere unpaare und eines der beiden anstossenden seitlichen) vergrössert und dann beide sehr ungleichhaltig»2»spaltig (Fig. 2557 a). Griffel kahl, verlängert. Haare der Frucht nicht aufwärts.gestriegelt, keulig.blasenförmig, stumpf, fast glatt; ausserdem oft noch verschieden gerichtete, steife Borstenhaare vorhanden. Randwulst der Frucht zierlich gekerbt»gebuckelt .......................................................................................................................................................... 3. 3. Hüllchenblätter linealisch«spatelförmig, gegen die Spitze etwas verbreitert, borstig»behaar bewimpert. Blüten sehr klein. Frucht gross (etwa 1 cm lang), fast sitzend (Fruchtstiele sehr kurz und dick), auf der Scheibe mit spitzlichen, straffen Borsten» und schlaffen, blasenartigen Keulenhaaren besetzt; Buckel des Randes fein papillös und mit vereinzelten steifen, derben Börstchen besetzt. Griffel lang, aufrecht . . ................................................................................................................................................................T. S y r i a c u m (pag. 1458). 3.* Hüllchenblätter zahlreich, pfriemlich»borstlich, am Rande von nach aufwärts gebogenen Börstchen fast kammförmig steif«bewimpert. Blüten gross. Früchte sehr klein, etwa 3 bis 4 mm lang, auf teilweise fast ebenso langen Stielen, auf der Scheibe mit schlaffen, keulig.blasigen Haaren besetzt (selten ausserdem mit vereinzelten Borsten); Buckel des Randwulstes glatt und kahl (auch nicht papillös). Randflügel in der ganzen Ausdehnung schwammig»korkig«verdickt, die Verdickung nach einwärts auf das Fruchtgehäuse übergreifend und die seitlichen Oelstriemen der Rückenseite bedeckend (Fig. 2557 b) (nicht, wie bei den übrigen Arten, eine dünne, durchscheinende Zone zwischen Fruchtgehäuse und Randwulst vorhanden). Griffel verlängert, zuletzt zurück» g e s c h l a g e n ................................................................................................................................. T. o f f i c i n a l e (pag. 1459).

2118. Tordylium máximum L. ( = Caúcalís maxima Baumg., = T. mágnum Brot.1), = Heracléum Tordylium Sprengel 1813). G r o s s e r Zi r me t . Franz.: Tordyle, tordile; engl.: Great hartworth; ital.: Ombrellini delle steccie. Fig. 2 5 5 8 und 2 5 5 7 e und f. Pflanze wohl meist überwinterncbeinjährig bis zweijährig, seltener einjährig2), etwa 3 0 bis Grundachse spindelförmig, weisslich, öfter verästelt. Stengel aufrecht, kantig=gefurcht, von der Mitte an meist reichästig. Haare des Stengels in dessen mittlerem und oberem Teil kurz=borstenförmig, nach rückwärts angedrückt, auf Knötchen aufsitzend, stark spitzhöckerig* rauh; am Stengelgrund und an den Knoten (vgl. Fig. 2558 c) ausserdem längere, mehr abstehende, gerade, glatte, straffe Zottenhaare vorhanden. Laubblätter einfachTiederschnittig mit 2 bis 4 Paaren von Seitenabschnitten. Grundblätter (zur Blütezeit selten vorhanden) lang=gestielt, zottig, ihre Abschnitte rundlich * eiförmig, stumpf, stumpf* gezähnt, sitzend, am Grunde abgerundet bis fast herzförmig. Mittlere Stengelblätter auf kurzen, schmabhautrandigen, borstig*zottigen Scheiden kurz*gesüelt bis sitzend, ihre Abschnitte eiförmig* oder elliptischdanzettlich bis lanzett* lieh, am Grunde verschmälert, grob* und stumpf gekerbt*gesägt, am Grunde zuweilen etwas eingeschnitten, bis 4 cm lang, auf den Flächen mit den Stengelhaaren ähnlichen, aber (wie auch am Blattstiel und an der Blattspindel) nach vorwärts*gerichteten Haaren rauhborstig; Endabschnitt verlängert und oft schmabausgezogen, zuweilen 3*lappig. Dolden an den Aesten endständig, lang*gestielt, mittelgross, flach, etwa 5* bis 15*strahlig. Hüll» und Hüllchenblätter zahlreich, lanzettlich* bis linealisch*pfriemlich, steif, abstehend, ganz krautig (nicht hautrandig), kurz rauhborstig (mit aufrecht*abstehenden Haaren), die ersteren kürzer als die Doldenstrahlen, die letzteren etwa so lang wie die Blüten, aber kürzer als die Früchte. Doldenstrahlen dick, gleich den Blütenstielen mit aufrechFabstehenden, bekörnelt*rauhen Börstchen besetzt. Blüten teils zwitterig, teils männlich, die randständigen der äusseren Döldchen vergrössert und strahlend. 1 2 0 cm hoch und höher.

*) A n s c h e i n e n d

e in e

n i e d r ig e F o r m

m it z u r B lü t e z e i t

n o ch v o rh a n d e n e n

G ru n d b lä tte rn ,

a ls o w a h r«

s ch e in lic h e in e im e r s t e n J a h r e b l ü h e n d e P f l a n z e .

sj Fast alle systematischen und floristischen Werke bezeichnen die Pflanze als einjährig, mit Ausnahme von S p r e n g e l (in Roemer und Schuhes, Systema VI [1820]), der sie als zweijährig angibt, und zwar wohl mit Recht, da diese Art sich von den übrigen durch das fast regelmässige Fehlen der Grundblätter zur Blüte» zeit auffällig unterscheidet. Im ersten Jahre blühende Pflanzen besitzen eine ziemlich abweichende Tracht (Stengel niedrig, stärker» bezw. höher hinauf zottig behaart. Grundblätter vorhanden, denen des T. Apulum ähnlich, auch die Abschnitte der Stengelblätter kürzer und breiter); auf solche Formen dürften die „Arten* T. magnum und T. intermedium (s. oben die Synonyme und später die Abarten) begründet worden sein. 295*

1462 Kelchzähne lanzettlich, borstig behaart. Kronblätter weiss (getrocknet leicht gelblich), aussen oft rötlich, innen papillös, aussen überall angedrückt=kurzborstig (mit bekörnelt»rauhen Börstchen), verkehrt=herzförmig mit einem eingeschlagenen, spitzen Läppchen in der Ausrandung, am Grunde nagelartig*zusammengezogen. In den strahlbildenden Randblüten 3 oder 2 (vordere) Kronblätter vergrössert, im ersteren Fall das mittlere (unpaare) symmetrisch», die beiden seitlichen ungleichhälftig»2»lappig (der grössere Lappen dem mittleren Kronblatt zugekehrt), im letzteren Fall beide Kronblätter (das vordere unpaare und eines der beiden anstossenden seitlichen) ungleichhälftig»2»lappig (Fig. 2558 d). Frucht etwa 5 bis 7 (8) mm lang, rundlich*elliptisch, bräun» lich»grün, auf der Aussenseite überall (auch an dem etwa 1 mm breiten, weissgelblichen Rand» wulst) von nach aufwärts=gestriegelten, kurzen, den Stengelhaaren ähnlichen Börstchen rauh, sonst glatt (nicht papillös). Randwulst schwach gedunsen, höckerig»runzelig bis fast glatt (nicht wie bei den übrigen Arten gekerbt»gebuckelt). Hartschicht rings um das Fruchtgehäuse verlaufend, innen aus vorwiegend quer», aussen aus vorwiegend längsverlaufenden Fasern gebildet, an den Oel» Striemen jedoch aussen unterbrochen (nur eine dünne Querfaser» Schicht auf der Innenseite der Striemen durchgehend); ausserdem eine dünne Lamelle aus Querfasern das Fruchtgehäuse durch die dünne Zone des Randflügels hindurch mit dem stark mechanisch ver» stärkten Bündel der Randrippen verbindend (Fig. 2557f). Randwulst mit dickwandigen Oberhautzellen, das übrige Gewebe desselben zart, schwammig (lufthaltig), fein punktförmig»getüpfelt. Leitbündel der 3 Rückenrippen der Hartschicht aussen angelagert, sehr klein, aus spärlichen Holz» und Sieb teil» Elementen gebildet. Oelstriemen ansehnlich, von aussen sichtbar (durchscheinend), rotbraun, im Querschnitt quer=elliptisch, einzeln unter den Tälchen, 2 bis 4 an der Fugenfläche. Griffelpolster hoch=kegelförmig, borstig, all» mählich in die Griffel übergehend; diese kurz (*/2 bis 3/4 mm lang, kaum länger als das Polster), aufrecht, borstig, mit keulig»kopfig» angeschwollener Narbe. Nährgewebe im Querschnitt stark abge» flacht=nierenförmig, durch die nach innen vorspringenden Oel» Fig. 2558. T o r d y liu m m a x ira u m L. a Blühendes Stengelstück, b Frucht­ Striemen etwas gerillt, an der Fuge seicht flachbogig=ausgehöhlt. dolden. c Stengelblattscheide, d Rand­ blüte. e Frucht. — VI bis VIII. Sehr zerstreut und öfter nur unbeständig in den wärmeren Teilen des Gebietes an sandigen oder steinig»buschigen, unbebauten Stellen, auf Schutt, in Hecken, an Zäunen, an Weg» und Weinbergsrändern, in Feldern, auf Mauern. In D e u t s c h l a n d zerstreut im westlichen und mittleren Teil (schwerlich irgendwo wirklich einheimisch), z. B. im Eisass (Rappoltsweiler, Ingersheim, Ligolsheim, Gebweiler, Colmar), in Lothringen (um Metz), Baden (Heidelberg, wohl verwildert), der Pfalz (Hafengebiet von Ludwigshafen, 1900 bis 1910), Hessen (Bingen, Kranichstein, Wiesbaden), in der Rheinprovinz (Goarshausen, Starkenburg a./M., St. Wendel, Oberstem, Uestal oberhalb der Alfer »Hütte, Kirn), bei Hamburg (eingeschleppt: Diebsteich vor 1890, Wandsbek), bei Falkenstein a./Harz, in der Provinz Sachsen (Freckleben bei Aschersleben [ob jetzt noch?], Tangermünde in der Altmark), der Provinz Brandenburg (Havelberg, Frankfurt a./O., Freienwalde am Schlossgarten, Oderberg an der Chaussee nach Liepe, Geissberg, Puntsack, zwischen Hopfenbruch und Goldbeck bei Landsberg), im Freistaat Sachsen (Spaargebirge bei Sörnewitz unweit Meissen, bei Zadel), in Thüringen (z. B. Allstedt, Eckartsberge, Sulza, Tieftal bei Erfurt) und Bayern (nur vorübergehend verschleppt: Würzburg nach W o h l f a r t h ; Südbahnhof [vor 1884] und Georgenschwaige München; Donaustauf unter der Heilanstalt 1916). — In O e s t e r r e i c h in Böhmen (nur im wärmern Hügellande sehr selten und vielleicht nicht ursprünglich einheimisch bei Prag, Jung» Bunzlau, Kulm bei Teplitz), Mähren (bei Brünn, Eichhorn, Auspitz, Znaim, Mährisch»Chrostau), Niederösterreich (nur im Gebiete der „Pannonischen“ Flora im Marchfeld bis zum Bisamberg, am Abfall des Wiener Waldes von

1463 der Donau bis über Vöslau hinaus, auf dem Laaerberg, im Leithagebirge), Oberösterreich (Radegunt, im Aschawinkel), Untersteiermark (nur vorübergehend eingeschleppt, z. B. bei Luttenberg und Marburg), im Küsten­ lande (nicht häufig ; im Görzischen bei Quisca im Coglio, bei Peuma und Salcano; im Inner»Istrien m ehrfach; bei Triest von S c o p o l i [1772] und W u l f e n angegeben, doch nach M a r c h e s e t t i [1896/7] neuerdings daselbst nicht mehr gefunden; in Süd-Istrien nur sehr selten bei Pola) und in Tirol (Meran: St. Valentin und St. Peter; Bozen: bei Gries [1853], Sigmundskron, Eppan, Schreckbühel; Trient: Pine auf Feldern bei N ogare einmal; an der Valsuganabahn bei San Cristoforo 1900). — In der S c h w e i z 1) nur eingeschleppt; dauernd eingebürgert anscheinend bei Orbe (gegen Yverdon) im Kanton Waadt (nach S u t e r schon vor 1802 von S c h l e i c h e r gefunden), sonst nur vorübergehend beobachtet in den Kantonen Genf (vor 1828 aus dem damaligen* Genfer Botanischen Garten verwildert, auch 1870 wieder gefunden), Waadt (Lausanne leg. E. T h o m a s ! ; Mathod nach D u r a n d und P i t t i e r 1882), Neuenburg (St. Aubin vor 1845), A argau (im „Weinberg“ bei Zofingen um 1895 aus Früchten von Orbe künstlich angesät), Zürich (am Irchel in den 1830er Jahren von O. H e e r gefunden) und Tessin (Locarno gegen Solduno nach F r a n z o n i 1890).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd-Europa: von Portugal und Spanien durdi Frankreich und Italien bis zu den nördlichen Balkanländern (von Istrien bis Albanien, Nordgriechenland, zur Türkei und nach Bulgarien), Krim, Mitteleuropa (siehe oben), Ungarn, Siebenbürgen, Rumänien; für Belgien sehr zweifelhaft, in England nur eingeschleppt (oder teilweise wohl auch aus Botanischen Gärten verwildert); ferner in Südwest*Asien (Klein* Asien, Kaukasus, Persien). T. maximum ähnelt durch seine Tracht und namentlich durch die Behaarüng den Torilis»Arten T. Anthriscus (pag. 1051) und T. arvensis (pag. 1054), unterscheidet sich aber von ihnen schon zur Blütezeit leicht durch die nur einfach-fiederschnittigen Laubblätter und die abstehende (bei Torilis an die Doldenstrahlen angedrückte oder fehlende) Hülle. Die rückwärts gerichteten Borstenhaare des Stengels bilden einen Schutz gegen aufkriechende kleine Insekten. Das schwammigdufthaltige Gewebe des Randwulstes der Frucht setzt deren spezifisches Gewicht herab und dürfte demnach als ein Mittel zur Erhöhung von deren Flugfähigkeit zu deuten sein. Die Art wurde von C. B a u h i n (1623) unter dem Namen „Seseli Creticum mäius“ gut von den übrigen damals bekannten Arten der Gattung unterschieden. Der heute gültige Name T. maximum findet sich schon bei R i v i n u s (16991). — Die Art ändert nur unwesentlich a b : var. N a u d i n i ä n u m 2j Debeaux ( = „T. Helveticum elatius flore albo“ Morison 1699). Pflanze höher (nach M o r i s o n bis mannshoch), auch die Frucht grösser als beim Typus, mehr eiförmig (statt elliptisch-kreisrundlich). Aus Frankreich beschrieben, von M o r i s o n auch aus aus der Schweiz erhaltenen Früchten gezogen (vgl. Fussnote 1). F e rn e r: f. i n t e r m e d i u m (Passerini) Thellung (= T. intermedium Passer., = T. apulum * T. intermedium Nym an). Laubblalt-Abschnitte (auch an den Stengelblättern) verkürzt, der endständige eiförmig-keilig, schwach 3-lappig. Aus der Umgebung von Parma in Italien beschrieben. Angeblich eine Zwischenform von T. Apulum und T. maximum, nach C a r u e l jedoch lediglich eine Form von T. maximum mit verkürzten Laubblatt-Abschnitten. Vermutlich handelt es sich um eine einjährige Form dieser Art, bei welcher die Stengelblätter Anklänge an an den Typus der Grundblätter aufweisen. T o r d y l iu m

m a x im u m

ist e in e s ü d e u r o p ä i s c h e A r t , d ie in M i t t e l e u r o p a m e i s t e n s d e n

E p ö k o p h y te n (N e u a n s ie d le rs) h a t.

C h a r a k te r e in e s

E in z ig in N i e d e r ö s t e r r e i c h u n d v i e l l e i c h t a u c h in B ö h m e n , w o s i e i m G e b i e t e

d e r P a n n o n i s c h e n F l o r a in d e r F e d e r g r a s f l u r a u f tr itt , g e w in n t s ie d e n E i n d r u c k d e r S p o n t a n e i t ä t .

*) Schon M o r i s o n beschreibt 1699 ein „Tordylium Helvéticum elätius flore albo“, das ihm einige Jahre zuvor aus von einem gewissen Z o l l i k o f e r aus der Schweiz zugesandten Samen aufgegangen war, und das offenbar lediglich eine in allen Teilen ungewöhnlich grosse Form unseres T. maximum (wohl = v ar. Naudinianum, vgl. später) darstellt ; doch braucht es sich selbstredend nicht um eine in der Schweiz wild gewachsenen Pflanze zu handeln. a) Benannt nach Charles N a u d i n , Mitglied des „Institut de F ran ce“, geboren 1815 in Autun, 1854 Assistent des Lehrstuhles für Pflanzenkultur am Muséum d’Histoire naturelle in Paris, 1869 bis 1879 wohn­ haft in Colliovre (Ost-Pyrenäen), dann bis zu seinem Tode (1899) Direktor der durch ihre Pflanzenreichen Gärten berühmten Villa Thuret in Antibes, der sich sehr erfolgreich mit Fragen der Pflanzenkultur, Bastardierung und Akklimatisation und auch mit theoretischen Betrachtungen über stammesgeschichtliche Entwicklung befasste ; Verfasser (auf systematischem Gebiet) von Arbeiten über Solanaceen (1842), Melastomataceen (1849/53), Cucurbitaceen und Eucalyptus und Mitarbeiter von O. D e b e a u x an dessen „Recherches sur la flore des Pyrénées-Orientales“ (1878).

1464 DL L a s e r 1) Borkh. (1795!) (= Siler2) Ludwig 1757!, Crantz 1767 pro parte, Scop. 1772 et auct. rec., nec Miller 17543), = Bradlseia4) Necker 1790 [nec Bradlea Adanson 17635)]). Ros s kümmel . Ausdauernde Stauden. Laubblätter meist 3*zählig*zerschnitten; Abschnitte gross und breit. Dolden gross. Hüllblätter 0 bis wenige; Hüllchenblätter wenige, abfällig. Blüten teils zwitterig, teils männlich. Kelchsaum 5*zähnig. Kronblätter weiss oder rötlich, gleichgross oder nur wenig ungleich, lang=benagelt, im ausgebreiteten Zustande breitdanzettlich, beiderends lang*verschmälert, in der natürlichen Lage verkehrt*herzförmig, über dem Grunde nach aussen hinabgebogen und dann wieder emporgerichtet, im obern Teil eingeschlagen, an der Um* biegungsstelle rinnig*ausgerandet. Griffelpolster gewölbt, später berandet mit gekerbtem Rande. Frucht länglich*ellipsoidisch, von vorn und hinten etwas linsenförmig*abgeflacht (also mit breiter Bauch* und Rückenfläche und etwas schmäleren Seiten), nach der Spitze leicht halsartig» verjüngt; Teilfrüchte mit je 9 annähernd gleichgrossen Rippen (5 Haupt*, 4 Nebenrippen). Oelstriemen einzeln in den Nebenrippen, sehr gross (die Rippen dadurch hohl), 4 (teilweise verkürzte) an der Fugenfläche. Nährgewebe im Querschnitt fast bohnenförmig, mehrmals breiter als hoch, am Rücken stumpf*5*kantig, an der Fugenseite breit* und seicht*ausgehöhlt. Fruchthalter frei, tief 2*teilig, mit pfriemlich*borstlichen Schenkeln. Die Gattung Laser, die von B a i l l o n (1880) zu Meum gezogen wird, umfasst 5 Arten in Mittel« und Ost»Europa und West« und Mittel«Asien. In Europa findet sich nur die folgende Art.

2119« Laser trilobum (L.) Borkh. (17951) [Gaertner, M eyer et Scherbius 17991 — nec Baumg. 1816] ( = Laserpitium trilobum L. 1753 [saltem ex syn. Bauh.6), excl. loc.6)], Jacq. 1762, Gilibert etc. [nec Krapf ex Crantz 1767, Jacq. 1774, M urray 1784, Steudel etc., quod = Laser* pitium Krapfii Crantz], = Siler trilobum Crantz 1767, Scop. 1772 et auct. rec., = Laserpitium aquilegiaefölium7) Jacq. 1774, = L. aquilegifolium M urray 1784 (nec DC. 1830, quod = Laser* *) Lat. láser, die antike Bezeichnung für den harzigen Saft der Silphion«Pflanze (Férula Silphium; s. pag. 1357 und Fussn. 4) bezw. für das daraus hergestellte, im Alter hochgeschätzte (mit Gold aufgewogene) Harzprodukt. Vgl. auch Laserpitium, pag. 1472, Fussn. 1. 2) Wohl gleicher Ableitung wie Selinum und Silaum (vgl. oben pag. 1309, 1295), also entweder von griech. «réAaç [sélas] = Glanz (oehcíco [seláo] = ich glänze) oder von griech. oékco [sélo] = ich wickle, drehe. Der Name siler soll ursprünglich eine Weiden«Art bezeichnet haben und später in unpassender Weise auf Siler montanum (pag. 1468) und unser heutiges Laser trilobum übertragen worden sein. ®) Siler Miller 1754 ist der gültige Name für eine von Laserpitium abzutrennende Gattung, die L. Siler L. und die nächstverwandten Arten umfasst; vgl. T h e l l u n g in Le Monde des Plantes 26e année (3e sér.) Nr. 38— 153 (1925), pag. 2/4. 4) Benannt vermutlich nach Richard B r a d l e y , geboren 1675, Professor der Botanik in Cambridge, gestorben daselbst 1732, der über Succulenten und andere Gartenpflanzen schrieb. Nach ihm sind auch benannt die Leguminosen-Gattung Bradléa Adanson 1763 ( = Apios Mönch 1794?) und die Euphorbiaceen« Gattung Bradleia oder Bradléja Banks ex Gärtner 1791 ( = Glochidion Förster 1776). 8) Bradlea Adanson ist eine Leguminosen»Gattung von unsicherer Bedeutung. Sie wird in der Synonymie von Apios Mönch (1794) und von Wistäria Nutt. (1818) geführt und kommt als ältester gültiger Name für die erstere Gattung in Betracht (Wistaria ist ein »Nomen conservandum“). ®) »Libanötis latifólía, Aquilégíae fölio“ C. Bauhin (1620) gehört nach dem Ausweis des Herbar» exemplars nach A. Pyr. D e C a n d o l l e (Prodromus, 1830) zweifellos zu unserm Laser trilobum. Es handelt sich um eine Gartenpflanze von unbekannter Herkunft, die C. B a u h i n von C a m e r a r i u s (in Nürnberg) unter der Bezeichnung „Séselí Aethíópícum älterum“ erhalten hatte. M o r í s on (1699) nahm als Heimat dieser Pflanze, die er „Siler [montanum] Aquilegiae foins* nannte, mit Zweifeln den Monte Gargano in Italien an (wo sie jedoch nicht vorkommt), und auch L i n n é wiederholte diese irrtümliche Heimatsangabe. 7) Die Laubblätter dieser Art erinnern stark an diejenigen von Aquílégía vulgaris L. (Bd. III, pag. 481).

1465 pítíum Krapfíí], = Angélica aquílegifolía Lam. 1779, — Síler aquílegífolíum Gärtner 1/88, Laser aquilegífolíum Roehlíng 18121). D re ila p p ig e r R o ssk ü m m el. Fig. 2559, 2 5 6 3 d, e und 2315b . Pflanze ausdauernd, kahl, 60 bis 120 cm hoch, mit starkem KümmebGeruch, in der Tracht manchen Laserpítíum*Arten (L. latifolium und besonders L. Krapfii) recht ähnlich, aber durch die sehr stumpfen und stumpfkerbigen Laubblatt*Abschnitte selbst im blütenlosen Zustande leicht von ihnen zu unterscheiden. Grundachse bis fingerdick, senkrecht, walzlich, geringelt, aussen schwärzlich, am Halse dicht* und lang*faserschopfig. Stengel aufrecht, stiel* rund, fein*gerillt, gleich der Unterseite der Laubblätter bläulich=bereift, oberwärts ästig. Laub* blätter oberseits grasgrün, unterseits blasser und mit deutlichem Adernetz, auch am Rande der Abschnitte kahl und glatt. Grundblätter gross, meist 3*mal*3*schnittig, gleich den Abschnitten 1. Ordnung lang*gestielt. Abschnitte letzter Ordnung im Umriss kreisrundlich, stumpf, etwa 4 bis 10 cm lang und ebenso breit, breit* und ungleich*gekerbt, die Kerben sehr stumpf, nur mit einem kurzen, knorpeligen, aufge* setzten Stachelspitzchen versehen. Endabschnitte am Grunde herzförmig, tief*3*lappig, die Lappen oft wiederum schwach*gelappt; Seitenabschnitte kürzer gestielt bis sitzend, ungeteilt oder öfter 2*lappig. Obere Laubblätter auf den Scheiden sitzend, weniger reich zerschnitten, die obersten nur einfach*3*schnittig oder 3*lappig. Stengel* blattscheiden lang, etwas aufgeblasen, schmal* hautrandig, an der Spitze meist 2*lappig*geöhrt. Dolden gross (besonders die Enddolde), etwa bis 25 cm im Durchmesser haltend, ziemlich flach, nicht gedrungen, 15* bis 20=strahlig, die Strahlen gleich den Blütenstielen glatt und kahl, etwas kantig*gefurcht, leicht gebogen. Döld* chen reichblütig; Blütenstiele lang und dünn. Hülle fehlend oder aus 1 bis 2 Blättern ge* bildet; Hüllchenblätter wenige, abfällig, lanzett* lieh, lang*zugespitzt, bedeutend kürzer als die Blütenstiele, fast häutig. Kelchzähne deutlich, dreieckig*eiförmig, spitz. Kronblätter (vgl. oben) weiss (vor dem Aufblühen oft rötlich), im eingeschlagenen Zustande etwa H/s mm lang und 1 mm breit, glatt. Innere Blüten der Döldchen der Enddolde männlich $Seitendolden meist ausschliesslich aus männlichen Blüten bestehend. Frucht 5 bis 10 (meist 7 bis 8) mm lang und etwa 3 bis 4 mm breit, olivbraun mit helleren (zuletzt strohgelben) Rippen. Reife Teilfrucht im Querschnitt halb*elliptisch (etwa 2 1/2*mal so breit als hoch); die 5 Hauptrippen fast gleichgross (die Randrippen wenig grösser als die Rückenrippen), halbkreisförmig oder etwas höher vor* gewölbt, abgerundet*stumpf, die 4 Nebenrippen etwas niedriger und mehr dreieckig. Ober* haut glatt, ihre Zellen mit dicker Aussenwand. Grundgewebe der Fruchtwand zartwandig. Leitbündel der Hauptrippen mit den sie begleitenden Bastbündeln gross, im Querschnitt eiförmig bis elliptisch (radial gestreckt), vom Grunde des Flügelquerschnittes etwa bis zu dessen halber Höhe reichend. Oelstriemen einzeln unter den Nebenrippen, sehr gross, im Quer*

1466 schnitt 3*eckig, den grössten Teil der Rippe erfüllend, ferner 4 (im Querschnitt querelliptische) an der Fugenfläche; ausserdem kleine, oft undeutliche (sekundäre) Oelstriemen in den Haupt* rippen in Einzahl der Aussenseite des Bastbündels angelagert. Griffelpolster niedrig*gewölbt; die Griffel etwas länger als dasselbe (H/a bis 2 mm lang) und zuletzt darüber zurückgeschlagen, am Ende etwas keulig*verdickt mit halbkugelig*kopfiger Narbe. — (IV) V, VI. Zerstreut und selten an buschigen, felsigen Berg* und HügebAbhängen, an Wald* rändern, in lichten Wäldern (vorwiegend als Schlagpflanze), auf Weinbergsmauern; Vorzugs* weise auf Kalk. Nur im nordwestlichen und südöstlichen Gebiet. In D e u t s c h l a n d in Lothringen (bei Metz häufig, besonders im Walde oberhalb Ancy, ferner bei Chäteau«Salins), in Hessen (selten auf dem Rimberg bei Marburg, Eberstein im Biebertal, bei Wetzlar, in der Lindener Mark bei Giessen, Ziegenberg bei Nauheim, gemein um Ebergöns [z. B. Heinrichsberg], Oberkleen, Hausberg und Weiperfelden), im Mittelmeergebiet am Ziegenberg bei Höxter (reichlich), zwischen Bodenwerder und Pegestorf, am Hopfenberge bei Bodenwerder, Tuchtberg bei Kirchbraak an der Lenne, am Kohlenberg im Ith, am Finkenberge bei Hildesheim, Pagerücken beim Schiffberg, ehedem audi am Burgberg bei Holzminden und am Bockshorn bei Salzhemmendorf, am Hainberg bei Göttingen angepflanzt1), bei Saalfeld in Thüringen unwahrscheinlich, in Bayern2*) (einzig in Unter»Franken: Buch bei Hassfurt [etwa 100 Stöcke auf Muschel« kalk bei Obertheres]*)). — In O e s t e r r e i c h in Mähren (einzig im Diwaker Wald bei Auspitz), Nieder» Österreich (auf den Vorbergen des Wiener Waldes häufig vom Leopoldsberge bis Vöslau; sodann auf dem Buchberge bei Mailberg), Steiermark (zerstreut bis in die Voralpen, nur auf Kalk: Aussee, Palfau, Peggau, St. Gotthard und Gösting bei G raz; angeblich auch bei Marburg und Neuhaus) und Krain? (einzig auf der Höhe des Loibl, nur auf der Krainer Seite, nach Jo s c h und P a c h e r ; nach P a u l i n [briefl.], der die Pflanze daselbst vergeblich gesucht hat, eine sehr zweifelhafte Angabe, wie auch diejenige aus den Wocheiner Alpen [ H o p p e nach R e i c h e n b a c h d. Jüng. 1867]). [Nach D a l l a T o r r e u n d S a r nt he i n sind sämtliche Angaben aus T i r o l (Oberinntal: Finstermünz; Meran: Passeier in der Hölle zwischen Moos und St. Leonhard; Pustertal: Schluderbach ; Trento : Monte G azza; ferner auf schon früher italienischem Gebiet: Monte Venego bei Primolano nach A m b r o s i ) zweifelhaft4)]- — Fehlt der S c h w e i z vollständig (die alten Angaben aus der Waadt [Rosselinaz] und dem Wallis [Trient] durch M u r i t h [1810, als Laserpitium trilobum*)] beziehen sich vermutlich auf Laserpitium latifolium, diejenige aus dem Tessin [Mte. Generoso] durch S ut e r [1802] und He g e t s c h we i l e r [1822, beide als Las. trilobum*)] auf Las. Krapfii subsp. Gaudini, ebenso gehört H e g e t s c h w e i l e r ’s „Siler trilobum“ von St. Moritz im Engadin nach Ausweis seines Herbars zu der letztgenannten Art).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Frankreich (mit Sicherheit nur in Lothringen, z. B. häufig um N a n cy ; angeblich auch in den Ost=Pyrenäen und in den Basses*Alpes [sehr wenig wahrscheinlich1.]), Nordwest*Deutschland (s. oben), Oesterreich (s. oben), Ungarn, Slavonien, Kroatien, Serbien, M ontenegro, Bulgarien, Rumänien, Siebenbürgen, Mittel* und Süd*Russland; Klein*Asien, Syrien, Armenien, Kaukasus, Persien. In England (bei Cambridge) nur ver* wildert (bezw. als Kulturrelikt). Laser trilobum ähnelt in der Tracht stark gewissen Arten von Laserpitium (L. lalifolium und namentlich L. Krapfii [L. marginatum], mit welchen es früher öfters verwechselt wurde), unterscheidet sich aber von diesen, abgesehen von dem gänzlich verschiedenen Fruchtbau, schon im blütenlosen Zustande leicht durch die sehr stumpfen und breit« und stumpfkerbigen Laubblatt»Abschnitte, zur Blütezeit auch durch die fehlende oder sehr armblätterige Hülle gleichzeitig mit kahlen Doldenstrahlen und weissen oder rötlichen (aber nicht wie bei L. Krapfii subsp. Gaudini gelben und scharf rotberandeten) Kronblättern. — Das Indigenat der Pflanze in *) Bei Münster in Westfalen, wo die Pflanze in den 1870er Jahren am Kanal gefunden wurde, war sie wohl durch Franz W e r n e k i n c k (am Anfang des 19. Jahrhunderts) künstlich ausgesät worden. *) Die Angabe von Regensburg ist irrtümlich, obgleich pflanzengeographisch nicht ganz unwahr» scheinlich. *) Ebenda wächst im Eichenmischwald in Südwestexposition auf einer etwa V* qkm grossen Fläche in Menge das auf pag. 1309 als in Deutschland fehlend angegebene C n i d i u m s i l a i f o l i u m (leg. A d e l 1924). Der Entdecker hält die Pflanze in dieser abgelegenen Gegend für durchaus einheimisch. 4) Die Angaben aus dem nördlichen Teil beziehen sich wohl auf Laserpitium Krapfii subsp. Gaudini, diejenigen aus Süd.Tirol nach M u r r teilweise auf Peuc^danum Cervaria f. trilobum (pag. 1391). *) Gemeint ist eigentlich Las. trilobum im Sinne von M u r r a y (1784) = L. Krapfii (marginatum).

1467 Deutschland ist teilweise schon angefochten worden. Tatsächlich wurde sie wegen ihres stark würzigen Geruches und Geschmackes, ohne eigentlich offizineil zu sein, hie und da in Gärten gezogen, und ein Teil der Vorkommnisse möchte wohl auf Verwildern aus solchen oder auf absichtlicher Aussaat an natürlichen Standorten beruhen. Indessen besitzt die Art heule doch eine charakteristische Verbreitung, und die Vorkommnisse in Hessen und Unterfranken stellen eine, wenn auch lüdcenhafte, Verbindung zwischen dem Lothringischen und dem Oesterreidiischen Verbreitungsgebiete dar, so dass das ganze deutsch»französische Areal wohl doch als eine natürliche östliche („Pontische“) Einstrahlung zu betrachten ist. Neuestem hat H. S c h w i e r (Naturh. Gesellsch. Hannover. 69. bis 74. Jahresbericht, 1925) die Verbreitung der Art im mittleren Wesergebiet fest« gestellt und die mutmassliche Einwanderung aufzuklären gesucht. — Im Hochschwabgebiet in Obersteiermark gehört Laser trilobum dem Niederwuchs der Föhrenwälder an, ähnlich wie Allium montanum, Anthericum ramosum, Sesleria caerulea, Goodyera repens, Sempervivum hirtum, Teucrium montanum und T. Chamaedrys, Euphrasia Salisburgensis, Alectorolophus angustifolius und A. subalpinus usw. — Im Regierungsbezirk Hildes* heim ist Laser trilobum seit 1925 als Naturdenkmal geschützt.

DLL S iler1) Miller 1754 (Crantz 1767 pro parte, Mönch 1794 [excl. syn. Gaertn.], Borkh. 1795, Roehling 1812, nec alior.) em. Thellung 1925 (= Laserpitium L. et auct. pro parte). Bergkt i mmel . Franz.: Sermontain2); engl.: Sermountain2); ital.: Sermontano2). Ausdauernde, ansehnliche, kahle oder etwas behaarte Stauden. Laubblätter reichlich fiederig*zerschnitten, die Abschnitte letzter Ordnung ziemlich gross, meist deutlich von eineinander gesondert, ungeteilt oder 2 - bis 3*spaltig, ganzrandig oder gesägt. Dolden ziemlich gross bis gross, ziemlich reichstrahlig. Hüll* und Hüllchenblätter vorhanden bis fast fehlend. Blüten weiss, teils zwitterig und fruchtbar, teils männlich und unfruchtbar. Kelchzähne deutlich, dreieckigdanzettlich bis pfriemlich. Kronblätter verkehrbherzförmig, an der Spitze ausgerandet und mit einem eingeschlagenen Läppchen versehen, am Grunde kurz=benagelt, innen papillös, aussen glatt. Griffelpolster stumpbkegelförmig ; Griffel davon abgesetzt, verlängert, zuletzt darüber zurückgebogen. Frucht im Umriss (mit den Flügeln) länglich bis länglich*elliptisch, der aus den beiden seitlichen Nebenrippen gebildete Flügelsaum jeder Teilfrucht oben und unten abgerundet oder gestutzt bis schwach*ausgerandet. Körper der Frucht und Flügelbildung (äusserlich) wie bei Laserpitium, doch die Hauptrippen meist etwas deutlicher vorspringend und die Flügel oft schmäler. Die innern Lagen der mittlern Fruchtwandschicht als Hartschicht ausgebildet. Oberhautzellen der Fruchtwand verholzt, ihre Aussenwand stark verdickt (im Bereiche der Hauptrippen im Querschnitt fast so dick wie das Lumen der Zelle) und aussen fast glatt, die Radialwände stark getüpfelt. Gefässbündel wie bei Laserpitium. Oelstriemen unter den Nebenrippen (Flügeln) einzeln, gross, im Querschnitt dreieckig, ferner 2 kleinere, im Querschnitt elliptische (tangential gestreckte) an der Fugenfläche; ausserdem noch in jeder Hauptrippe ein ansehnlicher, auf der Innenseite des Gefässbündels gelegener Oelstriemen, dazu zuweilen noch ein sehr kleiner am Aussenrande des Bündels. Nährgewebe im Quer* schnitt halb*elliptisch oder bohnenförmig, am Rücken durch die nach innen vorspringenden Oelstriemen gerillt, an der Fugenseite fast flach oder seicht* und breibausgehölt, in der Mitte der Bucht mit einem kielartigen Vorsprung nach aussen (d. h. nach dem Fruchthalter hin). Fruchthalter wie bei Laserpitium. Die Gattung S i l e r unterscheidet sich in der von T h e l l u n g („Siler Miller [non auct. ree.], genre d’Ombellifères à restituer“, in „Le Monde des Plantes“ 26e année [3e sér.] Nr. 38— 153 [1925], pag. 2/4) angenommenen Umgrenzung von Laserpitium, mit welcher Gattung sie in der neuern Zeit allgemein vereinigt ') Vgl. oben pag. 1464, Fussn. 2. 2) V o n

la t. s e r m o n t a n u m ,

U m b i l d u n g (Z u s a m m e n z ie h u n g )

dem

Der Name wird seit dem Mittelalter für unsere Art gebraucht. u n s e r e r A r t z . B. b e i C a e s a l p i n u s (1583); o f f e n b a r

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1468 wird12*), hauptsächlich durch die eigenartige Lage der intrajugalen Oelstriemen (auf der Innenseite des Gefäss» bündelst), wie sie sich auch bei einigen anderen Gattungen der Laserpitieae (Melanoselinum, Elaeoselinum und Margötia) vorfindet; dazu kommt der dreieckige (nicht elliptische) Querschnitt der unter den Nebenrippen verlaufenden Oelstriemen, ferner die mehr längliche Form der Frucht und die starke Verdickung der Aussen* wand der Oberhautzellen der Fruchtwand. Die Gattung, deren Verbreitungsgebiet Süd* und Miltel=Europa umfasst, gliedert sich in 2 Sektionen: Sect. I. S i l e r ö t y p u s ® ) Thellung. Nährgewebe im Querschnitt an der Fugenseite deutlich bogenförmig»ausgehöhlt (Fig. 2560 b und 2565 f). Hüll* und Hüllchenblätter zahlreich vorhanden, ansehnlich, lanzettlich bis eilanzettlich, hautrandig. Laubblatt»Abschnitte fiedernervig, ganzrandig, von einem knorpeligen, glatten oder fein gezäckelten Rande umzogen. Hieher S. m o n t ä n u m und die 3 damit verwandten Arten S. G a r g ä n i c u m , S . Zdr ny i und S. Si c ul um (s. pag. 1471, Fussn. 1). — Sect. II. Las erpitiöpsis®) Thellung. Nährgewebe an der Fugenseite fast flach. Hülle fehlend oder l«bis3»blätterig ; Hüllchenblätter (vereinzelt vorhanden) fädlich.borstlich, nicht deutlich hautrandig. Laubblatt»Abschnitte netznervig, gesägt»gezähnt. Hieher S. N e s t l ^ r i (Soyer»Willemet) Thellung 1925 (= Laserpitium Nestleri Soy.»Will., = L. aquilegiifölium DC. Fl. franq., Duby, nec Jacq., = L . trilobum Lapeyr., Loisel., Mutei, non L. nec Krapf), in der Tracht dem Laserpitium Kräpfii sehr ähnlich und früher mit ihm verwechselt; beheimatet inPortugal, Spanien und Frankreich (Pyrenäen, Corbieres und ZentraLPlateau). F ü r M i t t e h E u r o p a k o m m t n u r d ie f o lg e n d e A r t in B e t r a c h t .

2120.

Siler montänum Crantz 1767 („S. montänum offic.“), All. 1785 ( = Laserpitium Siler L. et auct. rec. omn., = Laserpitium montänum Lam. 1779, = L. Gargänicum B minor Ten. 1831, = L. Siler a. typicum Borbäs 1878, (a) Paoletti 1900). E c h t e r B e r g k ü m m e l , Bergsiler, Sirmontan4), Rosskümmel, Zinkkraut, Welsches Liebstöckel, Chrottästudä (St. Gallen; auch für Laserpitium latifolium gebraucht). Franz.: Sermontain4), sermontaine, sermontin, sermontan, seseli des pharmadens, passa*meidje ( = passe*medecin; franz. Schweiz, vulg.); engl.: Sermountain4) ; ital.: Sermontano4), siler montano, seseli, seselio, seseli montano, sileos (um Com o: Seiler montan, scerr montan, comin). Fig. 2560 bis 2562 und 2563 f. Pflanze ausdauernd, kräftig, 30 bis 100 (180) cm hoch, fast stets völlig kahl (mit Aus* nähme der innen rauhen Dolden* und Döldchenstrahlen), von stark gewürzhaftem Geruch. Grundachse lang und dick, walzlich, senkrecht, zähe, aussen braunschwarz und geringelt, innen weiss, von stark würzigem und bitterm Geschmack, am Halse mit starkem Faserschopf. Stengel aufrecht, stielrund, fein*gerillt, einfach oder oberwärts ästig. Grund* und untere Stengelblätter sehr gross (bis 1 m lang), im Umriss breit*dreieckig, auf seitlich etwas zusammengedrücktem Stiel, 4*fach=fiederschnittig; Abschnitte öfter dicklich (etwas lederig), seegrünlich, ungeteilt oder 2* bis 3*spaltig, die ungeteilten wie die Lappen der gespaltenen Abschnitte linealisch=lanzettlich bis fast elliptisch oder länglich*verkehrt*eiförmig, etwa 15 bis 70 mm lang und 3 bis 25 mm breit, kurz=zugespitzt oder plötzlich*bespitzt, stets nach dem Grunde verschmälert, ganzrandig, von einem hellen, höchstens leicht wellig*buchtigen, sonst fast stets glatten, schmalen Knorpelrande umzogen, mit beiderseits deutlich vorspringendem, weisslichem Mittelnerv und fiederförmig gestellten, schiefbogig zum Rande verlaufenden Seitennerven 1. Ordnung; feinere Adern netz* förmig*verästelt, die Netzmaschen ungefähr parallel zu den Seitennerven längsgestreckt. Obere Stengelblätter auf den weiten, etwas bauchigen, hautrandigen Scheiden sitzend, weniger stark zerteilt, sonst den unteren ähnlich; oberste oft nur 3=schnittig bis ungeteilt. Dolden gross (zur Fruchtzeit bis 25 cm im Durchmesser haltend), reich* (etwa 25* bis 40*)strahlig; die Strahlen ziemlich dünn, fast gleichlang, gleich den Döldchenstrahlen innen von spitzen, aufrecht=abstehen* den Papillen rauh. Hüll* und Hüllchenblätter zahlreich vorhanden, ansehnlich, den Strahlen 1)

S ile r im S in n e S c o p o l i ’ s u n d d e r n e u e r e n S c h rif ts te lle r (m it d e r A r t S . tr ilo b u m ) s i e h e p a g .

1464

u n te r L a s e r.

2) Von Siler (s. oben) und griech. zvnog [lypos] = Schlag, Gepräge, Charakter, Vorbild (in den modernen Sprachen für „Erscheinung von ganz besonders charakteristischem Gepräge“ gebraucht); also = Typus der Gattung Siler. s) Von Laserpitium (s. pag. 1471, Fussn. 1) und griech. o x p i g [öpsis] = Aussehen. 4) Vgl. oben pag. 1467, Fuss. 2.

1469

anliegend; erstere lanzettlich, derb, hautrandig, letztere lanzettlich bis ei=lanzettlich, breit=haut= randig, am Rande glatt, erheblich kürzer als die Blütenstiele. Kelchzähne kurz, aus dreieckige eiförmigem Grunde pfriemlich®zugespitzt. Kronblätter weiss, breit=verkehrtherzeiförmig, etwa 1 V2 mm lang und 1 1/4 mm breit, am Grunde kurz nagelförmig®zusammengezogen, an der Spitze ziemlich tief® (bis zu x/3 der Länge) ausgerandet und mit einem spitzen, schmalen, ein® geschlagenen Läppchen versehen. Frucht länglich, 6 bis 12 mm lang und etwa V2 so breit (bezw. dick). Flügel ziemlich schmal (etwa 1 mm breit; vgl. die Abarten), auch die Randflügel noch nicht so breit wie der Durchmesser des Fruchtgehäuses, durchscheinend, mit oft etwas wellig® buchtiger Schneide, zuweilen auch fast verkümmert; über den inneren Bau der Frucht vgl. die Beschreibung der Gattung. Griffelpolster niedrig®kegelförmig, wellig=umrandet, - stumpf® lieh; Griffel vom Polster abgesetzt, 2 bis 2 x/2 mm lang, 3® bis 4®mal so lang als das® selbe und darüber zurückgebogen, mit halb® kugelig®scheibenförmiger Narbe. Nährgewebe an der Fugenseite deutlich eingebuchtet, fettes Oel, Aleuron und durchlochte Calcium®Oxalat® Rosetten, sowie drusen*ähnliche Oxalat=Kristalle enthaltend.1) — VI bis VIII. Hie und da an sonnigen Felsen, steinigen Bergabhängen, auf trockenen Bergwie® sen, steinigem Oed® und Heideland, zwischen Gebüsch, an Waldrändern, in Flussauen, weit® aus vorwiegend auf Kalk, seltener auf Nagel® fluh (z. B. in den Schweizerischen Nordalpen), sehr selten auf Granit und Gneiss (z. B. im Unter®Wallis). Fast nur in den Gebirgsgegenden. In D e u t s c h l a n d im Süden in Bayern in den Alpen bis 1900 m (im Mittelstock und in den Fig. 2560. S i le r m o n ta n u m Crantz, a Habitus, b TeilfruchtBerchtesgadener Alpen ziemlich verbreitet, im eigent» Querschnitt (Fig. b nach R e ic h e n b a c h ) , c Junger, aus dem Boden liehen Allgäu fehlend, einzig bei Füssen), selten auf hervorbrechender Trieb, d Querschnitt durch denselben (Blatt­ scheiden). der obern Hochebene (Schwangau, Tölz, Wolfrats» hausen, Lechfeld) und im Fränkischen Jura (Ederheim, Hoppingen, Hesselberg, Eichstätt, Neudorf) und in Würtiemberg (Schwäbische Alb [Jura], sehr selten : Onst» mettingen beim Zellerhorn, Rosenstein, Schenkenstein, Thierstein). — In O e s t e r r e i c h verbreitet in der Vor» alpenstufe aller Alpenländer (in Niederösterreich bis in die Krummholzstufe ansteigend, in V orarlberg bis 1800 m und im Rhätikon bis gegen 2000 m, in Kärnten bis 1900 m ; nicht selten mit Laserpitium latifolium zusammen, doch im Küstenlande tiefer als dieses herabsteigend). — In der S c h w e i z ziemlich verbreitet im Jura und in den Alpen (von deren Fuss bis gegen die Waldgrenze und vereinzelt noch höher), der Hoch» ebene fast fehlend; im Neuenburger Jura bis 1350 m ansteigend, im Churfirstengebiet bis 1200 m, in Glarus bis 1600 m, in Appenzell bis 1700 m, im Ober»Engadin bis 1950 m, im Wallis und in den W aadtländer Alpen bis 2000 m [im Piemontesischen Aoslatal bis 2400 m], im Tessin bis 2200 m. Fehlt den Kantonen Genf, Zug, Zürich, Thurgau und Schaffhausen; im Aargau einzig auf der Ibergfluh am Linnerberg.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g ; Gebirge von Süd® und MittebEuropa (Nord=Spanien, Frankreich [Pyrenäen, Mittel® und Ost®Frankreich, nordwärts bis zum Jura], Nord®Italien, Schweiz, Süd®Deutschland, Oesterreidi=Ungarn, Kroatien, Dalmatien, Bosnien, M ontenegro, Serbien, Bulgarien [aus Siebenbürgen von B a u m g a r t e n wohl irrtümlich angegeben]). h Das von S t y g e r (1919) angegebene Vorkommen von Kalkkristallen im Parenchym der Fruchtwand ist sehr auffällig; ob es sich nicht um durch die Behandlung mit Chemikalien entstandene Kunstprodukte handelt ?

1470 Die A rt ändert nur unwesentlich ab : 1 . Nach der Tracht: eine zwerghafte Kümmerform ist f. n ä n u m (Payot) Thellung ( = L. Siler b) nana Payot 1S82). Pflanze nur bis 10 cm hoch. Dolde kugelig, 15= bis 20=strahlig. Laubblatt»Abschnitte lanzettlich. Blüten schwach rosa. (Aus dem Gebiete des Montblanc beschrieben). 2. Nach der B e h a a r u n g wird von dem kahlen Typus unterschieden: subvar. ä s p e r u m (Lecoq et Lamotte) Thellung ( = L. Siler asperum Lecoq et Lamotte 1847, = subvar. asperum Rouy et Camus). Laubblätter zerstreut steifhaarig, die Abschnitte am Rande rauh. Anscheinend sehr selten, bisher nur aus Frankreich (ZentrabPlateau) angegeben. Wohl nicht wesentlich verschieden ist L. Siler platypterum subvar. c i l i a t u m Rouy et Camus (1901), mit (wenigstens zur Blütezeit) bewimperten Laubblatt»Abschnitten. — 5. Nach der F o r m (Breite) der L a u b b l a t t » A b s c h n i t t e wurden von den vor»Linneischen Schriftstellern 2 A rten unter» schieden (z. B. von C. B a u h i n 1623 als „Ligusticum quod Seseli Officinärum“ und „Ligusticum sive Siler montänum angustifölium“¡M o r i « s o n 1699: „Siler montänum seu Ligusticum latifölium“ und „Siler montänum seu Ligusticum an» gustifolium“ 5M i l l e r 1750, 1754, 1759: „Siler montänum m aius“ und „Siler montänum angusti» folium“), die jedoch anscheinend überall neben einander vorkom»

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men und durch so allmähliche Uebergänge mit einander verbun» den sind, dass sie sich höchstens als Abarten aufrecht erhalten lassen: var. [vel subvar.] a) lati» s e c t u m Thellung ( = Laserpitium Siler L. et auct. sens. strict., = L. Siler foliolis ovalibus Sprengel ap. Roemer et Schuhes 1820 pro parte, Bluff et Fing. 18251 [nec Sprengel 1818]). Laubblatt» Ab» Fig. 2561. S i l e r m o n t ä n u m C r a n t z , auf d e m R a n d f e l s e n a m R o s e n s t e i n ( S c h w ä b i s c h e schnitte breiter» oder schmäler« A lb ). P h o t . F o r s t m e i s t e r O. F e u c h t , B a d T e i n a c h . länglich, etwa bis 3=mal so lang als breit, meist stumpflich und plötz» lieh kurz»zugespitzt oder bespitzt. Hierher wohl als besonders auffällige Form en: f. l a t i s s i m u m (Murr pro var. Laserpitii Sileris) Thellung. Abschnitte eiförmig, 50 bis 80 mm lang, 35 bis 45 mm breit (so in T irol: Isstal des.Haller Salzberges; Aufstieg von Villazano zur Alpe M aranza; zwischen Loppio und Mori), und f. f a l e ä t u m (Murr pro var. L. Sileris) Thellung. Abschnitte ebrautenförmig, vorn ausgeschweift und lang»zugespitzt (Tirol: Bergwiese am Monte Vasone über Sardagna bei Trient). — var. [vel subvar.] b) a n g u s t i f ö l i u m (Hagenb.) Thellung ( = Las. Siler L. 1771, Lam. Encycl. et auct. veter. nonnull., = « foliolis lanceolatis angustioribus Sprengel 1818 et 1820, Bluff et Fing. 1825, = L. Siler angustifölium Hagenbach 1821, = « typicum b. angustifölium Fiori 1907, = var. stenophyllum K. Maly 1919, = L. angustissimum Schlosser et Vukot. 1869 [non Willd. nec Kit.] teste Degen Fl. Velebit. m scr. [in litt. III. 1925]). Abschnitte breiter» oder schmäler»lanzettlich, mindestens (4) 5=mal so lang als breit, öfter schlank«zugespitzt. — 4. Nach der A u s b i l d u n g (Breite) der F r u c h t » f l ügel : subvar. b r a c h y p t e r u m (Schmidely) Thellung ( = Las. Siler f. brachypterum Schmidely 1884 [nomen] et ex Briquet in Schinz et Keller 1900 [cum descr. vitiosa]). Flügel der Nebenrippen schmal, unter 1 mm breit, vielleicht zuweilen fast gar nicht ausgebildet1) ; Frucht daher im Umriss (mit den Flügeln) mehr als doppelt so lang als breit. Die häufigere Form. — subvar. p l a t y p t e r u m (Schmidely) Thellung ( = L. Siler var. platypterum Rapin ap. Grem li 1S80 [nomen nudum], = f. platypterum Rapin ap. Schmidely 1884 [id.], Schmidely ex Briquet in Schinz et Keller 1900 [cum descr. vitiosa], = var. platypterum Rouy et Camus 1901). Fruchtflügel breiter, über 1 mm breit (die seitlichen nicht viel schmäler als der grösste Querdurchmesser des Fruchtgehäuses); Frucht daher im*)

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*) Vgl. hierüber die Angabe einer flügellosen Form vom Reculet (Französischer Jura) durch S c h m i d e l y (Ber. Schweiz. Botan. Ges. II [1892], pag. 61), ferner die Bemerkung von C r a n t z (Stirpium Austriarum fase. III [1767], pag. 61, 63), dass die Frucht von Siler montänum derjenigen von Laser trilobum ähnlicher sei als derjenigen von Laserpitium; siehe auch die Abbildungen der Früchte des S. montänum bei M o r i s o n (Plantarum historia Oxoniensis universalis III [1699], sect. 9, tab. 3, fig. 1, 2), welche nur die Haupt» rippen erkennen lassen.

1471 Umriss noch nicht doppelt so lang als breit. Seltener, angegeben aus dem Französischen Jura (R eculet) und den Französischen Hautes A lpes; hieher gehört auch die in der Flora exsiccata A ustro.H ungarica n r. 2 5 y 5 ausgegebene Pflanze aus Salzburg („pr. Juvaviam “). Siler montanum scheint in seiner Verbreitung eng an die Kalkgebirge des nördlicheren S üd eu rop as1) und der wärmeren Teile von MilteLEuropa gebunden zu sein. Seine heutige Verbreitung ist alpin bis prae« alpin, jedoch nicht pontisdi. Die Nordgrenze erreicht die A rt in Mitteleuropa im Jura (Schweizer., Schwäbischer» und Fränkischer Jura), wo sie allerdings der Steppenheidegenossenschaft angehört. An den Südhängen d er Kalkvoralpen erscheint sie gerne in Gesellschaft von Dianthus Caryophyllus subsp. Silvester, Silene S axifraga, Potentilla caulescens, Coronilla Emerus, V incetoxicum officinale, Globularia cordifolia, Teucrium m ontanum , Stipa Calamagrostis, Juniperus communis, Rhamnus pumila, Daphne alpina, Peucedanum Austriacum , P lantago serpentina und Artemisia Absinthium. Im Churfirstengebiet (Kanton St. Gallen) wächst die Pflanze nach O e t t l i vorzugsweise in Spalten der Malmkalk» Felsen (und zwar, da gegen Tierfrass sehr empfind« lieh, nur in von Ziegen nicht erreichbaren Höhen); in der obern Stufe geht sie in den Rasen von Sesleria caerulea oder C arex humilis über. Am Torrenerjoch in den Salzburgeralpen kommt sie auf steinigen, grasigen Abhängen bis zirka 1650 m vor neben Ranunculus hybridus, Heracleum Austria« cum, Pedicularis incarnata und P. Jacquini, Achillea Clavenae usw., auf der Heide bei Krünn =Klais (Oberbayern) mit Festuca amethystina, C arex sempervirens, Anemone narcissiflora, Gentiana Clusii, Pedicularis foliosa, Alectorolophus subalpinus var. ericetorum, Hieracium Hoppeanum, Crepis alpestris usw. Im Bagnetal (Wallis) leitet sich der Name der Alpe Chermontane oder Tsermontane von der alten französischen Bezeichnung der Pflanze sermontan (im Patois tsermontan) ab. — Siler mon» tanum, welches unter diesem Namen bereits in den alten Kräuterbüchern (C. G e s n e r 1561, L o b e l i u s 1576, D o d o n a e u s 15S3, C l u s i u s 1601, M o r i s o n 1699 u. a.) erscheint, stand im Mittelalter und zur Zeit der „V äter der Botanik“ als Heilpflanze in hohem Ansehen $ manche Schriftsteller vermuteten in ihm das als Heil» und Gewürzpflanze benützte [ligystikön] = Ligüsticum der Alten, was jedoch mindestens für die von D i o s k u r i d e s beschriebene Pflanze nicht zutreffend sein kann (vgl. unter Levisticum officinale, pag. 1351). In

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dem von L u d w i g d e m F r o m m e n im Jahre y 95 erlassenen „Capitulare de villis“ erscheint unsere

Fig. 2562.

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x) Nahe verwandt sind die 3 folgenden, ausgesprochen südlichen Arten-. 1. S. [montanum su b sp .?] G a r g ä n i c u m (Ten.) Thellung 1925 ( = Ligüsticum Garganicum Ten., = Laserpitium Garganicum B erto l., = L. Siler var. Garganicum Schlosser et Vukot. 1S69 [„G argonicum “] sec. v. Degen in litt., A rcan g eli 1882, = L. Siler [subsp.]* L. Garganicum Calestani 1905, = L. Siler foliolis ovalibus Sprengel 18181, = L. Siler ovalifölium Moris, = latifölium Vis. 1852, = b. macrophyllum Borbäs 1878 [teste v . Degen Fl. V eleb . m scr., in litt. 1925]), in Sardinien, Süd»Ita1ien (Majella, Monte Gargano), sowie in der abweichenden R asse v a r. B a l c ä n i c u m Stojanow (1925) in Kroatien (z. B. Velebit.Gebirge nach v. D e g e n briefl. III. 1925), Bosnien, Herzegowina, Albanien (?), Mazedonien und Griechenland, mit den beiden Unter=Abarten « l e v e (H aläcsy 1901 sub Laserpitio, pro var.), mit glatten und kahlen, und / S s c ä b r u m (H aläcsy id.), mit innen rauhen Doldenstrahlen. — 2. S. Z ä r n y i v. Hayek ( = Laserpitium Zernyi v. Hayek), dem S. Garganicum nahestehend, kürzlich in A lbanien entdeckt. — 3. S. S i c u l u m (Sprengel) Thellung 1925 ( = Laserpitium Siculum Sprengel, = L. Siler [subsp.]* L, Siculum Nyman, = Siculum Paoletti, = L. Nebrodense Jan), in Süd.Italien und Sizilien, mit v a r. S t a b i ä n u m Lacaita (sub Laserpitio Siculo, 1911). — Vgl. über S. G arganicum und S. Siculum, die oft als Unter» oder Abarten von S. montanum aufgefasst werden: L a c a i t a , C., in Bull. O rto bot. R. Univ. Napoli III, pag. 279/80 (1911), und G r a n d e , L., in Nuovo Giornale bot. Ital. N . S. X X X I (1924), pag. 146.

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1472 Pflanze (nach F i s c h e r = B e n z o n ) als „Silum“ ; A l b e r t u s M a g n u s (im 13. Jahrhundert) und K o n r a d v o n M e g e n b e r g (im 14. Jahrhundert) führen sie bereits als „siler montanum“ auf, der letztere unter Hinzufügung des deutschen Namens „gaizvenichel“ ( = Geissfenchel). Im 16. Jahrhundert heisst sie „Sesel“, „Zirmet“ und „Silermontan“. — Die Früchte besitzen einen starken Duft nach Kümmel (mit einer leichten Beimischung von Koriander* bezw. Wanzengeruch) und einen ebensolchen, zugleich aber scharfen und bitterlichen Geschmack und geben bei Destillation ein wohlriechendes, blaues, ätherisches O el; sie dienten unter der Bezeichnung „ S é me n S í l e r í s m o n t á n í s. S e s é l e o s “, ähnlich wie die Kümmel« und Fenchelfrüchte, als erwärmendes, beruhigendes und austrocknendes Mittel, der Aufguss insbesondere als harntreibend (Diureticum) und die Menstruation befördernd, sowie gegen Magen* und Leibschmerzen, gegen Flatulenz, auch gegen Schlangenbiss usw. Auch der bitterlidi-scharfen Wurzel ( R a d i x S í l e r í s mo n t á n í ) wurden ähnliche Heilkräfte zugeschrieben, wenngleich in geringerm Grade. Heute ist die Pflanze fast gänzlich ausser Gebrauch gekommen; nur die Gebirgsbewohner sollen gelegentlich noch die Wurzel (und auch die Früchte) als Kaumittel gegen Zahnschmerz und als Gewürz benützen. In Oberösterreich wird aus den Früchten ein bläulicher, angenehm riechender Likör bereitet. — Das junge Kraut gibt ein gutes Viehfutter; die Pflanze geht jedoch durch die Beweidung zugrunde und ist daher in Weidegebieten nur an dem Vieh unzugänglichen Felsen anzutreffen. Von Phañerorgamen* Schmarotzern kommt als Seltenheit (nur in Niederösterreich und in der Schweiz [dort auch einmal auf Laserpitium latifolium beobachtet]) Orobänche Laserpitii Sílerís Reuter (Bd. VI, pag. 144) in Betracht, von Pilz»Schmarotzern Aecídíum Séselís Níessl, Puccínía Búníí DC. und Pyrenopeziza subplicäta Rehm.

DLII. Laserpitium1) L. [emend.] (= Laserpition Adanson 1763 [in indice], = Laserpicium Ascherson 1859, = Laser Baumg. nec Borkh.). La s e r k r a u t . Franz.: Laser; ital.: Lasero. Zweijährige bis ausdauernde, meist kräftige und ansehnliche Stauden von verschieden® artiger Tracht, kahl oder behaart2). Laubblätter mehrfach fiederig® oder 3®zählig®zerschnitten mit oft breiten und wenig®geteilten Abschnitten letzter Ordnung. Dolden öfter gross. Hüll® und Hüllchenblätter vorhanden (oft ansehnlich und hautrandig) bis fast fehlend. Blüten weiss oder rötlich, seltener sehr blass®gelb (beim Trocknen deutlich gelb werdend) oder gelbgrünlich und rot®berandet, doch im frischen Zustande nie deutlich reingelb, teils zwitterig und fruchtbar, teils (besonders an den Seitendolden) männlich und unfruchtbar. Kelchzähne deutlich, breit® lanzettlich bis lang®pfriemlich. Kronblätter gleichgross oder die äusseren (randständigen) etwas grösser, breiter oder schmäler verkehrt®herzförmig (oft quer®breiter), am Grunde oft deutlich benagelt, an der Spitze ausgerandet und mit einem eingeschlagenen Läppchen versehen, innen papillös, aussen glatt und kahl oder (bei L. Pruténicum und L. hispidum) aussen etwas borstenhaarig. Griffelpolster höher® oder niedriger»kegelförmig, zuweilen auch verkehrt® kegelförmig und oben gestutzt, entweder allmählich in die Griffel übergehend oder von diesen abgesetzt. Griffel kürzer oder länger, aufrecht=abstehend bis zurückgebogen. Frucht (im Umriss, mit den Flügeln) breiter® oder schmäler®elliptisch bis länglich®elliptisch oder fast rechteckig, der aus den beiden seitlichen Nebenrippen gebildete Flügelsaum Jeder Teilfrucht oben und unten gestutzt oder ausgerandet; Körper der Frucht (ohne die Flügel) schmal® länglich, im Querschnitt kreisrundlich oder von vorn und hinten leicht zusammengedrückt. Jede Teilfrucht mit 5 meist wenig® oder gar nicht vorspringenden, im Innern die Gefäss® bündel führenden Hauptrippen (deren 3 mittlere auf dem Rücken gleichmässig verteilt, und deren 2 seitliche auf die Fugenfläche gerückt) und mit 4 über den Tälchen (mit den *) Von lat, láser ( = gríedi. Xuoágiov [lasärion] ?), dem aus der Wurzel der Sílphíon*Pflanze (Férula Silphium; s. pag. 1357) gewonnenen, im Altertum hochberühmten, gewürzhaften Harz („cyrenischer Saft“) und griech. naiHw [pitizo] = ich tröpfle. Laserpitium findet sich schon bei P l i n i u s als Name für die Silphion« Pflanze, und die spätere Uebertragung auf unsere Gattung ist daher irrtümlich. — [Wenig ansprechend ist die von D e s v a u x , Flore de 1’Anjou (1827), pag. 252 gegebene Ableitung von lat. lac = Milchsaft und serpis = karthagischer Name einer Pflanze (Silphion?); vgl. auch pag. 1357, Fussn. 4]. 2j Die Behaarung ist sehr wenig beständig; von den meisten Arten kann eine kahle und eine behaarte Abart unterschieden werden.

1473 grossen Oelstriemen) sich erhebenden, flügelförmig*ausgezogenen Nebenrippen (deren 2 rücken* ständige oft bedeutend schmäler und deren 2 seitliche an den Seitenkanten der Teilfrucht entspringend und nahezu parallel zur Fugenfläche ausstrahlend *)). Die 5 Hauptrippen fädlich oder dünn*wulstförmig, oft mit Börstchen bekleidet, selten stellenweise mit Andeutungen von Flügelbildungen (bei L. Gallicum mit niedrigen, oft in einzelne Lappen aufgelösten Flügelleisten oder mit Reihen von Stachelhöckern). Die der Windverbreitung dienenden Flügel der Nebenrippen meist dünn und durchscheinend, oft fein*strahlig=gestreift, nicht selten an der Schneide wellig*kraus oder gezähnt. Die inneren Lagen der mittlern Fruchtwand* Schicht zuweilen aus verdickten und verholzten, quer*gestreckten Zellen gebildet, eine Hart* Schicht darstellend; auch das Gewebe im Innern der Flügel am Grunde von deren Querschnitt (ausserhalb der Oelstriemen) oft dickwandig. Oberhautzellen ziemlich dünnwandig, ihre Aussen* wand aussen gestrichelt*ge* fältet. Gefässbündel einzeln im Innern der Hauptrippen, meist niedrig (in tangentialer Richtung gestreckt) und un* ansehnlich, bei L. peuce* danoides jedoch gross und im Querschnitt rundlich. Oel* Striemen fast stets ansehnlich (einzeln) unter den Neben* Fig. 2563. F r u c h t q u e r s c h n i tt e v o n : a L a s e r p i t i u m K r a p f i i C ra n tz subsp. G a u d i n i rippen am Grunde des Flü* ( M o r e t t i ) , b L . p e u c e d a n o i d e s L ., d L a s e r t r i l o b u m (L .) B o r k h ., e d e s g l . ( j u n g e gelquerschnittes und 2 (bis F r u c h t ) , / f. Sc ir lies rp ummo n (tTaunr rua m) . —C r (aFnitgz.. e—n acc hF r uDc rhut dveo, n dLi ea süebrrpi gietni uOmr i g ilnaatliel).o l i u m L . 4?) an der Fugenfläche, im Querschnitt quer=elliptisch; ausserdem kleine „sekundäre“ Oelstriemen in den Hauptrippenausserhalb des Gefässbündels fast stets nachweisbar (in der Anlage wohl ausnahmslos vor* handen, aber zur Reifezeit oft schwindend2)). Nährgewebe auf dem Rücken durch die nach innen vorspringenden Gefässbündel und Oelstriemen gerillt, im Querschnitt meist abgerundet* halbelliptisch oder bohnenförmig, an der Fugenseite flach oder öfter breit* und seicht=aus* gehöhlt, in der Mitte der Bucht meist wieder etwas nach aussen (d. h. nach dem Fruchthalter hin) kielförmig »vorspringend; seltener (bei L. Prutenicum und hispidum) das Nährgewebe im Querschnitt fast elliptisch (mit leicht nach aussen vorgewölbter Bauchseite). Fruchthalter frei, tief 2=teilig, mit borstlich=fädlichen Schenkeln. Die Gattung umfasst in der hier (nach D r u d e , Jedoch unter Ausschluss von L. Siler und L. N estleri) angenommenen Umgrenzung gegen 30 Arten von den Capverdischen Inseln und den Canaren durch Süd» und MittehEuropa bis nach Südwest-Asien und Sibirien. Die Abgrenzung gegenüber den verwandten Gattungen bereitet Schwierigkeiten, da namentlich die früher als Gattungsmerkmal verw endete Ausbildung der Rückenflügel starke Schwankungen zeigt (vgl. die Bemerkung zu der folgenden Gattung Thapsia), weshalb C a l e s t a n i (1905) nicht nur, gleich B e n t h a m und H o o k e r und gleich B a i l i o n , die Gattung Guillönea, sondern auch b Die Flügel sind zur Blütezeit noch nicht wahrnehmbar und wachsen erst später an der heran» reifenden Frucht au s; zuweilen sind sie auch zur Reifezeit unregelmässig entwickelt oder selbst (teilweise od er sämtlich) verkümmert, was bei der Bestimmung der Gattung zu berücksichtigen ist. s) D r u d e ’s Beschreibung der intrajugalen Oelstriemen bei Laserpitium bezieht sich auf L. Nestleri, , welches zur Gattung Siler gehört.

1474 Roüya, Margötia, Elaeoselinum und Thapsia mit Laserpüium vereinigt. Indessen dürften sich die von Dr ud e unterschiedenen Gattungen auf Grund der Gestalt der Kronblätter und des innern Fruchtbaues doch grösstenteils aufrecht erhalten lassen; ja, es erweist sich sogar als notwendig, einige in der neuern Zeit allgemein zu Laserpitium gerechnete Arten als eine besondere Gattung (Siler Miller nec auct.) abzutrennen. — Die -verschiedene Tracht der Arten, die besonders auf der mannigfaltigen Ausgestaltung der Laubblätter beruht, macht eine Einteilung der Gattung in Sektionen wünschenswert. Diesbezügliche Versuche wurden unternommen von R e i c h e n b a c h dem Sohne (1867) und P a o l e t t i (1900); ersterer gliedert die Gattung in die beiden Sektionen P l a t y p h y l l a (mit den Arten L. latifolium, [ = Krapfii], marginatum Archangelica und nitidum) und St eno* p h y l l a (L. Siler, peucedanoides, Gallicum, Prutenicum und Panax [ = Hallen]), letzterer stellt L. Panax ( = Halleri) als besondere Sektion P a n a x den übrigen, als sect. E u p e u c ü d a n u m zusammengefassten Arten gegenüber. Diese Einteilungen, die in allzu äusserlicher und einseitiger Weise nur die Blattgestalt berück* sichtigen und z. B. die beiden anscheinend recht nahe verwandten Arten L. nitidum und L. Halleri in ver« schiedene Sektionen bringen, können jedoch nicht befriedigen; der Bearbeiter ( Thel l ung) schlägt daher die unten im Bestimmungsschlüssel verwendete, auf eine Vielheit von Merkmalen (u. a. auch auf die Form des Griffelpolsters und den Bau der Frucht) begründete, neue Gliederung vor, wobei von den bereits bestehenden Namen einzig Platyphylla Rchb. (in verengtem Umfange) zur Bezeichnung einer der neuen Gruppen verwend» bar ist. Die Sektion P e u c e d a n ö p s i s (mit L. peucedanoides) erscheint durch die sehr unansehnlichen, nicht mit einer eigenen Wandung versehenen (gleichsam nur lysigene Gewebelücken darstellenden) Oelstriemen der Frucht von den übrigen Sektionen auffallend verschieden und verdient daher vielleicht den Rang einer eigenen Untergattung Peucedanöpsis (die übrigen Sektionen wären dann als subgen. Eulaserpitium zusammenzufassen), wenn nicht gar einer besonderen Gattung. —Ausser den mit Nummern aufgezählten und nachstehend beschriebenen Arten sind noch die beiden folgenden zu erwähnen: L a s e r p i t i u m G a l l i c u m L. ( = Siler Gallicum Crantz Jexcl. loc.], = L. angustifölium L., = L. selinoides Miller 1768 [nec Crantz 1767 nec Scop.], = L. trifurcätum Lam., = Laserpitium angustissimum et L. formösum Willd., = L. ulöpterum *) Trevir. 1835, = L. alpestre Arvet* Touvetl2*) 1871 [nomen neglectum], = L. Gallicum X Siler Gavel [ = X L. Gaveänum8) Beauverd] 19054*)). Spanien, Süd« und MitteLFrankreich (im Osten nördlich bis nach Savoyen und zum Jura [Bugey, Ain und Cöte*d’Or]), Italien (Alpen ostwärts bis zu den Bergamasker * Alpen, Apennin). Irrtümlich angegeben aus der Schweiz (Wallis), Oesterreich und Ungarn; könnte aber vielleicht im Schweizerischen Jura noch gefunden werden. Die Angaben aus dem Wallis (Rosselinaz [Alpen von Bex, Grenze Waadt.Wallis] nach Abr. T h o m a s bei Mu r i t h 1810 [als L. trifurcätum], Brig nach V i l l a r s und Mont de Collonges unterhalb Mordes nach D’ A n g r e v i l l e 1862 [als L. trifurcätum]) beziehen sich wohl auf Peuc^danum Oreoselinum, diejenige aus Oesterreich (durch C r a n t z und S c o p o l i ) auf L. Prutenicum; diejenige aus Ungarn (durch K i t a i b e l 1863) bleibt dem Bearbeiter zweifelhaft6*). Die Art ist im Schnitt der Laubblätter äusserst veränderlich und daher im blütenlosen Zustande schwer sicher zu erkennen bezw. leicht zu verwechseln. Nach der Gestalt der Abschnitte letzter Ordnung wird eine grössere Zahl von Abarten (früher Arten 1) unterschieden; vgl. R o u y et C a m u s , Flore de France VII (1901), pag. 228; B u r n a t , Flore des Alpes Maritimes IV (1906), pag. 239; F i o r i , Iconographia Florae Italicae ed. 2 (1921), pag. 289, Fig. 2352 und 2352 a. Die ganz schmalschnittigen Formen ( = L. angustifölium L.) gleichen in der Blattgestalt in hohem Masse dem L. peucedanoides L. und sind tatsächlich früher (z. B. von S c o p o l i und S p r e n g e l ) mit diesem verwechselt worden (L. angustifölium Scop. nec L. = L. peucedanoides). Ausserdem kann auch von L. Gallicum (wie von den meisten übrigen Arten) eine zerstreut «rauhhaarige Abart ( = var. ß h i s p i d u m Lamotte) unterschieden werden. Die Form mit krausen *) Von griech. ovlog [ülos] = kraus und nzegoy [pterön] = Flügel; wegen der (bei L. Gallicum nicht selten) krausen Fruchtflügel. *) Ist nach den von Prof. J. O f f n e r in Grenoble freundlichst übermittelten Originalexemplaren eine Form von L. Gallicum, die die Merkmale der Abarten platyphyllum Rouy und hispidum Lamotte vereinigt. *) Benannt nach dem Abbé Pierre G a v e , geboren 1843 in St. André (Savoyen), gestorben 1916 in Uvrier bei Sitten (Wallis), Lehrer der Naturwissenschaften am »Collège des Pères Rédemptoristes“ in Con» tamines sur Arve (Hochsavoyen), sodann Lehrer der Botanik am Collège der gleichen Kongregation in Uvrier, hochverdient um die botanische Erforschung Savoyens und des Wallis, Verfasser (u. a.) von „Dictionnaire des noms populaires des plantes croissant naturellement en Savoie* (erster Teil einer „Flore populaire de la Savoie“, 1908). 4) Die Pflanze ist nach dem Prof. R. C h o d a t in Genf freundlichst übermittelten Original.Exemplar (im Herbarium Boissier) sicherlich nur eine kräftige Form von L. Gallicum var. angustifölium (L.) Lange; vgl. auch unten unter den (angeblichen) Bastarden (pag. 1499). ®) Wäre vielleicht durch K i t a i b e l ’ s Herbar aufzuklären. — Die Angabe von „L. angustissimum“ [nec Willd. 1] aus Kroatien durch K i t a i b e l (1863) bezieht sich (nach Ausweis des Herbars) nach v. D e g e n (Flora Velebitica, mscr. ; in litt. 1925) auf Peucédanum Austriacum var. Fuchsii (pag. 13S4).

1475 Fruchtflügeln ist f. c r i s p u r a Desf. 1804 (Tableau de l’École botanique, pag. 119 [nomen]) ( = L. ulöpterum Trevir., s. oben). Weitere Abarten oder Formen könnten auf die stark wechselnde Ausbildung und Bewehrung der Ffauptrippen der Frucht begründet werden. — L a s e r p i t i u m h i s p i d u m Bieb. 180S ( = L. pilösum Willd. 1809, = Daucus hispidus A. Callierl Iter Taur. tert. anni 1900 Nr. 615 et in Dörfler Herb. norm. Nr. 4329, nec Desf., = L. Pruténicum Pallas, Bieb. olim nec L.). Heimisch in Süd»Russland und im Kaukasus, sowie (in einer var. e r i ö p o d u m Boiss., mit dicht weisswolligen Döldchenstrahlen) in Klein*Asien (Anatolien) ; nicht selten in botanischen Gärten gezogen und anscheinend zuweilen aus solchen verwildert oder auch verschleppt, so nach Joh. B e c k e r und F r e s e n i u s („Flora“ 1830, pag. 431, als L. pilosum) auf steinigen Hügeln bei Frankfurt am Main (und nach L e ) eu ne [1824] in Belgien zwischen Verviers und Dison, 1820).— Eine ganz zweifelhafte Pflanze ist L a s e r p i t i u m l i n e ä t u m Tausch 1831 ( = L. Siler ß ? L. lineatum Steudel 1841), das aus Oesterreich stammen soll und vom Index Kewensis (nach dem Vorgang von S t e u d e l ) = L. Siler gesetzt wird. Die Beschreibung passt zu keiner mitteleuropäischen Laserpitium*Art ; in Frage käme vielleicht eine Form von Silaum Silaus (pag. 1296) mit ungewöhnlich langen Laubblatt»Abschnitten (??) (vgl. pag. 1297). 1. Hüllblätter (wenn vorhanden) kahl oder am Rande fein papillös»gezäckelt*rauh, linealisch* bis lanzettlidupfriemlich (ausnahmsweise fast blattartig). Hüllchenblätter pfriemlidnfädlich, kaum breiter als die Blütenstiele, nicht merklich hautrandig. — Pflanzen ausdauernd, am Grunde mit Faserschopf. Stengel stielrund, gerillt. Laubblatt»Abschnitte grösstenteils deutlich gesondert, mit gut entwickeltem Adernetz. Kelch* zähne lanzettlidupfriemlich bis pfriemliduborstlich. Nährgewebe im Querschnitt halb*elliptisch bis bohnen* förmig, über doppelt so breit als h o c h ................................................................................................................................. 2. 1*. H ü l l b l ä t t e r ( s t e t s z a h l r e i c h v o r h a n d e n ) a m R a n d e ( w e n i g s t e n s g e g e n d i e S p i t z e ) v o n v e r l ä n g e r t e n H a a r e n d ic h t fe in * bis z o t t i g * b e w i m p e r t , a n s e h n l i c h , l i n e a li s c h * b i s e ü l a n z e t t l i c h . H ü ll c h e n b l ä t t e r l a n z e t t l i c h b i s f a s t e i f ö r m i g , b r e i t - h a u t r a n d i g b i s fa s t g a n z h ä u t i g . [ V g l . S i l e r m o n t a n u m ( = L a s e r p i t iu m S i l e r ) , p a g . 1468: H ü l l b l ä t t e r k a h l , H ü l l c h e n b l ä t t e r b r e i t , h a u t r a n d i g ] ........................................... • ............................................................... 4. 2. Stengel dich. Obere Blattscheiden bauchig*erweitert. Laubblatt«Abschnitte (wenigstens der unteren Blätter) breit und gezähnt ; feines Adernetz aus rundliduvieleddgen (isodiametrischen) Maschen gebildet. Pflanze öfter behaart (wenigstens die Doldenstrahlen innen rauh und die Hauptrippen der Frucht mit ange* drückten Börstchen bekleidet), selten ganz kahl. Grundgewebe der Fruchtwand überall gleichmässig dünn* wandig, fein»getüpfelt. Gefässbündel ziemlich klein, im Querschnitt quer.elliptisch, kleiner oder kaum so gross wie die im Querschnitt quer*elliptischen Oelstriemen der Tälchen. (Sect. I. P l a t y p h ÿ l l a Rchb. fil. em. Thell.) 5. 2“. Stengel dünn. Obere Blattscheiden eng anliegend. LaubblatUAbschnitte linealisch bis elliptisch» länglich, stets ganzrandig; Maschen des Adernetzes in der Richtung des Mittelnervs und der dazu nahezu parallelen Seitennerven längsgestreckt. Pflanze völlig kahl. Die inneren Lagen der Fruchtwand als eine aus sehr dickwandigen, verholzten, stark getüpfelten Zellen bestehende Hartschicht ausgebildet, diese im ganzen Fruchtgehäuse ringsum verlaufend. Gefässbündel sehr ansehnlich, im Querschnitt kreisrund, viel grösser als die auffallend kleinen Oelstriemen der Tälchen; diese die kleinsten innerhalb der Gattung, im Querschnitt kreis« rundlich. (Sect. II. P e u c e d a n ö p s is ‘) Thellung). — Oesterreichische Alpen. L. p e u c e d a n o i d e s nr. 2123. 3. Dolden reich» ([25] 30» bis 50»)strahlig. Hüllblätter an allen Dolden zahlreich vorhanden. Grösste Kronblätter verkehrUeiförmig, 2 bis 2 1/* mm lang. Griffelpolster geschwollen-kegelförmig, kaum berandet; Griffel davon abgesetzt, l'/h bis 3 mm lang, 2* bis 3»mal so lang als das Polster und darüber hinabgebogen.2) — Verbreitete A r t ..................................................................................................................... ..... . L. l a t i f o l i u m nr. 2121. 3*. Dolden wenig» (5* bis 15 [20]»)strahlig. Hüllblätter an den Enddolden 0 bis wenige, nur an den Seiten, dolden zuweilen bis 6 (8). Kronblätter elliptisch, kaum 1V* mm lang. Griffelpolster hoch.kegelförmig, berandet, in die Griffel verjüngt; diese etwa 1 mm lang, kaum länger als das Polster (nur vereinzelt bis fast l'/a mm lang und fast doppelt so lang als das Polster), aufrecht.abstehend bis wagrecht»gebogen.2) — Alpen. L. K r a p f i i nr. 2122. 4. Pflanzen ausdauernd, am Grunde mit Faserschopf. Kronblätter aussen kahl. Hauptrippen der Frucht kahl oder (bei L. Gallicum) zuweilen mit nach aufwärts»gebogenen Börstchen bekleidet oder (bei L. Halleri) von sehr kleinen, abstehenden, slumpflichen Papillenhaaren etwas flaumig. Griffelpolster gewölbt, oben abgerundet oder in die Griffel verschmälert. Nährgewebe im Querschnitt halbelliptisch oder bohnen* förmig, mehr als doppelt so breit als hoch, an der Fugenseite abgeflacht oder leicht ausgehöhlt . . . . 5. 4“. Pflanzen meist zweijährig, ohne Faserschopf am Grunde. Kronblätter aussen zerstreut borstig. Hauptrippen der Frucht mit geraden, abstehenden Borsten besetzt. Griffelpolster niedergedrückt, verkehrt* *) V o n P e u c é d a n u m (s. o b e n p a g . 1363, F u s s n . 1) u n d g r ie c h . oipiç [ ö p s i s ] = A u s s e h e n . 2) Den von R e i c h e n b a c h dem Sohne (1867) angegebenen Unterschied zwischen L. latifolium und L. Krapfii, nach welchem bei der erstem Art die Gefässbündel am Aussenrande der Fruchtwand, bei der letztem in der Mitte derselben verlaufen sollen, konnte der Bearbeiter ( T h e l l u n g ) durch die Untersuchung eines reichen Fruchlmaterials nicht bestätigen; er fand bei b e i d e n Arten bald die eine, bald die andere Lagerung der Gefässbündel, je nach der schwächern oder starkem Entwicklung der Hauptrippen. H e g i, Flora. V, 2. 296

1476 kegelförmig, oben gestützt. Nährgewebe im Querschnitt fast regelmässig elliptisch, noch nicht doppelt so breit als hoch, auch an der Fugenseite nach aussen vorgewölbt. Die inneren Zelllagen der Fruchtwand etwas verdicht, doch keine ausgesprochene Hartschicht bildend. — Slengel i gefurcht, öfter rückwärts rauh« oder steifhaarig. Laubblatt-Abschnitte lelzter Ordnung grob eingeschnitten-gelappt bis fiederspaltig mit eiförmigen bis lanzettlichen Zipfeln, nicht eigentlich netznervig (zahlreiche feinere Nerven blind endigend). Kronblätter getrocknet öfter gelblich. (Sect. V. D a u c ö p s i s Thellung) .......................................................................................... 8. Stengel gefurcht, von schlaffen, nach 5. Obere Stengelblattscheiden stark bauchig»aufgeblasen. rückwärts gerichteten Haaren weichzottig (besonders unter den Scheiden). Laubblatt«Abschnitte letzter Ordnung (oder bei 2« bis 3»spaltigen Abschnitten ihre Lappen) eiförmig, spitz, am Rande reichlich» und scharf doppelt« gesägt, mit rundlich«vieleckigen (isodiamelrischen) Netzmaschen. Doldenstrahlen 20 bis 40. Kelchzähne 3«eckig» lanzettlich. Griffel etwa 2 mm lang, 3« bis 4«mal so lang als das Griffelpolster und darüber hinabgebogen. Fruchtwand ohne deutliche Hartschicht. (Sect. III A r c h a n g e l i c ö p s i s Thellung). — Sudeten und Krain L. A r c h a n g e l i c a nr. 2124. 5*. Blattscheiden eng anliegend. Stengel stielrund, gerillt, kahl, kurz feinflaumig oder steifborslig. LaubblatUAbschnitt nicht deutlich netzaderig oder mit unregelmässig verlängerten Maschen. Griffel bis doppelt so lang als das Polster. (Sect. IV. V a r i i f ö l i a 1) T h e llu n g )..................................................................................... 6. 6. Griffelpolster dick«kegelförmig, stumpflich; die Griffel davon abgesetzt, etwa doppelt so lang (2 ,mm) und darüber zurückgebogen. Hauptrippen der Frucht öfter (stets?) mit niedrigen, oft in einzelne Lappen aufgelösten Flügelleisten oder mit Reihen von Stachelhöckern versehen, im übrigen kahl oder mit grösstenteils nach aufwärts»gebogenen Börstchen bewehrt. Laubblatt«Abschnitte letzter Ordnung entweder keilförmig (und stumpflappig oder grob ein geschnitten 3«spaltig bis fiederspaltig) oder lanzettlich bis fast linealisch und ganz oder 2«spaltig (dabei meist ganzrandig). Stengel kahl oder i steifborstig. Doldenstrahlen 20 bis 50 (meist 30). Hautrand der Hüllchenblätter schmäler als der grüne Mittelstreif. Kelchzähne dreieckig» eiförmig. Kronblätter breit rundlich«verkehrteiförmig, 2 ’/2 bis 3 mm lang, 2'/2 mm breit. Fruchtflügel oft gezähnt oder kraus. Innerer Teil der Fruchtwand als stark entwickelte Hartschicht ausgebildet. Gefässbündel gross, im Querschnitt grösser als die Oelstriemen und fast die ganze Dicke der Wand einnehmend. — Nicht im Gebiet (westliche G renzpflanze).....................................................................................L. G a l l i c u m (pag. 1474). 6*. Griffelpolster hoch»kegelförmig, in die Griffel allmählich verjüngt; diese aufrecht« bis wagrecht« abstehend. Hauptrippen der Frucht glatt, fädlich oder dünn.wulstförmig, bei L. nitidum zuweilen auch etwas geflügelt-geschärft. Laubblatt-Abschnitte letzter Ordnung entweder eiförmig und scharf» und fein»gezähnt oder in winzige Läppchen zerschnitten. Doldenstrahlen 15 bis 25. Hautrand der Hüllchenblätter breiter als der (oft fast verschwindende) grüne Mittelstreif. Kelchzähne lanzetllich»pfriemlich. Hartschicht der fruchtwand schwächer« oder gar nicht ausgebildet. Gefässbündel im Querschnitt kleiner als die Oelstriemen . . . . 7. 7. Laubblatt-Abschnitte letzter Ordnung mit breiter, ansehnlicher Fläche, i eiförmig, stumpf oder spilzlich, ungeteilt oder seicht 3» bis 5»lappig, die Lappen dicht fein» und scharf gezackt»gesägt. Stengel (und Laubblätter) steifborstig, die Borsten am Grunde verdickt. Hüllchenblätter kurz» und fein«bewimpert. Krön» blätter breiter als lang. Griffel sehr kurz (kaum über x/a mm lang), knapp so lang wie das Polster. — Süd« T ir o l......................................................................................................................................................... L. n i t i d u m nr. 2125. 7*. Laubblatt»Abschnitte letzter Ordnung in winzige (kaum über 3 mm lange), linealische bis längliche Zipfel zerschnitten. Stengel feinflaumig bis kahl, die Laubblätter kurzborstig oder verkahlend. Hüllchenblätter zottig-bewimpert. Kronblätter länger als breit. Griffel 1*/* bis 2 mm lang, etwa doppelt so lang als das Polster. — A l p e n ...............................................................................................................................L. H a l l e r i nr. 2126. 8. Scheiden der Slengelblätter eng. Hüll» und Hüllchenblätter frühzeitig zurückgeschlagen. Dolden» strahlen 10 bis 20 (30), innen rauh oder kurz»steifhaarig. Kelchzähne 3=eckig«lanzettlich, zugespitzt. Krön« blätter breit verkehrt-eiförmig» 3 «eckig, 1 bis l 1/» mm lang, 2 bis 2 l/i mm breit, mit seitlich auseinander­ fahrenden Lappen (seltener im Umriss rhombisch) und kurzem, breitem, gestutztem, eingeschlagenem Läppchen. Griffel 1 bis 11/a mm lang, wenig länger als das Polster. — Verbreitete Art . L. P r u t e n i c u m nr. 2127. 8*i Obere Blattscheiden etwas bauchig. Hüll» und Hüllchenblätter stets den Strahlen anliegend. Doldenstrahlen 30 bis 45, überall abstehend lang«steifhaarig und ausserdem innen papillös»rauh. Kelchzähne lang, pfriemlich«borstlich. Kronblätter rundlich oder verkehrt-herzförmig, kaum 1 mm lang, mit abgerundeten, nach *) Von lat. varius = bunt, vielgestaltig, veränderlich und fölium = Blatt; wegen der verschieden« artigen Ausgestaltung der Laubblätter der zu dieser Sektion gehörigen Arten und wegen der starken Veränderlichkeit des Blattschnitles bei L. Gallicum. Wegen der nicht unbeträchtlichen Verschiedenheiten zwischen dieser Art einerseits und L. nitidum und L. Halleri anderseits dürfte es sich vielleicht empfehlen, die sect. Variifölia auf L. Gallicum zu beschränken und die beiden anderen Arten (nebst L. cynapiifölium) als sect. P a n a x Paoletti (ampl., em. Thellung) zusammenzufassen.

1477 vorw ärts gerichteten Lappen und schmalem, eingeschlagenen Läppchen, aussen steifhaarig, frisch weiss (1), getrocknet schwefeL oder zitronengelb (1). Griffel 2 bis 3 mm lang, 2« bis 3»mal so lang als das Polster und darüber hinabgebogen. — Verwilderte oder verschleppte Art . . . . . . L. hi spi dum (pag. 1475).

2121. Laserpitium latifölium L. ( = L. Chirönium Suter 1802? non L. nec Scop., = L. trilobum Murith 1810 [ = L. latifölium b) trilobum Rapin 1872], Lapeyr. herb. sec. Bubani, non L. nec alior.). B r e i t e s La s e r kr a ut . Franz.: Laser blanc, laser d’Hercule, gentiane blanche, faux turbith, turbith bâtard, tapsie (Wallis); engl. : White gentian; ital.: Eiba nocitola, seseli etiopico. Taf. 204, Fig. 1 ; Fig. 2564 und 2563 c. D ie A r t h e is s t H i r s c h w u r z e l H irsch esprün g

(z. B . O b e r h a r z , S c h w ä b i s c h e A l b ; im G e s e n k e f ü r L . A r c h a n g e l i c a ) ,

(Z ü rch e r O b e r la n d ), W e i s s e r

Enzian

(z. B . O b e r h a r z , S c h le s i e n ) , G e i s s » , B e r g . S c h ä r l i g

[v g l. H e r a c le u m S p h o n d y liu m ] (G r a u b ü n d e n ), G r o b u r a c h la u b

(G ra u b ü n d e n :

( K ä r n t e n ) , C h r o t ä s t u d ä (K t. S t . G a l l e n ) , B o c k *

R h e in w a ld ).

Pflanze ausdauernd, meist kräftig und hochwüchsig, (30) 60 bis 150 (250) cm hoch, grösstenteils kahl (Blattspindeln, Dolden* und Döldchenstrahlen und Hauptrippen der Frucht + rauh=behaart) oder die Laubblätter deutlich borstig behaart (vgl. die Abarten), von stark* würzigem Geruch. Grundachse fast senkrecht, lang und kräftig, aussen hellbraun und geringelt, innen weiss, am Halse lang* und dicht=faserschopfig. Stengel aufrecht, steif, etwas bereift, stielrund, fein=gerillt, kahl, oberwärts ästig. Untere Laubblätter sehr gross, gestielt (Stiel seitlich=zusammengedrückt, dreikantig, mit gewölbter unterer Fläche und schmabgefurchter, zerslreut borstenhaariger oberer Kante), im Umriss dreieckig, dreifach*fiederschnittig ; Abschnitte letzter Ordnung gross, (1) 3 bis 10 (20) cm lang und (0,7) 2 bis 6 (10) cm breit, meist breit*eiförmig, stumpflich, am Grunde h deutlich herzförmig, meist alle deutlidngesondert (seltener die 3 obersten der Abschnitte 1. Ordnung zu einem 3*teiligen oder 3*lappigen End* abschnitt zusammenfliessend), die kurz*gestielten seitlichen am Grunde ungleichhälftig (der nach unten und aussen gerichtete Rand stärker gefördert), alle am Rande grob*gesägt (Zähne öfter stumpflich und plötzlich zugespitzt*bespitzt, mit einem schlanken, oberseits rinnigen Knorpelspitzchen), ziemlich derb (besonders im Alter), oberseits glänzend, unterseits matter und blasser, beiderseits mit einem deutlich sichtbaren, feinen, aus rundlich*vielseitigen Maschen gebildeten Adernetz, am schmabknorpeligen Rande rauh bis kurz*borstig*bewimpert. Abschnitte der Blattspindel gleich dem Blattstiel beschaffen; die Haare an der oberen Kante, gleich* wie dort, oft gebüschelt oder eine Strecke weit verwachsen, daher aus einem gemeinsamen Polster gabelig* oder sternförmig *verzweigt erscheinend. Obere Laubblätter auf den stark» bauchigen, etwas hautrandigen Scheiden sitzend, weniger reich gegliedert, die Abschnitte oft schmäler und weniger reichlich gezähnt, zuweilen selbst lanzettlich und + ganzrandig (denen von Siler montänum ähnlich, aber mit gänzlich verschiedener Äderung 1); Spreite der allerobersten Stengelblätter nicht selten verkümmert. Dolden gross, ausgebreitet, bis über 20 cm im Durchmesser, (20) 25* bis 40 (50)*strahlig ; Strahlen etwas ungleich*lang, auf der Innenseite von spitzen, nach vorwärts*gerichteten Zäckchen rauh. Hüllblätter zahlreich, lanzettlich* bis linealisch*pfriemlich, hautrandig (selten und mehr nur abnormerweise fast blatt* artig und ganz krautig), kahl; Hüllchenblätter wenige, kurz, pfriemlich*fädlich, nicht» oder kaum breiter als die Blütenstiele, kaum merklich berandet. Blüten ziemlich ansehnlich, weiss oder purpurn. Kelchzähne linealisch*pfriemlich. Kronblätter etwas ungleich, die grössten (äusseren) verkehrt=eiförmig, 2 bis 2 1 /2 mm lang, H/2 bis 2 mm breit, am Grunde fast keil* förmig»verschmälert, an der Spitze seicht*ausgerandet und mit einem schlanken und spitzen, eingeschlagenen Läppchen versehen. Frucht hellbraun (die Flügel zuweilen rötlich*überlaufen), breit*ellipsoidisch, etwa 5 bis 10 mm lang und im Umriss (mit den Flügeln) 2/s bis 4/s so breit. Mittlere Fruchtwandschicht aus ziemlich dünnwandigem, fein*getüpfeltem Gewebe gebildet. Gefässbündel ziemlich schwachentwickelt, bald fast in der Mitte der Fruchtwand, bald am 296*

1478 äussern Rande derselben (fast unmittelbar unter der Oberhaut) verlaufend. Oelstriemen massig gross, je einer unter den Tälchen (bezw. Nebenrippen), 2 an der Fugenfläche. Hauptrippen flach oder fädlich*vorspringend, mit nach aufwärts=angedrückten, spitzen Börstchen bekleidet. Nebenriptapn flügelförmig*ausgezogen, dünn, am Grunde des Querschnittes (am Ansatz am Fruchtgehäuse) jedoch dreieckig*eiförmig=erweitert, die Seitenflügel (1) l1 2 bis 3 mm breit und ungefähr so breit wie der grösste Querdurchmesser des Fruchtgehäuses (an der Fugenfläche), die Rückenflügel nur wenig schmäler; alle nicht selten stärker oder schwächer kraus*verbogen, zuweilen auch etwas wellig*gekerbt. Griffelpolster gesdiwollen*kegelförmig, kaum berandet; die Griffel deutlich davon abgesetzt, l 1/4 bis 5 mm lang, 2* bis 3*mal so lang als das Polster und darüber hinabgeschlagen, mit halbkugelig=scheibenförmiger Narbe. Nährgewebe im Quer* schnitt halbelliptisch=bohnenförmig. — VII, VIII. Nicht selten an felsig*buschigen Berghängen, zwischen Gesträuch, auf Bachschotter, steinigem Heideland, in der Felsen* oder Steppenheide, auf Bergwiesen, in lichten, trockenen Laub* (auch Berg*)wäldern, als Unterwuchs im Legföhrengebüsch; meist auf Kalk, doch auch auf Granit (z. B. in den Vogesen und im Urner Reusstal) und Basalt (Duppauer Basalt* gebirge in Böhmen). In D e u t s c h l a n d ziemlich verbreitet (doch nach Norden stark abnehmend und dem Nordwesten fehlend): nicht selten in den Bayerischen Alpen (bis 2000 m ansteigend) und im süddeutschen Juragebiet, zerstreut zwischen Alpen und Jura, sehr zerstreut im Württembergischen Unterland, im Steigerwald und in den Hassbergen, in der Rhön, selten im Schwarzwald (Feldberg), zerstreut in den Vogesen (Strauchformation der Kalkvorhügel und Wälder der Granitvogesen, bis 1400 m ansteigend) und den Pfälzisch»Lothringischen Gebirgen bis zum Nahetal, in der Eifel, im Hessischen Odenwald, sehr zerstreut durch das mittlere Mittel« deutschland nordwärts bis Welda bei Warburg (Westfalen), Hildesheim (Finkenberg), Braunschweig und Neu» haidensieben [früher bei Leipzig (Bienitz) und in der Niederlausitz angegeben], selten in Brandenburg (Neu» ruppin), sehr zerstreut in Schlesien, Posen, Hinterpommern, West« und Ostpreussen (in den beiden letztgenannten Ländern nach A b r o m e i t zerstreut auf Diluvialboden und sandigem Lehm: in lichten Schonungen, lichten trockenen Wäldern, auf buschigen Hügeln, an hohen Ufern), — In O e s t e r r e i c h allgemein verbreitet (fehlt nur in Schlesien); in Vorarlberg von 460 m an aufwärts, in Tirol bis 19C0 m ansteigend, in Kärnten bis 1770 m, in Niederösterreich bis in die Krummholzstufe, im Küstenlande nur auf den höheren Bergen und Berglehnen des Karstgebirges. — In der S c hwe i z verbreitet vom Fusse der Berge (auch des Jura) bis in die obere subalpine Stufe, auch (seltener) auf den Hügeln der Hochebene und zuweilen durch die Flüsse herabgeschwemmt; fehlt nur den Kantonen Genf und Zug. Im Waadtländer» und Neuenburger Jura bis 1600 m ansteigend, im Kanton Glarus nur bis 1300 m angegeben, in St. Gallen (Churfirstengebiet) bis gegen 1900 m, im Tessin bis 1800 m, in den Waadtländer» und Walliseralpen (und ebenso im benachbarten Piemontesischen Aostale) bis 2000 m, in Graubünden vereinzelt bis 2400 m (Berninagebiet).

Al l gemei ne Ver br ei t ung: Im grössten Teile- von Europa (mit Ausnahme des hohen Nordens, der Britischen Inseln und der tieferen Lagen des Mittelmeergebietes): Spanien, Frankreich (in den Alpen und den Pyrenäen bis 2000 m ansteigend), Italien (mit Ausschluss der Inseln), Schweiz, Deutschland, Dänemark, Südost*Norwegen, Süd* und MittebSchweden, Oesterreich*Ungarn, nördliche Balkan*Länder (Kroatien, Slavonien, Dalmatien, Bosnien, Herzego* wina, Montenegro, Serbien, Bulgarien), Rumänien, Siebenbürgen, Süd* und MittebRussland (nordwärts bis Estland und zu den Alands=Inseln). Laserpitium latifolium ist einigermassen veränderlich, und es ist von dieser Art eine Anzahl von Abarten (teilweise sogar als eigene Arten aufgefasst) beschrieben worden, die jedoch auf sehr unbeständige Merkmale begründet sind und auch keine besondere geographische Verbreitung erkennen lassen, so dass wohl keine von ihnen die Rangstufe einer „Rasse“ beanspruchen kann. Es gilt vielmehr noch immer das von dem scharfsichtigen Altmeister W. D. J. K o c h (in Mertens und Koch, Röhling’s Deutschlands Florall [1826], pag. 554) vor 100 Jahren ausgesprochene Urteil: „Aendert ab mit purpurroten Blumen, welligen und flachen Flügeln der Frucht, glänzenden und matten, überall kahlen oder unterseits rauhhaarigen Blättern, deren „Blättchen“ 'mehr eirund oder mehr länglich, tiefer oder seichter herzförmig, und etwas stumpfer oder gespitzter gesägt sind. Diese Merkmale haben aber gar wenig Bestand, und darum sehen wir Laserpitium glabrum und asperum Cr., L. Libanotis Lam. und L. Cervaria Gmel. für Modifikationen von L. latifolium an, welche überall durcheinander

1479 wachsen und sich wenig auszeichnen“. — Die A barten können folgendermassen angeordnet w erd en : a) N ach Wuchs und Tracht und nach dem Schnitte der Laubblätter: subvar. « n o r m a l e Thellung ( = L. latifolium Lam. 1789, C. C. Gmelin 1805). Pflanze kräftig, meist über 50 cm hoch. LaubblathAbsdmitte öfter eiförmig, stumpf und am Grunde tiefsherzförmig, mit ziemlich entfernten und stumpfen (nur kurz»zugespitzten) Säge» zähnen (vgl. jedoch die Form en!), öfter mindestens 5 cm lang. Blüten öfter weiss. Die häufigere A b a rt. Zerfällt nach der G rösse der Abschnitte in : f. m a c r o p h y l l u m und f. m i c r o p h y l l u m Bolzon 1916 (sub L. latifolio), erstere mit über 4 cm langen, letztere eine Kümmerform mit nur bis 5 1/2 cm langen und 2 1/2 cm breiten Abschnitten. Hieher ferner als abweichende Form en : f. r o t u n d a t u m Murr 1899 (pro var. L. latifolii). Abschnitte der Grundblätter verkürzt, rundlich»herzförmig, teilweise breiter als lang ( 5 : 4 cm ); Zahnung weit, stark abgestumpft (Tirol: Hinterautal zwischen der Kohleralp und dem Jagdhause), f. l a c i n i ä t u m E. F u r r e r ! (vgl. Beihefte z. Botan. Centralblatt XXXIII [1915], Abt. II, pag. 71). Abschnitte unregelmässig zerschlitzt, mit 2 bis 5 schmalen, lang»zugespitzten, ziemlich ganzrandigen Zipfeln (oberes Veltlin bei Bormio), f. t e n u i »

F i g . 2 564 .

L a s e r p i ti u m

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P h o t. Dr. m e d . F r. K o l l m a n n ,

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s 6c t u m Lange 1864 [pro var. ; etiam prius?] ( = L. Pseüdo«Siler Schur 1855, = L. latifolium var. angustifölium v. Klinggraeff 1866 [teste Abromeit 1898], = L. latifolium X Siler [ = L. Besseänum bl Schmidely 1901 [ex descr.], = L. Gaudini X Siler P o rta! in herb. Boiss. [ined.], = L. prutericum [sic] Clairville! 1811 [nec L. Prutenicum L.). Abschnitte wenigstens der oberen Laubblätter länglich bis schmaldanzettlich, ganzrandig o d er nur oberwärts spärlich-gezähnt, denen von Siler montanum oft sehr ähnlich. Hie und da vereinzelt wohl im ganzen Verbreitungsgebiete der A rt auftretend; bei gemeinsamem Vorkommen mit Siler montanum ( = Laser* pitium Siler) leicht einen Bastard mit dieser A rt vortäuschend (so im Binntal im Wallis und am Monte Baldo), aber weder in der Äderung der Laubblatt-Abschnitte noch in der Ausbildung der Hüllchenblätter usw. A nklänge an dieselbe aufweisend. Eine Form , bei der nur das oberste Stengelblatt sich durch die Schmalschnittigkeit auffallend von den übrigen unterscheidet, mag als subf. h e t e r o p h y 11 u m Thellung bezeichnet werden (z. B. bei Zermatt im Wallis, leg. T h e l l u n g ) . — subv'ar. L i b a n ö t i s 2) (Lam.) Thellung ( = L. paludapii»

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2) Vgl. pag. 1226, Fussn. 2.

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1480 fölium1) Miller 1768? [excl. syn. Tournef.]2*), = L. Libanotis Lam. 1789/. . . , = L. Cerväria8) C. C. Gmelin 1805, = L. gracile Schur). Pflanze in allen Teilen kleiner, kaum über 45 cm hoch. Laubblatt»Abschnitte klein (nicht über 4 1/* cm lang), dreieckig, öfter spitz, am Grunde seicht»herzförmig (sehr ungleichhälftig), dicht spitz» gesägt (und oft etwas lappig»eingeschnitten). Blüten öfter rötlich bis purpurn. Eine wenig bekannte (Gebirgs« ?) Form, die sich nach L a m a r c k und G m e l i n in der Kultur (auch bei Aufzucht aus Samen) vom gewöhnlichen L. latifolium konstant verschieden erhalten soll. Abgebildet (nach der richtigen Angabe von C. C. G m e l i n [Flora Badensis»Alsatica I (1805), pag. 658], der eine genaue und zutreffende Beschreibung dieser Abart gibt) von L o b e i (Plantarum historia [1576] und »Stirpium Icones“ [1591], fig. 704) als Libanötis Theophrästi mäior4*). Diese Abart kommt sowohl mit fast kahlen (= L. Libanotis Lam. sens, strict.) als auch mit unterseits steifhaarigen Laubblatt«Abschnitten ( = L. Cervaria Gmelin sens, strict.) vor. — b) nach der Behaarung der Laubblätter : subvar. 1. g l ä b r u m (Crantz) Rouy et Camus 1901 (= L. glabrum Crantz Stirp. 1767, = L. latifolium var. glabrum Soyer»Willemet 1828, = L. latifolium Rchb. 1832, = var. « Crantz Umbell. 1767, = var. b. glabriüs» culum Schur 1866, = var. a tÿpicum Beck 1892). Laubblatt.Abschnitte am Rande von dreieckig=zäckchen» förmigen, nach vorwärts.gerichteten Papillen rauh, sonst kahl oder unterseits an den Hauptnerven sehr spärlich» behaart; Laubblatt.Spindel an der obern Kante zerstreut borsten» und büschel« bis sternhaarig, subvar. 2. ä s p e r u m (Crantz) Rouy et Camus 1901 ( = L. asperum Crantz Stirp. 1767, = L. latifolium var. asperum Soyer» Willemet 1828, Gaudin 1828 = f. asperum Schube 1904, = L. „scabrum* [sphalm] Crantz ex Gouan 1775 [in textu], nec Cav., = L. »aspérrimum® [sphalm.] Crantz ex Schur 1866 [in syn.], = L. »hirsütum® [sphalm ] auct. ex Dalla Torre 1899 [in syn.], nec Lam., = L. latifolium ß Crantz Umbellif. 1767, = L. pubéscens Lag. 1816). Laubblatt» Abschnitte am Rande mit verlängerten, nach vorwärts»gekrümmten, auf einem Knötchen sitzenden Börstchen besetzt, unterseits von dichtstehenden Borstenhaaren rauh; Spindel stärker borsten» und büschelhaarig. Dazu f. a s p é r r i mu m Kneucker 1921 (pro var.), ausgezeichnet durch einen äusserst dichten Rauhhaarfilz der Blatt»Unter» seite. Die Verbreitung der beiden Abarten muss erst durch ausgedehnte Untersuchungen in der Natur und in den Herbarien festgelegt werden; auf die Angaben in der Literatur ist wenig Verlass, da die Unterscheidung meist nur nach dem oberflächlichen Merkmal der Dichte der Behaarung vorgenommen und das wohl zuerst von W o h l f a r t h (in Koch’s Synopsis 3. AufL, Lief. 8 [1893], pag. 1127) hervorgehobene, wichtige Merkmal der Bekleidung des Blattrandes fast allgemein vernachlässigt wurde. Nach S c h u l t e s (in Roemer et Schultes, Systema vegetabilium VI [1820], pag. 616) bleibt die Behaarung in der Kultur nicht konstant (haarige Pflanzen werden kahl und umgekehrt); doch handelt es sich hier zweifellos gerade um die (tatsächlich wenig beständige) Di c ht e der Behaarung. Immerhin wird man mit W. D. J. K o c h (a. a. O. 1826 und Synopsis I [1837], pag. 310) darin einig gehen, dass sich zwischen den Abarten glabrum und asperum keine irgendwie scharfe Grenze ziehen lässt. Nach den Angaben der Autoren überwiegt subvar. glabrum in Frankreich, der Schweiz, in Liechtenstein, Salzburg, wohl auch in Süd»Deutschland; subvar. asperum findet sich ausschliesslich um Paris, vorwiegend in den Vogesen, im nördlichen Baden und Württemberg und in Niederösterreich (glabrum hier mehr in höheren Lagen), ausschliesslich im Küstenlande, sehr zerstreut in der Schweiz im Jura und in den nördlichen und mittleren Alpen, ebenso in Liechtenstein. — c) nach der Grösse der Frucht: f. m i c r o c ä r p u m Burnat 1906 (pro var. y). Frucht nur 4 bis 5 mm lang, 4 mm breit. — d) nach der Beschaffenheit der Frucht» J) Die Laubblätter ähneln denen des Sumpf»Eppichs (Apium gravéolens, pag. 1142), der in manchen alten Kräuterbüchern den Namen Paludäpium führt. 2) M i l l e r beschreibt seine Art sehr dürftig (»Blättchen® eiförmig, stumpf, spitz.gesägt) und zitiert dazu als Synonym das „Laserpitium humilius, Paludapii folio, flore albo“ Tournef. (1700), das seinerseits begründet ist auf »Libanötis Theophrästi minor“ Lobei (1576, 1591), J. Bauhin (1651). Diese letztere Pflanze, die auch L i n n é im Hortus Cliffortianus (1737), pag. 96 als Abart cf zu seinem Laserpitium nr. 1 ( = L. latifolium) zieht, gehört nach der Abbildung und dem deutschen Namen »schwarze Hirschwurz“ bei L o b e i und der von B a u h i n hervorgehobenen, DilLartigen Frucht zu Peucedanum Cervaria-, es ist aber trotzdem nicht ganz ausgeschlossen, dass M i l l e r in Wirklichkeit unser Laserpitium latifölium var. Libanotis vor Augen gehabt haben könnte. *) = Hirschwurz; vgl. Peucedanum Cervaria oben pag. 1389. Unsere Abart des L. latifolium gleicht dem genannten Peucedanum im Schnitt der Laubblätter und scheint gelegentlich mit ihm verwechselt worden zu sein (vgl. die vorhergehende und die folgende Fussnote). 4) S p r e n g e l , der (Species Umbelliferarum minus cognitarum [1818], pag. 40) L. Libanotis Lam. gleichfalls im Sinne einer niedrigen Form des L. latifolium mit kleinen, stärker eingeschnittenen Laubblatt« Abschnitten (und ausserdem mit flachen Fruchtflügeln) auffasst, zitiert dazu fälschlich die »Libanotis Theophrastis minor“ Lobei Ic. Fig. 705 ( = Peucedanum Cervaria); auch die Synonyme von M o r i s o n und von B o c c o n e stimmen nicht, da die erstere Pflanze grosse, seicht kerbsägige Blatt»Abschnitte, die letztere krause Frucht» flügel aufweist.

1481 flügeli f. 1. c o mm ú n e (Miller pro spec.) Thellung. Fmchtflügel ñadí. f. 2. c r í s p u m (Turra) Thellung ( = L. latifolium Miller 1768, = L. críspum Turra 1780, = L. glabrum /î críspum DC. 1830). Fruchtflügel stark wellig-kraus (Fig. 2563 c). Ausserdem unterscheidet A. S c h m i d e l y (Bull. Trav. Soc. bot. Genève III [1884], pag. 104) nach der Breite der Fruchtflügel die beiden Formen p l a t y p t e r u m und b r a c h y p t e r u m 1)*2, die jedoch nirgends scharf definiert sind*) und bei der Untersuchung eines reichen Materials wenig hervortreten. Man mag zur ersteren Form solche Früchte rechnen, bei denen die Breite der Seitenflügel den grössten Querdurchmesser des Fruchtgehäuses (an der Fugenfläche) etwas übertrifft, zur zweiten Form solche Früdite, bei denen die Breite der der Flügel etwas hinter derjenigen der Fugenfläche zurückbleibt. — e) nach den Blütenmerkmalen: f. (?) a m b i g u um Thellung. Kronblätter gelbgrün, rot»überlaufen. Doldenstrahlen (50) kahl. Bergkamm Hirzegg» Rothen (Tösstal, Kt. Zürich), leg. A. V o l k a r t 1894 (Herb. Univ. Zürich). Eine kritische, weiter zu beobachtende Pflanze, die durch die Kahlheit der Doldenstrahlen und die Farbe der Kronblätter an L. Krapfii (subsp. Gaudini) erinnert, aber sich von diesem durch die sämtlich herz-eiförmigen, am Rande gezäckelt*rauhen Laubblatt» Abschnitte, die zahlreichen Hüllblätter und Doldenstrahlen und die nicht so scharf rotrandigen Kronblätter deutlich unterscheidet (Frucht unbekannt). An einen Bastard kann wegen des Fehlens des L. Krapfii in jenem Gebiete nicht wohl gedacht werden. Ob Abnormität (leichte Vergrünung der Blüten)? Laserpitium latifolium liebt im allgemeinen Trockenheit, Wärme und Kalkboden; demzufolge fehlt die Art einzelnen Urgesteinsgebieten, wie dem Böhmer« und Oberpfälzerwald, Fichtelgebirge, Erz» und Riesengebirge, vollständig, im Schwarzwald ist sie äusserst selten. In den Urgebirgsalpen ist sie fast völlig auf Kalkbänder beschränkt, wo sie zuweilen in Gesellschaft von Epípactís atropurpúrea, Kernera saxatilis, Cotoneaster integerrima, Dryas ocfopetala, Daphne striata, Polygala Chamaebuxus, Carduus defloratus, Aster alpinus usw. auftritt. Die weissen, selten etwas rötlichen Blüten sind nach Aug. S c h u l z andromonoezisch mit ausgesprochen proterandrischen Zwitterblüten. Die Döldchen der Dolden 1. Ordnung tragen gewöhnlich nur 2»geschlechtige, die Döldchen der Dolden höherer Ordnung vorwiegend ç f Blüten. Nach K e r n e r finden sich in allen Döldchen kurz» gestielte scheinzwitterige b" Blüten, welche von langgestielten echten Zwitterblüten umgeben sind. Von Schmarotzer» Pilzen werden ausser Plasmópara nivea (Ung.) besonders viele Ascomycetes genannt, so Diapórthe Fabérí Kunze, Láchnum sulfúreum (Pers.), Leptosphæria dumetörum Niessl, L. Ettalénsís Allescher, L. modésta (Desm.) und L. spectäbilis Niessl, Mazzäntia rotundáta Feltg., Mollísía mínutélla (Sacc.), Mycosphaerélla Ienénsís (Kze.), Nsévía Ienénsís (Kze.), ,Ophíóbolus Cesatiänus (Mont.) und O. tenéllus (Auersw.), Pleóspora vulgárís Niessl und Pyrenopezíza compréssula Rehm. Gallenbildungen werden durch Kíefféria (Schízomyía) Pimpínéllae (F. Loew) Mik. (eine oder beide Hälften des Fruchtknotens sind angeschwollen), durch einen Blattfloh aus der Gattung Triöza (Blattzipfel gekräuselt, zuletzt gelbfleckig) und durch Lasíóptera caróphíla F. Löw hervorgerufen. Laserpitium latifolium war ehedem unter den Namen . G e n t i ä n a ä l b a “ und „ C e r v a r i a á l b a “ *) als Heilpflanze geschätzt. Die etwas milchende (Harzgummi enthaltende), stark würzige und zugleich bitterlich» scharf schmeckende Wurzel wurde als „ R ä d i x G e n t í á n a e á l b a e 4) s. C e r v á r í a e á l b a e “ in den Apotheken geführt und galt als zerteilendes, tonisch-reizendes, harntreibendes, magenstärkendes und abführendes Mittel, ebenso als Emmenagogum. Sie enthält einen in wasserhellen, rhombischen Prismen kristallisierenden Bitterstoff „Laserpitiin“ (vielleicht C15 H22O4), der durch Kochen seiner alkoholischen Lösung mit konzentrierter Kalilauge „Laserol“ und Angelica-Säure liefert. Auch die stark würzigen, ein ätherisches Oel enthaltenden Früchte besitzen ähnliche Eigenschaften. Heute ist die Pflanze fast völlig ausser Gebrauch gekommen; am ehesten wird sie noch in der Tierheilkunde und vielleicht gelegentlich von Land» und Bergbewohnern (z. B. im Aufguss mit Bier) als magenstärkendes Mittel verwendet.

2122, Laserpitium Krapfii5) Crantz 17676) [sens, ampl., em. Thellung 1925] ( = L. margi® nátum7) [Waldst. et Kit. 1805 ampl.] Rchb. fil. 1867). R o t r a n d i g e s 7) L a s e r k r a u t . Fig. 2565 und 2566. Pflanze ausdauernd, (35) 60 bis 120 (150) cm hoch, ganz kahl oder die Blattspindel und die Unterseite der Blatt®Abschnitte rauhhaarig, auch die Doldenstrahlen und die Haupt® *) Vgl. die analogen Formen von Stier montanum, pag. 1470. 2) S c h m i d e l y selbst gibt keine Beschreibung; diejenige von B r i q u e t in Sdhinz und Keller 1900 [und folgende Auflagen] (als var. asperum f. brachypterum und f. platypterum) ist fehlerhaft. *) Vgl. dagegen „Cervaria nigra“ = Peucedanum Cervaria, pag. 1389 (Schwarze Hirschwurzel). 4) V e r w e c h s l u n g m it d e r e c h t e n „ R a d i x G e n t í á n a e “ ( v o n G e n t i a n a l u t e a u . a . A r t e n ) u n d V e r f ä l s c h u n g d e r le tz te r e n

k o m m e n g e le g e n t l i c h n o c h je t z t v o r .

8) C r a n t z schreibt „Krapffii“; die Pflanze ist jedoch offenbar benannt nach Karl v o n K r a p f Krapff), einem Zeitgenossen von C r a n t z , Verfasser von „Experimenta de nonnullorum ranunculorum. 6) und 7) siehe pag. 1482.

1482 rippen der Früchte öfter rauhflaumig bezw. feinborstig. Grundachse walzlich, absteigend, ziemlich dick, aussen braun und geringelt, innen weisslicb, am Halse dicht faserschopfig. Stengel aufrecht, kahl, bläulich*bereift, stielrund, gerillt, verhältnismässig dünn, oberwärts ästig. Laubblätter gross, im Umriss dreieckig, die unteren gestielt und bis 30 cm lang, fast 2* bis reichlich 3*fach dreizählig=fiederförmig zerschnitten; Abschnitte letzter Ordnung ansehnlich, breit (etwa 2 bis 6 cm lang und 1 1/2 bis 4 cm breit), breiter* oder schmäler=eiförmig, oft 2* bis 3=lappig oder *spaltig, spitzlich oder stumpflich, am Grunde abgerundet bis herzförmig, oberseits dunkelgrün und oft glänzend, unterseits grau* oder bläulichgrün und oft zerstreut* (besonders an den Nerven) borstig*zottig, beider* seits mit einem gut entwickelten, feinen, aus rundlich*viel* eckigen Maschen gebildeten Adernetz, am Rand dicht* und scharf* (kerbig=)sägezähnig; Zähne etwas ungleich, zugespitzt oder stumpflich und nur bespitzt, am Rande gezäckelt*rauh oder glatt, in eine schlanke, oberseits rinnige, knorpelige Stachelspitze auslaufend. Abschnitte der Blattspindel seit* lich*zusammengedrückt, an der obern Kante nicht selten mit zerstreuten, einfachen oder gebüschelten, ziemlich wei* chen Borstenhaaren besetzt. Obere Laubblätter auf den bauchigen, schmabhautrandigen Scheiden sitzend, weniger reich gegliedert. Die Abschnitte der oberen Stengelblätter oft plötzlich viel schmäler als die der unteren, linealisch* lanzettlich und ganzrandig; die Spreite der allerobersten Blätter zuweilen verkümmert. Dolden ansehnlich, locker, mit (5) 7 bis 15 (20) ziemlich dünnen, ungleich * langen, kahlen oder innerseits rauhflaumigen Strahlen. Hüllblätter öfter wenige ([0] 2 bis 5-, doch an den Seitendolden auch bis 8), lanzettlich*pfriemlich, hautrandig, kahl; Hüllchen* blätter mehrere, kurz, pfriemlich*fädlich, nicht breiter als die Blütenstiele. Kelchzähne deutlich, lanzettlich*pfriemlich. Kronblätter meist grüngelblich und mit einem scharhab* gesetzten, roten oder gelbroten Rande und einem eben* solchen Mittelstreif versehen, seltener fast rein rot oder auch schmutzig * weiss, elliptisch (in oder kaum über der Mitte am breitesten), fast gleichgross, knapp l'/s mm lang, am Grunde kurz* und breit benagelt, an der Spitze seicht* F i g . 25 6 5 . Laserpitium Krapiii Crantz. a H ab it u s , b B lü te , c F r u c h t . ausgerandet und mit einem schlanken und spitzen, eingeschlagenen Läppchen versehen. Frucht gelbbraun, schmäler* oder breiter*ellipsoidisch, 7 bis 11 mm lang, 5 bis 8 mm breit (etwa [ l h ]4/7bis 3/4 so breit als lang). Grundgewebe der Fruchtwand ziemlich dünnwandig, fein*getüpfelt. Gefässbündel ziemlich ansehnlich, bald in der Mitte der Fruchtwand, bald am äussern Rande verlaufend. Oelstriemen*7

venenata qualitate“ usw. (1766) und „ Ausführliche Beschreibung der in Unterösterreich . . . wadisenden . . . . Schwämme“ usw. (1782), in dessen Herbar C r a n t z unser Laserpitium unter der Bezeichnung L. trilobum antraf. [zu pag. 1481] Classis Umbelliferarum emendata, pag. 67, mit sehr kurzer Diagnose („folns la trilobis, incisis“); ausführliche Beschreibung unter dem Namen L. trifidumKrapf(f) herb. (necL.) im „Stirpium Austria» rum fasciculus III“ (1767), pag. 63/5 (Pflanze von Triest). Vgl. T h e l l u n g in „Le Monde des Plantes“ 1925 N r. 38— 153, pag. 2, Fussn. 1. 7) [zu pag. 1481] Der Ausdrude bezieht sich auf die (meist) scharf«rotrandigen Kronblätter.

0)

1483 ziemlich gross, je einer unter den Tälchen (bezw. Nebenrippen), 2 an der Fugenfläche. Haupt* rippen flach oder fädlich*vorspringend, mit nach aufwärts*anliegenden, spitzen Börstchen bekleidet oder auch kahl. Nebenrippen flügelförmig*ausgezogen, dünn (auch an der Ansatz* stelle), die Seitenflügel l 1/2 bis 2 1h mm breit und ungefähr so breit wie das Fruchtgehäuse an der Fugenfläche, die Rückenflügel öfter deutlich schmäler, alle flach oder schwach wellig. Griffelpolster hoch*kegelförmig, wellig*berandet, in die Griffel verjüngt; diese meist 1h bis 1 mm lang und nicht oder wenig länger als das Polster (nur vereinzelt bis fast l 1/2 nam lang und fast doppelt so lang als die Polster), aufrecht=abstehend bis wagrecht=gebogen, mit halbkugelig* kopfiger Narbe. Nährgewebe im Querschnitt halbelliptisch bis bohnenförmig. — VII, VIII. Stellenweise in den südlichen und östlichen A 1p e n in der subalpinen Stufe (vereinzelt auch tiefer oder höher) an felsig*buschigen Bergabhängen, in Magermatten, auf steinigen Geröllhalden, in Karfluren, im Legföhrengebüsch, in der Zwergstrauchheide (Vaccinietum), an Waldrändern, in lichten Berg Wäldern; auf Kalk, Dolomit undUrgestein. In O e s t e r r e i c h in Krain, im Küstenland und in Tirol; in der Schweiz in Graubünden, St. Gallen, Tessin und Wallis (vgl.- die Unterarten). — Fehlt in Deut s c hl and vollständig. Al l gemei ne V e r b r e i t u n g : NordTtalien! (von Piemont [Aostatal] bis Venetien), Süd*Schweiz 0), südliche Oesterreichische Alpen (1), Kroatien (1), Slavonien, Dalmatien (1), Bos* nien (1), Herzegowina, Montenegro, Albanien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Ungarn 1 (Ost* Karpaten und Banat), Siebenbürgen (1), Galizien. Laserpitium Krapfü ist früher vielfach mit Laser trilobum (pag. 1464) verwechselt worden (über die Unterschiede siehe daselbst). Die Art zerfällt in. eine Anzahl von Formen, die früher als besondere Arten aufgefasst wurden (L. alpinum W. et K., L. marginatum W. et K., L. Gaudini Moretti u. a.). Namentlich wurde bis in die neueste Zeit versucht, das L. alpinum der Gebirge nördlich der Donau von den südlichen Sippen L. marginatum und L. Gaudini getrennt zu halten1). Die angeblich für L. alpinum charakteristischen Merkmale (niedriger Wuchs, wenig»zerleilte Laubblätter, weisse oder purpurne Blüten)*) sind jedoch keineswegs konstant; aus Ungarn und Siebenbürgen liegen Pflanzen vor, die im Wuchs und im Blattschnitt vollständig mit solchen aus Krain und Kroatien übereinstimmen, und bezüglich der Blütenfarbe ist zu sagen, dass nach R e i c h e n b a c h dem Sohn (1867) L. alpinum auch mit im Mittelteil gelblichen (am Rande purpurnen) Kronblättern vorkommt und anderseits L. marginatum (ursprünglich aus Kroatien beschrieben, typisch mit gelblichgrünen, scharf«rot» randigen Kronblättern) im Küstenlande nach P o s p i c h a l mit rosaroten, in Bosnien nach K. M a l y mit blass» gelben, in Krain nach W u l f e n mit weissen Kronblättern (so vielleicht auch in Kroatien) abändert*). Man wird daher — entgegen B o r b ä s und S i m o n k a i — A n d r a e (in Botan. Zeitung 1855, pag. 291), N e i l r e i c h 1) So gibt S i m o n k a i (1887) aus Siebenbürgen nur L. alpinum an und zieht das L. marginatum der Siebenbürgischen Schriftsteller, das nach seiner Meinung von der echten Pflanze von W a 1d s t e i n und K i t a i b e 1 verschieden sein soll, sowie das L. ambiguum Schur als Synonyme dazu. 2) Eine besondere Schwierigkeit in der Bewertung des Merkmals der Blütenfarbe besteht darin, dass dieselbe an älteren Herbarexemplaren selten mit der wünschbaren Deutlichkeit erkennbar ist. *j B o r b ä s (in Mathematikai äs Termüsz Közlemänyek XV [1878], pag. 297/9, milgeteilt von K. M a l y ) versucht L. alpinum (aus Ungarn und Siebenbürgen) von L. marginatum (aus Kroatien) spezifisch zu trennen durch stärker zerteilte Laubblätter (die Originalbeschreibung von W a l d s t e i n und K i t a i b e l besagt jedoch, so wie der Bearbeiter [ The i l ung l sie versteht, das Gegenteil), unterseits an den Nerven behaarte (statt kahle) Abschnitte, kleinere, weisse Blüten, fast gleichlange, zahlreichere (10 bis 20) Doldenstrahlen, zahlreichere Hüll­ blätter, Früchte nur 5 bis 8 (statt 10 bis 13) mm lang, so lang oder etwas kürzer (bei L. marginatum so lang bis doppelt so lang) als die Fruchtstiele. Alle diese Merkmale sind jedoch durchaus unbeständig und können (vielleicht mit Ausnahme der an getrockneten Pflanzen oft schwer erkennbaren Blütenfarbe) mit Leichtigkeit auch an Exemplaren aus Krain und Kroatien festgestellt werden. Immerhin ist zuzugeben, dass an der nördlichen Pflanze die Hüllblätter und Doldenstrahlen im allgemeinen etwas zahlreicher sind als an der südlichen (L. alpinum: Hüllblätter meist 6 bis 8, Strahlen der Hauptdolde 11 bis 15, der Seitendolden öfter 15 oder mehr; L. margi­ natum: Hüllblätter 4 bis 6, Enddolde 6- bis 12», Seitendolden 8» bis 14»strahlig). Dabei ist jedoch noch zu erwägen, ob hier nicht vielleicht Standortseinflüsse mit im Spiele sind, da die Pflanze im Süden anscheinend schattige Standorte (im Küstenlande und in Kroatien Buchenwälder), im Norden vielleicht licht» und sonnen­ reichere Stellen bevorzugt.

1484 und R e i c h e n b a c h dem Sohne (Deutschlands Flora XXI [1867], pag. 94) darin beipflichten müssen, dass L. alpinum nicht von L. marginatum getrennt werden kann und in der Hauptsache nur eine kleinere Form des» selben mit weniger reidi»gegliederten Laubblättern darstellt. L. Gaudini möchte durch die kahlen Doldenstrahlen und die ebensolchen Hauptrippen der Frucht stärker verschieden sein; da jedoch anscheinend keine geographische Trennung besteht (L. Gaudini wird ausser der Schweiz und Tirol neuerdings auch aus Dalmatien, der Herzegowina und Montenegro angegeben), dürfte es sich um eine polyphyletisch entstandene Sippe handeln, die, wie Ne i l r e i c h und R e i c h e n b a c h der Sohn (1867) hervorheben, nicht wohl als eine eigene Art gelten kann, sondern besser nur als Unterart bewertet wird (auf allfällige Uebergangsformen ist zu fahnden)1). Subsp. I. m arginätum (Waldst. et Kit.) Thellung 1925 [ampl., incl. subsp. alpinum] ( = L. marginatum W. et K. 1805 ampl. [incl. L. alpinum W. et K. 1812], = L. Krapf(f)ii Crantz sens. strict., = L. trilobum Krapf(f) ex Crantz 1767, Jacq. 1774 [in textu, nomen], Murray 1774 et 1784, Sprengel 1818 et ap. R. Sch. 1820, Rchb. Fl. exc., non L. nec Jacq. 1762, = Laser trilobum Baumg. et auct. Transsilv., nec Borkh., = Laserpitium aquilegiifölium DC. Prodr. pro parte [excl. syn. Murr, et loc. Gail.]). Doldenstrahlen und Blütenstiele auf der Innenseite von zäckchenförmigen oder etwas borstig»verlängerten, nach aufwärts gerichteten Papillen rauh (selten die Doldenstrahlen ± glatt), auch die Hauptrippen der Frucht mit nach aufwärts»angedrückten Börstchen besetzt. Stengel öfter nur schwach bereift. Obere Laubblätter an Gestalt meist nicht auffällig von den unteren ver» schieden; ihre Abschnitte, wenn ausgebildet, öfter gezähnt. Abschnitte im übrigen kahl oder unterseits rauh» haarig, am Rande gezäckelt»rauh bis glatt. Kronblätter verschieden gefärbt (vgl. die Abarten). Im Gebiete im K ü s t e n l a n d e der Adria (nach P o s p i c h a l in Buchenwäldern der östlichen CicemBerge, spärlich) auf dem Monte Maggicre, dem Sissol und dem Sia»Berge; ausserdem nach P a u 1i n im Görzer Gebiet am Fusse des Cavin bet Dol nächst Heidenschaft) und in K r a i n (nach P a u l i n hie und da in der Berg» und Voralpen» stufe: am Krim und Mokrec bei Laibach ; in Unterkrain23*) auf der Bela stena bei Reifnitz, am Friedrichstein bei Gottschee, auf der Göttenitzer Alpe, auf den Morowitzer Bergen, bei Untersteinwand nächst Nesselthal und am Gorjanec oberhalb Javrovic im Uskokengebirge; in Innerkrain am Schneeberge bei Laas und bei Idria); ferner im ganzen ostwärts davon gelegenen Teile des Verbreitungsgebietes der Art ausschliesslich oder vorwiegend (z. B. in Kroatien], Dalmatien] und Bosnien]). [Die Angabe von L. „trilobum“ (wohl im Sinne von M u r r a y , d. h. = L. Krapfii subsp. marginatum) aus den Kantonen Waadt und Wallis durch Mu r i t h (1810) und d’Angreville (1862) bezieht sich auf L. latifolium, diejenige von L. marginatum « typicun» aus der Gegend von Como durch P a o l e t t i (1900) wohl sicher auf subsp. Gaudini.] In Krain und im Küstenland erweist sich subsp. marginatum nach P a ul in (briefl.) als eine Leitpflanze der Pontisch»Illyrischen Flora; der westlichste Fundort liegt am Berge Cavin ( = Tschaun) im Görzischen, der nördlichste am Berge Krim bei Laibach. Nach der B l ü t e n f a r b e können unterschieden werden: f. 1. t y p i c u m Pospichal 1898 (pro var., emend.). Kronblätter grünlichgelb, mit scharfem, rotem oder gelbrotem Rande und ebensolchem Mittelstreif (vielleicht nur südlich der Donau, hier jedenfalls vorherrschend, in Kombination mit den Abarten scabrösum und Arüncus, vielleicht auch mit alpinum). f. 2. o c h r o l e ü c u m K. Maly 1920 (pro var.). Kronblätter (völlig aufgeblüht) blassgelb (in Bosnien, wahrscheinlich an subvar. scabrösum). f. 3. a l b i f l ö r u m Thaisz (1911, sub „L. latifolium prol. alpinum lusus albiflorus“). Kronblätter weiss (in Ungarn an subvar. alpinum und scabrösum [z. B. Fl. Austro»Hungar. nr. 1318 z. Teil!], in Siebenbürgen wahrscheinlich an allen 3 Blatt« Varietäten, nach W u l f e n in Unterkrain [wahrscheinlich an subvar. Aruncus8)]). f. 4. r o s i f l ö r u m Thaisz (1911, sub „L. latifolium prol. alpinum lusus rosiflorus“). Kronblätter ( i rein») rosa bis purpurn, gegen den Rand dunkler (in Kombination mit subvar. alpinum und [in Ungarn] mit subvar. scabrösum [Fl. Austro»Hungar. nr. 1318 z. Teil!]). — Gleichfalls von zweifelhaftem systematischem Wert sind die 3 auf den S c h n i t t d e r L a u b b l ä t t e r begründeten Abarten (teilweise vielleicht blosse Standortsformen oder Ernährungs» und Ent« wicklungs»Modifikationen?): subvar. a a l p i n u m (Waldst. et Kit.) Rchb. fil. 1867 [pro var. a.], (ß) Paoletti 1900 ( = L. alpinum W. et K. 1812, = Siler alpinum Baumg., = L. Krapf[f]ii subsp. alpinum Thellung 1925, = L. latifolium prol. alpinum Thaisz in Magyar Bot. Lapok 1911 pag. 55, = Laser trilobum Baumg. sens. strict. [?], x) Von P i c h l e r in Dalmatien (Chermesnitza) als L. Gaudini gesammelte Exemplare besitzen zwar fast kahle Doldenstrahlen, doch deutlich papillös«rauhe Blütenstiele und feinborstige Hauptrippen der Frucht. Diese sicherlich zu L. marginatum gehörige Form kommt nach K. M a l y (briefl. III. 1925) auch in Bosnien vor. s) W u l f e n nennt aus Unterkrain für sein L. „alpinum“ insbesondere die Fundorte: zwischen Kletsch und Altlag und an Felsen an der Bezirksstrasse von Gottschee nordwärts nach Seisenberg, Weixelburg und Sittich. In diesem Gebiete kommt nach P a u l i n (briefl., 1925) stellenweise L. marginatum var. Aruncus, nicht aber echtes L. alpinum vor. 3) Vgl. Fussn. 2. Auch an einzelnen Exemplaren des reichen Exsikkaten«Materials des L. marginatum subvar. scabrösum von P i c h l e r von Ostarje in Kroatien (als L. alpinum ausgegeben) erscheinen die Krön« blätler in der vollen Entwicklung weiss (in der Jugend rot»überlaufen, aber nicht scharf rotrandig).

1485 = Laserpitium trilobum Rocbel sens. strict. [?], = L. marginatum ß trilobum Pospichal 1898). Laubblätter einfach, oder unvollständig.doppelt 3»zählig.fiederschnittig, die Seitenabschnitte 1. Ordnung öfter ungeteilt (nur ± tief 3»lappig oder 3-spaltig), gestielt, der Mittelabschnitt ebenso oder 3>schnittig mit sitzenden (oft 2»lappigen) Seiten, und gestieltem, 34appigem Mittelabschnitt 2. Ordnung; Lappen länglidi.eiförmig, öfter spitzlich. Pflanze schlank, meist niedrig (nur etwa bis 45 cm hoch). Blüten öfter rot oder weiss. So in den Karpaten und den Siebenbürgischen Alpen (hieher einzelne Exemplare der Flora exsiccata Austro.Hungarica nr. 1318 aus dem Komitat Marmaros); nach P o s p i c h a l gehört hieher auch die erwähnte Pflanze des Sia.Berges im Küsten, lande (mit rosaroten Blüten). Anscheinend eine Kümmerform höherer Lagen oder anderer ungünstiger Standorte (nach P o s p i c h a l eine Schattenform). [Die Angaben von L. alpinum aus Salzburg (durch M i e l i c h * h o f e r ) und aus Tirol (zwischen Trafoi und Franzenshöhe nach G r i e s s e l i c h 1838) sind als irrtümlich zu streichen; diejenige aus Graubünden durch G a u d i n und D u c o m m u n bezieht sich auf subsp. Gaudini]. — subvar. ß s c a b r ö s u m Rchb. fil. [„L. marginatum b. genuinum aa. scabrösum“] ( = L. marginatum W . et K. sens. strict., = L. marginatum typicum var. scabrum [sphalm.] „Rchb.“ ex Bede 1895, = L. alpinum var. nemorösum Stapf! in FL Austro.Hungar. nr. 1319 [1886], = L. marginatum « typicum Pospichal 1898 pro parte, Paoletü 1900 pro parte, = L. alpinum Schlosser et Verkot.?, Pichler exsicc.l [e Croatica], nec W. et K.). Laubblätter doppelt 3«zählig.fiederschnittig. Mittelabschnitte 2. Ordnung gestielt, 3»lappig; Seitenabschnitte 2. Ordnung (wenigstens an den Seitenabschnilten 1. Ordnung) fast sitzend, meist 2.1appig. Alle Lappen eiförmig, stumpf. Abschnitte im übrigen unterseits rauhhaarig bis fast kahl, am Rande (stets?) gezäckelt.rauh. Krön, blätter typisch grüngelblich und rolrandig, doch auch rot und wohl auch weisslich. So (mit typisch gefärbten Kronblättern) in Kroatien (!) und Bosnien (!) und wohl noch anderwärts in den nördlichen Balkanländern; mit roten Kronblättern in LIngarn (FL Austro.Hungar. nr. 1318 zum Teil!), mit weissen in Ungarn (Fl. Austro. Hungar. nr. 1318 z. Teil!) und in Siebenbürgen? (leg. B o r b ä s!). R e i c h e n b a c h der Sohn (1867) gibt diese Abart auch vom Berge Krim bei Laibach (leg. F r e y e r ) 1) an. Ob die (vom Bearbeiter nicht gesehenen) Pflanzen des Küstenlandes hieher oder zur folgenden Abart gehören, ist aus der Literatur nicht zu ersehen, da P o s p i c h a l diese beiden Abarten als var. typicum zusammenfasst. — subvar. y A r ü n c u s Rchb. fil. 1867 [in icone, pro var.] ( = L. marginatum b. genuinum bb. Aruncus Rchb. fil. 1867 in textu, = L. Aruncus Fritsch 1897, = L. marginatum a typicum Pospichal 1898 pro parte, Paoletti 1900 pro parte, = L. alpinum Wulfen in Roem. Arch. et Fl. Nor., Mert. et Koch, Fritsch 1909, nec W. et K.). Laubblätter doppelt» bis 3*fach 3.zählig»fiederschnittig. Mittelabschnitte 2. Ordnung gestielt, derjenige des Mittelabschnitles 1. Ordnung 3» (bis 5*) schnittig, diejenigen der Seitenabschnitte 1. Ordnung 3» bis 5»lappig; alle Seitenabschnitte 2. Ordnung gestielt, 3. bis 5-lappig oder »schnittig. Alle Lappen länglich-eiförmig, spitzlich, die Abschnitte daher denen der Rosacee Arüncus Silvester ( = Spiraea Aruncus) nicht unähnlich. Abschnitte unterseits rauhhaarig bis fast kahl, am Rande schwach gezäckelt.rauh bis glatt. Blüten an der R e i c h e n b a c h ’ sehen Abbildung (nach der Pflanze von Laibach) — willkürlich — rot koloriert, in Wirklichkeit jedoch an den Krainer Pflanzen vermutlich gelbgrünlich und rotrandig (so auch nach R e i c h e n b a c h ’ s eigener Beschreibung!), nach W u l f e n (als^L. alpinum) jedoch weiss; auch in Siebenbürgen (nach S c h u r , unter L. marginatum) weiss. Hieher die Pflanze des Krimberges bei Laibach (!) und wohl auch die übrigen Krainer Vorkommnisse; ferner Pflanzen aus Bosnien (!) und Siebenbürgen (J) und wohl auch aus anderen Teilen des Verbreitungs. gebieles der Unterart. II. Gaudini*) ( M o r e t t i ) T h e l l u n g 1925 (= L. G a u d i n i M o r e t t i 1824, = L. m a r g i n a t u m b. g e n u i . R c h b . fil. 1867, = s u b s p . G a u d i n i N y m a n 1879, = v a r . y G a u d i n i P a o l e t t i [ J a n . 1900], = L. lu td o lu m G a u d i n 1828, = L. t r i l o b u m S u t e r , C l a i r v . ! , V i l l . V o y 1912, H e g e t s c h w . a p . S u t e r 1822, n o n L . n e c a l i o r ., = S i l e r t r i l o b u m H e g e t s c h w .! 1838/9 e x l o c . [ t e s t e h e r b . ! ] , n e c C r a n t z , = L. a q u ile g iifö liu m S c h le i c h e r e t T h o m a s e x s i c c . , C l a i r v . 1811, H e g e t s c h w . a p . S u t e r , n e c J a c q . , = S i l e r a q u i l e g i i f ö l i u m H e g e t s c h w . a p . S u t e r 1822, n e c G ä r t n e r , = L a s e r p i t iu m m a r g i n a t u m D C . P r o d r . p r o p a r t e , a u c t . T i r o l . , C a r u e l 1889 e x Su b sp .

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im H e r b . B o i s s i e r ) b e s i t z e n d ie B l a t t . Z e r t e i l u n g v o n s u b v a r . A r u n c u s , s t e h e n

d e r A b s c h n itte d e r s u b v a r . s c a b r ö s u m

n äh er.

*j Benannt nach Jean François Gottlieb Philippe G a u d i n , geboren 1766 in Longirod (Kt. Waadt), gestorben 1833 in Nyon (Waadt), Pfarrer daselbst, einem der besten Kenner der Schweizerflora, Verfasser der ausgezeichneten, in ihrer Art einzig dastehenden .Flora Helvetica“ (7 Bände, 1828 bis 1833) und der »Synopsis Florae Helveticae“ (1836 von J, P. M o n n a r d herausgegeben); verdient insbesondere um die Kenntnis der Gräser und Scheingräser (.Agrostologia Helvetica“, 2 Bände, 1811), der Saxifragen u. a. Nach ihm sind benannt die als gültig angenommene Gramineen.Gattung Gaudinia Pal. (1812) und die Phylolaccaceen-Gattung Gaudinia J. Gay 1829 (= Limeum L.).

1436 loc., nec W. et K. sens. strict., = L. alpinum Gaudin Synopsis [excl. descr.], Ducommun [id.|, nec W. et K.). Doldenstrahlen gleidi den Blütenstielen und den Hauptrippen der Frucht kahl. Stengel stark bereift. Obere Laubblätter von den unteren öfter auffällig verschieden, ihre Abschnitte (zahlreich und ansehnlich) lang und schmal, ganzrandig. Kronblätter (wohl stets) wie bei subsp. marginatum subvar. typicum gefärbt, d. h. gelb» grünlich mit scharfem rotem Rande und ebensolchem Mittelstreif. Untere Laubblätter 2» bis 3»fach dreizählig» fiederschnittig; Seitenabschnitte 2. Ordnung alle gestielt, entweder ungeteilt (nur 3dappig) oder 3=schnittig mit gestieltem Mittelabschnitt 2. Ordnung. Lappen meist breit länglich=eiförmig, breiter und stumpfer als bei subsp. marginatum subvar. Arüncus, in der Gestalt etwa die Mitte zwischen diesem und subvar. scabrösum haltend, am Rande stets glatt. Nur diese Unterart in T i r o l ! (oberes Inntal, Gebiet von Meran, Nonsberg, Bozen, Fossa, Judicarien, Trient und Riva; meist etwa von 1000 m an aufwärts bis 2000 m, doch am Monte Corno bei Trient bis zu 570 m herabsteigend) und in den östlichen und südlichen S c h w e i z e r a l p e n (1): Graubünden (ziemlich verbreitet; meist etwa zwischen 1500 und 2000 m, am Parpaner Rothorn bis 2200 m ansteigend, im Bernina« gebiet vereinzelt bis 2350 m), St. Gallen (einzig im Ober» land im Tale von Vättis als südliche Einstrahlung über den Kunkelspass), Tessin (verbreitet, bis 1700 m an» steigend) und Wallis (als „insubrische“ Einstrahlung am Fusse des Simplon bei Gondo und in Zwischbergen, sowie sporadisch [anscheinend als neuer Einwanderer] auf der [nach Osten gerichteten] Westflanke des Visper» tales an der „Kalkfluh“ zwischen Vispach und Zeneggen). Ferner in Ober=Italien (!) von Piemont (Aostatal) bis Venetien-, ausserdem angegeben aus Dalmatien (nach R e i c h e n b a c h dem Sohn)*), Herzegowina (G. B e c k 1895)x) und Montenegro ( R o h l e n a 1913). — Aendert ab: subvar. «. r ö r i d u m 2) Christ [ap. Gremli 1S78 pro var.] (= f. roridum Wohlfarth 1893). Laubblatt* Abschnitte fast oder völlig kahl. (Anscheinend überall vorwiegend), subvar; ß. ä s p e r u m Dalla Torre et Sarnthein 1909 [pro var., excl. syn. Crantzii]. Laubblatt» Abschnitte unterseits zerstreut« oder dichter borstig» behaart (besonders an den Nerven), gleichzeitig auch die Blattspindel an der oberen Kante mit oft gebüschel* ten Borstenhaaren besetzt. (Seltener; in der Schweiz z. B. bei St. Moritz im Engadin [!]; nach A m b r o s i in Süd.Tirol: Monte Baldo [!]). Im Engadin tritt die Unterart ziemlich häufig auf groben Dolomitgeröll (Fig. 2566) auf, mit Calama» grostis varia, Polygonatum officinale, Saponaria ocimoides, Silene nutans und S. vulgaris, Arabis alpina, Hedysarum obscurum, Helianthemum nummularium, Arctostaphylos uva ursi, Satureia alpina, Senecio Doronicum, Leontodon incanus, Crepis Jacquini usw. (vgl. auch Bd. III, pag. 394), dann in den Legföhren» beständen und in lichten Nadelwäldern. Nach S c h l e i c h e r (bei Gaudin, Flora Helvetica II [1828], pag. 349) bildet die Pflanze in der Kultur keine Früchte aus; sie scheint demnach (ob stets?) selbststeril und auf die Kreuzbestäubung zwischen zwei verschiedenen Stöcken angewiesen zu sein.

2123.

Laserpitium peucedanoides L. ( = L. peucedanifölium [lapsu] Hruby in Allg. bot. Zeitschr. 1925, pag. 31, = L. angustifölium Scop. nec L ). H aarstr ang =L a se rk ra u t. Fig. 2567. Pflanze ausdauernd, ganz kahl, schlank und schmächtig, etwa 30 bis 60 ( 1 0 0 ) cm hoch. Grundachse ziemlich dünmwalzlich, aussen braun, am Halse dicht faserschopfig. Stengel aufrecht, dünn, stielrund, feimgerillt, meist ästig. Untere Laubblätter lang'gestielt, im Umriss1

1) Exemplare aus Dalmatien (Chermesnitza, leg. P i c h l e r 1870 als L. Gaudini, Herb. Boiss.) besitzen zwar fast glatte Doldenstrahlen, aber deutlich papillös.rauhe Blütenstiele und (wenn auch etwas spärlicher») feinborstige Hauptrippen der Frucht und gehören daher sicherlich zu subsp. marginatum (subvar. scabrösum). — Das Vorkommen der subsp. Gaudini in der Herzegowina und in Bosnien wird von K. M a l y (briefl. III. 1925) bestätigt. s) Lat. röridus = betaut, bereift, von ros (Genitiv röris) — Tau; wegen der (bei dieser Form besonders starken) Bereifung des Stengels.

1487 dreieckig, 2 ® bis 3 ®fach dreizählig'fiederschnittig (Seitenabschnitte 2 . Ordnung bald ungeteilt und sitzend, bald gestielt und 2* bis 3®schnittig; Endabschnitte ungestielt, die Abschnitte daher an den Enden der Abschnitte 1. Ordnung meist zu 3 fingerförmig*gestellt); Abschnitte hell® grün, linealisch bis eidänglich, 1 , 5 bis 1 0 cm lang und 2 bis 1 2 mm breit, ganzrandig, beiderends verjüngt, schlank®zugespitzt oder plötzlich*bespitzt, am Ende mit einer schlanken, oberseits rinnigen Stachelspitze, an dem leicht nach oben eingebogenen Rande unter dem Mikroskop sehr fein gezäckelt * papillös, unterseits mit 5 bis 5 vorspringenden, dem Mittelnerv fast parallelen, vom Rande ent® fernt verlaufenden Seitennerven, dazwischen mit einem feinen Adernetz aus in der Längsrichtung des Abschnittes (parallel zum Mittelnerv) verlängerten Maschen. Obere Laubblätter auf den engen, schmal ®hautrandigen Scheiden ungestielt, weniger reich * zusammengesetzt •, die Spreite der allerobersten oft ver® kümmert. Dolden klein (zur Fruchtzeit etwa 5 bis 8 cm im Durchmesser), mit 5 bis 1 0 glatten, ziemlich dünnen Strahlen. Hüllblätter etwa 5 bis 8 , linealisch® bis lanzettlich * pfriemlich, schmahhautrandig; Hüllchenblätter pfriemlich ®fädlich, kaum breiter als die Blütenstiele, nicht merklich hautrandig. Blüten weiss (anfangs oft rötlich). Kelchzähne lang, pfriemlich=borstlich. Krön® blätter breit®verkehrt=eiförmig, etwa l 1/* bis H/a mm lang und 1 bis D/a mm breit, am Grunde kurz=benagelt, an der Spitze kurz 2 ®lappig ®ausgerandet und mit einem schlanken, spitzen, eingeschlagenen Läppchen versehen. Frucht breit=ellipsoidisch, meist rot überlaufen, etwa 4x/a bis 7 mm lang und 4 bis 5 mm breit (mit den Flügeln). Grundgewebe der Fruchtwand in der innern Hälfte als stark verholzte Hartschicht ausgebildet (Zellen dickwandig, stark getüpfelt, die inneren Lagen quer®, die äusseren längsgestreckt), auch das Grundgewebe ausserhalb der Gefässbündel (zwischen diesen und der Oberhaut der Haupt® rippen) dickwandig und im Querschnitt dem Hartbast ähnlich). Gefässbündel sehr ansehnlich, säulenförmig, im Querschnitt Fig. 2567. L a s e r p i t i u m p e u c e d a Habitus, b Blüte, c Frucht kreisrund und einen grossen Teil der Dicke der Fruchtwand aus® n o id e s L. adurchschnitten. füllend. Oelstriemen sehr dünn (im Querschnitt viel kleiner als die Gefässbündel), nur als (lysigene) Gewebslücken (ohne eigene Wandung) erscheinend, einzeln unter den Tälchen (bezw. Nebenrippen), 2 an der Fugenfläche; ausserdem kleine „sekundäre“ Oelstriemen an der Aussenseite der Gefässbündel. Hauptrippen verhältnismässig deutlich, in der Form eines kleinen Wulstes vorspringend. Nebenrippen flügelförmig®ausgezogen, dünn, an der Schneide oft gezähnelt; die Seitenflügel etwa 1 bis l 1/« mm breit, etwas schmäler bis etwas breiter als Fruchtgehäuse an der Fugenfläche, die Rückenflügel etwas schmäler als die seit* liehen. Griffelpolster hoch »kegelförmig, in die Griffel verjüngt; diese etwa 1 mm lang, wenig länger bis doppelt so lang als das Polster, ungefähr wagrecht'gebogen, mit halbkugelig* scheibenförmiger Narbe. Nährgewebe im Querschnitt halbelliptisch=bohnenförmig. — VI bis VIII. Ziemlich selten in den O s t a l p e n in der obern Berg* und der subalpinen Stufe (vereinzelt auch höher) an sonnigen, felsig®buschigen Bergabhängen, auf Bergwiesen, magern Weiden, an Waldrändern, in lichten Berg Wäldern, im Legföhren* und Alpenrosengebüsch, auf Felsschutt 5 oft als Begleitpflanze von Phyteüma comösum (Bd. VI, pag. 387). In O e s t e r r e i c h in Krain (mehrfach), im Küstenlande (im Gebiet von Görz und an der Krainer Grenze auf den Kalkterrassen des Berges Sembije zwischen Dornegg und Grafenbrunn), in Untersteiermark

1488 (K a r a w a n k e n u n d S a n n ta le r A lp e n

von

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N o rd = Italien (v o n d e n C o m e r s e e * A lp e n bis n a c h F ria u l,

in d e n B ellu n esisch en A lp e n

(s. o b e n ),

K ro n sta d t) d u rch B a u m g a r t e n

K r o a tie n ,

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bis 2 4 0 0 m ,

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E u g a n e e n ),

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S ie b e n b ü rg e n

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b e z ie h t sich n a ch S i m o n k a i a u f L . P r u te n ic u m v a r . g la b ru m ].

Laserpilium peucedanoides, das zuerst von S e g u i e r in dessen „Plantae Veronenses“ (1745) unter dem Namen „L. peucedanoides, foliorum segmentis angustissimis“ beschrieben und abgebildet wurde, gleicht, wie der Name andeutet, in der Tracht und im Blattschnitt in den schmalschnittigen Formen ausser­ ordentlich gewissen Arten von Peucedanum aus der Gruppe des P. officinale (namentlich dem weissblütigen P . Gallicum), in den breitschnittigen Formen dagegen nicht minder täuschend dem Siler montanum ( = Laser» pitium Siler), lässt sich aber auch im blühenden und selbst im blütenlosen Zustande bei genauerm Zusehen von den beiden genannten Arten leicht und sicher trennen. Bei Peucedanum Gallicum treten die Seitennerven der LaubblattoAbschnitte auch oberseits deutlich hervor und verlaufen ganz aussen am Rande, die Kelchzähne sind dreiedcig»lanzettlich (nicht pfriemlich) und die Kronblätter kleiner, an der Spitze nicht ausgerandet, sondern nur eingebogen. Siler montanum besitzt gleichfalls eine abweichende Äderung der Laubblatt»Abschnitte (Nelz« maschen parallel zu den schief»verlaufenden Seitennerven längsgestreckt), ferner eine reichstrahlige Dolde und viel breitere Hüll» und namentlich Hüllchenblätter. Auch L. Gallicum kommt in den schmalschnittigen Formen in der Gestalt der Laubblatt«Abschnitte dem L. peucedanoides oft recht nahe, besitzt aber nicht die ausgesprochen typische Äderung des letztem und anderseits reicher» und mehr fiederförmig«zerteilte Blätter, ferner viel» strahlige Dolden mit breiten Hüll» und Hüllchenblättern. — Die Breite der Laubblatt»Abschnitte ist, wie bereits in der Beschreibung hervorgehoben, äusserst veränderlich. Die extremen Formen erscheinen zwar in typischer Ausbildung stark verschieden, sind aber durch so allmähliche Uebergänge verbunden, dass auf Grund der morphologischen Verhältnisse allein eine irgendwie scharfe Trennung unmöglich ist; vgl. A. Pyr. De Ca ndol l e (Prodromus IV [1830], pag. 205), der 3 Formen beschreibt, ohne sie zu benennen, und B o l z o n (in Bull. Soc. bot. itab 1913, pag. 307/8), der die Art nach dem Blattschnitt in die 3 Formen genuinum, angustissimum und brevifölium zerlegt. Der jedoch anderseits, wie J. P e v a l e k (Die Formen von Laserpitium peucedanoides L., in Acta Botanica Inst. Bot. R. Univ. Zagreb. I [1925], pag. 115/120, 5 Textfig.) mit Recht aufmerksam macht, zwischen der Breite der Laubblatt«Abschnitte und der geographischen Verbreitung eine gewisse — wenn auch nur unvollkommene — Beziehung besteht, dürfen die 3 Formen wohl höher, nämlich als — in Bildung begriffene — geographische Rassen bewertet werden: a) Laubblatt«Abschnitte fast lederig, mit derber Oberhaut und unterseits stark hervorlretenden Seitennerven, schmal linealischdanzettlich bis linealisch, (12) 20» bis 50»mal so lang als breit, schlank.zugespitzt: var. n l o n g i f ö l i u m Rchb. 1832 ( = L. peucedanoides ß foliolis linearibus angustissimis Willd. 1798, = f. angustissimum Bolzon 1913). Fast nur im westlichsten Teil des Verbreitungs» gebietes: Comersee»Alpen 1 (nach R e i c h e n b a c h ) ; Monte Baldo (1), Vallarsa und Monte Ario (nach Peval ek) ; Monte Grappa [Prov. Treviso] (nach B o l z o n ) . — b) Abschnitte dünner, mit zarter Oberhaut und unterseits schwach hervortretenden Seitennerven, länglich*elliptisch bis linealischdanzettlich: var. ß v u l g ä r e Pevalek ( = f. genuinum Bolzon). Abschnitte lanzettlich oder linealisch.länglich bis linealischdanzettlich, (8) 10» bis 20« (40»)mal so lang als breit, an der Spitze allmählich verschmälert. Fast im ganzen Verbreitungsgebiete der Art, nur im westlichsten Teil fast ganz durch die var. a ersetzt (kommt jedoch vereinzelt noch in den Corner« see«Alpen vor!). Offenbar die älteste Sippe (Stammform), von der sich im westlichsten Teil des Areals die var. longifolium, im mittlern und östlichen Teil die var. latifolium abzutrennen im Begriffe steht. — var. y l a t i f ö l i u m Arcang. 1882 ( = f. brevifölium Bolzon, = var. latisäctum Bornmüller in sched. sec. Pevalek). Abschnitte verkürzt, länglich-elliptisch bis länglichdanzettlich oder schmal verkehrteiförmig»länglich, etwa bis 4 cm lang und 1/s bis V8 (l/io) so breit, diejenigen der unteren Laubblätter stumpflich und plötzlich kurz zugespitzt-bespitzt. Dolomiten (!), Trient, Julische Alpen, Karawanken, Kamniker Alpen, Karst (nach Peval ek) ; *) Die unwahrscheinliche Höhenzahl ,2500 m“ (im Pustertal) in den Schedae fl. exsicc. Austro«Hungar. nr. 2918 beruht, wie Prof. J. B o r n m ü l l e r (briefl., III. 1925) bestätigt, auf einem Irrtum (Standorts»Verwechslung bei der Abfassung der , Schedae“).

1489 Cadorische Alpen [Prov. Belluno] (nach Bo l z o n ) . — f. c o l o r á t u m Bolzon (1913) entspricht einer nicht seltenen Form der Art mit rosa.violett überlaufenen Fruchtflügeln. — Laserpitium peucedanoides wird von S c h a r f e t t e r als eine Charakterpflanze des tridentinisch.karnisdien Gaues bezeichnet. C h o d a t und P a m p a n i n i zählen die Art wie Euphorbia saxatilís, Vicia oroboides, Genista sericea, Cirsium Pannonicum, Scorzonera rosea, Sesleria elongala usw. zu ihrer Adriatischen Gruppe. An der Grigna (am Comersee) wächst sie in der Felsflur bei 1600 m in Südlage nach G e i l i n g e r in Gesellschaft von Sesleria caerulea, Trisetum argenteum, Carex mucronata und C. sempervirens, Silene Saxífraga, Aquilegia Einseleana, Potentilla caulescens, Linum alpinum, Euphorbia variabilis, Bupleurum graminifolium, Rhododendron hirsutum, Erica carnea, Prímula Aurícula und P. glaucescens, Phyteuma comosum und Ph. corniculatíum subsp. charmelíoídes, Campánula Raineri, Valeriana saxatilís, Buphthalmum specíosíssímum, Leontodón tenuiflorus usw.

2124« Laserpitium Archangélica1) Wulfen ex Jacq. 1 7 8 1 / 6 [excl. syn. fere omn.]2) ( = L. Chíróníum3) Scop. 1 7 7 2 , Dalla Torre 1 8 8 2 et 1 8 9 9 , nec L.). E n g e l w u r z * L a s e r k r a u t , „Hirschwurzel“ (im Gesenke). Fig. 2 5 6 8 ; vgl. auch die prächtige Farbtafel bei J a c q u i n , Icones plantarum rariorum I ( 1 7 8 1 / 6 ) , tab. 5 8 . P fla n z e a u s d a u e rn d , k räftig , ( 6 0 ) 8 0 bis 1 5 0 (20 0 ) c m

h o c h , in d e r T ra c h t a n A n g é l i c a

A r c h a n g é lic a o d e r a n P e u c é d a n u m O s trú th íu m e rin n e rn d , a b e r reich lich b o rs tig * z o ttig .

G ru n d *

a ch se dick, ästig u n d d ick faserig , a u sse n g e lb b rä u n lic h , in n e n w eiss u n d e in e n g e lb e n , w ü r z i g e n M ilch saft fü h re n d , a m (bis fin gerd ick ), sch e id e n ,

v e rd ic k te n H a ls e sta rk fa se rsch o p fig .

a u fre ch t,

rü h rig ,

rillig *g efu rch t,

ä stig ,

S te n g e l oft

zu m e h re re n ,

o ft r o b g e s p r e n k e lt,

gleich

k rä ftig

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B la tt*

B lattstielen u n d *sp in d eln u n d d e r L a u b b la tt* U n te rs e ite lo c k e r b o rstig *z o ttig m it n a c h

rü ck w ä rts= g e rich te te n ,

ziem lich sch laffen,

(u n te r d e n S ch eid en )

ganz

b e s o n d e rs

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g ro s s , im U m riss 3 *e ck ig , 3* (bis fast 4*)fach 3 *zäh lig *fied ersch n ittig 5 A b s c h n itte le tz te r O r d n u n g b re ite r* o d e r s c h m ä le r e ifö rm ig , e tw a 2 bis 5 c m 3 *la p p ig o d e r *sp altig, spitzlich o d e r sp itz,

am

la n g

und

1 bis 3 c m

G r u n d e a b g e r u n d e t,

b re it,

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te ilw e ise 2 * b is z e rs tre u t*

oder

d ich t b o rs te n h a a rig , m it e in e m fe in e n , a u s ru n d lich *v ie le ck ig e n M a s c h e n g e b ild e te n A d e r n e t z , am

R a n d e u ng leich *, fast d o p p e lt* g e s ä g t,

sch la n k e n ,

k n o rp e lig e n ,

fein b o rstig *ra u h .

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d ie Z ä h n e

rin n ig e n

k u rz *z u g e sp itz t u n d

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O b e r e L a u b b lä tte r a u f d e n w e it*b a u ch ig e n , e tw a s h a u tr a n d ig e n , s ta rk z o tt ig e n

S ch eid en sitzen d , d e n u n te re n äh n lich , a b e r w e n ig e r e tw a s

v e rse h e n ,

e in g e sch n itte n *sä g e z ä h n ig . ziem lich

g le ich la n g ,

in n e n

D o ld e n von

reichlich

g ro s s ,

k u rzen ,

stu m p fe n ,

flau m ig u n d a u s s e rd e m z e rs tre u t fein a b s te h e n d * w e ic h h a a rig . lan z ettlich d in ealisch ,

h a u tr a n d ig ,

ra u h h a a rig = z o ttig ,

an

ze rte ilt

g ed ru n g en ,

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und

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2 0 * bis 4 0 * s t r a h l i g ;

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P a p ille n

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H ü llb lä tte r z a h lre ic h , a n s e h n lic h , S p itze

oft

e in g e s c h n itte n * g e z ä h n t,

J) Die Pflanze besitzt eine gewisse Aehnlichkeit mit der Engelwurz (Angélica Archangélica, pag. 1338), mit der sie auch früher verwechselt wurde. 2) Seit J a c q u i n (1781/6) wird die »Archangélica“ des C l u s i u s , L o b e i , D o d o n a e u s , Dal e. » c h a m p s , J. B a u h i n und T a b e r n a e m o n t a n u s — schwer verständlicher Weise — als Synonym zu Laser* pitium Archangélica zitiert. Die Pflanze aller dieser Schriftsteller (ausser C l u s i u s ) ist Jedoch sowohl nach dem Text (Pflanze aus Norwegen 1) als auch nach der überall gemeinsamen (ursprünglich wohl von L o b e i [1576] stammenden) Abbildung = Angélica Archangélica (und zwar die Kulturform mit verbreiterten, blatt» artigen Hüllchenblättern) 1 Einzig bei C l u s i u s (1583, 1601) bezieht sich die Fundortsangabe (»Windischland“ zwischen Drave und Save) auf Laserpitium Archangélica; die Abbildung (Kopie nach L o be i ) gehört Jedoch auch hier zu Angélica. — R o t h (Enumeratio plantarum phaenogamarum in Germania . . . I, 1 [1827], pag. 883) bemängelt in den genannten Abbildungen, die er unter L. Archangélica zitiert, die gesägten »Hüllblätter“. In Wirklichkeit kommen bei L. Archangélica tatsächlich solche vor-, aber die angezogenen Abbildungen zeigen hüllen» l o s e Dolden (eben deswegen gehört Ja auch die Pflanze zu Angélica und nicht zu Laserpitium), und die gezähnten Hochblätter sind vielmehr die Hüllchen, die annähernd in dieser Ausbildung (wenn auch nicht gar so auffällig gesägt 1) bei gewissen Kulturformen von Angélica Archangélica tatsächlich Vorkommen. s) Vgl. oben unter Opopanax, pag. 1360, Fussn. 2.

1490 gleich den Hüllchenblättern frühzeitig zurückgeschlagen; letztere gleichfalls zahlreich und ansehnlich, verbreitert linealischdanzettlich, fast länger als die Blütenstiele, im oberen Teil krautig, unterwärts hautrandig, zottig=bewimpert. Blüten weiss oder aussen rötlich. Kelchzähne kurz, 3=eckig*lanzettlich*pfriemlich. Kronblätter ansehnlich, etwas ungleich, die äusseren breit* verkehrt=herzförmig, etwa 1 mm lang und 2 mm breit, am Grunde sehr kurz nagelförmig* zusammengezogen, an der Spitze etwa bis zu */3 der Länge ausgerandet, mit breit abgerundeten Seitenlappen und einem schmalen und spitzen, bis zum unteren Drittel des Kronblattes reichenden, eingeschlagenen Läppchen. Frucht breiter* oder schmäler*ellipsoidiscb, gelbbraun, etwa 8 bis 10 mm lang und 5 bis 8 mm breit (mit den Flügeln). Grundgewebe der Frucht* wand (etwa mit Ausnahme der allerinnersten Zellschicht) ziem* lieh dünnwandig, fein*getüpfelt, nur innen am Grunde des Flügel * Querschnittes verholzt. Gefässbündel im Querschnitt elliptisch (quer*gestreckt), diejenigen der Rückenrippen ziemlich unansehnlich. Oelstriemen gross, einzeln unter den Tälchen (bezw. Nebenrippen), 2 an der Fugenfläche; ausserdem kleine ,,sekundäre“ Oelstriemen vereinzelt an der Aussenseite der Gefässbündel. Fiauptrippen schwach fädlich*vorspringend, kahl. Nebenrippen flügelförmig=ausgezogen, dünn; die seitlichen so breit oder breiter als das Fruchtgehäuse an der Fugenfläche (D/s bis 3 mm breit), die Rückenflügel meist bedeutend schmäler, zuweilen fast verkümmert. Griffelpolster mässig hoch kegel* förmig, stumpflich; Griffel davon abgesetzt, 3* bis 4*mal so lang (etwa 2 mm lang) und darüber hinabgebogen, mit halb* kugelig=kopfiger Narbe. Nährgewebe im Querschnitt halb* elliptisch=bohnenförmig. — VII bis IX. Sehr selten in den östlichen Gebirgen an grasigen oder kräuterreichen, buschigen Lehnen, an steinigen, waldigen Berg* hängen, auf Gebirgswiesen, an Waldrändern, in Schluchten. In O e s t e r r e i c h im Schlesisch•Mährischen Gesenke (nur im Hochgesenke, hier die Nord westgrenze der Verbreitung erreichend: Brünnel» heide, Hungerlehne, Peterstein, Grosser Kessel, Hirschkamm, Schlösset in der Kriech, Kleiner Kessel, Kleppel) und in Krain (nach P a u l i n : selten und unbeständig; am Krim bei Laibach, auf Bergen um Reifnitz, sowie bei Zirk» nitz auf der Slivnica gegen Brezje und am Fusse des Goli vrh bei Topol und Selscek; ehedem auch am Berge Friedrichstein bei Gottschee [seither durch Aufforstung eingegangen], früher ausserdem von Bischoflak [ Wu l f e n] und von Mariafeld bei Laibach [ F l e i s c h m a n n ] angegeben); aus Tirol durch L ö h r (1852) irrtümlich angegeben. — Fehlt in D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z vollständig.

Fig.2" 68. L a s e r p i t i u m A r c h a n g e l i c a Wulfen, a Blühender oberer Sprossteil. b Unteres Laubblatt, c Frucht, d Quer­ schnitt durch die Teilfrucht (d nach R e ic h e n b a c h ).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Oestlicher Teil der Europäischen Gebirge (Haupt* Verbreitung in den Karpaten, Westgrenze im Gesenke und in Krain); ausser den genannten Gebieten noch in Ungarn, Kroatien, Bosnien, Serbien (?) und Rumänien. Im Grossen Kessel des Mährischen Hochgesenkes wächst die Art nach H. L a u s (vgl. Deutsche Botan. Monatsschrift. Bd. XXII [1911], pag. 190/1) in der Formation der Krüppelhölzer (1200 bis 1400 m) mit Picea cxcelsa, Salix caprea, S. aurita und S. Silesiaca, Betula pubescens var. Carpathica, Fagus silvatica, Ribes petraeum, Sorbus Aucuparia, Rosa pendulina, Rubus saxatilis und R. ldaeus, Acer Pseudoplatanus, Daphne Mezereum und Lonicera nigra, nebst zahlreichen Gräsern, Kräutern und Stauden, wie Festuca silvatica, Poa Chaixi, Lilium Martagon, Streptopus amplexifolius, Polygonatum verticillatum, Veralrum album, Polygonum Bistorta, Aconitum Lycoctonum und A. Napellus, Delphinium elatum, Ranunculus Breyninus und R. platanifolius, Lunaria rediviva, Geranium silvaticum, Pleurospermum Austriacum, Conioselinum vaginatum, Campanula latifolia, Senecio nemorensis, Adenostyles Alliariae, Cirsium heterophyllum, Cicerbita alpina, Crepis Sibirica, C. conyzifolia und C. mollis. — Die Wurzel enthält einen Milchsaft, der zu einem scharf aromatischen Gummiharz eintrocknet. Die Früchte werden als Gewürz verwendet.

1491

2125« Laserpitium nitidum Zantedeschi 1813 ( = L. hirtellum Gaudin 1828, L. pilösum Moretti 1818, Comolli Prodr. fl. Com., nec Willd.). G l ä n z e n d e s L a s e r k r a u t . Fig. 2o69. Pflanze ausdauernd, 30 bis 60 cm hoch, stellenweise borstig*steifhaarig. Grundadise ziemlich dick, walzlich*spindelförmig, aussen braun und geringelt, am Halse mit einem langen, derben, braunschwarzen Faserschopf. Stengel aufrecht, stielrund, feimgerillt, röhrig, oberwärts ästig, zerstreut borstig * steifhaarig mit derben, auf Knöt* chen aufsitzenden, teilweise gebüschelten oder gegabelten Haaren; diese zur Reifezeit (namentlich im unteren Teil des Stengels) leicht abbrechend und nur das Polster zu* rücklassend. Untere Laubblätter lang*gestielt, im Umriss dreieckig oder breit*eiförmig, 3*fach=fiederschnittig, mit gleich dem Stengel borstig*steifhaarigen Spindelabschnitten; Abschnitte letzter Ordnung länglidneiförmig bis eiförmig, etwa H /2 bis 3 cm lang, 1 bis H/2 cm breit, stumpf bis spitzlich, am Grunde herzförmig bis breihkeilförmig, meist seicht 3* bis 5* (7*)lappig, am Rande dicht* und scharf ge* zackt*gesägt (mit zugespitzten, in eine schlanke, oberseits gefurchte, knorpelige Stachelspitze auslaufenden Zähnen), etwas dicklich=starr, oberseits kahl, unterseits glänzend und borstig*steifhaarig, am Rande kurz borstig*bewimpert. Obere Laubblätter auf den ziemlich engen, hautrandigen Scheiden sitzend, weniger reich*zerteilt, die Abschnitte oft tiefer* und schmäler*eingeschnitten. Dolden ziemlich gross, etwa (10*) 15* bis 25*strahlig; Strahlen wenig ungleich, innen papillös * gezäckelt * rauh und ausserdem mit zer* streuten, längeren Borstenhaaren versehen1). Hüllblätter zahlreich, ansehnlich, lanzettlich, hautrandig, bewimpert (namentlich oberwärts), an der Spitze 3* bis 2*zähnig* ein geschnitten, zuletzt oft zurückgeschlagen; Hüllchenblätter gleichfalls zahlreich, lanzettlich, fast so lang wie die Blüten* stiele, lang*zugespitzt, im grössten Teile häutig (Hautrand 2569. L a s e r p i t i u m n i tid u m Zanted. breiter als der krautige Mittelstreif), kurz* und feimbe* Fig. a Fruchtendes Spross-Ende, b Grundblatt, c Frucht. wimpert. Blüten weiss, ziemlich ansehnlich. Kelchzähne d Querschnitt durch eine Teilfrucht (Fig. d nach R e ic h e n b a c h ). kurz, aber deutlich, lanzettlich*pfriemlich. Kronblätter querelliptisch*verkehrtherzförmig, etwa 1V2 mm lang und fast 2 mm breit, am Grunde kurz* benagelt, das eingeschlagene Läppchen der Spitze tiehherabgebogen und etwas eingerollt. Frucht breit*ellipsoidisch, 5 bis 6 mm lang und 4 bis 4^2 mm breit (mit den Flügeln), zuletzt Stroh* bis fast schwefelgelb. Grundgewebe der Fruchtwand gleichmässig ziemlich dünnwandig und fein*getüpfelt, nur innen am Grunde des FlügebQuerschnittes stärker verdickt und gröber getüpfelt; ganzes Innengewebe der Flügel verholzt. Gefässbündel im Querschnitt quer*elliptisch, verhältnismässig tief innen gelegen, ziemlich ansehnlich. Oelstriemen ziemlich gross, einzeln unter den Tälcben (bezw. Nebenrippen), 2 an der Fugenfläche; ausserdem kleine „sekundäre“ Oelstriemen vereinzelt in den Hauptrippen an der Aussenseite der Gefässbündel. Haupt* rippen dünn wulstförmig*vorspringend, zuweilen auch stellenweise etwas geflügelt*geschärft, kahl. Nebenrippen flügelförmig*ausgezogen, dünn; die seitlichen etwa so breit wie das Frucht* gehäuse an der Fugenfläche (ungefähr H/2 mm), die rückenständigen etwas schmäler. Griffel* 9 Nach W o h l f a r t h (1893) kahl; ob das Merkmal vielleicht unbeständig ist? H e g i, Flora. V, 2.

297

1492 polster hoch**kegelförmig, etwas wellig*umrandet, in die Griffel verschmälert; diese kurz (kaum über V2 mm lang), kaum so lang wie das Polster, wenig* (bis wagrecht*) nach auswärts gebogen, mit schwach kopfig*verdickter Narbe. Nährgewebe im Querschnitt halbelliptisch* bohnenförmig. — VII, VIII.

Selten in den Voralpen von S ü d t i r o l an felsig*buschigen, warmen Bergabhängen, an Felsen, auf steinigen, trockenen Weiden; vorzugsweise auf Kalk. Im Gebiet einzig in SücUTirol: Judikarien (Bolbeno, gegenüber Breguzzo, Bondo gegen Val Gavar» dîna, Lanciada und Turichio; oberhalb Bondone di Storo; Val Vestino [1000 bis 1800 m], Monte Tombéa), Gebiet von Trient (oberhalb Molveno), im Ledrotal, Val Concei, Gavardinapass.— Fehlt in D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z vollständig.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Ausser in Süd*Tirol noch in den benachbarten Gebieten von Ober*Italien (Brescianer*, Bergamasker* und Comersee*Alpen ; nach einer bestätigungsbedürftigen Angabe von A n z i selbst noch bei Bormio im obersten Veltlin). Die Angabe aus dem Kanton Tessin ( R e i c h e n b a c h d. Sohn) ist sicher irrtümlich. D ie

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V e r w a n d t e in M i t t e l e u r o p a n ic h t b e k a n n t s in d u n d d ie P f la n z e a n s c h e i n e n d k e in V e r m ö g e n ih re s

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A u s s te r b e n b e d ro h te A r t au fg efasst w e rd e n .

2126. =

Laserpitium Halléri1) Crantz 1767 [Vill. 1779, All. 1785] ( = L. Pänax2) Gouan 1773, L. hirsütum Lam. 1779 [excl. syn. Dalech., quoad = Elaeoselinum Asclépium (L.) Bertol. videtur], = L. trifurcätum ß Lam. 1779). H a l l e r ’ s L a s e r k r a u t . Fig. 2570 und 2571.

Pflanze ausdauernd, etwa 15 bis 6 0 cm hoch, teilweise flaumig oder kurz borstig* steifhaarig, in der Tracht der Athamänta Creténsis ähnlich (aber Fruchtknoten nicht abstehend* zottig und Behaarung der Laubblätter viel steifer und derber). Grundachse walzlich, absteigend, ziemlich dünn, aussen dunkelbraun und etwas geringelt, am Halse dicht graubraun*faserschopfig. Stengel aufrecht, stielrund, fein*gerillt, gleich den Blattscheiden und den Blattstielen kahl oder kurz* und fein papillös*flaumig (Haare kurz*walzlich, stumpf), einfach oder oberwärts spärlich*ästig. *) Benannt nach Albrecht (Albert) v o n H a l l e r , geboren 1708 in Bern, gestorben ebenda 1777, Professor an der Universität daselbst, früher (1736 bis 1753) in Göttingen, dem hervorragenden Physiologen, Staats» mann und Dichter, Zeitgenossen und (in einem gewissen Sinne) wissenschaftlichen Gegner L i n n é ’s, hochverdient um die Kenntnis der Schweizerflora. Seine botanischen Hauptwerke sind i Enumeratio methodica stirpium Helvetiae indigenarum (1742); Observationes botanicae (1747); Opuscula botanica (1749); Enumeratio planlarum horti regii et agri Gottingensis (1753); Historia stirpium indigenarum Helvetiae inchoata (1768); Bibliotheca botanica (1771/2). In den beiden genannten Schweizerfloren ist unser Laserpitium als „L. alpinum extremis lobulis breviter multifidis“ (bezw. „L. foliis triplicato pinnatis, lobulis lanceolatis“) beschrieben und auf Taf. XI (bezw. XIX) abgebildet (auszuschliessen sind die von H a l l e r angeführten Synonyme von S e g u i e r und Gme l i n) . Nach H a l l e r ist auch benannt die Scrophulariaceen»Gattung Halléria L. (1753/4). *) Vgl. oben unter Opopanax (pag. 1359, Fussn. 1) und Heracleum Panaces (pag. 1441, Fussn. 1). Der älteste Name für unsere Art ist wahrscheinlich (nach Ha l l e r ) : „Pänaces asclépium guillandino flore albo tölio aliquätenus Carötae, sed tenuiöri“ J. Bauhin Historia plantarum III (1651), pag. 67, begründet auf eine von C. B a u h i n aus dem Botanischen Garten von Padua mitgebrachte Pflanze (die Abbildung kann wegen der deutlich vorhandenen Hülle nicht wohl zu Elaeoselinum Asclépium [L.] Bertol., das sonst stark in Frage käme, gehören). Die älteren, in der Literatur aufgeführten Synonyme sind wohl sicher falsch. „Apii montäni genus aliud amärum, ex Legerio monte ad Badam nostram“ C. Gesner, De hortis Germaniae (1561), pag. 247b (von der Lägern bei Baden in der Schweiz) kann unmöglich, wie dies K. W e i n (1914) annimmt, L. Hallen (das daselbst nicht vorkommt) sein, sondern gehört sicher, wie J. B a u h i n (1651) angibt (vgl. auch H a l l e r , Historia I [1768], pag. 325, nr. 744), zu Seseli Libanotis. Ferner wäre nach S p r e n g e l (bei Roemer et Schultes, Systema VI [1820], pag. 625) das „Panaces Asclépium C. Gesn. in Cord. Hist. f. 202“ = Laserpitium hirsutum (Hallen); an der erwähnten Stelle (1561) findet sich jedoch als „Thapsia mäior* eine Pflanze abgebildet, die (auch nach dem Fundort „in den wärmeren Gebieten von Italien“) wohl sicher der Thapsia Asclépium L. = Elaeoselinum Asclépium (L.) Bertol. entspricht.

1493 Untere Laubblätter kurz*gestielt, oft gross (bis 45 cm breit), im Umriss 3*eddg, bis 5*fach*fieder= schnittig; Abschnitte letzter Ordnung (undeutlich abgegrenzt) klein, nicht oder wenig über 5 mm lang, unterseits und oft auch am Rande, gleich den oberseits rinnigen BlattspindebAbschnitten, von längeren (öfters fast */2 mm), etwas spitzeren, auf Knötchen aufsitzenden (und oft gebüschelten), etwas bekörnelt*rauhen Haaren entfernter* oder dichter abstehend*borstig, dazu meist beiderseits und am Rande von winzigen Papillen zerstreut feinflaumig1), im Umriss meist eiförmig, sitzend und keilförmigsherablaufend, in 3 bis 7 kurze und schmale, ganze oder abermals gespaltene Läppchen zerteilt, die Läppchen oder Zipfel letzter Ordnung linealisch bis linealisch*länglich oder eblanzettlich, etwa 2 bis 4 mm lang und V2 bis 1 mm breit, grösstenteils ganzrandig, zuge* spitzt und mit einem kurzen, meist in ein Börstchen aus* laufenden Knorpelspitzchen versehen. Obere Laub* blätter auf den engen, hautrandigen Scheiden sitzend, kleiner und weniger reich gegliedert, die Spreite der allerobersten zuweilen verkümmert. Dolden mittel* gross, dicht, zur Blütezeit halbkugelig, 15* bis 30* (40*)strahlig; Strahlen wenig ungleich, innen kurz papillös=flaumig (mit stumpfen, abstehenden Papillen) und ausserdem mit zerstreuten, längeren, abstehen* den Haaren besetzt. Hüllblätter zahlreich, ansehn* lieh, lanzettlich, am Rande breit*häutig und (beson* ders oberwärts) zottig=bewimpert, an der Spitze oft 3*zähnig=eingeschnitten; Hüllchenblätter ebenfalls zahl* reich, breitdanzettlich (fast eblanzettlich), lang*zugespitzt, im grössten Teile häutig (der Hautrand breiter als der grüne Mittelstreif), am Rande (besonders in der Mitte) wollig*zottig*bewimpert. Blüten ziemlich ansehnlich, weiss oder anfangs rohüberlaufen, Kelchzähne ansehn* lieh, lanzettlich*pfriemlich, etwa */2 so lang als die Krön* blätter, oft etwas borstig*bewimpert. Kronblätter ver* kehrt*herzförmig, 1*/2 bis2 mm lang, 1 bis 1V2 mm breit, am Grunde allmählich nagelförmig*verschmälert, an der Spitze etwa bis zum vordem Drittel ausgerandet und mit einem schlank*zugespitzten, eingeschlagenen Läppchen versehen, auf der Aussenseite öfter (stets?) zerstreut=feinborstig. Frucht ellipsoidisch, etwa 6 bis 7 x/2 (9) mm lang und 4 bis 51/2 mm breit (mit den Flügeln), gelbbraun (die Flügel oft stroh* bis schwefebgelb). Grundgewebe der Fruchtwand im inneren Teil (besonders auf der Bauchseite und im Innern der Flügel nahe deren Ansatzstelle) öfter deutlich verdickt, stark*getüpfelt und verholzt. Gefässbündel im Querschnitt quer*elliptisch, ziemlich klein (nach Br i q ue t im Querschnitt rundlich und sehr ansehnlich). Oelstriemen ziemlich gross, einzeln unter den Tälchen (bezw. Neben* rippen), 2 an der Fugenfläche; ausserdem kleine (verhältnismässig deutliche) „sekundäre“ Oelstriemen vereinzelt in den Hauptrippen am Aussenrande der Gefässbündel. Hauptrippen fädlich, wenig vorspringend, kahl oder von mikroskopisch kleinen, stumpflichen, abstehenden Papillen etwas flaumig. Nebenrippen flügelförmig*ausgezogen, dünn, an der Schneide zuweilen *) Alle Haare sind an der Spitze eigenartig papillös=gezäckelt; daher rührt zweifellos die von W a h l e n b e r g („De vegetatione et climate Helvetiae“ [1813], pag. 54) hervorgehobene „anhäkelnde“ Eigen» sdiaft („vis adhaesiva“) der Laubblätter. Dass die Haare Jedoch n i c h t drüsig sind, hebt G a u d i n (Flora Helvetica II [1828], pag. 353) mit Recht hervor. 297*

1494 gezähnelt und entfernt papillös*kurzborstig ; die seitlichen so breit oder etwas schmäler als das Fruchtgehäuse an der Fugenfläche (H /4 bis 11/2 mm breit), die rückenständigen öfter deutlich schmäler. Griffelpolster hoch*kegelförmig, in die Griffel verjüngt; diese 11/4 bis 2 mm lang, etwa doppelt so lang als das Polster, aufrecht=abstehend bis wagrechbgebogen, mit keulig'kopfiger Narbe. Nährgewerbe im Querschnitt halb*elliptisch bis bohnenförmig, an der Fugenseite flach oder seicht bogig*ausgehöhlt. — VI bis VIII. Ziemlich häufig in den Urgebirgs*Ketten der mittleren und südlichen A l p e n an sonnigen, steinigen, felsig*grasigen Hängen, auf trockenen Weiden, in lichten Wäldern, Juniperus=Gebüschen usw., stark kalkmeidend; meist in der subalpinen Stufe, doch auch über der Baumgrenze. In O e s t e r r e i c h in Vorarlberg (nur im hinteren Montafon, von 1250 m an aufwärts: Alp Gargella, Vergaldajoch, Gasdiurn, Bielerhöhe) und Tirol (von [1200] 1600 bis 2520 m [im Schalderertal bei Brixen sogar bis 900 m herabsteigend] : Ober» inntal [ostwärts bis Stubai], Rid» naun, um Brixen, Meran, Eisack» gebiet, Nonsberg, Bozen, Fassa, Judikarien); Nord» und Ost» grenze der A rt: Gargellen— Paznaun—Ochsengarten —Ober» iss— Ridnaun— Jaufen— Penser» joch — Schalders — Peitlerkofel — Campitello — W elschnoven — Mendel — Pelugoalpe — Val Daone. [Die Angabe aus Krain ist nach P a u l i n zweifellos irr» tümlich und wird von F r i t s c h neuerdings (1922) nicht wieder» holt]. — In der S c h w e i z in den Kantonen Graubünden (in Süd» und Mittelbünden ziemlich häufig, im Bernina»Gebiet [Val Fig. 2571. L a s e r p it iu m H a l le r i Crantz, im Oberengadin. Phot. Dr. G. H e g i , München. del Fain] vereinzelt bis 2710 m ansteigend, nordwärts bis zum Schanfigg und zu den Alpen von Klosters; den nördlichen Kalkketten fehlend), St. Gallen (einzig „Auf Prod* ob Sargans, leg. A. S c h n y d e r l 1925), Uri, Unterwalden, Berner Oberland bei Wengen bis 1400 m hinabsteigend), Tessin (verbreitet, bis 2450 m ansteigend), Wallis (1300 bis 2500 m) und Waadt (Alpen). — Fehlt in D e ut s c h 1a n d vollständig *)•

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Französische Alpen (sicher im Dauphiné und in Savoyen; die Angaben aus den Seealpen und aus der Provence sind — trotz vorhandener Belege (1) — n a c h B u r n a t zweifelhaft), Italienische Alpen (von den See« [?] und Cottischen* bis zu den Brescianischen A lpen2); im Piemontesischen Aostatal und in den Bergamasker Alpen bis 2600 m, im obersten Veltlin bei Bormio bis 2630 m ansteigend), Schweiz, Vorarlberg und Tirol (s. oben). [Die ganz unwahrscheinliche Angabe von L. hirsutum Lam. aus dem arktischen Nordamerika (Kotzebue=Sund) durch H o o k e r und A r n o t t , H o o k e r Fl. Bor. Am., T o r r e y u n d G r a y , L e d e b o u r usw. wird von Co u lt e r und R o s e (1900) nicht wiederholt; diese Autoren kennen überhaupt kein Laserpitium aus Nord*Amerika und klären die Angabe auch nicht in der Synonymie auf.] Acndert nur unbedeutend in der Dichte der Behaarung der Laubblätter ab: subvar. a g e n u i n u m (Gren. et Godron) Thellung (= L. Panax « genuinum Gren. et Godron 1846). BlattspindeLGlieder zwischen den Abschnitten letzter Ordnung am Rande und unterseits», die Abschnitte selbst mindestens unterseits an *) Die Angabe von K. W e i n (1914), dass diese Art um 1560 in Deutschen Gärten gezogen wurde, ist irrtümlich; die vonC. G e s n e r angeführte Gartenpflanze (vgl. pag. 1492, Fussn.2) ist Seseli Libanotis (pag. 1243). 2) Die Angabe aus Friaul (Clauzetto) durch P i r o n a (1855) wird von G o r t a n i nicht wiederholt.

1495 den Nerven (und zuweilen auch am Rande) ausser den feinen Papillen dicht borstig. (Die häufigere Form ). — subvar. ß s u b g l ä b r u m (Ducommun) Thellung (= L. Panax ß subglabrum Ducommun 1868, = var. glabréscens Wilczek 1916). Spindelglieder zwischen den Abschnitten letzter Ordnung gleichwie diese selbst am Rande kahl oder nur von mikroskopisch kleinen Papillen feinflaumig, nur unterseits an den Nerven zerstreut« borstig. (Selten, z. B. in der Schweiz im Wallis). — Mit L. Hallen sehr nahe verwandt ist das auf Korsika endemische L. c y n a p i i f ö l i u m 1) (Viviani) Salis 1 (= Ligüsticum cynapiifolium Viv., = Laserpilium Panax ß cynapiifolium Archangeli 1882, = [forma] b. cynapiifolium Paoletti 1900, = subsp. L. cynapiifolium Rouy et Camus 1901, = L. hirsutum b. gläbrum Mutei 1835, = ß glabrätum Gren. et Godron 1848), von der alpinen Art verschieden : Hüll« und Hüllchenblätter schmäler (letztere borstlich« bis linealisch=pfriemlich), schmabhaul» randig, am Rande nur mit zerstreuten Wimperhaaren. Doldenstrahlen innerseits äusserst kurz» und fein papillösaflaumig, unterwärts zuweilen kahl. Kelchzähne kahl. Griffel 2 bis 2 1/* mm lang. Ob diese Merkmale beständig und bedeutend genug sind, um L. cynapiifolium als eine besondere Art abzutrennen, muss die Unter» suchung eines reicheren Materials der korsischen Pilanze ergeben ; namentlich ist auch auf die Beschaffenheit der (dem Bearbeiter unbekannt gebliebenen) Kronblätter zu achten. Die von B r i q u e t (in Annuaire du Conser« vatoire et Jard. bot. Genève IX [1905], pag. 152/8) angegebenen Unterschiede im Fruchtbau vermochte der Bearbeiter ( The l l ung) durch eigene Nachuntersuchungen nicht zu bestätigen; er fand an L. Halleri aus ver» schiedenen Gegenden der Alpen, gleichwie an L. cynapiifolium, stets den von B r i q u e t für diese letztere A rt beschriebenen und abgebildeten Fruchtbau, nie aber an L. Halleri die von B r i q u e t für diese Art angegebene, mächtige, den grössten Teil der Hauptrippen ausfüllende Stereom«Säule (letztere traf der Bearbeiter nur bei L. peucedanoides an). Auch die Behaarung der Laubblätter liefert keinen durchgreifenden Unterschied, da L. cynapiifolium neben der kahlblätterigen Normalform (= subvar. g l ä b r u m [Mutei] Thellung) auch mit unter» seits kurzborstigen Laubblättern (= su b v ar. h i s p i d u l u m Thellung) vorkommt. L a s e r p il iu m H a l l e r i ist e in a l t e r E n d e m i s m u s d e r U r g e b i r g s k e t t e n (ö stlic h

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in d e r S t a u d e n l ä g e r , ü b e r d e r B a u m g r e n z e

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v a r i a e (a ls K o n s ta n t e ) u n d F . v i o l a c e a e , s o w ie in d e r G e r ö l l f l u r .

s ie n e b e n S tip a p e n n a t a , D ia n th u s i n o d o r u s ,

R o s a p o m ife ra u sw . v o r .

Im

Leg»

C u rv u le tu m , H o r s ts e g g e n r a s e n , Im B i n n e n t a l im W a l l i s k o m m t

O b e re n g a d in w ird a u f d e r P f l a n z e

( D a u c u s C a r o t a feh lt) h ä u fig d ie R a u p e d e s S c h w a lb e n s c h w a n z e s a n g e t r o f f e n .

2127.

Laserpitium Pruténicum 2) L. ( =

L. Pruthénicum2) Sprengel et auct. nonnull., = Laserpitium selinoides3) Crantz 1767. All. [non Miller 1768 nec Scop. 1772], = L. hirsütum Gilib. 1782 nec Lam. 1779, = Selinum hispidum Clairville 1811, = Laserpitium G ällicum Jacq. 1762, Scop. 1772, nec L., = Siler Gallicum Crantz 1767 et 1769 ex loc. [teste Neil* reich], = Selinum palustre Suter, Hegetschw., nec L.). P r e u s s i s c h e s L a s e r k r a u t , falsche Möhre, falsche Hirschwurz. Ital. : Lasero pimpinellino. Taf. 205, Fig. 3 ; Fig. 25 7 2 und 2 5 7 3 . Pflanze 2*jährig (vielleicht auch mehrjährig, doch wohl stets nach einmaligem Blühen und Fruchten absterbend), in der Tracht dem Selinum Carvifolia und dem Peucedanum palustre ähnlich, etwa 3 0 bis 100 cm hoch, rauhhaarig oder kahl (mit Ausnahme der stets rauhen Blütenstandsstrahlen und der aussen feinborstigen Kronblätter und der ebenso bekleideten Hauptrippen der Frucht), im Herbst oft rot überlaufen. Grundachse dünnsspindelförmig, lang» ästig, am Halse nicht faserschopfig. Stengel aufrecht, dünn und hart, kantig*gefurcht, ober» wärts ästig, sehr wechselnd behaart: entweder am Grunde länger* oder kürzer borstig*rauh* haarig (mit abstehenden oder rückwärts*gerichteten, 2 1/2 bis */2 mm langen, auf Knötchen aufsitzenden, etwas bekörnelt=rauhen, stumpflichen Haaren) und oberwärts gleichfalls rauhhaarig bis gezäckelt*rauh oder auch glatt, oder (selten) in der ganzen Länge kahl und glatt. U ntere Laubblätter langgestielt, im Umriss 3*eckig*eiförmig, 2* bis 3*fach*fiederschnittig ; Abschnitte letzter Ordnung sitzend oder kurz * gestielt, am Grunde keilförmig und herablaufend, tief* *) Die

L a u b l ä t t e r e r i n n e r n a n d i e je n i g e n d e r H u n d s p e t e r s i l i e , A e t h ü s a

2) L a t. P r u t é n i c u s Jac. B r e y n e

(1678) t

o d e r P ru th é n ic u s

L a s e r p it iu m

=

P re u s s is c h ;

d a u c o id e s P ru te n ic u m , v is c ö s o

) W e g e n d e r A e h n lic h k e it d e r P f l a n z e m it S e lin u m u n d a n d e r e n , h e u te z u P e u c e d a n u m

C y n ä p iu m

ric h tig e r w ä r e P r ü s s ic u s .

1272).

sé m in e .

p a lu s tre L . ( =

g e r e c h n e t e n S e l in u m » A r te n .

L . (p a g .

U n s e r e A r t h e iss t b e i

P eu ced an u m

p a l u s t r e [L .] M ö n c h )

1496 fiederspaltig (mit bis zu 6 Zipfeln) oder auch nur 3* bis 2*spaltig oder einzelne ungeteilt, die Zipfel letzter Ordnung lanzettlich bis elliptisch, etwa 1 bis 2^2 cm lang und 2 bis 9 mm breit, ganzrandig, grasgrün, mit undeutlich*entwickeltem Adernetz (viele feine Nerven blind endigend), stumpf oder spitzlich, mit einem feinen, aufgesetzten Knorpelspitzchen versehen, am Rande fein borstig*bewimpert, oberseits kahl, unterseits (gleich Blattstiel und Blattspindel) länger oder kürzer borstig * rauhhaarig (wenigstens an den Nerven), selten kahl (nur am Mittelnerv von winzigen, zerstreuten Papillen etwas rauh). Obere Laubblätter auf den engen, hautrandigen, öfter rauhhaarigen Scheiden sitzend, kleiner, weniger reich*zerschnitten, mit entfernteren und schmäleren, öfter zugespitzten Zipfeln letzter Ordnung; Spreite der allerobersten Stengel* und Astblätter oft verkümmert. Dolden mittel* gross, nicht sehr dicht, etwa 10* bis 20* (30*) strahlig; Strahlen ungleichdang, ziemlich dünn und gerade, innen von zäckchenförmigen, oft borstlich*verlängerten Papillenhaaren sehr rauh. Hüll* und Hüllchenblätter zahlreich, ansehnlich, lanzettlich (die letzteren breiter, bis eidanzett* lieh, zugespitzt, so lang oder etwas kürzer als die Blütenstiele), am Rande breit weisslich* (ge* trocknet gelblich*)häutig und feinzottig*bewim* pert, frühzeitig zurückgeschlagen. Blüten ziem* lieh klein, frisch weiss mit einem Stich ins Gelb* liehe, getrocknet öfter deutlich Schwefel* oder zitronengelb. Kelchzähne aus eiförmig* oder 3 * eckig * lanzettlichem Grunde pfriemlich zuge* spitzt, ziemlich kurz (kaum länger als das Griffelpolster). Kronblätter breit 3*eckig*verkehrt* Fig. 2572. L a s e r p it iu m P r u t e n ic u m L., im trockenen Molieiförmig oder verkehrt=herz*nierenförmig, 1 bis nietum. Phot. Dr. G. H e g i und stud. H. K u g le r , München. l 1/2 mm lang, H /2 bis 2 (2 1//2) mm breit, am Grunde kurz benagelt, an der Spitze mit breiter und seichter Ausrandung, aussen zerstreut kurzborstig; das eingeschlagene Läppchen breit, am Ende fast gestutzt. Frucht Verhältnis* mässig klein, breit*ellipsoidisch, 3 1/2 bis 4d/2 (5) mm lang, 3 bis 31/2 mm breit (mit den Flügeln), gelbbraun mit weissgelblichen Flügeln. Grundgewebe der Fruchtwand (mit Ausnahme der allerinnersten, zur Reifezeit dl zerquetschten Lagen) ziemlich dünnwandig, fein*getüpfelt, nur innen an der Ansatzstelle der Flügel (am Grunde von deren Querschnitt) dickwandiger und gröber getüpfelt. Gefässbündel der 3 Rückenrippen klein (im Querschnitt quer*elliptisch), tief innen gelagert. Oelstriemen ansehnlich, einzeln unter den Tälchen (bezw. Nebenrippen), 2 an der Fugenfläche; ausserdem kleine (verhältnismässig deutliche) „sekundäre“ Oelstriemen in den Hauptrippen vereinzelt am Aussenrande der Gefässbündel. Hauptrippen fädlich*vorspringend bis fast flach, mit abstehenden, spitzen, bekörnelt * rauhen Börstchen besetzt. Nebenrippen flügelförmig, dünn; die seitlichen etwa 1 mm breit, ungefähr so breit wie das Fruchtgehäuse an der Fugenfläche, die rückenständigen meist deutlich schmäler (zuweilen fast verkümmert). Griffelpolster niedergedrückt, verkehrt*kegelförmig bis pilzförmig, oben fast gestutzt bis schwach* gewölbt, etwas wellig=umrandet; Griffel wenig länger als dasselbe (1 bis l 1/* mm lang) und darüber herabgebogen, mit schief keulig*kopfiger Narbe. Nährgewebe im Querschnitt quer* elliptisch, beiderseits gewölbt (auf der Bauchseite nur wenig flacher), kaum doppelt so breit als hoch. — VII bis IX (die Abart praecox früher blühend).

1497 Ziemlich verbreitet, aber zerstreut in (massig feuchten) Moorwiesen (Begleitpflanze des Molinietum caeruleae), in feuchtem Gebüsch, an buschigen Hügeln, in trockenen Laub«, Busch» und Mischwäldern, in sandigen Föhrenwäldern, an lichten Waldstellen, in Böhmen auch in Burstwiesen (Bergwiesen); vorzugsweise auf schweren (feinsandigdehmigen), kieselhaltigen Böden. In D e u t s c h l a n d zerstreut, keinem grösseren Gebiete fehlend; nord» und westwärts bis zum Eisass (selten), zur Pfalz (z. B.: Schifferstadt, Speyer, Böhl-Iggelheim, Landau), nach Kreuznach, nach Flörsheim und Borken in Hessen, zum Süd» und Ost-Harz, nach Braunschweig, ferner zur Linie Neuhaldensleben— Wolmirstedt (Rammstedt) — Rogätz — Nauen— Fehrbellin—Dömitz— Lauenburg — Mölln — Lübeck. Fehlt somit dem Rheingebiet nördlich von Kreuznach, Westfalen, dem westlichen Hannover (nebst Oldenburg), dem grössten Teil von Schleswig-Holstein (mit Ausnahme des Südostens: an der Untertrave bei Siems, bei Dummers­ dorf ; auch zwischen Grambeck und Göttin in Lauenburg), sowie auch dem grössten Teil von Baden (mit Ausnahme des Jura [Wutachtal]J) und des nördlichen Grenzgebietes [Kreuzwertheim]). Steigt im Bayerischen Alpengebiet bis 800 m. — In O e s t e r r e i c h ziemlich verbreitet (in Salzburg nicht tiefer ins Gebirge vordringend; in Vorarlberg vereinzelt bis 1390 m ansteigend, in Liechtenstein nur um Bangs). — In der S c h w e i z zerstreut und selten, nur in der Umgebung der grösseren Seen: 1. Tal der Rhone und des Genfersees: im Unterwallis von Colombey bis zum Genfersee; im Kanton Waadt im Rhonetal oberhalb des Genfersees und im M olasse­ gebiet in der Nähe des Sees, nur vereinzelt in den Jura eindringend (z. B. Les Rouges [nordwestlich von Gingis, 720 m, nach E. W i l c z e k briefl.]); im Kanton Genf mehrfach. 2. Gebiet des Neuenburger» und Bielersees: Sümpfe von Lignieres (Neuenburg) und Nods (Bez. Neuveville, Kt. Bern). 3. Linth», Limmat- und Glatttal: Linthebene zwischen Walen- und Zürichsee (hier nach W. K o c h ziemlich verbreitet als CharakterPflanze des Molinietum caeruleae [jedoch dem meliorierten oberen Teil der Lintheben fehlend], in den Kantonen Schwyz [Tuggen], Glarus [Bitten] und St. Gallen [Benken-Uznach-Schmerikon]); beiderseitige Hänge des Zürich­ seetales (am Uetliberg bis 800 m); im Glatttal um den Greifensee. 4. Rhein- und Bodensee-Gebiet: unterstes St. Galler Rheintal (Berneck); Ufer des Untersees bei Glärisegg (Thurgau); Rheingebiet unterhalb des Bodensees in den Kantonen Schaffhausen (nur im Wutachtal bei Schleitheim), Zürich (Ellikon-Marthalen) und Thurgau (im Einzugsgebiete der Thur bei Hüttlingen und Eschlikon). 5. Tessin und transalpines Graubünden« Gebiet des Langensees (unteres Maggiatal und Centovalli, Cadenazzo und vereinzelt nordwärts bis zum Monte Lucio im unteren Misox [Graubünden]) und des Luganersees (Cassarate, Monte Bre, Maroggia). Für Aargau sehr zweifelhaft (angeblich Fricktal, Bözberg und Lägern).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd* (selten), Mittel* und Ost*Europa (Portugal, Nord* Spanien, Süd* und Ost*Frankreich, Nord*Italien, Schweiz, Deutschland, Oesterreich*Ungarn, Kroatien, Slavonien, Bosnien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Siebenbürgen, Süd» und Mittel» Russland [nordwärts bis Kurland und Livland]). Laserpitium Prutenicum ähnelt in der Tracht (namentlich durch den Blattschnitt) einigen anderen sumpfbewohnenden Doldenpflanzen, namentlich Selinum Carvifolia, Peucedanum palustre und Silaum Silaus. Alle diese Arten unterscheiden sich jedoch von unserem Laserpitium leicht (auch ohne Früchte) durch die am Rande nur sehr fein gezähnelt-rauhen (nicht deutlich bewimperten) Laubblatt-Abschnitte, die ebensolchen (und zugleich schmäleren und weniger auffällig berandeten) Hüllchenblätter, die elliptischen oder eiförmigen (nicht 3-eckig-verkehrt-herzförmigen), aussen kahlen Kronblätter und den kahlen Fruchtknoten, Selinum und Silaum ausserdem auch durch die fehlende oder armblätterige Hülle. — Die Art ist zwar im Blattschnitt und namentlich in der Behaarung stark veränderlich; doch gelingt es nicht, auf Grund dieser Merkmale systematisch wertvolle Sippen auszugliedern. Wichtiger scheinen die beiden erst kürzlich von B e a u v e r d unterschiedenen Abarten (Rassen?) autumnale und praecox zu sein, die abgesehen von der Blütezeit auch in den Blütenmerkmalen voneinander abweichen: var. « a u t u m n ä l e Beauverd (1924). Pflanze meist hochwüchsig; Stengelblätter 3 bis 6. Kron­ blätter 3-eckig.verkehrt-herzförmig, mit fast geraden Seitenrändern und stark auseinanderfahrenden Lappen, getrocknet meist deutlich Zitronen- oder schwefelgelb. Griffelpolster deutlich verkehrt-kegelförmig, vom Grunde allmählich in den vorspringenden Rand erweitert, oben fast wagrecht-gestutzt. Blütezeit VII bis IX. Die allgemein verbreitete Abart. Aendert ab a) nach der Behaarung: subvar. 1. h i r t u m Wallr. [pro var. a, 1822] (= « L. hirtum Bluff et Fing. 1825, = f. hirtum Hayek 1906, = « typicum f. 1. hirta Pospichal 1898,’ = var. „hirsütum“ [sphalm.] Wahr, ex Poeverlein in Sched. fl. exsicc. Bavar. 1905 nr. 300, = a genuinum *) D ie P f l a n z e k o m m t a u c h s p o r a d i s c h in d e r W ü r t t e m b e r g i s c h e n E n k l a v e a m H o h e n t w i e l v o r ; b e i d e V o r k o m m n i s s e s in d w o h l, d a d ie A r t d e m B a d is c h e n D o n a u t a l f e h lt, v o n (u n te r h a l b d e s B o d e n s e e s ) h e r z u l e ite n .

d e m S c h w e iz e ris ch e n A r e a l a m R h e i n

1498 Gren. et Godron 1848, = L. Gällicum « genuinum Acloque 1894, = L. Prutenicum « typicum Bede 1892, = L. selinoides Crantz sens, strict.). Stengel wenigstens unterwärts (im untersten Internodium) rauhhaarig, oberwärts ebenso oder (f. s e m i c ä l v u m Thellung [= f. c. scäbrum Abromeit ex descr., nec Celak.J) daselbst ganz glatt und kahl. Ueberall weitaus vorwiegend, subvar. 2. s c ä b r u m Celak. [pro var. ß, 1875] ( = f. c. scabrum Abromeit excl. descr., = er typicum f. 2. scabra Pospichal). Stengel unterwärts rauhhaarig oder (f. b r a c h y t r i c h u m Thellung) mit kurzen (‘/z mm langen), ziemlich starren, nach rückwärls-gerichteten Börstchen besetzt, oberwärts auf den Kanten fein gezäckelPrauh. Seltener; angegeben z. B. aus Bayern, Böhmen, Mähren, Salzburg (Fl. Austro»Hungar. nr. 2574 pro parte 1), Küstenland, subvar. 3. g l ä b r u m Wallr. [pro var., 1822] (= ß L. glabrum Bluff et Fing. 1825, = f. glabrum Schube 1904, = ß glabratum Rochel ex Sprengel ap. R. Sch. 1820? *)> DC. Prodr. 1830 pro parle et auct. Eur. centr., nec auct. Gail., = f. b. glabratum Paoletti 1900, = a typicum f. 3. glabrata Pospichal 1898, = L. Gällicum ß glabratum Acloque 1894 pro parte, = L. Prutenicum var. glabréscens Schönheit 1850, = var. denudatum Holler). Stengel in der ganzen Länge völlig glatt und kahl; Laubblätter (abgesehen von dem fein borstig»bewimperten Rande) ebenfalls kahl oder zerstreut-rauhhaarig. Sellen; angegeben z. B. aus Brandenburg (Nauen 1), Bayern, Salzburg (Fl. Austro»Hungar. nr. 2574 pro parte!), Kärnten, Niederösterreich (mehr an schattigen Stellen), Küsten» land; in der Schweiz bisher nur bei Golino unweit Locarno (leg. F r a n z o n i l , Herb. Univ. Zürich). — b) nach dem Schnitt der Laubblälter: subvar. a t y p i c u m Pospichal [pro var., 1898 (emend.) nec Bede 1892] ( = var. silaifölia Boros 1923 [ = forma glaberrima]). Ungeteilte Laubblatt»Abschnitte letzter Ordnung und Zipfel der geteilten lanzettlich, kaum über 3 mm breit und (3») 4» bis 6»mal so lang. Die Normalform, subvar. b. l at i s é c t um Thellung. Ungeteilte Abschnitte letzter Ordnung und die Zipfel der geteilten elliptisch, (4) 5 bis 9 mm breit und 2» bis 2 */2« (3»)mal so lang. Seltener, wohl Schattenform, subvar. c. p o t e r i i f ö l i u m 8) * Rabenhorst [pro var.]. Abschnitte 2. Ordnung der unteren Laubblätter rundlich»elliptisch, 2» bis 3>spallig. Selten in Nord-Deutschland, subvar. d. l i gul ä t u m Pospichal [pro var. ß, 1898] ( = forma c. ligulatum Paoletti 1900). Von den übrigen Abarten verschieden durch die nur 1» (statt mehr»)paarig»fiederschniltigen oberen Stengelblätter mit auffallend lang» (bis 10 cm) gestieltem, zungenförmigem, 7 cm langem Endabschnitt. Behaarung von subvar. scabrum. So bisher nur im Küstenlande (auf den östlichen Cicen.Bergen Sia, Monte Maggiore, Sissol, hie und da) und in Krain (Gebiet des Schneeberges). var. ß p r a e c o x Beauverd (1) (1924). Pflanze kleiner (meist nur 25 bis 35 cm hoch); Stengelblätter nur 1 bis 3. Kronblätter verkehrt»herz»nierenförmig, mit deutlich gewölbten Seilenrändern und fast vor» gestreckten Lappen, 1 mm lang, H/a nom breit, auch getrocknet weisslich. Griffelpolster mehr pilzförmig, aus kurzem, fast walzlichem Grunde plötzlich in den kragenförmigen Rand erweitert, auf der Oberfläche leicht pyramidenförmig«gewölbt. Blütezeit 2 Monate früher als bei var. a (V bis VI). Staubbeutel und Pollen weisslich bis gelb. Bisher nur im Französischen Grenzgebiet der Schweiz : Sumpfwiesen bei Pouilly und Challex im Département Ain (Gemeinde Gex), 1922 von G. B e a u v e r d entdeckt. Zerfällt nach der Behaarung gleichfalls in 2 Abarten: subvar. a. g 1a b r ä tu m Beauverd (1). Stengel und Laubblätter ganz kahl, subvar. h i r s ü t u m Beauverd (1). Stengel am Grunde rauhhaarig. Laubblätter ebenso oder auch kahl. U n b e k a n n t b l ie b e n d e m

B e a r b e i t e r d ie b e i d e n f o lg e n d e n ,

k a u m z u e r w a r t e n d e n ) A b a r t e n (R a s s e n G andoger

1875). 18

b is

30

b r ie f l.

VIII.

b is

p arv iflö ru m

140

cm

a u s F r a n k r e i c h b e s c h r i e b e n e n (im G e b i e t e [ C h a b e r t a p .] C a r i o t

h o c h , s te if h a a r ig .

III. 1925); A b s c h n itt e 2. O r d n u n g g r o s s u n d b r e i t , 20), d ick , a ll e r s e its r a u h f la u m i g . K r o n b l ä t t e r b r ie f l.).

1864 ( = L.

D u fo u r

v ar.

J.

ap. D C . P ro d r.

i h r e Z ip fe l lä n g lich » la n z e ttlich . s e h r k le in , d a s e i n g e s c h l a g e n e

S ta u b b e u t e l p u r p u r n (s ta tt w e iss lich o d e r g e lb ).

D u f o u r i ä n u m 8) R o u y e t C a m u s

1830

in

s y n .,

nec

D e s f .,

=

1901

ß

B lü t e z e it

VII

N ach G a n d o g e r

[ » f o r m e L . D u f o u r i a n u m “]

L. P ru te n ic u m

m ie r ä n th u m

L a u b b l ä t t e r d e n e n d e s L . h isp id u m

F r a n z ö s i s c h e r J u r a ( D é p a r t e m e n t A in ) : z w is c h e n M io n n a y u n d T r a m o y , M o n t r i b l o u d .

e in e e i g e n e A r t . —

L.

70

(?) y.

(s ta t t n u r b is

L ä p p c h e n a b g e r u n d e t, k le in ( G a n d o g e r b is

v ar.

S te n g e l d ick u n d k r ä f tig ,

B ie b . ä h n lich ( G a n d o g e r D o ld e n s tra h le n

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( = L. d a u c o i d e s 1841 [ n o m e n ],

L . d a u c o id e s S te u d e l

‘) Der Name var. glabratum Rochel hat zwar vor var. glabrum Wallr. (1822) die Priorität; doch ist die Identität der beiden Varietäten fraglich, da die R o c h e l ’ sehe auf die kahlen Blätter begründet ist (von der Behaarung des Stengels wird nichts gesagt), und zudem ist in der Rangstufe der Subvarietät der Name glabratum unzulässig wegen Homonymie mit yar. praecox subvar. glabratum Beauverd (1924). s) D ie L a u b b la tt -A b s c h n ilte z w e i te r O r d n u n g e r i n n e r n a n d ie je n ig e n ó rb a L. =

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R o s a c e e P o té riu m

S a n g u is»

S a n g u is o r b a m in o r S c o p .

8) Benannt nach Jean Marie Léon D u f o u r , geboren 1779, gestorben 1865, Arzt in St. Sever Landes), verdient um die botanische Erforschung von SüdwesUFrankreich, Verfasser von Arbeiten über Flechten und Pilze, der das nach ihm benannte Laserpitium unter dem (bereits 1798 von De s f ont a i nes für eine andere Art gebrauchten) Namen L. daucoides an De C a n d o l l e sandte.

1499 = b. „glabrum Rochel“ ex Mutei 1835 [nec Wallr., nec var. glabratum Rodiel], = ß glabratum DC. Prodr. 1830 pro parte, Gren. et Godron 1848, Bonnier, nec Rodiel, = L. Gallicum ß glabratum Acloque 1894 pro parte, = L. Prutenicum Lapeyr., Lloyd, nec L. sens strict.). Doldenstrahlen 6 bis 12, kurz, nur 2» bis 4»mal länger als die kleinen und armblütigen Döldchen. Hüll» und Hüllchenblätter sdimäler. Stengel (bei gleidier Höhe) schlanker. Laubblätter kleiner, ihre Zipfel kürzer und sdimäler. Stengel und Laubblätter kahl. So in Südwest» Frankreich (Landes, Nieder»Pyrenäen) und Nordwest»Spanien. Die Pflanze tritt allermeist als Begleit« (oft Charakter»)pflanze des Molinietum caeruleae (Fig. 25v2 und 2573) auf ; so wächst sie auf Moorwiesen bei Freising in Bayern nach H. S t a d l e r (Flora exsiccata Bavarica nr. 300 [1905]) mit Molinia caerulea, Phragmites communis, Gladiolus paluster, Peucedanum palustre, Gentiana Germanica, G. asclepiadea und G. Pneumonanthe, Thymus Serpyllum, Succisa pratensis, Cirsium tuberosum und Serratula tinctoria. Im Dachauermoor (Bayern) kommen hinzu: Allium suaveolens, Tofieldia calyculata, Salix repens, Parnassia palustris, Potentilla erecta (Tormentilla), Sanguisorba officinalis, Stachys (Betonica) officinalis, Euphrasia stricta, Galium boreale, Valeriana dioeca, Centaurea Jacea, Cirsium palustre und Carduus defloratus. Nach H. P a u l 'tritt unser Laserpitium auch in der Subformation „Bradiypodietum [pinnäti]“ des Molinietums auf und folgt der Molinia ferner als Begleiter in das Kiefernmoor (Pinetum silvestris). Siehe auch Bd. VI/1, pag. 205. Von Schmarotzern sind Schizomyia Pimpinellae F. Loew und Puc» cinia bulläta (Pers.) bekannt. Bastarde von Laser» pitium werden in der Literatur 5 erwähnt, wozu noch ein vierter, unpublizierter im Herbarium B o i s s i e r kommt. In allen Fällen ist jedoch die Deutung der betreffenden Pflanzen wohl zweifellos irrtümlich, zumal da es sich durchwegs um angeb» liehe Kreuzungen von Laser» pitium.Arten mit L. Siler, das nach der Auffassung des Be» arbeiters ( Thel l ung) zu einer andern Gattung gehört, handelt. 1. L. G a l l i c u m X L. S i l e r Gave 1 ( = X L . Gaveä» Fig. 2573. L a s e r p i t i u m P r u t e n i c u m L., im Wiesenmoor bei München. num1) Beauverd) in Bulletin de Phot. Dr. H. P a u l, München. l’Herbier Boissier 1905, pag.411, aus Savoyen (La Thuile ob Granier), ist nach dem von Prof. C h o d a t übermittelten Original»Exemplar sicherlich nur eine ungewöhnlich kräftige Form von L. Gallicum L. var. angustifölium (L.) Lange mit leicht bauchigen Stengelblattscheiden und grossen (bis 5 : 1 cm), länglich»lanzettlichen Blattabschnitten letzter Ordnung. Stimmt sonst mit L. Gallicum durchaus überein und unterscheidet sich von Siler montanum: Blattstiele cylindrisch (nicht seitlich zusammengedrückt), Blattspindel da und dort steifborstig; Blattabschnitte ni c ht hell knorpelig» berandet, ohne ausgesprochenes Adernetz (die feineren Adern öfter blind endigend), die Seitennerven weniger deutlich fiederförmig.angeordnet und nicht in den Rand selbst, sondern in einen davon etwas entfernten und ihm parallel verlaufenden Nerv eintretend; Hüll» und Hüllchenblätter bewimpert. — 2. L. l a t i f ö l i u m X L . S i l e r ( = X L. B e s s e ä n u m ) 2) A. Schmidely 1901, von Binn im Wallis (Schweiz), gehört nach der Beschreibung (Bulletin de la Murithienne XXIX/XXX, 1900 et 1901 [1901], pag. 36) zweifellos zu L. latifölium f. tenuisectum (vgl. oben pag. 1479). — 3. L. K r a p f i i subsp. G a u d i n i X L. S i l e r („L. Siler X Gaudini“) Portal in Herb. Boiss., vom Monte Baldo, hat, trotz einer gewissen Aehnlichkeit in der Form der Laubblattabschnitte mit Siler montanum, weder mit dieser Art noch mit L. Krapfii etwas zu tun, sondern gehört (wie der vorhergehende angebliche Bastard) zu L. latifölium f. tenuisectum. — 4. L. n i t i d u m X L. S i l e r Wohlfarth 1893 ( = „ex hoc [i. e. L. nitidum] et L. Siler proles hybrida“ Facchini 1855, = L. Siler X nitidum Dalla Torre et Sarnth. 1909) wird von F a c c h i n i (1855) ohne Beschreibung als in einem einzigen Exemplar in Süd.Tirol gefunden erwähnt. Leider findet sich die fragliche Pflanze weder im Naturhistorischen Museum in Wien (nach Mitteilung von Dr. Ke i s s l e r ) , noch im Herbarium des Ferdinandeums in Innsbruck (nach Prof. V . L i t s c h a u e r und Prof. J. Mur r ) , noch 9 Vgl. pag. 1474, Fussn. 3. 2) Vgl. pag. 1479, Fussn. 1.

1500 ím M u s e o C í v i c o in T r i e n t (n a c h P r o f . D a l l a

F í o r ) , s o d a s s sich d ie A n g a b e n ich t m e h r a u f k l ä r e n l ä s s t ; s ie d a r f

w o h l u n b e d e n k lic h a ls ir r t ü m lic h g e s tr ic h e n w e r d e n .

Mit Laserpitium nahe verwandt ist die Gattung Thápsia1) L. ( = Laserpitium sect. VI. Thapsia Calestani), P u r g i e r d o l d e , in der hier angenommenen Umgrenzung2*) nur 2 (oder 3?) Arten im Mittelmeer» gebiet umfassend. Die Abtrennung gegen Laserpitium kann nicht, wie in der älteren Literatur üblich, nach der Ausbildung der Flügel auf den Nebenrippen (4 pro Teilfrucht bei Laserpitium, nur die beiden seitlichen bei Thapsia) vorgenommen werden, da selbst bei unseren mitteleuropäischen Laserpitium »Arten die beiden Rückenflügel zuweilen sehr schmal, anderseits bei Thapsia Garganica diese Flügel gelegentlich deutlich aus» gebildet sind, sondern hauptsächlich auf Grund der Gestalt und der Färbung der Kronblätter. Nach diesem Merkmal gehört Laserpitium leucolænum Boiss. et Bai. (aus Lazistan), trotz der Ausbildung von nur 2 (randständigen) Flügeln an jeder Teilfrucht, durchaus zu Laserpitium. — Die wichtigste Art ist: Tha ps i a Gar» g á n i c a 8) L. ( = Th. Sylphium45) Viv. [ = Th. Garganica y l Sylphium DC. 1830], = Th. Asclépíum6*) L. 1762 pro parte fquoad syn. Roy. n. 4 et J. Bauh.] nec 1753, = Th. fcétída K. Wein 1914 [quoad pl. Gesneri] nec L.). Ga r g a n i s c h e P u r g i e r do l de , Spanisches Turpith; franz.: Le Thapsia; arab.: Bou Nafa. Pflanze ausdauernd, kräftig, hochwüchsig, in der Tracht an Férula.Arten erinnernd. Laubblätter oberseits glänzend, unterseits blau« grün und an den Nerven öfter borstig, 2» bis 3»fach«fíederschníttíg. Abschnitte 1. Ordnung sitzend, die unteren Abschnitte 2. Ordnung an der Hauptspindel kreuzförmig»gestellt. Zipfel letzter Ordnung gedrängt, lang und öfter schmal (bis linealisch»fädlich), herablaufend, ungeteilt oder 2» bis 3»spaltig, ganzrandig. Obere Stengel» blattscheiden gross und derb, meist spreitenlos. Dolden gross, 6» bis 15»strahlig. Hüll« und Hülldhenblätter fast fehlend. Kronblätter gelb, elliptisch»verkehrteiförmig, mit kaum ausgerandeter, eingerollter Spitze. Frucht gross (bis 20 mm lang und oft fast ebenso breit); Seitenflügel dünn, strahlig-gestreift, breiter als das Frucht» gehäuse, Rückenflügel zuweilen (besonders im obern Teil der Nebenrippen) angedeutet. Heimisch im wärmern Mittelmeergebiet (Portugal, Spanien, Balearen, Süd.Italien und Inseln, Griechenland und Inseln, Byzanz, Kreta, Nord»Afrika von Marokko bis Tripolitanien). Die Pflanze ist ausserordentlich veränderlich ; vgl. besonders : S t r o b l , G. Flora des Etna (in Oesterr. Botan. Zeitschrift XXXIV [1884]), pag. 34 und Ba t t a n d i e r et T r a b u t , Flore de l’Algérie, Dicotylédones I, fase. 2 (1889), pag. 371, sowie die von G u s s o n e aus Sizilien beschriebenen Abarten M e s s a n é n s í s und g l a u c é s c e n s . Ob es gelingt, die Portugíesísdi»Spanísch«Balearísche Pflanze (Th. T r a n s t a g ä n a Brot. = Th. decussäta Lag.) auf Grund der breiteren Laubblatt»Abschnitte, der grösseren Früchte und der zugespitzten Flügellappen zu beiden Seiten der obern Ausrandung der Frucht, wie manche Schriftsteller (z. B. W i l l k o m m und L a n g e , H a l ä c s y 1901) wollen, als eine besondere Art von Th. Garganica im engern Sinne (deren Areal sich von Sardinien und Sizilien an ostwärts ertrecken soll) zu unterscheiden, scheint dem Bearbeiter sehr zweifelhaft ; vgl. dazu die kritischen Ausführungen von U e c h t r i t z (in Oesterr. botan. Zeítschr. X X V [1875], pag. 204), nach welchem alle angeführten Merkmale unbeständig sind. Die var. d e c u s s ä t a (Lag.) DC. (= Th. Transtagana) soll sich vom Typus der Art unter anderm auch dadurch unter» scheiden, dsss die Wurzel der blasenziehenden Wirkung (vgl. unten) fast völlig entbehrt. — Wegen ihrer von Alters her bekannten medizinischen Eigenschaften (siehe unten) wurde die Pflanze nach C o n r a d G e s n e r (15618)) um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Deutschen Gärten gezogen, und neuerdings wird sie auch als ‘ ) G r ie c h .

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[th a p s ia ], N a m e d e r h e u tig e n T h . G a r g ä n i c a b e i T h e o p h r a s t u n d D i o s k u r i d e s ,

n a c h d e s l e t z t e r e n A u t o r s A n g a b e b e n a n n t n a c h d e r I n s e l T h a p s u s (im S iz ilia n is c h e n M e e r e ) , a u f d e r d ie P f la n z e z u e rs t gefu n d en w u rd e . *) A u s s c h lie s s lic h Roüya

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„ T ü r b it m ö n tis G ä r g a n i “ .

4) Dieser Name beruht auf der irrigen Voraussetzung, dass eine in Libyen gefundene Abart unserer Th. Garganica der berühmten SilphiomPflanze der Alten entspreche; vgl. über die letztere oben unter Férula, pag. 1357. 5) Name einer nach dem Gotte der Heilkunde ’AaxXrnioç [Asklépíos] ( = lat. Aesculäpius) benannten Heilpflanze. Die echte Thapsia Asclépíum L., jetzt Elaeoselinum Asclépíum (L.) Bertol. genannt, heisst bei den vor» 1i n n é ’ sehen Schriftstellern ( C o l o n n a , C. B a u h i n u. A.) „Panax Asclepium“. •) De hortis Germaniae (1561), pag. 284 als „Thapsia . . . a quibusdam vocatur Turbit montis Gargani“. C. B a u h i n (1623) und, wohl ihm folgend, K. W e i n (Deutschlands Gartenpflanzen um die Mitte des 16. Jahr» hunderts; Beihefte zum Botan. Zentralblalt XXXI [1914], Abt. II, pag. 501) ziehen die G e s n e r ’ sche Pflanze

1501 Zierpflanze empfohlen (vgl. Botanical Magazine Bd. CIII [1887], tab. 6263). L i n n é überging merkwürdigerweise in der 1. Auflage der Speeles plantarum (1753) diese ausgezeichnete, schon von J. B a u h i n (1651), M a g n o l (1676) u. A. gut unterschiedene Art vollständig; in der 2. Auflage (1762) vermengte er sie mit dem davon — auch schon äusserlich — erheblich verschiedenen Elaeoselinum Asclépium (L.) Bertol., und erst in der „Mantissa prima plantarum“ (1767) beschrieb er sie unter dem heute gültigen Namen. — Die übelriechende Pflanze führt (mit Ausnahme der var. decussata) in ihrer rübenförmigen Wurzel einen scharfen, heftig purgierend wirkenden, harzreichen Saft; die Wurzel war daher ehedem als „ R a d i x T h â p s i a e s. T u r p é t h i s p ü r i i “ 1) in der Heilkunde gebräuchlich, und zwar wurde sie schon von den alten Griechischen und Römischen Aerzten angewendet. Das aus dem Saft der Wurzel zu 66 °/o gewonnene Harz ist braun, bröckelig und enthält eine eigentümliche Säure, die „Th a p si a»S ä u r e“. Wegen der innerlich sehr scharf», heftig pur» gierend», fast ätzend»giftigen Wirkung wird die Wurzel in der Heimat der Pflanze mehr nur äusserlich gegen Hautkrankheiten, zur Zerteilung von Geschwüren usw. gebraucht ; namentlich wird das aus der Wurzelrinde gewonnene Harz in Frankreich, Algerien usw. zur Bereitung des hautreizenden „ T h a p s i a » P f l a s t e r s “ verwendet.

DLIII. D aücus2) L. em. Lam. (= Daucus subgen. Daucus [et gen. Platyspérmum] Rchb. 1828, = sect. Eudaucus Murbeck 1891, [= Staphylinus3) „Riv.“ Rupp. 1718, 1745], = Staflinus3) Rafin. 1836, = Platyspérmum Hoffm. 1814, = Durieüa4) Boiss. et Reuter 1842, = Duriaéa4) Lindley, = Caröta5) Rupr. 1860). M ö h r e b), Mohrrübe, Gelbe Rübe. Franz.: Carotte; engl.: Carrot, yellow parsnip; ital. : Carota. Pflanzen einjährig bis ausdauernd, öfter borstig»steifhaarig oder grauflaumig. Laub» blätter mehrfach fiederig»zerschnitten, mit kleinen und öfter schmalen Lappen und Zipfeln letzter Ordnung. Dolden end» oder scheinbar blattgegenständig, öfter ansehnlich. Hüll» und Hüllchen» blätter vorhanden, meist blattartig, 3» oder fiederspaltig, ± hautrandig. Blüten öfter vielehig, d. h. neben den vorwiegenden Zwitterblüten noch männliche (zuweilen auch noch geschlechtslose am Rande der Döldchen) vorhanden, ausserdem in der Mitte der Dolde meist noch eine oder mehrere verbildete, oft kleistogame oder weibliche, dunkelgefärbte Blüten (,,M ohrenblüten“ ) vorkommend. Kelchzähne vorhanden, aber meist klein und unscheinbar. Kronblätter weiss, rötlich oder gelblich, verkehrt»eiförmig, ausgerandet und in der Bucht mit einem eingeschlagenen, spitzen Läppchen versehen, oberseits papillös, unterseits oft zerstreut feinborstig, öfter deutlich ungleich»gross (besonders an den Randblüten), das vorderste am grössten (meist strahlend), häufig bis zur Mitte 2»spaltig, die beiden seitlichen Kronblätter schief und weniger tief gespalten; Blüten daher meist zweiseitig»symmetrisch, selten (bei ungleichhälftiger Spaltung des v ord eren Kronblattes) völlig unsymmetrisch. Griffelpolster schwach»gewölbt bis hoch»kegelförmig ; die Griffel kürzer bis mehrmals länger als dasselbe. Frucht breiter» oder schmäler»eiförmig oder *8 zu Thapsia foetida L. ( = Elaeoselinum foetidum [L.] Boiss.), einer seltenen Spanisdi«Marokkanisdien A rt, die in Italien nicht wächst, während J. B a u h i n (1651), der anscheinend zu G e s n e r in näherer Beziehung stand als sein jüngerer Bruder, die Pflanze der „Horti Germaniae“ (sicherlich richtig) als Thapsia Garganica deutet. *) Turp^thum spurium = unechtes Turpith (Turbith). Die Wurzel besitzt einige Aehnlichkeit mit der echten T u r p i t h » W u r z e l (die von der Convolvulacee Ipomdea Turp£thum [L.] R. Br. stammt) und auch ähnliche Eigenschaften. Turpethum leitet sich vom arabischen „turbid“ ab. *) Griech. davxos, Pflanzenname bei T h e o p h r a s t und D i o s k u r i d e s ( = daücum bei Plinius), bezeichnete mehrere Doldenpflanzen, besonders A t h a m a n t a ( c r e t e n s i s ? ) ; wird abgeleitet von griech. dedeo [daio] = ich erwärme, wegen der erwärmenden Wirkung der Samen bezw. Früchte. Der Name daucus wurde im früheren Mittelalter auf die Möhre übertragen. 8) Griech. oTaq>vlivog [staphylinos], bei T h e o p h r a s t und D i o s k u r i d e s der eigentliche Name der Mohrrübe; der altlateinische Name (bei C o l u m e l l a und P l i n i u s ) war pastinäca (vgl. pag. 1404, Fussn. 1). 4) Vgl. pag. 830, Fussn. 1. ®) Siehe später unter dem Artnamen Daucus Carota, pag. 1508, Fussn. 1. 6) lieber die Ableitung des Namens siehe unter Daucus Carota, pag. 1508.

1502 länglich*ellipsoidisch, von vorn und hinten kaum merklich zusammengedrückt, an der Spitze zuweilen in einen halsartigen Teil verschmälert. Teilfrucht im Querschnitt fast halbkreisrund (etwas niedriger), auf dem Rücken vielkantig. Oberhaut über den Tälchen fast glatt (die Zellen nur schwach wellig*vorgewölbt), am Grunde der Stacheln papillös (die Zellen kurzzylindrisch* oder kegelförmig vorgewölbt), selten (bei D. aüreus) die Fruchtwand aussen überall spitzkegelig* papillös. Mittlere Fruchtwandschicht in ihrer inneren Hälfte (um das Nährgewebe) meist mechanisch verstärkt, aus dickwandigen und verholzten Zellen gebildet (ebenso oft auch das Innere der Fruchtstacheln). Hauptrippen faden* oder wulstförmig*vorspringend, mit mehreren Reihen von kurzen, schief aufsitzenden, etwas gebogenen, spitzen, derbwandigen und bekörneiten Börstchen bekleidet; die beiden seitlichen auf die Fugenfläche gerückt und einander sehr genähert, bei einigen Arten (D. muricatus, D. aureus) sogar in der Mitte der Fugenfläche fast aneinander* stossend und völlig parallel verlaufend; alle von einem kleinen oder ansehnlichen Bündel durchzogen. Die 4 Nebenrippen fast gleich gross, in der Form von in je 1 Stachelreihe aufgelösten Flügelleisten ausgebildet (die beiden seitlichen den Rand der Teilfrucht bildend); die Stacheln meist seitlich zusammengedrückt (selten fast zylindrisch*kegelförmig, d. h. im Querschnitt rundlich), lanzettlich bis fast nadelförmig, einreihig, am Grunde oft i hoch* (im Maximum bis zu V3 ihrer Höhe) zu einer Längsleiste verschmolzen, am Grunde fast stets papillös, an der stumpfen äussersten Spitze mit einem (zuweilen schwach* und unregelmässig*ausgebildeten) Kranze kleiner Widerhaken versehen. Die Stacheln der im Innern der Döldchen befindlichen Früchte oft schwächer und kürzer als die der Randfrüchte, zuweilen (z. B. bei D. aureus und D. muricatus) zu Höckern verkümmert ; sehr selten (ausnahmsweise) alle Früchte nur behöckert (bei D. glochi* diatus und D. aureus), Oelstriemen einzeln unter den Nebenrippen (Stachelleisten), 2 an der Fugenfläche (diese letzteren zuweilen von den fugenständigen Hauptrippen überlagert und von aussen nicht sichtbar); alle entweder ansehnlich (dann diejenigen unter den Nebenrippen im Quer* schnitt 3*eckig*eiförmig) oder klein (dann im Querschnitt quer*elliptisch), bei D. aureus alle Striemen zur Reifezeit schwindend. Nährgewebe im Querschnitt rhomboidisch*4*eckig (die flachen Seiten unter den Hauptrippen, die — leicht abgestumpften — Ecken unter den Nebenrippen liegend), an der Fugenseite flach bis sehr seicht* und breit*rinnig ausgehöhlt (nicht eigentlich sichelförmig), abgesehen von dieser Aushöhlung (dieselbe ausgefüllt gedacht) etwa 2» bis 3*mal so breit als hoch. Fruchthalter ungeteilt, pfriemlich*borstlich, ziemlich starr. Die Gattung umfasst in der hier angenommenen Umgrenzung etwa 60, teilweise unsicher umschriebene und nicht als solche aufrecht zu erhaltende Arten, die in reicher Zahl das Mittelmeergebiet und den Orient bevölkern (daselbst ist namentlich auch die Sammelart D. Carota, die ausserdem den grössten Teil von Europa bewohnt und durch Verschleppung fast kosmopolitisch geworden ist, in einer grossen Zahl von Unterarten und Rassen vertreten); weniger zahlreiche Vertreter finden sich im tropischen Afrika, in Australien und auf Neu»Seeland, sowie in Nord« und Süd»Amerika. Die Unterscheidung und Abgrenzung der Arten bereitet grosse Schwierigkeiten, namentlich im Formenkreise des ungemein vielgestaltigen D. Carota, weshalb eine Reihe, von namhaften und erfahrenen Floristen der Milteimeerländer die Gattung Daucus für die schwierigste unter allen Umbelliferen erklärt hat (vgl. B e r t o l o n i , Flora Italica III [1837], pag. 175; M o r i s , Flora Sardoa II [1840/3], pag. 262; T i m b a K L a g r a v e , Recherches etc., in Mémoires de l’Académie de Toulouse, 1866; L a n g e in Willkomm et Lange, Prodromus Florae Hispanicae III, 1 [1874], pag. 19; P a o l e t t i in Fiori e Paoletti, Flora analitica d’Italia II, 1 [1900], pag. 185 not. 1; B u r n a t , Flore des Alpes Maritimes IV [1906], pag. 245). Inner» halb der Gattung kommen beträchtliche Unterschiede im Fruchtbau (z. B. im Verlauf der fugenständigen Hauptrippen, in der Grösse und der Querschnittsform der Oelstriemen, wohl auch im anatomischen Bau der Fruchtwand) vor, die in der vorliegenden Bearbeitung mehr als bisher zur Aufstellung und Abgrenzung von Sektionen Verwertung finden sollen, ln der Gruppe des D. Carola herrscht in den genannten Merkmalen eine weitgehende Uebereinstimmung, so dass zur Unterscheidung der „Arten1 (hier als Unterarten bewertet) oft recht unbeständige und schwer zu fassende Merkmale der vegetativen Organe herangezogen werden müssen. Aber auch die Abgrenzung von Daucus gegenüber den nächstverwandten, von D r u d e teilweise zu den Scandiceae«Caucalinae gerechneten Gattungen (z. B. Astrodaucus, Caucalis und Orlaya) bereitet grosse Schwierigkeiten. Die von D r u d e vorgenommene weite Trennung der Dauceae von den Caucalinae und die

1503 Scheidung dieser beiden Gruppen (nach R o m p e l ) auf Grund des Fehlens bezw. Vorkommens von Kristallen in der Fruchtwand ist sicherlich reichlich künstlich (vgl. auch pag. 935); doch konnte bisher keine andere, vollständig befriedigende Einteilung dieser Gruppen gefunden werden. — Die Gattung P s e u d o r l a y a Murbeck; (1897) [vgl. pag. 1067] ( = Daucus sect. Heteracänthion Celak. 1873 pro parte, = sect. Pseudorlaya Murbeck 1891, = Orlaya sect. I. Pseudorlaya Calestani 1905) mit der einzigen, im ganzen Mittelmeergebiet (von Portugul und Marokko bis Aegypten und Syrien) verbreiteten Art P. p ú m i l a (L.) Grande 19251) ( = Orlaya pumila Haläcsy, = Orlaya maritima Koch), die bisher fast stets zu Orlaya gerechnet wurde, ist entschieden mit Daucus am nächsten verwandt und dürfte auf Grund der immerhin nicht ganz unbeträchtlichen Unterschiede (vgl. unten den Bestimmungsschlüssel der Daucus»Arten, pag. 1505) am besten als besondere Gattung neben Daucus geführt werden. Aehnlich verhält es sich mit der Gattung A g r ö c h a r i s Höchst, (einzige — tropisduafrikanische — Art : A. m e l a n ä n t h a [Steudel] Höchst.), die von P f e i f f e r zu Daucus, dagegen von B e n t h a m und H o o k e r , sowie von Dr ude zu Caucalis gezogen wird; auch sie steht nach der Meinung des Bearbeiters ( The l l ung ) der Gattung Daucus näher, unterscheidet sich jedoch hinlänglich, abgesehen von dem eigenartigen Bau der Dolden (Doldenstrahlen stark verkürzt), durch die ziemlich stark von der Seite her zusammengedrückte Frucht (Nährgewebe jeder Teilfrucht im Querschnitt fast kreisrund) und die schmale und ziemlich tiefe (bis zur Mitte reichende) Furche des Nährgewebes, wodurch tatsächlich in einem gewissen Sinne ein Uebergang zu Caucalis zustande kommt. — Ausser dem unten beschriebenen D . Caróta (pag. 15 0 8 )-und seinen Unterarten kommen für das mitteleuropäische Gebiet als Adventivpflanzen folgende 9 Arten in Betracht2) : 1. P s e u d o r l a y a p ú m i l a (L.) Grande (vgl. oben), heimisch im Mittelmeergebiet, verschleppt in England gefunden, könnte auch im Gebiet als Fremdpflanze auftreten. — 2. D a u c u s Du r i e üa ®) Lange ( = Caücalis Hispánica Lam. 1783 [nec Crantz 1767, quae = Daucus Maurítanícus L. 1762], = Durieua Hispánica Boiss. et Reuter, = Daucus Hispanícus L. Grande [1914], Thellung [1918], R. Maire [1924], nec Gouan [1773]). Heimisch in Spanien (1), Algerien und Marokko-, mit Wolle verschleppt in England (Schottland!). Von der folgenden A rt durch die im Bestimmungsschlüssel angegebenen Merkmale nur schwer und unsicher zu trennen, daher vergleichsweise hier angeführt. — 3. D. g l o c h í d í á t u s (Labill.) Fischer, Meyer et Lallemant ( = Scándix glochidiata Labill. 1804, = D. brachíátus Sieber ex DC. 1830). Fig. 2574. Heimisch in Australien, Tasmanien und auf Neuseeland; mit (australischer) Schafwolle eingeschleppt in England (Schottland!), Frankreich (!) und in der Schweiz: Kammgarnfabrik Derendingen bei Solothurn, 1914/6 (leg. P r o b s t l ) . Die Pflanze wird auf Neuseeland, wo sie als einheimisch gilt, durch Säugetiere epizoisch verbreitet, aber andererseits auch von Schafen und Kaninchen gefressen und dadurch stellenweise stark dezimiert. Der Formenkreis dieser Art bedarf (wie die Sect. Anisactis überhaupt; vgl. auch oben die Bemerkung zu D. Durieua nr. 2) dringend einer kritischen Bearbeitung an der Hand eines reichen Materials. Lieber das Verhältnis zu dem anscheinend nahe verwandten, südamerikanischen D. montánus Humb. et Bonpl. ( = D . toriloides DC.), mit welchem unsere Art oft vereinigt wird, vgl. T h e l l u n g , A. Daucus»Studíen II, in Fedde, Repertorium specierum novarum, 1926. — D. glochídíátus ist, auch abgesehen von den südamerikanischen Sippen von zweifelhafter Zugehörigkeit, schon in Australien und auf Neuseeland recht veränderlich in der Ausbildung der Fruchtstacheln (auch in ihrer Papillen»Bekleidung, die zuweilen zu fehlen scheint). Man kann etwa unterscheiden: var. vel subsp. a l e p t a c á n t h u s Thellung. Stacheln der Neben» rippen dünn (durchscheinend), seitlich zusammengedrückt (die schmale Kante nach der Spitze und nach dem Grunde der Frucht gerichtet), von der Breitseite gesehen schmal.pfriemlich (mit lanzettlichem Grunde) (Fig. 2574 a) oder auch (subvar. p l a t y a c á n t h u s Thellung) lanzettli