Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3, Dicotyledones 1

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(Tnjt besonderer ‘B erücksichtigung von Oesterreich, ‘D eutschfand und der Schweiz.

L ä n g s s c h n i tt d u r c h d ie w e ib lic h e B lü te , q S a m e , r K e im e n d e r S a m e m it 2 E m b r y ­ o n e n ( F i g . / , q, r n a c h v. T u b e u f ) . s, t G r u n d r is s e in e s m ä n n lic h e n u n d w e ib lic h e n B lü te n s ta n d e s (v = V o r b l a t t , / = L a u b b la t t, a, b = H o c h b lä tte r d e s B lü t e n k ö p f c h e n s ; in d e n A c h s e ln v o n l d ie E r n e u e r u n g s s p r o s s e ) . F ig . 5 u n d t n a c h E i c h l e r .

9 G riech. Ä&Qov [löron] =

R iem e n und äv&og [änthos] =

A uf B äum en schm a­ rotzender, 20 bis 40 (50) cm hoher (Fig. 514) S trauch, m it g abelig - verzw eigten, leicht ze rb rech lich en , stielru n d en , dunkelbraunen Zw eigen. L au b b lä tte r som m ergrün,fast g eg e n ­ ständig, dick, kurz gestielt, verkehrteiförm ig-länglich, stum pf, in den B lattstiel ver­ schm älert, ganzrandig, dunkel-

B lum e.

150 grün. B lüten durch F ehlschlagen 2-häusig, g egenständig, in en d stän d ig en , lockeren A eh ren (die weiblichen) oder in T ra u b e n (die m ännlichen). B lütenachse unterhalb der B lüte eine einen K elch vortäuschende W ucherung (calyculus) bild en d (Fig. 513 c); letzterer kurz, etw as gezähnt. B lütenhüllblätter 4 bis 6, länglich, gelblichgrün, 3 bis 4 mm lang, frei. S ta u b b lätter so viele wie B lütenhüllblätter, vor denselben stehend und am untern T eile eingefügt (Fig. 513h), in den w eiblichen B lüten als S tam inodien vorhanden (Fig. 513d), m it unbew eglichen, am G runde rückseitig dem E n d e des F ad en s anliegenden, länglichen, m it L än g ssp alten sich öffnenden S taubbeuteln (F ig. 513i, k). F ru ch tk n o ten unterständig. Griffel fädlich, m it kopfförm iger N arb e (Fig. 513 c). S cheinfrucht b eerenartig, birnförm igkug elig , n a c h dem G runde zu rasch verschm älert, ca. 10 mm lang, m it saftreicher, klebriger M ittel­ schicht, oben den G riffelrest tra g e n d (F ig. 513 a). Sam e m it stielrundlichem K eim ling im reichlichen N ährgew ebe. — V, V I. Z erstreu t auf verschiedenen Eichen - A rten (nam entlich Q uercus p u b escen su n d Q . C erris, seltener auch auf Q . R o b u r [Fig. 514] und sessiliflora) oder auch auf C astanea. In D e u t s c h l a n d einzig in S ach sen b e i P irn a (D o h n a und D o h m a) k o n s ta tie rt (nicht im B ay erisch en W ald). In O e s t e r r e i c h z e rstre u t in B öhm en (P ra g , E lb en ied eru n g en Saaz, G itschin, B rd y -G e b irg e ), in M ä h re n (Z naim , K rom au, N am iest, D ürnholz, N ik o lsb u rg , P o la u , B rü n n [P a rad ie sa u , S c h re ib w ald , S chöllschitz, K e ltsch a n ], O lm ütz, L itta u , P ro ssn itz , K rem sier, C hropin, U n g .-H ra d isch , G öding, Bisenz), in N ie d erö ste rreich (in den N ied eru n g en , h äufig im W ie n er B eck en und im H ügellande nörd lich d e r D o n a u , en tla n g d e r M a rc h und im u n te re n D o n a u ­ laufe e tc .; am se lte n ste n im G ra n itp la te a u des W ald v iertels), in S te ie rm a rk (in S ü d ste ie rm a rk h ie und da in den W in d isch en B üheln, b ei M a rb u rg , W u rm b e rg , P e tta u , S a u ritsch , L ovreöan, M o n sb erg , S ta te n b e rg , B ad N e u h au s, Cilli, ü b e r P ra s s b e rg ; a b e r b e i A ussee eb en so w en ig w ie A d ia n tu m C apillus V eneris, E ric a te tra lix etc.), in K ra in u n d K ü ste n lan d . F e h lt in K ä rn ten , T iro l (A lpen b ei B o rg o se h r u n w a h rsc h e in lic h ), in S alzburg, O b e rö ste rre ic h u n d S chlesien g änzlich, ebenso in der S c h w e i z . F ig ',5 1 4 . L o r a n t h u s E u r o p a e u s J a c q . a u f Q u e r c u s R o b u r , in d e r L o b a u b e i W ie n ( X X I. B e z irk ). P h o t. P r o f e s s o r D r. L u d w ig L i n s b a u e r , K l o s te r n e u b u r g b e i W ie n .

Allgem eine Verbreitung: Südöstliches E u ro p a (nördlich bis zum E rz g eb irg e und bis P irn a in S achsen, w estlich bis Italien), K leinasien.

L o ra n th u s E u ro p ae u s, das V iscum q uercinum d e r A lten, lie fe rt w ie V iscum den V ogelleim . D ie v e g etativ e V erm eh ru n g g e sc h ie h t d u rc h A d v en tiv k n o sp en auf den h o rizo n tale n Senkern. — H insich tlich des bio lo g isch en V e rh a lte n s sch liesst sich die R iem enblum e ziem lich eng an V iscum an. Im G eg en satz zu d e r le tz te m verlau fen die R in d e n sa u g strä n g e a b e r n ic h t in der R inde, sondern im C am b iu m sow ie in dem ju n g en H olzgew ebe. D a b e i leisten die a llm äh lich e rh ä rte te n H olzelem ente der v o rd rin g en d e n S a u g stra n g sp itz e einen ziem lich g ro ssen W id e rsta n d , so dass diese im sp itzen W inkel u m k eh re n d die w e ich eren , w e ite r p e rip h e r g eleg en en H o lz sc h ic h te n a u fsu ch e n m uss.

41. Fam.

Santaläceae.

Sandelholzgewächse.

Bäum e, S träu ch er oder K rä u ter, zum grossen T eil S ch m aro tzer o d er H albschm arotzer. L a u b b lä tte r Wechsel- oder g egenständig, ungeteilt, zuw eilen schuppenförm ig und sehr hinfällig. N e b en b lätter fehlend. B lüten m eist klein, ziem lich unscheinbar, strahlig, 5- (seltener 3-, 4- o d er 6-) zählig, zw itterig o der durch A b o rt eingeschlechtig, einzeln achselständig oder

89

151

Tafel 89.

Erklärung der Figuren. Fig. 1. Thesium Bavarum (pag. 153). Blütenspross, la . Blüte mit Tragblatt und den beiden Vor­ blättern nach der Befruchtung (vergrössert). 2. Thesium pratense (pag. 157). Blütenspross. 2 a. Längsschnitt durch die Blüte. 3. Asarum Europaeum (pag. 160). Habitus. „ 3a. Längsschnitt durch die Blüte.

Fig. 3 b. Staubblatt (vergrössert). 3 c, 3d. Same mit Anhängsel. 4. Aristolochia Clematitis (pag. 163). Blüten­ spross. 4 a. Längsschnitt durch die Blüte (weibliches Stadium). „ 4 b. Griffelsäule (vergrössert).

zu Trauben, Dolden, Köpfchen, Rispen etc. vereinigt. Blütenhülle einfach, blumenkronenoder kelchartig, aus 3 bis 6 in der Knospenlage meist klappigen, oft ± verwachsenen Blättern gebildet, welche am Grunde hinter den Staubblättern häufig einen Haarbüschel aufweisem. (Fig. 517k), in der Sonne zu einem 5 bis 6 mm breiten, flachen Stern ausgebreitet. Staubblätter ebensoviele wie Perigonabschnitte und vor diesen stehend, meistens der Perianthröhre eingefügt. Staubbeutel intrors, mitLängsspalten aufspringend. Fruchtknoten in der Regel unterständig (Fig. 517 b m) oder halbunterständig, selten oberständig, aus 3 bis 6 Frucht­ blättern gebildet, mit dem Grunde dem Diskus eingesenkt, 1-fächerig. Griffel endständig, zylindrisch, kegelförmig oder sehr kurz. Narbe kopfig oder lappig. Samenanlagen 1 bis 3 (5), ohne Integumente, an der Spitze einer zentralen, zuweilen mit der Wand des Frucht­ knotens verwachsenen Plazenta hängend (Fig. 517o). Frucht eine 1-samige, nicht auf­ springende Nuss oder Steinfrucht. Exokarp bei Formen mit unterständigem Fruchtknoten zum Teil von der Fruchtknotenwand oder von der ausgehöhlten Blütenachse gebildet (also eigentlich eine Scheinfrucht!). Exokarp bald trocken, bald fleischig, saftreich, zuckerhaltig. Samen ohne Schale (oder doch rudimentär), mit reichlichem, fleischigem Nährgewebe. Keimling oft schief eingebettet, gerade, mit schmalen, halbstielrunden, zuweilen sehr kurzen Keimblättern. D ie Santalaceen, von denen man über 250 Arten kennt, sind in den Tropen und in den gem ässigten Zonen über w eite Strecken hin verteilt. V erschiedene G attungen bevorzugen trockene G ebiete (im Kapland ca. 70 artenreiche G attungen). In Europa ist die Fam ilie einzig durch die 3 G attungen T h e s i u m (ca. 20 Arten), O s y r i s (O. a l b a L., der Harnstrauch, im ganzen M ittelm eergebiet. Strauch m it rutenförm igen Z w eigen, dioecischen, gelblichen Blüten und fleischiger, rötlicher Steinfrucht) und C o m ä n d r a (C. e l e g a n s R chb. f. in den Sandpusten von Ungarn, in den untern D onau- und M oldauländern) vertreten. V erschiedene Santalaceen liefern ein w ertvolles N utz- und M öbelholz, so vor allem das w eisse oder gelb e Sandelholz von S ä n t a l u m ä l b u m L. (O stindien, indischer A rchipel), w elch es früher offizinell w ar und noch heute in der Parfüm erie (es enthält ätherische O ele und Harz) und K unsttischlerei Verw endung findet, dann das Sandelholz von S. Freycinetiänum Gaud. (Sandw ichs-Inseln), S. lanceolätum R. Br. (tropisches Australien), S. A üstro-caledönicum Vieillard (N euK aledonien), das ostafrikanische Sandelholz von O syris tenuifölia E ngler, das Holz von Exocärpus cupressifdrmis Labill. (A ustralien), A canthosyris spinescens Griseb. und A . falcäta Griseb. (Südamerika). V erschiedene Sandelhölzer des H andels stam m en jedoch von der G attung Epichäris (M eliacee) oder („rotes Sandelholz“) von der Legum inose Pterocärpus santah'nus L. f. D ie saftigen Früchte von mehreren Arten (z. B. von dem australischen Fusänus acum inätus R. Br., „native p each “) w erden gegessen . O syris arbörea W all, aus dem sub­ tropischen H im alaya liefert O syris-T ee und wurde früher vielfach gebaut.

C C X X V I.

Thesium1) L.

L e in b la tt, Bergflachs. Franz.:Thesion; engl.: Toad-flax.

Ausdauernde, grüne Halbschmarotzer, deren Wurzeln vermittelst Saugnäpfe (Haustorien) auf den Wurzeln anderer Pflanzen anhängen (Fig. 516h). Stengel am Grunde zu­ weilen verholzt. Laubblätter wechselständig, schmal, lineal (seltener bis eilanzettlich), spitz,*) *) 'd,'))0£lov [theseion] bei T h e o p h r a s t (H ist, plant. VII, 11) N am e einer nicht näher zu b e ­ stim m enden Pflanze. P l i n i u s (H ist. nat. XXI, 107 und XXII, 66) erwähnt ebenfalls die Pflanze thesium .

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sitzend. Blütenstand ährig, traubig oder rispig, 1- bis 5-blütige Trugdolden tragend. Tragblatt lineal, dem Blütenstiel angewachsen, bis an die Blüte hinaufgerückt, mit den beiden Vorblättern (sofern diese vorhanden) auf gleicher Höhe stehend (vgl. Einleitung pag. LXXI, Fig. 92 c), unter jeder Blüte daher 1 oder 3 Hochblätter. Blüten klein, zwitterig. Perigon bleibend, trichterförmig röhrig (Fig. 517m, i) oder glockenförmig, 5- (seltener 4-) spaltig, aussen grün, innen weiss, auf der Innenseite von nach rückwärts gerichteten Haaren bärtig oder hinter den Staubblättern einen Haarbüschel tragend (Fig. 5155, 517k). Perigonsaum zur Blütezeit ausgebreitet (Fig. 517 d), später ± tief eingerollt (Taf. 89, Fig. 1a). Fruchtknoten unterständig (Taf. 89, Fig. 2 a). Griffel verschieden lang. Narbe kopfförmig oder undeutlich 3-lappig. Fruchtknoten 1-fächerig, mit 2 oder 3, von der Spitze einer dünnen, gewundenen Plazenta herabhängenden Samenanlagen. Frucht meist nussartig (seltener saftig), klein, kugelig oder eiförmig, aussen erhaben netziggeadert, von der verwelkenden, eingerollten, später abfallenden Blütenhülle gekrönt (Fig. 515 c, d, 516b, e). Endokarp krustig oder wenig verhärtet. Samen kugelig oder eiförmig. Keimling in der Mitte oder in der obern Hälfte des fleischigen Nährgewebes (Fig. 517 m). D ie G attung um fasst über 100 A rten, w elch e hauptsächlich in der gem ässigten Zone zu H ause sind. In Am erika kom m en einzig in Brasilien 2 Arten vor; in A ustralien fehlt die G attung vollständig. Alle T hesium -A rten sind ähnlich den L oranthaceen als Halbschm arotzer, speziell als W urzelparasiten, zu bezeichen, w elch e sich m it Saugw arzen (H austorien) an den W urzeln ihrer Nährpflanzen festhalten (Fig. 516 h). A ls W irtspflanzen w erden ohne U nterschied die verschiedenartigsten in der U m gebu ng w achsenden Pflanzen in B esch lag genom m en. D ie w eissen H austorien sitzen zerstreut an den sehr ästigen W urzeln, sind von glocken­ förm iger oder kugeliger G estalt und um schliessen die W urzeln fast sattel- oder m antelartig. A us der M itte der A nsatzfläche dringt ein +. grosser, zylindrischer oder platter Saugfortsatz oder Senker bis zum Zentral­ zylinder der W urzel der W irtpflanze vor und entzieht derselben durch besondere L eitungsbahnen N ährlösungen. D ie K eim ung erfolgt w ie bei den nicht schm arotzenden Pflanzen; H austorien bilden sich erst an den S eiten­ zw eigen der P fahlw urzeln. V ielfach trifft man an den W urzeln funktionslose H austorien an (d. h. fadenförm ige rechtw in kelig abstehende W urzelzw eige), w elch e keine G elegen heit hatten, m it den Nährpflanzen in Verbindung zu treten. D ie W urzeln und das hypkotyle Glied erzeugen sehr leicht A dventivknospen. D ie Bestäubung erfolgt zum T eil durch Insekten (H onigbiene), w elch e den im Grunde der B lutenhülle abgeschiedenen H onig auf­ suchen. A usserdem ist Selbstb estäub ung m öglich. B ei einzelnen Arten ist H etero- bezw . T ristylie beob ach tet w orden; die erstere wird überdies von sekundären G eschlechtscharakteren b eg leitet. D ie die P erigonzipfel m it je einem Staubbeutel verbindenden H a a r s c h ö p f e (Fig. 517k) haben schon sehr verschiedene D eutungen erfahren. N ach K e r n e r sollen sie w ie ein D o ch t W asser zu den A ntheren leiten und dadurch den Schluss derselben b ei nassem W etter bew irken. N ach M iss E w a r t dienen die H aarbüschel teils zum F esthalten des P ollens, teils sollen sie den honigsuchenden Insekten das Auffinden des N ektars erleichtern. L o e w erblickt in den Fäden einen Apparat, w elcher die Stellung der A ntheren zur Narbe während des A ufblühens zu regulieren hat. D urch diese Fäden soll näm lich die A nthere von der N arbe ferngehalten und dadurch die A u togam ie (nam entlich b ei kurzgriffeligen Form en) erschw ert werden. Durch Parasiten (A ecidium ) können die Blüten (besonders bei nr. 803) vergrünt oder zu L aubknospen um gew andelt sein. D ie Früchte zeigen nur bei einzelnen Arten besondere V erbreitungsm ittel. D ie saftigen, gelben Früchte von nr. 811 dürften vielleich t durch V ögel, diejenigen von nr. 803, 808 und 810, bei w elch en die B lütenstiele w ährend der Postfloration gelb und saftig (Elaiosom ) werden, durch A m eisen verbreitet werden. S e r n a n d e r zählt T . alpinum zu dem A rem onia-T ypus (B lütenachse unm ittelbar unter der Frucht als Elaiosom ausgebildet) der M yrm ekochoren. T . alpinum ist aus­ gesprochen „tachyspor“ (d. h. die Früchte reifen sehr schnell aus), so dass die untersten V erbreitungseinheiten eines Sprosses bereits abgefallen sein können, w ährend sich die G ipfelblüten noch im K nospenstadium befinden. D rei Arten (T. Bavarum, Linophyllum und ebracteatum ) gehören dem pontischen, drei w eitere Sp ezies (T . hum ile, hum ifusum und divaricatum ) dem m editerranen Florenelem ent an. T. pratense und alpinum sind m itteleuropäisch und besonders in den gebirgigen T eilen verbreitet. T. rostratum zeigt ein sehr kleines Verbreitungsareal (östlich e A lpen und vorgelagerte H och eb en e; vgl. pag. 159); die Pflanze ist also nich t pontisch. A lle einheim ischen Arten sind + xerophil gebaut (schm ale Blätter, zum T eil W achsüberzug). D er m eist unverstandene und jetzt kaum mehr im V olke gebräuchliche N am e „V erm einkraut“ kom m t ohn e Z w eifel von dem oberdeutschen „verm einen“ (berufen, beschreien) = bezaubern. Jedenfalls galt unsere Pflanze w ie viele andere „Beruf- und B eschreikräuter“ (z. B. Erigeron acer, Stachys rectus) im V olksaberglauben für zauber­ kräftig. In N iederösterreich h eisst T. alpinum nach der B lütezeit J o T i a n n i s k r ä u t l ; B ezeichnungen w ie L e i n b l a t t , B e r g f l a c h s , F r a u e n h a a r (vgl. Linaria vulgaris) w eisen auf die schm alen, dünnen Blätter hin.

153 1. Unter jeder B lüte 3 H ochblätter (d. h. 1 T ragblatt und 2 Vorblätter). Stengel oberw ärts traubig oder rispig, bis zur Spitze m it Blüten b esetzt 2. 1*. Unter jeder Blüte nur 1 H ochblatt (Vorblätter fehlen). Fruchttragende Stengel an der Spitze durch unfruchtbare T ragblätter schopfig 9. 2. Saum der Blütenhülle nach dem Verblühen bis auf den Grund eingerollt (Taf. 89, F ig . 1 a, F ig. 515 c, h), so lang als die Frucht, auf der letztem einen kurzen K nopf bildend 3. 2*. Saum der Blütenhülle nach dem Verblühen rührig und nur an der Spitze eingerollt (F ig. 517 e), so lang oder länger als die F rucht 8. 3. Stengel w en igsten s oberw ärts rispig verzw eigt, m it trugdoldig angeordneten Blüten. Früchte deutlich (zuw eilen allerdings kurz) gestielt (F ig. 515 d) 4. 3*. Stengel oberw ärts einfach- oder ästig-traubig. Früchte fast un gestielt (F ig. 515h) 6. 4. Laubblätter stark 3-nervig bis undeutlich 5-nervig, lanzettlich T. B a v a r u m nr. 802. 4*. Laubblätter 1-nervig oder schw ach 3-nervig, lineal oder lineal-lanzettlich 5. 5. Grundachse dünn, kriechend, dünne, verlängerte, zerbrechliche Ausläufer treibend. T. L i n o p h y l l o n nr. 803. 5*. Grundachse ohne A usläufer. Selten im südl. O esterreich T. d i v a r i c a t u m nr. 804. 6. B lütentragende A e ste kürzer als die Frucht (F ig. 516 c). H ochblätter und A estchen rauh gezähnelt. Nur in N iederösterreich und M ähren T . h u m i l e nr. 805. 6*. Blütentragende A e ste so lang oder länger als die F rucht (F ig. 516 f) . 77. Blütentragende A este so lang oder w en ig länger als die F rucht (Fig. 515 h), zuletzt fast w agrecht abstehend. E inzig in Lothringen (bei M etz) T . h u m i f u s u m nr. 807. 7. * Blütentragende A este 3 bis 4 mal so lang als die Frucht (F ig. 516 f), aufrecht abstehend. O estl. O esterreich . . T. r a m o s u m nr. 806. 8. F ruchtstiele aufgerichtet. Fruchtstand + ein seitsw endig. O bere H ochblätter am Rande glatt. T. a l p i n u m nr. 809. 8*. Fruchtstiele w agrecht abstehend, allseitsw endig. O bere H ochblätter am Rande von feinen Zähnen rauh. T. p r a t e n s e nr. 808. 9. G rundachse m it Ausläufern. Frucht sehr kurz g estielt (F ig. 517 g), lederig. N ord- und M ittel­ deutschland; selten in B öhm en und N iederösterreich T. e b r a c t e a t u m nr. 810. 9*. G rundachse ohne Ausläufer. Frucht sitzend, fast k u gelig (F ig. 5171), beerenartig, saftig, gelblich. O esterreich, Bayern, B odenseegegen d, nordöstliche Schw eiz T. r o s t r a t u m nr. 811.

802. ß

T hesium B a v a ru m *) Schrank (= T. montänum Ehrh., = T. Linophyllum L. latifölium Bertol.). B a y e r i s c h e s L e i n b l a t t , Berg-Leinblatt. Taf. 89, Fig. 1.

Ausdauernd, 30 bis 80 cm hoch. Grundachse verkürzt, knorrig, hinabsteigend, holzig, ästig, zuletzt vielstengelig, ohne Ausläufer. Stengel aufrecht, oberwärts rispigverzweigt, kantig, kahl, reichlich beblättert. Laubblätter grasgrün, lanzettlich bis eilanzettlich (etwa im untersten Drittel am breitesten), stark 3-nervig bis undeutlich 5-nervig, dunkel­ bläulichgrün, 2 bis 7 mm breit, lang zugespitzt, ganzrandig, kahl. Blüten in 1- bis 3-blütigen Trugdolden, letztere zu einer pyramidalen, lockeren Rispe vereinigt. Jede Blüte gewöhnlich von 3 Hochblättern umgeben (zuweilen die mittlere kurzgestielte Büte nur mit 1 Hochblatt). Perigon glockig, 2 bis 3 mm lang, bis über die Mitte 5- (seltener 4-) spaltig. Frucht eiförmig-kugelig, netziggeadert, gestielt, 4 mm lang, bis 3 mal so lang als der bis zum Grunde eingerollte Perigonsaum. — V bis VII. Stellenweise an steinigen, buschigen Abhängen, in lichten Waldungen (z. B. in Föhren­ wäldern), an Waldrändern, auf Waldblössen, auf Bergwiesen, Geschiebe, bis in die Alpentäler (im Unter-Engadin bis 1750 m, Afers bei Brixen in Südtirol 1800 m). Mit Vorliebe auf Kalk. In D e u t s c h l a n d zerstreut im südlichen und mittleren G eb iet (nördlich bis ins Thüringerbecken; für O bereisass fraglich). In O e s t e r r e i c h ziem lich verbreitet (fehlt gänzlich nur in M ähren, Salzburg und Schlesien). In der S c h w e i z zerstreut in den K antonen Schaffhausen, Zürich, A argau und Solothurn (von M ammern und Stein dem Rhein und der Aare entlang bis zur R oggenfluh, ferner im K anton Graubünden (T rins-Flim s, Lürlibad bei Chur und selten im Unterengadin bei Ardez, Schieins, Remüs) und T essin. — D iese 9 bayerisch, vom lat. Bavaria = H e g i , F lo ra Bd. III.

Bayern.

64

154 A rt gehört w ie die folgende nördlich der Alpen zur politischen Steppenheideform ation. M it V orliebe erscheint sie an etw as buschigen Standorten zuw eilen (am Lech) mit Linum viscosum vergesellschaftet. A n steinigen A bhängen tritt sie auf Kalk gern zw ischen Erica carnea auf, zusam m en m it Sesleria caerulea, P olygala C ham aebuxus etc. M it der folgenden A rt kann nr. 802 leicht verw echselt werden.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches, mittleres und südliches Europa (nördlich bis Böhmen und Thüringen, westlich bis zu den Vogesen, zum schweizerischen Jura und bis zur Dauphiné). Aendert w en ig ab: f. t y p i c u m Beck. Griffel so lang als das P erigon, an der Frucht von dem selben um schlossen. — f. m a c r o s t y l u m Beck. Griffel 2 bis 2 1/2m al so lang als das P erigon, an der Frucht aus dem Perigon hervortretend.

803.

T hesium L iriophÿllon *) L. (= T. linifölium Schrank, = T. intermédium Schrad.). L e i n b l ä t t e r i g e r B e r g f l a c h s . Fig. 515a bis d.

Ausdauernd, 15 bis 50 cm hoch. Grundachse dünn, verlängert-ästig, dünne, gelbliche, verlängerte, zerbrechliche, entfernt beschuppte Ausläufer treibend. Stengel zahlreich, auf­ recht oder aufsteigend, kantig, kahl, oberwärts rispenartig verzweigt. Laubblätter sitzend, schmal lineal-lanzettlich (etwa in der Mitte am breitesten), 1 bis 4 mm breit, 1- oder un­ deutlich 3- (5-) nervig, spitz, kahl, meist bläulichgrün. Blütenstand rispig. Trugdolden 1- bis 3- (5-) blütig, ihre Stiele abstehend (Fig. 515b). Jede Blüte von drei Hochblättern gestützt. Perigon glockenförmig, 2 bis 3 mm lang, 5-spaltig, bis zum Grunde eingerollt (Fig. 515c, d). Frucht ellipsoidisch, mit schwachen Nebennerven, kurz gestielt, 3 mal so lang als der eingerollte Perigonteil und doppelt so lang als der Blütenstiel (Fig. 515 d). — V, VI. Zerstreut auf Heidewiesen, an steinigen, kurzgrasigen Abhängen, an Waldrändern, in Bergwäldern, an Felsen, an sonnigen Hügeln, in Kastanienwäldern (Süden), bis in die Alpentäler (Nase ob Maladers in Graubünden 1250 m, am Ritten in Südtirol 1390 m); gern auf kalkreichem Gestein. In D e u t s c h l a n d mit A usnahm e des nordw estlichen T eiles ziem lich verbreitet (fehlt in Kurhessen und W estfalen gänzlich); nordw estlich bis N euhaldensleben — W olm irstedt — Burg bei M agdeburg — Friesack. — L ud w igslust und als vorgeschobener P osten in der G egend von H am burg (hinter P oppenbüttel, Reinbeck). In O e s t e r r e i c h ziem lich verbreitet (fehlt ganz nur in Schlesien), ln der S c h w e i z in den K antonen G enf W aadt, W allis (von Charrat bis Saxon), T essin und Graubünden (M isox, M aladers, Chur, Rofna-M ühlen).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (Südosten, Mitteleuropa, im Süden westlich bis Norditalien, zur Dauphiné und bis zu den Vogesen), Kaukasus. A endert etw as ab: var. l a t i f ö l i u m W im . Pflanze höher. Laubblätter lanzettlich, deutlich 3- bis 5-nervig (von nr. 802 durch die A usläufer verschieden). Selten an etw as schattigen Stellen. — var. f ü l v i p e s (G riesselich) K och. Fruchtstiele und zuw eilen unterer T eil der F rucht saftig, gelb oder fuchsrot (Selten). V gl. pag. 152. T . Linophyllon gehört in M itteleuropa der pontischen Stepp en heid egenossensch aft an, die sich auch noch in W estpreussen in G esellschaft von Scorzonera purpurea, Hieracium echioides, O xytropis pilosa, A lyssum m ontanum , Potentilla rupestris, V eronica A ustriaca, P eucedanum Cervaria, A ndrosace septentrionale, Allium m ontanum , Stipa pennata etc. vorfindet. Im Süden der A lpen tritt T. Linophyllon gern in den K astanien­ wäldern auf neben Orchis coriophorus (Bd. II, pag. 339), Serapias longipetala (Bd. II, pag. 358), F estuca heterophylla (Bd. I, pag. 339), Euphrasia lutea, D ianthus inodorus und vaginatus, Sedum reflexum etc. T. Linophyllon ist heterostyl und hom ogam . W ährend bei der langgriffeligen Form die A ntheren nur etw as über die M itte des Griffels reichen, stehen sie bei der kurzgriffeligen dicht über der Narbe, so dass spontane Selbstbestäubung unverm eidlich ist. V on Interesse ist, dass die Pflanze infolge ihres für den M enschen nicht besonders auffälligen H oniggeruches auf die Insekten eine so starke A nziehungskraft ausübt, w ie nur w en ig andere noch so bunte Pflanzen. S c h u l z b eobachtete, w ie Bienen aus 40 bis 50 m Entfernung direkt auf die Pflanze zuflogen und zwar über die verschiedensten grell gefärbten Blüten hin w eg, so dass der Schluss gerech tfertigt erscheint, dass nicht hauptsächlich die Farbe, sondern der spezifische G eruch des H onigs die Insekten anlockt (nach Kn u t h ) . 9 Gr. Xivov (linon) =

Lein und qpvXXov (phyllon) = Blatt; nach den leinähnlichen Blättern.

155

804. Thesium divaricätum

Jan nec D C .

S parriges Leinblatt.

F ig . 515e, f.

A u sd au ern d , bis 60 cm hoch (im ' H ab itu s ähnlich nr. 802). G ru n d ach se ästig, vielstengelig, ohne A usläufer. Stebgel ziem lich zahlreich, auf­ rech t o d er aufstrebend, oberw ärts risp en artig verzw eigt. L a u b b lä tte r linealisch, spitz, 1- o d er schw ach 3 -n erv ig . B lütenstand pyram idenförm ig, m it abstehenden A esten. Jed e B lüte von 3 am R an d e etw as rauhen H o c h b lä tte rn g estü tzt; letztere k ü rzer als die F ru ch t. D as bis zum G runde ein­ gerollte F ru ch tp erig o n x/3 so lang als die länglich-w alzliche F ru c h t (Fig. 515 f). — V. S ehr selten an buschigen A b h än g en ; nur in O e s t e r ­ reich. In O e s t e r r e i c h als S e lte n ­ h e it in T iro l (einzig b ei C les), in K ra in (z. B. b e i A d e lsb e rg ) u n d im K ü sten lan d . F e h lt in D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z g änzlich.

F i g . 515. T h e s i u m L i n o p h y l l o n L . a H a b it u s , b B lü te n z w e ig , c B lü te k u r z n a c h d e m V e r b lü h e n , d F r u c h t . — T . d i v a r i c a t u m J a n , e H a b it u s , f F r u c h t . — T . h u m i f u s u m D C . g H a b it u s , h F r u c h t . — T . p r a t e n s e E h r h . 'v je B lü te n ­ d ia g r a m m ( n a c h E i c h l e r ) .

Allgem eine Verbreitung:

M ittelm eergebiet (von S panien bis zum T aurus).

805. Thesium hümile

V ahl (= T . diffusum Sim k., = T . D ollinerii M urbeck, = T . Grsecum Z ucc. nec Boiss.). N i e d r i g e s L e i n b l a t t . F ig . 5 1 6 a bis c.

A u sd au e rn d (seltener 1- oder 2-jährig), 10 bis 20 cm hoch. G rundachse kurz, viel­ köpfig. S ten g el zahlreich, aufrecht oder aufstrebend, einfach oder w enig ästig, oben etw as rauh. L a u b b lä tte r linealisch, 1-nervig, die obern am R an d e gezähnelt rauh. B lütenstand einfach o d er w iederholt traubig-verzw eigt. B lütentragende A este viel kürzer als die F ru c h t (Fig. 516 c). B lüten kurz gestielt, 1,5 bis 3 mm lang, bis zum G runde eingerollt, jed e von 3 am R an d e n ebst den Stielen gezähnelt-rauhen H o c h b lättern gestützt. M ittleres H o c h b la tt läng er als die F ru c h t, die beiden seitlichen ungefähr ebenso lang (Fig. 516 c). F ru c h t fast bauchig, dem S tengel fast anliegend, beinahe sitzend, bis über 3 mal so lang als der eingerollte P erig o n teil (F ig. 516 b), fast netznervig, m it dem sehr kurzen, zuletzt p y ra m id e n ­ förm igen P erig o n sau m 4 m m lang. — IV bis V III. Selten auf B rachäckern, an R ainen, auf W eiden; nur in O e s t e r r e i c h . In O e s t e r r e i c h z e rstre u t in M ä h re n (Z naim , S okolnitz, L a te in e r B e rg b ei B rünn, B isenz, P ise k , K e ltsch a n b ei G aya, A u sp itz ) und in N ie d e rö ste rre ic h (stellenw eise im G e b iete der p a n n o n isch e n F lo ra im südlichen W ie n er B ecken bei W r. N e u sta d t und K atzelsd o rf, am E ic h k o g l, in d e r B rühl, bei F lo risd o rf, L a n g E n zersd o rf, O b er-W eid en , D o rn b a c h , A n g ern ) — A e n d e rt a b : v a r. s u b r e t i c u l ä t u m D C . F ru c h t m e h r ellipsoidisch, fa s t n u r längsnervig. F ru c h tp e rig o n z u letzt w alzlich.

Allgemeine V erbreitung:

M ittelm eergebiet, W esteu ro p a (bis S üdengland). 64*

156

806. Thesium ramösum

H ayne.

F ig . 516d bis g.

Aestiges Leinblatt.

A u sd au ern d (seltener 1- o d er 2-jährig), 15 bis 30 cm hoch. G rundachse holzig, vielköpfig. S ten g el gestreift, zahlreich (der m ittlere gew öhnlich d er stärkste), im obern T eil m eist verzw eigt und etw as rauh. L a u b ­ b lä tte r schm al lanzettlich-linealisch oder linealisch, 1 bis 2,5 m m b reit, 1- bis schw ach 3-nervig, an d er S pitze in ein kleines Z ähnchen auslaufend (Fig. 516 g), die obern am R a n d e gezähnelt-rauh. B lütenstand eine zusam m engesetzte T rau b e. B lütentragende A este bis 1 cm lang, 3 bis 4 m al so lang als die F ru c h t (F ig. 516 f). B lüten klein, sehr kurz gestielt, fa st sitzend 1,5 bis 2,5 mm lang; jed e von 3 am R a n d e gezähnelt - rauhen H o c h b lättern g estü tzt. M ittleres H o ch b latt ( = T ra g b la tt) am län g sten , stets länger als die F ru c h t und fast d o p p elt so lang als die beiden seitlichen (F ig. 516f). F ru c h t eiförm ig, fast sitzend, erhaben verzw eigt-nervig, 3,5 bis 4 mm lang, bis 3-m al so lang als das bis zum G runde eingerollte, kaum 1 mm lange P erig o n (Fig. 516 e). — V I bis V III. Z erstreu t au f tro ck en en , rasigen A b ­ hängen, in W iesen, auf B rachen, an sonnigen H ügeln, in K ieferw äld ern ; nur in O e s t e r r e i c h . F i g . 516. T h e s i u m h u m i l e V a h l . « H a b i t u s , b F r u c h t. b i l d e s B lü t e n s ta n d e s . - T . r a m o s u m H a y n e . ¿ H a b i t u s . « F r u c h t . / T e i l d e s B lu te n s ta n d e s , g L a u b b la t t. — T . p r a t e n s e E h r h . h H a u s to r iu m ( s c h e m a tis i e r t n a c h S o l m s -

In O e s t e r r e i c h v e rein zelt in B öhm en (bei S ta ry K olin kü rzlich v o n U r v ä l e k e n td e c k t. W e s tlic h s te r S ta n d ­ o r t n j M ä h ren (E isg ru b , K ro m au , P ra tz e r B erg, zw ischen '\

.

.

...

&

D ie d itz u n d R a tz la w itz b ei ^Vischaii, IVlönitz, G aya, C zeitsch, L a u b a c h ). A u ste rlitz , N ik o ltsch itz b e i A uspitz, G öding, K e ltsch a n ), in O b e rö ste rre ic h (e in g e sc h le p p t a u f dem B a h n d am m b e i R ied) und in N ie d e rö ste rre ic h (n a m e n tlich im G e b iete d e r p an n o n isch e n F lo ra).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches E u ro p a (westlich bis Galizien, M ähren und Böhm en), M ittelasien, P ersien, K aukasus und O rient.

807. Thesium humifüsutn

D C . (= T . G allicum Schultz). b l a t t . F ig . 515 g, h.

Niedergestrecktes Lein­

A u sd au ern d , 20 bis 30 cm hoch. G rundachse ästig, vielköpfig, m ehrere n ied er­ liegende, g estre ck te oder aufstrebende S tengel treibend. L a u b b lä tte r schm al linealisch, 1-nervig, die oberen am R an d e (wie die A estchen) gezähnelt-rauh. B lütenstand eine ein­ fache o d er zusam m engesetzte T ra u b e. B lütentragende A este so lang o d er w enig länger als die F ru ch t, zuletzt fast w a g rech t abstehend. B lüten sitzend, jed e von 3 H o ch b lättern g estü tzt. M ittleres H o ch b latt (= T ra g la tt) so lang o d er länger als die F ru ch t. P erigon bis zum G ru n d e eingerollt. F ru c h t eiförm ig, fast sitzend, 3 m al so lang als das eingerollte F ru ch tp erig o n (F ig. 515h). — V I, V II. S eh r selten an A bhängen und A ckerrändern. In D e u t s c h l a n d einzig in L o th ­ ring en (bei M etz auf kahlen O olithbergen, aber daselbst m assenhaft). A l l g e m e i n e V e r t r e t u n g : W estliches M ittelm eergebiet, W e steu ro p a (nördlich durch F ran k reich bis F la n d ern und E ngland).

15-7

808. Thesium pratense Ehrh.

W i e s e n - L e i n b l a t t . Taf. 89, Fig. 2, Fig. 515h, 516h und 517m, n, o. Ausdauernd, 10 bis 50 cm hoch. Grundachse kurz, ästig, vielköpfig, mehrere fruchtbare und unfruchtbare Stengel entwickelnd. Stengel aufrecht oder aufsteigend, licht­ grün, kantig-gestreift, meist einfach oder oben verzweigt. Laubblätter gelbgrün, linealisch bis "lanzettisch-lineal, 1 - bis 3-nervig, 0,5 bis 2 mm breit, spitz. Blütenstand einfach-traubig oder im untern Teile rispenartig-verzweigt, meist allseitswendig. Blüten meist 5-zählig (Fig. 515h), jede von 3 Tragblättern gestützt, die obern am Rande von feinen Zähnen rauh. Perigon trichterförmig, bis zur Mitte (meist) 5-spaltig (Taf. 89, Fig. 2 a), der untere verwachsene Teil des Perianths nach der Blüte an der lebenden Pflanze kürzer und ebenso breit wie der obere. Perigonröhre nur an der Spitze eingerollt (Fig. 517m, n). Fruchtstiele wagrecht abstehend. Frucht fast kugelig, erhaben längsaderig, 1,5 bis 2 mm lang, kurz gestielt (Fig. 517n). — V bis VII. Hie und da auf Wiesen (besonders auf Berg- und Alpenwiesen), in lichten Wäldern, an buschigen Abhängen, auf Kies der Flussläufe, bis in die Alpen (ob Nufenen in Grau­ bünden 25Ö0 m). Fehlt gänzlich in Norddeutschland (nördlich bis in die Rheinprovinz, bis ins südöstliche Westfalen, Niederhessen, Thüringen, Harz, Erzgebirge, Schlesien [einzig auf dem Landeshuter Kamme]) und im Küstenland. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und Mitteleuropa (namentlich in den gebirgigen Teilen). A endert w en ig ab: var. r e f r ä c t u m Brügger. Pflanze niederig. Stengel b o g ig aufsteigend (M ehrmals in den Schw eizer A lpen b eobachtet; w ohl auch anderw ärts!). — f. r o b ü s t u m Steiger. Pflanze 40 cm hoch. Stengel kräftig. Rispe reichlich verzw eigt. — D iese A rt kann leicht m it der folgenden ver­ w ech selt werden.

809. Thesium alpinum L. A l p e n - L e i n b l a t t .

Fig. 517a bis e. Ausdauernd, 10 bis 30 (50) cm hoch (ähnlich wie nr. 808). Grundachse holzig, kurz, vielköpfig, mehrere aufrechte,, aufsteigende oder liegende Stengel treibend (gewöhnlich etwas niedriger als bei nr. 808). Letztere kahl, kantig-gefurcht, meist einfach (seltener oben etwas verzweigt). Laubblätter schmal-linealisch, 0,7 bis 2 mm breit, spitz, etwas gelbgrün, kahl, 1- (oder seltener 3-) nervig. Blüten meist in einer einfachen, zuletzt in der Regel einseitswendigen (Fig. 517 b) Traube, seltener die untersten Aeste trugdoldig verzweigt. Blüten meist 4- (seltener 3-, 5- oder 6-) zählig (Fig. 517 c, d); jede Blüte von 3 Hochblättern gestützt, die obern am Rande glatt. Perigon trichterförmig, kaum bis zur Hälfte 4-spaltig. Unterer (verwachsener) Teil des Perianths nach der Blüte so lang oder länger und schmäler als der obere freiblätterige Teil (Fig. 517 e). Frucht ellipsoidisch oder fast kugelig, deutlich erhaben-netzaderig, 2 bis 2,5 mm lang, so lang oder kürzer als der nur an der Spitze eingerollte Perigonsaum. Frucht kugelig. — VI, VII. Stellenweise auf Wiesen, in lichten Wäldern, an buschigen Abhängen, auf kurzgrasigen Weiden; von der Ebene bis in die alpine Region, bis ca. 2500 m (Piz Languard im Ober­ engadin bis über 2600 m). D iese Art ist nam entlich in den A lpen und Voralpen verbreitet, w o sie häufig in die T äler hinab­ steigt. A usserdem zerstreut in M ittel- und Süddeutschland, in Böhm en, M ähren etc. (nam entlich in der B erg­ region) ; nördlich bis Schlesien, in der O berlausitz, Sachsen (um D resden, Herzberg, zw ischen Grimma und B ethen, im Vogtlande bei Brambach), bis Anhalt (D essau), Provinz Sachsen (N euhaldensleben — B urgstall — H äm erten Burg — G enthin), Brandenburg (Pritzerbe — R athenow — F riesack — Gransee — Nauen), Thüringen (Burgk), Harz (Brocken: unter dem H exenbrunnen); für W estfalen? In W ürttem berg selten (einzig in A um ühleEllenberg im Oberamt Ellw angen).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- (Gebirge) und Mitteleuropa (nördlich bis südl. Schweden), Kaukasus.

158 A e n d e rt a b : var. t y p i c u m B eck. P flan ze 10 b is 20 cm h o c h , fa s t u n v e rzw e ig t. — var. t e n u i f ö l i u m (S a u te r als A rt) D C . 15 b is 50 cm h o c h . P flanze locker, risp ig -ä s tig . A e ste m eist v e rlä n g ert. B lä tte r sc h m al lin e a l-lan z e ttlic h , z art. B lü te n sta n d n ic h t e in seitsw e n d ig (Z e rstre u t. N a m en tlic h in den A lpen, doch a u c h a m U n te rse e u n d in B ad en b e o b a c h te t). Z w ischen den b e id e n F o rm e n kom m en z ah lreic h e U e b e rg ä n g e v o r (H ie h er var. m é d i a O. N aegeli). — v a r. p u b é s c e n s H e g i e t B runies. P flanze im o b e re n T eil s ta rk flaum ig, d a h e r g ra u g rü n e rsch e in en d . In G ra u b ü n d en (O fen b erg ) von B r u n i e s b e o b a c h te t. T h esiu m alpinum is t in den A lpen u n d V o ra lp en se h r v e rb re ite t u n d t r it t in se h r versch ied en en F o r ­ m atio n en auf, so in den F ic h te n w ä ld e rn , in den K a rfluren, in der B u sc h v e g etatio n , in den B estän d e n von Salix re tu s a u n d E ric a c arn e a, in den C arex se m p erv iren s- und N a rd u s-R a se n . In w ä rm e rn , tie fe m L ag e n (nach M u r r z. B. am F lä sc h e rb e rg in V o ra rlb e rg [485 m]) findet sich die A rt g leich zeitig in G e se llsch a ft von alpinen und südlichen P flanzen, w ie K e rn e ra , A s te r alpinus, P rim u la au ric u la , C h ry sa n th em u m a tra tu m , D ig ita lis lu te a , T am u s c om m unis, A sp eru la tin c to ria etc. In den S u d e ten b e stim m t sie w ie G n a p h aliu m N o rw eg icu m u n d L u zu la n ig ric a n s die o b e re G renze d e r B e rg reg io n . Bei T . alpinum t r it t e n tw e d e r F re m d b e s tä u b u n g o d er b ei a u sb leib en d e m In se k ten b e su c h sp o n ta n e S e lb stb e s tä u b u n g ein u n d z w a r letz te re d a d u rch , dass b eim A b b lü h e n und dem d a d u rch b ed in g te n Schliessen d e r P e rig o n b lä tte r die S ta u b b e u te l g e g e n die N a rb e g e d rü c k t w e rd en . W ie b e i m e h re re n a n d ere n T h e siu m -A rte n (z. B. T . ro stra tu m , vgl. F ig . 517 i, k) finden sich au ch h ie r im S chlunde d e r B lü te n rö h re B üschel silberglänzender H a a re , die m it den A n th e re n in V e rb in d u n g ste h en . U e b e r ih re F u n k tio n vgl. p ag . 152.

810.

Thesium ebracteatum *) Hayne (= T. comösum Roth).

Tragblattloses

L e i n b l a t t . F ig. 5 1 7 f und g. A u sdauernd, 7 bis 30 cm hoch. G rundachse kriechend, A usläufer treibend, nach oben m ehrere aufrechte, gew öhnlich unverzw eigte, g latte, locker b e b lä tte rte S tengel en t­ w ickelnd. L e tz te re an der S pitze durch un fru ch tb are T ra g b lä tte r schopfig. L a u b b lä tte r linealisch, schw ach 3 -n ervig, kahl, das S tengelglied u n ter dem T ra g b la tt d er B lüte zuletzt aufrecht-abstehend. B lütenstand eine einfache, unverzw eigte T ra u b e . B lüten kurz gestielt, jed e nur von 1 H o c h b la tt ( = T ra g b la tt) gestützt. P erig o n röhrig, an der S pitze stark eingerollt, k ü rzer als die F ru ch t (F ig. 517 g). F ru c h t ei­ förm ig , kurz gestielt. — V , VI. Stellenw eise auf grasigen, sonnigen, H ügeln, auf H eidew iesen, am R an d e von K iefer­ hölzern, in K ra tts, ü b er­ h au p t g ern an trockenen O rten.

F ig . 517. T h e s i u m a l p i n u m L . a H a b it u s (1 / 3 n a t . G rö s s e ), b F r u c h tz w e i g , c E i n z e l­ b lü t e . d D ie s e lb e v o n o b e n g e s e h e n , e F r u c h t. — T . e b r a c t e a t u m H a y n e . f H a b it u s P / 3 n a t. G rö s s e ), g F r u c h t. — T . r o s t r a t u m M e r t. e t K o c h , k H a b it u s p /s n a t . G rö s s e ) . i B lü te im L ä n g s s c h n i tt, k E i n z e l n e s S ta u b b l a tt m it H a a r b ü s c h e l. I F r u c h t . — T . p r a t e n s e E h r h . m L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie F r u c h t, n F r u c h t v o n a u s s e n , o S a m e n a n la g e n m it P la z e n ta .

*) D e c k b la ttlo s ; lat. b rä c te a =

dünnes B la tt, D e c k b la tt, T ra g b la tt.

In D e u t s c h l a n d , b e so n d e rs im n o rd w e stlic h en T eile (bis zur O stsee k ü ste ), in O st- und W estp re u sse n (östlich b is In s te rb u rg : K arelen e), in P o sen (M eseritz, C zarnikau, H oh en salza, S trelno, S chubin, B rom berg), P o m m ern , B ran d en ­ b u rg , N ied erlau sitz, Schlesien (W ittg e n a u e r B erg e [m ehrfach] b e i G rü n b e rg , T ra c h e n b e rg ,

159 R osen b erg , zw isc h en C h ro n sta u und M alap an e bei O ppeln), T h ü rin g e n (E rfu rt, A llsted t), in M e c k le n b u rg L u d w ig slu st etc.), H a n n o v er (H ilzacker, C atem in , B ilm e rstrau c h b ei B leckede, D ü v elsb ro ck bei L ü n e b u rg , N euW en d h au sen , an der S ü d seite des W este rb erg e s, N o rd a h n bei L a m ste d t, G a rlste d te r H eide), in S c h lesw ig -H o lstein (B ahrenfeld b ei P in n e b erg , M e d d e w ald e b ei O ldesloe, zw ischen H o h e n h ö rn und B esdorf bei R en d sb u rg , zw ischen P eissen und R e h e r b e i S te eib u rg ) und in dem n o rd w e stlic h en T ie flan d e (W ah n e n h eid e b ei R itz e ro w und P a n te n , G a rre lstä d te r H eide, ö stlich von B rem en, W e s te rb e rg und N o rd a h n b e i L a h m ste d t, W ild e sh au sen -A h lh o rn , M eibeck, D ü v e lsb ro c k und N e u -W e n d h a u se n b ei L ü n eb u rg ). In O e s t e r r e i c h einzig in B öhm en (S adska, B öhm . A ic h au und B o c h o w itz ) und in N ie d erö ste rreich (zw ischen L a x e n b u rg , G u n tra m sd o rf, M ü n c h e n d o rf, M o o s­ b runn, V elm ). F e h lt in der S c h w e i z gänzlich.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches E u ro p a (w estlich bis D änem ark, Brem en). A e n d e rt w e n ig a b : f. t r i b r a c t e á t u m M adauss. E in o d e ra u c h beid e (n a m e n tlich im u n te re n T eile des B lü ten stan d es) V o rb lä tte r v o rh a n d en . — D ie se p o n tisch e A rt, w elche in N o rd d e u tsch la n d g e w isse rm assen T . ro stra tu m (nr. 811) e rsetz t, h a t ih re H a u p tv e rb re itu n g im n o rd ö stlich en D e u tsc h la n d , w o sie m it V o rlieb e — zuw eilen in u n g e h e u re r M en g e — in d e r C alluna-H eide a u ftritt, zu sam m en m it P u lm o n aria an g u stifo lia, A n em o n e p a te n s (b eid e a u ch p o n tisc h ), A sp eru la tin c to ria etc. ( S c h o l z ) . D ie E in w an d e ru n g d ü rfte a u f d irek tem W eg e (nördlich der S u d e te n !) w ie b ei K o e leria g lau c a, G ypsophila fa stig ia ta , A nem one p ra te n sis etc. aus R ussland e rfo lg t sein. N a c h W este n h in (bis in die G egend von B rem en) lä s st sich T . e b ra c te a tu m n u r n o c h in einzelnen v o rg e sch o b e n e n P o s te n verfolgen. H ie und da is t es seh r u n b e stä n d ig und b le ib t m an c h m al ja h re la n g aus.

811.

Thesium ro st rätum

M ert. et K och. Schnabelfrüchtiges F ig. 5 1 7 h bis 1 und F ig. 518.

Leinblatt.

A u sd au ern d , 20 bis 30 cm hoch. G rundachse dick, schräg im B oden liegend, holzig, unten abgebissen, vielköpfig. S tengel aufrecht o d er aufsteigend, nicht verzw eigt, kahl, locker b eb lättert, an der S pitze durch unfruchtbare T ra g b lä tte r schopfig. L au b b lä tter sehr schm al, linealisch, 1 - nervig, kahl, am G runde verschm älert. B lütenstand eine einfache T rau b e. B lüten fast sitzend, jede nur von 1 H o ch b latt (= T ra g b la tt) gestützt. Zipfel der B lütenhülle nach aufw ärts g eric h tet (Fig. 517 i). S tau b fäd en und S taubbeutel w eiss, letztere durch einen B üschel w eisser H a are m it dem P erig o n v erb u n d en (vgl. pag. 152). R eife F ru c h t weich, beerenartig, saftig, gelblich, sitzend, etw a halb so lang als die bis gegen j. t-> • i F ig . 518. T h e s i u m r o s t r a t u m M e r t. e t K o c h a u f d en die M itte Z U eingerollte P erig o n rö h re (big. 5171). I s a r - A llu v i o n e n b e i W o lf r a ts h a u s e n . P h o t. V . Z ü n d , ___

JY "

Y

M ü n ch en - L u z ern .

Z erstreu t an grasigen A bhängen, auf H eideboden, Flussgeschiebe, in A uen, auf steinigen W iesen, in F ö h ren w äld ern ; in den A lpentälern vereinzelt bis 1500 m (S tru d el­ köpfe in S üdtirol 1500 m, oberhalb Zirl in N o rd tiro l 1600 m). In D e u t s c h l a n d einzig im S üden im sü d w estlich en B ad en (D ö rflin g en u n d K rie g ertal) und z e rstre u t im südlichen B ay ern (H o ch eb en e bis in die A lp e n tä le r: R eich en h all), ln O e s t e r r e i c h v e rein zelt in V o ra rl­ b e rg (zw ischen S c h o p p e rn au u n d H o p fre b en ), T iro l (z e rs tre u t; fe h lt im S ü d w esten ), in S alzb u rg , K ä rn te n (selten o b erh alb F ö ro la ch , S c h ü tt bei F ö d e ra u n ) und in B ö h m en (B ilichauer R e v ie r b e i S chlan, zw ischen P ilsen und K lattau ). In der S c h w e i z n u r im n o rd w e stlic h en T eil in den K a n to n e n S ch affh au sen (W olfsbuck), T h u rg a u (M am m ern ), St. G allen (einzig W a rth a ld e n ob V ilters), G ra u b ü n d en (m eh rfa ch um C h u r, R eich en au , V e rsa m ), Z ürich (N ord-Z ürich, um W in te rth u r, U to ) und A a rg a u (L äg ern ). A u f der b a y erisc h en H o c h eb e n e t r itt T . ro s tra tu m a u f den F lussalluvionen (F ig . 518; vgl. Bd. II, pag. 271), H eid ew iesen sow ie auf den M oorflächen a u f; an den letz te ren L o k alitä te n g e rn im M olin iétu m m it T h alictru m galioides, P a rn a ssia , P o ly g a la a m a ru m , L inum C a th a rtic u m , F ilipéndula U lm aria, S a n g u iso rb a officinalis, S e rra tu la tin c to ria , P rím u la fa rin o sa, S ilaus p ra te n sis, G alium b o re ale, S u ccisa p ra te n sis, Inula salicina, Salix rep en s, A llium suaveolens (Bd. II, p a g . 202) u n d c arin atu m , Iris S ib iric a , G ladiolus p a lu ste r, T rifolium m o n tan u m , T ofieldia caly cu lata (B d. II, p ag . 189) etc.

160

A l l g e m e i n e Ve r b r e i t u n g : Mitteleuropa (Kärnten, Tirol, Salzburg, Böhmen, südl. Deutschland, nordöstliche Schweiz). V on B a s t a r d e n ist einzig bekannt: T. r a m o s u m Hayne X T . L i n o p h y l l u m L. ( = T. h y b r i d u m B eck). In N iederösterreich (auf dem D irnberge bei Falkenstein) beobachtet. — Sehr zw eifelh aft ist die von B r ü g g e r aufgestellte K reuzung T . a l p i n u m L. X T. r o s t r a t u m Mert. et K och. D ie S a n t a l a c e a e und L o r a n t h a c e a e bilden m it den bei uns nicht vertretenen Fam ilien der M y z o d e n d r a c e a e (nur die G attung M yzodendron mit ca. 13 A rten in Südchile und an der M agelhaenstrasse. P arasitische H albsträucher m it dreikantiger Frucht; letztere m it stark verlängerten, federartigen Borsten), O p i l i ä c e a e (vorzüglich alte W elt), G r u b b i ä c e a e (Kapland), O l a c ä c e a e (fast ausschliesslich tropisch), B a l a n o p h o r ä c e a e (W urzelparasiten tropischer und subtropischer G ebiete. H ieher auch der früher als blut­ stillendes M ittel bekannte M alteserschw am m [ C y n o m ö r i u m c o c c i n e u m L.] aus der littoralen M ittelm eer­ zone) die R eihe der S a n t a l a l e s . Fruchtknoten unterständig, aus 2 bis 3 (seltener 1) Fruchtblättern gebildet. Zu jedem Carpell gehört eine vom Sch eitel der Fächer oder von einer zentralen freien Plazenta herabhängende Sam enanlage. P lazenta und Sam en sind zuw eilen nicht ausgegliedert oder das ganze G ynaeceum ist auf einen ungegliederten, die M akrospore einschliessenden Zellkörper reduziert.

42. Fam. A ristolochiäceae. O s t e r l u z e i g e w ä c h s e . Ausdauernde Kräuter oder (meist windende) Holzgewächse, mit wechselständigen, 2-zeiligen, gestielten, meist ungeteilten, oft herzförmigen, ganzrandigen Laubblättern. Neben­ blätter gewöhnlich fehlend. Blüten zwitterig, regelmässig (aktinomorph) oder zygomorph. Blütenhülle oberständig, einfach, meist 3-zählig, verwachsenblätterig, blumenblattartig, bauchig, röhrig oder glockenförmig, 3-spaltig oder mit lippenförmigem Saum. Staubblätter (5) 6 bis 12 (36), frei oder ± mit der Griffelsäule zu einem Gynostemium verwachsen. Staubfäden kurz, dick oder fehlend. Staubbeutel fast stets nach aussen aufspringend. Fruchtknoten meist unterständig, 4- bis 6-fächerig, mit zahlreichen umgewendeten, horizon­ talen oder hängenden Samenanlagen (Taf. 89, Fig. 3 a). Griffel 6, zu einer Säule ver­ wachsen, oben eine scheibenförmige, 6-strahlige Narbe tragend. Frucht eine durch Längs­ spalten oder etwas unregelmässig sich öffnende Kapsel. Samen flach oder länglich 3-kantig, zuweilen mit Anhängsel (Taf. 89, Fig. 3c; Fig. 520e), stets mit reichlichem Nährgewebe. Embryo sehr klein, mit wenig entwickelten Keimblättern. D ie Fam ilie um fasst nur w enige (5) G attungen m it ca. 200 A rten, w elch e in den heissen und w ärm eren G egenden der Erde verbreitet sind. Zahlreich sind sie vor allem in Südam erika vertreten, während sie in A ustralien fast vollständig fehlen. F ast alle A rten zeichnen sich durch den B esitz von O elzellen aus, w elch e dem M esophyll oder der Epidermis angehören. U eber die interessanten B estäubungsvorgänge siehe bei Asarum und A ristolochia. Im System nehm en die A ristolochiaceen eine sehr isolierte Stellung ein und stehen keiner anderen dikotylen Fam ilie nahe. N euerdings w erden sie den Polycarpiern (speziell den Berberidaceen) zugezählt, w ährend man sie früher mit den D ioscoreaceen in V erbindung zu bringen suchte. 1. Blütenhülle glock ig, r eg e lm ä ssig . A s a r u m CCXXVI1. 1*. Blütenhülle bauchig-röhrig, unregelm ässig A r i s t o l o c h i a CCXXVIII.

C C X X V II.

Asarum *) L». H a s e l w u r z .

Zu der G attung gehören ca. 13 A rten in der gem ässigten Zone der nördlichen H albkugel (1 Art in Europa, 7 in Japan, 4 in Nordamerika). D as im atlantischen Nordam erika (von Kanada bis zum M issouri) beheim ate A . C a n a d e n s e L. (Canada sm ake root, w ild ginger) besitzt ein w ohlriechendes Rhizom , w elch es gelegen tlich dem W ein zu gesetzt wird.

812. Asarum Europaeum L. E u r o p ä i s c h e H a s e l w u r z . Franz.: Asaret, caharet, rondelle, oreilette, oreille d’homme, nard sauvage; engl.: Asarabacca; ital.: Baccaro, renella. Taf. 89, Fig. 3, Fig. 519 und 520 m, n. D er N am e H a s e l w u r z (ahd. hasilwurz) soll daher kom m en, dass die Pflanze gern unter H aselsträüchern w ächst. M öglicherw eise spielt hier auch der ähnliche K lang des lateinischen „asarum “ m it herein. 9 Griech. äoagov [asaron] N am e unserer Pflanze bei D i o s k o r i d e s (M at. med. I, 9); der Pflanzen­ nam e soll von äorj [äse] = Ekel, U n behagen abzuleiten sein, nach den brechenerregenden Eigenschaften.

161 D ie A n le h n u n g v ieler B e zeich n u n g en a n den H asen is t w o h l in das G e b ie t d e r V olk sety m o lo g ie zu v e rw e ise n : H a s e w o r z e (T h u rg a u ), H a s e b l ä t t e r (S c h w ä b isc h e A lb ), H u e s h e n z a u t l e [ = H a se n ze ltc h e n ] (K ra in : G o ttsc h ee ), H a s e n ö h r l (B ö h m e rw a ld , R iesen g e b irg e , S te ie rm ark ), H a s e n p a p p e l (T h ü rin g e n , H essen), H a s a p a p p e l a (S c h w ä b isch e A lb) [„ P a p p e l“ au ch M alv a ro tu n d ifo lia, n a ch der A e h n lic h k eit d e r B lä tte r!]. N a ch der B la ttfo rm : S c h e i b e l k r a u t (O esterreich ), N i e r e ( n ) k r u t (E isass). N am en w ie P f e f f e r w u r z (T h u rg a u ), H a s a p f e f f e r b eziehen sich auf den p fe ffe ra rtig riec h en d e n W u rzelsto ck . N a ch dem V olks­ glauben v e rtre ib t die R ä u c h e r u n g m it H aselw u rz allerlei H e x en sp u k von H aus und H of, d a h er W e i h k r a u t (O b e rö ste rre ic h ), W e i r ä k r a u t [ = W e ih ra u c h k ra u t] (N ie d e rö ste rre ic h ), B a i r a c h [ = W eih rau c h ] (K ra in : G o ttsc h e e ). D ie k ä rn tn e risc h e u n d sa lzb u rg isc h e B en en n u n g H a s e l m u s c h w ird w ohl id en tisc h sein m it dem v o r e tw a 100 J a h re n im Z illertal g e b räu c h lic h en „ H aselm ü n ic h “ [ = H aselm ö n ch ]. D ie H a se lw u rz w u rd e frü h e r als B re c h m itte l b e n u tz t, in der V olksm edizin u n se re r T a g e g ilt sie b e i W a sse rsu c h t u n d G elb ­ su c h t fü r h e ilsa m (S te ie rm a rk ): A u c h als A b o rtiv u m findet sie V e rw e n d u n g . In der v olkstüm lichen T ie r­ heilkunde w ird die P flan ze den P fe rd e n g e g e n die D rü s e n k ra n k h e it g e re ic h t, au ch soll ih r G enuss die H a u t dieser H a u stie re g la tte r und g län zen d er m achen. W eg en des p fe ffe ra rtig e n G eruches le g t m an in d e r S chw eiz die H aselw urz in die S c h rä n k e, um die M o tte n (vom P e lz w e rk etc.) fern zu h alten .

A usd au ern d , 4 bis 10 cm hoch. G rundachse (Scheinachse) dünn, kriechend, ästig, geg liedert, m eist m it 3 (4) schuppenförm igen, bräunlichgrünen N ied erb lättern besetzt. S tengel aufsteigend, kurz beschuppt, wie die ganze P flanze etw as zottig-behaart, an der S pitze 2 (seltener 3 o d er 4) lang gestielte, fast gegenständige, aus tief herzförm iger B ucht nieren­ förm ige bis rundliche, trübgrüne, oberseits spiegelnde, etw as lederige L au b b lä tte r trag e n d und durch eine kurzgestielte, endständige, etw as nickende B lüte abgeschlossen. P erigon regelm ässig, bleibend, krugförm ig-glockig, m it 3- (4-) spaltigem Saum , aussen bräunlich, innen d u n k elpurpurn. P erigonabschnitte aufrecht, eiförm ig, plötzlich in eine eingebogene Spitze verschm älert. S ta u b b lä tte r 12, in 2 R eihen an g eo rd n et (Fig. 520m), auf dem F ru ch tb o d en stehend, die äussern kürzer, m it verlängertem , pfriem förm igem K onnektiv (T af. 89, F ig . 3 b ); letzteres die nach ausw ärts aufspringenden, ganz freien S taubbeutel überragend. F ru c h t­ knoten oben flach. Griffel dick, kurz, nicht hohl. N a rb e 6-strahlig. F ru ch tk ap sel b eh aart, durch falsche S cheidew ände (Plazenten) 6-fächerig (Fig. 520 m, n), unregelm ässig auf­ springend. S am en in jedem F a c h w enig zahlreich, länglich, kahnförm ig vertieft, m it schw am m igem A nhängsel (T af. 89, F ig. 3 c und 3 d ). — III bis V. Stellenw eise häufig und v erb reitet in L aubw äldern, in F ichtenschlägen, G ebüschen, H ecken, in E rlenauen, an Zäunen, W a ld rän d ern , an B achufern, in schattigen S chluchten; in d er E ben e und in d er B ergregion, stellenweise bis in die A lpentäler (A chental in N o rd ­ tirol bis 1300 m) v o rd rin g e n d ; gern auf K alk. In N o rd d e u tsc h la n d im ö stlic h e n T eile (nam entlich in O st- u n d W estp reu ssen ) v e rb re ite t, n a ch W esten zu a b n e h m e n d ; w e stlic h d e r O d e r n u r noch v ereinzelt. F e h lt gänzlich im n ö rdlichen H a n n o v er (m eh rfach a b er in den R e g ie ru n g sb e zirk e n H annover und H ildesheim ), in M e ck len b u rg , in S c h lesw ig -H o lstein etc. (nur g e le g e n t­ lich aus G ä rten v e rw ild e rt: F ü rs te n ­ g a rte n zu L au e n b u rg , S c h lo ssg a rten zu Eutin, S c h lo ssw ald bei G eltin g in A ngeln etc.), u n d im g an zen n o rd ­ w e stlic h en F lach lan d . A n vielen O rte n g e h ö rt A saru m E u ro p ae u m zu den c h a ra k te ristisc h e n B u c h en b e g le ite rn (vgl. p ag . 98).

Allgemeine Ver­ b r e i t u n g : Süd- und M ittel­ europa (nördlich bis E n gland und südliches Schw eden), K leinasien, • •

OlDirien.

Fig:. 519.

A s a r u m E u r o p a e u m L . im L a u b w a ld (b e i Q u e d lin b u r g ) , lin k s P o ly p o d iu m v u lg a r e . P h o t. J . C . U p h o f f , A m s te r d a m .

162 D ie Pflanze besitzt einen arom atischen kam pier- bis pfefferartigen Geruch und einen pfefferartig brennenden G eschm ack. D ie auf dem Boden liegenden (zuw eilen im Laub versteckt), unschein­ baren Blüten sind proterogyn und w erden w ahrscheinlich von kleinen Tierchen als Schlupfw inkel benützt (Ekelblum e). D ie 12 Staubblätter sind anfänglich nach aussen und nach unten gebogen, so dass die Narbe in der M itte frei dasteht und von allfälligen Besuchern berührt werden muss. Erst nachdem sich die B lüte vollständig geöffn et hat, richten sich die 6 Staubblätter des innern K reises auf und legen sich dicht an die Narbe (stets zw ischen je 2 Lappen), w ob ei leicht Selbstb estäub ung erfolgen kann. Später richten sich auch die äussern Staubblätter — einzeln nacheinander — auf. D a diese aber kürzer als die innern sind, kom m en ihre Staubbeutel genau unter die 6 Narbenlappen zu liegen. D ie m it einem relativ starken A nhängsel (E laisom ) versehenen Sam en (T af. 89, F ig. 3 c, d) werden w ahrscheinlich durch A m eisen verschleppt. D ie K apsel öffnet sich frühzeitig im Som m er und lässt die Sam en auf den Boden fallen. D ie sym podiale Zu­ sam m ensetzung der oberirdischen A ch se wird dadurch bedingt, dass das obere der beiden Laubblätter im folgenden Jahr einen neuen Spross entw ickelt, w elcher sich in die F ortsetzung des M uttersprosses stellt. Z w ischen den 3 A bschnitten der Blütenhülle können gelegen tlich 3 kleine Zähnchen beobachtet werden, w elch e w ahrscheinlich das Rudim ent eines inneren P erigonkreises darstellen (F ig. 520 m). In seltenen Fällen können 2 äussere Perigonzipfel miteinander verw achsen sein. D ie Blätter sind Wintergrün und zeigen einen bläulichen Glanz. D ieser wird nach G e n t n e r w ie bei einzelnen Selaginellen dadurch bedingt, dass auf dem obersten Punkte der em porgew ölbten Epiderm iszellen eine knorpelige V erdickung vorhanden ist, von der aus nach allen S eiten hin unregelm ässige K nötchen oder Körnchen verlaufen. Asarum Europaeum galt bei den Röm ern und noch im M ittelalter als ein w ich tiges A rzneim ittel. Karl der G rosse nannte die Pflanze V ulgaginum . H eute ist R h i z d m a A s a r i , racine d’asaret, radice di asaro, nur noch in der Schw eiz offizinell. A ls H andelsw are kom m t das schnell getrocknete Rhizom m it den W urzeln und den beiden nierenförm igen Grundblättern in Betracht, w elch e beim K auen Zunge und Gaumen anästhesieren. D ie pfefferartig schm eckende D roge enthält 1 °/o ätherisches O el (dieses setzt sich zusammen aus Asaron [ = ein Benzolderivat von der Form el C 12 H ie O 2], 1-Pinen, Eugenolm ethyläther bezw . Isoeugenolm ethyläther und ein b ei 3 0 0 ° siedendes blaues Oel), ferner eisengrünenden G erbstoff, Harz, Schleim , Stärke etc. Früher fand die D roge nam entlich als Em eticum (Brechm ittel; in Frankreich besonders nach übergrossem W eingenuss), Stim ulans, D iaphoreticum , Em m enagogum etc. V erw endung. Der zerriebene W urzelstock bildet auch einen B estand teil des Schneeberger Schnupftabakes.

C C X X V III.

A ristolöchia1) L.

Osterluzei.

Kräuter mit ausdauerndem Rhizom oder windende, oft baumartige Holzpflanzen mit wechselständigen, am Grunde meist herzförmigen, 5- bis 7 nervigen Laubblättern. Blüten einzeln oder in Büscheln in den Blattachseln. Blütenhülle unregelmässig, vielgestaltig, am Grunde rings um den Sexualapparat bauchig erweitert, abfallend, mit 1-üppigem Saum. Staubblätter meist 6, einreihig um die Griffelsäule gestellt und mit letzterer mit dem Rücken zu einem Gynostemium verwachsen (Taf. 89, Fig. 4 b). Griffel kurz, hohl, mit 6 Narbenlappen, oben von einem 6-kerbigen Ring umgeben. Fruchtknoten unterständig, in den Stiel verschmälert. Frucht bimförmig (Fig. 520 b, e), 6-fächerig, mit Längsspalten (wandspaltig) aufspringend. Samen abgeplattet, zahlreich (Fig. 520 c, f). D ie G attung um fasst ca. 180 Arten, von denen aber nur w en ige in Europa (im M ittelm eergebiet) Vorkommen. A usserdem wird zur Bekleidung von Lauben und M auern bei uns der aus dem atlantischen Nord­ am erika (geh t bis 1 5 0 0 m hinauf) stam m ende P f e i f e n s t r a u c h ( A . S i p h o L ’H erit., = A. m acrophylla Lam.), fran z.: A ristoloche siphon, e n g l.: D utchm ans pipe, pipe vine) ziem lich häufig angetroffen. Es ist ein 3 bis 6 m hoher, som mergrüner, ästiger, w indender Strauch, m it grossen, herzförm igen Blättern und m it tabakspfeifen­ ähnlicher, nach aufw ärts gekrüm m ter Perigonrähre. — M ehrere tropische Arten besitzen ausserordentlich grosse Blüten und werden bei uns gelegen tlich in W armhäusern angetroffen, so u. a. A. grandiflöra Sw . (G uatem ala, Antillen), A . gigan tea M art, et Zucc. (Brasilien), A. fimbriata Cham. (Südbrasilien), A. B rasliensis M art. ( = A . elegans M art. = Roxburghiäna K lotzsch), A . racem ösa H ook. f. etc. Früher w aren das Rhizom der A . Serpentäria L. ( R h i z o m a S e r p e n t a r i a e) aus Nordam erika als Fieberm ittel und die Knollen von A. rotunda L. und A . longa L. ( T ü b e r a A r i s t o l ö c h i a e r o t ü n d a e und l o n g a e ) als bluttreibendes M ittel offizinell. M ehrere am erikanische A rten werden als H eilm ittel gegen Schlangengift benützt. 9 [aristos] =

Griech. äQio%oAo%ia [aristolochia], N am e des A ristol. pallida bei T h e o p h r a s t sehr gut und Xo%6q [lochös] = W öchnerin als obstetrisches M ittel.

von

ägiOTog

163 1. 1*. 2. 2*.

B lü ten in den B lattac h se ln g e b ü sc h elt. G ru n d a ch se kurz, k riec h en d . A . C l e m a t i t i s nr. 813. B lüten in den B la tta c h se ln einzeln. G ru n d a ch se k n o l l i g .......................................................... ..... 2. L a u b b lä tte r fa st sitzend. P e ria n th von ro tb ra u n e r G ru n d fa rb e . . . . A. r o t u n d a nr. 814. L a u b b lä tte r g e stie lt. P e ria n th von g e lb lich e r G r u n d f a r b e ................................... A. p a l l i d a nr. 815.

813. Aristolochia Clematitis1) L . G e j m e i n e O s t e r l u z e i . F r a n z .: S arrasine, aristoloche; engl.: B irth w o rth ; ital. (im D ialekt des T essin ): B acciocch de fraa. T af. 89, F ig . 4 und F ig. 520 g bis 1. D e r N a m e O s t e r l u z e i is t aus dem g riec h .-lat. a risto lo c h ia (im L a te in des M itte la lte rs „ a risto lo c ia “) „ v e rd e u ts c h t“ (A n le h n u n g an „ O ste rn “ !). M u n d a rtlic h e F o rm e n sin d : O s t e r l a k z i e (W e ic h s e l-D e lta ), A u s t e r l u z i g g e (W estfalen ), O s t e r l u n g (O b e rö sterre ich ), O s t e r l i z e i a c h r u t , Z e i a c h r u t (St. G allen). Zu den B ezeich n u n g en L e p e l k r u t (S chlesw ig), L ö f f e l c h r u t (St. G allen) g ab die F o rm der B lü ten h ü lle A nlass. S ind die B enennungen W o l f s a p f e l (O b e rö ste rre ic h ), W o l f s k r a u t , W o l f s z a u s a t a u f die g iftig e n E ig e n sc h a fte n d e r P flanze z u rü ck zu fü h ren (vgl. A tro p a B elladonna, P a ris q uadrifolius) ? — D ie Pflanze g ilt in der V olksm edizin als W u n d m itte l; au ch in der T ie rh eilk u n d e w ird sie v e rw en d e t.

A u sd au ern d , 25 bis 50 (100) cm hoch. G rundachse gegliedert, gelblichbraun, k u rz­ kriechend, stielrund, ästig. S tengel krautig, einfach, aufrecht, im obern T eil hin und hergebogen, wie die ganze Pflanze gelbgrün, kahl und von eigentüm lichem (obstartig) G eruch, am G runde einige eiförm ige, b rä u n ­ liche, an g ed rü ck te S ch u ppen trag e n d . L a u b ­ b lä tte r lang gestielt, aus tief ausgebuchtetem , herzförm igem G ru n d e rundlich bis eiförm ig, bis 10 cm lang und b reit, stum pf, schw ach ausgeran d et, am R a n d e durch kleine Z ähnchen rauh, u n terseits hellgrün. B lüten m ittel­ gross, viel k ü rzer als die B lätter, in achsel­ ständigen, w enigblütigen (2 bis 8 Blüten), doldenähnlichen W ickeln, am G runde des Stiels m it einem sehr kleinen V orblatt, zur B lütezeit au frech t, nach derselben h e ra b ­ geschlagen. Blütenhülle schw efelgelb, am G runde b auchig erw eitert, m it g e ra d e r R öh re, oben in eine eiförm ige Z unge v er­ breitert. P erig o n rö h re inw endig m it anfangs nach abw ärts g erich teten H aaren b e s e tz t; ung efähr d o p p elt so lang als die Z unge (T af. 89, F ig. 4 a). F ru ch tk n o ten stiel­ förm ig verlängert, grün. F ru c h t grün, b im ­ förm ig bis kugelig, üb erhängend, unten zu­ gespitzt, 6 -klappig aufspringend, von der G rösse einer N u ss, sehr oft nicht aus­ gebildet. Sam en flach, dreieckig, k astanien­ braun, in jed em F ach einreihig a n g e o rd n e t, m it schw am m iger A ussenschicht. — V, VI. F ig . 520. A r i s t o l o c h i a r o t u n d a L . a H a b it u s fl / 3 n a t. G r.). b F r u c h tk a p s e l, c, c i S a m e . -— A . p a l l i d a W illd . d H a b i t u s (i/s n a t. Stellenw eise in W e in b e rg en , in G r.), e F r u c h tk a p s e l. / S a m e . — A . C l e m a t i t i s L . g D ia g r a m m . H ecken, G em üsefeldern, an Zäunen, an h Q u e r s c h n it t d u r c h d e n F r u c h tk n o t e n , i R e u s e n h a a r in n o r m a le r S te llu n g , k D a s s e lb e a r r e t i e r t ( n a c h S o 1 m s - L a u b a c h ) . / L ä n g s ­ sonnigen, buschigen A bhängen, an A c k e r­ s c h n it t d u r c h d ie B lü te ( m ä n n lic h e s S ta d iu m ) . — A s a r u m E u r o p a e u m L . m D ia g r a m m , n Q u e r s c h n it t d u r c h d e n F r u c h t ­ rändern, M auern, auf S chutt, in W äldern, k n o te n ( F ig . ^ u n d œ n a c h E i c h 1 e r). 9 G riech. xXny^azZ'übg [klem atftis], N am e einer R ankenpflanze b e i D io sk o rid is; vielleicht A. b o e ö tic a L . (vgl. C lem atis).

164

auf Steingerölle, gern in der Nähe von Ortschaften (unterhalb Klobenstein am Ritten bei Bozen noch bei 1000 m). A . Clem atitis ist nördlich der A lpen — w en igsten s in ganz D eutschland und in der N ordschw eiz — nirgends als ursprünglich zu betrachten. Sie stellt einen alten K ulturbegleiter und eine alte Arzneipflanze dar, w elch e sich an zahlreichen Stellen (nördlich bis W estpreussen, Sch lesw ig-H olstein , Bremen) vollständig ein­ gebürgert hat. A uch im Süden der Alpen zeigt sie als W eingartenunkraut vielerorts (z. B. nach S c h a r f e t t e r in K ärnten und nach W i l l i am M önchsberg bei Salzburg) ehem alige W eingärten an. G elegentlich erscheint sie auch in Gärten als Unkraut.

A l l g e m e i n e Ve r b r e i t u n g : Mittelmeergebiet (in Mitteleuropa verwildert), Kau­ kasus, Kleinasien. U nsere O sterluzei-A rten gehören zu den proterogynen K esselfallenblum en, deren Blüten im Knospenzustand gerade nach aufw ärts gerich tet und noch im Laube verborgen sind. D er m ittlere röh rigeT eil, w elcher nach unten sich zu einem kugeligen, kesselartigen Hohlraum erw eitert, in dessen M itte sich das G ynostem ium vorfindet, ist inw endig m it schräg nach abw ärts gerichteten Haaren ausgekleidet (T af. 89, F ig. 4 a, F ig. 520 i, k). D ie se entlassen kleine, in die Blüte eingedrungene M ücken erst dann, w enn sie die B estäubung der Narbe vollzogen und sie sich neuerdings m it Pollenstaub beladen haben. Zu dieser Zeit beginnt der Blütenstiel sich nach abw ärts zu neigen. W ährend des Oeffnens führt die Blüte 2 B ew egungen a u s : zuerst kom m t sie eine w agrechte L age zu stehen, um sich hernach nach oben zu krümmen, w ährend die in der Perianthröhre befindlichen Haare zusam m en­ schrumpfen. Dadurch wird der A u sgan g aus dem K essel frei und die M ücken können ihr G efängnis verlassen (F ig. 520 1). D ie Blüte m acht also zuerst ein w eibliches, dann ein m ännliches Stadium durch (vgl. Einleitung pag. CXLI). D ie Reusenhaare bestehen aus 3 Teilen, aus dem in einer seich ten V ertiefung der Perigonwand sitzenden F uss, aus dem Gelenk, in w elch em die B iegu ng des ganzen H aares erfolgt, und aus dem eigentlichen aus m ehreren zartwandigen, scheibenförm igen Zellen zusam m engesetzten Haar (F ig. 520 i, k). D ie Samen sind m it einem eigenartigen Flugapparat ausgestattet, d. h. sie besitzen eine schw am m ige A ussenschicht, w elch e das spezifische G ew icht verringert (vgl. F ig. 520 c, f). D iese entsteht dadurch, dass der Sam e sich bei seiner R eife in der R ichtung der breiten F läche in 2 T eile auseinanderlöst (nach K i r c h n e r ) . Nördlich der A lpen en tw ick elt A . Clem atitis verhältnism ässig selten F rüchte; an anderen Stellen (z. B. M önchsberg bei Salzburg) kom m en die Blüten nicht in jedem Jahre zur Ausbildung. A u f den W urzeln bilden sich sehr oft A dventiv­ knospen aus. Gabelung der Blattspreite bis zur Zw eiteilung ist nicht allzu selten.

814. Aristolochia rotünda L. R u n d b l ä t t e r i g e O s t e r l u z e i . starloggio.

Ital.: Erba-astrologa,

Fig. 520 a bis c.

Ausdauernd, 30 bis 40 cm hoch. Grundachse eine harte, holzige, runde, fast kugelige Knolle darstellend, von der Grösse einer mittleren Kartoffel. Stengel dünn, schlank, niederliegend oder aufsteigend, kahl, einfach oder wenig ästig, locker beblättert. Laubblätter fast sitzend, ungestielt, umfassend herzeiförmig, abgerundet, stumpf, unterseits bläulich. Blüten einzeln, aufrecht, in den Achseln der Laubblätter. Perianth grünlich, mit halbmondförmigen, braunschwarzen Flecken. Lippe der Blütenhülle stumpf oder ausgerandet, so lang als die Perigonröhre. Fruchtknoten keulenförmig, nach oben plötzlich verengt. Fruchtkapsel lang gestielt, eirund-kugelig (Fig. 520 b). — V. Selten im Gebüsch zwischen Steinen, auf trockenen Wiesen; nur im Süden der Alpen. In O e s t e r r e i c h einzig im K üstenland, jedoch nicht in Krain (nach P a u l i n [Schedae 2, pag. 135] V erw echslu ng m it nr. 815!) und in Tirol. In der S c h w e i z vereinzelt im südlichen Tessin (Lugano, Gandria, Carona am M onte San Salvatore).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittelmeergebiet (von Spanien und Algier bis in den Grient).

815. Aristolochia pällida Willd. B l e i c h e O s t e r l u z e i .

Fig. 520d bis f. Ausdauernd, 20 bis 50 cm hoch. Wurzelstock wie bei voriger Art einen harten, holzigen, runden, fast kugeligen Knollen darstellend. Stengel aufrecht, einfach, kantig­ gestreift, kahl. Laubblätter gestielt, im Umriss 3-eckig bis fast nierenförmig, am Grunde tief herzförmig ausgerandet, an der Spitze abgerundet oder fast ausgerandet, stumpf, kahl, unterseits bläulich. Blüten einzeln in den Achseln der Laubblätter, 3 bis 5 cm lang,

165

von gelblicher Grundfarbe, meist mit roten Längsstreifen. Lippe zugespitzt, eiförmiglanzettlich, höchstens halb so lang als die Perigonröhre. Fruchtkapsel 6-seitig (feigen­ artig), kurz gestielt (Fig. 520 e). — IV, V Sehr selten an buschigen Abhängen, an Mauern, auf Wiesen, in Gebüschen; fehlt in D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z vollständig. In O e s t e r r e i c h als Seltenheit in Untersteierm ark (am W otsch gegen P öltschach, bei Cilli, auf den D olom itbergen des Sanntales bei Tüffer, Röm erbad, im Sanntal bei Steinbrück und L ichtenw ald), in Inner­ und Unter-Krain (A delsberg, O berlaibach, Zirknitz, M ühltal bei Planina, W ippach, Senozece, V rem e, am Nanos, bei Podkraj, M öttling, T schernem bl etc.), im südlichen Tirol (bei M oërna und Turano im V al V estin o, am M onte Baldo) und im Küstenland (var. I s t r i a c a R. Pam panini). — W ie zahlreiche andere pon tisch illyrische G ew ächse (z. B. Sesleria autumnalis, Carex Halleriana, Gladiolus Illyricus, P olygala Carniolica, Férula galbanifera, Convolvulus Cantabricus, M elampyrum barbatum, Senecio lanatus, Scorzonera villosa und A ustriaca etc.) sch liesst A . pallida in Krain um A delsberg ihre V erbreitung nach Norden ab. In Unterkrain dagegen kom m t sie w ie z. B. im Savetal auch ausserhalb des illyrischen F loren geb ietes vor.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittelmeergebiet (von Südfrankreich bis Bithynien). D ie A ristoloch iaceen bilden mit den beiden F am ilien der R a f f l e s i á c e a e und H y d n o r ä c e a e die R eihe der A r i s t o l o c h i ä l e s . Zu den beiden letztem Fam ilien gehören ausschliesslich chlorophyllfreie, parasitische Pflanzen der Tropen m it sehr w eitgehender Reduktion der vegetativen Organe. Nur w en ige Arten kommen auch in den Subtropen und in wärmern Ländern vor, so im M ittelm eergebiet (auch im K üstenland ; an der atlantischen K üste von Frankreich bis zu den Inseln der Charente inférieure), die m erkw ürdige, auf den W urzeln von Cistus-A rten schm arotzende R afflesiacee C y t í n u s h y p o c í s t i s L. von leuchtend gelbroter oder unrein karminroter (var. kerm esinus) Farbe.

43. Fam.

PolygOfláceae (= Persicariáceae).

Knöterichgewächse.

Vorherrschend krautige Pflanzen (einige ausländische Arten auch Strauch- und baumartig). Stengel gegliedert, mit deutlich entwickelten Knoten. Laubblätter wechselständig, meist ungeteilt, seltener gelappt oder geteilt, am Grunde mit stengelumfassenden, röhrenförmigen, vom Blattstiel ± freien, häutigen Nebenblättern oder Tuten (óchrea) umgeben (Fig. 521). Blüten meist klein, strahlig, zwitterig oder polygam eingeschlechtig. Perigonblattkreise 2-, 3- oder 5-zählig. Blütenhüllblätter 3 bis 6, frei oder verwachsen, unterständig, in der Knospenlage dachziegelartig (imbricat) sich deckend, meist einfach, blumenkronen- (corollinisch) oder kelchartig (calycinisch), zur Blütezeit gewöhnlich gleich, bis zur Frucht­ reife bleibend und oft mit der Frucht abfallend. Innere Perigonblätter während der Fruchtreife häufig auswachsend. Staubblätter ebenso viele F ig . 521. O c h re a von wie Perigonblätter oder mehr, oft in 2 Kreisen angeordnet, dem Grunde Pc ao rl iyag o Ln .u m I P Ae br sg ei ­­ n e s L a u b b la tt. der Perigonblätter eingefügt. Fruchtknoten 1, oberständig, aus 2 bis 4 secBhlan itte ttsc h e id e , o O c h re a. (meist 3) Fruchtblättern gebildet, 1-fächerig, am Grunde eine einzige, « H a u p ta c h s e , b S e ite n ­ s p ro ss. gerade, aufrechte, epitrope Samenanlage tragend, mit 2 bis 3 freien oder den Kanten des Fruchtknotens etwas angewachsenen Griffeln. Frucht eine 2- bis 3-kantige (Taf. 91, Fig. 2 c), freie, zuweilen von den 3 innern, vergrösserten Perigonblättern umgebene 1-sämige Nuss (Taf. 93, Fig. la). Samen gross, mit reichlichem, mehligem Nähr­ gewebe (Taf. 92, Fig. 2 c). Keimling gerade oder gekrümmt (Taf. 94, Fig. 4b, 4c), exzentrisch oder seitlich, mit flachen, schmalen oder breiten, seltener gefalteten Kotyledonen. D ie P olygon aceen sind hauptsächlich in der nördlichen gem ässigten Zone verbreitet. In den eigent­ lichen Tropen sind sie nur durch w enige G attungen (C occóloba, L eptógonu m etc.) vertreten ; einige w eitere Genera finden sich in den kühleren Zonen der Tropen. Für die nördliche arktische und subarktische Flora ist die einjährige K o e n i g i a I s l á n d i c a L. charakteristisch. D ie 3 G attungen A t r a p h ä x i s (17 Arten, m eist dornige Sträucher. A . Bellardiéri Jaub. et Spach, auch in G riechenland), P t e r o p y r u m und C a l l i g o n u m bilden eine natür­ liche Gruppe von ausgeprägten Steppen- und W üstensträuchern, w elch e besonders in den asiatischen Steppengebieten beheim atet sind. A ls Zierpflanzen werden b ei uns in Gärten vor allem verschiedene R h é u m - und P o l y g o n u m -

166 Arten (siehe unten 1) und in alpinen A nlagen einzelne E r i ö g o n u m - (über 100 Arten im w estlich en Nord­ am erika) Spezies angetroffen. In G ew ächshäusern werden hie und da geh alten : A n t i g o n o n l e p t ö p u s H ook, et Arn. (Rankendes Kraut aus W estm exiko), M ü h l e n b e c k i a p l a t y c l ä d a M eissn. (von den Salom onsInseln. Immergrüner Strauch m it flachen P hyllokladien; vgl. Einleitung F ig. 103) und einzelne C o c c o l o b a A rten aus dem tropischen und subtropischen Am erika m it m ächtigen L aubblättern. A ls Nutzpflanzen kommen verschiedene P olygonum -, Fagopyrum -, R um ex- ¡(siehe dort) und R heum -A rten in Betracht. Rhabarber, französ. Rhubarbe, ital. Rabarbaro ist ein schon seit dem A ltertum bekanntes, h och gesch ätztes H eilm ittel. D ie „grosse, gelb e W urzel“ wird bereits in einem chinesischen, aus dem 27. Jahrhundert vor Christus stam m enden K räuterbuch erwähnt. A ls Stammpflanzen der offizinellen D roge R h i z d m a (rädix) R h e i (Pharm . Germ., Austr., H elv.) sind verschiedene A rten H ochasiens, darunter jedenfalls R. p a l m ä t u m L. und vielleicht R. o f f i c i n ä l e Baillon zu nennen. D ie aus 7 bis 10 Jahre alten Stöcken gew on n en e D roge enthält 2 Gruppen von Glyko­ siden: Tannoglykoside (R heotannoglykoside) und Anthraglykoside (R heoanthraglykoside). N eben den unzersetzten G lykosiden fanden sich nach H e u b e r g e r in den A uszügen die Spaltungsprodukte der A nthraglykoside vor: Chrysophansäure (D ioxym ethylanthrachinon), Chrysophanein, Rheum -Em odin (Trioxym ethylanthrachinon), Rhein (Tetraoxym ethylanthrachinon) und Rheochrysin (Trioxym ethylanthrachinonm ethoxyd). Ferner wurden in der D roge konstatiert: Rheonigrin, F ett, ein pektinartiger Körper, Cholosterin, etw as G allussäure, Zucker, Stärke (ca. 16°/o) und C alcium oxalat (ca. 70/ 0)* A nw endung findet dieselbe als Stom achicum , Stypticum , C halogogum und in grossen D osen als Purgans. D ie abführende W irkung kom m t den R heoanthraglykosiden zu; die R heotanno­ glykosid e haben stopfende W irkung. V erschiedene R habarber-A rten w erden bei uns in Gärten als N utz- und Zierpflanzen gezogen, so R. o f f i c i n ä l e Baill. aus dem H imalaya und W estchina (Blätter gross, rundlich, hell­ grün, eingeschnitten), R. p a l m ä t u m L. (Blätter bandförm ig gelappt), R. u n d u l ä t u m L. aus Transbaikalien und Dahurien (Blätter eiförm ig, ganzrandig, am Rande w ellig), R. R h a p ö n t i c u m L. aus China (Blätter ganzrandig, am Rande w ellig. Bei N eustrelitz verwildert), R. R i b e s Gron. aus dem Libanon, Südpersien (Blätter derb, fast lederartig), R. E m ö d i W all, aus dem H im alaya (Blätter sehr gross, purpurrot) sow ie verschiedene B astarde (die Rhabarber neigen sehr stark zur Bastardierung). A ls Sp eise und K om pott finden die geschälten B lattstiele und Hauptrippen bei uns gern Verw endung. A lle R heum -Arten sind ausdauernde, m eist grossblätterige Stauden m it dicken, zähen W urzeln. Blätter handförm ig geadert, ganzrandig oder + tief ein­ geschnitten, an der Stielbasis m it grossen Ochreen. Blüten klein, entom ophil, in rispig angeordneten, büschel­ förm igen W ickeln, w elch e in den A chseln von tutenförm igen H ochblättern stehen. Blütenstand während der Fruchtreife sich stark streckend. Perianth 6-teilig, ausgebreitet, nach der Blüte welkend. Staubblätter 9. Griffel m eist 3. Fruchtknoten 3-kantig, bei der R eife zu einer 3-flügeligen Frucht ausw achsend. A dventiv sind in M itteleuropa verschiedene Rum ex- und Polygonum -A rten (siehe dort), als S elten heit auch E m e x c e n t r o p ö d i u m M eissn., aus Südafrika (einm al m it W olle bei Som m erfeld in Brandenburg) beob ach tet worden. 1. P erianthblätter 6 oder 4, deutlich in 2 K reisen stehend (Fig. 524 o und 528), die inneren nach der Blüte grösser. Griffel m it pinselförm iger Narbe (T af. 92, F ig. 1 b) 2. 1*. P erianth 3- bis 6- (m eist 5-) sp altig (T af. 93, F ig. 4 a), nach der Blüte nie vergrössert, m eist w eiss oder rötlich. Narben kopfig . . . . 3. 2. P erianthblätter 6, die 3 inneren nach dem V erblühen zusam m enneigend, der Frucht ziem lich eng anliegend. Staubblätter 6. Griffel 3. F rucht 3-kantig (Taf. 91, F ig. 2 c , 3 c ), u n g eflü g e lt. R u m e x CCXXIX. 2*. Perianthblätter 4, die 2 inneren der Frucht ausgedrückt (T af. 92, F ig . 4 c, 4d), die 2 äusseren zurückgeschlagen. H ochgebirgspflanze . . O x y r i a CCXXX. 3. Frucht 3-kantig oder linsenförm ig, vom Perianth ein gesch lossen oder w en ig länger als dasselbe. Blätter länglich oder bei windenden A rten herzförm ig-pfeilförm ig . . P o l y g o n u m CCXXXI. 3*. Frucht 3-kantig, 2 bis 3 mal länger als das P erianth (T af. 94, F ig . 4d). Blätter breit, herz­ förmig. Stengel gerade aufrecht F a g o p y r u m CCXXXII.

C C X X IX .

Rümex1) L.

A m p f e r . Franz.: Patience, oseille; engl.: D ock; ital.: Lapazio, acetosa.

Ausdauernde (seltener 1- und 2-jährig; vgl. nr. 816 bis 818) Kräuter oder Holz­ pflanzen. Laubblätter grund- und stengelständig, mit häutiger, sehr selten bewimperter Scheide (Ochrea). Blüten zwitterig (Taf. 91, Fig. la) oder vielehig, zuweilen auch 2-häusig, in cymösen Einzelblütenständen (Scheinwirtel), diese zu traubigen oder rispigen Gesamt­ blütenständen vereinigt. Perianth gewöhnlich aus 2 dreizähligen Kreisen gebildet (Fig. 524o), kelchartig, grün oder rötlich, die 3 innern Perigonblätter meist grösser als die äussern 9 N am e des Am pfers bei den Römern.

90

167

Tafel 90. Erklärung der Figuren. Fig. 1.

Rumex alpinus (pag. 171). Seitenzweig und grundständiges Blatt. 1 a- Perianth mit durchscheinender Frucht. 2. Rumex conglomerates (pag. 175). Oberer Teil des Blütenstandes. 2 a. Perianth (nach dem Verblühen). 2 b. Perianth der weiblichen Blüte (geöffnet). 2 c. Fruchtknoten mit Narben.

3.

Rumex crispus (pag. 176). Oberer Teil des Blütenstandes. 3 a. Weibliche Blüte (von aussen). 3 b. Junge männliche Blüte. 3 c. Perianth (nach dem Verblühen). 4. Rumex scutatus (pag. 183). Habitus. 4a. Perianth (nach dem Verblühen).

(Taf. 90, Fig. la), ganzrandig oder gezähnt, zur Fruchtzeit vergrössert und die Frucht eng umschliessend (Taf. 92, Fig. 1 c), an der Aussenseite oft mit einer zuletzt gelblichen, roten oder braunen Schwiele (Taf. 91, Fig. 2 b, 3 b). Staubblätter 6, de?i Grunde des Perigonblattes eingefügt, paarig (Glieder verdoppelt), vor den äussern Perigonblättern stehend (Taf. 92, Fig. 4 a). Griffel kurz, an den Kanten des Fruchtknotens herabgeschlagen, mit 3 grossen, unregelmässig-sternförmigen, vielfach geteilten, pinsel- oder sprengwedelförmigen, meist rötlichen Narben (Taf. 91, Fig. 3c; Taf. 90, Fig. 2c). Frucht 3-kantig, ungeflügelt, meist schwarzbraunglänzend, mit dem innern Perianth abfallend, 1-fächerig und 1-sämig. Keimling etwas gekrümmt, seitlich an einer Fläche des hornigen Nährgewebes (Taf. 92, Fig. 2 c). Die Gattung weist über 100, z. T. schwer von einander zu unterscheidende Arten auf (zur Bestimmung sind Blüten, Früchte und grundständige Laubblätter notwendig I), welche wie bei der Gattung Rheum sehr leicht bastardieren. Die Ampfer sind homogame, proteranderische oder proterogyne Windblütler mit grünen unscheinbar gefärbten Blüten, welche nur gelegentlich von Insekten besucht werden. Staubfäden und Blütenstiele sind meist leicht beweglich. Die 3 inneren Perianthblätter („Fruchtklappen“ välvae), welche in der Systematik vielfach Verwendung finden, schliessen sich den Nüssen eng an und bilden ein wichtiges Verbreitungsorgan. Bei solchen Arten, die einzig durch den Wind verbreitet werden, sind die Fruchtklappen zu grossen häutigen Flügeln ausgewachsen, während die an die Verbreitung durch das Wasser angepassten Arten eine schwammige, als Schwimmorgan dienende Schwiele aufweisen. Mit der Verbreitung durch Tiere steht die Stachel- und Hakenbildung am Rande der Fruchtklappen im Zusammenhang. Von Abnormitäten sind mehrfach monoecische, rein weibliche oder rein männliche Pflanzen beobachtet worden, ferner vergrünte Blüten (wahrscheinlich Folge des Parasitismus eines kleinen Insektes), Blüten mit 5-teiligem oder fehlendem Perianth, mit 12 Staubblättern, dann Stengeltorsionen, Verbänderungen, verwachsene Kotyledonen, Adventivknospen (auf Wurzeln), Apogamie etc. — Wegen ihres hohen Säure- (Oxalsäure) und Eisengehaltes werden einzelne einheimische und ausländische (siehe am Schlüsse der Gattung!) Arten bei uns in Gärten gelegentlich kultiviert und deren Blätter als Spinat oder Salat gegessen. Allein genossen wirken sie leicht abführend. Den grössten Eisengehalt weist R. obtusifolius auf; die trockene Wurzel enthält 0,447% Eisen, das allerdings in Form einer komplizierten organischen Verbindung vorhanden ist. R. h y m e n o s e p a l u s Torr, im südlichen Nordamerika und Mexiko liefert die „Canaigrewurzel“, deren batatenähnliche Knollen bis 34,2 °/o Gerbsäure enthalten. Mehrere Arten waren früher als adstringierendes und blutreinigendes Mittel als (Radix rhei m o n a c h o r u m , R. Patientiae, R. lapathi hortensis etc.) offlzinell. Vom Vieh werden die meisten Arten in Mischung mit Klee oder Gras (vgl. auch pag. 173) nicht ungern gefressen. Mehrere Arten stellen in unserer Flora Ruderalpflanzen dar, während andere (z. B. nr. 832) als Kulturflüchtlinge zu betrachten sind. Wegen der bereits genannten Verbreitungsorgane besitzen viele Rumices eine sehr grosse, fast kosmopolitische Verbreitung. Ueber die adventiv auftretenden Arten vgl. am Schluss der Gattung. 1. Blüten zw itterig, zuw eilen m it einigen w eiblichen verm ischt. Laubblätter w eder sp iess- noch pfeilförm ig . . . . 2 1*. Blüten 2-häu sig oder vieleh ig (d. h. zw itterige und m ännliche Blüten auf dem gleichen Exemplar). Laubblätter m eist sp iess- oder pfeilförm ig . . . 1 3 2. Pflanzen 1- oder 2-jährig, nach der Fruchtreife absterbend. A lle inneren P erianthblätter mit Schw ielen . . .3 2*. Pflanzen ausdauernd. U ntere Laubblätter sehr gross, langgestielt, die obern klein, oft sitzend 5 3. Innere P erianthblätter jederseits m it 4 bis 8 fast dornigen Zähnchen, stark erhaben netzaderig (Taf. 91, Fig. 3a ). Pflanze ästig-sparrig, zur Fruchtreife grün. M ittelm eergebiet, Baden, Eisass R. p u l c h e r nr. 818.

168 3*. Innere P erianthblätter jederseits nur mit 2 bis 4 (Fig. 522d, e) borstenförm igen Zähnchen. Pflanze zur F ru ch tzeit oberseits m eist rot oder goldgelb überlaufen 4. 4. Stengel aufrecht. Scheintraube dicht (besonders nach der Spitze zu), m eist ununterbrochen (vgl. var. paluster). Pflanze zur Fruchtreife oberwärts vielfach goldgelb überlaufen R. m a r i t i m u s nr. 816. 4*. Stengel ausgebreitet ästig, bei der Fruchtreife rot überlaufen. Scheintraube locker, unterbrochen. Nur in W estpreussen und P osen (W eichselgeb iet) R. U c r a n i c u s nr. 817. 5. Innere Perigonblätter ohne Schw iele, ganzrandig (Taf. 91, F ig. 1 b) oder etw as kerbig-gezähnelt, so lang oder w en ig länger als breit 6. 5*. A lle oder doch eines der inneren Perianthblätter m it grosser S ch w iele 76. G rundständige L aubblätter länglich-eiförm ig, spitz, stengelständ ige lanzettlich, die obern ungestielt. Fruchtstiele nicht gegliedert. Zerstreut im Tiefland R. a q u a t i c u s nr. 819. 6*. Grundständige Laubblätter rundlich-herzeiförm ig, stum pf oder kurz zugespitzt, die stengelständigen eilanzettlich, die obern gestielt. Fruchtstiele gegliedert. Alpen, M ittelgebirge R. a l p i n u s , nr. 820. 7. Innere Perianthblätter länglich-eiförm ig, m ehrmals länger als breit (F ig. 524 i bis 1), zur Fruchtzeit nur 2 bis 3 (4) mm lang. U ntere Laubblätter länglich-eiförm ig 8. 7*. Innere P erianthblätter so lang oder w enig länger (höchstens doppelt so lang) als breit, fast oder vollständig ganzrandig, zur Fruchtreife + 5 mm lang 9. 8. Blütenquirle fast bis zur Spitze beblättert. M eist alle innern Perianthblätter m it je einer grossen, länglichen S chw iele (T af. 90, F ig. 2a ) R. c o n g l o m e r a t u s nr. 823. 8*. O bere Blütenquirle nicht beblättert. Nur w enige Perianthblätter (oft nur 1) m it einer kugeligen Sch w iele (F ig. 5 2 4 i) . R. s a n g u i n e u s nr. 824. 9. Innere P erianthblätter zur Fruchtzeit am Rande gezähnt (vgl. auch R. pulcher) 10. 9*. Innere Perianthblätter ganzrandig oder nur am Grunde sch w ach gezähnt 11. 10. Grundständige Blätter breit-elliptisch oder eirund. Innere Perianthblätter länglich-dreieckig, am Rande nach dem Grunde zu m it 2 bis 5 (9) Zähnen besetzt. V erbreitet . R. o b t u s i f o l i u s nr. 821. 10*. Grundständige Blätter länglich, zuw eilen beidendig verschm älert. Innere Perianthblätter breiteirund­ dreieckig, am Rande vom Grunde bis zur Spitze gezähnelt. M ähren, N iederösterreich . R. o d o n t o c a r p u s n r . 822. 11. B lattstiel oberseits flach. Laubblätter derb, lederartig 12. 11*. B lattstiel oberseits rinnig (F ig. 526g). Laubblätter dünn, fast flach , am Rande w e llig , aber nicht kraus (höchsten s die jungen B lätter (F ig. 526d) ein w en ig kraus) R. P a t i e n t i a nr. 826. (V gl. hiezu am Schlüsse der G attung auch die Bastarde R. d o m e s t i c u s und R. m a x i m u s ) . 12. Laubblätter am Rande stark w ellig-kraus. Scheintraube schm al, etw as locker-rispig. R. c r i s p u s nr. 825. 12*. Laubblätter spitz, die untern sehr gross (bis 1 m lang), flach, am Rande nur schw ach gew ellt. Scheintraube dick, oft d ic h t-r isp ig . . R. H y d r o l a p a t h u m nr. 827. 13. B lütenstiel kurz, zart, ungegliedert. A lle Perianthblätter schw ielenlos, ca. U /2 mm lang (T af. 92, F ig. 3 a , 3 b ), die äussern angedrückt, kürzer R. A c e t o s e l i a nr. 828. 13*. B lütenstiel in deutlicher Entfernung vom Perianth gegliedert (T af. 90, F ig. 4 a ; Taf. 92, F ig. 1 a, 2 b). Perianthblätter bedeutend grösser . 14. 14. Laubblätter see- oder graugrün. Blüten vieleh ig (teils zw itterig, teils m ännlich). A eussere P erianthblätter nicht zurückgeschlagen R. s c u t a t u s nr. 832. 14*. L aubblätter grasgrün. Blüten 2-häu sig. A eussere Perianthblätter zur Fruchtzeit zurückgeschlagen, dem B lütenstiel anliegend (Taf. 92, F ig. 1 c, 2 b ; F ig. 526d) 15. 15. Stengel beblättert. Blätter netzaderig; o(Jef 5- bis 7-nervig, sp iess- oder pfeilförm ig, die oberen fast un gestielt 16. 15*. Stengel unbeblättert oder nur I- bis 2-blätterig. Blätter dicklich, fast nervenlos, die äusseren grundständigen rundlich-eiförm ig, ganz stum pf, das oberste m eist deutlich gestielt. K alkalpen. R. n i v a l i s nr. 831. 16. Laubblätter m eist bis 3 cm breit; die unteren Stengelblätter eilänglich, 2- bis 4-m al so lang als breit. Scheiden fransig, zerschlitzt oder gezähnt R. A c e t o s a nr. 829. 16*. L aubblätter m eist 4 bis 5 cm breit, die unteren Stengelblätter fast dreieckig, kaum doppelt so lang als breit. Scheiden ganzrandig, spitz. A lpen, M ittelgebirge R. a r i f o l i u s nr. 830.

816. Rumex maritimus L. (= R. aureus Mill., = R. Anthoxänthus Murray, = Lapathum maritimum Moench, = L. minus Lam., = Steinmannia aürea Opiz). Taf. 91, Fig. 2.

Strand-Ampfer.

Ein- oder zweijährig, 7 bis 60 (100) cm. Wurzel spindelförmig, ästig, rosarot bis schwärzlich, im Innern rot. Stengel aufrecht, kahl, hellgrün, zur Fruchtreife wie die ganze

91

169

Tafel 91.

Erklärung der Figuren. Rumex aquaticiis (pag. 170). Sprosstück mit Fruchtstand. „ 1 a. Zwitterblüte. „ 1 b. Scheinfrucht (Nuss durchscheinend gedacht). „ 2. Rumex maritimus (pag. 168). Habitus. ,, 2 a und 2 b. Scheinfrucht (von aussen).

Fig. 1.

Fig. „ „ „ „

2 c. 3. 3 a. 3 b. 3 c.

Same (von aussen). Rumex pulcher (pag. 170). Sprosstück. Inneres Perigonblatt (vergrössert). Scheinfrucht (von aussen). Junge Frucht mit Griffel und Narbe.

P flanze go ld g elb w erdend, einfach oder ausg eb reitet-ästig . L au b b lä tte r lan zettlich bis lineal-lanzettlich, spitz oder spitzlich, ganzrandig, am R a n d e wellig, die untern m ässig lang, eirund-lanzettlich (zuweilen bis 30 cm lang und bis 6 cm breit), die obern allm ählich kleiner w erdend, schm äler, in einen kurzen Stiel verschm älert, bis fast ungestielt. B lüten zu S cheinw irteln vereinigt, diese zu einem dichten, fast ununterbrochen (nam entlich oberw ärts) b eb lätterten G esam tb lü ten stan d vereinigt. B lüten zw itterig. Innere P erig o n b lätter zur F ru ch tzeit eiförm ig, 2,5 bis 3 mm lang, netzaderig, fast do p p elt so lang als breit, aussen am G ru n d e m it langer, schm aler, länglich-linealer Schw iele, jederseits m it 2 (seltener 3 o d er 4) pfriem lich-borstigen, starren, w a g rech t abstehenden Z ähnen (T af. 91, F ig. 2 a); letztere ung efähr so lan g als das P erig o n b latt. — V II bis IX . V e rb reitet — einzeln o d er scharenw eise — am M eeresstrande, auf S trandw iesen und zerstreu t im B innenlande in der N ähe von L an d seen und T eichen, an U fern, auf überschw em m ten Stellen, auf M oorboden, an T eic h rän d ern , in au sg etrockneten G räben, an A ltw ässern, selten auch auf feuchten A e ck ern ; n icht überall beständig. In D e u t s c h l a n d n a m e n tlich an der K ü ste häufig, im B innen­ lan d e z e rs tre u t; ste lle n w eise im V e rsc h w in d en begriffen (um E isen ach in n e u ere r Z e it v e rsch w u n d en ) o d er v e rsc h le p p t a u f S c h u tt (bei G o sten h o f u n d S a n k t Jo h a n n is b ei N ü rn b e rg ). In O e s t e r r e i c h in B öhm en (ziem lich v e rb re ite t), S chlesien (T esch e n , G ro ss-H errlitz), in M ä h re n (z erstre u t), O b e rö ste rre ic h (selten), N ie d e rö ste rre ic h (im G e b iete der p a n n o n isch e n F lo ra im süd lich en W ie n er B eck en bis an den N eusiedlersee, im M a rch fe ld e, bei F e ld sb e rg , L a a , Z w ingendorf, zw isch en S t. V e it und L ainz, b e i Z w e ttl, M elk) u n d in S te ie rm a rk (bei G raz am W ege n a ch M a ria T ro st, bei St. L e o n h a rd t, St. M o rten ). In d e r S c h w e i z g e g e n w ä rtig w o h l erlo sch en (B ildw eiher b e i W in k e ln ; frü h e r am E g elsee b ei T h ay in g e n im K a n to n S ch a ffh a u se n und [1881] b e i der B u rg u n w e it St. G allen).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : K osm opolit d er g e ­ m ässigten und subtropischen R egionen. A en d ert a b : var. p a l ü s t e r (Sm .) A sch ers. ( = R . lim ösus T huill., = R. c o n g lo m eratu s M u rra y X R. m a ritim u s L,). F ig . 522 a, b. Pflanze m eist g rö ss e r (bis ü b e r 1 m ). B lü te n sta n d ziem lich lo ck er (w e n ig sten s am G runde u n te rb ro c h e n ). S c h e in w irtel e n tfe rn t. In n ere P e rig o n b lä tte r län g lich -e ifö rm ig , län g e r als die 2 bis 3 w e ich en Z ähne, m eist m it g rö sse re r Schw iele (F ig . 522 b). Pflanze bei d e r F ru c h tre ife g rü n lich g elb (Z uw eilen m it der H a u p ta rt). E ine Z w e rg fo rm w ird als f. h ü m i l i s u n tersch ied e n . — R. m aritim u s g e h ö rt an d e r M e e re sk ü ste d e r U ferflora an (findet sich g e rn in d e r M arsch), oh n e je d o c h b eso n d e rs h alo p h il zu sein (k o m m t z. B. a u f den Inseln B orkum und N o rd ern ey n u r sp ä rlic h vo r). Im B in n en ­ land e rsch e in t dieser A m p fe r stellen w eise (z. B. im K reis Jo h a n n isb u rg ) auf M o o rw iesen , z u sa m m en m it V a le ria n a dioeca u n d officinalis, P o te n tilla N o rw eg ica , C arex flava, E p ip a ctis p a lu stris, R anunculus L in g u a , D ia n th u s ’

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Superbus, S a g in a n o d o sa f. p u b e ru la USW. H e g i , F l o r a B d. I I I .



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A s^he^/aP aU ^d^G esam V b lü t e n s ta n d e s .

b S c h e in f r u c h t

(v o n a u s s e n ) .

R u m e x U c r a n i c u s F is c h e r , c H a b it u s (i/s n a t ü r l, G rö s s e ) , d S c h e i n f r u c h t (v o n a u s s e n ) , e I n n e r e s P e r ig o n b l a tt .

65

170

817. Rumex Ucränicus1) Fischer (= R. rubellus Moench). Ukrai ni scher Ampfer. Fig. 522c, d, e. Einjährig, 10 bis 30 cm hoch. Wurzel spindelförmig. Stengel einfach oder meist ausgebreitet, zur Zeit der Fruchtreife wie die ganze Pflanze rot. Untere Laubblätter länglich oder lanzettlich, zugespitzt, in den ziemlich langen, zarten Stiel verschmälert, mittlere länglich-linealisch, am Grunde gestutzt, geöhrt, die obersten linealisch. Blütenstand locker beblättert. Scheinwirtel voneinander entfernt. Blüten zwitterig. Blütenstiele zart. Innere Perigonblätter rautenähnlich, pfriemlich zugespitzt, 2 bis 3 mm lang, aussen mit einer deutlichen, dicken Schwiele, am Rande jederseits mit 3 borstenförmigen Zähnen besetzt; die letztem kürzer als der Längendurchmesser der Perigonblätter (Fig. 522 d, e). Nüsse zu­ gespitzt, hellbraun, 1,5 mm lang. — VII, VIII. Sehr zerstreut an sandigen oder schlammigen Ufern. In D e u t s c h l a n d nur im nordöstlichen T eile (W eichselgeb iet) in Posen und W estpreussen (von Thorn, H ohensalza und Brom berg an der W eichsel und N ogat abw ärts bis zur M ündung, ausserdem in der D anziger B ucht bei Zoppot und am Frischen Haff). D iese typische südosteuropäische A rt findet sich auf dem trockenen U feisand der W eichsel nach S c h o l z in B egleitung von C alam agrostis epigeios und pseudophragm ites (Bd. I, pag. 234), Carex arenaria (Bd. II, pag. 62) und h irta, A rabis aren osa, V erbascum thapsiform e, Echium , Cynoglossum officinale, A nchusa officinalis, P etasites tom entosus, Hieracium um bellatum , A rtem isia scoparia etc. D er danubialen Flora fehlt sie vollständig.

A l l g e m e i n e Verbrei tung: Südosteuropa (Süd- und Mittelrussland), Polen (Weichsel und einige Nebenarme), Westpreussen, Posen; uralisches und östliches Sibirien.

818. Rumex pülcher L. (= Läpathum sinuatum Lam., = L. pülchrum Moench). S c h ö n e r A m p f e r . Franz.: Parelle violon, p. panduree, belle patience, patience sinuee; engl.: Fiddle dock; ital.: Cavolaccio. Taf. 91, Fig. 3. Zweijährig oder ausdauernd, 15 bis 60 (100) cm hoch. Stengel aufsteigend, hinund hergebogen, gestreift, mit steifen, sparrig-abstehenden Aesten, kahl. Grundständige Laubblätter lang gestielt, länglich oder geigenförmig, stumpf, am Grunde herzförmig ausgerandet, am Rande wellig, die mittlern schmäler, spitz, allmählig kürzer gestielt, die obersten lineal-lanzettlich, sehr klein, alle kahl oder unterseits ± papillös - flaumig. Blüten zwitterig. Blütenstand locker, mit entfernten, ziemlich reichblütigen Scheinwdrteln, fast bis zur Spitze beblättert. Innere Perianthblätter eiförmig-länglich, knorpelig, stark erhaben netzaderig, 2 bis 6 mm lang, aussen mit einer länglichen, oft warzigen oder grubig-kämmigen Schwiele (diese zuweilen ungleich oder fast unterdrückt), am Rande jederseits mit (2) 4 bis 9 deutlichen, fast dornigen Zähnen (Taf. 91, Fig. 3 a). Fruchtstiele derb, starr, herab­ gekrümmt, meist kürzer als das Perianth, gegliedert (Taf. 91, Fig. 3 b). Früchte kastanien­ braun. — V bis VII. Stellenweise an Zäunen, unbebauten Orten, Ufern, an Acker- und Wegrändern, auf Schutt, an Häusern, in Weingärten, auf Viehweiden, Kulturland, Komposthaufen, in Gärten; wild nur im südlichen und südwestlichen Gebiet. Hie und da verwildert. In D e u t s c h l a n d nur im Südw esten in Baden (N euenburg, Sasbach, K etsch und Lim burg) und im Eisass (z. B. bei Illkirch, Grafenstaden, Ruprechtsau, Barr, Sulzm att, am Rheinufer). In O e s t e r r e i c h einzig in Südtirol (Eisacktal bis Bozen, V inschgau bis M eran und C astelbell, A rco, Riva) und im Küstenland. In der S c h w e i z im südw estlichen T eile (im K anton W allis selten) und im Süden (T essin, Puschlav). A usserdem gelegen tlich verschleppt, z. B. in Bayern um Nürnberg (1897 zw ischen G ostenhof und Sankt Johannis), D illingen, Südbahnhof und Sendling bei M ünchen, bei Zürich (mehrfach) und m ehrm als in Norddeutschland. Früchte von R. pulcher kom m en hie und da als Unkraut in südfranzösischer Luzerne vor.

A l l g e me i n e Verbrei t ung: Mittelmeergebiet/^Kaukasus; eingeschleppt auf Island, in Nordamerika, Brasilien, Kanaren, Südafrika.*) *) Lat. Ucränia = Ukrain; um fasst jetzt die russischen G ouvernem ents T scherin gow , K iew und P oltaw a.

171 Aendert etw as ab: var. d i v a r i c ä t u s (L.) K och. Laubblätter herzförm ig-länglich, über dem Grunde w eder zusam m engezogen noch geigenförm ig, stumpf, papillös-flaum haarig. — f. m i c r ö d u s H ausskn. F rucht­ klappen 3 bis 5 mm lang, kurzkäjnm ig-gezähnt. Zähne dornig-borstlich, 1 mm lang, höchsten s die halbe B reite der Klappen erreichend, beiderseits 2 bis 3 oder 5 bis 6, zuw eilen sehr klein. — f. m a c r ö d u s H ausskn. Fruchtklappen oft grösser, 5 mm lang. Zähne 1,5 bis 2,5 mm lang, gew öh n lich kräftiger, fast dornig, kürzer als die Klappenbreite. — f. h e t e r ö d u s Beck. Klappen ungleich, die eine grösser, 6 mm lang und beiderseits m it 6 bis 9 aufrecht abstehenden, ca. 3 mm langen, dornigen Zähnen versehen, die zw ei anderen w ie bei der f. macrödus. S chw ielen w abig-gezähnt.

819. Rumex aquaticus L. (= R. latifolius Mey., = R. Hippolapathum Fries nec Huds., = Lapathum aquaticum L.).

Wasser-Ampfer.

Franz.: Parelle.

Taf. 91, Fig. 1.

Ausdauernd, 90 bis 175 cm hoch. Wurzelstock dick, derbästig. Stengel ziemlich steif, aufrecht-ästig, gerillt. Grundständige Laubblätter sehr gross (bis 50 cm), breit länglich­ eiförmig, 1,5 bis 3^5 mal länger als breit, spitz oder stumpflich, lang gestielt (Stiel rinnig), am Grunde tief herzförmig und abgerundet, am Rande flach oder etwas wellig, zuweilen etwas ungleich gekerbt, die obern länglich bis lanzettlich, stumpflich, kurz gestielt, in den Blattstiel verschmälert, die obersten ungestielt, sitzend, alle frischgrün, unterseits etwas heller. Blüten zwitterig (Taf. 91, Fig. 1 a) oder vielehig-einhäusig (die weiblichen mit ver­ kümmerten Staubblättern), in zu einer verzweigten, vielfach rispig-zusammengesetzten, fast blattlosen Scheintraube zusammengestellten Scheinquirlen. Aeussere Perianthblätter ab­ stehend, die innern zur Fruchtzeit herzeiförmig, häutig, netzaderig, ganzrandig, etwas •an­ geschweift oder sogar schwach gezähnelt, schwielenlos (Taf. 91, Fig. lb), 4 bis 8 mm lang und 3,5 bis 5 mm breit. Nüsse beidendig spitz, scharfkantig, glänzend, 3 bis 4 mm lang. Fruchtstiele zart, nach der Spitze zu kegelförmig verbreitert, nicht gegliedert. — VII, VIII. Zerstreut — stellenweise fehlend — an Ufern, Bächen, Gräben, an Altwässern, auf quelligen Wiesen; in der Ebene und in der Bergregion. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südost- und Mitteleuropa, zerstreut in Westeuropa, Nordasien, Syrien, arktisches Nordamerika. D iese Art, w elch e m it R. H ydrolapathum grosse habituelle A ehnlichkeit besitzt (es fehlen ihr aber die Schw ielen) und gelegen tlich auch m it ihr verw echselt wird, fehlt stellenw eise gänzlich, so z. B. in Kärnten, um Lübeck und im grössten T eile der Schw eiz (einzig am D ou b s und bei W idnau und Berneck im st. gallischen Rheintal; früher auch an der W utach bei Schleitheim ). Im T ieflande gehört R. aquaticus stellenw eise zu den auffälligen Bestandteilen der Teichflora und erscheint daselbst in B egleitung von Butom us um bellatus, Nasturtium amphibium, Peucedanum palustre, Ranunculus Lingua, P eplis Portula, Sagittaria sagittifolia, Carex pseudocyperus, riparia etc. In W estpreussen gehört sie neben Cirsium silvaticum und Lappa tom entosa var. denudata L ange nach S c h o l z zu den interessanten H ochstauden der Kämpen.

820. Rumex alpin US L. (= Acetosa alpina Moench, = Lapathum alpinum Lam.). A l p e n - A m p f e r , Mönchs-Rhabarber. Franz.: Patience des alpes, rubarbe des moines, lampe pappe, rhapontique des moines; engl.: Monk’s rubarb; ital.: Rabarboro alpino. Taf. 90, Fig. 1 und Fig. 523. D iese Ampferart hat die m eisten V olksbenennungen nach den auffallend grossen und breiten Blättern erhalten, denn die bayerisch-österreichischen Bezeichnungen P l o t s c h ’ n, P l e t s c h ’n gehören wohl zum Stam m e „platt“ (v g l.g r . nX avtiq [platys] = breit, flach): S c h e i s s p l o t s c h ’n, S a u p l o t s c h ’n [als Am m oniakpflanze gerne am M ist w achsend] (Kärnten); S t r u p f a b l ö t s c h ’n [vgl. R um ex obtusifolius] (N iederösterreich); B u t t e r p l ä t s c h e n , S c h m a l z b l ä t s c h e n [die grossen Blätter dienen zum Einw ickeln von Butterballen] (T irol); H a m p l e t s c h e n (O sttirol); F o i b i s p l ä t s c h e n , P f a b e s p l ä t s c h e n , F a b e s p l ä t s c h e n [der erste B e­ standteil soll von roman. foies, foibes (zu lat. ^ [iu m ) = Blätter abzuleiten sein] (Tirol). Ganz ähnlich gehören die schw eizerischen Bezeichnungen B l a c k e , B l a c k t e (Graubünden) zu „flach“ (Schweiz. B lacke = grosses Brett); S ü b l a c k e t ä , A n k ä b l a c k ä [aleman. anke = Butter] (W aldstätten), A l p b l a g g ä (St. Gallen). W egen der grossen Blätter vergleicht man die A rt auch m it dem Rhabarber: R h a b a r b e r (A lgäu, K ärnten), A l m ­ r h a b a r b e r w i l d e r R h a b a r b e r , d e u t s c h e r R h a b a r b e r (Kärnten), R h a b a r b e r w o r z e l (St. Gallen), 65 *

172 B a r b a r a w u r z e n [v olksetym ologisch!] (N ie d erö ste rreich ). W o h e r k o m m t die in B ern und in G ra u b ü n d en sich findende B enen n u n g C h i l i e ( n ) ? In d e r S chw eiz v erd an k e n v e rsch ie d en e A lpen der „B la ck e “ ih ren N am en so die „ B la ck ia lp “ am B risten (K t. U ri), die „ B la ck e n a lp “ am S u re n e n p ass etc. Im ro m an isc h en G rau b ü n d en h e is st die A r t l a v a z a , l a v a z i n o d er p l a t e s e , im T essin s c l a v a z z o d e r r a b a r b a r a b a s t a r d a .

A u sdauernd, bis 2 m hoch. W urzelstock dick, w ag rech t-k riech en d , derb, m ehrköpfig, m it schw arzen, borstenförm igen F asern (U eberreste der O chrea) und m it quer­ gerin g elten B lattn arb en besetzt, verlängerte, dickliche, gelbliche W urzelfasern tragend. S ten g el aufrech t-ästig , kräftig, tief gefu rch t, spärlich flaum ig, zuletzt verkahlend. G ru n d ­ stän d ig e L au b b lä tte r sehr gross (bis 50 cm lang und bis 20 cm breit), lang gestielt (B latt­ stiel 10 bis 20 cm lang, stum pf, kantig-gerieft), rundlich-herzeiförm ig, fast so breit wie lang, stum pf o d er kurz zugespitzt, am G runde ab g eru n d et o der herzförm ig, am R an d e etw as wellig, zuw eilen klein g ek erb t, die stengelständigen eilanzettlich, kurz g e s tie lt,. in den B lattstiel rasch verschm älert, die obern g estielt; alle m it grosser, w eisslicher Scheide. B lüten zw itterig oder die untern m eist weiblich, in zu zusam m engesetzten, länglichen, dichten, grossen, stark rispigverzw eigten S chein­ trauben angeordneten, blattlosen oder im untern T eile spärlich d u rch b lätterten Scheinquirlen. A eussere P erian th b lä tte r länglich, zu ­ letztab steh e n d . Innere P e ria n th b lä tte r zur F ru ch tze it h erz­ eiförm ig, fast häutig, w eitnetzig g ead ert, breit dreieckig­ eiförm ig, 4 bis 6 mm lang und 4 mm breit, g an z ran d ig (T af. 90, F ig . 1 a) oder u n d eu t­ F ig ’. 523. R u m e x a l p i n u s L „ a u f d e r L e g s te in - A lm a m D ü r r e n s te in ( N ie d e r ö s te r r e ic h ) . lich gezähnelt, F h o t . D r . A . G i n z b e r g e r , P h o to g r a p h i e a u s d e m b o ta n . I n s t i t u t d e r U n iv e r s it ä t W i e n . schwielenlos, grünlich. F ru ch tstiele u n ter d e r F ru c h t kreiselförm ig verbreitert, zur R eifezeit gegliedert. — V I bis V III. H äufig und m eist gesellig auf gedüngtem B oden in der U m gebung von Senn- und A lp h ü tten (Fig. 523), auf fetten W iesen, W eid ep lätzen der A lpen und V oralpen von ca. 1500 bis ü b er 2500 m (Riffel im W allis 2550 m), an B ächen zuw eilen bis in die T ä le r hin ab steigend o d er herabgeschw em m t (bis 600 m). A u f K a lk und U rgestein. A u sse r den A lpen k o m m t R . alpinus v e rein zelt in den M itte lg e b irg e n vor, so im S c h w a rzw ald (F eld ­ b e rg , B elchen, S chauinsland, b e i A lp e rsb ac h , B a n k g allih ö h e , F ü rs a tz , K a n d e l; ob a b e r w irk lich w ild?), im R iesen g e b irg e (um die H am p el-, P udel-, S p in d ler und S ch lesisch e B aude, Ise rw iese), A d ler- u n d E rzg e b irg e (bei P re ssn itz ), in M ä h re n (A ltsta d t, S aalw iesen , K lein -M o h rau , K leppel, A ltv a te r, B rünneiheide) u n d in S chlesien (T h o m a sd o rf, W ald en b u rg , R einerz, E insiedel, K a rlsb ru n n , R eih w iesen , L an d e ck , B a ran y a , C zan to ry ). R. alpinus is t fü r die V o g esen zu streich en . A u sserd em g e le g en tlic h in G e b irg sd ö rfe rn in G ä rte n ang ep flan zt u n d daraus v e rw ild e rt, so im Schw eiz. J u ra (C h a u m o n t), in Schlesien, F ic h te lg e b irg e (u n terh a lb B erneck), im Z ü rch e rO b e rlan d (S c h n e b elh o rn g ru p p e etc.).

Allgemeine V erbreitung: A pennin, K a rp aten , B alkan, K aukasus.

P yrenäen, Z entralfrankreich, A lpen, M ittelgebirge,

173 D ieser äusserst leicht kenntliche Am pfer treibt unm ittelbar nach der Schneeschm elze kleine gelb lich­ grüne bis kupferrote Blätter, w elch en schon nach 8 T agen die ersten Blütenstände folgen. R. alpinus ist eine typische Lägerpflanze, die sich überall da einstellt, w o D ünger abfällt bzw. liegen bleibt, oder w o Jauche hinfliesst. A ls ausgesprochene Amm oniakpflanze kom m t er auf m agerem Boden niem als vor; an trockenen Standorten wird er sehr oft durch R. obtusifolius (nr. 821) ersetzt. U m die Sennhütten bildet R. alpinus häufig aus­ gedehnte, fast reine B estände (F ig. 523) und unterdrückt, zumal er sich sehr reichlich vegetativ vermehrt, neben sich fast jede andere V egetation. An anderen Stellen dagegen erscheint er in B egleitung des gelbköpfigen Senecio alpinus, des blauen E isenhutes (A conitum N apellus), von U rtica dioeca, Cardamine amara, M entha longifolia etc. O bgleich der A Ipen-Am pfer dem V ieh durchaus unschädlich ist, wird er auf der W eide vom V ieh doch nur höchst selten berührt und nur im N otfall — nam entlich vom Jungvieh — gefressen. A uf jeden Fall muss er auf der A lpe als ein schädliches Unkraut bezeichnet w erden, das durch seine starke B eschattung den G raswuchs unterdrückt und den N utzertrag der W eide w esentlich herabsetzt. W egen seines ausserordentlich w iderstandsfähigen R hizom s und der langen K eim fähigkeit der Sam en (diese bleiben bis 13 Jahre keim fähig!) im Boden hält es sehr schw er, den einmal angesiedelten A Ipen-Am pfer zu vertreiben; das radikalste M ittel ist ein vollständiges Umbrechen des Bodens m it der Hacke oder dem Pflug. Andererseits wird er aber als w ert­ volle Futterpflanze — oft in besonderen Blacken- oder Krautgärten — kultiviert. D ie Blätter, w elch e 3 mal im Jahre ausgerissen werden können, werden vielerorts in grossen K esseln im Freien gesotten und hernach in viereckigen H olzbehältern oder in runden Standen w ie Sauerkraut aufbew ahrt und hernach als Schw einefutter verwendet. N ach S t e b l e r enthalten die eingem achten Blätter 88,0°/o W asser, 3,1 °/o R oh eiw eiss, 0 , 7% R ohfett, 4 ,7 °/° stickstofffreie Extraktivstoffe, 2,1 °/o R ohfaser und l,4°/o Asche. D ie jungen Blätter dienen auch als Salat oder Spinat oder w erden in T e ig und B utter gebacken gegessen . In O berbayern werden die grossen Blätter ohne w eitere Zubereitung auf leidende und heisse K örperstellen gelegt. Sie wirken sehr kühlend und werden im Som m er auch dazu benützt, um ungesalzene Butter frisch zu erhalten.

821. Rumex obtusifolius L. (= Lapathum obtusifölium Moench, = L. obtusatum Montad.). S t u m p f b l ä t t e r i g e r Amp f e r . Franz.: Patience sauvage; engl.: Broad leaved oder bitter dock. Fig. 524 a bis f. D a das V olk die 'grossblätterigen Ampferarten w ie R um ex obtusifolius, crispus, conglom eratus etc. in den Benennungen m eist nicht näher unterscheidet, so m ögen diese hier zusammen abgehandelt werden. W ie bei Rum ex alpinus (vgl. pag. 171). so beziehen sich auch hier die m eisten N am en auf die grossen B lätter: B l ä h d i s c h e n (Böhm erw ald), B l u t z a , B l o t z a b l ä t t e r (St. G allen ); B l a k t a , S c h m a l z b 1a g g a , S c h w i b l a c k a , S p i t z b l a c k a (St. G allen), M i s t b l a c k ä , R o s s b l a c k ä , G e i s s b l a c k ä , A n k ä b l a c k ä (W ald­ stätten), R a n d e f l a c k e n (Kt. Zürich : W erm atsw eil), F I a k e b 1ät t e r (Z ürich: W ollishofen), B l a c k t e , S p i t z ­ b l a c k t e (Graubünden: S c h ie rs); O c h s e n z u n g e (N ordböhm en, Egerland, O stpreussen ), S a u z u n g e (B öh ­ merwald), w i l d e r T a b a k (Schw äbische A lb), B i l d e r K r e a n [ = w ilder Kren], R o s c h e k r e a n [ = Rosskren ; Kren = M eerrettich] (Krain : G ottsch ee); B o t t e r b 1 ad e n (O stfriesland), B u t t e r b l ä t t e r (G otha, Schw äbische Alb etc.), B u t t e r b l e i t s c h e n (B öhm erw ald) B u t t e r w e c k e l k r u t (E isass). D ie krausen, w ellig gebogenen Blätter gaben w oh l zu den Bezeichnungen S t r u p f e n b l ä t t e r (Böhm erw ald) A nlass. A nscheinend vergleicht auch das V olk die (jungen, zusam m engerollten?) Blätter m it Puppen (bayerisch D ocke, Schw eiz. D itti = P u p p e): D o c k e n b 1ä11 e r (Böhm erw ald), D o c k a 1e t s c h e n (Egerland), H e m a t d o c k e n [Hemd-] (Niederösterreich)^ D o g g a , D o g g a b l ä t t e r (S ch w äb isch e A lb); B ü p p l i - C h r u t (L uzern), H ö c h - B o p p e l e ( n ) (Aargau); D i t t i b l a c k ä , D i t t i b l ä t t e r (nördl. Sch w eiz). A u f die rötlichen S tengel beziehen sich die N am en (vgl. R. A cetosa, pag. 1801): R o o d e n H i n n e r k (Bremen), R o e H i n r i k (Braunschw eig), R a d ( R a e ) H e n d r e k , H e n r e k (G öttingen); R ü d e r k , R o o d s c h i n k (O stfriesland), R o o d s t r u n k (H adeln); B u k e l a [auch Nam e für das ähnliche, ebenfalls rote Am arantus Blitum ! V gl. auch A rtem isia vulgaris 1] (Schw äbische A lb). A u f die Blüten- resp. Fruchtstände bezieht sich F u c h s s c h w ä n z (S ch w äb isch e A lb). D ie kühlenden Blätter werden bei „Schorf“ und „ A fl“ (Grind, A u sschlag) aufgelegt, daher: S c h ö r f l a a k e n (Hannover), A f l b l ä t t e r (N ieder­ österreich), G r i n d e l w u r z (Zürcher-Oberland). B ei Gotha heissen die grossblättrigen R um ex-A rten N e r w e l k r a u t (N erw eln, Norbeln, Lorbern = Z iegen- oder Schafm ist), w eil die B lätter zum Abführen beim V ieh verw endet werden. A u f das lateinische lapathum (Bezeichnung mancher grossblätteriger Pflanzen w ie Rum ex, Lappa) gehen (teilw eise verm engt m it „lactu ca“) zurück: K u h l a t t e , B u t t e r l ä d n , L ä t t i c h b l ä t t e r (G otha), L o d d i k , L o d k e n b I ä 11 e r , L e e w k e n , L e e w k e n b 1 ä 11 e r (untere W eser), L u o k e n (W estfalen), L a t i n a b l ä t t e r (St. Gallen), L e n d i b l ä t t e r , L e n d i w u r z (Aargau). M e n k a s t e n g e l (S ch w äb isch e A lb) w ird w ohl Beziehungen zu M angold (vgl. B eta vulgaris) haben (vgl. „M engelw urz“ = R um ex in den K räuterbüchern des 16. Jahrhunderts). D a die in F rage stehenden Rumexarten gerne an feuchten Standorten (dem A ufenthaltsort der Kröten) w achsen, heissen sie im Eisass auch K r o t t e (n ) s u r am p f e r , in den W aldstätten C h r o t ä b l ä t t e r .

174 D ie originellen Benennungen H a l b r o s s (O esterreich), H a l b p f e r d (G era), H a lb er G au 1 (rheinisch), H a l b e s R o s s (O berösterreich), H a l b e K ü h (Gotha), W i l d e s R o s s (Böhm erwald), A l t s R o s s (Niederösterreich) w erden w oh l mit R echt als „Spottnam en von dem verw ahrlosten A u ssehen der Pflanze zur F ru ch tzeit“ gedeutet. Im rom anischen Graubünden heisst die Pflanze l a v a d e g n (Bergün) oder l a v a z a s (Unterengadin). In der Volksm edizin werden die grossen Blätter dieser R um ex-A rten auf geschw ollen e, entzündete und wunde K örperteile aufgelegt. D ie Früchte (m it Sch w ein efett abgekocht) gelten als M ittel g eg en die Ruhr (Krain : G ottschee).

Ausdauernd, 50 bis 120 cm hoch (Fig. 524a). Wurzelstock ästig, mehrköpfig. Stengel aufrecht, einfach oder ästig, oft papillös-behaart, kahl werdend, gefurcht, zuweilen blutrot überlaufen. Aeste aufrecht, aufsteigend. Untere Laubblätter (Fig. 524b) gross, flach, langgestielt, breitelliptisch bis eiförmig, an der Spitze stumpf, abgerundet, am Grunde abgerundet bis herzförmig, mittlere herzförmig-länglich, stumpf, kürzer gestielt, die obersten länglich-lanzettlich, zugespitzt, am Grunde verschmälert, alle ganzrandig oder etwas wellig­ ausgeschweift, zuweilen alle mit Papillen bedeckt, später kahl und glatt werdend. Blüten zwitterig, in zu gedrungenen, unterwärts durchblätterten, aufrechtästigen Scheintrauben zusammengestellten Scheinquirlen. Letztere reichblütig, die untern voneinander entfernt und beblättert, die obern genähert, blattlos. Blüten ziemlich lang gestielt. Blütenstiel dünn, etwas unter der Mitte gegliedert (Fig. 524 c, f). Innere Perigonblätter länglich-dreieckig, in eine stumpfe, ganzrandige, Spitze vorgezogen (letztere etwa so lang als das Perianthblatt), deutlich länger als breit (2,5 bis 4 [5] mm lang), netzaderig, am Rande nach dem Grunde zu jederseits 2 bis 5 (9) pfriemliche Zähne tragend (Fig. 524 d, e), seltener fast ganzrandig, meist alle Schwielen tragend (mitunter 1 oder 2 Perianthblätter ohne Schwiele). Fruchtstiele schlank, biegsam, meist länger als das Perianth. Nüsse ziemlich klein, spitz, am Grunde zusammengezogen, 2 bis 2,5 mm lang. — VI bis VIII. Sehr häufig und verbreitet auf Wiesen, Feldern, Grasplätzen, an Gräben, W eg­ rändern, auf wüsten Plätzen, in feuchten Gebüschen, Laubwäldern, bei Gebäuden, um Dörfer und Stallungen; von der Ebene bis zu den Sennhütten der Voralpen hinauf (vereinzelt bis ca. 2100 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis Südskandinavien), Nordasien, Nordafrika; in Nordamerika eingeschleppt. Aendert ab: var. s i l v é s t r i s (Lam .) Reck. ( = var. trânsiens Sim k., = R. silvéstris Wallr., = R. laevigätus W illd., = R. acütus K it.). Blütentraube bis zur Spitze ununterbrochen. Innere Perianthblätter zur F ruchtzeit 4 bis 5 mm lang und 3 bis 3,5 mm breit, seltener kleiner (bei der f. m i c r o c ä r p u s Bluff et Fingerh. nur 2,5 bis 3 mm lang), schm al, länglich-dreieckig, an der Spitze vorgezogen, verw ischt-nervig, ganz­ randig oder am Rande mit w enigen kurzen, dreieckigen, oft undeutlichen Zähnen; alle eine längliche Schw iele tragend. Grundblätter eilänglich, fast spitz, seltener stum pf. — subvar. s u b a l p i n u s Schur. Fruchtklappen schm äler und länger, nur eine Schw iele tragend oder alle m it undeutlicher S ch w iele. Scheintraube m it kurzen A esten (N iederösterreich: Schneeberg). — var. a g r é s t i s Fries ( = R. F riesii R ech., = R. divaricätus Fries, = R. W allröthii Nym .). Blütenstand m it aufrechten oder aufsteigenden A esten. Innere Perianthblätter zur F ruchtzeit 4,5 mm lang und 4 mm breit, eirund-dreieckig, an der Spitze kaum vorgezogen, deutlich-nervig, am Rande beiderseits m it 3 bis 9 scharfen, 1 bis 2 mm langen Zähnen. Grundblätter eirundlich, stum pf, seltener spitz. M it der var. silvéstris durch U ebergän ge verbunden. — var. s u b u l ä t u s R echinger. Innere Perianth­ blätter 5 mm lang, 3 bis 4 mm breit, 3 eckig, an der Spitze nicht vorgezogen, lang pfriem lich-gezähnt. Zähne (3 bis 4 mm) so lang als die K lappenbreite (Kärnten). — f. p ü r p u r e u s Poir. ( = var. discolor W allr.). Stengel, B lattstiele, Blattrippen und Blüten blutrot überlaufen. — f. p a n d u r i f ö l i u s Borb. Blätter geigenförm ig, über dem nierenförm igen Grunde zusam m engezogen, nach der Spitze zu verkehrt eirund (Ungarn).

822.

Rumex odontocârpus a) Sândor (= R. biformis Menyh., = R. stenophÿllus

Simk., = R. obtusifolius L. var cristatus Neilr., = R. crispus L. var. dentatus Schur). G e z ä h n t f r u c h t i g e r Amp f e r . Fig. 524n. Ausdauernd, 60 bis 100 cm hoch (im Habitus an nr. 821 erinnernd). Grundständige 9 Griech. ôôovç, G enitiv ô ô ô w o ç [odüs, odöntos] = G estalt der Früchte.

Zahn und

x c l q j i Ôç

[karpös] = F rucht; nach der

175 und u ntere B lätter länglich-herzförm ig (niem als denen von nr. 821 ähnlich!), zuw eilen beid en d ig verschm älert, bald vertrocknend. Innere P e rian th b lätter zur F ru ch tze it breit eirund-dreieckig, w enig länger als breit, 4 bis 5 mm lang, am R an d e vom G runde fast bis zur Spitze gezähnelt, an der kurzen, breit-dreieckigen S pitze nicht vorgezogen und ganzrandig, m eist alle (selten nur 1 P erian th b latt) Schw ielen trag e n d (Fig. 524n). B lütenstiele zart, unterhalb der M itte g eg lied ert, U /2 bis 2 mal länger als die F ruchtklappen. — V II, V III. Selten an feuchten, sum pfigen Stellen, an W e g rä n d e rn ; gern auf Salzboden. In O e s t e r r e i c h z e rstre u t in N ie d e rö ste rre ic h (häufig in der U m g eg en d von W ien, b e i B aden, M a rch e g g , D ü rn k ru t, S eefeld bei L a a e tc .) und im südlichen M ä h re n (zw ischen T eilnitz u n d S a tsc h an , Saitz, ypispitz, W o stitz, K o stei, E isgrub).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : R ussland, U n g arn (in der E bene von B u d ap est bis O rsova, um den N eusiedlersee), S iebenbürgen, N iederösterreich.

823. Rumex conglom erätus M u rray (= R . glom erätus S chreb., = R . undulatus S ch ran k , = R . dübius R etz., = R . virgätus H aenke, = R . Nem oläpathum E h rh . z. T ., = R . acutus Sm. nec L ., = R . paludösus W ith.). K n äu e lb l ü t i g e r A m p f e r . E n g l.: Clustere d oder sm aller green d o ck ; ital: L ap azio. T a f. 90, F ig . 2. A u sdauernd, 30 bis 70 (90) cm hoch. W urzelstock sp indel­ förm ig, ästig. Stengel aufrecht, g erad e oder hin und h ergebogen, gerillt, oft rot überlaufen, einfach oder absteh en d - ästig. G ru n d stän d ig e L a u b ­ b lätter länglich-eiförm ig 0 der herzförm ig-länglich, stum üf oder Stütz am E

Jr

»

G runde ab g eru n d et o d er ,

»

.

.

R u m e x o b t u s i f o l i u s L . a H a b it u s ( ‘ / 3 n a t. G r.), b G r u n d s tä n d ig e s B J a tt. S c h e in q u ir l (v e r g r ö s s e r t) . d, I n n e r e s P e r i a n t h b l a t t m it u n d o h n e S c h w ie le . / W e i b l i c h e B lü te . — R . s a n g u i n e u s L . g H a b it u s fi / 3 n a t. G r.), h G r u n d s tä n d ig e s L a u b b la tt. i S c h e in f r u c h t ( v e r g r ö s s e r t) . k, l I n n e r e s P e r ig o n b l a tt m it u n d o h n e S c h w ie le . m W e ib li c h e B lü te . — R . o d o n t o c a r p u s S ä n d o r. n S c h e in f r u c h t. — o D ia g r a m m e in e r Z w itte r b lü te d e r G a tt u n g R u m e x ( n a c h B i c h l e r ) .

F ig . 524.

c ®-in z e l n e r

e

nerztörm ig, seltener schw ach g e ö h r t, die m ittleren und oberen eilanzettlich bis lanzettlich, nach oben allm ählich kleiner w erdend, zugespitzt und k ü rzer gestielt, die obersten lineal, alle am R a n d e etw as wellig o d er klein gekerbt. B lüten zw itterig, in zu unterbrochenen, fast bis zur S pitze durch b lätterten S chein­ trauben angeordneten Scheinquirlen. B lütenstiele etw as unter d er M itte g e g lie d e rt; das unterste G lied s/i bis 1 mm lang. Innere P eria n th b lä tte r zur F ru ch tze it schm al-länglich oder länglich-eirund, stum pf, bis doppelt so lang als b re it (2,5 bis 3,2 mm lang und 1 bis

176

1,7 mm breit), ganzrandig (Taf. 90, Fig. 2 a) oder seltener etwas gezähnelt, meist alle Perianthblätter mit einer hellgelben, grossen, länglichen oder halbkugeligen Schwiele. Fruchtstiele kurz, auch an den längsten das obere Glied kaum so lang als das Fruchtperianth. Nüsse scharfkantig, oben spitz, am Grunde abgerundet, 1,3 bis 1,7 mm lang, schwarzbraun. — VII bis IX. Häufig an feuchten Stellen, in Gräben, Sümpfen, an Ufern, Strassenrändern, in feuchtem Gebüsch, auf Schutt, wüsten Plätzen, Flussgeschiebe; von der Ebene bis in die Voralpen. A l l g e me i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa (fehlt nur ganz im Norden; auf Island vielleicht eingeführt), Westasien, Nordafrika, Kanaren, Nordamerika. Aendert w enig ab: f. a t r o p u r p u r e u s A schers. Blattstiel und Blattrippen dunkelpurpurrot (Sonnige Stellen). — var. p u s i l l u s D elarb. ( = var. pycnocarpus W allr., = R. cam pestris Gürke). Fruchtklappen eirundlänglich, m it kaum vorgezogener Spitze, durch eine dicke, gegen den Grund zu oft grubige S chw iele fast völlig verdeckt und verschrumpft. A este des Blütenstandes ausgespreizt.

824. Rumex sanguineus L. (= R. nemorösus Schrad., = R. viridis Sm., = R. Nemolapathum Ehrh. z. T.).

Ha i n - A m p f e r . Franz.: Patience sang-dragon; engl.: Bloddy oder red-veined Dock. Fig. 524 g .bis m.

Ausdauernd, bis 60 (100) cm hoch. Wurzelstock ästig, mehrköpfig. Stengel aufrecht, gerillt, einfach oder aufrecht-ästig, oft rötlich angelaufen. Untere Staubblätter gestielt, länglich-eiförmig (Fig. 524 g), meist stumpf (seltener zugespitzt), am Grunde abgestutzt oder herzförmig, zuweilen etwas geöhrt, am Rande wellig-kerbig, obere lanzettlich, spitz, kürzer gestielt. Blüten zwitterig, Scheintrauben nur am Grunde oder bis zur Mitte beblättert, oben blattlos, nackt. Blütenstiele fast am Grunde gegliedert; das untere Glied ca. 1 / i mm lang. Innere Perianthblätter zur Fruchtzeit lineal-länglich, zungen­ förmig, deutlich länger als breit (3 bis 3,8 mm lang und 1 bis 1,5 mm breit), stumpf, ganz­ randig (Fig. 524 h), nur einzelne (oft nur 1) eine kugelig-eiförmige, rotbraune oder blut­ rote Schwiele tragend (Fig. 524 i, k). Fruchtstiele länger als bei nr. 822; oberes Glied so lang oder länger als das Fruchtperianth. — VII bis VIII. Ziemlich häufig an schattigen, feuchten Waldstellen, an Quellen, in Auen, Gebüschen, an Bächen; nur in der Ebene und Bergregion. Fehlt den eigentlichen Alpen (Tirol, Graubünden etc.). A l l g e m e i n e Verb rei tun g: Süd- und Mitteleuropa; in Nordamerika verschleppt. K om m t in den beiden folgenden A bänderungen vor: var. g e n ü i n u s K och ( = R. sanguineus L.). Stengel, B lattstiele, Blattrippen und Schw iele blutrot. — var. v i r i d i s K och ( = R. viridis Sm .). S ten gel, B latt­ stiele und Blattrippen grün.

825. Rumex crispus L. (= Läpathum crispum Moench). Engl.: Curled dock. Taf. 90, Fig. 3 und Fig. 525. Ausdauernd, 50 bis 100 cm hoch. Wurzelstock möhrenartig, fast holzig. Stengel aufrecht, kräftig, kantig, oft rot unterlaufen, locker beblättert, einfach oder ästig, wie die ganze Pflanze papillentragend, zuletzt kahl. Laubblätter derb, dicklich, am Rande in der Regel wellig kraus oder kleinwellig-gekerbt, die grundständigen länglich bis länglichlanzettlich, stumpf oder spitz, am Grunde verschmälert, abgerundet, gestutzt oder etwas herzförmig, mässig lang gestielt, die stengelständigen lanzettlich, spitz, kürzer gestielt, die obersten lineal. Blattstiele oberseits flach. Blüten zwitterig oder weiblich, in zu gedrungenen blattlosen, fast aufrecht ästigen Scheintrauben zusammengestellten Scheinwirteln. Glieder zwischen den Quirlen anfangs sichtbar, später durch die Früchte verdeckt. Innere Perianth-

177 b lätter rundlich-herzförm ig, g an zran d ig oder nach dem G runde zu etw as gek erb t, stum pf, netzaderig, grün, w enig länger als breit (3,5 bis 5 mm lang und 4 mm breit). Alle oder nur einzelne P e ria n th b lä tte r Schw ielen trag e n d (T af. 90, F ig . 3); letztere m eist ungleich gross (eine gross, die beiden anderen klein). B lüten­ stiele zart, u n ter d er M itte g eg lied ert (T af. 90, F ig. 3 a, 3 b), bis 2^2 m al länger als die F rü ch te. N üsse b eid en d ig spitz, 2,5 bis 3 mm lang. — V II, V III. V e rb reitet und häufig auf Sum pfw iesen, auf W eiden, G rasp lätzen, an T eichen, auf Schutt, wjüsten Stellen, auf A ckerland, im W in te rg e tre id e ; von der E b en e bis in die A lp en täler (E n g a d in : h inter Z ernez 1500 m ; W allis: 1600 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : F a st ganz E u ro p a (fehlt ganz im N orden), N ordasien (bis Ja p a n ); in N o rd a m erik a, M exiko, Chile, F alk lands-Inseln, auf N euseeland, Jav a eingeschleppt. A e n d e rt w e n ig a b : f. u n i c a l l o s u s P e te rm . ( = var. m onocdccus D is. Iverus, = R. confüsus Sim k.). A lle F ru c h t­ k ap p en schw ielenlos o d e r n u r ein einziges P e ria n th b la tt eine S chw iele tra g e n d . — f. n u d i v ä l v i s M eisner. Alle P e ria n th ­ b lä tte r ohne S chw ielen. — f. r o b u s t u s R ech. W uchs hö h er. B lä tte r und F ru c h tk la p p e n b re iter, d a d u rc h der folg en d en A rt sich n ä h ern d . — f. i r r a m ö s u s P e te rm . S ten g el vom G runde bis zur S pitze u n v e rzw e ig t. F a s t alle B lütenquirle b e b lä tte rt. — F ru c h tk la p p e n s e h r k lein , ohne f. m i c r o c ä r p u s B ryhn. S chw ielen o d e r n u r m it einer kleinen, u n d e u tlich e n Schw iele, die N üsse k au m v e rdeckend (S k a n d in av ien ; für N o rd d e u tsch la n d ?).

F i g . 525. R u m e x c n s p u s L. H a b i t u s . P h o t . E. R . P f e n n i n g e r , M ü n c h e n .

826. Rumex Patientia1) Englischer

L. (= R . O lym picus Boiss., = L ap a th u m hortense M oench). S p i n a t . F ra n z .: P atience, epinard-oseille, parelle, patience des moines, ep inard im m ortel; engl.: P atien ce dock. F ig . 526a bis d.

A u sd au ern d , 9 bis 20 (30) dm hoch. S tengel k rä ftig (bis ü b er fingerdick), hoch aufgerichtet, stark g efurcht, m eist ro t angelaufen, aufrecht-ästig. L a u b b lä tte r dünn, fast flach, am R a n d e wellig, aber nicht kraus, die untern flach länglich-elliptisch, zugespitzt, gestielt, am G ru n d e ab g eru n d et oder etw as schief h erzfö rm ig , die obern lanzettlich, beiderends verschm älert. B lattstiel oberseits rinnig (F ig. 526b). B lütenstand nur am G runde beb lättert, W irte l einander ziem lich genähert. Innere P e ria n th b lä tte r (Fig. 526 c) rundlich­ herzförm ig, etw a so lang wie b re it, g an zran d ig oder etw as gek erb t, 5 bis 7 (10) mm lang und breit, rosarot, alle schwielenlos oder nur ein einziges P e rian th b latt eine Schw iele tragend. F ru ch tstiele unter der M itte gegliedert. N üsse 3,5 bis 4,5 mm lang. — V bis V II. D iese aus S ü d e u ro p a u n d W e sta sie n stam m en d e A rt w ird in M itte le u ro p a hie und da zum K ü c h e n ­ g e b ra u c h e in G ä rte n k u ltiv iert, w o ra u s sie dann g e le g en tlic h a u ch (o ft a b e r n u r v o rü b e rg e h e n d ) v e rw ild e rt, so z. B. im E isass (M utzig, U lrich sb u rg ), b e i M a n n h e im (M undenheim ), in T h ü rin g e n (a u f dem R o th e n ste in b ei Je n a und an der S a a lb a h n ), in der R heinprovinz (E h re n b re itste in b ei K oblenz), in H a nnover (nur b e i H oya) in B ayern (S im bach), m e h rfa c h in B aden, S chlesien (G örisseiffen, L ö w e n b e rg ), M ä h re n (A uspitz), N ie d e rö ste rre ic h (n ach B eck n ic h t w ild, w ie N e ilre ic h a n g ib t. V e rw e ch slu n g m it R. crisp u s f. u n i c a l l o s u s !), T iro l (S t. U lrich in G röden, B rixen, B ozen, C o sta lu n g a p a ss, P a lu e im F a ssa, z w isc h en D rö und A rc o , Spino di V a lla rsa etc.), in der Schw eiz (um S itte n , B overnier, Spiez, A a rb u rg , W ild eg g ) usw . — B e c k ist der A nsicht, dass R. P a tie n tia n u r eine K u ltu rfo rm von R. crisp u s d a rste llt. R. P a tie n tia is t b e d e u te n d k rä ftig e r und stä rk e r als nr. 825. x) L a t. p a tie n tia =

G e d u ld ; „ob w eg en der lan g sam en m ed izin isch en W irk u n g ? “

(Leunis.)

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827. Rumex Hydrolâpathum x)

H uds. ( = R . acütus W ahlenb., = R . aquâticus Poil., = R . m âxim us Gm el. nec L ., = L âp a th u m gigantéum O piz). F l u s s - A m p f e r . F ra n z .: G rande p atien ce des eaux, parelle des m arais. F ig . 526 e, f, g.

F i g . 526. R u m e x P a t i e n t i a L . a F r u c h t s t a n d n atü rl. Grösse), b G r u n d s tä n d ig e s B la tt, c S ch ein fru ch t, d J u n g e r S pross m i t W u r z e l s t o c k . — R , H y d r o 1a p a t h u m H u d s . e T e i l s t ü c k d e s F r u c h t s t a n d e s , f S c h e i n f r u c h t , g Q u e r s c h n i t t d u r c h d e n B l a t t s t i e l . — R . o b t u s i f o l i u s L . h, i, k K e i m s t a d i e n . — R . c r i s p u s L. I, m K e i m s t a d i e n .

A u sd au ern d , stattlich, bis 2,5 m hoch, in der T ra c h t von nr. 819. W urzelstock m ehr­ köpfig, rübenförm ig, schw ärzlich, fleischig, m it dicken, verlängerten F asern besetzt (Fig. 526 d). S ten g el kräftig, aufrecht-ästig, k antig, m eist pu rp u rb rau n . G ru n d stän d ig e L a u b b lä tte r lang g estielt (Stiel oberseits flach), sehr gross (bis 1 m lang), länglich-elliptisch, lang zugespitzt, nach dem G runde zu verschm älert, fast lederig, flach oder am R a n d e etw as wellig, die sten g elstän d ig en schm äler, lanzettlich, am R an d e schw ach w ellig-ausgeschw eift, die obersten linealisch. B lüten zw itterig und weiblich, in zu gedrungenen, dicken, blattlosen S chein­ trau b en angeo rd n eten S cheinw irteln; letztere voneinander getrennt. B lütenstiele unter der M itte gegliedert. A eussere P e ria n th b lä tte r nicht abstehend, die innern dreieckig-rauten9 V on griech . vöcoo [hydor] = Pflanze am W asser.

W a sse r u n d

Xänci'dov [lapathon] = A m p fe r; n a ch dem S ta n d o rt der

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• Tafel 92. Erklärung der Figuren. 0

Fig. 1. la. lb. lc. 2. 2a. 2b. „ 2c.

Rumex Acetosa (pag. 180). Blütenstengel. Junge Blüte (von der Seite). Fruchtknoten mit Narben. Blüte im Fruchtzustand. Rumex arifolius (pag. 181). Blütenstengel. Zweig mit fruktifizierenden Blüten. Blüte im Fruchtzustand. Querschnitt durch die Frucht.

Fig. 3. 3a. 3b. 4. 4a. 4b. 4c. 4d.

Rumex Acetoseüa (pag. 179). Habitus. Männliche Blüte (von oben). Zwitterblüte (von aussen). Oxyria digyna (nr. 833). Habitus. Zwitterblüte. Fruchtknoten mit Narben. Blüte im Fruchtzustand. Querschnitt durch die Blüte.

förmig, gross (5 bis 7 mm lang und 4 bis 5,5 mm breit), fast doppelt so lang als breit, meist ganzrandig (seltener etwas gezähnt), stumpf, erhaben netzig-aderig, in der Regel kahl, alle eine grosse längliche Schwiele (Fig. 526 f) tragend, an der Spitze zur Fruchtzeit klaffend. Nüsse beiderseits zugespitzt, scharf 3-kantig, 3,5 bis 4 mm lang, meist frei. — VH, VIII. Stellenweise in stehenden Gewässern, an Ufern, Gräben, Teichen, in Sümpfen, auf überschwemmten Stellen; in der Ebene und in der Bergregion. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und Mitteleuropa. A endert ab: var. m e d i t e r r ä n e u s Gaud. L aubblätter w ellig, am Rücken — insbesonders an den Nerven — etw as rauh (S ch w eiz: D even s bei Bex). — D ie se sehr stattlich e und auffällige A m pfer-A rt gehört stellenw eise (besonders in den grossen Flusstälern) zu den charakteristischen Bestandteilen der Uferflora und der T eichverlandungszone. Früher waren W urzel und Kraut als r a d ix und h e r b a r u m i c i s a q u a t i c i H y d r o l a p a t h i offizineil. — V erw echslungen m it nr. 819 kommen sehr leicht vor (vgl. pag. 171).

828. Rumex Acetoselia1) L. (= R. infestus Salisb.). K l e i n e r S a u e r a m p f e r . Franz.: Petite oseille, oseille de brebis, vinette sauvage; engl.: Field oder sheep’s sorrel; ital.: Acetoselia; im Tessin: Pan cucch, panicüca. Taf. 92, Fig. 3. Ausdauernd, 5 bis 15 (30) cm hoch. WurzelstocLspindelförmig, 1- bis mehrköpfig. Wurzeln Adventivknospen treibend. Stengel aufrecht oder aufsteigend, kahl, gestreift, einfach oder verzweigt, beblättert, wie die Blätter nicht selten rötlich überlaufen. Laub­ blätter sehr verschieden gestaltet, spiessförmig, lanzettlich bis lineal, einfach oder hand­ förmig-vielteilig, mit wagrecht abstehenden oder bogig nach vorn gerichteten, in der Regel ganzrandigen Spiessecken, die untern lang gestielt und stets grösser, die obersten sitzend. Blatt-Tuten in eine lanzettliche, zuletzt fransig-zerschlitzte Spitze endigend. Blüten zweihäusig oder vielehig, in zu einfachen oder verzweigten, blattlosen, lockeren, unterbrochenen Scheintrauben zusammengestellten Scheinquirlen. Blütenstiele kurz, zart, ungegliedert. Alle Perianthblätter schwielenlos, oft papillös, ca. 172 mm lang, die äussern angedrückt, viel kürzer und schmäler als die innern. Innere Perianthblätter zur Fruchtzeit elliptisch oder eirund, fast spitz, ganzrandig, häutig, erhaben-nervig (Taf. 92, Fig. 3 b), so lang als die 1 bis 1,5 mm lange Frucht. — V bis VII, vereinzelt bis X. Verbreitet und gewöhnlich gesellig auf Brach- und Sandfeldern, Torfmooren, trockenen Wiesen, an Rainen, Mauern, Bahndämmen, auf Schotter, offenen Erdstellen, Kohlstätten, Maulwurfshaufen, in Gärten; von der Ebene bis in die Hochalpen (auf Urgestein bis 2280 m). Vor allem auf kalkarmem Boden und Gestein. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast Kosmopolit (zirkumpolar, arktisch und antarktisch, südlich bis zu den Kanaren, ferner in Südafrika, Australien und Neu-Seeland). 6 D em inutivum von acetosus =

sauer; vgl. pag. 180.

180 V on den zahlreichen aufgestellten Form en m ögen als w ich tigste genannt sein: var. m u l t i f i d u s L. D C . Spiessecken der Laubblätter handförm ig 2- bis vielteilig, m it lanzettlichen oder linealen, oft fädlichen Zipfeln (Häufig). — var. i n t e g r i f ö l i u s W allr. L aubblätter nicht spiessförm ig schm al, länglich, lanzettlich oder linealisch, nach dem ganzrandigen Grunde zu verschm älert oder kurzzähnig (V erbreitet). — var. a n g i o c ä r p u s (M urbeck). Innere F ruchtblätter der nicht ausfallenden Frucht dicht anliegend (scheinbar verw achsen) und so lang w ie dieselbe (vornehm lich in südlichen und wärm eren G egenden, so in N iederösterreich, Kärnten, Krain, Ungarn, Böhm en und Thüringen). — var. r u b r o p u n c t ä t u s Beck. Fruchtklappen m it zahlreichen roten D rüsen besetzt. — D er kleine Saueram pfer erscheint in K leeäckern, auf sandigen Triften, in Torfm ooren, auf A ufschüttungen als ein lästiges Unkraut, dessen geselliges Vorkom m en durch die an den W urzeln reichlich vorkom m enden A dventivsprosse bedingt wird. Starkes A uftreten dieser A rt ist stets als ein Zeichen von K alkm angel des betreffenden B odens anzusehen; denn R. A cetoselia fehlt im allgem einen auf einem kalkhaltigen Substrat. Er ist als eine schlechte Futterpflanze anzusehen, w elch e höchstens für S ch afe ein geeign etes Futter liefern kann. W ie die folgende Art erzeugt sie beim V ieh, w enn in grösserer M enge genossen , durch O xal­ säurevergiftung leicht Durchfall. M ehrfach wurde R. A cetosella auch als Ueberpflanze auf W eiden etc. an­ getroffen. Andrerseits stellt er sich gern auf M aulwurfshügeln sow ie auf frühem K ohlenm eilern ein, an letzterer Stelle zuw eilen in B egleitung von Senecio silvaticus, Epilobium angustifolium , U rtica dioeca, V eronica officinalis etc.

829. Rumex Acetösa L. (= Lapathum Acetösa Scop., = L. pratense Lam.). G r o s s e r S a u e r a m p f e r . Franz.: Oseille commune, o. sauvage, o. des pres, grand oseille, surelle, surette, vinette; engl.: Sorrel; ital.: Acetösa, saleggiola. Taf. 92, Fig. 1. D as W ort A m p f e r (ahd. ampfaro, mhd. ampfer) ist ursprünglich nichts anderes als ein Adjektivum , zu dem das Substantivum (Wurz, Kraut) zu ergänzen ist, vgl. niederländ. amper = scharf, bitter, und schw ed. amper = sauer, bitter. Man verm utet, dass das lat. amärus ( = bitter) mit dem deutschen W orte Am pfer urverwandt ist. D ie Bezeichnung „ S a u e r a m p f e r “ für R. A cetösa ist also eine „T au tologie“', da „A m pfer“ und „sauer“ ungefähr dasselbe bedeuten. D ieser N am e erleidet in den verschiedenen M undarten die m annigfachsten V er­ änderungen. E inige derselben sin d : S u r a m p (W estpreu ssen ), S u r a m p e l (N ordthüringen, W estfalen), S a u e r ä m p f ’ n (O esterreich), S a u a m p f e r (Böhm erw ald), S a u e r ä m p f e l a (S ch w äb isch e Alb), S u r a m p f l e (Graubünden). S u r a m p a l a (St. G allen); S u r h a m f e l , S u r h a m p f l e t e (E isass), S u r h a m p f l e (Aargau, Zürich), S u r h a m p f e r a (St. G allen), H a m p f e l i s u r (A argau); S a u e r r a m p f e r (G oth a), S a u e r r a m p f (T hüringen), S a u e r r a n z e n , S a u r a n z e n (H enneberg); S a u - P o m p f e r , S a u - P f l o m p f e r , S a u s t o m p f e r , Z a u z o m p f e r (Böhm erwald). An den B ezeichnungen S u r e d a m p f (A argau), S a u e r s e n f (H enneberg), S a u e r s a n f (G otha), S u r i s e n f (Aargau) [von „Senf“ !]; S a u e r h a n f (Schlesien), S a u e r h e f l (Schw äbische A lb) hat die nie rastende V olksetym ologie ihren A nteil. Andere B enennungen sin d : S a u e r e L u m p e (Anhalt), Sauerlump (R iesen geb irge, N ordostböhm en, Schlesien), H a d e r l u m p (N ordostböhm en), S a u e r l o n d (B ö h m erw ald ); S a u e r k r a u t (Böhm en), S h a u e r k r a u t (Krain: G ottschee), S u r c h r u t (A argau); S u e r m a a s c h (thüring. Niederhessen), S a u e r a m o r s c h (Böhm erwald); S a u e r w e i n (Sch w eiz: H enggart); S ü e r k e b l a d e n (O stfriesland); S ü e r n , S ü e r k e n , S ü e r t j e s , S ü r e l k e s (N ordw estl. D eutschland), S ü r l i n k , S ü r e n (W estfalen), S ü r (Pommern), S a i e r l i n g (N ah egebiet), S ü r e , S ü r l i g , S u r e n i (Schw eiz). W ie die m eisten, lediglich von Kindern gegessen en w ildw achsenden Pflanzen (vgl. O xalis A cetosella, T ragopogon pratensis) wird auch der Saueram pfer m it dem K u c k u c k in V erbindung gebrach t: K u c k u c k s b r o d (Oldenburg), G u g o t z a k r a u t (O berösterreich), G u g g i s u r , G u g g e r - C h r u t , S u r i g o g g e r (Schw eiz). D ie zahlreichen Sam en unserer Pflanze werden gerne m it L äusen verglichen, ja die Kinder sagen, dass der G enuss der Samen der A m pferarten diese Parasiten erzeuge, daher in der Sch w eiz: L ü s a r ä (W aldstätten), L u s a m p f a r a (St. Gallen), die Blüten und F rüchte: L ü s c h (Appenzell, Zürich), L ü s (St. Gallen). N ach den rötlich gefärbten Stengeln h eisst die Pflanze (vgl. Polygonum aviculare: Isern H inrik, C henopodium bonus Henricus: Guter Heinrich, Lytrum Salicaria: Stolzer Heinrich): R o e n H i n r i k , R o d e n H i n n e r k (W estfalen: bei M inden), R o o d e R i d d e r (O stfriesland). Im rom anischen Graubünden gelten die B ezeichnungen: a r s c h ü c l a , f ö g l ’ a s c h a , v a n g i a s (Unterengadin), a r s c h o u l a s (Bergün), u s c h i e v l a s (O berengadin), p a n c u c (Unterengadin), s c h ü l a s (H einzen berg), p a n d a l k ü k , s c h i g u l a (gilt auch für Rum ex arifolius), im T essin (auch für nr. 828 und 832) p a n c u c c h oder p a n i c ü c a .

Ausdauernd, 30 bis 100 cm hoch. Wurzelstock ästig, mehrköpfig, mit langen Fasern. Stengel aufrecht, gestreift, beblättert, kahl oder wie die ganze Pflanze papillös flaumig. Laubblätter pfeilförmig, dicklich, etwas fleischig, mit undeutlichen Nerven, sauer schmeckend, meist 2 bis 3 cm breit, die untern lang gestielt, elliptisch-länglich, am Grunde herz-, spiess- oder pfeilförmig, mit meist nach abwärts gerichteten Spiessecken, ganzrandig,

181 gewöhnlich stumpf, die oberen allmählich kürzer gestielt, zuletzt ungestielt, spitz, pfeil­ förmig, mit stengelumfassenden Spiessecken. _ Tuten durchsichtig, fransig zerschlitzt oder gezähnt. Blütenstand verlängert, ästig, blattlos, mit ziemlich steif aufrechten, meist einfachen, seltener nochmals verzweigten Aesten. Blüten gestielt, zweihäusig, zu Scheinquirlen ver­ einigt. Perianthblätter blassgrün, nur am Rande oder ganz rot werdend, die äusseren zurückgeschlagen, dem gegliederten Blütenstiel anliegend. Fruchtklappen herzeiförmig, stumpf, ganzrandig, netzaderig, am Grunde mit einer kleinen (zuweilen undeutlichen), rund­ lichen oder fast 4-eckigen Schwiele (T al 92, Fig. 1 c), (2) 4 bis 5 mm lang. Nuss braun­ schwarz, am Grunde mit einem hellen Flecken, glänzend, 1,8 bis 2,2 mm lang. — V bis VII. Sehr verbreitet auf feuchten Natur- und Kulturwiesen, Grasplätzen, Weiden, Mager­ matten, Brachäckern, in Gebüschen, an Bächen, auf Kohlenmeilern; von der Ebene bis in die Voralpen (bis ca. 1600 m), vereinzelt noch höher steigend (Starhaud in Kärnten 1750 m, Alp Nadels im Bündner-Oberland 1800 m, im Wallis angeblich bis 2130 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa (auch auf Island; im Süden nur im Gebirge), gemässigtes Asien, Nordamerika, Kap, Chile. Zerfällt in die beiden folgenden U nterarten: 1. subsp. A c e t o s a (L.) H ayek ( = var. typicus B eck, = R um ex pratensis W allr.). Trauben unterbrochen, lockerblütig. Perianth zur F ruchtzeit ca. 3,5 mm lang. Spiesslappen ganzrandig, zugespitzt, 3-eckig, flach, nach ausw ärts gerich tet oder oft zusam m enneigend. — var. m u t ä b i l i s Campd. Blattlappen fast parallel, stumpf. — var. a n g u l ä t u s Beck. Blattlappen durch einen vorderen Zahn fast 4-eck ig und fast gestutzt. — var. f i s s u s K och ( = R. interm edius Sturm). Blattlappen z. T. 2- bis 3-teilig bezw . -zähnig. — var. h i r t u l u s Freyn. Sten gel und Blätter + papillös-flaum haarig, fast rauh. — var. c r i s p u s R oth. Laubblätter w ellig-kraus. — var. h o r t e n s i s D ierbach ( = R. am biguus Gren. et Godr.). W urzelstock spindelförm ig, nicht verdickt. Stengel höher. L aubblätter dicker, fast fleischig, die grundständigen verkehrt-eirund, an der Seite abgerundet, am Grunde m it kurzen, dem Stiele fast angepressten Lappen. Nähert sich der folgenden Art (Wird in D eutschland und Frankreich gelegen tlich gebaut). — f. c a r m i n e u s D om in. Perigonblätter schön tief karminrot gefärbt, — 2. subsp. t h y r s i f l ö r u s (Fingerhut) H ayek ( = R. auriculätus W allr., = . R. K öchii W illk., = R. thyrsofdes R. F rist et R. Fries nec D esf.). W urzelstock ohne Seitenw urzeln. Stengelblätter länglich lanzettlich-lineal, stark verlängert (4 bis 12 mal länger als breit), w ellig-kraus, abstehend, sichelförm ig gekrüm m t, zugespitzt, oft verlängert und gedreht, die obersten sehr schm al lineal. Spiesslappen zuw eilen eingeschnitten oder m it einem Zahn versehen. Blütenstand gross, länglich, oft ebensträussig, dicht- und vielblütig, m ehrfach verästelt. Trauben nicht unterbrochen. Fruchtklappen nierenförm ig-rundlich, 2,5 bis 3,5 mm lang, mit deutlicher lappenförm iger Schw iele. N ü sse um die H älfte kleiner als bei R. A cetosa, breiteiförm ig, gleichm ässig schw arz. VII. Zerstreut auf m agerem, unfruchtbarem, sandigem Boden, an Ufern (Zerstreut). H ieher auch var. f i s s u s K och. Spiessecken der Blätter 2- bis 3-spaltig. — R. thyrsiflorus wird von einzelnen Autoren auch als eigene A rt betrachtet. R um ex A cetosa, der eigentliche Sauerampfer, findet sich auf frischen oder feuchten N atur- und K unstw iesen oft in grosser Zahl, so dass zur Zeit der H euernte die W iesen zuw eilen ganz rot gefärbt sind. M assenhaft tritt er besonders in nassen Jahrgängen auf. D a er ein grobstengeliges, dem V ieh w en ig zuträgliches Futter liefert, gehört er ähnlich w ie Ranuculus acer, verschiedene Doldenpflanzen etc. zu den schädlichen W iesenunkräutern. Durch B ew eiden (die Pflanzen hungern aus), durch Entw ässern, durch D üngung m it M ergel oder T hom asschlacke kann er zurückgedrängt w erden. In der alpinen R egion wird er durch die folgende Spezien ersetzt. A u f den T al- und B ergw iesen findet er sich gern in der F rom entalw iese (vgl. Bd. I, pag. 262) in G esellschaft von M elandrium rubrum, Cardamine pratensis, M edicago Lupulina, Taraxum officinale, Anthoxanthum odoratum , Trisetum flavescens, Chrysanthemum L eucanthem um , L otu s corniculatus, Silene inflata, Sanguisorba officinalis etc.

830. Rumex arifölius1) All. (= R. montanus Desf., = R. Allioni Link, = R. Hispänicus Gmel.).

Berg-Ampfer.

Taf. 92, Fig. 2.

Ausdauernd, 30 bis 100 cm hoch. Wurzelstock kurz, abgebissen, ästig, mehrköpfig. Stengel aufrecht, kräftig, in der Regel kahl, meist einfach (seltener oben ästig), gestreift, beblättert. Laubblätter dünn, seidig-papierartig, weich, etwas wellig, mit deutlichen Nerven,*) *) N ach der A ehnlichkeit des B lattes (lat. fölium) m it dem des A ronstabes (Arum; vgl. Bd. II, pag. 132).

182

am Grunde 5- bis 7-nervig, spiessförmig, länglich-eiförmig, die unteren lang gestielt, rundlich oder breit-eirund, an der Spitze abgerundet, am Grunde gestutzt oder spiessförmig, mit auseinander gespreizten, dreieckigen Lappen, 1,3 bis 2,5 mal länger als breit (3 bis 5 [9] cm breit), die obern kürzer gestielt bis sitzend, zugespitzt, am Grunde geöhrelt, mit breiten, gegen den Blattstiel eingekrümmten, eckigen oder abgerundeten Lappen. Tuten meist ganzrandig, spitz, bis 1,5 cm lang. Blütenstand länglich. Blüten zweihäusig, in zu meist unterbrochenen und blattlosen (nur die untern von einem Blatte gestützt), etwas steif aufrechten, verzweigten Trauben angeordneten Scheinquirlen. Aeussere Perianthblätter zurückgeschlagen (Taf. 92, Fig. 2 b). Fruchtklappen fast rundlich, etwas länger als breit, stumpf, erhaben netznervig, 4 bis 5 mm lang, ganzrandig, am Grunde mit einer deutlichen, kleinen, zurückgekrümmten Schwiele, länger als der gegliederte Blütenstiel. Nuss schwarz, glänzend, dreikantig (Taf. 92, Fig. 2 c), 3 mm lang. — VI bis VIII. Häufig auf kräuterreichen, feuchten und fetten Wiesen und Weiden, in Gebüschen, lichten Wäldern, im Krummholz, an buschigen Abhängen, an Bachufern der Alpen und Voralpen; von ca. 1200 bis 2400 m. Auf Kalk und Urgestein. A usser den A lpen erscheint RÜ arifolius im Schweiz. Jura (östlich bis in den A argau), in den H och­ vogesen, im südlichen Schw arzw ald (Belchen, Blauen, N onnm attw eiler, Feldberg, H ornisgrinde, Kandel, Schauinsland, Bisten etc.), im B ayerischen- und Böhm erwald, Thüringerw ald (Schm ücke, O berhof), am Brocken (bis Sp iegelslu st herab und an der H einrichshöhe bis zum K önigsberge), im Erzgebirge (besonders am F ichtelberg und K eilberg), R iesengebirge (verbreitet), G esenke, Glatzer Schneeberg, Salw iesen und Barania.

A l l g e m e i n e Verbrei tung: Alpen, Mts. Dores, Jura, Mittelgebirge, Karpaten, Siebenbürgen, westl. Balkan, Gebirge von Italien und Korsika. Aendert w enig ab: var. a m p l e x i f ö l i u s Lapeyr. ( = R. rugösus Campd.). Stengel kräftig, höher, bis 12 mm dick. Laubblätter zuw eilen breiter (bis 9 cm ), deutlich herzförm ig, m it eingekrüm m ten, sten gel­ um fassenden, oft sich g egen seitig aufeinanderlegenden Lappen. B lütenstand ebensträussig, m eist m it büschel­ förm ig stehenden A esten (Zuw eilen m it dem T ypus). — var. d e l t o i d e s Issler (6. Bericht der Freien V er­ einigung der system atischen Botaniker. 1909, pag. 52). A este w agrech t abstehend. M ittlere Stengelblätter von der Form eines gleichschenkeligen D reieck es m it nach innen gebogenen Seitenrändern, lang zugespitzt, obere aus breit-pfeilförm igem Grunde plötzlich verschm älert und lang ausgezogen (V o g esen : Reisberg). — R um ex arifolius vertritt im G ebirge den R. A cetosa und ist w ie dieser als ein schädliches W iesen- und W eide­ unkraut anzusehn. Er liefert ein hartes, kraft- und saftloses Futter. In dem M ittelgebirge, w o er besonders in der K oniferenzone neben M ulgedium und Luzula m axim a vorkom m t, sind zuw eilen Form en anzutreffen, w elch e stark an R. A ceto sa erinnern. In den A lpen findet er sich mit V orliebe auf dem fetten, feuchten W eideboden, oft in G esellschaft von Veratrum album, Cirsium spinosissim um , G entiana verna, Bavarica und excisa, Ranunculus aconitifolius und montanus, P oa alpina, M eum M utellina, Geranium silvaticum , Geum montanum, Melandrium rubrum, Peucedanum ostruthium , Viola biflora, Crepis aurea, A denostyles albifrons, V eronica serpyllifolia, Trollius, Primula farinosa, Anthyllis vulneraria etc. Andrerseits trifft man ihn beständig in der Karflurformation (m it Phleum alpinum [Bd. I, pag. 213], Lilium M artagon [Bd. II, pag. 236], Thalictrum aquilegifolum , A conitum lycoctonum , A chillea m acrophylla, Crepis paludosa, Epilobium angustifolium etc.) sow ie in den Grünerlen-Bestäuden. In den schattigen Alpentälern ste ig t er sehr oft tief hinab und erscheint daselbst an feuchten Stellen in G esellschaft von zahlreichen Stauden w ie P etasites officinalis, Carduus Personata, Cirsium oleraceum , Senecio alpinus und F uchsii, Epilobium trigonum, Chaerophyllum Cicutaria, M yosotis palustris, D escham p sia caespitosa (Band I, pag. 243), A spidium filix mas, G eranium silvaticum , Phyteum a spicatum , Stachys alpinus, Veratrum album etc.

831. Rumex nivalis Hegetschw. (= R. arifolius All. A mp f e r .

ß

nivalis Duftschm.).

Schnee-

Fig. 527.

Ausdauernd, 7 bis 20 (30) cm hoch. Wurzelstock holzig, vielköpfig. Stengel einfach, aufrecht, aufsteigend oder niederliegend, kahl, blattlos oder mit 1 bis 2 Blättern versehen, am Grunde dicht mit braunen Blattresten bedeckt. Laubblätter etwas dicklich, mit kaum sichtbaren Nerven, rundlich-eiförmig; die grundständigen lang gestielt, abgerundet, stumpf, die äusseren rundlich, eirund, nieren- oder herzförmig, die inneren oft spiessförmig. Stengelblätter (wenn vorhanden!) kleiner, lanzettlich oder etwas spiessförmig. Blütenstand

183

einfach o d er w enig verzw eigt, fast walzlich. B lüten zw eihäusig, zu einander genäherten Scheinquirlen v erein ig t; letztere blattlose, lockere T ra u b e n bildend. A eussere P erig o n b lätter fast spatelförm ig, zurückgeschlagen, dem g egliederten B lütenstiel anliegend (Fig. 52/ c). F ru ch tk lap p e n herzförm ig, bis fast rundlich, g an z ran d ig öder etw as ausgeschw eift, aussen am G runde m it einer kurzen herabgeschlagenen Schw iele, rot, ca. 3 mm lang, die hell­ gefärb te N uss ü b errag en d , ungefähr so lang als der g eg lied erte Blütenstiel. — V III. Stellenw eise auf S chutthalden, steinigen W iesen, F elsschutt d er K a lk a lp e n ; von ca. 1600 bis 2750 m (R hein­ w ald g ru p p e in G raubünden). D e u t s c h l a n d einzig im b a y erisc h en A lg ä u (F eldalpe a m , D a u m en , B a ch a lp e , K reu zeck , R a u h ec k , D itte rsb a c h e rw a n n e , O b erm äd elejo ch , K ra tz e r, R ap p en see, N eb elh o rn ), ln O e s t e r r e i c h in V o ra rlb e rg (A lpen des lllg e b ie te s, R ätik o n ), T iro l (L e c h ta le r­ alpen, A rlb e rg ), S a lzb u rg (N a ssfeld er T au e rn , N iedere T a u e rn ), O b e r­ ö ste rre ic h (H o h e r N ock, H o h e r P rie l), S te ie rm a rk (im T o d te n G ebirge, H o c h sc h w a b g ru p p e ; a n g eb lich au ch auf dem H ohen P y rg as), K ra in (T rig lav ) und Istrie n (C zrna G ora) ; fe h lt in den A lpen von N ie d e r­ ö ste rreich u n d von K ä rn te n vollständig. In der S c h w e i z n u r in den östlichen u n d m ittle rn A lp en in den K a n to n e n S t. G allen (C h u rfirsten [H in terru g g ], F lu m se ralp e n , W eistan n e n tal, A lvier), A ppenzell (S äntisg e b ie t, A ltm ann), G ra u b ü n d en (z e rstre u t in den K alk - und S c h ie fe r­ a lp e n ; fe h lt im E n g ad in und P u sch la v ), G larus (m eh rfach ), U rk a n to n e, B e rn er-O b e rlan d (E n g stlen alp , F a u lh o rn , Suleck) und selten im T essin (einzig im B legnotal) ; fü r das W allis? — R . nivalis ist eine ostalp in e A rt, w elche in den nörd lich en K a lk alp en (w estlich bis ins B ern er O berland) ein ziem lich g e sch lo ssen es V e rb re itu n g sa re a l au fw eist, w ä h ren d sie in den S ü d a lp en n u r ganz vereinzelt a u ftritt. D e r S c h n e e-A m p fe r is t eine h o ch alp in e S chuttpflanze und g e d e ih t n ur auf einem k a lk re ic h e n B oden (D olom it, T o n m e rg el e tc ). In sein er T ra c h t h a t er m it O x y ria digyna (B lüten d o rt 2-zählig!) oder m it k leineren E x em p lare n von R. sc u ta tu s (ä u sse re P e ria n th b lä tte r jed o c h a nliegend!) g ro sse A e h n lic h k eit, w a s schon m eh rfa ch zu V erw e ch slu n g e n g e fü h rt h a t.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Oestliche und m ittlere A lpen (vom B e rn e r-O b e rla n d und T essin bis K rain), M ontenegro (Korn, Sinjavina, D u rm ito r); für die D auphiné sehr unw ahrscheinlich. r

Fi&. 527.

aH abitus

Rum ex

n iv a lis

H egetschw .

b

o nat G r ) T eil des B iutenStandes ( v e r g r . ) . c W e i b l i c h e B l u t e , a F r u c h t .

832.

Rumex scutatus L . (= A cetösa scu tata Milk, = L äp a th u m scutätum Lam ., — L . alpestre Scop.). S c h i l d - A m p f e r , röm ischer S aueram pfer. F ra n z .: Oseille ronde, p atience ecusson; ita l.: E rb a p an a vin (T essin). T af. 90, F ig. 4.

A u sdauernd, 10 bis 50 cm hoch, im untern T eile zuw eilen fast strauchig. W u rzel­ stock v erlängert, spindelförm ig, verholzend, vielköpfig, rasig, oft m it verlängerten, im Gerolle kriechenden K öpfen. S tengel aufrecht, einfach oder w enig ästig, nicht selten hin und herg eb o g en , g estreift, zerbrechlich, wie die ganze Pflanze bereift-seegrün oder + grün. L a u b b lä tter (auch die obersten) lang gestielt, am G runde spiessförm ig, dreieckig, run d lich ­ herzförm ig o d er fa st geigenförm ig, kahl, bläulich bereift oder grün, ganzrandig, zuweilen gefleckt, die g rund- und stengelständigen etw a so b reit als lang. Spiessecken m eist w a g ­ rech t abstehend, gleich d er B lattspitze ab g eru n d et oder spitz. T u te n ganzrandig. Blüten vielehig (zw itterige, m ännliche und weibliche), zu w enigblütigen Scheinquirlen v erein ig t; letztere lockere, blattlose, verlängerte, aufrecht-abstehende S cheintrauben bildend. Blüten-

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stiele dünn, über oder unter der Mitte gegliedert (seltener ungegliedert), kürzer als die Fruchtklappen. Aeussere Perianthblätter den innern angedrückt (Taf. 90, Fig. 4 a), fast rundlich-herzförmig, ganzrandig, stumpf, häutig, netzaderig, ohne Schwiele, so lang als breit (6 bis 7 [9] mm lang), zuweilen rot überlaufen. Nuss braun, glänzend, scharfkantig, 3 mm lang. — V, VI. Zerstreut auf Geröllhalden, in Felsschutt, an sonnigen, steinigen Abhängen, in Felsspalten, im Flussgeschiebe, Krummholzgeröll, an Mauern, Wegen, seltener in Auen, Kastanien-und Föhrenwäldern, bei alten Burgen; besonders in den Alpen und Voralpen (ver­ einzelt bis 2700 m: Riffel im Wallis); gern auf Kalk. Nicht selten verwildert. A usser den A lpen, Voralpen und dem Jura (auch im schw äb isch en Jura) kom m t Rum ex scutatus an zahlreichen Stellen im südlichen und w estlich en D eutschland (Baden, W ürttem berg, R heintal m it N'ebentäler, E ifel: Jünkerath, M alm edy) vor. N eben diesem zum T eil anscheinend w ilden Vorkom m en erscheint er an vielen Stellen als Gartenflüchtling oder Kulturrelikt, so m ehrfach im ausseralpinen Bayern, in Schlesien (H enners­ dorf bei Görlitz), im Taunus (Schloss K önigsstein), in Hannover (H ildesheim , O snabrück), in Böhm en (M ileschau), in Steierm ark (um Graz, bei Baierdorf), in der S chw eiz (Stäfa, Andelfingen, Schlossberg Burgdorf, Muri etc.).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südeuropa, Alpenkette, Mitteleuropa (zerstreut), Karpaten, Balkanhalbinsel, Orient, Kaukasusländer. R. scutatus ändert nach dem Standorte ziem lich stark a b ; an sonnigen Stellen ist er m eist bläulich­ grün bereift, an schattigeren Orten dagegen reingrün. Als Formen w erden unterschieden I. var. t y p i c u s Beck. Sten gel einfach oder w en ig ästig, gew öhn lich nur einen Blütenstand tragend. B lütenstiele m eist gegliedert. F rucht­ klappen 6 bis 7 mm lang. H ieher ferner: 1. var. h a s t i f ö 1iu s (Bieb.) K och. Pflanze grün (var. v i r i d i s Strobl) oder seegrün. Blätter m it A usnahm e der untersten zu beiden Seiten m it einer + tiefen Bucht versehen, spiessgeigenförm ig, die untern breiter, oft nierenförm ig oder un gleich 3-lappig, stumpf, fast breiter als lang, mit stum pfen oder spitzen Lappen, die oberen m it länglichen, schm äleren, kreuzförm ig gestellten, ziem lich gleichen Lappen oder der m ittlere Zipfel breiter (Häufig). — 2. var. h a s t a t u s Schult. (== var. hastilis und trianguläris Koch, = var. subcordätus D oell). U nterste Laubblätter w ie bei voriger Form , untere und m ittlere Sten gel­ blätter 3-eckig. m eist spitz, m it verlängert-spiessförm igen oder 3-eck igen Lappen und undeutlichen S eiten­ buchten (Seltener). — 3. var. h i p p o c r e p i d u s Beck. U ntere und m ittlere Stengelblätter so lang als breit, am Grunde nieren-herzförm ig, sehr stumpf, m it auseinanderw eichenden, abgerundeten oder 3-eck igen Lappen und ohne seitliche B uchten (Selten unter dem Typus). — 4. var. h o r t e n s i s Gaud. ( = var. luxürians H ost). Pflanze seegrün. Untere Blätter breiter, bald breit nierenförm ig m it undeutlichen oder seichten seitlichen B u c h te n , bald breit 3-lappig, m it einem fast kreisrunden M ittellappen. Blütenstiele gegliedert. (Angebaut). — 5. var. t e n a x Beck. Pflanze sehr schön bereift-seegrün. B lütenstiele ungegliedert, unter den Fruchtklappen kreiselförm ig verdickt. Sonst w ie var. hortensis (G leichfalls angebaut). — II. var. g l a ü c u s (Jacq.). Pflanze bereift seegrün, seltener grün. Stengel in der M ehrzahl im untern T eil fast strauchig, reichlich verzw eigt, mehrere (1 bis 4) Blütenstände tragend. Laubblätter m eistens denen der var. hastifolius gleichend (Süden). — B ei einer M issbildung sind Perianthblätter und Fruchtknoten durch ein T ier (Triöza Rüm icis F. L öw ) auffällig vergrössert. — In den A lpen gehört R. scutatus zu den w eitverbreiteten Geröll- und Schuttpflanzen. M it V orliebe tritt er in südlicher E xposition auf, auf Kalk gern in G esellschaft von F estu ca rupicaprina, Poa minor, Salix retusa, Polygonum viviparum, Bellidiastrum M ichelii, A chillea atrata, P etasites niveus, Saxifraga stellaris und androsacea, M yosotis alpestris, Biscutella, Valeriana tripteris, Erica carnea, Globularia cordifolia, Dryas, Gypsophila repens, Aspidium Robertianum , Arabis alpina, Teucrium montanum, Linaria alpina, T hlaspi rotundifolium , Galium silvestre (Austriacum ) etc. A u f U rgestein finden wir als B egleitpflanzen häufig H ieracium albidum, Campanula barbata, Silene inflata, Potentilla grandiflora, Sem pervivum montanum, L otus corinculatus, Saxifraga aizoon, A rctostaphylos uva ursi, D ianthus inodorus, Chrysanthem um alpinum, Erigeron alpinus, Phyteum a betonicifolium , Trifolium nivale etc. N ich t allzuselten wird er mit den Flüssen in die tiefsten N iederungen der Täler h in abgesch w em m t (so bei Feldkirch, Sillmündung bei Innsbruck, Bozen, Trient, A rco, Verona [seit 1882], bei M itterndorf, Johnsbachtal, Sulzbach, Salzatal, Logartal in Steierm ark, an der Gail unterhalb M öderndorf [560 m] und bei Schw arzenbach [580 m] in Kärnten, in N iederösterreich bis Lützelwördern bei Stockerau etc.). A m H ohentw iel begegnen w ir auf der Südseite der var. glaucus neben Chrysanthemum corym bosum , Geranium sanguineum , Sedum album, A lyssum montanum, L actuca perennis, Potentilla polyodonta etc., an den warm en A bhängen des S ch w eizer Jura (ob B iel) neben Saponaria ocym oides, G enista sagittalis, H ippocrepis, R osa pim pinellifolia, H elianthem um Fumana, Linum tenuifolium , A iuga Cham aepitys, Teucrium Botrys etc. U eber die Begleitpflanzen in den K astanienwäldern vgl. pag. 104. V ielerorts wird er als G em üse unter dem N am en röm ischer oder französischer Spinat oder

185 aber als saftiger und w ohlschm eckender Salat in Gärten angebaut (vgl. var. hortensis und tenax). Früher war das Kraut als H e r b a A c e t o s a R o m a n a offizinell. A us den Gärten hat er sich an vielen Stellen in der U m gebu ng angesiedelt (siehe oben). A n der F estu n g Ehrenbreitstein bei K oblenz findet er sich in G esellschaft von zahlreichen andern interessanten Ruderal- und Adventivpflanzen, w ie Myrrhis odorata, A rtem isia absinthium, Isatis tinctoria, Sedum album und mite, Cheiranthus Cheiri (an den F elsen in M enge), Alliaria officinalis, Geranium Pyrenaicum etc. D ie Zahl der aufgestellten B a s t a r d e ist w ie bei den W eiden eine sehr beträchtliche; alle gehören der Sektion Lapathum an. B ei der grossen V ariabilität der Arten selbst liegt es sehr nahe, dass die B ew ertung der einzelnen Bastarde stark dem subjektiven Empfinden des betreffenden A utors anheim gestellt ist. Einzelne R um ices figurieren in den einen Floren als Arten bezw . Unterarten, in anderen dagegen als Bastarde (vgl. R. palua**^ [pag. 169] und R. dom esticus). Hier sind nur die w ichtigeren kurz beschrieben, die selteneren dagegen nur genannt. D ie sehr hypothetischen Tripelbastarde, auf die zuerst H a u s s k n e c h t aufmerksam m achte, folgen am Schlüsse gesondert nach. A usführliche D iagnosen finden sich in den A rbeiten von H a u s s k n e c h t (M itteilungen der geogr. G esellsch. Thüringen. III (1885), von S c h a t z , R e c h i n g e r , W i l d t , M u r b e c k und nam entlich in der neuen von B e c k von M annagetta bearbeiteten A u sgab e der Icones Florae G ermanicae et H elvetiae (L eipzig und Gera. F. von Z ezschw itz, 1903 bis 1909). 1. R u m e x d o m e s t i c u s Hartm. [als Art] ( = R. aquaticus L. ß crispätus W ahlenb., = R. longifölius D C .) F ig. 528g, h. G ehört in die V erw andtschaft von R. aquaticus, steht aber (habituell) auch dem R. crispus sehr nahe. Ist nach B u c h e n a u vielleicht aus R. aquaticus L. X crispus L. entstanden und allm ählich konstant gew orden. Ausdauernd, 60 bis 150 cm hoch. G rundständige Blätter verlängert, lä n glich -eiru n d bis lanzettlich, am Grunde verschm älert, gestutzt oder abgerundet (kaum herzförmig), an der Spitze allm ählich zugespitzt, ¡die obern lanzettlich, alle am Rande w ellig-kraus. Blatt­ stiele oberseits flach, schm al gerandet. Blütenstand nur am Grunde beblättert, zur Fruchtzeit ziem lich dicht, m it aufrechten A esten. Blüten vielehig - einhäusig, die w eiblichen m it verkümmerten Staubblättern. Fruchtstiele unter der M itte gegliedert. A eussere Perianthblätter zur Fruchtzeit zurückgeschlagen, sehr klein. Fruchtklappen 5 bis 7 mm]J[lang und 6 bis 9 mm breit, nierenförm ig - kreisrund, am Grunde tief herzförm ig, ganzrandig oder stum pf gezähnelt, nur eine undeutlich sch w ielig oder alle schw ielen los (Fig. 528 h). N ü sse dunkel­ braun, 2,5 bis 3 mm lang. D ie se durch ganz Nordeuropa an Gräben, W egen, bebauten Stellen verbreitete Pflanze tritt in D e u t s c h l a n d nur im nordw estlichen Teile (auch hier nicht beständig) auf, so in S ch lesw ig - H olstein (nach P r a h l besonders im m ittlern nördlichen T eile, südlich bis zu einer L inie von der M itte A ngelns etw a bis Tondern), am U nterlauf der Elbe und auf den Elbinseln, auf dem Iheringsfehn im hannov. R egierungsbezirk Aurich, an der W eser unterhalb Bremen sow ie in Ostfriesland. A usserdem selten adventiv, z. B. bei D an zig (auf der W esterplatte), bei K önigsberg (Gasanstalt), früher in Sachsen (Gablenz bei Chemnitz) und selten in der S chw eiz (Bahnhof Zürich [1904] und Buchs [1907] im Rheintal). — 2. R. a l p i n u s L. X R. o b t u s i f o l i u s L. ( = R. M e z e i H ausskn.). A ls Seltenheit in Baden (Feldberg), Bayern, V orarlberg (Triesener Berg), Tirol (Achental) und in der S chw eiz beobachtet. H ieher auch R. A u s t r i a c u s T eyber ( = R. alpinus L. X R. Silvester W allr.) aus N iederösterreich (Voralpe bei G ross-H öllenstein a. d. Y . V gl. Verhandl. der zoolog.-botan. G esellsch. W ien 1908. H eft 1) und R. R a e t i c u s Brügger ( = R. alpinus L. X R. obtusifolius LTVar. purpureus). — 3. R. a q u a t i c u s L. X R. c o n g l o m e r a t u s M urray ( = R. ä m b i g e n s Hausskn.). G leicht in der Tracht einem verästelten, schlanken R. aquaticus, in den Fruchtklappen dem R. conglom eratus. Sehr selten in Thüringen (Schleusingen, Vessra, Zeutsch) beobachtet. H ieher auch R. d u m u l ö s u s H ausskn. und als Tripelbastarde R. T h u r i n g i a c u s Beck. — 4. R. a q u a t i c u s L. X R. c r i s p u s L. ( = R. c o n s p e r s u s Hartm., = R. sim ilätus Hausskn., = R. Rechingeri Blocki). Grundblätter verlängert-eirund oder schm al länglich, am Rande + w ellig-kraus. Blütenstiele unter der M itte undeutlich gegliedert. Fruchtklappen 5 bis 6 mm lang und breit, am Grunde herz­ förmig, schw ielenlos oder nur eine m it einer schm alen S chw iele versehen. M ehrfach konstatiert. H ieher auch R. H a u s s k n e c h t i Beck (nach B e c k nur eine Form von R. conspersus, nicht aber Tripelbastard R. aquaticus X crispus X obtusifolius). — 5. R. a q u a t i c u s L. X H y d r o 1 a p a t h u m Huds. ( = R. h e t e r o p h y l l u s Schultz, = R. m äximus Schreb. nec Gmel., = R. acutus Schultz nec L.). F ig. 528 a bis d. Grundständige Blätter fast lederig, länglich oder länglich - lanzettlich, am Grunde gestutzt, fast herzförm ig, die obersten lanzettlich. A este des Blütenstandes aufrech t-ab stehend . Blütenquirle blattlos. B lütenstiele unter der M itte gegliedert (F ig. 528 c). Fruchtklappen 3-eck ig, am Grunde fast herzförm ig oder gestutzt, ganzrandig oder nach dem Grunde zu kleinkerbig, alle m it länglichen, oft ungleichen Schw ielen. Gut fruchtbar. R. aquaticus unterscheidet sich von dem Bastard durch breitere, am Grunde zu grösster B reite gelangende Blätter (diese sind kürzer als ihre B lattstiele) und durch h äu tige, schw ielen lose Klappen, R. Hydrolapathum jedoch durch schm älere, ver­ längerte, am Grunde verschm älerte Blätter, durch fast lederige, mehr zugespitzte, deutliche Schw ielen tragende Fruchtklappen, w elch e länger als breit sind. Zerstreut (gelegen tlich auch in A b w esenheit von R. aquaticus), H ieher ferner: R. s u b h y d r o l ä p a t h u m Schatz und R. B a s t e i * r i B eck. — 6. R. a q u a t i c u s L. X R, o b t u s i f o l i u s L. ( = R. p l a t y p h y l l u s A resch.). Grundblätter + breit-länglich bis fast 3-eckig, g eg en die H e g i , F l o r a Bd . I I I .

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186 S p itze zu a b g e ru n d e t o d er stu m p flic h , am R an d e k a u m w ellig. K la p p en 3-eckig, oft g rö sser u n d b re ite r als b ei R. obtu sifo liu s (5 b is 7 n u n lang), an der S pitze v orgezogen, fa s t z u n g en fö rm ig , n a c h dem G runde zu klein g e k e rb t o d er g e zäh n elt, sc h w ie le n ­ los o d er eine K lappe eine nied rig e S chw iele trag e n d . Selten. —H ie h e r a u ch R. S c h m i d t i i H ausskn. u n d R. f i n i t i m u s H au ssk n . — 7. R . c o n g l o m e r a t u s M u rra y X R. c r i s p u s L. ( = R. ¿ c h u l z e i H ausskn.). H a t die T r a c h t von R. crispus, a b e r auffällig kleinere, fa s t län g lich e K lap p en . V o n R. c o n g lo m e ra tu s u n te rs c h e id e t sich d e r B a sta rd d u rc h schm älere, w ellige B lä tte r, län g e re F ru c h t­ stiele, g rö ssere K lap p en u n d du rch die u n g leic h g ro ssen S chw ielen (S elten). — 8 .R. c o n g l o m e r a t u s M u rra y X R. H y d r o l a p a t h u m H u d s. ( = R. d i g e n e u s B eck, = R . h y b rid u s H a u ssk n .). E inzig in D e u tsc h la n d (R ollsdorf) b e ­ o b a c h te t. — 9. R. c o n g l o m e r a t u s M u rra y X R. o b t u s i f o l i u s L. ( = R. a b o r t i v u s R uhm .). U n te re B lä tte r lan g g e stie lt (denen von R. obtu sifo liu s ähnlich), die m ittle rn am G runde h e rz fö rm ig , die o b e rste n lan z ettlic h . B lü te n q u irle fa s t b is zur S p itze des B lü te n ­ sta n d es b e b lä tte rt. F ru c h tstie le h ö c h ste n s U /2 m al län g e r als die K la p p e n ; le tz te re eilänglich, an F i g . 528. E u m e x h e t e r o p h y l l u s S c h u l t z . a H abitus und grundständiges L a u b ­ b l a t t fl / 3 n a t ü r l i c h e G r ö s s e ) , b S t e n g e l q u e r s c h n i t t , c T e i l d e s F r u c h t s t a n d e s v e r g r ö s s e r t . d e r S p itze v orgezogen, stu m p f, d S c h e i n f r u c h t . — R . p r a t e n s i s M e r t . e t K o c h , e H a b i t u s (1/ 3 n a t ü r l i c h e G r ö s s e ) , f S c h e i n ­ g a n zra n d ig o d er am G runde kleinf r u c h t . — R . d o m e s t i c u s H a r t m . g T e i l d e s F r u c h t s t a n d e s fl/s n a t ü r l i c h e G r ö s s e ) . h S ch ein fru ch t. — O x y r i a d i g y n a H ill, i D i a g r a m m (nach E i c h l er). g e zä h n elt, m eist alle sc h w ie le n ­ tra g e n d , 3,5 bis 4,7 m m lang u n d 2 b is 2,5 m m b re it. Z e rs tre u t. — H ie h e r a u ch R. S a l i s b u r g e n s i s F rits c h e t R e c h in g e r ( = R. c onglom e­ ra tu s X R. o b tu sifo liu s var. silvestris). In S a lzb u rg (bei G rödig) b e o b a c h te t .— 10. R. c o n g l o m e r a t u s M u rra y X R . s a n g u i n e u s L. ( = R. R u h m e r i H ausskn.). Is t d u rc h die u n g leic h 3 -sch w ielig en , u n fru c h tb a re n K lappen u n d die h ö h e r h in au f b e b lä tte rte n B lü ten q u irle n u r sc h w ie rig von den S ta m m e lte rn zu u n tersch e id e n (S elten). — 11. R . c r i s p u s L. X R. H y d r o l a p a t h u m H uds. ( = R. S c h r e b e r i H ausskn.). U n te rsc h e id e t sich von R. crispus d u rc h die g rö sseren , fa s t led e rig e n K lappen, von R. H y d ro la p ath u m d u rc h die G e sta lt d e r K lap p en (diese sind eiru n d ­ d re ie ck ig und e tw a s lä n g e r als b reit). Z e rs tre u t. — 12. R. c r i s p u s L. X R . o b t u s i f o l i u s L. ( = R. p r a t e n s i s M e rt. e t K och, = R. a cu tu s L ., = R. c ris tä tu s W a h r.) F ig . 528 e, f. U n te rsc h e id e t sich von R. o btusifolius d u rc h m e h r v e rlä n g erte , läng lich -lan zettlich e L a u b b lä tte r, g e n ä h e rte B lütenquirle, län g e re B lütenstiele, b re itere , ungleich sc h w ie lig e u n d k ü rz er g e zä h n te F ru c h tk la p p e n , von R. crispus d u rc h fa st flache B lä tte r und v e rsch m ä le rte, g ezäh n elte F ru c h tk la p p en . N ic h t selten z w isch en den S ta m m e lte rn (d e r häu fig ste R u m e x -B a sta rd l). H ie h e r als F o rm e n : f. m i c r o d ö n t u s B orb., c o m m u t ä t u s R e ch in g er, s u b o b t u s i f o l i u s M a rsso n , R . B a u e r iA s c h e rs ., R. B i h a r i e n s i s Sim onk. u n d R. c o n f i n i s H ausskn. — 13. R. c r i s p u s L. X S. o d o n t o c a r p u s S ä n d o r ( = R. i n t e r c e d e n s R ech.). Ist d u rc h die n u r sc h w a c h g e z ä h n te n F ru c h tk la p p e n von den b eiden S ta m m e lte rn g u t zu u n tersch e id e n . S elten in N ie d e rö ste rre ic h (A ltes D o n a u b e tt b ei W ien) und U n g a rn (G ay rin g im P re s s b u rg e r K o m ita t und V esztö im K o m ita te B ekes) b e o b a c h te t. — 14. R. c r i s p u s L. X R. P a t i e n t i a L . ( = R. c o n f ü s u s Sim k.). ln d e r T ra c h t dem R . crispus ähnlich, von dem er sich a b e r d u rc h g rö ssere , 5 bis 8 m m lan g e F ru c h tk la p p e n , du rch u n fru c h tb a re N üsse und h ä rte re B lätter u n te rsc h e id e t. R. P a tie n tia w e ic h t d u rc h k rä ftig e re n W uchs, b re it-e iru n d e , b re ite re B lä tte r und d u rc h g rö ssere , einsch w ielig e K la p p en von dem B a sta rd ab. — 15. R. c o n g l o m e r a t u s M u rra y X R . o d o n t o c a r p u s S andor ( = R. N i e s s l i i W ildt). V on R. o d o n to c a rp u s d u rc h kleinere, w e n ig e r g e z ä h n te

187 Fruchtklappen und durch die starke D urchblätterung des Fruchtstandes verschieden, von R. conglom eratus durch die grösseren und deutlich gezähnten Fruchtklappen abw eichend. — Selten in M ähren (bei Saitz) und in N iederösterreich (am alten D onaubette bei Wien beobachtet). — 16. R. c r i s p u s L. X R. s a n g u i n e u s L. ( = R. S a g ö r s k i i H ausskn.). A este des Blütenstandes fast blattlos oder die untern von Blättern gestützt, steif aufrecht, oft verlängert. Klappen eirund-länglich, 3 bis 4,2 mm lang, länger als breit, schw ielenlos, nur eine K lappe eine S ch w iele tragend oder alle K lappen un gleiche Schw ielen aufw eisend, nach dem Grunde zu oft gezähnelt (S tellenw eise). — 17. R. H y d r o l a p a t h u m Huds. X R. o b t u s i f o l i u s L. ( = R. W e b e r i Fischer-Benzon, = R. heterophyllus H ansen nec Schultz). V om H abitus der erstem Stammart, R isp e aber viel lockerer, Blüten und Früchte kleiner. B lattstiele der grundständigen Blätter ganz oder bis zur M itte rinnig, an den stengelständigen alle rinnig, schlaffer als bei R. Hydrolapathum. — Zerstreut in S c h le sw ig -H o lstein (am Kanal zvyj^hen H oltenau und Levensau, K ellersee bei M alente, M unkbrarup im Kr. Flensburg), in M ecklenburg und w ahrscheinlich bei L übeck (Schellbruch). — 18. R. o b t u s i f o l i u s L. X R. P a t i e n t i a L. ( = R. e r u b e s c e n s •Simonk.). Ist schw er zu erkennen. A ls Seltenheit in N iederösterreich (um W ien), in Ungarn, Siebenbürgen und Kroatien beobachtet. — 19. R. o b t u s i f o l i u s L. X R. s a n g u i n e u s L. ( = R. D ü f f t i i H ausskn.). Grund­ blätter länglich-eirund, am Grunde gestutzt bis fast herzförm ig. A este des Blütenstandes reichlich beblättert, steif aufrecht, verlängert. K lappen ungleich beschaffen (eine K lappe mit sehr grosser, rund lich-länglich er Schw iele, die andern mit viel kleineren, oft undeutlichen Schw ielen versehen), länglich, an der vorgezogenen Spitze ganzrandig (Selten). — 20. R. o d o n t o c a r p u s Sändor X R. P a t i e n t i a L. ( = R. P a n n o n i c u s R ech.). E inzig in N iederösterreich (bei M oosbrunn) beobachtet. — 21. R. m a r i t i m u s L. x R. c o n g l o m e ­ r a t u s Murray bezw . var. lim osus ( = R. K n a f i i Celak. = R. W a r r e n i i Trim en). Ausdauernd. L aubblätter am Grunde plötzlich in einen Stiel verschmälert. Blütenquirle im obersten T eil des Blütenstandes aneinander­ gedrängt und blattlos. ’ B lütenstiele U /s bis 2 mal länger als die Fruchtklappen (Selten). H ieher auch R. W i r t g e n i B eck ( = R. Stefnii Aresch.). — 22. R. o b t u s i f o l i u s L. X R. l i m o s u s Thuill. ( = R. S c ä n d i c u s Beck). Einzig aus Schlesien (Seedorf und Annaw erder bei L iegn itz) bekannt. — 23. R. c o n g l o m e r a t u s Murray X R. p u l c h e r L. ( = R. M u r e t i H ausskn.). A ls Seltenheit aus der Schw eiz (Lausanne), England und dem Balkan bekannt. — 24. R. c r i s p u s L. X R. m a r i t i m u s L. ( = R. f a l l a c i n u s Hausskn.). Ist von R. maritimus durch die krausw elligen Blätter, durch die voneinander entfernten, z. T. beblätterten Blütenquirle und durch breitere, ungleich gezähnte Fruchtklappen, von R. crispus durch die gezähnten Klappen verschieden. Selten bei Brem en (an der W eser bei Gröplingen), bei Frankfurt a. M. und in Böhm en (bei K lösterle) konstatiert. — 25. R. m a r i t i m u s L. X R. o b t u s i f o l i u s L. ( = R. S t e i n i i Becker). L ässt sich von der ersteren Stam m art leicht durch die B lattgestalt (Grundblätter breit-länglich, am Grunde sch ief herzförm ig. Stengelblätter aus abgerundetem Grunde lanzettlich, die obern lanzettlich), durch den lockeren Blütenstand und die breiteren, kurzzähnig-wim perigen Klappen, von R. obtusifolius durch die schm äleren Blätter und die pfriem lichen K lappen­ zähne unterscheiden (Selten). — 26. R. m a r i t i m u s L. X R. o d o n t o c a r p u s Sändor ( = R. s t e n o p h y l ­ l o i d e s Sim k.). Nur aus U ngarn und Siebenbürgen bekannt; für O esterreich unsicher. — 27. R. a q u a t i c u s L. X R. o b t u s i f o l i u s L. ( = R. G a r s e n s i s T eyber). Kürzlich in N iederösterreich (bei Gars) fe s tg e s te llt.— 28. R. o d o n t o c a r p u s Sändor X R, o b t u s i f o l i u s L. ( = R. W e t t s t e i n i i W ildt). E inzig in M ähren (in H aferfeldern bei Saitz) beobachtet. — Sehr zw eifelh aft sind die von Brügger aufgestellten Bastarde R. a l p i n u s L. X R. a r i f o l i u s All. ( = R. B rueggeri Gürke) und R. A c e t o a L. X R. A c e t o s e l l a L. Von T r i p e l b a s t a r d e n sind die folgenden K om binationen beschrieben w orden: R. aquaticus X con­ glom eratus x obtusifolius oder R. am bigens X obtusifolius ( = R. T h u r i n g i a c u s Beck). — R. (conglom eratus X maritimus) X crispus ( = R. A r e s c h d u g i i Beck). — R. (conglom eratus X m aritim us) X obtusifolius ( = R. p a l u s t r o i d e s Simk.). — R. crispus X maritimus X obtusifolius ( = R. H e i m e r l i i B eck), in N iederöster­ reich (bei M aria-Lanzendorf). — R. (aquaticus X Hydrolapathum) X crispus (= R. B e t h k e i A brom eit), bei K önigsberg (am Pregelufer) festgestellt. — R. crispus X obtusifolius X sanguineus ( = R. W i p p r a e n s i s K. Wein), kürzlich im nördl. D eutschland (am Germeskoff im T ale der alten Wipper) festgestellt (A llgem . botan. Zeitschrift 1908, pag. 73). — D er von H a u s s k n e c h t (M itteil, der geogr. G esellsch. Thüringen. III [1885], 63) aufgestellte Tripelbastard R. aquaticus X crispus X obtusifolius wird neuerdings von B e c k nur als Hybride R. aquaticus X R. crispus (siehe obenl) betrachtet. A d v e n t i v wurden ausser den obengenannten Arten in M itteleuropa vereinzelt beob ach tet: 1. R. b u c e p h a l ö p h o r u s L. aus dem M ittelm eergebiet. Fruchtstiele flach, nach oben verbreitert. Innere P erigon ­ blätter unterwärts mit borstenförm igen Zähnen (bei Schw iebus [1861], H afen von M annheim). 2. R. i n t e r m e d i u s DC . aus dem südlichen Frankreich, Italien, Spanien, Balearen. V erw andt m it R. A ceto’sa (Hafen von M annheim , bei Kiel). — 3. R. v e s i c ä r i u s L. aus dem M ittelm eergebiet (H afen von M annheim). — 4. R. B r ö w n i i Campd. aus Australien (mit australischer Schafw olle 1897 bei der K am m garnfabrik Derendingen bei Solothurn in der Schw eiz eingeführt; auch bei M ontpellier konstatiert). — 5. R. H i s p ä n i c u s K och ( = R. hortensis V is.). Vaterland unbekannt, vielleicht nur eine Kulturform von R. A cetosa. Grösser als nr. 829. Blätter pfeil- oder spiess-

66*

188 förm ig, adernervig. Blütenstand fast einfach, unbeblättert. Fruchtklappen eirund (nicht herzförm ig-rundlich), mit einer länglichen, bis über die M itte reichenden Schw iele versehen. Wird als G em üsepflanze gelegen tlich kultiviert.

CCXXX.

Oxyria1) Hill.

Säuerling.

Zu dieser G attung zählt einzig nr. 833 m it verschiedenen V arietäten.

833. Oxyria digyna*2) (L.) Hill. (= O. renifórmis Hook., = Rumex dígynus L., = Acetosa digyna Mili., = Lápathum dígynum Lam., = Rhéum dígynum Wahlenb., = Dónia digyna R. Br., = D. sápida R. Br., = Oxylápathon dígynum St. Lag.). A l p e n - S ä u e r ' l i n g . Franz.: Oseille glaciaire; engl.: Mountain sorrel. Taf. 92, Fig. 4 und Fig. 528i. Ausdauernd, 5 bis 15 (30) cm hoch. Wurzelstock ästig, vielköpfig, mit Blattresten bedeckt. Stengel einfach, krautig, kahl, aufrecht oder aufsteigend, am Grunde beblättert, sonst blattlos oder 1- bis 2-blätterig. Laubblätter lang gestielt (Stiel fast stielrund), nieren­ förmig, breiter als lang, stumpf oder vorn etwas ausgerandet, von 5 bis 9 handförmigen Nerven durchzogen, bleichgrün, sauer schmeckend. Blüten zwitterig, 2-zählig (Taf. 92, Fig. 4 a, 4d), in zu einer endständigen, lockeren Rispe zusammengesetzten, blattlosen Schein­ quirlen. Perianth 4-blätterig, kelchartig, krautig, die beiden äussern länglich, zuletzt ab­ stehend, die beiden innern grösser, fast löffelförmig, aufrecht, der Nuss angedrückt (Taf. 92, Fig. 4 c). Staubblätter 4 (seltener 6), paarig den äussern Perianthblättern gegenüberstehend (Fig528i). Fruchtknoten vorn ausgerandet, mit 2 sehr kurzen Griffeln und pinselförmigen Narben (Taf. 92, Fig. 4b). Frucht breitgeflügelt, linsenförmig, 3 bis 4 (in der Kultur bis 5 mm) lang, flachgedrückt. Flügel häutig, anfangs lichtgrün oder hellrot, später blutrot, vorn ausgeschnitten, ganzrandig oder ausgeschweift, lappig, am Grunde gestutzt oder ausgeschweift, seltener deutlich herzförmig. Keimblätter lineal-länglich, schwach gekrümmt. — VII, VIII. Stellenweise auf feuchtem, kiesigem Geröll, auf steinigen Triften der Alpen; von ca. 1700 bis 2800 m (vereinzelt noch höher: Vincenthütte im Wallis 3400 m), nur sehr selten tiefer (siehe unten!). Auf Urgestein und Schiefer; fehlt auf Kalk. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Alpen, Zentral-Karpaten bis Rumänien, Balkan, Korsika, Kaukasus, Orient, Ural, Altai, Himalaya, westliche und östliche Arktis, Nordamerika. D ie se kleine w indblütige Polygonacee, w elche in ihrem H abitus m it Rumex nivalis (pag. 182) oder R. scutatus (pag. 183) grosse A ehnlichkeit besitzt, ist ein typischer V ertreter der Hochalpen. M it V orliebe erscheint sie im Gerolle, an lettigen, kahlen oder w en ig begrasten , vom Schn eew asser durchfeuchteten Stellen, oft in G esellschaft von Alchim illa pentaphyllea, Campánula pusilla, Ranunculus glacialis, A lsine verna, Saxifraga oppositifolia und exarata, Luzula spicata (Bd. II, pag. 182), Carex curvula, Leontodón Pyrena'i'cus, Phyteum a hem isphaericum , Saussurea discolor, A chillea nana, Erigeron alpinus, Chrysanthem um alpinum, P oa laxa, Linaria alpina etc. A ls B ew ohnerin von kalkarmen Böden ist das Fehlen dieser A rt in Nieder- und Oberösterreich, in Krain und in den Karawanken leicht verständlich. In tiefem L agen (unter 1700 m) wird Oxyria nur sehr selten angetroffen, so in Kärnten (von der V alentinalpe zum W olayertörl), in T irol (im Brennergebiet bis ca. 900 m, im E isackgeschieb e bei Brixen 600 m) und im T essin (Val Campo 1400 m). — In Gärten wird gelegen tlich die stärkere var. e l á t i o r (R. Br.) aus dem Him alaya kultiviert. Stengel kräftiger, höher (bis 50 cm hoch), im untern T eil beblättert. Früchte 5 bis 6 mm lang, m it am Grunde deutlich und tief herzförm ig ausgebuchteten Flügeln.

C C X X X I.

Polygon lim3) L.

K n ö t e r i c h . Franz.: Renouée; engl;: K not­ weed, knot-grass; ital.: Sanguinaria.

Kräuter oder Halbsträucher von sehr verschiedenem Habitus, mit oft weitkriechenden Rhizomen. Laubblätter abwechselnd, schmal-lineal bis breit-eiförmig, herz- oder pfeil­ förmig, meist ganzrandig (selten fiederspaltig), nackt oder isilberweiss behaart, stets mitNeben9 Gr. ö^vg [oxys] = sauer; nach dem G eschm ack der Pflanze. 2) Gr. öig [dis] = zw eim al und yvvr¡ [gyné] = W eib. D iese Art b esitzt 2 Griffel. 3) noXvg [polys] = viel und yóvv [góny] = Knie, K noten; nach dem vielknotigen Stengel.

93

189

Tafel 93.

Erklärung der Figuren. Fig. 1. Polygonum aviculare (pag. 191). Habitus. „ la. Frucht. lb . Junge Frucht, vom Perianth eingeschlossen. „ 2. Polygonum Bistorta (pag. 194). Habitus. „ 2 a. Blütenlängsschnitt. „ 2b. Frucht mit Perianth. „ 3. Polygonum amphibium (pag. 197). Wasser"**Torm. Habitus.

Fig. „ „ „ „ „ „

3 a. Landform (steril). 3 b. Blüte mit Frucht. 3 c. Frucht mit Griffel. 4. Polygonum lapathifolium (pag. 198). Habitus. 4 a. Blüte. 4b. Fruchtknoten mit Perianth. 4 c. Frucht mit Griffel.

b lattsch eid e od er T u te (Ö chrea). L etz te re bald dick fleischig, bald dünn trockenhäutig, ganzrandig, regelm ässig gezähnt, gew im pert oder unregelm ässig zerschlitzt (Fig. 529 b, 533 m, n, 534d,e,k,n). Blüten 2-geschlechtig (seltener durchV erküm m erung 1-geschlechtig), m eist zu Schein trauben (bezw. Scheinähren) oder zu achselständigen K näueln vereinigt (seltener einzeln stehend). B lütenstiele oft g eg liedert. B lütenhülle einfach, m eist blum enkronenartig (weiss oder rot), 5(seltener 3- o d er 6-) -b lätterig (Fig. 532 g, k), zuweilen am R ücken k an tig (F ig. 529 e, 533 c) oder geflügelt (Fig. 535b), zur F ru ch tzeit kaum vergrössert, die F ru c h t einschliessend. S ta u b ­ b lä tte r m eist 8 (seltener 4 bis 7), die äussern m it den P erig o n ab sch n itten abw echselnd, alle am G runde des P erian th s eingefügt. A eussere S taubbeutel intrors, innere extrors. F ru ch tk n o ten frei, am G runde zuw eilen von einem D rüsenring um geben (Fig. 530 c), aus 2 oder 3 F ru c h tb lä tte rn gebildet. G riffel 2 o d er 3, hie und da ± m iteinander verw achsen. N arb e köpfchenförm ig. F ru c h t linsenförm ig od er 3 -k a n tig (T af. 93, F ig. 1 a, 4c), vom P erian th eingeschlossen oder w enig länger als dasselbe (T af. 93, Fig. 2 b, F ig. 633 b). K eim ling seitlich oder im N ährgew ebe eingeschlossen, gekrüm m t, m it schm alen, nicht gefalteten K eim blättern. D ie G a ttu n g , w e lch e ü b e r den g an zen E rd k reis (doch v o rw ie g en d in d e r g e m ä ss ig te n Zone) v e rb re ite t ist, w e ist ca. 150 A rte n auf, von denen einige einen k o sm o p o litisc h en C h a ra k te r besitzen . P . R a ji is t eine h alophile, a tla n tisc h e A rt. M e h rere A rte n erscheinen b e i u n s als sp o n ta n e A p o p h y te n , A rc h a e o p h y te n oder E rg asjo p h y g o p h y ten ( = K ultu rflü ch tlin g e). Z u der le tz te m G ru p p e g e h ö rt in e rste r L inie P . c u s p i d a t u m Sieb. ( = P . S ieböldii h ö rt, nec M eissn.) aus Ja p a n (F ig. 529). W u rzelsto ck k riec h en d , lange, im B oden w eith in k riec h en d e A u slä u fer tre ib e n d . S ten g el k räftig , bis 3 m hoch, a u fre c h t, kahl, h in- u n d h e rg eb o g e n . L a u b b lä tte r w a g re c h t a b ste h e n d , g ross, m eist 2 -z e ilig ste h en d , b re it-e iru n d , plötzlich lan g zu g esp itzt, am G runde g e s tu tz t o d e r v e rsc h m ä le rt, k ahl, b e id e rse its e rh a b e n netzad erig . B lü te n trau b e n b la ttw in k e lstä n d ig , fadenförm ig, lo ck e rb lü tig , g e b ü sc h e lt oder risp ig a n ­ g e o rd n et. B lütenhülle g rü n lic h w e iss bis rö tlic h , die ä u sse rn auf dem R ü ck en geflü g elt (F ig . 529 c). F lü g e l in den g eg lied erten , h a a rfö rm ig e n S tiel verlaufend. S ta u b b lä tte r am G runde v e rb re ite rt. N a rb e n fran sig (Fig. 529 d, e). N u ss von der v e rg rö sse rte n B lü te n ­ hülle fa s t eingeschlossen. B lü ht von V II bis IX. W u rd e auf v. S i e b o l d s E m p fe h lu n g h in in der M itte der 40 er J a h re des v origen J a h rh u n d e rts als V ie h fu tte r­ pflanze vielfach g e b a u t. Es b ild e t sch o n im z w eiten Ja h re bis 3 m h o h e B üsche, w ird a b e r du rch die w e it­ hin k riec h en d e n R hizom e leic h t se h r lästig . In der L a n d s c h a fts g ä rtn e re i w ird es h äufig als L ü c k e n b ü sse r — die Pflanze m a c h t se h r w en ig A n sp rü ch e — v e r­ Fig-, 529. P o l y g o n u m c u s p i d a t u m S ie b , a B l ü h e n d e r Z w e i g w e n d et. In Ja p a n w e rd en die ju n g en T rie b e w ie (2/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , b S t ü c k d e r B l ü t e n a c h s e , c B l ü t e ( v o n o b en ) . S pargeln gegessen. P . cu sp id atu m ist in M itte le u ro p a an d F ru c h tk n o te n m it N arben, e Ebenso, m it S taubblättern.

190 zahlreichen Stellen — gelan gt aber nicht immer zur Blüte — aus Gärten verw ildert angetroffen worden und kann sich stellenw eise jahrelang erhalten, so in W estpreussen (M ockrau), in O stpreussen (Fischhausen, K önigs­ berg), in Schlesien (Lüben, G oldberg, Breslau, K osel, Beuthen, K attow itz, Em anuelssegen, Karlstal), Sachsen (Z eissigw ald und Schw eizerm ühle bei Chem nitz), Brandenburg (A b hän ge von Potsdam nach Tem plin [hier ursprünglich zur B efestigu n g des Sandes angepflanzt], Frankfurt a. O .), W estfalen (bei W itten jenseits der Ruhr unterhalb der N achtigallenbrücke seit Jahrzehnten verwildert), Rheinprovinz (m ehrfach bei Elberfeld, V ohw inkel), auf H elgoland (wurde 1861 von H ofgärtner S e l l o w in Potsdam auf der D ü ne angepflanzt und gedeiht daselbst als das einzige von den vielen dort eingeführten G ew ächsen), im E isass (um Strassburg), in Bayern (oberhalb Zell bei Würzburg, bei Bayreuth [W aldhütte], um Nürnberg mehrfach), in Baden (um M annheim, am Neckar bei Ilvesheim ), in österr. Schlesien (Karlstal bei W ürbental), in M ähren (G rossw asser bei Olmütz), in Böhmen (bei Pilsen), in V orarlberg (Bregenz, Feldkirch), in Tirol (M ühlau bei Innsbruck, in Trient), in Steierm ark (um A u ssee, A ltaussee, an der Mur bei Graz, am Stainzerbache bei Stainz, an der Sann bei Cilli), in Salzburg (m ehrfach um Salzburg, z. B. beim G ablerhof, am Neuhauser H ügel, M önchsberg), in der Schw eiz (bei Zürich, B ahnhof M arthalen, G ibsw il). — Ausserdem werden als Zier- oder Futterpflanzen bei uns gelegen tlich an getroffen : P. S a c c h a l i n e n s e F. Schm idt, von der Insel Sachalin. 2 bis 4'/2 m hoh e Staude, in der Tracht der vorigen Art, jedoch mit herzförm igen Laubblättern. Selten verw ildert (in Sch lesien : Zackenufer oberhalb Petersdorf, bei Schreiberhau; Böhm en: S v e t-T e ic h bei W ittingau). — P . O r i e n t a l e L. M orgenländischer Knöterich. Franz.: Persicaire du L evant; engl.: Eastern k n o t-g ra ss. H eim at: O stindien, China und Japan. Einjährig, im H abitus von P. Bistorta, aufrecht, in allen T eilen w eich behaart. Laubblätter eiförm ig bis länglich-eiförm ig, zugespitzt, in den B lattstiel verlaufend. Scheinähren w alzlich, dick, lang gestielt, blattlos. Perianth rosa oder karminrot (selten w eiss), 3,5 bis 4 mm lang. W ird in mehreren Spielarten in Gärten kultiviert. Selten auch als Gartenflüchtlirig beobachtet, so m ehrmals um Ham burg und M ecklenburg, bei Potsdam , in Schlesien (z. B. m ehrfach bei G leiw itz, R eichtal, Grünberg), bei D resden (unterhalb U ebigau), Strassburg, im H afen von M annheim, bei Innsbruck, Trient, Bozen (in einigen Gärten ganz zum Unkraut gew ord en ), T riest (Cam po M arzio), im Bahnhof Zürich usw . — P. V i r g i n i ä n u m L. aus Virginien und Japan. — P . a f f i n e D on aus O stindien, A ustralien und Südafrika (diese Art eignet sich gut für alpine A nlagen). — P. a m p l e x i c a ü l e D on aus dem Himalaya, P. l a n i g e r u m R. Br. aus B engalen und dem H im alaya (prachtvolle silberw eissblätterige, filzige D ekorationspflanze und P. c i l i n d d e M ichx. aus Nordamerika (bis 4 m hohe, 1jährige, sehr schnell w achsende Schlingpflanze). A d v e n t i v werden gelegen tlich angetroffen: P. B e l l a r d i i A ll. ( = P. M onspeliense Guss, nec T hieb. = P. nüdum Dulac), aus der V erw andtschaft und vom H abitus des P. aviculare. H eim at: Südöstliches Europa (wild bereits in Ungarn, D alm atien, Siebenbürgen, w estl. A sien bis Ostindien). Einjährig. Stengel aufrecht, zart, m it verlängerten, rutenförm igen A esten. Stengelglieder verlängert, deutlich furchig. Tuten 6- bis 8-nervig, zerspalten. Laubblätter länglich oder lanzettlich, die obersten sehr verkleinert (die obersten Blütenbüschel ■daher scheinbar blattlos). N uss kurz zugespitzt, sehr klein punktiert-gestrichelt, etw as glänzend, schwarzpurpurn, von der vergrösserten, erhärteten und erhaben-nervigen Blütenhülle um geben. M ehrfach auf Bahnhöfen, bei Z iegeleien , M ühlen etc. konstatiert, so in Sachsen-M einingen (während mehrerer Jahren am Gradierhaus in Salzungen), bei Hamburg, in der Provinz Brandenburg (Berlin, Erkner bei K öpenick, Charlottenburg), Baden (H afen von Ludw igshafen), in Bayern (bei Puchheim , Sendling und Sch w ab in g bei M ünchen; seit 1890 um Nürnberg an mehreren Stellen beob ach tet), in N iederösterreich (bei W ien, Schlosshof), in Unter-Steierm ark (St. Leonhard bei Graz, bei Marburg), Tirol (M ühlau und H öttingeralpe bei Innsbruck) sow ie m ehrmals in der S ch w eiz (bei Y verdon, Orbe, A igle, Solothurn, Zürich). — P. a r e n a r i u m W aldst. et Kit. ( = P. Venantiänum Clem .). Sand-K nöterich. G leichfalls aus der V erw andtschaft von P. aviculare. H eim at: Südöstliches Europa (pontische Art), K aukasusländer, w estl. Zentralasien. Einjährig. Stengel niederliegend oder aufsteigend, mit zierlichen A esten und verlängerten Stengelgliedern. L aubblätter lineal-lanzettlich, beidendig verschm älert. T uten zerschlitzt. Trugdolden 3- bis 5-blütig, eine verlängerte, fast dichtblütige (besonders oben) Traube bildend. B lütenstiele z. T. länger als die 2 bis 2,5 mm lange, w eisslich-rosarote Blütenhülle. N üsse sehr glatt und stark glänzend, ca. 2 mm lang, von der Blütenhülle nicht dicht um schlossen. Selten adventiv: H afen von L u d w igs­ hafen (1896, 1905), Bahnhof Zürich. — Ausserdem wurden vereinzelt fe stg estellt: P. p e r f o l i ä t u m L. aus dem südöstl. A sien und Indien (Freiburg i. Br. 1906), P. m i c r o c ä r p u m Jord. aus dem M ittelm eergebiet (bei W eim ar beobachtet), P. t i n c t d r i u m A it. aus China (H afen von M annheim) und vielleich t das mediterrane P. e q u i s e t i f ö r m e Sibth. et Sm. (Schw eiz: Solothurn). V erschiedene A rten der G attung besitzen augenfällige, angenehm duftende und H onig absondernde Blüten und werden reichlich von Insekten (F liegen , Bienen) etc. besucht. D ie Blüten von anderen Arten dagegen sind w en ig augenfällig, geruch- und nektarlos und werden daher nur spärlich von Insekten aufgesucht. Selbstbestäubung ist nicht selten. A u ch k leistogam e Blüten kom m en g elegen tlich vor. E benso wurden andround gynom onoecische Blüten, rein w eibliche Stöcke sow ie heterostyle Blüten konstatiert (w eitere A ngaben bei den einzelnen Arten).

191 1. eiförm ig

Stengel

aufrecht

oder niederliegend,

niem als windend.

Laubblätter

länglich, lanzettlich

bis

. 2. 1*. S tengel windend oder hin- und hergeb ogen . L aubblätter herzpfeilförm ig-dreieckig 12. 2. Blüten einzeln oder in 3- bis Öblütigen Büscheln blattachselständig. Griffel 3, sehr kurz. 3. 2*. Blüten zu scheinährigen oder -traubigen, seltener rispig zusam m engesetzten Blütenständen

vereinigt

4 3. Frucht so lang oder w enig länger als die Blütenhülle (Taf. 93, F ig. lb ), glänzend braun. Stengel m eist niederliegend P. a v i c u l a r e nr. 834. 3*. F rucht doppelt so lang als die Blütenhülle (Fig. 533 b). Stengel niedergestreckt, kräftig, bis 1 m lang. Selten am M eeresstrand P . R a j i nr. 835. 4. Scheintrauben zu einer vielblütigen, gelb lichw eissen R ispe (F ig. 530) vereinigt. G riffel 3, sehr kunZ^Fig. 530b , m it kopfförm iger Narbe (W est- und Südalpen, Steierm ark) P. a l p i n u m nr. 836. 4*. Scheintrauben bezw . Scheinähren einfach, einzeln. Griffel + verlängert 5. 5. S ten gel einfach (vgl. auch P. am phibium l), m it einer einzigen, ziem lich dichten Scheinähre 6. 5*. S ten gel ästig, m eist reichlich verzw eigt, jeder A st m it einer Scheinähre abschliessend 76. Scheinähren dick, zylindrisch, gedrungen. Laubblätter länglich-eiförm ig, am Rande glatt. P. B i s t o r t a nr. 837. 6*. Scheinähren schm al-zylindrisch, am Grunde in der R egel Brutknospen tragend. Laubblätter lanzettlich, am Rande um gerollt P. v i v i p a r u m nr. 838. 7. Scheinähren dichtblütig, gedrungen, w alzenförm ig 8. 7*. Scheinähren locker, dünn, schlank, zuw eilen überhängend. Frucht beiderseits gew ö lb t 10. 8. Pflanze ausdauernd, m it ästigem , kriechendem W urzelstock. B lütenstiele über der M itte der T uten abgehend P. a m p h i b i u m nr. 839. 8*. Einjährige Arten. Stengel m eist aufrecht. B lütenstiele unter der M itte oder fast am Grunde der T uten abgehend 9. 9. T uten eng anliegend, lang gew im pert oder gefranst (F ig. 533 m). Laubblätter kurz gestielt, in der M itte am breitesten P. P e r s i c a r i a nr. 841. 9*. Tuten locker, auf der F läche kahl oder sehr kurz bew im pert. Laubblätter länger gestielt, gew öhn lich im untern D rittel am breitesten . P. l a p a t h i f o l i u m nr. 840. 10. P erianth drüsig-punktiert (T af. 94, F ig. 2b), m eist 4- (seltener 3- oder 5-) teilig. T uten fas (Fig. 533n). Ganze Pflanze scharf pfefferartig schm eckend P. H y d r o p i p e r nr. 842. 10*. Perianth nicht oder nur sehr schw ach drüsig-punktiert, m eist 5-teilig. Tuten kurzhaarig (Fig. 534k, n) . 1 1 . 11. Laubblätter oval bis länglich-lanzettlich, beiderseits gleichm ässig verschmälert, m it deutlichen Seitennerven. Fruchtperianth 2 1/z bis 3 '/jm m lang. Staubblätter in der R egel 6 P. m i t e nr. 843. 11*. Laubblätter lineal oder lineal-lanzettlich m it undeutlichen Seitennerven. Fruchtperianth höchstens 2'/s mm lang. Staubblätter m eist 5 . P . m i n u s nr. 844. 12. Perianthblätter glatt, die äussern (w enigstens teilw eise) häu tig-geflü gelt (Fig. 535 b). Frucht glänzend, glatt. In G ebüschen und H ecken kletternd. Pflanze kahl. P. d u m e t o r u m nr. 846. 12*. Perianthblätter dicht drüsig-punktiert, die äussern nicht oder nur schw ach geflü gelt (F ig. 535 d). Frucht glanzlos, runzelig-gestreift. Pflanze körnig-rauh. A u f A eckern, Gartenland auf dem Boden kriechend. P. C o n v o l v u l u s nr. 845.

834. Polygonum aviculáre *) L. (= P. geniculátum Poir., = Centinódium axilláre Montand.). V o g e l - K n ö t e r i c h . Franz.: Renouée des oiseaux, traînasse, herbe à cochons, herbe aux panaris; engl. : Knotgrass, door-weed; ital. : Centimorbia, centinodia, corregida. Taf. 93, Fig. 1. D a die Pflanze besonders an W egen w ächst, heisst sie W e g e r i c h (Kärnten), W e g g r a s (Braun­ sch w eig, Eisass), W e g k r a u t (Rauhe Alb), W e g s p r e i t e (Aargau), H a n s l a m W e g (N iederösterreich), U n v e r t r i t t , U n v e r t r e d n , U n v e r t r e e d (N ordw estl. D eutschland), W e g t r e t t e r , W e g k r a t t l e r (S ch w ä­ bische A lb), W e g g b r e t t , W e g e t r ä e (Brem en: O berneuland), W i ä g e s p r e e (W estfalen: L engerich). B ezeichnungen w ie D e h n g r a s , T e n n e n g r a s (Schlesien), T e n n e i g r a s (Nordböhm en), R e i s s k r a u t (Kärnten); Z e r r g r a s (Nordböhm en), I s e r n H i n n e r k [vgl. Verbena officinalis!] (Oldenburg: D elm enhorst) gehen w oh l auf die zähen, am Boden sich dehnenden Stengel zurück. Ebenfalls auf die kriechenden Stengel beziehen sich K r e i e n f o o t [K rähenfuss] (Brem en: Oberneuland), T r e i b s c h n ü r [vgl. Agriopyrum repens, Bd. I, pag. 383], A c k e r m i e s [A ckerm oos] (Kärnten), N e r v a c h r u t (S t. Gallen), T a u s e n d k n ö t l (N ord­ böhm en). Als gem eines überall wucherndes Unkraut heisst der V ogelknöterich auch S w i e n e g r a s , S w i e n e ]) Lat. ävis = V ogel; die Pflanze dient als V ogelfutter.

192 k r a d , S v i n k r u t (N ordw estl. D eutschland), S a u g r u s e (Frankfurt a. O .), S ä u w a s e n (N ah egeb iet), S c h w e i n l a g r o s (R iesengebirge), S ä u g r a s (Schw aben), S a u k r a u t , W e g s a u k r a u t (Sch w äb isch e Alb), S ü g r a s (A argau), C h r o t t e c h r u t (Aargau). D a das Kraut auch als V ogelfutter (vgl. pag. 191 Anm. 1) dient, heisst es V ä g e l k r a u d (H annover: Hadeln), V o g e l - C h r u t (Zürich).

Einjährig-, 5 bis 55 cm hoch. Wurzel spindelförmig, ästig, vielköpfig. Stengel meist niederliegend oder aufsteigend (zuweilen auch aufrecht), reichästig, kahl, meist dunkel­ grün, gestreift. Aeste bis zur Spitze beblättert. Laubblätter sehr verschieden in Form und Grösse, elliptisch, lanzettlich bis lineal-lanzettlich (seltener bis fast rundlich), flach, am Rande wenig rauh, kurz gestielt oder fast sitzend, spitz oder stumpf, fiedernervig, auch die obersten länger als die Blüten. Nebenblattscheiden (Ochrea) hellbraun oder durch­ scheinend, häutig, zuletzt zerschlitzt. Trugdolden blattwinkelständig, 2- bis 5-blütig (seltener Blüten einzeln). Blüten 2 bis 3 mm lang, kurz gestielt. Blütenhülle 5-spaltig, am Grunde trichterförmig, grünlichweiss (Taf. 93, Fig. 1 b) oder rosarot (seltener purpurrot). Staubblätter 8. Griffel 3, kurz. Nuss dreikantig, \ 2 bis 3 mm lang, schwarzpurpurn, zu­ gespitzt, meist fast glanzlos, von der fast ringförmigen Blütenhülle umgeben. — V bis XI. Häufig auf Schutt, bebautem Boden, mageren Grasplätzen, an Rainen, an Wegen, zwischen Strassenpflaster, auf Aeckern; von der Ebene bis in die alpine Region (im Trafoiertal in Tirol bis 2390 m). Al l ge me i ne Verbrei tung: Fast Kosmopolit (fehlt im trop. Amerika, in Südafrika, auf Madagaskar, in Indien und Polynesien). Ist je nach dem Standort im H abitus und in der Form der Blätter sehr veränderlich: 1. Blätter breiter, stumpf, var. M o n s p e l i é n s e (T hiébaud) Aschers. Stengel aufrecht oder am Grunde aufsteigend. L aub­ blätter gross, verkehrt-eirund, stum pf oder abgerundet, bis 15 mm breit, m eist doppelt so lang als breit, deutlich g estielt (H ie und da auf fettem , feuchtem Boden). — var. K i i m m i i A sch ers, et Graebner. A ufsteigend, im trockenen Zustande gelblich. Laubblätter gestielt, eirund, abgestutzt. Blüten gross, m it w elliger, rosaroter, beim Trocknen gelbwerdender Blütenhülle (W estpreu ssen: am Strande b ei Beka im Kr. P utzig auf salzhaltigem Boden). — var. r o t u n d i f d l r u m Gray. N iederliegend , ausgebreitet. Laubblätter fast rundlich, eirund, stumpf oder kreisrund (Hie und da). — var. l i t a r á l e K och ( = P. salsuginósum Wallr., = P. crassinérve Ces., = P. lóngipes Hai. et Charr.). Stengel kräftiger, oft sehr verlängert, niedergestreckt und kriechend. L aub­ blätter dicklich ( = f. s a l í n u m Boll.), m eistens län glich -lan zettlich , stum pf oder fast spitz, am Rande oft knorpelig, zuw eilen etw as k ra u s-w ellig (f. c n ' s p u m K ittel), seltener sehr klein und die obern län glich -sp atelförm ig ( = f. c a r n ó s u m Schur). N ü sse fast g la tt, glänzend (A n salzhaltigen Stellen am M eere und im Binnenland). — 2. Blätter schmäler, spitz oder zugespitzt, var. e r é c t u m Roth. Stengel aufrecht, w en ig oder reich ästig, m it abstehenden A esten (f. p á t e n s Peterm .). L aubblätter länglich oder lanzettlich, in den B lattstiel oft lang verschm älert, spitz oder zugespitzt, ganzrandig oder bisw eilen am Rande etw as gesägt ( = f. s e r r u l á t u m Sándor). Blüten von den Stützblättern überragt, seltener die obersten blattlos ( = f. s i l v á t i c u m H euffel). — var. p r o c ú m b e n s Gilib. ( = var. angustifólium K och, = var. postrátum L ange, = var. vulgátum B eck). Stengel ziem lich kräftig, niedergestreckt, ausgebreitet, kaum aufsteigend. Blätter länglich bis länglichlanzettlich, mehrmals länger als breit, in einen kurzen B lattstiel + verschm älert, spitz oder zugespitzt, w eich (Sehr verbreitet). — var. c o n d e n s á t u m Becker ( = var. prostrátum D uftschm ., = var. congéstum M arch.). N iedergestreckt, der Erde angedrückt, strahlig verästelt. Alle Stengel oder nur die A este verkürzt, dicht beblättert. Aehren dicht, beblättert. Blätter klein (An dürren Stellen, im Strassenpflaster, auf betretenen W egen). — var. n e g l é c t u m (Bess.) A schers. ( = var. gram inifólium C. K och , = var. acutifólium Schur, = P. hum ifüsum Jord.). Stengel niedergestreckt, ästig, m it zarten, schlaffen A esten und verlängerten S ten gel­ gliedern. Blätter lin eal-lan zettlich oder lineal, beidendig lang zugespitzt, ziem lich steif (Sandfelder). — 3. Blätter sehr klein, var. i n t e r r ü p t u m Beck. Stengel niedergestreckt, m it m eist verlängerten A esten und längeren Stengelgliedern. Blätter lin eal-lanzettlich, höchstens 1 cm lang; die obern deutlich kleiner, nach der Spitze zu kürzer als die Blüten, oft z. T . fehlend. Trugdolden 1- bis 2 -b lü tig , in verlängerten, entfernt blütigen Schein­ ähren stehend (Trockene, harterdige, betretene Stellen). — var. m í n i m u m M urith ( = var. alpinum Schleich., = P. nänum Bory). Zw ergform . S ten gel aufsteigend, fast einfach. Blätter lanzettlich oder spatelförm ig, stum pf. Trugdolden fast einblütig (Sandige, ausgetrocknete, früher überschw em m t g e w esen e Stellen der A lpen. — 4. Blätter fast fehlend, var. a p h y l l u m H ayne ( = var. Polycném um R chb.). N iederliegend oder aufsteigend. Stengel oft hart, verlängert. Blätter w en ig zahlreich oder im untern T eile der Stengel fehlend. Trugdolden oft aneinandergedrängt (Selten).

193 D er V ogel-K nöterich, in M itteleuropa, w ohl die häufigste Knöterichart, nimmt m it den trockensten und unfruchtbarsten Böden vorlieb. Er findet si'ch mit V orliebe in der N ähe von m enschlichen A nsiedelungen und ist für die P lätze und Strassen der Städte und Dörfer, für Bahnkörper, Mauern etc. sehr bezeichnend. Hier erscheint er oft in G esellschaft der P oa annua (Bd. I, pag. 301), Stellaria media, Verbena officinalis, Chenopodium album, Echium vulgare, Urtica urens, Senecio vulgaris, Capsella etc. (vgl. auch pag. 142). Ausserdem kom m t er aber auch als Unkraut auf Aeckern oder in G etreidefeldern vor-, w o er w ie A nthem is arvensis, Cirsium arvense, Capsella bursa pastoris, Sinapis arvensis, Erophila verna, T hlaspi arvense, Scleranthus, Fumaria officinalis, G agea arvensis (nicht überall), Galeopsis Tetrahit, Geranium dissectum , Erodium cicutarium, M yosotis interm edia, Sherardia, Valerianella olitoria, Convolvulus arvensis, A grostis Spica venti, V iola tricolor, Campanula rapunculoides, Veronica arvensis und hederaefolia, A lchem illa arvensis etc. zu den sogen. BrachpflanzÄ^ zählt. P. aviculare ist also ein typischer K ulturbegleiter. In Innerasien dringt er genau so w eit gegen die W ildnis vor als die Hufe der Pferde reichen. Früchte dieser Art wurden nach N e u w e i l e r in Baden in der Schw eiz (röm ische Niederlassung), Butmir in B osnien (neolithisch), V elem St. V eit (Eisen : H allstadt) und in H ostom its in Böhm en (M ittelalter) n achgew iesen. D ie sehr kleinen, w enig auffälligen Blüten sind geruch- und nektarlos und werden deshalb nur sehr spärlich von Insekten besucht. Es erfolgt fast regel­ m ässig Selbstbestäubung. A usserdem besitzt die Pflanze ein grosses R egenerationsverm ögen. D ie jungen Blätter zeigen des Nachts Schlafstellung; sie erheben sich und legen sich aneinander. D a s getrocknete blühende Kraut ist als H e r b a P o l y g o n i ( = Herba Centumnodii, H. Sanguinariae, H. sanguinalis, B lut­ kraut etc.) in O esterreich offizinell. Allerdings findet die D roge, die unter anderem G erbstoff enthält, fast nur als V olksm ittel g eg en Lungenleiden, Hämorrhoiden, bei G icht, R heum atism us etc. A nw endung.

835. Polygonum Räjt*) Babingt. (= P. Roberti Loisel., = P. litorale Link var. latifölium Gren. et Godr.). S t r a n d - K n ö t e r i c h . Fig. 533 a, b, c. Einjährig oder seltener ausdauernd (in der Tracht nr. 834 ähnlich). Wurzel spindel­ förmig, vielköpfig, mit langen Fasern besetzt. Stengel kräftig, niedergestreckt, bis 1 m lang, wie die ganze Pflanze fast grün (kaum seegrün), ästig. Aeste oft rutenförmig, gestreift. Tuten stets viel kürzer als die Stengelglieder, 6- bis 8-nervig, am Grunde braunrot, im oberen Teile durchscheinend, zuletzt zerspalten. Laubblätter länglich bis länglich-lanzettlich, spitz, am Grunde in einen sehr kurzen Stiel zusammengezogen, dicklich, fiedernervig, bis 25 mm lang, in der Breite variierend, am Rande zuweilen etwas eingerollt. Trugdolden blattwinkelständig, 1- bis 3-blütig. Blüten 3 bis J3,5 mm lang, so lang als die kurzen Blütenstiele. Perigonabschnitt breit-elliptisch, rosarot, auf dem Rücken grünlich. Nüsse gross, bis 5 mm lang, zugespitzt, braunrot, glänzend, doppelt so lang als die Blütenhülle (Fig. 533 b, c), am Grunde abgerundet. — VII bis IX. Selten an sandigen Stellen am M eeresstrand. In D e u t s c h l a n d einzig auf Rügen (am Kl. Jasmunder Bodden) und in W estpreussen (H alb in selAH ela. Hier neuerdings^ vergeblich gesucht). F ehlt in O e s t e r r e i c h und in der S c h w e i z .

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europäische Küste des atlantischen Ozeans von Schottland, Lappland und Skandinavien bis Spanien, an der Ostsee (Norddeutschland, Finnland), Sardinien, Italien, am Schwarzen Meer.

836. Polygonum alpinum All. (= P. Sibiricum L., = P. divaricatum Vill., = P. undulatum Murr partim, = P. acidum Pallas).

Alpen-Knöterich.

Fig. 530.

Wird im Oberwallis nach dem V orkom m en im P om m at als „ P o m m a t e r c h r u t 1* bezeichnet.

Ausdauernd, 30 bis 100 cm hoch. Wurzelstock kriechend, walzlich, dick. Stengel aufrecht, einfach oder ästig, kahl (seltener spärlich behaart), kantig - gestreift, beblättert. Tuten weit, zuletzt zerschlitzt, rauhhaarig. Laubblätter eirund- oder länglich-lanzettlich, lang zugespitzt, am Grunde in einen kurzen Stiel verschmälert, flach oder wellig, ganzrandig, am Rande gewimpert, oberseits dunkelgrün, unterseits blasser, beiderseits angedrückt behaart bis fast kahl, die obern schmäler. Blütenstand eine endständige, vielblütige, aus lockern, walzlichen Scheintrauben zusammengesetzte, blattlose, pyramidenförmige Rispe. Tragblätter klein, häutig, rötlich. Blütenstiele über der Mitte gegliedert, kürzer als die ’) Benannt nach dem englischen Botaniker John R a y (geb. 1628, gest. 1705).

194 gelblichw eisse, weisse oder blassrote, 2 bis 5 mm lange Blütenhülle. Griffel 3, sehr kurz, m it 3 p u rp u rro te n , kopfigen N a rb en (F ig. 530b). N uss fast 3 -se itig , glänzend, glatt, braun, 4 bis 5 mm lang, die B lütenhülle kaum überragend. — V I bis IX . S elten auf fetten B ergw iesen, im A lpenerlen- oder R ho d o d en d ro n g eb ü sch der w estlichen und südlichen A lpen, von ca. 700 bis 1750 m. A u f kalkarm em Boden. F e h lt in D e u t s c h l a n d v o llstän d ig . In O e s t e r r e i c h n u r in O b e r-S te ie rm a rk (einzig a u f den A u slä u fe rn d e r B rü c k er H ochalpen, 900 m, a u f S e rp e n tin ; h ie r 1908 von D r. H e l m in G raz e n td e c k t); fü r S üdtirol (R endena) se h r z w eife lh a ft. In der S c h w e i z einzig im W allis (O berw allis [von M ü n s te r b is O b e rg este len ], B inntal, S ü d seite des Sim plon, G ondo, D ivera), im T essin (nur im g e b irg ig e n T eil), im B e rn er-O b e rlan d (sporadisch im O b e rh asli, z. B. bei G u ttan n e n ), K a n to n U ri (U rsere n ta l) und G ra u b ü n d en (V al C alan ca, M isox, R h e in w ald b e i N u fe n e n ; fü r das A lb u la g e b ie t u n d fü r K lo ste rs se h r zw eifelh aft). — D ie se re c h t auffällige K n ö te ric h -A rt g e h ö rt in den g e n an n ten A lp e n tä lern d e r S chw eiz n e b en C e n ta u re a nerv o sa, C irsium h e te ro p h y llu m zu den c h a ra k te ristis c h e n P flanzen der F e ttw ie se n . A lp ­ w irtsc h a ftlic h is t sie als ein U n k ra u t zu b ezeichnen. W ie die südalpine S a x ifra g a C otyledon h a t a u ch diese S pezies an m eh re ren S tellen den K am m der Z en trala lp e n ü b e rstie g e n . D e r in den ö ste rre ic h isc h e n A lp en einzige S ta n d o rt in S te ie rm a rk is t desh alb von h e rv o rra g e n d e m p flan z en g e o g ra ­ p h isc h em In tere sse , w eil d a d u rch die Z ah l der A rte n d a cisc h -b alk a n isch e r b e zw . illy risc h er H e rk u n ft, a n denen die ö stlic h e n A lpen b e so n d e rs re ic h sind (es m öge a n R anunculus c re n a tu s, P h y te u m a confusum , D a p h n e B lag ay a n a, A lyssum T ran ssilv an icu m , W ald ste in ia trifo lia, H ie rac iu m T ran ssilv anicum , C irsium pauciflorum e rin n e rt w erden), w ie d e r um eine w e ite re A rt v e rm e h rt w ird (vgl. v. H a y e k . S c h e d ae ad floram S tiria c am ex sicatam . 1909. n r. 737). Z udem b ild e t d ieser S ta n d o rt eine w ic h tig e V e rb in d u n g s­ b rü c k e m it den Süd- und W estalp en .

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : P yrenäen, W est- und S üdalpen, A pennin, südöstl. K a rp aten , G ebirge d er B alkan­ halbinsel, O rient, Z entralasien, Sibirien.

837.

Polygonum Bistörtax) L. (= P . cärneum C. K och, = P . ellipticum W illd., = B istörta m aior G ray, = C olubrina in tö rta M ontand.). S c h l a n g e n - K n ö t e r i c h . F ran z .: B istorte, serp en tere ; engl.: B istort, sn ake-root; ita l.: B istörta, serpentina, sanguinaria b istö rta. T af. 93, F ig. 2 und F ig. 531. D ie Pflanze h a t einen g ro ssen T e il ih re r V o lk sb en en n u n g en n a ch den z u n genförm igen B lä tte rn e rh a lte n : O t t e r z u n g , O t t e r w u r z , O d e r b l a d l , O t t e r g r o s (B öhm en), N a d a n z u n g [N a tte rzu n g e ] (N ie d erö ste rreich ), N o d e r n b l a d l (B öhm erw ald), A t e r e ( n ) - C h r u t [ = O tte r-] (S c h w e iz); S c h a f z u n g a , S c h a f s b l a t t l a , L ä m m e r z u n g a (S ch w äb isch e Alb), H i r s c h z u n g e (B ö h m erw ald , E g erlan d , G o th a ), O c h s a z u n g a (N o rd ­ schw eiz), K a l b s z u n g e (Bern), S c h a f - L ä l l e l i [L älle = Z unge] (S c h w e iz: W a ld stä tte n ). N a ch der w a lze n ­ a rtig e n F o rm des B lü te n sta n d es h e is st d ieser K n ö te ric h : L ä m m e r s c h w a n z (H in terp o m m ern , R iesengebirge), H a m m e l s c h w a n z , H a m m e l e (G o th a ), N u d l a [N udel] (S c h w a b e n ), W ' ü r s t l i (S c h w e iz: W ald stä tte n , A ppenzell), C h ö l b l i (St. G allen). D e r fe u c h te S ta n d o rt h a t w o h l zu der B e n en n u n g F r o s c h b 1e t l (E rzgebirge) A n lass g egeben. Zu S t r u p f ä - B l a c k ä , S t r u p f l ä - B l a c k ä (St. G allen) und S c h l a u c h e (G o th a), S c h l u c h ä , S c h l u a b l ä c k l i (S c h w e iz: W a ld s tä tte n ), S c h l u c k e r e (Z ürich) vgl. R u m ex (pag. 171, 173)! Im ro m an isc h en G ra u b ü n d en h e is st P . B istö rta L u n g a s b o v (H einzenberg), b a s a l e s t oder b a d a l e s t (B ergün), l i n g u e t t a (P u sch la v ), b a d a l a i s c h s (O fen). Fig-, 530. P o ly g o n u m alp in u m A ll. a H a b itu s eines fruktifizierenden B l ü t e n s p r o s s e s fl/3 n a t ü r l i c h e Q r ö s s e ) . b F r u c h t k n o t e n m i t G r if f e l u n d N a r b e n . o Perianth m it S tau b b lättern (aus­ gebreitet).

J) lat. b is = zw eim al und tö rtu s (von to rq u e re ) = g e d re h t; n a ch der sc h la n g e n a rtig g e w u n d en en G rundachse.

195 A u sd au ern d , 30 bis 120 cm hoch, A usläufer treibend. G rundachse h art, dickwalzlich, sch lan g en artig (S- oder doppelt S-förm ig) gekrüm m t, kurzgliederig, m it B la tt­ resten bed eck t. B lütenstengel seitenständig, entfernt beb lättert,, einfach, kahl. G rund- und untere S te n g elb lätter eirund-länglich o der länglich-lanzettlich, spitz oder zugespitzt, am G ru n d e g estu tz t o d er herzförm ig, in den langen, fast 3-kantigen, w ellig-geflügelten Stiel fast plötzlich verschm älert, die obern lanzettlich o d er lineal, kurz gestielt, zuletzt sitzend; alle am R a n d e kerbig-w ellig, oberseits dunkelgrün, kahl, unterseits bläulichgrün, g la tt oder kurzh aarig . O ch rea röhrig, braun, nicht zerschlitzt, kahl. S cheinähren endständig, dicht, w alzhch bis länglich, stum pf, bis 9 cm lang. T ra g b lä tte r h äutig, plötzlich bespitzt. B lüten­ hülle hell o d er dunkelrosa, selten weiss (f. a l b i f l o r u m ) , ca. 3 mm lang. S ta u b b lätte r m eist 8, aus d er Blüte h erv o rrag en d (T af. 93, F ig. 2 a). Griffel 3, frei, an der S pitze schw ach v erd ick t. N uss scharf 3-kantig, glänzend, tief kastanienbraun, bis 5 mm lang, länger als das P e ria n th (T af. 93, F ig. 2b). — V bis V III. Stellenw eise häufig und m eist gesellig (F ig. 531) au f feuchten, fetten W iesen, an B achufern, in lichten W ald p lätzen , um S ennhütten, in F lachm ooren (M olinietum), au f der G eest und M arsch , von d er E bene bis in die V oralpenregion (vereinzelt bis 2500 m). H a u p tv e rb re itu n g in den A lpen zw ischen 800 und 1900 m. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : E u ro p a (besonders in der m ontanen R eg io n ; fehlt im südlichen Spanien, auf den italienischen Inseln und z. T . in G riechenland), K aukasus, H im alaya, Sibirien bis K a m tsch atk a, ark t. N ordam erika. A e n d e rt n u r w enig a b : f. n i t e n s F isc h , e t M ey. ( = f. leeve B eck). L a u b ­ b lä tte r u n te rse its kahl und g la tt. — f. p u b e r u l u m B eck. B lä tte r u n te rs e its a u f den N erv en z e rstre u t k u rz h a a rig , fa s t ra u h . — var. g r i s e u m B eck. B lä tte r u n te rs e its dich t k u rz h a a rig , fa st asc h g ra u . — f . m i n u s M eisn. Z w e rg fo rm der A lpen m it k lein eren B lä tte rn und fa s t k u g e lig e r S ch ein äh re. P . B isto rta ist als eine ty p isch e B ergund V oralpenpflanze — fe h lt z w a r dem T ieflande (nicht selten a u c h an der O stund N ordsee, am U n te rla u f d e r E lbe) n ic h t v o llstä n d ig — zu bezeich n en , w elch e m it ih re n p firsich b lü tig e n S c h e in ä h ren tru p p ­ w eise (F ig . 531) die e tw a s fe u ch ten und fe tte n B e rg w iesen b e sied e lt. H äufig findet sie sich in B e g le itu n g von T rollius E u ro p ae u s. Ih r geselliges A u ftre te n , ih r n e sterw e ise s V o rk o m m en w ird d u rc h die E n tw ic k lu n g von z ah lre ic h e n A u slä u fern b e d in g t. G e leg e n tlich w u rd en in den A ch seln d e r u n te rn L a u b b lä tte r a u ch schon B ulbillen k o n sta tie rt. P . B isto rta is t in e rste r L inie eine M ähepflanze u n d e ig n e t sich b e so n d e rs zur G rü n fü tte ru n g . V om W eid ev ieh w ird sie ste h en gelassen . D a die u n te rn B lä tte r ziem lich frü h a b d o rre n u n d le ic h t zu P u lv e r zerfallen, kann sie n ic h t als H eu b e n u tz t w e rd en . Im R iesen g e b irg e ste llt sie sich ste ts an solchen Stellen in M a sse ein, w o im v o rh e rg e g a n g e n e n S o m m er das H eu um einen P fa h l a u fg e sc h ic h te t w a r. W ä h re n d die a n d ern Pflanzen u n te r dem H eu a b sterb e n , kan n sich P . B isto rta d u rc h die u n te rird isc h e n A u slä u fer le ic h t e rh alte n . D a s A u fb lü h e n der einzelnen S ch ein ­ äh ren erfo lg t von u n ten n a ch o ben und z w a r in zw ei „B lü te n w ellen “ ; je d e S ch e in ä h re zeig t m ithin ein z w ei­ m aliges A ufblühen. D ie fleischroten, h o n ig h altig e n B lüten sind p ro te ra n d ris c h u n d w erd en von v ersch ie d en e n In se k ten re ic h lic h b e su c h t. N a ch dem e rsten S c h n itt treib en die S te n g e l u n d B lü ten häufig n o ch m als aus. G elegentlich k ö nnen a u c h g e g a b e lte o d er m eh rfa ch v e rz w e ig te S c h e in ä h ren b e o b a c h te t w erden. W eg en seines hohen G eh altes an G e rb sä u re w a r das R hizom frü h e r als B i s t o r t a m a i o r r a d i c e i n t o r t a — g e g en D urch fall, R u h r etc. — offizinell. In d e r T ie rh eilk u n d e w ird es als K ro p fp u lv er fü r P fe rd e v e rw en d e t. A u sserd em ist die Pflanze als B ien e n fu tte r g e sc h ätzt.

196

838. Polygon um vivíparum L. (= Bistórta vivípara Gray, = Montand.).

Colubrína vivípara K n ö l l c h e n - K n ö t e r i c h . Franz.: Renouée vivipare; engl.: Alpine bistort; ital.: Sanguinaria vivípara. Taf. 94, Fig. 1.

In Kärnten heisst diese Art nach der Form der Blätter A d e r z ü n g l a n , O t t e r z ü n g l a n . D er aus N iederösterreich (D ärrenstein) angegebene N am e B r i n g m a ’ s w i d a [ = Bring mir’s wieder, näm lich die durch Zauberei versiegte M ilch?] bezieh t sich w ohl auf einen A berglauben (vgl. Euphrasia officinalis I).

Ausdauernd, 5 bis 25 (50) cm hoch. Wurzelstock dick-walzlich, verschiedenartig gekrümmt, mit Blattresten bedeckt. Blütenstengel an der Grundachse seitenständig, einfach, aufrecht, kahl. Nebenblattscheiden langröhrig, kahl. Laubblätter derb, lederig, kahl, oberseits dunkelgrün, unterseits bläulichgrün, netznervig, am knorpelig verdickten Rande umgerollt, die untern lang gestielt (Stiel ungeflügelt), eirund-länglich, beiderends verschmälert, spitz, am Grunde gestutzt oder schwach abgerundet, zur Blütezeit bereits vertrocknet, die obern schmäler, lineallanzettüch, lang zugespitzt. Scheinähre endständig, dünn-walzlich, aufrecht, schneeweiss bis rosa (seltener rot), in der untern Hälfte meist Knöllchen tragend. Blüten kurz géstielt. Stützschuppen häutig, rasch zugespitzt. Perianth 5-spaltig (Taf. 94, Fig. 1 a), ca. 3 mm lang. Staubblätter 6 bis 8, aus den Blüten herausragend (Taf. 94, Fig. 1 b). Früchte nur selten ausgebildet, dunkelbraun, glänzend, 3-kantig, ca. 3 mm lang. — VI bis VIII. Häufig und verbreitet auf den Weiden, Wiesen, Schneetälchen der Alpen und Voralpen, von ca. 1500 m bis ca. 3000 m (nicht selten aber tief hinabsteigend, vereinzelt bis 490' m). Auf Kalk und Urgestein. Ausser den Alpen im Schw eizer-Jura (östlich bis zur T ete-d e-rang und zum Creux-du-Van im NeuenburgerJura), auf der schw äbischen Alb (südw estlicher und m ittlerer T eil vom H euberg im O beram t Spaichingen bis ins G ebiet der Kirchheim er und Ulmer Lauter), in O berschw aben (W olfegg, Isny, Oberopfingen, Laupheim ) und auf der bayerischen H ochebene (nördlich bis zur G archinger H eid e’und bis zu den Lechheiden bei Thierhaupten und M ünster). N icht aber im Schw arzw ald und in den V ogesen. Früher w ahrscheinlich auch in W estpreussen (bei Thorn), angeblich auch inO stp reussen (bei O sterode), bei Riga und vielleicht in S ch lesw ig-H olstein (St. Jürgenskapelle bei K iel).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Mt. Dores, Alpen, Jura, Apennin, Karpaten, Balkan, Kaukasus, Altai, Himalaya, zentralasiatische Gebirge, Gebirge von Nord­ england und Schottland, Skandinavien (ausser Oeland und Gotland), nördl. Russland (südlich bis zu den Inseln Oesel [bis 58° 8'] und Dago, bis Estland und Nordlivland [Dorpat], Gouv. Petersburg, Olonez, Wologda), arktische Gebiete, Rocky Mountains. Aendert nur w en ig ab: f. e l o n g ä t u m W ahlenb. Sten gel höher, m eistens 40 bis 50 cm hoch. Blätter mehr verlängert, lineal, in einen langen Stiel verschm älert. — f. r u b r i f l ó r u m Schröter. Blüten rot (nicht w eiss oder rosarot). — f. f l o r i g e r u m B eck. Scheinähren durchw eg Blüten tragend. — f. b u l b i g e r u m Beck. A ehre durchw eg nur K nöllchen tragend. — A usserdem werden selten Exemplare mit stark ver­ zw eigten Blütenständen b eobachtet. P. viviparum, eine w eit verbreitete arktisch-alpine Spezies, ist eine äusserst anpassungsfähige, etw as xerophil gebaute (Blätter am Rande um gerollt, Oberhautzellen verschleim end und als W asserspeicher dienend) Pflanze, w elche von B r o c k m a n n mit R echt als ein „Form ationsubiquist“ b ezeich net wird. In den Alpen ist sie nam entlich in den verschiedenen W iesen-T ypen (Curvuletum [Bd. II, pag. 71], Carex sem pervirens - Typus [Bd. II, pag. 101], Blaugrashalde [Bd. I, pag. 269], Schneetälchen etc.) überall vertreten. D aneben erscheint sie aber auch in der Z w ergstrauchheide, in der V erlandungszone, an B ächen etc. A u f der bayerischen H ochebene gehört sie w ie Carex sem pervirens, G entiana acaulis, Calam intha alpina, Euphrasia Salisburgensis, G lobularia cordifolia, Hieracium Hoppeanum subsp. testim oníale etc. zu den alpinen Bestandteilen der süddeutschen H eidew iesen. D as Vorkom m en im schw äbischen Jura dürfte m it dem Verbreitungsareal in O berschw aben und im A llgäu und nicht mit dem jurassisch-alpinen Elem ent in V erbindung gebracht werden. P. viviparum ist in M itteleuropa m ehrfach in den sog. „D ryas-T on en“ (vgl. pag. 82) fossil nachgew iesen worden. D ie verschiedenen frühem , z. T. zw eifelh aften A ngaben aus N orddeutschland und den O stseeprovinzen können als w eit nach Süden vorgeschobene Posten des nordeuropäisch-arktischen Verbreitungsareals ged eu tet werden (siehe auch Betula nana, w elch e lange Zeit für W estpreussen als verschollen erklärt wurde 1 vgl. pag. 81); noch heute reicht die Art bis zur Insel Oesel und bis Dorpat. — D ie Blüten, bald zw itterig, bald rein w eiblich oder rein m ännlich, bald m onoecisch bald dioecisch, setzen trotz des zahlreichen Insektenbesuches doch nur höchst

197 selten F rü c h te an. D ie V e rm e h ru n g g e sc h ie h t fa st a u ssch liesslich a u f v e g e ta tiv e m W eg e du rch die B ildung k lein e r, h irse k o rn g ro s se r, s tä rk e h a ltig e r K nöllchen (Bulbillen). D ie se n ehm en g e w ö h n lic h die u n te re H älfte, selten er den g a n ze n B lü te n sta n d ein u n d können g e le g en tlic h .b e re its an dem S tengel einzelne B lä tte r erzeugen (T af. 94, F ig . 1 c). D ie B ulbillen fallen se h r leic h t ab und w e rd en dann d u rc h den W ind w e ite rtra n sp o rtie rt. A u sserd em tr ä g t das S ch n e eh u h n , in dessen K rö p fe n m an m e h rfa c h solche B ulbillen a n g etro ffen h a t, durch A usspeien derselb en n ic h t u n w e se n tlich z u r V e rb re itu n g der B ulbillen bei. W ie bei N a rd u s, D a n th o n ia , M olinia, A rn ica, den E ric ac e en etc. is t au ch b ei P . v iviparum von H e s s e l m a n n an den W urzeln eine e k to tro p h e M y k o rrh iz a fe stg e s te llt w o rd en . D ie P flanze sc h m ec k t s c h a rf u n d w ird von W eidevieh n ic h t g e fre ssen . Bei der D ü n g u n g m a c h t sie an d ern , b e sse rn P flanzen P la tz ( S t e b l e r ) .

839>«^Polygonum amphibium L. ( = P . purpureum G ilib., = P ersicaria am phibia G ray). W asser-K nöterich.

T af. 93, F ig. 3 und F ig . 532a bis g.

A u sd au ern d , 30 bis 100 cm hoch. G rundachse kriech en d , ästig , stielrund, kurze A usläufer treibend. Stengel stielrund, aufsteigend oder flutend, einfach od er ästig, kahl o d er a n g e d rü ck t borstig. T u ten häu tig , die u n te r­ g etau ch ten g latt, die L u ft­ b lätter ± an g ed rü ck t rau h ­ borstig und drüsenhaarig. L a u b b lä tte r + gestielt, länglich oder lanzettlich, ganzrandig, spitz oder stum pf, am G runde ab g eru n d et oder ausgeschw eift­ herzförm ig, stets du rch w arzige, schildförm ige D rüsen ± p u n k ­ F i g . 532. P o l y g o n u n » a m p h i b i u m L . v a r , a q u a t i c u m : a S t e n g e l q u e r s c h n i t t tiert, die L u ftb lä tte r ausser­ t( se crhreemsattri sei :e r td) ,S t eb nTg ee il lq udeerss cBhlnaittttr (asncdheesm, ac t iBs li ae tr tt q) ,u eer sTcehinl idt te sm Bi tl as ti tt rzaennddeesr , Df r üDsreü. s e—n hvaaar r. dem m it an g ed rü ck ten B orsten ( v e r g r ö s s e r t ) . g B l ü t e n d i a g r a m m ( n a c h E i c h l e r ) . — P . H y d r o p i p e r L . h , i E i n ­ g e s e n k t e D r ü s e n ( n a c h L i t s c h a u e r ) . — k , l D i a g r a m m v o n P . 1a p a t h i f o l i u m L . und oft m it D rü sen h aaren + u n d F a g o p y r u m e s c u l e n t u m M o e n c h ( n a c h E i c h l e r ) . — = p r i m ä r e R i n d e ( S c h w a m m p a r e n c h y m ) , m = m e c h a n is c h e s G e w e b e , ca D r u s e v on C a lciu m o x alat. besetzt (Fig. 432e,f). B lattstiele über der M itte d er T u te n abgehend. S cheintraube endständig, einzeln (seltener zu 2 o d er 3), aufrecht, w alzlich, dichtblütig. B lütenstiele g la tt oder etw as an g ed rü ck t rau h h aarig bezw. drü senhaarig. D eckschuppen eirund, sp itz, kahl. B lüten m eist 2-häusig-vielehig (siehe unten). B lütenhülle 4 mm lang, rosarot, drüsenlos. S ta u b b lä tte r 5. Griffel 2-teilig. N arb en kugelig. N üsse 2 bis 3,5 mm lang, braunschw arz, fast g latt, scharfkantig, an der S pitze zitzenförm ig, von d er B lütenhülle eingeschlossen. — V I bis IX . Z e rstre u t in stehenden oder langsam fliessenden G ew ässern, in G räben, L achen, toten F lussarm en, doch auch auf kiesigen U fern, auf S c h u tt; von der E bene bis in die A lpentäler, seltener noch höher (W allis [Esserze] 2200 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : N ördl. gem ässigte Zone, O stindien, S üdafrika, M exiko; D ie se A rt ä n d e rt je n a c h der B esch affen h eit d e r S ta n d o rte s ta rk a b : 1. var. a q u a t i c u m L eyss. ( = var. n ä ta n s M oench, = var. p a lü stre W eig .). T af. 93, F ig . 3 u n d F ig . 532 a, b, c. Stengel im W a sse r flutend, schlaff, m it w urzelnden, v e rlä n g erte n , k a h le n G liedern. U n te rg e ta u c h te L a u b b lä tte r b ald a b sterb e n d . O bere L a u b b lä tte r sch w im m en d , lederig, länglich, lan g g e stielt, am G ru n d e a b g e ru n d e t o d er a u sg e sc h w e ift­ herzfö rm ig , spitz, du rch w a rz ig e (sc h ild fö rm ig -e in g esen k te) D rü sen (F ig. 532 c) p u n k tie rt, am R a n d e e tw a s ra u h (F ig . 432 b), so n st w ie die T u te n und der B lü te n sta n d stie l k ah l. S c h e in ä h ren lan g ge stie lt, aus dem W a s se r h e ra u sra g e n d (W asserfo rm ). — 2. v ar. d e c ü m b e n s K le tt ( = var. a q u a tic u m W allr., = var. coenösum K och,

198 = var. repens K ittel). Stengel niederliegend, wurzelnd, an der Spitze oft aufsteigend. M ittlere L aubblätter w ie bei der vorigen var., die oberen allm ählich kürzer gestielt, schm äler, oft lanzettlich, beiderseits (besonders am Rande und am Hauptnerven) ebenso w ie die T uten durch borstenförm ige, angedrückte Haare rauh und mit w arzigen Drüsen versehen (E ntsteh t aus der W asserform , nachdem das W asser abgeflossen). — 3. var. t e r r e s t r e L eyss. ( = var. erectum K ittel, = var. salicifölium Schur). T af. 93, F ig. 3 a und Fig. 532 d, e, f. Landform. Stengel aufsteigend bis aufrecht, einfach oder w enig ästig, reichlich beblättert, wie die Blüten­ standstiele und die Tuten + angedrückt borstig. Laubblätter kurz gestielt, verlängert, lanzettlich, + zugespitzt, beiderseits behaart und drüsig (Fig. 532 e, f). — W eniger charakteristisch sind die folgenden Form en (nach B e c k ) : 4. var. g l a n d u l ö s u m Schönh. Stengel niederliegend oder aufrecht, unten verkahlend, oben m it den T uten, Blütenstandstielen und Blättern (insbesonders den jüngeren) + mit Drüsenhaaren b esetzt. — 5. var. s t o l o n i f e r u m Beck, Stengel verlängert, fast ausläuferartig, kriechend, einwurzelnd, ästig, mit sehr langen (bis 50 cm) Sten gel­ gliedern. L aubblätter z. T. kurz gestielt, lanzettlich, oft schm al und klein, m it den Blattstielen, T uten und Blütenstandstiele reichlich drüsig- und borstenhaarig sow ie d rü sig-p u n k tiert, zuw eilen w ie bei der var. aquaticum gestaltet und kahl. Scheinähren kurz (B öhm en). — 6. var m a r i t i m u m D etharding. Stengel nieder­ gestreckt, reichlich verästelt. Stengelglieder verkürzt, nach dem Grunde zu verdickt. L aubblätter kurz gestielt, klein, lanzettlich, am Grunde fast herzförm ig, zugespitzt, w ellig, reichlich angedrückt-borstenhaarig (borsten­ förm ige und drüsentragende Haare) und durch w arzige Drüsen punktiert. Scheinähren 1 bis 2, aufrecht (A uf sandigen, etw as trockenen Stellen der M eeresküsten). P. am phibium bildet in seiner W asserform (var. aquaticum ) in kleineren T eichen und Gräben nicht selten grössere, fast reine Bestände. Andrerseits erscheint es an Seen und F lüssen gerne in der Verlandungszone, und zw ar sow ohl in der Binsenzone (L acustro-Scirpetum ), in der R öhricht- (Arundinetum ) und Schilfzone (Phragm itetum ) als auch in der Seerosenzone; in der letzten Zone entfernt es sich allerdings nie w e it vom U fer (vgl. Bd. I, pag. 274). Im nichtblühenden Zustande kann die W asserform leich t mit P otogam eton natans (Bd. 1, pag. 123) verw echselt werden, mit w elcher Art es nicht selten auch gem einsam auftritt. In der terrestren Form erscheint es auch im M agnocaricetum . W ird der W asserstand in den Gräben, Tüm peln oder T eichen zu niedrig und trocknen die W eiher und Lachen allm ählich aus, so stirbt P. am phibium nicht ab, sondern verm ag sich, selbst wenn der Boden schon ziem lich trocken ist, noch zu erhalten. D ie Pflanze besitzt also die F ähigkeit, sich in hervorragender W eise dem Land- oder W asserleben anzupassen. Im W asser besitzt sie typische, glänzendcahle, sehr lang gestielte Laubblätter. D ie Stengel sind schlaff und werden von grossen L uftkanälen durchzogen. Trocknet der Tüm pel aus, so erhebt sich der Stengel steif aufrecht; in seinem Innern w erden zur A u ssteifu n g ■nechanische Zellen eingelagert (vgl. den Sklererichymring und die Leitb'indel in Fig. 53 2 a und d). Die Blätter der -.andform (var. te'restre; eine U ebergangsform ist die var. decum bens) sind kurz gestielt, schm äler, zugespitzt, b e­ haart und nehm en eine schiefe L ichtlage ein. Bezeichnend ist auch, dass die eine klebrige F lü ssigk eit absondernden Drüsenhaare (Schutz gegen unberufene, aufsteigende Insekten I) nur der Landform zukom m en (Fig. 532 f). D ie rosa­ roten, angenehm duftenden Blüten sind heterostyl, verschieden gestaltig und zuw eilen unfruchtbar. M eistens sind sie zw eih äusig-vielehig, seltener 2-gesch lechtig. Im letztem Falle ragen dann Griffel und Staubblätter aus der Blüte heraus. D ie Früchte sind schw erer als das W asser; aber sie sind unbenetzbar und können sich deshalb gleich einer ein gefetteten Stahlnadel sehr lange auf der Oberfläche erhalten ( G r a d m a n n ) . In höheren L agen reifen die Früchte gew öhnlich nicht aus; die Pflanze vermehrt sich dann auf vegetativem W ege durch Stocksprosse.

840. Polygonum lapathifölium \) L. A m p f e r - K n ö t e r i c h . Engl. : Dock leaved oder Pale persicaria.

Taf. 93, Fig. 4, Fig. 532 k und Fig. 533 n, o, p.

Zu R ü e r k (N ah egebiet), R u t t r i c h , R u t t i g (Schlesien), R u t t c h (N ordböhm en), W i l l e W e i r e ( = w ilde W eide) vgl. P. Persicaria (pag. 200), z u S m a t t k a r n , S m a r t k o o r n (nordw estliches D eutschland) P. H ydropiper (pag. 202) I W e i h e r k r a u t (E ifel) und M i s t i - C h r u t (Schw eiz) w eisen auf den Standort der Pflanze hin.

Einjährig, (2) 20 bis 60 (200) cm hoch (bezw. lang). Wurzel spindelförmig. Stengel aufrecht, aufsteigend, niederliegend oder im Wasser flutend, einfach oder ästig, kahl, öfter rot oder rotgefleckt, mit walzlichen oder nach abwärts allmählich bimförmig verdickten (im Innern dann hohl), in der Länge sehr verschieden (0,5 bis 15 cm lang) grossen Stengel­ gliedern. Tuten rtjhrig, locker anliegend, am Rande mit kurzen, dem blossem Auge nicht sichtbaren, 0,05 bis 0,616 mm langen, zuweilen höckerartigen Wimpern versehen, auf der Fläche kahl oder spinnwebig behaart (Fig. 533 n). LaubHlätter deutlich gestielt (Stiel bis 3 cm lang), eiförmig bis lineallanzettlich, spitz oder zugespitzt, stets in den Blattstiel ver9 Griech. ÄdJia'&ov [läpathon] =

Am pfer und lat. fölium =

Blatt.

V gl. Anm erkung pag. 178.

199

schmälert (mit konkaven Rändern), meistens im untern Drittel am breitesten, an den Stielen, Nerven oder am Rande etwas angedrückt-behaart, unterseits von warzigen Drüsen punktiert, im übrigen kahl oder unterseits (seltener auch oberseits) ± spinnwebig-filzig, zuweilen (fehlt namentlich an den schmalblätterigen und behaarten Formen) auf der Oberseite (in der Mitte) mit einem bogigen, schwarzen, blutroten oder braunroten Flecken versehen, von bitterem Geschmack. Scheinähren walzlich oder eiförmig, dichtblütig, aufrecht oder etwas nickend, die endständigen lang-, die blattwinkelständigen kürzer gestielt bis fast ungestielt, kleiner. Aehren- und Blütenstiele + drüsig (Drüsenhaare 0,140 bis 0,168 mm lang, mit einem kur^n, einzelligen *Stiel) oder + kahl (bei Exemplaren von feuchten und nassen Standorten). Perianth 5-spaltig (Taf. 93, Fig. 4 a), 2 bis 3 mm lang, rosarot, weiss oder grünlich, zur Fruchtzeit mit stark erhabenen, oben ankerförmig verzweigten (und zwar die den beiden Ankerhaken entsprechenden Bündel teils gebogen, teils spitzwinkelig) Leit­ bündeln (Fig. 533 o, p), zur Fruchtzeit deutlich länger als die Frucht. Staubblätter 6 (5 oder 7)Griffel tief 2-teilig. Nüsse von der Blütenhülle umschlossen, in der Regel linsenförmig, bikonkav (sehr selten 3-seitig), glänzend schwarzbraun (Taf. 93, Fig. 4c), 2 bis 3 mm lang. — VII bis IX. Ziemlich häufig und verbreitet auf Schuttplätzen, Aeckern, Getreide- und Brach­ feldern, an Dorfstrassen (überhaupt gern in der Nähe von Ortschaften), Ufern, Teichen, in Strassengräben, sandigen Plätzen, von der Ebene bis (vereinzelt) in die Alpentäler (Trins im Inntal 1200 m; Nairs im Unterengadin 1340 m). Al l g e me i n e Verbrei tung: Fast Kosmopolit (fehlt im mittelasiatischen, polynesischen, madagassischen, tropisch-afrikanischen und antarktischen Florenreich). P. lapathifolium L., w elch es dem P. nodosum Pers. gleichzusetzen ist, stellt w ie so viele andere Linné’sche Arten eine K ollektivart dar, die in zahlreiche Ernährungs- oder Standortsform en zerfällt. L etztere bleiben nur solange konstant, als die äusseren V erhältnisse unverändert bleiben. System atisch steht es dem P. Persicaria sehr nahe und kann von ihm nicht immer leicht unterschieden werden. D ie einzigen sicheren arttrennenden M erkmale liefern die Randhaare der Ochrea sow ie die erhabenen Leitbündel des P erigon s. N ach den neueren U ntersuchungen von Julius S c h u s t e r (M itteil, der bayer. botan. G esellsch. 1907 nr. 4 und 5) kann diese sehr polym orphe Spezies folgenderm assen gegliedert w e r d e n : 1. Subsp. v é r u m Schuster ( = P. lapathifdlium aut. pl.). Laubblätter m it zahlreichen Kristalldrusen (C alcium oxalat); deshalb auf der U nterseite rauh punktiert. Aehren + rispig angeordnet. Blüten w eiss, rosa oder grün. — H ieher: la . var. n o r m á l e Schuster ( = f. viridis Sael.). Pflanze + 1 m hoch, aufrecht, reich ver­ zw eigt. Internodien lang, gestreckt. Gelenke leicht angeschw ollen. L aubblätter kahl, lanzettlich, lang zuge­ spitzt. Aehren zahlreich, länglich-zylindrisch, m eist aufrecht. Blüten weips oder rosa (A uf hum usreichen Stellen). — 1 b. var. a g r e s t e Schuster. Stengel aufsteigend bis steif aufrecht, einfach bis w en ig verzw eigt, grün. G elenke nicht angeschw ollen. Internodien gestreckt. Blätter kahl, kürzer, schm al-lanzettlich bis schm al-rauten­ förmig. Aehren 1 bis mehrere. Blüten w eiss (Felder). H ieher als F orm en: a f. d e p a u p e r á t u m Schuster. Stengel niedrig, aufsteigend bis aufrecht, w en igästig. Blätter kahl, schm al und kurz. Aehren rund-eiförm ig, 1 bis 4 (A ecker, nam entlich R üben- und Kartoffeläcker). — ß. f. r a m ó s u m Schuster. Sten gel ziem lich hoch, etw as reicher verzw eigt. Internodien sehr lang. Blätter schmal, lang g e stielt (G etreidefelder). — y. f. s t r f c t u m Schuster. Stengel steif aufrecht, vollständig unverzw eigt. Internodien lang gestreckt. A ehre 1, endständig (Unter D ich tsaat sow ie in Leinfeldern). — ó. f. p u t ä t u m Schuster. Pflanze niedrig, geköpft. B lätter kahl, breit-lanzettlich. Nur eine laterale, annähernd kugelige Aehre (Felder). — lc . var. r u d e r ä l e Schuster ( = var. prostrátum A schers.). A este horizontal ausgebreitet oder b ogig nach abw ärts gekrüm m t. Internodien gestreckt. Blätter schm al, lineal-lanzettlich, kurz gestielt, vorn allm ählich zugespitzt. A ehre gedrungen. Blüten schm utzig rot (Brachäcker, R u deralplätze).— 1 d. var. m í n i m u m Schuster. Pflanze w inzig (nur 2 bis 3 cm hoch). Inter­ nodien ca. 3 mm lang. Blätter doppelt so lang, ca. 2 mm breit, kahl. A ehren verkürzt (A u f sehr unfruchtbarem Boden). — 1 e. var. n o d ó s u m (Pers.) Schuster ( = a. ovátum A. Braun). Stengel niederliegend, an den Knoten + stark angeschw ollen, rot oder gelb. Internodien kurz. L aubblätter kahl, eilanzettlich. Blüten schm utzig-rosa bis w eisslich (D üngerreiche Stellen, Gräben, U fe r).— H ieher auch f. n a t a n s Schröter. Pflanze entweder im W asser frei flottierend oder entwurzelnd und dann schw im m end. Sten gel schief aufsteigend, bis 2 m lang, mit zahlreichen Adventivwurzeln. Internodien bis 15 cm lang, direkt (nam entlich die des schw im m enden T eiles) über den K noten stark bim förm ig (Schw im m organ 1) angeschw ollen (Seen. B ildet hier stellenw eise

200 [B odensee] förm liche W iesen). — 1 f. var. p s e u d o d a n u b i á l e Schuster ( = var. ovátum Neilr.). Stengel auf­ steigend, reich verzw eigt, braun. K noten nicht so stark angeschw ollen w ie bei 1 e. Internodien gedrängt. Blätter kahl, aus breiter, eiförm iger B asis stum pflich bis sch w ach zugespitzt, sehr üppig. Blüten schm utzig rosa (Sandige Plätze). H ieher ferner f. a m a r a n t i f ö l i u m Schuster. Pflanze niederliegend, aufsteigend. Internodien sehr kurz. Blätter kahl, stum pflich, bis 4 cm breit, vorn ausgerandet, verkehrt-eiförm ig bis rundlich (A uf feuchtem , sandigem Boden). — l g . var. D a n u b i á l e (Kerner) Schuster ( = d■ p r o s t r ä t u m W imm., = F ig. 2a , 2 b ) S u a e d a CCXXXXIII* 9*. Pflanze behaart. Laubblätter schmal, fleischig-halbw alzenförm ig. Blütenhülle m it 5 Zipfeln (Taf. 96, F ig. 4 b) 10. 10. Blütenhülle an der Frucht m it horizontalen, flügeligen A nhängseln K o c h i a CCXXXX. 10*. Blütenhülle an der Frucht m it D ornfortsätzen E c h i n o p s i l o n CCXXXIX, 11. Blütenhüllblätter frei (T af. 95, F ig. 2a). Frucht frei, von dem unverhärteten Perianth um geben, nicht aufspringend. Laubblätter oft m ehlig C h e n o p o d i u m C C XXX V. 11*. Blütenhülle 5-spaltig. am Grunde mit dem F ruchtknoten verw achsen (F ig. 539h), später erhärtend (Scheinfrucht). Laubblätter kahl. Kulturpflanze B e t a CC XXX IV.

C C X X X III.

Polycnemum1)

L.

Knorpelkraut.

Einjährige Kräuter mit gehäuft-sitzenden, linealisch-pfriemlichen, fast 3-kantigen, stachelspitzigen, abwechselnden oder unten auch gegenständigen Laubblättern und nieder­ liegenden oder aufsteigenden, schlanken Aesten. Blüten zwitterig, einzeln in den Blatt­ achseln sitzend, von 2 häutigen Vorblättern gestützt (auf Taf. 95, Fig. la die beiden äussersten Blätter). Blütenhüllblätter 5, wie die Vorblätter trockenhäutig, fast gleich, aufrecht, pfriemlich-lanzettlich, zugespitzt, 1-nervig, sich breit-dachig deckend. Staub3) Gr. jio X vg [polys] = zahlreichen Stengelglieder.

viel und xvrjßr) [kneme] =

W ade, Schienbein; w oh l mit B ezug auf die

212

blätter meist 3 (5 bis 1), am Grunde zu einem beckenförmigen Ringe vereinigt (Fig. 538 d). Fruchtknoten eiförmig, zusammengedrückt. Narben 2, von einem kurzen Griffel getragen. Frucht von der Blütenhülle umgeben, kaum oder unregelmässig aufspringend, zuletzt mit einem ringförmigen Krönchen versehen (Fig. 538h). Samen braunschwarz, warzig (T a l 95, Fig. 1b und Fig. 538 e). Keimling ringförmig. Zu dieser G attung zählen ca. 5 nam entlich im M ittelm eergebiet und in den untern Donauländern verbreitete, w en ig auffallende Arten. In ihrem H abitus erinnern sie gew isserm assen an ScleranthuS-A rten. V ielfach werden sie — w eg en der A usbildung der Staubblätter und der Sam enanlage — den Amarantaceen zugezählt, denen sie offenbar sehr nahe stehen. A usser den 3 unten näher beschriebenen Arten, die einander sehr ähnlich sehen, wurde in N iederösterreich (W ien: im G arten des Theresianum s) und um Prag schon adventiv P. H e u f f e l i i Lang aus dem pontischen Florenreich beob ach tet. T ragblätter der Blüten 6 bis 10mal so lang als die Blütenhülle. 1. T ragblatt höchstens doppelt so lang als die Blütenhülle (F ig . 538c) P . v e r r u c o s u m nr. 851. 1*. T ragblatt m indestens 3 mal so lang als die Blütenhülle (F ig. 5 3 8 f, g) 2. 2. V orblatt höchstens so lang als die Blütenhülle (Taf. 95, F ig. 1 a, F ig. 538 f) P. a r v e n s e nr. 849. 2*. V orblatt bedeutend länger als das P erigon (F ig. 538g) P. m a i u s nr. 850.

849.

Polycnemum arvense L. (= P. minus Kitt., = P. vulgare Pall., = P. triandrum Schrank).

Acker-Knorpelkraut.

Taf. 95, Fig. la und Fig. 538f.

Einjährig, 2 bis 30 cm hoch, zuweilen rötlich überlaufen. Stengel besonders am Grunde sehr ästig, flaumig, später kahl werdend. Aeste niederliegend oder aufsteigend. Laubblätter aus breiterem, flachem Grunde dreikantig-pfriemlich zugespitzt, fast stechend. Tragblätter 2 bis 4 mal länger als die Blüten (Fig. 538 f). Vorblätter fast grannig-zugespitzt, kürzer oder so lang als die 1 bis 1,5 mm lange, grüne oder rötliche Blütenhülle. — VII bis X. Stellenweise auf sandig-lehmigen Aeckern,Brachfeldern, auf kiesigen Stellen; nur imTieflande; zuweilen mit Alsine viscosa, Centunculus minimus, Radiola linoides, Euphorbia exigua etc. F ehlt in der nordw estdeutschen T iefeb en e (w estlich nur bei Bergen an der D um m e) und in Sch lesw igH olstein vollständig; dagegen noch in O stpreussen (K önigsberg). A u ch in O esterreich einzig in Böhm en, M ähren, Schlesien, Ober- und N iederösterreich (nicht selten im G ebiete der pannonischen Flora). Wird in Tirol, Steiermark, Krain etc. durch die folgen de Art ersetzt.

A llg e m e in e Verbreitung:

Mittel- und Südeuropa, Kaukasusländer, Sibirien.

Ist in der Tracht ziem lich veränderlich: var. v u l g a t u m B eck. Stengel w en ig verzw eigt, m it b ogig aufsteigenden, kurz verästelten Z w eigen. — var. i n u n d ä t u m Schrank ( = var. m ulticaüle W allr., = var. procüm bens Gaud., = var. pümilum Schur nec H oppe). Stengel am Grunde reichlich verästelt, m it verlängerten, bis 30 cm langen, niederliegenden, + reichlich verzw eigten A esten, deren A estchen zuw eilen verkürzt sind und B üschel bilden. Laubblätter aufrecht-abstehend, gerade, 2 bis 4 mal länger als die Blüten. — var. l o n g i f ö l i u m B eck ( = var. recürvum Gaud.). Laubblätter länger, fast borstlich, 8 bis 12 mm lang, aufrecht abstehend, 5 bis 8 mal länger als die Blüten. — var. r e c ü r v u m Loisel. (nec Gaud.). Blätter abstehend, zurückgekrümmt (son st w ie die vorige Form ). — var. p ü m i l u m (H oppe) B eck ( = var. Simplex Schur). Stengel aufrecht, kaum verzw eigt, fingerlang. — Im jungen Zustande liefert die Pflanze ein ziem lich gutes V iehfutter.

850. Polycnemum maius A. Br. (= P. arvense L. var. simplex Wallr., = var. maius C. Schimper, = var. pinifölium Rchb., = P. arvense auct. tirol. nec L.). K n o r p e l k r a u t . Fig. 538g.

Grosses

Einjährig, 10 bis 20 cm hoch (in der Tracht an Salsola Kali erinnernd). Stengel einfach oder oft vom Grunde an ästig, niederliegend oder aufsteigend, öfters kräftiger und länger als bei nr. 849, warzig flaumig. Laubblätter kräftiger, dicker, steif, am Rücken abgerundet, oberseits rinnig, dornig-stachelspitzig, 0,5 mm (gegen den Grund zu bis 2 mm) breit und bis über 1 cm lang, graugrün, kahl. Tragblätter mehrmals (2 bis 8 mal) länger als die 2 bis 2,5 mm lange Blütenhülle. Vorblätter lanzettlich-pfriemlich, grannig zugespitzt,

213 deutlich länger (bis fast d o p p elt so l^ng) als die B lütenhülle (F ig. 538g). S ta u b b lä tte r 3. F rü ch te flach, rundlich, runzelig, grauschw arz, do p p elt so gross als bei d er vorigen A rt. — V II bis IX . Z erstreu t an sonnigen, dürren H ügeln, auf sandigen B rach äck ern, an W eg rän d ern , auf M auern, B ahndäm m en; nur im w ärm ern G ebiet. G ern auf K a lk . In D e u t s c h l a n d z e rstre u t im südlichen und m ittle rn G e b ie t (nördlich bis A n h a lt, M a g d e b u rg und bis in den R e g ie ru n g sb e zirk H ildesheim in H annover), ln O e s t e r r e i c h z e rstre u t in B öhm en, M ä h ren , N ie d e r­ ö ste rreich , U n te rste ie rm a rk , K rain, S ü d tiro l und K ü s te n ­ land. A u c h in d e r S c h w e i z n u r in w ä rm ere n S trich en . A u sserd em g e le g en tlic h adventiv, z. B. sc h o n b ei H a m b u rg b e o b a c h te t.

i

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : H auptV erbreitung im p o n tischen und m editerranen G ebiet, ausserdem zerstreu t in M itteleuropa. A e n d e rt gleichfalls e tw a s a b : v ar. S i m p l e x W allr. A e ste der kleinen Pflanze reich lich , a u fsteig en d , a b er kurz v e rzw e ig t. — var. d i g i t ä l i s B eck. S ten g el zw erg ig , k aum fingerlang, n u r m it ku rzen A esten , fa st einfach. B lä tte r ste if a u fre c h t, g e rad e . — v a r. M e d i t e r r ä n e u m B ecki S ten g el fa s t e in fa ch o d e r ä stig . Alle B lä tte r fa st gleich lan g , z a rte r, fa s t fädlich, 7 bis 13 m al län g e r als die B lüten, bis 2,5 cm lan g (H äufig im M itte lm e e r­ g eb iet). — P . m a i u s v e rd ie n t als eine g u te A rt b e ­ tr a c h te t zu w e rd en , w elch e m e h r — w ie das oft ge­ sc h ie h t — als n u r eine luxuriöse F o rm von P . arv en se d arstellt.

F i g . 538. P o l y c n e m u m v e r r u c o s u m L ä n g . a H ab itu s (1 /3 n a t . G r . ) , b T e i l e i n e s B l ü t e n s p r o s s e s v e r g r ö s s e r t , q E i n z e l ­ b l ü t e (t = T r a g b l a t t , ' v = V o r b l a t t ) , d F r u c h t k n o t e n jp ft S t a u b ­ fäden. e Same. — P . a r v e n s e L . / Einzelblüte. — P . m a i u s A . Br. g E inzelblüte.

851. Polycnemum verrucösum

L a n g ( = P . arvense L . var. brachyphyllum N eilr.). W a r z i g e s K n o r p e l k r a u t . F ig . 538a bis e.

E in jäh rig , 5 bis 15 cm hoch, oft ro t überlaufen. S tengel zart, b ald kurz und fa st einfach, b ald ästig m it ausgebreiteten A esten, zuw eilen hin- und hergebogen, zuerst flaum ig od er etw as filzig, sp äter kleinw arzig und zu letzt ganz kahl w erdend, spärlich b e b lä tte rt. T ra g b lä tte r g rau g rü n , die obern höchstens 2 m al so lang als die 1,5 bis 1,7 mm lange B lütenhülle (Fig. 538 c). V o rb lä tte r b ald k ü rzer, b ald so lang als die Blütenhülle, g ra n n en ­ artig zugespitzt. F rü ch te 1,25 mm lang. S am en g la tt. — V III, IX . Selten auf sandigen, trockenen Stellen, auf A eckern, W eiden, in W eingärten. E inzig in O e s t e r r e i c h . In O e s t e r r e i c h im G e b iete der p an n o n isch en F lo ra in N ie d e rö ste rre ic h (im M archfelde bei W a g ra m , B a u m g a rte n , B reiten see, Z w e rn d o rf, M a rc h e g g ; a ngeblich a u c h b e i P itte n ) u n d in M ä h re n (Iglau, Z n a im r K önigsfeld). F ü r B öhm en frag lich .

A llgem eine Verbreitung: österreich, M ähren, K leinasien.

U ngarische T iefeb en e, untere D onauländer, N ie d e r­

A e n d e rt a b : var. t y p i c u m B eck. S te n g el n iederig, a u fre c h t, w ellig h in- und h e rg eb o g e n . A e ste a u f­ steigend, lang, u n g e fä h r so lan g als die H a u p ta c h se . B lä tte r dem S ten g el a n g e d rü c k t, die u n te rn p friem lich nad elfö rm ig , ste ch e n d , die o b e rn k ü rz e r (2 b is 5 m m lang), k a u m d o p p elt so lan g als die F r ü c h t e ; le tz te re in den B u c h te n des S tengels sitzend. — v a r. i n t e r m e d i u m B eck. S te n g el p y ra m id e n fö rm ig -ä s tig , w e n ig e r h inund h e rg eb o g e n , fa st g e rad e . H a u p ta c h se lä n g e r als die Z w eige. L e tz te re se h r zah lreich und se h r reichlich, v e räste lt. B lä tte r a u fre c h t-a b s te h e n d , die B lüten stü tze n d , o ft ü b e r 5 m m lan g und 2 bis 3 m al lä n g e r als die B lüten, die u n tern k a u m nadelförm ig.

214

C C X X X IV .

B eta1) L.

Mangold.

Z u dieser G a ttu n g zählen 5 oder 6 ziem lich veränderliche A rten . A usser nr. 852 und deren K u ltu rfo rm en w ird als S eltenheit angetroffen die d er pontischen F lo ra angehörende B e t a t r i g y n a W aldst. et K it. Blütenhülle abstehend, kaum gekielt, fast blum enblattartig, gelblich. F ru ch tk n o ten m it 3 länglichen N arb en (V erw ildert an den A bh än g en des Possenbaches bei W eim ar sowie bei M annheim ). F e rn e r B. m a c r o c a r p a Guss, aus dem M ittelm eergebiet.

852. Beta vulgaris L.

M a n g o l d , R unkelrübe, Z uckerrübe. F r a n z . : B ette,-b etterav e; engl.: B e e t; ita l.: Bietola, b arb a bietola. F ig . 539, 540, 541.

D ie B e ze ic h n u n g M a n g o l d , w elch e die var. C icla fü h rt, ist u rsp rü n g lic h ein a ltd e u ts c h e r P e rso n e n n am e (M a n a g o lt = d e r „ V ie lh e rrs c h e r“). O b d e r N am e ein A nalogon zum „ G u te n H e in ric h “ (C h enopodium B onus H enricus) ist, ob m y th o lo g isc h e B e zieh u n g en vorlieg en oder ob —- w a s a u ch m ö g lich w ä re — d e r G leichklang ein zu fällig er ist, b le ib t u n sich er. E in ig e d e r z ah lreic h en m u n d a rtlic h e n F o rm e n sin d : M a n g e l w o t t e l (E m sla n d ); M a n l i n g , M a n g l i g , M a n i e l (E isass); M a n g e l , M a n g l e t , M e n g e l t , M a n g e l c h r u t etc. (S c h w e iz). B e zeich n u n g en w ie B e t e (W estp re u sse n ), B e e t (O stpreussen), B i e s k o h l , B e i s s k o h l , B i e s s e n , B a s s i , B a t z l (B a y e rn , T iro l) leiten sich w o h l alle von dem la te in isc h e n „ b e ta “ (vgl. A nm .) ab. B eso n d ers in d e r S chw eiz w ird die P flanze k u rz w e g als C h r u t (K rau t) o d e r als S t ü d e ( n ) - C h r u t (T h u rg au ), S t a u d a c h r u t (S t. G allen), S o ü - C h r u t [S c h w e in efu tte r!] (L u ze rn , Z ürich) b e z e ic h n e t. A u f die dicke W urzel b e zieh en sich D i c k w u r t l (W aldeck), D i c k w u r z (H essen), K n o l l e (K öln), K l u m p e (H essen). D ie in O stu n d W e stp re u sse n g e b rä u c h lic h e B e n en n u n g Z w i c k e l fin d et sich a u ch im S lav isch en (poln. cw ikla, serb . cvekla) und sta m m t jed en falls aus dem late in isc h en „ cicla “. F ü r die var. ra p a c e a von B e ta v u lg aris w ird m eist die B ezeich n u n g R u n k e l r ü b e g e b ra u c h t, deren U r­ sp ru n g dunkel is t: R u n k s (L ü b eck ), R u n k e l (O stpreussen), R u n k s e , R u n k s c h e (G ö ttin g e n ); R u m m e l e (G ö ttin g e n ), R u m m e l s , R u m m e l s c h , R o m m e l (H essen e tc .); R u n g g l e , R u n g g e l r u e b e (S chw eiz). A u ch die F o rm R a n g e fin d et sich ab und zu, die im O b e rd e u tsc h e n R a n d e , R a n n e la u te t: R a n g e (H e ssen ), R a n g e r s e (A sch aff e n burg), R a n g s e h e n (N o rd th ü rin g e n ); Ramme, Ramschei, Raunsche (H essen); Roners, Ränasln, Ränruabn (N ied er­ ö ste rre ic h ) , Rone (K ä rn te n , T iro l e tc .) ; Ronde, Randich, Randech, R andach (Schw eiz). In N ie d e r­ ö ste rre ic h und K ä rn te n h eissen die R u n k e lrü b e n Burgunder, Burgund a r u a b ’n , in K ra in (G ottschee) Pogunt a r e , G u n t a r e , im K a n to n G laru s B o d e n u f r ü e b e . Im rom anisc h e n G rau b ü n d e n (U nt.E n g ad in ) h e is st die F i g . 539. B e t a v u l g a r i s L . R o t e R ü b e , a, h H a b i t u s d e r b l ü h e n d e n u n d n i c h t b l ü h e n d e n P f l a n z e R u n k e lrü b e passas, P / 4 n a t , Gr. ), c L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie W u r z e l . — R u n k e l r ü b e , d H a b i t u s d e r f r u k t i f i z i e r e n d e n P f l a n z e (J/4 n a t . G r . ) , e, f B l ü t e n k n ä u e l i n v e r s c h i e d e n e n S t a d i e n d e r A n t h e s e , g B l ü t e , h L ä n g s s c h n i t t d u r c h d i e s e l b e , i F r u c h t , k, l S a m e v o n a u s s e n u n d i m Q u e r s c h n i t t , m, n, o K e i m s t a d i e n . p G ru n d riss eines B lü ten k n äu e ls v o n C h e n o p o d i u m a l b u m L. (nach E i c h l e r ) .

9 N am e der Pflanze b e i den R ö m ern .

.

,

rn n u ch -

p i E S S a s O er m salbas, im T essin b i e d r a v a oder g n i f f .

215

E in- o d er zw eijährig, 60 bis 120 cm hoch. W urzel fleischig, rübenförm ig. S tengel aufrecht, ästig, kahl, k an tig gefurcht. G ru n d stän d ig e L a u b b lä tte r ro setten artig , lang gestielt, stum pf, h erzförm ig od er in den B lattstiel zusam m engezogen, meist m it welligem R an d e, die sten g elstän d ig en länglich bis lanzettlich. B lüten zw itterig , sitzend, m it 2 kleinen, k rau tartig en , zu ­ weilen fehlenden V o r­ b lättern , am G runde m iteinander verw achsen (F ig. 5 3 9 e ,f), je 2 bis 4 (5) zu einzelnen B lüten­ knäueln verein ig t; diese in rispigen B lütenständen. B lütenhülle krugförm ig, bleichgrün, 5-teilig, am G runde m it dem F ru c h t­ kno ten v erb u n d en . B lüten hüllb lätter länglich-linealisch, am R ücken gekielt, zuerst ausgebreitet (Fig. 539 g), später kug elig zusam m enneigend, bei der F ruchtreife erh ärten d und die F ru c h t einschliessend (F ig . 539 i). S ta u b b lä tte r 5, vor den P erian th b lättern stehend. S taubfäden am G runde zu einem drüsigen R ingw ulst verschm olzen (Fig. 539h). F ru ch tk n o ten schw ach 3-kantig ein­ gesenkt, h alb u n terstän d ig. Griffel kurz, m it 2 oder 3 (seltener 4 bis 5) kurzen, länglich­ ovalen N arb en . S am enanlage au f einem dicken Funiculus krum m läufig oder d o p p el­ w endig. F ru c h t eine S cheinfrucht (von dem v erh ärteten P erian th um geben), nied er­ g e d rü ck t, 4 bis 5 mm b reit (Fig. 539i), einsam ig. Sam en w agrecht, kugelig-nierenförm ig, m it dünner S chale (Fig. 539k). K eim ling fast ringförm ig um das m ehlige N ährgew ebe g ek rü m m t (Fig. 5391). W ird in m ehreren F orm en als V iehfutter, als Z ucker- oder S alatpflanze an g e b au t; in den A lpen stellenweise bis 2000 m. D ie S tam m pflanze (B e ta m aritim a L ., = B. m a rin a C ran tz, = B. p eren n is H aläscy), von der sich alle k u ltiv ie rte n R u n k e lrü b e n so rte n a b le ite n , ist an den K ü ste n des m ittellän d isc h en M eeres (n ich t a b e r an d e r N o rd ­ see!) zu H au se. W u rzel einjährig, spindelförm ig, fa st w a lzlich , n ic h t d ick e r als der S tengel. S tengel ästig, n ied e rlie g en d oder a u fsteig en d . G ru n d b lä tte r ziem lich lan g g estielt, aus fa s t h erzfö rm ig e m G ru n d e eirund, die o b e rn ra u te n fö rm ig , z u g esp itzt. B lüten einzeln o d er zu 2. S elten a u ch adventiv, z. B. bei H a m b u rg (E ppen­ dorf) u n d frü h e r b e i H eilig en h afen , in O b e rb a y e rn (P u c h h e im b e i M ünchen, 1904), im H afen von M annheim . W ie die m eisten K u ltu rp flan zen is t au ch B e ta v u lg aris ziem lich v erän d e rlic h . D ie w ic h tig ste n F o rm e n sin d : var. C i c l a L . ( = B e ta h o rten sis M ill.). M a n g o l d , B eisskohl. F ra n z .: P o ire , carde b lan c h e F ig . 540. W u rzel zylindrisch, w alzlich, ziem lich h a rt, u n terird isch . L a u b b lä tte r flach oder k ra u s. B lattstie le und H a u p t­ rip p e n der B lä tte r o ft se h r dick, fleischig, v ersch ied en (gelb, rot) g e fä rb t. B lüten m eist zu 3 bis 5 g e k n äu e lt. W ird vielfach in G ä rte n o d e r a u f F e ld ern zum K ü c h en g e b ra u ch e g e b a u t. A u s dem K ra u t oder den fleischigen S tielen b e re ite t m a n in m a n c h en G eg en d en ein sp in a tä h n lic h es G em üse. A u c h als F u tte r fü r S ch w ein e und K ü h e w erd en die B lä tte r v ielfach v e rw en d e t. S tellen w eise g e lte n sie a u ch als k ü h len d e r U m sc h lag auf b ren n en d e W unden. — var. R ä p a D um . ( = var. ra p a c e a H e g e tsc h w ., = v a r. c am p e stris L an g e , = B. esculen ta S alisb., = B. sa tiv a B e rn h .). R u n k e l r ü b e . F ra n z .: B e tte rav e . F ig. 541. W urzel dick, spindel- oder rü b e n fö rm ig , fleischig, sa ftig , z u ck erfü h ren d , zum T eil aus dem B oden h e rv o rra g e n d . W ird in zah lreich en F o rm e n g e b a u t. F in d e t a u ch als K a ffe e su rro g a t V e rw e n d u n g . H ie h e r: f. ä l b a DC. W e i s s e R ü b e (vgl. auch B ra ssic a R a p a L . f. com m unis). W urzel w eiss, saftig , n ic h t b e so n d e rs z u ck e rh altig (W ic h tig e F u tterp fla n ze ). — f. l u t e a D C . T eller- o d e r B u rg u n d e rrü b e . W urzel dick, fleischig, u n g e n ie ssb ar, gelb (F u tterp flan z e ). — f. i n c a r n ä t a M eissn. W urzel ro t, u n g e n ie ssb ar. B lä tte r grü n , zuw eilen m it ro te n R ippen. — f. r u b r a DC. R o t e R ü b e , R a n n e. F ig . 5 3 9 a bis c. W urzel innen ro t bis b lu tro t. S te n g el und B lä tte r ro t ü b e r­

216 lau fen (W u rzelg em ü se). — var. a l t i s s i m a D C . ( = var. sa c ch a n 'fera L an g e ). Z u c k e r r ü b e . fleischig, innen w eiss, se h r z u ck e rreich , n u r w e n ig aus dem B oden h e rv o rra g e n d .

W urzel dick

W äh re n d die R o te R ü b e als S alatpflanze, die R u n k e lrü b e als F u tte rp fla n z e schon lange (in M itte leu ro p a se it der M itte des 16. J a h rh u n d e rts) eine g ro sse B e d eu tu n g e rla n g t h a b en , w u rd e der R o h rz u ck e r in d e r B e ta v u lg aris e rst um die M itte des 18. J a h rh u n d e rts d u rc h den B erlin er A p o th e k e r M a r g g r a f (1747) e n td e c k t. L am p ad iu s leg te zu E nde des 18. J a h rh u n d e rts die e rste R ü b e n ­ z u c k e rfa b rik an. D ie fleischige W urzel u n d den h o h e n Z u ck e rg e h a lt — er b e trä g t d u rc h ­ sc h n ittlic h 13 bis 14°/o (9 b is 16 und d a rü b er) — h a t die Z u c k e rrü b e e rst d u rc h la n g jä h rig e Z ü c h tu n g und d u rc h fo rtg e s e tz te In d iv id u e n ­ auslese e rh a lte n . D ie S tam m fo rm b e sa ss diese E ig e n sc h a fte n n o c h n ich t. A u sse r dem R o h r­ z u ck e r (a u ch R ü b e n zu c k er g en an n t) von d e r F o rm e l C1 2 H 14 (O H)s • Oa e n th ä lt der Z ellsaft d e r Z u c k e rrü b e v e rsch ie d en e a n d ere Z u ck e r­ a rte n w ie In v e rtz u ck e r, g e rin g e M e n g e n (0,02 % ) von R a ffin o se, R ü b e n p ek tin (C 32 Ehs Og2), A ra b in o se, G a lak to se , X ylan oder H olzgum m i (letzte res g e h ö rt zu den P en to sen ), D e x tran (Ce H 10 Os, g e h ö rt zu den H exosen), L sevulan, S a c ch a rin , C o niferin (Cie H 22 Os + 2 H 2 O ), F i g . 541. B e t a v u l g a r i s L. v a r . R a p a D u m . R u n k e l r ü b e . fe rn e r v e rsch ie d en e o rg a n isch e S äu ren w ie P hot. V . Z ü n d , M ünchen-L uzern. (0,12 °/o) O x a lsä u re (C j H 2 Oi), B e rn stein sä u re (Ct He O 4), G lu ta rs ä u re (Cs Hs O 9 ), A dipin­ sä u re (Ce H 10 O 4 ), A p fe lsäu re (C4 He Os), W ein sä u re (Ce H6 Oß), O x y g lu ta rsä u re (Cs Hs Os), A k o n itsä u re (Ce He Oe), T rik a rb a lly lsä u re (Ce Hs Oe) und Z itro n e n säu re (Ce Hs O 7 ). D ie se S ä u re n sind ste ts an B asen (in F o rm von n e u tra le n oder sau ren Salzen) geb u n d en . D ie sa u ren Salze e rteilen dem R ü b e n sa ft seine fast ste ts sa u re R e ak tio n . N e b en diesen g e n a n n te n stick sto fffre ie n S to ffe n sind — w e n n au ch in b e d e u te n d g erin g e rer M en g e — v ersch ied en e o rg a n isch e stic k sto ffh a ltig e K ö rp e r in den Z u ck e rrü b e n v o rh a n d en . A u sse r den K o h le ­ h y d ra te n , w elch e den H a u p tb e s ta n d te il d e r N ä h rsu b sta n z e n in der R ü b e a u sm ac h en , sind E iw eisssto fle (1,5 bis 2 % in d e r T ro ck e n su b sta n z) n a ch g e w iesen w orden, fe rn e r das A sp ara g in (C 4 Hs N* O 3 ), G lu tam in (C5 H 10 N 2 O»), B e ta in oder T rim eth y lg ly k o k o ll (Ce H u N O 2 • H 2 O ), L eu cin o d er A m id o c a p ro n sä u re (Ce H 13 N O 2. Es ste llt w ie das B e ta in ein Z e rsetzu n g sp ro d u k t der E iw eissk ö rp er d a r und e n ts te h t n a m e n tlic h b ei d e r F ä u ln is), T y ro sin o d e r O x y p h e n y l-a-a m id o -P ro p io n sä u re (C9 H u N O 3), dann v e rsch ie d en e X a n th in k ö rp e r w ie das X a n th in (C5 Hs N 4 O 2 ), G uanin (Cs Hs Ns O), H y p o x a n th in (Cs H 4 Ne O ), A denin (Cs Hs Ns + 3 H2 O), das b ish e r in P flanzenstoffen n u r selten b e o b a c h te te C arnin (C7 Hs N 4 O3 ) sow ie das A rg in in (Ce H14 N 4 O 2), G uanidin (CHs N3), A llan to in ( C 4 He N 4 O 2), V ern in (Cie H 20 Ns Os + 3 H 2 O) und w a h rsc h ein lic h das V icin (Cs He N 4 Os + 2 H 2 O). D ie a n o rg an isc h en B e stan d te ile d e r R übe sind N a triu m , C alcium , E isen, K alium , M agnesium , S c h w efelsäu re, K ieselsäure, P h o sp h o rsä u re , C h lo r- u n d S a lp ete rsäu re , und z w a r sind n a c h H e r z o g im M itte l in 1000 T e ile n e n th a lte n :

bei der Runkelrübe . . bei der Zuckerrübe . .

P 2O 5

SO 3

SiOa

CI

A sche

1,4

1,6

1,7

0,7

0,8 0,8

0,5 1,6

2,3 1,3

14,9 15,2

K

Na

Ca

Mg

4,5 4,0

2.8 2,0

1,6 3,1

E inen h o h en S a lp e te rs ä u re g e h a lt (er v a riie rt von 0,09 bis 1 3 ,9 % ) w e ise n n a m e n tlich die auf R ieselfeldern g e w ac h se n e n R ü b en auf. V on d e r Z u ck e rrü b e sind eine g ro sse Z ahl von Z ü ch tu n g e n b e k an n t, w elche sich h in sich tlic h des Z u ck e rg eh a lte s in einzelnen G eg en d en se h r v e rsch ie d en v e rh alte n . B e k a n n te re S o rten sind die w e isse sch lesisch e Z u ck e rrü b e (die ä lte ste d e u tsch e Z u c k e rrü b e!), die Im p eria l-Z u c k e rrü b e , E le k to ra lrü b e , M a n g o ld ­ rü b e (e n ts ta m m t einer K re u zu n g einer g e w ö h n lic h en Z u c k e rrü b e m it einem M an g o ld ), K le in -W a n z le b e n e r R ü b e , Q u e d lin b u rg e r Z u ck errü b e, V ilm o rin -R ü b e , L e g ta n d s c h e R übe, ro te ä g y p tisc h e Z u ck e rrü b e etc. — Z u r G e­ w in n u n g des R ü b e n zu c k ers w e rd en n a ch einem alten V e rfa h re n die R ü b e n z errieb e n o d er d u rc h k a lte s W asser au s­ g e la u g t (M a c e ra tio n sv e rfa h re n ) und der S a ft sodann m itte lst h y d ra u lic h e r P re sse n o d er W alzw erk e n aus dem B rei a u sg e p re sst. N e u erd in g s w erd en die in S c h e ib e n g e sc h n itte n e n R ü b e n vielfach m it w a rm e m W asser au sg e la u g t (D iffu sio n sv erfah ren . Z u erst von R o b e r t in S eelow itz in M ä h re n in g rö sse re m M a ss sta b e e in g e fü h rt). D e r a u f

217 diese verschiedenen W ege erhaltene Zuckersaft wird mit Kalk versetzt („saturiert“) und m it Kohlensäure behandelt (geschieden). B ei diesem Prozess setzen sich die frem den B estandteile (E iw eiss, Säuren) als Schlam m zu Boden. D er filtrierte S aft (D ünnsaft) wird eingedam pft, nochm als filtriert (D icksaft m it 50 bis 55 °/o Zucker) und schliesslich' so lange w eiter eingedam pft, bis sich schon in der heissen L ösung die Rohrzuckerkristalle aus­ bilden (Füllm asse). D ie A bscheidung des nicht kristallisierenden Sirups erfolgt in Trommeln durch Zentrifugen. A u f diese W eise erhält man einen sehr w eissen und trockenen Zucker, der als K ristall- (mit 99,5 % Zucker), Korn- (94 bis 98 °/o Zucker, nicht ganz w eiss), Ablauf- (N achprodukt, 92 bis 94% Zucker enthaltend) oder Konsum zucker (Zuckerhüte, W ürfelzucker) in den Handel kom m t. D ie Zuckerrübe, w elch e heute dem Rohrzucker aus Saccharum officinarum L. (vgl. Bd. I, pag. 186) grosse Konkurrenz m acht, wird in wärmeren G egenden (m it Erfolg auch auf R ieselfeldern) feldm ässig angebaut, in D eutschland besonders in Schlesien, im O derbruche, in der G egend von M agdeburg und Q uedlinburg, in Unterfranken (K itzingen, D ettelb ach etc.), um Regensburg, in der Pfalz (Frankenthal) und in Baden (W aghäusel). In der Schw eiz wird Zuckerrübenbau in der G egend von A arberg im Kt. Bern (hier allerdings m it w en ig Erfolg) und in M onthey (W allis) betrieben. In Nordamerika hat die R üben­ zuckerindustrie erst seit 3 Jahrzehnten festen F uss gefasst. Im Jahre 1880 existierten in der Union erst 4 Rüben­ zuckerfabriken, 1898 bereits 40 (Näheres bei H e r z o g , W ilhelm . M onographie der Zuckerrübe. H amburg, V oss. 1899., K n a u e r - H o 1l r u n g , D er Rübenbau. Berlin 1906 und v. L i p p m a n n , Ed. D ie beiden Grundschriften der Rübenfabrikation von M arkgraf und Achard. L eipzig, Engelm ann 1907). W ie der Rohr­ zucker liefert auch der R übenzucker die offizinelle D roge S a c c h a r u m (Pharm. Germ., Austr., H elv.). U eber die U nterscheidung von Rübenzucker und Rohrzuckerarten vgl. Z o r n i g , Arzneidrogen, pag. 569. D ie Blüten von B eta vulgaris entw ickeln sich erst im zw eiten Jahre nach der A ussaat und sind proterandrisch, D ie 3 Narben entfalten sich erst, w enn die 5 Antheren vertrocknet und abgefallen sind. W enn nur drei Blüten zu einem Blütenknäuel vereinigt sind, w as gew öhn lich im oberen T eil des rispigen Blütenstandes der Fall ist, so blüht stets die M ittelblüte zuerst auf, während die beiden Seitenblüten sich noch im K nospenzustand befinden. Erst nach dem Abfallen der A ntheren und bei eintretender G eschlechtsreife des Fruchtknotens erblühen die seitlichen Blüten, und zwar gleich zeitig (Fig. 539 e, f). Sind vier Blüten ver­ einigt (m eist am unteren T eil der Blütenrispe), so erblüht zuerst die m ittlere untere, dann die beiden seitlichen und zuletzt die m ittlere obere. G elegentlich können 3 Perianthzipfel fehlen oder das Gynaeceum w e ist bis 5 Carpelle auf. Stengelverbänderungen sind bei Beta sehr häufig anzutreffen.

CCXXXV

C h en op öd iu m x) L. G ä n s e f u s s . Franz.: Goose-foot, pigweed; ital.: Colubrina.

Anserine;

engl.:

Kräuter (seltener Sträucher) mit von wassererfüllten (Fig. 544u), später vertrocknenden und daher schilfrigen (Fig. 545 e) oder mehligen Haaren (seltener drüsenhaarig. Fig. 543 f bis i) besetzten, seltener kahlen, oft unangenehm riechenden, meist dreieckig-rhombischen, unregel­ mässig buchtig gezähnten, seltener fast fiederspaltigen oder ganzrandigen, wechselständigen (die untern zuweilen gegenständig) Laubblättern. Blüten zwitterig (seltener durch Fehlschlagen weiblich. Taf. 95, Fig. 2b; Fig. 546 c), ohne Vorblätter, in gabelig beginnenden, knäueligen oder lockeren Wickeln, welche in den Achseln von Laub- oder Hochblättern stehen. Blütenhülle 5(3- bis 4-) blätterig, frei, krautig (selten membranös), häufig am Rücken verdickt oder gekielt (Taf. 95, Fig. 2a, 3 a, 5 a). Staubblätter 5 oder weniger, entweder frei und dem Grunde der Blüten­ hülle eingefügt oder zu einem fleischigen Ringe vereinigt. Fruchtknoten niedergedrückt-kugelig oder eiförmig, in einen meist kurzen Ring zusammengezogen. Narben 2 (seltener 3 bis 5), faden­ förmig oder pfriemlich. Frucht von der Blütenhülle ganz oder teilweise eingeschlossen, letztere zuweilen fleischig und saftig werdend (die einzelnen Knäuel je eine scharlachrote beerenartige Sammelfrucht bildend), eine einzige Samenanlage enthaltend. Frucht oft von zweierlei Gestalt (Dimorphismus), teils flach, linsenförmig, mit horizontalem Samen (Fig. 545 i), teils von der Seite zusammengedrückt, mit aufrechtem Samen (Taf. 95, Fig. 4b; Fig. 545k). Nährgewebe in der Mitte, von dem ringförmigen Keimling umgeben (Taf. 95, Fig. 3b; Fig. 543o). D ie G attung um fasst über 60 in den gem ässigten und w arm en Zonen der ganzen W elt verbreitete A rten worunter sich verschiedene K osm opoliten befinden. Verschiedene Arten, w elch e in der Jugend sehr leicht und sicher zu unterscheiden sind, werden sich im A lter sehr ähnlich oder auch um gekehrt. Cym öse und ährige Blütenstände w echseln bei einzelnen Arten vielfach miteinander ab. A lle besitzen kleine, unscheinbare, fast stets 9 Gr. xtfv [chen] == Gans und jio v g (genit. nodög) [pus, podös] = F u ss; nach der G estalt der Blätter. H e g i , F l o r a Bd. III.

68

218 nektarlose, ausgesprochen proterogyne Pollenblum en, w elche nur gelegen tlich von Insekten besucht werden und, obgleich w eder die Blüten noch die Staubblätter leicht b ew eglich sind, durch V erm ittlung des W indes bestäubt w erden (N äheres bei den einzelnen Arten). G elegentlich kom m t A ndrom onoecie oder Androdioecie vor. Ebenso wurden m ehrfach tricotyle Keimpflanzen beobachtet. U eber die verschiedenen Adventivpflanzen siehe am Schluss der G attung (pag. 232). 1. Stengel und Laubblätter + drüsig-flaum ig, arom atisch riechend. Blätter gezähnt oder fiederspaltig. W ild nur im Süden und O sten; in D eutschland nur verwildert Ch. B o t r y g nr. 853. 1*. Stengel und L aubblätter m ehlig oder kahl (nicht drüsig-flaum ig), nicht arom atisch riechend . 2. 2. Laubblätter normal ganzrandig . 3. 2*. L aubblätter normal bu chtig-gezähnt, nur die obersten zuw eilen ganzrandig. Ein-, seltener z w ei­ jährige Kräuter 5. 3. Ausdauernd. Laubblätter dreieckig-spiessförm ig. Narbe verlängert, hervortretend (T af. 95, F ig. 2a , 2b). Ch. B o n u s H e n r i c u s nr. 854. 3*. M eist einjährig. Laubblätter rautenförm ig oder länglich 4. 4. Pflanze eklig stinkend, m ehlig bestäubt. Perianth zur Fruchtzeit aufrecht, geschlossen. Ch. V u l v a r i a nr. 855. 4*. Pflanze geruchlos, unbestäubt. Perianth zur F ruchtzeit abstehend (F ig. 543 m). Ch. p o l y s p e r m u m nr. 856. 5. Grössere Laubblätter am Grunde seicht herzförm ig, eck ig gezäh nt (Zähne gross), zugespitzt. Ch. h y b r i d u m nr. 857. 5*. L aubblätter am Grunde abgestutzt oder in den B lattstiel verschm älert, jedoch niemals herzförm ig. 6. 6. Blütenstandachsen und Perianth kahl (bei Ch. urbicum zuw eilen etw as bestäu bt; dann aber Fruchtperianth die Frucht nicht vollständig umhüllend) 76*. Blütenstandachsen und Perianth w ie die Laubblätter w en igsten s in der Jugend m ehlig. Frucht vom Perianth vollständig eingeschlossen (Fig. 544 n) 11. 7. A lle Blüten m it 5-bIätterigem Perianth, 5 Staubblättern und w agrech t plattem (d. h. von oben und unten zusam m engedrücktem ) Sam en (F ig. 544 h) . Ch. u r b i c u m nr. 859. 7*. G ipfelblüte eines jeden Knäuels w ie bei Ch. urbicum, die übrigen Blüten mit 2- bis 3-blätterigem Perianth (T af. 95, Fig. 4 a), m it 1 bis 3 Staubblättern und seitlich zusam m engedrücktem Samen 8. 8. Laubblätter deutlich zw eifarbig, oberseits dunkelgrün, unterseitsbläulichgrau. Ch. g l a u c u m nr.863. 8*. Laubblätter beiderseits grün 9. 9. Blütenhülle zur Fruchtzeit saftig-fleisch ig; die einzelnen K näuel eine scharlachrote, beerenartige Sam m elfrucht bildend. Blütenknäuel einzeln in den B lattachseln sitzend oder die oberen einen blattlosen, ährigen G esam tblütenstand bildend 10. 9*. Blütenhülle zur Fruchtzeit nicht sa ftig -fleisc h ig . Blütenknäuel in den A chseln der Laubblätter kurze ährige oder traubige G esam tblütenstände bildend . Ch. r u b r u m nr. 864. 10. Stengel bis oben beblättert. Alle Blütenknäuel blattachselständig, von einander entfernt. L aub­ blätter eingeschnitten-gezähnt Ch. v i r g a t u m nr. 865. 10*. Stengel oben blattlos. O bere Blütenknäuel ohne Tragblätter, zu einer Scheinähre vereinigt. Laubblätter entfernt gezähnt . Ch. c a p i t a t u m nr. 866. 11. Samen matt, runzelig punktiert, scharfrandig, fast geflügelt (F ig. 5 4 4 d, e). Fruchtschale ziemlich undurchsichtig (reife Frucht daher grau bis grün). Laubblätter am Rande scharf gezähnt Ch. m u r a l e nr. 858. 11*. Samen (reif) glänzend, stum pfrandig (Fig. 5 4 4 q). Fruchtschale sehr dünn (reife Frucht daher schw arz) 12. 12. Untere Laubblätter stu m p f,' 3 -lappig, mit lang vorgezogenem M ittel- und abstehenden, kurzen Seitenlappen. R eife Samen gru b ig-p u n k tiert (Fig. 5 4 5 d) . Ch. s e r o t i n u m nr. 862. 12*. Untere L aubblätter nicht 3-lappig. R eife Sam en glatt (T af. 95, F ig. 5b) oder sehr schw ach gerillt 13. 13. L aubblätter dicklich, etw as fleischig, rundlich-rautenförm ig, etw a so lang als breit Ch. o p u l i f o l i u m nr. 861. 13*. Laubblätter dünn, blaugrün, m eist eiförm ig bis lanzettlich, länger als breit Ch. a l b u m nr. 860.

853. Chenopodiutn Botrys :)L. (= AtriplexBotrys Crantz, = Botrydium aromaticumSpach). Kl ebri gerGänsefuss. Franz.: Piment, botris; engl.: JerusalemOak; ital.:Botri. Fig. 543abisi. Einjährig, 15 bis 30 (70) cm hoch, stark aromatisch riechend. Stengel nieder­ liegend, aufsteigend oder aufrecht, stumpfkantig, reichästig, wie die ganze Pflanze drüsig0 Gr. ßÖTQVg [botrys] =

Traube; nach der G estalt des Blütenstandes.

219 weichhaarig- (Fig. 543 f bis i), klebrig (nicht mehlig behaart). Laubblätter gestielt, stumpf, im Umriss länglich bis eiförmig, tief-buchtig fiederspaltig mit stumpfen Lappen, die obersten lanzettlich, ± ganzrandig. Blütenknäuel zu verzweigten, beblätterten Scheinähren vereinigt; die letztem im obern Teile eine pyramidenförmige, blattlose, ziemlich dichte, lange Rispentraube bildend. Blüten zwitterig oder weiblich (Fig. 543b, c). Perianth 4 - bis 5-teilig, grün, mit eirunden, kiellosen, reichlich drüsenhaarigen Abschnitten. Staubblätter 1 bis 5. Narben 2. Frucht von der Blütenhülle fast eingeschlossen (Fig. 543d), aschgrau, von oben her zusammengedrückt (Fig. 543 e), linsenförmig. Samen wagrecht, am Rande meist stumpf, schwarz, glänzend, 0,5 bis 0,7 mm breit. — VII, VIII. Stellenweise in wärmeren Gebieten, auf Schutt, wüsten, steinigen Plätzen, Muhr­ brüchen, an warmen, felsigen Abhängen, auf Bachgeschiebe, an Wegrändern, Strassenböschungen, in den südalpinen Tälern vereinzelt bis 1400 m. Ausserdem als Garten­ unkraut zuweilen verschleppt, aber meistens bald wieder verschwindend. In D e u t s c h l a n d nirgends — auch nicht im Süden (Baden) — wild, dagegen hie und da adventiv. In O e s t e r r e i c h w ild in Südtirol (aufw ärts bis Schluderns und M ühlbach), Kärnten, Krain, Küstenland, N iederösterreich (um W ien, bei H im berg, Ebergassing, G ram m at-N eusiedl), M ähren (Ebenen von Südmähren), Böhm en (Prag, M ünchengrätz< L eitom ischl); sonst nur verw ildert (nach v. H a y e k auch in Steierm ark nur adventiv). In der S c h w e i z nur im wärmern W esten und Süden.

A llg e m e in e Verbreitung: afrika, Nordamerika.

Südeuropa, Orient, Mittelasien, Nord- und Süd­

Aendert w en ig ab : var. g r ä c i l e M oq. Trugdolden traubenartig, verlängert, zart, kaum verästelt. — var. s i m p l e x Beck. Stengel einfach. Blätter fast ganzrandig. T rugdolden kleiner, knäuelig, eine unterbrochene Aehre nachahm end. — var. p u r p u r ä s c e n s Beck. Blütenstände und Blüten purpurrot werdend. — Ch. Botrys zeich net sich von den anderen europäischen C henopodien durch einen hohen G ehalt an ätherischem Oel aus. A üs diesem Grunde wird die Pflanze bei uns zuw eilen in Bauerngärten — ähnlich w ie das m exikanische Ch. am brosioides (vgl.p ag. 233) — als kram pfstillende Heilpflanze kultiviert. V on hier aus verwildert sie gelegen tlich, scheint sich aber — w en igsten s nördlich der A lpen — nirgends recht einbürgern zu können. D en arom atischen Geruch teilt die Pflanze m it vielen xerophil gebauten Kräutern und Sträuchern der „Garigues und M acch ien “ der M ittelm eerflora (Cistus, viele Labiaten w ie Rosm arinus, Teucrium , Lavandula, Thym us, ferner M yrtus, viele R utaceen etc.). V on T ieren werden solche arom atisch riechende Pflanzen gem ieden. Im W allis erscheint Ch. Botrys an den heissen, steinigen Südabhängen gern in B egleitung von L asiogrostis Calam agrostis (Bd. I, pag. 206), Stipa pennata (Bd. I, pag. 203), G aleopsis Ladanum, Teucrium m ontanum, Saponaria ocym oides und andern südlichen Therm ophyten.

854. C h en o p o d iu m B onus H enrícus L. (= Ch. esculéntum Salisb., = Ch. sagittátum Lam., = Ch. trianguläre Dulac, = Atriplex Bonus Henricus Crantz). G u t e r He i n r i c h . Franz.: Bon Henri, épinard sauvage, toute-bonne; engl.: Allgood, good king Henry; ital. : Colubrina, tuttabuona, buono Enrico. Taf. 95, Fig. 2 und Fig. 542. D er N am e G u t e r H e i n r i c h deutet darauf hin, dass die Pflanze in der N ähe m enschlicher Siedelungen (H einrich = K önig des H eim es, vgl. W egerich = Beherrscher des W eges) w ächst. D er Personennam e, den man dem Kraute gab (vgl. übrigens analoge Benennungen für R um ex A cetosa [pag. 180], Polygonum aviculare [pag. 191], V erbena officinalis, Lythrum Salicaria) b ew eist auch, w ie dem M enschen besonders w erte oder auffällige Pflanzen eine V erkörperung erfuhren: R o t e r H e i n r i c h (Nordthüringen), S t o l z e r H e i n r i c h (Trier: G erolstein), S t o l t H i n n ’r k (M ecklenburg), S c h m o t z e h e i n e r , S c h m o t z e h o e l e [w ächst gern am M istl] (Sch w äb isch e A lb). Schw eizer Benennungen sind H e i r o c h c h r u t , W i l d a H e i r i , Heirichrut (S t. G allen); H ä l i c h r u t [angelehnt an „heilen“] (St. Gallen), H e i n s e l e , H e i m e l e ( n ) - C h r u t . A ehnlich w ie „guter H einrich“ sind vielleich t die Nam en B u r k h a r t s s t o c k (Thurgau), W i l d e B u r k e t (Graubünden) zu erklären. Form und B eschaffen heit der Blätter gaben A nlass zu den B ezeichnungen : H a c k e n s c h a r (Schlesien), H a c k e n s c h a r b l ä t t e r (R iesen geb irge); H u n d s z u n g e (Niederbayern, B öhm erw ald, R iesengebirge, Egerland), H u n d s b l ö k a (Böhm erwald); S c h m a l z b l ä t t e r (Böhm erwald), S c h m e l z e l e s k r o u t (Schw äbische Alb) [Blätter glänzen!], M e h l b l ä t t e r [die jungen Blätter sehen bestäubt ausl], L â b e r b l â t [wohl nach der leberähnlichen Form !] (N ordböhm en), G a n s f u s s [vgl. „Chenopodium “] (Schw äbische A lb), K u h f u s s (N assau: R eichelsheim ). N ach der G estalt der Blüten- bzw . Fruchtähre heisst die Pflanze: L ä m m e r z a g e J [vgl. Polygonum B istorta pag. 194], L u s e m e l d e [die Früchte werden m it Läusen verglichen!] (W estfalen: Lengerich), H e n n a 68 *

220 L u s (S t. G allen). A e h n lic h k eit b e so n d e rs der B lä tte r m it denen a n d ere r P flanzen g a b A njass z u : W i l d e r S p i n a t [vgl. au ch u n te n die V e rw e n d u n g der B lä tte r als G em üse!], W ü l d a S p e n a t (N ie d erö ste rreich ), W i l d ä B i n ä t s c h (S chw eiz); kleine D o g g a [vgl. „ D o g g a “ = R um ex o b tu sifo liu s, p ag . 173] (S c h w ä b isch e A lb), A r o n [A rum m acu latu m b e sitz t ähnliche B lä tte r] (N ordböhm en). M i s t c h r u t (S c h w e iz: C h u rfirsten g eb iet) und S a u b l ä t t e r [auch S c h w e in e fu tte r!] (B öhm erw ald) w e ise n a u f den S ta n d o rt der Pflanze hin. — Im ro m an isch en G ra u b ü n d en g e lte n die B enennungen r a v i t s c h a g r a s s a (R em üs), v a n g i a (U n te r-E n g a d in ), v a u n g ' a s [plur.] (H einzenberg), u r t e i s p r a d a (B ergün), im T essin v a n a g l a u n d in d e r L o m b a rd e i s p i n a z z s e l v a d e g h .

A usdauernd, 15 bis 60 cm hoch, m ehlig b estäu b t, etw as klebrig. W urzel dick, fleischig, m ehrköpfig. S tengel aufrecht (seltener aufsteigend), einfach oder ästig, kantig, grü n o d er rot w erd en d , anfangs von gestielten, w asserhellen, kugeligen und von g eg lied erten H a aren m ehlig, zuletzt k a h l, g latt. L au b b lä tter lang g estielt (B lattstiele oben rinnig), spiessförm ig-dreieckig, die untern stum pf, die obern stachelspitzig, m eist g an z ran d ig (seltener etw as buch tig -gezähnt), wellig, schw ach glänzend, die obersten allm ählich k ü rzer gestielt und länglich-lanzettlich, in der Ju g en d m ehlig b estäu b t, zuletzt ± grün. B lüten­ stengel seitenständig, aus den B lattachseln der kurzen, u n b eg ren zten G rundachse h erv o r­ gehend. B lüten zw itterig oder w eiblich (T af. 95, F ig . 2 a, 2b). B lütenknäuel zu einer reichblütigen, verzw eigten, endständigen, unten b eb lätterte n , oben nack ten R isp e v e r­ einigt. P erian th 4- bis 5-teilig, m em branös, nicht gekielt, zuweilen gezähnelt, grün. S ta u b ­ b lä tte r 2 bis 5. N arb en 2 bis 5, gross, v erlän g ert, pfriem lich, h erv o rtreten d , spreizend, weiss. F ru c h t halb n ackt, von der Seite zu sa m m e n g ed rü ck t, linsenförm ig. Sam en stets aufrecht, fast kugelig, stum pf b eran d et, schw arzbraun, fa st g latt, glänzend, 1,5 bis 2 mm lang. K e im b lätter lineal-lanzettlich, vertikal. — IV bis X . Ziem lich häufig und v erb reitet auf S ch u tt, an W eg en , D orfstrassen, Zäunen, auf V iehw eideplätzen, D ü n g erstätten , um G ehöfte, Ställe, S ennhütten; von d er E bene bis in die alpine R eg io n (S tilfserjoch 2700 m, B raulio 2833 m). F e h lt auf H elgoland. Allgem eine V erbrei­ t u n g : E u ro p a (nördlich bis süd­ liches N orw egen und F innland), Sibirien, N ordam erika. A e n d ert e tw as a b : var. r e m o t i f l d r u m Beck. A e ste des B lü te n sta n d es s t e if - a u f r e c h t, b la ttlo s , einfach o d e r ästig , oben von ein a n d er e n tfe rn te B lü ten ­ k n ä u el tra g e n d (Selten). — var. d e n t ä t u m K naf. L a u b b lä tte r jp g ro b eckig- oder b u c h tig -g e z ä h n t. H ie und da, z. B. in B ö h m en (K om otau), m e h rfa c h in T iro l (Jau fen tal), V o ra rlb e rg , in L ic h te n ste in und in der S chw eiz. — var. a r i f ö l i u m S c h u r. G ru n d stä n d ig e B lä tte r sp iessfö rm ig, stum pflich. — var. d e n u d a t u m M etsch . L a u b b lä tte r,B lü te n h ü lle und der glän zen d e S ten g el g la tt, g rü n , ohne H a a re (S elten). — var. a l p i n u m M oqu. N ie d rig , zuw eilen fa s t zw ergig. S ten g el n ied e r­ g e stre c k t, kurz, einfach, m it ziem lich kleinen, m e ist stum pfen B lättern , eine ein fach e S ch e in ä h re tra g e n d (A lpen).

F i g . 542. G u t e r H e i n r i c h ( C h e n o p o d i u m B o n u s H e n r i c u s L .) . P h o t. A p o th e k e r M a x D i e t r i c h , R ie ts c h e n (Ober-Lausitz).

D e r G u te H einrich zeig t w ie w e n ig e P flanzen einen a u sg esp ro ch en a n th ro p o p h ile n C h a ra k te r. D e n n m an trifft ih n ü b e rall, w o h in d e r M e n sc h einm al

221 seinen F uss g esetzt hat. Vielerorts gehört er ähnlich w ie H yoscyam us niger, B allota nigra, Leonurus Cardiaca, Marrubium vulgare, U rticaurens (pag. 141), Chenopodium album und hybridum, A triplexp atulum ,M alvaneglectaoder silvestris, Lamium album, -Lappa minor, P otentilla anserina, Hordeum murinum, Stellaria media, Sisym brium officinale, P olygonum aviculare (pag. 191), Capsella Bursa pastoris zu den charakteristischen „Dorfpflanzen“, w elch e längs der H äuser oder auf w ü sten Plätzen grössere Bestände bilden. Im G ebirge lässt sich der Gute H einrich m it den Spuren des M enschen bis in die H ochalpen verfolgen. V on D a l l a T o r r e und S a r n t h e i n wird er aus Tirol von m ehreren hochgelegenen K lubhütten erwähnt, so von der Jam talhütte 2206 m, D reizinnenhütte 2407 m, Leipzigerhütte im A dam ello 2440 m. A ndrerseits zeigt Ch. Bonus Henricus eine grosse V orliebe für stickstoffund salzreiche (gedüngte) Stellen. Im Gebirge findet er sich deshalb m it Vorliebe in der U m gebung von Sennhütten und Ställen (oft in G esellschaft von Urtica dioeca [vgl. pag. 140), A conitum N apellus, Rum ex alpinus [pag. 172], M enta longifolia, Senecio alpinus, Stellaria nemorum und media, Phleum alpinum, P oa annua var. supina, Ranunculus aconitifolius etc.) oder auf gedüngten Plätzen der W eiden und M atten. In G ebirgs­ gegenden trifft man die Pflanze zuw eilen auch auf den schm ucklosen Gräbern (Vrin in Graubünden) an. W egen ihrer zeitigen E ntw icklung im Frühjahr wird die Pflanze, w enn es an anderen G em üsearten noch fehlt, als Spinat gegessen . D ie s ist besonders in M issjahren oder bei Teuerungen der Fall. D ie Volksm edizin benützt die Blätter als ein erw eichendes ■'und reinigendes M ittel oder verw endet sie zur Kühlung von W unden. Früher w aren R a d i x e t H e r b a B o n i H e n r i c i offizinell. Schafe und Ziegen fressen die Pflanze g e r n .— W ie die m eisten G änsefussarten ist auch der G ute Heinrich ausgesprochen proterogyn (vorw eibig). D ie Staubblätter entfalten sich erst, nachdem die spreizenden, langen Narben derselben B lüte verw elkt sind. D ie Blüten der einzelnen Blütenstände entw ickeln sich ziem lich gleichm ässig, so dass die benachbarten Blüten einer Inflorescenz sich ungefähr in dem selben Stadium befinden.

855. Chenopodium Vulväria1) L. (= Ch. fdetidum Lam., = Ch. olidum Curt, = Atriplex Vulvaria Crantz, = Anserina foetida Montand.). S t i n k e n d e r G ä n s e f u s s , Stinkkraut. Franz.: Arroche puante, vulvaire; ital.: Brinajola, connina. Taf. 95, Fig. 3. D ie stark nach Trim ethylam in [(CHs)3N] ,,duftende“ Pflanze führt den om inösen Nam en F o t z e n k r a u t [F otz = vulva], der noch heute in manchen G egenden gebräuchlich ist; in gem ilderter Form tritt er uns in S t e n k e r , S t e n k a r n a [von stinken!) (Schw äbische Alb) entgegen.

Ein- seltener zweijährig, 15 bis 40 cm hoch, graugrün, in allen Teilen mehligkleiig und ekelhaft riechend. Stengel aufsteigend oder aufrecht, meist ausgebreitet ästig, seltener einfach, stumpfkantig. Laubblätter lang gestielt, ziemlich klein, eirund-rautem förmig, spitz oder abgerundet, ganzrandig (höchstens mit etwas spitz vorgezogenen Seiten­ ecken), bis 3,5 cm lang. Blütenstände klein, geknäuelt, ohne laubige Stützblätter, am Ende des Stengels und der Aeste rispig gehäufte Scheinähren bildend. Perianth gelblichgrün, 2- bis 5-spaltig, zur Fruchtzeit aufrecht. Abschnitte der Blütenhülle sehr kurz, stumpf, kiellos, wie der Fruchtknoten von kugeligen, wasserhellen Drüsen bedeckt, zuletzt mehligkleiig. Staubfäden dick, pfriemlich, am Grunde schmal ringförmig verbunden (Taf. 95, Fig. 3 a). Griffel kurz. Narben fadenförmig. Frucht von der Blütenhülle teilweise um­ geben, glanzlos. Samen linsenförmig, am Rande abgerundet, schwarz, etwas glänzend, sehr fein punktiert (aber doch fast glatt), 0,8 bis 1 mm breit. — V bis IX. Stellenweise an Häusern, an Strassen und Mauern der Dörfer und Städte, auf wüsten Plätzen, Schutt, Bauplätzen; oft nur zufällig und vorübergehend. Nur in Niederungen und mit Vorliebe an wärmeren Stellen (wie Ch. rubrum gern in wärmeren Dörfern). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittel- und Südeuropa (nördlich bis südl. Norwegen und Britannien), Kaukasusländer, Orient, Nordafrika. Aendert w en ig ab: var. t y p i c u m Beck. Stengel ziem lich kräftig, länger. Laubblätter grösser, bis 3,5 cm lang, eirund - rautenförm ig, ganzrandig. — var. r h ö m b i c u m Murr. Laubblätter breit rautenförm ig, z. T. buchtig, etw as 3 -lappig, m eistens so lang als breit. — var. m i c r o p h y l l u m M oqu. Pflanze nieder­ liegend. Blätter klein bis w inzig klein, höchstens 1,5 cm lang, gew öhn lich eirund-rautenförm ig, seltener z. T. b reit-län glich . — Ch. Vulvaria nim m t in den Dörfern, zu deren Ruderalflora dieser äusserst unangenehm *) *) Lat. vulva = Scheide (vgl. die D ialektnam en).

222 riechende G änsefuss gehört, solche son st von w enigen Pflanzen bevorzu gte P lätze an Garten- und H äuser­ mauern ein, so dass es den A n schein hat, als wäre das G edeihen dieser Pflanze w enigstens an die periodische G egenw art tierischer bezw . m enschlicher (horribile dictu 1) F lüssigkeiten gebunden. D er h öch st eigenartige G eruch rührt von Trim ethylam in ([CHs]3 N ) her, dem gleichen Stoff, w elcher auch in der H eringslake vorkommt. Früher w ar die Pflanze als H e r b a V u l v a r i a e oder H e r b a A t r i p l i c i s besonders gegen Krämpfe im G ebrauch. Ausserdem g ib t das Kraut eine dauerhafte gelb e Farbe.

856. Chenopodium polyspermum x) L. (= Ätriplex polysperma Crantz). s am ig er Gänsefuss.

Viel-

Fig. 543k bis o.

Einjährig, glatt, etwas glänzend, kahl, unbestäubt, ohne besonderen Geruch, 15 bis 60 cm hoch, häufig rot angelaufen. Stengel kantig, meist stark verzweigt, nieder­ liegend, aufsteigend oder aufrecht. Untere Laubblätter eiförmig bis länglich-eiförmig, ziemlich lang gestielt, meist in den Stiel kurz verschmälert, spitz oder stumpf, meist ganzrandig, grasgrün, kahl, die obern länglich, die obersten lanzettlich. Blütenknäuel klein, sehr zahlreich, zu lockeren, blattwinkel- und endständigen Aehren oder ausgespreizten, wenig beblätterten (namentlich die obern) Trugdolden vereinigt. Blütenhülle kahl, zur Fruchtzeit abstehend (Fig. 543 m). Perigonblätter 5, grün (seltener rötlich), eirund, am Rande häutig, kiellos, klein (kaum 1 mm lang). Staubblätter 5. Frucht nackt, von oben her zusammengedrückt (Fig. 543 m, n), linsenförmig, 1 mm im Durchmesser, mit kaum zerbrechlicher Schale. Samen schwarz, glänzend, sehr fein punktiert. — VIII, IX. Hie und da als Unkraut auf Aeckern, Kartoffel- und Maisfeldern, in Gärten, Wein­ bergen, an Strassenrändern, Ruderalstellen, an Ufern, im Flusssand, in Dünentälern; in der Ebene und vereinzelt in der Bergregion (bis 1230 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis Südskandinavien und England), Orient, Kaukasusländer, Sibirien. D iese Art ist in der Form des Blütenstandes und in der G estalt der L aubblätter sehr veränderlich. H ieher gehören nach B e c k : var. t y p i c u m B eck ( = var. cym ösum Chev., = var. cym öso-racem ösum Koch). Blütenstände trugdoldig, die endständigen pyram idenförm ig, reichlicher beblättert. Trugdolden lockerblütig, mehrmals verzw eigt, m it deutlich sichtbaren A chsen (Besonders auf hum osem , gedüngtem Boden). — var. a c u t i f ö l i u m Sm. ( = Ch. m arginätum Spreng., = var. sp icäto-racem ösu m K och, = var. spicätum M oqu., = var. erectum Sond.). Stengel m eist aufrecht. Blütenstände lang, ährenförm ig, aufrecht, dichtblütig, w eniger beblättert, die A chsen von den Blüten verdeckt (A n Ufern). Eine tiefrot gefärbte Form wird als f. a m a r a n t ö i d e s Beck unterschieden (U ebrigens können trugdoldige und ährige B lütenstände an einem und dem selben Exem plar nebeneinander auftreten). — var. a n g u s t i f ö l i u m A schers. Laubblätter schm äler. — var. R o h l e n a e Murr. L aubblätter am Grunde z. T. beiderseits m it 1, seltener 2 Zähnen oder Lappen, daher fast 3 -la p p ig oder spiessförm ig (W ohl keine konstante V arietät. Vgl. A llgem . bot. Zschr. VIII [1902], pag. 87). — var. o b c o r d ä t u m Schur. Laubblätter fast herzförm ig oder verkehrt-eirund, an der Spitze seich t ausgeschnitten oder tief ausgerandet.

857. Chenopodium hybridum L. (= Ätriplex hybrida Crantz). B a s t a r d - G ä n s e f u s s . Engl.: Maple-leaved goosefoot.

Fig. 543p bis t.

Einjährig, 30 bis 70 (100) cm hoch, stinkend (wie der Stechapfel), scharfkantig, aufrecht, kahl, einfach oder ästig, anfangs fein mehlig, zuletzt wie die ganze Pflanze glatt und kahl. Laubblätter lang gestielt, gross, abstehend, aus zumeist herzförmigem oder gestutztem Grunde eiförmig-dreieckig, jederseits mit 2 bis 4 zugespitzten Zähnen (seltener ganzrandig), oft fünfeckig, in eine lange, ganzrandige Spitze vorgezogen, oberseits glänzend, dunkelgrün, unterseits bleicher. Blütenknäuel in verzweigten, end- und achselständigen, abstehenden Aehren oder Trugdolden, die obersten blattlos. Perianthblätter 5, dunkelgrün,*) *) Griech. no'Avg [polys] =

viel und a n e g ^ a [sperma] =

Same.

223 am R an d e b reith äu tig , kahl oder ± m ehlig, auf dem ab g eru n d eten R ücken verdickt (F ig .543 q, r, s), zur F ru ch tze it die F ru c h t nicht ganz einschliessend. S ta u b b lätte r 5. F ru c h t glanzlos, von oben h er zusam m engedrückt, lin­ senförm ig, am R an d e g e ­ sch ärft gekielt, 1,5 bis 2 mm breit. S am en glänzend, schw arz, am R an d e ab­ g eru n d et , deutlich g ru b ig (Fig. 543 t). — V bis VIII. H ie und d a an D o rf­ w egen, H äusern, M auern, auf S ch u tt, G arten lan d , in G ärten, auf F eld ern , auf D ü n g erstätten , selten auch u n ter F elsen ; bis in die A lp en täler (vereinzelt bis 1400 m). Allgemeine Ver­ breitung: F a st K o sm o ­ polit. E u ro p a (nördlich bis südl. N o rw eg en und E n g ­ lan d ),N o rd a frik a,K au k a su s­ länder, Z entralasien, O st­ indien, H im alaya, N o rd ­ am erika, Sandw ich-Inseln. A e n d e rt a b : var. t y p i c u m B eck. L a u b b lä tte r am F i g . 543. C h e n o p o d i u m B o t r y s L . a H a b i t u s (2/5 n a t . G r . ) , b Z w i t t e r b l ü t e . ¿ W e i b ­ l i c h e B l ü t e , d F r u c h t m i t P e r i g o n . e F r u c h t , f , g , h, ¿ V e r s c h i e d e n e F o r m e n v o n G ru n d e h e rzfö rm ig , tie f b u c h tig D r ü s e n h a a r e n . — C h . p o l y s p e r m u m L . k H a b i t u s (2/s n a t . G r. ). / T e i l d e s B l ü t e n ­ g e zä h n t, z u g esp itzt, d u n k e lg rü n .— s t a n d e s . m F r u c h t m i t P e r i g o n . n F r u c h t , o Q u e r s c h n i t t d u r c h d e n S a m e n . — Ch . E ine S c h a tte n fo rm ( f . s i l v ä t i c u m h y b r i d u m L . p H a b i t u s (2/s n a t . Gr. ), q B lü t e , r 2 P e r i g o n b l ä t t e r . 5 F r u c h t m i t P erig o n . t Same. P e te rm .) z eig t b leic h g rü n e , z arte B lä tte r sow ie lo ck ere u n d w en ig b lü tig e Inflorescenzen. — var. s t r a m ö n i u m B eck. B lä tte r g ro b b u c h tig -g e z ä h n t u n d m it + z ah lreic h en Z äh n c h en b e se tz t (S elten ). — v ar. c u n e ä t u m B eck. B lä tte r am G runde k m zk e ilig , m eisten s k lein e r und sc h a rf b u c h tig -g e z ä h n t. — var. h a s t ä t u m P e te rm . B lä tte r fa st sp ie ssfö rm ig -p a ra b o lisc h , am G ru n d e b e in a h e h e rz fö rm ig -a b g e ru n d e t, b e id e rse its d u rc h einen g ro ssen Z ahn fa s t spiessförm ig, m it z u g esp itzte r Spitze, g anzra n d ig (H ie und da). — var. s u b i n t e g r u m M oqu. B lä tte r 3 -e c k ig , fa s t g a n zra n d ig . — var. c y m i g e r u m B eck. B lü te n sta n d tru g d o ld ig -risp ig . B lü ten fa st verein zelt oder w e n ig e r a n e in an d e rg e d rä n g t, tru g d o ld ig oder w ickelbildend. A ch sen des B lü te n sta n d es deu tlich sic h tb a r (H äufig). — var. s p i c ä t u m B eck. B lü te n stä n d e ä h ren fö rm ig , d ich tb lü tig , die e n d stän d ig en pyram id en fö rm ig , alle d ic h tb lü tig und m it v erb o g en en A c h se n (S elten). — v a r. P a e s k e i A sch ers, e t G ra eb n e r. R ispe z usam m engezogen, w ie der S tengel rö tlic h . S elten in B ra n d e n b u rg (H o p fe n b ru ch b e i L a n d sb e rg a. W .), in S ach sen (P re sto w itz b ei L ie b en w erd a ) und bei M a g d e b u rg (bei d e r alten N e u sta d t, 1902) b e o b a c h te t. — var. S i m p l e x Z obel. R isp e m it kurzen, m eist n u r 1 cm lan g en A estch en .

858. Chenopodium murale L.

(— Ä trip lex m urälis C ran tz, = A nserina m urälis M ontand.). E n g l.: N ettle-leaved goosefoot. F ig. 544a bis e.

E in jäh rig, 15 bis 80 cm hoch, dunkelgrün, von unangenehm em G eruch. S tengel aufrecht, m eist reichlich verzw eigt, m it abstehenden oder ausgespreizten A esten, gestreift, in d er R eg el m ehlig, zuletzt kahl, g latt. L a u b b lä tte r lang gestielt, eiförm ig-rhom bisch,

224

so lang als breit (seltener die obern länglich-rautenförmig), am Grunde ± keilig oder ab­ gestutzt, meistens spitz oder zugespitzt, mit Ausnahme des Grundes unregelmässig grob und scharf gesägt-gezähnt, dünn, oberseits etwas glänzend, unterseits bleicher, ± mehlig, zuletzt verkahlend; die astständigen Blätter viel kleiner. Blütenstände ziemlich locker, zu abstehenden Scheinrispen vereinigt, welche meistens in den Achseln von Laubblättern stehen. Perianthblätter 5, grün, mehlig, zur Reifezeit die Frucht dicht umschliessend (Fig. 544b), auf dem Rücken abgerundet, mit kaum vortretendem Mittelnerven. Staub­ blätter 5. Frucht von oben her zusammengedrückt (Fig. 544c), 1 mm breit. Fruchtwand ziemlich undurchsichtig, fein punktiert, den Samen dicht umschliessend. Samen matt, fast glanzlos, runzelig-punktiert, scharf kielig umrandet (Fig. 544 d, e), 1,2 bis 1,5 mm breit. Keimling wagrecht. — VI bis X. Hie und da — stellenweise ganz fehlend — auf Schutt, wüsten Plätzen, an Mauern, Häusern, an Wegen, Bahndämmen, unter Felswänden; vereinzelt bis 1500 m, aber immer nur in wärmeren, sonnigen Gegenden. Oft nur vorübergehend. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Kosmopolit; in Europa nördlich bis Südschweden, Irland und England. Ch. murale ist in Europa (nach Be c k ) wahrscheinlich aus Ostindien oder aus dem Orient eingeschleppt worden. A endert ab: var. t y p i c u m Beck. Pflanze kahl werdend. B lattfläche so lang als breit, bis 5 cm lang, m it Ausnahm e des keiligen Grundes scharf ungleich, fast sägig gezähnt. O bere Blätter schm äler und länger, die astständigen bedeutend kleiner. Hieher auch f. a l b e s c e n s M oqu. m it stark m ehligem , fast asch­ grauem Ueberzug. — var. s p i s s i d e n t ä t u m Murr. Blätter ungleich doppelt gezähnt, nach dem Grunde zu zuw eilen fast fiederlappig, länger als breit (Dresden, Prag). — var. p a u c i d e n t ä t u m Beck. Laubblätter w enigzähnig, z. T. fast au sgesch w eift mit abgestum pften Zähnen (W ien). — var. c a r n ö s u m Beck. Blätter fleischig, die astständigen z. T. w en ig lappig oder fast ganzrandig (N ied erösterreich : K losterneuburg). — W eiter wird eine kleinblätterige (f. m i c r o p h y l l u m Coss.), eine Kümmerform (f. h ü m i 1e Peterm .) sow ie eine niederliegende Form (f. p r o s t r a t u m Zobel) unterschieden.

859. Chenopodiutn ürbicum L. (= Ätriplex ürbica Crantz, = Anserina ürbica Montand.). S t ä d t e - G ä n s e f u s s . Engl.: Triangulär - leaved goosefoot; ital.: Pie d’oca. Fig. 544 g bis 1. Einjährig, 50 bis 100 cm hoch, ohne Geruch. Stengel steif aufrecht, stumpfkantig, einfach oder am Grunde ästig. Aeste dann kurz, bogig aufsteigend. Laubblätter gestielt, aus + keiligem Grunde dreieckig oder rautenförmig, meist spitz oder zugespitzt, am Grunde abgestutzt oder nur wenig vorgezogen, ausgeschweift gezähnt bis fast ganzrandig, die obern rautenförmig oder lanzettlich, ganzrandig; alle fast fleischig - saftig, oberseits etwas glänzend, freudiggrün, unterseits grünlich, in der Jugend + mehlig, meist ziemlich wagrecht abstehend. Blütenstände geknäuelt, zu steif-aufrechten, ziemlich dichten, meist blattlosen, dem Stengel angedrückten Scheinähren vereinigt, von denen die untern in den Achseln von Laubblättern stehen, die obern oft eine endständige blattlose Scheinrispe bilden. Perianth­ blätter 5, kahl, grün, nicht gekielt, die Frucht unvollkommen einschliessend (Fig. 544h). Frucht von oben her zusammengedrückt, klein-punktiert warzig. Samen braunschwarz, glänzend, fast glatt (sehr fein punktiert), stumpfrandig. — VII bis IX. Zerstreut und sehr oft nur vorübergehend auf Schutt, an Wegen, Zäunen, auf Dorfplätzen, in Gemüsefeldern. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis Süd-Norwegen und NordRussland), Orient, Kaukasus, Sibirien. Aendert ab : var. t y p i c u m Beck ( = var. m elanospermum [Wallr.] Aschers, et Graebner, = Ch. deltoideum Lam .). Pflanze kahl werdend. Blattfläche m eist so lang als breit, am Grunde kurzkeilig (oft fast gestutzt), an der Spitze abgerundet oder spitz, m it kurz dreieckigen Zähnen. H ieher als Fom en a u c h : f. s u b i n t e g r i f ö l i u m Blytt. Laubblätter fast ganzrandig und f. i n t e g r u m M oqu. Blätter breit - rautenförm ig, völlig ganzrandig. — var. i n t e r m e d i u m K och ( = Ch. rhom bifölium M ühlenb.). Blattfläche länger (oft doppelt so lang) als breit, am Grunde

225 la n g -k e ilig , tie f b u c h tig - u n d sc h a rf g e zä h n t, lä n g e r z u g esp itzt. Z äh n e 3 -e c k ig , lan g z u g esp itzt, oft g e zäh n elt. V e rm u tlich aus S ü d a m erik a e in g esch lep p t ( L u d w i g ste llt diese F o rm in die V e rw a n d ts c h a ft des C h. rubrum ).

F i g . 544. C h e n o p o d i u m m u r a l e L . a H a b i t u s (2/s n a t . G r .) . b F r u c h t m i t P e r i g o n . c F r u c h t , d , e S a m e v o n o b e n u n d v o n d e r S e it e . — f Ch . r u b r u m L . f. h u m i l e M o q u . H a b i t u s . — Ch . u r b i c u m L . g H a b i t u s (2/ä n a t . G r . ) , h F r u c h t m i t P e r i g o n . i P erigonblatt, k Fruchtknoten. 1 S t a u b b l a t t . — C h . o p u l i f o l i u m S c h r a d , m H a b i t u s (2/s n a t . G r . ) , n F ru c h t m it Perigon. o F r u c h t k n o t e n . jS F r u c h t , q S a m e . — r , s, t L a u b b l ä t t e r v o n Ch. á l b u m L . v a r . p 1 a t a n o i d e s S c h o l z , v a r . B e r n b u r g e n s e M u r r u n d Ch. o p u l i f o l i u m Schrad. v a r . o b t u s a t u m B eck . — Ch. á l b u m L . u B la s e n h a a r e v o n der U n te r s e ite eines B la tte s, w S t e n g e l q u e r s c h n i t t . — M i r a b i l i s J a l a p a L . v S t e n g e l q u e r s c h n i t t ( F i g . y , r, s, t n a c h B e c k).

860. Chenopodium álbum

L. (= Á trip lex álba C rantz). W e i s s e r G ä n s e f u s s . F ra n z .: A nsérine blanche, farineuse; engl.: L a m b ’s Q u aters. T af. 95, F ig. 5 und F ig. 544r, s, u, v. D e r N am e G ä n s e f u s s fü r die C h e n o p o d iu m -A rte n h a t sich so g u t w ie n irg en d s als w irk lic h er V o lk sn am e e in g e b ü rg e rt u n d is t vielm ehr n ich ts an d ers als eine blo sse U e b e rse tz u n g d e r w issen sch a ftlich e n B en en n u n g (vgl. p a g . 217, A nm . 1). B ei w e ite m g e b rä u c h lic h e r is t die B e zeichnung M e l d e (ah d . M uida), die fü r C henopodium - u n d A trip le x -A rte n zu g leich g e b ra u c h t w ird , u n d in den v e rsch ie d en ste n m u n d artlic h en F o rm e n (im b a y e ris c h -ö s te rre ic h is c h e n o ft a n g eleh n t an m hd. M olte = S ta u b , E rd e o d er d ire k t an „ M e h l“) zu finden ist. D ie H e rk u n ft dieses N a m en s is t u n sic h e r; einige verm uten, dass er m it M ehl z u sa m m en h ä n g t m it B ezieh u n g a u f die w ie m it M ehl b e s tä u b t au sse h en d e n B lä tte r: M e l l , M ü l l [im P la ttd e u ts c h e n ]; M e l l e , M e l l n (G o th a ); M u l t n (B öh m erw ald ), M a i d e n (N o rd b ö h m en ), M o l k e n (E g e rla n d , K ä rn te n ); M u i d a , M o l d a , M u l d a k r a u t (S c h w ä ­ b isc h e A lb ); M e l b e ( n ) , M e h l b a l a , M ä h l b e l ä , M ä h l g ä (S ch w eiz). D e r S ta n d o rt am M ist und äh n lich en „ u n sa u b e re n “ O rte n (A m m oniakpflanze!) h a t den C hen o p o d iu m - A rte n re c h t v e räc h tlich e B e zeichnungen e in g e ­ tra g e n : M e s s m a l (A ltm a rk ) , M e s - M ei l e (N ördl. B ra u n sc h w e ig ); S ä u m e 1 d e (E ifel); K r o t e n k r e i d l [K rö te n ­ k ra u t] (N ie d e rö ste rre ic h ); S c h i s s m e l l (E ifel, K oblenz), S c h a s m o l a n (B ö h m erw ald ), S c h e i s s m o l t e n , S c h e i s s m a l g e n (T irol) ; S c h i s s - M a l t e r ( e n ) , S c h i s s m a r t e l e ( n ) (S c h w e iz ); H u n d s s c h i s s (A a rg au , W a ld s tä tte n ); L u s e m e l l e n [L au sm e ld e ; die F rü c h te w e rd en ü b rig en s au ch m it L ä u se n verg lich en , vgl. C henopodium B onus H en ricu s, pag. 219] (N o rd w estl. D e u tsc h la n d ). F e rn e r g e lte n die B ezeich n u n g en I s a c h r u t [vgl. E is e n k ra u t = V e rb e n a officinalis] (St. G allen), W i l d e r S p i n a t [vgl. C henopodium B onus H enricus, p ag . 219] (B öhm erw ald), W i l d a B r e i n [für C h enopodium ru b ru m ; F rü c h te ähneln den H irse k ö rn ern , vgl. Bd. I, p ag . 188] (N ied erö sterreich ).

E injährig, 20 bis 150 cm hoch, ± m ehlig-kleiig, grün w erdend oder lebhaft grün, m ild schm eckend, schw ach riechend. S tengel aufrecht, stum pfkantig, m eist ästig. L a u b b lä tte r

226

ziemlich lang gestielt, aus keilförmigem Grunde ei- oder länglich-eiförmig, seltener lanzettlich oder lineal, gewöhnlich 2 mal länger als breit (öfters aber länger oder kürzer), meistens ungleich buchtig-gezähnt, seltener ganzrandig oder nach dem Grunde zu spiessförmig, spitz, seltener stumpf; die obern immer schmäler, sehr oft ganzrandig. Erste Blätter über den Keimblättern etwa so lang als breit. Blütenstand bald pyramidenförmig-ährig, bald trugdoldig abgeflacht, von anfangs gedrängt stehenden, zuletzt meist ± von einander entfernten Knäueln gebildet. Perianthblätter 5, ± mehlig-kleiig, am Rücken abgerundet oder scharf gekielt, die Frucht ein­ hüllend (Taf. 95, Fig. 5a); letztere 1 bis 2 mm breit, von oben her zusammengedrückt. Samen schwarz, glänzend, fast glatt (Taf. 95, Fig. 5 b), von einer zarten, etwas gebrechlichen, matten, in trockenem Zustand feingekörnten Fruchtwand bedeckt. — VII bis X. Sehr häufig und verbreitet auf Schutt, wüsten Plätzen, an Mauern, Strassen, in Dörfern, auf Brachäckern, Düngerstätten; überall von der Ebene bis in die Voralpen, bis ca. 1500 m, seltener noch höher (Oberberg im Stubaital 1700 m, Zuort im Unter-Engadin 1704 m, St. Bernhard im Wallis 1750 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Kosmopolit (fehlt in Europa nur den Polargegenden). W ie so viele A llerw elts-U nkräuter w e ist auch Ch. álbum einen fast unerschöpflichen Form enreichtum auf. N ach den Studien von M u r r (namentlich in der F estsch rift zu P. A schersons 70. G eburtstage) lässt sich diese Sam m elart, deren gesch ich tlich e E ntw icklung sich kaum mehr bis zu den Grundformen verfolgen lässt, im ganzen in 2 Sektionen m it je zw ei G reges gliedern. A . Laubblätter nicht lebhaft grün. Blütenknäuel grösser, von grüner Grundfarbe. Samen schw arz, papillös, glänzend, + gekielt. 1. subsp. á l b u m L. L aubblätter rauten-eiförm ig bis eiförm ig-lanzettlich oder lanzettlich, m eist m it grossen, lappigen Zähnen, graugrün, + reichlich bestäubt. B lütenstände dicht, aufrecht, m eist scheinährigpyramidal (seltener ährig-rispig oder die A este an der Spitze + trugdoldig). H ieher: var. c á n d i c a n s Lam. ( = var. farinösum Kras.)* Stengel stramm aufrecht, m it kurzen, aufrechten Z w eigen und sehr stark bestäubten Blättern und Blüten. — var. o b t ú s if 1o r u m Murr. Stengel schlaffer. A este m eist länger und mehr abstehend. Laubblätter + stum pf und stum pfzähnig, w en ig bestäubt, bis grün. — 2. subsp. p s e u d o p o p u l i f ó l i u m J. B. Scholz (— Ch. Suécicum Murr). T racht eines Ch. álbum X opulifolium . Blätter relativ klein, undeutlich 3-lappig, scharf und unregelm ässig doppelt gesägt-gezäh n t, graugrün, ziem lich dünn. Inflorescenz reich-, aber ziem lich klein-knäuelig (Besonders in nördlichen G egenden). H ieher auch: var. p s e u d o m u r ä l e Murr. Form mit grüneren Blättern und cym ösen Seiten- resp. G ip felästen d er Inflorescenz (Selten). — var. a n g u s t i f o l i u m L udw ig. Laubblätter auffallend schm al. — 3. subsp. s u b f i c i f ö l i u m Murr ( = Ch. pseudoficifolium Murr nec Turcz.). D iese Form nähert sich durch ihre langgezogenen, zur P arallelrandigkeit neigenden, scharf entfernt und grob gezähnten, ziem lich grünen obern Blätter habituell sehr dem Ch. serotinum (pag. 228), ist aber von diesem durch die m eist kräftigere E ntw icklung aller T eile so w ie durch anderes Blattgrün und durch albumartige Inflorescenz verschieden (Ziemlich selten). Häufiger sind Zwischenform en gegen die subsp. álbum und viridescens mit kürzeren, noch gröber und enger gesägt-gezähn ten Blättern. — 4. subsp. h a s t ä t u m (K linggr.) J. B. Scholz. Blattform der von Ch. serotinum fast noch mehr genähert, doch M ittellappen mehr divergierend und Seitenlappen stärker entw ickelt als bei diesem . Seitenlappen bald mehr bald w eniger nach vorn gerichtet, bei den untern Blättern jedoch stets 2-spaltig m it nach auswärts resp. abw ärts schauendem unterem Zipfel (Selten). — 5. subsp. l a n c e o l ä t u m M ühlenb. ( = var. paniculätum Kras.). N eigt durch lanzettliche, ganzrandige, m eist sch w ach bestäubte Blätter noch mehr gegen die subsp. viride, hat aber die Inflorescenz der subsp. álbum (Häufig). — 6. subsp. p a ü c i d e n s Murr ( = Ch. päganum Murr nec R chb.). H ieher gehören nach M u r r die Zwischenform en des typischen Ch. álbum und Ch. viride m it cym öser oder rispiger (im U m riss abgestum pft­ pyramidaler) Inflorescenz, ziem lich grossen und entfernten Knäueln, eiförm ig-lanzettlichen, fast ganzrandigen oder m eist im untern T eile m it einzelnen grossen Zähnen versehenen und so m anchm al spiessförm igen, m att­ grünen Blättern. — 7* subsp. v i r i d e L. ( = Ch. álbum L. var. cym igerum K och, = var. oblöngum V is., = var. subglábrum Sond., = Atriplex viride Crantz). Stengel aufrecht oder niedergestreckt. Laubblätter lanzettlich bis lanzettlich-eiförm ig, ganzrandig oder fast ganzrandig, dunkelgrün, w en ig m ehlig. Inflorescenz cym ös, grün, m it grossen und entfernten Blütenknäueln. H ieher: var. g e n u i n u m B eck. Laubblätter mehrmals länger als breit, rautenförm ig. — var. p s e u d o p o l y s p é r m u m Murr. Laubblätter breit-eiförm ig. Inflorescenz zarter, w eniger cym ös. — 8. subsp. c o n c a t e n á t u m Thuill. sensu ampl., eine dem Ch. striatum Kras. nahe verwandte, + zw ergige, reichästige Pflanze von niederliegendem oder aufsteigendem , seltener aufrechtem W uchs. Stengel oft rotstreifig. L aubblätter klein, rhom bisch-eiförm ig bis lanzettlich, gebu ch tet-au sgeb issen bis ganzrandig,

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sattgrün, oberseits m eist schw ächer, unterseits stark bestäubt, gern rot berandet. Blütenknäuel klein, etw as olivgrün. H ieher als Form en: var. c o n c a t e n á t u m Thuill. (sensu strictiore). Blütenstand cym ös (auf lockerem Boden, besonders Gartenland). — var. s t r i a t i f o r m e Murr ( = Ch. m icrophyllum Coss. et Germ., = Ch. V ollmánni Murr). Blütenstand ährig (der subsp. striatum ziem lich nahe stehend). Nur in wärm eren G egenden auf Sandfeldern, an dürren Rainen, M auern; besonders im G ebiet der xerotherm en Flora. — 9. subsp. p e d u n c u l ä r e Bert. ( = Ch. álbum L, var. pedunculáre M oquin-Tandon, = Ch. Issléri Murr). Laubblätter lang­ gestielt, länglich-lanzettlich, fast ganzrandig, oberseits sehr satt-, fast freudiggrün, unterseits etw as bestäubt. Inflorescenz rispig, trugdoldig, mit langgestielten, lockern, gross- und grün-knäueligen Cymen. B. Laubblätter lebhaft grün, am Rand frühzeitig rot werdend. Stengel m eist lebhaft rotstreifig. K näu kleiner, + olivgrün. Sam en pechschw arz, fast glatt, sehr glänzend, m eist stumpfrandig. 10. subsp. s t r i á t u m Kras. ( = Ch. Krasáni Beck). Pflanze ausgebreitet oder p yram idenartig-ästig, oft niederliegend und dann sp errig -ä stig . A este m eist rutenförm ig, sam t dem Stengel + violettrot gestreift. Laubblätter dunkelgrün, oberseits glatt, fast spiegelnd, oft violett- b is karminrot gerandet oder sogar + rot überlaufen, die untern eiförm ig, z. T. elliptisch, sch w ach a u sg eb isse n -g e zä h n t (der unterste Zahn öfters etw as lappig hervortretend), die obern lanzettlich, ganzrandig. Knäuel zahlreicher, aber kleiner als bei dem typ. álbum. Inflorescenzen äh rig -risp ig (Ist w ahrscheinlich aus dem südöstlichen A sien eingeschleppt). H ieher auch f. e r ó s u m Murr. Blätter ausgebissen ungleich gezähnt, und f. g l a u c é s c e n s Murr. Laubblätter ungew öhnlich m att, grau­ grün. — A ls Zw ischenform kom m t in B etracht: Ch. p s e u d o s t r i á t u m Zschacke ( = Ch. álbum L. subsp. pseudostriatum [Zschacke], = su b sp .-striatu m — subsp. álbum Murr). U ntere L aubblätter lan zettlich -eiförm ig, klein, stum pf und w en ig gezäh nt; Ränder in der obern H älfte + parallel, m attgrün. Stengel + lebhaft rot. — N ach M u r r ist hier anzuschliessen das Ch. i n t e r i é c t u m Murr. L aubblätter eirund, an den Seiten w eit buchtig, fast 3 -lap p ig, vorn fast ganzrandig, beiderseits fast grün, spärlich m ehlig, nicht oder nur selten rot berandet. 11. subsp. p s e u d o - B o r b ä s i i Murr. Stengel oft rot gestreift. Blätter lang gestielt, deltoidischeiförm ig, + gleichm ässig stum pf b u ch tig -g e z ä h n t (bei kleinblätterigen Pflanzen w ie gekerbt). Ist durch Z w ischenform en m it der subsp. álbum, pseudopulifolium , subficifolium und viridescens verbunden. — 12. subsp. v i r i d é s c e n s St. Am ans ( = Ch. päganum Rchb., = Ch. praeacütum Murr). D ie Form stellt ein spitzblätteriges, scharfzähniges Ch. álbum m it dem lebhaften Grün, R otfärbung (Erythrism us) und den kleineren, gelblichen Knäueln des Ch. striatum dar. — H ieher auch var. v i v a x Sandor. Blätter grob und tiefgezäh nt (die untern Zähne m eist etw as zurückgebogen. A usserdem existieren Z w ischenform en m it der subsp. viridescens und sub­ ficifolium. — var. B e r n b u r g é n s e Murr ( = Ch. striatum Murr x Ch. opulifolium Schrad.). F ig . 544s. B latt­ gestalt w ie bei der Ch. opulifolium , aber Blattzähne grösser, oft spitzer und die seitlichen B uchten tiefer (Blätter daher deutlicher 3 -lap p ig, m eist dunkelgrün, zuw eilen purpurn berandet). Stengel oft purpurn gestreift. In Bayern (M ünchen), A nhalt (D essau, Zerbst, Bernburg), bei Feldkirch und bei P rag beobachtet. D iese Form ist nicht hybrid, sondern schliesst sich nach M u r r durch die fetten, saftgrünen, oft rotberandeten Blätter dem Ch. álbum L. subsp. p seu d o-B orb asii Murr an. A uch Z o b e l hält sie für eine A lb u m -F orm . — var. p l a t a n o i d e s Scholz. F ig. 544 r. Blattform w ie bei Ch. opulifolium , doch m it A usnahm e des Grundes doppelt unregelm ässig-, fast sp itz-zäh n ig. Blätter bald beiderseits grün, bald unterseits ± m ehlig, zuletzt vergrünend (W ien). D ie se Form wird w oh l m it R ech t als K reuzung des typischen Ch. opulifolium m it einem grossblätterigen, scharfzähnigen Ch. álbum angesehen. — var. tr i g o n o p h y 11 u m Murr. Stengel rot gestreift. Blätter im Um riss 3 -e c k ig , fast 3 -lappig (Seitenlappen geteilt), tief und stark bu ch tig-gesägt, saftig, beiderseits sattgrün, zuw eilen glänzend. Blütenknäuel gross, stark m ehlig (S ch w eiz, Feldkirch). — V gl. w eiter auch die nahe verwandten und habituell ähnlichen Arten w ie Ch. leptophyllum (pag. 232) und Ch. Berlandiéri (pag. 232). Ch. álbum, die bei uns w eitaus verbreitetste M eld en -A rt, kann als Spinat benützt werden. D a s Kraut besitzt kühlende, gelind abführende E igenschaften und wird vom V ieh gern gefressen. D ie Samen können w ie bei Ch. Q uinoa (pag. 233) als Grütze benützt werden. Ueberhaupt spielten die M elden früher eine grössere Rolle als heute. In den südöstlichen G egenden von Russland werden in Zeiten der H ungersnot noch heute „H ungerbrote“ gebacken, w elch e nebst R oggen und Unkräutern einen grossen G ehalt an Chenopodium besitzen. D as m it M elden gem isch te M ehl soll, w ie T o l s t o i m itteilt, ungesund sein (nam entlich wenn die Pflanze unreif) und leicht Erbrechen, D iarrhöe und U nw ohlsein verursachen. D a sich die Samen von Ch. álbum (spärlicher auch von Ch. polysperm um , nicht aber von Ch. rubrum) auch in den Pfahlbauten in grosser M enge angehäuft vorfinden, ist anzunehmen, dass sie bereits damals im H aushalte — sow ohl als Nahrungs- als Purgativm ittel — eine Rolle spielten ( N e u w e i l e r ) . — D ie unscheinbaren, geruchlosen Blüten sind ausgesprochen proterogyn zuw eilen aber auch hom ogam . D ie 3 (seltener 2) fadenförm igen Narben sind bereits em pfängnis­ fähig, w enn die ganze Blüte kaum bis zur H älfte ihrer definitiven G rösse herangew achsen ist. D ie über dem Fruchtknoten zusam m enschliessenden Perianthblätter lassen am G ipfel der Blüte nur eine kleine Oeffnung, durch w elch e die Narben hervortreten, übrig (Taf. 95, Fig. 5 a). D ie 5 Staubblätter entwickeln sich erst nach dem Vertrocknen der Narben.

228

861. Chenopodium opulifölium *) Schrad. (= Ch. erösum Bast., = Ch. viride Loisel.). S c h n e e b a l l b l ä t t e r i g e r Gänsefuss.

Fig. 544.

Einjährig, 30 bis 100 cm hoch, meist graugrün mehlig, unangenehm riechend. Stengel aufrecht, stumpf-kantig, meist ästig, mit aufrecht abstehenden oder fast aus­ gespreizten Aesten. Laubblätter glanzlos, matt, dicklich, seegrün bis grün, unterseits auch im erwachsenen Zustande mehlig-kleiig, gestielt, fast rundlich- oder eirund-rautenförmig, gewöhnlich so lang als breit, über dem kurzkeiligen Grunde beiderseits mit 1 bis 2 Zähnen (dadurch fast 3-lappig), ungleich oder fast gleichartig gezähnt. Erste Blätter über den Keimblättern breit dreieckig-rautenförmig, die obern rautenförmig. Blütenknäuel in ziemlich dichten, trugdoldig-rispigen Blütenständen, zuerst einander genähert, später entfernt. Perianthblätter 5, etwas stumpf, zuweilen am Rücken stumpf gekielt, dicht mehlig bestäubt. Staub­ blätter 5. Frucht 1 bis 1,2 mm breit, glanzlos, von oben her zusammengedrückt, von der Blütenhülle fest umschlossen. Samen linsenförmig-, am Rande abgerundet, schwarz, glänzend, fast glatt. — VII bis IX. Ziemlich selten und zerstreut auf Schutt, wüsten Plätzen, an Strassen, auf Aeckern, Gartenland; bis ca. 900 m. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Zerstreut in Süd- und Mitteleuropa, Nordafrika, Abessinien, Orient, Kaukasusländer, Sibirien. Aendert ab: var. o b t u s ä t u m Beck. (Fig. 544t). L aubblätter sehr stum pf, über dem kurzkeiligen Grunde beiderseits undeutlich 1- bis 2 -zahnig, sonst ganzrandig. Ganze Pflanze reichlich m e h lig -k le iig (Zerstreut). — var. p l a t y p h y l l u m Issler ( = Ch. trianguläre Issler nec R. Br.). L aubblätter sehr gross, freudiggrün oder m e h lig -k le iig , fast ganzrandig, die untern breit - dreieckig, fast dreilappig, die folgenden dreieckig-rautenförm ig, die obersten lanzettlich, etw as spitz (gehört nach M u r r als nächstverw andte A rt neben Ch. Berlandieri M o q .).— var. p a r v i f ö l i u m Schur. Blätter sehr klein, kaum 1 cm la n g , in der G estalt m it der vorhergehenden Form übereinstim m end (S e lte n ).— var. o r i e n t a l e Murr. Blätter kaum 3 -la p p ig , gleichm ässiger buchtig- oder au sgefressen -gezäh n t, oberseits grünlich, unterseits w eiss-m ehlig, zuw eilen purpurn berandet. A este oft purpurn gestreift (N icht selten). — var. t y p i c u m B eck ( = var. betulifölium Murr). Blätter über dem keiligen Grunde beiderseits durch einen + zw eizähnigen Lappen fast 3-la p p ig . M ittlerer Lappen + b u ch tig-gezäh n t, spitz oder fast stumpflich ( = var. o b t u s ä t u m Murr). V erbreitet. — var. m u c r o n u l ä t u m Beck. Blattzähne spitzer, feingespitzt, an der B lattspitze fast grannig. Sonst w ie var. typicum. Selten in A nhalt (Aken, H anfwollfabrik R odleben), in N iederösterreich (W eidling), bei P rag und in T irol beobachtet.

862. Chenopodium serötinum L. emend. Huds. (= Ch. ficifölium Sm., = Anserina ficifolia Montand.). S p ä t b l ü h e n d e r G ä n s e f u s s .

Fig. 545a bis e.

Einjährig, 30 bis 90 cm hoch, etwas grau bestäubt. Stengel stumpfkantig, zu­ weilen rot-gestreift, einfach oder ästig. Aeste fast aufrecht abstehend, den Gipfel beinahe erreichend. Laubblätter dünn, lang gestielt, viel (bis 3 mal) länger als breit, ziemlich schmal, stumpf, am Grunde keilig, normal tief 3-lappig (Seitenlappen 3 -eckig, oft wieder­ gezähnt, im untern Y3 bis Y5 der Blattspreite stehend, Mittellappen verlängert [mehrmals länger als die Seitenlappen], länglich, parallel - randig, meist stumpf, buchtig - gezähnt, zu­ weilen mit kleiner Stachelspitze, zuerst mehlig-kleiig, später ± verkahlend, seegrün bis grün. Obere Laubblätter länglich, ausgeschweift, die obersten lanzettlich, ganzrandig. Erste Blätter über den Keimblättern lineal. Blütenknäuel klein, zu einem ziemlich lockeren, weitschweifig trugdoldigen Gesamtblütenstande vereinigt. Aeste aufrecht, meist blattlos, unterbrochen. Perianth 5-blätterig, mehlig bestäubt, mit gelblichem Rande, etwas gekielt, die Frucht vollständig einhüllend (Fig. 545b). Samen am Rande abgerundet (Fig. 545 d), feinkörnig, grubig-punktiert, schwarz, glänzend, 0,7 bis 1 mm breit. — VII bis IX. 9 N ach der A ehnlichkeit der Blätter m it denen des Schneeballs (Viburnum Opulus).

229 Z erstreu t au f S chutt, * K om posthaufen, w üsten, unbebauten Stellen, an W egen, in A eckern, K arto ffelfeld ern ; oft nur vorübergehend. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : M ittel- und S üdeuropa (nördlich bis E n g lan d und D änem ark), N o rd a frik a, Sibirien (bis zum A ltai). A e n d e rt w e n ig a b : var. h u m u l i f o r m e M u rr. L a u b b lä tte r tie f b u c h tig lap p ig -g ez ä h n t. G ru n d la p p en schm al, g e ra d e so w ie die Z ähne des M itte lla p p en s o ft + tie f la p p ig -g e z ä h n t (Selten). — var. t y p i c u m B eck. D ie u n te rste n L a p p e n o d e r Z äh n e d e r L a u b b lä tte r schief v o rg e zo g e n , m eisten s ganzran d ig . M itte lla p p en b u c h tig g e z ä h n t o d er lap p ig , m it ziem lich p a ralle len S e ite n rän d e rn (V e rb reitet). — var. a e q u i l d b u m M u rr. Alle L ap p e n und Z äh n e der B lä tte r fa st g le ic h g e sta lte t. — v a r . B o h e m i c u m M u rr. M ittle re B lä tte r eirund-länglich, ü b e r dem k e ilfö rm ig e n G ru n d e b e id e rse its m it einen einzigen kleinen Z ahn, sonst g a nzrandig, die ob ern eirund oder länglich, a b g e ru n d e t, völlig g a n zra n d ig (P ra g ). — var. i n t e g r i f ö l i u m M u rr. L a u b b lä tte r g a n zra n d ig , die u n te rn fa st lan z ettlic h . — v ar. m i c r o p h y l l u m M oquin. B lä tte r klein er, fa s t lan zettlich .

863. Chenopodium glaücum

L. ( = Blitum glaücum K och, = A trip lex glaüca C rantz). M e e r g r ü n e r G ä n s e f u s s . E n g l.: O ak-leaved Goosefoot. F ig. 545f bis n.

E in jäh rig , 10 bis 50 cm hoch, grün oder» ± blu tro t überlaufen. S tengel aufsteigend, au frec h t, stum pf-kantig, dick, fast saftig, kahl, einfach oder m eist am G runde ästig. A este oft niederliegend. L a u b b lä tte r kurz gestielt, länglich oder eilänglich, in den S tiel verschm älert, spitz o d er a b ­ geru n d et, b u ch tig -lap p ig oder grob g ezäh n t (seltener g a n z ­ randig), m eist deutlich zw eifarbig, oberseits glänzend d u nkel­ grün, unterseits hell blaugrün und m ehlig bestäubt. B lüten­ knäuel zu end- und achselständigen, ziem lich dichten, im untern T eile von B lättern gestützten S cheinähren vereinigt. G ipfelblüte eines jeden K näuels m it 5-blätterigem , die übrigen m it 2- bis 3-blätterigem P erian th und m it 1 bis 3 S tau b b lättern . P eria n th b lä tte r gelblichgrün, kahl, stum pflich, die 0,8 mm b reite F ru c h t um schliessend (Fig. 545g, h). S am en schw arzbraun, glänzend, m eistens w agrecht, zum geringen T eil schief o d er aufrecht (Fig. 545 i, k), am R an d e schw ach g ekielt (Fig. 5451, m). A usgew achsene K eim b lätter sehr klein, eilänglich. — V II bis X . H ie und da auf wüsten, sandigen (gern salzhaltigen), überschw em m ten P lätzen, an H äusern, B ahnhöfen, auf M ist­ haufen, an Jau ch egräben, bei Salinen, am M eeresstrande, an Flussufern, auf salzhaltigen W eidestellen, in ausgetrockneten L ac h en ; m eist gesellig. F a st nur im T ieflande, selten in den A lpentälern (Poschiavo in G raubünden 1000 m). Allgemeine Verbreitung: Südskandinavien, K au k asu slän d er, Z entralasien; G rönland (?).

E u ro p a (nördlich bis T u rk e sta n , Sibirien,

F i g . 545.

C h e n o p o d i u m s e r o t i n u m L„

a H a b i t u s f l/ sn a t. Gr.), b F r u c h t m i t P e r i g o n . c F ru ch tk n o te n m it N arben. (¿Same. « T e i l des S tenge ls m it B la se n h aaren (v ertro c k n et). — C h . g l a u c u m L . f H a b i t u s (t/a n a t . G r . ) .

g , /( F r u c h t m it P e r ig o n (von o b e n u n d u n te n ).

i, k L ä n g s s c h n i t t d u r c h d e n F r u c h t k n o t e n m i t a u f r e c h t e r u n d l i e g e n d e r S a m e n a n l a g e . I, m Ch. glaucum z eig t je n a c h der B esc h affe n h eit des B odens einen S a m e (v o n o b e n u n d v o n d e r S e it e ) , n T e i l v e rsch ie d en a rtig e n W uchs. A u f dem h a rtg e tre te n e n B oden d e r S tra sse n eines B la tte s m it B la se n h aaren . o P o lle n k o rn . sind die S tengel n iederliegend, dem B oden a n g ed rü c k t, auf S c h ü ttp lä tz e n d a g eg e n a u fre c h t. A ls F o rm e n w e rd e n u n te rs c h ie d e n : var. t y p i c u m B eck. Pflanze grün. S ten g el au fre c h t, k rä ftig , m it a u fre c h t a b steh e n d en A esten . L a u b b lä tte r g ro ss (bis 5 cm lan g ), z w eifa rb ig , länglich - ra u te n fö rm ig , a u sg e sch w eift, b u c h tig -la p p ig o d e r g ezä h n t, spitz oder zug esp itzt, am G runde la n g -k e ilig . — var. o v ä t u m B eck. S ten g el u n d A e ste a u fre c h t. L a u b b lä tte r eirund, am G runde z u sam m en g ezo g en , a u sg e sc h w e ift 2 - bis 4 -la p p ig , — var. c ö n c o l o r B eck. S te n g el und A e ste a u fre c h t. L a u b b lä tte r a u sg e sch w eift, fa st g a n zra n d ig , u n te rs e its

230 sc h w a c h m ehlig, k a u m b leic h er (Selten). — var. p s e u d o r ü b r u m A. S c h w a rz. S tengel, zuw eilen a u ch die B lä tte r (le tz te re b eso n d e rs o b e rseits u n d u n te rs e its a u f dem M itteln erv en ) so w ie die B lü ten h ü lle k a rm in ro t (Sfelten). — — var. s t r i c t u m C. K och. S te n g e l einfach, g e stre ift. A lle S am en w a g re c h t (O rie n t). — v a r. u l i g i n ö s u m B eck. S tengel einfach, w ie die ganze Pflanze b lu t- o d er a m a ra n tro t. L a u b b lä tte r se h r klein (S p re ite h ö c h sten s bis 1,5 cm lan g ), dicklich, die u n te rs te n eisp atelfö rm ig , g an zran d ig , die o b e re n eilänglich o d er länglich, stu m p flich , a u sg e sch w eift, w e n ig lap p ig . A e h re e n d stän d ig , im u n te rn T e il b e b lä tte rt. A lle S am en w a g re c h t (F e u c h te sandige o d e r erdige Stellen). — var. p r o s t r ä t u m B eck. P flanze g rü n o d er + b lu tro t. A e ste n ie d e rg e s tre c k t, o ft v e rlä n g e rt (bis 20 cm lang). B lä tte r k lein er (bis 3 cm lan g ), b a ld lap p ig oder b u c h tig g e zä h n t, b a ld a u sg e sc h w e ift o d er fa st g a n z ra n d ig (F e u c h te sandige o d er salzige Stellen). — f. h ü m i l e P e te rm . ( = var. d iv aricä tu m M oqu., = var. m icro p h y llu m H ook, f., = v a r. pusillum C elak.). Pflanze niedrig, o ft w in zig klein, + ä stig , m it zu m eist n ied e r­ g e stre c k te n A esten . L a u b b lä tte r se h r k lein (kaum 1 cm lang), se lte n er län g er, m eisten s lä n g lic h -s p a te lfö rm ig , se h r o ft g a n zra n d ig (F e u c h te r S chlam m , S and, salzige S tellen). — C h. g lau c u m g e h ö rt ein erseits zu den gesellig a u ftre te n d e n R uderalpflanzen, w e lch es äh n lic h w ie M a tric a ria d iscoidea im m e r n eu e S tellen e ro b e rt. In einzelnen G eg en d en ist dieser A rc h a e o p h y t e rst in den le tz te n J a h rz e h n te n e in g e tro ffe n (in Z ü ric h se it ca. 1890). A n d re rse its a b e r z eig t d iese A rt eine V orliebe fü r sa lzh a ltig e O rte der K ü ste n g e g en d e n . A u f S tra n d w ie se n ersch e in t sie zuw eilen in B e g le itu n g von M elilotus d e n ta tu s, T rifo liu m frag ife ru m , A s te r trip o liu m , S p e rg u la Salina, L o tu s tenuifolius, E ryth ra e a lin ariifo lia und pulchella, T h rin c ia h irta , D ia n th u s su p e rb u s, A trip le x p a tu lu m u n d h a s ta tu m etc. In W estp re u sse n sied elt sie sich n a ch S c h o l z g e rn an m assig fe u ch ten o d e r m eist n u r k u rz e Z eit b e n e tz te n P lä tz e n d e r F lu ss­ u fe r an, ä hnlich w ie Ju n c u s bufonius, ra n a riu s (Bd. II, pag. 155, 156) u n d alpinus, G ypsophila m uralis, H e rn iaria g la b ra , v e rsch ie d en e N a stu rtie n , C henpodium ru b ru m (nr. 864) etc. D a s K ra u t w ird vom F e d e rv ie h g e rn g efressen .

864. Chenopodium rubrum M ey., =

L . (= Blitum rubrum R ch b ., = B. polym örphum C. A. A trip lex ru b ra C rantz). R o t e r G ä n s e f u s s . F ig . 546a bis g und F ig . 5 4 4 f.

E in jäh rig , 15 bis 90 cm hoch, kahl. S tengel aufsteigend oder aufrecht, einfach oder m eist vom G ru n d e an ästig, stum pfkantig, oft rot üb erlau fen ; grün und weiss oder rot gestreift. L a u b b lä tte r gestielt, im Um riss ei­ fö rm ig -rh o m b isch , an dem 3-nervigen G runde keilförm ig, spitz oder ziem lich spitz (seltener fast stum pflich), bu ch tig o d er ± buchtig-gezähnt (seltener tiefzähnig o d er gan zran d ig ), dicklich, unb estäu b t, kahl, glänzend, grün, zuw eilen ro t ü b er­ laufen. B lüten zw itterig und w eiblich (Fig. 546b, c). B lütenknäuel zu einfachen oder ästigen, auf­ rechten, unten öfters beb lätterten , ziem lich dichten, blattw inkel- und endständigen A ehren vereinigt. P erian th 2- bis 5-blätterig, gelblichgrün, kahl (Fig. 546b, c). B lütenhüllblätter ungekielt, ab g e ­ rundet, zur F ru c h tz e it k ra u tig oder saftig, öfters p u rp u rfarb ig , die zusam m engedrückte F ru c h t einhüllend (F ig. 546 e). S ta u b b lätte r 2 bis 5. N arb en 2. S am en im F ru ch tk n o ten m eist auf­ recht, höchst selten w a g rech t, am R an d e stum pf­ lich, schw arzbraun, 1 mm breit. — V II bis X . Stellenw eise an D orfstrassen, H äusern, auf S chutt, w üsten P lätzen , an U fe rn ; in den A lpentälern vereinzelt bis 2000 m (W allis). Fig.

546

.

b

C h en o p o d iu m ru b ru m

L.

« H a b i t u s (»/, n a t .

d

G r. ), Z w itterblüte, c W e ib lich e Blüte, L ä n gsschnitt d u r c h d e n F r u c h t k n o t e n , e F r u c h t m i t P e r i g o n . J (^ S a m e ( v o n o b e n u n d v o n d e r S e it e ) . — c h . c a p i t a t u m A s c h e r s . k H a b i t u s (i/s n a t . G r. ), i B l ü t e , k L ä n g s s c h n i t t d u r c h d e n F r u c h t k n o t e n . I, m, 11 S a m e (v o n o b e n u n d v o n d e r S eit e).

A 11 g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und M itteleuropa (nördlich bis südl. N orw egen), ■r . v ® A zoren, O rient, K aukasusländer, gem ässigtes . . x L S ien .

231 Aendert ab: var. v u l g a r e M oqu. ( = Blitum polym örphum C. A. M ey. var. rubrum B eck). Untere Laubblätter aus keilförm igem Grunde eirund, stum pflich, die m ittlern aus keilförm igem Grunde fast sp iessförm ig-d reieck ig, spitz oder spitzlich, die obern rautenförm ig; alle buchtig gezähnt oder fast ganzrandig. Scheinähren blattw inkel- oder endständig, m eistens verästelt, blattlos oder am Grunde beblättert, pyram iden­ förmig (Häufig). H ieher ferner: f. s ä l s u m Beck. Pflanze kleiner. Stengel geschlängelt, mit kürzeren Gliedern. Scheinähren kurz, gerade, blattw inkelständig, blattlos bis fast blattlos, einmal verästelt. Laubblätter bu ch tig oder kurz b u ch tig -z ä h n ig , bisw eilen ganzrandig, salzig schm eckend. — f. f o l i o l ö s u m M oqu. ( = Blitum polymörphum C. A. M ey. var. spicätum Coss. et Germ.). Pflanze grösser, üppiger. Stengel kräftig, gerade, reichlicher verästelt, m it aufrecht abstehenden oder steif aufrechten A esten und verlängerten Gliedern. L aub­ blätter breiter, oft grob b u ch tig -z ä h n ig oder lappig. Scheinähren verlängert, m ehrfach verästelt, fast aufrecht, o ft mit Blättern. — var. p a u c i t e n d ä t u m K och ( = var. crassifölium K ov., = var. botryödes Sond., = var. spathulätum Gren. et Godr., = Ch. diffusum Boenn., = Ch. botryödes Sm„ = Ch. crassifölium Hornem., = Ch. pätulum M erat). Stengel m eist ausgebreitet. L aubblätter breiter, kürzer, etw as fleischig, rautenförm ig oder eirautenförm ig, bisw eilen lanzettlich (bloss die untersten spiessförm ig). Scheinähren öfter in unbeblätterter Rispe (Besonders auf Salzboden). — var. c y m ö s u m Beck. Blütenknäuel fast trugdoldig, von einander abstehend, blattlos. — var. g l o m e r a t u m M oqu. Blütenknäuel blattw inkelständig, fast kopfförm ig oder kurz gestielt. — var. h ü m i l e (H ook.) M oqu. ( = var. nänum Jacobs., = var. pusillum Hausskn., = Ch. pygmseum M enyh.). Zw ergig. Stengel zw ei lineale K eim blätter und m eistens nur 2 gegen ständ ige, länglich- oder eispatelförm ige Blätter oder doch nur sehr w en ige Blattpaare tragend (Fig. 544 f). Pflanze m it nur einem einzigen oder mit w enigen, fast kopfförm ig vereinigten Blütenknäueln (U ebersch w em m te Stellen). — var. a c u m i n ä t u m K och ( = var. blitoides [Lejeune] W allr.). Stengel aufrecht, ästig, höher. Laubblätter in eine lange Spitze zugespitzt, scharf b u ch tig -g e z ä h n t (oft fast zerschlitzt). Scheinähren einfach, gedrungen, blattlos, am Ende des Stengels öfters eine unbeblätterte R ispe bildend. Blütenhülle zur Fruchtzeit m eist fleischig, blut- oder karminrot (F euchte A ecker). — var. h a s t ä t u m Beck. Laubblätter spiessförm ig - dreilappig (der m ittlere Lappen ganzrandig oder w en ig gezähnt). — var. l a c i n i ä t u m Beck. L aubblätter reichlich grob b u ch tig-gezäh n t, m it verlängerten, zugespitzten, oft gezähnelten Zähnen. — var. s u b i n t e g r i f ö l i u m Zobel. Stengel bis an die Spitze m it ziem lich grossen, etw as spateligen bis lanzettlichen Blättern; letztere ganzrandig oder m it nur einem kurzen, stum pflichen Zahn versehen.

865. Chenopodium virgätum (L.) Jessen (= Ch. foliosum Aschers., = Ch. Blitum Müller, = Blitum virgätum L.). Echt er Erdbeerspi nat. Franz.: Epinard fraise; engl.: Strawberry blite; ital.: Spinaccio fragola. Taf. 95, Fig. 4. Ein- oder seltener zweijährig, 15 bis 80 cm hoch, hellgrün, kahl. Stengel fast stielrund, aufrecht, reichlich verästelt, mit rutenförmigen, bis zur Spitze beblätterten Aesten. Laubblätter kurz gestielt, eirund-dreieckig oder dreieckig; die mittlern länglich-rauten­ förmig oder rautenförmig-dreieckig, am spiessförmigen Grunde tief buchtig- oder ungleich eingeschnitten-gezähnt, die obern an Grösse abnehmend, allmählich rautenförmig, mit wenigen Zähnen besetzt bis fast ganzrandig. Blütenknäuel sehr zahlreich, kugelig, sitzend, alle entfernt, einzeln blattwinkelständig. Blüten zwitterig oder weiblich. Perigonabschnitte meist 3 (Taf. 95, Fig. 4 a), seltener 2, 4 oder 5, zur Fruchtzeit saftig rot, die Frucht einschliessend. Staubblatt meist 1. Narben kurz, fadenförmig. Sammelfrucht maulbeerartig. Samen aufrecht, 1 bis 1,5 mm breit, am Rande furchig, schwarzbraun, beinahe glatt, fast glanzlos. — VI bis X. Hie und da auf Schutt, an steinigen Orten, in Gärten, Hecken, auf humusreichen Plätzen, unter überhängenden Felsen, bei Höhlen, Schlossruinen, auf Schafweiden, bei Alm­ hütten ; von der Ebene bis in die alpine Region (vereinzelt bis ca. 2000 m). Meist unbeständig. Ch. virgätum , eine recht auffällige Chenopodiacee, ist in M itteleuropa (auch in Süddeutschland und im A lpengebiet) w ohl nirgends als ursprünglich anzusehen. D a die Pflanze — nam entlich früher — nicht allzuselten in K üchengärten als G em üse angebaut wurde, findet sie sich gelegen tlich als G artenflüchtling vor. In den A lpen (Tirol, Graubünden) wird sie stellenw eise auf Schafw eiden oder unter F elsen und Wänden, w o das V ieh unterzustehen pflegt, in grösseren Beständen angetroffen. D ie saftigen , blutroten Sam elfrüchte werden w ohl durch V ögel oder Schafe verschleppt. D ie Heimat von Ch. virgätum — w ahrscheinlich auch von Nr. 866 — lieg t in Südeuropa und im Orient. — D ie Blüten sind bei beiden Arten als insektenblütig anzusehen.

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866. Chenopodium capitätum (L.) Ascherson (= Blitum capitatum L.). A e h r i g e r Erdbeerspinat.

Franz.: Arroche fraise; ital.: Spinaccio mora; im Tessin: Magiostar d’Egitt. Fig. 546h bis n.

Einjährig, 30 bis 60 cm hoch, kahl, lebhaft grün (ähnlich nr. 865). Stengel auf­ steigend oder aufrecht, einfach oder ästig, kaum gefurcht, oberwärts unbeblättert. Laub­ blätter gestielt, dreieckig, am Grunde spiessförmig oder gestutzt, meist schwach buchtiggezähnt oder ganzrandig. Blüten zwitterig oder weiblich. Blütenknäuel kugelig, grösser als bei nr. 865, die untern blattwinkelständig, die obern blattlos, eine nackte, unterbrochene, nach der Spitze zu dichtere Scheinähre bildend. Perigon 3- bis 5-teilig, zur Fruchtzeit in der Regel saftig rot (seltener an einzelnen Aesten saftlos). Sammelfrüchte himbeerartig. Staubblatt 1 (Fig. 546i). Samen aufrecht, scharf umrandet, schwarzbraun, fast glanzlos, 1,5 bis 1,7 mm breit (Fig. 546k, 1, m, n). — VI bis VIII. Hie und da (viel seltener als nr. 865) verschleppt auf Gartenland, Schutt, zwischen Felsen; nur vorübergehend. Wird w ie nr. 865 gelegen tlich als G em üse angebaut und deshalb hie und da auch als K ulturflüchtling angetroffen. A d v e n t i v werden in M itteleuropa gelegen tlich b e o b a c h te t: 1. Ch. l e p t o p h y l l u m N utt., aus Nordamerika. V erw andt mit Ch. album. Einjährig, bis 1cm hoch, Pflanze aufrecht, dicht m ehlig bestäubt, grösste Z w eige in der M itte, aufrecht-abstehend, den G ipfel fast erreichend. Um riss der Pflanze oval. Sten gel grün, stielrund. Laubblätter schm al lanzettlich bis fast linealisch, spitzlich, nicht oder kaum stachelspitzig, m eist völlig ganzrandig (seltener die untern jederseits ein kaum 1 mm langes Zähnchen tragend), unterseits dicht m ehlig. Blütenstand pyramidalährig oder etw as trugdoldig. K näuel sehr zahlreich, klein, voneinander entfernt. Fruchtw and sich vom Samen leich t loslösend. K eim blätter w inzig klein, zugespitzt. Hin und w ieder vorübergehend beobachtet in D eutschland bei Freiburg i. Br„ Colmar, K ehl, Strassburg, Dresden, M ünchen (Kunstmühle T ivoli 1908), in Tirol (M ühlau bei Innsbruck, Trient) und in der S chw eiz (Zürich). Ch. leptophyllum hat m it Ch. album var. microphyllum grosse A ehnlichkeit. — 2. Ch. B e r l a n d i e r i M oq., aus T exas (gleich falls m it Ch. album nahe verwandt). Pflanze bis l ' / j m hoch, + gelblich oder w eisslich bestäubt, aufrecht, ästig. G rösste A este in der M itte, auf­ recht abstehend, den G ipfel fast erreichend, U m riss daher abgerundet, eiförm ig. Stengel grün, nur am Grunde der Laubblätter mit einem roten Flecken. Laubblätter bläulichgrün, m eist eiförm ig, beiderends abgerundet verschm älert, spitz, mit Stachelspitze, sch w ach 3 -la p p ig m it flachen Buchten. Blütenstand m eist ährig (seltener trugdoldig). Sam en grubig punktiert. D as dem Ch. Berlandieri im blühenden Zustande (nam entlich dessen subsp. platyphyllum) sehr ähnliche Ch. opulifolum unterscheidet sich ausser dem glatten Sam en hauptsächlich durch die stets grünen Stengel, am Grunde geradlinig verschm älerte Laubblätter (deren grösste Breite in oder unter der M itte liegt), durch mehr graue Bestäubung, + w agrecht abstehende A este und stets trugdoldigrispigen Blütenstand. Formen von Ch. album mit ebenso breiten Blättern unterscheiden sich durch die am Grunde geradlinig keilförm ige, oberw ärts mehr spitz zulaufende Spreite, deren grösste Breite unter der M itte liegt. Bis jetzt selten beobachtet, z. B. bei Innsbruck (M ühlau). H ieher auch die subsp. Z s c h a c k e i Murr, w elch e in bezug auf Blattform, B estäubung und Geruch m annigfache Abänderungen zeigt. Charakteristisch ist stets der besonders auf den obersten Blättern bis über die M itte heraufgerückte Hauptzahn. In extrem en F ällen riecht Ch. Z schackei genau w ie Ch. Vulvaria und hircinum. M ehrfach in A nhalt (Bernburg, D essau, A ken, Bitterfeld), bei Kolmar, D resden, Innsbruck, Zürich etc. beobachtet. A ls besondere Form dieser U nterart ist die var. T e x ä n u m Murr anzusehen, deren m ittlere Blätter in ihrer oberen H älfte sich mehr verschmälern und in eine feine Spitze au sla u fen .— 3. Ch. h i r c i n u m Schrad. ( = Ch. Bonariense Ten., = Ch. Dürerianium Murr olim ), aus Südamerika (vielleich t auch in Südafrika). Einjährig, 20 bis 100 cm hoch, aufrecht, pyramidenförmig­ ästig m it spitzw inkelig abstehenden, den Gipfel aber nicht erreichenden A esten. Ganze Pflanze ekelhaft nach Trim ethylam in riechend, stark bestäubt. S ten gel grün, etw as kantig. L aubblätter grün, dicklich, die grösseren langgestielt, am Grunde m eist keilförm ig (seltener geradlinig verschm älert oder etw as abgerundet), tief 3 -lap p ig, nicht oder w enig länger als breit. M ittellappen trapezoi'd oder fast rechteckig, b u ch tig-gezäh n t, stum pf oder seltener kurz zugespitzt. O bere Laubblätter einfach spiessförm ig oder lanzettlich. In D eutschland beob ach tet bei Freiburg i. Br. (Rennweg), Strassburg, K ehl, Colmar, H afen von M annheim und L udw igshafen, Frankfurt a. M ., Stuttgart, in Böhm en bei Prag, in T irol bei Trient, in der S chw eiz bei Zürich, Basel (R uchfeld) und Bern. H ieher als besondere Form var. s u b t r i l o b u m Issler (vgl. A llgem . b ot. Zeitschr. 1904, pag. 42). D iese Art scheint dem Ch. murale ziem lich nahe zu stehen. — 4. Ch. c a r i n ä t u m R. Br. ( = Blitum carinätum M oqu., = Sälsola carinata Spreng.) aus Australien. Einjährig, drüsenhaarig, arom atisch riechend. Stengel ästig m it nieder-

IM » 96

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Tafel 96.

Erklärung der Figuren. Fig. 1.



Spinacia oleracea (pag. 234). Männliche Pflanze. Habitus. 1 a, Männliche Blüte. 1 b. Weibliche Blüte. 1 c. Längsschnitt durch die Scheinfrucht (var. spinosa). 1 d. Scheinfrucht der var. inermis. 1 e. Scheinfrucht der var. spinosa. 2. Atriplex patulum (pag. 242). Habitus. 2 a. Vorblätter.

Fig. 3. Atriplex hastatwn (pag. 243). Habitus. 3 a. Männliche Blüte. 3 b. Weibliche Blüte. 3c. Frucht mit den beiden ausgebreiteten Vor­ blättern. 3d. Vorblätter. 4. Kochia arenaria (pag. 250). Habitus. 4 a. Männliche Blüte. 4b. Reife Frucht mit Perianth. ,, 4 c. Fruchtknoten.

gestreckten A esten. Blätter gestielt, klein, eilänglich, buchtig-fiederlappig, flaumhaarig, unterseits drüsig. Knäuel blattw inkelständig. Blüten kurz gestielt. Perianthblätter zugespitzt, an der Spitze behaart, am Rücken drüsig, zuletzt trocken, aufrecht. Staubblatt 1. Narben 2. Selten mit australischer S chafw olle eingeschleppt, so z. B. in Brandenburg (bei Spremberg), H annover (D öhrener W ollw äscherei), b ei H am burg (W ollkäm m erei am R eiherstieg), in M ähren (bei N usslau, Auspitz, Unter-W isternitz, Schak w itz; am letztem Orte nach L a u s 1899 bis 1903 m assenhaft m it M alva borealis und rotundifolia, P otentilla argentea, Xanthium spinosum, Chenopodium glaucum , A chillea collina, A nthem is A ustriaca etc.) und in der Schw eiz (K am m garnfabrik D erendingen bei Solothurn, 1907). — 5. Ch. a m b r o s i o i d e s L. ( = Blitum am brosioides G. Beck, = Atriplex am brosioides Crantz). M exikanischer oder Jesuitentee. Franz.: T hé du M exiqu e; engl.: M exican T ea (Fig. 547 a, b, c und 557 z). H eim at: tropisches Am erika, heute fast K osm opolit. V erw andt m it Ch. Botrys. Einjährig, drüsig-behaart, bis 80 cm hoch, stark riechend, scharf schm eckend. Stengel aufrecht, reichlich ästig, m it aufrechten, oft rutenförm igen Zw eigen. Laubblätter länglich oder lanzettlich, beidendig verschm älert, entfernt b u ch tig -g ezä h n t bis vollkom m en ganzrandig. Blütenknäuel m eist entfernt, von abnehm enden, die Knäuel an L änge übertreffenden Blättern gestützt. Blüten zw itterig oder w eiblich. Blütenhülle 4- bis 5 -te ilig , eirund, am Rücken abgerundet, spärlich drüsig, glatt werdend. Staubblätter 4 bis 5 (F ig. 547b ). Fruchtknoten kreiselförm ig, im obern T eile von hackigen, herabgeschlagenen D rüsen gekrönt (Fig. 557 z). Narben 2 bis 4, fädlich. Frucht in der Blütenhülle eingeschlossen. Sam en aufrecht, glänzend, schw arz, 0,3 bis 0,5 mm breit. Hie und da bei uns zu H eilzw ecken kultiviert (z. B. in N iederösterreich in W aidhofen a. d. Th.) und gelegen tlich auch verwildert (z. B. R osslau in Anhalt). D as Kraut soll im A n fang des 17. Jahrhunderts durch Jesuiten zu uns gebracht worden sein. Schon seit 2 Jahrhunderten wird es als T eesurrogat em pfohlen, hat aber keine andere W irkung als die vielen bei uns als H eilm ittel gebräuchlichen Teearten, deren W irkung auf ätherischen O elen beruht. D as getrocknete, in der B lütezeit gesam m elte, angenehm arom atisch (nach Citronen) riechende, gew ürzhafte Kraut wird noch heute in O esterreich als H e r b a C h e n o p o d i i als belebendes, m agenstärkendes M ittel, als Stim ulans, Em m enagogum , V erm ifugum , Abortivum etc. m edizinisch verw endet (vgl. auch hr. 853, pag. 219). D ie D roge enthält ca. 0,33% ätherisches Oel, ferner Gummi, Stärke, Harz, A epfelsäure, W einsäure etc. — Nur selten werden adventiv angetroffen: 6. Ch. Q u i n ö a L. aus Südamerika (ver­ w andt mit Ch. album). H at in Südam erika w egen des m ehligen P erisperm s einige Bedeutung. Adventiv bei Ham burg (1895) und im Hafen von M annheim (1897) beobachtet. — 7. Ch. f œ t i d u m Schrad., aus dem trop. Afrika, wurde in O stpreussen (Marienkranz im K reise H eydekrug), im V orarlberg (als Gartenunkraut in Göfis) und bei Potsdam konstatiert. W urde früher zu m edizinischen Zw ecken im Grossen kultiviert ( M u r r briefl.). — 8. Ch. a n t h e l m i n t i c u m L. (sehr nahe verw andt m it Ch. am brosioides) aus Nord- und Südamerika : 1894 im H afen von M annheim nachgew iesen. V on K r e u z u n g e n sind fast nur K om binationen zw ischen Ch. album L. und Ch. opulifolium Schrad. (diese aber in verschiedenen Form en) bekannt, so: 1. Ch. opulifolum x album. H ieher Ch. P r e i s m ä n n i Murr und Ch. B o r b ä s i i Murr (letztere K om bination dürfte nach Z o b e l vielleich t eine eigene, verm utlich aus Südam erika eingeschleppte Art darstellen 1). V gl. ausserdem Ch. platanoides (pag. 227). — 2. Ch. opulifolium X Ch. viride. H ieher: Ch. s u b o p u l i f ö l i u m Murr und Ch. T h e l l ü n g i i Murr. — 3. Ch. opulifolium X striatum s. viridéscens. H ieher: Ch. T r i d e n t i n u m Murr, Ch. s o l i t ä r i u m Murr, Ch. L u d w i g i i Murr ( = Ch. opulifolium var. obtusatum x Ch. striatum). — 4. Ch. glaucum x rubrum ( = Ch. S c h u l z e ä n u m Murr), 1901 von M ax S c h u l z e am Saale-U fer bei Jena konstatiert (vgl. A llgem . botan. Zeitschr. 1906, pag. 111). — K ürzlich wurde von Dr. L u d w i g auch die K reuzung Ch. a l b u m L. x s e r o t i n u m L. festgestellt.

C C X X X V I.

Spinacia1)

L. Sp inat.

A usser nr. 867 gehört noch S. t e t r ä n d r a Stev. ( rScham um ä) im östlichen Orient zu dieser G attung. *) *) Vgl- oben „Spinat“. H e g i , F l o r a B d. I I I .

69

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867. Spinácia olerácea

L . S p i n a t . F ra n z .: E p in a rd ; engl.: S p in a g e; ital. : Spinaccio. T af. 96, F ig . 1, F ig. 547 d bis m und F ig . 548. M a n v e rm u tet, dass das W o rt S p i n a t den A ra b e rn (a ra b . isfinäg = S p in a t) e n tle h n t ist u n d sich ü b e r S p an ien n a c h dem ü b rig e n E u ro p a v e rb re ite te (vgl. franz. ép in ard , engl, sp in a g e , poln. S zp in ak , tsc h e c h . Spinàk, serb . S p a n a c ) : S p e u n a t (S ch le­ sien), S c h p e n n ä t (N o rd ­ b ö h m en , N ie d e rö ste rre ic h ), Spinez (A a rg a u , S olo­ th u rn ). B eso n d ers in der S ch w eiz (a u c h in der R h e in ­ pfalz) findet sich die F o rm B i n ä t s c h , äh n lich lau te n B e en e t (N a h eg e b iet), B a e n e t (M o seltal).

Ein- oder zw ei­ jährig, 30 bis 40 (100) cm hoch. S tengel a u f­ recht, kahl, einfach oder ästig. W urzel spindelförm ig. L a u b ­ b lä tte r flach, lang g e ­ stielt, die unteren ei­ Fig;. 547. C h e n o p o d i u m a m b r o s i o i d e s L . a H a b i t u s (l/3 n a t . G r ö s s e ) , b B l ü t e , c D r ü s e n h a a r rund, die m ittleren all­ d e s F r u c h t k n o t e n s . — S p i n a c i a o l e r a c e a L . d H a b i t u s d e r w e i b l i c h e n P f l a n z e (1/3 n a t . G r ö s s e ) . e W e i b l i c h e B l ü t e , f V e r s c h i e d e n e H a a r t y p e n , g , h, i, k K e i m s t a d i e n . I S c h n i t t d u r c h d e n m ählich pfeilförm ig, Sam en, m D ia g ra m m einer Z w itterblüte (nach E i c h l e r ) . spitz, g an zran d ig oder n ach dem G runde zu buch tig gezähnt, die oberen aus keilförm igem G runde länglich; alle w eich, lebhaft grün, unterseits (besonders die jüngeren B lätter) b e h a a rt (B lasenhaare sitzend o d er m it einzellreihigem , schlankem Stiele und m it grosser, ballonförm iger [60 bis 80 /¿] oder k eu lenförm iger E ndzeile. V gl. F ig . 547f)- B lüten zw eihäusig (m it vereinzelten Z w itterblüten), in g ab elig beginnenden, geknäuelten W ickeln, sitzend. B lütenknäuel d er m ännlichen P flanzen zu unterb ro ch en en , unbeblätterten, end- und achselständigen S cheinähren vereinigt; die der w eiblichen P flanzen u nm ittelbar in den A chseln der L a u b b lä tte r (Fig. 547 d). M ännliche Blüten m it (2) 4- (seltener 5-) teiliger, g rü n er B lütenhülle (T af. 96, F ig. 1 a). S ta u b b lä tte r 4 oder 5, v or den P e ria n th b lä tte rn stehend, am G runde verbunden. W eibliche B lüte m it 2- (bis 4-) zähniger B lütenhülle (Fig. 547 e), sp äter erh ärten d (je 2 g egenüberstehende Z ähne v e r­ w achsen nach d er B lüte m iteinander, so dass die F ru c h t in das e rh ärtete P erig o n eingeschlossen w ird. (V g l.T af. 96, F ig. l c b i s e ) . N arb en 4 bis 5, lang-fadenförm ig (T af. 96, F ig . lb ). F ru c h t kugelig, bew eh rt od er unbew ehrt, bis 10 mm lang, sich nicht öffnend, m it h a rte r H ülle, einen einzigen aufrechten, am G runde geschnäbelten S am en enthaltend. K eim ling ringförm ig, das N äh rg ew eb e einschliessend (T af. 96, F ig . 1 c; F ig . 5471). — V I bis IX . U eberall — in den A lpen bis 2000 m — als G em üse g e b a u t; zuw eilen auch einzeln als G artenflüchtling verw ildert. S. o le rá c e a sta m m t w a h rsc h e in lic h aus dem O rie n t; die w ilde S ta m m fo rm is t a llerd in g s n ic h t b e Im 15. J a h rh u n d e rt k am d e r S p in a t n a c h E u ro p a, u n d z w ar n a c h S p an ien z u erst d u rc h die A ra b e r. D ie B lä tte r

235 liefern ein w e n ig n ä h rsto ffre ic h e s, a b e r ¿ eich t verd au lich es G em üse, w e lch e s als S om m er- und W in te rg e w ä c h s in m eh re ren , je d o c h n ic h t ganz sa m en b e stän d ig e n F o rm e n k u ltiv ie rt w ird . H ie h e r; v a r. i n é r m i s (M oench) W illem . , ( = v a r. g lá b ra [M ili.] G ürke). G ro sse r, h o llä n d isc h er o d er S o m m er-S p in a t. F ra n z .: E p in a rd de H ollande. L a u b b lä tte r län g lich -e ifö rm ig o d e r stu m p f 3-eckig. F ru c h t w eh rlo s, fa s t k u g elig (T a f. 96, F ig . 1 d), ohne H ö rn e r o d e r F o rtsä tz e . D ie se A b a rt is t z a rte r und sc h ie sst w e n ig er le ic h t in die S a m e n ; in der R e g el w ird sie als S o m m erg em ü se k u ltiv ie rt, ■‘- v a r . s p i n d s a (M o en ch ) L. ( = var. ty p ic a B eck, = S. d o m éstic a B o rk h ., = S. sessiliflöra S tokes). W in te rS p in a t. F ra n z .: E p in a rd d’h iv er. L a u b b lä tte r pfeilfö rm ig , fa st 3-eckig. F rü c h te b e in a h e 3-seitig , m it 2 b is 6 län g e ren , e tw as a b g e p la tte te n o d e r w a rz ig -p frie m lic h e n H ö rn e rn (T af. 96, F ig . le). D ie se A b a rt is t ro b u s te r u n d g e g e n K ä lte w e n ig e r em pfindlich, ^ w e s h a lb sie g e w ö h n lic h als W in te rg e m ü se a n g e b a u t w ird . M an s ä t sie im H e rb st und sc h n e id e t sie im F rü h ja h r. D a s K ra u t e n th ä lt 2,189% E iw eiss, 0,292°/o F e tt, 0,058°/o Z ucker, 2,378°/o sonstige, stick sto fffre ie S u b sta n z en , 0,551 °/o Cellulose, 1,152°/o A sch e (sta rk eisen h altig ) u n d 93,380°/o W asser. G e legentlich sind b eim S p in a t S te n g elfascia tio n e n , g e g a b e lte und trik o ty le K e im b lä tte r b e o b a c h te t.

C C X X X V II.

Obióne1) Gärtn. S a lzm eld e.

K rä u te r od er S tauden, oft dicht grauw eissschülferig. B lüten 1- bis 2-häusig, in g abelig beginnen­ den W ickeln, w elche zu endständigen, m eist u n b eb lät­ terte n S cheinähren v erbunden sind. M ännliche B lüten ohne V o rb lätter, m it 4- bis 5 -b lätterig er Blütenhülle (T af. 97, F ig . 3 b ; F ig . 549b, i), m it 5 oder 4 S ta u b ­ b lättern . W eibliche B lüten von 2 nach der B lüte verg rö sserten , verh ärten d en, kahlen o d er stacheligen, die F ru c h t einschliessenden V o rb lä tte rn um geben (S chein­ frucht), ohne P erig o n (Fig. 549 d, k). U n terer T eil des F ru ch tk n o ten s in die V o rb lä tte r eingesenkt. N a rb en 2, F i g . 548. S p i n a t ( S p i n a c i a o l e r á c e a L.). fad en fö rm ig (Fig. 549 e). F ru c h t zusam m engedrückt 1-fächerig, fast kap selartig, 1-säm ig. Sam e an einem aufsteigenden N ab elstran g e hängend (T af. 97, F ig . 3 c), lotrecht, durch das W ürzelchen geschnäbelt. W ürzelchen seitlich, nach oben gerichtet. D ie se G a ttu n g , w elch e a u c h als S e k tio n der G a ttu n g A trip le x b e tra c h te t w ird, u m fa sst in E u ro p a n ur d ie beiden folgenden salzreich e S tellen lieb en d en A rte n (H alophyten). 1. S ten g el h a lb s tra u c h ig . B lüte z u r F ru c h tz e it s i t z e n d ............................ O. p o r t u l a c o i d e s nr. 869. 1*. S ten g el k ra u tig . B lü te z u r F ru c h tz e it l a n g g e s t i e l t ................................... O. p e d u n c u l a t a nr. 868.

868. Obione pedunculata M oqu. ( = A trip lex pedunculatum L ., = C eratocarpus salinus P all., = D iötis atriplicoides Bieb., = D . atriplicina S preng., = H alim us pedunculatus W ahr.). G e s t i e l t e S a l z m e l d e . T af. 97, F ig. 3 und F ig . 5 4 9 a bis f. E in jäh rig , 7 bis 30 (45) cm hoch (ähnlich nr. 869, jed o ch in d er R eg el kleiner). S tengel k rau tig , au frecht o d er aufsteigend, fast stielrund, zierlich hin und her gebogen, ± ästig, m it kurzen, aufrechten o d er verlängerten und aufsteigenden A esten, wie die ganze P flan ze d icht schülferig-silberig oder aschgrau. L a u b b lä tte r m it A usnahm e d er u ntersten w echselständig, die unteren verkehrt-eirund, die obern länglich bis lanzettlich, spatelförm ig, in einen kurzen S tiel verschm älert, stum pf (zuweilen auch b espitzt), vollständig ganzrandig, dicklich. B lütenknäuel ziem lich klein, die obern voneinander entfernt und ährig, blattlos. V o rb lä tte r zur F ru ch tze it ± gestielt (Stiel 2 bis 16 mm lang, zuw eilen zurückgebogen), drei9 Soll n a c h dem F lu sse O b in S ibirien, an dessen U fe rn die P flanze w ä c h st, b e n a n n t sein.

69 *

236 eck ig -v erk eh rt herzförm ig, stum pf, zw eilappig, in d er A u sran d u n g m it einem sehr kurzen Z ah n (f. c a p s e l l i f 6 r m i s Beck. In der F orm an die F ru c h t von C apsella B ursa1 pastoris erinnernd!) od er durch einen g rö sseren , spitzen M ittelzahn dreilap p ig (f. t r i lo b um G. B eck), m it A usnahm e der S pitzen m iteinander verw achsen, g la tt (ohne Stacheln), 4 bis 6 mm lan g (Fig. 549f). Sam e rotbraun. — E n d e V II bis X . M e ist gesellig a n se h r salzreich en Stellen, n a m e n tlich an den M e e re sk ü ste n , se lte n er (b eso n d ers bei Salinen) a u c h im B innenlande. In D e u t s c h l a n d hin und w ie d er an der O stsee (M e ck le n b u rg [W ism a rer B ucht, G ro sse n b ro d e bei H eilig en h afen , W arn em ü n d e], P o m m e rn [G re ifsw a ld e r Saline, K o lb erg ], a u f R ü g e n , n ic h t selten an d e r N o rd see (auch, a u f R öm u n d Sylt) u n d z e rstre u t im h e rzy n isc h -th ü rin g isc h en G e b iet, an d e r N u m b u rg b e i N o rd h a u se n , b e i M a g d e b u rg (S c h ö n e b ec k : G r. Salze, S olkanal, a. d. Sülze, Sohlen, B eien d o rf, Sülldorf, D o d en d o rf, R o te M ühle u n d h äufig b ei S ta ssfu rt), im an sto sse n d e n A n h a lt u nd in der G eg en d von H alle (H eck lin g en , L e a u [früher], A rte rn ). A u sse rd em verein zelt adventiv (im H a fen von M annheim ). F e h lt in O e s t e r r e i c h und in der S c h w e i z gänzlich.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : S üdschw eden, D änem ark, E n g lan d , Belgien, H olland, N ord - und M itteldeutschland, nordw estl. F ran k reich , S üdrussland, K rim , T u rk estan , Sibirien. O. p e d u n cu lata e rsch e in t in N o rd d e u tsc h la n d b e so n d e rs a u f dem kah len , vom W a sse r be fre ite n , oft m it a u sg e w itte rte m Salze b e d e c k te n B oden der S tra n d reg io n , u n d z w a r m e ist se h r g e se llig und fa st ste ts von S u a e d a m a ritim a (pag. 257) u n d S a lic o rn ia h e rb a c e a (pag. 254) b e g le ite t. V on den b e id e n le tz te m u n te rs c h e id e t sie sic h so fo rt d u rc h ih r c h a ra k te risc h e s silb erg ra u es K olorit. A n a n d ern S tellen b e w o h n t die Pflanze die h ö h e re n T eile d e r A u sse n d eich slän d e reien des F e stla n d e s o d er d e r A u sse n w e id e n der g rö sse re n Inseln. Im m itte le u ro p ä isc h e n B in n en lan d e t r i t t sie im S a lzg e b iet des S aalb ezirk es an m e h re re n S tellen auf. L e tz te re r e n th ä lt die re ic h ste H a lo p h y te n -F lö ra des d e u tsc h e n B inn en lan d es u n d s te h t n u r w e n ig h in te r d e r des m ä h ris c h -ö s te rre ic h is c h e n B ezirkes zurück. Sie se tz t sich h a u p ts ä c h lic h aus den folgenden A rte n z u sa m m e n : R u p p ia m a ritim a (Bd. I, p a g . 140), Z an ichellia p a lu stris v a r. p e d ic ellata (Bd. 1, p ag . 141), T rig lo c h in m aritim a (Bd. I, p ag . 149), A tro p is d istan s (Bd. I, p ag . 323), Scirpus p arv u lu s (Bd. II, p a g . 41), B lysm us ru fu s (Bd. II, p a g . 43), C arex h o rd e istic h o s u n d se c alin a (Bd. II, p ag . 112, 113), Ju n cu s G e rard i (Bd. I I , p a g . 159), O bione p e d u n cu lata , Salicornia h e rb a c e a (pag. 2 5 7 ), S u a e d a m a ritim a (pag. 257), S ag in a m aritim a , S p e rg u la ria salin a und m a rg in a ta , R an u n cu lu s B audotii, C apsella p ro c u m b e n s, M elilo tu s d e n ta tu s, A lth a e a officinalis, A pium g raveolens, B u p leu ru m ten u issim u m , Sam olus V aleran d i, G laux m a ritim a , E ry th ra e a lin a riifo lia, P la n ta g o m aritim a, A s te r T rip o liu m , A rte m isia ru p e stris, A . lac in ia ta u n d m aritim a . D a s in te re s s a n te S o lg e b ie t von A rte rn (R e­ g ieru n g sb ez irk M e rse b u rg in d e r P ro v in z S ach sen ) is t dau ern d g e sc h ü tz t w o rd en , so dass es in se in er U rsp rü n g lic h k e it e r­ h a lte n b leib t. — A e n d e rt n u r w e n ig a b : f. l a t i f d l i a Ju n g e . L a u b b lä tte r b re it, sp a telfö rm ig , fa s t so b re it w ie lang.

869. Obione portulacoides1) M oqu.

(= Ä trip lex portulacoides L . , = C henopödium portulacoides T hunb., = Halim us po rtu laco id es Dum.). P o r t u l a k S a l z m e l d e . T af. 97, F ig. 3 a und F ig. 549g bis o. Fig-, 549. O b i o n e p e d u n c u l a t a M o q u . a M ä n n l i c h e P f l a n z e (1 / 3 n a t . G r ö s s e ) , b B l ü t e d e r s e l b e n , c S t a u b b lä tte r . d W e ib lic h e B lüte. £ D ie s e lb e im L ä n g ss c h n i tt. f Scheinfrucht. — O b i o n e p o r t u l a c o i d e s Moqu. g M ä n n l i c h e , h w e i b l i c h e P f la n z e , i M ä n n l i c h e B l ü t e . k W e i b l i c h e B l ü t e i m L ä n g s s c h n i t t . I, m S c h e i n f r u c h t (von au ssen u n d im L ä n g ss ch n itt), n, o S a m e ( v o n aussen u nd im L ängsschnitt).

A usdauernd, 30 bis 80 (150) cm hoch. P flanze halbstrauchig, grauschülferig oder weisslich. S tengel niederliegend oder aufsteigend, gestreift-kantig, am G runde holzig, ästig, m it aufsteigenden, fast knie­ förm ig gebogenen, rutenförm igen A esten. L aub-

9 N a ch P o rtu la c a (siehe p ag . 269) b e n a n n t; w e g en d e r A e h n lic h k e it d e r B lätter.

23 7

blätter gegenständig, verkehrt-eirund oder länglich, in den kurzen Blattstiel lang-keilförmig verschmälert, stumpflich, meist vollständig ganzrandig (seltener mit einem oder mit mehreren verwischten Zähnchen versehen), dicklich, salzig schmeckend, die obern schmal lineal, die untern büschelig angeordnet. Blütenknäuel locker ährig-risprig, gelblich; die endständige Aehre blattlos. Vorblätter zur Fruchtzeit unten verwachsen, oben getrennt (Fig. 549k, m). Scheinfrüchte ungestielt, flachgedrückt, lederig, verkehrt-herzförmig-trapezoidisch, an der freien Spitze öfters 3-lappig, auf dem Rücken durch 2 (seltener mehr) Knötchen bestachelt, 3 bis 4 mm lang, im obern Teile mehlig. Samen braunschwarz, geschnäbelt (Fig. 5491). — VII bis IX. Zerstreut auf den schlickigen Aussendeichsländereien und Salzplätzen der Küstengebiete. In D e u t s c h l a n d vereinzelt an der N ordsee (zerstreut um Husum bis Brunsbüttel, um Bremen, in Oldenburg, auf N euw erk, auf den H alligen, Am rum , Borkum [am Hopp], auf Juist [am W attrande], Föhr, Sylt); früher angeblich auch an der O stsee. A usserdem selten adventiv (H afen von M annheim [1892], beim V iehhof A ugsburg [ca. 1900]). In O e s t e r r e i c h häufig an den A dria-K üsten, in Istrien bei Grado, M onfalcone, T riest, Zaule, M uggia, Capo d’Istria, Isola, Pola, Lussin, V eglia) und in D alm atien (A rb e, P ago, Salona, Spalato, Gravosa, P elagosa). F ehlt in der S c h w e i z vollständig.

Al l g e me i n e Verbrei tung; Dänemark, nordwestl. Deutschland, Frankreich, Eng­ land, Belgien, Holland, Spanien, Portugal, Küsten von Südeuropa, Jonische Inseln, Orient, Nordafrika, Kap, Nordamerika. Aendert w en ig ab: var. l a t i f ö l i a Guss. L aubblätter breiter, aus keilförm igem Grunde verkehrt­ eirund (die untern stets) oder breit elliptisch, 10 bis 17 mm lang. — var. i n t e r m e d i a Guss. Blätter schmäler, kaum 10 mm b reit, länglich-lanzettlich bis lanzettlich, beidendig verschmälert. — var. a n g u s t i f ö l i a Guss. Blätter schmäler, die mittlern linealisch-lanzettlich oder fast lineal, beidendig stärker verschm älert, 3 bis 5 mm breit, oft kleiner.

C C X X X V III.

Ätriplex1) L.

M elde. Franz.; Arroche; engl. Orache; ital.: Atriplice.

Kräuter oder seltener Sträucher mit abwechselnden (am Grunde zuweilen auch gegenständigen), sehr verschieden gestalteten Laubblättern. Blüten 1- oder 2-häusig, polygam (zuweilen einzelne zwitterig), in zu geknäuelten, gabelig beginnenden, zumeist unbeblätterten, end- oder achselständigen Scheinähren verbundenen Wickeln. Männliche und Zwitterblüten ohne Vorblätter, mit 3- bis 5-blätteriger, krautiger oder häutiger Blütenhülle (Fig. 550b). Staubblätter 3 bis 5 (Fig. 553b, m), am Grunde verbunden. Staubbeutel ellipsoidisch. Frucht­ knoten in den-männlichen Blüten verkümmert, zuweilen in ein Nektarium umgewandelt. Weib­ liche Blüten meist nackt (d. h. ohne Blütenhülle), mit 2 meist dreieckigen, bei der Fruchtreife in der Regel stark vergrösserten, miteinander (am Grunde oder höher hinauf) verwachsener! und oft erhärtenden Vorblättern, mit einem von der Seite her zusammengedrückten Frucht­ knoten, mit 2 (ausnahmsweise 3) fadenförmigen oder pfriemlichen Narben (Fig. 552 c, 553g) und einer aufrechten Samenanlage; seltener einzelne weibliche Blüten den männlichen gleichgestaltet, ohne Vorblätter, mit 4- bis 5-teiliger Blütenhülle, einem niedergedrückten Fruchtknoten und einer wagrechten Samenanlage (Fig. 550 d). Frucht in der Regel eine Scheinfrucht (die Vor­ blätter bilden die Fruchthülle), membranös (Fig. 5501, 552d, m, n, o, 553c, d, e, k, o). Embryo das ringförmige Nährgewebe umfassend (Fig. 550 f, g). Würzelchen des Embryos unten, etwas nach oben oder nach der Seite hin umgebogen (Fig. 550 n). D ie G attung um fasst über 100 über die gem ässigten und subtropischen R egionen der ganzen Erde verbreitete Arten, w elch e sich nach der A natom ie der Laubblätter in 2 Gruppen trennen lassen. Bei den einen sind die Nervenbündel der isolateralen Blätter von einer grünen, stärkeführenden, grosszelligen Scheide um gürtet, um w elch e sich Palisaden im K ranze herum legen (A . roseum , Tataricum , Halimus, laciniatum ); die anderen dagegen sind normal gebaut, indem die Nervenbündel sich in einem S chw am m gew eb e ohne besonders charakteristische Scheide verbreitern. D ie m eisten A rten besitzen kurzstielige B lasen h aare, während *) *) Nam e der M elde bei den Römern.

238 D eck haare in der R egel fehlen. Infolge der gedrängten B lütenstände ist G eitonogam ie ( = N achbarbestäubung; vgl. E inleitung pag. CXI1) erm öglicht. D ie Blüten sind der B estäubung durch Insekten angepasst. D a die B lütezeit lange andauert, bleibt auch die M öglichkeit des Insektenbesuches lange erhalten. D ie bleibenden V orblätter bilden an der F rucht F lügelanhänge und dienen dem W indtransport. B ei m ehreren A rten (z. B. A . hortense und nitens) sind 3 bzw . 4 verschiedene Form en von Blüten konstatiert worden, näm lich: 1. m änn­ liche Blüten m it Blütenhülle, aber ohne V orblätter; 2. w eibliche ohne B lütenhülle, aber m it 2 Vorblättern; 3. Z w itterblüten ohne V orblätter und 4. w eib lich e Blüten ohne V orblätter. E benso vielgestaltig sind die A triplex-A rten in der A usbildung der Sam en. A u ch trikotyle Keim pflanzen (durch G abelteilung eines der norm alen K eim blätter entstanden!) sow ie verbänderte Exem plare sind vereinzelt b eobachtet worden. D ie m eisten A triplex-A rten repräsentieren ruderale A rch aeop h yten ; am häufigsten ist A . patulum anzutreffen. Ein­ zelne Arten sind ausgesprochene Salzpflanzen, so vor allem A . litorale, C alotheca, B abingtonii und arenarium. A m M eeresstrande ist die G attung äusserst form enreich, so dass es zuw eilen sch w er hält, die einzelnen Arten auseinanderzuhalten. A . hortense wurde ehem als als G em üse kultiviert und erscheint deshalb heute noch ab und zu als Kulturflüchtling oder E rgasiophygophyt. A . nitens, oblongifolium und roseum gehören dem pontischen Florenreich an. V erschiedene A rten sind typische W üsten bew ohn er, so A . H a li m u s L. (N ord- und Südafrika, Syrien, Südeuropa), A . l e u c o c l ä d u m B oiss. (Arabien, A egypten) etc. 1. Fruchthülle ( = V orblätter) bis zur M itte verbunden, bei der F ruchtreife knorpelig erhärtend, w eisslich . Stengel w eisslich . O bere Blätter sitzend (vgl. auch A . B a b in g to n ii). 2. 1*. Fruchthülle m eist nur am Grunde verbunden, krautartig oder h äu tig (oder doch höchstens nur am Grunde knorpelig verhärtend). Stengel grün und w eiss gestreift. A lle Blätter gestielt 3. 2. Scheinähren bis zur M itte beblättert, unterbrochen. L aubblätter bu ch tig gezähnt, die oberen e ifö r m ig . . A . r o s e u m nr, 878. 2*. Scheinähren endständig, nicht oder nur am Grunde beblättert. Laubblätter tief buchtig-gezähnt, die oberen lä n g lich . A . T a t a r i c u m nr. 879. 3. L aubblätter linealisch-lanzettlich, scharf - gezähnt oder ganzrandig, ohne deutlich sichtbare Seiten­ nerven. Vorblätter deutlich gezähnt (Fig. 5E2d). V erbreitet am M eeresstrand A . l i t o r a l e nr. 872. 3*. L aubblätter verschieden gestaltet, m it deutlichen Seitennerven 4. 4. W eibliche Blüten z. T. ohne V orblätter,^nackt, z. T. m it rundlich-eiförm igen, ganzrandigen, netzaderigen V orblättern (Fig. 550 e, 1, m) 5. 4*. A lle w eiblichen Blüten m it V orblättern; letztere nicht geadert 6. 5. Laubblätter glanzlos, beiderseits gleichfarbig. Kulturpflanze in Gärten . A . h o r t e n s e nr. 871. 5*. Laubblätter oberseits glänzend dunkelgrün, unterseits grau- oder w eiss-sch ülferig. A . n i t e n s nr. 870. 6. Fruchthülle rhom bisch-eiförm ig. L aubblätter spiralig 7. 6*. F ruchthülle + dreieckig. U ntere Laubblätter oft gegen stän d ig 8. 7. Fruchthülle m eist ganzrandig, ohne Stacheln (F ig. 5 5 2g). A e ste aufrecht A. o b l o n g i f o l i u m nr. 873. 7 * Fruchthülle m eist m it 2 Seitenecken, zuw eilen gezäh nelt oder w eich stach elig, spiessförm ig vor­ gezogen . Untere A este spreizend . A . p a t u l u m nr. 874. 8. Fruchthülle nur am Grunde verbunden, ganz krautartig 9. 8*. Fruchthülle bis zur M itte verbunden, am Grunde bei der Fruchtreife knorpelig erhärtend. Zerstreut an der M eeresküste in Norddeutschland . . A. B a b i n g t o n i i nr. 8779. Fruchthülle klein gezäh nt (Taf. 96, F ig. 3 d) oder ganzrandig A. h a s t a t u m nr. 875. 9*. Fruchthülle tief und pfriem enförm ig zugespitzt, gezähnt (F ig.552m ). M eeresstrand A . C a l o t h e c a nr. 87 6.

870. Atriplex nitens Schkuhr (= A. acuminatum Waldst. et Kit., = A. sagittatum Borkh., = A. lucidum Desf., = A. Hermanni Willemet.). Gl änzende Mel de. Fig. 550a bis g. Einjährig, 60 bis 150 (250) cm hoch. Stengel aufrecht, stumpfkantig-gestreift, ein­ fach oder ästig (Aeste aufrecht abstehend). Untere Stengelglieder verlängert. Laubblätter abwechselnd (seltener die unteren gegenständig), die unteren gestielt, herzförmig- oder spiessförmig-dreieckig, grob buchtig-gezähnt (seltener ganzrandig), lang zugespitzt, die obern länglich-lanzettlich, oft fast ganzrandig, alle oberseits dunkelgrün, unterseits glänzend schülferig, silberweiss oder aschgrau (seltener [namentlich bei Schattenformen!] fast gleich­ farbig). Weibliche Blüten z. T. mit 3- bis 5-teiligem Perigon (Fig. 550 c), mit oder ohne Vorblätter (letztere bis zum Grunde frei. Fig. 550 e). Blütenknäuel zu traubigen oder rispenartigen Scheinähren vereinigt. Fruchthülle netzartig, eirautenförmig, spitz (seltener stumpf), ganzrandig, 5 bis 17 mm lang. Samen 3 bis 3,5 mm lang, scherbenfarbig (seltener

239 schwärzlich), wagrecht oder aufrecht (Fig. 550 f, g). Fruchtstiele innerhalb der Vorblätter viel kürzer als die Frucht (Fig. 550 e). Keimblätter unterseits ± blutrot. — VII bis IX. Hie und da an Wegrändern, auf Schutt, an Mauern, Felsen, in Gebüschen, in Weingärten, auf Bahndämmen; be­ sonders im Gebiete der pontischen Flora. In D e u t s c h l a n d z e rstre u t und o ft n u r v e rsc h le p p t im m ittle re n und n ö rd lic h en G e b ie t; fe h lt im N o rd w e ste n v o llstän d ig , ebenso in E isassL o th rin g e n , selten in B ad en (G erlachsheim ), W ü rt­ te m b e rg und B ayern (bei W ü rz b u rg an m eh reren S te l­ len [b e re its 1850], fe rn e r A u b ei M ünchen, A u g sburg) b e o b a c h te t. In O e s t e r r e i c h ziem lich (?) v e r­ b re ite t (in S te ie rm a rk a llerd in g s einzig a u f dem G ra z e r S c h lo ssb e rg ; in T iro l kü rzlich im T a lfe rb e tt in B ozen b e o b a c h te t) ; fe h lt v ollständig einzig in S alzb u rg und K ä rn te n . In d e r S c h w e i z g ä n z ­ lich fehlend. In den W eich selg e g en d e n (G ra u denz, N eu en b u rg ) b e d e c k t diese sü d o ste u ro p ä isch e Pflanze o ft w e ite F lä c h e n u n d m a c h t sich schon von fe rn e du rch den G lanz ih re r du n k elg rü n en B latto b e rflä c h e n b e m e rk b a r. A uch im b ö h m isch e n M itte lg e b irg e b ild e t sie a u f dem sa lzh a ltig en B o ­ den b e so n d e rs von B rü x n a ch S üden n a ch Sedlic, H o c h p e tsc h , V olepsic g ro sse, b is ü b e r m a n n s­ h o h e B e stän d e , w e lch e aus d e r E n tfe rn u n g fü r W eid en g e b ü sc h e g e h a lte n w erd en k önnten.

A llg e m e in e Verbreitung: Südöstliches Europa (westlich bis Nord­ deutschland und Süditalien), Orient, Kaukasus, Zentralasien, Sibirien. In Schweden,Dänemark undBelgien adventiv.

F i g . 550. A t r i p l e x n i t e n s S c h k u h r . a H abitus der m ännlichen P f l a n z e (2/s n a t . G r . ) , h B l ü t e n z w e i g d e r s e l b e n v e r g r ö s s e r t . c F r u k t i fizierender Zw eig, d F r u c h t m it P e r ig o n . e F r u c h t m it V o r b lä t te r n . f , g S a m e n ( im L ä n g s - u n d Q u e r s c h n i t t ) . — A t r i p l e x h o r t e n s e L . h M ä n n l i c h e P f l a n z e , i F r u c h t z w e i g , k W e i b l i c h e B l ü t e , l, m S c h e i n ­ f r u c h t (von a u s s e n u n d geöffnet), n S a m e .

A e n d e rt w e n ig a b : v a r. t y p i c u m G. B eck. Pflanze g ro ss, re ic h lic h ä stig . B lü te n stä n d e w eitsch w eifig , v ielb lü tig . F ru c h th ü lle g ro ss (8 bis 17 m m lang), fa s t spitz. — v a r. o r b i c u l ä r e G . B eck. F ru c h th ü lle fa s t k re isru n d , k lein er, die g rö ssere n 5 b is 8 m m lang. S onst w ie vorige. — v a r. s u b s i m p l e x G. B eck. Pflanze kleiner. B lü te n stä n d e w e n ig b lü tig , k u rz. V o rb lä tte r klein er (h ö c h sten s 6 bis 7 m m lang). A uf tro ck e n em , m ag e rem B oden. — var. i n t e g r i f ö l i u m P e te rm . A lle L a u b b lä tte r g a n zra n d ig (Selten). — var. u n i c o l o r G. B eck. L a u b b lä tte r b e id e rse its grü n , se h r la n g z u g e sp itz t, g ro b b u c h tig -g e z ä h n t (P ra g ).

871. Atriplex hortense L. (= A. Benghalense Lam., = A. acuminatum Bieb., = A. virgatum Roth, = A. hortense L. var. sativum Aschers.). G a r t e n - M e l d e , Spanischer Spinat. Franz.: Arroche, arroche-epinard, belle dame, bonne dame, folette; engl.: Garden orache; ital.: Bietolone rosso. Fig. 550h bis n und 551. lie b e r die H e rk u n ft und die F o rm e n des N am ens M e l d e , w e lc h e r d e r G a ttu n g A triplex zukom m end, h äufig a u ch den C h e n o p o d iu m -A rten g e g eb e n w ird vgl. p a g .2 2 5 ! M e l l e , M e l l e n , M e l l e n k r u u d (N o rd w estl. D e u tsc h la n d ), M i l m (H annover: F lö g eln ), M i l n k o o l (H a n n o v e r: H im m e lp fo rte n ); M a l d e [für A trip le x patulum ] (N o rdböhm en), M o i l t n , M a l t ’n (N ie d e rö ste rre ic h ), M o l k e n k r a u t (K ä rn te n ), M o l t e n , M o l l g e (T iro l); L u s e m e l l e [vgl. C hen o p o d iu m album , p a g .2 2 5 ], M e l l m u s (W estfalen ). In N o rd th ü rin g e n n e n n t m an die Pflanze au ch H a m m e l s c h w a n z n a c h der G e sta lt des B lü te n sta n d es (vgl. P o ly g o n u m B isto rta , p ag . 194).

Einjährig, 30 bis 125 (250) cm hoch. Stengel aufrecht, einfach oder verzweigt (Aeste aufrecht), stumpfkantig, kahl oder ± rot überlaufen. Laubbätter gestielt, abwechselnd (oder die untern zuweilen gegenständig); die untern herz- oder spiessförmig-dreieckig, leicht

240 b u ch tig g ezäh n t oder fast g an zran d ig , spitz, die m ittlern aus spiessförm igem G runde länglich, die obern länglich oder länglich-lanzettlich, alle zuerst m ehlig, sp äter verkahlend, erw achsen beiderseits grün, glanzlos (seltener m ehlig bleibend). W eibliche B lüten wie bei nr. 870 verschieden g estaltet (w eibliche z. T . m it V orblättern, z. T . m it 3- bis 5-teiligem P erig o n ; genau wie F ig. 5 5 0 d). B lüten­ knäuel zu g ed rän g ten , trau b ig -risp ig en S cheinähren angeordnet. F ru ch th ü lle rundlich-eiförm ig, stum pf (seltener etw as spitz), n etzn e rv ig , 5 bis 15 mm lang, g anzrandig, nur am G runde verw achsen. F ru ch tstiel innerhalb der V o rb lä tte r bis so lang als d ie F ru c h t (Fig. 550 1, m). S am en aufrecht oder w a g ­ recht, scherbenfarbig bis schw ärzlich (Fig. 550n). K e im b lätter m eistens beiderseits grün. — V II, V III. H ie und d a als G em üsepflanze (Spinat) in B au ern g ärten bis in die A lp en täler angepflanzt. A usserdem — m eist ab er nur vorübergehend — an w üsten O rten, auf S chutt, G artenausw urf, E r d ­ haufen o d er in K iesb e tte n verw ildert. A ls H e im a t der G a rten -M e ld e w ird vielfach Z en tra l-' asien a n g eg eb en . . B e c k ist je d o c h d e r A n sich t, dass die G a rten -M e ld e in der K u ltu r aus A . n ite n s e n tsta n d en ist. In der T a t sind die U n te rsch ie d e z w isc h en A. n iten s und h o rte n se kein e se h r g ro ssen . — A . h o rte n se , w e lch e g e le g en tlic h a u ch a ls Z ierpflanze a n g etro ffen w ird , ä n d e rt e tw a s a b : var. d e n t i Fig-, 551. G a r t e n - M e l d e ( A t r i p l e x h o r t e n s e L .) . P h o t . c u l ä t u m B eck. U n te re u n d m ittle re L a u b b lä tte r d e u tlich u n d E. P f e n n i n g e r , M ünchen. re ic h lic h b u c h tig - g e z ä h n t (S e lte n er). — v ar. t r i a n g u l ä r e P e te rm . U n te re L a u b b lä tte r am G ru n d e fa s t g e stu tz t-d re iec k ig , g e zä h n t, o b e re dreieck ig , fa st spiessförm ig. — var. o v ä t u m P e te rm . U n te re B lä tte r eiförm ig-elliptisch, am G ru n d e fa st h e rzfö rm ig , fa s t g a n zra n d ig , o b e re e ilänglich. — var. o b t u s i f ö l i u m M oqu. Pflanze grü n lich . L a u b b lä tte r se h r stu m p f. V o rb lä tte r g rö sse r (S elten). — var. m i c r o s p e r m u m M oqu. P flanze g rü n o d er rö tlich . A lle L a u b b lä tte r fa st g le ic h g e sta lte t. V o r­ b lä tte r kleiner. — f. r u b r u m (C rantz) R o th . Pflanze (besonders S te n g el u n d B la tträ n d e r) + rö tlic h oder rot. — f. r u b e r r i m u m h ö rt. Pflanze tie f d u n k e lro t (G ern auf U fe rg erö ll). — f. o c h r o l e ü c u m K u n tze. G anze P flan ze gelblichw eiss.

872. Atriplex litoräle =

C henopödium

L . ( = A . salicinum Gm el., = A . salinum D esv., = A . sulcätum Mich., litoräle T h u n b ., = S chizotheca litoralis F ourr.). S t r a n d - M e l d e . F ig . 552 a bis d.

E in jäh rig , 30 bis 80 cm hoch. S tengel aufrecht, g efu rch t, reichlich verzw eigt, fast verholzend. A este aufrecht, fast rutenförm ig. L a u b b lä tte r w echselständig, kurz gestielt, aus keilförm igen G runde linealisch-lanzettlich oder lineal, zuw eilen sehr schm al, g an zran d ig oder b u ch tig g ezähnt, hie und da fast gesägt, dicklich bis fleischig. S eitennerven oft kaum sich tb ar. A este des B lütenstandes oft verlängert, ru ten fö rm ig , ziem lich steif aufrecht. B lütenknäuel voneinander entfernt o d er die obern g e h ä u ft; die un tersten von linealen B lättern g estü tzt. Alle w eiblichen B lüten m it (nichtgeaderten) V o rb lättern . F ruchthülle eirund-rhom bisch, spitz, reichlich gezähnt, am R ücken durch Z ähne, L ap p e n und zahlreiche W a rze n w eichstachelig, m ehlig, fast bis zum G runde frei, zuerst schw am m ig-fleischig, später tro ck en lederig, fast h o rn a rtig (F ig. 552 d), schüsselförm ig (innen ausgehöhlt), ca. (3) 5 (25) mm lang (seltener noch grösser). A lle Sam en aufrecht, m it seitw ärts g erichtetem W ürzelchen. — V II bis IX .

241 H äufig am M eeresstrande, auf A ussenw eiden, V ordünen und B uschpflanzungen der K ü sten g eg en d en und Inseln, seltener an den U fern d er grösseren Flüsse landeinw ärts dringend, noch seltener verschleppt. In Deutschland v e rb re ite t und ste lle n w eise g e ­ m ein an d e r N o rd - u n d O stsee. A u sse rd em v e rein ze lt im B in ­ nen lan d e v e rsch le p p t, z. B. in Schlesien (m eh rfa ch ), H afen von M an n h eim , b e i B erlin, K önigsberg, bei M ünchen (zw . H a id h a u se n und B e rg am L aim ) etc. In O e s t e r r e i c h einzig im K ü s te n g e b ie te d e r A d ria. In U n g a rn a u c h am N e u sie d le r­ see. F e h lt in der S c h w e i z — a u ch adventiv — v o llstän d ig .

A llgem eine V e r b r e i t u n g : K ü ste n ­ g ebiete und salzhaltige O rte von E u ro p a (n ö rd ­ lich bis N orw egen und südl. Finnland) und des gem ässigten Asiens. Is t in d e r B la ttg e ­ s ta lt ziem lich s ta rk v e rä n d e r­ lic h : var. g e n u i n u m W e s te r­ lund ( = var. in te g rifó liu m D um .). Laubblätyter sch m al (o ft se h r schm al), m e ist lin e a l­ isc h , g an zra n d ig , zuw eilen h a lb ru n d . — var. s e r r ä t u m F i g . 552. A t r i p l e x l i t o r a l e L , a M ä n n l i c h e P f l a n z e p / 3 n a t . G r ö s s e ) , b F r u c h t z w e i g , (H uds.) M oqu. ( = A . m an'num c W e i b l i c h e B l ü t t e . d S c h e i n f r u c h t . — A . o b l o n g i f o l i u m W a l d s t . e t K i t . e W e i b l i c h e P f la n z e . f G ru n d stä n d ig e s Blatt. g t h F r u c h th ü l le (von a u s s e n u n d geöffnet). — A . p a t u l u m L. f F r u c h t L ., = A. su lc ätu m K it.). L a u b ­ z w e i g . — A . C a l o t h e c a F r i e s , k W e i b l i c h e P f l a n z e (i/s n a t ü r l . G r ö s s e ) . I Z w e i g d e r b lä tte r b re ite r, + b u c h tig m ä n n l i c h e n P f la n z e , m , n, o V e r s c h i e d e n e F o r m e n d e r F r u c h t h ü l l e . g e zä h n t, o ft fa s t g e sä g t. — v a r. s u l c ä t u m G. B eck. U n te rste L a u b b lä tte r lan zettlich , sc h w a c h g e sä g t, n a ch dem G ru n d e zu b e id e rse its d u rc h einen n a c h v o rw ä rts g e k rü m m te n Z ah n fa s t sp iessfö rm ig . — var. m a c r o t h é c u m G. B eck. V o rb lä tte r g ro ss (7 bis 15 m m lan g ), die u n te rn zuw eilen fa s t la u b b la tta rtig (bis 25 m m lan g ), m it ein er v e rlä n g erte n , w e n ig e r g e zä h n te n S p itze verseh en . — v a r. m i c r o t h é c u m G. B eck. V o rb lä tte r klein (n u r 3 b is 4 m m lang). — var. r h y n c h o t h é c u m F isc h e r. V o rb lä tte r g ross, in eine g a n zra n d ig e , sch m ale S pitze v e rlä n g e rt u n d a n der S pitze klaffend. D e u tsc h la n d (S tralsu n d , W o lg ast, Insel Oie, K ö nigsberg).

873. Atriplex oblongifólium W aldst. et K it. ( = A. T atá ricu m S chkuhr, = A. cam pestre K o ch et Ziz, = S chizothéca T a tá ric a C elak., = Sch. oblongifolia C elak., = T eutliópsis oblongifolia C elak.). L a n g b l ä t t e r i g e M e l d e . F ig. 552e bis h. E in jäh rig, 30 bis 120 cm hoch. S tengel aufrecht, stum pfkantig, kahl oder m ehlig b e ­ stäu b t, m eist v erzw eigt (A este ziem lich steif aufrecht, g rü n gestreift). L au b b lä tter kurz gestielt, zuerst kleiig-m ehlig, zuletzt ± kahl w erdend, die untern breiter, fast g eg en stän d ig (die übrigen abw echselnd), aus breit-keilförm igem G runde eirund oder eirund-rhom bisch, m it A usnahm e des g an zran d ig en G rundes ± b u ch tig gezähnt, am B lattg ru n d e m it einem g rösseren Z ahn versehen (und deshalb fast spiessförm ig), die m ittlern aus länger keilförm igem G runde rhom bisch-lanzettlich, zu g e sp itz t, ± b u ch tig gezähnt, die obern lanzettlich o d er

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linealisch-lanzettlich, ganzrandig. Blütenknäuel wenigblütig, zuerst einander genähert, später entfernt, die obern blattlos, zu lockern, an der Spitze nickenden Scheinähren vereinigt. Vorblätter zur Fruchtzeit sehr ungleich gross (2 bis 13 min lang), die grössten eirunddreieckig oder breit-rhombisch, ganzrandig oder über dem abgerundeten Grunde beiderseits mit nur einem Zahn, glatt, deutlich länger als die Frucht (die kleinern Vorblätter abge­ rundet-viereckig, so lang als die Frucht), zur Fruchtzeit schmutziggrün, zuletzt nicht selten etwas geschwärzt. Samen 2 bis 4 mm breit, glanzlos. — VII bis IX. Zerstreut und ziemlich selten an Wegen, Häusern, auf Feldern, wüsten Plätzen, Schuttstellen, an felsigen Orten, in Weingärten, unter Gebüsch, in Hafenanlagen. [n D e u t s c h l a n d selten in Baden (S ch w etzin gen , M annheim), in W ürttem berg (G üterbahnhof Stu ttgart 1904; Heilbronn), in der bayer. P falz (Dürkheim , Speyer, Kreuznach), in Bayern (bei M ünchen [Berg am Laim ] und Fürth), im R h eingebiet, in Thüringen, Sachsen, zerstreut im nördlichen D eutsch lan d (nördlich bis zur L inie W ittenberg — Schönebeck — M agdeburg; ausserdem bei K rossen und in L andsberg a. d. W arthe), in W estpreussen längs der W eichsel in den K reisen S chw etz (z. B. G rutschno, T opolinken) und Kulm (B ienkow o, K okotzko, Kulm) sow ie adventiv bei K önigsberg (K aibahnhof), bei H am burg (D iebsteich , 1886) und in Schlesien (m ehrfach bei Grünberg) adventiv. F eh lt in Elsass-L othringen und im nordw estlichen D eutschland gänzlich. In O e s t e r r e i c h m ehrfach in Böhm en (um Prag, Elbeniederung, Teplitz, Saaz, P ilsen, Cirkvice, A u ssig) und M ähren (G eb iet um Znaim, der Schw arza-, T h aya- und unteren M archebene, son st nur bei P rossnitz) und vereinzelt in N ieder- und O berösterreich, Steierm ark (einzig in den w indischen Büheln beim Bauernhöfe Verbanic in Triebein bei St. B enedikten) und im Küstenland. F eh lt in der S c h w e i z — auch adventiv — gänzlich.

A l l g e m e i n e Verbrei t ung: Südöstliches Europa (nordwestlich bis Dänemark und Südschweden, westlich bis zum Oberrhein und Steiermark), Nordafrika, Orient, Kaukasus­ länder, Zentralasien, Sibirien. Aendert w en ig a b : var. j o b ü s tu m G. B eck. Pflanze sehr gross. S tengel kräftig, fingerdick, 1 bis 1,2 m hoch, in der R egel stark verzw eigt. A e ste aufrecht-abstehend. U ntere Laubblätter 5 bis 6 cm breit. O berer T eil des Blütenstandes nackt. — var. c a m p e s t r e (K och et Ziz) Gürke. S ten gel rutenförm ig. A este steif. Laubblätter schmäler, alle lanzettlich oder die obersten lineal (Trockene Stellen). — var. f o l i ö s u m G. B eck. S tengel verlängert. Blütenknäuel reichlich beblättert. Stützblätter die Blütenknäuel verdeckend, die Spitze des Blütenstandes oft überragend (Kulturform). — var. a r e n ö s u m G. Beck. Stengel einfach, niederig. B lütenstand eine einzige endständige, w enigblü tige Scheinähre bildend (S a n d ig e , trockene Stellen). — var. r u b r u m Bagnet. Ganze Pflanze (inkl. V orblätter) purpurrot.

874. Atriplex pätulum L. (= A. procümbens Jundz., = A. angustifölium Gaud., = A. polymörphum Coss. et Germ., = Schizotheca patula Fourr., = Teutliöpsis patula Celak.). Gemei ne Melde. Taf. 96, Fig. 2 und Fig. 552i. Zu den Bezeichnungen M e l l (Eifel), M u l da (S ch w äb isch e A lb), S c h i s s m i l b m a l t e r (Schw eiz) vgl. Chenopodium album pag. 2251

(Eisass), S c h i s s -

Einjährig, 30 bis 90 cm hoch. Stengel aufrecht oder aufsteigend, kahl, stumpf­ kantig, zumeist schon vom Grunde an reichlich verzweigt. Untere Aeste abstehend oder niedergestreckt, in der Jugend mehlig bestäubt (daher meist bläulichgrün), zuletzt beiderseits grün. Laubblätter gestielt, rhombisch-lanzettlich, aus keiligem Grunde dreilappig-spiessförmig, mit vorgezogenem, spitzem, meist wenig gezähntem Mittellappen; die obern lanzettlich bis lineal, vollständig ganzrandig, alle deutlich nervig. Blütenknäuel in unterbrochenen, meist blattlosen, aufrechten Scheinähren. Fruchthülle (Vorbätter) breit-rhombisch, zugespitzt, durch einen kurzen Zahn beiderseits über dem Grunde etwas spiessförmig oder fast vier­ eckig, sonst ganzrandig, glatt oder ± weichstachelig, 2 bis 7 (13) cm lang, grün oder grau-schülferig. Früchte zweigestaltig: die grossem 2 bis 3 mm im Durchmesser mit einem scherbenfarbigen oder ockergelben Samen, die kleinern 1 bis 2 mm breit, einen kleinen, schwarzen Samen enthaltend. — VII bis X. Nicht selten auf unbebautem Boden, Erdhaufen, Schutt, auf Dorfplätzen, an Häusern, auf Brachfeldern, Kulturland, an Wegen, Dämmen, Flussufern, in Weinbergen; vom Meeres­ strande bis in die Voralpentäler (Bourg St. Pierre im Wallis 1750 m).

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Al l g e me i n e Verbrei t ung: Europa (nördlich bis Island, Faer Oer, Lappland), Azoren, Nordafrika, Orient, Kaukasus, Turkestan, Sibirien, Nordamerika. A endert stark a b : 1. var. a n g u s t i f ó l i u m Sym e ( = var. m acrocárpum P eterm ., = var. lancéolátum Gaud.). F ruchthülle gross (4 bis 6 mm lang), fast in der M itte spiesszähnig, etw as flach, deutlich länger (oft doppelt so lang) als die Frucht, m eist gjlatt (seltener w eichdornig). Sam en zw eigestaltig. H ieher ferner: sub­ var. h a s t i f o l i u m G. B eck. Untere Laubblätter infolge der g rossen , grundständigen, ganzrandigen Zähne sp iessförm ig und un gleich 3-lappig. M ittellappen vorgezogen, ganzrandig oder + buchtig gezähnt. — subvar. l i n e a r e Gaud. ( = f. adpréssum Murr, = Schizothéca pátula Fourr. f. integrifólia G. B eck). A lle Blätter (nicht bloss die astständigen, sondern auch die untern) länglich-lanzettlich oder schm äler und fast lineal, ganzrandig. Fruchthülle glatt. — subvar. c r ä s s u m Gürke ( = var. latifólium M ey.). Laubblätter dicklich, fleischig. V or­ blätter fleischig, oft stark vergrössert (bis 1 3 mm lang). Salzige Stellen. — subvar. p e d i c e l l á t u m M arsson. Blüten nach dem V erblühen + g estielt (W olgast in Pom m ern). — 2. var. e r c c t u m Huds. (var. microcärpum K och, = f. m icrospérm um Coss. et Germ., = var. virgátum G. Beck., = A. nem orénse Schur). Scheinähren dicht, rispig. Fruchthülle kleiner (2 bis 5 mm lang), so gross als die Frucht, durch diese gew ölb t, rhom bisch-viereckig, fast so lang als breit, + w eich stach elig (sehr selten glatt), m ehlig. Sam en m eist schw arz, alle von derselben Form. H ieher subvar. t r i d e n d á t u m G. Beck. U ntere Laubblätter m eist + spiessförm ig oder infolge grösserer grundständiger Zähne ungleich 3-lappig. — subvar. a n g u s t í s s i m u m Gren. et Godr. A lle Laubblätter lanzettlich, lineal, ganzrandig, dicklich. — subvar. s u c c u l é n t u m G. B eck. L a u b -u n d V orblätter fleischig. — sub­ var. c a n é s c e n s Blytt. Ganze Pflanze sehr m ehlig. — 3. var. p e r m i x t u m G. Beck. Fruchthülle w ie bei der var. angustifólium gross und glatt, teils kleiner und w eich stach elig w ie bei der var. erectum. Sam en von zw eierlei Form . — var. m a c r o d i r u m (Tin.) A rcang. V orblätter sehr gross, viel länger als die Frucht, fast deltoidisch-spiessförm ig, an dem O ehrchen spärlich unregelm ässig gezähnt, an der vorgezogenen Sp itze ganz­ randig, am R ücken w eich stach elig (Italien, Südfrankreich). — var. p s e u d o b l o n g i f ó l i u m Murr. Laubblätter sattgrün, m it fast parallelen Seitenrändern und anastom isierender N ervatur. V orblätter der F rucht breit, kurz, fast ganzrandig, nur hie und da ein w enig spiessförm ig (Südtirol). V erhält sich zum Typus ähnlich w ie Ch. striatum zu Ch. álbum (vgl. pag. 226). — var. t r o c h l o d y t e s A . Schw arz. Stengel aufrecht, nur fingerhoch, einfach oder mit spreizenden, sogar nach abw ärts abstehenden A esten. Blütenstände w en ig zahlreich, locker. F rucht­ hülle (Vorblätter) zugespitzt, urideutlich spiessförm ig, oft auch eirautenförm ig, ohne Zahn. Laubblätter lanzettlich, lan ggestielt, die untern und mittlern stumpf.

875. Atriplex hastátum L. (= A. latifólium Wahlenb., = A. spinacifólium Stokes, = A. micránthum C. A. Mey., = Chenopódium hastatum Dum., = Schizothéca hastata Fourr., = Teutilópsis hastata Celak.). S p i e s s b l ä t t e ri ge Mel de. Taf. 96, Fig. 3. Einjährig, 30 bis 100 cm hoch, grün oder kleiig-mehlig. Stengel aufrecht, auf­ steigend oder niederliegend, stumpfkantig, kahl, vom Grunde an reichästig. Aeste gesperrtausgebreitet. Laubblätter abwechselnd oder gegenständig, grün, gestielt, die untern drei­ eckig, am Grunde gestutzt, spiessförmig oder fast pfeilförmig, ganzrandig oder gezähnt, die mittlern mit nach vorwärts bogig-gekrümmten Grundlappen, die obern lanzettlich, ganzrandig, am Grunde gestutzt oder plötzlich verschmälert. Fruchthülle ganz krautig, nur am Grunde verbunden, 5 bis 7 (10) mm lang, dreieckig-eiförmig, durch einen kurzen Zahn beiderseits spiessförmig, glatt oder höckerig-stachelig. — VI bis IX. Hie und da auf Kulturland, an Wegen, Hecken, Häusern, auf wüsten Plätzen. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis zu den Faer Oer und Nord­ russland), Kaukasus, Sibirien, Nordamerika. Aendert ab: 1. var. m a c r o t h é c u m Schum acher ( = var. macrocárpum Peterm .). Vorblätter zur Fruchtzeit viel länger als die Frucht, 5 bis 7 (10) mm lang, m eistens dreieckig oder eiförm ig-dreieckig, gezähnt (seltener ganzrandig), w eich stach elig oder glatt. H ieher ferner: subvar. d e l t o i d e s M oqu. Blätter oft. g e g e n ­ ständig, fast pfeilförm ig-dreieckig, am Grunde m it einem zurückgekrüm m ten Zähnchen versehen, bald b u ch tiggezähnt, bald kaum gezähnt (subvar. i n t e g r u m W esterl.). F ruchthülle gezäh nt oder fast ganzrandig. — subvar. g e n u i n u m A schers. L aubblätter sp iessförm ig-dreieckig oder verlängert-dreieckig, am Grunde gestutzt oder fast keilförm ig, ganzrandig, seltener gezähnt. A este zuw eilen an der Spitze gekrüm m t und zurückgeschlagen (subvar. r e f l é x u m W esterl.) — subvar. B o l l é i A schers. V orblätter zur F ru ch tzeit sehr gross, m it schm alen, kurzen Zähnen versehen. Laubblätter m eist tief gezähnt, tiefgrün, fast fleischig (Brandenburg). — subvar. c o r d á t u m W esterl. L aubblätter schm al, verlängert-dreieckig, m it fast 2-teiligen Grundlappen. V orblätter zur

244 F ruchtzeit herzförm ig-dreieckig, so breit als lang, gezähnelt. — subvar. v e n ö s u m M arss. Fruchthülle grösser, fast herzförm ig-dreieckig, fast breiter als lang, schön und dicht netzig-nervig, am Rande gezähnelt, am R ücken m eistens glatt. — 2. var. h e t e r o s p e r m u m Godr. V orblätter zur Fruchtzeit verschieden gross, die grösseren die Frucht deutlich überragend, die kleineren etw a s o la n g als dieselbe. — 3. var. m i c r o t h e c u m Schum acher ( = var. m icrosperm um Gren. et Godr.). V orblätter so lang als die Frucht oder dieselbe kaum überragend, die kleinen Scheinähren öfters ästig und dichtblütig. H ieher ferner: a) G r ü n e F o r m e n , subvar. r u d e r ä l e (W esterl.). Blätter sp iessförm ig-dreieckig, dreieckig-gezähnt oder fast gezähnt, alle fast g leich gestaltet. V orblätter eirund, g e w ö lb t, ganzrandig (seltener die grösseren gezäh nelt), glatt oder w eich stach elig. — subvar. i n t e g r i f ö l i u m G. B eck. Laubblätter ganzrandig oder mir einzelne verw isch t gezähnt. Son st w ie die vorige. — subvar. c r a s s i f ö l i u m (Bünau). Blätter freudig grün, b loss die untern spiessförm ig, ganzrandig. Fruchthülle ganzrandig. b) K l e i i g - m e h l i g e F o r m e n , subvar. s a l i n u m Wahr. ( = var. incänum Neilr.). Ganze Pflanze + m ehlig, aschgrau. Blätter gegen ständ ig oder abw echselnd, sp iessförm ig-dreieckig oder dreieckig, ganzrandig oder gezähnelt. Vorblätter dreieckig bis rautenförm ig, gezähnelt oder ganzrandig, glatt oder w eich stach elig. — subvar. o p p o s i t i f ö 1i u m M oqu. A ehnlich, aber Blätter zum eist gegen ständ ig. — subvar. p r o s t r ä t u m (Lange). Stengel niedergestreckt, m it abw echselnden, ziem lich kleinen Laubblättern. — subvar. S ä c k i i (R ostk.) Beck. Untere Laubblätter oft gezähnelt. — subvar. v e r r u c ö s u m (W esterl.). L aubblätter grob gezähnt. V or­ blätter eiherzförm ig, gezähnt, warzig. — subvar. h e t er o p h y 1lu m (W esterl.). L aubblätter sehr vielgestaltig, die untern dreieckig-spiessförm ig und kaum gezähnt, die mittlern spiessförm ig-lanzettlich und am Grunde keilig. die obersten lineal und vollständig ganzrandig. — A ls eine M issbildung wird ged eu tet: var. l ö n g i p e s (Drej.). Früchte unter den Vorblättern später g estielt (Breslau, Hamburg, D änem ark, Schw eden).

876. Atriplex Calotheca1) Fries (= A. laciniätum L., = A. hastätum Fries nec L.). S c h ö n f r ü c h t i g e Melde.

Fig. 552k bis o.

Einjährig, 30 bis 100 cm hoch (ähnlich nr. 875, aber in allen Teilen kräftiger). Stengel aufrecht oder aufsteigend, gewöhnlich kahl und grün, kaum mehlig. Grössere Laubblätter fast 3-eckig, spiessförmig (bisweilen auch pfeilförmig oder eispiessförmig), sehr schmal und oft ungleich bis zu der öfters vorgezogenen Spitze zerschlitzt, gegen den Grund zu meistens mit einem zurückgeschlagenen Zahn versehen, die mittlern spiessförmiglanzettlich, die obersten fast ganzrandig, oder alle dreieckig, gezähnt mit sehr spitzen, gleichen, nach aufwärts gekrümmten Zähnen. Vorblätter der Frucht nur am Grunde ver­ wachsen, krautartig, oft sehr gross (bis 24 mm lang), spiessförmig- oder herzförmig-dreieckig, verlängert-zugespitzt, zerschlitzt, mit linealen, bespitzten, ganzrandigen oder eingeschnitten­ gesägten, oft nach abwärts geschlagenen oder eingekrümmten roten Zipfeln oder sehr dicht, fein und scharf gezähnelt, mit weichstacheligen Zähnen (Fig. 552 m bis o). Blütenknäuel zu langen Aehren vereinigt; diese nur am Grunde beblättert, unterbrochen oder dicht­ gedrängt. — VI bis IX. Selten und meist einzeln auf Salzwiesen und Weiden an der Meeresküste. In D e u t s c h l a n d vereinzelt in S chlesw ig-H olstein (Alsen, Apenrade, Flensburg,] L angballigau in A ngeln, H alebüll und W obbenbüll im Kr. ¡Husum, von Jerpstedt nach B odsbüll und Ballum bis zur Brede A a im Kr. Tondern), um Hamburg, auf W angeroog, Borkum, Norderney, Amrum (an der W estküste nicht selten), Röm, H elgoland (sehr häufig), im nordw estdeutschen Flachland (Butjadingerland, O ldenbrook, D an gaster A ussend eich ), in M ecklenburg (W arnemünde, H eiligendam m ), auf Rügen, in Pommern (G reifswalder Oie, Zingst, Stral­ sund, G reifswald, U sedom etc.) und in W estpreussen (D anzig). A usserdem als Selten heit im Binnenlande auf öden Plätzen und Schuttplätzen verschleppt, so bei Berlin, Frankfurt a. O., S chw iebu s, in Ostpreussen (an der W eichsel b. M ew e), im Hafen von M annheim und in Bayern (um Nürnberg [nach S c h w a r z seit 1867 hei Sankt P eter beob ach tet; scheint sich bei M u ggen h of, Schm iegling und beim Zellengefängnis eingebürgert zu haben]; D inkelsbühl, K itzingen und bei M ünchen [früher beim Südbahnhof]). F eh lt in O e s t e r r e i c h und in der S c h w e i z — auch adventiv — gänzlich.

Al l g e me i n e Verbrei tung: Küstengebiete von Dänemark, Südschweden, Finn­ land, England.*) *) Gr. y.akög (kalös) = schön und abyx)? (theke) = Um hüllung; bezieht sich auf die G estalt der Vorblätter.

245 A e n d e rt e tw a s a b : var. m a c r ö t h e c u m F rie s (== Ä. m ultifidum D esf.). L a u b b lä tte r dreieckig-pfeilförm ig bezw . spiessförm ig, u n g leic h u n d tie f bu c h tig -ze rsc h litz t,' die o b e rn sp ie ssfö rm ig -la n ze ttlich . F ru c h th ü lle h e rz ­ fö rm ig -d re ie c k ig , v e rlä n g e rt-z u g e sp itz t, b u c h tig -z e rsc h litz t, g ro ss (o ft 24 m m lang). B lü ten k n äu el sc h w e ifa rtig verein ig t. — var. m i c r o t h e c u m F rie s. A lle o d er do ch die m e iste n V o rb lä tte r k leiner (7 b is 11 m m lang). — var. s p i c i f e r u m W este rl. A lle L a u b b lä tte r 3-eckig, kaum sp iessfö rm ig , b u c h tig -g e z ä h n t o d er g e z ä h n t m it se h r spitzen, gleichen, n a c h aufw ärts- ge sc h la g en e n Z ähnen. F ru c h th ü lle 3-eckig, spitz, klein, b is zur S p itze se h r d ic h t und se h r fein, s c h a rf g e zä h n elt, am R ücken klein und s c h a rf zäh n ig . — var. p e d i c e l l ä t u m M a rsso n L a u b b lä tte r w ie b e i d e r v o rig en V a rie tä t. F ru c h th ü lle 3-eckig, am G ru n d e m it schm alen, langen, g a n zra n d ig e n oder sp ärlich g e zä h n elten Zipfeln, am R ü ck en zuw eilen zersc h litz t, se h r o ft + g e stie lt (Stiel bis 3 cm lang).

877. Atriplex Babingtönii1) W oods

( = A. röseum Bab. nec L ., = A. crassifölium Fries* = A. h astatum L . var. B abingtönii H artm .). B a b i n g t o n ’s M e l d e . F ig. 553a bis e.

E in jäh rig , 30 bis 60 cm hoch, + m ehlig bestäubt. S tengel aufrecht oder n ied er­ liegend, ästig, oft ro tgestreift. A este spreizend, ± n ied erg ed rü ck t. L a u b b lä tter ziem lich lang gestielt, die untern dreieckig- oder fast dreilappig-spiessförm ig, m eist ungleichm ässig b u ch tig-gezähnt, seltener ganzrandig, spitz, die m ittlern länger und ihre S eitenlappen m ehr

A t r i p l e x B a b i n g t ö n i i W o o d s , a H a b i t u s d e r w e i b l i c h e n P f l a n z e (l/s n a t . G r ö s s e ) , b M ä n n l i c h e B l ü t e . c, d, e F r u c h t f o r m e n ( v o n a u s s e n u n d g e ö f f n e t ) . — A . r o s e u m L . f H a b i t u s d e r w e i b l i c h e n P f l a n z e , g F r u c h t ­ k n o t e n . h, i, k F r u c h t f o r m e n ( v o n a u s s e n u n d g eö f f n et ) . — A . T a t a r i c u m L . I H a b i t u s d e r w e i b l i c h e n P f la n z e . m M ä n n l i c h e B l ü t e , n, o, J> F r u c h t f o r m e n ( v o n a u s s e n u n d g e ö f f n e t ) , q S a m e .

F i g . 553.

vorgezogen, schm al und zuweilen zw eispaltig (der untere L ap p e n ± zurückgekrüm m t, die obersten aus spiessförm igem G runde lanzettlich, gestielt. A lle B lätte r ± fleischig, kleiigg rau , zuletzt oberseits verkahlend. B lütenknäuel w enigblütig, ährig, die untern b eb lättert. F ru ch th ü lle breit-rhom bisch, fast quadratisch, spitz, gezähnelt, bis zur M itte verwachsen* etw as fleischig, zuletzt am G runde knorpelig erhärtend, (2) 3 bis 5 (12) mm lang, häufig m ehlig b estäubt, am R ücken g la tt oder w eichdornig (Fig. 553 c, d, e). — VIII, IX . Selten und zerstreu t an der M eeresküste. Im nördlichen D e u t s c h l a n d z e rstre u t in S c h lesw ig -H o lstein (Je rp ste d t im K r. T o n d ern , A penrade),, an d e r W eserm ü n d u n g b ei Blexen, in M eck le n b u rg (W arn e m ü n d e : B re itlin g su fer, H eiligendam m ), auf R ü g e n J) B e n an n t in C am b rid g e.

n a c h dem

englischen B o tan ik e r C harles

C a rd ale B a b i n g t o n

(gest.

1895), P ro fe s s o r

246 und in Pom m ern (U sedom : Peenem ünde). A usserdem sehr selten adventiv (H afen von M annheim , 1900). in O e s t e r r e i c h und in der S c h w e i z vollständig.

F eh lt

Al l g e me i n e Verbrei t ung: Küstengebiete von Dänemark, Skandinavien, Nord­ deutschland, England, Faer Oer, Island. Aendert ab: var. m i c r o t h é c u m M arsson. L aubblätter buch tig-gezähnt. Fruchthülle ziem lich klein (2 bis 3 mm lang). — var. m a c r o t h é c u m M arsson. Laubblätter m eist vollständig ganzrandig. Fruchthülle gross (7 bis 12 mm lang). — var. v i r é s c e n s Lange. Pflanze grösser. B lätter lebhaft grün. Fruchthülle grösser, (reudig grün, — var, m i c r o p h y l l u m B eck. Laubblätter sehr klein (höchstens 1 cm lang).

878. Atriplex róseum L. (= A. verticillátum Lagasca, = A. axilláre Ten., = A. monoicum Moench, = Schizothéca rósea Fourr., = Teutliópsis rosea Celak.). Ros e n- Mel de. Fig. 553f bis k. Einjährig, 25 bis 90 cm hoch, weisslich, ± mehlig (im Wüchse an Marrubium peregrinum erinnernd). Stengel aufrecht, fast stielrund. Zweige aufrecht-abstehend oder spreizend, zuweilen fast quirlig. Laubblätter kurz gestielt oder die obern sitzend, eirund-rhombisch oder rautenförmig, ungleich lappig-gezähnt (seltener fast ganzrandig), am Grunde keilförmig oder kurz zusammengezogen, + mehlig (seltener fast grün). Blütenknäuel end- oder achsel­ ständig, fast kugelig, die endständigen oft eine kurze, zur Fruchtzeit + unterbrochene, fast bis zur Spitze beblätterte Scheinähre bildend, hie und da weit auseinandergerückt. Vor­ blätter bis zur Mitte verbunden. Fruchthülle weisslich, knorpelig verhärtet, breit eirund­ dreieckig oder fast viereckig, nach dem Grunde zu keilförmig verschmälert, ungleich gezähnt, vorspringend netznervig (Fig. 553 h, i), 4 bis 12 mm lang, auf der Fläche glatt oder gelegentlich an ein und derselben Pflanze auch höckerig. Samen hell rotbraun oder schwarz und glänzend, durch das Würzelchen geschnäbelt (Fig. 553 g). — VII bis IX. Zerstreut auf Schutt, an Dorf Strassen, Wegen, an trockenen, sonnigen Abhängen der Niederungen; gern auf salzhaltigem Boden. In D e u t s c h l a n d vereinzelt im m ittlern und nördlichen G ebiet. F eh lt im nordw estlichen Teile (Schlesw ig-H olstein, Bremen, O ldenburg) gänzlich, ebenso in Baden und Elsass-L othringen. Selten und wohl nur adventiv in W ürttem berg (N ippenburgerhof im O beram t L udw igsburg, Höfingen im Oberam t Leonberg und b ei Ulm), b ei Erfurt (Ilversgehofen) und in Bayern (bei Nürnberg [seit 1892 fortgesetzt beobachtet], W allerstein, Sennfeld, bei Schw einfurt, Z iegelanger [B ez.-A m t H assfurt], W ürzburg, Frankenthal, Schw abing bei M ünchen und in der P falz bei H essheim und K leinriedesheim ). In O e s t e r r e i c h vereinzelt in Böhm en (um Prag, Elbe­ tiefland, Jicin-Bunzlau, Brdywald, T eplitz-Saaz, Pilsen, W ittingau), M ähren (nach L a u s stellenw eise [um Prossnitz, O lm ütz, H olleschauer G egend] für die D orfplätze bezeichnend), in N iederösterreich (besonders im G ebiete der pannonischen Flora), im südl. Steierm ark (am W otsch bei R ohitsch), im K üstenland und früher in Tirol (Vallarsa zw ischen P olsa und Spino, 1817 bis 1823). F eh lt in der S c h w e i z — auch adventiv — vollständig.

A l l g e me i n e Verbrei tung: Süd- und Mitteleuropa (vereinzelt bis Südschweden), Nordafrika, Orient, Kaukasusländer, Sibirien; in Neu-Holland eingeschleppt. Aendert a b : 1. var. g e n u i n u m W esterl. ( = var. álbum D C ., = var. com mune Strobl). Z w eige aus­ geb reitet, seltener spreizend. M ittlere Stengelblätter in einen 1 bis 2 cm langen B lattstiel + keilförm ig ver­ schm älert, stets (zuw eilen 2 bis 3 mal) länger als breit, m eist zw eifarbig, unterseits kleiig-silberig, seltener beiderseits grau. Fruchthülle breit rhom bisch oder viereckig, so lang als breit, scharf gezähnelt, glatt oder höckerig, ca. 4 bis 5 mm lang. Sam en rotbraun oder schw ärzlich, 18 bis 25 mm lang. H ieher: subvar. f o l i o s u m (Link) Pers. Laubblätter un gleich und reichlich buchtig gezähnt. — subvar. B a u h i n i á n u m Wallr. Laubblätter un gleich und w iederholt b u ch tig gezähnt. Fruchthülle auf dem Rücken käm m ig- höckerig. — subvar. l o b á t u m G. B eck. L aubblätter b u ch tig -g ela p p t, die obern eirund, ganzrandig. — subvar. s u b i n t e g r u m Fenzl. L aubblätter fast gezähnt, spärlich und stum pflich ausgesch w eift-gezäh n t oder ganzrandig. — subvar. m i c r o p h y l l u m G. Beck. Laubblätter sehr klein (kaum 2 cm lang), — subvar. v í r e n s G. Beck. Laubblätter grünlich (kaum w eiss-k leiig). — subvar. m i c r o s p é r m u m G. B eck. Fruchthülle um die H älfte kleiner als beim Typus. — 2. var. l i t ó r e u m G. Beck. Pflanze sehr ästig. A este spreizend. L aubblätter fast sitzen d oder kurz gestielt, eirund oder rundlich, in den B lattstiel zusam m engezogen, m eist so lang als breit, bu ch tig-gelapp t oder fast ganzrandig, reichlich k leiig-m ehlig. Blütenknäuel zur Fruchtzeit m eist voneinander entfernt (seltener genähert). Fruchthülle fast 3-eck ig, aus herzförm igen Seiten nach dem-Grunde hin zusam m en­

247 gezogen , öfters breiter a’s lang, gezähnt, glatt oder stachelig, bis 7 mm lang. Sam en schw arz oder rostbraun, 2 bis 2,5 mm breit (Besonders an den M eeresküsten des M ittelm eergebietes). H ieher fern er: subvar. c r a s s i f d l i u m M oqu. N iederliegend oder aufsteigend, grünlich oder purpur-grünlich. — subva,r. p a r v i f ö l i u m M oqu. L aub­ blätter reichlicher m ehlig, grau, ziem lich klein , 1 bis 2 cm la n g , eirund oder rundlich, gezähnt oder fast ganzrandig. — subvar. m a c r o c ä r p u m Strobl ( = A . Grseci T ineo). Pflanze reichlich m ehlig bestäubt. Laubblätter eirund oder eirund-rundlich, ganzrandig oder sehr w en ig gezähnt. Blütenknäuel gehäuft, ährig. Fruchthülle grösser (6 mm lang, 7 mm breit). In N iederösterreich und im angrenzenden U ngarn (N eusiedlersee) erscheint diese A rt in B egleitung von verschiedenen südlichen H alophyten, w elch e wir son st im L itoralgebiet der Adria .antreffen, so Cyperus Pannonicus (Bd. II, pag. 12), Crypsis aculeata, schoenoides und alopecuroides (Bd. I, pag. 209), Scirpus holoschoenus, Ranunculus lateriflorus D C ., V eronica anagalloides Guss., Sclerochloa dura etc. H ieher w ird w oh l am besten als Unterart A . a r e n ä r iu m W oods ( = A . farinösum Dum ., = A. maritimum H allier, = A . sabulösum Rouy) gestellt. Pflanze reichlich m ehlig bestäubt, grau. Stengel niedergestreckt oder aufsteigend, ästig (A este sehr stark abstehend). Laubblätter eirund-dreieckig, stum pf b u ch tig-gezähnt oder fa st ganzrandig, die obern lan zettlich -sp iessförm ig, alle fleischig, fast einfarbig, kleiig-aschgrau oder silberig. Blütenknäuel einander m eistens genähert, fast ährig,w enigblütig, grösstenteils beblättert. Fruchthülle rhom bisch-spiessförmig, m it öfters viereckigen, gestutzten oder gezähnten Seitenlappen, auf der A u ssenseite glatt, höckerig oder gelappt. Sam en scherbenfarbig-rotbraun,"* glanzlos, durch das W ürzelchen geschnäbelt, 3 bis 4 mm breit. In D e u t s c h l a n d als Seltenheit am Seestrande der N ordsee in S ch lesw ig (Jerpstedt im Kr. Tondern, Husum , Föhr) und vielleicht in Oldenburg. Sonst am A tlantischen O zean, an der Nord- und O stsee, in E ngland, F rankreich, H olland, B elgien , D änem ark und Schw eden. Unter A . laciniatum L. ist nach B e c k sicher A. Calofh e c a (nr. 876) zu verstehen. A u ch A . arenarium ändert etw as ab; var. p a r v i f ö l i u m Lange. Laubblätter ziem lich klein, fast rundlich, ein w enig buchtig gesch w eift oder ganzrandig, w eniger fleischig (S ch lesw ig : Husum).

879. Atriplex Tatäricum L. (= A. laciniatum auct. mult. nec L., = A. sinuätum Hoffm., = Schizotheca laciniäta Fourr., = Sch. Tafarica Celak., = Teutliöpsis Tatarica Celak.). T a t a r i s c h e Mel de. Fig. 553 1 bis q. Einjährig, 30 bis 150 cm hoch. Stengel aufrecht, seltener niederliegend, reichästig. Aeste ausgebreitet, fast weiss, stumpfkantig. Laubblätter gestielt, die untern rhombisch­ dreieckig, oft spiessförmig, + tiefbuchtig-gezähnt, lappig oder zerschlitzt (seltener fast ganz­ randig), die obern rhombisch oder spiessförmig, die obersten länglich oder lineal, ganzrandig, alle beiderseits oder unterseits mehlig-silberig, fast glänzend. Scheinähren walzlich, nach der Spitze zu dichtblütig, bei der Fruchtreife überhängend, nackt oder nur im untern Teile von ganzrandigen, linealen Blättern gestützt, zur Fruchtzeit sich ziemlich stark verlängernd. Vorblätter bis zur Mitte verbunden, zur Fruchtreife knorpelig verhärtet, weisslich. Frucht­ hülle rhombisch, spitz, gezähnt, oft dreilappig mit vorgezogenen mittleren Lappen, spitz. Seitenlappen viereckig, oft nochmals gelappt oder gezähnt, am Rücken höckerig oder etwas lappig (seltener glatt), 3 bis 7 (15) mm lang (Fig. 553 n, o, p). Samen hellrotbraun, durch 4as Würzelchen geschnäbelt. — VII bis X. Zerstreut auf Schuttplätzen, mageren Grasplätzen, Erdhaufen, an Wegen. Wild nur in O e s t e r r e i c h ; sonst hie und da adventiv, aber in der Regel unsicher und unbeständig. Vielerorts erst in neuerer Zeit eingeschleppt. In O e s t e r r e i c h in N iederösterreich (besonders im G ebiet der pannonisch-pontischen Flora), in M ähren (im südlichen Gebiet, ausserdem bei Krem sier, Prossnitz und Olmütz), in B öhm en (um Prag, E lbetiefland, T etschen, Teplitz, Saaz) und im K üstenland. Ferner vorübergehend adventiv in Nordtirol (Innsbruck 1879, 1880, Pradl 1890). In D e u t s c h l a n d hie und da eingeschleppt beobachtet, so in Brandenburg (um Berlin, bei K öpenik, Frankfurt a. O.), in Schlesien (Primkenau, Grünberg, L öw enb erg, Breslau, Schw eidnitz, Ratibor), A nhalt (Bern­ burg, A ken, G röbzig, D essau ), in Thüringen (W eisssen feis; in neuerer Z eit aus der Eisenacher Flora verschw unden), L au b egast bei D resden, H afen von M annheim und L ud w igsh afen , b ei M undenheim in Baden, bei Stuttgart (B erg 1869), P uchheim bei M ünchen (1908) etc. In der S c h w e i z vereinzelt b ei B asel (zu St. Jakob und N eue W elt 1905) konstatiert. — Im südlichen M ähren repräsentiert diese südosteuropäische Spezies nach L a u s neben A. patulum die häufigste M elde.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und südöstliches Europa (nördlich bis Böhmen), Nordafrika, Orient, Kaukasusländer, Turkestan, Sibirien, Himalaya, Nordindien.

248 Aendert ab : var. d e c i p i e n s Murr (? = subvar. integrum Gürke). L aubblätter länglich-lanzettlich bis lanzettlich, fast ganzrandig (auch adventiv, z. B. bei L ud w igsh afen a.R h . und b ei B asel). — var. l o b ä t u m G. Beck. Fruchthülle zur F ruchtzeit 3-lappig, am M ittellappen vorgezogen , länger, spitz, an den Seitenlappen viereckig oder 2- bis 3-zähnig, am R ücken glatt, 5 bis 7 (die untern bis 15) mm lang. — A usserdem werden nach der G estalt der Laub- und Vorblätter noch w eitere Form en unterschieden, w elch e aber nur geringe B edeutung haben.

C C X X X IX .

E ch in ó p silo n 1) Moqu.

D o r n m e ld e .

D ie se jGattung, w elch e auch als Sektion der G attung B ä s s i a All. au fgefasst wird, um fasst nur w en ige steppen-, sand- und salzliebende Sträucher oder Kräuter des südlichen und südöstlichen Europas, des nördlichen A sien, von A egypten, Arabien und Australien. A usser nr. 880 kom m en in Europa noch vor: E. h y s s o p i f ö l i u s M oqu. vom mittlern Russland bis nach Zentralasien (einmal adventiv bei Graz und bei W ien b e­ o b a c h t e t ) ^ . s e d o i d e s M oqu. in Ungarn, M itte l-u n d Südrussland etc. und E. R e u t e r i ä n u s B oiss. in Spanien.

880. Echinopsilon hirsútus Moqu. (= E. crassifólius Moqu., = Bássia hirsuta [L.] Aschers., = Salsola hirsuta L., = Chenopódium Pallasiánum Roem. et Schult., = Kóchia hirsuta Nolte, = Villemétia hirsuta Moqu.). B e h a a r t e D o r n m e l d e . Fig. 554 a bis e. Einjährig, bis 30 cm hoch, in der Regel rauhhaarig, seltener (var. g l a b r é s c e n s Rchb.) weniger behaart bis fast kahl. Stengel aufsteigend, meist vom Grunde an verzweigt, stielrund, krautig. Laubblätter lineal, stumpf, halbstielrund, etwas fleischig, abstehend, die jüngern behaart. Blüten zu 1 bis 2 blattwinkelständig, von aufrechten, der Achse ange­ pressten Hochblättern gestützt, zweigeschlechtig oder weiblich, ohne Vorblätter. Blüten­ hülle ± behaart, fast kugelig 5 - (seltener 3-) lappig, mit eingeschlagenen Zipfeln; letztere (alle oder nur einzelne) zur Fruchtzeit am Rücken dornig (Fig. 554 b, c). Dornen kürzer als die Scheibe der Blütenhülle. Staubblätter 5 (seltener 3). Narben 2 bis 3, fadenförmig (Fig. 554 d). Frucht von der erhärtenden und bedornten Blütenhülle eingeschlossen. Samen horizontal. Keimling ringförmig (Fig. 554 e). — VIII, IX. Selten an der sandigen Meeresküste im nordwestlichen D e u t s c h l a n d . In D e u t s c h l a n d vereinzelt in Schlesw ig-H olstein, an der N ordsee bei H usum (Schobüll), auf Röm, Föhr, Sylt, Amrum, auf den H alligen, bei Büsum und Marne (D ieksand), an der O stsee auf den Inseln Aaroe, A lsen (K ekenis), Fehmarn, bei H och w acht, Lütjinburg und H eiligenhafen (G rossenbrode). Früher auch bei W arnem ünde in M ecklenburg-Schw erin. In O e s t e r r e i c h nur vereinzelt im Küstenland.

A l l g e me i n e Verbrei t ung: Dänemark, Insel Oeland, Schleswig-Holstein, Holland,. Südfrankreich, Norditalien, Rumänien, Südrussland.

GCXL. K óchia* 2) Roth. R a d m e ld e . Sträucher oder am Grunde oft verholzte Kräuter mit schmalen, ± behaarten, ganzrandigen Laubblättern. Blüten 2-geschlechtig (zuweilen mit einzelnen weiblichen untermischt), achselständig, ohne Vorblätter. Blütenhülle fast kugelig, krugig oder kreiselförmig, mit 5 nach einwärts gebogenen Zipfeln, welche zur Fruchtzeit am Rücken mit einem wagrechten, flügelförmigen, oft schön gestreiften Anhängsel (Taf. 96, Fig. 4b; Fig. 554i) versehen sind. Staubblätter 5 (seltener 3), hervorragend. Staubfäden bandförmig. Fruchtknoten breit-eiförmig, in einen meist schlanken Griffel zusammengezogen. Narben 2 (seltener 3). Frucht nieder­ gedrückt-kugelig. Samen horizontal (Fig. 554 t), mit Nährgewebe (554 e,u). Zu dieser G attung zählen ca. 30 sandliebende, xerophil (die Blätter einzelner A rten besitzen ein + grosses W assergew eb e; vgl. F ig. 556 a) gebaute Arten. In Europa kom m t ausser den 3 folgenden Arten einzig noch K. s a x í c o l a Guss, auf den Inseln Ischia und Capri in Italien in Betracht. 9 Gr. é%ívog [echinos] = Igel und ipiXóq [psilós] = kahl, nackt; die kahle Frucht ist von der dornigen Blütenhülle eingeschlossen. 2) B en an n t n a ch dem b e k a n n te n d e u tsch e n F lo risten W . D . J. K o c h (geb. 1771, g e st. 1849).

249 1. Einjährige Kräuter . . . . . . .................................................................................................................2. 1*. Pflanze ausdauernd, halbstrauchig. Wild nur in Mähren und Niederösterreich. K . p r o s t r a t a nr. 881. 2. Laubblätter fädlich-pfriemlich, unterseits gefurcht. Anhängsel der Fruchthülle trockenhäutig, fast rautenförmig, von einander deutlich g e t r e n n t ................................................................................ K a r e n a r i a nr. 882. 2*. L aubblätter lineal-lanzettlich, flach. Anhängsel der Fruchthülle krautig, sehr kurz, nicht deutlich von einander getrennt (F ig. 5 5 4 r ) ...................................................................................................... K . s c o p a r i a nr. 883.

881. Kochia prostrata (L.) Schrad. (= Salsola prostrata L., = S. fruticösa Kit., = S. lanäta Poll., = Chenopödium augustanum All., = Ch. camphorataefölium Pourr., = Ch. villösum Latn.). N i e d e r l i e g e n d e R a d m e l d e . Fig. 554f bis i. Halbstrauch, bis 60 cm hoch. Wurzel walzlich, ästig-holzig. Stengel niederliegend oder aufsteigend, rutenförmig, unten verholzend, flaumig, zuletzt verkahlend. Laubblätter lineal, fast faden­ förmig, kaum 1 mm breit und bis 1 cm lang, angedrückt seidenhaarig (Haare fast stets 2-zellig [eine kurze glocken­ förmige Stielzelle und eine lange End­ zeile], derb und dickwandig, glatt oder mit kleinen massiven Papillen bedeckt, in den Achseln gebüschelt. Blüten zu 3 bis 5 achselständig (Fig. 554 g) oder verläng­ erte, beblätterte, lockerblütige, meist einfache Schein­ ähren oder dichte Blütenknäuel bil­ dend. Stützblätter nach aufwärts all­ B c h i n o p s i l o n h i r s u t u s Moqu. a H a b i t u s (t/s n a t . G r . ) , b T e i l d e s F r u c h t s t a n d e s mählich kleiner wer­ (Fviegr. g r554. össert). c F rucht, d F ru ch tk n o ten , e L ä n g ss c h n itt durch den Samen. — K o c h i a p r o s t r a t a dend, zuletzt kürzer S c h r a d . f H a b i t u s , g B l ü t e n k n ä u e l , k M ä n n l i c h e B l ü t e , i F r u c h t . — K o c h i a s c o p a r i a S c h r a d . k H a b i t u s . I B l ü t e n k n ä u e l ( v e r g r ö s s e r t ) . m WTe i b l i c h e B l ü t e , n M ä n n l i c h e B l ü t e , o R u d i m e n t ä r e r als die Blüten. Blü­ F r u c h t k n o t e n d e r m ä n n l i c h e n B lü t e . j> F r u c h t k n o t e n d e r w e i b l i c h e n B l ü t e m i t S t a m i n o d i e n . ^ L ä n g s ­ tenhülle zur Frucht­ s c h n i t t d u r c h d e n F r u c h t k n o t e n , r , s F r iumc hLt ä mn gi ts s cuhnndi t to)h. n e P e r i a n t h . t, u S a m e (v o n a u s s e n u n d zeit 4 bis 4,5 mm breit, mit länglichen, abgerundeten oder gestutzten, ungleich lappigen, häutigen, geaderten Anhängseln (Fig. 554 i; letztere etwa so lang als die Scheibe der Blütenhülle, seltener kürzer). Samen schwarzbraun, 2 mm lang. — VII bis IX. Selten auf Weiden, Sandplätzen, trockenen Hügeln, an Wegen, Eisenbahndämmen, Ackerrändern des pontischen Florenreiches; spontan in Mitteleuropa deshalb nur in O e s t e r r e i c h . Ausserdem sehr selten adventiv. H e g i , F l o r a Bd . I I I .

70

250 In O e s t e r r e i c h zerstreut in Mähren (bei Sokolnitz, M autnitz. Aujezd, K ostellan, C zeitsch, U ng.-H radisch, Joslow itz) und in N iederösterreich (bei R etz, K lein-H öflein, Jetzelsdorf, R egelsdorf bei H augsdorf, W ölkersdorf, an der M arch). A usserdem selten adventiv, z. B. im H afen von M annheim (1882 bis 1905), bei L ud w igsh afen a. Rh. (1900 bis 1903). In der ungarischen T iefebene nicht selten.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd-und südöstliches Europa (westlich bis Spanien, nördlich bis Mähren, in der ungarischen Tiefebene, Kroatien, Slavonien, Siebenbürgen, Balkan, Süd- und Mittelrussland), West- und Mittelasien (bis zum Altai). Tritt in den folgenden, von einander w en ig verschiedenen Form en auf: f l a v é s c e n s Lag. ( = var. virescens Fenzl). Stengel etw as flaumig, kaum filzig, kahl w erdend. — var. c a n e s e e n s M oqu. ( — var. sericea Karel. et Kiril.). Stengel filzig-zottig. L aubblätter grauseidig, oft sehr zottig-behaart. — var. r ú b e n s C. Lag. ( = K. sanguínea W illk.). Stengel m eist rot oder halbrot. Blüten bald kahl, bald behaart. — var. s p i c u l í g e r a G. Beck. Blüten sehr dicht behaart, zahlreich. B lattach selständige Scheinähren kurz, die endständigen verlängert (N iederösterreich bei Retz).

882. K ochia a re n á ria Roth (= K. dasyántha C. A. Mey., = Salsola arenaria Maerkl., = Chenopódium arenarium Gärtn., = Willemétia arenaria Maerkl.). S a n d - R a d me l d e . Taf. 96, Fig. 4. Einjährig, 15 bis 45 (60) cm hoch, zottig-wollig. Wurzel spindelförmig. Stengel krautig, meist ästig, seltener einfach, zuweilen blutrot überlaufen. Aeste niedergestreckt oder aufsteigend, einfach oder verästelt. Laubblätter hellgrün, lineal, pfriemlich, fast fleischig, unterseits rinnig-gefurcht, 9 bis 23 mm lang und 1 mm breit, +_ seidenhaarig bis zottig. Blüten in der Regel zu wenigen, seltener zu dichtblütigen, achselständigen Schein­ ähren vereinigt. Blütenhülle + zottig, zur Fruchtzeit nach dem Grunde zu erhärtend, 4, 5 bis 5,5 mm breit, mit 5 Anhängseln (Taf. 96, Fig. 4b) versehen. Letztere häutig, ver­ kehrt-eirund, länglich, rhombisch, viereckig, abgerundet, stumpf oder spitz, oft verschiedenartig gelappt, zierlich rot gestreift, so lang oder länger als die Scheibe der Blütenhülle (in den weiblichen Blüten zuweilen viel kürzer). Samen hellrotbraun, 1,5 mm lang. — VIII bis X. Selten auf sandigen, trockenen Stellen, Heiden, Weiden; ausserdem selten (einmal bei Hamburg und bei Freiburg i. Br.) adventiv. In D e u t s c h l a n d einzig am M ittelrhein (von Schw etzingen, W alldorf, St. Ilgen, Rheinau, Friedrichs­ feld, O fterheim und K äfertal bei M annheim, W orm s, D arm stadt bis M ainz und Ingelheim ). In O e s t e r r e i c h einzig in M ähren (Sandbodengebiete zw ischen G öding, C zeitsch und U ng.-H radisch, W lkosch; ausserdem bei der Bahnstation Luzitz) und in N iederösterreich (D eim w ald bei Feldsberg, im M archtale von Hohenau bis Breitensee, bei M archegg). A uch im angrenzenden Ungarn (M argyarfalva, Neudorf). F eh lt in der S c h w e i z .

Al l g e me i n e Verbrei t ung: Süd- und südöstliches Europa (von Spanien bis Süd­ russland; durch Ungarn nördlich bis Mähren), Orient, Kaukasusländer, Sibirien, Kirgisensteppen. Ist in der Farbe des Stengels (hellgrün bis rot), in der Behaarung und in der L änge der Stützblätter sehr veränderlich. H ieher: var. l o n g i f ó l i a K och ( = var. typica Beck). Pflanze m it langen Haaren besetzt. T ragblätter mehrmals länger als die Blüten. — var. g l á b r a M oqu. Pflanze grünlich. Stengel und Blätter kahl. — var. d a s y á n t h a (Schrad.) C. K och. Blütenhüllen (besonders die jüngern) zo ttig behaart. — var. b r e v i f ö l i a K och. Blätter und Stengel flaum ig oder kurz angedrückt behaart. T ragblätter m eist kürzer als die Blüten. — K. arenaria, w elch e sich auch in ihrem H abitus und in ihrer B iologie ganz w ie die ephemeren W üsten- und Steppenpflanzen verhält, dringt einerseits im Osten aus dem pontischen F lorengebiet von Ungarn durch Niederösterreich (ähnlich w ie nr. 881) bis ins Sandbodengebiet von Mähren vor; andrerseits erscheint sie inselartig am M ittelrhein abw ärts bis M ainz (vgl. hierüber Silene cónica, pag. 281). D ie Einw anderung in das letztere Verbreitungsareal dürfte w ohl ursprünglich aus Frankreich erfolgt sein. In M ähren gehört K. arenaria zu dem halophilen Elem ent der pannonisch-pontischen Flora, w elch e sich vom Cejcer See (jetzt trocken g e ­ legt I) längs der M arch bis zum N eusiedler See und bis zu den salinen Stellen der ungarischen P usta verfolgen lässt. A ehnlich verhalten sich Corispermum nitidum (pag. 253), Salicornia herbácea (pag. 254), Suaeda maritima (pag. 257), Lepidium latifolium , A ster Tripolium , Serratula heterophylla etc. (nach P o d p é r a ) .

251

883. K ochia S C O p ä ria ^ L .jS c h ra d . (= Chenopödium scopariaL ., = A triplex scoparia Crantz, = Salsöla scoparia L.). B e s e n - R a d m e l d e , Besenkraut. Fig. 554k bis u und 556a bis c. Einjährig, bis 1,5 m hoch. Wurzel spindelförmig. Stengel aufrecht, stumpfkantig, hellgrün oder rot, zottig-filzig oder kahl werdend, meist reichlich verzweigt. Aeste zahl­ reich, aufrecht-abstehend, rutenförmig. Laubblätter lanzettlich oder lineal-lanzettlich, flach, beidendig zugespitzt, am Grunde fast gestielt, angedrückt und länger bewimpert, zuletzt oft verkahlend, dicht netzaderig. Blüten einzeln oder zu wenigen blattachselständig (Fig. 5541). Blütenhülle fast kahl, zur Fruchtzeit bis über 2 mm lang, mit breit-dreieckigen, krautigen, sehr kurzen, nicht deutlich voneinander getrennten, verschieden gelappten, wenig geaderten (überhaupt oft undeutlich ausgebildeten) Anhängseln (Fig. 554 r). Frucht 3,5 bis 4 mm lang. Die Abschnitte der Blütenhülle zur Fruchtzeit am Rücken meist quergekielt (Fig. 554m, n); der Kiel in der Mitte höckerig, an den weiblichen Blüten oft fehlend oder undeutlich. — VII bis IX.

K. scoparia wird stellenw eise (besonders in Bauerngärten) als „Besenkraut“ (in Trient b estehe Besen des Corpo della pubblica nettezza aus diesem Kraut, w elch es zu diesem Z w ecke eigens in einem der Stadt gehörigen W einberge kultiviert wird) oder für die Kultur des Seidenspinners gebaut, aus w elch en die Pflanze nicht selten entw eich t und sich dann gelegen tlich auch eingebürgert. In D e u t s c h l a n d m ehrfach beobachtet, z. B. bei K öpenick bei Berlin, bei D an zig (W esterplatte), Brom berg, früher am Salzigen S ee bei Eisfeld, im M ansfeldischen, bei Erfurt (Ilversgehofen), bei K önigsberg, Hamburg (W interhuder A lsterufer 1885, D ieb steich 1885), H afen von M annheim (1885 bis 1906), bei L ud w igsh afen a. Rh. (1898 bis 1906), in Bayern (B aum w oll­ spinnerei Laineck bei Bayreuth [1889], bei Nürnberg [1892, 1899], Südbahnhof und Schw abing bei M ünchen) etc. In O e s t e r r e i c h in allen Kronländern beobachtet, nam entlich m ehrfach in M ähren, Böhm en, Steiermark, Tiro) (bei Lienz bereits 179/ b eobachtet, offenbar durch M ilitärtransporte eingeschleppt), reichlich auch in Ungarn. In der S c h w e i z bei B asel (R uchfeld 1902, 1903) und V idy bei Lausanne beobachtet. — K. scoparia ist in den W üsten und Steppen des pontischen Florenreiches (Russland, Orient, W est- und M ittelasien) beheim atet. Sie erscheint in den folgenden Form en: var. p u b e s c e n s Fenzl. Stengel flaumig oder fast filzig. Laubblätter + angedrückt. H ieher auch var. r e m o t i f l ö r a G. Beck. A ehren lockerblütig. Blätter öfters schm äler, die obern lineal. — var. d e n s i f l ö r a M oqu. A chselstän dige Aehren dichtblütig, oft verkürzt. Blätter öfters reichhaarig, fast zottig. — f. s a n g u i n e a G. Beck. Pflanze blutrot. var. S o o n g ö r i c a M oqu. ( = K. Sieversiäna C. A. M ey., = Salsöla Soongorica Siev.). Pflanze ziem lich kahl. Blätter kaum bew im pert, oft völlig kahl. Blätter ab und zu breit-lanzettlich, 5 bis 10 mm breit ( = var. lanceolata G. Beck, ? = var. m acrophylla Zimmermann). — var. t r i c h o p h H a (Stapf), ( = K. trichophylla Schm eiss.). Zw eiglein durch zahlreiche lange Haare (besonders im obern Teil) ausgestattet. D ie se Form wird in neuester Zeit auch in Gärten als Zierpflanze angebaut; bereits auch verwildert beobachtet (Puchheim bei M ünchen, 1908). — K. scoparia ist w indblütig. D ie Blüten sind gynom onoecisch ver­ teilt; am untern T eil des Stengels und der Z w eige sitzen in den B lattachseln — m eist zu zw eien — die kleinen w eiblichen Blüten, während an den obern Enden der Z w eige die grösseren Zwitterblüten auftreten.

CCXLI.

C orisperm um 2) L.

Wanzensame.

Einjährige, meist aufrechte Kräuter mit sitzenden, schmalen, nadelartigen, ganzrandigen, zerstreut behaarten (Kandelaber-, Stern- und Drüsenhaare [Fig. 556 d, e]) Laub­ blättern. Blüten zu kurzen, dichtblütigen oder verlängerten, wenigblütigen Aehren an der Spitze der Zweige vereinigt. Vorblätter fehlend. Blütenhülle fehlend oder 1 bis 3(5), zuweilen ungleich grosse (das nach hinten gewendete Perigonblatt grösser), unregelmässig buchtiggezähnte, zur Fruchtzeit sich nicht verändernde Schüppchen vorhanden (Fig. 555 b, i, o, q, r). Staubblätter 1 bis 5, länger als die Blütenhülle. Narben 2 (Fig. 555 c). Frucht viel länger als die Blütenhülle, ellipsoidisch oder fast kreisförmig, plankonvex, am Rande gekielt oder geflügelt (Fig. 555 p, m), membranös, bei der Reife frei hervortretend, nackt abfallend (einer Wanze oder Schildlaus täuschend ähnlich!). Samen aufrecht. Samenschale mit der Frucht­ schale verwachsen. Keimling ringförmig (Fig. 556 e). Keimblätter dem Würzelchen an­ liegend. Nährgewebe reichlich (Fig. 555f). ]) Lat. scöpae = B esen ; nach der G estalt der A este. 8) Gr. xÖQig [köris] = W anze und a n e o ^ a [sperma] =

Sam en; nach der G estalt der Früchte.

70 *

252 Zu dieser G attung zählen ca. 12 im südöstlichen und südlichen Europa, in Zentral- und Ostasien beheim atete A rten. Die wenigen europäischen Arten sind typische Repräsentanten des pontischen Florenreiches, w elche sich aber stellenweise eingebürgert haben. Im Hafen von Mannheim wurden ausserdem adventiv be­ obachtet C. S t a u n t ö n i i Moqu. aus China und C. R e d ö w s k i i Fisch, aus Sibirien. 1. T ragblätter der Blüten kürzer oder so lang als die Blüten (Fig. 5551, m). Aehren schmal, locker. Niederösterreich, Nordmähren ............................................................................................................C. n i t i d u m nr. 885. 1*. T ragblätter der Blüten länger als die Blüten (Fig. 555 d). Aehren b r e i t e r ......................................2. 2. Blütenhüllblätter 1 bis 3 (Fig. 555b), sehr selten 5 oder fehlend. Staubblätter 5 bis 2, ungleich ]ang ................................................................................................................................................. C. h y s s o p i f o l i u m nr. 884. 2*. Blütenhüllblätter 1 bis 2 oder fehlend (Fig. 555o). Staubblätter 1 bis 3 (5). Fehlt in Oesterreich vollständig, in Deutschland (Baden, W est- und Ostpreussen) nur die var. M arschallii C. c a n e s c e n s nr. 886.

Y so p b lä tterig er W anzensame. Fig. 555 a bis g, q und 556 d. Einjährig, 10 bis 50 cm hoch, ± sternhaarig (Fig. 556d). Stengel aufrecht, Laubblätter lineal bis fast lanzettlich, beidendig verschmälert, rutenförmig, ästig. 1 spitzt, die obern (zu­ gleich die Tragblätter der Blüten) oval, mit einem häutigen Rand von der halben Breite des krau­ tigen Teiles. Aehren unten locker-, oben dichtblütig, unten mit langen, lanzettlichen Stützblät­ tern versehen. Blüten­ hüllblätter 1 bis 3 (5), hie und da verwachsen, sehr selten fehlend (Fig. 555 b). Staubblätter 5 bis 2, meist ungleich lang. Früchte (2,5) 3,5 bis 4,5 mm lang, kahl, rundlich - eiförmig, F i g . 555, C o r i s p e r m u m h y s s o p i f o l i u m L . a H a b i t u s (Ci n a t ii r l . G r ö s s e ) , b B l ü t e . +_geflügelt, schwach ge­ c L ä n g s s c h n i t t d u r c h d e n F r u c h t k n o t e n , d F r u c h t m i t T r a g b l a t t , e L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie F r u c h t (e m K e i m l i n g , n a N ä h r g e w e b e ) , f Q u e r s c h n i t t d u r c h d ie F r u c h t , g F r u c h t d e r s u b s p . kielt, bedeutend kürzer m a c r o p t e r u m F e n z l . — C, n i t i d u m K i t . h H a b i t u s , i B l ü t e ( v o n in n e n ) , k S t ü c k e i n e s als das Tragblatt (Fig. F r u c h t z w e i g e s . I, m F r ü c h t e m i t T r a g b l ä t t e r n . — C . c a n e s c e n s K i t . v a r . M a r s c h a l l i i ( S t e v e n ) B e c k , n H a b i t u s , o B l ü t e (v o n i n n e n ) . $ F r u c h t , q D i a g r a m m v o n C. h y s s o p i ­ 555d). Flügel ganzf o l i u m L „ r v o n C. M a r s c h a l l i i S t e v e n ( q , r n a c h E i c h l e r ) . randig (Fig. 555 e), an der Spitze mit 2 Stachelspitzchen (Teile des Griffelgrundes). — VII bis IX. Hie und da an sandigen, unfruchtbaren, unbebauten Orten, auf Schutt, an Bahn­ dämmen, auf Meeressand. In Mitteleuropa fast überall nur eingeschleppt, stellenweise ein­ gebürgert (z. B. um Berlin, bei Mannheim etc.).

884. Corispermum hyssopifolium1) L.

D iese Spezies kann in diebeiden Unterarten (1 und 2) gegliedert werden (vgl. hierüber auch S c h u l z , Roman. Verhandl. des Botan. Vereins der Provinz Brandenburg. Bd. X LV III, pag. 103): 1. subsp. t y p i c u m (G. Beck), ( = C. hyssopifolium sensu strictiore, = C. squarrösum L .) Blütenhüllblätter 1 bis 3 (sehr selten 5). Staubblätter 3 oder 5. Frucht am Rande schmal geflügelt (Fig. 555 e), oft fast gekielt, nur am Rande ganz schmal durch­ scheinend. Hieher ferner als Form en: var. d e n s i f l ö r u m Fenzl. A este stark spreizend. Aehren dichtblütig, verlängert, oft dick, w alzlich oder kürzer, zuweilen aus kleinen Aehrchen zusammengesetzt. Obere Tragblätter ca. 5 mm breit. Früchte 3,5 bis 4,5 mm breit. — var. g r ä c i l e Beck. In der T racht des C. nitidum. A este *) Nach der Aehnlichkeit der Laubblätter von Hyssopus officinalis.

253 mehr aufrecht, oft rutenförm ig. A ehren schmäler, öfters verlängert, dichtblütig. O bere T ragblätter 2,5 bis 3 mm breit. Früchte 2,5 bis 3 mm lang. — var. r e m o t i f l ö r u m Fenzl. Aehren zur Fruchtzeit unten auf eine lange Strecke hin nur beblättert, verlängert oder lockerblütig, nur an der Spitze dichtblütig. — U nbedeutendere Form en sind: f. S i m p l e x Zimmermann. Stengel ganz unverästelt. — f. v i r g ä t u m Zimmermann. Pflanze vom Grunde an in mehrere ganz un verzw eigte S ten g el geteilt. — f. l e p t ö p t e r u m A schers. Früchte mit dünnerem, f. p a c h y p t e r u m A schers. m it dickerem Flügel. — D as typische C. hyssopifolium ist in D e u t s c h 1a n d m ehr­ fach beobachtet worden in der Provinz Brandenburg (um Berlin [seit über 30 Jahren], bei Grunewald, H alensee bis Friedenau und Potsdam , bei Werder, Rathenow, Lindow , E bersw alde, Ruppin, Köpenik, Oderberg, Retz), in M ittelsachsen (Bürgerholz bei Burg), in Pommern (vorübergehend bei Bahnhof Swinemünde), in W estpreussen (kürzlich bei Schönau von L e h m a n n neu entdeckt, ferner bei Thorn und Culm), in O stpreussen (P illa u ; kürzlich entdeckt), in P osen (B leichfelde bei Brom berg), in H essen (bei D arm stadt, K äfertal [eingebürgert] und bei Arheiligen auf D iluvialsand [ca. 80 m] seit vielen Jahren eingebürgert), bei M annheim, bei Ham burg (kürzlich festgestellt), im Eisass (Bitsch) und in Bayern (früher bei A ugsburg und Lindau). — 2. subsp. m a c r ö p t e r u m Fenzl ( = C. intermedium Sch w eigger, = C. pdtens F isch., = C. squarrdsum L. ß elongätum Horn.). F ig. 555 g. Blütenhüllblätter gew öhn lich nur 1 (sehr selten 2 bis 5). O berste T ragblätter der Blüten eiförm ig. Staubblätter 1, 3, selten 5. Früchte elliptisch oder fast rundlich, 3 bis 4,5 mm lang, am Rande geflügelt. F lügel breit, d u rchsch einend -häu tig (ist m it der subsp. 1 durch viele M ittelform en ver­ bunden). — Im K üstensande, an A bhängen der Dünen, auf der Vor- und w eissen D üne der O stsee; in W est­ preussen (W esterplatte bei D an zig, Plehnendorf, N eufähr bis K ahlberg, F rische Nehrung, Steegen) und in O st­ preussen (Pillau, K önigsberg, K urische N ehrung, M em el). A usserdem bei Berlin, Sadow a und Schöneberg, in H essen (D arm stadt) und bei M annheim beobachtet. An der O stsee gehört C. intermedium stellenw eise zu den w ichtigen Bestandteilen der Dünenflora der M eeresk ü ste; hier erscheint es in G esellschaft der m eist strauchigen Salix daphnoides V ill. subsp. P om eranica W illd. (Bd. III, pag. 25), von Salsola Kali (pag. 258), H onckenya peploides, Cakile m aritim a, Anthyllis vulneraria var. maritima, Lathyrus m aritim us, H ippophaes rham noides, Linaria odora, Jasione montana, P etasites tom entosus, A rtem isia cam pestris, Tragopogon floccosus, H ieracium pilosella, H. um bellatum var. dunale, verschiedenen Gräsern (Agriopyrum iunceum , Elym us arenarius, Am m ophila arenaria, F estuca rubra var. arenaria, W eingaertneria), Juncus Balticus, P olygonatum officinale etc. N ich t m it Unrecht zählt (im nordostdeutschen Binnenland erscheint C. hyssopifolium neuerdings oft m assenhaft auf nackten Flugsanden [Brom berg, Culm, Thorn]) H ö c k diese Unterart — ähnlich w ie Linaria odora, T ragopogon floccosus, M elilotus dentatus, Glaux, Juncus Gerardi, Spergularia salina etc. — zu den „m itteleuropäischen Strand-Steppen­ pflanzen“, w elch e aus den südosteuropäischen Steppen bis nach Norddeutschland vorgedrungen sind.

A l l g e me i n e Verbrei tung: Süäeuropa (von Spanien bis Südrussland; die subsp. intermedium in Preussen und in den russischen Ostseeprovinzen), Orient, Transkaukasien, Sibirien, Himalaya, Nordamerika.

885. C o risp erm u m nitid u m Kit. (= C. tenue Link, = C. microspermum Host, - C. hyssopifolium L. var. microcarpum Neilr.). Gl änz e nde r Wanzensame. Fig. 555h bis n und Fig. 556 e. Einj’ährig, bis 40 cm hoch, sternhaarig, später verkahlend, zuweilen rot überlaufen (f. p uf puras cens Host). Stengel ausgebreitet-ästig. Laubblätter lineal, stachelspitzig, etwas fleischig, bis 1 mm breit. Blüten einzeln, 1,5 mm lang, in den Blattachseln zu langen, unten oft lockerblütigen Aehren vereinigt. Obere Tragblätter breit-eirund bis fast rund, plötzlich zugespitzt oder lang zugespitzt, am Rande trockenhäutig, so lang oder kürzer als die Frucht (Fig. 555 k), öfters verkahlend. Blütenhüllblätter meist 3 (seltener bis 2), das hintere grösser, alle oder die beiden seitlichen zuweilen gelappt (Fig. 555 i). Staub­ blätter 3 bis 5. Früchte grün, 3 bis 5 mm lang, eirund, schmal geflügelt. Flügel ganzrandig, an der Spitze 2-zähnig (Fig. 5551, m). — VIII, IX. Selten auf Sandfeldern, Brachen, auf Schotter, Flugsand des pontischen Florenreiches. In O e s t e r r e i c h m it Sicherheit einzig in N iederösterreich (im D onautale bei Stockerau, Wien bis Gr. Enzersdorf, im M archfelde) und angeblich in Nordmähren. In D e u t s c h l a n d adventiv m ehrmals im H afen von M annheim und bei L udw igshafen beobachtet. F eh lt in der S c h w e i z .

Al l g e me i n e Verbrei t ung: Südöstliches Europa (Südrussland, Serbien, Kroatien, Ungarn [im Flugsand der Tiefebene], Niederösterreich), Transkaukasien, Sibirien.

254

886. C orisperm um c an e sce n s Kit. (=■ C. Marschällii Fenzl). Grauer Wanzens ame. Fig. 555 n, o, p, r. Einjährig, bis 70 cm hoch, meist reichlich sternhaarig. Stengel aufrecht, einfach oder rutenförmig-ästig. Laubblätter lineal, zugespitzt, nach oben allmählich in die eirundlanzettlichen, zuletzt eirunden, zugespitzten Tragblätter übergehend (letztere länger als die Früchte). Aehren dicht-, am Grunde seltener lockerblütig. Blütenhüllblätter 1 bis 2 ode'r fehlend, sehr klein, oft eingeschnitten. Staubblätter 1 bis 3 (5). Früchte rundlich, am Rande breit geflügelt, 3 bis 5'mm lang. Flügel durchscheinend, gezähnelt, beidendig ausgerandet (Fig. 555p), in der Mitte des obern Abschnittes mit 2 Zähnen. — VH, VIII. Sehr selten auf Sandfeldern, im Flusssand. Fehlt in O e s t e r r e i c h und in der S c h w e i z gänzlich; in Deut s c hl and einzig die var. Marschallii. Aendert ab: var. t y p i c u m B e c k ( = C. hyssopifolium L. ß m acrocärpum Neilr.). Pflanze oft reichlich sternhaarig. O bere Tragblätter eirund, zugespitzt, am Rande breit trockenhäutig, die Früchte + zudeckend. Blütenhüllblätter 0 bis 3 (5). Früchte 3 bis 5 mm lang. A ehren bald dicht-, bald lockerblütig (Ungarn, Slavonien etc.) — var. M a r s c h a l l i i (Steven) Beck ( = C. squarrdsum Bieb. nec L., = C. marginätum Steph.). Aehren dichtblütig. Obere T ragblätter breit-eirund, zugespitzt, am Rande breit-trockenhäutig, die Früchte auf die Flügel deckend. Blütenhüllblätter 0 oder 1 (F ig. 555o). Staubblätter 1 bis 2, selten 3 (F ig. 555 r). Früchte 4 bis 5 mm lang. In D e u t s c h l a n d seit langer Zeit in Baden (bei O ftersheim , ca. 100 m [wurde nach Z i m m e r ­ m a n n 1814 durch die K osaken hieher gebracht], Schw etzingen [hier mit K ochia arenaria; vgl. pag. 250], F riedrichs­ feld) ein gesch lepp t; ausserdem neuerdings in W estpreussen (m ehrfach um Thorn, O strom etzko, am W eichselufer und auf den Kämpen [bei N ickelsw alde an 1 der Frischen N ehrung herabgeschw em m t]; vor kurzem auch auf der Binnen-N ehrung [Kreis D anziger Niederung]), in Posen (Fordon bei Brom berg) und in O stpreussen (bei K önigsb erg) konstatiert. — var. e l ä t u m G. B eck ( = C. bracteätum V iv.). A ehren verlängert, m it Ausnahm e der Spitze lockerblütig. A lle Tragblätter schm äler als die Früchte, die obern eirund-lanzettlich, mit schm alem , trockenhäutigem Rande, länger als die Früchte. Blütenhüllblätter 0 oder 1 bis 2, sehr klein. Staubblätter 1 bis 3. Früchte 3 bis 4 mm lang (Ungarn, Norditalien).

Al l g e me i n e Verbrei tung: Südöstliches Europa (Mittel- und Südrussland, Rumänien, Ungarn, Norditalien; eingeschleppt in Deutschland und Holland), Transkaukasien, Sibirien. C C X L II.

S alicórn ia1) L .

Glasschmalz.

D ie G attung um fasst 9, nam entlich an den K üsten der M eere verbreitete Arten. A usser der viel­ gestaltigen S. herbácea kom m t in Europa (M ittelm eergebiet, A tlantischer O zean) einzig noch die halbstrauchige Unterart S. r a d i c a n s Sm. vor (letztere wurde irrtümlich früher auch für Norddeutschland [H eiligensee bei Potsdam , Borkum, Büsum etc.] angegeben). S. f r u t i c o s a L., ein kleiner Strauch, erscheint in Südeuropa (z. B. bei Grado gegenüber Triest), als Bestandteil der Salztriftenform ation neben A lthaea officinalis, Athrocnem um m acrostachyum , Salsola Sod a, Inula crithm oides, Statice Lim onum etc.

887. Salicórnia herbácea L. (= S. Europaea herbácea L., = S. Virginia L., = S. ánnua Sm., = S. acetária Pall., = S. perénnis Mili.). Kr aut i ge s Gl a s s c h ma l z . Franz.: Salicorne; engl.: Marsh samphire, glasswort. Taf. 97, Fig. 1, Fig. 557a bis g und Fig. 556f. N ach der Art der V erzw eigung h eisst die Pflanze an der unteren W eser H á n e n f o o t , K r a b b e ­ s t r u n k (Dollart), K r ü c k f o o t ; w eil sie auf salzhaltigem Boden w ächst, nennt man sie in O stfriesland S ü l t e . S ü l t j e . In S chlesw ig h eisst das Salzkraut D r ü c k d a l . Zu den B ezeichnungen Q u e l l e r (S chlesw ig, W angeroog), Q u e n n e l , Q u e n d e l (W eserm ündung) vgl. Bd. I, pag. 324.

Ein- oder zweijährig, (2) 5 bis 30 (45) cm hoch, vollständig kahl, glasig-fleischig, dunkel- oder freudiggrün bis gelblich oder schmutzig purpurrot. Wurzel fast holzig, gerade oder schief hinabsteigend, zuweilen gedreht. Stengel aufrecht, aufsteigend oder nieder­ liegend, deutlich gegliedert, an den Knoten eingeschnürt (die Glieder ineinander gelenkt, jedes*) *) D er Nam e findet sich zuerst bei D o d o e n s .

97

255

Tafel 97.

Erklärung der Figuren. Fig. 1. ,1a. „ lb. „ 2c. 2. j, 2a. „ 2b. „ 3. „

Salicornia herbacea (pag. 254). Habitus. 3 Stengelglieder mit Blüten (vergrössert). Einzelblüte (Längsschnitt). Same von Salicornia. Saaeda maritima (pag. 257). Habitus, Blüte von aussen. Blüte im Längsschnitt. Obione peduncalata (pag. 235). Habitus der fruchtenden Pllanze. 3a. Zweig von O■ portalacoides (pag. 236).

Fig. „ „ „ „ „ „ „ „ „

3b. 3c. 4. 4a. 4b. 5. 5a. 5c. 5d. 5e.

Männliche Blüte. Längsschnitt durch die weibliche Blüte. Salsola K ali (pag. 258). Habitus. Blütenlängsschnitt. Blüte von aussen. Amarantusretroflexus(x)&g.2bA) Blütenspross. Weibliche Blüte. Längsschnitt durch die männliche Blüte. Perigonblatt derselben. Längsschnitt durch den Fruchtknoten.

unten dünner, oben dicker, walzlich, etw as zusam m engedrückt), m eist vom G runde an m ehrfach verzw eigt. A este kreuzständig, am G runde oft verholzend, seltener einfach, fleischig, scheinbar ganz b lattlo s (S tengelglieder nur eine h äutige Scheide, jedoch keine ausgebildeten

Fig;. 556. K o c h i a s c o p a r i a . a B l a t t q u e r s c h n i t t (w W a s s e r g e w e b e [d ie L e i t b ü n d e l e n t h a l t e n d ] , z S c h e i d e v o n z a rt w a n d ig e n Z ellen, w e lc h e n u r a u f der I n n e n s e ite C h lo ro p h y ll besitzen), b S te n g e lq u e rs c h n itt, c H a a r (s ta rk v e r g r ö s s e r t ) . — H a a r e : d v o n C o r i s p e r m u m h y s s o p i f o l i u m , e v o n C. n i t i d u m . — f S c h e m a t i s c h e r S t e n g e l ­ q u e r s c h n i t t v o n S a l i c o r n i a h e r b a c e a ( a A s s i m i l a t i o n s g e w e b e , rtv W a s s e r g e w e b e , s L e i t b ü n d e l s c h e i d e ) . — g S t e n g e l q u e r s c h n i t t v o n S u a e d a m a r i t i m a . — S a l s o l a K a l i , h S t e n g e l q u e r s c h n i t t ( s c h e m a t i s i e r t ) , i ei n S t ü c k d a v o n v e r g r ö s s e r t (e E p i d e r m i s , a A s s i m i l a t i o n s g e w e b e , r R i n d e n g e w e b e m i t D r u s e n , m m e c h a n i s c h e s G e w e b e m i t L e i t b ü n d e l n , w W a s s e r g e w e b e ) , k B l a t t q u e r s c h n i t t ( s c h e m a t i s i e r t ) , l e i n e H ä l f t e v e r g r ö s s e r t ( / L e i t b ü n d e l ) , m, n H a a r e .

B lätte r trag e n d . Die S cheide entspricht 2 B lättern). B lüten zw itterig, ohne V o rb lätter, m eist zu 3 in den A chseln d er scheidenförm igen T ra g b lä tte r, am G runde etw as v e r­ w achsen und in V ertiefungen der S tengelglieder eingesenkt (Fig. 557 a), zu kurzen und dü n n g estielten , das E n d e d er A este bildenden (zapfenförm igen) S cheinähren vereinigt. M ittelblüte höher stehend als die beiden seitlichen (die 3 B lüten ein D reieck b ild en d ; T af. 97, F ig . l a und F ig. 557b). Blütenhülle ungeteilt, sackförm ig, zur F ru ch tze it schw am m ig, o b erw ärts schw ach quergeflügelt, die F ru c h t einschliessend, nur durch einen kleinen S palt sich öffnend, aus w elchem G riffel und S ta u b b lätte r herausragen (T af. 97, F ig. 1 b). S ta u b ­ b lä tte r anfangs verborgen, 1 oder 2 (Fig. 557h, i. S ind 2 vorhanden, so verlängert sich das hintere [obere] zuerst). S taubbeutel bespitzt. F ru ch tk n o ten eine 2-hüllige S am enanlage einschliessend. N arb en 2, fast federig (Fig. 557 c). F ru ch tw a n d zuletzt aufgelöst. Sam e au frec h t, 1 bis 1,25 mm lang. Sam enschale häutig, eine F alte zw ischen dem K eim ling bildend, m it H ak en h aaren b ekleidet (Fig. 557 d, e, f). K eim ling hufeisenförm ig gekrüm m t, zusam m engefaltet. N ährgew ebe fast ganz fehlend. — V III bis X I.

256

Häufig auf Schlickfeldern, auf festem (oft steinhartem) aber feuchtem Ton- und Lehmschlamm (oft in grösseren, fast reinen Beständen) der Meeresküsten, auf Aussenweiden und am Wattstrand der Inseln sowie zerstreut auf salzhaltigen Stellen im Binnenland. In D e u t s c h l a n d verbreitet an den K üsten und auf den Inseln der O st- (östlich bis Stolpmünde) und N ordsee (an der W eser aufw ärts bis Brinkamas H of und Blexen, an der Elbe bis oberhalb Altenbruch). Irn B i n n e n l a n d e im W emdlande (m ehrfach), in M ecklenburg (Sülten bei Brüel und bei der Sülzer Saline), in Hannover (Salzgitter, Siedegrund bei Predöhl, im L em go, H itzacker, B lütlingen), um M agdeburg (Schönebeck [Sal/.e], Barby, Sülldorf. Stassfurt, H ecklingen etc.), in Thüringen (Numburg, D odendorf, Artern, M ansfelder Seen), in der Altmark (Salzw edel), bei Halle, in Brandenburg (früher bei N auen beim Selbelanger Jägerhause), in Pom m ern (bei K olberg an allen Salzsüm pfen gem ein), in Posen (Schubin, Inow razlaw ), im nördl. Bayern (bei der Saline Orbe), in Lothringen (D ieu ze, Rem illy, C h ateau -Salin s, bei F orbach und Kochern) etc. In W estpreussen bei Danzig ein gesch lepp t; ebenso bei Gradierwerken am Soolbade C iechocinek im benachbarten Gouv. W arschau. In O e s t e r r e i c h zerstreut in Niederösterreich (im P ulkatale von P latt und W atzelsdorf bis Läa und Staatz; bei L assee und B reitensee im M archfelde, zw ischen Gallbrunn und M argarethen am M oos), in M ähren (C zeitsch, M önitz, Saitz, zw ischen Dürnholz und G uttenfeld, Neu-Prerau. beim Bahnhof Auspitz) und im Küstenland. In Ungarn rings um den N eusiedlersee, bei Komäron, B acs etc. F eh lt in der S c h w e i z gänzlich.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast Kosmopolit (fehlt einzig dem Erdteil Austra­ lien vollständig). Küstengegenden und salzhaltige Stellen im Binnenlande von fast ganz Europa (nördlich bis Norwegen), Nord- und Südafrika, Orient, Transkaukasien, Turkestan, Sibirien, Zentralasien, Ostindien, Amerika. D iese auffallende, in ihrem H abitus mehr an höhere A lgen als an eine Blütenpflanze erinnernde Art ist ihrem Habitus äusserst vielgestaltig. A ls Form en werden unterschieden: var. s t r i c t a (W illd.) G. F . W. M ey. ( = var. erecta Peterm., = var. mäior Uechtr.). Pflanze dunkelgrün, im H erbst oft rötlich überlaufen. Stengel entw eder vollständig oder nach einer kurzen horizontalen Krümmung aufrecht. A este steif aufrecht, dem S tengel + angedrückt. Aehren gew öhn lich dünn, schlank, 3 bis 6 cm lang, nach der Spitze zu verdünnt (N icht selten). — var. m y o s u r o i d e s Röm. et Schult. (== var. procümbens [Sm .] M ert. et K och, = S. prosträta Pall.). Pflanze fast stets dunkelgrün. H auptstengel aufrecht oder aufsteigend, bis 20 cm hoch, am Grunde oft wurzelnd, ästig (A este etw as abstehend, w agrecht aufsteigend, die längeren am Grunde auch gelegentlich m ederliegend, dann jedoch steil aufgerichtet). A ehren verlängert (3 bis 9 cm lang), oft spitz. Samen m it langen Haaren. Eine in allen Teilen zierliche Form ist f. g r ä c i l i s G. F. M e y . — var. p a t u l a (D uval-Jouve) Crepin. Pflanze w eniger fleischig und dunklergrün als die übrigen Form en, m eist rot überlaufen (bis blutrot), verzw eigt. S ten gel aufrecht oder aufsteigend, mit längeren, abstehenden A esten. Aehren kurz, 1 bis 2 cm lang, stumpf, holperig-knotig (m it deutlichen Einschnürungen). Sam en kleiner. — Z w ergige Exem plare erreichen zuw eilen nur eine Höhe von 2 bis 3 cm (f. p y g m a e a M oq u ). D ie eigenartig gestaltete, m it arm leuchterartig verzw eigten Stengeln versehene Salicornia herbacea ist w ohl die bezeichnendste H alophytenpflanze der deutschen Flora. Sie verträgt das stärkste Salzw asser (sie \ erlai gt 2'/j bis 3 °/o Salzgehalt) und erscheint stellenw eise auf den vom W asser befreiten schlam m igen Flächen allein oder in G esellschaft von O bione (pag. 235) und E chinopsilon (pag. 248) in praller Sonne. A uf dem Schlickboden der einförm igen Seem arschen tritt Salicornia, nachdem sich auf dem Boden einige A lgen aus dem W asser ab esetzt haben, häufig als erster Ansiedler der Blütenpflanzen auf. Später gesellen sich der Pflanze andere Phanem gam en, w ie Salsola Kali, Armeria maritima, Statice Lim onium , A ster Tripolium , P oa pratensis var. costata, A tropis distans und maritima (Bd. I, pag. 323) bei, w elch e sie allm ählich verdrängen können. So bilden sich aus der V\ attenform ation allm ählich die Strandw iesen. A ndererseits erscheint Salicornia auch in den Salz­ süm pfen der Strandformation, hier dann gern b egleitet von C ochlearia officinalis und A nglica, Spergularia sa ina und marginata, Apium graveolens („ S ellerie“), Bupleurum tenuissim um , O enanthe L achenalii, A ster tri­ polium, A rtem isia maritima, Sam olus V alerandi, Statice Lim onium , Suaeda m aritim a (pag. 257), O bione (pag 255), Atriplex litorale (pag. 240) und laciniatum , T riglochin m aritim a (Bd. I, pag. 149), Juncus Gerardi (Bd. II, pag. 159) und J. maritimus (Bd. II, pag. 165), Schoenus nigricans, Carex extensa (Bd. II, pag. 116), A tropis etc. — B iologisch ist Salicornia herbacea als eine Stam m succulente (C hylocaule) zu bezeichnen, bei w elch er die Laubblätter zu scheidenartigen Schuppen reduziert sind. U eber die A natom ie der Stengelglieder vgl. Fig. 556 f. (das m ehrschichtige A ssim ilation sgew eb e um gibt ein grosses W assergew eb e). D ie Blüten sind schw ach proterand isch ( S c h u l z ) ; doch besitzen sie langleb ige Narben, so dass bei der N äh e der Staubbeutel Selbstb estäub ung leicht m öglich ist. G elegentlich sind auch schon 3 Staubblätter in einer Blüte beobachtet worden. — D ie Pflanze, w elch e einen etw as bitteren, salzigen G eschm ack aufw eist, kann :— frisch gekocht oder in E ssig eingem acht — als Salat benutzt werden. In Lothringen, w o sie die R egion der terrains argilocalcaires bew ohnt, ist der Salat unter dem N am en „passepierre“ bekannt (S o lm s - L a u b ac h) .

25 7 Nahe verw andt und im Habitus sehr ähnlich ist die G attung A t h r o c n e m u m Moqu. (Blüten jedoch tfrei und Samen mit N ährgew ebe), welche an den Küsten des M ittelm eeres (auch in Istrien und an den Salinen der Adria, sowie in Dalmatien, auf den Inseln Lussin, V eglia etc.) durch das halbstrauchige A . g l a ü c u m .(Del.) Ung.-Sternb. ( = A . macrostächyum Mor. et Delp.) vertreten ist (vgl. pag. 254).

C C X L III.

Suäeda1) Forsk. S a lz m e ld e .

Zu der G attung gehören ca. 40 Arten, w elche an den Küsten der Meere und in den Salzsteppen fast der ganzen W elt verbreitet sind. In Europa 13 Arten, von denen S. a l t i s s i m a Pall. (M ittelmeergebiet) als Seltenheit adventiv im Hafen von Ludw igshafen am Rhein und bei Freiburg i. Br. (früher für K ochia arenaria gehalten!) beobachtet wurde.

f

888. Suaeda maritima

(L.) Dum . ( = S choberia m aritim a C. A . M ey., = Salsöla m aritim a Poir., = S. sativa H ost, = C henopodium m aritim um L ., = C henopodina m aritim a M oqu., = D öndia m aritim a D ruce, = L erch ia m aritim a O. K untze). S t r a n d - S a l z m e l d e . E n g l.: S alt goosefoot, seablite. T af. 97, F ig . 2, F ig. 557k bis r und 556 g. E in jä h rig , 7 bis 30 (100) cm hoch, blaugrün (oft rot überlaufen), saftig, kahl. S tengel m eist vom G runde an ästig, m it aufsteigenden o d er liegenden, m eist dicht m it k ürzeren Z w eigen b e ­ setzten A esten versehen. L a u b b lä tte r sitzend, län g ­ lich bis lin ealisch, am G ru n d e b re ite r, h alb stiel­ ru n d (oberseits flach, unterseits gew ölbt), stum pf oder spitzlich, fleischig, am R an d e weisslich, 1 bis 4,5 cm (die oberen k ü rz e r, oft ellipsoiFig'. 557. S a l i c o r n i a h e r b a c e a L . a L ä n g s s c h n i t t d u r c h d e n B l ü t e n s p r o s s ( d a s disch), die u n tern zuw eilen A s s i m i l a t i o n s g e w e b e i s t s c h r a f f i e r t , d a s W a s s e r g e w e b e p u n k t i e r t ) , b B l ü t e n g r u p p e (v o n a u s s e n ) , c F r u c h t k n o t e n m i t N a r b e n , d , e, f S a m e (v o n a u s s e n , i m L ä n g s - u n d »Quer­ g eg e n stä n d ig , die obern s c h n i t t ) . g G r u n d r i s s d e s B l ü t e n s t a n d e s , h, i D i a g r a m m e i n e r d i a n d r i s c h e n u n d e i n e r m o n a n d r i s c h e n B l ü t e , g , h, i n a c h E i c h l e r ) . — S u a e d a m a r i t i m a (L.) D u m . k B l ü t e n ­ w echselständig. B lüten l ä n g s s c h n i t t . I F r u c h t v o n o b e n , m L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie S c h e i n f r u c h t . , O S am e (von zw itterig (F ig. 557 q), ohne o b e n u n d v o n d e r Seit e). S c h n i t t d u r c h d e n S a m e n , q D i a g r a m m , r S u a e d a m a r i t i m a D u m . v a r . s a l s a ( P a l l . ) B e c k , H a b i t u s (t/s n a t ü r l . G r ö s s e ) . — S a l s o l a K a l i L . 5 B l ü t e V o rb lätter, in 2 bis 3- (5-) m i t T r a g b l a t t (¿) u n d V o r b l ä t t e r n (vi. m ). t B l ü t e ( g e ö f f n e t ) u J u n g e S c h e i n f r u c h t . blütigen T ru g d ö ld ch e n in v R e i f e S c h e i n f r u c h t , wv o Ln ä Cn ghs es cnhon pi t ot ddiuur cmh da ime sbe lrboe s, i ox,i d ye s KLe .i m l i n g , z F r u c h t k n o t e n den A chseln d er L a u b ­ blätter. B lütenhülle 5 -teilig , halbkuglig (T af. 97, F ig . 26; F ig . 5 5 7 k )/zu sa m m e n n eig en d , m it sehr stum pfen, fleischigen, nach der Blüte die F ru c h t einschliessenden A bschnitten (Fig. 5571, rn). S ta u b b lä tte r 5. N arb en 2, sehr kurz. F ru c h t niedergedrückt-scheibenförm ig (F ig. 557m ). Sam en w agrecht, schw arz, glänzend, du rch das W ürzelchen geschnäbelt (F ig . 557 n), 1 bis 2 cm lang, nach dem R an d e zu schw ach g estreift-p u n k tiert. K eim ling u h rfed erartig in einer E bene gew unden (Fig. 557p)- N äh rg ew eb e fehlend. — V II bis IX . H äufig und m eist gesellig am M eeresstrande und an salzhaltigen Stellen des B innen­ lan d es; ausserdem selten verschleppt. 11

In D e u t s c h l a n d verbreitet an der Nordsee (an der W eser aufwärts bis Wremen, an der Elbe bis oberhalb Geversdorf) und Ostsee (östlich bis Pommern. W estlich der O der zerstreut und nach Osten ab­ nehmend, nur bei K olberg häufig). In W est- (auf der W esterplatte bei Danzig beständig) und in Ostpreussen x) D er Name stammt w ohl aus dem Arabischen.

258 nur eingeschleppt. A usserdem ursprünglich in M ecklenburg (Sülzer Saline) um M agdeburg (Schönebeck [Gradierwerk bei Salze, Soolkanal], Rote M ühle, Sohlen, Sülldorf, Stassfurt, H ecklingen), im Salzgeb iet bei Artern-, D ornbocker Bruch, bei den M ansfelder Seen, bei Frankenhausen und bei R athm annsdorf. Ferner adventiv beobachtet bei H amburg (auf Schutt), um H annover (vereinzelt), in A nhalt (bei Zerbst), bei Dresden, im H afen von M annheim (1880, 1884, 1901) und bei L udw igshafen a. Rh. (1901 bis 1905). In O e s t e r r e i c h spontan in Niederösterreich (im P ulkatale von Laa bis Hadres, bei R etz, Gailbrunn, M argarethen am M oos), in M ähren (zw ischen Satschan und M önitz, Nusslau, Poppitz, Bahnhof A uspitz [w ohl adventiv I], Saitz, C zeitsch, G uttenfeld bei Dürnholz), im K üstenland (K üste der A dria); ausserdem gelegen tlich adventiv, so in N iederösterreich (um W ien, bei M ödling, G ross-Enzersdorf) und in Vorarlberg (Bregenz). Ist für Untersteierm ark (an der Save zw ischen Cilli und Tüffer) trotz eines sog. „B elegexem plares“ nach v. H a y e k zu streichen. F ehlt in der S c h w e i z (auch adventiv) vollständig.

A llg e m e in e Verbreitung: vereinzelt im Binnenlande.

Kosmopolitische Küstenpflanze aller Erdteile und

Aendert ab: var. f l e x i l i s W . O. F ocke ( = S. Jacquinii Dum ., = S. filiförmis D üm ., = Schoberia. salinäria Schur). Pflanze zarter, m eist rot überlaufen, m it aufrechten, oft kurzen A esten. L aubblätter 1 bis 2,5 cm lang, zuw eilen spitzlich. Sam en l bis 2 mm lang (Vornehm lich an der M eeresküste). Eine Form mit grösseren Früchten und Sam en w ird als f. m a c r o c ä r p a G. B eck unterschieden. — var. p r o s t r ä t a W. O. F ock e (— var. vulgaris M oqu.). Pflanze derber, m eist rot überlaufen. S ten gel und A este niederliegend, oft verkürzt. Laubblätter unterseits etw as flacher gew ölbt, in der M itte etw as breiter. Samen kleiner (Häufig auf den Inseln). — var. s ä l s a (Pall.) G. B eck ( = Chenopodium sälsum L , = Salsöla salsa L., = Chenopodfna salsa M oqu.). Fig. 5 5 7 r. Z w eijährig (?), m eist seegrü n , trocken oft schw ärzlich w erdend, bis 1 m hoch, reichlich verzw eigt, m it abstehenden (seltener herabgeschlagenen) A esten, am Grunde zuw eilen etw as holzig. L aubblätter länger (1 bis 4,5 cm lang), öfters stum pf (N iederösterreich). — Suaeda m aritima überzieht m it der vorhergehenden A rt, mit O bione und andern H alophyten oft grössere Strecken längs der M eeresküste. D ie Blüten sind hom ogam oder schw ach proterandrisch; spontane Selbstb estäub ung ist leicht m öglich. U eber die Stengelanatom ie vgl. F ig. 556g. Im O egensatz zu Salicornia fehlt hier das A ssim ilation sgew eb e.

C C X LIV

S a lsö la 1) L.

S a lzk ra u t.

Zu dieser G attung zählen ca. 40 in Europa, N ord- und Südafrika und im gem ässigten A sien ver­ breitete Arten, w elch e im H abitus m it den Vertretern der G attungen Corispermum und Polycnem um grosse A ehnlichkeit besitzen. V on den 19 in Südeuropa verbreiteten Arten erscheint ausser nr. 889 im Österreich. Litorale sow ie in Ungarn (Com . P est, Solt, Bacs [am Salzsee], Bihar) und D alm atien einzig S. S o d a L .r franz.: H erbe au verre, M arie vulgaire; ita l.: R iscolo, roscano, bacicci. Sten gel ka.hl. A este aufgerichtet. Laubblätter lineal, mit kurzer Stachelspitze. Fruchthülle häutig (adventiv Südbahnhof M ünchen). — A dventiv wurde im H afen von M annheim (1900) S. c o l l i n a Pall. (Sibirien, H im alaya) konstatiert.

889. Salsöla K a li *2) L. (= S. decümbens Lam., = S. acicularis Salisb., = S. scariösa Stokes, = Kali Soda Moench). K a l i - S a l z k r a u t . Franz.: Soude; eng].: Common saltwort; ital.: Erba-Cali, riscolo, soda. Taf. 97, Fig. 4, Fig. 557 s bis y und 556h bis m. Einjährig, (10) 25 bis 60 cm hoch, graugrün (zuweilen rötlich überlaufen), meist zerstreut-kurzhaarig. Stengel in der Regel vom Grunde an verzweigt, mit ausgespreizt­ abstehenden oder aufsteigenden Aesten. Laubblätter sitzend, lineal-pfriemenförmig, stechend­ stachelspitzig, am Grunde verbreitert, hautrandig, die untern gegenständig, die obern ab­ wechselnd, breiter und kürzer. Blüten zwitterig, meist zu 1 bis 3 blattwinkelständig (seltener kurze Aehren bildend). Vorblätter 2, (wie das Tragblatt) die Blüten über­ ragend, eirund-dreieckig, starr, ziemlich lang grannig-bedornt, häutig berandet (Fig. 557 s). Blütenhüllblätter 5 (seltener 4), auf dem Rücken quer gekielt (Taf. 97, Fig. 4b), eirund, fast spitz, zuweilen etwas ungleich lang, oben dünnhäutig, unten pergamentartig und die Frucht einschliessend. Staubblätter 5 (Fig. 557 1 ), am Grunde ringförmig verbunden (Ring zwischen den Staubbeuteln zuweilen kleine Lappen tragend). Narben 2 bis 3, lang (Taf. 97, Fig. 4 a). Frucht eine 1-sämige Schlauchfrucht, unten von dem gekielten oder flügelartig 9 Von lat. sälsus = salzig. 2) D er Nam e dürfte w ohl aus dem A rabischen, w o kaljun oder kiljun die A sch e von mehreren Soda liefernden Salzpflanzen bedeutet, auf die Pflanze übertragen worden sein.

259

verbreiteten, 6 bis 10 mm breiten, pergamentartigen Perigon fest eingeschlossen (Fig. 557 u, v, w). Flügel der Frucht meist schön gestreift, weiss oder rosarot, verschfeden gelappt, die 2 untern meist kleiner. Samen wagrecht, fast kugelig, schwarz, glänzend, mit einem Integument. Keimling kugelig oder kreiselförmig, schneckenförmig, grün (zuweilen die Keimblätter für sich nochmals schneckenförmig eingerollt [Fig. 557 x, y]). Nährgewebe fehlend. — VII bis IX. Häufig und sehr verbreitet am Meeresstrande, auf den Dünen sowie vereinzelt (z. T. nur verschleppt und vorübergehend) auf Sandfeldern (oft als Unkraut), an sandigen Wegrändern, auf Schuttplätzen, an Rainen, Eisenbahndämmen, Flussufern etc. im Binnenlande. W ährend S. Kali an der K üste eine eigentliche Salzpflanze repräsentiert, stellt sie im Binnenlande eine Sandpflanze dar, w elch e aber nur stellenw eise in niederen L agen (Norddeutschland, um Halle, Vorderpfalz, Rheinebene, in der D ubraw a in Mähren, in der Elbniederung in B öhm en [bei L obositz, Leitm eritz, A ussig, iT etschen], in N iederösterreich [bis Krems, im M archfeld] spontan (als var. tenuifolia oder pseudotragus) auftritt. Ausserdem erscheint sie gelegen tlich adventiv, so in D e u t s c h l a n d bei Hamburg, K iel (auf der K ippe), vereinzelt in der Provinz Hannover, in N iedersachsen (L angenoog), m ehrfach in Schlesien (N iesky, R otenburg a. d. Oder Grünberg, Breslau, G ogolin), in P osen (Bahnhof H opfengarten, Bentschen), in Baden (Freiburg, im Sandgebiet um M annheim stark verbreitet), bei Colmar, bei H echingen, in der Pfalz (K aiserslautern), Stuttgart (Berg, 1869), um M ünchen (bei P uchheim [seit mehreren Jahren] und früher beim Südbahnhof), bei Nürnberg (G ibitzenhof) etc., in O e s t e r r e i c h in M ähren (Rakwitz, bei Brünn [1907] etc.), in Südtirol (K alvarienberg bei Bozen, 1905 und 1906 in der var. tenuifolia); fehlt gänzlich in Steierm ark (nicht bei N euhaus), Kärnten, Krain, O ber­ österreich und Salzburg. In der S c h w e i z vereinzelt bei Zürich (1906) und bei der K am mgarnfabrik Derendingen bei Solothurn (1907) adventiv b eobachtet.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd-Jund Mitteleuropa (nördlich bis Südskandi­ navien, England, Finnland), Nordafrika, Orient, Transkaukasien, Turkestan, Sibirien (bis zur Lena); in Nordamerika und Neu-Seeland eingeschleppt.

S. Kali ist in dem H abitus je nach dem Standorte sehr veränderlich; vom kümmerlichen Krä kom m t die Art in allen U ebergängen bis zum kräftigen, um fangreichen, stark verzw eigten Busch vor. A ls Formen werden unterschieden: var. t e n u i f ö l i a T ausch ( = S. rosäcea Schkuhr). Pflanze + rauhzackig-behaart. Laubblätter m eist fadenförm ig. Aehren m eist einfach, ziem lich (ca. 1 cm) dick. Früchte einzeln m it den Vorblättern abfallend (Binnenlandform). — var. s p i c u l i f e r a G. B eck. Pflanze + rauhzackig-behaart. L au b ­ blätter dicker und steifer. Blütenstände m eist aus dichtblütigen Aehren zusam m engesetzt, w elch e als G anzes abfallen (Hie und da). — var. c r a s s i f ö l i a Rchb. ( = var. rubella M oqu., = var. pachyphjdla C. K och). Pflanze m eist kahl, oft rot überlaufen. Laubblätter sehr dick und sehr steif. Trag- und V orblätter 3 -se itig ( lang zugespitzt-dornig. Blütenstand m eist aus Aehrchen zusam m engesetzt, w elch e zur F ruchtzeit als G anzes ab­ fallen (M eeresküste). — var. m i x t a Koch. Pflanze rauhhaarig. Blätter m eist ziem lich dick. Blätter der Blütenhülle auf dem Rücken gekielt, an den oberen Blüten aber deutlich geflügelt. F lü gel gestreift (Hi e und da). — var. p s e u d ö t r a g u s G. B eck ( = S. trägus Rchb.). Pflanze glatt oder seltener zackig-rauh. Laubblätter dünn, fadenförm ig, verlängert, bis 6 cm lang. Trag- und Vorblätter (m it A usnahm e der obersten) an der Spitze fadenförm ig. Blüten einzeln oder kurze A ehrchen bildend, einzeln abfallend. Blätter der Fruchthülle 3 bis 6 mm breit, am Rücken gek ielt oder nur an den oberen Blüten + geflügelt (Besonders im Binnenland). — var. g l d b r a Forsk. Pflanze ganz kahl und glatt oder rauhzackig - behaart. Laub- und V orblätter lang bedornt. Alle Blätter der Fruchthülle gek ielt (Kiel oft dick, zuw eilen auch schm al geflü gelt, jedoch niem als gestreift). Vor- und T ragblätter zur Fruchtzeit sehr stark verdickt, um die Frucht eine harte K apsel bildend. A ehrchen als Ganzes abfallend. Salsola Kali gehört an der K üste zu den verbreiteten Dünenpflanzen (vgl. pag. 253); andererseits erscheint die Art auch auf den salzigen Strandw iesen, oft b egleitet von G laux maritima, Spergularia salina, Juncus B alticus, Atropis distans und maritima, L otus corniculatus var. tenuifolius etc. Im W eich selgeb iet zählt S. Kali nach S c h o l z zu den charakteristischen Bestandteilen der F lora der trockenen Flussufer, w o sie m it Eryngium planum, A rtem isia cam pestris,SileneT atarica(pag. 290), Sisym brium Sinapistrum, Erysimum hieraciifolium , Arabis arenosa, O enothera biennis, Convolvulus arvensis, Carex arenaria (Bd. 1, pag. 62) und hirta, V erbascum thapsiform e, Erigeron Canadensis, Echium vulgare, Cynoglossum officinale etc. vergesellschaftet ist. — D ie Blüten sind hom ogam oder schw ach proterogyn. D ie Pflanzen sind vorw iegend w indblütig, ohne dass jedoch Insektenbesuch vollständig ausgesch lossen wäre. D ie Verbreitung der geflügelten Scheinfrüchte, w elch e nicht selten durch das L oslösen der ganzen vertrockneten Pflanzen aus dem Boden erhöht w ird, ist eine sehr ergiebige.

260 (U eber die Blatt- und Stengelanatom ie vgl. F ig. 556 h bis m). Stellen w eise ist sie zu einem verw ünschten Unkraut gew orden, so auch als „Russian T h istle “ in den Prairien von Nordam erika. A usser den verschiedenen bereits genannten adventiv auftretenden Arten sind in M itteleuropa ganz vereinzelt noch die folgenden C henopodiaceen als verschleppt konstatiert worden: 1. C y c l o l ö m a p l a t y p h y l l u m (M ichx.) M oqu. aus dem Innern von Nordam erika (bei M annheim [1901], bei D resden [am Elbufer gegenüber U ebigau] und bei H amburg [R eiherstieg, W andsbeck]). N ah e verwandt m it der G attung Chenopodium (Blütenhülle aber an der Frucht mit horizontalem Flügel). — 2. M o n ö l e p i s t r i f i d a Schräder, aus Sibirien (H afen von M annheim , 1898). G leichfalls der G attung Chenopodium sehr nahe stehend (Blüte jedoch nur m it 1 Perianth- und 1 Staubblatt). — 3. E u r o t i a c e r a t o i d e s C. A . M ey. W üsten- und Steppenpflanze (verw andt m it Atriplex, aber m it Sternhaaren bedeckt. Blüten 4-zählig. F rucht von verlängerten, zuletzt fuchsroten Haaren dicht zottig, oben an den Vorblättern 2-hörnig) aus Zentralasien, aus dem Orient, Südost­ europa, U ngarn und Spanien. E ingeschleppt in N iederösterreich (bei Ob. Schod eslee nächst Stronsdorf, 1906 von T e y b e r entdeckt; früher auch bei Ob. Hollabrunn, Ernstbrunn, bei R etz und Jetzelsdorf); für M ähren sehr fraglich. — 4. H a b l i t z i a t a m n o i d e s Bieb. K letterpflanze (die einzige der F am ilie!) aus dem K aukasus. In M ittelsachsen (O berförsterei L ödderitz zw ischen Barby und A ken) verschleppt; ■zuw eilen auch in botanischen Gärten kultiviert. — 5. T e l ö x y s a r i s t ä t a M oqu., aus Sibirien. Einmal auf der Insel Scharfenberg bei Spandau-Berlin verwildert. — 6. A x y r i s h y b r i d a L., aus Sibirien (H afen von M annheim ). — 7. H a l i m o c n e m i s t r i ä n d r a (Pall.) M oqu., aus O steuropa und W estasien (H afen von M annheim ). — 8. R o u b i e v a m u l t i f i d a M oqu., aus Südam erika (Brem en [1880, 1889], Hamburg, häufig um Hannover, W ollhautfabrik R od­ leben in A n h a lt).— 9. A t r i p l e x h o l o c är p u m F. v.M u ell., aus A ustralien (H annover: D öhrenerW olhväscherei).

45. Fam.

Am araiitäceae.

Fuchsschwanzgewächse.

Ein- oder mehrjährige Kräuter, Sträucher (seltener auch Bäume) mit kahlen oder ± behaarten, zuweilen auch fleischigen, niemals pfriemlichen, sitzenden oder gestielten, gegen- oder wechselständigen, ganzrandigen Laubblättern. Blüten klein, unscheinbar, radiär, weisslich-grünlich, weisslich, gelb oder rot, zwitterig, polygam (Taf. 97, Fig. 5 a, b, c) oder eingeschlechtig (zuweilen dimorph), mit 2 häutigen oder fast lederigen Vorblättern (Fig. 559b, 560 g), einzeln in der Achsel von Tragblättern oder + dichte, häufig knäuelige, dichasiale Einzelblütenstände bildend, welche zu kopfförmigen oder verlängerten, einfachen oder ver­ zweigten Aehren oder Trauben vereinigt sind. Blütenhülle einfach, aus 3 bis 5 (seltener 4 bis 1) bis zum Grunde freien oder ± hoch miteinander verwachsenen, meist trockenhäutigen, oft lebhaft gefärbten Perianthblättern bestehend. Staubblätter so viele als Kronblätter (selten weniger oder mehr), zuweilen einem unterständigen Ringe eingefügt (von dem letztem gehen zwischen den Staubblättern vielfach petaloide Zipfel ab), vor den Perianthblättern stehend. Fruchtknoten oberständig, 1-fächerig (Taf. 97, Fig. 5e), mit 1 oder mehreren grundständigen, aufrechten, umgewendeten Samenanlagen. Griffel fadenförmig, einfach oder getrennt (zuweilen auch fehlend und dann Narbe köpf- oder pinselförmig). Frucht eine 1- oder mehrsamige Beere, eine trockene Schliessfrucht oder mittelst eines Deckels sich öffnend (Fig. 559 e, 560 m), sehr oft von dem stehenbleibenden Perianth umschlossen. Samen linsenförmig, rundlich oder nierenförmig, matt oder metallisch glänzend(Fig. 5601, m). Embryo der Samenschale anliegend, das mehlige Endosperm hufeisen- oder ringförmig umgebend (Fig. 560 o). D ie F am ilie der A m arantaceen ist von den C henopodiaceen durch keine w esentlichen M erkmale geschieden, so dass die Trennung nur eine künstliche ist (vgl. Polycnem um , pag. 213). M it A usnahm e der kalten Zonen kom m en die A m arantaceen in allen F lorengebieten vor; als H auptverbreitungsgebiet kann der zw ischen den beiden W endekreisen gelegen e Gürtel bezeich net w erden. In M itteleuropa treten ausschliesslich einige w en ige V ertreter der G attung Amaräntus auf, w elch e aber als ursprünglich eingew andert zu betrachten sind. D ie g rö sste Zahl von endem ischen G attungen fällt auf das tropische und subtropische Am erika (Pleuropetalum , Cham issöa, Guilleminea, Cladöthrix, F roelichia, Pfäffia, G ossypiänthus, W oehleria, Dicraürus etc.). A u ch Afrika besitzt in Sericöcom a, Chiönothrix, M echöw ia, H enönia etc. einige endem ische G attungen; ebenso dürfte nach S c h i n z das H auptzentrum der G attung C elösia in Afrika zu suchen sein. Für Europa kommen ausser der G attung Am arantus auch noch A chyränthes Sicula L. (Südspanien, Süditalien) und Alternanthera repens (L .) Steud. (Südspanien und Balearen eingebürgert; stam m t aus dem tropischen Am erika) in Betracht, D ie Bestäubung erfolgt w ohl m eistens durch Insekten, z. T. auch durch den W ind. A ls Nutzpflanzen spielen

261 die A m arantaceen eine höchst bescheidene R olle; einige Am arantus-Arten werden als G em üse gegessen . D a g eg en haben verschiedene A rten schon seit langem als Zierpflanzen in unsere Gärten und G ew ächshäuser Eingang gefunden. H ieher gehört in erster Linie die bereits von Linné genannte C e l ó s i a c r i s t ä t a L., der „H ahnen­ kam m “ unserer G ärten (itah: cresta di gallo), w elcher eine erblich fixierte V erbänderung des Blütenstandes der in allen Tropen w eitverbreiteten einjährigen C. a r g é n t e a L. darstellt (Fig. 558b, c). W ährend bei der Stammform (f. vera O. Kuntze) mehrere einzelne, pyram iden­ förm ige Blütenstände Vor­ kommen, sind bei dem „H ahnen­ kam m “ alle A este zu einem einzigen Schop f verw a ch sen und verbändert* dessen ganzer oberer T eil keine normalen Blüten erkennen lässt. A usser dieser Form w erden in neuerer Zeit noch verschiedene bunt­ farbige (orangegelb, dunkel­ kirschrot, rosa) Form en mit federbuschartigem , stark ver­ längertem , dichtem Blüten­ stand (f. p y r a m i d ä l i s V oss) kultiviert (Fig. 558 a). Ferner G o m p h r é n a g l o b o s a L. (F ig. 5 5 9 i bis n), ursprünglich w ohl im tropischen Am erika (nach andern in Ostindien) b e ­ heim atet, jetzt aber überall in den Tropen verbreitet. E in­ jährig. Laubblätter g e g e n ­ ständig. Blüten zu kugeligen Blütenständen vereinigt. Blüten rot, zw itterig, m it 5-teiligem Perigon (F ig. 559 m). Selten auch verw ildert (M adonna del Sasso ob Locarno, 190/). E ignet sich gu t für Trockenbuketts. V erschiedene A l t e r n a n th é r a -A r te n (A .a m a b ilis hört., paronychioides St. H il.) m it köpfchenartigen oder eiförm ig F i g . 558. C e l o s í a a r g é n t e a L>. f. p y r a m i d a l i s V o s s . a H a b i t u s (l/* n a t . G r ö s s e ) . S U e b e r verkürzten Aehren werden g a n g s f o r m z u c C e l o s í a c r i s t a t a L . „ H a h n e n k a m m “, d D i a g r a m m ( n a c h E i c h l e r } . ausschliesslich durch S teck­ linge vermehrt. 1 r e s i n e H é r b s t i i Hook. ( = A chyránthes V erschaff éltii Lern.) aus Brasilien mit ver­ schiedenartig gefärbten, unten roten Blättern, wird vielfach für T ep p ich b eete verw endet. V gl. ausserdem A m a r a n t u s c a u d a t u s (pag. 262), p a n i c u l a t u s etc. A usser den zahlreichen Am arantus-A rten werden nur h öch st selten einzelne A m arantaceen in M itteleuropa adventiv beobachtet, so einm al bei M annheim (Oelfabrik), D i g é r a a l t e r n i f ó l i a (L.) A schers. (O stafrika bis Indien) ferner A l t e r n a n t h é r a p a r o n y c h i o i d e s St. Hil. aus Brasilien (Blankenese bei Hamburg, 1891) und S c l é r o p u s c r á s s i p e s M oqu. (trop. Am erika) von S t e i n v o r t h bei Hannover.

C C XLV .

A m arántus1) L.

Fuchsschwanz.

M eist einjährige, ziem lich stattliche K rä u te r m it w echselständigen, flachen, ei­ förm igen bis linealen, + in den B lattstiel zusam m engezogenen L au b b lättern . B lüten klein, einhäusig (seltener z w itterig ), die m ännlichen zuw eilen ein F ru ch tk n o ten ru d im en t aufw eisend (T af. 97, F ig . 5 a), m it 2 V o rb lättern (letztere im grössten T eil des D ichasium s in ]) Gr. a privativum = nicht und ßcigaivw [maraino] = verw elke; bedeutet verw elklich e“ Pflanze (mit R ücksicht auf die häutige, nicht w elkende Blütenhülle).

eigentlich

eine

„un-

262 den A chseln S ekundanblüten und B lütenstandszw eige h öherer O rd n u n g bildend), in zu dichten o d er lockeren, oft g elappten, pyram idenförm igen, end- und seitenständigen, aufrechten oder üb erh än g en d en S cheinähren zusam m engestellten K näueln. P e ria n th 5- oder 3- (seltener 4-, 2- oder 1-) b lätterig , fast bis zum G runde frei, tro ck en h äu tig , nach der B efruchtung o ft erh ärten d (T af. 97, F ig. 5 c). S ta u b b lätte r m eist so viele als P e rig o n b lä tte r (Fig. 560 t), m it g etren n ten S taubbeutelhälften (T af. 97, F ig. 5d). F ru ch tk n o ten eiförm ig. Griffel kurz oder fehlend. N arb en 2 bis 3 (Fig. 559b, g, 1, m), allseitig papillös. F ru c h t 1-säm ig, eiförmig, tro ck en h äu tig , eine geschlossenbleibende N uss (F ig. 560 d) o d er eine durch einen L ä n g s­ o d er Q uerriss sich öffnende K ap sel (Fig. 559e und 560m ). S am en linsenförm ig, m eistens schw arz, stark glän zend (F ig. 559e und 560e, n), m it N äh rg ew eb e (F ig. 560o). Zu dieser G a ttu n g , w e lch e n a c h u n se re r U m g ren zu n g au ch das v ielfach als b eso n d e re G a ttu n g a u f­ g e fü h rte G enus A l b e r s i a ( = E ü x o l u s ) u m fa s s t, zählen ca. 45, z. T . n o c h u n g e n ü g en d a b g eg re n zte A rten , w e lc h e m it A u sn ah m e der a rk tisc h e n u n d a n ta rk tis c h e n R egion ü b e r den g an zen E rd b o d en v e rb re ite t sind. E inzelne A rte n h a b e n einen k o sm o p o litisc h en und a n th ro p o p h ilen C h a ra k te r, w e lch e den M en sch en ü b e ra ll hin folgen. A ls ziem lich häu fig e Z ierpflanzen u n se re r G ä rte n sind die fo lg en d e n A rte n zu n e n n en : A m a r a n t u s c a u d ä t u s L . G a rte n -F u c h ssc h w a n z . F ra n z .: D iscip lin e de re lig ieu se; e n g l.: L o v e-is-b leed in g . F ig . 55 9 a bis d. H e im a t: O stin d ien , tro p isc h e s A frik a. D ie Pflanze v e rd a n k t ih re V o lk sb e n e n n u n g en der F o rm d e r p rä c h tig e n B lü te n risp e : V o s s s t i ä t [ = F u c h ssch w an z ] (W estfa le n ), F u c h s s c h w a f (N ie d erö ste rreich ), F u c h s s c h w a n z (v ie le ro rts); r o t a K a t z e n s c h w a f (N ie d e rö ste rre ic h ); K a t z e n s c h w a n z (T iro l); B r u n s t e e r t (E m sla n d ); H a n n a k a m m b (E rzg e b irg e ), H a h n k a m m (N o rd b ö h m en ). Im G e g en sätz e zu T u s i g h ü b s c h (St. Gallen) k lin g t die elsässisch e B e zeichnung R o t z n a s ( e ) , P ü l l i r o t z n a s re c h t u n p o e tisc h . E in jä h rig , 6 bis 12 dm h o ch . S te n g el a u fre c h t, ä stig , o b e rw ä rts k u rz h a a rig . Schein äh ren w alzlich, v e rlä n g ert, stu m p f, d ich tb lü tig , aus zusam m en fliessen d en K näueln b e ste h e n d , ü b e rh ä n g e n d (n am en tlich die en d stän d ig e). V o rb lä tte r pfriem lich zu g esp itzt, e tw a s lä n g e r als die B lüten h ü lle (F ig. 559 c). B lü te n Scharlach- o d e r p u rp u rro t (selten g rü n lic h oder w eiss). M ä n n lic h e P e ria n th b lä tte r län g lich -eiru n d , kurz z u g esp itzt. W eibliche b re it rh o m b isc h , v e rk e h rt-e ifö rm ig , spitzlich (F ig. 559b, c), so lan g o d e r e tw a s k ü rz e r als die ro te K apsel. — A . p a n i c u l ä t u s L., i ta l.: C ode ro sse, a m a ra n to d a fa sc e tte , aus dem tro p isc h e n A m erika. Fig. 5 5 9 f b is h. E in jä h rig , 1,5 bis 12 dm h o c h . A lle S c h e in ­ ä h re n w alzlich, v e rlä n g ert, a u fre c h t o d er a b s te h e n d , lo ck e r- oder d ic h tb lü tig (die E n d ä h re o ft se h r la n g ). B lüten ro t, selten grü n , alle spitzlich. V o rb lä tte r bis d o p p elt so lan g als die B lüten h ü lle (F ig. 559h). P e ria n th b lä tte r lan z ettlic h , e tw as k ü rz er als die F ru c h t. B eide A rte n , w e ic h e in v ersch ied en en F o rm e n k u ltiv ie rt w erden, können g e le g e n tlic h au ch v e rsch le p p t — doch n u r u n b e stä n d ig — a u f S c h u tt, G a rte n a u sw u rf etc. an g etro ffen w erden. A u sse rd em sind in M itte l­ eu ro p a a d v e n t i v fe stg e ­ ste llt w o rd e n : A. p ä t u l u s B ertol. ( = A . spicätu s R ch b ., = A . ch lo rö stach y s auch), aus dem M itte lm e e r­ g e b ie t (u rsp rü n g lich w o h l au ch aus A m erik a ?). Pflanze g rü n , se lte n er e tw a s rö tlic h . S ten g el re ic h ästig . L a u b ­ b lä tte r lan g g e s tie lt, ei­ ra u te n fö rm ig . S ch ein äh ren w alzlich, d ich tb lü tig , grü n , die e n d stän d ig e m eist v e r­ län g e rt. T ra g b lä tte r pfriem lic h -s te c h e n d , z ugespitzt, e tw a s ( 73) lä n g e r als die

F i g . 5 5 9 . A m a r a n t u s c a u d a t u s L . a B l ü h e n d e r S p r o s s ( i / t n a t ü r l . G r ö s s e ) , b, c F r u c h t k n o t e n m i t P eria n th u n d V orblätter, d P eria n th b la tt. e A u fg esp ru n g en e K ap sel m it Samen. — A m a r a n t u s p a n i c u l a t u s L . f . B lü h e n d e r Spross, g M ä n n lic h e B lü te m it T ra g b la tt, h W e ib lic h e Blüte. — G o m p h r e n a g l o b o s a L . i H a b i t u s , k, l B l ü t e m i t V o r b l ä t t e r n u n d T r a g b l a t t , m B l ü t e .

B lütenhülle. P e rig o n b lä tte r eilänglich, kurz p friem lich z u g esp itzt , 1,7 bis 2 m m la n g , deu tlich k ü rz er als die F ru c h t (M ehrfach). — A . c h l o r ö s t a c h y s W illd. A . h y b rid u s L .), aus

263 dem tropischen Am erika (verw andt mit A. retroflexus). Pflanze flaum haarig oder verkahlend, grün oder rötlich. Laubblätter langgestielt, rauteneildrm ig oder rautenförm ig-lanzettlich. Scheinähren aus zahlreichen von einander entfernten oder oberw ärts + genäherten Knäueln zusam m engesetzt, oft nickend, spitz, die endständige ver­ längert (bedeutend länger als die seitlichen), alle grün oder rot purpurn. V orblätter der seitlichen Blüten lanzettlich, pfriem lich dornig, fast doppelt so lang als die Blüten (vgl. den ähnlichen A. retroflexus var. D e lile il). Perianthblätter 5, eilanzettlich, kurz pfriem lich zugespitzt (die 2 äussern oft länger), viel kürzer als die Frucht. Staubblätter 5. In w ärm eren Ländern m ehrfach eingeschleppt, im M ittelm eergebiete eingebürgert. In M ittel­ europa bei M annheim und L udw igshafen, in Südtirol (Bozen, Riva) und in der S chw eiz beobachtet. H ieher auch var. p s e u d o - r e t r o f l é x u s Thellung. Tracht von A . retroflexus, aber Stengel w eniger stark behaart und w eibliche B lütenhüllblätter eiförm ig-lanzettlich, spitzlich. Scheinähren dicker und kürzer als beim Typus (die endständige nicht viel länger als die seitlichen). V orblätter kräftiger. Bei Strassburg (H eleneninsel, 1903) und in der S chw eiz (K am m garnfabrik Derendingen, 1907) beobachtet. — A. s p i n ö s u s L., aus den Tropen. Einjährig, bis l m h o c h , flaumhaarig oder kahl werdend. T ragblätter stark dornig, die untern länger als die Knäuel. Scheinähren zierlich verlängert, aufrecht, aus grünen, unten entfernten, oben g e ­ drängten, b la ttlo sen , nur m ännliche Blüten enthaltenden Knäueln gebildet. Perianth- und Staubblätter 5. In D e u t s c h l a n d bei M annheim (O elfabrik 1888), H annover (D öhrener W ollw äscherei 1889), Ham burg (früher) und bei Berlin, in der S c h w e i z im T essin (M a g g ia -D e lta bei L ocarn o, 1885) festgestellt. — A. g r a é c i z a n s L. ( = A . albus L .), aus Nordamerika (verw andt m it A . Silvester). Stengel reichlich ästig, m it abstehenden A esten, fast kahl. Laubblätter länglich oder verkehrt-eirund, in den B lattstiel ver­ schm älert, öfters spatelförm ig, an der Spitze abgerundet oder ausgerandet und begrannt. B lütenstände b latt­ winkelständig, beblätterte und unterbrochene Aehren sow ie dichtblütige, blattlose A ehrchen bildend. V orblätter lang zugespitzt, dornig, abstehend, doppelt so lang als die Blüten. P erianthblätter 3, eirund, trockenhäutig. Stam m t aus Nordamerika ; in Südeuropa eingebürgert, in M itteleuropa selten adventiv, so in D e u t s c h l a n d (in g ro ss-u n d kleinblätterigen Formen) um Berlin (T egel, K öpenik), Dresden, M eissen, Hannover, L uckenw alde, Anhalt (Aken, D essau), Biberach in W ürttem berg, Freiburg i. Br., im Eisass, am M ittelrhein bei M annheim, L udw igshafen, M undenheim und M audach (in der Pfalz sich einbürgernd) und in der S ch w e iz (Zürich, R orschach).— A . m e l a n c h ô l i c u s L., aus dem Cap. Laubblätter langgestielt, eirund, stumpflich ausgerandet, oft rot oder violett gefärbt. Perianthblätter 3. länglich, lang begrannt, 4 bis 5 mm lang, länger als die K apsel. V ereinzelt in Brandenburg (Som m erfeld, N e u ­ ruppin), Schlesien (G rünberg, 1877) und bei Hannover (D öhrener W ollw äscherei) beobachtet; wird gelegen tlich auch in Gärten k u ltiv ie r t.— A . d e f l é x u s L . ( = A . prosträtus Balbis, = A lbérsia defléxa Fourr., = A . prosträta Kunth, = Eüxolus defléxus Raf.). V erw andt mit A. viridis. Einjährig oder ausdauernd (?), bis 90 cm lang, Stengel niederliegend oder aufsteigend (seltener aufrecht), oberwärts, w ie die Blattstiele, flaumhaarig. L aub­ blätter gestielt, rautenförm ig oder lanzettlich, fast spitz oder zugespitzt, die untern zuw eilen auch abgerundet. Blütenknäuel blattw inkelständig, die obersten zu einer dichten, blattlosen Scheinähre vereinigt. Blüten m eist bleichgrün. V orblätter kürzer als das P erigon. Blätter der Blütenhülle m eist 2, kürzer als die 2 bis 3 mm lange, glatte, elliptische, n icht aufspringende Schlauchfrucht. Stam m t aus dem tropischen Am erika, in Süd­ europa eingebürgert. In M itteleuropa m ehrfach verschleppt, so in D e u t s c h l a n d bei H annover (D öhrener W ollw äscherei, 1889) und am M ittelrhein (H afen von M annheim, M ühlau), Baden (Freiburg i. B.), in O e s t e r ­ r e i c h vereinzelt in Steierm ark (an der Südbahn bei Pragerhof), in Südtirol (Trient [erhält sich nach M u r r beim Stationsgebäude], Arco, R iva)und im südlichen Krain sow ie im w estlich en und südlichen Teile der S c h w e iz (C a r o u g e bei Genf, Locarno, Lugano, Capolago [1879], Basel [m ehrfach], Zürich). Nur ganz vereinzelt sind beob ach tet w orden: A. g r ä c i l i s D esf. ( = Eüxolus caudätus M oqu.), aus den Tropen beider H emisphären. Einmal (1888 von L u t z ) bei der Oelfabrik in M annheim beobachtet. — A. b l i t o i d e s S. W atson, aus dem w estlich en Nordamerika. B ei M annheim oft m assenhaft auf Schutt und an der B ahn; bei Zürich vorübergehend. — A . v u l g a t i s s i m u s Spegazzini, aus Argentinien. Bei M annheim (Hessen, M ühlau) und bei Kreuzlingen am Bodensee (Baum ann 1904) konstatiert. — A . c r i s p u s (L espinasse et Théveneau) Terracc., aus A rgentinien. Bei M annheim (H afen [1906], M ühlau) und von B i n z bei Basel (Bundesbahnhof [1901 bis 1905]) beobachtet. D ie se Art wurde um die M itte des vorigen Jahrhunderts in Südfrankreich, Italien und Nordam erika nachgew iesen. — A. m a c r o c ä r p u s Bentham , aus Australien. M it australischer Schafw olle 1907 (von P r o b s t ) bei der K am m garnfabrik D erendingen (Kt. S olo­ thurn) eingeschleppt. — A. a c u t i l o b u s Uline et Bray ( = Eüxolus em aginätus A. Br. et Bouché), aus M exiko. Bei Hannover (1880) und Ham burg beobachtet. — A . Q u i t é n s i s H. B. et K th. (Anhalt). 1. V orblätter länger als die Blütenhülle, fast dornig stachelspitzig (F ig. 5601). Blütenstand gedrungen. A. r e t r o f l e x u s nr. 890. 1*. V orblätter nicht länger als die Blütenhülle (Fig. 560 b, g) 2. 2. V orblätter ungefähr so lang als die Blütenhülle (Fig. 560 g). Frucht m it einem D eck el sich öffnend. In der R egel alle B lütenknäuel blattachselständig A. S i l v e s t e r nr. 892. 2*. V orblätter etw as kürzer als die Blütenhülle. Frucht nicht aufspringend (Fig. 560 d). O bere Blütenknäuel ährig A. v i r i d i s nr. 891.

264

890. Atnarantus retroflexus L. (= A. spicatus Lam., = Pyxidium retrofl'exum Mont.).. Z u r ü c k g e k r ü m m t e r F u c h s s c h w a n z . Ital.: Biedone. Taf. 97, Fig. 5 und Fig. 5601 bis o.. Zu F u c h s z a g e i , L ä m m e r z a g e i [m ittelhochd. zagel = S chw eif] (Ostpreussen) vgl. unter Amarantus caudatus pag. 262. In der Sch w eiz (Zürichsee) ist A. viridis unter dem N am en „ R o t b u g g e l e “ als W einberg­ unkraut bekannt.

Einjährig, 15 bis 100 cm hoch, hellgrün oder + rötlich. Stengel aufrecht, einfach oder aus­ gebreitet ästig, unten locker, oben ziemlich dicht beblättert, + kurz-rauhhaarig, gefurcht. Laub­ blätter lang gestielt, eirund oder eirautenförmig, beidendig + verschmälert, ganzrandig oder etwas wellig, stumpf oder kurz stachelspitzig, bleichgrün, fast kahl (nur unterseits auf den vorspringen­ den, weissen Nerven behaart). Blütenknäuel zu kurzen, dicken,dichtblütigen Scheinähren ver­ einigt, die obern zu einer sehr dichten, endständigen, zuweilen + überhängenden Rispe zusammen­ gedrängt; alle bleichgrün oder etwas rötlich. Vorblätter (3) 4 bis 6 mm lang, doppelt so lang als die Blütenhülle, fast dornig stachelspitzig (Fig. 5601), am Rande trockenhäutig. Perianthblätter 5, lineal-spatelförmig, an der Spitze stumpf oder gestutzt, stachelspitzig, 2 bis 3 mm lang. Staub­ blätter 5. Frucht runzelig, 2- bis 3-spitzig, mit einem Deckel sich öffnend (Fig. 560m). Samen linsenförmig, scharfrandig, glänzend schwarz (Fig. 5t>0n). — VI bis IX. Ziemlich häufig (die verbreitetste der in Mitteleuropa vorkommenden Amarantaceen!) auf Aeckern, Kulturland, Komposthaufen, Schutt, an Wegen, auf schlechten Wiesen, an Häusern; besonders in den ebenen, wärmeren Gebieten, vereinzelt aber bis in die Alpentäler. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : In der nördlich gemässigten Zone und in Neu­ seeland verbreitet. Stammt ursprünglich aus dem wärmeren Amerika. Aendert ab: var. m a i o r M oqu. Pflanze höher, m it reichlich verzw eigten, lockeren Rispen. — var. p u s i l l u s Coss. Zw ergig. Scheinähren kaum ästig, klein. Laubblätter oft ziem lich klein (Sonnige, trockene Orte). — var. e l o n g ä t u s G. Beck. Endähre w alzlich, verlängert. — var. s p i c u l ö s u s G. Beck. Blattw inkelständige A ehren w alzlich, bald ziem lich kurz, bald länger (Selten). — var. o b t u s u s G. B eck. Endähre abgerundet, stum pf (W ien, H amburg). — H ieher auch var. D e l l l e i (R ichter et L oret pro spec.) T hellung. U nterscheidet sich vom Typus durch die kürzeren, schw äch er dornigen Vorblätter, deren längste m eist 3 bis 4m m (statt 4 bis 6) lang sind und die Blüten nur w en ig überragen. M ehrfach in Baden, Thüringen, Sachsen, Schlesien, um Berlin Genf, Bern, Zürich etc. beobachtet. A uch diese Form stam m t w ahrscheinlich aus Amerika, ist aber heute im M ittelm eergebiet vollständig eingebürgert. — A. retroflexus, w elch er sich h eute — nam entlich in tieferen und wärmeren L agen — vollständig eingebürgert hat und ganz den Eindruck einer einheim ischen Ruderalpflanze m acht, ist w ie die übrigen h eute in M itteleuropa vorkom m enden Am arantus-A rten ursprünglich in Europa eingew andert. U eber seine H eim at (vielleich t das trop N ordam erika?), über die Zeit und Art seiner Einwanderung lässt sich nichts genaues sagen. D ie kleinen, grünlichen, einhäusigen oder polygam en Blüten sind anem ophil. D ie 3 Narben sind m it grossen Papillen b esetzt; die Staubbeutel sind grünlich und stehen auf zarten, schlaffen Filam enten. Pollen w eisslich , m it zahlreichen K eim w arzen auf der O berfläche, von 31 bis 31 [A, im Durchm esser (nach K n u t h ) . D ie kleinen Sam en werden aus der aufreissenden Frucht durch den W ind leicht bestäubt. N achts schläft die Pflanze, indem sie die Laubblätter senkrecht in die H öhe hebt: (nach K i r c h n e r ) . Tricotyle Keimpflanzen wurden auch schon konstatiert.

891. Amarantus viridis L. (= A. ascendens Loisel., = A. spicatus Rchb., = A. Blitum L. partim, = A. flexuösus Ambrosi, = Eüxolus Blitum Gren., = E. viridis Moqu.,; = Albersia Blitum Kunth). G r ü n e r F u c h s s c h w a n z , Roter Heinrich. Fig. 560 a bis e. Einjährig, 18 bis 70 cm hoch, dunkelgrün, kahl. Stengel aufsteigend oder aufrecht,, vom Grunde an ästig, durchscheinend, glasglänzend, zuweilen rötlich. Laubblätter lang gestielt, eirund oder rautenförmig, nach dem Grunde zu keilförmig, an der Spitze ausge­ schweift oder ausgerandet (in der Ausrandung stachelspitzig), am Rande öfters wellig, unterseits glänzend, nicht selten mit einem weissen, seltener mit einem roten Flecken. Fast alle Blütenknäuel blattachselständig (nur die obersten rispig gedrängt), die endständigen, länger. Vorblätter dreieckig-lanzettlich, kürzer als die Perianthblätter. Blüten meist 3-zählig (Fig. 560 b, c). Perianthblätter verkehrt-eirund, bespitzt, 1,5 mm lang, weisslich

265 m it grünen M ittelstreifen, kürzer als die 2 bis 2,5 mm lange, g latte, grüne oder p u rp u r­ farbige, sich n icht öffnende F ru c h t (Fig. 560 d, h). Sam en linsenförm ig, konvex, 1,3 m m breit, am R an d e stum pf, schw arz, glänzend (Fig. 560 e). — V II bis IX . Z erstreu t — stellenw eise fehlend — an W eg en , zw ischen T ro tto irstein en , auf S chutt, w üsten P lätzen , in G ärten, W ein g ärten (als U n kraut), auf F lu ssk ies; nur in d er Ebene. A llgem eine V er­ b r e i t u n g : F a st K osm opolit (in E u ro p a n ö rdlich bis S ü d ­ schweden). A e n d e rt w e n ig a b : f. a s c e n d e n s (L oisel.). S te n g el n a c h d e r S pitze zu a u fsteig en d . — f. e r e c t u s (Froel.). S ten g el dünn, a u fre c h t. — f. p u r p ü r e u s (M oqu.). G anze Pflanze + ro t bis p u rp u rn . — f. m i c r o p h y l l u s G. B eck. ( = var. polyg o n o id es M oqu.?). L a u b b lä tte r se h r klein.

892.

Amarantus

Silvester

Desf. ( = A . Blitum L ., = A. viridis All.). W i l d e r F u c h s ­ s c h w a n z . F ig . 560f bis k. E in jäh rig , 15 bis 50 cm hoch, kahl. S ten g el aufsteigend oder au frech t (seltener n ied er­ liegend), vom G runde an ästig, F i g . 560. A m a r a n t u s v i r i d i s L . a H a b i t u s . J M ä n n l i c h e B l ü t e m i t V o r - b z w . T r a g ­ e ib lic h e B lüte, d F r u c h t m it P e ria n th . e Sam e, h F ru c h t, i Peria n th oft etw as rötlich. L a u b b lä tte r bb ll äa tt tt e. r n¿. Dcr W ü s e n h a a r (stark v e rg rö sse rt). — A m a r a n t u s S i l v e s t e r D e s f . f H a­ b i t u s . g W e i b l i c h e B l ü t e m i t V o r b l ä t t e r n . — A . r e t r o f 1 e x u s L . I W e i b l i c h e B lü t e. g estielt, eirautenförm ig oder vi A u f g e s p r u n g e n e F r u c h t k a p s e l , n S a m e ( v o n a u s s e n ) , o Q u e r s c h n i t t d u r c h d e n ­ rautenförm ig-lanzettlich, an der s e l b e n . p, q, r K e i m s t a d i e n s, ¿ D i a g r a m m v o n A . g r a e c i z a n s L. ( n a c h E i c h i e r ) . Spitze stum pf o d er fast spitz, g an zran d ig (höchstens die u ntersten schw ach ausgerandet), am R an d e wellig, schm utzig­ grün. A lle B lütenknäuel blattw inkelständig. V o rb lä tte r etw a so lang (die obern kürzer) als die Blütenhülle, lanzettlich zugespitzt (F ig. 560 g), an der S pitze kaum dornig. P e rig o n ­ b lätter 3, eilanzettlich, weisslich, m it grünem M ittelstreifen, kürzer, bis fast so lang als die K ap sel (F ig. 560 g), zur F ru ch tze it 1,5 bis 1,9 mm lang. S ta u b b lä tte r 3. K apsel m it einem D eckel sich öffnend. Sam en linsenförm ig, 1,3 mm breit, am R a n d e sch a rf-k a n tig gekielt, schw arz, glänzend, 1,2 bis 1,4 mm breit. — V II bis IX . Selten an W egen, R ainen, in A eckern, G ärten , W ein b erg en , auf Schutt, w üsten P lätzen , D ü n g e rstätte n ; nur in w ärm eren L agen. In D e u t s c h l a n d v e rein zelt in d e r R h ein eb en e im E isass, B a d e n (G re n z a c h , L im b u rg , K a rlsru h e ,M a u d a c h ), in der bayer. P falz (G önnheim , M u tte rs ta d t, S peyer) etc. A u sse rd em v e rein ze lt v e rsch le p p t (bei F rie d ric h sh a fe n , E rfu rt, Jo h a n n isb u rg in O stp re u ssen , H am b u rg , S ü d b a h n h o f M ünchen). In O e s t e r r e i c h stellen w eise in B öhm en (U m g eb u n g von P ra g , L eitm e ritz , L issa), in M ä h ren (b eso n d ers in den T h a y a - u n d M arch n ied eru n g en ), in N ie d e rö ste rre ic h (niedrige G egenden), S te ie rm a rk (stellenw eise [z. B. um G raz] häufig), im südlichen T iro l (a u fw ä rts bis M eran und K lausen) e tc .; fe h lt gänzlich in O b e rö ste rre ic h , Schlesien u n d V o ra rlb e rg . In der S c h w e i z v e rein ze lt im W esten und S ü d en ; au sse rd em hie und d a adventiv. — A . Silvester b e sitz t von allen in M itte le u ro p a vo rk o m m en d en A rte n am a u sg e sp ro c h e n ste n den C h a ra k te r einer m ed ite rra n e n A r t; sie is t au ch en tsch ied en th erm o p h il. H e g i , F l o r a Bd . I I I .

71

266 A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : M ittelm eergebiet, O rient, K a u k asu slän d er, O stindien, M ittelam erika. A e n d ert w e n ig a b : v ar. c o m m u t á t u s (A. K ern er). S ten g el u n d A e ste + B lü te n k n ä u el eine kurze, b la ttlo se S c h e in ä h re bildend. L a u b b lä tte r oft kleiner.

n iederliegend.

O b e rste

A n die A m a ra n ta c e e n sch liessen sic h die F am ilien der N y c t a g i n ä c e a e, C y n o c r a m b á c e a e (nur. m it 1 A r t: C yn o crám b e p ro s trä ta G a e rtn e r im M itte lm e e rg e b ie t), P h y t o l a c c á c e a e , A i z o á c e a e und B a s e l l á c e a e , w elch e a b e r in M itte le u ro p a k e in e w ild w a ch sen d e n F orm en, d a fü r a b e r v erschiedene A d v en tiv u n d Z ierpflanzen aufw eisen. N y c t a g i n á c e a e (oder Ja lap ä ce a e). H olzpflanzen o d er K rä u te r m it e ig e n artig em D ic k en w a c h stu m (vgl. p a g . 210 u n d F ig . 5 4 4 v). B lüten zyklisch, m eist hom oiochlam yde'isch, am G ru n d e se h r o ft von einer k e lc h a rtig e n , häufig le b h a ft g e fä rb te n H o c h b latth ü lle u m g eb en , m eist zu T ru g d o ld e n v e rein ig t. P e ria n th einfach, b lu m e n b la tta rtig o d er u n sc h e in b a r, m eist 5- (o d e r 4-) b lä tte rig ; d e r g ru n d stä n d ig e T eil n a c h dem V erblühen b le ib e n d (o ft sich v erg rö sse rn d ) u n d um die F ru c h t eine led erig e o d er h o lzig e H ülle (A n th o c a rp ) bildend. S ta u b b lä tte r 1 bis 30. F ru c h tk n o te n o b e rs tä n d ig , e in b lä tterig , m it 1 g ru n d stä n d ig e n , u m g ew en d e te n oder k a m p y lo tro p e n S am en an lag e. F ru c h t eine d ü n nw andige S ch liessfru ch t. D ie F a m ilie m it ca. 160 A rte n ist in den w ä rm e re n G eg en d en d e r ganzen E rd e (in E u ro p a sp o n ta n einzig B o e r h ä v i a p l u m b a g i n e a Cav. im sü d ­ lich en Spanien), b e so n d e rs a b e r im h eissen A m e rik a v e rb re ite t. M e h rere A rte n w e rd e n w e g en ih re r g rossen, auffälligen und z. T . d u ften d e n B lüten b e i uns in G ä rte n als Z ierpflanzen g e h a lte n (u n d g e le g en tlic h au ch als G a rten flü ch tlin g e an g etro ffen ), so v o r allem die b e id e n k ra u tig e n M i r á b i l i s J a l a p a L . (die „ W u n d e rb lu m e “, F ra n z .: Belle de n u it des jard in s) u n d M . l o n g i f l ö r a L . (b e id e A rte n sta m m e n aus M exiko). B lüten gross, s tie l­ tellerfö rm ig , b e i der N a c h t g e ö ffn e t, b e i d e r e rsten A rt k u rz g estielt, g e ru ch lo s, k ah l, ro t, b e i d e r zw eiten die B lüten sitzend, w o h lriec h en d , d rü se n h aa rig . Ih re W urzeln w irk e n s ta rk a b fü h ren d . F rü h e r w a r M . Ja la p a al£ falsche Ja la p p a ( R á d i x N y c t á g i n i s M e c h o a c á n n a e ) offizinell. F e rn e r A b r ó n i a u m b e l l á t a C am . und A. f r ä g r a n s N u tt. aus N o rd a m erik a, so w ie die stra u c h ig e o d er b a u m a rtig e B o u g a i n v i l l e a s p e c t ä b i l i s W illd. aus B rasilien, d eren B lü te n stä n d e von ro sa ro te n oder w eissen H o c h b lä tte rn u m g eb e n w erden, w e lc h ’ le tz te re n a ch dem V e rb lü h en als F lu g o rg a n e d e r F rü c h te e rh a lte n bleiben. — A d v e n tiv w u rd e n M i r a b i l i s d i c h ó t o m a L . aus B rasilien (e in g e b ü rg e rt b ei S c h w e rin ) und M . n y c t a g i n e a M a c M ilk (P rovinz B ra n d en b u rg , O pocno in B öhm en) b e o b a c h te t. — N e e a t h e i f e r a O e rste d t („ C a p a rro sa “ in B rasilien) e n th ä lt das A lkaloid T hein. P h y t o l a c c á c e a e . H o h e S ta u d e n o d er H o lz g ew ä c h se m it u n g e te ilte n B lä tte rn . N e b e n b lä tte r fehlend. B lüten u n sc h e in b a r, in T ra u b e n o d er T ru g d o ld e n , fa st ste ts re g elm ä ssig , z w itte rig (se lte n er ein g e sc h le c h tig ). P e ria n th m eist einfach, 4- bis 5 -b lä tte rig , m eist u n v e rä n d e rt b lei­ bend. S ta u b b lä tte r 4 bis 5 o d e r viele, zu w eilen am G ru n d e v e r­ b u n d en . F ru c h tk n o te n m eist o b e rstä n d ig , 1- bis vielfächerig, aus 1- bis m eh re ren F ru c h tb lä tte rn g e b ild e t, in je d e m F a c h ste ts n u r eine einzige (F ig . 561 e) a m p h itro p e o d e r k a m p y lo tro p e S am en ­ anlage. G riffel 1 bis viele. F ru c h t eine B eere, S c h lie ssfru ch t oder fa c h sp a ltig e K apsel. S am en m it m eh lig em N ä h rg e w e b e , zuw eilen m it einem h ä u tig e n A rillus. K e im lin g ste ts s ta rk g e k rü m m t. D ie F a m ilie m it ca. 90 A rte n ist n a m e n tlic h im tro p isch e n und s u b ­ tro p is c h e n A m e rik a (S te g n o sp é rm a , A g d é stis, S eguiéria, G allésia, P e tiv é ria, R ivína etc.) und im sü d lich en A frik a (h ier m eist F o rm e n m it g e g e n stä n d ig e n B lä tte rn u n d cym ösen B lü te n stä n d en , w o d u rc h sich die F am ilie den A izoaceen n ä h e rt) v e rtre te n . Im südlichen E u ro p a w e rd en P h y t o l á c c a A m e r i c á n a L. u n d P h . d i de c a L. v ielfach k u ltiv iert, w e sh a lb sie sich h e u te im M itte lm e e rg e b ie t stellenw eise ganz e in g e b ü rg e rt h a b e n . E ine g rö sse re V e rb re itu n g b e sitz t n a m e n tlich P h y t o l a c c a A m e r i c a n a L . ( = P h . d e cán d ra L.). Kermesbeere. F ra n z .: R a isin d ’A m é riq u e ; ital. : F ito la c c a , E rb a c rem esina, E. a m a ra n ta , A m a ra n to , (im T essin) U g a di biss. F ig . 561. A usd au ern d , 1 b is 3 m hoch. W urzel dick, rü b e n ­ förm ig, m ehrköpfig. S te n g el a u fre c h t, stielru n d , kahl, ästig . L a u b ­ b lä tte r k u rz g e stie lt, e ifö rm ig -e llip tisch , spitz, gan zran d ig , kahl. B lü te n tra u b e n am sym podial v e rz w e ig te n S te n g el e n d stän d ig (d a h er den B lä tte rn sc h e in b a r g e g en ü b e rste h e n d ), d ich tb lü tig . P e rig o n ­ F i g . 561. P h y t o l a c c a A m e r i c a n a L . a B l ü t e n ­ b lä tte r eiförm ig, stu m p f, w eiss bis g rünlich, ca. 3 m m lang. s p r o s s (i/ 4 n at ü r l . G r ö s s e ) , h B lü t e , c F r u c h t . ( ¿L än g sS ta u b b lä tte r 10 (Fig. 561b, f). G riffel 10. F ru c h t eine flach­ s c h n i t t , e Q u e r s c h n i t t d u r c h d ie j u n g e F r u c h t . ^ D i a ­ g r a m m ( n a c h B i c h l er). k u g e lig e , 1 0 -fu rc h ig e , bis 10 m m b re ite , d u n k e lro te , zuletzt

26 7 schw arze Beere (F ig. 561 c). VII. ln südlichen G ebieten auf Schutt, an W egrändern, Gräben, H ecken, Zäunen, in W einbergen hie und da verwildert, so in Steiermark (O isnitz nächst Stainz, Gonobitz, früher auch im Lerchwalde bei Graz), in Südtirol (Meran, Bozen, Trient, Arco), in der italienischen Schw eiz (südl. T essin, M isox) etc. Sonst nur vereinzelt verschleppt, so in Niederösterreich (W iener Prater, 1859), in Baden (R ennw eg bei Freiburg 1902 bis .1906, am N eckar bei Ilvesheim ), in W ürttem berg (H ausen a. Z. im Oberamt Besigheim und Billensbach im O beram t M arbach), in Bayern (Landshut, bei Dürkheim in der Pfalz angepflanzt), in Schlesien (bei Liegnitz, Nam slau im N iefer W ald) etc. Im südlichen Europa wird der Saft der Beeren vielfach zum Färben von W ein, Zuckerwaren etc. verw endet. — Ausserdem werden gelegen tlich in G ew ächshäusern verschiedene Arten der tropisch-am erikan isch en G attung R i v i n a (z. B. R. aurantíaca W arcz., húmilis L., lævis L., purpuräscens Schrad.) m it karm inroten Beeren sow ie P e t i v é r i a a l l i á c e a L., deren Kraut in der H eim at (Zentral- und Südamerika) als H erva de Pipi, Raiz de Guiñé m edizinisch verw endet wird, kultiviert. A i z o á c e a e ( F i c o i d á c e a e ). Einjährige oder perennierende K räuter oder H albsträucher m it dicken, fleischigen Laubblättern, oft m it abnormer Stammstruktur. Blüten zym ös. Blütenhüllblätter 4 bis 5, frei oder vereinigt, oft bunt gefärbt. Staubblätter 5 (3) bis viele, die äussern zuw eilen in petaloide Stam inodien um ge­ wandelt. Fruchtknoten 2- bis m ehrfächerig, ober- oder unterständig. Frucht eine verschiedenartige Kapsel. D ie Fam ilie um fasst 500 m eist xerophil gebaute (viele Blattsukkulenten) Steppen- und W üstenpflanzen, die nam entlich in Südafrika stark vertreten sind. Hier vor allem die G attung M e s e m b r i ä n t h e m u m ( = M ittags­ blume, w eil die Blüten vieler Arten sich am V orm ittag in voller Sonne öffnen) mit ca. 315 A rten. W egen ihrer interessanten Form en, stattlichen und farbenprächtigen Blüten werden zahlreiche Arten seit langem in M ittel­ europa in G ärten — besonders in K althäusern — gezogen (in England w aren 1811 bereits 175 verschiedene Arten bekannt), so vor allem M. c r i s t á l l i n u m L., das Eiskraut, franz. : F icoide cristalline, herbe à la glace, glaciale; engl. : Ice plant, crystalline ; ital. : Erba cristallina. Ein- oder zw eijäh riges Kraut, durch grosse, rundliche, w asserhelle Papillen glänzend. Blüten w eiss bis blassrosa. W ild im K apgebiete, heute aber im M ittelm eergebiet w eitverbreitete Strandpflanze. A us der A sche wird Soda gew onnen, aus den Blättern zuweilen Salat bereitet. D ie Pflanze erliegt in M itteleuropa stets den ersten Spätfrösten. Selten auch als G artenflüchtling (Brem en [1877]> Châtelain bei Genf, 1881). Ferner M. pinnatifidum f. L. (einjährig), cordifólium L. f. (Blätter gestielt, herzförm ig, bis 1,8 cm lang. Bei Bahrenfeld [Schlesw ig] ca. 1900 adventiv), M. echinätum Ait. (Blätter dick, eiförm ig-halbkugelig, mit grossen P apillen b esetzt), noctiflörum L. (Blüten nach H yazinthen duftend und sich erst g e g en Sonnen­ untergang öffnend), spinösum L. (Blütenstand m it Dornen), M. spectábile H aw ., formósum Haw., bländum H aw ., aúreum L. (Blüten glänzend hochorangerot), aurantíacum D C . (ähnlich), pulchéllum (Blüten blassrosa), falcifórme H aw . (B lätter scharf dreikantig, sichelförm ig nach einw ärts gekrümmt), linguifórm e L. (sehr viel­ gestaltig), tigrinum H aw . (Blätter gedrängt kreuzständig, sehr fleischig, rhom bisch-eiförm ig, graugrün, marmoriert), felinum H aw . (ähnlich) etc. Z w ei Arten M. acinaciförm e L. und M. ediile L. haben sich im M ittelm eergebiet stellenw eise ganz eingebürgert und bekleiden mit ihren kräftigen, niederliegenden, halbstrauchigen A esten und säbelförm igen, 3-kantigen, glatten, freudiggrünen Blättern und grossen, prächtigen, 8 bis 12 cm breiten, leuchtend karminroten (M, acinaciförm e) oder hellgelben bis blassroten (M . edule) Blüten an M auern, Felsen und B öschungen (zuweilen in unm ittelbarer N ähe des M eeres) oft lange Strecken (Siehe Einleitung pag. CIV, Fig. 165). Zu den interessantesten Form en des Pflanzenreiches überhaupt gehören die Arten der Gruppe Sphaeroídea (hieher M. W ettsteinii Berger, truncatéllum H aw ., obcordéllum Haw., obconellum H aw ., truncätum Thunb. e t c .) , deren Blätter bis zur Spitze miteinander zu rundlichen oder kegelförm igen Körperchen ver­ w achsen sind und nur oben einen kleinen Spalt, aus w elch em später die Blüte heraustritt, offen lassen. Solche Arten gleichen in nichtblühendem Zustande täuschend kleinen K ieselstein en (vgl. B e r g e r , A lw in. M esem brianthem en und P ortulacaceen. Stuttgart, Ulmer. 1908). A usser dieser G attung kommen noch die G attungen A i z o o n , M o l l ü g o , G l i n u s und T e t r a g ö n i a in Betracht," von denen T etragonia expänsa Murr aus O st­ asien und Polynesien als „N euseeländischer Sp inat“ auch in Europa kultiviert und gelegen tlich adventiv ange­ troffen wird (Berlin [1887], M ecklenburg, G enf [1872]). B a s e l l á c e a e . R echts oder links windende, ausdauernde, kahle K räuter mit gestielten , breit ei- oder herzförm igen, ganzrandigen, häufig fleischigen Laubblättern. Blüten strahlig, heterochlamyde'isch. K elch­ blätter 2. Kronblätter 5. Staubblätter 5. Fruchtknoten oberständ ig, 1-fächerig. Griffel 3. D ie kleine, nur ca. 15 Arten um fassende Fam ilie ist besonders im tropischen und andinen Am erika verbreitet; ausserdem w enige Arten in A sien und Afrika. H ieher u. a. B a s é l l a r u b r a L. (auch w eiss blühend), aus dem tropischen A sien (wird als Spinatgem üse [„W eisser M alabarspinat“] in allen wärm eren Ländern kultiviert), U l l ü c u s t u b e r ö s u s Loz. in den A nden von Südamerika (K nollen des unter­ irdischen Rhizom s w erden dort w ie K artoffeln gegessen ) und B o u s s i n g a ü l t i a b a s e l l o i d e s H. B. et K th. aus dem tropischen Am erika (bei uns in G ew ächshäusern oder im Freien als linksw indendes Schlinggew ächs m it zierlichen, 5 bis 12 cm langen, achselständ igen, w e isse n , lockeren Blütentrauben zu­ weilen kultiviert). 7 l*

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46. Fam .

P ortulacáceae.

Portulakgewächse.

M eist einjährige o d er ausdauernde, oft dem B oden anliegende, stark verzw eigte K rä u te r (seltener H alb sträu ch er o d er S träu ch er) m it gegenständigen, oft fleischigen, schm alen, ungeteilten L au b b lä ttern . N e b en b lätter m eist vorhanden (bei C laytonia fehlend), oft tro ck en h äu tig oder zu axillären H aarbüscheln um gew andelt. B lüten regelm ässig (bei M ontia T af. 98, F ig. l c schw ach zygom orph), zw itterig, w enig auffällig, in einfachen oder zusam m engesetzten, rispigen o d er köpfchenförm igen B lü tenständen oder w ickeligen E inzelblütenständen (seltener einzeln). K elch (vielleicht rich tig er kelchähnliche H och b lätter) in der R eg el 2 -b lätterig (b ei L ew isia bis 8),frei oder am G ru n d e vereinigt, sehr hinfällig. P erig o n 4- bis 5- (16) b lä tte rig (selten m ehr). S ta u b b lätte r 3 bis 16 (F ig. 563 h, p), oft 5 und vor den P e rian th b lättern stehend. F ru ch tk n o ten oberständig (nur bei P o rtu laca halbu n terständig), 1-fächerig, m it 2 bis vielen S am enanlagen an der g ru n d stän d ig en Z en tralp lazen ta (F ig. 563 a). Griffel 3 bis 5. F ru c h t eine fach sp altig e oder m it einem D eckel (F ig. 563 b), seltener sich nicht öffnende, m eist vielsam ige K apsel. Sam en nierenförm ig - ru n d lic h , von der Seite h er etw as zusam m engedrückt, m eist glänzend (F ig .5 b 3 e, o). K eim ling ± g e ­ krüm m t (Fig. 562 d, 563 d ,f ) , oft fast g erad e (Fig. 563 e, o). N ä h rg ew e b e spärlich. D ie v e rh ältn ism ä ssig kleine F a m ilie w e ist n u r w e n ig e K o sm o p o liten a u f (M ontia, P o rtu la c a o le rá c e a ); eine g rö sse re V e rb re itu n g b esitzen fe rn e r v ersch ied en e T alin u m - u n d C la y to n ia -A rte n . A ls w ic h tig e V e r­ b re itu n g sg e b ie te k om m en in B e tra c h t das pazifische u n d andine S ü d a m e rik a (G ra h á m ia , M onocósm ia, Silvséa), K alifo rn ien (S p rag u éa, C alyptrídium , T alin ó p sis, viele C a la n d rín ia -A rten , L e w ís ia ) u n d S ü d afrik a (h ier die b eiden su k k u le n te n G a ttu n g e n P o rtu la c ä ria und A n acäm p sero s). D ie stä rk e re ic h e n W u rzeln der x erophilen, g e g e n A u s­ tro c k n u n g ä u sse rst w id e rsta n d sfä h ig e n L e w is ia red iv iv a P u rs h w e rd en von den In d ian e rn als „ S p a tiu m “ g e g essen . D u rc h die Z en tralp laz en ta u n d den z. T . h a lb u n te rs tä n d ig e n F ru c h tk n o te n b ild e t die F a m ilie ein w ic h tig e s V e r­ b in d u n g sg lied z w isch en den A m a ra n ta c e a e , P h y to lac c ac ee n , A izoaceen u n d den C aryophyllaceen. V ielfach w ird d e r v e rw ac h se n e K elch als aus 2 H o c h b lä tte rn e n tsta n d e n g e d a c h t u n d d a n n die B lü ten h ü lle als einfach (ho m o ch lam y d eisch ) b e ze ic h n e t. Die S ta m m stru k tu r is t v o llstä n d ig n o rm al. D ie S am en w e rd en in vielen F ä lle n in ü b e ra u s g ro sse r Z ah l e rze u g t, w a s das A u ftre te n einzelner F o rm e n als lä stig e U n k rä u te r auf G a rte n ­ lan d le ic h t e rk lä rt (vgl. a u c h M o n tia und P o rtu la c a !). A ls N utzpflanzen k om m en als S alat-, Suppen- und G em üsepflanzen einzig ein ig e P o rtu la c a - (P. fläva F o rs t., P . pilosa L ,, P . ra d ic an s M a rt., P . olerácea) u n d T alin u m -A rte n (T . p ä te n s W illd. in B rasilien) in B e tra c h t. D a g e g e n sind v e rsch ie d en e P o rtu la c e e n se it lan g em bei uns in G ä rte n b e lie b te Z ierpflanzen, so v o r allem P o r t u l á c a g r a n d i f l o r a H ook, aus B rasilien (S ch ö n e Z ierpflanze fü r sonnige, tro c k e n e S ta n d o rte . B lüten gross, e n d stän d ig , b e i d e r S ta m m fo rm k a rm e sin - o d er p u rp u rro t, häufig a u ch re in w eiss, ro t g e stre ift, schw efelgelb, b ro n z efa rb en , a u ch gefüllt, n u r V o rm itta g s geöffnet. B lütenhülle zerschlitzt) und versch ied en e A rte n der G a ttu n g C a l a n d r í n i a (C. g ra n d i­ flora L indl. aus C hile, C. M enziésii H ook., C. disco lo r S ch rad ., C. speciosa Lind!., C. u m b e lla ta D C .). N u r in K a lth ä u se rn d e r b o ta n isc h e n G ä rte n w e rd en 'einzelne P o rtu la c a ria - (die s tra u c h ig e P . ä fra Ja c q . aus d e r K a rro o ) und m eh rere A n acäm p se ro s-A rte n aus dem sü d w estlich en A frik a (A . T e le p h iá stru m D C ., = A . p a p y räc ea E. M ey., A . ru fésce n s D C ., la n c e o lá ta D C ., la n íg e ra B u rch ., to m e n to sa B erg er), n iedrige, zierliche, su k k u le n te S tau d en a n g etro ffen . A d v en tiv w ird b ei uns g e le g e n t­ lic h die au s A m e rik a (von A la sk a bis S üdkalifornien, M exiko u n d K uba) sta m m e n d e C l a y t o n i a p e r f o l i á t a D onn. (F ig . 562 u n d 5 6 3 i) b e o b a c h te t. E in jäh rig , 7 b is 20 cm h o c h , kahl. G ru n d b lä tte r la n g g e stie lt, rh o m b isch -o v a l, spitz, die beid en o b e rsten , ru n d lich en B lä tte r am G ru n d e b re it v e rw a c h se n (S tengel deshalb sc h e in b a r d u rc h w ac h se n ). B lü ten klein, u n sc h e in b a r, in e n d stän d ig en , tra u b e n ­ a rtig e n W ickeln. B lü te n h ü llb lä tte r 5, g le ic h a rtig , b e n a g e lt, am G ru n d e e tw as v e r­ w ach sen . S ta u b b lä tte r 5, den N ä g eln e in g e fü g t (F ig . 562 c). G riffel 3 - s p a ltig (F ig. 562 b). K ap sel 3-k lap p ig (Fig. 563 i), w e n ig e Sam en e n th a lte n d (die S am en w e rd en w a h rsc h ein lic h d u rc h A m eisen v e rb re ite t). — IV b is V l. M e h rfa c h infolge frü h e re r F i g 1. 562. C l a y t o n i a p e r f o K u ltu r als S alatpflanze v e rw ild e rt (jedoch m e ist n u r v o rü b e rg e h e n d ) in der P rovinz l i a t a D o n n . a H a b itu s f / j naB ra n d e n b u rg (m eh rfach um Berlin, bei P o tsd a m , Z eh len d o rf, L ychen, S teg litz, D üppel), türl. Grösse), b L ä n g ssc h n itt d u r c h di e B l ü t e , c P e r i a n t h b l a t t im n o rd w e std e u ts c h e n T ie flan d (am B u rg b e rg e b ei V erden, P e te rs b u rg bei O sn ab rü ck , m i t Stau b b latt, d S chnitt d u rch B ellevue, sc h w a rz e r B e rg und S a n d e rsan lä g en b e i S ta d e [sch ein t sich d o rt n a ch den Samen.

98

269

Tafél 98.

Erklärung der Figuren. Fig. 1. Montia rivularis (pag. 271). Habitus. 1 a. Frucht mit bleibendem Kelch. 1 b. Blüte (geschlossen). 1 c. Blüte (geöffnet). „A 1 d. Same. ,f 2. Portulaca oleracea (pag. 269). Habitus. 2 a. Junge Frucht von Montia. 2 b.-Sam e von Portulaca. 2 c. Schnitt durch den Samen. 3. Agrostemma Githago (pag. 273). Habitus.

Fig. 3a. Längsschnitt durch die Frucht. 4. Visearía vulgaris (pag. 276). Habitus. 4 a. Längsschnitt durch die Blüte. 4 b. Kronblatt mit Staubblatt. 4c. Querschnitt durch den untern Teil des Fruchtknotens. 4d. Same. 5. Visearía alpina (pag. 275). Habitus. 5 a. Kronblatt. 5 b. Same.

B u c h e n a u zu erhalten], früher [ca. 1850] zu R ockw inkel bei Bremen, unbeständig bei H amburg, R ostock (früher), A lt-Strelitz, in S ch lesw ig-H olstein (N euw erk, an K nicks bei Süderbrarup, R uhetal und bei G lücksburg), bei Saar­ brücken, bei M agdeburg (A lthaldenslebener Park), in Baden (1892 m it Pferdezahnm ais aus V irginien auf der Insel M ainau eingeschleppt) etc. Ausserdem in B elgien und D änem ark; in England fast eingebürgert. — Ferner w erden als Gartenflüchtling gelegen tlich C a l a n d r i n i a p i l o s i ú s c u l a DC . aus Chile (W erder bei Berlin, Obernigk in Schlesien, G rabow, Schw erin, Zarrentin in M ecklenburg) und P o r t u l a c a g r a n d i f l o r a Hook, bebachtet. 1. Blütenhülle ansehnlich, gelb (bei unserer Art), rot oder w eiss. K elchblätter verw achsen, der T eil zur Fruchtreife abfallend. Staubblätter 8 bis 15. K apsel vielsam ig. Auf Schutt, Gartenland, in W ein­ bergen, zw ischen Strassenpfaster P o r t u l a c a CCXLVI. 1* Blütenhülle unscheinbar, w eiss. K elchblätter frei, bleibend (T af. 98, F ig. 1 a, l b) . Staubblätter 3 bis 5. K apsel w enigsam ig. F eu ch te Stellen (Sandfelder), Gräben M o n t i a CCXLVII.

CC X LV I.

Portuláca1) L. P o r t u l a k .

Zu der G attung gehören ca. 20 in den Tropen und Subtropen beider Erdhälften verbreitete Arten (besonders viele Arten im tropischen Am erika, Nordaustralien und Q ueensland); in Europa einzig nr. 893.

893. Portulaca olerácea L. (= P. officinárum Crantz, = P. parvifólia Haw., = P. ole­ racea L. a silvéstris DC.). G elber P o rtu la k . Franz.: Pourpier potager; engl.: Pourslane; ital.: Porcellana, sportellacchia. Taf. 98, Fig. 2 und Fig. 563 a bis h. D er N am e B ü r z e l , B u r z e l k r a u t , B ü r z e l k o h l (mhd. burzel, purzel) ist natürlich eine volks­ tüm liche Um bildung aus dem lateinischen portulaca (vgl. Anm. 1). Italienische V olksnam en (T essin ) s i n d E r b a d a p o r c i , E. g r a s s a und p o r c e l l a n a s e l v á t i c a .

Einjährig, 15 bis 30 cm hoch, kahl, ziemlich fleischig. Stengel meist niederliegend oder aufsteigend, vom Grunde an verzweigt, zuweilen rot überlaufen. Laubblätter wechsel­ ständig oder die oberen fast gegenständig, sitzend, keilförmig-verkehrteiförmig, stumpf, 1 bis 2 cm lang und bis 1 cm breit, ziemlich fleischig. Nebenblätter oft zu Borsten reduziert. Blüten klein, einzeln oder zu 2 bis 3 wickelartig zwischen den Gabelästen oder den obern Laubblättern stehend. Kelch 2-spaltig; die beiden stumpfgekielten Kelchzipfel zur Fruchtzeit abfallend. Kronblätter gelb, 5 (selten 4 oder 6), dem Kelch eingefügt, frei oder am Grunde etwas verwachsen, sehr vergänglich. Staubblätter zahlreich (8 bis 15), frei oder am Grunde mit den Kronblättern verwachsen (Fig. 563 h). Fruchtknoten halbunterständig, 1-fächerig, mit zahlreichen, an einer freien Zentralplazenta (Fig. 563 a) eingefügten kampyloptropen Samenanlagen (zwischen den beiden Integumenten zuweilen ein Hohlraum; vgl. Fig. 563d). Griffel 3 bis 6-spaltig, fädlich. Frucht eine 3 bis 7 mm lange, mit einem Deckel (quer) sich öffnende Kapsel (Fig. 563 b). Samen nierenförmig, 0,7 mm breit, braunschwarz, stumpf­ warzig (Taf. 98, Fig. 2b; Fig. 563e). — VII bis X.6 6

Pflanzenname bei Plinius.

2/0

H ie und da an W egen, H äusern, zw ischen S trassenpflaster, auf A eckern, S chutt, B ahndäm m en, in G ärten, W einbergen, G em üsefeldern, aber fast nur in der E bene (bis 840 m). P . oleracea, w elch e u rsp rü n g lich der alten W elt a n g e h ö rte (sie sta m m t w o h l aus dem g em ässig ten A sien), b e sitz t h e u te eine k o sm o p o litisc h e V e rb re itu n g und h a t sich v ie le ro rts als A rc h a e o p h y t v o llstän d ig ein­ g e b ü rg e rt (z. B. in S ü d eu ro p a). In W ein b erg e n (M äh ren ) ersch e in t sie als U n k ra u t n e b e n A m a ra n tu s retroflexus, S e ta ria viridis und glau ca, C o ro n o p u s p ro c u m b e n s, C henopodium album , F a lc a ria R ivini, C apsella, C onvolvulus a rv en sis etc. F rü h e r w a r das K ra u t als H e r b a P o r t u l a c a g e g en S k o rb u t, E n tz ü n d u n g en , H a rn b e sc h w e rd e n etc. g e b rä u c h lic h . H e u te w ird es v iele ro rts als G em üse-, Suppen- o d er S a la tk ra u t in ein er beso n d eren , stä rk ere n F o rm subsp. s a t i v a (H aw .) T h ellu n g (S tengel T a u fre c h t. A este a u fsteig en d . L a u b b lä tte r v e rk eh rt-eifö rm ig , an d e r S pitze m e ist g e stu tz t o d er a u sg e ra n d e t. K elchzipfel flügelig-gekielt) k u ltiv iert.

C C X L V II. M öntia

v)

L. Q u e l l k r a u t , Flachssalat. E ngl.: Blinks, w ater oder blinking chickweed, waterblinks.

K leine, zarte, w asserliebende K rä u te r m it g eg en stän d ig en L au b b lä ttern . N e b en ­ b lä tte r fehlend. Blüten klein, zw itterig, etw as zygom orph. K elch frei, ungleich 2 -sp a ltig , bleibend. Blüten in end- und scheinbar seitenständigen, 2- bis5-blütigen W ickeln. K ro n b lä tte r 5 (2 davon g rö sser; vgl. T af. 98, F ig. 1 b, 1 c), am G runde in eine kurze, auf einer S eite gespaltene R ö h re verw achsen. S ta u b b lätte r 3 (Fig. 563p), den kleineren K ro n b lä tte rn am G runde ein­ gefügt. F ru ch tk n o ten o berständig, 1-fächerig. N arb en 3, kurz. F ru c h t eine rundliche, 3-klappige, 2- bis 3-sam ige K ap sel (Fig. 563 1 bis n). Sam en gew ölbt, nierenförm ig, schw arz, glänzend oder fast glanzlos (T af. 98, F ig. 1 d).

F i g . 563. P o r t u l a c c a o l e r a c e a L , a L ä n g s ­ s c h n i t t d u r c h di e r e i f e F r u c h t , b A u f g e s p r u n ­ g e n e S a m e n k a p s e l , c B l u t e n k n o s p e m i t de n beiden K elchblättern, d S a m e n a n l a g e , e, f , g S am en von aussen, im L ä n g s- u nd Q u e r­ schnitt. h D iag ram m . — C l a y t o n i a p e r f o l i a t a D onn. i A ufgesprungene S am enkapsel. — M o n t i a m i n o r G m . k H a b i t u s ( n a t ü r l. G r ö s s e ) . /, »/, n A u f g e s p r u n g e n e S a m e n k a p s e l n , o S a m e . J> D i a g r a m m (h, j> n a c h E i c h l e r) .

D ie G a ttu n g u m fa s st m e h re re ein a n d er se h r n a h e ste h en d e A rten . B ei trü b e m W e tte r b leib en die B lü ten g esch lo ssen und b e ­ fru c h te n sich selbst. D ie B lü te n k n o sp e n k rü m m e n sich n a c h a b w ä rts, die B lü ten ric h te n sich b eim A u fb lü h e n a u f u n d b ieg e n sich vor dem A b b lü h e n — indem die B lü te n stiele sic h b e d e u te n d v e rlä n g ern — w ie d eru m n a ch u n ten , die reifen K a p se ln e ndlich ste h e n ziem lich g e rad e n a ch a u fw ä rts (nach K i r c h n e r ) . B ei d e r R eife w e rd en die S am en du rc h eine eig e n tü m lich e E in ro llu n g (Fig. 563 n) der lokulizid sich öffnenden K a p selk lap p en p lö tz lic h w e it (50 b is 80, j a 200 m und bis ca. 60 cm H öhe) fo rtg e sc h le u d e rt. D a b e i tre n n e n sich die 3 K la p p en von der S p itze b is zur B asis, rollen sich w e n ig e A u g e n b lic k e sp ä te r ganz all­ m äh lich n a c h innen ein und g re ife n u n te r die S am en, w elche d ad u rch im m er s tä rk e r a n ein an d e r g e p re ss t w e rd en . S o b ald der d u rc h die w a rz e n fö rm ig e n E rh eb u n g e n e rh ö h te W id e rsta n d der S am en ü b e r­ w u n d e n ist, w erd en die S am en m it v e rh ä ltn ism ä ssig g ro sser G e w a lt fo rtg e sc h le u d e rt (n a ch U r b a n ) . M . riv u la ris findet m an im M itte l­ g e b irg e in g rö ssere n K olonien b is g e g en 1200 m , u n d z w ar in G rä b en , Q uellsüm pfen g e rn neb en S te lla ria u lig in o sa , E pilo b iu m parviflorum , p a lu stre etc. oder an k ü h len B e rg w a s se rn , w e lch ’ le tz te re oft v e r­ schiedene in te re ssa n te A lgen (L e m a n e a to ru lo sa, fluviatilis, n o d o sa, H y d ru ru s foetidus, B a tra c h o sp e rm u m m onilifo rm e) e n th a lte n .

1. E in jä h rig . S te n g el a u fre c h t. S a m en sc h w a rz, m a t t ................................... ..... . M . m i n o r nr. 894. 1*. A u sd au e rn d bis zw eijäh rig . S ten g el n ied e rlie g en d o d er flutend. S am en sc h w a rz b ra u n , glänzend. M . r i v u l a r i s nr. 895.

894. Montia minor

Gmel. (= M. fontäna L. partim , = M. arvensis W allr., — M. terrestris Dum ., = M. verna N eck.). K l e i n e s Q u e l l k r a u t . F ig . 5 6 3 k bis p.

E in jäh rig , 2 bis 10 cm hoch, kahl, gelbgrün, nicht fleischig. S tengel aufrecht, ausg eb reitet-g ab elästig . U ntere L a u b b lä tte r spatelförm ig m it am G runde v erb reitertem B lattstiel, ’) B e n an n t n a ch dem ital. P ro fe ss o r G iuseppe M o n t i ; leb te im A n fän g e des 18. J a h rh u n d e rts in B ologna.

r

271 obere linealisch-länglich. Blütenstände end- und seitenständig. Kapsel 1,5 mm lang, 7 3 länger als der Kelch (Fig. 5631, m). Samen höckerig-warzig, 0,8 bis 1 mm lang, schwarz, fast glanzlos, matt (Fig. 563 o). — IV, V (selten im Herbst). Zerstreut — stellenweise fehlend — auf feuchten Sandfeldern, überschwemmten Stellen, an Ufern, in Gräben; nur in der Ebene. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa, Nordafrika, Kaukasusländer, Sibirien, Zentralasien, arktisches und nördliches Amerika, antarktische Regionen. W ohl als eine saisondim orphe Form ist die spätblühende var. a e s t i v ä l i s A schers, et Graebner zu bezeichnen. Pflanze grösser und kräftiger. Blüht im Spätherbst. — B ei M agdeburg (N euhaldensleben, bei ^Bodendorf) beobachtet.

895. M ontia riv u läris Gmel. B a c h - Q u e l l k r a u t . Taf. 98, Fig. 1. Ausdauernd oder zweijährig, schlaff, kahl, dunkelgrün, etwas fleischig. Stengel niederliegend, aufsteigend oder flutend, 8 bis 30 cm lang, z. T. Adventivwurzeln bildend. Laubblätter sitzend, länglich, spatelförmig, stumpf (bis 3 cm lang). Alle Blütenstände seitenständig. Kapsel 1,7 bis 2 mm lang, fast doppelt so lang als der Kelch. Samen 1 mm lang, schwarz-braun, glänzend, flach, warzig. Samenschale sehr spröde. — VI, VII. An feuchten Stellen und in fliessendem Wasser, an Gräben, Bächen, in Teichen, in Pfützen, in klarem Quellwasser, auf überschwemmt gewesenem Sand- und Kiesboden; von der Ebene bis in die alpine Region (hinter Vent im Oetztal in Tirol, ca. 2200 m; Berninapass in Graubünden, 2300 m). Besonders in der montanen und subalpinen Region. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa. Tritt in den beiden folgenden Form en auf: var. t y p i c a Beck. Ausdauernd. Pflanze + flutend, verlängert, 10 bis 25 cm lang. — var. l a m p r o s p e r m a (Cham .). Sten gel niederliegend, aufsteigend, verkürzt, bis 8 cm lang. — D ie se Art, deren Kraut während des ganzen Jahres frisch bleibt, findet sich im M ittelgebirge in Bächen gern in B egleitung von Stellaria uliginosa (oft m ischen sich die niedern Rasen dieser beiden Arten m iteinander), G lyceria fluitans, V eronica beccabunga, Berula angustifolia, in hoh em L agen in den Alpen in G esell­ schaft von Cardamine amara, Saxifraga stellaris, Epilobium alsinifolium etc. Am V ernagtferner in T irol wurde diese Spezies noch bei 2090 m fruchtend angetroffen.

47 Fam. C aryophylläceae. N e l k e n g e w ä c h s e . Ein- oder mehrjährige Kräuter oder Halbsträucher mit ungeteilten, meist schmalen und gegenständigen, seltener abwechselnden (Pycnophyllum) Laubblättern. Nebenblätter meist fehlend, seltener vorhanden (Sperguläria, Corrigiola, Illecebrum, Telephium, Herniäria), zuweilen häutig (Taf. 108, Fig. 1 b, 5 c, 6 a). Blütenstände cymös (selten Einzelblüten), meist reichblütig, von breitrispigem(Gypsöphila) oder traubigem Habitus. Blüten meist zwitterig, zuweilen durch Abort eingeschlechtig (Taf. 100, Fig. 4a, 4b), strahlig (Fig. 564, 566 h), 5- oder 4-zählig, in Kelch und Krone gegliedert (seltener letztere fehlend), zuweilen von Hoch­ blättern umgeben (Paronychia, Tünica, Dianthus). Kelch frei- oder verwachsenblätterig, 5-, 10 bis 60-nervig, zuweilen trockenhäutig, selten aufgeblasen (Cucübalus, Vaccäria). Kronblätter 4, 5 oder 10, nicht selten mit Ligularbildung (d. h. mit einem Krönchen; Taf. 100, Fig. 3a), häufig inPlatte (letztere ganz oder an der Spitze + tief eingeschnitten bezw. gefranst; Taf. 100, Fig. 2a; Taf. 105, Fig. 6e) und Nagel gegliedert. Staubblätter 5 oder 10 (seltener weniger). Fruchtknoten oberständig, zuweilen + eingesenkt (Taf. 108, Fig. 5 a, 7 a), aus 5 bis 2 Fruchtblättern gebildet, 1-fächerig oder unvollständig, seltener vollkommen gefächert. Griffel und Narben so viele als Fruchtblätter, in der Regel getrennt, fädlich, auf der Innenseite papillös. Samen meist zahlreich, seltener wenige, auf grundständiger oder kurzer, freier Zentralplazenta angeheftet (Taf. 98, Fig. 3a; Taf. 108, Fig. 2e; Fig. 576i), mit deut­ lichem Samenstrang (Taf. 108, Fig. 5 a, 8 b), meist campylotrop (seltener anatrop). Frucht eine an der Spitze oder vom Grunde an ± unregelmässig aufspringende Kapsel (Taf. 105, Fig. la,

272 2a, 5b; Taf. 107, Fig. 3b, 4c, 5b), seltener mit einem Deckel aufspringend (Drypsis), eine trockene, einsamige Schliessfrucht (Taf. 108, Fig. 5 c) oder eine Beere (Cucubalus). Samen mit Nährgewebe, rundlich, nieren- oder bimförmig, hie und da mit Anhängsel (Taf. 107, Fig. 4 b) oder geflügelt (Taf. 107, Fig. 6 b; Taf. 108, Fig. 2e) oft warzig - stachelig oder papillös. Embryo gekrümmt bis kreisförmig oder fast gerade (Taf. 108, Fig. 1 e, 2f), mit schmalen Keimblättern. D iese artenreiche Fam ilie wird gew öhn lich in die beiden Unterfam ilien S i l e n o i d e a e (K elchblätter zu einer Röhre verwachsen. K ronblätter häufig m it N ebenkrone; letztere auf der F läche zuw eilen m it L ängs­ leisten) und A l s i n o i d e a e (K elch freiblätterig) gegliedert. Von der letzten lassen sich w eiter die 3 folgenden Gruppen unterscheiden: a) A l s i n e a e . Frucht eine m it Zähnen sich öffnende, fast stets vielsam ige K apsel, b) P a r o n y c h i é a e . Frucht eine 1-sam ige Schliessfrucht. Laubblätter W echsel- oder gegenständig. N eb en ­ blätter trockenhäutig, c) S c l e r a n t h o i d e a e . F rucht w ie bei den Paronychieen, aber Laubblätter g eg en ­ ständ g und N ebenblätter fehlend. D ie Fam ilie setzt sich hauptsächlich aus einjährigen bis ausdauernden Kräutern zusam m en; strauchige Form en kom m en nur in wärm eren G ebieten vor (G ymnocárpus, Lóchia, A canthophyllum und Sphaerocdm a etc. in Arabien, auf Sokotra, in Arm enien, Persien, Beludschistan). N ieder­ liegende rasen- oder polsterbildende Formen finden sich in den Alpen (Silene acaulis, Saponaria pumila, Cerastium uniflorum. Sagina Linnsei, Arenaria ciliata, M oehtingia ciliata, A lsine recurva, aretioides, sedoides, H em iaria alpina), in den G ebirgen von Zentralasien (z. B. Thylacospérm um rupifragum Fenzl), in den Anden von Südam erika (Pycnophyllum , A canthonychia), auf den Kerguelen (hier die endem ische Lyállia K erguelénsis H ook, f.), auf den G ebirgen von N eu-Seeland und Australien (C olobänthus). Xerophil geb au te Form en mit starren, stacheligen, stark gab elig verzw eigten, spitzen, schm al-linealen Blättern sind charakteristisch für das M ittelm eergebiet (D ryp sis, Velézia rigida, verschiedene D ianthus-A rten) und für die arabisch-afrikanischen W üstenländer (Sphaerocdm a. Sclerocéphalus A räbicus B oiss.), für Persien, K leinasien (z. T. Thurya capitata B oiss. et Reut.). W ie bei den Chenopodiaceen gibt es auch bei den Caryophyllaceen mehrere salzliebende Arten, in Europa u. a. Spergula salina und m arginata, H onckenya peploides, im arkt. O stasien und N ordw estam erika M érckia physódes F isch . V iele einheim ische Arten sind ausgesprochene Sandpflanzen (zum grossen T eil auch kalkfeindlich!), so Scleranthus perennis, A lsine fasciculata, Sagina subulata, H olosteum um bellatum , Gypsophila muralis, D ianthus deltoides und arenarius, H em iaria glabra, Spergularia rubra und M orisonii, Arenaria gram inifolia, Spergula arvensis, Illecebrum verticillatum etc. A ls kalkfeindliche Alpenpflanzen m ögen D ianthus inodorus und vaginatus, Cerastium uniflorum. filiforme und alpinum, V isearía alpina, Silene rupestris, A lsine recurva, laricifolia, H em iaria alpina, als kalkliebende G ypsophila repens, H eliosperm a quadrifidum und alpestre, Cerastium latifolium , A lsine lanceolata und octandra, M oehringia ciliata, Saponaria lutea etc. genannt sein. D ie Fam ilie der C aryophyllaceen ist über die ganze Erde verbreitet; vom arktischen G ebiet (M elandrium apétalum Fenzl, Stellaria Friesiána, boreális B igel. un dh um ifúsa R ottb., Cerästium trigynum ) lässt sie sich durch die gem ässigten Zonen und die Tropen bis in die Antarktis (M elandrium M agellänicum Fenzl) verfolgen. K osm opoliten finden sich nam entlich unter den A lsineen, so Cerastium triviale, Stellaria m edia, verschiedene A lsine-, Arenaria-, Corrigiola- und Spergula-A rten. U eberhaupt besitzen die A lsinoideen eine viel allgem einere V erbreitung über die Erde als die Sileneen, w elch letztere — abgesehen von eingeschleppten A rten — in A ustralien gänzlich fehlen. Stark vertreten ist die Fam ilie nam entlich im M ittelm eergebiet (Buffónia, L epyrodíclis, Q uería H ispánica Lcefl., Thurya, Teléphium , O rtégia H ispánica L ., Loeflingia, Illecebrum verticillatum , Paronychia, Polycarpon, V elezia, viele D ianthus-A rten und Silenen; G ypsophila und T única im östlichen M ittelm eergebiet), von w elch em aus verschiedene Arten w eit nach M itteleuropa ausstrahlen (T elephium Imperati, A lsine viscosa, M oenchia erecta, Túnica saxifraga, Saponaria ocym oides, Cerastium anomalum etc.) oder als G etreide- und Ackerunkräuter, als Ruderaloder Zierpflanzen w eit über die Grenzen des ursprünglichen V erb reitun gsgeb ietes (A grostem m a G ithago, Silene dichotom a, Gallica, Armería und cónica, D ianthus barbatus, Lychnis Coronaría, Cerastium tom entosum , Polycarpon tetraphyllum etc.) verschleppt w orden sind. Stark vertreten sind die C aryophyllaceen ferner in den W üsten- und Steppengebieten von Südrussland, des O rientes, von V orderasien, A rabien, A byssinien (A can th o­ phyllum , Thurya, Sphaerocóm a, Psyllothám nus B eevóri Oliv, bei A den, H aya obováta Balf. und L ochia bracteáta Balf. auf Sokota, Sclerocephalus A räbicus, H abrósia spinuliflóra Fenzl, C om etes, Pteránthus etc.). Für das antarktische G ebiet kom m en die G attungen Colobänthus, M icrophyes, Pycnophyllum , Pentaczena sow ie die Sektion Mniárum von Scleranthus in Betracht. — F ast alle Caryophyllaceen sind in der H auptsache entom ophil (Blüten nam entlich bei den Sileneen auffällig, bunt, w ohlriechend); daneben kom m t allerdings auch (besonders bei den Alsineen) A u togam ie und selbst C leistogam ie vor. Innerhalb der F am ilie lässt sich deutlich ein stu fen w eiser U ebergang von offenen, geruchlosen, unscheinbaren Blüten (A lsineen) m it allgem ein zugäng­ lichem H onig und mit gem isch tem Besucherkreis (nam entlich Dipteren) zu röhrenförm igen Blum enbildungen mit tief geborgenem Honig (K elch zudem eng gesch lossen ) und einem beschränkten Besucherkreise (vorw iegend

273 Schm etterlinge) m it gleich zeitigem A uftreten von W ohlgeruch, roten Farben, Zeichnung um den Blüteneingang und zierlicher Zerschlitzung der K ronenblätter verfolgen. D ie rotblühenden Silenen werden von T agfaltern, die w eissblühenden von N achtfaltern und Schw ärm ern besucht. Silene O tites ist auch w indblütig (vgl. pag. 291). D ie Blüten der m eisten Arten sind proterandrisch, doch gib t es auch protogyne (z. B. M oehrinfiia). N eben Z w itter­ blüten kom m en vielfach rein w eibliche Blüten vor. B ei zw eih äusigen A rten sind die w eiblichen Blüten m eist etw as kleiner als die m ännlichen. V iele Arten sind gynod ioecisch , gynom onoecisch, androdioecisch oder androm onoecisch. D ie Verbreitung der oft kleinen und in grosser Zahl produzierten Samen erfolgt bei vielen Arten durch W ind. V erschiedene D ianthus-A rten, Heliosperm a, A lsine lanceolata, Tunica besitzen geflügelte Samen, Cucubalus baccifer beerenähnliche Früchte. D ie m it einer N ab elschw iele versehenen Samen von M oehringia werden w ohl durch A m eisen verbreitet. V erschiedene Arten besitzen aber keine besonderen V erbreitungsm ittel, soV iscaria vulgaris, Silene venosa, A grostem m a, Lychnis Flos Jovis, M elandrium, V accaria etc. B ei einzelnen "Gattungen (C om etes, Pteranthus) aus Nordostafrika und Südw estasien treten eigenartige Flug- und K lettorgane auf; es sind sterile Inflorescenzteile, w elch e an m anche Am arantaceen erinnern. Als Nutzpflanzen spielen die Caryophyllaceen eine sehr untergeordnete R olle (vgl. Saponaria officinalis, Spergula arvensis). Dafür hat eine grosse Zahl — nam entlich aus den G attungen D ianthus (D. Caryophyllus und Chinensis stehen an erster Stelle der ganzen F am ilie 1), Lychnis, Silene, Gypsophila, Saponaria, Cerastium etc. — seit langer Zeit in unsere Ziergärten E ingang gefunden. Genauere A ngaben hierüber finden sich bei den einzelnen G attungen so w ie am Schluss der F am ilie; dort auch der Schlüssel zu den G attungen!

C C X LV III.

A grostem m a1) L.

Rade.

A usser der bekannten Kornrade ist diese G attung ein zig durch A . g r a c i l e Boiss. in Lydien und Cilicien vertreten, w elch e auch ( C o s s o n ) als Stam m pflanze der heute w ild nicht mehr bekannten Kornrade gilt.

896. Agrostemma Githago *2) L. (= Githago segetum Link, = Lychnis Githago Scop., = L. segetum Lam.). K o r n r a d e . Franz.: Nielle des champs, couronne des bles, gasse; engl.: Corn-cockle, corn rose, corn campion; ital.: Gittajone, mazettone, campanelle, Erba nocca, gettone, mazzincollo. Taf. 98, Fig. 3 und Fig. 564 a, b, c. D as W ort R a d e kom m t im M ittelhochdeutschen als räde, ratte(n), im A lthochdeutschen als räto vor. Seine E tym ologie ist noch nicht festgestellt. V on den zahlreichen m undartlichen Form en seien folgende genannt: R a a , R a e , R a a l , R a k , R a o d l , R a o l k e n , R a g e n (niederd eu tsch); R a d d (Eifel), R a d (N assau), R ä d e , R ä d e l (N ord th ü rin gen ); R a d e n , R o d ’ n, R o t a , R a t t , R o p p ' n , R o b ’ n , R a p p ’n (bayerisch -österreich isch ); R a d d a (Schw äb. A lb), R a t t a (Schw eiz). Eine z w eite Gruppe von V olksnam en bezieht sich auf den Standort unserer A rt in G etreidefeldern (vgl. auch Centaurea Cyanus 1): K ü r n r ä t ’n (N ordböhm en); ( r o t h e ) K o r n ­ b l u m e (Thüringen, Eifel, Kärnten etc.), C h o r n b l u m e (Schw eiz); T r o a d b l e a m l [= G etreide-] (N iederöster­ reich), W o i z b l ö a m l [= W eizen-] (B öhm erw ald); T r o a d n a g l [= G etreidenelke] (N iederösterreich), K o r n n ä g e l e (Schw aben), C h o r n n ä g e l i (S ch w eiz), R o g g a n ä g e l i (St. G allen); K o r n r o s e n , R o g g e n r o s e n , R o g g e n r e a s l (K ärnten), K o a r n r o a s l e , H u w e r r o a s l e n [= H aberrose] (Krain: G ottschee). A u f die rote Blütenfarbe gehen M a t z g o g a ( r ) l [bayr. „G ockel“ =■ Hahn], G u g g o l [oder aus dem Slavischen?] (K rain: G ottsch ee), T ü f e l s a u g (S ch w eiz: Thurgau). A ls Unkraut im G etreide führt die Kornrade in N ieder­ österreich die originellen Bezeichnungen B e t t e l m a n n , S p i t z b u a m . W eitere Bezeichnung im nordw estlichen D eutschland sind B o l l , B u o l l [w oh l nach der Form der Sam enkörner!] (W estfalen): K o p p e n (H annover: H adeln); K l i n t [vom gleichbedeut, dän. klinte] (Sch lesw ig). Im rom anischen Graubünden heisst die Kornrade f l u o r d a s e e l , f l u o r c o t s c h n a (U nterengadin), g e t t a r , g l u t o n (P uschlav), im T essin g i o t t o n .

Einjährig, 30 bis 100 cm hoch, anliegend graufilzig-zottig. Wurzel spindelförmig, federkieldick, senkrecht im Boden sitzend. Stengel aufrecht, oberwärts gabelspaltig-ästig. Laubblätter lineal, spitz, 0,3 bis 1 cm breit, anliegend behaart, mit kräftigem Mittelnerven. Blüten zwitterig, gross, langgestielt, in armblütigen Dichasien. Kelch röhrig-glockig, oben verengt, lederig, rauhhaarig, 10-rippig, mit laubartigen, langen, linealischen, spitzen Zipfeln, 3 bis 5 cm lang. Kronblätter trüb purpurn (sehr selten weiss), kürzer als die Kelchzipfel, ohne Krönchen, im untern Teil des Nagels mit 2 Flügelleisten. Platte verkehrt - eiförmig, gestutzt oder ausgeschweift. Staubblätter 10. Griffel 5 (selten 4). Narben ringsum fein 9 Gr.: äygög [ = agrös] = F eld und ozefifxa [stem m a] = K ranz; nach der V erw endung zu Kränzen. 2) N ach A s ' c h e r s o n w oh l nach gith (Schw arzküm m el); w eg en der A ehnlichkeit der Samen.

b eh aart. K ap sel h art, länglich, ungestielt, einfächerig, an der S pitze in 5 (selten 4) K lappen aufspringend, län g er als die K elchröhre (Fig. 564 a). Sam en nierenförm ig, gegen den N abel keilförm ig verschm älert, schw arz, 3 bis 3,5 mm im D urchm esser, m it reihenw eise angeordneten W a rze n b esetzt (vgl. E inleitung F ig. 51c, d). — V I bis IX . H äufig und v erb reitet in G etreidefeldern (gelegentlich auch in K leefeldern oder verw ildert), von d er E bene bis in die V oralpen (im O e tz ta l bis 1533 m, M ortitsch in F assa 1500 m, ob C asaccia in G raubünden [G erstenäcker] bis ca. 1520 m, S a a s -F é e im W allis 1800 m, C handolin 1980 m). D ie Heimat der Kornrade, welche zur Zeit nirgends wild vorkom m t(vgl.pag. 273), ist wahrscheinlich imMittelm eergebiet zu suchen. Heute ist sie aber in ganzEuropa, im gemässigten Asien(östlich bis zum Baikalsee), inNordamerika (soll hier erst 1879 aufgetreten sein), Algier, Südafrika, Australien und N eu-Seeland— aber immernur auf Kulturland — w eit verbreitet. In M itteleuropa stellt sie ein gefürchtetes, ungern gesehenes Unkraut der Getreidefelder dar, welches sich bis an die obere Grenze des Getreidebaues verfolgen lässt und zuweilen in Unmenge auftritt. In Tirol wurden einmal 50 Exem plare auf dem Q uadratm eter festgestellt, demnach mindestens 500 000 Pflanzen mit ca. 72 Millionen Samen auf den Hektar. Ziem lich allgemein wird ange­ nommen, dass die Samen giftig (sie enthalten bis 6,56 °/a eines giftigen glykosidischen Saponins von der Formel 2 Ci? H28 O n) sind und dem Getreide beigem ischt dem M ehl schädliche Eigenschaften mitteilen sollen. D as G ift ist ausschliesslich im Keimling, in den Keimblättern und in der Radicula enthalten. Nach W in k e lm a n n F i g . 564. A g r o s t e m m a G i t h a g o L. a S am enkapsel. (bei Ascherson) w ird das M ehl dadurch m inderwertig, b, c K e i m s t a d i e n . — V i s c a r i a v u l g a r i s R c e h l i n g . cf S a m e n ­ dass es bei Anw esenheit von Agrostem m a - Samen zu­ k a p s e l im geöffnetem K e lc h , e D rü se n h a a r e des L e im rin g es sammenklebt und im G ebäck „W asserstreifen“ erzeugt. ( V e r g r ö s s e r u n g 250fach), f B lü t e n d ia g r a m m (n a c h E i c h l e r ) . Vielerorts werden deshalb die Samen durch besondere Reinigungsmaschinen aus dem Getreide entfernt. Während die Samen an Rinder ohne merklichen Schaden verfüttert werden, können Schweine dieselben nicht ertragen. Verkohlte Samen kennt man bereits aus den Pfahlbauten der jüngern Steinzeit (Robenhausen) ; diese stimmen in der Grösse mit den heutigen überein. A uch von Pompeji und aus der Karhofhöhle in W estfalen (Hallstadt, germanische Zeit) sind solche bekannt. — Heute gehört die Kornrade neben der Kornblume und dem Feuermohn zu den auffallendsten Erscheinungen unserer G etreide­ felder, namentlich der Kornfelder. Häufig ist sie daselbst mit andern Unkräutern vergesellschaftet, so mit Neslea paniculata, Lithospermum arvense, Lamium purpureum und amplexicaule, Spergularia arvensis, V icia hirsuta, und sativa, Lathyrus tuberosus, Ranunculus arvensis, Adonis aestivalis, Delphinium consolida, Caucalis daucoides, Euphrasia Odontites, Sinapis arvensis, Melampyrum arvense, Anagallis arvensis, Raphanus Raphanistrum, Erysimum cheiranthoides, Cirsium arvense, Rumex crispus und Acetoselia, Reseda lutea, Polygonum Convolvulus und aviculare, Sherardia arvensis, M yosotis intermedia, Veronica Buxbaum ii, hederaefolia, polita, agrestis, arvensis und triphyllos, Galeopsis Tetrahit, Scleranthus annuus, Melandrium album, Papaver Argem one, Trifolium arvense, Capsella Bursa pastoris, Thlaspi arvense, Geranium dissectum, Erophila verna, Equisetum arvense, Erodium cicutarium, Stellaria graminea, Knautia arvensis, Specularia spéculum, Campanula rapunculoides* Valerianella olitoria, Alchem illa arvensis, Anthemis arvensis, Camelina sativa, Fumaria officinalis, Euphorbia exigua, Gypsophila muralis, Sonchus arvensis, M atricaria inodora, Lycopsis arvensis, Setaria glauca und viridis, A grostis Spica venti, Bromus mollis, Linaria minor, Arenaria serpyllifolia etc. Selbstredend wechseln die Begleitpflanzen stark nach der Höhe, Bodenunterlage etc. In Mähren finden w ir z. B. nach L a u s in Getreide­ feldern neben der Kornrade vielfach noch Rapistrum perenne, Erysimum repandum, Salvia nemorosa und verticillata, Bupleurum rotundifolium, Allium rotundum, Nonnea pulla, A triplex Tataricum (pag. 247), Hibiscus Trionum, A chillea collina, Anthemis Austriaca, Crépis rhoeadifolia, Conringia Orientalis, Caucalis daucoides, Euphorbia falcata und virgata etc., also verschiedene südosteuropäische Arten. — D ie Kornrade ist als eine proteranderische bis homogame Tagfalterblum e zu bezeichnen. D ie Kronröhre ist eng, die Krone purpurrot gefärbt und besitzt auf der Platte als Saftm al weissliche Blasen, dunkelpurpurne Linien und dunkelblaue Flecken. Bei ausbleibender Frem dbestäubung können die Staubfäden zu den Narben emporwachsen, wodurch als N ot­ behelf Selbstbestäubung eintreten kann. D ie Blüten sthliessen sich weder bei N acht noch bei schlechtem W etter. Ausser Zwitterblüten kommen auch kleinerblütige Formen vor mit stärker entwickelten Fruchtblättern und w eniger ausgebildetem Saftmal, D ie grossen Samen besitzen keine besondern Verbreitungsm ittel. Abänderungen

2 75 sind nur w en ige bekannt: f. N i c s e é n s i s (Link) W illd, K elchzipfel lanzettlich, doppelt bis 3 mal so lang als die K ronblätter. P latte klein (Selten, z. B. H elgoland). — f. b r a c h y c a l i x Opiz ( = f. m icrócalyx D öll). K elchzipfel das Ende der K ronblätter bei w eitem nicht erreichend (Extrem der vorigen Form). — var. K i l l i ä s i s Brügger. Blüten kurzgestielt, fast sitzend, dicht gedrängt. Kronblätter b la ssrö tlich , etw a so lang oder etw a länger als die K elchzipfel (U nterengadin). — M ehrfach wurden auch Laubsprosse in der Blütenregion beobachtet. G efüllte Blüten w erden ab und zu in Gärten kultiviert.

C C X LIX . V iscária1) Roehling.

P e c h - oder K l e b n e l k e .

Ausdauernde, meist dichtrasige Kräuter. Stengel kahl oder unter dem Knoten klebrig. Laubblätter schmal. Blüten rot (ausnahmsweise weiss), in Wickeln, welche zu einer endständigen Traubenrispe vereinigt sind. Kelch 10-rippig. Kronblätter mit Krönchen (Taf. 98, Fig. 4b, 5a). Staubblätter 10 (Fig. 564f). Griffel 5 (seltener 4 oder 3). Frucht in der Mittellinie der Fächer an der Spitze aufspringend. D ie G attung um fasst 5 Arten, von denen ausser nr. 897 und 898 in Europa im Balkan noch V. a t r o p u r p ú r e a G risebach und V. S a r t ó r i i B oiss. Vorkommen, V. g r a n d i f l o r a F isch. (China, Japan), w elche w ie V. S a r t o r i i und V. v u l g a r i s (flore pleno) gelegen tlich in Gärten kultiviert wird, ist als Seltenheit schon als G artenflüchtling b eobachtet worden. 1. Pflanze niedrig (5 bis 15 cm hoch). Stengel nicht klebrig. H ochalpen V. a l p i n a nr. 89/1*. Pflanze höher (30 bis 60 [100] cm hoch). Stengel unter den obern K noten stark klebrig. Nur auf kalkarmen Böden V. v u l g a r i s nr. 898.

897. Visearía alpina (L.) Don (= Lychnis alpina L., = Visearía Suécica Sweet). A l p e n Pechnel ke. Engl.: Red alpine catschfly. Taf. 98, Fig. 5. Ausdauernd, 5 bis 15 cm hoch. Wurzelstock rasig, mehrköpfig (1 bis 7 Stengel treibend), mit spindelförmiger Pfahlwurzel und mehreren grundständigen Blattrosetten. Stengel aufrecht, unverzweigt, nicht klebrig, nur 1 bis 3 Blattpaare tragend. Laubblätter sitzend, länglich-lanzettlich bis lineal, spitz, am Grunde bewimpert, die grundständigen etwas breiter als die Stengelblätter. Blütenstand endständig, + dichtkopfig. Blüten zum grossen Teil zweigeschlechtig, 10 bis 12 mm im Durchmesser, weibliche 6 bis 8 mm. Kelch glockenförmig, mit undeutlichen Nerven, kahl. Kronblätter hellpurpurn, 2-spaltig, mit Krönchen (Taf. 98, Fig. 5 a). Kapsel eiförmig. Griffel 5 (seltener 4 oder 3). Samen nierenförmig, braunschwarz, mit Papillen (Taf. 98, Fig. 5 b), sehr klein (höchstens 0,4 mm im Längsdurchmesser). — VII bis VIII. Zerstreut auf Gerolle und im Rasen der Hochalpen, von ca. 1900 bis 3100 m; nur auf kalkarmem Gestein. F eh lt in D e u t s c h l a n d gänzlich. In O e s t e r r e i c h vereinzelt im m ittleren Tirol (Reintal b e i Täufers, D efereggen , K alsertal [zahlreich]), in Kärnten (Bergertörl zw ischen der Leiter und K ais, auf K alkglim m erschiefer) und in Salzburg (Sü dw estseite der Z entralk ette: Kaisertauern). In der S c h w e i z im W allis, Berner-Oberland (K iental, Läm m erengletscher ander Gemmi), A vers, Puschlav (einzig Lagalb) und im Engadin. A uch im angrenzenden Italien (Veltlin, Livigno, Lom bardei, Piem ont). — V. alpina, w elch e gew isserm assen eine M iniaturausgabe der gem einen Pechnelke der E bene darstellt, ist eine typische hochalpine, kalkfeindliche Spezies. A uf dem G ornergrat (3000 m) erscheint sie in den kurzgrasigen, steinigen A bhängen zusam m en mit G entiana brachyphylla, Saxifraga exarata, planifolia, bryoides und Seguieri, Arenaria ciliata, Phyteum a pauciflorum, Sibbaldia, Potentilla frigida und villosa, L igusticum sim plex, A lchim illa pentaphylla und subsericea, V erónica fruticans, O xytropis cam pestris, Plantago alpina, L eontodón Pyrenaicus, Trifolium alpinum, Salix retusa, Pedicularis recutita, Antennaria Carpatica, Elyna spicata (Bd. II, pag. 49), Carex curvula (Bd. II, pag. 70), Campánula Scheuchzeri, Luzula lutea, spicata und spadicea etc. Sie eign et sich sehr gut für alpine A nlagen. — V. a l p i n a ist eine proterandrische Falterblum e. D ie Samen sind sehr klein und leicht (0,08 m g schw er).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Alpen (besonders West- und Zentral­ alpen), Gebirge von Schottland und Nordengland, nördliches Europa, östliche und westliche Arktis, Kanada, Altai; fehlt den Karpaten. J) N ach dem klebrigen Stengel vom lat. viscus =

V ogelleim (vgl. V iscum , pag. 146, Anm. 1).

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898. Visearía vulgáris

R oehling (— V. viscosa A schers., — V . V iscária Voss, = L ychnis V iscária L.). G e m e i n e P e c h - o d e r K l e b n e l k e . F ran z .: O eillet de Janséniste, attrapem ouche, B ou rb o n n aise; engl.: C lam m y L y ch n is; ita l.: V isearía. T a f. 97, F i g .4, F ig .5 6 4 d, e, f u n d 565. Dem klebrigen Stengel verdankt die Pflanze folgende Volksbenennungen: P i c k n ä l k e n [Pechnelke] (UntereW eser); P e c h n a l k e (Riesengebirge); B e c h n a g l , B ick n a g l(N ie d e rö s te rre ich ); P i c k n a g e r l (Oberöster­ reich), P e c h n a g erl(K ärnten, Tirol) ; C h l e b n ä g e l i , H a r z n ä g e l i (Schweiz); P ä c h b l ü m e l (Nordböhmen) ; B a ic h b lu m e [ = Pechblume] (Riesengebirge) ; P i c k e rb lü m e l (Böhm erwald) ; K l ä b e b l u m e , K l a b e r b l u m e , K l ä b er ic h (Gotha); T h e e r b lu m e .( W estpreussen) ; L e im r u dé (Gotha), L e im sp in d el(W estbö h m en );W ägn sc h m erb lu m e [ = Wagenschmierblume] (Nordostböhmen, Riesengebirge); p i c k e n d e r H a n s l (Böhmerwald). Zu den Be­ zeichnungen F l a s c h b l u m e (Pfalz); F l e i s c h b l u m e (Niederösterreich); Z i c h a f l e i s c h [ = Ziegenfleisch] (Nord­ ostböhmen); F l e i s c h h a c k e r (W estböhmen); H e n e r p i c k a (Böhm erwald); P i c k a - H a h n - H a h n (Niederöster­ reich), die sich alle auf die rote Blütenfarbe beziehen, vgl. unter Melandrium rubrum und Lychnis Flos cuculi.

A u sd au ern d , 30 bis 60 (100) cm hoch. W u rzelsto ck m ehrköpfig, rasig. S tengel aufrecht, kahl oder schw ach b eh aart, u n ter den obern K n o ten deutlich stark klebrig g e ­ rin g elt (F ig. 5 6 4 e), einfach oder oberw ärts etw as ästig. U n tere L a u b b lä tte r verkehrtlanzettlich, in den B lattstiel verschm älert, bis 1 cm breit, die obern lanzettlich-lineal, alle am G ru n d e etw as krausw ollig, sonst kahl, spitz. B lü te n in W ick eln ; diese zu einer en d ­ ständigen, lockeren, scheinquirligen R ispe vereinigt. K ro n e ausgebreitet, 18 bis 20 mm im D urchm esser. K elch keulig-w alzlich, kahl oder etw as flaum ig, 10-rippig, m it eiförm igen, kurzen, spitzen Z ähnen, trü b ro t überlaufen, 11 bis 13 mm lang. K ro n b lä tte r p u rp u rro t (sehr selten weiss), verkehrt-eiförm ig, vorn g estu tzt oder etw as ausgerandet, m it zw eilappigem , 3 mm hohem K rö n ch en (T af. 98, F ig. 4b), 18 bis 20 mm im D urchm esser, m it den S tau b b lättern und dem F ru ch tk n o ten auf einem S tiel im K elch stehend (T af. 98, F ig . 4a). S ta u b b lätte r 10 (Fig. 564 f), davon 5 etw as länger. S taubbeutel oval. Griffel 5, die 5 längern S ta u b b lätte r ein w enig überrag en d . F ru ch tk n o ten am G runde 5 - fäch erig (T af. 98, F ig. 4 c). K apsel eiförm ig, den K elch zerreissend, etw as länger als ihr Stiel (Fig. 5 6 4 d), im untern T eil unvollkom m en 5-fächerig, durch M ittelteilung d er F ru c h tb lä tte r m it 5 Z ähnen aufspringend (seltener zersp rin g t je d e r Z ahn noch einm al). S am en zu sa m m en g ed rü ck t, nierenförm ig, w a rz ig , 0,5 mm im D urchm esser, am R ü ck en etw as furchig. — V bis V II. Stellenw eise sehr häufig und m eist gesellig (F ig. 565) auf trockenen, sonnigen W iesen , steinigen A bhängen, an H ügeln, B ahndäm m en, in W ein b erg en , H olzschlägen, K ief er W äldern, an W ald rän d ern (im Süden auch im G ebüsch); von der E bene bis in die V oralpen (in den S üdalpen bis ca. 1600 m). N u r auf kalkarm em S ubstrat. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : F ast ganz E u ro p a (nördlich bis S üdskandinavien, F innland und S ch o ttla n d ), K aukasusländer, w estliches Sibirien.

F i g . 565.

P e c h n e lk e ( V i s c a r i a v u l g a r i s R oehling). P hot, E . G a n z , Zürich.

D ie K lebnelke gehört mit ihren prächtigen Blüten auf kalkarmem Boden zu den charakteristischen Erscheinungen der offenen Sandfluren, wo sie sehr oft mit Descham psia flexuosa (Bd. I, pag. 245), W eingaertneria canescens, A ira caryophyllea (vgl. Bd. I, pag. 241), Heiichrysum arenarium, Dianthus deltoides, Scleranthus perennis, Campanula persicifolia, Silene nutans, Jasione montana, Herniaria glabra, Potentilla argentea, Hieracium Pilosella, Hypochoeris radicata etc. vergesellschaftet ist.

277 Andrerseits findet man sie häufig im G ebüsch des B esenginsters (im Süden der Alpen neben Phyteum a betonicifolium, Pteridium , O robanche Rapum genistae) oder als U nterw uchs in den K ieferwäldern (in N orddeutschland neben Cytisus nigricans, Luzula albida, Calluna, A nem one pratensis, Trifolium montanum, V accinium , Stellaria holostea, Turritis glabra, A grim onia Eupatoria, Potentilla silvestris, H ieracium murorum etc.). — V . vulgaris ist eine proterandrische T agfalterblum e. W ährend der Blüte rücken die Staubblätter aus der Krone heraus und biegen sich nach aussen und unten, während gleich zeitig die Griffel ihre um gebogenen Enden über die Spitze der Nebenkronen hinausstrecken. D ie klebrigen Stellen am Stengel (F ig. 564 e) werden als Schutzeinrichtung gegen Insekten, w elch e m it der B estäubung nichts zu tun haben, angesehen. G elegentlich werden auch vollständig w eissblühende (f. a l b i f l ó r a [Sw eet] Rouy et F ouc.) oder halbgefüllte Exemplare angetroffen. Eine W ald­ form zeigt in flatterigen Rispentrauben langgestielte, w eisslich e Blüten ( S c h w a r z ) . G efüllte Pflanzen findet man zuw eilen in Gärten angepflanzt, selten auch im Freien (W urchausee bei Schlochau in W estpreussen). D ie Sam en besitzen keine besonderen V erbreitungsm ittel. Um Salzburg wird die Pflanze als „W einblum e“ neben D ianthus caesius, V inca minor, Saxifraga caespitosa, Calendula etc. auf Gräber gepflanzt.

CCL.

Silène1)

L.

L e i m k r a u t . Franz.: Silène, cornillet; engl.: catschefly; ital. : Bobbolini, strigoli. Ein-, zweijährige, ausdauernde, selten auch halbstrauchige Pflanzen von sehr ver­ schiedenartiger Tracht. Blüten zwitterig oder polygam. Kelch verwachsen, röhrig bis auf­ geblasen-glockig, 10-, 20-, 30- oder 60-nervig. Kronblätter mit (Fig. 568k, 1, 569 d) oder ohne (Fig. 572 k) Krönchen. Platte vorn meist ausgerandet oder 2-spaltig, Nagel ohne Flügelleisten. Staubblätter 10. Fruchtknoten am Grunde 3- (Fig. 568f) bis 5- (Taf. 99, Fig. 2c), oberwärts 1-fächerig. Griffel 3 oder 5 (im letztem Fall vor den Kronblättern stehend). Narben auf der Innenseite behaart. Frucht von fester Konsistenz (Taf. 99,Fig. 2b, 1 c), an der Spitze mit doppelt so viel Zähnen als Griffel vorhanden sind, aufspringend. Samen zahlreich, rundlich oder nieren­ förmig (Fig. 566 f, 567 f, 568 g, n, 570 e, 1). Keimling fast ringförmig (Fig. 566 g, 570 f). D a s V erbreitungszentrum der G attung liegt im M ittelm eergebiet (S. cónica und Arm eria), von w o einzelne Arten nach Süddeutschland (R heingebiet) ausstrahlen. Andere Arten sind aus dem südöstlichen Europa ziem lich w e it nach M itteleuropa vorgedrungen (z. B. S. Tatarica, chlorantha, S. longiflora und multiflora). Ferner gehören m ehrere in M itteleuropa w eitverbreitete Spezies dem baltischen F lorenelem ent an (S. inflata, nutans). A rktisch-alpin sind die polym orphe S. acaulis (pag. 294) und S. rupestris. M ehrere ursprünglich frem de Arten bürgern sich als G etreideunkräuter im m er m ehr ein, so nam entlich S. dichotom a und S. Gallica, während Crética und linicola zurückgehen. A uch von den Zierpflanzen w erden gelegen tlich einzelne als G artenflüchtlinge angetroffen (z. B. Silene pendula). — D ie Blüten sind proterandrisch bis proterogyn. Bei einzelnen Arten, w o die N ägel durch den K elch fest zusam m engehalten werden, ist der N ektar nur Faltern zugänglich. B ei andern Arten dagegen kann er auch von langrüsseligen Bienen erreicht w erden. Silene O tites ist der Bestäubung durch den W ind angepasst. B ei mehreren A rten (z. B. auch bei S. Gallica) sind k leistogam e Blüten b eobachtet worden. A usser der unten näher beschriebenen S. Armeria (p a g .285) werden bei uns gelegen tlich als Z i e r p f l a n z e n angetroflfen : 1. S i l e n e p é n d u l a L., aus dem M ittelm eergebiet (verw andt m it S. dichotom a). Einjährig, 30 bis 45 cm hoch, zottig, oberw ärts drüsig. Stengel schlaff, ästig. Laubblätter w eich , die untern spatelförm ig, stum pf, die obern sitzend, spitz. Scheintrauben m eist einfach, wenigblühend. Blüten m eist hängend, ein seitsw endig. K elch fast zylindrisch, später verkehrt-eiförm ig, aufgeblasen, m eist drüsig-behaart, mit stum pfen Zähnen. K ron­ blätter zartrosa, 2-lappig. W ird in m ehreren Form en (einzelne erinnern an M elandrium album !) nam entlich in der Teppichgärtnerei verw endet. G elegentlich auch Gartenflüchtling. — 2. S. c o e l i - r o s a (L.) A . Br. ( = Eudyänthe coeli-rosa R chb.), aus Südeuropa. Him m elsröschen. Zartes, einjähriges, 20 bis 30 cm hohes Pflänzchen. Kronblatt 2-lappig, hellpurpurn oder lila. Früchte 5-zählig. Selten auch adventiv (Zürich, Hafen von M annheim ). — 3. S. a s t é r i a s Griseb., aus den Bergen des Balkan. Blütenstand kopfig. — 4. S. S c h ä f t a Gmel., aus dem K aukasus. — 5. S. m a r i t i m a W ith., aus W esteuropa (verw andt mit S. inflata). — 6. S. p e t r æ a W aldst. et K it., aus dem Banat und D alm atien. — 7. S. Z a w ä d s k y i H erbich, aus der Bukow ina, M oldau und Siebenbürgen. A d v e n t i v werden ausser S. pendula und coeli-rosa vereinzelt angetroffen: S. c o n o i d e a L., aus dem M ittelm eergebiet (adventiv im w estl. Europa bis Luxem burg). V erw andt und ähnlich der S. cónica. K ron­ blätter aber nicht ausgerandet. K apsel platt-kugelig, langgeschnäbelt. K elch zuletzt stark aufgeblasen. — S. s a p o n a r i i f ó l i a Schott, aus Südosteuropa (verwandt m it S. inflata). B ei H am burg, D resden, Berlin (Rüdersdorf, K öpenick) beobachtet. — S. W o l g é n s i s Poir., aus Südosteuropa (K öpenick bei Berlin). — S. h i r s u t a L ag., ]) D er N am e wird zuerst von de l ’ O b e l erwähnt (A scherson).

278 aus dem w estl. M ittelm eergebiet. — S. J u v e n ä l i s D elile, aus dem w estl. M ittelm eergebiet (Rüdersdorf bei Berlin, Solothurn in der Sch w eiz 1906, Bunzlauer Kreis in Böhm en etc.; in Norddeutschland m ehrfach unter Serradella gefunden). — S. c o l o r a t a Poir. ( = S. bipartita D esf.), Zierpflanze aus Südeüropa.- — S. m u s c i p u l a L., aus dem M ittelm eergebiet (H afen von M annheim , Rüdersdorf bei Berlin). — S. c r ä s s ' s i p e s Fenzl, aus Syrien (Rüdersdorf bei Berlin). — S. p o r t e n s i s L., aus Südw esteuropa (R uchfeld bei Basel, 1902). — S. v e s p e r t i h a R etz. ( = S. hispida D esf.), aus dem M ittelm eergebiet (M annheim ). — S. n o c t u r n a L.f aus dem M ittelm eergebiet (Hafen von M annheim ). — S. i n a p e r t a L., au s^ d em M ittelm eergebiet (H afen von M annheim ). — S. T e n o r e ä n a Colla (Südtirol: bei Pergine an der V alsuganabahn). — S. Gr z e c a Boiss. et Sprunner, aus dem Balkan (Südtirol: Valsuganabahn bei Pergine und C astelnuovo). — S. r e m o t i f l ö r a Visiani, aus D alm atien (S ü d tiro l: V alsuganabahn alle Giaje). — S. t r i n e r v i a Seb. et M auri, aus Südeuropa (Südtirol: m ehrfach an der V alsuganabahn). — S. s e d o i d e s Jacqu., aus dem M ittelm eergeb iet (Südtirol: 1889 R overeto). — S. s u b c ö n i c a Friv. aus Südosteuropa und Transkaukasien (W andsbeck bei Hamburg). 1. D ichtrasige, niedrige A lpenpflanzen mit sehr kurzem, fast fehlendem Stengel. Blüten leuchtendrot fa st in dem P olster sitzend S. a c a u l i s nr. 918., 1*. Stengel stets gut ausgebildet 2. 2. K elch 20- bis 30-nervig (F ig. 566 d, 567 e), aufgeblasen 3. 2*. K elch 10-nervig (F ig . 568 i), nicht aufgeblasen, niem als netzaderig 4. 3. Ausdauend. B lütenstand m eist reichblütig. Krone w eisslich . K elch 20-nervig, deutlich netzaderig (F ig. 566d), mit kurzen Zähnen. Pflanze bläulichgrün S. i n f l a t a nr. 899. 3*. Einjährig, w enigblü tig. Krone hellpurpurrot (sehr selten w eiss). K elch 30-nervig, nicht netz­ aderig, mit pfriem lichen, spitzen Zähnen (F ig. 567 e). Pflanze dicht kurzhaarig S. c o n i c a nr. 900. 4. Blüten in ein seitsw endigen oder zw eizeiligen, oft gepaarten, traubenähnlichen W ickeln. F rucht­ träger m ehrfach kürzer als die Frucht (F ig. 568 e, m). 5. 4*. Blüten in einfachen oder häufiger zusam m engesetzten, oft traubig oder rispig angeordneten, trugdoldigen Blütenständen, seltener einzeln 6. 5. Traubenähnliche W ickel einfach. K elch höchstens 10 mm lang. K ronblätter ganzrandig (F ig.568k , 1), gezäh nelt oder etw as ausgerandet S. G a l l i c a nr. 902. 5*. Traubenähnliche W ickel gegab elt, m it einer gabelständigen Blüte. K elch über 10 mm lang. K ronblätter 2-spaltig (F ig. 568 d) d i c h o t o m a nr. 901. 6. Stengel 1- bis 2- (selten 3-) blütig 79. 6*. S tengel m ehrblütig 8. 7. K elch kahl (Fig. 569 m). K elchzähne eiförm ig, stum pf S. V a l l e s i a nr. 903. 7*. K elch drüsig-behaart (F ig. 569 c). Zähne länglich. Einzig im W allis 8. N ägel der Krone nur w en ig aus dem K elch herausragend (Fig. 569 g), w enigstens der untere T eil der K apsel im K elch eingeschlossen (F ig. 569h). Südalpen S. s a x i f r a g a nr. 904. 8*. N ägel der Krone w eit aus dem K elch herausragend (Fig. 5691), die ganze Kapsel über den K elch em porgehoben (Fig. 569 o) .S. H a y e k i a n a nr. 905. 9. Stengel und K elch kahl, jedoch oft klebrig (zuw eilen unten m it vereinzelten H ärchen) 10. 9*. Stengel (oft auch der K elch) Hb dicht .flaumhaarig oder rauh (vgl. S. nutans var. glabra) 15. 10. Blütenstand durchaus trugdoldig. Kronblätter ausgerandet oder höchsten s auf Vs zw eispaltig (F ig. 569 q) 11. 10*. Blütenstand traubenartig. K ronblätter tief (bis über die M itte der Platte) 2-spaltig 13. 11. B lütenstiele viel kürzer als der verlängerte, keulig-w alzlich e K elch. Stengel und L aubblätter bläulich bereift S. A r m e r i a nr. 906. 12 . 11*. B lütenstiele länger als der kurze K elch. Blütenstand locker 12. Stengel oben klebrig beringelt. Laubblätter hellgrün S. C r é t i c a nr. 907. S. r u p e s t r i s nr. 908. 12*. Stengel nicht klebrig, w ie die Laubblätter bläulichgrün. Alpenpflanze. S. T a t a r i c a nr. 912. 13. Krone am Schlunde ohne« Krönchen. K elchzähne spitz (Fig. 572 d) 13*. Krone am Schlunde mit K rönchen (F ig. 571 e , k ) 14. 14. Kronblätter grünlich bis grünlichgelb. O st- und Norddeutschland S. c h l o r a n t h a nr. 911. 14*. K ronblätfer innen w eiss, aussen rötlich. Böhm en S. l o n g i f l o r a nr. 910. 15. Einjährig. Blüten in lockeren, arm blütigen D ichasien S. l i n i c o l a nr. 909> 16 15*. Ausdauernde Stauden. B lutenstand trauben- oder rispenartig 16. Kronblätter ungeteilt, grünlich. Blüten zw eih äusig S. O t i t e s nr. 913. 16*. K ronblätter zw eispaltig 17. 17. Stengel oberw ärts klebrig 18. 17*. Stengel sehr kurz flaum haarig (nicht klebrig). K ronblatt w eiss, ohne K rönchen (Fig. 572 k). N iederösterreich S. m u l t i f l o r a nr. 914.

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Tafel 99.

Erklärung der Figuren. Fig. 1. Silene acaulis (pag. 294). Habitus. 1 a. Blüte (geöffnet). 1 b. Fruchtknoten mit Griffel. 1 c. Kapsel mit Kelch. 2. Silene injlata (pag. 279). Blütenspross. 2 a. Kronblatt und Staubblatt. 2b. Fruchtkapsel. 2 c. Querschnitt durch den untern Teil der Fruchtkapsel.

Fig. 3. Silene saxífraga (pag. 284). Habitus. 3 a. Blütenlängsschnitt. 4. Silene Armería (pag. 285). Habitus. 4 a. Blütenlängsschnitt. 5. Silene Otites (pag. 290). Habitus. 5 a. Blütenlängsschnitt. 6. Silene natans (pag. 292). Habitus. 6 a. Blütenlängsschnitt.

18. K ronblätter grünlichw eiss. K elch am Grunde allm ählich verschmälert, drüsig - w eichhaarig (F ig. 572h) S. v i r i d i f l o r a nr. 915. 18*. K ronblätter schm u tzigw eiss bis rötlich. K elch am Grunde ab gestu tzt und genabelt (F ig. 57 3 f). 19. 19. B lüten nickend. K elchzähne spitz. Kronblätter m it spitzem K rönchen (F ig, 573b ) . S. n u t a n s nr. 916. 19*. Blüten aufrecht. K elchzähne stum pf. Kronblätter ohne Krönchen oder höchstens m it je 2 kurzen Höckern (F ig. 573h ) S. I t a l i c a nr. 917.

899. Silene infläta1) Sm. (= S. venosa Aschers., = S. vulgaris [Moench] Garcke, = S. Cucübalus Wibel, = S. Behen Wirzen, = S. latifölia Rendle et Britten, = Cucübalus Behen L., = C. venösus Gilib., = C. inflatus Salisb., = Lychnis Behen Scop.). A u f g e b l a s e n e s Lei mkraut , Taubenkropf, Klatschnelke. Franz.: Carnillet, silene; engl.: Bladder campion; ital.: Bobbolini, erba del cucco, strigoli. Taf. 99, Fig. 2 und 566f, g, h. D ie m eisten V olksnam en dieser Art beziehen sich auf den knallenden Ton, den die auf den H and­ rücken geschlagen en Blütenkelche verursachen — bekanntlich ein b eliebtes K inderspiel: W e i s s K l a p p e r c h e [vgl. Papaver R h oeasl] (N ah egeb iet); K l ö p f k r a u t , K l ö c k k r a u t (K ärnten); K l e s c h n , Kl e s c h e r l .(N ieder­ ö sterreich ); K l e p f e r , K l e p f e t a (Schw äb. A lb); C h l e p f e r , C h l ö p f e r e , C h l ö p f e r l i , C h l e p f e r i , C h l a f f e n , C h l a f f e n i (Schw eiz); K n a l l p o t s c h , K n a l l b l u m e (N a h eg eb iet); K n a l l k r a u t (Tirol, Salzburg); K r a c h e n b l u m e , K r a c h e l e (N ah egebiet); K n o c k a b l u m e (R iesen geb irge); K n a c k b l a a s (Schlesw ig); K n ä t s c h k r a u t (M o sel); K n a t s c h b l u m e (R iesengebirge); K n a r r a g r a s (Egerland), K e r r ’n (K ärnten); K a r r e n , K a r r e n k r a u t (Tirol); S c h n ö l l e r , S c h n ö l l k r a u t (Tirol); S c h n e l l e r (Schw aben); S c h n e l l b l o m a (Ulm); S c h n a l z a l , S c h n a l z k r a u t , S c h n ä l z g l ö c k a l (N iederösterreich); T ä t s c h e r l i (Schw eiz: Arth); H ü b i , H ü b i k ä t s c h i (Luzern: Entlibuch); B ü c h s e n p u f f e r (O stfriesland); P u f f a r e , P o t s c h a r e (Krain: G ottschee), T u s c h a l a (Böhm erw ald). N ach dem aufgeblasenen K elch heisst die Art: B l a s e n k r a u t (Nordböhmen); B l o s a k r e t t i c h (R iesengebirge); T u b e c h r o p f , T u b a k r o p f (Schw eiz), eine W eiterbildung der beiden letztgenannten W örter stellt w oh l T u b e s p e c k (St. Gallen, Graubünden) dar. H a s e n o r a , H a s e n ­ o a r a , H a s e n a e r l a (Schw äb. Alb), H a s e n ö h r l i (Graubünden) dürfte sich auf die Form der ausgerandeten Kronblätter beziehen. D ie jungen Blätter werden an manchen Orten ab und zu als Gem üse gegessen , daher K n i r r k o h l (Harz); F e l d s p i n a t , W i e s e n s p i n a t (Kärnten); G r ü n k Y a u t (Kärnten, N iederösterreich). R äto­ rom anische Benennungen sind: s c h l o p s (R em üs); s c h l o p e t t (H einzenberg); s c h l o p p i n , s c r o p u l e g g i , s k r u p o l ö g i a , s c h u p e t i n (P uschlav); s c h n e t g e l s (Bergün) Im K anton T essin heisst diese Art v e r z i n , b a c c i o c c h i n , b u s i n a (F usio); g s c h p i k i (Bosco); s e s e i (V al M arrobio); im W allis (Eifischtal) g r i s c h e l o z und t a c .

Ausdauernd, 10 bis 45 (60) cm hoch. Wurzelstock ästig, vielköpfig, blühende und nicht blühende Stengel treibend. Stengel aufrecht bis aufsteigend, schlaff, meist kahl, aufrecht oder oberwärts ästig. Laubblätter lanzettlich bis eiförmig, (1) 2 bis 6 cm lang, mit kräftigem Mittelnerv, die untern kurz gestielt, spitz, die obern sitzend, vollständig kahl bis bewimpert, bläulichgrün. Blütenstand reichblütig, locker trugdoldig, zuletzt in Wickel übergehend. Blüten vielehig-zweihäusig. Kelch eiförmig bis kugelig, kahl, 20-nervig, stark netzaderig, 12 bis 15 (18) mm lang, mit breit-dreieckigen, spitzen Zähnen, grünlich9 Lat. infläre = aufblasen; nach dem bauchig aufgetriebenen K elch.

280 weiss bis rötlich. K ro n b lä tte r in der K nospenlage dach ig (F ig. 566h), m eist ohne K rönchen, w eisslich (seltener etw as rosarot). P la tte tief 2-spaltig (T af. 99, F ig . 2 a), die L ap p e n ab ­ g eru n d et o d er g estutzt, selten gezähnelt. N agel oben v erb reitert. G riffel 3. K ap sel in den K elch eingeschlossen, breit-eiförm ig (fast kugelig), gestielt, im untern T eil 3-fächerig (T a f. 99, F ig. 2 c). Sam en am R an d e abgerundet, dich t kurz stach elig (Fig. 566 f, g), 1,2 bi& 1,5 mm breit. — V bis IX . V erb reitet und häufig auf trockenen W iesen, an R ainen, g rasigen A bhängen, an D äm m en, W eg rän d ern , in L au b w äld ern , auf B rachäckern, H aferfeldern, auf K ies, S ch o tter, im K rum m holzgürtel und in den K arfluren der G ebirge, in d e r K a rs th e id e ; von der E bene bis in die alpine R egion (2500 m;. die alpine F o rm bis 3000 m). Allgemeine Ver­ b r e i t u n g : F a st ganz E u ro p a (nördlich bis Island, N orw egen und L a p p la n d ) , gem ässigtes A sien (durch Sibirien bis Jap an ), O stindien, N o rd afrik a. S. inflata ist ein sehr viel­ gestaltiger T ypu s; verschiedene der (namentlich von R e i c h e n b a c h ) aufge­ stellten Formen stellen w ohl nicht m ehr als Standortsformen dar. A ls w ichtigere Unterarten mögen die beiden folgenden genannt sein: 1. S. B o s n i a c a (Beck) HandelM azzetti (= S. inflata Sm. var. glaüca. Preissm., = S. Antelopum Freyn, = S. venosa A schers, var. puberula Murbeck,. = S. venosa Aschers, var. latifölia K.. M aly, = S. latifölia Hayek nec Poirnecque Rendle et Britten) F ig. 566 c, d. Stengel aufsteigend, bis 1 m hoch, kahl, ästig. Untere Laubblätter kurz gestielt, Fig '. 566. S i l e n e i n f l a t a S m . s u b s p . a l p i n a T h o m a s , a H a b i t u s ('/3 n a t ü r l . verkehrt - eifö rm ig, in den Stiel ver­ G rösse). b K ro n b la t t — su b sp . B o s n i a c a H a n d e l - Mazzetti. c H abitus (‘/a n a t ü r l . G r ö s s e ) , d F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h , e K r o n b l a t t . — S i l e n e i n f l a t a schmälert, obere sitzend, eilanzettlich S m . f , g S am e (von a u s s e n u n d im Schnitt), h D ia g r a m m (n a c h E i c h l e r). bis breit-eiförm ig, spitz, alle blaugrün,, am Rande kurz zähnig-wimperig, sonst kahl. Blüten in + ausgesperrt ästigen, lockeren Trugdolden. K elch aufgeblasen-glockig, 13 bis 18 mm lang^ Platte der Krone am Grunde zw eihöckerig (F ig. 566 e). Kapsel so lang als der Stiel, im K elch eingeschlossen. — Zerstreut im südöstlichen Teile von O e s t e r r e i c h (in Steiermark, Kärnten und Krain) auf Kalk, Serpentin und Urgestein. D iese wohl am besten der S. alpina gleichzustellende Unterart tritt besonders in den Voralpen als Unterwuchs der Fichtenwälder oder in den Karfluren auf, in der Staudenflur des Krainer Schneeberges nach G i n z b e r g e r zusammen mitRhododendron hirsutum, Pinus montana, LiliumCarniolicum (Bd.II, pag.238).Heliosperma pusillum, Anthyllis affinis, Linum Julicum, Gentiana symphiandra, Thym us Balcanus Borb., Cirsium Erisithales etc. 2. S i l e n e a l p i n a (Lam.) Thom as (= var. alpina M ert. et K och, = S. glareösa Jord., = Cucübalusglaücus Willd., = C. montänus Vest, = C. alpinus Lam.). Fig. 566 a, b. Pflanze niederig, 10 bis 25 cm hoch. W urzelstock ästig, dicht rasig, oft im Geröll kriechend. Stengel niederliegend oder aufsteigend, nicht selten kreisförm ig-ausgebreitet, kahl, 1- bis w enigblütig. Laubblätter breit-lanzettlich bis eiförmig, 1 bis 2 cm lang, zugespitzt, völlig kahl, die obern sitzend, die untern kurz gestielt. K elch glockig-aufgeblasen , 12 bis 14 mm. lang, meist rötlich überlaufen. Platte der Kronblätter am Grunde undeutlich zw eihöckerig (Fig. 566b), weiss oder rosarot, meist violett geadert. Kapsel im Kelch eingeschlossen, länger als der Stiel. Samen 1,5 bis 2 mm

281 b re it. D iese c h a ra k te ristis c h e U n te ra rt ist n a m e n tlich a u f G eröll, im F e ls s c h u tt der K a lk alp en (von ca. 1900 bis 3000 m ) v e rb re ite t, von w o sie von den B ächen häufig h e ra b g e sc h w e m m t w ird (an der P o n a le s tra ss e b ei R iva no ch b e i ca. 200 m ). In den K a lk alp en e rsch e in t sie a u f den F lussallu v io n en gern in B egleitung von C a m p á n u la pusilla u n d S cheuchzeri, H ie rac iu m staticifolium , T rise tu m d istichophyllum , A ra b is alpina, D ry as, H ippocrepis, T e u c riu m m on tan ü m , C a rex g la u c a und flava (nur in h o h e m L ag e n !), A g ro stis a lb a var. diffusa, D e sc h a m p sia c ae sp ito sa var. m o n ta n a , E q u ise tu m v a rie g a tu m , G ypsophila re p en s, S a x ifrag a caesia, aizoides und stellaris, S edum a tra tu m , E pilobium alsinefolium u n d F le is c h e ri, T h y m u s serpyllum , L in a ria alpina, G alium a sp eru m etc. S. inflata, w e lch e in der E bene auf g e d ü n g te n u n d u n g e d ü n g te n W iesen v o rk o m m t, g ilt ziem lich allgem ein als g u tes F u tte rk ra u t, w e lch es n am e n tlich die M ilch sek re tio n b e fö rd e rn soll. V e rm itte lst d e r langen W urzeln is t die Pflanze im sta n d e g ro sse T ro c k e n h e it a u sz u h alte n . D ie ju n g en B iä tte r w e rd en g e le g en tlic h au ch als G em üse (K o h l) v e rw e n d e t (vgl. die V olksnam en!). W eg e n d e r re ic h lic h en H o n ig a b so n d e ru n g ist S. in fla ta au ch als B ienenpflanze g e sc h ä tz t. F rü h e r w a r die W urzel als R a d i x B e h e n a l b u s offizineil. D ie fü r die Pflanze c h a ra k te ­ ristisch e B la u fä rb u n g (W ac h sü b e rzu g , eine xerophile A n rü s tu n g !) t r it t b e so n d e rs an sonnigen, tro c k e n e n S ta n d o rte n d eu tlich z u ta g e. S. in fla ta is t eine triö z isc h e N a c h tfa lte rb lu m e . N a ch S c h u l z ist die G e sc h lec h te rv erte ilu n g bei d ieser A rt eine fü n ffa c h e ; es ko m m en rein z w itte rig e , re in m ännliche, re in w eibliche, g ynom onoecische u n d a n d ro m onoecische Pflanzen vor. D ie m ännlichen Z w itte rb lü te n sind g rö ss e r als die w e ib lic h e n ; m ännliche und w eib lich e w eisen v ielfach noch ein R u d im e n t des andern G e sc h lec h te s auf. D a der K elch oben n ic h t v e ren g t ist, k a n n der im G ru n d e a b g eso n d erte, vom B lü te n e in g a n g 10 bis 12 m m e n tfe rn te N e k ta r a u ch von H um m eln e rre ic h t w e rd en . D ie Z w itte rb lü te n sind p ro te ra n d risc h , m it der M ö g lich k e it sp o n ta n er S e lb stb e stä u b u n g . Die F a rb e der B lüte w e ch selt von w eiss b is ro sa - o d er (selten ) d u n k e l^ k u p ferro t. V on M o n s tro s itä te n sind tief-g ab elig e, g e d rä n g tb lü tig e Infloreszenzen (bis 40 B lüten an einem A s t!) b e o b a c h te t w orden. A u sse rd em w e rd en F o rm e n m it p a n a c h ie rte n B lä tte rn (K ö n ig sb e rg ) e rw ä h n t. — In N o rd d e u tsc h la n d (M ecklenb u tg ) h a t sich die Pflanze in den letz te n Ja h rz e h n te n w e ite r a u sg e b re ite t. E ine der S. in flata se h r ähnliche, n a h e s te h e n d e A rt is t die a tla n tisc h e S. m a r i t i m a (H o rn em .) W ith ., v e rb re ite t an den K ü ste n von N o rw eg e n bis S panien. Sie w ird a u c h als V a rie tä t der S. in fla ta a u fg efa sst.

900. Silene cónica *) L. conicus L am .).

( = L ychnis cónica Scop., = C ucübalus K egelfrüchtiges Leinkraut. F ig . 567-

E in jäh rig , (5) 15 bis 45 cm hoch, dicht drüsenhaarig. S ten g el einfach o d er ästig, am G runde ziem lich dicht, oben entfernt b eb lättert, an den K noten oft ro t angelaufen. L au b b lä tte r lineal-lanzettlich, spitz. B lütenstand locker, w enigblütig (zuweilen nur eine en d stän d ig e B lüte). K elch 30-nervig, dicht b e h a a rt­ klebrig, anfangs ziem lich walzlich, sp äter eirund, zuletzt fast aufgeblasen, m it pfriem lichen, spitzen Zähnen. K ro n b lä tte r hell­ p urp u rn (selten weiss), ausgerandet, m it K rönchen, w enig länger als der K elch. S ta u b b lätte r nicht aus der K rone herausragend. K ap sel eikegelförm ig bis länglich, sehr kurz g estielt (Fig. 567 e), m it 6 Z ähnen sich öffnend. Sam en hellgrau, nierenförm ig, m it breitem , fast flachem R ücken, flachw arzig (F ig. 567f), 0,7 bis 0,8 mm breit. — V I, V II. Z erstreu t auf sandigen A eckern, F eld ern und T rifte n oder in G ärten d er E b en e; ausserdem gelegentlich verschleppt. In D e u t s c h l a n d w ild im G eb iete des R h ein es (von L a u te rb u rg , K ehl a b w ä rts bis K öln, L im b u rg und W estfalen, am häufigsten im M a in zerb eck en ) und dessen N e b en tä le rn , n a m e n tlich im M osel- (a u fw ä rts bis zur fran zö sisch en G renze bei M etz), M ain- (a u fw ä rts verein zelt bis E rla n g en ) und N a h eg e b iet. A u sse rd em ste lle n w eise v e rsch le p p t in d er P rovinz B ra n d e n b u rg (bei B erlin, C h a rlo tte n b u rg , *) G r.

F i g . 567. S i l e n e c o n i c a L. a H a b itu s einer einblütigen, b einer m e h r b l ü t i g e n P f l a n z e fl/ 2 n a t ü r l . Grösse), c K elch , d K ronblatt. e S am enkapsel, f Sam en.

xcovog [könos] (lat. cönus) = K e g e l: n a ch der F o rm des K elches.

H e g i , F l o r a , Bd. II I.

72

282 W e ste n d , R e etz [scheint sich h ie r e in zu b ü rg ern ], F ra u e n h a g e n b e i G reifen b erg , F ra n k fu rt a. O.), in W e stp re u sse n (m eh r­ fa ch ), O stp re u ssen (um P illa u ), S c h lesw ig -H o lstein (W andsbeck), frü h e r b ei H a m b u rg (am D ie b steich , 1885) und b e i R a tz e b u rg (G oldensee), in M e c k le n b u rg (ca. 1850 a u fg e tre te n , z. B. G a d eb u sch , B ü tzo w , R o sto c k , T essin), in T h ü rin g e n (E b e rsta d t), in Schlesien (einst b ei R o te n b u rg a . O.), im n ö rd l.B a y ern (u m N ü rn b e rg ,E rla n g e n , B a y re u th ). In O e s t e r ­ r e i c h w ild einzig im K ü ste n lan d und v ielleich t in S ü d tiro l (S erravalle, S a n ta M a rg h e rita ), so n st v e rein zelt adventiv in B öhm en (S tra d o n itz b ei B udw eis), in M ä h re n (C zeitsch, B isenz, zw ischen L u n d e n b u rg u n d N eudorf), in N ie d e r­ ö ste rre ic h (hie u n d da um W ien, n a m e n tlich a u f d e r T ü rk en sch a n ze , h äu fig er im M a rch fe ld von M a rc h e g g bis geg en G ä n se rn d o rf), in K ä rn te n (am E isen b a h n d am m zw isc h en G u tta w itz und Ise rau ) u n d in K rain. In der S c h w e i z n u r ad v en tiv (bei G enf, C h u r, E isen b a h n d am m bei B ru g g [1905] und B asel [1907]).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : G anzes M ittelm eergebiet (nördlich bis M itteldeutschland, S ch o ttlan d , H o llan d ),T ranskaukasien, westl. Sibirien (zw .T obolsk u n d T om sk bis 58° nördl. Breite). D ie se e c h t m e d ite rra n e Silene, deren u rsp rü n g lich e s und a d v en tiv es V o rk o m m en in M itte le u ro p a n ic h t im m e r le ic h t a u se in a n d e rz u h a lte n ist, e rsch e in t w o h l am h äu fig sten in dem w a rm en u n d tro c k e n e n (40 bis 50 cm jä h rlic h e N ie d ersc h läg e ) B ecken von M ainz, h ie r in G e se llsch a ft von v ersch ie d en e n an d eren südlichen oder sü d o ste u ro p ä isch e n S teppenpflanzen w ie A d o n is vernalis, H e lia n th em u m F u m a n a , E u p h ra s ia lu tea, A lsine Jacquini, S c a b io sa suaveolens, Ju rin e a cyanoides, K o c h ia a re n a ria (pag. 250), G lo b u laria v u lg a ris, O n o sm a a ren a ria , A rm e ria p la n ta g in e a , C ytisus sa g itta lis, M e d ica g o m inim a, T rifolium a lp e stre, C a rex su p in a (Bd. II, p a g . 86); H elich ry su m a ren ariu m , Silene O tite s (pag. 290), P e u c ed a n u m O reoselinum , T rin ia g lau c a etc. — Na c h S t e b l e r finden sic h die S am en zuw eilen als V e ru n re in ig u n g im fran zö sisch en In k a rn a t'K le e (T rifolium in ca rn atu m ).

901. Silene dichotoma E hrh. (= S. m em ­ b ra n áce a P o ir., = S. trinérvis Soland.). G abeliges Leinkraut. E n g l.: F o rk ed catchfly. F ig . 568 a bis g.

F i g \ 568. S i l e n e d i c h o t o m a E h r h , a B l ü t e n s p r o s s (i/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , b K e l c h , c L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie B l ü t e , d K r o n bla tt. e R eife F r u c h t k a p s e l , f Q u e r s c h n it t d u r c h die K a p s e l. g S a m e . — S i l e n e G a l l i c a L . h H a b i t u s (1 / 3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . i K elch. / K r o n b l a t t ( v o n i n n e n u n d v o n d e r S e it e ) , m R ^ i f e K ap sel. n Same.

E in jäh rig , 20 bis 50 (100) cm hoch, zerstreu t ku rzh aarig . S tengel starr, auf­ recht, o b erw ärts g ab elig verzw eigt, entfernt b eb lättert. L a u b b lä tte r länglich-lanzettlich, die untern sp atelfö rm ig , in den kurzen B lattstiel verschm älert, stum pf oder ab g e ­ rundet, die obern sitzend, lanzettlich, spitz, alle von 3 bis 5 N erven durchzogen, dicht krau sh aarig . T rau b en äh n lich e W ickel en d ­ ständig, g eg ab elt, einseitsw endig, bis 10 B lüten aufw eisend, m it einer gabelständigen Blüte. B lütenstiele b ä rtig - zottig. K elch länglich - zylindrisch, nur unten etw as an ­ geschw ollen, über 10 mm lang, 10-rip p ig , ra u h h aarig (F ig. 568 b), zur B lütezeit etwas nickend, zur F ru c h tz e it eirund - länglich, aufrecht, m it 6 kurzen, eiförm igen, spitzen Zähnen. K ro n b lä tte r weisslich (sehr selten purpurn), bis d o p p elt so lang als der K elch, tief 2-spaltig, m it ab g eru n d eten L ap p en (Fig. 568 d). K rö n ch en in der R eg el v o r­ h an d e n , k u rz , stum pf. K ap sel eiförm ig, länglich, viel länger als der F ru c h tträ g e r (Fig. 568 e), sehr k u rz gestielt. Sam en grau, n ieren fö rm ig , spitzw arzig, 1,5 mm lang (Fig. 568 g). — V II, VIII.

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Zerstreut — doch meist unbeständig — in Esparsette- und Kleeäckern, auf Eisen­ bahndämmen oder in Wäldern, an Wegen, auf öden Plätzen, in Wiesen, seltener auch in Getreidefelder oder unter Anthyllis; in ganz Mitteleuropa nirgends wild. D ieser erst in jüngster Zeit (bei W riezen in Brandenburg erst seit 1901) erschienene A nköm m ling („Ephem erophyt“) findet sich m it V orliebe in Kleeäckern, zuw eilen in B egleitung von V icia Pannonica. In einzelnen G egenden scheint er sich allm ählig einzubürgern, so z. B. in W estpreussen (im Kreis Könitz), in Pommern (Dramburg). in Bayern (Eching und O stbahnhof bei M ünchen, bei Fürth [seit 1887], m ehrfach um Nürnberg), in Schlesien etc. Immerhin fehlt S. dichotom a stellenw eise noch vollständig. In Tirol wurde sie bis jetzt nur einmal an der V alsuganabahn bei Pergine, im V orarlberg auf den Illdämmen bei Feldkirch und in Steiermark einmal bei Ram sau bei Schladming beobachtet. V or 1880 dürfte sie w enigstens in D eutschland und in der Schw eiz noch sehr selten vorgekom m en sein. Aus D eutschland wird sie seit langem vom Südbahnhof M ünchen (1876), aus dem H afen von M annheim , von Fürth (1886), Heilbronn (1882), Esslingen (1883), bei K iel (1879 bei der Gaardener K aserne), bei Lüneburg (1880), aus der Sch w eiz ob Teufen (1878) und zw ischen T halw il und G attikon (1882) erwähnt. D ie H eim at von S. dichotom a liegt im östlichen und südöstlichen Europa (wild bereits in Ungarn, G alizien und im w estlich en A sien). M it russischem G etreide und Saaten ist sie aber w eithin verschleppt worden. N ach S t e b 1e r finden sich Sam en dieser A rt regelm ässig im russischen R otklee, mitunter auch (jedoch nicht in so grosser Zahl) in schlesischen und süddeutschen Saaten. D ie Blüten sind ausgesprochen proterogyn und ström en g e g en A bend einen b e ­ täubenden, an Platanthera bifolia erinnernden D uft aus. N icht allzuselten trifft man nur rein w eibliche Blüten an.

902. Silene Gällica L. (= S. cerastioides All. nec L., = S. silvestris Schott, == S. micropetala Ten. nec Lag., = Lychnis cerastioides Scop.). Französ i s ches Lei nkraut. Fig. 568h bis n. Einjährig, 10 bis 45 cm hoch, schlank oder gedrungen, behaart, oberwärts drüsig. Stengel aufrecht, entfernt beblättert, einfach oder ästig. Untere Laubblätter spatelförmig oder verkehrt-eiförmig, in den Stiel verschmälert, stumpf oder stachelspitzig, die obern sitzend, spitz, nach dem Grunde zu verschmälert, alle kurzflaumig und zerstreut langhaarig. Trauben­ ähnliche Wickel einfach, meist einseitswendig. Kelch hellgrün, höchstens 10 mm lang, mit 10 dunkelgrünen Nerven, drüsig-flaumig (Fig. 568 i), an den Nerven langhaarig, eiförmig­ länglich, zur Fruchtzeit etwas vergrössert, eiförmig, aufrecht, abstehend oder zurück­ geschlagen, die untern deutlich gestielt, mit 6 lanzettlich-pfriemlichen, spitzen Zähnen. Kronblätter länger als der Kelch, weiss oder blassrosa, mit gezähnelten Krönchen (Fig. 568 k, 1), selten in der Mitte mit einem blutroten Flecken- Platte breit-verkehrteiförmig, ganzrandig, gezähnelt oder wenig ausgerandet. Kapsel in den Kelch eingeschlossen, eiförmig, 8 mm lang, mit kurzem Fruchtstiel (Fig. 568 m), aufrecht, abstehend oder zurückgebogen. Samen nierenförmig, auf den Flächen vertieft, auf dem Rücken fast flach, schwarz, flach warzig (Fig. 568 n), 0,8 mm breit. — VI, VII. H ie und da — m eist nur vorübergehend — als harm loses Unkraut in Getreide-, Esparsetten-, Serradella-, und Leinfeldern, auf A eckern, in W einbergen, Gärten, B aum sch ulen , auf w ü sten Plätzen, B rachen; selten auch eingebürgert (an der O stsee bei K arw enbruch im Kr. Putzig). D ieses w oh l ursprünglich in Südeuropa beheim atete Pflänzchen ist heute in allen W eltteilen verbreitet. Sam en finden sich zuw eilen im französischen R ot­ klee, Kapseln in syrischer W icke ( S t eb le r ). — Aendert etw as a b : var. s i l v e s t r i s Schott. Stengel einfach oder mit aufrechten A esten. K ronblätter blassrötlich. K elch bei der Fruchtreife stets aufrecht. — var. q u i n q u e v ü l n e r a (L.) M ert. et K och. K ronblätter in der M itte m it einem blutroten Flecken. — var. A n g l i c a (L.) Mert. et K och. Stengel ausgeb reitet-ästig. Kronblätter w eisslich oder rötlich. K elch bei der F ruchtreife ab­ stehend oder zurückgeschlagen (G artenland).

903. Silene Vallesia L. W a l l i s e r - L e i n k r a u t . Fig. 569 a bis f. Ausdauernd, 5 bis 20 cm hoch. Grundachse dünn, kriechend, zahlreiche niederliegende oder aufsteigende, fruchtbare und unfruchtbare, ziemlich entfernt beblätterte Sprosse treibend. Stengel 1- bis 3- (5-) blütig, drüsig behaart. Laubblätter kurzhaarig, lanzettlich, spitz, die grundständigen in den kurzen Blattstiel verschmälert, die stengelständigen sitzend, nach dem Grunde zu verschmälert. Kelch röhrig, zur Fruchtzeit schwach angeschwollen, 20 bis 25 mm lang, 10-rippig, drüsig-behaart, mit 6 länglichen Zähnen (Fig. 569 c). Kronblätter viel länger als der Kelch, vorn 2-spaltig (Fig. 569b), oberseits schwach rosarot, unterseits 72 *

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blutrot. Krönchen vorhanden. Kapsel eiförmig, im Kelch eingeschlossen, lang gestielt (Fig. 569 e). Samen nierenförmig, 1,5 mm lang, 1 mm breit, am Rücken abgeplattet bis schwach gefurcht (Breitflächen mit 7 bis 9 Reihen stumpfer, länglicher Höcker. Rücken mit 3 Reihen stumpfer Kegelhöcker). — VII. Selten auf felsigen Abhängen der westlichen S c h w e i z e r - A l p e n . Einzig in der S c h w e i z im W allis (hier fast nur [ausgenom m en Praghorn über Rarogne] in der Südkette, besonders in den Tälern von V isp und am Sim plón bis G ondo; am G letscher von Durand-Zinal bis 3128 m ). — D iese Spezies ist ein mediterran-südalpiner Typus, w elch er östlich — ähnlich w ie A nem one Halleri, Saponaria lutea, Trifolium saxatile, Saxifraga diapensoides und Oxytropis foetid a — nicht über das W allis hinaus­ geht. W ie die folgende Art eign et sie sich sehr gut für alpine A nlage.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : West- und Südalpen (Französische Alpen, Wallis, Piemont); in den dinarischen Alpen die var. g r a m í n e a (Vis.), im Kaukasus die var. Cauc ás i ca (Boiss.) Bunge.

904. Silene saxífraga L. (= S. polygama Stokes, = Cuciibalus saxifragus Lam., = Lychnis saxifraga Scop.). S t e i n b r e c h - L e i m k r a u t . Taf. 99, Fig. 3 und Fig. 569h bis i. Ausdauernd, 15 bis 20 (30) cm hoch. Grundachse zart, kriechend. Stengel zart, dünn, rasig, entfernt beblättert, kurz flaumig, 1-, 2- oder 3-blütig. Laubblätter lineal, bis lineal-lanzettlich, spitz, sitzend, nach dem Grunde verschmälert, die untern in den Achseln kurze Blattsprosse tragend. Blüten an langen, dünnen Zweigen endständig. Kelch fast häutig, keulenförmig, kahl, 10-rippig, mit eiförmigen, stumpfen Zähnen. Kronblätter weiss, unterseits rötlich oder gelbgrün, nur wenig aus dem Kelch herausragend (Fig. 569 g), tief 2-spaltig (Taf. 99, Fig. 3a), mit abgerundetem, 2-teiligem Krönchen. Kapsel eiförmig, so lang oder kürzer als der Kapselträger, wenigstens der untere Teil im Kelch eingeschlossen (Fig. 569h). Samen grau, 1 mm breit, am Rande tief furchig, radiär streifenwarzig (Fig. 569 i). — VI bis VIII. Sonnige Felsen, buschige, steinige Abhänge der südlichen Alpen, von ca. 1000 bis 2400 m; namentlich auf Kalk, selten auf Urgestein. F ehlt in D e u t s c h l a n d vollständig. In O e s t e r r e i c h im südlichen T irol (nordw estlich bis ins Val V estino, Cam piglio, G antkofel, Sarnerzoll, Peitlerkofel, Prags, Bergeralpen, R ottenk ogel), Kärnten (hauptsächlich in den südlichen K alkalpen), Krain und Küstenland, aber nicht in Steiermark, ln der S c h w e i z selten im W allis (Sim plón, G ondo, Zw ischbergen, Zermatt), häufig im südlichen T essin und in Graubünden (Puschlav).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Sierra Nevada, Südalpen, Italien, Sizilien, Südungarn, Karpaten, Balkan. D ie se für die südlichen K alkalpen stellenw eise sehr charakteristische kleine Silene kom m t gelegen tlich m it rötlichen (f. r u b é l l a Neilr.), selten auch m it dunkelbraunen (f. f u s c a Evers) Blüten vor. A n warmen, sonnigen, nach Süden exponierten F elsh ängen tritt sie oft in G esellschaft von L asiogrostis Calam agrostis (Bd. I, pag. 206), Gypsophila repens, V incetoxicum , Laserpitium Siler, P oten tilla caulescens und Rhammus pum ila (in Felsspalten), P lam ago serpentina, Coronilla Emerus, A rctostaphylos U va ursi, Juniperus communis, H ippophaé rhamnoides, Globularia cordifolia, D aphne alpina, T eucrium m ontanum , Buphthalm um salicifolium , M edicago falcata, A rtem isia A bsinthium , D ianthus Silvester etc. auf, also ein G em isch von alpinen und süd­ europäischen Form en. Beim Bad Borm io (Bagni vecchi, ca. 1500 m) findet sich S. saxifraga auf den erwärm ten T ufffelsen neben dem echt mediterranen Adiantum Capillus Veneris (Bd. I, pag. 38).

905. Silene Hayekiána1) Handel-Mazzetti et Janchen (= S. saxífraga Maly, = S. fruti­ culosa Rohrb., = S. Dalmática v. Hayek nec Scheele). K a r s t - L e i m k r a u t . Fig. 569 k bis o. Ausdauernd, 20 bis 40 cm hoch (in der Tracht von nr. 904). Wurzelstock ästig, rasig. Stengel zahlreich, aufsteigend oder aufrecht, am Grunde ästig, kahl, wenigblütig. Laubblätter lineal, spitz, 1 bis 1,5 mm breit, bis 3 cm lang. Blüten auf langen Stielen auf­ recht, einzeln oder zu zweien endständig. Kelch schmal keulig, 11 bis 14 mm lang, weisslich, 9 N ach Dr. med. A u gust v. H a y e k , Privatdozent an der U niversität W ien, H erausgeber der z. Z. erscheinenden „Flora von Steierm ark“.

285 10-nervig, k u rz 5-zähnig, kahl, nur an den Z ähnen bew im pert (Fig. 569m ). K ro n b lä tte r innen gelblich o d er rötlichw eiss, aussen schm utzig grünlich. P la tte tief 2spaltig, 5 bis 7 mm lang, ohne K rönchen, die N ägel am E n d e d er B lütezeit aus dem K elch w eit h erau s­ rag en d (Fig. 5691). K ap sel eiförm ig, fast 10 mm lang, k ü rzer als ihr T rä g e r, zur F ru ch tze it über den K elch em porgehoben (F ig. 569 o). S am en flach, braun, 1,2 mm breit. — V I bis V III. Z erstreu t an Felsen und buschigen, steinigen A b h än g en der südöstlichen K alkalpen.

F i g . 569. S i l e n e V a l l e s i a L . a H a b i t u s ([/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , b L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie B l ü t e , c K e l c h , d K r o n b l a t t m i t S t a u b ­ b l a t t . e R e i f e F r u c h t k a p s e l . / D r ü s e n h a a r . — S i l e n e s a x i f r a g a L . g B l ü t e , h F r u c h t k a p s e l (im K e l c h ) , i S a m e n . — S i l e n e H a y e k i a n a H a n d e l - M a z z e t t i . k H a b i t u s (>/s n a t ü r l . G r ö s s e ) . I B l ü t e , m K e l c h , n K r o n b l a t t . o F r u c h t k a p s e l ( im K e l c h ) . — S i l e n e r u p e s t r i s L . / H a b i t u s (!/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , q K r o n b l a t t . r K e l c h , s F r u c h t k a p s e l (im K e l c h e i n g e s c h l o s s e n ) .

In O e s t e r r e i c h v e rein ze lt in S ü d ste ie rm a rk (S a n n talera lp en , im S an n tale z w isch en S u lz b a c h und L e u tsc h [500 m], a u f dem H um b e i T uff er [240 bis 585 m ], R ö m erb a d , E in ö d b e i W eiten stein , R ad u h a), in K ä rn te n (K ö n ig sb e rg b e i R aib l, L o ib l, G a rn itz e n b e rg 1800 m , O ste rn ig ), K ra in (V eldes, G e rm a d a b e rg u n d St. L o re n z ib e rg bei B illich g ra tz e tc .) u n d K ü ste n lan d . F e h lt in D e u t s c h l a n d und i n der S c h w e i z vollstän d ig . D ie A r t ­ b e re c h tig u n g d ieser A rt is t v ielu m stritten , zum al U e b e rg a n g sfo rm e n zu nr. 904 Vorkom m en.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliche K alk a lp e n (von S teierm ark und O b e r­ italien w estlich bis K ro atien ), B alkan, K reta.

906. Silene Armeria1)L . (= S. um belläta Gilib., = S. glaüca Salisb.,= C ucübalus fasciculatusL am ., = L ychnis A rm o raria S cop.) G a r t e n - L e i m k r a u t , M orgenröschen. F r a n z .: Silene ä bouquets; engl.: Sw eet W illiam catschfly, L obeis catschfly,fleabane; ita l.: Silene a m azzetti. T af. 99, F ig. 4. E in- oder zw eijährig, 10 bis 60 cm hoch, kahl, bläulich bereift. S tengel aufrecht, ob erw ärts g ab e lsp a ltig -ä stig , unter den obersten K n o ten klebrig. U n terste L a u b b lä tte r ziem lich g e d rä n g t stehend, klein, lanzettlich, nach dem G runde verschm älert, ziem lich spitz, die m ittlern aus breitem G runde länglich, stum pflich, die obersten eiförm ig, m it stengel­ um fassendem G ru n d e sitzend, kurz zugespitzt, alle ungestielt, bläulich bereift, nach K ohl duftend. B lüten in regelm ässigen, reichblütigen, gedrungenen, fast doldigen T ru g d o ld en . Blütenstiele viel k ü rzer als der K elch. K elch schm al k eu len fö rm ig , oben v erb reitert, 9 N a c h der A e h n lic h k eit m it D ia n th u s A rm e ria (siehe do rt!).

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10-rippig, 12 bis 16 mm lang, gelblichgrün, oft rot überlaufen, mit 5 eiförmigen, kurzen, stumpfen Zähnen. Kronblätter fleischfarben bis hellpurpurrot (selten weiss), mit ziemlich langem, spitzem Krönchen. Platte 5 bis 7 mm lang, ungeteilt, abgerundet oder schwach ausgerandet. Kapsel länglich, auf einem langen Träger im Kelch eingeschlossen bleibend, ca. 8 mm lang, kaum länger als der Kelch, mit 6 zurückrollenden Zähnen sich öffnend. Samen klein, nierenförmig, am Rücken schwach rinnig, gekörnelt. — V bis X. Stellenweise an felsigen Abhängen, trockenen Wiesen, in Gebüschen, Hecken, auf Aeckern, an Strassenrändern, in Weinbergen, trockenen Rainen; nur im Gebiete der Mittel­ meerflora und deren Ausstrahlungen. Ausserdem nicht allzu selten verwildert. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südeuropa und zerstreut in Mitteleuropa ; in Amerika, Brasilien und Ostindien eingeschleppt. In D e u t s c h l a n d w ild im R h eingebiet, im M osel-, N ette-, N ahe-, A hr- und Saartal (besonders auf dem M aifelde), nördlich bis in die Rheinprovinz und nach W estfalen, ausserdem im R h öngebiet (M ilseburg, Bubenbad) und im Harz (Bodetal zw ischen T reseburg und Rosstrappe). In O e s t e r r e i c h w ild in Südtirol, in Krain und im Küstenland. In der S c h w e i z w ild im K anton W aadt, W allis (häufig; b ei G oppisberg ob Gampel bis 1250 m), T essin und Puschlav (m ehrfach; bei V iano bis 1200 m). Ausserdem wird S. Arm eria, w elche eine dankbare, leicht zu kultivierende Som m erblum e unserer Gärten darstellt, nicht allzu selten in der N ähe von D örfern und an alten Schlössern, an Bahndämmen, in Bauerngärten, W einbergen, auf Schutt, vereinzelt selb st in abgelegenen W äldern, auf K artoffeläckern und in R ietw iesen als G artenflüchtling angetroffen. G elegentlich erhält sich die Pflanze auf diese W eise während längerer Zeit und m acht dann den Eindruck einer w ild w achsenden Pflanze (nach A d e auf der N ordseite des H esselb erges in Franken m it C hrysanthem um Parthenium). Im Süden der A lpen (insubrische R egion, Südtirol) stellt S. Arm eria eine Charakterpflanze der K astanienregion dar. N ach B r o c k m a n n - J e r o s c h erscheint sie daselbst auch in dem F estuca V allesiaca-T ypu s (Bd. I, pag. 334) neben A ndropogon ischaem um , Carex nitida, M uscari com osum , Túnica saxifraga, Sem pervivum tectorum , P otentilla argén tea, Trifolium striatum, V icia lathyroides, M yosotis collina, V erbascum phlom oides, Chondrilla iuncea, A rtem isia cam pestris und Absinthium , L actuca perennis etc. — D ie rosaroten Blüten sind ausgesprochen proterandrische T agblüten und werden von fliegenden Faltern (M acroglossa, P lu sia) besucht. D en klebrigen Ringen am Stengel kom m t w ohl die g leich e B edeutun g zu w ie bei V isearía (vgl. pag. 276).

907. Silene Crética1) L. (= S. parviflora Moench). K r e t a - L e i m k r a u t . Fig. 570g bis k. Zweijährig, bis 70 cm hoch. Stengel zahlreich, aufrecht, am Grunde behaart (sonst kahl), oben klebrig beringelt, gabelspaltig-ästig. Grundständige Laubblätter spatelig-eiförmig, in den gewimperten Blattstiel rasch verschmälert, kahl. Stengelblätter lanzettlich, spitz, kahl, voneinander weit entfernt. Blüten auf langem, unter dem Kelch klebrigem Stiel in armblütigen Dichasien (sehr selten einblütig). Kelch röhrig-glockig, an der Spitze verengt, ca. 10 mm lang, kahl, hellgrün, 10-rippig (Fig. 570h), mit 5 spitzen, häutig-berandeten Zähnen. Kronblätter klein, rosarot. Platte 4 bis 5 mm lang, kurz 2-spaltig, am Grunde mit einem bis zum Grunde geteilten, spitzen Krönchen (Fig. 570i). Kapsel kugelig-eiförmig, 10 bis 12 mm lang, viel länger als der Kapselträger (Fig. 570k), bei der Reife im Kelch einge­ schlossen bleibend und denselben oft zerreissend. Samen 1,73 mm breit, nierenförmig, im Umriss unregelmässig, am Rücken schwach rinnig, stumpfwarzig (Fig. 5701). — VI, VII. B ei uns fast nur die Unterart subsp. a n n u l â t a (T horé) H ayek ( = S. rubélla Suffren). Einjährig. Stengel einzeln, bis 70 cm hoch, reichästig, ohne grundständige B lattrosette. P erigonblätter kleiner, mitunter fehlend. K apsel fast kugelig, 10 mm lang, ihr Träger kaum 2 mm lang. — Selten in Leinäckern als Unkraut. Seit langem aus Unter-Steierm ark (bei G leichenberg, A nkenstein, W urm berg, Stattenberg, W isell, Drachenburg) bekannt. Ausserdem selten adventiv, so im H afen von M annheim (1889, 1897), in der Schw eiz (Bahnhof Buchs [1905], Solothurn [1906, 1907]), bei Triest. — D ie von H e e r m it S. Crética identifizierte PfahlJjau-Silene kann nach den neueren Untersuchungen von N e u w e i l e r nicht aufrechterhalten werden. A llerdings ist es nicht m öglich die Zugehörigkeit der Pfahlbau-Süene, w elch e damals nördlich der A lpen w oh l ziem lich verbreitet war, zu einer bekannten A rt festzustellen. S. Crética, w elch e heute im ganzen M ittelm eergebiet vorkommt, stam m t w oh l ursprünglich aus dem Orient. ]) Benannt — w ie A tham anta Cretensis — nach der Insel K reta oder Candia.

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908. Silene rupéstris L .

F e l s e n - L e i m k r a u t . F ran z. : Silène des rochers. F ig . 569p bis s. Z w eijäh rig bis ausdauernd, zart, 10 bis 25 cm hoch, vollständig kahl. W u rzelsto ck kurz, ästig, m ehrköpfig. S tengel zart, aufsteigend oder aufrecht, m eist stark gabelig verzw eigt. L a u b ­ b lätter eilanzettlich, sitzend, spitz, bläulichgrün, die untersten lanzettlich, nach dem G runde verschm älert. B lüten lang gestielt, in lockeren D ichasien. K elch blassgrün, 5 bis 7 mm lang, kreiselförm ig, am G runde etw as g estu tzt, 10nervig, kahl, m it 5 stum pfen, eiförm igen Z ähnen (Fig. 569 r). K ro n b lä tte r milchweiss bis rosarot, fast doppelt so lang als der K elch. P la tte keilig-eiförm ig, 2 bis 3 mm lang, tief ausgerandet. K rönchen sehr kurz oder fehlend. K apsel ellipsoidisch, ca. 6 mm lang, im K elch eingeschlossen bleibend (Fig. 569 s) und bei der R eife denselben oft zerreissend. Sam en nierenförm ig, am R ücken abgerundet, auf den F läch en gekörnelt, braun. — V II, V III. H äufig und verbreitet an trockenen F e ls­ hängen, auf M ag erm atten, in der Z w erg strau ch ­ heide, auf dürrem , gelichtetem W aldboden, auf kahlen E rdstellen, E rd abrissen, S teinhalden, M ur­ brüchen, M oränen, Felsen der A lpen und V o r­ alpen; von ca. 1600 bis 2800 m (nicht selten auch tiefer [bis 800 m] in die T ä le r hinabsteigend), jedo ch nur auf kalkarm em Boden. A u sse r den A lpen in den V o g e se n (ziem lich häufig a u f den H ö h e n ; d o c h au ch in die T ä le r h in ab ste ig e n d , so z. B. b ei W ildenstein u n d am R e to u rn e m er) u n d im S ch w a rzw ald (in B a d e n : F e ld b e rg , B elchen, B lauen, bis B a d en w eile r und M üllheim h e ra b ; S c h w a rz a c h ta l von der W alzn a u e r M ühle b is S c h w a rz a b ru c k ; a u f w ü rtte m b e rg isc h e m G e b ie t einzig im B e rn e c k e rta l b ei S c h ra m b e rg im O b e ra m t O berndorf). F e h lt im Ju ra .

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : P yrenäen, S ierra N e v a d a , C ev en n e n , F orez, V ivarais, A uv erg n e, A lp en , K a rp aten , S iebenbürgen, südl. Skandinavien, A ltai. F i g . 570. S i l e n e l i n i c o l a G m e l . a H a b i t u s (x/3 n a t ii r l . S. ru p e stris is t eine C h a rak terp fla n ze aller U rg e b irg sG r ö s s e ) , b K e l c h , c K r o n b l a t t . d R e i f e K a p s e l , e, / S a m e alpen und e rsc h e in t d a se lb st a u f G neiss, G ran it, G ra u w a ck e , ( v o n a u s s e n u n d i m S c h n it t) . — S i l e n e C r e t i c a L . s u b s p , a n n u l a t a H a y e k , g , g i H a b i t u s fl/ 3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , h K e l c h . B u n tsan d stein , P o rp h y r, K a lk h o rn stein , H ornblende, V e rru ­ i K ronblatt. k K apsel. I Sam en. cano, S chiefer, T o n m e rg e l etc. in den v e rsch ie d en ste n F o rm atio n en . In den K a lk alp en fe h lt sie fa st vollstän d ig und tr it t n u r ganz v e rein zelt bei to n ig e r oder k ieselh altig e r B esch affen h eit der U n te rla g e auf. So feh lt sie dem K a lk g eb irg e von N ieder- und O b e rö ste rre ic h v ollständig, ebenso in einem g ro ssen T eile der b ay erisc h en A lp e n k ette (zuw eilen w ohl V e rw e ch slu n g m it H e lio sp erm a quadrifida!). V on den offenen M a tte n - u n d F e lsfo rm atio n en der H o c h alp e n lä sst sie sich im U rg e b irg e v ie le ro rts bis in die T also h le n h in ab verfolgen. D a s e lb s t e rsch e in t sie häufig als F elsenpflanze (g e rn in B e g le itu n g von S em pervivum a rach n o id eu m , D ia n th u s Silvester, S edum album , annuum und dasyphyllum , A lsine laricifolia, P rim u la v isc o sa , H ie rac iu m alpinum , P o lypodium v u lg are , T hym us, R um ex sc u ta tu s, A splenium se p ten trio n ale, in den S ü d alp en a u ch n e b en S ax ifrag a C otyledon. F e stu c a v a ria , B upleurum ste lla tu m e tc .); a n d re rse its a b e r ü b e rz ie h t sie a u f freiem , dürrem , b e lic h te te m W ald b o d en g rö sse re F lä ch e n . In F ic h te n w ä ld e rn (selten er a u c h in F ö h re n w ä ld e rn ) k o m m t sie g ern in G esellsch aft v o n A rn ic a m o n ta n a , D e sc h am p sia flexuosa (Bd. I, p a g . 245), V e ro n ica officinalis, M elam p y ru m silvaticum , P h y te u m a beton icifo liu m , B lechnum S p ic a n t etc. vor. Im S c h w a rzw ald u n d in den V ogesen, w o Silene ru p e stris v iele ro rts bis in die T also h le n (W e h ra ta l, bei

288 Säckingen 350 m, Albruck 350 m, bei Brom bach 300 m, an der W iese bei Lörrach und B asel 250 m, Karthaus bei Freiburg 300 m, D reisam tal 300 m, H öllental usw ,, im Schw arzw ald; bei F reiburg auch in einer K iesgrube verschleppt) hinabsteigt, erscheint sie in den W äldern an freien, hum osen Stellen gern in B egleitung von Sari'tham nus, Calluna, Cytisus pilosus, M elam pyrum arvense, Jasione perennis, G alium H ercynicum, Trifolium procum bens, Origanum, Calam intha Clinopodium , an sonnigen Stellen der V ogesen täler auch neben Teucrium Scorodonia, Senecio viscosus, Sedum reflexum und der echt m editeranen Linaria striata. W enn auch Silene rupestris im allgem einen als kalkfeindliche A rt bezeichnet w erden muss, so kann sie doch in den W äldern der südlichen Kalkalpen, nam entlich w enn die U nterlage eine ziem lich dichte H um usschicht ist, neben Cardamine resed ifolia und Ajuga pyramidalis etc. auch im K alkgebirge Vorkommen. — D ie Z w itterblüten sind proterandrisch, doch scheint Selbstbestäubung nicht ausgesch lossen zu sein. A ls Seltenheit w erden von H e l l w e g e r aus Tirol (Bruneck) gefüllte Exemplare erwähnt. D ie Pflanze ist nicht einjährig, w ie oft angegeben wird. Für alpine A nlagen eign et sich diese Art w eniger gut, da sie nach w enigen Jahren eingeht.

909. Silene linicola1) Gmel. (= S. stricta Spreng., = S. eranthema Wibel). L e i n - oder Flachsnelke.

Fig. 570a bis f.

Einjährig, 30 bis 60 cm hoch. Stengel schlank, aufrecht, unten meist einfach, oberwärts ästig, kurzhaarig-flaumig. Untere Laubblätter gestielt, spatelig-lanzettlich, in den Stiel verschmälert, die obern sitzend, lineal-lanzettlich, viel kleiner, alle (besonders unterseits) an den Nerven kurzhaarig-flaumig. Blüten klein, aufrecht, lang gestielt, in lockeren, armblütigen Dichasien. Kelch keulenförmig, an der Spitze verengt, zuletzt fast kugelig, 12 bis 14 mm lang, grünlichweiss, 10-rippig, mit eiförmigen, stumpfen, ca. 1 mm langen Zähnen (Fig. 570b). Kronblätter wenig länger als der Kelch, mit kleinem Krönchen (Fig. 570c). Platte hellrosarot, mit 3 purpurroten Streifen, verkehrt-länglich, 2 mm lang, ausgerandet. Kapsel kugelig, im Kelch eingeschlossen, etwa so lang als der Kapselstiel (Fig. 570d). Samen braun, warzig, am Rücken gefurcht, 0,5 mm breit, eingerollt (Fig. 570e, f). — VI bis IX. Selten in Leinfeldern oder auf Aeckern der Ebene. In D e u t s c h l a n d selten und oft nur vorübergehend in Baden, W ürttem berg und Bayern, ln O e s t e r r e i c h sehr vereinzelt (in Kärnten im B ecken von K lagenfu rt); wird aus Böhm en, M ähren, Schlesien, Salzburg und Krain nicht genannt. F eh lt in der S c h w e i z vollständig. A ls H eim at dieser heute in M ittel­ europa und O beritalien vorkom m enden A rt ist w oh l das M ittelm eergebiet anzusehen, obgleich sie heute daselbst nicht mehr wild auftritt. Im G egensatz zu andern Leinunkräutern (z. B. Cam elina foetid a und microcarpa, Raphanus Raphanistrum. Lolium remotum [Bd. I, pag. 377). Cuscuta Epilinum, Sonchus arvensis, zuw eilen auch Conringia orientalis, Lepidium sativum , Galium spurium) b esitzt S. linicola ein sehr beschränktes V erbreitungs­ areal. N ach M itteleuropa wurde sie m it fremder L einsaat gebracht. In ihrem H abitus hat sie sich ganz den V erhältnissen der F lachsfelder angepasst. D er schlanke Stengel verzw eigt sich erst oberw ärts und entsendet die lang g estielten Blüten in den Horizont des Leinfeldes. Infolge des spärlichen L ich tes fangen die untern Laub­ blätter frühzeitig an zu w elken (ähnlich w ie bei Polygonum B istorta; vgl. pag. 195).

910. Silene longiflöra Ehrh. (= S. bupleuroides Ledeb., = S. staticifölia Sibth. et Sm., = S. pallida Schur).

Langblütiges Leimkraut.

Fig. 571a bis f.

Ausdauernd, 50 bis 125 cm hoch. Grundachse blühende und nichtblühende Sprosse erzeugend. Stengel steif aufrecht, unten fast rosettenartig beblättert, oben entfernt­ blätterig, kahl, nur oberwärts drüsig-klebrig, meist rot angelaufen. Untere Laubblätter langgestielt, zungenförmig, in den Stiel verlaufend, stumpf. Stengelblätter graugrün, lineal-lanzettlich, fast sitzend, sehr spitz, die obersten tragblattartig. Blütenstand eine einfache, aufrechte Scheintraube. Wickel 1- bis 3-blütig. Blüten 'gross. Blütenstiele viel kürzer als der Kelch. Kelch lang, keulenförmig-zylindrisch, 20 bis 30 mm lang, kahl, grün, unten purpurrot, mit abwechselnd stumpferen und spitzeren Zähnen (Fig. 571b, d). Kronx) Lat. h'num = F lachs, Lein und cölere = w ohnen; die Art kom m t in F lachsfeldern vor.

289 b lätter tief 2 -s p a ltig (F ig. 571c), innen weiss, aussen rosarot, m it oder ohne K rönchen. K apsel eirund, etw a so lang als der Stiel (F ig. 571 e). Sam en ziem lich flach (F ig. 571 f). — V II. Selten an g rasigen A b h ä n g en , an R ain en ; spontan einzig in O e s t e r r e i c h in Böhm en (bei L eitm eritz, am Fusse des R ad o b y l und Sebusein). A dventiv bei E rfu rt (Ilversgehofen [1898], auf A bfall einer Senffabrik). Allgem eine V erbreitung: S üdöstliches E u ro p a (S üdrussland, R u ­ m änien, S erb ien , B u lg arien , U ngarn, S iebenbürgen, Böhm en), A rm enien, O rient.

911. Silene chloräntha1) (W illd.)

E hrh. = S. elata O tth , = C ucübalus chloranthus W illd., = V iscago ch lo ran th a M oench). H e i d e - L e i m k r a u t . F ig . 571 g bis k. A u sd au ern d , 30 bis 60 cm hoch, kahl. G ru n d ach se blühende und n ich t­ blühende S ten g el treibend. P fahlw urzel -oft stark ausgebildet. B lütenstengel auf­ re ch t, in d er R eg el kahl, fast blattlos. G ru n d stän d ig e L a u b b lä tte r g ed rän g t, lanze ttlich -sp atelfö rm ig , 4 bis 6 mm breit, in einen langen Stiel verschm älert, die sten g elstän d ig en lineal-lanzettlich, sitzend, zuoberst tra g b la tta rtig , am R an d e häutig, alle kahl. S cheintraube vor dem A ufblühen etw as üb erh än g en d , einseits w endig. W ickel 1- bis 3-blütig. B lütenstiele fast so lang als der K elch. K elch röhrig, schw ach keulenförm ig, m it 5 b re it - eiförm igen, stum pfen Z ähnen (Fig. 571h, i). K ronb lätter grünlich bis g elb lich g rü n , m it F i g . 571. S i l e n e l o n g i f l o r a E h r h . a, a 1 H a h i t u s p / 3 n a t ü r l . kurzem K rönchen (F ig. 571k). S ta u b ­ G r ö s s e ) , b K e l c h , c K r o n b l a t t . d K e l c h s a u m ( v e r g r ö s s e r t ) . « K a p s e l m i t S ti e l, f S a m e . — S i l e n e c h l o r a n t h a E h r h . g , g i H a b i t u s b lä tte r so lang als die K ro n b lä tte r. K apsel ( * / 3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , li K e l c h , i K e l c h s a u m ( v e r g r ö s s e r t ) . k K r o n b l a t t . I F r u c h t k a p s e l m i t S iiel. rundlich, gestielt, vom K elch um schlossen, so lang als d er F ru c h tträ g e r. — V II, V III (X). Z erstreu t in d ürren K iefernw äldern, an sonnigen H ügeln, auf sandigen P lätzen, an W e g rän d ern , auf D ünen d er E b en e; einzig im nördlichen und östlichen D e u t s c h l a n d . In D e u t s c h l a n d z e rstre u t in M itte l- u n d N ied ersch lesien , in B ra n d en b u rg , P osen, V o r- u n d H in te r­ p o m m e rn , W e stp re u sse n (b eso n d ers in d e r W eich selg eg en d ), im sü d lich en O stp re u sse n ; fü r S a c h se n (bei R osnitz im K reise Z w ickau) u n d T h ü rin g e n (am N e id e n b e rg e r S c h lo ssb e rg ) se h r frag lich . D ie W estg re n ze e rre ic h t diese A rt in N o rd d e u tsc h la n d bei L u c k a u -T re u e n b rie tz e n -T re b b in -P o ts d a m -S p a n d a u -O ra n ie n b u rg -E b e rs w a ld e A n g e rm ü n d e - S c h w e d t a. O . - G arz - S te ttin (n a ch A s c h e rs o n -G ra e b n e r). A u sse rd em ad v en tiv im H afen von M a n n h e im (1894). S. c h lo ra n th a is t w ie nr. 910 u. 912 eine e c h te p o n tis c h e Sandpflanze (sie fe h lt in N ie d e rö ste r­ re ic h , B öhm en und S ü d d e u tsc h la n d v o lls tä n d ig !), w elche n a m e n tlich im W eich sel- und O d e rg eb ie t, in P o sen usw . ziem ­ lic h v e rb re ite t ist. M it V o rlieb e findet sie sich in d ü rren K ie fern w ä ld ern , an k u rz g ra sig e n , sa n d ig en A b h ä n g e n („ p o n tisc h e H ü g e l“), h ie r o ft in B e g le itu n g von G ypsophila fa stig ia ta , D ia n th u s C a rth u sia n o ru m und p ro life r, Silene O tite s (pag. 290), C e n ta u re a R h en an a, C a rex a re n a ria (Bd. II, p a g . 62), S p ira e a F ilipéndula, P e u d a n u m O reoselinum , S c a b io sa o c h ro le u c a o d er su av eo len s, K o e leria g lau c a, F e s tu c a o vina, P h le u m B oehm eri, E u p h o rb ia cy p arissia s, S c lera n lh u s p eren n is, O nonis spinosa, A rm e ría v u lg aris, S alvia p ra te n sis, E u p b ra sia lu te a , V e ró n ica 9 G r. /ZcoQÓg (chlorós) = g e lb g rü n und äv'&og (ä n th o s) = B lü te : g rü n b lü tig .

290 Teucrium , H elichrysum arenarium, A rtem isia cam pestris, Chondrilla iuncea, H ieracium echioides, Scorzonera purpurea etc. — S. chlorantha blüht zuw eilen im H erbst zum zw eitenm al. A bends duftet sie w ie Platanthera. bifolia, jedoch viel zarter. Sehr selten wurden Exem plare mit klebrigem S tengel beobachtet.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches Europa (Süd- und Mittelrus'sland,. Rumänien, Ungarn, Siebenbürgen, östliches Deutschland), Sibirien, Dsungarei.

912. Silene Tatärica (L.) Pers. (= Cucübalus Tataricus L., = C. secündus Gilib., = Viscägo Tatarica Hornem., = V. unilateralis Moench). T a t a r i s c h e s L e i m k r a u t . Fig. 572 a bis f. Ausdauernd, 30 bis 60 cm hoch, kahl. Grundachse vielköpfig, eine kräftige Pfahl­ wurzel treibend. Stengel rund, sehr steif, aufrecht, wenig behaart, unten meist mit kurzen,, beblätterten Aesten, einfach oder oben zuweilen verzweigt, an den Knoten meist rot über­ laufen. Laubblätter lanzettlich bis spatelförmig, spitz, nach dem Grunde verschmälert, am Rande ganz fein gesägt, mit kräftigem Mittelnerven. Scheintraube aufrecht. Wickel 1- bis 3-blütig. Blüten deutlich gestielt, beim Aufblühen auf aufrechten Stielen nickend. Kelch röhrig, etwas keulenförmig (Fig. 572b), kahl, 10-rippig, mit 5 eiförmigen, spitzen Zähnen. Kronblätter tief 2-spaltig, weiss oder grünlichweiss, ohne Krönchen (Fig. 572 d). Kapsel kaum über den Kelch herausragend, länglich (Fig. 572e). Samen zusammengedrückt, auf dem Rücken höckerig, auf den Seitenflächen flach. — VII bis IX. Zerstreut auf sandigen Flussufern, sandigen Triften, auf Dünen (selten), an W eg­ rändern. Einzig im nordöstlichen D e u t s c h l a n d . D iese Art findet sich im nordöstlichen Flachlande fast ausschliesslich in den Flusstälern der W eichsel’ und deren N ebenflüsse (längs der D rew en z sogar bis in den K reis L öbau), Oder m it W arthe, Obra und Netze sow ie im M em elgebiet. Ausserdem wird sie auf den D ünen um D an zig und längs der frischen N ehrung (hier w ie Corispermum M arschallii [pag. 253] m it der W eichsel angekom m en!) angetroffen. D ie W estgrenze verläuft: von der Oder bei Fürstenberg über Frankfurt a. O. nach W riezen— Z ehden— Stolpe a. O.— Stettin (nach A s c h e r s o n ) . Selten auch adventiv (in Franken am U fer der R egnitz bei M öhrendorf) beobachtet. — D iese pontische Strompflanze gehört der Flora der trockenen Flussufer-Sande an und erscheint im W eichseltale nach S c h o l z gern in G esellschaft von Salsola K ali (pag. 258), Eryngium planum, A rtem isia cam pestris, Erysimum hieraciifolium , Sisym brium altissim um , P etasites tom entosus etc.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Oestliches Europa (Süd- und Mittelrussland, west­ wärts bis Lappland, Finnland, östl. Ingrien, Liv- und Kurland [Inundationsgebiet der livl. Aa. und Düna], Neumark, Polen, östliches Deutschland, Galizien, Ungarn, Rumänien; nördlich, bis Archangelsk), südliches Sibirien (Altai, Baikal).

913. Silene Otites1) (L.) Wibel (= Cucübalus Otites L ., = C. parviflörus Lam., = C. dioicus Gilib., = Viscägo polygama Stokes). O h r l ö f f e l - L e i m k r a u t . Taf. 99, Fig. 5. Zweijährig oder ausdauernd, 20 bis 100 cm hoch. Wurzelstock ästig, mehrköpfig,, blühende und nichtblühende Stengel treibend. Blütenstengel aufrecht, einfach, dünn, unterwärts­ kurzhaarig, oberwärts nächst dem rispigen Blütenstand kahl. Untere Laubblätter rosettenartig angeordnet, spatelförmig, allmählich in den Stiel verschmälert, die obern sehr entfernt, verkehrt-eilanzettlich bis lineal, alle dicht kurzhaarig. Blüten vielehig-zweihäusig, deutlich ^gestielt, in traubig angeordneten, stark verkürzten, Scheinquirlen ähnlichen Wickeln. Männliche Blüten oft einen grossen Fruchtknotenrest enthaltend. Kelch kurz, keulig-glockig, 4 bis 5 mm lang, undeutlich 10-nervig, kahl, grün, mit 5 kurzen, stumpfen Zähnen. Kronblätter grünlichgelb, länglich-spatelig, ungeteilt (Taf. 99, Fig. 5 a), 2 bis 3 mm aus dem Kelch hervor­ ragend (bei den weiblichen Blüten zuweilen fast im Kelch verborgen), ohne Krönchen. Kapsel eiförmig, länger als ihr Träger, den Kelch etwas überragend. Samen nierenförmig, am Rande etwas furchig, flach streifenwarzig, 0,7 mm breit. — V bis IX. Stellenweise auf sandigen, trockenen Hügeln und Feldern, auf Bahndämmen, be­ wachsenen Dünen, Grasplätzen, sonnigen Felsen, im Flusskies und in Kiefernwäldern der ’) Gr. oög [us] Gen., onog [otös] =

Ohr; die Blätter haben die G estalt eines Ohrlöffelchens.

291 E bene (besonders in den Flusstälern) und der K üstengebiete, selten auch in d er B ergregion (im W allis vereinzelt bis 2000 m). A usserdem selten adventiv (z. B. S üdbahnhof M ünchen). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und M itteleu ro p a, T ran sk au k asien , V o rd e r­ asien, Sibirien (bis zur Lena).

F i g . 572. S i l e n e T a t a r i c a P e r s . a, a 1 , a 2 H a b i t u s (x/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , h K e l c h , c K e l c h s a u m ( v e r g r ö s s e r t ) . /3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , h K e l c h , i K e l c h s a u m ( v e r g r ö s s e r t ) . k K r o n b l a t t . I K a p s e l m i t Sti el , m S a m e n . — S i l e n e v i r i d i f l o r a L . n H a b i t u s fl / 3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , o K e l c h , p K e l c h s a u m ( v e r g r ö s s e r t ) , q F r u c h t k e l c h , r K r o n b l a t t . s K a p s e l .

D iese ziem lich w e itv e rb re ite te A rt is t b eso n d e rs in tro c k e n e n N ie d eru n g e n (N o rd d e u tsch e T ie feb e n e , G e b ie t der p a n n o n isch -p o n tisch e n F lo ra , südliche A lp en täler, W e stsch w e iz) n a m e n tlic h a u f sandigem B oden an zu treffen . In N o rd d e u tsc h la n d g e h ö rt sie zu den B egleitpflanzen der K ie fe rn w ä ld e r äh n lich w ie A lsine viscosa, T rifo liu m a lp estre, V icia silv atica u n d C a ssu b ica, P eu c ed a n u m O reoselinum , P iro la c h lo ra n th a und u m b ellata, S c a b io sa o c h ro leuca, C h ondrilla iu n cea, C e n ta u re a R h e n an a , E q u isetu m h iem ale etc. A n d re rse its findet sie sich häu fig a u f sandigen G ra strifte n n e b en S em pervivum so b o liferu m .A strag a lu s a ren a riu s, Silene c h lo ra n th a (pag. 289) e tc. D ie B lüten sind m eisten s z w eih äu sig . W eib lic h e E xem plare kom m en sp ä rlic h e r v o r; ebenso tra g e n die w e ib lich en S prosse w e n ig e r B lüten. D ie B lü ten scheinen teils w ind-, teils in se k te n b lü tig zu sein. D er k leb rig e S ten g el soll g e g en an k rie ch e n d e In se k ten sch ü tzen . A bends z w isch en 7 u n d 8 U h r d u ften die m ännlichen u n d w e ib lich en Pflanzen s ta rk (am inoi'der N e lk en d u ft). V gl. S c h u l z , A ug. D a s B lühen von S. O tite s. B e ih e fte zum B o ta n . Z en tralb latt. B d. X V III (1905).

914. Silene multiflöra

(E hrh.) P ers. (= C ucübalus m ultiflorus E hrh., = C. H ungaricus K it., = V iscägo m ultiflora Hornem .). V i e l b l ü t i g e s L e i m k r a u t . F ig. 5 7 2 g bis m.

A u sd au e rn d , bis 60 cm hoch. S tengel au frech t, sehr kurz flaum haarig (nicht klebrig). L a u b b lä tte r flaum haarig, die untern spatelförm ig, die obern lineal. Stiel d er

292

meist einfachen Trugdolden kürzer als die kurz gestielten Blüten (letztere daher fast quirlartig gehäuft). Kelch röhrig-keulig, 14 bis 16 mm lang, kahl oder kurz kraushaarig, (Fig. 572 h, i), grün gestreift, mit länglichen, stumpfen, weissberandeten Zähnen. Kronblätter weiss, 2-spaltig, ohne Krönchen (Fig. 572k). Kapsel länglich, so lang als ihr Stiel (Fig; 5721). Samen am Rücken und auf den Flächen glatt, gekörnelt (Fig. 572 m). — VI, VII. Selten in nassen Wiesen in N i e d e r - O e s t e r r e i c h . Einzig in N iederösterreich (im W iener Prater, E bergassing, zw ischen W agram und G ross-Enzersdorf, M archegg und L assee i. M.). A usserdem im H afen von M annheim (1893) adventiv.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches Europa (Südrussland, Rumänien, südl. Siebenbürgen, Banat, Ungarn [bis zum Neusiedlersee], Niederösterreich), Kaspische Wüsten, Dsungarei und altaisches Sibirien.

915. Silene vindiflöra L. (= S. pauciflora Ucria, = S. nütans L. var. livida Maly, = S. HornemanniSteud., = Otites viridiflora Opiz). G r ü n b l ü t i g e s L e i m k r a u t . Fig. 572n bis s. Ausdauernd, bis 1 m hoch. Wurzelstock ästig, vielköpfig. Stengel aufrecht, dicht­ flaumig, oberwärts drüsig-klebrig. Untere Laubblätter spatelförmig, in den langen Stiel allmählich verschmälert, mittlere breit-eiförmig, spitz, mit verschmälertem Grunde sitzend, obere lanzettlich, alle flaumig-kurzhaarig. Blüten in langgestielten, rispig angeordneten Trugdolden, mässig lang gestielt, meist nickend. Blütenstiele dicht drüsig-flaumig. Kelch walzlich-eiförmig, 15 bis 20 mm lang, am Grunde allmählich verschmälert (Fig. 572 o), drüsig-flaumig, grünlichweiss, mit 10 grünen Nerven, kurz 5-zähnig, zuletzt aufgeblasen (Fig. 572 p, q). Kelchzähne spitz, weiss berandet. Kronblätter tief 2-spaltig, innen grünlich­ weiss, aussen grün, mit Krönchen (Fig. 572r). Kapsel eiförmig, auf sehr kurzem Träger (Fig. 572 s), im aufgeblasenen Fruchtkelch eingeschlossen. Samen nierenförmig, am Rücken seicht rinnig, auf den Flächen höckerig. — VII, VIII. Selten in Laubwäldern, an buschigen Abhängen; nur im südöstlichen Oesterreich. In O e s t e r r e i c h vereinzelt in U ntersteierm ark (B achergebirge, auf dem W otsch, zw ischen P öltsch ach und W iridisch-Landsberg, K lanzberg bei Bad Neuhaus, im Savetal bei Trifail), in Krain (z. B. im Feistritztal, bei Cilly) und im Küstenland. H ier gehört S. viridiflora w ie Asparagus tenuifolius, O strya (pag. 68), H elleborus odorus, D ianthus barbatus, Euonym us verrucosus, H acquetia Epipactis, Lam ium O rvala, Galium aristatum, Centaurea variegata etc. zu den pannonischen Bestandteilen des K arstw aldes. A ndrerseits findet sie sich daselbst auch in B uchenw äldern neben Scilla bifolia, V icia oroboides, Stellaria holostea, O m phalodes verna etc.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südliches und südöstliches Europa (von Spanien durch Italien, Kroatien bis Griechenland, Balkan, Ungarn, Siebenbürgen), Taurus, westl. Himalaya.

916. Silene nütans L. (= S. discolor Retz., = S. infräcta Waldst. et Kit., = Lychnis nutans Scop., = Cucübalus nutans Lam., = Otites nutans Opiz). N i c k e n d e s L e i m ­ kraut. Engl.: Nottingham catschfly. Taf. 99, Fig. 6 und Fig. 573a bis d. Ausdauernd, 25 bis 70,cm hoch. Grundachse ästig, mehrköpfig, blühende und nichtblühende Sprosse treibend. Blütenstengel aufrecht, einfach, zottig behaart, oberwärts drüsig. Grundständige Laubblätter spatelförmig, stumpf,, lang gestielt, in den Stiel ver­ schmälert, obere spatelig-lanzettlich bis lanzettlich, ± gestielt, spitz, alle weichhaarig, am Rande dicht kurz bewimpert. Blüten nickend, in kurz gestielten, rispig angeordneten 3bis 7-blütigen Trugdolden. Blütenstand vor dem Auf blühen einseitig überhängend. Blüten­ stiel drüsig-flaumig. Kelch röhrenförmig-keulig, 8 bis 13 mm lang (Fig. 573 a), am Grunde vom Stiel deutlich abgesetzt, drüsenhaarig, mit 10 dunklen Nerven. Kelchzähne kurz, spitz, weiss berandet. Kronblätter schmutzigweiss (selten blassrötlich bis bräunlichpurpurn), tidf 2-spaltig mit linealen Zipfeln. Krönchen vorhanden, spitz (Fig. 573b). Kapsel eiförmig, aufrecht, etwas

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länger als ihr Stiel (Fig. 5 /3 c), im Kelch eingeschlossen. Samen nierenförmig, 1 bis 1,2 mm breit, am Rande rinnig, auf der Fläche warzig-stachelig (Fig. 573 d). — VI bis VIII. Ziemlich häufig und verbreitet an sonnigen Hügeln und Abhängen, an Felsen, auf trockenen, mageren Wiesen, an Rainen, Weg-, Acker- und Waldrändern, auf Dünen (Graue Düne), Bergwiesen, in lichten Wäldern, Kleefeldern; von der Ebene bis in die alpine Region (bis 2400 m). Im n o rd w e stlic h en D e u tsc h la n d selten und z. T . g anz fehlend, stellenw eise (B ahnhof G e estem ü n d e [1881], bei P a p e n b u rg [1883], O ld e n b ü tte l b e i R e n d sb u rg ).

au ch n u r e in g e sc h le p p t

Al l g e me i n e V e r ­ b r e i t u n g : Europa (nörd­ lich bis Lappland, Kola, Nor­ wegen), Kanarische Inseln, Nordafrika, Kaukasus, Sibi­ rien, Japan. A e n d e rt ab: v ar. g l a b r a S ch k u h r ( = S . in frä c ta W ald st. e t K it.) Pflanze k a h l. L a u b b lä tte r n ur am G ru n d e b e w im p e rt (Z er­ stre u t). — var. l i v i d a (W illd.) O tth ( = S. In sü b ric a G aud., = S. pelidna R c h b ., = S. viridiflora S ch u n ck nec L .). K ro n b lä tte r u n te rse its olivgrün (zuw eilen b e id e rse its g rünlich, a b e r n iem als trü b rö tlic h ), m e ist e tw a s tie fe r g e te ilt. S üdliche G eg en d e n (S ü d ­ tiro l, T e s sin ); n ö rd lic h d e r A lpen selten (z. B. S chloss G u te n b e rg in L ic h ten ste in ). A d v e n tiv im H afen von M a n n h e im .— f. e r e c t a M urr. A e ste d e r R ispe a u fre c h t (In n s­ bruck). — f. a c a ü l i s R ob. K eller. L a u b b lä tte r ro s e tte n a rtig , sp a te l­ förm ig, la n g g e stie lt, z o ttig . B lüten seh r k u rz g e stie lt, u n m itte lb a r aus der G ru n d a ch se e n tsp rin g e n d . F i g . 573. S i l e n e n u t a n s L . « K e l c h , b K r o n b l a t t . c F r u c h t k a p s e l m i t S ti e l. S am e .— S i l e n e I t á l i c a P e r s . e, e \ H a b i t u s ('/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , f K e l c h , g K e l c h s a u m . K elch z o ttig , drüsenlos. — f. r 6 s e a h K r o n b l a t t . i F r u c h t k n o t e n m i t G r if f e l. — S i l e n e I t a l i c a P e r s . v a r . n e m o r a l i s P a c h e r. B lüten rö tlic h , ro sa ro t, H e u f i e l , k H a b i t u s fl/s n a t ü r l . G r ö s s e ) . I K a p s e l m i t S ti e l. bis tie fro t (S elten). — f. r ü b e n s (V est) R o h rb . B lü te n rö tlic h b is b rä u n lic h -p u rp u rn . — f. a l b i f l ö r a E vers. B lüten v o llstän d ig w eiss (S üdtirol). M e h rfa c h w u rd en au ch E x em p lare m it gefü llten B lüten b e o b a c h te t. — Silene n u tan s ist als trio e zisch e N a c h t­ fa lterb lu m e zu bezeich n en , d eren no rm al sch m u tzig w eisse Blüten sich 3 N ä c h te h in te re in a n d e r e n tfa lte n und sich durch ih re helle F a rb e u n d ih re n k rä ftig en D u ft (sie riec h en n a ch H yazinthen) b e m e rk b a r m ach en . D ie w e ib ­ lichen B lü ten sind k lein e r als die z w itte rig e n u n d m ännlichen. D ie am h äu fig ste n vorkom m enden Z w itte rb lü te n (T af. 99, F ig . 6a) sind a u sg e sp ro ch e n p ro tera n d risch . In der e rste n N a c h t entw ickeln sich die äu ssern , in d e r zw eiten die in n ern S ta u b b lä tte r, w ä h re n d sich die N a rb en e rst in d e r d ritte n e n tfalten . Am T a g e b leib e n die B lüten g eschlossen (sie sehen w ie v e rw e lk t au s!) und d u ften nicht. V e g e ta tiv e V e rm eh ru n g findet d u rc h W u rze l­ sprosse sta tt.

917. S ilen e Itálica (L.) Pers. (= S. latifólia Poir., = S. pátula Desf., = Cuciibalus Italicus L.). I t a l i e n i s c h e s Lei mkraut. Fig. 573e bis k. Ausdauernd, 30 bis 60 (120) cm hoch. Wurzelstock ästig, mehrköpfig. Stengel aufrecht, flaumig rauh, klebrig beringelt. Untere Laubblätter lanzettlich oder spatelförmiglanzettlich, spitz, in den Stiel verschmälert, mittlere und obere lanzettlich bis lineal-

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lanzettlich, sitzend, spitz, alle dicht kurzhaarig. Blütenstand aufrecht, meist reichblütig. Blüten aufrecht, in langgestielten, rispig angeordneten 3- bis vielblütigen Trugdolden. Blütenstiele schwach drüsig-flaumig, kürzer oder so lang als der Stiel. Kelch länglich­ keulenförmig, 15 bis 22 mm lang, an der Basis plötzlich abgestutzt, 10-nervig, grünlichweiss (zuweilen rötlich überlaufen), drüsig-flaumig, mit 5 stumpfen Zähnen (Fig. 573 f, g). Kronblätter bis zur Hälfte 2-spaltig, oberseits weiss, unterseits grünlich-rötlich, grau oder grün geadert. Krönchen fehlend (Fig. 573h) oder höchstens 2 kurze Höckerchen vorhanden. Kapsel eiförmig, etwa so lang oder kürzer als der Fruchtträger. — V Selten an Hügeln, Wegrändern; wild nur im Süden. W ild bei Borgo) und der S c h w e i z Steierm ark (am

nur im südlichen O e s t e r r e i c h in Südtirol (M argreid, B uchholz bei Salurn, jbastell Stenico, w ohl in Kärnten (Z iggeln und hinter dem K alvarienberg bei K lagenfurt), aber sicher nicht in (im Tessin V erw echslung mit S. nutans var. livida!), ausserdem selten eingeschleppt, so in Grazer Schlossberg, jetzt verwildert) ehem als ausgesät und in der S chw eiz (Bahnhof Zürich).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittelmeergebiet (von Spanien bis zum Taurus, bis Armenien und Persien). In England eingeschleppt. Aendert ab: var. n e m o r ä l i s (W aldst. et Kit.) H euffel ( = S. Italica P ers. ß. floccösa Rohrb., = Cucübalus floccösus Ficin.). F ig. 573 k, 1. A ehnlich, aber m eist höher (bis 120 cm hoch). Untere Laubblätter eiförm ig, in den Stiel rasch verschm älert, spitz, m ittlere verkehrt-eilanzettlich, obere lanzettlich bis lineal, spitz, alle dicht kurz-flaumig. Blüten aufrecht, in dichtblütigen, lang gestielten Trugdolden, w eisslich , sehr selten rötlich (f. r u b r i f l ö r a Evers; in Südtirol beobachtet). W ild an sonnigen Hügeln, steinigen B ergabhängen, zw ischen G ebüsch, in H olzschlägen, auf trockenen B ergw iesen im südlichen O e s t e r r e i c h in Südtirol, Steierm ark (be­ sonders in M ittelsteierm ark; stellenw eise, w ie bei P eggau , G ratw ein, Stübing, Rein, Judendorf sehr häufig), K ärnten (um K lagenfurt), Krain und K üstenland. In N iederösterreich (auf K un stw iesen bei W artenstein seit 1880), in B öhm en (A u ssig, St. Ivan, St. Prokop, K arlstein bei Prag, zw ischen T schersing und Sebusein), in M ähren (erst in letzter Zeit innerhalb der K unstbestände [nam entlich an Eisenbahndäm m en] beobachtet; so bei K önigs­ feld, Zw ittau, bei P aulow itz und B latze nächst O lm ü tz; zw ischen Hullein und H olleschau, Kremsier, Trebitsch, Friedland, M itrow ) und in Schlesien (W eidenau) w oh l überall nur adventiv (E phem erophyt). In D e u t s c h l a n d w oh l überall nur eingeschleppt, so im K önigrech Sachsen (südlicher T eil des E lbhügellandes um Pillnitz, zw ischen Pirna und dem Cottaer Sp itzberg, unterhalb D resden nur bei Lössnitz), in P osen (einm al im Kr. O strow o), bei Frankfurt a. M. und in W ürttem berg (M enelzhofen im Oberam t W angen und früher [1890] H agelloch bei Tübingen). F eh lt in der S c h w e i z .

918. Silene acaü lis L. (= S. caespitosa Salisb., = Cucübalus acaulis L., = Lychnis acaulis Scop.). S t e n g e l l o s e s L e i m k r a u t . Franz.: Silene a courte tige; engl.: Stalkless silene, moss campion. Taf. 99, Fig. 1 und Fig. 574. A uf das A ussehen und den Standort dieser Alpenpflanze gehen die Benennungen: P o l s t e r n a g e r l n (O berösterreich); A l p ä p o l s t e r (C hurfirstengebiet); M o o s b l e a m l (N iederösterreich); M i e s n a g e r l , M i e s v e i g l (Salzburg); S t e i n k r a u t (Berner-O berland). T e u f e l s p e i t s c h e n (N iederösterreich) und Z i g e u n e r ­ k r a u t (Kärnten) scheinen auf A berglauben, der sich an die Pflanze knüpft, hinzuw eisen.

Ausdauernd, 1 bis 4 cm hoch, + dichte Flachpolster bildend. Stengel stark ver­ kürzt, bis 4 cm hoch, dichtdachig beblättert, 1-blütig (Fig. 574b). Laubblätter linealpfriemlich, lederig, spitz, einnervig, am Rande stachelig gewimpert. Blüten einzeln, sitzend oder kurz gestielt, dreihäusig (siehe unten!). Kelch + glockig, 4 bis 10 mm lang, kahl, 10-nervig, grün oder oft rötlich überlaufen, 5-zähnig. Kelchzähne stumpf, bis halb so lang als die Röhre. Kronblätter dunkel- bis blassrosarot (selten weiss), vorn ausgerandet. Krönchen klein, zweihöckerig oder Höcker fehlend. Kapsel kugelig bis eiförmig, im Kelch eingeschlossen oder denselben überragend (Fig. 574 e, i). Samen rundlich-nierenförmig, mit 4 bis 6 konzentrischen Linien von Buckeln versehen, am Rücken abgerundet, zuweilen am Rücken gefurcht und auf den Flächen vertieft (Fig. 574f, g). — VI bis IX. Häufig und ziemlich verbreitet auf steinigen Weiden, felsigen Hängen, im Geröll, auf Felsblöcken, in Spalten und Schneetälchen der Alpen; von ca. 1700 bis 3600 m (Monte Rosa

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im Wallis 3600 m, an der Jungfrau im Berner-Oberland bis 3350 m), vereinzelt auch tiefer (herabgeschwemmt bis 830 m). Auf Urgestein und (mit Vorliebe) Kalk. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Gebirge von Arragonien, Corbieres bis Madres, Alpen, Karpaten, nordwestlicher Balkan, Ural, westliche und östliche Arktis (Rocky Montains; südlich bis zu 40° nördl. Breite). D iese a rk tisc h -a lp in e S pezies lä s st sich n a c h V i e r h a p p e r (V erh an d l. der zool.-botan. G esellsch aft W ien. Bd. L I [1901]) in die fo lg en d en g e o g rap h isc h en , allerdings (m o rp h o lo g isch ) von ein an d er ziem lich w e n ig v e rsch ie d en e n R assen g lie d e rn : subsp. e x s c ä p a (A ll.) K o ch (F ig. 5 74h, i). Pflanze im W u ch s an A re tia erinnernd. P o lste r d ich te r, m eist von ty p isc h e r K u g elfo rm . L a u b b lä tte r se h r kurz, a u f­ recht. S ch eid en teile a n v e rlä n g e rte n Sprossen se h r gross, als w e ite , bleiche H üllen die In tern o d ien u m g eb e n d . B lüten stiel e tw as geflügelt. B lüten klein, im R a se n sitzend, h eliro sa. K elch n a ch a b w ä rts allm äh lich v e rsc h m ä le rt, n ic h t g e n ab e lt. K apsel k ü rz e r Und w en ig aus dem K elch h e ra u sra g e n d (Fig. 574 i). H ö here L a g e n der W e sta lp e n (d u rc h die S chw eiz östlich bis zur S ilv re tta g ru p p e und bis ins M o n tafu n , P y re n ä en und S panien. — su b sp . N d r i c a V ie rh ap p e r. Pflanze d ich t rasig. L a u b b lä tte r a u fre c h t a b ste h e n d , ca. 4 bis 10 m m la n g . B lüten sitzend o d e r ganz k u rz g e stie lt. K elch am G runde g e n a b e lt o d er a b g e s tu tz t, 3,5 bis 5 m m lang. K ronb lä tte r hell ro s a ro t (se h r se lte n w eiss), d o p p elt so g ro ss als b ei exscapa. K a p se l ellip tisch, 4 bis 7 m m lang, w enig lä n g e r bis d o p p e lt so lan g als d e r K elch. B lü ten stiele zur F ru c h tz e it zuw eilen v e rlä n g e rt u n d e tw a s län g e r als die K apsel. Z en trala lp e n von S te ie rm a rk , S alzburg, K ä rn ten , T irol, K a rp a te n . — subsp. l o n g i s c ä p a (K ern er) H ayek. W uchs lockerer. L a u b b lä tte r lä n g e r (bis 12 m m lang), a u fre c h t a b s te h e n d , o ft e tw as z u rü ck g e k rü m m t. K elch g rö s s e r (5 bis 8 m m lang), am G runde a b g e ru n d e t oder a b g e stu tz t, K ro n b lä tte r g rö sse r, d u n k ler g e fä rb t. K apseln elliptisch, lä n g e r (6 b is 8 m m lan g ), ste ts lä n g e r als der K elch (N ördliche u n d südliche K alk alp en ). — subsp. P a n n ö n i c a V ie rh a p p e r ( = v a r. d ian th ifd lia R ch b .). D e r vorigen R a sse se h r n a h e s te h e n d , je d o c h lo ck e rrasig . L a u b b lä tte r b re ite r und bis 15 m m lang, g e tro c k n e t o ft gelb lich g rü n . B lüten g rö sser, m e ist lan g g e stie lt. D e r S tiel o ft ein F i g . 574. S i l e n e a c a u l i s L . a B lü te n p o ls te r (längs B la ttp a a r trag e n d . K elch w e ite r. K alk alp en Von Südd u rc h s c h n itte n ; w e n ig verkleinert), b H a b itu s der E i n z e l­ b l ü t e ( v e r g r ö s s e r t ) . c L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie w e i b l i c h e ste ie rm ark , S ü d k ä rn te n u n d von K ra in (z. B. H ochobir, B lüte. rfK ro n b la tt. £ S am e n k ap sel m it K elc h . f , g Sam en. S tein er S a tte l, O istrizza). A u sse rd em w ird fü r die W e s t­ — su b sp . e x s c a p a (A ll.) K o c h , h H a b it u s (n a tü rlic h e alpen u n d P y re n ä e n eine subsp. C e n i s i a V ie rh ap p e r Grösse), i S a m e n k a p se l m i t K e lc h (vergrössert). (Pflanze d ich trasig . L a u b b lä tte r b re ite r) sow ie fü r den N o rd e n eine subsp. N o r w e g i c a P e rs. (Pflanze se h r lo ck e rrasig , m it langen, ste ts ein H o c h b la ttp a a r tra g e n d e n A chsen) e rw äh n t. E ine b eso n d e re g e o g ra p h isc h e R a sse k o m m t a u ch dem B a lk a n zu. D ie G liederung in diese g e o g ra p h isc h e n R a sse n d ü rfte sich e rst n a c h der E iszeit vollzogen h a b e n — d a fü r sp re ch e n au ch die re la tiv g erin g en g e g en seitig e n A b w e ic h u n g e n — und ist h e u te no ch n ic h t v o llstä n d ig abgeschlossen. — S. acaulis is t trio e zisch und e n tw ic k e lt d reierlei P o ls te r , solche (allerdings selten) m it p ro te ra n d risc h e n Z w itte rb lü te n , a n d e re m it la u te r m än n lich en u n d d ritte n s solche m it la u te r w e ib lic h en (und z w a r dann klein eren ) B lüten. D a n eb en g ib t es n o c h an d ro - u n d g y nom onoecische S töcke. A u c h gefü llte u n d w e isse B lü ten k om m en gelegentlich vor. D ie in g ro ss e r Z ah l d ich t n e b e n e in a n d e rsteh e n d en B lü ten w e rd en von In se k ten (n a m e n tlich F a lte rn ) re ic h lic h b e su c h t. — S. acaulis g e h ö rt zu den auffallen d sten u n d v e rb re ite tste n A lpenpflanzen, w elch e n u r vereinzelt u n te r 1700m h in a b s te ig t (B leg n o tal in T e s s in 1200 m, G rin d e lw a ld g le tsc h e r im B e rn er-O b e rlan d bis 1000 m); •ausserdem selten h e ra b g e sc h w e m m t (bei M a tt im K a n to n G larus 845 m , b ei S te y r an der E nns in O b e rö ste rre ic h ). Sie findet sich in den v e rsch ie d en ste n F o rm a tio n e n (W eiden, M a tte n , F e lse n , G eröll), allerdings m it V o rlieb e a u f k a lk reich er U n te rla g e. S. aca u lis g e h ö rt zu den alpinen „ F la c h p o ls te r“-P flanzen, deren k o m p ak te , aus den iE ndverzw eigungen d e r d ich t g e d rä n g t ste h e n d e n , b e b lä tte rte n T rie b e b e ste h e n d e O b erfläch e z u r Z e it der B lü te von z ah lreic h en b re n n en d ro te n B lü ten stern en b e d ec k t ist. D a s In n e re des P o lste rs is t von z ah lreic h en

296 Blattresten erfüllt, während die einzelnen Stäm m chen reichlich wurzeln. D ie Pflanze liefert höchstens den Schafen etw as Futter. Für alpine A nlagen im Tieflande eignet sich S. acaulis nicht gut, da sie daselbst nur sehr spärlich Blüten erzeugt.

CCLI.

L y c h n is 1) L. L i c h t n e l k e . Franz.: Lychnis; Crotonella, corona.

engl.: Campion; ital.:

Ausdauernde, rauhhaarige oder filzig bis dicht zottig behaarte Kräuter von der Tracht vieler Silenen. Blüten gross, zwitterig, in lockeren Trugdolden. Kelch röhrig-glockig,. 10-rippig. Kronblätter ungeteilt, ausgerandet oder 2- bis 4-spaltig, rot oder weiss, mit deutlichem Krönchen (Fig. 575 c, k). Staubblätter 10. Fruchtknoten durchaus (d. h. bis zum Grunde) einfächerig (Fig. 575 e), im Kelch gestielt. Griffel meist 5 (Fig. 575 h), seltener 3 oder 6. Frucht eine mit 5 Zähnen aufspringende Kapsel (Fig. 575 d, 1). Samen nieren­ förmig, höckerig (Fig. 575f, m). 1. L aubblätter dicht seidenhaarig-w eissfilzig. Kronblätter ungeteilt, ausgerandet oder 2-spaltig 2, 1*. L aubblätter etw as rauh. K ronblätter tief 4-spaltig, m it schm alen, linealen Zipfeln. L. F l o s c u c u l i nr. 921. 2. Blütenstand m eist dicht trugdoldig. Kronblätter 2-spaltig, mit breiten, abgerundeten Lappern (Fig. 575c) . L. F l o s Jovis nr. 919. 2.* Blüten einzeln. K ronblätter un geteilt oder ausgerandet L. C o r o n a r i a nr. 920. Zu der G attung gehören ca. 10 Arten der alten W elt (nam entlich in Sibirien), von denen nördlich der A lpen spontan einzig L. F los cuculi in Betracht kom m t. Ausser den beiden seidenfilzig-behaarten, südalpinen A rten (nr. 919 und 920) werden bei uns in Gärten als Zierpflanzen die drei folgenden Spezies g ezogen : L. C h a l c e d ö n i c a L. Brennende L iebe, Jerusalem sblum e. Engl.: Scadlet Lychnis. F ig. 575 n. Ausdauernd, 30 bis 45 cm hoch. Stengel aufrecht, rauhhaarig. L aubblätter eiförm ig, spitz, beiderseits rauh. Blüten in dichter Trug­ dolde. K elch länglich-keulenförm ig, behaart. K ronblätter leuchtend scharlachrot, seltener w eiss oder fleischrot,. 2-sp altig. D ie se aus Sibirien, dem mittlern und südlichen Russland stam m ende A rt wird in Sibirien wegen, ihres hohen Saponingehaltes zum W aschen (T ataren- oder K uckucksseife) verw endet. — L. f ü l g e n s Fisch., aus Sibirien. Aehnlich. B lüten aber in lockerer, w enigblü tiger Trugdolde und grösser. K elch verkehrt­ eiförm ig. K ronblätter 4-spaltig, scharlachrot. — L. g r a n d i f l ö r a Jacq., aus Japan. K ronblätter scharlachrot, ungeteilt. — A dventiv wurde L. laeta A it. aus dem w estl. M ittelm eergebiet in dem H afen von M annheim (1901). angetroffen. G elegentlich als G artenflüchtling ausser L. C halcedonica auch nr. 919 und 920.

919. Lychnis Flos Jovis*2) (L.) Desr. (= Coronaria Flos Jovis A. Br., = Agrostemma Flos Jovis L.). J u p i t e r ’s L i c h t n e l k e , Zeus-Nelke. Franz.: Oeillet de Dieu, coquelourde fleur de Jupiter; engl.: Jove’s flower. Fig. 575a bis f. Ausdauernd, 20 bis 90 cm. hoch, dicht seidenhaarig-weissfilzig und zottig. Stengel ziemlich steif aufrecht, unten ziemlich gedrängt beblättert, einfach oder oben etwas ästig. Unterste Laubblätter länglich-spatelförmig, spitz, in den kurzen, scheidenartigen Blattstiel verschmälert, die obern länglich, spitz. Blütenstand meist dicht-trugdoldig. Kelch lederartig, länglich-glockig, 10-rippig (alle Rippen gleich stark), zottig-filzig, mit 5 spitzen Zähnen (Fig. 575 b). Krone 2 bis 3,5 cm im Durchmesser. Kronblätter karmin- oder hellpurpurrot (selten weiss), 2-spaltig, mit breiten, abgerundeten Lappen. Krönchen vorhanden (Fig. 575 c). Frucht ei­ rund-länglich. Samen zahlreich, spitz, ziemlich flach, gezähnelt, gekörnelt (Fig. 575 f). — VI, VIL Selten und vereinzelt an sonnigen Abhängen, steinigen, kräuterreichen Wiesen der südlichen Alpentäler; bis ca. 1900 m. F eh lt V intsch gau bei pass, Rabbital, L evico. In der

in D e u t s c h l a n d gänzlich. In O e s t e r r e i c h einzig in T irol (im sü dw estlich en T eile im M als, Sulden, St. Gertraud, Juvalalpe in Schnals, bei M eran, U lten, im N onsberg am T onaleG antkofel, M onte M aranza und an der M arzola bei Trento, M onte Baldo [1500 bis 1700 m])r S c h w e i z zerstreut in den K antonen WTallis (H aupt- und Seitentäler, Sim plon, Binn), Tessin

9 Gr. X'ßxvig Pflanzennam e bei T heophrast (H ist, plant. VI, 7 ); wird als A grostem m a Coronaria gedeutet2) L at. flos = Blum e und Jupiter (G enitiv Jovis), w elch em diese stattlich e Pflanze g ew eih t war.

wo.

29 7

Tafel 100.

Erklärung der Figuren. fig. „ „ „ „

1. 2. 2 a. 3. 3 a.

Lychnis Coronaria (pag. 297). Blütenspross. Lychnis Flos cuculí (pag. 298). Blütenspross. Kronblatt. Melandrium rubrum (pag. 300). Blütenspross. Kronblatt.

Fig. „ „ „

4. 4 a. 4b. 4 c.

Melandrium album (pag. 301). Blütenspross. Weibliche Blüte (Längsschnitt). Männliche Blüte (Längsschnitt). Same (vergrössert).

(M elano am M o n te G e n ero so ; fü r O livone?), F re ib u rg (les C a te s d’A illieres), B e rn er-O b e rlan d (?) und G ra u b ü n d en (E n g ad in [R o se g g tal, B evers, zw isch en Z ernez und B rail, V al U rezza, von L avin bis A rdez, S ent, S ilv rettag ru p p e ], M ü n s te rta l und P u sch la v [S u rsasso ]). A u sserd em seh r selten als G a rte n flü c h tlin g v e rw ild e rt.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südalpen (von Frankreich durch die Schweiz und Norditalien bis Westtirol). Fehlt im eigentlichen Südeuropa. D ie se für einzelne sü d alp in e T ä le r c h ara k te ristisc h e , a u sg e sp ro ch e n x ero p h il g e b a u te A rt g g h ö rt n ic h t w ie vielfach an g en o m m en w ird , d e r m ed ite rra n e n F lo ra an. D e n n d e r e ig e n tlich e n M itte lm e erflo ra fe h lt sie vollstän d ig . Sie is t also als ein P ro d u k t der zen tralen S üdalpen anzusehen. — B iologisch re p rä se n tie rt sie eine a u s­ g e sp ro c h e n p ro te ra n d ris c h e T a g fa lte rb lu m e , die b e so n d e rs von S c h m etterlin g e n (selten er A piden) b e su c h t w ird . D a d e r N e k ta r auf d e r In n e n seite des S ta u b b la ttg ru n d e s a b g e s o n d e rt w ird , ist er n ur In sek ten m it einem ca. 15 m m langen R üssel zu g än g lich (V gl. im w e ite re n B r i q u e t , Jo h n . É tu d e s de B iologie florale dans les, A lp es occid en tales. G enève 1896).

920. Lychnis Coronária1) (L.) Desr. (= Agrostémma Coronaria L., = Coronária tomentosa A. Br.). K r a n z - L i c h t n e l k e , Vexiernelke. Franz.: Coquelourde; engl.: Mullein pink, rose campion; ital.: Crotonelle, corona, (bei Locarno) vellutin. Taf. 100, Fig. 1 und Fig. 575g bis m. Ausdauernd, 30 bis 100 cm hoch, dicht seidenhaarig weissfilzig­ zottig. Stengel aufrecht, oben gabel­ artig verzweigt, am Grunde ziemlich dicht, oben entfernt beblättert. Laub­ blätter sitzend, eiförmig bis eilanzettlich, spitz. Blüten einzeln, lang-gestielt. Kelch trichterförmig, zuletzt länglich, lederartig, 15 bis 18 mm lang, mit 5 ungleich starken Rippen, dicht be­ haart (Fig. 575 i). Kelchzähne 5 bis 7 mm lang, lanzettlich, nach rechts gedreht. Kronblätter breit - eiförmig, bläulichpurpurrot (seltener rosarot bis weiss), am Rande ungeteilt oder ausgerandet. Krönchen vorhanden (Fig. 575k), 2 - teilig, spitz. Kapsel eiförmig (Fig. 5751), fast sitzend, in den Kelch eingeschlossen, mit fünf zurückrollenden Zähnen sich öffnend. Samen nierenförmig, eckig, F i g . 575. L y c h n i s F l o s J o v i s D e s r . a B l ü t e n s p r o s s ( n a t ü r l . G r ö s s e ) . schwarz, runzelig (Fig. 575g, m). — b k e l c h . c K r o n b l a t t . d F r u c h t k a p s e l m i t S tiel, e Q u e r s c h n i t t d u r c h d e n F ru c h tk n o t e n , f S am e n . — L . C o r o n a r i a Desr. Q uerschnitt durch den VI bis IX. Sam en, h B lü te n lä n g ssc h n itt. i K e lc h , k K ro n b latt. I Kapsel, m S am e n . — 1 /3

L. C h a l c e d o n i c a L . » B l ü t e n s p r o s s .

9 L at. c o ro n a = H e g i , F lo r a Bd. III.

K ra n z : n a c h der F o rm d e r K rone.

73

298

Selten an warmen Abhängen, zwischen Gebüsch; wild nur im Süden .der Alpen. Ausserdem in Obst- und Bauerngärten, an Waldrändern, bei Schlössern, Klöstern, alten Burgen und Kapellen hie und da verwildert. F eh lt in D e u t s c h l a n d w ild vollständig, dagegen gelegen tlich verw ildert (z. B. in der mittleren Pfalz bei alten Burgen, Rinkenberger H ecken bei Speyer, bei Aschaffenburg, D olom itfelsen bei K rögelstein im fränkischen Jura, bei Freiburg [Thellung], m ehrfach in Schlesien [Grünberg, L iegn itz, Bolkenhain, Leubus, Gorkau und K oppitz bei Zobten etc.]). In O e s t e r r e i c h w ild w ohl nur in Südtirol (V intsch gau von M eran abw ärts, V alsugana, Val Cia, M asetti di T elve etc.), im südlichen Krain und K üstenland (z. B. K aiserw ald bei P ola); in Noqdtirol, V orarlberg (Feldkirch, T osters, Schellenberg, F elsenau), Steierm ark (um Graz, Schloss H erberstein, Thom askapelle nächst H och en egg) und Kärnten nur verw ildert. In der S c h w e i z w ild einzig im W allis (Folaterres, Branson, Fully, T assoniere); selten verw ildert (z. B. bei der M adonna del Sasso bei Locarno). D ie se A rt ist eine sehr dankbare, leicht zu kultivierende N elke, w elch e, w enn einmal gepflanzt, sich von selbst w eiter versamt. A u s diesem Grunde wird sie bei uns sehr häufig in Bauerngärten und F riedhöfen angepflanzt. Im ersten Jahre entw ickelt die junge Pflanze nur den W urzelstock m it einer grundständigen, w eisslichen B lattrosette. In Gärten werden auch Form en m it w eissen, w eissen m it rotem Kranz und gefüllten Blüten gezogen . W ie die vorhergehende Art repräsentiert L. Coronaria eine Falterblum e, w elch e von grösseren T a g ­ faltern (Pieris- und V anessa-A rten, Schw alb en schw anz und Segelfalter) b esu ch t wird.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südeuropa (von Portugal bis Griechenland, Ungarn, Siebenbürgen), Kleinasien, Kaukasusländer, Turkestan, Himalaya.

921. L ychnis F los CUCllli *) L. ( — Coronaria Flos cuculi L., = Melandrium Flos cuculi A. Br.). K u c k u c k s - L i c h t n e l k e . Franz.: Fleur de coucou, œillet des prés; engl.: Ragged robin, cuckooflower, Meadow-Lychnis ; ital. : Fior-cuculo, femerone, margaritine rosse, violine da prato. Taf. 100, Fig. 2 und Fig. 576 a bis f. W ie viele andere im Frühjahr blühende Pflanzen wird auch unsere Art fast allerorts m it dem K uckuck in V erbindung gebracht: K u c k u c k s b l ö m e , K u c k u c k s b l o m e (N ordw estl. D eutsch lan d), K u c k u c k s ­ b l a u m e (Braunschw eig), K u c k u c k s s p i e [ = K uckucksspeichel; auf der Pflanze findet man häufig die in den bekannten speichelähnlichen Schaum eingehüllten Larven der Schaum zikade, Aphröphora spumäria L.] (S ch lesw ig), K u c k u c k s k r a u t (Schw aben), G u g g e r b l u m e , G u g g e r n ä g e l i , G u g g u n ä g e l i , G u g g o c h e s b l u e m e (S ch w eiz). Eine Reihe anderer Benennungen bezieht sich auf die rote Blütenfarbe (vgl. V iscaria vulgaris und M elandrium rubrum ): F l e e s c h b 1o m e , F l e e s k b l o m (N ordw estl. Deutschland), F l e i s c h b l o a m e (B raunsch w eig); F l e i s c h b l u m e (H essen, Egerland, R iesengebirge), F l ä s c h b l u m e (N ah egebiet); Z i e g e n f l e i s c h (R iesengebirge), F l o i s c h h o c k a r r o a s h e (Krain: G ottsch ee); F 1e i s c h b l ü a m l i , F l e i s c h n ä g e l i , F l e i s c h - M a i e ( n ) , H e r g o t t a f l e i s c h (S ch w eiz); B l u t b l ü m e l , B l o u t s p e i e r , N o s n b l o u d e r [ = Nasenbluter] (Egerland); F r a n z o s e n [vgl. Pulm onaria officinalis 1] (Böhm erwald, N iederösterreich); H a o n b l a m [H ahnenblume] (A ltm ark ), G i c k e l h o e n s k ä m m c h e n (G o th a ), K i c k e r i k i (B öhm erw ald), G i g e r i g k i b l e a m l (T irol), G o c k e l e r , G o c k e 1e r k a m m e (Schw aben). N ich t minder erregt auch die G estalt der zerschlitzten K ronblätter die Aufm erksam keit des V olk es: F e t z a l a n (B öhm erw ald), F a h n l (N iederösterreich); Z o d d e l b l o m (Sch w äb isch e A lb ), F o t z e in ä g e l i , S c h l i t z n ä g e l i , Z o z e l n ä g e l i (S ch w eiz); B o c k s b e r t (Sch w äb isch e Alb), H a r r s c h l e [die gefranzten K ronblätter werden m it einem H irsch­ g e w eih verglichen!] (G otha); S c h w i z e r h o s a [vgl. M elandrum rubrum, A q uilegia vulgaris], S c h l o t t e r h o s e [ = Pluderhose] (Schw eiz). D ie glatten glänzenden K ronblätter veranlassten ferner die Bezeichnungen S e i d e n b l e a m l (Böhm erwald, N iederösterreich), M u t t e r g o t t e s k l e i d (R iesengebirge), S p i e g e l b l u e m e (S ch w eiz: Thurgau). Auf dpn Standort in W iesen deuten hin: W i s e ( n ) - N ä g e l i , M at t e (n) - N ä g e l i , G r a s - N ä g e l i , H e u - N ä g e l i (Schw eiz). A ls R o s s n ä g e l i (C hurfirstengebiet, St. Gallen), w i l d e P f r i e s l i (Zürich: M aschwanden), w i l d i N ä g e l i wird die A rt in der S chw eiz von den echten N elken unterschieden. In der sch w ä­ bischen Alb bringt man die K uckucks-Lichtnelke m it dem G ew itter in Verbindung, daher dort W e tt e r n ä g e 1e , D o n n e r n ä g e l e , H a g e l n ä g e l e genannt.

Ausdauernd, 30 bis 90 cm hoch. Grundachse ästig, vielköpfig, rasig, blühende und nichtblühende Sprosse treibend. Blütenstengel aufrecht, kantig, zerstreut kurzhaarig, unter den Gelenken klebrig, einfach oder etwas gabelästig, häufig rot überlaufen. Untere Laub­ blätter länglich-spatelförmig, in den kurzen Blattstiel verschmälert; Stengelblätter lineal]) Lat. flos =

Blüte und lat. cüculus =

K uckuck; vgl. oben K uckucks-L ichtnelke etc.

299 lanzettlich, alle spitz, etwas rauh. Blüten kurz gestielt, in rispig angeordneten, lockeren Trugdolden. Kelch röhrig-glockig, kahl, 8 bis 10 mm lang, krautartig, grün oder rosa, mit 10 breiten, dunklen Rippen (Fig. 576 a). Kelchzähne ca. 3 mm lang, kurz, eiförmig, zugespitzt, etwas kürzer als die halbe Kelchröhre. Kronblätter rosarot (selten weiss),v handförmig 4-spaltig (Taf. 100, Fig. 2a), mit linealen, spreizenden Zipfeln. Krönchen vor­ handen, tief 2-zähnig, an der Aussenseite noch mit kleinen Zähnchen versehen. Kapsel unten etwas bauchig-eiförmig, nach oben sich verschmälernd, mit 5 kurzen, spitzen, nach aussen abstehenden Zähnen sich öffnend (Fig. 575b), von dem bleibenden Kelch umgeben. Samen zahlreich, braun, warzig-stachelig, am Rücken flach (Fig. 576c), 0,5 bis 0,7 mm breit. — V bis VIII. Häufig und verbreitet auf fruchtbaren Wiesen, in Auen, feuchten Gebüschen, Wiesenmooren, Kartoffelfeldern, an Ufern; von der Ebene bis in die höheren Voralpen (Bernina in Graubünden noch bei 2100 m, Pasterze in Kärnten 2500 m). Fehlt auf Helgoland. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (fast ganz Europa; nördlich bis Norwegen und Island), Sibirien, Kaukasusländer; in Nordamerika adventiv. Von A bnorm itäten sind m ehrfach weissblühende, selten kronblattlose (f. ap é t a l a Murr), kleinblütige (K elch aufgeblasen), gefüllt blütige (wild bei Schw artau bei L übeck beobachtet. Im Handel nach langjähriger Kultur als „A dolf M u ss“ bekannt; wird in T öpfen auch als W interblüher gehalten) und Form en mit (unter den Knoten) nicht klebrigen Stengeln (f. e g l u t i n ö s a . B ei Sangershausen in Thüringen unter Luzerne) und breiten Blättern (f. l a t i f ö l i a [Bolle]. Blätter bis über 1 cm breit. Pflanze grün, nicht rötlich) beobachtet worden. — D ie Blüten sind ausgesprochen proterandrisch und der Bestäubung durch Bienen, Schm etterlinge und langrüsselige F liegen angepasst. Lychnis F los cuculi ist eine m inderw ertige Futterpflanze, w elch e stellenw eise auf W iesen und in W iesenm ooren (mit grosser V orliebe im M oliniétum ; vgl. Bd. I, pag. 277) in grösserer Zahl auftritt. Für Gärten eign et sie sich, w eil sie nach w enigen Jahren eingeht, w enig. Sam en wurden in den Pfahlbauten der Schw eiz (Robenhausen) beobachtet. — A us Südtirol (M onte Baldo) wird der Bastard L. F l o s J o v i s D esr. X L. C o r o n a r i a D esr. ( = L. m é d i a F isch , et M ey.) angegeben. Z w ischen M e l a n d r i u m r u b r u m G arcke und L y c h n i s F l o s c u c u l i L. erzeugte G ä r t n e r künstlich einen Bastard.

CCLII.

Melandrium1)

Roehling.

Nachtnelke.

Ein- und mehrjährige Kräuter, in der Tracht vieler Silenen. Blüten zweihäusig oder zwitterig. Kelch aufgeblasen, röhrig-bauchig, 10- bis 20-nervig (Fig. 576r, u). Kron­ blätter 2-spaltig, mit 2- bis 4-spaltigem Krönchen (Taf. 100, Fig. 3a; Fig. 577h). Staubblätter 10, meist in verschiedener Höhe stehend (Taf. 100, Fig. 4b). Fruchtknoten durchaus 1-fächerig. Griffel 3 bis 5 (Fig. 576m, p; Fig. 577d). Kapsel kurz gestielt (Fig. 576f, 577e, k), mit 6 bis 10 (16) Zähnen aufspringend. Samen nierenförmig, höckerig (Taf. 100, Fig. 4c; Fig. 576n). D ie G attung um fasst gegen 60 in den gem ässigten Zonen verbreitete A rten , von denen aber in M itteleuropa nur ganz w en ige Vorkommen. Adventiv wurde einzig M. m a c r o c âr p u m Willk. (aus Südeuropa) bei Erfurt (Ilversgehofen) und Brem en (1895) konstatiert. 1. Blüten zw itterig 2. 1*. Blüten 2-häusig. Griffel 5 (Taf. 100, F ig. 4 a), selten m ehr 4. 2. Kräuter m it endständigem Blütenstand 3. 2*. N iedere Staude, deren B lütenstengel seitlich aus der B lattrosette entspringen. . Südalpen (Südtirol bis L om bardei) M. E l i s a b e t h a e nr. 926. 3. L aubblätter am Rande w e llig , ungleich gekerbt oder gezähnt. K ronblätter m ilch w eiss, ohne Krönchen (Fig. 5 7 7 c). Böhm en, Mähren, N iederösterreich M. v i s c o s u m nr. 925 3*. Laubblätter ganzrandig. Kronblätter bleichrosa bis w eiss M. n o c t i f l o r u m nr. 924. 4. Blüten dunkelrot (selten blassrosa oder w e iss), am T age geöffnet. Fruchtzähne zurückgerollt (Fig. 5 7 6 f) M. r u b r u m nr. 922. 4*. Blüten w eiss, selten hellrosa, sich am N achm ittag öffnend. Fruchtzähne aufrecht (Fig. 576 s). _____________ M. a l b u m nr. 923. 9 Pflanzennam e bei Plinius (wohl aus gr. iiê'Aaç [mêlas] = deutet eigentlich „der schw arze K ern“).

schw arz und

[drÿs] = E ich e; b e­ 73 :

300

922. Melandrium rubrum Garcke (= M. silvéstre Roehling, = M. diœcum Schinz et Thellung, = M. diúrnum Fries = Lychnis diurna Sibth., = L. diœca L., = L. silvéstris Schkuhr, = Saponária diœca Moench). R o t e W a l d n e l k e , Rote Tagnelke. Franz.: Floquet, œillet de Dieu; engl.: Red campion. Taf. 100, Fig. 3 und Fig. 576e, f. A u f die rote Blütenfarbe beziehen sich (vgl. V isearía vulgaris, Lychnis F los cuculí): F 1 e i s c h b 1u e m e (S ch w eiz); B l u t n ä g e l e (S ch w äb isch e A lb) ; N a s e n b l u t e r , N a s e n b l ü a t e r (Böhm erwald, Niederösterreich ; G i g g e r i g i bl e a m 1 (Salzburg). D ie schw eizerisch en Benennungen F o t z e l n ä g e l i (A argau, Solothurn); C h r o p f n ä g e l i (A argau); S c h l o t t e r h o s e ( n ) [vgl. Lychnis F los cuculí] gehen auf die Form der Blüte, W i e s e ( n ) - N ä g e l i , M a t t e ( n ) - N ä g e l i , H e u - N ä g e l i , W a l d - N ä g e l i (S ch w eiz); B a c h n ä g a l a (Schw ab. A lb) auf den Standort. B i l d a i [ = W ilde] N a g e r l a i n , B u a b a n ä g a l a (Schw ab. A lb); R o s s n ä g e l i (Schw eiz) w eisen auf den U nterschied zw ischen den echten N elken hin. Zu K n a c k b l u m e , K n a t s c h ­ b l u m e , K n o c k a b l u m e , K n a l l b l u m e (R iesen geb irge); S c h n a l z e r (Böhm erw ald) vgl. Silene inflata pag. 279. D er Grund zu den B ezeichnungen S n a k e n b l o m [ = Schlangenblum e] (Schlesw ig); K o p f w e h N ä g e l a (Schw äb. A lb); M e i s t e r 1 o s e(n), M e i s t e r l ö s l i , K a t h r i n a b l u o m e ist nicht recht klar.

Zwei- bis mehrjährig, 60 bis 100 (unter Nesseln bis fast 200) cm hoch, + dicht weich behaart, z. T. drüsenhaarig. Stengel aufrecht, schlaff, einfach oder oberwärts ästig. Untere Laubblätter verkehrt-eiförmig, in den kurzen Stiel verschmälert, obere länglich, sitzend, alle zugespitzt. Blüten zweihäusig, kurz gestielt, geruchlos, am Tage geöffnet, in armblütigen Dichasien. Kelch bauchig-röhrig, abstehend, z. T. drüsig-behaart, 10 bis 15 mm lang, mit 5 dreieckigen, spitzen Zähnen, die der weiblichen Blüten eiförmig und 20-nervig, die der männlichen walzlich und 10-nervig. Krone hellpurpurrot (selten blassrosa oder weiss), 2-spaltig, breit-herzförmig, mit deutlichem hellrosarotem bis weissem Krönchen (Taf. 100, Fig. 3a). Männliche Blüten mit 10 unten in eine Röhre verwachsenen Staub­ blättern, von denen 5 kleiner sind, zuweilen mit einem Fruchtknotenrudiment. Weibliche Blüten mit 5 weissen, fadenförmigen, aus dem Schlunde herausragenden Griffeln. Kapsel eiförmig, in den Kelch eingeschlossen, mit 10 gleichmässigen, zurückgerollten Zähnen (Fig. 576f). Samen zahlreich, schwarz, dicht warzig, am Rücken abgerundet. — IV bis IX. Ziemlich häufig und verbreitet auf fetten Wiesen, an Waldrändern, in Laub-, selten in Fichtenwäldern, Obstgärten, Auen, in Holzschlägen, um Ställe und Viehweideplätze, an Bachufern, zwischen Legföhren; von der Ebene bis in die alpine Region bis ca. 2300 m (Gipfel des Kreuzeck im Algäu 2364 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis zu den Faer Oer), Nordafrika, Turkestan, Sibirien (östlich bis zum Altai). Aendert w en ig ab : var. g l a b é r r i m u m (M aly) Rohrbach ( = M . Préslii Nym an). Pflanze vollständig kahl. G elegentlich kom m en auch blassrötliche oder w eissblühende (f. e x p ä l l e n s Lange. Blüten w eiss) Formen vor. P r a h l erwähnt aus S chlesw ig-H olstein eine f. s t r i ä t u l u m , deren w e isse Kronblätter m it zahlreichen, feinen, kirschroten Strichelchen besetzt sind. — D ie Blüten sind als trioezische T agfalterblum en zu bezeichnen, w elch e von langrüsseligen Faltern (Pieris brassicae und rapae, V anessa urticae) sow ie von Hummeln (Bom bus hortorum ), pollenfressenden Syrphiden und einem Käfer (Byturus fum atus) bestäu bt werden. Hummeln, w elche den N ektar auf gew öhnlichem W ege nicht erhalten können, beissen die K elchröhre von aussen an. Zw itterige (und dann ausgesprochen proterandische) Blüten werden sehr selten beobachtet. W erden w eibliche Exemplare isoliert, so bleiben sie unfruchtbar. D ie m ännlichen und w eiblichen Blüten öffnen sich m eist zw ischen 8 und 11 Uhr abends. — W ie L ychnis F los cuculi gehört auch M. rubrum zu den m inderw ertigen Futterpflanzen, w elch e auf F utterw iesen zuw eilen in grosser M enge auftritt (allerdings fehlt sie in einzelnen G egenden fast gänzlich). In den G ebirgsgegenden von Salzburg, Tirol und Kärnten gehört diese Art zu den charakteristischen Unkräutern der sog. „E gartenw irtschaft“. D ort werden näm lich im H erbst die W iesen nach der zw eiten M ahd vielfach um geackert und mit G etreide (m eist R oggen ) bepflanzt. Im kom m enden Frühjahr zeigen dann aber derartige R oggenfelder statt der bekannten eigentlichen G etreideunkräuter eine R eihe von gew öhnlichen W iesen­ pflanzen (H eracleum sphondylium , A chillea m illefolium , Ranunculus acer, Rum ex A ceto sa , Chaerophyllum cicutaria, V iola alpestris, Cirsium oleraceum etc.). N am entlich ist es die rote T agnelke, w elch e später derartige Felder in U nm enge bedeckt (z. B . im Inntal) und diese schon aus der Ferne kenntlich m acht. A u ch die

301 G e treid efe ld er zeigen n a c h dem S c h n itt im A u g u st und S e p te m b e r ein ä h n lich es ro te s Bild. A n d re rse its tr it t diese A rt — a lle rd in g s fa s t im m er n u r verein zelt — in u n sern L a u b w ä ld e rn auf. N a ch S c h a r f e t t e r (briefl.) ist um S a lzb u rg ein strich w eise s W echseln von M . ru b ru m u n d álb u m zu k o n sta tie ren .

923. Melandrium álbum (Miller) Garcke (= M. verspertinum Fries, = M. pratense Roehling, = Lychnis dioeca a L., = L. álba Milk, = L. verspertina Sibth.). W e i s s e T a g n e l k e . Franz.: Compagnon blanc, Jacée Robinet; engl.: White Gampion, Evening Lychnis, Bachelor’s button. Taf. 100, Fig. 4 und Fig. 576 o bis v. V o lk sn am en d ieser A r t sin d : D o o e n b l o m e , D o o d e n b l o m e (O ld e n b u rg ), M a n n t j e b l ö m e (O stfriesland), W e i s s e R a d e [vgl. A g ro ste m m a G ith ag o ] (A n h a lt), H e m d k n o p f , J u n g g e s e l l e n - K n o p f (O b e rö ste rre ic h ). Z u B ü c h s e n p u f f e r t (O stfriesland). K l o p f e t a (S c h w ä b isc h e A lb) vgl. S ilene in fla ta !

Ein- oder zweijährig (selten ausdauernd), 45 bis 120 cm hoch. Stengel aufrecht, ästig, dicht kurz-kraushaarig. Laubblätter spitz, zerstreut behaart, die untersten verkehrt­ eiförmig, in den Stiel verschmälert, die oberen lanzettlich, verschmälert, zugespitzt, sitzend. Blüten etwas nickend, zweihäusig, kurzgestielt, in armblütigen, lockeren Dichasien, wenig riechend, am Nachmittag sich öffnend. Kelch weisslich und grün gestreift (seltener rötlich), wie die Blütenstiele und obersten Laubblätter kurz drüsig-flaumig (zuweilen klebrig), 18 bis 25 mm lang, mit länglichen, stumpfen Zähnen, die der männlichen Blüten walzlichröhrenförmig (Taf. 100, Fig. 4b; Fig. 576u) und 10-nervig, die der weiblichen eiförmig (Taf. 100, Fig. 4 a, Fig. 576 r) und 20-nervig. Kronblätter milchweiss (selten rötlich), bis 4 cm lang, tief 2-spaltig (die der männlichen etwas schmäler), mit tief 2-teiligem, etwas gelapptem Krönchen (Fig. 576 o). Griffel 5 (Fig. 576p), fädlich, aus dem Schlunde herausragend. Kapsel breit-eiförmig, von dem stehenbleibenden Kelch umhüllt. Kapselzähne aufrecht, paarweise (d. h. die zu einem Fruchtblatt gehörenden) zusammenhaltend (Fig. 576 s). Samen warzig, 1,3 bis 1,5 cm breit (Taf. 100, Fig. 4 c). — VI bis IX. Stellenweise häufig auf Kulturland (Kartoffel-, Mais­ äcker, Aecker von Panicum miliaceum, Getreidefelder; vgl. pag. 274), auf wüsten Plätzen, sonnigen Hügeln, auf Schutt, an Bahndämmen,Weg­ rändern, Hecken, Zäunen, Wegen, Mauern, in Gebüschen; von der Ebene bis in die grossen Alpentäler (Maloja im Oberengadin 1800 m, Viggaralpe im Oberinntal 1900 m). Oft nur vorübergehend. Allgemeine V er­ b r e i t u n g : Europa (nördlich bis England, Skandinavien, Kola), Nordafrika, Kleinasien bis Armenien, Sibirien (östlich bis zum Baikalsee). F i g . fa 576. M. álbum is t als eine st L y c h n i s F l o s c u c u l i L . a K e l c h , b K a p s e l ( im K e l c h ) , c S a m e n . d K eim pflanze. — M e l a n d r i u m r u b r u m G a rc k e . e K ro n b la tt. f K a p se l. — dioezische N a c h t- u n d A b e n d fa lte r­ M n o c t i f l o r u m F r i e s , g , h H a b i t u s p / 3 n a t ü r l . G r ö s s e 1. i L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie B l ü t e , k K e l c h . I K r o n b l a t t . m F r u c h t k n o t e n m i t G r if f el . n K a p s e l m i t K e l c h . — b lum e zu bezeichnen, w elch e w ä h ­ M. a l b u m G arcke. o K r o n b l a t t . W e i b l i c h e B l ü t e : p F r u c h t k n o t e n m i t G r if f el . re n d des T a g e s w ie v e rw e lk t a u s­ q L ä n g s s c h n i tt d u rc h den u n te rn T e i l d e r Blüte, r F ru c h tk e lc h . M ä n n lic h e B lü te: sie h t und e rst des A b e n d s einen s F r u c h t k a p s e l , t L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie B l ü t e , u K e l c h , v S a m e n .

302 starken D u ft erzeugt. D ie B estäubung erfolgt durch Abendfalter, langrüsselige N octuiden und Sphingiden. D er N ektar, w elcher von der fleischigen U nterlage des F ruchtknotens abgesondert wird, ist in den w eiblichen Blüten 20 bis 25, in den männlichen 15 bis 18 mm tief geborgen. W ie bei M. rubrum kom m en in den m ännlichen Blüten gelegen tlich Rudim ente des F ruchtknotens, in den w eiblichen solche von Staubblättern vor (vgl. F ig. 576 q, t). Ausserdem werden nicht allzuselten zw eigesch lech tlich e Blüten angetroffen, und zw ar zeigt es sich dann, dass diese E rscheinung auf den Einfluss eines Brandpilzes ( U s t i l ä g o v i o l ä c e a P ers.) zurückzuführen ist. Werden näm lich die w eiblichen Blüten zw eih äu siger Pflanzen von diesem P ilze b efa llen , so wird bei ihnero die B ildung von Staubblättern ausgelöst. A llerdings sind solche Blüten geschlechtlich funktionslos, indem Frucht­ knoten und Griffel unvollkom m en ausgebildet werden, während die Staubblätter von einer schw arzvioletten Sporenm asse (C hlam ydosporen) erfüllt sind, D ieser Pilz übt also in den w eiblichen Blüten eine doppelte T ätigkeit aus. Zunächst löst er in den P rotoplasten form ative V orgän ge aus, w elch e die A usbildung von Staubblatt anlagen zu Staubblättern veranlassen; hernach wird er auf einem bestim m ten E ntw icklungszustande (vielleicht infolge kräftiger Ernährung) virulent, tö tet und verzehrt den Staubbeutelinhalt (vgl. hierüber S t r a s s b u r g e r [B iolog. Centralblatt Bd. XX, 1900] sow ie die älteren A rbeiten von T u l a s n e , C o r n u , G i a r d , M a g n i n und V u i l l e m i n ) . Sam en dieser Art wurden m ehrfach in den Pfahlbauten der Sch w eiz (Steckborn, W angen, R oben­ hausen, Burgäschi) festgestellt. D ie W urzel w ar früher als W eisse Seifenw urzel ( R a d i x S a p o n a r i a e a l b a e ) offizinell und wurde w ie die R ote Seifenw urzel zum W aschen verw endet. G elegentlich wurde M. album auch schon als U eberpflanze auf W eiden angetroffen. — A endert w en ig ab: var. c o l o r ä t u m (L ange). Blüten rosa. Bei Hubach in Tirol zw ischen normalen Pflanzen. A uch im Pinzgau (Kaprun) und im L ungau in Salzburg nach F r i t s c h sehr häufig blassrosa. In Gärten, w o sie zuw eilen m it gefüllten Blüten gezogen wird, ist M. album perennierend.

924. Melandrium noctiflörum1) (L.) Fries (= Silène noctiflora L., = S. dichötoma Gilib. nec Ehrh. = Lychnis noctiflora Schreb., = Cucübalus noctiflorus Mill., = Elisanthe noctiflora Doell). A c k e r - W a l d n e l k e . Engl.: Night-flowering catschfly. Fig. 576g bis n. Einjährig, 15 bis 45 cm hoch, unterwärts rauh, oberwärts drüsenhaarig, klebrig. Stengel aufrecht, einfach oder oberwärts verzweigt. Untere Laubblätter verkehrt-eiförmig bis eilanzettlich, in den kurzen Stiel verschmälert, zugespitzt, spitz oder fast stumpf, obere lanzettlich bis linealisch-lanzettlich, spitz, sitzend, alle zerstreut behaart. Blütenstand gabel­ ästig (selten Blüten einzeln, endständig). Blüten zwitterig, gegen Abend sich öffnend, des Nachts duftend. Kelch röhrig, stark angeschwollen, 20 bis 22 mm lang, dicht kurz drüsen­ haarig und langhaarig-zottig, 10-nervig, weisslich mit grünen Nerven. Kelchzähne linealischpfriemlich, 1 / ÿ so lang als die Kelchröhre. Kronblätter blassrosarot bis weisslich, 6 bis 8 mm lang, 2-spaltig (Fig. 5761). Krönchen vorhanden, stumpf, etwas gekerbt. Staub­ blätter 10, in der Blüte verborgen. Griffel 3 (Fig. 576m). Kapsel breit-eiförmig, mitzurückgerollten Zähnen aufspringend (Fig. 576n). Samen 1 bis 1,2 mm breit, warzig, am Rücken etwas furchig. — VII bis IX. Zerstreut und nicht überall als Unkraut auf schwerem Ackerboden (Lehm, Kalk, Mergel), auf Brachen, wüsten Plätzen, auf Gartenland, in Weinbergen, bis ca. 1600 m (Lugnetz in Graubünden). Oft nur vorübergehend. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis Finnland), Orient, Sibirien (östlich bis zum Altai). D ie erst gegen A bend sich öffnenden und alsdann angenehm und kräftig nach N elken duftenden Blüten werden von N octuiden und Sphingiden sow ie von H ym enopteren besucht. Ausserdem kom m t spontane Selbstbestäubung vor. Sam en dieser Art w erden nach S t e b l e r im nordam erikanischen Bastardklee angetroffen.

925. Melandrium viscösum Celak. (= Silène viscosa Pers., = S. Royéni Pers., = Cucü­ balus viscosus L., = C. viscidus Krock., = C. Royéni Bieb.). K l e b r i g e N a c h t n e l k e . Fig. 577 a bis e. Zweijährig, 30 bis 70 cm hoch, in allen Teilen dicht drüsenhaarig, klebrig. Stengel steif aufrecht, in der Regel einfach. Laubblätter eiförmig-lanzettlich, sitzend, zugespitzt, 0 Lat. nox [Genitiv noctis] =

N acht und flos =

B lüte; die Blüten öffnen sich während der Nacht.

303 am Rande wellig, ungleich gekerbt oder gezähnt, mit kräftigem Mittelnerven, die obersten in eine lange Spitze verschmälert. Blütenstand traubenartig, reichblütig, aus 7 bis 10 Schein­ quirlen zusammengesetzt. Blütenstiele klebrig geringelt. Kelch walzlich, später keulenförmig, 14 bis 17 mm lang (Fig. 577 b), mit 5 kurzen, stumpfen Zähnen. Kronblätter gross, milchweiss, 2-spaltig, ohne Krönchen (Fig. 577 c). Nagel behaart. Staubfäden behaart. Griffel 3 (Fig. 577 d), wie die Staubblätter aus der Krone herausragend. Kapsel länglich, gestielt (Fig. 577 e), mit 6 zurückgeschlagenen Zähnen sich öffnend, vom Kelch eingeschlossen. Samen 0,5 mm breit, stachelig­ warzig, am Rande kaum ver­ tieft. — V, VI. Selten auf sandigen Triften, Aeckern, Bahndämmen, anWegen und Zäunen der Ebene. Wild einzig im nordöstlichen De u t s c hl a nd und in Oe s t e r ­ reich; ausserdem selten adventiv. In D e u t s c h l a n d w ild n u r a u f d e r Insel R ügen (Insel H iddensee, P lo y sh a g e n u n d N eu en d o rf, N eu-B essinsche Inseln, W itto w e r B u g ); a d v en tiv a n g eb lich b e i M a g d e b u rg u n d in W estp re u sse n (kürzlich von B o n t e bei K ö n ig sb e rg a u fg e fu n d e n ; w a h rsc h ein lic h m it G e treid e aus S ü d ru sslan d e in g e ­ schleppt). In O e s t e r r e i c h sp o n ta n in N ie d e rö ste rre ic h (im G e b ie te der p a n n o n isch e n F lo ra im östlich en M a rc h ­ feld), im süd lich en M ä h re n (besonders z w isch en L u n d e n b u rg , K lo b o u k und B isenz, b e i N ik o lsb u rg , N eu sied l, G russb a ch , E isg ru b , K o ste i, G öding, G aza, C zeitsch, K e ltsch a u ) und in B öhm en (U m gebung von R a u d n itz , Veitries» L ieb isch ). A d v e n t i v in N ie d e rö ste rre ic h (zufällig m e h rfa c h um W ien und 1884 bei U n ter-N alb ), in T iro l (am E is e n b a h n ­ d am m zw ischen M itte w a ld und F ra n z e n s­ fe ste 1883 an gepflanzt) und vielleich t in K ä rn te n (P e tz e n ).F e h lt in de r S c h w e iz — au ch a d v en tiv — v ollständig.

v i s c o s u m C elak . a, 'a 1 H a b itu s ( l/s n atü rl. G rö sse). d F r u c h tk n o te n m it G riffel, e F r u c h tk a p se l m it K e lc h . — M. E l i s a b e t h a e R o h r b a c h . / H a b itu s p/s n atürl. G r ö sse). ¿»■Kelch, h K r o n ­ b la tt. i F r u c h tk n o te n m it G riffel, k K a p s e l. F ig . 577.

M e la n d r iu m

b K e lc h ,

c K r o n b la tt.

A l l g e m e i n e V[e r b r e i t ung: Südöstliches und östliches Russland (nördlich bis Südfinnland, Rügen, Dänemark, westlich bis Niederösterreich und Böhmen), Kaukasus­ länder, Sibirien, Zentralasien. D ie se sü d o ste u ro p ä isc h e A rt findet sich n a c h L a u s im süd lich en M ä h ren n e b en v erschiedenen an d ere n im G e b iete w ild w a ch sen d e n , z. T . p o n tisch e n A rte n n ic h t selten als N eu an sied ler an E isen b a h n d äm m en , zw ischen B isenz und R o h a te tz n e b e n S. O tite s (pag. 290) u n d n u tan s, P la n ta g o a ren a ria , Ja sio n e m o n ta n a , H elich ry su m a ren a riu m , E u p h o rb ia C yparissias, V e rb ascu m P h o e n ic e u m , P e u c ed a n u m O reoselinum , A re n a ria v ulgaris, S alsola K ali (pag. 258), K o c h ia p ro s tra ta (pag. 249), S a p o n a ria officinalis, S isym brium S in a p istru m , Seseli glaucum , L in a ria g en istifo lia, G ypsophila fa s tig ia ta und p a n ic u la ta (pag. 313, 314), L a th y ru s latifolius, A n e ­ m one nig rican s, O n o sm a a ren a riu m , A rte m isia scoparia, E ry n g iu m c am p estre , A chillea se tac ea , A n th e m is R u th e n ic a , C e n ta u rea R h e n an a , S c a b io sa o chroleuca, C ynodon d actylon (Bd. I, p a g . 264), A sp ara g u s officinalis, C arex h irta (Bd. II, pag. 122) e tc. — D ie nick en d en B lüten dieser A rt sehen am T a g e — w ie diejenigen a n d ere r A rte n — e tw a s v e rw elk t aus, b re ite n sich a b e r a bends w e it aus u n d b e sitz en einen der N ach tv io le ähn lich en D u ft.

304

926. Melandrium Elisbéthae *) (Jan) Rohrbach (= S. Elisabethae Jan, = Silene Vallésia Poll, nec L., = Saponária Elisabethae Fenzl). G r o s s b l ü t i g e W a l d n e l k e . Fiore della Viceregina. Fig. 577f bis k. Ausdauernd, 5 bis 15 cm hoch, halbstrauchig. Grundachse holzig, mehrere aufsteigend-aufrechte, unterwärts fast kahle oder + weichhaarige, oberwärts dicht drüsig­ flaumige Blütenstengel treibend. Rosetten- und untere Stengelblätter schmal-lanzettlich, zugespitzt, kahl, am Rande glatt oder sehr kurz bewimpert. Obere Stengelblätter kürzer, schmal-eilanzettlich. Blüten einzeln oder in armblütigen Trauben, kurz gestielt. Kelch ca. 18 mm lang, verlängert-keulig aufgeblasen, mit 10 rötlich-schwarzen Rippen, aderlos, dicht drüsig-weichhaarig (Fig. 577g)- Zähne verlängert-lanzettlich, stumpflich, breit weissrandig, drüsig-bewimpert. Krone rosarot. Platte bis 15 mm breit, breit verkehrt-herzförmig, tief 2-lappig, mit abgerundeten, spreizenden, ringsum scharfgezähnten Lappen (Fig. 577h). Krönchen kurz, borstlich-zerschlitzt. Nägel aus dem Kelch herausragend, sehr kurz be­ wimpert, oberwärts verbreitert. Fruchtkapsel eiförmig (Fig. 577k), mit sehr kurzem Samen­ träger. — VIII. Zerstreut in Felsritzen, im Schutt der Südalpen; auf Kalk und Dolomit. F eh lt in D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z gänzlich. In O e s t e r r e i c h ein zig in Südtirol in den G ebirgen zw ischen Val di Ledro, Idro- und G ardasee (M onte T om béa, Val di V estino, M onte Trem alz, M onte C asone [von 1400 bis 2000 m], Ciapa, Corone dei Gui, Val Lorina am F usse des M onte Caplone).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südalpen von der Lombardei bis Südtirol. D iese prachtvolle, südalpine Spezies tritt m it ihren rosafarbenen, ins W einrote ziehenden R iesenblüten nur an w enigen Stellen in den K alk- und D olom itbergen vom Corner- bis zum Gardasee auf. In Süd­ tirol zählt sie neben Saxifraga T om beanensis und arachnoidea, D aphne petrsea, Prím ula spectabilis und Callianthem um Kernerianum zu den Endem ism en der tridentinischen Alpen. N ach G e i l i n g e r gehört sie an der Grigna m eridionale am C om ersee neben Alsine Villarsii var. G rineensis, verna und sedoides, Petrocallis Pyrenaica, Saxifraga sedoides und Vandellii, F estuca pumila und Carex firma zu den alpinen Felsenpflanzen. — D ie proterandrischen Blüten werden häufig von Hummeln erbrochen. Früchte m it keim fähigen Sam en sind nach K e r n e r selten anzutreffen.. Von B a s t a r d e n ist M. á l b u m Garcke X M. r u b r u m G arcke ( = M . d ü b i u m Ham pe) m ehrfach b eobachtet worden. In der T racht mehr dem M. álbum ähnlich, jedoch durch längere, w eich ere, w enig drüsige Behaarung, breitere L aubblätter und durch blassrote, am T a g völlig geöffn ete Blüten verschieden. Schon H a m p e m achte 1873 auf die Fruchtbarkeit dieses Bastards aufmerksam und glaubte eine übersehene Art entdeckt zu haben.

CCLIII.

HeÜOSpérma*2)

Rchb.

S t r a h l e n s a me .

Zarte Pflanzen mit schmal-linealen Blättern. Blüten zwitterig (Fig. 578 b), in lockeren Trugdolden (selten einzeln). Kelch röhrig-glockig, undeutlich 10 -nervig. Kronblätter mit kurzem Krönchen und vorn ausgerandeter Platte (Fig. 578h, i). Staubblätter 10. Narben 3» seltener 5 (Taf. 103, Fig. 6d). Fruchtkapsel durchaus 1-fächerig (Fig. 578c), mit meist 6 Zähnen aufspringend (Fig. 578 d, k). Samen nierenförmig, flach zusammengedrückt, am Rücken 2- oder mehrreihig langstrahlig, körnig (Taf. 103, Fig. 6 b, c; Fig. 578 e, 1). D ie G attung um fasst 6, nam entlich in den östlichen Alpen und im nördlichen Balkan verbreitete Arten vom H abitus kleiner Silenen (z. B. Silene saxífraga und rupestris). A lle 3 m itteleuropäischen Arten sind kalk­ liebende, endem isch-alpine Arten. W ährend H. quadrifidum in der ganzen A lpenkette verbreitet ist, ist H. alpestris auf die norischen, H. eriophorum auf die karnischen K alkalpen beschränkt. 1. Pflanze w eisslich -w o llig H. e r i o p h o r u m nr. 929. 1*. Pflanze kahl oder zerstreut behaart 2. 2. Laubblätter schm al-lineal. Kapsel ungefähr so lang als der K elch H. q u a d r i f i d u m nr. 927. 2*. Laubblätter lineal-lanzettlich. K apsel doppelt so lang als der K elch (F ig. 578 d) H. a l p e s t r e nr. 928. x) Von J a n benannt zu Ehren der 2. Gemahlin des Erzherzogs R a i n e r von O esterreich (1783— 1853), V izek önigs des lom bardisch-venezianischen K önigreichs. 2) Gr. TjXiog (hélios) = Sonne und onegfUt (spérma) Sam en; nach der Form des Samens.

305

927. Heliosperma quadrifidum (L.) Rchb. (= Silène quadrifida L., = Cucübalus quadrifidus L., = Lÿchnis quadridentâta Murray). V i e r z ä h n i g e r S t r a h l e n s a m e . Taf. 103, Fig. 6. Ausdauernd, 5 bis 20 cm hoch, meist lockerrasig, vielstengelig. Stengel kahl oder zerstreut behaart, oberwärts klebrig, aufrecht oder aufsteigend, haardünn (nur die untersten etwas breiter), gabelig-geteilt oder einfach. Laubblätter schmal lineal, spitz, nach dem Grunde zu gewimpert, 4 bis 12 mm lang. Blüten in gespreizten, armblütigen Dichasien, lang gestielt. Kelch kreiselförmig, 3 bis 5 (7) mm lang, kahl, schwach 10-nervig, hellgrün, mit 5 kurzen, stumpfen Zähnen. Kronblätter verkehrt-eiförmig, weiss, vorn ausgerandet bis vierzähnig, in den kahlen grünlichen Nagel verschmälert, mit 2-lappigem, länglichem Krönchen (Taf. 103, Fig. 6 a). Kapsel eiförmig, kurz gestielt, so lang oder etwas länger als der Kelch. Samen sehr flach gedrückt, nierenförmig, 1 mm lang und 0,7 mm breit, schwarz, kammförmig gewimpert (Taf. 103, Fig. 6 b und c). — VII bis IX. ^Verbreitet und ziemlich häufig an oder unter Felsen, an quelligen Stellen, an Bächen, im Bachgeröll der alpinen oder voralpinen Region der Kalkalpen, bis 2500 m (Pasterze in Kärnten). In den Südalpen (Friaul) bis ca. 300 m herabsteigend. Ausserdem zuweilen herab­ geschwemmt (in Niederösterreich an der Schwarza bis 600 m, in der Boding 760 m). D ie se feuchtigkeitsüebende, zierliche Art ist vor allem im K alkgebirge bis in die Krummholzzone ver­ breitet, w o sie nicht selten in feuchten Schluchten m it M oehringia m uscosa, Saxifraga aizoides, caesia und m utata, Arabis bellidifolia bis in die T alsohle hinab zu verfolgen ist. Stellen w eise wird sie m it den G ew ässern tief herabgeschw em m t, so am Sillfall bei W ilten-Innsbruck 600 m, R attenberg im Inntal 613 m, Arnobach unterhalb T ione in Südtirol 530 m, O etschergräben in N iederösterreich 600 m. G arnitzenschlucht und Vorderberger K lam m in Kärnten 500 m, in O berbayern am L ech bei Lechbruck und Kin^au bei Augsburg, an der Isar bei T ölz und Grünwald ob M ünchen, in Krain (im Pischenzatal bei Kronau unter 1000 m) etc. F ehlt auf U rgestein, Porphyr und Flysch. In den Zentralalpen deshalb selten, stellenw eise (z. B. im Silvrettagebiet, dem Ortler- und A dam ellogebiet) ganz fehlend oder nur auf kalkführenden Schichten (im Zillertal [Gerlos] zusammen m it C lem atis alpina und Valeriana m ontana). A usser den Alpen im Schw eiz. Jura (R ecu let) und in der Eishöhle des T arnowaner W aldes im K arst neben Rhododendron hirsutum, P oa alpina, Salix retusa. Saxifraga cuneifolia und rotundifolia, V eronica lutea, V aleriana tripteris und montana etc. In Friaul färbt sich diese Art ebenso w ie D ianthus Sternbergii, Silene nutans, Gypsophila repens, Peucedanum R aiblense, Poa annua in hohen L agen tiefer rot. D ie 0,12 m g schw eren, m it einem Papillenkranz versehenen Sam en werden durch W ind leicht verbreitet.

A l l g e me i n e Verbrei tung: Pyrenäen, Alpen, Jura, Apenninen, Korsika, Karpaten, Balkan (bis zum Olymp). Aendert w en ig ab: f. p u d i b ü n d u m (H offm annsegg) Rohrbach. Pflanze hochw üchsig. K ronblätter breiter, m it den Rändern zusam m enstossend. zuw eilen rosarot (A n geb lich auch auf U rgestein). — f. p u s i l l u m (W aldst. et Kit.) Schur. Pflanze zw erghaft (Form trockener Standorte). — f. r i v u l ä r e (H ausm ann). Pflanze grosse Rasen bildend. Blüten grösser (An Q uellen und klaren Bächen, m eist auf M oospolstern). — var. v i l l ö s u m G elmi. Pflanze im unteren T eile w eiss-w ollig, oberseits drüsig und zerstreut behaart. Laubblätter gew im pert. K elch kahl oder fast kahl (Südtirol). — var. m o n a c h ö r u m (Vis. et Panèic) Rohrbach. Stengel, Blätter und K elch dicht m it D rüsen bekleidet, dadurch an H. eriophorum erinnernd (Val Fonda un w eit Schluderbach in Südtirol).

928. Heliosperma alpéstre (Jacq.) Rchb. (= Silène alpestris Jacq., = Lÿchnis alpestris L. f., = Saponaria alpestris Fenzl).

Alpen-Strahlensame.

Fig. 578a bis e.

D iese Art wird in N iederösterreich A l m l i a b genannt.

Ausdauernd, 10 bis 30 cm hoch. Wurzelstock ästig, lockerrasig, mehrköpfig. Stengel aufsteigend oder aufrecht, kahl oder zerstreut behaart, oberwärts klebrig beringelt, gabel spaltig-ästig. Unterste Laubblätter verkehrt-eilanzettlich, in den Stiel verschmälert, 2 bis 4 cm lang, bis 9 (oft kaum 4 mm) breit, die übrigen lanzettlich bis lineal-lanzettlich, spitz oder stumpflich, kahl, nur am Grunde bewimpert. Blüten zwitterig (Fig. 578 b), in lockeren, armblütigen Dichasien, lang gestielt, selten einzeln. Kelch schmal-glockig, 5 bis 7 mm lang, rauh oder fein drüsig-flaumig, hellgrün, 10-nervig, mit eiförmigen, stumpfen Zähnen, später

306

etwas aufgeblasen. Kronblätter verkehrt-eiförmig, milchweiss (selten etwas rötlich), in den gewimperten Nagel verschmälert, vorn mit 4 bis 6 Kerbzähnen. Krönchen 2-lappig. Staub­ beutel völlig weiss. Kapsel eiförmig, auf kurzem Träger, doppelt so lang als der Kelch (Fig. 578 d). Samen 1 bis 1,3 mm breit, auf der ganzen Oberfläche deutlich gebuckelt. Buckel gegen den Rücken etwas ausgezogen, schliesslich in Papillen übergehend (Fig. 5/8 e). — VI bis VIII. Ziemlich häufig an steinigen, etwas feuchten Stellen, im Felsschutt der südöstlichen Kalkalpen, von ca. 1250 bis 2200 m; zuweilen in die Talsohle hinabsteigend. F e h lt in D e u t s c h l a n d u n d in d e r S c h w e i z g änzlich. In O e s t e r r e i c h in den K a lk alp en von N ie d er- (h e ra b g e sc h w e m m t in den O e tsc h e rg rä b e n ca. 600 m) u n d O b e rö ste rre ic h , S a lzb u rg (R a d sta d te r T a u e rn ), S te ie rm a rk (h ä u fig b e i L ie z e n , A dm ont, K a lk a lp e n k e tte bis zum S em m erin g , auf dem L an tsc h u n d Schöckel, b e i G ö stin g , W eizklam m , K a raw an k e n , S a n n ta le r A lpen, G sto d e r, H o h e n w a rth , K ö n ig sstu h l, E rz b e rg , K a in a c h ta l b ei V o itsb e rg etc.), in K ä rn ten (sc h e in t n a c h P r o h a s k a im w e stlic h e n T eile der k a rn is c h e n A lp e n , e tw a v o n d e r P lö c k en a n , se h r se lte n zu sein. T ie fe S ta n d o rte : G arn itz en k la m m u n d V o rd e rb e rg e rk la m m im G a ilta l; M iess [500 m] und E b ria c h g ra b e n [600 m] in den K a raw an k e n . S c h a r f e t t e r briefl.) in K ra in (h e ra b g e sc h w e m m t im S av etal zw ischen M o jstra n a und L en g en feld u n d im P isc h e n za ta l), in T iro l (am V enediger, in P ra e g ra te n , K a ise rta l, V illnöss, S e ise ralp e, F a s s a , F e d a jo p a ss, M a rm o la ta , F leim s, P rim ö r, M o n te V iderne, B ondone, S c a n u p p ia , R o v e re ta n e ra lp e n , C o lsa n to e tc .; e rre ic h t a n B ondone fü r T iro l die W estg re n ze ) und im K ü ste n ­ land. H. a lp e stre is t n a m e n tlic h in den no rd isch en K alk alp en v e rtre te n u n d g e h ö rt d a se lb st w ie D ia n th u s alpinus u n d p lu m a riu s, A re n a ria g randiflora, L inum alpinum , V iola alpina, P rim u la C lusiana, C am panula pu lla und A chillea C lu sian a zu den re la tiv endem ischen Fig-. 578. a b i s e H e l i o s p e r m a a l p e s t r e ( J a c q . ) R c h b , a H a ­ T y p en d ieser A lpen. In den Z en trala lp e n von O e ste r­ b i t u s (i/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , b B l ü t e n l ä n g s s c h n i t t , c Q u e r s c h n i t t reich is t sie w ie nr. 927 auf K alk b e sc h rä n k t. N ic h t durch den F ru chtknoten, d F ru ch tk a p se l m it K elch, e Sam en — H e l i o s p e r m a e r i o p h o r u m Juratzka. f , g H ab itu s einer selten findet sie sich im G e b ü sc h von R h o d o d en d ro n s c h m a l - u n d b r e i t b l ä t t e r i g e n P f la n z e , h, i K r o n b l a t t . k F r u c h t ­ fe rru g in e u m n e b en G y m n ad en ia o d o ra tissim a , Hellekapsel. / Samen. b o ru s n ig e r, R u b u s sa x a tilis , A s tra n tia B avarica, L a s e rp itiu m p eu ce d an o id e s, P iro la ro tu n d ifo lia, D ig ita lis a m b ig u a , G lo b u laria b e llid ifo lia, V a le ria n a m o n ta n a und trip te ris , Senecio a b ro ta n ifo liu s, B u p h th alm u m salicifolium etc.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliche Kalkalpen (von Oberitalien bis Nieder­ österreich und Krain), Bosnien. A e n d e rt w en ig a b : f. t y p i c a B eck. L a u b b lä tte r schm al-lineal, h ö c h ste n s 4 m m b re it. — f. l a n c e o l ä t a B eck. Pflanze k rä ftig e r. L a u b b lä tte r lan z ettlic h , 6 bis 9 m m b re it. — D ie se A rt ist eine reizende, ra se n ­ b ild e n d e , le ic h t zu kultiv ieren d e P flanze und fü r alp in e F e lsg ru p p e n se h r zu em p feh len .

929. Heliosperma eriöphorum1) Juratzka (= H. glutinösum [Zois] Rchb., = H. Veselskyi Janka, = Silene glutinösa Zois, = S. Heufleri Hausm., = S. pusilla Freyer). W o l l i g e r S t r a h l e n s a m e . Fig. 578f bis 1. Ausdauernd, bis 25 cm hoch, weisslich-wollig. Wurzelstock ästig, vielköpfig. Stengel zahlreich, aufsteigend oder aufrecht, von der Mitte an ästig, wie die Laubblätter mit langen 0 V gl. Bd. II, p ag . 15, A nm . 1.

307

Drüsen- und Wollhaaren besetzt. Laubblätter lanzettlich, spitz, verschieden breit (Fig. 578 f, g), die untern spatelförmig. Blüten zwitterig, in ausgespreizten, armblütigen Dichasien, lang gestielt. Kelch kreiselförmig, 5 mm lang, kurz 5-zähnig, undeutlich 10-nervig, hellgrün. Kronblätter weiss. Platte eiförmig, 3 bis 4 mm lang, vorn kurz 4-zähnig, mit kleinem Krönchen (Fig. 478 h, i). Kapsel fast kugelig, auf kurzem Träger im Kelch ein­ geschlossen (Fig. 578 k). Samen langstrahlig-kämmig (Fig. 5781). — V bis VII. Selten und zerstreut in Felsklüften, in Höhlen oder unter überhängenden Felsplatten auf trockenen, feinsandigen Plätzen. Einzig im südlichen Oe s t e r r e i c h . Bevorzugt Kalk, Dolomit oder Nagelfluh. Fast nur in der Ebene (in Tirol bis 1300 m). F eh lt in D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z gänzlich. In O e s t e r r e i c h zerstreut in Südsteierm ark (in der Hudna lukna bei W öllau, Thuriberg und auf dem Hum bei Tüffer, G raschnitzer Graben bei Römerbad), im w estlich en Tirol (P rags, H öhlenstein und Landro [1300 m] im Pustertal, M ittew ald, Lienz, bei Seis, H auen­ stein und S alegg [hier m it U ebergängen zu H. quadrifidum], Tscham inatal, Castelpietra und am Schenero bei Primör), in Krain (Duplje bei N eum arktl, Krainburg-Kranj, an der Save bei M edvode, Isaktal hinter Studence, M itala-W asserfall bei Sagor, um Trifail 230 m, Zw ischenw ässern) und im K üstenland (L ascekgebirge zw ischen Canale und Cepovan im Tribusatal, Görzer Alpenland). F ehlt in Kärnten gänzlich.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliche Kalkalpen (von Oberitalien bis Unter­ steiermark und Krain), Bosnien, Herzegowina, Serbien. D iese Art, w elch e leich t m it H. quadrifidum verw ech selt w erden kann, scheint dem G ebiete zw ischen Küstenland und Bosnien (auch dem O kkupationsgebiet) ganz zu fehlen (vgl. D e r g a n c , A llgem eine Botan. Z eitschrift Bd. IX [1903] pag. 123). In den O stalpen zählt sie zu der karnischen Gruppe, w elch e aber w ie Saxifraga H ohenw artii, Prim ula W ulfeniana und die subalpine H om ogyne silvestris bis in die venetianischen A lpen reicht (nach V i e r h a p pe r und H a n d e l - M a z z e t t i ) . A ls B egleitpflanzen erscheinen an den m eisten Stellen V eronica lutea W eitst. ( = P aederota A geria), im Savetal P otentilla caulescens, P olygala Cham aebuxus, P eu cedanum verticillatum , Rhododendron C ham aecistus, Salvia glutinosa. P inguicula alpina, P etasites niveus etc., bei Krainburg auf N agelfluth Saxifraga petraea, auf dem L ascekgebirge Asplenium Seelosii (vgl. Bd. I, pag. 29), am M italaw asserfall Saxifraga tenella etc.

CCLIV

C u cü b a lu s1) L. T a u b e n k r o p f .

Zu dieser G attung zählt einzig die folgende Art.

930. Cucubalus bäccifer* 2) L. (= C. baccatus Gueld., = C. horizontalis Moench, = Lychnis baccifera Scop., = Silene baccifera Roth, = S. fissa Salisb., = Lychnänthos volübilis Gmel., = Scribsea divaricäta Gaertn., = S. Cucübalus Borkh., = Viscägo baccifera Vest). G e ­ me i n e r T a u b e n k r o p f , Hühnerbiss. Franz.: Coulichon; engl.: Bladder campion, white bottle. Taf. 101, Fig. 1. Ausdauernd, 60 bis 150 cm hoch, kurz behaart. Wurzelstock kriechend, ästig, stielrund. Stengel schlaff, dünn, schwach, kletternd bis fast klimmend, sparrig verzweigt, ent­ fernt beblättert, dicht-kurzhaarig. Laubblätter eiförmig-länglich, zugespitzt, kurz gestielt, zerstreut kurzhaarig, ganzrandig oder etwas buchtig. Blüten in armblütigen Trugdolden. Kelch abstehend, glockig-beckenförmig, 8 bis 15 mm lang, ungleich 5-zähnig (Kelchzähne stumpflich, fast doppelt so lang als die Kelchröhre), später aufgeblasen, mit 20 undeutlichen Rippen. Kronblätter zungenförmig, grünlichweiss, ausgebreitet, 15 bis 17 mm lang, mit zurückgeschlagener, tief 2-spaltiger Platte und mit kurzem Krönchen (Taf. 101, Fig. 1 a). Staubblätter 10. Staubbeutel gelb. Fruchtknoten kugelig, fast 3 -fächerig. Griffel 3, fadenförmig. Frucht eine sitzende, kugelige, bis erbsengrosse (6 bis 8 mm im Durchmesser), 1-fächerige, nicht aufspringende (Taf. 101, Fig. lb und 1 c), beerenartige Kapsel mit grüner, *) Pflanzennam e b ei D ioscorid es (M at. med. IV 70), synonym m it OTQ'Cxv o S K e n a lo g ( = G artenstrychnos), der als eine Solanum -A rt ged eu tet wird. 2) = beerentragend. Lat. bäcca = B eere und ferre = tragen.

308

pergamentartiger Innenschicht. Samen zahlreich, 1,5 mm breit, zuerst weiss, später gelb, zuletzt glänzend schwarz (Taf. 101, Fig. 1 d). Keimling ringförmig. — VII bis IX. Stellenweise in Auen, feuchten- Gebüschen, an Zäunen, in Hecken, Dünentälern, an Strassenrändern der Niederungen und Gebirgstäler; besonders in den grossen Flusstälern. ln D e u t s c h l a n d , besonders im m ittleren und östlichen G eb iet; fehlt im nordw estliche^ T ief­ land (in Hannover selten: linkes Elbufer von G artow bis Gorleben ; W ehningen) und in W ürttem berg vollständig. In Baden selten in der R heinebene (K ehl, Ettlingen, Bruchsal, M annheim), im M ain geb iet (B estenheid und Eichel bei W ertheim ) und in Bayern (an der D onau von M arxheim bis unter Passau, zerstreut im K euper-, M uschel­ kalk- und Buntsandsteingebiet, so w ie in der V orderpfalz; in Südbayern einzig in den Am perauen bei Freising). In S c h le sw ig -H o ls te in ein gesch lepp t und unbeständig bei H am burg und K iel. In O e s t e r r e i c h ziem lich verbreitet; fehlt einzig in Salzburg, Vorarlberg und w ahrscheinlich in Nordtirol (ca. 1850 einmal in der Hallerau bei Innsbruck beobachtet). In Kärnten nach S c h a r f e t t e r (briefl.) hauptsächlich im B ecken von K lagenfurt. In der S c h w e i z einzig um G enf und im südlichen T essin.

Al l g e me i n e Verbrei t ung: Mittel- und Südeuropa (nördlich bis Perm, NishniNowgorod, Moskau, Witebsk, Liv- und Kurland, Norddeutschland, Holland, Südengland), Orient, Kaukasusländer, südl. Sibirien, Amurland, Zentralasien bis Japan. D ie se zu den Spreizklimmern zählende A rt bew oh n t in erster L inie die N iederungen der grossen F lü sse, nam entlich der Elbe, Saale, M ain, R egnitz, Rhein, Oder, W eichsel, M em el, N ogat, D onau, Drau, E tsch etc. D ie Nordgrenze fällt nach K u p f f e r in Europa zw ischen die A u gustisoth erm en von 16 und 17° (R eifezeit der Beeren). In den W eidenkäm pen von O st- und W estpreussen bildet der T aubenkropf m it Rubus caesiu s, Humulus, U rtica diceca, Galium Aparine, P olygonum dumetorum (pag. 206), Bryonia alba öfters eigentliche D ick ich te. Andrerseits findet er sich auch in den Dünentälern. Im Süden tritt er (z. B. bei B ozen) auch an den Strassenrändern in G esellschaft von G alega officinalis, Epilobium adnatum, Lactuca Scariola und Panicum ciliatum etc. auf. — N eben proterandrischen Z w itterblüten kom m en auf denselben oder auf anderen Stöcken in geringer Zahl w eibliche Blüten vor. D ie beerenartigen K apselfrüchte w erden w oh l durch V ö g el verbreitet. In den A chseln der K elchblätter w urden schon m ehrfach Laubsprosse b eobachtet. Früher w ar das Kraut als H e r b a C u c u b a l i , H. V i s c a g i n i s b a c c i f e r i oder A i s i n e s b a c c i f e r a e als A dstringens offizinell.

CCLV

Drypis1) L. K r o n e n k r a u t .

Zu dieser G attung geh ört einzig die folgende ostm editerrane Art, w e lch e sich nach den U ntersuch­ ungen von W e t t s t e i n und M u r b e c k (B eitrag zur Flora A lbaniens, B iblioth eca B otanica, H eft 26, 1892) in zw ei geograp hisch getrennte Unterarten gliedert.

931. D rypis sp in ö sa L. D o r n i g e s K r o n e n k r a u t . Fig. 579a bis n. Ausdauernd, 8 bis 15 cm hoch. Wurzelstock mehrere steife, aufrechte, 4 kantige, namentlich oberwärts stark verästelte, vollständig kahle Stengel treibend. Laubblätter starr, sehr schmal linealisch, sehr spitz, steif» dornartig. Dichasien zu endständigen, köpfchenartigen Dolden gehäuft; letztere von lanzettlichen bis eiförmigen, 5 bis 12 mm langen, in einen kurzen oder langen Dorn auslaufenden, die Blüten nicht oder aber weit überragenden Hüllblättern umgeben. Kelch röhrig-glockig, stumpf 5-zähnig (Fig. 579 b), + lederig. Kronblätter sehr schmal, tief 2-spaltig (Fig. 579c), mit sehr schmalen Krönchen. Staubblätter 5. Frucht eine ringsum aufspringende, verkehrt-eiförmige Kapsel (Fig. 579 e). Samen nierenförmig, mit stark gekrümmtem Keimling (Fig. 579 f). — VI, VII. Zerstreut an felsigen Abhängen, auf Sandflächen, auf Dünen; besonders am Meeres­ strand. Einzig in O e s t e r r e i c h (Küstenland, südliches Krain). Al l g e me i n e Verbrei tung: Westl. Mittelmeergebiet von Italien bis Griechenland. Zerfällt in die beiden folgenden Unterarten : 1. subsp. L in n e ä n a M urbeck et W ettstein ( = D . spindsa L.). Stäm m chen dicht und steif. L aubblätter und Internodien verkürzt. A eussere H üllblätter lanzettlich, 8 bis 12 mm lang, mit langem Enddorn (Fig. 579 h, i), die Blüten w eit überragend. K elch nach dem Grunde zu deutlich verschmälert, oben lederig, unten häutig (Fig. 579 k). K ronblätter bis zum Grunde der Platte 2-spaltig, ihr N agel deutlich aus dem K elch herausragend. Zerstreut in Krain (R oblekschlucht und bei Stahovca am Feistritzufer), im österreichischen *) *) Gr.

ö q v j it e iv

[dryptein] =

lat. laceräre =

verletzen, stechen; nach den dornigen Hüllblättern.

10!

309

Tafel 101.

Erklärung der Figuren. Fig. 1. Cucubalus baccij,er (pag. 307). Blütenspross, la . Kronblatt mit Staubblatt. „ 1 b. Querschnitt durch «die Fruchtkapsel. „ lc . Längsschnitt. „ 1 d. Samen. „ 2. Gypsophila muralis (pag. 310). Habitus. „ 2 a. Kronblatt. f) 3. Gypsophila repens (pag. 311). Habitus. „ 3 a. Blütenlängsschnitt.

Fig. „ „ „ „ „ „ „

3 b. Fruchtkapsel mit Kelch. 3 c, 3d. Schnitt durch den Samen. 4. Gypsophila fastigiata (pag 313). Habitus. 4 a. Blüte (vergrössert). 5. Vaccariapyramidata(pag.317). Blütenspross. 5 a. Fruchtknoten mit Griffel. 5 b. Querschnitt durch den oberen Teil des Fruchtknotens. 5 c. Querschnitt durch den unteren Teil.

L itorale (Strand b ei Pola), D alm atien, Bosnien, Herzegow in a, M ontenegro, A lbanien, Griechenland, höhere B erge von M ittel- und Süditalien. — 2. subsp. J a c q u i n i d n a M urbeck et W ettstein. Stäm m chen locker und schlaff. Laubblätter und Internodien ver­ längert. A eussere H üllblätter eiförm ig, ca. 5 bis 8 mm lang, mit kurzem Enddorn, die Blüten nicht überragend (Fig. 5/91, m). K elch bis zum Grunde gleich breit, lederig (F ig. 579 n). Kronblätter nicht ganz bis zum Grunde der P latte 2-spaltig, ihr N agel kaum aus dem K elch heraus­ ragend. Zerstreut in Krain (N anos 800 m, auf Kalk, bei Stein), in Istrien (um Trient), im kroatischen Litorale (Buccari, Fium e, Zeng) und D a lm a tien .— D . spinosa gehört zu jenenillyrischen G ew ächsen, w elch e sich vom M eeresstrande und vom H ügellande bis in die dinarischen G ebirge verfolgen lassen. Sie verhält sich also in dieser B eziehung analog Allium ochroleucum (Bd. II, pag. 222), P oa pumila (Bd. I, pag. 211), Paronychia K apela, Sedum glaucum , G enista radiata, P lantago argentea, Senecio rupestris etc.

C C L V I. GypSÖphila1) L. G y p s k r a u t . E in jäh rig e o d er ausdauernde K rä u te r o d er H a lb strä u ch er von m eist xerophilem H abitus. B lüten zw itterig, m eist in reichblütig en T ru g d o ld en . K elch k u rz , w eit glockig, 5 - spaltig o d er 5 - zähnig, durch trock en h äu tig e S treifen voneinander getren n t D r y p i s s p i n o s a L. a H a b i t u s p /3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . (T af. 101, F ig. 4a). K ro n b lä tte r allm ählich bF i Bg .l ü579. t e , c K r o n b l a t t . d F r u c h t k n o t e n m i t G r if f el n , e, f F r u c h t ­ k a p s e l v o n a u s s e n u n d i m L ä n g s s c h n i t t , g S a m e n (e, f , a n a c h in den N ag el verschm älert, ohne K rönchen R e i c h e n b a c h ) . — s u b s p . L i n n e a n a. h, i A e u s s e r e s u n d i n n e r e s (T af. 101, F ig . 2 a), ab er zuw eilen am N agel H ü l l b l a t t , k K e l c h , s u b s p . J a c q u i n i a n a . I, m A e u s s e r e s u n d i n n e r e s H ü l l b l a t t , n K e l c h ( F ig . h b i s n n a c h W e t t s t e i n ) . — m it Flügelleisten. S ta u b b lä tte r 10. Griffel 2, G y p s o p h i l a p a n i c u l a t a L . o H a b i t u s (t/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . seltener 3 (F ig. 579 q). K apsel kurzgestielt, pL . B lr,ü t esn Ll äännggsss-c hunnidt t ,Q u qe r sFcr hu nc ihtttkdnuortcehn dmiei t FGr ruifc fhelt kna. p—s eGl , . mt uS ar ma leins. m it 4 bis b Z ähnen aufspringend. Sam en nierenförm ig m it g eru n d etem R ücken. K eim ling gekrüm m t (T af. 101, F ig. 3 c, 3 d j, sind.

Zu der G attung zählen über 50 Arten, w elch e nam entlich im östlichen M ittelm eergebiet zu H ause M ehrere A rten (G. acutifolia F isch., paniculata L. etc.) sind Charakterpflanzen O steuropas und Sibiriens

9 Gr. ytiyjog [gypsos] = Gips und gr. cpiXog [philos] = Vorliebe auf K alk- und G ipsboden.

befreundet, liebend;

G. repens w äch st m it

310 und w erden bei uns häufig zu T rockenbouquets verw endet. G. paniculata (pag. 314) spielt als Steppenhexe in den Kindermärchen und Erzählungen der Steppenbew ohner eine grosse Rolle, insofern sie sich beim Vertrocknen rundlich zusam m enzieht, dann an der W urzel abstirbt und vom W inde fortgeführt wird, bis sich andere lose liegende Pflanzenteile anhängen und m it ihr allm ählich einen dichten K näuel bilden, der dann bei stärkerem W ind über die dürre Ebene dahinjagt. A d v e n t i v werden ausser nr. 935 bei uns g elegen tlich angetroffen: 1. G. a c u t i f ó l i a F isch., aus Südrussland und den Kaukasusländern. A ehnlich G. paniculata, jedoch in, allen T eilen robuster und grösser. Ausdauernd. Stengel vom Grunde an ästig, unten gedrängt-blätterig. Laubblätter ziem lich breit-lanzettlich, längsnervig. R ispe w eniger reichblütig. In M itteldeutschland bei D essau und Q uedlinburg (jed och kaum bei Beesenlaublingen) beobachtet, in N iederösterreich bei W artenstein nächst G loggnitz (1880). A usserdem in Ungarn. — 2. G. é l e g a n s Bieb. ( = G. producta Stapf), aus V orderasien. Einjährig. Stengel reich ästig. B ei Berlin (Rüdersdorf), in Schlesien (Bunzlau), H afen von M annheim , bei Nürnberg (1894 bei H um m elstein), in Steierm ark (bei P assail nächst W eiz) und in der S chw eiz (Zürich, als Unkraut unter angesäter Calendula)»beobachtet. — 3. G. s c o z o n e r i f ö l i a D C . ( = G. perfoliäta B eck nec L .) aus Spanien. Selten vor­ übergehend in N iederösterreich (1857 zw ischen V öslau und Gainfahrn, 1889 bei der St. M arxer Linie bei W ien) und in Steierm ark (Ende der 80 er Jahre auf dem Grazer Schlossberg ausgesät, jetzt w ieder versch w u n d en ).— 4. G. p ó r r i g e n s (L.) Boiss. aus Vorderasien bis A fghanistan. Einjähriges, locker verzw eigtes Kraut mit erbsengrossem Samen, w elch es den U eberg^ng zu der G attung Saponaria verm ittelt. B ei Ham burg (mehrmals), Berlin (R üdersdorf, K öpenik), Hafen von M annheim , bei Freiburg i. Br. und Strassburg (H afen vor dem M etzgertor). — 5. G. v i s c o s a Murr, aus dem Orient. Provinz Brandenburg (Konradener Park bei Arnsw alde, seit 1873 als Unkraut). — M ehrere Arten, nam entlich G. p a n i c u l a t a , seltener auch G. p e r f o l i ä t a L. und G. S t e v é n i F isch , aus dem Kaukasus, w erden bei uns in G ärtnereien im Freien für T rockenbouquets gezogen . Für alpine A nlagen eignen sich gu t G. c e r a s t o i d e s D on aus dem H im alaya und G. T r a n s s i l v ä n i c a Spreng. ( = Bänffya petraéa Baum g.), Felsenpflanze aus Siebenbürgen. In Gärten ist auch der B a s t a r d G. repens L. X Transsilvanica Spreng. ( = G. S ü n d e r m ä n n i F ritsch) entstanden. — D ie Wurzeln mehrerer Arten, so der ägyptischen (G. strüthium L.) und der spanischen Seifenw urzel oder Jabonera (G. H ispánica W illk.), von G. fastigiata und paniculata sind saponinhaltig und können ähnlich w ie die Saponaria- und Q uillajarinde zum W aschen ver­ w en d et werden. 1. Einjähriges, vom Grunde an ästiges, 4 bis 18 cm hohes P flänzchen G. m u r a l i s nr. 932. 1*. Ausdauernde A rten. B lütenstand rispig oder doldentraubig 2. 2. Laubblätter lineal, nach beiden Enden verschm älert. Blüten fa st ebensträussig . . 3. 2*. Laubblätter lanzettlich, sehr spitz, m eist 3-nervig. Blüten in lockeren Rispen. W ild in M ähren und N iederösterreich (sonst nur adventiv) . G. p a n i c u l a t a nr. 935. 3. Stengel nebst den A esten kahl. Staubblätter und Griffel kürzer als die K rone (Taf. 101, F ig. 3 a). Alpenpflanze, oft auch in die T äler und in die H ochebene hinabsteigend G. r e p e n s nr. 933. 3*. Stengel oben nebst den A esten in der R egel klebrig-flaum ig. Staubblätter und Griffel länger als die Krone (T af. 101, F ig. 4a ). O estliche G ebiete G. f a s t i g i a t a nr. 934.

932. G y p so p h ila m u rális L. (= G. purpúrea Gilib., = G. agréstris Pers., =■ G. arvénsis Borckh., = Saponária muralis Lam., = Psammóphila muralis Fourr.). A c k e r - G i p s k r a u t . Engl.: Low gypsophyll. Taf. 101, Fig. 2 und Fig. 579r, s, t. Einjährig, 4 bis 18 cm hoch, etwas bläulichgrün. Pfahlwurzel spindelförmig, senk­ recht in den Boden hinabwachsend. Stengel aufsteigend oder aufrecht, meist vom Grunde an reichlich verzweigt, unten kurzhaarig, sonst kahl, stielrund. Laubblätter sitzend, lanzettlich bis lineal, nach beiden Seiten verschmälert, 0,5 bis 1,5 (2) mm breit, spitz, ganzrandig, die mittlern am längsten (bis 2 cm lang). Blüten meist zahlreich, in einer ausgebreiteten Trugdolde, auf fadenförmigen Stielen einzeln. Kelch kreiselförmig, 3 bis 4 mm lang, grün, mit weissen, häutigen Verbindungsstreifen. Kelchzipfel kurz, stumpflich, etwas bewimpert. Kronblätter hellrot mit dunkleren Adern (Taf. 101, Fig. 2 a), vorn gestutzt oder unregelmässig ausgeschweift, seltener ausgerandet, etwa doppelt so lang als der Kelch. Fruchtknoten oval, mit 2 fadenförmigen Griffeln. Kapsel aufrecht stehend, etwa so lang als der Kelch, von diesem eingeschlossen, an der Spitze mit 6 (seltener 4) sich zurück­ krümmenden Zähnen aufspringend. Mittelsäulchen verlängert (Fig. 579 r). Samen zahlreich, 0,3 mm breit, dunkelbraun bis schwarz, schwach warzig (Fig. 579 t), 4-reihig angeordnet. — VI bis X.

311

Ziemlich häufig (aber stellenweise ganz fehlend) auf sandig-lehmigen Aeckern (besonders nacji der Ernte), Brach- und Getreidefeldern, auf überschwemmt gewesenen sandigen Stellen, an Gräben, Wegrändern, auf Mauern, auf feuchtem, moosigem oder grasigem Heideboden; nur in den Niederungen, und zwar nur auf kalkarmem Boden. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittel- und Südeuropa (nördlich bis Südschweden und Finnland), Kleinasien, Kaukasusländer, Sibirien (bis zum Baikalsee); in Nordamerika adventiv. Aendert w en ig ab: f. s e r ó t i n a (Hayne) H offt. Laubblätter länger als die Stengelglieder. P erigon ­ blätter ausgerandet (M it der Hauptform). W eitere Form en w ie f. c a p i l l ä r i s Fiele et Schube (mit sehr dünnen verlängerten Blütenstielen), m ó n t i s ä p i u m K untze und r a m o s i s s i m a Schube sind sehr unbedeutende A b ­ änderungen. — G. muralis erscheint häufig — jedoch nur auf quarzhaltigem Boden (fehlt deshalb in vielen G egenden vollständig!) — apophytisch als Unkraut auf Aeckern und Stoppelfeldern (vgl. pag. 205). ln O st- und W estpreussen tritt die Art gern in R oggenstoppelfeldern in G esellschaft von Centunculus m inimus und Juncus capitatus (Bd. II, pag. 162) auf (A b r o m e it), in M ähren (hier besonders im gebirgigen T eil) in K artoffelbrach­ feldern m it Delphinium consolida, G aleopsis angustifolia, M entha arvensis, T rifolium arvense und agrarium, Euphrasia O dontites, F ilago arvensis, Papaver Rhoeas, Anthem is arvensis etc. (L a u s ). Andrerseits gehört diese A rt (in O st- und W estpreussen) der Schlam m - und Uferflora an, w elch e sich m it V orliebe auf den oberflächlich trocken erscheinenden Plätzen ansiedelt und sich zum grossen T eil aus einjährigen, kurzlebigen Arten zusam m en­ setzt. A ls häufige Arten der fr e ie n , m ässig feuchten Uferränder erscheinen neben G. muralis verschiedene Binsen (Juncus bufonius und ranarius [Bd. II, pag. 155], J. alpinus, glaucus), A lopecurus fulvus, Cyperus fuscus (Bd. II, pag. 13), Scirpus lacu stris, Rum ex H ydrolapathum , crispus und obtu sifoliu s, Polygonum aviculare, Persicaria, am phibium (in den Form en coenosum , terrestre) und Hydropiper, Chenopodium glaucum und rubrum (in Zwergform en), Spergularia cam pestris, Sagina procum bens, H em iaria glabra, Ranunculus repens und sceleratus, Potentilla anserina, M edicago lupulina, V erónica A nagallis und Beccabunga, Bidens tripartitus und cernuus, Gnaphalium uliginosum etc. A n vielen Orten stellt G. m uralis einen K ulturbegleiter der pontischen Gruppe dar. — D ie kleinen Blüten dieser Art sind proterandrisch. N ach K i r c h n e r entwickeln sich zuerst die Staubbeutel des äussern, dann die des innern K reises. N ach dem V erstäuben biegen sich die Staubfäden so w eit nach aussen, dass sie von den inzw ischen hervorgew achsenen Griffeln nicht berührt werden (S elb st­ bestäubung deshalb unm öglich!). In dem zw eiten oder w eiblichen Stadium rollen sich die bis dahin flach aus­ gebreiteten K ronblätter der L änge nach etw as zusammen, w odurch die Blüten w eniger auffällig w erden als im ersten (m ännlichen) Zustand.

933. G y p so p h ila ré p e n s L. Kr i e c h e n d e s Gi pskraut. Taf. 101, Fig. 3 und Fig. 580. Ausdauernd, 8 bis 25 (55) cm hoch, kahl, blaubereift. Wurzelstock holzig, rasig, ver­ ästelt, kriechend, mehrerebis viele fruchtbare und zahlreiche kurze, unfruchtbare Sprosse treibend. Stengel aufsteigend, einfach oder oben ästig, vollständig kahl, etwas fleischig, locker be­ blättert. Laubblätter sitzend, lineal (1,5 bis 2,5 mm breit), oft etwas sichelförmig gekrümmt, spitz, ganzrandig, kahl, blaugrün. Blüten in endständigen, reichblütigen Dichasien. Kelch kreiselförmig-glockig, 4 bis 5 mm lang, grün oder rötlich, mit weissen, häutigen Verbindungs­ streifen, bis zur Mitte gespalten, mit 5 eiförmig-länglichen, stumpfen, kahlen Zähnen. Kron­ blätter weiss oder helllila bis rötlich, über doppelt so lang als der Kelch, ausgebreitet bis 1 cm im Durchmesser. Staubfäden und Griffel kürzer als die Krone (Taf. 101, Fig. 3 a). Kapsel rundlich (Taf. 101, Fig. 3b), etwas länger als der Kelch. Samen abgerundet nieren­ förmig, schwarz, 1,5 mm lang und 1 mm breit, mit 8 bis 10 konzentrischen Reihen massiver, kegelförmiger Spitzen besetzt (Taf. 101, Fig. 3c, 3d). — V bis VIII. Sehr häufig und verbreitet auf Kies, Gerolle, im Felsschutt, zwischen Gebüsch (namentlich Erica), auf Felsen der Alpen, von ca. 1300 bis 2700 m (Wallis); sehr oft in die Täler und auf die Hochebene hinabsteigend. Fast ausschliesslich auf kalkreicher Unterlage, deshalb in den Zentralalpen selten (hier fast nur auf Kalkbändern). Gypsophila repens steig t in den Alpentälern häufig bis in die T alsoh le hinab, andrerseits geht sie m it den G ebirgsflüssen ziem lich w eit in die H ochebene hinaus, so m it der Isar abw ärts bis F reising (selten auch bei Landshut und Landau), m it dem Lech bis nahe an die M ündung bei Rain, mit der Iller bis Ulm, m it dem Rhein von der Via M ala über Chur abw ärts bis zum B odensee, dann ob Schaffhausen, bei Rüdlingen, in

312 Baden bei R heinw eiler sow ie auf einer R heininsel bei K etsch (1892) und b ei Speyer (1896), rtiit der Sihl bis A d lisw il ob Zürich, Lim m at bis D ietikon, mit der Aare bis W ildegg (m ehrfach auch im alten A arbett bei Lyss, Suberg und D otzigen), m it der Rhone bis A igle (auch noch bei Culoz), mit der Arve bis Genf, m it der Salzach bis Salzburg. Erms bis Steyr, Erlaf bis Scheibbs, Mur bis in die Härenschütz bei M ixnitz (Steierm ark), m it der Save bis Krainberg, Ratschach, Jezica und Crunce bei Laibach, mit dem Jsonzo bis St. Andrae südlich Görz und Sagrado, m it dem T essin bis Bellinzona (ca. 230 m), m it dem T oce bis D om od ossola etc. Ausserdem im w estlichen Schweizerjura (D o le , R eculet). im bayer. Ries (M agerbein), in H essen (am V ogelsberg zw . Elpenrode und Ruppertenrod), sow ie auf G ips (Senon) am Südharz (Sachsen stein bei W alkenried). — Vereinzelt auch adventiv verschleppt, so in Ober­ bayern (auf dem Bahnkörper zw ischen L angenbach und H aag [1910], auf Isarschotter) und in der Schw eiz (Bahnhofareal Buchs im Rheintal 450 m, Bahnhof Brunnen, in K ahlschlägen bei Blickensdorf im K anton Zug).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : P y re n ä e n , A u v e rg n e, A lp e n , J u ra , A penninen, M ittelg eb irg e, K a rp aten , S iebenbürgen, P olen (nach R o s t a f i n s k i bei V uelce). A endert etw as ab: var. a r c h e t y p a Murr (A llg. Botan. Zeitschrift 1906, pag. 177). Pflanze h och ­ w ü ch sig (bis 55 cm), habituell den steppenbew ohnenden G ypsophila-A rten genähert. Blütenstand reich ver­ ästelt, bis 50-blütig. K ronblätter klein, stets rein w eiss. Stengelblätter stärker entw ick elt (Südtirol: Kronmetz. H ier m it Fum ana ericoides). — var. a l p í g e n a Bruegger. W urzelstock stark, dichte R asen bildend. Pflanze w en ig- und grossblütig. S tengel steifer als beim Typus, m it sehr verkürzter, niederliegender B asis. L aub­ blätter breiter und stum pfer. Blütenstand gedrungen ebensträussig (Graubünden, Triglav). — var. m o n t ä n a R chb. Pflanze bis fusslang. Blütenstand grösser. Blüten grösser, zuw eilen intensiv rot (f. r u b r i f d l i a Borb.) m it rötlichen Antheren. — W eitere, jedoch w enig ausgesprochene Form en sind var. a l p é s t r i s (Jord. et Fourr.) R ouy et Fouc. ( = var. prostráta R chb.), var. e r e c t i ú s c u l a (Jord. et Fourr.) R ouy et Fouc., var. S a b a ú d a Rouy. et Fouc. und f. di c e c a Beauverd, w elch e aus den W estalpen genannt werden. G. repens ist eine Charakterpflanze der alpinen G eröllhalden auf kalkreicher U nterlage, w o sie sehr oft grössere, allerdings selten zusam m enhängende, m it dicken und langen (bis 2 m) P fahlw urzeln versehene R asen bildet. Sehr häufig er­ scheint sie auch in der L atschen­ zone oder in den Beständen von Erica carnea neben Carex sem pervirens, Sesleria caerulea (Bd. I, pag. 268), C alam agrostis varia, Thesium alpinum (pag. 157), Tofieldia calyculata, G ymnadenia odoratissim a (Bd. II, pag. 370), Epipactis atrorubens, Saxifraga aizoides und c a esia , Teucrium m ontanum, Parnassia palustris, Euphorbia Cyparissias, H elianthem um vulgare, A rctostaphylos U va ursi, Campánula pusilla und Scheuchzeri, Carduus defloratus, L eontodón incanus und L. hispidus var. pseudocrispus, D ryas, Daphne striata, P olygala Cham aebuxus, T h y ­ mus serpyllum, Salix grandifolia, H ieracium silvaticum und bifidum. A tham anta Cretensis, Saponaria ocym oides etc., also vorw iegend xerophile B egleitsch aft. Ebenso verbreitet ist diese Art auf den A lluvionen der A lpenflüsse (vgl. Silene inflata subsp. alpina, pag. 281) und steigt mit diesen ähnlich w ie H utchinsia alpina,Linaria alpina, A rabis alpina, Campánula pusilla, H ieracium staticifolium , Chondrilla prenanthoides, P etasites niveus etc. aus den Alpen w e it in die vorgelagerte H ochebene hinaus (vgl. auch Bd. II. pag. 271). Auf U rgestein wird G. repens nur selten angetroffen (auf kalkhaltigerH ornblende, G neissfelsen oder G lim m erschiefer am Simplón [neben Rhamnus pum ila]. G iacom opass im T essin, östlich vom Brenner). Ueberhaupt ist die Art in den Zentralalpen auf Kalkbänder beschränkt, w o sie dann gern in Begleitung der gleichfalls kalkanzeigenden Dryas octotop etala. von Hieracium villosum , Leontopodium alpinum, Kernera saxatilis etc. auftritt. — D ie + proterandrischen, zuw eilen gynodioecischen (selten gynom onoecischen) Blüten besitzen eine reich liche N ektarabsonderung. Durch V ereinigung mehrerer Pflanzen zu grösseren Rasen wird die A uffälligkeit der an und für sich ziem lich unscheinbaren Blüten bedeutend erhöht. D ie Blütenfarbe durchläuft alle

313 N uancierungen von w eiss bis rot. D ie Pflanze zeigt w ie die m eisten perennierenden Arten dieser G attung überhaupt einen ausgesprochenen xerophilen H abitus (Blätter schm al, dicklich, m it W achsüberzug. Pfahlw urzel oft sehr tief [besonders auf durchlässigem Boden] hinabreichend). Sie eign et sich vorzüglich für alpine A nlagen und wird am besten durch T eilung der Stöcke vermehrt.

934. G y p so p h ila fa s tig iä ta 1) L. (= G. arenäria Waldst. et Kit., = G. pulposa Gilib., = Saponaria fastigiata Lam.). B ü s c h e l i g e s G i p s k r a u t . Taf. 101, Fig. 4. Ausdauernd, 20 bis 45 (100) cm hoch. Grundachse kräftig, bis federkieldick,verholzt, kriechend, verzweigt, verlängerte blühende und kurze nichtblühende Sprosse treibend. Blühende Stengel aus aufsteigendem Grunde aufrecht, ziemlich einfach, oberwärts nebst den Blüten­ ästen drüsig-weichhaarig (sehr selten kahl), unten gedrängt, oben entfernt beblättert, oft rot überlaufen. Laubblätter linealisch, etwas fleischig, spitz, nach beiden Seiten hin ver­ schmälert, völlig kahl, am Rande etwas rauh, bläulichgrün. Blütenstand eine gedrängte, flache Trugdolde. Kelch glockig, oben 5-spaltig, breit weiss berandet, mit eiförmigen, abgerundeten, geraden Abschnitten (Taf. 101, Fig. 4a). Kronblätter verkehrt-eirund, stumpf, vorn fast ganzrandig, weiss oder rötlich. Staubblätter und Griffel länger als die Kron­ blätter. Kapsel bis doppelt so lang als der Kelch, mit kurzem Mittelsäulchen. Samen nicht deutlich in Reihen angeordnet. •— VI bis VIII. Zerstreut in sandigen Kieferwäldern, auf sandigen Grasplätzen, an Felsen, auf Hügeln, Feldern der Niederungen, aber nur im Osten. Selten auch auf Eisenbahndämmen (Mähren). Auf Sand- und Gipsboden. In D e u t s c h l a n d ziem lich verbreitet im östlichen T eile in W e st-u n d O stpreussen, P osen, Pom m ern, Brandenburg (im nördlichen D eutschland nach G r a e b n e r w estlich bis G olssen-Jüterbogk-Potsdam -O ranienburgEbersw alde-G ollnow in Pom m ern; an der O stseeküste nur auf U sedom -W ollin), in Schlesien, in der L ausitz, in Thüringen und im südlichen T eile von Hannover (Nordrand des Thüringer T riasbecken um Sondershausen, Nordhausen [Petersdorf, Steigertal, Stem peda, W indehäuser Holz, Crimderode, Q uestenberg], Frankenhausen, am Kyffhäuser), G ipshöhen am südlichen Harzrand (A lter Stolberg etc.), K eupergipse an der Schm ücke, bei W eimar und in Rheinhessen (San dgebiet bei M onbach zw ischen M ainz und B ingen). A usserdem früher bei M annheim (W aldhof, 1889 bis 1901; Standort jetzt durch den Bahnbau zerstört). In O e s t e r r e i c h zerstreut in Schlesien (Bielitz), Böhm en (Schlan, Raudnitz, Theresienstadt, H asinalehne oberhalb Lippenz auf Plänerkalk), in M ähren (Sokolnitz, Pratzer Berg, G öding, zw ischen Bisenz und R ohatetz auf Eisenbahndäm m en) und angeblich in N ieder­ österreich. F eh lt in der S c h w e i z gänzlich (auf keinen F all an der Scesaplana).

A l l g e me i n e Verbrei tung; Südöstliches und mittleres Europa (nördlich bis Süd­ schweden und Finnland, westlich bis zum Harz und bis Mainz, Niederösterreich, Kroatien und Dalmatien; fehlt im südlichen Balkan). Aendert w en ig ab: var. a r e n ä r i a (W aldst. et K it.) Fries. Pflanze höher p /2 bis 1 m hoch ) und stärker, rutenförm ig, reichlicher verzw eigt. Untere Laubblätter in den A chseln m it B lattbüscheln. D eck blätter schmäler, drüsig-bew im pert. Blüten viel grösser, mehr ausgebreitet und mehr violett. K apsel kugelig, 2 bis 3 mm lang. Südliche Rasse, so in Böhm en, Mähren, Ungarn. — var. M o l s e n i i A. Brand (vgl. H elios. Bd. XXII [1905] pag. 80). Pflanze vollständig (auch unterhalb der Trugdolde) kahl (Frankfurt a. O.). — D iese pontische Art erscheint im östlichen Norddeutschland auf sandigem Boden m it V orliebe in dürren, lichten Kieferwäldern oder auf dem trockenen Heideboden („K useln“), gern in B egleitung von D ianthus arenarius und Carthusianorum, Silene chlorantha (pag. 289), nutans und O tites, Scabiosa suaveolens, Potentilla arenaria, rubens und rupestris, Cirsium acaule, Carlina acaulis, F ilago minima, H ypochoeris m aculata, Erigeron D roebachiensis, A nem one vernalis, pratensis und patens, Epipactis rubiginosa, Laserpitium Prutenicum, Peucedanum Cervaria und O reoselinum , Pulm onaria angustifolia, Sem pervivum soboliferum , Luzula pallescens, Geranium 'sanguineum , M elampyrum pratense, Calluna, Pirola secunda, chlorantha und umbellata, von V accinien, A rctostaphylos U va ursi, Empetrum, verschiedenen H eidem oosen (Racom itrium canescens, Syntrichia ruralis, Thuidium abietinum , Ptilidium ciliare var. ericetorum, Brachythecium albicans, P olytrichum piliferum etc.) und Strauchflechten (Cladonia gracilis, fimbriata, furcata, rangiferina). Andrerseits kom m t die A rt auch auf trockenen, heidekraut­ losen Sandfeldern vor neben W eingaertneria, Helichrysum arenarium, A lsine viscosa, Herniaria glabra, T hesium *) *) =

gleichhoch, doldentraubig; von lat. fastigium =

H e g i , F lo r a Bd. III.

G iebel, Gipfel.

74

314 ebracteatum (pag. 158), M yosotis arenaria, V erbascum -A rten, Inula Britannica, A rnoseris minima, Hypochoeris glabra, Chondrilla juncea etc. In Thüringen und in Böhm en tritt diese Art m it V orliebe auf Gypshügeln auf. in T hüringen (nach D r u d e ) daselbst ähnlich w ie Teucrium Chamaedrys und m ontanum , Stipa pennata, Eryngium cam pestre, Rapistrum perenne, A stragalus exscapus, A. Cicer und D an icus, Campanula Bononiensis, Stachys Germ anicus und noch viele andere östliche Arten. — D ie kleinen, honigreichen Blüten stehen dicht beieinander und bilden einen w irksam en Lockapparat. N eben proterandrischen Zw itterblüten kom m en nach S c h u l z auch gynom on oecische und gynod ioecisch e Pflanzen vor.

935. G y p so p h ila p a n icu läta L. (= G. parviflöra Moench, = Arröstia paniculata Rafin.). R i s p i g e s G i p s k r a u t . Engl.: Tall gypsophyll. Fig. 579o bis q. D ie se Art wird in O stpreussen (M em el) als S c h l e i e r k r a u t oder S c h l e i e r b l u m e bezeichnet.

Ausdauernd, 60 bis 90 cm hoch, buschartig. Grundachse kräftig, bis fingerdick. Stengel sehr ästig, aufrecht, stielrund, unten fein - kurzhaarig, oben kahl. Laubblätter lanzettlich, scharf zugespitzt, etwas fleischig, meist 3-nervig. Tragblätter weissrandig. Blütenstand weitschweifig, locker, stark verzweigt (wiederholt gabelig 2- und 3-teilig), ziem­ lich dicht und reichblütig (bis 1000 Blüten), kahl. Blüten klein (4 bis 5 mm im Durchmesser). Kelch beckenförmig-glockig, ca. 2 mm lang, tief 5-spaltig, mit rundlichen, eiförmigen, sehr stumpfen, geraden Abschnitten und mit breiten, milchweissen Hautstreifen. Kronblätter weiss bis rötlich, ungefähr doppelt so lang als der Kelch, nicht ausgerandet. Staubfäden und Griffel länger als die Kronblätter. Kapsel länger als der Kelch, mit kurzem Mittelsäulchen (Fig. 579 q). Samen flach, strahlig-warzig, 1,5 bis 1,7 mm lang, nicht deutlich in Reihen angeordnet. — VI bis IX. Zerstreut auf sandigen Hügeln, felsigen Abhängen, an Bahndämmen; nur im Gebiete der pannonischen Flora in Niederösterreich und Mähren. Ausserdem gelegentlich aus Gärten verwildert oder mit Getreide eingeschleppt, stellenweise auch eingebürgert. In O e s t e r r e i c h w ild im südlichen M ähren (Dürnholz, N ikolsburg, Lundenburg, C zeitsch, Göding, B isenz) und in N iederösterreich (an der Bahn von W agram bis Lundenburg, zw ischen Gänserndorf und Schlosshof, bei O berlaa; früher auf der Türkenschanze). In D e u t s c h l a n d bei M em el (vom Sandkruge bis zur N ordspitze der K urischen N ehrung, Immersatt) eingebürgert (hier vor vielen Jahren verm utlich zur F est­ legu ng der Dünen angepflanzt). A usserdem m ehrfach an W egrändern und C hausseegräben verwildert, so bei K önigsberg (zw . Haffstrom und W arthen, K aibahnhof), in P osen (Bahnhof G üldenhof), bei Thorn (zw . Bahnhof Schirpitz und Philippsm ühle), bei Berlin (Rüdersdorf, Köpeniker Dam pfm ühle), in M ecklenburg (Bahnterrain Fürstenberg), in Thüringen (Seebecken zw . W ansleben und der Kärrner Brücke), bei Nürnberg (Schniegling, D eutsch herrnw iese), bei M annheim (seit 1881) und L udw igshafen (m ehrm als in der N ähe von Friedhöfen; bei M ühlau auch auf Sandplätzen), in Schlesien (Breslau, Beuthen und Sagan) und in M ähren (auf Mauern im Parke R atschitz m it Antirrhinum maius und Centranthus ruber), ln der S c h w e i z auf den Rhonedäm m en bei Aigle (W aadt) eingebürgert, sonst selten (B ahnhof Zürich [1903, 1904], Yverdon) adventiv. — D a die Pflanze gern zu getrockneten Kränzen und Sträussen verw endet wird, sam t sie sich auf Schutthaufen, w ohin die R este gew orfen werden, gern aus. B ei M em el wird ihr zu diesem Z w ecke stark nachgestellt und sie in grossen M assen gepflückt (M itteil, von Dr. G e s s n e r , M em el). Andrerseits wird sie gelegen tlich m it G etreide eingeschleppt oder findet sich als U eberrest einstiger Kultur (die W urzel wurde früher zur W ollw äsche verw endet 1).— N och mehr als bei der vorigen Art wird durch die V ereinigung der vielen kleinen, honigreichen Blüten zu einem grossen Blütenstand die A u ffälligkeit erhöht. D er Nektar wird im Grunde der Blüten an einem grünen, fleischigen Ringe abgesondert und ist auch Insekten m it sehr kurzem R üssel zugänglich.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches Europa (Süd- und Mitteleuropa durch Ungarn, Siebenbürgen bis Mähren; ausserdem verwildert), Kaukasusländer, Westsibirien. In Nordamerika eingeschleppt. V on B a s t a r d e n sind bekannt: G. f a s t i g i a t a L. X G. p a n i c u l a t a L. ( = G. d i g e n e a Borb.) aus Ungarn (bei Budapest) und G. r e p e n s L. X G. T r a n s s i l v a n i c a Spreng, syn. m it Bänffya petrsea Baum garten ( = G. S ü n d e r m ä n n i Fritsch). Letzterer Bastard ist im Alpengarten von Sündermann in Lindau i. B spontan entstanden (vgl. Oesterr. botan. Zeitschrift Bd. XLVI1I [1898], pag. 385).

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CCLVII. T ü n ica 1) Scop.

Felsennelke.

Ein- oder mehrjährige Kräuter von verschiedenartigem Habitus. Blüten zwitterig, meist einzeln, in rispenförmigen Trugdolden, von 2 bis 6 schuppenförmigen Hochblättern („Involucralschuppen“) umgeben oder nackt. Kelch röhrig oder glockig. Kelchblätter 1- bis 3-nervig, durch trockenhäutige Verbindungsstreifen von einander getrennt. Kronblätter keilförmig, ohne Krönchen. Nagel mit oder ohne Flügelleisten (Taf. 102, Fig. lb). Staub­ blätter 10. Griffel 2 (Fig. 581b). Fruchtknoten kurz - gestielt (Taf. 102, Fig. 2 a). Frucht­ kapsel länglich, oben 1-, unten 4-fächerig (Taf. 102, Fig. 2 a), mit 4 Zähnen aufspringend. Samen schildförmig (Fig. 581 d). Keimling gerade, das Nährgewebe teilend.

D ie G attung, w elch e die beiden Gattungen G ypsophila und D ianthus (H ochblätter, Sam en!) verbindet, um fasst ca. 20, nam entlich im östlichen M ittelm eergebiet verbreitete A rten. A dventiv wurde einzig T . g l u m ä c e a (Bory et Chaub.) B oiss. var. o b c o r d ä t a (M argot et R eut.) B oiss. in Südtirol an mehreren Stellen an der V älsuganabahn (auch in der f. p r s e c o x Murr sow ie w eissblühend) beobachtet. 1. K elch glock ig (F ig . 581a). K ronblätter keilförm ig verschmälert. Pflanze ausdau rasig. T. s a x i f r a g a nr. 9 3/ . 1*. K elch verlängert, aufgeblasen-röhrig (T af. 102, F ig. 1 a). K ronblätter m it langem N agel (Taf. 102, Fig. l b) . Pflanze einjährig T. p r o l i f e r a nr. 936.

936. T utlica p ro life ra 2) (L.) Scop. (= Dianthus prölifer L., = Kohlraüschia prolifera Kunth, = Gypsophila prolifera Arcang., = Caryophyllus äridus Moench). S p r o s s e n d e F e l s e n n e l k e . Ital.: Strigoli, violine di tallo. Taf. 102, Fig. 1. Einjährig, 30 bis 50 cm hoch. Pfahlwurzel dünn, weisslich, einen oder mehrere Stengel treibend. Letzterer aufrecht, einfach oder oberwärts etwas ästig, vierkantig, kahl. Laubblätter lineal, 1 bis 2 mm breit, spitz, nach beiden Seiten verschmälert, am Rande rauh, kürzer als die Stengelglieder, am Grunde verwachsen, undeutlich nervig, die obersten schuppenförmig. Blüten meist zu mehreren (seltener einzeln) zu einem endständigen Köpfchen vereinigt; letzteres von mehreren Paaren trockenhäutiger, brauner, stachelspitziger bis stumpfer Schuppen (Hochblätter) umgeben. Kelch röhrig-walzlich, 10 bis 13 mm lang, aufgeblasen-röhrig, rötlich überlaufen, 5-nervig, an der Spitze trockenhäutig und unregel­ mässig 5-lappig. Kelchblätter durch 5 schmale, häutige Streifen von einander getrennt. Kronblätter klein, rötlich-lila, mit wagrecht abstehender, 2 bis 3 mm langer, verkehrt­ eiförmiger, vorn abgestutzter und ausgerandeter Platte und mit langem, mit Flügelleisten versehenem Nagel (Taf. 102, Fig. lc). Fruchtknoten länglich, oben 1-, unten 4-fächerig, mit 2 fadenförmigen Griffeln. Kapsel kürzer als der Kelch (Taf. 102, Fig. 1 d), plötzlich an­ schwellend und bei der Reife den Kelch zerreissend. Samen flach (vom Dianthus-Typus), 1,5 mm breit, feinwarzig-gerillt (Taf. 102, Fig. 1c), mit schmalem Flügel. — VI bis X. Zerstreut auf steinigen, trockenen Abhängen, an trockenen Rainen, auf sandigen oder kalkigen Hügeln, an Ackerrändern, auf Sandfeldern, Waldheiden der Niederungen, selten höher (im Wallis bis 1250 m); ausserdem auf Eisenbahn- und Flussdämmen, auf Schutt, Feldern, Brachen verschleppt. Auf Sand- und Kalkboden. F ehlt stellen w eise gänzlich, so in Salzburg, O berösterreich, im grössten T eil von O stpreussen und im nordw estlichen D eutschland (so in Schlesw ig-H olstein, O ldenburg und Brem en [vollstän d ig]; reicht nordw estlich bis Lüneburg bis zur Elbe [m ehrfach zw ischen G eesthacht und Lauenburg, M ölln, Trittau, Lübeck] und bis zur Untertrave. B ei Ham burg nur adventiv) und im grössten T eil des A lp en geb ietes und der bayerischen H ochebene.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis England, Belgien, Holland, Dänemark, Südschweden), Nordafrika, Kaukasusländer. D iese sehr auffällige Spezies erscheint spontan nam entlich an w arm en H ügeln (deshalb gern auf Kalkunterlage) und an A bhängen der N iederungen. In Norddeutschland gehört sie w ie Silene chlorantha 0 „Tunesisch, w eil die Pflanze nach dem Naturforscher und A rzt C e s a l p i n o (1519— 1603) in Tunis in Nordafrika g eg en die P est gerühm t w u rd e“ ( L e u n i s ) . 2) Lat. pröles = N achkom m e, Spross und lat. ferre — tragen; das K öpfchen erzeugt mehrere Blüten.

74*

316 (pag. 289) u n d O tite s, D ia n th u s C a rth u sia n o ru m , F e s tu c a o v in a, K o e leria g la u c a , A n em o n e p ra te n sis, V icia C a ssu b ic a, O nonis spinosa, P e u c e d a n u m O reo selin u m , A rm e ria v u lg aris, V e ro n ica T eu c riu m , E u p h ra s ia lu te a S c a b io sa suaveolens, Ja sio n e m o n ta n a , H e lic h ry su m aren ariu m , C e n ta u ra p a n ic u la ta , C h o n d rilla ju n ce a, H ieracium ech io id es, S c o rzo n era p u rp u re a e tc, zu den w e se n tlich e n B e sta n d te ile n d e r F lo ra d e r „p o n tisc h en H ü g e l“ . In sü d lich en G egenden (b e re its im O b e reisa ss) z ä h lt sie v iele ro rts zu den K o m p o n e n te n d e r B rom us e re c tu s -F o rm a tio n (vgl. B d. I, p a g . 357). A n d re rse its k o m m t T u n ic a p ro life ra a b e r a u ch ad v en tiv o d e r a p o p h y tisc h a u f E isen ­ b a h n d äm m en , F e ld e rn etc. vor. — W ie T . sa x ifra g a is t a u ch diese A rt g ynodioezisch u n d gynom onoezisch. D ie h o m o g am e n B lü ten (S e lb stb e s tä u b u n g m ö g lic h !) sind klein, w e n ig a u ffä llig u n d von k u rz e r D a u e r (2 T a g e ). D ie B lüten öffnen sich von m o rg en s 8 U h r bis m itta g s 1 U h r (n a ch K n u t h ) . D e r k o p ffö rm ig e B lü te n sta n d , w e lc h e r von 3 o d er 4 P a a re n h ä u tig e r H o c h b lä tte r u m g eb e n w ird , sc h lie sst m it einer G ipfelblüte ab. D a s o b e rste P a a r der H o c h b lä tte r t r ä g t in seinen A c h seln S e ite n b lü te n , w e lc h e a b e r in der E n tw ic k lu n g m eisten s Z urückbleiben. S te ts is t a u f einm al n u r eine B lü te geöffnet. D ie flach g e flü g e lte n S am en vom D ia n th u s T y p u s w e rd en d u rc h den W ind v e rb re ite t. D ie B lüten dienten frü h e r als T e e s u rro g a t. — T . p ro life ra s te h t d e r G a ttu n g D ia n th u s seh r n ah e.

937. Tunica saxífraga1) (L.) Scop. ( = T . ríg id a R ch b ., = D iánthus saxifragus L ., = G ypsóphila saxifraga L ., = G. m ulticaúlis Poir.). S t e i n b r e c h F e l s e n n e l k e . T af. 102, F ig. 2 und F ig . 581 a bis f. A u sd au ern d , 10 bis 35 cm hoch, dichtrasig, etw as flaum ig. G rundachse kriechend, holzig. S tengel nieder­ F i g . 581. T u n i c a s a x i f r a g a S c o p . « B l ü t e , b F r u c h t k n o t e n m i t G r i f f e l n . liegend o d er aufsteigend, nach allen c F ru c h tk a p se l m it geöffnetem K e lc h u nd A u ssenkelch. ifSam en. /Q u e r­ Seiten au sgebreitet, m eist vom G runde s c h n i t t e d u r c h d e n u n t e r e n u n d o b e r e n T e i l e i n e s L a u b b l a t t e s (d ie L e i t ­ b ü n d e l sin d v o n W a s s e r g e w e b e u m g e b e n . V e r g r ö s s e r u n g 3 3 fach). — an ästig, etw as flaum ig oder kahl. L a u b ­ V a c c a r i a p y r a m i d a t a M e d . g K r o n b l a t t . h, i K a p s e l v o n a u s s e n u n d i m Q u e r s c h n i t t , k , l, m S a m e n v o n a u s s e n , i m L ä n g s - u n d Q u e r s c h n i t t . b lätter sehr schm al (0,5 mm b reit und bis 1 cm lang), lineal, dicklich, spitz, kurz - scheidig, am R a n d e etw as rauh, unten dem S ten g el ± an g ed rü ck t, oben etw as nach ausw ärts gebogen. B lüten an den V erzw eigungen einzeln endständig, deutlich gestielt. K elch röhrig-glockig, 4 bis 5 mm lang, am G runde von 2 bis 5 w eisshäutigen, stachelspitzigen H o c h b lä tte rn um geben (F ig. 581 a, c). K e lc h b lä tte r g rü n bis rötlich-w eiss, durch w eisshäutige Streifen m iteinander verbunden. K elchzähne stum pf, h äu tig b eran d et, schw ach bew im pert. K ro n b lä tte r helllila bis satt rosafarben, m it 3 A dern, allm ählich in den N ag el verschm älert, ohne K rönchen. P la tte 3 bis 4 mm lang, vorn au sg eran d et, allm ählich in den ungeflügelten N ag el ü bergehend. Griffel 2, fädlich (Fig. 581b). K ap sel keulig-eiförm ig, kaum so lang als der K elch, v ierklappig aufspringend, d er K elch selten einreissend (F ig. 581c). Sam en schildförm ig, auf d er einen S eite gew ölbt, auf der andern ausgehöhlt m it w ulstigem R an d , w arzig-gerillt, ca. 1 mm lang (Fig. 581 d). — V I bis IX . Stellenw eise v erb reitet auf steinigen A bhängen, trockenen W iesen, auf S chotter, D äm m en, auf B ach- und Flusskies, auf dürrem , trockenem Boden, F elsen, an S trassenrändern, M auern, in K astan ien w äldern; auf K a lk und D olom it des A lpen- und V oralpengebietes und d er süddeutschen H ochebene (im U nteren g ad in bis gegen 1600 m). In D e u t s c h l a n d sp o n ta n einzig auf den H eidew iesen im sü d lich en B a y ern (H ochebene von A u g sb u rg K a u ferin g -M ü n c h e n -M ü h ld o rf-N e u ö ttin g nördl. bis zur D onau, S alzach u fer b e i B u rg h a u se n , frän k isch e r J u ra [W elten ­ b u rg , M onheim , D ollnstein, zw . W ille n b e rg u n d H o le n b erg , K lo ste r B anz] u n d K ilia n sb e rg b e i S c h w e in fu rt [ob h ier u rsp rü n g lich ? ] u n d im W ü rttem b erg . U n te rla n d (A ista ig u n d O berndorf im O b e ra m t Sulz). A u sserd em m eh rfa c h v e r­ sc h lep p t, so auf einer R h ein in sel b ei K e tsc h u n d bei S peyer (1891, 1902) in der P falz, b ei A lf an der M osel, um J en a, in der N ie d erlau sitz (P fo rte n , 1905), in S chlesien (K a p sd o rf b e i B reslau, a b e r n ic h t b e i L u b lin itz in O b erschlesien), in O stp re u sse n (F e ld m a rk b ei S elb o n g en im K re is S e n sb u rg [1891] zw . S o k a ite n u n d W eszeningken, am L ie p ien sk er *) *) S te in b re ch . L a t. säxum =

F els, G estein und frä n g e re = • b re c h e n ; n a ch dem S ta n d o rt der Pflanze.

317 See [1906] im Kr. Johannisburg), in W estpreussen (Frische N ehrung bei Liep und K ahlberg) und in W estfalen (W attenscheid). In O e s t e r r e i c h ziem lich verbreitet im Süden und in den wärm eren Alpentälern (auch in N ord­ tirol im ganzen Inntal von Finsterm ünz abw ärts bis K ufstein, im V oralberg an der unteren 111 bis zur M ündung); fehlt in M ähren, Schlesien und B öhm en (hier nur eingeschleppt zw . Josefstad t und A lt-P less, V setat, Neuhaus, K alisch bei T riebsch). In der S c h w e i z in den Kantonen W aadt, W allis (w ie Achillea tom entosa aufw ärts bis Grengiols), T essin und Graubünden (im Unterengadin [aufw ärts bis Zernez], Puschlav [besonders unterhalb des Sees], C astiel bei C h u r); ausserdem selten adventiv (Bahnhof Zürich).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südeuropa (von Spanien und Portugal bis Griechen­ land, Corsika, Sardinien, nördlich bis zum fränkischen Jura), Kleinasien, Armenien, Persien, Kaukasusländer. D iese ursprünglich der M ittelm eerflora angehörende, stark xerophil gebaute Art ist nam entlich in den warm en A lpentälern der Südalpen stark vertreten. Hier findet sie sich auf trockenen, kalkreichen, steinigen A bhängen (z. B. im W allis ob Brig) gern in B egleitung von A ndropogon ischaem um (Bd. I, pag. 182), Cynosurus cristatus, F estu ca ovina subsp. glauca, Silene O tites (pag. 290), D ianth us Carthusianorum, A stragalus O nobrychis. Ononis Natrix, Coronilla vaginalis, Erysimum H elveticum , Sedum reflexum und album, Sem pervivum arachnoideum, Peucedanum O reoselinum , Pim pinella Saxifraga, V incetoxicum , Stachys rectus, G aleopsis angustifolia, V eronica spicata, Teucrium montanum und cham aedrys, G lobularia cordifolia, Euphrasia lutea und alpina, Thym us serpyllum , A chillea tom en tosa, L actuca perennis, Centaurea V allesiaca, A rtem isia vulgaris und A bsinthium etc., also viele mediterrane und wärm eliebende Spezies der südalpinen Felsenheide. A ndrerseits bildet diese A rt in N iederösterreich und in O berbayern vielfach ein Glied der pontischen bzw . süddeutschen H eidew iesen und tritt daselbst neben verschiedenen pontischen Form en auf, in Niederösterreich neben Allium flavum (Bd. II, pag. 225), Iris pumila (Bd. II, pag. 284), A nem one grandis, Erysimum canescens, A stragalus A ustriacus, Seseli Hippomarathrum, glaucum und annuum, V erbascum P hoeniceum , Linaria genistifolia, Scabiosa ochroleuca, Inula ensifolia und I. Oculus Christi, A rtem isia P ontica, Jurinea mollis etc. — D ie 4 bis 10 mm im D urchm esser erreichenden, honigreichen Blüten sind proterandrisch (die 5 äusseren Staubblätter entw ickeln sich zuerst). W ie bei vielen X erophyten sind die Leitbündel in dem zentrisch gebauten B latte von einem Kranz grosser, chlorophyllfreier Zellen um geben, w elch e aller W ahrscheinlichkeit nach als W asserbehälter dienen und grosse Krystalldrusen enthalten (Fig. 581 e, f). T. saxifraga ist eine dankbare Pflanze für alpine A nlagen, w intert indessen gern aus.

CCLVIII.

V accäria1) Med.

Kuh kr a ut .

Zu der G attung gehören nur 3 A rten , von denen in M itteleuropa einzig die adventiv vorkommt.

folgende vielfach

938. Vaccaria pyramidäta Med. (= V. parviflöra Moench, = V. vulgaris Host, = V Vaccaria Huth, = Saponäria Vaccaria L., = S. vegetalis Neck., = S. rubra Lam., = Gypsöphila Vaccaria Sibth. et Sm., = Lychnis Vaccaria Scop.). G e m e i n e s K u h k r a u t , Ackernelke. Engl.: Cow-herb; ital: Cetino, mezzetino. Taf. 101, Fig. 5 und Fig. 581 g bis m. Einjährig, 30 bis 65 cm hoch. Wurzel spindelförmig. Stengel kahl, aufrecht, oben gabelig verzweigt. Laubblätter lanzettlich, spitz, am Grunde verwachsen, die obern fast herzförmig, kahl, bläulich bereift, am Rande kaum rauh. Blüten in lockern, reichverzweigten Dichasien, lang-gestielt. Kelch bauchig-aufgeblasen, oben verzweigt, 12 bis 17 mm lang, scharf 5-kantig, kahl, blassgrün, an den Kanten dunkler. Kronblätter kaum 20 mm lang, keilig verkehrt-eiförmig, blassrosarot, ohne Krönchen. Platte 3 bis 4 mm lang, vorn ab­ gerundet oder schwach ausgerandet. Nägel aus dem Kelch nicht herausragend, mit Flügelleisten (Fig. 581g). Staubblätter 10. Griffel 2 (Taf. 101, Fig. 5 a). Kapsel kugelig, viel kürzer als der Kelch, am Grunde unvollkommen 4-fächerig (Taf. 101, Fig. 5 b), mit 4 Zähnen sich öffnend. Aeussere Schicht der Kapsel pergamentartig, innere dünn, papier­ artig, bei der Reife sich von der äussern lostrennend (Fig. 581 i). Samen schwarz, kugelig, warzig, 2 mm breit (Fig. 581k). Keimling gekrümmt (Fig. 5811, m). — VI. Hie und da unter Getreide, auf Brachfeldern, seltener auch in Weinbergen, bei Mühlen, bei Bahnhöfen, auf Dämmen, Schutt, an Wegrändern, in Blumenbeeten; aber meist6 6 Lat. väcca =

Kuh; vielleicht w egen der Verw endung der Pflanze als Kuhfutter.

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unbeständig. Von der Ebene bis in die Alpentäler (Casaccia am Malojapass in. Graubünden, 1600 m). Besonders auf schwerem Boden. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis Dänemark und Schweden), Nordasien, Orient, gemässigtes und zentrales Asien, Himalaya, Indien, Korea; in Nordamerika, Australien und Neu-Seeland eingeschleppt. A endert ab: var. t y p i c a Beck. K ronblätter kaum 20 mm lang, etw a 1¡z länger als der K elch. N ägel nicht deutlich sichtbar, P latte vorn m eist abgerundet. K anten des K elches bis zur Spitze grün und hier schm al häu tig berandet oder bei der f. n ó b i l i s A . Schw arz an der Spitze purpurn und daselbst breit-w eissh äutig berandet. — var. g r a n d i f l o r a (Jaub. et Spach) Celak. ( = Saponaria V accaria L. ß grandiflora F isch .). Kron­ blätter 20 bis 23 mm lang und 5 bis 6 mm breit, fast um die H älfte länger als der K elch, N ägel deutlich aus dem K elch herausragend. P latte 6 bis 8 mm lang, ausgerandet oder au sgesch w eift (Besonders im Süden). D ie var. S a u t é r i (W ohlfarth), w elch e für Tirol angegeben wird, ist zu streichen. — D ie se prächtige, ursprünglich w ohl südeuropäische oder asiatische Art wird vielfach m it russischem G etreide oder R otklee, m it ostindischem W eizen oder mit Luzerne eingeschleppt und findet sich deshalb als A rchaeophyt — m eist aber nur vorübergehend — in G etreide- oder K leefeldern, zuw eilen m it Delphinium Consolida, Scandix P ecten Veneris, Caucalis daucoides, Bifora radians, A grostem m a G ithago (pag. 273), Centaurea Cyanus, N eslea paniculata, Silene G allica (pag. 282) etc. A usserdem wird sie gelegen tlich auf G etreideverladestellen der Eisenbahnen, bei M ühlen, an Bahndäm m en, auf Schutt etc. verw ildert angetroffen. — V. pyram idata repräsentiert eine schw ach proterogyne Tagfalterblum e, w elch e am Grunde des K elches nur w en ig H onig absondert. D urch die oben stark verengte K elchröhre werden die K ronblätter und die G eschlechtsorgane, w ozu auch die Falten der Kronblätter beitragen, so verschlossen, dass nur der Schm etterlingsrüssel zum Nektar Vordringen kann.

CCLIX. D iänthus ') L. N e lk e . Franz.; Œ illet; engl.; Pink und carnation; ital. : Violine a mazzetti, viola, garofano. Ein- oder meist mehrjährige Kräuter mit schmalen, grasartigen, oft blaugrünen, am Grunde scheidenartig verwachsenen Laubblättern. Blüten zwitterig, einzeln, in Büscheln oder ± lockeren Dichasien. Kelch röhrig, 5-zähnig, krautartig, mit Aussenkelch; letzterer aus 2 oder 3 Paaren schuppenförmiger, begrannter Vorblätter (Kelchschuppen) bestehend. Kronblätter dunkelrot bis rosa (selten weiss oder gelb), plötzlich in einen langen, meist mit Flügelleisten versehenen Nagel verschmälert (Taf. 102, Fig. 4 a, 6 a), ohne Krönchen. Platte wagrecht abstehend, vorn ganzrandig, gezähnt bis gefranst. Staubblätter 10. Narben 2. Kapsel 1-fächerig (Fig. 583 e), sich mit 4 nach auswärts sich krümmenden Klappen öffnend (Fig. 583 d), bei der Reife nicht zerreissend. Samen flach, oval oder länglich, schalenartig. Keimling gerade, das Nährgewebe teilend (Taf. 102, Fig. 3 b, 3 c). D ie G attung um fasst eine grosse Zahl (ca. 270) von Arten, deren A rtberechtigung allerdings sehr verschieden beurteilt wird. D as Verbreitungszentrum lie g t im M ittelm eergebiet, von w o einzelne Spezies bis M itteleuropa (D . Seguieri, caesius), durch Sibirien bis Japan und durch A byssinien bis ins Kapland ausstrahlen. D em endem isch-alpinen Florenelem ent gehören D . Silvester sow ie die hochalpinen D . alpinus, glacialis und neglectus an, dem pontischen D . plumarius, serotinus und arenarius. F ast alle einheim ischen D ianthus-A rten (ausgenom m en D . superbus) sind trockenheitliebend und zeigen einen + xerophilen H abitus. Einzelne Arten (z. B. D . c a esiu s, T erg estin u s, plumarius) erscheinen durch W achsüberzug bläulich. D ie proterandrischen Blüten sind in der R egel gross, schön und auffällig gefärbt. D a der N ektar im Grunde der Kronröhre abgesondert wird, ist er nur Faltern (zuw eilen sogar nur den langrüsseligsten Schwärm ern) zugänglich. D adurch dass die äussern Staubblätter zuerst verstäuben und sich dabei etw as über die Blüte erheben, w erden 2um H onig 5 Zugänge geschaffen (F ig . 583 g ). D ie N ägel der Krone w erden durch die derben, gegen H um m eleinbruch schützenden K elchschuppen so w ie durch den festen, kahlen K elch zu einer langen Röhre zusam m engehalten. D ie m eist schildförm igen, ziem lich flachen, zuweilen m it einem Flügelrand ausgestatteten Sam en sind einigerm assen der V erbreitung durch den W ind angepasst. Von A b ­ norm itäten werden gelegen tlich D urchw achsungen, Bildung von belaubten Z w eigen m it Term inablüte an Stelle von Einzelblüten, getrennte und offene Fruchtblätter, trikotyle K eim blätter etc. beobachtet. *) *) Verkürzt aus gr. A iög üvßog [dios ánthos] =

Blume des Zeus.

319 A d v e n t i v w u rd e a u sse r D . A rm e ría , a ren a riu s, caesius, C aryophyllus, b a rb a tu s und p lu m a riu s (die 3 le tz te m als G a rte n flü c h tlin g e !) etc. als S e lte n h e it einzig k o n s ta tie rt: D . C y r i F isc h , e t M ey. aus A e g y p te n (S ch w eiz: S o lo th u rn 190J). K u ltiv ie rt w e rd e n au sse r den un ten n ä h er b e sc h rie b en e n A rte n (besonders D . b a rb a tu s , plu m ariu s, caesius, su p e rb u s, C a rth u sia n o ru m ) in einer M en g e von F a rb e n sp ie la rte n die beiden folgenden N e lk e n : 1. D . C a r y o p h y l l u s L., die G a rten -N e lk e, fra n z .: oeillet des fleuristes, oeillet á b o u q u e t; e n g l.: carn a tio n , i t a l . : g a ro fa n o (F ig. 582a, b, c). D a s W o rt N e l k e ist n ich ts anderes als die (verkürzte) n ie d e r­ d eu tsch e F o rm fü r „ N ä g e lc h e n “, b e k an n tlic h au ch B e ze ic h n u n g fü r die G ew ürznelke (die g e tro c k n e te , geschlossene B lüte von C aryophyllus a ro m a tic u s L .) infolge der A e h n lic h k e it m it einem kleinen N a g e l: N ä g e l k , N ä g e l k e , N ä g e l k e n , N ä l k e n (N ordw estl. D e u tsc h la n d ), N ä l c h e n (G o th a), N é e c h e l a (E rz­ g e b irg e ), N a g e r l , N a g ’l (b a y risch -ö ste r­ re ic h isc h ), N ä g a l a (Beranken), N ä g e l i (Schw eiz). A us dem g riec h .-lat. caryophyllus ist e in erseits F i l e t t e (O stfrieslan d ), F 1 e t t e (N ah eg eb iet), a n d e rse its G r o f f e i n (B ayr. G ebirge), G r o f f e l (rom án. G rau b ü n d en ) e n tsta n d en . N a ch den schm alen, g ra sä h n ­ lichen B lä tte rn h e is st die G arten n elk e auch G r a s b l u m e (N a h e g e b ie t, F ra n k fu rt etc.). H e im a t: S ü d eu ro p a. 5 bis 60 (90) cm h o h e S ta u d e m it kah lem , 1- b is m eh rb lü tig em , einfachem , g a b e lä s tig e m oder r i s p i g - v e r ­ zw eig tem S ten g el. L a u b b lä tte r lineal-lanzettlich, am R a n d e g la tt o d er n u r am G runde ra u h , b lau g rü n . B lüten se h r w ohlriechend. K elch sch u p p en 4 bis 6, k ra u tig , a n g ed rü c k t, b re it-eifö rm ig , g e s tu tz t, p lö tzlich in eine S ta ch e lsp itz e zusam m engezogen, ca. so lang als die K elch rö h re. K ro n b lä tte r 3-eckig, v e rk eh rt-eifö rm ig , v orn g e k e rb t o d er g e zä h n t, b e i d e r S ta m m fo rm dunkel- o d er hellrot. D ie G arten -N e lk e w ird se it Ja h rh u n d e rte n in z ah lreic h en e in fa c h e n , g e fü llte n , ein(Sim plicen), zw ei- (D o u b le tte n ) o d er m e h r­ fa rb ig e n (B izarden), sa m m etig en , glänzenden oder m a tte n F o rm e n g ezogen. A u c h die Z eich n u n g der P e ta le n ist se h r verschieden. Die sog. „ R e m o n ta n t-N e lk e n “, w elch e a b er F i g . 582. D i a n t h u s C a r y o p h y l l u s L . a H a b i t u s ( l/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . b, c E i n f a c h e u n d g e f ü l l t e E i n z e l b l ü t e . — D i a n t h u s C h i n e n s i s L . d H a ­ v ielleicht von dem h a lb s tra u c h ig e n D . s u f bitus. — e D ia g ra m m von D . p l u m a r i u s L. m it 4 K e lc h sc h u p p e n (nach f r u t i c o s u s W illd. a b stam m en , h a b e n die E i c h l e r ) . — f D i a g r a m m v o n D . C a r t h u s i a n o r u m L . (K K e l c h , K r K r o n ­ b l ä t t e r , F l F l ü g e l d e r s e l b e n , A / , Aj j ä u s s e r e r u n d i n n e r e r S t a u b b l a t t k r e i s ; N e ig u n g zu „ re m o n tie re n “, d. h. m ehrm als n a c h H e i n e c k ) . — K e i m s t a d i e n v o n g D. m i c r o l é p i s , /z i v o n D . p l u ­ oder doch im S p ä tja h r und im W in te r zum m a r i u s , k D. s u p e r b u s , / D . a l p i n u s . zw eitenm al zu b lühen. D ie n e u este und b este lac h sfa rb en e R e m o n ta n t-N e lk e fü h rt die B ezeichnung „P aul M a rtin “. Sog. „ H ä n g e n e lk e n “ m it seh r g rossen (bis ü b e r 10 cm im D u rc h m esser) B lüten trifft m an häufig im G e b irg e (T iro l, E n g ad in , P u sch la v ) vor den F e n ste rn an. D ie V e rm e h ru n g g e sc h ie h t durch A b le g e r (S en k er), S tecklinge o d er du rch S am en. D er g e fäh rlic h ste F e in d d e r N elken is t die N elkenfliege (A n th o m y ia a n tiq u a M eigen). d eren M ad en sich in die K nospen e in b o h re n . 2. D . C h i n e n s i s L ., die C hinesische N elke, fran z .: oeillet de la c h in e ; engl.: c h in a -p in k , aus C h in a (Fig. 582 d); v e rw a n d t m it D . S eguierii. Z w e ijäh rig bis a u sd au ern d , in d e r K u ltu r m eist zw eijährig. B lüten g ro ss, ein­ zeln oder an den Z w eig en d en g e p a a rt. K e lchschuppen linealisch, spitz, k ra u ta rtig , m eist a b steh e n d , e tw a so la n g oder lä n g e r als der K elch. K ro n b lä tte r am R a n d e u n re g elm ä ssig g e z ä h n t oder ein g e sc h n itten bis fransig, in F a rb e und B orm se h r verän d erlich , o ft sa m tig , gefleckt o d er p u n k tie rt. H ie rh e r au ch die sog. K aiser-N elken, H e d d ew ig s C h in e ­ sische N elke etc., w elche a b e r z. T . B a sta rd e m it D. b a rb a tu s darstellen. D . C hinensis ist w ie D . C aryophyllus eine all­ b e k an n te u n d b e lie b te Z ierpflanze. — F ü r alpine A nlagen sind b e so n d e rs zu em pfehlen D. a l p i n u s , n e g l e c t u s , g l a c i a l i s , S t e r n b e r g i i au s den A lpen, D. m i c r o l é p i s B oiss. aus den b u lg a risc h e n H o c h g eb irg e n (reizende kleine Felsenpflanze vom H a b itu s des D . glacialis, m it w elchem er a b e r in g a r k e in e r v e rw an d sch a ftlic h en B ezieh u n g ste h en

320 soll), D . c a l l i z o n u s Schott et K otschy aus den Südkarpaten und Siebenbürgen (Blüten von der G estalt des D. alpinus, aber schöner gezeichnet) und D. K n ä p p i i A schers, aus Ungarn und dem Balkan (Blüten gelb). 1. K ronblätter gezähnt, seltener ganzrandig 2. 1*. K ronblätter tief fingerförm ig oder fiederspaltig eingeschnitten 14 . 2. Blüten bü schelig oder kopfig gehäuft 3. 2*. Blüten rispenartig angeordnet oder einzeln 7. 3. H ochblätter und K elchschuppen rauhhaarig D . A r m e r i a nr. 939. 3*. H ochblätter und K elchschuppen kahl oder nur am Grunde rauh, nicht gefurcht 4. 4. Laubblätter kurz-gestielt, eilanzettlich bis breitlanzettlich. B lüten dichtbüschelig gehäuft. W ild nur in den Südalpen, sonst gelegen tlich verw ildert D. b a r b a t u s nr. 940. 4*. Laubblätter nicht gestielt, lineal- oder lin ealisch-lanzettlich 5. 5. Laubblattscheiden so lang w ie die Breite der Blätter . D . S e g u i e r i i nr. 943. 5*. L aubblattscheiden doppelt bis 4 mal so lang als die B reite der Blätter 6. 6. Blattscheiden 2 mal länger als die Breite der Laubblätter. Krain und K üstenland. D . L i b u r n i c u s hr. 942. 6*. Blattscheiden etw a 4 mal länger als die Breite der L aubblätter D . C a r t h u s i a n o r u m nr. 941. 7. Stengel flaumig-rauh. K ronblätter purpurrot bis lila, mit helleren P unk ten- und einem dunkleren Q uerstreifen D . d e l t o i d e s nr. 944. 7*. Stengel kahl 8. 8. K elchschuppen bedeutend kürzer als die halbe K elchröhre 9. 8*. K elchschuppen so lang oder länger als die halbe K elchröhre. M eist einblütige Alpenpflanzen 11. 9. K ronblätter im Schlunde bärtig-behaart. Laubblätter seegrün, stum pflich. Blüten w ohlriechend. D . c a e s i u s nr. 950. 9*. K ronblätter nicht gehärtet 10. 10. Laubblätter seegrün. K elchschuppen 2, plötzlich in ein knorpeliges Spitzchen übergehend. O esterreichisches L itoralgebiet D . T e r g e s t i n u s nr. 945. 10*. L aubblätter grasgrün. K elchschuppen 2 bis 4, m it kurzer, dreieckiger Spitze. D . S i l v e s t e r nr. 946. 11. L aubblätter lineal-lanzettlich, verhältnism ässig breit und kurz, die grundständigen verkehrt eilänglich bis verkehrt-lanzettlich, vorn verbreitert. K ronblätter doppelt so lang als K elch, am Grunde dunkler gesprenkelt. Pflanze lockerrasig. Kalkpflanze der östlichen Alpen D . a l p i n u s nr. 947. 12. L aubblätter stets lineal. Pflanze dichtrasig 13. 13. Laubblätter spitz und starr. K elchschuppen m it spitzer, steifer Granne. Südtirol. D . n e g l e c t u s nr. 949. 13*. Laubblätter stum pf, dicklich. K elchschuppen m it langer, krautiger Spitze. O stalpen, jedoch nur auf U rgestein D . g l a c i a l i s nr. 948. 14. P latte der K ronblätter bis über die M itte geschlitzt. B lüten w ohlriechend 15. 14*. Platte der Kronblätter höchsten s bis zur M itte gesch litzt 16. 15. Laubblätter (auch die unteren) linealisch spitz. Blüten Sandpflanze im östl. N ord­ deutschland D. a r e n a r i u s nr. 954. 15*. L aubblätter linealisch-lanzettlich, die unteren stum pflich. Blüten bleich-rosa bis (im G ebirge) purpurrot. D. s u p e r b u s 955. 16. K elchschuppen m indestens Va so lang als die K elchröhre, pfriem lich begrannt. Nur im Süden und W esten der Alpen D . M o n sp e s s u 1an u s nr. 951. 16*. K elchschuppen 3 bis 4 mal kürzer als die K elchröhre 17. 17. Pflanze m it grasgrünem Stengel. K ronplatte nur vorn zerschlitzt D . s e r o t i n u s nr. 953. 17*. Pflanze m it seegrünem Stengel, m eist 1-blütig 18. 18. Stengelblätter aufrecht abstehend, rinnig, sehr spitz, fast stechend D . p l u m a r i u s nr. 952. 18*. Stengelblätter fast w agrech t abstehend. K alkalpen von O esterreich. D . M on sp e s s u 1a n u s subsp. S t e r n b e r g i i (vgl. nr. 951).

939. Dianthus Armeria1) L. ( = D. hirsütus Lam., = D. villösus Gilib., = Caryophyllus Armerius Moench).

B ü s c h e l - N e l k e . Franz.: Oeillet velu; engl.: Deptford pink; ital.: Viola di lepre, violine a mazzetti. Fig. 583 f bis h. Zweijährig, 30 bis 45 (80) cm hoch, trübgrün.^Wurzel spindelförmig. Stengel steif aufrecht, stielrund, einfach oder oben wenig ästig, oberwärts dicht kurzhaarig-rauh, unten (namentlich jung) zerstreut-rauhhaarig. Laubblätter lineal-lanzettlich, steif aufrechtstehend, *) V gl. Armeria (Fam ilie der P lu m b agin aceen )!

321 1 bis 3 mm breit, 3- bis 5-nervig; stum pf, kurz b eh a art, am R ande rauh, sitzend, kurzscheidig (Scheide k ü rzer als die B reite der B lätter). B lüten sitzend oder sehr kurz gestielt, zu 2- bis 10-blütigen, dichten, fächerförm igen B üscheln vereinigt. D e ck b lätter und K e lc h ­ schuppen k ra u ta rtig , lanzettlich-pfriem lich, rauhhaarig, gefurcht. K elch sch u p pen aufrecht, fast so lang als die K elch rö h re. K elch 13 bis 20 mm lang, zylindrisch, nach der S pitze zu allm ählich verengt, erhaben längs­ nervig, dichtflaum ig, grün oder rötlich überlaufen. K ro n e bis 13 mm im D urchm esser. K ro n p la tte ziem ­ lich klein (4 bis 5 mm lang), länglich-verkehrt-eiförm ig, hellpurpurn m it dunklen P unkten, vorn gezähnt. N agel weiss. K a p se l so lang als der K elch (Fig. 583 h). Sam en 1,5 mm breit. — V I, VII. Z erstreu t und m eist einzeln an W ald rän d ern , buschigen A b hängen, sonnigen H ügeln, in lichten W äldern, K astanienhainen, W einbergen, an W e g ­ rä n d ern ; von der E b en e bis in die V oralpen. Selten auch verw ildert. Im n o rd w e stlic h e n D e u tsc h la n d selten, im m erhin no ch bei R a tz eb u rg , R e n d sb u rg an der E id er, zw ischen B erne u n d V o lk s­ dorf im H a m b u rg e r G e b iet, frü h e r au ch bei St. M ag n u s an der L esu m u n te rh a lb B rem en. G eleg en tlich a u ch als G a rten flü ch tlin g (z. B. an den L e c h - u n d W e rta c h u fe rn in B ayern).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und M ittel­ europa (nördlich bis E n g lan d , D änem ark, Südschw eden), T ra n sk a u k a sie n ; in N o rd am erik a eingeschleppt. A e n d e rt e tw a s a b : f. g l a b e r S choltz ( = var. g la b ra tu s A bro m eit, = var. lsevis H euffel). P flanze + vollstän d ig kahl. — D. A rm e ria b e sitz t u n sc h e in b a re B lü te n ; die Pflanze is t gynodioecisch u n d gynom onoecisch. D ie B lüten w eisen einen se h r sp ärlich en ln se k te n b e s u c h auf. D a die G riffel schon e n tw ick elt sind, w e n n die S ta u b b e u te l d e r äu sse ren S ta u b b lä tte r noch m it Pollen b ela d en sind, so ist sp o n ta n e S e lb stb e stä u b u n g m öglich.

F i g . 583. a D i a n t h u s b a r b a t u s L . B l ü t e n s p r o s s ( l /3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , b B lütenlängsschnitt, c K elc h m it K e lc h sc h u p p e n , d K apsel, e Q u e rs c h n it t durch den unte rn T e il der K apsel. — f , f i D i a n t h u s A r m e r i a L , H a b i t u s ('/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , g B l ü t e n ­ lä n g ssch n itt. h K ap sel.

940. Dianthus barbátus

L. (= D . pulchérrim us Loisel., = T única b a rb a ta Scop., = C aryophÿllus b arb atu s M oench). B a r t - N e l k e . F ra n z .: Jalousie, oeillet de poète, bouquet p a rfa it; engl.: B eard ed p in k ; ita l.: V iola a m azzetti, speranze. F ig . 5 8 3 a bis e und F ig . 584. D ie B a rt-N e lk e fü h rt ih re m eisten V o lk sn am en n a ch den d ic h t beisam m en steh en d en B lü te n : K l u s t e r n e g e l k (H olstein), K l u u s t e r n ä l k e n [zu „ K lu ste r“ = K lum pen, w a s d ic h t b e isam m en sitzt?J (U ntere W eser), P u s c h n ä g e l c h e n (O stp re u ssen ), B u s c h n a g e r l (K ä rn te n ), B ü s c h n ä g e l i , B u s c h e n ä g e l i ( n ) , N ä g e l i (S chw eiz). A u f die (b e g ra n n te n ) K e lch sch u p p e n w eisen T s c h u p p n ä g e l i (St. G allen, C h u rfirsten g e b ie t), S a i b ä r s c h t [S a u b ü rste ] (N a h e g e b ie t), S t e c h n ä g e l i (St. G allen) hin. A n d ere S ch w eizer B enen n u n g en d e r B a rtN elke sind no ch C h r ü t z n ä g e l i (S t. G allen), C h a p u z i n e r - N ä g e l i (G la ru s, St. G allen), P f a f f e ( n ) - N ä g e l i (G larus), F l e i s c h - N ä g e l i [B lütenfarbe] (A ppenzell), K a r t ü s e r - N ä g e l i .

A u sd au ern d , 30 bis 70 cm hoch. G rundachse k räftig , schräg im Boden liegend, 1 oder m ehrere aufrechte, stielrunde, lo ck erb eb lätterte, einfache oder oben ästige S tengel treibend. L a u b b lä tte r b re it-la n zettlic h bis eilanzettlich, 5 bis 18 mm breit, beid en d ig v e r­ schm älert, m ehrnervig, m it scheidigem G rund sitzend (Scheide 5 bis 8 mm lang), am R an d e etw as rauh. B lüten sehr kurz gestielt, zu 3 bis 30 dicht - büschelig gehäuft, von schm allanzettlichen oder linealen, spitzen, zurückgeschlagenen, am R an d e rauhen H och b lättern

322 gestützt. K elchschuppen m eist 4, k ra u ta rtig , aus eilanzettlichem G runde lang gran n en artig zugespitzt, so lang als die K elchröhre, aufrecht oder die äusseren zurückgebogen. K elch zylindrisch, 15 bis 18 mm lang, schw ach längsnervig, grün, an d er S pitze m eist violett, kahl. K elchzähne schm al-lanzettlich, lang g ra n n en artig zugespitzt. K ro n b lä tte r dunkelrot, dunkler gefleckt oder g eh ä rtet. P la tte verkehrt-eiförm ig, 3-eckig, vorn gezähnelt. K apsel unten etw as erw eitert. — VI bis V III. Z erstreu t an W ald rän d ern , in G ebüschen, auf W aldw iesen, kräuterreichen B erg ­ wiesen, besonders in der B erg- und alpinen R egion von ca. 900 bis 2500 m (P asterze in K ärn ten ). W ild nur im südlichen O e s t e r r e i c h ; ausserdem vielfach aus G ärten v er­ sch leppt und hie und da verw ildert. In O e s t e r r e i c h sp o n ta n im südlichen T iro l (n o rd w e stlic h bis V irg e n -W e ite n ta l-P e itle rk o fe l-P ro v e isF a ssa-V al S ad o le-C an al S an Bovo), in S te ie rm a rk (stellenw eise h äufig in M itte l- und U n te rsteierm a rk ), in K ä rn te n (a u f m eh re ren A lp en g ru p p en , z. B. a u f d e r P lö ck en , am M a lle s­ tig e r M itta g sk o g e l, P a ste rze , S a tn itz , B e rg - und W eissb ria ch , L esac h ta l), in K ra in (im o b e ren S avetal a u fw ä rts bis J a u e rb u rg u n d K a rn e r V ellach ) und K ü s te n la n d (G örz). A u sse rd em n ic h t selten — m eist a b e r n u r v o rü b e r­ g e h e n d — au s G ä rte n auf S c h u tt, an K irc h h o fm a u e rn , b e i alten B u rg en , in F o rs te n , a u f F lu ssk ies (oft w e it von O rtsc h a fte n e n tfe rn t!), in W äld ern , an E ise n b a h n d ä m m e n v e rw ild e rt und selten e in g e b ü rg e rt, z. B. in O b e r­ b a y e rn (am L e c h u n te rh a lb K aufering, an der Is a r b e i G rünw ald, R e g e n b u rg an d e r G lonn, R a tzen w in k el, Isa rau e n u n te r R o ssw ies b e i T ölz, S p itzingsee 1855), in F ra n k e n (u n ter B u rg R a b e n ­ stein e in g e b ü rg e rt, L ein b u rg , A lte n ­ b u rg b ei B am b erg ), W ü rtte m b e rg . (L ic h ten ste in , P fullingen), in B aden (F re ib u rg e r S c h lo ssb e rg , A c h ern , H in te rz a rte n , Ilvesheim ), in H a n n o v er (H itz a c h e r, M enslage), R heinprovinz (R uine E h ren ste in a. d. W ild), in S ch lesien (v ielfac h ), O stp re u ssen (S ta llu p ö n e n , L o sg e h n en , G eh lw eid en etc.), S ach sen (W ald en b u rg ), in W e stp re u sse n (G a rn ie rb e rg , b ei N e u sta d t, R a d au n e se e, Z d u n y er S e e , T h ere sien h a in im K r. P re u ssisc h -S ta rg a rd ), in B öhm en (v e rw ild e rt auf den B a sa ltk e g eln b e i G ö tz d o rf u n d N iem es), in N ie d e r­ ö ste rre ic h (bei N e u w a ld e g g , M o osbrunn, M elk), in V o ra rlb e rg (B regenz, Illu fe r b e i F e ld k irc h ; e in g e b ü rg e rt am S c h e lle n b erg und b ei V aduz, Schnifis, Blons), in T iro l (P a sse ru fe r b ei M e ran ), b ei S a lzb u rg (K ap u zin erb erg ), in d e r S c h w e i z bei W inikon, Saelifluh b ei O lten (e in g e b ü rg e rt), S c h w a n d en im K a n to n G larus, U n te r-A eg e ri, G rep p en , R uine Ib e rg bei W a ttw il etc. — D . b a rb a tu s, der im S ü d o sten d e r A lpen, ähnlich w ie E pim edium alpinum , A nem one trifo lia, P h ilad e lp h u s, P e u c ed a n u m R aiblense, C irsium C arn io licu m einen V e rtre te r der illyrischen F lo ra d a rstellt, tr itt d a se lb st im K a rstw a ld e n e b e n A s p a ra g u s tenuifolius, Iris g ra m in e a (Bd. II, p ag . 295), Silene viridiflora (pag. 29 2 ), H elleborus odorus, H a c q u e tia E p ip a ctis, E u o n y m u s v erru co su s, L a m iu m O rvala, G alium a rista tu m , C e n ta u rea v a rie g ata etc. auf. In U n te r-K ra in k o m m t die Pflanze im B erg lan d au ch au sse rh alb des illyrischen F lo re n g eb iete s vor. — D . b a rb a tu s is t eine p ro te ra n d ris c h e F a lte rb lu m e . In G ä rten w e rd en v e r­ schiedene S o rte n (m it g e fü llten , g e rä n d e rte n , g e sc h ec k te n B lü ten o d e r m it b u n te n B lä tte rn ) ku ltiv iert, w elche a b e r z. T . n u r B a stard e dieser A rt m it D. C hinensis d a rstellen (vgl. p a g . 319). H ie h e r au ch v ar. l a t i f ö l i u s (W illd). L a u b b lä tte r 7,5 bis 11 cm lan g und bis 26 m m b re it. B lüten d o p p e lt so gross, eine dich te, g e w ö lb te T ru g d o ld e bildend, hell- und d u n k elro t bis w eiss.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : P yrenäen, S üdalpen (von N orditalien durch T irol bis S teierm ark und K ärnten), S iebenbürgen, U ngarn, B alkan, S üdrussland.

102.

323

Tafel 102. Erklärung der Figuren. Fig. 1. la . lb . lc . 1 d. 1 e. 2. 2 a. 2 b.

Tunica proliféra (pag. 315). Habitus. Einzelblüte. Kronblatt. Querschnitt durch den Nagel desselben. Fruchtkapsel mit Kelch. Samen. Tunica Saxifraga (pag. 316). Habitus. Blütenlängsschnitt. Querschnitt durch den Fruchtknoten.

Fig. 3.

Dianthus Carthusianorum (pag. 323). Habitus. 3 a. Blütenlängsschnitt. 3 b, 3 c. Samen im Längs- und Querschnitt. 4. Dianthus deltoides (pag. 328). Habitus. 4 a. Kronblatt. 5. Dianthus Silvester (nr. 946). Habitus. 6. Dianthus caesius (nr. 950). Habitus. 6 a. Kronblatt.

941. Dianthus Carthusianorum1) L. (= Tunica Carthusianorum Scop.). Kar thäus erNelke.

Franz.: Oeillet des Chartreux; engl.: Wild pink; ital.: Garofano selvatico. Taf. 102, Fig. 3, Fig. 582 f, 585 und 586 a bis f.

N ach dem Standorte auf steinigem , felsigem Grunde (vgl. D . caesius, D . deltoides und D . Silvester) heisst diese N elk e: S t e i n n e l k e (Gotha), S t o a n a g l (O esterreich), S t e i n ä g e l i (Schw eiz), w egen der roten B lütenfarbe: S p e c h t b l u m e (Anhalt), B l u t n e l k e n (G otha), H e r r g o t t s t r ö p f c h en (A schaffenburg), F ü r N ä g e l i (Schw eiz); diese rote Blütenfarbe war vielleicht auch der Grund, dass die K arthäusernelke m it dem Donner in V erbindung gebracht wurde; D o n n e r - N ä g e l i (A argau). Zu P o t s c h e b l u m e (N ah egeb iet), P u s c h n a g e r l (Kärnten), S tr o u s s n ä g e lk en (B raunschw eig) vgl. unter D . barbatus I Zum U nterschied von der G artennelke nennt man unsere Art H u n d s f l e t t e (Rgbz. K oblenz: Altenahr), H u e r e n e l k e (G otha).

Ausdauernd, (3) 30 bis 45 (100) cm hoch, dichtrasig. Grundachse kriechend, ästig, sterile und blühende Sprosse treibend. Stengel steif aufrecht, kahl, wenigstens oberwärts 4-kantig, meist einfach. Laubblätter lineal, spitz, (0,5) 2 bis 3 mm breit (die der sterilen Sprosse schmäler, nur 1 bis 2 mm breit), am Rande rauh, scheidig-sitzend. Blattscheiden bis über 15 mm lang, über 4 mal so lang als die Breite der Blätter. Blüten ziemlich zahlreich, meist 6 (1 bis 74), zu einem gedrungen kopfigen, endständigen Blütenstande vereinigt. Kelchschuppen lederartig, trockenhäutig, braun bis gelbbraun, verkehrt-eiförmig, plötzlich in eine trockenhäutige Granne verschmälert (Fig. 585 e bis g, n, t, u), mit der Granne wenig länger als die halbe Kelchröhre. Kelch zylindrisch, 14 bis 18 mm lang, kahl, längsnervig, ganz oder wenigstens an der Spitze dunkelpurpurbraun. Kelchzähne dreieckig, sehr spitz. Kronblätter rosa- bis purpurdunkelrot (sehr selten weiss). Platte 5 bis 12 mm lang, gezähnt, am Grunde schwach gehärtet bis kahl. Staubblätter 10. Staubbeutel dunkelviolett. Kapsel läng­ lich, etwas zusammengedrückt. Samen zahlreich, flach-rundlich. — (V) VI bis VIII. Ziemlich häufig, doch nicht überall, auf sandigen Hügeln, in trockenen Wäldern, auf Heidewiesen, Sandsteppen, an sonnigen Grashängen, Dämmen, Eisenbahndämmen, Acker­ rändern, Felsen; von der Ebene bis in die alpine Region (vereinzelt bis 2400 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittel- und Südeuropa (nördlich bis Holland, Dänemark, 55° nördl. Breite), Kleinasien.

D . Carthusianorum ist ein äusserst polymorpher Typus (variiert in der H öhe, Breite der Laubblätter, L än ge der Scheiden, Blütenfarbe, G estalt des K öpfchens, Form der K ronblätter, Zahl der Blüten, Oberfläche der Sam en etc.), w elcher in eine U nm enge (vgl.W i l l i a m s , T he Journal of the Linnean Society. V ol. XXIX. 1893), zum grossen T eil noch nicht genügend geklärter Form en gegliedert wird. Besonders im Süden der Alpen, im östlichen und südlichen O ester­ reich, w ie überhaupt im östlichen Europa erscheint die Art in einem ausserordentlichen Form enreichtum , so dass es vollständig ausgesch lossen ist, die einzelnen Form en m orphologisch auseinanderzuhalten. A us diesem Grunde werden auch hier verschiedene als Arten beschriebene Form en zu R assen oder Varietäten degradiert. H ieher: 1. subsp. e u - C a r t h u s i a n o r u m H egi nec W illiams. Pflanze m eist höher (15 bis 60 cm). Laubb m eist ziem lich schm al (1 bis 3 mm breit). Blütenköpfchen in der R egel 6- (seltener 1- bis 12-) blütig. A eussere ]) Zu Ehren der beiden N aturforscher Johann (gest. 1777) und Friedrich (gest. 1796) K a r t h ä u s e r benannt.

324 S tü tz sc h u p p e n oft b la ttä h n lic h , ganz k ra u tig oder m it g rü n e r S pitze. K e lch sch u p p e n le d e rig -tro c k e n h ä u tig hell- b is d u n k e lb ra u n g elb , + b re it-e ifö rm ig , a b g e ru n d e t, m it ziem lich p lö tz lic h a u fg ese tzte r, g ra n n ig e r, tro c k e n ­ h ä u tig e r (selten er g rü n er) S pitze, e tw a von g leic h er L ä n g e w ie d e r e rw e ite rte T e il der K e lch rö h re , lä n g e r als der h a lb e K e lch . K ro n b lä tte r ro sa - b is p u rp u rro t (se h r selten w eiss). P la tte m e ist s/ i bis so lan g als der N a g el (6 bis 12 m m lang). S e h r v e rb re ite t, n a m e n tlic h in den N iederungen. — var. a l p e s t r i s N eilr. ( — D . a trö ru b e n s K e rn er). Pflanze ziem lich d ic h tra sig , 15 b is 30 cm ho ch . S te n g el zah lreich , 3- b is 6 -b lü tig . B lü ten re la tiv g ross, 22 bis 26 m m b re it, h e llp u rp u rro t b is p u rp u rn . S tü tzsch u p p e n o ft k ra u tig . K e lc h sc h u p p e n dunkel, a b g e ru n d e t, la n g ­ g ra n n ig z u g esp itzt. B eso n d e rs in den V o ra lp en und A lpen. K ö n n te ev en tu ell m it der subsp. v a g in a tu s (B lüten d o rt zah lreich ) o d er m it kleinen E x em p lare n von D . S e g u ierii (B lattsc h eid en lan g !) v e rw e c h se lt w e rd en . — H ie h e r fe rn e r var. p r a t e n s i s N eilr. S te n g el ste if a u fre c h t, bis 60 cm hoch. L a u b b lä tte r ste if a u fre c h t. K ö p fc h en m eist 6(2- bis 10-) b lü tig . A e u ssere S tü tz sc h u p p e n b e g ra n n t, ca. 2 m m b re it, k ra u tig bis tro c k e n h ä u tig . K e lch sch u p p e n a b g e ru n d e t, so lan g als d e r 15 bis 18 m m lan g e K elch . P la tte 3-eckig, k a rm in ro t, z e rstre u t b e w im p e rt, b u c h tig sc h a rf g e z ä h n t oder (f. e r e n u l ä t u s B eck) u n re g elm ä ssig g e k e rb t (N ic h t selten). — f. n ä n u s Ser. ( = v a r.h ü m ilis G riesselich, = var. pusillus B eck, = v a r. uniflorus A. S chw arz). S ten g el w in zig (o ft fa st fehlend), 1- oder 2-b lü tig , von D . d eltoides d u rc h die L a u b b lä tte r u n d die m eh rzäh lig en , tro c k e n h ä u tig e n H ü llb lä tte r v e rsch ie d en (Z w erg - u n d H u n g e r­ fo rm a u f d ü rren H ü g e ln ).— f. f a s c i c u l ä t u s (G ilib.) R ouy e t F o u c. B lü te n z ah lreic h er, g e d rä n g te r. P la tte der dunkel­ p u rp u rn e n K ro n b lä tte r k ü rz er als d e r N ag el. — f. S c h a r l ö k i i C a sp a ry ( = var. m ultiflörus P e te rm .). S ten g el s ta rr a u fre c h t, o ft v e rzw e ig t. W u rze lsto c k zah lreich e (bis 30) B lü te n ste n g el tre ib e n d . B lü te n k ö p fc h en g e h ä u ft, b is 74 u n d m e h r B lü ten tra g e n d . M e h rfa c h in O stp re u sse n (K isain See im K r. L ö tz en ), W estp re u sse n (m e h r­ fa c h in den K re isen S tra sb u rg , T h o ra , G raudenz, S ch w eiz, T u ch e i, F la to w und D e u tsc h -K ro n e) sow ie selten in P o m m ern (C o lb itz o w , P rib b e rn o w b e i G ollnow und b e i N e u -L ie n k e n bei S te ttin ). — v a r. f o n t ä n u s H enle et N aeg ele. G ru n d stän d ig e L a u b b lä tte r se h r schm al, se h r zahlreich, a u fre c h t. K e lch sch u p p e n m it auffallend langen, die B lü ten ü b e rra g e n d en G ra n n en (Q uellige O rte ). — var. p a r v i f l ö r u s C elak. S ten g el 45 bis 60 cm hoch. K öpfe 10b is 11-b lü tig . K ro n p la tte k a u m 1/z so lan g als ih r N ag el. — var. a s p e r u i u s V a n d as. U n te re S te n g elg lie d er und ä u sse re r h ä u tig e r R an d der u n tern L a u b b lä tte r se h r fein k u rz h a a rig - ra u h (B öhm en). — var. g r a m i n e u s S chur. P flanze b läu lich - grü n . S te n g el se h r z art. L a u b b lä tte r se h r schm al (ca. 1 m m ). K ö p fc h en 4- bis 5-b lü tig (Selten). D ie eigentliche K a rth ä u se r-N e lk e t r it t m it V o rlie b e in den N ie d eru n g e n auf tro c k e n e n , san d ig en Stellen auf, ohne je ­ d och ü b e rall vorzukom m en (feh lt z.B .w ohl g ä n zlich in V o ra rlb e rg , W estfa le n ; selten im n o rd w e stlic h en D e u tsc h la n d [n a m e n t­ lich in S c hlesw ig-H olstein] u n d an der O stsee). Im G e b irg e lä sst sie sich auf tro c k e n e n , m ag e ren W iesen verein zelt bis in die alpine R eg io n h in au f verfolgen. — D . C a rth u sia n o ru m ist eine p ro te ra n d risc h e T a g fa lte rb lu m e . N e b en Z w itte r­ b lü te n ko m m en au ch w e ib lic h e B lüten vor. G e le g e n tlic h w e rd en a u c h E xem ­ p la re m it w eissen (M a rien b e rg im A u sF i g . 585. D i a n t h u s C a r t h u s i a n o r u m L. a, b M o n s t r ö s e B l u t e n s t ä n d e . sig e r M itte lg e b irg e in B öhm en, E g e rd a c h c, d K r o n b l ä t t e r . e b i s g K e l c h s c h u p p e n . — h s u b s p . l a t i f o l i u s G r i s e b a c h e t im In n tal) oder g efü llten B lü ten a n ­ S c h e n k . H a b i t u s p / s n a t ü r l . G r ö s s e ) , i K r o n b l a t t . k, l K e l c h s c h u p p e n . — s u b s p . a t r ö r u b e n s ( A l l . ) H e g i . m H a b i t u s (*/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , n K e l c h s c h u p p e . — getroffen. V on A b n o rm itä ten sind m e h r­ s u b s p . t e n u i f o l i u s ( S c h u r ) W i l l i a m s , o H a b i t u s ( l/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , p K r o n ­ fa c h P rolifikationen b e o b a c h te t w o rd e n . bla tt. q K e lc h sc h u p p e . — su b sp . v a g i n a t u s (Chaix) R o u y et F o u c . r H a b it u s A ls M issb ild u n g ist a u ch die f. d i s s o (l/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . .? K r o n b l a t t . t, u K e l c h s c h u p p e n .

325 l ü t u s O ssw ald et Sag. anzusehen. Blüten teils einzeln, teils zu zw eien in gabelspaltigen, lockeren Trugdolden (vgl. F ig. 585a, b). — Früher wurden die Blüten unter dem N am en F l o r e s T u n i c a e s i l v e s t r i s für die A potheken gesam m elt. 2. subsp. l a t i f ö l i u s Grisebach et Schenk ( = var. su bfastigiätus Schur, == f. alpestris Callier, = D. atrdrubens Paulin nec All. neque Kerner). F ig. 585 h bis k. Pflanze kräftig, bis 60 cm hoch. Laubblätter relativ breit (3 bis 5 mm). K öpfchen m eist (3) 6 - bis 15-blütig, oft etw as locker. Stützblätter krautartig, spitz, lanzettlich, nervig. K elchschuppen dunkelbraun, kurz-grannig. K elch am Grunde m eist hell, oberwärts dunkel. P latte der Krone tief purpurn, 6 bis 10 mm lang. — Zerstreut auf W iesen in der Ebene und Bergregion. In Steierm ark, Krain Salzburg, M ährisches G esenke etc. D iese kräftige, breitblätterige Form bildet einen U eb ergan g zur folgenden Unterart. 3. subsp. v a g in ä t u s (Chaix) Rouy et F ouc. ( = D. atrdrubens aut. H elv. et Austr. nec A ll.). F ig. 585 r bis u. Pflanze oft niedrig, (5) 15 bis 35 (80) cm hoch, dicht rasenbildend. Blütenköpfchen m eist ca. 10- ( 2 - bis 3 0 )-blütig. L aubblätter lineal, stark nervig. K elchschuppen trockenhäutig, am Grunde fast durchscheinend, hell rötlich -w eiss bis strohgelb oder blassbraun, nach oben dunkler werdend, breit-eiförm ig, in eine grannige Spitze (diese etw a von der L änge des erw eiterten K elches) rasch verschmälert. Platte der K ronblätter etw as länger als der halbe N agel, m eist dunkel-purpurrot. Zerstreut auf trockenen W iesen, steinigen A bhängen, im G ebüsch der H ügel und G ebirgsregion bis in die A lpen (bis 2530 m), vereinzelt auch tiefer (im W allis bis 600 m, im T essin bis 200 m, im Ledrotal am Gardasee bis 350 m, am C om ersee bis 250 m) hinab. N am entlich auf U rgestein. Ziem lich häufig in der Schw eiz und in T irol; für die übrigen Alpenländer O esterreichs u n sich er .— D iese Unterart erscheint im Engadin an steinigen A bhängen gern in G esellschaft von Laserpitium Panax, Epilobium F leisch en , Euphorbia Cyparissias, Sem pervivum m ontanum , R um ex scutatus (pag. 183) etc. In ihrer T racht ist diese Form ziem lich ver­ änderlich; in den warm en Talsohlen der Alpentäler ist sie hochsten gelig, um m it zunehmender H öhe an Grösse abzunehm en. H ieher auch f. p a u c i f l ö r u s Rob. Keller. Blüten einzeln oder zu 2 bis 3 in Büscheln, — f. r o b ü s t a Steiger. Pflanze kräftiger. Stengel höher als bei der Norm alform . G esam tblütenstand in 3 g e ­ stielte Einzelbüschel aufgelöst (bis 25 mm lang gestielt), reichblütig. 4. subsp. a t r d r u b e n s (All.) H egi ( = D . Carthusianorum L. var. congestus Gren. et Godr.). Fig. 585 m, n. A ehnlich der subsp. vaginatus, aber Stengel viel schlanker und höher (bis 65 cm ) und Blüten kleiner (8 bis 10 mm im D urchm esser). K elch braunschwarz bis dunkel violettpurpurn. O berstes Stützblattpaar von dem K öpfchen oft etw as entfernt. P latte noch kürzer und schm äler. N ach B u r n a t nur in den italienischen A lpes m aritim es und in Norditalien (nicht w eiter w estlich I); vielleich t auch in der Südschw eiz (M isox, Puschlav) vorhanden oder im T essin noch aufzufinden. 5. subsp. P o n t e d e r a e (Kerner) W illiam s ( = D . atrdrubens Rchb. nec All.). F ig. 586 d bis f. Pflanze grasgrün, rasig, 25 bis 50 cm hoch. Stengel aufrecht, steif, 4-kantig. Grundständige Laubblätter lineal-verlängert, grasartig. Stengelblätter breiter, lineal-zugespitzt, 5-hervig, am Rande etw as rauh. B lattscheiden 4mal länger als die B reite der Blätter. K öpfchen 6- bis 30-blütig, dicht gehäuft. Stützblätter trockenhäutig, braun, begrannt, kürzer als das K öpfchen. K elchschuppen trockenhäutig, braun, halb so lang als der K elch, die äussern verkehrt-eiförm ig, die innern eiförm ig bis lanzettlich, in eine kurze, stachelspitzige Granne ausgezogen. K elch röhrig, oberw ärts verschmälert, braun, gestreift, 15 bis 20 mm lang. K elchzähne d reieck ig-p friem lich. K ronplatte 3 bis 4 mm lang, 2 x/2 bis 3 mm breit, kahl, ungefähr halb so lang als der N agel, 5- bis 7-zähnig, oberseits lebhaft purpurrot, unterseits bleichrot. Zerstreut auf trockenen Hügeln und G rasplätzen des östlichen Europas, w estlich bis N iederösterreich (H aglersberge bei G oiss, zw ischen M ünchendorf und Saxenburg, Fischam end), O berösterreich (auf Bahndäm m en um Ried häufig), in B öhm en (K uttenberger G egend) und in Mähren (Brünn, Kromau, A uspitz, K obyli, C zeitsch, Bisenz, K eltschan bei Gaya, Strassnitz, Thayatal bei Znaim) so w ie in Ungarn. — Eine jedenfalls nahestehende Form ist D . s a b u l e t ö r u m H euffel ( = D . atrdrubens Neilr. nec All., = D . Banäticus A. Kerner nec Heuffel). Aehnlich, Stengel jedoch scharf 4-kantig. K öpfchen w en ig- (2- bis 3-) blütig. Stützschuppen so lang als das K öpfchen. K elchschuppen strohgelb, die innern lanzettlich zugespitzt (nicht begrannt). K ronplatten vorn scharf, w enigzähnig. (Selten in N iederösterreich). 6. subsp. t e n u i f d l i u s (Schur) W illiam s ( = var. nanus Strobl nec Ser., = D. chloaephyllus Schur). F ig. 585 o bis q. Pflanze niedrig, bis 25 cm hoch, sehr dicht - rasig oder (im F elsschutt) verlängerte, kriechende Stäm m chen treibend. Stengel sehr zahlreich. Stengelblätter schm al lineal (1 bis 2 mm breit), spitz, 3-nervig, die der unfruchtbaren Sprosse 0,5 bis 1 mm breit, länger als die Internodien. Blüten zu 1 bis 4 (6) in endständigen K öpfchen. Stützblätter krautig oder trockenhäutig. K elchschuppen hellbraun, eiförm ig, breitabgerundet m it plötzlich aufgesetzter, grannig-pfriem licher Spitze, mehr als halb bis fast so lang als der K elch. Letzterer grün, an der Spitze (selten ganz) braungrün. K elchzähne lanzettlich, 3-eckig, spitz. P latte der Kronblätter 8 bis 12 mm lang, am Grunde schw ach oder nicht gehärtet, lebhaft dunkelrosarot. An F elsen und auf F elssch utt. Selten in Steierm ark (im Sunk bei Trieben [auf M agnesit], T anzm eistergraben bei Kraubauth [auf Serpentin], Kirchdorf nächst Pernegg), im Banat, Siebenbürgen, Rumänien. — Hieher ferner var. b a s ä l t i c u s

326

D om in. K ro n b lä tte r b e d eu ten d kleiner. K e lch ein w en ig klein er als b e im T y p u s. E inzig in B öhm en (B u sch b erg b ei S te in n itz im L a u n e r M itte lg e b irg e im G e b iet der p o n tisch e n F lo ra n e b en P ru n u s C h a m a ec e rasu s, A stra g a lu s e x scap u s, T h a lic tru m foetidum , S tip a T irs a u n d G rafiana (vgl. Bd. I, p a g . 204) e tc. — var. h a n n e n s i s P o d p e ra . P flanze d ich trasig (P o lste r 10 bis] 20 cm im D u rc h m e sse r e rre ich e n d ). G ru n d a ch se k riec h en d , zahlreiche b lü h en d e u n d n ic h t blü h en d e T rie b e entw ick eln d . L a u b b lä tte r steif, fa s t b o rste n a rtig , ca. 1 m m b re it. B lüten n ic h t zahlreich. In n e re K elch sch u p p e n plötzlich in eine e tw a s sp a rrig e G ranne z usam m engezogen. K ro n p la tte zw eim al klein er als b eim T y p u s. B lü h t b e re its im M ai. In M ä h re n in S tep p en w ie se n b e i S e n ick a b ei O lm ü tz von P o d p e r a b e o b a c h te t. 7. subsp. s a n g u i n e u s (V is.) W illiam s ( = D . a trö ru b e n s T om m asini). F ig . 5 8 6 a b is c. Pflanz seeg rü n , 35 bis 75 (100) cm hoch, 1- bis vielstengelig, am G ru n d e zu w eilen h a lb s tra u c h ig . S ten g el a u fre c h t, w e n ig sten s o b e rw ä rts h e c h t­ b la u b e re ift. L a u b b lä tte r am G ru n d e fa st ro se ttig , schlaff oder steif, v e rsch m ä le rt lanz e ttlic h -lin e a l, o b e rseits und am R a n d e e tw as ra u h . S te n g el­ b lä tte r m it la n g e r S cheide (S cheide e tw a 4- b is 6-m al so lan g als die B reite d e r Spreite), g ra sg rü n , viel k ü rz er als die S ten g elg lied er. B lüten zu 10 bis 15 zu einem h alb k u g e lig e n K öpfchen v e rein ig t. S tü tz ­ b lä tte r le d e ra rtig -h ä u tig oder k ra u tig , g elb lich b ra u n , la n z e ttlich b is sc h m al-lan zettlich , in eine g e ra d e v o rg e stre c k te , das K öpfchen n ich t o d er do ch n u r w en ig ü b e rra g e n d e G ran n e a u s­ gezogen. K elch sch u p p e n ei­ förm ig, v orn a b g e ru n d e t o d e r stum pf, plötzlich in eine kurze G ran n e zusam m engezogen, led e rartig , g e lb lich b ra u n , am R an d e tro c k e n h ä u tig , u n g e fä h r h a lb so lan g als der K elch; le tz te re r h ell-grün, m eist p u r­ p u rro t an g elau fen . K e lch zäh n e schm al-d reieck ig , spitz. K ro n ­ F i g . 5S6. D. C a r t h u s i a n o r u m L . subsp. s a n g u i n e u s (V is.) W i lli a m s , a H abitus b lä tte r schön b lu tro t, e tw a s g e ­ ( l/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , h K r o n b l a t t . c K e l c h s c h u p p e . — s u b s p . P o n t e d e r a e ( K e r n e r ) W i l l i a m s . h ä rte t. P la tte se h r klein, m e h r­ d H a b i t u s (*/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , e K r o n b l a t t . f K e l c h s c h u p p e . — D. L i b u r n i c u s B a r t l i n g . g H a b i t u s (x/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , h K r o n b l a t t . i K e l c h s c h u p p e . m als k ü rz e r als der N agel, allm ählich in denselben v e r­ sc h m ä le rt. — Tn O e s t e r r e i c h b eso n d e rs in K ra in (a u f trq c k e n e n K a rstw ie s e n im südl. In n erk rain , so b e i W ip p ach , A d e lsb e rg , St. P e te r, R a u n ac h , B e rg rü ck e n T a b o r, Z ag o rje, G ra fe n b ru n n , Sem bije, D o rn e g g , IllyrischF e istritz etc.), in Istrien (ziem lich v e rb re ite t, a u ch am M o n te m ag g io re) u n d D a lm a tie n , ü b e rh a u p t von N o rd ­ italien du rch den K a rs t b is ins B a n at, R u m än ien u n d in den B alkan.

942. D. Liburnicus1)

B artling (= D. Balbisii Ser. var. latifölius R o u y et Ferne., = D. B albisii var. L iburnicus G ürke). I I l y r i s c h e N e l k e . F ig. 5 8 6 g bis i.

A u sd au ern d , 20 bis 45 (60) cm hoch, freudig- oder hellgrün. G rundachse m ehrstengelig. S ten g el steif aufrecht, einfach, 4-kantig, unten etw as rauh. L a u b b lä tte r gerad e, linealisch, lang zu g espitzt, 5 bis 8 cm lang und 3 bis 4 mm breit, am R an d e knorpelig fein gesägt, 3- bis 5-nervig. B lattscheiden 2 m al län g er als die B reite des B lattes. B lüten zu einem endständigen, aufrechten, m eist 6- (2- bis 5-) blütigen K öpfchen vereinigt. S tützJ)

L a t. L ib ü rn ia ,

eine L a n d s c h a ft Illyriens z w isch en Istrie n u n d D a lm a tie n , das h e u tig e K ro a tie n .

blätter so lang oder etwas länger als das Köpfchen, gerade, angedrückt, lederig, bleich­ grün oder weisslich, in eine sehr lange, grüne, nervig-gestreifte, am Rande rauhe Granne ausgezogen. Kelchschuppen so lang oder etwas länger als der Kelch, gerade, lederig oder bleichgrün bis weisslich, in eine lanzettlich-pfriemliche, grüne oder purpurn gefärbte Granne (Fig. 586i) verschmälert, Kelch länglich - walzlich, bis 2 cm lang. Kelchzähne ca. y 5 so lang als die Röhre, lanzettlich. Kronblätter rosarot mit purpurrot punktierten Querstreifen, mit oder ohne Bart. Platte keilig, vorn abgerundet, unregelmässig gezackt, bis 3 mal kürzer als der Nagel (Fig. 586 h). — VII. Zerstreut an felsigen Hügeln, in Wiesen, an Rainen, Wegrändern, Buschwäldern, im südlichen O e s t e r r e i c h . Auf Kalk (selten Flysch), vom Meeresstrande bis ca. 1200 m (Hoher Velebit in Kroatien 1160 m). In O e s t e r r e i c h in Krain (nach P a u l in im südw estlichen und südlichsten Innerkrain von Sturija [bei H eidenschaft] durch das W ippach- und Rekatal bis zum S chn eeberggeb iete [W ippach, St. V eit, Vrem e, Prem, D ornegg, jablanica]), in Istrien (Preluka, Castua und V olosk a bei Fium e, Sdraussina, A bbazia, Scoglio, San Marco, zw ischen M oschienizze und Kray, Lipizza bei T riest, um Görz, M onte M aggiore, Capodistria) und D alm atien (z. B. bei R agusa). K om m t in der S c h w e i z nicht vor.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südliches Europa (vom Küstenland durch den Karst nach Dalmatien, Bosnien, Herzegowina und Bulgarien).

943. DianthllS Seguiérii1) Vill. (= D.scáber Schleich., = D . ásper Willd., = D . collinus Gaud., = D. Chinénsis L. var. ásper Koch). B u s c h - N e l k e . Taf. 103, Fig. 1, Fig. 587 und 588abis c. Ausdauernd, (10) 30 bis 60 cm hoch, lockerrasig. Grundachse dünn, mehrere einfache Stengel treibend. Stengel stielrund, einfach oder oberwärts wiederholt gabelästig, kahl oder etwas rauh, zuweilen etwas rot angelaufen. Laubblätter graugrün, schmal-lanzettlich, sehr spitz bis stumpf, in der Mitte 2 bis 4 mm breit, kahl oder kurz rauhhaarig, meist 1(selten 3- bis 5-) nervig, kurzscheidig-sitzend (Scheide ungefähr so lang wie die Breite der Blätter). Blüten gezweit oder zu mehreren gebüschelt, ziemlich kurz gestielt. Hüllblätter lanzettlich, pfriemenförmig. Kelchschuppen aus eiförmiger Basis plötzlich zugespitzt (Fig. 588 c), am Rande + trockenhäutig und oft violettrot, halb so lang bis fast so lang als die Kelchröhre. Letztere walzlich, gestreift, oft schwarzrot, 14 bis 17 rnm lang. Kelch­ zähne spitz, am Rande fein trockenhäutig-flaumig. Kronblätter tief- rosarot, am Schlunde mit einem Kranz von tief - purpurroten Punkten, unterseits heller und behaart. Platte 7 bis 9 mm lang, vorn ziemlich unregelmässig gezähnt. Staubblätter kürzer als die Kron­ blätter. — VI bis VIII. Zerstreut an lichten Waldstellen, buschigen Abhängen, in Gebüschen, Hecken, an Mauern, auf Wiesen, Waldblössen, in Kastanienhainen; vereinzelt bis 1600 m (Fleimsertal in Südtirol). Besonders im Süden und zerstreut in Mittel- und Süddeutschland. In D e u t s c h l a n d zerstreut im südlichen und m ittleren G ebiet, so in Bayern (H ochebene aufw ärts bis Tölz, w estlich bis O ttobeuren, im Jura bei W eltenburg, im bayerischen W ald bei Cham und Thierlstein, im K eupergebiet bei Roding und Bodenwöhr), in W ürttem berg (auf der Alb bei N eudingen-G eisingen, zw ischen D reifaltigkeitsberg und W ehingen, H ausen a. Th., W eilen u. d. Rinnen, Hardplateau über Ehingen, ferner bei Reutlingen, Lonsingen bei Urach, F eckenhausen, W ellendingen und Neukirch im O beramt R ottw eil), in Ba en (Stockach, Schw en in gen und Hardtheim bei M esskirch im B odenseegebiet, Jura [zerstreut], N eustadt und H am m ereisenbach im Schw arzw ald, Buchen und G erlachsheim im Taubertal), in Sachsen (um Dresden, im Priessnitztal, Klappendorf, im östlichen Erzgebirge am Spitzberg (720 m ), bei Fürstenwalde, O elsengrund, Hellendorf, G ottleuba, Börnersdorf, Göppersdorf, am G eising bei A ltenberg, an der M ulde bei W aldheim, Döbeln, M ittw eida etc.), in Anhalt (Saalberge bei A isleben, K ochstedter W iesen, Speckinger und M osigkauer H eide bei D essau ) und an den Saaleabhängen von L obenstein und Eichicht. In O e s t e r r e i c h einzig in Südtirol (die subsp. a aufw ärts bis Meran und Brixen), in Böhm en (die var. Bohem icus), N iederösterreich (die subsp. b in W iesen bei M archegg 0 N ach dem französischen Botaniker Jean Francois S e g u i e r (gest. 1784 zu N im es).

328 u n d g e g en B a u m g a rten ), im sü d ö stlich en S te ie rm a rk (die subsp. b z w isc h en A n k e n ste in und L esk o w itz, bei S a u rits c h im M atzeig eb irg e, b ei P e tta u u n d T üffer) u n d in K ra in . In d e r S c h w e i z n u r im S üden im T essin , P u sc h la v u n d u n te rn M isox (S an V itto re , L um ino).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : S üdeuropa (von S üdspanien bis Südrussland), M ittel­ europa (nördlich zerstreut bis D essau, T hüringen, Sachsen), Sibirien, M andschurei, C hina, Zentralasien, T ib et. A e n d e rt a b : a. subsp. e u - S e g u i é r i i H egi. Pflanze ziem lich kahl. L a u b b lä tte r ziem lich schm al, ste ts­ la n g zug esp itzt, am R a n d e ra u h , so n st kahl. B lüten oft n u r zu 2 b e ie in an d e r. K e lch sch u p p e n e tw as a b steh en d , s a m t den G ran n en fa st so lan g als d e r K elch (S ü d w estlich e s E u ro p a). In D e u tsc h la n d und in d e r Schw eiz. die h e rrsc h e n d e F o rm , in O e ste rre ich n ur in T irol. — b. subsp. s i l v ä t i c u s (H oppe) Koch„ Pflanze k ah l. B lä tte r n ic h t so fein zug esp itzt. B lü ten e n tfe rn t o d e r zu 2 g e b ü sc h elt, se lte n er je d e r A st 3- bis 4 - b lü tig . K e lch sch u p p e n p lö tzlich in eine k u rz e S pitze ü b e rg e h e n d , 1/s so lang, als die o ft b läu lich ro te K e lc h rö h re , die S p itze 1¡3 b is 1/i so lang als die S ch u p p en se lb st (H ie und d a ; b eso n d e rs n ördlich d e r A lpen). — H ieh er au ch v ar. B o h é m i c u s D om in. P flanze m it seh r lang k rie c h e n d e r, ä s tig e r G ru n d a ch se. S ten g el n ied rig (10 bis 12 cm h o ch ), z art. L a u b b lä tte r fa s t a u f d ie k u rz rö h rig e v e rw ac h se n e S cheide re d u z ie rt, am R a n d e n u r sc h w a c h ra u h . B lü te n zu 2 bis 3 g e b ü sc h elt. B ö h m e n : am B erge D e b lik im A u ssig er M itte lg e b irg e . H ier in K ie ferw ä ld ern m it B iscutella lev ig a ta . — c. subsp. c o l l i n u s (W ald st. e t K it.) K o c h ( = D . um b ellátu s D C .). F ig . 588 a b is c. P flanze o ft in allen T eilen ra u h (w e n ig sten s d e r S ten g el o b e rw ä rts k u rz ­ h a a rig -ra u h ). L a u b b lä tte r 5 b is 8 m m b re it, m eist b e id e rse its k u rz -ra u h h a a rig , d e u tlich 3- b is 5-nervig. B la tt­ sch e id e n e tw a s län g e r. B lüten zu m e h re re n (2 bis 8) d ic h t g e b ü sc h elt. K elch sch u p p e n anliegend. B e so n d e rs im süd ö stlich en G e b ie t; in S te ie rm ark , N ie d e rö ste rre ic h und K ra in aussch liesslich , in der S ü d sch w eiz n eb en d e r subsp. a. D . S eguierii is t ein ziem lich p o ly m o rp h e r T y p u s, w e lc h e r in 3 g e o g ra p h isc h e R a sse n g e g lie d ert w e rd e n k a n n . D e r echte S eg u ierii ist n a c h D o m in sü d w e ste u ro p ä isc h (ö stlic h bis n a c h T iro l), w ä h re n d die R a sse silv a tic u s H oppe sich v or allem n ö rd lic h der A lpen vorfindet. D ie se h r c h a ra k te ristis c h e U n te ra rt collinus findet sich (allerdings m it U e b erg ä n g e n zur subsp. a) im südlichen u n d sü d ö stlich e n G e b ie t (siehe oben). Im T essin , w o­ n a ch J a e g g l i die b eid en U n te ra rte n eu -S eg u ierii u n d collinus V orkom m en, b e w o h n t die letz te re die u n te rn R egionen. Im S üden d e r A lp en findet sic h D . S eg u ierii in den K a sta n ie n w ä ld e rn (pag. 104), auf B erg w eid en z w isc h en B irken und S a ro th a m n u s, sow ie a u f tro c k e n e n H eidew iesen n e b e n z ah lreic h en an d ere n sü d e u ro p äisch e n Spezies, w ie A n d ro p o g o n gryllus (Bd. I, pag. 183), E ry th ro n iu m D e n s canis (Bd. II, p ag . 245), S e ra p ia s longip e ta la , S a p o n a ria ocym oides (nr. 957), L in u m viscosum , C h lo ra p e rfo lia ta , S c a b io sa G ra m u n tia etc. Im ö s tich e n E rz g e b irg e (an d e r G renze g e g en das E lb sa n d ste in g e b irg e ) g e h ö rt D . S e g u ierii a u f b a sa ltisc h em G estein zu den auffallen d sten C h a rak terp fla n ze n der W iesen.

944. Dianthus deltoides1)

L. ( = D. supinus L am ., = D. crenátus Gilib., = C a ry o phyllus deltoides M oench). E n g l.: M aiden pink. T af. 102, F ig. 4.

Als w ild w a ch sen d e , an R ain en u n d auf ste in ig e m G ru n d e v o rk o m m e n d e N elke h e isst u n sere A rt: F e l d ­ n o g e r l (B öhm erw ald), F e l d n a g e l e (T iro l), R a i n n a g e r l (B öhm erw ald), S t e i n r ö s c h e n (N assau), S t e i n n ä g e l k e n (B raunschw eig), S t o a n n e l k e (B öhm erw ald). D e r ro te n B lü te n fa rb e v e rd a n k t die Pflanze fo lg en d e B en en n u n g e n : B l u t n e l k e n (G o th a), r o t e r H i m m e l s s c h l ü s s e l (B öh m erw ald ). 'N a m e n w ie S o m m e r ­ s p r e n k e l n (R iesen g e b irg e ), T h a u t r ö p f l , H ü h n e r ä u g l , K a t z e n ä u g l (N orciböhm en) b eziehen sich ebenfalls- *) *) D ie B lu m e n b lä tte r w eisen a u f d e r O berfläche eine d e lta fö rm ig e ( = Z eich n u n g a u f gr. elöog [eidos] = A ussehen, G estalt.

g riec h . B u c h stab e n fo rm = 4 )

329 auf Form und Farbe (die B lütenblätter w eisen helle T upfen auf!) der Blüte. Zu D o n n e r n e l k e Carthusianorum (pag. 323), zu F l e t t c h e n , H a i d e f l ä t t c h e n (Eifel) D . Caryophyllus (pag. 319)1

vgl. D.

Ausdauernd, 20 bis 45 cm hoch, lockerrasig. Grundachse etwas kriechend, ästig, längere blühende und kürzere, ziemlich dicht beblätterte nichtblühende Sprosse treibend. Blütenstengel aufrecht, oberwärts gabelästig, kurzhaarig-rauh. Untere Laubblätter länglich­ spatelförmig, stumpf, zur Blütezeit meist abgewelkt; die mittlern und obern lineal-lanzettlich, spitz, etwa so lang als die Internodien, kurz scheidig-sitzend (Scheide kaum so lang als die Breite der Blätter), alle am Rande und unterseits auf dem Mittelnerven kurzhaarig-rauh. Blüten einzeln, langgestielt, in ausgesperrt-gabelspaltigen, lockeren Trugdolden. Kelch­ schuppen meist 2, krautig, kahl, eiförmig, in eine pfriemliche Granne auslaufend, halb so lang wie der Kelch; letzterer zylindrisch, 12 bis 17 mm lang, kahl, grün oder rötlich überlaufen. Kelchzähne lanzettlich zugespitzt. Kronblätter purpurrot bis lila (selten weiss) mit helleren Punkten und einem dunkleren Querstreifen. Platte 6 bis 8 mm lang, vorn kurzgezähnt, am Grunde schwach gehärtet. Kapsel so lang oder etwas länger als der Kelch und von diesem dicht umgeben. Samen 2 bis 2,5 mm lang, matt, schwarz, eiförmig, an einem Ende zugespitzt. — VI bis IX. Ziemlich verbreitet, aber doch nicht überall, auf trockenen Wiesen, an Rainen, Waldrändern, auf Sandfeldern, in Föhrenwäldern, auf trockenen Flachmooren; von der Ebene bis in die Alpentäler (bei Capelia im Engadin ca. 1660 m, Keilberg im Erzgebirge 1100 m). Gern auf Sand; fehlt auf Kalk fast vollständig. Selten auch angepflanzt (z. B. bei Rottweil). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa (nördlich bis Schottland, Nor­ wegen, Finnland, Nordrussland), gemässigtes Asien; in Nordamerika eingeschleppt. A endert w en ig ab: var. g l a ü c u s (L.) Ser. ( = var. albiflörus Schur, = D. albus Schkuhr, = D . W olgensis Bernh.). Pflanze m eergrün. Blüten blassrosa bis w eisslich , am Schlunde mit dunkelpurpurnem R ing (H ie und da). — f. g r ä c i l i s Lang. Pflanze kleiner. Krone m it breiterem R ing und ohne w e isse Flecken. Samen braun. —- f. f o l i d s u s Boenningh. Stengel m eist einfach, dichtgedrängt beblättert (W ohl nur Krüppel­ form). — D . deltoides gehört in den Niederungen auf kalkarm em Boden zu den häufigen B estandteilen der trockenen, m ageren W iesen (hier oft vergesellschaftet m it A rnica montana, V iscaria vulgaris [pag. 276], Centaurea Rhenana, A rtem isia cam pestris etc.) oder der xerophilen Graslehnen (z. B. im E rzgebirge in B egleitung von Helianthem um C ham aecistus, V erbascum nigrum, G enista Germanica, Solidago Virgaurea, Pim pinella saxifraga, Euphorbia Esula, T hlaspi alpestre, Geranium columbinum, A nthem is tinctoria etc.). A n andern Stellen zählt diese N elke neben T eesdalia nudicaulis, Hypericum hum ifusum , Aira caryophyllea (vgl. auch Bd. I, pag. 241) und praecox, F estuca ovina, W eingaertneria canescens, D escham p sia flexuosa, Antennaria dioeca, F ilago arvensis und minima, Hieracium Pilosella, H elichrysum arenarium, H ypochoeris glabra, Arnoseris pusilla, Scleranthus perennis, Herniaria glabra, Potentilla argentea, Jasione montana, Armeria vulgaris, R um ex A cetosella, Gypsophila muralis (pag. 311), Eryngium campestre, P eucedanum Oreoselinum , Carex leporina, hirta, Schreberi etc. zu den Charakterarten der dürren Sandfluren, denen zuw eilen Besenginster, Birken und Calluna vulgaris eingestreut sind. In Norddeutschland besiedelt diese A rt m it V orliebe A m eisenhaufen. — D . deltoides ist eine proterandrische Falterblum e. D urch die nur ca. 2 mm w eite K elchröhre, w elche zudem bei Beginn des Blühens durch die 5 inneren Staubblätter stark verengt wird, ist es einzig dem Schm etterlingsrüssel m öglich zu dem am Grunde des Fruchtknotens befind­ lichen N ektar zu gelangen. D ie Pflanze ist gynom onoecisch und gynodioecisch.

945. Dianthus Tergestinusx) (Rchb.) Kerner (= D. virgineus Jacq., = D. caryophylloides Rchb., = Tünica Caryophyllus Scop.). T r i e s t i n e r N e l k e . Fig. 588 d bis f. Ausdauernd, 20 bis 55 cm hoch, dichtrasig. Grundachse kräftig, mehrköpfig. Stengel aufrecht, + vierkantig, 1- bis wenigblütig, oberwärts gabelig verzweigt. Grundständige Laubblätter seegrün, schmal, lineal (1 bis 2 mm breit), steif aufrecht oder + zurückgebogen, zugespitzt. Stengelblätter lineal, spitz, die obern viel kürzer als die Internodien, die 2 oder 3 obersten Blattpaare auf trockenhäutige, breit - eiförmige, kurz zugespitzte, weissliche Scheiden reduziert. Blüten einzeln oder zu wenigen endständig. Kelchschuppen 2, krautig-*) *) T ergestinus ist Adjektiv von T ergeste = lat. N am e der Stadt Triest. H e g i , Flo ra. Bd. II I.

330 lederig, blassgrün, 4 bis 7 m m lang, b re it ab g eru n d et bis ab g e stu tz t, plötzlich in ein kurzes, knorpeliges S pitzchen vorgezogen, dem K elch angedrückt. K elch zylindrisch, 1,5 bis 2,3 cm lang, nach oben etw as v eren g t (F ig. 5 8 8 e). K elchzähne ausgezogen-spitz. K ro n b lä tte r rosa, zuw eilen weiss oder nur rötlich angehaucht. P la tte v e rk e h rt - eiförm ig, fast g an zran d ig o d er nur schw ach g ek erb t. — V bis V III. Selten auf sandigen H ügeln und W iesen, auf K arsth eid en , in S trandgebüschen, a u f D ünen, an F elsen; nur im sü d ­ lichen O e s t e r r e i c h . In O e s t e r r e i c h z e rstre u t im K a rs tg e b ie t von K ra in (im südlichen In n e rk ra in u m V rem e [bei D ivaca], a u f dem M o n te Slavnik usw .) und im K ü s te n la n d (St. C anzian, T rie st, A quileja, C ontovello, R onchi in F ria u l, F ium e, Insel C herso, V olosca).

Allgemeine Verbrei­ t u n g : O esterreichisches und k ro ­ atisches L ito ralg eb iet, D alm atien, Bosnien, H erzegow ina.

Fig-, 5S8. D i a n t h u s S e g u i e r i i V i l l . s u b s p . c o l l i n u s K o c h , a H a b i t u s p / 3 n a t . G r ö s s e ) , b K r o n b l a t t . c K e l c h s c h u p p e . -— D . T e r g e s t i n u s ( R c h b . ) K e r n e r . d H a b i t u s (1/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . e K elc h m it K elc h sch u p p e n . — var. b r e v i f o l i u s M a r c h e s e t t i . f H a b i t u s (l /3 n a t ü r l . G r ö s s e ) .

A e n d e rt e tw a s ab : var. f l d c c i d u s M a rc h e se tti. S te n g el rasig, zart, s ta rk v e r­ z w eig t, m it sta rk e n K no ten . L a u b b lä tte r lineal, w eich . B lü ten e tw as w o h lrie ­ chend. — v a r. b r e v i f ö l i u s M a rc h e se tti (F ig . 588 f). S ten g el m eist einfach. L a u b ­ b lä tte r k u rz, steif, b lau g rü n , fa s t s ä b e l­ fö rm ig zu rü ck g e b o g en . — D . T e rg e stin u s, w e lc h e r dem D . C aryophyllus v e rw a n d t­ sc h a ftlic h se h r n a h e ste h t, w u rd e von den ä lte re n ö ste rre ic h isc h e n A u to re n fü r D . v i r g i n e u s L. g e h alten , m it w e lch em e r a llerd in g s die b lattlo sen , scariösen S cheiden gem einsam h a t. D . v irgineus u n te rs c h e id e t sich a b e r von D . T erg e stin u s s e h r a u ffallen d d u rc h die eiförm igen, sp itzen K e lc h sc h u p p e n , die lan g a u s­ gezo g en en , spitzen K elch z äh n e u n d die sp itz g e z ä h n te K ro n p la tte.

946. DianthllS Silvester W ulfen ( = D. inodorus K e rn er, = D. C aryophyllus L . subsp. silvester R o u y et Fouc., = D . caryophylloides R chb., = D. W ulfenii D ietr., = D. R eu teri Jord.). S t e i n - N e l k e . F ra n z .: O eillet sauvage, oeillet giroffle, oeillet de fo rets; en g l.: W o o d pink. T af. 102, F ig. 5 und F ig . 590 a. D iese A rt h a t ih re N a m en fa s t au ssch liesslich n a ch den stein ig en , felsig en S ta n d o rte n (a u f B ergen etc.) e rh a lte n : S t o a n n a g e r l (T irol, K ä rn ten ), S t e i ( n ) - N ä g e l i (Schw eiz), F l u e h n ä g e l i (W a ld stä tte n ), A l m ­ n a g e r l (K ärnten), B e r g n ä g e l i (S t. G allen).

A u sdauernd, 5 bis 30 (60) cm hoch, dichtrasig. P fahlw urzel w alzenförm ig, holzig, senkrecht o d er sch räg im B oden sitzend, m ehrköpfig. S tengel a u fre c h t’oder + überhängend, kahl, stielrund, 1- bis 4-blütig. G ru n d stän d ig e L a u b b lä tte r in d ich ter R o sette, aufrecht, lineal (1 bis 2 mm breit), spitz, am R an d e rauh, gras- o d er m eergrün, rinnig. S ten g el­ b lä tte r lineal, spitz, scheidig-sitzend, das oberste B lattp a ar + trockenhäutig-scheidig. B lüten gross, nicht od er doch nur schw ach duftend, einzeln, en d stän d ig oder langgestielt, in 2- bis 4- (selten m ehr-) blütigen W ickeln. K elchschuppen 2 oder 4, etw a 1/i so lang als die

331

Kelchröhre, krautig-lederig, blassgrün, ca. 5 mm lang, breit abgerundet bis abgestutzt, in ein kurzes Spitzchen plötzlich vorgezogen, dem Kelch angedrückt oder die untern etwas abstehend. Kelch zylindrisch, 20 bis 27 mm lang, blassgrün, schwach längsnervig, kahl, zuweilen 4; rötlich überlaufen. Kelchzähne länglich-dreieckig, häutig berandet, zugespitzt. Kronblätter lebhaft rosarot bis hell-purpurn, doppelt so lang als der Kelch, ohne Zeichnung. Platte länglich-keilförmig, 12 bis 15 mm lang, mit den Rändern sich nicht berührend, am Grunde nicht gehärtet, vorn deutlich gezähnt. — VI bis VIII. Ziemlich häufig und verbreitet auf steinigen, ungedüngten Wiesen, Weiden, buschigen Abhängen, an Felsen der Alpen und Voralpen; von der Ebene (Südalpen) bis 2800 m (Dürrensteingebiet in Tirol). Auf Kalk, Porphyr, Granit, Syenit, Schiefer. F ehlt stellen w eise — nam entlich in den nördlichen Kalkalpen — vollständig, so in Ober- und N iederösterreich, m Unterinntal, in der K itzbüheler G egend. In Bayern einzig im A llgäu (Stuiben, Rindalphorn, H ochgrat). A usser den A lpen auch im w estlich en und m ittleren T eil des Schw eizer-Jura (östlich bis B özingen bei B iel im K t. Bern).

A llg e m e in e Verbreitung: Thessalien), Alpen, Mont Dore, Jura.

Südeuropa (von Spanien bis Mazedonien und

A endert ab: var, e l ä t i o r K och ( = D . virgineus Jacq. nec L.). Stengel höher, 2- bis m ehrblütig. — var. h u m i l i o r K och ( = var. brevicalyx B eck ). Stengel niedrig, m eist 1-blütig. — var. s u b a c a ü l i s K och ( = var. frigidus K och). Pflanze fast stengellos, in der T racht des D . glacialis (H öhere A lpen). — var. b r a c t e ä t u s Gren. et Godr. S tengel kahl oder von rückw ärtsstehenden, kurzen Borsten rauh. K elch nur m it 2 Schuppen, die übrigen 2 bis 6 w eit davon und voneinander entfernt. — var. S c h e u c h z e r i i R chb. Stengel dünn, auf­ steigend, knotig. Laubblätter sehr schm al-Iinealisch, steif, rinnig. K elchschuppen 2 (das äussere Paar m eist tiefer abgerückt), so lang als der K elch. K ronplatten verkehrteirund-länglich, deutlich kürzer als der K elch, nicht aneinanderliegend, blassrosa bis hellkarminrot, am Grunde m eist grünlich angelaufen (Südliche A lpen­ kette). — var. J u r a t e n s i s Gren. Blüten gross. K elchzähne verlängert, stumpf, fast abgerundet, 7 -nervig. Laubblätter schm al-lineal (Jura). — var. m i c r o p e t a l u s Rchb. Pflanze kleinblütig. — W eitere Form en w ie die var. c o n s i m i l i s (Jord.) Gürke, a g g e r i c o l u s (Jord.) Gürke, o r e o p h i l u s (Jord.) Gürke, s a x i c o l u s (Jord.) Briquet, c o l l i v a g u s (Jord.) Briquet sind aus den W estalpen und aus dem französischen Jura bekannt. D iese prächtige, xerophil geb au te (Strohtunica!) N elke ist besonders in den südlichen T eilen des A lpen­ gebietes, w o sie sich von der Ebene (Locarno ca. 205 m, Gardasee ca. 100 m, K arstheide von Innerkrain) bis in die G ebirge verfolgen lässt, zu H ause. Ihre nächste V erw and tschaft — sie wird ja auch als U nterart des m edi­ terranen D . Caryophyllus (pag. 319) angesehen — w e ist auf Südeuropa hin. In den Nordalpen ist sie — obgleich keine kalkfeindliche A rt — viel w eniger allgem ein verbreitet (tiefer Standort in Vorarlberg: F läscherberg bei Balzers-M els 475 m) und fehlt einzelnen T eilen entw eder ganz (O ber- und N iederösterreich, K itzbüheler A lpen, Sellrain, Stubaital) oder beinahe vollständig (Unterinntal [ganz isoliert in der Oed bei K ufstein], G schnitz- und O bernbergtal, Bayern). N ördliche Grenzpunkte sind B özingen im m ittleren Schw eizerjura, H ohenem s und Canisfluh im V orarlberg, Stuiben, Rindalphorn und H ochgrat im A llgäu, H olzgau im Lechtal, Imst, T elfs, Solstein und K ufstein im Inntal sow ie der Lungau in Salzburg. Ueberall bevorzugt diese A rt trockene, steinige, sonnige Standorte. In den südalpinen Tälern erscheint sie gern als B estandteil der warm en Gesteinsfluren neben vielen anderen Xerophyten, w ie L actuca perennis, Sem pervivum tom entosum und tectorum , Sedum reflexum, dasyphyllum und m axim um , M elica ciliata, D ig ita lis lutea, Cam panula spicata, V incetoxicum , Tunica Saxifraga (pag. 316), Silene inflata, T ragopogon maior, Cirsium nutans, R um ex scutatu s (pag. 183), Berberis, Prunus M ahaleb, Calam intha officinalis, Galium purpureum, Trifolium arvense, O nonis N atrix, H elianthem um Fum ana, Geranium sanguineum etc. (V gl. auch F estuca V allesiaca, Bd. I, pag. 334). In der alpinen R egion gehört D . Sil­ vester auf U rgestein besonders der F estu ca varia-Form ation an. Sehr oft tritt sie auch als Spaltenpflanze auf Blöcken auf, und zwar dann gern in B egleitung von Sedum annuum, Silene rupestris (pag. 287), A lsine laricifolia, Sem pervivum arachnoideum , Sedum dasyphyllum, Primula viscosa, R um ex scutatus, Artem isia A bsinthium , Hieracium alpinum, Polypodium vulgare, A splenium viride usw . — D . Silvester ist eine proterandrische T a g ­ falterblum e, deren rosafarbene Blüten sich zu einer relativ grossen (25 bis 35 mm D urchm esser) Scheibe aus­ breiten. A ls B estäuber wurde von S c h u l z und M ü l l e r das T aubenschw änzchen (M acroglössa stellatärum L.) beobachtet. S tellenw eise (z. B. bei V eldes in Krain, im G ailtal in Kärnten) w urden ausschliesslich w ohlriechende Exemplare beobachtet. U eberhaupt sind die in der alpinen R egion der Südalpen vorkom m enden kurzstengeligen und zum eist 1-blütigen Form en vielfach durch einen sehr intensiven W ohlgeruch ausgezeichn et (P a u lin ). G elegen t­ lich wurden auch schon w e isse und gefüllte Blüten festgestellt. D ie sehr schm alen, rinnigen, zentrisch an ge­ ordneten L aubblätter sind ausgesprochen xerophil gebaut. D ie Spaltöffnungen sind tief eingesenkt, während die Nerven von m echanischem G ew eb e um geben werden (Fig. 592 d), 75 *

332 v

947.

Dianthus alpinus

L. (= D . alpinus L. a typicus W illiam s). T a f. 103, F ig . 3, F ig . 589 und 590 d.

N a c h dem V o rk o m m en h e isst diese A rt in S te ie rm a rk ¿ l m a n a g e r l , g e rn e in der N ä h e von K u h flad en !) K u h d r e c k n a g e r l .

A lp e h - N e l k e .

in O e ste rre ich (sie w ä c h s t

A u sd au ern d , 2 bis 20 cm hoch, lockerrasig. G rundachse m ehrere B lattbüschel treib en d . B lütenstengel kahl, 2 bis 5 entfernte B lattp a are trag e n d , m eist 1- (seltener 2- bis 3-) b lü tig . G ru n d stän d ig e L a u b b lä tte r ro se tten a rtig gehäuft, abstehend, verkehrt-eilänglich bis v erk eh rt-lan zettlich , ca. 15 bis 35 mm lang und 3 bis 5,7 mm breit, stum pf, nach der S p itze v erb reitert. S te n g elb lätter etw as schm äler, lineal, nach d er S p itze zu w enig v erb reitert, alle kahl, freu d ig g rü n (g etro ck n et gelbgrün), etw as fleischig, 1- o d er undeutlich 3-nervig, am R an d e rauh. B lüten sehr auffällig, gross. K elch sch u p p en 2 o d er 4, k rau tig , kahl, aus eiförm igem G runde allm ählich in die S pitze ü b ergehend, etw as zurückgebogen, län g er als die halbe K elch rö h re, bis 13,5 m m lang. K elch w eit zylindrisch-glockig, 15 bis 18 mm lang und 6 bis 7,5 mm breit, grün oder wie die K elchschuppen oft dunkel - purpurn, kahl,

Fig-, 589.

V erb re itu n g von D i a n t h u s a l p i n u s L . (schw arze F läc h en u n d P u n k te) u nd D . g l a c i a l i s H aen k e (um rahm te Fläche). D e r S t a n d o r t v o n D , n e g l e c t u s L o i s e l , i s t d u r c h e in K r e u z b e z e i c h n e t .

deutlich g estreift. K elchzähne breit-eilanzettlich, an der S p itze oft tro ck en h äu tig (Fig. 590 d). P la tte d er K ro n b lä tte r 15 bis 18 mm lang und bis 17,5 mm breit, vorn unregelm ässig g e ­ zähnt, p urpurn, am S chlunde tief-p u rp u rro t und w eiss-gesprenkelt (sehr selten weiss), am G runde schw ach g eh ä rtet, so lang als der N agel. K ap sel k ü rzer als der K elch. Sam en 1,3 mm lang. — VI bis V III. A u f steinigen T rifte n und W iesen der h o h em A lpen und V oralpen, von ca. 1000 bis 2250 m ; jed o ch nur in den östlichen K alk alp en (vgl. F ig . 589). F e h lt in D e u t s c h l a n d u n d in de r S c h w e i z gänzlich . In O e s t e r r e i c h stellen w eise in N ie d e r­ ö ste rre ic h (S c h n e eb e rg , Rax, G ah n s b e i G lo g g n itz, St. E gid, G rü n sc h a c h e ra lp e b e i R e ic h en a u , S o n n w en d stein , S em m erin g , b e i L unz, O e tsc h er), S te ie rm a rk (n ö rd lich e K alkalpen, im T o te n G e b irg e, auf dem T ra g i b e i M itte rn d o rf, T au p litz alm en , H och m ö lb in g , M itte rb e rg e b e i L iezen, o stw ä rts g e m e in b is zum S em m ering. F e h lt a u f dem L a n ts c h u n d S ch ö ck el), O b e rö ste rre ic h (S to ffieralp e, W asserk lo tz, W ild en k o g l, S to d e rta l, W a rsc h e n e g g b e i W in d isc h g a rste n , K le in e r P y rg a s, S pital), S a lz b u rg (R a u rise r G o ld b e rg u n d in der F u s c h im U rg e b irg e ), K ä rn te n (in den südlichen K a lk a lp e n : L e s a c h ta le r-, G ailtaler- u n d R a ib le ralp en , K a raw an k e n , S te in e ra lp e n ;

333 so n st z e rs tre u t in den U rg e b irg s a lp e n : G ro ssg lo ck n er und H e ilig e n b lu te r T au e rn ) und g a n z iso lie rt im ö stlich en T iro l (b e i T ä u fe rs b e i B ru n e ck , P rä g ra te n , K a ise rta u e rn , G ro ssg lo ck n e r, S c h o b e rg ru p p e ; sü d lich d e r D r a u : H elm u n d K re u z k o fe lg ru p p e ; jed o c h n ic h t a u f dem W o rm e rsjo ch , Z illertal, S eiseralp e u n d F e d a ja p a s s). F e h lt in V o ra rlb e rg , in K ra in u n d K ü ste n lan d vollständig.

Allgemeine Verbreitung:

Oestliche Kalkalpen (vgl. Fig. 589).

D ie se p rä c h tig e , d u rc h ih re g ro ssen K orollen u n d ih re n w e it g lo ck ig -rö h rig e n K e lch a u sg e ze ic h n e te G e b irg sn elk e h a t ih re H a u p tv e rb re itu n g in den n o rd isc h en K a lk alp en vom W ie n er S c h n e eb e rg w e s tw ä rts bis zum T o te n g e b irg e an d e r ste ie risc h -ö s te rre ic h is c h e n G renze (v e re in ze lte S ta n d o rte a llerd in g s w e stlic h b is ins ö stlic h e T irol!). E in k lein e re s b e so n d e re s V e rb re itu n g sg e b ie t h e g t in den sü d lich e n K a lk alp en von K ä rn te n . In den Z en trala lp e n w ird sie a u f U rg e ste in d u rc h den v ik ariiren d e n D . glacialis, in den K a rp a te n d u rc h den g leichfalls k a lk h e b en d e n D . n itid u s W a ld st. e t K it. ersetz t. In den K a lk alp en e rsch e in t D . alpinus von ca. 1000 bis 2200 m (auf d e r M a n n a u w iese b e i B u c h b e rg am S c h n e eb e rg so g a r b is 900 m hin ab ) als B e sta n d te il d e r v o r­ alpinen W iesen u n d A lp e n m a tte n n e b en Silene acaulis, H e d y sa ru m o b sc u ru m , M eum a th a m a n tic u m , S oldanella alpina, G e n tia n a v u lg a ris, P e d icu la ris in c a rn a ta , Ja c q u in i, v e rtic illa ta , ro s e a u n d foliosa, G alium B aldense, C am p a n u la S ch eu ch zeri u n d pulla, H o m o g y n e discolor, C rep is a u re a u n d a lp e stris etc. sow ie in den K ru m m h o lz b estän d e n m it v e rsch ie d en e n a n d e re n ö stlich en S pezies (am H o c h sc h w a b in O b e rste ie rm a rk n a c h N e v o l e m it H e rac leu m A u stria cu m , P o te n tilla C lusiana, B e to n ic a Jacq u in i, S enecio su b a lp in u s u n d a b ro ta n ifo liu s, A c h illea C lavennae, H om ogyne discolor, C rep is Ja c q u in i, G e n tia n a P a n n o n ica , A lsine A u s tria c a etc.). W e g e n ih re r z ah lreic h en g ro ssen , p rä c h tig p u rp u rro te n B lüten e ig n e t sich diese N elke in ganz b e so n d e re r W eise fü r alpine A n la g en . Im T ie flan d e b ü sse n allerdings die B lüten in der K u ltu r an G rö sse e tw a s ein.

948. Dianthus glacialis

H aenke (= D. alpinus L. ß glacialis W illd.). N e l k e . F ig . 590 a bis c und 589.

Gletscher-

A u sd au ern d , 1 bis 4 (10) cm hoch, dichtrasig. S tengel kahl, 1 bis 4 durch kurze Intern o d ien g etre n n te B lattp a are trag en d , m eist 1- (seltener 2- oder 3-) blütig. L a u b b lä tte r aufrech t - abstehend, zuweilen + nach aussen gekrüm m t, m eist 1 -nervig, am R a n d e etw as rauh, dicklich, die g ru n d stän d ig en meist länger als d er S tengel, 2 bis 5 cm lan g und 2 mm breit. S te n g elb lätter k ü rzer und schm äler, zuw eilen die B lüten ü b errag en d . K elch sch u p p en 2 bis 4 (hie u n d d a du rch ein Internodium vom K elch getren n t), k ra u tig , kahl, aus eiförm igem G runde allm ählich in eine lange S pitze verschm älert, so lan g oder etw as län g er als der K elch u n d wie dieser am G runde nicht allzuselten blasspurpurn bis p u rp u rro t überlaufen, 10 bis 20 m m lang, oft zurückgekrüm m t. K elch länglich - zylindrisch, 12 bis 16 mm lang und 4 bis 4,5 mm b reit, kahl, gestreift, g rü n oder pu rp u rn . P la tte d er K ro n p la tte 9 bis 10 mm lang und 8 bis 9 mm breit, vorn unregelm ässig gezähnt, p u rp u rro t (sehr selten weiss), kürzer als die K elch rö h re, am G runde schw ach g eh ä rtet. K ap sel kahl, den K elch ü b errag en d . S am en schildförm ig, schw arzbraun, fein gestreift (Fig. 590 c), auf d e r B auchseite schw ach konkav, 1 mm lang. —

VII, VIII. Z erstreu t a u f g ra sig e n T riften der H ochalpen (besonders in der T au ern - und B ren n erg ruppe), von ca. 1900 bis 2800 m. H auptsächlich auf U rgestein o d er doch auf k a lk ­ freiem Boden. Fehlt in D e u t s c h l a n d voll­ ständig. In O e s t e r r e i c h zerstreut in Steiermark (Zentralalpen: in den Niederen Tauern auf dem Preber, dem Hohenwarth und dem Bemlerschober, auf dem Greim,

F i g . 590.

D ia n th u s g la c ia lis

b f elch m i t

H aenke.

a

H abitus

x).

(V2 n a t ü r l . G r ö s s e )

K e l c h s c h u p p e n , c S a m e n ( V e r g r . 10 - d K elch m it K elchs c h u p p e n v o n D . a l p i n u s L . — D . n e g l e c t u s L . e H a b i t u s (l/s n a t ü r l . Gr.), / K r o n b l a t t . g F r u c h t k n o t e n m it G r i f f e l n .

4

334

so w ie im Stangalpenzuge auf dem Eisenhut), Salzburg (Preber, Speyereck, P leisnitzkogl und W eisseck [2700 m], im L ungau, Radstädter Tauern, Schw arzkopf, Stubneralpe bei W ildbadgastein, F usch, Zw ing bei Zell am See, Saalfelden, R adhausberg etc.), Kärnten (U rgebirge der Zentralkette: G rossglockner, P asterze, H eiligenblut, M alnitzertauern, M ölltaler Alpen, G oldberg, L aschaun etc.) und T irol (m ehrfach in den Z entralalpen: Samnaun, Stilfserjoch (2758 m), O etz-, G schnitz-, W attental, Brenner [Hühnerspiel, 2270 bis 2720 m], Zillertaleralpen, um Brixen, Täufers, Prettau, V enediger, D orferalpen, K artal, Kais, L esachalpen, P ustertal; vereinzelt auch am M onte T onale in der A dam eilogruppe, B occo di San V alentino, M onte M agiassone, Schiern, R odella); jedoch nicht in O ber- und N iederösterreich, Krain und K üstenland. In der S c h w e i z nur im östlichen an Tirol und ans V eltlin angrenzenden Graubünden (Sam puoir, Alp da Sterlas, A lpen von Schieins, P iz Padella 2860 m, Sesvenna, V al Lischanna, P iz M inschun im U nterengadin, Um brail, O fen, Lavirum s, Casanna [2985 m], Piz M urteröl bei Scanfs, ob Sam aden, Silvretta, P iz A lv im B erninagebiet, Aroser W eisshorn und Brüggerhorn bei A rosa, Parsenner Furka bei D avos, B ergü n erstöck e: L aiets und Tinzener O chsenalp). A u ch um Borm io, Livigno, Braulio und M onte Sobratka.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g -: Oestliche Alpen (von Salzburg und Steiermark bis ins Oberengadin und Veltlin), Karpaten (von der Tatra bis nach Siebenbürgen); vgl. Fig. 589. D . glacialis ist eine typische hochalpine U rgebirgspflanze der östlichen A lpenkette, w elch e sich von andern alpinen N elken leicht durch die relativ sehr langen, die Blüte nicht selten überragenden B asal- und Stengelblätter und K elchschuppen unterscheidet. In T irol (Hühnerspiel) erscheint sie in dem R asen von A grostis alpina und Carex curvula neben Prim ula minima, G entiana brachyphylla, Carex rupestris, A nem one sulphurea, P oten tilla grandiflora, nivea und frigida, T rifolium alpinum, P leurogyne Carinthiaca, Doronicum glaciale, Saussurea alpina etc. Eine besonders h och w ü ch sige, oft 2- und 3-blütige Form (m ehrfach im G locknergebiet beobachtet) wird als var. B u c h n e r i D alla Torre unterschieden. Von B i l e k wurden in der Brennergruppe (W olfendorn) w eissb lü hend e Exem plare konstatiert.

949.

Dianthus neglectus1) Loisel. (

D. alpinus All., = D. glacialis Seringe). V e r ­ n a c h l ä s s i g t e N e l k e . Fig. 590e bis g und Fig. 589. Ausdauernd, 4 bis 12 cm hoch, rasig. Grundachse kurz, mehrere Blattbüschel treibend. Stengel kahl, aufrecht, 2 bis 3 Blattpaare tragend, 1- bis 3-blütig. Laubblätter lineal, nach der Spitze zu nicht verbreitert, dünn, steiflich, blaugrün, unterseits meist mit 3 deutlich hervortretenden Nerven, am Grunde nur wenig verwachsen, die grundständigen relativ lang, zu Rosetten gehäuft. Kelchschuppen steif, + krautig, selten trockenhäutig, lebhaft gefärbt, aus eiförmigem Grunde allmählich in die Spitze verschmälert, fast so lang als die Kelchröhre. Kelch verhältnismässig breit, kurz, häufig purpurviolett gefärbt. Kelch­ zähne bleich, trockenhäutig, steif. Kronblätter sehr gross (fast stets grösser als bei D. alpinus), purpurrot, unterseits grünlichgelb. Platten am Rande sich nicht berührend, zur Nachtzeit sich schliessend. — VII. Sehr selten auf Alpen von T i r o l (einzig auf d$r Alpe La Denna im Tovel-Tale an der Brenta-Kette in Nonsberg. Hier 1870 von Josef Lös s entdeckt). Fehlt in der Schweiz (nicht am Umbrail) vollständig. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Oestliche Pyrenäen, Seealpen, Piemont, Dauphine, Vaucluse und Nonsberg. D . neglectus ist eine ziem lich veränderliche w estalpine Art, w elch e in ihrem H abitus ganz den Ein­ druck eines einblütigen G ebirgsexem plares von D . Seguierii m acht. N ach V i e r h a p p e r (Zur System atik und geographischen V erbreitung einer alpinen D ianthus-G ruppe, k. k. A kadem ie der W issenschaften in W ien, Bd. CVII, 1898) gehört D . neglectus überhaupt in die V erw andtschaft der G lauci (dahin zählt auch D . Seguierii) und nicht zu den Alpini. Jedenfalls handelt es sich um eine m it D . Seguierii zunächst verwandte, in A n­ passung an die hochalpinen V egetationsverhältnisse entstandene Art. D en n überall, w o D . neglectus im H och­ gebirge vorkom m t, findet sich in niederen L agen auch D . Seguierii. W as die Alpini (D. alpinus, glacialis, sursum scäber Borbas in A lbanien, nilidus in den K alkgebirgen der nördlichen K arpaten, m icrolepis Boiss. im Balkan, Freynii V andas in der nördlichen H erzegow ina und gelidus S chott, N ym ann et K otschy aus S ieb en ­ bürgen) selbst anbetrifft, so bilden sie eine Gruppe gut um grenzter Arten, w elch e nam entlich im G egensatz zu vielen anderen alpinen D ianth i (D . Sternbergii, Silvester) m it zu derzeit lebenden Form en der Ebene keine oder doch nur sehr lockere B eziehungen aufw eisen. Jedenfalls handelt es sich um sehr alte Typen, w elch e sich bereits in der Tertiärzeit aus einer gem einsam en Stam m art herausentw ickelten und uns heute scharf *) *) Lat. = vernachlässigt, übersehen.

D ie Art wird leicht verw echselt.

335

v o n ein an d er g e sc h ie d en u n d z, T . au ch schon im A u s ste rb e n b e g riffe n , e n tg e g e n tre te n . D as V e rb re itu n g s­ g e b ie t d e r A lpini e rstre c k t sich ü b e r die O sta lp en , die K a rp a te n u n d die G e b irg e d e r n ö rd lic h en B alk an h alb in sel, von d e r h o h e n T a tr a im N o rd en b is zum R h o d o p e -G eb irg e im S üden. D e r m o rp h o lo g isch so s c h a rf a b g e g re n z te sie b en b ü rg isc h e D . c a l l i z o n u s S c h o tt e t K otschy. d ü rfte sich n a c h V i e r h a p p e r se h r frü h z e itig von der S ta m m fo rm d e r A lpini a b g e g lie d e rt hab en .

950. Dianthus caesius

Sm. ( = D. gratianopolitanusV ill., = D. glaücus H uds. nec L ., D. caespitösus P o iret, = D. suävis W illd.). P f i n g s t - N e l k e . F ran z.: O eillet m ignardise, oeillet de m ai; engl.: C h ed d ar pink. T af. 102, F ig . 6 und F ig. 591a, b.

N a ch d e r B lü te z eit h e is st diese A rt in S c h w a b en , in d e r S chw eiz und im E isass P f in g s t n ä g e l e , und w o h l a u ch V e i t s n ä g e l e [V eit am 15. Juni!], n a ch dem S ta n d o rt S t e i n ä g e l i [vgl. D ia n th u s C a rth u s ia n orum u n d D . Silvester] (S o lo th u rn ), F e l s a n ä g a l a (S c h w ä b isch e A lb), L e i e n f l e d d e [zu ^ L e ie “ = Fels, S c h ie fe r; zu fledde vgl. u n te r D . C a ry o p h y llu s!] (R gbz. K o b le n z: A lte n a h r). H äufig w ird D . c aesiu s a u ch in F rie d h ö fe n a n g e p fla n z t: T o d t e n n ä g e l e (bayr. S ch w ab en ), G r a b n ä g e l i (S ch w eiz: C h u rfirsten g e b ie t). A n d e re B e nennungen sind n o c h F e d e r r ö s c h e n [vgl. u n te r D . p lu m a riu s!] (N a h e g e b ie t), B u a b a n ä g a l a (S chw abA lb), J ü n k e r l e (E isass), F r i e s n ä g e l i , G r a s n ä g e l i (S chw eiz).

A u sd au ern d , (7) 12 bis 14 (30) cm hoch, dichtrasig. G rundachse niederliegend, verholzt, einen d ichten R asen blühender und nichtblühender Stengel treibend. S tengel hechtgrün, kahl, au frecht oder etw as überhängend, in der R eg el 1 -blütig. L au b b lä tte r m eergrün, lineal-lanzettlich, stum pflich, am R a n d e rauh, au frecht-abstehend bis zurückgerollt. B lüten ziem lich tiefro t, kaum w ohlriechend. K elch 19 bis 20 mm lang und ca. 5 mm breit, überall fast g leich stark violett gefärbt. K elchschuppen 4 bis 6, k ra u ta rtig , an g ed rü ck t, eiförm ig, die u n tern m it einem S pitzchen, die obern stum pf, höchstens 1ji so lang als die K elchröhre. K elch zäh n e b reit 3-eckig, kaum län g er als b reit (ca. 21/t X 2 1/4 mm), m eist stum pflich, m it k u rzer S pitze. K ro n b lä tte r hellpurpurrot, aus keilförm igem G runde v e rk e h rt­ eiförm ig, vorn sch arf g esäg t, im S chlunde m eist b ä rtig (weiss oder p u rp u rro t) behaart. N ag el ca. 15 mm lang, m it 2 abstehenden flügelartigen L eisten. — V, V I (selten einzeln IX ). Stellenw eise an felsigen O rten, M auern, in sandigen N adelw aldungen d er G ebirgsregion, seltener in der E b e n e ; ausserdem nicht selten (auch gefüllt) aus G ärten oder F rie d ­ höfen, in W e in b erg en o d er bei B urgruinen verw ildert. G ern auf K a lk u n d D olom it, doch auch auf B asalt, Phonolit, P o rp h y r, S andboden etc. In D e u t s c h l a n d z e rs tre u t im O b e reisa ss (K alkfelsen b e i P firt), in B ad en (B ad isch er Ju ra , K a ise rstu h l, B odensee etc.), in W ü rtte m b e rg (bei R o ttw e il, am H o h e n tw iel und z e rs tre u t in der A lb (von T u ttlin g e n a n a b w ä rts bis zum R ies) B ayern (b e so n d ers im Ju ra g e b ie t [W eisser Ju ra ] der frän k isch e n S chw eiz [nördlich bis R ab en ste in ] u n d im m ittle re n A ltm ü h lta l; so n st se h r vereinzelt im Isa rta l ob M ü n c h e n [h ier k a u m u rs p rü n g lic h !], S ta in bei W a s se r­ b u rg , L ic h te n b e rg im F ic h te lg e b irg e , in der R h ö n [E ie rh au c k , M ilse b u rg ] u n d in d e r m ittle re n P falz [D o n n e rsb e rg , E b e rn burg ]), m eh rfa ch im M itte lg e b irg e in T h ü rin g e n (O b e rn itz in M einingen, bei E isen a ch [auf R o tlieg en d em ] etc.), im U n te rh a rz (R o sstra p p e ), im T h ü rin g e rw a ld (b eso n d ers auf T o n sc h ie ferfe lsen im S c h w a rz a ta l u n d im ob ern S a a le g eb ie t), in H a n n o v er (D o lo m it­ felsen des H o h e n ste in am Süntel), in A n h a lt (zw. A lex isb ad und M äg d e sp ru n g ), in H essen (W ald eck , W ild u n g en ), am M itte lrh e in (St. G o ar, A h rta l b e i A lten a h r), u n tere s N a h e ta l b ei K re u zn a c h (G ans, R h e in g ra fen ste in , S te g fels u n d b ei W allhausen), M o seltal (bei T rie r), in S a c h se n (um D resd en [z. B. im P lau en sch e n G rund, b e i P o tsc h a p p el], B u rg k b e i S chleiz), in Schlesien (S c h e llen b u rg bis W üh leisen b e i G logau, B irn b äu m el und nörd lich K a th .-H a m m e r b ei M ilitsch, K önigshuld, F in k e n ste in und zw. S u ra w in a und M a sso w b ei K u p fe rb erg , M a lap a n e), in B ra n d e n b u rg (bei Schw iebus, G rü n e r

F i g 591. G a r t e n f o r m v o n D i a n t h u s c a e s i u s S m . H a b i t u s ( ‘/a n a t ü r l . G r ö s s e ) , b B l ü t e n l ä n g s s c h n i t t . — c G a r t e n f o r m v o n D . p l u m a r i u s L . (*/6 n a t ü r l . G rösse).

a

336

i

T isch bei Frankfurt a. O., K rossen, m ehrfach im O dergebiet bei Freienw alde etc.) und in Posen (G drkasee beiM oschin und Lucin im Kr. Schrim m , Kr. Birndamm). F eh lt aber in Pommern, O st- und W estpreussen so w ie im ganzen Nord­ w esten . In O e s t e r r e i c h sehr vereinzelt in Böhm en (Berauntal, Teplitz, Sa^z, P olzen geb iet, im M ittelgebirge auf dem B erge Boren [„Borennelke“], auf dem Schladniger- und H ora-Berge, gegenüber dem Z iegenb erge), in Mähren (Kronau, A lexow itz bei E ibenschitz auf K onglom eratfelsen), in O berösterreich (angeblich im V eilcheltal bei W indischgarsten) und in V orarlberg (bei Bregenz, H ohenem s [hier kaum ursprünglich!] und angeblich im G argeliental). In der S c h w e i z besonders im Jura (w ild östlich bis in den A argau). Stellenw eise v ielfach als Ueberrest ehem aliger (z .T . noch aus den Burggärten des M ittelalters stam m end) Kultur oder absichtlich auf M auern, F elsen, bei K apellen oder in W einbergen gepflanzt, so z.B. m ehrfach im fränkischenJura(H auseck[gefüllt], O berhirschbach, G räfenberg,am Sch loss­ felsen zu H ipolstein, Schlötterm ühle, Schiradorf etc.), in Baden (Stadtm auer und W einberge bei W ertheim a. Main, W einbergsm auern bei Ettlingen), in der S ch w eiz (W einberge ob St. M argarethen, Berneck, R heineck, Bremden, W olf­ halden, W alzenhausen, W ilchingen, Ruine Iberg bei W attw il, zw ischen O etw eil und W ürenlos, B achsertal und R egen s­ berg im K anton Zürich, Irchel ob D ättlikon, Schlossfelsen Burgdorf, D ornacher S ch loss [1858] etc.). Eine strenge U nterscheidung zw ischen ursprünglichem V orkom m en und einstiger Anpflanzung ist in M itteleuropa kaum m öglich.

A l l g e me i n e Verbrei t ung: Westliches Europa (von England, Frankreich, Belgien durch Mitteleuropa bis Böhmen und Mähren). Aendert w en ig ab: var. i n c i s u s M ert. et K och. K ronplatten bis zur M itte eingeschnitten; daher im getrockn eten Zustand von D . plumarius kaum zu unterscheiden! —- var. f l ä c c i d u s (Fieber) Gren. et Godr. L aubblätter schlaff. — var. b i f l ö r u s L üscher (1898). Stengel stets 2-blütig. — var. p u l c h e l l u s (Pers.) W illiam s ( = var. m ontänus Gaud.). N iedrige Form m it sehr kurzen, steifen, zugespitzten , rauhen Grundblättern, und gleichfalls sehr kurzen, aufrechten Stengelblättern. — D . caesius ist nam entlich für den ganzen Jurazug, w o die Art m it V orliebe an steilen, oft kaum zugänglichen F elsw änden (besonders in südlicher oder süd­ w estlich er E xposition) auftritt, eine auffallende Erscheinung. Im w estlich en und m ittleren T eil des Schw eizer Jura erscheint sie an felsigen Steilhängen gern in B egleitung von anderen, zum grossen T eil auch xerophil gebauten Felsenpflanzen, w ie D raba aizoides, T hlaspi montanum, Kernera saxatilis, A rabis alpina und Turrita, Coronilla m ontana und vaginalis, Saxifraga aizoon, Laserpitium Siler, S eseli m ontanum , Bupleurum longifolium , A tham anta Cretensis, L ibanotis m ontana, V aleriana montana und tripteris, Globularia cordifolia, Hieracium scorzonerifolium , bupleuroides, am plexicaule und hum ilis, Saponaria ocym oides (pag. 345), R um ex scutatus (pag. 183), Carex hum ilis, M elica ciliata, Sesleria caerulea, F estuca ovina subsp. glauca, Thesium Bavarum (pag. 153), C otoneaster vulgaris und tom entosa, A roniarotundifolia, Erinus alpinus, Campanula pusilla, Primula Auricula etc., also eine eigen ­ artige M ischung von alpinen und südlichen Form en. In der schw äbischen A lb (D onauabhang bei der Ruine F alk en stein ) sind von Begleitpflanzen zu nennen: B iscutella levigata, Allium m ontanum (Bd. II, pag. 221), Carex hum ilis (Bd. II, pag. 99), M elica ciliata, Polygonatum officinale, Sisym brium A ustriacum , A lyssum montanum, L eontodon incanus, D raba aizoides, Saxifraga aizoon, Cytisus nigricans, Coronilla vaginalis, H ieracium hum ile, bupleuroides etc. D ie alpinen Arten treten stark zurück, dafür sind einige pontische hinzugekom m en. Im fränkischen Jura endlich (F elsh änge bei E ich stätt in M ittelfranken, 450 bis 520 m) findet sich D . caesius nach S c h w e r t s c h l a g e r auf dem D olom it des mittleren W eissen Jura neben F estu ca ovina subsp. glauca, A lyssum m ontanum , Erophila verna, Teucrium m ontanum und Chamaedrys, Sedum album, P olygala cham aebuxus, Andropngon Ischaem um (Bd. 1, pag. 182), L eontodon incanus, Globularia vulgaris, Stachys rectus, Erysimum crepidifolium , Asperula galioides, A nem one Pulsatilla, T hlaspi m ontanum ; die alpinen V ertreter fehlen hier also gänzlich. W ährend diese Art in der S ch w eiz und Süddeutschland fast ausschliesslich auf Jurakalk oder kalkreiche M olasse (B odenseegegend, Isartal bei M ünchen) beschränkt ist, erscheint sie in M itteldeutschland — besonders in der Bergregion — auf dem verschiedenartigsten G estein, so auf R otliegendem , T onschiefer, Syenit (im Plauenschen Grunde bei D resden m it C otoneaster, A ster A m ellu s [einziger Standort dieser Art in Sachsen !], A sperula cynanchica und galioides, Stachys rectus und G erm anicus, A nthericum ramosum und Liliago, Allium montanum, A ndropogon Ischaem um etc.), Basalt, P honolith (in den Sudetenländern neben W oodsia Ilvensis, A ster alpinus, Saxifraga A izoon und decipiens, A lyssum saxatile etc.) und in Norddeutschland endlich im G ebiete der Oder auf dem m ergelhaltigen Boden der „pontischen H ü gel“. A m letzteren Orte verhält sich D . caesius ganz ähnlich w ie das im übrigen D eutschland son st auch auf F elsen w achsende A . m ontanum ( A s c h e r s o n ) . Pflanzengeographisch wird diese A rt — w ie auch D r u d e annimmt — am b esten der w esteuropäischen Bergw aldflora zugezählt, w elch e sich — ähnlich w ie D igitalis purpurea — ostw ärts bis in die B ergw älder der Sudeten verfolgen lässt. — D . caesius wird in Gärten in zahlreichen Formen (auch gefüllt) unter der Bezeichnung „Schottische, Pfingst- oder Federnelke“ besonders als R abattenpflanze ver­ w end et (F ig. 5 9 la, b). A ls X erophyt (schm ale Blätter m it W achsüberzug!) ist sie aber gegen F eu ch tigk eit ziem lich empfindlich. Sehr oft wird sie auch auf Gräber (vgl. pag. 2 77) oder in O rtschaften auf M auern (zuw eilen m it Arabis albida!) gepflanzt (siehe oben!). W ie verschiedene andere N elken hat D . caesius gynodioezische Blüten. B etreffend die U nterschiede der ähnlichen F ed er-N elk e (D. plumarius) vgl. pag. 339.

337

951. Dianthus Monspessulänus1)

L. (= D. hyssopifölius L ., = D. acum inatus T au sch , ■= D . M onspeliacus L ., = D. am biguus Salisb.). M o n t p e l l i e r - N e l k e . F ig . 592a bis c. A u sd au ern d , (10)25 bis 50 cm hoch, lockerrasig, grasgrün. G rundachse m ehrstengelig. S tengel aufsteigend o d er aufrecht, einfach oder oberw ärts w enig verzw eigt. L a u b b lä tte r lineal-lanzettlich, v erschm älert, spitz - zulaufend, grasgrün, bis 6 cm lang und 1 bis 3 m m breit, 1- bis 3-nervig, die stengelständigen kurz, scheidig - sitzend (B lattscheiden ca. 2 m m lang). B lüten m eist zu 2 bis 5 (7) in ziem lich g e d rä n g te n W ickeln, seltener einzeln, en d ­ stän d ig , 25 bis 35 m m im D urchm esser. K elchschuppen m indestens halb so lang als die K e lc h ­ röhre, aus eilanzettlicher Basis allm ählich in eine pfriem lich-lanzettliche, krautige G ranne ü b e r­ geh en d (F ig. 592 c); das unterste S ch u p p en p aar auffallend lan g und lang zugespitzt. K elchröhre zylindrisch, ca. 2 cm lang, blassgrün o der etw as rötlich überlaufen. K ro n b lä tte r weiss oder blass rosarot. P la tte bis fast zur M itte unregelm ässig fingerig-vielteilig, 12 bis 18 mm lang, schw ach g eh ä rtet, m it ungeteiltem , v erk eh rt - eiförm igem M ittelfeld (Fig. 592 b). — V I bis V III. Selten an felsigen, w aldigen A bhängen, an W a ld rän d ern , in K astan ien w äld ern (bis ca. 1900 m ); nur im südlichen u n d w estlichen G ebiet. F e h lt in D e u t s c h l a n d v o llstän d ig . In O e s t e r ­ r e i c h z e rs tre u t in T iro l (a u fw ä rts b is M e ran , R a tte is im S c h n a lsertal, F ra n z e n sfe ste etc.), in U n te rste ie rm a rk (im F e is tritz g ra b e n b ei D ra c h e n b u rg u n d zw isc h en D ra c h e n b u rg u n d H ö rb e rg ), in K ra in (S te in e r-S a tte l 1900 m, K ra in b u rg , A lpe Z a p la ta b ei H ö fle in a. d. K a n k er, b e i Veldes, L ees, Z erovnica, L en g en feld , b e i A d e lsb e rg , W o ch e in e r See) und im K ü ste n lan d , a b e r n ic h t in K ä rn te n . In der S c h w e i z bezw . im a n g ren z en d e n F ra n k re ic h v e rein ze lt im J u ra (R e cu let, F a u c ille, C o lo m b ie r de G ex, 1300 bis 1600 m) und im süd lich en T e s sin (o b e rh a lb M elano, S an G iorgio).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : S üdeuropa (von P o rtu g a l und Spanien [inklusive P y ren äen und W estalpen] bis K ro a tie n und D alm atien).

Fig-, 592. D i a n t h u s M o n s p e s s u l ä n u s L . a H abitus (x/ä n a t ü r l . G r ö s s e ) b K r o n b l a t t . c K e l c h s c h u p p e . — d B l a t t ­ q u e r s c h n i t t v o n D . s i l v e s t e r W u l f e n ( V e r g r . 33 f a c h ) .

A e n d e rt w e n ig a b : var. c o n t r o v e r s u s G aud. K ro n b lä tte r w e n ig er tie f g e te ilt, ung efleck t, k ah l. — var. e r u b e s c e n s (T rev ir.) R c h b . Pflanze k rä ftig e r und ü ppiger. B lü te n zahlreich, fa s t sitzen d und d a h er g e b ü sc h elt. U n te rste s K e lc h sc h u p p e n p a a r o ft + a b g e rü c k t, die 2 obern P a a re an lie g en d (T irol). -— var. c o m p a c t u s K rä sa n . Pflanze ro b u st, 20 bis 50 cm h o c h , e tw a s b lau g rü n . S te n g el 6- bis 8-g lied erig u n d 2- bis 7 -b lü tig . L a u b b lä tte r w e ich . K elch sch u p p e n u n d K elch seeg rü n , m eist e tw as rö tlic h (K rain). — D . M o n sp essu län u s findet sich im S üden d e r A lpen zuw eilen in den K a sta n ie n w ä ld e rn n e b en D a n th o n ia caly cin a (Bd. I, p ag . 263), D ia n th u s S e g u ierii (pag. 327), V e ro n ica sp ic ata, T e u c riu m S corodonia, D ig ita lis lu te a , G alium ru b ru m , B u p h th alm u m salicifolium etc. Im K ü ste n lan d k o m m t es an ste in ig e n A b h ä n g e n in den v o ra lp in en R o tb u c h e n w ä ld e rn (zw isch en 400 u n d 600 m) v ielfach zu ein er M isc h u n g von alpinen, illyrischen u n d m e d ite rra n e n G e w ä ch sen , es sei n u r e rin n e rt an C arex tenuis, S alix g ra n d ifo lia, O stry a , M o e h rin g ia m uscosa, D ia n th u s M o n sp essu län u s, C lem atis alpina, K e rn e ra saxatilis, C ytisus alpm us, G e n ista ra d ia ta , E uonym us verrucosus, S ta p h y la e a p in n ata , V iola biflora, P e u c ed a n u m v erticillare, E ric a c arn e a, R h o d o d e n d ro n h irsu tu m , R h o d o th a m n u s C h a m a ec istu s, P rim u la C arniolica, F ra x in u s O rn u s, S a tu re ia m o n ta n a , L o n ic era n ig ra und a lp ig en a, V e ro n ica sa x a tilis u n d trip te ris , P h y te u m a S ch eu ch zerb C a m p a n u la p y ram id alis u n d c ae sp ito sa, P e ta s ite s n iv eu s, D o ro n ic u m A u s tria c u m , In u la e n sifo lia , C irsium E risith a le s etc. (n a ch B e c k , O sta lp en II). A n alo g en V e rh ä ltn is se n b e g e g n e t m an a u c h in S üdtirol, w o b ei F ra n z e n sfe ste (G ra n it, 750 m ) v e rsch ie d en e sü d e u ro p äisch e S pecies (O nonis N a trix , D ia n th u s M o nspessulänus, *) *) N a ch ih rem V o rk o m m en b e i M o n tp e llier in S ü d fra n k reic h .

4

338

C ytisus nigricans) m it der zentralalpinen Prím ula viscosa Zusammentreffen (nach M u r r). — D . M onspessulanus ist ein e F alterblum e. H ieher als Unterart die subsp. S t e r n b é r g i i (Sieb.) Pari. ( = var. alpéstris [Hoppe] W illiam s, = var. alpicola K och. = T única aren'ária Scop., = D ianth us W aldsteinii Sternb., = D . oreádes Ball.). D o l o m i t e n - N e l k e . F ig. 593 c, d. Pflanze ausdauernd, stark seegrün, dichtrasig, 10 bis 20 (30) cm hoch, habituell dem D . arenarius nicht unähnlich. S ten gel m eist (in höheren L agen stets) 1-blütig, seltener 2- bis 4-blütig. Laubblätter seegrün, steif, spitz, 1 bis 2 mm breit, m it unterseits stark hervortretendem M ittelnerven und 2 Seitennerven, die der sterilen B lattbüschel kurz, fast horizontal abstehend, bis 5 cm lang, die Stengelblätter kürzer, gleichfalls fast w agrech t abstehend, am Grunde kurzhäutig verbunden (Scheide 1 b is 2 mm lang). K elchschuppen 4, 2/s bis über halb so lang als der K elch, aus eiförm iger B asis plötzlich in eine grüne, krautige Granne zusam m en­ gezogen (F ig. 593 d). K elch zylindrisch, ca. 2,5 cm lang, an der Sonnenseite m eist rot überlaufen. Blüten rosarot bis schw ach purpurn, am Schlunde Schw ärzlich gehärtet. N ägel der K ronblätter nicht aus dem K elch hervorragend. P latte 12 bis 15 mm lang, vorn bis zur H älfte unregelm ässig fein zerschlitzt. — VII, VIII (Im Süden vereinzelt bis XI und XII). Zerstreut im F elssch utt, auf grobem Geröll, kiesigen , san digen Stellen, auf steinigen W iesen der östlichen A lpen; auf K alk und D olom it, von ca. 500 bis 2200 m. F eh lt in D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z vollständig. In O e s t e r r e i c h in Tirol (nur östlich von der E tsch. W estlich und nördlich bis zum M onte Baldo, Bondone, Spinale, E g g en ta l, F assa, B uchenstein, A m pezzo), in Steierm ark (besonders in den süd­ lichen K alkalpen [sehr verbreitet in den Sanntaleralpen]; in den nördlichen K alkalpen einzig in der D ach stein ­ gruppe), in O berösterreich (H ailstätteralpen), in K ärnten (G artnerkofel, K analtal bei P ontafel und M alborgetR in der V ellacher und oberen Seeländer K ocna, Predil bei Raibl, M atsch ach eralpe bis zum B illsiza-Sattel), Krain (Steiner- und W ocheiner-A lpen, Triglav, auf der M okrica, K ankersattel, unter dem Poljam ski rob, Raibleralpen) und im K üstenland; fehlt in N iederösterreich und Salzburg. — D ie se in höheren L agen stets einblütige, zierliche N elke ist eine Charakterpflanze der südöstlichen Kalkalpen (von der steierisch-österreichischen Grenze bis in den Karst und bis Friaul), w o sie sich von der K rum m holzregion bis in die Täler hinunter verfolgen lässt. W ie Saxifraga incrustata und sedoides, Laserpitium peucedanoides, Soldanellea minima, P aederota Bonarota, Phyteum a Sieberi, Crepis incarnata zählt sie zur karnischen Gruppe der südlichen Kalkalpen. Vor allem gehört sie den offenen Felsschuttfluren an, w o sie in den Sanntaleralpen nach H a y e k häufig m it dem gelben Papaver Kernerii, m it Linaria alpina, Ranunculus hybridus, D ryas, Aspidium rigidum und Lonchitis, C ystopteris regia, T risetum argenteum (Bd. I, pag. 249), Sesleria spherocephala, P oa minor, F estuca nitida, Juncus m onanthos, A lsine A ustriaca, M oehringia ciliata, Cerastium Carinthiacum (pag.372), G ypsophila repens (pag. 311), H eliosperm a alpestre (pag. 305), Biscutella, Thlaspi Kerneri, Hutchinsia alpina, Saxifraga H ohenw arthii, Linum Julicum, A tham anta Cretensis, Laserpitium peucedanoides, Prímula W ulfeniana, Calam intha alpina, Galium anisophyllum , Campánula Zoysii, D oronicum glaciale, Hieracium M ureti etc. vergesellsch aftet ist. In Friaul gehört sie zu den charakteristischen B estand teilen der aus D olom it der Alpen bestehenden Schuttkegel und w eiten Schotterfelder der Bergregion, auf denen sich vor allem Centaurea rupestris, daneben auch Scabiosa gram inifolia, D aphne Cneorum, Spiraea decum bens, P olygala Forojulensis und Inula ensifolia ansiedeln. B iologisch ist diese Unterart deshalb interessant als sie zu den sog. Nachblühern gehört, w elch e ihre B lütezeit bis zum E intritt des ersten F rostes (in Friaul nach G o r t a n i bis in den D ezem ber) ver­ längern können. —- A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Von den Pyrenäen durch Italien und die Südalpen bis in den Balkan (M ontenegro, Serbien).

952.

Dianthus plumárius:) L. (= D. moschátus Mayer, = Túnica plumaria Scop., = Caryophyllus plumarius Moench). F e d e r - N e l k e . Franz.; Mignardise; engl.: Wild oder feathered pink; ital.; Violine muschiate. Fig. 591c und 593 a, b.

N ach den zerschlitzten Kronblättern wird diese Art F e d e r r ö s c h e n (N assau), F a d e r n a l k e (N ord­ böhm en), z o t t i c h t e s G r e t l (O esterreich) genannt. In der S ch w eiz h eisst sie an vielen Orten F r i e s l i . Zu P f i n g s t n ä g a l a (W ürzburg), P f i n g s t n a g e r l (O esterreich) ufld G r a b n ä g e l i , F r i e d h o f n ä g e l i , T o d t a n ä g el i (Schw eiz : St. Gallen) vgl. D . caesius (pag. 335), zu G r a s b l u m e (O esterreich), G r a s - N ä g e l i (S ch w eiz) D . Caryophyllus (p ag.319). In N assau heisst diese N elke auch V o r w i t z c h e n , F ü r w i t z c h e n .

Ausdauernd, (8) 21 bis 28 (40) cm hoch, + blaugrün bereift. Grundachse nieder­ liegend, verholzend, sehr ästig, mehrere dichtrasige Stämmchen treibend. Stengel auf­ recht oder aufsteigend, 4-kantig, kahl, meist 2- bis 5-blütig, oberwärts gabelig verzweigt, zuweilen auch 1-blütig. Laubblätter lineal-pfriemlich, 1 bis 3,5 mm breit, aufrecht abstehend, rinnig, bis 5 cm lang, am Rande knorpelig-feingesägt, sehr spitz (fast stechend), 3- bis 5-nervig. Blüten einzeln, sehr stark wohlriechend, 24 bis 40 mm breit, weiss oder hellrosarot. 9 Lat. plüma =

F eder; nach der G estalt der zerschlitzten Kronblätter.

339

K elch sch up p en 4- bis 6, krautig, rundlich-eiförm ig m it k u rz er S tachelspitze (F ig. 593b), tro ck e n ­ häu tig b eran d et, so lang als die kahle, (18) 25 bis 26 mm lange K elchröhre. L e tz te re nur 3 bis 4 mm b re it, n ach oben zu deutlich verschm älert, blass o d er doch nur schw ach violett g efärb t (bei D. caesius fast g leichstark und stets violett g e f ä r b t!). K elchzähne schm al lanzettlich, allm ählich zu g esp itzt, zw eim al länger als breit. K ro n b lä tte r am S chlunde m eist g eh ä rtet. P la tte 13 bis 14 m m lan g u n d 11 bis 12 mm breit, bis auf die M itte fast ringsum handförm ig-zerschlitzt, plötzlich in den N ag el zusam m engezogen, das u n geteilte M ittelfeld verkehrt-eiförm ig. N agel bis fast 25 m m lang, m it 3 schm alen, an gedrückten L eisten versehen. — IV bis V II. Z erstreu t an sonnigen steinigen A b h än g en , an buschigen H ügeln, F elsw än d en ; von der E b en e bis in die V oralpen des östlichen O e s t e r r e i c h s . N u r auf K alk. F e h lt w ild in D e u t s c h l a n d u n d in der S c h w e i z v o llstä n d ig . In O e s t e r r e i c h v e rein zelt in N ie d e r­ ö ste rre ic h (K alkfelsen b e i M ödling, a u f dem A n n in g er etc.), in O b e rö ste rre ic h (um W eyer, H opfing, b ei S teyr, an der S teyerling, in der P o s te rlu c k e n , am ^ S c h rack en , H in tersto d e r), in S te ie r­ m ark (siebe su b sp . H oppei), in K ä rn ten (S ü d seite d e r R a b e n ste in e r F e lse n im L a v a n tta l,H o c h o ste rw itz 600 m, G m ein eck ca. 1900 bis 2400 m ), in B öhm en (n u r bei R a u d nic, n ö rlic h ste r P u n k t 1) und M ä h re n (P o llau er u n d N ik o lsb u rg e r B erge). F ü r K ra in u n d S a lzb u rg seh r zw eifelh aft. A u sse rd em g e le g en t­ lich angepflanzt o d e r als G a rte n ­ flüchtling v e rw ild e rt.

Allgemeine V e r ­ breitung: S üdöstliches E u ro p a (östlich bis N o rd Italien, S teierm ark, O b e r­ österreich und Böhm en). D e r N a m e D ia n th u s F i g . 593. D i a n t h u s p l u m a r i u s L . a H a b i t u s ('/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , b K e l c h s c h u p p e . — M o n s p e s s u l a n u s subsp. S t e r n b e r g i i P ari. c H a b i t u s (1/s n a t ü r l . G r ö s s e ) . plum arius L ., w e lc h e r fa st alle d K elch sch u p p e . F ed ern elk en (a u ch D . a ren a riu s und M o n spessulanus) u m fasst, ist, w ie H a y e k m it R e c h t h e rv o rh e b t, fü r eine b e stim m te F o rm d e r F e d e r­ nelken k a u m a n w e n d b a r (Vgl. au ch V i e r h a p p e r . S c h e d ae n r. 3234, 3236 u n d 3237). A n d e re rs e its m uss d a ra u f h in g ew ie se n w erd en , d ass v e rsch ie d en e n ie d e rö ste rre ic h isc h e F e Je rn c lk e n sich von D . se ro tin u s W ald st. et K it. n u r sc h w e r u n tersch e id e n lassen. V on den w ic h tig ste n F o rm e n m ögen g e n a n n t se in : 1. subsp. H ö p p e i (P o rte n sc h la g ) H e g i ( = D . p lum arius M aly). L a u b b lä tte r u n b e re ift o d e r k a u m b e re ift, 1 bis 1,5 m m breit, 5- b is 7 -nervig. K e lch sch u p p e n 4, V3 bis */* so lan g als d e r e tw a 3 cm lange, sch m al zylindrische K elch. B lüten ste ts heller o d e r d u n k ler ro t (niem als rein w eiss). P la tte v orn bis zu e tw a Y3 u n re g elm ä ssig fein zerschlitzt. N ä g e l den K elch n ic h t ü b e rra g e n d . K a p se l zylindrisch, k ü rz e r als der K elch. — M e h rfa c h in S te ie rm a rk b e o b a c h te t. — 2. su b sp . b l a n d u s (R ch b .) H ayek. L a u b b lä tte r leb h a ft-b la u g rü n . S te n g e lb lä tte r k ü rz er als die R o se tte n b lä tte r. K e lch sch u p p e n eiförm ig. N äg el der K ro n e den K elch w e it (bis 5 m m ) ü b e rra g e n d . P la tte bis a u f Vs u n re g elm ä ssig fein zersch litzt, hell ro sa farb e n , am G ru n d e d u n k ler g e h ä rte t. In S te ie rm a rk und in O b e r­ ö ste rre ic h in d e r K ru m m h o lz reg io n und im F e lssc h u tt der K a lk alp en m eh rfa c h k o n s ta tie rt; w ohl a u c h in S alzb u rg (L u n g au ). — 3. subsp. N e i l r e i c h i i H e g i (— D . plum arius N eilr.). L a u b b lä tte r ste ts b e re ift und die K e lch rö h re e tw a s b re ite r als bei d e r subsp. H o p p e i und K ro n p la tte n ic h t so fe in z ersc h litz t, h e llro t oder h ellrosa. H ie h e r die P flanzen von K alkfelsen in d e r M ö d lin g er K lau se u n d a u f dem A n n in g e r in N ie d e rö ste rre ic h . — D . p lu m a riu s w ird seh r o ft in G ä rte n (h ie r a u ch in e in e r g e h ä rte te n f. h o r t e n s i s h ö rt.) k u ltiv ie rt (F ig. 591 c), a b e r m eist m it D . caesius z u sa m m en g e w o rfe n . V o n der le tz te m A rt u n te rs c h e id e t sich D . p lu m a riu s u n sc h w e r du rch die tie fe r e in g e ­ sc h n itte n en K ro n b lä tte r, d u rc h die b lassen o d e r doch n u r sc h w a c h v io le tt g e fä rb te n K elche u n d die se h r sta rk riechenden, im F re ie n m e ist w eissen B lü ten (b ei D . c aesiu s sind die B lü ten ziem lich tie f ro sa und k a u m riech en d !). N ä h ere s b e i D o m i n . A llgem . B o tan . Z e itsc h rift Bd. X III (1907) p a g . 114 und V i e r h a p p e r . O e ste rr. B o tan . Z e itsc h rift Bd. L I, 1901. A u c h b lü h t nr. 952 4 W o ch e n sp ä te r als D . caesius.

340 v

953. Dianthus serötinus

W a ld st. et K it. (= D . plum ärius L. ß serotinus K och, = D. plum arius B orbäs). S p ä t b l ü h e n d e N e l k e . F ig . 5 9 1 a bis c.

A u sd au ern d , 20 bis 30 cm hoch, bläulich- o d er g ra sg rü n . G ru n d ach se vielköpfig, rasig. S ten g el am G ru n d e aufsteigend, etw as schlaff, w alzlich (nicht vierkantig), arm blütig, grasgrün. L a u b b lä tte r steif, schm al-lanzettlich, dem S tengel ± an g ed rü ck t, 1,5 bis 2 m m breit, g rasg rü n (höchstens die jü n g eren g ru n d stän d ig en B lattbüschel etw as bläulich bereift), am R an d e feinzähnig. K elch sch u p p en 4 bis 6, eiförm ig, vorn ab g e ru n d et u n d nur kurz b esp itzt (F ig. 594c), 74 bis 73 so lang als der K elch. K elch rö h re 25 bis 27 mm lang, bis 3 mm breit, oberw ärts verschm älert, gestreift, niem als violett. K elchzähne S elten au f sandigen H ügeln, spitz. Blüten weiss, schw ach duftend, w enig grasig en S tellen, in H eiden bärtig . P la tte n n u r vorn feinzähnig zerschlitzt, in n ied rig er G egenden. N u r in den N ag el lang-keilförm ig verschm älert, etw a Niederösterreich. In N i e d e r ö s t e r r e i c h im 72 so lang als die K elchröhre. K apsel w enig M a rch fe ld e stellen w eise se h r häufig, so län g er als der K elch (F ig. 594b). — V II bis X . bei W ö lk e rsd o rf, S ch ö n k irch en , O berW eiden, G än sern d o rf, M a rk g ra f-N e u sie d e l, S ie b e n b ru n n , L o im ersd o rf, L asse e). F e h lt h e u te sic h er in M ä h re n (frü h e r b e i W setin a n g eg e b en ) u n d in K ra in ; häu fig je d o c h im u n g a risc h e n T ieflan d e.

Allgemeine Verbrei­ t u n g : S üdöstliches E u ro p a (von V olhynien, R um änien und B ulgarien durch den B anat, S iebenbürgen und U ngarn bis N iederösterreich). H ie h e r a u ch subsp. L u m n i t z e r i (W ie sb a u er) H egi (= D .v irg in e u s L u m n itz e r nec L.). F ig . 594 d, e. Pflanze bis 20 cm ho ch , ra sig . S ten g el e tw as a b g e ru n d e t-v ie rk a n tig , m eist 1-blu tig . K elch sch u p p e n 4, g e sc h w e ift z u g e ­ sp itz t (F ig . 594 e), selten er n u r b e sp itz t, 1/ i b is 1/z so lan g als die e tw as e r­ w e ite rte (bis 4 m m lange) K e lch rö h re . F i g . 594. D i a n t h u s s e r o t i n u s W a l d s t . et K it. a H a b i t u s fl / 3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . V, V I. In N ie d e rö ste rre ic h a u f ste in i­ b F ru c h tk a p s e l m it K elch, c K e l c h s c h u p p e . — s u b sp . L u m n i t z e r i (W ie s b a u e r) H egi. g en S te lle n d e r H a in b u rg e r B erg e d H a b i t u s (x/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , e K e l c h s c h u p p e . — D i a n t h u s a r e n a r i u s L. f H a b i t u s (‘/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . u n d b e i B ra u n sb e rg . — D iese N elke w ird , w ie a u ch V i e r h a p p e r (F lo ra e x sic c a ta A u s tro -H u n g a ric a n r. 3236) a nnim m t, w ohl am b e ste n als frü h b lü h e n d e F e lse n fo rm von D . se ro tin u s b e tra c h te t. E b en so d ü rfte der e tw as du b iö se D . H u n g ä r i c u s P ers. n u r ein e e in b lü tig e F o rm des D . se ro tin u s darstellen. In N ie d e rö ste rre ic h g e h ö rt D . se ro tin u s zu den c h a ra k te ristis c h e n P flanzen d e r S andnelkenflora, w e lch e sich im M a rch fe ld e — n a m e n tlic h zw ischen G ä n se rn d o rf und S ie b en b ru n n , so w ie g e g e n U n g a rn — zu a u sb re ite t. Als w e ite re B e stan d te ile dieser F o rm a tio n k o m m e n in B e tra c h t: A n d ro p o g o n isc h ae m u m , T ra g u s ra ce m o su s (Bd. I, p ag . 186), W e in g a e rtn e ria can escen s, K o e leria g la u c a (Bd. I, p ag . 282) u n d g ra cilis, E ra g ro stis pilosa, P o a co m p ressa, F e s tu c a ovina subsp. v a g in a ta (Bd. I, pag. 333), F e stu c a V allesiaca subsp. su lc ata, C a rex n itid a (Bd. II, pag. 87), G a g ea p u silla (Bd. II, p a g . 212), M u scari ra ce m o su m , C orisperm um n itid u m (p ag . 253), P o ly c n em u m arv en se (pag. 212), H e rn ia ria h irsu ta , H o lo steu m , C e ra stiu m se m id e ca n d ru m (p a g . 365), T u n ic a sa x ifra g a (pag. 316), S ilene conica (pag. 281), E ro p h ila verna, R a p istru m p erenne, B e rte ro a in ca n a, R eseda lu teo la, V iola ru p e stris, E u p h o rb ia C yparissias und G e rard ia n a, P e u c e d a n u m O reoselinum , Seseli H ip p o m a ra th ru m , F a lc a ria R ivini, E ry n g iu m c am p estre , P o te n tilla cinerea, C oronilla v a ria , A s tra g a lu s O nobrychis, A n c h u sa a n g u stifo lia , S alvia nem o ro sa, M a rru b iu m p e reg rin u m , T e u c riu m m o n ta n u m , V e ro n ica trip h y llo s, P la n ta g o a re n a ria , In u la ensifolia, A rte m isia S c o p a ria und c am p estris, H elichrysum a ren a riu m , A c h illea se ta c e a u n d collina, H ie ra c iu m P ilo se lla etc.

341

Tafel 103. Erklärung der Figuren. Fig. 1. Dianthus Seguierii (pag. 327). Habitus. 1 a. Kronblatt. 2. Dianthus superbus (pag. 342). Habitus. 2a. Fruchtknoten mit Griffeln. 2b. Samen. 3. Dianthus alpinus (pag. 332). Habitus. „ 4. Saponaria ojficinalis (pag. 344). Habitus.

Fig. 4 a. Fruchtknoten mit Griffeln. 5. Saponaria ocymoides (pag. 345). Habitus. 5 a. Kronblatt. 6. Heliosperma quadrifidum (pag. 305). Habitus. 6 a. Kronblatt. 6b, c. Samen im Längs- und Querschnitt. „ 6 d. Fruchtknoten mit Griffeln.

954. Dianthus arenärius L. s. 1. (= D. uniflörus Gilib.). S a n d - N e l k e ,

Fig. 594f. Ausdauernd, gras- oder graugrün, 22 bis 45 cm hoch. Grundachse stark, ästig, wurzelnd, einen dichten Rasen von blühenden und nichtblühenden Stengeln treibend. Blüten­ stengel aufrecht oder aufsteigend, meist 1- (seltener wenig-) blütig, kahl, glatt. Laubblätter grasgrün, linealisch, spitz, am knorpeligen Rande rauh, bis 4 cm lang und bis 1 mm breit, kurzscheidig, 3-nervig (die beiden Seitennerven randständig). Kelchschuppen eiförmig, ab­ gestutzt, zuweilen mit einem Spitzchen, 1/ i so lang (oder kürzer) als die Kelchröhre. Blüten sehr wohlriechend, weiss (seltener hellrosa), bis 20 mm breit. Kelchröhre schlank, glatt, grasgrün, zuweilen rötlich überlaufen, fast 2,5 cm lang, mit 3-eckigen, spitzen Zähnen. Kronplatte am Grunde mit einem grünen Fleck und dort von weissen oder purpurroten Haaren bärtig, lang benagelt, tief (bis über die Mitte) fiederspaltig-vielteilig; das ungeteilte Mittelfeld klein, lanzettlich. Staubbeutel etwas aus der Blüte herausragend. — VI bis VIII. Stellenweise in N o r d d e u t s c h l a n d in sandigen Kiefernwäldern, an Waldrändern, auf offenen Heiden, auf sandigen Feldern, im Dünensand, in Kiefernschonungen. F ehlt in O e s t e r r e i c h und in der S c h w e i z vollständig. In N o r d d e u t s c h l a n d besonders im ö st­ lichen G ebiet (fehlt aber auch hier oft auf w eite Strecken (so z. B. dem K reise Insterburg und G um binnen in Ostpreussen, in der M em el- und W eichselniederung), nach W esten zu abnehm end. Erreicht nach A s c h e r s o n G r a e b n e r die Südw estgrenze bei Senftenberg, Luckau, Frankfurt a. O., Neudam m , Schw edt, F ürstenberg in M ecklenburg (ob am letzten O rte wirklich w ild?), Garz, W olgast; fehlt dann östlich M isdroy. In der N äh e der O stsee­ küste auf dem hinterpom m erisch-w estpreussischen Landrücken bis in die K reise G reifenhagen (zw isch en D am m und Stargard, Dram burg, Schievelbein, Polzin, Glötzin, N eustadt, Pr. Stargard, W ildungen). A usserdem vereinzelt in Schlesien (im nördlichen T eil der Ebene bei Grünberg, Neusalz, Carolath, G .-G logau, P olk w itz, östlich e Grenze der N iederlausitz).

Al l ge me i ne Verb r e i t u n g : Nord-und Mittelrussland, Ungarn, östliches Deutsch­ land, Südschweden. D iese im östlichen D eutschland (W est- und O stpreussen, P osen, Pom m ern, Brandenburg, Schlesien und ein vorgeschobener P osten in M ecklenburg) ziem lich verbreitete w ohlriechende N elke verm ag w ie Sarothamnus scoparius und U lex Europaeus m it dem ärm sten Sandboden (D iluvial- und Dünensand) vorlieb zu nehmen. S tellen w eise (z. B. um Thorn) gehört sie nach S c h o l z zu den Bestandteilen der Sandheiden und findet sich zw ischen Krüppelkiefern, W acholder-, W eissbirken-un d Berberitzengestrüpp, Rubus plicatus, in G esell­ schaft von A rctostaphylos U va ursi, Thym us, Preisselbeere, Calluna, H ieracium P ilosella und um bellatum . Scleranthus perennis und annuus, F ilago arvensis und minima, Carex ericetorum , praecox, verna und arenaria, Luzula pallescens (selten) und cam pestris, Euphrasia gracilis und stricta, V iola arenaria, Solidago Virgaurea, Senecio Jacobaea, Cam panula rotundifolia, Jasione, Antennaria dioeca, H ehchrysum arenarium, Carlina vulgaris etc. Anderseits findet man diese N elke auch in den trockenen, sandigen K ieferw äldern neben Pirola chlorantha, Potentilla opaca, V erbascum thapsiform e und cuspidatum , Silene O tites (pag. 290), Arm eria vulgaris, H elianthemum C ham aecistus, H ypericum quadrangulum, Geranium sanguineum etc. (vgl. auch die F orm ationsliste von G ypsophila fastigiata, pag. 313). — D . arenarius L. zerfällt nach V i e r h a p p e r (Schedae nr. 3237) in zw ei zwar nicht spezifisch, aber doch graduell konstant verschiedene Unterarten. V om schw ed isch en D . arenarius s. str. ist die Sandnelke von O stdeutschland, G alizien und P olen (D . B o r ü s s i c u s Vierhapper) durch den lockeren W uchs, zum eist m ehrblütige, stets viel höhere Stengel, längere, mehr spitzliche Blätter, längere K elche und grössere K ronplatten verschieden. — W egen der tiefen B ergung des H onigs und der w eissen Blütenfarbe wird D. arenarius für eine (proterandrische) N achtschw ärm erblum e gehalten.

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955. D ianthtlS s u p é r b u s 1) L. (= Caryophÿllus superbus Moench). P r a c h t - N e l k e . Franz.: Oeillet frangé, oe. superbe, oe. à plumet, oe. mignardise, oe. élégant, Mignardise des près; engl. : Superb pink; ital. : Garofano da pennacchio. Taf. 103, Fig. 2 und Fig. 591c. Ausdauernd, (8) 30 bis 65 (90) cm hoch, sehr lockerrasig. Grundachse wenige blühende und nichtblühende Stengel treibend. Blütenstengel unten gewöhnlich etwas aufsteigend, stielrund, kahl, aufrecht, oberwärts ästig. Laubblätter grasgrün, kahl, lineallanzettlich, am Rande rauh, die untern stumpflich, 3 bis 5 (10) mm breit, die obern spitz und schmäler kurzscheidig sitzend (Scheiden kaum 2 mm lang), die grundständigen sehr locker gestellt. Blüten wohlriechend (etwas nach Vanille duftend), in lockeren, rispen­ ähnlichen Wickeln, zuweilen auch einzeln, endständig. Kelchschuppen 2 oder 4, eiförmig, bespitzt oder kurz-begrannt, 1 / i bis so lang als die schmal-zylindrische, 23 bis 30 mm lange, nach oben verschmälerte, grüne oder purpurrot angelaufene Kelchröhre. Kelchzähne spitz. Platte der Kronblätter gross, bleichrosa bis purpurrot (selten weiss), tief (bis weit über die Mitte), fein und unregelmässig fiederig-zerschlitzt, am Grunde mit einem grünlichen Fleck und von roten Haaren bärtig, allmählich in den weissen Nagel übergehend. Kapsel fast um die Hälfte länger als der Kelch. Samen 2 mm lang (Taf. 103, Fig. 1 b). — VI bis IX. Häufig und ziemlich verbreitet (fehlt aber doch stellenweise gänzlich) auf trockenen und feuchten Wiesen (besonders auf |Torf), an Waldrändern, an Teichen, auf lichten Waldstellen, Weiden, trockenen Abhängen; von der Ebene bis in die alpine Region (Val Fedoz im Oberengadin 2300 m, Gmeineck in Kärnten 2400 m). Auf Kalk und Urgestein. F eh lt stellenw eise gänzlich, so in W estfalen, im nordw estlichen D eutsch lan d w estlich der Elbe (jedoch in S ch lesw ig-H olstein und M ecklenburg), in den nördlichen G ebieten von O st- und W estpreussen; selten in Böhm en, im hannoverschen Flachland (einzig bei Buxtehude), im K anton W allis (ein zig bei Salvan), T essin etc.

A l l g e m e i n e Ve r b r e i t un g : Fast ganz Europa (fehlt im mittleren und südlichen Italien, Portugal, im grössten Teil von Spanien, Griechenland und in der Arktis) gemässigtes Asien (durch Sibirien und die Mandschurei bis Korea und Japan). Aendert etw as ab: var. s p e c i ö s u s Rchb. als A rt ( = var. grandiflörus T ausch, = var. alpinus H erbich, = var. alpéstris U echtr., = D . W im m éri W ichura). Pflanze m eist bläulich bereift. Stengel steif aufrecht, 1- oder w enigblütig. Laubblätter zuw eilen ziem lich breit. K elch breiter, braunrot oder violett. Blüten grösser, lebhaft rosarot bis fast purpurn (sehr selten w eiss), sehr w ohlriechend. K ronplatten w en iger tief und lin eal-gab elig zerschlitzt, am Grunde m eist schw arz getüpfelt (Bergform ). Zerstreut auf T riften der höheren Voralpen und A lpen sow ie in den Sudeten, im G esenke etc. — f. p a r v i f l o r u s Celak. Kronplatten klein (nur 6 bis 8 mm lang). Böhm en (Chlum ec). — D . superbus ist eine der w enigen N elken, w elch e auch auf einem feuchten Boden (doch nicht ausschliesslich) gedeih en kann, ln W iesenm ooren (besonders im Parvocaricetum ) nim m t sie m it ihren präch­ tig en Blüten zuw eilen grössere, von w eitem erkennbare rötliche F lächen ein und erscheint daselbst gern in B egleitung von Parnassia, L aserpitium Prutenicum , Succisa pratensis, Inula salicina, Centaurea jacea, Cirsium palustre und bulbosum , T etragonolobus siliquosus, P oten tilla silvestris, P inguicula vulgaris, Tofieldia calyculata, Schoenus ferrugineus und nigricans, Trichophorum caespitosum , Carex panicea, flava und Davalliana etc. Ebenso findet sie sich in den U ferform ationen als B estandteil der nassen F lu sstalw iesen oder vereinzelt an lichten W ald­ stellen. In höheren L agen geh t der Typus ganz unm erklich in die Bergform speciösus über, w elch e in den A lpen m it V orliebe auf trockenen, steinigen, mageren W iesen oder im Z w ergw acholder-G ebüsch heim isch ist. D . speciösus stellt also nichts w eiter als eine ab g eleitete, stellvertretende G ebirgsform des gem einen D . superbus der Ebene dar und verhält sich in dieser B eziehung ähnlich w ie D . Sternbergii zu D . M onspessulanus, Trifolium nivale zu T. pratense, Campanula Scheuchzeri zu C. rotundifolia, A llium Sibiricum zu A . Schoenoprasum (Bd. II, pag. 223), Athyrium alpestre zu A. Filix fem ina (Bd. I, pag. 33), P oa supina zu P oa annua, R um ex arifolius zu R. A cetosa (pag. 180) etc. — D . superbus ist als eine proterandrische Tagfalterblum e zu bezeichnen. D a der Nektar sehr tie f am Grunde des F ruchtknotens abgesondert wird und die K elchröhre sehr eng (2 mm) ist, ist der N ektar nur dem R üssel von T agschw ärm ern (M acroglössa-A rten) zugänglich. Der D urchm esser der Krone variiert auch bei den Pflanzen der Ebene von 3 bis zu 6 cm.*) *) Lat. supérbus =

stolz, prachtvoll.

343

Im G egensatz zu andern G attungen der Sileneen ist die A nzahl der in M itteleuropa bisher beobachteten , spontan entstandenen B a s t a r d e der G attung D ianthus eine ziem lich beträchtliche, und zwar gibt es Verbindungen aus sehr entferntstehenden Gruppen (z. B. D . barbatus X superbus). V gl. hierüber speziell die A rbeiten von A s c h e r s o n (Sitzungsberichte der G esellschaft naturforsch. Freunde. Berlin 1877), von F o c k e (Pflanzenm ischlinge) etc. D . barbatus X superbus pflanzt sich durch Sam en konstant fort. — H ieher; 1. D. A r m e r i a L X D. d e l ­ t o i d e s L. ( = D. H e l l w i g i i Borbäs). In der T racht D . Arm eria ähnlich; unterscheidet sich aber von ihm ausser durch die nichtblühenden Stengel durch die viel grösseren Blüten. M ehrfach in D eutschland und O ester­ reich beobachtet. Eine dem D. d e l t o i d e s näherstehende Form w ird von H a y e k als D. P r e i s m ä n n i unter­ schieden. — 2. D . C a r t h u s i a n o r u m L. X D . d e l t o i d e s L. ( = D. D ü f f t i i H ausskn.). In Thüringen (zw . Cum­ bach und Ober-Preilipp bei R udolstadt), W estpreussen (am See von M inikow o im Kr. T uchei), in Bayern (M ering bei A ugsburg und K aufering) und in Tirol (T ulfes) konstatiert. — 3. D. b a r b a t u s L. X D. d e l t o i d e s L. ( = D. L a u c h e ä n u s Bolle) unterscheidet sich von D . barbatus durch die dem D . deltoides ähnlichen Blüten und die von dichtstehenden H öckerchen kurzhaarig-rauhen Stengelblätter und H ochblätter, von D . deltoides durch die D. barbatus ähnliche T racht und Belaubung. B ei Berlin (Insel Scharfenberg bei T egel) von B o l l e beobachtet. — 4. D . a r e n a r i u s L. X D. d e l t o i d e s L. ( = D. S e e h a u s i ä n u s A schers.). D em D. deltoides ähnlich, aber durch die G estalt der Blütenblätter und die Farbe leicht kenntlich. In Pom m ern (Tantow , E ichberge bei H selchow ), Schlesien (W eite M ühle bei Grünberg) und kürzlich in O stpreussen (Johannisburg) beobachtet. — 5. D . d e l t o i d e s L. x D. s u p e r b u s L. ( = D. J a c z ö n i s A schers.). A ehnlich D . deltoides, aber durch die schlankere K elchröhre, die pfirsichblütenfarbenen, tief eingeschnittenen Kronblätter und die schw ach w o h l­ riechende Blüte ausgezeichnet. In Brandenburg (K öpenick, G lienicke und an der W ühle bei Berlin) und M ähren (O lm ütz) n achgew iesen. — 6. D . a l p i n u s L. X D. s u p e r b u s L. ( = D. O e n i p o n t ä n u s Kerner). Im Botan. Garten Innsbruck spontan entstanden. — 7- D . a l p i n u s L. X D. d e l t o i d e s L. ( = D. f a l l a x Kern.)W ie nr. 6 in Innsbruck spontan entstanden. — 8. D . C a r t h u s i a n o r u m L. X D. S i l v e s t e r W ulfen ( = D. s p ü r i u s Kerner). In Nordtirol (ob F ragenstein, bei Zirl, beim Schloss Am ras [ca. 1850 m], am Sonnenburger H ügel bei Innsbruck und Igls) und in Graubünden nachgew iesen. — 9. D . C a r t h u s i a n o r u m L. subsp. v a g i n a t u s Rouy et F ouc. X D . S i l v e s t e r L. ( = D. p a r a d ö x u s Rob. K eller). Im B legnotal (Camperio, 1200 m) kürzlich von A nnetta K e l l e r entdeckt (vgl. Bulletin de l’H erbier B oissier. G eneve 1903, pag. 383). — 10. D. C a r t h u s i ­ a n o r u m L. x D. a r e n a r i u s L. ( = D. L ü c a e A schers.). D urch den etw a s lockeren Blütenstand und die rosaroten, zerschlitzten K ronblätter leicht kenntlich. M ehrfach in Brandenburg, P osen, Pommern, O st- und W estpreussen sow ie in Schlesien (Grünberg, K ontopp) beobachtet. — 11. D . b a r b a t u s L. X D. s u p e r b u s L. ( = D. C o u r t o i s i i Rchb., = D . L eitgeb ii Reichardt, = D . W ölfii V etter), ln Pom m ern (Buddenhagen bei W olgast), Brandenburg (Finkenkrug bei Nauen), im Harz (Selketal), in Baden (Schlossberg bei Freiburg i. Br.), Niederösterreich (im K lostergarten G öttw eig spontan entstanden!), im V orarlberg (nach M u r r in einem Garten in H ohenem s entstanden) und in der S chw eiz (M alagnou bei Genf, C roisettes bei Lausanne und Chur). — 12. D . A r m e r i a L. X D. s u p e r b u s L. ( = D. Z s c h a c k e ä n u s Aschers, et Graebner). T racht eines sehr lockerblütigen D . Armeria, aber durch die fingerförm ig eingeschnittene P latte leicht zu unterscheiden. K elch ­ schuppen schm al. B ei M agdeburg (im H ackel) beobachtet. — 13. D . C a r t h u s i a n o r u m L. X D. s u p e r b u s L. ( = D. H u e b n e r i Seehaus). V on nr. 10 besonders durch die B lütenfarbe unterschieden. In Pom m ern (G ollnow ) beobachtet. — 14. D . S e g u i e r i i V ill. X D . S i l v e s t e r W ulfen ( = D . M a m m i n g i ö r u m Murr). Kürzlich (15. Juli 1906) von M u r r in Südtirol (zw . Covelo und der R eichsstrasse vor V ezzano) zw ischen den Stam m ­ eltern entdeckt (vgl. A llgem . Botan. Zeitschr. 1907 pag. 23). — 15. D . s p e c i o s u s R chb. X D . b a r b a t u s L, ( = D. F r i t s c h i i L. K eller). Im Jahre 1896 von L. K e l l e r am B urgstall bei M auterndorf in Salzburg unter dem dort m assenhaft vorkom m enden D . speciosus (D. barbatus wird in M auterndorf in Gärten kultiviert) auf­ gefunden (vgl. Oesterr. Botan. Zeitschr. 1896 nr. 11). — 16. D. b a r b a t u s L. X D. M o n s p e s s u l a n u s L . ( = D. M ü k i i R eichardt). Im K üstenland (bei G örz) b e o b a c h te t.— 17. D . b a r b a t u s L. X D. C a r y o p h y l l u s L. ( = D. G i z e l l a e Borbäs). Im Jahre 1877 spontan im Garten der Franziskaner in Hall entstanden. — 18. D . C a r y o p h y l l u s L. X D. C h i n e n s i s L. ( = D. G r e m b l i c h i i A schers.). W ie nr. 17 im gleichen Jahre und am gleichen Orte entstanden. — 19. D . c a l l i z ö n u s S ch ott et K otschy X D . n e g l e c t u s L oisel. ( = D . c a l l i z o n o i d e s Sündefm ann). Kürzlich im A lpengarten von Sündermann in Lindau i. B. zw ischen den Stam m arten spontan entstanden (A llgem . Botan. Zeitschr. 1906, pag. 91). — 20. D . p l u m a r i u s L. X D c a e s i u s L. ( = D. D o m i n i H egi). Kürzlich in 2 Form en (f. f l o r i b ü n d a und s u p e r c a e s i u s D om in) von D o m i n im botan. Garten der böhm . U niversität in Prag als spontan entstanden b eobachtet worden. — U nsicher sind aus M itteleuropa: D . c a e s i u s L. X a r e n a r i u s L. (angeblich im Kr. Birnbaum in P osen), D . S e g u i e r i i Vill. X D . M o n s p e s s u 1a n u s L. ( = D. v ä r i a n s Rouy et F ouc.) aus T irol und D . K r a s ä n i i Kern. (U eber die beiden letzteren A rten vgl. D a l l a - T o r r e und S a r n t h e i n , Flora von Tirol und Vorarlberg, Bd. II, pag. 209). — Zahlreiche w eitere D ianthus - Bastarde sind aus Frankreich, Italien, Kroatien, Ungarn Siebenbürgen etc. bekannt.

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CCLX.

S ä p o n ä n ä i) L.

S e ife n k r a u t.

Kelch meist walzlich, selten etwas bauchig, 5-zähnig, 15- bis 25-nervig, ganz kraut­ artig, ohne Kelchschuppen. Platte der Kronblätter in den linealen, zweifaltigen NageL zusammengezogen (Fig. 597i), am Grunde mit einem zweihörnigen Krönchen. Staub­ blätter 10. Fruchtknoten 1-fächerig. Griffel 2 (Taf. 103, Fig. 4a) oder 3 (Fig.597k). Kapsel mit 4 oder 6 Zähnen aufspringend, kurz gestielt (Fig. 597 c, f). Samen flach, nierenförmig (Fig. 597 d, g, n). Keimling kreisförmig gekrümmt (Fig. 597 e). D ie G attung um fasst über 20 verschieden gestaltete (im H abitus bald an Silene, bald an Gypsophila erinnernd), besonders im M ittelm eergebiet verbreitete Arten. A d ven tiv wurde S. O r i e n t ä l i s L. aus G riechen­ land und dem O rient im H afen von M annheim konstatiert. A ls Zierpflanze wird ausser den folgenden Arten in alpinen A nlagen gelegen tlich die zierliche S. b e l l i d i f o l i a Sm . aus den G ebirgen Süditaliens und der Balkanhalbinsel kultiviert. 1. Blüten rot, rosa oder selten w eiss 2. 1*. Blüten gelb, zu einem kopfigen Blütenstand vereinigt. W estalpen S. l u t e a nr. 959.. 2. Blüten gross, leb haft rot. K elch aufgeblasen. D ich trasige Alpenpflanze m it 1-blütigen Stengeln. O stalpen S. p u m il a nr. 958. 2*. S tengel verlängert, m ehrblütig , 3. 3. Blüten gross, blassrosa bis w eiss, in ziem lich dichten Büscheln S. o f f i c i n a l i s nr. 956.. 3*. Blüten klein, lebhaft rot, in lockeren Trugdolden S. o c y m o i d e s nr. 957-

956. S a p o n a ria officinalis L. (= S. nervosa Gilib., = S. vulgaris Pall., = Lÿchnis. officinalis Scop., = L. Saponaria Jessen, = Silène Saponaria Fries, = Boötia nervosa Gilib., = B. vulgaris Neck.). G e me i n e s Sei f enkraut . Franz.: Saponaire savonière; engl.: Soapwort, hedge pink, bruise wort, bouncing bet, fuller’s herb; ital.: Saponaria, saponella.. Taf. 103, Fig 4 und Fig. 597 a bis c. D er N am e S e i f e n k r a u t rührt daher, dass die zerstossenen W urzeln, in W asser gerieben, w ie S e ife schäum en: S e i f e n k r o t t c h (K rain: G ottschee), S e i p f i c h r u t (S ch w eiz : A argau). H e r b s t n e l k e (W eichsel­ delta) bezieht sich auf die späte Blütezeit; zu K n a c k b l u m e (Schlesien ) vgl. Silene inflata (pag. 279). P i n k e l n e l l s t u d e (Bremen: Oberneuland) stehl w oh l in B eziehung zu engl, pink = Nelke.

Ausdauernd, 30 bis 70 cm hoch. Grundachse sehr stark verzweigt, walzlich, bis fingerdick, ausläuferartig weithin kriechend, fruchtbare und unfruchtbare Sprosse treibend. Stengel aufrecht oder aufsteigend, feinflaumig, einfach oder oberwärts etwas ästig. Laub­ blätter elliptisch bis länglich-lanzettlich, beidendig verschmälert, spitz, 3-nervig, fast kahl,, am Rande rauh. Blüten etwas wohlriechend, in end- und blattwdnkelständigen, grossen und ziemlich dichten Büscheln. Kelch zylindrisch-röhrig, 18 bis 20 mm lang, blassgrün, zer­ streut behaart, mit 5 ungleichen, kurzen Zähnen. Kronblätter blassrosa bis ganz weiss, 3,5 bis 4 cm lang. Platte keilig-verkehrteiförmig, ca. 1,5 cm lang, vorn gestutzt oder etwasausgerandet, am Grunde mit zerschlitztem Krönchen. Fruchtknoten länglich, fast walzen­ förmig (Taf. 103, Fig. 4a; Fig. 597a, b), mit 2 fadenförmigen Griffeln. Kapsel 1-fächerig, so lang wie der Kelch, bei der Reife mit 4 oder 5 etwas ungleichen Zähnen sich öffnend (Fig. 597 c). Samen zahlreich, schwärzlich, kugelig-nierenförmig, wenig-zusammengedrückt, 1,8 mm im Durchmesser (Fig. 597 d, e). — VI bis IX. Zerstreut — stellenweise ganz fehlend — in Auen, im Weidengebüsch, in Hecken, an Ufern, Zäunen, Mauern, im Flussgeschiebe, auf Flussmarschen, an Strassen- und Acker­ rändern, auf Feldern und Ruderalstellen; besonders in den Niederungen in der Nähe grösserer Flüsse, vereinzelt bis in die Voralpen (bis ca. 1600 m). Ausserdem hie und da aus Gärten verwildert und eingebürgert. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittel- und Südeuropa (nördlich bis England undSkandinavien), Kleinasien, Sibirien, Zentralasien, Japan; in Nordamerika eingeschleppt9 Lat. säpo = S eife; vgl. oben Seifenkraut (Saponaria officinalis).

345 A e n d e rt e tw a s a b : f. g l a b é r r i m a Ser. S te n g e l, B lä tte r u n d B lü ten ganz kah l (Z e rstre u t). — f. h i r s u t a W ie rzb . ( = var. á sp e ra S a u ter, == var. h irta W irtg e n , var. híspida P ospich.). Pflanze reich lich k u rz -b e h a a rt. — f. a l l u v i o n á l i s (D um oulin) B o rb ás e t W o h lfa rth . K elch d rü s ig -ra u h h a a rig . — S. officinalis findet sich m it V orliebe an F lu ssu fern im W eid en g eb ü sch , zuw eilen n eb en E pilobium h irsu tu m , V icia C ra cc a, S cro p h u laria n o d o sa, S te lla ria g ra m ín e a (pag. 357), E u p a to riu m c an n ab in u m , M e n ta a q u atica , V a le ria n a officinalis etc. oder auf den san d ig en F lu ssallu v io n en n e b en H ip p o p h ae, M y ric a ria G erm an ica, R esed a lu tea, L in a ria vulgaris, B a rb a re a v u lg aris, P o te n tilla re p ta n s, M ed icag o fa lc ata , P la n ta g o la n c eo la ta , C a la m ag ro stis epigeios, P h ra g m ite s, E q u isetu m v a rie g a tu m , S olanum d u lcam ara, O e n o th era b iennis, A n ch u sa arvensis, S c ro p h u laria canina (im S ü d e n )e tc . A n d re rse its w ird S a p o n a ria officinalis zuw eilen a p o p h y tisc h als K u ltu r- oder G arten flü ch tlin g (a u ch gefüllt!) angetroffen. U e b e rh a u p t d ü rfte die A rt in vielen G eg en d en (z. B. O st- und W estp re u sse n , S ch lesw ig -H o lstein , M eck len b u rg ) n ic h t u rsp rü n g lic h sein. D ie eig en tlich e H e im a t lie g t w ohl w ie fü r v e rsch ie d en e a n d ere h e u te in M itte le u ro p a v o rk o m m e n d e C ary o p h y llaceen im M itte lm e e rg e b ie t. S. officinalis w a r frü h e r offizinell ( H e r b a et r a d i x S a p o n i a r i a e ) und w u rd e v ielfach als K ulturp flanze (h e u te in D e u tsc h la n d n o c h b e i Je n a lö b n itz und H eld ru n g en ) a n g e b a u t. In der g an zen P flanze, b eso n d e rs a b e r in d e r W urzel (3 bis 5°/o), äst ein g iftig e s, glykosidisches S ap o n in ( C 10H 22O 11) e n th a lte n , w elches die E ig e n sc h a ft b e sitz t, m it W a sse r s ta rk sch äu m en d e, k ratzen d sch m eck en d e L ö su n g e n zu liefern. L e tz te re können w ie S eifen als R e in ig u n g sm itte l fü r S toffe etci v e rw en d et w e rd en . A u sserd em is t die Pflanze als ein g u te s F u tte rk ra u t (n am entlich fü r S chafe) zu b e z e ic h n e n .—: S. officinalis is t eine a u s g e p rä g t p ro te ra n d ris c h e A b e n d - und N a ch tfa lte r-B lu m e, deren D u ft b e so n d e rs am A b en d sich sta rk en tw ick elt. D e r N e k ta r w ird w ie b e i D ia n th u s am G ru n d e d e r bis 22 m m lan g en K e lch rö h re a b ­ g eso n d ert. A ls B e stä u b e r k o m m en z ah lreic h e Sphinx- u n d M a c ro g lo ssa - A rte n (z. B. L ig u ste r- u n d W inden^ Schw ärm er, T a u b e n sc h w ä n z c h e n ), sow ie N o c tu id e n (E ulen) aus den G a ttu n g e n D ia n th o e c ia und M a m e s tra in B e tra ch t. D ie le tz te re n b e n ü tz en den F ru c h tk n o te n als B ru ts tä tte fü r ih re N a ch k o m m en sch a ft, in d em sie m itte lst ih re r langen L e g rö h re die E ie r in d enselben b rin g en . T a g fa lte r k ö nnen w eg en der K ü rze ih res R üssels den N e k ta r n ic h t au sb e u te n . E b en so w en ig v e rm a g die H o n ig b ien e zu dem H o n ig zu gelangen.

957. Saponaria O C y m o id e s 1) L. ( = S .r e p e n s L a m .,^ S . v is c ö s a D u la c .,= L y c h n isocym oides Jessen, = S m egm anthe ocym oides K ittel, B oötia ocym oides [L]. R chb.). R o t e s S e i f e n ­ k r a u t . F ra n z .: S ap o n aire faux-basilic, s. rose. T af. 103, F ig. 5, F ig. 595, 596 und 597 f, g.

A usd au ern d , 10 bis 30 cm hoch. G rundachse dünn, zahlreiche niederliegende, aufsteigende o d er aufrechte, dünne, nach oben g ab elig - verzw eigte, en tfern tb eb lätterte, kurz- oder drü sen h aarige S tengel treibend. L a u b b lä tte r verkehrt-eiförm ig bis spatelförm ig, 6 D ie P flanze w ird m it dem B a silie n k ra u t (O cim um b a s ilic u m ; vgl. d ie s !) verglichen. H e g i , F l o r a . Bd . I I I .

76

4

346 die untern stum pf, gestielt, die obern kurz zugespitzt. B lüten ziem lich klein, locker trugdoldig, ziem lich d ich tg ed rän g t. K elch röhrig, sp äter etw as bauchig, m eist ro tb ra u n überlaufen, dicht kurz- o d er drüsenhaarig, 5-zähnig. K ro n b lä tte r länglich, v erk eh rt - eiförm ig, vorn stum pf oder seicht ausgerandet, fleischfarben bis h ellp u rp u rro t (sehr selten weiss), m it 2-zähnigem K rönchen. S ta u b b lätte r zuletzt fast so lang als die K ro n b lä tte r. K ap sel eirund, häutig, an d er S pitze m it 4 Z ähnen sich öffnend (F ig. 597f). Sam en nierenförm ig (F ig. 597g). — IV bis X. Stellenw eise häufig an felsigen, sonnigen, steinigen A b h än g en , auf G eröllhalden, E rd ab rissen , im K rum m holz, an Strassen- und E isenbahnböschungen, vorzüglich auf K a lk ­ boden. B esonders in den A lp en tälern (O fenpasshöhe in G rau b ü n d en 2200 m). In D e u t s c h l a n d (vgl. V e rb re itu n g sk a rte F ig. 595!) w ild einzig in O b e rb ay e rn (K a lv arien b e rg , K ä lb era lp e lb ac h und g e g e n das L ein ta l bei M itte n w a ld , K ro tte n k o p f b e i G a rm isc h ca. 1850 m ). A u sse rd em selten v erw ild ert, so bei L in d a u (auf S ee-A lluvium ), B ern eck im F ic h te l­ g e b irg e , in W ü rtte m b e rg (E n in g en ), im R h e in g e b ie t au f einer R h e in ­ insel bei K e tsc h (1894 bis 1901) u n d b e i W ach en h eim sow ie in T h ü rin g e n (S c h lo ssb e rg b e iE rfu rt). In O e s t e r r e i c h nur in T iro l (d u rch die A lp e n tä ler n o rd w ä rts bis an die ba y erisc h e G renze), V o ra rlb e rg (nördlich b is W eissenfluh bei D o rn b irn u n d B lu d en z ), in K ä rn ten (im südlichen K ä rn te n n ic h t selten, z. B. um H e rm ag o r, se h r v e rb re ite t am H olz- u n d S p itzeg el b is 1800 m. N ö rd lich der D ra u n u r ganz v e rein ze lt; ö stlic h ste r S ta n d o r t: G ailauen bei V illach) und in K rain (v erein zelt im ä u sse rste n W este n der K a ra w a n k e n : sandige L eh n e b e i W eissenfels). F e h lt in S te ie rm ark , N iederund O b e rö ste rre ic h , S a lzb u rg etc. v ollständig. In der S c h w e i z ziem lich v e rb re ite t in den T ä le rn der A lpen u n d V o ralp en sow ie im J u ra (feh lt a b e r in den U rk a n to n en vollständig).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südw estliches M ittelm eergebiet, G ebirge von S panien, Z e n tra l­ frankreich, P y ren äen , Ju ra, S üdalpen (östlich bis zu den K araw anken), A penninen, Sardinien, K orsika. A e n d e rt w e n ig a b : var. i n t e r m e d i a R ouy et F o u c a u d . Pflanze sc h m ä c h tig , m it k lein en B lüten und w e n ig b lü tig en , lo c k e rtra u b ig e n B lü te n stä n d en (W allis: B ranson, Saillon). S elten auch w eissb lü h e n d (W allis, T iro l). — D iese e ig e n tlich im g e b irg ig en F i g . 596. S a ' p o n a r i a o c y m o i d e s L. T eil des w e stlic h e n M itte lm e e rg e b ie te s b e h e im a te te A rt g e h ö rt P h o t. B r u t s c h y , Seo n (Schw eiz). zu den c h a ra k te ristis c h e n E rsc h e in u n g e n d e r su b alp in en w ä rm e re n A b h ä n g e der A lp e n tä le r d e r S chw eiz, von T iro l und K ä rn te n sow ie des Schw eiz. Ju ra . V on der T also h le aus lä s st sie sich a u f K a lk b o d e n se h r o ft bis in die alpine R e g io n (bis ca. 2000 m) h in au f verfolgen, w o sie a u f tro c k e n e n A b h ä n g en g e rn in B e g le itu n g von P in u s m o n ta n a (ü b e rh a u p t g e rn in d e r L atsc h en z o n e !), Ju n ip e fu s n a n a, E ric a, A rc to stap h y lo s U va ursi, V accinium V itis id aea, D a p h n e cn eo ru m , Silene in flata (pag. 279), G ym n a d en ia o d o ra tissim a , C oronilla vag in alis, C repis alp estris, Senecio n eb ro d en sis, T h e siu m alpinum , B iscutella, S a x ifra g a caesia, L a s e rp itiu m G audini, G e n tia n a c am p estris, L e u c a n th e m u m vu lg are, T eu c riu m m o n ta n u m , P im p in e lla Saxifraga etc. a u ftritt. N ic h t selten e rsch e in t sie a n S tra s se n b ö sc h u n g e n , E isen b ah n d äm m en , E rd sch lip fen als N e u an sied ler und ü b e rz ie h t in n erh a lb k u rz er Z eit den ju n g fräu lich e n B oden m it ihren b re n n en d ro ten B lüten­ h a u fen in g rö ssere n M assen . U e b e rh a u p t sc h e in t sich die A rt im m e r w e ite r n a c h N orden a uszudehnen (im K a n to n G larus ist sie e rst in den letz te n 50 bis 70 Ja h re n [w ahrscheinlich] ü b e r den S eg n esp ass e in g e w a n d ert!). In T iro l k a n n m an diese a u ffä llig e A rt d u rc h alle A lp e n tä le r (F a ssa , E isack , E tsc h ta l, ganzes V in tsc h g au ü b e r die M a lse rh eid e ins In n tal, O etz-, S tu b a i- und G sch n itztal [so w eit K a lk re ic h t], In n tal a b w ä rts bis Je n b a c h etc.) bis an die N ord g ren ze von B a y ern (E h rw ald , S c h a rn itz und M itte n w a ld ) verfolgen, w o sie z. B. b ei S c h a rn itz in G e se llsch a ft von v e rsch ie d en e n alpinen Spezies, w ie H ieracium b u p leu ro id es, H e lia n th em u m a lp estre, K e rn era , V e ro n ica saxatilis, G lo b u laria c ordifolia etc. a u ftritt. D ie N ord g ren ze v e rlä u ft e tw a von D o rn b irn -B lu d en z -F lirsch F e rn p a ss-M itte n w a ld -Je n b a c h -S c h m irn -P fitsc h -T a u fe rs n a ch L ienz und g e h t d o rt ins O b e rd ra u ta l n a ch K ä rn ten (siehe oben) ü b er. Im sc h w e ize risch e n J u ra g e h ö rt S. ocym oides d e r F e lse n h eid e an und is t d o rt m it v e r­ schiedenen an d eren sü d e u ro p äisch e n S pezies w ie H elian th em u m F u m a n a u n d canum , P ru n u s M ah aleb , Buxus,H elleborus foetidus, L inum tenuifolium , C a la m in th a officinalis, S id e ritis h y sso p ifo lia [selten], A ju g a C ham aepitys,.

347 B upleurum fa lc atu m , A c era s, S c a b io sa canescens, E u p h o rb ia G e ra rd ia n a , R um ex sc u ta tu s etc. v e rg ese llsch a ftet. S. ocym oides is t eine p ro te ra n d ris c h e F a lte rb lu m e , w e lch e h a u p ts ä c h lic h von S c h m etterlin g e n , h ie und d a au ch von einzelnen sa u g e n d en H um m eln und pollen fressen d en F lieg en b e su c h t w ird. N eben Z w itte rb lü te n kom m en rein m ännliche u n d selten a u ch re in w eib lich e B lü ten vor. — D ie P flanze e ig n e t sich seh r g u t fü r alpine A nlagen.

958. Saponaria pütnila

(St. L ag.) Janchen (= S. Pum ilio B orbas et W ohlfarth, = S. nana F ritsch, = Silene Pum ilio W ulf., = C ucübalus Pum ilio L ., = L ychnis Pum ilio S cop., = H ohenw arth ia Pum ilio P acher). N i e d r i g e s S e i f e n k r a u t . F ig. 595 und 5 9 7 h bis k. Z u den k ä rn tn e ris c h e n B ezeichnungen S a u p e t e r s t a m m u n d Z i g e u n e r w u r z vgl. P rim u la glu tin o sa (sow ie an d ere A lpenprim eln) ein erseits und Silene acau lis (pag. 294) a n d re rs e its !

A u sdauernd, dichte polsterförm ige R asen bildend. S tengel kurz, m it einer einzelnen end stän d ig en Blüte. L a u b b lä tter lineal, nach der S pitze zu etw as v erb reitert, stum pf, ein w enig fleischig, am R an d e rauh. B lüten einzeln, en d ­ ständig, gross, sehr kurz g e ­ stielt bis fast sitzend, in den R asen eingesenkt. K elch röhrig-glockig, etw as au fg e­ blasen, 13 bis 15 mm lang, stum pfzähnig, k u rzzo ttig , grün, oft ro t überlaufen. K ro n b lä tte r lebhaft ro s a ro t, m it zw ei­ spitzigem K rö n ch en (F ig. 597i). P la tte 7 bis 9 mm lang, aus keilförm igem G ru n d e b re it­ eiförm ig, m eist d eu tlich ausg eran d et (F ig. 597 i)- G riffel 3, fädlich (F ig. 597 k). K ap sel kürzer als d er K elch. Sam en braun, 2 mm dick. — V III, IX . Z erstreu t auf dürren S a p o n a r i a o f f i c i n a l i s L. a, b L ä n g s - u n d Q u e r s c h n i t t d u r c h d en A lp en triften , im R asen von FF ri gu .c h597. t k n o t e n , c F r u c h t k a p s e l , d, e S a m e n ( v o n a u s s e n u n d i m L ä n g s s c h n i t t ) . — Loiseleuria procum bens der S. o c y m o i d e s L . f F r u c h t k a p s e l , g S a m e n . — S. p u m i l a J a n c h e n . h H a b i t u s (ca . l ¡2 n a t ü r l . G r ö s s e ) , i K r o n b l a t t . k F r u c h t k n o t e n m i t G ri f f el n . — S. l u t e a L . südöstlichen A lpen,von ca. 1900 I H a b i t u s (!/a n a t ü r l . G r ö s s e ) , m L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie B l ü t e , n S a m e n . bis 2600 m. N u r auf kalkarm er U nterlage, auf U rgestein, Schiefer und P o rp h y r. F e h lt in D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z v o llstä n d ig (Vgl. V e rb re itu n g sk a rte F ig . 595). In O e s t e r r e i c h z e rs tre u t im sü d ö stlich en T iro l (n o rd w e stlic h bis K ais, S talleralpe, S chalders, V illandereralpe, S c h w a rzh o rn , F e rsin a ta l), in S te ie rm a rk (gem ein in der T a u e rn k e tte [am B ö sen stein bis 1750 m h e ra b ], S tangalpenzug, S e e ta lera lp e n , K o r alpe, S tu b -, G le in -u n d G rö s sin g a lp e ; fe h lt a u f dem R ennfeld, S tu h lec k und W echsel) und in K ä rn te n (a u f den S ch iefer- u n d U rg e b irg s-A lp en se h r v e rb re ite t, z. B. G m eineck [bis 2587 m ], A nk o g el, R insennock) und in S a lzb u rg (G oldberg, R a d h a u sb e rg , G a m sk a rsp itz e 2412 m, G am sk ar, in der T o fe rn , L u n g a u e r A lpen). F e h lt in O b e r- u n d N ie d e rö ste rre ic h sow ie in K ra in u n d K ü ste n lan d vollständig.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : O estliche Z en tralalp en (von T iro l und O beritalien bis S teierm ark, S alzb u rg und K ärnten), S iebenbürgen. D iese k alk m eid en d e, zierliche H och g eb irg sp flan ze is t n a m e n tlic h in den n o risc h en Z en trala lp e n v e r­ b re ite t, ä hnlich w ie O x y tro p is triflo ra, G e n tia n a p ro s tra ta u n d frig id a , S a x ifra g a W u lfe n ia n a u n d h ieracifo lia, A n th em is C ä rp a tic a , D o ro n icu m villosum etc. — S. pu m ila t r it t g e le g en tlic h in der G rü n e rle n -F o rm a tio n auf, m it V o rlieb e a b e r b e w o h n t sie das C urvuletum (Bd. II, p ag . 71) sow ie die R a se n von L o isele u ria p ro c u m b e n s, g e rn in G esellsch aft von L y copodium alpinum , S esleria d istic h a , F e s tu c a v aria, L u zu la sp a d ice a, S edum a lp e stre, 76*

348 O xytropis cam pestris, Prímula minima und villosa, Armeria alpina, G entiana punctata, excisa, frigida und nivalis, V erónica bellidioides, V aleriana Céltica, Campánula barbata und alpina, Phyteum a confusum, Gnaphalium supinum, Senecio Carniolicus, H ypochoeris uniflora, H ieracium glaciale und albidum usvv.

959.

S a p o n a ria lú te a L. (= Smegmathámnium lúteum Rchb.). Ge l b e s Seifenkraut. Fig. 5/91 bis n. Ausdauernd, 5 bis 10 cm hoch, rasig. Stengel aufrecht, unverzweigt, kurzhaarig, am Grunde ziemlich dicht-, oben entfernt-beblättert. Laubblätter linealisch, spitz, 1 -nervig, kahl oder die oberen etwas kurzhaarig. Blüten gedrängt dolden-rispig, fast kopfig. Kelch zylindrisch, wollig-behaart, mit 5 kurzen, zugespitzten Zähnen. Kronblätter schwefelgelb, länglich, stumpf, mit kurzem Krönchen. Griffel 2 , fädlich. Kapsel länglich, kürzer als der Kelch mit 4 Zähnen aufspringend. Samen schwarz, nierenförmig, mit stumpfen Höckern (Fig. 597 n). — VII, VIII. Sehr selten auf kurzgrasigen Alpentriften der Schwei z. Einzig im K anton T essin (Val de R iccia und V al Bavona). Hier kürzlich von C h e n e v a r d und J. B r a u n entdeckt (Bulletin de l’H erbier B oissier IV). Jedoch nicht in den W alliser-A lpen (allerdings bereits auf dem obersten Südabhange des M atterhorns und der M onte R osa) und nicht in Tirol.

Al l g e me i n e Verbrei tung: West- (Mont Cenis, Savoyen) und Südalpen (Piemont, Lombardei). Von B a s t a r d e n sind in Gärten (Botan. Garten W ien, A lpengarten von Sündermann in Lindau) beob ach tet w orden: S. c a e s p i t o s a DC. x S. l u t e a L. ( S. W i e m á n n i Fritsch), S. b e l l i d i f o l i a Sm. x S. c a e s p i t o s a DC. ( = S. S ü n d e r m á n n i Fritsch), S. c a e s p i t o s a DC. x S. o c y m o i d e s L. ( — S. B o i s s i é r i Sündermann), S. b e l l i d i f o l i a Sm. x S. o c y m o i d e s L. ( = S. p e r e g r i n a F ritsch et Sündermann), S. o c y ­ m o i d e s L. X S. p u l v i n a r i s (= S. p u l c h é l l a Fritsch et Sündermann) und S. B o i s s i e r i Sündermann x S. o c y m o i d e s L. (= S. 1seta Fritsch et Sündermann). W ährend bis vor kurzem von der G attung Saponaria keine Hybriden bekannt waren, ist es S ü n d e r m a n n m it L eichtigkeit geglückt, alle m öglichen Saponarien mit einandei zu kreuzen. In der freien Natur ist die Bildung von Bastarden dadurch fast unm öglich gem acht, w eil die meisten A rten ganz getrennte V erbreitungsareale besitzen (vgl. F r i t s c h K., lie b e r einige hybride Carpophyllaceen. O esterr. Botan. Zeitschrift 1898, Bd. XLVIII, pag. 381).

C C L X I.

Maláchium1)

Fr.

W asserdarm.

D iese G attung, w elch e auch als Subgenus M vósoton M oench der folgenden Gattung Stellaria b e­ trachtet wird, um fasst einzig die folgende, im H abitus stark an Stellaria nemorum (pag. 350) erinnernde Art. V on allen Stellarien unterscheidet sich M. aquaticum sofort durch den 5-blätterigen Fruchtknoten und dem ­ entsprechend durch die 5 (langen) Griffel.

960. M alachium aquaticum Fries (= M. palustre Hoffm., = Stellária aquatica [L.] Scop., = Cerástium aquaticum L ., = Myosóton aquaticum Moench, = Lárbrea-) aquatica Ser.). G e m e i n e r W a s s e r d a r m . Ital.: Buddelina d’acqua. Taf. 104, Fig. 6 und Fig. 59/a bis e. Ein- bis mehrjährig, (10) 15 bis 45 cm hoch. Grundachse ausläuferartig kriechend, ästig, bleich, zerbrechlich, an den knotigen Gelenken zuweilen wurzelnd, blühende und nicht­ blühende Sprosse treibend. Blütenstengel liegend (zuweilen bis über 1 m lang) oder klimmend, schlaff, zerbrechlich, einfach oder ästig, unten wie die untern Laubblätter kahl, oberwärts drüsig-flaumig. Laubblätter weich, zart, aus meist herzförmigem Grunde eiförmig oder länglich-eiförmig, zugespitzt, am Rande oft wellig, etwas netzaderig, 2,6 bis 8 cm lang, die untern kurz gestielt (Stiel bewimpert) oder sitzend, die obern stets sitzend. Blüten in lockeren, beblätterten Trugdolden, trichterförmig-glockig, offen 12 bis 15 mm breit. Blütenstiele zart, dicht drüsenhaarig, aufrecht, nach dem Verblühen herabgeschlagen. Tragblätter krautig, vorn etwas trockenhäutig, drüsig-behaart (Taf. 104, Fig. 6 c). Kelch­ blätter eiförmig, stumpf. Kronblätter bis 1 7 2 mal so lang als der Kelch, fast bis zum Grunde 2-teilig (Taf. 104, Fig. 6 b), weiss. Staubblätter 10. Staubbeutel gelblich oder blasslila (zuweilen verkümmert). Griffel 5 (Taf. 104, Fig. 6 d). Fruchtkapsel eiförmig, etwas länger 9 Gr. /laA axóg [m alakös] = w eich ; w oh l nach den w eichen, leicht zerbrechlichen Stengeln. 2) Benannt nach dem französischen Botaniker A n t o i n e d e l’ A r b r e (um 1800).

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Tafel 104.

Erklärung der Figuren. Fig. 1. Stellaria media (pag. 352). Habitus. la . Kronblatt. lb . Längsschnitt durch die Kapsel. 1 c. Samen. 2. Stellaria nemorum (pag- 350). Habitus. 2 a. Kapsel mit Kelch. 3. Stellaria uliginosa (pag. 357). Blütenspross. 3 a. Blüte (vergrössert). 4. Stellaria holostea (pag. 354). Habitus. 4 a. Kronblatt. 4 b. Reife Kapsel.

Fig. 4c. Samen. 5. Stellaria palustris (pag. 358). Habitus. 5 a. Reife Kapsel. 6. Malachium aquaticum (pag. 348). Habitus. 6 a. Blüte ohne Perigonblätter. 6 b. Kronblätter. 6 c. Kelchblatt. 6d. Fruchtknoten mit Griffel. 6e. Längsschnitt durch die Kapsel. 7. Stellaria graminea (pag. 356). „ 7 a. Kapsel.

als der Kelch, mit 5 an der Spitze 2-zähnigen Klappen sich öffnend (Fig. 598 a). Samen braun, 0,4 mm breit, dicht mit schirmartigen, mit Widerhaken versehenen Papillen bedeckt (Fig. 598 d, e). Endosperm schwarz. — VI bis IX. Ziemlich häufig und verbreitet an feuchten Orten, in Gräben, Hecken, Auen, feuchten Gebüschen, in Erlenbrüchen, an Ufern, Mauern, auf feuchten Aeckern; besonders in der Ebene, vereinzelt bis in die alpine Region (im Wallis bis 2259 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis Lappland), gemässigtes Asien (östlich bis Korea, Japan, Formosa). Aendert w en ig ab: var. g l ä b r a (Peterm .) Gürke. R ispenäste und K elch kahl (Selten ). — var. a r e i i c i r i u m (G odr.) Gürke. Pflanze niedrig (10 bis 30 cm hoch) und schw ächer als der Typus. Stengel liegend oder aufsteigend. Untere Laubblätter der Blütenstengel gestielt, am Grunde abgestum pft. Blüten w en ig zahl­ reich (Sandfelder an der M osel in Luxem burg). D er gem eine W asserdarm gehört vielerorts mit Ranunculus Ficaria, Veronica B eccabunga, Epilobium palustre, roseum etc., M yosotis palustris, Chrysosplenium alternifolium usw . zu den Q uellbachbeständen, w elch e sich im Frühjahr durch ihr saftiges und zeitiges Grün bisw eilen schon Ende März bemerkbar m achen. D ies wird dadurch erm öglicht, w eil das aus dem Erdboden fliessende W asser eine höhere Tem peratur aufw eist als die Erdoberfläche und die Luft ( S c h o l z ) . A ndererseits erscheint die A rt in Buchwäldern, W aldm ooren und W ald­ bachtälern neben A n gelica silvestris, Crépis paludosa, Carex rem ota und pendula (Bd. II, pag. 77, 98), Im patiens Noli tangere, Valeriana officinalis, Spiraea Ulmaria etc. A uch auf Schutthaufen wird M alachium aquaticum gelegen tlich angetroffen, hier zuw eilen in G esellschaft von G lechom a hederacea, Ranunculus repens, Potentilla anserina und reptans, U rtica dioeca, Sinapis arvensis, T ussilago Farfara, A chillea m illefolium , A rtem isia vulgaris, D istelarten (um M ünchen z. B. Carduus acanthoides) etc. — D ie Blüten sind gynodioecisch und werden von Dipteren, Hymenopteren, Coleopteren und Thysanopteren (Thrips) besucht. In den Zwitterblüten sind die K ronblätter nach K i r c h n e r U/s mal so lang als der K elch, die Staubbeutel blasslila. Bei ausbleibendem Insektenbesuch kom m en die Enden der Narben regelm ässig mit den noch P ollen enthaltenden A ntheren in Berührung. B ei den w eiblichen Blüten sind die K ronblätter so lang als der K elch, die Staubblätter gelblich und verkümmert, die Samen sind äusserst klein (0,4 mm). G elegentlich wurde M alachium aquaticum schon als Ueberpflanze auf W eiden konstatiert. Sie liefert (besonders für Schw eine) ein gutes Futter. — Von der habituell sehr ähnlichen Stellaria nemorum unterscheidet sich Malachium aquaticum sofort durch die 5 Griffel und die 5 gespaltenen Klappen der Fruchtkapsel (Fig. 598 a). Nr. 960 ist eigentlich 1-jährig und wird nur dadurch zu einer m ehrjährigen Art, dass die unteren geschützten Stengelglieder überwintern und im Frühjahr neue Sprosse treiben (Andrée).

C C LX II.

Stellária1)

L. S t e r n m i e r e . Franz.: Stellaire, mouron; engl.: Stitchwort, star wort; itah: Centocchio, budellina.

Ein- oder mehrjährige, ausgebreitete, locker aufsteigende oder dicht rasige, bisweilen klimmende, kahle oder behaarte, an den unteren Knoten leicht brechende Kräuter. Laubblätter gegenständig, meist zugespitzt, am Grunde bisweilen herzförmig. 9 Lat. stélla = Stern; nach der Anordnung der Blütenblätter.

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350

Blüten zwitterig, in lockeren, blattlosen oder + beblätterten Trugdolden, selten einzeln. Kelchblätter 5, krautig, bleibend, zur Fruchtzeit der Kapsel anliegend (Taf. 104, Fig. 2a? Fig. 599i). Kronblätter 5, tief ausgerandet (Taf. 104, Fig. la, 3a, 4a), 2-spaltig' oder 2teilig, weiss, selten fehlend (Fig. 598 n). Staubblätter 10 (selten weniger). Griffel 3 (Taf. 104, Fig. lb). Kapsel kugelig bis ellipsoidisch, einfächerig, vielsamig (Taf. 104, Fig. lb), mit 6 Klappen aufspringend. Samen rundlich-nierenförmig, besonders am Rande runzelig-körnig (Taf. 104, Fig. lc, 4c). D ie G attung, w elch e m it den z. T. ziem lich grossen Blüten zw ischen den beiden Unterfam ilien der Sileneen und A lsineen gleichsam eine verm ittelnde Rolle einnimmt, um fasst ca. 85 Arten, von denen m ehrere K osm opoliten (vor allem S. media) sind. D ie M ehrzahl der m itteleuropäischen Stellarien (nr. 961, 964, 966, 967, 968) sind der europäisch-asiatischen Waldflora zuzuzählen. S. bulbosa erscheint vereinzelt in dem K arst­ w alde von Istrien bis K roatien, während S. crassifolia und longifolia zw ei arktisch-praealpine Typen darstellen. U eberhaupt zeichnet sich die subarktische und arktische Flora durch mehrere sp ezifisch e Arten aus, w ie S. P o n o j e n s i s Arrhen., S. h e b e c a l y x Fenzl, S. D a h u r i c a W illd., S. l ö n g i p e s G oldie, S. b o r e ä l i s B igel. und S. h u m i f ü s a Rottb. — D ie Stellarien haben proterandrische, hom ogam e oder proterogyne Blüten m it halb­ verborgenem H onig; letzterer wird am Grunde der Staubblätter abgesondert. B ei mehreren Arten (z. B. S. graminea, nemorum) kommen einerseits grossb lü tige, zw itterige und proterandrische, andrerseits kleinblütige und ein ge­ schlech tige Form en vor. N eben Insektenbestäubung tritt häufig spontane Selbstb estäub ung auf. 1. Stengel stielrund 2. 1*. Stengel vierkantig 4. 2. G rundachse mit rübenförm ig verdickten K nöllchen versehen. Nur im südlichen Oesterreich S. b u l b o s a nr. 963. 2*. Grundachse ohne K nöllchen 3. 3. Ein- oder zw eijährige Kräuter. Stengel einreihig behaart (F ig. 598h ). Kronblätter höchstens so lang als der K elch oder fehlend S. m e d i a nr. 962. 3*. Perennierende Stauden. Stengel oberw ärts ringsum behaart. K ronblätter länger als der K elch. S. n e m o r u m nr. 961. 4. K elch am Grunde kurz trichterförm ig verschm älert (Fig. 5991, p) 5. 4*. K elch am Grunde abgerundet . 6. 5. Kronblätter kürzer als der K elch. Laubblätter bläulichgrün. T ragblätter m eist trockenhäutig.

S. u l i g i n o s a nr. 967. K ronblätter länger als der K elch.

Laubblätter saftiggrün, etw as fleischig. T ragblätter krautig. S. c r a s s i f o l i a nr. 969. 6. T ragblätter krautig. K ronblätter bis zur M itte zw eisp altig S. h o l o s t e a nr. 964. 6*. Tragblätter trockenhäutig. K ronblätter bis fast auf den Grund geteilt (Fig. 599h) 77. Stengel (oberw ärts) und Blattrand von sehr kurzen P apillen (Fig. 599 e, f), rauh. K elchblätter frisch undeutlich nervig S. l o n g i f o l i a nr. 965.

7*. Stengel und Laubblätter glatt. 8.

Kelchblätter auch frisch deutlich nervig

Tragblätter am Rande gew im pert.

8*. Tragblätter am Rande kahl.

Stengel aufrecht.

Stengel schlaff.

Laubblätter

L aubblätter grasgrün

8. in

der R egel meergrün. S. p a l u s t r i s nr. 968. S. g r a m i n e a nr. 966.

961. Stellaria nemorum L. (= S. montana Pierrat, = S. cordata Pierrat, = S. nemoralis Salisb., = Alsine nemorum Schreb., = Cerastium nemorum Crantz). W a l d - S t e r n m i e r e . Taf. 104, Fig. 2 und Fig. 598 f. Ausdauernd, 20 bis 50 cm hoch. Grundachse kriechend, ästig, blass, zerbrechlich, oberirdische beblätterte und unterirdische weisse, beschuppte, bis 15 cm lange Ausläufer treibend. Stengel bis 1 m lang, teils liegend, teils aufsteigend oder klimmend, stielrund, schlaff, ästig, ringsum oder zweizeilig (oberwärts drüsig-) behaart. Laubblätter dünn, gelblichgrün, 25 bis J 5 mm lang und 16 bis 40 mm breit, gewimpert, am Grunde stumpf oder herzförmig, die untern (zuweilen auch die mittlern) gestielt, die obern sitzend. Blüten in armblütigen Trugdolden. Blütenstiele drüsig-flaumig, nach dem Verblühen nach ab­ wärts gekrümmt. Kelchblätter eilanzettlich, stumpf, kahl oder am Grunde drüsenhaarig, 6 bis 7 mm lang, schmal weiss berandet. Kronblätter weiss, tief 2-spaltig, spreizend,

do p p elt so lan g als der K elch, vorn abgestum pft. S ta u b b lätte r 10. S taubbeutel weisslich. K apsel länglich, etw as länger als d er K elch, fast bis zum G runde m it 6 K lap p en sich öffnend. S am en rundlich, 1 bis 1,3 mm breit, am R an d e m it rundlichen oder eiförm igen P apillen; die letztem / an der S pitze zuw eilen (?) m it W id erh äk ch en besetzt. M ittelsäulchen der K ap sel verlängert. — V bis IX . H äufig und ziem lich verbreitet (besonders in der B ergregion) auf hum usreichen, feuchten, schattigen Stellen der L au b w äld er, in A uen, G ebüschen (besonders E rlengebüsch und zw ar A inus glutinosa und A. viridis), an sch attig en B achufern, in D ünentälern, u n ter feuchten Felsen, in S ch lu ch ten ; von d er E bene bis in die alpine R egion (Piz B everin in G raubünden 2400 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : E u ro p a (nörd­ lich bis N o rw eg en u n d arktisches R ussland), K aukasus. D ie se A rt z erfä llt n a c h M u r b e c k (B o ta n isk a N o tise r 1899) in die b e id e n folgenden, allerdings n ic h t s c h a rf g e tre n n te n U n te ra rte n : subsp. m o n t a n a (P ie rra t) M u rb eck . D ie u n te rh a lb der e rsten V e rzw eig u n g befindlichen zw ei S te n g e lb lä tte r (zuw eilen au ch die m ittleren ) u n m erk lich o d er kurz g e stie lt, ih re S p re ite m in d esten s d o p p e lt so lan g als b re it u n d am G runde a b g e ru n d e t. U n te re S te n g e lb lä tte r am G ru n d e sc h w a c h herzfö rm ig . O b ere T r a g ­ b lä tte r allm ählich an G rö sse a b n eh m en d . S am en m it kug elig en oder e ifö rm ig en P ap ille n . S ehr v e rb re ite t b eso n d e rs in den A lpen und n ö rd ­ lich davon als die ty p isch e F o rm . H ie h e r au ch f. R e i c h e n b á c h i i (W ierzb.) Sim k. m it sch m al eirunden oder eilan zettlich en o b e ren F i g . 598. M a l a c h i u m a q u a t i c u m F r i e s , a R e i f e S te n g elb lättern . — subsp. c i r c a e o í d e s A. S c h w a rz ( = subsp. gloF r u c h t k a p s e l , b, c S a m e n ( v o n a u s s e n u n d i m S c h n i t t ) d , e P ap illen der S am enschale von oben und im c h in o s p é rm a 1) [Freyn] M u rb e ck ). F ig . 598 f. A lle u n te rh a lb d e r e rsten Q u e r s c h n i t t ( V e r g r . 50 f a c h ) . — S t e l l a r i a n e ­ V erzw eigung*befindlichen S te n g e lb lä tte r deu tlich und m eisten s la n g ­ m o r u m L . subsp. c i r c a e o i d e s A. S chw arz / H a b i t u s fi/s n a t ü r l . G r ö s s e ) . — S t e l l a r i a m e d i a g e stie lt (S tiel bis 4 cm lang, so lan g oder län g e r als die Spreite), (L .) V i l l . g B l ü t e n k n o s p e m i t z w e i e r l e i H a a r e n . die S p re ite h ö c h ste n s d o p p e lt so lan g und am G ru n d e + tie f h e rz ­ h S te n g e ls tü c k m it der ein reihigen B e h a a ru n g (verförm ig. O b e re T ra g b lä tte r p lötzlich zu kleinen, w eisslich en H o c h ­ grössert). i, k D i e b e i d e n H a a r t y p e n ( V e r g r . c a . 100 f a c h ) . I, m D i e b e i d e n o b e r s t e n Z e l l e n d e r ­ b lä tte rn red u ziert. S am en 1,2 m m b re it, m it langen, zylindrischen, s e l b e n ( V e r g r . ca . 4 0 0 f ac h ) . — S. m e d i a s u b s p . (a n g eb lic h [nach M u r b e c k ] an d e r S pitze m it einem K ranze von a p e t a l a G audin. n B lüte, o Sam en. W id e rh äk c h e n v e rseh e n e n P a p ille n b e se tz t. B esonders im S üden der A lp en (in K a sta n ie n h ain e n ), so im T essin u n d in S te ie rm a rk (w ohl a u ch a n d e rw ä rts!). N örd lich der A lpen se lte n e r (in F ra n k e n , O b e rb ay e rn , a u f R ü g en etc.) b e o b a c h te t, au sse rd em in F ra n k re ic h , Italien, B osnien, D ä n e m a rk und S chw eden, — E ine w e ite re F o rm aus S ach sen w u rd e von P e te r m ann als g l a b r i ü s c u l a , eine a n d ere aus S avoyen von B eau v e rd als s a x í c o l a b e sc h rie b e n . In sc h a ttig e n S ch lu ch te n w e rd e n von der F e u c h tig k e it g e le g en tlic h seh r e ig e n artig e F o rm e n m it m ete rla n g en , a u slä u fe ra rtig e n S e ite n trie b e n h e rv o rg e ru fe n . — S te lla ria n em o ru m ist n a m e n tlich in den W äld ern d e r M itte lg e b irg e sow ie d e r m o n ta n e n u n d su b a lp in e n R e g io n der A lpen zu H au se, w o die ziem lich h y g ro p h ile Pflanze a u f gu tem , frisch em B oden o ft g rö ss e re F lä c h e n ü b e rzieh t. A m R a n d e von R innsalen oder in fe u c h te n S c h lu c h te n e rsc h e in t sie g ern in G e se llsch a ft von C ardam ine im patiens, C repis p a lu ­ dosa, P e ta s ite s officinalis, S ta ch y s silvaticus, R anunculus a co n itifo liu s und lan u g in o su s, Im p atien s N oli ta n g e re , O xalis acetosella, G e ran iu m R o b e rtia n u m , C hrysosplenium altern ifo liu m , V e ró n ica urticifo lia, P re n a n th e s p u rp u re a , B ro m u s asp er, F e s tu c a g ig a n te a (Bd. 1, p ag . 345) etc. A n d re rse its ste llt die Pflanze einen fa s t nie fehlenden B e­ w o h n e r der „ L ä g e r “ d a r u n d findet sich h ie r fa st ste ts n e b en R um ex alpinus (pag. 173), Senecio cordifolius, A c o n itu m N apellus, P o a an n u a su b sp . supina (Br. I, p ag . 302), C hen o p o d iu m B onus H enricus (pag. 219), U rtic a dioeca, P o a alpina, P h le u m alpinum , S te lla ria m edia (pag. 352), M e n ta longifolia, C ardam ine a m a ra etc. A u c h in den B e rg erlen -B e stä n d en (pag. 87) is t S te lla ria n em o ru m h äufig an zu treffen . A u sserh alb der A lpen u n d M itte l­ g e b irg e e rsch e in t die Pflanze — w en n a u ch stellen w eise im T ie flan d e fe h le n d ■— z e rstre u t in den L au b - (vgl. die G r. yX(ú%íg (G e n itiv yXco/Jvog) [glochis, glochinos] = D o lc h , S ta c h e l und gr. onégtu a [spérm a] = S a m en ; n a c h F o rm (g lo ch id o sp erm a) und In h a lt (S am enpapillen sind von denen der subsp. m o n ta n a n ic h t v e r­ schieden) von M u r b e c k u n ric h tig g e w ä h lte r N a m e. V gl. M itte il, der b a y er. b o tan . G esellsch aft nr. 19 (1911).

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352 Buchenbegleiter, pag. 98) und Auenwäldern, in den letzteren neben Leucojum vernum (Bd. II, pag. 309), Geum urbanum, Circaea Lutetiana, A doxa m oschatellina, G agea lutea, Allium ursinum (Bd. II, pag. 220), M ilium effusum , Carex silvatica und rem ota, Arum m aculatum (Bd. II, pag. 132), P olygonatum multiflorum, G aleopsis versicolor, M oehringia trinervia, Aegopodium Podagraria, Alliaria officinalis, Cardamine im patiens .usw . S. nem orum wird im frischen Zu­ stande vom V ieh nicht gefressen, dagegen getrocknet gern genom m en. A uch den Bienen gibt die Pflanze Nahrung.

962. Stellaria média (L.) Vill. (= S. dichötoma Georgi, = Alsine media L., = Cerastium medium Crantz). V o g e l m i e r e . Franz.: Morsgeline, mouron blanc, mouron des oiseaux, bec de moineau, herbe à l’oiseau; engl.: Chickweed, starwort; ital. : Centocchio, paperina, budellina, centonchio, erba gallinella. Taf. 104, Fig. 1 und Fig. 598 g bis o. W eil die Pflanze von V ögeln, besonders von Hühnern, gern gefressen wird und w eil ihre schlaffen am Boden liegenden Stengel Gedärmen gleichen, so h eisst sie H o o n a r f , H o o n a r f k [vgl. dän. arve = Stellaria media], H à n e n s w a r k , H ö n e r s w a r m (nordw estl. D eutschland), H o n e r k n ö p k e s (W estfalen); H ü h n e r g e s c h m i e l i g e (Oberharz), H ü s a r b e [ = Hühner-] (G oth a); H ü h n a s a r b , H ü h n a s c h w a r m, V o g l ­ s c h a r n (Erzgebirge), H ü h n e r s c h ä d l i c h (V oigtland), V o g l g r a s , H u n n e r s c h ä l c h (N ordböhm en); H ü h n e r s c h e r b e n (Egerland), H e n n e n d a r m (Bayr.-O esterr.), H ê n r - D â r m (Schw äb.-A lb), H ü e n e r sattel, H ü e n e r s e p p , H ü e n e r s e r b , V o g e l e s k r a u t (Eisass), V o g e l s c h r u t , H ü a n a r d a r m etc. (S ch w eiz); G e e s k r a u t [G änse-] (Eifel), G e n s e k r a u t (Luxem burg). A uch m it M ausgedärm en [„K utteln“Gedärme] werden die schlaffen Stengel verglichen, daher: M a u s e k ü t t e l , M i e s e k i d l , M üs e g e h ö hl (G otha), M ü s e d ä r m e (Thüringen), M a u s e g u d d e l n (Naumburg). D ie H erleitung der Bezeichnung „M iere“ („M eier“), die noch vielen anderen A lsineen und auch G alium -A rten gegeb en wird, steh t nicht fest: M i e r e (Ostfriesland), V o g e l m i r (L übeck), H ö n e r m i r k e n (Schlesw ig), V o g e l m e i e r , M e i e r a n , M e i e r u m , M e i e r o u m (R iesen­ gebirge). A ndere Bezeichnungen sind schliesslich noch L e i s k r e i t c h e n (Luxem burg), A f f e n r e a s h l e i n [ = Froschblüm chen] (Krain : G ottschee), S ä u s e r b (Eisass), M ä u s e r i (Unterfranken), S t e e r n t j e [stern­ förm ige B lüte!] (O stfriesland). Im rom anischen Graubünden h eisst die Pflanze S t . O s t g e l (Bergün), b ö g l d a g i a l i n a (Engadin), s c h e n t o sk 1u (Puschlav), im italienischen D ialek t des T essin p e v e r i n a und p e v e r e 11a.

Ein- oder zweijährig, 2 bis 40 cm hoch, rasenbildend. Wurzel spindelförmig. Stengel schwach, dünn, stielrund, niederliegend oder aufsteigend, einreihig- (seltener zweireihig oder gar ringsum) behaart, drüsenlos, an den untern Gelenken zuweilen wurzelnd, sehr ästig. Laub­ blätter eiförmig, kurz zugespitzt, kahl oder am Grunde gewimpert, die untern gestielt, die obern sitzend, alle am Grunde abgerundet. Blüten in lockeren oder geknäuelten, wenigblütigen Trug­ dolden. Blütenstiele einreihig behaart, nach dem Verblühen herabgeschlagen, zuletzt wieder aufrecht. Blüten ca. 4 mm im Durchmesser. Kelchblätter eilänglich, meist stumpflich, seltener spitz, weiss berandet, kahl oder behaart, 3 bis 5 mm lang, so lang oder wenig länger (zuweilen auch kürzer) als die ziemlich unansehnliche Blumenkrone. Kronblätter schneeweiss (seltener gelblich oder grünlich), tief zweiteilig (Taf. 104, Fig. la), selten fehlend, (0,8) 2,8 bis 3 mm lang. Staubblätter meist 2 bis 5, selten bis 10, am Grunde mit Honigdrüsen. Staubbeutel grau violett, rotviolett oder purpurrot. Griffel 3, aufrecht, 0,3 bis 1,5 mm lang, gegen die Spitze hin bogen­ förmig auseinander weichend (Taf. 104, Fig. lb). Kapsel länglich, viel länger als der Kelch, unten gedunsen, bis über die Mitte 6-klappig. Samen rundlich, nierenförmig, rostbraun bis schwarz, (0,5) 1 bis 1,4 mm breit, am Rücken mit einer (subsp. a p e t a l a ) oder 4 Reihen Dörnchen besetzt. — Blüht mit Ausnahme des Frostes während des ganzen Jahres. Gemein und sehr verbreitet auf Kulturboden, wüsten Plätzen, auf Kohlenmeilern, an Mauern, Wegrändern, auf Kahlflächen der Torfwiesen, auf Waldblössen, Düngerstätten, um Sennhütten, überhaupt gern in der Nähe menschlicher Wohnungen; von der Ebene bis in die alpine Region (bis 24/(4 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Kosmopolit (auch noch in Island, Grönland, Pata­ gonien, auf den antarktischen Inseln, Neu-Seeland etc.). Aendert ab : var. t ÿ p i c a Beck. Stengel einreihig behaart (Fig. 598h). B lütenstiele behaart. K elchblätter 3 bis 5 mm lang. Kronblätter kürzer als der K elch. Staubblätter 3 bis 5. H onigdrüsen deutlich glänzend. Staubbeutel rotviolett. — var. n e g l é c t a W eihe ( = var. maior K och, = S. latifölia D C ., = S. um brösa Opiz, = S. E lisabéthae F. Schultz). M eist in allen T eilen üppiger. Kronblätter so lang wie der K elch oder etw as länger. Staubblätter 10.

353 Staubbeutel purpurrot. Griffel 1,5 mm lang, aufrecht, erst an der Spitze zurückgerollt. K apsel breit-eiförm ig. Sam en 1,1 bis 1,4 mm breit, im Um kreise m it hohen, kegelförm igen Papillen (Hie und da auf lockerem , beschattetem , etw as feuchtem Boden). — f. g l a b é r r i m a B eck. P flanze in allen T eilen kahl. K elchblätter stumpf, 5 mm lang. Staubblätter 4 bis 7. — f. s a l i n a Junge. Pflanze kräftig, reich stengelig, fast kahl. Stengel liegend, dichtstehend, dick. L aubblätter gross, dickfleischig, kraus, zerbrechlich (Salzform ). H ieher ferner als Unterart die subsp. a p é t a l a (U cria) Gaudin ( = S. pállida Piré, = S. Boraeäna Jord., = Alsine pallida Dum .). Fig. 598 n, o. Pflanze ausgebreitet, vielsten gelig, blassgrün (leicht gelb w erdend), ziem lich kleinblätterig. Stengel etw as steif. Blüten bei Sonnenschein nur halb geöffnet. Kronblätter fehlend oder nur in den ersten Blüten als R udim ente vorhanden (f. b r a c h y p é t a l a Junger). K elchblätter länglich-lanzettlich, zugespitzt. Staubblätter 1 bis 3 (selten 5). Honigdrüsen nicht sichtbar. Staubbeutel vor dem Oeffnen grauviolett. Griffel 0,3 bis 0,5 mm lang, schon am Grunde fast horizontal abstehend. K apsel länglich zylindrisch. Samen 0,5 bis 0,8 mm breit, blass gelblich-braun. Am Rücken mit einer einzigen R eihe kurzer Dörnchen. III, IV. H ie und da an trockenen A bhängen, in trockenen Wäldern. — D iese Unterart ist stellenw eise Charakterpflanze der sandigen Kiefernwälder der Mark. G r o s s (B eiträge zur Flora des M aintales. M itteil, des Bad. Landesvereins für Naturkunde 1908, pag. 205) kom m t nach längerer B eobachtung am natürlichen Standorte und auf Grund von K ulturversuchen zu der A nsicht, dass diese Unterart unbedingt für ein Erzeugnis des harten, trockenen Bodens zu halten sei, w elch e sich von der typischen Stellaria media genau in der en tgegen gesetzten R ichtung entfernt w ie die var. neglecta, w elch e erfahrungsgem äss auf lockerem , beschattetem und etw as feuchtem Boden gedeiht. A uch von dieser Unterart existiert eine Salzform f. s a l i n a Junge. Pflanze w enig verzw eigt. Stengel schw ach behaart, w enig kräftig. Laubblätter klein, dickfleischig, brüchig. K elchblätter stärker und länger behaart als an der Hauptform (M eeresstrand). N ach L o e w (Verhandl. des Botan. V ereins Brandenburg 51. Jahrg.) ist die Unterart echt kleistogam . — Ausser diesen genannten Formen dieser äusserst veränderlichen Spezies existieren noch verschiedene jedoch schw er zu beschreibende Zw ischenform en. So um säum t im G ebirge zuw eilen eine kaum 3 cm hohe Varietät die Alphütten ( B r u n i e s ) . Stellaria m edia, die Feld-Sternm iere, der Hühner- und Hennendarm, ist als w eitverbreiteter A rchaeophyt eine der w enigen Pflanzen, w elch e bei uns unter h alb w egs gün stigen Verhältnissen das ganze Jahr hindurch blühen. M it V orliebe findet sich die Pflanze auf Kulturland (in Gärten gern ein lästiges Unkraut!) und in der Nähe von m enschlichen W ohnungen. Im G ebirge erscheint sie fast stets in der Nähe von A lm hütten, oft vereinigt m it Urtica urens, Verónica serpyllifolia, Poa annua subsp. supina, Stellaria nemorum (vgl. pag. 350), Chrysosplenium alternifolium, Lamium m aculatum usw . Sam en w urden m ehrfach in den Pfahlbauten nachgew iesen. D as Kraut liefert ein gutes, saftiges Grünfutter. Früher fand es als H e r b a A i s i n e s oder H. m o r s u s g a l l i n a e gegen Schw indsucht, Endzündungen etc. als Heilkraut V erw endung. D ie Sam en werden von verschiedenen V ögeln — nam entlich vom Federvieh — gern gefressen. H insichtlich der Zahl der Staubblätter variiert die Pflanze sehr stark. V on den 10 (selten sogar 11) hypothetischen Staubblättern fehlen fast stets einige (häufige Reduktion bis auf 2); einzig die var. neglecta w eist regelm ässig 10 Staubblätter auf. N ach einer von Friedrich R e i n ö h l (Botan. Zeitung Bd. LXI [1903], pag. 159 bis 200) veröffentlichten, auf Grund von gegen 80 000 untersuchten Blüten aufgestellten Statistik schw ankt die Zahl zw ischen 0 und 11; die H auptw erte sind 3 und 5. Von Einfluss auf die V ariation sind A lter und Standort. B ei jungen Pflanzen ist die V ariation gering, hernach steigt sie, um gegen das Ende zu wiederum zurückzugehen. Je geringer ferner die B eleuchtung, desto kleiner werden M ittelw ert und V ariabilitätsindex. A u f gutem Boden gehen bei kräftiger D üngung die W erte in die Höhe, auf m agerem sinken sie herab. D as Aufspringen der Antheren ist nach B u r c k (Revue gen. Bot. XIX. 1907) an die A n w esenheit von Nektarien am Grunde der Staubfäden gebunden. B ei eintretendem Insekten­ besuch (H vm enopteren, D ipteren, Thysanopteren) erfolgt sow oh l S elb st- als F rem dbestäubung, bei ausbleibendem Besuch spontane Selbstbestäubung. N ach B a t e s o n sind die durch K reuzung entstandenen Pflanzen etw as grösser und schw erer als die durch K reuzung erzeugten. Stellaria media neigt ziem lich stark zur Bildung w irteliger (bis 6 Glieder in einem Quirl) Laubblätter, w odurch dann Blattanordnungen w ie bei Galium zu­ stande kommen. Häufig werden auch trikotyle K eim linge beobachtet. U eber die P h ysiologie der die oberen Stengelinternodien m eist in G estalt eines (seltener zw ei oder noch seltener Stengel ringsum behaart) Streifens gegliederter Haare entlang laufenden Linien sind schon verschiedene Verm utungen ausgesprochen worden (Fig. 598 g, h). D ie Haare selbst sind von zw eierlei Art (F ig. 598 i, k). N eben den die H aarstreifen zusam m en­ setzenden, annähernd zylindrischen, nach oben zu nur w enig verschm älerten Haare kommen an mehreren Stellen (A ussenseite der K elchblätter, an den Blatt- und B lütenstielen, am Grunde der B lattspreite) solche m it einer kolbenförm igen Endzeile vor (F ig. 598k, m). D a L u n d s t r ö m b eobachtete, dass diese Haarstreifen bei R egen ­ w etter stark benetzt sind und das W asser rasch nach abw ärts leiteten, schrieb er diesen Haaren die F ähigkeit zu, tropfbarflüssiges W asser — besonders durch die Basalzellen — aufnehmen zu können. D ie Aussenw ände der Haare sind aber stark kutikularisiert und ihr Inhalt ist in nicht besonderem M asse w asser­ anziehend. N ach J a m i e s o n (A gricultural R esearch-A ssociation G lasterberry 1905, pag. 54 und B erichte der D eutsch en Botan. G esellschaft 1910, pag. 81) dagegen sollen die Haare der Aufnahm e und der A ssim ilation

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des freien Stickstoffes der A tm osphäre dienen, w as aber K n y (B erichte der D eu tsch en Bötan. G esellschaft 1909, pag. 533) nicht b estätigen konnte. E iw eiss ist zw ar in den K olbenhaaren schon früher von S a c h s , v a n T i e g h e m , Z e m p l e n und R o t h konstatiert worden. S. m edia wird aus einer einjährigen leicht eine mehrjährige Pflanze, sofern etw as Schutz für die unteren Stengelglieder da ist.

963. Stellaria bulbösa Wulf. (= S. dichotoma Scop.). Knol l en- St e rnmi ere . Fig. 599a, b. Ausdauernd, 9 bis 15 cm hoch. Grundachse fadenförmig, kriechend, zerbrechlich, mit rübenförmig verdickten, an der Spitze mit Wurzelfasern versehenen Knöllchen ver­ sehen. Stengel zart, aufrecht oder aufstrebend, dünn, stielrund, einreihig-behaart, einfach oder 1 bis 2 mal gabelspaltig, meist 3-blütig. Laubblätter elliptisch oder eilanzettlich, spitz, 13 bis 30 mm lang und 7 bis 8 mm breit, kahl, die unteren kleiner (zuweilen verschmälert), die obern mit verschmälerter Basis sitzend. Blütenstiele ca. 25 mm lang, einreihig-behaart, aufrecht, nach dem Verblühen bogig überhängend, jedoch nicht zurückgeschlagen, zuletzt wieder aufrecht. Blüten blattwinkelständig, geöffnet 9 bis 13 mm breit. Kelchblätter ei­ lanzettlich zugespitzt, am Rande häutig, kahl, 4 mm lang. Kronblätter kaum bis zur Mitte 2-spaltig, so lang oder wenig länger als der Kelch. Staubbeutel rot, später schwarz. Griffel aufrecht. Kapsel kugelig (Fig. 599 b), so lang oder etwas länger als der Kelch. Samen rundlich, hellbraun, 1,5 mm lang, fein höckerig. — IV, V. Zerstreut und selten an quelligen Waldstellen, in feuchten Bergschluchten, an schattigen Stellen in Erlengebüschen, in Felsritzen; nur südlich der Alpen. F ehlt in D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z vollständig. In O e s t er r e ic h zerstreut in Steierm ark (K ainachtal und zw ischen Schitting und G asselberg bei K rem s, am N euratbach, bei M itteregg, Graschuh, M arhof und Pichling, bei Stainz, am E ichberg bei Eibisw ald, bei Trezelsdorf nächst G ross-Florian, R ossw ein bei M arburg, T obelbach bei Graz, L eisberg bei Cilii), in Kärnten (einziger Standort: Hugelmann in D ellach gegen über P örtschach am W örthersee. H ier am 13. M ai 1889 von Baron J a b o r n e g g entdeckt), in Krain (L aibach, Schischkaer Berg, R osenbacher Berg, am G olouz, um D ob rova, Strascha, bei L ittai etc.) und im K üstenland (um Görz).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südliches Europa (vom Küstenland bis Kroatien), Afghanistan, Himalaya; angeblich auch im Piemont. Stellaria bulbosa gehört w ie Erythronium D ens canis (Bd. II, pag. 245), A sparagus tenuifolius, O strya carpinifolia, Quercus pubescens (pag. 112), Epimedium alpinum, M ed icago C arstiensis, Cytisus supinus, Lamium O rvala, H acquetia Epipactis, Fraxinus Ornus der südpontischen W aldflora, besonders dem K arstw alde an, findet sich aber im Berglande Unterkrains nach B e c k , w ie viele andere illyrische Pflanzen (z. B. Oryzopsis virescens, L ilium Carniolicum, P eucedanum Austriacum , Pulm onaria Styriaca, O m phalodes vernum etc.) auch ausserhalb des illyrischen F loren geb ietes. Im oberen Savetal liegt die w estlich e Grenze dieser A rt bei R ad­ mannsdorf. — Nach K e r n e r werden die Blüten nur selten von Insekten besu ch t und sind völlig unfruchtbar. D ie V erm ehrung gesch ieh t durch die W urzelknöllchen.

964. Stellaria holöstea1) L. (= S. ciliäta Gilib., = S. caespitösa Vest, = S. graminifolia Gmel., = S. connäta Dulac, = Cerastium holosteum Crantz). Wa l d - S t e r n mi e r e . Taf. 104, Fig. 4 und Fig. 599 c. Ausdauernd, 15 bis 30 (60) cm hoch, lockerrasig, kurzkriechend, zerbrechlich, kurze nichtblühende und aufsteigende blühende Stengel treibend. Blütenstengel einfach, besonders unterwärts scharf 4-kantig, an den Gelenken etwas angeschwollen, kahl oder sehr zerstreut­ haarig, vom Grunde an verzweigt. Laubblätter steif, fast wagrecht abstehend, lanzettlich bis lineal-lanzettlich, lang zugespitzt, am Rande und unterseits auf dem Mittelnerven rauh, sitzend, 4 bis 7 cm lang und 5 bis 7 nun breit, unterseits bleichgrün oder oft bläulich bereift. Blüten langgestielt, in lockeren, reichblütigen Trugdolden. Blütenstiele sehr lang, schlank, kurzflaumig, nach dem Verblühen an der Spitze herabgebogen. Tragblätter krautig. Offene Blüte 20 bis 30 mm im Durchmesser. Kelchblätter eiförmig, spitz, 8 mm lang, sehr schmal ') Siehe bei H o l o s t e u m , pag. 377-

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h äu tig b eran d et, undeutlich nervig. K ro n b lä tte r fast d o p p elt so lang als der K elch, weiss, 6 bis 8 mm lang, fast bis zur M itte zw eispaltig. F ru c h tk a p se l kugelig, 6 mm lang, so lang als d er K elch, m it 6 K lap p e n sich öffnend (T af. 104, F ig . 4 b). Sam en 1,5 bis 2 mm breit, rundlich, ro tbraun, m it höckerigen P apillen besetzt. — IV bis VI. Ziem lich häufig und stellenweise v e r­ b reitet in trockenen L au bw äldern, in G e ­ büschen, H ecken, an Z äunen; von d er E b en e bis in die V oralpen. F e h lt ste lle n w eise v ollständig, so im g rö sste n T eil des A lp e n g eb iets, w a h r­ scheinlich v o llstän d ig in T irol, in O b e rste ie rm a rk einzig b e i B ru c k an der M ur, in K ä rn te n n u r im B ecken b e i K la g e n fu rt und im L a v a n tta l ( S c h a r f e t t e r briefl.), sow ie im g rö sste n T e il der S chw eiz feh len d (bei der L o k o m o tiv fa b rik in W in te rth u r seit langem a d v e n tiv ; vielleicht von de C lairville se in erz eit angepfianzt?).

A 1lg e m e i n e Fig-. 599. S t e l l a r i a b u l b o s a W u l f , a H a b i t u s (*/a n a t . G r ö s s e ) , b S a m e n k a p s e l . •—• S. h o l o . i e g e n d e n S p r o s s e s ( n a t ü r l . G r ö s s e ; n a c h R a u n k i ä r ) . — S. l o n g i V e r b r e i t u n g : F a st sf ot el ai a LM. üch lTeenibl . e idn eHs anbiietdu es r l(l/s natürl. G rösse), e B la ttp a a r m it P a p ille n (v e rg rö sse rt). f P a p ille n ganz E u ro p a, nördlich ( s t a r k v e r g r ö s s e r t ) . g B l ü t e , h K r o n b l a t t . i F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h , k K e l c h b l a t t . — S. u l i g i n o s a M u r r . /, m F r u c h t k a p s e l m i t u n d o h n e K e l c h . — S. c r a s s i f o l i a E h r h . bis S kandinavien und n H a b i t u s (t/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , o B l ü t e , p F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . Finnland), N o rd a frik a, K leinasien, A rm enien, T ranskaukasien. A e n d e rt w e n ig ab : f. l a c i n i ä t a R o stru p . B lü te n b lä tte r tie f 4 -sp altig . — f. m i c r o p é t a l a S vanlund. K ro n b lä tte r n u r so la n g als d e r K elch oder no ch k ü rzer. — f. a p é t a l a R o stru p . K ro n b lä tte r v o llstän d ig fehlend (S elten, z. B. b e i G o d e sb e rg am R hein). E ine b e so n d e rs sta rk e , h ö h e re F o rm w ird als var. e l ä t i o r P e te rm . ( = var. m aio r W irtg e n ) u n tersch ied e n . S te lla ria h o lo ste a g e h ö rt stellen w eise — b e so n d e rs in den N ie d eru n g e n — zu den auffällig en E rsc h ein u n g en der L a u b w ä ld e r, speziell der B u c h en w äld er (vgl. p a g . 98). In lich ten W ald u n g en e rsc h e in t sie auf h u m o sem , tro c k e n e m B oden im F rü h ja h r beso n d ers g e rn in B e g le itu n g von M o e h rin g ia trin e rv ia, P o ly g o n a tu m m ultiflorum , A llium u rsin u m , G a g e a lutea, P a ris quad rifo liu s, A ru m m ac u latu m , M élica n u ta n s, A saru m E u ro p ae u m , A n em o n e H e p á tic a u n d n e m o ro sa, C orydalis cava, V io la sil­ v ática, L a th y ru s vern u s, A sp e ru la o d o ra ta , G alium silv aticu m , P u lm o n a ria officinalis, M ercu rialis peren n is, D a p h n e M ezereu m , D e n ta ria b u lb ife ra etc. B ereits in O b e rb a d e n (K a ise rstu h l) finden w ir in den G e b ü sc h ­ fo rm atio n en n e b en den g e n a n n te n A rte n einige m eh r sü d e u ro p äisch e F o rm e n , w ie E u p h o rb ia a m ygdaloides, M elam pyrum c rista tu m , B u p leu ru m fa lc atu m , C h ry sa n th em u m c o rym bosum , C oronilla E m eru s etc. N o c h s tä rk e r sind n a tü rlic h am S ü d fu sse d e r A lpen die südlichen A rte n v e rtre te n ; so tre te n in den B u c h en w äld ern u m G örz neb en S tellaria h o lo ste a R uscus a cu leatu s, C yclam en E u ro p ae u m , L a m iu m O rv ala etc. auf. In N o rd d e u tsc h la n d e rsc h e in t diese A r t a u sse r in L a u b w ä ld e rn au ch in den D ü n e n tä le rn (landläufig „ G lo b b e n “ g e n a n n t), auf d e r F risc h e n N e h ru n g n a c h P r e u s s im G e b ü sc h e von E rlen, W eiden, B e rb eris etc. neben A n em o n e nem o ro sa, C hrysosplenium a lte rn ifo liu m , G a g ea m inim a u n d lu te a , V io la p a lu stris, L in n a ea b o realis, T h a lic tru m flavum , C ucubalus b a c c ife r (pag. 307), C irca ea alpina, P a rn a ssia , H y d ro co ty le, C a m p á n u la p ersicifolia, P iró la c h lo ra n th a , u m b e lla ta u n d se c u n d a, M o n o tro p a , O rch is m ac u latu s, G o o d y era re p e n s, L ip a ris L oeselii, C o ra llio rrh iz a etc. G e leg e n tlich w ird S. h o lo ste a äh n lich w ie S. m ed ia als U eb erp flan ze a u f W eiden a ngetroffen. — D ie re la tiv g ro ssen B lü ten sind p ro te ra n d ris c h u n d w e rd en von z ah lreic h en In se k ten b e su c h t. S e h r selten k o m m en a u ch

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356 w eibliche gyndioecische oder gynom on oecische Stöcke vor. Ebenso w erden 4-zählige G ipfelblüten (Griffel aber 3) erw ähnt. A n den vorjährigen, scheinbar abgestorbenen unterirdischen T rieben entw ickeln sich im Frühjahr in den Blattachseln zahlreiche neue Knospen. S. holostea zählt nach R a u n k i ä r zu den „halbstauden­ artigen C ham aephyten“, deren Erneuerungsknospen gegen die äusseren Einflüsse gut geschützt sind (F ig. 599c).

965. Stellaria longifölia Mühlenb. (= S. Friesiana Ser., = S. Mosquensis Bieb.). N o r d i s c h e Sternmiere.

Fig. 599 d bis k.

Ausdauernd, 10 bis 25 cm hoch, gelbgrün, lockerrasig. Stengel schlaff, zart, zer­ brechlich, aus liegendem, wurzelndem Grunde aufsteigend (im Grase auch klimmend), vierkantig, oberwärts von abstehenden Papillen an den Kanten rauh (Fig. 599 e und f). Laubblätter hellgrün, sitzend, lineal-lanzettlich, nach dem Grunde verschmälert (die grösste Breite liegt über der Mitte), 32 mm lang und 2 bis 4 mm breit, am Rande und unterseits auf dem Mittelnerven mit kurzen Papillen besetzt. Blütenstand mehrblütig, ebensträussig. Tragblätter unbewimpert, hautrandig oder + trockenhäutig. Blüten ziemlich klein (kleiner als bei S. graminea). Kelchblätter eilanzettlich, spitz, frisch undeutlich nervig, erst beim Trocknen am Grunde 3-nervig (Fig. 599 k). Kronblätter tief geteilt, so lang als der Kelch (Fig- 599 g, h). Kapsel eilänglich, länger als der Kelch, dicker als bei S. graminea (Fig. 599i). Samen glatt oder sehr fein grubig. — VI bis VIII. Zerstreut (im grössten Teil des Gebietes fehlend) in feuchten Wäldern, in Wald­ brüchen, auf faulen Baumstrünken, überwachsenen Felsen, an grasigen Orten. In den Alpen vereinzelt bis 1900 m (Patscherkofel in Tirol). ln D e u t s c h l a n d verbreitet in O stpreussen (südlich bis zur Linie Pr. H olland— O sterode— N eidenburg: im Kreis N eidenburg selten), selten in W estpreussen (bei der Som m ersiner M ühle im Kr. T uchei), in Ober- und N iederschlesien (Petersdorf bei Prim kenau, W ehrau bei Bunzlau, Schw arze L ache, H öfel bei L öw enberg, Lom nitz bei H irschberg, R osenberg, K önigshuld, Lublinitz, Falkenberg [m ehrfach], W oischnik, Em anuelssegen, Sohrau, Karlsbrunn), in der O berlausitz (zw. R ietschen und Priebus) und in Thüringen (bei Paulinzelle hinter dem H eckenhaine), aber nicht in Pom m ern (Rückfort bei Danzig). In O e s t e r r e i c h sehr vereinzelt in Mähren (Zakow a hora und Frischau bei Saar), Schlesien (B rettsäge bei Karlsbrunn), in B öhm en (Krümau, W ittingau, N euhaus im Böhm erwald, Hofovvitz, am B erge Praha im Brdygebirge, Padrt, L angenbruck bei Oberplan), in Tirol (Obladis, O etztal, Ventertal, Sellrain, Gries, Lisensertal, Längental, Stubai- und G schnitztal, ob Igls, Tulfes, M atrei, Gerlos, Prissianertal, Sterzing, Brixen, Villnös, L uttach, A ntholz, Toblach, W innebach, W indischmatrei, Kais, G locknergebiet, Lesacheralpe, Durnholz im Sarntal, Seiseralpe, D eutsch noven, Val Cadino, Sadole, P an eveggio usw.) und angeblich in Salzburg. In der S c h w e i z einzig im O berengadin (Charnadüra bei St. M oritz, zw. Sam aden und B evers, Blais naira).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Nördliches und arktisches Europa, zerstreut in Finnland, Ostpreussen, selten im Mittelgebirge, in den Alpen, Tatra, Siebenbürgen. D iese m orphologisch w en ig ausgesprochene Stellaria gehört zu den subarktisch-alpinen Spezies, w elch e ihr Hauptverbreitungsareal in der Subarktis haben, daneben aber vereinzelt in den M ooren des östlichen D eu tsch ­ lands und Finnlands sow ie selten im M ittelgebirge, in den Alpen und K arpaten auftreten. A ehnlich verhalten sich in dieser B eziehung Stellaria crassifolia (pag. 359), Juncus stygius und castaneus (Bd. II, pag. 163) etc. In M itteleuropa gehört S. longifolia stellen w eise der Flora der Erlenbrüche an (vgl. Ainus glutinosa, pag. 93), hier m eist vergesellschaftet mit Calla palustris (Bd. II, pag. 136), Aspidium cristatum und spinulosum , Peucedanum palustre. Senecio crispatus, L ycopus Europaeus etc. Gern findet sie sich auf oder am Grunde von Baumstrünken, w o sie dann zw ischen H ylocom ium splendens und triquetrum charakteristische P olster bildet.

966. Stellaria gramínea L. (= S. arvénsis Hoffm., = S. grandiflora Gilib., = S. paniculáta Pall., = Cerástium gramineum Crantz).

Gras-Sternmiere.

Taf. 104, Fig. 7-

Ausdauernd, (3) 10 bis 50 cm hoch, lockerrasig, grasgrün. Stengel kahl, schlaff, auf­ steigend, nach allen Seiten hin ausgebreitet, meist im Gebüsch klimmend, 4-kantig, einfach oder ästig. Laubblätter lineal oder lineal-lanzettlich, spitz, mit verschmälerter Basis sitzend,

357

am Grunde etwas gewimpert, sonst kahl. Blüten langgestielt, eine endständige, gespreizt­ ästige, lockere Doldentraube bildend. Blütenstiele kahl, 4-kantig, zur Fruchtzeit wagrecht oder schief herabgebogen. Tragblätter trockenhäutig, am Rande etwas gewimpert. Ge­ öffnete Blüte der grossblütigen Form 10 bis 12, der kleinblütigen 5 bis 6 mm im Durch­ messer. Kelchblätter elliptisch-lanzettlich, spitz, 3 bis 4 (6) mm lang, 3-nervig, grün, deutlich häutig berandet. Kronblätter so lang oder nur wenig länger (selten etwas kürzer) als der Kelch, weiss, bis über die Mitte gespalten. Kapsel länglich (Taf. 104, Fig. 7a), schmal, bedeutend länger als der Kelch. Samen braunrot, kurz warzig, 1 mm breit. — Vbis VII. Ziemlich häufig und verbreitet an Waldrändern, in Gebüschen, Auen, Hecken, auf Wiesen, Grasplätzen, Ackerrändern, in Getreidefeldern, in buschigen Felspartien, in Holz­ schlägen, auf der Grauen Düne, in Dünentälern; von der Ebene bis in die alpine Region (bis 2000 m). Gern auf kieselhaltigem Boden. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa (fehlt ganz im Süden), Sibirien, Transkaukasien, Afghanistan, Tibet, China. S. gram ínea ist in der G rösse und der Zahl der Blüten sehr veränderlich. A u f Feldern und Aeckern bleibt sie sehr klein (oft nur 3 cm hoch) und liegt am Boden, während sie im G ebüsch bis über 1 m lange klimmende Stengel erzeugen kann. V on besonderen Form en m ögen genannt sein: f. g l a u c é s c e n s Gaud. Laubblätter deutlich seegrün. K ronblätter viel länger als der K elch (Schw eiz). — f. 1a t i f ó 1i a Peterm . Pflanze aufrecht, in allen T eilen kräftiger als der Typus. Laubblätter relativ breit, lineal-lanzettlich, in den A chseln zu­ w eilen kurze Blattbüschel tragend. K elchblätter flaum ig-behaart (Selten ). — f. s t r i c t i o r D om in. Stengel einfach, aufrecht. D oldentraube kurz, w en igb lü tig, zusam m engezogen (nicht flatterig). Blütenstiele sehr zart (A ussiger M ittel­ gebirge in Böhm en). — f. A b r o m e i t i ä n a Preuss ( = f. decipiens P reuss nec Hausskn.). Steht habituell nr. 965 sehr nahe, unterscheidet sich von dieser lediglich durch den kahlen Stengel und die kahle Blattm ittelrippe (O st-u n d W estpreussen). — In Gärten findet sich gelegen tlich eine Form (f. a ú r e a hört.) m it lebhaft gelbgrünem Laub in Kultur. — Ausser diesen Form en tritt S. gram ínea in einer gross- und kleinblütigen Form auf. D ie m akropetale ( = f. m a c r o p é t a l a O. K untze, = var. D illeniäna Beck nec M oench) ist die häufigere und die normale Form . Blüten zw itterig, proterandrisch. Blütendurchmesser 10 bis 12 mm. K ronblätter gut doppelt so lang als der K elch. Staubfäden zu Beginn der A nthese länger als die 3 kurz nach abw ärts und einw ärts gekrüm m ten, auf der Innenseite papillösen Narben, w elch e erst nach der D ehiszenz und Entleerung der hellbraunen Staubbeutel zur Länge der Staubfäden heranw achsen, sich gerade strecken und auseinander spreizen. — D ie mikropetale Form ( = f. t y p i c a Beck) ist nach S a b r a n s k y (Oester. Botan. Zeitschrift 1910, pag. 376) durch Reduktion ein gesch lech tig und kleinblütig gew orden. Blütendurchm esser 5 bis 6 mm. Kronblätter die K elchblätter nicht überragend. Staubblätter etw as kürzer als bei der makropetalen Form und unter sich gleich, einzelne ver­ kümmert. Staubbeutel klein, bleich, oft zusam m engeschrum pft. Staubfäden stets kürzer als die schon zu Beginn der A n these gestreckten und spreizenden Griffel. — D ie Nektarien sitzen am Grunde der 5 äussern Staubblätter in Form grüner, fleischiger W ülste. A ls B esucher kom m en F liegen , kleine Bienen und Käfer in Betracht. Am Grunde des Blütenstandes bildet sich nach K i r c h n e r häufig ein Laubspross aus, w elch er sich im H erbst bisw eilen niederlegt, W urzeln schlägt und im folgenden Jahre eine neue Pflanze erzeugt. G elegentlich werden auch Blüten m it 4 Fruchtblättern beobachtet. — S. gram ínea findet sich mit V orliebe im U fergebü sch in B egleitung von G lyceria fluitans, Valeriana officinalis, Scirpus lacuster, Iris Pseudacorus, M yosotis palustris, Lythrum Salicaria, Crepis paludosa, Cicuta virosa, Carex gracilis, acutiform is etc. B u c h e n a u beob ach tete die A rt neben verschiedenen K om positen (Cirsium acaule, palustre und lanceolatum , Carlina acaulis, Leontodón autumnalis) als Erstbesiedler von M aulwurfshaufen. Samen sind aus den P fahlbauten der Sch w eiz bekannt. S. gram ínea r u ft'in den südrussischen Steppen, w o sie m assenhaft w ächst, bei Pferden Steifheit der Glieder hervor, während sie bei uns als nicht giftig zu bezeichnen ist (J a c o b a s c h ).

967. Stellaria uliginosa Murr. (= S. gramínea y L., = S. Alsine Reichardt, = S. Dilleniána Leers, = S. aquática Pollich, = S. breviflóra Gilib., = S. hypericifólia Weber, = Lárbrea uliginosa Rchb.). B a c h - S t e r n mi e r e . Taf. 104, Fig. 3 und Fig. 599 1 m. Ausdauernd, (5) 10 bis 40 cm hoch, lockerrasig. Stengel zahlreich, ästig, schlaff, oft wurzelnd, allseitig ausgebreitet, aus niederliegendem Grunde aufsteigend oder flutend, 4-kantig, kahl. Laubblätter elliptisch oder verkehrteiförmig, spitz, mit verschmälerter Basis sitzend oder kurzgestielt, am Grunde gewimpert, bläulichgrün, saftig, 1-nervig, bis 25 mm

358

lang und 4 bis 6 mm breit. Blüten mässig lang gestielt, zu wenigblütigen, wiederholt gabelästigen, scheinbar seitenständigen Trugdolden vereinigt. Tragblätter weiss, in der Regel trockenhäutig, mit grünen Mittelstreifen, am Rande kahl. Blütenstiele fadenförmig, unter dem Kelch kreiselförmig verdickt, nach dem Verblühen hakig nach abwärts gebogen, zuletzt wiederum aufrecht. Geöffnete Blüte bis 7 nun breit. Kelch am Grunde trichter­ förmig (Fig. 5991). Kelchblätter lanzettlich, pfriemlich, spitz, 3 mm lang, deutlich 3-nervig. Kronblätter viel kürzer als der Kelch (Taf. 105, Fig. 3 a), bis zum Grunde 2-teilig (selten fehlend). Kapsel länglich-eiförmig, unten verschmälert, ungefähr so lang als der Kelch (Fig. 599 m). Samen runzelig. - V, VI. Hie und da an Bächen, in Gräben, in Sumpfwiesen, an quelligen Orten; zerstreut von der Ebene bis in die alpine Region (bis 2200 m). Besonders auf kalkfreiem Boden. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa, gemässigtes Asien (östlich bis Japan, Korea, Formosa), Indien, Nordamerika. S. uliginosa ist im Habitus, in der G rösse und G estalt der L aubblätter sehr veränderlich. A u ch in der Grösse ist die Pflanze sehr verschieden. A n feuchten, schattigen Stellen finden sich bis 50 cm lange, schlaffe, liegende Exem plare, während die Pflanze an sonnigen oder trockenen Standorten m eist klein bleibt und + aufrecht w ächst. H ie h e r : f. l a t i f ö l i a Peterm ann, Pflanze höher und grösser. Laubblätter breiter und länger. — f. b r a c t e a t a (R ichter) Peterm ann. L aubblätter grün (nicht trockenhäutig), saftig. — f. a p e t a l a L ange. K ronblätter fehlend (Selten, z. B. im unteren V intsch gau in Tirol). — f. a l p i n a (Schur) Gürke ( = var. glaciälis Lagger, = var. alpicola B eck ). Pflanze niedrig, kleinblätterig. Blütenstengel w en ig verzw eigt, 1- bis 3-blütig (Alpen, Erzgebirge). — S. uliginosa findet sich im M ittelgeb irge auf kalkfreier U nterlage an B ächen, Gräben häufig in G esellschaft von M ontia rivularis (pag. 271), V eron ica B eccabunga, Cardamine amara, Caltha palustris, Glyceria fluitans, Epilobium palustre, T rifolium spadiceum etc., in höheren L agen der A lpen in Quellfluren m it Equisetum palustre, D escham p sia caespitosa, Carex pallescens, Saxifraga stellaris, G eum rivale, A lchim illa alpestris, Trifolium badium, Epilobium palustre und alsinifolium etc. (nach B in z ).

968. Stellaria palustris Retz. (= S. glauca With., = S. Dilleniána Moench, = S. cae­ spitosa Hook, f., = S. strícta C. Koch, = S. Pérsica Boiss., = Lárbrea palustris Fuss). S u m p f - S t e r n m i e r e . Taf. 104, Fig. 5. Ausdauernd, 8 bis 45 cm hoch. Stengel meist einfach oder wenig verzweigt, auf­ recht, kahl, etwas gestreift. Laubblätter kahl, etwas fleischig, die untern eiförmig-länglich, die obern lineal-lanzettlich, spitz, sitzend, 25 bis 35 mm lang und 2 bis 4 mm breit, 1-nervig, ohne Adernetz, wie die ganze Pflanze in der Regel seegrün. Blüten langgestielt, zu einer endständigen, wiederholt gabeligen, wenigblütigen Trugdolde vereinigt. Blüten­ stiele nach dem Verblühen weit abstehend. Tragblätter trockenhäutig, am Rande ungewimpert, selten laubblattartig, krautig. Kelchblätter 5 bis 7 mm lang, fein zugespitzt, (auch frisch) deutlich nervig. Kronblätter weiss, fast bis zum Grunde 2-teilig (Taf. 104, Fig. la), länger oder so lang als der Kelch. Samen kastanienbraun, runzelig. — V bis VII (vereinzelt noch später). Zerstreut — stellenweise ganz fehlend, — in feuchten Wiesen, an Ufern, an Gräben, Weihern, in Sumpfwiesen, besonders in der Ebene; fast nur auf kalkarmer Unterlage. In D e u t s c h l a n d im mittlern und nördlichen T eil ziem lich allgem ein verbreitet, im Süden (südliches Bayern, W ürttem berg, Baden, E lsass-L othringen) zerstreut und stellen w eise vollständig fehlend. In O e s t e r ­ r e i c h einzig im östlichen T eil in B öhm en (verbreitet), M ähren (N am iest, Fröllersdorf bei Dürnholz, P rossnitz, Olmütz, H ohenstadt, Rautenberg, B isenz), Schlesien (W eidenau, T esch en ) und N iederösterreich. In der S c h w e i z äusserst selten in den K antonen Bern (B iel; hier von L ü s c h er 1900 w ieder aufgefunden), Freiburg (Vully, pres de la Sauge) und Neuenburg.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittel-, Nord- und arktisches Europa (fehlt im Süden), gemässigtes Asien. S. glauca ist w ie fast alle Stellarien im H abitus und in der Grösse der Blüten ziem lich veränderlich. H ieher: f. t v p i c a Schw arz. Laubblätter meergrün. — f. v i r e n s G. F. W . M ey. ( = var. Laxm ánni [F isch.I

359 Gürke). L aubblätter grasgrün. Trugdolde 5- bis 7-blütig (Sehr selten). — f. l a t i f ö l i a M arsson. Laubblätter breit. — f. a n g u s t i f ó l i a M arsson. Laubblätter schm al. — f. p a r v i f l o r a K lett et. R ieht. ( = var. m icrop é t a l a Krok). W eibliche Form m it verküm m erten Staub- (A ntheren ohne Inhalt) und K ronblättern; letztere nicht oder w en ig länger als der K elch (Selten). M ehrfach sind tetram ere G ipfelblüten m it 3- oder 4-gliedrigem Fruchtknoten b eob ach tet worden, ebenso schon Laubsprosse in den A chseln der K elchblätter. — D ie se in N ord- und M itteldeutschland ziem lich häufige A rt tritt daselbst gern in W iesenm ooren auf, neben A spidium thelypteris, Cardamine pratensis, Cirsium palustre, M yosotis caespitosa, B etónica officinalis, Eriophorum angustifolium, Pedicularis palustris, A chillea Ptarm ica, Su ccisa pratensis, Sanguisorba oflficinalis, Galium boreale etc. F ast ebenso häufig findet sie sich an schilferigen See- und Bachufern im Bereich der T eichflora zusam m en m it Carex pseudocyperus, rostrata und flava, T riglochin palustre, Scirpus lacuster, G lyceria plicata, P oa palustris, Comarum palustre, Cicuta virosa, L ycopus Europaeus, Galium palustre, Solanum dulcamara, Ranunculus L ingua und sceleratus, Lythrum salicaria. Sium latifolium , Thalictrum angustifolium und flavum, Ulmaria pentapetala etc. Im O bereisass wurde S. glauca nach W a l d n e r auf U ferw iesen an der Jll in G esellschaft von G ratiola offi­ cinalis, V erónica longifolia, V iola stagnina, O enanthe fistulosa, Peucedanum officinale, Teucrium Scordium , Galium boreale etc. konstatiert.

969. Stellaria crassifólia Ehrh. (= S. humifúsa Retz., = S. dichótoma Weber, = S. lateriflóra Fleisch., = S. Alsine Bunge, = Lábrea crassifólia Rchb., = Cerástium tetrágonum Baumg.). F e l d - S t e r n m i e r e . Fig. 599n bis p. Ausdauernd, 3 bis 15 cm hoch, lockerrasig, in der Tracht von S. uliginosa. Stengel aus niederliegender Scheinachse aufsteigend oder aufrecht, unten zuweilen wurzelnd, 4-kantig, glatt, kahl, oberwärts gabelästig. Laubblätter sitzend, länglich-lanzettlich, kurz zugespitzt, dicklich, in der Regel etwas fleischig, saftiggrün, 6 bis 15 mm lang und (1) 2 bis 6 mm breit, kahl. Trugdolde wenigblütig, gabel- und endständig. Blütenstiele kahl, anfänglich auf­ recht, später fast wagrecht abstehend (Fig. 599 n), zuletzt wieder aufrecht, unter dem Kelch verdickt (Fig. 599 p). Tragblätter krautig, am Rande kahl. Offene Blüte ca. 6 mm breit. Kelchblätter kahl, länglich-lanzettlich, ziemlich spitz, frisch undeutlich, getrocknet deutlich 3-nervig, kürzer als die 2 bis 3 mm langen, bis zum Grunde 2-teiligen, weissen Kronblätter. Kapsel eiförmig, länger als der Kelch, bis auf 2/3 oder 3/4 gespalten. — VII, VIII. Zerstreut in Moorsümpfen, auf sumpfigen, torfigen Wiesen, Torfhügeln, an quelligen Seeufern, in Wiesengräben, in Brüchen. Fehlt in O e s t e r r e i c h und in der S c h we i z , vollständig. In D e u t s c h l a n d , besonders im m ittleren und nordöstlichen Flachland in M ecklenburg, .Hannover, Brandenburg, Pom m ern, in O st- und W estpreussen, P osen (A lt-B oyen ); w estlich bis W estfalen, Buxtehude (D am m häuser M oor) und Lüneburg (Kaltenm oor). A usserdem zerstreut in Schlesien (Sprottebruch bei Q uaritz und Arnsdorfer G rundseen bei Liegnitz) so w ie ganz vereinzelt im Süden in W ürttem berg (W urzacher R ied im Oberamt Leutkirch [1865], Buchau [1882] und O ggelshausen (1872] im O beramt Riedlingen), jedoch nicht in Bayern (auf keinen F all um Aschaffenburg!).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Nördliches und arktisches Europa, selten in Mittel­ europa, Sibirien. A endert ab: f. b r e v i f ó l i a Rafin. ( = f. latifólia M arsson). Stengel m eist niederliegend, 5 bis 15 cm lang, vom Grunde an m it zahlreichen, nach allen Seiten hin gestreckten A esten. Laubblätter länglich- b is schm al-lanzettlich, (1) 2 bis 5 mm breit, + spitz. Blüten öfters einzeln (Selten am M eeresstrande). — f. h e l ö d e s (Bieb.) Fries ( = var. angustifólia M arsson). L aubblätter nicht fleischig (Selten). — S. crassifólia hat ihre H auptverbreitung im nördlichen und arktischen Europa und A sien, von w o sie sich südlich bis in die M oore des norddeutschen T ieflandes verfolgen lässt. Ganz vereinzelte Standorte befinden sich in Schlesien und O berschwaben. P flanzengeographisch verhält sich die Pflanze ganz ähnlich w ie Betula nana (pag. 80), A lsin e stricta, Juncus stygius (Bd. II, pag. 163), Carex capitata (Bd. II, pag. 55), w elch e gleichfalls echt arktisch-praealpine Typen repräsentieren. Von B a s t a r d e n wurden als Seltenheit beobachtet: 1. S. p a l u s t r i s Retz, x S. g r a m í n e a L. ( = S. d e c i p i e n s Hausskn.). — 2. S. g r a m í n e a L. X S. u l i g i n o s a Murr. ( = S. a d u lt e r in a Focke), vgl. Abhandl. des naturwissenschaftl. Vereins Bremen Heft II, 1867. — 3. S. p a l u s t r i s Retz. X S. u l i g i n o s a

Murr (bei Bremen).

360

CCLXIII.

Cerästium1) L. H orn k rau t. Franz.: Ceraiste; engl.: Mouse-ear chick weed; ital.: Cencio-molle, orecchie di topo, peverina.

Ein- oder mehrjährige, meist behaarte Kräuter, seltener Halbsträucher, mit einfachen oder gabelartigen Zweigen. Laubblätter gegenständig, ganzrandig, ungestielt. Blüten zwitterig, meist in endständigen lockeren Trugdolden, seltener einzeln, in der Regel 5-, seltener 4-zählig (Fig. 601 b). Tragblätter krautig oder ± hautrandig. Kelchblätter hautrandig. Kronblätter weiss, ungefähr bis zur Mitte 2-spaltig oder spitz ausgerandet. Staubblätter meist 10 (seltener 5 oder 4), einemDrüsenringeingefügt. Griffel 5 (Fig. 602 i, 603f), selten 4 (Fig. 601 c) oder 3 (Fig. 600b, c, g). Fruchtkapsel 1-fächerig, zylindrisch oder kegelförmig, meist hornartig gekrümmt (Taf. 105, Fig. 1 a, 2a, 5b; Fig. 600d, h), länger als der Kelch, an der Spitze mit 10 (8) kurzen, gleichlangen Zähnen aufspringend; letztere entweder gerade oder nach aussen umgerollt (Fig. 600d, h, Fig. 605 i). Fruchtknoten kahl oder sehr selten (C. grandiflorum) im unteren Teil behaart. Samen zahlreich, zusammengedrückt, kugelig oder nierenförmig, körnig-warzig (Taf. 105, Fig. 2 d ; Fig. 602 e, f). Keimling fast ringförmig (Fig. 603 n, o). D ie G attung, deren System atik noch sehr im A rgen liegt, um fasst ca. 40 z. T. äusserst polymorphe Arten, w elch e nam entlich in der Behaarung und D rüsigk eit stark variieren. A uch die Sam en können für die System atik kaum verw endet werden, da die Papillen der Sam enhaut je nach dem A lter verschieden gestaltet sind. Im jugendlichen, turgeszenten Zustande sind sie stark vorgew ölb t, später sinken sie zusammen. D ie Cerastien sind vorzu gsw eise in der nördlich gem ässigten Zone verbreitet. Einzelne Arten repräsentieren w e it­ verbreitete, gem eine Ruderalpflanzen oder Ackerunkräuter, so besonders C. glom eratum und C. caespitosum . M ehrere teilw eise sehr grossblütige Arten gehören den Alpen an. Arktisch-alpin sind C. cerastoides und alpinum, endem isch­ alpin C. latifolium (auf Kalk), C. uniflorum, pedunculatum (beide auf U rgestein) und C. Carinthiacum. A eusserst verbreitet in den Zentralalpen ist ferner die subsp. strictum von C. arvense (F ig. 606). A d v e n t i v wurden ausser C. tom entosum gelegen tlich einzig C. c a m p a n u l a t u m V iv. aus Südeuropa und K leinasien aus der V erw andt­ schaft von C. silvaticum (H afen von M annheim 1884; Bahnhof Zürich 1902, jedoch nicht im W allis) sow ie C . d i c h ö t o n u m L. aus dem M ittelm eergebiet aus dem Verw andtschaftskreis von C. sem idecandrum und tetrandrum (R üders­ dorf bei Berlin 1894) angetroffen. K u l t i v i e r t werden als Zierpflanzen in Gärten einige w eissfilzige Arten, vor allem C. t o m e n t o s u m L. sensu strictiore (pag. 376), selten auch C. c a n d i d i s s i m u m Correns, C. g r a n d i ­ f l o r u m W aldst. et Kit. aus den K üstengegenden der östlichen Adria (w ie C. candissimum mit verzw eigten H aaren), C. a r g e n t e u m Bieb. aus W estasien und C. B i e b e r s t e i n i i D C . aus Taurien (die beiden letzteren w ie C. tom entosum m it einfachen Haaren). D ie U ntergattung D ichodon B oiss., zu w elcher die beiden ein­ heim ischen Arten C. anomalum und cerastoides gehören, w e ist 3 Griffel und aufrechte oder abstehende K apsel­ zähne (Fig. 600 d, h) auf und verbindet dadurch die beiden G attungen Cerästium und Stellaria miteinander. D ie Blüten sind w eiss und m eist proterandrisch m it halbverbogenem H onig, der w ie bei den Gattungen Stellaria und M alachium am Grunde der Staubblätter abgesondert wird. V erschiedene Arten sind gvnod io e c isc h ; die w eiblichen Blüten sind dann stets kleiner und haben verküm m erte Staubblätter. Ebenso kann bei ausbleibendem Insektenbesuch leicht spontane Selbstbestäubung erfolgen. M ehrfach sind tetram ere Blüten (C . arvense), apetale Form en sow ie vergrünte Blüten — w ohl hervorgerufen durch ein Insekt (Psylla Cerastii) — konstatiert worden. Ebenso wurden schon 3-gliedrige W irtel an S telle eines Blattpaares beobachtet. 1. Griffel in der R egel 3 (F ig. 600b, g ) 2. 1*. Griffel in der R egel 5 (F ig. 603 f), seltener 4 3. 2. Ausdauernde Alpenpflanze.Tragblätter und K elch kahl od. fast kahl (Fig. 600c, d) C. c e r a s t o i d e s nr.9/-0. 2*. Einjähriges Kraut. Tragblätter und K elch drüsig-flaum ig (Fig. 600h). C. a n o m a l u m nr. 9/ 1. 3. K ronblätter klein (höchstens 8 mm lang), w enig länger, gleichlang oder kürzer als der K elch, selten auch fehlend 4. 3*. Kronblätter, besonders diejenigen der w eiblichen Blüten, gross (über 8 mm lang), mindestens l 1/* mal so lang als der K elch 9. 4. Alle T ragblätter krautig, besonders an der Spitze abstehend behaart 5. 4*. T ragblätter w en igsten s zum T eil hautrandig (F ig. 601 i, k, s), an der Spitze kahl 75. Blüten normal 5-zählig 6. 5*. Blüten 4 - (oder nur ausnahm sw eise 5-) zählig (F ig. 601b, c). Einzig auf den F riesischen Inseln und auf H elgoland C. t e t r a n d r u m nr. 9 /4 . *) Gr. x tg a g [keras] =

Horn; nach den hornförm ig gebogenen Fruchtkapseln.

105

361

Tafel 105. Erklärung der Figuren. Fig. 1. 1 a. lb . lc . l d. 2. 2 a. 2b. 2c. 2d. 3. „ 4.

Cerastium glomeratum (pag. 363). Habitus. Reife Fruchtkapsel mit Kelch. Staubblätter. Querschnitt durch den Fruchtknoten. Samen. Cerastium caespitosum (pag. 366). Habitus. Reife Fruchtkapsel mit Kelch. Längsschnitt durch die Blüte. Stengelhaar (vergrössert). Samen. Cerastium arvense (pag. 374). Habitus. Cerastium arvense subsp. strictum. Habitus.

6. Pflanze Staubfäden kahl 6*. Pflanze gew im pert (F ig. 603e) 7. Pflanze 7*. Pflanze

Fig. 5. Cerastium uniflorum (pag. 368). Habitus. 5 a. Kelchblatt. 5 b. Reife Fruchtkapsel im Kelch. 6. Holosteum umbellatum (pag. 377). Habitus. 6 a. Samen. 6 b. Blüte. 6 c. Kronblatt. 6d. Kelchblatt. 7. Moenchia erecta (nr. 989). Habitus. 7 a. Blüte mit Kelch. 7 b. Kelchblatt mit 2 Kronblättern und 1 Staub­ blatt.

blass- oder fast gelbgrün.

B lütenstiele auch zur F ru ch tzeit nicht länger als der K elch C. g l o m e r a t u m nr. 972. graugrün. Blütenstiele länger, zur Fruchtzeit bis 5 mal so lang als der K elch. Staubfäden C. b r a c h y p e t a l u m nr. 973. nur blühende Stengel treibend. Unfruchtbare T iie b e fehlend 8. neben den blühenden Stengeln m eist auch unfruchtbare, beblätterte Sprosse treibend.

C. c a e s p i t o s u m nr. 9778. O bere T ragblätter schm al hautrandig (F ig. 601s), die unteren krautig oder nur an der Spitze trockenhäutig C. p u m i l u m nr. 976. 8*. A lle T ragblätter breit-, an der Spitze m indestens zu 1/ i der L änge hautrandig (F ig. 601 i, k). C. s e m i d e c a n d r u m nr. 975. 9. T ragblätter ganz krautig, den Laubblättern ähnlich. N iedrige ausdauernde Alpenpflanzen mit 1- bis 3-blütigem Sten gel 10. 9*. T ragblätter (w en igsten s die oberen) hautrandig (F ig. 6 0 4 f, 6 0 5 c) 12. 10. Kronblätter w eit beckenförm ig, doppelt bis über doppelt so lang als der K elch. Zähne der F rucht­ kapsel nicht zurückgerollt 11. 10*. K ronblätter glock ig, den K elch höchsten s um 1k überragend. Zähne der Fruchtkapsel zurück­ gerollt (F ig. 602d ) C. p e d u n c u l a t u m nr. 980. 11. Pflanze lockerrasig. Laubblätter bläulichgrün, ziem lich steif. Kronblätter mehr als doppelt so lang als der K elch. A u f Kalk _ C. l a t i f o l i u m nr. 978. 11*. Pflanze dichtrasig. Laubblätter grasgrün, w eich. K ronblätter nie mehr als doppelt so lang als der K elch. A u f U rgestein C. u n i f l o r u m nr. 979. 12. Pflanze schlaff, ausläuferartige Sprosse treibend. U nterste Laubblätter spatelförm ig, lang gestielt. Nur in O stpreussen und zerstreut in O esterreich C. s i l v a t i c u m nr. 981. 12*. A lle L aubblätter sitzend 13. 13. Laubblätter vorherrschend eiförm ig oder elliptisch, seltener länglich, in den B lattachseln m eist ohne beblätterte Sprosse . . 14. 13*. Laubblätter länglich-lanzettlich oder lineal, in den A chseln in der R egel m it B lattknospen oder beblätterten Trieben. T ragblätter mit breitem Hautrand 17. 14. Pflanze zw eijährig, ohne beblätterte Seitensprosse. Laubblätter gelblichgrün, behaart, die unteren fast rundlich, die oberen elliptisch. Fruchtstiele aufrecht oder w en ig abstehend. Selten in Krain und K üstenland. C. S o n t i c u m nr. 982. 14*. Ausdauernde Kräuter m it beblätterten Seitensprossen. Fruchtstiele zurückgebogen oder doch abstehend . 15. 15. Alle T ragblätter mit breitem Hautrand. Laubblätter kahl oder fast kahl C. C a r i n t h i a c u m nr. 984. 15*. T ragblätter mit schm alem Hautrand, die unteren zuw eilen ganz krautig. Laubblätter + behaart 16. 16. Sprosse kriechend. Laubblätter w eichhaarig. A lle T ragblätter hautrandig. C. a l p i n u m nr. 985. 16*. Sprosse am Grunde wurzelnd. Laubblätter w en ig behaart. U nterste Tragblätter ganz krautig. C. s u b t r i f l o r u m nr. 983. 17. Stengel und Laubblätter kurzhaarig, aber niem als w eissfilzig. C. a r v e n s e nr. 986. 17*. Stengel und Laubblätter dicht w eissfilzig (F ig. 6 0 5 h). F ast nur verwildert. C. t o m e n t o s u m nr. 987. H e g i , F lo r a. Bd. III.

77

*

362

970. Cerastium cerastoides

(L.) B ritton ( = C. trigynum V ill., = C. stellarioides H artm ., = C. L ap p ö n icum C ran tz, = C. refractum A ll., = S tellaria cerastoides L. nec Sm., = D ichodon cerastoides R chb.). D r e i g r i f f e l i g e s H o r n k r a u t . F ig. 600a bis d. A u sd au ern d , 5 bis 15 cm hoch, lockerrasig, kurzkriechende, zuw eilen w urzelnde, am G ru n d e oft verholzende S täm m chen treibend. S tengel aus niederliegendem G runde aufrecht, fast kahl (m eist nur am obersten S tengelglied m it einer H aarreihe, selten ringsum beh aart). L a u b b lä tte r freudiggrün, dicklich, k rautig, kahl, länglich-lanzettlich o der lineallanzettlich, die obersten fast eirund, 6 bis 9 mm lang, kahl o d er am G runde gew im pert, die u n teren einander g en ä h ert, die oberen entfernter. B lüten in en d stän d ig er, lockerer, 1- bis 3-blütiger T ru g d o ld e. T ra g b lä tte r k rautig, eilanzettlich, kahl. B lütenstiele schw ach drüsenhaarig-flaum ig, nach dem V erblühen herabgeschlagen. G eöffnete B lüte 12 bis 18 mm im D urchm esser. K e lc h b lä tte r eilanzettlich, stum pf, 5 bis 6 mm lang, kahl, grün, m it d u rch ­ sichtigem H a u tran d (F ig. 600 c, d). K ro n b lä tte r tief 2-spaltig, bis d o p p elt so lang als der K elch . Griffel in d er R egel 3 (Fig. 600b), selten 4 oder 5. K a p se l fast zylindrisch, zuletzt bis dop p elt so lang als d er K elch, m it 6 stum pfen Z ähnen sich öffnend (Fig. 600 d, 603 h). Sam en rundlich, körnig-runzelig, 0,7 bis 0,8 mm breit. — V II, V III. Z e rstre u t an feuchten, steinigen O rten, auf m oorigen S tellen, in feuchten R unsen, auf kahlem , tonigem L ehm boden der A lpen, von ca. 1700 bis 3000 m, vereinzelt auch tiefer (Sellrain im Inntal in T iro l 1170 m). B esonders auf U rgestein. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : P y ren äen , A lpen, K a rp a te n , A pennin, N ordw estB alkan, K aukasus, östliche und w estliche A rk tis, A ltai, H im alaya, N ordam erika.

F i g . 6 0 0 . C e r a s t i u m c e r a s t ö i d e s ( L . ) B r i t t o n . a H a b i t u s (2/s n a t ü r l . G r ö s s e ) . 5 k n o te n m it Griffeln, c J u n g e F r u c h t k a p s e l im K e lc h , d R eife F r u c h tk a p s e l. — m a l u m W a l d s t . e t K i t . e, f H a b i t u s d e r b l ü h e n d e n u n d d e r f r u k t i f i z i e r e n d e n (2/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , g F r u c h t k n o t e n m i t G r i f f t l n . h Reife F ru ch tk a p se l. i k, l P a p i l l e n d e s s e l b e n v o n o b e n u n d v o n d e r S e i t e .

F ruchtT C. a n o Pflanze Samen.

D ie se s a rk tisc h -alp in e H o rn ­ k r a u t e rsc h e in t in den A lpen v o r allem a u f U rg e stein , u n d z w a r m it V o rlieb e in den S c h n e etälc h en (h ie r m it C ard am in e alpina, Salix h e rb a c e a , M e u m M u tellin a , L u zu la sp a d ice a, S o ldanella pusilla, C h ry ­ sa n th em u m a lp in u m , A re n aria b iflo ra , A lchim illa p e n ta p h y lle a, V e ro n ic a alpina, A ra b is caerulea, G n a p h aliu m supinum , S ibbaldia p ro c u m b e n s, Sedum a lp estre, Polyg o n u m viv ip aru m [pag. 196], P oly tric h u m se x a n g u la re) o d er an fe u ch ten , quelligen S tellen, in T ü m ­ peln u n d kleinen S üm pfen, m eist v e rg e se llsc h a fte t m it E pilobium anag allid ifo liu m und alsinifolium ,S te lla ria ulig in o sa (pag. 357), S axi­ fra g a stellaris u n d aizoides, E riop h o ru m S ch eu ch zeri, C arex Goo-

denow ii, ste llu lata und lag o p in a, Ju n c u s filiform is und trig lu m is, G e n tia n a B a v arica , T ric h o p h o ru m caesp ito su m etc. (vgl. a u ch Bd. II, pag. 20). — D ie h o m o g am e n , in d e r Z ahl der F r u c h tb lä tte r e tw a s sc h w a n k en d e n B lüten w erden n a ch H errn. M ü l l e r in den A lpen v o n F lieg e n b e su c h t.

971. Cerastium anömalum W aldst. et K it. (= S tellaria viscida Bieb., = S. anom ala R ch b ., = S. dubia B ast., = S. sabulösa F isch., = C. M auritanicum Pom el, = D ichodon anom alum R ch b ., = H olosteum dichötom um C. K och). K l e b r i g e s H o r n k r a u t , F ig. 6 0 0 f bis 1. E in jäh rig , (3) 6 bis 30 cm hoch, nicht rasenbildend. W u rzel spindelförm ig-faserig. S ten g el au frech t o d er aufstrebend, m eist einfach und nur oberw ärts gabelästig (seltener

363

auch am Grunde langästig), stielrund, gerillt, wie die ganze Pflanze drüsig-weichhaarig. Laubblätter breit lineal, stumpf, 13 bis 20 mm lang, die untern breiter (zuweilen fast spatel­ förmig), in einen langen Blattstiel verschmälert, die obern sitzend, ganz oder nur am Rande drüsig-bewimpert. Blüten wenig zahlreich, zu 1 bis 3 endständig oder zu mehreren zu einer gabelteiligen, zuerst gedrungenen, später lockeren Trugdolde vereinigt. Blütenstiele stets aufrecht, drüsig-flaumig, die untern bis 8 cm lang. Tragblätter krautig (ohne Hautrand), klebrig-diüsenhaarig. Offene Blüte ca. 9 mm im Durchmesser. Kelch­ blätter länglich-lanzettlich, stumpf, krautig, mit schmalem Hautrand, 4 bis 5 mm lang. Kronblätter etwa auf x/3 gespalten, fast doppelt so lang als der Kelch. Griffel fast stets 3 (Fig. 600 g). Fruchtkapsel länglich walzenförmig, länger bis beinahe doppelt so lang als der Kelch (Fig. 600h). Samen braun, 0,5 mm breit, bekörnelt (Fig. 600 i, k, 1). — IV bis VI. Zerstreut auf sandigen Triften und Wiesen, in Gräben, auf wüsten Flächen, in Gerstenfeldern; nur in D e u t s c h l a n d (besonders im Oder- und Elbegebiet) und im öst­ lichen O e s t e r r e i c h . In D e u t s c h l a n d vereinzelt in Baden (bei Lam pertheim [1890], Fussgönnheim und M utterstadt [1892, 1897], H eddesheim [1901]; früher auch bei M üllheim), in der P falz (Altrheine bei M utterstadt, Dürkheim , Frankenthal), in H essen (bei W orm s), in Lothringen (im M oselgeb iet bei M etz, Chäteau-Salins, V ic, M oyenvic, M arsal), vereinzelt bei Frankfurt a. O. (kürzlich von L u x und G r u n e m a n n beobachtet) und in Schlesien (m ehr­ fach in der Oderniederung von N ieder- und M ittelschlesien, bei N eusalz, Parchw itz, Steinau, vielfach um Breslau). In O e s t e r r e i c h vereinzelt in Böhm en (G itschin, Jungbunzlau, L issa), M ähren (N ikolsburg, Pollau, P oppitz bei Auspitz, M illow itz, M autnitz) und in N iederösterreich (zufällig und vorübergehend in und um W ien, bei Baden).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und südöstliches Europa (von Frankreich bis Südrussland, häufig in Ungarn), selten in Mitteleuropa. Cerastium anomalum ist eine südosteuropäische Spezies, w elch e nach Aug. S c h u l z (E ntw icklun gs­ geschich te der oberrheinischen T iefebene, 1906) ähnlich w ie Iris spuria (Bd. II, pag. 294), K ochia arenaria (pag. 250), V icia Cassubica, P eucedanum officinale, Scabiosa canescens etc. während einer trockenwarm en Periode aus dem österreichisch-m ährischen D on augebiet nach dem O dergebiet, nach Böhm en und nach dem w estlich en Deutschland (bis ins M oseltal) Vordringen konnte. Andrerseits ist aber nicht zu übersehen, dass diese einjährige Art stellenw eise nur adventiven Charakter b esitzt und gelegen tlich jahrelang (sogar während 30 Jahren) ausbleiben kann. N ach F. W. S c h u l t z (P hytostatik der Pfalz, pag. 119) scheint es, dass die Sam en im H erbst lange unter W asser stehen m üssen, um zur K eim ung zu gelangen. In Lothringen (z. B. um M etz) findet sich diese A rt nach W’ a l d n e r an Flussufern auf Schw em m land vor, ähnlich w ie Sieglingia decum bens (Bd. I, pag. 275), Vulpia myurus und D ertonensis (Bd. I, pag. 326), Herniaria glabra, M yosurus minimus, Silene conica (pag. 281), Lythrum hyssopifolia, T eesd alea nudicaulis, H yoseris m inim a, Chondrilla iun cea, Podosperm um laciniatum , Gnaphalium luteo-album , F ilago G allica und arvensis, Euphorbia Esula etc.

972. Cerastium glomerätum Thuill. (= C. viscösum auct, = C. vulgatum L., = C. ovale Pers., = Stellaria vulgata Link, = S. glomerata Jessen). Taf. 105, Fig. 1.

Knäuel-Hornkraut.

Ein- oder zweijährig, 2 bis 4 5 cm hoch, blass- oder fast gelbgrün, abstehend be­ haart, oberwärts (selten schon vom Grunde an) drüsenhaarig, sehr selten drüsenlos. Stengel aufrecht oder aufsteigend, vom Grunde an oder erst oberwärts verzweigt, entfernt be­ blättert, seltener einfach. Laubblätter rundlich-eiförmig oder länglich, zart, sehr stumpf, stachelspitzig, anliegend behaart, am Rande lang bewimpert, die untern in einen breiten Stiel verschmälert. Blüten in ausgebreiteten, in ihren letzten Auszweigungen fast geknäuelten Trugdolden. Tragblätter sämtlich krautartig, besonders vorn am Rande ab­ stehend behaart. Blütenstiele drüsig-flaumig, auch zur Fruchtzeit höchstens so lang als der Kelch, nach dem Verblühen hakig gebogen, zuletzt wiederum aufrecht. Kelchblätter lanzettlich, spitz, 4 mm lang, spitz schmal-hautrandig, bis zur Spitze behaart. Kronblätter weiss, so lang, etwas kürzer oder etwas länger als der Kelch, bis auf x/4 gespalten. Staubfäden kahl, etwas ungleich lang (Taf. 105, Fig. 1 b). Kapsel schmal, schwach auf­ 77 *

364

wärts gekrümmt, fast doppelt so lang als der Kelch. Samen hellbraun, fein warzig (Taf. 105, Fig. 1 d), 0,4 mm breit. — III bis IX. Zerstreut, aber wohl oft übersehen, in feuchten Gebüschen, Gräben, schattigen Laubwäldern, an Ufern, Weg- und Ackerrändern; von der Ebene bis in die subalpine Region (bis gegen 2000 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast Kosmopolit. A endert etw as ab ; f. e g l a n d u 1 6 s u m auct. Pflanze drüsenlos ( Sel t en) . — f. l o n g i p e t a l u m Bamb. K ronblätter beinahe 1 mal länger als der K elch. — f. a p e t a l u m auct. K ronblätter fehlend. — f. c a s t r a t u m K ittel. Staubblätter 5 (innerer Staubblattkreis fehlend oder ohne A ntheren) oder 5 unfruchtbar (Sehr selten).

973. Cerastium brachypetalum J) Desportes (= C. viscosum Pollich, = C. barbulatum Wahlenb., = C. barbätum Ducros, = C. strigösum Fries, = C. gracile Wahr., = Stelläria brachypetala Jessen). B a r t - H o r n k r a u t . Fig. 603a bis h. Ein- oder zweijährig, graugrün, abstehend weich-behaart, oberwärts ± drüsig-behaart, seltener drüsenlos. Stengel schlank, aufrecht oder aufstrebend, einfach oder schon vom Grunde an ästig, sehr entfernt beblättert. Laubblätter länglich-eiförmig, stumpf oder spitz, anliegend-graubehaart, am Rande gewimpert, die untern in einen Stiel verschmälert. Blüten stand locker trugdoldig, nur die obern Blüten einander genähert. Tragblätter durchaus krautig, ohne Hautrand, an der Spitze von langen Haaren bärtig. Blütenstiele dicht abstehend-behaart, zur Fruchtzeit 2 bis 3 (5) mal so lang als der Kelch (Fig. 603b), etwas abstehend und an der Spitze hakig-gebogen. Kelchblätter eilanzettlich, spitz, 4 mm lang, schmal hautrandig, bis zur Spitze behaart und bewimpert. Kronblätter weiss, so lang oder kürzer als der Kelch, bis auf 1 / i oder 7» gespalten, am Grunde etwas bewimpert (Fig. 603 d). Staubfäden gewimpert (Fig, 603e). Kapsel fast gerade oder schwach nach aufwärts gebogen, 7s länger (selten doppelt so lang) als der Kelch (Fig. 603g). Samen rotbraun, 0,3 mm breit, fein warzig. — IV bis VI. Zerstreut an grasigen, trockenen Hügeln (pontische Hügel), Mauern, Wegrändern, auf sandigen, trockenen Plätzen, auf Acker- und Gartenland der Ebene und der Bergregion; vereinzelt bis gegen 1000 m (Puschlav in Graubünden ca. 900 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittel- und Südeuropa, Nordafrika, Kleinasien, Transkaukasien. Aendert ab: f. g l a n d u l d s u m K och ( = var. Taüricum [Spreng.] A. Kerner). B lütenstiele und K elch (zuw eilen auch der obere T eil des Stengels) von langen drüsentragenden und drüsenlosen Haaren dicht besetzt. Pflanze zart. — f. e g l a n d u l o s u m Fenzl. Pflanze drüsenlos. — Zuw eilen ist aber an derselben Pflanze der eine Z w eig drüsig, der andere drüsenlos. — f. a p e t a l u m W ohlfarth. Blüten ohne Kronblätter.

974. Cerastium teträndrum*2) Curtis (= Stellaria cerastoides Sm. nec L., = S. tetrandra S. F. Gray, = Mdenchia cerastoides Spreng., = Esmärchia cerastoides Rchb.). m ä n n i g e s Ho r n k r a u t . Fig. 601a bis d.

Vier-

Ein- oder zweijährig, 4 bis 15 cm hoch, ausgebreitet lockerrasig, sehr stark drüsen­ haarig. Stengel aufstrebend bis aufrecht, zuweilen rot überlaufen. Laubblätter lineal­ länglich, spatelförmig, nach dem Grunde verschmälert, die untern in einen Stiel ver­ schmälert. Blütenstand wenigblütig und nicht stark abstehend-gabelästig. Tragblätter durchaus krautartig (ohne Hautrand), breit-eiförmig, kurz bewimpert. Blütenstiele schlank, drüsenhaarig, nach dem Verblühen steif aufrecht, die untern 2 bis 4 mal so lang als der Kelch. Blüten 3 bis 4 mm' im Durchmesser (Fig. 601b). Kelchblätter 4 (selten 5), lanzettlich, zugespitzt, hautrandig, drüsig-behaart. Kronblätter 4 (selten 5), etwas kürzer als der Kelch, 9 Gr. ßgaxvg [brachys] = 2) Gr. vevvaga [tettara] = Zahl der Staubblätter.

kurz und neta?.ov [petalon] = Blatt. 4 und dvrjg, G enitiv dvdgög [aner, andrös] = M ann; 4-m ännig nach der

365 bis auf 1/3 zw eispaltig, am G runde grünlich und verdickt. S ta u b b lätte r 4 (selten 8 o d er 10), halb so lang als die K rone. Griffel 4, selten 3 o d er 5 (F ig. 601 c). K ap sel län g er als der K elch, 8-zähnig (F ig. 601 d). Sam en w arzig-punktiert. — TU bis VI. Selten auf D ünen, in T äle rn und sandigen W eiden des nordw estlichen D e u t s c h l a n d s . N a ch J u n g e (V erhandl. des n a tu rw . V ereins H a m b u rg . 1909, Bd. X V II) einzig auf H e lg o lan d sow ie a u f den n o rd friesisch e n Inseln u n d U m g e b u n g : E id e rste d t (D ü n e n von St. P e te r), A m rum (v e rb re ite t in den D ünen) u n d S ylt (D ü n e n von H örnum u n d L ist). W a h rsc h e in lic h a u c h a u f R öm u n d v ielleicht am sa n d ig en F e stla n d s tra n d e n ö rd lic h von H oyer bei T o n d ern , jed o c h k a u m a u f F ö h r.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : W estliches E u ro p a (von S panien durch das w estliche F ran k reich , B elgien, H olland bis w estliches N orw egen, G rossbritannien, F aer-O er), K orsika, Sardinien, C ap raja. C. te tra n d ru m is t eine u n sc h e in b a re w e ste u ro p ä isc h -a tla n tis c h e K üstenpflanze, w e lch e in d e r Z ahl ih re r B lüten teile s ta rk w e ch selt. N a c h K n u t h (B lütenbiologie) sind einzelne B lü te n b la ttk re ise 4-zählig, andere d a g eg en 5-zäh lig u n d z w a r sind K elch und K rone m eist 4 -zählig, S ta u b b lä tte r sind m eist 5 v o rh a n d en , w ä h re n d g e w ö h n lic h w ie d e r 4 (se lte n er 3) F ru c h tb lä tte r V orkom m en. D ie B lüten sind h o m o g am . S e lb stb e s tä u b u n g ist o ffenbar von E rfo lg b e g le ite t, d a die B lüten a u sse ro rd e n tlic h selten von In se k ten b e su c h t w erd en , a b e r g leic h ­ w ohl sä m tlich e B lü ten F rü c h te a n setzen . A e h n lic h w ie C o c h le aria D a n ic a w ird a u ch C. te tra n d ru m g e le g en tlic h von S chw ebfliegen (S y ritta pipiens L . und E rista lis sp.) b e su c h t.

975. Cerastium semidecändrum*) L. (= C. breviflörum Gilib., = C. pentandrum K ro ck ., = C. viscidum Link, = C. pellücidum C haub., = C. rotundätum Schur, = S tellaria sem id ecan d raL in k , = C entünculussem idecandrusS cop.). S a n d - H o r n k r a u t . F ig. 6 0 1 eb isp . E in- o d er zw eijährig, 1 bis 15 (30) cm hoch, m eist hellgelbgrün (je nach dem S ta n d o rt ab er auch trübgrün), in der T ra c h t von H olosteum um bellatum (pag. 377)» kurz-, fast flaum haarig, stets und m eist reich drüsig, 1- bis m ehrstengelig, aufrecht oder niederliegend, nur blühende (keine un­ fruchtbaren), niem als w u r­ zelnde Sprosse treibend. L au b b lä tter eiförm ig oder eiförm ig - lä n g lic h , m eist stum pf, b eh aart, die untern kurz gestielt u n d b ald v e r­ trocknend. B lütenstand dol­ d en artig o d er m it w enigen do ld en artig verzw eigten A esten. B lütenstiele drüsig und kurzh aarig , nach dem V erblühen zu rü ck g esch la­ gen. T ra g b lä tte r insgesam t b re ith a u tran d ig , an der Spitze m indestens auf 1/i der L än g e h au tra n d ig (F ig. 601 i, k). Offene Blüte ca. 5 mm b reit (F ig. 601 f). K e lc h ­ b lä tte r eiförm ig, spitz, 3 mm C e r a s t i u m t e t r a n d r u m C u r t. a H a b i t u s (2/ s n a t ü r l . G r ö s s e ) , b B lü t e , c F r u c h t ­ lang, b reit h au tran d ig , k u rz­ kF ni go.t e601. n m i t G r if f el n , d F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . C. s e m i d e c ä n d r u m L . e H a b i t u s h aa rig und drüsig, am R a n d e (2/5 n a t ü r l . G r ö s s e ) , f B l ü t e , g K r o n b l a t t . h F r u c h t k n o t e n m i t G r if f e ln , i, k T r a g b l ä i t e r Und

65

an

d er

sem i = S ta u b b lä tte r.

.

S p itze halb,

kahl dexa

I F ru c h tk a p se l m it K elch.

qH a b i t u s

[deka] =

(natürl. G rösse),

zehn und

V e r s c h i e d e n e H a a r f o r m e n . — C. p u m i l u m C u r t . s T ra g b la tt, t F ru c h tk a p se l m it K elch.

r Blüte,

dvrjQ [aner] =

M ann;

5 -m ännig

n a ch

der

Z ah l

der

366

(Fig 6011), an der Spitze oft gezähnelt. Kronblätter weiss, so lang oder ein wenig kürzer als der Kelch (Fig. 611g), etwa auf 1/ i gespalten (zuweilen auch ungleich gespalten oder am Rande unregelmässig gezähnt). Staubblätter kaum halb so lang als der Kelch, kahl, zuweilen einzelne fehlend. Kapsel fast doppelt so lang als der Kelch, nach aufwärts gekrümmt (Fig. 601 1). Samen 0,3 bis 0,6 mm breit, hellbraun, undeutlich warzig. — III bis VI. Stellenweise auf trockenen Grasplätzen, an Rainen, Weg- und Ackerrändern, auf sandigen Hügeln, in trockenen Wäldern (zuweilen mit Holosteum und Myosotis hispida); von der Ebene bis in die Voralpen (Tal des Glenners in Graubünden, 1400 m). Ausserdem hie und da ruderal auf Bahnhöfen und Strassenpflaster. Al l g e me i n e Verbrei tung: Mittel- und Südeuropa (nördlich bis Südskandinavien), Nordafrika, Kleinasien, Transkaukasien. A endert ab: f. m a c i l e n t u m (Aspegren) Fries. Pflanze ganz kahl (Selten). — f. a b o r t i v u m Coss. et Germ. ( = var. hybridum Gren., = f. m onströso-sterile F. W Schultz, = var. parviflörum Celak ). Blüten sehr klein. Fruchtstiele m eist aufrecht. Kapsel oft verküm m ert. — f. s t e n o p e t a l u m Beck. K ronblätter schm al, länglich, an der Spitze gezähnelt. undeutlich nervig oder nervenlos, schm äler als die 3 mm langen, an der Spitze w ie die T ragblätter breithäutigen K elchblätter (Selten).

976. Cerastium ptimilum Curtis (= C. glutinosum Fries, = C. semidecändrum L. glutinosum Rchb., = C. obscürum Chaubard, = C. Grenieri F. Schultz). N i e d r i g e s Ho r n k r a u t . Fig. 601q bis t. Ein- oder zweijährig, H/2 bis 20 cm hoch, ohne nichtblühende Sprosse, meist dunkelgrün (seltener blassgrün), unten rötlich überlaufen, doch auch blasser, mit kurzen, abstehenden Haaren, dichtdrüsig-klebrig. Stengel aufrecht oder aufstrebend. Laubblätter länglich oder eilänglich, stumpf oder zugespitzt, behaart, viel kürzer als die Stengel­ intern odien, die untern in einen kurzen Stiel verjüngt. Blüten in 3 - bis mehrblütigen Trug­ dolden. Tragblätter eiförmig, die obern schmal hautrandig, die untern krautig oder nur an der Spitze wenig trockenhäutig (Fig. 601s). Blütenstiele drüsig und kurzhaarig, nach dem Verblühen aufrecht oder abstehend, nicht zurückgeschlagen, an der Spitze hakig um­ gebogen. Kelchblätter eiförmig, spitz, 4 bis 5 mm lang, kurzhaarig und drüsig, am Rande und an der Spitze trockenhäutig, kahl (Fig. 60lr). Kronblätter weiss, meist so lang als der Kelch oder wenig kürzer, bis über 1 / s der Länge zweispaltig. Fruchtstiele zur Fruchtzeit 2 bis 4 mal länger als der Kelch. Kapsel fast doppelt so lang als der Kelch, nach auf­ wärts gekrümmt (Fig. 601t). Samen dunkelbraun, 0,8 mm lang, fein warzig. — IV bis VI. Stellenweise — jedenfalls oft übersehen — an sonnigen, kurzrasigen Abhängen, Ackerrändern der Ebene. Verbreitung in Mitteleuropa nicht genau festgestellt! Al l g e me i n e Verbrei tung: Mittel- und Südeuropa (nördlich bis Südskandinavien), Nordafrika, westliches Asien. Am Kap und in Australien eingeführt. ß

D iese von der vorigen nur schw er zu trennende Art — sie w ird vielfach auch nur als Form derselben betrachtet und ist mit dieser durch U ebergänge verbunden — ist in die beiden folgenden Form en zu gliedern: 1. var. o b s c ü r u m Chaubard. Pflanze trübgrün. Untere T ragblätter ganz oder beinahe ganz krautig, unterw ärts m eist rötlich überlaufen. — 2. var. p ä l l e n s F . W. Schultz (var. lsetius D ucom m .). Pflanze blassgrün und w eniger drüsig als die vorige. U ntere Tragblätter breiter hautrandig (jedoch w en iger als bei C. semidecändrum), unterwärts nie rötlich überlaufen. Eine + reich sten gelige R iesenform wird von M u r r (A llgem . Botan. Zeitschr. 1905, pag. 5) als var. a g r i c o l a unterschieden. — Jedenfalls in den gleichen Form en­ kreis gehört C. s u b t e t r a n d r u m (L ange) M urbeck ( = C. glutinosum F ries var. bracteatum C. A. W ester­ lund). A lle Tragblätter ganz krautig. D ie m eisten Blüten 4-zählig. K apsel gerade (Selten, z. B. bei W ien [L in ien w all] beobachtet. V gl. hierüber M u r b e c k , Botaniska N otiser. Lund 1898, pag. 259).'

977. Cerastium caespitösum Gilib. (= C. vulgätum auct., = C. triviale Link, = C. vul­ gäre Hartm., = Stelläria trivialis Link). G e m e i n e s Ho r n k r a u t . Taf. 105, Fig. 2. Ausdauernd, 7 bis 30 (60) cm hoch, rasig, kurze beblätterte Sprosse und blühende Sprosse treibend, dunkel- oder graugrün, von abwärts gerichteten Haaren abstehend dichthaarig,

36 7

bis fast kahl, seltener oberwärts drüsig (Drüsenhaare mit birn- oder keulenförmigem Kopf). Stengel niederliegend, aufsteigend oder aufrecht, am Grunde oft wurzelnd, einfach oder wenig verzweigt, unten zuweilen rot überlaufen. Laubblätter länglich-eiförmig bis länglichlanzettlich, weit auseinander- bis dichtstehend, stumpf bis spitz zulaufend, bis 13 (26) mm lang und bis 4 (9) mm breit, die untern allmählich in einen Stiel verschmälert, die obern sitzend. Blüten in anfangs geknäuelter, später lockerer, am Ende der Aeste stets gedrungener, ein- bis vielblütiger Trugdolde. Blütenstiele dicht kurzhaarig, nach dem Verblühen seitlich abstehend und an der Spitze hakig eingebogen, zuletzt aufrecht, so lang oder 1 bis 3 mal länger als die Frucht. Untere Tragblätter ganz krautig oder hautrandig, obere + hautrandig. Kelchblätter eilanzettlich, spitz, 5 bis 6 mm lang, häutig berandet, auf dein Rücken behaart. Kronblätter weiss, so lang oder etwas länger, selten kürzer als der Kelch, auf 1/ä zweispaltig, zuweilen fehlend. Kapsel zylindrisch, nach aufwärts gebogen, bis doppelt so lang als der Kelch (Taf. 105, Fig. 2a). Samen bräunlich, 0,8 mm lang, flach-warzig. — IV bis X. Häufig auf Wiesen, Feldern, Aeckern, Egarten, an Wegrändern, an Ufern, an Wald­ rändern; von der Ebene bis in die Alpen (bis ca. 2500 m). A l l g e m e i n e Ve r br e i t ung : Kosmopolit (im antarktischen Gebiet bis zu den Kerguelen, Tristan d’Acunha etc.). A endert ab : f. n e r a o r a l e U echtritz ( = var. elongatum Gren., = var. elätius [Peterm .] Gürke). Pflanze in allen T eilen grösser, grün (nicht graugrün), mehr liegend. Stengel bis 60 cm lang. Laubblätter gross, dünn, die obern bis 26 mm lang und bis 9 mm breit, w eich , etw as durchscheinend. B lütenstiele drüsig, später stark breiter, verlängert. Trugdolde ausgebreitet, locker, 3 bis 4 mal so lang als der K elch. (Zerstreut an schattigen Stellen.) — f. h o l o s t e o i d e s (Fries) A schers, et Graebner ( = var. glabrätum Neilr., = var. glabrescens Gren.). Pflanze fast kahl, nur der S tengel m it einer herablaufenden H aarleiste (Selten). — f. a l p e s t r e H egetschw . Pflanze stark und lang behaart. S tengel fast liegend. Laubblätter länglich-lanzettlich , so lang als die Stengelglieder oder etw as kürzer. K ronblätter etw as länger als der K elch (H öhere A lpen, über 1600 m). — H ieher ferner als Unterart: subsp. f o n t ä n u m (B aum g.) Gürke ( = C. Sturmiänum H ayek, = C. macrocärpum Schur). Pflanze kräftig, lockerrasig, lang und dicht behaart, gew öhn lich ohne D rüsen, seltener oberw ärts drüsig (f. g l a n d u l ö s u r a Corr.). Laubblätter eiförm ig bis länglich, oft spitz zulaufend. A lle Tragblätter hautrandig. Blüten gross, w en ig zahlreich, gedrängt. Frucht bis 16 mm lang, nach vorn m eist konisch verjüngt (Alpen). C. caespitosum tritt in der Ebene und in der B ergregion häufig als Bestandteil der F ettw iesen auf, m eist neben Taraxacum , Crepis biennis, Picris, T ragopogon orientalis, Leucanthem um vulgare, Pastinaca sativa, Galium M ollugo, Plantago lanceolata, V eronica Chamaedrys, Brunelia vulgaris etc. E s ist ein m inderw ertiges F utter­ kraut. D ie Unterart fontänum findet sich oft in der alpinen M ilchkrautw eide (L eotondon hispidus, Crepis aurea) vor. — D ie w en ig ausgesprochen proterandrischen Blüten von C. caespitosum sind verhältnism ässig klein und werden nur spärlich von Insekten (D ipteren) besucht. G elegentlich kom m en proterandrische und proterogyne Blüten auf dem selben Stock vor. In den Zwitterblüten sind die Staubblätter zuw eilen + verkümmert. G elegentlich kann Vergrünung der Blüten, hervorgerufen durch ein Insekt (P sylla C erastii), beobachtet werden. A uch apetale Blüten sind nicht allzu selten anzutreffen.

978.

C erasti um latifölium L., (= C. macranthum Schur, = Stellaria latifolia Gray). K a l k a l p e n - Ho r n k r a u t . Fig. 602a, b, e, f.

Ausdauernd, 3 bis 8 cm hoch, lockerrasig, mit langen, niederliegenden, aufsteigenden blühenden und vielen starkbeblätterten, aber nicht rosettigen unfruchtbaren Trieben. Blütenstengel aufrecht, 1 bis 3 blütig, sehr selten noch mehrblütig. Laubblätter eiförmig bis lanzettlich, stumpf bis spitz, blaugrün, ziemlich dick und steif, filzig-behaart und drüsig bis fast kahl und ohne Drüsen, 17 bis 30 mm lang und 5 bis 10 mm breit. Blütenstiele 10 bis 25 mm lang, nach dem Verblühen zur Seite geneigt, zuletzt aufrecht. Tragblätter krautig, den Laubblättern ähnlich. Krone weit beckenförmig, 28 bis 32 mm im Durchmesser, mehr als 2 mal so lang als die 5 bis 7 nun langen, häutig berandeten und drüsig behaarten Kelch­ blätter. Kronblätter reinweiss, auf oder lji gespalten. Fruchtstiele bis 60 mm lang: Reife

368

Kapsel aus breiteiförmigem Grunde zylindrisch, schwach gekrümmt, bis über doppelt so lang als der Kelch. Zähne der Kapsel nicht zurückgerollt. Samen gross, 2,5 mm lang, braun, kaum flachgedrückt, Testa den Samen nur ganz lose umhüllend, unregelmässig geschrumpft, ganz flach sternförmig gebuckelt (Fig. 602 e, f). —- VII, VIII.

F i g . 602. C e r a s t i u m l a t i f o l i u m L . a H a b i t u s (2/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , b F r u c h t k a p s e l , e , f S a m e n ( v o n a u s s e n u n d im Q u ersch n itt). — C e r a s t i u m p e d u n c u l a t u m G aud. c H a b it u s (natürl. G rö sse), d F r u c h tk a p s e l m i t K e lc h . ■ — C e r a s t i u m a l p i n u m L . ^ H a b i t u s ( c a . 1/2 n a t ü r l . G r ö s s e ) , h L a u b b l a t t , i F ' r u c h t k n o t e n . lt F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h .

Zerstreut im Geröll, an Felsen, im Schutt oder Strauchrasen der höheren Kalk­ alpen, von ca. 1700 bis 3400 m (Oberaarhorn in der Schweiz). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Alpen, Karpaten, Kaukasus, südliches Skandinavien. C. latifolium, welches meist vereinzelt mit langem W urzelw erk zw ischen groben Gesteinstrümmern auftritt, gehört mit seinen grossen porzellanweissen Blüten zu den auffallenden Erscheinungen der Geröllhalden und Schuttfelder der höheren Kalkalpen. Hier ist es oft (W ettersteingebirge) vergesellschaftet mit Papaver Sendtneri, Hutchinsia alpina, D raba tomentosa, Kernera saxatilis, A rabis alpina, Petrocallis Pyrenaica, Moehringia ciliata, Oxytropis montana, Saxifraga oppositifolia, aphylla und caesia, Crepis Terglouensis, A chillea atrata, Hieracium villosum, Doronicum scorpioides, Leontodon T araxaci, Primula Auricula, Silene acaulis (pag. 294), Cherleria sedoides, Alsine verna, D ryas, Campanula pusilla, Galium Helveticum, Valeriana supina (selten), Carex firma und mucronata, Poa minor, Festuca pumila (Bd. I, pag. 349), Polygonum viviparum (pag. 196), Thymus etc., welche in vielen Farben die sonst monotone Steinwüste schmücken. Nur höchst selten wird C. latifolium in die T äler herabgeschwem m t, so z. B. am Klöntalersee 830 m in der Schw eiz und im Hinterautal in Nordtirol 1080 m.

979. Cerastium uniflörum Clairv. (= C. glaciale Gaud., = C. latifolium L. 6 glaciale Koch, = C. latifolium Maly nec L.). U r g e b i r g s - H o r n k r a u t .

Taf. 105, Fig. 5.

Ausdauernd, 3 bis 8 (24) cm hoch, dichte Rasen bildend (im Habitus von nr. 978, jedoch meist niedriger). Stengel aufsteigend oder aufrecht, kurz zottig. Laubblätter grasgrün, kleiner und zarter als bei nr. 978, eilanzettlich bis lanzettlich, brüchig, 10 bis 18 mm lang und 3 bis 5 mm breit, stumpf, dichtzottig. Blüten in 1- bis 3-blütigen Trug­ dolden. Tragblätter krautig, laubblattartig. Blütenstiele dicht abstehend-kurzhaarig und zerstreut drüsig, nach dem Verblühen abstehend, später aufgerichtet, kürzer als bei nr. 978, zur Fruchtzeit 2 bis 4 mal so lang als die Kapsel. Offene Blüte ca. 15 mm im Durch­ messer. Kelchblätter eiförmig, spitzlich, drüsenhaarig, schmal hautrandig (Taf. 105, Fig. 5a). Kronblätter weiss (mit dunklen Adern), weit beckenförmig, niemals mehr als doppelt so lang als der Kelch, ± tief eingeschnitten. Kapsel aus eiförmigem Grunde zylindrisch (Taf. 105, Fig. 5 b), viel schmäler als bei nr. 978, fast doppelt so lang als der Kelch, stark gekrümmt. Zähne der Kapsel nicht zurückgerollt. Fruchtstiele 20 bis 35 mm lang, 11/ i bis

369

doppelt so lang als die Kapsel. Samen wie bei nr. 978, aber etwas kleiner (1,5 bis 2 mm breit). — VII bis IX. Im Geröll, Gesteinsschutt, Moränen, an feuchten Stellen der Alpen; von ca. 1900 bis 3200 m (Piz Linard in Graubünden 3285 m, Oetztaler Alpen bis 3350 m), jedoch fast ausschliesslich auf kalkarmem Gestein (fehlt deshalb in den Alpen von Niederösterreich, Krain, Istrien und Bayern gänzlich). A l l g e m e i n e Ve r b r e i t u ng : Alpen; für die Karpaten und den Balkan? A endert etw as ab: f. l a x u m Brügger. Pflanze von hohem , schlaffem W uchs, bis 24 cm hoch, mehrblütig. — f. H e g e l m a i e r i Correns. Laubblätter etw as breiter, spitz, derber, etw as bläulichgrün (angeblich auf Kalk). C. uniflorum ersetzt die vorige Art auf U rgestein, w esh alb diese Art vor allem in den Zentralalpen stark vertreten ist. A ls Begleitpflanzen von C. uniflorum m ögen die folgenden, fast ausschliesslich a u sg e­ sprochen kalkfeindlichen Arten genannt sein: Phyteum a hcm isphaericum und pauciflorum, Saxifraga bryoides, oppositifolia, Seguierii, exarata und stellaris, Oxyria digyna (pag. 188), Cardamine resedifolia, A lsine recurva und Cherleri, Arenaria ciliata, Silene acaulis und rupestris (pag. 188), Sibbaldia procum bens, A ndrosace glacialis, H ieracium glaciale, Gnaphalium supinum, G entiana brachyphylla und Bavarica, Pedicularis rostrata, Antennaria Carpatica, Sedum alpestre, Cerastium cerastoides (pag. 362), Chrysanthemum alpinum, Doronicum Clusii, L eontodon Pyrenaicus, A chillea nana, Salix herbacea (pag. 27) und retusa (pag. 30), V eronica alpina, Linaria alpina, Ranunculus glacialis, P olygonum viviparum (pag. 106), M yosotis alpestris, Geum montanum, Pachypleurum sim plex, Juncus Jacquinii (Bd. II, pag. 152), Luzula spicata, Carex curvula (Bd. II, pag. 70) und frigida, Sesleria disticha(B d. I, pag. 266) etc., also eine überaus buntfarbige, hochalpine Florula. — C. latifolium und uniflorum stehen system atisch einander sehr nahe (vgl. auch die folgende Art) und sind als sog. „vikariierende F orm en“ zu betrachten, w elch e einander auf den verschiedenen G esteinsarten (in der H auptsache K alk- und Silik atgestein) ersetzen können. A ehn lich verhalten sich die folgenden Pflanzenpaare: K a l k f o r m : Aspidium Robertianum (Bd. I, pag. 16). — F estu ca rupicaprina (Bd. I, pag. 336). — Carex firma (Bd. II. pag. 104). — Juncus trifidus subsp. foliosus (Bd. II, pag. 161). — Anemone alpina. — H utchinsia alpina. — G entiana acaulis. — D ianthus alpinus (pag. 332). — Primula Auricula. — Androsace H elvetica. — Androsace C ham aeiasm e. — Androsace lactea. — Rhododendron hirsutum . — R ibes alpinum. — Pedicularis Jacquinii. — A chillea atrata. — Chrysanthemum atratum. — Aronicum scorpioides. — Hieracium villosum . S i l i k a t - oder U r g e b i r g s f o r m : Aspidium dryopteris (Bd. I, pag. 16). — F estuca H alleri (Bd. I, pag. 335). — Carex curvula (Bd II, pag. 70). — Juncus trifidus (Bd. I, pag. 160). — A nem one sulphurea. — H utchinsia brevicaulis. — G entiana excisa. — D ianthus glacialis (pag. 338). — Primula viscosa — A ndrosace glacialis. — A ndrosace obtusifolia. — A ndrosace carnea. — Rhododendron ferrugineum , — R ibes petraeum. — Pedicularis rostrata. — A chillea m oschata. — Chrysanthemum alpinum. — A ronicum Clusii. — H ieracium alpinum. D ie Blüten m achen zuerst ein m ännliches, später ein zw itteriges und zuletzt ein w eib lich es Stadium durch. D ie kleinen ca. 0,81 m g schw eren Sam en bieten dem W inde dadurch eine vergrösserte A ngriffsfläche dar, dass die T esta dem Sam en sehr lose anliegt. Ganz analog verhalten sich die Sam en von C. latifolium (Fig. 602 e, f) und pedunculatum.

980. C erastilim p e d u n cu lätu m Gaud. (= C. filiforme Schleicher, = C. latifolium L. £ pedunculatum Koch, = C. ovätum Hoppe var. filiforme Ser.). Ge s t i e l t e s Hornkraut. Fig. 602 c bis f. Ausdauernd, 3 bis 8 cm hoch, lockerrasig, schwach flaumhaarig. Stengel zart, 1- bis 3- (4) -blütig, unten dichtbeblättert. Laubblätter länglich-lanzettlich, brüchig, starr, grasgrün. Tragblätter krautig, laubblattartig. Blütenstiele 10 bis 20 mm lang. Kelchblätter länglich-lanzettlich, hellgrün, sehr schmal hautrandig, meist 3-nervig. Kronblätter glockig, den Kelch höchstens um 1/3 überragend, nur wenig gespalten. Fruchtkapsel fast walzen­ förmig, gerade, 9 bis 11 mm lang, \ lJ% bis 2 mal so lang als der Kelch, mit zurückgerollten Zähnen (Fig 602 d). Fruchtstiele 20 bis 45 mm lang, 2 bis 3 mal so lang als die. Kapsel. Samen wie bei nr. 978 und 979, aber kleiner (nur 1 mm im Durchmesser. Fig. 602 e, f). — VI bis VIII. Selten auf Geröll, steinigem Boden der Hochalpen (gern in der Nähe der Gletscher), von ca. 2000 bis 3100 m. Nur auf Urgestein.

370 F ehlt in D e u t s c h l a n d vollständig. In O e s t e r r e i c h einzig in T irol (Alpen bei Nauders, O etztal, Rosskogel, Votscherferner, Horntalerjoch, M orgenkofel, Glungezer, Voldertal, Vennatal, Karlsbaderhütte im M atschertal, Schneeberg, Finsterstem , Mühlbacheralpen, Antholz, Gschlöss, Stüdlhütte in Kais, Lesacheralpe, M onte Tonale) und in Vorarlberg (Parthennenalpe in Fermont, Vergaldner Joch, Anthönier Joch). In der S c h w e i z vereinzelt im W allis (Zerm att, Sass, St. Bernhard, Rhonegletscher), Berner-Oberland (Susten) und Graubünden (Somvix, A vers. Parpaner Rothorn, Engadin, Bergell, Misox, Puschlav).

Allgemeine Verbreitung:

Zentral- und Ostalpen (östlich bis ins Pustertal).

D ie drei zuletzt genannten A rten C. latifolium, uniflorum und pedunculatum sind oft schw er aus­ einanderzuhalten und sind auch durch mannigfache Uebergänge (hieher w ohl C. i n t e r m e d i u m Gaud., s u b a c a u l e Brügger, l a n c e o l a t u m Rchb. etc.) miteinander verbunden. S t e i n zeigte 1878 (Oesterr. Botan. Zeitschrift Bd. XXVIII), dass es sich bei dem grossblütigen C. latifolium um 3 verschiedene, allerdings mor­ phologisch zuweilen nicht leicht zu unterscheidende Arten handelt. A lle 3 sind auf die süd- und m ittel­ europäischen G ebirge beschränkt. Den kleinsten Verbreiturgsbezirk besitzt das C. pedunculatum, welches auf die vergletscherten Gebirgsstöcke der Sch w eiz und von T irol beschränkt ist. W ährend C. uniflorum und pe­ dunculatum als kalkfeindliche Urgebirgspflanzen zuweilen nebeneinander Vorkommen, kann C. latifolium als K alk- und Dolomitenpflanze kaum je mit einer der beiden anderen A rten gesellig angetroffen werden. Immerhin m acht S t e i n darauf aufmerksam, dass im Gschnitztal in Tirol, w elches durch eine grosse M annig­ faltigkeit der geognostischen Verhältnisse ausgezeichnet ist, alle 3 Arten sich in nächster Nähe vorfinden. Im Norden der alten W elt kommt das dem C. uniflorum nahestehende C. E d m o n d s t o n i i (W atson) M urbeck vor. A lle 3 Arten können trotz ihrer schönen und grossen Blüten für die Kultur in alpinen Anlagen nicht empfohlen werden, da sie im Tieflande sehr schlecht wachsen.

981. Cerastium silváticum Waldst. et Kit. (= C. microcárpum Kit., = Stellária sil­ vática Jessen).

Wald-Hornkraut.

Fig. 603i bis o.

Ausdauernd oder zweijährig, 30 bis 60 cm hoch, in der Tracht von Malachium aquaticum, krie­ chende, ausläuferartige, locker­ beblätterte Sprosse treibend. Stengel schlaff, aufsteigend, unten fast kahl, oberwärts kurzflaumig und drüsig, ziemlich entfernt beblättert. Laubblätter weich, dunkelgrün, zerstreut behaart und am Rande ge wimpert,die untersten spatelförmig, spitz, plötzlich in einen langen Stiel zusammenge­ zogen, die obern elliptisch, beider­ seits verschmälert, spitz, sitzend. Blüten in reichästigen, lockeren Trugdolden. Untere Tragblätter gross, laubblattartig, ganz krautig, F i g . 603. C e r a s t i u m b r a c h y p e t a l u m D e s p . o, b H a b i t u s d e r b l ü h e n d e n u n d obere eilanzettlich, häutig bef r u k t i f i z i e r e n d e n P f l a n z e (J/j n a t ü r l . G r ö s s e ) , c B l ü t e , d K r o n b l a t t . e S t a u b b l a t t , randet, behaart. Blütenstiele y F r u c h t k n o t e n m i t G r if f e l, g F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . Zi K e l c h z ä h n e . — C e r a ­ s t i u m s i l v a t i c u m W a l d s t . e t K i t . i H a b i t u s ( l ji n a t ü r l . G r ö s s e ) , k B lü t e. dicht kurz abstehend behaart I K e l c h b l a t t , in F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h , n, o S a m e n i m L ä n g s - u n d Q u e r s c h n i t t . und drüsig, nach dem Verblühen abstehend und an der Spitze nach abwärts gebogen. Geöffnete Blüte ca. 13 mm breit. Kelchblätter 6 mm lang, am Rande häutig, auf dem Rücken drüsig-behaart (Fig. 6031). Kronblätter weiss, tief 2-spaltig, doppelt so lang (seltener nur wenig länger) als der Kelch. Kapsel schwach gekrümmt, etwas länger als der Kelch (Fig. 603 m). Samen eiförmig, höckerig, 1 bis 1,2 mm breit (Fig. 603 n, o). — VI bis VII.

371

Selten und zerstreut im Humus feuchter Wälder (z. T. jenseits der Buchengrenze), in Waldschluchten, in Torfbrüchen, unter Gebüsch (am Krainer Schneeberg unter Acer obtusatum mit Lathyrus variegatus), an Ufern. In D e u t s c h l a n d einzig in Ostpreussen (W undlacker Wäldchen im Kr. Königsberg, Linkehner Wald bei Kellermühle im K r. W ehlau, Steinorter W ald bei Drengfurt im Kr. Rastenburg. Grünwehr am Straddickfl., Julienhof im Pannewitzer W äldchen und L udw igsort bei Rippen im Kr. Heiligenbeil; früher auch bei Kallnen im Kr. Gumbinnen) und früher in Westpreussen (im Torfbruch Zalesie durch Entwässerung verschwunden). In O e s t e r r e i c h vereinzelt in Niederösterreich (W iener Wald, Rosaliengebirge), Oberösterreich (selten im T raun­ kreis und am hohen Buchberge bei Steyr), Steierm ark (nicht selten in U ntersteierm ark: bei Pössnitz, M arburg, W urmberg, Pettau, Sauritsch, im Bachergebirge bei M aria in der W üste, Hausambacher, Schleinitz, WindischGraz, bei Pöltschach, auf dem W otsch, bei Rohitsch, Neuhaus, Hochenegg, Cilli, Pietrowitsch, Tüffer, Reifen­ stein, Drachenburg, T rifail, zw . Riezdorf und Prassberg, Sachsenfeld; in M ittelsteierm ark einzig auf den K ö g e l­ bergen bei Fürstenfeld), in Krain, Küstenland (selten, z. B. bei Solkan nächst Görz, Monte M aggiore) und im südlichen Tirol (Trient [alle Ghiaje, Böiger], Suganertal, St. Cristof, Castagne, Castelnuovo, V al di Sella, zwischen Grigno und Ospedaletto). Fehlt in der S c h w e i z gänzlich.

Al l ge me i ne Ver br ei t ung: Mitteleuropa (Oesterreich [siehe oben!], Ungarn, Kroatien, Siebenbürgen, nördl. Balkan, Rumänien, Wolhynien, Ostpreussen). Aendert w enig ab: f. t y p i c u m Beck. Kronblätter doppelt so lang als der Kelch. — f. u m b r d s u m (Kit.) Beck ( = C. triviale Link var. umbrosum Schur, = C. pseudo-silvaticum Schur). Kronblätter nur w enig länger als der K elch (Niederösterreich, Ungarn).

982. Cerastium Sönticum *) Beck (= C. silvaticum Waldst. et Kit. var. Carniölicum Preissm.).

I s o n z o t a l - H o r n k r aut.

Fig. 604 a bis c.

Zweijährig, bis 40 cm hoch, zahlreiche Blüten­ stengel, jedoch keine be­ blätterten Seitensprosse trei­ bend. Stengel aufsteigend, unten schwächer, oben dichter abstehend kurz­ haarig und reichdrüsig. Laubblätter derb, gelblich­ grün, 4 - dicht behaart und bewimpert die untern ver­ kehrt-eilanzettlich, in den kurzen Stiel allmählich ver­ schmälert, die obern eilan­ zettlich bis eiförmig, sitzend, 8 bis 20 (30) mm lang und 5 bis 9(13) mm breit. Blüten zu einer reichblütigen, wie­ derholt 3- bis 5-fach ver­ zweigten Trugdolde ver­ einigt. Untere Tragblätter krautig, trockenhäutig, die F i g . 604. C e r a s t i u m S ö n t i c u m B e c k , a H a b i t u s ('/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , b F r u c h t ­ obern laubblattartig be- k a p s e l m i t K e l c h . c GT rr aö gs sbel )a,t t . e—F rCu ec hr at ksatpi sueml msi ut bKterl ci fh ,l o fr u Tmr aRg cb hl abt.t .d H a b i t u s (>/3 n a t ü r l . randet (Fig. 604 c). Blüten­ stiele dicht abstehend-kurzhaarig und drüsig, nach dem Verblühen abstehend und an der Spitze etwas hakig gebogen, zuletzt wieder gerade, zur Fruchtzeit 20 bis 45 mm lang. J) Lat. Sontius = Isonzo (bei Cassiod, ep. 1, 18); nach dem Isonzotal in Görz und Gradiska benannt.

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Kelchblätter 5 mm lang, eilanzettlich, stumpf, drüsig-flaumig, breit trockenhäutig berandet. Kronblätter 8 bis 12 mm lang, über doppelt so lang als der Kelch, herzförmig ausgerandet. Kapsel 7 bis 8 mm lang, etwa länger als der Kelch, schwach gekrümmt (Fig. 604 b). Samen 1 mm breit, fast tetraedrisch, an den Kanten länger-, an den Flächen kürzer warzig. — IV, V Selten in feuchtem Kalkgeröll, an feuchten Felsen und sehr vereinzelt in Buchen­ wäldern der südöstlichen Kalkalpen. In O e s t e r r e i c h einzig in Krain (M italer W asserfall gegen ü b er der Station Trifail) und im K üsten­ land (häufig im ganzen Isonzotal, jedoch erst unterhalb Selo g e g en D ob lar; hier m it Saxifraga petraea und Geranium macrorrhizum).

Al l g e me i n e Ve r b r e i t u ng : Krain, Küstenland (Isonzotal). 983.

C erastium su b triflö ru m Rchb. (= C. lanuginösum Willd. ß subtriflorum Rchb.). A r m b l ü t i g e s Hornkraut. Fig. 604 d bis f.

Ausdauernd, wenigstengelig, höchstens 20 cm hoch, mit zahlreichen beblätterten, am Grunde wurzelnden Seitentrieben. Stengel zart, niederliegend öder aufsteigend, am Grunde wurzelnd, behaart. Laubblätter dunkelgrün, elliptisch, ± behaart, höchstens 14 mm lang und 6 mm breit. Blütenstand unregelmässig, wenig- (oft nur 3-) blütig, seltener ver­ zweigt und bis 13-blütig. Unterste Tragblätter krautartig, die obern häutig berandet. Kelchblätter schwach hautrandig, kahl oder am Mittelnerven schwach behaart (Fig. 604 c). Kronblätter 10 bis 12 mm lang, doppelt so lang als der Kelch. Kapsel 9 mm lang, doppelt so lang als der Kelch (Fig. 604 e). Fruchtstiele abstehend oder zurückgebogen, bis 20 mm lang, schwach behaart. — VI, VII. Selten in feuchtem, steinigem Kalkgeröll der südöstlichen Kalkalpen, von ca. 2100 bis 2 2 0 0 m. In O e s t e r r e i c h einzig in Kärnten. (W ischberg bei Raibl, O berw ischbach, C regnedul-Scharte), Krain (am B erge M angart und Storzic) und im österreichischen K üstengebiet (A lpe G orcica auf dem Rom bon, Bansicatal, auf dem Matajur, A lpe Kern); jedoch nicht in Tirol, in den K araw anken und in den angrenzenden italienischen A lpen. — C. subtriflorum gehört w ie C. Sonticum nach B e c k (O esterr. Botan. Zeitschrift 1908) in den Form enkreis von C. silvaticum ; m it C. latifolium , zu w elch em C. subtriflorum m ehrfach gezogen wurde, hat letzteres nichts zu tun. B eide A rten (nr. 982 und 983) repräsentieren endem isch-südalpine Typen, w elch e auf die Raibler Alpen, bezw . das Isonzotal beschränkt sind. P flanzengeographisch verhalten sie sich analog w ie Sem pervivum D olom iticum , Kernera alpina, Saxifraga depressa, Prim ula Tiroliensis und Campanula M orettiana.

Al l g e me i ne V e r b r e i t u n g : Südöstliche Kalkalpen (Raibler Alpen). 984. C erastium C arinthiacum Vest (= C. ovatum Hoppe, = C. mutabile ovatum Gren., = C. heterophyllum Schur, = C. Lerchenfeldiänum Schur, = C. coronense Schur, = Stellaria Carinthiaca Jessen). Kärntner Hornkraut. Fig. 605a bis d. Ausdauernd, bis 20^cmhoch, lockerrasig, meist mit beblätterten, am Grunde aber nicht rosettigen Seitensprossen. Stengel aus liegendem Grunde aufsteigend, am Grunde oft wurzelnd, kurzhaarig, einfach oder ästig. Laubblätter eiförmig bis eilanzettlich, seltener lanzettlich bis lineal, in den Blattachseln keine unfruchtbaren Laubsprossen entwickelnd, 13 bis 26 mm lang und 3 bis 8 mm breit, meist kahl oder fast kahl, am Rande kaum bewimpert, seltener dicht behaart oder 'drüsenhaarig. Blüten in sparrig-verzweigter, 1- bis 9-blütiger Doldentraube. Tragblätter kurz-eiförmig, alle mit breitem Hautrand (Fig. 605a). Blütenstiele kurzhaarig, oft mit eingestreuten Drüsenhaaren, nach dem Verblühen wagrecht abstehend, zur Fruchtzeit aufrecht. Blüten glockig ungefähr so gross wie bei C. arvense. Kelchblätter eiförmig, stumpf, 3 bis 6 mm lang, breit hautrandig, kahl oder höchstens am Grunde etwas flaumig und drüsenhaarig (Fig. 605 c). Kronblätter weiss mit durchsichtigen Streifen, bis mehr als doppelt so lang als der Kelch, herzförmig ausgerandet. Kapsel gerade, 1 bis

373

/

2^2 mal so lang als der Kelch (Fig. 605 b). Samen 1,5 bis 1,7 mm breit, von radiären, kleinen Leisten und Sternchen warzig. — VI bis IX. Stellenweise an steinigen Stellen, im Felsschutt, auf Flusskies, im Grünerlengebüsch der östlichen Kalkalpen, von ca. 1600 bis 2200 m (gelegentlich aber bis in die Täler herabgeschwemmt bis ca. 500 m, in Friaul sogar [Moggio] bis 300 m).

F i p . 605. C e r a s t i u m C a r i n t h i a c u m V e s t . « H a b i t u s (Vä n a t ü r l . G r ö s s e ) b F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h , c K e l c h b l a t t , d T r a g b l a t t . — C e r a s t i u m a r v e n s e L . s u b s p , r i g i d u m V i t m . e H a b i t u s ( 1/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , f . L a u b b l a t t ( v e r g r ö s s e r t ) . — C e r a s t i u m t o m e n t o s u m L . g H a b i t u s (x/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , h S p r o s s s t ü c k ( v e r g r ö s s e r t ) . i F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h , k E i n f a c h e H a a r e . I, m V e r z w e i g t e H a a r e v o n C. c a n d i d i s s i m u m C o r r e n s .

Fehlt in D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z (in den Süd- oder Südostalpen vielleicht noch auf­ zufinden, zumal die Pflanze nach G e i l i n g e r in der Grignagruppe am Comersee vorkommt). In O e s t e r r e i c h ziemlich verbreitet in den Alpen; fehlt einzig in Vorarlberg vollständig. Ueber die Formation vgl. pag. 338.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Oestliche, nördliche (westlich bis Tirol und Friaul), Siebenbürgen, Rumänien.

und südliche Kalkalpen

Aendert ab: f. g l a b r ä t u m Fenzl. Mittlere Laubblätter eiförm ig zugespitzt, selten länglich oder schmal lanzettlich ( = f. l a n c e o l ä t u m Brittinger, = var. angustifolium Pacher), fast kahl oder nur am Rande behaart. Blütenstiele dicht behaart. Kelchblätter am Grunde behaart, im obern Teile kahl, selten reichlicher behaart (Selten) — f. c ä n u m Beck. Pflanze dicht behaart, samt den Blütenstielen und dem K elch fast filzig. — f. r u t i l u m (Fenzl) Beck. Blütenstiele und Kelch, oft auch die obern Laubblätter, dicht drüsenhaarig.

985. Cerastium alpinurn L. (= C. mutabile alpinum Gren., = C. Beeringianum Cham, et Schlecht., = Centünculus alpinus Scop., = Stelläria alpina Gray). A l p e n - H o r n k r a u t . Fig. 602 g bis k. Ausdauernd, 6 bis 20 cm hoch, lockerrasig, die nichtblühenden Triebe rosettig, die blühenden aufstrebend, von langen, gewundenen oder wolligen, weichen Haaren grau­ grün, seltener bis fast kahl, mit oder ohne Drüsen. Stengel aufsteigend oder aufrecht, dicht kurzhaarig. Laubblätter eiförmig bis länglich-lanzettlich, stumpf oder spitz, 8 bis 10 mm lang und 4 bis 8 mm breit, beiderseits behaart, zuweilen dicht und lang kraus­ haarig (Fig. 602 h), in den Achseln meist ohne Blattbüschel. Blüten in 4- bis 5-blütigen Trugdolden. Tragblätter an der Spitze schmal trockenhäutig, die untern nicht selten

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ganz krautig, laubblattartig und die obern dann schmal, hautrandig oder fehlend. Blüten­ stiele ungefähr so lang als die Blüte, dicht abstehend kurzhaarig und meist zerstreut drüsig, nach dem Verblühen wagrecht abstehend. Offene Blüte 14 bis 20 mm breit. Kelchblätter eilanzettlich, spitz, 7 bis 8 mm lang, zottig behaart, breit trockenhäutig berandet. Kronblätter tief herzförmig ausgerandet, reinweiss, fast doppelt so lang als der Kelch. Kapsel länglich, vorn etwas gekrümmt, ungefähr */3 bis doppelt so lang als der Kelch (Fig. 602 k). Samen 1 ,2 mm breit, undeutlich nierenförmig, flachgedrückt, braun, auf den Flachseiten ziegelartig beschuppt. — VII bis IX. Zerstreut an Felsen, auf steinigen Triften, im Gerolle der Alpen, von ca. 1900 bis 2800 m, vereinzelt auch tiefer (bis 1400 m); besonders auf Urgestein oder auf kalkarmer Unter­ lage (fehlt in Niederösterreich gänzlich). Oft übersehen oder mit anderen Arten verwechselt! A usser der A lpenkette ganz vereinzelt auf einzelnen M ooren der oberbayerischen H ochebene (H aspelm oor [ob noch?], Strassbergm oor bei A u gsb urg, W ertachleite bei Strassberg, zw ischen D achau und Lochhausen).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Alpen, Karpaten, Balkan, arktische Zone, Schottland, Ural, Altai, Nordamerika. A endert ab: f. g l a n d u l i f e r u m K och. Stengel oberw ärts nebst den B lütenstielen drüsig-behaart (Selten). — f. l a n a t u m auct. ( C. villösum Baumg., = C. eriöphorum K it., = C. lanuginösum W illd., = C. bom bycinum Schur). Pflanze dicht lang und kraushaarig, die B lattrosetten in krause w e isse W olle eingehüllt, aus der Ferne daher grau erscheinend. Stengel m eist 2- bis 3-blütig (Selten). — f. g l u t i n o s u m K och. Sten gel oberw ärts nebst den B lattstielen von Drüsen stark klebrig. — f. g l ä b r u m Willd. ( = C. glabrdtum Hartm., = C. glaberrimum Lapeyr., = C. petrösum Schur). Pflanze ganz kahl (Selten). — f. P i l a t e n s e Siegfried. Pflanze dicht drüsig, daneben struppig haarig, nach unten kahler, gelbgrün. L aubblätter schmäler, spitz (Schw eiz). — f. a t r ä t u m (Lapeyr.) R ouy et Fouc. ( = C. viscosissim um Schur, = C. Soleirdlii Ser.,, var. glutinöso-lanatum Facchini). A u sser dem gew öhnlichen H aarkleid sind noch ausserordentlich lange, fein e, w ollflockige, geb ogen e und drüsige Haare vorhanden (z. B. F assa in Südtirol).

986. C erastium a rv e n se L. (= C. mutäbile arvense Gren., = Centünculus arvensis Scop., ~ Myosötis linearis Moench). Ac ke r - Ho r n kr aut. Engl.: Field chickweed. Taf. 105, Fig. 3 und 4, Fig. 605 e, f und 606. N ach der w eissen Blütenfarbe nennt man unsere Pflanze w oh l m it anderen ähnlichen A lsineen K e e s b l o m (Untere W e se r ); w e i s s e G l ö c k e l (B öhm erw ald); w e i s s e s G e w i 11 e r b 1ü m e 1 [vgl. V eronica] (R iesengebirge).

Ausdauernd, 5 bis 30 cm hoch, lockerrasig. Grundachse kriechend, ästig, zer­ brechlich, niederliegende am Grunde wurzelnde, nichtblühende und aufsteigende Blüten­ stengel treibend. Blühende Stengel aus liegendem Grunde aufsteigend oder aufrecht, kurz­ haarig oder + flaumig, oberwärts in der Regel + drüsig, seltener dichtdrüsig oder Drüsen ganz fehlend. Laubblätter lineal-lanzettlich oder länglich-lanzettlich (selten die obersten eiförmig), 12 bis 25 mm lang und 1 bis 4 (9) mm breit, spitz oder stumpflich, + anliegend behaart bis grauflaumig, in den Achseln meist Blattknospen oder kurze beblätterte Aestetragend. Blüten zu einer 5- bis 15-blütigen, ziemlich gedrungenen Trugdolde vereinigt. Tragblätter behaart, eilanzettlich, stumpf, ziemlich breit hautrandig. Blütenstiele drüsig­ flaumig, nach dem Verblühen abstehend und an der Spitze umgebogen. Offene Blüte trichterförmig-glockig, 12 bis 20 mm breit. Kelchblätter eiförmig, 8 mm lang, häutig berandet, am Rücken spärlich drüsenhaarig. Kronblätter weiss, doppelt so lang oder bei rein, weiblichen Exemplaren so lang als der Kelch, bis auf zweispaltig. Kapsel 1 bis 2 mal so lang als der Kelch. Fruchtstiele aufrecht, 2 bis 4 mal so lang als der oft nickende Kelch.. Samen braun, 0,8 bis 1 mm breit, grobwarzig, nach dem Rande hin fast stachelig-warzig— IV bis IX. Ziemlich häufig auf trockenen Wiesen, an Rainen, Bahndämmen, Acker- und Weg­ rändern, Mauern, Stoppelfeldern, steinigen Abhängen, Felsen, auf Dämmen, Brachfeldern^

375

Kohlenmeilern, Maulwurfs- und Ameisenhaufen; von der Ebene bis in die alpine Region (bis 3000 m). Al l g e me i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa (fehlt nur im äussersten Norden; im Süden in höheren Lagen), Nordafrika, gemässigtes Asien, Nord- und Mittelamerika. Ist in der T racht und Behaarung ziemlich veränderlich : L subsp. ä r v u m (Schur) Correns. Pflanze meist höher und kräftiger. Die unfruchtbaren, drüsenlosen Triebe nicht viel kürzer als die fruchtbaren, meist drüsigen Stengel. Zwitterblüten gross, bis 20 mm im Durchmesser erreichend. Verbreitet von der Ebene bis in die Voralpen, besonders auf Kalkboden. — var. a d e n o p h o r u m H ayek.Stengel kurzhaarig und besonders oben dicht drüsig. Laubblätter zer­ streut bewim pert und reichlich drüsig behaart (Steierm ark, doch wohl auch anderwärts). — var. l a t i f ö l i u m F enzl ( = C. grandiflörum Gilib., = C. M erätii Jullien). Oberste Laubblätter ei­ förmig, 5 bis 9 mm breit (Selten in Niederösterreich, Frankreich, Russland). — var. a l s i n i f o 1 i u m (T ausch)W ohlf.(= C. K ablikiänum Wolfner). Pflanze rasig, bis 10 cm hoch. Stengel nieder­ liegend, kreisförm ig ausgebreitet, am Ende aufgerichtet. Stengel und die hellgrünen, elliptischen oder länglich-elliptischen L au b ­ blätter kahl oder etw as gewim pert. Untere T ragblätter ganz Fig. 606. ' C e r a s t i u m a r v e n s e L . s u b s p . s t r i c t u m ( H a e n k e ) G a u d . , i m O f e n g e b i e t krautig, obere schm alhautrandig. ( G r a u b ü n d e n ) . Phot. D r . G. H e g i . Blüten kleiner als beim Typus. Kelchblätter abgerundet, stumpf (Böhmen, auf Serpentin). — f. l a n i c ä u l i s Podp. (Verhandl. der Zoolog.-Botan. Gesellschaft Wien. Bd. L IV [1904], pag. 323). Stengel und Blätter hauptsächlich an den unteren Internodien w eisszottig, die niederliegenden, perennierenden Achsen mit zahlreichen fast geschlossenen Blatttrieben. 2. subsp. s t r i c t u m (Haenke) Gaud. ( = var. alpicola Fenzl, = var. alpinum Schur, = C. serpyllifolium Willd., = Centünculus angustifölius Scop.). T af. 105, Fig. 4 und Fig. 606. Niedriger, 3 bis 10 (20) cm hoch, ziemlich lockerrasig. Stengel aufsteigend oder aufrecht, 3- bis 8-blütig, kahl oder flaumig behaart, seltener dicht drüsig-klebrig. Laubblätter grasgrün, verkehrt-lanzettlich, spitz, meist kahl oder nur am Grunde gewim pert, in den Blattachseln unfruchtbare Blattsprosse mit linealen, steifen Blättern entwickelnd (unfruchtbare T riebe aber höchstens halb so lang als die fruchtbaren). Blütenstiele dicht kurzhaarig, seltener dicht drüsig-klebrig, nach dem Verblühen seitw ärts gebogen, erst zur Fruchtreife wiederum aufrecht. VII, VIII. — V erbreitet auf Felsen, steinigen M atten der Alpen und Voralpen, besonders in den westlichen Zentralalpen. Hier auf grasigen Abhängen (Fig, 606) oft in G esellschaft von Potentilla grandiflora, Sempervivum tectorum, M yosotis alpestris, Veronica saxatilis, Senecio Doronicum, A chillea moschata, Cirsium spinosissimum, Chrysanthemum alpinum, Silene acaulis (pag. 294), Bartschia alpina, Polygonum viviparum, M yosotis alpestris, Festuca varia, Trisetum subspicatum, Agrostis rupestris, Lycopodium Selago, Salix retusa, Luzula spicata etc. — Hieher als Formen ferner: f. v i s c i d u l u m Gremli. Pflanze von gedrungenem Wuchs, dicht drüsig-klebrig. Laubblätter breiter, kürzer (W allis, Tirol), — f. f l d c c i d u m E. Steiger. Pflanze (zwischen Kräutern) von .flatterigem, dünnem W uchs mit sehr langen, gespreizten Blütenstielen (Selten). — f. K e r n e r i Dalla Torre et Sarnthein. Pflanze breitblätterig, mit stark behaarten Blütenstielen (Tirol). 3. subsp. s u f f ru t i c 6 s u m (L.) K och ( = var. laricifölium [Vill.] St. Lager). Laubblätter starr, länger, sehr schmal lineal-pfriemlich, fast stechend-spitz, w eit abstehend oder bogig herabgekrümmt, stark nervig, ziemlich anliegend behaart, in den Achseln mit zahlreichen gedrungenen Blattbüscheln (diese Unterart erinnert im Habitus an Arenaria grandiflora). Tragblätter breit-oval, breit-hautrandig, kahl oder nur am Grunde w enig bewimpert, die oberen fast ganz häutig. Blütenstiele kürzer, kurzflaumig. Trugdolde gedrungen, schön silber-

376 w eiss. Blüten etw as kleiner als beim Typus. Selten in den Südalpen, so in Kärnten (Obir), Südtirol (um Bozen bei Stenico, D enno, R overeto, am M onte Baldo etc ), in der Sch w eiz (B rusio im P uschlav), O beritalien usw . (V gl. G r e m l i , N eue B eiträge zur Flora der Schw eiz. H eft V [1890], pag. 71). 4. subsp. r i g i d u m V itm . ( = C. ciliatum W aldst. et Kit., = C. laricifdlium V ill., = C. arve var. valde hirsütum Hausm.) F ig. 605 e, f. Pflanze dichtrasig, starr, bis 20 cm hoch. Stengel 1- bis 3-blütig, fein borstig-zottig behaart. Laubblätter steif, lineal, stum pf, am Rande (ganz oder nur am Grunde) borstig bew im pert (Fig. 605 f), in den B lattachseln kurze Blattsprosse erzeugend. B lütenstiele dicht abstehend oder etw a s zurückgekrümmt, fein borstig-zottig (niemals kurz-drüsig), stets aufrecht bleibend. T ragblätter breithautrandig bis fast vollständig trockenhäutig. Südliche Alpen (von der D auphinée bis O bersteierm ark und K roatien), A pennin; anscheinend nur auf Kalk. — H ieher gehört auch C. B e c k i ä n u m H andel-M azzetti et Stadlm ann (Oesterr. Botan. Zeitschr. 1905 pag. 433) A ehnlich, aber Stengel oberw ärts sow ie die Blütenstiele und die K elchblätter dicht kurzdrüsig - behaart. Blütenstand 1- bis 9-blütig. In Bosnien konstatiert, doch vielleich t auch in den südlichen K alkalpen aufzufinden. D ie proterandrischen, gynodioezischen Blüten werden reichlich von Insekten (besonders Dipteren und Hym enopteren) besucht. G elegentlich können auch tetram ere Blüten b eob ach tet werden. — C. arvense scheint stellen w eise zu wandern, w en igsten s wurde es in O stpreussen bei Insterburg und Lyck erst neuerdings b eob ­ achtet (nach A b r o m e i t ) . Ebenso kannte L i n n é innerhalb Schw eden nur einen einzigen Fundort (in Schonen); heute aber ist die Pflanze auch im Norden (Dalekarlien, Nordland) von ca. 70 Stellen bekannt.

987. Cerastium tomentösum L. (= C. répens L., = Stellaria repens Scop., = S. tomentosa Link).

F i l z i g e s Ho r n k r a u t .

Ital. : Erba lattaria.

Fig. 605g bis k.

Ausdauernd, 15 bis 30 cm hoch, rasenbildend, in der Tracht von C. arvense subsp. arvum, aber dicht weissfilzig behaart (Fig. 605 h). Grundachse kriechend, zahlreiche ver­ zweigte, aufrecht blühende und nichtblühende Sprosse erzeugend. Laubblätter etwas entfernt, lineal-lanzettlich oder lineal, in den Achseln meist Blattsprosse tragend, wie die Stengel, Blütenstiele, Trag- und Kelchblätter von weissen, schlängelig-krausen Haaren (Fig. 605 k, 1, m) wollig-filzig. Trugdolde 7- bis 15-blütig. Blütenstiele aufrecht. Trag­ blätter breit-hautrandig. Offene Blüte 12 bis 18 mm im Durchmesser. Kelchblätter hautrandig (Fig. 605 i). Kronblätter doppelt so lang als der Kelch, auf 1 j z zweispaltig. Kapsel« zähne vorgestreckt oder zurückgekrümmt. — V bis VII. D iese aus dem östlichen Südeuropa und aus dem K aukasus stam m ende A rt wird bei uns häufig in Gärten (zu Einfassungen) oder auf Friedhöfen (im A llgäu ähnlich w ie A chillea Ptarm ica und A tropa Bella­ donna) als Zieipflanze gezogen und deshalb nicht selten in oder in der N äh e von O rtschaften auf Mauern, steinigen Orten etc. verwildert angetroffen. W irklich eingebürgert hat sie sich aber nirgends. A n geb lich w ild soll nr. 987 in den K arawanken (Alpe Loibl) (vgl. H a n d e l - M a z z e t t i , Z oolog.-botan. G esellschaft W ien, 1908, pag. 204) Vorkommen. D as alte C. tom entosum im Sinne Linne’s besteht nach C o r r e n s (Oesterr. Botan. Zeitschrift Bd. LIX [1909], pag. 169) aus zw ei sehr verschiedenen A rten, dem eigentlichen auf Italien beschränkten, echten C. to m e n t o s u m L. emend. und dem auf G riechenland beschränkten C. c a n d i d i s s i m u m Correns, w elch e zw ei Form en sich vor allem in der H aarbildung und K apsel unterscheiden. C. tom entosum besitzt einfache, nicht stern förm ig-verzw eigte Haare (F ig. 605k ) und eine zartw andige Kapsel, deren Zähne deutlich nach aussen um gebogene Seitenränder aufw eisen. B ei C. candidissimum dagegen wird der Filz aus ästigen, fast sternförm igen Haaren geb ild et (F ig. 605 1, m). D ie K apsel ist derber, die Zähne sind fast oder vollkom m en flachrandig und deutlich bis zu einem H albkreis zurückgekrümmt. In den Gärten wird fast ausschliesslich C. tom entosum kultiviert und zw ar bereits seit dem 16. Jahrhundert. V on B a s t a r d e n werden aus M itteleuropa genannt: 1. C e r a s t i u m c a e s p i t o s u m Gilib. x C. g l o m e r a t u m Thuill. (== C. s t é r i l e H ausskn.). Thüringen. — 2. C. g l u t i n o s u m Fr. x C. s e m i d e c a n d r u m L. T rient in Südtirol (vgl. M u r r in Allgem . Botan. Zeitschr. 1905, pag. 5). — 3. C. a l p i n u m L. bezw . f lanatum x C. a r v e n s e L. subsp. s t r i c t u m Gaud. ( = C. B r ü g g er i ä n u m D alla Torre et Sarnthein). Graubünden (Piz Padella, Albula) und T irol (Niedertal bei V ent, Scarlpass ob Täufers, H ühnerspiel). — 4. C. C a r i n t h i a c u m V est x C. l a t i f o l i u m L. ( = C. m i x t u m Hüter). A n geb lich in Tirol (Pustertal). — U nsicher ist ferner C. p s e u d o a l p i n u m Murr vom Brennergebiet in Tirol (vielleicht ein C. striatum x fontanum. V gl. hierüber D a l l a T o r r e e t S a r n t h e i n . D ie Farn- und Blütenpflanzen von Tirol, Vorarlberg und L iechten­ stein. II. T eil [1909], p. 146).

3 77

C C L X IV

Holösteumx) L.

S p u r r e , Sparre, Schachtkohl.

A usser nr. 988 kom m en 5 w eitere Arten in den Steppen und W üsten von V orderasien vor.

988. Holosteum umbellätum L. (= Cerästium umbellatum Crantz, = C. murale Salisb.^ = Stellaria triandra de Bary, = Arenaria umbellata Clairv., = Alsine umbellata DC.). D o l d e n - S p u r r e . ltal.: Garofolino. Taf. 105, Fig. 6 und Fig. 607, nr. 1 bis 3. Einjährig, 3 bis 25 (30) cm hoch, 1- bis mehrstengelig, bläulichgrün überlaufen Wurzel spindelförmig, kurz, einen oder mehrere fruchtbare und unfruchtbare Stengel ent-* wickelnd. Stengel aufsteigend bis aufrecht, stielrund, kahl oder im oberen Teil + klebrig­ drüsenhaarig, mit unterwärts kurzen, oberwärts stark verlängerten Stengelgliedern, daher am Grunde gedrängt- bis rosettig beblättert und mit 1 bis 2 stengelständigen Blattpaaren besetzt. Laubblätter ganzrandig, spitzlich, kahl oder drüsig bewimpert, bis 15 mm lang; die unteren verkehrt - eiförmig, in einen kurzen breiten Blattstiel allmählich verschmälert, die Stengelblätter gegenständig, länglich-eiförmig bis lanzettlich, sitzend, am Grunde ver­ wachsen. Blüten in wenigblütigen endständigen Trugdolden. Blütenstiele kahl oder drüsig­ behaart, ungleich lang, zuerst aufrecht, kurz, nach dem Verblühen sich verlängernd und nach abwärts geschlagen, zuletzt- wieder aufgerichtet. Kelchblätter 5, bleibend, länglich­ eiförmig, spitz, an den überdeckten Rändern trockenhäutig, spitz, kahl bis drüsig-gewimpert. Kronblätter 5, weiss (seltener rosa), länger (bis doppelt so lang) als der Kelch, verkehrt­ eiförmig, ungeteilt, vorne unregelmässig zerschlitzt (Taf. 105, Fig. 6 c). Staubblätter 5 oder (durch Abort) 3, seltener 4, kürzer als die Kronblätter. Fruchtknoten eiförmig, mit 3 (selten 4) Griffeln. Kapsel länglich-eiförmig, länger (bis doppelt so lang) als der Kelch, meist mit 6, seltener 5 (10) an der Spitze nach aussen gerollten Zähnen auf­ springend (Fig. 607, nr. 1). Samen 0,5 mm gross, rotbraun, schildförmig, auf der gewölbten Seite mit einer Furche, auf der vertieften mit einem Kiel, mit scharfgezähnten Papillen besetzt (Fig. 607, nr. 2, 3). — III bis V Häufig bis gemein (doch stellenweise vollständig fehlend) auf trockenen, sandigen Aeckern, auf Sandfeldern, Brachen, Grasplätzen, sonnigen Hügeln, an Wegrändern, Rainen, Mauern, Dämmen, in Weinbergen, besonders in der Ebene, vereinzelt bis in die Voralpen (Stubaital in Tirol 1700 m). Oft unbeständig und nur vorübergehend. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis England und Südschweden), Nordafrika, gemässigtes Asien (östlich bis zum Himalaya). A endert w en ig ab: f. t y p i c u m Beck ( = H. ciliätum Opiz). Blattrand und M itte der Internodien drüsig behaart. — f. g l u t i n ö s u m (Bieb.) Gürke ( = var. H e u f f e l i i [W ierzb.] Rchb., = var. viscosissim um Celak., = H. liniflorum F isch , et M ey., = Spergula glutinosa D ietr.). Ganze Pflanze üppiger, höher, reichlicher (besonders die B lütenstiele) drüsenhaarig-klebrig (Vereinzelt). — f. g l a b r u m O. K untze ( = var. glaberrinum Strobl, = var. glabrätum Beck). L aubblätter am Rande kahl (Selten). D iese kleine, leicht kenntliche Art fehlt in einzelnen Lokalfloren vollständig (zuweilen vielleicht auch übersehen, w eil das P flänzchen bereits im H ochsom m er vollständig verschwunden ist) oder ist erst neuerdings aufgetreten. In N orddeutschland ist H olosteum im grössten T eile häufig und anscheinend ursprünglich, wird aber sow ohl nach N ordw esten als N ordosten im m er seltener (fehlt besonders im nördlichen O stpreussen). In Kärnten ist H olosteum nach S c h a r f e t t e r (briefl.) w oh l nur m it G etreide eingeschleppt worden und w ieder verschwunden (z. B. bei M aln itz); nach P a c h e r w ächst es w ahrscheinlich im Lavanttal. A uch in der Sch w eiz hat es stellenw eise adventiven Charakter und ist in einzelnen K antonen (T essin ca. 1906, Solothurn [D örnach] 1906) erst in jüngster Zeit aufgetreten. In Norddeutschland gehört dieses Pflänzchen vielerorts — neben andern ein­ jährigen A rten, w ie Spergula arvensis, Arenaria serpyllifolia (pag. 407), Stenophragm a Thalianum , Erophila verna, V eronica verna und D illenii, Cerästium sem idecandrum (pag. 365) — dem Frühlingsflor der ziem lich öden Sandfelder an. A n anderen Stellen tritt es auf leichterem Boden als Unkraut in den Saaten auf, hier nicht !) Gr. ö X ö o te o v [holösteon] = Pflanzennam e bei D i o s c o r i d e s (M at. med. IV, 11); lat. holosteum bezeich net bei P l i n i u s (H ist. nat. XXVII, 91) P lantago albicans. W ohl entstanden aus gr. öAof [hdlos] = ganz und gr. o o z e o v [östeon] = K nochen, ganzknochig; ohne B eziehung auf unsere Pflanze. H e g i , F lo r a Bd. III.

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3/8 selten in B egleitung von Papaver A rgem one, Erophila verna, E quisetum arvense, Cerastium sem idecandrum Stellaria media, Erodium cicutarium , Lithosperm um arvense, Lam ium purpureum und am plexicaule, Thlasp arvense, Veronica triphyllos, agrestis und arvensis, Anchusa arvensis etc. ( S c h o l z ) . N euerdings erscheint H olosteum vielerorts auch als „anthropochore Pflanze“ auf dem Bahnkörper und bei Stationsgebäuden oft in G esellschaft von Bromus tectorum (Bd. I, pag. 360), Eragrostis minor (Bd. I, pag. 280), Vulpia myuros (Bd. I, pag. 326), A lsine tenuifolia, Erophila verna, A lyssum calycinum , Polygonum aviculare (pag. 191), Satureia A cinus, Linara minor, Echium vulgare etc. (nach Ri k l i ) . — D ie kleinen w eissen Blüten sind proterandrisch und w erden spärlich von F liegen und Bienen besucht. D ie Zahl der Staubblätter ist m eistens auf 3 reduziert; doch kom m en gelegen tlich auch deren 4, 5 oder nur 2 vor. Am Grunde der Staubfäden befindet sich eine grüne, fleischige, honigabsondernde A n schw ellu ng. G elegentlich finden sich B lüten m t 4 Karpellen. E benso sind vereinzelt (N iederösterreich: Stockerau) gefüllte und schw ach rosa gefärb te Blüten beobachtet worden. D ie gam o- und karpotropische B ew egu n g der B lütenstiele sind kürzlich von P l a d e c k (D issertation. Breslau 1909) genau untersucht worden.

CCLXV

M o'enchia1) Ehrh.

W e is sm ie re .

Einjährige, kahle, aufrechte, bläulichgrüne, wenigverzweigte Kräuter. Blätter kahl, gegenständig. Blüten zwitterig, 4- oder 5-zählig, einzeln oder in lockeren, armblütigen Trugdolden (dichotome oder trichotome Verzweigung), lang gestielt. Kelchblätter 4 bis 5, aufrecht, breit weisshautrandig, bleibend (Fig. 607, nr. 5, 10). Kronblätter 4 bis 5, weiss, ungeteilt, ganzrandig. Staubblätter 4, 8 oder 10, bodenständig, kürzer als die Kelchblätter. Griffel 4 bis 5 (Fig. 607, nr. 4, 8). Kapsel gerade, kürzer oder länger als der Kelch, mit zentraler Pla­ zenta, vielsamig, mit 4 oder 8 geraden, stumpfen Zähnen aufspringend (Fig. 607, nr. 5, 9). Samen nierenförmig, papillös (Fig. 607, nr. 6, 7)D iese G attung um fasst nur w en ige, nam entlich im M ittelm eergebiet beheim atete Arten. 1. Pflanze 3 bis 10 cm hoch. B lüte 4-zähIig M. e r e c t a nr. 989. 1*. Pflanze 10 bis 30 cm hoch. B lüte 5-zählig M. M a n t i c a nr. 990.

989. Moenchia erecta (L.) Gaertner-Meyer-Scherbius, Flora der Wetterau (= M. quaternella Ehrh., = M. glaüca Pers., = Sagina erecta L., = Cerastium quaternellum Fenzl, = C. erectum Coss. et Germ., = Alsinella erecta Moench, = Alsine erecta Crantz, = Malachium erectum Gren.). A u f r e c h t e We i s s m i e r e . Taf. 106, F ig .7 und Fig. 607, nr. 4 b is7Einjährig, 3 bis 10 cm hoch, ein- oder wenigstengelig. Wurzel 1 bis 3 cm lang. Stengel einfach, aufrecht, unverzweigt oder vom Grunde an verzweigt, mit einem oder mehreren aufrechten bis aufsteigenden Seitenzweigen, kahl, stielrund, grün bis rötlich, sich bald strohgelb verfärbend, am Grunde gedrängt- bis rosettig-beblättert, oberwärts mit 2 bis 4 entfernten Blattpaaren. Grundständige Blätter schmal-lanzettlich, 6 bis 13 mm lang und 2 bis 3 mm breit, ganzrandig, allmählich in einen kurzen Blattstiel verschmälert, völlig kahl; stengelständige horizontal- bis aufrecht abstehend, kürzer als die Stengelglieder, 4 bis 8 mm lang und 1 bis 2 mm breit, ganzrandig, schmal-lanzettlich, spitz, am Grunde verwachsen. Stengel 1- bis 2- (4-) bliitig. Blüten 4 bis 8 mm hoch, 8 bis 10 mm im Durchmesser, aufrecht, zuerst kürz-, nach dem Verblühen langgestielt (Blütenstiele aufrecht), 4-zählig. Kelchblätter 4, lanzettlich spitz, grün, mit breitem weissem Hautrand, steif auf­ recht (Taf. 105, Fig. 7 a). Kronblätter 4 (selten fehlend oder 5), weiss, lanzettlich, stumpflich, ganzrandig, 1 / a bis 2/ s so lang als die Kelchblätter. Staubblätter 4 (selten 8 oder 10), nur halb so lang als die Kronblätter. Griffel 4 (selten 5), zurückgekrümmt, halb so lang als der eiförmige Fruchtknoten (Fig. 607, nr. 4). Kapsel länglich, gerade, sich mit 8 abgestumpften Zähnen öffnend, länger als der Kelch (Fig. 607, nr. 5). Samen rotbraun, nierenförmig, mit Papillen besetzt (Fig. 607, nr. 6, 7)- — IV, V. *) Benannt nach Konrad M o e n c h , P rofessor der B otanik in M arburg (geb. 1744 zu K assel, gest. 1805).

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Zerstreut (teilweise wohl nur eingeschleppt) auf trockenen Rasenplätzen, Triften, Heiden, Brachäckern, trockenen Hügeln, Sandplätzen, lichten Birkenwäldern. Ist leicht zu übersehen! In D e u t s c h l a n d sehr vereinzelt und zerstreut im südlichen und m ittleren Teil, so in Baden (K arls­ ruhe, Forchheim , Schw etzingen [Exerzierplatz 1880— 1891], bei Scheringen und W ettersdorf, W ertheim beim H eidhof und hinter dem [1880— 1897] R einhardtshof, O denwald), in W ürttem berg (Cleebrunn im Oberam t Brackenheim , F lach t— P erouse— Heim sheim [1840] und B acknang— O ppenw eiler [1806] im Oberam t Leonberg), im Eisass (V ogesen und Schw em m land derselben), Lothringen, Bayern (bei R egensburg [vorübergehend], G ibitzenhof bei N ürnberg [vorübergehend], bei Erlangen [früher], O bereichenbach bei A nsbach, bei W assertrüdingen, früher auch am H esselb erg [aber nicht bei Schw abach] und Aschaffenburg, in der P falz bei Z w ei­ brücken, Bergzabern, Kandel, Laubern, Glan- und N ah egegen d), in Thüringen (um Jena, W eim ar, Ranis, S aal­ feld, W eida, Naum burg, N ebra, Frankenhausen, am Südharz bei H aselhein, zw ischen Steigertal und L eim bach, am K yffhäuserzug von U thleben bis Tilleda, am O stharze zw isch en dem Stockbache und dem R ödgen zw ischen L eim bach und H ettstedt, bei W ettin etc.), in Brandenburg (in der Lausitz bei Luckau, W üsterm arke, F alk en­ berg, um Ukro, bei Jüterbog [Kapphahn], R ath en ow ; unbeständig ferner bei B elzig und Nauen), in Pom m ern (verschleppt bei K olberg), in Schlesien (einzig T arnast bei Trebnitz), in Sachsen (selten um L eipzig); feh lt im nordw estlichen T eil, in Sch lesw ig-H olstein , P osen, O st- und W estpreussen gänzlich. In O e s t e r r e i c h ver­ einzelt in Böhm en (angeblich bei Schluckenau), Krain und K üstenland (z. B. M onti Rizzi, K aiserw ald bei Pola). F ehlt in der S c h w e i z gänzlich (früher bei Genf).

A llg em ein e Verbreitung: Holland und Brandenburg).

Zerstreut in Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis

990. Moenchia Mäntica1) (L.) Bartling (= Cerästium Manticum L., = C. glaücum a

Manticum Gren., = Malachium Manticum Rchb., = Pentäple Mantica Rchb., = Stellaria Mantica DC.). M a n t i s c h e W e i s s m i e r e . Fig. 607, nr. 8 bis 10 und Fig. 608a.

Einjährig, 10 bis 30 cm hoch. Wurzel spindelförmig, einfach oder verzweigt, bis 5 cm lang, 1 bis mehrere fruchtbare Sprosse entwickelnd. Stengel aufrecht, einfach (sehr selten und dann ganz am Grunde verzweigt), dünn, stielrund, kahl, mit 5 bis 6 Blattpaaren. Stengel­ glieder unten kurz, nach oben zu stark gestreckt und mehrfach länger als die Blätter. Laubblätter gegenständig, lineal-lanzettlich, spitz, kahl, blaugrün, sitzend, am Grunde etwas verwachsen; die grundständigen lanzettlich, ganz kurz gestielt, zur Blütezeit bereits gelb und vertrocknet. Blütenstand 1 bis mehrfach gabelig- (dichotom oder trichotom) ver­ zweigt. Blütenstiele sehr lang (bis 8 cm), sohlank, steif aufrecht, kahl, in den Achseln von eilanzettlichen, spitzen, sehr breit weissrandigen Tragblattpaaren. Blüten 5-zählig, 10 bis 12 mm im Durchmesser. Kelchblätter 5, 6 bis 9 mm lang, steif aufrecht, eiförmig-lanzettlich, spitz, 1-nervig, am Rande sehr breit weiss-trockenhäutig (Fig. 607, nr. 10). Kronblätter 5, weiss (sehr selten hellblau), länglich-verkehrtherzförmig, weiss, fast doppelt so lang als die Kelchblätter. Staubblätter 10 (selten 8), kürzer als der Kelch. Griffel 5 (selten 3 oder 4), fast gerade, nur schwach nach auswärts gebogen, doppelt so lang als der eiförmige Frucht­ knoten (Fig. 607, nr. 8). Kapsel so lang als der Kelch, eiförmig, gerade, sich mit 5 aufrechten stumpfen Doppelzähnen öffnend (Fig. 607, nr. 9). Samen 0,5 bis 0,8 mm lang, länglich nieren­ förmig, am Rande tief gefurcht. — V, VI. Selten und zerstreut auf Wiesen, Triften, Aeckern, an trockenen grasigen Ab­ hängen, in lichten Wäldern, Getreidefeldern der wärmeren Gegenden; nur südlich der Alpenkette. Ausserdem ganz vereinzelt verschleppt. F eh lt in D e u t s c h l a n d w ild vollständig (adventiv b ei L ud w igsh afen am Rhein [1904 und 1905] und früher beim B ahnhof M ering in Bayern). In O e s t e r r e i c h vereinzelt in U ntersteierm ark (bei G leichenberg, zw ischen Kaltenbrunn und P odonc nächst Radkersburg, bei G ross-Sonntag, W urm berg, Grajanec nächst Pettau, Stattenberg, Cilli; ausserdem w oh l nur zufällig eingeschleppt beim E isenm agazin nächst E ibisw ald und 6 6 M anticus nach dem Vorkommen der Pflanze in dem W alde del M antico bei Verona. 78 *

380 am M urufer bei Graz), in K ärnten (einzig Labaci), Krain (Laibacher Schlossberg), Küstenland und angeblich in Südtirol (Torbole und M on zon i); angeblich in N iederösterreich adventiv. In der S c h w e i z w ild einzig im transalpinen G ebiet (südliches T essin [Locarno, Taverne, Bironico, M onte Ceneri, Cadenazzo] und bis M otta im Blegnotal, M isox bis 800 m ) ; ausserdem selten adventiv.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Zerstreut durch Südeuropa, Kleinasien, Armenien. M. M antica, w elch e auch als Form der vorigen Art b etrach tet wird, jedoch höher und in allen T eilen robuster ist, wird vereinzelt in der folgenden Abart beob ach tet: f. v i o l ä s c e n s Aznavour ( = f. caerulea Janch., = Cerästium caeruleum B oiss., = M alächium caeruleum Jaub. et Spach.). Blüten hellblau. Von J a n c h e n kürzlich in Steierm ark (nordw estlich von Friedau) und von S u l g e r - B u e l in der Schw eiz (beim Bahnbof St. M argrethen, 1 90/) konstatiert. Zuvor war diese Spielart nur aus K leinasien bekannt.

CC LX V I.

Sagina1) L. M a s t k r a u t , Knebel. Franz.: Sagine; engl.: Pearlwort.

Einjährige oder ausdauernde, aufrechte, niederliegende oder aufsteigende, locker­ rasige oder polsterbildende, niedere, kahle oder drüsig-behaarte Kräuter mit gegenständigen, am Grunde verwachsenen, kahlen oder gewimperten, linealen bis lanzettlichen Laubblättern, mit oder ohne Stachelspitze, ohne Nebenblätter, jedoch oft mit sterilen Laubsprossen in den Blattachseln. Blüten klein, unscheinbar, einzeln in den Achseln der Laubblätter oder zu armblütigen, lockeren Trugdolden vereinigt an sehr dünnen, kahlen oder behaarten, meist aufrechten oder vor oder nach der Blütezeit unterhalb des Kelches hakenförmig nach abwärts gebogenen Blütenstielen, 4- oder 5-zählig. Kelchblätter 4 oder 5, gleich oder verschieden gestaltet, aufrecht oder abstehend. Kronblätter 4 oder 5 (oft 6), sehr klein bis doppelt so lang als der Kelch, weiss, ganzrandig, eiförmig oder verkehrt-eiförmig. Staubblätter 4, 5, 8 oder 10. Fruchtknoten eiförmig, aus 4 oder 5 Fruchtblättern gebildet. Kapsel eiförmig, bis zum Grunde mit 4 oder 5 ziemlich schmalen, oben stumpfen Klappen aufspringend (Fig. 607, nr. 12, 13, 16, 25, 33). Samen zahlreich, dunkelbraun, nierenförmig, sehr klein (0,5 bis 0,2 mm dick), mit regelmässigen Papillenreihen besetzt, am Rücken mit einer Rinne (Fig. 607, nr. 6, 7, 27). Keimling gekrümmt. D ie G attung um fasst gegen 20 unscheinbare kleinblütige A rten und ist fast ausschliesslich auf die nördlich gem ässigte Zone beschränkt. Einzelne A rten sind w eithin verschleppt. D ie kleinen proterandrischen, hom ogam en oder protogynen Blüten m it halbverbogenem H onig (dieser wird am Grunde der Staubfäden in N ektarien abgeson dert!) w erden von kleinen F liegen und Bienen bestäubt. B ei ungünstiger W itterung erfolgt gelegen tlich Selbstbestäubung, w eil die Blüten dann geschlossen bleiben. B ei einzelnen Arten (S. procum bens, nodosa) sind m ehrfach Form en m it „gefüllten“ Blüten (durch P etalisierun g der Staubblätter und Pistille) b eobachtet worden. D urchgehend e pentam ere Blüten sind nicht häufig. D a s O effnen der Blüten ist nur von kurzer Dauer, bei Sagina L innaei 4 T age (ebenso bei Telephium Imperati und Sedum atratum). D ie ausser­ ordentlich kleinen Sam en (0,2 bis 0,3 mm) w erden durch den W ind sehr leicht verbreitet. M ehrere SaginaArten (nam entlich Sagina procum bens) haben als Ackerunkräuter (sie bevorzugen sandigen Boden) oder als Ruderalpflanzen eine ziem lich grosse V erbreitung. S. Linnaei ist arktisch-alpin (findet sich auch im M ittel­ gebirge), S. glabra südalpin, während die kleine S. maritima der atlantischen Flora (vgl. pag. 383) angehört. In der Gärtnerei, speziell in der Teppichgärtnerei, wird S. subulata (pag. 386) auch m it goldgelb er Belaubung (f. a ü r e a hört.) zu E infassungen oder als Rasenpflanze verw endet. Im W inter nehm en die Pflanzen gew öhnlich eine rötlichbraune Färbung an, die im Frühjahr w iederum verschw indet. U eberhaupt w intern die M astkrautT eppiche leicht aus. 1. Blüten in der R egel 4-zählig. K ronblätter v iel kürzer als der K elch oder fehlend 2. 1*. Blüten in der R egel 5-zählig. K ronblätter fast so la n g oder länger als der K elch 5. 2. K elchblätter g leich gestaltet, stum pf, ohne Stachelspitze. Laubblätter m it kurzer Stachelspitze (Va der B lattbreite; F ig. 607, nr. 11, 14) . 3. 2*. K elchblätter verschieden g e s ta lte t: die beiden äusseren kapuzenförm ig zusam m engezogen, m it kurzer Stachelspitze (F ig. 607, nr. 19). L aubblätter m it langer Stachelspitze (gleich der B lattbreite; F ig. 607, nr. 18). 4. 3. Pflanze m eist niederliegend. Zentrale B lattrosette vorhanden, ohne M itteltrieb. B lütenstiele nach dem Verblühen nach abw ärts gebogen S. p r o c u m b e n s nr. 991.6 6 Lat. = die M ast, Fütterung. Früher wurde Sagina Spergula D e 1’ O bel, unsere heutige Spergula arvensis L., als Schw einefutter angebaut; der N am e hat also keine B eziehung mehr zu unserer G attung.

381

Tafel 106.

Erklärung der Figuren. Fig. 1. la . lb . 2. 2a. 2

Saglna Linnaei (pag. 385). Habitus. Blüte (vergrössert). Laubblatt. Sagitia apetala (pag. 383). Habitus. Kelch von aussen. b. Kelchblatt von innen mit 2 Staubblättern und Kronblattrudiment. 2 c. Fruchtknoten. 2d. Fruchtkapsel mit Kelch. 2e. Blüte (vergrössert). 2f. Samen. 3. Sagina procumbens {pag. 381). Habitus. 3a. Blüte (vergrössert). 3 b. Fruchtkapsel mit Kelch. 3 c. Fruchtknoten. 4. Sagina nodosa (pag. 387). Habitus. 4 a. Blüte (vergrössert). 5. Alsine octandra (pag. 391). Habitus. 5 a. Blüte (vergrössert). 5 b. Fruchtkapsel mit Kelch. 5 c. Kelchblätter. 5d. Laubblatt.

Fig. 5e. Fruchtknoten mit 1 Staubblatt. 6. Alsine laricifolia (pag. 395). Habitus. 6 a. Reife Fruchtkapsel mit Kelch. 6 b. Fruchtknoten. 6c. Samen. 7. Alsine fasciculata (pag. 393). Habitus. 7 a. Längsschnitt durch die Blüte. 7b. Frucht mit Kelchblättern (von aussen). 7 c. Laubblattpaar. 8. Alsine viscosa (pag. 398). Habitus. 8a. Blüte. 8 b. Fruchtkapsel mit Kelch. 9. Alsine verna (pag. 400). Habitus. 9a. Blüte. 9 b. Tragblatt. 9 c. Samen. 10. Honckenya peploides (pag. 403). Habitus. 10 a. Blüte. 10b. Fruchtkapsel. 11. Alsine sedoides (pag. 392). Habitus. lla . Blüte. llb . Staubblätter mit Drüsen.

3*. Pflanze m eist aufrecht, also ohne zentrale B lattrosette. A este aufrecht. Blütenstiele nie nach abw ärts gebogen. Kronblätter sehr klein oder fehlend. K ü ste n g e b ie te. S. m a r i t i m a nr. 992. 4. B lütenstiele stets aufrecht. K elchblätter flach ausgeb reitet, kahl S. a p e t a l a nr. 993. 4*. B lütenstiele nach dem Verblühen an der Spitze hakenförm ig nach abw ärts gebogen. K elch­ blätter aufrecht, der K apsel angedrückt (F ig. 607, nr. 23), oft drüsenhaarig bew im pert S. c i l i a t a nr. 994. 5. K ronblätter so lang oder nur w enig kürzer als der K elch . 6. 5*. K ronblätter doppelt so lang als der K elch 7. 6. Stachelspitze der Laubblätter kurz (*/2 der Blattbreite; F ig. 607, nr. 26). Fruchtkapsel bis doppelt so lang als der m eist kahle K elch (Fig. 607, nr. 25). Alpen, M ittelgebirge S. L i n n a e i nr. 995. 6*. Stachelspitze der L aubblätter lang (gleich der Blattbreite; F ig. 607, nr. 28). Fruchtkapsel nur w en ig länger als der oft drüsige K elch S. s u b u l a t a nr. 996. 7. A lle Laubblätter ungefähr gleichlang. Stengel fast stets kriechend, am Grunde wurzelnd. Sehr selten in den A lpen S. g l a b r a nr. 997. 7*. O bere Laubblätter m ehrfach kürzer als die unteren, in den A chseln fast gleichgrosse L aubsprosse tragend (F ig. 607, nr. 30, 31) S. n o d o s a nr. 998.

991. Sagina procumbens L. (= S. breviflöra Gilib., = Alsine procumbens Crantz). N i e d e r l i e g e n d e s Mastkraut.

Taf. 106, Fig. 3 und Fig. 607, nr. 11 bis 13.

Ausdauernde, dichtrasige, 2 bis 5 cm hohe Pflanzen mit gestauchtem, nur als sterile Blattrosette entwickeltem Mitteltrieb und zahlreichen, bis 15 cm langen, niederliegenden oder aufsteigenden, am Grunde wurzelnden, einfachen oder verzweigten, kahlen, dünnen Stengeln. Stengelblätter gegenständig, schmal-lineal, fast fädlich, mit kurzer (höchstens halbe Blattbreite) Stachelspitze, 5 bis 12 mm lang, so lang oder meist kürzer als die Stengelglieder, am Grunde kurzscheidig verwachsen und wimperig behaart. Blüten 4-zählig, 4 bis 7 mm im Durchmesser, an 2 bis 3 cm langen, dünnen, an der Spitze verdickten,

382

kahlen, beim Blühen aufrechten, nach dem V erblühen hakenförm ig zurückgekrüm m nten, zuletzt w ieder aufrechten B lütenstielen, die einzeln aus den B lattachseln entspringen. K e lc h ­ b lä tte r 4, ausgebreitet, 2 mm lang, breit-eiförm ig, stum pf, ohne S tachelspitze, b e id e r­ seits grün m it sehr schm alem H au tran d , ohne deutliche N erven, bleibend. K ronb lä tte r 4 (oder 0), weiss, ei­ rund, bis höchstens halb solang als die K elch b lätter, m it denselben abw echselnd, kurzlebig. S taubfäden .4, kürzer als die K e lch b lätter und vor denselben stehend. Griffel 4, kürzer als der F ru ch tk n o ten , zur B lütezeit zurückgekrüm m t. K ap sel F i g . 607. H o l o s t e u m u m b e 11 a t u m L . 1. R e i f e F r u c h t k a p s e l . 2 , 3 . S a m e n v o n V o r d e r u n d R ü c k s e i t e . — M o e n c h i a e r e c t a F l . W e t t . 4. F r u c h t k n o t e n m i t G r if f e ln . 5. R e i f e bis fast doppelt so lang als F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . 6, 7. S a m e n v o n v o r n e u n d v o m R ü c k e n . — M o e n c h i a d er zuerst anliegende, sp äter M a n t i c a B a r t l . 8. F r u c h t k n o t e n m i t G r i f f e l n . 9. R e i f e F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . l O . K e l c h b l a t t . — S a g i n a p r o c u m b e n s L . 11. L a u b b l a t t p a a r . 12, 13. R e i f e F r u c h t k a p s e l m i t ausgebreitete K e lc h , ei­ K e l c h in 2 S t a d i e n . — S a g i n a m a r i t i m a D o n , 14. L a u b b l a t t p a a r . 15,1 6. F r u c h t k a p s e l m i t u n d o h n e K e l c h . — S a g i n a a p e t a l a L . 17. L a u b b l a t t p a a r . 18. L a u b b l a t t m i t S t a c h e l ­ förm ig, sich mit 4 stum pfen s p i t z e . 19. K e l c h b l a t t . 20,2 1 F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . 22. S t a u b b l a t t . -— S a g i n a c i l i a t a F r i e s . 23. F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . 24. B l ü t e n l ä n g s s c h n i t t . — S a g i n a L i n n a e i P r e s l . Z ähnen öffnend (Fig. 607, 25. F r u c h t k a p s e l . 26. L a u b b l a t t . 27. S a m e n . — S a g i n a s u b u 1 a t a P r e s l . 28. L a u b b l a t t ­ nr. 12, 13). Sam en braun, p a a r . 29. F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . — S a g i n a n o d o s a F e n z l . 30, 31. L a u b b l a t t p a a r e m i t a c h s e l s t ä n d i g e n s t e r i l e n L a u b s p r o s s e n . 32. L a u b b l a t t . 33. F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . — 0,3 bis 0,5 mm la n g , von S a g i n a g l a b r a F e n z l . 34. L a u b b l a t t p a a r . 35. B l ü t e v o n a u s s e n . regelm ässig angeordneten, ringsum gezähnten P apillen rauh, am R ücken m it einer R inne. — V bis IX . G em ein auf feuchten A eckern, G etreidefeldern, an W e g rän d e rn , M auern, G räben, T eich rän d ern , S an d p lätzen, ausgetrockneten P fützen, n ac k te n M oorflächen, an feuchten S andsteinm auern und F elsen, am M eeresstrand, auf feinem K alk g erö ll, zw ischen P fla ste r­ steinen, ohne U ntersch ied des S ubstrats (auch auf salzhaltigem B oden) ; von der E bene bis in die alpine R egion (R ofen in T irol, 2600 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : E u ro p a (nördlich bis Island und L ap p lan d ), Asien, N o rd ­ am erika (bis G rö n lan d ); ausserdem verschlepptem C hile, Bolivien, K olum bien, A ustralien. D iese Art ist im H abitus etc. ziem lich veränderlich: var. t ÿ p i c a B eck ( = var. glabérrima Neilr., = Sagina bryoides var. glabrëscens R chb.). Norm alform m it kahlen Blättern. — var. b r y o i d e s (Fröl.) H ausm . ( = Sagina bryoides Fröl., = S. procum bens ß ciliäta Neilr., = var. cilioläta Schur). M oosblüm chen. D em Typus sehr ähnlich, jedoch zierlicher und kleiner, oft m it nur 1 S tengelglied (Form auf faulendem H olze), aufsteigend. L aubblätter etw as breiter und kürzer, b orstig-stachelspitzig, zum T eil am Rande gew im pert bis gezähnelt. Besonders in den A lpen, doch auch in den Sudeten, bei Zürich, in O st- und W estpreussen. — var. s p i n ö s a G ibson ( = var. crassifölia N olte). L aubblätter dicklich, starr, stechend, gew im pert (Selten am M eeresstrande und bei Salinen). — f. c o r o 11 a t a Pape. K ronblätter fast so lang oder länger als der K elch (Selten). — f. i n t e r m i x t a B eck ( = var. pentam éra Neum ann). A u f der gleichen Pflanze kom m en 5-zählige und 4-zählige Blüten vor. — var. t e n u i f d l i a (Fenzl). Stengel schlaff, liegend, in den Blattw inkeln grosse Büschel von langen Blättern. Selten (O berösterreich) in M oor- und in nassen Sandgräben. -— f. p e n d u l a H ausskn. Stengel m eist einfach, oft über 20 cm lang, schlaff vom F elsen herabhängend. Laubblätter äusserst schmal und verlängert. Internodien auffallend lang (Thüringen). W eitere Form en finden sich am M eeresstrande. V on Norderney wird von A n d r é e eine Form (f. c o m p a c t a ) m it sehr verkürztem Stengel, deren Blüten sich kaum über das m oosartige, dichte P olster (die Form erinnert an L eucobryum glaucum ) erheben, beschrieben. Sie findet sich innerhalb der schm alen F ugen der vielbegangenen W ege.

383

S. procum bens findet sich in zahlreichen Standortsform en als w eit verbreiteter A rchaeophyt etw as feuchten Feldern (hier oft neben Equisetum arvense, R um ex crispus [pag. 1/6], Scleranthus annuus, Spergula arvensis, Stachys palustris, Polygonum Hydropiper [pag. 212] und tom entosum , A chillea M illefolium , PJantago maior, M entha arvensis etc.), auf Brachen, an W egen usw ., daneben aber auch auf feuchten, schlickigen U ferböden in B egleitung von Ranunculus reptans und sceleratus, Juncus bufonius, filiformis, com pressus, P oten tilla anserina, V erónica A nagallis, P eplis Portula, Bidens cernuus, Gnaphalium uliginosum , Echinodorus ranunculoides (Bd. I, pag. 155). G elegentlich wurde Sagina procumbens auch als Ueberpflanze auf Bäum en oder aber auf M aulw urf- und A m eisenhaufen angetroffen.

992. Sagina marítima Don (= S. stricta Fries, = S. erecta O. F. Muell., = S. fili­ formis Pourr., = S. urceoláta Viv., = Alsíne Dónii G. F. W Mey., = A. maritima Jessen). S t r a n d - M a s t k r a u t . Fig. 607, nr. 14 bis 16 und Fig. 608b. Einjährig, (1) 5 bis 7 (10) cm hoch, aufrecht, 1- bis vielstengelig, kahl, ohne zentrale Blattrosette. Stengel meist vom Grunde an verzweigt, wie die Seitenäste aufrecht oder aufsteigend, sehr zart, hellgrün bis rötlich braun, kahl oder am Grunde schwach flaumig-behaart, mit 3 bis 4 i: gestreckten Stengelgliedern. Laubblätter gegenständig, am Grunde verwachsen, kürzer als die Stengelglieder, schmal-lanzettlich, die oberen spitz, die unteren ± stumpf, jedoch ohne .Stachelspitze, etwas fleischig, kahl, seltener gewimpert (Fig. 607, nr- 14). Blütenstiele stets (auch nach dem Verblühen) aufrecht, sehr dünn, kahl, ungleich (1 bis 3 cm) lang, einzeln in den Blattachseln stehend. Blüten klein, 3 bis 5 mm im Durchmesser, 4-zählig. Kelchblätter 4, 2 mm lang, länglich-eiförmig, stumpf, an der Spitze kapuzenförmig, jedoch ohne Stachelspitze, ± deutlich 1-nervig, meistens aufrecht und der Kapsel angedrückt. Kronblätter sehr klein oder fehlend, weiss. Staubblätter 4. Kapsel so lang oder etwas länger als der Kelch, rundlich-eiförmig, der ganzen Länge nach mit 4 stumpfen, schwach nach aussen gebogenen Klappen aufspringend (Fig. 607, nr. 15, 16). Samen wie bei nr. 991. — V bis VIII. Vereinzelt am Meeresstrande auf Dünen, etwas salzigen Strandwiesen, auf Moor­ boden, sandigen Weiden, in Dünentälern (besonders gern auf Ameisenhaufen), selten auch im Binnenland. In D e u t s c h l a n d zerstreut an den K üsten und auf den Inseln (einschliesslich N euw erk) der N ordsee und O stsee (wird nach O sten immer seltener; fehlt in W est- und O stpreussen). A usserdem ganz vereinzelt im Binnenland (früher bei M agdeburg bei den Salinen von G ro ss-S a lz a und bei Eimen am Gradierwerk). In O e s t e r r e i c h einzig im K üstengebiet der Adria. F eh lt in der S c h w e i z gänzlich.

Allgemeine Verbreitung: Skandinavien) und Nordafrika.

Küstengebiete von fast ganz Europa (nördlich bis

D ieses kleine, w en ig auffallende Pflänzchen gehört der w estb altischen oder w estatlantischen F lora an, deren V ertreter in ihrer Verbreitung auf den W esten hinw eisen. In D eutschland sind sie besonders in den Nordseeländern verbreitet; nach O sten hin werden sie im m er seltener. A ehnlich verhalten sich Zostera nana (Bd. I, pag. 143), Carex extensa (Bd. II, pag. 116), A tropis maritima (Bd. I, pag. 324), Lepturus incurvatus (Bd. I, pag. 381), Juncus m aritimus (Bd. II, pag. 165), A triplex Babingtonii (pag. 245), Echinopsilon hirsutum (pag. 248), Corydalis claviculata, Cochlearia A nglica und D anica, Cornus Suecica, L obelia Dortm anna etc.

993. Sagina apétala L. (= S. inconspicua Rossmann, = S. quaternélla Schloss., = S. erecta Lam., = Alsíne apétala F. G. Mey.). K r o n b l a t t l o s e s M a s t k r a u t . Fig. 2 und Fig. 607, nr. 17 bis 22.

Taf. 106,

Einjährig, 3 bis 15 cm hoch, ohne zentrale Blattrosette, meist mehrstengelig, kahl, stets aufrecht. Stengel meist vom Grunde an verzweigt, samt den Seitenzweigen aufrecht oder aufsteigend, sehr zart, kahl oder oberwärts drüsig-gewimpert, mit ziemlich langen Stengelgliedern. Laubblätter gegenständig, lineal bis pfriemenförmig, lang stachelspitzig (Fig. 607, nr. 17, 18), kahl, nur im unteren Teil gewimpert und vollständig verwachsen, so lang

384

bis mehrfach kürzer als die Stengelglieder. Blütenstiele einzeln in den Blattachseln, stets aufrecht, kahl oder schwach drüsig-gewimpert, sehr dünn und ungleich lang. Blüten klein, 4-zählig. Kelchblätter 4, länglich-eiförmig, der Kapsel zuerst anliegend, später abstehend, ausgebreitet, schmal violett- bis weissrandig, kahl (seltener drüsenhaarig), kapuzenförmig zusammengezogen, die beiden äusseren mit einer kleinen, nach innen gekrümmten Stachel­ spitze endend, die beiden inneren stumpf (Fig. 607, nr. 19, 20, 21). Kronblätter 4, weiss, verkehrt-herzförmig, klein (aber nicht fehlend!), mehrmals kürzer als der Kelch, sehr hin­ fällig. Kapsel eiförmig, sich mit 4 stumpfen bis zum Grund reichenden Zähnen öffnend. Samen meist mit kurzzylindrischen, spitzen Warzen besetzt, seltener (var. l e i o s p é r m a Thellung) fast glatt. — V bis IX. Zerstreut auf feuchten, sandigen Feldern, Brach- und Kleeäckern, Stoppelfeldern, Triften, Weiden, zwischen Strassenpflaster, in Gräben, Kiesgruben, auf überschwemmten Stellen der Ebene; selten auf Kalk. F eh lt stellen w eise (z. B. in P osen, [angeblich um W ien], Steierm ark, Vorarlberg) (bei N eu h of undZ ak rzew ke w oh l m it G etreide und Jungbunzlau), in Kärnten (zw ischen L oibl-

O stpreussen, N ordw estdeutschland, Salzburg, N iederösterreich vollständig oder tritt nur ganz vereinzelt auf, so in W estpreussen eingeschleppt), M ähren (bei Roznau), Böhm en (zw ischen Nim burg und Bodental in den Karawanken), in T irol (Valle Lagarina) etc.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Zerstreut in Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis Dänemark und Südschweden), Kanaren, Nordafrika, Syrien, Transkaukasien, Kurdistan, Südamerika. A endert ab: f. t y p i c a A. Schw arz. B lütenstiele kahl. — f. g l a n d u l ó s a F. Schultz. Blütenstiele drüsig-bew im pert. — f. r o s u l ä t a T hellung. W uchs von S. procum bens. S ten gel um eine + deutlich aus­ geb ild ete Zentralrosette kreisförm ig ausgeb reitet (M ehrfach m it dem Typus um Zürich). — f. l e i o s p é r m a Thellung. Sam en (fast) glatt, im Um riss schw ach w ellig (W ürttem berg [Bad Boll], K anton St. Gallen, Zürich). — In K ;esgruben bei Colmar fand sich diese Art neben E ragrostis m egastach ya (Bd. I, pag. 280) und pilosa, Elatine hexandra und L im oselia aquatica vor. — D ie B ezeichnung apétala für diese A rt ist vollständig unbe­ rechtigt; denn Kronblätter sind tatsächlich vorhanden und im K nospenzustande leicht nachzuw eisen. A llerdings sind diese sehr klein und hinfällig; deshalb fehlen sie in den im A bblühen befindlichen Blüten bereits vollständig.

994. Sagina ciliáta Fries (= S. apétala L. var. ciliata Mert. et Koch, = S. pátula Jord.,

= S. Meliténsis Gulia, = S. Reutéri Lojac.). B e w i m p e r t e s M a s t k r a u t . Fig. 607, nr. 23, 24 und 608 c. Einjährig, bis 10 cm hoch, im Wuchs ähnlich der S. apétala, 1- bis mehrstengelig, mit dünner, bis 3 cm langer Wurzel. Mittelspross entwickelt, aufrecht (daher ohne zentrale Blattrosette!), meist vom Grunde an verzweigt, kahl. Seitenzweige aufstrebend, sich oft weit ausbreitend, am Grunde niemals wurzelnd, mit langen Stengelgliedern. Laubblätter gegenständig, lineal, mit langer Stachelspitze, reichlich gewimpert, seltener kahl oder (besonders die obersten) am verwachsenen Grunde schwach bewimpert, mehrmals kürzer als die Stengelglieder. Blütenstiele einzeln in den Achseln der Laubblätter, zart, lang, kahl oder unterhalb der Blüte schwach drüsenhaarig, aufrecht, nach dem Verblühen oben hakenförmig herabgekrümmt, später wieder aufrecht. Blüte 4-zählig (Fig. 607, nr. 24). Kelch­ blätter 4, aufrecht, der Kapsel angedrückt, meist schwach drüsig-behaart, eiförmig, die beiden äusseren zu einer Stachelspitze kapuzenförmig zusammengezogen, die beiden inneren stumpf (Fig. 607, 23). Kronblätter 4, weiss, mehrmals kleiner als die Kelchblätter, sehr hinfällig. Kapsel eiförmig, bis Y3 länger als der Kelch, sich mit 4 langen, stumpfen, schwach nach aussen gebogenen Zähnen öffnend (Fig. 607, nr. 23). Samen dunkelbraun, fast glatt, seltener (var. e c h i n o s p é r m a Thellung) papillös. — IV bis VII. Zerstreut auf trockenen, sandigen Aeckern, auf Brachäckern, Holzschlägen, an Teichrändern, zwischen Pflastersteinen, meist zusammen mit Sagina apétala. Nur in der Ebene, selten auf Kalk.

385 Allgem eine V erbreitung: Südschw eden), N o rd afrik a.

Z erstreu t in Süd- und M itteleuropa (nördlich bis

A e n d e rt a b : f. t y p i c a A. S chw arz. L a u b b lä tte r re ic h lic h b é w im p e rt. — f. d e p r é s s a F. S c h u l t z . L a u b b lä tte r k a h l o d er am G ru n d e sp ä rlic h b e w im p e rt. — f. e c h i n o s p é r m a T h ellu n g . S am en m it spitzen, k u rz z y lin d risc h en W arz en b e se tz t (S elten).

995. Sagina Linnaei P resl ( = S. saginóides D alla T o rre, = S. S p erg élla F enzl, = S. saxátilis W im m er, = S p érg u la saginóides L . nec All., = S pergula saxatilis W im m er, S p e r­ gélla saginóides R ch b ., = S pergella saxatilis Schur, = A lsine saginóides C ran tz, = P háloe saginóides D um ., — A ren ária frígida R u p r., = A lsine Linnséi Jessen). A l p e n - M a s t k r a u t . T af. 106, F ig. 1 und F ig. 607, nr. 25 bis 27. A usdauernd, 2 bis 10 cm hoch, wenig- bis vielstengelig, m eist polster- o d er rasen­ bildend. S tengel aufrecht, niederliegend o d er aufsteigend, am G runde w urzelnd und d a ­ F i g . 608. a M o e n c h i a M a n t i c a B a r t l . H a b i t u s . — b S a g i n a m a r í t i m a D o n . H abitus. — c S a g i n a c i l i a t a F ríe s . H abitus. — d S a g i n a s u b u l a t a F re s durch A usläufer treib en d, kahl, H a b i t u s . — e S a g i n a g l a b r a F e n z l . H a b i t u s ( F i g . a b i s d 1/2 n a t ü r l . G r o s s e ) . un verzw eigt und m eist 1(seltener 2-) blütig. B lätter gegenständig, lineal-lanzettlich, am G runde verw achsen, m it k u rzer S tachelspitze (dieselbe nur halb so lang als die B lattbreite), kahl, auf der U nterseite m it stark h erv o rtreten d e r M ittelrippe. B lütenstiel m ehrm als länger als die S tengelglieder, dünn, kahl, aufrecht, nach der Blüte oft unterhalb des K elches hakig um gebogen, später w ieder aufrecht. K e lc h b lä tte r 5, bis 3 mm lang, eiförm ig, säm tlich gleichgestaltet, stum pf, kahl, m it schm alem weissem H au tran d , stets aufrecht und der K ap sel angedrückt. K ronb lätter 5, weiss, m eist k ü rzer als d er K elch, eiförm ig, stum pf. S ta u b b lätte r 10 (selten 5), so lang o d er län g er als die K ronblätter. K apsel länglich-eiförm ig, länger (bis über doppelt so lang) als der K elch, sich m it 5 oft fast bis zum G runde eingeschnittenen K lap p e n öffnend (F ig. 607, nr. 25). K elch der F ru c h t angedrückt. S am en 0,3 mm dick, m it regelm ässig a n g e ­ o rdn eten P apillenreihen, am R ücken m it einer R inne (Fig. 607, 27). — V I bis V III. A n nassen steinigen und m oosigen Stellen, an Felsen, in F elsspalten, im F elsschutt, auf fetten G rasplätzen, K ohlenplätzen, frisch abgerutschten H ängen der A lpen und V oralpen, von ca. 1700 bis 2738 m (C ham ounix), nicht allzuselten aber auch tiefer (A lpentäler), bis ca. 800 m (P fän d er bei B regenz 790 m, K itzbühel in 760 m, bei L ienz [in der B ürgerau und am W a sse r­ dam m 676 m herabgeschw em m t], B eifort in G raubünden 975 m, bei K aufbeuren ca. 690 m).

386

4

A usser der A lpenkette im Schw arzw ald (Belchen, Feldberg, M en gen schw an d, Schauinsland bis in den Bohrer bei Freiburg, Schluchsee), in O berschw aben (Reinerzau 480 m, G rossholzleute, Rohrdorf, A d elegg 970 m), im B ayerischen W ald (F alkenstein, R achel, H oherbogen, Arber, O ssa etc.), im R iesengebirge (vielfach bis zum D ittersbacher P asse), Iserw iese, im M ährischen Gesenke (U hustein, D ittersh of, A ltvater, am Petersteine, bei W aldenburg, auf der Gabel, Karlsbrunn etc.), im böhm ischen M ittelgebirge (bei Stepanow , Humpoletz, H nevkovice, K letecna und Chudenice) und im Erzgebirge (F ichtelberg).

A l l g e m e i n e Ve r b r e i t u n g : Gebirge von Spanien, Pyrenäen, Alpen, Jura, Kar­ paten, Balkan, deutsche Mittelgebirge, Kaukasus, Gebirge des gemässigten Asien, nördliches und arktisches Europa, Asien und Amerika, Mexiko. Aendert w enig ab: f. m a c r o c ä r p a (R chb.) U echtr. ( = S. decändra Fenzl). Pflanze kahl. Kronblätter so lang als der K elch. A lle Blüten m it 10 Staubblättern. K apsel dicker (Selten). — f. m i c r ä n t h a (Bunge) Fenzl. Kronblätter gew öhn lich nur halb so lang als der K elch. Staubblätter w eniger als 10, zuweilen nur 5 (R iesen geb irge). — f. g l a n d u l ö s a L ange ( = f. glandulifera B eck). K elch und oberer T eil der B lüten­ stiele drüsenhaarig (N iederösterreich). — f. t e n e l l a Murr. Sehr zarte Form m it niederliegendem , sehr ver­ längertem (bis 10 cm) Stäm m chen. H abituell der S. apetala sehr ähnlich (N ordtirol: Haller Salzberg­ w erke 1500 m). D ie se w eitverbreitete arktisch-alpine A lsinee, w elch e sich von S. procum bens sofort durch die 5-zähIigen Blüten unterscheidet, erscheint im G ebirge gern auf etw as fetten W eiden, daneben auch als N eu ­ ansiedler auf R utschflächen und K ohlenm eilern, an letzterer Stelle (Graubünden) zuw eilen m it Arenaria serpyllifolia, Capselia Bursa pastoris, V eronica aphylla, A iuga pyram idalis, H om ogyne alpina, Equisetum variegatum (Bd. I, pag. 61), Ranunculus repens etc. Im M ittelgebirge (Sudeten) findet sich S. L innaei gern in der Nähe der Schutzhütten als Ruderalpflanze. Im böhm ischen M ittelgebirge ste ig t die A rt ziem lich tief in das Bergund H ügelland herab.

996. Sagilia subuläta1) (Sw.) Presl (= Spergula subulata Sw., = Spergula saginoides subulata Mert. et Koch, = Alsine saginoides var. mucronäta G. F. W. Mey., = Spergella subulata Rchb., = Alsine subulata Jessen, = Arenaria calycina Haensel). P f r i e m enb l ä t t r i g e s M a s t k r a u t . Fig. 607, nr. 28, 29 und 608d.

ß

Ausdauernd, 3 bis 10 cm hoch, dichtrasig (kräftiger als S. procumbens), am Grunde stark verzweigt, mit zahlreichen kurzen fertilen und sterilen Trieben; ganze Pflanze fein­ drüsig gewimpert. Stengel niederliegend oder aufsteigend, dicht beblättert, 1- bis 3blütig. Laubblätter meist länger als die kurzen Stengelglieder, pfriemenförmig, mit langer (bis 1,5 mm) Stachelspitze (Fig. 607, nr. 28), am Rande und an der Scheide drüsig gewimpert. Blütenstiele sehr lang, dünn, aufrecht, + drüsig behaart, nach dem Verblühen unterhalb des Kelches stark nach abwärts gebogen, zuletzt wieder aufrecht, einzeln in den Blatt­ achseln. Blüten 5-zählig. Kelchblätter 5, 2 mm lang, eiförmig, stumpf, mit schmalem Hautrand und deutlicher Mittelrippe, stark drüsig-behaart, aufrecht und der jungen Frucht anliegend, zuletzt abstehend. Kronblätter 5, weiss, eiförmig, nur wenig kürzer als der Kelch. Staubblätter 10, kürzer als der Kelch. Fruchtknoten eiförmig mit 5 kurzen, schwach nach auswärts gebogenen Griffeln. Kapsel so lang oder wenig länger als der Kelch, länglich-eiförmig, mit 5 lanzettlichen, stumpfen, schwach nach aussen gebogenen, tiefein­ geschnittenen Zähnen sich öffnend (Fig. 607, nr. 29). Samen 0,3 mm lang, rotbraun, fein­ warzig, am Rücken mit einer Rinne (genau wie Fig. 607, nr. 27). — VI bis VIII. Sehr zerstreut auf feuchten Sandfeldern, nassen Wiesen und Triften, an Wald­ rändern, Rainen, Flussufern, an Mauern und Felsen, auf sandigen Brachäckern, Wegen, kurzgrasigen Triften, auf Heiden; nur in der Ebene. Tn D e u t s c h l a n d zerstreut im m ittleren und nordw estlichen T eil in Schlesien (besonders in Ober­ schlesien, ausserdem bei Falkenberg, G ogolin, Seschnitz, T ost, G leiw itz, R osenberg), Thüringen (bei Teichröda, Blankenhain, bei Rudolstadt, Saalfeld, P össn eck), im w estlichen H annover (bei H oya [?], Lingen, Lorup, W reest, Reckum bei H arpstedt etc.), in Oldenburg (D ötlingen, Immer, Sondersfelde, D elm enhorst, Cloppenburg, Busche), 9 Lat. sübula = P friem e n ; nach der B lattgestalt.

387 im D ithm arschen (Q uickborn bei Burg, bei H övede), im nördlichen H olstein und w estlich en S ch lesw ig (besonders auf den Inseln Sylt, Amrum, Föhr), in Süddeutschland einzig im nördlichen Bayern (um Bam berg [jenseits des M ains], Linder Grube, um Cadolzburg, bei Pleickershof, D eberndorf, Gonnersdorf, Stinzendorf^ Schleifm ühle und A ltstäd ter Berg bei Erlangen, Nankendorf zw ischen W eissendorf und Retzleinsdorf, W ein gaydsgreut g eg en W achenrot etc,), jedoch nicht in Baden. In O e s t e r r e i c h in Schlesien (N iedek bei Bystritz im Teschener Kreise), Böhm en (N iem es, Jungbunzlau, W eissw asser, Johannisbad im R iesengebirge), in Untersteierm ark (P obersch nächst M arburg, Stattenberg), Südtirol (bei Bruneck im Pustertal, Fleim s, Pine, zw ischen San Cristoforo und Ischia, L evico, Caldonazzo) und in Krain. In der S c h w e i z einzig im südlichen T essin (Bellinzona, M aggiadelta, P onte Brolla, Salvatore) und im unteren M isox.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Zerstreut über Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis Südnorwegen und bis zu den Faer-Oer).

997. Sagina gläbra (Willd.) Fenzl (= S. repens Burnat, = Spergula glabra Willd., = S. saginoides All. nec L., = S. repens Zumag., = S. puberula Cariot). Mas t kr aut . Fig. 607, nr. 34, 35 und Fig. 608e.

Kahles

Ausdauernd. Stengel bis 10 cm lang, ausgebreitet, niederliegend bis aufsteigend, häufig am Grunde wurzelnd, kahl oder selten (f. g l a n d u l ö s a [Rouy et Fouc.] Gürke) schwach drüsig-behaart. Laubblätter schmal-lineal, kahl, am Grunde verwachsen, + so lang als die Stengelglieder und unter sich ziemlich gleichlang, in den Achseln + entwickelte sterile Laubsprosse tragend, mit kurzer Stachelspitze (Fig. 607, nr. 34). Blüten gross (bis 1 cm im Durchmesser), an 2 bis 3 cm langen, meist aufstrebenden, kahlen oder nur schwach behaarten, vor der Blüte nach abwärts gebogenen, später aufrechten Blütenstielen, einzeln in den Achseln der Laubblätter. Kelchblätter 5, länglich-eiförmig, hautrandig, aufrecht, am Grunde schwach-drüsig-behaart. Kronblätter 5, weiss, doppelt so lang als der Kelch (Fig. 607, nr. 35). Staubblätter 10. Fruchtkapsel 1 /a länger als der Kelch, mit 5 langen schmalen, schwach nach aussen gebogenen, stumpfen Zähnen aufspringend. Samen dunkel­ braun, papillös-warzig, am Rücken mit einer Rinne. — VII, VIII. Sehr selten auf sonnigen Wiesen und sandigen Stellen der Alpen, von ca. 1600 bis 2000 m; selten tiefer. F ehlt in D e u t s c h l a n d gänzlich. In O e s t e r r e i c h zerstreut in Salzburg (angeblich in Bundschuh, Rauris, im K ies der Salzach b ei Salzburg), in Südtirol (M onte Tonale, M ocenigo bei Cles, O stseite des Colsanto gegen Val Terragnolo bei R overeto) und angeblich in Kärnten. In der S c h w e i z einzig im K anton W allis im G eb iete des G rossen St. Bernhard (C ol Ferret, Col de la Chaud, la Pierraz, beim Hospiz).

Allgemeine bis Südtirol).

Verbreitung:

Südliche

Alpenkette

(von

Savoyen

zerstreut

998. Sagina nodosa (L.) Fenzl (= Spergula nodosa L., = Spergella nodosa Rchb., = Alsine nodosa Crantz, = Phaloe nodosa Dum., = Stellaria nodosa Scop., = Moehringia nodosa Clairv.). K n o t i g e s M a s t k r a u t . Taf. 106, Fig. 4 und Fig. 607, nr- 30 bis 33. Ausdauernd, 5 bis 15 (35) cm hoch, 1-stengelig bis dichtrasig, meist mit zentraler Blattrosette. Stengel fast im Kreise niederliegend, aufsteigend, seltener aufrecht, wenig verzweigt, kahl oder im oberen Teile schwach drüsig-behaart, mit verdickten Kuoten. Laubblätter gegenständig, mit kurzer Stachelspitze (Fig. 607, nr. 32), am Rande schwach bewimpert, am Grunde nur kurz verwachsen, die unteren lineal-fädlich, länger als die Stengelglieder, die oberen sehr stark verkürzt und mehrmals kürzer als die Stengelglieder, mit fast ebenso kurzen sterilen Laubsprossen in den Achseln, wodurch das knotige Aussehen des Stengels bedingt wird (Fig. 607, nr. 30, 31). Blüten 5-zählig, 0,5 bis 1 cm im Durchmesser, entweder einzeln in den Blattachseln oder zu sehr armblütigen lockeren Trug­ dolden vereinigt. Blütenstiele ca. 1 cm lang, stets aufrecht, kahl oder schwach drüsig-flaumig.

388

4

K e lc h b lä tte r 5, 3 mm lang, länglich-eiförm ig, stum pf, kahl oder am G runde schw ach drü sen h aarig , m it schm alem H a u tran d , ungleich lang, aufrecht. K ro n b lä tte r 5 , schm al eiförm ig, weiss, d o p p elt so lang als der K elch. S ta u b b lätte r 5, (8) o der 10, w enig kürzer als die K ro n b lä tte r. K ap sel eiförm ig, vom K elch und den abgestorbenen K ro n b lä tte rn dich t um schlossen, ca. x/3 län g er als der K elch, sich m it 5 kurzen, schw ach nach aussen gek rü m m ten Z ähnen öffnend (Fig. 607, nr. 33). S am en sehr zahlreich, 0,3 mm dick, dunkel­ v iolettb rau n bis schw arzbraun, m it regelm ässig angeordneten flachen P apillen besetzt, am R ü ck en m it einer R inne (genau wie F ig. 607, nr- 27). — V I bis V III. S eh r zerstreu t — doch stellenw eise gesellig — auf Sum pfw iesen und H eiden, an feuchten, sandigen Stellen, an m oorigen T eichrändern, an F lussufern, in G räben, auf T o rf­ boden der H ochm oore, in D ü nentälern; in d er E bene und vereinzelt in den A lpentälern (fehlt in d er B ergregion, z. B. in der voralpinen R egion der Sudeten). M it V orliebe auf sandigem o d er sandig-m oorigem B oden. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : E u ro p a (fehlt ganz im S ü d en ); nördlich bis L appland. A e n d e rt e tw as a b : f. g l a n d u l d s a A schers. ( = var. p u b e sc en s K o c h , = var. viscidula C oss. et G erm ., = v a r. g lan d u lifera S chur, = S p e rg u la g lan d u lo sa Bess.). B lütenstiele und K e lch am G ru n d e d rü se n h aa rig . — f. S i m p l e x G ra eb n e r. G ru n d b lä tte r sta rr. S te n g el sta rr, b o g ig -a u fste ig e n d m it n a c h oben schnell k ü rz e r w e rd en d e n , z. T . stu m p fen L a u b b lä tte rn und einer einzelnen e n d stän d ig en B lüte. S am en sc h w a rz b ra u n (m it u n b e w a ffn e te n A u g e n d u n k e lg ra u e rsch e in en d !). In fe u c h te n D ü n n e n tä le rn von P o m m e rn . — f. r a m o s i s s i m a W ith . ( = S p e rg u la ra m o sissim a H o m an n ). S ten g el se h r z ah lreic h , n a c h allen S e ite n h in g e s tre c k t, se h r z e rs tre u t­ h a a rig , dich te R asen bildend. S te n g e lb lä tte r e tw as k ü rz er als die g ru n d stä n d ig e n , in den A ch seln kleine B la tt­ b ü sch el tra g e n d ,w e lc h e sich s p ä te r zu 12 bis 40 m m langen, z. T . blü h en d en S prossen e ntw ickeln und m it k n o tig e n B lattb ü n d eln b e k le id e t sind. K ro n b lä tte r d e r S eite n sp ro sse fa s t no ch einm al so lang als die K e lc h b lä tte r (Seltene, m o n ­ strö se F o rm , auf S u m p f­ w iesen). — f. m o n i l i ­ f o r m i s G. F . W . M eyer. S ten g el n a ch allen S eiten h in a u sg e b re ite t, dem B oden a n g ed rü c k t, in den B la tt­ a ch seln m it ku rzen B la tt­ b ü sc h e ln (K urztrieben), w e l­ che a b fallen und zu neuen P fla n ze n h era n w a ch sen (S el­ ten ; g e rn in D ü n e n tälern und a u f Sandflächen). — f. f i 1 i f ö r m i s C elak. S te n g el n ied erlieg en d , fa d en fö rm ig (G lied er 1 bis 1,5 Zoll lang). B lü ten stiele vielm al län g e r als d e r K elch. — f. b r e v i f d l i a (P e rs.) R ouy et F o u c . S ten g el einfach. S te n g el­ g lie d e r kurz. S te n g e lb lä tte r Fig-, 609. B u f f o n i a p a n i c u l a t a D u b o i s . a H a b i t u s p/g n a t ü r l . G r ö s s e ) , b F r u c h t k n o t e n m i t G r if f e l, c Q u e r s c h n i t t d u r c h d e n F r u c h t k n o t e n , d, e , f F r u c h t k a p s e l i m K e l c h , v o n v o r n u n d se h r k u rz bis fa st sc h u p p e n ­ v o n d e r S e it e . g , h S a m e n v o n a u s s e n u n d i m S c h n i t t . — S a g i n a p r o c u m b e n s L . i K e i m ­ fö rm ig (H ie und da m it dem stadium . — A l s i n e o c t a n d r a K e rn e r, i S chem atischer B lattquerschnitt. — A l s i n e * r u p e s t r i s F e n z l . k H a b i t u s p/g n a t ü r l . G r ö s s e ) . I B l ü t e , m F r u c h t k n o t e n m i t G ri f f el n , n S c h e m a t i s c h e r T ypus). — f. d e p r e s s a B la ttq u e rsc h n itt. — A l s i n e s e d o i d e s K ittel, o F r u c h tk a p se l m it K elc h . — A l s i n e m u c r o Ju n g e . S te n g el allseitig n a t a L , fi H a b i t u s p/a n a t ü r l . G r ö s s e ) . ¡ / B l ü t e n a c h E n t f e r n u n g d e r v o r d e r e n K e l c h - u n d K ro n b lä tte r sow ie der S taubblätter, r F ru c h tk a p s e l im K elch, s K elc h b latt. niederliegend.

389 D iese kleine unscheinbare Sagina-A rt m it gleichsam geknotetem Stengel findet sich gelegen tlich auf M ooren, besonders in F lach- und U ebergangsm ooren vor, hier zuw eilen bei Seggen- und Schilfbeständen in G esellschaft von Scutellaria galericulata, P inguicula vulgaris, V eronica scutellata, M alachium aquaticum (pag. 348), O rchis incarnatus, Lycopus Europaeus, M entha arvensis, Parnassia palustris, Linum Catharticum , Gentiana Pneum onanthe, Cirsium palustre, Centaurea Jacea etc. An der K üste tritt die Art gern auf den Strandwiesen auf. W a r n s t o r f beobachtete grössere (10 mm im D urchm esser) Zw itterblüten häufig m it te il­ w eise fehlschlagenden Staubblättern und kleinere (5 bis 6 mm im D u rchm esser) durch A bortieren säm tlicher Staubblätter vollständig w eib lich e Blüten. N ach B u c h e n a u reifen die Sam en nur selten aus, dagegen w erden die Stauchtriebe im H erbst etw as fleischig, überwintern und w achsen im nächsten Jahre zu neuen Pflanzen heran. Von B a s t a r d e n w erden erw ähnt: 1. S. a p e t a l a L X S. p r o c u m b e n s L. (? = S. c i l i ä t a Fries). Hannover, L eipzig. — 2. S. L i n n a e i Presl X S. p r o c u m b e n s L. ( = S. m é d i a Brügger, = S. hybrida Kerner, = S. Norm anniäna L agerheim ). A ehnelt im W uchs S. procum bens, besitzt jedoch 5-zählige Blüten m it abstehendem K elch. A lpen (Bernina und Schlosshügel bei Trins in Nordtirol), N orw egen.

C CLXVII.

Buffônia1)

L. B ü ffo n ie .

D ie G attung m it ca. 15 Arten ist besonders im östlichen T eile des M ittelm eergebietes vertreten. Es handelt sich um B ew ohner von trockenen, w üsten Standorten. B. paniculata reicht am w eitesten nach Norden.

999. Buffonia paniculata Dubois (= B. macrospérma J. Gay, = B. tenuifölia L., = B. ânnua DC., = B. spicâta Delarbre). R i s p i g e Bü f f o n i e . Fig. 609a bis h. Einjährig oder ausdauernd, 20 bis 45 cm hoch. Pfahlwurzel sehr lang, wenig ver­ zweigt, einen kahlen, glatten, + aufrechten, starkknotigen Stengel treibend, der sich meist vom Grunde an sparrig verzweigt oder in zahlreiche aufrechte, erst von der Mitte an sich verzweigende gleichstarke Aeste teilt. Laubblätter gegenständig, pfriemlich, kahl, aufrecht und dem Stengel anliegend, am Grunde verwachsen und deutlich 3-nervig, wenig länger oder kürzer als die Stengelglieder, nach oben zu kleiner werdend, bald verwelkend. Blüten 4-zählig, einzeln oder zu mehreren blattachselständig bezw. endständig, sitzend oder an + kurzen, aufrechten, kahlen Blütenstielen. Gesamtblütenstand gestreckt, ziemlich locker. Kelchblätter 4, lanzettlich, aufrecht, mit langer Spitze, die beiden inneren merklich länger als die äusseren (Fig. 609 d), mit 3 bis 5 deutlich hervortretenden parallelen Nerven und weichem Hautrande, am Grunde verdickt. Kronblätter 4, weiss, schmal-lineal, ganzrandig, 1/2 bis 1/ z so lang als der Kelch. Staubblätter 4 (zuweilen 2), kürzer als die Kronblätter. Fruchtknoten eiförmig, aus 2 Karpellen bestehend, mit 2 kurzen zurückgebogenen Griffeln, 2 Samenanlagen enthaltend (Fig. 609 b, c). Kapsel verkehrt-eiförmig, sich mit 2 breiten, bis zum Grunde von einander getrennten Klappen öffnend (Fig. 609d, e, f). Samen 2 (zuweilen 1) hellbraun, warzig, flachgedrückt, ca. 2 mm lang und 1,5 mm breit (Fig. 609 g). Embryo ringförmig gebogen (Fig. 609 h). — VII, VIII. Sehr selten an kiesigen Orten, auf dürren Triften, Gerollen, an Gletschern und Gipshügeln. Nur in der S c h w e i z im mittern Wallis zerstreut von Martigny bis Louèche. Adventiv im Hafen von Mannheim (1903). A ll g e m e i n e Ve r b r e i t u n g : Südeuropa (von Südspanien bis Südrussland), Kanaren, Algier, Syrien.

CC LX V III.

A ls in e *2) Wahlenb. (= Minuârtia L.). M iere. Ein- oder mehrjährige, kleine, verzweigte, niederliegende, rasige Kräuter oder seltener Halbsträucher, mit gegenständigen, linealen oder pfriemlichen, selten lanzettlichen J) Benannt nach dem französischen Botaniker G eorge L ouis L ed ere, Graf von Buffon (1707— 1788). N ach einer anderen Erklärung wird der N am e von lat. büfo = K röte abgeleitet w egen der A ehnlichkeit unserer Pflanze m it Juncus bufonius L (vgl. Bd. II, pag. 155). D ie Schreib w eise ist dann Bufonia. 2) B ei D iosk orides (M at. med. II 214) N am e einer Pflanze, die sch attige Haine ( = gr. cUadç [alsos]) liebt und daher ihren N am en em pfangen hat (vgl. auch Plinius h. n. XXVII, 23 : „nascitur in lucis, unde et alsine dicta e st“)*

4 390

oder rundlichen, sitzenden L au b b lättern . B lüten in der R eg el zw itterig und 5-zählig, zu gabelig-verzw eigten, lockeren oder geknäuelten T ru g d o ld en vereinigt, selten einzeln. K e lc h ­ b lä tte r 5 (4), frei, trockenhäutig, kahl oder drüsenhaarig, spitz. K ro n b lä tte r 5 (selten fehlend), weiss, rötlich oder grünlich, ungeteilt oder seicht ausg eran d et. S ta u b b lätte r 10 (selten w eniger), am G runde m it 2 kurzen, fleischigen oder häutigen, ausgerandeten oder gezäh n ten D rüsen. Griffel 3 (T af. 106, F ig. 6b), selten 4. K ap sel länglich-eiförm ig oder kegelförm ig, m it 3 oder 4 K lap p e n aufspringend (Taf. 106, F ig. 11 b). Sam en nierenförm ig (selten linsenförm ig), w arzig oder stachelig (T af. 106, F ig. 6 c). D ie G a ttu n g u m fasst ca. 60 A rte n , w e lch e b e so n d e rs in den g e m ä ssig te n u n d k a lte n G eg en d e n d e r n ö rd lic h e n E rd h ä lfte zu H au se sind. V on den m ittele u ro p ä isc h en A rte n zeigen n u r w en ig e (A . tenuifolia, viscosa und v erna) eine allg em ein ere V e rb re itu n g . S ü d e u ro p ä isch -p o n tisch (x e ro th e rm ) is t die x ero p h il g e b a u te , g ra u g rü n e A . fa sc ic u la ta ; A. se ta c e a d a g eg e n ist e c h t p o n tisc h e r H e rk u n ft. A rk tisc h -a lp in is t A. biflora, a r k tis c h -p rä a lp in A. stric ta . D e m en d em isch -a lp in e n F lo ren elem en t g e h ö re n an A. o c ta n d ra, A u s tria c a , ru p e stris (diese 3 A rte n b e so n d ers in den östlich en A lpen), sedoides, laricifo lia (a u f U rg e stein ), linifolia, re c u rv a u n d V illa rsii. A. m u c ro n a ta ist w ie L y ch n is F los Jovis (pag. 297) ein P ro d u k t der z en trale n S üd alp en . E in b o ta n isc h e s U n ik u m re p rä ­ se n tie rt die m it A. fa sc ic u la ta n a h e v e rw a n d te A. F u n k i i Jo rd . (F ig. 610), w elche w ild n u r an 3 S tellen in S pan ien u n d S ü d fra n k reic h (G a rd : A uries) v orkom m t, am 4. Ju li 1896 je d o c h von F r. Z i m m e r ­ m a n n in 2 E x em p laren ad v en tiv im H a fe n von M a n n h e im k o n sta tie rt w e rd en k o n n te. F rü h e r w u rd e au ch A . m o n t a n a F enzl aus S ü d e u ro p a und V o rd e rasie n von M ü nchen (S ü d b a h n h o f)) an g eg e b en . U nsere ein­ h eim isch en A lsin e -A rten b e sitz e n kleine, ziem lich u n sc h e in b a re, w eisse, p ro te ra n d ris c h e , h o m o g am e oder p ro te ro g y n e Z w itte rb lü te n m it h a lb v e r­ b o rg e n em H onig. G e leg e n tlich w erd en au ch g e fü llte B lüten (von A. verna, recu rv a) im F re ie n a n getroffen.

Fig-. 610. A l s i n e F u n k i i J o r d a n . A u s Z i m m e r m a n n , F ried rich . A dventivflora von M annheim .

1. L a u b b lä tte r rundlich, eiförm ig, e ila n ze ttlic h oder lanzettlich. H o c h a l p e n .................................................................................................................... 2. 1*.L a u b b lä tte r lineal o d e r p f r ie m lic h ....................................................3. 2. P flanze d ich t p o lsterfö rm ig . S ta u b b lä tte r 8. L a u b b lä tte r o b e r- *3456789 seits tie f rin n ig (F ig. 6 0 9 i) A l p e n ....................... A . o c t a n d r a nr. 1000. 2*. Pflanze ra sig -k rie c h e n d . S ta u b b lä tte r 10 (F ig . 6091). L a u b ­ b lä tte r o b e rseits flach. A l p e n ............................. A . r u p e s t r i s nr. 1001. 3. K ro n b lä tte r m eist feh len d oder, w en n vo rh an d en , k ü rz er als die K e lc h b lä tte r. A lpen ...............................................A . s e d o i d e s nr. 1002.

3*. K ro n b lä tte r ste ts v o r h a n d e n .................................................................................................................................4. 4. K e lc h b lä tte r a b g e ru n d e t-s tu m p f (F ig. 611 e, g). K ro n b lä tte r d o p p e lt so lan g als d e r K elch 5. 4*. K e lc h b lä tte r spitz o d e r z u g esp itzt, selten stum pflich, dann a b e r die K ro n b lä tte r w e n ig lä n g e r als die K e l c h b l ä t t e r ............................................................................ ............................................................................................................. 6. 5. K elch d ich t flaum ig, drüsenlos, am G ru n d e g e s tu tz t (F ig . 611 e) A . l a r i c i f o l i a nr. 1006. 5*. K elch d rü se n h a a rig (F ig . 6 1 1 g ), n a c h a b w ä rts v e rsch m ä le rt . . . . A. l i n i f l o r a nr. 1007. 6. K e lc h b lä tte r k n o rp elig , w eisslich, m it 1 bis 2 g rü n e n M i t t e l s t r e i f e n .................................... 7. 6*. K e lc h b lä tte r g rü n o d er do ch n u r am R ande t r o c k e n h ä u t i g ..................................................... 9. 7. T ru g d o ld e locker. B lü te n stiel 2 bis 4 m al so lang als d e r K e lch . P o n tisc h e A r t A. s e t a c e a nr. 1005. 7*. T ru g d o ld e b ü sc h e lig -g e d rä n g t. B lü te n stiele m eist k ü rz e r als d e r K e l c h .................................................'X d ' 8. K ro n b lä tte r n u r */s so lang als der K e l c h ...............................................A . f a s c i c u l a t a nr. 1003. 8*. K ro n b lä tte r w en ig k ü rz e r als d e r K elch (Fig. 6 0 9 q ) ............................. A . m u c r o n a t a nr. 1004. 9. Pflanzen 1-jährig. K ro n b lä tte r m eist k ü rz er als der K elch ................................................................ 10.

391

9*. Pflanzen ausdauernd. Kronblätter etw a so lang oder länger (kaum kürzer) als der K elch 11. 10. K elchblätter kürzer als die Frucht (F ig. 612h ), eiförm ig-lanzettlich A. t e n u i f o l i a nr.10 10*. K elchblätter länger als die Frucht, schm al-lanzettlich A. v i s c o s a nr. 1010. 11. Laubblätter nervenlos oder 1-nervig. Sehr seltene Arten 12. 11*. Laubblätter w en igsten s im getrockneten Zustande deutlich 3-nervig 13, 12. B lütenstiele auffallend verlängert (15 bis 35 mm lang). Blüten m eist zu 3. M oore von Süd­ deutschland und des w estlich en Schw eizer Jura A. s t r i c t a nr. 1011. 12*. B lütenstiele kurz (5 mm lang). Blüten einzeln oder zu zw ei. A lpen A . b i f l o r a nr. 1012. 13. K ronblätter fast doppelt so lang als K elch, am Grunde keilförm ig verschm älert 14. 13*. K ronblätter so lang oder w en ig länger als der K elch 15. 14. Stengel m eist 2-blütig. Kapsel länger (bis doppelt so lang) als der K elch. Ostalpen A . A u s t r i a c a nr. 100814*. Stengel 3- bis 7-blütig. K apsel kürzer oder höchsten s so lang als der K elch (F ig. 614 e). Kärnten, W allis A. V i l l a r s i i nr. 1015. 15. K elchblätter 3-nervig. N erven scharf begrenzt (Taf. 106, F ig. 9 b). A este der Grundachse nicht holzig A. v e r n a nr. 1013. 15*. K elchblätter 5- bis 7-nervig. Nerven w eniger scharf begrenzt. A este der Grundachse fast holzig. Selten in den H ochalpen A . r e c u r v a nr. 1014.

1000. Alsine octándra1) (Sieb.) Kerner (= A. aretioides2) Mert. et Koch, = A. cherlerioídes Dalla Torre, = Arenária cherlerioides Portenschlag, = Minuártia aretioides [Somerauer] Schinz et Thellung, = Cherléria octandra Sieb., = Ch. imbricáta Seringe, = Somerauéra quadrifária Hoppe, = Siebéra cherlerioides Schrad., = S. argéntea Steud.). Pol ster-Miere. Taf. 106, Fig. 5 und Fig. 609i. Ausdauernd, 2 bis 5 cm hoch, dichte, polsterförmige, aus säulenförmigen Stämmchen zusammengesetzte Rasen bildend. Stengel zahlreich, stark verzweigt, kahl, dicht beblättert, unten die verwelkten Blätter tragend. Laubblätter dichtdachig, länglich-lanzettlich bis eirund, 1 bis 3 mm lang und 1 mm breit, fleischig, oberseits tiefrinnig, unterseits konvex (Fig. 609 i), meist kahl (selten bewimpert), stumpf, mit kurzer Stachelspitze, deutlich 3-nervig (Taf. 106, Fig. 5 c, 5d). Blüten 4-zählig, an den Zweigen einzeln endständig. Kelch­ blätter 4, länglich-lanzettlich, 3-nervig, den Stengelblättern ähnlich, doch etwas spitzer, 2 bis 4 mm lang. Kronblätter 4, weisslich, etwas kürzer als der Kelch (Taf. 106, Fig. 5a), keilförmig, stumpflich, hinfällig, zuweilen vollständig fehlend. Staubblätter 8, länger oder kürzer als der Kelch. Griffel in der Regel 3 (seltener 2, 4 oder 5). Kapsel ca. 6 mm lang, wenig länger als der Kelch, fast gestutzt. Samen rundlich-nierenförmig, 0,2 mm lang, papillös beschuppt. — VII, VIII. Hie und da in Felsspalten, Felsritzen und im Gerolle der Hochalpen, von ca. 2200 bis 3540 m. Besonders im östlichen Teil und fast nur auf Kalk (im Wallis [Vispertäler] auch auf Gneis). In D e u t s c h l a n d einzig im östlichen T eile der bayerischen A lpen (Berchtesgadener Alpen). In O e s t e r r e i c h ziem lich verbreitet in Tirol (jedoch nur im südlichen Teil, nördlich bis Tonale, Peitlerkofel, Prags, Sexten, K erschbaum eralpe), in Steiermark (nördliche K alkalpen), Salzburg, O berösterreich (erreicht am H och schw ab die O stgrenze), Kärnten und Krain; fehlt in N iederösterreich, Küstenland und Vorarlberg v oll­ ständig. In der S c h w e i z sehr vereinzelt im W allis (Saas: O fental und Allalinhorn, Triftjoch).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Alpen (von Oberösterreich und Steiermark westlich bis ins Wallis und Piemont. A endert w en ig ab: var. h e r n i a r i o i d e s (Rion) Gürke. L aubblätter gew im pert (angeblich im W allis und in Bayern). — A lsine octandra gehört zu den eigenartigen Erscheinungen der östlichen A lpenkette, w elch e sich m it Ueberspringung der T essiner L ücke vereinzelt bis ins W allis verfolgen lässt. Sie verhält sich in dieser B eziehung nach C h o d a t und P a m p a n i n i ähnlich w ie Phyteum a hum ile, P . S ie b e n und P. com osum , Sesleria 9 9 A chtm ännig; griech isch ÖXTO) (octö) ■= 8 und äm)Q, Genetiv ch’'

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Grunde aufsteigend, meist einfach, besonders oberwärts drüsig-flaumig, oft rötlich über­ laufen. Laubblätter lineal-pfriemlich, steif, bis 2 cm lang, spitzlrch, abstehend oder ± sichel­ förmig gekrümmt, an den fruchtbaren Sprossen fast anliegend, nervenlos oder am Grunde 1-nervig, am Rande fein gesägt, die untern in den Achseln Blattbüschel oder beblätterte Zweige entwickelnd. Blüten kurz gestielt, relativ gross (bis 16 mm breit), in armblütigen Trugdolden. Blütenstiele weissflaumig. Kelchblätter dichtflaumig, aber drüsenlos, lineal­ länglich, abgerundet-stumpf, 7 mm lang, deutlich 3-nervig, meist rot überlaufen, am Grunde abgestutzt. Kronblätter doppelt so lang als der Kelch, verkehrteiförmig, am Grunde keilig,. sehr stumpf, weiss mit wasserfarbenen Streifen, bis 12 mm lang. Staubblätter 10, ungefähr halb so lang als die Kronblätter. Kapsel länger bis doppelt so lang als der Kelch (Fig. 611 c); die 3 Klappen an der Spitze 2-zähnig, nach aussen gebogen. Samen rundlich-nierenförmig, ca. 1 mm breit, strahlig-warzig (Taf. 106, Fig. 6 c). — VII, VIII. Zerstreut (fehlt in Bayern, Vorarlberg und Salzburg gänzlich) an sonnigen, steinigen Abhängen, an Felsen, im Felsschutt, auf Geschiebe, Moränenschutt, in Föhrenwäldern, auf Sandund Kiesboden der Alpen (besonders in den Zentralalpen); von ca. 1700 bis über 3000 m (ver­ einzelt auch tiefer: Umhausen im Oetztal 950 m, Oetschergraben in Niederösterreich ca. 600 m, bei Lienz [in der Burgerau] im Drautal, bei Sagor im Savetal 400 m). Besonders (in den West­ alpen wohl ausschliesslich) auf Urgestein, seltener (Ostalpen von Steiermark, Niederösterreich) auch auf Kalk. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Zentralfrankreich (Aude, Gard, Aveyron), Alpen, Karpaten, ligurischer Apennin, nordwestlicher Balkan. D iese verhältnism ässig grossb lü tige Art tritt mit V orliebe auf U rgestein an sonnigen A bhängen auf, nicht selten in B egleitung von Sem pervivum arachnoideum , Silene rupestris, Calluna, D escham p sia flexuosa (Bd. I, pag. 245), Silene nutans, D ianthus Silvester, Campanula barbata und Scheuchzeri, Cerastium arvense subsp. strictum, Primula viscosa, Potentilla grandillora, A nthyllis, Thym us, Crepis grandiflora, Tunica Saxifraga etc. A ndrerseits erscheint sie in der B usch w eid e (R asen von Phleum B oehm eri) oder in den trockenen Föhrenwäldern.

1G07. A lsine lin iflö ra Hegetschw. (= A. Bauhinörum Gay, = A. striata Crantz, = A. glandulösa Mutei, = A. laricifölia Crantz ß glandulosa Koch, = Minuartia liniflöra Schinz et Thellung, = Arenäria liniflöra L., = A. striata Vill., = Wierzbickia liniflöra Fourr., = W. laricifolia Rchb.). L e i n b l ü t i g e Mi e r e . Fig. 611 f bis i. Ausdauernd, 8 bis 30 cm hoch, lockerrasig (nr. 1006 im Habitus sehr ähnlich). Grundachse holzig, kriechend, ästig, blühende und nichtblühende Sprosse treibend. Stengel zahlreichend, aufsteigend bis aufrecht, kurzhaarig, oberwärts dicht drüsig-flaumig. Laub­ blätter lineal-pfriemlich, steif, 1-bis 3-nervig, spitzlich, 0,5 mm breit, meist gerade, am Rande (wenigstens am Grunde) kurz drüsig-bewimpert. Blüten in wenigblütigen Trug­ dolden, ziemlich kurz gestielt. Blütenstiele aufrecht abstehend, dicht drüsig-flaumig. Kelch­ blätter eiförmig, stumpf, 6 mm lang, nervenlos, grün, sehr schmal hautrandig, dicht drüsig­ flaumig, nach unten verschmälert, allmählich in den nach oben verdickten Blütenstiel über­ gehend (Fig. 611g). Kronblätter weiss, länglich-vqp&ehrteiförmig, ausgerandet, bedeutend länger als der Kelch, 10 mm lang. Kapsel fast doppelt so lang als der Kelch (Fig. 611g). Samen 1,5 bis 2 mm lang, schwach zusammengeknickt, auf den Flachseiten ziegelartig beschuppt; Schuppen gegen den Rücken allmählich in Papillen übergehend, die äussersten fast so lang als der kleinere Samendurchmesser (Fig. 611 h, i). — VI, VII. Sehr vereinzelt und zerstreut an warmen Felsen, auf Kalkgeröll der südöstlichen Alpen und des westlichen Jurazuges. Nur auf Kalk. F ehlt in D e u t s c h l a n d gänzlich. In O e s t e r r e i c h stellenw eise in T irol (ober Ferm berg, bei Stenico, M onte Gazza, M onte M aranza, M arzola, V alsugana, Lavarone, ob T orbole am Gardasee 100 bis 200 m, Sonklar, Folgaria, Colsanto, A stico-T al, L avini di M arco), in Kärnten (angeblich am R aibler S ee, in den Steiner- und in deji Julischen Alpen), Krain (Predil) und Istrien. In der S c h w e i z einzig im w estlich en Jura (D ole, Reculet).

397 Aendert etw as a b : f. i n c ä n a (Rchb.) Gurke. Drüsenbehaarung der Zw eige, Blütenstiele und Kelche aschgrau (Südtirol).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Zentral- und Südfrankreich, westl. Jura, Südalpen, Apennin, Balkan.

1008. Aisine Austriaca Wahlenb. (= Minuartia Austriaca [Jacq.] Hayek, = Arenaria Austriaca Jacq., = Sabulina Austriaca Rchb., = Neumayera Austriaca Rchb.). O e s t e r r e i c h i s c h e Miere. Fig. 612 a bis c. Ausdauernd, 8 bis 20 cm hoch, lockerrasig, blühende und nichtblühende, ziemlich dichtbeblätterte Sprosse treibend. Stengel zahlreich, zart, fädlich, aus niederliegendem Grunde aufsteigend, einfach oder ästig, kahl oder oberwärts zerstreut drüsenhaarig. Laubblätter schmal lineal-lanzettlich, bis 2 cm lang, 0,5 bis 1 mm breit, spitz, getrocknet deutlich 3-nervig. Blüten trichterförmig, 8 bis 10 cm breit, lang gestielt, in lockeren, 1-bis 3-blütigen Trug­ dolden. Blütenstiele aufrecht, kahl oder oberwärts schwach drüsig-flaumig, mit 1 oder 2 Paar kleinen Tragblättern. Kelch­ blätter eiförmig, fein zugespitzt, 5 bis 6 mm lang, grün, am Rande schmal häutig,erhaben 3-nervig, kahl, kürzer als die Kapsel. Kronblätterweiss, länglich-verkehrteiförmig, am Grunde keil­ förmig, an der Spitze gezähnelt oder gestutzt, fast doppelt so lang als der Kelch, von der Mitte an abstehend. Griffel 3, an der Spitze kolbenförmig verdickt. Kapsel 5 bis 9 mm lang, wenig länger bis fast doppelt so lang als der Kelch. Samen nierenförmig, braun, 1,3 mm breit, dicht warzig (Fig. 612d,e). — VI bis VIII. Zerstreut an Felsen, A l s i n e A u s t r i a c a W a h l e n b . a H a b i t u s (2/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , b B l ü t e n ­ steinigen Orten, im Felsschutt lFäing g. s612. schnitt. c F r u c h t k n o t e n m i t G r if f e ln , d , e S a m e n v o n a u s s e n u n d i m S c h n i t t . der östlichen, nördlichen und — A l s i n e t e n u i f o l i a C r a n t z , f H a b i t u s p /2 n a t ü r l . G r ö s s e ) . g B l ü t e n l ä n g s s c h n i t t . h F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . — A l s i n e s t r i c t a W a h l e n b . i H a b i t u s (2/s n a t ü r l . südlichen Kalkalpen, von ca. G rösse), k B lüte von au ssen . I F ru c h tk a p se l m it K elch. 1400 bis 2470 m; selten auch tiefer herabgeschwemmt (Kranebitterklamm [1100 m] und Mühlauerbach [650 m] bei Innsbruck; an der Save bei Sava und Renke [270 m] sowie im Sklendrovecgraben gegenüber Sagor). In D e u t s c h l a n d zerstreut im M ittelstock (Karwendel, Krapfenkarspitze, Federkopf bei M ittenwald, Seinsberg). In O e s t e r r e i c h im G ebiet der Kalkalpen ziemlich verbreitet (fehlt Salzburg gänzlich). In Tirol reicht diese ostalpine A rt nach D a l l a - T o r r e und S a r n t h e i n w estlich bis Leutasch— Solstein— Stubaier Kalkkögel — Pinnisjoch— Valm ingtal — Mendelkette — Brentagruppe — Scanuppia — Monte Baldo. Fehlt in der S c h w e i z vollständig.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Oestliche, nördliche und südliche Kalkalpen (westlich bis Bayern, Tirol und Lombardei). Aendert w enig ab : f. t y p i c a Beck. Laubblätter aufrecht abstehend, von hervorragenden Nerven durch­ zogen, ca. 0,5 mm breit. Kapsel 7 bis 9 mm lang, fast doppelt so lang als der Kelch. — f. b r a c h y c ä r p a Beck. Laubblätter abstehend, flach, oft 1 mm breit. Kapsel nur w enig länger als der Kelch, 5 bis 6 mm lang. Pflanze lockerrasig. — Eine besonders drüsige (Blütenstiele und Kelch drüsig) wird als f. g 1 a n d u 1 ö s a Kotula unterschieden.

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1009. A lsine te n u ifó lia Crantz (= Minuártia tenuifolia Hiera, = Arenária tenuifolia L., = A. dichótoma Moench, = A. aristáta Raf., = Sabulína tenuifolia Rchb.). F e i n ­ b l ä t t e r i g e Mi ere. Fig. 611 f bis h. Einjährig, 5 bis 15 (20) cm hoch, normal kahl, nicht drüsenhaarig. Grundständige unfruchtbare, dichtbeblätterte Sprosse fehlend. Stengel 1 bis viele, zart, ziemlich steif aufrecht, vom Grunde an lockerästig, meist kahl, ziemlich entfernt beblättert, oft violett überlaufen. Laubblätter priemlich-lineal, fast borstenförmig, spitz, 3-nervig, etwas abstehend, zuweilen + zurückgekrümmt, oberseits flach, unterseits konvex, am Grunde etwas bauchig erweitert, in den untern Blattachseln kleine Blattbüschel treibend. Blüten in lockeren, rispen­ artigen Trugdolden, einzeln, gabel- und endständig. Blütenstiele fadenförmig, ziemlich lang, die unteren 4 bis 6 mal so lang als der Kelch. Kelchblätter eiförmig-lanzettlich, sehr spitz, 3 bis 4 mm lang, grün, schmal, weisshautrandig, 3-nervig, kahl. Kronblätter etwa halb so lang als der Kelch, elliptisch oder lanzettlich, stumpf, nach dem Grunde zu verschmälert, weiss. Kapsel länger als der Kelch (Fig. 612h). Samen klein (0,4 bis 0,5 mm breit), fein runzelig. — V bis VII. Zerstreut, aber stellenweise ganz fehlend (z. B. in Nieder- und Oberösterreich, Kärnten, Böhmen, Mähren, Ost- und Westpreussen, Norddeutschland [einzig bei Oslebshausen bei Bremen seit ca. 1860 eingebürgert] etc.) auf Sandfeldern, Strassenmauern, Bahndämmen, sandigen Aeckern, in Hohlwegen, in der Ebene (selten höher, im Wallis bis 1560 m). Ausserdem zuweilen (besonders in Bahnhöfen) verschleppt. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis Südschweden, Nordafrika, Westasien, Sibirien. Aendert w en ig ab: var. l á x a (Jordan) W illk. K elchblätter feiner zugespitzt. Früchte schlanker. A este feiner und mehr abstehend. Südliche Form , auch im W allis. — var. h y b r i d a (Vill.). W illk. D er vorigen V arietät entsprechend, aber drüsenhaarig (W estschw eiz). — Ei ne ähnlich zarte, dicht verästelte und hell­ grüne Form m it langdrüsigen K elchen (also gegen A lsine viscosa neigend 1) wurde von M u r r in Südtirol beobachtet.

1010. A lsine v isco sa Schreber (= A. brevifólia Gilib., = A. tenuifólia Crantz var. viscosa Mert. et Koch, = var. tenélla Fenzl, = var. viscida Gren. et Godr., = Arenaria pentándra Dufour, = Alsinélla viscosa Hartm., = Minuártia viscosa Schinz et Thellung, = Sabulína viscosa Rchb.). K l e b r i g e Mi ere. Taf. 106, Fig. 8. Einjährig, 2,5 bis 10 cm hoch, im Habitus der vorigen Art, jedoch in der Regel — wenigstens oberwärts — drüsig behaart, ausnahmsweise kahl (var. g l ábr a Marsson). Grund­ ständige sterile Sprosse gleichfalls fehlend. Stengel vom Grunde an dicht aufrecht-ästig, dicht wagrecht-abstehend, drüsenhaarig-klebrig (oft mit Sandkörnchen besetzt), nur der unterste Teil zuweilen kahl, meist violett überlaufen. Laubblätter pfriemlich - lineal, am Grunde nicht stark bauchig erweitert. Blüten durchschnittlich etwas kleiner. Kelch­ blätter schmal lanzettlich, 2 bis 2,5 mm lang, 3-nervig, feiner zugespitzt und schmäler als bei A. tenuifolia, so lang oder länger als die Kapsel (Taf. 106, Fig. 8 b), wie die Trag­ blätter dicht drüsig, grün, schmal hautrandig. Kronblätter weiss, halb so lang als der Kelch. Kapsel so lang oder kürzer als der Kelch. Samen 0,3 mm breit, radiär gerillt, am Rand furchig. — V bis VII. Zerstreut — stellenweise ganz fehlend (z. B. in Nordwestdeutschland [vereinzelt noch bei Kiel, Segeberg, Plön], Alpenländer, Kärnten), auf sonnigen, trockenen Grasplätzen, an Weinbergrändern, in Kiefernwäldern (pag. 291), auf Kiesboden, Brach- und Saatfeldern, auf sandigen oder sandig-lehmigen Aeckern der Ebene. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Zerstreut in Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis Südschweden), Kleinasien, Syrien.

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1011. A lsine stric ta Wahlenb. (= Minuartia stricta Hiern, = Spergula stricta Sw., = Stelläria stricta Sw., = Arenaria uliginösa Schleich., = A. Lappönica Spreng., = Alsinella stricta Sw., = Alsinanthe stricta Rchb.). S t e i f e Mi ere. Fig. 612i bis 1. Ausdauernd, 5 bis 20 cm hoch, von der Tracht einer Sagina oder Spergula, dicht­ rasig, blühende und nicht blühende Triebe bildend. Blühende Stengel steif aufrecht, am Grunde kurzgliederig, pberwärts blattlos, wie die ganze Pflanze kahl. Laubblätter fädlich, spitz, halbstielrund, nervenlos, am Grunde zusammengewachsen, unten ziemlich gedrängt stehend, oberwärts entfernter. Blütenstiele sehr (15 bis 35 mm) lang, dünn, kahl, oft zu 3 (seltener einzeln oder 5 bis 7)- Kelchblätter eilanzettlich, spitz, spitzlich, frisch nervenlos, getrocknet 3-nervig. Kronblätter länglich-elliptisch, am Grunde keilförmig, so lang oder etwas länger als der Kelch, weiss (Fig. 612 k). Kapsel eiförmig, länger als der Kelch (Fig. 6121). Samen braun, nierenförmig, erhaben punktiert. — VI bis VIII. Sehr selten (im Verschwinden begriffen!) auf Hochmooren, seltener auf Flach- und Zwischenmooren und Torfsümpfen. In D e u t s c h l a n d vereinzelt in Oberbaden (T iefer G raben und R uhstetter G em einderiet bei K loster­ w ald), in W ürttem berg (H ochm oore des oberscbw äbischen M oränengebietes: Gebrazhofen, Berkheim , R oth und W urzacherried im Oberam t Leutkirch, Buchau und O ggelshausen im O beram t Riedlingen, D ietm anns im Oberam t W aldsee, bei Isny und K isslegg) und m ehrfach in den Filzen der bayerischen H ochebene (M em m ingen, Schongau, Starnberg, L eutstetten, D eininger M oor, R öthenbacher- und Eckerfilz bei W asserburg, am Chiem see, Schönram er M oor, um A ugsburg [m ehrfach], Nannhofen, H aspelm oor, bei P ulling im Erdinger M oor, D in k el­ scherben). F ehlt in O e s t e r r e i c h vollständig. In der S c h w e i z einzig in den Torfsüm pfen des N euenburgerund W aadtländer-Jura (la Trelasse, la Vraconnaz, Sentier 1020 m).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Schweizer und Französischer Jura, oberschwäbische Hochebene (fast nur im Moränengebiet), England, nördliches und arktisches Europa, Grön­ land, arktisches Sibirien. D iese unscheinbare, immer mehr aus unserer Flora verschw indende A lsine stellt w ie Betula nana (pag. 82), Juncus stygius (Bd. II, pag. 163), Carex m icroglochin und capitata (Bd. II, pag. 55), Salix myrtilloides, S axi­ fraga hirculus etc. einen arktisch-alpinen oder genauer einen arktisch-präalpinen Typus dar, dessen U rheim at im hohen Norden zu suchen ist und der während der G letscherzeit bis in den Bereich der alpinen G letscherzone Vordringen konnte. Im G egensatz zu den echt alpin-arktischen Spezies ist Alsine verna nicht ins A lpengebiet eingedrungen.

1012. A lsine biflöra (L.) Wahlenb. (= Minuartia biflora Schinz et Thellung, = Stelläria biflora L., = Sabulina biflora Rchb., = Arenaria sphagnoides Thomas, = A. occülta Fisch., = A. Scandinävica Spreng.). Z w e i b l ü t i g e Mi ere. Fig. 613a bis d. Ausdauernd, 3 bis 10 cm hoch, ziemlich dichtrasig, in der Tracht einer Sagina oder Spergula, aufrechte, entferntbeblätterte, bleibende und niederliegende, dichtbeblätterte Sprosse entwickelnd. Blütenstiele gebogen, aus niederliegendem Grunde aufsteigend, ober­ wärts mit wenigen Blattpaaren. Laubblätter schmal lineal, halbstielrund, stumpf, 1-nervig, unterseits etwas konvex. Blüten einzeln (in den Alpen allermeist) oder zu zweien endständig. Blütenstiele flaumig. Kelchblätter lineal, aufrecht, sehr stumpf, an der Spitze kappenförmig, 3-nervig (Fig. 613 c). Kronblätter bis 5 mm lang, H^mal so lang als der Kelch, länglich­ keilförmig, aufrecht, weiss, beim Verwelken oft rosarot werdend. Kapsel H/2 mal so lang als der Kelch (Fig. 613d). Samen klein (0,7 mm breit), schwach punktiert, matt, braun, nierenförmig, Rücken abgerundet. — VI bis VIII. Sehr vereinzelt auf Gräten, Rasenbändern, Gletscherböden der nivalen Region der Alpen, von 2000 bis 2700 m. Auf Kalk und Urgestein. F eh lt in D e u t s c h l a n d vollständig. In O e s t e r r e i c h zerstreut in Tirol (Rosim ferner in Sulden, P iz Sesvenna, W orm serjoch, Schaubachhütte, Glungezer, V iggarspitze, Tarntalerköpfe, W ildkreuzspitze in Pfitsch, K önigsanger bei Brixen, Kaisertal, Am pezzo, V irgen, L esachtal, Gröden, Seiseralpe, M onte Gel etc.), in Salzburg

400 (Venediger Gebiet) und in Kärnten (Glocknergebiet: Astenalm bei Sagritz und Kapponigalm bei Obervellach im Mölltal, Kreuzkofelgruppe südlich von Lienz). In der S c h w e i z vereinzelt in den Alpen der W aadt (D iablerets, Dent de M ordes, Paneyrossaz, Alpen ob Bex, M artinets, Orannaz, Enzeindaz), von Wallis (Mt. Brun, M t. Fully, Alesse, Lötschental, Loze, Gemmi, Torrenthorn, Pierre ä V oir, St. Bernhard) und in Graubünden (Engadin, Davos, Bergünerstöcke, Hochwang etc.).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Alpen (zerstreut), nördliche und arktische Zone (Labrador, Alaska, Grönland, Island, Spitzbergen, nördliches Skandinavien, Sibirien), Ural (südwärts bis Koswinski-Kamen 5974°), Gebirge von Zentralasien (Altai, Tianschan, Alatau, Alexanderkette [4684 m],T schotkalgebirge). Alsine biflora ist ein echt arktisch­ alpiner Typus, welcher in den Alpen nur ganz zerstreut auftritt. Am Krimmler T örl 2860 m im Pinzgau findet sie sich nach Roman S c h u l z (Verhandlungen des Botanisch. Vereins der Provinz Brandenburg. Bd. X LVIII, Heft 1) in Begleitung von Phyteuma pauciflorum und hemisphaericum, Gen­ tiana Bavarica, Primula glutinosa und minima, F i g . 613. A l s i n e b i f l o r a W a h l e n b . a H a b i t u s ( n a t ü r l . G r ö s s e ) , b B l ü t e n a c h E n t f e r n u n g d e r Androsace glacialis, Solv o r d e r e n H ä l f t e , c K e l c h b l a t t , cf F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . — A l s i n e r e c u r v a W a h l e n b . « H a b i t u s danella pusilla, C ar­ (natürl. Grösse). y B l ü t e n a c h E n t f e r n u n g der v o r d e r e n K e lc h u n d K ro n b lä tte r. g K ro n b la t t. h K e l c h ­ blatt. i F r u c h tk a p s e l m it K elch . damine resedifolia und alpina, A renaria biflora (pag. 408), Cerastium cerastoides (pag. 362), Alchem illa fissa, Sedum atratum, Saxifraga androsacea, bryoides und oppositifolia, V eronica bellidioides, Juncus Jacquini (Bd. II, pag. 152), Carex curvula, Sesleria disticha (Bd. I, pag. 266), Silene acaulis etc. — Zweifelsohne ist AlSine biflora in den Alpen noch w eiter verbreitet und vielerorts w egen der grossen habituellen A ehnlichkeit mit M oehringia ciliata (pag. 416) oder A renaria biflora übersehen worden. Von der ersteren unterscheidet sie sich auch im blühenden Zustande sofort durch die gerundet-stumpfen K elchblätter und die drüsig-behaarten Blattstiele. Eine gedrungene, meist einblütige Form wird als f. d e n s i s s i m a A brom eit ( = Sabulina obtüsa Rchb.) unterschieden. D ie von B r ü g g e r aufgestellte V arietät v e r s i c o l o r aus dem Engadin (Blumenblätter an­ fänglich weiss, später rosa) bezeichnet nur einen bestimmten Zustand der Pflanze, da die Blütenblätter öfter eine wenigstens teilw eise rosenrote Färbung annehmen (Schulz).

1013. Alsine verna Wahlenb. (= Arenaria verna L., = A. saxatilis Roth, = Sabulina verna Rchb., = Minuärtia verna Hiern). F r ü h 1i n g s-Mi e re. Taf. 106, Fig. 9, Fig. 614 u. 615a. Ausdauernd, 5 bis 15 (20) cm hoch, ± dichtrasig, blühende und nichtblühende Sprosse treibend. Stämmchen am Grunde nicht holzig. Blühende Stengel aufrecht oder aufsteigend, oberwärts gabelig verzweigt, kahl oder nebst den Blütenstielen drüsenhaarig. Laubblätter lineal-pfriemlich, stumpf, oberseits flach, unterseits konvex und schwach 3-nervig (getrocknet Nerven deutlicher). Blüten in lockerer, endständiger, 4- bis väelblütiger (in der Regel mehr als 3 Blüten!) Trugdolde. Blütenstiele sehr dünn, abstehend, drüsen­ haarig. Kelchblätter eilanzettlich, spitz, deutlich (erhaben) 3-nervig (Taf. 106, Fig. 9 b), 2,5 bis 3 mm lang, etwas hautrandig, drüsig behaart bis fast kahl. Kronblätter weiss,

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flach ausgebreitet, am Grunde plötzlich in einen kurzen Nagel zusammengezogen, und fast herzförmig, so lang oder etwas länger als der Kelch. Staubbeutel purpurrot. Kapsel so lang oder etwas länger als der Kelch. Samen rundlich-nierenförmig, 0,8 mm lang, warzig. — V bis VIII (zuweilen nochmals im Herbst). Ziemlich häufig und verbreitet an trockenen grasigen Abhängen, auf mageren Grasböden, felsigen Orten, besonders im Gebirge (bis ca. 3200 m). Auf sehr verschiedenartigem Gestein. In D e u t s c h l a n d vor allem in den bayerischen Alpen (hier zuweilen in die T äler herab­ geschwemm t I), im württem bergischen A lgäu (W olfegg), im frän­ kischen Jura (fast nur auf Dolom it und gern in G esellschaft von Arabis petraea), im Harz (beson­ ders auf Kupferschieferhalden, zuweilen auch auf Zechstein und Rotliegendem, z. ß . bei Goslar, W ernigerode, Claustal, zwischen Helbra und Leim bach, bei Hettstedt, Stangerode, Sandersleben, W albeck etc.) und durch die Gebirgsflüsse in das Flachland bis Hildesheim, Braunschw eig und Hannover hinab, sehr häufig im M ansfeldischen, bei Könnern (Georgsburg, Alvensleben), verein­ zelt im nördlichen Thüringen (bei Rottendorf und an der Steinklippe bei Wendelstein) und sporadisch auf Galmeiboden bei Aachen, ausserdem im Riesengebirge (Teufelsgärtchen, K ies­ berg). In O e s t e r r ei c h ziemlich verbreitet (stellenweise [Marchfeld bei Wien] auch in der Ebene oder auf den Vorhügeln). In Kärnten (Vitriolwand bei Raibl) auf Galmeiboden; selten nur in Mähren (Grosser Kessel im Hochgesenke; ob noch?) und Böhmen (W eisswasser, sehr vereinzelt im böhmisch-mährischen Hügelland bei Golöuv Jem'kov); fehlt in Schlesien vollständig. In der S c h w e i z verbreitet in der alpinen und subalpinen Region der Alpen sowie vereinzelt im westlichen Jura (Reculet, Dole, Colombier).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Ziemlich verbreitet über ganz Europa (besonders in den gebirgigen Teilen, nördlich bis Island und Finnland, südlich bis Portugal, Korsika und Mazedonien), Nordafrika, Kaukasus, Sibirien. Aendert ziemlich stark ab: var. G e r ä r d i (Willd.) M ert. et K och ( = var. alpina Koch, == var. alpestris M ey., — A . saxätilis Wahlenb., = A . caespitösa H egetschw .). Pflanze dichte Rasen bildend. Stengel kahl, 1- bis 3-blütig. K elch meist nicht drüsenhaarig. K ronblätter elliptisch, w enig länger als der K e lch (Zerstreut in den Alpen). — var. s u b n i v ä l i s Hegetschw. Pflanze dichtrasig, polsterbildend, mit stets 1-blütigem Stengel (Hochalpenform). — var. s t r f c t a (Gaudin) Briquet. Stengel aufrecht, mit 2 bis 3 cm langen Zw ischen­ gliedern, 3- bis 9-blütig. Blüten auf bis zu 2 cm langen drüsigen Blütenstielen (Westalpen). — var. d i f f u s a (Gaudin) Briquet. Z w ergw uchs, nicht polsterbildend. Stengelzwischenglieder 0,5 bis 1,5 cm lang, 1 b is 3 b lü tig (Westalpen). — var. d e c ä n d r a (Rchb.) Gürke ( = A . sedoides Frölich, == Sagina decandra Rchb.). Pflanze zierlich, Stengel 1 bis 2-blütig. Laubblätter verhältnismässig breit, pfriemlich-Ianzettlich. Blütenstiele ungefähr so lang als der K elch (Kärnten, T iro l; Algäu?). — var. Rs e t i c a Brügger. Im Habitus der var. stricta ähnlich. Ganze Pflanze + drüsenhaarig, lockerrasig, mit ziemlich starren, armästigen, verlängerten (3-) 5- bis mehrblütigen Stengeln. Laubblätter lineal, 3-nervig, in den Achseln oft mit Blattbüscheln. Sten gelblätter lanzettlich-lineal oder lanzettlich. T rag- und Kelchblätter breit-hautrandig. Blütenstiele steif, sehr lang. Blüten yiel kleiner als bei der var. stricta. Kronblätter elliptisch, am Grunde w enig verschmälert. K apsel eiförm ig oder eilänglich (Graubünden, Bormio). — var. c a e s p i t d s a Rouy et Foucaud. Pflanze dicht rasenförm ig, reichlich freudiggrün beblättert. Stengel mehrblütig. Laubblätter ziemlich breit, lineallanzettlich. — A. F a c c h i n i (Rchb.^ Hausmann, w elche für Südtirol angegeben wurde, dürfte nach H a u s m a n n — w ie übrigens die meisten der oben genannten Formen — zweifelsohne nur eine üppige, durch den Standort erzeugte Form von A. verna darstellen.

* 402

Alsine verna, welche oft als ein alpiner oder arktisch-alpiner Typus angesehen wird, wird richtiger der mitteleuropäischen Flora zugezählt. Denn die A rt ist fast über ganz Europa — allerdings mit Bevorzugung der gebirgigen T eile — verbreitet. Auffallend ist, dass A . verna im westlichen und mittlern Teile der Alpen (Schweiz, Bayern) ausschliesslich auf die subalpine und alpine Region beschränkt ist, während sie im östlichen T eil in der Ebene und in den Vorbergen angetroffen wird. Hervorzuheben ist ferner noch die grosse Anpassungs­ fähigkeit an den Boden (äusserst ,,bodenvag“ ). Denn w ir finden A . verna sowohl auf K alk und Dolomit w ie auch auf Glimmer- und Tonschiefer, Gneis, Granit, Porphyr, Kupferschiefer, Rotliegenden, Zechstein, vGalmeiboden etc. — A usser den ausgeprägt proterandrischen Zwitterblüten kommen besonders im Hochgebirge gynomonoecische und gynodioecische, kleinere Blüten vor. A u ch rötliche und gefüllte Blüten wurden schon gelegentlich beobachtet; die letztem sind in der Kultur konstant. A ls Bestäuber kommen in den Alpen Fliegen, einzelne Käfer, Am eisen und Schm etterlinge in Betracht.

F i g \ 615. A l s i n e v e r n a W a h l e n b . a H a b i t u s e i n e r A l p e n f o r m ( n a t ü r l . G r ö s s e ) . — A 1 s i n e V i 11 a r s i i M e r t . et K o c h . ¿ H a b i t u s (natürl. Grösse), c B lü ten lä n g ssch n itt, d K elc h b latt, e K ap sel m it K elc h . — H o n c k e n y a p e p l o i d e s E h i h . f , g S am e n von a u s s e n u n d im Schnitt, t W a c h s t u m s z u n a h m e des S ten g e ls infolge E r h ö h u n g des S a n d b o d e n s (nach W a r m i n g u n d G raebner). k S t e n g e l q u e r s c h n i t t (eß = E p i d e r m i s ; rj) = R i n d e n p a r e n c h y m ; e n d — E n d o d e r m i s ; J>h — P h e l l o g e n s c h i c h t ; cb = C a m b i u m ; lb = L e i t b ü n d e l ; m = M a r k . S c h e m a t i s i e r t n a c h B r i c k ) . — A r e n a r i a s e r p y l l i f o l i a L . h S a m e n .

1014. Alsine recürva Wahlenb. (= Minuartia recurva Schinz et Thellung, = Arenaria recurva All., = Tryphane recurva Rchb.). K r u m m b l ä t t e r i g e Mi er e. Fig. 613c bis h. Ausdauernd, 2 bis 20 cm hoch, dichtrasig, oft polsterbildend, blühende und nicht­ blühende Sprosse treibend. Stämmchen liegend, ästig, auch verholzt, schwärzlich. Blüten­ stengel aus niederliegendem Grunde aufrecht, einfach, entfernt beblättert, kahl, meist 1- bis 3- (seltener viel-) blütig. Laubblätter pfriemlich - lineal, dick, meist sichelförmig und nach einer Seite gekrümmt, am Grunde in eine längere Scheide verwachsen, getrocknet 3-nervig. Blüten geöffnet 5 bis 12 mm im Durchmesser, auf sehr dünnen, 5 bis 15 cm langen, aufrechten, drüsig-flaumigen Stielen. Kelchblätter eilanzettlich, lang zugespitzt, un­ deutlich 5- bis 7-nervig, 4,5 mm lang, grün oder häufig violett überlaufen. Kronblätter weiss (sehr selten rötlich), elliptisch oder eiförmig, stumpf, am Grunde ziemlich plötzlich in einen sehr kurzen Nagel zusammengezogen (Fig. 613 g), so lang oder länger als der Kelch. Kapsel eikegelförmig, wenig länger als der Kelch (Fig. 6131). Samen nierenförmig, matt, braun, schwach punktiert, 1,2 mm breit, am Rücken abgeflacht. — VII, VIII. Zerstreut auf Moränen, Felsen, kiesigen Stellen, im Gerolle der Hochalpen, von ca. 1700 bis 3100 m; selten tiefer (bei Ratzes in Südtirol herabgeschwemmt 1200 m, an der Möll bei Sagritz 1000 m). Besonders auf Urgestein, selten auf Kalk. Fehlt in D e u t s c h l a n d gänzlich. In O e s t e r r e i c h zerstreut in Tirol, Steiermark (Rothkofel bei T urrach; angeblich auch auf dem Krebenze bei St. Lam brecht), Kärnten (Ziethen, Rodresnock, Torwand, Raibl [auf Galmeihalden], an der M öll bei Sagritz) und Salzburg; für Vorarlberg sehr fraglich. In der S c h w e i z in den Zentralalpen auf Urgestein ziemlich verbreitet.

403

A llg e m e in e Verbreitung: Balkan, Kaukasus.

Pyrenäen, Gebirge von Spanien, Alpen, Karpaten,

A endert w enig ab: var. h i s p i d u l a (Sevi) Gürke ( = var. glandulifera Vaccari). M ehrfach im W allis ( beobachtet. U eber die Begleitpflanzen siehe Cerastium uniflorum pag. 369. V on der habituell ähnlichen A lsine verna unterscheidet sich A . recurva vor allem durch die 5- und 7-nervigen K elchblätter und die m eist 1- bis 2-blütigen Stengel. B eide Arten scheinen übrigens nicht scharf voneinander getrennt zu sein.

1015. A lsine V illársii (Balbis) Mert. et Koch (= Minuártia fláccida Schinz et Thellung, = Arenária triflora Vill., = A. Austriaca All., = A. flaccida All.). Fig. 615b bis e. Ausdauernd, 8 bis 20 cm hoch, lockerrasig, fast kahl, blühende, aufsteigende und nicht blühende, dichtbeblätterte Sprosse treibend, in der Tracht von A. Austriaca. Grundachse etwas holzig. Stengel zahlreich, ausgebreitet, aufsteigend, kahl, 3- bis 7-blütig. Laubblätter schmal lineal, 3-nervig, flach, bis 2 mm breit, kahl. Blütenstiele flaumig, 2 bis 4 mal so lang als der Kelch. Kelchblätter lanzettlich, spitz, 3-nervig, am Rande häutig (Fig. 615 d). Kronblätter länglich, stumpf oder gestutzt, etwas ausgerandet, allmählich in den Nagel verschmälert, fast doppelt so lang als der Kelch (Fig. 615 c). Griffel meist fadenförmig. Kapsel kürzer oder höchstens so lang als der Kelch (Fig. 615 e). — VII, VIII. Sehr selten an felsigen Orten der Alpen. F ehlt in D e u t s c h l a n d vollständig. In O e s t e r r e i c h m it Sicherheit nur in Kärnten (Karawanken und Gailtaleralpen [Janken vom Sattel zum K nappenhaus sehr häufig. K e l l e r ] ) ; für Salzburg unw ahrscheinlich, ln der S c h w e i z einzig im W allis (Zerm att, Gemmi).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Alpen (zerstreut), Ural, Kaukasus, Sibirien. D ie var. G r i n e é n s i s (Gren. et Godr.) Tanfani ( = A. Thom asiäna [Gay] D egen ) ist eine endem ische Form der B ergam askeralpen (Grigna m eridionale und R esegone). Von w eiteren in M itteleuropa vorkommenden A lsine-A rten werden aus Tirol die folgenden erwähnt A. d e n s i f l o r a V is., verw andt m it A. tenuifolia und viscosa, aber Blüten gebüsch elt und K elch drüsenhaarig (Südtirol: unterhalb der Schlossruine von Seravalle bei A la, hier m it Trifolium scabrum , Bupleurum odontites, M icropus) und K üstenland. — A . s t r i á t a (L.) Gren. Kürzlich von L a d u r n e r im obern N aiftal bei M eran festgestellt. D iese w estalpine Unterart von A . laricifolia unterscheidet sich von letzterer nach M u r r (A llgem . Botan. Zeitschrift Bd. XI [1905], pag. 180) durch die folgenden M erkm ale: Stengel w eniger bogig-niederliegend, Internodien des Stengels nähergerückt und daher zahlreicher. Laubblätter kürzer und w eniger bogig-absteh en d. die einzelnen B lattbüschelchen an den nicht blühenden T rieben sich besser von einander abhebend.. Blüten 3 bis 4, kürzer g e stielt und daher trugdoldig genähert. K ronblätter bedeutend kürzer, ebenso die Kapseln. — D agegen ist A . F a c c h i n i i H ausm . von Bozen zu streichen, ebenso der von B r ü g g e r aufgestellte Bastard A. verna var. Gerardi X A . recurva ( = A. N a e g é l i i Brügger) aus Graubünden.

C C LX IX .

Honckénya1)

Ehrh. (Haliánthus, Ammadénia). S a lz m ie r e , Fettmiere.

Zu dieser G attung, w elch e auch als Sektion der G attung A lsine betrachtet wird, gehört einzig die folgende Art.

1016. H o n ck en y a p e p lo id e s *2) Ehrh. (= Alsine peploides Crantz, = Arenária peploides L., = A. litorális Salisb., = Ammadenia peploides Rupr., = Halianthus peploides Fries, = Holósteum succuléntum L.). S a l z b l u m e , Fettmiere, Salzmiere. Engl.: Sea Purslane, Sea Sandwmrt. Taf. 106, Fig. 10, Fig. 615 f, g, i, k und 616. D iese Art wird in W estpreussen „ S t e i n k r a u t “ genannt.

Ausdauernde, succulente, gelbgrüne Strandpflanze. Grundachse kriechend. Stengel aufsteigend, 10 bis 30 cm lang, hellgrün, fleischig, kahl, fast kreisrund, an den Knoten wurzelnd, gabelig verzweigt, mit 2 Rillen an jedem Internodium. Laubblätter gegenständig, am Grunde verwachsen, eirund, ungestielt, dicklich-fleischig, am Grunde verwachsen, kahl, in dekussierter Stellung, unterseits deutlich 1-nervig, ± abstehend, gedrängt an den kürzeren Stengelgliedern. Blüten in + gedrängter gabeliger Trugdolde, durch Abort + eingeschlechtig, J) Benannt nach Gerhard A ugust H o n c k e n y , gest. 1794, Am tm ann in Golen bei Brenzlau. 2) W egen der A ehnlichkeit der Blätter m it denen von P eplis Portula.

bis 10 mm im Durchmesser, an ca. 5 mm langen, kahlen, aufrechten Blütenstielen, Kelch, blätter 5, grün, eiförmig-stumpflich, fleischig, 1-nervig. Kronblätter 5, weiss, bläulich bis rötlich, verkehrt-eiförmig, ganzrandig, die der männlichen Blüten länger, die der weiblichen kürzer als der Kelch. Staub­ blätter 10, entweder alle fruchtbar -oder + unfruchtbar, am Grunde mit je einer grossen, gelben Honigdrüse. Fruchtknoten eiförmig, mit 3 (selten 4 oder 5) sehr kurzenGriffeln, fruchtbar oder unfruchtbar, in den weiblichen Blüten mit zahlreichen Samenanlagen. Kapsel rund, fleischig, bis 0,8 cm im Durchmesser, mit 3 Klappen aufspringend, durch Abort wenigsamig. Samen dunkelrotbraun bis schwarz, bim­ förmig, 3 bis 4 mm lang, oben 3 mm breit, unten zugespitzt, matt glänzend, durch einige erhabene dunklere Längs­ streifen in mehrereFeider geteilt (Fig.615 f). Keimling gekrümmt (Fig. 615 g). Endosperm weiss. — VI, VII. Fig-, 616. H o n c k e n y a p e p l o i d e s E h r h . , a u f D ü n e n s a n d . Am Meeresstrand auf Sandboden, P hot. P rof. M e i g e n , D resden. auf lockerem Kies, auf Dünen, an der Nord- und Ostsee, zuweilen häufig; nur selten ins Binnenland eindringend. Bei Berlin (Finkenkrug bei Spandau) verschleppt. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Küstengebiete der nördlichen gemässigten Zone (auch noch auf Island, Jan Mayen, Grönland und im arktischen Nordamerika) zwischen 30 und 80° nördlicher Breite. Die verhältnism ässig grossen Blüten — im Sonnenschein erreichen ^ie einen Durchmesser von ca, 8 mm — sind ausgesprochen proterandrisch. Trotz des reichlich abgesonderten Honigs werden die Blüten doch nur selten von Insekten besucht. Die Pflanze ist vielmehr „sandblütig“. D er Pollen w ird durch den Flugsand von Blüte zu Blüte getragen. Denn regelm ässig findet man in denselben durch den Wind hineingeschleuderte Sandkörnchen. Bei trüber W itterung schliessen sich die Blüten, so dass dann spontane Selbstbestäubung m öglich ist. Nach P e n z i g neigt Honckenya peploides in besonderem M asse zur Bildung von diklinen Blüten. Ganz normale Blüten mit allen 10 Staubblättern werden nur selten angetroffen. M eist sind einige, zuweilen auch alle verkümmert. A uch die Kronblätter können zu Schüppchen reduziert sein oder ganz fehlen (f. a p é t a l a [Rostr.] Gürke). A uch kann die Zahl der Fruchtblätter von 3 auf 5 steigen. D er fleischige Habitus des Stengels w ird nach B r i c k durch die grosse Ausdehnung des Rindenparenchyms, welches das axile Leitbündelsystem um gibt, bedingt. Nach innen zu werden die 11 bis 12 Reihen Rindenparenchym durch die stärkeführende Endodermis (Stärkescheide) begrenzt (Fig. 615 k). W ie verschiedene andere Dünenpflanzen hat H. die Fähigkeit, das Eingeschüttetwerden in den Sand zu ertragen. Werden die Stengel vom Dünensande überweht, so entsteht das unterirdische Sprosssystem. Das Rindenparenchym der Stengel w ird zunächst stark zusammengedrückt und schliesslich abgeworfen, so dass die frühere Endodermis die äusserste Schicht darstellt. Inzwischen erzeugt die unter der Endodermis liegende Phellogenschicht neue Peridermschichten, so dass der unterirdische Stengel bald mit einer K orkschicht ausgestattet ist. Die an den unterirdischen Sprossachsen auftretenden Niederblätter sind nach B r i c k nichts anderes als zerstörte Laubblätter, welche durch die Uebersandung ihre fleischige K on ­ sistenz verlieren und häutig werden (Fig. 6 1 5 i, k). — H. peploides ist eine ziemlich häufige und verbreitete Strand- und Dünenpflanze. Sie findet sich auf der Vor-, weissen und grauen Dün$, oft in Gesellschaft von Elymus arenarius (Fig. 616), Agriopyrum iunceum, Festuca rubra var. arenaria (Bd. 1 pag. 342), W eingaertneria canescens, Juncus Balticus. Polygonatum officinale, Epipactis atropurpúrea, Salix daphnoides, S. Pomeranica (pag. 25), Salsola Kali, Corispermum intermedium, Cakile maritima, Anthyllis vulneraria subsp. marina, Lathyrus

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1 07

405

Tafel 107. Erklärung der Figuren. fig. 1. Arenaria serpylUfolia (pag. 407). Habitus. 1 a. Längsschnitt durch die Blüte. 1 b. Samenkapsel. 1 c. Samen. 2. Arenaria ciliata (pag. 409). Habitus. 3. Moehringia ciliata (pag. 416). Habitus. 3 a. Längsschnittt durch die Blüte. 3b. Samenkapsel. 4. Moehringia muscosa (pag. 416). Habitus. 4 a. Längsschnitt durch die Blüte. „ 4b. Samen.

Fig. 4 c. Samenkapsel. 5. Moehringia trinervia (pag. 411). Habitus. 5 a. Blüte von aussen. 5 b. Samenkapsel im Kelch. 6. Spergula arvensis (pag. 418). Habitus. 6 a. Längsschnitt durch die Blüte. 6b. Samen. 7. Telephium Imperati (nr. 1036). Habitus. 7 a. Blüte von aussen. 7 b, c, d, e sind zu streichen.

maritimus, V iola tricolor var. maritima, Eryngium maritimum, Linaria inodora, Jasione montana, P etasites tom entosus, A rtem isia cam pestris var. sericea, Hieracium um bellatum var. dunale, T ragopogon floccosus etcIn W estpreussen (Frische Nehrung) wird das „Steinkraut“ gesam m elt, in grossen Säcken nach H ause getragen und den „Borstentieren“ vorgew orfen ( P r e u s s ) , während man auf Island aus der Pflanze durch Gärung einen essbaren Brei bereitet.

CCLXX.

A renäria1) L.

S an d k rau t. Franz.: Sabline; engl.: Sandwort; ital.: arenaria. Meist kleine und niederliegende, rasenbildende Kräuter oder Halbsträucher mit gegenständigen, ganzrandigen, am Grunde + verwachsenen Laubblättern. Blüten bald einzeln, bald zu trugdoldigen Blütenständen angeordnet, zwitterig, 5-zählig. Kelchblätter 5, aufrecht, mit ± breitem Hautrand. Kronblätter 5, weiss oder (nur bei ausländischen Arten) rot, ganzrandig, selten schwach herzförmig, mit kräftig entwickelten Diskusdrüsen. Staubblätter 10. Fruchtblätter und Griffel 3 (selten 2 bis 5). Kapsel sich meist mit der doppelten Anzahl von Zähnen öffnend als Fruchtblätter vorhanden sind. Samen schwarz, matt, warzig-rauh, ohne Anhängsel. D ie G attung um fasst ca. 160 Arten, w elch e über die ganze Erde verbreitet sind, vorzu gsw eise aber in den gem ässigten und kalten G egenden der nördlichen Erdhälfte auftreten. In A ustralien fehlt sie m it A u s­ nahm e der eingeschleppten A. serpyllifolia vollständig. Letztere Art besitzt überhaupt eine fast kosm opolitische V erbreitung. A. biflora und ciliata sind als arktisch-alpin, A . grandiflora als südalpin zu bezeichnen, während die eigenartige A . gram inifolia aus O steuropa stam m t. A dventiv wurden vereinzelt A r e n a r i a c o n t r o v e r s a B oiss. aus Südfrankreich und Spanien (Hafen von M annheim 1901) und A. h o l o s t e ö i d e s E dgew . aus dem H im alaya (um Hannover) beobachtet. D ie Blüten sind klein, w eiss, hom ogam oder proterandrisch, der H onig w ie bei den m eisten A lsineen halbverborgen. Ausser Zw itterblüten kom m en gelegen tlich gynom onoecisch oder gynod ioecisch verteilte w eibliche Blüten vor. 1. Laubblätter bis 10 cm lang, schm al-lineal. Stengel steif aufrecht, bis 30 cm hoch. Blütenstand vielblütig, endständig, traubig. Nur im südlichen O stpreussen A . g r a m i n i f o l i a nr. 1019. 1*. Laubblätter bis 1 cm lang. Pflanze einzeln oder dichtrasig . 2. 2. Ein- bis zw eijährig. S tengel einzeln, + aufrecht, nicht rasig. Laubblätter eirund, sitzend, m it Ausnahm e der untersten un gestielt. Kronblätter kürzer als der K elch (Taf. 107, F ig. 1 a). A . s e r p y l l i f o l i a nr. 1018. 2*. Ausdauernd. Stengel + dichtrasig. Laubblätter gestielt. K ronblätter länger als der K elch 3. 3. Laubblätter lineal-lanzettlich bis lineal, ca. 10 mm lang und 1,5 mm breit, m it deutlich vor­ springendem M ittel- und ebensolchen randständigen Seitennerven (F ig. 617g). K elchblätter stachelspitzig (F ig. 617h). Südöstliche Alpen, Mähren, Jura . A. g r a n d i f l o r a nr. 1017. 3*. Laubblätter rundlich bis länglich-eiförm ig. K elchblätter ohne Stachelspitze 4. 4. Laubblätter rundlich bis eiförm ig, stum pf (F ig. 6 1 8 g ), g estielt, glänzend, kahl. K ronblätter nur w en ig länger als der K e’ch. A lpen . A . b i f l o r a nr. 1020. 4*. Laubblätter lanzettlich bis länglich-eiförm ig, spitz, am Rande bis über die M itte lang gew im pert (Fig. 618b ). K ronblätter bis über doppelt so lang als der K elch. A lp e n . A . c i l i a t a nr. 1021. 3) Lat. arena = Sand; nach dem Vorkom m en mehrerer Arten auf sandigem Boden.

406

1017. Arenaria grandiflöra

All. (= A. liniflöra W illd., = A . capillacea All., = A lsine gran d iflo ra C rantz, = S tellaria g ran d iflö ra Jessen, = S abulina capillacea R chb.). G r o s s b l ü t i g e s S a n d k r a u t . F ig . 61 7 e bis h. A u sd au ern d , 3 bis 15 cm hoch, locker- bis dichtrasig. W u rzelsto ck holzig, viel­ köpfig. S ten g el am G runde dünn, kriechend, m it deutlichen K noten, zahlreiche aufstrebende bis aufrechte, d ich tb eb lätterte, w eichhaarige, 1- bis 3-blütige A este treibend. L a u b b lä tter gegenständig, lineal-lanzettlich bis lineal,ungefähr so lang wie die S ten g el­ glieder (ca. 10 mm) und ca. 1,5 mm breit, +. a b ­ stehend, m it einem auf d er U nterseite stark v o r­ springenden M ittel- und 2 ebensolchen ra n d ­ ständigen Seitennerven (F ig .6 1 7 g ),m itein er 1 mm langen S tachelspitze, am ^ G runde verw achseü und hier am R an d e lang b e ­ w im pert, in den Achseln ± lange L aubsprosse trag en d . B lütenstiel 2 bis 6 cm lang, zo ttig drüsen­ h a a rig , au frech t, etw as u n ter der M itte von 2 länglich eiförm igen F i g . 617. A r e n a r i a g r a m i n i f o l i a S e h r a d e r , a H a b i t u s ( n a t ü r l . G r ö s s e ) , i L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie B l u t e n k n o s p e , c S t a u b b l a t t , d F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . — A r e n a r i a g r a n d i ­ kürzeren T ra g b lä tte rn f l o r a A l l . e H a b i t u s d e r f r u c h t e n d e n , f d e r b l ü h e n d e n P f la n z e , g L a u b b l a t t v o n u n t e n . unterbrochen, die in ihren h F ru c h tk a p se l m it K elch. B lattachseln den zw eiten und d ritten Blütenstiel trag en können. Blüte gross, 5-zählig, bis 15 mm im D urchm esser. K e lc h b lä tte r 5, länglich-eiförm ig, d rü s ig -b e h a a rt, 1- bis 3-nervig und schm al h au tran d ig , m it bis 1 mm langer S tachelspitze (Fig. 617h). K ro n b lä tte r 5, weiss, länglich-verkehrt­ herzförm ig, bis 2 m al so lang als der K elch. S ta u b b lätte r 10. F ru ch tk n o ten eiförm ig m it 3 kurzen N arben. R eife K ap sel bis doppelt so lang als der K elch, sich m it 6 kurzen nach aussen gekrüm m ten Z ähnen öffnend (Fig. 617h). S am en b ra u n , nierenförm ig, von reihenförm ig an g eo rd n eten W arzen rauh, 2 mm lang und 1 bis 1,5 mm breit. — V bis V II (VIII). Selten auf Felsen, F elsschutt, G eröllfeldern, felsigen G ebirgsw iesen d er südöstlichen A lpen und des südw estlichen S chw eizer-Jura sowie ganz vereinzelt in M ähren. N u r auf K alk. F e h lt in D e u t s c h l a n d v o llständig. In O e s t e r r e i c h v e rein ze lt in N ie d e rö ste rre ic h (R axalpe geg en die P re in , N o rd h ä n g e des S c h n e eb e rg es), S te ie rm a rk (nördliche K a lk a lp e n : G rie sleith en a u f der Rax, am W e tte r­ k o g e lste ig , R e ista lerste ig , am S ch lan g en w eg e, a u f dem R e itin g und H o c h tu rm b ei P re b ic h ), K ä rn te n (P a ste rze , D o b ra tsc h , P e tze n ), K rain (G ö rz e r A lpen), K ü ste n lan d und in M ä h re n (P o llau er und N ik o lsb u rg e r B e rg e ); fü r T iro l se h r fraglich. In d e r S c h w e i z einzig im w e stlic h en J u ra (C hasseron, S u c h e t, D ole), a b er n ic h t in den A lpen. A u sserd em am Saleve b e i G enf.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : P yrenäen, P o rtu g al, S panien, S üdfrankreich, Ju ra , südöstliche A lpen, A pennin, Sizilien, A lgier.

407 A. grandiflora ist etw as veränderlich und erscheint in zahlreichen Form en, hieher f. t r i f l o r a Ser., e l o n g ä t a Durand et P ittier, p a r v i f l d r a W illiams, a n g u s t i f ö l i a W illiam s etc. D iese kalkliebende Art besitzt ein sehr zerstückeltes V erb reitun gsgeb iet; in den W estalpen so w ie in dep A lpen der Schw eiz, von Tirol, Bayern, Salzburg und O berösterrreich fehlt sie gänzlich. In den südöstlichen Alpen zählt sie zu der norischen Gruppe, nach V i e r h a p p e r w ie H eliosperm a alpestre (pag. 305), D ianthus alpinus (pag. 332) und D . plumarius, V iola alpina, Primula Clusiana, Campanula pulla, A chillea Clusiana etc. speziell zu den „relativ endem ischen T yp en “ dieser Gruppe.

1018. Arenaria serpyllifölia1) L. (= Alsine serpyllifolia Crantz, = A. brevifölia Gilib., = Stellaria serpyllifolia Scop.).

Q u e n d e l b l ä t t e r i g e s S a n d k r a u t . Taf. 107> Fig. 1 und Fig. 615h. Ein- bis zweijährig (in den Alpen auch mehrjährig). Stengel 2,5 bis 20 (30) cm hoch, aufrecht oder niederliegend, zart, vom Grunde an reichlich verästelt, kurzflaumig behaart, seltener kahl. Laubblätter gegenständig, zugespitzt-eiförmig, sitzend, die untersten in einen sehr kurzen Stiel verschmälert und verwachsen, mehrnervig, behaart, mehrmals kürzer als die Stengelglieder, abstehend bis zurückgebogen. Blüten zahlreich, 5-zählig, meist einzeln in den Blattachseln, an mehrmals längeren, dünnen, behaarten bis drüsig-behaarten, auf­ rechten, nach dem Verblühen nur wenig geneigten Blütenstielen. Kelchblätter 5, eilanzettlich, spitz, behaart, 3- bis 5-nervig, länger als die Kronblätter, zur Blütezeit abstehend, die inneren mit trockenhäutigem Rande von der Breite des krautigen Mittelstreifens. Kron­ blätter 5, weiss, ganzrandig, 73 bis 72 kürzer als der Kelch, am Grunde in einen kurzen Nagel verschmälert. Staubblätter 10. Staubbeutel dunkelblau. Fruchtknoten eiförmig­ rundlich, mit 3 kurzen zurückgebogenen Narben. Kapsel eiförmig, 3 mm lang, so lang oder nur wenig länger als der zuletzt anliegende Kelch, mit 6 kurzen, zurückgebogenen Zähnen aufspringend (Taf. 107, Fig. 1 b). Samen zahlreich, dunkelbraun, nierenförmig, ca. 0,3: 0,6 mm gross, feinwarzig, am Rande gefurcht (Fig. 615h). — V bis IX. Häufig bis gemein auf Feldern, steinigen Aeckern, Mauern, wüsten Plätzen, W eg­ rändern, Eisenbahndämmen, trockenen Rainen, in Gärten, Weinbergen, im Bachschutt, auf Holzschlägen, von der Ebene bis in die alpine Region (bis 3100 m), besonders an sonnigen trockenen Stellen. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (fehlt der Arktis), gemässigtes Asien, Indien, Nordamerika. D iese A rt ist in ihrer Tracht sow ie in der B ehaarung sehr veränderlich. H ieher: var. t y p i c a B eck (= var. scabra Fenzl). N orm ale Form. Pflanze + buschig. Stengel + aufrecht. Ganze Pflanze behaart. K apseln beim D ruck sich m it G eräusch öffnend (Häufig). — var. v i s c i d a (L oisel.) A scherson ( = var. glutinösa M ert. et K och, = var. viscidula Roth). Stengel aufrecht bis aufsteigend. Pflanze — besonders oberw ärts — drüsig-klebrig behaart (Seltener). — var. l e p t ö c l a d o s (G uss.) Rchb. ( = var. tenüior M ert. et Koch). Pflanze kleiner und zarter, gelbgrün. Stengel und Blütenstiele dünner, schlaffer, w en ig verzw eigt. Blütenstand trauben­ ähnlich. Blüten kleiner. K apsel länglich-kegelförm ig, am Grunde nur w en ig erw eitert, dünnwandig, beim D ruck daher ohne G eräusch sich öffnend (Zerstreut, gern auf sandig-lehm igen Aeckern, buschigen Abhängen so w ie an wärm eren Stellen). — H ieher als Unterart subsp. M a r s c h lin s ii K och (= A. serpyllifolia L. var. alpina Gaud., = var. viscida D C ., = var. nivalis Gren. et Godr., = A. viscid a Hall, f., = A. alpina Kerner). Ein­ oder zweijährig, zuw eilen auch mehrjährig, borstenhaarig. Stengel niederliegend bis aufsteigend, arm blütig, zuw eilen rot überlaufen. Laubblätter ungestielt, eiförm ig, zugespitzt. K elchblätter eiförm ig, haarspitzig, die innern m it trockenhäutigem Rande von höchstens halber Breite des grünen, krautigen M ittelstreifens. Sam en 0,3 bis 0,4 mm breit (V ereinzelt in der alpinen R egion von ca. 1900 bis 3100 m der Schw eiz, Tirol, Kärnten [Pasterze] und Salzburg). — D ie von B r ü g g e r aufgestellte A . M o r i t z i i ist zu streichen. A. serpyllifolia ist in der Ebene und in der Bergregion ein w eit verbreitetes Ackerunkraut und Ruderalpflanze. In D örfern ist sie häufig vergesellschaftet mit P oa annua, Polygonum aviculare (pag. 191), Capsella Bursa pastoris, Chenopodium album (pag. 225) und Ch. Bonus H enricus, U rtica urens, Potentilla reptans, Ballota nigra, Cirsium arvense, Leonurus Cardiaca etc. In Brachfeldern treten als B egleitpflanzen oft J) Q uendelblätterig, nach der A ehnlichkeit der Blätter m it denen von Thym us Serpyllum L.

408 au f: Cirsium lanceolatum, Centaurea Cyanus, M yosotis intermedia, Geranium colum binum , M elampyrum arvense, Papaver Rhoeas, Lithosperm um arvense, Hypericum perforatum, Campanula rapunculoides, Equisetum arvense etc. G elegentlich wurde die Art auch schon auf alten Holzdächern neben verschiedenen Laubm cdsen (Bryum argenteum , Ceratodon purpureus, Tortula muralis, Hypnum cupressiforme), P oa pratensis, Rubus Idaeus, Linaria minor beobachtet. N ach N e u w e i l e r ist das Vorkommen des Sandkrautes in den Pfahlbauten nicht erwiesen. D a g eg en fand der gleich e Autor Sam en dieser Art in der röm ischen N iederlassung „V indonissa“ in der Schw eiz. W ie verschiedene andere einjährige Arten der Ebene wird auch A . serpyllifolia in den Alpen mehrjährig.

1019. Arenaria graminifölia Schräder nec Arduini (= A. procera Spreng., = Eremögone procera Rchb., = E. graminifölia Fenzl, = Sabulina procera Rchb., = Alsine Ucränica Spreng.). G r a s b l ä t t e r i g e s S a n d k r a u t . Fig. 617a bis d. Ausdauernd, 20 bis 50 cm hoch. Stengel einfach, steif aufrecht, stielrund, kahl, unten reichlich, oben spärlich beblättert. Wurzel lang, verholzt, mehrköpfig mit frucht­ baren und unfruchtbaren Sprossen. Laubblätter schmal-lineal, fast fädlich, steif aufrecht, oberwärts rinnig, kahl, am Rande rauh, die unteren ± so lang als die bis 10 cm langen Stengelglieder, die oberen gegenständig und allmählich kürzer werdend, die obersten als kurze eiförmige Tragblätter der Blütenrispe entwickelt. Blütenstand eine lockere Trug­ dolde. Blüten gross, 10 bis 12 mm im Durchmesser. Kelchblätter 5, eiförmig, stumpflich, undeutlich 1 nervig, die inneren hautrandig, aufrecht. Kronblätter 5, weiss, länglich-herz­ förmig, bis 3 mal so lang als der Kelch. Staubblätter 10, am Grunde mit je 2 Diskusdrüsen (Fig. 617b, c). Fruchtknoten eiförmig, mit 3 kurzen schwach nach aussen gebogenen Griffeln. Kapsel bis doppelt so lang als der Kelch und mehrmals kürzer als der Fruchtstiel, meist mit 6 kurzen, zurückgebogenen Zähnen aufspringend (Fig. 617b). Samen zahlreich, schwarz, matt, mit regelmässig angeordneten Papillenreihen. — VI, VII. Sehr selten auf sandigen Stellen, in Kiefernwäldern, auf sonni^n Hügeln. In D e u t s c h l a n d einzig im östlichen »Teile in Ostpreussen in den Kreisen Lyck, Johannisburg und Neidenburg, zuweilen in Gesellschaft von Gypsophila fastigiata; überall in der f. p a r v i f l ö r a Fenzl. Fehlt in Oeste'rreich und in der S c h we i z gänzlich. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches Europa (westlich bis Ostpreussen, Siebenbürgen, Ungarn), Sibirien, Dahurien. D iese eigenartige, auch in ihrer T racht als echt politische Steppenpflanze sich charakterisierende A rt findet sich im D eutsch en R eiche nur in O stpreussen östlich der B uchengrenze (siehe oben). Sie verhält sich in dieser B eziehung analog w ie Carex loliacea und tenella (Bd. II, pag. 76), Cerastium silvaticum (pag. 370) und A grim onia pilosa. N ach P r e u s s dürfte A. gram inifölia in gleicher W eise w ie Cytisus Ratisbonensis var. biflorus und O nobrychis arenaria mit H ilfe der rechtsseitigen N ebenflüsse d erN arew nach Masuren gelan gt sein. — G elegentlich wurden bei dieser Art schon 4 Carpelle (statt 3) beobachtet.

1020. Arenaria biflöra L. (= Alsinänthus biflorus Desv., = Alsinantha biflora Schur). Z w e i b l ü t i g e s Sandkraut.

Fig. 618g bis i.

Ausdauernd, rasenbildend, niederliegend. Stengel bis 20 cm lang, dem Boden anliegend, ± reichlich verästelt, schwach 2-zeilig drüsenhaarig, dicht beblättert. Laubblätter breit-eiförmig bis rundlich, die unteren + spatelförmig, völlig stumpf und meist mit einem ganz kurzen Spitzchen, im unteren Drittel in einen breiten, am Rande gewimperten, am Grunde verwachsenen Stiel verschmälert, unterseits ± deutlich 1-nervig, glänzend, kahl, dicklich, ungefähr Y2 bis doppelt so lang als die Stengelglieder. Blüten meist einzeln oder zu zweien endständig an kleinen Seitensprossen auf ca. 10 mm langem, stets aufrechtem, feinbehaartem Blütenstiel; letzterer unter der Mitte 2 lanzettliche Tragblätter tragend, aus deren einer Blattachsel sich die zweite Blüte entwickelt. Kelchblätter 5, länglich­ eiförmig, 4 mm lang, kahl, mit sehr deutlichem Mittel- und weniger deutlichen Seitennerven,

409

schm al K elch, K ap sel Sam en förm ig, — V II

h au tra n d ig (F ig. 618h). K ro n b lä tte r 5, weiss, eiförm ig, nur w enig länger als der g an zran d ig . S ta u b b lätter 10. F ru ch tk n o ten kugelig, m it 3 ebenso langen Griffeln. eiförm ig, w enig kürzer als der K elch, sich m it 6 kurzen Z ähnen öffnend (F ig. 6 1 8 i). schw arz, schw ach nieren­ w arzig, 0,7 bis 0,8 mm breit. bis IX . H ie u n d d a auf feuchtem , kiesigem o d er felsigem B oden, im G eröll, in S chneetälchen, M ulden der A lpen von ca. 1700 bis 2300 m, selten tiefer (T iro l: S tu b ai [wohl h e ra b g e ­ schw em m t] 1 2 5 0 m ; S chiern 1260m ), fast nur auf U rgestein. F eh lt voll­ stän d ig in den A lpen von B ayern, N ied erö sterreich , K rain , K üstenland un d V o rarlb erg . AllgemeineVerbreitung: P y ren äen , A lpen, K a rp aten , B al­ kan, A rktis. D ieses kleine ra sen b ild en d e P flän z­ ch en w ird häufig in den S c h n e etälc h en der Z e n trala lp e n an g etro ffen , h ie r g e rn in G esell­ F ig . 618. A r e n a r i a c i l i a t a L. a H a b i t u s fl/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , b L a u b ­ sc h a ft von O xyria digyna (p ag . 188), C e rastiu m blattp aar. c Blüte, d K ro n b la tt.' e F ru c h tk n o te n , f F ru c h tk a p se l m it K elc h . c era sto id e s (p ag . 362), R an u n cu lu s alp estris, — A r e n a r i a b i f l o r a L . g H a b i t u s (2/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , h B l ü t e , i F r u c h t ­ k apsel m it K elch. C ard am in e alpina, A ra b is caeru lea, Sedum alp e stre, S a x ifra g a o p p o sitifo lia und androsacea, S ib b a ld ia p ro c u m b e n s, E pilo b iu m anag allid ifo liu m , S oldanella pusilla, G e n tia n a B av arica, P h y te u m a pauciflorum , V e ro n ic a alpina, G n ap h aliu m supinum , M e u m M u te llin a, Salix h e rb a c e a (pag. 27), L u zu la sp ad icea, P o ly tric h u m se p te n trio n a le (L au b m o o s) etc.

1021. Arenaria ciliäta L . ( = var. m ulticaulis G aud., = var. m ultiflora N eilr., = A lsinella ciliata S. F. G ray, = A lsine ciliata C rantz, = S telläria ciliata Jessen). G e w i m p e r t e s S a n d k r a u t . T af. 107, F ig . 2 und F ig . 6 1 8 a bis f. A u sd au ern d (seltener 1- oder 2-jährig), im H ab itu s ähnlich nr. 1020, 3 bis 10 cm hoch, niederliegend bis aufsteigend, rasenbildend. W u rzelsto ck dünn, lang, verholzt. S tengel zahlreich, am B oden kriechend, nur am E n d e — ebenso wie die zahlreichen blühenden und nichtblühenden S eiten äste — aufsteigend, kürz bew im pert. L a u b b lä tte r g egenständig, b re it­ eiförm ig bis länglich-lanzettlich, 2 mm b re it und 4 bis 6 mm lang, sehr kurz gestielt, vom G runde bis zur M itte des R an d es stark fransig-gew im pert (Fig. 618 b), seltener am ganzen R an d e b ew im p ert o d er ganz kahl. B lüten 5-zählig, fast stets einzeln, end- oder seitenständig, bis 10 (13) mm im D urchm esser, an ± langem , k u rzb eh aartem Blütenstiel. K e lch b lätter 5, lanzettlich, spitz, bis 6 mm lang, aufrecht, 1- bis undeutlich 3- (seltener 5-) nervig, die äusseren schm al-, die inneren breit-hautrandig, am R an d e lang bew im pert (F ig. 618 c). K ro n b lä tte r eiförm ig, m it kurzem N ag el (F ig. 618 d ), gan zran d ig , weiss, ü ber d o p p elt so lang als d er K elch. S ta u b b lä tte r 10. F ru ch tk n o ten kugelig, m it 3 bis dop p elt so langen Griffeln (Fig. 318 e). K a p se l eiförm ig, so lang o der etw as länger als der K elch, sich m it 6 ku rzen K lap p e n öffnend (Fig. 318f). Sam en schw arz, m att, schw ach nierenförm ig, 0,9 bis 1 mm lang, von reihenförm ig (8 bis 12 R eihen) angeordneten W a rze n rauh. — (V I) V II bis V III (IX ). H e g i , F lo ra Bd. III,

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Auf steinigen Triften, Weiden, Matten, an steinigen kiesigen, Orten, Felsen, auf Moränen der Alpen, von ca. 1800 bis 3000 m (vereinzelt auch tiefer, bis 1400 m). Auf Kalk- und Silikatgestein. Al l g e me i n e Verbrei tung: Pyrenäen, Alpen, Karpaten, westl. Arktis, Nordamerika. D ie se Art ist in der T racht und in der Behaarung ziem lich veränderlich; dicht- und lockerrasige Form en w echseln m it kahlen und behaarten Varietäten ab. H ieher: var. m u l t i c a ú l i s (L .) DC. Niqhtblühende T riebe sehr zahlreich. Stengel kurz, 1- bis 2-blütig. Blüten relativ gross (Ziem lich häufig). — var. d i f f u s a E. Steiger. Stengel sehr zahlreich, verlängert, dünn, schlaff, niederliegend, grosse, lockere Rasen bildend. N ichtblühende T riebe w en ig zahlreich, da die m eisten Blüten sich entfalten. B lütenstiele sehr lang, m ehrblütig (A nalogon zu der f. diffusa von A lsine verna). — var. p u b e r u l a Correns. Laubblätter am ganzen Rande bewim pert, auf der U nterseite m it zerstreuten, auf der O berseite m it vereinzelten Haaren. A eussere K elchgipfel am Rande, besonders nach unten zu stark bew im pert, alle auf der A u ssen seite behaart (G otthard). — var. g l a b r á t a E. Steiger. Laubblätter durchaus w im perlos (G egenstück zur var. puberula). — var. s u b p u b é r u l a E. Steiger. Laubblätter ringsum (bis zur Spitze) bew im pert. K elchblätter am untern Rande bew im pert w ie bei der var. puberula, von dieser bloss durch das F ehlen der Haare auf der A u ssenseite der K elchblätter verschieden. — var. f r í g i d a M ert. et K och. Laubblätter schm äler als beim Typus, im trockenen Zustande w eniger nervig. Stengel 1- bis 2-blütig. A ls Unterart ist ferner hieher zu ziehen: subsp. G Ó th ic a (F ries) Rouy et Foucaud ( = A. Juräna Genty, = var. láxior Gremli, = f. jugénsis G enty). G o t i s c h e s S a n d k r a u t . Ein- bis zw eijährig, m eist aufrecht, fast stets ohne unfruchtbare Sprosse, am Grunde stark ästig, w eich haarig, obere Stengelgliede'r länger als bei der Art. Laubblätter länglich-lanzettlich, spitz oder spitzlich, am Grunde m it bew im pertem Rand. Blüten in lockerer Trugdolde. B lütenstiele verlängert, steif aufrecht. K elchblätter länglich-lanzettlich, spitz, hautrandig, sch w ach bew im pert, 3- bis 5-nervig (die Seitennerven zuw eilen undeutlich). Nur in der S c h w e i z im K anton W aadt am L ac de Joux (Sentier, Rocheray, Bioux). A m letzteren See findet sich diese A rt auf kiesigem Uferboden neben der interessanten Braya supina, neben Scrophularia Hoppei, Teucrium Botrys, H eleocharis acicularis etc. N ach A u b e r t breiten sich diese Pflanzen je nach dem W asserstand des Sees aus oder gehen zurück. In trockenen Jahren dringen sie gegen den See vor, w ährend sie nach niederschlagsreichen Jahren (1896) zurücktreten und fast ganz verschwinden. A usser diesen Formen gehört zw eifelsohn e hieher: A. m o e h r i n g i o í d e s Murr. (A llgem . botan. Zeitschrift 1906, pag. 176). Pflanze im H abitus und in der Blattform sow oh l an Arenaria serpyllifolia w ie auch an eine kleinblätterige K üm merform von M oehringia trinervia erinnernd. Pflanze sehr reichstengelig (bis zu 70 Stengel), von lockerem W uchs, m it relativ reichblütiger (4 bis 7 Blüten) Inflorescenz und kleineren Blüten (S ch w eiz, Vorarlberg). N ach H e s s (U eber W uchsform en der alpinen Geröllpflanzen, 1909) entw ickelt A . ciliata je nach dem Standort ziem lich dichte radiale P olster oder diffuse Form en m it Schein-Schopftrieben. D ie erstere Form bew oh nt stabilere Stellen der G eröllhalden m it viel Feinerde (Schiefer) und W eiden m it kurzer Aperzeit. A u f F els werden alle Stengelglieder sehr kurz, die Blätter klein und etw as fleischig. U eber die Begleitpflanzen vgl. Cerastium uniflorum pag. 369. Der von B r ü g g e r angegebene Bastard A . b i f l o r a L. X m u l t i c a u l i s DC. ist nafl i S e i l e r zu streichen.

C C LX X I.

Moehringia1).

N a i> elm iere.

Einjährige bis ausdauernde, oft rasenbildenc^e, meist zarte Kräuter mit liegenden, aufstrebenden oder aufrechten, meist stark verzweigten Stengeln. Laubblätter gegenständig, i m Grunde + verwachsen bis getrennt, verschiedengestaltet, lineal bis fast kreisrund, dünnbis dickfleischig. Blüten zwitterig, einzeln in den Blattachseln oder in lockeren, meist endständigen Trugdolden, 4- oder 5-zählig. Kelchblätter 4 oder 5, getrennt, aufrecht. Kronblätter 4 oder 5, weiss, ganzrandig, ungeteilt oder schwach ausgerandet. Staubblätter 8 oder 10. Griffel 2 oder 3, seltener 4 oder 5. Kapsel eiförmig bis rund, mit meist 4 oder 6 nach auswärtsgebogenen bis zurückgerollten Zähnen aufspringend (Fig. 619f, 620c, k, 1). Samen an der kurzen zentralen Plazenta meist wenig zahlreich, rotbraun bis schwarz, fast ’) Benannt nach Paul H einrich M o e h r i n g , 1720— 1792, praktischer Arzt, Botaniker und O rnithologe in Jever in Oldenburg.

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glatt, glänzend, schwach nierenförmig, mit einem verschieden (Fig. 619 b, g, 620 d, h, n, o).

gestalteten Anhängsel

D ie G attung um fasst ungefähr 20 über die nördliche kalte und gem ässigte Zone verbreitete Arten. V on den einheim ischen Arten besitzt einzig M. trinervia, w elch e dem silvestren oder baltischen E lem ent zuzu­ zählen ist, in M itteleuropa eine grössere V erbreitung. Endem isch alpin sind die beiden kalkliebenden M . ciliata u n d m u scosa; die e rste r eist eine Geröllpflanze der höheren Alpen, während M. m uscosa mit Vorliebe in schattigen W äldern und in feuchten Schluchten der subalpinen und m ontanen Zone auftritt. M. diversifolia, villosa, Ponae (incl. M alyi) und glaucovirens sind als endem ische, z. T. alt-tertiäre Produkte der Südalpen anzusehen und besitzen ein sehr beschränktes V erbreitungsgebiet. M. villosa ist auf den Berg Crna prst in den Julischen A lpen beschränkt. System atisch stehen sie ganz isoliert da und besitzen mit den heutigen einheim ischen Arten keine näheren verw andtschaftlichen B eziehungen. N ach C h o d a t und P a m p a n i n i verhalten sie sich ganz ähnlich w ie die südostalpinen Cochlearia brevicaulis, Campanula M orettiana und Zoisii, Gentiana Froelichii, Paedeerota. Bonarota und P. Ageria, Daphne petraea, Androsace Hausmanni, Asplenium Seelosii, Primula spectablis etc. M. p e n d u l a (W aldst. et K it.) Fenzl aus dem Balkan, Banat und Kroatien ist für T irol und Salzburg ent­ schieden zu streichen. — Di e kleinen Blüten sind w eiss, hom ogam , proterandrisch oder proterogyn; der H onig ist halb verborgen. D ie Samen der m eisten Arten besitzen einen w eisslich en , verschiedengestalteten A nhang (Elaiosom ), w elcher aus grossen, mit fettem O el vollgepfropften Zellen b esteht. D ie A nhängsel m achen es sehr w ahrscheinlich, dass die Samen durch A m eisen verbreitet w erden. D ie letzteren sind dem V iola-odorata Typus der M yrm ekochoren von R utger S e r n a n d e r zuzuzählen. 1. B lüte normal 4-zählig (T af. 107, F ig. 4 a). Staubblätter 8. Stengel dünn, sparrig verzw eigt. L aubblätter fadenförm ig. A lpen, V oralpen, Jura etc. M. m u s c o s a nr. 1028. 2. 1*. Blüte 5-zählig. Staubblätter 10 3. 2. A lle Laubblätter lineal 5. 2*. A lle oder doch die untersten Laubblätter lanzettlich bis eiförm ig 3. Ganze Pflanze blaugrün bereift. B lütenstiel ungefähr 20 mm lang . 4. Vs länger als der K elch. 3*. Ganze Pflanze grasgrün. B lütenstiel ungefähr 10 mm lang. Kapsel Laubblätter kahl, nur am Grunde bew im pert. Alpen M. c i l i a t a nr. 1027. 4. Laubblätter dickfleischig, fast stielrund, 1 bis 1,5 mm dick. K ronblätter doppelt so lang als der K elch. Südtirol, Steierm ark, Lom bardei M. P o n a e nr. 1025. 4*. L aubblätter dünn, fädlich, 0,4 bis 0,5 mm dick. Kronblätter kaum länger als der K elch. Südtirol. M. g l a u c o v i r e n s nr. 1026. 5. A lle Laubblätter eiförm ig, + gestielt, behaart. B lütenstiele 2 bis 3 cm lang. Kronblätter Vs bis Vs so lang als der K elch M. t r i n e r v i a nr. 1022. 5*. Laubblätter lineal-lanzettlich, nur die untersten lanzettlich bis eiförm ig 6. 6. Pflanze kahl, bis 30 cm hoch. Laubblätter dünn, durchsichtig, deutlich 1-nervig. K apsel so lang als der K elch. Südöstliche A lpen M. d i v e r s i f o l i a nr. 1023. 6*. Pflanze m eist behaart, bis 15 cm hoch. K apsel bis V» länger als der K elch. Laubblätter undurch­ sichtig, dicker, getrockn et sch w ach 1-nervig. Julische A lpen M. v i l l o s a nr. 1024.

1022. Moehringia trinervia1) Clairv. (= Alsine trinervia Crantz, = Arenaria trinervia L., = A. nervosa Lam., = A. plantaginea Lam., = Alsinänthus trinervis Desv.). N a b e l mi e r e . Taf. 107, Fig. 5 und Fig. 619 a, b.

Dreinervige

Ein- bis mehrjährig, 10 bis 30 (40) cm hoch, meist vielstengelig. Stengel besonders am Grunde zart, niederliegend oder aufrecht, mit zahlreichen ± aufrechten Seitenzweigen, kurz flaumig behaart, stielrund, die oberen Stengelglieder 3 bis 7cm lang, die unteren viel kürzer. Laubblätter gegenständig, kurz behaart, am Rande gewimpert, deutlich 3oder 5-nervig, die unteren fast kreisrund bis breit-eiförmig, mit scharfer, kurzer Spitze, an mindestens gleichlangen, dünnen, behaarten Stielen (Fig. 619 a), die oberen grösser, länglich­ eiförmig bis lanzettlich, kurzgestielt. Blüten in der Regel 5-zählig, bis fast 1 cm im Durch­ messer, einzeln in den Blattachseln oder in sehr lockerer, beblätterter Trugdolde. Blüten­ stiele bis doppelt so lang als das nächste Laubblatt, flaumig behaart, dünn, zur Blütezeit aufrecht, nach dem Verblühen wagrecht spreizend und die Kapsel unterhalb des Kelches *) Lat. tres =

3 und nervus = N erv.

80*

1

412 *

\

nach ab w ärts b iegend (F ig. 619a). K e lc h b lä tte r länglich-lanzettlich, lang zugespitzt, kahl, 1- bis 3-nervig, m it breitem , kahlem , am R an d e ebenso wie der M ittelnerv scharf bew im pertem H a u tra n d e (T af. 107, F ig. 5e). K ronb lä tte r 5, weiss, ganzrandig, höchstens x/2 so lang als der K elch. S ta u b b lätte r 10, so lang o d er k ürzer als die K ro n b lä tte r. F ru ch tk n o ten kugelig, m it 3 (G ipfelblüte zuw eilen 4) ebenso langen spreizenden N arb en . K a p se l fast kugelig, */2 bis x/s k ü rzer als d er K elch, m it 6 sich nach aussen um rollenden Z ähnen öffnend (T af. 107, F ig . 5 b). Sam en rotbraun bis schw arz, glänzend, fast g latt, scharf g e ­ kielt, nierenförm ig-rundlich, ca. 1 mm im D urchm esser, m it sehr kleinem , gefranstem A nhängsel (F ig. 619b). — V bis V II. H äufig bis gem ein auf hum osem B oden, an feuchten, sch attig en Stellen in W äldern, G ebüschen, an B achrändern, U fern, Q uellen, in A uen, H olzschlägen, an Z äunen, sch attig en H ecken und M auern, von d er E b en e bis in die V oralpen (v er­ einzelt bis 1800 m). F i g . 619. M o e h r i n g i a t r i n e r v i a C l a i r v . « H a b i t u s e i n e r f r u c h t e n d e n Allgemeine Verbreitung: P f l a n z e (2/ö n a t ü r l . G r o s s e ! , b S a m e n . — M o e h r i n e r i a d i v e r s i f ö l i a D o ll , c, d H a b i t u s e i n e r b l ü h e n d e n u n d e i n e r j u n g e n P f l a n z e (2/s n a t ü r l . E u ro p a (nördlich bis L ap p lan d ), K leinGrösse). e B lüten lä n g ssch n itt, f F r u c h tk a p s e l m it Kelch. h Samen '. m , . t -> • m i . (von a u s s e n u n d im Schnitt). asien, T ranskaukasien, Persien, 1 urkestan, Sibirien. A e n d e rt w e n ig a b : v a r. p u b e s c e n s H au sm an n . S te n g el und B lä tte r + flau m h aa rig (V erein zelt in T iro l b e o b a c h te t). Die n o rm al p e n ta m e re n B lü te n ko m m en zuw eilen 4 -zählig vor. M . trin e rv ia is t ein H u m u sb e w o h n e r u n d findet sich m it V o rlieb e (d o ch n ic h t au ssc h lie sslic h 1) in den B u c h e n w ä ld e rn (p ag . 98 u n d 352). Von der in d e r T ra c h t ähnlichen S te lla ria m ed ia u n te rsc h e id e t sich M . trin e rv ia le ic h t d u rc h die m eh rn erv ig en L a u b ­ b lä tte r und die u n g e te ilte n K ro n b lä tte r. W ie ü b e rh a u p t b ei einigen A lsineen k ö n n en a u ch in den B lä tte rn d ieser A rt — b e so n d e rs an den se h r a b w e ic h e n d g e sta lte te n ste rile n T rie b e n — d u rc h sch e in en d e P u n k te b e o b a c h te t w e rd en , w elch e aus g ro ssen m o rg e n ste rn a rtig e n K rista lld ru se n von C alciu m o x alat b e ste h e n (n a ch G r a e b n e r ) .

1023. Moehringia diversifölia1)

D olliner (= M. h etero p h y lla Doll.). b l ä t t e r i g e N a b e l m i e r e . F ig. 6 1 9 c bis h.

Verschieden­

A u sdauernd, 10 bis 30 cm >hoch, kahl. W urzel sehr dünn, senkrecht absteigend. S tengel vom G runde an reichlich sparrig -ab steh en d verzw eigt, zart, m it langen (3 bis 4 cm) S ten gelgliedern. U n tere L au b b lä tte r eiförm ig, zugespitzt, rasch in einen 2 bis 3 m al solangen dünnen Stiel verschm älert, die m ittleren g an z allm ählich verschm älert, spatelförm ig, die obersten lineal-lanzettlich, m it A usnahm e der unteren stets k ü rzer als die S ten g el­ glieder, kahl, sehr zart, deutlich 1-nervig. B lüten bis 0,3 mm im D urchm esser, in sehr lockerer, sparriger, en d stän d ig er T ru g d o ld e an h aardünnen, langen Stielen, die u n ter der M itte von 2 geg en stän digen, spitzen, b reit-hautrandigen, am G runde verw achsenen T r a g ­ b lättern um geben sind. K e lc h b lä tte r 5, breit-eiförm ig, stum pflich, 1-nervig, m it breitem *) V e rsc h ie d e n b lä tte rig ; lat. diversus = v e rsch ie d en u n d fölium = B latt.

413

Hautrand. Kronblätter 5, weiss, ganzrandig, ungefähr so lang als der Kelch. Frucht­ knoten eiförmig, mit 3 spreizenden ebenso langen Narben. Kapsel kugelig, meist mit 6 Zähnen' aufspringend, etwas länger als der Kelch (Fig. 619f). Samen schwarz, glänzend, fast glatt, kaum 1 mm breit, nierenförmig, mit einem langzottigen Anhängsel versehen (Fig. 619 g). Keimling gekrümmt (Fig. 619 h). — VI, VII. Selten an feuchten, schattigen Stellen, in Felsspalten, im Felsschutt; nur im südlichen Oesterreich. In O e s t e r r e i c h vereinzelt in Steierm ark ( d e i n - , Stub- und Koralpe, G össgraben bei L eoben, H olz­ graben und Rennfeld, bei Bruck, Sallagraben bei K öflach, bei K rem s, G össnitzgraben, Parfus, Stainz. Arnstein, in der Breitenau, auf dem L antsch etc., in U ntersteierm ark bei Gairach), in Kärnten (nur im östlichen T eile [U rgebirge] : Gräben zw ischen K or- und Saualpe [hier m eist zusam m en m it Asplenium septentrionale und Zahlbrucknera paradoxa], Bodenhütte auf der Koralm 1600 m, H artneidstein, Preblau, T w im bergergraben, bei St. Gertraud, W aldensteinergraben und H arteisberg im oberen Lavanttal) und in Unterkrain (im Savetal, z. B. bei R atsch ach ), nicht aber in Tirol und O berösterreich. N ach dem H abitus unterscheidet P r e i s s m a n n (M itteil. d. naturw . V ereins Steierm ark 1895, pag. 104) die drei folgen den W uchsform en a t y p i c a , / ? s t r i c t a und y c o n f e r t a .

A llgem ein e Verbreitung: Kroatien.

Südalpen von Steiermark, Kärnten, Krain und

M. diversifolia gehört w ie W aldsteinia ternata und Zahlbrucknera paradoxa zu den A lt-Endem ism en der südöstlichen Alpen. A us ihrer isolierten system atischen Stellung sch liesst von H a y e k auf ein sehr hohes, w oh l tertiäres Alter.

1024. Moehringia villösa Fenzl (= Arenaria villosa Wulf., = A. Wulfenii Steud., = A. pulposifölia Zois).

Zottige Nabelmiere.

Fig. 620 i bis n.

Ausdauernd, bis 15 cm hoch, meist kurz abstehend behaart, selten bis ganz kahl. Stengel zart, nur am Grunde liegend, aufsteigend bis aufrecht, sparrig verzweigt. Laub­ blätter lanzettlich, bis 20 mm lang und 2 mm breit, unterste mehrfach kürzer, eiförmig, obere ungefähr so lang als die Stengelglieder, dicklich, gegen den verschmälerten Grund zu fast halbstielrund, getrocknet undeutlich 1-nervig, beiderseits ± dicht behaart, am Grunde kaum sichtbar verwachsen. Blüten 5-zählig, bis 1 cm im Durchmesser, in lockerer, wenigblütiger Trugdolde oder meist einzeln, endständig oder in den Achseln der obersten Blattpaare an sehr dünnen, allseitig kurz behaarten, bis 5 cm langen aufrechten, nach dem Verblühen herabgeschlagenen Blütenstielen, die unter der Mitte ein paar sehr kurze Tragblätter tragen, aus deren Achseln sich eine zweite Blüte entwickeln kann. Kelchblätter 5, lanzettlich, spitz, undeutlich 1-nervig, die inneren mit breitem Hautrand. Kronblätter 5, weiss, verkehrt­ eiförmig, ganzrandig, stumpf, */4 länger als der Kelch. Staubblätter 10. Fruchtknoten rundlich, mit 3 aufrechten Narben. Kapsel so lang bis ungefähr länger als der Kelch, eiförmig, sich mit 6 zurückgebogenen Klappen öffnend (Fig. 620 k, 1, m). Samen wenig zahlreich, nierenförmig, mittels eines mehrzipfeligen, becherförmigen Anhängsels (Fig. 620 n) an der sehr kurzen mittelständigen Plazenta befestigt (Fig. 620 m), rotbraun bis fast schwarz, glänzend, fast glatt. — V bis VIII. Sehr selten auf sonnigen, steil abfallenden Felsabhängen, zwischen Felsritzen, bis 1620 m, selten auch herabgeschwemmt; auf Kalkschiefer, Tonschiefer und Dachsteinkalk. Einzig im südöstlichen O e s t e r r e i c h . In O e s t e r r e i c h zerstreut in Krain (ein zig in O berkrain an den Südhängen der Crna gora über der A lpe R avnicka planina nächst W ocheiner F eistritz ca. 1600 m) und im nördlichen K üstenland (m ehrfach in der G rafschaft Görz [Bezirkshauptm annschaft T olm ein am B erge Crna prst], auf dem M ali vrh, auf dem B erge Porezen, aber nicht in den K araw anken); für Kärnten (Loiblpass) sehr unw ahrscheinlich.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliche Kalkalpen (Krain, Nordküstenland).

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A e n d e rt w e n ig a b : f. t y p i c a . P flanze b e h a a rt (A u f K a lk sc h ie fer). — f. g l a b r e s c e n s F re y e r ( — var. g lä b ra K och). P flan ze fa s t bis g a n z k a h l (A uf T o n sc h ie fer). W ie die vo rig e A rt g e h ö rt a u c h M . villosa zu den a lte n d em isch e n , te rtiä re n T y p en d e r südöstlichen K a lk alp en . N a ch D e r g a n c (A llgem . b o ta n . Z eitsc h r. X V , 1909) b e s itz t sie ein ä u sse rst kleines V e rb re itu n g s­ a rea l im G e b iete der Ju lisc h en A lpen, w elch e auf der N o rd - und S ü d seite des B erg es C rn a p rst liegt. D ie n ä c h s tv e rw a n d te M . G r i s e b ä c h i i J a n k a k o m m t n u r an w e n ig en S ta n d o rte n des S c h w a rze n M e e re s vor. M . villosa w u rd e 1787 von K o d e r , einem d e r vielen P fla n ze n sa m m ler von K a rl P h ilip p E u g en Z o i s F re ih e rr von E d elste in (g eb o ren zu L a ib a c h am 18. N o v e m b er 1756, g e sto rb e n im J a h re 1800, u n b e k a n n t w a n n u n d wo) e n td e ck t. A u f den se n k re c h t abfallenden, o ft n a h ez u u n z u g än g lich e n , g e g e n N o rd w in d e g e sc h ü tz te n F e lse n d e r S ü d g e h ä n g e d e r C rn a g o ra e rsc h e in t M . villosa n a c h D e r g a n c in G e se llsch a ft von A splenium fissum (Bd. I, p a g . 30), V e ro n ica lu te a ( = P a e d e ro ta A g e ria ), L eo n to p o d iu m alpinum etc.

1025. Moehringia Pönae1) =

F enzl nec L oser neque A lex a n d er ( = M. B avärica K erner, A ren aria P o n ae R ch b ., = A . B avarica L ., = A. B aldensis R ch b . = A lsine B avarica C ran tz, = S abulina P onae R chb.). P o n a ’s N a b e l m i e r e . F ig . 6 2 0 a bis d.

A u sd au ern d , locker- bis dichtrasig, blaugrün überlaufen. W u rzelsto ck m eist kräftig, vielköpfig. Stengel zahlreich, kriechend oder hängend, bisw eilen 60 cm lang, am E n d e auf­ streb en d oder aufrecht, saftig, sehr zerbrechlich, kahl, vielästig. L au b b lä tte r gegenständig, saftig, dick, h alb stielrund bis fast stielrund, lineal, bis 1,5 mm dick und bis 20 mm lang, abstehend, die m ittleren ungefähr so lang wie die S tengelglieder, am G runde g etre n n t oder kaum sich tb ar verw achsen, ohne S tachelspitze. B lüten 5-, seltener 4- (var. t e t r a m e r a Gelmi) zählig, ein­ zeln oder in locke­ ren , w enigblütigen T ru g d o ld en an 1 bis 2,5 cm langen B lü­ tenstielen, m it je einem P a a r 2 mm langer T ra g b lä tte r unter der M itte des Stieles, bis 1 cm im D urchm esser. K e lc h b lä tte r 5,läng­ lich-eiförm ig, kahl, m it deutlichem M it­ telnerven,breit hautrandig. K ro n b lä tte r 5,weiss, gan zran d ig , bis fast doppelt so lang als der K elch (F ig. 620b). S ta u b ­ b lätter 10. F ru c h t­ knoten kugelig bis eiförm ig, m it 3 ebenso langen aufrechten N arben. F i g . 620. M o e h r i n g i a P o n a e F e n z l . a H a b i t u s (2/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , b B l ü t e , c F r u c h t k a p s e l . Sam enkapsel k u g e ­ d S a m e n . — M . g l a u c o v i r e n s B e r t o l o n i . e H a b i t u s (2/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , f B l ü t e , g L ä n g s s c h n i t t d u r c h di e r e i f e S a m e n k a p s e l , h S a m e n . — M . v i l l o s a F e n z l . i H a b i t u s (2/s n a t ü r l . G r ö s s e ) . lig, so lang oder Je, l, vi F r u c h t k a p s e l m i t u n d o h n e K e l c h u n d i m L ä n g s s c h n i t t , n S a m e n . — M. c i l i a t a D a l l a Tforre. w enig länger als der o Samen. 1) P o n a e n td e ck te 1806 diese A rt am M o n te B aldo.

415

Kelch, sich mit 6 schwach nach aussen gekrümmten Zähnen öffnend (Fig. 620 c). Samen dunkelrotbraun bis schwarz, nierenförmig, fast glatt, glänzend, mit einem stark gefransten weissen Anhängsel (Fig. 620 d), wenig zahlreich an der kurzen mittelständigen Plazenta. — VI bis VIII. An feuchten Felswänden der südlichen Alpen (Südtirol, Steiermark, Lombardei), von der Talsohle bezw. vom Seeufer bis in die Bergregion. In O e s t e r r e i c h in der typischen Form ein zig in Südtirol (Salurn, V al d’Am pola, D eutsch m etz Cadin, M olveno, D oss Trento, M argola, Grigno, T ezze, Sarca- und Ledrotal, Pönale, A rco, Riva, M onte Baldo R overeto, A la). H ieher ferner: subsp. M ä ly i H ayek als Art ( = M. P onae Alexander). U nterste Blätter fleisch ig halbstielrund, kurz, kaum 5 mm lang, oberseits gefurcht, m ittlere und obere lineal, viel länger, gegen die, Spitze sch w ach verbreitert, ilach, nervenlos, fleischig, zugespitzt, bläulichgrün, kahl. Blüten 5-zählig. Kronblätter etw as länger als der K elch. K apsel etw as länger als der K elch. — Einzig zerstreut in Steierm ark in den Ritzen steiler K alkfelsen (Freyenstein bei L eoben, bei A flenz, auf dem Lantsch, bei M ixnitz, Burg Raben= stein, W annersdorfer K ogel bei Frohnleiten, P eggau, D eu tsch -F eistritz, St. Stefan am Gratkorn, Raabklam m bei Arzberg so w ie in Untersteierm ark bei W isell nächst Rann); aber nicht in Kärnten. A usserdem in Bosnien.

A llg em ein e Verbreitung: Malyi]), Lombardei, Venetien.

Südalpen (Südtirol, Steiermark [hier nur die subsp.

M. P onae findet sich am G ardasee an den warm en, feuchten K alkfelsen bei P önale (80 m) als Spaltenpflanze in B egleitu n g von Adiantum Capillus V eneris (Bd. I, pag. 38), Linaria Cymbalaria, A rabis Turrita, Centranthus ruber, Coronilla Emerus, Sesleria caerulea etc., bei Salurn auf K alk (230 m) neben A vena argentea, F estuca sp ectabilis, A splenium Seelosii (Bd. I, pag. 29). D ie einzig in Steierm ark und Bosnien vorkom m ende Unterart M alyi stellt nach H a y e k w ahrscheinlich einen illyrischen Typus dar. A n der P eggau er W and erscheinen auf einem engbegrenzten Standorte neben M. M alyi verschiedene sehr interessante Arten w ie A lsine setacea (pag. 394), Thalictrum foetidgm (die beiden letztem in Steierm ark nur hier), A lyssum Transsilvanicum (tritt erst in Siebenbürgen w ieder auf), A nem one Stiriaca und Geranium rotundifolium (m editerran-atlantisch). Im Spätsom m er ist die Pflanze vollständig vertrocknet, die Stengel w erden äusserst brüchig.

1026. Moehringia glaucövirens Bertoloni nec Tommasini (= M. glaüca Leybold). Blaugrüne Nabelmiere.

Fig. 620 e bis h.

Ausdauernd, bis 15 cm hoch, sehr dicht rasenförmig, blaugrün überlaufen. Wurzel­ stock kräftig, vielköpfig. Stengel sehr fein, zerbrechlich, aufrecht, kahl, nur am Grunde verzweigt. Laubblätter gegenständig, schmal-lineal bis fadenförmig, 0,4 bis 0,5 mm dick, halbstielrund, jedoch nicht fleischig, die mittleren ungefähr so lang (1 bis 1,5 cm) als die Stengelglieder, am Rande durchscheinend, am Grunde meist nicht verwachsen. Blüten in der Regel 5-zählig, 0,6 cm im Durchmesser, endständig, einzeln oder zu 2 bis 3 in sehr lockerer Trugdolde, an einem 2 bis 3 cm langen, aufrechten, sehr dünnen Blütenstiel, der über der Mitte zwei 1 bis 2 mm lange, breite Tragblätter trägt, aus deren Achsel die zweite Blüte erscheint. Kelchblätter 5, länglich-eiförmig, spitz, mit erhabener Mittelrippe. Kronblätter 5, weiss, ganzrandig, wenig länger als der Kelch. Staubblätter 10, dem Rande eines Drüsenringes eingefügt (Fig. 620f). Fruchtknoten kugelig, mit 3 (bis 5) ebenso langen Narben. Kapsel eiförmig, so lang als der Kelch, 4-, 5- oder 6klappig (Fig. 620g). Samen wenig zahlreich (2 bis 6) an kurzer Zentralplazenta, schwarz, glänzend, fast glatt, mit kurzem, weissem, stumpf 4-zähnigem Anhängsel ohne Zotten (Fig. 620h). — VII bis VIII. Selten an steilen Felswänden, in feinem Geröll, in Felsspalten, unter Felsen; nur in den Südalpen. Auf Kalk. In O e s t e r r e i c h einzig in Südtirol bei P rags (hier mit Asplenium Seelosii), A m pezzo, H öhlenstein, Strudelköpfe, Schluderbach, Dürrensee, Peutelstein, Val V estino, C ingolrosso bei Bondone, M onte T om bea (von /0 0 bis 2000 m ; hier m it Daphne petraea), Ledrotal, V al C oncei, V al dei M olini. — G elegentlich wurden halbvergrünte und tetram ere Blüten beobachtet.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südalpen (Südtirol, Alpen von Brescia und Belluno).

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1027. Moehringia ciliâta Dalla Torre (= M. polygonoides Mert. et Koch, = Arenâria polygonoides Wulf., = A. obtüsa Ail., = Stellâria ciliata Scop., = S. biflöra Host, = S. polygonoides Jessen, = Cerâstium filifolium Vest, = Sabulina polygonoides Rchb.). G e w i m p e r t e N a b e l m i e r e . Taf. 107, Fig. 3 und Fig. 620o. Ausdauernd, locker- bis dichtrasig. Stengel (2,5) 5 bis 20 (40) cm lang, kriechend, am Ende aufsteigend, seltener am Grunde wurzelnd, zart, in allen Teilen kahl oder oberwärts schwach haarig, stark verzweigt. Blätter gegenständig, lineal bis lineal-lanzettlich, fleischig, schwach 1- (bis 3-) nervig, kurz zugespitzt, nach dem Grunde zu kaum verschmälert, 6 bis 10 mm lang und 0,6 bis 1 mm breit, kahl, höchstens an der kurzen Verwachsungs­ stelle schwach bewimpert, meist mit sterilen Sprossen in den Blattachseln, oberwärts gedrängt an sehr kurzen Stengelgliedern. Blüten einzeln oder zu 2 bis 3 in lockerer Trugdolde, 5-zählig, an 10 bis 15 mm langen, fast kahlen, zuerst aufrechten, später wagrecht abstehenden Blütenstielen, meist mit 2 kurzen Tragblättern unterhalb seiner Mitte. Kelchblätter 5, länglich-eiförmig, zugespitzt, aufrecht, schwach 1- bis 3-nervig, mit sehr schmalem weissem Hautrand. Kronblätter 5, weiss, ganzrandig, bis x/2 mal länger als der Kelch (Taf. 107, Fig. 3a), selten kürzer (var. s t e n o p é t a l a Hausm.). Staubblätter 10. Fruchtknoten kugelig, mit 3 (4) längeren, weit spreizenden Narben. Kapsel kugelig, 7 3 länger als der Kelch, sich mit 6 stark nach auswärts gebogenen Zähnen öffnend (Taf. 107, Fig. 3 b). Samen schwach nierenförmig, 1,2 mm lang und 0,8 mm breit, fast schwarz, glatt, glänzend, mit sehr kleinem gefranstem Anhängsel (Fig. 620 o). — VI bis VIII. Ziemlich häufig auf feuchtem, steinigem Boden, an Felsen, im Geröll, auf Matten und Weiden, in Runsen, Bachrinnsalen der Alpen, von ca. ,1600 bis 3000 m, zuweilen in die Täler herabgeschwemmt (Höttinger Graben bei Innsbruck 700 m, Achenseeufer 930 m, bei Steyr, Garnitzengraben in Kärnten 600 m, am Tagliamento bei Venzone in Friaul 230 m). Nur auf Kalk; im Urgebirge daher fehlend oder auf kalkführende Unterlagen beschränkt. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Alpen (von den Westalpen bis Niederösterreich und Steiermark). D ie se A rt ist im H abitus äusserst verschieden. H ieher gehören als V arietäten: var. t h e s i i f ö l i a Rchb. als A rt ( = Arenâria thesiifölia Fröl.). Stengel schlaff, fadenförm ig, verzw eigt, wurzelnd, 20 bis 40 cm lang, lockerrasig, kahl, oft herabhängend. Blätter bis 13 mm lang, lineal. K elchblätter eirund, zugespitzt, 3-nervig. Sam enanhängsel gezackt. Bayern (A lgäuer Alpen bei Füssen). — var. s p h a g n o i d e s (Fröl.) R chb. ( = A . polygonoides var. nana Gaud., = Sabulina sphagnoides Fröl.). Pflanze dicht polsterförm ig, 2,5 bis 5 cm hoch. Blätter lineal, 3-kantig-rundlich, am Rücken gekielt, stum pfspitzlich, ziegelständig. Blüten fast sitzend. B lütenstiele kürzer als die Blüte. Kronblätter doppelt so lang als der Kelch. Z w ergform der H ochalpen (Schw eiz, Tirol, Kärnten). — var. s t e n o p é t a l a Hausmann. K ronblätter kürzer als der K elch, sehr schm al, fast fädlich (T irol). — var. p u b é r u l a Brügger. Pflanze m astiger. S tengel und die B lütenstiele (zuletzt zurück­ gebogen) behaart. L aubblätter am Grunde gew im pert, lineal-lanzettlich, spitzer. K apseln und Sam en grösser (Sch w eiz, Tirol). — Ausserdem wurden Exem plare m it zw eiteiligen oder unregelm ässig, m ehrfach zerschlitzten P etalen beobachtet.'1 M. ciliata ist eine streng an den Kalk gebundene Alpenpflanze, w elch e auf U rgebirge ganz fehlt. U eber die Begleitpflanzen vgl. Cerastium latifolium pag. 368.

1028. Moehringia muscösa1) L . (= Alsine Moehringia Crantz, = Arenâria Moehringia Beck, = A. muscösa Med., = Stellâria muscösa Jessen, = Ströphium filiforme Dulac). M o o s - N a b e l m i e r e , Moosmiere. Ital. : Erba paglina. Taf. 107, Fig. 4’. Ausdauernd, 5 bis 20 cm hoch, lockerrasig. Stengel sehr zart, am Grunde nieder­ liegend und wurzelnd oder hängend, kahl, reichlich sparrig verzweigt, am Ende aufsteigend. 9 Adjektiv vom lat. m uscus =

M oos; nach der m oosartigen G estalt.

417

Laubblätter schmallineal bis fädlich, 0,5 bis 1,2 mm breit und bis 35 (50) mm lang, mit kurzer Stachelspitze, oft bis 2 mal so lang als die Stengelglieder, abstehend, nicht fleischig, am Grunde nur sehr kurz zusammengewachsen, 1- oder 3-nervig. Blüten normal 4-zählig, in lockerer, sparriger Trugdolde, einzeln an haardünnen, 1 bis 4 cm langen kahlen Blüten.stielen, bis 0,8 mm im Durchmesser. Kelchblätter 4, lanzettlich, mit kurzer Spitze, deutlich 1-nervig, aufrecht mit weissem Hautrand. Kronblätter 4 (selten 5), länglich-eiförmig, doppelt so lang als breit, ganzrandig, stumpf, ca. Y2 mal länger als der Kelch. Staub­ blätter 8. Fruchtknoten rundlich, mit 3 ebenso langen, spreizenden Narben. Kapsel fast kugelig, sich mit 4 breiten, zurückgebbgenen, bis zum Grunde reichenden Klappen öffnend, etwas länger als der Kelch. Samen dunkelrot bis schwarz, rundlich, glänzend und fast glatt, ungefähr 1 mm breit, mit weisshäutigem, fast ganzrandigem Anhängsel. — V bis IX. Häufig an schattigen, feuchten Stellen an oder unter Felsen, Mauern, zwischen Moos, auf faulenden Baumstrunken, in Karfluren, unter Legföhren, sehr selten auch auf (oft ganz trockenem) Gerolle und im Geschiebe der Bäche der Alpenkette; von der Berg­ region bis in die alpine Region (vereinzelt bis 2300 m). Sehr oft in die Täler hinabsteigend. A usser den Alpen im Schw eizer Jura (östlich bis in den A argauer Jura), im Eisass (H eidenfluh b e i Pfirt), im Württemberg. Oberland (E glofs, Eisenharz, Isny), im fränkischen Jura (einzig im Püttlachtal bei P otten stein auf D olom it), im südlichen B öhm erw ald (Ruine Falkenstein im Rannatal auf Granit; 1909 von Prof. V o l l m a n n -M ü n ch en entdeckt), in M ittelböhm en (von G i n t l kürzlich im K licavatal zw ischen Läny und Zbecno bei Bürglitz [300 m] aufgefunden; für Landskron?) und im K arst; ausserdem im F ichtelgeb irge (Ruine Grünstein bei G efrees) durch F u n c k (gest. 17. April 1839) angepflanzt. F eh lt den Sudeten gänzlich.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Gebirge von Spanien, Frankreich und Italien, Alpen, Karpaten, Siebenbürgen, nordwestlicher Balkan. A endert w en ig ab: var. t y p i c a Beck. Laubblätter schm al-lineal, bis 1 mm breit, breiter als ihre nächsten Stengelinternodien (Normalform). — var. f i l i f ö l i a B eck. Laubblätter fädlich, dünn, schm äler oder kaum so breit als die Stengelinternodien (O stalpen, M ittelböhm en). — var. a c i f ö l i a R chb. Laubblätter kürzer, steifer, untere flacher, alle stachelspitzig. — var. p l a t y p e t a l a T hom as. K ronblätter nicht doppelt so lang als breit (4 mm lang und 1,75 mm breit), sondern vielm ehr rundlich verkehrt-eiförm ig und nur V* länger als breit (d. h. 3,5 bis 3,75 mm lang und 3 mm breit). Südtirol (R atzes, Schiern). — D ie von B r ü g g e r au fgestellte var. a l p e s t r i s wird am b esten g e str ic h e n .— Ausserdem w erden nicht allzuselten 5-zählige Blüten (dann m eist mit 3 Carpellen) so w ie selten solche m it rötlichen Petalen angetroffen. M. m uscosa ist eine häufige Erscheinung der A lpen und Voralpen, w o sie sehr oft bis in die T a l­ sohlen hinunter verfolgt w erden kann. A ls zartes, hygrophiles Pflänzchen von m oosartigem H abitus erscheint sie m it V orliebe an feuchten Stellen der F ichtenw älder (in den Südalpen auch in den Buchen- und K astanien­ wäldern), oft in G esellschaft von C ystopteris fragilis, P hegopteris polypodioides, V eronica urticifolia, Ranunculus aconitifolius, Stellaria nemorum (pag. 350), Impatiens N oli tangere, O xalis, Chrysosplenium alternifolium, Carda­ m ine im patiens, V iola biflora, C lem atis alpina, Valeriana tripteris, Campanula pusilla (die 4 letzten gleich falls alpin) etc. In den südlichen Alpentälern trifft man die Pflanze an Mauern zuw eilen neben Ceterach officinarum, Saxifraga cuneifolia, Scolopendrium , Selaginella H elvetica, Sedum dasyphyllum und reflexum etc. A u ch im schw eizerischen Jura steig t M. m uscosa in die Täler hinab, findet sich z. B. in der Klus zw ischen M ünster und Court neben Saxifraga aizoon, Kernera saxatilis, H ieracium am plexicaule, hum ile und bupleuroides, Arabis arenosa und alpina, A tham anta C retensis, L ibanotis montana, Coronilla Emerus etc. A n dem einzigen elsässischen Standort (Ausläufer des Schw eizer Jura) bei der Heidenfluh (C om be) erscheint die A rt auf den F elsen und im E ichengehölz zusam m en m it V eronica montana, L ibanotis montana, D aphne Laureola, A conitum L ycoctonum , Lunaria rediviva, P olygala calcareum , Carex alba etc. (nach W a l d n e r ) . A uch in dem warm en K arstgebiete h a t sie eine Z ufluchtstätte gefunden; im T rnow aner W ald findet sie sich neben verschiedenen anderen H och geb irgsund Voralpenpflanzen, w ie Scolopendrium , Veratrum album, H eliosperm a quadrifidum, Sagina Linnaei (pag. 385), Clem atis alpina, Arabis alpina, Saxifraga rotundifolia und petraea, V iola biflora, Erica carnea, Primula Auricula, Stachys alpinus, V aleriana saxatilis und tripteris, D oronicum A ustriacum , A poseris foetida, Bellidiastrum M ichelii etc. O bgleich M. m uscosa im allgem einen eine Vorliebe für den K alk zeigt, wird sie doch gelegen tlich auch auf Granit, G lim m erschiefer, T onschiefer, Porphyr, T onalit, kalklosem Schiefer angetroffen. Von B a s t a r d e n sind bekannt M. m u s c o s a L. X M. c i l i a t a D alla Torre ( = M. h y b r i d a Kern.). Blätter lineal, 0,7 mm breit. Blüten 5-zählig, mit einigen 4-zähligen verm ischt, m ässig lang gestielt, in 1- b is

418 5-blütigen Trugdolden. K ronblätter etw as länger und m eist breiter als die K elchblätter. Steierm ark (H och­ schw ab zw ischen Sonnenschien und H örndlbodenalpe und Schneealpe ob der D irtlerschlucht) und Tirol (B ettel­ wurfbrunnen im Halltal, Trins, M artartal, G eislerspitze). — M. P o n a e F enzl X M. m u s c o s a L. (== M. C o r o n e n s i s Behrendsen). V gl. A llgem . botan. Zeitschr. X (1904), pag. 65. Laubblätter lineal, alle halb­ stielrund, spitz, etw as fleischig, grasgrün, kahl. B lütenstand 1- bis 5-blülig. B lüten teils 4-, teils 5-zählig. K elchblätter breit-lanzettförm ig, stum pf oder etw as zugespitzt, 3-nervig. K ronblätter doppelt so lang als der K elch, breit eilanzettlich, vorn abgerundet. Südtirol (Salurn) und M onte Baldo (M adonna della Corona, 770 m).

C C L X X II.

Spergula1)

L.

S p a r k . Franz.: Spargoute; Engl.: Spurrey; ital.: Renaiola.

Einjährige, meist verzweigte, klebrig behaarte oder kahle Kräuter mit einfachem oder verzweigtem Stengel. Laubblätter lineal bis pfriemlich, stumpflich, ohne Stachel­ spitze, fleischig, mit oder ohne Längsfurche auf der Unterseite, gegenständig, mit den ge­ stauchten Blattsprossen in ihren Achseln Scheinquirle darstellend, mit kleinen hinfälligen, häutigen Nebenblättern. Blüten in endständigen, lockeren dichotomen Blütenständen, regelmässig, 5-zählig, zwitterig. Blütenstiele nach dem Verblühen nach abwärts, später wieder nach aufwärts gerichtet. Kelchblätter 5, mit ± schmalem Hautrand. Kronblätter 5, weiss, ganzrandig, ungeteilt. Staubblätter 5 oder 10. Fruchtknoten aus 5 Fruchtblättern bestehend, einfächerig, mit zentraler Plazenta, vielsamig, mit 5 kurzen Griffeln. Frucht­ kapsel eiförmig, sich mit 5 tiefeingeschnittenen, den Kelchblättern gegenüberstehenden Klappen öffnend (Fig. 621 i, m). Samen schwarz, matt, linsenförmig, am Rande zuge­ schärft und sehr schmal (Fig. 621 n) oder sehr breit (Fig. 621 d, k) geflügelt, mit oder ohne keulenförmige, hellbraune Papillen (Fig. 621p). D ie G attung ist m it ca. 5 A rten über die nördliche gem ässigte Zone verbreitet und vor allem auf Kulturland häufig. D ie w eissen B lüten sind m eist hom ogam , selten protogyn und haben halbverborgenen H onig. — A d v e n t i v wurde als Seltenheit bei M annheim (O elfabrik) S. f l ä c c i d a (Roxb.) A schers. ( = Sperguläria fällax L ow e) aus dem M ittelm eergebiet, A rabien bis O stindien b eob ach tet. D ie 3 einheim ischen Arten sind entschiedene Sandbew ohner. 1. Laubblätter oberseits gew ö lb t, unten mit einer Längsfurche. Sam en m it sehr schm alem (35 — 40 [¿) Hautrand (F ig . 621n), m it oder ohne Papillen S. a r v e n s i s nr. 1029. 1*. Laubblätter pfriem lich, ohne Längsfurche. Sam en m it breitem Hautrand (Fig. 621 d, k) 2. 2. K ronblätter lanzettlich, sich geg en seitig nicht deckend. Staubblätter 5. Samen m it breitem , w eissem Hautrand S. p e n t a n d r a nr. 1031. 2*. K ronblätter eirundlich, sich g e g en se itig deckend. Staubblätter 10. Sam en mit breitem , braunem Hautrand S. M o r i s o n i i nr. 1030.

1029. Spergula arvensis L. (= S. decandra Gilib., = Spergularia arvensis Cambess., = Arenaria arvensis Wallr., = Stelläria arvensis Scop., = Alsine arvensis Crantz). A c k e r S p a r k . Franz.: Spargoute, espargoute, spourier, fourrage de disette, genouilliere; engl.: Corn spurrey; ital.: Renaiola, erba renaiola, spergola. Taf. 107, Fig. 6 und Fig. 621m bis p. A us dem lat. spergula sind abgeleitet (vgl. A n m .): S p a r k , S p e r g e l , S p ö r g e l , S p ö r j e s S p e r r j e s , S p e e r s , S p i l l j e s (N ord w estl. D eutschland), S p e r g l , S p e r c h e l (Böhm erwald, R iesengebirge). N iederdeutsche Benennungen sind ferner: J a d d e , J e d d e , J a r r e , J e e r n , J a r k , T j a r k ; G a r n w i n d e , G a r f w i n d e , H ä n f o o t (Hahnenfuss) nach den ausgespreizten Stengeln. N ach dem V orkom m en in Leinfeldern h eisst die A rt in N iederösterreich L e i n i n g , im Böhm erw ald H o r l o i (von bayr.-österr. „H aar“ = F lachs?). Zu den B ezeichnungen N ä g e n k n e e ( = Neunknie, untere W eser), K n ä u l , g e s p r e i z t e r K n i e b o s (N ord­ böhm en) vgl. Scleranthus nr. 1045.

Einjährig, 10 bis 30 (100) cm hoch, 1- oder mehrstengelig. Stengel aufrecht oder aufsteigend, stielrund, kahl oder zerstreut behaart, oberwärts + drüsenhaarig, einfach oder J) V ielleicht abzuleiten von lat. spargere = ausbreiten, nach den schlaffen, am Boden liegenden S te n g e ln ; übrigens w äre auch m öglich, dass der lat. N am e, der erst spät auftritt, aus dem D eutsch en stammt.

419

verzweigt, mit 2 bis 10 cm langen Stengelgliedern. Laubblätter gegenständig, frei, zu­ sammen mit den verkürzten Laubsprossen Scheinquirle darstellend, lineal bis pfriemlich, fleischig, stumpflich, 1 bis 3 cm lang, oben gewölbt, unterseits gefurcht, klebrig behaart. Blüfen 5-zählig, bis 0,8 cm im Durchmesser, in endständiger, lockerer, dichotomer Trug­ dolde, an zarten, ± drüsig behaarten, 1 bis 2 cm langen Blütenstielen, die nach dem Ver­ blühen nach abwärts geschlagen sind, sich später aber wieder aufrichten (Taf. 107 Fig. 6). Kelchblätter 5, eiförmig, aufrecht, stumpf, ohne deutliche Nerven, oft drüsig behaart, mit schmalem Hautrand. Kronblätter 5, weiss, verkehrt-eiförmig, wenig länger als der Kelch. Staubblätter 10. Griffel 5. Kapsel kugelig-eiförmig, mit 5 breiten, nach aussen gebogenen, vor den Kelchblättern stehenden Zähnen sich öffnend (Fig. 621 m), doppelt so lang als der Kelch. Samen schwarz, matt, linsenförmig, bis 1 mm im Durchmesser, mit sehr schmalem (35 bis 40 mikromm.) Hautrand und mit keulenartigen, ca. 60 mikromm. langen, weissen, später hellbraunen Papillen besetzt (Fig. 621 n, o, p) oder kahl. — VI bis X. Häufig bis gemein auf sandigen Aeckern, Sandfeldern, in Getreide- und Leinfeldern, an Wegen, auf Triften, Waldblössen, Schuttplätzen, Düngerstätten; von der Ebene bis in die Voralpen (vereinzelt bis 1600 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast Kosmopolit (vielerorts infolge Kultur verwildert). Nach der B eschaffen heit des Sam ens unterscheidet m an: 1. var. v u l g a r i s (Boenningh.) M ert. et K och (— var. trachysperm a N eilr.). Sam en bis 1 mm im Durchm esser, m it w eisslichen, zuletzt bräunlichen Papillen besetzt (F ig. 621 n). — H ieher gehören ferner: var. m ä x i m a (W eih e) M ert. et K och ( = var. maior F . W. M ey., = Sperguläria m axim a G. D on). Pflanze üppig, bis 1 m hoch. Sam en grösser, bis 1,5 mm breit, mit W arzen besetzt (Auch gebaut). — var. l a r i c i n a (W ulf.) K och. Stengel und Blätter stark drüsig-klebrig (A uf dürren Sandfeldern; in Norddeutschland, Frankreich etc.). — var. l i n i c o l a A. Schw arz. V öllig unver­ zw eigt, starr in die H öhe stehend oder unm ittelbar über der W urzel in 3 bis 4 A este geteilt, die ebenfalls un verzw eigt m it gestrecktem Stengel bis in den Blütenhorizont des Leinfeldes sich erheben, hierselbst dann die Blüten und Früchte gross in gabeliger Rispe. Blum enblätter fast kreisrund. K elche zuw eilen ganz kahl. Sam en m it Papillen. Hie und da um Nürnberg. — 2. var. s a t i v a (Boenningh.) M ert. et K och ( = ß leiosperm a Celak.). Pflanze m eist zarter, w en ig- oder unverzw eigt. Samen schw arz, m att, schw arz berandet, ohne Papillen (H ie und da als Futterpflanze angebaut). S. arvensis, der A cker-Spark, tritt sow ohl als Unkraut (besonders auf sandigen Böden) als auch als Ruderalpflanze auf, stellen w eise auch als Kulturflüchtling. Denn in einzelnen G ebieten, z. B. im nordw estlichen D eutschland wird der Spark noch heute als V iehfutter gebaut. D ie Sam en liefern ein fettes Oel. — O bgleich von der Pflanze w eder ein griechischer noch ein lateinischer N am e bekannt ist, m uss man doch Europa für das ursprüngliche Vaterland der Pflanze annehmen. V erkohlte Samen sind im K reise O stpriegnitz aus eisen­ zeitlicher F undstelle bekannt gew orden. D ie Blüten bleiben, w enn sie sich überhaupt öffnen (bei ungünstiger W itterung bleiben sie gesch lossen und bestäuben sich selbst), nur kurze Zeit o ffe n ; m eist öffnen sie sich nur N achm ittags bei heiterem Himmel. Sie besitzen einen eigentüm lichen Geruch. D ie Staubblätter sind so w eit nach aussen geb ogen , dass Insekten, w elch e den Nektar aufsuchen, m it der einen K örperseite die Antheren, m it der anderen die Narben streifen. G elegentlich fehlen die fünf epipetalen Staubblätter, w ie dies bei S. pentandra zur R egel gew orden ist.

1030. Spergula Morisönii*) Boreau (= S. vernalis Willd., = S. pentändra auct. non L., = Arenäria pentandra Wallr.).

M o r i s o n ’s Spark.

Fig. 621 f bis 1.

Einjährig, 5 bis 30 cm hoch, 1- oder mehrstengelig, im Habitus von nr. 1029. Stengel aufrecht oder aufsteigend, fast kahl, bläulichgrün überlaufen, einfach oder verzweigt. Laubblätter grasgrün mit den gestauchten Blattsprossen in ihren Achseln Scheinquirle darstellend, kürzer als bei nr. 1031, flach, ohne Längsfurche. Blüten in endständiger lockerer Trugdolde, an fast kahlen Blütenstielen, nach dem Verblühen nach abwärts, später wieder aufwärts gebqgen. Kelchblätter 5, eiförmig, mit schmalem Hautrand, schwarzrot *) Benannt nach R obert M o r i s o n , geb. 1620 zu A berdeen, gest. 1683 als P rofessor der B otanik zu Oxford. Sein H auptw erk ist: Plantarum historia universalis.

420 überflogen. K ro n b lä tte r 5, weiss, breit-eiförm ig und sich deshalb m it den R än d ern deckend, k ü rz er als die K e lc h b lä tte r (F ig. 621g). S ta u b b lätte r 10 (selten w eniger). F ru ch tk n o ten eirund, m it 5 N arben. K ap sel um die H älfte län g er als d er K elch (Fig. 62 li), sich m it 5 fast bis zum G runde g etren n ten , nach aussen gebogenen K lap p en öffnend. S am en schw arz, m a tt, m it dem 0,3 bis 0,4 mm b re ite n , brau n en und von dunkel­ braunen A d e rn durchzogenen H a u t­ ran d 1,5 bis 2 mm im D urchm esser, am R a n d e m eist m it einigen R eihen heller W a rze n b esetzt (Fig-. 621k, 1). — IV bis VI. Z erstreu t auf sandigen B rac h ­ äckern, F eld ern , S toppelfeldern, an R ainen, au f W aldblössen, B innendünen, S andhügeln, in K iefernschonungen, an U fe rn ; m eist gesellig. F i g . 621. S p e r g u l a p e n t a n d r a L. a H a b i t u s (t/s n a t ü r l . G r ö s s e ) . b B l ü t e n l ä n g s s c h n i t t . c K r o n b l a t t . rf, e S a m e n v o n a u s s e n u n d i m S c h n i t t . — S. M o r i s o n i i B o r e a u . f . H a b i t u s ( l/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , g B l ü t e n l ä n g ' s ­ schnitt. h K ro n b latt. i F ru c h tk a p se l m it K elc h, k, l S am en von aussen u n d i m S c h n i t t . — S. a r v e n s i s L . m F r u c h t k a p s e l m i t K e l c h . » S a m e n . o Q u e rs c h n itt d u rc h denselben, p P a p ille n der S am e n sc h ale (vergrössert).

In D e u t s c h l a n d ziem lich v e r­ b r e ite t; fe h lt a b e r d o c h in einzelnen T eilen (v o llstä n d ig z. B. in W ü rtte m b e rg ). In O e s t e r ­ r e i c h m it S ic h e rh e it einzig in B öhm en, M äh ren , S ch lesien so w ie v e rein ze lt in T iro l (K itzbühel) u n d V o ra rlb e rg (einm al als G a rte n u n k ra u t in D o rn b irn ). F e h lt in d e r S c h w e i z v ollständig.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : E u ro p a (zerstreut), A lgier. A e n d e rt w en ig a b : f. p ä l l e n s A sch e rs. (V gl. V e rh an d l. des B o tan . V e rein s d e r P ro v in z B ra n d e n ­ b u rg IL , p ag . X V I). L a u b b lä tte r g ra u g rü n . K e lc h b lä tte r fa st stro h g e lb (U n te r d e r g e w ö h n lic h en F o rm b ei F o rs t in d e r L a u sitz b e o b a c h te t).

1031. Spergttla pentandra1)

L . ( = A lsine p e n ta n d ra C ran tz, = A. m arg in âta S chreb., — A ren aria m édia Poll., = S tellaria p en tan d ra Scop., = S p erg u laria p e n tan d ra G. D on). F ü n f m ä n n i g e r S p a r k . F ra n z .: P e tit spargoute. F ig . 6 2 1 a bis e.

E in- bis zw eijährig, 5 bis 20 cm hoch, 1- bis m ehrstengelig. S ten g el einfach o d er verzw eigt, kahl o d er oberseits drüsig b eh aart, stielrund, wie die B lätte r bläulich a n g e­ laufen. L au b b lä tter lan zettlich bis pfriem lich, stum pflich, g eg en stän d ig , m it den ebenso langen, v ielblätterigen, g estauchten B lattsprossen Scheinquirle darstellend, kahl, ohne L ä n g s­ furche. B lüten in lockerer, endständiger, dichotom er T ru g d o ld e. B lütenstiele kahl o d er schw ach d rü sig b eh aart, m ehrm als län g er als d er K elch, von kleinen h äu tig en T ra g b lä tte rn g e stü tz t, nach dem V erblühen herabgeschlagen, sp äter w ieder aufrecht. K e lc h b lä tte r 5, eiförm ig, m it schm alem H au tran d . K ro n b lä tte r 5, weiss, lanzettlich, schm al, m it den R än d ern sich nicht d eckend (Fig. 621 b), m eist länger als d er K elch. S ta u b b lä tte r 5. F ru c h t­ knoten kugelig, m it 5 kurzen Griffeln. K ap sel eiförm ig-kugelig, sich m it 5 breiten, fast bis zum G ru n d getrennten, vor den K elc h b lä tte rn stehenden K lap p e n öffnend. Sam en schw arz, m att, linsenförm ig, m it dem ca. 0,6 mm breiten, fast rein weissen H a u tra n d bis 0 F ü n fm ä n n ig ; von g r. n é v ze (p é n te ) = h ie r im Sinne von S ta u b fäd e n .

fü n f und àv'QQ [G enitiv

âvÔQÔg] (anér, a n d re s) =

M

421

Tafel 108.

Erklärung der Figuren. i

Fig. 1. Spergularia campestris (pag. 422). Habitus. 1 a. Blüte von /Oben. 1 b. Nebenblätter. 1 c, d. Samen im Längsschnitt und von aussen. 2. 5. salina (pag. 423). Habitus. 2a. S. marginata (p a g .424). Nebenblätter. 2 b. Fruchtkapsel. 2 c. Längsschnitt durch die Fruchtkapsel. 2d. Kelchblatt. 2e, f. Geflügelter und ungeflügelter Samen im Schnitt. 3. Polycarpon tctraphyllum (nr. 1037). Habitus. 3 a. Kelchblatt mit 2 Krön- und Staubblättern. 3 b. Blüte von oben. 4. Corrigiola litoralis (nr. 1038). Habitus. 4 a, b. Blüte im Schnitt und von oben. 4 c. Frucht mit Kelch. 5. Herniaria glabra (nr. 1044). Habitus. 5 a. Blütenlängsschnitt.

Fig. 5 b. Frucht mit Kelch. 5 c. Blattpaar mit Nebenblättern. 6. Illecebrum verticillatum (nr. 1050). Habitus. 6 a. Blattpaar mit Nebenblättern. 6 b. Kelch- und Kronblatt nebst 2 Staubblättern. 6 c. Blüte von oben. 7. Paronychia Kapela (nr. 1039). Habitus. 7 a. Blütenlängsschnitt. 8. Scleranthus annuus (nr. 1045). Habitus. 8a. Laubblattpaar. 8 b, c, d. Blüte im Schnitt, von aussen und oben gesehen. 8e. Fruchtknoten mit Griffel. 9. Scleranthus perennis (nr. 1046). Habitus. 9 a. Blüte von aussen. 9b. Fruchtknoten mit Griffel. 9c. Laubblattpaar. 9d. Kelchblatt.

2,5 mm im Durchmesser, an der Grenze zwischen Samen und Hautrand, manchmal mit 3 oder 4 Reihen kleiner weisser, keulenförmiger Warzen (Fig. 621 d, e). — IV, V. Hie und da (mehrfach wohl übersehen) auf sandigen Feldern, Brachen, Triften, Wegrändern, Heiden, meist gesellig. In D e u t s c h l a n d zerstreut (fehlt gänzlich in Württemberg). In O e s t e r r e i c h als Seltenheit in Böhmen (westl. Elbniederung) und in Mähren (Poppitz bei Iglau). Fehlt in der S c h w e i z gänzlich. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (zerstreut). D ie se Art wird leicht m it der vorgehenden Spezies verw echselt. A nderseits kann sie zuw eilen jahrelan g ausbleiben. So wurde sie in S ch lesw ig-H olstein 1827 von N o l t e bei W rohe am W estensee gesam m elt, in späteren Jahren aber nicht mehr beobachtet, bis sie von J u n g e 1902 auf dem Priw all bei Travem ünde w ieder aufgefunden wurde.

C C LX X III.

Sperguläria1)

Presl (= Tissa Adans., = Lepigonum Fries). S c h u p p e n m i e r e . E ngl.: Sandspurry.

Einjährige bis ausdauernde, meist rasenbildende, niederliegende bis aufsteigende, kahle oder drüsig behaarte Kräuter. Laubblätter gegenständig, lineal bis pfriemlich, ganzrandig, stumpf oder stachelspitzig, am Grunde nicht verwachsen, oft mit sterilen Laubsprossen in den Achseln, mit 2 häutigen, meist silberglänzenden, schuppenartigen, ganzrandigen oder zerschlitzten, am Grunde oft verwachsenen Nebenblättern (Fig. 622 d). Blüten in armblütigen, traubenähnlichen Trugdolden, 1- oder 2-geschlechtig, 5-zählig. Blütenstiel nach dem Verblühen herabgeschlagen, später wieder aufrecht. Kelchblätter 5, meist mit trockenhäutigem Rand. Kronblätter 5, ganzrandig, weiss oder rosa, bisweilen fehlend. Staubblätter 5 bis 10, die des äusseren Kreises mit 2 kurzen Drüsen. Frucht­ blätter 3. Griffel 3 (selten 5). Fruchtkapsel sich mit 3 breiten, ungeteilten Klappen öffnend (Fig. 622 e). Samen bimförmig bis rund, mit oder ohne Randpapillen (Fig. 622g) oder linsenförmig mit + breitem Hautrand (Fig. 622 f). 0 V gl. pag. 418, F ussnote 1.

422 D ie G attung um fasst ca. 20 Arten, w elch e zum grossen T eil auf salzhaltigem Boden gedeihen. E inige Arten (S. cam pestris) sind als entschiedene Sandpflanzen zu bezeichnen. A d ven tiv wurde einzig S. d i a n d r a (G uss.) Heldr. et Sart. aus dem M ittelm eergebiet im H afen von M annheim (1881) beobachtet. 1. K apsel so lang als der K elch. L aubblätter beiderseits flach, w en ig fleischig, w enigstens die oberen stachelspitzig. Sam en stets ungeflügelt (F ig. 622c) S. c a m p e s t r i s nr. 1032. 1*. K apsel länger als der K elch. Laubblätter halb stielrund, fleischig, ohne Stachelspitze. Samen mit oder ohne F lü gel 2. 2. I- bis 2-jährige Pflanze. K apsel bis J/a mal länger als der K elch (F ig. 622 e). Staubblätter 5. Sam en flügellos, höchstens die untersten der Kapsel breit geflü gelt (F ig. 622 f, g) S. s a l i n a nr. 1033. 2*. A usdauernde Pflanze. K apsel doppelt so lang als der K elch (T af. 108, F ig. 2 b). Staubblätter 10. Sam en säm tlich breit geflügelt, selten die obersten der K apsel ungeflügelt S. m a r g i n a t a nr. 1034.

1032. Spergularia campestris (All.) Aschers. (= S. rubra Presl, = Arenäria campestris All., = Arenaria rubra a campestris L., = Alsine rubra Crantz, = Stipularia rubra Haw., = Lepigonum rubrum Wahlenb., = Büda rubra Dum., = Tissa campestris Pax). R o t e S c h u p p e n m i e r e . Taf, 108, Fig. 1 und Fig. 622a bis c. 1- oder 2-jährig, seltener ausdauernd, 4 bis 25 cm hoch, meist büschelig bis rasen­ bildend, mit dünner Wurzel. Stengel niederliegend bis aufsteigend, behaart, oberwärts drüsenhaarig, selten kahl. Laubblätter gegenständig, schmal-lineal, wenig fleischig, flach, kahl, bis 2,5 cm lang und 0,5 mm breit, ungefähr so lang als die Stengelglieder, mit deut­ licher Stachelspitze, in den Achseln meist mit sterilen Laubsprossen. Nebenblätter weiss­ häutig, silberglänzend, eiförmig-lanzettlich, oft zerschlitzt (Taf. 108, Fig. 1 b), am Grunde oft verwachsen. Blüten in lockerer Trugdolde. Blütenstiel so lang als der Kelch, nach dem Verblühen herabgeschlagen und verlängert, später wiederum aufrecht. Kelchblätter 5, eiförmig-lanzettlich, 4 mm lang, spitz, mit breitem Hautrand, wie die Blütenstiele drüsig­ behaart. Kronblätter 5, rosenrot oder blasslila, ganzrandig, eiförmig, stumpf, kürzer als der Kelch. Staubblätter 10. Fruchtknoten eiförmig, mit 3 kurzen Narben (Fig. 622 b). Kapsel so lang als der Kelch (Fig. 622 a), mit 3 breiten, schwach zurückgebogenen Klappen sich öffnend. Samen 0,4 mm gross, hellbraun, dreieckig-eiförmig bis fast tetraedrisch, fein warzig, auf dem breiten, den Embryo beherbergenden und durch Schwinden des Endosperms entstandenen Randwulst beiderseits mit deutlichen drüsenförmigen Papillen besetzt (Fig. 622 c). — V bis IX. Nicht selten an trockenen, sandigen, kalkarmen Stellen, auf sandigen Aeckern, wüsten Plätzen, an Rainen, Wegrändern, auf Waldblössen, Bachgeröllen, Kohlstätten, auf gepflasterten Saum wegen, Bahnhöfen; von der Ebene bis in die Voralpen (vereinzelt bis 2200 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa, Nordafrika, gemässigtes Asien, Indien, Nordamerika; eingeschleppt in Australien. Aendert ab: f. g l a b r ä t a K abath ( = f. glaberrim a Hornem ., = S. subgläbra Peterm ann). Ganze Pflanze fa st oder vollständig kahl (Selten in Schlesw ig-H olstein, Schlesien, Sachsen, W allis [St. Pierre am St. Bernhard], Mähren, O berösterreich). — f. p i n g u i s Fenzl. Laubblätter saftig, kaum stachelspitzig (Schlesien). Eine Form m it sehr verkürzten, von den Laubblättern überragten Stengelgliedern, übrigens bald kahl, bald drüsenhaarig, aus Graubünden (Bernina) ähnelt der sizilianischen S. r a d i c a n s (G uss.) Presl (nach G r e m l i , B eiträge zur Flora der Sch w eiz, V , 71). H ieher gehört ferner als U nterart: subsp. echitlOSperma Celak. (als Art). Im H abitus der Art (aber in allen Teilen feiner), 4 bis 10 cm hoch. Laubblätter fein lineal-fädlich, kürzer, etw as fleischig, nur die oberen stachelspitzig, die unteren stumpf. Nebenblätter sehr klein, rasch schw indend, breit-dreieckig, zugespitzt, m att, hinfällig. Blüten kleiner, m it abstehenden Kelchblättern. K apsel kaum länger als der K elch, sich am Grunde ablösend. Samen braun bis schw arz, ohne Randwulst, am Rande bestachelt, auf den Flächen mit kurzen, spitzen Papillen besetzt. Selten auf überschw em m t gew esen en Stellen, auf nassem Schlickboden in Brandenburg (Elbe bei W ittenberg [hier mit L im osella und Juncus bufonius], in der Altm ark, Elbeufer zw ischen Arneburg und Billberge), Böhm en (U fer der Schw arzen berg-T eich e bei Zbirow [hier in B egleitung von Lindernia und

423 Scirpus M ichelianus], W orlek a. d. M oldau, W ittingau Stephanteich bei Protivin) und in Polen (W eichselufer bei Ciechocinek, dicht arç der w estpreussischen Grenze). U eber die G eschichte dieser Unterart vgl. A s c h e r s on und G r a e b n e r , B erichte der D eutsch en botan. G esellschaft Bd. XI, 1903. Z o b e l hat neuerdings an der Elb(e nur S. cam pestris beobachten können.

^

S. cam pestris, eine m it ihren rötlichen Blüten sehr auffallende Art, ist als eine kalkfeindliche Sand­ pflanze zu bezeichnen, w elch e auch als Ruderalpflanze auftritt. In einzelnen G egenden fehlt sie vollständig oder ist erst seit kurzem eingetroffen (in Vorarlberg erst kürzlich hinter Schruns neu beobachtet). S chafe und Schw eine fressen das Kraut gern. D ie Blüten öffnen sich bei hellem W etter von 9 bis 3 Uhr. Ausser den Zw itterblüten finden sich noch kleinere gynom onoecisch und gynod ioecisch verteilte Blüten vor. Nach J a e g e r kom m en in der Zahl der Staubblätter Schw ankungen von 3 bis 10 vor, in der Zahl der Carpelle 4 oder 5.

1033. Spergularia salfna1) Presl (= S. marina Grisebach, = S. média var. heterospérma Fenzl, = Arenaria rubra var. marina L., = A. marina Roth, = A. media L., = Lepigonum salinum Fries, = L. medium Fries, = Alsine marina Mert. et Koch, = Buda media Dum.). S a l z - S c h u p p e n m e l d e . Taf. 108, Fig. 2 und Fig. 622 d bis g. Ein- bis zweijährig, meist mehrstengelig, rasig, bis 20 cm hoch. Ganze Pflanze stärker als nr. 1042. Stengel niederliegend bis aufsteigend, kahl oder besonders oberwärts drüsenhaarig, verzweigt. Laubblätter gegenständig, halbstielrund, fleischig, lineal-lanzettlich, ohne Stachelspitze, mit weisshäutigen, breiteiförmigen, unzerschlitzten, spitzigen, bleibenden, oft verwachsenen Nebenblättern (Taf. 108, Fig. 2 a). Blüten in lockerer Trugdolde an meist drüsigen, nach dem Verblühen abwärtsgebogenen Blütenstielen, von den bleibenden Nebenblättern der verkürzten oder verkümmerten Laubblätter gestützt. Kelchblätter 5, eiförmig, meist drüsig behaart, mit breitem Hautrand. Kronblätter 5, rosa, kürzer als der Kelch. Staubblätter meist 5, selten weniger. Griffel 3, kurz, zurückgebogen. Kapsel nur wenig länger als der Kelch (Fig. 622 e), sich mit 3 breiten Klappen öffnend. Samen braun, bis 0,9 mm lang, matt, auf dem deutlichen, durch den ringförmigen Embryo gebildeten verdickten Rand mit keulenförmigen, bis 30 [ i langen Papillen besetzt, auf den Flächen kurzwarzig (Fig. 622g), die untersten Samen der Kapsel bisweilen mit einem breiten, weissen Hautrand (f. h e t e r o s p é r m a Aschers.; Fig. 622f). — V bis IX. Häufig am Meeresstrand und auf den Inseln der Nord- und Ostsee (östlich bis zur Westerplatte bei Danzig), sowie an salzhaltigen Stellen (Salinen, Gradierwerke) des Binnenlandes, auf Triften, an Wegrändern, Gräben, an Teichen, auf feuchten Aeckern. In D e u t s c h l a n d ausser den K üstengebieten, nam entlich im nördlichen und mittlern T eile, häufig auch auf (selbst schw ach) salzhaltigen Stellen im Binnenland, im Süden dagegen seltener, so vereinzelt in Lothringen, W ürttem berg (H all und Jagstfeld im Oberamt N eckarsulm ; früher [1862] auch bei C annstatt) und in Bayern (bei K issingen, K losterhausen, bei Orb [angeblich auch bei Soden, Striet, Alzenau, D ettin gen , Schönbuschteiche]) und in der Pfalz bei D ürkheim . Fehlt in Baden gänzlich. In Schlesien (W eidendam m bei Breslau) w ohl nur eingeschleppt, ln O e s t e r r e i c h vereinzelt in Böhm en (L ibochow itz, Brüx, Eger), M ähren (Dürnholz [G uttenfeld, N eu-Prerau], Grafendorf, H öflein, D am itz, A uspitz, Saitz, R akw itz bei K ostei, C zeitsch, Satschau, Ottom arau, Nusslau), in N iederösterreich (Zwingendorf, Sim m ering, Gailbrunn, Biederm annsdorf, A chau ), in Salzburg (Dürnberg bei Hallein) und im K üstenland. F eh lt in der S c h w e i z gänzlich.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis Schweden), Nordafrika, Klein­ asien, Persien, Sibirien, Zentral-Asien, Neu-Seeland, Nord- und Südamerika. S. salina ist eine häufige Erscheinung der Strandwiesen, w o sie oft in B egleitu n g von A ster Tripolium , Sam olus Valerandi, Atropis distans, T riglochin maritimum, Erythraea litoralis, M elilotus dentatus, Lotus tenuifolius, Trifolium fragiferum , P lantago m aritima, Glaux maritima, Salsola Kali (pag.258), Juncus Gerardi (Bd. II, pag. 159) etc. erscheint. In M ähren kom m t diese Art nach L a u s auch apophytisch auf den an die H alophytenform ationen sich anschliessenden Brachen vor, neben A tropis distans, Lepidium ruderale, M alva neglecta, Potentilla anserina, L actuca saligna und L. Scariola, Cirsium arvense, Inula Britannica, A ster Tripolium , Chenopodium glaucum etc., 9 A djektiv vom lat. sal. =

Salz; salzliebend.

424 um dann bei zunehmender V eränderung des B odens zu verschw inden. B ei trübem W etter bleiben die Blüten geschlossen. G elegentlich w urden auch schon vergrünte und annähernd k leistogam e Blüten beobachtet.

1034. Spergularia marginâta1) Kittel (= S. média Grieseb., = Arenâria media L., = A. marina All., = A. marginata DC., = Lepigonum marinum Wahlenb., = L. marginatum Koch, = Alsine marginata C. A. Mey.). F l ü g e l s a m i g e S c h u p p e n m i e r e . Taf. 108, Fig. 2 a bis 2f. Ausdauernd, bis 40 cm hoch, kräftiger als nr. 1033, mit sehr kräftiger braun­ schwarzer Grundachse. Stengel aufsteigend oder niederliegend, verzweigt, oberwärts meist stark drüsig behaart, sehr selten ganz kahl. Laubblätter halbstielrund, fleischig, bis 3 (4) cm lang, schmal-lineal, ohne Stachelspitze. Blütenstiele reichlich drüsig-behaart, nach der Blüte herabgeschlagen, später aufrecht, von den breit-eiförmigen, spitzen, meist verwachsenen, häutigen Nebenblättern der fast oder ganz verkümmerten Tragblätter gestützt. Blüte grösser als bei nr. 1033. Kelchblätter 5, eiförmig, drüsig-behaart, zugespitzt, mit schmalem Hautrand. Kronblätter 5, rosa, wenig kürzer als der Kelch. Staubblätter meist 10. Griffel 3. Kapsel doppelt so lang als der Kelch, sich mit 3 breiten Klappen öffnend (Taf. 108, Fig. 2 b). Samen braun, glatt, matt, fast kreisrund, bis 1,5 mm breit, beidseitig abgeflacht, mit breitem, weissem Hautrand (Taf. 108, Fig. 2 c), selten die obersten einer Kapsel ungeflügelt. — VII bis IX. Selten am Meeresstrand der Nordsee und Ostsee, sowie an salzhaltigen Stellen (Gradierwerke, Salinen) des Binnenlandes; meist zusammen mit S. salina, jedoch weit seltener. In D e u t s c h l a n d ausser am M eeresstrande (an der O stseeküste bis zur O der; in W estpreussen ein zig auf der W esterplatte bei D anzig) vereinzelt im Binnenlande auf salzhaltigem Boden, so bei Eisleben (in der N ähe des früheren Salzsees), bei Stassfurt, Sülldorf, H ecklingen, Rathm annsdorf, Zebzig, Leau, Eimen, Schönebeck, Gr. Salze, D odendorf bei M agdeburg, Leopoldshall, Artern (bei der N um burg), Bernburg (am W erder, Zepzig), in P osen (Schubin, Salzdorf, Pinsk). In O e s t e r r e i c h sëhr vereinzelt in Böhm en (Püllna, Saidschitz nächst Brüx), M ähren (G uttenfeld, Bratelsbrunn, H öflein, N eu-P rerau, C zeitsch, A uspitz), in N ieder­ österreich (im ganzen P ulkatal bis Laa und Staatz, bei F eldsbesg, A chau ; zufällig auch an der W ien bei W ien). F e h lt in der S c h w e i z vollständig.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis Norwegen), Nordafrika, Cap, Kleinasien, Persien, Sibirien, Nord- und Südamerika. A endert w en ig ab: var. f a s c i c u l ä r i s (Loennr ) E. H. L. K rause. Pflanze kahl, mit kleineren, rosaroten Blüten und flügellosen Sam en. — var. g l a b r é s c e n s G. F. W . M eyer. Pflanze ganz kahl. — var. m i c r ä n t h a (M arsson) Gürke. Blüten klein. — Nac h B u c h e n a u existieren an den K üsten und auf den Inseln zw isch en dieser und der vorigen Spezies zahlreiche M ittelform en (Kreuzungsprodukte), so z. B. starke Pflanzen m it grossen Früchten, jedoch ungeflügelten Sam en, kleinere kleinfrüchtige Pflanzen m it z. T. geflügelten Samen. D ie se Form en haben auch M a r s s o n veranlasst, nr. 1033 und 1034 als eine A rt zu betrachten (S. h a l o p h i l a ) . S. m arginata findet sich in Böhm en (neben nr. 1033) auf den Salzw iesen (Srpinaw iesen), w elch e sich an einigen Stellen des ehem aligen Launer- und Brüxer M eeres ausbreiten. Zu den Leitarten dieser Salz­ w iesen (210 bis 215 m) gehören neben der stets reichen Ruderalflora an den Rändern und auf den trockenen Stellen nach D o m i n Carex secalina, Scirpus maritimus, Juncus Gerardi und glaucus, Glyceria plicata, Phragm itesi F estu ca arundinacea, A grostis alba, O rchis palustris, Glaux maritima, P lan tago m aritima, M elilotus den^atus, T rifolium fragiferum, Lathyrus palustris, L otus tenuifolius, T etragon olob us siliquosus, Taraxacum pali stre, Scutellaria hastifolia, Teucrium Scordium , Erythraea pulchella, Elatine A lsinastrum , Hippuris, A lthaea offici alis, Thalictrum angustifolium , Ranunculus sceleratus, Bupleurum tenuissim um (vor 50 Jahren noch häufig, neute auch von seinem letzten Standorte verschwunden).

C C L X X IV

Délia

Dum.

Getreidemiere.

Neuerdings wird diese G attung als A l s i n e L., letztere als M i n u ä r t i a L oefling benannt. l) Lat. m ärgo =

Rand; m arginätus =

berandet, nach dem breiten Hautrand des Sam ens.

425

1035. Delia segetalis

D um . ( = A lsine segetalis L ., = A . unilateralis S teud., = S perguläria segetalis F enzl, = S. sem idecändra K ittel, = A re n aria segetalis Lam ., = L epigonum segetale K och). S a a t m i e r e . F ig . 622h bis q.

E in jäh rig , 3 bis 10 cm hoch, 1- o d er m ehrstengelig. S tengel aufrecht, zart, kahl, ästig. L a u b b lä tte r g eg en stän d ig , lineal bis fädlich, m it k u rz er S tachelspitze, 1 bis 1,5 (2) cm lang, m it häutigen, zerschlitzten N ebenblättern (Fig. 622i, k), in den A chseln oft sterile Sprosse trag e n d . B lütenstand eine sehr lockere T ru g d o ld e. B lütenstiele 1 bis 1,5 cm lang, m ehrm als län g er als d er K elch, sehr dünn, kahl, g erad e, nur von den z e r­ schlitzten N eb en b lättern der verküm m erten T ra g b lä tte r g estü tz t (F ig. 622 i), nach d er B lüte sta rk n ach ab ­ w ärts gebogen. B lüten 5-zählig. K e lc h b lä tte r lanzettlich -eifö rm ig , stum pflich, m it sehr schm alem grünem M ittelstreifen und F i g . 622. S p e r g u l a r i a c a m p e s t r i s A s c h e r s , a F r u c h t k a p s e l i m K e l c h , b F r u c h t ­ m ehrm als breiterem ,w eissem k n o ten . c Same. — S p e r g u l a r i a s a l i n a P re s l. d V erw ach sen e N ebenblätter. Sam en aus derselben S am enkapsel — D e l i a s e g e t a l i s H a u tran d (Fig. 622p), auf­ eD uFmr u. c hht kHaapbsiet ul si m(2/sKnealtcühr,l . fG, r % ö s s e ) . i, k N e b e n b l ä t t e r . / B l ü t e ( a u f g e s c h n i t t e n ) . m F r u c h t ­ recht. K ro n b lä tte r halb so k n o t e n . n K r o n b i a t t . o S t a u b b l a t t , p F r u c h t k a p s e l i m K e l c h , q S a m e n . — P o l y c a r p o n t e t r a p h y l l u m L. r B lüte (a u fg esch n itte n ). s K e lc h b la tt , t F r u c h tk n o t e n . lang als d er K elch (Fig. 6221), u F r u c h tk a p s e l im K e lc h . — C o r r i g i o l a l i t o r a l i s L . v N eb en b lätte r. weiss, eiförm ig, g an zrandig. S ta u b b lätte r 5 (selten 4 oder 3). F ru ch tk n o ten eiförm ig, m it 3 kurzen, zurückgebogenen N arb en (Fig. 622 m). K ap sel kaum län g er als d er K elch, m it 3 breiten, schw ach nach aussen gebogenen K lap p e n aufspringend (F ig. 622p). Sam en zahlreich, bim förm ig, braun, sehr klein (0,4 bis 0,5 mm lang und 0,3 mm breit), am gew ölbten R ücken m it langen P ap illen b esetzt (F ig. 622 q). — V I, V II. Selten und stellenw eise ganz fehlend u n ter d er S aat, auf feuchten A eckern, sandigen T rifte n ; nur im T ieflande. In D e u t s c h l a n d v e rein zelt in der R heinprovinz (B rühl, L inz. A rie n d o rf, z w isch en E rpel, O h le n b erg u n d B ru c h h au sen ), in W estfalen, H annover, L ip p e -D e tm o ld , T h ü rin g e n , H essen, A n h a lt (frü h er bei H ecklingen, R o sslau , B ä ren to ren . G olm englin, A sch e rsleb e n ), Schlesien (D alk au b ei Q u a ritz ), in d e r A ltm a rk (E v ersd o rf b e i S alzw edel), B ra n d e n b u rg (T rig litz bei P ritzw alk , B o rn sd o rfe rte ic h b ei L u ck a u , L a n g e n g ra ssa u , U k ro , H o h e n b u ck o , L au b n itz bei S o rau , Som m erfeld, A ltw a sse r), im E isass (im K reise A ltk irc h an vielen O rte n , P u lversheim ), W ü rtte m b e rg (E llw a n g en ; ob noch?) und in B ayern (L in d a u , W ü rz b u rg ); fe h lt in B aden, S chlesw igH olstein sow ie im n o rd w e std e u ts c h e n T ie flan d e (n ich t b ei Hude) g an z. In O e s t e r r e i c h v o llstä n d ig fehlend. In d e r S c h w e i z einzig im B erner J u ra (C oeuve und B e u rn ev a isin b ei P ru n tru t) u n d bei B asel (in den L an g e n E rlen, ob T h e rw il n a ch B lauen).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : S üdeuropa (zerstreut von P o rtu g a l bis S üdrussland) und W e ste u ro p a (nördlich bis Belgien und H olland). D ie se kleine, leic h t zu ü b e rseh e n d e o d er m it A lsine ten u ifo lia zu v erw echselnde (doch du rch die a b steh e n d en B lütenstiele und die N e b e n b lä tte r le ic h t zu u n tersch e id e n !) P f l a n z e is t a l s eine w e stm e d ite rra n e A rt zu bezeichnen, w elche in D e u tsc h la n d beso n d ers im w e stlic h e n T eile (in d e r S chw eiz A nschluss an das V o r­ k om m en im K reis A ltk irc h ) v e rb re ite t ist, um n a ch O ste n im m e r m e h r abzu n eh m en . In d e r A ltm a rk u n d in der L au sitz e rre ic h t sie ih re N o rd o stg ren ze. H e g i , F lora Bd. H l.

81

426

CCLXXV.

Telephium1)

L.

Z i e r Sp a r k .

D ie G attung ist m it w enigen Arten (ca. 6) im M ittelm eergebiet zu H ause. ist die folgende.

D ie verbreitetste Art

1036. Telephium Imperäti*2) L. (= T. repens L., = T. alternifölium Moench, = Merophragma terrestre Dulac). I m p e r ä t i ’s Z i e r s p a r k . Taf. 107, Fig. 7Ausdauernd, halbstrauchig, 15 bis 30 cm hoch, kahl. Grundachse dick, vielköpfig. Stengel aufrecht oder aufsteigend, stielrund, einfach oder wenig ästig, oft rot gefärbt, locker beblättert, am Grunde zuweilen wurzelnd. Laubblätter meergrün, fleischig, ver­ kehrt-eiförmig, stumpf, vorn abgerundet, kurz gestielt, ganzrandig, bis 13 mm lang, wechsel­ ständig, mit kräftiger Mittelrippe, die untersten kleiner, ganz kahl. Nebenblätter klein, trockenhäutig. Blüten kurzgestielt, zu einer endständigen, etwas gedrungenen Trugdolde vereinigt. Tragblätter klein. Kelchblätter länglich-lanzettlich, stumpf. Kronblätter 5, weiss, länglich, wenig länger als der Kelch. Staubblätter 5, etwa so lang als der Kelch, am Grunde zu einem schwachen, häutigen Ring verwachsen. Fruchtknoten kegelförmig, un­ vollkommen 3-fächerig, zahlreiche Samen enthaltend. Griffel 3 bis 4, frei, fädlich, ab­ stehend-zurückgekrümmt. Kapsel mit 3 oder 4 Klappen aufspringend. Samen kugelig­ nierenförmig. — VI, VII. Sehr selten im Süden der Alpen an sonnigen, heissen Felshängen, an Mauern; von der Talsohle vereinzelt bis 1264 m. F ehlt in D e u t s c h l a n d gänzlich. In O e s t e r r e i c h vereinzelt in Tirol und hier einzig im V intschgau (Schleiss, M als, von Schluderns bis C astelbell, Tanaas, Schlanders, G öflan, Galsaun, Juvalberg, Latschander, Ruine Juval, Naturnser Sonnenberg). In der S c h w e i z einzig im m ittlern W allis von Saillon bis Visp (Conthey, Saillon, Erdes, A vent, M ontorge, Tourbillon über Sitten, Plattaz, L ens, St. Leonard-Sierre, Plätrieres, L ouecheInden, Erschm att, Bratsch, T atz, Riddes, Iserabloz, Vercorin, N iouc, les P ontis, B itzenen, Visperterm inen).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Westliches Mittelmeergebiet (von Spanien bis Nord­ italien und Tirol, Nordafrika).

C C L X X V I.

Polycärpon3)

Löfl.

Nagelkraut.

D ie G attung um fasst ca. 36 Arten der gem ässigten und w ärm eren Striche beider Erdhälften. Am be­ kanntesten ist das ursprünglich im M ittelm eergebiete beheim atete, heute aber w eithin verschleppte, früher offizineile P. tetraphyllum. A usser dieser Art kom m en in Südeuropa noch P . a l s i n i f ö l i u m D C . mit doppelt so grossen Blüten, P. p e p l o i d e s D C ., P. C u p ä n i i Bubani etc. in Betracht.

1037. Polycärpon tetraphyllum L. (= Alsine polycärpa Crantz, = Mollügo tetraphylla L.).

V i e r b l ä t t e r i g e s N a g e l k r a u t . Ital.: Migliarina. Taf. 108, Fig. 3 und Fig. 622 r bis u. Einjährig, 5 bis 15 cm hoch, kahl, grasgrün, 2- bis vielstengelig. Pfahlwurzel dünn, zart, fädlich-spindelartig, weisslich. Stengel aufrecht oder aufsteigend, dünn, kahl, rundlich, mit zackig-rauhen Kanten, einfach oder bereits vom Grunde an verzweigt, oberwärts gabelästig, locker beblättert. Laubblätter verkehrt-eiförmig, meist zu 4 (6) quirlig, 8 bis 13 mm lang, stumpf, kurz stachelspitzig, in einen kurzen Stiel zusammengezogen, am Rande feinzackig-rauh. Nebenblätter sehr klein, meist 4, lang zugespitzt, trocken­ häutig, frei oder paarweise zusammengewachsen. Blütenstand reichblütig, gabelig-trugdoldig. Tragblätter weiss, nebenblattähnlich, trockenhäutig. I^lüten klein, ca. 2 mm im Durch­ messer. Kelchblätter 5, verkehrt-eiförmig, zugespitzt, am Rande weisshäutig (Fig. 622 s). Kronblätter kürzer als der Kelch, weiss, länglich, vorn etwas ausgerandet, frühzeitig ab0 xrjXs(piOV (telephion), Pflanzennam e bei D iosk orides; nach der S age von dem m ysischen K önige T eleph os, der mit dem K raute seine von A chill erhaltene W unde h eilte; vgl. Sedum T elephium . a) V ielleicht nach dem im 16. Jahrhundert lebenden italienischen N aturforscher Ferrante I m p e r a t e . 3) V ielfrüchtig; von gr. noXvg (polys) = viel und x a g ilö g (karpos) = Frucht.

427

fallend (Fig. 622r). Staubblätter 3 bis 5. Griffel 3 (Fig. 622 t). Kapsel eirund, einfächerig, häutig, tief 3-klappig (Fig. 622 u). Samen zahlreich, rötlich, fein körnig-rauh. Keimling seicht gekrümmt. — VII bis IX. Sehr selten an sandigen Orten, auf wüsten Plätzen, in Olivenhainen, an Wegrändern; ursprünglich wild einzig im südlichen Oe s t e r r e i c h in Südtirol (bei Trient, Arco) und im Küstengebiet. Auch in Oberitalien sehr verbreitet (z. B. am Gardasee). Ausserdem verschleppt und hie und da in Gemüsegärten, Feldern, auf Dorfstrassen, zwischen Strassenpflaster eingebürgert. In D e u t s c h l a n d adventiv im Eisass, in Baden (Kork, Kehl, W iesental, Schw etzingen, R heinhausen, Baden, um M annheim), in der Pfalz (K leinschifferstadt, D annstadt, Speyer, H assloch), am Harz (b ei W ester­ hausen und Q uedlinburg w ahrscheinlich m it M aioransam en eingeführt), in Schlesien (um G logau, L iegnitz, Breslau, Görlitz, Ohlau, K apsdorf bei Zobten), in Brandenburg (lange Zeit als Unkraut im alten Botanischen Garten Berlin) etc. In O e s t e r r e i c h verw ildert in Tirol (Meran, Bozen), ln der S c h w e i z früher in der Stadt B asel (Leonhardsgraben und im H ofe von Bürgerrat M üller).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Mittelmeergebiet; ausserdem vielfach verschleppt, so in England, Belgien (Flusskies der Vesdre unweit Verviers), Ostindien, trop. Afrika, Kapland, Australien, Südamerika.

C C L X X V II.

C orrigfola1) L.

H irs c h s p ru n g .

Zu der G attung zählen ca. 10 Arten, von denen ausser nr. 1038 für Europa noch C. t e l e p h i f ö l i a Pourr. (w estlich es M ittelm eergebiet) und C. i m b r i c ä t a Lapeyr. (Pyrenäen) in Betracht kom m en. D ie erstere A rt wurde 1901 im Hafen von M annheim adventiv beobachtet (Zimmermann), ebenso in B elgien (F lu ssk ies der Vesdre unw eit Verviers).

1038.

C o rrig io la lito rälis L. (= Polygonifölia litoralis O. Kuntze). U f e r - H i r s c h sprung. Taf. 108, Fig. 4 und Fig. 622 v. Einjährig, 1 bis 30 cm hoch, kahl, bläulichgrün. Wurzel spindelartig, weisslich. Stengel zahlreich, fädlich, stielrund, vom Grunde an in zahlreiche niederliegende bis auf­ rechte, ästige Zweige geteilt. Laubblätter wechselständig, lineal-länglich, keilförmig, ganzrandig, dicklich, sitzend, vorn breiter. Nebenblätter häutig, weiss, halbpfeilförmig, zu gespitzt, gezähnelt (Fig. 622 v). Blüten klein, zu kleinen end- und seitenständigen, fast kopfigen wickelartigen Trugdolden vereinigt. Tragblätter sehr klein, lanzettlich, ganzrandig. Kelchblätter 5, kaum 1 mm lang, stumpf, breit weisshautrandig, in der Mitte grünlich, oft braunrot überlaufen. Kronblätter weiss, zuweilen mit roten Spitzen, etwas kürzer als der Kelch, ganzrandig, vorn abgerundet. Staubblätter 5, kürzer als die Kron­ blätter, nach dem Verstäuben zusammenneigend. Fruchtknoten halbunterständig, 1-fächerig, 1-samig. Griffel fehlend. Narben 3, sehr klein, sitzend, zurückgekrümmt. Frucht eine dünnwandige, 1-sämige, mit dem Blütenboden (Hypanthium) abfallende, undeutlich drei­ kantige, ca. 1 mm lange, bimförmige, etwas rauhe, zuletzt schwärzliche Schliessfrucht (Taf. 108, Fig. 4c). Samen dünnschalig, etwas warzig. Keimling ringförmig. — VII bis X. Zerstreut und stellenweise ganz fehlend im Kiese der Flüsse, auf Ufersand, in Sandgruben, auf sandigen Strassen und Feldern, feuchten Wegen, Plätzen und Aeckern der Ebene; zuweilen nur vorübergehend. In D e u t s c h l a n d sehr zerstreut in Baden (Steinen, Lörrach, Elztal, an der K inzig, O ttenhofen, O berachern, W aldulm, H aslach, Em m endingen, Niederbühl, Karlsruhe), in E lsass-L othringen (an der Thur bei Thann, V o ­ gesentäler, D ollertal bei M ülhausen, um M etz etc.), in W ürttem berg (R öthenbach im O beramt Oberndorf), in Bayern (R egensburg, D inkelsbühl, Alzenau und N ahe [früher auch Dürkheim in der Pfalz]), in Thüringen (im G ebiete der untern Saale und deren N ebenflüsse, bei Nordhausen [Zorge], Heringen [H elm e], Rossla), im nordw est­ lichen Flachland, in Brandenburg, P osen (nur in den K reisen Obornik und P osen-O st), in W estpreussen (K üddow bei*) *) Von lat. corrigia =

(lederne) Schu hriem en; nach den der Erde anliegenden Stengeln. 81 *

428 K önigsfort im Kr. Deutsch-K rone), in Schlesien (zerstreut im w estlich en und nordw estlichen N iederschlesien bei Ruhland, H oyerswerda, Priebus und R otenburg [mehrfach], N iesky, M uskau, Sagan, G logau, Freystadt, Sprottau, Neusalz) etc. In O e s t e r r e i c h einzig in Böhm en (an der Elbe b ei Raudnitz, L obositz, A u ssig [zw ischen W altife und Schw aden, SaleslJ, T etschen), in Untersteierm ark (in den w indischen Büheln und im P ettauer Felde bei L uttenberg, K okoric ob M alleck, Sagorofzen, bei P ragerhof gegen Schikola) und angeblich in N iederösterreich (im Sande der D onau bei W ien). In der S c h w e i z nur um B asel (Langen Erlen, bei Riehen).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und Westeuropa (nördlich bis England und Dänemark), Nordafrika, Kleinasien, Abyssinien; adventiv im Kapland und in Zentralamerika. C. litoralis, w elch e in frischem Zustande einen eigentüm lichen chlorartigen Geruch aufw eist, tritt in M itteleuropa an vielen Orten nur vorübergehend oder unbeständig auf. D ie Pflanze zeigt eine g e w isse Vor­ liebe für sandig-feuchte L okalitäten der wärm eren G egenden. Am U fer der Thur im O bereisass erscheint sie neben Scleranthus perennis (pag. 434), Ornithopus perpusillus, dann neben den mediterranen Arten Linaria striata, Trifolium Striatum und scabrum, auf dem Uferboden um M etz in B egleitu n g von Cerastium anomalum (pag. 362), M yosurus minimus, Jasione montana, Potentilla supina, Chondrilla iuncea, Gnaphalium luteo-album , F ilago G allica und arvensis, Euphorbia Esula usw.

C C L X X V IIL

P a ro n y ch ia 1) Juss.

Mauerraute.

Engl.: Whitlow-wort.

D ie G attung um fasst ca. 40 A rten, w elch e in den gem ässigten und wärm eren G ebieten der ganzen Erde (selten in den Tropen) verbreitet sind. D ie 12 europäischen Arten sind ausschliesslich auf den Süden (M ittelm eerflora) beschränkt. A dventiv wurden ganz vereinzelt auf W ollabfällen b e o b a c h te t: P. B o n a r i én s i s D C . = P. Brasiliána D C . aus Chile und A rgentinien (H am burg [W ollkäm m erei am R eiherstieg, 1897], Tournai in Belgien und Döhrener W ollw äscherei in Hannover) und P. a r g é n t e a Lam . aus dem M ittelm eer­ g eb iet (Belgien).

1039. P a ro n y c h ia K a p é la *2) (Hacq.) Kerner (= P. capitáta DC. nec Lam., = P. Kochiána Boiss., = Illécebrum Lugdunénse Vill., = I. serpyllifólium Host, = I. Paronychia Wulf.). I l l y r i s c h e M a u e r r a u t e . Taf. 108, Fig. 7. Ausdauernd, 3 bis 10 cm hoch, rasig. Stengel zahlreich, niedergestreckt-aufsteigend, wenig verzweigt. Laubblätter gegenständig, bläulichgrün, länglich bis verkehrt länglichlanzettlich, ziemlich stumpf, doppelt so lang als breit, ca. 4 mm lang, am Rande kammförmig-gewimpert, auf der Fläche kahl oder sehr selten anliegend zerstreut behaart. Neben­ blätter gross, häutig-durchscheinend, weiss, 2-spaltig, so lang als die Laubblätter. Blüten zu endständigen, 8 bis 20 mm breiten Köpfchen vereinigt, von den grossen, silberweissen, trockenhäutigen Tragblättern eingeschlossen und verdeckt. Kelchblätter 5, 2 1/z mm lang, steifhaarig, ohne Stachelspitze, kaum länger als die Kapsel, an der Spitze fast pinselartig-langhaarig, bei der Reife mit der Spitze nach einwärts gekrümmt, aussen mit 3 am Grunde vorspringenden Rippen versehen. Blütenblätter 5, kürzer als der Kelch, borstlich. Staubblätter 5, so lang als die Kronblätter und mit diesen mittelst eines Ringes dem Blütenbecher eingefügt. Fruchtknoten eilänglich, in den Griffel lang zugespitzt. Griffel 1, 2-spaltig (Taf. 108, Fig. 7 a). Fruchtkapsel vom Kelch eingeschlossen, häutig, 1-samig, nicht aufspringend. — V. Sehr selten an sonnigen, trockenen Orten. In O e s t e r r e i c h einzig vereinzelt in Krain und Küstenland. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südeuropa (von Spanien bis Serbien und Albanien). U eber die Form ation und Begleitpflanzen dieser Art vgl. Drypis pag. 308.

C C L X X IX .

Illéceb ru m 3) L.

Knorpelblume.

Zu dieser G attung zählt einzig die folgende Spezies. *) Gr. n a g á (para) = bei, gegen und ö w £ (önyx) = N agel; w eg en der V erw endung des K rautes gegen N agelgesch w üre. 3) Kapela h eisst ein G ebirgszug in Kroatien. 3) Pflanzenname bei P lin iu s; zu illécebra = Anlockung, L ock sp eise (warum?).

429

1040.

Illeceb ru m v erticillätum L. (= I. atrorubens Thuill., = Paror^chia verticillata Lam.). Q u i r l i g e s Kno r pe l k r a u t . Taf. 108, Fig. 6 und Fig. 623o, p, q.

Einjährig, 5 bis 25 cm hoch, kahl, vielstengelig. Stengel fadenförmig, 4-kantig, einfach oder verzweigt, niederliegend oder (zwischen Gras) aufsteigend, am Grunde oft wurzelnd, meist rot gefärbt. Laubblätter gegenständig, etwas fleischig, kahl, verkehrt­ eiförmig, stumpf, 2 bis 5 mm lang, ganzrandig, die unteren Paare entfernt, die obersten ziemlich gedrängt stehend. Nebenblätter gross, trockenhäutig (Taf. 108, Fig. 6 a). Blüten zu 4 bis 6 in halbquirlartigen, blattwinkelständigen, knäueligen Wickeln, am Grunde mit 2 häutigen, silberweissen Vorblättern. Kelchblätter 5, weiss-glänzend, aufrecht, zusammenschliessend (den 5 Fruchtknoten von Sedum acre sehr ähnlich!), 2 bis 2 J/2 mm lang, knorpelig­ verdickt, mit zurückgebogener, schnabelartiger Spitze (Taf. 108, Fig. 6 b, c; Fig. 623 o), auf der Innenseite ausgehöhlt, zur Fruchtzeit die Kapsel einschliessend. Kronblätter 5, weiss, fädlich, viel kürzer als die Kelchblätter. Staubblätter 5, sehr kurz, nebst den Kronblättern dem äussersten Grunde der Kelchblätter eingefügt (fast hypogyn). Staubbeutel rundlich. Frucht­ knoten sehr klein, oval, 1-fächerig, 1-sämig, den Samen locker umschliessend. Griffel 1, sehr kurz, mit 2 stumpfen Narben. Frucht eine trockene, dünnhäutige, längsfurchige, durch Längsrisse, sich öffnende, oben zusammenhängende Schliessfrucht (Fig. 623p), vom Kelch und Blütenbecher eingeschlossen, länglich, etwas zusammengedrückt, braun, 0,8 bis 1 mm lang. Keimling seitlich vom Nährgewebe, etwas gekrümmt (Fig. 623 q). — VII bis IX. Stellenweise auf sandigen Aeckern, feuchten Sandplätzen, in ausgetrockneten Gräben, auf moorigem Sandboden, überschwemmten Stellen; nur in der Ebene. In D e u t s c h l a n d besonders im w estlich en und nördlichen T eil in Baden (an der Elz [Elztal— W aldkirch], Emmendingen, O berreuther Schw einsw eid e, vorübergehend 1880 bis 1889 bei Brühl und R ohrhof bei M annheim ), in der bayer. Pfalz (gegen Bitsch), in E lsass-L othringen (V ogesen, Bitsch, Stürzelbrunn), in H essen (zw isch en N eu-Isenburg und O ffenbach), Provinz H essen-N assau (selten), am Niederrhein, in W estfalen (häufig), Hannover und in der nordw estdeutschen T iefebene, in Schlesw ig-H olstein. M ecklenburg (M irow — R öb el— Schw erin), A nhalt (um Oranienburg, D essau, W alternienburg, Hundeluft etc.), Thüringen, Brandenburg (K rossen— Frank­ furt a. O. [Berlin früher] —Brandenburg— R hinow ), Posen, Pom m ern, Provinz und K önigreich Sachsen und Schlesien (m ehrfach); fehlt aber vollständig in W ürttem berg, im rechtsrheinischen Bayern, in O st- und W estpreussen. ln O e s t e r r e i c h einzig in N iederösterreieli (im G ranitplateau des W aldviertels selten, bei Krumau am Kamp, K irchberg am W alde, Hoheneich, Schw arzbach, R ottenschachen; bei O ttakring w ohl nur zufällig) und in Böhm en (T eich e bei W ittingau, P ocatek). In der S c h w e i z einzig im südlichsten T essin bei M endrisio (ob noch?).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südwestliches Mittelmeergebiet (Canaren bis Nord­ italien), Westeuropa (nördlich bis England und Dänemark [Insel Falster]) und Mitteleuropa (östlich bis Böhmen, Niederösterreich und Mitteldeutschland). A endert w en ig ab: f. s t a g n ä l i s M öllmann ( = f. flüitans P. Junge). Stengel stark verlängert (bis 40 cm lang), grün, flutend. Internodien gestreckt. L aubblätter klein, entfernt stehend. Blüten w en ig zahlreich. Selten in N orddeutschland (K upferteich bei Poppenbüttel, H erbergerfeld bei M enslage u n w eit Q uakenbrück). M it dieser Form vielleich t identisch oder doch sehr nahestehend ist die von G l ü c k (Uferflora [1911] pag. 20) beschriebene W asserform f. s u b m e r s u m Glück. Pflanze u n verzw eigt oder nur w en ige Seiten äste er­ zeugend. Stengel bis 60 cm lang, im W asser flutend oder höchstens m it einer kleinen, grünen Sprosspitze über den W asserspiegel hervortretend. Stengelinternodien bis 4,6 cm lang. Subm erse Laubblätter kleiner und dunkler als bei der Landform (1,6 bis 4,5 mm lang), m eist bräunlich, in der R egel länglich und nach beiden Enden hin zugespitzt. Blüten m eist unterdrückt (nur bei den über W asser ragenden Blattquirlen gelegen tlich Blütenrudi­ m ente), offenbar kleistogam (R heinprovinz: W ahner H eide bei Bonn). N ach G l ü c k ist es w ahrscheinlich, dass Illecebrum an den m eisten Standorten die erste Periode seiner Entw icklung unter W asser zubringt, um dann später in der trockenen Jahreszeit zum Landleben überzugehen. A usserdem erw ähnt G lück aus W estfrankreich und Sardinien die folgende Schw im m form : Länge bis 73 cm. Ca. 2/a der A ch se submers, völlig blattlos, schw ach verzw eigt, obere em erse T eile sich horizontal auf dem W asserspiegel hinlegend, reichlich verzw eigt, w attenartig verflochten, Adventivw urzeln erzeugend. Em erse Blätter länglich bis rundlich, nach unten verschm älert.

430 D ieses sandliebende, atlantische Pflänzchen bleibt oft jahrelang aus, um dann wiederum — besonders in nassen Jahrgängen — m assenhaft und g e se llig aufzutreten. K leine Exem plare erinnern in der Tracht einigerm assen an Centunculus m inim us. V ielleich t dienen die schw am m ig-knorpeligen K elchblätter, w elch e an der F rucht erhalten bleiben, als Schw im m apparat.

CCLXXX.

H erniäria1) L. B r u c h k r a u t . engl.: Rupture-wort.

Franz.: Herniaire;

Einjährige oder ausdauernde, ausgebreitete, dem Boden flach anliegende oder dicht­ rasige bis polsterförmige, kahle bis stachelig-behaarte Kräuter. Laubblätter gegenständig, die oberen durch Verkümmern des einen Blattes scheinbar wechselständig, kahl oder be­ haart, mit weisshäutigen, meist verwachsenen, am Rande gefransten Nebenblättern (Fig. 623 k, Taf. 108, Fig. 5 c). Blüten zwitterig oder eingeschlechtig, 5-zählig, in meist mehrblütigen, blattachselständigen Knäueln, sitzend, von weisshäutigen Tragblättern gestützt (Fig. 623 h). Kelch im unteren Drittel kreiselförmig verwachsen, mit 5 eiförmigen, freien, konkaven Zipfeln, kahl oder + behaart, grün, krautig, mit oder ohne Stachelspitze (Fig. 623b, m). Kronblätter 5, pfriemlich, kürzer als der Kelch (Fig. 623 i). Staubblätter 5, mit kugeligen Antheren und sehr kurzen Filamenten, vor den Kronblättern stehend. Fruchtknoten dem Blütenboden + eingesenkt (Taf. 108, Fig. 5 a), mit einem fast bis zum Grunde 2-teiligen Griffel, mit 2 kugeligen Narben und einer anatropen, an zentralständigem, langem Funikulus aufgehängten Samenanlage (Fig. 623c). Frucht länger bis kürzer als der aufrechte Kelch, nicht aufspringend, sondern mit dem Kelch abfallend (Taf. 108, Fig. 5 b). Samen schwarz, glänzend, kugelig mit zugeschärftem Rand (Fig. 623 f, n) und mit gekrümmtem Keimling. D ie G attung um fasst ca. 15 A rten, von denen aber in M itteleuropa nur 5 Vorkommen. H. glabra ist am w eitesten verbreitet. H. incana gehört dem südeuropäisch-pontischen, H. alpina dem endem isch-alpinen (m ehr w estalpin) Florenelem ent an. D ie w in zig kleinen, sch w ach proterandrischen Blüten sind zu dichten K näueln vereinigt. D ie Stau b­ fäden sind am Grunde zu einem auf der Innenseite Nektar absondernden R inge zusam m engew achsen, aus dessen M itte sich der Stem pel erhebt (F ig. 623 i). B ei ausbleibendem Insektenbesuch (w inzige D ipteren und A m eisen ) kann spontane Selbstb estäub ung erfolgen. 1. Ganze Pflanze (m it A usnahm e des Stengels) kahl. Frucht die anliegenden K elchblätter über­ ragend (T af. 108, F ig. 5b). H. g l a b r a nr. 1044. 1*. Ganze Pflanze + steifhaarig. F rucht von den K elchblättern ein gesch lossen (F ig. 623 d, m) 2* 2. K elchblätter von einer längeren B orste stachelspitzig (F ig. 623 b, c). Blüten in ca. 10-blütigen K näueln . . . H. h i r s u t a nr. 1043. 2*. K elchblätter ohne Stachelspitze (F ig. 623 i). 3. 3. Blütenknäuel 3- bis 6-blütig. L aubblätter bis 10 mm lang, lanzettlich. K elch m it sehr langen, dornig-borstigen, abstehenden Haaren b edeckt (F ig. 623 m ). Kelchzipfel spitz. Sehr selten (H essen, N ieder­ österreich, M ähren, Küstenland). . . H. i n c a n a nr. 1041. 3*. Blütenknäuel g ew öh n lich bis 3-blütig. Laubblätter 2 bis 5 mm lang, eiförm ig. K elch m it kurzen, zerstreut stehenden, borstlichen H aaren b esetzt (F ig. 6 2 3 d) H. a l p i n a nr. 1042.

1041. H ertliaria in c an a Lam. (= H. hirsuta Bieb., = H. fruticosa Host nec L., = H. lenticulata L., = H. alpina Loisel., = H. macrocarpa Sibth. pro parte). Graues Bruchkra[ut. Fig. 623 1; m, n. Ausdauernd, vom Habitus der H. hirsuta, jedoch bisweilen aufstrebend bis aufsteigend, rasen- und polsterbildend, infolge der starken Behaarung fast grau, mit dicker, stark verholzter Grundachse. Stengel bis 20 cm lang, kurz steifhaarig, reich verzweigt. Laubblätter gegenständig, bis 10 mm lang, länglich eiförmig bis lanzettlich, am Rande *) Lat. hernia = Bruch; w eg en der früheren Verw endung von Herniaria glabra bei Bruchleiden. N am e taucht zum ersten M al bei D o d o e n s (1517— 1585) auf.

Der

431

und auf den Flächen lang steif borstig, bewimpert, gegenständig, die oberen durch Ver­ kümmern des einen Blattes wechselständig, mit eiförmig-dreieckigen, paarweise ver­ wachsenen, gefransten Nebenblättern. Blüten in 3- bis 6-blütigen, blattachselständigen, ährenförmig-gehäuften Knäueln. Blüte 5-zählig, kaum gestielt, bis 2 mm lang, von häutigen, gefransten Tragblättern gestützt. Kelchblätter 5, 2 mm lang, eiförmig, spitzlich, im unteren Drittel verwachsen, ohne Stachelspitze, jedoch am Rande und auf der Fläche mit sehr langen starken stacheligen, abstehenden Borsten besetzt (Fig. 623 m). Kronblätter 5, pfriemlich. Staubblätter 5. Fruchtknoten in den Blütenboden eingesenkt, mit 2 sehr kurzen Griffeln. Frucht etwas kürzer als der Kelch, von demselben völlig umschlossen. Samen schwarz, glänzend, kugelig bis linsenförmig, mit zugeschärftem Rand (Fig. 623n). — VII bis X. Sehr selten auf kahlen, sonnigen, trockenen Plätzen, auf Sandhügeln, Triften, kurz­ rasigen Weiden der Ebene. In D e u t s c h l a n d einzig in H essen (M ainspitze zw ischen A stheim , Ginsheim und B ischofsheim ). In O e s t e r r e i c h isoliert in N iederösterreich (bei Breitensee im M archfeld), in M ähren (vorübergehend bei N ikoltschitz) sow ie m ehrfach im Küstenland. F ehlt in der S c h w e i z vollständig.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südeuropa (von Spanien bis Südrussland), Klein­ asien, Syrien, Transkaukasien, Persien, Afghanistan. 1042.

H e rn ia ria a lp in a Vill. (= H. alpestris Lam., = H. ciliata Clairville). Bruchkraut. Fig. 623g bis k.

Alpen-

Ausdauernd, niederliegend, rasenförmig bis dicht polsterbildend, mit stark verholzter Grundachse und fast stets rauh behaarten Stengeln. Laubblätter sehr klein (2 bis 5 mm lang), eiförmig, stumpf biä spitz­ lich, gegen den Grund zu verschmälert, besonders am Rande, meist auch auf den Flächen mit weissen, stachelborstigen Haaren besetzt, gegenständig, am Ende der Zweige durch Verkümmern des einen Blattes wechselständig. Nebenblätter länglich-dreieckig, weisshäutig, am Rande wimperig gefranst, meist verwachsen und amEndehäufig2-spitzig(Fig.623k). Blüten in 2- bis 3-blütigen, am Astende traubig­ gehäuften, blattachselständigen Knäueln. Blüten kaum gestielt, von weisshäutigen, ge­ fransten Tragblättern gestützt (Fig. 623 h). Kelchblätter 5, fast bis zur Hälfte verwach­ sen, eiförmig, stumpf, am Rande und auf der Fläche ± spärlich mit kurzen borstlichwimperigen Haaren besetzt, ohne Stachel­ spitze (Fig. 623 h, i). Kronblätter 5, pfriem­ lich, kurz. Staubblätter 5. Fruchtknoten dem Blütenboden ± eingesenkt, niit 2 Fig-. 623. H e r n i a r i a h i r s u t a L . a H a b i t u s ( i / s n a t ü r l . G rö s s e ) , b B lü te s e lb e , d F r u c h tk e lc h , e N e b e n kurzen Griffeln. Frucht kaum länger als b( vl ae trtg. r/ öS sasme ret). .—c HL äe nr gn sisacrhinai t ta dl pu ri cnha dVieill. g H a b it u s ( i/s n a tü r l. G r ö s s e ) . 2 F r ü c h te n , 1 L a u b - u n d N e b e n - b e z w . H o c h b lä tte r n der aufrechte Kelch, 1-sämig. Samen hi BS lüp rotes s(ae nudseg emb rite ite t) , k N e b e n b l ä tte r . — H e r n i a r i a i n c a n a L a m . schwarz, glänzend, rundlich, mit zuge­ / H a b i t u s (J/3 n a t ü r l. G rö s s e ) , m F r u c h tk e lc h , n S a m e n .— I I 1 e c e b r u m v e r t i c i l l a t u m L . o K e lc h b lä tt e r . q S c h li e s s f r u c h t (v o n a u s s e n schärftem Rand. — VII, VIII. . u n d im S c h n itt) .

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Sehr selten an kahlen, sonnigen Stellen, auf Felsen, Moränen, Schuttfeldern der hohem Zentralalpen, von ca. 1900 bis 3000 m, selten tiefer (Val Campo im Tessin bis 1300 m hinabsteigend). Wohl nur auf kalkfreier Unterlage. F eh lt in D e u t s c h l a n d vollständig (angeblich früher einmal im F lu ssb ett der Argen im württem bergischen Oberland b eobachtet). In O e s t e r r e i c h m it Sicherheit einzig in T irol (Schmirn, zw ischen W attens und D ux, K em aten in Pfitsch, Pfundererjoch, W ildkreuzspitze, F in sterstem , P lose, V irgen, Um baltal in Prä­ graten, Dorferalpen) und Vorarlberg (V erm untgletscher). In der S c h w e i z stellen w eise im W allis, T essin und selten in Graubünden (z. B. Urdenpass ob Churwaiden).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Alpen (östlich bis Tirol). D iese hochalpine, polsterbildende A rt, w elch e in ihren M erkm alen von der pontischen H. incana nur schw er zu unterscheiden ist, erscheint in den W alliser Alpen (Gornergrat) auf Geröllboden neben Cerastium uniflorum (pag. 368), Ranunculus glacialis, Phyteum a pauciflorum, Silene acaulis (pag. 294), Gnaphalium supinum, Saxifraga exarata, bryoides und Seguierii, A ndrosace glacialis, Arenaria ciliata (pag. 409), A lsine sedoides, G entiana brachyphylla, D raba W ahlenbergii, A lchem illa subsericea, H ieracium glaciale var. eriocephalum , Sibbaldia procum bens etc., am Breithorn nach B i n z m it der seltenen Valeriana saliunca, m it A stragalus australis var. canescens V accari und A tham anta hirsuta.

1043. H ern iaria h irsu ta L. (= H. vulgaris Spreng, var. hirsuta Griesselich, = var. parviflora Fenzl, = H. glabra L. var. hirsuta O. Kuntze, = H. arenaria var. hirsuta O. Kuntze, = Paronychia pubescens DC.). Be h a a r t e s Bruchkraut. Franz.: Turquette. Fig. 623a bis f. Meist ausdauernd, im Habitus von nr. 1044, durch die ± starke Behaarung jedoch graugrün, dem Boden anliegend, reichlich verzweigt. Stengel 15 (30) cm lang, steifhaarig. Laubblätter eiförmig, gegen den Grund verschmälert, stumpflich, besonders am Rande scharf borstig, 4 bis 12 mm lang, gegenständig, oberwärts durch Verkümmern des einen Blattes wechselständig. Nebenblätter eiförmig, oft verwachsen, weisshäutig, am Rande gefranst (Fig. 623e). Blüten in blattachselständigen, bis 10-blütigen, oberwärts ährenförmig ge­ häuften Knäueln, von weiss-häutigen, gewimperten Tragblättern gestützt. Kelchblätter 5, eiförmig, bis 1,5 mm lang, im unteren Drittel verwachsen, spitz, steifhaarig, alle, oder die äussersten mit langer Stachelspitze (Fig. 623 b), bis 1 mm lang. Kronblätter 5, pfriemlich. Staubblätter 5, sehr kurz. Fruchtknoten dem Blütenboden eingesenkt (Fig. 623 b), 1-sämig, mit 2 kurzen Griffeln. Frucht kürzer als der Kelch, von den aufrechten Kelchblättern völlig eingeschlossen (Fig. 623 d). Samen schwarz, glänzend, kugelig, mit zugeschärftem Rande (Fig. 623 f). — VII bis IX. Hie und da auf trockenen Sandfeldern, Aeckern, Heiden, Brachen, in Auen, an Ufern, in Olivenpflanzungen (im Süden) des Tieflandes; vielerorts wohl übersehen. A l l g e me i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis England, Belgien, Norddeutschland),Kanaren, Nordafrika, Abyssinien, Kapland, Vorderasien, Sibirien, Ostindien. 1044. H e rn ia ria g la b ra L. ( = H. vulgaris Spreng, var. glabra Griesselich, = H. arenaria var. glabra O. Kuntze, = H. fruticösa Gouan, = H. alpestris Aubry). K a h l e s Bruchkraut. Franz.: Herbe du Turc, turquette glabre. Taf. 108, Fig. 5. D a die Pflanze w ie Seife aufschäum t, wird sie in W estpreussen „ K u c k u c k s s e i f e “ genannt.

Einjähriges bis ausdauerndes, dem Boden flach anliegendes, mehrstengeliges, frisch­ grünes, fast kahles Kraut. Stengel rund, bis 30 cm lang, kahl oder mit sehr kurzen, krausen Haaren besetzt, reichlich verästelt. Laubblätter gegenständig, bis 10 mm lang, oberwärts durch Verkümmerung des einen scheinbar wechselständig, eiförmig-lanzettlich, spitzlich, gegen den Grund zu verschmälert, kahl, undeutlich 1-nervig, mit zwei kleinen, eiförmigen,, weisshäutigen, verwachsenen, am Rande gefransten Nebenblättern (Taf. 108, Fig. 5 c). Blüten sehr klein, grün, 5-zählig, in bis 10-blütigen, blattachselständigen Knäueln, von nebenblattähnlichen, gewimperten, weisshäutigen Tragblättern gestützt, fast ungestielt.

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Kelchblätter 5, grün, eiförmig, stumpf, schmal hautrandig, kahl, im unteren Drittel verwachsen (Taf. 108, Fig. 5 a), ca. 0,6 mm lang. Kronblätter 5, weiss, pfriemlich, kürzer als der Kelch. Staubblätter 5. Fruchtknoten dem Blütenboden fast eingesenkt, mit 2 kurzen Griffeln. Frucht eiförmig, rauh, 1-sämig, nicht aufspringend, länger als die anliegenden Kelchblätter (Taf. 108, Fig. 5 b). Samen schwarz, glänzend, glatt, linsenförmig, am Rande zugeschärft, 0,5 bis 0,6 mm im Durchmesser. — VII bis IX. Ziemlich verbreitet (doch nicht überall) auf trockenen Sandfeldern, Heiden, Triften, Brachfeldern, trockenen Grasplätzen, Wegrändern, auf Kohlenmeilern (hier zuweilen mit Sagina procumbens), Schiakenboden; von der Ebene bis in die Voralpen (vereinzelt bis gegen 2000 m). Fast nur auf kieselhaltiger Unterlage. Hie und da auf Bahnhöfen oder Friedhöfen auch adventiv. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis Südskandinavien und Schott­ land), Nordafrika, Vorderasien, Dsungarei, Altei, Sibirien. Die A rt ist w eniger im H abitus als in der B ehaarung veränderlich: var. t ÿ p i c a Beck. Stengel reichlich m it krausen Haaren besetzt. Blätter kahl (Normalform). — var. g l a b é r r i m a B eck. Stengel und Blätter kahl (N iederösterreich: an der M arch bei A ngern und M agyarfalva). — var. s e t u l d s a B eck ( = H. ciliäta Bab., = H. glabra L. var. ciliata D aveau, = var. scabréscens Roemer). Blätter am Rande m it w enigen kurzen Borsten besetzt (Zerstreut). — var. p u b é r u l a Peterm . Ganze Pflanze kurz w eich flau m ig (Hie und da). A ls verküm m erte Form ist anzusehen: f. R e y ä n a O. Kuntze. Stengel kurz. Blätter halb so lang als gew öhn lich, sehr gedrängt (Sachsen : Spitzberg bei W urzen). — D a s Kraut dieser und der vorhergehenden Art ist schon lange als harntreibendes M ittel bekannt. H eute ist es in O esterreich als H e r b a H e r n i a r i a e noch offizineil. Es enthält ein saponinartiges Glykosid, w elch es bei der Spaltung Oxysaponin liefern soll, ferner G erbstoff, 0,2% Herniarin (ein G lykosid; dieses g ib t beim Erhitzen mit W asser G lykose und Herniariasäure, w elch letztere als das wirksam e Prinzip angesehen wird), das A lkaloid Paronychin und etw a 0,06% ätherisches Oel. In neuerer Zeit ist es als D iureticum g eg en W assersucht, bei Lungenkrankheiten, N ieren- und B lasenleiden w ieder auf­ genom m en worden (nach Z o r n i g ) . D a s frische K raut ist geruchlos ; getrockn et jedoch hat es einen kum arin­ artigen Geruch. — U eber das V orkom m en auf Sandfluren und an Flussufern vgl. pag. 311, 363 und 435.

C C L X X X I.

Scleränthus *) L. K n ä u e l , Knaul. Franz.: Gnavelle ; engl.: Knawel ; ital. : Centograni, renajola.

Ein- oder mehrjährige, niedrige, starre Kräuter. Laubblätter gegenständig, am Grunde häutig verwachsen (Taf. 108, Fig. 8a, 9c,), schmal, pfriemlich-lanzettlich, ungestielt, stechend. Nebenblätter fehlend (Taf. 108, Fig. 8 a und 9 c). Blüten klein, grünlich, in geknäuelten Trugdolden. Kelch 5- (4-) teilig, mit glockiger Röhre, später knorpelig-erhärtend und die Frucht fest einschliessend (Taf. 108, Fig. 8c), 10-furchig. Kelchzipfel spitz oder abge­ rundet-stumpf, am Rande oft häutig. Kronblätter fehlend. Staubblätter 5 oder 10, zuweilen auch weniger oder einzelne unfruchtbar. Fruchtknoten halbunterständig (Taf. 108, Fig. 8b), 1-fächerig, an der Spitze 2- bis 4-höckerig, von der Kelchröhre eingeschlossen. Griffel 2,. getrennt (Taf. 108, Fig. 9 b) mit kopfförmiger Narbe. Frucht eine häutige, 1- bis 2-samige,. nicht aufspringende Schliessfrucht, vom knorpelig-erhärtenden Kelch eingeschlossen und mit diesem abfallend. Samen linsenförmig, glatt, mit dünner Schale. Keimling hufeisenförmig. D ie Gattung, deren System atik noch nicht ganz geklärt ist (vgl. hierüber besonders V i e r h a p p e r. O esterr. botan. Zeitschrift, Bd. LVII, 1907), ist m it m ehreren Arten in Europa, A sien, Afrika und A ustralien (hier nur die Sektion M niärum) vertreten. R e i c h e n b a c h pat. nennt im Sam enkatalog des Dresdener Botanischen G artens vom Jahre 1871 nicht w eniger als 147 verschiedene Arten, w elch e aber nicht näher beschrieben werden.. Für M itteleuropa kom m en einzig die beiden folgenden Arten in Betracht. In den kleinen, unscheinbaren, hom ogam en (Selbstbestäubung deshalb m öglich), grünen Blüten wird in der unteren H älfte des K elches N ektar ab­ gesondert. Insektenbesuch findet nur spärlich statt. D ie Scheinfrüchte von S. annuus und V erw andten m it hakig gekrüm m ten K elchzähnen können den Häkelfrüchten (V erbreitung durch T iere) b eigezählt werden. *) Gr. oKXrjQÔç (sklerös) = trocken und av'd’OÇ (ânthos) = B lüte; w oh l nach dem vertrockneten A u s­ sehen der Blüten bezw . der Pflanze. D er N am e ist erst von L i n n é geb ild et worden.

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1. Ein- oder zw eijährig. K elchzipfel sp itz, sehr sc h m a l-h ä u tig berandet, zur Fruchtzeit et abstehend (Taf. 108, F ig. 8c). . . S. a n n u u s nr. 1045. 1*. Ausdauernd. K elchzipfel abgerundet, stumpf, breit m ilch w eiss berandet, zur Fruchtzeit zusam m enschliessend (T af. 108, F ig. 9 d) S. p e r e n n i s nr. 1046.

1045. S c le ra n th u s a n n u u s L. (= S. campestris Schur, = S. elegans Barth, = S. Taüricus Presl z. T., = S. verticillatus Tausch). E i n j ä h r i g e r Knä uel . Taf. 108, Fig. 8. Ein- oder zweijährig, 2 bis 20 cm hoch, grasgrün oder gelblich, 1- bis vielstengelig. Stengel sehr ästig, aufrecht, aufstrebend oder niederliegend, stielrund, oft bräunlich, kurz behaart bis fast kahl. Laubblätter lineal-pfriemlich, spitz, etwas fleischig, halb stielrund, am Grunde kurzhäutig-scheidig verbunden, kahl oder kurz behaart, 6 bis 8 mm lang, in den Achseln zuweilen mit Blattbüscheln. Blüten grünlich, klein (2,5) 3,5 bis 4,5 mm lang, zu end- und achselständigen Knäueln vereinigt. Tragblätter länger als die Blüten. Kelchzipfel spitz, am Rande sehr schmal trockenhäutig, kahl oder spärlich behaart, zur Fruchtzeit aufrecht oder schief abstehend (Taf. 108, Fig. 8c). Staubblätter 3 bis 4 mal kürzer als die Kelchzipfel (Taf. 108, Fig. 8b), meist 10, zuweilen einzelne verkümmert. Frucht meist kahl, seltener zerstreut behaart. ■ — III bis X. Ziemlich häufig und verbreitet auf Sandfeldern, auf sandigen Aeckern, Getreide­ feldern (vgl. pag. 205), mageren Grastriften, Felsblöcken, Mauern, Heiden, in Weinbergen; von der Ebene bis in die Alpentäler, vereinzelt bis 2000 m (Niedertal im Oetztal in Tirol). Fast nur auf kalkfreier Unterlage. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (nördlich bis Norwegen), Nordafrika (südlich Abyssinien), gemässigtes Asien; in Nordamerika eingeführt. S. annuus ist eine sehr veränderliche, form enreiche Art, besonders hinsichtlich der G rösse der Stengel und der L änge der Internodien so w ie in der Behaarung und in der D ich te des Blütenstandes. A n dürren trockenen Stellen ist die Pflanze bew im pert, auf feuchteren Stellen dagegen kahl und die L aubblätter + fleischig. H ieher var. a n n ö t i n u s R chb. ( = var. läxus N eilr., = var. fastigiätus Öelak.). Einjährig. Stengel aufrecht, w ickelig verzw eigt, die Endsprosse verkürzt, zuw eilen nur Blätter tragend. A chselsp rosse verlängert. Ganze V erzw eigung traubenartig (W uchsform ), — var. h i b e r n u s Rchb. ( = subsp. biennis F ries, = var. caespitdsus Neilr., = v a r . polycärpus Celak., = var. fasciculätus Gill, et C oste). Einjährig, überw internd bis zw eijährig. Stengel nieder­ liegend oder aufsteigend, reichlich w ick elig verzw eigt, sow oh l die End- als auch die Seiten zw eige w iederholt v erzw eigt, die ganze V erzw eigu n g daher rispig-trugdoldig (W uchsform ). — var. c o m o s u s (D um .) Beck. K elchzähne lineallänglich, zugespitzt oder pfriem lich, V* bis 8/s so lang als die im ganzen (d. h. sam t den K elchblättern) 4 bis 5 mm lange, kahle oder etw as behaarte Frucht (K om m t in den beiden obengenannten W uchsform en vor). — var. d i v a r i c ä t u s (Dum .) Beck ( = S. biennis R eut.). K elchzähne eiförm ig, zugespitzt, breiter häu tig berandet, halb so lang als die im ganzen 3,5 bis 4 mm lange Frucht. — var. c o l l i n u s (H ornung) B eck ( = S. verticillatus T ausch, = S. polycärpos D C .). Pflanze zart, 3 bis 10 cm hoch. L aub­ blätter im unteren T eile vertrocknet, länger als die Stengelglieder, m eist etw as b o g ig gekrüm m t. Blüten in + ungestielten K näueln unterbrochen ährenförm ig angeordnet. Blüten und F rucht nur 2,5 bis 3 mm lang. K elchzipfel ein w en ig zusam m enneigend. F ruchtknoten am Grunde abgerundet, nicht verschm älert (Zerstreut, ziem lich verbreitet z. B. in den Tälern der Zentralalpen). — var. h i r s ü t u s (P resl). Einjährig, ziem lich ästig, nur 2 bis 4 cm hoch. A e ste sehr zart, flaum ig behaart. L aubblätter am Grunde breit w eissh äutig, m eist spärlich bew im pert. K elchzipfel lanzettlich, aufrecht abstehend, 2 mm lang, an der Seite etw as zusam m en­ neigend, m it sehr kleinen, nach einw ärts gerichteten Spitzchen (T irol: T rins; R ussland). — N ah esteh en d ist v a r . u n c i n a t u s (Schur) B outign y ( = S. ham osus Pouz., = S. polycärpos Gren.). K elchzipfel m it feinstacheliger, h ak ig nach einw ärts gebogener Spitze (Südliches Europa, angeblich auch bei Seis in S ü d tiro l).— var. c o n g e s t u s K naf. Pflanze 2- bis m ehrjährig, zur B lütezeit unterw ärts bereits vertrocknet. Blüten klein, im unteren T eil einzeln, im oberen geknäuelt (M ähren).

1046. Scleranthus perennis L. A u s d a u e r n d e r Knäuel . Taf. 108, Fig. 9 und Fig. 624. Ausdauernd, 5 bis 15 (25) cm hoch, graugrün, steifer und robuster als nr. 1045. Stengel meist zahlreich und reichlich verzweigt, aufsteigend oder aufrecht, am Grunde

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verholzt und mit abgestorbenen Blattresten besetzt, kahl bis kurzhaarig, unterwärts oft (zuweilen nur die Knoten) rötlich überlaufen. Laubblätter gegenständig, lineal-pfriemlich, halbstielrund, 6 bis 10 mm lang, spitz, graugrün, kahl, am Grunde scheidig verbunden und hier am Rande etwas be­ haart (Taf. 108, Fig. 9 c), in den Achseln meist Blattbüschel tragend. Blüten weisslichgrün, sitzend, zu endständigen, ± dichten Trugdolden vereinigt. Kelchzipfel schmal elliptisch, abgerundet-stumpf (Taf. 108, Fig. 9 a und 9d), wenig länger als die Staubblätter,mit breitem, milchweissem Hautrand, zur Fruchtzeit aufrecht, zusammen­ neigend. Frucht kahl oder etwas behaart, (3) 4 bis 5 mm lang. Staubblätter 10, meist alle fruchtbar. — V bis IX. Stellenweise (nicht überall) auf sandigen, sonnigen Hügeln, dürren Sandfluren, F ig . 624. S c le r a n th u s - S a n d f lu r a m R o s e n b e r g e r T e i c h in B ö h m e n . ( P h o t. D r . K . D o m i n , P r a g .) trockenen Felsen,Weidewiesen, an Wegen, in Weingärten, Getreidefeldern; besonders in der Ebene, doch vereinzelt bis in die alpine Region (bis 2000 m). Nur auf kalkfreier Unterlage. A l l g e m e i n e Ve r br e i t ung : Europa (nördlich bis Mittelnorwegen und England), Kleinasien, Kaukasus, Armenien, Sibirien. A endert w en ig ab: var. l a r i c i f ö l i u s R chb. ( = var. fastigiätus [H öchst.] L asch). Laubblätter länger und dünner. Blütenstand locker (Selten in N orddeutschland). — var. m i c r o c ä r p u s B eck. S chein­ früchte kleiner, nur 3 mm lang, m it breit elliptischen K elchzähnen (N iederösterreich). — var. s e t i f d l i u s Podpera. Laubblätter sehr fein, haarförmig, die untern länger als die Internodien (Böhm en). — var. m a r i t i m u s Junge. Stengel an der kurzen Grundachse dicht knäuflig^gedrängt. Fruchtbare A este sehr kurz- und dichtästig, w en ig länger als die sterilen A este (Strandform ). — A ls w eitere Art (besser w oh l Z w ischenform ) wird von H a y e k neuerdings beschrieben: S . a l p e s t r is H ayek. Ausdauernd, rasige, von vertrockneten Blättern b esetzte Stäm m chen treibend. Stengel aufrecht, bis 10 cm h och, oberw ärts w ick elig verzw eigt. Laubblätter gegen ständ ig, halbstielrund, pfriem lich, spitz, am Grunde häutig-kurzscheidig verbunden, graugrün. Blüten in kurzgestielten, end- und blattw inkelständigen Knäueln. K elchzipfel pfriem lich-dreieckig, spitz, m it schm alem , gegen die Spitze hin nicht verbreitertem Hautrande, zur F ruchtzeit aufrecht oder etw as zusam m en­ neigend, so lang als die K elchröhre. D ie se Form, w elch e H ayek für die Zentralalpen (800 bis 1400 m) von Steierm ark beschreibt, unterscheidet sich von S. annuus und den V arietäten collinus, verticillatus, com osus und divaricatus durch den ausdauernden W uchs und die aufrechten Stengel, von S. annuus var. congestus durch die höchstens am Grunde verholzten Stengel und die nicht auffallend kleinen Blüten, von der var. uncinatus durch die an der Spitze nicht hak ig einw ärts gekrüm m ten K elchzipfel, von S. perennis, S. neglectus R och, und S. dichotom us Schur endlich durch die nur schm al-randhäutigen K elchzipfel. — S. perennis gehört in den N iederungen stellen w eise zu den Charakterpflanzen der dürren und ausgebrannten Sandfluren. D urch das m assenhafte, fast allgem eine A uftreten bedin gt diese A rt eine graue F ärbung solcher Stellen (Fig. 624). A ls Begleitpflanzen w erden nicht selten an getroffen : W eingaertneria canescens (Bd. I, pag. 242), A ira carpophyllea (B d. II, pag. 241) und praecox, D escham p sia flexuosa (Bd. I, pag. 245), F estu ca ovina, Nardus stricta, Luzula cam pestris, Briza media, Carex leporina, hirta und Schreberi, Scleranthus annuus, Herniaria glabra (pag. 432), G ypsophila muralis, D ianthus deltoides (pag. 328), Thym us, H ypericum hum ifusum , T eesdalea nudicaulis,

436 V erónica D illenii, Arm enia vulgaris, R um ex A cetosella (pag. 179), P oten tilla argéntea, Jasione perennis, A ntennaria dioica, H elichrysum arenarium, A rnoseris pusilla, H ypochoeris glabra, F ilago minima, arvensis und Germ anica, Trifolium arvense etc. — A ls B a s t a r d wird m ehrfach die unfruchtbare K reuzung S. a n n u u s L. X S. p e r e n n i s L. ( = S. i n t e r m é d i u s Kittel) angegeben. Pflanze grau oder gelbgrün, vom Grunde an r a sig ­ ästig. K elchzipfel länglich oder eilanzettlich, gekielt, nach der Spitze zu verschm älert, m it kappenförm ig ein­ w ärts gekrüm m ter Spitze, länger als die Kelchröhre, m ässig breit (jedoch schm äler als b ei S. perennis), w eiss berandet, stets aufrecht abstehend. Stau bb eu tel klein, zuw eilen verküm m ert. A u sser den bereits bei den einzelnen G attungen erwähnten A d v e n t i v p f l a n z e n w urden die beiden folgenden Alsineen adventiv b eobachtet: L e p y r o d i c l i s h o l o s t e o i d e s Fenzl aus S ü d w est-A sien im Hafen von M annheim (1898 bis 1908) und L o e f l i n g i a H i s p á n i c a L. aus N ordafrika und Südw esteuropa, gleichfalls im H afen von M annheim (1896).

Gattungsschlüssel d er C aryophyllaceen. 1. K elchblätter 5 oder 6, zu einer Röhre verw achsen. Kronblätter m it deutlichem N agel und oft m it N ebenkrone. Fruchtknoten oberständig. Griffel und Narben stets getrennt (Silenoideae). 2. 1*. K elchblätter 4 oder 5, frei. Kronblätter m it sehr kurzem oder fehlendem N agel und stets ohne N ebenkrone. Fruchtknoten oberständig oder + eingesenkt (Alsinoideae) 14. 2. K elch m it erhabenen Längsrippen (K om m issuralrippen; F ig. 576a, k, r), am Grunde des K elches ste t ohne K elchschuppen. Kronblätter in der K nospenlage w ech selw en dig. Griffel 3 bis 5 (L y c h n i d e a e). 3. 2*. K elch ohne Kommissuralrippen, m it oder ohne K elchschuppen. K ronblätter in der K nospenlage links gedreht. Griffel 2 ( D i a n t h e a e ) 10. 3. Kronblätter ohne N ebenkrone. N agel der Kronblätter m it 2 herablaufenden F lügelleisten. K elchzipfel laubblattartig, die B lüte w eit überragend (3 bis 5 cm lang; T af. 98, F ig. 3). Frucht eine 5-zähnige Kapsel (Fig. 5 64a) A g r o s t e m m a CC XLVIII. 3*. K ronblätter m it N ebenkrone (blatt- oder höckerförm ig) 4. 4. Frucht eine m it Zähnen aufspringende K apsel 4*. Frucht eine schw arze Scheinbeere auf deutlichem Gynophor (T af. 101, F ig. 1). K elch w eitglockig, später aufgeblasen. Pflanze kriechend oder fast kletternd C u c u b a l u s CCLIV. 5. K apsel am Grunde 5-fächerig (Taf. 98, F ig. 4c) 6. 5*. K apsel auch am Grunde 1-fächerig (F ig. 575e) 76. Griffel 5. K apsel sich m it 5 Zähnen öffnend (F ig. 564 d). Stengel unter den Knoten von L eim ­ ringen klebrig V i s c a r i a CCXLIX. 6*. Griffel 3 (se lte n 4 o d e r 5), m it6 (se lte n 8 oder 10) Zähnen sich öffnend (F ig .5 6 8 e und m). S i l e n e CCL. 7. Staubblätter 10. Sam en rauh 5 (Fig. 575 f, m) 8. 7*. Staubblätter 5. Sam en glatt, nierenförm ig (F ig. 579g) D r y p i s CC LV. 8. K apsel m it ebensoviel Zähnen als Griffel vorhanden sind (m eist 5), aufspringend (F ig. 575 d, e) . Blüten zw itterig L y c h n i s CCLI. 8*. K apsel m it doppelt soviel Zähnen als Griffel vorhanden sind aufspringend. (F ig. 576 f, n. s). Blüten zw itterig oder zw eih äusig 9. 9. Blüten zw itterig oder zw eih äusig. Sam en von kurzen Papillen rauh (F ig. 576 v). M e l a n d r i u m CCLII. 9*. Blüten zw itterig. Sam en am R ücken m it strahlenartigen P apillen besetzt (F ig. 578 e, 1). H e l i o s p e r m a CCLIII. 10. K elch am Grunde ohne K elchschuppen (T af. 101, F ig. 4a, 3b) 11. 10*. K elch am Grunde von 1 oder mehreren Paaren K elchschuppen gestützt (F ig. 581a, c) 13. 11. K elch zwar völlig verw achsen, aber die grünen K elchblätter durch w eisse, trockenhäutige Streifen verbunden (T af. 101, F ig. 4a) Kronblätter nach dem Grunde zu keilförm ig verschm älert G y p s o p h i l a CCLVI. 11*. K elch vollständig grün, ohne w eisse Verbindungsstreifen der einzelnen K elchblätter. K ronblätter plötzlich in einen langen N agel verschm älert 12. 12. K elch ungeflügelt. K ronblätter m it Nebenkrone (F ig. 597 i) S a p o n a r i a CCLX. 12*. K elch geflügelt. K ronblätter ohne Nebenkrone (F ig. 581g) V a c c a r i a CCLVI1I. 13. K elchblätter durch w e isse trockenhäutige Streifen verbunden. K elchschuppen in einiger Ent­ fernung vom K elch (F ig. 581a, c) T u n i c a CCLVII. 13*. K elch gleichm ässig grün, ohne häutige B indeglieder der K elchblätter. K elchschuppen dem K elch direkt anliegend (F ig. 582b, c) D i a n t h u s CCLIX. 14. Frucht eine m ehrsam ige, sich an der Spitze m it mehr. Zähnen öffnende K apsel (F ig. 607 nr. 1, 9). 15. 14*. Frucht m eist 1-säm ig, nicht m it Zähnen aufspringend (Fig. 623 p, q; Taf. 108, F ig. 8 b) 30.

437 15. Laubblätter ohne N ebenblätter ( A l s i n e a e ) 16. 15*. Laubblätter m it Nebenblättern ( S p e r g u l e a e ) 28. 16. K apsel m it ebensoviel Zähnen aufspringend als G riffel vorhanden sind 1716*. K apsel m it doppelt soviel Zähnen aufspringend als Griffelvorhanden sind 20. 17. G riffel2. K apsel m it 2 Klappen aufspringend, 2-sam ig (Fig. 6 0 9 c bis f) B u f f o n i a CCLXVII. 17*. Griffel 3, 4 oder 5 18. 18. Griffel 4 oder 5. B lüte 4- oder 5-zählig. K apselldappen vor den K elchblättern stehend (F ig. 607, nr. 1 3 , 2 0 , 2 1 , 2 3 , 2 5 ) . Blüten sehr klein, unscheinbar S a g i n a CCLXVI. 18*. Griffel 3 (F ig. 609 m, 611 d, 612 c) 19. 19. Rasenbildende Sand- und Geröllpflanzen m it sehr dünnen schm alen Blättern. Sam en sehr klein, m att . A l s i n e CCLXVIII. 19* Strandpflanze m it eiförm igen, dick-fleischigen Blättern. Sam en gross, glänzend, mit deutlichen Rillen (Fig. 6 1 5 f) . H o n c k e n y a CCLX1X. 20. K ronblätter tief 2-sp altig bis 2-teilig (Fig. 599 g, h) oder tief ausgerandet, selten fehlend (Stellaria media var. apetala) 21. 20*. K ronblätter nicht tief 2-spaltig, ganzrandig oder nur seich t ausgerandet oder oben gefranst. 23. 21. Kapsel m eist zylindrisch (F ig. 602 d, k; F ig 603 g, m). Fruchtblätter bei G leichzahl mit den K elchblättern z w i s c h e n letzteren stehend . C e r a s t i u m CCLXIII. 21*. K apsel m eist eiförm ig (F ig. 599 b, m ). Fruchtblätter b ei G leichzahl m it den K elchblättern v o r letzteren stehend 22. 22. Griffel 5 (T af. 104, F ig .6 d ) M a i a c h i u m CCLXI. 22*. Griffel m eist 3 (T af. 104, Fig. 2 a) . S t e l l a r i a CCLXII. 23. Griffel 4 oder 5 (F ig. 607, nr. 4, 8). B lüte 4- oder 5-zählig. K apsel sich m it 8 oder 10 kurzen, auf­ rechten Zähnen öffnend (F ig. 607, nr. 5, 9) M o e n c h i a CC LXV. 23*. Griffel 2 oder 3 (Fig. 618 e). Blüte 4- oder 5-zählig 24. 24. K ronblätter am oberen Rande unregelm ässig gezäh nelt bis gefranst. Sam en schildförm ig, am Rücken m it einer L än gsleiste (F ig. 607, nr. 2) H o l o s t e u m C C LXIV . 24*. Kronblätter nicht gefranst, sondern seich t ein geb uchtet 25. 25. Sam en m it verschieden gestalteten, w eissen Anhängseln versehen (F ig. 619b. g ; Fig. 620 d, h, n, o), schw arz, glänzend. Blüte 4- bis 5-zählig. K apsel tief spaltig (Fig. 6 2 0 c ) M o e h r i n g i a CCLXXI, 25*. Sam en Zähnen öffnend (F ig. 26. Griffel 26*. Griffel

ohne A nhängsel, matt, gekörnt. B lüte stets 5-zählig (F ig. 618h). K apsel sich m it 6 kurzen 617d, h und Fig. 6 1 8 f, i) A r e n a r i a CC LXX. vom Grunde an getrennt 27. 3, am Grunde verw achsen, nach oben frei. Laubblätter in 4-zähligen W irteln angeordnet. P o l y c a r p o n C C LXXV I. 27. L aubblätter gegen stän d ig oder in Scheinquirlen 28. 27*. Laubblätter w ech selständ ig, etw as fleischig, breit-eiförm ig. F ruchtknoten am Grunde 3- bis 4-fäch erig (Taf. 107, F ig. 7b). K apsel 3-klappig T e l e p h i u m CCLXXV. 28. Griffel 5. K apsel mit 5 ungeteilten Zähnen aufspringend (F ig. 621 i, m). Blüten w eiss. L aub­ blätter m it den achselständigen Laubsprossen vielzählige Scheinquirle bildend. S p e r g u l a CCLXXII. 28*. Griffel 3 (F ig. 622 m). Kapsel mit 3 ungeteilten Zähnen aufspringend 29. 29. Blüten rosa bis rot. K elchblätter eiförm ig, grün, m it schm alem , w eissem Hautrand (T af. 108, F ig . 2 b und 2 d) S p e r g u l a r i a CCLXX1II. 29*. Blüten w eiss. K elchblätter lineal-lanzettlich, spitz, m it Ausnahm e eines sehr schm alen, grünen M ittelstreifens w eissh äu tig (F ig. 622p) D e l i a CCLXXIV. 30. N ebenblätter vorhanden ( P a r o n y c h i e a e ) 31* 30*. N ebenblätter fehlend (S c le r a n t h o i d e a e). Blüten grün, ohne K ronblätter S c l e r a n t h u s CCLXXXI. 31. Laubblätter w ech selständ ig. Griffel 3 C o r r i g i o l a CCLXXVII. 31*. Laubblätter gegen ständ ig 32. 32. Blüten w eiss. K elchblätter keulenförm ig verdickt m it langer Spitze (Fig. 623 o) l l l e c e b r u m C C LXXIX. 32*. Blüten grün bis gelblich 33. 33. Blüten in blattachselständigen Knäueln. H äutige N eben- und Tragblätter kürzer als die Blüten (F ig. 623h) H e r n i a r i a CCLXXX. 33*. Blüten in endständiger, m assiger Trugdolde, von den grossen häutigen T ragblättern völlig überragt. O esterreich (Krain, K üstenland) P a r o n y c h i a CCLXXVIII.

438

48. Fam. N ym phaeáceae. W a s s e r ro s e n g e w ä c h s e . Wasser- oder Sumpfpflanzen mit schwimmenden oder untergetauchten, ganzrandigen (die untergetauchten selten zerschlitzt: Cabómba), selten an ± langen Stielen über dem Wasser stehenden (Nelumbium; vgl. Einleitung Bd. I, Fig. 156), meist sehr grossen Blättern. Wurzelstock kriechend. Blüten zwitterig, meist gross, radiär, über dem Wasserspiegel sich erhebend, stets einzeln. Kelch meist 4-, seltener 3-, 5-, 6-, 12- und noch mehrblätterig, grün oder gefärbt. Kronblätter zahlreich, spiralig oder in Kreisen angeordnet, ober- und unter­ ständig oder dem Fruchtknoten seitlich aufsitzend. Staubblätter meist in unbestimmter Zahl, zuweilen (Nymphaea) in allen Uebergängen zu den Kronblättern (Taf. 109, Fig. 1 a). Fruchtblätter meist zu einem einheitlichen unter- oder oberständigen Fruchtknoten vereinigt, selten getrennt, dann aber mit gemeinsamer Mittelachse und nur nach aussen völlig getrennt, mit mehreren anatropen (selten orthotropen) Samenanlagen. Narbe strahlenförmig. Frucht beerenartig oder eine nicht oder unregelmässig aufspringende, meist verfaulende Kapsel (Taf. 109, Fig. 2 a; Fig. 626r, s). Samen meist mit mehligem Perisperm und Endosperm, hartschalig, selten häutig, oft behaart, mit oder ohne Arillus. Keimling kurz, gerade, mit 2 dicken Keimblättern und kurzem Würzelchen, innerhalb des Endosperms in einer Vertiefung des Perisperms liegend (Fig. 626 m)." D ie F am ilie der N ym phaeaceen ist am m eisten in der tropischen (besonders in Südamerika), am sch w äch ­ sten in der nördlich-arktischen Zone vertreten. Ausser den beiden auch in M itteleuropa vorkom m enden Gattungen N ym phaea und Nuphar (siehe dort!) gehören die folgenden G attungen, von denen zahlreiche Arten und Form en in W armhäusern gezogen w erden, hieher: 1. N e l ü m b o ( = N elum bium ) mit den beiden Arten N. n u c í f e r a Gärtn. ( = Nelum bium speciósum W illd.), Indische L otosblum e, aus dem wärm eren A sien (w estlich bis zum K aspisch en M eer) und nordöstlichen Australien (früher auch in Sizilien, Griechenland, Türkei; hier durch A u s­ rottung verschw unden), m it grossen, roten, lachsfarbenen bis w eissen , einfachen oder gefüllten, nach kurzer Zeit zerflatternden Blüten und N . l ú t e a Pers. m it + gelblichen Blüten, aus dem atlantischen Nordam erika und Zentralamerika. Laubblätter bei beiden Arten schildförm ig, auf langem Stiel über W asser stehend, O berfläche unbenetzbar, m it bläulichem W achsüberzug. Fruchtstand um gekehrt-kreiselförm ig, über W asser reifend, im obern T eil die einsam igen Früchte (Karyopsen) enthaltend. D iejen igen („pythagoraeische B ohn en“) von N. nucífera dienen w ie die stärkereichen R hizom e als N ahrungsm ittel. B eid e A rten sind als lebende R este einer in der Tertiärzeit verbreiteten, artenreichen G attung anzusehen. W ie nur w en ige Pflanzen hat die indische L otosb lu m e verm ocht, sich auf dem G eb iete der P oesie („L otoph agen“ bei Homer), Sage, R eligion und se lb st der A rchitektur einen hervorragenden Platz zu erobern. K ein V olk b etrach tet die Pflanze so sehr als sein Eigentum und zollt ihr so hohe Verehrung w ie die C hinesen; in keinem B uddhatem pel fehlt deshalb die L o to s­ blum e. — 2. C a b ó m b a m it 7 A rten (C. aquática Aubl., C. Caroliniána A. Gray, C. Piauhiénsis Gardner, C. W arm ingii Casp. etc.) im w ärm eren und tropischen Am erika. L aubblätter verschieden g esta ltet („B latt­ dim orphism us“), die untergetauchten vielteilig, die Schw im m blätter ganzrandig. B lüten einzeln, achselständig. Fruchtblätter getrennt, m eist 3 (18). — 3. B r a s é n i a mit nur einer A rt B. p u r p ú r e a (M ichx.) Casp. ( = B. Schrebéri Gmel., = B. peltáta M ichx., = Hydropéltis purpurea M ichx.) in allen W eltteilen ausser Europa. Alle Laubblätter elliptisch, schildförm ig. Im D iluvium w ar die Pflanze (früher als H olopleúra oder Cratopleüra) auch in Europa vertreten. N ach B r o c k m a n n - J e r o s c h ist es w ah rscheinlich nur das ozeanische K lim a mit seinen geringeren Extrem en gew esen , w elch es dieser A rt im D iluvium eine grössere V erbreitung erlaubte. Ihre A n w esenheit b ew eist keine oder doch nur eine geringe Tem peraturerhöhung, zumal die Pflanze doch heute noch in K anada und N eu-B raunschw eig gedeiht, w o sich die G ew ässer m it m eterdickem Eis bedecken. — 4. V i c t o r i a m it 3 Arten (ausser der folgenden noch V. c r u c i ä n a d’O rbigny und V. A m a z ó n i c a Planchón). D ie b e ­ kannteste ist V. r é g i a , so benannt von Lindley zu Ehren der K önigin V ictoria von England (geb. 1819), einheim isch in Brasilien, B ritisch G uyana nnd B olivien, besonders in den ruhigeren N ebenflüssen des A m azonenstrom es. Laubblätter (vgl. Einleitung, F ig. 156) sehr gross, bis 2 m im D urchm esser erreichend, kreisrund, kuchenförm ig, mit nach oben um geschlagenem Rand (dadurch wird bei b ew egtem W asser eine Benetzung der Spaltöffnungen auf der B lattoberseite erschw ertI), auf der B lattunterseite m it starken Rippen und Stacheln besetzt. Blüten 25 bis 40 cm im Durchm esser, kurzlebig, abends sich öffnend. Am ersten A bend ist die w ohlriechende Blüte — der D u ft erinnert etw as an Ananas und M elonen — reinw eiss, um dann am nächsten T a g e ihre Farbe mit hellrosa bis dunkelkarminrot zu vertauschen. A m M orgen des dritten T a g e s sinkt sie unter. D ie erbsen­ grossen Sam en, w elch e in der H eim at von den Indianern als „mais del aq u a“ ( = W asserm ais) g eg essen w erden, reifen unter W asser aus. W egen ihrer m erkwürdigen Blätter wird V ictoria regia in Europa vielerorts in W arm-

109

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Tafel 109.

Erklärung der Figuren. Nymphaea alba (pag. 441). Blüte, Knospe und Schwimmblatt. la. Uebergangsstadium von Laub- zu Staub­ blatt. lb. Inneres Staubblatt. 2. N uphar luteum (pag. 445). Blüte, Knospe und Laubblatt.

Fig. 1. „ „ „

Fig. „ „ „ „ „

2a. Frucht. 2b. Samen. 2c. Stengelquerschnitt. 2d. Stengelquerschnitt von Nymphaea. 3. N uphar pumilum (pag. 447). Blüte, Knospe und Schwimmblatt. 3a b, Narbenformen.

häusern, in neuerer Zeit (z. B. in K arlsruhe, D arm stadt, L iegn itz, Zürich, A gram ) auch im Freien in künstlich erwärm ten Bassins g ezogen ; das W asser muss hiebei auf einer Tem peratur von 25 bis 35° C gehalten w erden. In der H eim at ist die Pflanze mehrjährig, während sie in der Kultur aus praktischen Gründen als einjährige Pflanze behandelt wird. D en Spaniern w ar die Pflanze bald nach der Entdeckung von Am erika bekannt. D er erste w issen sch aftlich e E ntdecker ist der deutsche Botaniker H aenke, w elch er sie 1801 im F lusse M am ore in B olivien feststellte. Im Jahre 1849 gelan g es in Kew-Garten in England zum erstenm al diese R iesenpflanze zu kultivieren; in Berlin gelan gte am 19. VII. 1852 die erste Blüte zur Entfaltung. — 5. E u r y - a l e mi t E. f e r o x Salisb. ( = E. Indica Planch.), aus dem südlichen und mittleren O stasien (hauptsächlich in China, nördlich bis Japan). H abitus von V ictoria regia, jedoch die Blätter kleiner und oberseits stark bestachelt. Blüten kleistogam , zuw eilen ganz unter W asser bleibend. Eingeführt in Europa 1809. K ürzlich wurden Sam en von E. E u r o p s e a W eber, w elch e der rezenten E. ferox jedenfalls sehr nahe steht, in den interplazialen A blagerungen b ei L ich w in im G ouvernem ent K aluga in R ussland durch S u k a t s c h e f f festg estellt. — 6 . B a r c l ä y a m it ca. 3 A rten in P egu, Borneo, M alakka, Sum atra. Fruchtknoten unterständig. Staubblätter der Kronröhre innen ein gefü gt. Frucht beerenartig. H insichtlich der K eim ung zeigen die N ym phaeaceen eine allm ähliche A bstufung. B ei Nuphar, N ym phaea und V ictoria wird eine H auptwurzel ausgebildet, deren W achstum bei der Keimung noch sehr unbedeutend ist (F ig. 626 e bis h). D ie B efestigu n g erfolgt durch einen Kranz von Erstlingssaughaaren, w elch e aber bald w elken (ähnliche „A tm u ngsorgane“ finden sich an den K eim lingen von V ictoria und Euryale ferox); erst später ver­ längert sich die H auptw urzel, um allerdings nach einiger Zeit abzusterben. Bei Euryale ist die V erküm m erung (A n lage zw ar noch vorhanden) der H auptwurzel bereits eingetreten. Bei Nelum bium ist sogar die A n lage sehr klein; die H auptw urzel bleibt stets in der Sam enschale stecken und bildet auch keine W urzelhaube mehr au's. D urch das grössere G ew icht des Sam ens wird allm ählich eine Verankerung durch die H aupt­ wurzel unnötig (nach G o e b e l , B iologisch e Schilderungen). A ls anatom ische M erkw ürdigkeit sind b ei V ictoria, Euryale, Nuphar und N ym phaea die in den B latt- und Blütenstielen sow ie z. T. in den Rhizom en vorhandenen vielästigen, „inneren H aare“ (F ig. 625) hervorzuheben, w elch e m it ihren Spitzen in die Zw ischenzellräum e hineinragen (vielleich t Schutz gegen Schneckenfrass). A u f der O berfläche sind diese mit K örnchen aus oxalsaurem K alk (vgl. E inleitung, pag. X X V I F ig. 16 b) b esetzt (N äheres hierüber bei G ü r t l e r , Fr. D isser­ tation, Berlin 1905). A usserdem kom m en M ilchsaft­ zellen in den vegetativen O rganen vor. D ie F am ilie zeigt einerseits deutliche verw andtschaftliche B ezie­ hungen zu den Polycarpiern (Ranunculaceae, Berberid aceaeetc.), anderseits zu den R hoeadales(P apaveraceae, Cruciferae etc.). W egen des Stam m baues, der Art ihrer K eim ung und w eg en des B aues der W urzelhaube sind die N ym phaeaceen schon vielfach zu den M onokoty­ ledonen gezogen worden. 1. K elchblätter 4, grün. K ronblätter w eiss, die äusseren grösser als der K elch. N y m p h a e a CCLXXXII. 1*. K elchblätter 5, gelb . K ronblätter gelb, 2 bis 3 mal kürzer als der K elch. N u p h a r C.CLXXXIII.

F i g \ 625,

I n te rc e llu la rrä u m e aus dem B lattstiel v o n N u p h a r lu teu m .

440

C C L X X X IL

N y m p h äea1) (L.).

Salisb. (= Castälia Salisb.). Wasserrose.

See-

oder

Ausdauernde Pflanzen, mit kriechender Grundachse. Laubblätter mit Nebenblättern, grün oder infolge Anthocyanbildung rotbraun gefärbt. Seitennerven der Laubblätter gegen den Rand hin rechtwinkelig abzweigend und anastomosierend (Fig. 630b). Kelchblätter meist grün, abfallend (bei unseren Arten) oder bleibend (N. teträgona Georgi), unterständig. Kronblätter zahlreich, nebst den zahlreichen Staubblättern (beide gehen allmählich ineinander über) dem Fruchtknoten am Grunde und seitlich eingefügt. Fruchtknoten geschlossen, mehrfächerig, mit mehreren Samenanlagen in jedem Fach (Fig. 626a). Samen bei der Keimung mit einem kleinen Deckel und mit Zähnen aufspringend. D ie G attung um fasst ca. 38 Arten, von denen in Europa die w eissblühenden N. a l b a , c a n d i d a und als dritte N. t e t r ä g o n a G eorgi ( = N. Fennica M ela, = N. pygmäea A it., = Leuconym phsea tetragona O. Kuntze, = Castalia tetragona L aw son) Vorkommen. D ie letztere Art fällt in typischer A usbildung vor allem durch ihre relative K leinheit auf. A ls w eitere charakteristische M erkm ale kom m en noch die stark hervortretende vierkantige ßlütenachse, die breiten F ilam ente und der fein granulierte P ollen hinzu. D ie Verbreitung von N . tetragona erstreckt sich durch Sibirien und Russland w estlich bis Finnland; ausserdem findet sie sich in China, Japan, in der M andschurei und K ashm ir sow ie in einer etw as abw eichenden Form (var. L e i b e r g i i [M orong] Schuster) in Nordam erika. N ach S c h u s t e r (Zur System atik von C astalia und N ym phaea. Bulletin de PHerbier Boissier, 1906) sind die 3 europäischen N ym phaeen als g leich w ertige und gleich alte G attungen w elch e bereits im Tertiär vorhanden waren, aufzufassen. W ährend und nach der E iszeit wurden jedoch die Grenzen der früheren Verbreitung stark verw ischt. N am entlich hat N. candida, w elch e in M itteleuropa nur vereinzelt in M oorgräben und M oorseen (überhaupt ausschliesslich in stehenden G ew ässern) vorkom m t, zur Eiszeit ihr nordisches V erbreitungsgebiet (speziell Skandinavien) verlassen und ist nach M itteleuropa gew andert. Hier hat sie sich stellenw eise als G lazialrelikt erhalten. Sam en von Nym phaea-Arten (diese letzteren sind bei allen drei euro­ päischen Spezies gleich g estaltet!) hat man in dem diluvialen T orflager von K linge bei Cottbus (hier w ahr­ scheinlich N . candida) sow ie in den Pfahlbauten von R obenhausen (K anton Zürich) aufgefunden. V erschiedene ausländische Seerosen (auch Hybride) werden ihrer schönen Blütenfarben w eg en bei uns (seit ca. 1800) in G ew ächshäusern, in wärm eren G egenden auch in Freilandbassins, kultiviert, so u. a. N. s t e l l ä t a W illd. aus dem tropischen Süd- und Südostasien m it blassblauer Blüte, N. c a e r u l e a Savigny, der „blaue L otos der A egyp ter“, aus dem nordöstlichen A frika (N ilgeb iet) m it him m elblauen Blüten (diese Art ist gegen w ärtig die am m eist gezogen e tropische Seerose), N . C a p e n s i s T hunberg aus dem südlichen und südöstlichen Afrika m it azurblauen Blüten, N. Z a n z i b a r i e n s i s Casp. aus dem tropischen Afrika m it tief­ azurblauen Blüten, N. g i g a n t e a H ooker aus Australien und N eu-G uinea m it grossen (16 bis 30 cm im Durch­ m esser), wohlriechenden, him m elblauen Blüten, N. L o t u s L., die „ägyptische w eisse L otosb lu m e“ in Afrika und Südostasien, m it w eissen, w ohlriechenden, abends zw ischen 6 und 8 U hr sich öffnenden und gegen 11 Uhr vorm ittags sich schliessenden Blüten (1802 nach England eingeführt); eine Unterart von dieser ist N. t h e r m a l i s D C . (Zähnung der L aubblätter dichter als bei N. Lotus, Zähne länger zugespitzt), in den 34 bis 41° C w arm en, schw efelh altigen Q uellen und in dem P ecze-B ach von G rosswardein in Ungarn, sow ie (seit 1800) im Lukasbad (26° C) in O fenpest (doch an beiden Orten kaum ursprünglich!), dagegen nach P ax nicht in den K alkablagerungen von G änöcz in den K arpaten; N. d e n t a t a Planch. aus dem S enegalgeb iet, gleichfalls w eisser N achtblüher, N. r u b r a Roxb. aus O stindien, Blüten gesättigt karminrot, N achtblüher, N. M e x i c ä n a Zucc. ( = N. flava Leitner) aus M exiko, Florida und T exas, m it relativ kleinen (10 bis 12 cm im Durchm esser), leuchtend gelb en Blüten, N . o d o r ä t a A it. aus dem gem ässigten Nordam erika (verwandt mit N. alba) m it w eisser, stark duftender Blüte, N. t u b e r ö s a Paine (gleichfalls N. alba sehr nahestehend) aus dem nordw est­ lichen Nordam erika etc. D ie drei letzten Arten, ebenso w ie die neuerdings vielfach gehaltene Züchtung N. M a r l i ä c e a (? = N . tuberösa X alba), sind winterhart (vgl. hierüber H e n k e l , R e h n e l t und D i t t m a n n „D as *) *) D er N am e erscheint zuerst bei T heophrast für eine W asserpflanze. N ach einer alten griechischen S age ist die Blume aus einer von E ifersucht gegen Herkules gestorbenen N ym phe entstanden (Plinius X X V , 37)Unsere E inteilung der F am ilie in die beiden G attungen N ym phaea und Nuphar entspricht den nomenklatorischen R egeln nicht; w ir behalten sie nur aus Z w eckm ässigkeitsgründen bei. N ym phaea Tourn. (1700) um fasst gleich zeitig Nuphar Sm., N ym phaea L. (1762) noch Nuphar Sm. und Nelum bo Tourn. 1805 teilte Salisbury Nym phaea in die G attungen C a s t a l i a für die w eissen und N y m p h a e a für die gelben Seerosen, eine Einteilung, die nach den jetzigen R egeln angenom m en werden sollte. Sm ith führte dafür die Namen Nym phaea und Nuphar ein.

441 Buch der Nym phaeaceen“ Darm stadt 190/). Eine eigenartige „vivipare“ Form repräsentiert die gleichfalls in Kultur befindliche N. D a u b e n y ä n a hört. angl. ( = N. stelláta bulbifera hört., — var. proliféra hört., = N. vivípara Lehm.), welche am Grunde der Laubblätter blütentragende Knospen ent­ w ickelt. W ahr­ scheinlich han­ delt es sich um eine Kreuzung zwischen N. micrantha Guill. et Perr. und N. cae­ rulea (vgl. hier­ über S c h m i d t , E., Ueber Nymphaea Daubenyana. Dissertation. Breslau 1909). Im Kultus der alten A egypter und Assyrer spielten der weisse (N.LoF i g . 626. N j m p h a e a a l b a L . a B l ü t e n l ä n g s s c h n i t t , b P o l l e n k o r n , c I n n e r s t e s S t a u b b l a t t , d B l ü t e n d i a g r a m m . tus) und derblaue e, f , i? D r e i a u f e i n a n d e r f o l g e n d e K e i m s t a d i e n (k = W u r z e l h a a r e , zu = W u r z e l ) . h K e i m s t a d i u m e i n e s i m (N.caerulea)Lotos D u n k eln g e k e im te n S am ens. — N y m p h a e a c a n d i d a P re sl. i P o lle n k o rn . k In n e rs te s Staubblatt. — N u p h a r l u t e u m Sibth. et Sm. I B lü te n lä n g s s c h n itt, m S a m e n lä n g s s c h n it t (oben m it E m b r y o , u n te n m it eine grosse Rolle. H oh lrau m ), n Q u ers ch n itt d urch den Sam en, o K ro n b la t t m it en tle e rte r H o n ig d rü se . / Stau b b latt, q B lü te n ­ Beide Arten w ur­ d ia g ra m m . — N u p h a r p u m i l u m DC. r S a m e n k a p s e l, s Q u e rs c h n it t d u rc h dieselbe. ¿ S a m e n ( F i g . c / u n d g ’ den bereits vor nach E i c h l e r ) . 5000 Jahren an den Säulen und T afeln der Tempel, Höfe und Denkmäler abgebildet. 1. Narbe flach, gelb. Filamente der innersten Staubblätter lineal, nicht verbreitert (F ig . 626 c) Pollen mit stumpflichen Stacheln (F ig. 6 2 6 b ) ......................................................................................N. a l b a nr. 104/. 1*. Narbe F stark konkav, gelb, oft purpurn. Filamente der innersten Staubblätter lanzettlich, etw as verbreitert (Fig. 626k). Pollen körnig und höckerig (Fig. 626i ) ......................................N. c a n d i d a nr. 1048.

1047. Nymphaea älba L. (= Castalia alba [L.j Wood, = C. speciösa Salisb., = Leuconymphgea alba O. Kuntze, = Nymphaea alba L. subsp. melocärpa Aschers, et Graebner). We i s s e Se e r os e . Franz.: Nenuphar blanc; engl.: White water-lily; ital.: Carfano. Taf. 109, Fig. 1 und Fig. 2d; Fig. 627, 630b und Fig. 626 a bis h. N ach dem Vorkom men im W asser bezw , an feuchten Standorten heisst die Pflanze (vgl. auch Nuphar luteum j): S e e r o s e (allgemein), w e i s s e W a s s e r l i l i e (Anhalt), W ä t e r r o s e (Nordwestl. Deutschland), W a s s e r r o s a - b l u a m a (St. Gallen). WTe i e r r o s e (Niederösterreich), D a i k r a u s e [ = Teichrose] (Braun­ schw eig), M a a r r o s e (Eifel), M o o s r o a s a , G r a b a b l o m a (St. Gallen), F r ö s c h e ( n ) - B l u e m (Zürich), D ie k a n n e n f ö r mi g e Fruchtkapsel veranlasste Benennungen w ie K a n n e l k e (Ostfriesland), K ä n t c h e n , K ä e n k , K e n k e , K e n b l a u m e , K o h n t j e n (Nordwestl. Deutschland), K a h n d e l b l u m e (Schlesien), K e g e l (Braun­ schw eig), E s s i k r ü e g l e (Schwaben). Im Plattdeutschen kennt man für die Seerosen auch die Namen B u b b e l k e s (Ostfriesland), P o p p e l , P o p p e l , P o p p e l k e n , P ö p p e l k e n , P o p p e l b l o m e , P ö p p e l b l o m , Puppen, Paapaken, Pappenblader, Aupoppen. M ü m m e l , M ü m m e l k e n scheinen heutzutage ebenfalls auf den Norden von Deutschland beschränkt zu sein. Nymphaea alba ist im G ebiet der unteren W eser auch als W i t t e , A u b l o m , H ö s k e , B u t t b l a d e n bekannt. A uf die Blätter beziehen sich L ö p p , L ö t t , L ü t t , wohin w ohl auch L ä t s c h b l ä t t e r (Strassburg) zu gehören scheint (vgl. Rumex obtusifolius Band III, pag, 173!). K r a m p f w o r z e l heisst die weisse Seerose in St. Gallen deshalb, weil nach dem V o lk s ­ glauben der unter das B ett gelegte W urzelstock vor Krämpfen schützen soll.

Ausdauernd. Wurzelstock stark, kriechend. Blatt- und Blütenstiele sehr lang? sich bis zum Wasserspiegel erhebend, grün bis braun. Laubblätter eirundlich, lederartig, H e g i , F lo r a.

Bd. III.

82

442

flach auf dem Wasser ausgebreitet, fast bis zur Mitte (bis zur Ansatzsteile des Stengels) spitz ingeschnitten mit ± auseinanderstehenden, stumpfen bis spitzen Basallappen, ganzrandig, mit nur auf der Unterseite deutlich hervortretenden Nerven, kahl. Blütenachse rund (Taf. 109, Fig. 2d). Kelchblätter 4, grün, zuletzt abfallend, länglich-eiförmig. Kronblätter ungefähr 20, allmählich in die Staubblätter übergehend (Taf. 109, Fig. la), weiss, ganzrandig, die äusseren etwas länger als der Kelch. Staubblätter zahlreich. Filamente der innersten lineal, nicht verbreitert, höchstens so breit wie die Antheren (Taf. 109, Fig. 1 b). Pollen mit stumpflichen Stacheln an der Exine (Fig. 626 b). Fruchtknoten kugelig bis eiförmig, fast bis zur Spitze von den Staubblättern bedeckt. Narbe ± flach, gelb, ihr Zentralkegel halb­ kugelig bis kurz-eiförmig, mit 11 bis 22 Narbenstrahlen. Frucht halbkugelig bis eiförmig, 2,5 bis 3 cm lang. Samen ellipsoidisch. — VI bis IX. Ziemlich häufig in stehenden oder träge fliessenden Gewässern, in Weihern, Teichen, Sümpfen, Altwässern der Flüsse; in der Ebene und in der Bergregion, selten höher (Stelsersee ob Schiers in Graubünden, 1660 m). Bisweilen auch angepflanzt. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa (östlich bis zum Ural). D iese A rt ist in der Form und Farbe der Früchte wie auch in der Ausbildung der Narbe ziemlich veränderlich (vgl. hierüber namentlich die Arbeiten von C a s p a r y und S c h u s t e r ) . Hieher: I. var. s p h a e r o c ä r p a Caspary. Frucht kugelig. Hieher gehören: 1. subvar. p a r v i f 1 ó r a (Hentze) Casp. (— var. fláva Casp.). Staubblätter schw efelgelb (Nicht selten). — 2. subvar. s p 1 é n d e n s (Hentze) Casp. Staubblätter dottergelb. D ieselbe gliedert sich in folgende Form en: a) f. p l a t y s t i g m a Casp. Narbenscheibe breiter als die halbe Frucht. — b) f. e n g y s t i g m a Casp. Narbenscheibe schmäler als die halbe Frucht, letztere Form mit rötlichen (subf. e r y t h r o c á r p a Casp.) und grünlichen (subf. c h l o r o c á r p a Casp.) Früchten. II. var. d e p r é s s a Casp. Frucht niedergedrückt-kugelig. Hieher gehört: c) f. l a t i d i s c u s Schuster ( = f. platystigm a Casp.). Narbenscheibe breiter als die halbe Frucht. — d) f. a t t e n u á t a Schuster ( = f. engy­ stigma Casp.). Narbenscheibe schmäler als die halbe Frucht, letztere rötlich (subf. r o t u n d i f ó l i a [Hentze] Casp.) oder grünlich (subf. v e n u s t a [Hentze] Casp.). D er var. depressa nahestehend ferner var. c i r c u m v a l l á t a Casp. Oberer T eil der Frucht niedergedrückt-kugelig, mit Staubblattnarben bedeckt, den obersten T eil w allartig umgebend (Selten). III. var. o v i f ó r m i s Casp. Frucht eiförmig, höher als breit. N arbe nicht oder nur seicht vertieft. D iese Rasse tritt mit rötlicher (subf. p u r p u r á s c e n s Schuster [ = subf. erythrocárpa Casp.]) und grünlicher (subf. o l i v á c e a Schuster [ = subf. chlorocárpa Casp.]) Frucht auf. IV. var. u r c e o l á t a (Hentze) Casp. Narbe tief trichterig. Frucht rötlich (subf. r u b é l l a Schuster [ = subf. erythrocárpa Casp.]) oder grünlich (subf. v i r é s c e n s Schuster [ = subf. chlorocárpa Casp.]). Exemplare mit rosa und schw ach wohlriechenden Blüten werden als f . r ó s e a Beckh. unterschieden (W estpreussen). Im Handel befindet sich ferner eine Form (f. F r o e b é l i i hört. Turic.) mit dunkelkarminroten Blüten. G elegentlich kann an seichten Stellen der Seen eine stark reduzierte Landform (f. t e r r é s t r i s Schuster) mit kurzen Trieben, kleinen Laubblättern und kleinen Blüten (Durchmesser kaum über 3 cm) b e ­ obachtet werden. Die Kronblätter sind dann manchmal nur in 2 Reihen angeordnet; submerse Blätter sind höchst selten ausgebildet. Zum Schutze gegen allzu starke T ran ­ spiration können die Blätter der L an d­ form mit ihren Rändern nach oben eingerollt sein (B a c h m a n n ). Nach B r a n d geht die Landform , wenn man sie ins W asser verpflanzt, nach verhältnism ässig kurzer Zeit wieder in die typische W asserform über. A ls Schutzmittel gegen Schneckenfrass können die in den Fig.

627.

N y m p h a e a a l b a L.

P h o t . B r u t s c h y , Seon (Schw eiz).

äusseren Gewebeschichten der Früchte

443 und Laubblätter vorhandenen G erbstoffschläuche oder alkaloidhaltigen Zellen betrachtet werden. D a die Schnecken nur die epidermalen G ew eb esch ichten bis zur Zone der alkaloidführenden Schläuche, n ic h t abe die starken E ndigungen der Leitbündel abzufressen verm ögen, gelangen dadurch oft unregelm ässig spitz g e ­ zähnte L aubblätter zur A usbildung. W ie bei verschiedenen andern W asserpflanzen (Chara, Ceratophyllum , Potam ogetón) sind die frisch aus dem W asser genom m enen Seerosenblätter nicht selten m it einer K alk­ inkrustation versehen, w elch e offenbar durch Zerlegung von C alcium bicarbonat infolge der A ssim ilation entstanden ist. Ebenso finden sich die Spaltöffnungen nur auf der B lattoberseite (den untergetauchten einfachen oder geteilten [Cabom ba] !fehlen sie vollständig) und zwar kommen bei Nym phaea pro 1 qmm 460, pro Blatt á 2,59 qdm 1 1,5 M illionen Spaltöffnungen. A u ch dann, wenn^die Seerosenblätter sich über die W asserfläche erheben, bilden sich gleichw oh l auf der U nterseite keine Spaltöffnungen aus. N ym phaea alba bildet w ie Nuphar luteum (zuw eilen beide gem isch t) in der Verlandungszone der Seen und T eiche nicht selten eine charakteristische „Seerosenzone“ (vgl. Bd. I, pag. 274). M oorgräben können von Seerosen zuw eilen vollständig ausgefüllt sein. D ie sehr grossen, w eissen, sch w ach w ohlriechenden Blüten enthalten keinen H onig, produzieren abei sehr viel Blütenstaub („P ollenblum en“). Sie sind tagsüber von M orgens 7 Uhr bis N achm ittags 4 Uhr geöffnet. W ie bei der folgenden Art kom m en auch bei N. alba - (allerdings sehr selten) halbgeöffnete Blüten vor. D ie Bestäubung wird durch F liegen und Blum enkäfer, für w elch e die B lüte eine H erberge darstellt, vollzogen. D ie Staubbeutel beginnen am T age des A ufblühens oder einen, seltener einige T age später sich zu öffnen. G elegentlich können auch „subm erse“ Laubblätter (vgl. Nuphar) konstatiert werden. D ie Blüten- und B lattstiele sind sehr biegsam und m it grossen Lufträumen ausgestattet (Taf. 109, F ig. 2 c, d). D ie Sam en besitzen einen sa c k ­ artigen, sie lose um schliessenden, lufthaltigen Sam enm antel (F ig. 626e bis h). Zur Zeit der Fruchtreife löst sich die ganze Frucht vom Stiele ab, die W ände zerreissen und ein kugeliger Klumpen von Samen mit schleim iger Um hüllung bleibt übrig. D ieser verm ag in folge des L uftgehaltes auf der W asserfläche zu schw im m en. N ach und nach löst sich der Klumpen auf, der Sam enm antel versch w indet und die ziem lich schw eren Sam en sinken auf den Boden. B ei der K eim ung bleiben die K otyledonen unter der Erde. V on M onstrositäten wurden als Seltenheiten „D oppelblüten“ (2 Blüten an einem Stiele) sow ie vergrünte Blüten, ferner solche m it 3- oder 5bis 7-zähligem K elch beobachtet. — In neuerer Zeit werden die Blüten vielorts zu Kränzen (Trauerbuketts) verw endet. In Oberbayern und S chw aben-N eub urg sow ie im K anton A argau ist deshalb das gew erb sm ässige Sam m eln von N. alba, Nuphar luteum und pumilum polizeilich verboten. E igenartige m it G oldspiralen ver­ zierte, zu Kränzen gew undene N ym p haeaceen stengel wurden nach W i t t m a c k in einem H ügelgrab zu Pergam on aufgefunden. Es handelt sich um einen bisher w ohl völlig unbekannten K ultus. Kraut und W urzelstock der N ym phaea- und N uphar-A rten enthalten G erbstoff und w erden hie und da zum Gerben verw endet. Der junge W urzelstock ist zudem reich an Stärke.

1048. N ym phaea cán d id a Presl (= N. alba L. var. oocárpa Caspary, = Caspary, = N. biradiáta Sommerauer, = N. punctáta Karel. et Kiril, = Bunge, = Castália candida (Presl) Schinz et Thellung, = C. alba Wood = C. biradiáta Hayek, = Leuconymphsea candida O. Kuntze). Fig.

var. oligostigma N. pauciradiáta var. minor DC., 626i und k.

Aehnlich nr. 1047- Ausdauernd. Wurzelstock kriechend, sehr lange, bis zum Wasserspiegel reichende Blatt- und Blütenstiele entwickelnd. Laubblätter eirundlich mit + genäherten bis übereinandergeschlagenen, stumpfen bis spitzen Basallappen. Blütenachse mit gerundeten Ecken bis schwach 4-kantig, hervortretend. Kelchblätter 4, grün, länglich­ eiförmig, längere Zeit bleibend. Kronblätter weiss, 15 bis 18 (20), allmählich in die Staub­ blätter übergehend, die äusseren nur wenig länger als der Kelch. Die innersten Staubblätter lanzettlich, etwas verbreitert (Fig. 626 k). Pollenkörner fein höckerig, ohne Stacheln (Fig. 626 i). Fruchtknoten halbkugelig bis kurz-eiförmig, ziemlich weit hinauf von den Staubblättern bedeckt. Narbe ± konkav, gelb, oft purpurn, mit eiförmigem bis zapienförmigem Zentral­ kegel und 6 bis 20 Narbenstrahlen. Frucht rundlich-eiförmig bis eiförmig, nicht oder unregelmässig aufspringend. — VII bis IX. Zerstreut in stehenden oder langsam fliessenden Gewässern (besonders in Moor­ gräben und Moorseen) der Ebene (zuweilen wohl übersehen). /

In D e u t s c h l a n d ziem lich verbreitet w estlich bis zum Rhein (E lsass-L othringen, Pfalz), östlich bis W estpreussen (bis zur W eichsel im Kreise F latow ). In O e s t e r r e i c h vereinzelt in Böhm en (verbreitet), Mähren, N iederösterreich, Steierm ark (G aishornsee und T riebener L ache), Salzburg (U ttendorf im Pinzgau) und 82 *

444 Tirol. Für die S c h w e i z noch unsicher (im O sten eventuell noch aufzufinden). Ausserdem selten angepflanzt, so in Steierm ark (durch H ö l z l in den Erlafsee bei M ariazell) und angeblich um Nürnberg (D utzendteich).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Skandinavien (nördlich bis 67° 58' nördliche Breite), Norddeutschland, Mitteleuropa (westlich bis Eisass-Lothringen, südlich bis Steiermark und Tirol), Sibirien (östlich bis Irkutsk). D iese Art ändert in der A usbildung der Früchte folgenderm assen ab: I. var. o o c ä r p a (Caspary) Conard. Frucht eiförm ig, länger als breit. — H ieher gehört 1. subvar. a p é r t a Con. mit geöffneten Blüten und m it gelber (f. x a n t h o s t i g m a Con.) und roter N arbe (f. e r y t h r o s t í g m a Con.). Letztere Form tritt m it roter (subí, e r y t h r o c á r p a Con.) und grüner Frucht auf (subf. c h l o r o c ä r p a Con.). — 2. subvar. s e m i a p é r t a Con. ( = N ym phaea biradiáta Som m ., = N. sem iaperta K linggr., = N . neglécta H ausleutner). Blüten nur halb geöffnet, glockenförm ig. D ieselb e kom m t mit roter (subf. r u b é l l a Schuster [ = subf. erythrocárpa Con.]) und grüner (subf. v i r é s c e n s Schuster [ = subf. chlorocärpa Con.]) Frucht vor. II. var. s p h a e r o í d e s Con. Frucht kugelig, breiter als hoch. — H ieher gehört 3. subvar. p ä t u l a Schuster ( = subvar. apérta Con.). Blüten geöffnet mit roten (subf. p u r p u r ä s e e n s Schuster [ = subf. érythrocárpa Con.]) und grünen (subf. o l i v á c e a Schuster [ = subvar. chlorocärpa Con.]) Früchten. — 4. subvar. c a m p a n u l ä t a Schuster ( = subvar. sem iaperta Con) . Blüten nur halb geöffnet, glockenförm ig, mit roten (subf. ä m a n s Schuster [ = subf. erythrocarpa Con.]) und grünen (subf. s p é r a n s Schuster [ = subf. chloro­ cärpa Con.]) Früchten. N ach S c h u s t e r sind die beiden Arten durch keine U ebergangsform en nichthybriden Charakters, sondern nur durch Bastarde verbunden. N . a l b a L, X N. c a n d i d a Presl ( = N . b o r e ä l i s Camus) wurde m ehrfach in O stpreussen (Komin- und S tob ain see bei Schw uben, kl. T orfsee bei H elga, See von H ochw alde, R entienen, L eim angelsee, Skandasee) und W estpreussen (See von M lew iec, Krummer See bei Grubno, B orow nosee) beobachtet.

C C LX X X III. Núphar1) Smith (=Nymph Fig. 8. Einjähriges, bis 11 cm hohes Pflänzchen, mit kurzer Faserwurzel. Laubblätter sämtlich grundständig, zahlreich, büschelig, schmal-lineal, stumpflich, oben etwas breiter als unten, kahl, dicklich, ganzrandig. Stengel mehrere, blattlos, kahl, die Blätter meist über­ ragend, mit einer endständigen, radiären Blüte. Perigonblätter meist 5, grünlich, lineal, 3 bis 4 mm lang, mit löffelförmiger, länglicher, etwas hohler, abstehender Spreite und mit einem dem Blütenstiel + anliegenden Sporn (Taf. 117, Fig. 8 b). Kronblätter als Honig­ blätter ausgebildet, gelbgrün (durch Chlorophyll bedingt), spatelförmig, etwas röhrig, gestielt, in der Mitte mit einer Honiggrube. Staubblätter 5 bis 10, gelb. Fruchtknoten zahlreich, auf zylindrischem, sich zur Fruchtzeit oft bis 6 cm verlängerndem, kahlem Fruchtboden, frei, einsamig, mit kurzem Griffel, dachziegelförmig angeordnet. Früchte nussig, + 3-kantig, 1 bis 1,5 mm lang, mit sehr kurzem Schnabel (Taf. 117, Fig. 8 a). — IV bis VI. Selten, aber dann meist gesellig, auf feuchten, sandigen und lehmigen Aeckern, an schlammigen Ufern, auf überschwemmt gewesenen Stellen, auf Brachfeldern, Schwemmland, an Wasserlachen der Ebene (in Böhmen [Brdygebirge] bis über 600 m); oft unbeständig und nur vorübergehend. Fehlt auf Kalkboden gänzlich. ln D e u t s c h l a n d ziem lich verbreitet, w enn auch in einzelnen G ebieten ganz fehlend. In O e s t e r ­ r e i c h gänzlich fehlend in Salzburg, Tirol und Kärnten; auch in Steierm ark neuerdings nicht mehr beobachtet. In der S c h w e i z als Seltenheit in den K antonen W aadt (Fuss der D ole, Payerne), Basel (Bruderholz) und A argau (B osw yl, W ürenlingen, Brem garten, Rheinfelden-M öhlin).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und Mitteleuropa, Nordafrika, Orient, Kali­ fornien, atlant. Nordamerika und S. O. Australien (hier wohl adventiv). D ieses eigenartige, unscheinbare, kalkfeindliche Pflänzchen schw ank t der Zahl nach sehr, je nachdem der Jahrgang nass oder trocken ist. A u f sandigen A eckern erscheint es zuw eilen als Unkraut zusammen mit H olosteum um bellatum (pag. 3 77)» Herniaria, G ypsophila muralis, Spergula arvensis, H ypericum humifusum, R adiola linoides, Lythrum hyssopifolium , Caucalis daucoides, Centunculus m inim us, Cicendia filiformis etc. Andrer­ seits erscheint M yosurus auf Schw em m land längs der F lüsse, w elch e Stellen infolge der W asserbew egun g kahl bleiben; hier dann zuw eilen m it Pilularia globulifera (Bd. I, pag. 49), E latine-A rten, M oenchia erecta, Cerastium anom alum (pag. 362), Ranunculus sardous, L im osella aquatica, H elosciadium repens, H ydrocotyle, Lythrum h ysso­ pifolium , Potentilla supina, T eesdalia nudicaulis, Arnoseris minima, Chondrilla iuncea, Podosperm um laciniatum, G naphalium arvense und uliginosum , Scirpus setaceus, Cyperus flavescens und fuscus, Carex cyperoides (Bd. II, pag. 58), Juncus bufonius etc. — D ie unansehnlichen, grünlichgelben Blüten sind hom ogam und sondern in der M itte der H onigblätter in einer seich ten Grube Nektartröpfchen ab. A ls B estäuber kom m en w inzige M ücken, F liegen , K äfer und Schlupfw espen in Betracht, w elch e teils Frem d-, teils Selbstbestäubung vollführen. D ie sehr kleinen Früchtchen werden durch den W ind leicht verbreitet.

CCCI.

Ranunculus*2)

L.

H a h n en fu ss. Franz.: Renoncule; engl.: Crowfoot, buttercups; ital.: Ranunculo. Einjährige oder ausdauernde Kräuter und Stauden, Land- und ± vollständig unter­ getauchte Wasserpflanzen. Laubblätter nur selten einfach (R. Ficaria, gramineus, Lingua, *) Gr. (xvg [mys] = M aus und otigä [urä] = S chw anz; nach der G estalt der Fruchtähre. 2) D im inutiv von lat. rana = Frosch. V iele Arten w achsen am oder im W asser, dem A ufenthaltsort des F rosches.

541

Flam m ula), m eist han d förm ig geteilt, g elap p t bis vielfach zerteilt m it fädlichen, 1-nervigen A b ­ schnitten (B atrachium ). B lüten einzeln oder in lockeren T ru g d o ld en , radiär, zw itterig. P erian th b lä tte r frei, k elchartig, m eist 5. H o n ig b lätter frei, blum enblattartig, 5 oder m ehr, m eist grösser als die P erian th b lätter, am G runde m it einer nackten oder von einer S chuppe ü berdeckten H oniggrube (T af. 118, F ig. 1 a, 2a, 4b), gelb, rötlich o d er weiss. S ta u b b lätte r zahlreich, m eist gelb. F ru ch tk n o ten zahlreich (T a f. 117, F ig. 3a), auf kugeligem oder w alzlichem , kahlem oder b eh aartem F ru ch tb o d en , aus 1 F ru c h tb la tt gebildet, m it 1 aufsteigenden, ana- oder apotropen, extrorsen Sam enanlage m it 1 Integum ent. F ru ch t 1-säm ig, seitlich ± zusam m en­ ged rü ck t, durch den bleibenden G riffelrest ± g eschnäbelt (T af. 117, F ig. 6a, 7a; T af. 118, F ig . 4 a ; T af. 119, F ig. 4c; F ig . 686b). D ie G a ttu n g , in w elch e w ir au ch die o ft als b e so n d e re G a ttu n g e n a u fg e fa sste n G e n era F ic aria, B a tra ch iu m u n d C e rato ce p h a lu s einbeziehen, u m fasst g eg en 300 in allen G e b ieten (doch v o rh e rrsc h e n d n ö rd lich e x tra tro p isc h ) v e rb re ite te A rte n , von denen einige (z. B. a q u atilis) fa st k o sm o p o litisc h en C h a ra k te r h a b en . M e h re re A rte n (die w eissb lü h e n d en B a tra c h ie r) sind au sg e sp ro ch e n e , g e w ö h n lic h su b m ers lebende W a s se r­ pflanzen m it m eist s ta rk g e te ilte n W a s se rb lä tte rn , w ä h re n d R. F la m m u la m it d e r U n te ra rt re p ta n s sow ie R. L in g u a feu ch te S ta n d o rte bev o rzu g en . A u sg esp ro ch e n e X e ro p h y ten sind selten (R. lllyricus sow ie d e r alpine R. h y b rid u s u n d T h o ra ); die M e h rza h l re p rä se n tie re n T ro p o p h y te n . A ls A c k e ru n k rä u te r k o m m t an e rste r S telle R. arvensis in B e tra c h t m it sta c h e lig b e w e h rte n F rü c h te n , w ä h re n d R . re p ta n s, sc e le ratu s, sard o u s u n d S tev en i n u r m e h r g e le g en tlic h als U n k rä u te r o d e r R uderalpflanzen a u ftre te n . W e it v e rb re ite te T ypen d e r e u ro p äisc h ­ a sia tisc h e n W ald flo ra sind R . acer, F ic a ria , bu lb o su s, nem o ro su s u n d a u ric o m u s; R . aconitifolius und lan u g inosus h a b e n ih re H a u p tv e rb re itu n g in d e r m o n ta n e n Zone. R . lllyricus, C assu b icu s u n d fa lc a tu s g e h ö re n dem p o n tisch e n , R. g ra m in eu s dem m e d ite rra n e n u n d R. h e d era ce u s dem a tla n tisc h e n F lo re n elem e n t an. D e m e n d e m isc h -a lp in e n E le m en t sind zu­ zuw eisen R. T h o ra , h y b rid u s (ostalpin), m ontan u s, S e g u ie rii, P y re n a e u s, p arnassifolius, alp estris, c re n a tu s (S te ie rm ark , K a rp a te n , B al­ kan) und bilobus (S ü d tiro l, L o m b a rd ei). A rk ­ tisc h -a lp in schliesslich sind R. g lacialis und p ygm aeus. A d v e n t i v sind im H a fen von M a n n h e im n a c h Z i m m e r m a n n b e o b a c h te t w o rd e n : R, l o m a t o c ä r p u s F isc h , et M ey. aus dem sü d w estlich e n A s ie n , R. p a r v i f l ó r u s L. , R. m u r i c á t u s L. u n d R. s a r ­ dous subsp. t r i l o b u s D esf. aus dem M itte lm e erg e b iet, R. c h a e r o p h y l l u s L . aus W e ste u ro p a und dem M itte lm e erg e b iet, R. n o - d i f l ó r u s L . aus N o rd - und W e s t-F ra n k ­ re ic h , R. v e l u t i n u s T en . aus S ü d e u ro p a und K lein asien , R. t r a c h y c ä r p u s F isc h , e t M ey. au s G riech en lan d und S. W . A sien (letztere A rt a u c h b ei d e r H u m b o ld tm ü h le T e g e l b ei B erlin) k o n sta tie rt). R. s a r d o u s subsp. t r i l o b u s D esf. w u rd e au ch in der S c h w e iz (T u rn ­ sch an ze S o lo th u rn 1904, k o n sta tie rt. V on k u lti­ v ierten A rte n k o m m t („ g e fü llt“ b e lie b te S c h n itt­ b lu m e ) einzig R. A s i á t i c u s L . ( = R. h o rtén sis P e rs., = R. A fricä n u s h ö rt., = R . O rie n tä lis h ö rt., = R. san g u ín eu s M ili.) aus S ü d o ste u ro p a u n d dem O rie n t in B e tra c h t (Fig. 683). A us­ dau ern d , 7 bis 40 cm hoch. S te n g el einfach o d er ä stig , n e b st den B lä tte rn u n d B lü ten stielen z o ttig . U n te rste L a u b b lä tte r 3-zählig, selten F i g . 683. R a n u n c u l u s A s i a t i c u s L . a, b Z w e i g e f ü l l t e F o r m e n u n ^ t e i l t , m it k eilfö rm ig -ru n d lich en , v orn u n ­ 0/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , c H o n i g b l a t t . — d D i a g r a m m e i n e r R a n u n c u l u s g leich g e sä g te n , se lte n e r un g leich 3-zähligen B lüte. — e K e im lin g vo n R. F i c a r i a L . f L a m in a dieses K e i m b la t te s B lä ttc h e n ; o b e re L a u b b lä tte r m eist 3-zählig, (d n a c h E i c h l e r , e u n d f n a c h S t e r e k x ) .

542

m it g e stie lte n , u n g leic h 3 -zähligen B lä ttc h e n u n d lan z e ttlic h e n o d er lin e a lisc h -ein g e sc h n itten e n Z ipfeln. B lüten 3 bis 5 cm b re it, m eist g efü llt, g elb, w eiss o d er ro t. F rü c h tc h e n m it kurzem , h a k en fö rm ig e m S ch n ab el. V bis V I. Im H an d el w ird a sia tisc h e r b ezw . p e rsisc h er, s c h o ttisc h e r o d e r h o llä n d isc h er sow ie a frik a n is c h e r bezw . tü rk is c h e r o d e r T u rb a n -R a n u n k e l u n tersch ied e n . E ine h ö c h s t e ig e n a rtig e M o n stro sitä t, die zu ein er k lassisc h en M y stifa k atio n g e fü h rt h a t, re p rä s e n tie rt der 1755 von Jo h . G e s s n e r au sfü h rlic h b e sc h rie b e n e u n d a b g e b ild e te R . b e l l i d i f l ö r u s J. G essn er (vgl. J ä g g i , Ber. d e r S ch w eizer. B o tan . G esellsch. H e ft III, 1893). D ie se s n o c h nie gesehene „ sp e c ta c u lu m “ tru g n e b en e ch te n R a n u n cu lu sb lü ten solche von Bellis peren n is. D ie B lü ten sind h o m o g am , se lte n er sc h w a ch p ro te ro g y n o d e r p ro te ra n d ris c h m it h a lb v e rb o rg en e m H o n ig . L e tz te re r w ird am G ru n d e d e r H o n ig b lä tte r in einer m eist + b e d ec k te n , se lte n e r offenen (z. B. R . sc e le ra tu s, F ic a ria ) H o n ig tasch e a b g e s o n d e rt. D ie A nlockun g der In se k ten g e sc h ie h t d u rc h die v o rh e rrsch e n d g elben, w eissen (bei den B a tra c h ie rn am G ru n d e ein g e lb e s „ S a ftm a l“) o d e r se lte n e r ro te n H o n ig b lätter. D e r sta rk e G lanz auf d e r O b e rse ite z a h lre ic h e r A rte n , w e lc h e r z w a r m eisten s a u f die o b e re n zw ei D ritte l b e sc h rä n k t ist, w ird n a c h S c h a f f n i t (U e b er N e k ta rie n d e r R a nunculaceen. E rla n g en 1904), d u rc h eine S tä rk e s c h ic h t h e r­ v o rg e ru fe n . D iese re fle k tie rt das L ic h t und b e w irk t g leic h ze itig eine S p a n n u n g d e r E p id erm is. D a s n e k ta r­ b e re ite n d e G e w e b e b e s te h t ste ts aus lücklosen, kleinzelligen, stä rk e fre ie n P a re n ch y m ze lle n , in w elch es einige T ra c h e e n des b e n a c h b a rte n L eitb ü n d els endigen. Z ah lreic h e A rte n öffnen u n d schliessen ih re B lü ten w ie d erh o lt. Die M e h rza h l der A rte n b e sitz t an den F rü c h te n keine b eso n d eren V e rb re itu n g so rg a n e . R. arvensis (T af. 119, F ig. 4b und 4 c) sow ie R . fa lc a tu s und o rth o c e ra s (T af. 118, F ig . 4; F ig . 368 b) g e h ö re n zu den H ä k elfrü c h te n und w e rd en d u rc h v o rb e istre ife n d e T ie re v e rb re ite t, w ä h ren d einige an d ere A rte n (R. p o ly an th e m u s, m o n ta n u s, glacialis u n d lanug inosus) flac h g ed rü c k te, m it einem F lü g e lra n d (W in d v e rb reitu n g !) v erseh en e F rü c h te au fw eisen . D ie F rü c h te der W asser-R a n u n k e ln und von R .F la m m u la subsp. re p ta n s w e rd en w ohl du rch S ch w im m v ö g el v e rb re ite t. D ie v e g etativ e V e rm eh ru n g e rfo lg t bei R. F ic a ria durch Bulbillen (F ig . 684), bei R. rep en s u n d R. F la m m u la su b sp . re p ta n s du rch w urzelnde A u släu fer. M e h rere A rte n bilden L a n d - und W asserfo rm e n , S e ic h tw a ss e r- o d er Z w e rg fo rm e n . D e r S a ft der k ra u tig e n H a h n e n fu ssa rte n e n th ä lt einen b e isse n d sc h a rfe n , die S ch leim h äu te von M und und R a ch e n s ta rk reizenden, b itte re n , flüssigen Stoff, der v ielleich t m it dem A n e m o n in der A n em o n en (pag. 519) id e n tisc h ist. A ls b e so n d e rs g e fä h rlic h sind zu b ezeich n en R. sc e le ratu s, acer, b u lb o su s, F la m m u la und T h o ra , w e n ig e r g iftig sind R. L in g u a , au rico m u s, F ic a ria und lan u g in o su s, w ä h re n d R. re p e n s u n d p o ly an th em u s k a u m g iftig sein d ü rften . A m g e fä h rlic h ste n is t d e r G ift-H ah n e n fu ss (R . sceleratu s). D a s W eid ev ieh lä s st die frisc h en H a h n en fu ss-P fla n ze n in d e r R eg el u n b e rü h rt steh en . D e n n im g rü n e n Z u stan d e v e rfü tte rt v e ru rsac h e n R. acer, a co n itifo liu s u. a. bei T ie re n H a rn b re n n e n , D urch fall, B lu th a rn e n , F e h lg e b u rte n e tc .; das V ieh g e h t im E rtra g zurück u n d m a g e rt a b . In g rö ss e re r M e n g e g enossen, k a n n die Pflanze in w e n ig en S tu n d en den T o d veran lassen . Im g e tro c k n e te n Z u stan d e sollen die g iftig e n E ig e n sc h a fte n v e rsch w in d e n . W iegen des hoh en W a s se rg e h a lte s sind einzelne A rte n (z. B. R. a conitifolius) sc h w e r zu d ö rre n u n d tra g e n o ft zum S c h im m e lig ­ w e rd e n des H eu es bei. D e r B estim m u n g ssc h lü sse l fü r die A rte n fo lg t am S chluss d e r G a t tu n g !

1108. Rantinculus Ficariax) L. (=

F ic aria ranunculoides R o th , = F . vérna H uds., = F . p o ly p étala Gilib.). S c h a r b o c k s k r a u t , F eigw urz. F ran z.: P e tit bassinet, p o t au beurre, herbe au hém orroïdes, p etite chélidoine; engl.: F ig w o rt, p ilew o rt, lesser C elandine; ita l.: C helidonio m inore, erbafava, favagello. T af. 118, F ig. 1, F ig . 683 e und f, 684 und 685.

F i g . 684. R a n u n c u l u s F i c a r i a L . In den B la tt­ achseln und am G runde e n tw ick eln sich „ B u l­ billen“.

N a ch den g länzenden B lüten und B lä tte rn (vgl. C a lth a p ag . 457 und R anunculus a ce r, siehe d o rt!) h e isst die P flanze: G l i s s e r l i , G l i t z e r l i , G l i n z ä (S chw eiz), B o t t e r ­ b l o m e (O ld e n b u rg ), B u t t e r b l ä t t e r (Eifel), S m o l t b l o m e (O ld en b u rg ), S c h m a l z b l a t t l , - p l ö t s c h l a n (K ärn ten ), A n k e ( n ) - B l ü e m l i (S chw eiz), S c h m a r b l ö m m c h e n (G o th a), frühe S c h m i r c h a l a (R ie se n g e b irg e ), S p i e g e l b l o m e (B rem en ), G o l d b l ü e m l i (St. G allen), S t e r n e ( n ) - B l u e m , S t e r n l i , T e e - B l ü e m l i (S ch w eiz), n a ch der B lütezeit g e e l e O s t e r b l o m e (O ldenburg), M e i b l ä ( d ) r (A ltm a rk ), g ä l i G e i s s b l ü e m l i [vgl. A nem one n em orosa, p a g . 522] (Schw eiz), U f f a r t s - B l ü e m l i (die M ä d c h en schm ücken sich am H im m e lfa h rtsta g e [ = A u ffa h rt] m it diesen B lum en) (G ra u b ü n d en ). D e r N am e S c h a r ­ b o c k s k r a u t g rü n d e t sich a u f die frü h e re V e rw e n d u n g d e r Pflanze g e g en „ S c h a rb o c k “ (K rankheit.] E n tle h n u n g aus dem M lat. sc o rb ü tu s). E r d g e r s t e (O e sterre ich ) g e h t a u f die g e rsten k o rn ä h n lic h en B ru tk n o sp e n in den B lattac h se ln (S a g e vom „ G e tre id e re g e n “ !). W eitere B e n en n u n g e n sind fe rn e r P l a p p e r ( l e ) k r u t (E isass), K r e u z e r l a n (K ärnten),

J) L a t ficus = F e ig e, F e ig w a rz e ; n a ch d e r F o rm der W urzelknöllchen.



m

543

Tafel 118.

Erklärung der Figuren. Fig. 1. la . lb . 2. 2 a. 3. 4. 4 a. 4 b.

Ranunculus Ficaria (pag. 542) Habitus. Honigtasche. Früchtchen. Ranunculus Illyricus (pag. 548). Blütenspross. Honigtasche. Ranunculus Thora (pag. 545). Habitus. Ranunculus falcatus (pag. 544). Habitus. Früchtchen. Honigtasche.

Fig. 5. Ranunculus fluitans. Blütenspross. 5 a. Honigblatt mit Saftmal. 5 b. Früchtchen. 6. Ranunculus circinatus. Blütenspross. 6 a. Honigblatt. 6 b Früchtchen. 7. Ranunculus hederaceus. Habitus. 7 a. Blüte. 7 b. Früchtchen.

G o e k e l e r (bayr. Schw aben), G a u s e b l ö m k es (W estfalen). Z i g e u n e r k r a u t , - s a l a t (Kärnten), L i e b e ( n ) h e r i g o t t s b l ü e m l e (E isass), H e r r g o t t s b l ü e m l i (St. Gallen), P e l t e r c h e n (M oselgebiet), F a e g w u ( r ) z l (Sch w äb isch e A lb).

Ausdauernd, 5 bis 30 cm hoch. Wurzelstock mit dicken, fleischigen, keulenförmigen Wurzeln, 1- bis mehrstengelig. Grundständige Laubblätter langgestielt, am Grunde mit breiter Scheide (Fig. 632), herz- bis nierenförmig, am Rande unregelmässig gekerbt bis gezähnt, seltener fast ganzrandig, samt dem Stiel fleischig-dicklich, fettglänzend, kahl. Stengel meist aufsteigend, einfach oder verzweigt, zuweilen wurzelnd, in den Achseln häufig längliche, weisse Brutknospen tragend (Fig. 684), mit mehreren den Grundblättern gleich­ gestalteten, gestielten Blättern. Blüten einzeln, endständig, aufrecht, 2 bis 3 cm im Durch­ messer, goldgelb. Perianthblätter meist 3 (selten bis 7)> kelchartig, eiförmig, grün, halbsolang als die 8 bis 12 schmal-eiförmigen, goldgelben, (5) 10 bis 17 mm langen, fettig­ glänzenden Honigblätter mit ziemlich langer Honigschuppe (Taf. 118, Fig. 1 a). Staubblätter gelb. Früchte (selten ausgebildet) auf dem behaarten Blütenboden fast kugelig, aufgeblasen, bis 2, 5 mm lang, ringsum gekielt und behaart. — III bis V. Häufig bis gemein an feuchten, schattigen Stellen, unter Gebüsch, an Quell- und Bachufern, in Hainen, Obst- und Baumgärten, Auen, um Sennhütten; von der Ebene bis in die Voralpen, vereinzelt bis 1620 m. Al l g e me i n e Verbrei t ung: Europa (nördlich bis ins arktische Gebiet), Orient. Aendert w en ig ab: f. i n e ü m b e n s Schultz ( = var. peltiförm is Neilr.). Herzlappen der Laubblätter parallel an- oder übereinanderliegend. — f. d i v e r g e n s Schultz ( = var. cordifdlius N eilr.). Herzlappen der Laubblätter auseinander fahrend. — f. n i g r o m a c u l ä t u s (Schur) B eck. Laubblätter zuw eilen schw arz gefleckt. — f. d e n t ä t u s B eck (var. sinuäto-dentätus Schur). Laubblätter bu ch tig gezähnt. — f. m i e r ä s t e r Beck. H onig­ blätter nur 5 bis 7 mm lang. — W ichtiger ist die subsp. n u d i c aü 1i s Kerner ( = Ficaria calthaefölia Rchb. nec Gren. et Godr. nec R. ficariaeförm is F. Schultz). S tengel verkürzt, kaum 8 cm hoch, nicht wurzelnd, oberw ärts m eist blattlos, ohne Brutknospen. Grundständige Laubblätter klein, dicklich, ganzrandig. Blüten grösser. H onigblätter breiter. Früchte häu fig ausgebildet (Selten in Böhm en: Burberge bei Kaaden, Bilin, Jenikov, V yserovice; M ähren: Brünn, Znaim, B isenz) und Küstenland; für N iederösterreich fraglich. D ie se Unterart darf nicht m it dem m edi­ terranen R. ficariaeförm is F. Schultz ( = F. calthaefölia Gren. et Godr.) verw ech selt werden. D er Typus w eist in den m eisten Jahren einen spärlichen F ruchtansatz auf und bringt häufig gar keine oder nur schlecht ausgeb ild ete Früchte hervor. Immerhin darf das Fehlen der Fruchtausbildung keinesw egs auf einen m angelnden Insektenbesuch zurückgeführt w erden; denn die Blüten werden von zahlreichen Insekten (Dipteren, Apiden, Blum enkäfer) besucht. D ie Früchtchen zeigen ein w en ig differenziertes Elaiosom (Hepatica-Typus) und w erden w oh l gelegen tlich auch durch A m eisen verbreitet. D ie Verm ehrung gesch ieh t aber m eistens auf v e g e ­ tativem W ege durch Brutknöllchen. Eine eventuell zu erwartende langsam e Reduktion des Schauapparates, w elch e m it der vegetativen V erm ehrung in K orrelation stehen könnte, hat V o g l e r (Vierteljahrsschrift der naturforschen­ den G esellchaft Zürich, Bd. 48, 1903) im verneinenden Sinne beantw ortet. W eder für die Petala, noch für die Staub- und Fruchtblätter Hess sich eine Tendenz zur Verm inderung der Anzahl nachw eisen. W ie bei verschiedenen

544 a n d ere n F rü h ja h rsb lü te n (D e n ta ria b u lb ife ra, L ilium b u lb ife ru m etc.) dienen die W u rzel-K n ö llch en als V o rra ts ­ sp e ic h e r (vgl. h ie rü b e r A s e l m a n n , W ilhelm . D iss e rt. K iel 1910) und zur v e g etativ en V e rm e h ru n g (F ig . 684). D iese e n tste h e n in den o b e r- und u n terird isch e n B la tt­ achseln, in der E in zah l o d er zu m eh re re n v e r­ w ach sen . D ie d u rc h sc h n ittlic h e L än g e d e r b rä u n ­ lic h g rau e n K nö llch en b e tr ä g t 1,5 cm b e i ca. J/2 cm D ic k e ; do ch g ib t es a u c h K nöllchen, w elch e bis 7, ja 8 cm L ä n g e e rre ich e n . E n d e O k to b e r fan g en die W urzelknöllchen b e re its zu keim en an. A llerdings können blü h en d e E x em p lare von den in den B la tt­ ach seln der S te n g el e n ts ta n d e n e n W urzelknöllchen e rst n a c h e in ig e n ja h re n (frü h e ste n s im zw eiten Jah re ) sich ausbilden. D ie se stä rk e re ic h e n K nöllchen w e rd en zuw eilen von dem nied erfallen d en P la tz re g e n in so lc h er M en g e z u sa m m en g e sp ü lt, dass sie die F a b e l vom „W eizen-, G e tre id e -o d e r K a rto ffe lre g e n “ v e ra n la sst h a b en . D e n n m it G e treid ek ö rn e rn oder ganz ju n g e n K arto ffe lk n ö llc h en h a b e n d iese a ch sel­ stä n d ig e n B ulbillen e tw e lc h e A e h n lic h k eit. W ie bei verschiedenen a n d ere n K nollenpflanzen (C arum bulb o c asta n u m , C orydalis, C yclam en) k o m m t au ch bei R. F ic a ria sc h e in b a r n u r ein K e im b la tt (Fig. 683 e, f) vor. D ieses is t m eist zw eilap p ig m it einem E in sc h n itt in der M itte (w ie die B a u h in ia -B lä tte r), in selten en F ä lle n a u ch d re ilap p ig , w o d u rc h es dann d e r F o rm d e r L a u b b lä tte r n ä h e r kom m t. N a c h S t e r c k x h a n d e lt es sich je d o c h um V e r­ w a c h s u n g der b e id e n K o ty led o n e n . A u sse r den h o m o g am e n o d er sc h w a ch p ro te ra n d risc h e n B lü te n , w elch e sich im S o n n en sch ein e zu einem S te rn von 20 b is 25 m m D u rc h m esser a u sb reiten , k o m m en a u ch rein w e ib lic h e B lüten vo r. D u rc h U m b ild u n g d e r S ta u b b lä tte r g e la n g en g e le g en tlic h „ g efü llte “ B lü ten zur A usb ild u n g . Ju n g w ird das S c h a rb o c k sk ra u t als S a la t oder G em üse v e r­ w e n d e t; sp ä te r w ird es sc h a rf u n d g iftig . Z u r Z eit der H e u ern te is t die P flan ze b e re its v e rtro c k n et. F rü h e r w u rd e n W urzel und K ra u t (R ad ix e t h e rb a C helidonii m inoris) b ei B ru stk ra n k h eiten , H aem o rrh o id en , S k o rb u t etc. m edizin isch b e n ü tz t.

1109. Ranunculus falcätus sp icäta M oench).

L. ( = C eratocephalus falcatus P e rs., S i c h e l f r ü c h t i g e r H a h n e n f u s s , H ornköpfchen.

= C eratocephala T af. 118, F ig. 4.

E in jäh rig , in der T ra c h t von M yosurus, 2 bis 10 cm hoch, m it kurzem 1 bis 3 cm langem h y pokotylem S tengelglied, 1- bis m ehrstengelig, ganze P flanze graufilzig behaart. L a u b b lä tte r aus langem , stielförm igem G runde 3-teilig m it linealen, 1 bis 2 m al gegabelten Zipfeln (M ittelzipfel m eist ungegabelt), abstehend wollig b eh aart. S tengel aufrecht, unverzw eigt, b eb lättert (S tengelblätter den grundständigen gleichgestaltet, nur einfacher und sitzend), b eh aart, 1-blütig. B lüten 10 bis 15 mm im D urchm esser, gelb. P erian th b lätter 5, grün, b eh aart, k ü rzer als die schm al-eiförm igen, 5 bis 7 mm langen H o n ig b lätter; letztere m it b esch u p p ter H oniggrube (diese bis 1/s so lang als das H onigblatt) am verlängerten N ag el (T af. 118, F ig . 4 b). F ru c h tsta n d zuletzt kegelförm ig. F rü c h te auf langem , w alzlichem F ru ch tb o d en zahlreich, 9 bis 10 mm lang, auf der O berseite m it 2 spitzlichen, hohlen, dem einsam igen F ru c h tb la tt parallelen H öckern versehen; letztere auseinanderw eichend, durch eine breite, g ru b ig e R inne voneinander getrennt. S chnabel aus breitem G runde lang zugespitzt, stark sichelförm ig gekrüm m t, flach, in d er M itte am breitesten (T af. 118, F ig. 4a). — III bis V. Selten auf lehm igen A eckern, erdigen A bhängen, auf B rach en ; nur in der Ebene. In D e u t s c h l a n d k aum u rs p rü n g lic h ; n u r verein zelt u n d u n b e stä n d ig als K u ltu rb e g le ite r b e o b a c h te t, so m e h rfa c h in B ayern (O tto b ru n n b e i D e g g en d o rf, V o h b u rg , N euulm ), in T h ü rin g e n (H ainleite b ei S onders-

545 hausen, Greussen, Tennstedt, W eissensee, um Jena). In O e s t e r r e i c h zerstreut in M ähren (Seelow itz, Auspitz, N ikolsburg) und N iederösterreich (von W ähring bis Schönbrunn; wird hier mit jedem Jahre seltener); angeblich auch in Böhm en. F eh lt in der S c h w e i z — auch adventiv — vollständig.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches Europa, Sibirien, Zentralasien.

1110, Ranunculus testicu lätu s J) Crantz (= Ceratocephalus testiculatus A. Kern., = C. orthoceras DC.). G r a d f r ü c h t i g e r H a h n e n f u s s , Hornköpfchen. Fig. 686a und b. Einjährig, 2 bis 10 cm hoch, mit ca. 1 bis 3 cm langem hypokotylem Stengelglied, 1- bis mehrstengelig. Laubblätter aus langem, stielförmigem Grunde 3-teilig mit linealen, meist 1- bis 2-fach gegabelten Zipfeln (Mittelzipfel meist ungegabelt), wie die ganze Pflanze schwach spinnwebig wollig. Stengel aufrecht, unverzweigt, beblättert (Stengel­ blätter den grundständigen gleichgestaltet, nur einfacher und sitzend), behaart, 1-blutig. Blüten 5 bis 10 mm im Durchmesser, gelb. Perianthblätter 5, grün, behaart, 2 bis 5 mm lang, kürzer als die schmal-eiförmigen, langbenagelten Honigblätter mit beschuppter Honig­ grube. Früchte zahlreich, 5 bis 6 mm lang, auf langem walzlichem Fruchtboden, auf der Oberseite mit 2 stumpfen, hohlen, dem 1-sämigen Fruchtblatt parallelen Höckern versehen; letztere fast aneinanderliegend, nur durch eine schmale Furche getrennt. Schnabel lang, dünn, pfriemlich, nur schwach gekrümmt (Fig. 686 b). — III bis V. Selten auf lehmigen Aeckern, trockenen, grasigen Abhängen, auf Brachen; nur in der Ebene. In D e u t s c h l a n d nirgends w ild und höchst selten adventiv (M ühlau bei M annheim, um Berlin). In O e s t e r r e i c h sehr vereinzelt in Böhm en (um Prag), M ähren (Brünn, [Spielberg, Schim itz,] Seelow itz, Auspitz, Znain) und in N iederösterreich (nicht selten um W ien südlich der D on au; bei M ödling; jedoch nicht in Tirol (V intschgau). F eh lt in der S c h w e i z — auch adventiv — vollständig.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches Europa (westlich bis Niederösterreich und Böhmen), Orient, Sibirien (bis zum Altaigebirge). D ie beiden letztem Arten, die im H abitus stark an M yosurus erinnern, bilden m it noch einigen Arten eine natürliche Gruppe (Sektion C e r a t o c e p h ä l u s ) und sind im südöstlichen Europa, im Orient und in Zentral­ asien beheim atet. In M itteleuropa sind sie w oh l unter dem Einflüsse der m enschlichen Kultur eingew andert (vgl. pag. 395), ähnlich w ie V icia lutea, N epeta Cataria, A nthem is Austriaca, L ysim achia punctata, Iberis amara, Conringia Austriäca, Calepina Corvini, D iplotaxis vim inea, H eliotropium Europaeum, Specularia hybrida, Calendula arvensis etc. — D ie Früchte gehören in die K ategorie der H äckelfrüchte. D er krallenförmige Frucht­ stand bleibt an vorbeistreifenden T ieren’ leicht hängen; gelegen tlich wird auch die ganze, schw ach b e­ w urzelte Pflanze m itgerissen.

1111. Ranunculus Thora *2) L. G i f t - H a h n e n f u s s . Taf. 118, Fig. 3 und Fig. 686 f und g. Ausdauernd, 10 bis 30 cm hoch, mit sehr kurzem Wurzelstock und langen fleischigen, oben verdickten Seitenwurzeln. Grundständige Laubblätter frühzeitig vertrocknend, daher scheinbar fehlend. Stengel aufrecht, gerade, dünn, wenig verzweigt, bis über die Mitte einfach und blattlos, hier mit [einem sehr grossen, nierenförmigen bis fast kreisrunden, sitzenden, am Grunde herzförmigen, am Rande vom Grunde nach oben immer grösser gekerbt-gesägten Stengelblatt. Die folgenden Stengelblätter meist schmal lanzettlich, 3-teilig oder 3-lappig, zugespitzt; alle Blätter derb, bläulichgrün überlaufen, auf beiden Seiten mit deutlich vorspringenden Nerven, kahl. Blüten 1 bis 2 cm im Durchmesser. Perianthblätter eiförmig, kahl. Honigblätter eiförmig, gelb, länger. Früchte wenig zahlreich, kahl, fast kugelig, aufgeblasen, auf zerstreut behaartem Blütenboden, mit deutlichen Nerven und sehr kurzem, gebogenem Schnabel (Fig. 686 f und g). — V bis VII. *) Lat. testiculätus = hodenförm ig; w oh l nach dem Fruchtstand. 2) V ielleicht von (p'd'OQÖ, [phthorä] = Verderben; nach den giftigen E igenschaften dieser Pflanze. Nach einer andern Erklärung vom Thoiry im Jura abzuleiten.

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Selten auf steinigen Abhängen, auf Felsen, in Felsspalten, zwischen Krummholz, auf Matten der Alpenkette, von ca. 650 bis 2200 m (Graubünden: Ofen). Nur auf Kalk, Rauhwacke und Dolomit. F eh lt in D e u t s c h l a n d (Bayern) gänzlich. In O e s t e r r e i c h vereinzelt in den Alpen und Voralpen von Südsteierm ark (bei Tüffer, besonders auf dem Hum, bei Röm erbad, auf dem G ipfel der M erzlica bei Trifail), in Kärnten, Krain (nach P a u l i n sicher einzig bei K ljucevica und D o b o v ec bei R atschach; nach F l e i s c h m a n n angeblich auch an der kroatischen Grenze bei Brod a. d. Kulpa, bei Pölland, Schw einberg und im U skok en geb irge) und T irol (südliche K alkberge: F assa, Fleim s, Primör, Campiglio, V al Brenta, Val V estino, Bondone, M onte Tom bea, M onte Baldo, oberstes Vallarsa etc.). In der S c h w e i z sehr vereinzelt in den K antonen W aadt, W allis (vom G enfersee bis col de Couz), Freiburg (le Lavanchy, col de Bonaudon, des N on tanettes, des M orteys), Tessin (C am oghe, G eneroso) und Graubünden (H ochdukan und Schyatob el bei Davos^ V al T isch bei Bergün, A lbulapass, M urtera und Cluozza bei Zernez, selten im O fen geb iet). A usserdem im w estlich en Jura (R eculet, Colom bier, D ole) sow ie am M ont Saleve bei Genf.

A l l g e m e i n e Ver br e i t ung: Zentral-Pyrenäen, Jura, Alpenkette (von den West­ alpen bis Krain und Kroatien), Karpaten, Siebenbürgen, Dalmatien, Bosnien, Herzegowina, Montenegro. Aendert etw as ab: var. s c u t ä t u s (W aldst. et K it.) Beck ( = R. S chöttii D alla Torre, = R. T hora M aly). Sten gel m eist m ehrblütig. U nteres Stengelblatt breit, queroval bis fast kreisrund, am Grunde deutlich bis tief herzförm ig (Südsteierm ark, Krain). — Eine w eitere Form (var. d ü b i u s Rouy et F ouc.) findet sich in den W estalpen, eine drittte (var. C a r p ä t i c u s G riseb. et Schenk, = R. Tätrae Borbäs) in den Karpaten. Nach B r u n i e s (Flora des O fenberges, Chur 1906) darf das vollständige F ehlen der Grundblätter nicht als U nter­ scheidungsm erkm al von dem nahe verw andten R. hybridus (nr. 1112) gelten. N ach diesem A utor entw ickeln sich im ersten Jahr 1 bis 2 Grundblätter, w elch e im H erbst desselben Jahres absterben. Im nächsten Jahr erst erscheint der Stengel mit den Stengelblättern (m eist 2, seltener 3 oder nur 1), w elch er m it einer, seltener mehreren Blüten absch liesst. U ebrigens kann der G rundblattstiel der Erstlingsblätter sehr leich t für den noch unent­ w ickelten Stengel (die D ick e beider G ebilde ist ungefähr dieselbe), w elch er aber erst im zw eiten Jahre entsteht, gehalten werden. A usserdem kann nur das oberste Stengelblatt ausgebildet sein, w odurch dann solche Exem ­ plare bei gleich zeitigem A uftreten der Grundblätter das A ussehen von R. hybridus annehm en können. R. T hora ist w ie die folgende A rt eine ausgesprochene Kalkpflanze, w elch e aber den nördlichen K alkalpen gänzlich abgeht. Ihre H auptverbreitung liegt in den W est- und Südalpen, w o sie zuw eilen tief in die T äler (in Krain bis 650 m) hinabsteigt. Andrerseits erreicht sie in den ,,E ngadiner-D olom iten“ (Ofengruppe), w o die obere V egetationsgrenze überhaupt stark nach oben verschoben ist, die bedeutende H öhe von 2200 m Hier erscheint sie an der oberen Bergföhrengrenze in G esellschaft von Juniperus nana, Erica carnea, A rctostaphylos alpina, Dryas, Ranunculus alpestris und m ontanus, A nem one vernalis (pag. 530), Bellidiastrum M ichelii, Anthyllis vulneraria var. alpestris, B iscutella levigata, Bartschia alpina, G entiana acaulis und verna, D aphne striata, H elianthem um alpestre und anderen xerophil gebauten Kalkpflanzen. — D iese Art gilt als eine der g iftigsten einheim ischen Pflanzen. D ie W urzeln, w elch e w ie bei R. hybridus stark fleisch ig verdickt sind, sollen b isw eilen unter der D roge Radix G entianae luteae Vorkommen. M it dem S afte der W urzeln sollen die alten Gallier die schnell tötenden P feile vergiftet haben.

1112. Ranunculus h^bridus Biria (= R. pseudothora Host, = R. pthora Crantz). B a s t a r d - H a h n e n f u s s , Hahnenkamm. Fig. 686 c bis e. A ls Alpenpflanze h eisst diese Art g e l b e G a m s w u r z B lättern in N iederösterreich H a h n e n k am p ( e l ) , H a n a k e m p .

(K ärnten); nach den kam m förm ig geteilten

Aehnlich nr. 1111, jedoch meist niedriger (10 bis 15 cm hoch), mit sehr kurzem, ausdauerndem Wurzelstock und zahlreichen, oberwärts fleischig verdickten Seitenwurzeln. Grundständige Laubblätter stets deutlich ausgebildet, meist 2 (selten 4), langgestielt, nieren­ förmig, am Grunde plötzlich in den Blattstiel verschmälert, ganzrandig, an den Seiten und oben gekerbt-gesägt oder oben bis eingeschnitten-gezähnt. Stengel aufrecht, kahl, wenig ver­ zweigt, über der Mitte mit einem den Grundblättern gleichgestalteten, kurz gestielten, jedoch oben fast stets 3- bis 5-lappig-eingeschnittenen Stengelblatt; die nächsten Stengelblätter handförmig 3- bis 5-zähnig mit langen, spitzen Zähnen, die obersten lanzettlich, ganz­ randig. Alle Blätter derb, besonders unterseits deutlich erhaben aderig, blaugrün bereift.

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P e ria n th b lä tte r eiförm ig, k ü rzer als die m eist 5 gelben, breit-eiförm igen, lang benagelten, gan zran d ig en , bis 6 mm langen H onigblätter. S ta u b b lätte r gelb. F rü ch te w enig zahlreich, 3,5 bis 4 mm lang, fast kugelig, kahl, erhaben g ead ert, m it sehr kurzem , gebogenem S chnabel (Fig. 686 d, e). — V I bis V III. Stellenw eise ziem lich häufig auf steinigen T rifte n , auf F elssch utt, in F elsspalten, an S chnee­ feld ern , zw ischen K rum m holz der A lpen; von ca. 1600 bis 2500 m, zuw eilen auch h erab steig en d (Seem ahd im A ch en tal in N o rd tiro l bis 930 m, A lluvionen der M ürz bei Steinalpe). N u r aüf K a lk und Dolom it. In D e u t s c h l a n d einzig an d e r S oyernspitze (2000 m ) in den bayer. K alk alp en (neuerdings d u rc h V o l l m a n n fe stg e ste llt); au sse rd em n a h e d e r sa lzb u rg isc h en G renze am T o rre n e rjo c h . In O e s t e r e i c h ziem lich v e rb re ite t in den n ö rd lich en u n d sü d ­ lichen K alkalpen. In T iro l v e rlä u ft die w e stlic h e V e g etatio n slin ie m it den P u n k te n S olstein, V alm ingtal, B occa di B re n ta , V al V e stin o m itte n d u rc h die g e fü rs te te G ra fsc h a ft. F e h lt in der S c h w e i z gänzlich (d o ch n a h e, [5 bis 6 km ] der G renze im V alle die V itelli in O b e rita lie n ).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : N ördliche und südliche K alk alp en der östlichen A lp en k ette (w est­ lich bis T iro l und bis zur L om bardei, östlich bis N ied e r­ österreich).

Fig-, 686.

R a n u n c u lu s

te stic u la tu s

Crantz.

a H a b itu s, b F rü c h tc h e n . — R . h y b r i d u s B iria.

D iese in den östlich en K alkalpen n ich t seltene, c h a ra k ­ c H a b i t u s (*/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . d F ruchtstand. « F r ü c h tc h e n . — R. T h o r a L. f F ru ch tsta n d . te ristisc h e S pezies t r it t ziem lich h äufig in d e r K rum m holzregion auf g Früchtchen. ste in ig e m B oden auf in G e se llsch a ft von R h o d o d en d ro n h irsu tu m u n d C h a m a ec istu s, A rc to sta p h y lo s alpina, C lem atis alpina (pag. 509), G lo b u laria nudicaulis, S alix g lab ra , re tu s a u n d re tic u la ta , S o rb u s cham aem esp ilu s, A m e la n ch ie r ovalis, Senecio a b ro ta n ifo liu s, P e u c ed a n u m O stru th iu m , V a le ria n a m o n ta n a , V iola biflora, S a x ifra g a a n d ro sa c e a und caesia, A chillea a tr a ta und C lavennae, C h ry sa n th em u m a tra tu m , C a rd u u s defloratus, P la n ta g o m o n ta n a , H elio sp erm a quadrifida, P o a m inor, S esleria c ae ru le a , C arex capillaris, B iscutella lev ig a ta , V a le ria n a saxatilis, P e d icu la ris Ja c q u in i u n d in c a rn a ta , A nem one narcissiflo ra (pag. 527), T h a lic tru m a q u ile g ifo liu m , G eran iu m silvaticum , S ta ch y s Ja c q u in i, C a la m in th a alp in a etc. A n d e rerseits ist R. h y bridus in den S ü d alp en eine P flanze der F e ls s c h u tt­ fluren, h ie r o ft v e rg e se llsc h a fte t m it P a p a v e r alpinum , L in a ria alpina, T h la sp i K ern eri, D ry a s o c to p e tala, A sp id iu m rig id u m , C y sto p teris r e g ia , A spidium L o n c h itis , T ris e tu m a rg e n te u m , S esleria sp h a ro ce p h a la , Ju n c u s m onanthos, A lsine A u s tria c a , M o e h rin g ia ciliata, C e rastiu m C a rin th ia c u m (pag. 372), G y p so p h ila re p en s, D ia n th u s M o n sp essu lan u s subsp. S te rn b e rg ii (pag. 338), H elio sp erm a a lp e stre, H u tc h in sia alpina, A ra b is a lp in a u n d pum ila, A th a m a n ta C retensis, L ase rp itiu m peucedanoides, S c ro p h u laria H oppei, V e ro n ica fru tic an s, G alium anisophyllum , C a m p an u la Zoysii, D oro n icu m glaciale etc. — B lü te n g rö sse und Z ahl der S ta u b b lä tte r sind b ei dieser A rt se h r verän d erlich .

1113. Ranunculus gramfneus

L. G r a s b l ä t t e r i g e r H a h n e n f u s s .

F ig. 687a und b.

A usdauernd, 5 bis 25 cm hoch, T ra c h t von R . P yrenaeus. W u rzelsto ck sehr kurz, m it fast gleichm ässig dicken, langen Seitenw urzeln und stark faserschopfig. G rundständige L a u b b lä tte r lineal-lanzettlich, bis halb solang als d er S tengel, erhaben bogennervig, am G ru n d e bescheidet. S tengel einzeln, aufrecht, 1- bis 3-blütig, kahl, m it w enigen kahlen, den G ru n d b lättern g leich gestalteten, fast linealen oder pfriem lichen, kleineren S tengelblättern. B lüten 1,5 bis 2 cm im D urchm esser, gelb. P e ria n th b lä tte r eiförm ig, abstehend, kürzer als die ziem lich lang b enagelten abgerundeten H o n ig b lättern (Fig. 687b). F rü ch te halbkugelig, runzelig, körnig, aufgeblasen, kahl, m it stark erhobenem A d ern etz, m it zugeschärftem R an d e

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und sehr kurzem, stumpfem Schnabel auf zylindrischem, kahlem Fruchtboden (Fig. 687c)F— IV bis VI. Sehr selten auf trockenen, sandigen Hügeln. Fehlt in D e u t s c h l a n d und in Oes t er­ rei ch gänzlich. In der S c h we i z einzig im mittleren Wallis (Plätrieres von St. Leonhard bei Sitten). A l l g e me i n e Verbrei tung: Mittelmeergebiet (in Frankreich nördlich bis Paris). D iese echt mediterrane Sp ezies gehört im W allis zu denjenigen A rten, w elch e aus dem P iem ont über die P asslücken der südlichen W alliseralpen (G rosser St. Bernhard, Sim plon) — w ahrscheinlich w ährend der S tep p en - oder xerotherm ischen P eriode — ins trockene, m ittlere W allis einwanderten. A ehnlich verhalten sich H elianthem um salicifolium , O nonis Columnae, T rigonelia M onspeliaca, Lathyrus sphaericus, Kentrophyllum lanatum , Crupina vulgaris, Xeranthem um inapertum, Salvia Sclarea, K oeleria V allesiana (Bd. I, pag. 283) e tc .,' alles Pflanzen, w elch e dem G enfersee fehlen.

1114. Rantinculus JllyricilS1) L. (= R. tomentösusMoench, = R. sericeusWilld.). Illyrischer Hahnenfuss. Taf. 118, Fig. 2 und Fig. 688a und b. Ausdauernd, 30 bis 45 (60) cm hoch, mit 5 bis 12 knollig-verdickten, kurzen Seiten­ wurzeln, Ausläufer treibend. Ganze Pflanze angedrückt glänzend-weisszottig. Grundständige Laubblätter gestielt, 3-teilig mit lineal-lanzettlichen, spitzen, bogennervigen, ungeteilten oder bis zum Grunde geteilten Abschnitten. Obere Blätter allmählich einfacher geteilt. Stengel gerade aufrecht, schlank, wenig verzweigt. Blüten einzeln, aufrecht, 2 bis 3 cm im Durch­ messer, glänzend goldgelb. Perianthblätter meist 5, schmal-eiförmig, spitz, lang, silbergrau­ zottig behaart, zurückgeschlagen, kürzer als die fast kreisrunden, zitronengelben Honig­ blätter; letztere am breiten Nagel mit langer, gedeckter Honigdrüse (Taf. 118, Fig. 2 a). Staubblätter gelb. Früchte zahlreich, auf langem, zylindrischem, kahlem Fruchtboden, im Umriss ± dreieckig, 3 mm lang, seitlich sehr stark zusammengedrückt, mit langem, geradem, spitzem Schnabel und ringsum geflügelt, an den gegenseitigen Berührungsflächen seicht punktiert (Fig. 688 a und b). — V, VI. Selten auf trockenen, sandigen Stellen, an sonnigen Hügeln und Triften, unter Ge­ büsch, auf Aeckern, Weideplätzen, Schafweiden. In D e u t s c h l a n d besonders im Oder- und Elbetal und den N ebentälern, so zerstreut in Schlesien im Oder­ g eb iet bei Ob. Tillendorf bei Bunzlau, zw . Herrndorf und Fröbel bei G logau, K ösling bei K ätscher), in Sachsen (im grossen G ehege bei D resden häufig, aber selten blühend), Provinz Sachsen und A nhalt (am Schw eizerling bei W ettin, Löderburg, P lötzkau, Stassfurt, H um m elberg, Frohser Berge bei Schoenebeck, Zenser Berge, K leinm ühlinger Berg, Elendsberg bei Brumby, M ühlberg bei K rosigk, Z schitschenberg u n w eit Plötz, N euhaldens­ leben, Hadm ersleben, Pfingst- und P olsberge bei Lattdorf). In O e s t e r r e i c h in Böhm en (um Prag, W eltrus, E lbetal bei A u ssig etc.), in M ähren (Schw edenschanze nächst Brünn, H eiligen Berg bei N ikolsburg, Polauer Berge, Znaim, Kromau, C zeitsch, K eltschan, Bisenz), in N iederösterreich (im G ebiete der pannonischen Flora von Laaerberge bei W ien bis auf die H ainburgerberge und an den N eusiedlersee, bei M ödling und im öst­ lichen M archfelde) und im K üstenland, i'eh lt in der S c h w e i z gänzlich. A usserdem gelegen tlich adventiv, so im H afen von M annheim (1895) und Rüdersdorf bei Berlin; angeblich auch an der Staatsbahnlinie bei Innsbruck (gegen V öls) in Nordtirol.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches und Mittel-Europa (nördlich bis Oeland, Schweden, westlich bis Italien), südwestlich. Asien. D iese xerophile (starke seidige Behaarung I) pontische Art findet sich in Deutschland nur im Oder­ geb iet, im E lbetal (abw ärts bis Schönebeck südlich von M agdeburg) und dessen Seitentälern; im Saaletal aufw ärts bis gegen Halle. Früher war sie jedenfalls in Deutschland verbreiteter; so kam die Pflanze w ahr­ scheinlich auch im W eichselgeb iet vor. Im Elbe- und Saaletal gehört sie w ie Prunus C ham aecerasus, Stipa capillata und pennata (Bd. I, pag. 203 und 204), Carex supina, G agea saxatilis und Bohem ica, M uscari tenuiflorum, Iris nudicaulis, Ornithogalum tenuifolium , Trifolium parviflorum, A stragalus exscapus und Danicus, O xytropis p ilosa, S eseli H ippom arathrum , Peucedanum officinale, A ster L inosyris, Inula G erm anica, A rtem isia P ontica, A chillea nobilis, Jurinea cyanoides, Scorzonera purpurea, L actuca saligna und quercina, Hieracium *) *) W eil in der Landschaft Illyrien (lat. Illyria) häufig vorkommend.

549 echiodes, Campanula Bononiensis, V eronica spuria, N epeta nuda, D racocephalum Ruyschiana, Brunelia alba, D ictam nus albus, Lavathera Thuringiaca, A lthaea hirsuta, Hypericum elegans, Erysimum crepidifolium, D raba muralis etc. zu den sudosteuropäischen Arten, w elch e aus Böhm en oder Schlesien bis in die H ügelform ation von Thüringen Vordringen. In Niederösterreich erscheint R. Illyricus als B estandteil der pontischen H eide oder Federgrasflur. — D ie Pflanze wird von Schafen oft ab gew eid et und treibt dann m eist nur W urzelblätter; sie kom m t aber auch an solchen Stellen, w elch e nicht abgew eidet werden, nur selten zur Blüte.

1115. RanuncultlS L ingu a1) L. G r o s s e r H a h n e n f u s s . Franz.: Grande douve; engl.: Great Spear-wort; ital.: Ranuncolo dei canneti. Taf. 119, Fig. 1 und Fig. 687 d. Ausdauernd, 50 bis 150 cm hoch, mit dicker, röhriger Grundachse und quirlständigen Seitenwurzeln, unterirdische, hohle, bis 80 cm lange Ausläufer treibend. Grund- und stengel­ ständige Laubblätter gleichgestaltet, kurz gestielt, schmal- bis lineal-lanzettlich, spitz, ganzrandig, derb, graugrün, die unteren zuweilen entfernt schwach gezähnt, mit starkem Mittelnerven, an nichtblühenden Sprossen eiförmig, lang gestielt, kahl oder unterseits behaart. Stengel kräftig, gerade, aufrecht, oben stark verzweigt, kahl oder spärlich zottig behaart, vielblütig, hohl. Blüten (2) 3 bis 4 cm im Durchmesser, fettglänzend goldgelb. Perianthblätter 5, breiteiförmig, kahl, abstehend, halbsolang als die eiförmigen bis fast runden, kurz benagelten Honigblätter; letztere am Nagel mit einer, von einer kurzen Schuppe bedeckten Honiggrube (Taf. 119, Fig. 1a). ¡¡Früchte zahlreich, zu einem kugeligen Fruchtstand vereinigt, auf kahlem Fruchtboden, eiförmig, beiderseits zusammengedrückt, mit kurzem, dickem und gebogenem Schnabel, ringsum berandet, ohne sichtbare Nerven (Taf. 119, Fig. lb). — VI bis VIII. Zerstreut, aber verbreitet, an feuchten Stellen, an Teichrändern, Ufern, Gräben, trägen Gewässern, in Sümpfen, auf Sumpfwiesen, in Torfstichen der Tiefebene (vereinzelt bis ca. 600 m). In den Alpen nur in den Haupttälern. A[llgem[eine V e r b r e i t u n g : Europa, Sibirien; angeblich auch in Indien. Aendert ^ab: var. [ t y p i c u s Beck ( = var. glabrätus WTallr.). Ganze Pflanze kahl oder fast kahl (G ew öhnlich e Landform ). — var. h i r s ü t u s Wallr. ( = R. Schm idtii Schur). Ganze Pflanze steif zottig behaart (Seltener). — V on Standortsform en kom m en nach G l ü c k (Uferflora, pag. 378) Land-, W asser- und S eich t­ w asserform en in Betracht. D ie Landform erzeugt bereits im H erbst (von Ende A u gust ab) oder aber erst im Frühjahr grundständige und langgestielte Prim ärblätter mit länglicher, eiförm iger oder breitelliptischer, vorn abgestum pfter oder stum pf zugespitzter, am Grunde bald abgerundeter, bald sch w ach herzförm iger (seltener in den Stiel zusam m engezogen), oberseits schw er benetzbarer Spreite. D ie späteren, dem Stengel aufsitzenden F olgeblätter sind breit lanzettlich, nach beiden Seiten hin zugespitzt und sitzend. — D ie W asserform (f. s u b m e r s u s Glück), auf w elch e bereits S c h u l t z (Phytostatik der Pfalz. 1863, pag. 105) aufmerksam m acht, entspricht dem Primärstadium der Landform (Fig. 687d). A usläufer (bis 80 cm lang) und Laubblätter sind stark vergrössert. A n den kranzförmig bew urzelten Knoten der A usläufer bilden sich im Spätherbst zunächst kleine Schuppenblätter, die nach oben allm ählich in die gestielten , löffelartigen, zuw eilen sehr langen (7 bis 35 cm) W asserblätter übergehen. D ie W asserform siedelt sich m eist in 30 bis 60 cm tiefem W asser an. In sehr grosser T iefe (80 bis 300 cm ) kultiviert, kann sich an Stelle der B lütenstengel ein rein vegetativer aufrechter Stengel ausbilden. — D ie Seichtw asserform endlich entsteht durch Um bildung der W asserform . D ie Prim ärblätter gehen zu G unsten der emersen F olgeblätter früher oder später zugrunde. R. Lingua erscheint nicht allzuselten in der Teichform ation in G esellschaft von Scirpus lacustris, Iris Pseudacorus, Butom us um bellatus, Sparganium ramosum, Sagittaria, A lism a Plantago, Cicuta virosa, Sium latifolium , Carex pseudocyperus, R um ex hydrolapathum etc., andrerseits in der Verlandungszone mit Lythrum Salicaria, Senecio paludosus, Spiraea Ulmaria, Comarum palustre, Epilobium parviflorum, M enta aquatica, Scutellaria galericulata, V eronica A nagallis, Valeriana officinalis, Thalictrum flavum , Ranunculus Flam m ula (pag. 550), Rumex conglom eratus, H eleocharis palustris, Juncus lam pocarpus, Scirpus maritimus, D escham psia caespitosa, P oa serotina, Lathyrus paluster, Equisetum lim osum etc. A uch in W iesenm ooren (pag. 359), speziell im M agnocaricetum , ist R. Lingua vereinzelt anzutreffen. — D ie grossen, w eithin sichtbaren Blüten sind proterogyn. A ls Seltenheit sind schon geteilte oder eingeschnittene H onigblätter beobachtet worden. J) N ach den einer Zunge (lat. lingua) nicht unähnlichen Laubblättern.

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1116. Ranunculus Flátnm ula a) L. Brennender Hahnenfuss. Franz.: Flammule, petite douve; engl.: Lesser Spear-wort; ital.: Ranúnculo delle passere. Taf. 119, Fig. 2 und Fig. 687e. N ach dem feuchten Standort (auf nassen W eiden bekom m en die Schafe die Egelkrankheit, vgl. Alism a Plantago, Bd. I, pag. 151!) h eisst diese Art I l e n k r u u d , I l e n t l ä e r (N ord w estlich es D eutschland), E g e l k r a u t (bayer. Schw aben). D ie V olksm edizin des nordw estlichen D eutschlands lässt m it den scharfen, blasenziehenden Blättern des frischen Krautes g eg en G icht die Glieder einreiben, daher G i c h t b l ä e r , J i c h t k r u t . Ebenda findet sich auch der N am e S p i t z b l ä e r , in G otha A u f w u c h e .

Ausdauernd, 20 bis 50 (70) cm hoch, mit kurzem Wurzelstock und faserigen Seiten­ wurzeln, mit oder ohne Ausläufer. Grundständige Laubblätter gestielt, herzförmig bis eiförmig, ganzrandig. Stengelblätter sitzend, lanzettlich bis lineal-lanzettlich, ganzrandig oder entfernt schwach gezähnt, spitz. Stengel aufrecht, aufsteigend oder liegend, seltener im Wasser flutend, meist wellig gebogen, einfach oder + stark verzweigt, im unteren Teile hie und da wurzelnd, kahl. Blüten zahlreich, klein, 0,6 bis 2 cm im Durchmesser. Perianthblätter 5, zurückge­ schlagen, eiförmig, kahl, kürzer als die breit-eiförmigen, 3 bis 6 mm langen, am kurzen Nagel mit einer kurz bedeckten Honiggrube versehenen, goldgelben, fettiglänzenden Honigblätter (Taf. 119, Fig. 2a). Früchte auf kahlem, kugeligem Fruchtboden, eiförmig, 1,5 bis 1,8 mm lang, kahl, an den Seiten feinnetzig, ringsum gekielt, mit sehr kurzem Schnäbelchen (Taf. 119, Fig. 2b). — VI bis X. Häufig bis gemein an feuchten, schattigen Stellen, an Ufern, in Sümpfen, Mooren, auf Waldwegen; von der Ebene bis in die alpine Region (vereinzelt bis ca. 2000 m). Al l g e me i n e Verbrei tung: Europa, gemässigtes Asien. R. Flam m ula ist ziem lich formenreich und kann in die beiden folgenden U nterarten gegliedert w erd en : 1. subsp. Flátnmula (L.) Schinz et Keller ( = var. genuinus Buchenau, = var. eréctus Neilr.). G anze Pflanze kahl oder fast kahl. Stengel + aufrecht oder aufsteigend, 20 bis 50 cm hoch, nicht oder nur an den untersten G elenken wurzelnd. U ntere Laubblätter langgestielt, eiförm ig, + stark gezähnt, bis über 1 cm breit, oben lanzettlich oder lineal-lanzettlich, spitz. Blüten 6 bis 20 mm im D urchm esser (Verbreitet). H ieher ferner: var. m a i o r Schulthess. Pflanze bis 70 cm hoch. Grundblätter langgestielt, alism a-artig (D iese Form verm ittelt den U ebergan g zu R. Lingua). — var. p f l i f e r Beck. Pflanze zart, schlank, aufrecht, (besonders oberw ärts) + reichlich steiflich behaart. (Seltener). — var. s e r r á t u s DC. Laubblätter deutlich + scharf g esä g t (Ziem lich häufig). — var. g r á c i l i s G . F . W. M eyer ( = var. tenuifölius W allr., — var. radicans N olte, var. reptans Neilr., = R. réptans M aly nec L.). Stengel zart, 3 bis 30 cm lang, niedergestreckt, kriechend an den m eisten Knoten wurzelnd. L aubblätter eilanzettlich bis lanzettlich, schm al, höchstens 0,5 cm b reit, die obern lineallanzettlich. Stengelglieder gerade. Blüten etw as kleiner (Selten). D iese Form wird vielfach als U ebergan g zur subsp. reptans an­ g eseh en ; von dieser jedoch verschieden durch breitere Laub­ b lätter, aufsteigendes Stengelende und obere Knoten nicht wurzelnd. — N ach G l ü c k sind auch bei R. Flam m ula die Laub­ blätter in langstielige, grundständige Primärblätter und in lanzettlich e, stengelständige F olgeblätter differenziert. W ährend aber bei R. Lingua die Prim ärblätter bei subm erser L eb en sw eise eine starke F lächenvergrösserung zeigen, w eisen die von R. Flammula unter W asser eine F lächenreduktion auf. Ferner erzeugt R. F lam ­ mula auf dem Prim ärblattstadium in grosser W assertiefe noch eine Schw im m blattform . A usserdem haben die Blütenstände von R. Flam m ula die N eigung sich an den, K noten zu bewurzeln und in Ausläufer um zubilden; ebenso zeigen sie die Tendenz zur Fig. 687. R a n u n c u l u s g r a m i n e u s L . a H a bitu s. Verlaubung, w as m it zunehm ender W asserzufuhr um so mehr b H onig bla tt , c F r ü c h tc h e n . — d R. L i n g u a L. f. s u b m e r s u s G lü ck. — e R. F l a m m u l a subsp. hervortritt. N ach Glück kom m t den oben genannten, von den r e p t a n s (L.) Schinz e t K e lle r f. s u b m e r s u s System atikern aufgestellten Form en nur geringe B edeutung zu.9 Glück. H a b itu s (Fig. d un d e n a c h G l ü c k ) . 9 V gl. Bd. III pag. 513.

551 Er unterscheidet eine Landform , Schw im m blattform en (f. n ä t a n s G lück) und eine subm erse W asserform (f. s u b m e r s u s Glück). 1. D ie Landform erzeugt zunächst eine R osette von mehreren (3 bis 12) Primärblättern, die entsprechend den jew eiligen F eu ch tigk eits- und Belichtungsverhältnissen 3 bis 18 cm lang sein können. D ie Blattspreite ist breiteiförm ig, an der Spitze stumpf, am Grunde abgerundet oder (häufig bei Schattenform en) sch w ach herzförm ig. S tiele halbstielrund, oberseits deutlich gefurcht. D ie lanzettlichen, sitzenden oder kurz­ gestielten F olgeblätter gelangen m it den Blütenständen zur Entfaltung. D ie se letzteren werden bis 50 cm lang, sind + stark verzw eigt und können neben den Blüten in den B lattachseln + zahlreiche (entsprechend der jew eiligen Zufuhr an F euchtigkeit) T ochterprosse erzeugen. U n verzw eigte und dann nur 1- bis 2-blütige Exem plare finden sich an schattenreichen oder aber auf sehr trockenen Standorten. — 2. Schw im m b latt­ formen bilden sich m it V orliebe im Frühling und H erbst und siedeln sich m eist in 8 bis 35 cm tiefem W asser an. S ow ohl die Primär- als die F olgeblätter können sich der schw im m enden L ebensw eise anpassen. D ab ei lassen die grundständigen Prim ärblätter zunächst eine starke V erlängerung der B lattstiele sow ie eine V ergrösserung der Blattspreite erkennen, die auf dem W asserspiegel schw im m end eine dunkle und glänzende O berfläche an­ nim m t. D ie Schw im m blattstiele sind im G egensätze zu den stark gefurchten L uftblattstielen entw eder fast stielrund oder doch nur undeutlich gefurcht. — 3. D ie subm erse W asserform entspricht einer Reduktionsform , die hauptsächlich Prim ärblätter trägt, neben w elchen noch U ebergangsblätter zum Vorschein kommen können. D ie W asserform erzeugt entw eder nur (2 bis 12) grundständige Blätter oder ausserdem noch stengelständige. D ie W asserblätter bestehen aus einem langen Stiel und aus einer rudimentären Blüte. D ie W asserblattstiele sind entw eder ganz zylindrisch, oberseits schw ach abgerundet oder höchsten s entfernt gefurcht. Blüten kom m en bei der subm ersen Form niem als vor, höchstens gelegen tlich verküm m erte Blütensprosse. — Eine w eitere Form wird als var. a l i s m i f ö l i u s Glaab unterschieden und kom m t fast nur im Süden vor (angeblich auch in Salzburg zw ischen M ittersill und D orf P ass Thurn). Pflanze sehr kräftig, steif aufrecht, oberw ärts dichasial verzw eigt. Primär- und F olgeblätter aussergew öhnlich gross; die letzteren breit-elliptisch bis länglich-lanzettlich, stum pf zugespitzt. Blüten sehr gross, bis 20 mm breit. D er eigenartige H abitus und die stattlichen Blüten dieser Form werden nach G l ü c k vielleicht durch warm e Standorte erzeugt. — D ie hellgelben Blüten von R. Flammula sind proterandrisch. G leich nach dem A ufblühen springen die A ntheren der äussersten Staubblätter auf, w elch er V organg langsam nach der M itte vorschreitet. Jedes Staubblatt b iegt sich daher nach aussen und kehrt die mit Pollen bedeckte Seite gegen die H onigblätter. Ehe noch die innersten A ntheren aufspringen, sind die Narben entw ickelt, so dass dadurch die M öglichkeit spontaner Selbstbetäubung erhalten bleibt. Der B esuch von Insekten (m eist Dipteren) ist spärlich (nach K i r c h n e r ) . 2. subsp. r e p t a n s (L.) Schinz et Keller. T af. 119, F ig. 3, F ig. 687 c und 688 c. Ausdauernd, 5 bis 20 (50) cm lang. Stengel fadenförm ig, niederliegend, kriechend, an den K noten wurzelnd und hier m eist ein Bündel (2 bis 3) von Blätter tragend, m it b ogig gekrüm m ten Stengelgliedern. L aubblätter m eist linealisch-lanzettlich, ganzrandig, 20 bis 30 cm lang, zugespitzt. Blüten gew öhn lich nicht aus der M itte einer Blattrosette, sondern an der Spitze eines langen Stengelgliedes entspringend, kleiner, 3 bis 5(10) mm im Durchm esser. H onigblätter schm al, verkehrt-eiförm ig, gelb, fettglänzend. Früchtchen an der Sp itze m it zurückgekrüm m tem Schnabel (F ig. 688 c). Stellenw eise auf sandig-kiesigen Stellen der Grenzzone, im Schlam m der Ufer, in ruhigen Buchten oft dichte T eppiche bildend. In O e s t e r r e i c h angeblich nur in Tirol. In D e u t s c h l a n d und in der S c h w e i z (noch am Silsersee im O berengadin 1810 m und Bettmeralp im O berw allis 1991 m) ziem lich verbreitet, wenn auch nicht überall. D ieses eigenartige Pflänzchen wird von manchen A utoren ( A s c h e r s o n , R u t h e , H a l l i e r , S c h r ö t e r , W a r t m a n n und S c h i a t t e r , G l ü c k sow ie B a u m a n n ) als eine konstante, gut begrenzte mit spezifischen M erkmalen w oh lau sgestaltete Art, w elch e sich in den Kulturen und in der Natur vollständig konstant erhält, angesehen, während andere Autoren ( F r i e s , H. R o s s ) die Pflanze nur für eine A bart von R . Flam m ula ansehen (vielleicht liegt hier eine V erw echslung m it der var. gracilis vor?). Reichenbach w ar sogar der A nsicht, dass R. reptans aus Flammula durch Austrocknen der Standorte hervorgehe und dass solche Sam en auf fettem und feuchtem Boden wiederum R. Flam m ula erzeugen. L etzteres hat sich als vollständig unhaltbar und unrichtig erw iesen. Im G egenteil bevorzugt R. reptans fast ausschliesslich feuchte, zeitw eise üb erschw em m te Orte und geh t bei T rockenlegung des Standortes leich t ein. N ach G l ü c k bildet auch diese Unterart Land- und subm erse W asserform en, w elch e beide g leich zeitig nebeneinander Vorkommen können. — D ie Landform (f. t e r r e s t r i s Glück) produziert im Frühling aus den überw interten, gestauchten Spross­ achsen kleine Blattrosetten, bestehend aus 3 bis 5 Prim ärblättchen von höchsten s 5 cm Länge, die pfriem lich, b o g ig gekrüm m t oder b o g ig aufsteigend sind. E tw a im Juni folgen auf die Prim ärblätter die definitiven Laubblätter, von denen jedes Individuum ca. 5 bis 10 erzeugt. G leich zeitig entsendet die H auptachse mehrere horizontal am Boden hinkriechende, bis 19 cm lang werdende A usläufer, die aus mehreren, oft b ogig gekrüm m ten, fadenförm igen lnternodien bestehen. An jedem Stengelknoten stehen je 1 bis 3 kleine und spatelförm ige Blättchen, w elch e eine w inzige lineal-lanzettliche Spreite tragen. Jeder dieser horizontalen A u s­ läufer stellt sein W achstum m it einer kleinen, langgestielten Blüte ein. — D ie W asserform (f s u b m e r s u s G lück), die bereits früher von G o e b e l , S c h r ö t e r , K i r c h n e r , H e t i e r beobachtet wurde, erscheint in

552 T iefen von 40 bis 100 cm in G em einschaft von L itorella uniflora und verschiedenen C haraceen. D ie W asser­ form (Fig. 687e) stellt nach Glück offenbar eine auf dem Prim ärblattstadium stehengeblieb en e H em m ungs­ bildung dar. D ie A usläufer sind nicht viel länger als die bei der Landform , aber spärlicher entw ickelt, während die subm ersen Internodien die doppelte L än ge (10 bis 60 mm) der Luftinternodien erreichen. D ie M utterachsen erzeugen je 4 bis 10 W asserblätter, die kleinen T ochtersprossen jedoch nur 1 bis 4. D ie W asser­ blätter gleichen vollständig den Primärblättern der Landformen. Sie sind beinahe gleich lang, dunkelgrünlich, zeigen eine deutlich abgeplattete (offenbar die Blattspreite!) Spitze, w ährend der grössere untere T eil des B lattes einen breit-elliptischen Q uerschnitt zeigt und dem B lattstiel entspricht. D ie W asserform bleibt stets steril; allerdings konnten Rudim ente von Blüten nachgew iesen werden. D u rch V ersenken lässt sich die Land­ form leicht in die subm erse Form überleiten. D ie Landform überwintert m it H ilfe der kleinen unterirdischen und gestauchten Sprossachsen, w elch e im kom m enden Frühjahr wiederum austreiben. In der Grenzzone der Seen erscheint die Landform gern in G esellschaft von H eleocharis acicularis (Bd. II, pag. 41), L itorella uniflora etc. D ie Sam en dieser Unterart sind schw im m fähig.

1117. RaniinculllS sceleratus *) L. G i f t - H a h n e n | f u s s . Franz.; Mort aux vaches, grenouilettes des pres, bassinet des pres; engl.: Celery-leaved crowfort; ital.: Appio rosso, sardonia, ranuncolo di palude. Taf. 119, Fig. 5 und Fig. 688 d. In O stfriesland heisst^ diese (giftig e) A rt D ü w e l s b i t t , G i c h t k r u u d (vgl. Ranunculus Flammula pag. 550), in W estpreussen S e h n l i c h e n , S c h n i f k e .

1- oder 2-jährig, (10) 20 bis 50 (100) cm hoch, mit faseriger Wurzel, aufrecht oder aufsteigend, mit hohlem, wenigstens unten kahlem und gerilltem Stengel. Laubblätter ge­ stielt, breit bescheidet, dicklich, etwas fleischig, handförmig 3- bis 5-teilig, die unteren mit unregelmässig eingeschnitten-gelappten, am Grunde^keiligen Abschnitten, die mittleren und oberen allmählich einfacher und kleiner, die obersten schliesslich sitzend, lanzettlich, am Rande schwach gesägt, zuerst schwach behaart, später verkahlend, in seichtem Wasser zuweilen schwimmend. Stengel meist reich verzweigt, vielblütig. Blüten relativ klein, un­ scheinbar, 5 bis 10 mm im Durchmesser. Perianthblätter eiförmig, (1) 4 bis 6 mm lang und 2 bis 4 mm breit, kahl, zurückgeschlagen und bald abfallend, länger als die schwefelgelben, schmal,-eiförmigen, ganzrandigen Honigblätter. Nektarien offen, mit sehr kurzer Schuppe. Fruchtköpfchen länglich - zylindrisch. Früchte sehr zahlreich (70 bis 100) auf gestreckt­ eiförmigem, schwach behaartem Fruchtboden, rundlich-eiförmig, mit schwach eingebuchtetem Rande, kahl, im inneren Teil der Flächen schwach querrunzelig (Taf.|119, Fig. 5 a [und Fig. 688 d), kurz geschnäbelt. — VI bis XI. Zerstreut an sumpfigen, schlammigen Orten, an Gräben- und Teichrändern, auf Sumpfwiesen, Schuttstellen der Ebene und der Bergregion. Bleibt oft jahrelang aus, um plötzlich wiederum aufzutreten. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Zirkumpolar: auf der ganzen nördlichen Halbkugel. R. sceleratus schliesst sich in seinem H abitus und biologischen V erhalten R. Lingua und Flam m ula an, so dass w ir auch hier nach G l ü c k eine Land-, eine Seich tw asser- und Schw im m blattform unterscheiden können. D ie Landform erscheint zuw eilen in Z w ergform (f. p y g m a e u s Pape) in kaum 10 cm hohen Exemplaren und m it keilförm igen Laubblättern, während auf stark m orastiger U nterlage sehr üppige, stark verzw eigte, bis 100 cm hoh e Exem plare entstehen können. D ie Schw im m blattform (f. n ä t a n s Glück), w elch e bereits 1873 A s c h e r s o n beob ach tet hat, bildet sich da, w o der Standort überflutet ist. D ie bodenständigen Prim ärblätter werden ca. l'/a bis 10 mal solang als die entsprechenden L uftblätter, w ob ei der B lattstiel die stärkste Verlängerung erfährt. D ie Spreiten dieser Schw im m blätter sind stark glänzend und 2 bis 3*/a mal solang als die Spreiten der Luftblätter. A us der M itte der grundständigen Schw im m blattrosette kann ein bis 40 cm hoher Stengel hervorgehen m it stark verlängerten und verdickten Internodien, w elch er an den K noten gleichfalls noch einige Schw im m blätter zu erzeugen verm ag. D ie S ten gel solcher Schw im m blattform en können sich später in die L uft erheben, so dass dann die „Seichtw asserform “ entsteht. V öllig „subm erse W asserform en“ sind nur spärlich beob ach tet worden. N ach G l ü c k handelt es sich w oh l stets um Säm linge, die sich erst spät im Sommer 9 9 Lat. sceleratus = G iftigkeit dieser Art.

unheilvoll, verflucht,

von

lat.

scelus =

V erbrechen;

w egen

der

grossen

1/9

553

Tafel 119.

Erklärung der Figuren. Fig. „ „ „ „ „ „ „

1. Ranunculus Lingua (pag. 549). Blütenstengel. 1 a. Honigschuppe. lb . Früchtchen. 2. Ranunculus Flammula (pag. 550). 2 a. Honigblatt. 2 b. Früchtchen. 3. Ranunculus Flammula subsp. reptans (pag. 551). Habitus. 4. Ranunculus arvensis(pag. 552). Habitus.

Fig. „ „ „ „ „ ,, ,,

4a. 4b. 4 c. 5. 5 a. 6.

Honigblatt. Fruchtstand. Reife Teilfrucht. Ranunculus sceleratus (pag. 552). Habitus. Früchtchen. Ranunculus polyanthemus subsp. Breyninus (pag. 595). Habitus. 6 a. Honigschuppe. 6b. Früchtchen.

e n tw ic k e lte n und die n u r infolge d e r K ä lte an ih re r W eitere n tw ic k lu n g v e rh in d e rt w o rd e n sind. S ow ohl die L an d w ie die S c h w im m b la ttfo rm is t b e fä h ig t a u f sa lzh a ltig em B oden zu w ach sen , ohne b e so n d e re A b w eich u n g e n zu zeigen. D ie b eid en K o ty led o n e n d e r K e im b lä tte r sind 3 bis 15 m m lang. D a s A u sk eim en der S am en e rfo lg t jed en falls b a ld n a ch der S a m en re ife . N a ch E rn st L e h m a n n b e d ü rfe n die S am en zur K eim u n g des L ic h tes. Im m e rh in keim en sie n a c h v o rh e rig e r B e lic h tu n g u n d B e fru c h tu n g m it N ä h rlö su n g a u ch im D unkeln. D ie Pflanze is t se h r s c h a rf und sta rk g iftig . L e g t m an das frisc h e K ra u t a u f die H a u t, so z ie h t es leic h t B lasen. F rü h e r w a r R. sc e le ratu s als H e r b a R a n u n c u l i p a l u s t r i s vel a q u a t i c i im G e b ra u c h . — D iese ein jäh rig e A rt e rsch e in t n ic h t selten an m ä ssig fe u c h te n U fe rrä n d e rn (vgl. pag. 311), a n d re rse its au ch als R uderalpflanze neb en P olygonum H ydropiper (pag. 202), m ite oder P e rsic a ria (pag. 200), R um ex crisp u s, G eran iu m m olle oder pusillum , B rom us te c to ru m (Bd. I, pag. 360) etc.

1118. Ranunculus pygmaeus

W ahlenb. ( = R . secündus M art., = R . T ap p ein eri Bam b.). Z w e r g - H a h n e n f u s s . F ig. 6 8 8 e bis g und 689.

A u sdauerndes, 1,5 bis 4 (7) cm hohes, kahles Pflänzchen m it verkürztem , knolligem , braunberindetem , abgebissenem W u rzelsto ck und zahlreichen Seitenw urzeln. G rundständige L a u b b lä tte r 1 oder 2, seltener bis 4, gestielt, im U m riss nieren- bis breit-herzförm ig, m eist 5- (seltener 3- oder 4-) lap p ig m it nach oben m eist v erb reiterten L ap p e n , am G runde breit-w eisshäutig bescheidet. S ten g elb lätter m eist 2, tief 3(bis 5-) sp altig m it fast schm al-eiförm igen, stum pfen, ganzran d ig en A bschnitten, ungestielt. S tengel + aufrecht, 1-blütig, oberw ärts seicht g efurcht, kurz feinhaarig. B lüte klein, 5 bis 10 mm im D urchm esser, unscheinbar. P e ria n th b lä tte r 5, eiförm ig, blassgelb (aussen öfters etw as rötlich überlaufen), am G runde wie der oberste T eil des B lütenstiels m anchm al zerstreut zo ttig b eh aart. H o n ig b lätter 5, blassgelb, eiförm ig, schw ach ausg eran d et, + k ü rzer als die P erian th b lätter. F ru ch tstan d zylindrisch. F rü ch tch e n sehr zahlreich (50 bis 60), [1 bis 1,2 mm lang und 0,8 bis 1 mm breit, eiförm ig, g latt, ohne A d ern , u nberandet, m it längerem nach abw ärts gebogenem Schnabel (Fig. 688g). — VII, VIII. S ehr selten in Schneetälcben, an G letschern, au f k u rz­ rasigen Stellen, in L aw inenzügen der Z entralalpen; von ca. 1800 bis 2000 m. A u f S chiefer und U rgestein. H e g i , F lo r a Bd. III.

F i g 688. a u n d b F r ü c h t c h e n v o n R a ­ n u n c u l u s I l l y r i c u s L., c v o n R . F l a m m u l a L. s u b s p . r e p t a n s (L.) Schinz et Keller, d v o n R. s c e l e r a t u s -L. — R a n u n c u l u s p y g m a e u s W 'ahlenb. e H a b it u s (natürl. G rösse). f H onigblatt, g F rüchtchen.

89

554 F e h lt in D e u t s c h l a n d (b ay er. A lpen) v o llständ ig. In O e s t e r r e i c h se h r z e rstre u t in T iro l (R o ss­ k ogel, H o rn ta le rjo c h , V ille rg ru b e, R o se n jo ch , V e n n a ta l, K ra x e n tra g e r am B renner, E isjöchel zw ischen P fo sse n ta l und L azins, am g rossen G u rg le rg le tsc h e r, S p ro n serta l, W ild seejo ch , H ü h n e rsp iel, N evis und G öge in L ap p a ch , P faffenlücke in T ä u fe rs, K rim m le rta u e rn , V irgenerjöchl, U m b altal, V e n ed ig e r, P rä g ra te n , R o tte n k o g e l, G ro ssg lo ck n e r, S chleinitz, Z irknitz und T re le w itsc h b ei L ienz), S a lzb u rg (H a fn e re c k g e b ie t) und O b e rk ärn te n (LTrgebirge). In d e r S c h w e i z m it S ic h e rh e it einzig im U n te re n g a d in (V al Z eznina n a h e den M a cu n seen , ca. 2 6 0 0 m ;

hier 1897 durch Ed. F isch er entdeckt); vielleicht auch am Wormserjoch. Allgemeine Ver­ b r e i t u n g : Z entralalpen, w est­ liche K a rp aten , nördliches S k an d i­ navien, arktisches E uropa, Sibirien und A m erika, R o ck y M ountains (bis gegen den 55° nördlicher B reite).

F i g . 689.

V e r b r e i t u n g s a r e a l von R a n u n c u l u s p y g m a e u s L . in. E u r o p a (nach M a r r e t ) .

D ieser k lein e , u n sc h e in b a re H ah n en fu ss, w e lch e r sy ste m atisc h dem R. sc e le ra tu s am n ä c h s te n ste h t, ist ein e c h t a rk tisc h -a lp in e r T y p u s, w e lch e r in den A lpen n u r w e n ig e S ta n d o rte in den S a lzb u rg e r-, K ä rn tn e r-, P in z g au e r- und T iro le r- (w estlich bis ins U n te ren g a d in ) A lpen a u fw e ist. In den A lp en w u rd e R. p y g m aeu s e rst 1847 d u rc h H o fg a rte n In sp e k to r H . W e n d l a n d in H e rren h a u se n bei H a n n o v er e n td e c k t und zw ar in den K rim m ler T a u e rn in T irol.

1119. RanuncülllS arv en sis L. ( = R. echinatus C rantz). A c k e r - H a h n e n f u s s . F ran z .: R enoncule des cham ps; eng].: H a rd -iro n ; ita l.: R anuncolo dei cam pi, signorine salvatiche. T af. 119, F ig. 4. A uf die g e lb e B lü te n fa rb e g e h e n : G l e i s (S c h w ä b isc h e A lb), S c h m i r g e 1 (N o rd b ö h m en ), F u ( r ) d i g l , H u ( r ) d i g l , F u ( r ) d l u a g a [vgl. A donis a estivalis] (S c h w ä b isch e A lb), a u f die m it H ä ck c h e n b e se tz te n , sich a n ­ h ä n g e n d e n F rü c h te D ü w e l s l ü s (G ö ttin g e n ), S a c k k l e i b a [„ k le ib e n “ = k leben] (S c h w ä b isc h e A lb). A n d ere B e nennung en sind fe rn e r R e i n e i , PI o w a l d (N o rd b ö h m en ), C h n ü l e (n), C h n u 1 e (Schw eiz), C h l ö p f - B o l l e (n) [für den F ru c h tsta n d ] (S chw eiz), P f i s t e r n ä g e l i (S olothurn).

P flanze einjährig, 20 bis 60 cm hoch, m it faserigem W urzelstock. S tengel aufrecht, am G runde nicht v erdickt, b eh a art bis fast kahl, ästig, vielblütig. G rundständige L a u b ­ b lä tte r gestielt, am G runde bescheidet, die untersten einfach, spatelförm ig, oben grob g e ­ zähnt, die folgenden 3-teilig m it schm al-keilförm igen, oben 2- bis 5-spitzigen oder 2- bis 3-teiligen A b sch n itten ; untere S te n g elb lätter gestielt, die oberen sitzend, doppelt 3-teilig mit schm al-lanzettlichen, gan zran d ig en oder + eingeschnittenen Zipfeln, die obersten einfacher, kah l o d er besonders die oberen a n g e d rü ck t b ehaart. B lütenstiele dünn b eh aart, stielrund. Blüten, 4 bis 10 (15) mm im D urchm esser, zitronengelb. P e ria n th b lä tte r 5 (selten 4), blass g elb g rü n , eiförm ig, locker anliegend bis abstehend. H o n ig b lätter verkehrt-eiförm ig, am G ru n d e m it b re ite r H onigtasche (T af. 119, F ig . 4 a). S ta u b b lä tte r m eist 10 bis 13. F rü ch te m eist 4 bis 8, eiförm ig, beidseitig flach, 6 bis 8 mm lang, m it ca. 3 mm langem , nur schw ach gekrüm m tem S chnabel, in der R eg el auf den F lächen k örnig-stachelig, an den R ändern m it seitlich abstehenden, 2 bis 3 mm langen S tacheln besetzt (T a f. 119, F ig. 4b, c), — V bis V II. Z erstreu t auf F e ld e rn , A e ck ern , B rachen, unter der S a a t, auf S ch u ttp lätzen ; vor allem in der E bene, vereinzelt bis in die V oralpen (bis 1550 m). M it V orliebe auf lehm igem Boden.

555 A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : F ast ganz E u ro p a (fehlt in der A rktis), gem ässigtes A sien (östlich bis zum H im alaya), N ordafrika. A e n d ert e tw as a b : var. t y p i c u s Beck ( = var. spinósus N eilr.). F rü c h tc h e n b e sta c h e lt (V e rb reitet). — var. t u b e r c u l á t u s D C . ( = var. seg etális R chb.). F rü c h tc h e n s ta tt m it S tach eln (teilw eise o d er ganz) n u r m it stu m p fen H öckern b e se tz t (S elten). — var. e t u b e r c u l á t u s Ser. F rü c h tc h e n auf b eid en S e ite n m it v o rsp rin g en d en , in ein a n d erflie ssen d e n A dern, vollstän d ig w eh rlo s (Selten). — D ie se m it den e ig e n artig en F rü c h t­ chen a u s g e s ta tte te A rt tr itt, b eso n d e rs a u f lehm igem Boden, in G e treid eä c k ern zuw eilen m asse n h aft auf, h ä u fig in -B e g le itu n g von P a p a v e r R h o e a s, C e n ta u re a C y a n u s, D elphinium C o n so lid a ; A donis a e s tiv a lis , A nag allis a rv en sis, V iola tric o lo r, Polygonum aviculare, Sinapis arvensis, L ith o sp e rm u m arvense, M elam pyrum arvense etc. — D ie sc h w e felg e lb e n B lüten öffnen sich b e re its b e v o r die G e sc h lec h tso rg an e v ollständig en tw ic k elt sind. N eben den no rm alen Z w itte rb lü te n können auch kleinere w eibliche B lüten V orkom m en. D ie Z ahl der S ta u b ­ b lä tte r b e trä g t in der R eg el 10 bis 13; doch v erküm m ern n ich t selten einzelne, so dass n u r 5 bis 2 v o rh a n d en sind. M itu n te r sch lag e n alle fehl, w o d u rc h die Pflanze gy n o m o n o ecisch w ird . D ie n orm al s ta rk b e w e h rte n F rü c h tc h e n bleiben an v o rb e istre ife n d e n T ie re n leicht hängen.

1120. Ranunculus muricátus

L. S t a c h e l f r ü c h t i g e r H a h n e n f u s s . F ig. 690 d und e.

E in jäh rig , 10 bis 50 cm hoch, zerstreut borstenhaarig m it faserigem W urzelstock. S tengel niederliegend, aufsteigend oder aufrecht, kräftig, verzw eigt, b eh aart. G rundständige L a u b b lä tte r gestielt, im U m fang rundlich bis nierenförm ig, 3- bis 5-lappig m it grob g e sä g t­ gekerbten A bschnitten. S te n g elb lätter den grun dstänigen g le ic h g e sta lte t, gestielt (Stiele absteh en d b eh aart), anliegend behaart, sp äter verkahlend. Blüten gestielt, relativ klein, den L au b b lä ttern gegen ü b erstehend. P erian th b lätter abstehend. H o n ig b lätter hellgelb, länglich verkehrt-eiförm ig, allm ählich in den N agel verschm älert. H onigschuppe gross. S ta u b b lätte r nur 10 bis 20. F ru ch tb o d en behaart. F rüchte gross, länglich-eiförm ig, beidseitig flach, m it kahlem , überragendem , grünem R an d und fast geradem , 2 bis 3 mm langem , dickem S chnabel, auf den Seiten m it kurzen D ornen besetzt (F ig. 690 e). — V bis VH. Selten an feuchten, sum pfigen Stellen. E in zig in O e s t e r r e i c h in K rain und K ü sten ­ land (nicht in Südtirol). Selten- auch adventiv. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : M ittel­ m eerg eb iet, P o rtu g a l; in N o rd am erik a und A ustralien eingeführt.

1121. Ranunculus Sardóus1)

C rantz (= R . P h ilo n ó tis 2) E hrh., = R . hirsütus C urt.). S a r d i n i s c h e r H a h n e n f u s s . Ita h : E rb a di Santo M artino. F ig. 690 a bis c. Pflanze einjährig, im H abitus von R . bulbosus, 10 bis 30 (50) cm hoch, m it büscheligen, faserigen W urzeln, am G runde nicht verdickt. G ru n d stän d ig e L a u b b lä tte r g estielt, 3-zäh lig . M ittleres B lättchen + gestielt, alle 3-spaltig bis 3-teilig mit unregelm ässig g esägt-gezähnten A b ­ schnitten und spitzen Zähnen. S tengelständigc L au b b lä tter den g ru n d stän d ig en gleichgestaltet,

;Mg\ 090,

K an u n cu lu s

Sardous

Crantz.

a H abitus

556

mit schmal-lanzettlichen Zipfeln, alle Blätter + abstehend behaart. Stengel meist sehr reichlich verzweigt, abstehend behaart, vielblütig. Blüten 1,2 bis 2,6 cm im Durchmesser, an stark behaarten, gefurchten Blütenstielen. Perianthblätter eiförmig, zugespitzt, langhaarig, zurück­ geschlagen, abfallend, kürzer als die 5 (oder mehr) eiförmigen, hellgelben Honigblätter. Früchte 3 bis 4 mm lang, auf kugeligem, borstigem Fruchtboden, rund, stark zusammen­ gedrückt, gelb, mit sehr scharf abgesetztem, scharfem, grünem Rande, die Innenfläche sehr fein vertieft punktiert, meist mit kleinen, unregelmässig angeordneten Höckern (Fig. 690 c), selten ganz glatt, mit kurzem, fast geradem Schnabel. — V bis IX. Hie und da (stellenweise ganz fehlend) auf feuchten Aeckern, in Gräben, Sümpfen, auf lehmigen oder überschwemmt gewesenen Stellen, auf Weiden, Brachen der Ebene; ver­ einzelt bis in die Voralpen (bis ca. 1000 m). Zuweilen unbeständig oder adventiv. Al l g e me i n eV erbreitung: Europa (fehlt im Norden und Osten), Nordafrika, Westasien. Aendert w enig ab: var. h i r s ü t u s Curtis. Pflanze + dicht bis zottig behaart. Früchtchen nach dem Rande zu oder auf der F läche zerstreut mit kleinen W ärzchen besetzt. — var. l e v i s Celak. Pflanze verkahlend. Seitenfläche der Früchte äusserst fein dichtw arzig, ohne H öcker. — N ach G l ü c k kom m en Land-, S eich tw asser-, Schw im m blatt- und subm erse W asserform en vor, w elch e aber in M itteleuropa noch nicht näher untersucht sind. Eine Zw ergform (Pflanze kaum über 10 cm hoch, unverzw eigt oder höchstens ein einziger Seitenast) wird als f. p ä r v u l u s (L .) unterschieden. D ie se in der Tracht und Behaarung stark an R. bulbosus erinnernde A rt (die Knolle fehlt bei R. Sardousl) gehört zu den „ A rchaeophyten“ (alte Unkrautpflanze) nnd tritt vielerorts nur vorübergehend auf. In der oberen R heingegend erscheint R. Sardous zuweilen auf sum pfigem Schw em m land neben M yosurus m inim us, Elatine-A rten, M oenchia erecta, Lythrum hyssopifolia, H elosciadium repens, L im osella aquatica, Zannichellia palustris, Pilularia globulifera etc., auf feuchten W eiden der V oralpentäler neben Blysm us com pressus, T riglochin palustre, Crepis paludosa, Stellaria gram inea etc. D ie N ordostgrenze dieser Art verläuft nach K u p f f e r in Europa vom sü dw estlich sten Schw ed en über Oeland nach G otland, durch das südw estliche Kurland, durch O stpreussen, P olen, Grodno, M insk, W olhynien, K iew nach der Krim.

1122. Ranunculus bulbosus E. K n o l l e n - H a h n e n f u s s . Franz.: Renoncule bulbeuse, pisse en lit, pied-de-coq des pres, pied de corbin, boutons d’or, rave de Saint-Antoine; engl.: Bulbous buttercup; ital.: Ranunculo selvatico, lappio, faugello, senero salvatico, ravagnon (Tessin). Taf. 120, Fig. 1 und Fig. 696h. B o l l e n b l u e m e und B ö l l e n h a h n e n f u s s (Schw eiz) beziehen sich auf den knolligen W urzelstock. An den m eisten Orten wird diese Art gleich benannt w ie der scharfe H ahnenfuss.

Ausdauernd, (2) 20 bis 40 (50) cm hoch, am Grunde knollig verdickt, mit kurzem, abgebissenem Wurzelstock und zahlreichen Seitenwurzeln. Grundständige Laubblätter lang­ gestielt, 3-zählig, mittleres Blättchen langgestielt, alle 3-spaltig bis 3-teilig mit unregel­ mässig gesägt-gelappten Abschnitten. Untere Stengelblätter den Grundblättern gleich­ gestaltet, fast sitzend, mittlere und obere allmählich einfacher geteilt mit schmäleren, fast lanzettlichen Abschnitten, alle + stark behaart bis kahl. Stengel aufrecht, verzweigt, unterwärts abstehend-, oberwärts anliegend behaart, gefurcht. Blüten 2 bis 3 cm im Durchmesser, glänzend goldgelb. Perianthblätter 5, eiförmig, spitz, zottig behaart, zurück­ geschlagen. Honigblätter 5, rundlich-eiförmig, glänzend, 6 bis 22 mm lang, am breiten Nagel mit einer bedeckten Honiggrube (Taf. 120, Fig. 1 a, 1 b), länger als die Perianth­ blätter. Früchte auf kugeligem, borstlichem Fruchtboden, glatt, rund, seitlich flachgedrückt, ca. 4 mm lang, mit deutlich abgesetztem Rande, auf den Innenflächen fein vertieft punktiert, mit kurzem, dreieckigem, schwach umgebogenem Schnabel, nervenlos (Taf. 120, Fig. lc und Fig. 696h). — (IV) V bis VIII. Ziemlich häufig auf trockenen Wiesen, sonnigen Rainen, Hügeln, Grasplätzen, an Wegrändern, auf überschwemmt gewesenen Stellen, an Hecken, Mauern; von der Ebene bis in die höheren Voralpen, vereinzelt bis 2130 m (Findelen im Wallis). Besonders auf Lehmboden. Zuweilen auch adventiv.

557 A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : G anz E u ro p a ausser dem N orden und O sten (in N o rw eg en bis 60° 24'), nordw estliches Asien bis N o rd p e rsien ; in N o rd am erik a eingeschleppt. A e n d e r t g e s c h la g e n steh en d , tie f

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3

b is

z u r ü c k ­



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G ra e b n e r

O rte).

Jord an .

B a b e y .

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B lü te ze it

e ifö rm ig -lä n g lich

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tro c k e n e

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d i s s é c t u s

der

S te n g e lb la tt

A s c h e r s ,

v o llstä n d ig (D ü rre,

d er B lü te ze it —

E n d e

U n te res

H u t h i i

b e h a a rt





arven se,

B lü te n

k ö n n e n

k a n tig e n

w e n ig e r

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L a u b b lä tte r

d ic k lic h ,

m it

e in b lü tig e

lin e a l-

Z w e rg fo rm ,

fin d en

rein

cam p estris,

A v e n a

T rifo liu m

b e i

H o n ig - u n d

w e ib lic h e

B lü te n

p u b escen s, m o n tan u m ,

v u lg a re

k o m m e n

d er P eria n th b lä tte r, a u c h

u n d b e w o h n t

n e b e n L u z u la

L e u c a n th e m u m

A d v e n tiv k n o sp e n

z u rü c k g e sc h la g e n e n

p in n atu m ,

M o n stro sitä te n

sich

leich t

d en

H a h n e n fu ss

C arth u sia n o ru m ,

Sa xifrag a, V o n

V e r m e h ru n g

L a u b b lä tte r

an

B ra c h y p o d iu m

D ia n th u s

P im p in e lla

G e le g e n tlic h

d ie

u n d

als d e r s c h a r f e

F rü h s o m m e r zu w e ilen

var. n o d o su m ,

sc h n e ll.

d er B lü te ,

B lü te n stie l

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er im

gran u lata ,

rep ens,

B lä tte r

en tsteh en .

F e rn e r

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u n d

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S a x ifra g a

D u r c h w a c h s u n g

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p y g m a é u s

m ed ia, P h le u m

S te n g e l

„g e fü llte “

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S te n g e lg ru n d e ,

N o rd d eu tsch la n d ),

v erd o rre n

A n d r o e c e u m



ru n d lich , —

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a u c h

E rd n er.

P eria n th b lä tte r

(T e ssin ). T e ssin ).

k u rz g ra s ig e n T rifte n

B riza

S te n g e lfa sc ia tio n ,

m e rte m

d er seh r

k e n n tlich e H a h n e n fu ss

A u f

o d o ratu m ,

U m riss



(S elten ).

v erd ic k te n

m e h r tro ck en e S tan d o rte.

A n e m o n e

(W a llis,

d e c i p i e n s

s c h w ä c h e r.

A u sse n se ite

w e ic h h a a rig

S ten g e l

P eria n th b lä tte rn seh r leich t

A n th o x a n th u m

d ie

A b sc h n itte n .

d em

im

B e h a a r u n g

w e n ig ste n s

P eria n th b lä tte r

v ar.

P e ria n th b lä tte r

d ich t

lin e a le n



M itte lzip fe l,

w e is s g e fle c k t

b is

P eria n th b lä tte r —

E rd n er.

(S e lten ).

Z ip fe ln .

v erkü rzt.

E rd n er.

d i s t a n s

lä n g e re m

P fla n ze

S te n g e l

la n ze ttlich e n

t y p i c u s



sch m a len

H u th ).

S c h le ic h .

var.

zu rü c k g e s c h la g e n

m it

g a n zra n d ig en , rim u s

ab :

(V e rb re ite t).

etc.

d ie se r

N a c h A r t

in

S ta u b b lä tter, m it

v e r k ü m ­

h e rv o rb rin g e n .

1123. R an u n cu lu s ré p e n s L. K r i e c h e n d e r H a h n e n f u s s . F ra n z .: R enoncule ram p an te, bassinet, p ied de poule, pied de coq, piépon, chasse; engl.: C reeping buttercup, m eg -m an y -feet; ita l.: S telletine, stroscione, crescione selvático. T af. 120, F ig. 2 und F ig. 691. Z u fu ss]

K r a i e n - ,

(N a h e g e b ie t),

v g l.

R a n u n cu lu s

„ M a r k “ , g r a s

b a yer.

im

a ce r

Z u

B ö h m e rw a ld

Z a h lre ic h e d ie

g e z o g e n e k e l n

g e f ü l l t e

(G o th a ),

m a rin g en ), g e l e ,

o l d k n

la n d ), D

w a ld ),

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B lä tte r

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H o l t m a r k u n ten

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(N o rd w e stl. ä h n lich

H a h n e n fu ssa rt

K r o b e s F ü ssc h e n ? ]

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S e lle rie

[ =

K rä h e n -

(W e stfa le n ) ( =

n ied erd .

D e u tsch la n d ),

Z e l l e r ­

B o d e n

W ä t z b l u m e n ,

u m h e rk rie ch e n d e S i c h e l w

ä t z ,

O n k e l c h e n ( S ig ­

H a r u n g -

(E isa ss)

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d em

G o l d k n ö p e ,

t e n b 1 u m

e , - r ö s c h e n

R ö s e r l

t r i e s l a

g e l b e s

B u s s e r l ,

s c h e i n l , w a ld ),

K r u n -

S o l d a t e n r i e s l a , m

(O e ste rre ic h )

N a h e g e b ie t

d er

M a rk ],

w e is s e

ö p k e n ( N o r d w e s tl.D e u ts c h u k a

(O b e rö sterre ich ),

S a m

G ä rte n

F o r m :

A r u n k e l e ,

R a n u n cu lu s;

[w ild e r

(N a ssa u ),

[ =

B e n e n n ­

A u r u n k e l

N a r u n g k l

la te in .

Im

A e h n lich k e it

K r a h f u s s

W i t t f ö t k e s

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in

(W eich seld elta ),

[sic!]

G

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d er

S t r u m p f e

arven sis).

G ö r i s c h - ,

r i s c h g r a s .

N a c h

D e u tsc h la n d ),

(B ö h m e rw a ld ),

W i l l e m a r k

S t r u p f e ,

u n g e n

fü h rt

561!

M a r k ,

(C o n v o lv u lu s

(N o rd w e stl.

K r o n t a t s c h e n

p a g .

Z e lle r).

(E g e rla n d ).

A c k e r w in d e

K r a n e n f o e t

g e l b e

' g e l b e s

(R ie sen g e b irg e ), g e l b e s

S c h w e i n z e r l

R o c k e r l

(B ö h m e r ­

M o n d (B ö h m e r ­

(N ie d e rö ste reich ).

A u sdauernd, (15) 30 bis 40 (50) cm hoch, m itbüscheligen, faserigen W urzeln, am G runde nur w enig verdickt, oberirdische b e b lä tte ite und

1

F i g \ 691.

R a n u n c u l u s r e p e n s L.

P h o t . B r u t s c h y , S e o n (S c h w e iz ) .

558

an den Knoten wurzelnde Ausläufer treibend. Grundständige Laubblätter gestielt, 3-zählig. Blättchen sämtlich gestielt, 3-spaltig, im Umriss eilörmig, mit unregelmässig gezähnt­ gelappten Abschnitten. Stengelblätter den grundständigen gleichgestaltet, allmählich nach oben einfacher mit schmäleren Abschnitten, die obersten sitzend, bandförmig 3-teilig mit lanzettlichen Abschnitten. Stengel aufrecht oder aufsteigend, kahl oder behaart, verzweigt, mehrblütig. Blüten 2 bis 3 cm im Durchmesser, goldgelb, glänzend, an + behaarten und gefurchten Blütenstielen. Perianthblätter 5, eiförmig, behaart, locker anliegend, kürzer als die 5 eiförmigen, 6 bis 12 mm langen, am Rande sich deckenden Honigblätter (Taf. 121, Fig. 2 a, 2 b). Früchte auf kugeligem, borstlichem Blütenboden, 3 mm lang, rundlich, seitlich zusammengedrückt, kahl, mit deutlich abgesetztem Rand und breit-dreieckigem, kurzem, geradem oder schwach gekrümmtem Schnabel (Taf. 120, Fig. 2d). — V bis VIII. Häufig bis gemein an feuchten, schattigen Stellen auf Wiesen, an Ufern der Bäche, Teiche, an Gräben, in Wäldern, an Strassen- und Wegrändern, in Sümpfen, in Gärten, Weinbergen, in feuchtem Gebüsch, auf Schutt- und Maulwurfshaufen; von der Ebene bis in die alpine Region (Monte Peiler bei Cles in Südtirol 2212 m, Bernina 2300 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa, Kaukasien, Persien, Sibirien bis Kamt­ schatka, Nordafrika, Madeira; in Nordamerika adventiv. Aendert ab: var. t y p i c u s Beck. Grundblätter einmal 3-sch n ittig; m ittlerer A b schn itt 3-lappig oder 3-teilig, alle 3 oder nur der m ittlere Abschnitt gestielt. — var. m y r r h i p h y l l u s Wallr. Blätter doppelt 3-schnittig B lättchen 3-spaltig, eingeschnitten-gezähnt. — var. e r e c t u s DC. Pflanze mit blühendem , aufrechtem , 30 bis 50 cm hohem H auptstengel. Seitliche Ausläufer spärlich vorhanden oder ganz fehlend (Selten). — var. a n g u s s t i s e c t u s Gremli. Laubblätter tiefer eingeschnitten, m it schm äleren, mehr lineal-lanzettlichen, schärfer gezähnten A bschnitten (See- und sandige Flussufer). — var. p r o s t r ä t u s Gaudin. Stengel fadenförm ig, lang kriechend (bis 80 cm ), ohne blühenden H auptstengel. B lattabschnitte klein, lur.dlich (Selten). — var. f i s t u l ö s u s Rosendahl. Sprossachsen sehr aufgebläht. Blüten bis 28 mm gross. H onigblätter dreimal so lang als die Perianthblätter. H onigschuppe gross, verkehrt-herzförm ig (In Lappland b e o b a c h te t; vielleicht auch andersw o.) — G l ü c k unter­ sch eid et eine breitblätterige Form m it breiteren und w eniger geteilten Segm enten (die häufigere Form) und eine schm alblätterige die var. r e p t a b ü n d u s Jordan mit reichlicher g eteilten Segm enten (W eniger häufig)» B eide verm ögen unter W'asser zu leben und erzeugen charakteristische W asserform en m it langgestielten (2 bis 3 mal so lang w ie die der Landform) Laubblättern. Ausserdem ist die Blattfläche der W asserblätter w eniger reichlich geteilt als bei den Luftblättern. Die proterandrischen Blüten werden von zahlreichen Insekten aufgesucht. G elegentlich werden w eibliche Stöcke mit khi ne n Blüten und reduzierten Staubblättern beobachtet. G efüllte Blüten (selten m it röhrenförmigen H onigblättern), solche mit nur 3 Perianth- und 3 H onigblältern, Vergrünungen einzelner Blütenkreise, K eim ­ pflanzen mit 3 K eimblättern sind konstatiert worden. Eine gefüllte Form m it orangegelben H onigblätlern wird als f. a u r a n t i a c u s Podpera unterschieden. R. repens vermehrt sich in ausgiebiger W eise auf vegetativem W ege durch Bildung von oberirdischen Ausläufern, w elch e sich auf den Boden legen und festwurzeln. Dadurch kann die Pflanze, besonders auf Futtervviesen, schädlich werden. A uf Schutthaufen erscheint die Art nicht selten neben T ussilago Farfara, G lechom a hederacea, P otentilla anserina und reptans, U rtica dioica, M alachium aquaticum , A chillea M illefolium etc. Bis in die alpine Region kann man R. repens auf dem trockenen Strassenpflaster verfolgen. Früchte dieser Art (ebenso von R. Fl ammul a, R. Lingua) kennt man aus den Pfahlbauten.

1124. R antinculus p o ly ä n th e m u s *) L. (= R. ainbiguus Jord.). V i e l b l ü t i g e r Ha h n e n fuss. Fig. 692 a und b. Ausdauernd, 30 bis 60 (100) cm hoch, mit kurzem, abgebrochenem, faserigem Wurzelstock, ohne Ausläufer. Stengel aufrecht, verzweigt, am Grunde nicht verdickt, unten abstehend-, oben anliegend behaart. Grundständige Laubblätter gestielt, handförmig 3-teilig oder -spaltig; Blättchen tief 3-spaltig, + sitzend, mit schmal-lanzettlichen bis linealen, unregelmässig eingeschnitten-gesägten Abschnitten. Stengelblätter den grundständigen gleich­ gestaltet, das unterste gestielt, die übrigen sitzend, die mittleren einfacher gestaltet, die obersten nur noch tief gespalten mit schmallinealen Abschnitten, sämtlich ± behaart. Blüten') Griech. JToXvg [polys] = viel und ä v d t ß o g [änthem os] = Bl ume; w egen der grossen Zahl von Blüten.

559

stiele g efu rch t, an g e d rü ck t-b eh aart. H o n ig b lätter verk eh rt-eifö rm ig , gold g elb , glänzend, 10 bis 14 cm lang, b eh aart, anliegend, kürzer als die m eist m ehr als 5 eiförm igen P erianthb lätter. N ektarium beschuppt. F rü ch te 3 bis 5 mm lang, rundlich, seitlich stark zusam m en­ g ed rü ck t, kahl, deutlich b erandet, m it breit-dreieckigem , kurzem (1 mm), gebogenem S chnabel aut kugeligem , b o rstlichem F ru ch tb o d en (Fig. 692 b). — V bis VII. Selten und zerstreut an W aldrändern, in lichten, trockenen W äldern und H ainen, in G ebüschen und V orhölzern, seltener auf trockenen W iesen. B esonders im T ieflande. F eh lt in einzelnen G egenden (z. B. im nordw estlichen D eutschland, in T irol, in V o rarlb erg und in der Schw eiz) vollständig. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : S üdöstliches E uropa, M itteleuropa (westlich bis Skandinavien und H o llan d ); fehlt in F rankreich, Italien und S panien vollständig. In C a la m a g r o s tis m o n tan u s, J a s io n e n u la

W e stp reu ssen a ru n d in a cea ,

H y p e ricu m

m o n tan a,

p e rsicifo lia ,

b o re a le

e rsch ein t L iliu m

m o n ta n u m ,

R .

p o lya n th em u s

M a rta g o n , D ig ita lis

E p ip a ctis

a m b ig u a ,

in

lich te n

la tifo lia ,

V e ro n ic a

L a u b w ä ld e r n S e d u m

o fficin alis,

als

m a x im u m ,

C h a ra k te rp fla n ze V ic ia

M e la m p y ru m

C a ssu b ica ,

p ra ten se

u n d

n eb en

L a th y ru s

silv a ticu m

C a m p a -

H ieraciu m

etc. H ieh er

b e ste n

als

U n terart

g e n d e

P flan ze

w ird d ie

a m fo l­

g e z ä h lt:

R. Breynfnus1) (C ran tz als A rt) B eck ( = R . nem orösus D C ., — R . aureus Schl., = R . silvaticus auct. nec T huill., = R . p o ly an ­ them us L. var. latisectus N eilr.). W a l d Hahnenfuss. T af. 119, F ig. 6 und Fig. 692 i. A u sd au ern d , (8) 20 bis 130 cm hoch. S tengel abstehend b e ­ h a a rt, ästig. G ru n d ­ stän d ig e L au b b lä tter gestielt, 3-spaltig (M ittelblättchen also m it den seitlichen zu­ sam m enhängend), m it b re it - eiförm ig - rhom ­ bischem M ittel- und 2 -s p a ltig e n S eiten ­ lappen. E inschnitte des M ittellappens J/4 bis Ys so lang als d er­ selbe. S ten g elb lätter ’) Nach

J a k o b

F ig . 692. R a n u n c u l u s p o l y a n t h e m u s L. a H a b i t u s (2/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , b F r ü c h t c h e n . — c R . l a n u g i n o s u s L. B l ü t e n s p r o s s , d, e R e i f e s u n d j u n g e s F r ü c h t c h e n , f L ä n g s s c h n i t t d u r c h das F rü c h tc h e n , g Q u ers ch n itt d u rch den B lü tenstiel, h E inzellige H aare. — i Q u e rsc h n itt

B r e y n e ,

d u r c h d e n Blütenstic-1 v o n R . B r e y n i n u s C r a n t z . K a u fh e rr

zu

D a n z ig ,

g eb .

1637,

g est.

1697.

560

den grundständigen gleichgestaltet, die obersten sitzend, einfacher, mit linealen Zipfeln, sämtlich ± rauhhaarig. Blütenstiele gefurcht (Fig. 692i), behaart (Haare einzellig). Perianthblätter anliegend. Honigblätter goldgelb. Früchte rundlich, seitlich flachgedrückt, mit deutlichem Rand, glatt, 3,5 bis 5 mm lang, mit 1,5 mm langem, gekrümmtem, an der Spitze eingerolltem Schnabel (Taf. 119, Fig. 6b). — V bis VII. Ziemlich verbreitet in schattigen Wäldern, auf Waldwiesen, Sumpfwiesen, Mooren, im Knieholz; besonders in der Bergregion, im Flachlande seltener. In den Alpen vereinzelt bis 2500 m (Tirol: Padasterberg bei Trins). A endert ab: var. a u r e u s Schleich. Pflanze niedrig, nur 8 bis 12 cm hoch. Stengel ste if aufrecht, stark behaart. Blüten w en ig zahlreich (1 bis 4), dunkel goldgelb (H öhere G ebirge, Alpen). — var. r a d i c e s c e n s Jord. Stengel niederliegend, an den K noten wurzelnd. B lattabschnitte sich + deckend (N icht selten). — var. a n g u s t i s e c t u s G rem li. B lattabschn itte schm al, + lineal. Laubblätter oft gefleckt, m it eiförm igrautenförm igen A bschnitten (V erbreitete W aldform ). — var. p o l y a n t h e m o i d e s Boreau. Pflanze stattlich (bis 130 cm hoch). Stengel aufrecht, zuw eilen nur im obern T eil verästelt, vielblütig. Haare + abstehend, kurz. L aubblätter dichthaarig. G rundblätter im Umriss fünfeckig, fast 3-schn ittig. A bschnitte ausgebreitet, ein ge­ schnitten-gezähnt, der m ittlere Zipfel sehr verlängert, schm al keilförm ig-dreiteilig. P erianthblätter sehr stark borstig behaart (H ie und da). D iese Form, w elch e gew isserm assen den U ebergan g zu R. polyanthem us darstellt, ist m it jener A rt früher m ehrfach verw echselt worden. D ie m eisten Autoren fassen in neuerer Zeit die Unterart Breyninus nicht mehr als eigene Art auf, da alle M erkm ale (B lattgestalt, Behaarung des Stengels, Einrollung des F ruch tschnab els), w elch e die U nterart von R. polyanthem us unterscheiden sollen, sehr w en ig konstant sind. An dem selben Exem plar können einzelne T eilfrüchtch en einen eingerollten, andere einen kurzhakigen Schnabel auf w eisen. Im blühenden Zustande ist es fast ausgesch lossen, die beiden Form en auseinander zu halten. R. polyanthem us ist eine m ehr östliche A rt und bew oh nt in der H auptsache das Tiefland, während R. Breyninus einen montanen und subalpinen Typus darstellt. Alpine Form en können leicht mit Form en des R. m ontanus verw echselt werden. V on dem ähnlichen R. lanuginosus unterscheidet sich die Unterart Breyninus durch die allgem ein etw as schw äch ere Behaarung, die tiefer eingeschnittenen Laubblätter, die gefurchten Blüten- bezw . Frucht­ stiele, die anliegenden Perianthblätter und den borstigen Blütenboden. D ie Art (speziell die Unterart Breyninus) wird sehr oft m it halb- oder ganz gefüllten Blüten angetroffen; diese kom m en durch P etalisation der P erianth­ blätter, durch Verm ehrung der Petala und U m bildung der Stam ina in P etala zustande. In schattigen B erg­ wäldern erscheint R. Breyninus oft in G esellschaft von A ctaea spicata (pag. 477), Cardamine silvatica, V iola Riviniana, Im patiens N oli tangere, Sanicula Europaea, P otentilla Torm entilla, Chaerophyllum hirsutum, Astrantia maior, Lunaria rediviva etc.

1125.

RanunculllS la n u g in o su s L.

Wo l l i g e r H a h n e n f u s s .

Fig. 692c bis h.

Ausdauernd, (20) 30 bis 70 (100) cm hoch. Wurzelstock kurz, abgebissen, reichlich faserig. Stengel aufrecht, meist reich verzweigt, unten hohl, stielrund, vielblütig, abstehend gelbzottig behaart. Grundständige Laubblätter gestielt (Stiele lang zottig-behaart), 5-spaltig (der mittlere Lappen am tiefsten eingeschnitten), mit breit-eiförmigen, unregelmässig gelappten und gesägten Zipfeln, dicht abstehend weichhaarig. Stengelblätter den grundständigen gleichgestaltet, die mittleren bereits einfacher, kürzer gestielt, die oberen sitzend, 3-teilig mit lanzettlichen Abschnitten. Blüten 2,5 bis 4 cm im Durchmesser, an nicht gerieften, runden, behaarten Blütenstielen. Perianthblätter eiförmig, abstehend, zottig behaart, kürzer als die eiförmigen, 8 bis 15 mm langen, dunkel orangegelben und glänzenden Honigblätter. Honigtasche beschuppt. Früchte auf kahlem, kugeligem Blütenboden, 4 bis 6 mm lang, eiförmig-rundlich, seitlich stark zusammengedrückt, mit undeutlich abgesetztem Rand und dreieckigem, kurzem, stark hakig gekrümmtem, zuletzt an der Spitze eingerolltem Schnabel, kahl (Fig. 692 d). — V bis VII. Verbreitet auf humusreichem Boden in feuchten, schattigen Tälern und Schluchten, in Bergwäldern, Bruchwäldern, Gebüschen, an Bächen, in der Nähe von Quellen, auf Holz­ schlägen, in Obstgärten, um Ställe; von der Ebene (im nordwestlichen Deutschland zerstreut)

120

561

Tafel 120.

Erklärung der Figuren. Fig. 1. la . lb . 1 c. 2. 2 a, 2d. 3.

Ranunculus bulbosus (pag. 556). Habitus. Honigschuppe. Honigblatt. Schnitt durch das Früchtchen. Ranunculus repens (pag. 557). Habitus. 2 b, 2 c. Honigblatt mit Nektarium. Früchtchen. Ranunculus acer (pag. 561). Blütenspross.

I

Fig. 3a. Honigblatt. 3b. Honigschuppe. 3 c. Früchtchen. 4. Ranunculus auricomus (pag. 566). Habitus. 4 a. Honigblatt. 4 b. Honigschuppe. 4 c. Früchtchen.

bis in die Alpen (vereinzelt bis ca. 2000 m). Besonders verbreitet im Mittelgebirge sowie in der montanen und subalpinen Region der Alpenkette. A l l g e me i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und Mitteleuropa (nördlich bis Dänemark; fehlt in Skandinavien und Nordrussland), Kaukasus. D iese sehr w en ig varierende, leicht kenntliche A rt tritt mit Vorliebe an hum usreichen Stellen der L aubw älder auf. V ielerorts gehört R. lanuginosus zu den charakteristischen Buchenbegleitern (pag. 98). In den Voralpen und Alpen erscheint diese hoh e Staude (besonders auf K alkboden) häufig auch in den F ich ten ­ wäldern neben Aconitum Vulparia (pag. 503), M ilium effusum, Bromus asper, Lunaria rediviva, A n gelica officinalis, Chaerophyllum hirsutum und Villarsii, Hieracium silvaticum , Senecio F uchsii, A poseris foetida (östliche Alpen), Lactuca muralis, B etonica Alopecurus, Stachys silvaticus, Geranium silvaticum , Epilobium montanum und spicatum , Polygonatum verticillatum , Equisetum silvaticum , Asplenium viride etc. A m Rande von W asserläufen ist die A rt oft vergesellschaftet m it Chrysosplenium alternifolium , Geum rivale etc. — D ie Blüten, deren Ein­ richtung mit denen von R. acer übereinstim m en, werden von D ipteren, H ym enopteren und Käfern besucht. V on dem habituell ähnlichen R. Breyninus ( = R. nem orosus D C .) unterscheidet sich R. lanuginosus leicht durch die stärkere, oft gelb e Behaarung, die nicht gefurchten, stielrunden B lütenstiele, die abstehenden Perianthblätter und den kahlen Blütenboden.

1126. RanunculllS äcer L. (= R. napellifölius Crantz, = R. Boraeänus Jord.). Sc h a r f e r Ha h n e n f u s s . Franz.: Bassinet, bassinet d’or, clair-bassin, patte de loup, pied de corbin, bouton d’or; engl.: Upright meadow crowfoot, buttercup, tall crowfoot; ital.: Pie corvino, pie di gallo, bacinella, tazza; pe de Nibbi (Tessin). Taf. 120, Fig. 3 und Fig. 693. Der N am e H a h n e n f u s s , der auch mundartlich, allerdings nicht häufig, vorkom m t, bezieht sich w ohl auch auf die G estalt der Blätter. In Formen w ie H a m p f i s , H a m p f e t s (Thurgau), H e m p f e ie (Tirol) ist er bis zur U nkenntlichkeit entstellt. Im N iederdeutschen finden sich auch die entsprechenden Benennungen K r e e n - , K r a i e n f a u t . D ie goldgelb glänzenden Blüten waren V eranlassung zu Benennungen w ie G o l d e n K n 6 p k e (O stfriesland), G o l d e m m e r c h e n (O stpreussen), G o l d - B l u e m e , - B l ü e m l i (Schw eiz), S c h m a l z - , B u t t e r b l u m e (überall in den verschiedenen mundartlichen Formen ; im N iederdeutschen seltener), A n k e(n) b 1u e m (E isass), A n k e (n) - B a ll e(n) , - B l ü e m l i (S ch w eiz), g e l b e P f i n g s t b l u m e (A nhalt), g e l b e M e i e n (S c h w e iz ; Goms), G l i t z e r l i , G l i n z e ( r ) l i , G l i n z ä , G l a n z e r l i , G a l l i s e l i , L i s e b l u m e [Läuseblum e ?] (Schw eiz), ( G l i t z). P f ä n d l a (bayer. Schw aben), G a l i z e n p f a n d 1 (Tirol), S c h m i r g l [vgl. Caltha, pag. 457], (N ordböhm en), S p e g l b l o m (Altm ark), T o i f 1a u g e n (K ärnten). N ach dem scharfen, brennenden G eschm ack h eisst die Art B r e n n k r a u t (N iederösterreich), Z e n g e r k r a u t [wohl zu „sengen11 = brennen] (Steierm ark, K ärnten, Tirol), S e n g er b l e a m l (Salzburg), Z e n g e r , Z e n g e r r o s e n (Kärnten). A ls U nkraut (schlechtes Futterkraut) ist der H ahnenfuss durch G e l W e w i n n [vgl. Convolvulus] (L übeck), H u n g e r b l u m e (N assau) gekennzeichnet. Zu K ä p p e l a (Schw äbische A lb), R o 11 e(n) - B l u e m (Schw eiz) vgl. T r o l l i u s pag. 459. Es braucht w ohl kaum bem erkt zu werden, dass alle die obigen Benennungen auch für a n d e r e gelb e R anunculus-Arten (b e ­ sonders bulbosus, auricomus, repens), gebraucht werden. Im rom anischen Graubünden h eisst die A rt p e i s d ’ g i a l i n a (Unterengadin) oder einfach r a n u n c u l .

Ausdauernd, (10) 30 bis 100 cm hoch, mit kurzabgebissenem, verdicktem Wurzel­ stock und zahlreichen Seitenwurzeln. Stengel aufrecht, meist stark verzweigt, am Grunde hohl, schwach angedrückt behaart, häufig vielblütig. Grundständige Laubblätter langgestielt,

562 h an d fö rm ig 5- bis 7-teilig. A bschnitte aus kerbigem G runde ± 3-spaltig und unregelm ässig eingesch n itten -g esäg t, zugespitzt, besonders in der Ju gend seidig glänzend behaart. S ten g el­ b lä tte r den g ru n d stän d igen gleichgestaltet, die m ittleren bereits einfacher, kürzer gestielt, die o bersten sitzend, bis zum G runde in lineale A bschnitte geteilt. B lüten (0,8) 2 bis 2,4 cm im D urchm esser. B lütenstiele stielrund (nicht gefurcht), w eichhaarig. P eria n th b lä tte r an­ liegend b eh aart, eiförm ig, kürzer als die eiförm igen, abgerundeten, glänzendgold- bis blass­ gelben, 6 bis 1 1 mm langen H o n ig b lätter. N ektarium beschuppt. F rü ch te zahlreich, auf kahlem B lütenboden, 2,5 bis 3 mm lang, eiförm ig-rundlich, beidseitig gew ölbt m it schwach ab g esetztem K iele und sehr kurzem , fast geradem oder doch w enig gebogenem Schnabel, kahl (T af. 120, F ig. 3c). — V bis X . Gem ein und v erb reitet auf W iesen, an S trassenrändern, G räben, auf M ooren, in G eb ü sch en ; von der E bene bis in die alpine R egion (S ü d tiro l: Schiern 2530 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : E u ro p a , N ord- und S üdasien, N o rd afrik a, A bes­ sinien, K ap lan d , N o rd am erik a (auch noch in G rönland). A e n d e rt c u s

B e c k .

G ru n d e

te ilt,

a u c h

d ie

G ru n d e

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d em

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d ie



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G ru n d e

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L a u b b lä tte r

v ie l­

lin e a l-la n ze tt-

lin e a le n

A b sch n itten .

b is

in

U e b e rg a n g sfo rm e n

T y p u s

(S e lten ,

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T y p u s

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B o r.

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sch m a len

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[u n teres

l a -

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b ü sc h e lfa se rig

lic h e n

var.

se itlich e n

G ru n d a c h se

m it



m ittlern

a n g e w a c h s e n .

z u m

seitlich e n

L a u b b lä tte r fu ss­

5 -te ilig ;

sch n itte

7ze r­

o ft

B e c k .

zu m

b is

stark

(V erb re ite t).

t i s e c t u s

t y p i -

b is

5-

A b s c h n itte

k e ilfö rm ig e m ,

teilig

var.

fu s s fö rm ig

sch n ittig .

Jord.

a b :

G ru n d b lä tte r

var. r e c t u s

a n lie g e n d .

tie f

da den

g ete ilt,

L a u b ­

u n te rse its

sa m m eta rtig . F ru ch ts c h n a b e lla n g , sp itz,

le ich t

g e b o g e n

(G e h ö rt v ie l­

leich t zu r U n te ra rt S teven i). —

F i g . 693.

N aturw iese

R a n u n c u l u s a c e r L.

m it

P h o t. E m i L G a n z , Zürich.

s u b a l p i n u s v u lu s

10

b is

t h u s

15

(30) c m

R ik li.

h o ch .

P fla n ze

a u ffallen d

R a n u n cu lu s m a sse n h a ft m ö g e n

tritt

693)

g en a n n t

sein :

A n th o x a n th u m

sep iu m ,

M e d ic a g o

p e ren n is,

G le c h o m a

zä h lt

h e d e ra c e a ,

zu

b e iz u k o m m e n R a n u n c u l i

den

d ie

triv ia le ,

L a m iu m

h irsu ta ,

su ch t.

A u f alle F ä lle

p r a t e n s i s

s.

a c r i s ,

so llte d ie im

klein e r

N a tu rw ie s e n

R u m e x

P ic ris ,

a u f

G e b ra u c h .

P o a

(statt

b e so n d e rs A ls

p ra ten sis

fa st u n d

in

n a sse n

J acea ,

H e ra c le u m

etc.

W e is e

a ce r (du rch

w e g e n

P la n ta g o

g e h ö rt

v erfü tte rt w e rd e n . w e rd e n

ru b ru m ,

zu

p är-

n ie d rig ,

m i c r a n (S ch w eiz).

J a h rg ä n g e n



B e g le itp fla n z e n flav escen s,

u n d

rep en s,

V ic ia

C re p is

b ien n is,

B ellis

S ilen e

S p h o n d y liu m ,

M o llu g o , R .

m m

T ris e tu m

C e n ta u re a

M e la n d riu m

24)

var.

var.

var,

re g e lm ä s s ig e

p ra ten sis,

G a liu m

B lü te n

b is

triv ia lis,

( =

P fla n ze —

20

p ra te n se

v ersch ied en e

D ie



12

T rifo liu m

c o lu m b a ria

P fla n ze n ich t g rü n

b is

C la irv ille ).

K ü m m e rfo rm ).

A c e to s a ,

ca rv i,

c h a m a e d ry s,

8

g elb .

h ieracioid es,

C a ru m

(A lp in e

o ft

g a n z

T r a g o p o g o n

S c a b io s a m a n

n u r

A rrh e n a th e ru m ,

C a ro ta

V e ro n ic a

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B lü te n

B lü te zeit

p eren n e,

v u lg a re ,

a rven sis,

W ie sen sch ä d lin g en ,

zu r

p ra ten sis,

D a u c u s

a lb u m ,

K n a u tia

fe u ch te n

W ie se n

L o liu m

C a rd a m in e

b re it.

B lü te n d u rc h m e sse r

o d o ra tu m ,

L e u c a n th e m u m

C e ra stiu m

A r a b is

e tw a s

fä rb t

g lo m e ra ta ,

L u p u lin a ,

T a r a x a c u m ,

c iicu li,

v u lg a ris,

D a c ty lis

u n d

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(F ig .

m o llis,

u n d

a ce r

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k le in b lü tig .

a u f

B ro m u s

F lo s

B la tta b sc h n itte

S tro b l

in fla ta , S a lv ia

la n ce o la ta , d en

E n tw ä sse rn ,

L y ch n is

p ra ten sis, A lc h e m illa

g iftig e n

frü h ze itig e s

P flan ze n M ä h e n )

F r ü h e r w a r d a s K r a u t als H e r b ih rer

S c h ä rfe

zu m

a

B la sen zieh en

563

v e rw en d e t. E s w ird so g a r b e h a u p te t, dass K ühe, w elche sich auf die Pflanzen legen, am E u te r „böse S tric h e “ b e ­ kom m en. — D ie pr.oterogynen B lüten w e rd en w eg en ih re r A u ffä llig k eit von z ah lreich en Insekten au fg esu c h t. B e su c h er sind in e rste r L inie die le b h a fte n F a rb e n n a ch g e h en d e n und a u ch den h a lb v e rb o rg en e n H o n ig leic h t a u ffindenden pollenliebenden S ch w eb flieg en (S yrphiden) und kleine B ienen (H a lic tu s-A rte n ), dan eb en a u c h Coleo p te re n , D ip te re n und L e p id o p te re n . V on tera to lo g isc h e n F ällen sind g efü llte B lüten (m eist d u rc h P e ta lisa tio n der S ta u b b lä tte r, se lte n er der H o n ig b lä tte r h e rv o rg e b ra c h t), B lü te n d u rc h w ac h su n g , V e rlau b u n g der P e ta le n und + tie f e in g e sc h n itten e H o n ig b lä tte r zu e rw ä h n e n ; le tz te re zeigen zuw eilen eine re g elm ä ssig e A n o rd n u n g , so dass p seu d o zy g o m o rp h e G ebilde e n tste h en . V e l e n o v s k y (O e ste rr.-b o ta n . Z e itsc h rift Bd. L, 244) b e sc h re ib t au ch gy n o d io ecisch e B lüten, b e i denen der ganze S to c k auffallend kleine (2 b is 3 m al klein er als b ei N o rm a l­ pflanzen), m eh r k eilfö rm ig e H o n ig b lä tte r trä g t. D ie A n th e ren sind ganz u n a n se h n lich als H ö ck er u n te r den F rü c h tc h e n v e rste c k t. — ln m ilden W in te rn (z. B. 1902/1903) können g e le g en tlic h vom D e ze m b er bis M ärz b lü h e n d e E x em p lare b e o b a c h te t w e rd en , ä h n lich w ie von Bellis peren n is, S te lla ria m edia, L am iu m m aculatum , P o a annua, C ornus sa n g u in ea , P rim u la acaulis, Senecio vulg aris etc. F rü c h tc h e n k o n n ten von B r o c k m a n n J e r o s c h in der diluvialen A b la g e ru n g von K a ltb ru n n (S chw eiz), von N e u w e i l e r in der röm ischen N ie d e r­ lassu n g V i n d o n i s s a (K an to n A a rg au ) n a ch g e w iesen w erden.

H ieher g eh ö rt als U n te ra rt

R. Steveni1) A ndrz. ( — R . F rieseanus Jord.). F ig. 694.

A ehnlich nr. 1126, aber m eist reichlicher behaart, ausd au ernd , 40 bis 75 (100) cm hoch, m it oft kriechendem , langem , fleischigem , w alzlichem , w agrechtem , von v er­ trock n eten Scheiden um gebenem W urzelstock und m itverdickten Seitenw urzeln. S tengel au frec h t, m eist reich­ verzw eigt, am G runde hohl, an g ed rü ck t behaart. G ru n d ­ stän d ig e L a u b b lä tte r sehr lang (bis 35 cm) gestielt, tief handförm ig 5- bis 7-teilig m it sehr breiten, eiförm igen o d er ra u ten fö rm ig en , ungleichm ässig grob g e sä g t­ gezäh n ten , spitzen, anliegend behaarten Zipfeln. S ten g el­ b lä tte r den g ru n d stän digen gleichgestaltet, die oberen sitzend und einfacher. B lüten 2 bis 3 cm im D u rc h ­ m esser, an ungefurchten B lütenstielen. P erian th b lätter ab steh en d se id ig -b e h a a rt, kürzer als die 8 bis 24 mm lan g en , verkehrt-eiförm igen H o n ig b lätter (Fig. 694b). F rü ch te auf kahlem F ru ch tb o d en rundlich, seitlich bauchig, ringsum ± deutlich gekielt, m it breitem , an der S pitze g erad em oder hakenförm ig gekrüm m tem Schnabel (F ig . 694 c), 2 bis 3 mm lang. — V bis V II (IX). S ehr selten auf W iesen und G ra sp lätzen ; u r­ sprü n g lich wohl nur in N iederösterreich, M ähren und in d er W estschw eiz; ausserdem an vielen O rten a d v e n ti v , m it französischen G rassam en eingeschleppt.

c Früchtchen.

A l lg e m e in e V e r b r e i t u n g : F ran k reich (ge­ mein) und südöstliches E u ro p a (O stungarn, O stgalizien, Siebenbürgen, R um änien, Volhynien). In D eu tschland und in der Schw eiz zum grössten T eil adventiv. D iese se h r v erän d e rlic h e u n d durch U e b erg ä n g e m it dem T y p u s v erb u n d en e U n te ra rt ist a u sg e ze ic h n e t d u rc h den langen, fleischigen, ä stig e n W u rzelsto ck , der von den B lattsc h eid en o d er deren z erfa se rte n R e sten b e ­ d e c k t ist, d u rc h die sc h im m e rn d b e h a a rte n L a u b b lä tte r und die fa st re g elm ä ssig (doch n ich t im m er) v o r­ h a n d e n e re ic h lic h ere B e h a a ru n g . In der B la ttfo rm g ib t es alle erdenklichen A b ä n d eru n g e n . D a s ä u sserste E x tre m n a c h der einen R ic h tu n g hin bilden die F o rm e n m it in b re it-v e rk e h rte ifö rm ig e A b sc h n itte g e te ilten L a u b b lä tte r, w e lch e dem R. C o n s t a n t i n o p o l i t ä n u s der S ie b en b ü rg e r B o tan ik e r (ab er n ic h t jen em d ’U rville’s) n ah ek o m m en . 9 B en an n t n a ch dem ru ssisch en S ta a ts ra t C h ristia n S t e v e n , einem b e so n d ers um die F lo ra der K rim v e rdienten B o tan ik er.

geb. 1781, g e st. 1863 in

Sim feropol,

564 A e h n lic h e F o rm e n w u rd e n in n e u e re r Z eit als var. p s e u d o l a n u g i n d s u s B olle u n tersch ied e n . M itte lfo rm e n sind jen e , w elch e F r i e s in S c h w e d en fü r R. silv aticu s T huill. g e h alten , a b e r sp ä te r (1846) von A. J o r d a n b e ­ ric h tig e n d als R . F rie se an u s, sp ä te r g e n a u e r als R, n e m o r i v a g u s Jo rd a n neu b e sc h rie b e n w u rd e . E ine F o rm m it d e u tlich h a k en fö rm ig e m S ch n ab el der T e ilfrü c h te w ird als R. v u l g ä t u s Jo rd . ( — R. S te v en i F re y n ) u n te r­ schieden. — R. S tev en i zeig t ein e ig e n a rtig e s disju n k tes V e rb re itu n g sa re a l; einm al e rsc h e in t er in F ra n k re ic h (h ier g e ra d e z u gem ein), dann w ie d eru m in O ste u ro p a. In D e u tsc h la n d , S c h w e d en u n d im g rö sste n T eil von O e ste rre ic h und der S chw eiz ist er, da er m eiste n s in der N ä h e von m en sch lich e n W o h n u n g en v o rk o m m t (zu­ w eilen au ch m it fra n z ö sisc h e r S a a t e in g esch lep p t), kaum als u r ­ sp rü n g lich zu b e tra c h te n (in B ö h m en zum e rsten m al 1882 b ei K fizek k o n s ta tie rt). S tellenw eise (z. B. b e i K ö n ig sb e rg ) is t R. S teveni völlig e in g e b ü rg e rt. Im S üden und O ste n seines V e rb re itu n g sg e b ie te s schliessen sich die P a ra lle la rte n R. G r a n a t e n s i s B oiss. in S panien u n d R. S e r b i c u s V is. auf dem B a lk a n an.

1127. Ranunculus adüncus x) H a k en -H a h n e n fu ss.

G ren. et G odr. F ig. 695.

A usdauernd, 8 bis 15 (50) cm hoch, m it dicker, langer, w ag rech ter G rundachse und zahlreichen S eiten­ w urzeln. S tengel solid, nur w enig verzw eigt und w enig (1- bis 3-) blütig, aufrecht, kurz rauhhaarig. G ru n d ­ ständige L au b b lä tter lan ggestielt, tief 5-spaltig m it eiförm igen, am G runde keiligen, unregelm ässig g e sä g t­ gezähnten, abstehenden A bschnitten. S ten g elb lätter den gru n d stän d ig en gleich g estaltet, alle sitzend, die obersten 3- bis 5-spaltig m it fast linealen A bschnitten. B lüten 2 bis 3 cm im D urchm esser, goldgelb, an un­ gefurchten Stielen. F rü ch te auf behaartem , kugeligem F ru ch tb o d en , rundlich eiförm ig, kahl, m it hakig g e ­ krüm m tem S chnabel (F ig. 695c, d ); letzterer etw as ü b er halb so lang als die F rü ch tch e n . — V I, VII. Selten auf W eiden der alpinen R egion. N u r in der S c h w e i z ; angeblich in den K antonen W a a d t (D ent de M o rd es) und W allis (St. B ernhard, H au t d ’A rbignon, gorges d ’Alesse), jed o ch nicht im T essin Fig:. 695. R a n u n c u l u s a d u n c u s G r e n . e t G o d r . a H a b i t u s (l /3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , b H o n ig - b la tt .

c

Fruchtköpfchen,

d

Einzelfrucht.

u n d

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in i i

G rau b ü n d en . •

Tr

i

• .

ttt

.

i

A 11gemeine Verbr ei t ung. Westalpen.

1128. Ranunculus montänus

W illd. ( = R . geraniifölius P o u rre t, = R . nivalis C rantz). B e r g - H a h n e n f u s s . F ran z.; R enoncule des m ontagnes; engl.: M ountain crow fort; rom anisch (O b erengadin) : flur d ’ painch, flurs paentg. T af. 117, Fig. 4 und F ig. 696 a bis g. A usdauernd, 5 bis 15 (50) cm hoch, m it kurzem , m eist absteigendem , abgebissenem , w alzlichem W urzelstock und m ehreren Seitenw urzeln. S tengel aufrecht, kahl oder angedrückt beh aart, m eist 1- bis 3- (5-) blütig. G rundständige L au b b lä tter gestielt, tief 3- bis 5-spaltig (M ittellappen am tiefsten eingeschnitten), m it am G runde keiligen, am R an d e stum pf 3-zähnigen, kahlen A bschnitten. S ten g elb lätter einfacher gestaltet, tief 3- bis 5-spaltig m it fast linealen Zipfeln, sitzend. B lüten 2 bis 3,5 (4) cm im D urchm esser, m it abstehenden, b eh aarten P erianthblättern . H onigschuppen kurz (Fig. 696b). B lütenstiele stielrund, nicht gefurcht, angedrückt b eh a art oder kahl. H o n ig b lätter verkehrt-eiförm ig, satt goldgelb, glänzend, 10 bis 17 mm lang. F rü c h te auf borstlichem B lütenboden, seitlich flachgedrückt, kahl, 3,5 mm lang, 2,5 mm breit, ') L a t. adüncus =

e in w ärts g e b o g e n ; n a ch dem h a k ig g e k rü m m ten F ru c h tsc h n a b e l.

565

auf der Bauchseite schm al b efandet, mit kurz gekrüm m tem Schnabel, letzterer lJz solang als die F ru c h t (Fig. 696 c, d). — V bis IX . V erb reitet auf trockenen, feuchten, fetten W iesen , W eid en , in S chneegruben, auf Sum pfw iesen, G eröllhalden, S chuttfeldern, an W aldrändern, U fern, schattigen G rasplätzen, im B ergerlengebüsch der A lpen und V o ralp en ; von d er T alsohle (ca. 700 m) bis in die ho ch ­ alpine R egion (bis ca. 2800 m). A u f K alk- und U rgestein. A u sse r der A lp e n k e tte im S c h w eizer J u ra (auch am Saleve), im S c h w a rzw ald (F eldberg), in der B a a r und a u f der A lb (vom K rie g e rta l b e i E n g en b is zur M ü m in g er u n d B lau b e u rer A lb von ca. 600 bis 900 m), fe rn e r auf der b a y e risc h e n H o c h eb e n e (nördlich b is ins L ec h feld [510 m] b e iM e rin g , zw . W ellen b u rg und B e rg ­ heim , D a c h a u e r- u n d E rd in g erm o o r). F ü r den B ayer. W ald und das F ic h te lg e b irg e se h r fraglich. A u sse rd em n ic h t selten m it den A lpenflüssen in die E b en e h in ab ste ig en d , so m it d e r Sihl bis o b e rh alb Z ürich (450 m), m it der T ö ss bis L in se ta l b e i W in te rth u r, m it der S itte r b is u n te rh a lb St. G allen (470 m ), m it der B re g en z era ch bis B reg en z (400 m ), m it d e r Isa r b is H a rlac h in g ob M ünchen, m it der S alzach bis R a ite n h a sla c h , S p a rc h en b ei K u f­ ste in 480 m , A u e n der F ö lz b e i A flenz, B oding b ei R o h r in N ie d e rö ste rre ic h ca. 750 m usw .

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : P yrenäen, C orbieres, Jura, A lpenkette, S chw arzw ald, S chw äbische A lb, K a rp aten , S iebenbürgen, B alkan, K aukasus. A e n d e rt ab : var. t y p i c u s B eck ( = R. nivalis C ran tz). F ig . 696a. G ru n d b lä tte r 3- bis 5-teilig. D e r m ittle re A b sch n itt fa s t b is zum G ru n d e frei. A b s c h n itte d e r S te n g e lb lä tte r länglich, b is 1/3 d reilap p ig (V e rb reitet). — var. m ä x i m u s H oppe (? = f. p u b e sc en s H üter). S ten g el u n d B la ttstie le d ic h t a b ste h e n d b e h a a rt (H ie u n d da). — var. i n t e r m e d i u s H oppe. A b s c h n itte der S te n g e lb lä tte r + g e zä h n t. — v a r. m a i o r K och. S ten g el bis 4 0 cm h o ch , m e ist m eh rb lü tig . Alle S te n g e lb lä tte r m it A u sn ah m e der o b e rsten h a n d fö rm ig -g e te ilt m it e in g e sc h n itten e n A b ­ sc h n itte n (T ie fere L a g e n ). — v a r. l y c o c t o n i f ö l i u s H e g etsch w . Pflanze se h r k rä ftig , üppig, b is 50 cm hoch. G ru n d b lä tte r 5- bis 7-lappig. L ap p e n b re it, ru n d lic h o d er spitz. B lü ten im D u rc h m e sse r bis ü b e r 4 cm (L äg e rstellen , h e ra b g e sc h w e m m te S ta n d o rte ). — var. T h o m a s i i G audin. K ü m m er­ form , 1-blütig. G ru n d b lä tte r + d ic h t­ h a a rig , m it z u g esp itzte n A b sch n itte n . H o n ig b lä tte r bis 7 m m (H ohe, m ag e re A lp en w eid en ). — var. t e n e l l u s G au d in . E x tre m ste K ü m m erfo rm . G ru n d b lä tte r n u r 1 bis 3, lan g g e stie lt, dicklich. S te n g e lb lä tte r n u r 1, u n ­ g e stie lt, m eist 3-teilig, m it linealen A b ­ sc h n itte n . — E in e m o n strö se , h o h e (40 bis 5 0 c m ) F o rm b e ze ic h n e t H ü t e r als f. B a l d e n s i s . A u sserd em sind noch v e rsch ied en e u n b e d eu ten d e A b ä n d e ru n g e n (var. p e r s o n a t u s A v e -L a lle m an t, var. m i n ü t u s L eybold etc.) b e sc h rie b en w orden. H ie h er g e h ö rt: subsp. Ca(H oppe als A rt) B eck ( = R. g räcilis S chleich., = R. tenuifölius Schleich.). K ä rn tn e r H ah n en fuss. F ig . 696g. A u sd a u e rn d , z art, 5 bis 15 (20) cm ho ch , m it kurzem , w a g re c h te m bis a b steig en d e m W u rz elsto c k . S ten g el a u fre c h t, a n g e d rü c k tb e h a a rt, 1-blütig. G ru n d stä n d ig e L a u b ­ b lä tte r g e stie lt, tie f 3- b is 5-teilig (m ittle re r A b s c h n itt am tie fste n ein­ g e sc h n itten ), m it 3 -sp a ltig e n A b ­ sc h n itte n oder e in g e sc h n itten -g e zä h n t, k ahl. S te n g e lb lä tte r sitzend, bis zum

rinthiacus

Fig'. 696. R a n u n c u l u s m o n t a n u s L . a H a b i t u s d e r v a r . t y p i c u s B e c k (1 / 3 d e r n a t ü r l . G r ö s s e ) , b H o n i g b l a t t , c T e i l f r ü c h t c h e n , d L ä n g s s c h n i t t d u r c h ei n T e i l ­ frü c h tc h e n m it einer einzigen an a tro p e n S a m e n a n la g e . — e subsp. H o r n s c h u c h i i ( H o p p e ) B e c k = R. V i l l a r s i i H o c h , = R. B r e y n i n u s A . K e r n e r n e c C r a n t z . H a b i t u s ( 1 / 3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , f E i n z e l f r ü c h t c h e n . — ¿» •s u b s p . C a r i n t h i a c u s ( H o p p e ) B e c k ( = R . g r a c i l i s S c h l e i c h . ) . H a b i t u s (l/i n a t ü r l . G r ö s s e ) . — h F r ü c h t c h e n v o n R a n u n c u l u s [ b u l b o s u s L . ( p a g . 556),

566 Grunde 3- bis 5-teilig mit schm alen, lanzettlichen, spitzen Abschnitten. Blüten goldgelb. 2 bis 2.5 cm im D urch­ m esser, an ungerieften Blütenstielen. Früchte auf borstlichem Blütenboden gestielt, m it kurzem, hakigem Schnabel, kahl. — VI, VII. Zerstreut und selten auf W eiden. Typisch vor allem in den östlichen Alpen, doch vereinzelt auch im Schw eizer Jura und am Salève bei Genf. subsp. HornschÜchii (H oppe als Art) (= R. Villärsii K och, = R.’pseüdo-V illarsii Schur, = R. Breyninus A . Kerner nec Crantz, = R. Lappönicus Vill., = R. Grenieriänus Jordan, = R. oreöphilus Bieb.). Hornschuchs H ahnenfuss. Fig. 696e und f. Ausdauernd, 5 bis 15 cm hoch, reichlich behaart. W urzelstock kurz w alzlich, abgebissen. Stengel aufrecht, 1- (bis 3-) blütig, abstehend dicht behaart. G rundständige Laubblätter gestielt, 5-teilig (M ittellappen am tiefsten eingeschnitten), mit breit-eiförm igen, sich m it den Rändern deckenden, unregelm ässig ein gesch n itten -gesägten , zugespitzten A bschnitten. Stengelblätter sitzen d, handförm ig. 3- bis 5-teilig, mit lanzettlich-linealen, oft eingeschnittenen A bschnitten. Früchte auf borstigem Blütenboden, mit deut­ lichem Kiel und sehr kurzem , hakigem Schnabel (F ig. 6 9 6 f). — V, VI. Selten auf steinigen W iesen, auf G eröllhalden der Alpen. R. montanus gehört, obgleich die Pflanze tief in die T äler und auf die H ochebenen hinabsteigt, zu den typischen, allerdings w enig w ählerischen endem isch-alpinen Spezies. B esonders häufig ist er auf frischen, fetten W eiden und M atten (M ilchkrautw eide) anzutreffen, hier häufig in B egleitu n g von Crépis aurea, L eontodon hispidus, Geum montanum, Trollius Europaeus, Ranunculus aconitifolius und Pyrenaeus, M eum M utellina, P otentilla aurea, Anem one alpina (bezw . sulphurea), Campanula Scheuchzeri, Trifolium badium, Gentiana verna und acaulis (bezw . excisa), Soldanella alpina, V iola biflora, H om ogyne alpina, Cirsium spinosissim um , Chrysan­ them um alpinum, M yosotis alpestris, A lchim illa alpestris, Bartsia alpina, Pedicularis verücillata, Polygonum viviparum, P oa alpina, Phleum alpinum, AnthoNanthum odoratum, F estuca rubra etc. A nderseits wird R. m on­ tanus auch als Geröllpflanze angetroffen, auf Kalk in G esellschaft von Sesleria caerulea, P oa alpina und minor, F estuca rupicaprina, Carex ferruginea, Salix retusa und reticulata, T hesium alpinum, Rum ex scutatus, Alsine verna, Kernera saxatilis, Biscutella, H utchinsia alpina, Arabis alpina, Saxifraga aizoides, androsacea und caesia, Parnassia palustris, Dryas, H elianthem um grandiflorum, Campanula pusilla, A ster alpinus, Achillea atrata, Bellidiastrum M ichelii, Senecio Doronicum , Carduus defloratus etc. A n Bachufern sind auf U rgestein als Begleitpflanzen D escham p sia caespitosa, T riglochin palustre, Carex frigida, Juncus Jacquinii, alpinus und triglum is,Trichophorum caespitosum , Cardamine amara, Saxifraga stellaris und aizoides, Epilobium alsinifolium etc. zu nennen. A uf der oberbayerischen H ochebene findet sich diese anpassungsfähige Art im Frühjahr auf Sum pfw iesen (im Parvocaricetum , Schoenetum und M olinietum ) als akzessorische Pflanze neben Primula farinosa, Gentiana acaulis, P inguicula alpina, Bellidiastrum M ichelii, P olygala amara, Cirsium rivulare, Trollius Europaeus, Thalictrum aquilegifolium, Sesleria caerulea, Tofieldia calyculata, Bartschia alpina, V aleriana dioeca etc.

1129. Ranunculus auricomus1) cörnis K it.).

L. ( = R . binatus K it., = R . reniförm is K it., = R . cerviG o l d - H a h n e n f u s s . F ran z .: R enoncule tête d ’or; engl.: G oldilocks; ita l.: B ottoncini d ’oro, M argheritino. T af. 120, F ig. 4.

A u sdauernd, 15 bis 45 cm hoch, m it kurzem , abgebissenem W urzelstock und zahl­ reichen Seitenw urzeln. Stengel aufrecht, zerstreut behaart, verzw eigt, 2- bis m ehrblütig, am G ru n d e m anchm al hohl und ohne blattlose S cheiden, m it 5 bis 7 sitzenden, bis zum G runde geteilten S ten g elb lättern m it linealen, ganzrandigen A bschnitten. G ru n d stän d ig e L au b b lä tter (1) 2 bis 4, sehr lang gestielt, nierenförm ig, ringsum gekerbt-gezähnt, ungeteilt oder durch 2 o d er 4 (6) + tiefe Buchten 3- oder 5- (7-) teilig, m it keilförm igen M ittel- und doppelt so breiten oder gleichgestalteten Seitenlappen, kahl oder + b eh aart. Blüten goldgelb, 1 bis 2 cm im D urchm esser, an b ehaarten, stielrunden (nicht gefurchten) Blütenstielen. P erianthb lä tte r b eh aart, + anliegend. H onigblätter verkehrt-eiförm ig, 5 bis 10 mm lang, m anchm al verküm m ert bis ganz fehlend, mit kurzer, unvollständig b ed e ck ter H oniggrube. F rüchtchen 3,5 bis 4 mm lang, eiförmig, an den Seiten etw as gew ölbt m it kurzem , vom G runde an hak enförm ig gebogenem Schnabel, ohne N erven, jedoch dicht flaum haarig (T af. 120, Fig. 4c). — IV bis V I (zuweilen nochm als im H erbst). H ie und da (stellenweise ganz fehlend) in lichten, feuchten L aubw äldern, in B aum ­ gärten , H ecken, G ebüschen, V orhölzern, auf feuchten, fruchtbaren W iesen, A uen, F e ttm a tte n ; von der E bene bis in die alpine R egion (B ernina in G raubünden 2100 m).*) *) V on lat. aürum =

Gold und cöm a =

Haupthaar, Laub; nach den goldgelb en Blüten.

567

Allgemeine K aukasus.

Verbreitung:

F ast

ganz

E u ro p a

(fehlt

im

Süden),

Sibirien,

A e n d e rt a b : v a r. t y p i c u s Beck (r= R. b in á tu s K it., = R. c erv icö rn is K ittel). G ru n d stä n d ig e L a u b ­ b lä tte r oben + tie f e in g e sc h n itten , 3- bis 7 -lappig. L ap p en stu m p f o d er z u g esp itzt oder m it keiligem G runde, b re it (H äufig). — var. r e n i f ó r m i s K ittel. U n te rste s L a u b b la tt b a n d fö rm ig , 9- (selten bis 15-) teilig m it g a n zra n d ig e n o d er g e k e rb t-g e z ä h n te n A b s c h n itte n (f. i n c i s i f ö l i u s R ch b .). D ie ü b rig en G ru n d b lä tte r n ieren fö rm ig , rin g su m g e k e rb t-g e z ä h n t. — var. d e c i p i e n s W arn sd o rf. G ru n d b iä tte r n u r 1. D ie ü b rig en zu S cheiden re d u ziert (S elten). — var. f ä l l a x W im m er e t G ra b o w sk i. G ru n d b lä tte r h e rz fö rm ig -k re isru n d b is n ieren fö rm ig . V ie lle ic h t h y b rid e F o rm . — var. H e v é l l u s H ülsen. Pflanze in allen T eilen k le in e r, niedrig, o ft 1 -b lü tig . B lä tte r z a rte r, alle g ru n d stä n d ig e n fa st ste ts g e te ilt, die ste n g elstä n d ig e n g e zä h n t. B lüht e tw as frü h e r als die A rt (S elten in D e u tsc h la n d : im w estl. H avelland in der P ro v . B ra n d e n b u rg ). — var. p s e u d o c a s s ü b i c u s S pribille nec C h rist. A ehnlich var. H evellus, jed o c h am G ru n d e m it 2 b lattlo sen S cheiden und m eh r als 3 G ru n d b lä tte rn (P o sen ). — var. p s e u d o c a s s ü b i c u s C h rist nec S pribille. S ten g el 35 bis 40 cm hoch. G ru n d b lä tte r 2 bis 3. A b s c h n itte der S te n g e lb lä tte r b re it-la n z e ttlic h , g eg en die S p itze zu gro b g e z ä h n t (B asel). — var. B r a h n a v i é n s i s Spribille. Pflanze m it je einem 5-lappigen G ru n d b la tt. — var. p a l ü s t e r H e g etsch w . H o n ig b lä tte r + v e rk ü m m e rt (B eso n d ers a u f S um pfw iesen, o ft auch u n te r d e r N orm alform ). N eb en der sta rk e n V a ria tio n (in F o rm und Z erteilu n g ) der g ru n d stä n d ig e n L a u b b lä tte r, w elche w ie bei A nem one silvestris zw ei v e rsch ie d en e n A chsen an g eh ö re n (die u n g e te ilte n , in d eren A chsel sich eine K nospe vorfindet, g e h ö ren zu der im n ä ch ste n Ja h re b lühenden), neigen die B lüten d ieser und der folgenden A rt s ta rk zu m o n strö se n B ildungen. R egelm ässige, v ollständige B lü te n sind se h r selten a n z u tre ffe n ; V e rg rü n u n g , D u rc h ­ w a ch su n g , p e ta lo id e A u sb ild u n g , V e rk ü m m e rn bis + voll­ stä n d ig e s F e h len sow ie V e rm e h ru n g der P e ria n th b lä tte r k ö nnen n ic h t selten k o n s ta tie rt w e rd en . E benso sind die G lied er des H o n ig b la ttk re ise s leic h t e in e r vor- oder rü c k ­ sc h reiten d e n M e tam o rp h o se u n terw o rfe n . F üllung der B lüten d u rc h P e ta lisa tio n d e r S ta u b b lä tte r ist fe rn e r m öglich. A u ch k ö n n en alle S ta m in a u n fru c h tb a r sein oder a b er ganz v e r­ kü m m ern , so dass d ann die B lüten rein w eiblich erscheinen^ E ndlich können alle S ta m in a in C arpelle (oder u m g ek e h rt) u m g e w a n d e lt sein. D ie G e sta lt der N e k ta rd rü se ist gleich ­ falls v e rä n d e rlic h , zuw eilen 2 -lip p ig und u n v o llstä n d ig b e ­ d eckt. D ie p ro te ra n d risc h e n B lüten w e rd en von Fliegen u n d A piden b e su c h t. — In W e s tp re u sse n e rsc h e in t R. a u ricom us n a ch S c h o l z zuw eilen in M enge auf den nassen, häufig a u f k u rz e Z eit u n te r W a sse r ste h en d e n „ F lu ssta lw ie se n “} n e b en C a lth a p a lu stris, R an u n cu lu s F icaria, A nem one n e m o ­ ro sa, R an u n cu lu s acer, C a rd am in e p ra te n sis, denen sich im S om m er E u p h ra s ia p icta , L y th ru m S alicaria, C irsium olera ce u m , C a m p á n u la p a tu la u n d se lte n er Inula B ritannica hinzugesellen.

1130. Ranunculus Cassübicus1)

L. K a s s u b i s c h e r H a h n e n f u s s . F ra n z .: R enoncule de P om éranie. F ig. 697A ehnlich nr. 1129, aber P flanze höher u n d schlanker. A u sdauernd, 30 bis 50 (60) cm hoch mit kurzem , g eg liedertem W urzelstock und m it zahlreichen dünnen W urzelfasern. S tengel aufrecht, w eniger verzw eigt, vielblütig, an den V erzw eigungen m it sitzenden S tengelblättern ; die untersten S ten g elb lätter 5- bis 7-teilig mit

F i g . 697. R a n u n c u l u s C a s s u b i c u s L. a H abitus (2/s na t ii r l . G r ö s s e ) , b P e r i a n t h b l a t t . c H o n i g b l a t t , d H o n i g ­ ta sc h e (vergrössert). e Ju n g e s F rü c h tc h e n .

3) Im K a ssu b en lan d (zw ischen der P e rsa n te und d e r u n tere n W eichsel) w ach sen d .

568 lanzettlichen, am R an d e g ez äh n ten , die übrigen m it + g an z ran d ig en , lanzettlich - linealen A bschnitten. G ru n d ständige L a u b b lä tte r 1 bis 3, stets rundlich-nierenförm ig (B ucht g e ­ schlossener), bis fast 10 cm breit, am R an d e einfach g ek erbt-gezähnt, m eist etw as le d e r­ artig , + b e h a a rt; ausserdem sind gew öhnlich 2 oder m ehr blattlose S cheiden vorhanden. B lüten 2 bis 2,5 cm im D urchm esser. P e ria n th b lä tte r b ehaart, anliegend (Fig. 697b). H onigb lä ttte r g o ldgelb, verkehrt-eiförm ig, bis 12 mm lang, oft nur teilw eise entw ickelt. F rüchte eiförm ig, beid seitig bauchig gew ölbt, 3 bis 4 mm lang, w eich-sam m ethaarig, m it kurzem , gerad em , an d er S pitze h ak ig gebogenem Schnabel (Fig. 697 e) auf behaartem F ru c h t­ boden. — IV bis V (VII). S elten in lichten, feuchten, hum osen L aubw äldern, auf feuchten W iesen, an Q u ell­ rä n d e rn ; nur im .ö stlic h en T eil. In D e u t s c h l a n d zerstreut in O stpreussen, W estpreussen (nicht überall, fehlt z. B. in den Kreisen Stuhm und M arienwerder), in P osen (Rozniaty Wald, Schubin, Brom berg), Schlesien und ganz vereinzelt im östlich en O berbayern (W agingersee). In O e s t e r r e i c h vereinzelt in Schlesien (T eschen, W eidenau, N iklasdorf), Böhm en (Zwittau, Rziczkatal bei Brünn, Prossnitz, Littau, sonst nur im O sten: U ng.-H radisch, Bisenz, W setin, P rusinow itz, R ajnochow itz, M istek), Böhm en (T etschen, Jicin, Jaromef, B.-Trübau, D eutsch brod, H um poletz, Pardubitz, K aiserw ald) und in N iederösterreich (im W alde des Zeiseiberges b e iS e b a r n ; angeblich auch W o lfs-u n d E delstal bei Hainburg). In der S c h w e i z nur im Engadin (bei Pontresina und auf der Bernina bis 2100 m).

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd- und M ittelrussland, M itteleuropa (fehlt in W e st­ deutschland, H olland, F rankreich). Aendert etw as ab: var. e l ä t i o r Fries (— var. typicus A brom eit). Pflanze höher. Laubblätter derb. — var. p l e b e j u s P'ries. Pflanze niedriger. Laubblätter zarter. — var. fl a b e 11 i f 61 i u s (H euffel). Stengelblätter nur bis etw a zur M itte handförm ig-geteilt, zuw eilen etw as g estielt (Schlesien). — var. p a l ü s t e r Rikli. H onig­ blätter + verküm m ert (Paraüelform zu R. auricomus L. var. palüster H egetsch w .). — D iese Art, w elche mit R. auricom us durch U ebergänge und hybride Formen (? = var. fallax W imm, et Grab.) verbunden ist, ist im G ebirge selten typisch ausgebildet, so dass es oft schw er fällt, die beiden A rten auseinanderzuhalten. R. C assubicus erscheint nach S c h o l z in der Schluchtw aldflora längs der W eichsel in G esellschaft von C im icifuga foetid a (pag. 497), A conitum variegatum , A grim onia odorata, C entaurea Jacea, Pleurospermum Austriacum , Geranium silvaticum , Lithosperm um officinale, Bromus asper var. Benekenii, V icia dumetorum, A stragalus Cicer, Equisetum pratense und m axim um . H öchst eigenartig ist das isolierte Vorkom m en im östlich en O berbayern und im Engadin; vielleicht können in Zukunft noch Z w ischenstationen festgestellt werden, ln O berbayern (bei W aging, 520 m) erscheint R. Cassubicus in W aldschluchten neben Caltha palustris und Leucoium vernum (Bd. II, pag. 309).

1131. Ranunculus Pyrenaeus L.

P y r e n ä e n - H a h n e n f u s s . T af. 117, F ig. 6 und F ig. 702f bisi.

A u sd au ern d , (5) 10 bis 15 (40) cm hoch, am G runde m it zerfaserten B lattresten. W u rzelsto ck sehr kurz, senkrecht, m it zahlreichen langen, k räftig en Seitenw urzeln. S tengel aufrecht, unten kahl, mit 1 oder m ehreren den G ru n d b lättern ähnlich gestalteten, kleinen S te n g elb lättern , 1- bis m ehr- (10-) b lü tig , m it w ollig b eh aarten Blütenstielen. G ru n d ­ stän d ig e L a u b b lä tte r sch m al-lan zettlich , 2 bis 5 (28) mm b re it, allm ählich in den am G ru n d e besch eid eten Stiel verschm älert, ganzrandig, bogennervig, kahl. B lüten aufrecht, bis 2 (2,5) cm im D urchm esser, weiss. P e ria n th b lä tte r 5, schm al-eiförm ig, kahl, k ü rzer als die breit-eiförm igen, abgerundeten, am R an d e oft schw ach w olligen H o n ig b lätter. N ektarium 2-lippig (U nterlippe k ürzer als die O berlippe). S ta u b b lätte r gelb, k ü rzer als die H onigblätter. F rü ch te trapezförm ig, glatt, bauchig aufgeblasen, 3 mm lang, 2 mm breit, 1,8 mm dick, m it kurzem , w enig gebogenem S chnabel (T af. 117, F ig. 6 a). — V bis VII. Selten (fehlt oft auf w eite S treck en hin) auf etw as hum osen und sonnigen H ängen, auf feuchten W eiden der A lpen, von ca. 1750 bis 2780 m ; besonders auf K alk. F eh lt in D e u t s c h l a n d gänzlich (die A ngaben für die Zugspitze und R iffelspitze sind sehr unw ahrschein­ lich). In O e s t e r r e i c h einzig in Vorarlberg (Schindlerspitze am A rlberg 2300 m), Tirol (ziem lich verbreitet) und Kärnten (z. B. R eichenauer Garten). In der S c h w e i z im W allis (besonders in der Südkette), Berner Oberland

569 (selten ), Urserental, Gotthard, Sustenpass, Kt. Glarus (Raminalp), T essin und Graubünden (Engadin, A vers, D avos); fehlt in den K antonen Freiburg und St. Gallen gänzlich.

A llg em ein e V erbreitung: Gebirge der Iberischen Halbinsel, Pyrenäen, Alpen (besonders in der zentralen Kette von den Seealpen bis nach Kärnten). Aendert nach der Form der Blätter ab: var. b u p l e u r i f ö l i u s Lapeyr. Laubblätter schm al-lanzettlich bis lineal-lanzettlich. Stengel m eist 1- (seltener 2- bis 3-) blütig (Verbreitet). — f. a p e t a l a Rikli. H onig­ blätter 0 oder doch kürzer als die Perianthblätter. — var. p l a n t a g i n e u s All. Laubblätter breit-lanzettlich, 5 bis 10 mm breit. S tengel 3- bis 10-blütig (H ie und da auf feuchten, sumpfigen oder torfigen A lpenw iesen). — var. l ä c e r u s Gaudin. A ehnlich der vorigen Varietät. Stengel bis 40 cm hoch. Laubblätter bis 28 mm breit, nach der Spitze zu mit vereinzelten Zähnen (F euchte A lpenw eiden; z. B. im W a llis).— D iese Art gehört zu den ersten Pflanzen des alpinen Frühlings. Die N ektarläppchen (F ig. 702 f bis i) der H onigblätter zeigen eine grosse Variabilität. D ie Blüten sind sow oh l an Frem d- als an Selbstb estäub ung angepasst.

1132. Ranunculus parnassifölius x) L. H e r z b l ä t t r i g e r Ha h n e n f u s s .

Taf. 117,

Fig. 3 und Fig. 698 h. Ausdauernd, 4 bis 10 (20) cm hoch, am Grunde knollenförmig verdickt, mit kurzem, senkrechtem, abgebissenem Wurzelstock und sehr langen und starken Seitenwurzeln. Stengel aufrecht oder wellig gebogen, oben zottig behaart, mit mehreren fast sitzenden, den Grund­ blättern ähnlich gestalteten Stengelblättern, meist mehrblütig. Grundständige Laubblätter gestielt (Stiel am Grunde breit bescheidet), breit-eiförmig, herzförmig oder breit-lanzettlich, ganzrandig, spitzlich, bogennervig, am Rande, am Rücken und Grunde weisszottig behaart, später verkahlend. Blüten aufrecht, gestielt, bis 2 (2,5) cm im Durchmesser. Perianth­ blätter 5 (zuweilen nur 1 bis 3), eiförmig, zottig behaart, kürzer als die 5 (selten 0: f. apetala) weissen oder rötlich überlaufenen, breit-eiförmigen, abgerundeten, ganzrandigen Honigblätter. Staubblätter gelb. Früchte länglich, bauchig aufgeblasen (Fig. 698 h), deutlich geadert. Schnabel mehrmals kürzer, dünn, stark nach auswärts gebogen, fast ein­ gerollt. — VII, VIII. Sehr selten auf feuchten, steinigen Stellen, in Felsspalten, am Rande des Schnees, auf Gesteinsgrus, auf Moränen; von ca. 1900 (in Ost-Graubünden bis 1700 m hinabsteigend) bis 2900 m. Fast ausschliesslich auf Kalk. F ehlt in D e u t s c h l a n d (bayer. Alpen) gänzlich. In O e s t e r r e i c h vereinzelt in Tirol, selten im w estlich en Kärnten und in Steierm ark (einzig auf dem R eiting des G össeck). In der S c h w e i z zerstreut; fehlt den Urkantonen und dem T essin vollständig.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Pyrenäen, Corbieres, Alpenkette (östlich bis Kärnten und Steiermark). R. parnassifolius ist eine ausgesprochen kalkstete Geröllpflanze, die in den Alpen allerdings grosse Lücken aufw eist. — V on den H onigblättern sind oft nur 1 bis 3 ausgebildet. D ie proterogynen Blüten zeigen langlebige Narben, wodurch anfangs K reuzbefruchtung gesichert wird. A ls B esucher kom m en vornehm lich F liegen (M usciden und Syrphiden) in Betracht. D ie B lattoberseite zeigt nach W a g n e r mehr Spaltöffnungen als die Blattunterseite (gesteigerte A ssim ilation stätigk eit!).

1133. Ranunculus crenätus Waldst. et Kit. nec Bert. (= R. vaginatus Sommerauer). Gekerbter Hahnenfuss.

Fig. 698a bis d.

Ausdauernd (in der Tracht von R. alpestris), 4 bis 10 (20) cm hoch, mit kurzem, walzlichem, senkrechtem Wurzelstock und sehr starken, fast senkrechten Seitenwurzeln. Stengel mit 1 bis 2 (selten 3) hochblattartigen, lanzettlichen oder linealen Stengelblättern, 1- bis 2-blütig, kahl. Grundständige Laubblätter gestielt, fast kreisrund, mit schwach herz­ förmigem Grunde, ringsum seicht gekerbt (Kerben stumpf oder zugespitzt), undeutlich 5nervig, kahl, am Grunde scheidig. Blüten aufrecht, bis 2 (2,5) cm im Durchmesser. PerianthJ) Lat. Parnässia (eine Saxifragacee; vgl. Bd. IV) und fölium = Blatt. herzförm igen Blätter unserer Art m it denen von Parnassia palustris. H e g ü , F lo ra Bd. III.

W egen der A ehnlichkeit der 90

570

b lä tte r anliegend, schm al-eiförm ig, k ü rz er als die meist 5 w eissen, breit-eiförm igen, am R an d e oft unregelm ässig welligen, kurzb en ag elten H o n ig b lätter (Fig. 698 c). S ta u b b lätte r gelb. F rü ch te auf + kugeligem F ru c h tb o d e n , k ah l, g la tt, plötzlich in den langen, fast geraden S chnabel verschm älert (Fig. 698 d). — V I, VII. S eh r selten an feuchten, quelligen, k u rz rasig en Stellen, am R an d e des Schnees, a u f F elsen, in F elsspalten der alpinen R egion; von 1700 bis 2400 m. E inzig in den Z e n tra l­ alpen von S teierm ark und zw ar nur in den R o tten m an n er T au e rn (Bösenstein, am Fuss d er drei S tecken, in der W eissgülling h in ter O p p e n b erg , auf der H ochheide). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Süd­ östliche A lpen (einzig S teierm ark), K a rp aten , S iebenbürgen, Bosnien (V ranica planina), B ulgarien, Serbien, A lbanien, M azedonien. D ie se kieselholde A rt, w elch e in den A lpen a u f den ö stlic h e n F lü g e l der n o risc h en Z en trala lp e n b e sc h rä n k t ist, g e h ö rt zu re la tiv e n d em isch en T y p en d e r A lp e n k e tte u n d e rsch e in t w ie S a x ifra g a W u lfe n ia n a n n d h ie ra c ifo lia , V iola S u d e tic a , P rim u la villosa, G e n tia n a frig id a , A n th e m is C a rp a tic a , D o ro n ic u m villosum , C o c h le aria excelsa Z ah lb r. e rst w ie d er in den K a rp a te n , S u d eten , in den sie b en b ü rg isc h illy risc h en G e b irg en o d e r im B alkan.

1134. Ranunculus bilobus lonii H ausm ann).

Grösse), c H onigbla tt, d F rü c h tc h e n . — R. b i l o b u s Bert. « H a b itu s P/a n a t ü r l . G r ö s s e ) , f H o n i g b l a t t , g F r ü c h t c h e n . — h F r ü c h t c h e n v o n R . p a r n a s s i f o 1 i u s L . — i H o n i g b l a t t v o n R , g l a c i a l i s L. k N e k t a r i u m i n a c h H e r r n . M ü 11 e r b

B ert. ( = R . crenatus B ert, nec W ald st. et K it., = R . B ertoZ w e i l a p p i g e r H a h n e n f u s s . F ig. 698e bis g.

A ehnlich der vorigen A rt. A usdauernd, 5 bis 10 cm hoch, m it kurzem , senkrechtem W u rzelsto ck und starken, absteigenden Seitenw urzeln. S tengel aufrecht o d er aufsteigend, m it 1 bis 2 (selten 3) hochblattartigen, lineal-lan zettlichen S tengelblättern, 1-- bis 3-blütig, kahl. G ru n d stän d ig e L a u b b lä tte r gestielt, nierenförm ig bis fast rund, m it herzförm igem G ru n d e, ringsum einfach- bis d o p p e lt-stu m p f g e k e rb t, deutlich 5 -n e rv ig , kahl. Blüten aufrecht, bis 2 (2,5) cm im D urchm esser. P e rian th b lätter anliegend, m eist 5, eiförm ig, zu g e­ spitzt, k ü rzer als die m eist 5 deutlich herzförm igen, kurz benagelten und weissen H o n ig ­ b lä tte r (F ig. 698f). S ta u b b lätte r gelb. F rüchte länglich, aufgeblasen, m it ebensolangem g erad em , nur an d er S pitze um gebogenem S chnabel (Fig. 698g). — V I, V II. Selten auf felsigen H alden, steinigen T rifte n der alpinen und subalpinen R eg io n ; einzig in S ü d t i r o l (zwischen Storo, V al di L ed ro und V al V estino, T om bea) von ca. 1400 bis 2000 m (selten bis 1000 m hinabsteigend). N u r auf K alk. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : K alk alp en von S üdtirol und d er angrenzenden L om b ard ei. R. b ilo b u s, w elch e A rt der v o rig en am n ä ch ste n s te h t, re p rä s e n tie rt zw eifelso h n e einen alten T ypus der trid e n tin isc h e n und lo m b a rd isc h en A lpen, ä hnlich w ie M e lan d riu m E lisa b e th a e (pag. 304), D ia n th u s neglectus^ C a llian th em u m K ern erian u m (pag. 462), S a x ifra g a T o m b e an e n sis und a ra c h n o id e a , D a p h n e p e tra e a etc.

1135. Ranunculus Seguierii*)

Vill. ( = R . C olüm nae All.). S e g u i e r ’s H a h n e n f u s s . F ig . 699 a bis c. In der T ra c h t an R . glacialis o d er A nem one ßaldensis (pag. 524) erinnernd. A us­ dauernd, 8 bis 15 (20) cm hoch, m it kurzem , senkrechtem W u rzelsto ck und sehr langen, *) N a ch Jo h . F ra n z S e g u i e r , geh. 1705 zu N im es, g e st. 1784.

571 starken, absteigenden Seitenw urzeln. S tengel aufrecht bis aufstrebend, m it 1 bis 3 den G ru n d b lä tte rn gleich g estalteten S tengelblättern, 1- bis 3-blütig. G rundständige L au b b lä tter gestielt (Stiele am G runde breit bescheidet), 3- bis 5-fach handförm ig g eteilt m it m ehrfach geteilten B lättchen und sch a rf zugespitzten L a p p e n , wie die ganze Pflanze (wenigstens anfangs) zo ttig b eh aart, später verkahlend. Blüten aufrecht, bis 2 (2,5) cm im D urchm esser. P erian th b lätter 5, eiförm ig, kahl, kürzer als die schneew eissen, breit-eiförm igen, abgerundeten oder nur ganz schw ach herzförm igen H o n ig ­ blätter. S ta u b b lä tte r gelb. F rü ch te w enig zahlreich, sehr gross, kugelig, stark bauchig aufgeblasen, deutlich netznervig, m it m ehrm als kürzerem , dünnem , hakig gebogenem Schnabel (F ig. 699 b, c). — V I, V II. Selten auf feuchten grasigen A bhängen, auf T riften, feuchtem F elsschutt, in F elsspalten d er hochalpinen R e g io n ; von ca. 1800 bis 2400 m. N u r auf K alk.

s u b s p . T r a u n f e l l n e r i ( H o p p e ) B e c k , d H a b i t u s (t/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , e, f K e i m l i n g v o n R . a l p e s t r i s L . g F r ü c h t c h e n .

F e h lt in den B a y erisc h en u n d S c h w e ize r A lpen g änzlich. In O e s t e r r e i c h z e rstre u t in T iro l (P ra g se ra lp e n , Col di L a n a in B u c h en ste in , K e rsc h b a u m e ra lp e bei L ienz, M o n te T o n ale, Schiern, F a ssa, M onte R ö la, B ondone etc.), in K ä rn te n (z. B. A lpe Stou) und in K rain .

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : W estalpen (A lpen der P rovence, M ont V entoux, D auphine, italienische Seealpen), O stalpen (Südtirol, K ärnten, K rain), L om bardei, Z entralapenninen. R. S eguierii, eine k a lk lieb e n d e A rt, z eig t ein ä u s s e rs t d isju n k te s V e rb re itu n g s g e b ie t; in den A lpen is t sie m it v o llstä n d ig em A u ssch lu ss d e r S ch w e ize ralp e n auf die W e s t- u n d O sta lp en b e sc h rä n k t. A u sserd em findet sich ein kleines A re a l a u sse rh a lb d e r A lp e n k ette in den Z en trala p en n in en . Im S c h lern m assiv ersch e in t R. S eg u ierii a u f G erö llfeld ern n e b en T h la sp i rotu n d ifo liu m , L in a ria alpina, R an u n cu lu s P y re n a eu s, A nem one B aldensis, D ra b a aizoides, H elio sp erm a q uadrifida, G alium H elveticum , V a le ria n a supina, S a x ifra g a oppositifolia, P o te n tilla d ubia, D ra b a in c a n a etc. i

1136. Ranunculus alpéstris

L. A l p e n - H a h n e n f u s s . F ra n z .: R enoncule alp estre; engl.: A lpine crow foot. T af. 117, F ig. 5, F ig. 699d bis g und F ig. 700.

In N ie d e rö ste rre ic h w ird dieser H a h n en fu ss G a m s k r e s s , in d e r S chw eiz A r o n e (w ohl aus R anunculus m it A n le h n u n g an A ru m -V o lk sn a m e n , vgl. Bd. II, p a g . 132) oder M a r i e (n) c h r u t g en an n t.

A u sdauernd, (3) 5 bis 10 (16) cm hoch, 1- oder 2-stengelig. W urzelstock kurz, walzlich, senkrecht ab steigend, abgestutzt, m it langen Seitenw urzeln. S tengel aufrecht, kahl, gefu rch t, 1- (selten 2-) blütig. G rundständige L a u b b lä tter langgestielt, im U m riss meist h erzfö rm ig -ru n d lich bis oval, 3- bis 5-lappig oder bis zur M itte bezw . fast bis zum G runde 3- bis 5-spaltig, m it m eist keilförm igem , 3- bis 5-lappigem M ittelzipfel und unregelm ässig g elap p te n Seitenzipfeln. S ten g elb lätter 1 oder 2 (3), sch m al-lin eal, das untere zuweilen 3-spaltig, m it schm al-linealen bis spatelförm igen Zipfeln, wie die ganze Pflanze kahl. Blüten aufrecht, ca. 2 cm im D urchm esser. P e ria n th b lä tte r m eist 5, eiförm ig, dunkel- bis hellgrün, k ü rz er als die m eist 5 verkehrt-herzförm igen, rein weissen H o n ig b lätter. S ta u b b lätte r zahlreich, gelb, viel k ü rzer als die H onigblätter. F rü ch tch e n auf kahlem , kugeligem F ru ch tträg e r, verkehrt-eiförm ig, fast kug elig , aufgeblasen, 2 mm lang und 1,5 mm dick, m it langem , g erad em , nur an der S pitze schw ach hakigem S chnabel (F ig. 699g). — V I bis IX . 90*

572 H äufig und v erb reitet auf etw as feuchten, grasigen Stellen, in Schneetälchen, an F elsen, auf kurzrasigen T rifte n in d er N ähe des Schnees der A lpen und des Jura, von 1300 bis 2850 m (Schweiz. N a tio n alp a rk ); fast nur au f K a lk oder auf k alk h altig er U nterlage, selten auch auf Schiefer (in den Z entralalpen deshalb oft fehlend). Zuw eilen tief (nicht herabgeschw em m t) h in a b ste ig e n d : am A chensee 930 m, bei R a tte n b e rg 980 m und S parchenm ühle bei K ufstein in N o rd tiro l 500 m, St. B artholom ä am K önigssee in O berb ay ern 600 m. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Z entral- und O st-P yrenäen, A lpen, Jura, K a rp aten , A penninnen. D ie se A rt ä n d e rt n a ch d e r H öh en lag e u n d n a ch den F e u c h tig k e itsv e rh ä ltn is se n ziem lich sta rk . H ie h e r: var. p r a e a l p i n u s B eck. B lä tte r 3-lappig, m it ziem lich gesch lo ssen em G ru n d e. M itte lla p p e n 3 -lappig, m it o ft k e rb ig e n seitlich en Z ipfeln. S te n g el + g e stre c k t, o ft 2 -b lü tig (H ie u n d da in tie fen L a g e n d e r A lpen, V o r­ alpen sow ie im J u ra ). — var. t y p i c u s B eck ( = v a r. la tise c tu s N eilr.). S ten g el fa s t ste ts 1-b lu tig . B lä tte r bis z u r M itte o d e r b is zum G ru n d e 3- oder 5 -teilig m it w e it offenem G runde. M itte lla p p e n aus b re it-k eilig e m G ru n d e 3 -lappig m it m eist u n g e k e rb te n S eitenzipfeln (H äufig). — var. H a u s m ä n n i D a lla T o rre e t S a rn th ein ( = R. T ra u n fe lln e ri H a u sm a n n nec H oppe). L a u b b lä tte r a d e rig ; die g ru n d stä n d ig e n 3 -teilig, im U m riss n ie re n ­ förm ig , der m ittle re Zipfel 3-spaltig, die seitlich en tie f 2-spaltig, Z ipfelchen w ie d eru m 2 -sp a ltig m it lan z ettlic h en L äp p ch en . S ten g el 1-blütig, m eist 1-b lä tte rig (das S te n g e lb la tt lin e a lisc h , u n g e te ilt). B lü te n stiele g e fu rc h t. P e ria n th k ah l. H o n ig b lä tte r v e rk e h rt-h e rz fö rm ig o d er 3-lappig (T iro l). — var. n ä n u s R ikli. S te n g el kaum h ö h e r als die G ru n d b lä tte r; letz te re 3-teilig m it g an zra n d ig e n , b re it-la n z e ttlic h e n A b sc h n itte n . H ie h e r fe rn e r subsp. Traunfelln£ri (H oppe) B eck ( = v a r. a n g u stise c tu s N eilr.). F ig . 699 d. S ten g el b is 10 cm hoch, 1-blütig. G ru n d stä n d ig e L a u b b lä tte r g e stie lt, bis zum G ru n d e 3-teilig, der m ittle re A b s c h n itt k e il­ fö rm ig -d re isp altig , die seitlich en zw eisp altig , m it e in g e sc h n itten e n , 2- b is 3 -lap p ig en Z ipfeln. S te n g e lb lä tte r 1 b is 3, lineal o d er h ö c h ste n s das u n te rs te h a n d fö rm ig -d re isp a ltig (O estlich e A lpen von O e ste rre ic h [jed o ch n ic h t in T iro l]; in A n ­ n ä h eru n g sfo rm e n a u ch in der S chw eiz). R. a lp e stris is t eine d e r a u ffällig sten P flanzen d e r K a lk a lp e n , die in den Z en tral­ alpen auf k a lk h a ltig e S tellen b e sc h rä n k t ist und d esh alb ü b e r g rö sse re G e b iete hin ganz fe h lt (B ernina, P uschlav, P e n n in isch e A lpen, la D ro m e, S e ealp en etc.). A u f den M a tte n der K a lk g eb irg e e rsch e in t er o ft in M enge n e b en N ig rite lla n ig ra, P o ly g o n u m viviparum , Silene a ca u lis, P o te n tilla a u re a , G eu m m on tan u m , D ry a s, A lchem illa a lp in a und alp estris, L o tu s c o rn icu latu s, V iola biflora, S a x ifrag a an d ro sac e a, F i g ’. 700.

R a n u n c u l u s a l p e s t r i s L. P h o t . K . M a g n u s , M ü n c h e n .

S oldanella alpina, G e n tia n a acaulis, verna, Bav a ric a und a sp e ra , A n d ro sac e ch am aeiasm e,

V e ro n ica aphylla, fru tic a n s und serpyllifolia, E u p h ra sia S a lisburgensis, B a rtsc h ia alpina, P e d icu la ris Jacq u in i u n d foliosa, C repis au rea , H om ogyne alpina, P o a alpina, S elaginella selag in o id es etc. In h ö h e ren L a g e n z äh lt R. a lp e stris zu den B e stan d te ilen der S c h n e etälc h en flo ra ähnlich w ie S oldanella alp in a (v e rh ä lt sich ü b e rh a u p t dem S ch n ee g e g e n ü b e r w ie diese A rt), P o lygonum viviparum , M y o so tis alp e stris, L e o n to d o n P y re n a ic u s, A lsine v ern a, V e ro n ic a alpina etc. A n d re rse its b e g e g n e t m an diesem w eissen H a h n en fu ss o ft auf G e ste in g ru s oder a u f G eröll (Fig. 700) in G e se llsch a ft von Salix a rb u scu la , re tu s a und re tic u la ta , E ric a carn e a, B iscutella, H utc h in sia alpina, Silene a lp e stris, A ra b is pum ila, V io la biflora, P iro la se c u n d a, S a x ifra g a caesia, H ieracium villosum , S e sle ria c ae ru le a etc. H ie und da t r it t die A rt so g a r im S ch u tze von F e lse n n e b en S a x ifrag a A izoon, A rab is p um ila und F e stu c a ru p ic a p rin a als e c h te F elsenpflan ze auf. N ic h t allzuselten k a n n m an R. a lp e stris im F re ie n m it gefü llten B lü ten an treffen . A u c h B lüten m it k lein en und 3 -lappigen H o n ig b lä tte rn sind b e o b a c h te t w o rd e n . W e t t s t e i n b e sc h re ib t eine F o rm (M u tatio n ) m it e in fa ch e n , u n g e te ilten L a u b b lä tte rn , m it 3 P e ria n th - u n d 3 H o n ig b lä tte rn und v e rk ü m m e rte n F ru c h tk n o te n . D ie B lü ten sind h o m o g am oder sc h w a c h p ro tero g y n .

57 3 D ie Unterart Traunfellneri ist ein Produkt der südöstlichen K alkalpen (Steierm ark, Kärnten, Krain etc.), w elch e in Tirol, V orarlberg, in der Sch w eiz und w oh l auch in N iederösterreich nur in annähernden Formen auftritt.

1137. Ranunculus glaciälis L. (= Oxygraphis glacialis Dalla Torre, = O. vulgaris Freyn). Gl et s cher- Hahnenf us s . Franz.: Renoncule des glaciers, caraline; engl.: Glacier crowfoot; ital.: Caralina, erba camozzera. Taf. 117, Fig. 7, Fig. 698i, k und Fig. 701. In T irol h eisst (ob noch?) diese Art T r i b i o l , R i b i o l und ebenda w ie im Unterengadin (w ie R. alpestris; vgl. pag. 571) G e m s k r e s s e . Im rom anischen Graubünden findet sich die U ebersetzung c r e s c h u n d ’ c h a m u o t s c h (Engadin) und e r b a di c a m o s c h (Puschlav).

Ausdauernd, (4) 10 bis 15 (25) cm hoch, mit kurzem, senkrechtem, abgestutztem Wurzelstock und langen Seitenwurzeln. Pflanze meist kahl, seltener ± behaart, am Grunde mit zerfaserten Blattresten besetzt. Stengel aufrecht oder aufsteigend, dick, l- bis mehrblütig, an der Verzweigung unregelmässig gespaltene oder handförmig geteilte Stengelblätter mit lanzettlichen Abschnitten tragend. Grundständige Laubblätter gestielt, 3-zählig. Abschnitte gestielt, 3- bis vielfach-spaltig, mit breitkeiligen, stumpfen bis zugespitzten Zipfeln, ziemlich dick und dunkelgrün. Blüten 12 bis 30 mm im Durchmesser, aufrecht. Perianthblätter meist 5, eiförmig, aussen stark dunkelrostbraun behaart, bis zur Fruchtreife bleibend, kürzer als die meist 5 breit-nierenförmigen, kurz breit benagelten, am Rande nur schwach ein­ gebuchteten Honigblätter (Fig. 698i); letztere weiss oder ± rosarot bis rotviolett (oft an derselben Pflanze verschieden!), nach der Blüte bleibend. Staubblätter gelb, kürzer als die Honigblätter. Früchtchen auf kugeligem Fruchtboden, kahl, flachgedrückt, fast drei­ eckig, auf zwei Seiten mit Flügelrand, 2,5 mm lang und 2 mm breit (Flügel bis 1J/2 mm breit), mit allmählich sich verjüngendem, fast geradem spitzem Schnabel (Taf. 117, Fig. 7a). — VII, VIII. Stellenweise häufig auf Felsschutt, feuchtem Gerolle, Moränen, Schutthalden, in Felsspalten der alpinen Region; von (1900) 2300 bis über 4000 m (Gipfel des Finsteraarhorn 4275 m). Nur auf Urgestein und Schiefer. In D e u t s c h l a n d als Selten heit in den A lgäueralpen (N ordw estseite des Linkerskopf. Für die R iffelspitze und R eiteralpe ob Bad R eichenhall höchst unw ahrscheinlich). In O e s t e r r e i c h zerstreut in Tirol (besonders im Silvretta- und O etztalerstock, in den Zillertaleralpen, Tauern, in der Ortler-. A dam ello- und Cima d’A stagru p p e; im K itzbühler Schiefergeb irge nur am G eisstein), in Salzburg (G oldberg, N assfeld, Lungau), in Steierm ark von 2100 bis 2864 m (N iedere Tauern [besonders im w estlich en T eile, nach Osten zu seltener; M urauer A lpen auf dem E isenhut, auf dem B ösenstein und der H ochhaide fehlend]) und Kärnten (Tauern, G urktaler- und G ailtaler-A lpen). ln der S c h w e i z in der hochalpinen R egion auf U rgestein und Schiefer verbreitet.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Sierra Nevada, Pyrenäen, Alpenkette (besonders in den Zentralalpen, östlich bis Salzburg und Steiermark), Karpaten (Tatra), Siebenbürgen, Alpen von Skandinavien (in Norwegen von Telemarken bis Finmarken, in Schweden von Herjedalen bis Lappland), nordwestl. Russisch-Finnland (Enontekis, Imandra), Island, Jan Mayen, Faer-Oer, Spitzbergen, Ostküste von Grönland (zwischen 65° 35' und 76° 45' nördl. Breite). Fehlt im übrigen arktischen Amerika sowie im ganzen arktischen Asien vollständig. A endert ab: var. g e n u i n u s L. A bschnitte der Laubblätter breit-lanzettlich, stum pfzähnig, sich g eg en seitig deckend (D ie eigen tlich e grossblätterige, fast stets w eissblühende nordische Form ). — var. c r i t h m i f ö l i u s Rchb. Laubblätter dicklich. B lattabschnitte verlängert-lanzettlich, mehr spitzzähnig, sich nicht oder kaum deckend, m eist ganz kahl. Blüten rot oder w eiss (V erb reitetste Form ; besonders im durch­ feuchteten Geröll). — var. 1a c i n i ä tu s Rikli. Laubblätter feiner zerteilt. B lattabschn itte schmal lanzettlich bis lineal (Seltener). — var. p e t i o l ä t u s Rikli. B lattabschnitte lang gestielt, breit-eiförm ig, vorn reichlich tief eingesch nitten -gezähn t (Graubünden: Val Muranza). — var. h o l o s e r i c e u s Gaudin. Pflanze m eist klein­ w ü ch sig. Laubblätter kleiner, + zottig, spinnw ebeartig behaart. A b schn itte m eist mehr abgerundet (Besonders auf M oränen, Gräten und G ipfeln), — var. g e 1i d u s Hoffm. (? = var. m inimus Gaud.). Hochalpine Kümmerform, kaum unter 3000 m. B lattabschnitte sehr verkürzt, stum pf, abgerundet, m eist behaart (H öchste Gipfel und

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Pässe auf ausgetrocknetem Schlamm.) — var. h e p a t i c i l o b u s Chenevard. Grundständige Laubblätter 3-teilig mit breiten, abgerundeten, 2- bis 3-lappigen Abschnitten. Stengelblätter annähernd von gleicher Form, aber Abschnitte (3 bis 5) schmäler und etwas zugespitzt (W allis: Berisal). — var. r ö s e u s (Hegetschw.) Freyn. Honigblätter blassrosa. — var. l u x ü r ia n s V accari et M elly. D ie Form ist w ohl nur durch den üppigen W uchs g e ­ kenn zeich net.— D ie var. a c o n i t o i d e s D C . soll einen Bastard zwischen R. glacialis und aconitifolius darstellen. R. glacialis, w elcher sich durch die bis zur Fruchtreife bleibenden Perianth- und Honigblätter von den übrigen Ranunculus-Arten wesentlich unterscheidet und deshalb schon (F r e y n ) als Typus einer besondern G attung (O x y g r a p h is ) aufgestellt wurde, vertritt in den Zentralalpen gew issermassen den R. alpestris der Kalkalpen. D er GletscherHahnenfuss ist eine aus­ gesprochen kalkfeindliche Hochalpenpflanze, w elche bis über die Schneegrenze verbreitet ist und die abso­ lut höchststeigende Blüten­ pflanze der Alpenkette (über­ haupt von Europa!) darstellt. Sie wurde noch beobachtet am Piz T schierva (Bernina) zw . 3400 und 3500 m, am Schreckhorn (Berner O ber­ land) bei 3600 m, Monte Rosa (Wallis) bei 3630 m, unter dem Gipfel des Grossglockner bei 3/80 m, an der Jungfrau bei 4000 m, am M atterhorn bei 4200 m und schliesslich v o n L o h m e ie r im Jahre 1872 am Gipfel des Finsteraarhornes bei 4275 m. Unter 2000 m w ird die Pflanze nur höchst selten angetroffen, so im Jamtal im Paznaun bei 1900 m, am Fusse des W axegg-G letschers im Zillertal bei 1900 m und angeblich (nach Mario J ä g g l i ) am M onte Cam oghe im Tessin bis 1500 m hinab. Zu den höchstliegenden Blütenpflanzen, die sich noch über 4000 m vorfanden, zählen nach S c h r ö t e r A chillea atrata (am Finsteraarhorn bei 4270 m), Androsace glacialis, Saxifraga bryoides, moschata, muscoides und biflora sowie Gentiana brachyphylla. A u f dem Geröll der Zentralalpen erscheint R. glacialis oft in Begleitung von Silene acaulis, Herniaria alpina, Alsine verna, sedoides und recurva, A renaria ciliata, Cerastium uniflorum (pag. 368), von verschiedenen D raba-A rten, Cardamine resedifolia, Geum reptans, Sibbaldia procumbens, Saxifraga aspera, aizoon, Seguierii, planifolia, exarata und muscoides, Androsace glacialis, Primula viscosa, Gentiana Bavarica var. im bricata und brachyphylla, Eritrichium nanum, Soldanella pusilla, Phyteum a hemisphaericum und pauciflorum , Veronica alpina, Achillea nana, Leontodon Pyrenaicus, Antennaria Carpatica, Gnaphalium supinum, Artem isia laxa, Oxyria digyna, Salix herbacea, Juncus trifidus, Luzula spicata, Carex curvula, Poa laxa und alpina, A grostis rupestris, Sesleria disticha etc. In den östlichen Alpen findet sich der GletscherHahnenfuss auf kalkarmem Phyllit neben Crepis iubata, Potentilla frigida und nivea, Pedicularis asplenifolia und Oederi, Taraxacum Reichenbachii und Handelii, Primula minima und glutinosa, D raba Fladnizensis und Trisetum spicatum. — D ie Blüten sind homogam oder proterandrisch, zuletzt rein w eiblich. A usser den Zwitterblüten kommen auch scheinzwitterige Pollenblüten vor. Die Ausbildung der Nektarien ist w ie bei R. Pyrenaeus eine verschiedene (Fig. 698k). D ie Blüten werden reichlich von Fliegen, kleinen Faltern und Holzwespen besucht. Gelegentlich — vielleicht wenn sie vorzeitig unter Schnee kommt — pflanzt sich die A rt auch vegetativ fort. Unterhalb der untersten Stengelblätter entwickeln sich nach S c h a r l o k (D eutsche Botan. M onatsschrift Bd. XIII 1895, pag. 91) meist 2 verhältnism ässig lange, mit Vegetationspunkten versehene (ähnlich w ie bei verschiedenen Anemonen) W urzelfasern, w elche in den Boden getrieben werden. Im anatomischen Bau, d. h. in der schwachen Ausbildung der Palissaden, dem Reichtum an Interstitien, der dünnen Epidermis und den vorragenden Spalt­ öffnungen zeigt der Gletscher-Hahnenfuss deutlich eine Anpassung an die Feuchtigkeit. — In Graubünden sollen die Blätter gelegentlich als Hausmittel zu T ee verw endet werden. In der Kultur gedeiht R. glacialis sehr schlecht.

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1138. Ranunculus aconitifölius x) L. G e b i r g s - H a h n e n f u s s . F ranz. : Bouton d ’argent, groffe, pied de corbeau, m erlod; engl.: F a ir m aid of F ra n c e ; ital. : P ie di cornacchia, b atrach io a foglie d ’aconite. T af. 117, F ig . 2, F ig. 702 a bis e und F ig. .703. D ie schweizerischen Benennungen F id e r s t, F i d e r t s c h e , F i d e r s t ä n g e l sollen auf die „gefiederten“ Blätter hinweisen (?). ln Graubünden heisst die A rt auch g a r s c h in e ( n ) , im Zürcher Oberland „ W is s i G l i n s e l i “ .

A usdauernd, (15) 20 bis 50 (130) cm hoch, m it sehr kurzem , k rä fti­ gem , stum pfem , senkrechtem W u rzel­ stock und zahlreichen dicken, ab steig en ­ den Seitenw urzeln. S tengel aufrecht, m eist reichlich verzw eigt, unten kahl, oben an g ed rü ck t b eh aart, an den V e r­ zw eigungen m it grossen, den G ru n d ­ b lättern g leichgestalteten, jedoch un g e­ stielten S ten g elb lättern . G rundständige L a u b b lä tte r sehr lang gestielt, h a n d ­ förm ig 3- bis 7- (m eist 5-) teilig, jedoch nur der m ittlere A b sch n itt bis zum G ru n d e frei, m it unregelm ässig tief gesäg t-g e la p p ten , zugespitzten, kahlen A b sch n itten . B lüten aufrecht, 1 bis 2 cm im D urchm esser. P e ria n th b lä tte r 5, b re it­ eiförm ig, aussen m eist rot bis stahlblau überlaufen, kahl, abfallend. H o n ig b lätter 5, weiss, (3,5) 8 bis 12 mm lang, eiförmig, am R an d e seicht herzförm ig eingebuch­ tet, länger als die P erian th b lätter. N ektarium (F ig. 702b, c) zw eilippig (die sehr lange O b erlip p e eine S treck e w eit mit dem H o n ig b latt verw achsen, U nterlippe sehr kurz). S ta u b b lätte r gelb. F rü ch te 5 mm lang, auf b ehaartem , fast k eg el­ förm igem F ru ch tb o d en , gedunsen, fast kugelig, seitlich etw as zusam m enge­ drü ck t, m it sehr kurzem , ± g eb o g e­ nem Schnabel, undeutlich netzad erig (T a f. 117, F ig . 2 a). — (IV ) V bis V II. Ziem lich v erb reitet und oft g e ­ sellig an feuchten oder quelligen Stellen, in lichten W äldern, auf sum pfigen oder g ed ü n g ten W iesen, an Q uellen, B ach ­ ufern, in G ebüschen, auf K arfluren der M ittelgebirge,V oralpen und A lpen (ver­ einzelt bis 2600 m), oft auch in die E bene hinabsteigend. A u f K a lk und U rgestein.

F i g . 702. R a n u n c u l u s a c o n i t i f o l i u s L . s u b s p . p 1 a t a n i f o 1 i u s ( L . S t r o b l , a, ai H a b i t u s (2/ s n a t ü r l . G r ö s s e ) . b, c H o n i g d r ü s e , d F r ü c h t c h e n . e L ä n g ssc h n itt durch d en W u rz e lsto c k (nach V o l k a r t ) . — / b i s i N ek ta riu m f o r m e n v o n R. P y r e n a e u s L . , / U e b e r g a n g v o m H o n i g - z u m S t a u b b l a t t ( F i g . / b i s / n a c h H errn. M ü l l er).

0 W egen der Aehnlichkeit der Laubblätter mit denen von Aconitum -Arten (vgl. pag. 492).

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Allgemeine V e r b r e itu n g : und R ussland, ebenso z. T . im Süden).

F a st

ganz

E u ro p a

(fehlt

in

G rossbritannien

Aendert ab: var. t y p i c u s Beck. Stengel abstehend ästig. Laubblätter bis auf'den Blattstiel geteilt; Lappen spitz, die der oberen Stengelblätter gezähnt. Stengel und Blütenstiele kahl oder + reichlich behaart (Verbreitet). — var. p a r v i f l ö r u s Gaud. Blüten klein. Honigblätter nur 3,5 bis 5 (statt 8 bis 12) mm lang (Hie und da auf sumpfigen Weiden). — var. n ä n u s Custer. Zw ergform , nur 15 bis 20 cm hoch, 1- bis w enigblütig. — var. d i s s e c t u s Murr. D ie sehr lang zugespitzten Zipfel der Grundblätter bis über die M itte einge­ schnitten. Abschnitte eingeschnitten-gesägt. — f. F u g g e r i (L.) Glaab. H onigblätter an ihrem oberen Rande in der M itte gespalten, 2-lappig oder mit 2 Einschnitten versehen und dann 3-iappig. Einschnitte spitz, Lappen abgerundet­ stumpf oder seicht ausgerandet (D iese A bw eichun g findet man gelegentlich auch bei der subsp. platanifolius). Hieher gehört ferner: subsp. platanifölius (L.) Strobl ( = Hecatönia^platanifolia Schur, = R. acom tifolius var. ältior Koch). F ig. 702a bis d. Ausdauernd, bis 1,30 m hoch, mit kurzem WurzexsiocK und langen, dicken Seitenwurzeln. Stengel aufrecht-ästig, meist reichlich verzw eigt, vielblütig, m eist kahl, mit grossen, den Grundblättern gleichgestalteten, ungestielten Stengelblättern. Grundständige L aubblätter gestielt, 3- bis 7(meist 5-) spaltig. Blattabschnitte (auch nicht der mittlere) nicht bis zum Grunde' frei, sondern hier + zusammen­ hängend, manchmal 3-zipfelig, zugespitzt, am Rande unregelmässig gesägt-gezähnt, die der obern meist ganzrandig, stets kahl. Blüten weiss, meist etwas grösser als bei der A rt. Blütenstiele kahl. Früchte denen der A rt gleichgestaltet. — V I, VII. — M ehr an steinigen kräuterreichen Stellen, im Krummholz- und Grünerlen­ gebüsch; häufig im M ittelgebirge und in den Alpen. — Diese anscheinend konstante Unterart''kom m t niemals mit R. aconitifolius zusammen vor. Andrerseits sind auch Uebergangsform enü zum Typus^konstatiert worden, indem bei kahlen Blütenstielen der Mittellappen des Blattes mit den seitlichen nur sehr w enig verbunden ist. R. aconitifolius bewohnt m it Vorliebe fette W iesen mit frischem bis feuchtem Boden, wo er zuweilen gesellig, auftritt, hier gern in Begleitung von Trollius Europaeus, Meum Mutellina, Taraxacum , Chaerophyllum hirsutum, L otus corniculatus, Anthyllis, Melandrium rubrum, Pedicularis recutita, Ranunculus montanus etc. A u f Lägern und an Geilstellen erscheint er mit Rumex alpinus (pag. 171) oder andern Ammoniakpflanzen. Andrerseits begleitet er das fliessende W asser an Gräben (hier mit Geum rivale), Bächen oder Rinnsalen (pag. 351) oder tritt an feuchten Stellen der Fichtenw älder auf (pag. 417) neben Petasites albus, Crepis paludosa, Aruncus Silvester, lmpatiens Noli tan­ gere, Luzula maxima, Carex remota etc. A u f Karfluren der G ebirge finden sich als Begleitpflanzen v o r : Thalictrum aquilegifolium, Aconitum Vulparia, Saxifraga rotundifolia, Geranium silvaticum, Peucedanum Ostruthium, Veronica urticifolia, Phyteuma Halleri etc. A uch in den Grünerlenbeständen ist diese A rt (hier die subsp. platanifolius) eine häufige Erscheinung, w o sie neben anderen Schattenpflanzen w ie Rumex arifolius, Stellaria nemorum, Geranium silvaticum, Chaerophyllum hirsutum, Senecio Fuchsii, Crepis paludosa etc. vorkommt. — W egen der Schärfe wird auch diese A rt vom V ieh stehen [gelassen. Ebenso ist sie wegen des hohen W assergehaltes (daher die Bezeichnung „W asserkraut“) schw er zu dörren. D a die Pflanze durch den Stalldünger in ihrer Entw icklung begünstigt wird, sollte an deren Stelle A sche, Superphosphat oder Thom as­ mehl gestreut werden. Ferner empfiehlt es sich die Pflanze sehr frühzeitig, vor der Blütezeit, abzuschneiden. A usser gefüllten Blüten werden solche beschrieben, in denen ein oder mehrere Honigblätter durch Umbildung der Honigschuppe zu einer petaloiden Lamina doppelspreitig geworden sind. D ie vegetative Verm ehrung durch W urzelsprosse (Füg. 702 e) ist sehr ausgebildet; dadurch erklärt sich auch das buschweise gedrängte W achstum dieser Art. In jedem Jahr verfault das unterste Stück des abgebissenen W urzelstockes mit seinem Wurzelkranz. D afür bricht über dem folgenden Gliede ein neuer Kranz von dickfleischigen weissen Wurzeln aus dem Stengel hervor. A u f diese Weise w ächst die Pflanze durch den W urzelstock in die Höhe ( V o l k a r t ) .

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1139. R an u n cu lu s h e d e rá c e u s L. (= Batráchium hederáceum Dum.). Epheubl ät t eri ge r Hahnenfuss. Taf. 118, Fig. 7Ausdauernd, 10 bis 40 cm lang, untergetaucht. Stengel stielrund, kriechend, verzweigt, am Ende aufstrebend, hohl, an den Knoten wurzelnd, kahl. Laubblätter glänzend, ziemlich lang gestielt, am Grunde zuweilen schwarz gefleckt, häufig bescheidet, sämtlich gleichgestaltet, im Umriss nierenförmig, stumpf 3- bis 5 -lappig, zuweilen ganzrandig. Blattstiele am Grunde mit 2 kurzen, breiten, häutigen, stengelumfassenden Oehrchen. Blüten gestielt (Stiel jedoch kürzer als der des gegenüberstehenden Laubblattes, kahl, nach dem Verblühen zurückgebogen), klein, 2 bis 5 mm im Durchmesser (Taf. 118, Fig. 7 a). Perianthblätter blassgrün, am Rande häutig, eiförmig, kürzer als die 5 weissen Honigblätter mit gelbem Nagel und unbedeckter, flacher Honiggrube; letztere sehr klein, satteltaschen­ förmig, mit quer-ovaler Oeffnung. Staubblätter 8 bis 10, gelb. Früchte auf kahlem (selten wepig behaart) Fruchtboden, halbherzförmig, grün, unberandet, schwach querrunzelig, mit kurzem Schnabel, kahl (Taf. 118, Fig. 7b). — V bis IX. Zerstreut auf dem schlammigen Grunde von seichten Bächen und Gräben, an Teichen, Quellen; nur in Deutschl and. In D e u t s c h l a n d zerstreut im w estlich en und besonders im nordw estlichen G ebiet, so im mittlern und untern R h eingebiet (für Baden sehr zw eifelh aft; bei N eckarau und Brühl verschw unden), in der Pfalz (Speyer, Kaiserslautern, Zw eibrücken, Kirkel, Schifferstadt, K usel), in E lsass-L othrin gen (zw. Sennheim und Staffelfelden, K eskastel bei Pfirt, zw . Creutzwald und M erten bei Forbach, bei K öching und Saaralben, L ongeville bei St. A vold), in der Rheinprovinz, in W estfalen, Oldenburg, bei H amburg, L übeck, in Schlesw ig-H olstein, zerstreut in H essen, im Harz (A ltenbrak, K laustal, Langelsheim , O ckertal), Hannover und Thüringen (L iebenstein, Schm alkalden, Allendorf, Immelborn, Eisenach, A polda usw .), nach O sten bis W olm irstadt— Stendal — Salzw edel — Lübeck (selten bei Schw arzm ühlen, Herrenburg, Marly, Trem s, W ulfsdorf), früher auch bei R ostock. A ngeblich auch im Lausitzer H eid egeb iet bei Luckau, in der Provinz P osen bei Czarnikau. F eh lt in O e s t e r r e i c h (einzig in D alm atien) und in der S c h w e i z .

A l l g e me i n e Verbrei tung: West- und Südwesteuropa (nördlich bis Island und Schweden; südwestlich bis Calabrien, Sizilien und Dalmatien). Aendert w en ig ab: var. L e n o r m á n d i (F. W\ Schultz als Art). L aubblätter fünflappig mit dreikerbigem M ittellappen und zw eik erbigem Seitenlappen. Blüten grösser (Besonders in Frankreich und Belgien). R. hederaceus, w elch e A rt * in ihrem H abitus den U ebergan g zu den eigentlichen Batrachiern bildet, ist ein atlantischer T ypus, der besonders im nordw estdeutschen H eid egeb iet verbreitet ist- Hier füllt er zuw eilen die Tüm pel fa st ganz aus und ist häufig von M ontia rivularis und Stellaria uliginosa b egleitet. Im G egensatz zu den andern Vertretern der Gruppe Batrachium variirt diese A rt sehr w en ig ; neben „epheub lätterigen“ Form en gibt es auch solche m it beinahe ganzrandigen, nierenförm igen Laubblättern. — W egen der K leinheit der Blüte ist der Insektenbesuch ein geringer. D ie 8 bis 10 Staubblätter um stehen in einem einzigen K reise die gleichhohen und gleich zeitig entw ickelten Narben, so dass leicht Selbstbestäubung eintritt. N ach der Blüte biegt sich der B lütenstiel nach abw ärts. D ie se Art ist ebenfalls giftig.

1140. R an u n cu lu s flú itan s Lam. (= R. peucedanifólius All., = R. fluviátilis Weber, = Batráchium fluitans Wimmer). F l u t e n d e r Ha h n e n f u s s . Franz.: Grenouilette, bassinet d’eau; ital.: Morso di rana, finocchio d’acqua. Taf. 118, Fig. 5 und Fig. 704c, f, h. D ie W asserhahnenfüsse, deren verschiedene A rten vom V olke nicht näher unterschieden werden, heissen nach ihrem Standort: W ä t e r b l o m (N ordw estl. D eutschland), W a t e r - O g e n b 1ä m e , S u r - O g e n b l o m e (O stfriesland), W a s s er g 1i n t z e r li (S ch w eiz: Churfirstengebiet), B a c h c h r u t (Eisass), G r u n d n e t t e i [vgl. Hydrilla, Bd. 1 pag. 159] (M ecklenburg), F i s c h k r u t (Eisass), F r ö s c h e b l u m e (Nassau, Eifel, Luxem ­ burg), S c h i e b g r a s (vgl. Schlabegras für G lyceria fluitans Bd. I, pag. 317). S c h w ä n d e l (auch für P ota­ m ogetón (vgl. Bd. I, pag. 122), C h r ö a s (vgl. Lem na Bd. II, pag. 139), K ö r b l e k r a u t (Bodensee), W i t t b l u m e n k r u d (L übeck), G r ü t t b l o m (Altm ark) wurde durch die w eissen Blüten veranlasst.

Ausdauernd, l bis 6 m lang. Stengel untergetaucht, im Wasser flutend, stielrund, kahl, mit 5 bis 10 cm langen Stengelgliedern, verzweigt. Laubblätter alle gleichgestaltet, die unteren gestielt, die oberen sitzend, 7 bis 16 cm lang, die unteren stets länger als die

57 8 S ten g elg lied er, d o p p elt 3-teilig, borstenförm ig bis pfriem lich, m it m ehrfach geteilten, nebenund übereinanderliegenden, fast parallelen pfriem lichen Zipfeln, am G runde scheidenartig v erb reitert, m eist alle u n te rg e ta u c h t; seltener sind kleine auf dem W asser schw im m ende, nierenförm ige, g elap p te L a u b b lä tter vorhanden. B lüten den L au b b lä ttern gegenüber, lan g ­ gestielt (Stiel kahl, nach oben verjüngt), sich über die W asserfläche erhebend, 15 bis 20 mm im D urchm esser. P e ria n th b lä tte r grün, schm al eiförm ig, bed eu ten d k ü rzer als die 5 bis 12 weissen, gelb b en agelten, 5 bis 10 mm langen H o n ig b lätter, m it offener H oniggrube. S ta u b b lätte r w enig zahlreich, ± so lang als das F ruchtköpfchen. F rü ch te auf kahlem oder seltener behaartem F ru ch tb o d en , eiförmig, kahl m it kurzem S chnabel (T af. 118, F ig . 5 b). — V I bis VIII. Z e rstre u t in fliessenden G ew ässern, in Flüssen und grösseren B ächen der E b e n e ; fehlt in einzelnen G ebieten (z. B. in S teierm ark, im W allis) vollständig. Zuw eilen auch mit R . paucistam ineus verw echselt. Allgemeine Verbreitung: N o rd a frik a, gem ässigtes N ordam erika.

Süd- und M itteleuropa (nördlich bis D änem ark),

F i g . 704. a L a u b b l a t t v o n R a n u n c u l u s c i r c i n a t u s S ib th ,, b v o n R. f l a c c i d u s P e r s . , c L a n d f o r m v o n R . f l u i t a n s L . ( n a c h G o e b e l ) , d Q u e r s c h n i t t d u r c h d e n S t e n g e l v o n R . c i r c i n a t u s , e e i n e P a r t i e v e r g r ö s s e r t , / Q u e r s c h n i t t d u r c h d en Zipfel eines W a s s e r b la tte s von R . f l u i t a n s , ^ d u r c h das L u f t b la t t vo n R. c i r c i n a t u s , h d u rc h ein B la tt der L a n d ­ f o r m v o n R. f l u i t a n s L.

Aendert ab: var t y p i c u s Beck. Fruchtboden kahl. -— var. p s e u d o f l ü i t a n s N ew b. Fruchtboden behaart. — var. L a m ä r c k i i W irtgen. Blüten lang gestielt, w eit über die W asserfläche hervorragend, bis 3 cm im Durchmesser. Honigblätter 9 bis 12, keilförm ig-länglich. — var. B a c h i i W irtgen. Blüten kurz gestielt, w enig aus dem W asser hervorragend, ca. 2 cm im Durchmesser. Honigblätter 5 bis 7, nur halb so gross als beim T ypus, verkehrteiförm ig. Pflanze gelegentlich mit Schwimmblättern. — var. C r a m e r i Brügger. L aub­ blätter zarter, haarartig, mit mehr auseinanderfahrenden Abschnitten. Blattscheiden schw ach behaart. Blüten gross (Basel). — var. l o n g i s t a m i n e u s Ernst Krösche. Staubblätter bei voller Blüte länger als der Stempel­ kopf. Laubblätter weniger lang flutend. Blüten kurz gestielt (W eser; in ziemlich ruhigem Wasser). — Hiezu auch die var. l o n g i s t a m i n e u s g r ä c i l i s E. Krösche. Pflanze zierlich, schlank, bis auf die Blütenachse (Frucht­ träger) kahl. Blatt etw as kürzer als sein vorstehendes Stengelglied. Staubblätter ca. 20, in voller Blüte den Stem pelkopf um etw a seine L än ge überragend. Honigblätter 6 bis 8 mm lang und etw a halb so breit, verkehrt eiförm ig-keilig. — D iese A rt bewohnt im Gegensatz zu R. divaricatus etc. fast stets das fliessende Wasser. Sie erscheint in Bächen und Flüssen in Form von flutenden, oft stattlichen Schwaden, w elche für die Schiffahrt lästig werden können. D urch Korrektionsarbeiten ist sie aus vielen schiffbaren Flüssen fast ganz verdrängt worden. Die Früchte schlagen oft fehl, weil die Befruchtung infolge ausdauernden Untertauchens unmöglich wird. Die Verankerung der Pflanze erfolgt durch sog. „Beiw urzeln“ (Adventivwurzeln), w elche an den Knoten entspringen.

579

Bei der ziem lich einheitlich gestalteten Gruppe B a t r a c h i u m (nr. 1139 bis 1144) sind einzelne Spezies durch „Heterophyllie“ ausgezeichnet, so vor allem R. aquatilis, seltener auch R. fluitans und flaccidus. Es sind dann untergetauchte (submerse), 3- bis 4-fach fiederspaltige Blätter mit haarförm igen Zipfeln (Fig. 704a, b) und mierenförmige, gelappte Schwim m blätter (Fig. 707b bis e) ausgebildet. Bei R. fluitans und circinatus finden sich fast stets nur submerse, haarförmig-fiederspaltige, bei R. hederaceus einzig nierenförmige, w enig gelappte Blätter vor. Bei R. aquatilis kann man zuweilen an derselben Pflanze alle in dieser Gruppe aüftretenden Blattformen bemerken. „Beginnend mit den submersen, haarförm ig dreifach-fiederspaltigen Blättern können w ir an geeigneten Exemplaren das allmähliche Breiterwerden der Blattzipfel, ihre Abrundung und stufenweise erfolgende Verschm elzung sowie das Verschwinden der Blättchenstiele studieren“ ( Bi t t e r ) . Zuletzt wird das gewöhnliche tief 3-lappige, gekerbte Schwim m blatt erreicht. Letzteres kann sogar in 3 gestielte Teilblättchen aufgelöst sein. In der Regel ist der Uebergang von den W asser- zu den Schwimmblättern ein plötzlicher und unvermittelter. Ausserdem haben die Batrachier infolge ihrer Plastizität die Fähigkeit, auf feuchtem Boden oder bei sinkendem W asser­ stand „Landform en“ (f. terrestris und succulentus) zu erzeugen, w elche sich in ihrer Struktur gewöhnlichen Landformen stark nähern (Fig. 704c, 707i u. 708m). Sie zeichnen sich durch kürzere Sprosse, kürzere Internodien und w eniger zerteilte, etw as dickere Laubblätter aus. Während dieW asserblätter radiär gebaut sind (Fig. 704 f), besitzen die Blätter der terrestrischen Formen einen dorsiventralen Bau (Fig. 704h). D ie ersteren zeigen eine an Chlorophyll reiche Epidermis und ein aus grossen, dünnhäutigen Zellen gebildetes Grundgewebe, welches das zentral gelegene Leitbündel einschliesst. D ie Landform dagegen entw ickelt oben Palissaden, unten Schwammparenchym; die Epidermis der Ober- w ie der Unterseite w eist Spaltöffnungen auf. Im Gegensatz zu vielen anderen W asser­ pflanzen sind die kollateralen Leitbündel der Sprossachse nicht zu einem zentralen Strange vereinigt, sondern liegen zerstreut im G rundgewebe in der Nähe der Stengelkanten. Ebenso fehlen im Spross grössere Luftgänge. A ls Ersatz dafür bildet sich in älteren, derberen Stengelteilen ein zentraler Hohlraum aus, der durch A u f­ lösung der axilen Partie des M arkes entsteht (Fig. 704d, e).

1141. R anunculusB audötii1) G odron ( = R .m arinus F rie s, = B atrachium m arinum F ries, = B. B audötii van d e n Bosch). B a u d o t ’s H a h n e n f u s s . F ig. 705. A u sd au ern d , bis 80 cm lang, freudiggrün. S te n g e l k räftig , rund, hohl, w enig verzw eigt. U n te r­ g e ta u c h te L au b b lä tter sitzend, w iederholt 3-spaltig, zu letzt 2-sp altig , m it divergierenden, nach allen R ic h tu n g e n ab stehenden Zipfeln, etw as starr und au sserh alb des W assers m eist nicht zusam m en­ fa lle n d . S ch w im m blätter langgestielt, 3-teilig mit m eist gestielten, keilförm igen Zipfeln, im U m kreis nierenförm ig bis rundlich, m it lang scheidenförm ig •angew achsenen N eb en blättern. B lütenachse eikegel­ fö rm ig (Fig.705b),m it kurzen,schw achenB orsten b e­ se tz t (kürzer als dieD icke des B lütenachsenkegels). B lüten lan g g estielt (Stiele länger als die L a u b ­ b lä tte r! ), 1 bis 2 cm im D urchm esser. P erianthb lä tte r grün, halbsolang als die breit-verkehrt•eiförmigen, weissen, 6 (9) mm langen, am G runde gelb en H on ig b lätter. .Staubblätter gelb, zahlreich, frü h zeitig (bald nach dem A ufblühen) von den F ru ch tk n o ten ü b e rra g t; letztere auf behaartem F ru ch tb o d en m it länglich-bandförm iger, zurück­ gek rü m m ter N arbe, au fseh r kurzem Griffel. F rü ch te meist schw ach aufgeblasen, halbkreisförm ig, mit sehr kurzem , seitlich stehendem Schnabel. — V bis V III. *)

F i g . 705. R a n u n c u l u s B a u d ö t i i G o d r o n . a H a b i t u s f1 / 2 n a t ü r l . G r ö s s e ) , b B l ü t e n s t a n d s a c h s e , c F r ü c h t k ö p f c h e n . d Einzelfrucht.

*) Benannt nach dem Entdecker dieser Pflanze in Saarburg (Lothringen) Staatsanw alt de B a u d o t .

580

Selten und nur in salzhaltigem und brackigem Wasser an der Nord- und Ostsee (oft übersehen) ; ausserdem ganz vereinzelt an salzigen Stellen im Binnenland, so in den Mansfelder Seen und in Lothringen (Salzwasser bei Vic, Moyenvic, Marsal, Dieuze, Saar­ burg, Château-Salins). Angeblich auch bei Bernburg (in der Bornschen Aue), bei Münster. Fehlt in O e s t e r r e i c h und in der S c h w e i z gänzlich. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : An der Ost- und Nordsee. A endert w en ig ab: var. n a t a n s M arsson. Schw im m blätter 3-spaltig, m it um gekehrt-eiförm igen, kerbig-dreilappigen Zipfeln. — var. G o d r ö n i i M arsson. Schw im m blätter fächerförm ig-dreiteilig m it dreieckigkeiligen, 3-sp altigen; oft schm alen Zipfeln. — var. m a r i n u s M arsson. A lle L aubblätter untergetaucht, haarförm ig-vielspaltig, die unteren kurzgestielt. — var. t e r r é s t r i s Godron. Stengel kurz. Zipfel der m eist vielteiligen Laubblätter kurz und starr. Eine von E. K r ö s c h e (A llgem ein e Botan. Zeitschrift 1909, pag. 83) beschriebene Form R. p s e u d o B a u d d t i i unterscheidet sich von R. Baudotii durch folgende M erkm ale: Staubblätter in voller Blüte gew öhnlich von gleicher H öhe m it dem Stem pelkopfe. B lattzipfel ausserhalb des W assers zusam m enfallend. Frucht nicht aufgeblasen. H onigblätter nicht 6, sondern 7 bis 9 mm lang. — D iese B atrachium -A rt ist eine Salz- und Brack­ w asserpflanze der O st- und N ordseeküste. Im Binnenland erscheint sie sehr vereinzelt, im G ebiet der M ansfelder Seen bei E isleben neben vielen andern H alophyten w ie Salicornia herbacea (pag. 254), Suaeda m aritim a (pag. 257), A rtem isia maritima, A ster tripolium , P lantago maritima, Glaux maritima, Sam olus Valerandi, Erythraea linariifolia, Bupleurum tenuissim um , M elilotus dentatus, Spergularia salina und m arginata (pag. 423), Triglochin maritim um , H eleocharis parvula, Blysm us rufus (Bd. II, pag. 43). Juncus Gerardi, Carex secalina so w ie neben verschiedenen interessanten halophilen A lgen (Enterom orpha intestinalis und salina, L yngbya salina, G loeotrich ia salina etc.)

1142. R a n u n c u lu s c irc in á tu s 1) Sibth. (= R. divaricátus auct. germ. non Schrank, = R. stagnális Wallr., = R. rigidus Hoffmann, = Batráchium divaricatum Wimmer). S p r e i z e n d e r H a h n e n f u s s . Franz.: Grenouillette; engl.: Eel-beds, white crowfoot, water-fennel; ital.: Ranuncolo soldinello, peucédano acquaiuolo. Taf. 118, Fig. 6, Fig. 704a und g und Fig. 706. Ausdauernd, bis 1 m lang, dunkelgrün. Stengel untergetaucht, verzweigt, kahl. Laubblätter sämtlich untergetaucht, sitzend, 1 bis 2 cm lang, viel kürzer als die Stengel­ glieder, im Umkreis kreisrund, am Grunde 3-teilig (Fig. 704a), darnach mehrmals gabelig geteilt, mit spreizenden, borstlichen Gipfeln, starr, auch nach dem Herausnehmen aus dem Wasser spreizend, nicht zusammenfallend, mit borstlich behaarten, kurzen Blattscheiden. Blüten­ achse länglich-eirund. Blüten + lang gestielt (Stiel zuletzt bis 8-mal länger als die Laub­ blätter), über das Wasser emporragend, 0,5 bis 2 cm im Durchmesser. Perianthblätter meist 5, 7 bis 10 mm lang, weiss mit hellem Nagel und unbedeckter Honiggrube. Staubblätter zahlreich, länger als die Fruchtknoten. Früchte auf behaartem Fruchtboden, bis 1,5 mm lang, schwach gedunsen, borstlich behaart, runzelig, mit kurzem, aufgesetztem Spitzchen. — V bis IX. Zerstreut in stehenden oder langsam fliessenden Gewässern, in Teichen, Tümpeln, Altwässern der Flüsse, seltener in Flüssen, Gräben, Bächen; nur in der Ebene. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa, gemässigtes Asien (ostwärts bis Russisch-Turkestan). A endert verhältnism ässig w en ig ab. H ieher: var. t e r r é s t r i s Gren. et Godr. Stengel verkürzt. L aubblätter dicker, länger als die Z w ischenglieder. B lattabschn itte breiter (Seltene Landform bei sinkendem W asserstand, auf M ooren). — var. g l o b u l i f ó r m i s A. Schw arz. Blattzipfel kurz, dicklich, nicht flächenförm ig ausgebreitet, sondern nach allen Richtungen abstehend, eine K ugel bildend. Blüten kleiner (D iese Form m acht den Eindruck einer Landform , w äch st aber im tiefen W asser). — var. p s e u do s t a m i n e u s A. Schw arz. B lattzipfel w eniger stark, kürzer und die radförm ige A usbreitung w eniger zeigend, jedoch nicht pinselförm ig zusam m enfallend. Blüten kleiner, nam entlich die K nospen sehr klein (H abituell an R. paucistam ineus erinnernd, aber schon durch die langen B lütenstiele von dieser Art verschieden). *) *) K reisförm ig; von lat. circes =

Kreis. N ach der G estalt der Blätter.

581 D iese durch die fein zerteilten (niemals Schwim m blätter erzeugend) Blätter ganz an das Wasserleben angepasste A rt erscheint in langsam fliessenden Gewässern oft in dichten Rasen und verbreitet zuweilen einen unangenehmen Geruch. A us den submersen Sprossen erheben sich die weissen, sternförmigen Blüten über die W asseroberfläche und stellen grosse, schneeweisse Blütenteppiche dar (Fig. 706). A ls Begleitpflanzen erscheinen in den Gewässern nicht selten Potam ogeton natans, densus oder crispus, Myriophyllum, Callitriche vernalis, Ceratophyllum (pag. 450), Lem na-Arten, Utricularien, in Norddeutschland Hottonia palustris, Hydrocharis Morsus ranae, Stratiotes aloides, Limnanthemum nymphaeoides etc. R. divaricatus gehört w ie die Utricularien, die Potam ogeton-, Chara- und N itella-Arten zum „N ajas-T yp us“ Von S c h i m p e r , d. h. im Boden wurzelnde oder freischwebende, mit ihren Vegetations­ organen völlig untergetauchte Pflanzen mit langen, flutenden Sprossen. Im Spätherbst flot­ tieren zuweilen einzelne entwurzelte grüne Rasen auf den Seeflächen herum, um dann an F i g . 706. T ü m p e l m i t R a n u n c u l u s c i r c i n a t u s S ib th . P hot. V. Z i i n d , M ünchen. geeigneten Stellen bewurzelte Stücke zurückzu­ lassen. Diese bilden bei der raschen vegeta­ tiven Verm ehrung sehr bald neue Kolonien. So erklärt sich auch das alljährliche A uftreten dieser Art an Stellen, wo sie kurz zuvor noch nicht zu finden w ar ( B a u m a n n ) . W ie bei anderen Batrachiern brechen aus den Knoten der Sprosse Beiwurzeln hervor, die namentlich als Haftwurzeln Bedeutung haben. — R. divaricatus Schrank ist ein nomen confusum und deckt sich nicht mit R. divaricatus von K och und anderen deutschen Autoren.

1143. RanunculUS aquätilis

L . (= B atrachium aquatile W im m .). H a h n e n f u s s . F ig. 707a bis e, i und k.

G e m e i n e r Wasser-

A u sd au ern d , 10 bis 150 cm lang. S tengel u n tergetaucht, kahl, verzw eigt. U n te r­ g etau ch te B lätter w iederholt 3-spaltig, zuletzt gabelig verzw eigt, m it allseits abstehenden Zipfeln, za rt (ausserhalb des W assers schlaff, pinselförm ig zusam m enfallend), m eist länger als die S tengelglieder. S chw im m blätter selten fehlend, gestielt, im U m riss und in der T eilung sehr veränderlich, rund bis nierenförm ig, oder 3- bis 5-spaltig, seltener 3- bis 5-teilig, m it stum pfen, g ek erb ten L appen. B lütenachse halbkugelig. B lüten lang gestielt, sich über den W asserspiegel erhebend (Stiele oben verjüngt, nach der B lüte gekrüm m t), 20 bis 25 mm im D urchm esser, mit m eist 5 w eissen, ziem lich grossen (9 bis 14 mm), breit-verkehrteiförm igen, gelb b en ag elten H on ig blättern. H onigdrüse rundlich-oval, ringsum (unten am stärksten) um w allt. S ta u b b lätte r m eist ± 30, länger als die Griffel, gelb. F rü ch te querrunzelig, auf borstlich b eh aartem F ru ch tb o d en , b eh a art oder kahl, m it kurzem S chnabel. — (III) V bis V III. Ziem lich v erb reitet (doch stellenweise über grosse G ebiete ganz fehlend) in stehenden und langsam fliessenden G ew ässern, in Seen, B uchten, T eichen, G räben, in Flüssen und B ächen; fast nur im T ieflande. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : E uro p a, M ittel- und O stasien, N ordam erika, tro ­ pisches und südliches A frika, A ndines Südam erika. Aendert stark ab: subsp. heleöphilus (Arvet-Touvet) ( = var. submersus Gren. et Godr.). Fig. 707 k. Schwim m blätter fehlend. A lle Laubblätter untergetaucht (Submerse Form). Von R. circinatus durch die grösseren Blüten und die zahlreichen Staubblätter verschieden. — subsp. heterophy Iltis (W eber) Neilr. ( = R. longifölius Ross­ mann). F ig. 707abis e. Schwim m blätter fast stets vorhanden,herzförmig, 3 bis 5-lappig, m itgekerbtenLappen. Stengel meist aufrecht. Blüten lang gestielt, gross. Früchtchen gross, borstlich behaart. — Hieher ferner: var. t r u n c ä t u s Koch. Basis der Schwimmblätter abgestutzt, nicht herzförmig. — var. p e l t ä t u s (Schrank). Schwim m blätter herz­ förmig-rundlich, bis über die M itte 3-spaltig, mit gekerbten Lappen, am Grunde mit übergreifenden Rändern. — var.

582 c o r d ä t u s Döll. Schwim m blätter herzförmig-kreisrund, gelappt oder 3- bis 5-spaltig. — var. q u i n q u e l o b u s Koch. Lappen der Schwim m blätter ganzrandig (nicht gekerbt). — var. f l a b e l l ä t u s Celak. Lappen der Schwim m blätter in schmälere, spitze Zipfel fächerförm ig zerteilt. — var. B u c h n e r i A . Schw arz. Schwim m ­ blätter kreisförm ig, der Einschnitt am Blattgrund sehr schmal, die breite Spreite 5-lappig; die Lappen keilig,. der mittlere am tiefsten eingeschnitten, am Rande mit 4 bis 5, die seitlichen mit 6 bis 8 ungleichen, stumpf­ spitzen Kerben, so dass der ganze Blattrand vielkerbig (20 bis 33) erscheint. — var. d i v e r s i f ö l i u s Schrank. Schwim m blätter rechtw inkelig ausgeschnitten. — var. p a n t ö t h r i x Brotero als A rt. Blätter alle haarförm ig gespalten. — var. s u c c u l e n t u s Koch ( = var. terrestris Gren. et Godr., = var. coenosus M oris). F ig. 707h Pflanze rasenbildend. Stengel verkürzt. L aubblätter dicklich, mit breiteren linealen (statt fadenförmigen) Zipfeln. Schwim m blätter klein oder fehlend (Selten an trockenen Orten). — Die beiden hier als Unterarten heleophilus und heterophyllus aufgefassten Formen, w elche lediglich durch den W asserstand bedingt werden und zuweilen miteinander an demselben Individuum Vorkommen, stellen nichts anderes als biologische Standortsformen dar» — D ie schw ach duftenden, weissen Blüten sind homogam oder schw ach proterogyn. Im Sonnenschein breiten sich die Honigblätter zu einem weissen, in der M itte gelben (Saftm al!) Stern von 20 bis 25 mm Durchm esser aus. Die Grösse der Blüten, die Zahl der Staubblätter und gelegentlich auch der Honiglätter ist veränderlich. D ie mannigfachen Besucher (Coleopteren, Dipteren, Hymenopteren und Neuropteren) bewirken Fremd- und Selbst-

F i g . 707. R a n u n c u l u s a q u a t i l i s L . a s u b s p . h e t e r o p h y l l u s ( W e b e r ) N e i l r . H a b i t u s ( 1/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . b b i s e F o r m e n d e r S c h w i m m b l ä t t e r , — y R . P e t i v e r i K o c h . H a b i t u s fl/3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , g F r ü c h t c h e n , h B l ü t e n ­ s t a n d s a c h s e . — i R . a q u a t i l i s v a r . s u c c u l e n t u s K o c h fl/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , k s u b s p . h e l e o p h i l u s ( A r v e t - T o u v e t ) .

bestäubung. Sind die Blüten bei hohem W asserstand untergetaucht, so bleiben sie geschlossen und befruchten sich selbst. R. aquatilis erscheint im offenen W asser der stehenden und langsam fliessenden G ew ässer zuweilen in Gesell­ schaft von Potam ogetón natans, crispus, pusillus, lucens etc., Helodea Canadensis, Hydrocharis Morsus ranae, Lem na trisulca, polyrrhiza, minor, Polygonum amphibium, Nymphaea alba, Nuphar luteum, Ceratophyllum demersum. Callitriche verna, Myriophyllum spicatum, Hottonia palustris etc. Früchtchen, die sich nach H e e r in den Pfahlbauten nach Tausenden im Schlam m e der Kulturschicht vorfanden, gehören nach N e u w e i l e r in der Hauptsache zur Erdbeere (Fragaria vesca).

1144. Ranunculus fláccidus P ers. ( = R . foeniculáceus Gilib., = R . trichophyllus C haix, = R . d ivaricátus S ch ran k nec auct. G erm ., = R . paucistam ineus T ausch). W a s s e r h a h n e n f u s s . F ig . 708, 707f bis h und F ig . 704b.

Schlaffer

A u sd au ern d , m eist 10 bis 50 cm lang. S tengel u n terg e tau ch t, kahl, verzw eigt, m it o d er ohne Schw im m blätter. U n tergetauchte L a u b b lä tte r w iederholt 3-teilig (F ig. 704b), erst zu ­ letzt g ab elig verzw eigt, m it allseits abstehenden Zipfeln, zart (ausserhalb des W assers schlaff,

583

pinselförm ig zusam m enfallend), m eist kürzer als die S tengelglieder. S chw im m blätter (wenn vorhanden) tief 3-teilig, m it m eist keilförm igen, vorn oft zerschlitzten A bschnitten. B lüten­ achse halbkugelig (Fig. 708 b). B lüten langgestielt, durchschnittlich kleiner als bei nr. 1143, sich über den W asserspiegel erhebend. H o n ig b lätter weiss (Fig. 708c), schm äler als bei nr. 1143, klein (oft 3 bis 7 nun lang), weiss, gelb benagelt. S ta u b b lä tte r 6 bis 20, länger od er etw as k ü rzer als das F ruchtköpfchen. F rü ch tch en ra u h h aarig oder kahl, m it schief en d stän d ig er S pitze (Fig. 708 i und 1). — V bis VII. Ziem lich v erb reitet in stehenden oder langsam fliessenden G ew ässern; vereinzelt bis in die alpine R eg io n (im O berengadin bis 2580 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : F a st ganz E uropa. Diese A rt, welche von R. aquatilis oft nur schwer zu unterscheiden ist, zeigt einen sehr grossen Formenreichtum, a) H e t e r o p h y l l e Formen, d. h. neben den untergetauchten Laubblättern sind noch Schwim m ­ blätter vorhanden. Hieher var. r ä d i a n s Revel. Schwim m blätter 3- bis 5-teilig. Abschnitte verkehrt-eiförm ig, am Grund keilförmig, vorn spitz oder eingeschnitten gezähnt. Blüten ziemlich gross. Blütenstiele dick und kurz, meist länger als das Laubblatt (Selten). — var. G o d r ö n i Gren. nec Marsson. Aehnlich der vorigen Form , jedoch die Blüten kleiner. Blütenstiele schlank, so lang oder länger als das L aubblatt (Selten). — subsp. Petiveri*) Koch als A rt ( = R. confüsus Godron, = R. tripartitus Nolte, = Baträchium Petiveri van den Bosch, = B. confusum Garcke). F ig.707f bish. Pflanze zart, gelbgrün, 10 bis 30 (50) cm lang. Stengel stumpfkantig, w enig verzw eigt, oft kurzgliederig, w ie die Blütenstiele kahl. Laubblätter meist zw eigestaltig und alle gestielt; die untergetauchten mit linealischen, starren Zipfeln. Schwim m blätter langgestielt, am Grunde schild­ förm ig oder gestutzt, 3-spaltig bis 3-teilig (die Teile zuweilen sogar gestielt), mit konvexen, ge­ raden oder konkaven Seitenrändern, oben gekerbt, gewöhnlich mit stumpfen Zähnen. Blattscheiden klein, auf 2/s ihrer Länge mit dem Blütenstiel ver­ wachsen, schw ach behaart. Blütenstiele 1,5 bis 3 cm lang, meist etwas länger als die benachbarten Blätter, nach oben nicht oder nur sehr w enig ver­ jüngt. Blüten mittelgross bis klein (1,5 bis 8 mm). Honigblätter sehr hinfällig, um gekehrt-schm alei­ förm ig, doppelt so lang als die Perianthblätter^ Honigdrüse satteltaschenförm ig mit runder Oeffnung. Staubblätter 6 bis 15. Blütenachse fast kugelig (Fig. 707h), dicht mit langen Borsten besetzt. Frücht­ chen w enig zahl reich (1 bi s7), nahezu halbkreisförm ig (Fig.707g), mit fast gerader Innenseite,welche in eine die W ölbung überragende Spitze endigt, auf dem Rücken stark borstig (Besonders an der Küste der Nord- und Ostsee, selten [vielleicht übersehen?] auch im Binnenlande, z. B. im salzigen See bei Eisleben). — Hieher var. c a r i n ä t u s (Schur) Freyn. Schwim m blätter fehlend (Niederösterreich). — subsp. C O n f Ü S U S Godron ( = R. tripartitus Nolte, = R. Petiverii Coss. et Germ., = Baträchium hololeücum van den Bosch). Pflanze in der T racht von R. Baudotii, freudiggrün, zart. Stengel, Blattund oft auch die Blütenstiele behaart. Unter­ getauchte Laubblätter ungestielt, mit zarten, haar­ förmigen, ausserhalb des Wassers pinselartig zu­ F i g . 708. R a n u n c u l u s f l a c c i d u s P e r s . v a r . p a u c i s t a m i n e u s sammenfallenden Zipfeln. Schwim m blätter lang­ T a u s c h , a H a b i t u s ('/a n a t ü r l . G r ö s s e ) , b B l ü t e n s t a n d s a c h s e , c H o n i g ­ blatt. d F ru c h tk ö p fc h e n , e F rü c h tc h e n . — f var. R i o n i i L a g g . H ab itu s. gestielt, tief keilig-dreispaltig mit gekerbten Lappen. g B lü ten stan d sac h se, h F ru c h ts ta n d , i F rü c h tc h e n . — h var. c o n Blattscheiden gross, zart, die der oberen Blätter f e r v o i d e s Fr. H abitus. I F rü ch tc h en . — m form a t e r r e s t r i s mit dem Blütenstiele höchstens auf 1/b ihrer Länge G re n . et G odr. *) Benannt nach James P e t i v e r , gest. 1718, A potheker in London.

584 verw achsen. Blüten m assig gross (15 bis 18 mm im Durchm esser),, auf schlanken, das Blatt gew öh n lich über­ ragenden Stielen. H onigblätter eiförm ig-k eilig bis länglich-keilig, ganz w eiss, höch sten s die D rüse etw as blass-gelblich; letztere sehr klein, satteltaschenförm ig. Staubblätter etw a 10, etw as länger als die Früchtchen. B lütenachse ku gelig, stark borstig. Früchtchen ziem lich klein, m eist kah l, sch ief verkehrt-eiförm ig; die ziem lich lange Spitze auf der oberen W ölbung etw as einw ärts von der M itte (T orfsüm pfe, H eidesüm pfe so w ie im B rackw asser; fast nur in N ord- und N ordw estdeutschland, selten auch im Binnenlande). b) H o m o p h y l l e F o r m e n , d. h. nur mit untergetauchten Laubblättern m it fadenförm igen A bschnitten. H ieher: var. g e n u i n u s Rikli. Stengeldünn. O bere Laubblätter ganz oder nahezu un gestielt. Blütenstiele schlank, verlängert (3 */a bis 47a cm), oft bis 3-m al so lang als das L aubblatt (Ziem lich verbreitet). — var. t r i c h o p h y l l o i d e s H umnicki. Stengel dick. Obere Laubblätter ganz oder nahezu ungestielt. Blütenstiele dick und kürzer als das L aubblatt (Selten ). — var. p a u c i s t a m i n e u s T ausch. O bere Laubblätter deutlich gestielt. Stengel dick. B lütenstiele ziem lich kurz ( 2 1/! bis 4 cm lang). Staubblätter 10 bis 18, länger als das F rucht­ köpfchen. Fruchtboden + kugelig. Früchtchen 20 bis 36 (W eitaus die häufigste und verbreitetste Form). — — f. h i s p i d u s Freyn. A ehnlich, aber Früchtchen kurz borstenhaarig. — f. s u b g l ä b e r Freyn. Aehnlich, aber Früchtchen kahl oder nahezu kahl. — f. t e r r e s t r i s Gren. et Godr. F ig. 708m. Landform, reichlich behaart, mit kürzeren, derberen Blättern. — var. D r o u e t ii F. Schultz. Stengel dick. O bere Laubblätter deutlich gestielt. Blüten klein. Blütenstiele ziem lich lang (3 bis 8 cm), etw a so lang w ie die Laubblätter. Früchtchen 20 bis 36, fast stum pf. Fruchtboden ku gelig (Verbreitet, doch nicht häufig). — var. c o n f e r v ö i d e s Fr. F ig. 708k, 1. Pflanze äusserst zart. Laubblätter fadenalgenartig, m it stark verlängerten Zipfeln. Stengel dünn, fadenförm ig. Blüten klein. Fruchtboden kugelig. Früchtchen etw as zusam m engedrückt. Schnabel kurz oder länger, zurückgekrümmt (Seen der H och geb irge, ferner selten in O stpreussen [Eggleinischken im Kreis Goldap] und in W estpreussen in den Kreisen Karthaus und Berent). — var. R i ö n i i L agg. Fig. 7 0 8 f bis i. Pflanze sehr zart. H onigblätter 4 bis 5. Staubblätter kürzer als das Fruchtköpfchen. Fruchtboden behaart, + verlängert (Fig. 708g), w alzenförm ig. Früchtchen sehr zahlreich (80 bis 100). Selten im W allis und in N iederösterreich^(am N im m ersatteiche bei F eldsberg). W ahrscheinlich auch noch an anderen Orten. R. flaccidus ist der gem einste und verbreitetste der w eissen Ranunkeln, der in stehenden und fliessenden G ew ässern von den N iederungen (R iva am Gardasee 70 m) bis in die kleinen H och geb irgsseen hinauf zu ver­ folgen ist. V on dem nahe verw andten R. aquatilis unterscheidet er sich am sichersten durch die relativ kleinen Blüten. A u ch entbehrt er gew öhn lich der Schw im m blätter. D ie zahlreichen, auch bei R egen w etter geöffnet bleibenden Blüten, bedecken viele Tüm pel und Gräben m it einer w eissen D eck e. G elegentlich findet man die offenen Blüten auch un terW asser bis zu einer T iefe von 50 cm. D ie Pflanze ist schw ach protogyn; die Zahl der Staub­ blätter ist geringer als bei R. aquatilis. Im K üstengebiet derNord- un d O stsee ersdheinen die beiden Unterarten Petiveri und confusus; letztere am seichten Strande und in den A ltw ässern,um Brackwasser neben P otam ogeton pectinatus, Zanichellia palustris und polycarpa, Ruppia rostellata (Bd. I,'pag. 140), Scirpus Tabernae-m ontanus, H eleocharis parvula, Juncus ranarius (Bd. II, pag. 156), Callitriche verna, Elatine Hydropiper, L im oselia aquatica, V eronica A nagallis etc., an Uferrändern der kleinen seeartigen G ew ässer im nordw estlichen D eutschland mit Pilularia, Scirpus m ulticaulis (Bd. II, pag. 40), Litorella iuncea, Lobelia'i,Dortmanna, Juncus supinus und Scirpus paluster. B a s t a r d e sind in der G attung Ranunculus — sofern überhaupt solche Vorkommen — äusserst selten. V on den von B r ü g g e r beschriebenen 11 Bastarden kann w ohl nicht ein einziger aufrecht erhalten werden. Auch von den andern publizierten Bastarden (von Hüter etc.) dürfte es sich in den m eisten Fällen um extrem e End­ glieder einer polym orphen, plastischen Art handeln. Immerhin m ögen genannt sein: 1. R. p a r n a s s i f o l i u s L. X R- S e g u i e r i i V ill. ( = R. d i g e n e u s Kern.) in Tirol (Prägraten). — 2. R. a l p e s t r i s L. X R. g l a c i a l i s L. ( = R. g e l i d u s H offm annsegg, = R. W olfiänus Chenevard), selten in Judicarien. — 3. R. B r e y n i n u s Crantz X R. H o r n s c h u c h i i Hoppe ( = R. M ü r r i i Hüter) am Brenner. — 4. R. H o r n s c h u c h i i Hoppe X R. C a r i n th ia c u s Hoppe ( = R. C o b e l l i ö r u m Murr) bei Trient. — 5. R. P y r e n a e u s L. X R. p l a t an i f o 1i u s L. ( = R. l a c e r u s Bellardi). — 6. R. m o n t a n u s W illd. X R. H o r n s c h u c h i i Hoppe ( = R. P o e l l i ä n u s Murr) in Nordtirol (bei Hall). j— 7- R. b u l b o s u s L. X R. r e p e n s L. — 8. R. a c e r L. X R. l a n u g i n o s u s L. — 9. R. a c e r L. X R. r e p e n s L. — 10. R. a u r i c o m u s L. X R. C a s s u b i c u s L. (vgl. pag. 567). — 11. R. b u l b o s u s L. X R . p o l y a n t h e m u s L. — 12. R. p a r v u l u s L , X R. r e p e n s L. in Schlesien (Sch eitn ig bei Breslau). — 13. R. g l a c i a l i s L. X R. a c o n i t i f o l i u s L. ( = R. a c o n i t o i d e s DC.). Im angrenzenden Ungarn (im G ebiete des N eusiedlersees) kom m t neben andern südlichen Halophyten u. a. auch R. l a t e r i f l ö r u s DC. ( = R. nodiflörus W aldst. et K it.) aus der V erw andtschaft von R. ophioglossifolius L. und Flammula L. vor. A dventiv im Hafen von M annheim 1892. 1. Landpflanzen (selten auch im W asser wachsend) mit w eissen , rotvioletten oder gelben und mit ganzrandigen oder handförm ig-geteilten Blättern 2. 1*. W asserpflanzen m it w eissen Blüten und vielfach zerteilten (F ig. 707a, b), untergetauchten W asser­ blättern mit fädlichen, 1-nervigen A bschnitten oder m it gelappten Schw im m blättern (subgenus B a t r a c h i u m ) 33.

585 2.

H onigblätter 8 bis 12, gelb. Laubblätter ganzrandig. W urzeln knollig verdickt (subgenus F i c a r i a ) R. F i c a r i a nr. 1108. 2*. H onigblätter + 5 3. 3. Früchte m eist + eiförm ig, kahl, behaart oder bestachelt. Schnabel nie länger als die Frucht. Stengel beblättert (subgenus R a n u n c u l u s ) . 4 . 3*. Früchte am Grunde m it 2 hohlen Höckern. Schnabel mehrmals länger als die Frucht (Taf. 118, F ig. 4; F ig. 686b ). Stengel stets unbeblättert (subgenus C e r a t o c e p h a l u s ) 32. 4. H onigblätter w eiss oder rotviolett (niemals gelb) 5. 4*. H onigblätter gelb 12. 5. Grundblätter ungeteilt, ganzrandig, nicht gekerbt 6. 5*. Grundblätter gekerbt oder g eteilt 7* 6. Grundblätter herzeiförm ig, unten und am Rande zottig behaart. H ochalpen, auf Kalk. R. p a r n a s s i f o l i u s nr. 1132. 6*. Grundblätter länglich-lanzettlich, kahl. Alpen R. P y r e n a e u s nr. 1131. 7. Grundblätter gekerbt, nierenförm ig 8. 9. 7*. Grundblätter g eteilt 8. H onigblätter ganzrandig, rundlich-eiförm ig (F ig. 698 c). Grundblätter undeutlich 5-nervig, spitz, Einzig in den Zentralalpen von Steiermark Steierm ark R. c r e n a t u s nr. 1133. 8*. H onigblätter herzförm ig ein gesch nitten , länglich - eiförm ig (Fig. 698 f). Grundblätter deutlich 5-nervig, stum pf gekerbt. Südtirol, Lom bardei R. b i l o b u s nr. 1134. 9. Perianth (K elch) kahl 10. 9*. Perianth (Kelch) braun zottig behaart. H onigblätter bleibend, w eiss bis rotviolett. H ochalpen, auf U rgestein R. g l a c i a l i s nr. 1137. 10. N iedrige, 1- bis w en igb lü tige A lpenp flan zen. 11. 10*. H ohe, m ehrblütige, verzw eigte Stauden der Voralpen und M ittelgebirge m it grossen 5-spaltigen oder 5-teiligen Laubblättern R. a c o n i t i f o l i u s nr. 1138. 11. Pflanze behaart. L aubblätter m ehrfach geteilt. Stengelblätter den Grundblättern gleichgestaltet. Selten in den O stalpen R. S e g u i e r i i nr. 1135. 11*. Pflanze kahl. Laubblätter 3- bis 5-spaltig. Stengelblätter lineal oder 3-spaltig. Verbreitet auf R. a l p e s t r i s nr. 1136. Kalk der A lpenkette . 12. Grundblätter ungeteilt, höchstens gekerbt, selten fehlend 13. 12*. Grundblätter und Stengelblätter geteilt 18. 13. U nterstes Stengelblatt rundlich, nierenförm ig, gezähnt oder gelappt. Alpen 14. 13*. U nterstes Stengelblatt lanzettlich 15. 14. G rundständige Laubblätter vertrocknend, daher scheinbar fehlend, U nterstes Stengelblatt fast kreisrund bis nierenförm ig, ungeteilt, am Rande gekerbt-gezähnt R. T h o r a nr. 1111. 14*. Grundständige Laubblätter deutlich ausgebildet, langgestielt. U nterstes Stengelblatt breit-nierenförm ig, vorn eingeschnitten-gelappt. O stalpen R. h y b r i d u s nr. 1112. 15. Pflanze grauw ollig behaart, 30 bis 50 cm hoch. U nterstes L aubblatt schm al lineal-lanzettl'ch, ungeteilt. Stengelblätter 2- bis 3-teilig mit langen, linealen A bschnitten. Seltene Tieflandpflanze im Elbe- und O dergebiet, östl. O esterreich und Küstenland R. I l l y r i c u s nr. 1114. 15*. Pflanze nicht grauw ollig behaart 16. 16. Früchtchen unberandet (Fig. 687 c). Pflanze trockener Standorte, 5 bis 25 cm hoch. Stengel am Grunde faserschopfig. Laubblätt.er grasartig, lineal-lanzettlich. E inzig im W allis R. g r a m i n e u s nr. 1113. 16*. F rüchtchen berandet (T af. 119, Fig. l b und 2 b ). Pflanzen feuchter Standorte 1717. Pflanze 50 bis 150 cm hoch, aufrecht, A usläufer treibend. Blüten (2) 3 bis 4cm im Durchm esser. R. L in g u a nr. 1115. 17*- Pflanze 20 bis 50 (70) cm hoch, aufsteigend bis niederliegend, seltener aufrecht, ohne Ausläufer. Blüten 6 bis 20 mm im D urchm esser R. F l a m m u l a nr. 1116.

gekerbt.

18.

M ittlerer A b schn itt der Grundblätter gestielt

19.

18*. M ittlerer A b schn itt der Grundblätter ungestielt 19.

Stengel am Grunde knollenförm ig verdickt, ohne Ausläufer

21. R. b u l b o s u s nr. 1122.

19*. Stengel am Grunde nicht verdickt 20.

Pflanze m it oberirdischen A usläufern

20*. Pflanze ohne A usläufer, zottig behaart 1-blütig.

20. R. r e p e n s nr. 1123. R. S a r d o u s nr. 1121.

21. H ochalpine, 1,5 bis 4 cm hoh e Pflanze. Stengel von den handförm ig gelappten Blättern überragt, H onigblätter kürzer als das Perianth R. p y g m ^ f u s nr. 1118.

H e f i , Fl ora, Bd. III.

91

586 21*. M eist stattliche Stauden. Stengel die Laubblätter überragend. H onigblätter länger als die Perianthblätter 22. 22. Fruchtköpfchen zylindrisch, viel länger als breit. Früchtchen klein, äusserst zahlreich ( / Obi s 100). Stengelblätter tief 3- bis 5-spaltig. Pflanze einjährig R. s c e l e r a t u s nr. 1117. 22*. Fruchtköpfchen + halbkugelig. Früchtchen w eniger zahlreich 23. 23. Früchtchen bis 8 mm lang, seitlich abgeflacht, m it Stacheln oder Höckern bew ehrt 24. 23*. Früchtchen 1 bis 3 mm lang, unbew ehrt 25. 24. Stengelblätter m ehrfach geteilt m it lin eal-lanzettlichen A bschn itten. F rüchte m it 2 bis 3 mm langen Stacheln (T af. 119, F ig. 4 b bis 4 g ). V erbreitet auf A eckern etc. R. a r v e n s i s nr. 1119. 24*. L aubblätter rundlich-nierenförm ig, 3- bis 5-lappig, mit grob gesägten A bschnitten. Früchte von grossen Höckern bew ehrt (F ig. 6 9 0 e). Nur in Krain und im Küstenland R. m u r i c a t u s nr. 1120. 25. Grund- und Stengelblätter + gleich gestaltet . 26. 25*. Grund- und Stengelblätter verschieden g estaltet 30. 26. B lütenstiele gefurcht (Fig. 692 i). Perianthblätter anliegend (Fig. 692 a). Pflanze behaart R. p o l y a n t h e m u s nr. 1124. 26*. B lütenstiele kaum gefurch t (F ig. 6 9 2g). Perianthblätter abstehend . 27. 27- Pflanze sehr stark abstehend (gelb lich ) behaart. Blüten tief orangegelb. Laubblätter 3- bis 5-lappig. Bergw älder, Schluchten R. l a n u g i n o s u s nr. 1125. 27*. Pflanzen anliegend-kurzhaarig bis kahl. Blüten goldgelb 28. 28. Fruchtboden kahl 29. 28*. Fruchtboden behaart. Pflanze 8 bis 15 cm hoch (Fig. 695 a). Sten gel 1- bis 3-blütig. W est­ alpen (W allis) R. a d u n c u s nr. 1127. 29. Blattzipfel sch m al-k eilig, tief eingeschnitten F ruchtschnabel gerade R. a c e r nr. 1126. 29*. Blattzipfel breit, grob gezähnt. Pflanze m eist reichlich behaart. Fruchtschnabel breit, gerade oder hakenförm ig gekrüm m t R. a c e r subsp. S t e v e n i pag. 563. 30. Früchte kahl. G rundblätter handförm ig geteilt, m it 3-spaltigen A b schnitten. Stengelblätter 3bis 5-teilig, m it linealen Abschnitten. A lpenkette, Jura, Schw arzw ald R. m o n t a n u s nr. 1128. 30*. Früchte behaart (T af. 120, F ig . 4 c und F ig. 697 e). Grundständige Laubblätter im Umriss nierenförm ig 31. 31. Grundblätter z. T . nur als Schuppen ausgebildet; die übrigen ungeteilt, rundlich. Stengelblätter bis zum Grunde geteilt, m it lanzettlichen, grob-gesägten A bschn itten. Fruchtschnabel gerade, an der Spitze hakig-gekrüm m t (F ig. 697e) R. C a s s u b i c u s nr. 1130. 31*. Grundblätter säm tlich ausgebildet, nierenförm ig, un geteilt bis gelappt oder gespalten. Stengel­ blätter bis zum Grunde geteilt m it linealen, m eist ganzrandigen A bschnitten. Fruchtschnabel vom Grunde an hakig i R. a u r i c o m u s nr. 1129. 32. Frucht sichelförm ig gekrüm m t, mit breitem , flachem Schnabel und flachen, auseinanderliegenden H öckern (T af. 118, F ig. 4a) R. f a l c a t u s nr. 1109. 32*. Frucht fast gerade, m it schm alem , spitzem Schnabel und spitzen, nahe aneinanderliegenden H öckern (Fig. 686b) R. t e s t i c u l a t u s nr. 1110. 33. Säm tliche B lätter nierenförm ig, 3- bis 5-lappig. Stengel kriechend, an den K noten m eist wurzelnd. W est- und N ordw estdeutschland R. h e d e r a c e u s nr. 1139. 33* Nur die Schw im m blätter nierenförm ig, die W asserblätter vielfach

geteilt,

mit fädlichen

A b­ 34 34. W asserblätter 7 bis 16 cm lang, m it parallelen Zipfeln, flutend R. f l u i t a n s nr. 1140. 34*. W asserblätter bis 5 cm lang, m it spreizenden A bschnitten 35. 35. Staubblätter (bald nach dem Verblühen) von den Griffeln überragt. Blütenachse ei-kegelförm ig (F ig- 705b ). Nur in salzhaltigem W asser (besonders an der O st- und N ordsee) R. B a u d o t i i nr. 1141. 35*. Staubblätter so lang oder länger als die Griffel. B lütenachse länglich (Fig. 708g) 36. 36 Laubblätter zuerst 3-teilig, dann w ied erh olt-gab elig verzw eigt (F ig. 704 a); ausserhalb des W assers m it steiflich ausgebreiteten Zipfeln. Schw im m blätter fehlend R. c i r c i n a t u s nr. 1142. schnitten

36*. Laubblätter w iederholt 3-teilig, erst in den letzten Graden g ab elig verzw eigt (F ig. 704b), ausser­ halb des W assers schlaff, pinselförm ig zusam m enfallend 3737. Blüten verhältnism ässig gross. H onigblätter breit verkehrt-eiförm ig (F ig. 7 0 7a), 9 bis 14 mm U ntergetauchte Laubblätter m eist länger als die Stengelglieder. Schw im m blätter m eist vorhanden R. a q u a t i 1i s nr. 1143. 37*. Blüten kleiner. H onigblätter schm äler, verkehrt-eiförm ig (Fig. 708 a, f), nur 3 bis 7 mm lang. Unter­ g eta u ch te Laubblätter kürzer als die Stengelglieder. Schw im m blätter selten vorhanden R. f l a c c i d u s nr. 1144. lang.

587

Tafel 121.

Erklärung der Figuren. Fig. 1.

Thalictrum aquilegifolium (pag. 588). Blüten­ spross. la. Staubblätter und Fruchtknoten. lb. Reife Frucht. lc. Fruchtquerschnitt. ld. Staubblatt. le . f. Junge Blüte. 2. Thalictrum flavum (pag. 595). Blütenspross. 2 a. Blüte (vergrössert).

Fig. 2b. Früchtchen. 2 c. Staubblatt. 2d. Reife Teilfrucht. 3. Thalictrum alpinum (pag. 589). Habitus. 3 a. Früchtchen. 3 b. Einzelfrucht. 3 c. Längsschnitt durch dieselbe. 4. Adonis aestivalis (pag. 600). Habitus. 5. Adonis vernalis (pag. 597). Habitus.

CCCIL Thalictrum1) L. W i e s e n r a u t e . Franz.: Pigamon. Kräuter oder Stauden mit zusammengesetzten, mehrfach gefiederten Blättern (letztere auf der Unterseite blässer). Nebenblätter vorhanden oder fehlend. Blüten in einfachen oder zusammengesetzten Trauben und Rispen, seltener in Trugdolden, meist zahlreich, klein und unscheinbar, gelb, seltener gefärbt. Perianthblätter 4 oder 5 (Taf. 121, Fig. le, lf), abstehend, sehr hinfällig (zuweilen schon beim Aufblühen abfallend). Honigblätter fehlend. Staub­ blätter zahlreich, sehr lang (länger als die Perianthblätter), hängend oder aufrecht, stumpf oder bespitzt (Taf. 121, Fig. 2 c), mit linealen oder keulenförmig verdickten, oft gefärbten Filamenten (Taf. 121, Fig. Id). Fruchtknoten auf scheibenförmigem Blütenboden, wenig zahlreich, gestielt oder ungestielt, hängend oder aufrecht, grün, längsgestreift, mit roter, sitzender Narbe (Taf. 121, Fig. la, 2a, 2b), mit einer einzigen (Taf. 121, Fig. 3c) hängenden, introrsen, epitropen Samenanlage. Früchte sehr vielgestaltig, gerieft bis geflügelt (Taf. 121, Fig. lb und lc), 1-sämig, nussartig. D ie G attung um fasst ca. 85 Arten, die über die gem ässigte und w arm e Zone, vorzugsw eise im extra­ tropischen A sien, Europa und Am erika verbreitet sind. D ie Arten sind entw eder als Pollenblum en (Th. aquilegi­ folium), bei denen die Staubblätter als Schauapparat dienen oder aber als W indblütler m it gelegen tlich em Insekten­ besu ch zu bezeichnen. B ei Th. purpurascens DC . aus Nordam erika ist P arthenogenese n achgew iesen worden. H insichtlich der Blattform handelt es sich um eine W eiterbildung des L aubblattes von A q uilegia; immerhin existieren auch innerhalb der G attung einzelne Arten (Th. ranunculifolium und T h. rotundifolium) m it einfachen Laubblättern. Bei einer ersten Gruppe (Th. aquilegifolium ) erscheinen ziem lich grosse, breite und rundliche T eilblättchen; beim Typus von Th. minus sind die Einzelblättchen bedeutend kleiner, um beim dritten Typus (Th. galioides) sehr schm al und lang zu werden, so dass eine entfernte A ehn lichk eit mit Galien zum Ausdruck kom m t.' B ei mehreren Arten (nicht allen) kom m en am Grunde der gefiederten Laubblätter, paarw eise angeordnet, kleine „Stipellen“ vor, w elch e nicht selten miteinander verw achsen. D iese Stipellen decken die B latt­ teile in der K nospenlage nach aussen; sie sind nach G o e b e l als selbständig entstandene W ucherungen zu deuten. D ie Früchte der m eisten Arten zeigen keine besonderen V erbreitungsm ittel; bei Th. aquilegifolium sind die dreikantigen Früchte geflügelt (Taf. 121, F ig. 1b, lc). A d v e n t i v wurde als Seltenheit (O berstein a. d. N ahe) Th. g l a ü c u m D esf. aus Südw est-E uropa beobachtet, B ei einzelnen Arten ist im Schw am m parenchym der Blätter (Th. aquilegifolium ) oder aber in den Sam en (T h. angustifolium ) Blausäure n achgew iesen worden. 1. Blüten lila. Früchtchen gestielt, dreikantig-geflügelt, ungerieft T h. a q u i l e g i f o l i u m nr. 1145. 1*. Blüten gelb lich oder grünlich. Früchtchen nicht oder nur kurz gestielt, längs gerieft 2. 2. Früchtchen kurz gestielt, zurückgekrüm m t (T af. 121, Fig. 3a ). U nscheinbares, 5 bis 12 cm hohes A lpenpflänzchen Th. a l p i n u m nr. 1146. 2*. Früchtchen ungestielt, gerade aufrecht (T af. 121, F ig. 2 b). M eist stattlich e, 20 bis 100 cm hohe Stauden 3. 3. F iederblättchen ungefähr so breit w ie lang 4. 3*. F iederblättchen (w enigstens diejenigen der mittlern und obern) Blätter entschieden länger als breit 5. *) Gr. 'daXlr)%QOV (thalietron), andere L esart 'däX ixzQOV (thälictron) korides, M at. med. IV, 97.

N am e

einer Pflanze bei D ios91 *

588

4.

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k a n tig .

G a n z e P fla n ze

m e ist d rü sig.

A lp e n k e tte , T h .

4*.

S te n g e l

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B lü te n B lü te n

6. 6* .

G ru n d a c h se G ru n d a c h se

k r i e c h e n d

7.

B lü te n risp e

zie m lich

S ü d s c h w e iz

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k a n tig -g e fu rc h t.

5*.

7*.

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b is

5.

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1145.

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S ta u b b e u te l

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b e sp itzt

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S ta u b b e u te l

T h .

m e ist

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m i n u s

k r i e c h e n d .......................................................................................................................................T h .

M ä h re n nr.

nr.

B a u h i n i

u n b e sp itzt

114 7.

1148 . nr.

114 9 .

(F ig . 7 14b)

l u c i d u m

nr.

6.

115Q .

.................................................................................................................. 7.

zu sa m m e n g e zo g e n ,

lä n g lic h -o v a l.

S te n g e l

n ich t

glä n ze n d .

V e r b r e i t e t ...........................................................................................................................................................................T h .

B lü te n risp e u n d

S ta u b fä d e n

P fla n ze

B ö h m e n ,

f o e t i d u m

a u sla d en d ,

b re it-o v a l.

S te n g e l

g lä n ze n d .

O b e r e

B lä ttc h e n

B o d e n s e e ................................................................................................................................................................. T h .

O b e r e

f l a v u m lin e a l.

B lä ttc h e n

nr.

115 1.

S e lten

in

nr.

115 2 .

e x a l t a t u m

d er

Thalictrum aquilegifölium

L. ( = R u p réc h tia aquilegifolia O piz). A kelei­ b l ä t t e r i g e W i e s e n r a u t e , A m stelkraut. F ran z .: C olom bine panachée, C. plum acée, rue de bois, pigam on à feuilles d ’A ncolie; engl.: M eadow -rue; ita l.: P ig am o aquilegifolio, fiocchitt (Tessin). T af. 121, F ig. 1 und F ig. 709. D e r b e z ie h t

sic h

h e i t s t e e

N a m e au f

d ie

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(E ge rlan d ),

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C erv a ria ]

ist.

G e s u n d ­ (S a lz b u rg ),

(S c h w e iz).

A usdauernd, (22) 40 bis 100 (130) cm hoch, m it büscheliger W urzel. S tengel auf­ recht, verzw eigt, unten hohl, g la tt m it ganz feinen L ängsrillen, kahl. G ru n d b lä tte r den S ten g elb lättern gleich gestaltet, 2- oder 3-fach gefiedert, an den V erzw eigungen und am S tielg ru n d e m it breiten, knorpeligen, m uschelförm igen N eb enblättchen. B lättchen ziem lich dünn, rundlich bis verkehrt-eiförm ig, 2 bis 3 cm lang, vorne ein g esch n itten -g ek erb t oder g elap p t, k a h l, bläulich bereift. B lüten in m eist reichblütiger, ± ged ru n g en er T r u g ­ dolde, nicht hängend, violett, seltener weiss. B lütenhüllblätter verkehrt-eiförm ig, 4 bis 6 mm lang, kahl, grünlich (selten weiss), sehr hinfällig. H o n ig b lätter fehlend. S ta u b b lätte r zahlreich, unterhalb der A nthere keulig verdickt, viel länger als die F ru ch tk n o ten (T af. 121, F ig. la , 1 d). S taubfäden weisslich oderhelllila. F ru ch tk n o ten w enig zahlreich, deutlich gestielt m it h akig g eb o g e­ ner N arbe. F rü ch te braun, g la tt (nicht g e rie ft),ü b erh än g ­ end, 3-kantig g e ­ flügelt, allm ählich in den fast eben­ solangen Stiel v e r­ schm älert (T af. 121, F ig . l b und lc). — V bis V II. F i g . 709. T h a l i c t r u m a q u i l e g i . f o I l i u m L . P h o t . D r . K. M a i s c h , M ü n c h e n ,

589

Häufig an feuchten, schattigen Stellen, auf Moor- und Waldwiesen, in lichten Wäldern und Vorhölzern, in Auen, im Ufergebüsch, in Karfluren, an Waldrändern, unter Legföhren, in Felsspalten; besonders in der montanen und subalpinen Zone (in den Alpen vereinzelt bis 2500 m). In Deutschland ziemlich allgemein verbreitet im Süden und in Schlesien, zerstreut bis selten von Posen bis Ostpreussen, in Hinterpommern, Brandenburg und Mecklen­ burg, in Sachsen besonders im Erzgebirge, in Thüringen, im Fichtelgebirge etc. Ausserdem selten herabgeschwemmt oder verwildert. Auf Kalk und Urgestein. A l l g e m e i n e Verbrei t ung: Europa (nördlich bis Südschweden, südlich bis in die Gebirge des Balkans, von Italien und Spanien). A endert ab: var. t y p i c u m Beck. Fiederchen stum pf, vorn m eist grob gekerbt oder gezähnt. Staub­ fäden w eisslich oder violett. Sten gel hell, seltener fast purpurn gefärbt (Th. a t r o p u r p ü r e u m Jacq.). — var. i n t e g r a t u m G andoger. Fiederchen gerundet-spitz, ganzrandig. seltener die endständigen 3-lappig, + zuge­ spitzt. — f. a l p e s t r e Rikli. Stengel nur 22 bis 25 cm hoch. Stengelblätter nur drei. Inflorescenz stark verkürzt, w en igb lü tig (T essin). — N ich t allzuselten können Exemplare m it w eissgelben Blüten (flore luteo) beobachtet w erden. — D ie se sehr auffällige und stattlich e Art tritt in den verschiedensten Form ationen — doch selten in grösseren Beständen — auf, so in erster Linie an etw as feuchten Stellen der W älder. Sehr charakteristisch ist die Art für die Voralpenw älder, w o sie oft in B egleitung von A ctaea spicata, A conitum Vulparia (pag. 503), Luzula m axima, Lunaria rediviva, D entaria enneaphyllos (Ostalpen), Geranium Robertianum , Aruncus Silvester, Aspidium Filix mas und lobatum , Polygonatum verticillatum , D aphne M ezereum etc. auftritt. Andrerseits erscheint T h. aquilegifolium in den F lussauen (hier zuw eilen in stattlichen Exemplaren) im G ebüsch von Salix alba, purpurea und cinerea, Humulus Lupulus, Frangula Ainus, Ligustrum , Cornus sanguinea, Clem atis Vitalba, Crataegus oxyacantha, Viburnum Opulus neben A quilegia, V aleriana officinalis, Sym phytum officinale, Pulm onaria montana, L ithosperm um officinale, Pleurosperm um Austriacum , Laserpitium latifolium , Thesium Bavarum, M elittis m elissophyllum , M elampyrum cristatum , Linum viscosum , Inula salicina, Euphorbia verrucosa, Tetragonolobus siliquosus, Lathyrus pratensis, V icia Cracca, Carex tom entosa, Cypripedium C alceolus, Orchis militaris etc. (am L ech in O berbayern). V on den A uenwäldern geht Th. aquilegifolium bisw eilen in die benachbarten F lach ­ m oore hinaus, hier als akzessorischer B estandteil des trockenen M olinietum , des M agno- oder Parvocaricetum . In den A lpen gehört die Pflanze zu den regelm ässigen Bestandteilen der Karflur (vor allem auf Kalk) zusammen m it Ranunculus aconitifolius (pag 575), A conitum paniculatum und Vulparia, Saxifraga rotundifolia, Chaerophyllum V illarsii, Peucedanum O struthium , Origanum vulgare, Carduus defloratus, Crepis blattarioides. A denostyles alpina, Euphorbia Cyparissias, T hesium alpinum etc. A uch dem K nieholzgürtel fehlt die Pflanze nicht. — D ie in verh ältn ism ässig grosser Zahl vorhandenen Blüten machen gar nicht den E indruck von Ranunculaceenblüten. An Stelle der kleinen, w en ig auffälligen und zudem bald verschw indenden grünlichen Perianthblätter über­ nehm en die lilagefärbten, in grosser Zahl vorhandenen, auseinander spreizenden Staubblätter die Rolle eines wirksam en Schauapparates. Blütenstaub ist in den sehr b ew eglichen Staubblättern in M enge vorhanden. D ie von pollensam m elnden Bienen, pollenfressenden Schw ebfliegen und Käfern besuchten Blüten sind proterogyn mit langlebigen Narben und erfahren deshalb neben A utogam ie häufig F rem dbestäubung (neben den Insekten auch durch den Wind). B ei ausbleibendem Insektenbesuch kann durch H erabfallen des w enig klebrigen Pollens auf die tiefer stehenden Narben leicht Selbstbestäubung stattfinden. In den Laubblättern ist ein gelber Farbstoff enthalten, w elch er früher zuw eilen zum Färben von W olle verw endet wurde. D ie Blüten liefern ein gutes Bienenfutter. Ebenso eign et sich diese prächtige Staude als Zierpflanze für Parkw iesen.

1146. Thalictrum alpin lim L. A l p e n - W i e s e n r a u t e . Taf. 121, Fig. 3 und Fig. 710. Ausdauernd, 5 bis 12 cm hoch, mit kurzem, walzlichem, faserigem Wurzelstock. Stengel aufrecht, einfach, blattlos oder 1-blätterig, kahl. Laubblätter gestielt, zu einer grundständigen Rosette vereinigt, doppelt gefiedert, mit breit-keiligen, grob eingeschnitten"gekerbten, derben Blättchen, kahl. Nebenblättchen fehlend. Blätter zu einer einfachen, endständigen, lockeren Traube vereinigt, langgestielt, nickend, von kurzen, lanzettlichen, grünen Tragblättchen gestützt. Perigonblätter 4, bis 3 mm lang, abstehend, rötlich. Staub­ blätter bis 15, hängend, etwas spreizend, mit unverdickten, violetten Filamenten und bespitzten, gelben Antheren. Fruchtknoten wenig zahlreich, kurz gestielt, eiförmig, längsgefurcht, mit roter, gekrümmter Narbe (Taf. 121, Fig. 3 a). Früchte gestielt, 3 bis 3,5 mm lang, mit kurzem, hakenförmig nach abwärts gekrümmtem Schnabel (Taf. 121, Fig. 3 b, c), spindelförmig, etwas

590 seitlich zusam m engedrückt, m it meist 10 (15) stellenweise anastom osierenden L ängsrippen. — V II, VIII. Stellenw eise häufig au f steinigen Alpenw iesen, im W eiderasen, in H ochm ooranflügen der Z en tralalp en ; von ca. 1900 bis 2800 m. ' F e h lt A lp e n )

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AllgemeineVerbreitung: P y ren äen , W estalpen (Provence, D auphiné), O estliche Z en tra l­ alpen, S iebenbürgen (Butsets), W ales, S chottland, nördl. und arktisches E uro p a, Asien und A m erika, K aukasus, G ebirge von Z entralasien, R o ck y M ountains (bis C olorado), N eu -F u n d land, A nticosti-Insel (Fig. 710). F i g . 710. G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g r o n T h a l i c t r u m (nach M a r r e t ) .

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P y re n a icu s,

und

selte n :

m o n tan u m , S ib b a ld ia

p ro c u m b e n s ,V io la ca lca ra ta , b e llid io id e s,

(seh r

S c h le rn m a ssiv

S ilik a tg e ste in ,

H a lle ri, A v e n a au rea u n d

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V e rb in d u n g ssta tio n e n .

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1147. Thalictrum föetidum

L. S t i n k e n d e W i e s e n r a u t e .

F ig . 711.

A u sd au ern d , (20) 30 bis 50 (80) cm hoch, m it kurzem , k räftigem W urzelstock. S ten g el aufrecht, g erade, seltener hin- und hergebogen, verzw eigt, stielrund, m it schw ach au sg ep räg ten L ängsrillen, drüsenhaarig, seltener kahl. L au b b lä tter 3- bis 4-fach gefiedert, gestielt, die obersten sitzend, m it sehr kleinen (5 bis 10 mm), fast runden oder breit-eiförm igen, vorn unregelm ässig eingeschnitten-gelappten, m eist beiderseits stark drüsig-behaarten, 3 bis 6 m m b reiten und 4 bis 7 mm langen B lättchen an sehr zarten Stielen (Fig. 711 b). Blüten in sehr lockerer, reichhaltiger, unregelm ässig verzw eigter R ispe, sehr lang gestielt (A este fast w ag rech t abstehend, w enig verzw eigt, behaart), hängend, gelb. P erig o n b lätter 4, eiförmig, bis 5 mm lang, grün, m it schm alem H a u tran d , abstehend, kahl. S ta u b b lätte r zuletzt doppelt

591 solang als das P erigon, hängend, m it kaum verdickten F ilam enten, lineal, w enig zahlreich. F ru ch tk n o ten sitzend, ± 10, kürzer als das P erigon, m it fransig-gezähnelten, sitzenden, roten N arb en, die sich m it ihren R än d ern nach hinten Zusammenlegen (F ig. 711 c). F rü ch te aufrecht, ungeflügelt, gegen den G rund verschm älert, m it deutlichen L ängsnerven, drüsig b eh aart. — V I bis V III. Selten und nur stellenw eise an trockenen, sonnigen Stellen, au f Felsen, an steinigen A b ­ hängen, trockenen R ainen, unter G ebüsch; in den A lpen bis 2400 m. G ern auf K alk. F e h lt in D e u t s c h l a n d r e i c h

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P fitsch , S tilfser-

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im

Z e n tra lg e b ie t.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : P y re_ näen, A lp en k ette, B alkan, K aukasus, U ral K leinasien, C entralasien. A e n d e rt re ich lich s u b v a r.

d rü sig

a l p e s t r e

d ic h tg e d rä n g t (S e lten e r,

(8

bis

15

m m

m it

d em

b re it

L ib a n o tis

S c o rzo n e ra

v o n

A u stria ca ,

g l ä b r u m

17 m



D ie se W a llis

A sp le n iu m

H ieh er

H o c h g e b irg s fo rm ,

K o c h . —

n a c h

la n g ),

B i n z

L a s e rp itiu m A th a m a n th a le p id u m .

1148. Thalictrum minus

P fla n ze

var.

x e ro p h il g e b a u te ,

u n d

alp in u s,

m

P fla n ze



S c h w e iz ).

b is

im

R ik li.

h o c h .

g e d ru n g e n e

T y p u s . 10

u m

cm

v a r.

m o n ta n a A s te r

80

K le in e

u n d

P e g g a u ).

g e n u i n

b is

G a u d .

A lp e n k e tte ;

G e se llsch a ft

v ar.

(S c h w e iz). —

o ft

(S te ie rm a rk : zen tra len p u m ila,

a b :

b e h a a rt,

g a n z

10

m a c r ö l o b u m

e in g e sc h n itte n stark d rü sige

n eb en S iler

(alles

U e b e r das

A r t

c m

h o c h .

S ch u r.

fin d et

3 -lap p ig,

m it

sich

vor

in

a llem O n o n is

V o rk o m m e n

in

P o a

in

g ru n d stä n d ig ,

e tw a s

d rü se n h a a rig

sc h w a c h d rü sig ,

o d e r

K a lk p fla n zen ),

L. ( = T . m ontanum W allr.). r a u t e . F ig. 712.

n o c h

B lä ttch e n

o rn ith o p o d io id e s,

e ig en a rtig e

L a u b b lä tte r

d ie F r ü c h te

M o n sp e ssu la n u s,

x e ro p h ile

C a r e x

20

selte n

g e k e rb t

A s tra g a lu s

V estin a e ,

b is

k a h l,

d en

S ü d tiro l

S te ie rm a rk

n a ch

C ytisu s v g l.

L a p p e n

H a u p ttä le rn

ro tu n d ifo lia ,

alp in a ,

g rö sse r

g e zä h n te n

M u r r

in

se ssilifo liu s,

B d . III,

K leinblätterige

d er

R h a m n u s

p a g , 4 15.

W iesen­

A usdauernd, 30 bis 150 cm hoch. Stengel aufrecht, verzw eigt, rillig- bis tiefkantig gefu rch t, wie die ganze P flanze kahl, seltener kurz drüsenhaarig. L a u b b lä tte r m ehrfach gefiedert, m it gestielten, m eist derben, seltener dünnlaubigen, g anzrandigen, 3-lappigen, 3-zähnigen od er 3-spaltigen B lättchen, sehr verschieden gross (0,5 bis 5 cm lang), m it ± eiförm igen oder dreieckigen, 3- bis 4-kerbigen L appen, etw a so lang als breit. Blüten in lock erb lü tig er R ispe, gelb. B lütenhüllblätter 4. H o n ig b lätter fehlend. S ta u b b lätte r zahl­ reich, h än g en d (F ig. 712b). F rü ch te ungestielt, längsrinnig, g erad e aufrecht (Fig. 712 f ). N arb en am R an d e nicht gezähnelt. — V bis V III. Z erstreu t an steinigen A bhängen, W ald rän d ern , F elsen, in S teinbrüchen, auf trockenen, m ageren W ie se n ; von der E bene bis in die A lpen, bis 2450 m (Bernina). Gern auf K alk. S elten auch eingeschleppt (L ü b e ck : S chw artau).

592

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Fast ganz Europa (fehlt nur im hohen Norden), Nordasien. D ie s e

seh r

fo lg e n d e rm a sse n

v ie lg e sta ltig e

g lied e rn :

I.

A rt,

su b sp .

v o n

d er

minus

(L .)

n ich t

w e n ig e r

S ch in z

et

als

2 10

K e ller.

m ä ssig

v erte ilt,

w e rd e n d .

W a llr .

+

k e ilig

E n d b lä ttc h e n B e r g w ie s e n r d r i d u m =

var.

o ft d er

p fla n ze ). sto c k

( =

an



W äld er).

T .

l ö s u m

B lä ttc h e n



3.

var.

K o c h ,

B ern h a rd i.

lin ien a rtig

b ü sch e).



7.

n ü tan s

D C .).

L a u b b lä tte r

T r a g b lä tte r

g e z o g e n , 3

b is

w e n ig b lü tig .

4 ,5 c m

A n th e re n in

la n g ,

so

la n g

V o rh ö lz e rn ,

stark

II. h e rg e b o g e n , N e rv e n . ( =

T .

G a u d . stan d

w e n ig b lü tig ,

je d e m

A u s

d en

L u ftz u g

F ila m e n te . —

(D C .)

o d er g e g e n m it +

b is

30

cm

B lü te n

d ie se r

h o n ig lo se n leich t

in

A r t

B lü te n

h o c h ,

7

b is

m m

10.

c a p i l l ä r e

S ta u b fä d e n

S ch in z

la n g

(In

R c h b . so

(F ig . 7 1 2 c

d es S te n g e ls

steiflich ,

(A lp e n , n e h m e n ra g e n

B e w e g u n g

S te n g e l,

stets

b is

f).

n a ch d ie

g e se tzt

K n u t h

a m

G ru n d e

w e rd e n .



B lü te n ­

au sg eb reitet var.

f l e x u -

ab er

S ten g e l (U fe rg e ­

B riq u e t

m it

w e n ig

b re it u n d

g e ­

40 b is

k rie ch e n d ,

15 c m

B lä ttc h e n 1800

e in e

b is

( = k a h l. h e r­

v e rk e h rt­

fe in b esp itzten

b re it

u n d

S tie le n

eb en so

(W a llis).

d er

b is

B lü te n risp e



m e h r

var.

o ft

zu s a m m e n ­ B lä ttc h e n

a b g eru n d e te n W ä ld ern ,

m a iu s.

la n g ,

L a p p e n .

u n ter

G e b ü sc h ,

B lü te n stie le

je d o c h

A n th e re n .

S te n g e l

steif,

o ft

zic k z a c k a rtig

d e rb , m it u n te rse its

H ieh er g e h ö r t : var. p u b

a m

G ru n d e

h in -

und

vo rsp rin g en d en

e s c e n s S c h le ic h .

d ich t d rü sig -b e h a a rt. —

k lein e r,

3 cm

ab g eru n d et,

B lü te n stie len .

fe u ch te n

d ie

1 ,5

5 -la p p ig ,

zarte n

m it

B lä ttc h e n

B lä tte r u n d B lü te n stie le

ü b e r

klein .

b re it,

als

1-

d ü n n en

A e h n lic h la n g

b e b lä ttert.

a u fste ig e n d .

fa st

la n g .

6.

h o c h ,

d rü sige,

A lp en ).

h e r g e b o g e n

B lä ttc h e n

G ru n d e

sch a ttig en ,

a b s te h e n d e n R is p e n ä s te n , fa s t b la ttlo s. — W a llr.).

d er

v a r.,

h e r­

k a n tig

a u fre ch t,



v erte ilt

b is

u n d

g l a n d u -

K le in e ,

m e h r

b is

m o n tico lu m

var.

2 cm

stu m p fen

10

b e b lä ttert.

m it

au ffa llen d

d o p p e lt

et K e lle r

4.

B lä ttc h e n

m it

W u rz e l­

h in

(Jordan)

a u sg e b re ite te n

B lü te n

sch la n k ,

o ft

6

v ar.

aus

k e ilig e m

g ra n n ig -sp itzig .

P fla n ze

N e rv a tu r.

3 -la p p ig,

G ru n d e

F rü c h te

d ie M it t e

h o ch ,

g esch lo ssen e r

fa st

60 cm

ku rz,

(S c h a ttig e

je d o c h

v o r ig e r

u n re g e lm ä ssig

B lü te n sta n d

T .

S te n g e l

u n d

h o c h ,

8.

s c h w a c h n e rv ig ,

dünn.

var. g la n d u lö su m 15

o ft J a cq .

d ü n n la u b ig ,

saxatile

B lü te n ris p e o ffen ,

P fla n ze

u n d

m a i u s

h a a rfö rm ig

G ru n d e

m o n ta n u m

D ie e in .

d ie

var

F elsw ä n d en ).

fa st

su b sp . a m

9.

m e ist

w ie

an

v erlä n g e rt,

la n g g e stie lt —

b is

L a p p e n .

aus b e sp itzt.

40

zarten ,



1 b is

o r e i t e s

e ifö rm ig ,

m it

( =

b e b lä ttert,

h in -

c m

S ten g e l

d ü n n la u b ig

A b h ä n g e n ).

var.

var.

R c h b .).

30

(K o ch ).

fo etid u m .

A e h n lic h

a u f

2.

se e g rü n (F elsen ­

M o rä n e n s c h u tt

w e n ig

sch lan k ,

la n g ,

20 b is

S te n g e l

K o c h .



W u rz e ls to c k

(S elten ).

L a u b b lä ttc h e n

v o rtre ten d er

F i g . 712. T h a l i c t r u m m i n u s L . a B l ü t e n s p r o s s . ¿ E i n z e l b l ü t e ( v e r g r ö s s e r t ) . — T h . m i n u s L . s u b s p . s a x a t i l e (D C. ) S c h i n z e t K e l l e r , c H a b i t u s p/s n a t ü r l . G r ö s s e ) , d B l a t t f i e d e r . « F r u c h t ­ stand. f F rü c h tc h e n .

(V e rb re ite t

var. ro rid u m W a h r.,

W a h r.

T .

u n d

fe lsig -b u sch ig en

T h .

n ich t h e rzfö rm ig .

S t e n g e l g e rillt,

g rü n

L a u b ­

d ü n n la u b ig ,

treib en d .

v i r e n s

A e h n lic h

h o ch .

p ru in ö su m

v e rz w e ig t.

g rö sse r,

stark

c o l l i n u m

S c h w e iz ).

var.

A lp e n fo rm .

h o ch .

ö s u m

d er

=

ku rz.

B lä ttc h e n

verlä n g e rt,

(A n

zart,

a u fste ig e n d ,

5. v a r . J a c q u in i a n u m

risp e

c m

+

3 -zä h n ig

A u s lä u fe r

( A u f F e ls e n

70 cm

var.

H ie z u : var. s i l v ä t i c u m

za rtb lä tte rig e fu rc h t

klein e r

w e n ig

45

m o n ta n u m

b u s c h ig

W u rz e ls to c k

g e b o g e n .

a llm ä h lich

S te n g e l u n d B la ttrü c k se ite

h o c h .

J o rd .).

b is

sich

g leich -

1.

lan g ,

als

N e ilr.,

k rie c h e n d ,

80 c m

20

lässt

zie m lich

o d er a b g eru n d et,

n ie d e rlie g e n d ,

ab g eb issen .

g e h ö r t

A lp e n tä le r in

W a h r.

G ru n d e

m e ist

1 c m

m e h r

g la ü c u m

S ten g e l v o m

H ie h e r

k a u m

sin d ,

S ten g e l

B la ttu n te rse ite

a u fre ch t,

klein ,

G ru n d e

d er



S te n g e l

b lä ttch en

b e k a n n t

a m

o b e rw ä rts

N e rv e n

h ervo rtreten d .

a m

S y n o n y m e

L a u b b lä tte r

var.

a l p e s t r e

d ich tg e d rä n g t.

B lü te n ­

m ).

M itte lste llu n g

v erd ü n n ten A n d e rse its

z w is ch e n

S ta u b fä d e n w e rd e n

d ie

W in d - u n d

sch la ff B lü te n

In se k ten b lü tig k e it

h erau s, d u rch

so

d ie

d ass

sie

v o n

sc h w e fe lg e lb e

593 F a rb e der S ta u b b lä tte r re c h t a u ffä llig g e m a c h t, so d ass sich a u c h h ie u n d d a In se k ten einfinden. D ie le tz te re n b e w irk en e b en so le ic h t F re m d - als S e lb stb e stä u b u n g . Infolge der a u sg e p rä g te n P ro te ro g y n ie is t a u ch b e i der B e stä u b u n g d u rc h den W ind F re m d b e s tä u b u n g g e sich e rt.

1149. Thalictrum Bauhini1)

C rantz (= T h . angustifolium L . nec Jacq.). W i e s e n r a u t e . F ig. 713.

B a u h i n ’s

A usdauernd, 30 bis 100 cm hoch. G rundachse walzlich, kriechend. S tengel aufrecht, einfach oder oberw ärts verzw eigt, k antig gerillt, kahl, reichlich b eb lättert. L au b b lä tter kahl, sitzend, d o p p eltg efied ert, m it keilig-lanzettlichen B lättchen, letztere entschieden länger als breit, 1 bis 6 mm breit, an den m ittleren B lättern 3-spaltig, an den oberen ungeteilt, am R a n d e zurückgerollt, oberseits dunkel-, unterseits blassgrau. B lütenstand rispig, ± zusam m en­ gezogen. B lüten nickend, + entfernt. P erig o n b lätter grünlichgelb, eiförm ig, ca. 3 mm lang. S ta u b b lätte r ü b erhängend, ausnahm sw eise violettrot. S taubfäden nickend (Fig. 713b). S ta u b ­ beutel besp itzt (Fig. 713d). F rü ch te eiförm ig, 2 mm lang, gerade, kantig-gerillt, durch die pfeilförm ige N a rb e bespitzt (F ig. 713e). — V I, V II. Z erstreu t und selten auf trockenen, steinigen Stellen, auf M ager-, H eide- und S um pf­ wiesen, in A uen, in Süm pfen (die var. sim plex auch in lichten L aubw äldern) des T ie f­ lan d es; im A lp en g eb iet vereinzelt in den T äle rn (in N o rd tiro l bei S eefeld bis 1400 m, im W allis bis 2000 m). F eh lt im nordw estlichen D eu tsch ­ land vollständig. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : S ü d -u n d M itteleu ro p a (nördlich vereinzelt bis S ü d sk an d i­ n av ien ; fehlt in Belgien, H olland, Spanien, G ross­ britannien), K aukasus, Sibirien. In n e rh a lb d ieser A rt lä s s t sich von b re itb lä tte rig e n bis zu den F o rm e n m it schm allinealen B lä tte rn eine voll­ stä n d ig k o n tin u ie rlich e R e ih e aufstellen. In N o rd - und N o rd ­ w e std e u tsc h la n d k o m m t w o h l n u r T h . sim plex in B etracht» w elch e U n te ra rt, sofern sie an se h r son n ig en u n d tro ck e n en S ta n d o rte n w ä c h s t, d e r var. galioides sich se h r nähert" U e b e rh a u p t ist es fa s t u n m ö g lic h die 3 A rte n T h . m inus, B a u h in i und au g u stifo liu m stre n g von ein a n d er zu trennen, w a s a u ch aus der se h r v e rw ic k e lte n N o m e n k la tu r h e rv o r­ g e h t. N a ch R i k l i sind die ex trem en G lieder von T h . B a u ­ h in i: v a r. l a t i f ö l i u m R ikli. B la tta b s c h n itte b re it-la n z e ttlic h > + a b g e ru n d e t (w ie bei T h . flavum ), jed o c h B lü te n sta n d seh r locker. B lü ten klein, S ta u b fä d e n n ick en d und S ta u b b e u te l b e sp itz t. — var. s i m p l e x (L.) R ikli. B la tta b s c h n itte linealla n z e ttlic h bis fa st lineal (ln N o rd d e u tsc h la n d w ohl n u r diese F o rm ). H ie h e r au ch f. a l p i c o l u m Jo rd . A lpine F o rm der v a r. sim plex. L a u b b lä tte r b re it-la n z e ttlic h . S ten g elg lied er g e ­ sta u c h t. B lü te n sta n d g e d rä n g te r (im W allis b is 2000 m ). — var. g a l i o i d e s N estl. F ig .7 1 3 c bis e. B la tta b s c h n itte lin e a l­ fa d en fö rm ig . V e rb re itu n g d e r var. g a lio id e s : In D e u t s c h ­ l a n d z e rstre u t im südlichen T eil, in B ayern (vereinzelt auf d e r H o c h eb e n e , selten im M a in g e b ie t [Schopfig bei G re ttsta d t] und in der V o rd e rp falz ), in W ü rtte m b e rg (L u d w ig stal im O b e ra m t T u ttlin g e n , A ch alm , D ü rre n w a ld s te tte n —

F ig . 7 I 3 . T h a l i c t r u m B a u h i n i C rantz, a, ai H a b itu s P/a n a tü rl. G r ö sse), b T e ils t ü c k d es B lu te n sta n d e s (v erg r ö s s e r t). — var. g a l i o i d e s N e s t l. c,ci H a b itu s (‘/ß n atürl. G r ö sse), d S ta u b b la tt, e F r ü c h tc h e n .

J) D ie G e b rü d e r Jo h a n n u n d K a sp a r B a u h i n m a c h te n sich b e id e um die B o ta n ik v e rd ie n t. D er e rste re sta rb 1613 als L e ib a rz t H erzog U lrich s von W ü rtte m b e rg , der le tz te re 1620 als P ro fe ss o r der A rz n e i­ k u n d e in B asel.

594 F rie d in g e n , E h in g en , W itth a u und K alte n b u rg im O b e ra m t U lm , G iengen im O b e ra m t H eid en h eim ), in H ohenzollern (B euron), in B aden (z e rstre u t im B o d e n se eg e b ie t, b ei H üfingen, G eisingen im J u ra , M üllheim , S a sc a ch , K nielin g en , M annheim ), im E isass (in der R h e in g e g en d z. B. um S tra s s b u rg ); a u sse rd em an g eb lich b e i D e ssau an der E lbe. In O e s t e r r e i c h ziem lich v e rb re ite t; fe h lt gänzlich in S chlesien u n d in O b e rö ste rre ic h . In der S c h w e i z g leichfalls ziem lich v e rb re ite t; selten a u c h adventiv (z. B. B a h n h o f B uchs im R h ein tal in d e r S c h w e if). D ie U n te ra rt galioides, w elche im n ich tb lü h en d e n Z u stan d e s ta rk an G alium veru m e rin n e rt, t r it t w ie v e rsch ie d en e a n d ere x erophil g e b a u te T y p en der sü d e u ro p ä isc h -p o n tisc h e n S te p p e n g e se llsc h a ft e in erseits auf n a sse n , zuw eilen p erio d isc h ü b e rsc h w e m m te n S u m p fw iesen , an d erse its a u f se h r tro c k e n e m B oden auf. A u f den L o c h h a u s e r S a n d b e rg en bei M ü n ch en e rsc h e in t T h . galioides a u f K a lk tu ff („ A lm “) in G e se llsch a ft von S tachys re c tu s, T eu c riu m m o n ta n u m , A n th e ric u m ram o su m , O rch is u s tu la tu s , T h e siu m in te rm ed iu m und ro stra tu m , A sp e ru la cy n an ch ica, G alium b o re a le und verum , L eo n to d ó n incanus, C a rd u u s d e flo ra tu s, V e ró n ica T eu criu m , V in c eto x icu m officinale, G lo b u laria vu lg aris, B iscu tella lev ig a ta , Silene inflata u n d n u ta n s, D ia n th u s C a rth u sia n o ru m , S a n g u iso rb a m inor, H e lia n th em u m v u lg are , C a la m in th a alp in a (alpine K a lk p fla n z e !), B rom us erectu s, K o e le ria p y ra m id a ta , Ju n ip e ru s com m unis etc., sow ie von v ersch ied en en M o o sen w ie H ylocom ium ru g o su m , C y lin d ro th eciu m concinnum , T o rte lla in clin ata etc., also fa s t a u ssc h lie sslic h k alk- u n d tro ck e n h eitlie b en d e P flanzen. A u f F la c h m o o re n und S u m p fw iesen k o m m t T h . galioides im M olin ietu m v or n e b e n P a rn a ssia p alu stris, S e rra tu la tin c to ria , L ysim achia v u lg aris, P rím u la fa rin o sa, L a s e rp itiu m P ru te n ic u m , In u la salicina, C irsium p a lu s tre und bu lb o su m , A llium suaveolens, G ladiolus p a lu ste r, Iris S ibirica, T ric h o p h o ru m caesp ito su m , alpinum etc. 2 0

1150. Thalictrum lucidum L. (= Th. angustifólium L.). G l ä n z e n d e Wi e s e n r a u t e . Fig. 714. Ausdauernd, 60 bis 120 (150) cm hoch, mit kurzer, nicht kriechender Grundachse, ohne Ausläufer. Stengel aufrecht, kantig gerillt, kahl, unverzweigt. Laubblätter stengelständig, sitzend, ohne Nebenblättchen an den Blattstielverzweigungen, doppelt bis dreifach gefiedert. Blättchen der unteren Laubblätter länglich­ lineal, lanzettlich oder breit keilig-eiförmig, die der oberen lanzettlich bis schmal-lineal, sitzend oder kurz gestielt, meist ungeteilt oder an der Spitze 2- bis 3-spaltig, oberseits dunkel­ grün, glänzend, unten heller grün und manchmal fein drüsig­ behaart. Blüten in + dicht büschelig gedrängter, ästiger, auf­ rechter, eiförmiger Rispe mit fast gleich hohen Aesten, gelb, wohlriechend. Perigonblätter 4 bis 5,2 mm läng, gelblich weiss, abstehend, kürzer als die meist aufrechten Staubblätter. Filamente nicht verdickt, wenig länger als die gelben, linealen, stumpfen (selten bespitzt) Antheren (Fig. 714b). Früchtchen länglich-eiförmig, aufrecht, sitzend, 1 bis 2 mm lang mit 8 bis 10 deutlichen Längs­ rippen und kurzem Schnabel (Fig. 714d). —- VI bis VIII. Zerstreut auf Wiesen, an Ufern, in Sümpfen, Auen, in feuchten Gebüschen, an Abhängen; besonders in Flusstälern des Tieflandes. In D e u t s c h l a n d ziem lich häufig im O ste n in O st- und W estp re u sse n , P osen, S chlesien, se lte n e r und z e rstre u t in B ra n d e n b u rg , P o m m ern , M eck len ­ b u rg (S c h w e rin : N e u m ü lle r See), K ö n ig re ic h und P ro v in z S ach sen , in T h ü rin g e n und vereinzelt a u f der b a y erisc h en H o c h e b e n e (S a a la ch a u e n b e i L a u fe n und R eichenhall, A b tsd o rfe r See, P e ttin g , K irc h a n sc h e rin g bei L au fe n , M angfallu n d Innauen von R o se n h e im bis P fa ffen h o fe n , V ils ta l; je d o c h n ic h t b ei G re tts ta d t im M a in g e b ie t [V e rw e ch slu n g m it T h . g a lio id es!] und bei M ünchen). In O e s t e r r e i c h ziem lich v e rb re ite t. F ü r die S c h w e i z se h r z w eife lh a ft (für C h u r u n d T essin a n g eg e b en ). F i g . 714. T h a l i c t r u m l u c i d u m L . a, ai H a b i t u s fl / 3 n a t ü r l . G r ö s s e ) . b S ta u b b la tt, c K eim pflanze. d F rüchtchen.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südöstliches und östliches Europa (westlich bis Italien, Bayern, Mecklenburg, Oeland).

595 A uch diese Art ist w ie die drei vorhergehenden sehr formenreich. Hieher var s t e n o p h ÿ l l u m (W im m , et Grab.) Hayek (== Th. angustissim um Crantz). B lattabschnitte lanzettlich bis lineal, die der obersten Blätter schm allineal, ungestielt, eingerollt, unterseits besonders an den Nerven flaumig. — var. l a s e r p i t i i f ö l i u m (Koch) H ayek ( = var. latiséctum Neilr., = var. fällax Celak., = var. nigricans Beck, = Th. nigricans Scop.). B lättchen breiter, länglich-lanzettlich bis keilförm ig, w en igsten s z. T. 3-spaltig oder ein geschnitten; Unterseite und B lattscheiden der unteren Blätter zum eist etw as flaumig. — var. g l a n d u l d s u m (Lecoyer) H ayek ( = Th. nigricans D C ., = Th. rugdsum P oiret). B lättchen lanzettlich bis keilig verkehrt-eiförm ig, w enigstens zum T eil 3-spaltig oder gezähnt, unterseits gleich den B lattscheiden fein drüsig-flaum ig, m it vor­ springenden gelben Adern. — D iese osteuropäische Art erscheint im nordöstlichen D eutschland vereinzelt an den Ufern und auf den W iesen der Flusstäler neben Sagittaria, Butom us, Sparganium ramosum, Iris P seudaeorus, A corus Calamus, M alachium aquaticum , Stellaria glauca, Ranunculus L ingua und sceleratus, Cochlearia Armoracia, Barbaraea stricta, Spiraea Ulmaria, Epilobium hirsutum, Lythrum Salicaria, Cicuta virosa, Oenanthe aquatica, Sium latifolium , Berula angustifolia, Sym phytum officinale, M enta aquatica und arvensis, Lycopus Europaeus, Stachys paluster, Solanum Dulcam ara, Scrophularia nodosa, V eronica scutellata, Eupatorium, Bidens cernuus, Carex vulpina, disticha, paniculata, G lyceria plicata etc. In den Etschsüm pfen von Südtirol erscheint T h. lucidum unter W eiden neben Phragm ites, M elilotus altissim us, A lthaea officinalis etc. In Böhm en findet sich die Art auch auf Salzw iesen (vgl. pag. 424). Die Einwanderung auf die bayerische H ochebene erfolgte von O esterreich her; in den A uen um Salzburg ist die Pflanze nicht selten. — D ie Bezeichnung Th. angustifolium wird am besten fallen gelassen, da Linné unter Th. angustifolium in erster Linie das Th. galioides N estl. verstand.

1151. Thalictrum flâvum L. (= Th. nigricans Jacq., = Th. anonym Wahr.). G e l b e Wi e s e n r a u t e .

Franz.: Fausse Rhubarbe, rue des prés. Taf. 121, Fig. 2.

Ausdauernd, 50 bis 120 cm hoch, mit kriechender Grundachse, meist stielrunde Ausläufer treibend. Stengel aufrecht, kahl, kantig gerillt, matt, unverzweigt, seltener ästig. Untere Laubblätter gestielt, obere sitzend, 2- bis 3-fach fiederteilig, an den Verzweigungen oft mit schuppenförmigen Nebenblättchen. Blättchen sitzend, verkehrt-eiförmig, keilig (die oberen länglich-lanzettlich), länger als breit, vorn 3- (bis 4-) spaltig, oben dunkel- unten hellgrün, unterseits fast stets kahl. Blütenrispe zusammengezogen, länglich-oval. Blüten aufrecht, gelb, wohlriechend, mit 4 lanzettlichen, spitzen, 2 bis 4 mm langen, weisslichen Perigonblättern und nicht überhängenden, gelben, spitzen Staubblättern. Antheren unbespitzt, aufrecht, kürzer als die Filamente (Taf. 121, Fig. 2 a, 2c). Früchte gerade, rundlich, mit 6 ab­ gerundeten Riefen, kahl, 1,5 bis 2,5 mm lang, mit rotbraunem Narbenrest (Taf. 121, Fig. 2b). — VI bis VIII. Hie und da (fehlt in einzelnen Gegenden gänzlich) auf feuchten Wiesen, an Seeund Flussufern, in feuchten Gebüschen, auf Moorwiesen, Torfmooren und in Dünentälern, an Altwässern; nur in der Ebene. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa, gemässigtes Asien. Aendert ab: var. f l ä c c i d u m Schleich. Stengel verlängert, hin und hergebogen (H äufige W uchsform des Röhrichts). — var. s i l v é s t r e Schleich. Pflanze hoch. B lättchen dunkelgrün, oft mit rötlichen Nerven, die der unteren Blätter keilförm ig-länglich (In W äldern und feuchten G ebüschen). — var. p r a t é n s e Schleich. Niederer als vorige var, Blättchen blassgrün, die der unteren Blätter rundlich-verkehrt-eiförm ig (A uf W iesen). — var. h e t e r o p h y l l u m Lej. O bere Stengelblätter mit plötzlich ganz schm allineal-lanzettlichen bis linealen A bschn itten (Selten). — var. h y b r i d u m Jord. Stengel steif aufrecht, mit verkürzten Stengelgliedern. B lüten­ stand stark verschm älert. — var. p u b é s c e n s Rikli. Laubblätter unterseits fein behaart. — var. r u f i n é r v e Lej. et Court. Stengel m eist sehr starr, m eist purpurn angelaufen. B lättchen breiter, oft rötlich angelaufen (Selten ). — var. s im p l i c i f ö r m e Vollm ann. Stengel niedrig. B lättchen verkehrt-eiförm ig-lanzettlich. B lüten­ stiele kurz, zusam m engezogen (Bayern: D onautal). — D iese Art findet sich mit V orliebe an Flussufern, in Auen so w ie in der V erlandungszone der Seen, zuw eilen in grösserer M enge, ohne indessen überall aufzutreten. In den Auen der grossen F lüsse erscheint die Pflanze nicht selten m it Valeriana officinalis, Gratiola officinalis, Teucrium Scordium (selten), Scutellaria galericulata, Barbaraea stricta, L ysim achia vulgaris, Sym phytum offi­ cinalis, V icia sepium , Spiraea Ulmaria, Chaerophyllum bulbosum , Galium palustre, Epilobium hirsutum, Solanum dulcamara, Glyceria spectabilis, Phalaris arundinacea, in N orddeutschland Euphorbia palustris. A uf Flach-

596 m o o ren e rsch e in t T h . flavum g e rn im M a g n o c a ric e tu m oder in der V e rlan d u n g sz o n e n e b en H e leo c h aris acicularisund p a lu s tris, P o a p a lu stris (Bd. I, p ag . 317), D e sc h a m p sia c ae sp ito sa, S cirp u s la c u stris, A lism a P la n ta g o , R um ex c o n g lo m e ra tu s u n d p a lu ste r, Iris P se u d a c o ru s, E q u isetu m lim osum , R a n u n cu lu s F la m m u la (inkl. subsp. reptans)» und L in g u a , V e ro n ica A n ag allis u n d sc u tellata, S c u te lla ria g a le ric u lata , E p ilo b iu m parv iflo ru m , L y th ru m S alicaria,. C o m a ru m p a lu stre , S p ira ea U lm aria, N a s tu rtiu m p a lu stre , L a th y ru s p a lu ste r, Senecio p a lu d o su s, S te lla ria g ra m in e a , H ip p u ris v u lg aris etc. U e b er das V o rk o m m en in den D ü n e n tä le rn vgl. p a g . 355.

1152. Thalictrum exaltátum *) Gaud. H o h e Wi e s e n ­ r a u t e , Uferraute. Fig. 715. Aehnlich der vorigen Art, aber noch kräftiger und hochwüchsiger. Ausdauernd, 50 bis 190 cm hoch, mit krie­ chender Grundachse. Stengel aufrecht, stark gerillt, kahl,. glänzend, an den Verzweigungen mit kleinen Nebenblättern. Laubblätter doppelt gefiedert, ziemlich lang gestielte Blättchen verkehrt- eiförmig-keilig, meist 3-spaltig, die obern lineal, unterseits ganz kahl (var. g 1áb ru m Rikli)oderfein behaart (var. typicum Rikli) Blütenrispe weit aus­ ladend, breit-oval, mit etwas abstehenden Aesten. Blüten gelb, nebst den Staubblättern aufrecht. Staubbeutel nicht bespitzt. Früchte meist fast kugelig (Fig. 715 b). —VII,VIIISehr selten an buschigen Ufern und in Sümpfen­ in D e u t s c h l a n d einzig im südlichen B aden am U n te rse e in der N äh e von K o n sta n z (zw ischen G undholzen und Iznang, W oll— m a tin g e rrie d im F e lb ira in , u n te rh a lb G u tlo h n ). F e h lt in O e s t e r ­ r e i c h gänzlich. In der S c h w e i z s e h r v e rein zelt im südlichen T essin, (zw. M inusio u n d N a v eg n a , bei M ag ad in o , P a ra d is o b e i L u g an o , am M u zzan er-S ee, zw . M elide und M o rc o te, b ei R iva, M en d risio ) undim K an to n T h u rg a u (G o ttlie b en am U n te rsee , G ü ttin g e n am B oden­ see) ; fü r G ra u b ü n d en (B ah n h o f T ie fen k a ste l) se h r fraglich.

A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : . Südschweiz,. Bodenseegebiet, Lombardei.

Fig-, 715. T h a l i c t r u m e x a l t a t u m G a u d , a, ai H a b i t u s p / 3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , b F r ü c h t c h e n .

V on B a s t a r d e n w e rd en e rw ä h n t: 1. T h . f l e x u o s u m B ernh. X T h . f l a v u m L. ( = Th . m é d i u m Ja c q .) aus B ra n d e n b u rg (D re b k a u : L a u b st), P o sen (O b o rn ik : L o p u ch o w o ) und W estp re u sse n (D a n zig : P le h n en d o rf). — 2. T h . m i n u s L. X T h . f o e t i d u m L . in. B öhm en (B rüxer- und L a u n e r-M itte lg e b irg e ). — 3. T h m i n u s L. X T h . l u c i d u m L. in P o sen (K ru sch w itz).

CCCIII. Adonis* 2) L. A d o n i s r ö s c h e n , Teufelsauge, Feuerauge. F ra n z .: Adonide, oeil de perdux, sang de V enus rubiscant, goutte de sang; engl.: P h easan t’s-eye,. rose a ruby; ita l.: F io r d’A done, occhio del diavolo. Einjährige oder ausdauernde Kräuter und Stauden mit beblättertem Stengel. Laub­ blätter doppelt bis dreifach gefiedert, mit schmal-linealen Abschnitten. Blüten radiär, meist einzeln stehend, lebhaft gefärbt. Kelchblätter 5, kahl oder behaart, anliegend oder ab­ stehend. Kronblätter 3 bis 20, lebhaft gefärbt, ohne Nagel und Honiggrube. Staubblätter zahlreich. Fruchtknoten zahlreich auf zylindrisch verlängertem oder kegelförmigem Blüten­ boden mit 1 hängenden oder aufrechten, intrörsen Samenanlage; letztere mit 2 Integumenten» Früchte gedunsen, 1-sämig, querrunzelig geadert, nussig, mit Hartschicht (Fig. 7U d und n)„ ') L a t. e x altätu s = e rh ö h t; von lat. ä ltu s = hoch. 2) N a c h dem rö m isch e n M y th u s (O vids M e tam o rp h o se n ) v e rw a n d e lte V e n u s ih re n L ie b lin g Adonis,, d e r d u rc h einen vom e ife rsü c h tig e n M a rs g e sc h ic k te n E b e r g e tö te t w u rd e , in die b lu tro te Blum e „A d o n iu m “-

597 D ie G attung um fasst ca. 20 Arten, die in Europa und im gem ässigten A sien zu hause sind. Zu der 'Sektion A d ö n i a DC . (Einjährige Kräuter m it aufrechtem oder aufstrebendem , stehenbleibendem Griffel und drängender Sam enanlage; F ig. 717d) gehören ca. 10 einander sehr nahestehende Arten, die besonders im M ittelm eer­ g e b iet Vorkommen (z. B . A. autum nalis). D ie zw eite Sektion C o n s i l i g o D C . (Ausdauernde Pflanzen m it behaarten Früchtchen, hakenförm ig gekrüm m tem , stehenbleibendem Griffel und m it schiefer oder aufrechter Sam enanlage; ■Fig. 717n) ist in M itteleuropa einzig durch A. vernalis vertreten. W eitere A rten finden sich in den Pyrenäen ‘(A . Pyrendica D C .), im südöstlichen Europa (A. W olgensis Stev., geh t w estlich bis Siebenbürgen) oder im Himalaya ‘(z. B. A . chrysocälyx Hook, et T hom s.). Von den m itteleuropäischen A rten ist nur das pontische A . vernalis als w irklich ursprünglich zu betrachten, die andern in den G etreidefeldern vorkom m enden Arten sind w ohl nur ein gesch lepp t. Alle Arten sind als proterogyne Pollenblum en zu bezeichnen, die sich periodisch öffnen und schliesen. D ie brennendroten oder gelben K ronblätter dienen als w irksam es A nlockungsm ittel. Besondere H onigblätter, ebenso H oniggruben fehlen w ie bei der G attung T halictrum vollständig. H insichtlich des B latt­ typus w iederholt die G attung die fiederblätterige Form vieler Pulsatillen. M ehrere Arten sind bei uns seit »langem beliebte Zierpflanzen, w elche w en ig P flege erfordern. Für Felspartien eignen sich A. P y r e n a i c a DC. und A. A m u r e n s i s aus der M andschurei. In den W urzeln von A. aestivalis kom m t ca. 0,45°/o M anganoxyd vor. Durch die Spectralanalyse wurde ferner die A n w esenheit von Lithium festgestellt. — D ie Adonisarten gelten allgem ein als g iftig oder doch als giftverdächtig. A. m i c r o c a r p a D C . aus Südeuropa ist für Tirol und Vorarlberg eine sehr zw eifelh afte A dventivpflanze. 1.

Pflanze ausdauernd. Blütendurchm esser 3 bis 7 cm. K ronblätter 12 bis 20, schm alkeilförm ig, Früchte behaart, m it hakigem Schnabel (F ig. 717 1, m) . A . v e r n a l i s nr. 1153. 1*. Pflanze einjährig. Blütendurchmesser 2 bis 3 cm. K ronblätter 5 bis 8, rot oder seltener gelb. •Früchte kahl, mit + geradem Schnabel 2. 2. K elchblätter behaart (später kahl). K ronblätter ausgebreitet. Schnabel der Früchte an der S p itz e schw arz A. f l a m m e u s nr. 1154. 2*. K elchblätter stets kahl. F ruchtschnabel gleichfarbig 2. 3. K elchblätter der Krone anliegend. Kronblätter ausgebreitet, flach. Früchte am Rücken m it 1, vorn mit 2 Zähnen (F ig. 717k) A. a e s t i v a l i s nr. 1155. 3*. K elchblätter abstehend bis zurückgeschlagen. K ronblätter halbkugelig zusam m enneigend, hohl. Früchte an der Längskante zahnlos (Fig. 717h) A. a u t u m n a l i s nr. 1156. stets gelb.

1153. Adonis vernalis L. (=A. Helleborus Crantz, = A. Apennina Jacq.). Fr ühl i ngsAdoni sröschen.

Franz.: Adonide de Printemps, Grand oeil de boeuf. Fig. 5, Fig. 71b und Fig. 7171 bis n.

Taf. 121,

Ausdauernd, 10 bis 30 (60) cm hoch mit kräftigem, schwarzbraunem, langfaserigem Wurzelstock; letzterer fertile und sterile Sprosse treibend. Stengel aufrecht, einfach oder verzweigt, kahl, nur zuerst schwach behaart, unten beschuppt, mit Längsriefen. Laublätter sämtlich stengelständig, + sitzend, 2- bis 4-fach gefiedert mit schmal-linealen Zipfeln, gedrängt stehend, kahl oder zerstreut behaart. Blüten einzeln, endständig, aufrecht, 3 bis 7 cm im Durchmesser, gelb. Kelchblätter breit-eiförmig, weichhaarig, den Kronblättern angedrückt. Kronblätter 10 bis 20, schmal-keilförmig, ganzrandig oder gezähnelt, 20 bis 40 mm lang, hellgelb. Staubblätter zahlreich, gelb. Früchte dicht gedrängt (Fig. 7171), 4 bis 5 mm lang, bauchig gewölbt, fast kugelig-verkehrt-eiförmig, runzelig-netznervig, behaart, gegen den Grund verschmälert, gekielt, mit seitlichem, hakenförmigem Schnabel (Fig. 717 m). — IV, V (selten nochmals im Herbst blühend: var. s e r o t i n u s Wallr.). Stellenweise auf sonnigen, dürren Hügeln, felsigen Stellen, Felsköpfen, buschigen Ab­ hängen, auf Heidewiesen, in Kiefernwäldern der Ebene. Mit Vorliebe auf Kalk und Gips, doch auch auf Sandboden. Selten adventiv (z. B. Kaibahnhof Königsberg). In D e u t s c h l a n d selten im Eisass (H ardtwald bei H eiteren unw eit N eu-B reisach), in Bayern (G archingerheide bei M ünchen, K ülsheim bei W indsheim, G rettstadt bei Schw einfurt, H am melburg und im KeuperG ebiet bei Ansbach. A schfeld, Ober- und U ntereschenbach, Sulzheim , G erolzhofen, K önigshofen und Laub, Pilster bei Röm ershag (?), Schifferstadt in der Pfalz; für Straubing und R egensburg sehr fraglich), im RheinG ebiet von Dürkheim bis Bingen (besonders im M ainzer Sandgebiet; bei O ffenbach, W orm s, bei Kreuznach [auf dem R osenheim er Berg längst ausgerottet), m ehrfach in Thüringen und Kyffhäuser, Südharz, um H alle, M agdeburg

598

(nördlich b is B e rn b u rg , N eu h ald en sleb en ), in B ra n d e n b u rg (a n der O d e r z w isc h en F ra n k fu rt und K ü s trin bis a u f die R ü d n itz e r B erge, A n g erm ü n d e, K ru sso w , frü h e r an der N etze b e i D rie sen ), in P o m m e rn (P a ss b e rg b e i P y ritz), P o sen (M eseritz, Slesin und T rze cie w n ica im R e g ie ru n g sb e z irk B ro m b erg ) und in W estp re u sse n (einzig im K re ise K ulm im G e b iete der W eichsel b e i K ulm , P a ro w e b e i P lu to w o , um K ielp, G lo d o w o ); fe h lt im ü b rig e n D e u tsc h la n d , so v or allem in O stp re u ssen , S chlesien, S ach sen , W ü rtte m ­ b e rg , B a d e n , L o th rin g e n , S c h lesw ig - H olstein, M e c k le n b u rg und dem N o rd w e s te n v o llständig. In O e s t e r r e i c h z e rstre u t in B ö h m en (m ittlere und w e stlic h e E lb e g eg e n d , D a u b a , N iem es, E g e r und B ilagebiet), in M ä h ren (N ik o lsb u rg e r und P o lla u e r­ b e rg e, Z naim , E ib e n sc h itz , C zaitsch , U n g ar. H ra disch) u n d in N ie d e rö ste rre ic h (im G e b iete d e r p an n o n isch e n F lo ra ). In der S c h w e i z einzig im W allis (von F o lla te rre s bis zum V ispertal). F i g . 716. A d o n i s v e r n a l i s L . a u f d e r P r i n z r e g e n t L u i t p o l d h e i d e hei M ünchen. P hot, f Inspektor B . O t h m e r M ünchen.

Allgemeine Verbreitung: Südöstliches und mittleres Europa (nörd­ lich bis Pommern, Insel Oeland und Gothland), in Südwesteuropa selten in Spanien, Cevennen. A donis vernalis ist zw eifelsohne u rsp rü n g lic h in D e u tsc h la n d viel v e rb re ite te r g ew esen . H e u te ist diese p o n tisc h e A rt n a m e n tlich a u f das S tro m g e b ie t der W eich sel, O der, d e r S aale, Ilm , W ip p e r, B ode, O hre, O ker, des M ains und des R heines b e sc h rä n k t. In dem tro ck e n en S a n d g e b ie t z w isch en M ainz und B ingen i s t die P flanze an z ah lreic h en Stellen n o c h re ic h lic h v o rh a n d en , k o m m t d a se lb st a b e r se lte n zum B lühen, w eil sie s ta rk b e s c h a tte t is t (ü b er die B egleitpflanzen vgl. p a g . 282). A uf dem n u n m eh r g e sc h ü tz te n G ip sh ü g e l zw ischen K ülsheim und E rk e n b re c h tsh o fe n b ei W indsheim (B 'ranken) e rsch e in t A . v e rn alis n e b e n z ah lreic h en a n d e rn in te re s sa n te n X e ro p h y ten w ie S tip a p e n n a ta u n d c ap illa ta , P h le u m B ö h m eri, P o a B ad en sis, F e s tu c a sulcata,. C a rex hum ilis, A llium fallax, Silene O tite s, A n em o n e P u lsa tilla, A lyssum m o n ta n u m , S p ira e a filipéndula, P o te n tilla a re n a ria u n d ru b e n s, R o sa glau ca, A s tra g a lu s C icer u n d D anicus, E u p h o rb ia G e ra rd ia n a , F a lc a ría Rivini, B upleurum fa lc atu m , S ta ch y s re ctu s, V e ró n ica sp ic a ta u n d p raeco x , A sp eru la cynanchica, A s te r L in o sy ris, A rte m isia cam pestris,. S c o rz o n era p u rp u re a etc. A u f der G a rc h in g e rh e id e (F ig. /1 6 ) n ö rd lic h von M ü n c h e n z ä h lt A. vern alis zu den a u f­ fälligen F rü h lin g sfo rm e n d e r H e id efo rm atio n (pag. 535). A u s g e d e h n te B e stä n d e b ild e t die A rt ste lle n w eise im G e b iete d e r O d e r u n d W eichsel, w o sie dem Z uge des a lte n U rs tro m ta le s bei S lesin u n d T rz e c ie w n ic a folgt. Im K reise K ulm e rsc h e in t A. v ernalis im V erein m it a n d e rn in te re s sa n te n S tep p en p flan zen w ie A rte m isia sc o p a ria , O xytropis pilosa, S co rz o n era p u rp u rea , C am p á n u la S ib irica, A n em o n e silv estris, S tip a p e n n a ta u n d c ap illa ta etc. A u c h im b ö h m isch e n M itte lg e b irg e b e d e c k t die B lü te im F rü h ja h re stellen w eise g an ze F lä ch e n , so d ass D o m i n von e in e r „ A d o n is-S te p p e “ spricht, ln N ie d erö ste rreich t r i t t A donis vernalis im G e b iete d e r p a n n o n isch e n F lo ra als N ie d er­ w u c h s in den W äldern von P in u s n ig ra auf n e b en C oronilla E m eru s, C yclam en E u ro p a e u m etc. — D a s g e tro c k n e te b lü h en d e K ra u t H e r b a A d o n i d i s (F euilles d’adonis, falsch es o d er b ö h m isch e s N ie ssw u rz k ra u t, C h ristw u rz k ra u t) is t h e u te no ch in O e ste rre ic h und in d e r S chw eiz (P h a rm . A u str. u n d H elv.) offizinell; a u c h in D e u tsc h la n d (z. B. in einzelnen G e b ieten von B ayern) w ird die D ro g e als w ertv o lles H e rz g ift (E rsatz fü r D ig ita lis) n o c h h e u te b e n ü tz t. F rü h e r w a r R a d ix A donidis m e h r im G e b rau c h . In R um än ien w ird die W u rze l b e i ge w isse n K ra n k ­ h e ite n d e r P fe rd e verw en d et. A n g e b a u t w ird die Pflanze in T h ü rin g e n (bei Je n a lö b n itz u n d G reussen). Sie e n th ä lt das H e rzg ift A d onidin (w o h l ein G lykosid), das in diesem e n th a lte n e P ic ro ad o n id in , fe rn e r ein dem Q u e rc itrin ä h n lic h er B e stan d te il und A d o n id in sä u re. 1892 w u rd e von E. M e r c k aus den B lä tte rn d e r Z uck eralk o h o l A d o n it g e w o n n e n ; dieser g ilt als der einzige P e n tit, dessen n a tü rlic h e s V o rk o m m en in d e r Pflanze e rw iese n ist. V e rsu c h e v o n T r e b o u x e rg a b e n , dass e n ts tä rk te B lä tte r m it g ro ss e r L e ic h tig k e it S tä rk e aus d arg eb o ten e m A d o n it zu bild en verm ögen. In d e r P flanze ist A d o n it in einer M en g e von a n n ä h e rn d 4°/o e n th a lte n . A donis vern alis w u rd e frü h e r m it H elleb o ru s des H ip p o k ra te s v e rw ec h se lt. — D ie g elb en B lüten b re ite n sich im S onnenschein, d e r Sonne sich zuw en d en d , zu einer w e ith in sic h tb a re n S c h e ib e von 3 bis 7 cm D u rc h m esser aus. A u s se r F re m d b e s tä u b u n g tr it t a u c h b ei S o nnenschein le ic h t S e lb stb e s tä u b u n g ein. A ls B e su c h er kom m en b eso n d e rs p o llensam m elnde B ienen und p o lle n fresse n d e K ä fe r und F lieg e n in B e tra c h t. D ie F rü c h te gehören zu den M y rm e k o ch o re n , speziell zum H e p a tic a -T y p u s. A n v ersch ie d en e n Stellen is t diese p rä c h tig e P flanze v e r­ sch w u n d en , (so b e i K reu zn ach , a u f den B e ie n d o rfer B erg en b e i B e rn b u rg ), an an d eren (bei S c h iffersta d t in der P falz) se h r g e fäh rd e t. In B ay ern (M ünchen, W indsheim ), W ien (hier a u ch V e rk a u fs v e rb o t!) und in W ern ig ero d e im H a rz g e b ie t is t die Pflanze sta a tlic h g e sc h ü tz t.

599

1154. Adonis flämmeus Jacq. (= A. aestivalis Gaud.). B r e n n e n d e s Feuer r öschen. Fig. 717 a bis d. Einjährig, 20 bis 50 cm hoch mit gerader Pfahlwurzel. Stengel aufrecht, einfach oder verzweigt, samt den Blättern zerstreut behaart, mit Längsrillen. Blätter alle stengel­ ständig, 3- bis 4-fach fiederteilig mit linealen Abschnitten an ± ge­ streckten Stengelgliedern. Blüten einzeln, aufrecht, 2 bis 3 (4) cm im Durchmesser. Kelchblätter + weichhaarig (zuweilen nahezu kahl), den 5 zusammenneigenden bis aus­ gebreiteten, 4 bis 20 mm langen, schmal - eiförmigen, Scharlach- bis blutroten oder selten ganz stroh­ gelben (am Grunde zuweilen schwarz) Kronblättern angedrückt. Staubfä­ den zahlreich, dunkelviolett. Früchte auf verlängertem [Blütenboden zahl­ reich (Fig. 717b), jedoch locker stehend (Spindel sichtbar!), schief eiförmig, runzelig, mit schmaler Ansatzstelle (letztere weniger breit als der grösste Durchmesser des Früchtchens), kahl, über dem breiten Grunde mit einer manchmal flügeligerweiterten Längskante, an der Spitze mit einem vom Schnabel getrennten, abgerundeten Zahn. Schnabel seitlich stehend, gerade, aufstrebend, an der Spitze schwarz (Fig. 717c). — v bis VIII.

F i g . 717. A d o n i s f l a m m e u s J a c q . a H a b i t u s p / 3 n a t ü r l . G r ö s s e ) J F r u c h t s t a n d . c T e i l f r u c h t , d L ä n g s s c h n i t t d u r c h d ie T e i l f r u c h t ( h = H a r t s c h i c h t ) . — A . a u t u m n a l i s L. e H a b i t u s (* /3 n a t ü r l . G r ö s s e ) , f B l ü t e ( v e r g r ö s s e r t ) . g F ru ch tsta n d , h T eilfrucht. — A. a e s t i v a l i s L. i F ru ch tsta n d , k T e il­ frucht. — A. r e r n a l i s L. I F ru c h ts ta n d , m T eilfrucht, n L ä n g ss c h n itt d u r c h d ie T e i l f r u c h t .

Zerstreut und meist unbeständig auf Aeckern, zwischen der Saat, auf Brachen des Tieflandes, vereinzelt auch höher (im Wallis bis 1500 m). Meist nur eingeschleppt und adventiv. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südost- und Zentraleuropa, Kaukasus, Kleinasien. A e n d e rt a b : var. t j p i c u s B eck. B lu m e n b lätter 6 bis 8, fe u e rro t, am G ru n d e o ft sch w arz. — var. s t r a m i n e u s B eck ( = A . c itrin u s D C . nec H offm .). K ro n b lä tte r stro h g e lb (S elten er). — var. a n o m a l u s W ahr. K ro n b lä tte r n u r 1 bis 3, fe u e rro t (S elten). — D ie se an den flaum ig b e h a a rte n K e lc h b lä tte rn le ic h t k en n tlich e A rt t r it t vereinzelt e in g e sc h le p p t in G e treid efeld ern auf, zuw eilen in B e g le itu n g von D elphinium C onsolida (pag. 488), Sinapis arv en sis, L ith o sp e rm u m officinale, K anunculus arv en sis, V iola trico lo r, P a p a v e r R h o eas, R a p h a n u s R a p h a n istru m , E ry sim u m c h eiran th o id es, S alvia v e rtic illa ta , C e n ta u re a C yanus, C irsium arvense, Senecio vulgaris, V icia h irs u ta und C racca, T h la sp i arvense, N e slea p a n ic u lata, C apsella B ursa p a sto ris, C am elina sativ a, C aucalis d aucoides, D a u cu s C a ro ta , A re n a ria serpyllifolia, A nagaliis arvensis, L a th y ru s tu b ero su s, M y o so tis in te rm ed ia, P o lygonum C onvolvulus. G alium aparine, R um ex crisp u s etc.

600

1155. Adonis aestivälis L. (= A. phoeniceus Fritsch, = A. miniätus Jacq., = A. ännuus a

phoeniceus L., = A. autumnälis Host nec L., = A. maculatus Wahr.). S o m m e r F e u e r r ö s c h e n . Franz.: Goutte de sang. Taf. 121, Fig. 4 und Fig. 717is k.

D ie V olksnam en, die z. T. auch für A . autumnalis gelten, beziehen sich auf die rote, leuchtende Blüte: B l u a t s t r ö p f l i (besonders S ch w eiz und Schw aben), F ü e r f ü n k s k e s (W estfalen), F ü e r o o g e (O stfriesland), F ü ( r ) d i g l (S ch w äb isch e Alb), D ü w e l s o o g e (W esergebiet), T o i f l a u g e n [für A. flammeus] (Kärnten), T ü f e i s a u g (Schw eiz), T e u f e l s g l o t z e n (G otha), A u g ’ n G o t t e s [f. A. flam m eus] (K ärnten), L u a g a [von „lugen“ = schauen] (Schw äbische A lb), A c k e r r ö s l e (Schw aben), K o r a l l e n b l ü m c h e n (W eichseldelta).

Einjährig, 20 bis 45 (60) cm hoch, mit gerader Pfahlwurzel. Stengel aufrecht, einfach oder ästig, kahl oder zerstreut behaart, längsnervig. Laubblätter stengelstänflig, die unteren gestielt, die oberen sitzend, 3- bis 4-fach fiederteilig mit linealen, ganzrandigen oder 3-spitzigen Blättchen. Blüten einzeln, endständig, aufrecht, 15 bis 35 mm im Durch­ messer. Kelchblätter kahl, hellgrün, breit-eiförmig, flach, den Kronblättern angedrückt; letztere ungefähr doppelt so lang als der Kelch, 6 bis 8, schmal-eiförmig, stumpf, flach ausgebreitet, mennigrot oder zitronengelb, 10 bis 17 mm lang, am Grunde mit oder ohne schwarze Flecken. Staubfäden zahlreich, viel kürzer als die Kronblätter, dunkelviolett. Fruchtknoten zahlreich, dicht gedrängt (Fig. 7l7i), mit gleichfarbigem, aufstrebendem Griffel auf spindelförmig sich verlängerndem Fruchtboden. Früchtchen 5 bis 6 mm lang, kahl, runzelig mit breiter Ansatzstelle (diese so breit wie der grösste Durchmesser der Früchtchen) und einer Längskante, die am obern Rande in 1, vorne in 2 Zähne vorgezogen ist, 5 bis 6 mm lang mit geradem, aufrechtstehendem, grünem Schnabel (Fig. 717k). — V bis VII. Ziemlich verbreitet (oft unbeständig) auf Feldern und Aeckern, zwischen der Saat, auf Brachen, besonders auf sandigem oder tonigem Boden; nur im Flachlande, vereinzelt auch höher (im Wallis bis 1500 m). A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Europa (fehlt im Norden, ebenso auf den britischen Inseln). T ritt in 2 Farben auf: var. t y p i c u s Schw arz. Blütenfarbe m ennigrot (Häufig). — var. c i t r i n u s Hoffm. ( = var. pällidus K och). Blütenfarbe zitronengelb (Seltener). — D ie schw arzen Flecken am Grunde der grellroten Krone und die zahlreichen schw arzvioletten Staubbeutel bew irken einen starken Farbenkontrast. Die proterogynen Blüten sind völlig duft- und honiglos. Im Sonnenschein breiten sie sich zu einer leuchtenden F läche aus. A ls Bestäuber kom m en pollensam m elnde und pollenfressende Bienen in Betracht. D ie K eim ­ blätter und die ersten L aubblätter entw ickeln sich sehr schnell und bleiben lange erhalten. Ueber die Begleitpflanzen in G etreidefeldern vgl. pag. 488.

1156. Adonis autumnälis L. (= A. ännuus L. var. atrorubens L.). H e r b s t - F e u e r ­ r ö s c h e n . Franz.: Adonide commun, goutte de sang; ital.: Fior d’Adone, pianta malanni, occhio del diavolo, camomilla rossa, im Tessin cardinalitt. Fig. 7 He bis h. Einjährig, 25 bis 45 (60) cm hoch, mit gerader Pfahlwurzel. Stengel aufrecht, einfach oder meist verzweigt, kahl (seltener behaart), längsnervig. Laubblätter stengelständig, die unteren gestielt, die oberen sitzend, 3- bis 4-fach fiederteilig mit linealen, ganzrandigen oder 3-spitzigen Blättchen. Blüten einzeln, endständig, aufrecht, 15 bis 25 mm im Durch­ messer. Kelchblätter kahl, konkav, abstehend bis zurückgeschlagen (Fig. 717f)> hinfällig. Kronblätter 6 bis 10, eiförmig, ganzrandig, dunkelblutrot, halbkugelig zusammenschliessend, mit schwarzem Grunde. Staubfäden zahlreich, dunkelviolett. Früchte auf spindelförmig verlängertem Blütenboden (Fig. 717g) locker stehend (Spindel sichtbar!), mit einer zahnlosen Längskante und gleichfarbigem, geradem, aufstrebendem Schnabel (Fig. 717h). — VI bis IX. Selten und fast nur aus Gärten verwildert auf Aeckern und Brachen, an Garten­ zäunen. Ursprünglich höchstens im Wallis (von Orsieres bis Brig); vielleicht auch hier nur eingebürgert. A l l g e m e i n e V e r b r e i t u n g : Südeuropa, südwestliches Asien.

Kurzes Register zu Band III. (Ein ausführliches Gesamtregister folgt am Schlüsse des letzten Bandes).

A. A conitum L. 492 Anthora L. 494 L ycoctonum K och 503 Napellus L. 495 paniculatum Lam. 503 ranunculifolium Rchb. 505 Stoerkianum Rchb. 506 variegatum L. 501 Vulparia Rchb. 503 „ Zahlbruckneri Gáyer 500 A ctaea L. 4 77 C im icifuga L. 479 spicata L. 477 Adonis (D ill.) L. 596 aestivalis L. 600 autumnalis L. 600 flammeus Jacq. 599 H elleborus Crantz 597 m iniatus Jacq. 600 phoeniceus Fritsch 600 „ vernalis L. 597 A grostem m a L. 273 Coronaria L. 297 F los Jovis L. 296 „ G ithago L. 273 A izoaceae 267 A lbersia Blitum Kunth 264 Ainus Hill. 85 A inobetula (Ehrh.) Hartig 87 glutinosa Gaertner 91 incana (L.) M oench 89 „ viridis (Chaix) Lam. et DC. 87 A lsine W ahlenb. 389 A lsineae 272 A lsine aretioides M ert. et K och 391 A ustriaca W ahlenb. 397 biflora (L.) W ahlenb. 399 Cherleri Fenzl 392 cherlerioides D alla Torre 391 fasciculata (L.) W ahlenb. 393 Jacquini K och 393 laricifolia Crantz 395 Uniflora H egctschw . 396 m edia L. 352 mucronata L, 394 H e g i , Flora, Bd. III.

Alsine nemorum Schreb. 350 octandra (Sieb.) Kerner 391 peploides Crantz 403 recurva W ahlenb. 402 rupestris Fenzl 392 sedoides (L.) K ittel 392 segetalis L. 425 setacea M ert. et K och 394 stricta W ahlenb. 399 tenuifolia Crantz 398 verna W ahlenb. 400 Villarsii (Balbis) Mert. et K och „ viscosa Schreber 398 [403 A lsinoideae 272 Am m adenia peploides Rupr. 403 A m arantaceae 260 Amarantus L. 261 [263 acutilobus Uline et Bray blitoides S. W atson 263 Blitum L. 264, 265 caudatus L. 262 chlorostachys W illd. 262 crispus Terrace. 263 deflexus L . 263 graecizans L. 263 macrocarpus Bentham 263 m elancholicus L. 263 paniculatus L. 26 2 patulus Bertol. 262 Q uitensis H. B. et Kth. 263 retroflexus L. 264 Silvester D esf. 265 spicatus Lam. 264 spinosus L. 263 viridis All. 265 viridis L. 264 vulgatissim us Spegazzini Anem one L. 5 17 [263 alpina L. 531 Baldensis L. 524 grandis (W enderoth) Gurke Halleri All. 533. [537 H epática L. 528 montana Hoppe 537 narcissiflora L. 527 nem orosa L. 522

Anem one patens (M ill.) L. 534 pratensis L. 538 Pulsatilla L. 535 | ranunculoides L. 520 j silvestris L. 525 | sulphurea (L ) DC. 532 [ trifolia L. 521 ! „ vernalis L. 530 A quilegia L. 480 I alpina L 482 atrata K och 482 Einseleana F. W .Schultz483 thalictrifolia S ch olt et K otschy 484 „ vulgaris L. 481 Arenaria L. 405 biflora L. 408 ciliata L. 409 gram inifolia Schrader 408 grandiflora A ll. 406 serpyllifolia L. 407 A rlstolochiaceae 160 A ristolochia L. 162 Clem atitis L. 163 pallida Willd. 164 „ rotunda L. 164 Asarum L. 160 „ Europaeum L. 160 A tragene alpina L. 509 Atriplex L. 237 arenarium W oods 247 B abingtonii W oods 245 Calotheca Fries 244 hastatum Fries nec L. 244 hastatum L. 243 hortense L. 239 litorale L. 240 nitens Schkuhr 238 oblongifolium W aldst. et Kit. patulum L. 242 [241 portulacoides L. 236 roseum Bab, 245 roseum L 246 scoparia Crantz 251 Tataricum L. 247 Tataricum Schkuhr 241 92

602

B.

Celosía cristata L. 261 Celtis L. 121 „ australis L. 122 Ceraslium L. 360 alpinum L. 373 aquaticum L. 348 arvense L. 374 [364 brachypetalum D esportes caespitosum Gilib. 366 Carinthiacum V est 372 cerastoides ( L ) Britton 362 filiforme Schleicher 369 glaciale Gaud. 368 glom eratum Thuill. 363 glutinosum Fries 366 latifolium L. 367 M anticum L. 379 medium Crantz 352 nemorum Crantz 350 ovatum Hoppe 372 pedunculatum Gaud. 369 pentandrum K rock. 365 pumilum Curtis 366 quaternellum Fenzl 378 repens L. 376 sem idecandrum L. 365 silvaticum W aldst. et Kit. Sonticum Beck 371 [370 subtriflorum R chb. 372 tetrandrum Curtis 364 tom entosum L. 376 trigynum Vill. 362 Callianthemum M eyer 460 triviale Link 366 coriandrifolium Rchb. uniflorum Clairv. 368 nec W illk. 463 [462 viscidum Link 365 Kernerianum Freyn viscosum auct. 363 „ rutifolium (L.) Rchb. „ viscosum Pollich 364 Caltha L. 457 [460 C eratocephalus falcatus Pers. 544 cornuta B eck 458 „ testiculatus A. Kern. laeta Sch., N ., K. 458 Ceratophyllaceae 449 [545 „ palustris L. 457 Ceratophyllum L. 449 Cannabis L. 133 demersum L. 450 „ sativa L. 133 „ submersum L. 451 Carpinus L. 66 C eratosanthus A jacis Schur 488 Betulus L. 66 „ ConsolidaTournef. 487 „ O strya W angenh. 69 C henopodiaceae 210 C aryophyllaceae 271 Chenopodium L. 217 Caryophyllus Armerius M oench 320 album L. 225 barbatus M oench 321 am brosioides L. 233 plumarius M oench 338 anthelminticum L. 233 „ superbus M oench 342 arenarium Gaertn. 250 Castalia Salisb. 440 angustanum All. 249 alba W ood 441 Bonus Henricus L. 219 capitatum (L.) A scherCandida Schinz et T hellung son 232 „ sp eciosa Salisb. 441 [443 Castanea Hill. 101 foetidum Schrad. 233 sativa Mill. 101 glaucum L. 229 vesca Gaertn. 101 hybridum L. 222 B asellaceae 267 B ise lla rubra L. 267 Bassia hirsuta (L.) Aschers. 248 Bat achium aquatile Wimm. 581 divaricatum W im m er 580 fiuitans Lam . 5 77 hederaceum Dum . 5 77 „ marinum F ries 579 Beta L. 214 hortensis Mill. 215 „ vulgaris L. 214 „ trigyna W aldst. et Kit. 214 Betula L. 75 B etula alba L. 76 hum ilis Schrank 82 nana L. 80 odorata B echst. 76 pendula R oth 78 pubescens Ehrh. 76 verrucosa Ehrh. 78 „ viridis Chaix 87 B etulaceae 65 Blitum capitatum L. 232 rubrum Rchb. 230 „ virgatum L. 231 E oussingaultia baselloides H. B. et Buffonia L. 389 [Kth. 267 m acrosperm a J. Gay 389 paniculata L. 389

c.

Chenopodium maritimum L. 257 murale L. 223 opulifolium Schrad. 2 28 polyspermum L. 222 portulacoides Thurtb. Q uinoa L. 233 [236 rubrum L. 230 scoparia L. 251 serotinum L. emend. Huds. 228 urbicum L. 224 Grgatum (L.) Jessen „ Vulvaria L. 221 [231 Cherleria octandra Sieb. 391 sedoides L. 392 C im icifuga L. 479 „ foetida L. 479 Claytonia perfoliata Donn. 268 Clem atis L. 507 alpina (L.) Mill. 509 Flam m ula L. 513 integrifolia L. 514 V italba L. 511 V iticella L. 516 „ recta L. 515 Consolida A jacis Schur 488 „ arvensis Opitz 487 Corispermum L. 251 canescens K it. 254 hyssopifolium L. 252 M arschallii Fenzl 254 „ nitidum K it. 253 Coronaria F los cuculi L. 298 F los Jovis A. Br. 296 „ tom entosa A. Br. 297 C orrigiola L. 427 ., litoralis L. 427 Corylus L. 71 „ A vellana L. 71 n colurna L. 71 „ m axim a Mill. 71 Cucubalus L. 307 baccifer L. 307. ^ noctiflorus M ill. 302

D« D elia D um . 424 D elia segetalis D um . 425 Delphinium L. 485 A jacis L. 488 am biguum M ill. 488 Consolida L. 487 elatum L. 490 fissum W aldst. et Kit. 489 intermedium Soland. 490 segetum Lam . 487 Simplex Salisb. 488. Staphysagria L. 486

603 G ypsophila muralis L. 310 Delphinium Tauricum Pallas 469 paniculata L. 314 Dianthus L. 318 proliféra Arcang. 315 alpinus All. 334 repens L. 311 alpinus L. 332 saxífraga L. 316 arenarius L. 341 Arm ería L. 320 H. barbatus L. 321 H alianthus peploides Fries 403 caesius Sm. 335 caryophylloides Rchb. 330 H ecatonia platanifolia Schur 576 H eliosperma Rchb. 304 caryophyllus L. 319 alpestre(Jacq )R chb.305 Carthusianorum L. 323 eriophorum juratzka 306 Chinensis L. 319 quadrifidum (L.) Rchb. deltoides L. 328 305 glacialis H aenke 333 „ V eselskyi Janka 306 glacialis Springe 334 Helleboraster foetidus M oench 464 inodorus Kerner 330 „ viridis M oench 470 Liburnicus Bartling 326 H elleborus L. 463 M onspessulanus L. 337 angustifolius H ost 469 neglectus L oisel. 334 atropurpureusSchultes472 plumarius L. 338 atrorubens W aldst. et Kit. prolifer L. 315 decorus L e B êle 468 [472 saxifragus L. 316 dumetorumW aldst. et Kit. Seguierii Vill. 327 foetidus L. 464 [471 serotinus W aldst. et Kit. 3 40 grandiflorus Salisb. 466 síívester W ulfen 330 superbus L. 342 hiem alis L. 472 m onanthos M oench 472 „ Tergestinus (Rchb.) Kerner Drypis L. 308 [329 multifidus V is. 469 niger L. 466 , spinosa L. 308 odorus W aldst. et Kit. 468 pallidus H ost 471 Echinopsilon M oqu. 248 „ viridis L. 470 Hepática nobilis M ill. 528 „ hirsutum M oqu. 248 Eranthis Salisb. 472 „ triloba G ilib. 528 „ hiem alis (L.) Salisb. 472 H em iaria L. 430 Euxolus Blitum Gren. 264 alpina Vill. 431 glabra L. 432 viridis Moqu. 264. hirsuta L. 432 „ incana Lam. 430 Facchinia lanceolata Rchb. 392 H olosteum L. 377 F agaceae 94 „ um bellatum L. 377 Fagopyrum Hill. 207 Honckenya Ehrh. 403 esculentum M oench 207 „ peploides Ehrh. 403 Humulus L. 130 „ Tataricum Gaertn. 209 Fagus L. 95 lupulus L. 130 „ silvática L. 96 Ficaria ranunculoides Roth 542 „ verna Huds. 542 Illecebrum L. 428 F icus L. 124 „ verticillatum L. 429 Carica L. Isopyrum L. 476 v thalictroides L. 476 Juglandaceae 6 Juglans L. 7 G ale Gale K. C. Schneider 11 „ palustris Cheval. 11 regia L. 7 G ithago segetum Link 273 G om phrena glob osa L. 261 G ypsophila L. 309 Kali Soda M oench 258 fastigiata L. 313 K ochia Roth 248

E.

F.

I.

G.

K.

K ochia arenaria Roth 250 hirsuta N olte 248 prostrata (L.) Sehrad. 249 „ scoparia (L.) Sehrad. 251 K oellea hiem alis Biria 472 Kohlrauschia prolifera K unth 315

L. Leuconym phaea alba O. K untze 441 „ candida O. Kuntze L oranthaceae 145 [443 Loranthus L. 149 „ Europaeus Jacq. 149 Lychnis L. 296 alba Mili. 301 alpina L. 275 Coronaria (L.) D esr. 297 dioeca L. 300 diurna Sibth. 300 F los cuculí L. 298 Flos Jovis (L.) D esr. 296 G ithago Scop. 2 / 3 noctíflora Schreb. 302 officinalis Scop. 344 Pum ilio Scop. 347 silvestris Schkuhr 300 vaccaria Scop. 317 vespertina Sibth. 301 Visearía L. 276.

M. M alachium Fries 348 aquaticum Fries 348 „ palustre Hoffm, 348 M elandrium R oehling 299 [301 album (M iller) Garcke dioecum Schinz et T hellung 300 diurnum Fries 300 Elisabethae (Jan.) Rohrbach 304 F los cuculí A. Br. 298 noctiflorum (L )F ries302 pratense R oehling 301 rubrum G arcke 300 silvestre R oehling 300 vespertinum Fries 301 „ viscosum Celak. 302 M esem brianthem um cristallinum L. M inuartia = A lsine [267 M irabilis Jalapa L. 266 M oehringia L. 410 Bavarica Kerner 414 ciliata D alla Torre 416 diversifolia D olliner 412 glauca Leybold 415 glaucovirens Bertoloni nec T o m m a sin i4 l5 92 *

i

604 M oehringia M alyi Hayek 4 15 Populus Italica M oench 64 O. m uscosa L. 416 nigra L. 62 O bione Gaertn. 235 polygonoides M ert. et „ trem ula L. 61 pedunculata M oqu. 235 K och 416 P ortulacaceae 268 „ portulacoides M oqu. 236 Ponae Fenzl nec Loser O strya Scop. 68 Portulaca L. 269 neque A lexander 414 „ grandiflora Hook. 26S „ carpinifolia Scop. 69 trinervia Clairv. 411 „ oleracea L. 269 Oxygraphis glacialis D alla Torre 573 v villosa Fenzl 413 P ulsatilla alpina Schrank 531 „ vulgaris Freyn 573 M oenchia Ehrh. 3 /8 grandis Sim onkai 537 Oxyria Hill. 188 cerastoides Spreng. 364 H alleri W illd. 533 digyna (L.) Hill. 188 erecta (L.) Gaertnernigricans Baum garten 537 M eyer-Scherbius 378 patens M ill. 534 Paeonia L. 454 quaternella Ehrh. 378 pratensis M ill. 538 „ M antica (L.) Eartling 379 corallina R etz. 455 vernalis Mill. 530 M ontia L. 270 foem ina Garsault 456 vulgaris Mill. 535 integra Murr. 455 arvensis Wahr. 270 fontana L. 270 integrifolia Link 455 mas Gars. 455 minor Gmel. 270 Q uercus L. 105 officinalis Gouan 456 „ rivularis Gmel. 271 Cerris L. 114 officinalis var. foem ina L. 456 Ilex L. 116 M oraceae 123 officinalis var. m ascula L. 455 lanuginosa Thuill. 112 M orus L. 127 peregrina Gremli 456 alba L. 128 pedunculata Ehrh. 108 „ rosea H ost 456 pseudosuber Santi 115 „ nigra L. 129 Parietaria L. 142 pubescens W illd. 112 M yosurus L. 540 Robur L. 108 „ minimus L. 540 diffusa M ert. et K och 144 ramiflora M oench 144 sessiliflora Salisb. 111 M yricaceae 10 „ officinalis L. 143 M yrica L. 11 Paronychieae 272 G ale L. 11 Paronychia K apela (Hacq.) Kerner 428 R anunculaceae 451 palustris Lam . 11 P hytolaccaceae 266 Ranunculus L. 540 Phytolacca Am ericana L. 266 acer L. 561 N. „ decandra L. 266 Nenuphar luteum H ayne 445 aconitifolius L. 575 „ dioeca L. 266 N igella L. 474 aduncus Gren. et Godr. Polycarpon Lofl. 426 arvensis L. 475 alpestris L. 571 [564 „ tetraphyllum L. 426 aquatilis L. 581 D am ascena L. 474 Polycnem um L. 211 arvensis L. 554 glauca Schkuhr 475 arvense L. 212 H ispanica L. 475 aureus Schl. 559 maius A. Br. 212 auricomus L. 566 latifolia Mill. 475 verrucosum L ang 213 B audotii Godron 579 sativa L- 475 P olygonaceae 165 „ tenuiflora Gilib. 475 hilobus Bert. 570 P olygonum L. 188 binatus K it. 566 Nuphar Sm ith 444 alpinum All. 193 Boraeanus Jord. 561 intermedium Ledeb. 448 am phibium L. 197 Breyninus Crantz 559 Juranum M agnin 448 aviculare L. 191 Kerner 566 luteum Sibth. et Sm. 445 Bistorta L. 194 bulbosus L. 556 minimum Sm. 447 Carinthiacus Hoppe 565 Convolvulus L. 205 pumilum (Timm) DC . 447 dumetorum L. 205 C assubicus L. 567 „ Spennerianum Gaud. 447 cervicornis Kit. 566 Fagopyrum L. 207 N yctagin aceae 266 circinatus Sibth. 580 * Ilydropiper L. 202 N ym phaeaceae 438 lapathifolium L. 198 Cobelliorum Murr 58 4 Nym phaea (L.) Salisb. 440 minus Iluds. 204 Columnae All. 570 alba L. 441 crenatus Bert. 570 [569 m ite Schrank 203 biradiata Som m . 443 „ W aldst. et Kit. P ersicaria L. 200 borealis Camus 4 44 digeneus Kern. 584 [580 Raji Babingt. 193 Candida Presl 443 divaricatus auct. Germ. Tataricum L. 209 interm edia Schuster 448 „ Schrank 582 „ viviparum L. 196 lutea L. 445 echinatus Crantz 554 Populus L. 57 minima Willd. 447 falcatus L. 544 alba L. 59 pumila G. T. Hoffm. 447

P.

Q.

R.

605 Ranunculus Ficaria L. 542 flaccidus Pers. 582 Flam m ula L. 550 fluitans Lam . 577 Frieseanus Jord. 563 geraniifolius Pourret 564 glacialis L. 573 gracilis Schleich. 565 gram ineus L. 547 hederaceus L. 577 hirsutus Curt. 555 H ornschuchii Hoppe 566 hybridus Biria 546 lllyricus L. 548 lacerus Bell. 584 lanuginosus L. 560 lateriflorus DC. 584 Lingua L. 549 marinus Fries 579 m ontanus W illd. 564 m uricatus L. 555 Murrii Huter 584 napellifolius Crantz 561 nem orosus D C . 559 nivalis Crantz 564 oreophilus Bieb. 566 parnassifolius L. 569 [582 paucistam ineus T ausch peucedanifolius AH. 577 Philonotis Ehrh. 555 platanifolius L. 576 Poellianus Murr 584 polyanthem us L. 558 pseudothora H ost 546 pseudo - Villarsii Schur pthora Crantz 546 [566 pygm aeus W ahlenb. 553 Pyrenaeus L. 568 reniformis Kit. 566 fepens L. 557 reptans (L.) Schinz et Keller 551 rigidus Hoffm. 580 Sardous Crantz 555 sceleratus L. 552 secundus Mart. 553 Seguierii Vill. 570 sericeus W illd. 548 silvaticus auct. 559 stagnalis Wallr. 580 Steveni Andrz. 563 Vappeineri Bam b. 553 uuifolius Schleich. 565 ticulatus Crantz 545 "■‘ -a L. 545 *°ntosus M oench 548 ^'r \fellneri Hoppe 572 tr‘c \hyl!us Chaix 582

Ranunculus vaginatus Somm. 569 „ Villarsii K och 566 Rum ex L. 166 A cetosa L. 180 A cetoselia L. 179 alpinus L. 171 aquaticus L. 171 arifolius All. 181 biformis M enyh. 174 conglom eratus M urray 175 crispus L. 176 digynus L. 188 Hydrolapathum Huds. 178 m aritim us L. 168 Nem olapathum Ehrh. 175 nem orosus Schrad. 176 nivalis H egetsch w . 182 obtusifolius L. 173 odontocarpus Sandor 174 patientia L. 177 pulcher L. 170 sanguineus L. 176 scutatus L. 183 „ Ucranicus Fischer 170 Ruprechtia aquilegifolia Opitz 588

s. Sagina L. 380 apétala L. 383 ciliata Fries 384 glabra (W illd,) Fenzl 387 Linnaei Presl 385 maritima D on 383 nodosa (L ) Fenzl 387 procumbens L. 381 repens Burnat 387 saginoides Dalla Torre 385 „ subulata (S w .) Presl 386 Salicaceae 12 Salicornia L. 254 „ herbácea L. 254 Salix L. 13 alba L. 22 albicans Schleicher 38 amygdalina L. 21 arbuscula L. 49 arbuscula Pall. 33 aurea Salisb. 22 aurita L. 39 bicolor Ehrh. 44 caesia Vill. 47 caprea L. 34 cinerea L. 34 daphnoides Vill. 24 fragilis L. 20 glabra Scop. 45 glauca L. 41 graridifolia Seringe 36

Salix hastata L. 46 herbácea L. 27 incana Schrank 26 Lapponum L. 42 livida W ahlenb. 40 m yrsinites L. 48 m yrtilloides L. 33 nigricans Sm. 43 pentandra L. 19 purpurea L. 23 repens L. 32 reticulata L. 29 retusa L. 30 Silesiaca Willd. 36 triandra L. 21 „ viminalis L. 26 Salsola L. 258 arenaria Maerkl. 250 hirsuta L. 248 Kali L. 258 m aritima Poir. 257 prostrata L. 249 „ scoparia L. 251 Santalaceae 250 Saponaria L. 344 dioeca M oench 300 Elisabethae Fenzl 304 lutea L. 348 ocym oides L. 345 officinalis L. 344 [347 pumila (St. L ag.) Janchen Pum ilo Borbas et W ohlfarth 347 vaccaria L. 317 vulgaris Pall. 344 maritima C. A. M ey. 257 Scleranthoideae 272 Scleranthus L. 433 alpestris Hayek 435 annuus L. 434 „ perennis L. 434 Silenoideae 272 Silene L. 277 acaulis L. 294 alpina (Lam .) T hom as 280 Arm eria L. 285 asterias Griseb. 277 baccifera Roth 307 B osniaca (Beck) Handel-M azzetti 280 bupleuroides Ledeb. 288 chlorantha (Willd) Ehrh. 289 coeli-rosa (L.) A. Br. 2 77 cónica L. 281 Crética L. 286 dichotoma Ehrh. 282 dichotoma Gilib. 302 Elisabethae Jan. 304

606 Silene G allica L. 283 „ glutinosa Zois 306 Silene H ayekiana H andel-M azzetti et Janchen 284 inflata Sm. 279 Itálica (L .) Pers. 293 linicola Gmel. 288 longiflora Ehrh. 288 m aritim a W ith. 277 multiflora (Ehrh.) Pers. 291 noctíflora L. 302 nutans L. 292 O tites (L .) W ibel 290 parviflora M oench 286 pendula L. 277 petraea W aldst. et K it. 277 Pum ilio W ulf. 347 quadrifida L. 305 rupestris L. 287 Saponaria Fries 344 saxífraga L. 284 Schafta Gmel. 277 Tatarica (L .) Pers. 290 V allesia L. 283 V allesia P oll. 304 venosa A schers. 279 viridiflora L. 292 viscosa Pers. 302 vulgaris (M oench) Garcke 279 „ Zaw adskyi Herbich 277 Spergula L. 418 „ arvensis L. 418 M orisonii Boreau 419 pentandra L. 420 „ vernalis Willd. 419 Spergularia Presl. 421 [422 cam pestris (A ll.) Aschers, echinosperm a Celak. 422 marginata K ittel 424 rubra Presl 422 salina Presl 423 segetalis Fenzl 425

] Spinacia L, 233 Spinacia olerácea L. 234 Stellaria L. 349 aquatica (L .) Scop. 348 aquatica Pollich 357 bulbosa W ulf. 354 cerastoides Sm. 364 crassifolia Ehrh. 359 Friesiana Ser. 356 glauca W ith. 358 gram ínea L. 356 h olostea L. 354 longifolia M ühlenb. 356 m edia (L.) Vill. 352 nemorum L. 350 palustris Retz. 358 trivialis Link 366 „ u ligin osa Murr. 357 Suaeda Forsk. 257 m aritim a (L.) D u m . 257

T. Telephium L. 426

T hesium hum ifusum D C . 156 hum ile V ahl 155 interm edium Schrad. 154 Linophyllon L. 154 pratense Ehrh. 157 ram osum Hayne 156 „ rostratum M ert.et K och 159 Trollius L. 459 „ Europaeus L. 459 Tunica Scop. 315 barbata Scop. 321 Carthusianorum Scop. 323 prolifera (L ) Scop. 315 saxífraga (L.) Scop. 316

u. Ullucus tuberosus Loz. 267 U lm aceae 117 Uim us L. 117 cam pestris L. 119 „ eff usa W illd. 121 „ m ontana W ith. 120 U rtica L. 137 dioeca L. 139 K ioviensis R ogow itsch 141 „ urens L. 141 U rticaceae 136

„ Imperati L. 426 Thalictrum L. 587 alpinum L. 589 angustifolium L. 593, 594 aquilegifolium L. 588 Bauhini Crantz 593 exaltatum Gaud. 596 V. flavum L. 595 V accaria M ed. 317 foetidum L, 590 parviflora M oench 317 lucidum L. 594 pyram idata M ed. 317 m inus L. 591 V accaria H uth 317 montanum Wallr. 591 „ vulgaris H ost 317 „ nigricans Jacq. 595 Visearía R oehling 275 Thesium L. 151 alpina (L.) D on 2 /5 alpinum L. 157 Suecica Sw eet 275 Bavarum Schrank 153 V isearía V oss 276 diffusum Simk. 155 viscosa A schers. 276 divaricatum Jan nec DC. 155 „ vulgaris R oehling 276 ebracteatum H ayne 158 V iscum album L. 146

ft

> h

607

Berichtigungen zu Band III. Seite 27, F ig. la ist zu berichtigen: Z w eig mit m ännlichen (statt w eiblichen) Kätzchen.

Seite 27, Fig.

1 a.

Zweigmit weiblichen Kätzchen.

Seite 27, F ig. 3 a. Z w eig m it w eiblichen (statt m ännlichen) Kätzchen. Seite 27, Fig. 3 b. Z w eig mit m ännlichen K ätzchen. Seite 29, F ig. 456 lies „N etz-W eide“ statt K raut-W eide. Seite 46. Salix glabra fehlt in den Sanntaler A lpen und Karawanken nicht. Seite 84. Betula pubescens X B. nana kom m t auch bei Bodenteich vor. Seite 154. T hesiu m Linophyllon ist nach Fitschen (briefl.) bei Ham burg sicher verschwunden. Seite 159. Thesium rostratum kom m t in Bayern auch im Juragebiet vor. Seite 176. B ei Rum ex crispus L. fehlt die deutsche Bedeutung K r a u s e r A m p f e r . Seite 176, Zeile 19 lies „L aubblätter“ statt Staubblätter. Seite 208. Fagopyrum esculentum ist eine N ationalspeise in Steierm ark (nicht in Tirol). Seite 213, F ig. 537 fehlt „h F ruchtknoten“. Seite 214, Zeile 3 lies trigyna statt trigyna. Seite 226 lies var. o b t u s i f r o n s Murr und subsp. p s e u d o p u l i f o l i u m J. B. Scholz. Seite 243 ist als Autor zu setzen „Sm .“ statt Sym e. Seite 248, nr. 880 lies E c h i n o p s i l o n h i r s u t u m M oqu. Seite 251 lies var. „trichöphila“ statt trichophila. Seite 257, Zeile 3 von u n ten : Geversdorf liegt an der O ste, nicht an der Elbe. Seite 293. D ie var. livida kom m t auch in den K araw anken auf der B ielsica vor, jedoch nicht nördlich der Alpen. Seite 304, Zeile 1 lies M e l a n d r i u m E l i s a b e t h a e . Seite 309 lies G i p s k r a u t statt Gypskraut. Seite 325. D ie subsp. vaginatus Rouy et Fouc. sam m elte Zimmermann bei Contra ob Locarno m it gelb lichw eisser Krone, während die subsp. Pontederae (Kerner) W illiam s nach L. K e l l e r in N iederöster­ reich auch auf dem Braunsberg bei Hainburg vorkom m t. Saxenburg in L axenburg zu verbessern. Seite 327. Eine kleine Form von D . Seguierii von der B enediktenw and (1800 m) in Oberbayern (leg. K ainz) wird von Vollm ann kürzlich als var. a l p i n u s beschrieben. Seite 328. B ei D ianthus deltoides fehlt der deutsche N am e P f i n g s t - N e l k e . Seite 343, Zeile 21 von unten lies (im H akel). S eite 351, Zeile 52 von oben. F eh lt nach doppelt so lang „als breit“. Seite 351. D ie subsp. circaeoides A . Schw arz muss aus Prioritätsrücksichten der M urbeck’schen B ezeichnung glochinosperm a w eichen. Seite 358, Zeile 18 von oben lies „T ragblätter“ (nicht Laubblätter). Seite 362, Zeile 1 ist C. trigynum (nicht trigynum) zu lesen. Seite 372, Zeile 6 von unten setze P'ig. 605d (statt 605a). Seite 374, Zeile 6 von oben lies V3 „länger“ bis doppelt so larg. Seite 392, Zeile T I von unten füge nach W ulfenia Carinthiaca ein „zu den“. Seite 420. Zeile 11 von unten lies stritt oberseits „oberw ärts“. Seite 423, Zeile 15 oben der deutsche Nam e lautet S al z - S c h u p p e n m i e r e. Seite 453. D ie Ziffern CCIC (Clematis) und CCXCVI1I (A nem one) sind auszuwrechseln. Seite 466, Zeile 5 von oben „A argau“ ist zu streichen. Seite 485, Zeile 7 von oben setze Clem atis alpina nr. 1087 (statt 1086). Seite 495, Zeile 14 von unten ist zu streichen. Seite 496, Zeile 1 von oben „glänzend schw arz“ ist zu streichen. Seite 496. Zeile 6 von oben lies „B üchen“ statt Buchen. Seite 504. D ie A llgem eine Verbreitung von A. Vulparia beschränkt sich auf Süd- und M itteleuropa Seite 528. Zeile 25 von unten lies „alpestris“ statt palustris.

Seite 537.

A. montana ist nach Murr (briefl.) für Vorarlberg zu streichen.