Heerwesen und Dienst der königlich bayerischen Armee
 9783486724318, 9783486724301

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Erste Abtheilung. Starke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres
Zweite Abtheilung. Die Formation der Armee
Dritte Abtheilung. Die Ehrengerichte. Die Mititärgerichtsverwaltung und Gefängniswesen
Vierte Abtheilung. Allgemeine Dienstverhältnisse
Fünfte Abtheilung. Das Versorgungs-, pensions und Unterstützungswesen
Sechste Abtheilung. Vorschriften über die Aekteidung und Ausrüstung
Siebente Abtheilung. Orden, Ehrenzeichen und Auszeichnungen
Achte Abtheilung. Waffen und Munition
Alphabetisches Register
Berichtigungen und Zusätze
Berichtigungen und Zusätze
Alphabetisches Inhalts - Verzeichnis

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Heerwesen und Dienst der

königlich bayerischen Armee. Bon

A- Weinhard, Major o. D.

München, 1877. Druck und Verlag von R. Oldenbourg.

Dem

koruruandirenden Aenerak des

königlich bayerischen II. Armeekorps

Herrn Heneral-Lieutenant DOtl

Lreessenz,

als Ausdruck der DanKdrrKeit und Verehrung gegen den einstmaligen Lehrer

gewidmet

vom Verfasser.

Vorwort. Die vom Jahre 1868 ab sich vollziehende Annäherung an das

Norddeutsche

Heer

und

die

seit

Wieder - Erstehung

eines

großen

Deutschen Reiches eingetretene Uebereinstimmung mit dem Reichs­ heere in Organisation, Formation, im inneren und äußeren Dienste, Gesetzgebung und Verwaltung haben eine bedeutende Umänderung in

den bestandenen Vorschriften herbeigeführt. Der

freunolichen Einladung der

verehrlichen Verlagshandlung

folgend, übernahm ich gerne die Besorgung einer Zusammenstellung der früheren, mit der deutschen Heerverfassung in Einklang stehenden, und der neueren Verordnungen, und habe hiebei von der Erlaubniß

des königlichen Kricgsministeriums, auf der dortigen Registratur Ein­ sicht von den lithographirten Erlassen nehmen zu dürfen, dankbar Gebrauch gemacht. In der äußeren Anordnung der Arbeit bin ich zumeist jener des

Herrn Generallieutenant A. von Witzleben gefolgt.

Indem ich dem ausgesprochenen Bedürfnisse, den Reserve- und

Landwehr-Offizieren Gelegenheit zu geben, die inneren Heeres-Ein­ richtungen kennen zu lernen, entgegen gekommen, glaube ich auch für

die Offiziere des aktiven Heeres ein erwünschtes Nachschlagebuch ge­ schaffen zu haben, das überall die Quelle zeigt, aus welcher der

Originaltext zu schöpfen ist. Der Abschnitt über die Ehrenbezeugungen und die Abtheilungen

6 — 8 sind zum großen Theil nach dem der Verlagshandlung ge­ hörigen Manuskripte des verlebten Herrn Major Münich in das Buch übergegangen. München, den 25. Dezember 1876.

Reinhard, Major a. D.

Anhalt. Erste Abtheilung.

Stärke, Kinth'ettrmg und Ergänzung des Keeres. I. Abschnitt.

Stärke und Eintheilung................................................................

II. Abschnitt.

Das Reichs-Militärgesetz vom 2. Mai 1874

.

Seite 1

4

I.

Organisation des Reichsheeres................................................................

II.

Ergänzung des Heeres............................................................................

6

III.

Dom aktiven Heere.................................................................

7

IV.

Entlassung auS dem aktiven Dienste......................................................

10

Dom Beurlaubtenstande und der Ersatzreserve erster Klasse .

11

V.

III. Abschnitt.

I.

4

Die Ergänzung deS HeereS......................................................

13

Ergänzung der Mannschaft................................................................

13

Organisation deS Ersatzwesens......................................................

13

Wehrpflicht und deren Gliederung......................................................

15

......................................................................................

Militärpflicht

Grundsätze für Entscheidungen über Militärpflichtige

.

18

20

......................................................

27

Ersatzvertheilung......................................................................................

30

Listenführung

DorbereitungSgeschäst...........................................................................

31

Musterungsgeschäft............................................................................

33

AuShebungSgeschäft...........................................................................

36

Schluß des Ersatzgeschäftes.................................................................

38

Einstellung und Entlassung................................................................

39

Freiwilliger Eintritt zum drei- oder vierjährigen aktiven Dienst

44

Einjährig-freiwilliger Dienst......................................................

45

Ersatzgeschäft im Kriege.................................................................

48

Anlagen. LandwehrbezirkSeintheilung für das Königreich Bayern

51

Prüfungsordnung zum einjährig-fteiwilligen Dienst

55

I.

Gegenstände der Prüfung......................................................

55

II.

Verfahren bei der Prüfung...........................................

57

III.

Entscheidung über den Ausfall der Prüfung

58

Einjährig-freiwilliger Dienst................................................................

Bekleidung,

Verpflegung

Freiwilligen

und

Ausrüstung

der

Einjährig-

......................................................................................

Berittenmachung der Einjährig-Freiwilligen

59

62

63

vm

Inhalt. II.

Seite Ergänzung der Unteroffiziere...................................................................... 63 A.

Des stehenden Heeres

1.

............................................................. 63

.

Beförderungsmodus...................................................................... 63

2. Qualifikation...........................................................................................64

3

Dienstliche Stellung...............................................................................64

4. AnciennetätSVerhältniß...................................................................... 66 5. Beförderungsvorschlag und Nachweis .... 66 B. Der Landwehr

...

........................................ 67

III. Ergänzung der Offiziere............................................................................... 67

A. DeS aktiven Dienststandes......................................................................67

1. Beförderung zum Portepeefähnrich................................................. 67 2. Beförderung zum Offizier ..... 68 B. DeS BeurlaubtenstandeS......................................................................69

IV. Ergänzung der Offiziere des SanirätSkorps

....

72

A. Zugang und Dienstverhältnisse . .... 1. Art deS Zuganges und der Dienstverpflichtung ... 2. Dienstverhältnisse der aus Universitäten ausgebildeten Mediziner

72 72 72

3. Dienstverhältnisse der auf Universitäten aus gebildeten, auf Beförderung im SanitätökorpS eintretenden Mediziner

74

.

B. Wahl zum Assistenzärzte..................................................................... 75 V. Ergänzung der Militärapotbeker..................................................................... 76

1. Zugang....................................................................................................76 2. Auf Beförderung dienende Pharmazeuten .... 77 3. Nicht auf Beförderung dienende Pharmazeuten ... 78 4. Pharmazeuten des Beurlaubtenstandes .... 78 5. Wahl der für den aktiven Dienst vorgemerkten Unterapotheker zu Garnisonöapothekern..................................................................... 78 6. Wahl der Unterapotheker deS BeurlaubtenstandeS zu GarnisonSapothekern

.

VI. Ergänzung der Militärveterinäre

.

......................................... 78

.....

79

1. Zugang der Veterinäre......................................................................79 2. Auf Beförderung dienende Veterinäre ... 79

3. Nicht auf Beförderung dienende Veterinäre 4. Thierärzte des Beurlaubtenstandes . . 5.

80 81

... . .

Wahl der für den aktiven Dienststand in Vormerkung ge­

nommenen Unterveterinäre zu Veterinären II. Klaffe

.

81

6. Wahl der Nnterveterinäre des Beurlaubtenstandes zu Veteri­ nären II. Klaffe...............................................................................82

VII. Ergänzung des AdministrationSpersonalS......................................82

a) Allgemeine Bestimmungen................................................ 82 b) Bestimmungen für übertretende Offiziere ....

83

.......

84

c) Zahlmeisteraspiranten

d) Bestimmungen für verabschiedete Offiziere uiib civilversor-

gungSberechtigte Militärpersonen der Unterklassen

.

.

87

VIII. Ergänzung des Justizpersonals............................................................91

Inhalt.

IX Seite

IV. Abschnitt. Kontrolordnung für da- KönigreichBayern ... 92 Organisation der Kontrole................................................. 92 Erfüllung der Wehrpflicht, bi- zum Beginn derDienstpflicht . 92 Erfüllung der Dienstpflicht................................................. 93 Klassifikation-verfahren........................................................ 100 Unabkömmlichkeit-verfahren................................................ 101 V. Abschnitt. Landwehrordnung . ... 103 Organisation derLandwehrbehörden.......................................... 103 Listenführung.......................................................................... 104 Allgemeine Dienstverhältnisse dek Personen de- Beurlaubtenstandes ................................................................................... 109 Besondere Dienstverhältnisse derOffiziere deL Beurlaubtenstandes 113 VI. Abschnitt. Kompetenzen der Offiziere und Mannschaften de- Beurlaubten­ stande.................................................................................................... 114 1. Kompetenzen der Offiziere de- BeurlaubtenstandeS . . 114 Offiziersunterstützungsfond......................................................... 116 Für Pension-- und Versorgungsansprüche .... 117 2. Kompetenzen der Reservisten und Landwehrmänner bei Einzieh­ ung und Entlassung.................................................................. 117 a) Bei einzeln Einrückenden................................................. 119 ß) Bei Transporten.................................................................. 121 y) Transportführer.................................................................. 126 VII. Abschnitt. Gesetz über den Landsturm.................................................. 135 VIII, Abschnitt. DaS PserdekonskriptionSgesetz................................................... 136 Zweite Abtheilung. Ale Formation der Armee.

I. Abschnitt. Daö Krieg-ministerium und die höheren Kommandobehörden 141 DaS Krieg-ministerium.................................................................. 141 Generalinspektion der Armee.......................................................... 145 Die Infanterie- und Kavalerie-DerathungSkommission . . 145 Generalkommando eineß Armeekorps mit KorpSintendautur und KorpSkriegSkaffe.................................................................. 145 Stab einer Division nebst Divisionsintendantur . . 146 Stab einer Jnfanteriebrigade......................................................... 146 Stab der Besatzungsbrigade in Metz........................................ 146 Stab einer Kavaleriebrigade.......................................................... 146 Stab einer Feldartilleriebrigade................................................. 146 Stab der Fußartilleriebrigade................................................. 146 Der Generalstab........................................................................... 147 Stand............................................................................................ 148 Da- topographische Bureau......................................................... 148 Das Hauptkonservatoriumder Armee.......................................... 150 Statistisches............................................................ 151 Vermessung-wesen.......................................... 151 Die Adjutantur................................................................................... 151

Inhalt.

X

Seite Die einzelnen Truppentheile.......................................................... 153

II. Abschnitt.

Die Infanterie...................................................................................................153 a) Infanterie desaktiven Heeres.................................................. 153 A. Stand........................................................................................ 153 B. Uniform. Ausrüstung und Bewaffnung . . 154

C.

Landwehrinfanterie.................................................................... 154

Stand eines LandwehrbezirkökommandoS

....

156

Die Kavalerie..................................................................................................156 Uniform, Ausrüstung und Bewaffnung................................................157

Artillerie................................................................................ 158 Uniform, Ausrüstung, Bewaffnung............................................... 159

Die Pioniere und die Eisenbahnkompagnie................................................160 Uniform, Ausrüstung und Bewaffnung................................................161

Der Train...................................................................................................162 Statistisches...................................................................... 166 Uniform, Ausrüstung und Bewaffnung................................................ 166 III. Abschnitt. 1. Die Inspektion der Artillerie und deS TratnS mit den

derselben unterstellten Behörden.............................................................................. 167 Statistisches. Artillerie- und Wafsenwesen . . . . 172 2.

Technische Institute der Artillerie Inspektion deS JngenieürkorpS und der Festungen

. . ...

173 173

Pionierinspektion.........................................................................................175

Die Jngenieurdirektionen....................................................................175 Statistisches.................................................................................................. 176 IV. Abschnitt. Die MilitärbildungSanstalten.......................................................... 176

1. DaS KadetenkorpS......................................................................................... 178 2. Die Kriegsschule................................................................................................... 187 3.

Die Artillerie- und Ingenieurschule...........................................................194

4. Die Kriegsakademie......................................................................................... 196 Die UnterosfizierSaspirantenschulen.................................................................... 200 GarnisonSschulen...................................................................................................202 Bataillons- resp. Kompagnieschulen.................................................................... 203

Die Militärschießschule

.

Die EquitationSanstalt

........................................................................................ 205

.......................................................................203

Die Lehrschmiede.................................................................................................. 207 UebungSkurse............................................................................................................ 209

V. Abschnitt.

Gouvernements und Kommandanturen

....

218

1. FestungSgouvernementS........................................................................................218 2. Kommandanturen.........................................................................................220 3. Garnisonsanstalten........................................................................................ 220

A. Proviantämter.........................................................................................220

B. Garnisonsverwaltungen.............................................................................. 221

C. GarnisonSlazarethe........................................................................................ 224 VI. Abschnitt.

Besondere Formationen.................................................................... 228

1. Die Leibgarde der Hartschiere....................................................................228 2.

Die Halbinvalidenabtheilungen

.

■................................................ 230

Inhalt. VII. Abschnitt.

VIII.

XI

Seite 231

DaS Jnvalidenhauö...................................................

Abschnitt. Besondere Militärstellen und Behörden .... 233 1. MilitärfondSverwaltnng mit FiSkalat.......................................................... 233

2. Die Generalmilitärkafse..............................................................................233

3. MontirungSdepot........................................................................................ 234 4. Die Remonte-Jnspektion..............................................................................234 IX. Abschnitt. DaS Militärmedizinalwesen...........................................................246

1. DaS SanitätSkorpS........................................................................................246 2. Der Operationskurs........................................................................................ 248 3. Gerichtsärztlicher Dienst..............................................................................249 X. Abschnitt. Die Militärseelsorge.................................................................... 250

Dritte Abtheilung.

Me Ehrengerichte. Die Mititärgerichtsverwattung und Kefängnißwesen. I. Abschnitt. Die Ehrengerichte................................................................. 252 II. Abschnitt. DaS Reichsmilitärstrafgesetz.............................................258 Einführungsgesetz zum Militärstrafgesetzbuche für daS Deutsche Reich

.

Einleitende Bestimmungen zum Strafgesetze.................................. 259 Strafen gegen Personen des Soldatenstandes . . . Strafen gegen Militärbeamte............................................. 264 Versuch......................................................................................264 Theilnahme..................................................................................... 264 Gründe, welche die Strafe ausschließen,mildern oder erhöhen Hochverrath, LandeSverrath, KriegSverrath....

258 261

265 266

Gefährdung der Kriegsmacht.............................................267 Unerlaubte Entfernung und Fahnenflucht .... Selbstbeschädigung und Vorschützung von Gebrechen .

.

267 269

Feigheit...................................................................................................270 Strafbare Handlungen gegen die Pflichten der militärischen

Unterordnung........................................................................................ 270 Mißbrauch der Dienstgewalt....................................................................274 Widerrechtliche Handlungen im Felde

gegen Personen oder

Eigenthum........................................................................................ 276

Andere widerrechtlicheHandlungen gegen das Eigenthum Verletzung von Dienstpflichten bei Ausführung besonderer Dienst­

277

verrichtungen ........................................................................................277 Sonstige Handlungen gegen die militärische Ordnung . . 278 Militärische Verbrechen undVergehender Militärbeamten

.

279

Strafbestimmungen für Personen, welche den Milttärgesetzen

nur in Kriegszeiten unterworfen sind

....

279

Zusatzbestimmungen für die Marine.................................... 280

III. Abschnitt. I.

Die Militärgerichts-Verwaltung.....................................282 Militärgerichts-Verfassung...................... ........

A.

Don der Militärstrafgerichtsbarkeit..................................... 282

B.

Wirkungskreis der Militäruntergerichte....

283

C.

Wirkungskreis der MilitärbezirkSgerichte und Feldgerichte .

285

282

Inhalt.

XII

D. Wirkungskreis des MilitärobergerichtE. Wirkungskreis der Militärstandgerichte F.

.... ....

Seite 285 286

Von den MilitLrstaatSanwälten................................................. 286

G. Von der Vertheidigung..................................................................... 287

II. Militärstrafverfahren........................................................................................287 A. Von der Voruntersuchung.......................................................... 287

B. Vorbereitung zur Hauptverhandlung

....

289

C. Hauptverhandlung............................................................................. 290 D. Von den Rechtsmitteln gegen Endurtheile . . 292 E. Vom Standrechte..............................................................................293

F. Von dem Verfahrenbei den Militäruntergerichten

.

296

IV. Abschnitt.

Vollzug der Gefängnißstrasen..........................................................298

V. Abschnitt.

Die Rehabilitirung..............................................................................305

VI. Abschnitt.

Die Arbeiterabtheilung....................................................................307

I. Allgemeine Bestimmungen............................................................................. 307

II. Organisation................................................................................................. 308 IIL Disziplin und Beaufsichtigung 310 IV. Kasernirung................................................................................................. 311 V. Militärische Ausbildung............................................................................. 311 VI. Verpflegung................................................................................................. 312 VII. Bekleidung...........................................................................................................312 VIII. Kassawesen................................................................................................. 313 IX Verwendung der Arbeiterabtheilung zur KriegSzeit . . 313

X.

Versorgungsansprüche...................................................................................... 314 Vierte Abtheilung.

Allgemeine Menstveryättrrisse. I. Abschnitt. Einleitung................................................................................ 315 A. Der Fahneneid................................................................................................. 315 B. Die MannSzucht; der Korpsgeist......................................................... 317 C.

Behandlung des Soldaten; das Ehrgefühl............................................... 318

D. Die Art der Befehlgebung; SubordinationSverhältniß .

II. Abschnitt

.

.

320

Das Rangverhältniß.............................................................................321

Allgemeine Bestimmungen.......................................................................................321 A. Der Chargenrang....................................................................................... 326 B. Der Rang der Militärbeamten................................................................... 327 C.

Der Rang der Civilbeamten der Militärverwaltung

.

.

.

328

D. Rangverhältniß der charakterisiern Offiziere, Militärärzte und Militärbeamten.................................................................................................330

E. Rangverhältnisse der Offiziere de- Beurlaubtenstandes .

.

.

331

F. Dienst- und Standeöverhältnisse der Offiziere k la suite der Armee und der Sanitätsoffiziere L la suite des SauitätSkorpS, dann der

zur Disposition stehenden, sowie der verabschiedeten Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Beamten, endlich der Offiziere und .

331

G. Dienstverhältnisse der in der Militärverwaltung angestellten Offiziere

336

Sanitätsoffiziere ä, la suite früherer Ernennung

.

UH

Inhalt.

Seite Zusammenstellung der Bestimmungen über die Leistung und Erhebung der Anstellung-- und Beförderungstaxen, sowie der dahin

ge­

hörenden Siegel- und Botengebühren..........................................................339

I. Leistung und Erhebung der Taxen . . . . . II. EinhebuNg und Verrechnung der Taxen .... III. Erhebung und Verrechnung der .Siegelgelder .

.

339 340 341

IV. Botengebühr.........................................................................................341 V. Allgemeine Bestimmungen .............................................................. 342 IIL Abschnitt.

Von den Obliegenheiten der einzelnen Chargen .

.

.

343

A. Allgemeine Grundsätze..............................................................................343 B. Die Generale..................................................................................................346

C. Die Stabsoffiziere.........................................................................................353 v. Hauptleute und Rittmeister................................................................... 357

E. Die Subalkernoffiziere............................................................. '

.

F. Unteroffiziere und Mannschaft......................................... IV. Abschnitt.

I.

Die Ehrenbezeigungen

.

.

353

361

....

390

Ehrenbezeigungen............................................................................................... 390 A. Grundsätze ... ............................................ 390 B. Ausführung im Allgemeinen..........................................................391

C. Ehrenbezeigungen von Einzelnenaußerhalb der Truppe . 392 D. Militärische SchicklichkeitSregeln................................................ 396 E.

Verhalten bei Meldungen und Bestellungen

.

.

398

F. Ehrenbezeigungen von Abtheilungen................................................399

G. Ehrenbezeigungen von Wachen................................................ 401 H. Ehrenbezeigungen von Schildwachen .... 403 J. Ablehnung....................................................................................... 404 II. Ehrenwachen, Ehrenordonanzen, Ehrenposten .... 405 A. Zweck und Aufstellung.................................................................... 405

B. Ehrenwachen.........................................................................................405 C. Ehrenordonanzen ...............................................................................406 D. Ehrenposten........................................................................................406 E. Modifikationen............................................................. . 407 III. Ehrenerweisungen bei Reisen fürstlicher Personen . . 408

A. B.

Im Allgemeinen . -.......................................................... 408 Reisen Ihrer königlichen Majestäten .... 408

C.

Reisen der Prinzen und Prinzessinen des königlichen Hauses

v.

Reisen fremder Souveräne.......................................................... 411

E. Reisen von Prinzen rc. aus ftemden regierenden Häusern IV. Beehrungen bei besondern Anlässen..................................................

410 411

411

A. Im Allgemeinen.............................................................................. 411

B.

Familienereignisse im königlichen Hause

C.

Feierlicher Aufzug Sr. Maj. deS Königs

....

411

.

412

.

.

D. Empfang höherer Generale.......................................................... 413 E.

V.

Dienstliche Aufwartungen.......................................................... 413

Letzte Ehren................................................................................................. 414 A. Im Allgemeinen.............................................................................. 414

Inhalt.

XIV

Seite

B. Ankommende Beehrungen......................................................... 414 C.

Dienst am Paradebette................................................................... 418

D: E.

Beisetzung.......................................................................................418 LeichenbegLngniß.............................................................................419

F.

Trauergottesdienstr............................................................................. 420

G. Aeußere Trauerzeichen....................................................................421 V. Abschnitt.

Von den Ordonnanzen..................................................................422

VI. Abschnitt.

Von den Beschwerden..................................................................424 1. Allgemeine Anordnungen............................................................................. 424 2. Der Beschwerdeweg der Personen de- SotdatenstandeS . . 426

3. Ber Beschwerdeweg für Beamte der Militärverwaltung . . VII. Abschnitt. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer

430 431

Die Kriegsartikel.................................................................................................431 Umfang der DiSziplinarstrafgewalt...................................................................440

Von

der DiSziplinarbestrafung

der zum Soldatenstande gehörenden

Militärpersonen deS aktiven Dienststandes............................................... 441 Von der DiSziplinarbestrafnng der zum Soldatensiande gehörenden

Militärpersonen deS BeurlaubtenstandeS.........................................................447 Von der DiSziplinarbestrafung der Militärbeamten . . . . 449 Von der Ausübung der DiSziplinarstrafgewalt und von der Vollstreckung der Disziplinarstrafen.......................................................................................450 Von der Beschwerdeführung über DiSziplinarbestrafung . . 453 Von der Beaufsichtigung der Militarvorgesetzten in Absicht auf die

richtige Anwendung derDisziplinarstrafen................................................. 453 Strafvollzug.................................................. 453 Vereinnahmung derGeldstrafen........................................................... 454 VIII. Abschnitt. Dom Urlaub.......................................................................................455

Fünfte Abtheilung.

3>as Aersorgungs-, Senstons- und Nnterstützungswesen. I. Abschnitt.

Reichs-Militär-Pensionsgesetz vom 27. Juni 1871

.

460

II. Abschnitt. Novelle vom 4. April 1874 zum ReichS-Militär-PensionSgesetz

480

III. Abschnitt.

.

Vorschriften über die Anmeldung und Prüfung der Ver-

sorgungSgesuche invalider Unteroffiziere und Soldaten . . . 483 a) Vor Entlassung auS dem aktiven Dienste............................................... 483

b) Nach der Entlassung auS dem aktiven Dienste IV. Abschnitt.

....

486

Bestimmungen zur Ausführung der §§. 101 bis 108 des

Militär-PensionSgesetzeS vom 27. Juni 1871 und der §§. 15, 16 und

22 der Nvelle vom 4. April 1874

.............................................................

492

V. Abschnitt. Allerhöchste Verordnung über die Anstellung von Unteroffizieren,

Gendarmen und Soldaten im subalternen Civildienste vom 6. April 1869

499

VI. Abschnitt.

Die Militärfonds............................................................................. 504 I.MilitärfondS....................................................................................................504

A.

1.

Der Militär-, Wittwen- und Waisenfond

.

.

504

2. Der Jnvalidenfond............................................................................. 505 3.

Der milde Stiftungsfond......................................................... 506

XV

Inhalt.

©eite

4. Der OffizierS-UnterstützungSfond................................................506 5.

Der OffizierS-Tüchter-ErziehungSfond

....

506

.

507 507

6. Der Unteroffiziers- und Soldaten-UnterstützungSfond 7. Der Fond für Militär-Freiplätze im KadetenkorpS .

8.

B.

Der LandwehroffizierS-UnterstützungSfond....

507

.

507

Bestimmungen über den Genuß dieser Stiftungen.

.

Besondere Stiftungen........................................................................................ 517

II.

1.

Bei der FondSkommijsion verwaltete

....

517

2. Bei den Truppenabtheilungen bestehende .... 519 DamenstiftS-PrLbenden..............................................................................521 Max-Joseph-OrdenS-PrLbenden . . . . . . 522

ErziehungSbeiträge für Sühne von Unteroffizieren . Privat-Wohlthätigkeit zur Pflege im Kriege Geschädigter

.

.

523

.

524

Sechste Abtheilung.

Vorschriften über die Aekteidung und Ausrüstung.

A.

Der Anzug............................................................................................................ 529

s. 1. 2.

Allgemeine Bestimmungen ....... 529 Die Farben und die Tücher.................................................................... 535

3.

Die Mütze...................................................................................................535

§. §.

4. Der Waffenrock......................................................................................... 536 5. Die Epaulettes.........................................................................................541

8-

6. Achselband, Generalöraupen und Achselschnüre .... 542 7. Die Feldachselstücke ... *.......................................................... 543

§. §.

8. Die .Halsbinde............................................................. 544 9. Die Beinkleider.........................................................................................544

S. 10. $. 11.

8» B.

Der Drillichanzug.............................................................................549

8- 13. Die Fußbekleidung............................................................................ 550 Die Ausrüstung................................................................' . . . 551 8» 8-

0.

12.

Der Mantel.................................................................................................546 Die Handschuhe................................................... . . 548

1. Die Schärpe.................................................................................................551 2. Die Kopfbedeckung.......................................................................................552

8- 3.

Die Sporen.................................................................................................. 555

8» 4.

Der OffizierSküraß.........................................................................................555

8- 5.

Der Offizierstornister................................................................................557

8. 8« 88» 88»

Die Reiterpatrontasche...............................................................................557

6. 7.

8.

559

Der Ringkragen

Wehrgehänge .

.

.

............................................................. 559

9. Portepee und Sadelquasten.................................................................... 561 10. Neutralität« abzeichen und Feldarmbinde................................................564

11. Die Waffen..................................................................................................564 Abzeichen der verschiedenen Branchen rc................................................................... 564 I. Mit besondern Funktionsabzeichen auSgestattete Personen des Sol­ datenstandes . ............................................................. 564 II. Die obern Militärbeamten . . •..................................................... 565

Inhalt.

XVI

ni. Die untern Militärbeamten . IV. Die obern Civilbeamten der Militärverwaltungen

V. Untere Eivilbedienstete

-

Seite 566 566

. .

.

.

.

567

Siebente Ab rheilung.

Krdm, Ehrenzeichen und ^uszetchnnnge«. I. Abschnitt.

Die Orden und Ehrenzeichen.........................................................568

A. Allgemeines..................................................................................................568 B. Bayerische Orden undEhrenzeichen........................................................... 571

C. Denkzeichen............................................................................................................582 D. Nichibayerische Orden....................................................................................... 586 II. Abschnitt. Die Auszeichnungen.............................................................................589 A. Ganzer Truppenteile......... 589 a) Fahnen und Standarten................................................................... 589 b) Auszeichnungdurch Namen........................................................... 592

B.

Einzelner Personen....................................................................................... 593 a) Benennung von Festungswerken und Geschützen 593 b) Gedenktafeln........................................................................................594

c) Belobungen.......................................................................................595

Achte Abtheilung,

nnb Munition. I. Abschnitt.

1. 2.

....

Geschichtliche Uebersicht, das Jnfanteriegewehr betreff enb . Die verschiedenen Waffen der bayerischen Armee .... A. B. C. V.

596 596 697

Einteilung.......................................................................................597 Die Handfeuerwaffen...................................................................598 Die Geschütze . . ............................................................ 601 Die blanken Waffen . . 603

II. Abschnitt. Die Munition 1. Allgemeines

2.

....

Die Waffen

.

.

.

.

.

.

.

.

607 607

Die Jnfanteriemunition............................................................................. 608

3. Munition der Artillerie............................................................................. 609 4. Etat für die jährliche UebungS- rc. Munition .... 610

5. Der Pulver» und Munitionstransport.........................................................624

Alphabetisches Register................................................................................................. 629

Starke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres. I. Ubschnilt.

Stärke und Eintheilung. (93. Bl. 1872 Nr. 6.)

Das bayerische Heer zählt 16 Infanterie-Regimenter zu 3 Bataillons, 10 Jäger-Bataillone, 2 Kuirassier-, 2 Ulanen-, 6 Chevauxtegers-Regimcnter zu je 5 Eskadrons, 4 Feld-Artillerie-Regimenter zu 10 Feldabtheilungcn mit 28 Batterien und 2 reitenden Abtheilungen ru 6 Batterien, 2 FußArtillerie-Regimenter zu je 2 Batailloils ä 4 Kompagnien, 2 PionierBataillone, 1 Eisenbahn-Kompagnie und 2 Trainbataillone, dann 32 Landwehr-Bataillone. Die Armee theilt sich im Allgeineinen — der militärischen TerritorialEintheilung des Königreichs entsprechend — in 2 Armee-Korps und liegt der Formation zu Grimde a) die Eintheilung des Heeres in stehendes Heer und Landwehr, b) die gesetzliche Dauer der Militär-Dienstpflicht von 7 Jahren im stehenden Heere und 5 Jahren in der Landwehr, c) eine Friedensstärke von 1 Prozent der Bevölkerung. A. Die Friedens-Eintheilung der Armee-Korps ist wie folgt: I. Armee-Korps. General-Kommando in München. 1. Division. (Divisions-Kommando in München.) 1. Infanterie-Brigade. (Brigade-Kommando in München.) Jnfanterie-Leib-Regiment. (München.*) 1. Infanterie-Regiment König. (München.) 2. Jäger-Bataillon. (Burghausen.) 9. Jäger-Bataillon. (Passau, 1 Kompagnie Oberhaus.) Landwehr-Bezirks-Kommandos Traunstein, Wasserburg, Weil­ heim, München. 2. Infanterie-Brigade. (Brigade-Kommando in München.) 2. Infanterie-Regiment Kronprinz. (München.) 11. Infanterie-Regiment von der Tann. (Regensburg, 3. Bataillon Passau.) 4. Jäger-Bataillon. (Landshut.) *) Von den 3 in München garnisonirenden Infanterie-Regimentern kommt m 2 jährigem Wechsel 1 Bataillon nach Bruck.

Reinhard, Heerwesen.

1

2

1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des HeereS.

Landwehr-Bezirks-Kommandos Bruck, Landshut, Vitshofeu, Passau. 1. Kavalerie-Brigade. (Brigade-Kommando m München.) 1. Kuirassier-Regiment Prinz Karl von Bayern. (München.) 2. Kuirassier-Regiment vakant Prinz Adalbert. (Landshut, 1 Eskadron Nymphenburg.) 3. Chevauxlegers - Regiment Herzog Maximilian. (Freising, 2 Eskadronen München.) 2. Division. (Divisions-Kommando in Augsburg.) 3. Infanterie-Brigade. (Brigade-Kommando in Augsburg.) 3. Infanterie-Regiment Prinz Karl von Bayern. (Augsburg, 1 Kompagnie auf dem Lechfelde, 3. Bataillon in Lindau.) 12. Infanterie-Regiment vakant Königin Amalie von Griechen­ land. (Neu-Ulm.) 1. Jäger-Bataillon. (Kempten.) Landwehr-Bezirks-Kommandos Kempten, Mindelheim, Augs­ burg, Dillingen. 4. Infanterie-Brigade. (Brigade-Kommando, in Ingolstadt.) 10. Infanterie-Regiment Prinz Ludwig. (Ingolstadt.) 13. Infanterie-Regiment Kaiser Franz Joseph von Oester­ reich. (Ingolstadt.) 7. Jäger-Bataillon. (Landsberg.) Landwehr-Bezirks-Kommandos Ingolstadt, Gunzenhausen, Re­ gensburg, Straubing. 2. Kavalerie-Brigade. (Brigade-Kommando in Augsburg.) 2. Chevauxlegers-Rcgiment Taxis. (Dillingen.) 4. Chevauxlegers-Regiment König. (Augsburg, 1 Eskadron Neu-Ulm.) 1. Feld-Artillerie-Brigade. (Brigade-Commando in München.) 1. Feld-Artillerie-Regiment Prinz Luitpold. (München.) 3. Feld-Artillerie-Regiment Königin-Mutter. (München.) 1. Pionier-Bataillon. (Ingolstadt, 1 Kompagnie Neu-Ulm.) 1. Train-Bataillon. (München, 1 Konipagnie Filialdepot Ingolstadt.) Eisenbahn-Kompagnie. (Ingolstadt.) Die Lehrschmiede. (München.) Das 1. Fuß-Artillerie-Regiment in Mobilmachungs,- Land­ wehr- und Ersatz-Angelegenheiten. Das Festungs-Gouvernement Ingolstadt; die Kommandanturen München, Augsburg, Burghausen, Dillingen, Eichstädt, Freising, Kempten, Landsberg, Landshut, Lindau, Neuburg, Passau, Regensburg und Straubing dann das PlatzKommando der militärischen Strafanstalten auf Oberhaus. Die in vorgenannten Städten befindlichen Proviantämter,. Garnisons-Verwaltungen und Garnisons-Lazarethe ver­ mittelst Korps-Intendantur und Korps-Generalarzt. II. Armee-Korps. General-Kommando in Würzburg. 3. Division. (Divisions-Kommando in Nürnberg.) 5. Infanterie-Brigade. (Brigade-Kommando in Bayreuth.) 6. Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen. (Amberg, 1 Bataillon Sulzbach, 1 Bataillon Germerheim.)

I. Absch.

Stärke und Einteilung.

3

7. Infanterie-Regiment Prinz Leopold. (Bayreuth, 1 Kom­ pagnie in Plassenburg, 1 Bataillon Landau.) 8. Jäger-Bataillon. (Straubing.) Landwehr-Bezirks-Kommandos Amberg, Neustadt a. d. W.-N., Hof, Bayreuth. 6. Infanterie-Brigade. (Brigade-Kommando in Nürnberg.) 14. Infanterie-Regiment Herzog Karl Theodor. (Nürnberg mit Detachement in Lichtenau.) 15. Infanterie-Regiment König Albert von Sachsen. (Neu­ burg mit 1 Kompagnie in Kaisheim.) 3. Jäger-Bataillon. (Eichstädt.) Landwehr-Bezirks-Kommandos Nürnberg, Ansbach, Erlangen, Kitzingen. 3. Kavalerie-Brigade. (Brigade-Kommando in Nürnberg.) 1. Chevanxlegers-Regiment Kaiser Alexander von Rußland. (Nürnberg, 1 Eskadron Neumarkt, 1 Eskadron Schwabach.) 6. Chevauxlegers-Negiment Großfürst Konstantin Nikolaje­ witsch. (Bayreuth, 2 Eskadronen Amberg, 1 Eskadron Forchheim.) 4. Division. (Divisions-Kommando in Würzburg.) 7. Infanterie-Brigade. (Brigade-Kommando in Würzburg.) 5. Infanterie-Regiment Großherzog von Hessen. (Baniberg mit Detachement in Rosenberg; 1 Bataillon in Germersheiin, Detachement in Kaiserslautern.) 9. Infanterie-Regiment Wrcde. (Würzburg mit Detachement in Ebrach, 1 Bataillon in Germersheim.) G. Jäger-Bataillon. (Erlangen.) Landwehr-Bezirks-Kommando's Bamberg, Kissingen, Würz- bürg, Aschaffenburg. 8. Infanterie-Brigade. (Brigade-Kommando in Speyer.) 4. Infanterie-Regiment König Karl von Württemberg. (Metz, Depot Germersheim.) 8. Infanterie-Regiment Prankh. (Metz, Depot Germersheim.) 5. Jäger-Bataillon. (Zweibrücken.) 10. Jäger-Bataillon. (Aschaffenburg.) Landwehr-Bezirks-Kommandos Landau,. Speyer, Kaisers­ lautern, Zweibrücken. 4. Kavalerie-Brigade. (Brigade-Kommando in Bamberg.) 1. Ulanen-Regiment Kronprinz Friedrich Wilhelm des deutschen Reiches und von Preußen. (Bamberg, 1 Eskadron Neu­ stadt a. A.) 2. Ulanen-Regiment König. (Ansbach.) 5. Chevauxlegers-Regiment Prinz Otto. (Saargemünd, eine Eskadron in Forbach, 1 Eskadron und Depot in Zwei­ brücken.) 2. Feldartillerie-Brigade. (Brigade-Kommando in Würzburg.) 2. Feld-Artillerie-Regiment Bothmer. (Würzburg, 1 FeldAbtheilung Landau.) 4. Feld-Artillerie-Regiment König. (Augsburg, 1 Feldbatterie in Nürnberg.) 2. Pionier-Bataillon. (Speyer, 2 Kompagnien Germersheim.) 1*

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1. Abthl.

Starke, Einteilung und Ergänzung des HeereS.

2. Train-Bataillon. (Würzburg.) Das 2. Fuß-Artillerie-Regiment in Mobilmachungs-, Land­ wehr- und Ersatz-Angelegenheiten. Das Festungs-Gouvernement Germersheim; die Komman­ danturen Amberg, Ansbach, Aschaffenburg, Bamberg, Bay­ reuth, Erlangen, Landau, Nürnberg, Speyer, Würzburg und Zweibrücken; die Platz-Kommandos Forchheim, Neu­ markt, Neustadt a. A., Rosenberg, Schwabach, Sulzbach. Die in diesen Städten befindlichen Proviantämter, Garnisons­ Verwaltungen und Garnisons-Lazarethe. Von den Truppen des II. Armee-Korps sind gegenwärtig als Friedens­ besatzung in Elsaß-Lothringen dislocirt: Bayerische Besatzungs-Brigade in Metz. 4. Infanterie-Regiment König Karl von Württemberg. 8. Infanterie-Regiment Prankh. 5. Chevauxlegers-Regiment Prinz Otto.

Diese Besatzungstruppen sind dem XV. Armee-Korps, der 30. Division und beziehungsweise 30. Kavalerie-Brigade attachirt, deren Ressortverhältnisse durch besondere Bestimmungen geregelt. Die Feld-Artillerie-Brigaden, die Pionier- und Train-Bataillone, die Eisenbahn-Kompagnie sind zwar in taktischer und beziehungsweise disciplinärer Hinsicht den General-Kommandos untergeordnet, sie stehen aber der Eigenthümlichkeit ihrer Waffe und ihres Materials wegen unter den be­ treffenden Inspektionen. B. Die Kriegs - Eintheilung der Armee gibt der jeweilige Mobilisirungsplan.

II. Abschnitt.

Das Reichs-Militär-Gesetz vom 2. Mai 1874. (Dgl. Bl. 1874 Nr. 22.)

I. Organisation des Reichsheeres. §. 1. Die Friedenspräsenzstärke des Heeres an Unteroffizieren und Mannschaften beträgt für die Zeit vom 1. Januar 1875 bis zum 31. Dezember 1881 401,659 Mann. Die Einjährig-Freiwilligen kommen auf die, Friedenspräsenzstärke nicht in Anrechnung. §. 2. Die Infanterie wird formirt in 469 Bataillonen, die Kavalerie in 465 Eskadrons, die Feld-Artillerie in 300 Batterien,-von welchen je 2 bis 4 eine Abtheilung bilden; die Fuß-Artillerie in 29, die Pioniertruppe und der Train in je 18 Bataillonen. Die Bataillone haben in der Regel 4, die des Trains 2 bis 3 Kompagnien. In der Regel wird bei der Infanterie aus 3 Bataillonen, bei der Kavalerie aus 5 Eskadrons, bei der Artillerie aus 2 bis 3 Abtheilungen beziehungsweise Bataillonen ein Regiment formirt.

II. Abschn.

DaS ReichS-MilitLr-Gesetz vom 2. Mai 1874.

5

§. 3. 2 oder 3 Regimenter werden zu einer Brigade, 2 oder 3 Brigaden der Infanterie und Kavalerie zu einer Division vereinigt. Aus 2 bis 3 Divisionen mit den entsprechenden Artillerie-, Pionierund Train-Formationen wird ein Armee-Korps gebildet, derart, daß die gesammte He er es macht des Deutschen Reiches im Frieden aus 18 Armee-Korps besteht. 2 Armee-Korps werden von Bayern, je eins von Sachsen und Würt­ temberg aufgestellt, während Preußen gemeinschaftlich mit den übrigen Staaten 14 Armee-Korps formirt. Für je 3 bis 4 Armee-Korps besteht eine Armee-Jnspeetion. §. 4. In der Regel wird jede Kompagnie, Eskadron und Batterie durch einen Hauptmann oder Rittmeister mit Hülfe eines PremierLieutenants, 2 oder 3 Seeond-Lieutenants, und der entsprechenden Anzahl von Unteroffizieren militärisch ausgebildet und befehligt. An der Spitze eines jeden Bataillons und einer jeden ArtillerieAbtheilung steht ein Stabsoffizier; an der Spitze eines jeden Regiments ein älterer Stabsoffizier (Oberst, Oberstlieutenant, Major). Zu den Re­ gimentsstäben gehört außerdem in der Regel noch je ein zweiter Stabs­ offizier, und zu den Stäben der Regimenter und Bataillone beziehungs­ weise Abtheilungen je ein Lieutenant als Adjutant, sowie das erforderliche Personal an Aerzten, Zahlmeistern, Roßärzten, Büchsenmachern und Sattlern. Eine Brigade wird in der Regel durch einen Generalmajor, eine Division durch einen Generallieutenant befehligt. An der Spitze eines jeden Armee-Korps steht ein kommandirender General (General der In­ fanterie re. oder Generallieutenant)., Den höheren Truppen-Kommandos sind die zur Befehlsführung erforderlichen Stäbe beigegeben.

Außerdem gehören zum Heere eine Anzahl von Offizieren außer Reih und Glied, als: General-, Flügel- und andere persönliche Adjutanten, Offiziere der Kriegs-Ministerien, des Generalstabes, des Ingenieur-Korps, des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens rc., sowie das gesammte Heeres-Berwaltungspersonal. Die hiernach im Friedensstande des Heeres nothwendigen Officier-, Arzt- und Beamtenstellen, sowie die hieran erforderlich werdenden Aen­ derungen unterliegen der Feststellung durch den Reichshaushalts-Etat. §. 5. Das Gebiet des Deutschen Reichs wird in militärischer Hin­ sicht in 17 Armee-Korps-Bezirke eingetheilt. Unbeschadet der Souveränetätsrechte der einzelnen Bundesstaaten sind die kommandirenden Generale die Militärbefehlshaber in den ArmeeKorps-Bezirken. Als Grundlage für die Organisation der Landwehr, so­ wie zum Zwecke der Heeresergänzung werden die Armee-Korps-Bezirke in Divisions- und Brigade Bezirke und diese, je nach Umfang und Be­ völkerungszahl, in Landwehr-Bataillons- und Landwehr-Kompagnie-Bezirke eingetheilt. §. 6. Die Kriegsformation des Heeres, sowie die Organisation des Landsturmes bestimmt der Kaiser. Alle bereits im Frieden zur schleunigen Ueberführung des Heeres auf den Kriegsfuß erforderlichen Vorbereitungen sind nach den Bestimmungen des Kaisers zu treffen.

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1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres.

§. 7. Die Bestimmungen über die Zulassung zu den Stellen und Aemtern des Heeres, sowie über das Aufrücken in die höheren Stellen erläßt der Kaiser. Zu der Stelle eines richterlichen MilitärJustizbeamten kann nur berufen werden, wer die Befähigung zur Beklei­ dung eines Richteramtes in einem Bundesstaate erworben hat. Personen, welche aus dem Heere ausscheiden, bedürfen zum Tra­ gen der Militäruniform der Genehmigung desjenigen Bundesfürsten oder Senats, von welchem die Offiziere des Contingents ernannt werden. §. 8. Die Vorschriften über die Handhabung der Disciplin im Heere werden vom Kaiser erlassen.

II. Ergänzung des Heeres. §. 9. Bei der nach Maßgabe der Vorschrift im §. 9 des Gesetzes vom 9. November 1867 (Bundes-Gesetzblatt S. 131) erfolgenden Vertheitung des Rekrutenbedarfs sind, außer den in den einzelnen Bundes­ staaten sich aufhaltenden Ausländern, auch die ortsanwesenden, im activen Dienst' befindlichen Militärpersonen außer Berechnung zu lassen. Die Freiwilligen (§§. 10 und 11 des Gesetzes vom 9. November 1867, Bundes-Gesetzbl. S. 131) und die für die Marine ausgehobenen Mann­ schaften sind ihren Aushebungsbezirken in Rechnung zu stellen. Eine Abweichung von dem vorgeschriebenen Vertheilungsmaßstabe kann, und zwar unter Zustimmung des Ausschusses für das Landheer und die Festungen, nur. dann angeordnet werden, wenn nach, erfolgter Vertheilung des allgemeinen Ersatzbedarfes bei einem Truppentheile durch unvorhergesehenen Ausfall oder Abgang an Mannschaften ein außerordentlicher Ersatzbedarf entsteht. Die Ausgleichung hierfür ist bei der Rekruten­ gestellung des nächstfolgenden Jahres ju bewirken. Vermag ein Bezirk seinen Rekruteuantheil nicht aufzubringen, so wird der Ausfall auf die andern Bezirke desselben Bundesstaates und zwar zunächst auf die der nächst höheren Militär-Territorialeinheit (§. 5) an­ gehörigen Bezirke übertragen. Die Erhöhung der Rekrutenantheile anderer Bundesstaaten kann erst dann erfolgen, wenn die gesummten Aushebungs­ bezirke eines Bundesstaates nicht zur Leistung des demselben aufgegebenen Rckrutenantheils im Stande sind. Diejenigen Bundesstaaten, welche besondere Armee-Korps bilden, können unbeschadet der Bestimmungen im Absatz 3 im Frieden zur Rekruten­ gestellung für andere Armee-Korps nur in dem Maße herange­ zogen werden, als Angehörige anderer Bundesstaaten bei ihnen in Ge­ mäßheit des §. 12 zur Aushebung gelangen. Im Uebrigen ist für die Zutheilung der auszuhebenden Rekruten an die Truppen des Reichsheeres das militärische Bedürfniß bestimmend. (§§. 10 mit 27 dann 29 mit 35 sind in der Ersatz-Ordnung, §. 28 in der Control-Ordnung enthalten.) §. 36. Von den Kosten des-Rekrutirungsverfahrens sind nur die­ jenigen auf Reichsfouds zu übernehmen, welche sich unmittelbar aus der Betheiligung von Militärbehörden und Militärpersonen an demselben ergeben. Den einzelnen Bundesstaaten bleibt die Bestimmung überlassen, von wem die übrigen Kosteu zu tragen sind. §. 37. Ueber die Ergebnisse des Ergänzungsgeschäftes ist dem Bundesrath und Reichstag alljährlich Mittheilung zu machen.

II. Abschn.

DaS ReichS-Mi^jtär-Gesetz vom 2. Mai 1874.

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IIL Bom aktiven Heere. §. 38.

Zum aktiver: Heere gehören:

Die Militärpersonen des Friedensstandes, und zwar 1) die Offiziere, Aerzte und Militärbeamten des Friedensstandes vom Tage ihrer Anstellung bis zum Zeitpunkte ihrer Entlassung aus dem Dienste; 2) die Kapitulanten vom Beginn bis zum Ablauf oder bis zur Aufhebung der abgeschlossenen Kapitulation; 3) die Freiwilligen und die ausgehobenen Rekruten von dem Tage, mit welchem ihre Verpflegung durch die Militär-Verwaltung beginnt, Einjährig-Freiwillige von dem Zeitpunkte ihrer definitiven Einstellung in einen Truppentheil an, sämmtlich bis zum Ablauf des Tages ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienste. B. 1) Die aus dem Beurlaubtenstande (V. Abschnitt) zum Dienste einbernfenen Offiziere, Aerzte, Militärbeamten und Mann­ schaften von dem Tage, zu welchem sie einberufen sind, bis zum Ablauf des Tages der Wiederenttasstmg; 2) alle in Kriegszeiten zum Heeresdienst aufgebotcnen oder frei­ willig eingetretenen Offiziere, Aerzte, Militärbeamtcn und Mannschaften, welche zu keiner der vorgenannten Kategorien gehören, von dem Tage, zu welchem sie einberufen sind, bezw. vom Zeitpunkte des freiwilligen Eintritts an, bis zum Ablauf des Tages der Entlassung. C. Die Civilbeamten der Militärverwaltung, von: Tage ihrer Anstellung bis zum Zeitpunkte ihrer Entlassung aus dem Dienste. §. 39. Die besondere Gerichtsbarkeit über Militärpersonen be­ schränkt sich auf Strafsachen und wird durch Reichsgesetz geregelt. Den allgemeinen Gerichtsstand haben die Mititärpersonen bei dem Gerichte des Garnisonsortes; diejenigen jedoch, welche nur zur Erfüllung der Wehrpflicht dienen oder welche selbstständig einen Wohnsitz nicht be­ gründen können, nur bezüglich der Klagen wegen vermögensrechtlicher Ansprüche. Es bleiben diejenigen landesgesetzlichen Vorschriften in Kraft, nach welchen für Truppenteile, die nach der Mobilmachung ihre Garnison verlassen haben oder sich dauernd im Auslande aufhalten, die Ausübung der streitigen oder freiwilligen Gerichtsbarkeit einem inländischen Gerichte oder den Auditeuren ein für alle Mal übertragen ist, oder für bei: ein­ zelnen Fall im Verordnungswege übertragen werden kann. §. 40. Die Militärpersonen des Friedensstandes bedürfen zu ihrer Verheirathung der Genehmigung ihrer Vorgesetzten. §. 41. Die Militärpersonen des Friedensstandes und die Civilbeamten der Militärverwaltung können die Uebernahme von Vormundschaften abtehnen, und sind zu deren Uebernahme nur nut Genehmigung 'ihrer Vor­ gesetzten berechtigt. §. 42. Die landesgesetzlich für einzelne Klassen von Militäpersonen bestehenden Beschränkungen hinsichtlich der Erwerbung, Veräußerung und Belastung von Grundstücken werden aufgehoben. §. 43. Zum Betriebe eines Gewerbes bedürfen die Militärperfoiien des Friedensstandes für sich und für die in Dienstgebäuden bei ihnen A.

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1. Abthl.

Stärke, Einteilung und Ergänzung des Heeres.

wohnenden Mitglieder ihres Hausstandes der Erlaubniß ihrer Vorgesetzten, insofern nicht das Gewerbe mit der Bewirthschaftung eines ihnen gehörigen ländlichen Grundstückes verbunden ist. §. 44. In Kriegszeiten oder während eines Belagerungszustandes können die im §. 38 bezeichneten und die nach §§. 155 bis 158 des Mili­ tär-Strafgesetzbuchs vom 20. Juni 1872 den Militärgesetzen unterworfenen Personen letztwillige Verordnungen unter besonders erleichterten Formen gültig errichten (privilegirte militärische letztwillige Verfügungen). Die Vorrechte der Militärpersonen in Beziehung auf diese letztwilligen Verordnungen bestehen allein darin, daß sie nach Maßgabe der nachstehen­ den Bestimmungen den für ordentliche letzwillige Verfügungen vorgeschrie­ benen Förmlichkeiten nicht unterworfen sind. Es sind dabei die folgenden Bestimmungen zu beobachten: 1) Die Befugniß, in Kriegszeiten oder während eines Belagerungs­ zustandes privilegirte militärische letzwillige Verfügungen zu er­ richten, beginnt für die oben bezeichneten Personen von der Zeit, wo sie entweder ihre Standquartiere oder im Fall ihnen solche nicht angewiesen sind, ihre bisherigen Wohnorte im Dienste verlassen oder in demselben angegriffen oder belagert werden. Kriegsgefangene oder Geißeln haben diese Befugniß, so lange sie sich in der Gewalt des Feindes befinden. 2) Privilegirte militärische letztwillige Verfügungen sind in gültiger Form errichtet: a) wenn sie von dem Testator eigenhändig geschrieben und unter­ schrieben sind; b) wenn sie von dem Testator eigenhändig unterschrieben und von zwei Zeugen oder einem Auditeur oder Offizier mitunter­ zeichnet sind; c) wenn von einem Auditeur oder Offizier, unter Zuziehung zweier Zeugen oder noch eines Auditeurs oder Offiziers, über die mündliche Erklärung des Testators eine schriftliche Ver­ handlung ausgenommen und diese dem Testator vorgelesen, sowie von dem Auditeur oder Offizier und den Zeugen, bezw. von den Auditeuren oder Offizieren unterschrieben ist. Bei verwundeten oder kranken Militärpersonen können die unter b und e erwähnten Auditeure und Offiziere durch Militärärzte oder höhere Lazarethbeamte oder Militärgeistliche vertreten werden. 3) Die sub 2 erwähnten Zeugen sind Beweiszeugen; sie brauchen nicht die Eigenschaft von Jnstrumentszeugen zu haben und es kann die Aussage eines derselben für vollständig beweisend angenommen werden. 4) Die nach Vorschrift sub 2 c aufgenommene Verhandlung hat in Betreff ihres Inhalts und der in ihr angegebenen Zeit der Auf­ nahme die Beweiskraft einer öffentlichen Urkunde. Ist in der eigenhändig geschriebenen und unterschriebenen oder in der eigenhändig unterschriebenen letztwilligen Verfügung (2 a. b.) die Zeit der Errichtung angegeben, so streitet die Vermuthung bis zum Beweise des Gegentheils für die Richtigkeit dieser Angabe. Eine gleiche Vermuthung streitet dafür, daß die letztwillige Ver­ fügung während des die privilegirte Form zulassenden Ausnahme­ zustandes errichtet ist, wenn dieselbe während dieser Zeit oder inner-

II. Abschn. DaS ReichS-MilitLr-Gesetz vom 2. Mai 1874.

9

halb vierzehn Tage nach deren Aufhören einer vorgesetzten Militär­ behörde zur Aufbewahrung übergeben ist, oder wenn dieselbe in dem Feldnachlaß des Testators aufgefunden wird. 5) Privilegirte militärische letztwillige Verfügungen verlieren ihre Gültigkeit mit dem Ablauf eines Jahres von dem Tage ab, an welchem der. Truppentheil, zu dein der Testator gehört, demobil gemacht ist, oder der Testator aufgehört hat, zu dem mobilen Truppentheil zu gehören, oder als Kriegsgefangener oder als Geißel aus der Gewalt des Feindes entlassen ist. Der Lauf dieser Frist wird jedoch suspendirt durch anhaltende Unfähigkeit des Testators zur Errichtung einer anderweitigen letzt­ willigen Verordnung. Wenn der Testator innerhalb des Jahres vermißt und in dem Verfahren auf Todeserklärung oder auf Abwesenheitserklärung fest­ gestellt wird, daß er seit jener Zeit verschollen ist, so tritt die Un­ gültigkeit der letztwilligen Verfügung nicht ein. §. 45. Die durch Reichs - oder Landesgesetze vorgeschriebenen Be­ schränkungen der gerichtlichen Zwangsvollstreckungen gegen Mili­ tärpersonen finden auf alle Arten der Zwangsvollstreckung gegen die letzteren entsprechende Anwendung. Eine Aufhebung dieser Beschränkungen durch vorgängige Einwilligung des Schuldners ist ohne rechtliche Wirkung. Den Anspruch auf Zahlung von Diensteinkünften, Wartegeldern oder Pensionen können die Militärpersonen mit rechtlicher Wirkung nur insoweit abtreten, verpfänden oder sonst übertragen, als eine Beschlagnahme im Falle einer Zwangsvollstreckung zulässig gewesen wäre. Die Benachrichtigung an die auszahlende Kasse geschieht durch eine der Kasse auszu­ händigende öffentliche Urkunde. §. 46., Die Verpflichtung der Militärpersonell ^ur Entrichtung der Staats steuern regelt sich nach den Landesgesetzen unter Berücksichtigung des Gesetzes wegen Beseitigung der Doppelbesteuerung vom 13. Mai 1870 (Bundes-Gesetzbl. des Norddeutschen Bundes S. 119). Jedoch ist das Militäreinkommen der Person des Unteroffizier- und Gemeinstandes, sowie für den Fall einer Mobilmachung das Militäreinkonimen aller Angehörigen des aktiven Heeres bei der Veranlagung bezw. Erhebung von Staatssteuern außer Betracht zu lassen. Die Fest­ stellung eines angemessenen Steuernachlasses für die Unteroffiziere und Gemeinen des Beurlaubtenstandes und deren Familien für die Monate, in welchen jene sich im aktiven Dienste befinden, bleibt der Landesgesetz­ gebung überlassen. §. 47. Zur Annahme von Aemtern in der Verwaltung und Vertretung der kirchlichen und politischen Gemeinden und weiteren Komnlunalverbände bedürfen aktive Militärpersonen der Genehmigung ihrer Dienstvorg Letzten. §. 48. Diejenigen Begünstigungen, welche nach der Gesetzgebung der einzelnen Bundesstaaten den Hinterbliebenen von Staatsbeamten hin­ sichtlich der Besteuerung der aus Staatsfonds oder aus öffentlichen Ver­ sorgungskassen denselben gewährten Pensionen, Unterstützungen oder sonstigen Zuwendungen zustehen, finden auch zu Gunsten der Hinterbliebenen von Militärpersonen hinsichtlich der denselben aus Reichs- oder Staatsfonds oder aus öffentlichen Versorgungskassen zufließenden gleichartigen Bezüge Anwendung.

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1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres.

§. 49. Für die zum aktiven Heere gehörigen Militärpersonen, mit Ausnahme der Militärbeamten, ruht die Berechtigung zum Wählen sowohl in Betreff der Reichsvertretung, als in Betreff der einzelnen Landes­ vertretungen. Eine Vereinigung der hienach wahlberechtigt bleibenden Militärpersonen zu besonderen Militär-Wahlbezirken für die Wahl der auf indirektem Wahlrecht beruhenden Landesvertretungen darf nicht statt­ finden. Die Theilnahme an politischen Vereinen und Versammlungen ist den zum aktiven Heere gehörigen Militärpersonen untersagt.

IV. Entlassung aus dem aktiven Dienste. §. 50. Alle Soldaten, welche nach erfüllter aktiver Dienstpflicht von den Fahnen entlassen werden, treten nach Maßgabe der zurückgelegten Gesammtdienstzeit zur Reserve, zur Landwehr oder zum Landsturm über. Manuschaften, welche bei Mobilmachung des Heeres oder bei Bildung von Ersatz - Truppenteilen aus der Ersatzreserve zum Dienst einberufen und bei Zurückführung des Heeres auf den Friedensfuß wieder entlassen werden (§. 29), treten, wenn sie militärisch ausgebildet sind, je nach ihrem Lebensalter (§. 62) zur Reserve oder Landwehr über, anderenfalls aber in die Ersatzreserve zurück. Mannschaften der Kavalerie, welche sich freiwillig zu einer vierjährigen aktiven Dienstzeit verpflichtet haben, dienen in der Landwehr nur drei Jahre. Einjahrig-Freiwillige, welche während ihrer Dienstzeit mit Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes bestraft werden, verlieren die Eigenschaft als Einjährig-Freiwillige und den Anspruch auf Entlassung nach einjähriger Dienstzeit. tz. 51. Volksschullehrer und Kandidaten des Volksschulamtes, welche ihre Befähigung für das Schulamt in vorschriftsmäßiger Prüfung nachgewiesen haben, können nach kürzerer Einübung mit den Waffen zur Verfügung der Truppentheile beurlaubt werden. Gibt der Beurlaubte seinen bisherigen Beruf gänzlich auf oder wird er aus dem Schulamte für immer entlassen, so kann er vor Ablauf des Jahres, in welchem er das 25. Lebensjahr vollendet, zum aktiven Dienst eingezogen werden. §. 52. Soldaten, welche während der Erfüllung ihrer aktiven Dienst­ pflicht dien st un brauchbar werden, sind zur Disposition der Ersatz­ behörden zu entlassen (§. 54). §. 53. Soldaten im activen Dienst können auf Ansuchen zur Ver­ fügung der Ersatzbehörden entlassen werden, wenn einer der in §. 20 Nr. 1 bis 5 bezeichneten Gründe nach ihrer Aushebung eingetreten ist. Ueber die Zulässigkeit des Gesuches entscheidet nach Begutachtung der Verhältnisse durch die ständigen Mitglieder der Ersatz-Kommission der kymmandirende General desjenigen Armee-Korps, in welchem der Rektamirte seiner Dienstpflicht genügt, in Gemeinschaft mit der betreffenden (§. 30 Nr. 3 c) Landes- oder Provinzialbehörde seines Heimathsbezirkes. Die Entlassung der Reklamirten erfolgt erst zu dem nächsten allgemeineu Eutlassuugstermine, sofern nicht ein ungewöhnlicher Grad der Dring­ lichkeit die frühere Entlassung nothwendig macht. Auf Soldaten, welche sich bei mobilen Truppen im Dienst be­ finden, haben diese Bestimmungen in der Regel keine Anwendung.

II. Abschn. DaS ReichS-MilitÄr-Gesetz vom 2. Mai 1874.

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§. 54. Die zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Soldaten gehören bis zu ihrer Entscheidung über ihr ferneres Militärverhältniß zu den Mannschaften des Beurlaubtenstandes (V. Abschnitt). §. 55. Ueber das fernere Militärverhältniß der zu ihrer Disposition entlassenen Mannschaften entscheiden die Ersatzbehörden nach denselben Grundsätzen, wie über die noch nicht eingestellten Militärpflichtigen der entsprechenden Altersklassen. Haben dergleichen Mannschaften jedoch bereits ein Jahr oder als Einjährig-Freiwillige neun Monate aktiv gedient, so sollen sie nicht von neuem für den aktiven Dienst ausgehoben werden, es sei denn, daß sie der Verpflichtung, deren Erfüllung ihre Entlassung aus dem Militärdienst be­ gründete, sich entziehen und das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.

Bom Beurlaubtenstande und der Ersatzreserve erster Klaffe.

V.

§. 56.

Zum Beurlaubtenstande gehören:

die Offiziere, Aerzte, Beamten und Mannschaften der Reserve und Landwehr; 2) die vorläufig in die Heimath beurlaubten Rekruten und Freiwil­ ligen (§. 34); 3) die bis zur Entscheidung über ihr ferneres Militärverhältniß zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mannschaften (§. 54); 4) die vor erfüllter aktiver Dienstpflicht zur Disposition der Truppentheile beurlaubten Mannschaften. 1)

(§§. 57 bis enthalten.)

68 sind in der Ersatz-Ordnung und Kontrol-Ordnung

§. 69. Die Mannschaften der Ersatzreserve erster Klasse werden den nachfolgenden Bestimmungen unterworfen: 1) Wegen der Reihenfolge der Einberufung und wegen der Berücksichtigung häuslicher und gewerblicher Verhältnisse im Falle der Einberufung finden die §§. 63 und 64 auf sie entsprechende An­ wendung. 2) Sie haben der Militärbehörde den Wechsel ihrer Wohnung anzu­ zeigen und geeignete Vorkehrungen zu treffen, daß ihnen eine etwaige Einberufungsordre jederzeit richtig zugehen kann. 3) Im Falle eines außerordentlichen Bedürfnisses könuen sie auf Grund Kaiserlicher Verordnung zu Kontrolversammlungen einbe­ rufen werden. 4) Bei eintretender allgemeiner Mobilmachung haben die im Auslande befindlichen Ersatzreservisten erster Klasse sich unverzüglich in das Inland zurückzubegeben; Don dieser Verpflichtung können sie im entsprechenden Falle des §. 59 befreit werden. 5) Bei Mobilmachung und bei beginnender Bildung von ErsatzTruppentheilen müssen sie der Einberufung sofort Folge leisten; für den Fall der Zuwiderhandlung finden die auf die Personen des Beurlaubtenstandes bezüglichen Vorschriften im dritten Ab­ schnitte des Militär-Strafgesetzbuchs vom 20. Juni 1872 auf sie Anwendung. 6) Mannschaften der Ersatzreserve erster Klasse, welche sich der ihnen auf Grund des Gesetzes auferlegten Kontrole entziehen, werden mit

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1. Abth. Stärke, Eintheilung und Ergänzung des HeereS. Geldstrafe bis zu sechzig Mark oder Hast bis zu acht Tagen be­ straft. Abgesehen von den hiernach zu verhängenden Strafen können sie unter Verlängerung ihrer Dienstpflicht in die nächst jüngere Jahresklasse versetzt werden.' Dauert die Kontrolentziehung zwei Jahre und darüber, so werden sie entsprechend weiter zurück­ versetzt, jedoch niemals über das vollendete 31. Lebensjahr hinaus. 7) Mannschaften der Ersatzreserve erster Klasse, welche nach erfolgter Auswanderung vor vollendetem 31. Lebensjahre wieder naturalisirt werden, treten in den Jahrgang wieder ein, welchem sie ohne die stattgehabte Auswanderung angehört haben würden. 8) Außer dem Falle einer besonderen Anordnung für die Zeit eines Krieges oder einer Kriegsgefahr (§. 17 des Gesetzes vom 1. Juni 1870, Bundes-Gesetzbl. S. 355) bedürfen sie keiner Erlaubniß zur Auswanderung. Sie sind jedoch verpflichtet, von ihrer bevorstehen­ den Auswanderung der Militärbehörde Anzeige zu machen. Die Unterlassung dieser Anzeige unterliegt der im §. 360 des Straf­ gesetzbuches für das Deutsche Reich angedrohten Strafe.

§. 70. Alle Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden sind ver­ pflichtet, in dem Bereiche ihrer gesetzlichen Befugnisse die Militärbehörden bei der Kontrole und bei Regelung der Militärverhältnisse der Personen des Beurlaubtenstandes und der Ersatzreserve erster Klasse, insbesondere auch bei Einberufung derselben zum Dienst, zu unterstützen.

Schlußbestimmungen. K. 71. Die Ausführungsbestimmungen zu den Abschnitten II, IV und V dieses Gesetzes erläßt der Kaiser.

§. 73. Gegenwärtiges Gesetz kommt in Bayern nach näherer Bestimmung des Bündnißvertrages vom 23. November 1870 (Bundes-Gesetzbl. 1871 S. 9) unter III. §. 5, in Württemberg nach näherer Bestimmung der Militärkonvention vom 21./25. November 1870 (Bundes-Gesetzbl. 1870 S. 658) zur Anwendung.

öaut erwähnten Bündnißvertrags vom 23. November 1870 bildet das bayerische Heer einen in sich geschlossenen Bestandtheil des Deutschen Reichsheeres^ mit selbstständiger Verwaltung unterer Militär­ hoheit Seiner Majestät des Königs von Bayern'im Kriege — und zwar mit Beginn der Mobilmachung — unter dem Befehle des Bundesfeldherrn. Bayern trägt die Kosten und Lasten seines Kriegswesens und den Unterhalt der auf seinem Gebiete belegenen festen Plätze und sonstigen Fortifikationen einbegriffen ausschließend und allein. Es verpflichtet sich, für sein Kontingent und die zu demselben gehörigen Einrichtungen einen gleichen Geldbetrag zu verwenden, wie nach Verhältniß der Kopfstärke durch den Militär-Etat des deutschen Bundes für die übrigen Theile des Bundes­ heeres ausgesetzt wird. Dieser Geldbetrag wird im Bundesbudget für das Königlich Bayerische Kontingent in einer Summe ausgeworfen, während die Aufstellung der Spezial-Etats Bayern zusteht. Die Friedenspräsenzstärke des Heeres wird durch Reichs­ gesetz bestimmt.

III. Abschn.

Die Ergänzung des HeereS.

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In Bezug auf Organsation, Formation, Ausbildung und Gebühren, dann hinsichtlich der Mobilmachung wird Bayern volle Uebereinstimmung mit den für das Bundesheer bestehenden Normen herstellen. Bezüglich der Bewaffnung und Ausrüstung sowie der Grad­ abzeichen behält sich die k. bayer. Negierung die Herstellung der vollen Uebereinstimmung mit dem Bundesheere vor. Der Bundesfeldherr hat die Pflicht und das Recht, sich durch In­ spektionen von der Uebereinstimmung in Organisation, Formation und Ausbildung, sowie von der Vollzähligkeit und Kriegstüchtigkeit des bayer. Kontingents Ueberzeugung zu verschaffen und wird sich über die Modali­ täten der jeweiligen Vornahme und über das Ergebniß dieser Inspektionen mit Sr. Majestät dem Könige von Bayern ins Vernehmen setzen. Die Anordnung der Kriegsbereitschaft (Mobilisirung) des bayeri­ schen Kontingents oder eines Theils desselben erfolgt auf Veranlassung des Bundesfeldherrn durch Se. Majestät den König von Bayern. Zur gegenseitigen Information in den durch diese Verein­ barung geschaffenen militärischen Beziehungen erhalten die Militärbevoll­ mächtigten in Berlin und München über die einschlägigen Anordnungen entsprechende Mittheilung durch die resp. Kriegsministerien. Im Kriege sind die bayerischen Truppen verpflichtet, den Befehlen des Bundesfeldherrn unbedingt Fol.ge zu leisten. Diese Verpflichtung wird in den Fahneneid ausgenommen. (Diejenigen Gegenstände des bayerischen Kriegswesens, betreffs welcher der Bundesvertrag oder das Schlußprotokoll vom 23. Rov. 1870 nicht ausdrückliche Bestimmungeil enthalten — die Bezeichnung der Regimenter rc., die Uniformirung, Garnisonirung, das Personal- und Bildungswesen rc. u. s. w. bleiben unberührt. Innerhalb der bayerischen Armee steht dem Kaiser kein Ernennungsrecht zu; Versetzungen von der bayerischen Armee zu einem andern (Kontingente und umgekehrt können vom Kaiser nicht verfügt werden. Im Frieden können bayerische Truppen durch den Bundesfeldherrn nicht einseitig diSlocirt, noch aridere deutsche Truppen nach Bayern verlegt werden. Riedel, die ReichS-VerfassnngS-Urkunde rc. Nördlingen 1871.)

III. Abschnitt. Die Ergänzung des Heeres. I. Ergänzung der Mannschaft. (Ersatz-Ordnung für daS Königreich Bayern vom 21. November 1875.)

Organisation des Ersatzwesens.

§. 1. Das Gebiet des deutschen Reiches ist in militärischer Hinsicht in 17 Armee-Korps-Bezirke eingetheilt. Jeder Armee-Korps-Bezirk bildet einen besonderen Ersatzbezirk. Jeder Ersatzbezirk zerfällt in vier Jnfanterie-Brigade-Bezirke. Jeder Jnfanterie-Brigade-Bezirk besteht aus den Bezirken der zugehörigen Landwehr-Bataillone. Jedes Bezirksamt und jede unmittelbare Stadt bilden einen selbstständigen Aushebungs­ Bezirk. In jedem Aushebungsbezirke sind ein oder mehrere Orte als Musterungs-Stationen ausgewählt.

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1. Abthl.

Stärke, Cinthcülumg wib Ergänzung des Heeres.

§. 2. 1. Die Ersatz-BeHö-rden zerfallen in Ersatz-Behörden der Ministerial-Jnstanz, Ersatz-Biehöirden der III. Instanz, Ober-ErsatzKommissionen (II. Instanz), Ersatz-Kommissionen (I. Instanz), 2. Sämmtliche Ersatz-Angelegeulpeiten für das Königreich Bayern leitet das kgl. Kriegsministerium im Wereine mit dem kgl. Staatsministeriunr des Innern (Ministerial-Jnstanz.) 3. Für die Bezirke der beiden ArmeeKorps fungiren als Ersatz-Behörden III. Instanz die kommandirenden Generale im Verein mit dem kgl. Regierungspräsidenten von Oberbayern für das I. und dem kgl. Regierungspräsidenten von Unterfranken und Aschaffenburg fiir das II. Armee-Korps (Civil-Mitglied der Ersatz-Behörde III. Instanz). Bei Meinungs-Verschiedenheit entscheidet die. MinisterialJnstanz. 4. In den Infanterie-B rigade-Bezirken sind der JnfanterieBrigade-Kommandeur und je ein von dem kgl. Staatsministerium des Innern abgeordneter Referent einer Kreisregierung Kammer des Innern unter dem Namen: „Kgl. Bayr. Ober-Ersatz-Kommission im Bezirk der xten Infanterie-Brigade," die Behörde, welche die Ersatz-Angelegenheiten besorgt.*) 5. In den einzelnen Aushebungs­ Bezirken sind der betreffende Landwehr-Bezirks-Commandeur und der ein­ schlägige Bezirks-Amtmann oder Bürgermeister, im Verhinderungsfälle deren 'Stellvertreter, unter dem Namen: „Kgl. Bayr. Ersatz-Kom­ mission des Aushebungs-Bezirkes (Bezirks-Amt) N. N." die Behörde, welche die Ersatz-Angelegenheiten besorgt. 6. Zur Wahr­ nehmung der Obliegenheiten, welche der verstärkten Ersatz-Kommission beziehungsweise Ober-Ersatz-Kommission (§§. 63 u. 70) zugewiesen sind, treten den ständigen Mitglieder« nnbetc hinzu und es bestehen: die verstärkte Ersatz-Kommission neben den ständigen Mitgliedern aus höchstens noch einem Offizier und aus vier bürgerlichen Mitgliedern; die verstärkte Ober-Ersatz-Kommission neben den ständigen Mit­ gliedern aus einem bürgerlichen Mitgliede. Das bürgerliche Mitglied der.Ober-Ersatz-Commission darf nicht zu­ gleich Mitglied einer Ersatz-Commission sein. 7. Für jeden Infanterie-Brigade-Bezirk besteht eine PrüfungsCommmission für Einjährig-Freiwillige mit der Bestimmung, über die Ansprüche auf die Berechtigung zum einjährigen Dienste eventuell nach vorgängiger Prüfung zu entscheiden. Sie haben ihren Sitz: für den Bezirk der 1. Infanterie-Brigade zu München, für jenen der 2. zu Landshut, der 3. zu Augsburg, der 4. zu Regensburg, der 5. zu Bayreuth, der 6. zu Ansbach, der 7. zu Würzburg und für den 8. Jnfanterie-Brigade-Bezirk zu Speyer. 8. Die Ecsatz-Kommission arbeitet der Ober-Ersatz-Kommission vor. Sie verfügt die nach dem Gesetze zulässigen Zurückstellungen. Ihre Beschlüsse unterliegen der Re­ vision und endgiltigen Entscheidungen durch die Ober-Ersatz-Kommission. Die Ober-Ersatz-Kommissionen und Prüfungs-Kommissionen für Ein­ jährig-Freiwillige unterstehen den Ersatzbehörden III. Instanz. §. 3. Das jährliche Ersatz-Geschäft zerfällt in drei HauptAbschnitte: Das Vorbereitungs-Geschäft umfaßt diejenigen Maß­ regeln, welche zur Ermittelung der im laufenden Jahre zur Gestellung vor den Ersatz-Behörden verpflichteten Wehrpflichtigen erforderlich sind,

*) Sie führen Dienstsiegel mit dem Landeswappen. Ebenso die ErsatzKommissionen niib die PrnsungS-Hommissionen für Einjährig-Freiwillige.

III. Abschn.

Die Ergänzung deS HeereS.

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sowie die Eintragung der letzteren in die Grundlisten. Diese sind die Rekrutirungs-Stammrollen (§. 44), die alphabetischen (§. 46) und die Restantenlisten (§. 47). Das Musterungs-Geschäft umfaßt die Musterung und Rangirnng der Gestellungspflichtigen durch die ErsatzKommission. Das Aushebungsgeschäft umfaßt die Entscheidungen durch die Ober-Ersatz-Kommission und die Aushebung der für das laufende Jahr erforderlichen Rekruten. Musterungs- und Aushebungs-Geschäft werden in Kriegszeiten ver­ einigt. Wehrpflicht und deren Gliederung.

§. 4. 1. Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich in Aus­ übung dieser Pflicht nicht vertreten lassen. Ausgenommen sind nur: a) die Mitglieder regierender Häuser; b) die Mitglieder der mediatisirten, vormals reichsständischen und einige andere Hauser, welchen die Befreiung von der Wehrpflicht durch Verträge zngesichert ist oder auf Grund beson­ derer Rechtstitel zusteht. 2. Diejenigen Wehrpflichtigen, welche zwar nicht zum Waffendienste, jedoch zu sonstigen militärischen Dienstleistungen fähig sind, können zu solchen herangezogen werden. 3. Die Wehrpflicht beginnt mit dem vollendeten 17. Lebensjahre und dauert bis zum vollendeten 42. Lebensjahre. §. 5. Die Wehrpflicht zerfällt in die Dienstpflicht und Land­ sturm pflicht. Die Dienstpflicht ist die Pflicht zum Dienste im Heere. Wahrend der Dauer der Wehrpflicht ist jeder Deutsche 12 Jahre dienst­ pflichtig. Die Pflicht zum Dienste im Heere wird eingetheilt in:

c) Landwehrpflicht, d) Ersatz-Reservepflicht. Alle nicht zum Dienste ün Heere eingezogenen Wehrpflichtigen sind im Kriege landsturmpflichtig. §. 6. Die Dienstpflicht im stehenden Heere dauert 7 Jahre und umfaßt die aktive Dienstpflicht und die Reserve-Pflicht. Die aktive Dienstpflicht dauert 3 Jahre. Nach abgeleistetem aktiven Dienste werden die Mannschaften zur Reserve beurlaubt.*) §. 7. 1. Die Dauer der aktiven Dienstpflicht wird nach dem wirklich erfolgten Dienstantritt mit der Maßgabe berechnet, daß die­ jenigen Mannschaften, welche in der Zeit vom 2. Oktober bis 31. März eingestellt werden, als vom vorhergehenden 1. Oktober eingestellt gelten. 2. Die aktive Dienstzeit der als unsichere Dienstpflichtige**) einge*) Tramsoldaten — ausschließlich der zum Aufsichts-Personal Heranzubilden­ den — werden in der Regel bereits nach halbjähriger aktiver Dienstzeit zur Re­ serve beurlaubt. Krankenwärter dienen, gleichviel ob sie zum Waffendienst auSgehoben und erst später zu Krankenwärtern ausgebildet oder ob sie sogleich als Krankenwärter ein­ gestellt worden sind, im Ganzen zwei Jahre aktiv. Wer nach 7jähriger aktiver Dienstzeit entlassen wird, tritt zur Landwehr, nach 12jähriger aktiver Dienstzeit zum Landsturm über. (Rek. Ord. §• 13.) **) Im Wehrgesetze „Heerespflichtige" genannt. Unsichere Heereöpflichtige werden ohne Rücksicht darauf, welchem Bezirke deS Königreiches oder anderen

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1. Abthl.

Stärke, Einteilung und Ergänzung des HeereS.

stellten Mannschaften wird von dem auf ihre Einstellung folgenden Rekruten-Einstellungs-Termin an gerechnet. R.-M.-G. §. 33. Die Zeit einer Freiheitsstrafe von mehr als sechs Wochen wird auf die aktive Dienstzeit nicht angerechnet.**) Im Uebrigen richtet sich die Dauer der aktiven Dienstzeit nach den von Sr. Majestät dem Könige alljährlich zu erlassenden Rekrutirungs-Bestimmungen. §. 8. 1. Junge Leute von Bildung, welche sich während ihrer Dienstzeit selbst bekleiden, ausrüsten und verpflegen und welche die ge­ wonnenen Kenntnisse in dem vorgeschriebenen Umfange dargelegt haben, werden nach einjähriger aktiver Dienstzeit im Heere — vom Tage des Diensteintrittes an — zur Reserve beurlaubt. 2. Während ihrer aktiven Dienstzeit mit Versetzung in die 2. Klasse des Soldaten­ standes bestraft, verlieren sie die Eigenschaft als Einjährig-Freiwillige und den Anspruch auf Entlassung nach einjähriger Dienstzeit. Ihre' aktive Dienstzeit wird in diesem Falle nach §. 7, 1 berechnet. R.-M.-G. 50, 4. §. 9. 1. Volksschullehrer und Kandidaten des Volksschulamtes, welche ihre Befähigung für das Schulamt in vorschriftsmäßiger Prüfung nachgewiesen haben, können nach 6wöchentlicher Einübung mit den Waffen zur Reserve beurlaubt werden. 2. Gibt der so Beurlaubte seinen bisherigen Beruf gänzlich auf oder wird er aus dem Schulamt für immer entlassen, wovon die vorgesetzte Behörde dem Landwehr-Bezirks-Kommando Mittheilung zu machen hat, so kann er vor Ablauf des Jahres, in welchem er das 25. Lebenswahr vollendet, zur Ableistung seiner restigen aktiven Dienstpflicht wieder eingezogen werden. §. 10. 1. Militärzöglinge und Schüler, welche in mili­ tärischen Bildungs- und Lehr-Anstalten auf Staatskosten unterhalten be­ ziehungsweise unterrichtet werden, haben ihrer aktiven Dienstpflicht nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen zu genügen. 2 Außerdem darf ihre aktive Dienstpflicht bis zu dem Maße verlängert werden, daß sie für jedes Jahr, während dessen sie diese Anstalten be­ suchten, zwei Jahre länger aktiv zu dienen haben. §. 11. Die Reservepflicht wird von demselben Zeitpunkte an berechnet wie die aktive Dienstpflicht, auck wenn in der Erfüllung der letzteren eine Unterbrechung stattgefunden hat. 2. Die Mannschaften der Reserve (Reservisten) werden in Jahresklassen nach ihrem Dienstalter ein­ getheilt. S. Mannschaften, welche in Folge eigenen Verschuldens (Milt. Str.-G. §. 18) verspätet aus dem akttven Dienste entlassen werden, treten in die jüngste Jahresklasse der Reserve ein. 4. Reservisten, welche sich der Kontrolle länger als ein Jahr entziehen oder eine Ordre zum Dienste ohne anerkannte Entschuldigung unbefolgt lassen, können — abgesehen von der etwa noch anderweit über sie zu verhängenden Strafe — unter Verlängerung ihrer Dienstpflicht durch den Landwehr-Bezirks-Kommandeur deutschen Staates sie angehören, demjenigen Jnfanterie-Regimente zur Einstellung überwiesen, welches aus dem Bezirke, in dem die Aufgreifung erfolgte, seinen Er­ satz erhält. D. Bl. 1874 Nr. 12. Die Transportkosten unsicherer noch nicht auögehobener Dienstpstichtiger fallen auf den allgemeinen Etat deS kgl. Staatsministeriums des Innern. V. Bl. 1876 Nr. 2. *) Die Medaillen-Zulage ceffirt während einer länger als 6 Wochen an­ dauernden Freiheitsstrafe. K.-M.-R. v. 24. Juli 1874 Nr. 9949.

III. Abschn.

Die Ergänzung deS HeereS.

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in die nächstjüngere, und dauert die Kontrole-Entziehung zwei Jahre und darüber, entsprechend weiter zurückversetzt werden. 5 Die Versetzung aus der Reserve in die Landwehr erfolgt bei den Herbst-Kontrol-Versammlungen des betreffenden Jahres.*) §. 12. !♦ Die^Landwehrpflicht beginnt nach abgeleisteter Dienst­ pflicht im stehenden Heere und dauert fünf Jahre. 2. Mannschaften der Kavalerie, welche fteiwillig die Verpflichtung zu einer vierjährigen aktiven Dienstzeit übernehmen und erfüllen, dienen nur drei Jahre in der Landwehr. 3. Die in §. 11 unter Nr. 1, 2 und 4 enthaltenen Be­ stimmungen finden sinngemäße Anwendung auf die Landwehr. 4. Die Entlassung erfolgt bei den Herbst-Kontrol-Versammlungen. §. 13. 1. Die Ersatz-Reserve-Pflicht ist die Pflicht zum Eintritt in das Heer im Falle außerordentlichen Bedarfs. 2. Sie dauert vom Tage der Ueberweisung zur Ersatz-Reserve vis zum vollendeten 31. Lebensjahre. 3. Die Ersatz-Reserve wird in 2 Klassen eingetheilt. 4. Die Dienstpflicht in der I. Klaffe dauert 5 Jahre, vom 1. Oktober des Jahres an gerechnet, in weichem die Ueberweisung dahin erfolgt ist. Nach Ablauf von 5 Jahren werden die Mannschaften in die II. Klasse versetzt. 5. Die I. Klasse dient zur Ergänzung des Heeres bei Mobilmachungen und zur Bildung von Ersatz-Truppentheilen. Derselben sind alljährlich so viele Mannschaften zu überweisen, daß mit 5 Jahrgängen der Bedarf für die Mobilmachung des Heeres gedeckt ist. Die General-Kommandos berechnen und vertheilen diesen Bedarf unter Zuschlag von 25 Prozent auf die Infanterie-Brigade- und Aushebungs-Bezirke. 6. Die II. Klasse ist in Friedenszeiten von allen militärischen Verpflichtungen befreit Bei ausbrechendem Kriege können diese Mannschaften zur Ergänzung des Heeres verwendet werden. 7. Die in §. 11, 4 enthaltenen Bestimmungen finden auf die Mannschaften der Ersatz-Reserve I. Klasse sinngemäße An­ wendung, doch darf die Ersatz-Reserve-Pflicht niemals über das vollendete 31. Lebensjahr hinaus verlängert werden. 8. Ersatz-Reservisten I. und II. Klasse, welche zum aktiven Dienste eingezogen worden, sind bei Zurücksetzung des Heeres auf 'den Friedensfuß wieder zu entlassen. Sie treten, wenn sie militärisch ausgebildet find, je nach ihrem Lebens­ alter, in die Reserve oder Landwehr über, im anderen Falle in die ErsatzReserve zurück. 9. Reserve- und Landwehrpflicht ehemaliger ErsatzReservisten wird so bemessen, als wenn sie am 1. Oktober desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie das 20. Lebensjahr vollendeten, zum aktiver: Dienste irn stehenden Heere eingestellt worden wären. > §. 18. 1. Die Bestimmungen über die Dauer der Dienstpflicht im stehenden Heere, in der Landwehr nnd der Ersatz-Reserve gellen nur für den Frieden. 2. Für die Dauer einer Mobilmachung ist hienach aufgehoben: Der Uebertritt vom stehenden Heere zur Landwehr, von der Landwehr zum Landsturm, von der Ersatz-Reserve erster Klasse zur'Ersatz-Reserve zweiter Klasse, von der Ersatz-Reserve zum Landsturm. 3. Ueber Landsturm-Pflicht siehe Gesetz über der Landsturn: vom 12. Fe­ bruar 1875. *) Inhaber der Militär-Berdienst-Medaille, welche mit Nach dienen bestraft werden, sind für diejenige Zeit, welche ihnen auf die Erfüllung ihrer gesetzliche:: Dienstpflicht nicht in Anrechnung gebracht wird, von der Berechtigung zum Empfange der Medaillen-Zulage ausgeschlossen. K-M.-R. v. 26. Januar 1875. Nr. 224. Reinhard, Heerwesen. 2

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1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres.

§. 19. 1. Wer vom Auslande eingewandert ist und die Staatsangehörigkeit in einem Staate des deutschen Reiches erworben hat, wird nach Maßgabe seines Lebensalters wehrpflichtig. 2. „Personen, welche das Reichsgebiet verlassen, die Reichsangehörigkeit verloren, eine andere Staatsangehörigkeit aber nicht erworben ooer wieder verloren haben, sind, wenn sie ihren dauernden Aufenthalt in Deutschland nehmen, zur Gestellung vor den Ersatz-Behörden verpflichtet und können nachträglich ausgehoben, jedoch im Frieden nicht über das vollendete 31. Lebensjahr hinaus im activen Dienste zurückgehalten werden. Dasselbe gilt van den Söhnen ausgewanderter und wieder in das Deutsche Reich zurückgekehrter Persouen, sofern die Söhne keine andere Staatsangehörigkeit erworben haben. Die vorstehenden Bestimmungen finden auch Anwendung auf Ausgewanderte, welche zwar eine andere Staatsangehörigkeit erworben hatten, aber vor vollendetem 31. Lebensjahre wieder Reichsangehörige werden." R.-M.-G. §. 11. Seitens der Ersatz-Behörden 3. Instanz ist in jedem Einzelfalle über die Zulässigkeit der Einstellung Entscheidung zu treffen. 3* „Personen der Reserve oder Landwehr, welche nach erfolgter Auswanderung vor vollendetem 31. Lebensjahre wieder naturalisirt werden, treten in diejenige Jahresklasse (§. 11), welcher sie ohne die stattgehabte Auswanderung angehört haben würden, wieder ein." R.-M.-G. § 68. 4. Mannschaften der Ersatz-Reserve erster Klasse, welche nach erfolgter Auswanderung vor vollendetem 31. Lebensjahre wieder naturalisirt werden, treten in den Jahrgang (§. 13, 5), welchem sie ohne die stattgehabte Auswanderung angehört haben würden, wieder ein. R.-M.-G. §. 69, 2. 5. Ausländer bedürfen zum Eintritt in das Heer der Genehmigung Sr. Maj. des Königs. Militärpflicht.

§. 20. 1. Die Militärpflicht ist die Pflicht, sich der Aus­ hebung für das stehende Heer zu unterwerfen. 2. Sie beginnt mit dem 1. Januar des Kalender-Jahres, in welchem der Wehrpflichtige das 20. Lebensjahr vollendet und dauert so lange, bis über seine Dienst­ pflicht endgültig entschieden ist (§. 26). 3. Während der Dauer der Militärpflicht heißen die Wehrpflichtigen militärpflichtig. R.-M.-G. §. 10. §. 22. Es ist jedem jungen Manne überlassen, nach vollendetem 17. Lebensjahre (d. i. nach Beginn der Wehrpflicht), wenn er die nöthige moralische und körperliche Befähigung hat, freiwillig zum aktiven Dienste im stehenden Heere (oder in der Flotte) einzutreten. §. 23. T. Nach Beginn der Militärpflicht (§. 20) haben die Wehr­ pflichtigen die Pflicht, sich zur Aufnahme in die Rekrutirungs-Stammrolle (§. 3) anzumelden. (Meldepflicht.) R.-M.G. §. 34. Diese Meldung muß in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar erfolgen. 2. Die An­ meldung erfolgt bei der Ortsbehörde desjenigen Ortes, an welchem der Militärpflichtige seinen dauernden Aufenthalt hat. Hat er keinen dauernden Aufenthalt, so meldet er sich bei der Ortsbehörde seines Wohnsitzes, d. h. desjenigen Ortes, an welchem sein, oder sofern er noch nicht selbstständig ist, seiner Eltern oder Vormünder ordentlicher Gerichtsstand sich befindet. R.-M.-G. §. 12. 3. Wer innerhalb des Reichsgebietes weder einen dauernden Aufenthaltsort noch einen Wohnsitz hat, meldet sich in seinem Geburtsorte zur Stammrolle, und wenn der Geburtsort im Auslande liegt, in demjenigen Orte, in welchem die Ettern oder Familienhäupter

III. Abschn.

Die E.rganzulg deS Heeres.

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ihren letzten Wohnsitz hatten. R.-M.-G.13. 4. Bei der Anmeldung zur Stammrolle ist das Geburtszeugniß vorzulegen, sofern die An­ meldung nicht am Geburtsort selbst erstgt. 5. Sind Militärpflichtige von dem Orte, an welchem sie sich nach 9r. 2 zur Stammrolle anzumelden haben, zeitig abwesend (auf der Reise begriffene Handlungsdiener), so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr-, Arid- oder Fabrikherren die Ver­ pflichtung, sie zur Stammrolle anzumeden. R.-M.-G. §. 31. 6. Die Anmeldung zur Stammrolle ist in vorftehaider Weise seitens der Militär­ pflichtigen so lange alljährlich zu wiederholen, bis eine endgültige Entscheidung über die Dienstpflicht durch dieErsatzbehörden erfolgt ist (§. 26). Bei Wiederholung der Anmeldung zur Stammrolle ist der im ersten Militärpflichtjahr erhaltene Losungsschein (§. 65) vorzulegen. Außerdem sind etwa eingetretene Veränderungen (h Betreff des Wohnsitzes, des Gewerbes, des Standes rc.) dabei anzuzeicen. 7. Pon der Wiederholung der Anmeldung zur Stammrolle sind nur diejenigen Militärpflichtigen be­ freit, welche für einen bestimmten Zeitraum von den Ersatzbehörden ausdrücklich hiervon entbunden oder iber das laufende Jahr hinaus zurückgestellt werden (§. 27, 6). 8. Militärpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe einet ihrer Militärpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach rinem andern Aushebungs- oder Musterungs-Bezirk verlegen, haben dieses behufs Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgänge der Belörde oder Person, welche sie in die Stammrolle. ausgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst dir Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden. 9. Versäumung der Meldefristen (Nr. 1, 6, 8) entbindet nicht von der Meldepflicht. 10. Wer die vor­ geschriebenen Meldungen zur Stammrolle oder zur Berichtigung derselben unterläßt, ist mit Geldstrafe bis zu 3) Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen zu bestrafen. Ist diese Versäumniß durch Umstände herbei­ geführt, deren Beseitigung nicht in dem Willen des Meldepflichtigen lag, so tritt keine Strafe ein (§. 24, 7). R.-M.-G. §. 33. §. 24. Die Gestellungspflicht ist 1. die Pflicht der Militär­ pflichtigen, sich behufs Herbeiführung einer endgültigen Entscheidung über ihre Dienstpflicht vor den Ersatz-Behörden zu gestellen. Die Gestellung findet höchstens zweimal jährlich statt. R.-M.-G. §. 10. 2. Jeder Militär­ pflichtige ist in dem Aushebungsbezirk gestellungspflichtig, in welchem er sich zur Stammrolle zu melden hat. 3. Wünschen im Auslande sich aufhaltende Militärpflichtige ihrer Gestellungspflicht in näheren als in den unter Nr. 2 genannten Aushebungsbezirken zu genügen', so haben sie bei ihrer Anmeldung zur Stammrolle die Ueberweisung nach diesen Be­ zirken zu beantragen. In Betreff der Gestellung im Auslande siehe §. 41. 4. Unterlassene Anmeldung zur Stammrolle entbindet nicht von der Gestellungspflicht (Nr. 7). 5. Die Gestellung findet während der Dauer der Militärpflicht jährlich sowohl vor der Ersatz-Kommission, als auch vor der Ober-Ersatz-Kommission statt, sofern nicht die Militärpflichtigen durch die Ersatz-Behörden hievon ganz oder theilweise entbunden sind. 0. Ge­ suche von Militärpflichtigen um Entbindung von der Gestellung sind an den Civil-Vorsitzenden der Ersatz-Kommission desjenigen Aushebungs­ Bezirks zu richten, in welchem sie sich nach Nr. 2 oder 3 zu gestellen haben (§. 61, 3). 7. Militärpflichtige, welche in den Terminen vor den Ersatz-Behörden nicht pünktlich erscheinen, sind, sofern sie nicht 2*

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1. Abthl.

Stärke, Eimheilung und Ergänzung des Heeres.

dadurch zugleich eine härtere Strafe verwirkt haben, mit Geldstrafe bis zu 80 Mark oder Hast bis zu 3 Tagen zu bestrafen. Außerdem können ihnen von den Ersatz-Behörden die Vortheile der Losung (§. 65) entzogen werden.' Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wieder­ holt erfolgt, so können sie als unsichere Dienstpflichtige (§. 65, 3) behandelt werden. Ist diese Versäumniß durch Umstände herbeigeführt, deren Beseitigung nicht in dem Willen der Gestellungspflichtigen lag, so treten die vorerwähnten Folgen nicht ein. R.-M.-G. §. 33. §. 25. 1. Die Geneh migung zur Auswanderung darf nicht ertheilt werden: Wehrpflichtigen, welche sich in dem Alter vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 25. Lebensjahre befinden, bevor sie ein Zeugniß der Ersatz-Kommission darüber beigebracht haben, daß sie die Entlassung aus der Reichsangehörigkeit nicht blos in der Absicht nach­ suchen, um sich der Dienstpflicht im stehenden Heere zu entziehen. 2. Die Ersatz-Kommissionen haben pflichtmäßig zu erwägen, ob der Nachsuchung der Auswanderungs-Erlaubniß die versteckte Absicht zu Grunde liegt, sich der Dienstpflicht im stehenden Heere zu entziehen, und nach Be­ fund vorerwähntes Zeugniß zu ertheilen, oder zu verweigern. Die deßfallsigen Entscheidungen der ständigen Mitglieder der Ersatz-Kommission sind als endgültig zu betrachten. Bei Meinungsverschiedenheiten der beiden ständigen Mitglieder der Ersatz-Kommission ist die Entscheidung der Ober-Ersatz-Kommission einzuholen. Bis zum Eingang dieser Entscheidung ist von der Ertheilung der Auswanderungs-Erlaubniß Abstand zu nehmen. 3* Die Bestimmung unter Nr. 1 findet, sofern Familienväter für sich und ihre Familien die Auswanderung nachsuchen, auf Söhne, welche das 17. Lebensjahr vollendet haben, dergestalt Anwendung, daß, wenn auch den Familienvätern die Auswanderung gestattet werden muß, den Söhnen derselben die Genehmigung zur Auswanderung so lange zu versagen ist, als das unter Nr. 1 erwähnte Zeugniß nicht beigebracht ist. 4. Für die Zeit eines Krieges oder einer Kriegsgefahr kann durch kaiserliche Ver­ ordnung die Ertheilung der Auswanderungs-Erlaubniß an Wehrpflichtige untersagt werden. 5. Bestrafung der unerlaubten Auswanderung Militärpflichtiger siehe das Str.-G. §. 140. Grundsätze für Entscheidungen über Militärpflichtige. §. 26. !♦ Die Entscheidungen der Ersatz-Behörden werden bedingt durch die Würdigkeit, die Tauglichkeit, die bürgerlichen Verhältnisse und die Rangirung der Militärpflichtigen. 2. Sie sind vorläufige oder endgültige. 3. Die vorläufigen Entscheidungen bestehen in der Zurückstellung Militärpflichtiger von der Aushebung für einen bestimmten Zeitraum. 4. Die endgültigen Entscheidungen bestehen in der Ausschließung und Ausmusterung vom Dienste im Heere, Ueberweisung zur Ersatz-Reserve, Aushebung für einen Truppentheil. §. 27. 1. Zurückstellung Militärpflichtiger von der Aushebung kann erfolgen: a) wegen zeitiger Ausschließungsgründe, b) wegen zeitiger Untauglichkeit, c) in Berücksichtigung bürgerlicher Ver­ hält n i s s e, ä) als U e b e r z ä h l i g. 2. Die Zurückstellungen unter 1. a—c) werden in der Regel durch die Ersatz-Kommission, die unter 1. d) durch die Ober - Ersatz - Kommission verfügt. 3. In der Regel erfolgt Zurück­ stellung nur für die Dauer des laufenden Jahres, d. h. bis zum Termin für Anmeldung zur Stammrolle im nächsten Jahre. Unter besonderen

III. Abschn.

Die Ergänzung deS HeereS.

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Verhältnissen ist Zurückstellung bis zum dritten Militärpflichtjahre zu­ lässig. R.-M.-G. §. 20. 4. Zurückstellung über das dritte Militär­ pflichtjahr hinaus ist nür zulässig: a) wegen zeitiger Ausschließungs­ gründe (§. 28, 2) und zwar bis zum fünften Militärpflichtjahre, b) behufs ungestörter Ausbildung für den Lebensberuf (§. 30, 4), und zwar in ausnahmsweisen Verhältnissen bis zum fünften Militärpflichtjahre, c) in Folge erlangter Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienste und zwar bis zum 1. Oktober des sechsten Mititärpflichtjahres (§. 30, 4). R, - M. - G. §§. 14. 18. 20. 5. Zurückstellung wird von derjenigen Ersatz-Kommission verfügt, in deren Bezirk der Militärpflichtige gestellungspflichtig ist (§.^4, 2). 6. Mit Zurückstellung über das laufende Jahr hinaus (Nr. 3 und 4) ist für die Dauer derselben die Entbindung von der Anmeldung zur Stammrolle verbunden. Die zurückgestellten Militärpflichtigen sind beim Ablauf der ihnen bewilligten Zurückstellung im Bezirke derjenigen Ersatz-Kommission gestellungspflichtig, welche ihre Znrückstellung verfügt hat. Wünschen sie sich anderwärts zu gcstellen, so haben sie bei ge­ nannter Ersatz-Kommission die Ueberweisung nach dem neuen Ge-. stellungsorte zu beantragen. 7. Zurückstellungen Militärpflichtiger auf längere Dauer als vorstehend erwähnt, sowie auf Grund nicht ausdrücklich vorgesehener Billigkeitsgründe können nur von der Ministerial - Instanz ausnahmsweise genehmigt werden und sind seitens der Ersatz-Kommission auf dem Instanzenwege zu beantragen. Die Zurückstellung ganzer Berufs­ klassen auf Grund vorstehender Bestimmung ist unzulässig (§. 37, 5). R.-M.-G. §. 22. 8. Nach Eintritt einer Mobilmachung verlieren alle Zurückstellungen ihre Gültigkeit. Sie können jedoch durch die ErsatzKommission (Nr. 5), und zwar für die Zeit bis zum nächsten MusterungsGeschäft von neuem ausgesprochen werden (§. 97, 3). §. 28. 1. „Wer wegen einer strafbaren Handlung, welche mit Zucht­ haus oder mit dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft werden kann, oder wegen welcher die Verurtheilung zu einer Freiheitsstrafe von mehr als sechswöchentlicher Dauer oder zu einer entsprechenden Geldstrafe zu erwarten ist, in Untersuchung sich befindet, wird nicht vor deren Beendigung, und wer zu einer Freiheitsstrafe oder zu einer in Freiheits­ strafe umgewandelten Geldstrafe rechtskräftig verurtheilt ist, nicht vor deren Vollstreckung oder Erlaß zum Dienst im Heere eingestellt. R.-M.-G. §. 18. 2. Im fünften Militärpflichtjahre muß über solche Personen endgültig entschieden werden (§. 27, 4. a). 3. Das­ selbe gilt von denjenigen Personen, welche nicht im Besitze der bürger­ lichen Ehrenrechte sind, für die Zeit, während welcher sie unter der Wirkung der Ehren-Strafe stehen. R.-M.-G. §. 18. 4. Die Aushebung der unter Nr. 3 bezeichneten Personen darf in ihrem vierten Militärpflichtjahre er­ folgen, sofern sie im Laufe des nächsten Jahres wieder in Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte gelangen. Sie werden in diesem Falle in eine Arbeiter-Abtheilung eingestellt. Die Dienstzeit in der ArbeiterAbtheilung kommt auf die aktive Dienstzeit in Anrechnung" (§. 42, 2). R.-M.-G. §. 18. 5. Berücksichtigung von Straferkenntnissen ausländischer Gerichte siehe §. 35, 3. §. 29. 1. Militärpflichtige, welche noch zu schwach oder zu klein für den Dienst im Heere oder welche mit heilbaren Krankheiten von längerer Dauer behaftet sind, werden vorläufig zurückgestellt. 2. Die Minimalgröße für den Dienst mit der Waffe beträgt 1 m. 57 cm. Für

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1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres.

den Dienst ohne Waffe (Pharmazeuten, Krankenwärter, Oekonomie-Handwerker) ist eine bestimmte Minimalgröße nicht vorgeschrieben. S. Die an die körperliche Tauglichkeit der Militärpflichtigen zu stellenden Anforderungen sind in der Rekrutirungsordnung §. 3 —10 für das Heer enthalten. 4 Ueber die körperliche Tauglichkeit Militärpflichtiger muß in ihrem dritten Militärpflichtjahre endgültig entschieden werden. Ausrahme §. 27, 4. R.-M.-G. §. 17. §. 30. !♦ Zurückstellung in Berücksichtigung bürger­ licher Verhältnisse findet auf Ansuchen (Reklamation) der Militärpflichtigen oder deren Angehörigen statt. R.-M.-G. §. 19. 2. Es dürfen vorläufig zurückgestellt werden: a) „Die einzigen Ernährer hülfloser Fanülien, erwerbsunfähiger Eltern, Großeltern oder Geschwister; b) der Sohn eines zur Arbeit und Aufsicht unfähigen Grundbesitzers, Pächters oder Gewerbtreibenden, wenn dieser Sohn dessen einzige und unentbehrliche Stütze zur wirthschaftlichen Erhaltung des Besitzes, der Pachtung oder des Gewerbes ist; v) der nächst älteste Bruder eines vor dem Feinde gebliebenen, oder an den erhaltenen Wunden gestorbenen, oder in Folge derselben erwerbsunfähig gewordenen, oder im Kriege an Krankheit gestorbenen Soldaten, sofern durch die Zurückstellung den An­ gehörigen des letzteren eine wesentliche Erleichterung gewährt werden kann; d) Militärpflichtige, welchen der Besitz oder die Pachtung von Grundstücken durch Erbschaft oder Vermächtniß zugefallen, sofern ihr Lebensunterhalt auf deren Bewirthschaftung angewiesen und die wirthschaftliche Erhaltung des Besitzes oder der Pachtung auf andere Weise nicht zu ermöglichen ist; e) Inhaber von Fabriken und andern ge­ werblichen Etablissements, in welchen mehrere Arbeiter beschäftigt sind, sofern der Betrieb ihnen erst innerhalb des dem Militärpflichtjahre voran­ gehenden Jahres durch Erbschaft oder Vermächtniß zugefallen und deren wirtschaftliche Erhaltung auf andere Weise nicht möglich ist. Auf Inhaber von Handelshäusern entsprechenden Umfanges findet diese Vor­ schrift sinngemäße Anwendung; f) Militärpflichtige', welche in der Vor­ bereitung zu einem Lebensberufe oder in der Erlernung einer Kunst oder eines Gewerbes begriffen siud und durch eine Unterbrechung bedeu­ tenden Nachtheil erleiden würden; g) Militärpflichtige, welche ihren dauernden Aufenthalt im Auslande haben.— Können zwei arbeits­ fähige Ernährer hülftoser Familien, erwerbsunfähiger Eltern, Großeltern oder Geschwister nicht gleichzeitig entbehrt werden, so ist einer von ihnen zurückzustellen, bis der andere entlassen wird. Spätestens nach Ablauf des zweiten Militärpflichtjahres soll der einstweilen zurückgestellte eingestellt und gleichzeitig der zuerst eingestellte entlassen werden. Diese Bestimmung findet auf Nr. 2. b) entsprechende Anwendung." R.-M.-G. §. 20. 5 Durch Verheirathung eines Militärpflichtigen können Ansprüche auf Zurückstellung nicht begründet werden. R.-M.-G. §. 22. 4. Im dritten Militärpflichtjahre muß über die in Berücksichtigung bürgerlicher Verhält­ nisse Zurückgestellten endgültig entschieden werden. Auf die unter Nr. 2. f) aufgeführten Militärpflichtigen finden die Bestimmungen des §. 27 Nr. 4. b) oder c) Anwendung. R.-M.-G. §. 20, 6. §. 31. 1. Zurückstellungen in Berücksichtigung von Reklamationen finden nur nach eingehender Prüfung der Verhältnisse durch die Ersatz-Kommission statt, sofern die Veranlassung zur Reklamation nicht erst nach Beendigung des Musterungsgeschäftes entstanden sein sollte.

III

Abschn.

Die Ergänzung des Heeres.

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R.-M.-G. §. 19. 2. Sind die Reklamationsgründe durch freie Ent­ schließung des Militärpflichtigen oder seiner Angehörigen herbeigeführt (z. B. durch Ankauf, Erpachtung, Uebertragung eines Besitzthums u. s. w.), so sind sie in der Regel zu verwerfen. Das Vorhandensein von verheiratheten Brüdern, welche mindestens 26 Jahre alt und durch ihren eigenen Hausstand außer Stand gesetzt sind, reklanrirende Eltern zu unterstützen, ist als Grund zur Verwerfung der Reklamation nicht anzusehen. Desgleichen das Vorhandensein eines ältern Bruders, der im Heere als Unteroffizier dient, insofern eine Bescheinigung des Truppentheils darüber vorliegt, daß dieser mit ersterem auch fernerhin zu kapituliren gedenkt. 3* Wird die Zurückstellung eines Militärpflichtigen in Antrag gebracht, weil dieser als die einzige Stütze seiner Eltern oder Angehörigen zu betrachten ist, indem ein anderer zur Unterstützung derselben verpflichteter sich dieser Pflicht entzieht oder wegen strafbarer Handlungen eine längere Freiheitsstrafe zu verbüßen hat, so ist der Antrag auf Zurückstellung des ersteren in der Regel als begründet nicht zu erachten und besonders dann nicht, wenn jener andere zur Unterstützung Verpflichtete etwa selbst schon zu diesem Behufe von der aktiven Dienstpsiicht entbunden worden ist. Auch kann in der Regel daraus ein Reklamationsgrund nicht hergeleitet werden, daß ein zur Unterstützung Verpflichteter dieser Verpflichtung nur unter besondern Opfern nachkommen kann, indem er z. B. sein lohnendes Ge­ werbe zeitweise aufgibt, um dem arbeitsunfähigen Vater unmittelbar hilf­ reiche Hand zu leisten. 4. Die im §. 30 2. a) bezeichneten Berück­ sichtigungen dürfen in der Regel nicht eintreten, wenn die Familie rc. neuerdings erhebliche Unterstützungen aus Armen-Fonds bezogen hat. — Wenn es sich in den Fällen des §. 30 2. a) u. b) darum handelt, festzustellen, ob die Person, zu deren Gunsten reklamirt worden ist, noch arbeits- beziehungsweise aufsichtsfähig ist oder nicht, so entscheiden hierüber die Ersatzbehörden "nach Anhörung des Gutachtens des denselben bei­ gegebenen Arztes, weshalb in derartigen Fällen die gedachte Person sich den Ersatz-Behörden in der Regel persönlich vorstellen muß (§. 62, 7). 5. Die im Vorstehenden enthaltenen Bestimmungen finden auf Stiefsöhne und Adoptivsöhne, sowie auf uneheliche Söhne gegenüber ihrer Mutter, gleiche Anwendung, wogegen sie auf Pflegesöhne, welche nicht durch ge­ richtliche Urkunden an Kindes statt angenommen sind, nicht aus­ gedehnt werden dürfen. 6. Die im §. 30, 2. f) aufgeführte Vergünstigung kann auch gewährt werden: a) Handwerksburschen, wenn dieselben im In­ teresse ihrer gewerblichen Verhältnisse zu wandern beabsichtigen; b) den Schifffahrt treibenden Militärpflichtigen der Landbevölkerung. Die Zurückstellung der im Auslande lebenden Militärpflichtigen darf bis zu dem in ihrem dritten Militärpflichtjahre stattfindenden AushebungsGeschäfte ausgedehnt werden. Die Zurückstellung der in Rußland lebenden bayerischen Militärpflichtigen bis zu vorstehend erwähntem Termine darf seitens der Königlichen Gesandschaft in St. Petersburg, hinsichtlich der übrigen deutschen Militärpflichtigen seitens der Kaiserlich Deutschen Botschaft dortselbst — unter Benachrichtigung der heimathlichen ErsatzKommission (§. 23, 3) — verfügt werden. §. 32. 1. Sobald der Bedarf an Ersatzmannschaften gedeckt ist, werden die noch vorhandenen diensttauglichen Militärpflichtigen bis zum nächsten Jahre als überzählige zurückgestellt. Doch kann auf die­ selben im Falle des Bedarfs während der Dauer der Nachersatzgestellungen

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1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heereö.

(§. 76) jederzeit zurückgegriffen werden. 2. Eine Zurückstellung Militär­ pflichtiger als Ueberzählige ist nur bis zu dem auf ihr drittes Militär­ pflichtjahr folgenden 1. Februar zulässig und muß bis dahin endgültig über sie entschieden sein (§. 26, 4; §. 37, 4). §. 33. 1. Ueber die erfolgten Zurückstellungen sind seitens der Ersatz-Kommissionen Bescheinigungen auszufertigen. In denselben ist die Dauer der Zurückstellung genau anzugeben, sowie ob für die Dauer der Zurückstellung die Entbindug von der Anmeldung zur Stammrolle stattgefunden hat. 2. Diese Bescheinigungen sind einzutragen für alle der Aushebung unterworfenen Militärpflichtigen in die Loosungsscheine (§. 66) und zwar unter „Bemerkungen", für alle zum einjährig-freiwilligen Dienste Berechtigten in die Berechtigungsscheine (§. 88). 3. Für die überzähligen Militärpflichtigen genügt der Vermerk „Ueberzählig" im Losungsschein. 4. Für die Militärpflichtigen, welche seitens der Truppen zum freiwilligen Dienste angenommen sind, dient als Ausweis — behufs Zurückstellung von der Aushebung bis zum Dienstantritt — der An­ nahmeschein (§. 84). §. 34. 1. Endgültige Entscheidungen über Militärpflichtige erfolgen durch die Ober-Ersatz-Kommission. R.-M.-G. §. 30, 7. Aus­ nahmen hievon finden nur bei außerterminlichen Musterungen (§. 77) und im Kriege (§. 97) statt. 2. Gegen die Entscheidungen der Ober-ErsatzKommissionen steht nur den Militärpflichtigen und ihren zur Reklamation berechtigten Angehörigen eine Berufung an die höheren Instanzen zu. Gegen die Enscheidungen der Ober-Ersatz-Kommissionen über die körper­ liche Brauchbarkeit (Tauglichkeit) der Militärpflichtigen und über die Vertheilung der ausgehobenen Mannschaften auf die verschiedenen Waffen­ gattungen und Truppentheile findet eine Berufung nicht statt. In Aus­ hebungsbezirken, welche ihren Rekrutenantheil nicht aufzubringen vermögen, kann jedoch gegen die auf Befreiung von der aktiver: Dienstpflicht gerichteten Entscheidungen auch seitens des ständigen militärischen Mitglieds der Ober-Ersatz-Kommission Berufung an die höhere Instanz eingelegt werden. R.-M.-G. §. 30, 8. 3. Die endgültigen Entscheidungen über Militärpflichtige dürfen nur bis zur Endfrist der auf Grund der voran­ gegangenen Paragraphen zulässigen Zurückstellungen hinausgeschoben werden. 4. Sobald über Militärpflichtige nicht endgültig entschieden werden kann, weil sie sich nicht rechtzeitig vor den Ersatz-Behörden gestellen, bleibt die endgültige Entscheidung bis zu ihrem persönlichen Erscheinen vor den Ersatz-Behörden ausgesetzt. Dieselben bleiben bis zum Erlöschen ihrer Wehrpflicht fortdauernd verpflichtet, sich der Aushebung zu unter­ werfen. R.-M.-G. §. 10. §.35. Ausgeschlossen' vom Dienste im Heere werden: 1. Militärpflichtige, welche zur Zuchthausstrafe verurtheilt worden sind, und 2. solche, auf welche auch noch in ihrem fünften Militärdienstjahre die Bestimmungen des §.28, 1 u. 3 Anwendung finden. 3. Straferkenntnisse ausländischer Gerichte wider Militärpflichtige werden nur dann in gleicher Weise, wie vorstehend angegeben, berücksichtigt, wenn von einem deutschen Gerichtshöfe wegen derselben strafbaren Handlungen nachträglich uuf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt worden ist, oder wenn eine strafbare Handlung vorliegt, welche, wenn sie während des aktiven Dienstes im Heere begangen wäre, die Entfernung aus dem Heere zur Folge gehabt haben würde. D. Str.-G. §. 37; Milit.-Str.-G. §.31.

III. Abschii.

Die Ergänzung deS Heeres.

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4. Die Ausschließung vym Dienste im Heere erfolgt durch Ertheilung eines Ausschließungsscheines. §. 36. 1. Militärpflichtige, welche wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen sowohl zum Dienste mit der Waffe, als auch zum Dienste ohne Waffe (§. 29,2) dauernd untauglich befunden werden, sind auszumustern, d. h. vom Dienste im Heere befreit. 2. Dieselben sind, sobald ihre dauernde Untauglichkeit festgestellt ist, von jeder weitern Gestellung vor den ErsatzBehörden entbunden. 3. Ihre Ausmusterung erfolgt ohne Rücksicht auf das Militärpflichtjahr in welchem sie sich befinden, durch Ertheilung eines Ausmusterungsscheines. 4. Militärpflichtige, welche sich vorsätzlich durch Verstümmelung oder auf andere Weise dauernd untauglich gemacht haben und daher auszumustern sind, unterliegen der Strafbestimmung des §. 142 des Strafgesetzbuches für das deutsche Reich. Die Herbeiführung der dieserhalb einzuleitenden gerichtlichen Untersuchung ist Sache des Civil-Vorsitzenden der Ersatz-Kommission. §. 37. Der Ersatz-Reserve sind zu überweisen: !♦ Mili­ tärpflichtige, welche wegen unheilbarer körperlicher Fehler nur bedingt tauglich befunden werden, ohne Rücksicht auf das Militärpflichtjahr, in welchem sie sich befinden. 2. Militärpflichtige, welche wegen zeitlicher Untauglichkeit zurückgestellt worden sind (§. 29) und auch in ihrem dritten Militärpflichtjahre nur bedingt tauglich befunden werden. 3. Militär­ pflichtige, welche auf Grund der im Z. 30, 2 a — e enthaltenen Be­ stimmungen zurückstellt worden sind, werden, insofern ihnen diese Berück­ sichtigungsgründe nach Entscheidung der verstärkten Ober-Ersatz-Kommission auch noch in ihrem dritten Militärpflichtjahre zur Seite stehen. (Ein Berücksichtigter, der sich der Erfüllung des Zweckes entzieht, welcher seine Uebcrweisung zur Ersatz-Reserve herbeigeführt hat, kann vor Ablauf des Jahres, in welchem er das 25. Lebensjahr vollendet, nachträglich aus­ geh ob en werden. R.-M.-G. §. 21. Zu einer derartigen nachträglichen Heranziehung zum aktiven Dienste ist nach eingeholtem Gutachten der ver­ stärkten Ersatz-Kommission (§. 63, 5 c) die Genehmigung der verstärkten Ober-Ersatz-Kommission erforderlich.) 4. Die als Ueberzühlige zurückge­ stellten Militärpflichtigen, insofern sie auch in ihrem dritten Militärpflicht­ jahre überzählig bleiben und auch bis zum 1. Februar des folgenden Kalenderjahres zu Nachstellungen (§. 76) nicht gebraucht werden. R.-M.G. §. 13,4. 5. Die ausnahmsweise Ue Verweisung Militär­ pflichtiger zur Ersatz-Reserve kann durch die Ministerial-Jnstanz verfügt werden (§. 27 ), wenn in einzelnen Fällen besondere nicht ausdrücklich vorgesehene Billigkeitsgründe die Berücksichtigung rechtfertigen. Auf ganze Berufsklassen darf diese Vergünstigung nicht ausgedehnt werden.*) R.-M.-G. §. 22. *) Miliitärpflichtige, welche nach dem 23. Mai 1874 das Studium der Theo­ logie ergriffen haben, können vermöge ihrer Berufswahl einen Anspruch auf Zurück­ stellung nicht machen. Deren Zurückstellung mit Rücksicht auf die Vorbereitung für den Beruf kann nur in Folge erlangter Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst verfügt werden. Diesen haben sie so rechtzeitig abzuleisten, daß nicht Ver­ hältnisse eintreten, welche ihnen die Erfüllung dieser aktiven Dienstpflicht erschweren. Befreiung und Überweisung derselben zur Ersatzreserve mit Rücksicht auf den Beruf ist ausgeschlossen und kann in Würdigung des einzelnen Falles nur durch die Ministerial-Jnstanz verfügt werden. V. Bl. 1876 Nr. 6.

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Stärke, Einteilung und Ergänzung des Heeres.

§. 38. „L. Der ersten Klasse der Ersatz-Reserve werden vorzugsweise diejenigen Personen überwiesen, welche tauglich befunden, aber als Ueberzählige nicht zur Einstellung gelangt sind, 2. Der etwaige weitere Bedarf ist zu entnehmen: a) aus der Zahl derjenigen Militär­ pflichtigen, deren häusliche Verhältnisse für den Fall eines Krieges die weitere Berücksichtigung nicht gerechtfertigt erscheinen lassen; b) aus der Zahl derjenigen Militärpflichtigen, welche wegen geringer körperlicher Fehler befreit werden (d. h. nur bedingt tauglich sind); c) aus der Zahl derjenigen Militärpflichtigen, welche wegen zeitiger Dienstunbrauchbarkeit vom Militärdienste im Frieden befreit werden (d. h. zeitig untauglich sind), deren Kräftigung aber während der nächstfolgenden Jahre in dem Maße zu erwarten ist, daß sie voraussichtlich zum Kriegsdienste werden einge­ zogen werden können. 3. Ist ein Ueberschuß vorhanden, so entscheidet unter den Freigeloosten (Ueberzähligen) die Reihenfolge der Loosnummer nach Maßgabe der im §. 65 enthaltenen Bestimmungen, unter den übrigen Militärpflichtigen das Lebensalter, die bessere Dienstbrauchbarkeit (Taug­ lichkeit) und die Abkömmlichkeit." R.-M.-G. §. 25. 4. Die Ueberweisung zur Ersatzreserve erster Klasse erfolgt durch Ertheilung eines ErsatzReserve-Scheines I. §. 39. 1. Alle Militärpflichtigen, welche der Ersatzreserve zu über­ weisen sind, aber als weniger geeignet oder überschüssig nicht der ersten Klasse zugetheilt werden, sind der Ersatz-Reserve zweiter Klasse zu üb er weisen. 2. Die Ueberweisung zur Ersatzreserve zweiter Klasse erfolgt durch Ertheilung eines Ersatz-Reserve-Scheines II. §. 41. 1. Ueber Militärpflichtige, welche ihren dauernden Aufenthalt im Auslande haben, darf durch die Ober-Ersatzkommission endgiltig entschieden werden, ohne daß ihr persönliches Erscheinen vor den Ersatzbehörden erforderlich ist, wenn sie durch glaubhafte ärztliche Zeugnisse nachweisen, daß sie a) dauernd untauglich (§. 36, 1); b) nur bedingt tauglich sind (§. 37, 1 und 2); c) wenn sie durch glaubhafte obrigkeitliche Zeugnisse nachweisen, daß ihnen einer der §. 30, 2 a — e aufgeführten Reklamationsgründe zur Seite steht. 2. Zur Ausstellung glaubhafter ärztlicher Zeugnisse können bestimmte Aerzte im Auslande durch den Reichskanzler ermächtigt werden*). Auch sind die Aerzte der kaiserlichen Marine befugt, dergleichen Zeugnisse auszustellen. 3. Auf den nach Nr. 1 vorzulegenden Zeugnissen ist seitens desjenigen Konsuls des Deutschen Reiches, welcher den Militärpflichtigen in seiner Matrikel führt, die Identität zu bescheinigen. In den ärztlichen Zeugnissen ist außerdem von genannteiu Konsul anzugeben, daß die ärztliche Untersuchung in Gegen­ wart eines Konsularbeamten stattgefunden hat. Bei Untersuchungen durch *) Laut Ausschreibung des Reichskanzlers vom 6. Februar 1876 sind er­ mächtigt worden: 1. Dr. Lehweß zu St. Petersburg, 2., Dr. Reimann zu Kieff, für das innere, beziehungsweise 3. Dr. Wagner zu Odessa, südliche Rußland. 4. Dr. Ossenkop zu Berdiansk, 5. Dr. Glück zu Bukarest für Rumänien, 6. Dr. Tellkampf zu New-Dork für die vereinigten Staaten von Amerika, daun laut Ausschreibung vom 5. April 1876: Dr. Otto Gieseler zu Moskau für die im Innern Rußlands sich dauernd aufhaltenden deutschen Militärpflichtigen.

III. Abschn.

Die Ergänzung deS Heeres.

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Aerzte der kaiserlichen Marine ist noch die Hinzuziehung eines Offiziers derselben erforderlich. §. 42. 1» Die Aushebung erfolgt entwender zum Dienste mit der Waffe oder zum Dienste ohne Waffe oder zum Dienste als Arbeits­ soldat. 2. Als Arbeitssoldateu sind — unter den Voraussetzungen des §. 28, 4 und 5 — Militärpflichtige nur dann auszuheben, wenn sie zum Dienste mit der Waffe tauglich sind. S. Eine versuchsweise Aus­ hebung von Militärpflichtigen darf stattfinden, sobald dieselben angeblich an Gebrechen leiden, deren Vorhandensein bei der Gestellung vor den Ersatzbehörden überhaupt nicht oder nicht in dem behaupteten Grade nach­ gewiesen werden kann.(Z. 64, 4). Listenführung.

§. 43. !♦ Alle das Ersatzwesen betreffenden Listen müssen gewissenhaft und sorgfältig geführt und deutlich geschrieben werden. Irrungen sind nicht durch Radiren, sondern mittelst eines Durchstrichs zu verbessern. Der Grund der Abänderung ist durch eine bezügliche Bemerkung zu er­ läutern. 2. Die Listen bestehen in den Grundlisten (§. 3, 2) und in den Vorstellungslisten (§. 49). S. Die Grundlisten bestehen in den Rekrutirungs-Stammrollen, den alphabetischen Listen und den Restantenlistcn. Die Rekrutirungs - Stammrollen dienen zur Aufnahme der Namen aller Militärpflichtigen derselben Gemeinde oder des gleichartigen Verbandes. Die alphabetischen Listen dienen zur Aufnahme der Namen aller Militär­ pflichtigen desselben Aushebungs-Bezirkes. Die Restantenlistcn dienen zur Aufnahme aller Militärpflichtigeil des Aushebungs-Bezirkes, über welche nach Ablauf ihres dritten Militärpflichtjahres nicht endgültig entschieden ist. 4. Die Vorstellungslisten dienen zur Aufnahme der Namen jener Militär­ pflichtigen, über welche eine endgültige Entscheidung hcrbcigeführt werden kann und lnuß. §. 44. Die Vorsteher der Gemeinden oder gleichartigen Verbände haben unter Kontrole der Ersatzbehörden Rekrutirungs-Stammrollen über alle Militärpflichtigen (§. 45) zu führen. Sie werden auf Grund der Civilstands-Register, der nach §. 23 zu erstattenden Anmel­ dungen und amtlicher Ermittelungen geführt. §. 45. Die Rekrutirungs - Stammrollen werden jahrgangsweise an­ gelegt, so daß für alle Militärpflichtigen, welche innerhalb eines Kalender­ jahres geboren sind, eine besondere Stammrolle besteht. Die Militärpflichtigen werden in alphabetischer Reihenfolge — uneheliche Söhne nach dem Namen der Mutter — eingetragen; Jene mit gleichen Anfangs­ buchstaben unter sich numerirt; Unter dem letzten Namen jedes Buchstaben genügender Raum zu Nachtragungen freigelassen. In die RekrutirungsStammrollen werden ausgenommen: die innerhalb des Bezirkes der Gemeinde rc. geborener: männlichen Personen beim Eintritt in das militärpflichtige Alter, sofern sie nicht vorher verstorben sind; die in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar sich anmeldenden Militärpflichtigen (§. 23, 1 u. 6) ; die sich nachträglich anmeldenden Militärpflichtigen (§. 23, 9). die durch die amtlichen Nachforschungen der Ortsbehörden etwa sonst noch ermittelten zur Anmeldung Verpflichteten. Die mit Führung der Civilstandsregister betrauten Behörden und

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1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung deö Heeres.

Personen*) übersenden bis 15. Januar jedes Jahres: a) den Vor­ stehern der Gemeinden re. einen Auszug aus dem Geburtsregister des um siebzehn Jahre zurückliegenden Kalenderjahres, enthaltend alle Ein­ tragungen der Geburtsfälle von Kindern männlichen Geschlechts innerhalb der Gemeinde rc.; b) dem Civilvorsitzenden der Ersatz-Kommission des Bezirkes einen Auszug aus dem Sterberegister des letztverstossenen Kalenderjahres; enthaltend die Eintragungen von Todesfällen männlicher Personen, welche das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, innerhalb ihres Bezirkes. Z. 46. Die. alphabetische Liste ist die Zusammenstellung aller in den Rekrutirungs-Stammrollen eines Jahres enthaltenen Militär­ pflichtigen für den Aushebungsbezirk. Das Ersatzgeschäft wird auf die alphabetische Liste des taufenden Jahres und diejenigen der beiden vorher­ gehenden Jahre gegründet. Die einzelnen Gemeinden rc. werden in alpha­ betischer Reihenfolge hinter einander aufgeführt uud mit fortlaufenden römischen Ziffern bezeichnet. Übertragungen von Namen in den alphabetischen Listen finden statt, wenn ein Militärpflichtiger seinen Aufenthaltsort innerhalb des Aus­ hebungsbezirks wechselt. Streichungen von Namen finden statt: a) wenn Militärpflichtige verstorben sind; b) wenn Militärpflichtige eine endgültige Entscheidung seitens der Ersatz-Behörden erhalten haben, bezw. als Rekruten ausgehoben sind; c) wenn Militärpflichtige freiwillig eingetreten sind, wenn Militärpflichtige, welche nicht in dem Aushebungs­ bezirke geboren sind, in Folge Aufenthaltswechsels nach andern Aus­ hebungsbezirken überwiesen sind; d) wenn Militärpflichtige in der Re­ stantenliste ausgenommen sind. Neben jeder Streichung ist der Grund kurz zu vermerken. Alle Militärpflichtigen, welche nach andern Aushebungsbezirken verziehen, werden durch den Civilvorsitzenden der Ersatzkommission des bisherigen Aushebungsbezirks an jenen des neuen Aushebungsbezirks üb erwiesen. Geschieht die Ueberweisung nach der Losung, so wird auch die gezogene Losnummer mitgetheilt. Für die richtige Führung dieser Liste ist der Civilvorsitzende verantwortlich. Er erhält den Militärvorsitzenben von allen vorgenommenen Veränderungen auf beut Laufenden. Der Militärvorsitzende nimmt all­ jährlich vor der Musterung Abschrift von der alphabetischen Liste des taufenden Jahres uiib berichtigt jene der Vorjahre nach den Listen des Civilvorsitzenden. Er hätt seine alphabetischen Listen unter eigenem Ver­ schluß und ist mit verantwortlich, daß die Eingetragenen so lange fortgeführt werden, bis sie bestimmungsgemäß gestrichen werden dürfen. Die alphabetischen Listen werden so lange aufbewahrt, bis die in den­ selben enthaltenen Militärpflichtigen das 31. Lebensjahr vollendet haben. Ihre Vernichtung verfügt sodann die Oberersatzkommission. §. 47. In die Restantenliste werden die Namen jener Wehr­ pflichtigen übertragen, welche in der alphabetischen Liste der im dritten Militärpflichtjahre Stehenden nach Beendigung des Ersatzgeschäftes un*) Den mit Führung der Standesregister oder Kirchenbücher bisher betraut gewesenen Personen verbleibt die Verpflichtung über die bis zur Wirksamkeit des Gesetzes vom 6. Ftbruar 1875 eingetragenen Geburten in der bisherigen Weise Geburtölisten einzureichen.

III. Abschn.

Die Ergänzung des HeereS.

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gelöscht geblieben sind, weil über sie noch nicht endgültig entschieden worden ist. Sie werden jahrgangsweise aufgestellt. In dieselben gehören auch diejenigen Personen, welche erst nach Ablauf ihres dritten Militärpflicht­ jahres in die Rekrutirungs - Stammrollen des Aushebungsbezirks aus­ genommen werden. Die Militärpflichtigen werden in den Restantenlisten so lange fortgeführt, bis sie aus dem wehrpflichtigen Atter getreten sind, sofern sie. nicht vorher endgültige Entscheidung seitens der Ersatz-Behörde i erhalten oder die Reichsangehörigkeit verlieren. Militärpflichtige, welche nach Beendigung des in ihrem dritten Militärpflichtjahre stattfindenden Ersatz-Geschäfts unermittelt geblieben sind, werden nur in der Restautenlistedes Aushebungsbezirks ihres Geburtsorts weiter geführt. Die Restautenliste führt der Civil-Vorsitzende. Der Militär-Vorsitzende besorgt sich alljährlich Abschrift der neuaufgestellten Restautenliste und er­ hält von spätern Veränderungen durch Ersteren Kenntniß. Die Restantenlisten derjenigen Jahrgänge von Wehrpflichtigen, welche das 42. Lebensjahr vollendet haben, werden vernichtet, sowie die dazu gehörigen Rekrutirungs-Stammrollen. §. 48. 1. Zur Berichtigung der Grundlisten hat der Civil-Vor­ sitzende jeder Ersatz-Kommission über die getroffene vorläufige oder end­ gültige Entscheidung über die in seinem Aushebungsbezirk zur Gestellung herangezogenen, in andern Aushebungsbezirken gebürtigen Personen denc dortigen Civil-Vorsitzenden Mittheilung zu machen. 2. Die Benachrichtungsschreiben werden als Belege zu den alphabetischen oder Restanten­ listen mit diesen ausbewahrt und 3. bis zum 1. März dieselben hienach berichtigt. 4. Der Civil-Vorsitzende veranlaßt, wenn nöthig, die Berich­ tigung der ihm vorgelegten Rekrutirungs-Stammrollen. 5. Nach deut Verbleib Militärpflichtiger, welche sich ohne Erlaubniß vor den ErsatzBehörden nicht gestellt haben, sind durch den Civil-Vorsitzenden unverzüglich Ermittelungen anzustellen*).* 6. Gegen Militärpflichtige, welche bis zur Beendigung ihres dritten Pflichtjahres unermittelt geblieben sind ober ohne Erlaubniß das Reichsgebiet verlassen haben, wird auf Veranlassung des Civil-Vorsitzenden ihres Geburtsorts das gerichtliche Verfahren (§. 140 des deutsch. Strafgesetzes) eingeleitet. Liegt der Geburtsort im Auslande, so veranlaßt derjenige Civil-Vorsitzende die Untersuchung, in dessen Grund­ listen der Militärpflichtige geführt wird. Das ergangene Erkenntniß wird in den Grundlisten vernu'rkt. §. 49. Die Vorstelluugslisten sind Auszüge aus den alpha­ betischen und enthalten die Namen derjenigen Wehrpflichtigen, über welche eine endgültige Entscheidung gefällt werden kann und muß. Vorstellungstiste A. enthält die vom Dienste iin Heere auszuschließenden Wehrpflichtigen, Vorstellungsliste B. die wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen und Mindernlaß (unter 157 cm.) dauernd Untauglichen, Vorstellungsliste C. die wegen zeitiger Untauglichkeit, bedingter Taug*) Diese Nachforschungen sind nicht durch Ausschreibungen, sondern durch Er« kundigungen bei der treffenden Heimathöbehörde, bei der Behörde des letzten Aufent­ haltsorts, bei Familien-Angehorigen, Verwandten, Arbeitsgebern rc. rc. zu bewerk­ stelligen. Rescr. b.

». 11 Mai 1873, v. Bl. 23.

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1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres.

lichkeit, häuslicher Verhältnisse und die als überschüssig zur Ersatz-Reserve II. Klasse in Vorschlag gebrachten Wehrpflichtigen, Vorstellungsliste D. a) die als überzählige, b) wegen häuslicher Ver­ hältnisse, c) wegen geringer körperlicher Fehler, d) wegen vorübergehender körperlicher Untauglichkeit zur Ersatz-Reserve I. Klasse in Vorschlag ge­ brachten Wehrpflichtigen. Borstellungsliste E. enthält die zur Aushebung in Vorschlag gebrachten Militärpflichtigen nach der bei der Musterung festgesetzten Reihenfolge (§. 65) die sich freiwillig zum Eintritt Meldenden an der Spitze. Als Beilagen dienen: Beilage 1 enthält die zur Disposition der Ersatzbehörden ent­ lassenen Mannschaften, über welche endgültig zu entscheiden ist (§. 81); Beilage 2 enthält die zur Zeit des Aushebungsgeschäftes noch vorläufig beurlaubten Rekruten (§. 75 u. 80); Beilage 3 enthält die von den Truppenteilen abgewiesenen Einjährig-Freiwilligen (§. 94). Beilage 1 und 2 fertigt der Miliär -, Beilage 3 der Civil - Vorsitzende der ErsatzKommission aus. Vorstellungslisten sammt Beilagen und Veränderungs­ Nachweisen werden mit den Restantenlisten zusammen aufbewahrt und vernichtet. Ersatz-Vertheilung.

§. 50. Se. Maj. der König bestimmt alljährlich die Zahl der in das stehende Heer einzustellenden Rekruten. Hiernach wird bei allen Truppentheilen der Ersatzbedarf*) unter Anrechnung der zum drei- oder vier­ jährigen Dienste freiwillig eintretenden Mannschaften ermittelt**). tz. 52. Das Kriegsministerimn vertheilt den Gesammtbedarf an Re­ kruten auf die beiden Korps-Ersatz-Bezirke, innerhalb derselben auf die einzelnen Jnfanterie-Brigade-Bezirke und auf die Truppenteile des Heeres und theilt diese Ersatz-Vertheilung dem Staatsministerium des Innern mit. Von den vereinten Ministerien wird die hienach aufgestellte Ministerial-Ersatz-Vertheilung den Ersatz-Behörden dritter Instanz zu­ geschlossen. §. 53. Die Ersatz-Behörden dritter Instanz geben den Ober-ErsatzKommissionen die nach Maßgabe der Ministerial-Ersatz-Vertheilung auf die einzelnen Jnfanterie-Brigade-Bezirke treffenden Rekrutenquoten bekannt. Vermag ein Jnfanterie-Brigade-Bezirk die ihm auferlegte Bedarfszahl nicht aufzubringen, so wird die fehlende Zahl durch die Ersatz-Behörde III. In­ stanz auf die übrigen Jnfanterie-Brigade-Bezirke des Ersatz-Bezirkes nach dein Verhältniß ihrer Bevölkerung vertheilt. Kann ein Korps-Ersatz*) Bei Berechnung des Ersatzbedarfes bleiben die etwa zur Einberufung ge­ langenden VolkSschullehrer und Kandidaten des DolkSfchulamtS (§. 9) außer Betracht. **) Der Ersatzbedarf wird armeekorpSweise zusammengestellt und durch die General-Kommandos bis zum 15. April jeden Jahreö dem Kriegsministerium eingereicht. Der Ersatzbedarf für die Ouvrierö-Kompagnie wird durch die Inspektion der Artillerie und deö Trainö, jener für die Eisenbahn-Kompagnie durch die In­ spektion deS Ingenieur-Korps uno der Festungen, endlich jener für die EguitationSAnstalt durch deren Kommando zum vorbezeichneten Termin dem Kriegsministerium angemeldet. Die Inspektion der Artillerie und des TrainS macht gleichzeitig die in den Artillerie-Werkstätten geprüften Profefsionisten, welche zur RekrutirungöStammrolle angemeldet sind, unter Bezeichnung der Gewerbe und Aushebungs­ bezirke namhaft.

III. Abschn.

Die Ergänzung deS HeereS.

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Bezirk die ihm auferlegte Bedarfszahl nicht stellen, so ist dem Kriegs­ ministerium hievon Mittheilung zu machen. Die Vertheilung des Bedarfs an Ersatz-Reservisten erster Klasse auf die Jnfanterie-Brigade-Bezirke erfolgt in analoger Weise durch die ErsatzBehörden III. Instanz. §. 54. Nach Empfang der Ministerial-Ersatz-Vertheilung entwerfen die "Ober-Ersatz-Kommissionen eine vorläufige Brigade-Ersatz-Vertheilung auf die einzelnen Aushebungs-Bezirke, welche ihnen als Anhalt für die durch sie zu bewirkende Rekrutenaushebung, insbesondere auch für die Auswahl der Militärpflichtigen nach Waffengattungen, dient. Für die Aufstellung der Brigade-Ersatz-Vertheilung ist nicht die Seelenzahl der einzelnen Aushebungsbezirke maßgebend, sondern die Zahl der im laufenden Jahre in jedem Aushebungsbezirke in den Vorstellungs­ listen C, D und E enthaltenen Wehrpflichtigen. Die im Laufe des ver­ flossenen Kalenderjahres freiwillig eingetretcnen und die außerdem noch nachträglich anzurechnenden Mannschaften sind in ihren Aushebungsbezirken in Anrechnung zu bringen. Ist ein Aushebungsbezirk nicht im Stande, die ihm auferlegte Rekrutenzahl selbst bei Heranziehung der Militär­ pflichtigen sämmtlicher Altersklassen aufzubringen, so werden die andern Aushebungsbezirke desselben Brigadebezirks zur Aushilfe herangerogen. Die Ober-Ersatz-Kommissionen vertheiten in diesem Falle den Ausfall nach Maßgabe der in den übrigen Aushebunsbezirken noch vorhandenen ein­ stellungsfähigen Militärpflichtigen der 20jährigen, demnächst eventnell der Ueberzähligen der 21jährigen Altersklasse u. s. w. derart, daß in keinem Aushebungsbezirke auf einen ältern Jahrgang überzählig gebliebener Mi­ litärpflichtiger zurück gegriffen werden darf, so lange in Aushebungs­ bezirken desselben Brigadebezirks noch Wehrpflichtige des laufenden Jahr­ gangs oder überzählig gebliebene Militärpflichtige eines jüngern Jahr­ gangs vorhanden sind. R.-M.-G. §§. 9u 13, 4. Für die Vertheilung der aufzubringenden Bedarfszahlen an Ersatz-Reservisten erster Klasse auf die einzelnen Aushebungsbezirke finden vorstehende Festsetzungen gleich­ mäßige Anwendung.

Vorbereitungsgeschäft.

§. 55. Das Vorbereitungsgeschäft im Allgemeinen umfaßt den Zeitraum vom Jahresbeginn bis zum Musterungsbeginn innerhalb welches erfolgt: a) die Aufstellung der Grundlisten des laufenden Jahres und die Berichtigung älterer Grundlisten, b) Die Fertigung und Ein­ reichung der zur Leitung des Ersatz-Geschäftes erforderlichen Nachweisungen (Vorbereitungs-Eingaben), c) Die Vorbereitung zur Rundreise der ErsatzKommission. §. 56. 1. Die Vorsteher der Gemeinden re. haben alljährlich im Monat Januar durch öffentlichen Anschlag, durch öffentliche Blätter oder auf andere ortsübliche Weise die zur Anmeldung zur Rekrutirüng sStammrolle verpflichteten Militärpflichtigen, sowie deren Eltern, Vornlünder, Lehr-, Brod- oder Fabrikherrn zur Befolgung der im §. 23 ent­ haltenen Bestimmungen auffordern zu lassen. 2. Alle Militärpflichtigen welche sich zur Stammrolle anmelden oder angemeldet werden, sind nach, vorheriger Prüfung ihrer Papiere sogleich einzutragen, oder ist ihnen eine Bescheinigung über die erfolgte Anmeldung zu ertheilen. Ferner ist die Aufftellung, Berichtigung und Einreichung der Rekrutirungs-Stammrollen

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1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres.

nach §. 44 und 45, dann die Aufstellung der alphabetischen Liste für das laufende Jahr, sowie die Berichtigung jener der beiden Vorjahre, endlich die Aufstellung und Berichtigung der Restantenlisten nach §. 46 und 47 zu bethätigen. §. 57. 1. Um Militärpflichtige, die anderwärts gelost haben, beim Musterungsgeschäft einrangiren zu können, ist die Kenntniß der Abschluß­ nummer (§. 65) erforderlich. 2. Die Abschlußnummer wird für jeden Aushebungsbezirk zum 1. Februar jedes Jahres durch die Ober-ErsatzKommission fest gestellt. Nach Feststellung der Abschlußnummern sind dieselben sogleich mit den bei der Losung gezogenenen höchsten Nummern durch die Jnfanterie-Brigade-Kommandeure den General-Kommando's und durch diese dem Kriegsministerium anzuzeigen, welches hierüber eine Ueber­ sicht fertigen und dem königl. preußischen Kriegsministerium zustellen läßt. Letzteres stellt eine tabellarische Uebersicht für sämmtliche Aus­ hebungsbezirke des Deutschen Reiches auf, welche allen Ersatzbehörden bekannt gegeben wird. §. 58. Die Vorbereitung zur Musterungsreise umfaßt: a) die Feststellung des Reiseplans, b) die Berufung des Musterungs­ personals, c) die Beorderung der Militärpflichtigen zur Musterung. §. 59. Der Jnfanterie-Brigade-Kommandeur bestimmt die Zeit für die Musterungsreise, wonach der Landwehr-Bezirks-Kommandeur den Reiseplan aufstellt und diesen sämmtlichen betheiligten Civil-Vorsitzenden der Ersatz-Kommissionen mittheilt. Er hat hierbei zu berücksichtigen, daß an Sonn- und Feiertagen und an Tagen von Reichs- und Landtags­ wahlen Musterungen vermieden werden, die zu Musternden möglichst nicht länger als einen Tag (einschließlich des Rückweges) ihren bürger­ lichen Geschäften entzogen werden und die Zahl der an einem Tage zu musternden Militärpflichtigen 200 nur ausnahmsweise übersteige. Die Civil-Vorsitzenden sorgen für Bereitstellung geeigneter Räumlich­ keiten an den Musterungsorten. §. 60. Das Musterungspersonal*) besteht militärischerseits aus dem Landwehr-Bezirks-Kommandeur, einem Infanterie-Offizier, einem Militär-Arzt, dem erforderlichen ^Interpersonal. Der Civil-Vorsitzende entnimmt das erforderliche Unterpersonal aus seinem Dienstpersonal und sorgt für Heranziehung der vier bürgerlicher Mitglieder der verstärkten Ersatz-Kommission des Aushebungsbezirks. Ebenso veranlaßt er das Erscheinen der mit der Führung der RekrutirungsStammrollen betrauten Personen. §. 61. Die Beorderung der Militärpflichtigen zur Mu­ sterung erfolgt durch die Vorsteher der Gemeinden rc. und haben sich alle Militärpflichtigen des Aushebungsbezirks, welche noch keine endgültige Entscheidung durch die Ersatzbehörden erhalten haben, bei Vermeidung ge­ setzlicher Zwangsmaßregeln in ihrem Musterungsbezirke zu stellen. Wer durch Krankheit am Erscheinen im Musterungstermin verhindert ist, hat ein durch die Polizeibehörde beglaubigtes ärztliches Zeugniß, •) Die Gebühren der militärischen Mitglieder sowie des etwa an Stelle des Militärarztes verwendeten CivilarzteS fallen auf den Militäretat, ebenso die Ge­ bühren des militärischen Unterpersonals; die Gebühren des Civil-Vorsitzenden und seines Unterpersonals auf Civilfond. Die bürgerlichen Mitglieder können eine Reise-Entschädigung auS Distriktsfonds beanspruchen. V. Bl. 1876 Nr. 2.

UI. Abschn.

Die Ergänzung des Heeres.

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sofern es nicht von einem amtlich angestellten Arzte ausgestellt ist, einzureichen. Es kann deren außerterminliche Musterung veranlaßt werden. Wer sich der Gestellung böswillig entzieht, wird als unsicherer Dienst­ pflichtiger behandelt. Musterungsgeschäft. §. 62. Die Wehrpflichtigen werden der Ersatz-Kommission einzeln in der vom Civil-Vorsitzenden bestimmten und aufrecht zu erhaltenden Reihen­ folge vorgestellt und gemustert. * Wird die Identität eines Militärpflichtigen angezweifelt, so ist derselbe behufs weiterer Ermittelung vorläufig zurückzustellen. Jeder Militärpflichtige wird unter den Augen der Vorsitzenden der Ersatz-Kommission einer körperlichen Untersuchung unterworfen, bei welcher auf Verlangen des Arztes völlige Entblößung des Körpers unter mög­ lichster Berücksichtigung des Schamgefühls stattfinden muß und jeder wird unter den Augen des Militär-Vorsitzenden ohne Fußbekleidung gemessen, sofern er nicht augenscheinlich untauglich (Krüppel) oder dauernd un­ würdig ist. Jeder Militärverpflichtige wird behufs Vervollständigung und Be­ richtigung der Grundlisten nach seinen bürgerlichen Verhältnissen befragt. Außerdem muß festgestellt werden, ob Ausschließungsgründe (§. 28 u. 35) vorhanden. Jeder Militärpflichtige, sowie seine Angehörigen sind berechtigt, spätestens im Musterungstermin Anträge auf Zurückstellung oder Befreiung von der Aushebung zu stellen. Entsteht jedoch die Veranlassung zur Re­ klamation erst nach Beendigung des Musterungsgeschästes, so kann bezüg­ licher Antrag noch im Aushebungstermin angebracht werden (§. 31, 1 und §. 72). Die Betheiligten sind berechtigt, ihre Anträge durch Vorlegung von obrigkeitlich beglaubigten Urkunden und Stellung von Zeugen und Sachverständigen zu unterstützen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungsternnn bestätigt werden. Jeder Militärpflichtige der jüngsten Altersklasse darf sich im Musterungs­ termin freiwillig zum Eintritt melden.

§. 63. Den Vorsitz im Musterungstermin führen die beiden stän­ digen Mitglieder gemeinschaftlich. Der Militär-Vorsitzende ist für die Gründlichkeit der ärztlichen Untersuchung und Messung verantwortlich. Er schlägt die Militärpflichtigen für die einzelnen Waffengattungen vor und darf den Infanterie - Offfzier mit Führung seiner alphabetischen Liste im Musterungstermin beauftragen. Dem Civil-Vorsitzenden liegt die Feststellung der Identität und der bürgerlichen Verhältnisse ob. Er führt seine alphabetische Liste eigen­ händig und kontrolirt die Berichtigung der Rekrutirungs-Stammrollen im Musterungstermin. Er besorgt die im Namen der Ersatz-Kommission zu führende Korrespondenz im Einverständniß und unter Mitunter­ zeichnung des Militär-Vorsitzenden. Die Listen und Verhandlungen werden — mit Ausnahme des über die Losung aufzunehmenden Protokolls — nur von den ständigen Mit­ gliedern unterzeichnet. Reinhard, Heerwesen.

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1. Abthl.

Stärke, Einteilung und Ergänzung des Heeres.

Den Beschlüssen der verstärkten Ersatz-Kommission*) unter­ liegen: a) Anträge auf Zurückstellung von der Aushebung wegen bürger­ licher Verhältnisse (§/ 30 u. 31) ; d) Änträge auf Entziehung des Rechts, von der Aushebung wegen bürgerlicher Verhältnisse zurückgestellt zu werden (§. 65); c) Anträge auf nachträgliche Aushebung oder WiederAushebung von Personen. die wegen bürgerlicher Verhältnisse berücksichtigt wurden (§§. 9, 37, 81). Sämmtliche Mitglieder der Ersatz - Kommission haben gleiches Stimmrecht; chre Beschlüsse werden mit Stimmenmehrheit gefaßt. Wo nur die ständigen Mitglieder an der Beschlußfassung theilnehmen, ist bei Meinungsverschiedenheit die Ober-Ersatz-Kommission entscheidend. Für unaufschiebbare vorläufige Maßregeln ist die Stimme des Civil-Vorsitzenden maßgebend.

§. 64. 1. Die Entscheidungen der Ersatz-Kommission erfolgen nach den im 4. Abschnitt enthaltenen Grundsätzen. 2. Soll auf Grund der Musterung eine endgültige Entscheidung über einen Militärpflichtigen durch die Ober-Ersatz-Kommission herbeigeführt werden, so müssen alle Verhältnisse, welche darauf von Einfluß sein können, völlig klar gelegt werden. 3. Versuche Militärpflichtiger zur Täuschung unter­ liegen der Strafbestimmung des §. 143 des Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich und ist es Sache des Civil-Vorsitzenden, die Einleitung der gerichtlichen Untersuchung herbeizuführen. 4. Ist über die Tauglichkeit oder Untauglichkeit eines Militärpflichtigen im Musterungstermin kein sicheres Urtheil ni gewinnen, so wird derselbe, sofern er nicht weiter zurückgestellt wiro, der Ober-Ersatz-Kommission zur Entscheidung über etwaige versuchsweise Einstellung vorgestellt. Diese Vorstellung hat jeden­ falls stattzufinden bei Meinungsverschiedenheit der beiden Vorsitzenden. 5. Wer an Epilepsie zu leiden behauptet, hat auf eigene Kosten drei glaubbafte Zeugen hiefür zu stellen. 6. Sind Entscheidungen über Personen des Beurlaubtenstandes zu fällen (§. 63), so liegt deren Beorderung dem Landwehr - Bezirks - Kommandeur ob. §. 65. Zur Bestimmung der Reihenfolge, in welcher die Militär­ pflichtigen auszuheben sind, werden dieselben nach der Musterung und Losung rangirt in folgender Weise: a) Vorweg Einzustellende, d) Vor­ zumerkende, c) Militärpflichtige des laufenden Jahrgangs, d) Ueberzählige früherer Jahrgänge. Vorweg Einzustellende sind solche Militärpflichtige, welcke in einem von den Ersatzbehürden abzuhaltenden Termine nicht pttnklich er­ scheinen und denen deßhalb von den Ober-Ersatz-Kommissionen die Vor­ theile der Losung entzogen worden sind. Stehen solchen Militärpflichtigen gesetzliche Ansprüche auf Zurückstellung oder Befreiung von der Aushebung zur Seite, so können sie von den verstärkten Ober-Ersatz-Kommissionen dieser Vergünstigung nur dann als verlustig erklärt werden, wenn ihre Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt ist. — Unter

*) Außerdem entscheidet die verstärkte Ersatzkommisflon über die Klassifikation der Mannschaften der Reserve, Landwehr und Ersatzreserve erster Klasse mit Rück­ sicht auf die häuslichen und gewerblichen Verhältnisse in Gemäßheit der §. 64 und 69 des Reichs-MilitärgesetzeS.

III. Abschn.

Die Ergänzung deS Heeres.

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gleicher Voraussetzung können solche Militärpflichtige von den Ersatz­ behörden als unsichere Dienstpflichtige*) sofort zur Einstellung gebracht und durch die Landwehr-Bezirks-Kommandeure dem nächsten JnfanterieTruppentheil überwiesen werden (§. 67). R.-M.-G. §. 30, 4, 6 u. 7. Ist die Versäumniß durch Umstände herbeigeführt, deren Beseitigung nicht in dem Willen des betreffenden Militärpflichtigen lag, so treten die vorerwähnten Folgen nicht ein. R.-M.-G. §. 33. Die Vorzumerkenden sind Militärpflichtige älterer Jahrgänge, welche vor der Abschluß-Nummer desjenigen Aushebungsbezirkes stehen, in welchem sie gelost haben. Unter sich rangiren die Vorzumerkenden nach Jahrgängen und Losnummern. Die Losung der Militärpflichtigen findet in ihrem ersten Militär­ pflichtjahr statt; die hiebei gezogene Nummer verbleibt dem Inhaber während der Dauer seiner Militärpflicht. Abschtußnummer heißt diejenige Losnummer, deren Inhaber in einem Aushebungsbezirk in der regelmäßigen, durch die Aufeinanderfolge der Losnummer bestimmten Reihenfolge zuletzt ausgehoben ist. Diese regelmäßige Reihenfolge wird dadurch nicht unterbrochen, daß Militär­ pflichtige durch die Ersatz-Kommission vorläufig von der Aushebung zurück­ gestellt werden. Die Militärpflichtigen des taufenden Jahrganges losen nachdem das Musterungsgeschäft im ganzen Aushebungsbezirk beendigt, an einem eigens hiezu bestimmten Termin in Gegenwart der verstärkten ErsatzKommission. Das persönliche Erscheinen ist frei gestellt. Für nicht Er­ schienene lost ein Mitglied der Ersatz-Kommission. Von der Losung sind ausgeschlossen: Die zum einjährig-freiwillig Dienst Berechtigten, die von den Truppenteilen angenommenen Freiwilligen, die Vorweg - Einzustellenden, die dauernd Untauglichen und die dauernd Unwürdigen. Die Zahl der zu ziehenden Lose muß der Zahl der zur Losung be­ rechtigten Militärpflichtigen entsprechen. Die Losung findet nach der Reihenfolge der alphabetischen Liste statt und wird jedes Los in diese eingetragen. Die Ueberzähligen früherer Jahrgänge rangiren nach der Reihenfolge ihrer im ersten Militärpflichtjahr gezogenen Losnummern. Sind sie nach andern Aushebungsbezirken verzogen, so werden sie dort nach dem Werth ihrer Losnummer einrangirt, d. h. der ihnen an­ zuweisende Platz in der Reihenfolge der Militärpflichtigen ihres Jahr­ gangs muß in demselben Verhältniß zu der in dem neuen Bezirk gezogenen höchsten Losnummer desselben Jahrgangs stehen wie in dem frühern Bezirk**). In gleicher Weise sind Militärpflichtige des laufenden

*) Die Transportkosten fallen auf den Militär-Etat. V. Bl. 1876, Nr. 2. **) Die Art und Weise der Einrangirung ergibt sich wie folgt: Ein aus Be­ zirk A nach Bezirk B Verzogener ist mit der Losnummer 1260 überzählig ge­ blieben. Die höchste Losnummer war 1325, die Abschlußnummer 1265, und er somit der 25. der überzähligen 60 Mann in A. Zn B, wohin er verzogen, war die höchste Losnummer 402, die Abschlußnummer 386, und sind somit 16 über­ zählig geblieben. Er wird also in B in die 16 Ueberzähligen einrangirt in dem Verhältniß wie 60 : 16 — 25 : 62/a, wonach er in B als der siebente Ueberzählme eintritt und hinter jenen Militärpflichtigen zu stehen kommt, welcher in B die Nummer 392 gezogen hatte.

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L Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres.

Jahrganges, die nach der Losung überwiesen werden (§. 46) einzurangiren. Militärpflichtige früherer Jahrgänge, welche ohne ihr Verschulden noch nicht gelost haben, losen und rangiren mit den Militär­ pflichtigen des laufenden Jahrgangs. Kommen sie bei dieser Aushebung nicht zur Einstellung, so sind sie in dem folgendenen Jahre nach der Be­ deutung, welche ihre Losnummer alsdann erlangt hat, bei ihren Alters­ klassen einzurangiren. Ist für einen Militärpflichtigen in mehreren Bezirken gelost worden, so gilt die Losnummer des Aushebungsbezirks, in dem er sich zur Musterung gestellt hat. Abweichungen von der Rangirung dürfen nur von der Ober-ErsatzKommission verfügt werden, sofern für einzelne Waffengattungen (Kürassiere, Pioniere, Fuß-Artillerie, Eisenbahntruppen, Oekonomie-Handwerker) die erforderliche Anzahl Rekruten innerhalb der regelmäßigen Reihenfolge nicht zu finden ist (§. 72). Die Abschlußnummer wird hiedurch nicht hinauf^ gerückt. §. 66. Losungsscheine werden den Militärpflichtigen des lau­ fenden Jahrgangs nach der Losung ertheilt und durch die Gemeinde- rc. Vorsteher aus gehändigt, nachdem die Rekrutirungs-Stammrollen durch Eintragung der Losnummern ergänzt sind. Die Losungsscheine dienen als Ausweis für die Militärpflichtigen während der Dauer ihrer Militär­ pflicht und sind bei allen Anmeldungen zur Rekrutirungs-Stammrolle und jeder Gestellung vor den Ersatzbehörden vorzuzeigen. Sie werden bei jeder Gestellung durch die Ersatz-Kommission vervollständigt.

§. 67. Die Beendigung des Musterungsgeschäftes .ist nach geschehener Losung eingetreten. Das über diese aufgenommene Pro­ tokoll wird von allen Mitgliedern der verstärkten Ersatz-Kommission unter­ zeichnet. Die ständigen Mitglieder, vergleichen ihre alphabetischen Listen und reichen der Ober-Ersatz-Kommission eine summarische Uebersicht der Resultate des Musterungsgeschäftes ein, aus welcher sich ergeben muß, ob der vorläufigen Brigade-Ersatz-Bertheilung hat entsprochen werden können.

Aushebungs-Geschäft. §. 68. Zur Aushebungsreise stellt der Infanterie - BrigadeKommandeur den Plan auf, und wenn Seitens des Civil-Vorsitzenden gegen denselben Bedenken nicht bestehen, so wird er als feststehend den Ersatzbehörden III. Instanz mitgetheilt und den Ersatz-Kommissionen mit etwaigen Festsetzungen betreffs der endgültigen Brigade-Ersatz-Bertheilung zur Kenntniß gebracht. Die in den Vorstellungslisten A., B. und C. a. b. und d. enthaltenen Militärpflichtigen werden der Ober-Ersatz-Kommission nur auf besondere Anordnung derselben persönlich vorgestellt. Hingegen gelangen die in der Vorstellungsliste C. unter c) aufgeführten Militärpflichtigen (wegen häus­ licher Verhältnisse) stets zur Vorstellung. tz. 69. Das Aushebungspersonal besteht militärischerseits aus dem Infanterie-Brigade-Kommandeur mit dem treffenden LandwehrReferenten, dem zuständigen Landwehr-Bezirks-Kommandeur, einem oberen Militär-Arzt und dem erforderlichen Unterpersonal^ Von Seiten des Civils gehört dazu der Civil-Vorsitzende und das bürgerliche Mitglied der

III. Abschn.

Die Ergänzung deS Heeres.

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Ober - Ersatz - Kommission, der Civil-Vorsitzende der zuständigen ErsatzKommission und das nöthige Schreiber- und Aufsichtspersonal. §. 70. Den Vorsitz führen die beiden ständigen Mitglieder ge­ meinsam. Der Militär-Vorsitzende entscheidet über die Tauglichkeit der Militärpflichtigen und die Vertheitung der ausgehobenen Rekruten auf die verschiedenen Waffengattungen und Truppentheile, und darf er den Landwehr-Referenten mit der Führung der Vorstellungslisten im Aushebungstermin beauftragen. Auf den Civil - Vorsitzenden und das bürgerliche Mitglied finden die Bestimmungen des §. 63 analoge Anwendung. Die im Namen der OberErsatz-Kommission zu führende Korrespondenz besorgt der MilitärVorsitzende im Einverständniß und unter Mitunterzeichnung des Civil-Borsitzenden. Die Mitglieder der Ober-Ersatz-Kommission haben gleiches Stimm­ recht, sie beschließen mit Stimmenmehrheit. Für unaufschiebbare vorläufige Maßregeln ist die Stimme des Militär-Vorsitzenden maßgebend. . Die Listen und Verhandlungen werden nur von den ständigen. Mit­ gliedern unterzeichnet. Die im Aushebungstermiu getroffenen endgültigen Entscheidungen dürfen nur mit Genehmigung der Ersatzbehörde III. Instanz nachträglich geändert werden. Gegen die Entscheidungen der Ober-ErsatzKoinmission steht nur den Militärpflichtigen oder ihren zur Reklamation berechtigten Angehörigen (§. 30) eine Berufung an die höheren In­ stanzen zu. Im Ucbrigen siehe §. 34. Die ständigen Mitglieder der Ober - Ersatz - Kommission haben die Pflicht, in einzelnen Aushebungsorten eine Revision der alphabetischen und Restantenlisten der Ersatzkommissionen vorzunehmen. §. 71. Dem Civil-Vorsitzenden der Ersatzkommission liegt ob, nach dem Aushebungsorte zu beordern: a) die in den Vorstellungslisten C. c„ D und E enthaltenen Militärpflichtigen — unter Beachtung der laut der Beränderungsnachweise etwa cingcfcctciien Aenderungen — jux persön­ lichen Vorstellung, sofern nicht die Ober-Ersatz-Kommission besondere An­ ordnung erlassen hat (§. 68), b) die von den Truppen abgewiesenen Ein­ jährig-Freiwilligen, c) jene Militärpflichtigen (§. 64), über deren Taug­ lichkeit oder Untauglichkeit Zweifel bestehen. Dem Landwehr - BezirksKommandeur liegt nur die Beorderung etwa vorzustellender Mannschaften des Beurlaubtenstandes ob. Jeder in den Grundlisten enthaltene Militärpflichtige ist berechtigt, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Öber-Ersatz-Kommission etwaige Anliegen vorzutragen. Ueber Militärpflichtige, welche sich im Aushebungs­ termin vorstellen, ohne in den Grundlisten des Aushebungsbezirkes ent­ halten zu sein, ist nur dann Line endgültige Entscheidung zu fällen, wenn ihre Identität feststeht und die vorgelegten Papiere eine Entscheidung mit Sicherheit zulassen. Ueber jede derartige Entscheidung ist der Ersatzkom­ mission, in deren Bezirk der in Rede stehende Militärpflichtige gestellungs­ pflichtig ist, durch den Civil-Vorsitzenden der Ersatzkommission sofort Mit­ theilung zu machen. Kann eine endgültige Entscheidung nicht getroffen werden, so tritt vorläufige Zurückstellung ein. Ueber Militärpflichtige, welche ohne Entschuldigung im Aus­ hebungstermin gar. nicht oder nicht pünklick erschienen sind, wird nach Maßgabe des §. 65 entschieden. Bei hinreichender Entschuldigung werden sie entweder von den ständigen Mitgliedern der Ersatzkommission bis zum

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1. Abthl.

Stärke, Emtheilung und Ergänzung des Heeres.

nächsten Jahr zurückgestellt oder es wird, sofern eine solche Zurück­ stellung gesetzlich nicht mehr zulässig ist, die vorläufige Entscheidung der Ersatzkommission bestätigt. §. 72. Die Entscheidungen der Ober-Ersatz-Kommission werden, sogleich in die Vorstellungsliste eingetragen. Die Ausschließungs-, Ausmusterungs- und Ersatz-Reservescheine I und II werden — soweit sie vorbereitet sind — im Aushebungßtermin von den ständigen Mitgliedern der Ober-Ersatz-Kommission unterzeichnet. Die tauglich befundenen Militärpflichtigen werden — soweit es zur Deckung des Rekrutenbedarfs erforderlich ist — in der regelmäßigen Reihenfolge ausgehoben und treten mit der Aushändigung des Urlaubs­ passes als Rekruten zu den Mannschaften des Beurlaubtenstandes über. Von der regelmäßigen Reihenfolge darf nur bei der Aushebung von Re­ kruten für Kürassiere, Pioniere, Fußartillerie, Eisenbahntruppen und Oekonomiehandwerker (§. 65) abgewichen werden, sofern in dieser Reihenfolge eine genügende Zahl tauglicher Rekruten nicht zu finden ist. Nachdem der Bedarf gedeckt, wird eine nach der Erfahrung zu be­ messende Zabl von Rekruten ausgehoben, um beim Abgang von Mann­ schaften bei oen Truppen als Nachersatz zu dienen. Die ausgehobenen Rekruten werden in den Grundlisten gestrichen, treten in die Kontrole der Landwehrbehörden und erhalten Urlaubspässe. Diejenigen tauglichen Militärpflichtigen, welche nicht ausgehoben worden sind, werden für eine bestimmte Waffengattung designirt und bleiben „Ueberzählige". §. 73. Mit endgültiger Feststellung der Brigade - Ersatzvertheilung durch die Ober-Ersatz-Kommission ist das Aushebungsgeschäft im Infanterie - Brigadebezirk beendet, und reicht der Infanterie-BrrgadeKommandeur sogleich ein Exemplar der endgültig festgestellten BrigadeErsatzvertheilung an den kommandirenden General ein und gibt außerdem die Zahl der Ueberzähligen — nach Waffengattungen getrennt — an. Die General-Kommando's melden bis zum 1. Oktober an das-Kriegsministerium die Zahl der im Ersatzbezirk vorhandenen Ueberzähligen nach Waffen­ gattungen getrennt, beziehungsweise ob und in welchem Maße noch Bedarf an Rekruten vorhanden und demgemäß Gewährung von Aushilfe er­ forderlich ist.

Schluß des Ersatzgeschäftes. §. 76. Für den Abgang an Mannschaften sämmtlicher Jahrgänge, welcher in der Zeit von der Einstellung der Rekruten bis zum 1. Februar entsteht, wird auf Verlangen der Truppen Nachersatz gestellt und zwar aus demjenigen Brigadebezirk, aus welchem der Truppentheil seine Rekruten erhalten hat, beziehungsweise aus demjenigen, in welchem der in Abgang gekommene Mann ausgehoben war. Die Vertheilung geschieht durch die Ober-Ersatz-Kommission. Den zu Nachersatzgestellungen ausgehobenen Rekruten, welche bis zum 1. Februar keine Gestellungsordre erhalten haben, werden durch die Landwehrbezirks-Kommando's die Urlaubspässe wieder abgenommen und durch Losungsscheine ersetzt, sofern ihnen nicht Ersatz-Reservescheine (§. 72) zu ertheilen sind. Im erstern Falle werden ihre Namen wieder in die alpha­ betischen Listen eingetragen.

III. Abschn.

Die Ergänzung deS Heeres.

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§. 77. Außerterminliche Musterungen werden bei plötzlich eintretendem Ersatzbedarf, bei Vorstellung von Militärpflichtigen, welche aus dem Auslande zurückkehren und beim Aufgreifen unsicherer Dienst­ pflichtiger*) vorgenommen. Sie erfolgen durch die ständigen Mitglieder der Ersatzkommission, bereu Zusammentritt nicht nothwendig und schrift­ licher Verkehr genügend ist. Die ärztliche Untersuchung findet im Land­ wehr-Bataillons-Stabsquartier statt. Ueber die etwaige Einstellung außer­ terminlich gemusterter Militärpflichtiger erläßt die Ober-Ersatz-Kommission Bestimmung. Die außerterminliche Musterung Einjährig-Freiwilliger ge­ schieht nach §. 94.

Einstellung und Entlassung. §. 79. 1. Die Kontrole der Rekruten wird durch die Landwehrbezirks-Komnlandos ausgeübt. Als Kontrollisten dienen die Borstellungs­ listen und deren Beilagen. Die Aushändigung der Urlaubspässe oder der Gestellungsordres findet sofort nach der Aushebung statt. 2. Die Rekruten können ihren Aufenthaltsort verändern, haben jedoch über jede derartige Ver­ änderung ihrem Bezirksfeldwebel, und wenn sie in einen andern Com­ pagniebezirk verziehen, auch dem dortigen innerhalb drei Tagen Anzeige zu machen. An dem in ihrem Urlaubspasse oder in der Gestellungs­ ordre angegebenen Termine und Orte müssen sie sich bei Vermeidung der gesetzlichen Strafe pünktlich ein find en. 3* Die beurlaubten Re­ kruten sind den Besümmungen im 3. und 4. Abschnitte des MilitärStrafgesetzb. vom 20. Juni 1872 über unerlaubte Entfernung und Fahnen­ flucht, über Selbstbeschädigung und Vorschützung von Gebrechen in gleicher Weise, wie die Personen des aktiven Dienststandes unterworfen**) und sind ihnen die bezüglichen Paragraphen nach ihrer Aushebung bei Ertheilung der Urlaubspässe oder Gestellungsordres in Gegenwart des Landwehrbezirks-Kommandeurs vorzulesen und zu erklären. Zu ihrer Verheirathung bedürfen sie der Genehmigung des LandwehrbezirksKommandeurs. Belehrung über Marschverpflegungsgelder ist den Rekruten gleichfalls zu ertheilen. §. 80. Die Gestellung der Rekruten zur Einstellung in die Truppentheile findet grundsätzlich bei demjenigen Landwehr-Bataillon statt, in dessen Bezirk sie ausgehoben worden sind***). Rekruten, welche sich *) Siehe Anmerkung zu 7. •♦) Im Uebrigen haben sie. bürgerlichen Gerichtsstand. Der oberste Gerichtshof hat in gemischt-gerichtlichem Kompetenzkonflikte vom 17. Januar 1876 erkannt, daß der Stand des Beurlaubten nicht schon durch die Thatsache der Einberufung, sondern erst durch die wirkliche Einstellung deS bisher Beurlaubteu bei seiner Truppenabtheilung, bezw. mit dem Eintritts in das aktive Heer beendet wird. Daß somit zur Aburtheilung vom gemeinen Vergehen eines Rekruten, welcher beim Ersatzgeschäfte einer Heeresabtheilung zugetheilt, nach der Zutheilung sofort in die Heimath beurlaubt und hierdurch Angehöriger deS Beurlaubtenstandes wurde, die bürgerlichen Gerichte auch dann zuständig sind, wenn der Beurlaubte zur Zeit der Verweisung bereits auf einen spätern Termin zu einer Truppe einberufen war. **♦) Die Termine für die Einstellung werden alljährlich bestimmt. Der Laudwehrbezirks-Kommandeur sorgt für rechtzeitige Einbeorderung. Die Rekruten werden an den GestellungSorten den Transport-Kommando'- übergeben. Der Transportführer erhält eine Verleseliste. Die über sämmtliche Rekruten, nach Truppentheilen getrennt, aufgestellten Nationallisten werden dem Transportführer

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1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres,

wegen Krankheit nicht rechtzeitig gestellen können, werden zu Nachersatzgestellungen verwendet oder, bleiben beurlaubt und werden im nächsten Jahre wieder der Ober-Ersatz-Kommission vorgestellt (§. 49). Bei nur leichten ungefährlichen Erkrankungen jedoch, welche den Marsch gestatten, werden sie ohne Weiteres dem Truppentheil überwiesen, welcher — wenn erforderlich — ihre Aufnahme in ein. Militärlazareth veranlaßt. Rekruten, auf welche nach ihrer Aushebung die Festsetzungen des §. 28, 1 Anwendung finden, geben ihre Urlaubspässe oder Gestellungs­ ordres ab und treten in die Kategorie der Militärpflichtigen zurück. Der Landwehrbezirks-Kommandeur sorgt für ihre Wiederaufnahme in die Grundlisten. Aus nachträglichen Reklamattonsgründen können Rekruten, so lange sie noch nicht in Militärverpflegung ausgenommen sind, durch die treffende Ober-Ersatz-Kommission zurückgestellt werden. Vorläufige Zurückstellung von Rekruten von der Einstellung aus Reklamationsgründen kann nur durch den Jnfanterie-Brigade-Kommandeur genehmigt werden. Desgleichen vorzeitige Einstellung brodloser Rekruten. Bei der Gestellung müssen die Rekruten mit ausreichenden Ober­ kleidern, Sttefeln und zwei Hemden versehen sein. Für den Dürftigen hat Hierwegen die Gemeinde rc., in deren Bezirk er die Einberufung erhält, aufzukommen, unter dringenden Umständen werden die nothwendigsten Be­ kleidungsstücke aus den Beständen des nächsten Landwehr - Bütaillons ent­ nommen. Nach Rekruten, welche sich im Gestellungstermin ohne Entschuldigung nicht stellen, stellt der Landwehrbezirks-Kommandeur Nachforschungen an und sorgt für Einleitung etwaigen gerichtlichen Verfahrens. Die aktive Dienstzeit von Rekruten, welche sich der Gestellung absichtlich entzogen haben und erst später aufgegriffen und eingestellt werden, wird, wie die der unsicheren Dienstpflichtigen, berechnet. 8- 81. Entlassung. 1. Soldaten, welche aus dem aktiven Dienste entlassen werden, treten zum Beurlaubtenstande — wenn sie ihrer Dienst­ pflicht (§. 5) aber bereits vollständig genügt haben und sich noch im wehrpflichtigen Atter befinden — zum Landsturm über. 2. „Soldaten, welche während der Erfüllung ihrer aktiven Dienstpflicht dien st unbrauch­ bar werden oder vor Erfüllung derselben als unausgebildet zur Entlassung kommen, sind zur Disposition der Ersatzbehörden zu entlassen." R.-M.-G. §. 52.

übergeben oder vor dem Eintreffen der Rekruten vom LandwehrbezirkS-Kommando direkt den Truppentheilen übersandt. Die Uebernahme der Rekruten findet durch die Truppentheile in der Regel im Stabsquartier der Regimenter oder selbst­ ständigen. Bataillone rc. statt. Die General-Kommando'S genehmigen mit Rücksicht auf Zeit und Kosten Abweichungen. Rach erfolgter Uebernahme werden die Re­ kruten sorgfältig ärztlich untersucht und demnach die Nationallisten berichtigt. Die tauglich befundenen Rekruten werden bei den Kompagnien, EScadronS und Batterien in die Truppen-Stammrollen ausgenommen. Diese werden jahrgangSweise geführt. Rach Verlesung der Kriegsartikel werden die Rekruten vereidigt. Einige Zeit nach der Einstellung findet Prüfung im Lesen und Schreiben statt. Wer nicht genügend lesen oder seinen Vor- und Zunamen nicht leserlich schreiben kann, ist „ohne Schul­ bildung". (Rekr.-Ord. §. 11.) Die Marschkosten der Rekruten zum Truppentheil übernimmt der MilitärEtat. V. Bl. 1876, Nr. 2.

III. Abschn.

Die Ergänzung deS Heeres.

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Die Entlassung wird durch den kommandirenden General verfügt*). 3. Die zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Soldaten gehören

♦) 1. Entlassung vor beendeter Dienstpflicht findet statt: a) durch Beurlaubung zur Disposition des TruppentheilS, b) durch Beurlaubung zur Reserve unter Vorbehalt, c) durch vorzeitige Entlassung auf Reklamation, d) durch Entlassung zur Disposition der Ersatzbehörden. 2. Beurlaubungen von Mannschaften zur Disposition der Truppentheile tonnen nach Ablauf einer zweijährigen aktiven Dienstzeit stattfinden, sofern die entstehenden Vakanzen durch Einstellung von Rekruten oder Freiwilligen gedeckt werden können. Für die Auswahl der Mannschaften find Lebensalter, häusliche und dienstliche Verhältnisse maßgebend. Ihre Wiedereinberufung kann bis zum Ablauf deS dritten DienstjahreS jederzeit stattfindeu. Sie erfolgt auf Requisition deS TruppentheilS durch das Landwehrbezirkö-Kommando, doch in der Regel nicht vor dem 1. Februar. Wer bis zum Ablauf deS dritten DienstjahreS nicht wieder einberufen ist, tritt stillschweigend zur Reserve über. 3. Die einjährig-freiwilligen Mediziner können nach halbjähriger Dienstzeit mit der Waffe unter Vorbehalt zur Reserve deö SauitätS-KorpS (SanitätS-Kompagnie uten Train-BataillonS) entlassen werden. 4. Die entlassenen Mannschaften werden in den Truppeu-Stammrollen gestrichen, die zur Disposition beurlaubten Mannschaften jedoch erst am all­ gemeinen Entlassungstermin ihres dritten DienstjahreS. (Rekr.-Ord. §. 14). DaS Verfahren bei Entlassung wegen Dienstunbrauchbarkeit ist folgendes: 1. Ergibt die ärztliche Untersuchung eines Soldaten, bzw. eines zur Einstellung überwiesenen Rekruten, daß derselbe dienstunbrauchbar ist, so hat der untersuchende Militärarzt dem Truppentheil hiervon kurze schriftliche Meldung zu machen. 2. Der Regiments rc.-Kommandeur setzt auf dieselbe die Requisition um Untersuchung deS Mannes durch die Militär-SanitätSkommissiou. 3. Auf das von dieser Kommission ausgestellte Attest bemerkt er, ob er demselben beitritt oder nicht. Hierauf wird es mit dem Nationale deS Mannes dem General-Kommando eingereicht. 4» Der kommandirende General entscheidet nach herbeigeführtem Guchtachten deS KorpS-GeneralarzteS, welcher in zweifelhaften Fällen vorerst den Ausspruch der einschlägigen OberSanitätökommissivn, wenn nöthig aus Grund persönlicher Untersuchung deS Be­ treffenden durch diese Kommission, veranlassen kann. AuSnabme §. 86 der ErsatzOrd. 5. Wird die Entlassung nicht genehmigt, so kaun der Antrag nach längerer Beobachtung deS Mannes später erneuert werden. (Rekr.-Ord. §. 15.) EntlassungSpapiere sind: Militärpaß und Führungsattest. 1. Jeder Soldat, welcher auS dem aktiven Dienste entlassen wird, erhält einen Militärpaß. 2. Der Militärpaß wird vom Regiments rc.-Kommando, für Unter­ ärzte nnd Pharmazeuten vom KorpS-Generalarzt ertheilt. 3. Bei Ausfertigung der Milirärpäsfe ist zu beachten:. a) Jeder Soldat tritt bei seiner Entlassung — sofern er nicht zum Landsturm überzuführen, oder zur Disposition der Ersatzbehörden, bzw. auö jedem Militärverhältnisse zu entlassen ist — zum Beurlaubtenstande seiner Waffe über. Von den zur Entlassung kommenden Mannschaften der Kavallerie kann nach Bestimmung der General-Kommando'S jährlich eine nach dem Bedarf im Mobilmachungsfalle zu bemessende Zahl als Pferde­ wärter zur Reserve deS TrainS beurlaubt werden. b) Unter „Besondere militärische Ausbildung" ist dasjenige anzugeben, was für zweckmäßige militärische Verwendung bei Wiedereinberufung erforder­ lich ist. Hierzu gehören: Kommando'S in besondern Dienstzweigen, als Zahlmeister-Adspirant, Büchsenmachergehilfe, Blessirtenträger, Bäcker oder alS Beschlagschmied auf einer Lehrschmiede; bei der Kavallerie, ob als Remontereiter, Sattler, Schmied verwendbar, ob als Pionier, im Traindienst, im Zerstören von Eisenbahnen rc. aus­ gebildet;

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1. Abthl.

Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres.

zum Beurlaubtenstande. R.-M.-G. §. 54 u. 56. Sie bleiben den Be­ stimmungen des 3! und 4. Abschnitts des Militär-Strafgesetzbuches wie bei der Feldartillerie, ob als Fahrer oder BedienuugSmann der reiten; den oder der übrigen Feldbatterien ausgebildet; bei der Fußartillene, ob als Geschützrohrarbeiter, Bedienungsmann, HülfSfeuerwerker ausgebildet; ob im Mobilmachungsfall zur Verwendung im Zeugdienste geeignet; bei den Pionieren, ob als Feld- oder Festungspionier ausgebildet; beim Train, ob als Aussichtspersonal, Fahrer oder Pferdewärter ausgebildet. c) Unter „Bemerkungen" ist bei Mannschaften, welche alö invalide auSscheiden, der Wortlaut nebst Datum der AnerkmnungSverfügung, der Anfangstermin des Pensionsempfangs und die Zahlungsstelle auzugeben. d) Alle Angaben im Militärpasse müssen deutlich und ohne Abkürzungen geschrieben werden. 4. Neben dem Militärpaß erhält jeder Dkann ein Führungsattest. In das­ selbe sind aufzunehmen von den letzten drei Dienstjahren: Alle gerichtlichen Strafen und Disziplinarstrafen mit engem Arrest. Aus vergangenen Dienst­ jahren: Alle Bestrafungen wegen Verbrechen, wegen gemeiner und militärischer Vergehen, wenn Verurcheilung zu Ehrenstrafen stattgefunden hat. DaS Führungs­ attest wird bei den Truppen vom Kompagnie rc.-Ches, für Unterärzte und Pharma­ zeuten vom KorpS-Generalarzt unterzeichnet. 5. Mediziner, welche nach Vrjährigem Waffendienst zur Reserve des SanitätS-KorpS (SanitätS - Kompagnie nten TrainBataillonS) entlassen werden, erhalten statt deS FührungSattesteS ein Dienstzeugniß. Dasselbe spricht sich über Führung, Dienstapplikation, Charakter und Gesinnung, sowie darüber auS, ob der Treffende nach dem Grade der erworbenen Dienst­ applikation für qualifizirt erachtet wird, dereinst die Stellung eines militärischen Vorgesetzten im Sanitätsdienste zu bekleiden. 6. Einjährig-Freiwillige und Unter; Offiziere, welche sich zur Beförderung zu Offizieren des Beurlaubtenstandes eignen, erhalten neben den Führungsattesten Qualifikationsatteste, welche von den Komman­ deuren der Regimenter oder selbstständigen Bataillone ausgestellt werden. Qualifikationsatteste zur Weiterbeförderung für einjährig-freiwillige Aerzte, beziehungsweite Unterärzte und Pharmazeuten werden vom KorpS-Generalarzt, für Veterinäre durch den KorpS-StabSveterinär ausgestellt. lRekr.-Ord. §. 16.) Bei den jährlichen Reserveentlassungen sind von den alS „Blessirtenträger" Ausgebildeten vier Mann per Bataillon, Kavallerie-Regiment, Artillerie-Abtheilung für Verwendung im Mobilmachungsfall als Lazarethgehilfen durch ent­ sprechenden Eintrag in den Entlassung-- und UeberweisungSpapieren in Vormerkung zu nehmen. Die etatsmäßigen Schlosser der Fußartillerie-Kompagnien werden im Falle geeigneter Befähigung als Geschützrohrarbeiter zur Reserve überwiesen. K. M. R. 20. Dezbr. 1875, Nr. 17091; V. Bl. 72. Als UeberweisungSpapiere dienen: 1. Während der aktiven Dienstzeit die Soldbücher und Auszüge auS der Truppen-Stammrolle. 2. Bei Entlassung von Mannschaften auS dem aktiven Dienste werben die­ jenigen, welche zum Beurlaubtenstande übertreten, in die Kontrole des LandwehrbezirkS-Kommando'S überwiesen, in dessen Bezirk sie ihren Aufenthalt nehmen. 3. Die Ueberweisung geschieht durch Uebersendung eines UeberweisungSnationales. DaS UeberweifungSnationale unterschreibt, wer das Führungsattest ausstellt. Die Angaben im Militärpaß und Führungsattest müssen mit jenen im Ueberweisungsnattonale übereinstimmen. 4. Wer die Militärpässe ertheilt, übersendet auch die UeberweifungSnationale an die Laudwehrbezirks - Kommandos. Die Uebersendung muß so zeitig geschehen, daß die Nationale in den Händen der Bezirks-Feldwebel sein können, wenn sich der Mann meldet.

in. Abschn.

Die Ergänzung deS Heeres.

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im aktiven Dienststande unterworfen. 4. Ueber die Art ihrer spätern Dienstpflicht trifft die Ober-Ersatz-Kommission beim Aushebungsgeschäft Entscheidung (§. 72). Wiederaushebungen von Mannschaften, welche in Berücksichtigung bürgerlicher Verhältnisse entlassen sind, unterliegen der Beurtheilung und der Entscheidung der verstärkten Ober-Ersatz-Kommission. 5. Für diese Entscheidungen sind dieselben Grundsätze maßgebend, nach welchen mit den Militärpflichtigen der entsprechenden Altersklasse verfahren wird. Haben dergleichen Mannschaften jedoch bereits-ein Jahr — unter Berücksichtigung der im §. 7, 1 enthaltenen Festsetzung — oder als Ein­ jährig-Freiwillige neun Monate aktiv gedient, so treten sie — ihre Dienst­ tauglichkeit vorausgesetzt — zum Beurlaubtenstande ihrer Waffe über und dürfen nicht von neuem für den aktiven Dienst ausgehoben werden, es sei denn, daß sie sich der Verpflichtung, deren Erfüllung ihre Entlassung aus dem aktiven Dienste begründete, entziehen und das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. R.-M.-G. §. 55. ' §. 82. Gesuche um Entlassung im aktiven Dienste befindlicher Mannschaften können auf Grund der Festsetzungen des §. BQ, 2. a—e ge­ stellt und berücksichtigt werden, wenn die zur Begründung des Entlassungs­ gesuches vorgetragenen Verhältnisse erst nach der Aushebung eingetreten sind. R.-M.-G. §. 53. Ueber die Zulässigkeit entscheidet uach Begutachtung der Verhältnisse durch die ständigen Mitglieder der Ersatz-Kommission der kommandirende General in Gemeinschaft mit der in der III. Instanz fungirenden Civilbehörde des Heimathsbezirks des Reklamirten. Dessen Entlassung erfolgt erst zu dem nächsten allgemeinen Entlassungstermin, sofern nicht ein un­ gewöhnlicher Grad der Dringlichkeit die frühere Entlassung nothwendig macht. R.-M.-G. §. 53. In besondern Ausnahmsfällen kann eine vor­ zeitige Entlassung zur Verfügung (Disposition) der Ersatzbehörden in der Ministerialinstanz genehmigt werden*). Ueber Entlassung von Soldaten, welche sich bei mobilen Truppen im Dienst befinden, siehe §. 100.

5. Befinden sich Mannschaften, welche entlassen werden sollen, im Lazareth, so werden Entlassung-- und UeberweisungSpapiere vom Truppenteil dem Chefarzt übersandt. Dieser fügt die erforderlichen Notizen hinzu, händigt den Mannschaften bei ihrer Entlassung auS dem Lazareth die Entlassungspapiere aus und verfährt mit den UeberweisungSnationalen nach Ziffer 4. (Rekr.-Ord. §. 17.) *) Gesuche um Entlassung im aktiven Dienste befindlicher Mannschaften sind von den Familienangehörigen oder Verwandten der Betheiligten zunächst bei der Gemeindebehörde anzubringen. Diese prüft sorgfältig die Derhältnisje, beantwortet genau und ausführlich die'in dem deßfalls bestehenden Fragebogen gestellten Fragen und erörtert die Gründe der Nothwendigkeit der Entlassung deS Reklamirten aus dem Militärdienste unter Anführung der einschlägigen Bestimmungen der Ersatz­ ordnung. Der hiernach ausgefüllte Fragebogen nebst etwaigen Belegen ist hierauf mit amtlicher Bestätigung versehen dem Civil-Vorsitzenden der Ersatzkommission in Vorlage zu bringen. Letzterer erholt das Guchtachten deS einschlägigen MilitärVorsitzenden (Landwehrbezirks-Kommandeur) und sendet daS ReklamarionSgefuch an den kommandirenden General desjenigen Armee-Korps, in welchem der Re» klamirte aktiv dient, unmittelbar ein, welcher in Gemeinschaft mit dem Civilmitglied der Ersatzbehörde HI. Instanz über die Zulässigkeit deS Gesuche- entscheidet. Ist für besondern AuSnahmSfall die Ministerialinstanz erforderlich, so ist daö inflruirte Gesuch auf dem Instanzenwege dahin zur Vorbescheidung in Vorlage zu bringen.

44

1 Abthl.

Stärke, Eiutheilung und Ergänzung des Heeres.

Freiwilliger Eintritt zum drei- oder vierjährigen aktiven Dienst.

§. 83. Wer vor Beginn des militärpflichtigen Alters freiwillig zu drei- oder vierjährigem Dienste (§. 12, 1) in das stehende Heer eintreten will (§. 22), hat die Erlaubniß zur Meldung bei einem Truppentheil bei dem Civilvorsitzenden der Ersatzkommission seines Aufenthaltsortes nach­ zusuchen. Dieser -gibt die Erlaubniß durch Ertheilung eines Melde­ scheines. Die Ertheilung desselben ist abhängig: a) von der Einwilli­ gung des Vaters oder Vormundes, b) von der obrigkeitlichen Bescheini­ gung , daß der zum freiwilligen Dienste sich Meldende durch Civilverhältnisse nicht gebunden ist. und sich untadelhaft geführt hat. Die ertheilten Meldescheine haben nur bis zum nächsten 1. April Giltigkeit. Wer bis zum 31. März seines ersten Militärpflichtjahres keinen Meldeschein nach­ gesucht oder erhalten hat, darf sich nur im Musterungstermin (§. 62) zum freiwilligen Dienstantritt melden. §. 84. Den mit Meldescheinen versehenen jungen Leuten steht die Wahl des Truppentheils, bei welchen sie dienen wollen, frei. Sie haben sich behufs Annahme unter Vorlegung ihres Meldescheines an den Kom­ mandeur dieses Truppentheils zu wenden, der, sofern er kein Bedenken gegen die Annahme hat, ihre körperliche Untersuchung veranlaßt und über ihre Annahme entscheidet. Sofortige Einstellung von Freiwilligen findet nur bei vorhandenen Vakanzen und nur in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März statt. Außerhalb der angegebenen Zeit dürfen nur Freiwillige, welche auf Beförderung dienen wollen, oder, welche in ein MilitärmusikKorps einzutreten wünschen, eingestellt werden. Wenn keine Vakanzen vorhanden sind oder Freiwillige mit Rücksicht auf die Zeit ihrer Meldung nicht eingestellt werden dürfen, so sönnen sie durch Ertheilung eines An­ nah mesch eines angenommen und nach Abnahme ihres Meldescheines bis zu ihrer Einberufung vorläufig in die Heimath beurlaubt werden. Sie gehören dann bis zu ihrer Einstellung zu den Mannschaften des Beur­ laubtenstandes, stehen unter Kontrole des Landwehr-Bezirks-Kommandos desjenigen Ortes, nach welchem sie beurlaubt sind, werden durch den Truppentheil dahin überwiesen und durch Vermittlung dieses Landwehr-BezirksKommandos einbeordert. Die Festsetzungen des § 79, 2 und 3 finden auf sie sinngemäße Anwendung. R.-M.-G. §§. 34, 56, 60, 3 und 4. §. 85. Von der Einstellung Freiwilliger hat der Truppen­ theil den Civilvorsitzenden, welcher den Meldeschein ertheilt hat, sofort unter Uebersendung des Meldescheines zu benachrichtigen. Auf Grund dieser Benachrichtigung wird der Freiwillige in den Grundlisten

Gesuche um Beurlaubung von Soldaten, sei eS zeitliche oder bleibende (also Gesuche, die sich nicht auf eine der Festsetzungen zulässiger Reklamationsfälle des §. 30, a—e der Ersatzordnung beziehen), sind durch die DistrikSverwaltungsbehörden dem betreffenden Truppen-Kommando zur Entscheidung zuzusenden. Wenn eS nach Fassung einzelner Gesuche zweifelhaft erscheint, ob im Wege der Reklamation um Entlassung, oder ob nur um Beurlaubung nachgesucht werden will, so haben die Distriktsbehörden sich Klarheit zu verschaffen und danach die weitere Behandlung einzuleiten. Don jedem derlei Gesuche ist der ergangene Bescheid den Betheiligten zu er­ öffnen. D. Bl. 1876. Nr. 3.

III. Abschn.

Die Ergänzung deö HeereS.

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gestrichen. Bei Ueberweisung von Freiwilligen aus militärischen Instituten — mit Ausnahme der Unteroffiziersschulen — ist der Civilvorsitzende des Geburtsorts zu vernachrichten. §. 86. Die Unteroffiziersschulen haben die Bestimmung, junge Leute, welche sich dem Mititärstande widmen wollen, zu Unteroffizieren heran­ zubilden. Wer das wehrpflichtige Alter erreicht hat und die Aufnahme wünscht, hat sich unter Vorlegung des Meldescheines beim Kommando zu melden. Wird er für Infanterie brauchbar befunden, hat er einige Uebung im Lesen, Schreiben, Rechnen und übernimmt er die Verpflichtung vierjähriger aktiver Dienstzeit*) nach erfolgter Ueberweisung an einen Truppentheil, so wird ihm der Annahmeschein ertheilt. Entlassungen aus der Unteroffiziersschule erfolgen stets zur Disposition der Ersatzbehörden und lösen die Verpflichtung zu vierjähriger Dienstzeit, doch kömmt bei späterer Erfüllung der gesetzlichen Dienstpflicht die in der Unteroffiziers­ schule zugebrachte Zeit nicht in Anrechnung.

Einjährig-Freiwilliger Dienst. §. 88. Die Berechtigung zum einjährigen-freiwitligen Dienst wird durch Ertheitung eines Berechtigungsscheines durch die Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige zuerkannt und zwar durch jene, in deren Bezirk der Wehrpflichtige gestellungspflichtig ist. tz. 89. Die Nachsuchung zur Berechtigung hatt stattzufinden in der Zeit vom vollendeten 17. Lebensjahre bis zum 1. Februar des 1. Militärpflichtjahres durch schriftliche Meldung. Dieser Meldung sind im Original beizufügen: a) ein Geburtszeugniß; b) ein Einwilligungsattest des Vaters oder Vornmndes mit der Erklärung über Bereitwilligkeit und Fähigkeit, den Freiwilligen während einer einjährigen aktiven Dienstzeit zu bekleiden, auszurüsten und zu verpflegen; c) ein Unbescholtenheitszeugniß für Zöglinge höherer Schulen vom Vorstande, bei anderen jungen Leute durch die Polizeiobrigkeit ausgestellt; d) die Schulzeugnisse, durch welche die wissenschaftliche Befähigung nachgewiesen werden kann, oder es ist in der Meldung das Gesuch um Zulassung zur Prüfung auszusprechen. — Im letztern Falle hat der sich Meldende einen selbstgeschriebenen Lebenslauf bei­ zufügen und anzugeben, in welchen zwei fremden Sprachen er geprüft sein will. Von dem Nachweise wissenschaftlicher Befähigung dürfen entbunden werden: a) junge Leute, welche sich in einem Zweige der Wissenschaft oder Kunst oder in einer andern dem Gemeinwesen zu Gute kommenden Thätigkeit besonders auszeichnen; b) kunstverständige oder mechanische Arbeiter, welche in der Art ihrer Thätigkeit Hervorragendes leisten; c) zu Kunstteistungen angestellte Mitglieder landesherrlicher Bühnen. Personen, welche auf derartige Berücksichtigung Anspruch machen, haben ihrer Meldung die erforderlichen amtlich beglaubigten Zeugnisse beizufügen, sind nur einer Prüfung in den Elementargegenständen zu unterwerfen, nach deren Ausfall die Ersatzbehörde III. Instanz entscheidet, ob der Berechtigungsschein zu ertheilen ist, ob nicht.

*) Diese besondere Dienstpflicht kann durch die General -Kymmando's erlassen werden.

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1. Abthl. Stärke, Eintheilung und Ergänzung des Heeres.

Militärpflichtige, welche auf Grund der Bestimmung des §. 30, 2 f. zurückgestellt worden sind, dürfen — mit Genehmigung der Ersatzbehörden III. Instanz — während der Dauer der Zurückstellung die Berechtigung zum einjährigen Dienst nachträglich nachsuchen. Weitere Ausnahmen können nur in vereinzelten Fällen in der Ministerialinstanz genehmigt werden. §. 90. Diejenigen Lehranstalten, welche gültige Zeugnisse über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährigfreiwilligen Dienst ausstellen dürfen, werden durch den Reichskanzler anerkannt und klassifizirt. Die jeweilig erfolgte Anerkennung solcher Lehranstalten wird durch das Gesetz- und Verordnungsblatt veröffentlicht. Vide V.-Bl. 1876 Nr. 8 S. 93—121, dann 380—381. In Bayern dürfen gültige Zeug­ nisse ausstellen: a) Die humanistischen Gymnasien, bei welchen der erfolgreiche Be­ such der ersten Gymnasialklasse, und die Realgymnasien, bei welchen der erfolgreiche Besuch des dritten Kurses zur Darlegung der wissenschaftlichen Befähigung genügt. b) Lehranstalten, bei welchen das Bestehen der Entlassungsprüfung gefordert wird: die Industrieschulen, die Kreisgewerb- und die vollständigen Gewerbeschulen, die Schullehrerseminarien, die Central-Thierarzneischule, die Landwirtschaftliche Centralschule Weihen st ephan und die Kreislandwirthschaftsschute zu Lich­ tenhof. *) c) Die Höhere Handelsschule des Augsburger Handelsvereines, welche Befähigungszeugnisse nur auf Grund einer im Beisein eines Regierungskommissärs abgehaltenen wohlbestandenen Entlassungs­ prüfung ausstellen darf. Reifezeugnisse für die Universität und die denselben gleichgeachteten Hochschulen, dann Reifezeugnisse für die 3. oder 4. Klasse der humanistischen und für den 5. oder 6. Kurs der Realgymnasien machen die Beibringung der Befähigungszeugnisse entbehrlich. Der erfolgreiche Besuch der 3. Klasse des bayerischen, der 2. Klasse der übrigen deutschen Kadettenkorps genügt zum Nachweise der wissen­ schaftlichen Befähigung. Die Prüfungskommission prüft die Gültigkeit der Zeugnisse und er­ theilt, sofern gegen dieselben nichts einzuwenden, den Berechtigungsschein. §. 91. Alljährlich finden zwei Prüfungen statt, die eine im Früh­ jahr,' die andere im Herbst. Das Gesuch um Zulassung zur Prüfung für erstere muß spätestens bis zum 1. Februar, für letztere spätestens bis zum 1. August angebracht werden. Wer die wissenschaftliche Befähi­ gung nachweisen will, hat sich auf Vorladung persönlich im Prüfungs­ termin einzufinden. §. 92. Die ordentlichen Mitglieder der Prüfungskommission sind: a) zwei Stabsoffiziere oder Hauptleute (vom General-Kommando ernannt); *) ES ist widerruflicher Weise genehmigt, daß die Zöglinge der städtischen Handelsschulen in München und Nürnberg an den Absolutorialprüfungen der Kgl. Kreiögewerdschulen Theil nehmen behufs Erwerbung gültiger Zeugnisse über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-freiwilligen Dienst. D. Bl. 1876, Nr. 13.

HI. Abschn.

Die Ergänzung deS Heeres

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b) der Civilvorsitzende der Oberersatzkommission in deren Bezirk die Prüfungskommission ihren Sitz hat (führt den Vorsitz und regelt die Geschäfte), und ein zweites Mitglied aus dem Ressort der Civilverwaltung (ernannt durch das Präsidium der treffenden Kreisregierung). Außerordentliche Mitglieder*) sind: die zur Abhaltung der Prüfung heranzuziehenden Lehrer einer höhern Lehranstalt. Die Berechtigungsscheine werden unterschrieben vom Vorsitzenden und einem militärischen Mitgliede. §. 93. 1. Die zum einjährig-freiwilligen Dienst Berech­ tigten können sich den Truppentheil wählen. Ausnahmen siehe § 94, 3. 2. Beim Eintritt in das militärpflichtige Alter haben sie sich mündlich oder schriftlich bei der Ersatzkommission ihres Gestellungsorts zu melden und unter Vorlegung ihres Berechtigungsscheines ihre Zurückstellung zu beantragen. 3« Die Ersatzkommission verfügt ihre Zurückstellung bis zum 1. Oktober ihres Militärpflichtjahres und merkt diese auf dem Berechti­ gungsschein vor. 4. Weitere Zurückstellung als bis 1. Oktober des 6. Militärpflichtjahres ist nur ausnahmsweise zulässig und muß rechtzeitig bei derjenigen Ersatzkommission nachgesucht werden, welche die erste Zurück­ stellung verfügt hat. Während der Dauer der Zurückstellung sistirt die Anmeldung zur Stammrolle. • Die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst erlischt 5. wenn der Berechtigte den Zeitraum der ihm gewährten Zurückstellung verstreichen läßt, ohne sich zum Dienstantritt zu melden. Sie kann nur ausnahmsweise durch die Ersatzbehörde III. Instanz wieder verliehen werden. 6. wenn er wegen strafbarer Handlung verurtheilt wird, die, wenn sie während der aktiven Dienstzeit begangen, die Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zur Folge haben würde. Ueber das Erlöschen der bewilligten Zurückstellung vide §. 27, 8. Werden zum einjährig-freiwilligen Dienste Berechtigte rektamirt, so erfolgt die Entscheidung nach den allgemein giltigen Grundsätzen. §. 94. 1. Die Einstellung der Einjährigen-Freiwilligen findet alljährlich bei der Infanterie und den Jägern am 1. April und 1. Oktober, bei dem Train am 1. November, bei den übrigen Waffengat­ tungen am 1. Oktober statt.**) Der Dienstantritt von Pharmazeuten kann bei vorhandenen Vakanzen jederzeit durch Vermittelung des Korpsgeneral­ arztes erfolgen. 2. Die Meldung zum einjährig-freiwilligen Dienst kann im Laufe des den genannten Terminen vorangehenden Vierteljahres er­ folgen unter Vorzeigung des Berechtigungsscheines und obrigkeitlichen Attestes über die sittliche Führung seit Ertheilung desselben. 3. Der Kommandeur des Truppentheils veranlaßt die ärztliche Untersuchung des sich Meldenden, sowie bei vorhandener Tauglichkeit und moralischer Würdig­ keit seine Einstellung zu den bestimmten Terminen.

♦) Das Honorar der Lehrer wird auf den allgemeinen Etats des Kgl. StaatsministeriumS deS Innern verrechnet. Die Kosten für Berechtigungsscheine und für die Ausschreibungen der Prüfungstermine fallen dem ReFtefond der betreffenden KreiSregierung zu. V. Bl. 1876, Nr. 2. **) Bei der Eisenbahn-Kompagnie sind weder OfsizierS-Adspiranten noch Ein­ jährig-Freiwillige einzustellen und bei den Train-BataillonS halbjährig mit der Waste dienende Mediziner nicht anzunehmen. V. Bl. 1876, Nr. 8.

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1. Abthl.

Stärke, Einthcilung und Ergänzung des Heeres.

In größern Garnisonen erfolgt nach Anordnung des GeneralKommandos die Verkeilung der Freiwilligen auf die Truppentheile der gewählten Waffengattungen durch die denselben vorgesetzte Militär­ behörde.*) 4. Kann die Einstellung erst später erfolgen, so wird die Annahme des Freiwilligen auf dessen Berechtigungsschein vermerkt. 5. Wird der sich meldende Freiwillige trotz zulässig geringster Anforderungen an seine Körperbeschaffenheit für untauglich erachtet, so wird er abgewiesen und die Gründe der Abweisung auf seinem Berechtigungsscheine angeführt. 6. Ist der Freiwillige nur für die von ihm gewählte Waffengattung untauglich, so darf er sich, wenn er die Mittel hierzu hat, bei einem Trup­ penteil derjenigen Waffengattung melden, für welche er nach Ausweis der Gründe seiner Abweisung tauglich erscheint. Ein Grund zur Ab­ weisung darf in diesem Falle nicht darin gesunden werden, daß der unter Nr. 1 genannte Termin bis zu 14 Tagen überschritten ist. Wird er auch hier wegen Untauglichkeit abgewiesen, so verfährt er nach Nr. 7. 7. Solche abgewiesene Freiwillige melden sich unter Vorlegung des Berechtigungsscheines innerhalb 4 Wochen bei dem Civilvorsitzenden der Ersatzkommission ihres Aufenthaltsorts. Dieser beordert sie zur Vorstel­ lung vor der Oberersatzkommission beim Aushebungsgeschäft, doch kann in 'dringenden Fällen auch außerterminliche Musterung und auf deren Ergebniß begründete Entscheidung der Oberersatzkommission herbeigeführt werden. 8. Die Oberersatzkommission entscheidet nach den allgemeinen gültigen Grundsätzen. Findet sie einen von den Truppen abgewiesenen Freiwilligen tauglich, so wird er für eine bestimmte Waffengattung bezeichnet und muß von jedem Truppentheil derselben angenommen werden. Wer für den Dienst zu Pferd bezeichnet ist, aber nicht die Mittel hierzu hat, muß auch bei der Infanterie angenommen werden. 9. Ergibt sich bei der Meldung von Freiwilligen zum Diensteintritt, daß sie moralisch nicht mehr zum Einjährig-Freiwilligendienst würdig' sind, so wird ihnen der Berechtigungs­ schein abgenommen und mit Bericht dem Generalkommando eingereicht. Wird die Berechtigung entzogen, so ist.zugleich über die eventuelle sofortige Einstellung zum dreijährigen Dienst Bestimmung zu treffen. 10» Wird der Truppentheil, in welchen ein Einjährig-Freiwilliger dient, in Friedenszeiten verlegt, so wird der Freiwillige auf seinen Wunsch zu einem in der Garnison oder deren Nähe verbleibenden Truppentheil versetzt. 11. Ein Freiwilliger, welchem die Mittel zu seinem Unterhalte fehlen, darf ausnahmsweise mit Genehmigung des General-Kommandos in Verpflegung des Truppentheils **) unter Anrechnung auf den Etat auf­ genommen werden.

Ersatzgeschäft im Kriege. §. 95. Nach Eintritt der Mobilmachung treten an die Stelle des General-Kommandos und der Jnfanterie-Brigade-Kommandos die gteich-

*) Den SamtätS-Kompagnien sind zeitweise nach Maßgabe des MobilmachungSbedarfS an Offizieren für die Sanitätöformationen Einjährig-Freiwillige zuzuweisen. B. Bl. 1876, Nr. 8. **) Mit der Aufnahme in Geld- und Krodverpflegung kann auch freie Be­ kleidung und freies Quartier bewilligt werden. B. Bl. 1875, Nr. 72

III. Abschn.

Die Ergänzung deS Heeres.

49

Namigen stellvertretenden Behörden mit gleicken Befugnissen. Aushebungs- und Musterungsgeschäft werden vereinigt. Ist nach der Kriegslage in irgend einem Bezirke die regelmäßige Abhaltung des Ersatzgeschäftes nicht angängig, so sind durch das GeneralKommando die Wehrpflichtigen der zur Musterung oder Einberufung be­ stimmten Altersklassen nach andern außerhalb des gefährdeten Bezirkes gelegenen Orten zu beordern. (Die Mittel gewähren im Bedarfsfälle vorschußweise die Gemeinden.) §. 96. 1. Ueber Dienstpflicht im Kriege siehe §. 18. 2. Die Ersatz-Reservisten müssen der Einberufung bei Vermeidung der im III. Ab­ schnitt des Militär-Straf-Gesetzbuches angedrohten Strafen sofort Folge leisten. Finden Kontrolversammlungen statt, so werden bei denselben die Ersatz-Reservisten I. Klasse auf ihre Tauglichkeit ärztlich untersucht. Bei Mangel an Militärärzten ist der Bezirksarzt heranzuziehen. 3. Die Heranziehung der Ersatz-Reservisten II. Klasse zur Ergänzung des Heeres erfolgt auf Grund Königlicher Verordnung. Auf Grund solcher Verord­ nung wird öffentlich bekannt gemacht, welche Altersklassen zunächst zur Einziehung gelangen und unterliegen von diesem Zeitpunkt an die Evs atz-Reservisten II. Klasse der bezeichneten Altersklassen den Vorschriften über die Militärpflichtigen. 4. In Betreff der Auswan­ derung Wehrpflichtiger s. §. 25. 5. Wehrpflichtige, welche auf ausdrück­ liche Aufforderung zur Rückkehr aus dem Auslande keine Folge geben, können ihrer Staatsangehörigkeit verlustig werden. Ueber Landsturm­ pflicht s. §. 5. §. 97. Die Musterung und Aushebung Militärpflich­ tiger findet durch die Ersatzkommission statt. (§. 95.) Den Bedarf setzt das stellvertretende General-Kommando fest. Ueber Bestätigung vorläufiger Zurückstellung s. §. 27. Die vom Auslande rückkehrenden Militärpflichtigen sind außerterminlich zu mustern. Die Musterung ist zu beschleunigen. Ueber die Zahl der Tauglichen — nach Jahrgängen und Waffengattungen getrennt — ist nach beendigter Musterung im Landwehr-Bataillons-Bezirk umgehend Meldung an das stellvertretende General-Kommando zu erstatten. Die Einstellung der Rekruten richtet sich nach der Bestimmung des Generäl-Kommandos. Der Landwehr-Bezirks-Kommandeur darf jederzeit brvdlose Re­ kruten dem nächsten Infanterie-Ersatz-Truppentheil zur Einstellung überweisen. §. 98. Musterung und Aushebung der Ersatz-Reser­ visten zweiter Klasse. 1. Die Ersatz-Reservisten n. Klasse der zur Einziehung bestimmten Altersklassen melden sich sofort oder zu der in der öffentlichen Bekanntmachung angegebenen Zeit zur Stammrolle (ErsatzReserve-Stammrolle) ihres Aufenthaltsorts an. 2. Diese Stammrollen werden nach Jahrgängen und innerhalb derselben in alphabetischer Reihen­ folge angelegt und 3. nach ihrer Aufftellung sogleich dem Civilvorsitzenden der Ersatz-Kommission eingereicht. 4. Nun werden die Stammrollen des ganzen Aushebungsbezirkes jahrgangweise — die Ge­ meinden oder gleichartigen Verbände in alphabetischer Reihenfolge — aneinandergeheftet und bilden so die alphabetischen Ersatz-Re­ serve-Listen für den Bezirk. 5. Die Musterung und Aushebung findet unmittelbar nach Einreichung der Stammrollen durch die Ersatz-Kommission statt. In großen Städten, welche eigene Aushebungsbezirke bilden, darf .Reinhard, Heerwesen.

4

60

1. Abthl.

Stärke, Etntheilung und Ergänzung de- Heeres.

die Musterung gleich bei der Anmeldung zur Stammrolle vorgenommen werden. 6. Bei der Musterung wird über Tauglichkeit und Abkömmlichkeit entschieden. Wer nicht felddienstfähig oder zu keiner Arbeit, die seinem bürgerlichen Beruf entspricht, verwendbar ist, wird als untauglich angesehen und bleibt ferner von allen militärischen Pflichten befreit. Wer für vorläufig unab­ kömmlich erachtet wird, wird hinter die älteste Altersklasse der Ersatz-Re­ serve II. Klasse zurückgestellt. 7. Die Entscheidung der Ersatzkommission läßt der Militärvorsitzende in die alphabetischen Listen eintragen, der Civilvorsitzende läßt dieselbe auf den Ersatz-Reserve-Schein II vormerken. Der Militärvorsitzende entscheidet über die Auswahl für die verschie­ denen Waffengattungen. Die tauglich befundenen Ersatz-Reservisten II. Klasse können entweder durch Gestellungs-Ordre oder durch öffentliche Aufforderung jederzeit ein­ berufen werden und haben daher Anordnung zu treffen, daß ihnen eine etwaige Gestellungs-Ordre jederzeit ausgehändigt werden kann. 8. Die Einbernftlng oder Aufforderung zur Gestellung erfolgt durch den Landwehr-Bezirks-Kommandeur, welchem zu diesem Behufe nach been­ digter Musterung die alphabetischen Listen zu übergeben sind. Das stell­ vertretende General-Kommando bestimmt je nach Bedarf die Zahl oder die Altersklasse der einzuberufenden Ersatzreservisten II. Klasse. Behufs Vertheilung setzt es einen bestimmten Termin fest, bis zu welchem die Uebersichten der in den Brigadebezirken vorhandenen tauglichen Ersatz­ reservisten II. Klasse — nach Altersklassen und Waffengattungen getrennt — einzureichen sind. 10. Nach Auflösung der Ersatz-Truppenteile hört für alle Ersatz­ reservisten II. Klasse, welche noch nicht zum aktiven Dienst einberufen, die Pflicht zum Diensteintritt auf.

§. 99. 1. Nach ausgesprochener Mobilmachung können von allen Ersatz- und Besatzungs-Truppentheilen Freiwillige jederzeit ange­ nommen und eingestelt werden, auch ist 2. die Annahme von Frei­ willigen auf Kriegsdauer (Kriegsfreiwillige) zulässig. Letztere werden bei Demobilmachung oder Auflösung der betreffenden Truppenteile zur Dis­ position der Ersatzbehörden entlassen. 3. Die zum einjährig-freiwilligen Dienst Berechtigten werden mit ihrer Altersklasse zum Dienste herange­ zogen; 4. die Mediziner, welche bereits 6 Semester studirt haben, werden außerterminlich gemustert und bei vorhandener Tauglichkeit sogleich ein­ berufen. 5. Die zum einjährig - freiwilligen Dienst Berechtigten treten, sofern sie es wünschen, bei Auflösung der Ersatz-Truppentheile wieder in den Genuß der ihnen bewilligten vorläufigen Zurückstellung. §. 100. 1. Alle Reklamationen bei der Einberufung sind unzulässig. 2. Vorläufige Zurückstellungen, die seitens der Ersatzkommissionen ausgesprochen werden, haben nur so lange Gültigkeit, als der Bedarf an Mannschaften anderweitig gedeckt werden kann. 3. Ueber die Zulässigkeit von Reklamationen bei mobilen Truppen im Dienste befindlicher Soldaten, befindet die Ersatzbehörde III. Instanz, jedoch bleibt die Entscheidung über die Ausführbarkeit der Rückkehr in die Heimath lediglich dem Ermessen des kommandirenden Generals des mobilen

HI. Abschn.

Die Ergänzung des Heeres.

51

Armeekorps und der mit gleichen Befugnissen versehenen Mililärbefehlshaber anheimgestellt. Im Allgemeinen ist nur Versetzung zu einem Ersatz-Truppentheil und zeitweise Beurlaubung gestattet. Sofortige Entlassungen können nur durch das Kriegsministerium aus­ nahmsweise verfügt werden. Art. 33 des Wehrgesetzes vom Jahre 1868.

V. Bl. Nr. 3.

Bei eingetretener Mobilistrung erhalten die bedürftigen Familien der verheiratheten Reservisten und Landwehrmänner vom Tage deS EinrückenS zum Dienste an auf Ansuchen eine Unterstützung aus Staatsmitteln, welche für die Frauen auf 6 Mark 90 Pf. und für jedes noch im elterlichen Brode stehende Kind 3 Mark 45 Pf. monatlich festgesetzt wird. Das Gesuch bringt der Mann bei dem Truppentheile, bei dem er einberufen ist, an. Die Familien der Offiziere, Aerzte und Beamten der Reserve und Landwehr erhalten, wenn das Einkommen des Mannes, gleichviel ob aus Militär- oder CivilfondS, mit Ausschluß der Feldzulage nicht über 1760 Mark beträgt, Unterstützungen nach dem Reglement vom 15. Februar 1873. Anlage

1 zu §. 1.

Armee-KorpS

Landwehrbezirkseintheilung für daS Königreich Bayern. .21 k jQ Linien25 fonds 13392 „ Sonstige Ausgaben 1648 „

233 51245 Mark

16000



16090 Mark

VIII. Abschnitt.

Besondere Militärstellen und Behörden. 1. Militärfondsverwaltung mit FiSkalat. 1 Generalmajor oder Generallieutenant, Vorstand; 2 Obersten der Garnison, Mitglieder; 1 Militärfiskal, Mitglied. Ferner: 1 Kontroleur, 1 Kassirer, 2 Buchhalter, 2 Kanzleisekretäre, 4 Schreib­ gehülfen; 1 Kassadiener. Militärfiskalat. 1 Militärfiskal; 1 Kanzleisekretär. Errichtet mit Uebertragung des Militärfiskalats bei Auflösung des Oberadministrativkollegiums der Armee den 30. September 1822 zur Ver­ waltung sämmtlicher Militärfonds und der zugewiesenen Stiftungen.

2. Die General-Militärkaffe steht unmittelbar unter dem Ministerium; sie ist die Centralkasse und Rechnungsstelle für die General- und Flügeladjutanten, die Generalinspektion der Armee, die Inspektion der Artillerie und des Trains mit ArtillerieBerathungskommission, die Inspektion des Jngenieurkorps, Militärfiskalat und Generalauditoriat (K.-M.-R. v. 23. März 1870, Nr. 2272). Sie verwaltet die refervirten Fonds und die Militär-Pensionskasse mit. Stand: 1 General-Kriegszahlmeister und Rendant mit 6000 Mark; 1 Kontroleur mit 4800 Mark; 1 Hauptbuchhalter mit 4200 Mark; 1 Pensionszahlmeister mit 4200 Mark; 1 Buchhalter mit 2400 Mark; 2 Kafsenasfistenten mit je 1650 Mark; 3 Schreibgehülfen und 2 Kassen­ diener mit je 1200 Mark. Sämmtliche Wohnungsgeldzuschuß.

234

2. Abthl.

Die Formation der Armee.

Statistisches: Persönliche Ausgaben, hierzu Mankoentschädigung, Remunerirung vorübergehender Arbeitshülfen .... Sächliche Ausgaben: Bureaubedürfnisse, Beheizung und Beleuchtung

29430 Mark 3300



3. Montirungsdepot. Sie beschaffen das Material zur Bekleidung der Truppen und zwar für jene im Bereiche des I. Armeekorps das zu Jngoldstadt, für die im Bereiche des II. Armeekorps jenes in Nürnberg. Stand: 2 Stabsoffiziere vom Pensionsstande, Vorstände; 2 Ren­ danten; 2 Kontroleure; 4 Verwaltungsassistenten; 2 Packmeister, 8 Magazinsdiener, stehen im Kündigungsverhältniß.

Statistisches: Gehälter für 8 Beamte, dann die Löhnung für die Unter­ beamten, Remunerationen und Unterstützungen . .

26630 Mark

Unterhaltung der Bekleidung und Ausrüstung der Truppen. Zur Abfindung von Kontingenten für den gewöhnlichen Verbrauch 1880905 Mark Zur Beschaffung des Bedarfs an Tuch und Kürassen. . 807657 „ Zu extraordinären Beschaffungen, Aushülfen, Proben rc. 17400 „ Allgemeine, und zwar: Bureau-, Transport-, Emballage­ kosten 23000 „ Zum baulichen Unterhalt der Magazine 5000 „

4. Die Remonte-Inspektion. (Dienstverhältnisse der königl. bayer. Armee. Instruktion für die Remonteinspektion. München 1874.)

Die Remonte-Jnspektion leitet sämmtliche auf das Remontewesen der Kavalerie und auf die Administration der Remontedepots bezüglichen Angelegenheiten und ist dem Kriegsministerium unmittelbar nnterstellt. An der Spitze steht der Remonte-Jnspekteur. Ihm sind bei­ gegeben: für die auf Remontewesen bezüglichen Dienstgeschäfte ern Offizier der Kavalerie, für die Leitung des wirtschaftlichen Betriebes der Direktor der Remontedepots. Von der Remonteinspektion ressortiren die Remontedepots und die Remonte-Ankaufskommission. Die Remonte-Ankaufskommission besteht aus dem bei der Inspektion eingetheilten Offizier der Kavalerie als Vorstand, weiter zwei Kavalerieoffizieren und einem Veterinär als Mitglieder. Hauptaufgabe der Remonteinspektion ist die Aufbringung des möglichst besten Remontematerials, die Förderung dessen körperlicher Entwickelung und Tüchtigkeit zum Kavaleriedienste. Dem Remonteinspekteur obliegt die direkte und unmittelbare Erledigung aller Geschäfte, welche sich auf den Ankauf, die Aufzucht und die Abgabe der Remonten beziehen. Er allein unterzeichnet die bezüglichen Aus-

VH!. Abschn. Besondere Militär-stellen und Behörden.

235

fertigungen. Er sorgt für Erhaltung des etatsmäßigen Standes an Remonten auf den Depots innerhalb der normirten Aufstellungsperioden und bemißt hiernach den Zeitpunkt für seine Antragstellung wegen Bildung der Ankaufskommission, Anzahl der zu beschaffenden Remonten und Bestimmung der Kaufsorte. Nach Abschluß der jeweiligen Ankaufsgeschäfte bereist er in Begleitung des Vorstandes der Ankaufskommission die sämmtlichen neubestellten Depots, mustert mit letzterem jedes einzelne Pferd auf das Genaueste und berichtet über das Ergebniß dieser Visitation bezw. des Ankaufes ausführlich an das Kriegsministerium. e Nach Umfluß eines halben Jahres unternimmt er allein eine zweite Besichtigung der Remonten, um sich über ihre Entwickelung, Ernährung und Wartung zu informiren. Die letzte Musterung der Remonten findet kurz vor deren Abgabe statt und wird mit ihr die Klassifikation zum Zwecke der Vertheilung verbunden, wobei der Vorstand der Ankaufskommission und der Depot­ veterinär stimmberechtigt sind. Die Remonten werden hierzu nach Kürassier-, Ulanen-, Chevaulegers­ schlag in vier Klassen eingetheilt: I. Klasse, Chargenpferde; II. Klasse, Dienstpferde, sehr gute; III. Klasse, gute; IV. Klasse, genügende. Ferner werden jene Remonten ausgeschieden, welche wegen verzögerter Entwickelung im Depot belassen werden müssen. Gleichzeitig findet die Ausrangirung derjenigen Remonten statt, welche sich wegen inzwischen erworbener Fehler zum Verkaufe oder zur Einstellung als Krümperpferde auf den Depots eignen. Zur Vertheilung wird die entsprechende Anzahl. Remonten der vier Klassen für die fünf Kavalerieregimenter des treffenden Armeekorps in dem Bezirke je eines hierzu geeigneten Remontedepots gesammelt. Die Vertheilung der Remonten an die Kavaleriereginienter wird durch den Remonteinspekteur in Gegenwart des Vorstandes der Ankaufskommission und der übernehmenden Offiziere und Veterinäre der Abtheilungen vor­ genommen.

(Jedes Regiment beordert hierzu einen besonders qualifizirten Offizier und einen Veterinär. Insofern es die dienstlichen Verhältnisse gestatten, kann ein zweiter Offizier per Regiment zu seiner Belehrung und zur Unterstützung deS transport­ führenden Offiziers kommandirt werden.) Die Remonten werden nach Schlag und Bonität in kleine gleich­ wert hige Parthien (Kabeln) abgetheilt und wird, nachdem diese dem Urtheile aller Betheiligten gemäß egal sind, deren Verlosung unter die empfangenden Abtheilungen vorgenommen. Die Chargenpferde werden gesondert, jedoch in ähnlicher Weise verlost. Nun werden die Remonten regimenterweise unter Kollationirung der Einträge der Pferdestammlisten einer nochmaligen genauen Musterung unterstellt, wobei etwa unbemerkt gebliebene Mängel seitens der Uebernehmer zur Sprache gebracht werden und nach Umständen der Austausch, oder falls es sich nicht um Lahmheit oder andere Gebrauchsfehler handeln sollte, die Vermerkung der bezüglichen Beanstandung in der Pferdestamm­ liste beantragt wird. Mit Beendigung dieser Nachmusterung und dem Austausche der treffenden Uebergabe- und Uebernahmeprodukte findet das Vertheilungsgeschäft seinen definitiven Abschluß.

236

2. Abthl.

Die Formation der Armee.

Vornahme von Musterungen der Remonten oder Dienstpferde von Kavalerieabtheilungen durch den Remonteinspekteur behält sich das Kriegs­ ministerium vor. Der Remonteinspekteur hat an das Kriegsministerium motivirten Antrag zu stellen: a) wenn er eine außergewöhnliche dienstliche Jnspizirung der Depots für angezeigt hält; b) wenn er zeitweilig größere Märkte oder Viehausstellungen des In- oder Auslandes zu besuchen beabsichtigt, um sich über den Stand der Pferdezucht in Kenntniß zu erhalten. Für jede Jnspizirungsreise bringt er einen allgemein gehaltenen Reiseplan in Vorlage. Dem Direktor der Remontedepots obliegt unter steter Wahrung der Hauptaufgabe der Remonteinspektion im Einverständnisse mit dem Inspekteur die Leitung des landwirtschaftlichen Betriebes auf den Be­ sitzungen der Remontedepots. Im Uebrigen ist sein Wirkungskreis durch die Instruktion vom 16. Oktober 1864 bestimmt. Bei administrativen Jnspizirungen der Remontedepots hat er die Verpflegung der Remonten zu kontroliren, die Qualität der Futtervorräthe zu beurtheilen und die bezüg­ lichen Rechnungsbelege zu prüfen. (K.-M.--R. v. 16. Febr. 1875, Nr. 2334.) Chevaulegers- und Ulanen­ offiziere, welche Anspruch auf Abstellung von Chargenpferden haben, können ausnahmsweise Chargenpferde durch die Remonteinspektion aus den Remontdepots erhalten, wenn der im eigenen Truppenteile vertretene Reitschlag für sie, ihrer Körperbeschaffenheit wegen, nicht geeignet erscheint. Die Abgabe von Chargenpferden aus den Remontedepots erfolgt jährlich nur einmal; für jeden einzelnen Fall bleibt die Genehmigung des Kriegsministeriums Vorbehalten. Gesuche sind zum 1. Februar mit gutachtlichen Aeußerungen der Dienstesstellen dahin einzureichen. Zulässig sind solche Gesuche um ein Pferd vom Ulanenschlag, wenn der Bittsteller mindestens 75, vom Kürassierschlag, wenn er mindestens 85 Kilo Körper­ gewicht hat. Der Mehrbetrag für das zugestandene Chargenpferd über den Remontepreis der eigenen Truppe wird bei der Kasse des Truppentheils auf Rechnung der General-Militärkasse erlegt. Kommt ein solches Pferd zur Rückgabe, so geschieht diese unter allen Umständen an die Remonteinspektion, welcher auch eventuell die Taxirung zusteht. Nach Alter und Beschaffenheit können diese Pferde wieder.zur Abgabe an Offiziere gelangen. Werden dergleichen Pferde nicht mehr als Offiziers-Chargenpferde, gleichwohl aber noch zur Benützung als Dienstpferde für tauglich befunden, so sind sie gelegentlich der nächsten Remonteabgabe einem ihrem Schlage entsprechenden Regimente unter Berücksichtigung ihres approximativen Werthes zu überweisen, und ist dieses eventuell durch Zugabe eines Ersatz­ pferdes aus der vorhandenen Reserve auf ein vollwerthiges Pferd ab­ zufinden. Im Uebrigen finden die Bestimmungen über die Offiziers-Chargen­ pferde (B.-Bl. 1872, Nr. 21) auch auf alle durch gegenwärtige Verfügung statuirten Ausnahmsfälle Anwendung.

VIII. Abschn.

Besondere MilitLrstellen und Behörden.

237

Bestimmungen über die Offiziers-Chargenpferde. (K.-M.-R. v. 31. März 1872, Nr. 7746.

D.-Bl. 21.)

Allgemeines.

§. 1. Den nach §. 10 der allerhöchsten Verordnung vom 4. März d. Js. Nr. 5379, B.-Bl. Nr. 14, zum Empfang je eines Chargen­ pferdes berechtigten Offizieren, nemlich: den etatsmäßitzen und den über den Etat einrangirten, sowie den als Adjutanten fungirenden Lieutenants der Kavalerie und reitenden Artillerie, dann den zum Generalstab kommandirten Lieutenants der Infanterie, Jäger und der Pioniere steht-es frei, Chargenpferde in natura oder dafür den Remontepreis zu empfangen. *) Im ersteren Falle wird nach einem Zeitraum von fünf Jahren das Chargenpferd unbeschränktes Eigenthum des betreffenden Offiziers, im letzteren Falle wird die Geldvergütung nach Maß der unten sub §. 8 gegebenen Bestimmungen geleistet. Bor Ablauf von fünf Jahren darf das Chargenpferd von dem Besitzer nicht veräußert werden. Ein aus der Gebühr des Chargenpferdes tretender Offizier hat das­ selbe für den Stellennachfolger zurückzulassen; Ausnahmen hievon sind nur in den im §. 9 bezeichneten Fällen zulässig. Läßt ein aus der Gebühr eines Chargenpferdes tretender Offizier wegen Verlust desselben kein Chargenpferd zurück, so ist für den Ein­ tretenden auf extra ordinären Ersatz beim Generalkommando anzutragen. Für das Chargenpferd erhält der Offizier F o urag e und Stall geld, wogegen für ein zweites eigenes Pferd diese Gebühr sodann in Wegfall kommt; die Beschlagkosten, Stallbedürfnisse, sowie das Reitzeug für das Chargenpferd hat der Besitzer aus eigenen Mitteln zu bestreiten. Verwendung der Chargenpferde.

§. 2. Die Chargenpferde, für deren entsprechende Wart und Pflege die Besitzer verantwortlich, find in der Regel im Dienste und nur soweit es zur Erreichung und Erhaltung der für den Dienstgebrauch erforderlichen Dressur nothwendig, außer Dienst zu reiten; eine Benützung der­ selben zum Vergnügen, z. B. zu Ritten über Land, zur Jagd, zu Rennen rc. darf nicht stattfinden; die Offiziere haben abwechselnd auch ihre eigenen Pferde zum Dienste zu reiten. Auswahl der Chargenpferde.

§. 3. Die Auswahl der Chargenpferde findet in der Regel aus den Remonten des vorletzten Zugangs statt; zur Wahl von Pferden aus früheren Jahrgängen soll nur in ganz besonderen Fällen geschritten werden. Die rehimentirten Offiziere erhalten die Chargenpferde aus dem Stande ihrer Abtheilungen, die nicht regimentirten der Kavalerie aus *) Dagegen erlischt die bisherige Berechtigung zur Auswahl eines DienstpferdeS aus dem Stande der Armee. K.-M.-R. v. 7. Mai 1872, Nr. 11436.

238

2. Abthl.

Die Formation der Armee.

den vom Generalkommando zu bestimmenden Kavalerieregimentern, die nicht regimentirten Offiziere der anderen Waffen aus der Equitationsanstalt, an welche von den Dienstesstellen die einschlägigen Requisitionen zu gelangen haben. Bei jedem Kavalerie-, dann dem 2. und 3. Artillerieregiment ist eine Kommission, bestehend aus einem Eskadrons- resp. Batteriechef und 2 Lieutenants, zu bestimmen, welche alljährlich aus den Remonten des vorletzten Zugangs die nöthigen Chargenpferde auszuwählen und für die empfangsberechtigten Offiziere zu bezeichnen hat; die Dienst Pferde der Unteroffiziere und Trompeter dürfen für Chargenpferde nicht genommen werden. Der Regimentskommandeur hat in streitigen, wie in be­ sonderen Fällen bezüglich der Abgabe von Chargenpferden Entscheidung zu treffen. Bei der Eq.uitationsanstalt ist in ähnlicher Weise zu verfahren.

Austausch von Chargenpferden. Nach vollzogener Auswahl von Chargenpferden darf ein Austausch derselben nicht mehr stattfinden; eine Ausnahme hievon ist nur dann zulässig, wenn in den ersten sechs Monaten nach Empfang des Chargen­ pferdes durch kommissionelles Gutachten festgestellt wird, daß das­ selbe den an ein Offizierspferd zu stellenden dienstlichen Anforderungen, insbesondere vor der Front, nicht entspricht. Ein solcher Austausch darf niemals wiederholt werden und muß das dem Offizier abzunehmende Pferd auch gut erhalten und nicht durch Schuld des Besitzers entwerthet sein.

Verfahren bei Versetzung von Offizieren. §. 5. Demjenigen Offizier, welcher Anspruch auf ein Chargenpferd hat und bei eintretender Versetzung diesen Anspruch behält, soll es grund­ sätzlich überlassen bleiben, entweder unter Beibehaltung des bisherigen Turnus das zur Zeit ihm überwiesene Chargenpferd zum neuen Truppentheil hinüberzunehmen oder bei letzterem ein anderes Chargenpferd mit neuem Turnus zu beanspruchen. Dem Gesuche, das Chargenpferd zum Regimente, zu welchem der Betreffende versetzt ist, mit nehm en zu dürfen, ist daher, wenn nicht be­ sondere Umstände dagegen sprechen, bezüglich welcher eventuell die Ent­ scheidung des Generalkommandos zu erholen ist, Folge zu geben und der Truppenabtheilung des Offiziers das Nationale seines Chargenpferdes mit den Daten bezüglich der Empfangszeit re. zu übersenden. Will ein versetzter Offizier sein Chargenpferd zum neuen Truppentheil nicht hinübernehmen und ist kein berechtigter Uebernehmer für dieses Pferd vorhanden, so ist nach §. 7 zu verfahren.

Verfahren bei Aufhören derGebühr eines Chargenpferdes.

§. 6. Das von einem Offizier wegen Beförderung, Versetzung rc. zurückzugebende Chargenpferd ist durch eine Kommission'zu taxiren und hat der Uebernehmer des Pferdes dem vorigen Besitzer so viele Sechzigstel des Taxwerthes zu vergüten, als die Zahl der Monate beträgt, während welcher dieser das Pferd in Besitz hatte; die Taxe darf dabei den normalen Remontepreis nicht überschreiten.

VUL Abschn. Besondere MilitLrstellen und Behörden.

239

Geht das Chargenpferd nicht sofort an einen neueintretenden Be­ rechtigten über, so ist obige Vergütung dem Abgehenden vorschuß­ weise aus der Regimentskasse zu leisten.

Verfahren bei Vakantwerden von Chargenpferden.

§. 7. Werden Chargenpferde vakant, für deren Wiederverleihung bis längstens innerhalb vier Monaten keine Aussicht vorhanden ist, so sind dieselben, soferue sich gegen ihre Dienstbrauchbarkeit nichts Erheb­ liches einwenden läßt, einstweilen unter die Dienstpferde des Regiments einzustellen, im Falle der Unbrauchbarkeit aber beim General­ kommando zum Verkauf zu beantragen. Wird das Pferd hiernach verkauft, so wird der dem vorigen Besitzer zustehende Antheil nach dem reinen Erlöse (abzüglich der Verkaufskosten) berechnet; sollte der Erlös sich höher als der Remontepreis entziffern, so ist nur letzterer und zwar in Anwendung der Bestimmungen §. 6 zu berechnen. Verfahren bei Verzicht auf Chargenpferde. §. 8. Offiziere, welche bei Beginn ihres Empfangsturnus auf ein Chargenpferd in natura Verzicht leisten, erhalten dafür die treffende Geldentschädigung; die Ausbezahlung dieser Vergütung (im Betrage des Remontepreises) hat jedoch nach Ablauf von fünf Jahren zu erfolgen, soferne der Empfangsberechtigte nicht früher ausscheidet oder aus der Berechtigung tritt, in welchem Falle die Entschädigungsgebühr vom Beginn des Turnus bis zum Schluß des Monats des Ausscheidens nach §. 6 zu berechnen und zu bezahlen ist. Der Regimentskommandeur bleibt dafiir verantwortlich, daß ein auf das Chargenpserd Verzicht leistender Offizier im Dienste mit der erforderlichen Anzahl von Pferden versehen und gut beritten ist. Der Dienst nach folg er ist an die Verzichtleistung auf ein Chargen­ pferd Seitens seines Vorgängers nicht gebunden. Eigenthümliche Ueberlassung disponibler Chargenpferde. §. 9. Offizieren der Kavalerie und reitenden Artillerie, welche zum Eskadrons- oder Batteriechef avancirt sind und um eigenthümliche Ueber­ lassung ihrer.bisherigen Chargenpferde gegen Einzahlung des noch restirenden Vergütungsbetrages, resp, der Taxquote nachsuchen, darf die Genehmigung hiezu ertheilt werden. Den Nachfolgern ist in diesen Fällen ein anderes Chargenpferd zu überlassen. Wird ein im Besitz eines Chargenpferdes befindlicher Offizier pensionirt, auf Nachsuchen entlassen, oder zu einer unberittenen Ab­ theilung versetzt, so darf eine Ueberlassung des Chargenpferdes an denselben gegen Vergütung des oben bezeichneten Restbetrages nur für den Fall statthaben, wenn der zur Uebernahme berechttgte Offizier sich durch die Herausbezahlung der treffenden Quote für abgefunden erklärt.

Ersatz von Verlusten. §. 10. Wird ein Chargenpferd ohne Verschulden des Besitzers so beschädigt, daß es fernerhin im Dienste nicht mehr geritten werden

240

2. Abthl.

kann, so darf der Ersatz werden; ist dagegen die sitzers zuzuschreiben, so Schaden unter Abzug der

Die Formation der Armee.

desselben beim Generalkommando nach gesucht Unbrauchbarkeit einem Verschulden des Be­ hat dieser den durch die Taxirung ermittelten bereits erworbenen Eigenthumsquote zu tragen.

Bestimmungen bezüglich der in die Equitationsanstalt kommandirten Offiziere.

§. 11. Die Kontrole über die Chargenpferde jener Offiziere, welche in die Equitationsanstalt kommandirt werden, hat auf die Dauer dieser Beorderung der Kommandeur dieser Anstalt zu übernehmen. Zu diesem Behufe haben die Kavalerie- und Artillerieregimenter das Nationale des Chargenpferdes des betreffenden Offiziers dem Kommando der Equitationsanstalt zu übermitteln und außerdem in vorkommenden Fällen, in Angelegenheit des Chargenpferdes eines kommandirten Offiziers, sich mit vorgenanntem Kommando in Verbindung zu setzen. Verfahren bei Beurlaubungen.

§. 12. Da das Chargenpferd zu den Kompetenzen der betreffenden Offiziere gehört, so finden auf dasselbe auch diejenigen Bestimmungen analoge Anwendung , welche rücksichllich der Gehaltszahlung an einen be­ urlaubten Offizier im Reglement über die Geldverpflegung der Truppen im Frieden gegeben sind; der beurlaubte Offizier behält demnach seinen Anspruch auf das Chargenpferd so lange fort, als er seinen Gehalt ohne oder mit Abminderung fortbezieht; bei Beurlaubung ohne Gehalt er­ lischt gleichzeitig der Anspruch auf das Chargenpferd; im letzteren Falle hat das treffende Regiment über die Beschaffenheit und deu Taxwerth des einzuziehenden Chargenpferdes und gleichzeitig wegen anderweitiger Disposition über dasselbe an das Generalkommando zu berichten. Rückt ein ohne Gehalt beurlaubter Offizier in seine etatmäßige Stelle wieder ein, so beginnt für ihn entweder ein neuer Turnus, oder es wird, wenn derselbe das frühere Pferd zurückerhält und für seine Eigenthumsansprüche noch nicht entschädigt worden ist, sein alter Turnus um die Zeit hinausgerückt, während welcher er ohne Gehalt beurlaubt war. Verfahren bei Verbüßung von Festungsarrest.

§. 13. Ein Offizier, welcher zu mindestens einjährigem Festungs­ arrest oder zu kürzerem, mit nachfolgender Dienstentlassung verbundenem Festungsarrest verurtheilt ist, hat das Chargenpferd rück­ zuliefern und ist bei der Auseinandersetzung mit demselben die Be­ stimmung §. 6 in Anwendung zu bringen; bei einem nicht mit Ent­ lassung vom Dienste verknüpften Festungsarrest von kürzerer als einjähriger Dauer verbleibt dem Offizier das Anrecht auf das Chargen­ pferd, welches bei dem Truppentheil inzwischen als vakant zu verpflegen ist; der Turnus wird hiedurch nicht verändert.

I ah resn ach Weisung en. §. 14. Nach Ablauf jeden Jahres sind sofort von den Kavalerieregimentern, dem 2. und 3. Artillerieregimente und von der Equitations-

241

VIII. Abschtt. Besondere Militärstellen unb Behörden.

anstatt Nachweisungen üher den Bestand an Offizierschargenpferden nach dem in der Beilage enthaltenen Formulare und den beigefügten Be­ merkungen aufzustellen; diese Nachweisungen haben jedesmal bis 1. Februar an das Kriegsministerium zu gelangen.

Beilage zu §. 14 der Vollzugsbestimmungen zum K.-M.-R. vom 31. März 1872, Nr. 7746. Schema für die Jahresnachweisungen.

Nachweisung des Bestandes an Bfffpers-Chargenpserdrn am Schluffe des Jahres 18 . sowie des Bedarfs pro 18 . .

Nr.

I.

II.

in.

Namen und Charge der Offiziere.

EmpfangSterjnin vom

Dauer des Chargen­ pferdes bis

V.

IV.

mithin Bedarf Bemerkungen pro 18 . .

Bemerkungen für Anfertigung dieser Nachweisung. Eid Rubr. I. In derselben werden sämmtliche Offiziere, welche Anspruch auf den Empfang von Chargenpferden haben, nach ihrem Dienstatter unter fortlaufender Nummer aufgeführt; die Trennung , in etat­ mäßige und über den Etat einrangirte Offiziere ist nicht erforderlich, da zwischen den Pferden beiderlei Offiziere kein Unterschied statt­ findet. Sind zur Zeit des Abschlusses der Nachweisung temporär oder ganz erledigte Stellen vorhanden, so ist in der Reihenfolge statt des Namens „vakant" vorzutragen. Iid Rubr. II. Der fünfjährige Turnus beginnt mit dem 1. jenes Monats, in welchem der zum Chargenpferd berechtigte Offizier in die etat­ mäßige oder überetatmäßige Stelle einrückt; die Vorschriften über die Naturalverpflegung rücksichtlich des Empfangstermins für die Rationen bei Avancements rc. rc. werden hiedurch nicht alterirt. Bei der Versetzung eines im Besitze eines Chargenpferdes be­ findlichen Lieutenants von einem Truppentheil zum andern in eine etat- oder überetatmäßige Stelle beginnt der Empfangsturnus von dem Zeitpunkte des Aufhörens beim früheren Truppentheil« für den Fall auf neue fünf Jahre, wenn dieser Offizier das Chargen­ pferd zurückgelassen, und durch Vergütung der Quote bei seinem früheren Truppentheile entschädigt worden ist. Verändert kann der Empfangsturnus außerdem noch werden, wenn das Pferd im Dienste mit Tod abgeht oder ohne Verschulden Reinhard, Heerwesen.

IG

242

2. Abthl.

Die Formation der Armee.

des Besitzers unbrauchbar wird; in diesem Falle beginnt der neue Turnus vom 1. jenes Monats, in welchem der. Abgang stattgefunden hat, oder falls die Ueberweisung eines Ersatzpferdes in natura nicht sofort bethätigt werden konnte, vom 1. jenen Monats, in welchem die Abstellung des Pferdes erfolgte; bei vakanten Stellen bleibt diese Rubrik unausgefüllt.

ad Rubr. III. Da nach Verfluß von fünf Jahren das in das Eigenthum des Offiziers übergehende Pferd aufhört, Chargenpferd zu sein, so ergibt sich hiernach der erforderliche Eintrag; bei Offizieren, welche ihre Chargenpferde von Vorgängern übernommen haben, ist der Ansatz in der Art zu machen, wie er sich durch Abrechnung mit dem Vorbesitzer ergibt. Nach Ablauf des für den Gebrauch des Chargenpferdes normirten Termines reiht sich daran ein neuer fünfjähriger Empfangsturnus; 5: B. der Lieutenant A hat bei seiner Verabschiedung am 20. Juni 1873 ein Chargenpferd für den Turnus vom 1. Januar 1873 bis 31. Dezember 1877. Der Lieutenant B wird aus Veranlassung dieses Abganges am 6. August 1873 über den Etat einrangirt; es beginnt somit sein fünfjähriger Turnus am 1. August 1873; er zahlt dem A für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1873, also für ein halbes Jahr, die verhältnißmäßige Geldentschädigung (V10 des Taxwerthes) und übernimmt das Pferd; das letztere hat nach Abzug des halben Jahres noch 4V- Jahre als Chargenpferd zu dienen, folglich vom 1. August 1873 bis 31. Januar 1878. Im Jahre 1878 empfängt der Lieutenant B ein neues Chargenpferd und tritt alsdann in den fünfjährigen Turnus vom 1. Februar 1878 bis 31. Januar 1883. Hieraus ergibt sich zugleich, daß die Zeit während der Vakanz eines Chargenpferdes (Juli 1873) nicht dem Uebernehmer des Pferdes in Ansatz gebracht wird. ad Rubr. IV. Der Bedarf an Chargenpferden für das nächste Jahr ergibt sich durch die Zahl derjenigen Pferde, welche ihre Dauerzeit in demselben beenden, als extraordinärer Ersatz bewilligt sind, oder neu zugetretenen Empfangsberechtigten gebühren. Diese Rubrik wird summirt und dabei angegeben, ob die be­ treffenden Offiziere ihre Pferde in natura oder dafür die normirte Vergütung zu erhalten wünschen. ad Rubrik V. Hier ist einzusetzen der Datum, seit wann Pferde „vakant" sind, ob diese in natura zurückgelassen worden sind, welcher Antheil dem früheren Besitzer aus der Kasse vorschußweise bezahlt worden ist, sowie sonstige einschlägige administrative Bemerkungen; bei va­ kanten Stellen ist auch anzugeben, ob die Wiederbesetzung in Bälde bevorsteht, oder ob das Pferd als disponibel zu betrachten ist; sind Chargenpferde mit Tod abgegangen, so ist der Datum hier vorzu­ tragen, ebenso ob dem Besitzer dabei ein Verschulden zur Last zu legen ist oder nicht. Erscheint ein Offizier zum erstenmale in der Liste und hat er das Pferd eines abgegangenen Offiziers übernommen, so ist der Borbesitzer des Pferdes namhaft zu machen und die Zeit dessen Abgangs einzutragen.

Vni. Abschn. Besondere Militärstellen und Behörden.

243

Ist ein Offizier von einem anderen Truppentheil übergetreten, so ist in der ersten zu erstellenden Nachweisung das Regiment zu bezeichnen, bei welchem er früher gestanden hat. Am Schlüsse ist die Nachweisung mit Ort, Datum und Unter­ schrift des Kommandeurs zu versehen. K.-M.-R. 18. Juni 1875, Nr. 8756, erläutert wie folgt:

I. (Zu §. 4.) Die Bewilligung zum Austausche eines den dienstlichen Anforderungen nicht entsprechenden Chargenpferdes unter den gegebenen Voraussetzungen und auf Grund pflichtmäßig durch die betreffende Kommission konstatirten Thatbestandes liegt in der Kompetenz der Regiments­ kommandeure, bezw. jenes, der Equitationsanstalt. Es ist Pflicht der Kom­ mandeure, durch strenge Beurtheilung jeden solchen Gesuches auf schonenden Gebrauch der Chargenpferde hinzuwirken. Der Austausch wird durch einen Remonten desselben Jahrganges bewirkt und tritt daher eine Aenderung des Turnus nicht ein. Der Aus­ tausch ist in Rubrik V der Jahresnachweisung anzumerken. II. (Zu §. 8.) Der Verzicht auf ein Chargenpferd in natura ist nur bei Beginn eines neuen Turnus auf fünf Jahre und bei Ersatz eines im Dienste mit Tod abgegangenen oder ohne Verschulden des Besitzers unbrauchbar gewordenen Chargenpferdes in dem sub III. unten speziell vorgesehenen Falle zulässig. Hiebei haben die als Adjutanten bei den Hähern Kommandobehörden fungirenden und dem Generalstabe zugetheilten Lieutenants der Kavalerie die Entschädigung für ein Pferd von dem Schlage ihrer Waffe, die übrigen dem Generalstabe zugetheilten Lieutenants für ein solches leichten Schlages anzusprechen. III. (Zu §. 10.) Wenn ein Chargenpferd im Dienste mit Tod abgeht, oder ohne Verschulden des Besitzers unbrauchbar wird, was in jedem einzelnen Falle pflichtmäßig zu konstatiren ist, so hat der beim General­ kommando nachzusuchende Ersatz in natura und zwar in erster Linie aus den disponiblen Chargenpferden und nur wenn solche nicht vorhanden, durch ein geeignetes Bestandspferd der vorletzten Remontirung zu erfolgen. Der betreffende Offizier erhält so viele 7eo des Remontpreises, als er (Anzahl) Monate das Chargenpferd in Besitz hatte, unter Abzug der dem vorigen Besitzer des Ersatzpferdes aus der Regimentskasse vor­ geschossenen Vergütung. (§. 6.) Stellt sich letztere höher als obige Quote, so ist die Differenz an die Regimentskasse einzuzahlen. Es steht in diesem Falle aber dem treffenden Offizier frei, auf den Ersatz des unbrauchbar gewordenen Pferdes in na­ tura zu verzichten und nach Ablarff der auf dem letzteren noch hastenden Dauerzeit den vollen Remontepreis zu empfangen. Außerdem ist die Gewährung der Geldentschädigung an Stelle des Ersatzes in natura nur in so lange zulässig, als dieser nicht erfolgen kann, weil bei dem treffenden Truppenteile z. Z. weder ein Chargenpferd

disponible, noch ein geeignetes Bestandspferd vorhanden ist. Die Aus­ bezahlung des treffenden Betrages erfolgt erst bei der - Zuweisung des Ersatzpferdes. Ueber jeden Fall dieser Art ist dem Kriegsministerium Anzeigebericht zu erstatten. Mit Ablauf der auf dem Ersatzpferde noch haftenden Dauerzeit beginnt für den Empfänger ein neuer fünfjähriger Turnus.

244

2. Abthl.

Die Formation der Armee.

Pferdeentschädigungsgelder. (K.-M.-R. v. 7. Februar 1875, Nr. 1815.

V.-Bl. 7.)

ad Ziff. 2. Den als Adjutanten bei den Kommandobehörden fungirenden Lieutenants, sowie den Regiments-, Bataillons- und Abtheilungsadjutanten bei der Infanterie, den Jägern, der Feld- und Fuß­ artillerie und den Pionieren wird für die Selbstbeschaffung eines eigenen Reitpferdes eine Entschädigung von 825 Mark auf die 5jährige Dauerzeit eines Pferdes, somit jährlich 165 Mark gewährt. ad Ziff. 3. Die Hauptleute und Lieutenants der Feldbatterien (ausschl. der reitenden Batterien) erhalten statt Beistellung eines eigenen Dienstpferdes aus dem Stande der Batterien für die Selbstbe­ schaffung eines eigenen Reitpferdes eine dem etatmäßigen Remontepreise für ein Dienstpferd einschließlich des Hufbeschlags gleich­ kommende Geldentschädigung von 90 Mark pro Pferd und Jahr. Die gleiche Entschädigung wird den Lieutenants der Fußartillerie und des Trains gewährt. Zahlung und Verrechnung. ad Ziff. 2. 1) Die Entschädigung wird in monatlichen Raten von 13 Mark 75 Pfennig nachträglich bezahlt. Bei Veränderungen in Besetzung der Adjutantenstellen kommen für den Beginn und das Aufhören des Anspruches die bestehenden Grundsätze über Gewähr­ ung der Adjutantenzulage zur Anwendung. 2) Jene Kasse, welche Gehalt und Adjutantenzulage zahlt und liquidirt, bezahlt auch diese Entschädigung. 3) Mittellose Osfiziere können beim ersten Eintritt in eine Adjutantenstelle den Gesammtbetrag der Entschädigung vor­ schußweise aus dem Offiziersunterstützungsfond erhalten; dagegen werden ihnen bis zur Tilgung dieses Vorschusses die monatlichen Raten des Entschädigungsgeldes einbehalten. (K.-M.-R. v. 19. April 1875 Nr. 4906 enthält das Formular für die auszustellende Schuldund Cessionsurkunde, für welche gemäß K.-M.-R. v. 29. Juli 1874 Nr. 5413 die durch K.-M.-R. v. 1. Jali 1870 Nr. 8117 hinsichtlich der Schuld- und Cessionsurkunden erlassene Vorschrift das Datum notariell feststellen zu lassen, Geltung hat. Scheidet ein solcher Offizier aus der Stellung, bevor die empfangenen Vorschüsse voll­ ständig gedeckt sind, so muß der Restbetrag baar zurückbezahlt werden, wozu der Erlös für das disponibel werdende Pferd die Mittel bietet. 4) In gleicher Weise wird unbemittelten als Adju­ tanten fungirenden Offizieren bei eintretender Unbrauchbarkeit ihres Dienstpferdes Vorschuß aus dem Offiziersunterstützungsfond gewährt, ad Ziff. 3. Die Zahlung erfolgt in monatlichen Raten von 7 Mark 50 Pfennig postnumerando bei demjenigen Truppentheile, welcher das Gehalt des treffenden Offiziers zu zahlen und zu liquidiren hat. Für den Beginn und das Aufhören kommen die hinsichtlich der Gehaltszahlung maßgebenden Grundsätze in Anwendung. (K.-M.-R. v. 23. Februar Nr. 2683 und 25. Februar Nr. 1875, V.-Bl. 12.) Diejenigen Offiziere, welche nach obigen Bestimmungen Pferdeent­ schädigungsgelder beziehen, haben keinen Anspruch auf käufliche Ueberlassung eines Pferdes aus dem Stande der Armee. (K.-M.-R. 25. März 1875 Nr. 3902.)

VIII. Abschn. Besondere Militärstellen und Behörden.

245

Stand: a) der Inspektion: 1 Stabsoffizier (gegenwärtig 1 Generalmajor), Remonteinspekteur; 1 Stabsoffizier vom Pensionsstande, Vorstand der Ankaufskommission; 1 Administratwnsrath, Direktor der Remontedepots; 1 Verwaltungsassistent; 1 Kanzleisekretär; 1 Bureaudiener. b) des Personals bei den Remontedepots: 4 Administratoren, 6 Ver­ waltungsassistenten, 4 Veterinäre; 6 Aufsichtsunteroffiziere.

Statistisches:

Ankauf der Remontepferde. Besoldung Zum Ankauf von 718 Remonten im Alter von 3 bis 6 Jahren in die Remonte­ depots 491160 Mark Zur sofortigen Einstellung: a) 78 Artilleriereit-, 106 Zugpferde; b) 26 Reit­ pferde für die Equitationsanstalt . . 176280 „ Entschädigung an die Hauptleute der Feld­ batterien, dann die Lieutenants der Feldbatterien, Fußartilleriekompagnien, Train- (Sanitäts-) Kompagnien . . 16380 „ Hievon die Rückeinnahme aus verkauften ausrangirten Dienst- u. Chargenpfer­ den, dann Remonten mit 151200 M., sohin Entschädigung der Adjutanten bei den höhern Kommandobehörden, der Regiments-, Bataillons-, Abtheilungsadju­ tanten der Infanterie, Jäger, Pioniere, der Fuß- und Feldartillerie mit Aus­ schluß der reitenden Abtheilungen Den Zahlmeistern der Kavalerieregimenter Zum Transporte der Remonten von den Märkten nach den Depots, Koppelzeug, Hufbeschlag, Brenneisen, Arzneikosten und sonstige Nebenausgaben ....

9900 Mark

532620



21136 1234

„ „

72000 „ 636890 Mark

Verwaltung der Remontedepots.

Besoldungen 41190 Mark Remunerationen 126 „ Wirthschastskosten, Ausgaben 1,394717 Mark; Einnahmen 1,020322 Mark 374395 „ Ausgaben für Bauten und Meliorationen, dann Neben- z kosten . 19200 „ Dienst- und Versetzungsreisen ........................................... 312900 „ Vorspann und Transportkosten 200000 „ Es bestehen zur Zeit 4 in Benützung der Militärverwaltung stehende Depots, nämlich in Steingaden, Schwaiganger, Benediktbeuern und Fürsten­ feld. Das außerdem der Militärverwaltung zugewiesene Depot zu Achsel-

246

2. Abthi.-

Die Formation der Armee.

schwang ist dem kgl. Landgestüte' überlassen! wofür die vertragsmäßige Pachtrente der Centralstaatskasse zufM- Die Anzahl der in den Depots aufzustellenden Remonten beträgt im Jahresdurchschnitt 1130 Pferde und berechnet sich der Durchschnittskostensatz für Ernährung und Unterhaltung per Pferd auf 384 Mark 88 Pfennig.

IX. Abschnitt.

Das Militär - Medizinalwesen.

1. Das SanitätSkorpS. An der Spitze des Sanitätskorps steht der Generalstabsarzt der Armee, zugleich Chef der Militärmedizinalabtheilung im Kriegsministerium. Der Korpsgeneralarzt eines Armeekorps hat über das militär­ ärztliche und pharmaceutische Personal, sowie über alle, das Sanitäts- und Medizinalwesen innerhalb des Korpsbezirks betreffenden Angelegenheiten die Aufsicht und obere Leitung. Außerdem obliegt den: Generalarzt des I. Armeekorps das Sanitätsreferat der Inspektionen der Artillerie und des Jngenieurkorps in allen einschlägigen Fragen allgemeiner Natur, sofern nicht die territoriale Lage der treffenden Garnisonen für Zuständigkeit des II. Armeekorps in Angelegenheiten des Sanitätsdienstes entscheidet. In allen Erlassen, welche sich auf rein ärztlichem oder wissenschaftlichem Gebiete bewegen, oder sich auf Ausübung der an seine Vorgesetzten-Eigenschaft geknüpften Rechte und Pflichten beziehen, verfügt er an seine Untergebenen direkt und bedient sich des ihm zugewiesenen Dienstsiegels. In allen übrigen Fällen unterbreitet er die treffenden Ausarbeitungen dem kommandirenden General zur Genehmigung bezw. Vorlage an das Kriegsministeriunr. Der Divisionsarzt kommt in dienstlicher Beziehung den An­ forderungen des Divisionskommandeurs, in ärztlicher und wissenschaftlicher den Weisungen des Korpsgeneralarztes nach. Die Divisionsärzte sind in der Regel die Vorstände der ObersanitätSKommissionen ihrer Garnisonen. Den einjährig-freiwilligen Aerzten und Unterärzten wenden sie besonderes Augenmerk zu und überzeugen sich öfter über pünktliche Geschäftsführung und richtige Handhabung des Sani­ tätsdienstes im Garnisonslazarethe, ziehen auch bei den Militärvorgesetzten Erkundigung ein, welches Vertrauen die Aerzte bei der Truppe genießen. Sie werden weder zum Lazareth-Stationsdienst noch zu den Ersatz­ geschäften herangezogen, können auch zeitweise auf Anordnung des General­ kommandos vom regimentsärztlichen Dienste befreit werden. Der Garnisonsarzt ist dem Kommandanten als technischer Sach­ verständiger und Vollzugsorgan für den ärztlichen Dienst und die Gesundheits­ polizei in der Garnison beigegeben. Ob derselbe außerdem als Chefarzt, als ordinirender Arzt, als Vorstand oder Mitglied einer Sanitätskommisston zu beordern ist, hängt von dem Ermessen des Korpsgeneralarztes, unter Würdigung der Rangverhältnisse der Aerzte der treffenden Gar­ nison, ab.

IX. Abschn.

DaS MilitLr-Medizinalwesen.

247

In Festungen hat der Garnisonsarzt den Assistenzärzten der Fuß­ artillerieregimenter bezw. Abtheilungen gegenüber die Kompetenz eines Regimentsarztes.und qualifizirt dieselben. In militärisch-dienstlicher Beziehung steht der Garnisonsarzt unter dem Gouverneur re., in ärztlich wissenschaftlicher unter dem treffenden Korpsgeneralarzt. Chefarzt, siehe Garnisonslazarethe. Dem Regiments- bezw. Bataillonsarzte ist die Leitung des gesammten Sanitätsdienstes innerhalb des treffenden Truppentheils an­ vertraut. Die von dem Regiments- rc. Kommandeur erhaltenen Befehle rc. bringt er zum technischen Vollzüge, indem er die etwa nöthigen Detail­ verfügungen an die ihm unterstellten Aerzte bekannt gibt und die Aus­ führung überwacht. Denselben hat er in jeder Hinsicht auf Grund seiner besseren Einsicht und weiter gehenden Erfahrung rathend zur Seite zu stehen. Zu Konsultationen gebeten, wird er ihrem Ansuchen willig ent­ sprechen. Der Regimentsarzt hat sich von den Fortschritten re. der bei dem Regimente re. in Zugang gekommenen einjährig-freiwilligen Mediziner und Unterärzte bei den betreffenden Militärvorgesetzten bezw. Chefärzten öfters zu informiren. Er überwacht die sorgfältige Führung der Krankenlisten, die Instand­ haltung der ärarischen Instrumente, die vorschriftsmäßige Verwendung der Arznei- und Verbandmittel; auch schenkt er den Unterkunftsräumen, sowie den in der Kaserne feilgebotenen Lebensmitteln die nöthige Aufmerksamkeit, hält auch die unterstellten Aerzte zu gleicher Aufsicht an. Insbesondere hat sich der Regimentsarzt um die dienstliche Verwend­ barkeit und wissenschaftliche Fortbildung der ihm untergebenen Aerzte an­ zunehmen und auf jede Weise zu fördern. Die Assistenz- und Stabsärzte verrichten ihre Dienste wechsel­ weise, welche sind: 1) Vornahme der ärztlichen Visitationen, Revaccinationen; 2) die ärztliche Behandlung der revierkranken Mannschaften, der kranken Frauen und Kinder von Unteroffizieren und Soldaten; 3) die Begleitung der Truppen zu Ausrückungen; 4) die Ausstellung von ärztlichen Zeugnissen; 5) die von dem Regiments- rc. Arzte einverlangten Berichterstellungen, statistischen Arbeiten rc.; 6) der Unterricht an die Blessirtenträger nach den hierüber erlassenen Vorschriften; 7) die Mitgliedschaft bei Sanitäts­ kommissionen; 8) die Theilnahme am Operationskurs, welcher für alle Assistenzärzte obligatorisch ist. ' Wird der Assistenzarzt von dem Divisionsärzte zur Beihilfe heran­ gezogen, so hat er nichts destoweniger seinem truppenärztlichen Dienste nachzukommen. Der Stand an Aerzten ist außer dem Generalstabsärzte: 2 Generalärzte, bei den Generalkommandos, mit 6600 und 7800 Mark; 40 Oberstabsärzte, davon 1 beim Kriegsministerium, -32 bei den Truppenabtheilungen, 6 Garnisonsärzte, 1 beim Operationskurs; 10 mit je 4800 und 30 mit je 3600 Mark; 56 Stabsärzte, davon 50 bei den Truppen, 3 Garnisonsärzte, 1 bei der Leibgarde der Hartschiere, 1 beim Operationskurse, 1 bei dem Jnvalidenhause, mit je 2160 Mark;

248

2. Abthl., Die Formation der Armee.

98 Assistenzärzte, davon 2 bei den Korpsgeneralärzten, 94 bei den Truppen, 1 bei der Equitationsanstalt und 1 bei den Militärbildungs­ anstalten ; 37 mit je 1080 und 61 mit je 900 Mark Gehalt.

2.

Der Operationskurs

hat die Fortbildung und Uebung der Militärärzte in der Militärchirurgie zum Zwecke. Er findet in der Regel 2 mal jährlich, im Frühjahr und Spätherbste, statt. Die Dauer des Kurses ist von der Reichhaltigkeit des zur Verwendung und Benützung kommenden Materials abhängig, beläuft sich aber zumeist auf 2 Monate. Derselbe befindet sich am Militärlazareth zu München. Die Unterrichtsfächer dieser Lehranstalt sind: a) Topographische Anatomie und Operationslehre; b) Kriegschirurgie und chirurgische Klinik; c) Operationsübungen mit besonderer Rücksicht auf die im Felde vorkommenden Eingriffe; d) Verbandlehre und praktische Verbandübungen; e) Vorträge über Transportmittel, Verbandplätze und Einschlägiges; f) Vorträge über Einrichtung, Verpackung und Ausstellung der Feldlazarethe und Feldapotheken; g) Verpflegslehre der Truppen vom physiologischen Standpuntte aus, und Militärhygiene. Vorstand ist der jeweilige Korpsgeneralarzt des I. Armeekorps. Docenten: ein Oberstabs- oder Stabsarzt, gleichzeitig Direktor und Ordinarius der chirurgischen Abtheilung am Militärlazareth, und ein Stabs- oder Assistenzarzt, den der erste Docent in Vorschlag bringt. Hörer. Die Anzahl derselben bestimmt der Vorstand nach Maßgabe des Krankenstandes und die Generalärzte wählen die Assistenzärzte ihres Korpsbezirkes in der Art aus, daß nach und nach sämmtliche zu den Uebungen gelangen. Erlaubt es der Dienst, so können auf Wunsch auch Oberstabs- und Stabsärzte unter die Hörerzahl ausgenommen werden. (Assistenzärzte des Beurlaubtenstandes werden auf Antrag der Generalärzte durch den Vorstand zugetheilt. Sie können erst dann zur Beförderung zum Stabs­ arzt in Vorschlag gebracht werden, wenn sie vorher freiwillig dem Operationskurse vier Wochen angewohnt haben.) Der Operationskurs ist in allen dienstlichen und ärztlichen Beziehungen dem Kriegsministerium direkt unterstellt und reicht der Vorstand alle ein­ schlägigen Anträge und Berichte re. dahin ein. Der Vorstand überwacht den gesummten Dienst und Gang des Unter­ richts der Anstalt. Der erste Dozent hat die Vorträge zu halten bezw. die praktischen Uebungen zu leiten. Er ist auch für den Bestand und ge­ brauchsfähige Instandhaltung des Inventars der Anstalt verantwortlich. Der zweite Docent übernimmt, je nach Anweisung des ersten, einen Theil der Unterrichtsaufgabe. Die als Hörer kommandirten Aerzte sind verpflichtet sämmtlichen Vor­ trägen und Uebungen beizuwohnen. Am Schluffe eines jeden Kurses ist von dem ersten Docenten ein Bericht über den Gang und die Resultate des Unterrichtes, nebst den von den Hörern erworbenen Qualifikationsnoten an den Vorstand vorzulegen,

IX. Abschn.

Das Milttär-Medizinalwesen.

249

Welcher denselben, mit seinen Bemerkungen versehen, an das Kriegs­ ministerium einsendet. Die Beurtheilung der Hörer hat sich insbesondere auf ihre künftige Verwendbarkeit im Felde zu erstrecken. Kompetenzen. Die Docenten erhalten die etatsmäßige Dienst­ zulage; die auswärtigen Hörer die reglementmäßigen Reisekosten, Kommando­ zulage und Servisgebühren.

3. Gerichtsärztlicher Dienst. Die Militärärzte haben sowohl bei den militärgerichttichen Vorunter­ suchungen als Hauptverhandlungen in den von dem Gesetze vorgesehenen Fällen, oder wenn es von Amtswegen oder auf Antrag der Betheiligten für nöthig erachtet wird, gerichtsärztliche Dienste durch Vornahme von Obduktionen, Wundbesichtigungen, Abgabe von Gutachten rc. zu. verrichten. Der gerichtsärztliche Dienst wird versehen: A. Bei den Militärbezirksgerichten von dem rangältesten Arzte der Kommandantur. B. Bei den Untergerichten und zwar: jener Kommandanturen, an deren Sitz sich ein Militärbezirksgericht befindet, von dem zweitältesten Arzt der Kommandtmtur; jener Kommandanturen, an deren Sitz sich ein Militärbezirksgericht nicht befindet, vom ältesten Arzte der Kommandantur bczw. rangältestcn Arzte der Garnison; bei den Truppentheilen von dem rangältesten Arzte. Die Abgabe höherer Gutachten, Superarbitrien erfolgt durch die Militär-Obersanitätskommission. Ergibt sich die Nothwendigkeit der Ein­ holung eines militärärzlichen Gutachtens höchster Ordnung, so wird im Kriegsministerium eine oberstärztliche Kommission ungeordnet, bestehend aus: einem ärztlichen Referenten und zwei andern Militärärzten der Garnison. Ein Ministerialsekretär führt das Protokoll. (K.-M.-R. vom 11. Juni 1872, Nr. 7995.) In Folge allerhöchster Genehmigung Sr. Maj. des Königs wurden die Medizinalkomiteen an den Universitäten München und Würzburg angewiesen, ausnahmsweise auch an die Militärgerichte die geforderten Obergutachten in medizinisch-gerichtlichen Fällen abzugeben, wenn hiefür nach Erstattung des Gutachtens der zu­ nächst hiezu berufenen Militär-Obersanitätskommission noch ein Bedürfniß vorliegt. Die Assistenzärzte werden bei ihrer Beförderung auch zu gerichts­ ärztlichem Dienste verpflichtet; der Eid lautet: „Ich schwöre, daß ich die mir übertragen werdenden gerichtsärzlichen Funktionen und alle daraus sich ableitenden Geschäfte getreu und gewissenhaft besorgen, als gerichtlicher Sachverständiger die von mir verlangten Berichte und Gutachten nach meinem besten Wissen auf Ehre und Gewissen abgeben und dabei mich durch keinerlei Rücksichten des Lebens leiten lassen werde. Auch schwöre ich das Dienstgeheimniß ans das Sorgfältigste bewahren zu wollen. So wahr mir Gott helfe und sein heiliges Wort." Ueber den Eid, welcher in Gegenwart des Kommandeurs durch einen Auditeur abzunehmen ist, wird ein Protokoll errichtet, die Eidesformel daselbst ausgenommen, von bent Schwörenden unterzeichnet und bei dem Truppentheil hinterlegt. K.-M.-R. v. 15. Dezember 1869, Nr. 16749.

250

2. Abthl.

Die Formation der Armee.

Aerzte ohne Physikatsprüfung dürfen nur in Nothfällen zu gerichts­ ärztlichem Dienste beigezogen und müssen für den betreffenden Fall be­ sonders in Pflicht genommen werden; Zeugnisse über Straftüchtigkeit eines Individuums ^können sie jedoch ausstellen. Ordinirende Aerzte führen Tagebuch über die ärztliche Behandlung solcher Individuen, welche eine Verwundung an sich tragen. Dasselbe muß auch eine Beschreibung der Verletzung enthalten, um bei abverlangten Gut­ achten Bescheid geben zu können.

X. Mschnitt.

Die Militär-Seelsorge. (B.-Bl. 1863, Nr. 23.) Die gottesdienstlichen Funktionen und die Seelsorge in der Armee werden im Frieden regelmäßig von denjenigen Pfarrämtern und ständigen Pfarrvikariaten versehen in deren geographisch abgegrenztem Sprengel die Truppenteile garnisoniren. Den präsenten Mannschaften katholischer und protestantischer Konfession wird ermöglicht, an jedem Sonn- und Festtage und an den allerhöchsten Geburts- und Namensfesten den für die Gemeinden abgehalten werdenden Gottesdiensten anzuwohnen. Die Pfarrämter theilen den Kommandanturen mit, wann und in welchen Kirchen den Mannschaften der Empfang der Sakramente zu Theil werden kann. In Militärlazarethen findet an Sonn- und Festtagen besonderer Gottesdienst statt. Die Kommandanturen vereinbaren mit den Pfarrämtern bestimmte Tage, an welchen regelmäßige Besuche in den Krankenlazarethen durch die Geistlichen vorgenommen werden. Wird von einem Kranken besonders geistlicher Besuch, namentlich wegen Empfanges der Sterbsakramente verlangt oder nach Befinden des Aerztes nothwendig, so wird das Pfarramt bezw. der speziell mit der Seelsorge betraute Geistliche sofort vernachrichtet. Die Geistlichen sind auch den außerhalb der Lazarethe liegenden erkrankten Unteroffizieren rc. gegenüber zur Seelsorge verpachtet. Die Begräbnißfeierlichkeiten verstorbener Unteroffiziere oder Soldaten, sowie der legalen Familienglieder derselben bestehen im Aussegnen, Be­ gleiten der Leichen und — je nach der Konfession — in einer Leichenrede oder Seelenmesse. Zur seelsorglichen Pflege der Arrestanten vereinbaren die Dienstes­ stellen mit den betreffenden Pfarrämtern bestimmte Besuchstage. Die zur Bestreitung der religiösen Pflege im Etat des Kriegs­ ministeriums vorgesehene Summe (1863 ea. 29572 Mark oder 17250 fl.) wird dem Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulange­ legenheiten jährlich durch die Centralstaatskassa zur entsprechenden Ver­ fügung überlassen.

X. Abschn.

Die Militär-Seelsvrge.

251

Diesem kommt die nähere Festsetzung und Bertheilung in jährlichen Aversalbeträg^n für die einzelnen Sprengel der kirchlichen Oberbehörden zu, innerhalb welcher dann wieder die Bertheilung nach den einzelnen Garnisonsorten stattfindet. Aus diesen Aversen ist außer den Remunerationen der Geistlichen auch der Aufwand für Honorirung der Kirchendiener u. s. w. zu bestreiten. Unmittelbar hat das Kriegsministerium zu vergüten: Dem Vorstande der Skt. Michaels-Hofkirche den Kostenbetrag für die Abhaltung der Gottesdienste an den Namens- und Geburtsfesten der Königlichen Majestäten; Trauergottesdienst für die verstorbenen MaxJosephs-Ordensritter rc. Die Kosten der Personal- und Realexigenz für gottesdienstliche Funk­ tionen und Seelsorge auf Oberhaus rc.

Statistisches:

Etat 1876. An das Staatsministerium des Innern für Remuneration der Geistlichen rc Für von der Militärverwaltung unmittelbar zu bestreitenden Ausgaben

46,000 Mark

4,280 „ 50,280 Mark

dritte AUeiüuig.

Die Ehrengerichte. Die Militärgerichtsverwaltungund Gefüngnißwesen.

I. Uöschnitt.

Die Ehrengerichte. (Verordnung über die Ehrengerichte der Offiziere im bayerischen Heere vom 31. August 1874.)

Zweck und Zuständigkeit der Ehrengerichte. §. 1. Die Ehrengerichte der Offiziere haben zum Zweck die gemein­ same Ehre der Genossenschaft, sowie die Ehre des Einzelnen zu wahren. §. 2. Zur Beurtheilung der Ehrengerichte gehören: a) alle Handlungen und Unterlassungen von Offizieren, welche dem richtigen Ehrgefühl oder den Verhältnissen des Osfiziersstandes zuwider sind und daher die gemeinsame Ehre gefährden oder verletzen; b) diejenigen Fälle, in welchen Offiziere zum Schutz ihrer eigenen Ehre auf ehrengerichtlichen Spruch antragen. §. 3. Fällt eine durch die Strafgesetze bedrohte Handlung zugleich in die Zuständigkeit der Ehrengerichte, so dürfen diese erst nach Beendigung des gerichtlichen Verfahrens einschreiten. Ist auf Freisprechung erkannt, so dürfen die der richterlichen Entscheidung vorgelegenen Thatsachen nur in so weit dem ehrengerichtlichen Spruche unterstellt werden, als dieselben an sich eine Verletzung der Ehre des Offiziersstandes enthalten. Ist da­ gegen eine gerichtliche Verurteilung erfolgt, so entscheidet derjenige Befehls­ haber, welcher ein ehrengerichtliches Verfahren anzuordnen berechtigt ist, ob außerdem noch ein ehrengerichtlicher Spruch zu fällen sei. §. 4. Den Ehrengerichten sind unterworfen: 1. alle Offiziere des aktiven Dienststandes; 2. alle Offiziere des Beurlaubtenstandes (Reserve und Landwehr), einschließlich der unter Vorbehalt der Dienstverpflichtung aus dem aktiven Dienste entlassenen Offiziere; 3. die Offiziere ä, la suite der Armee; 4. die zur Gendarmerie übcrgetretenen Offiziere; 5. die mit Pension zur Disposition gestellten und verabschiedeten Offiziere, letztere, toeiui sie befugt sind die Uniform zu tragen.

I. Abschn.

Die Ehrengerichte.

253

Bildung der Ehrengerichte über Hauptleute oder Rittmeister und Subalternoffiziere. §. 5. An der Bildung von Ehrengerichten über Offiziere vom Hauptnlann und Rittmeister abwärts sind nur diejenigen Offiziere berechtigt, welche Mitglieder von Offizierskorps sind. §. 6. Mitglieder eines Offizierkorps im Sinne gegenwärtiger Ver­ ordnung sind: 1) vom aktiven Dienststande: alle Offiziere,, welche im Etat eines Regiments oder eines selbstständigen Bataillons stehen, sowie diejenigen, welche die Uniform eines solchen Truppentheils tragen, insofern sie nicht durch Abkommandirung in den Etat eines andern Truppentheils getreten sind; 2) vom Beurlaubtenstande: der Landwehrbezirkskommandeur und alle Reserve- und Landwehrosfiziere eines Landwehrbezirks ohne Unterschied der Waffengattung. §. 8. Ehrengerichte bestehen bei einem jeden Regiment, jedem selbst­ ständigen Bataillon, jedem Landwehrbezirk, und bilden sich aus dem ge­ sandten Offizierskorps. §. 9. Das Offizierskorps eines Landwehrbezirks kann der Landwehr­ bezirkskommandeur, wenn es mehr als 120 Mitglieder hat, in so viel Ehrengerichte theilen, daß jedes derselben 60 bis 120 Mitglieder zählt. §. 10. Die in §. 5 bezeichneten Offiziere sind dem Ehrengerichte desjenigen Offizierskorps unterworfen, dessen Mitglieder sie sind. Sind sie nicht Mitglieder eines Offizierskorps, so beantragt ihr direkter Vor­ gesetzter entweder jährlich oder nur in einem gegebenen Falle die Unter­ stellung unter ein Ehrengericht eines Offizierskorps durch den kommandirenden General des einschlägigen Territorialbezirks. Während des Kriegszustandes geht die Befugniß, Offiziere einem Ehrengerichte ihres Befehlsbereichs zu unterstellen, auf diejenigen Befehls­ haber über, welche berechtigt sind, ein ehrengerichtliches Verfahren an­ zuordnen. §. 11. Offiziere der in §. 4 Ziff. 5 aufgeführten Kategorien sind im Frieden dem Ehrengerichte desjenigen Landwehrbezirks unterstellt, in welchem sie ihren Wohnsitz haben; während des Kriegszustandes tritt das Verfahren des §. 10 ein. §. 12. Das Ehrengericht eines Offizierskorps des aktiven Dienststandes leitet der an dessen Spitze stehende Regiments-, Bataillons-Kommandeur, das eines Offizierskorps des Beurlaubtenstandes der Landwehrbezirks­ kommandeur.

Dom Ehrenrath. §. 14. Bei jedem Ehrengerichte wird ein Ehrenrath gebildet. Derselbe hat unter der Leitung des Kommandeurs die Geschäfte des Ehren­ gerichts zu führen. Der Ehrenrath eines Ehrengerichtes über Hauptleute (Rittmeister) und Subalternosfiziere besteht aus einem Hauptmann (Rittimeister), einem Premier-, einem Sekondlieutenant. Der Ehrenrath wird ,ie auf Ein Jahr aus den Mitgliedern des Ehrengerichts durch Stimmen­ mehrheit gewählt. Den Hauptmann wählen die Stabsoffiziere und Haupt-

254

3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MUitLrgerichtSverwalt. u. GefLngnißwes.

leute, den Premierlieutenant die Bezeichneten und die Premierlieutenants, den Sekondlieutenant das gesammte Offizierkorps. §. 16. Haben Bataillone oder Abtheilungen eines Infanterie- oder Artillerieregiments verschiedene Garnisonen, so wird bei jedem einzeln garnisonirenden Bataillon bezw. Abtheilung ein besonderer Ehrenrath gebildet. §. 17. Die Wahl leitet der Kommandeur. Sie erfolgt durch Abgabe resp. Einsendung von Stimmzetteln. Für jede Charge wird auch ein Ersatzmann gewählt. §. 22. Jeder Offizier hat das Recht, Handlungen oder Unterlassungen jedes andern deutschen Offiziers, welche dessen oder des Standes Ehre ge­ fährden oder verletzen, zur Kenntniß des Ehrenraths oder des direkten Vorgesetzten des Bezichtigten zu bringen. §. 23. Der Ehrenrath hat die Pflicht, hievon dem vorgesetzten Kommandeur Meldung zu machen. Der Kommandeur entscheidet, ob und auf welchem Wege die Sache weiter zu verfolgen ist. §. 24. Wenn nöthig, beauftragt der Kommandeur den Ehrenrath mit Ermittelungen zur Feststellung des Thatbestandes. Befinden sich die Mitglieder des Ehrenrathes nicht an einem Orte, so ist der Kommandeur berechtigt, sie an einem bestimmten Orte zur Erledigung des übertragenen Geschäftes des Ehrenrathes zusammentreten zu lassen. §. 26. Jeder den Ehrengerichten unterstellte Offizier hat das Recht, auf einen ehrengerichtlichen Spruch gegen sich selbst anzutragen, sowie die Pflicht, jedem Ehrenrath Rede zu stehen und demselben Auskunft zu ertheilen.

Bom ehrengerichtlichen Verfahren.

§. 27. Findet der Kommandeur ehrengerichlichen Spruch erforderlich, so hat er nach Feststellung des Thatbestandes die Entscheidung des Befehls­ habers, welcher berechtigt ist, ein ehrengerichtliches Verfahren über den Bezichtigten anzuordnen, auf dem Instanzenwege einzuholen. Dem desfallsigen Berichte sind beizulegen: a) die bisherigen Verhandlungen und das Gutachten des Ehrenratbs, b) der Personalbericht des Bezichtigten, welcher zugleich über oie Führung desselben das für den Zweck Nothwendige enthalten muß. Derselbe ist gegebenen Falles auf dem Requisitionswege zu be­ schaffen. §. 28. Das ehrengerichtliche Verfahren anzuordnen, ist nur der direkte Befehlshaber desjenigen Truppentheils berechtigt, dessen Ehrengericht der Bezichtigte unterstellt ist. §. 29. Dieser Befehlshaber entscheidet, ob ein ehrengerichtliches Ver­ fahren stattfinden soll, verfügt oder bestätigt die vom Kommandeur bereits verhängte Suspensation vom Dienste. Die Entscheidung erfolgt schriftlich und ist, wenn das ehrengerichtliche Verfahren angeordnet wird, so be­ stimmt als möglich auszusprechen, wegen welchen Verstoßes gegen die Standespflichten die ehrengerichtliche Untersuchung stattfinden soll. §. 30. Ein Rekurs gegen diese Entscheidung ist nur dann zuläßig, wenn durch selbe der Antrag eines Offiziers auf ehrengerichtliches Ver­ fahren gegen sich selbst abgelehnt wird, in welchem Falle die Entscheidung des kommandirenden Generals einzuholen ist.

I. Abschn.

Die Ehrengerichte.

255

§. 33. Ist das ehrengerichtliche Verfahren angeordnet, so darf es vor Beendigung durch ehrengerichtlichen Spruch nicht wieder eingestellt werden. Die Zuständigkeit des mit dem Verfahren beauftragten Ehren­ gerichts wird durch Versetzung oder Verabschiedung des Angeschuldigten nicht aufgehoben. §. 34. Der Kommandeur ist für die Leitung des Verfahrens ver­ antwortlich. Er gibt dem Ehrenrath die nöthigen Direktiven. Die Unter­ suchung wird schriftlich geführt. Sie beschränkt sich auf Klarstellung der wesentlichen Thatsachen und vermeidet sorgfältig jede Weiterung.

§. 35. In loco wohnende Zeugen werden durch den untersuchung­ führenden Ehrenrath, auswärtige durch einen requirirten oder durch ein Militär- oder Civiluntersuchungsgericht vernommen. Es darf nur das­ jenige mitgetheitt werden, was zur Erledigung der Requisition nothwendig ist. Diese selbst erfolgt durch den Kommandeur auf dem vorgeschriebenen Dienst- oder Requisitionswege. §. 36. Die Vernehmungen durch den Ehrenrath geschehen Protokol­ larisch. Es sind alle Mitglieder anwesend. Deutsche Offiziere, als Zeugen vernommen, deponiren auf Ehre und Pflicht. Andere Zeugen werden, wenn nothwendig, durch ein zu requirirendes Militär- oder Civiluntersuchungs­ gericht vereidigt. §. 37. In die Akten des Ehrengerichts darf vor Erledigung der Sache nur dem Angeschuldigten oder dessen Vertheidiger — und zwar in Gegenwart eines Mitglieds des Ehrenraths —, dann den vorgesetzten Militärbehörden Einsicht gestaltet werden. §. 38. Ist dem ehrengerichtlichen Verfahren eine gerichtliche Unter­ suchung vorausgegangen, so können die Akten des letztern dem erstern, soweit sie für dessen Zwecke ausreichen, zu Grunde gelegt werden. §. 40. Kommen im Laufe der ehrengerichtlichen Untersuchung weitere Handlungen des Angeschuldigten zur Sprache, welche nach Ansicht des Kommandeurs ein ehrengerichtliches Verfahren erfordern, so ist bei dem in §. 28 und 29 bezeichneten Befehlshaber die Ausdehnung der Untersuchung auf diese Anschuldigungspunkte zu beantragen und nach Entscheid zu verfahren. §. 41. Beim Schlüsse der Untersuchung macht der Ehrenrath den Angeschuldigten aufmerksam, daß ihm gestattet ist, dem Ehrenrath seine Vertheidigung zu Protokoll zu geben, oder eine selbstverfaßte Vertheidigungs­ schrift einzureichen, auch vor versammeltem Ehrengerichte mündlich seine Vertheigung zu wiederholen oder zu ergänzen, endlich, daß er sich von einem anderen Offizier von gleicher oder höherer Charge schriftlich ver­ theidigen lassen könne. §. 42. Sodann beruft der Kommandeur die Mitglieder des Ehren­ gerichts zur Versammlung und zum Spruche. Die Mitglieder des Ehren­ gerichts werden über die Sachlage vollständig unterrichtet, durch Austausch der Ansichten die Ueberzeugung geklärt und diese in einem Spruche zum Ausdruck gebracht. §. 43. Zur Spruchsitzung werden alle stimmberechtigten Mitglieder des Ehrengerichtes so eingeladen, daß auch auswärtige Mitglieder die Möglichkeit erhalten, an derselben Theil zu nehmen. Stimmberechtigt sind alle Mitglieder des Offizierskorps einschließlich der Stabsoffiziere und des Kommandeurs.

256

3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitLrgerichtSverwalt. u. GefLngnißwes.

§. 44. Bei getrennt garnisonirenden Infanterie- oder Artillerie­ regimentern findet die Spruchsitzung zuerst in der Garnison statt, in welcher sich der untersnchungführende Ehrenrath befindet. Demnächst werden die Akten den andern Bataillonen oder Abtheilungen zugeschiat, um dort ebenfalls zum Spruch zu schreiten. Der Kommandeur kann auch diesen Spruchsitzungen anwohnen. §. 46. Etwaige Anträge auf Ausschließung einzelner Mitglieder des Ehrengerichts von der Abstimmung seitens des Angeschuldigten sind so zeitig anzubringen, daß der Befehlshaber, welcher das ehrengerichtliche Verfahren angeordnet hat, darüber noch vor der Spruchsitzung endgiltig entscheiden kann. Durch den Kommandeur sind von der Theilnahme am Spruche auszuschließen: Ankläger, Zeugen, Vertheidiger, nahe Verwandte und Schwäger des Angeschuldigten, sowie diejenigen, welche sich selbst in gerichtlicher oder ehrengerichtlicher Untersuchung befinden. Außerdem darf sich kein ortsanwesendes Ehrengerichtsmitglied der Betheiligung am Spruche entziehen, es sei denn durch Krankheit oder Dienst verhindert. §. 47. Zu einem gütigen Spruche ist die Theilnahme von mindestens neun stimmfähigen Mitgliedern, den Kommandeur mit inbegriffen, erforder­ lich. Im andern Falle ist die Untersuchung auf beachtlichen Antrag des Befehlshabers, welcher das ehrengerichtliche Verfahren angeordnet hat, durch den kommandirenden General einem anderen Ehrengerichte seines Dienstbereiches zum Spruch zu überweisen. Dies geschieht auch, wenn zur Spruchsitzung des Ehrengerichtes eines Landwehrbezirks nicht neun stimmberechtigte Mitglieder desselben im Stabsquartier sich in nächster Zeit vereinigen lassen. §. 49. Von jeder von der Regel abweichenden Bestimmung oder Zusammensetzung eines Ehrengerichts zur Fällung des Spruches ist dem Angeschuldigten jur Wahrung seines Ablehnungsrechtes Kennntniß zu geben. §. 50. Die Ehrengerichtsmitglieder werden vor der Abstimmung von dem 'Kommandeur aufgefordert, als Ehrenmänner, ohne Leidenschaft, nach Pflicht und Gewissen und mit Erwägung der einwirkenden besondern Ver­ hältnisse ihre Stimmen abzugeben. Demnächst sind die Akten von einem Mitgliede des Ehrenrathes voll­ ständig vorzulesen. Hieran schließt sich die Vertheidigung an, bis zu deren Beendigung der Angeschuldigte in der Spruchsitzung gegenwärtig sein darf. Nachdem sodann eine vom Kommandeur zu leitende, durch Vortrag eines schriftlichen Gutachtens des Ehrenraths zu eröffnende Berathung stattgefunden hat, gibt zuerst der Ehrenrath, dann sämmtliche anwesende Mitglieder, der Jüngste zuerst, der Kommandeur zuletzt, dem Ehrenrath seine Stimme ab. Der Ehrenrath hat über die ganze Verhandlung Protokoll zu führen, in welchem die Abstimmung jedes einzelnen Mitgliedes ersichtlich gemacht und die betreffende Stelle von diesem unterschrieben werden muß. Unter Anführung des Verhinderungsgrundes werden am Schlüsse des Protokolls die abwesenden Mitglieder des Ehrengerichtes namhaft gemacht. §. 51. Der Spruch des Ehrengerichtes kann lauten: 1) Auf Unzuständigkeit, wenn das Ehrengericht der Ansicht ist, daß der Fall sich überhaupt nicht zur ehrengerichtlichen Behand­ lung eigne, oder daß ein anderes Ehrengericht das zuständige sei;

I. Abschn.

Die Ehrengerichte.

2Ü7

2) auf Vervollständigung der Untersuchung, wenn das Ehrengericht eine solche, um sich eine bestimmte Ueberzeugung bilden zu können, für nöthig und möglich hält; 3) auf Freisprechung, wenn das Ehrengericht der Ueberzeugung ist, daß die dem Angeschuldigten zur Last gelegte Gefährdung oder Verletzung der Standesehre nicht stattgefunden habe; 4) auf Schuldig der Gefährdung der Standesehre unter Beantragung einer Warnung, wenn das Ehrengericht der Ueber­ zeugung ist, daß der Angeschuldigte durch das ihm zur Last fallende Verhalten nicht unwürdig geworden ist, im Dienste be­ lassen zu werden; 5) auf Schuldig der Verletzung der Standesehre unter Beantragung der Entlassung mit schlichtem Abschied, wenn das Ehrengericht der Ueberzeugung ist, daß der Angeschuldigte in seiner Dienststellung nicht belassen werden kann; 6) auf Schuldig der Verletzung der Standesehre unter erschwerenden Umständen unter Beantragung der Ent­ fernung aus dem Offiziersstande, wenn das Ehrengericht der Ueberzeugung ist, daß der Angeschuldigte dem Offiziersstande ferner anzuhören unwürdig geworden ist. §. 52. Die Entlassung mit schlichtem Abschied hat den Verlust der Dienstesstelle — die Entfernung aus dem Offiziersstande außerdem noch den Verlust des Offizierstitels zur unmittelbaren Folge. §. 53. Bei inaktiven Offizieren tritt an die Stelle der Entlassung mit schlichtem Abschied der Verlust des Rechts, die Militäruniform zu tragen, — an Stelle der Entfernung aus dem Offiziersstande außerdem noch der Verlust des Offizierstitels. §. 55. Hält die Mehrheit der Stimmenden das Ehrengericht für nicht zuständig, so ist auf dem Instanzenwege die Entscheidung des kommandirenden Generals, wenn von diesem selbst angeordnet, jene des Kriegsministeriums einzuholen. Ist nur eine Minderheit der Stimmenden dieser Ansicht, so sind sie doch verpflichtet, beim Spruche ihre Stimmen ab­ zugeben nach Maßgabe der §§. 51 und 53. §. 56. Hält die Stimmenmehrheit dafür, daß die Untersuchung zu vervollständigen sei, so ist das hiernach Erforderliche durch den Komman­ deur zu veranlassen und die definitive Abstimmung bis dies geschehen auszusetzen. Die Minderheit verhält sich wie §. 55. §. 57. Ein giltiger Spruch des Ehrengerichts entsteht, wenn mehr als die Hälfte der Stimmenden ein gleichlautendes Votum abgegeben haben. Ist dies nicht der Fall, so werden die für die härteste Ansicht ab­ gegebenen Stimmen der oder den nächstmilderen bis zur Erlangung der absoluten Stimmenmehrheit zugezählt und gilt alsdann das auf diese Weise erlangte Ergebniß als Spruch des Ehrengerichts. — Bei Stimmen­ gleichheit entscheidet die Stimme des Kommandeurs. §. 58. Sodann läßt der Kommandeur durch den Ehrenrath den Spruch in Form eines Erkenntnisses ausfertigen, diese Ausferttgung ent­ hält den Spruch des Ehrengerichtes, die Personalia des Angeschuldigten, eine Darstellung des Sachverhalts und die Entscheidungsgründe. Dieselbe wird nebst den Akten durch den Befehlshaber, der dos Ehrengericht an­ geordnet hatte, auf dem Instanzenwege dem Kriegsministerium unterbreitet. Meinhard, Heerwesen. 17

258

3. Abthl. Die Ehrengerichte- Die Militärgerichtöverwalt. u Gefängnißwes.

§. 60. In den Fällen des §, 51 Ziff. 3 und 4 unterliegt der ehren­ gerichtliche Spruch der Entscheidung des Kriegsministeriums, in den Fällen Ziff. 5 und 6 der allerhöchsten Entschließung S. M. des Königs. Die erfolgende Entscheidung wird dem Angeklagten nebst dem Spruch des Ehrengerichts bekannt gegeben. §. 62. Gegen einen ehrengerichtlichen Spruch, über welchen bereits Entscheidung getroffen worden, ist ein weiteres Verfahren nur mit aller­ höchster Genehmigung bezw. der Genehmigung des Kriegsministeriums zulässig. (Das ehrengerichtliche Verfahren darf nie dazu benutzt werden, um DiSziplinareinfchreitungen aus dem Wege zu gehen. Den Ehrengerichten der Landwehrbezirke haben auch die zur Dienstleistung vorübergehend dahin kommandirten Offiziere des aktiven Dienststandes beizutreten, wogegen sie selbst während der Dauer dieses Dienstverhältnisses dem Ehrengerichte ihres TruppentheilS unterstellt bleiben. Ueber die Eröffnung ehrengerichtlichen Verfahrens ist jedesmal dem Kriegs­ ministerium unter kurzer Darlegung der veranlassenden Thatsachen Bericht zu erstatten. Werden nach $. 44 die Akten an die detachirten Bataillone oder Abtheilungen geschickt, so ist die persönliche Anwesenheit zum Zwecke der mündlichen Vertheidigung dem Angeklagten hier gleichfalls unbenommen. Die Bestimmung des §. 47 (Schlußsatz) hat zum Theil auch in finanziellen Rücksichten ihren Grund, insofern die Versa,nmlung der Ehrengerichtsmitglieder eines Landwehrbezirks außer der UebungSzeit ohne erhebliche Kosten nicht ausführbar ist. Von der Delegirung eines andern Ehrengerichts ist in denjenigen Fällen ab­ zusehen, wenn die Aburtheilung bis zur nächsten Landwehrübung ausgesetzt werden kann, ohne das dienstliche oder Standesinteresse zu gefährden. Der Kommandeur ist befugt, wie jedes cutbere Mitglied (§. 50) seine Ansicht über die Sachlage auszusprechen und daraus hinzuwirken, daß ein entsprechendes Resultat erzielt wird; er vermeidet aber sorgfältig jede direkte oder indirekte Ein­ wirkung durch Geltendmachung seiner dienstlichen Autorität. K.-M.-R. vom 1. Septbr. 1874, Nr. 15926. Die ehrengerichtlichen Untersuchungen sind kosten- und stempelfrei zu behandeln und etwaige baare Auslagen vom Militärärar zu übernehmen. K.-M.-R. vom 1. Septbr. 1874, Nr. 15927. Reisen der Mitglieder deS Ehrenraths vom Offizierskorps des Beurlaubten­ standes sind möglichst zu vermeiden. K-M.-R. vom 11. Dezbr. 1875, Nr. 16814.)

n. Abschnitt.

Das Reichsmilitärstrafgesetz. Einftthrungögesetz zum Militürstrasgesetzbuche für daS Deutsche Reich. (Dom 20. Juni 1872.)

§. 1. Das Militärstrafgesetzbuch für das deutsche Reich tritt im ganzen Umfange des Bundesgebietes mit dem 1. Oktober 1872 in Kraft §. 2. Mit diesem Tage treten im ganzen Bundesgebiete alle Militärstrafgesetze, insoweit sie materielles Strafrecht zum Gegenstände haben außer Kraft.

. II. Abschn.

DaS, ReichSmilitLrstrafgesetz.

259

In Kraft bleiben die Vorschriften über die Bestrafung der von Land­ gendarmen begangenen strafbaren Handlungen, sowie die Vorschriften über die Bestrafung der Fahnenflüchtigen im Wege des Ungehorsams- (Kontumazial-) Verfahrens. Dagegen finden die Bestimmungen des Militärstrafgesetzbuches auch auf die Offiziere ä la suite Anwendung, welche nicht zum Soldatenstande gehören, wenn und insolange sie zu vorübergehender Dienstleistung zuge­ lassen sind, sowie in Bezug auf Handlungen gegen die militärische Unter­ ordnung, welche sie begehen, während sie die Militäruniform tragen. §. 3. Eine Bestrafung in Gemäßheit des Militärstrafgesetzbuches kann nur auf Grund eines gerichtlichen Erkenntnisses erfolgen. In leichteren Fällen können im Disziplinarwege geahndet werden: 1) Vergehen wider die §§. 64, 89 Absatz 1, 90, 91 Absatz 1, 92, 121 Absatz 1, 137, 141 Absatz 1, 146, 151; 2) Vergehen wider §. 114, wenn die strafbare Handlung nur in dem Borgen von Geld, oder in der Annahme von Geschenken ohne Vorwissen des gemeinschaftlichen Vorgesetzten besteht. Jedoch darf im Disziplinarwege keine andere Freiheitsstrafe, als Arrest festgesetzt werden, und die Dauer desselben vier Wochen gelinden Arrestes oder Stubenarrestes, drei Wochen mittleren Arrestes oder vier­ zehn Tage strengen Arrestes nicht übersteigen.

Militärstrafgesetzbuch für das Deutsche Reich. (Vom 20. Juni 1872.) Einleitende Uestimmungen.

§. 1. Eine Handlung, welche dieses Gesetz mit bent Tode, mit Zucht­ haus, oder mit Gefängniß oder Festungshaft von mehr als fünf Jahren bedroht, ist ein militärifthes Verbrechen. Eine Handlung, welche dieses Gesetz mit Freiheitsstrafe (§. 16) bis zu fünf Jahren bedroht, ist ein militärisches Vergehen. §. 2. Diejenigen Bestimmungen, welche nach den Vorschriften des deutschen Strafgesetzbuches in Beziehung auf Verbrechen und Vergehen allgemein gelten, finden auf militärische Verbrechen und Vergehen ent­ sprechende Anwendung. §. 3. Strafbare Handlungen der Militärpersonen, welche nicht mili­ tärische Verbrechen oder Vergehen sind, werden nach den allgemeiner! Strafgesetzen beurtheilt. §. 4. Unter Militärpersonen sind die Personen des Soldatenstandes und die Militärbeamten zu verstehen, welche zum Heere oder zur Marine gehören. Unter Heer ist das deutsche Heer, unter Marine die kaiserliche Marine zu verstehen. §. 5. Die Klasseneintheilung der Militärpersonen ergibt das diesem Gesetze beigefügte Verzeichnis Die Mitglieder des Sanitätskorps und des Maschineningenieurkorps unterliegen den für andere Personen des Soldatenstandes gegebenen Vor­ schriften nach Maßgabe ihres Militärranges. §. 6. Personen des Beurlaubtenstandes unterliegen den Strafvorschriften dieses Gesetzes in der Zeit, in welcher sie sich im Dienste beI 17*

260 3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitLrgerichtSverwalt. u..Gefängnißwes. finden; außerhalb dieser Zeit finden auf sie nur diejenigen Vorschriften Anwendung, welche in diesem Gesetze ausdrücklich auf Personen des Beur­ laubtenstandes für anwendbar erklärt sind. §. 7. Strafbare Handlungen, welche von Militärpersonen im Aus­ lande, während sie dort bei den Truppen oder sonst in dienstlicher Stellung sich befinden, begangen werden, sind ebenso zu bestrafen, als wenn diese Handlungen von ihnen im Bundesgebiete begangen wären. §. 8. Militärische Verbrechen und Vergehen, welche gegen Militär­ personen verbündeter Staaten in gemeinschaftlichen Dienstverhältnissen be­ gangen werden, sind, wenn Gegenseitigkeit verbürgt ist, ebenso zu bestrafen, als wenn diese Handlungen gegen Militärpersonen des Heeres oder der Marine begangen wären. §. 9. Die in diesem Gesetze für strafbare Handlungen im Felde ge­ gebenen Vorschriften (Kriegsgesetze) gelten: 1) für die Dauer des mobilen Zustandes des Heeres, der Marine oder einzelner Theile derselben; 2) für die Dauer des nach Vorschrift der Gesetze erklärten Kriegs­ zustandes in den davon betroffenen Gebieten; 3) in Ansehung derjenigen Truppen, denen bei einem Aufruhr, einer Meuterei, oder einem kriegerischen Unternehmen der befehli­ gende Offizier dienstlich bekannt gemacht hat, daß die Kriegsge­ setze für sie in Kraft treten, für die Dauer dieser Zustände; 4) in Ansehung derjenigen Kriegsgefangenen, welchen der höchste an ihrem Aufenthaltsorte befehligende Offizier dienstlich bekannt gemacht hat, daß die Kriegshetze für sie in Kraft treten. §. 10. Den Kriegsgesetzen unterworfen sind im Falle des §. 9 Nr. 1: 1) die. Personen des aktiven Dienststandes von dem Tage ihrer Mobilmachung bis zu ihrer Demobilmachung; 2) die Personen des Beurlaubtenstandes von dem Tage, zu welchem sie einberufen sind, bis zur ihrer Entlaffüng. §. 11. Im Sinne dieses Gesetzes ist als vor dem Feinde befindlich jede Truppe zu betrachten, bei welcher in Gewärtigung eines Zusammen­ treffens mit dem Feinde der Sicherheitsdienst gegen denselben begonnen hat. §. 12. Diejenigen Vorschriften dieses Gesetzes, welche die Strafe mit Rücksicht darauf bestimmen, daß eine Handlung vor versammelter Mannschaft begangen worden ist, finden Anwendung, wenn außer dem Vorgesetzten und dem einzelnen Betheiligten noch mindestens drei andere zu militärischem Dienste versammelte Personen des Soldatenstandes gegen­ wärtig gewesen sind. §. 13. Wo das Gesetz die Strafe mit Rücksicht auf den Rückfall bestimmt, tritt dieselbe ein, wenn der Thäter, nachdem er wegen eines militärischen Verbrechens oder Vergehens durch ein deutsches Gericht verurtheilt und bestraft worden ist, dasselbe militärische Verbrechen oder Bergehen abermals begeht. Diese Bestimmung findet Anwendung, auch wenn die frühere Strafe nur theilweise verbüßt, oder ganz oder theilweise erlassen ist. Sie bleibt jedoch ausgeschlossen, wenn seit der Verbüßung oder dem Erlasse der Strafe bis zur Begehung der neuen strafbaren Handlung fünf Jahre ver­ flossen sind. Dasselbe gilt bei wiederholtem Rückfalle.

II. Abschn.

Das ReichSnülitarstrafgesetz.

261

Erster Theil.

Won der Bestrafung im Allgemeinen.

I. Strafen gegen Personen des Soldatenstandes. §. 14. Die Todesstrafe ist durch Erschießen zu vollstrecken, weyn sie wegen eines militärischen Verbrechens, im Felde auch dann, wenn sie wegen eines nicht militärischen Verbrechens erkannt worden ist. §. 15. Hat eine Person des Soldatenstandes vor oder nach ihrem Eintritte in den Dienst eine Freiheitsstrafe verwirkt, so wird diese von den Militärbehörden vollstreckt. Ist nach den Vorschriften des Deutschen Strafgesetzbuches eine Be­ schäftigung des Verurtheilten zulässig oder geboten, so findet dieselbe zu militärischen Zwecken und unter militärischer Aufsicht statt. Die zu Ge­ fängniß verurtheilten Unteroffiziere und Gemeine können auch ohne ihre Zustimmung außerhalb der Anstalt beschäftigt werden. Ist Zuchthaus verwirkt, oder wird auf Entfernung aus dem Heer oder der Marine, oder auf Dienstentlassung erkannt, oder wird das mili­ tärische Dienstverhältniß aus einem andern Grunde aufgelöst, so geht die Vollstreckung der Strafe auf die bürgerlichen Behörden über. §. 16. Freiheitsstrafe im Sinne dieses Gesetzes ist Gefängniß, Festungsarrest oder Arrest. Die Freiheitsstrafe ist eine lebenslängliche oder eine zeitige. Der Höchstbetrag der zeitigen Freiheitsstrafe ist fünfzehn Jahre, ihr Mindest­ betrag Em Tag. Wo dieses Gesetz die Freiheitsstrafe nicht ausdrücklich als eine lebens­ längliche androht, ist dieselbe eine zeitige. §. 17. Die Freiheitsstrafe ist, wenn ihre Dauer mehr als 6 Wochen beträgt, Gefängniß oder Festungshaft, bei kürzerer Dauer Arrest. Ist eine angedrohte Zuchthausstrafe auf eine kürzere als einjährige Dauer zu ermäßigen, so tritt an deren Stelle Gefängniß von gleicher Dauer. §. 18. Die Zeit einer Freiheitsstrafe von mehr als sechs Wochen wird auf die gesetzliche Dienstzeit im stehenden Heer oder in der Flotte nicht angerechnet. §. 19. Der Arrest zerfällt in Stubenarrest, gelinden Arrest, mittleren Arrest, strengen Arrest. §. 20. Der Stubenarrest findet gegen Offiziere statt, der gelinde Arrest gegen Unteroffiziere und Gemeine, der mittlere Arrest gegen Unteroffiziere ohne Portepee und gegen Gemeine, der strenge Arrest nur gegen Gemeine. §. 21. Ist in diesem Gesetze Freiheitsstrafe angedroht, so sind darunter, je nach der Zeitdauer des Strafmaßes, Gefängniß, Festungshaft und Arrest als wahlweise angedroht zu erachten. §. 22. Ist in diesem Gesetze Arrest angedroht, so kann auf jede der nach dem Militärrange des Thäters statthaften Arten des Arrestes erkannt werden. Ist in diesem Gesetze eine bestimmte Arrestart angedroht und dieselbe gegen den Thäter nach seinem Militärrange nicht statthaft, so ist auf die nächstfolgende nach seinem Range statthafte Arrestart zu erkennen.

262

3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitLrgerichtSverwalt. u.Gefängnißwes.

Strenger Arrest ist, wo das Gesetz ihn nicht in einzelnen Fällen ausdrücklich androht, nur gegen denjenigen zulässig, welcher wegen mili­ tärischer Verbrechen oder Vergehen bereits mit einer Freiheitsstrafe be­ straft worden ist. §. 23. Der Stubenarrest wird von dem Verurtheilten in seiner Wohnung verbüßt. Der Verurtheilte darf während der Dauer des Stuben­ arrestes seine Wohnung nicht verlassen, auch Besuche nicht annehmen. Gegen Hauptleute, Rittmeister und Subalternoffiziere kann durch Richter­ spruch die Strafvollstreckung in einem besonderen Offizierarrestzimmer an­ geordnet werden (geschärfter Stubenarrest). §. 24. Der gelinde, der mittlere und der strenge Arrest werden in Einzelhaft verbüßt. Der Höchstbetrag des strengen Arrestes ist vier Wochen. §. 25. Der mittlere Arrest wird in der Art vollstreckt, daß der Ver­ urtheilte eine harte Lagerstätte und als Nahrung Wasser und Brot erhält. Diese Schärfungen kommen am vierten, achten, zwölften und demnächst an jedem dritten Tage in Fortfall. §. 26. Der strenge Arrest wird in einer dunklen Arrestzelle, im Uebrigen wie der mittlere Arrest vollstreckt. Die Schärfungen kommen am vierten, achten und demnächst an jedem dritten Tage in Fortfall. §. 27. Läßt der körperliche Zustand des Verurtheilten die Ver­ büßung des strengen oder mittleren Arrestes nicht zu, so tritt eine ge­ lindere Arrestart ein. §, 28. Die Abweichungen, welche bei Vollstreckung von Arreststrafen dadurch bedingt werden, daß sie während eines Krieges oder auf den in Dienst gestellten Schiffen oder anderen Fahrzeugen der Marine zu voll­ ziehen sind, werden durch Kaiserliche Anordnung bestimmt. §. 39. Wo die allgemeinen Strafgesetze Geldstrafe und Freiheits­ strafe wahlweise androhen, darf, wenn durch die strafbare Handlung zu­ gleich eine militärische Dienstpflicht verletzt worden ist, auf Geldstrafe nicht erkannt werden. §. 30. Die besonderen Ehrenstrafen gegen Personen des Soldaten­ standes sind: 1) Entfernung aus dem Heer oder der Marine; 2) gegen Offiziere: Dienstentlassung; 3) gegen Unteroffiziere und Gemeine: Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes; 4) gegen Unteroffiziere: Degradation.

§. 31. Auf Entfernung aus dem Heer oder der Marine muß gegen Unteroffiziere und Gemeine neben Zuchthaus stets, neben dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte dann erkannt werden, wenn die Dauer dieses Verlustes drei Jahre übersteigt. Gegen Offiziere muß auf diese Entfernung erkannt werden: 1) neben Zuchthaus oder dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte ohne Rücksicht auf die Dauer derselben; ' 2) wo gegen Unteroffiziere oder Gemeine die Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes geboten ist. . Auf Entfernung aus dem Heer oder der Marine kann erkannt werden neben Gefängniß von längerer als fünfjähriger Dauer, außerdem gegen Offiziere in allen Fällen, in denen gegen Unteroffiziere oder Gemeine die Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes zulässig ist.

II. Abschn.

DaS ReichSmilitLrstrafgesetz.

263

§. 32. Die Entfernung aus dem Heer oder der Marine hat 1) den Verlust der Dienststelle und der damit verbundenen Aus­ zeichnungen, sowie aller durch den Militärdienst erworbenen An­ sprüche, soweit dieselben durch Richterspruch aberkannt werden können, 2) den dauernden Verlust der Orden und Ehrenzeichen, 3) die Unfähigkeit zum Wiedereintritte in das Heer und in die Marine von Rechtswegen zur Folge.

§. 33. Gegen pensionirte Offiziere ist statt auf Entfernung aus dem Heer oder der Marine auf Verlust des Offiziertitels zu erkennen. Mit diesem Verluste treten zugleich die im §. 32 Nr. 2 und 3 bezeichneten Folgen, sowie die Verwirkung des Rechts, die Offiziersuniform zu tragen, von Rechtswegen ein. §. 34. Auf Dienstentlassung muß erkannt werden: 1) neben Erkennung auf Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter; 2) wo gegen Unteroffiziere Degradation geboten ist. Auf Dienstentlassung kann erkannt werden: 1) neben Freiheitsstrafe von längerer als einjähriger Dauer; 2) wo gegen Unteroffiziere Degradation zulässig ist.

§. 35. Die Dienstentlassung hat den Verlust der Dienststelle und aller durch den Dienst als Offizier erworbenen Ansprüche, soweit dieselben durch Richterspruch aberkannt werden können, ingleichen die Verwirkung des Rechts, die Offizieruniform zu tragen, von Rechtswegen zur Folge. Der ; Verlust des Diensttitels ist mit dieser Strafe nicht verbunden. §. 36. Gegen pensionirte Offiziere, welche das Recht zum Tragen der Osfizieruniform haben, ist statt auf Dienstentlassung auf Verlust dieses i Rechts zu erkennen. §. 37. Auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes muß erkannt werden neben dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte wenn die Dauer dieses Verlustes nicht 3 Jahre übersteigt. Auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes kann er­ kannt werden: 1) in wiederholtem Rückfalle; 2) wenn die Verurtheilung wegen Diebstahls, Unterschlagung, Raubes, Erpressung, Hehlerei, Betruges oder Urkundenfälschung erfolgt, auch wenn der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte nicht eintritt. §. 38. Wer wegen militärischer Vergehen bereits zweimal gerichtlich verurtheilt und bestraft worden ist, kann, wenn er zum dritten Male wegen eines militärischen Vergehens verurtheilt wird, neben der Freiheitsstrafe .in die zweite Klaffe des Soldatenstandes versetzt werden. Dasselbe kann geschehen, wenn außer einer gerichtlichen Strafe mehr­ malige Disziplinarstrafen des höchsten Grades vollstreckt worden sind und zum zweiten Male wegen eines militärischen Vergehens eine Verurtheilung erfolgt. Die Strafschärfung bleibt jedoch ausgeschlossen, wenn seit der zuletzt bestraften Handlung bis zur Begehung des Vergehens sechs Monate ver­ flossen sind.

264

3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitärgerichtSverwalt. u. Gefängnißwes.

§. 39. Die Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes hat den dauernden Verlust der Orden und Ehrenzeichen von Rechtswegen yix Folge, auch darf der zu dieser Strafe Berurtheilte die Militärkokarde nicht tragen und Bersorgungsansprüche, soweit dieselben durch Richterspruch ab­ erkannt werden können, nicht geltend machen. §. 40. Auf Degradation muß erkannt werden: 1) neben Gefängniß von längerer als einjähriger Dauer; 2) neben Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes; 3) neben Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter. Auf Degradation kann erkannt werden: 1) neben Gefängniß von einjähriger oder kürzerer Dauer; 2) wegen wiederholten Rückfalls; 3) wegen einer strafbaren Handlung der im §. 37 Absatz 2 Nr. 2 bezeichneten Art. §. 41. Die Degradation hat den Rücktritt in den Stand der Ge­ meinen mit) den Verlust der durch den Dienst als Unteroffizier erworbenen Ansprüche, soweit dieselben durch Richtersprnch aberkannt werden können, von Rechtswegen zur Folge. §. 42. Wird gegen eine Person des Benrlaubtenstaudes während der Beurlaubung auf Zuchthaus, auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte oder auf Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter erkannt, so treten diejenigen militärischen Ehrenstrafen, auf welche bei einer solchen Verurtheilung nach den Bestimmungen der §§. 30 bis 40 erkannt werden muß, von Rechtswegen ein. Erfolgt die Verurtheiluug einer Person des Beurlaubtenstandes während der Beurlaubung wegen einer strafbaren Handlung der im §. 37 Absatz 2 Nr. 2 bezeichneten Art, so kann ein besonderes Verfahren des Militärgerichts zur Entscheidung darüber angeordnet werden, ob auf Dienst­ entlassung oder auf Degradation zu erkennen ist. II.

Strafen gegen Militärbeamte.

j

§. 43. Auf Amtsverlust kann gegen Militärbeamte erkannt werden: 1) neben Freiheitsstrafe von mehr als einjähriger Dauer; ! 2) wenn die Verurtheiluug wegen einer strafbaren Handlung der in §. 37 Absatz 2 Nr. 2 bezeichneten Art erfolgt. §. 44. Der Arrest findet gegen obere Militärbeamte als Stuben­ arrest, gegen untere Militärbeamte als gelinder Arrest statt. ’ §. 45. Die Vorschriften der §§. 14 u. 15 finden auch auf Militär­ beamte Anwendung. III. Versuch.

§. 46. Wenn neben der Strafe des vollendeten Verbrechens oder Vergehens militärische Ehrenstrafen (§. 30) zulässig oder geboten sind, so sind dieselben ueben der Versuchsstrafe zulässig. IV. Theilnahme. §. 47. Wird durch die Ausführung eines Befehls in Dienstsachen ein Strafgesetz verletzt, so ist dafür der befehlende Vorgesetzte allein ver­ antwortlich. Es trifft jedoch den gehorchenden Untergebenen die Strafe des Theilnehmers: 1

n. Abschn. DaS Reichsmilitärstrafgesetz.

265

1) wenn er den ihm ertheilten Befehl überschritten hat, oder 2) wenn ihm bekannt gewesen, daß der Befehl des Vorgesetzten eine Handlung betraf, welche ein bürgerliches oder militärisches Ver­ brechen oder Vergehen bezweckte. V. Gründe, welche die Strafe ausschließen, mildern oder erhöhen.

§. 48. Die Strafbarkeit einer Handlung oder Unterlassung ist da­ durch nicht ausgeschlossen, daß der Thäter nach seinem Gewissen oder den Vorschriften seiner Religion sein Verhalten für geboten erachtet hat. §. 49. Die Verletzung einer Dienstpflicht aus Furcht vor persön­ licher Gefahr ist ebenso zu bestrafen, wie die Verletzung der Dienstpflicht aus Vorsatz. Bei strafbaren Handlungen gegen die Pflichten der militärischen Unterordnung, sowie bei allen in Ausübung des Dienstes begangenen strafbaren Handlungen bildet die selbstverschuldete Trunkenheit des Thäters keinen Strafmilderungsgrund. §. 50. Bei Bestrafung militärischer Verbrechen oder Vergehen ist die Erkennung der angedrohten Strafe unabhängig von dem Alter des Thäters. §. 51. Die Verfolgung eines militärischen Verbrechens oder Ver­ gehens ist unabhängig von dem Anträge des Verletzten oder einer anderen zum Anträge berechtigten Person. §. 52. Bei Berechnung der Verjährungsfrist einer Strafverfolgung oder Strafvollstreckung ist der Arrest der Haft gleich zu achten. §. 53. Wo dieses Gesetz eine erhöhte Freiheitsstrafe androht, kann dieselbe das Doppelte der für das betreffende Verbrechen oder Vergehen angedrohten Freiheitsstrafe erreichen; sie .darf jedoch den gesetzlich zu­ lässigen Höchstbetrag der zu verhängenden Strafart nicht übersteigen (§§. 16, 17, 24). §. 54. Wenn mehrere zeitige Freiheitsstrafen Zusammentreffen, so ist auf eine Gesammtstrafe nach den Vorschriften des Deutschen Strafgesetz­ buches zu erkennen. Dieselbe darf in keinem Falle den gesetzlich zulässigen Höchstbetrag der zu verhängenden Strafart übersteigen. Ist die Gesammt-^ strafe wegen Zusammentreffens militärischer Verbrechen oder Vergehen mit bürgerlichen Verbrechen und Vergehen zu erkennen, so ist der Höchstbetrag der Strafe wegen letzterer durch die Vorschriften des Deutschen Straf­ gesetzbuches bestimmt. Bestehen die zusammentreffenden Freiheitsstrafen nur in Arreststrafen, so darf auch die Gesammtstrafe nur in Arrest bestehen. Sind die Arrest­ strafen ungleichartige, so gilt Ein Tag strengen Arrestes gleich zwei Tagen mittleren Arrestes, ein Tag mittleren Arrestes gleich zwei Tagen gelinden Arrestes. Die Verurtheilung zu einer Gesammtstrafe schließt die Verurtheilung zu einer Ehrenstrafe nicht aus, wenn diese auch nur neben einer der ver­ wirkten Einzelstrafen zulässig.oder geboten ist. §. 55. Auf erhöhte Straft (§. 53) ist, sofern in diesem Gesetze nicht besondere Bestimmungen getroffen sind, zu erkennen: 1) gegen Vorgesetzte, welche gemeinschaftlich mit Untergebenen eine strafbare Handlung ausführen oder sich sonst an einer strafbaren * Handlung Untergebener betheiligen;

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3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitLrgerichtSverwalt. u. GefLngnißwes.

2) Wenn strafbare Handlungen unter Mißbrauch der Waffen oder der dienstlichen Befugnisse oder während der Ausübung des Dienstes ausgeführt werden; 3) wenn Mehrere unter Zusammenrottung oder vor einer Menschen­ menge strafbare Handlungen gemeinschaftlich ausführcn.

Zweiter Theil.

Ion den einzetnerr Jervrechen und Jergeyen und deren ZSestrafung. Erster Titel-

WitarW Verbrechen und Vergehen der Kersonrn des Zoldatenstandes. I. Hochverrath, Landesverrats Kriegsverrath.

§. 56. Auf eine Person des Soldatenstandes, welche sich eines Hochverraths oder eines Landesverrats schuldig macht, finden die Vorschriften des Deutschen Strafgesetzbuches (§§. 80 — 93) Anwendung. §. 57. Wer im Felde einen Landesverrat begeht, wird wegen Kriegsverraths mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft. > §. 58. Wegen Kriegsverraths (§. 57) wird mit dem Tode bestraft, wer mit dem Vorsatze, einer feindlichen Macht Vorschub leisten oder den deutschen oder verbündeten Truppen Nachtheil zuzufügen, 1) eine der im §. 90 des Deutschen Strafgesetzbuches bezeichneten strafbaren Handlungen begeht; 2) Wege und Telegraphenanstalten zerstört oder unbrauchbar macht; 3) das Geheimniß des Postens, das Feldgeschrei oder die Losung verräth; 4) vor dem Feinde Meldungen oder dienstliche Mittheilungen falsch macht, oder richtige zu machen unterläßt; 5) dem Feinde als Wegweiser zu einer militärischen Unternehmung gegen deutsche oder verbündete Truppen dient, oder als Weg­ weiser kriegführende deutsche oder verbündete Truppen irre leitet; 6) vor dem Feinde, in einer Weise, welche geeignet ist, die Truppen zu beunruhigen oder irre zu leiten, militärische Signale oder andere Zeichen gibt, zur Flucht auffordert oder das Sammeln zerstreuter Mannschaften verhindert; 7) einen Dienstbefehl ganz oder theilweise unausgeführt läßt oder eigenmächtig abändert; 8) es unternimmt, mit Personen im feindlichen Heer, in der feind­ lichen Marine oder im feindlichen Lande über Dinge, welche die Kriegführung betreffen, mündlich oder schriftlich Verkehr zu pflegen oder einen solchen Verkehr zu vermitteln; 9) feindliche Aufrufe oder Bekanntmachungen im Heer verbreitet; 10) die pflichtmäßige Fürsorge für die Verpflegung der Truppen unterläßt; 11) feindliche Kriegsgefangene freiläßt, oder 12) dem Feinde ein Signalbuch oder einen Auszug aus einem solchen mittheilt.

II. Abschn.

DaS ReichSmilitärstrafgefetz.

267

In minder schweren Fällen tritt Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliches Zuchthaus ein. §. 59. Haben Mehrere einen Kriegsverrath verabredet, ohne daß es zur Ausführung oder zu einem strafbaren Versuch desselben gefommen ist, so tritt Zuchthaus nicht unter fünf Jahren ein. §. 60. Wer von dem Vorhaben eines Kriegsverraths (§§. 57—59) zu einer Zeit, in welcher die Verhütung des Verbrechens möglich ist, glaubhafte Kenntniß erhält und es unterläßt, hiervon rechtzeitig Anzeige zu machen, ist, wenn das Verbrechen oder ein strafbarer Versuch desselben begangen worden, mit der Strafe des Mitthäters zu belegen. §. 61. Straflosigkeit tritt für den an dem Vorhaben eines Kriegs­ verraths Betheiligten ein, wenn er von demselben zu einer Zeit, wo die Dienstbehörde nicht schon anderweit davon unterrichtet ist, in einer Weise Anzeige macht, daß die Verhütung des Verbrechens möglich ist. II. Gefährdung der Kriegsmacht im Felde.

§. 62. Wer im Felde eine Dienstpflicht vorsätzlich verletzt und da­ durch bewirkt, daß die Unternehmungen des Feindes befördert werden oder den kriegführenden deutschen oder verbündeten Truppen Gefahr oder Nach­ theil bereitet wird, ist mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren oder mit Ge­ fängniß oder Festungshaft bis zu zehn Jahren zu bestrafen. In minder schweren Fällen, ingleichen wenn die Verletzung der Dienstpflicht nicht vor­ sätzlich geschehen ist, tritt Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren ein. Auch kann neben Gefängniß auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. §. 63. Mit dem Tode wird bestraft: 1) der Kommandant eines festen Platzes, welcher denselben dem Feinde übergibt, ohne zuvor alle Mittel zur Vertheidigung des Platzes erschöpft zu haben; 2) der Befehlshaber, welcher im Felde mit Vernachlässigung der ihm zu Gebote stehenden Vertheidigungsmittet den ihm anvertrauten Posten verläßt oder dem Feinde übergibt; 3) der Befehlshaber, welcher auf freiem Felde kapitulirt, wenn dies das Strecken der Waffen für die ihm untergebenen Truppen zur Folge gehabt und er nicht zuvor Alles gethan hat, was die Pflicht von ihm erfordert; 4) der Befehlshaber eines Schiffes der Marine, welcher daffelbe oder dessen Bemannung dem Feinde übergibt, ohne zuvor zur Vermeidung dieser Uebergabe Alles gethan zu haben, was die Pflicht von ihm erfordert. In minder schweren Fällen der Nummern 2 und 3 tritt Festungshaft nicht unter fünf Jahren oder lebenslängliche Festunghhaft ein. HI. Unerlaubte Entfernung und Fahnenflucht.

§. 64. Wer von seiner Truppe oder von seiner Dienststellung sich eigenmächtig entfernt oder vorsätzlich fern bleibt, oder wer den ihm er­ theilten Urlaub eigenmächtig überschreitet, wird wegen unerlaubter Ent­ fernung mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft. §. 65. Der unerlaubten Entfernung wird es gleich geachtet, wenn eine Person des Soldatenstandes im Felde es unterläßt:

268 3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitärgerichtSverwalt. u. Gefängnißwes. 1) der Truppe, von welcher sie abgekommen ist, oder der nächsten Truppe sich wieder anzuschließen, oder 2) nach beendigter Kriegsgefangenschaft sich unverzüglich bei einem Truppentheile zu melden. Dasselbe gilt, wenn eine Person der Marine, welche außerhalb der heimischen Gewässer von einem Schiffe abgekommen ist, es unterläßt^ sich bei demselben oder einem anderen deutschen Kriegsschiffe oder dem nächsten Deutschen Konsulate unverzüglich zu melden. §. 66. Dauert durch Verschulden des Abwesenden die Abwesenheit länger als sieben Tage, im Felde länger als drei Tage, so tritt Gefängniß oder Festungshaft bis zu zwei Jahren ein. §. 67. Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren tritt ein, wenn die Abwesenheit im Felde länger als sieben Tage dauert. §. 68. Gleiche Strafe (§. 67) trifft eine Person des Beurlaubten­ standes, welche nach bekannt gemachter Kriegsbereitschaft oder nach unge­ ordneter Mobilmachung ihrer Einberufung zum Dienste oder einer öffent­ lichen Aufforderung zur Stellung nicht binnen drei Tagen nach Ablauf der bestimmten Frist Folge leistet. §. 69. Wer sich einer unerlaubten Entfernung (§§. 64, 65, 68) in der Absicht, sich seiner gesetzlichen oder von ihm übernommenen Verpflichtung zum Dienste dauernd zu entziehen, schuldig macht, ist wegen Fahnenflucht (Desertion) zu bestrafen. §. 70. Die Fahnenflucht wird mit Gefängniß von sechs Monaten bis zu zwei Jahren, im ersten Rückfalle mit Gefängniß von einem Jahre bis zu fünf Jahren, im wiederholten Rückfalle mit Zuchthaus von fünf bis zu zehn Jahren bestraft. Der Versuch ist strafbar. tz. 71. Die Fahnenflucht im Felde wird mit Gefängniß von fünf bis zu zehn Jahren bestraft; im Rückfalle tritt, wenn die frühere Fahnen­ flucht nicht im Felde begangen ist, Zuchthaus nicht unter fünf Jahren und, wenn die frühere Fahnenflucht im Felde begangen ist, Todesstrafe ein. §. 72. Haben Mehrere eine Fahnenflucht verabredet und gemein­ schaftlich ausgeführt, so wird die an sich verwirkte Zuchthausstrafe oder Gefängnißstrafe um die Dauer von Einem Jahre bis zu fünf Jahren erhöht. Ist die Handlung im Felde begangen, so tritt statt des Gefängnisses Zuchthaus von gleicher Dauer gegen den Rädelsführer und gegen den Anstifter Todesstrafe ein. §. 73. Die Fahnenflucht vom Posten vor dem Feinde oder aus einer belagerten Festung wird mit dem Tode bestraft. Dieselbe Strafe trifft den Fahnenflüchtigen, welcher zum Feinde übergeht. §. 74. Neben dem wegen Fahnenflucht verwirkten Gefängniß ist auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zu erkennen. §. 75. Stellt sich ein Fahnenflüchtiger innerhalb sechs Wochen nach erfolgter Fahnenflucht, so kann, wenn dieselbe nicht im Felde begangen ist, die an sich verwirkte Zuchthausstrafe oder Gefängnißstrafe bis auf die Hälfte ermäßigt, auch kann, wenn kein Rückfall vorliegt, von der Ver­ setzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes abgesehen werden. Gegen Unteroffiziere muß jedoch auf Degradation erkannt werden. §. 76. Die Verjährung der Strafverfolgung wegen Fahnenflucht be­ ginnt mit dem Tage, an welchem der Fahnenflüchtige, wenn er die Hand-

II. Abschn. DaS ReichSmililLrstrafgesetz.

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hing nicht begangen hätte, seine gesetzliche oder von ihm übernommene Verpflichtung zum Dienste erfüllt haben würde. §. 77. Wer von dem Vorhaben einer Fahnenflucht zu einer Zeit, in welcher deren Verhütung möglich ist, glaubhafte Kenntniß erhält und es unterläßt, hiervon seinem Vorgesetzten rechtzeitig Anzeige zu machen, ist, wenn die Fahnenflucht begangen worden, mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten und, wenn die Fahnenflucht im Felde begangen worden, mit Freiheitsstrafe von Einem Jahre bis zu drei Jahren zu bestrafen. §. 78. Wer einen Anderen zur Fahnenflucht vorsätzlich verleitet oder die Fahnenflucht desselben vorsätzlich befördert, wird, wenn die Fahnen­ flucht erfolgt ist, mit Gefängniß von sechs Monaten bis zu zwei Jahren, im Felde mit Gefängniß von fünf bis zu zehn Jahren bestraft; zugleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. Der Versuch ist strafbar. §. 79. Ein Gefangener, welcher sich selbst befreit, wird, wenn nicht die härtere Strafe der Fahnenflucht verwirkt ist, mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft. §. 80. Ein Offizier, welcher während der Verbüßung des Stuben­ arrestes eigenmächtig seine Wohnung verläßt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft; zugleich ist auf Dienstentlassung zu erkennen. Ein Offizier, welcher während der Verbüßung des Stubenarrestes dem Verbot des §. 23 zuwider Besuche annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft; in schweren Fällen ist zugleich auf Dienst­ entlassung zu erkennen. IV. Selbstbeschädigung und Vorschützung von Gebrechen. §. 81. Wer sich vorsätzlich durch Selbstverstümmelung oder auf andere Weise zur Erfüllung seiner gesetzlichen oder von ihm übernommenen Ver­ pflichtung zum Dienste untauglich macht oder durch einen Anderen un­ tauglich machen läßt, wird mit Gefängniß von Einem Jahre bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich ist auf Versetzung in die 2. Klasse des Soldaten­ standes zu erkennen. Wird durch die Handlung die Unfähigkeit zu Arbeiten für militärische Zwecke verursucht, so ist die an sich verwirkte Gefängnißstrafe um die Dauer von drei Monaten bis zu Einem Jahre zu erhöhen; zugleich ist auf Entfernung aus dem Heer oder der Marine zu erkennen. Der Versuch ist strafbar. §. 82. Dieselben Freiheitsstrafen (§. 81) treffen denjenigen, welcher einen Anderen auf dessen Verlangen zur Erfüllung seiner gesetzlichen oder von ihm übernommenen Verpflichtung zum Dienste untauglich macht; zu­ gleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes er­ kannt werden. §. 83. Wer in der Absicht, sich der Erfüllung seiner gesetzlichen oder von ihm übernommenen Verpflichtung zum Dienste ganz oder theilweise zu entziehen, ein auf Täuschung berechnetes Mittel anwendet, wird mit Frei­ heitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. Dieselbe Strafvorschrift findet auf den Theilnehmer Anwendung.

270 3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die Militärgerichts verwalt, u. GefLngnißwes. V. Feigheit.

§. 84. Wer während des Gefechts aus Feigheit die Flucht ergreift und die Kameraden durch Worte oder Zeichen zur Flucht verleitet, wird mit dem Tode bestraft. §. 85. Mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren wird bestraft, wer aus Feigheit 1) bei dem Bormarsche zum Gefecht, während des Gefechts oder auf dem Rückzüge von seinem Truppentheiie heimlich zurück­ bleibt, von demselben sich wegschleicht oder sich versteckt hält, die Flucht ergreift, seine Waffen oder Munition wegwirft, oder im Stiche läßt, oder sein Pferd oder seine Waffen unbrauchbar macht, oder 2) durch Vorschützung einer Verwundung oder eines Leidens, oder durch absichtlich veranlaßte Trunkenheit sich dem Gefechte oder vor dem Feinde einer sonstigen. mit Gefahr für seine Person verbundenen Dienstleistung zu entziehen sucht. In minder schweren Fällen tritt Gefängniß von Einem Jahre bis zu fünf Jahren und Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes ein. §. 86. Ist in den Fällen des §. 65 durch die Feigheit ein erheb­ licher Nachtheil verursacht worden, so tritt Zuchthaus nicht unter fünf Jahren, und wenn der Tod eines Menschen verursacht worden, Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliches Zuchthaus ein. §. 87. Wer in anderen, als den in den §§. 84 und 85 benannten Fällen aus Besorgniß vor persönlicher Gefahr eine militärische Dienst­ pflicht verletzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft; zu­ gleich kann aus Versetzung in die zweite Klosse des Soldatenstandes erkannt werden. §. 89. Hat der Thäter in den Fällen der §§. 85 und 86 nach der That "hervorragende Beweise von Muth abgelegt, so kann die Strafe unter den Mindestbetrag der angedrohten Freiheitsstrafe ermäßigt und in den Fällen der §§. 85 und 87 von der Bestrafung gänzlich abgesehen werden. VI. Strafbare Handlungen gegen die Pflichten der militärischen Unterordnung.

§. 89. Wer im Dienste oder in Beziehung auf eine Diensthandlung die dem Vorgesetzten schuldige Achtung verletzt, insbesondere läut Beschwerde oder gegen einen Verweis Widerrede führt, wird mit Arrest bestraft. Wird die Achtungsverletzung unter dem Gewehr oder vor versammelter Mannschaft begangen, oder stellt sich dieselbe als eine Drohung dar, so ist auf strengen Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder auf Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren zu erkennen. §. 90. Wer auf Befragen in dienstlichen Angelegenheiten dem Vor­ gesetzten wissentlich die Unwahrheit sagt, wird mit Arrest bestraft. §. 91. Wer einen Vorgesetzten oder im Dienstrange Höheren beleidigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren und, wenn die Beleidigung im Dienste oder in Beziehung auf eine Diensthandlung begangen, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. Ist die Beleidigung durch Verbreitung von Schriften, Darstellungen oder Abbildungen begangen, so ist auf Gefängniß oder Festungshaft bis zu fünf Jahren zu erkennen.

II. Abschn. DaS Reichsmilitärstrafgesetz.

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Ist die Beleidigung eine verleumderische, so tritt Gefängniß bis zu fünf Jahren ein. §. 92. Ungehorsam gegen einen Befehl in Dienstsachen durch Nicht­ befolgung oder eigenmächtige Abänderung oder Überschreitung desselben wird mit Arrest bestraft. §. 93. Wird durch den Ungehorsam ein erheblicher Nachtheil ver­ ursacht, so tritt strenger Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder Gefängniß oder Festungshaft bis zu zehn Jahren, im Felde Freiheitsstrafe nicht unter Einem Jahre oder lebenslängliche Freiheitsstrafe ein. Wird durch den Ungehorsam die Gefahr eines erheblichen Nachtheils herbeigeführt, so tritt Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren, im Felde Freiheits­ strafe von drei Monaten bis zu drei Jahren ein. §. 94. Wer den Gehorsam ausdrücklich verweigert oder seinen Un­ gehorsam sonst durch Worte, Geberden oder andere Handlungen zu erkennen gibt, ingleichen wer den Vorgesetzten über einen von ihm erhaltenen Dienstbefehl oder Verweis zur Rede stellt, oder auf wiederholt erhaltenen Befehl in Dienstsachen im Ungehorsam beharrt, wird mit strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren bestraft. §. 95. Wird eine der in dem §. 94 bezeichneten Handlungen vor versammelter Mannschaft oder gegen den Befehl, unter das Gewehr zu treten, oder unter dem Gewehr begangen, so tritt Gefängniß oder Festungs­ haft bis zu fünf Jahren, im Felde Gefängniß oder Festungshaft nicht unter Einem Jahre ein. Ist eine solche Handlung vor dem Feinde begangen, so tritt Freiheits­ strafe nicht unter zehn Jahren ein. Besteht die Handlung darin, daß der Gehorsam gegen einen vor dem Feinde ertheilten Befehl durch Wort oder That ausdrücklich verweigert wird, so tritt Todesstrafe, in minder schweren Fällen Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliche Freiheitsstrafe ein. §. 96. Wer es unternimmt, einen Vorgesetzten mittelst Gewalt oder Drohung an der Ausführung eines Dienstbefehls zu hindern oder zur Vornahme oder Unterlassung einer Diensthandlung zu nöthigen, wird wegen Widersetzung mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren, im Felde mit Gefängniß nicht unter zwei Jahren bestraft. Dieselbe Strafe tritt ein, wenn die Handlung gegen die zur Unter­ stützung des Vorgesetzten befehligten oder zugezogenen Mannschaften be­ gangen wird. §. 97. Wer sich an einem Vorgesetzten thätlich vergreist oder einen thätlichen Angriff gegen denselben unternimmt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren, in minder schweren Fällen mit Freiheitsstrafe nicht unter Einem Jahre bestraft. Wird die Handlung unter dem Gewehr oder sonst im Dienste, oder vor versammelter Mannschaft, oder mit einer Waffe oder einem anderen gefährlichen Werkzeuge ausgeführt, so tritt Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jayren, in minder schweren Fällen Freiheits­ strafe nicht unter zwei Jahren ein. Statt auf Gefängniß oder Festungshaft ist auf Zuchthaus von gleicher Dauer zu erkennen, wenn die Thätlichkeit eine schwere Körperverletzung oder den Tod des Vorgesetzten verursacht hat. Ist die Thätlichkeit im Felde begangen, so tritt Todesstrafe, in minder schweren Fällen oder wenn die Thätlichkeit außer dem Dienste begangen

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3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die Milttärgerichtsverwalt. u. Gefängnißwes.

ist, Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliche Freiheits­ strafe ein. Neben Gefängniß und neben Festungshaft ist auf Dienstentlasfung zu erkennen. §. 98. Ist ein Untergebener dadurch, daß der Vorgesetzte ihn vor­ schriftswidrig behandelt oder die Grenzen seiner Dienstgewalt überschritten hat, gereizt und auf der Stelle zu einer der in den §§. 89 bis 97 be­ zeichneten strafbaren Handlungen hingerissen worden, so ist, wenn die Handlung mit dem Tode oder mit lebenslänglicher Freiheitsstrafe bedroht ist, auf Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren zu erkennen; ist zeitige Freiheitsstrafe angedroht, so kann die Strafe bis zur Hälfte des Mindest­ betrages der angedrohten Freiheitsstrafe, und wenn diese Hälfte mehr als Ein Jahr beträgt, bis auf die Dauer eines Jahres ermäßigt, gegen Osfiziere auch von der Dienstentlassung abgesehen werden. Stellt sich die Handlungsweise des Vorgesetzten als eine Mißhandlung oder sonst als herabwürdigende Behandlung des Untergebenen dar, so kann die Strafe, wo die Hälfte des Mindestbetrages der angedrohten Strafe mehr als sechs Monate beträgt, auf die Dauer von sechs Monaten er­ mäßigt werden; die Strafe darf nicht den dritten Theil des Höchstbetrages der angedrohten Strafe übersteigen. §. 99. Wer eine Person des Soldatenstandes zur Verweigerung des Gehorsams, zur Widersetzung oder zu einer Thätlichkeit gegen den Vor­ gesetzten auffordert oder anreizt, ist gleich dem Anstifter zu bestrafen, wenn die Aufforderung oder Anreizung die strafbare Handlung oder einen straf­ baren Versuch derselben zur Folge gehabt hat. Ist die Aufforderung oder Anreizung ohne Erfolg geblieben, so ist auf Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren, im Felde auf mittleren oder strengen Arrest oder auf Gefängniß oder Festungshaft bis zu fünf Jahren zu er­ kennen. Die Strafe darf jedoch, der Art und dem Maße nach, keine schwerere sein, als die auf die Handlung selbst angedrohte. ■§. 100. Wer mehrere Personen des Soldatenstandes auffordert oder anreizt, gemeinschaftlich entweder dem Vorgesetzten den Gehorsam zu ver­ weigern oder sich ihm zu widersetzen oder eine Thätlichkeit gegen denselben zu begehen, wird ohne Rücksicht darauf, ob ein Erfolg eingetreten ist, wegen Aufwiegelung mit Gefängniß nicht unter fünf Jahren bestraft. Ist durch die Handlung ein erheblicher Nachtheil fiir den Dienst ver­ ursacht worden, so tritt Gefängniß nicht unter zehn Jahren ein; im Felde kann auf lebenslängliches Gefängniß erkannt werden. §. 101. Wer unbefugt eine Versammlung von Personen des Sol­ datenstandes behufs Berathung über militärische Angelegenheiten oder Einrichtungen veranstaltet, oder zu einer gemeinsamen Vorstellung oder Beschwerde über solche Angelegenheiten oder Einrichtungen Unterschriften sammelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft; zugleich kann auf Dienstentlassung erkannt werden. Die an einer solchen Versammlung, Vorstellung oder Beschwerde Betheiligten werden mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft. §. 102. Wer es unternimmt, Mißvergnügen in Beziehung auf den Dienst unter seinen Kameraden zu erregen, wird, wenn dies durch münd­ liche Aeußerungen geschieht, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. Ist die Handlung durch Verbreitung von Schriften, Darstellungen oder Abbildungen oder ist sie im Felde begangen, so ist auf mittleren oder

II. Abschn.

DaS Reichsmilitärstrafgesetz.

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strengen Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder auf Gefängniß oder Festungshaft bis zu fünf Jahren zu erkennen. §. 103. Verabreden Mehrere eine gemeinschaftliche Verweigerung des Gehorsams oder eine gemeinschaftliche Widersetzung oder Thätlichkeit gegen den Vorgesetzten, so werden dieselben wegen Meuterei bestraft. Die Strafe ist nach demjenigen Gesetze festzusetzen, welches auf die Hand­ lung Anwendung findet, deren Begehung verabredet worden ist, und zu­ gleich um die Dauer von drei Monaten bis zu zwei Jahren zu erhöhen. Ist in Folge der Verabredung die strafbare Handlung begangen worden, so ist die Strafe, mit welcher die Handlung bedroht ist, nach §. 53 zu erhöhen, wenn die hiernach zulässige Strafe höher ist, als die nach den Bestimmungen des ersten Absatzes verwirkte Strafe. §. 104. Wer von einer Meuterei zu einer Zeit, in welcher die Ver­ hütung der verabredeten strafbaren Handlung möglich ist, glaubhafte Kenntniß erhält und es unterläßt, hiervon rechtzeitig Anzeige zu machen, wird, wenn die verabredete strafbare Handlung begangen worden ist, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. §. 105. Straflosigkeit tritt für den an der Meuterei Betbeiligten ein, welcher von der Meuterei zu einer Zeit, wo die Dienstbehörde nicht schon anderweit davon unterrichtet ist, in einer Weise Anzeige macht, dctß die Verhütung der verabredeten Handlung möglich ist. §. 106. Wenn Mehrere sich zusammenrotten und mit vereinten Kräften es unternehmen, dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern, sich ihm zu widersetzen oder eine Thätlichkeit gegen denselben zu begehen, so wird jeder, welcher an der. Zusammenrottung theilnimmt, wegen mili­ tärischen Aufruhrs mit Gefängniß nicht unter fünf Jahren, im Felde mit Gefängniß nicht unter zehn Jahren bestraft; zugleich ist auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zu erkennen. §. 107. Die Rädelsführer und Anstifter eines militärischen Aufruhrs, sowie diejenigen Aufrührer, welche eine Gewaltthätigkeit gegen den Vor­ gesetzten begehen, werden mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus, und wenn der Aufruhr im Felde be­ gangen wird, mit dem Tode bestraft. §. 108. Wird der militärische Aufruhr vor dem Feinde begangen, so tritt gegen sämmtliche Betheiligte die Todesstrafe ein. §. 109. Die an einem militärischen Aufruhr Betheiligten, welche zur Ordnung zurückkehren, bevor es zu einer Gewaltthätigkeit gegen den Vor­ gesetzten gekommen, werden mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft, wenn sie nicht Anstifter oder Rädelsführer sind. Ist in einem solchen Falle die Rückkehr zur Ordnung von allen an dem Aufruhr Betheiligten erfolgt, so ist gegen Anstifter und Rädelsführer auf Gefängniß oder Festungshaft von zwei bis zu fünf Jahren zu erkennen. §. 110. Dem Anstifter eines militärischen Aufruhrs gleich zu be­ strafen ist derjenige an dem Aufruhr Betheiligte, welcher 1) persönlich von dem Vorgesetzten zum Gehorsam aufgefordert, diesen durch Wort oder That ausdrücklich verweigert, 2) durch Mißbrauch militärischer Signale oder durch Aufruhrzeichen den Aufruhr befördert, oder 3) unter den Aufrührern den höchsten Dienstrang einnimmt. §. 111. Wer gegen eine militärische Wache die ihr schuldige Achtung verletzt oder, sich einer Beleidigung, eines Ungehorsams, einer Widersetzung Reinhard, Heerwesen.

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3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die Mititärgerichtöverwalt. u. Gefängnißwes.

oder einer Thätlichkeit schuldig macht, wird ebenso bestraft, als wenn er die Handlung gegen einen Vorgesetzten begangen hätte. Als militärische Wache, im Sinne dieses Gesetzes, sind anzusehen alle zum Wacht- oder militärischen Sicherheitsdienste befehligten Personen des Soldatenstandes, mit Einschluß der Feldgendarmen und des Personals der Stabswache der Marine, welche in Ausübung dieses Dienstes begriffen und als solche äußerlich erkennbar sind. §. 112. Wer einen Vorgesetzten oder einen im Dienstrange Höheren aus dienstlicher Veranlassung zum Zweikampfe herausfordert, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahre, und, wenn der Zweikampf voll­ zogen wird, mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren bestraft; zugleich ist auf Dienstentlassung zu erkennen. Gleiche Strafen treffen den Vorgesetzten, welcher die Herausforderung annimmt oder den Zweikampf vollzieht. §. 113. Eine Person des Beurlaubtenstandes wird, auch während sie sich nicht im Dienste befindet, nach den Vorschriften dieses Abschnittes bestraft, wenn sie dem §. 101 zuwiderhandelt, oder eine andere der in diesem Abschnitte vorgesehenen strafbaren Handlungen im dienstlichen Ver­ kehr mit dem Vorgesetzten oder in der Militäruniform begeht, oder wenn sie sich des Ungehorsams oder der Widersetzung gegen einen rechtmäßigen Befehl in dienstlichen Angelegenheiten schuldig macht.

VII. Mißbrauch der Dienstgewalt.

§. 114. Wer seine Dienstgewalt über einen Untergebenen zu Befehlen oder Forderungen, die in keiner Beziehung zum Dienste stehen, oder zu Privatzwecken mißbraucht, ingleichen wer von dem Untergebenen Geschenke fordert, von ihm, ohne Vorwissen des gemeinschaftlichen Vorgesetzten, Geld borgt oder Geschenke annimmt, oder den Untergebenen sonst durch seine dienstliche Stellung veranlaßt, gegen ihn Verbindlichkeiten einzugehen, die demselben nachtheilig sind oder auf das gegenseitige Dienstverhältniß von nachtheiligem Einflüsse sein können, wird mit Gefängniß oder Festungs­ haft bis zu zwei Jahren, in minder schweren Fällen mit Arrest bestraft. In schweren Fällen, insbesondere im Rückfalle, kann zugleich auf Dienstentlassung oder Degradation erkannt werden. §. 115. Wer durch Mißbrauch seiner Dienstgewalt oder seiner dienst­ lichen Stellung einen Untergebenen zu einer von demselben begangenen, mit Strafe bedrohten Handlung vorsätzlich bestimmt hat, wird als Thäter oder als Anstifter mit erhöhter Strafe belegt. §. 116. Wer es unternimmt, durch Mißbrauch seiner Dienstgewalt' oder seiner dienstlichen Stellung einen Untergebenen zur Begehung einer mit Strafe bedrohten Handlung zu bestimmen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu Einem Jahre bestraft. §. 117. Ein Vorgesetzter, welcher einen oder mehrere Untergebene mit Androhung nachtheiliger Folgen oder durch andere widerrechtliche Mittel von dem Führen oder Verfolgen von Beschwerden .abzuhalten sucht, oder eine an ihn vorschriftsmäßig gelangte Beschwerde, zu deren Weiter­ beförderung oder Untersuchung er verpflichtet ist, unterdrückt oder zu unterdrücken versucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Dienstentlassung oder Degradation erkannt werden. §. 118. Wer vorsätzlich seine Strafbefugnisse überschreitet, insbeson­ dere wer wissentlich unverdiente oder unerlaubte Strafen verhängt, wird

IL Abschn.

DaS Reichsmilitärstrafgesetz.

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mit Gefängniß bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann aus Dienstent­ lassung erkannt werden. §. 119. Wer vorsätzlich einen gesetzwidrigen Einfluß aus die Rechts­ pflege ausübt, wird mit Gefängniß bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Dienstentlassung oder Degradation erkannt werden. In minder schweren Fällen ist auf Festungshaft bis zu fünf Jahren zu erkennen. §. 120. Wer unbefugt eine Handlung vornimmt, die nur kraft einer Befehlsbefugniß oder Strafgewalt vorgenommen werden darf, wird mit Freiheitsstrafe bis zu Einem Jahre bestraft. §. 121. Wer einen Untergebenen beleidigt oder einer vorschrifts­ widrigen Behandlung desselben sich schuldig macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft. Ist die Beleidigung eine verläumderische, so tritt Gefängniß bis zu fünf Jahren ein. §. 122. Wer vorsätzlich einen Untergebenen stößt oder schlägt, oder auf andere Weise körperlich mißhandelt oder an der Gesundheit beschädigt, wird mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren bestraft; in minder schweren Fällen kann die Strafe bis auf Eine Woche Arrest er­ mäßigt werden. Auch kann, im wiederholten Rückfalle muß neben Gefängniß oder Festungshaft, auf Dienstentlassung oder Degradation erkannt werden. §. 123. Ist durch die Handlung eine schwere Körperverletzung des Untergebenen verursacht worden, so tritt Zuchthaus bis zu fünf Jahren, in minder schweren Fällen Gefängniß oder Festungshaft von sechs Monaten bis zu fünf Jahren ein. War die schwere Körperverletzung beabsichtigt und eingetreten, so ist auf Zuchthaus von zwei bis zu zehn Jahren zu erkennen. Ist durch die Körperverletzung (§. 122) der Tod des Untergebenen verursacht worden, so tritt Zuchthaus nicht unter drei Jahren, in minder schweren Fällen Gefängniß oder Festungshaft nicht unter Einem Jahre ein. §. 124. Diejenigen Handlungen, welche der Vorgesetzte begeht, um einen thätlichen Angriff des Untergebenen abzuwehren, 'oder um seinen Befehlen im Fall der äußersten Noth und dringendsten Gefahr Gehorsam zu verschaffen, sind nicht als Mißbrauch der Dienstgewalt anzusehen. Dies gilt namentlich auch für den Fall, wenn ein Offizier in Er­ mangelung anderer Mittel, den durchaus nothwendigen Gehorsam zu er­ halten, sich in der Lage beftmden hat, gegen den thätlich sich ihm wider­ setzenden Untergebenen von der Waffe Gebrauch zu machen. §. 125. Eine militärische Wache, welche eine der in den §§. 114 bis 116, 118 bis 123 bezeichneten Handlungen begeht, wird ebenso be­ straft, als wenn ein Vorgesetzter diese Handlung begangen hätte. Ist die Handlung gegen eine solche Person begangen, die außer dem Dienstver­ hältnisse der Wache deren Vorgesetzter ist, so tritt erhöhte Strafe ein. Die in dem §. 124 enthaltene Vorschrift findet auch hier Anwendung. §. 126. Eine Person des Beurlaubtenstandes wird, auch während sie sich nicht im Dienste befindet, nach den Vorschriften dieses Abschnittes bestraft, wenn sie eine der in demselben vorgesehenen strafbaren Hand­ lungen im dienstlichen Verkehre mit dem Untergebenen oder in der Mili­ täruniform begeht.

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3. Abth. Die Ehrengerichte. Die MilitLrgerichtSverwalt. u. Gefängnißwes.

Vffl. Widerrechtliche Handlungen im Felde gegen Personen oder Eigenthum.

§. 127. Begeht eine Person des Soldatenstandes im Felde einen Diebstahl, eine Unterschlagung, eine Körperverletzung oder ein Verbrechen oder Vergehen wider die Sittlichkeit, so ist die Verfolgung der strafbaren Handlung unabhängig von dem Anträge des Verletzten oder einer anderen zum Anträge berechtigten Person. §. 128. Wer im Felde, um Beute zu machen, sich von der Truppe eigenmächtig entfernt, oder Sachen, welche an sich dem Beuterecht unter­ worfen sind, eigenmächtig zur Beute macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft; zugleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher rechtmäßig von ihm erbeutetes Gut, das er abzuliefern verpflichtet ist, sich rechtswidrig zueignet. §. 129. Der Plünderung macht sich schuldig, wer im Felde unter Benutzung des Kriegsschreckens oder unter Mißbrauch seiner militärischen Ueberlegenheit 1) in der Absicht rechtswidriger Zueignung eine Sache der Landes­ einwohner offen wegnimmt oder denselben abnöthigt, oder 2) unbefugt Kriegsschatzungen oder Zwangslieferungen erhebt oder das Maß der von ihm vorzunehmenden Requisitionen überschreitet, wenn dies des eigenen Vortheils wegen geschieht. §. 130. Als eine Plünderung ist es nicht anzusehen, wenn die An­ eignung nur auf Lebensmittel, Heilmittel, Bekleidungsgegenstände, Feuer­ ungsmittel, Fourage oder Transportmittel sich erstreckt und nicht außer Verhältniß zu dem vorhandenen Bedürfnisse steht. §. 131. Die Plünderung wird mit Gefängniß bis zu fünf Jahren und mit Versetzung in die zweite. Klasse des Soldatenstandes bestraft. §. 132. Boshafte oder muthwillige Verheerung oder Verwüstung fremder Sachen im Felde wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren, in schweren Fällen der Plünderung gleich bestraft. §. 133. Wird die Plünderung oder eine ihr gleich zu bestrafende Handlung unter Gewaltthätigkeit gegen eine Person begangen, so ist auf Zuchthaus bis zu zehn Jahren zu erkennen. Ist durch die Gewaltthätig­ keit eine schwere Körperverletzung verursacht worden, so tritt Zuchthaus nicht unter zehn Jahren und, wenn der Tod eines Menschen verursacht worden ist, Todesstrafe, in minder schweren Fällen lebenslängliches Zucht­ haus ein. In gleicher Weise werden die Rädelsführer bestraft > wenn die That von Mehreren begangen wird. Diejenigen, welche sich an einer solchen That betheiligen, ohne selbst eine Gewaltthätigkeit gegen eine Person zu begehen, trifft Gefängniß bis zu zehn Jahren; zugleich ist auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zu erkennen. §. 134. Wer im Felde in der Absicht rechtswidriger Zueignung einem auf dem Kampfplatze gebliebenen Angehörigen der deutschen oder verbün­ deten Truppen eine Sache abnimmt, oder einem Kranken oder Verwundeten auf dem Kampfplatze, auf dem Marsche, auf dem Transporte oder im Lazareth, oder einem seinem Schutze anvertrauten Kriegsgefangenen eine Sache wegnimmt oder abnöthigt, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fällen mit Gefängniß bis zu fünf Jahren und Ver-

II. Abschn.

Das Reichsmilitärstrafgesetz.

277

setzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes bestraft; zugleich kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. §. 135. Wer im Felde als Nachzügler Bedrückungen gegen die Landeseinwohner begeht, wird wegen Marodirens mit Gefängniß von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. Wird die Handlung von Mehreren begangen, die sich zur fortgesetzten Bedrückung der Landeseinwohner verbunden haben, oder artet dieselbe in eine Plünderung oder in eine derselben gleich zu bestrafende Handlung aus, so tritt gegen jeden Betheiligten Zuchthaus bis zu zehn Jahren ein. §. 136. Wird eine nach den §§. 129 bis 133 und 135 strafbare Handlung gegen einen Deutschen oder einen Angehörigen eines ver­ bündeten Staates begangen, so ist auf erhöhte Strafe und, wenn in den allgemeinen Strafgesetzen eine härtere Strafe angedroht ist, auf diese letztere zu erkennen. IX. Andere widerrechtliche Handlungen gegen das Eigenthum.

§. 137. Wer vorsätzlich und rechtswidrig einen Dienstgegenstand be­ schädigt, zerstört oder preisgibt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft; in besonders schweren Fällen kann zugleich auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. §. 138. Wer bei Ausübung des Dienstes oder unter Verletzung eines militärischen Dienstverhältnisses sich eines Diebstahls oder einer Unterschlagung an Sachen schuldig macht, welche ihm vermöge des Dienstes oder jenes Verhältnisses zugänglich oder anvertraut sind, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder mit Ge­ fängniß bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Verlust der bürger­ lichen Ehrennechte erkannt werden. Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher einen Diebstahl oder eine Unterschlagung gegen einen Vorgesetzten oder einen Kameraden, gegen seinen Quartierwirth oder eine zu dessen Haus­ stand gehörige Person begeht. Ist die Handlung ein Verbrechen im Sinne der allgemeinen Straf­ gesetze, so ist auf die in diesen Gesetzen angedrohte Strafe zu erkennen.

X. Verletzung von Dienstpflichten bei Ausführung besonderer Dienstverrichtungen. §. 139. Wer vorsätzlich unrichtige Dienstatteste ausstellt oder Rapporte, dienstliche Meldungen oder dienstliche Berichte unrichtig abstattet, oder solche wissentlich weiter befördert, wird mit Gefängniß von sechs Monaten bis zu drei Jahren und mit Versetzung in die zweite Klasse des Soldaten­ standes bestraft. In minder schweren Fällen tritt mittlerer oder strenger Arrest oder Gefängniß oder Festungshaft bis zu sechs Monaten ein. §. 140. Wer für eine Handlung, die eine Verletzung einer Dienst­ pflicht enthält, Geschenke oder andere Vortheile annimmt, fordert oder sich versprechen läßt, wird wegen Bestechung mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft. In minder schweren Fällen tritt Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren ein; auch kann neben dem Gefängniß auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. §. 141. Wer als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abtheilung, oder wer als Schildwache oder als Posten in schuldhafter Weise sich außer Stand setzt, den ihm obiegenden

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3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitärgerichtSverwalt. u. GefLngnißwes.

Dienst zu versehen, oder eigenmächtig seinen Posten verläßt oder sonst den ihm in Bezug auf jenen Dienst ertheilten Vorschriften entgegenhandelt, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen, im Felde mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter drei Wochen oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft. Wird durch die Pflichtverletzung ent Nachtheil verursacht, so tritt Ge­ fängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren, im Felde Gefängniß oder Festungshaft nicht unter drei Jahren, und wenn dieselbe vor dem Feinde begangen ist, Todesstrafe, in minder schweren Fällen Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliche Freiheitsstrafe ein. Wird durch die Pflichtverletzung im Felde die Gefahr eines erheblichen Nachtheils herbeigeführt, so tritt Festungsstrafe nicht unter Einem Jahre, und wenn die Pflichtverletzung vor d"m Feinde begangen ist, Freiheits­ strafe nicht unter zehn Jahren ein. §. 142. Wer durch Fahrlässigkeit in der Wahrnehmung seines Dienstes eine erhebliche Beschädigung eines Schiffes oder dessen Zubehörs herbei­ führt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft; in schwereren Fällen kann zugleich auf Dienstentlassung erkannt werden. §. 143. Wer als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abtheilung, oder wer als Schildwache oder als Posten eine strafbare Handlung wissentlich begehen läßt, , welche er ver­ hindern konnte und zu verhindern dienstlich verpflichtet war, wird ebenso bestraft, als ob die Handlung von ihn: selbst begangen wäre. §. 144. Wer einen Gefangenen, dessen Beaufsichtigung, Begleitung oder,Bewachung ihm anvertraut ist, vorsätzlich entweichen läßt, oder dessen Befreiung vorsätzlich bewirkt oder befördert, ingleichen wer eine von seinem Vorgesetzten ihm befohlene oder eine ihm dienstlich obliegende Verhaftung vorsätzlich nicht zur Ausführung bringt, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft; auch kann neben Gefängniß auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. Ist die Entweichung des Gefangenen nur durch Fahrlässigkeit befördert oder erleichtert worden, oder ist die Verhaftung nur aus Fahrlässigkeit unterblieben, so tritt Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten ein. §. 145. Eine Person des Soldatenstandes, welche bei einem ihr über­ tragenen Geschäfte der Heeres- oder Marineverwaltung eine Handlung begeht, welche im Sinne der allgemeinen Strafgesetze ein Verbrechen oder Vergehen im Amte darstellt, ist nach beit in jenen Gesetzen für Beamte gegebenen Bestimmungen zu bestrafen. XL Sonstige Handlungen gegen die militärische Ordnung.

§. 146. Wer ohne Erlaubniß die Wache oder bei einem Kommando oder auf dem Marsche seinen Platz verläßt, wird mit Arrest bestraft; im Felde tritt mittlerer oder strenger Arrest oder Gefängniß oder Festungs­ haft bis zu sechs Monaten ein. §. 147. Wer die ihm obliegende Beaufsichtigung seiner Untergebenen in schuldhafter Weise verabsäumt, oder wer die ihm obliegende Meldung oder Verfolgung strafbarer Handlungen seiner Untergebenen vorsätzlich unterläßt, wird mit Freiheitsstrafen bis zu sechs Monaten bestraft; gegen Offiziere kann zugleich auf Dienstentlassung erkannt werden.

II. Abschn.

DaS Reichs Militärstrafgesetz.

279

§. 148. Wer durch unvorsichtige Behandlung von Waffen oder Munition einen Menschen körperlich verletzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und, wenn der Tod eines Menschen verursacht worden ist, mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft. §. 149. Wer rechtswidrig von seiner Waffe Gebrauch macht, oder einen Untergebenen zum rechtswidrigen Waffengebrauche auffordert, wird vorbehaltlich der verwirkten höheren Strafe mit Gefängniß oder Festungs­ haft bis zu Einem Jahre bestraft. §. 150. Wer ohne die erforderliche dienstliche Genehmigung sich verheirathet, wird mit Festungshaft bis zu drei Monaten bestraft; zugleich kann auf Dienstentlassung erkannt werden. Auf die Rechtsgültigkeit der geschlossenen Ehe ist der Mangel der dienstlichen Genehmigung ohne Einfluß. §. 151. Wer im Dienste oder, nachdem er zum Dienste befehligt worden, sich durch Trunkenheit zur Ausführung seiner Dienstverrichtung untauglich macht, wird mit mittlerem oder strengem Arrest oder mit Ge­ fängniß oder Festungshaft bis zu Einem Jahre bestraft; zugleich kann auf Dienstentlassung erkannt werden. §. 152. Wer wider besseres Wissen eine auf unwahre Behauptungen gestützte Beschwerde anbringt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu Einem Jahre bestraft. Wer wiederholt und leichtfertig auf unwahre Behauptungen gestützte Beschwerden oder wer eine Beschwerde unter Abweichung von dem vor­ geschriebenen Dienstwege eiii6riugt, wird mit Arrest bestraft. Zweiter Titel.

MUtärische Verbrechen und Vergehen der Militärbeamten. §. 153. Ein Militärbeamter, welcher sich im Felde einer der in dem ersten bis dritten, dem sechsten und achten Abschnitt des'ersten Titels be­ zeichneten strafbaren Handlungen schuldig macht, wird nach den daselbst für Personen des Soldatenstandes gegebenen Bestimmungen bestraft; statt auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes ist auf Amts­ verlust zu erkennen. §. 154. Andere Pflichtverletzungen der Militärbeamten sind nach den allgemeinen, für Beamte gettenbcn Vorschriften zu beurtheilen. Dritter Titel.

Strafbestimmungen für Personen, welche den Militärgesetzen nur In Kriegsreiten unterworfen find. §. 155. Während eines gegen das deutsche Reich ausgebrochenen Krieges sind alle Personen, welche sich in irgend einem Dienst- oder Ver­ tragsverhältnisse bei dem kriegführenden Heere befinden, oder sonst sich bei demselben aufhalten oder ihm folgen, den Strafvorschriften dieses Gesetzes, insbesondere den Kriegsgesetzen unterworfen. §. 156. Neben einer jeden Freiheitsstrafe, welche gegen eine Person verhängt wird, die sich zu den Truppen in einem Dienst- oder Vertrags­ verhältnisse befindet, kann zugleich auf Aufhebung dieses Verhältnisses er-

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3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitärgerichtSverwalr. u. Gefängnißwes.

§. 157. Ausländische Offiziere, welche zu dem kriegführenden Heere zugelassen sind, werden, wenn der Kaiser nicht etwa besondere Bestimmungen getroffen hat, nach den für deutsche Offiziere geltenden Vorschriften beurtheilt. Auf das Gefolge solcher Offiziere findet die Vorschrift des §. 155 Anwendung. §. 158. Auf strafbare Handlungen eines Kriegsgefangenen finden nach Maßgabe seines Militärranges die Vorschriften dieses Gesetzes entsprechende Anwendung. §. 159. Ein Kriegsgefangener, welcher unter Bruch des gegebenen Ehrenwortes entweicht, oder, auf Ehrenwort entlassen, die gegebene Zusage bricht, wird mit dem Tode bestraft. Dieselbe Strafe trifft denjenigen, welcher den Bedingungen, unter denen er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, vor Beendigung des Krieges entgegenhandelt. §. 160. Ein Ausländer oder Deutscher, welcher während eines gegen das deutsche Reich ausgebrochenen Krieges auf dem Kriegsschauplätze sich einer der in den §§. 57 bis 59 und 134 vorgesehenen Handlungen schuldig macht, ist nach den in diesen Paragraphen gegebenen Bestimmungen zu bestrafen. §. 161. Ein Ausländer oder Deutscher, welcher in einem von deutschen Truppen besetzten ausländischen Gebiete gegen deutsche Truppen oder An­ gehörige derselben oder gegen eine auf Anordnung des Kaisers eingesetzte Behörde eine nach den Gesetzen des deutschen Reichs strafbare Handlung begeht, ist ebenso zu bestrafen, als wenn diese Handlung von ihm im Bundesgebiete begangen wäre.

Vierter Titel.

JusatzbesttumunM für die Marine. §. 162. Von den in diesem Gesetze den Verhältnissen des Heeres ent­ lehnten Ausdrücken sind für die Marine als gleichbedeutend zu betrachten: Heer als gleichbedeutend mit Marine oder Flotte; Truppe als gleichbedeutend mit Schiff; Befehlshaber einer militärischen Wache als gleichbedeutend mit Offizier der WachenMilitärische Kokarde als gleichbedeutend mit dem entsprechenden Abzeichen in der Marine; Stubenarrest als gleichbedeutend mit Kammerarrest; Wohnung als gleichbedeutend mit Kammer. §. 163. Unter Schiff im Sinne dieses Gesetzes ist jedes Fahrzeug der Mariue zu verstehen, auf welchem ein militärischer Befehlshaber nebst Besatzung eingeschifft ist. §. 164. Als mobiler Zustand gilt in der Marine der Kriegszustand eines Schiffes. Als im Kriegszustände befindlich ist jedes Schiff der Marine zu betrachten, welches außerhalb der heimischen Gewässer allein fährt. Für die am Lande befindlichen Militärpersonen der Marine tritt im Sinne dieses Gesetzes die Mobilmachung unter denselben Voraussetzungen ein, wie für die Militärpersonen des Heeres. §. 165. Als vor dem Feinde befindlich zu betrachten ist ein Schiff, so lange in Gewärtigung eines Zusammentreffens mit dem Feinde ein oder mehrere Geschütze des Schiffes scharf geladen sind.

II. Abschn.

281

DaS Reichsmilitärstrafgesetz.

§. 166. Außer den Militärpersonen sind die Angestellten des Schiffes den Militärstrafgesetzen unterworfen. Andere am Borde des Schiffes dienstlich eingeschiffte Personen unter­ liegen den Kriegsgesetzen, so lange das Schiff sich im Kriegszustände befindet. Anlage.

Berzeichniß der zum deutschen Heer und zur kaiserlichen Marine gehörenden Militärpersonen.

Die zum deutschen Heer und zur kaiserlichen Marine gehörenden Militärpersonen bestehen aus Personen des Soldatenstandes und aus Militärbeamten. A. Personen des Soldatenstandes stnd:

I.

Die Offiziere.

Die Offiziere zerfallen in vier Hauptklassen: im Heer:

1) 2) 3) 4)

in der Marine:

Generalität, Stabsoffiziere, Hauptleute undRittmeister, Subalternoffiziere(Premier- und Sekondlieutenants).

1) 2) 3) 4)

Flaggoffiziere oder Admirale, Stabsoffiziere, Kapitänlieutenants, Subalternoffiziere (Lieutenants u. Unterlieutenants zur See).

II. Die Unteroffiziere

sind eingetheilt im Heer und in der Marine: in 1) solche, welche das Offizierportepee tragen (Pvrtepeennteroffiziere), 2) solche, welche das Offizierportepee nicht tragen, (Unteroffiziere ohne Portepee). III. Die Gemeinen

mit Einschuß der Obergefreiten und Gefreiten. IV. Die Mitglieder des Sanitätskorps, sowie

V.

Die Mitglieder des Maschinen-Jngenieurkorps

gehören nach Maßgabe ihres Mititärranges zu den unter Nr. L, II. und III. aufgeführten Kategorien. B. Mililärbramte

sind alle im Heer und in der Marine für das Bedürfniß des Heeres oder der Marine dauernd, oder auf Zeit angestellten, nicht zum Soldatenstande gehörenden und unter dem Kriegsminister oder Chef der Admiralität als Verwaltungschef stehenden Beamten, welche einen Militärrang haben. Es macht dabei keinen Unterschied, ob sie einen Diensteid geleistet haben oder nicht. Militärbeamte, die im Offizierrange stehen, sind obere Militärbeamte, alle anderen Militärbeamten sind untere Militärbeamte.

282

3. Abthl- Die Ehrengerichte. Die MilitärgerichtSverwalt. u. Gefängnißwes.

III. Abschnitt.

Die Militärgerichtsverwaltung. I. Militärgerichtsverfassung. (Die MilitLrstrafgerichtSordnung für das Königreich Bayern. 6. Novbr. 1872, Nr. 26240. B.-Bl. 65.)

K-M.-R. vom

A. Aon der Witttärstrafgerichtsöarkeit.

Die bestellten 1) 2) 3) 4)

Militärstrafgerichtsbarkeit wird ausgeübt durch die hiezu Militärstrafgerichte, und zwar: durch die Militäruntergerichte, durch die Militärbezirksgerichte und Feldgerichte, durch das Militärobergericht (Generalauditoriat), durch die Militärstandgerichte.

Militäruntergerichte bestehen bei den selbstständigen Abtheilungen und bei den Kommandanturen; sie sind zusammengesetzt aus dem Komman­ danten als Vorstand, einem Offizier und dem Auditeur als Beisitzer, dann einem Aktuar bezw. einem als solcher fungirenden (K.-M.-R. v. 7. Febr. 1875, Nr. 1874) Gefreiten oder Gemeinen.

Mititärbezirksgerichte bestehen bei jedem Armeekorps je eines, mit dem Sitze in München und Würzburg. Im Falle der Mobilisirung werden an deren Stelle Feldgerichte gebildet. Das Militärbezirksgericht wie das Feldgericht ist zusammengesetzt aus dem Vorstande, einem Auditeur als Direktor, der erforderlichen Anzahl von Offizieren und Auditeuren als Richter und 1 Sekretär. Vorstand eines Militärbezirksgerichts ist der in loco befindliche Divisionskommandeur, welcher das Militärbezirksgericht den Behörden und Abtheilungen gegenüber repräsentirt, die Einhaltung der Dienstesordnung überwacht und die Ausfertigungen des Gerichtes unterzeichnet. Er ordnet die Sitzungen an und bestimmt für den Vorsitz, wenn er nicht stlbst anwohnen will, einen General oder Stabsoffizier. Dieser Vorsitzende handhabt in der Hauptverhandlung die Disziplin, übt jedoch auf den Gang der Verhandlung selbst keinen Einfluß und hat bei den Berathungen und den Entscheidungen der Richter keine Stimme. Das Richterpersonal besteht in gemeinen*) Verbrechens- und Vergehens" fachen und für Fälle des §. 42 Abs. 2 des Militärstrafgesetzes aus 1 Gerichtsdirektor und 2 Auditeuren; für militärische Verbrechen aus 1 Gerichtsdirektor, 2 Offizieren, 2 Auditeuren; für militärische Vergehen aus 1 Gerichtsdirektor, 1 Offizier und 1 Auditeur.

♦) Gemeine Vergehen und Verbrechen sind solche Handlungen, welche nach dem allgemeinen deutschen Strafgesetze als Verbrechen und Vergehen bestraft werden.

III. Abschn.

Die MilitärgerichtSverwaltilng.

283

Handelt es sich zugleich um militärische und gemeine Reate, so richtet sich die Besetzung des Gerichtshofes nach dem höher strafbaren Reale. Ein Sekretär wird jedesmal beigezogen. (Die bei den Militäruntergerichten und Bezirksgerichten zum Richteramte be­ rufenen Offiziere, sowie Ersatzmänner werden für ZahreSdauer bestimmt. Im Felde kann deren Beorderung für jeden einzelnen Fall stattfinden. Sie leisten den Richtereid.)

Das Militärobergericht besteht aus einem General als Präsidenten, dem Generalauditeur als Direktor und fünf Oberauditeuren, einem rechts­ kundigen Sekretär. Der Senat des Militärobergerichts wird zur Prüfung von Todes­ urtheilen aus sieben, in allen andern Fällen aus fünf Richtern gebildet. Delegationen erfolgen durch Plenarbeschluß des Gerichtshofes. Zur Ergänzung des Senats, wenn nöthig, können der Justitiar des Kriegsministeriums und Auditeure eines Bezirksgerichts, welche in der zu beurtheilenden Sache nicht thätig waren, berufen werden. Der Militärstrafgerichtsbarkeit unterstehen: I. In Ansehung der militärischen Verbrechen und Vergehen: 1) alle Angehörigen der bewaffneten Macht; 2) die Offiziere, Aerzte und Militärbeamten ä la suite; 3) die in militärischen Anstalten versorgten Invaliden ; 4) die Angehörigen des Gendarmeriekorps. II. In Ansehung der gemeinen Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen: 1) die Offiziere, Aerzte und Militärbeamten des aktiven Dienst­ standes, dann die pensionirten Offiziere, Aerzte und Militär­ beamten ; 2) die zum Dienste präsenten Offiziere, Aerzte iyxb Militärbeamten des Beurlaubtenstandes; 3) die zum Dienste präsenten Mannschaften des stehenden Heeres unb der Landwehr, mit Ausnahme der lediglich zu den Uebungen einberufenen Reservisten und Landwehrmänner; 4) die in militärischen Anstalten versorgten Invaliden; 5) die Offiziere, Aerzte und Militärbeamten L la suite, in so lange sie zu vorübergehender militärischer Dienstleistung zugelassen sind. Ausnahmsweise sind der Militärstrafgerichtsbarkeit unterworfen: a) die im §. 155 und §. 157 des Militärstrafgesetzes bezeichneten Personen, wenn sie bei bayerischen Truppen zugelassen sind, oder sonst sich bei denselben aufhalten oder ihnen folgen; b) die feindlichen Kriegsgefangenen (§. 158 des M.-St.-G.), welche in der Gewalt der bayerischen Truppen oder Militärbehörden sich befinden; — die sub a und b bezeichneten, sowohl hinsichtlich militärischer als allgemeiner Delikte —; c) Ausländer oder Deutsche, welche während eines Reichskrieges eine in den §§. 57 — 59, dann §§. 134, 160 und 161 des Militär­ strafgesetzes vorgesehenen Handlungen begehen, sofern sie wegen derselben einer bayerischen Militärbehörde vorgeführt werden und ihr Gerichtsstand nicht vor einer andern deutschen Militärbehörde begründet ist;

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3. Abtht. Die Ehrengerichte. Die MilitärgerichtSverwalt. u. GefLngnißwes.

d) die Bewohner eines in Belagerungszustand erklärten Platzes oder Bezirkes nach Maßgabe der Bestimmungen über den Belagerungs­ zustand. B. Wirkungskreis der MtiLLrrmLergerichte.

I. Die Militärunteraerichte-sind zuständig für die militärgerichtlich abzuurtheitenden Strafsachen: 1) hinsichtlich der nach den allgemeinen Strafgesetzen strafbaren Handlungen in denselben Fällen, wie die Stadt- und Landgerichte gemäß Art. 58—61 des Einführungsgesetzes vom 26. Dezbr. 1871; 2) hinsichtlich der nach dem Militärstrafgesetz für das Deutsche Reich als Bergehen strafbaren Handlungen in den Fällen der §§. 64—66; 79; 89—91, Abs. 1; 92; 94; 101; 144; 146; 147; 149—152; ferner des §. 77 mit Ausnahme der im Felde verschuldeten Fälle; des §. 99, wenn lediglich eine nach §. 92 oder 94 strafbare Handlung bezweckt werden wollte; des' §. 111, wenn dieselbe Handlung, an einem Vorgesetzten begangen, nach §§. 89—91 Abs. 1, 92 und 94 strafbar wäre; des §. 114 mit Ausnahme des Rückfalles, dann des §. 125, wenn dieselbe Handlung, von einem Vorgesetzten begangen, zur Zuständigkeit des Untergerichts gehörte; des §. 137, wenn die Höhe des verursachten Schadens nicht über 150 Mark beträgt; des §. 138, wenn der Werth des Entwendeten den Betrag von 30 Mark nicht übersteigt; des §. 141, Abs. 1 und des §. 143, wenn die nicht verhinderte straf­ bare Handlung zur Zuständigkeit der Untergerichte gehörte; des §. 148, wenn die strafbare Handlung nach ihrem Erfolge gemäß Ziff. 1 zur Zuständigkeit der Untergerichte gehörte. II. Unzuständig dagegen sind die Militäruntergerichte: 1) wenn in den Fällen der §§. 101 Abs. 1, 147, 150 und 151 die Anschuldigung gegen einen Offizier, oder 2) in den Fällen der §§. 242, 246, 258 Ziff. 1, 259 und 263 des Strafgesetzbuches für das deutsche Reich, dann in den Fällen der §§. 38 Abs. 1 und 2; 137, 138 und 144 Abs. 1 des M.-St.-G. gegen einen Offizier oder Unteroffizier gerichtet ist. Sind bei derselben Sache Angeschuldigte von verschiedenem Grade vorhanden, so sind die Militäruntergerichte unzuständig, wenn gemäß vor­ stehender Bestimmungen deren Zuständigkeit gegen einen der Angeschuldigten ausgeschlossen ist.

III. Wenn das Militäruntergericht 1) in einem der nach den vorausgehenden Bestimmungen zur unter­ gerichtlichen Verhandlung zu ziehenden Fälle die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte, oder die Dienstentlassung, oder Degradation, oder 2) in den Fällen der Nummer I. Ziff. 2 eine die Dauer von 6 Monaten übersteigende Freiheitsstrafe, wo solches gesetzlich zu­ lässig wäre, nach verhandelter Sache als angemessen er­ achtet, so hat sich dasselbe nach Überweisung der Kosten des stattgehabten Verfahrens an das Militärärar für unzuständig zu erklären, worauf das für das Vergehen vorgeschriebene ordent­ liche Verfahren eintritt.

HL Abschn.

Die Militärgerichtsverwaltung.

285

(Die Zuständigkeit ist bei dem Gerichte jener Kommandantur oder Heeres­ abtheilung begründet, deren Kommandant die DiSziplinarstrafgewalt über den Be­ schuldigten auSübt, und wenn bei einer HeereSabtheilung ein Untergericht nicht besteht, bei dem Untergericht jener Kommandantur, in deren Bezirke sich die Ab­ theilung befindet. Treffen bei einer und derselben Sache mehrere Beschuldigte zusammen, welche disziplinarisch verschiedenen Kommandanturen unterstellt sind, so ist bezüglich aller dasjenige Gericht zuständig, welchem der Thäter unterstellt ist; sind deren mehrere vorhanden, jenes Gericht, an welches die erste Anzeige gelangt ist.)

Die Ausfertigungen des Gerichtes werden von dem Vorstande und dem Auditeur unterzeichnet. C.

Wirkungskreis der WititaröezirksgerichLe und Keldgerichte.

Die Militärbezirksgerichte sind die Strafgerichte für alle zur mili­ tärgerichtlichen Zuständigkeit gehörigen Strafsachen, welche nicht den Untergerichten zugewiesen sind. Außerdem erkennen sie in Fällen des §. 42, Abs. 2 des M.-St.-G. Bei den Gerichtsverhandlungen derselben werden Geschworne bei­ gezogen und zwar: 1) bei Verbrechen, welche mit Todesstrafe, lebenslänglicher Zucht­ haus- oder Gefängnißstrase, mit lebenslänglicher Festungshaft oder mit einer in ihrem höchsten Maße fiinf Jahre übersteigenden Zuchthaus- oder Gefängnißstrafe oder Festungshaft bedroht sind, von zwölf Geschwornen; 2) bei andern Verbrechen oder Vergehen von 6 Geschwornen. (Die Geschwornen bestehen, wenn die Anklage gegen einen Unteroffizier oder Soldaten gerichtet ist, aus einem Dritttheile Hauptleute (Rittmeister), einem Dritttheile Lieutenants und einem Dritttheile Unteroffiziere. Ist dieselbe gegen einen Lieutenant gerichtet, so sind bei zwölf Geschwornen ein Sechstel Majore, ein Drittel Hauptleute und die Hälfte Lieutenants; in allen andern Fällen werden sie durch 1 Major, 2 Hauptleute und 3 Lieutenants gebildet. Geht die Anklage 3) gegen einen Hauptmann, Stabsoffizier rc., so werden die Geschwornen aus je einem Dritttheil von der Charge des Angeklagten, der nächst höheren und nächst niederen Charge zusammengesetzt. Ist die Anklage gegen mehrere Beschuldigte verschiedener Dienstgrade gerichtet, so werden die Geschwornen für sämmtliche nach dem Höchsten in der Charge bestimmt. Vom Geschwornendienste ausgeschlossen sind: Offiziere und Unteroffiziere, welche daS 25. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt haben; wer sich wegen Verbrechens oder Vergehens in Untersuchüng befindet; Unteroffiziere mit der Leumundsnote „mittel­ mäßig".)

D. Wirkungskreis des WMtLroVergerichts.

Die Thätigkeit des Obergerichtes umfaßt: 1) die Entscheidung der gegen die Beschlüsse und Urtheile der Gerichte eülgelegten Beschwerden; 2) den Ausspruch über die zur Wahrung des Gesetzes erhobenen Beschwerden; 3) die Bescheidung der Gesuche um Wiederaufnahme des Straf­ verfahrens; 4) die Offizialprüfung der Todesnrtheile; ferner

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3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitLrgerichtSverwalt. u. Gefängnißwes.

entscheidet das Obergericht über die zwischen den Militär-Bezirks- (Feld-) Gerichten, zwischen diesen und den Militäruntergerichten, dann zwischen den Untersuchungsrichtern, sowie den Militäruntergerichten verschiedener Militär-Bezirks- (Feld-) Gerichtssprengel, endlich zwischen den ordent­ lichen Militärgerichten und den zur Anordnung von Standgerichten zu­ ständigen Kommandeuren entstandenen Kompetenzkonflikte. Demselben steht auch die Befugniß zu, aus besonderen Gründen die Untersuchung oder Aburtheilung einer Sache ausnahmsweise einem andern als dem zu­ ständigen Gerichte zu übertragen.

E. Wirkungskreis der Wititarstandgerichte. Die Wirksamkeit der Standgerichte ist durch vorherige Verkündigung des Standrechtes bedingt. Diese Verkündigung ist durch die, mit der Ausübung des Stand­ rechtes betrauten, befehligenden Offiziere für die nach dem Gesetze davon betroffenen Personen anzuordnen 1) in den Fällen des §. 9 Ziff. 1 und 2 des M.-SL.-G., sobald einer der darin bezeichneten Zustände eingetreten ist, dann in den Fällen der Ziff. 3 dieses §. gleichzeitig mit der dort angeordneten dienstlichen Bekanntmachung, und zwar bezüglich nachstehender Verbrechen, insoweit sie vom Gesetze ausschließlich mit dem Tode bedroht sind, nämlich: a) der Fahnenflucht nach §§. 71, 72 Abs. 2 und 73, b) der Feigheit nach §. 84 und c) des Aufruhrs nach §§. 107, 108 und 110 des M.-Str.-G. 2) in den Fällen des §. 9 Ziff. 4 gleichzeitig mit der dort ange­ ordneten dienstlichen Bekanntmachung, und zwar bezüglich: a) des Aufruhrs nach §§. 107, 108 und 110 dieses Straf­ gesetzes, insoweit dafür ausschließlich die Todesstrafe an­ gedroht ist, b) der Zuwiderhandlungen gegen §. 159 des deutschen M.-SL.-G. Mit der Publikation des Standrechtes und bis zum Zeitpunkte der Verkündigung der. Wiederaufhebung desselben ist die Zuständigkeit der ordentlichen Strafgerichte für die betreffenden Verbrechen aufgehoben.

F. Ion den WitttärfiaatsanivStten. Bei dem Obcrgerichte ist ein Oberstaatsanwalt, bei jedem Militär­ bezirksgerichte ein Staatsanwalt aus dem Stande der Militärjustizbeamten aufgestellt. Bei den Militäruntergerichten werden die staatsanwaltschaftlichen Funktionen durch Offiziere oder Militärgerichtspraktikanten versehen. x Die Militärstaatsanwälte haben bei den Strafgerichten das öffentliche Interesse zu wahren und über die Erfüllung und Beobachtung der gesetz­ lichen Vorschriften zu wachen. Es darf von den Strafgerichten kein Be­ schluß gefaßt werden, ohne daß sie mit ihren Anträgen gehört worden wären. Sie haben den Vollzug der strafrichterlichen Urtheile zu beantragen. Die Staatsanwälte an den Militär-Bezirks- und Untergerichten haben bei den Verhandlungen die Anklage durchzuführen. Erstere haben auch den geheimen Sitzungen anzuwohnen und die entsprechenden Anträge zu stellen. Von den Berathungen und Abstimmungen sind sie jedoch aus­ geschlossen.

III. Abschn.

Die MilitärgerichtSverwaltung.

287

Der Oberstaatsanwalt wohnt den Sitzungen des Militärobergerichts an und stellt seine Anträge, betheiligt sich aber nicht an Berathung und Abstimmung.

G. Aon der Vertheidigung. Jeder Beschuldigte hat das Recht, sich einen Vertheidiger zu wählen oder, wenn die Verhandlung beim Bezirksgerichte stattfindet, sich die Auf­ stellung eines solchen von Amtswegen zu erbitten. Den: Vertheidiger steht — nach Rechtskraft des Verweisungserkennt­ nisses — die Einsicht der Akten sowie die Befugniß zu, im Interesse des Beschädigten liegende Anträge zu stellen, denselben bei den mitiltärgerichtlichen Sitzungen zu verbcistanden und die dem Beschuldigten freigelassenen Rechtsmittel gegen gerichtliche Urtheile und Beschlüsse mit Spezialvollmacht desselben anzumelden und dieselben auch ohne solche Vollmacht auszu­ führen. Eine Stellvertretung durch einen bevollmächtigen Vertheidiger bei den Militärstrafgerichten ist nur zulässig im Ungehorsamsverfahren wegen Ver­ brechens und bei dem Militärobergerichte. Geht die Anklage auf ein Verbrechen und macht der Angeschuldigte — in dem vom Gerichtsdirektor mit ihm vorzunehmenden Verhöre — von dem Rechte sich einen Vertheidiger zu wählen keinen Gebrauch, so wird ihm ein solcher von Amtswegen bestellt. Vertheidiger können bei gemeinen Verbrechen und Vergehen nur Rechtsverständige, bei militärischen Verbrechen und Vergehen auch Offiziere und Militärbeamte sein. Im letzteren Falle kann, wenn für das militärdicnstliche Interesse die Zulassung eines Vertheidigers aus dem Civilstande nachtheilig erachtet wird, die Wahl eines solchen im Berweisungsbeschlufie untersagt werden. Zur Uebernahme der Vertheidigung von Amtswegen sind ver­ pflichtet: Advokaten und geprüfte Rechtskandidaten, welche sich am Sitze des Militärgerichts befinden, einschließlich der Militärgerichtspraktikanten, dann bei militärischen Vergehen und Verbrechen die aktiven Offiziere und Militärbeamten, welche sich am Gerichtssitze befinden.

II. Militärstrafverfahren. A.

Aon der Voruntersuchung.

Das Militärstrafverfahren richtet sich im Allgemeinen nach den für das bürgerliche Strafverfahren in den Landestheilen rechts des Rheines geltenden gesetzlichen Bestimmungen.

(Alle die Verübung einer strafbaren Handlung durch eine Militärperson betrefieuden Anzeigen sind unmittelbar an denjenigen Kommandeur zu richten, welchem die Anordnung des strafgerichtlichen Verfahrens zusteht. Die bei den Abtheilungen und Dienstesstellen schriftlich zu fertigenden Anzeigen sind auf DiensteSeid zu erstatten und haben eine möglichst erschöpfende Darstellung der strafbaren That, der gegen den muthmaßlichen Thäter vorliegenden Verdachtögründe und der zu Gebote stehenden Beweismittel zu enthalten. Der Anzeige ist Nationale mit StrafauSzng bezw. Personal- und QualisikationSbericht deS Ver­ dächtigen beizulegen.)

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3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die Militärgerichts verwalt, u. Gefängnißwes.

Der Gerichtsherr hat nach Anhörung des Auditeurs sich darüber schlüssig zu machen, ob die Sache disciplinär zu behandeln, ob sie vor das Untergericht oder das Militärbezirksgericht zu bringen sei. Im letzteren Falle ordnet er die Einleitung der Voruntersuchung an.*) Hinsichtlich der Untersuchungshandlungen und des Prozeßverfahrens ist der Auditeur als Untersuchungsrichter selbstständig und allein verant­ wortlich, macht auch sofort nach Eröffnung der Voruntersuchung dem Staatsanwalte am Militärbezirksgerichte Mittheilung. Der Kommandeur ist jedoch berechtigt, über den jeweiligen Stand der Untersuchung durch Einsichtnahme von den Akten sich Kenntniß zu verschaffen. Hat der Untersuchungsrichter in Betreff der Einleitung oder Unter­ lassung der Voruntersuchung rechtliche, oder der Kommandeur gegen den Vollzug einer Verfügung des Untersuchungsrichters dienstliche Be­ denken, so holt er im einen wie im anderen Falle die Entscheidung des Militärbezirksgerichtes ein, welches in einem Senate, bestehend aus dem Direktor, 1 Offizier und 1 Auditeur, beschließt. Der Vollzug einer Verhaftung oder einer anderen Maßregel, bei welcher Gefahr auf dem Verzüge steht, wird jedoch nicht aufgeschoben.

(In Untersuchungshaft wird genommen wer eines mit Todesstrafe oder mehr als 10jähriger Zuchthaus- oder Gefängnißstrafe oder Festungshaft bedrohten Ver­ brechens dringend verdächtig ist, und aufgegriffene Deserteure. Die Verbringung einer eines Vergehens oder Verbrechens angeschuldigten Militär­ person in Untersuchungshaft kann aber noch verfügt werden: 1) wenn sie die Flucht ergriffen oder Anstalten zur Flucht getroffen hat, oder diese nach vorliegenden besondern Umständen zu besorgen ist; 2) wenn sie auf schriftliche oder durch Dienstbefehl er­ folgte Vorladung ohne genügende Entschuldigung vor dem Untersuchungsrichter nicht erschienen ist; 3) wenn sie auf eine die Ermittelung der Wahrheit hindernde Art aus Zeugen oder Mitbeschuldigte eingewirkt hat; 4) wenn sie bereits früher wegen Verbrechens oder gemeinen Vergehens zu mehr als ein Jahr Strafe verurtheilt worden und seit Erstehung, Verjährung oder Erlaß der Verbrechensstrafe noch nicht zehn, der DergehenSstrafe noch nicht fünf Jahre abgelaufen sind; 5) wenn dieselbe der 2. Klasse des Soldatenstandes angehört; 6) endlich, wenn die Belassung deS dienstpräsenten Beschuldigten auf freiem Fuße nach Beschaffenheit der Handlung, welche den Gegenstand der Anschuldigung bildet, mit dem Dienste un­ vereinbar ist. Dienftpräsente Unteroffiziere und Soldaten, welche auf freiem Fuße prozessirt werden, können durch Beschluß deS Untersuchung-richters unter besondere Aufsicht ihrer Abtheilung gestellt werden.) Nach Durchführung der Voruntersuchung legt der Untersuchungs­ richter die Akten dem Staatsanwalte am Militärbezirksgerichte vor, welcher hierauf seinen schriftlichen Antrag an das Militärbezirksgericht stellt. Dasselbe beschließt in einem Senate von 3 Gerichtsmit­ gliedern. **) Dieser wird bei der Beschlußfassung über die Voruntersuchung wegen militärischen Verbrechens oder Vergehens aus 2 Auditeuren und 1 Offizier, bei der über die Voruntersuchung wegen gemeinen Verbrechens und Vergehens nur aus Auditeuren zusammengesetzt. Der Beschluß lautet entweder auf:

•) Ist jedoch die Anzeige in einem Vergehenssalle in Bezug auf Thatbestand, Thäter und Beweismittel so erschöpfend, daß darauf die Anklage begründet werden kann, so wird sie unmittelbar dem Staatsanwalt am MilitärbezirkSgericht übermittelt. **) Die den Verweisung-senat bildenden Gericht-mitglieder können in derselben Sache nicht als Richter fungiren.

III, Abschn.

Die Militärgerichtöverwaltung.

289

1) Verweisung der Sache zur Hauptverhandlung des Militärbezirks­ gerichtes, oder 2) auf Ergänzung der unmittelbar vorgelegten Anzeige und hierüber etwa gepflogenen Erhebungen, oder Durchführung förmlicher Voruntersuchung oder Vervollständigung der Voruntersuchung, oder 3) auf Verweisung der Sache an ein anderes Gericht oder eine andere Behörde, zu deren Zuständigkeit sie gehört, oder 4) auf Einstellung des Strafverfahrens. (Bon dem EinstellungSbeschlusse ist, wenn die Voruntersuchung gegen eine be­ stimmte Person gerichtet nxir, deren vorgesetzter Dienstbehörde Nachricht zu geben und zugleich über die aus Veranlassung deS Verfahrens in gerichtliche Verwahrung gekommenen Gegenstände Verfügung zu treffen. Die Kosten des eingestellten Verfahrens trägt das Militärarar. Gegen die Beschlüsse deS MilitärbezirkSgerichtS auf die Voruntersuchung kann der Staatsanwalt gegebenen Falles Nichtigkeitsbeschwerde erheben, und zwar wenn: 1) der Beschluß auf einer unrichtigen Anwendung deS Gesetzes beruht, bezüglich der Eigenschaft der That; 2) die Strafverfolgung in einem Falle, in welchem sie nur auf Antrag deS Beschädigten eröffnet werden kann, von AmtSwegen eingeleitet worden war; 3) auf Anklage erkannt wurde, obgleich ein AuSschließungSgrund vor­ liegt; 4) wenn der Beschluß ohne vorherige Vernehmung deS Staatsanwaltes oder in einem nicht richtig besetzten Senate gefaßt wurde, insbesondere, wenn ein Richter bei der Beschlußfassung mitwirkte, welcher zur Funktion als Richter unfähig war; 5) das MilitärbezirkSgericht nicht zuständig war, oder 6) die Sache an ein nicht zuständiges Gericht oder eine nicht zuständige Behörde verwiesen wurde. Der Staatsanwalt kann eine Nichtigkeitsbeschwerde nicht erheben, wenn die Verweisung nach seinem Anträge wegen Verbrechens oder Vergehens erfolgt ist, jedoch unter abweichender Bezeichnung der strafbaren That, oder wenn die Ver­ weisung wegen Verbrechens erfolgt ist, obgleich er dieselbe nur wegen Vergehens beantragt hatte. Im Felde kann er Nichtigkeitsbeschwerde aus dem in Ziff. 1 be­ zeichneten Grunde nur dann erheben, wenn er die Verweisung der Sache wegen Verbrechens beantragt hatte und dieselbe nicht erfolgt ist; aus den in Ziss. 2 — 6 bezeichneten Gründen in allen Verbrechenssachen. Der Angeklagte kann die Nichtigkeitsbeschwerde auS den unter Ziff. 1 — 6 be­ zeichneten Gründen nur dann ergreifen, wenn die Verweisung zur Hauptverhandlung wegen Verbrechens erfolgt ist. Zur Anmeldung des Rechtsmittels steht im Felde sowohl dem Slaatöanwalte als dem Angeklagten nur eine eintägige Frist offen. Die Punkte, auf welche die Nichtigkeitsbeschwerde gegründet wird, sind genau zu bezeichnen und hält sich auch das Militärobergericht bei Beurtheilung der Sache, wobei es übrigens nach den für den Kassationshof geltenden, gesetzlichen Be­ stimmungen verfährt, ausschließlich an die Prüfung der besonders bezeichneten Be­ schwerdepunkte. Der Beschluß auf Verweisung zur Hauptverhandlung gegen einen Offizier, Sanitätsoffizier oder im Offiziersrange stehenden Militärbeamten hat in VerbrechenSfällen, vorbehaltlich der Rückerstattung im Falle erfolgter Freisprechung, den Abzug deö 3. Theiles deS Gehaltes zur rechtlichen Folge. (K.-M.-R. v. 7. Januar 1873, Nr. 382). Ueber die Einleitung strafrecht­ licher Untersuchung gegen Offiziere rc. und Portepeefähnriche, sowie über daS Resultat derselben ist unter Bezeichnung der angeschuldigten That Anzeigebericht an daö Kriegs Ministerium zu machen.) B. ForvereiLung zur Kauptveryandtung. Ist der Verweisungsbeschluß in Rechtskraft übergegangen, so wird der Tag der Hauptverhandlung anberaumt, der Gerichtshof ernannt und die Zeugenliste aufgestellt. Rei nhard, Heerwesen. 19

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3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die Militärgerichtsverwalt. u. Gefängnißwes.

Ist der Angeschuldigte in Haft, so wird ihm durch den Gerichts­ sekretär-der Tag der Hauptverhandlung und die Zeugenliste bekannt ge­ geben, Abschrift des Verweisungsbeschlusses zugestellt und er über die ihm zustehende Befugniß, weitere Zeugen und Sachverständige vorzuschlagen, sowie über das Recht, sich einen Vertheidiger zu wählen oder um Äufstellung eines solchen von Amtswegen zu bitten, belehrt und hierüber Protokoll errichtet. Befindet sich der Angeklagte auf freiem Fuße, so geschehen diese Zustellungen und Eröffnungen schriftlich. Die Zustellung erfolgt an Mili­ tärpersonen des Dienststandes durch die vorgesetzte Dienstesstelle. Nicht am Sitze des Bezirksgerichtes Dienstpräsente haben ihre hierauf bezüglichen Erklärungen innerhalb der festgesetzten Frist bei der vorgesetzten Dienstesbehörde abzugeben. Die Anfertigung der Geschwornenliste geschieht mehrere Tage vor der Hauptverhandlung. Sowohl der Staatsanwalt als der Angeschuldigte haben das Ablehnungsrecht. Der Angeklagte bis zu 4 in den Fällen, wo zwölf zum Wahrspruch erforderlich sind, in den andern Fällen bis zu 2. Der Staatsanwalt ist befugt, in den ersteren Fällen zwei, in anderen einen von den Geschwornen abzulehnen. (Im Felde unterbleibt die Mittheilung der Geschwornendienstliste sowohl an den Staatsanwalt, als an den Angeklagten und kann eine Ablehnung von Ge­ schwornen erst bei der Hauptverhandlung selbst und zwar nur unter Angabe von Gründen stattfinden, über deren Zulässigkeit sodann der Gerichtshof endgültig entscheidet.)

Bei der

C. Kauptverhandkurrg theilen sich die dem Schwurgerichtspräsidenten zukommenden Befugnisse zwischen dem Vorsitzenden und dem Gerichtsdirektor in der Art, daß Ersterem alle auf Aufrechthaltung der Ordnung und Handhabung der Disciplin während der Verhandlung bezüglichen Funktionen und die exe­ kutive Gewalt hinsichtlich der Beschlüsse des Gerichtshofes, Letzterem da­ gegen die Leitung der Verhandlung und die damit verbundene diskretio­ näre Gewalt zukommen. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung unter kurzer Bekanntgabe des Gegenstandes der Verhandlung und läßt den Angeschuldigten vorführen, worauf der Gerichtsdirektor die zur Funktion berufenen Geschwornen ein­ zeln bei Namen und Charge, vom Höchstchargirten beginnend, aufruft und beeidigt. Nach dem Beeidigungsakte beginnt die Verhandlung. Der Zutritt zur Hauptverhandlung ist nur erwachsenen männlicher^ Personen gestattet; die O effentlichkeit der Verhandlung kann außer den für die Schwurgerichte maßgebenden Fällen auch dann ausge­ schlossen werden, wenn besondere militärdienstliche Interessen dies er­ heischen. Im ersteren Falle darf die Anwesenheit bei der Hauptverhand­ lung dem Stadtkommandanten und dem Kommandeur des Truppenteils rc., dem der Beschuldigte angehört, nicht verweigert und im letztern Falle dürfen nicht ausgeschlossen werden: 1) der Beschädigte, 2) die Mit­ glieder der Militärgerichte, 3) die erwähnten Kommandeure, 4) drei Ver­ wandte , Verschwägerte oder Freunde des Angeschuldigten, wenn dieser deren Anwesenheit wünscht. Der Vorsitzende ist jedoch befugt, auch in

III. Abschn.

Die Militärgericht-verwaltung.

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solchem Falle noch anderen, als den in Ziffer 1—4 bezeichneten Personen den Zutritt zu gestatten. Der Vorsitzende bestraft Zuhörer und Zeugen des Militärstandes, welche die Ordnung stören oder sich sonst ungeeignet betragen, insofern nicht strafrechtliche Verfolgung angezeigt ist, nach den Disciplinarbe­ stimmungen; ebenso ungeziemendes Benehmen des Angeklagten von Amts­ wegen; Beschimpfungen eines Zeugen oder offenbar unbegründete oder nicht zur Sache gehörige Beschuldigungen auf Antrag des Zeugen oder des Staatsanwalts oder auch von Amtswegen mit Arrest bis zu 8 Tagen, im Falle der Hast des Angeklagten durch Schärfung der Haft in der Dauer von 8—14 Tagen. Ausschreitungen des Vertheidigers vom Mili­ tärstande kann der Vorsitzende mit Verweis, im Wiederholungsfälle oder bei Uebertretungen, wie oben erwähnt, gegen Zeugen mit Arrest bestrafen. Die Entziehung des Wortes setzt jedoch einen Gerichtsbeschluß voraus. Einem Vertheidiger des Civilstandes kann unter gleicher Voraus­ setzung das Wort entzogen und seine Bestrafung bei der ihm vorge­ setzten Dienstesstelle oder zuständigen Gerichte beantragt werden. Stellt sich eine als militärischer Reat verwiesene That als ein gemeinstraftechtlicher oder umgekehrt heraus, so wird hiedurch die Aburtheilung durch den Gerichtshof nicht aufgehalten. Stellt sich ein als schwereres (mit mehr als 5 Jahre Zuchthaus rc. bedrohtes) Verbrechen in der Verhandlung als ein geringeres Verbrechen oder Vergehen dar, so bleibt der für ersteres bestellte Gerichtshof zur Ab­ urtheilung kompetent. Nicht so umgekehrten Falles. Hier hat sich der Gerichtshof nach Schluß der Verhandlung entweder auf Antrag des Staatsanwaltes oder von Amtswegen für unzuständig zu erklären und die Verweisung der Sache zur Hauptverhandlung wegen jenes schwereren Verbrechens vor das hiefür zuständig besetzte Gericht zu beschließen. Ist der Angeklagte vernommen und die Zeugen verhört worden, so wird das Beweisverfahren geschloffen, und erhält zur Begründung der Anklage der Staatsanwalt, nach diesem der Angeklagte und dessen Ver­ theidiger das Wort. Nach allenfallsiger Replik und Duplik werden die ge­ setzlichen Schuldfragen an die Geschwornen gestellt, die sich in ihr Be­ rathungszimmer begeben. (Als Obmann fungirt der Dienstälteste der höchsten Charge. Derselbe ist dienstlich dafür verantwortlich, daß keiner der Geschwornen vor Beendigung der Berathung das Zimmer verlasse oder während derselben Jemand eintrete. Zr hat die Berathung und Abstimmung zu leiten. Die je niedere Charge gibt vor höheren und in jeder Charge der im Dienstalter jüngere vor dem älteren die Stimme ab. Bei zwölf Geschwornen sind zum SchuldauSspruche sowie zur Bejahung der Zrage, ob die That unter einem eine schwere Qualifikation begründenden Umstande begangen worden, acht Stimmen Mehrheit, zur Verneinung von StrafmilderungSzründen oder mildernden Umständen sieben Stimmen nothwendig. Bei sechs Gechwornen sind sowohl zur Bejahung der auf die Schuld oder höhere Qualifikation )er That gerichteten Frage, als zur Verneinung von Strafmilderung-gründen vier Stimmen Mehrheit erforderlich.

Nach der Berathung kehren die Geschwornen in den Sitzungssaal Zurück und verkündet der Obmann den Wahrspruch mit der Einleitung: ,Auf Ehre und Gewissen der Wahrspruch der Geschwornen ist folgender" c. rc. Hierauf erhält der Staatsanwalt das Wort zur Beantragung des Strafmaßes. Nach ihm der. Vertheidiger. Hierauf begibt sich der GerichtsI 19*

292 3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitärgerichtSverwalt. u. GefLngnißwes. Hof zur Fällung des Urtheils in sein Berathungszimmer und kehrt so­ dann zur Verkündigung desselben in den Sitzungssaal zurück. Die Urtheilsausfertigungen der Militärbezirksgerichte (Feldgerichte) führen die Ueberschrift: Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern. Dieselben werden von dem die Hauptverhandlung leitenden Auditeur und dem Protokollführer, die Sitzungsprotokolle auch von dem Vorsitzenden unterschrieben. Unmittelbar nach Vorlesung des Urtheils und der einschlägigen Gesetzesstellen wird dem Angeklagten eröffnet, daß er sich dem Urtheil unterwerfen, oder wenn er glaube, daß das Gesetz unrichtig angewendet oder eine wesentliche Formverletzung begangen worden sei, innerhalb dreier Tage die Revision durch das Obergericht beantragen könne, wobei er aber genau die Punkte bezeichnen müsse, worauf sich seine Nichtigkeitsbeschwerde gründe, auch eine Frivolitätsstrafe zu gewärtigen habe, wenn er seine Einsprache gegen das Urtheil nicht genügend motiviren könne. Unbegründete Beschwerde gegen Verurteilung zu einer Ver­ gehens- oder Uebertretungsstrafe kann mit Haft bis zu 30 Tagen beahndet werden. — Auch der Staatsanwalt ist zur Erhebung der Nichtigkeitsbeschwerde berechtigt. Im Felde ist zur Anmeldung der Nichtigkeitsbeschwerde nur eine eintägige Frist gewährt.

D. Son den Rechtsmitteln gegen Kndurtheite. Erachtet der Obergerichtshof die Nichtigkeitsbeschwerde für begründet, so kann das Urtheil entweder ganz oder theilweise vernichtet werden a) wegen Förmlichkeitsverletzung. Geschah diese bevor die Geschwornen den Wahrspruch abgegeben hatten oder durch den Wahrspruch selbst, so wird die ganze Verhandlung vernichtet und die Sache unter Zugrundelegung des früheren Verweisungserkenntnisses an dasselbe oder ein anderes Bezirksgericht zur nochmaligen Verhandlung und Aburtheilung verwiesen. An der neuen Verhandlung kann kein Geschworner Theil nehmen, der bei der früheren mitgewirkt hat. Geschah die Formverletzung erst nach abgegebenem Wahrspruche, so wird die Verhand­ lung incl. des Wahrspruches aufrecht erhalten und nur das Urtheil vernichtet. Die Sache wird an dasselbe Bezirksgericht zurückverwiesen, woselbst der Gerichtshof auf Grund des früheren Wahrspruches und nachdem zuvorder Staatsan­ walt, der Angeklagte und sein Vertheidiger gehört worden, ein neues Urtheil zu erlassen hat. Bei der abermaligen Verhandlung bezw. Urtheilsfällung dürfendie nämlichen Richter mitwirken, welche an der ersten Verhand­ lung Theil genommen haben. b) Wegen Gesetzesverletzung. In diesem Falle fällt das Obergericht auf Grund des Wahrspruches sofort dasjenige Urtheil, welches von dem Gerichte, gegen dessen Ausspruch die Nichtigkeits­ beschwerde erhoben worden ist, hätte gefällt werden sollen; auf eine schwerere Strafe, kann jedoch nur dann erkannt werden, wenn der Staatsanwalt die Nichtigkeitsbeschwerde ergriffen hatte. Hat der Obergerichtshof nach der Offizialprüfung eines Todes­ urtheils ausgesprochen, daß weder in dem gegen den Angeklagten durch-

III. Abschn.

Die Militärgerichtöverwaltung.

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geführten Verfahren, noch in dem gegen ihn erlassenen Strafurtheile ein Nichtigkeitsgrund vorliege, so werden die Akten mit Gutachten des Oberstaatsanwaltes dem Kriegsministeriüm und von diesem mit gutacht­ lichem Berichte dem König zur Entschließung wegen allenfallsiger Begnadi­ gung in Vorlage gebracht. (Im Felde erfolgt diese Vorlage an den Kommandirenden, wenn und soweit diesem vom Könige das Begnadigungsrecht verliehen worden ist.) (K.-M.-R. v. 4. März 1874, Nr. 3529.) In jenen Fällen, in welchen Offiziere zur Entfernung aus dem Heere oder zur Dienstentlassung rechtskräftig verurtheilt werden, oder gegen Beamte des Heeres auf AmlSverlust erkannt wird, bezw. solcher in Folge des Urtheils von Rechtswegen einzutreten hat, soll mit der vorgeschriebenen Berichlerstattung über das Untersuchungsergebniß jedesmal eine Abschrift deö Urtheils­ tenors dem Kriegsministerium eingesendet und zugleich der Vollzug der Abschreibung deS Verurtheilten in den betreffenden Büchern und Listen unter Bezeichnung des TageS benchtlich angezeigt werden. Justiz-M.-R. v. 11. Aug. 1875, Nr. 10408. V.-Bl. 56. Die in §. 38 Lit. C deS R.-M.-G. v. 2. Mai 1874 als Angehörige- dcS aktiven Heeres aufgeführten Civilbeamten der Militärverwaltung sind nach Art. 4 der Militärstrafgerichtsordnung vom 29. April 1869 in der durch die Gesetze vom 28. April und 27. Septbr. 1872 (die durch die Einführung des Strafgesetzbuches für das deutsche Reich bedingten Abänderungen der Militärstrafgesetze betr.) hergestellten Fassung in Strafsachen der militärgerichtlichen Zuständigkeit entrückt und unterstehen den bürgerlichen Straf­ gerichten. Bei Einleitung strafrechtlicher Untersuchung gegen einen Beamten dieser Kate­ gorien werden daher zunächst jene gesetzlichen Vorschriften zu beachten sein, welche bisher bei Untersuchungen gegen Staatsbeamte oder öffentliche Diener maßgebend waren, wobei insbesondere auf Art. 70 und 71 des Strafprozeßgesetzes vom 10. November 1848 verwiesen wird. Nachdem jedoch diese Beamten nicht nur ihrer vorgesetzten Verwaltungsstelle, sondern als Angehörige der aktiven Armee und Inhaber eines militärischen Amtes auch einem militärischen Befehlshaber dienstlich umerstellt sind, so verlangt die Rück­ sicht auf diese dienstliche Stellung, daß bei einem strafrechtlichen Vorgehen gegen solche Beamte nicht nut die gesetzlich vorgeschriebene Befragung oder Verständigung der vorgesetzten Militärverwaltungsstelle stattfindet, sondern daß alle der letzteren zugehenden Mittheilungen gleichzeitig auch den jeweilig militärischen Befehlshabern zur Kenntniß gebracht werden. Sollte eS in einzelnen Fällen nothwendig werden, Untersuchungshandlungen in militärischen Dietlstgebäuden vorzunehmen oder innerhalb eines solchen zur Ver­ haftung eines Civilbeamten der Militärverwaltung zu schreiten, so ist die ein­ schlägige Militärbehörde vorher geeignet zu verständigen und ihr anheimzugeben, einen militärischen Vertreter zu dem Akte abzuordnen.)

E. Fom Standrechte.

Das Standrecht wird den Truppenkörpern vor ausgerückter Mann­ schaft unter Trommelschlag oder Trompetenschall verkündet. Diese Ver­ kündung soll enthalten: 1) Die genaue Benennung der Verbrechen, für welche das Stand­ recht angeordnet worden; 2) die ausdrückliche Verwarnung vor Verübung solcher Verbrechen; 3) die Drohung, daß Jeder, der ein solches Verbrechen begehe, standrechtlich gerichtet und mit dem Tode bestraft werde. Das standgerichtliche Verfahren kann zu jeder Stunde vor ge­ nommen werden, wird mit entsprechender militärischer Bedeckung unter freiem Himmel abgehalten, ist mündlich und muß mit Einschluß der Exe-

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3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitärgerichtSverwalt. u. GefLngnißwes.

kution innerhalb 24 Stunden beendigt sein, vom Zeitpunkte der Vor­ führung des Verbrechers an gerechnet, widrigenfalls das ordentliche Unter­ suchungsverfahren Platz greift. Gerichtliche Verhandlungen, vor Ergreifung des Thäters gepflogen, schließen das standgerichtliche Verfahren nicht aus. Sie finden durch einen im letzteren erlassenen Schuldausspruch oder durch erfolgte Freisprechung ihre Erledigung. Das ordentliche Verfahren findet statt, wenn der Thäter erst nach Aufhebung des Standrechtes oder nach Ablauf von 8 Tagen nach Ver­ übung der That ergriffen wird. Sobald der mit Ausübung des Standrechtes betraute Kommandeur Meldung erhält, daß ein eines standrechtlich zu behandelnden Verbrechens Beschuldigter ergriffen sei, setzt er das Standgericht nieder und bestimmt, wenn kein Militärstaatsanwalt zur Stelle ist, einen zur Führung der Anklage geeigneten Offizier und weiters einen für die Vertheidigung des Beschuldigten. Der mit Führung der Anklage Beauftragte empfängt sofort die vor­ liegenden dienstlichen Meldungen und sonstigen Erhebungen und hat die zur Verhandlung erforderlichen Beweise zur Stelle zu bringen. Dem Ver­ theidiger steht es frei, allenfallsige Entlastungsbeweismittel vorzuführen. Nachdem das Standgericht, die eine Hälfte der einzelnen Chargen rechts, die andere links vom Vorstande einen offenen Kreis formirt und der Vorstand den Richtern den Gegenstand der Verhandlung bekannt ge­ geben hat, läßt er den Beschuldigten in den Kreis fthren und stellt ihm seine Richter vor. Will der Beschuldigte den einen oder andern Richter ablehnen, so muß er bestimmte Gründe hiefür angeben, deren Würdigung und Beschei­ dung, nach Anhörung der Erklärung des Klägers und des Abgelehnten, durch das Standgericht erfolgt. Erachtet das Standgericht die Ablehnung für begründet, so tritt ein Ersatzmann ein. Hierauf wird zur Vereidigung der Richter geschritten. Die Formel lautet: „Ich schwöre, daß ich ohne Rücksicht auf die Verhältnisse des Lebens, auf Macht und Ansehen, Armuth oder Reichthum, Freundschaft oder Feindschaft, Gunst oder Haß, über dasjenige, was bei diesem Stand­ gerichte wird vorgetragen oder verhandelt werden, blos nach meiner durch die Verhandlung gewonnenen freien festen Ueberzeugung und nach den Gesetzen so sprechen will, wie ich es vor Gott, dem allmächtigen, all­ wissenden und gerechtesten Richter in meinem Gewissen verantworten kann." Nach Ablesung der Eidesformel hat jeder Richter einschließlich des Vor­ standes, nach dessen Aufruf vom Jüngsten beginnend, mit erhobener Rechten die Stabung zu sprechen: „Ich schwöre." Nun trägt der Ankläger die vorliegende Beschuldigung vor, und be­ gründet sie mit den beigebrachten Mitteln, ebenso verhält sich der Ver­ theidiger bezüglich der Entlastungsbeweise, worauf, wenn sich ein Auditeur nicht unter den Richtern befindet, der Vorstand den Angeklagten mit seiner Erklärung vernimmt und die Beweiserhebungen nach den für das ordent­ liche Verfahren geltenden Vorschriften beschäftigt. Das hauptsächlichste Ergebniß derselben und alle wesentlichen Punkte der Verhandlung werden kurz zu Papier gebracht. Diese Aufzeichnung ist mit der Fertigung des Vorstandes und des Gerichtsmitgliedes, welches sie bethätigt hat, zu versehen.

III- Abschn-

Die Militärgerichtsverwaltung.

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Nach Beendigung des Beweisverfahrens begründet der Ankläger die Anklage und stellt den entsprechenden Antrag; hierauf werden der Ange­ klagte und sein Vertheidiger gehört.

Sodann wird der Angeklagte aus dem Kreise geführt und entfernen sich auch Ankläger, Vertheidiger, Zeugen und Sachverständige.

Hierauf treten die Richter zu gemeinschaftlicher geheimer Berathung und Abstimmung (mit dem Jüngsten beginnend) über folgende Fragen zusammmen: 1) ob das dem Angeklagten zur Last gelegte Verbrechen ein solches sei, worüber nach der ergangenen Verkündigung standrechtlich geurtheilt werden dürfe? und wenn diese Frage mit Stimmenmehrheit bejahend ent­ schieden worden: 2) ob der Angeklagte des Verbrechens schuldig sei? Hinsichtlich der zweiten Urtheilsfrage hat jeder einzelne Richter zu erkennen: a) „schuldig", wenn er den Angeklagten der That für vollkommen überwiesen erachtet; b) „unschuldig", wenn er überzeugt ist, daß der Angeklagte sich von aller Schuld gereinigt habe; c) „zweifelhaft", wenn er sich weder von der vollen Schuld noch von der Unschuld des Angeklagten überzeugt hält.

Hat mindestens eine Mehrheit von zehn Stimmen gegen drei die Schuld des Angeklagten ausgesprochen, so wird vom Standgerichte gegen ihn das Todesurtheil gefällt; hat hingegen mindestens eine Mehrheit von sieben Stimmen sich für die Unschuld des Angeklagten erklärt, so wird derselbe freigesprochen. Bei einem andern Ergebniß wird die Sache zum ordentlichen Untersuchungsverfahren verwiesen. Das Urtheil wird schriftlich abgefaßt, enthält Namen, Dienstgrad und die Abtheilung des Angeklagten, die Bezeichnung des Verbrechens, den Ausspruch über Schuld und Strafe, bezw. Freisprechung oder Verweisung, aber keine Entscheidungsgründe und wird von sämmtlichen Richtern unterschrieben. Wenn der Kommandeur, welcher das Standgericht niedergesetzt hat, dasselbe nicht schon vorher zum sofortigen Urtheilsvollzuge ausdrücklich ermächtigt hat, so überbringt der Vorstand, begleitet von zwei Gerichts­ mitgliedern — darunter der Auditeur — ihm das Urtheil und macht6 mündliche Meldung über den Verlauf des Gerichtsverfahrens unter Vor­ lage der gemachten Vormerkungen. Ist der Ausspruch ein verurtheilender und findet der Kommandeur keine Veranlassung zur Begnadigung, so ordnet er den Vollzug desselben an. Sowohl der Befehl zur Urtheilsvollstreckung als der Begnadigungs­ ausspruch wird dem Vorstande des Standgerichts schriftlich behändigt. Nachdem hierauf das Standgericht sich wieder formirt hat, läßt der Vorstand den Angeklagten in den Kreis einführen und liest ihm in Gegen­ wart des Anklägers und des Vertheidigers das Urtheil nebst der vom Kommandirenden auf dasselbe erlassenen Verfügung vor. Lautet der Ausspruch auf „schuldig" und ist eine Begnadigung nicht eingetreten, so wird sofort der Stab über den Berurthettten gebrochen und, nachdem ihm eine kurze Frist zur Vorbereitung vergönnt worden, das

296 3. Abthl. Die Ehrengerichte. Die MilitärgerichtSverwalt. u. GefLngnißwes. Urtheil durch die aus der Bedeckung des Standgerichtes zu entnehmende Exekutionsmannschaft vollzogen. Wurde der Angeklagte nicht schuldig erklärt oder begnadigt, so wird er sogleich in Freiheit entlassen und tritt wieder in seine Abtheilung ein.

Hat das Standgericht auf Verweisung der Sache zum ordentlichen Verfahren erkannt, so wird der Beschuldigte in Untersuchungshaft verbracht. F.

*£ Unterhaltung der Reitbahnen und Exerzierplätze K.-M.-R. v. 25. Dezbr. 1872, Nr. 29432.

§. 9.

D er Fourier

1. besorgt alle Einquartierungsangelegenheiten der Kompagnie, sowohl in der Garnison als auch auf Märschen, in Kantonirungen u. s. w. Die Infanterie, Jäger-, Pionierkompagnien, die Ouvriers- und Sa­ nitätskompagnien haben Fouriere. 2. In der Garnison übernimmt der Fourier die Naturalquartiere vom Magistrat, prüft ihre vorschriftsmäßige Beschaffenheit oder macht die von der Kompagnie zu miethenden Quartiere ausfindig; er hält sich stets eine Uebersicht, wie die Kompagnie dislocirt ist und insbe­ sondere, wer im Natural- oder selbstgemietheten Quartier wohnt. Bei kasernirten Truppen empfängt er vom Kasernverwalter und verwaltet das Feuerungs- und Beleuchtungsmaterial, die Bettwäsche, die Handtücher, die Gerätschaften und Utensilien der Stuben. In diesen Angelegenheiten wendet er sich an den Kaserninspektor, oder bei Selbstbewirthschaftung an den militärischen Vorstand der Kaserne. Ueber wichtige Angelegenheiten meldet er dem Kompagniechef. 3. Auf Märschen sagt er nach Empfangnahme der Billete die Quar­ tiere an und überzeugt sich von der Einrichtung derselben; nach Vertheilung der Quartierbillete durch den Kompagniechef sorgt er für so­ fortige Anfertigung einer Quartierliste. 4. Berechnung, Empfang und Austheilung des Brodes, sowie der Naturalgebühren überhaupt gehört in seinen Dienstkreis. 5. Der Fourier der Ouvrierskompagnie verrichtet zugleich die Dienste als Kammerunteroffizier. 6. Bei den Fußkompagnien und den Feld- (excl. reitenden) Batterien wird für die Fouriergeschäfte auf Märschen ein quartierma­ chender Unteroffizier bestimmt. K.-M.-R. v.'26. März 1872, Nr. 6568. Benützung der Kasernräumlichkeiten. §. 10. Der Gewehrunteroffizier. 1. In den Kompagnien der Infanterie-, Jäger- und Pionierbataillone bestehen Gewehr- (Schieß-) Unteroffiziere.

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4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

2. Diesem Unteroffizier ist die spezielle Kontrole der Gewehre, der Munition, dann der geschossenen Hülsen und des wiedergefundenen Bleies, sowie die Aufsicht über die zu den Ziel- und Anschlagübungen erforderlichen Apparate und Scheibenutensilien übertragen. Wird ein Waffenstück schadhaft, so meldet er es dem Kompagniechef, welcher den Reparaturzettel (K.-M.-R. v. 16. Dezbr. 1871, Nr. 33333, Schema der Beil. 1) unterschreibt. Mit diesem Zettel legt der. Gewehr­ unteroffizier das Waffenstück, zu der vom Bataillonskommandeur festge­ setzten Zeit, dem diensthabenden Mitgliede der Waffenreparatur-Kommission vor, welches den Antrag der Kompagnie prüft, dann den Reparaturzettel unterzeichnet und dessen Inhalt in das Reparaturbuch einträgt. Die zu reparirende Waffe wird demnächst mit dem Zettel dem Büchsenmacher zur Ausführung der Reparatur übergeben. Die reparirten Waffen werden durch die Kommission auf's Genaueste revidirt und dann der Kompagnie zurückgegeben. Ueber alle bei der Kompagnie vorkommenden Waffenreparaturen führt der Gewehrunteroffizier ein Waffenreparatur-Buch. 3. Er empfängt die Munition, verechnet sie, gibt sie aus, besorgt alle beim Scheibenschießen nöthigen Vorkehrungen und die Instand­ haltung der hiezu erforderlichen Utensilien. 4. Er führt die Schießbücher. 5. Er wird in der Regel von der Führung einer Korporalschaft ent­ bunden, ist dagegen beim Scheibenschießen anwesend. Jene Unteroffiziere, welche einen Kurs an der Militärsch ießschule durchgemacht haben, werden sich vorzugsweise zu dieser Funktion eignen. 6. In jenen Kompagnien rc., für welche Gewehrunteroffiziere nicht bestehen, sind die einschlägigen Dienste dem Kanunerunteroffizier bezw. Quar­ tiermeister zu übertragen. (K.-M.-R. v. 7. Febr. 1875, Nr. 1815, Ziff. 7). Der bei jeder Kompagnie der Jnfanterietruppen fungirende Schießunter­ offizier erhält jährlich 36 M. Zulage. §. 11.

Der Futtermeister.

1. Die berittenen Abtheilungen, Eskadrons, Batterien rc. bestimmen je 1 Unteroffizier als Futtermeister. 2. Derselbe empfängt täglich vom Futterboden der Eskadron rc. die Fourage und gibt sie zu den vorgeschriebenen Stallzeiten aus. 3. Er ist beim Füttern stets zugegen, mißt selbst das Futter ein nnd kontrolirt nachher, ob kein Pferd übersehen worden ist. 4. Er überwacht, daß die Remonten und die vom Rittmeister rc. besonders bestimmten Pferde ihre Zulage richtig erhalten. 5. Bei der Feldartillerie beauffichtigt er den Stalldienst im Speziellen und fouragirt auf Grund der ihm durch den Kammerunteroffizier zu­ gehen den Quittungen. 6. Der Futtermeister steht unter dem Quartiermeister bezw. Kammer­ unteroffizier.

§. 12.

Der Korporalschaftsführer.

1. Jede Kompagnie rc. theilt sich zum Zwecke der speziellen Beauffichtigung des inneren Dienstes in kleinere Abtheilungen, deren jeder ein Unteroffizier vorsteht.

III. Abschn.

Don den Obliegenheiten der einzelnen Chargen.

381

Diese kleinen Abtheilungen heißen: bei der Infanterie und Fußartillerie: Korporalschaft, bei der Feld- und reitenden Artillerie: Geschütz, bei der Kavalerie: Beritt, bei dem Train: Gespann. Ihre vorstehenden Unteroffiziere nennt ment bei der Infanterie und Artillerie „Führer," bei der Kavalerie und dem Train aber „Unter­ offiziere." 2. Der Korporalschaftsführer überwacht die Pflichterfüllung und Moralität der einzelnen Leute, er muß, da er mit ihnen in näherer Be­ rührung steht, als der Offizier, über jeden die genaueste Auskunft, sowohl über dienstliche Brauchbarkeit und Pflichttreue, als über Gemüths­ art, Geldverhältnisse, Umgang und Lebensweise rc. geben können. Diese Beobachtung muß aber stets offen, frei und ernst geschehen; sie muß den Charakter der Achtsamkeit für das Wohl der Mannschaft tragen, darf aber nie in Spionieren und Hinterbringen von Klatschereien ausarten. 3. Der Korporalschaftsführer ist für die Erhaltung der Bekteidungs-, Ausrüstungs- und Bewaffnungsstücke seiner Leute verantwortlich, sieht darauf, daß Alles — besonders die Fußbekleidung — genau paßt und hat vor jedem Dienste und jedem Ausgange den Anzug nachzusehen. Bei Besichtigungen, Musterungen oder Paraden muß er schon am Tage vorher strenge nachsehen, um etwaige Mängel noch abstellen zu können. 4. Nicht minder hat er für die Gesundheit der Mannschaft zu sorgen und zu diesem Zwecke auf Reinlichkeit der Wohnung und des Körpers zu achten, sowie alle schädlichen Einflüsse fern zu halten. 5. Bei jedem Antreten der Kompagnie meldet er dem Feldwebel, ob die Korporalschaft richtig ist, oder warum Leute fehlen. 6. Wird einem Soldaten wegen Liederlichkeit die Disposition über seine Löhnung entzogen, und die Verwaltung dem Korporalschastsführer übertragen, so zahlt er sie dem Treffenden täglich aus oder bestreitet selbst die nöthigen Ausgaben — beides stets in Gegenwart eines zuverläßigen andern Soldaten — und führt hierüber genaue Rechnung. 7. Sind die Leute bei den Bürgern einquartiert und essen sie in der Stadt, so muß der Korporalschastsführer darüber wachen, daß jeder Soldat ein warmes Mittagessen genießt. * 8. Er führt eine namentliche Liste seiner Leute mit ihrem Nationale und sind sie bei den Bürgern einquartirt auch von ihren Quartieren. 9. Der Korporalschastsführer wird alle Mittel anwenden, um die Soldaten zur Erfüllung ihrer Pflichten anzuhalten;zu diesem Zwecke kann er den ihm direkt unterstellten Soldaten Wiederholungen kleiner Dienstgeschäste anbefehlen oder sie im Anzuge, Packen, Reinigen der Sachen so oft nachvisitiren, als er es für nöthig hält. Bei geringen Vergehungen wendet er Zurechtweisungen an, und nur, wenn diese fruchtlos bleiben, macht er dem Feldwebel Meldung. 10. Die Beritt- rc. Unteroffiziere und Geschützführer haben neben obigen Pflichten noch die Obsorge für die richtige Wart und Pflege der Pferde, Instandhaltung von Sattel und Zeug, dann Zeuggeschirren, und wenn die Fahrzeuge von den Zügen übernommen sind, auch von diesen.

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4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse. §. 13..

Der Stubenälteste.

1. Den Stubenältesten bestimmt für jede Stube der Kompagniechef aus der Zahl der belegenden Unteroffiziere, Gefreiten oder Gemeinen; desgleichen setzt er die Reihenfolge fest, nach welcher sich die Bewohner jeder Stube folgen. Verläßt der Stubenälteste das Zimmer, so geht seine Funktion auf den nächst Folgenden über. 2. Der Stubenälteste ist verantwortlich für die innere Ordnung und sieht darauf, daß jeder seiner Kameraden zur befohlenen Zeit zu Hause ist. Alle Stubengenossen müssen ihm hinsichtlich der Stubenordnung Folge leisten. 3. Tritt ein Offizier ein, so meldet der Stubenälteste, mit wie viel Mann das Zimmer belegt ist, und gibt auf Befragen die abwesenden Leute und den Grund ihrer Entfernung an. Der Soldat vom Zimmerdienste meldet sich demnach nicht. (B.-Bl. 1873, Nr. 40, C, 3 a. Herstellung einer möglichst gesonderten Schlaf- und Aufenthaltsstelle für diejenigen Korporalschastsunteroffiziere, welche zur Beaufsichtigung der Mannschaften mit diesen gemeinschaftlich wohnen.)

§. 14.

Der Unteroffizier vom Tag.

1. Bei jeder Kompagnie ist ein Unteroffizier zum Dienst vom Tag, welcher vom Ausgeben der Parole beginnt und 24 Stunden dauert, bestimmt. Während dieser Zeit muß der Jourunteroffizier zu Hause sein, wenn er nicht dienstlich verschickt ist. 2. Er meldet sich zum Dienstantritte bei dem Feldwebel, dann bei den zum Appell anwesenden Offizieren. Wenn die Abtheilung kantonirt oder in Bürgerquartieren liegt, so ist der Unteroffizier vom Tag */< Stunde vor jeder Ausrückung auf dem Stellungsplatz anwesend und bis zur Ankunft des Feldwebels bezw. der Korporalschaftsführer für die Ordnung verantwortlich. 3. Er bringt die Erkrankten in's Lazareth (wenn nicht lokale Verhältnisse Modifikationen bedingen), Verhaftete in Arrest und holt diese aus demselben. 4. Den Offizieren bringt er die Parole- und Jnstruktionsbücher (sofern dies nicht der Jourgefreite thut) und besorgt im Inneren der Kompagnie alle Meldungen, Bestellungen und Anfragen. 5. Er kommandirt im Auftrag des Feldwebels den Dienst auf den folgenden Tag und erhält in dieser Beziehung alle näheren Bestim­ mungen von demselben. 6. Bei kasernirten Truppen meldet sich der Jourunteroffizier vor Beginn seines Dienstes bei dem Offizier der Kasernjour, gewöhnlich beim Aufziehen der Kasernwache. 7. Die Ordnung, Ruhe und Reinlichkeit im Revier seiner Kompagnie sind dem Jourunteroffizier anvertrant. Er visitirt zur Zeit der Retraite die mit Unteroffizieren und Sol­ daten belegten Stuben; das Ergebniß meldet er sodann dem Feldwebel und dem Offizier der Kasernjour.

IIL Abschn. Von dm Obliegenheiten der einzelnen Chargen.

383

Eine ähnliche Visitation findet Morgens zu bestimmter Stunde statt, um sich von der wiederhergestellten Stubenordnung und dem Gesundheits­ zustände der Leute zu überzeugen. Ist die Kompagnie in der Stadt einquartirt, so visitirt der Jour­ unteroffizier nur jene Quartiere, welche ihm der Feldwebel benennt. Bei besonders frühem Ausrücken besorgt er das Wecken der Mannschaft.

§. 15.

Der Schreiber.

1. Jedes Regiment, Bataillon rc. hat einen etatsmäßigen Schreiber, welcher unter besonderer Aufsicht des Regiments- rc. Adjutanten steht. Die Wahl des Schreibers kommt dem treffenden Kommandeur zu, sie kann auch auf einen Gemeinen fallen. Die Bureau- und Dienstinstruktion wird dem Schreiber nach den Di­ rektiven des Kommandeurs vom Adjutanten gegeben. Neben gewissenhafter, sauberer Arbeit bat er strengste Verschwie­ genheit über Alles zu beachten, was ihm ourch seine dienstliche Stellung zur Kenntniß kommt. Hierwegen nimmt ihm vor Dienstantritt der Kommandeur das Handgelübde ab und errichtet darüber Protokoll.

§. 16.

Der Zahlmeisteradspirant.

1. Die bei den Infanterie-, Jäger-, Pionier- und Trainbataillonen, den Kavalerie- und Artillerie-Regimentern und der Eisenbahnkompagnie etatsmäßigen Zahlmeisteradspiranten gehören zu den Personen des Sol­ datenstandes und zwar zur Klasse der Unteroffiziere, resp. ^Sergenten und Feldwebel. 2. Der Regimentskommandeur ernennt den Zahlmeisteradspiranten. Nach abgelegter Zahlmeisterprüfung wird das Einrücken der Zahtmeisteradspiranten in etatsmäßige Stellen für jeden Korpsbereich durch die Generalkommandos geregelt, wobei die durch die Ergebnisse der Prüfung bestimmte Reihenfolge maßgebend ist. Jene geprüften Zahlmeisteradspiranten, für welche nach dieser Reihen­ folge etatsmäßige Stellen nicht vorhanden sind, verbleiben bis zum Ein­ rücken in solche im Etat der Truppen. Sind keine geprüften Zahlmeisteradspiranten vorhanden, so kommen die in der Ausbildung als solche begriffenen Unteroffiziere auf den Etat der Zahlmeisteradspiranten in Anrechnung. (K.-M.-R. v. 31. März 1874, Nr. 19827.) Mit dem Zeitpunkte des Aufrückens der etatsmäßigen Zahlmeisteradspiranten in die höheren Chargen­ gehälter findet ihre Beförderung zu Sergenten bezw. Feldwebel statt. 3. So lange die Zahlmeisteradspiranten in dieser Funktion stehen, dürfen sie ausschließlich nur zum Rechnungs- und Verwaltungsdienste ver­ wendet werden. 14. Ihre dienstliche und moralische Führung, Propretät re. überwacht speziell der Adjutant des Truppentheils. 5. Dem Zahlmeister ihres Truppentheils sind sie zunächst in Bezug auf die administrative Dienstordnung unterstellt; von ihm werden sie durch entsprechenden Unterricht, praktische Anleitung und Bereitstellung der nö­ thigen Hülfsmittel, ferner durch zweckmäßige Eintheilung, Auswahl und

384

4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Abwechslung der Beschäftigung zum Dienst als Zahlmeister, sowie zum Bestehen der vorgeschriebenen Prüfung gehörig vorbereitet. 6. Jeder muß sich die Vorschriften über Geld- und Naturalverpfleg­ ung, jene über die Bekleidung und Ausrüstung, sowie über das Kassen­ wesen bei den Truppen vollkommen aneignen. 7. Entspricht der Zahlmeisteradspirant nach 1 jähriger Dienstzeit bei dem Truppentheile, so wird er von dessen Kommandeur zur Verwendung bei einer Intendantur vorgeschlagen. Während dieser Zeit wird er vom Trilppentheil verpflegt und bleibt auf dessen Etat. 8. Ist die Beschäftigung des Adspiranten bei der Intendantur be­ endet, so meldet er sich bei dem Vorstande und dem Mitgliede zur Prü­ fung und wird nach deren Ablegung wieder zum Truppentheil zurückbe­ ordert. 9: Zahlmeisteradspiranten, welche nach bestandener Prüfung sich um 'Anstellung bei Proviantämtern bewerben, sind zur Praxis auf mindestens 6 Monate zu dem treffenden Verwaltungszweige zu beordern. 10. Im Frieden kann den Adspiranten der Rücktritt in den Waffen­ dienst auf ihr Ansuchen von dem Regimentskommandeur bewil­ ligt werden. Ebenso kann derselbe Adspiranten — sei es wegen mangelnder Befähigung oder aus andern dienstlichen oder administrativen Erwä­ gungen — ihrer Funktion entheben und sie wieder in den Waffendienst einreihen. 11. Die in den Beurlaubtenstand übergetretenen Zahlmeisteradspiranten werden — falls sie ihre Prüfung mit Erfolg bestanden haben — für den Mobilisirungsfall zur Verwendung als Zahlmeister vorge­ merkt. 12. Die im aktiven Dienste beftndlichen treten bei der Mobil­ machung, falls sie nicht zur Funktion als Zahlmeister bei einer mobilen Truppe berufen werden, zu den Ersatzabtheilungen über, und können auch als Zahlmeister bei den Landwehrbataillons verwendet werden. (K.-M.-R. v. 25. Febr. 1873, Nr. 3680, die Deckung des Bedarfs an Zahl­ meister betreffend.) 13. Jedes Infanterie-, Jäger-, Pionier- und Trainbataillon, jedes Kavalerieregiment und jedes Fußartillerie-Bataillon ist verpflichtet, außer dem etatsmäßigen Zahlmeisteradspiranten noch 1, der Stab jeden Artil­ lerieregiments noch 2 Unteroffiziere oder Soldaten für den Administrations­ dienst ausgebildet stets bereit zu halten. Diese Leute sind aus dem etatmäßigen Stande des Truppen­ teils zu entnehmen und decken im Mobilisirungsfalle den vermehrten Be­ darf an Berwaltungspersonal. 14. Die Ernennung Einjährig-Freiwilliger zu Zahlmeister­ adspiranten darf erst nach Ablauf ihrer Dienstzeit als Einjahrig-Frei­ willige stattfinden.

§. 17.

Der Militär-Büchsenmacher.

1. Der Militärbüchsenmacher wird in der Regel aus Arbeitern der Gewehrfabrik entnommen, deren Direktion für entsprechende Nachbildung geeigneter Individuen Sorge trägt; daher Abtheilungen, welche deren benöthigen, sich deßhalb dirett an die Gewehrfabrik-Direktion wenden.

III. Abschn. Don den Obliegenheiten der einzelnen Chargen.

385

2. Der Büchsenmacher wird auf die Dauer von 10 Jahren kontrakt­ lich angestellt. Der Kontrakt hat von dem Tage an Gültigkeit, an welchem derselbe von dem Regiments- rc. Kommandeur bestätigt worden ist. (K.-M.-R. v. 27. Febr. 1872, Nr. 31733, enthält in Beil. 2 das Schema dieses Ver­ trags und K.-M.-R. v. 3. Aug. 1872, Nr. 18259, weitere einschlägige Be­ stimmungen). 3. Der Büchsenmacher steht in Disziplinarsachen direkt unter dem Regimentskommandeur, welcher ihn mit den Disziplinarstrafen für Unteroffiziere belegen kann.

4. Der Büchsenmacher erhält eine Werkstätte, die mit dem sogenannten großen Werkzeug vollständig eingerichtet ist, dann eine oder auch mehrere Werkbänke, ferner eine Kammer zur Verwahrung der Waffen- und Materialvorräthe angewiesen. Außerdem versieht ihn der Waffen-Aufsichtsoffizier (die Waffenrepa­ ratur-Kommission) mit den nöthigen Werkzeugen. 5. Sollte der Büchsenmacher den übernommenen Verpflichtungen nicht nachkommen, durch Arbeitsunfähigkeit, Vernachlässigung seiner Dienstpflichten und anderweitige Vergehen dem dienstlichen Interesse Nach­ theil zufügen, so ist das Generalkommando berechtigt, auf Antrag des Regimentskommandeurs den Kontrakt innerhalb- der 10 Jahre nach vier­ wöchentlicher oder halbjähriger Kündigung ohne Entschädigungsanspruch aufzuheben. Ist dagegen keine Veranlassung zur Aufhebung des Kontraktes gegeben, so behalten beide Theile das Recht, denselben 6 Monate vor seinem Ablaufe zu kündigen. Die Jnfanteriebataillone erholen hiezu die Genehmigung des Regi­ mentskommandeurs. 6. Geräth die Bewaffnung eines Bataillons durch Schuld' des Büchsenmachers in einen schlechten Zu st and, so liegt die Prüfung deßfallsiger Anträge in letzter Instanz dem Generalkommando ob, welches sich hiezu einer Kommission von Offizieren bedient, welche bei der Sache nicht betheiligt sind 7. Bei vorübergehender Arbeitsunfähigkeit darf der Büchsen­ macher einen Stellvertreter aufftellen, welcher von ihm bezahlt wird und welcher seine Befähigung durch ein ihm von der Gewehrfabrik-Direktion ausgestelltes Zeugniß nachweisen muß. Unter keinen Umständen ist dem Büchsenmacher gestattet, Repara­ turen für seine Rechnung bei andern Büchsenmachern ausführen zu lassen. * Bei momentaner Abwesenheit des Büchsenmachers kann das Ba­ taillon jene Arbeiten, welche in der Zusammenstellung der vorkommenden Reparaturen mit Preisansätzen angeführt sind (K.-M.-R. v. 15.Sept. 1872, Nr. 22560) auf Rechnung desselben durch bürgerliche Meister vornehmen lassen.

8. Geht der Büchsenmacher vor Ablauf seines Kontraktes mit Tod ab, so wird derselbe als erloschen betrachtet; den Erben steht mithin die Fortführung der Arbeiten nicht zu. Der Bataillonskommandeur kann jedoch den Erben gestatten, bis Ablauf des Monats das Geschäft durch einen von der Direktion der Ge­ wehrfabrik approbirten Büchsenmacher fortzuführen. Reinhard, Heerwesen.

4. Abthl.

386

Allgemeine Dienstverhältnisse.

9. Mit Auflösung eines Bataillons, oder wenn in Folge abge­ änderter Formation der Büchsenmacher unnöthig wird, erlischt der Kontrakt ohne vorhergegangene Kündigung. (Provisorische Instruktion für die Ausführung des Waffenreparaturgeschäftevom Jahre 1872. K.-M.-R. v. 23. Novbr. 1875, Nr. 15968, zu §. 7 u. 8 der­ selben. K.-M.-R. v. 27. Septbr. 1868, Nr. 9430, enthält den Tarif für Reparaturen an den Zimmergewehren. K.-M.-R. v. 25. Oktbr. 1874, Nr. 16599, Einführung des Büchsenmacherwerkzeugkastens für den Feldgebrauch. K.-M.-R. v. 7. Novbr. 1874, Nr. 20499, Militärbüchsenmachern flehen im Reichspostgebiet dieselben Ver­ günstigungen zu, wie den Mannschaften vom Feldwebel abwärts.)

§. 18.

Von der Mannschaft im Allgemeinen.

1. In die Kategorie der Gemeinen gehören die Obergefreiten, Ge­ freiten, Gemeinen; dann die Hornisten und Tamboure der Infanterie­ regimenter, die Hornisten der Jägerbataillone, Sanitäts- und Ouvrierskompagnie, die Trompeter der Fußartillerie und des Trains; die Oekonomiehandwerker. Aus dieser Kategorie werden bei der Infanterie und Kavalerie die zum Pionierdienste geeigneten Leute ausgewählt. Die Benennung der Mannschaft bei den verschiedenen Waffengattungen ist aus der Rangordnung (Seite 327) ersichtlich. 2. Obergefreite und Gefreite sind nur dann Vorgesetzte der Gemeinen, wenn ihnen eine die Borgesetzteneigenschaft bedingende Funktion' zukommt. Außer Dienst findet ein^Rangunterschied nicht statt. 3. Bei dienstlichen Anlässen führt, wenn kein Gefreiter oder anderer Vorgesetzter anwesend ist, der im Dienstalter älteste oder bestimmte Sol­ dat das Kommando. Soldaten der 2. Klasse aber stehen immer unter Kommando, selbst des jüngsten Soldaten.

§. 19. Der Kapitulant. 1. Unter Kapitulant versteht man jenen Soldaten, welcher sich nach vollendeter aktiver Dienstzeit zum Weiterdienen verpflichtet, welche Verpflichtung von 1—3 Jahre eingegangen werden kann. Zur Kapitulation dürfen nur solche Leute zugelassen werden, welche sich zu Gefreiten eignen und Aussicht geben, tüchtige Unteroffiziere zu werden. 2. Handwerker, sowie alle, welche nicht unter dem Gewehr st and waren, müssen, wenn sie kapituliren, wieder in diesen zurücktreten; aus­ genommen sind die Offiziersburschen und Pferdewärter, dann die Zu­ schneider, welche aber auch keine Kapitulantenzulage erhalten. (K.-M.-R. v. 21. Juni 1876, Nr. 7598.) die vierjährig Freiwilligen der Kavalerie legen mit Beginn des 4. Dienstjahres die Kapitulantenab­ zeichen an. (K.-M.-R. v. 26. Nov. 1873, Nr. 2436.) Kapitulanten erhalten pro Reisetag: Gemeine, Gefreite, Spielleute 97Va Pf. Sergenten, Feuerwerker, Vizefeldwebel, Vizewachtmeister, Unteroffi­ ziere, Trompeter, Hoboisten I M. 12Va Pf,

III. Abschn.

Von den Obliegenheiten der einzelnen Chargen.

387

Oberfeuerwerker, Feldwebel, Wachtmeister, Stabshoboisten 1 M. 427* Pf. Berechnung nach gerader Straßenverbindung. Meilenzeiger V.-Bl 1873, Nr. 59. Umwege, welche die zu benützenden Eisenbahnen machen, bleiben außer Betracht. Ats Heimath gilt letzter Wohn­ ort oder die verlassene Garnison. §. 20.

Der Gefreite.

1. Der Gefreite wird vom Kompagniechef aus der Zahl der Gemeinen gewählt, vom Bataillonskommandeur vorgeschlagen und vom Regiments kommandeur ernannt. 2. Die Stellen — zur ^Disposition beurlaubter Gefreiten — werden besetzt. Den zur Disposition beurlaubten Gefreiten wird eröffnet, daß sie sich mit der Gemeinenlöhnung begnügen müssen, wenn zur Zeit ihrer Wiedereinziehung Gefreitenstellen nicht offen sein sollten. 3. Die Gefreiten dienen innerhalb der Korporalschaft zur Unter­ stützung der Führer, versehen die Funktionen fehlender Unteroffiziere und soweit möglich die der Quartierältesten; als solche sind sie für die Ruhe und Ordnung im Quartier verantwortlich. 4. Auch in manchen anderen dienstlichen Berührungen i st der Gefreite nächster Vorgesetzter des Gemeinen, so als Kommandant kleiner Wachen, beim Aufführen der Posten, in seiner Thätigkeit bei Abrichtung, der Rekruten u. s. w. 5. Jede Kompagnie kommandirt in der Regel einen Gefreiten zum Dienste vom Tag, der seine Dienstverrichtungen vom Feldwebel ange­ wiesen erhält, den Jourunteroffizier unterstützt und die weniger wichtigen Gänge abmacht. 6. Die Enthebung des Gefreiten von der Charge kann nicht nur als Straffolge, sondern auch aus dienstlichen Rücksichten durch den Regimentskommandeur verfügt werden. Letzteren Falles hat sie nicht den Charakter einer Strafe, sondern ist vielmehr eine im dienstlichen Interesse nothwendige Maßregel. Es kann sohin solche Entfernung ohne Urtheilsspruch oder vorher­ gehende andere Strafe stattfinden, sobald der Betreffende sich moralisch oder dienstlich nicht mehr zum Gefreiten befähigt erweist. §. 21.

Der Obergefreite.

1. Die Bestimmungen im vorstehenden §. gelten auch für die Ober­ gefreiten der Artillerie. 2. Bei der Artillerie können überhaupt Leute mit guter Führung zu Gefteiten — zu Obergefreiten aber nur solche ernannt werden, welche sich voraussichtlich zur späteren Beförderung zu Unteroffizieren eignen. 3^ Die Ernennung der Obergefreiten erfolgt jedoch erst nach, Able­ gung einer Prüfung, welche sich auf Schreiben, Rechnen und Artillerie­ kenntniß erstreckt; es wird genaue Kenntniß des Materials und der Mu­ nition verlangt. 4. Qualifizirte Leute können direkt zu Obergefreiten befördert werden, ohne vorher Gefreite gewesen zu sein.

388

4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

5. Die dienstliche Verwendung derselben erstreckt sich hauptsächlich auf Unterstützung der Unteroffiziere als Geschützführer, dann auf Ver­ tretung manquirender oder abkommandirter Unteroffiziere. 6. Der Geschützführer überträgt dem Obergefreiten die spezielle Auf­ sicht über die Bedienungsmannschaft, sowie die Kontrole über das Geschütz nebst Zubehör; die Stallaufsicht behält der Unteroffizier selbst. 7. Bei jedem Geschütze soll daher ein Obergefreiter sein; ihm wird bei der Geschützbedienung eine der wichtigsten Bedienungsnummern (Rich­ ten 2C.) übertragen. (K.-M.-R. v. 27. Febr. 1875, Nr. 2506. Obergefreite erhalten die Krankenlöhnung der Unteroffiziere 20 Pf. per Tag.)

§. 22.

Der Spielmann

1. wird durch den Regimentskommandeur ernannt. Spielleute stehen unter dem Unteroffizier ihrer Korporalschaft, in welcher sie die inneren Dienste, soweit es mit ihren speziellen verein­ bar, mit den Gemeinen verrichten. 2. Alljährlich treten nur so viele Spielleute als solche in den Beurlaubtenstand über, als voraussichtlich im Mobilisirungsfalle gebraucht werden, die übrigen als Gefreite oder Gemeine. Das Generalkommando gibt die Zahl der als Spielleute zu Entlassenden so rechtzeitig bekannt, daß die zum Dienste mit der Waffe Uebertretenden dazu noch vorher entsprechend ausgebildet werden können.

§. 23.

Der Handwerker.

1. Der Handwerker mit Waffe — dem etatsmäßigen Stande der Gemeinen entnommen — bleibt Soldat und wird zu jedem Dienste herangezogen. Nach vollendeter Ausbildung wird er als Kompagnie-Schneider, -Schuster, -Sattler verwendet; kann auch zeitweise auf der Handwerkerstube des Regiments beschäftigt werden. 2. Der Handwerker ohne Waffe — Oekonomie-Hand werk er — wird nach seinem Zugänge vereidet, dann drei Wochen in den ersten militärischen Begriffen unterrichtet und ist zur Anfertigung der Be­ kleidung und Ausrüstung bei der Bekleidungskommission bestimmt. Freiwillige dürfen hiezu nicht angenommen werden. Ausnahmsweise können die Zuschneider (Meister) aus der Zahl der Gefreiten entnommen werden. 3. Die Oekonomiehandwerker eines Bataillons werden alle einer Kompagnie zugetheilt und stehen unter deren Chef in disziplinärer Hinsicht, hinsichtlich ihrer Beschäftigung unter dem als Vorstand der Handwerkerstube fungirenden Offizier bezw. unter der Bekleidungskom­ mission, welche allenfallsige Bestrastlngen beim Regimentskommandeur be­ antragt. 4. Die Oekonomiehandwerker treten nach 3 jähriger aktiver Dienstzeit als solche in den Beurlaubtenstand. Sie können zu besondern Anfer­ tigungen»— eventuell zu Neuanfertigungen für die Landwehr — anstatt der Reserve- und Landwehrübungen eingerufen werden.

111. Abschn. Von den Obliegenheiten der einzelnen Chargen.

389

Außerhalb des Kompagnieverbandes stehende Mann­ schaften vom Feldwebel abwärts sind in Bezug auf allgemeine Disziplin rc. und unbeschadet ihres besonderen Dienstverhältnisses einer Kompagnie (Eska­ dron, Batterie) zu attachiren und eventuell in Bezug auf ihre Anciennetät im Sinne der Ziffer 42 der Verordnung vom 12. August 1873, V.-Bl. 40 (siehe II. Unteroffiziere und Mannschaft) zu dem Unteroffizierskorps dieser Kompagnie rc. zu rechnen. Nicht regimentirte Unteroffiziere und Gemeine sind zu vorbemerktem Zwecke durch die Generalkommandos bezw. durch die Inspektion der Ar­ tillerie und des Trains einem der unterstellten Truppentheile, und zwar zunächst dem Stamm- oder einem diesem verwandten Truppentheile zuzutheilen. Außerhalb der Garnison der eigenen Truppenabtheilung oder jener der ständigen Attachirung — abkommandirte Unteroffiziere oder Gemeine werden außerdem in Bezug auf Kasernement, Disziplin rc. gleichfalls nach den allgemeinen Anordnungen der Generalkommandos bezw. der Inspektion der Artillerie und des Trains einem Truppentheit der augenblicklichen Garnison zugetheilt. (V.-Bl. 1875, Nr. 58.)

Offiziersdiener mit) Pferdewärter. (V.-Bl. 1868, Nr. 51 und K.-M.-R. v. 1. März 1872, Nr. 5057.) Anspruch auf Diener (einen Gemeinen) haben alle zum dienstbaren Stande des Heeres zählenden Offiziere — inklusive der Brigadekommandeure und sämmtlicher im Range derselben stehenden Offiziere (K.-M.-R. v. 10. Juli 1873, Nr. 12270) — die Aerzte, die Zahlmeister und die Veterinäre, dann auf Pferdewärter alle jene Aerzte und obere Militärbeamten, welchen etatsmäßig Rationen gebühren. Die übrigen oberen Militärbeamten, sowie die Civilbeamten der Mi­ litärverwaltung haben im Frieden auf Zuweisung von Dienen: und Pferde­ wärtern keinen Anspruch. Die zum Dienste berufenen Offiziere rc. der Reserve und Landwehr, sowie jene des Pensionsstandes haben auf die Dauer dieser Dienstleistung Anspruch auf Burschen oder Pferdewärter. (K.-M.-R. v. 28. März 1871, Nr.'37893. Offizieren vom Brigadier abwärts, welche pensionirt werden, so daß sie keine Pferde mehr zu halten brauchen, dürfen die Pferdewärter noch 2 Monate, im Falle die Pferde noch nicht verkauft sind, belassen werden. Ebenso im Sterbfalle). Wenn ein Mann als Offiziersbursche eintreten will, muß der Kom­ pagniechef vorher in Kenntniß gesetzt werden und bei den Offizieren seiner Kompagnie die Genehmigung ertheilt haben. Noch nicht vollständig zum Dienste ausgebildete oder solche Sol­ daten, welche zum Unteroffizier sich eignen, dürfen zu Offiziersburschen und Pferdewärtern nicht gewählt werden. Kein Soldat, Reservist oder Landwehrmann darf zur Annahme der Wahl als Offiziersbursche oder Pferdewärter gezwungen werden. Die Pferdewärter sind von allen Diensten frei; die Diener können zu den gewöhnlichen Uebungen beigezogen werden und zum Wachtdienste dann, wenn der Mann nur mehr 3 Tage wachfrei ist.

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4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Diener und Pferdewärter tragen im Frieden die Uniform ihrer Ab­ theilung oder anständige Livree. Der Diener oder Pferdewärter, welcher von dieser Verwendung ent­ hoben werden will, muß dies dem Offizier re. 1 Monat vorher melden; dagegen kann der Offizier rc. ersteren zu jeder Zeit dieser Verwendung entheben.

IV. Abschnitt. Die Ehrenbezeigungen. (Dienstverhältnisse in der kgl. bayer. Armee; Ehrenbezeigungen, München 1871. 21 fr.)

All gemeine Einleitung.

2. Die militärischen Ehrenbezeigungen scheiden sich in: I. Ehrenbezeigungen im engern Sinne — militärischer Gruß; II. Ehrenwachen, Ehrenordonanzen, Ehrenposten; III. Ehrenbezeigungen bei Reisen fürstlicher Personen; IV. Ehrenbezeigungen aus besondern Anlassen; V. letzte Ehren. I.

Ehrenbezeigungen.

(Der militärische Gruß.)

§. 2. Ehrenbezeigungen werden erwiesen: f einzelnen Personen außerhalb der Truppe, Abtheilungen, an von Wachen und Schildwachen

einzelne Personen, Abtheilungen Wachen und Symbole.

A. Grundsätze. §. 3, 1. Die Ehrenbezeigungen werden mit dienstlichem Ernst und An stand ehrerbietig gegeben; der Gruß muß achtend erwidert werden. 3. Engere kameradschaftliche oder Privatbeziehungen entschuldigen niemals eine Vernachlässigung der Form. 4. Es ist Dienstpflicht, die gebührende Ehrenerweisung selbst zu fordern, und zu wachen, daß Untergebene auch das Gleiche von ihren Untergeordneten verlangen. 5. Das Ansehen des Befehls — denn die Ehrenbezeigungen sind von Seiner Majestät befohlen — ist ohne jedwede Rücksicht, sei es durch Mge oder Strafe, zu wahren. 9. Zuerst gegrüßt wird der direkte Vorgesetzte, der ältere Offizier vom jüngern gleicher Charge. 11. Unteroffiziere grüßen unter sich nach den Hauptrangstufen;

VI. Abschn.

Die Ehrenbezeigungen.

391

12. Sämmtliche Unteroffiziere erweisen allen militärischen Vorgesetzten vom Subalternoffizier aufwärts, sämmtliche Soldaten jenen vom Unter­ offizier aufwärts, Ehrenbezeigung. 13. Aerzte werden wie Offiziere gegrüßt. 14. Die Beamten im Armeedienst sollen sich gegenseitig grüßen, und von den Armeeangehörigen ebenfalls gegrüßt werden. 21. Offizieren, Aerzten und Beamten in Civilkleidern gebührt keine Ehrenbezeigung. 22. Den Angehörigen der deutschen Armee — im Kriegsfälle auch verbündeter — werden die Ehrenbezeigungen nach ihrem Range erwiesen, wie jenen der bayerischen Armee. Offiziere fremder Armeen werden nur von den Einzelnen gegrüßt. 24. Ablehnung zuerkannter Ehrenbezeigungen ist untersagt; aus­ genommen §. 31; §. 41, 4; §. 68, 5; §. 71, 6.

B. Ausführung im Allgemeinen. §. 4. Jede Ehrenbezeigung bedin gt stramme Stellung und Haltung ohne Bewegung der Arme; Wendung des Kopfes und Blickes nach dem zu Beehrenden. Alle Bewegungen werden rasch und markirt ausgeführt. Verbeugungen sind im gesellschaftlichen Verkehr statthaft und ge­ boten bei Meldungen von Offizieren. Stehenden Fußes nehmen Unteroffiziere uud Soldaten niemals die Hand auf; dem Beehrten wird immer die volle Front zugewendet. Aus dem Gehen erfolgt das Frontmachen nach den reglementären Bestimmungen ohne vorheriges Halten. Der Laufschritt wird auf die Dauer des Grußes eingestellt. Das Ueberholen Vorgesetzter ist im Allgemeinen gestattet, jedoch wird die Raschheit des Ganges in gleicher Höhe mit ihnen und bis auf einige Schritte vorwärts bedeutend abgemindert. Majestäten und Hoheiten vorzugehen ist unstatthaft. Wenn Höchstdieselben stehen, ist ein Nebenweg einzuschlagen. (§. 8, 3). Zur Begrüßung durch Aufnehmen der Hand geht die Rechte rasch an die Kopfbedeckung. Die Kopfbedeckung darf als Ehrenbezeigung im Freien niemals und vor Niemand — auch nicht im Privatverkehr — abgenommen werden. Die Kopfbedeckung wird abgenommen: von Offizieren mit oder ohne Dienstzeichen in allen Bureaus, dienstlichen Empfangszimmern, Privatwohnungen und den zum Aufenthalt der Offiziere bestimmten Kasernlokalitäten; von Unteroffizieren und Soldaten, wenn ohne Settengewehr zur Ehrenbezeugung im Innern von Kasernen, in öffentlichen und Privatgebäuden, in Stallungen. Die Kopfbedeckung wird: der Helm am Sturmband, Czapka und Dienst­ mütze am Schirm, der Hut an der vordern Spitze gefaßt. Der Schleppsäbel wird zu Fuß ohne Gewehr wie bei der Stel­ lung im Glied gehalten; von den mit Karabiner, Pistole oder Lanze Be­ waffneten im Hacken getragen. Vollzogen wird die Ehrenbezeigung vom Einzelnen für sich, von mehreren Zusammengehenden gleichzeittg, von Abtheilungen auf Kommando.

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4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

Gehen Mehrere außerdienstlich zusammen, so entscheidet für die Art der zu erweisenden Ehrenbezeigung die gegenseitig in Betracht kommende höhere Stellung. Der Höchste wird zuerst begrüßt; ihm wird jederzeit der höhere Beehrungsgrad erwiesen, auch wenn dieser nur einem der ihn begleitenden Untergebenen gebühren sollte.*) Der "Gruß gebührt in Kasernen, Zimmern, Gängen, Höfen und in Stallungen, wie auf der Straße. Sind in einem Zimmer oder einer Stallung mehrere Mannschaften anwesend, so vollziehen sie die Beehrung auf Kommando des Nettesten oder Höchsten. Ein Aufnehmen der Hand findet hiebei nicht statt. Jedem Vorgesetzten wird von Einzelnen, wie von Abtheilungen Vor­ tritt und Raum gegeben; das Ausweichen geschieht rechts. Ein gleiches findet in den Kaserngängen u. s. w. statt. Jede Ehrenbezeigung muß vollzogen sein, wenn der Vorgesetzte auf 3 Schritte herangekommen ist, und wird bei allenfallsiger Verspät­ ung nachträglich ausgeführt. Die Herstellung erfolgt, wenn der Vorgesetzte sich 3 Schritte ent­ fernt hat. Bei Majestäten und Hoheiten erweitert sich die Distanz auf 10 Schritte. Die Grenze für Ehrenbezeigungen ist 20 Schritte. An öffentlichen Orten jedoch erhebt sich der zum Gruß Ver­ pflichtete, wenn der Vorgesetzte noch 5 Schritte entfernt ist. Zur Nachtzeit werden die Ehrenbezeigungen wie am Tage er­ wiesen. Ausgenommen: Wenn die spezielle Charge nicht erkennbar ist, wie z. B. unter dem Mantel, so wird der Vorgesetzte im Allgemeinen gegrüßt. Verboten ist, während des Grußes die Hände in der Tasche oder auf dem Rücken zu haben, fortzurauchen, das Seitengewehr unter dem Arm zu tragen, die Benützung eines Zwickers, mit einem Begleiter Arm in Arm, oder mit diesem sprechend zu grüßen, oder sich mit etwas anderm beschäftigend, an dem Vorgesetzten vorüberzugehen. Rekruten müssen binnen 14 Tagen im Allgemeinen, nach 2 Monaten aber vollständig unterrichtet sein. Zuerst sind ihnen die den Majestäten schuldigen Ehrenbezeigungen, nebst Erkennen der allerhöchsten Personen einzuprägen. C. Ehrenbezeigungen vom Einzelnen außerhalb der Truppe.

§. 5 u. 7. I. Offiziere**) machen Front mit Handaufnehmen: vor a) Sr. Maj. dem König, b) I. M. ber Königin und Königin Mutter,

•) Wenn z. B. der begleitende Untergebene der direkte Vorgesetzte eine- be­ gegnenden Soldaten ist. *•) Ebenso grüßen die Hartschiere, Werkmeister, Oberwachmieister und die Zöglinge des Kadetenkorps.

IV. Abschn.

Die Ehrenbezeigungen.

393

c) den majorennen Prinzen und Prinzessinen des kgl. Hauses, d) I. I. M. M. dem deutschen Kaiser und Allerhöchstdessen Ge­ mahlin; grüßen durch Aufnehmen der Hand: e) alle nicht bayerischen Fürsten und Prinzen, deren Gemahlinen, Wittwen und Prinzessinen, f) die Fahnen und Standarten, g) die rangälteren Offiziere und Aerzte. II. Unteroffiziere und Soldaten (ohne Oberge.wehr) machen Front ohne Handaufnehmen: vor a—d) sub L, e) allen direkt vorgesetzten Offizieren und dem Regimentsinhaber, grüßen ferner durch Aufnehmen der Hand (in Haltung vorübergehend): f) die Fahnen und Standarten, g) sämmtliche Offiziere der Armee, vor welchen nicht Front zu machen ist, h) die Aerzte, oberen Militärbeamten und Feldgeistliche, i) Unteroffiziere, welche das Offiziers-Seitengewehr tragen.

III. Gefreite und Gemeine: k) alle Unteroffiziere. Stehenden Fußes wird allen diesen Kategorien die Ehrenbezei­ gung durch Stellungnehmen unter Frontmachen erwiesen. IV. Unteroffiziere und Soldaten mit Obergewehr: Im Gehen 1. Anfassen des Gewehrs vor a) I. I. M. M. und Hoheiten, b) allen Fahnen und Standarten, c) allen Offizieren, d) allen Aerzten. 2. Annehmen von Haltung unter Blickwendung vor bem Hochwür­ digsten (kath. Kultus). Stehenden Fußes wird vor allen Obbezeichneten Stellung mit Gewehr beim Fuß genommen. §. 10. Der Karabiner wird im Stehen wie im Gehen im Arm gehalten; die Pistole bleibt bei der Kavalerie im Gürtel versorgt, die Artil­ lerie hält sie geschultert; Die Lanze wird zu Fuß an der Schulter, zu Pferd am Arm ge­ tragen. Trägt der mit Obergewehr Bewaffnete einen Gegenstand, so geht er in Haltung vorüber. In Stallungen, Gängen, Zimmern rc. Ehrenbezeigung wie auf der Straße. Mit Karabiner oder Cuise bewaffnete einzelne Hartschiere ver­ halten sich analog. §. 6 und 8. Wie die Offiziere so grüßen auch Aerzte und Mi­ litärbeamte. Beide letztern Kategorien erweisen und empfangen unter sich und gegenüber den Offizieren die Ehrenbezeigung nach dem Chargenrange.

394

4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Bei gleicher Charge grüßt der Arzt den Offizier zuerst. Der Zahlmeister grüßt den Offizier jeden Grades zuerst; jüngere Offiziere werden jedoch im Lebens- und Dienstalter vorgeschrittenen Mili­ tärbeamten dieser Kategorie im Gruße zuvorkommen. Mit Pension verabschiedete Offiziere, Aerzte und Militärbeamte erweisen und empfangen in Uniform dieselbe Ehrenbezeigung, wie in Ak­ tivität. Den Säbel trägt der Offizier bei der Begrüßung im Hacken oder am Tragriemen hängend. Mit einer Dame am Arm kann er mit der linken Hand grüßen, wenn er nicht Front machen muß. Bei Versammlung einzelner oder mehrerer Offizierkorps zu dienst­ lichen oder außerdienstlichen Zwecken wird jeder ankommende oder ein­ tretende Vorgesetzte des Höchsten der bereits Anwesenden — im Freien durch Entgegenkommen — begrüßt. — §. 5,3 und §. 7,6. Den nicht bayerischen regierenden Fürsten und deren Gemahlinen inner ihrer Landesgrenzen wird die dort vorgeschriebene Ehrenbezeigung erwiesen. §. 5,4. Prinzen, welche in irgend einer Ausübung des Militärdienstes begriffen sind, empfangen nur die ihrem militärischenRange zukommenden Ehrenbezeigungen. §. 8;2. Sind einzelne Unteroffiziere und Soldaten in der Nähe einer Wache oder Abtheilung (Beehrungs-Rayon--20 Schritte), welche Stel­ lung zum Gebet nimmt, so machen sie gegen die Wache rc. Front, und nehmen ebenfalls Stellung zum Gebet. Anstatt Frontmachens aus dem Gehen nehmen Unteroffiziere und Soldaten im Vorübergehen die Hand auf, wenn der Vorgesetzte steht, überholt wird, oder abrückt. Anstatt Frontmachens gehen Unteroffiziere und Soldaten ohne Kopfbedeckung in Haltung vorüber. In gleicher Weife, wenn sie einen größeren Gegenstand tragen (Reiter Säbel im Hacken); ebenso Tamboure, Trompeter rc. (Trommel, Trompete übergehängt), Hoboisten (Instrument in Parade­ stellung). Kann der Mann die rechte Hand nicht gebrauchen, so nimmt er Haltung an. (Mit der linken Hand dürfen nur Offiziere, Aerzte u. a. m. salutiren.) Gegenstände von geringerer Schwere nimmt er in die linke Hand, und nimmt die rechte auf. Reiter hacken den Säbel nicht ein. Diese Ehrenbezeigungen gebühren immer, wenn der Vorgesetzte irgendwie als solcher erkennbar ist, auch im Freien, mag er nun im Dienst­ anzug, in Schirmmütze oder im Hausanzug, mit oder ohne Seitengewehr erscheinen. In Kaserngängen, auf Treppen und Stallungen wird, wenn es zumRaumgeben erforderlich, vor allen Vorgesetzten Front gemacht, sonst nur vor den direkten. Mannschaften des Beurlaubtenstandes verhalten sich in Uniform wie die bei der Fahne Präsenten. §. 4. Zu Pferd nehmen Unteroffiziere und Soldaten niemals die Hand auf, sondern lassen den rechten Arm an der Seite gerade herab­ hängen; ebenso Abtheilungsführer.

IV. Abschn. Die Ehrenbezeigungen.

395

In nerhalb der Truppe wird gleichfalls von Niemand — auch nicht von eingetheilten oder führenden Offizieren — die Hand ausgenommen. Offiziere wie Mannschaften, ebenso Abtheilungen, gehen vor jeder Seren Charge aus schärferer Gangart in Schritt über. Nur Dienst­ ellung, welche Eile erfordert, entschuldigt hievon. Beim UeVerholen Vorgesetzter.wird die Gangart abgemindert; reitet derselbe aber in höherer Gangart, so ist ohne dienstliche oder drin­ gende Veranlassung das Vorreiten verboten. Belästigung des Vorgesetzten muß sorgfältig vermieden werden, insbesondere unter Rücksichtnahme auf Raum, Bodenbeschaffenheit und Charakter des Pferdes. §. 6.

Offiziere erweisen dieselben Honneurs wie zu Füß.

§. 8. Unteroffiziere und Soldaten machen aus der Be­ wegung nicht Front, sondern reiten in Haltung in Schritt vorüber. Mit Hand Pferd ist der Berittene, wenn das Ausweichen nach der Handseite unthunlich, besonders besorgt, daß der Vorgesetzte nicht beschä­ digt oder belästigt werde. Führt ein Mann mehrere Pferde, so nimmt er Haltung an, und stellt den Pferden mit kurzen Zügeln die Köpfe hoch. Der Säbel bleibt im Hacken. Fahren Unteroffiziere rc. in oder auf einem Wagen, so nehmen sie gerade Haltung mit an der Seite angelegten Armen an, ohne auf­ zustehen. Kutschirend verhalten sie sich in analoger Weise. Offiziersdiener verhalten sich wie die Mannschaft; den Vor­ gesetzten grüßen sie durch Abnehmen der Kopfbedeckung, indem sie dieselbe mit herabhängendem Arm — zu Pferd etwas hinter dem Knie — halten. Begleiten sie jenen Herrn, welchem sie zugetheilt sind, zu Pferd, so ist ihnen gestattet, dessen Gangart beizubehalten, jedoch müssen sie gegen jeden Vorgesetzten sich vor Belästigung hüten und vorschriftsmäßig grüßen.

§. 3. In Civilkleidern. Offizieren, Aerzten und Beamten in Civilkleidern gebührt keine Ehrenbezeigung. §. 4. Richtiger Takt und Schicklichkeitsgefühl werden Jeden die Fälle erkennen lassen, in welchen der gewöhnliche Gruß eines in Civil gehenden Vorgesetzten geboten erscheint. §. 6. Der zum Tragen der Civilkteidung berechtigte Offizier, Arzt u. s. w. hat ihm begegnende Vorgesetzte zu begrüßen. §. 8. Unteroffiziere und Soldaten in bürgerlicher Kleidung find nicht gehalten, den Vorgesetzten eine Ehrenbezeigung zu erweisen; grüßen sie dieselben dennoch, so geben sie sich selbst ein ehrendes Zeugniß militärischen Sinnes und Anstandes. Für Einjährig-Freiwillige gilt die gleiche Bestimmung vom Uebertritt in die Reserve an, Während des aktiven Dienstes jedoch hat er auch in bürgerlicher Kleidung außer seinen direkten Vorgesetzten die sämmtlichen Offiziere u. s. w. seiner Abtheilung zu begrüßen. Letzteres gilt auch von den Offiziersdienern. §. 27. Den Inhabern der militärischen Orden rc. wird von den Schildwachen die zugesprochene Ehrenbezeigung auch in Civilkleidung erwiesen, wenn sie die Dekoration in vorschriftsmäßiger Größe rc. tragen.

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4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

§. 6. Vor Gericht erscheint jeder Offizier mit abgenommener Kopfbedeckung. §. 8. Unteroffiziere nehmen hier wie in Civilbüreaus, wenn sie ohne Seitengewehr erscheinen, die Mütze ab. Mit Seitengewehr be­ halten sie die Kopfbedeckung auf und grüßen mit Handaufnehmen. Für die Dauer der Eidesleistung oder des Handgelübdes wird die Kopfbedeckung, sowie der rechte Handschuh ab- und in die linke Hand genommen. In öffentlicher Verhandlung nehmen Unteroffiziere rc., wenn sie auf die Zeugen- oder Anklagebank verwiesen, die Kopfbedeckung auch bei umgeschnalltem Seitengewehre ab. D. Militärische Schicklichkeitsregeln.

§. 2. Im innigsten Zusammenhang mit den Ehrenbezeigungen ist das allgemeine Verhalten gegenüber dem Vorgesetzten bei vorkommender dienstlicher wie außerdienstlicher Berührung — Schicklichkeitsregeln. §. 12. Auf der Straße ist Rock und Mantel angezogen und zu­ geknöpft.

Der Soldat ist immer aufmerksam, daß er keinen zu begrüßenden Vorgesetzten übersehe. Erblickt er den Vorgesetzten am Fenster, so grüßt er dienstlich. Nie darf er einen Seitenweg einschlagen, oder in eine Thüre zurück­ treten, um sich dem Blicke des Vorgesetzten zu entziehen. Muß er in einen Seitenweg einbiegen rc., so erweist er vorher die schuldige Ehren­ bezeigung. Kommt ein Vorgesetzter rascheren Schrittes von rückwärts, so tritt der Untergebene seitwärts. Es ist unpassend, dem Vorgesetzten auf sehr kurzen Abstand zu folgen; ver Untergebene hält sich entweder zurück, oder er geht vor. Ordonnanzen rc. folgen auf 5 Schritte Abstand. Wird dem Soldaten befohlen, neben dem Vorgesetzten zu gehen oder zu reiten, so bleibt er an dessen linken Seite. Gehen drei Personen mit einander, so geht der Höchste in der Mitte, rechts der im Rang Nachfolgende, und links der Niederste ; sind es aber vier, so halten die beiden Höchsten die Mitte. §. 14. Im Zimmer eines Offiziers. Kommt ein Unteroffizier rc. in eine Offizierswohnung, so läßt er sich, nachdem er die Stiefelsohlen am Krätzer rc. gereinigt, dort an melden, und tritt dann, wenn er Be­ scheid erhalten, ohne anzuktopfen ein. Ist Niemand da zum Anmelden, so klopft er an, und tritt auf das „herein"! — oder wenn sich nichts regt, nach mehrmaligem Klopfen — ein; schließt die Thüre, nimmt Front gegen den Vorgesetzten und er­ wartet dessen Aufforderung zum Nähertreten. (Siehe E. Meldungen.) Entlassen, macht er Kehrt, und entfernt sich, die Thüre geräuschlos schließend. Ohne Seitengewehr wird die Mütze abgenommen. Das Gewehr ist beim Ein- und Austritt zu Fuß — in demselben ausgenommen. Der Karabiner bleibt im Arm, die Pistole bei dem Reiter versorgt, bei den: Artilleristen geschultert.

IV. Abschn.

Die Ehrenbezeigungen.

397

Der Ulan läßt die Lanze beim Pferd zurück und trägt den Säbel ausgehackt. §. 15. Tritt ein Offizier ins Zimmer, so wird' jede Beschäftigung eingestellt, Rock oder Jacke angezogen und zugeknöpft. Wer das Seitengewebr umgeschnallt hat, setzt die Kopfbedeckung auf. Verläßt der Offizier das Zimmer, so öffnet der nächststehende Mann die Thüre. §. 6. Verkehr mit Vorgesetzten. Bietet der Vorgesetzte dem Unter­ gebenen mündlichen Gruß, so erwidert er denselben mit Beisetzung von „Herr" und der Charge. Es ist verboten, daß der Soldat dem Vorgesetzten zuerst einen Gruß mit Worten bietet, und daß Vorgesetzte mit Hoch- oder Hurrahrufen oder anderen Zeichen des Beifalls empfangen werden, sofern nicht ausdrücklicher Befehl von höherer Stelle ergeht. Spricht der Vorgesetzte einen mit aufgenommener Hand Vorüber­ gehenden an, so macht dieser Front, und nimmt die Hand ab. Ent­ lassen, setzt er seinen Weg fort, ohne die Hand aufzunehmen. Ruft der Vorgesetzte den Untergebenen, so antwortet dieser mit „Herr (Charge)!" eilt auf 2 Schritte heran und fragt: „Was befehlen Herr (Charge)?" Ist der Herangerufene beritten, so bleibt er zu Pferd. Befindet sich der Vorgesetzte in einem Hause, so eilt der Unter­ gebene in dessen Zimmer, sofern der Erstere nicht im Erdgeschosse wohnt. Ist jedoch der Gerufene in einem Hause, so eilt er auf die Straße. Es ist untersagt, einem Vorgesetzten in die Rede zu fallen. Der Untergebene schweigt, während der Vorgesetzte spricht. Ist eine Erwähnung, Gegenrede rc. nöthig, so geschieht dies nach beendigter Rede mit den Worten: „Ich bitte den Herrn (Charge) noch erwähnen zu dürfen, daß rx." Fragen werden bestimmt und wahr beantwortet; Aufträge aufmerk­ sam angehört. Hat der Untergebene jedoch Frage oder Auftrag nicht vollkommen aufgesaßt, so fragt er: „Wie befehlen Herr (Charge)?" Ist Alles richtig verstanden, so lautet die Antwort: „Zu Befehl, Herr (Charge)!" Wird eine Einwendung nöthig, so leitet der Untergebene diese, nach beendigter Rede des Vorgesetzten, ein mit: „Entschuldigen der Herr (Charge)". Unschicklich ist die einfache Antwort Ja oder Nein; man setzt stets „Herr" und die Charge dazu. Spricht der Untergebene über einen Vorgesetzten, so setzt er dessen Namen immer das Prädikat „Herr" vor. Während des Sprechens steht der Untergebene still, oder begleitet den Vorgesetzten in Haltung. Bietet der Vorgesetzte ihm ein Geschenk, so nimmt er es süllschwei­ gend an; ein Glas Bier rc. trinkt er aus, und übergibt es entweder dem Diener, oder stellt es abseits, nie aber auf den Tisch, an welchem der Vorgesetzte sich befindet. Ansprache (Titulaturen).

Angesprochen werden:

der König, die Königin, die Königin-Mutter mit „Majestät",

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4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

sämmtliche Prinzen und Prinzessinen des Königlichen Hauses: „Königliche Hoheit", der Kriegsminister, der Feldmarschall, der General der Infanterie, der Kavallerie und der Feldzeugmeister, ferner der Präsident des Generalauditoriats, die Commandeure der Armeekorps und Divisionen, sowie der Generalkapitän der Leibgarde der Hart­ schiere mit „Excellenz", alle anderen Generale mit: „Herr General", sämmtliche anderen Offiziere, Aerzte und Vorgesetzte, auch Militär­ beamte mit: „Herr (Charge)", die Premier- und Seeondlieutenants mit: „Herr Lieutenant". §. 17. Dienstwilligkeit. Jeder Soldat muß sich beeifern, jedem Offizier immer dienstbereit zu sein, ihm entfallene Gegenstände aufzuheben, Thüren zu öffnen, dabei dem Vorgesetzten den Vortritt lassend, beim Abund Aussteigen behülflich zu sein und. das Pferd vorsorglich herum­ führen, u. a. m. §. 18. Kirchliche Gebräuche. In Kirchen, sowie auf der Straße muß vermieden werden, durch ungeziemendes Betragen Störung zu ver­ anlassen, oder Aergerniß zu geben.

E. Verhalten b ei Meldungen und Bestellungen. §. 13. Zu First. Zur Meldung tritt der Untergebene 2 Schritte heran. §. 6. Bei abgenommener Kopfbedeckung trägt der Offizier, Arzt rc. den Säbel stets im Hacken, und schreitet, nachdem er sich verneigt hat, in gerader Haltung auf den Vorgesetzten zu. Entlassen entfernt er sich in gleicher Weise unter Verneigung. §. 20. Hat der Offizier das Seitengewehr ergriffen, so salutirt er zur Meldung an jeden Vorgesetzten; wenn nicht, dann nimmt er die Hand auf. Der zur Beaufsichtigung von Uebungen anwesende höchste Offi­ zier begleitet jeden eintreffenden direkten Vorgesetzten, nachdem er ihm ge­ meldet hat, bis er entlassen ist. §. 13. Das Gewehr wird zur Meldung zu Fuß stets ausgenommen, der Karabiner im Arm getragen, die Pistole bleibt beim Reiter versorgt, wird bei der Artillerie geschultert, wie auch die Lanze. Hat der Meldende ein Schreiben zu übergeben, so nähert er sich dem Vorgesetzten auf 1 Schritt, und vollzieht mit den Worten: „Dem Herrn (Charge) ein rc. von rc. zu übergeben", seinen Auftrag mit der rechten Hand (mit der linken, wenn mit Obergewehr). Hierauf tritt er zurück, und erwartet weiteren Bescheid. §. 8. Stallwachen nehmen zur Meldung die Mütze ab. §. 7. Einzelne oder mehrere außerhalb der Garnison zu irgend welchem Zwecke aus Marsch befindliche Unteroffiziere und Soldaten melden sich, bei jedem begegnenden Offizier, von welcher Waffe er auch sei, unter Angabe der Abtheilung, des Marschzweckes und Zieles. Ist solche Mannschaft zu einem Transport- rc. Commando vereinigt, so. meldet sich nur der Führer. §. 13. Zu Pferd. Ist der Vorgesetzte zu Fuß, der Meldende aber zu Pferd, so sitzt letzterer zur Meldung ab.

IV. Abschn.

Die Ehrenbezeigungen.

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§. 6. Ebenso der berittene Offizier, ausgenommen hievon ist die Befehlüberbringung, wenn Eile geboten. §. 13. An den zu Pferd haltenden Vorgesetzten reitet der Meldende — die letzten 20 Schritte im Galopp — heran, und parirt an dessen linker Seite. Reitet dagegen der Vorgesetzte vorwärts, so weicht der zur Meldung ihm Entgegenkommende nach rechts aus, und wirft sein Pferd so herum, daß er links neben den Vorgesetzten zu reiten-kommt. Ebenso reitet der von rückwärts kommende Meldende links des Vorgesetzten. Die Waffen bleiben in vorgeschriebener Weise versorgt.

F. Ehrenbezeigungen von Abtheilungen.

§. 3,15. Grundsätzlich erweisen Abtheilungen nur innerhalb der Garnison nur im Marsch volle Ehrenbezeigung an besttmmte Personen, und an Wachen. 16. Haltende Abtheilungen beehren nur mit Gewehr bei Fuß (mit Ausnahme II. MM. und Hoheiten). 17. Außerhalb der Garnison, dann wenn in Uebung oder Ruhe begriffen, erweisen Abtheilnngen keine Ehrenbezeigung. 18. Gegenseitige Beehrung sich begegnender Abtheilungen findet nicht statt. §. 19. 1) Der Rang des Führers bestimmt, welche Ehren­ bezeigungen die Abtheilung an Personen und Wachen erweist. 1. Im Marsch beehren; 1) durch Anfassen des Gewehrs a. von jeder Chargenkategorie geführte Abtheilungen die Majestäten, sowie die majorennen Prinzen und Prinzessinen des Königlichen Hauses; S. M. den deutschen Kaiser, die dirett vorgesetzten Offiziere des Führers, die zur Ehrenbezeigung angettetenen Wachen; hiezu b. von Stabsoffizieren geführte Abtheilungen alle Generale, c. von Hauptleuten rc. und Lieutenants geführte alle Generale und Stabsoffiziere, d. von Unteroffizieren, Gefreiten oder Gemeinen geführte alle Offiziere. 2. Durch Annehmen von Haltung von jeder Chargenkategorie geführte das Hochwürdigste des katholischen Kultus. 3. Stehenden Fußes 1) durch Präsentiren des Gewehres und Marsch­ schlagen Ihre Majestäten und Hoheiten. 2) durch Stellungnehmen mit Gewehr beim Fuß alle Vorgesetzten des Führers, denen er auch im Marsch Ehrenbezeigungen erweist; das Hochwürdigste rc.

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4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

4. Abtheilungen der Hartschiere verhalten sich außerhalb der Residenz wie die Linien-Truppen. §. 20. Salutation. 1. Der abtheilungführende Offizier satutirt zu jeder Ehrenbezeigung vor Ihren Majestäten und Hoheiten, var den Fahnen und Standarten, vor den Generalen, vor dem Hochwürdigsten. 2. Die Fahnen und Standarten salutiren im Marsche nicht. Die eingetretenen Offiziere niemals. ,Z. Zur Meldung an jeden Vorgesetzten salutirt der Offizier, welcher das Seitengewehr ergriffen hat. 3. Spiel rühren. Das Spiel toitb; auch im Marsche, nur-zur Ehrenbezeigung vor II. MM. und Hoheiten eigens gerührt. 4. Im Marsch, die Spielleute zu Fuß: ein Marsch, zu Pferd: ein Aufzug, die Musik: ein Marsch. Stehenden Fußes: Tamboure und Hornisten: Marsch, Trompeter: Post, Musiker der Infanterie, Jäger und Pioniere: Parademarsch, „ berittener Abtheilungen nach der Post einen Marsch. §. 20. Weitere Verhaltungsregeln. 5. Abtheilungen von der Stärke einer Compagnie und darüber erweisen in Marschkolonnen die Ehrenbezeigung zugweise. 6. Der Abtheilungsführer erweist — mit oder ohne ergriffenem Seitengewehr — jedem Vorgesetzten, den er persönlich grüßen muß, dem aber von der Abtheilung keine Ehrenbezeigung zukommt, die Honneurs durch stramme Haltung. 7. Weder den Abtheilungsführern, noch den eingetreteuen Offizieren ist gestattet, irgend Jemand privatim zu grüßen, so lange die Truppe nicht ruht. §. 21. 1. Der Karabiner wird zu Fuß präsentirt, die Pistole bleibt im Gürtel oder geschultert; zu Pferd bleiben beide versorgt. 2. Die Lanze bleibt zu Fuß geschultert, wird aber zu Pferd vor Ihren Majestäten und Hoheiten hoch, zu allen übrigen Ehrenbezeigungen am Arm getragen. 3. Abtheilungen ohne Obergewehr, ebenso berittene und bespannte Abtheilungen nehmen zur Ehrenbezeigung Haltung an. Das versorgte Seitengewehr ergreifen sie nur zur Beehrung. Die Führer Verhalten sich, totint sie das Seitengewehr ergriffen haben, wie jene, welche mit Obergewehr bewaffnete Abtheilungen kommandiren, mit versorgtem Seitengewehr nehmen sie Haltung an. 4. Es kort-Mannschaften nehmen zur Ehrenbezeigung Haltung an. 5. Ebenso Abtheilungen, welche spazierenreiten, zur Arbeit marschiren, Wagenkolonnen im Garnisonsfuhrendienst rc. 6. Berittene Abtheilungen fallen — auch bei Uebungsritten — innerhalb der Garnison in Schritt, wenn Ehrenbezeigung gebührt. 7. Begleitet ein Höherer, als der Führer die Abtheilung, so erweist diese die Ehrenbezeigung nach dem Range des Begleitenden. 8. Schließt der Führer die Abtheilung, anstatt an der Spitze zu reiten, so gilt er als Begleitender: er grüßt für seine Person, während

IV. Abschn.

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Die Ehrenbezeigungen.

die Abtheilung auf Kommando der an der Tete befindlichen Charge die Ehrenbezeigung nach seinem Range erweist. §. 22. Beschränkung, Unterlassung. 1. Im Marsche außer­ halb der Garnison und bei Uebungen werden nur an Ihre Majestäten und Hoheiten Ehrenbezeigungen erwiesen. Im Uebrigen unterbleibt jede Beehrung; dagegen melden Abtheilungs­ führer im Marsch den begegnenden Vorgesetzten aller Waffen Zweck und Ziel des Marsches. Bei Uebungen geschieht diese Meldung nur an direkte Vorgesetzte. 2. Ruhende und abgesessene Abtheilungen erweisen in- und außerhalb der Garnison nur Ihren Majestäten und Hoheiten Ehren­ bezeigungen. Kommt innerhalb der Garnison ein Vorgesetzter an eine solche Abtheilung, so erweist jeder Mann die Honneurs für sich. 3. Außerhalb der Garnison aber bleiben die Leute liegen rc., nur der Führer meldet Zweck rc. rc. Einzelne Leute, welche von einem Vor­ gesetzten angesprochen werden, stehen auf. 1. Ist auf dem Marsche das Rauchen erlaubt, so wird von Unter­ offizieren und Soldaten vor jedem Passirenden Offizier die Pfeife aus dem Munde genommen: die eingetretenen Offiziere grüßen durch Handaufnehmen. 4. Wollen direkte Vorgesetzte die außerhalb der Garnison ruhende, marschirende oder übende Abtheilung besichtigen oder in Haltung vorbeimarschiren lassen, so werden sie solches ausdrücklich befehlen. 5. Von eingetretener Dunkelheit bis zum Tagesanbruch erweisen Abtheilungen keinerlei Ehrenbezeigung.

G.

Ehrenbezeigungen von Wachen.

§. 3, 19. Grundsätze. Orts- und Besatzungswachcn treten nur vor direkten Vorgesetzten, Generalen und Offiziersabtheilungen in's Gewehr. §. 23. 1. Residenz- (Schloß ) Wachen treten zur Ehrenbe­ zeigung nur an, präsentiren und schlagen Marsch vor Ihren Majestäten und vor Königlichen majorennen Hoheiten; dann vor den auswärtigen regierenden Fürsten, ihren Thron­ folgern und Gemahlinen. 2. Garnisonswachen: a) präsentiren und schlagen Marsch vor obengenannten fürstlichen Personen, vor den Fahnen und Standarten, vor dem Kriegsminister, vor den Feldmarschällen; b) präsentiren vor allen Generalen, vor dem Kommandanten (Gouverneur, 2. Kommandanten, Garnisonsältesten). vor den direkten Vorgesetzten des wachehabenden Truppentheils vom Regiments-, selbstständigen oder detachirten Bataillons- rc. Kommandeur aufwärts, vor der Garnisonsjour und den visierenden Ronden, vor jeder militärischen Trauerparade, zur gegenseitigen Beehrung bei der Wachablösung;

Reinhard, Heerwesen.

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4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse-

c) Aufnehmen des Gewehrs vor allen geschlossen marschirenden Truppenabtheiluiigcn, welche von Offizieren geführt werden. 4. Kasernwachen: p räsentiren vor dem Offizier vom Kaserntagesdienst, vor den Regiments- oder Bataillons- re. Kommandeuren, von deren Abtheilung die Wache abgestellt ist, vor den direkten Vorgesetzten dieser Kommandeure, jedoch bei allen nur dann, wenn sie die Kaserne wirklich betreten. 5. Magazins- und andere Wachen präsentiren vor dem Zeughauptmann, Etablissementsvorstand rc., welchem das treffende Magazin rc. unterstellt ist, vor den direkten Vorgesetzten der eben Genannten, vor den direkten Vorgesetzten des wachhabenden Truppentheits vom Regimentskommandeur aufwärts, vor dem mit der Inspektion der Wache beauftragten Offizier. 3. Weitere Verhaltungsmaßregeln. Botschaftern und Ge­ sandten (auch dem päpstlichen Nuntius) gebührt, wenn sie offiziell bei Hof erscheinen, die Beehrung wie den königlichen Prinzen. §. 24/ Das Spiel wird gerührt, wie unter F. Seite 400 ange­ führt; das Zeichen zur Beendigung gibt der wachhabende Offizier. 2. Ist Truppenspalier gebildet, so erweisen die Wachen die Hon­ neurs mit dem anschließenden Spalier. 3. Wird die Ehrenbezeigung durch Winken erst dann abgelehnt, während die Mannschaft schon zum Antreten herauseilt, so wird ohne Ge­ wehr angetreten, bis ein zweites Abwinken auch das Einrücken gestattet. Der Wachbefehlshaber bleibt jedenfalls im Freien und grüßt für sich. 4. Wurde zu spät herausgerufen, so wird dennoch die gebührende Ehrenbezeigung nachträglich erwiesen. tz. 25, 1. Mit Karabinern bewaffnete Wachen verhalten sich wie die Infanterie. Die Pistole bleibt versorgt; 2. die Ulanenwachen treten mit der Lanze an und tragen sie geschultert. 3. Wachen, welche mit Pistolen bewaffnet sind, und solche ohne Ober­ gewehr ergreifen zur Ehrenbezeigung das Seitengewehr nicht. 4. Gemischte Wachen treten vollständig an; am linken Flügel steht die Mannschaft ohne Obergewehr, dann folgt jene mit Mützen, §. 26. Beschränkung, Unterlassung. 1. Während der Wach­ ablösung wird keine Ehrenbezeigung erwiesen. Nach derselben gilt für Erweisung von Ehrenbezeigungen die neue Wache als Wache, die ab gelöste als Abtheilung. 2. Marschirt ein größerer Truppenkörper an einer Wache vorüber, so präsentirt diese nur vor der Spitze, den Generalen, dem Gouverneur, Stadtkommandanten rc., den direkten Vorgesetzten bom Regiments- rc. Kommandeur auf­ wärts, den Fahnen und Standarten, hier unter Marschschtagen.

IV. Abschn. Die Ehrenbezeigungen.

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Außerdem steht sie in Haltung mit abgenommenem Gewehr. 3. Von einbrechender Dämmerung an, und am Tage, wenn die Mäntel abgezogen sind, treten die Wachen nur vor Ihren Majestäten, dem Offizier der Garnisonsjour, den visitirenden Ronden, Kasern wach en nur vor dem Offizier der Kasernjour, Magazinswachen nur vor dem Offizier der Inspektion an. Das Spiel wird während der Dunkelheit nicht gerührt. H. Ehrenbezeugung von Schildwachen. §. 3, 20. Grundsätzlich beehren Schildwachen nur Offiziere und Merzte, Unteroffiziere nicht. Von Unteroffizieren und Soldaten werden sie nicht gegrüßt. §. 27. Die Arten der Ehrenbezeigung sind: 1. Präsentiren a) in allen Fällen, in welchen die Wachen präsentiren, b) vor allen Stabsoffizieren, c) vor den Aerzten vom Stabsoffiziersrang aufwärts, d) vor den Großkreuzen und Kommandeuren des Max-JosephOrdens, e) vor den Großkreuzen des Militär-Verdienst-Ordens. 2. Anfassen des Gewehres a) vor den Hauptleuten und Lieutenants, b) vor den Aerzten in diesem Rang, c) vor allen Offizieren und Aerzten in Offiziersrang, deren Chargen nicht erkennbar, und welche den Posten nicht persönlich bekannt sein müssen, d) vor den Großkomthuren und Komthuren des Militär-VerdienstOrdens, e) vor den Rittern des Max-Joseps-Ordens. 3. Stellung mit Gewehr über a) vor dem Hochwürdigsten des katholischen Kultus, b) vor den Rittern des Militär-Verdienst-Ordens, c) vor den Inhabern des Militär-Sanitäts-Ehrenzeichens, d) vor denen der Militä^-Verdienst-Medaille, e) vor denen des Militär-Verdienst-Kreuzes, f) vor denen des eisernen Kreuzes. 4. Die hier vorgeschriebene Beehrung wird , den Inhabern genannter Orden, Medaillen und Kreuze auch in Civilkleidern erwiesen, wenn sie die Dekoration vorschriftsmäßig tragen. 5. Hartschierposten Verhalten sich nach ihrem speziellen Dienstreglement. §. 28, 1 mit 3. Weitere Verhaltungsregeln. Die Griffe ge­ schehen immer von „Gewehr" über. Dazu tritt der Posten schnell vor, auf schmalen Trottoirs neben das Schilderhaus. Die gebührende Be­ ehrung muß vollzogen sein, wenn der Vorgesetztesich bis auf 3 Schritte genähert hat. Jedenfalls wird die Beehrung erwiesen, und-wäre es auch nach­ träglich. 4. Doppelposten vollziehen die Ehrenbezeigung gleichzeitig, wobei sich der Mann links nach dem rechtsstehenden richtet.

404

4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

5. Posten vor dem Gewehr präsentiren mit der Wache, wenn diese jedoch zu spät herausgerufen ist, rechtzeitig für sich. 6. Patrouillirende Schildwachen erweisen die Ehrenbezeigung da, wo sie gerade stehen. §. 29, 1. Ehrenposten vor Personen Verhaltensich wie die Sicher­ heitsposten. §. 29, 2. Ehrenposten in Kirchen, Altären rc. stehen mit Gewehr ab stille, erweisen an Personen keine Ehrenbezeigung, sondern vollziehen nur mit der in der Kirche anwesenden, oder Spalier bildenden Truppe das Kommando zum Gebet. 3. Gewehrposten im Innern von Gebäuden vollziehen anstatt Präsentation — Strecken, Anfassen — Anfassen des Gewehres an der Mündung, Gewehr über — Gewehr ab. Derlei Posten in fürstlichen Schlössern haben stets das Seitengewehr aufgepflanzt. Die in Schlössern mit Gewehr bei Fuß stehenden Posten erweisen dieselben Ehrenbezeigungen^ 4. Mit Karabiner bewaffnete Posten präsentiren; anstatt der übrigen Griffe halten sie ihn, sowie auch im Innern von Gebäuden, im Arm. 5. Die Pistole bleibt in der Regel versorgt; wenn nicht, wird sie geschultert. 6. Säbelposten schultern das ergriffene Seitengewehr. 7. 8. Signal- und Chaineposten nehmen blos Stellung, ebenso Schildwachen mit geladener Waffe oder aufgepflanztem Seitengewehr. 9. Posten zu Pferd nehmen Haltung an. Beschränkung, Unterlassung. §. 30. Bei eingetretener Dunkel­ heit wird vor allen Offizieren das Gewehr angefaßt, jedoch vor denen der Garnisonsjour und der Ronde präsentirt. 2. An hellerleuchteten Orten werden die Honneurs wie am Tage erwiesen. 3. Die Kommandantur re. kann Posten, deren Aufmerksamkeit zu be­ stimmten Zwecken besonders in Anspruch genommen ist, durch Befehl von Erweisung der Ehrenbezeigungen entbinden. 4. Für immer unterbleiben Ehrenbezeigungen: a) während der Postenablösung, b) bei Bewachung von Arrestanten, besonders wenn sie im Schilder­ haus verwahrt werden, c) wenn die Aufmerksamkeit der Schildwache durch einen in der Nähe entstandenen Tumult, durch vermutheten Einbruch, Dieb­ stahl rc. beansprucht wird, d) so lange bei Brand- rc. Fällen gerettete Gegenstände der Obhut des Postens anvertraut sind.

J. Ablehnung. §. 31, 1. Durch Abwinken darf erlassen werden: a> Frontmachen, wenn es Störung veranlassen würde, b) Handaufnehmen bei öfterer Begegnung, auf Promenaden, inner­ halb kurzer Zeit rc., einmaliges Abwinken hat in diesem Falle bleibende Wirkung,

IV. Abschn.

Die Ehrenbezeigungen.

405

c) Uebergehen in Schritt aus einer höhern Gangart, d) Aufstehen an öffentlichen Orten und Vergnügungsplätzen, e) Ehrenbezeigung von Wachen und Posten bei öfterm Passiren, oder längerem Verweilen in unmittelbarer Nähe. 2. In Begleitung eines Vorgesetzten steht es dem im Range Jün­ gern nicht zu, die ihm etwa gebührende Ehrenbezeigung des Front­ machens ohne Genehmigung des Höhern zu erlassen. 3. Das einmalige Abwinken an eine Wache lehnt nur deren An­ treten, nicht aber die Ehrenbezeigung des Postens ab.

II.

Ehrenwachen, Ehrenordonanzen, Ehrenposten. A. Zweck und Aufstellung.

§. 32, 1. Ehrenwachen werden ausschließlich zur Beehrung fürstlicher Personen bei offiziellen Reisen und beim Aufenthalt außerhalb des gewöhnlichen Residenzortes, 2. Ehrenordonanzen zudem noch für entsprechende dienstliche Verwendung gegeben. 3. Ehrenposten haben dieselbe Bestimmung wie Ehrenwachen; es erhalten solche auch höhere Offiziere, Fahnen und Stanoarten in, wie außerhalb des gewöhnlichen Aufenthalts- rc. Ortes. Diesen Posten obliegt zugleich die Sicherheit der von ihnen bewachten Personen und Wohnungen. B. Ehrenwachen. §. 33. a) Vor Majestäten zieht 1 Kompagnie zu 50 Rotten, mit Fahne und Musik, b) vor dem Kronprinzen und den Söhnen des regierenden Königs, dann Großherzogen und Thronfolgern reg. Kaiser und Könige 1 Zug zu 36 Rotten unter 1 Hauptmann, 2 Lieutenants mit Fahne und Musik, c) vor dem Haupt der herzoglichen Familie, dann regierenden Her­ zogen, Erbherzogen rc. 1 Zug zu 25 Rotten unter 1 Hauptmann, 1 Lieutenant, Fahne und Musik auf. §. 35. Kavalerie stellt a) 48, b) 32, c) 16 Rotten mit denselben Chargen u. s. w. §. 34, 1. Die Ehrenwachen stellt die Infanterie der Garnison nach dem Armeerang auf Anordnung der Kommandanten ab. 2und3. Sie rücken im Paradeanzug mit gepacktem Tornister aus und stellen sich, wenn nicht anders befohlen, an dem Ortedes offiziellen Empfanges auf. 4. Vor dem Absteigequartier nehmen sie, wenn thunlich, so Stellung, daß der rechte Flügel links vom Eingangsthor steht. 5. Beim Empfang des zu Beehrenden werden die vorgeschriebenen Honneurs erwiesen; der Kommandirende meldet sich. Die Glieder werden erst auf Befehl geöffnet. 5. Ehrenwachen unterstehen während ihres Dienstes nur den Be­ fehlen der fürstlichen Personen, vor deren Wohnung sie aufgestellt sind; sie treten anch bei Nacht vor ihnen ins Gewehr, erweisen auch sonst nur noch Ihren Majestäten Ehrenbezeigung; der Wachehabende erstattet jedoch dem Kommandanten der Gckrnison Meldung.

106

4. Abthl. Allgemeine Dienstoeihältnisse.

7. Am Orte des Empfangs angekommen verhält sich die Ehren­ wache bis zum Eintreffen des zu Beehrenden wie eine stehende Truppe, rührt jedoch das Spiel nur vor Majestäten. 8. Die Ehrenwachen ziehen ab, wenn sie entlassen werden, bezw. nach der Abreise der hohen Person. §. 35, 1. Wenn die Dauer der Ehrenwache die Wachtour der In­ fanterie überschreitet, oder gar keine in Garnison ist, so werden der Reihe nach Kavalerie, Artillerie und Pioniere beigezogen, wobei erstere immer zu Fuß ausrückt. 3. Die Ehrenwache kann nur innerhalb der gleichen Waffe kombinirt werden. 4. Der Garnisonsälteste kann nicht Kommandirender der Ehren­ wache sein. C. Ehrenordonanzen.

§. 36. Ehrenordonanzeu erhalten a) Majestäten 1 Hauptmann, 1 Sergent, 1 Genieiner, b) Kronprinz re. 1 Lieutenant, 1 Unteroffizier, 1 Gemeiner, c) Haupt der herzoglichen Familie re. 1 Sergent, 1 Gemeiner. §, 37, 2. Die Ehrenordonanzen verrichten ihren Dienst im Parade­ anzug, Unteroffiziere rc. ohne Obergewehr. 3. Die Offiziere melden sich bei dem zu Beehrenden selbst, Unter­ offiziere rc. bei dem begleitenden Adjutanten. 4. Der Dienst dieser Ordonanzen endet mit erfolgter Abreise oder bei früherer Entlassung. Ablösung findet nicht statt. §. 38, 2. Garnisonsälteste und Adjutanten versehen keinen Ordonanzdienst. 1. Hier wie überall findet bei Mangel der vorgeschriebenen Charge die Kommandirung der nächst niedern statt. D. Ehrenposten.

§. 39. 1. Doppelposten von Unteroffizieren werden aus­ gestellt: vor den Gemächern der Majestäten; 2. von Gemeinen vor den Wohnungen der Majestäten, königlichen Hoheiten, und regierenden Fürsten inklusive Erbgroßherzogen, des Kriegsnunisters, der Fetdmarschälle, der kommandirenden Generale innerhalb ihres Korpsbezirkes, der Gouverneure. 3. Einfache Posten von Seite der Garnison gebühren: vor den Wohnungen der majorenen Urenkel der vorregierenden Könige, ferner der majorenen Söhne der herzoglichen Linie in Bayern, dann majorener Erbprinzen regierender souve­ räner Herzoge rc.; aller aktiven Generale, der Kommandanten von Festungen und offenen Orten, der Garnisonsältesten, wenn mehr als 3 Ba­ taillone in Garnison sich befinden. 4. Einfache Posten vonSeite der Abtheilung gebühren nur, wenn Truppen in Garnison, welche dem direkten Befehle unterstehen den Brigadekommandeuren, sowie den Inspekteuren der Spezial­ waffen, wenn sie nicht Generale sind,

IV. Abschn.

Die Ehrenbezeigungen.

407

den Kommandeuren von Regimentern, selbstständigen oder detachirten Bataillonen, den Fahnen und Standarten. 5. Anderweitige Ehrenposten dürfen ohne allerhöchsten Befehl nicht abgestellt werden. 6. Stellvertretende Funktion, gibt keinen Anspruch auf Ehrenposten, mit Ausnahme derjenigen für Kommandanten. 7. Soldaten der Straf kl ässe dürfen nicht zu Ehrenposten ver­ wendet werden. §. 40, 2. Die zur Beehrung fürstlicher Personen bei Reisen oder vorübergehendem Aufenthalt aufgestellten Ehrenposten tragen den Par ade anzug, alle übrigen wie die Garnisonswache. 3. Bei dec Abreise der beehrten Person wird deren Ehrenposten eingezogen; vor Verlebten jedoch bleibt derselbe bis nach erfolgter Bei­ setzung stehen. 4. Bleiben nach der Abreise von Prinzen rc. des königlichen Hauses majorene Familienangehörige im Palais zurück, so gebührt der dem Familienhaupt zukommendc Posten. 5. Ehrenposten (Doppelposten auf einen reducirt) können bei Ab­ wesenheit aller Familienglieder als Sicherhertsposten belassen werden. 6. Die den Gouverneuren, Kommandanten und Garnisonsältesten zu­ gesprochenen Ehrenposten stehen immer vor dem Gonvernements-rc. Gebäude, wenn auch der Betreffende nicht darin wohnt.

E. Modifikationen. 41,1. Gebühren in einer Garnison mehrere Ehrenposten, so werden alte Doppelposten, von den einfachen nur folgende aufgestellt: a) vor den majorenen Söhnen des Hauptes der herzoglichen Linie, sowie den majorenen Erbprinzen regierender Herzoge rc., b) vor den Divisionskommandeuren, *■) vor dem höchsten Kommandirenden*) in jenen Garnisonen, wo kein Divisionskommando, d) vor dem Inspekteur der Artillerie und jenem des Jugenieurkorps, wenn von der treffenden Spezialwaffe in Garnison, e) vor den ernannten Kommandanten, vor den 2. Kommandanten von Festungen, hier jedoch nur in Abwesenheit der Gouverneure, f) vor den Garnisonsättesten, wenn mehr als 3 Bataillone rc. 2. Den auf Jnspizirung oder Musterung vorübergehend an­ wesenden Generalen und Stabsoffizieren kommt nur dann ein Ehrenposten zu, wenn sie im Funktionsrange, und bei gleichen Funktions-, im Chargen­ rang dem höchsten Kommandirenddn in der Garnison Vorgehen. 3. Bedingt der Stand der Garnison oder die Rücksicht auf die Aus­ bildung der Truppen eine weitere Beschränkung des Wachdienstes, so ordnen die kommandirenden Generale, bezw. die Kommandanten rc. die fernere Minderung der Ehrenposten nach Maßgabe des Bedürfnisses und

*) Unter dem „höchsten Kommandirenden in der Garnison" ist der im Funktionsrang, bei gleichem Funktionsrang der im Chargenrang höchste Truppen­ kommandeur zu verstehen.

4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

408

Rang der beehrten Personen an, so daß zuerst die einfachen Posten ein­ gezogen und dann die Doppelposten auf einfache reduzirt werden. Hievon werden jedoch die I. I. Hoheiten zu gebenden — abgesehen von freiwilligem Verzicht —, dann der vor den Gouvernements­ und Kommandanturgebäuden, nicht berührt. 4. Das Ablehnen von Ehrenposten, und von Doppelposten als solche, ist gestaltet.

III.

Ehrenerweisungen bei Reisen fürstlicher Personen. A. Im Allgemeinen.

§.42. Diese Ehrenerweisungen bestehen in a) Einholung, b) Geschützsalutation, c) Empfang, d) Truppenspatier, e) Ehrenwache, f) Ehren­ posten , g) Ehrenordonnanzen, h) Rapportübergabe, i) Paroleempfang, k) Aufwartungen. §. 43, 1—3). Geschützsalutation gebührt den inländischen Ma­ jestäten 101, ausländischen 100, dem Kronprinzen :c. 50, dem Haupt der herzoglichen Linie rc. 25, majorenen Erbprinzen rc. 12 Kanonenschüsse rc.; findet nur in Festungen — mit alleiniger Ausnahme des Empfangs Sr. Maj. des Königs — und zwar von den dem Ankunftsorte zunächst liegenden Fronten statt. 4. Bei Beginn der Salutation treten sämmtliche Wachen der Garnison ins Gewehr und präsentiren unter einmaligem Durchschlagen des Marsches; Fahnensalutation nach dem Range des Reisenden. §. 44. 1. Der Ort des Empfanges wird jedesmal bestimmt. Ist derselbe nicht zugleich der Ort der Ankunft, so meldet sich der Kommandant bei Reisen auf der Landstraße in offenen Orten am Stadtthore oder an der Barriere, in Festungen am Glacis; bei Reisen mit der Eisenbahn rc. am Bahnhof oder Landungsplatz und begleitet Hochdieselben an den Empfangsort. 2. Wird der Empfang abgelehnt, jedoch Absteigequartier in einem Garnisonsorte genommen, so macht der Kommandant alsbald nach der An­ kunft persönlich Aufwartung und erbittet Befehl wegen Abstellung der Ehrenposten rc. 3. Bei Reisen mittels Eisenbahn rc. findet der Empfang nur dann statt, wenn Bahnhof oder Landungsplatz innerhalb des Garnisons­ rayons liegt. 4. Von Abends 10 bis Morgens 7 Uhr unterbleibt bei Durch­ reisen ohne längeren Aufenthalt jeder Empfang. Am Anhaltpunkte erscheint jedoch der Kommandant im Parade­ anzug ohne Ordensband, um sich durch den begleitenden Adjutanten rc. etwaige Befehle auszubitten, wenn am Tage Empfang stattzufinden gehabt hätte. Ausdrücklich entgegen gegebene Anordnungen sind selbstverständlich in allen, die Reisen betreffenden Vorschriften, genau zu beachten. B. Reisen Jh^er Königlichen Majestäten.

§. 45.

Reisenormen: I. ohne Berbietung feierlichen Empfangs, II. als König, jedoch mit Untersagung der Festlichkeiten,

IV. Abschn. Die Ehrenbezeigungen.

409

III. mit Untersagung offiziellen Empfangs, IV. mit Untersagung jeden Empfangs. §. 46. Reisen orm I. 1. a) Der kommandirende General meldet sich bei II. MM. an "der Grenze seines Armeekorps-Bezirks oder der letzten Haltstation inner­ halb desselben, und übergibt den Rapport über die im Korpsbezirke liegen­ den Truppen (Feldrapport Nr. III., Frontrapport). (Diese Einholung und Begleitung findet auch statt, wenn II. MM. den Korpsbezirk ohne Aufenthalt passiren.) (21) 2. b) Liegt Kavalerie in dem Platze, so reitet 1 Eskadron II. MM. auf 1 Wegstunde entgegen, oder erwartet Allerhöchstdieselben bei Reisen auf der Bahn oder zu Schiff am Ankunftsorte. Eine halbe Eskadron reitet vor, die andere hinter dem Wagen, der Eskadronschef begleitet denselben, nachdem er sich gemeldet, bis an die Barriere, am linken Wagenschlag reitend, und mit dem Säbel salutirend. 3. Geschützsalutation beginnt beim Eintreffen des Reisewagens an der Barriere, bezw. beim Anhalten des Bahnzuges, oder Landen des Dampfers. 4. Empfang, a) An der Barriererc., bezw. wenn der Bahnhof rc. innerhalb des Ortes liegen, harren II. MM. zu Pferd der Kommandant, der höchste Kommandirende (ist er gleichzeitig Garnisonsältester, so erscheint er allein), der Platzmajor und der Adjutant der Kommandantur. 5. Der Kommandant und der höchste Kommandirende melden sich; in Festungen überreicht der Kommandant Seiner Majestät dem Könige die Schlüssel. 6. Alsdann reiten der Kommandant und der höchste Kommandirende, je nach ihrem Range, rechts und links des Reisewagens, Platzmajor und Adjutant vor demselben, der Eskadronschef an der Spitze seiner Eskadron. 7. b) Am befohlenen Empfangsort find versammelt: alle nicht im Dienste stehenden Offiziere, alle oberen Militärbcamten, alle oberen Civilbeamten der Militärverwaltung. 8. Truppenspalier nach Disposition des Konimandanten, Truppen zu Fuß ohne Gepäck, Kavalerie und reitende Artillerie zu Pferd, FußArtillerie ohne Geschütz. 9. Die Truppen präsentiren zugweise auf 50 Schritte vom Reisewagen. Die Musiker beginnen mit dem Präsentiren des 1. Zuges jener Kompagnie, an deren Flügel sie stehen, den Parademarsch (berittene eine Post), spielen diesen einmal durch und sodann die Hymne. 10. Die Ehrenwache ist am Absteigquartier aufgestellt und verhält sich wie das Truppenspalier (s. u. Truppenbesichtigung). 11. Die Ehrenposten ziehen erst nach abgenommener Besichtigung der Ehrenwache auf. 12. Die Ehrenordonanzen harren vor dem Eingang zu den bestimmten Appartements; hier meldet sich der Hauptmann bei II. MM. 13. Rapport Übergabe (Feldrapport Nr. III, Frontrapport) der Garnison durch den Kommandanten. 14. Bei längerem Verweilen überreicht täglich zu der befohlenen Stunde der wachhabende Offizier den Hauptwachrapport, und zwar: a) wenn II. MM. denselben Allerhöchstselbst entgegen zu nehmen geruhen:

410

4. Ablhl. Allgemeine Dienstverhältnisse. in Festungen in Gegenwart des Kommandanten, in offenen Orten im Beisein des Offiziers der Garnisonsjour; außerdem an den Adjutanten vom Dienste. Der Parole-Empfang findet in analoger Weise im Falle den Kommandanten, b) durch den Platzmajor statt. Aufwartungen der Offizierskorps re. werden allerhöchst be­

b) 15. a) durch 16. fohlen. 17. Ist eine Truppenbesichtigung unmittelbar nach Ankunft Sr. Maj. des Königs befohlen, so ziehen Ehrenwache und Posten erst nach deren Beendigung auf; die Ehrenordonanzen harren jedoch im Absteig­ quartier. 18. Anzug. Diese Bestimmung findet auf München keine An­ wendung. Offiziere zu den Empfangsfeierlichkeiten Paradeanzug mit Ordens­ band ; Wachen Paradeanzug; sämmtliche Unteroffiziere und Soldaten während der Anwesenheit ausnahmslos Dienstanzug mit Helm. 20. Bei der Abreise Ihrer Majestäten finden dieselben Ehren­ erweisungen statt. War die Ehrenwache abgetreten, so zieht sie hiezu wieder auf. Der kommandirende General begleitet Allerhvchstdicselben bis zur. Grenze seines Armeekorpsbezirks.

§. 47. Reise norm II. Zum Empfang im Paradeanzug mit Ordensband in der Haupt- und Nesidenzstadt der höchste Kommandirende und der Kommandant; in den übrigen Besatzungsorten der Kommandant re., der höchste Kommandirende, alle Generale, alle Obersten, die Kommandeure oder Chefs der selbstständigen Abtheilungen der Garnison (nicht aber ihre momentanen Stellvertreter). Erstere beide melden sich. Nehmen II. MM. Absteigquartier, so ziehen als Ehrenposten nur die beiden Schildwachen vor dem Hause auf. Bei längerm Aufenthalt zieht eine bleibende Ehrenwache als S ch l o ß wache auf.

§. 48. Reisenorm III. Am Ankunftsorte melden sich in Paradeanzug ohne Ordensband: in der Haupt- und Residenzstadt der Kommandant; in den übrigen Besatzungsorten der Kommandant und der höchste Kommandirende. Ehrenposten werden nur auf ausdrücklichen Befehl aufgestellt. §. 49. Reisenorm IV. Der Kommanbant achtet sich lediglich nach §. 44, Ziff. 2.

C.

Reisen der Prinzen und Prinzessinen des königlichen Hauses.

§. 50. Reise norm en: I. als Prinzen rc. bei besonders feierlichen Anlässen ; II. in dienstlicher Eigenschaft, Jncognito oder unter fremdem Namen, wenn die Reiseroute bekannt gegeben wurde;

IV. Abschn.

Die Ehrenbezeigungen.

411

III. bei Ablehnung des Empfangs, oder wenn die Dieiferoute nicht bekannt gegeben wurde. §. 51. Reisenorm I. Hiefür ergeht jedesmal allerhöchster Befehl. §. 52. Reisenorm II. 1. Unter Beachtung des §. 44, Ziff. 1 erscheinen zum Empfang in Paradeanzug ohne Ordensband in der Haupt- und Residenzstadt der Kommandant; in den übrigen Besatzungsorten der Kommandant und der höchste Kommandirende. Sie melden sich bei den Prinzen. 2. Bei längerm Aufenthalt bietet der Kommandant die Aufwartung der Kommandeure an; zu derselben erscheinen alle Generale, Obersten, dann die Kommandeure und Chefs selbstständiger Abtheilungen (§. 47). 3. Vor dem Absteigquartier ziehen Ehrenposten auf. §. 53. Reisenorm III. Der Kommandant wie §. 44, Ziff. 2 vorschreibt. D.

§. 54 — 56.

Reisen fremder Souveräne.

Die Reisenormen und Vorschriften sind wie bei C.

E. Reisen von Prinzenrc. aus fremden regieren den Häusern. §. 57 — 60. Wie für C vorgeschrieben, nur sällt das nach §. 52, 2 befohlene Anbieten der Aufwartung, weg. IV.

Beehrungen bei besondern Anläffen.

A.

Im Allgemeinen.

§. 60. 1. Sollen bei besondern Veranlassungen, festlichen Gelegen­ heiten rc. militärische Beehrungen stattfinden, so erscheint hierüber aller­ höchster Befehl. 2. In einzelnen Fällen sind jedoch ein für allemal bestimmte Beehrungen zu erweisen; solche sind: Familicnereignisse im königlichen Hause; feierlicher Aufzug rc. Sr. Maj. des Königs; Empfang höherer Generale; dienstliche Aufwartungen.

B.

Familienereignisse im königlichen Hause.

§. 61. Bei Vermählung Sr. Maj. des Königs Geschützsalutation, 101 Schuß. Bei Vermählung Sr. Hoheit des Kronprinzen 50 Schüsse. Die andern Feierlichkeiten werden durch Programm angeordnet. §. 62. Bei Geburt eines Kronprinzen 50, eines spätern Prinzen oder einer Prinzessin und bei Entbindung der Kronprinzessin 25 Kanonen­ schüsse. Bei Geburt von Zwillingen mit viertelstündiger Pause zweimalige Salutation. §. 63. Am Namens- und Geburtsfeste II. MM. in allen Garnisonen und Lagern: 2. Reveille mit Musik durch die Straßen rc., bezw. vor der Lager­ front; 25 Kanonenschüsse.

4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

412

3. Große Kirchenparade oder Feld-Gottesdienst. Beim Tedeum 51 Kanonenschüsse. 4. Bei Sonenuntergang 25 Kanonenschüsse. 5. Zapfenstreich mit Musik. 6. Im Felde werden diese Tage so festlich begangen, als es mili­ tärische Rücksichten zulassen.

C.

Feierlicher Aufzug Sr. Maj. des Königs.

■ §. 64. Militärische Beehrung: Truppenspalier, Ehrenwache, Ehreneskorte, Ehrenbegleitung des königlichen Wagens, Anwesenheit der Offiziere rc., Gefchützsalutation. §. 65. 1. Truppenspalier verhält sich nach §. 46, 8. u. 9. 2. Ehrenwache nach §. 33, 1, a; dann §. 44 u. 45; sie zieht am Zielpunkte der Auffahrt auf; der Kommandirende meldet sich nicht. 3. Ehreneskorte, 1 Eskadron, richtet sich nach §. 46, 2; der Rittmeister meldet sich nicht und bleibt an der Spitze seiner Eskadron. 4. Unmittelbare Ehrenbegleitung des königlichen Wagens wird besonders befohlen, sie erscheint zu Pferd. 5. Gefchützsalutation: a) beim Verlassen der königlichen Residenz rc., •b) beim Eintreffen am Zielpunkt der Auffahrt, c) beim Eintritt. Sr. Majestät in den Thronsaal rc., Schußzaht: 101. 6. Anwesenheit der Offizierskorps, Versammlungsort u. s. w. befiehlt die Kommandantur. Beim großen Cortege erscheinen sämmtliche Offiziere vom Stabs­ offizier aufwärts. 7. Anzug parademäßig, mit Ordensband bezw. Hofgata. 8. Für das Verhalten der Hartschiere bestehen besondere Vor­ schriften. 9. Lassen sich Se. Majestät durch einen königlichen Prinzen vertreten, so werden die gleichen Beehrungen erwiesen, wenn nicht ausdrückliche Ausnahmsbestimmung vorliegt. §. 66. 1. Begleitet Se. Maj. der König eine Prozession, so bildet die Garnison, wenn nicht ausdrücklich anders befohlen, Spalier, und zwar die Fußtruppen ohne Gepäck, Kavalerie und reitende Artillerie zu Pferd, Fußartillerie ohne Geschütze. 2. " Die Truppen müssen bereits stehen, wenn Se. Majestät die Residenz verlassene und bleiben bis nach der Rückkehr von der Kirche aufgestellt. 3. Das Verhalten des Spaliers bei der Hin- und Rückfahrt ist analog §. 46, Ziff. 8. u. 9, nur fällt die Hymne weg, der Parademarsch wird dagegen fortgespielt. Die Trompeter blasen Posten bis die Musik einfällt. 4. Die gleiche Ehrenbezeigung findet bei Annäherung Sr. Majestät in der Prozession statt. Wird das Sanktissimum vorübergetragen, so wird zugweise anstatt zu präsentiren Stellung zum Gebet genommen, ebenso zur Ertheilung des Segens bei den Evangelien. 5. Der Generalkapitän der Leibgarde reitet rechts, der Stadt­ tommandant links vom Traghimmel.

IV. Abschn.

Die Ehrenbezeigungen.

413

6. Das Programm bestimmt, wer sich im Gefolge Sr. Majestät befindet. 7. Anzug wie §. 65, 7. 8. Salutschüsse, bei jedem der vier Evangelien 12. D.

Empfang höherer Generale.

§. 67. In Festungen: 9 Salutschüsse und gleichzeitiges Antreten der Wachen, präsentiren und Marsch schlagen, wenn der Kriegsminister, ein Feldmarschall oder der neuernannte Gouverneur eintrifft. E.

Dienstliche Aufwartungen.

§. 68. 1. Offizierskorps, Aerzte und Militärbeamte*) statten dienst­ liche Aufwartungen ab, wenn ihre Abtheilungen in bleibende Garnison einrücken oder solche verlassen: 1) a) Ihren* Majestäten, dann Ihren Hoheiten und allen majorenen Prinzen des königlichen Hauses; b) dem Kriegsminister, Feldmarschall, Generalinspekteur, kommandirenden General, Kommandanten re., allen übrigen direkt vor­ gesetzten Kommandeuren und dem Regimentsinhaber; ferner die Offizierskorps aller in der Garnison liegenden Abtheilungen und Branchen: 2) a) den Prinzen des königlichen Hauses, wenn sie in die Majorenetät treten; b) dem Kriegsminister, Feldmarschall, Generalinspekteur, kommandirenden General und Kommandanten bei Uebernahme der Funktion oder des Dienstes in Folge Ernennung, Beförderung und Versetzung; aller unterstellten Abtheilungen und Branchen: 3) asten direkt vorgesetzten Kommandeuren, einschließlich der Kom­ pagniechefs, sowie den Regimentsinhabern beim Antritt der Funktion rc. in Folge Ernennung, Beförderung oder Versetzung; aller in der Garnison anwesenden Abtheilungen und Branchen: 4) a) wenn Ihre Majestäten in einem auswärtigen Garnisonsorte ein­ treffen, soweit mit den Bestimmungen des Kap. III vereinbar; b) oder der Kriegsminister, Feldmarschall, Generalinspekteur und kommandirende General an einem solchen Orte ankommen; aller unterstehenden Abtheilungen und Branchen: c) den übrigen direkt vorgesetzten Kommandeuren rc., sowie dem Reginlentsinhaber. 2. Steht der Kommandant rc. dem Kommandeur einer zur Auf­ wartung verpflichteten Abtheilung oder Branche im Range nach, dann wird das Offizierskorps rc. von dem im Rang zunächst Folgenden geführt; ebenso machen die einzelnen, dem Kommandanten im Rang Borgehenden demselben selbstverständlich keine Aufwartung. 3. Trifft ein Kommandeur rc. in einer Garnison ein, der in höherm Range als der Kommandant steht, so macht dieser dem Eingetroffenen Aufwartung, sobald er von Letzterm die obliegende Anzeige der Ankunft erhalten hat. *) Aerzte und Milnarbeamte, wenn ausdrücklich befohlen.

414

4. ALthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

4. Jede gebührende Korbsaufwartung muß vorerst angeboten werden, insofern der Empfangende nicht sogleich selbst die Zeit dafür an­ beraumt. 5. Ablehnung gebührender Aufwartung und insbesondere Ver­ bindung derselben mit dienstlicher Besichtigung ist gestattet.

V. A.

Letzte Ehren.

Im Allgemeinen.

§. 70. 1. Letzte Ehren werden erwiesen am Paradebett, bei der Beisetzung, dem Leichenbegängnisse, dein Trauergottesdienste, durch äußere Trauerzeichen. 2. Sie bestehen in Trauerwachen nebst Ehrenposten, Schmückung der Bahre, Bespannung des Trauerwagens, Abstellung von Trägern und Ehrenträgern, Ehrenbegleitung des Sarges, Ausrücken der Trauerparade, Ehrensalven, Trauerdeputotionen.

B.

Zukommende Beehrungen.

§.71. 1. Trauerwachen nebst Trauer - Ehrenposten ziehen nur vor verlebten Fürsten, Prinzen u. s. w. auf. 2. Ehrensalven erhalten jene Offiziere, Unteroffiziere und Sol­ daten, welche Feldzüge mitgemacht haben. 3. Die übrigen letzten Ehrenerweisungen kommen nur zu den aktiven, zur Disposition gestellten und mit Pension verabschiedeten Offizieren, den im aktiven Dienst verstorbenen Unteroffizieren und Soldaten. 4. Aktive Militärärzte, sowie solche z. D. und a. D. werden durch Deputation ihrer Branche zu Grabe geleitet. Starb der Verlebte im aktiven Dienste, so schließen sich diesen Deputationen Offiziere an. 5. An der Bestattung aktiver, z. D. und a. D. gestellter Militär­ beamten betheitigen sich Deputationen der Branche. 6. Die im aktiven Dienst verwendeten Offiziere, Aerzte und Mili­ tärbeamte der Reserve, Landwehr und ä la suite, ferner die prä­ senten Unteroffiziere und Soldaten des Beurlaubten st andes werden wie die in der Aktivität Verstorbenen bestattet. 7. Sämmtlichen Militärangehörigen gebührt militärische Beisetzung. 8. Die einzelnen Beehrungen kommen, je nach dem Range des Verlebten, in Abstufungen zu. 9. Rittern, Kommandeuren und Großkreuzen des Max-JosephOrdens gebühren die letzten Ehren des nächsthöhern Chargenranges. 10. Als irn Felde gestanden werden jene betrachtet, welchen be­ stimmungsgemäß ein Feldzugsjahr anzurechnen kommt. 11. Aktive Offiziere anderer Armeen werden — ob sie aus dienst­ licher oder privater Veranlassung oder kriegsgefangen sich in Bayern auf­ halten — wie die Offiziere der eigenen Armee bestattet. Ebenso kriegsgefangene Unteroffiziere und Soldaten. 12. Im Felde werden die letzten Ehren — hinsichtlich Spiel und Salven nach obwaltenden Rücksichten — in gleicher Weise erwiesenem so weit es die bestehenden Verhältnisse zulassen. 13. Die vollen letzten Ehren gebühren nur einmal.

IV. Abschn.

Die Ehrenbezeigungen.

415

14. Findet die Beerdigung an einem andern, als dem Sterbeorte statt, so wird in der Regel an Letzterm die Leiche unter voller Beehr­ ung auf den Bahnhof, oder bis an die Burgfriedensgrenze geleitet. Für die wirkliche Bestattung aber sind die Bestimmungen für Bei­ setzung maßgebend unter gleichzeitiger Abstellung der gebührenden De­ putationen. 15. Auf Wunsch der Familie kann die volle militärische Beehrung am Orte der Bestattung zugestanden werden, wogegen am Sterbeort lediglich Beisetzung nebst Abordnung von Deputationen stattfindet. 16. Ablehnung durch letztwillige Verfügung, oder von Seite der Familie ist gestattet. Dieselbe schließt jegliche offizielle militärische Bethei­ ligung an Beisetzung, wie Bestattung aus. 17. Während heftiger Epidemien kann der Kommandant rc. die Erweisung der letzten Ehren einschränken, oder auch ganz einstellen. 18. Selbstmördern gebühren — wenn nicht beschränkte Zurech­ nungsfähigkeit ärztlich konstatirt ist — außer der militärischen Beisetzung lediglich Sargträger. 19. Die Anordnung der Beisetzungen und Beerdigungen, sowie die Beorderung der Truppen hiezu, obliegt dem Kommandanten. 10. Die Beorderung der Truppen findet statt: a) für Ausrückungen mit gemischten Waffen: in der Garnisonstour; außerdem: b) von dem Truppentheit, welchem der Verlebte zuletzt angehörte; eventuell c) von der gleichen Waffe, oder d) von der zunächst verwandten Waffe. Der Train bestattet nur die Verlebten des eigenen Standes. §. 72. Traucrwache für eine verlebte fürstliche Person ist stark: 1 Sergent, 12 Mann. Gebührt nach §. 39, Ziff. 1 ein Doppelposten von Unteroffizieren, so ziehen 6 Unteroffiziere und 6 Gemeine auf. Anzug parademäßig ohne Gepäck. Trauerwachen treten zur Ehrenbezeigung nie an. §. 73^ 1. Schmückung der Bahre. Auf das Bahrkissen kommt die Kopfbedeckung und das Seitengewehr. 2. Der Säbel Jener, welche dem Waffendienste angehörteu, wird hiezu aus der Scheide gezogen und mit dieser gekreuzt. Außerdem bleibt derselbe versorgt. 3. Dem Feldmarschall wird der Marschallstab'auf die Bahre nieder­ gelegt. 4. Ferner werden am Bahrkissen die Orden und Ehrenzeichen derart befestigt, daß sie an dessen rückwärtiger Kante herabhängen. 5. Für diese gebührende Schmückung trägt für Verlebte vom Regi­ mentskommandeur abwärts die bestattende Abtheilung, vom Brigadekom­ mandeur aufwärts die Kommandantur Sorge. 6. Die Anbringung von Wappen, Kränzen rc. bleibt der Familie des Verlebten überlassen. §. 74. Sind Pferde zur Verfügung, so wird der Trauerwage« mili­ tärisch bespannt, und zwar für Offiziere und in deren Rang Stehende mit 4, für die Uebrigen mit 2 Pferden. Der 4spännige Trauerwagen wird von 1 Unteroffizier geführt.

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4. Abthl. -Allgemeine Dienstverhältnisse.

Anzug und Pferderüstung parademäßig. §. 75. Als Kreuzträger wird 1 Gemeiner im Paradezug beordert. §. 76, 1. Als Sargträger gebühren a) allen Generalen und Brigadekommandeurs 6 Sergenten, b) den Stabsoffizieren, Hauptleuten rc., dann den Aerzten vom Hauptmannsrang aufwärts 6 Unteroffiziere, c) den übrigen Offizieren, Assistenzärzten, sowie allen oberen Mili­ tärbeamten 6 Gefreite, d) allen übrigen Militärangehörigen 6 Gemeine. 2. Den Generalkapitän, dann die Premier- und Sekondelieutenants der Leibgarde tragen Hartschiere, die übrigen Angehörigen der Garde aber, je nach ihrem Range, Unteroffiziere rc. zu Grabe. 3. Ist bei großer Entfernung Ablösung nöthig, so wird die doppelte Trägerzahl abgestellt. 4. Liegt der Sarg auf einem Trauerwagen,-so gehen die Träger zu beiden Seiten desselben. 5. Paradeanzug. 6. Fehlende Unteroffizierschargen werden aus dem nächstniedern Grade ergänzt. §. 77, 1. Ehrenträger gehen neben den Sargträgern a) des Kriegsministers, des Feldmarschalls, der Generale der In­ fanterie rc., jeden kommandirenden Generals, und des General­ kapitäns der Leibgarde 6 Hauptleute; b) der Generallieutenants und Divisionskommandeurs 6 Premier­ lieutenants; c) der Generalmajore und Brigadekommandeurs 6 Sekondelieute­ nants. 2. Den Premier- und Sekondelieutenants der Leibgarde nach ihrem Chargenrang. 3. Paradeanzug. 4. Fehlende Chargen durch nächstniedcre ergänzt. §. 78, 1. Als Ehrenbegleitung gehen an den Ecken des Bahr­ tuches a) wie §. 77, 1, a, 4 Oberstlieutenants oder Majore, b) allen übrigen Generalen und Brigadiers 4 Hauptleute, c) den Obersten und Regimentskommandeuren 4 Premiers, d) allen Stabsoffizieren und Bataillonskommandeuren 4 Sekondlieutenants. Sonst wie §. 77. §. 89, 1. Als Trauerparade rücken aus: a) bei dem Kriegsminister oder Feldmarschall 3 Bataillone Infan­ terie, 4 Eskadronen, 12 Geschütze, b) bei einem General der Infanterie rc., jedem kommandirenden General und dem Generalkapitäu der Leibgarde 2 Bataillone Infanterie, 3 Eskadronen, 9 Geschütze, c) bei einem Generallieutenant oder Divisionskommandeur 1 Batail­ lon Infanterie, 2 Eskadronen, 6 Geschütze, d) bei einem Generalmajor oder Brigadier 1 Bataillon Infanterie, 1 Eskadron, 3 Geschütze, e) bei einem Obersten oder Regimentskommandeur 1 Bataillon rc., bezw. 1 Eskadron,

IV. Abschn.

Die Ehrenbezeigungen.

417

f) allen übrigen Stabsoffizieren und Bataillonskommandeurs 2 Kom­ pagnien ä 100 Mann, bezw. 1 Eskadron zu 80 Pferden, g) den Hauptleuten rc. 1 Kompagnie ä 120 Mann, bezw. 1 Eska­ dron a 60 Pferde, h) den Premiers 60 Mann, bezw. 40 Pferde, i) den Sekondelieutenants 40 Mann, bezw. 30 Pferde, k) sämmtlichen Unteroffizieren vom Harischier abwärts 30 Mann, l) allen Soldaten 20 Mann. 3. Kommandirt werden die Trauerparaden aller Generale von einem Generalmajor, „ Stabsoffiziere von einem Stabsoffizier (Kavalerie-Rittmeister), „ Hauptleute von einem Hauptmann, „ Subalternoffiziere von einem Premier, „ Unteroffiziere von einem Sekondlieutenant, „ Soldaten von einem Feldwebel. Die Traüerparade soll nie von einer höhern Charge geführt werden, als der Verlebte bekleidete, (Max-Joseph-Orden §. 71, 9 ausgenommen): die für den Kriegsminister führt stets ein Generalmajor. 4. Eintreten die formationsmäßigen Chargen; dann für Subaltern­ offiziere 1 Sekondelieutenant und die der Rottenzahl entsprechenden Chargen; für Unteroffiziere 2 Unteroffiziere, 2 Spielleute; für Soldaten 1 Unter­ offizier, 2 Spielleute. 5. Fahnen mit Trauerflor von a mit f. 6. Musik für alle Offiziere, dann Mannschaften mit der MilitärVerdienst-Medaille, dem Militär-Verdienstkreuz und dem eisernen Kreuz. 7. Jnfanterie, Pioniere und Sanitätstruppen sind mit Obergewehr bewaffnet. 8. KaValerie rückt bei Bestattungen von Offizieren zu Pferd, von Mannschaften zu Fuß aus. 9. Die Artillerie bespannt die Geschütze bei Bestattungen von a mit d. Reitende Batterien rücken wie die Kavalerie, kombinirt mit andern Batterien aber gleich den übrigen in der für die Infanterie festgesetzten Stärke zu Fuß aus. 10. Der Train rückt stets zu Fuß aus. 11. Mit Karabiner rc. bewaffnete Abtheilungen rücken nur dann mit der Feuerwaffe aus, wenn Salven gebühren. 12. Paradeanzug ohne Gepäck (event, ohne Ordensband). Pferde­ rüstung und Geschützausrüstung parademäßig. 13. Reicht die Stärke der Garnison oder Abtheilung nicht zur Stel­ lung der vollen Trauerparade, so wird in möglichster Stärke ausgerückt. Kombiniruug verschiedener Waffen ist von f abwärts nicht statthaft. 14. Das Kommando führt gegebenen Falls die nächstniedere verfüg­ bare Charge. §. 86. Trauerdeputationen. Verpflichtet zur Begleitung der Leiche eines aktiven verstorbenen Offiziers sind: 1. a) bei Generalen, Brigadiers, Inspekteuren: sämmtliche direkt unter­ stellt gewesene Offiziere, Aerzte und Beamte; b) bei regimentirten, oder bei einer Stelle eingetheilt gewesenen Offizieren: sämmtliche Offiziere des betreffenden Regiments rc. Reinhard, Heerwesen. 27

418

4. Abtht.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

2. Bei Offizieren z. D. oder a. D. beordert die Kommandantur a) für jeden General 3 Stabsoffiziere, 6 Hauptleute, 12 Lieutenants, b) für jeden Stabsoffizier 1 Stabsoffizier, 3 Hauptleute, 6 Lieu­ tenants, c) für jeden Hauptmann 1 Hauptmann, 4 Lieutenants, d) für jeden Lieutenant 3 Lieutenants. 3. Zu Leichenbegängnissen aktiv verlebter Aerzte gehen die Aerzte der betreffenden Dienststelle und außerdem Offiziersdeputationen dem Rang des Verstorbenen gemäß nach Ziff. 2; letztere von der Kommandantur be­ ordert. 4. Zur Beerdigung aktiver Militärbeamten sendet der Bureau­ vorstand der treffenden Stelle eine Deputation. Zahlmeister werden von den übrigen Zahlmeistern des Regiments, sowie von einer Offiziersdeputation (Ziff. 2, d) zu Grabe geleitet. 5. Bei Bestattung von Aerzten und Militärbeamten z. D. und a. D. bestimmt die Kommandantur die Deputation aus der betreffenden Branche. 6. Anzug mit Helm. C. Dienst am Paradebett.

§. 81, 1. . Aus Anlaß zeitlichen Hintritts einer fürstlichen Person werden immer allerhöchste Befehle erlassen. Erfolgte dieser Hintritt außerhalb München, so gelten bis zum Eintreffen solcher Befehle folgende Direktiven: 2. Die Trauerwache (§. 72) zieht vor dem Sterbehaus auf, und stellt 3. Ehrenposten a) 1 Doppelposten an das Paradebett, b) 1 „ vor das Sterbehaus (zugleich Posten vor dem Gewehr). 4. Der Doppelposten am Paradebett wird, wenn nach §. 39, 1 ge­ bührend, von Unteroffizieren gegeben. Er steht mit Gewehr ab rechts und links des Hauptes des Verlebten, Front gegen das Fußende der Bahre, still — oder so lange die Aufbahr­ ung nicht erfolgt ist, vor dem Zimmer, in welchem sich die Leiche befindet. Ehrenbezeigung erweist der an der Bahre stehende Posten nicht. 5. Die Posten am Paradebett werden stündlich ab gelöst. 6. Wird die Leiche an einen andern Ort gebracht, so begleitet die Trauerwache den Sarg zu beiden Seiten mit aufgenommenem Gewehr; den Zug führt der wachhabende Sergent, neben dem vordersten Mann der rechten Seite gehend. D. Beisetzung.

§. 82, 1. Zur Uebertragung der Leiche einer fürstlichen Person auf den Bahnhof, oder zu deren Fortführung auf der Landstraße zieht am Orte, wo die Leiche aufgebahrt ist, eine Ehrenwache mit umflorter Fahne auf. Deren Stärke bemißt sich nach §. 33, Ziff. 1 mit der Ausdehnung, Haß der Zug von 25 Rotten für alle majorenen Prinzen und Prinzesfinen auswärtiger souveräner Häuser ausrückt. 2. Beim Heraustragen des Sarges aus dem Hause wird volle Ehren­ bezeigung erwiesen und das Spiel gerührt.

IV. Abschn.

Tie Ehrenbezeigungen.

419

Die Signalinstrumente sind verstimmt. 3 Die Ehrenwache marschirt vor dem Sarg; die Musik spielt Trauer­ märsche. Die Trauerwache begleitet den Sarg nach §. 81, 6. 4. Die Träger, Ehrenträger und Ehrenbegleiter sind nach Ziff. 1, a der §§. 76, 77 und 78 abgestellt. 5. Dem Sarge folgen der Kommandant rc. und der höchste Kommandirende an der Spitze sämmtlicher Offizierskorps. 6. Anzug parademäßig, ohne Gepäck, event, ohne Ordensband. §. 83. In allen übrigen Fällen stellen die Truppen die Sargträger nach §. 76 ab und der Trauerwagen wird nach §. 74 bespannt, werde die Leiche nun von der Wohnung, vom Bahnhof oder von der Landstraße kommend, beigesetzt. Im letzten Falle erwarten Sargträger und Trauerwagen an der Burgfriedensgrenze den Verstorbenen. E. Leichenbegängnis §. 84, 1. Allgemeines. Die Fahnen werden nach Vorschrift em­ pfangen. 2. Die Trauerparade marschirt still an das Trauerhaus bezw. den Leichenacker; bei gemischten Waffen vorher auf den befohlenen Sammelplatz. Sie schlägt vom Abmarsch von der Kaserne an auch vor J.J. M.M. nicht ein. 3. Der die Trauerparade Kommandirende hat sich sowohl hin­ sichtlich der Aufstellung der Truppen, als der Signalposten vorher zu orientiren. §. 85, 1. Geschieht die Beerdigung vom Hause aus, so nimmt die Trauerparade zur Einsegnung der Leiche Stellung. 2. Wird der Sarg aus dem Hause gebracht, präsentiren, die Musik (Spielleute) 1. Theil des Parademarsches; Trompeter eine Post. 3. Sobald das Gewehr übergenommen, wird abgeschwenkt, und im Takt des Trauermarsches (gedämpftes Trommeln) angetreten. 4. Die Tranerparade eröffnet den Zug; (bei gemischten Waffen geht die Kavalerie der Infanterie, diese der Artillerie voraus); dann folgt der kirchliche Kondukt; diesem der Trauerwagen, begleitet von Trägern, Ehrenträgern und Ehrenbegleitung; unmittelbar dahinter die Leidtragenden der Familie, welchen die Generale, Deputationen und sonst anwe­ senden Offiziere folgen. 5. Die Spielleute :c. schlagen und blasen abwechselnd Trauer­ märsche. 6. Der Kommandirende bestimmt, ob die Truppen in den Leichen­ acker rücken. Jedenfalls bleiben berittene und bespannte Abtheilungen, sowie Infanterie über 1 Kompagnie stark, wenn Ehrensalven gebühren, außerhalb. 7. Die Truppe innerhalb des Leichenackers marschirt in möglichster Nähe des Grabes auf. 8. Bei Elnsenkung des Sarges präsentiren sämmtliche Truppen, schlagen und blasen Marsch 1. Theil mit hellen Instrumenten. 9. Gebühren Ehrensalven, so feuern die Truppen, statt des Präsentirens, 3 mal durch: die Fußtruppen bataillons-,

420

4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

die Kavalerie eskadrons-, die bespannte Artillerie geschützweise. Bei gemischten Waffen feuert in jeder Salve zuerst die Artil­ lerie, dann die Infanterie, die Kavalerie feuert hier nicht. Die Ehrensalven unterbleiben, wenn die zur Trauerparade aus­ rückende Truppe keine Feuerwaffe besitzt. 10. Nach jeder Ehrensalve spielt die Musik rc. jeder einzelnen Ab­ theilung den 1. Theil des Parademarsches, bezw. eine Post. Bei gemischter Waffe fällt die Musik der Kavalerie am Schluffe jeder durchgefeuerten Salve ein. 11. Während der Grabrede ruhen die Truppen. Zum Schlußgebet wird Stellung genommen. 12. Hierauf sind die Deputationen entlassen, die Trauerparade rückt ein, schlägt zum Abmarsch den Abtrupp der Wachen, und fällt erst nach einigen hundert Schritten vom Leichenacker mit klingendem Spiet ein. Abtheilungen ohne Tamboure marschiren still ab. Vorbeimarsch findet nicht statt. 13. Von dem Augenblicke an, wo die Truppe vor dem Sterbehause aufmarschirt ist, bis zum Abmarsch nach beendeter Bestattung, wird von ihr und von allen im Trauerzug Befindlichen keinerlei Ehrenbezei­ gung — weder vor Personen noch vor Wachen — erwiesen. §. 86, 2. Bei einer Beerdigung vom Leichenhnus aus nimmt die Trauerparade in oder außer dem Gottesacker zur Einsegnung Stellung. Das übrige Verhalten ist wie in §. 85, Ziffer 3 mit 13 angeordnet. §. 87, 1. Wird eine Leiche behufs auswärtiger Bestattung mit der Bahn rc. fortgeführt, so finden die für die Beerdigung iu der Garnison gegebenen Bestimmungen gleichmäßige Anwendung. 2. Die am Bahnhof rc. aufmarschirte Trauerparade beehrt die vor­ überziehende Leiche, wie beim Einsenken in's Grab. 3. Gebühren Ehrensalven, so bemißt sich die Truppenaufstellung nach lokalen Verhältnissen. 4. Soll eine mit der Bahn rc. eintreffende Leiche sofort bestattet werden, so marschirt die Trauerparade am Bahnhof rc. entsprechend auf, und verhält sich nach §. 85, nur erfolgt die in Ziff. 2 bestimmte Beehrung beim Eintreffen des Sarges an dem zunächst befindlichen Flügel der Trauer­ parade. 5. Für Beisetzung einer von auswärts eintreffenden Leiche ist §. 38 maßgebend.

F. Trauergottesdienste. §. 88, 1. Für verlebte aktive Offiziere, Aerzte und Militärbeamte werden die Deputationen analog §. 80, Ziff. 2, 3, oder f abgestellt. 2. Befand sich der Verstorbene nicht im Stande der Garnison, so beordert der Kommandant rc. die Deputation. 3. Für Vertretung der Kameraden bei Seelenmessen für verstorbene Unteroffiziere und Soldaten verfügt der nächstvorgesetzte Kommandeur oder Chef das Geeignete. 4. Zu diesen Deputationen sind nur Katholiken zu kommandiren. §. 89, 1. Wird ein offizieller Trauergottesdienst für die Ge­ fallenen angeordnet, so rücken sämmtliche Truppen der Garnison im stillen Marsch zur Kirche rc., wie für große Kirchenparaden bestimmt.

IV. Abfchn.

Die Ehrenbezeigungen.

421

2. Die Fahnen re. mit Trauerflor. 3. Den Katafalk umstehen die Träger, Ehrenträger und Ehren­ begleiter nach §. 76, l,a; §. 77, l,c und §. 78, l,b. 4. Sämmtliche dienstfreie Offiziere, Aerzte und Militärbeamte woh­ nen dem Gottesdienste an den für sie bestimmten Plätzen an. 5. Während des Gottesdienstes verhalten sich' die Truppen wie bei großen Kirchenparaden. 6. Beim Libera werden 25 Kanonenschüsse gelöst. 7. Nach dem Gottesdienste rücken die Truppen mit klingendem Spiel ein. §. 90. 1. Die Gedächtuißfeier für die verstorbenen Max-JosephOrdens-Ritter und Inhaber der Tapferkeits-Medaille findet jährlich am 13. Oktober, dem Todestag des Ordensstifters,' statt. 2. Die Garnison verhält sich hiezu nach §. 89. 3. Den Katafalk umstehen Träger u. s. w. nach §§. 76, 77 und 78 Ziff. l,a. Hiezu werden als. Träger Sergenten, bezw. Unteroffiziere beordert, welche Inhaber der TapferkeitsmedaiÜe, oder einer anderen Kriegsdekoration, oder eines Felddenkzeichens sind. 4. Geschütz-Salutation beim Libera unterbleibt, dagegen wird von Morgens 6 bis Abends 6 Uhr jede Viertelstunde ein Kanonenschuß gelöst. G. Aeußere Trauerzeichen*). §. 91. 1. Die Armeetrauer stuft sich nach 3 Graden ab. 2. 1. Grad. Generale und Stabsoffiziere, sowie.die den­ selben gleichstehenden Aerzte tragen einen Flor en bandouliöre von der rechten Schulter zur linken Hüfte. Die übrigen Offiziere und Aerzte, dann sämmtliche obere Militärund die Civilbeainten der Militärverwaltung nehmen den Flor ohne Masche um den linken Arm oberhalb des Ellbogens. Von allen Genannten wird das Portepee mit schwarzem Crep einfach überzogen, und zwar das Band in- und auswendig; die Quaste aber derart, daß ihr unterer Rand 1 Zentimeter breit über den Florsaum vorsteht. Zu Trauerfeierlichkeiten erscheinen auch die Oberoffiziere, sowie die denselben gleichstehenden Aerzte mit der Flor sch ärpe anstatt des Flors am Arm. 3. 2. Grad. Alle Offiziere, Aerzte, Militärbeamte und Civilbeamte der Militärverwaltung tragen den Flor am Arm, und das mit Flor umhüllte Portepee. 4. 3. Grad. Es wird nur noch der Flor am Arm getragen. 5. Der Trauergrad und dessen Zeitdauer werden allerhöchst bestimmt. §. 92. 1. Zur gewöhnlichen Hoftrauer wird auf die Dauer ihrer Anordnung von allen bei Hof Erscheinenden, einschließlich der zu Audienzen und Aufwartungen Beschiedenen, ein handbreiter glatter Trauerflor von Crep am linken Oberarm getragen. *) Die Kanzleien siegeln während der allerhöchst bestimmten Landestrauer schwarz und fertigen während zwei Dritttheilen dieser Trauer Erlasse, Schreiben rc. auf schwarz gerändertem Papier aus (Trauerordnung vom 1. August 1827, ReggS.-

422

4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Desgleichen bei kirchlichen Trauerfeierlichkeiten für weiland allerhöchste Personen, wenn befohlen. 2. Zur Familientrauer ist jedem Angehörigen der Armee gestattet, das gleiche Trauerzeichen in wie außer Dienst zu tragen. Dieser Trauerflor ist aber abzulegen bei Ausrückungen in Pa­ rade, sowie für das Erscheinen bei Hof. (K.-M.-R., 6. April 1873, Nr. 6700.) Während der Chartvoche, nämlich für Gründonnerstag, Charfreitag und Charsamstag sind alle Uebungen einzustellen, ferner ist vom Gründonnerstag Vormittags 9 Uhr an bis Charsamstag zur gleichen Stunde, mit Ausnahme eines Feuer­ alarms oder des Generalmarsches, außerhalb der Kasernen kein Spiel zu rühren; dagegen haben alle bisher beobachteten Observanzen während der bezeichneten Zeit, wie besonderes Tragen des Gewehres, Zapfenstreich mit Flötenbegleitung, Verstimmen der Instrumente zu den Kasernsignaten u. a. m. zu unterbleiben.

V. Abschnitt. Von den Ordonnanzen. 1. Jeder Unteroffizier und Gemeiner, welcher einer Militärcharge re. für dienstliche Verschickungen beigegeben wird, heißt Ordonnanz. Sie sind entweder: a) Ordonnanzen, kommandirt zur Person eines Vorgesetzten zum Zwecke dienstlicher Verrichtungen, wie z. B. Anmeldungen beim Vorgesetzten, Begleitung desselben, Ausrichtung mündlicher Bestellungen, Austragen von Dienstbriefen rc., oder b) Ordonnanzen für Bureaus von Kommandobehörden und Ad­ ministrationen rc. 2. Ständige und wachfreie Ordonnanzen werden gewährt und zwar berittene aus dem Etat der Kavallerieregimenter abkommandirt: Dem Kriegsminister und jedem kommandirenden General 1 Unter­ offizier; jedem Divisionskommandeur und jedem im Armeekorpsverbande stehenden Brigadekommandeur 1 Gefreiter oder Gemeiner; dem Generalinspekteur der Armee, für die Zeit, in welcher derselbe als solcher in thatsächlicher Funktion steht, 1 Unteroffizier. Diese Ordonnanzen heißen „Stabsordonnanzen". 3. Ferner haben Anspruch auf die Gestellung je einer persönlichen unberittenen Ordonnanz von den ihnen untergebenen Truppenteilen: Die kommandirenden Generale, die Divisionskommandeure, die Inspekteure der Artillerie und des Jngenieurkorps, der Fußartillerie-Brigadekommandeur und der Pionierinspekteur, die Gouverneure und Kommandanten von München, Augsburg, Nürnberg und Würzburg, ferner die Regiments- und Ba­ taillonskommandeure. Dem Chef des Generalstabs eines Armeekorps darf eine Ordonnanz au^ einem Truvpentheile der Garnison gestellt werden, wenn der kommandirende General das Bedürfniß anerkennt.

V. Abschn.

Von teil Ordonnanzen.

423

4. Für die Bureau der Komin andobehörden und Administrationen erfolgt die Gestellung der Ordonnanzen von den unterstellten, resp, zu­ gehörigen Truppentheilen, soweit nwglich aus derselben Garnison nach folgenden Sätzen: je 2 Ordonnanzen für das. Bureau: eines Generalkommandos, einer Division, der Inspektion der Artillerie und des Trains, der Inspektion des Jngeneurkorps und der Festungen. je eine Ordonnanz für das Bureau: einer Brigade, der Pionier­ inspektion, eines Regiments, eines selbstständigen Bataillons, eines Gouvernenients, einer Kommandantur, einer Ingenieur­ direktion, einer Korpsintendantur, einer Divisionsintendantur, eines Garnisonslazareths. Dem Bureau eines nicht selbstständigen Bataillons bezw. Abtheilung wird nur dann eine besondere Ordonnanz abgestellt, wenn nach pflicht­ mäßigem Ermessen des Regimentskommandeurs die persönliche Ordonnanz des Bataillonskommandeurs nach Lage der Verhältnisse den Dienst nicht mitversehen kann. Offiziersspeiseanstalten erhalten nach Maßgabe des vom betreffenden Truppenbesehlshaber speziell zu beurtheilenden Bedürfnisses eine oder mehrere Ordonnanzen. Die kommandirenden Generale sind ermächtigt, sonstigen Kommando­ behörden und Administrationen, wenn sie reglementarisch ein eigenes Bureau haben, für welches Bureaudiener nicht gehalten werden, auf Antrag und Anerkennung des Bedürfnisses die Gestellung je einer Ordonnanz zu bewilligen. Ferner sind die kommandirenden Generale befugt, je nach der Ver­ schiedenheit der lokalen Verhältnisse — da die obigen Sätze nur einen allgenieinen Anhalt geben — an einzelnen Orten Ordonnanzen einziehen zu lassen und an anderen eine Mehrgestellung zu genehmigen. 5. Die Gouverneure und die sub 3 bezeichneten Kommandanten haben das Recht, vorübergehend für spezielle Dienstfunktionen eine berittene Ordonnanz aus der Garnison zu requiriren. 6. Die als Stabsordonnanzen (Ziff. 2) abkommandirten Unteroffiziere und Gefreiten bezw. Gemeinen dürfen bei den Regimentern unter Be­ lassung in ihrem Kommandoverhältnisse kapituliren. Sämmtliche übrige Ordonnanzen (Ziff. 3 mit 5) sind grundsätzlich aus dem Stande der Gefreiten und Gemeinen zu kommandiren und die nach Ziff. 3 und 4 gestellten in bemessenen Zeiträumen abzulösen. Die Generalkominandos befinden über ausnahmsweise Verwendung von halbinvaliden Unteroffizieren als Ordonnanzen. 7. Die Stabsordonnanzen tragen zur Uniform ihres Regiments auf den Schulterklappen vom Waffenrock und Mantel die Nummer des Armee­ korps in gelber Schnur. Sämnitliche Ordonnanzen verrichten ihren Dienst in Uniform und, soweit erforderlich, im Dienstanzuge. Nur den in den Offiziersspeiseanstalten verwendeten Ordonnanzen kann das Tragen von Civilkleidern oder Livree gestattet werden. Das Zusammentragen von militärischen und Civilkleidern ist, wie allgemein vorgeschrieben, verpönt. Ueber Ehrenordonnanzen siehe Ehrenbezeugungen.

424

4- Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

VI. Abschnitt.

Die Beschwerden. (Dienstverhältnisse der konigl. bayer. Armee. V.-Bl. 69.)

1.

Beschwerden.

München 1875-

Allgemeine Anordnungen.

Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen, sowie den Militärärzten und Beamten der Militärverwaltung, welche Grund zu einer Klage über Vor­ gesetzte zu haben glauben, ist gestattet, wider diese Vorgesetzten Beschwerde zu führen. Der Weg, den eine Beschwerde zu gehen hat, heißt der Beschwerdeweg. Die Abweichung vom Beschwerdeweg ist strafbar. (§. 152, 2 des M.-St.-Ges. und §. 27 der Disziplinarstrafordnung.) Beschwerden haben zum Gegenstände a) eine von dem zuständigen Militärbefehlshaber oder Verwaltungs­ vorgesetzten verhängte Disziplinarbestrafung, b) Handlungen der Vorgesetzten, durch welche der Beschwerdeführer persönlich oder in seinem berechtigten Standesbewußtsein, in seinen dienstlichen Gerechtsamen und Befugnissen verletzt wird. Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf Zuständigkeit materieller K om petenzen eignen sich nicht sür den Beschwerdeweg. Wenn jedoch ein Vorgesetzter, dessen Entscheidung der Untergebene anfechten will, diesem die Erlaubniß zum An­ rufen einer Hähern Instanz verweigert, so kann diese Weigerung Gegenstand der Beschwerden werden.)

Als Vorgesetzter ist in Bezug auf Beschwerdeführung anzusehen: a) Derjenige, welcher in Folge gesetzlicher Vorschriften, reglemen• tarischer Anordnungen oder allgemeiner militärischer Grundsätze, resp, bei Offizieren durch Rang oder Patent die Befugniß besitzt, für den Beschwerdeführer oder dessen Befehlsbereich Befehle oder Rügen zu ertheilen, oder Anordnungen zu treffen, b) jeder Offizier, welcher sich verpflichtet, fühlt, gegen einen jüngeren Kameraden dienstlich einzuschreiten. Die Beschwerde darf eingeleitet werden nicht früher als am nächsten Morgen nach Stattfiuden des sie veranlassenden Vorfalls, keinesfalls vor Beendigung des Dienstes; nicht später als nach drei Tagen vom nächsten Morgen nach der Veranlassung oder Strafver­ büßung an gerechnet. Innerhalb dieses Zeitraumes muß der Entschluß zur Beschwerde­ führung gefaßt und zur Kenntniß der die Entscheidung vermittelnden oder treffenden Instanz gebracht sein. Möglichst bald aber muß die vollständige Herbeischaffung des Materials und die etwa erforderliche Formulirung der Beschwerdeschrist erfolgen. Jede Beschwerde muß so schnell entschieden werden, als die für ihre Beurtheilung unerläßliche Sorgfalt es gestattet. — Die Entscheidung über die Beschwerde ist unabhängig davon, ob etwa wegen Nichtbeachtung des vorgeschriebenen Dienstweges gegen den Beschwerdeführer einzuschreiten ist, sofern wegen der Beschwerde nicht gerichtliche Bestrafung eintreten

VI. Abschn.

Die Beschwerden.

425

Der Beschwerdeführer hat von dem Beschreiten des Beschwerdeweges seinem nächsten Vorgesetzten direkte Meldung zu erstatten. Ist die Be­ schwerde gegen diesen selbst gerichtet, so erfolgt die Mittheilung durch die Person, welche die Entscheidung vermittelt, oder falls eine solche nicht ein­ gesetzt ist, durch den zur Entscheidung berufenen Vorgesetzten. Ein Offizier, welchem dienstlich angezeigt wird, daß ein im Range der Unteroffiziere oder Gemeinen stehender Untergebener beabsichtige, Be­ schwerde über einen Vorgesetzten zu führen, ist berechtigt, sich über etwaige Grundlosigkeit der Beschwerde zu äußern, und verpflichtet, den Beschwerdeführer darauf aufmerksam zu machen, daß er durch An­ bringung einer an sich unbegründeten oder leichtfertigen Beschwerde sich strafbar mache. Die gleichen Befugnisse stehen einem jeden Vorgesetzten zu, welcher dienstlich Kenntniß davon erlangt, daß ein ihm untergebener Offizier oder Beamter sich beschweren wolle. Eine anderweitige Einwirkung auf den Untergebenen behufs Zurück­ ziehung der Beschwerde ist untersagt und strafbar. Siehe §. 117 des M.-St.-Ges. Beschwerden entscheidet in der Regel in erster Instanz der nächste, mit Disziplinargewalt versehene Vorgesetzte Desjenigen, gegen welchen die Beschwerde gerichtet ist. Beschwerden von Offizieren über Vorgesetzte des eigenen Truppentheils entscheidet der Kommandeur. Beschwerden gegen Offiziere, welche einerseits unmittelbar einem Generalkommando, anderseits unmittelbar einer Jnspektionsstelle unter­ geben sind, entscheidet das Generalkommando. Im mobilen Verhältnisse steht die Entscheidung über Beschwerden jederzeit dem vorgesetzten mobilen Truppenbefehlshaber zu. Berühren die Beschwerden der Militärbeamten das Gebiet der Mili­ tärdisziplin (§. 1 Ziff. I der Disziplinarstrafordnung), so entscheidet der Militärvorgesetzte; in allen anderen Fällen der betreffende administrative Dienstvorgesetzte. Ersterer ist berechtigt, vor seiner Entscheidung das Gutachten der dem Beschwerdeführer vorgesetzten Verwaltungsbehörde einzuholen. In Stellen von Beamten der Militärverwaltung verwendete Personen des Soldatenstandes halten bezüglich ihrer aus dem Beamtenverhältnisse hervorgehenden Beschwerden den Instanzenweg für Beamte inne. Im Uebrigen halten sie sich an den Beschwerdeweg des Soldatenstandes. Beschwerden gegen solche Offiziere, welche S. M. dem Könige direkt unterstellt sind, werden nach vorheriger Meldung an die Vorgesetzten durch eine Jmmediat-Eingabe des beschwerdeführenden Offiziers oder Beamten, resp, des Kompagnie- re. Chefs für eine im Range der Unteroffiziere oder Gemeinen stehenden Personen des Soldatenstandes, direkt der Allerhöchsten Entscheidung zugeführt. Die Entscheidung über eine Beschwerde wird dem Beschwerde­ führer, sowie dem höchsten Vorgesetzten desselben, der dienstliche Kennt­ niß von derselben hat, und dem Verklagten mitgetheilt. Die Mittheilung an den Kläger muß die Angabe enthalten, daß die Beschwerde geprüft, ob sie begründet oder unbegründet gefunden, dann int ersten Falle geprüft, oborschriftsgemäß dienstlich erledigt*) und wenn *) Siehe §.* 53 der Disziplinarstrafordnung für das Heer.

4. Abcht. Allgemeine Dienstverhältnisse.

426

eine persönliche Verletzung Vorgelegen, daß Remedur eingetreten sei, sofern der Beschwerdeführende Offizier oder oberer Beamter ist. Uebrigens ist der entscheidende Vorgesetzte nicht an eine ganz bestimmte Form ge­ bunden , die er so zu wählen wissen wird, daß dabei die Autorität des verklagten Vorgesetzten möglichst gewahrt wird. Mit jeder die Beschwerde als unbegründet zurückweisenden Ent­ scheidung ist, wenn auch eine Bestrafung nicht erforderlich ist, die Beleh­ rung des Klägers zu verbinden. Hat ein Beamter wegen verhängter Ordnungsstrafe Beschwerde ge­ führt und wurde diese begründet erachtet, so muß jene schriftlich auf­ gehoben werden. Gegen eine getroffene Entscheidung kann von beiden Theilen inner­ halb dreier Tagen nach Mittheilung derselben Berufung an die nächst höhere Instanz und so fort, ohne Umgehung einer Instanz bis zur Aller­ höchsten Stelle hinauf erhoben werden. Die Berufung wird in Gestalt einer Beschwerde gegen den Vorgesetzten, der die letzte Entscheidung ge­ troffen hat, auf dem für die Beschwerdesührung geordneten Wege, jedoch ohne Vermittelung und schriftlich eingelegt. Bezüglich der Anzeige von dem Weiterführen einer in der unteren Instanz entschiedenen Beschwerde ist Abs. 1 Seite 225 und über die Form der Beschwerde an Allerhöchster Stelle Abs. 11 daselbst maßgebend. Beschwerden, welche als unbegründet erachtet werden, weil sie von falschen Voraussetzungen oder unrichtigen dienstlichen An­ schauungen ausgehen, sind zurückzuweisen. Die Anbringung solcher Beschwerden an dem Beschwerdeführer durch Disziplinarstrafe oder Rüge zu ahnden, bleibt dem Ermessen des entscheidenden Vorgesetzten überlassen und wird sich darnach richten, ob die Aufrechthaltung der Zucht und Ordnnng im Heere und in der Verwaltung ein derartiges Einschreiten gegen den Kläger erforderlich und die Lage der gesetzlichen Bestimmungen ein Strafverfahren angängig erscheinen läßt. Sind Beschwerden leichtfertiger Weise auf unwahre Be­ hauptungen gestützt, so liegt eine erforderlichen Falles nach Maßgabe der Disziplinarstrafordnung r?sp. der bürgerlichen Strafgesetze zu ahndende Uebereilung des Beschwerdeführers vor. Im Wiederholungsfälle sind derartige Beschwerden ebenso wie die wider besseres Wissen auf unwahre Behauptungen gestützten, an Per­ sonen des Soldatenstandes gemäß §. 152 des deutschen Militärstrafgesetzes gerichtlich zu ahnden, gegen Beamte aber auf Grund der gegen sie anwendbaren Gesetze einzuschreiten. Die Wiederaufnahme einer in unterer Instanz als unbegründet zurückgewiesenen Beschwerde ist als Wiederholungsfall im Sinne des §.152 u. a. O. zwar nicht anzusehen, jedoch von dem betreffenden Disziplinar­ vorgesetzten des Beschwerdeführers in der Regel zu strafen resp, verschärft zu strafen, wenn der in höherer Instanz entscheidende Vorgesetzte der früheren Entscheidung hat beitreten müssen.

2. Der Beschwerdeweg der Personen oes Soldatenstandes. A.

Beschwerden der Offiziere und Sanitätsoffiziere.

Offiziere und Sanitätsoffiziere sind verpflichtet, bevor sie ihre etwaigen Beschwerden der Entscheidung des kompetenten Vorgesetzten zu-

VI. Abschn.

Die Beschwerden.

427

führen, in Verhandlungen einzutreten, welche dem zu verklagenden Vorgesetzten Gelegenheit geben, unbewußt oder in der Uebereitung zugefügtes Unrecht sofort abzustellen. Diese Verhandlungen bilden den Weg der dienst­ lichen Vermittelung und werden, sofern diese erfolglos bleibt, der erste Schritt auf dem Beschwerdeweg.

Gedachte Verhandlungen hat eine dritte Person als Vermittler zu übernehmen. Sie hat dem betreffenden Vorgesetzten Kenntniß davon zu geben, daß und durch welche Handlung er seinem Untergebenen, nach dessen Ansicht, Grund zur Beschwerde gegeben habe. Der Vermittelung hat sich zu unterziehen: a) Bei Beschwerden der Offiziere und bei den gegen Offiziere ge­ richteten Beschwerden ein Offizier; b) bei Beschwerden der Militärärzte über ärztliche Vorgesetzte ein Militärarzt.

Grundsätzlich ist als Vermittler eine im Range nahe unter dem zu Verklagenden stehende Person und so weit möglich, ein demselben Truppenverbände, Behörde re. angehöriger direkter Vorgesetzter des Beschwerde­ führers zu wählen. Hat ein außerhalb des Truppenteils stehender Hauptmann, Stabs­ offizier oder höherer Vorgesetzter Anlaß zur Beschwerde gegeben, so fällt die Aufgabe des Vermittlers dem Regiments- resp, selbstständigen Ba­ taillonskommandeur und ist dieser selbst Beschwerdeführer, dem nächsten direkten Vorgesetzten oder einem dem Range des zu verklagenden Vorgesetzten möglichst nahestehenden Offizier aus dessen Garnison zu. Für die Beschwerden der zum betreffenden Zeitpunkte weder im Truppenverbande, noch im Verbände eines anderen Offizierkorps stehendeil Offiziere, z. B. der Generalstabsoffiziere, Adjutanten höherer Stäbe, der Artillerie- und Jngenieuroffiziere der Plätze rc. rc. hat ein zu derselben Behörde oder zu demselben Diellstbereiche gehörender Offizier, oder — wenn ein solcher nicht vorhanden — ein Stabsoffizier aus der Garnison des zu Verklagenden zu vermitteln. Letzteres geschieht auch, wenn ein be­ urlaubter Offizier außerhalb der Garnison seines Truppenteils eine Be­ schwerde führen muß. Offiziere des Beurlaubtenstandes sind, auch während sie zum Dienste nicht einberufen sind, zur Beachtung dieses Verfahrens verpflichtet, doch mit der Maßgabe, daß sie als Vermittler bei Beschwerden gegen ihren Landwehrbezirkskommandeur sich einen Haupt­ mann und in Ermangelung eines solchen einen alteren Subalternoffizier des Beurlaubtenstandes aus ihrem Bataillonsbezirk zu wählen haben. Das Vermittleramt für einen Militärarzt gegen einen militäri­ schen Vorgesetzten fällt demjenigen Offizier zu, der es zu übernehmen haben würde, wenn der Beschwerdeführer gleichfalls Offizier wäre. Bei Beschwerden gegen militärärztliche Vorgesetzte ist die Ver­ mittelung einem dem Range des zu Verklagenden möglichst gleichstehenden Militärarzt des Truppentheils, oder wenn der zu Verklagende nicht im eigenen Truppenverbande steht, dem Regimentsarzt zu übertragen. In Ermangelung eines ärztlichen Vermittlers von entsprechendem Range, darf als solcher auch ein Offizier dieses Ranges gewählt werden. Für Militärärzte des Beurlaubtenstandes ist Vorstehendes ebenfalls maßgebend.

428

4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

Der zum Vermittler Erwählte lehnt die Uebernahme dieser Thätig­ keit nur dann ab, wenn er: 1) die Beschwerde in allen Punkten für vollkommen unbegründet erachtet und räth desfalls zugleich von der Ein­ reichung der Beschwerde ab; 2) wenn er die Verletzung des Beschwerde­ führers für eine so schwere hält, daß eine Beseitigung derselben im Wege der Vermittelung unthunlich erscheint, hiebei dem Kläger die direkte Ein­ gabe der Beschwerde anheimstellend.

Der Vermittler läßt sich durch'den Beschwerdeführer genau über die einzelnen Beschwerdepunkte unterrichten. Er ist berechtigt, die schrift­ liche Niederlegung dieser Punkte und des dieselben begründenden That­ bestandes zu fordern und auch verpflichtet, diese vom Beschwerde­ führer etwa selbstständig bewirke schriftliche Formulirung der Beschwerde anzunehmen. Der Vermittler hat selbst zu ermessen, ob er dem zu Verklagenden die schriftliche Darstellung zur Kenntniß vorlegen darf, ohne den Zweck der Vermittlung zu gefährden. Der Vermittler hat die Befugniß, dem Beschwerdeführer seine Ansicht über nicht genügende Begründung der Klage kundzugeben.

Verlangt der Beschwerdeführer dennoch die Einleitung der Beschwerde, fo bringt der Vermittler das durch die Verhandlung gewonnene Material, wo möglich mündlich, zur Kenntniß des Verklagten, spricht demselben auf Befragen offen seine Ansicht zur Sache aus und nimmt dessen Ent­ scheidung darüber entgegen, ob derselbe beabsichtigt, die Veranlassung zur Beschwerde aufzuheben, oder dieselbe dem kompetenten Vorgesetzten zur weitern Beschlußfassung zuführen zu lassen. Ebenso verfährt der Ver­ mittler, wenn er die Klage für begründet erachtet. Das Resultat der Verrnittlung theilt er dem Beschwerdeführer mit. Einer erfolglos gebliebenen Vermittlung muß in der Regel die förmliche Beschwerde folgen. Will der Beschwerdeführer jedoch, bewogen durch die im Laufe der Verhandlungen gewonnene Einsicht, seine Klage zurück­ ziehen, so ist dieß statthaft, soferne nicht derjenige Vorgesetzte, gegen welchen die Beschwerde gerichtet werden sollte, deren Weiterführung ausdrücklich verlangt. Der Vermittler holt eintretenden Falles die erforderliche Aeuße­ rung des Vorgesetzten ein. Der Beschwerdeführer hat, falls durch den Vermittlungsversuch die Beilegung seiner Klage nicht erreicht wird, sowie im Falle der Ablehnung der Vermittlung durch den Vermittler seine Beschwerde — wenn er sie weiter verfolgt, bei dem zur Entscheidung derselben kompetenten Vorge­ setzten mündlich oder schriftlich selbst vorzutragen und gleichzeitig Meldung zu erstatten, ob und mit welchem Erfolge die Vermittlung ver­ sucht worden. Muß auf Verlangen des Verklagten die Beschwerde nach erfolgloser Vermittlung weiter geführt werden, so übernimmt der Vermittler den Vortrag. In jenen Fällen, in welcheu die Vertretung des Klägers dem Kommandeur des Truppenteils rc. resp, dem ältesten Truppenarzt obliegt, hat dieser die Beschwerde bei dem entscheidenden Vorgesetzten anzubringen, welchem es in allen vorgedachten Fällen überlassen bleibt, die Klagepunkte sich von dem Beschwerdeführer schriftlich einreichen zu lassen. Die Be­ schwerdeschrift muß ruhig gehalten sein und darf in der Darstellungsweise die Rücksichten auf den Vorgesetzten nicht außer Acht lassen.

VI. Abschn. Die Beschwerden.

429

Eine Beschwerdeschrist, welche hiegegen verstößt, wird zur Umarbei­ tung zurückgegeben, auch gegen den Verfasser nach Umständen, unbeschadet des Urtheils über die Beschwerdepunkte selbst, dienstlich ein­ geschritten. Erachtet der angerufene Vorgesetzte die Beschwerde nicht ohne Wei­ teres auf Grund der eigenen Ausführungen des Klägers für unbegründet, so hat derselbe vor der Entscheidung den Verklagten mündlich oder schrift­ lich zu hören. Nach dem Ermessen des Vorgesetzten darf dem Verklagten die Beschwerdeschrift zugestellt werden, wenn dies zur schnelleren Aufllärung der Sachlage zweckmäßig erscheint und sich eine Verschär­ fung der Gegensätze aus solcher Mittheilung nicht besorgen läßt.

B. Beschwerden der Unteroffiziere und Gemeinen. ' Unteroffiziere und Gemeine, sowie die bei den Truppentheilen in Ver­ wendung stehenden Unterärzte und Unterveterinäre, welche sich über einen Vorgesetzten beschweren wollen, machen hiervon ihrem Feldwebel oder Wachtmeister mündliche Meldung. Bei Detachements, bei welchen nur ein Offizier sich befindet, erhält an Stelle des Feldwebels der älteste Unteroffizier des Detachements diese Meldung. Der Feldwebel rc. macht dem betreffenden Korporalschafts- rc. Unter­ offizier Mittheilnng, daß einer seiner Untergebenen den Beschwerdeweg beschritten habe. Beschwerden gegen den Feldwebel rc. werden direkt bei dem Kom­ pagnie- rc. Chef oder Kommandoführer angebracht. Will der Feldwebel über seinen eigenen Kompagniechef sich beschweren, so zeigt er dies dem ältesten Offizier der Kompagnie an. Der älteste Unteroffizier eines Detachements, bei dem nur ein Offizier sich befindet, bat diesem schriftlich das seinerseits etwa beabsichtigte Be­ treten des Beschwerdeweges zu melden, demnächst aber seine, sowie die etwa sonst über diesen Offizier eingehenden Beschwerden dem nächsten direkten Vorgesetzten des Kommandoführers einzureichen. Mannschaften des Beurlaubtenstandes haben Beschwerden, welche Mi­ litärdienstangelegenheiten betreffen und zu denen sie während ihrer Beur­ laubung sich veranlaßt fühlen, ihrem Landwehr-Bezirks-Feldwebel, wenn aber die Beschwerde gegen diesen gerichtet ist, ihrem Landwehr-BezirksKommandeur mündlich oder schriftlich vorzutragen. Ist die Beschwerde gegen den Bezirks-Kommandeur gerichtet, so gelangt sie durch den Be­ zirksfeldwebel an den Adjutanten des Bezirkskommandos, der sie unter Benachrichtigung des Bezirkskommandeurs dem Brigadekommandeur zur Entscheidung vorlegt. Der Feldwebel hat einen Einfluß auf die weitere Verfolgung der Beschwerde nicht auszuüben, sondern lediglich seinem Kompagnie- rc. Chef oder Kommandoführer Meldung von der ihm ausgesprochenen Absicht des Beschwerdeführers zu erstatten. Ist die Beschwerde gegen den Kompagnie- rc. Chef selbst gerichtet, so geht diese Meldung des Feldwebels rc. an den ältesten Offizier der Kompagnie rc. Beschwerden von bei Truppentheilen verwendeten Unterärzten oder Unterveterinären über fachliche Vorgesetzte werden zur Entscheidung des vorgesetzten Stabsarztes resp. Regimentsarztes durch den Kompagnierc. Chef gebracht.

4. Abthl'. Allgemeine Dienstverhältnisse.

430

Unteroffiziere und Gemeine, welche aus dem Truppenverbande abkom> mandirt und in einen neuen derartigen Verband nicht eingetreten sind, bringen etwaige Beschwerden bei ihrem nächsten zu derjenigen Behörde rc. gehörenden Vorgesetzten an, zu welcher sie im Kommandoverhältnisse stehen. Hat dieser Vorgesetzte selbst den Grund zur Beschwerde gegeben, so wird sie, möglichst in Form mündlicher Meldung, direkt zur Kenntniß des nächst­ höheren unmittelbaren Vorgesetzten derselben Behörde gebracht, gleichviel ob dieser selbst die Entscheidung zu fällen oder selbe nur herbeizuführen hat. Diesen Weg haben auch die in den Lazarethey befindlichen Unter­ ärzte und Unterapotheker zur Erledigung - ihrer Beschwerden inne zu halten.

Entscheidung der Beschwerden. Der entscheidende Vorgesetzte hat Beschwerdeführer und Ver­ klagten persönlich zu hören. Ist dies nicht ausführbar, oder scheint ihm sonst zur Feststellung des Thatbestandes eine schriftliche Auslassung zweckmäßig, so kann er Unteroffiziere, und Soldaten protokollarisch ver­ nehmen lassen. Falls der Verklagte ein Offizier ist, muß derselbe in diesem Falle zum Berichte aufgefordert werden. Die Vertretung der Unteroffiziere rc. eines Truppenteils kommt dem Kommandeur desselben zu, welcher sie nach Ermessen direkt und mündlich oder schriftlich und dann auf dem Instanzenwege zu führen hat. Beschwerden von Unteroffizieren oder Mannschaften über einen Haupt­ mann oder Subalternoffizier dürfen jedoch durch den eigenen KompagnieK. Chef direkt der Entscheidung erster Instanz zugeführt werden. Nur beim Betreten des Weges der Berufung an eine höhere Instanz müssen auch derartige Klagen durch den Truppenkommandeur gehen. Legen Unteroffiziere oder Gemeine Berufung gegen die Ent­ scheidung einer untern Instanz ein, so ist die bezügliche protokollarische Erklärung und Begründung vom Kompagnie- rc. Chef und falls dieser betheiligt ist, vom ältesten Offizier aufzunehmen.

3.

Der Beschwerdeweg für Beamte der Militärverwaltung.

Den Militär- wie Civilbeamten der Militärverwaltung ist es freige­ stellt, bei Beschwerden, gegen Militär- oder administrative Vorgesetzte sich der dienstlichen Vermittlung zu bedienen. Es wird sich dieser Weg in allen jenen Fällen empfehlen, wo durch das Betreten desselben die Bei­ legung der Beschwerde erwartet werden darf. In der Wahl des Ver­ mittlers sind die im 2. Abschnitt enthaltenen Grundsätze leitend. Wird der Vermittlungsversuch nicht unternommen, so ist die Beschwerde schriftlich zur Entscheidung des nächsten kompetenten Dienstvorgesetzten zu bringen. Eine Berufung gegen die getroffene Entscheidung muß stets bei dem nächsten Dienstvorgesetzten Desjenigen eingelegt werden, welcher in erster Instanz entschieden hat. Für die Anhörung des beklagten Theils sind die im 2. Abschnitt ge­ troffenen Anordnungen maßgebend. Den Militärvorgesetzten ist das Einholen des Urtheils einer technischen Behörde gestattet. Für die Beschwerden der Zahlmeister ist die etwa zum Gutachten aufzufordernde Behörde die Korpsintendantur, für die Beschwerden der

VII. Abschn. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 431

Veterinäre der Korps-, bezw. Oberstabs-Veterinär, für die der Büchsen­ macher die Direktion der Gewehrfabrik.

VII. Abschnitt.

Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. (Verordnungsblatt vom 16. Dezember 1872, Nr. 73)

Die Kenntniß der Kriegsartikel ist höchst wichtig für jeden Soldaten, denn sie gibt ihm einen getreuen Wegweiser für seine dienstliche Laufbahn im Frieden wie im Felde. Zur schnelleren Uebersicht ist den einzelnen Artikeln der Betreff als Titel vorgesetzt. K.-M.-V. v. 16. Dezbr. 1872, Nr. 28782. Die Kriegsartikel müssen jedem neuzugehenden Soldaten vor Ableistung des Fahneneides durch wortdeutliches Vorlesen bekannt gegeben werden. Die Abtheilungs-Kommandeure haben Sorge zu tragen, daß diese Bekanntgabe in angemessenen Zeiträumen erneuert und der Inhalt der Kriegsartikel auf diese Weise und durch entsprechende Erläu­ terungen der Mannschaft zum richtigen Verständniß gebracht werde. Pflichttreue.

Art. 1. Der Soldat muß stets der ernsten Pflichten seines Berufs eingedenk und dieselben gewissenhaft zu erfüllen eifrig bemüht sein. Art. 2. Die unverbrüchliche Wahrung der im Fahneneide gelobten Treue ist die erste Pflicht des Soldaten. Nächstdem erfordert der Beruf des Soldaten: Kriegsfertigkeit, Muth bei allen Dienstobliegenheiten und Tapferkeit im Kriege, Gehorsam gegen den Vorgesetzten, ehrenhafte Führ­ ung in außer dem Dienste, gutes und rechtliches Verhalten gegen die Kameraden.

Kriegsverrath.

Art. 3. Wer in der Absicht, den Feind zu begünstigen oder die deutschen oder verbündeten Truppen zu schädigen, sich mit dem Feinde in Verbindung setzt, oder wer in solcher Absicht durch sonstige Handlungen oder Unterlassungen die deutschen oder verbündeten Truppen in Gefahr, Unsicherheit oder Nachtheil bringt, bricht die eidlich gelobte Treue und macht sich des Kriegsverraths schuldig. Der Verräther wird mit den schwersten Freiheits- und Ehrenstrafen oder mit dem Tode bestraft. Gleiche Strafen treffen, wenn das Verbrechen oder ein strafbarer Versuch desselben begangen worden, denjenigen, der ein zu seiner Kennt­ niß gelangtes verräterisches Vorhaben nicht alsbald seinem Vorgesetzten anzeigt.

432

4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Fahnenflucht. Art. 4. Dem Soldaten soll seine Fahne heilig sein. Wer dieselbe verläßt oder von der Fahne wegbleibt, um sich seiner Verpflichtung zum Dienst zu entledigen, macht sich der Fahnenflucht (Desertion) schuldig. Art. 5. Wer im Felde eine Fahnenflucht begeht, wird mit Bersetz-ung in die zweite Klasse des Soldatenstandes und Gefängniß oder mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren oder mit dem Tode bestraft. Art. 6. Wer vom Posten vor dem Feinde oder aus einer belagerten Festung fahnenflüchtig wird, oder wer zum Feinde übergeht, wird mit dem Tode bestraft. Die Todesstrafe trifft auch die Anstifter und Rädelsführer eines im Felde gemachten Komplotts zur Fahnenflucht.

Art. 7. Wer in Friedenszeiten der Fahnenflucht sich schuldig macht, wird mit Versetzung in die zweite Klaffe des Soldatenstandes und Ge­ fängniß nicht unter sechs Monaten, nach Umständen mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren bestraft.

Art. 8. Wer von einem Vorhaben zur Fahnenflucht Kenntniß erhält und dies seinem Vorgesetzten nicht sogleich anzeigt, wird, wenn die Fahnen­ flucht begangen worden, mit Arrest, oder mit Gefängniß bis zu sechs Mo­ naten, und wenn die Fahnenflucht im Felde begangen worden, mit Gefäng­ niß von einem Jahre bis zu drei Jahren bestraft. Art. 9. Verleitung eines Anderen zur Fahnenflucht oder vorsätzliche Beförderung einer solchen wird, wenn die Fahnenflucht erfolgt ist, mit Gefängniß von sechs Monaten bis zu zwei Jahren, im Felde mit Gefäng­ niß von fünf bis zu zehn Jahren, nach Umftäuben unter gleichzeitiger Versetzung in die zweite Klasse des Svldatenstandes bestraft.

Art. 10. Eigenmächtige Entfernung von der Truppe oder der Dienst­ stellung, absichtliches Fernbleiben von derselben und Urlaubsüberschreitung werden, sofern nicht Fahnenflucht vorliegt, mit Arrest, oder mit Gefäng­ niß oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft. Entziehung der Verpflichtung zum Kriegsdienst.

Art. 11. Wer durch Selbstverstümmlung oder auf andere Weise zur Erfüllung seiner Verpflichtung zum Dienst sich untauglich macht oder durch einen Anderen untauglich machen läßt, wird neben Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes mit Gefängniß von einem Jahr bis zu fünf Jahren bestraft. Dieselbe Gefängnißstrafe, nach Umständen unter gleichzeitiger Versetz­ ung in die zweite Klasse des Soldatenstandes, trifft denjenigen, welcher einen Anderen auf dessen Verlangen zur Erfüllung seiner Verpflichtung zum Dienste untauglich macht.

Art. 12. Wer in der Absicht, sich der Erfüllung seiner Verpflichtung zum Dienst ganz oder theilweise zu entziehen, ein auf Täuschung berech­ netes Mittel anwendet, wird mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungs­ haft bis zu fünf Jahren bestraft, nach Umständen unter gleichzeitiger Ver­ setzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes. Gleiche Strafe trifft den Theilnehmer.

VII. Abschn. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 433 Feigheit. Art. 13. Die Feigheit ist für den Soldaten besonders schimpflich und erniedrigend; niemals darf er sich durch Furcht vor persönlicher Gefahr von der Erfüllung seiner Berufspflichten abwendig machen lassen. Art. 14. Wer während des Gefechts aus Feigheit die Flucht ergreift oder die Kameraden durch Worte oder Zeichen zur Flucht verleitet, wird mit dem Tode bestraft. Art. 15. Wer sonst aus Feigheit vor dem Feinde flieht, bei dem Vormarsch zum Gefecht, während des Gefechts oder aus dem Rückzüge von seinem Truppentheile heimlich zurückbleibt, von demselben sich weg­ schleicht oder versteckt hält, seine Waffen oder Munition wegwirft oder im Stich läßt, oder sein Pferd oder seine Waffen unbrauchbar macht, oder durch Vorschützen einer Verwundung oder eines Leidens oder durch ab­ sichtlich veranlaßte Trunkenheit dem Gefechte oder vor dem Feinde einer sonstigen, mit Gefahr für seine Person verbundenen Dienstleistung sich zu entziehen sucht, wird mit Zuchthaus, nach Umständen bis zu lebensläng­ licher Dauer, bestraft. Wer außerdem eine seiner militärischen Dienstpflichten aus Besorgniß vor persönlicher Gefahr verletzt, wird mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren bestraft, nach Umständen unter gleich­ zeitiger Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes.

Subord ination.

Art. 16. Der Gemeine muß jedem Offizier und Unteroffizier und der Unteroffizier jedem Offizier, sowohl von dem Truppentheile, bei welchem er dient, als von jedem andern Truppentheile des Heeres oder der Kaiser­ lichen Marine Achtung und Gehorsam beweisen und ihren Befehlen pünkt­ lich Folge leisten. Art. 17. Achtungswidriges Benehmen gegen den Vorgesetzten wird mit Arrest, in schwereren Fällen, insbesondere wenn die That unter dem Gewehr oder vor versammelter Mannschaft begangen ist, mit strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren; Beleidigung des Vorgesetzten oder im Dienstrang Höheren aber mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft. Art. 18. Ungehorsam gegen einen Dienstbefehl, sowie Belügen des Vorgesetzten auf Befragen in dienstlichen Angelegenheiten wird mit Arrest bestraft. Wird durch den Ungehorsam ein erheblicher Nachtheil verursacht, so tritt strenger Arrest nicht unter vierzehn Tagen, oder Gefängniß oder Festungshaft bis zu zehn Jahren, im Felde von einem Jahre bis zu lebens­ länglicher Dauer ein. Art. 19. Wer den Gehorsam ausdrücklich verweigert, oder seinen Ungehorsam sonst durch Worte, Geberden oder Handlungen zu erkennen gibt, sowie derjenige, der den Vorgesetzten über einen von ihm erhaltenen Dienstbefehl oder Verweis zur Rede stellt oder auf wiederholt erhaltenen Befehl in Dienstsachen im Ungehorsam beharrt, wird mit strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren bestraft. Ist eine solche Handlung vor dem Feinde begangen, so tritt Gefängniß oder Festungshaft nicht unter zehn Jahren bis zu lebenslänglicher Dauer oder Todesstrafe ein. Reinhard, Heerwesen. 28

434

4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

Art. 20. Wer es unternimmt, einen Vorgesetzten mittelst Gewalt oder Drohung au der Ausführung eines Dienstbefehles zu hindern, oder zur Vornahme oder Unterlassung einer Diensthandlung zu nöthigen, wird wegen Widersetzung mit Gefängniß oder Festungshaft von sechs Monaten bis zu zehn Jahren, im. Felde nicht unter zwei Jahren bestraft. Dieselbe Strafe tritt ein, wenn die Handlung gegen die zur Unterstützung des Vorgesetzten befehligten oder zugezogenen Mannschaften begangen wird. Art. 21. Wer sich einem Vorgesetzten thätlich widersetzt oder einen thätlichen Angriff gegen ihn unternimmt, wird mit Gefängniß oder Festungs­ haft nicht unter drei Jahren, in schwereren Fälle,! aber mit Gefängniß oder Festungshaft oder Zuchthaus nicht unter fünf Jahren bestraft. Ist die Thätlichkeit im Felde verübt, und zwar während des Dienstes, so tritt Todesstrafe; wenn sie außer Dienst verübt ist, Gefängniß oder Festungs­ haft nicht unter zehn Jahren bis zu lebenslänglicher Dauer ein. Auch ist jeder Vorgesetzte berechtigt, um einen thätlichen Angriff des Untergebenen abzuwehren, oder um seinen Befehlen in äußerster Noth oder dringendster Gefahr Gehorsam zu verschaffen, die Waffen gegen den Unter­ gebenen zu gebrauchen. Beschwerden.

Art. 22. Glaubt der Soldat wegen nicht richtigen Empfanges dessen, was ihm gebührt, wegen unwürdiger Behandlung oder aus einem anderen Grunde zu einer Beschwerde Veranlassung zu haben, so ist er dennoch verbunden, seine Dienstobliegenheiten unweigerlich zu erfüllen, und darf weder seine Kameraden auffordern, gemeinschaftlich mit ihm Beschwerde zu führen, noch sonst Mißmuth unter ihnen zu erregen oder sie aufzu­ wiegeln suchen. Auch darf der Soldat nicht während des Dienstes, sondern erst nach dessen Beendigung seine Beschwerde anbringen. Dagegen kann er aber sich versichert halten, daß seiner Beschwerde, insofern sie begründet ist, abgeholfen werden wird. Art. 23. Wer wider besseres Wissen eine auf unwahre Behauptungen gestützte Beschwerde anbringt, wird mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu einem Jahre bestraft. Wer leichtfertig auf unwahre Behauptungen gestützte Beschwerden, oder wer eine Beschwerde unter Abweichung von dem vorgeschriebenen Dienstwege anbringt, wird mit Arrest bestraft.

Erregung von Mißvergnügen. Art. 24. Wer es unternimmt, Mißvergnügen in Beziehung auf den Dienst unter seinen Kanteraden zu erregen, wird mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft.

Aufwiegelung, Meuterei, Aufruhr.

Art. 25. Wer seine Kameraden auffordert oder anreizt, gemeinschaft­ lich entweder dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern, oder sich ihm zu widersetzen, oder eine Thätlichkeit gegen ihn zu begehen, wird wegen Aufwiegelung mit Gefängniß nicht unter fünf Jahren, in schwereren Fällen nicht unter zehn Jahren, im Felde bis zu lebenslänglicher Dauer bestraft. ! Art. 26. Verabreden Zwei oder Mehrere eine gemeinschaftliche Ver-, Weigerung des Gehorsams oder eine gemeinschaftliche Widersetzung oder-

VII. Abschn. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 435

Thätlichkeit gegen den Vorgesetzten, so machen sie der Meuterei sich schuldig, und werden mit der für die verabredete Handlung gesetzlich angedrohten Strafe in erhöhten! Maße bestraft. Wer von einer Meuterei, welche zu seiner Kenntniß gelangt, seinem Vorgesetzten nicht sogleich Anzeige macht, hat, wenn die verabredete Hand­ lung begangen worden ist, Arrest, oder Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren zu gewärtigen. Art. 27. Wenn Zwei oder Mehrere sich zusammenrotten und nut vereinten Kräften es unternehmen, dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern, sich ihm zu widersetzen oder eine Thätlichkeit gegen ihn zu be­ gehen, so werden dieselben wegen militärischen Aufruhrs neben Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes mit Gefängniß nicht unter fünf Jahren, im Felde nicht unter zehn Jahren bestraft. Die Rädelsführer und Anstifter eines militärischen Aufruhrs, sowie diejenigen, welche unter den Aufrührern den höchsten Dienstrang einnehmen oder welche, persönlich von dem Vorgesetzten zuni Gehorsam aufgefordert, diesen durch Wort oder That verweigern, oder welche eine Gewaltthätigkeit gegen den Vorgesetzten begehen, werden mit Zuchthaus von fünf Jahren bis zu lebenslänglicher Dauer, und wenn der Aufruhr im Felde begangen wird, mit dem Tode bestraft. ■ Wird der militärische Aufruhr vor dem Feinde begangen, so tritt gegen sämmtliche Betheitigte die Todesstrafe ein. Vergehen gegen Wachen und Feldgendarmeric. Art. 28. Wer gegen eine militärische Wache die ihr schuldige Achtung verletzt oder einer Beleidigung, eines Ungehorsams, einer Widersetzung oder einer Thätlichkeit sich schuldig niacht, wird ebenso bestraft, als wenn er die Handlung gegen einen Vorgesetzten begangen hätte. Als militärische Wache sind anzusehen: alle zum Wacht- oder mili­ tärischen Sicherheitsdienst befehligten Personen des Soldatenstandes mit Einschluß der Feldgendarmen, welche in Ausübung dieses Dienstes begriffen und als solche äußerlich erkennbar sind.

Unerlaubte Versammlung. Art. 29. Wer zur Berathung über militärische Angelegenheiten, Ein­ richtungen oder Befehle ohne dienstliche Genehmigung eine Versammlung von Personen des Soldatenstandes veranstaltet, ingleichen wer zu einer gemeinschaftlichen Vorstellung oder Beschwerde über solche Angelegenheiten, Einrichtungen oder Befehle Unterschriften sammelt, wird mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren; die an einer solchen Versamnilung, Vorstellung oder Beschwerde Betheiligten aber werden mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu sechs Monaten bestraft.

Beutemachen, Plünderung, Nachzügler.

Art. 30. Eigenmächtiges Beutemachen ist dem Soldaten verboten. Uebertretungen dieses Verbots werden mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren, nach Umständen unter gleichzeitiger Versetzung- in die zweite Klasse des Soldatenstandes, bestraft. Art. 31. Habe und Gut der Bewohner des feindlichen Landes steht unter dem besonderen Schutze des Gesetzes, ebenso das Eigenthum der Ver28*

436

4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Mundeten, Kranken und Kriegsgefangenen, sowie die Habe von gebliebenen Angehörigen der deutschen oder verbündeten Truppen. Art. 32. Wer im Felde in der Absicht rechtswidriger Zueignung eine Sache der Landeseinwohner offen wegnimmt oder denselben abnöthigt, oder des eigenen Vortheils wegen unbefugt Requisitionen vornimmt, wird wegen Plünderung mit Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes und Gefängniß bis zu fünf Jahren, in schwereren Fällen mit Zuchthaus von zehn Jahren bis zu lebenslänglicher Dauer oder mit dem Tode bestraft. Als Plünderung ist es nicht anzusehen, wenn die Aneignung nur auf Lebensmittel, Heilmittel, Bekleidungsgegenstände, Feuerungsmittel, Fourage oder Transportmittel sich erstreckt und nicht außer Verhältniß zu den: vor­ handenen Bedürfnisse steht. Art. 33. Boshafte oder muthwillige Verheerung oder Verwüstung frem­ der Sachen im Felde wird mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungs­ haft bis zu zwei Jahren, in schwereren Fällen ebenso wie die Plünderung bestraft. Art. 34. Wer im Felde als Nachzügler Bedrückungen gegen die Landes­ bewohner begeht, wird wegen Marodirens mit Gefängniß von sechs Mo­ naten bis zu fünf Jahren bestraft, nach Umständen unter gleichzeitiger Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes. In schweren Fällen tritt Zuchthausstrafe bis zu zehn Jahren ein. Art. 35. Wer im Felde in der Absicht rechtswidriger Zueignung einem auf dem Kampfplatz gebliebenen Angehörigen der deutschen oder verbündeten Truppen eine Sache abnimmt oder einem Kranken oder Verwundeten auf dem Kampfplatze, auf dem Marsche, auf dem Transporte oder im Lazareth, oder einem seinem Schutze anvertrauten Kriegsgefangenen eine Sache wegnimmt oder abnöthigt, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft. Mißbrauch der Waffen.

Art. 36. Der Soldat darf seine Waffe nur in Erfüllung seines Berufes oder in rechtmäßiger Selbstvertheidigung gebrauchen. Wer rechtswidrig von seiner Waffe Gebrauch macht, oder einen Untergebenen zum rechts­ widrigen Waffengebrauch auffordert, wird vorbehaltlich der etwa gesetzlich verwirkten höheren Strafe mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu einem Jahre bestraft.

Waffentüchtigkeit. Art. 37. Der Soldat soll seine Waffen und Montirungsstücke in gutem Stande erhalten und zur Erlangung der Kriegstüchtigkeit unaus­ gesetzt sich bemühen, den Gebrauch der Waffen ganz und vollständig kennen zu lernen. Art. 38. Wer seine Waffen oder Montirungsstücke oder einen anderen Dienstgegenstand vorsätzlich beschädigt, zerstört oder preisgibt, wird mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft, in schweren Fällen unter gleichzeitiger Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes. Art. 39. Wer durch unvorsichtige Behandlung von Waffen ober Munition einen Menschen körperlich verletzt, wird mit Arrest, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren, und wenn der Tod

VII. Abschn. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 437 eines Menschen verursacht worden ist, mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft.

Dienstgeheimniß, unrichtige Meldungen. Art. 40. Der Soldat hat mit Rücksicht auf seine besonderen Standes­ pflichten über Dienstangelegenheiten die nöthige Verschwiegenheit zu be­ obachten. Bei alleil dienstlichen Meldungen und Aussagen soll er sich der strengsten Wahrheit befleißigen. < Wer absichtlich Rapporte, dienstliche Meldungen oder dienstliche Berichte unrichtig abstattet, oder solche wissentlich weiter befördert, wird mit Ge­ fängniß nicht unter sechs Monalln bis zu drei Jahren und mit Versetzung in die zweite Klasse des Sotdatenstandes bestraft. Auch dann, wenn eine solche Handlung aus Fahrlässigkeit begangen wird, tritt Strafe ein.

Verletzung der Dienstpflicht.

Art. 41. Der Soldat darf niemals, sei es durch Aussicht auf äußere Vortheile oder durch irgend einen anderen Grund, bei Ausrichtung des Dienstes sich zu Pflichtwidrigkeiten oerleiten lassen. Wer für eine Hand­ lung, die eine Verletzung einer Dienstpflicht erhält, Geschenke oder andere Vortheile aunimmt, fordert oder sich versprechen läßt, hat Zuchthaus bis zu fünf Jahren zu gewärtigen. Art. 42. Wer die Wache, oder bei einem Kommando oder auf dem Marsche feinen Platz eigenmächtig verläßt, wird mit Arrest bestraft; im Felde tritt mittlerer oder strenger Arrest, oder Gefängniß bis zu sechs Monateil ein. Geschieht dies von denl Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abtheilung, so hat derselbe mittleren oder strengen Arrest nicht unter vierzehn Tagen, oder Gefängniß bis zu drei Jahren, im Felde Gefängniß nicht unter drei-Jahren, und wenn dies vor dem Feinde geschehen ist, die Todesstrafe verwirkt. Gleiche Strafe trifft einen solchen Befehlshaber, welcher sonst in schuldhafter Weise zur Ausrichtung des ihm obliegenden Dienstes sich außer Stand setzt, oder den ihm in Bezug auf seinen Dienst ertheilen Vorschriften entgegenhandelt. Art. 43. Den Schildwachen und Posten ist, wenn nicht Anderes aus­ drücklich bestimmt wird, verboten, sich niederzusetzen, oder niederzulegen, das Gewehr aus der Hand zu lassen, Taback zu rauchen, zu schlafen, über die Grenze ihres Postens hinauszugehen, denselben vor erfolgter Ablösung zu verlassen oder sonst ihre Dienstinstruktiou zu übertreten. Wer als Schildwache oder Posten in schuldhafter Weise sich außer Stand seht, den ihm obliegenden Dienst zu versehen, oder eigenmächtig seinen Posten verläßt, oder sonst den ihm in Bezug auf jenen Dienst er­ theilten Vorschriften zuwiderhandelt, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen, oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu drei Jahren, im Felde mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter drei Wochen, oder mit Gefängniß oder Festungshaft von drei bis zu fünfzehn Jahren, vor dem Feinde von zehn Jahren bis zu lebensläng­ licher Dauer, oder mit dem Tode bestraft. Pflicht als Wachtbefehlshaber einer Wache, eines Kommandos 2C.

Art. 43. Wer als Befehlshaber einer nmlitürischen Wache, eines ilommandos oder einer Abtheilung, oder wer als Schildwache oder Posten

438

4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

eine strafbare Handlung, welche er verhindern konnte oder zu verhindern dienstlich verpflichtet war, wissentlich begehen läßt, wird ebenso bestraft, als ob er die Handlung selbst begangen hätte.

Pflicht hinsichtlich der Gefangenen, deren Bewachung, Verhaftung.

Art. 45. Wer einen ihm zur Beaufsichtigung, Begleitung oder Be­ wachung anvertrauten Gefangenen vorsätzlich entweichen läßt, oder dessen Befreiung vorsätzlich bewirkt oder befördert, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft, nach Umständen tritt neben der Gefängnißstrafe Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes ein. Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher eine von feinem Vorgesetzten ihm befohlene oder ihm dienstlich obliegende Verhaftung vorsätzlich nicht zur Ausführung bringt. Ist die Entweichung des Gefangenen nur durch Fahrlässigkeit be­ fördert oder erleichtert worden, oder ist die Verhaftung nur aus Fahr­ lässigkeit unterblieben, so tritt Arrest, oder Gefängniß oder Festungshaft bis zu sechs Monaten ein. Kameradschaft.

Art. 46. Der Soldat darf in Kampf, Noth und Gefahr seine Kameraden nicht verlassen, muß ihnen nach Kräften Hilfe leisten, wenn sie in erlaubten Dingen seines Beistandes bedürfen, und soll mit ihnen in Ein­ tracht leben. Schlägereien der Soldaten unter einander, und Beleidigungen, durch welche die militärische Zucht und Ordnung gestört wird, werden nachdrücklich bestraft. Art, die Dienstgewalt auszuüben.

Art. 47. Wer irgend eine Dienstgewalt über Andere auszuüben hat, soll durch ruhiges, ernstes und gesetztes Benehmen die Achtung und das Vertrauen seiner Untergebenen sich zu erwerben suchen. Er darf daher den Untergebenen den Dienst nicht unnöthig erschweren und von denselben nur solche Geschäfte und Leistungen fordern, welche der Dienst mit sich bringt. Wer dieselben vorschriftswidrig behandelt, beleidigt oder gar miß­ handelt, oder wer seine Dienstgewalt dazu mißbraucht, um auf Kosten seiner Untergebenen sich Vortheile zu verschaffen, wird nachdrücklich resp, nach den Gesetzen bestraft.

Warnung vor Trunkenheit.

Art. 48. Der Soldat soll ein ordentliches Leben führen und darf weder Schulden machen, noch der Trunkenheit, dem Spiel oder anderen Ausschweifungen sich ergeben. Auch muß er vom Zapfenstreich bis zur Reveille in seinem Quartiere sein, wenn er nicht im Dienste sich befindet, oder von seinem Vorgesetzten Erlaubniß erhalten hat, sich anderswo auf­ zuhalten. Zuwiderhandlungen werden bestraft. Bei strafbaren Handlungen gegen die Pflichten der militärischen Unter­ ordnung, sowie bei allen in Ausübung des Dienstes begangenen strafbaren Handlungen bildet die selbstverschuldete Trunkenheit des Thäters keinen Strafmitderungsgrund.

VII. Abschn. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 439 Art. 49. Wer im Dienst, oder nachdem er 5um Dienst befehligt worden, durch Trunkenheit zur Ausführung feiner Dienstverrichtung sich untauglich tnacht, wird mit mittlerem oder strengem Arrest, oder mit Ge­ fängniß oder Festungshaft bis zu einem Jahre bestraft. Diebstahl, Unterschlagung im Dienste.

Art. 50. Wer bei Ausübung des Dienstes oder unter Verletzung eines militärischen Dienstverhältnisses eines Diebstahls oder einer Unterschtagung an Sachen sich schuldig macht, welche vermöge des Dienstes oder jenes Verhältnisses ihm zugänglich oder anvertraut sind, hat mittleren oder strengen Arrest nicht unter vierzehn Tagen, oder Gefängniß bis zu fünf Jahren zu gewärtigen, unter Umständen neben gleichzeitiger Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte. Gleiche Strafen treffen denjenigen, welcher einen Diebstahl oder eine Unterschlagung gegen einen Vorgesetzten oder einen Kameraden oder gegen seinen Quartierwirth oder eine zu dessen Hausstand gehörige Person begeht.

Kameradendiebstahl.

Art. 51. Der Soldat, der einem Kameraden Eßwaaren, Getränke, Taback oder Gegenstände zum Reinigen oder zum Ausbessern von Montirungs- oder Armaturstücken, wenn auch nur von unbedeutendem Werthe oder in geringer Menge und zum alsbaldigen eigenen Gebrauch entwendet oder veruntreut, wird nachdrücklich bestraft.

Anwendung der Kriegsgesetze in außerordentlichen Fällen. Art. 52. Die in den Militär-Strafgesetzen für militärische Verbrechen oder Vergehen im Felde ertheilten Vorschriften finden auch in Friedens­ zeiten Anwendung, wenn bei außcrordenNchen Ereignissen der befehligende Ösfizier dienstlich hat bekannt machen lassen, daß diese Vorschriften für die Dauer des cimjctrctencn außerordentlichen Zustandes auf seine Untergebenen zur Anwendung kommen. Ermahnende Schlußworte. Art. 53. Während der Soldat, welcher seine Pflichten verletzt, Strafe zu gewärtigen hat, darf dagegen jeder rechtschaffene, unverzagte und ehrliebende Soldat der Anerkennung und des besonderen Wohlwollens seiner Vorgesetzten sich versichert halten. Art. 54. Dem Soldaten steht nach Maßgabe seiner Fähigkeiten und Kenntnisse der Weg zu den höheren und selbst zu den höchsten Stellen im Heere offen. Derjenige, der sich durch Tapferkeit und Muth hervorthut, wird sich aller Auszeichnungen zu erfreuen haben, welche zur Belohnung für Tapfer­ keit im Kriege bestimmt sind. Desgleichen hat derjenige, welcher in Folge von vor dem Feinde erhaltenen Wunden dienstunfähig wird oder sonst im Dienst zu Schaden kommt, oder welcher nach längerer vorwurfsfreier Dienstzeit die Beschwerden des Dienstes nicht mehr zu ertragen vermag, für seine treu geleisteten Dienste die verdiente Belohnung durch ehrenvolle Auszeichnungen, sowie durch Anstellung im Civildienst nach den darüber bestehenden Vorschriften zu gewärtigen.

440

4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Art. 55. Bon dem Ehr- und Pflichtgefühl der Soldaten wird da­ gegen erwartet, daß sie fort und fort ihre Pflichten treu und gewissenhaft erfüllen, durch ehrenhafte Führung in und außer dem Dienste ein Muster ordentlichen und rechtschaffenen Lebens geben und nach Kräften dazu bei­ tragen werden, den guten Ruf des Heeres im In- und Auslande zu bewahren.

Disziplinarstrafordnung für das Heer. (Verordnungsblatt 1872, Nr. 73.) Erster A b sch ui 11.

Zlmfang der Disziptinarstrasgcwatt. §. 1. Der Diszipliuarbestrafung unterliegen: 1) Handlungen gegen die militärische Zucht und Ordnung und gegen die Dienstvorschriften, für welche die Militärgesetze keine Strafbestinimungen enthalten; 2) diejenigen militärischen Vergehen, deren Bestrafung im Disziptinarwege in leichteren Fällen durch das Einführungsgesetz §um MiltärStrafgesetzbuche für das Deutsche Reich vorn 20. Juni 1872 §. 3 ausdrücklich gestattet ist*). *) Diese militärischen Vergehen sind: 1) Eigenmächtige Entfernung und eigenmächtige Urlaubsüberschreimug, wenn die unerlaubte Abwesenheit höchstens sieben Tage, im Felde höchstens drei Tage gedauert hat. Militär-Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich §. 64. 2) Verletzung der dem Vorgesetzten schuldigen Achtung im Dienste oder in Beziehung auf eine Diensthandlung einschließlich der lauten Beschwerde­ führung oder der Widerrede gegen einen Verweis. §. 89 Abs. 1.1. c. 3) Belügen des Vorgesetzten aus Befragen in dienstlichen Angelegenheiten. §. 90 1. c. 4) Beleidigung eines Vorgesetzten oder int Dienstrange Höheren, wenn die­ selbe nicht eine verlaumderische oder nicht durch Verbreitung von Schriften, Darstellungen oder Abbildungen begangen ist 91 Abs. 1. 1. c. 5) Ungehorsam gegen einen Befehl in Dienstsachen durch Nichtbefolguug oder durch eigenmächtige Abänderung oder Ueberschreitung desselben (§. 92 1. e), wenn nicht durch den Ungehorsam ein erheblicher Nachtheil ver­ ursacht oder die Gefahr eiites erheblichen Nachtheils herbeigeführt ist. 93 ibid. 6) Mißbrauch der Dienstgcwalt durch Borgen von Geld oder Annahme von Geschenken von einem Untergebenen ohne Vorwissen deS gemeinschaftlichen Vorgesetzten. §. 114 1. c. 7) Vorschriftswidrige Behandlung eines Untergebenen oder Beleidigung desselben, wenn die Beleidigung nicht eine verleumderische ist. §. 121 Ads. 1. 1. c. 8) Vorsätzliche und rechtswidrige Beschädigung, Zerstörung oder PreiSgebung eines Dienstgegenstandes. §. 137 1. u. 9) Verletzung der Dienstpflichten als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abtheilung, oder als Schildwache oder als Posten, durch eigenmächtiges Verlassen seines Postens oder durch eine andere Handlung, welche entweder ihn außer Stand fetzt, den ihm ob­ liegenden Dienst zu versehen, oder als ein Zuwiderhandeln gegen die ihm in Bezug auf jenen Dienst ertheilten Vorschriften sich darstellt; insofern durch die Pflichtverletzung kein Nachtheil verursacht oder im Felde nicht die Gefahr eines erheblichen Nachtheils herbeigeführt ist. 141 1. c.

VII. Abschn. Die Kriegsartikel ltnb Disziplinarstrafordnung für das Heer. 441

§. 2.

Der Disziplinarstrafgewalt sind unterworfen:

1) alle zum Heere gehörenden Militärpersonen; 2) die Offiziere ä la suite, wenn und insolange sie zu vorüber­ gehender Dienstleistung zugelassen sind, sowie in Bezug auf solche disziplinarisch strafbare Handlungen gegen die militärische Unter­ ordnung, welche sie begehen, während sie die Militäruniforin tragen; 3) alle Personen, welche während eines Krieges sich in irgend einem Dienst- oder Vertragsverhältnisse bei dem kriegführenden Heere befinden, oder sonst sich bei demselben aufhalten oder ihm folgen; 4) die Kriegsgefangenen. Zweiter Abschnitt.

Hlo« der Aisziptinarbcstrafung der zum Sotdatcustande gehörenden Militärpcrfoncti des aktiven PienMandes. I. [Hsnpliuarltnifcn.

§. 3.

A.

Für Offiziere.

1) Verweis: a) einfacher, — ohne Zeugen oder im Beisein eines Vorgesetzten; b) förmlicher, — vor versammeltem Offizierskorps; cj strenger, — durch Parolebefehl, mit Eintragung der Ver­

anlassung in die Parolebücher. 2) Stubenarrest bis zu vierzehn Tagen.

E.

Für Unterossiziere.

1) Verweis: a) einfacher, — im Beisein eines Vorgesetzten; b) förmlicher, — vor versammelten Offizieren und Unter­ offizieren der Kompagnie, Eskadron oder Batterie; c) strenger, — durch Parolebefehl mit Eintragung der Ver­ anlassung in die Parolebücher. 2) Die Auferlegung gewisser Dienstverrichtungen außer der Reihe, z. B. Strafwachen. 3) Arrcststrafeu: a) Kasernen-, Quartier- oder gelinder Arrest bis zu vier Wochen; b) mittlerer Arrest bis 511 drei Wochen. 10) Verlassen der Wache ebne Erlaubniß während deS Wachtdienstes. §. 146 1. c. 11) Verlassen des angewiesenen Platzes ohne Erlaubniß bei einem Kommando oder aus dem Marsche. §. 146 1. c. 12) Trunkenheit im Dienst, sowie nach erfolgter Befehligung zum Dienste durch Trunkenheit veranlaßte Uutauglichkeit zur Ausführung einer Dienst­ verrichtung. 151 1. c. In allen diesen Fällen ist in den Strafverfügungen die strafbare Handlung genau nach Maßgabe der einschlägigen strafgeselzlicheu Bestimmungen zu bezeichnen. K.-M.-R. v. 16. Dezbr. 1872, Nr. 28782.

C.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

4. Abthl.

442

Für Gemeine, mit Einschluß der Obergefreiten und Gefreiten. 1) Kleinere Disziplinarstrafen: a) die Auferlegung gewisser Dienstverrichtungen außer der Reihe, z. B. Strafexerzieren, Strafwachen, Strafdienst in der Kaserne, den Ställen, den Montirungskammern oder auf den Schießständen, Erscheinen zum Rapport oder zum Appell in einem bestimmten Anzuge; b) die Entziehung der freien Verfügung über die Löhnung und die Überweisung derselben an einen Unteroffizier zur Auszahlung in täglichen Raten bis auf die Dauer von vier Wochen; c) die Auferlegung der Verpflichtung, zu einer bestimmten Zeit vor dem Zapfenstreich in der Kaserne oder in das Quartier zurückzukehren, bis auf die Dauer von vier Wochen. 2) Arreststrafen: a) Kasernen-, Quartier- oder gelinder Arrest bis zu vier Wochen; b) mittlerer Arrest bis zu drei Wochen; c) strenger Arrest bis zu vierzehn Tagen. Außerdem: 3) für Obergefreite und Gefreite: die Entfernung von dieser Charge, und 4) für Gemeine der zweiten Klasse des Soldatenstandes, nach frucht­ loser Anwendung der vorstehend erwähnten Strafen: die Einstellung in eine Arbeiterabtheilnug. D.

Nach Strafen.

Für die Mitglieder des Sanitätskorps.

Maßgabe

ihres

Militärranges

die

vorstehend

aufgeführten

§. 4. Bloße Zurechtweisungen oder Rügen sind als Disziplinarstrafen nicht anzusehen. Arreststrafen dürfen nicht unter vierundzwanzig Stunden verhängt werden. Gegen Unteroffiziere, welche das Portepee tragen, darf mittlerer Arrest nicht verhängt werden.

II. Zuständigkeit pir UeMMiig von gisnpltnarttrafni. 1. Der ^lilitiirbefrljlsljabcr.

A.

I m Allgemeinen.

§. 5. Die Disziplinarstrafgewalt steht nur solchen Offizieren zu, denen der Befehl über eine Truppenabtheilung, über ein abgesondertes Kommando, über eine Militärbehörde, oder über eine militärische Anstalt, mit Verantwortlichkeit für die Disziplin übertragen ist, und erstreckt sich auf die Untergebenen dieses Befehlsbereichs. §. 6. Die Disziplinarstrafgewalt ist nicht an die Charge, sondern an die Funktion geknüpft und geht von selbst auf den Stellvertreter im Kommando, sofern er Offizier ist, über.

VII. Abschn. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 443

Der Stellvertreter des Landwehrbezirks-Kommandeurs hat jedoch, insofern er Subalternoffizier ist, nur die im §. 8 sub 2 und §. 9 an­ gegebenen Strafbefugnisse. §. 7. Diejenigen Offiziere, welche sich nicht in einer der im §. 5 erwähnten dienstlichen Stellungen befinden, und die Unteroffiziere haben keine Disziplinarstrafgewalt. Indessen ist jeder Offizier und Unteroffizier berechtigt, die nach dem Dienstgrade oder Dem Patent oder dem Dienstatter unter ihm stehenden Personen des Soldatenstandes nöthigenfalls vorläufig zu verhaften oder ihre vorläufige Verhaftung zu bewirken. Eine solche Verhaftung aber muß von ihm sofort einem mit Disziplinarstrafgewalt versehenen Vorgesetzten des Verhafteten gemeldet werden. §. 8. Jeder mit Disziplinarstrafgewalt versehene Befehlshaber ist berechtigt: 1) gegen Offiziere einfache und förmliche Verweise, sowie 2) gegen Unteroffiziere und Gemeine die für dieselben nach §. 3 B. 1 u. 2, dann C. 1 zulässigen Disziplinarstrafen zu verhängen.

B.

Insbesondere.

§. 9. Der Ches *) einer Kompagnie, Eskadron oder Batterie ist be­ rechtigt, außer den im §. 8 erwähnten Disziplinarstrafen 1) gegen Unteroffiziere' und Gemeine: Kasernen-, Quartier- oder gelinden Arrest bis zu acht Tagen; 2) gegen Unteroffiziere, die nicht das Portepee tragen und gegen Gemeine: mittlerer Arrest bis zu fünf Tagen, und 3) gegen Gemeine strengen Arrest bis zu drei Tagen zu verhängen.

§. 10. Der Kommandeur eines nicht selbstständigen. Bataillons beziehungsweise einer solchen Artillcricabthcilnng ist berechtigt, außer beit im §. 8 erwähnten Disziplinarstrafen 1) gegen Unteroffiziere und Gemeine: Kasernen-, Quartier- oder gelinden Arrest bis zu vierzehn Tagen; 2) gegen Unteroffiziere, die nicht das Portepee tragen und gegen Gemeine: mittleren Arrest bis zu zehn Tagen, und 3) gegen Gemeine: strengen Arrest bis zu sieben Tagen 51L verhängen. Gegen die ihm untergebenen Offiziere darf derselbe zwar Stubenarrest verhängen, muß jedoch hiervon sofort dem ihm vorgesetzten Regiments­ kommandeur zur Bestimmung der Dauer des Arrestes Meldung nmchen.

♦) Die Diöziplinarstrasbefugniß bezüglich der in §. 3 deö Einführungsgesetzes 3um Reichs-Militärstrafgesetze aufgeführten leichtern Fälle steht allen mit DisziplinarStrafgewalt ausgerüsteten Organen, namentlich auch den Kompagnie-,rc. Chefs zu. K.-M.-R. v. 9 Zuli 1875, Nr. 8899.

444

4. Abi Hs.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

§. 11. Der Kommandeur eines Regiments oder selbstständigen Bataillons, der Landwehr-Bezirkskommandeur*) und jeder andere mit den gerichtsherrlichen Befugnissen eines Regiments­ kommandeurs versehene Befehlshaber ist berechtigt, außer den im §. 8 erwähnten Disziplinarstrafen 1) gegen Offiziere: a) strengen Verweis, b) Stubenarrest bis zu sechs Tagen; 2) gegen Unteroffiziere und Gemeine: Kasernen-, Quartier- oder gelinden Arrest bis zu vier Wochen; 3) gegen Unteroffiziere, die nicht das Portepee tragen und gegen Gemeine: mittleren Arrest bis zu drei Wochen, und 4) gegen Gemeine: strengen Arrest bis zu vierzehn Tagen zu verhängen. Auch ist derselbe berechtigt: 5) Obergefreite und Gefreite von dieser Charge zu entfernen. §. 12. Die detachirten**) Stabsoffiziere, Hauptleute und Rittmeister find berechtigt, außer den im §. 8 erwähnten Disziplinarstrafen 1) gegen Offiziere: a) strengen Verweis, b) Stubenarrest bis zu drei Tagen; 2) gegen Unteroffiziere und Gemeine: Kasernen-, Quartier- oder gelinden Arrest bis zu vierzehn Tagen; 3) gegen Unteroffiziere, die nicht das Portepee tragen und gegen Gemeine: mittleren Arrest bis zu zehn Tagen, und 4) gegen Gemeine: strengen Arrest bis zu sieben Tagen zu verhängen. Detachirte Subaltern ofsiziere haben in gleichem Umfange die Disziplinarstrafgewalt über die ihnen untergebenen Unteroffiziere und Ge­ meinen. Gegen die ihnen untergebenen Offiziere aber dürfen sie Arrest­ strafen nicht verhängen. Jede von einem detachirten Offizier über einen Offizier verhängte Disziplinarbestrafung muß dem Vorgesetzten des Letzteren angezeigt werden. §. 13. Als detachirt sind Truppenabtheilungen anzusehen, welche von ihrem nächsthöheren Befehlshaber örtlich soweit getrennt sind, daß sie die täglichen Befehle desselben nicht unmittelbar empfangen können, insofern sie nicht unter den Befehl eines anderen, die Stelle dieses Vorgesetzten einnehmenden Befehlshabers getreten sind. §. 14t Die dem Kommandeur eines Regiments oder selbstständigen Bataillons und die dem Landwehr-Bezirkskommandeur vorgesetzten Befehls­ haber, sowie die Gouverneure und Kommandanten sind in Betreff aller *) Der Ebes der Eisenbahnkompagnie (K -M.-R. vom 23. Dezember 1872, Nr. 28844). **) Der Führer der Arbeiterabtheilung hat die Strafgewall eines detachirten Stabsoffiziers (Regulativ, betreffend die Arbeiterabtheilung von: 3. April 1874. IV.)

VII. Abschn. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 445

ihnen untergebenen Unteroffiziere und Gemeinen innerhalb derselben Grenzen zur Verhängung von Disziplinarstrafen berechtigt, wie der Kommandeur eines Regiments (§. 11). Dem kommaudirenden General steht außerdem die Befugniß zu, Gemeine der zweiten Klasse des Soldatenstandes einer Arbeiterabtheilung zu überweisen (§. 3 C. 4). Offiziere seines Befehlsbereichs darf: 1) der kommandirende General bis zu vierzehn Tagen, 2) der Divisionskommandeur, der Gouverneur, sowie der Kommandant einer Festung ersten Ranges bis zu zehn Tagen, 3) der Brigadekommandeur und der Kommandant eines offenen Ortes, sowie einer Festung zweiten oder dritten Ranges bis zu acht Tagen mit Stubenarrest bestrafen*). §. 15. Die Zuständigkeit der höheren Militürbefehlshaber vom Bataillons- oder Abtheilungskommandeur aufwärts zur Disziplinarbestrafung tritt ein, wenn die zur Disziplinarbestrafung geeignete Handlung: 1) unter ihren Augen, oder 2) gegen ihre dienstliche Autorität, oder 3) von Mititärpersoncn verschiedener Truppentheite ihres Befehls­ bereichs begangen, oder 4) ihnen zur Entscheidung oder zur.Bestiinmung der Strafe ge­ meldet, oder 5) von dem niederen Befehlshaber unbestraft gelassen ist. §. 16. Die Zuständigkeit der Gouverneure und der Kommandanten tritt gegen alle am Orte befindliche Offiziere und Mannschaften ein, wenn die zur Disziplinarbestrafung geeignete Handlung: 1) als Exzeß gegen die allgemeine Sicherheit, Ruhe und Ordnung zu betrachten, oder 2) gegen eine besondere, in Beziehung auf die Festungswerke und Vertheidigungsniittel bestehende Anordnung, oder 3) gegen eine von ihnen erlassene militärpolizeitiche Vorschrift, oder sonst gegen ihre dienstliche Autorität, oder 4) im Wacht- oder sonstigen Dienste des Platzes, oder 5) von einem Offizier, Unteroffizier oder Gemeinen begangen ist, von deren eigenen, mit Disziplinarstrafgewalt versehenen Vor­ gesetzten Keiner in dienstlicher Eigenschaft (im Orte ist. In den Orten, in welchen zwei Kommandanten sich befinden, hat der zweite Kommandant nur dann Disziplinarstrafgewalt, wenn er die Dienstgeschäfte des ersten Kommandanten ftetlöertreteub wahrnimmt. Ein Gleiches gilt von bem Kommandanten in den Orten, in welchen derselbe sich unter einem Gouverneur befindet. §. 17. Die Zuständigkeit der Garnison- und Cantonnements-Aeltesten und in größeren Lagern oder Bivouaks der Lagerkommandanten tritt gegen alle am Orte befindliche Offiziere und Mannschaften in den im §. 16 sub 3 und 5 genannten Fällen ein. *) Zu 14 — 19. Ueber jede gegen einen Regiments- ober selbstständigen Abtheilungskommandeur sowie hohem Befehlshaber im Disziplinarwege verhängte Arreststrafe ist an daö Kriegsministerium unter kurzer Darlegung des veranlassenden Sachverhalts Auzeigebericht zu erstatten. K.-M.-R. v. 16. Dezbr. 1872, Nr. 28782.

Die genannten Militärbefehlshaber üben diese Disziplinarstrafgewalt in demselben Umfange, wie über ihre eigenen Untergebenen, aus. Wenn im Kriege Offiziere zu Cantonnements-, Etappen- oder LagerKommandanten ernannt werden, erstreckt sich ihre Zuständigkeit auch auf die im §. 16 sub 1 und 4 genannten Fälle. §. 18. Für den Umfang der Disziplinarstrafgewalt der in den §§. 9 bis 17 nicht ausdrücklich genannten Befehlshaber und für die Fälle, in denen ausnahmsweise Einzelnen der dort genannten Befehlshaber eine andere, als die daselbst angegebene Disziplinarstrafgewalt verliehen ist, sind die in den betreffenden besonderen Erlassen und Instruktionen er­ theilten Bestimmungen maßgebend.' §. 19. Wenn außer den Fällen der §§. 16 und 17 von mehreren der Disziplinarstrafgewalt verschiedener Truppenbefehlshaber unter­ worfenen Offizieren oder Mannschaften gemeinschaftlich eine zur Disziplinarbestrafung geeignete strafbare Handlung begangen wird, so steht die Bestimmung der Strafe gegen alle Betheiligte dem nächsten gemeinsch östlichen Befehlshaber, oder wenn ein solcher sich nicht in dienstlicher Eigenschaft am Orte befindet, dem Gouverneur oder Kommandanten unb in Ermangelung desselben dem Garnisons- oder CantonnementsAeltesten zu. §. 20. Nach den Bestimnmngen der §§. 8 bis 19 regelt sich der Umfang der Disziplinarstrafgewalt der Militärbefehlshaber auch in dem Falle, wenn Truppenabt Heilungen, welche aus ihrem ordentlichen Verbände zeitweilig ausgeschieden sind, mit anderen kombinirt und einem gemeinsamen Befehlshaber unterstellt werden. Ueber Offiziere und Mannschaften, welche von ihrem Trnppentheile zu einem anderen oder zu einer Militärbehörde oder militärischen Anstalt ab komm and irt sind, üben nach Maßgabe der Bestimmungen der §§. 8 bis 19 diejenigen Militärbefehlshaber die Disziplinarstrafgewalt aus, denen die Abkommandirten in dem neuen Dienstverhältniß unterstellt sind. §. 21. Die Militärbefehlshaber sind berechtigt, über Mitglieder des Sanitätskorps nach Maßgabe des Militärranges derselben Dis­ ziplinarstrafen unter den gleichen Voraussetzungen und innerhalb derselben Grenzen zu verhängen, innerhalb deren sie nach den Bestimmungen der §§. 8 bis 20 gegen die übrigen ihnen untergebenen Personen das Soldaten­ standes zur Verhängung von Disziplinarstrafen zuständig sind. 2. Der im Vorgesetztenverhältniß stehenden Mitglieder des Sanitätskorps.

§. 22. Von den im Vorgesetztenverhältniß stehenden Mitgliedern des Sanitätskorps im Offizierrange üben: 1) der Generalstabsarzt der Armee die Disziplinarstrafgewalt eines Divisionskommandeurs; 2) die Korps-Generalärzte diejenigen eines Regimentskommandeurs; 3) die Chefärzte der Lazarethe diejenige eines nicht detachirten Kompagniechefs aus. Den hier nicht genannten, im Vorgesetztenverhältniß stehenden Mit­ gliedern des Sanitätskorps im Offizierrange steht nur insoweit Disziplinar­ strafgewalt zu, als sie ihnen durch besondere Erlasse oder Instruktionen verliehen ist. Die Zuständigkeit der im Vorgesetztenverhältniß stehenden Mitglieder des Sanitätskorps im Offizierrange zur Verhängung von Disziplinarstrafen

VII. Aojchn. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 447

über Personen des Soldatenstandes ist auf die Aerzte, Lazarethgehülfen und militärischen Krankenwärter ihres Dienstbereichs beschränkt. Nur die Chefärzte der Feldlazarette sind außerdem berechtigt, über die zu diesen Lazarethen gehörenden, beziehungsweise in dieselben aufgenommenen Mannschaften des Trains uiid über die Kranken vom Stande der Unter­ offiziere und ©enteilten, nach Maßgabe des Militärranges dieser Personen, Disziplinarstrafen zu verhängen. Die 88-6, 7 und 20 finden auf die Mitglieder des Sanitätskorps analoge Anwendung. Dritter Abschnitt.

Ion der Aisziptinaröestrasung der zum Sotdatenstande gehörenden Wititärpersonen des Ueurtauötenstandes.

§. 23. Auf die Personen des Beurlaubtenstandes kommen die Strafvorschriften dieser Verordnung nur in der Zeit durchweg zur An­ wendung, während welcher sie sich im Dienst befinden. Außerhalb dieser Zeit tritt Disziplinarbestrafung nur ein: wegen Zu­ widerhandlungen gegen die zum Zwecke der Aufrechthaltung der militärischen Kontrole ertheilten Dienstvorschriften, sowie wegen derjenigen militärischen Vergehen, deren Bestrafung im Disziplinarwege in leichteren Fällen auch bei Personen des Beurlaubtenstandes durch das Militär-Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich vom 20. Juni 1872 und den §. 3 des Einführungs­ gesetzes zu demselben ausdrücklich gestattet ist. Dies ist der Fall: 1) wenn Personen des Beurlaubtenstandes des Ungehorsams gegen einen in Gemäßheit der Dienstordnung ertheilten Befehl durch Nichtbefolgung oder durch eigenmächtige Abänderung oder Ueberschreitung desselben sich schuldig machen; 2) Wenn Personen des Beurlaubtenstandes im dienstlichen Verkehr mit dem Vorgesetzten oder in der Militäruniform: a) die dem Vorgesetzten schuldige Achtung verletzen, insbeson­ dere laut Beschwerde oder gegen einen Verweis Wider­ rede führen; b) auf Befragen in dienstlichen Angelegenheiten dem Vorge­ setzten wissentlich die Unwahrheit sagen; c) einen Vorgesetzten oder im Dienstrange Höheren beleidigeu; 3) wenn Personen des Beurlaubtenstandes im dienstlichen Verkehr mit dem Untergebenen oder in der Militäruniform: a) einen Untergebenen beleidigen oder einer vorschriftswidrigen Behandlung desselben sich schuldig machen, b) von dem Untergebenen ohne Vorwissen des gemeinschaft­ lichen Vorgesetzten Geld borgen oder Geschenke annehmen. §. 24. Die Befugniß, über Personen des Beurlaubtenstandes nach Maßgabe der Bestimmungen dieser Verordnung Disziplinarstrafen zu ver­ hängen, steht den Landwehr-Bezirks-Kommandeuren und deren Stellver­ tretern, *) sowie eintretenden Falls den ihnen vorgesetzten höheren Militär­ befehlshabern, und zwar in dem in den §. 11, §.6 und §. 14 angegebenen Umfange zu. ♦) Gemäß militärobergerichtlichen Erkenntnisses des königl. General-Auditoriats vom 2. Juni 1874 auch den zur Kontrolverfammlung kommandirten Offizieren.

448

4. Abthl. Sldgenieine Dienstverhältnisse.

Die Gouverneure, Kommandanten und Garnisonältesten dürfen die ihnen nach den §§. 14 und 17 zustehende Disziplinarstrafgewalt nur dann gegen Personen des Beurlaubtenstandes ausüben, wenn die letzteren in der Militäruniform einer der im §. 23 Nr. 2 und 3 a bezeichneten strafbaren Handlungen sich schuldig machen. §. 25. Besteht der Ungehorsam (§. 23 Nro. 1) in der Nichtbefolgung der Einberufungsordre zu einer Uebung, so darf nur dann die Bestra­ fung im Disziptinarwege erfolgen, wenn entweder der Einberufene nur zu spät sich an dem ihm bestimmten Orte gestellt hat oder wenn die Um­ stände sonst eine milde Beurtheilung Zulassen.

§. 26. Ist eine zur Disziplinarbestrafung geeignete Handlung von im Dienst befindlichen Mannschaften des Beurlaubtenstandes während der Dauer einer Kontrolversammlung oder während eines anderen Dienstes, für welchen die Verpflegskompetenz nicht gewährt wird, begangen, so darf die deshalb zu verhängende Arreststrafe die Dauer von drei Tage gelinden oder mittleren Arrest nicht übersteigen. Erachtet der zur Disziplinarbestrafung berechtigte Militärbefehlshaber eine Arreststrafe von solcher Dauer nicht für ausreichend, so hat er die Einleitung der gerichtlichen Untersuchung zu veranlassen. §. 27. Die über Mannschaften des Beurlaubtenstandes wegen der im §.23 aufgeführten, außer dem Dienst von ihnen begangenen mili­ tärischen Vergehen im Disziplinarwege zu verhängende Strafe darf das Maß von drei Tagen gelinden oder mittleren Arrest in folgenden Fällen nicht übersteigen: 1) wenn der Ungehorsam (§. 23 Nro. 1) besteht: a) in der Nichtbefolgung der Berufung zur Kontrolversamm­ lung oder zu einem anderen Dienst, für welchen die Ver­ pflegskompetenz nicht gewährt würd, b) in der Abweichung von dein vorgeschriebenen Dienstwege bei Anbringung von Gesuchen in militärischen Dienstange­ legenheiten ; 2) wenn der Beurlaubte bei Verübung eines der im §. 23 Nro. 2 genannten Vergehen sich nicht in der Militäruniform befunden hat. Erachtet der zur Disziplinarbestrafung berechtigte Militärbefehlshaber eine Arreststrafe von solcher Dauer nicht für ausreichend, so hat er die Einleitung der gerichtlichen Untersuchung zu veranlassen.

§. 28. Zuwiderhandlungen gegen die zum Zwecke der Anfrechthaltung der militärischen Kontrole ertheilten Dienstvorschriften über Meldung des Aufenthaltsortes und der Wohnung in diesem Orte, sowie über Meldung einer jeden Veränderung des Aufenthaltsorts oder der Wohnung werden an Mannschaften des Beurlaubtcnstandes wahlweise mit Geldbuße von ein bis zu sechzig Mark, oder mit Haft von einem bis zu acht Tagen ge­ ahndet. Die Festsetzung dieser Strafen geschieht durch das Landwehr-BezirksKommando; die Vollstreckung auf Requisition desselben durch die Civitbehörde des Aufenthaltsortes des Bestraften. §. 29. Auf die zum Beurlaubtenstande gehörenden Offiziere finden die Bestimmungen der §§. 26 und 27 mit der Maßgabe. Anwendung, daß die über sie zu verhängende Disziplinarstrafe, insofern sie in Arrest be­ steht, das Maß von sechs Tagen Stubenarrest nicht übersteigen darf.

VH. Abschn. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 449

In den Fällen des §. 28 ist gegen Offiziere keine andere Strafe, als Stubenarrest bis zu der vorangegebenen Dauer zuläßig. Die Vollstreck­ ung dieser Strafe liegt dem Landwehr-Bezirks-Kommandeur ob. §. 30. Die in diesem Abschnitt über Disziplinarbestrafung der Offi­ ziere des Beurlaubtenstandes ertheilten Vorschriften finden auf die Offiziere gleichmäßig Anwendung, welche mit Pension zur Disposition gestellt, sowie auf diejenigen, welche mit dem Vorbehalt der gesetzlichen Dienstverpflichtung aus dem aktiven Dienste entlassen sind. §. 31. Aus die zum Beurlaubtenstande gehörenden Mitglieder des Sanitätskorps kommen unter Berücksichtigung des Militärranges derselben die in den §§. 23 bis 30 enthaltenen Bestimmungen gleichfalls zur An­ wendung.

Vierter Abschnitt.

Fon der Disziptinarvestrafung der WititLrveamten.*) §. 32. Die Militärbefehtshaber sind berechtigt, über Militärbeamte als Disziplinarstrafen Warnungen und einfache Verweise, sowie: 1) über untere Militärbeamte die gegen Unteroffiziere, welche das Portepee tragen, zuläßigen Arreststrafen (§. 3 B 3, §. 4); 2) über obere Militärbeamte: a) Geldbuße bis zu dreißig Mark, b) Stubenarrest bis zu vierzehn Tagen zu verhängen. Der Stubenarrest darf jedoch über diejenigen oberen Militärbeamten, welche sowohl unter einem Militärbefehlshaber, als auch unter einem Ver­ waltungsvorgesetzten (oder einer Verwaltungsbehörde) stehen, nur in der Zeit verhängt werden, während welcher sie unter den Kriegsgesetzen stehen (§. 9 des Äiilitärstrafgesetzbuchcs für das Deutsche Reich vom 20. Juni 1872).

33. Die Militärbefehlshaber üben die Disziplinarstrafgewatt über die Militärbeamten nach Maßgabe des Miltärranges der Letzteren inner­ halb derselben Grenzen aus, innerhalb deren sie nach den Bestimmungen der §§. 8 bis 20 zur Verhängung von Disziplinarstrafen gegen Personen des Soldatenstmdes zuständig sind. Zur Verhängung von Geldbußen sind nur diejenigen Militärbefchtshaber befugt, welche Offiziere mit Stubenarrest, unter Bestimmung der Dauer desselben, bestrafen dürfen. Die kommandirenden Generale dürfen Geldbuße bis zum höchsten zuläßigen Betrage, die übrigen Befehlshaber nur bis zum Betrage von neun Mark verhängen. §. 34. Militärbeamte, welche sowohl unter einem Militärbefehts­ haber, als auch unter einem Verwattangsvorgesetzten (oder einer Verwal­ tungsbehörde) stehen, sind bei Verletzung der Dienstvorschriften, welche die Grundlage ihrer Amtswirksamkeit bilden, ausschließlich der Disziplinar­ bestrafung des Verwattangsvorgesetzten (oder der Verwaltungsbehörde) unter­ worfen. *) Die Qivil beamten der Mi'ikärverwallung unterstehen der Disziplinargewalt ihrer miliiänlcheii Vorgesetzten. Aus sie finöet aber nicht die Disziplinarstrafordnung Anwendung, sondern b-e Bestimmungen der Beilage IX zu Titel V §. 11 der Verfassungsurknude des Königreichs. Der Amtsvorstand ist anzuhören. K.-M.-N. v. 30. April 1872, Nr. 9544. Reinhard, Heerwesen.

450

4. Abthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

Alle andern zur Disziplinarbestrafung geeigneten Handlungen solcher Militärbeamten gehören zur Zuständigkeit des ihnen vorgesetzten Militär­ befehlshabers. Hiedurch wird jedoch die Mitaufsicht der Verwaltungs­ vorgesetzten (oder der Verwaltungsbehörden) über die sittliche Führung des Beamten und die Befugniß, auch ihrerseits dieserhalb, wo nöthig, im Disziplinarwege einzuschreiten, nicht ausgeschlossen. Wo die Grenzen dieser beiden Unterordnungsverhältnisse zweifelhaft sein sollten, müssen bei Ausübung der Disziplinarbestrafung die für die betreffenden Militärbeamten ertheilten besonderen Dienstvorschriften und Instruktionen berücksichtigt werden. §. 35. Die Disziplinarstrafgewalt der Verwaltungsvorgesetzten (oder der Verwaltungsbehörden) über die im doppelten Unterordnungsverhältniß stehenden Militärbeamten regelt sich nach besonderen Bestimmungen. §. 36. Auf die zum Beurlaubtenstande gehörenden. Militärbeamten kommen die in den §§. 23 bis 30 ertheilten Bestimmungen nach Maßgabe ihres Militärranges zur Anwendung. §. 37. Die Befugniß der Mitglieder des Sanitätskorps im Offizier­ range zur Verhängung von Disziplinarstrafen über die zu ihrem Dienst­ bereich gehörenden Militärbeamten regelt sich nach den besonderen Vor­ schriften und Erlassen. Fünfter Abschnitt.

Hon der Aisziptinarbestrasuug der im §. 2 unter Ar. 3 und 4 genannten Personen. §. 38. Auf die im §. 2 unter Nro. 3 und 4 genannten Personen finden die für Personen des Soldatenstandes in dieser Verordnung er­ theilten Vorschriften Anwendung. Gehören sie nicht zum Soldatenstande, so ist bei der Wahl der Strafart die Bildungsstufe, auf welcher dieselben stehen und ihre Stellung im bürgerlichen Leben zu berücksichtigen. Sechster Abschnitt.

Aon der Ausübung der Atsziptinarstrasgematt und von der Aolkftreckung der Disziplinarstrafen. i. Ausübung der NisMinarpasgmalt. §. 39. Jeder mit Disziplinarstrafgewalt versehene Militärvorgesetzte (§§. 5, 22) muß mit streuger Unparteilichkeit verfahren, und wenn die strafbare Handlung nicht mit Gewißheit aus seiner eigenen Wahr­ nehmung oder aus einer dienstlichen Meldung oder aus dem Geständniß des Beschuldigten hervorgeht, sowie überhaupt, wenn er über die Schuld oder den Grad der Strafbarkeit zweifelhaft ist, den Hergang der Sache durch mündliche oder schriftliche Verhandlungen aufzuklären suchen. §. 40. Die Art und das Maß der Disziplinarstrafe hat der Militär­ vorgesetzte innerhalb der Grenzen seiner Disziplinarstrafgewalt, unter möglichster Schonung des Ehrgefühles des zu Bestrafenden, mit Berück­ sichtigung der Eigenart und der bisherigen Führung desselben, sowie der Natur der zu bestrafenden Handlung und des durch dieselbe mehr oder minder gefährdeten Dienstinteresses zu bestimmen. Wenn Militärpersonen mit Funktionen betraut sind, die über ihre Charge hinausgehen, so ist bei der Wahl der Strafart auf diese Funktionen Rücksicht zu nehmen.

VII. Abschu. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 451

§.41. Ein und dieselbe strafbare Handlung darf nur vvn einem Vorgesetzten bestraft und dafür nicht mehr als eine Disziplinarstrafe auf­ erlegt werden. Dies schließt jedoch die Befugniß nicht aus, mit einer Arreststrafe 1) gegen Obergefreite und Gefreite die Entfernung von ihrer Charge, 2) gegen Gemeine: a) die Entziehung der freien Verfügung über die Löhnung und die Ueberweisung derselben an einen Unteroffizier zur Auszahlung in täglichen Raten, b) insofern sie sich in der zweiten Klasse des Soldatenstandes befinden, die Einstellung in eine Arbeiter-Abtheilung zu verbinden. §. 42. Wird nach erfolgter Disziplinarbestrafung dasselbe Disziplinar­ vergehen von dem Bestraften wieder verübt, so ist, wenn nicht Gründe für eine mildere Beurtheilung vorhanden sind, eine härtere Strafe als bei der Vorbestrafung zu verhängen. §. 43. Wenn ein nicht mit der höchsten Strafbefugniß versehener Militärvorgesetzter zwar eine Disziplinarstrafe für zuläßig, die ihm zu­ stehende Strafbefugniß aber nicht für ausreichend erachtet, so hat er dem nächsthöheren Vorgesetzten von dem Straffalle zur weiteren Verfügung Meldung zu machen. Entstehen bei einem mit Disziplinarstrafgewalt versehenen Militär­ vorgesetzten Bedenken darüber, ob. eine strafbare Handlung disziplinarisch oder gerichtlich zu bestrafen sei, so ist hierüber die Entscheidung nach Maß­ gabe der strafprozeßualen Bestimmungen herbeizuführen. §. 44. Strafbare Handlungen der Militärpersonen, welche nur der Disziplinarbestrafung unterliegen (§. 1 Nr. 1), dürfen drei Monate nach der Verübung nicht mehr mit Strafe belegt werden. §. 45. Ist eine strafbare Handlung, welche gerichtlich hätte bestraft werden sollen, nur mit einer Disziplinarstrafe geahndet worden, so ist dadurch die Strafbarkei t nicht getilgt, sondern — wenn inzwischen nicht nach den Vorschriften der Strafgesetze die Verjährung eingetreten ist — die gerichtliche Untersuchung einzuleiten.

ii. yoUftTediiing der UsztpUnarstrasLN. §. 46. Die Vollstreckung der Disziplinarstrafen muß, sofern die Um­ stände es gestatten, gleich nach deren Festsetzung erfolgen. Ist die Strafe von einem höheren Militärvorgesetzten verhängt, jo bleibt es seinem Ermessen überlassen, die Vollstreckung derselben entweder selbst anzuordnen oder dem nächsten Vorgesetzten des zu Bestrafenden zu übertragen. §. 47. Beim Kasernen- oder Quartierarrest kann der zu Bestrafende zwar zum Dienst herangezogen werden; ör darf aber außerdem die Kaserne oder das Gebäude, in welchem er sein Quartier hat, nebst beu dazu gehörigen Hofräumen nicht verlassen. Für die Vollstreckung aller anderen Arreststrafen sind die bestehender: Bestimmungen über die Vollstreckung gerichtlich erkannter Arreststrafen maßgebend. Wenn im Felde der über Unteroffiziere und Gemeine verhängte ge­ linde, mittlere oder strenge Arrest den örtlichen Verhältnissen nach weder in einem Ortsgefängniß noch in einem anderen zur Arrestvollstreckung ge29*

452

4. ALthl.

Allgemeine Dienstverhältnisse.

eigneten Lokale verbüßt werden kann, so ist, insofern die Strafvollstreckung aus dienstlichen Gründen keinen Aufschub erleidet, statt der genannten Arreststrafen für die Dauer der Strafe dem Verurtheilten während seiner dienstfreien Zeit der Aufenthalt auf einer Wache als Arrestat, ohne Ent­ ziehung seiner Kompetenzen, anzuweisen. Hiermit wird verbunden, 1) wenn die verhängte Arreststrafe in mittlerem Arrest besteht: die Heranziehung zu1 beschwerlichen Dienstverrichtungen außer der Reihe, 2) wenn die verhängte Arreststrafe in strengem Arrest besteht: An­ binden, oder Gewehr- oder Satteltragen, zwei Stunden täglich.

§. 48. Das Anbinden des Arrestaten geschieht auf eine der Gesund­ heit desselben nicht nachtheilige Weise, in aufrechter Stellung, den Rücken nach einer Wand oder einem Baum re. gekehrt, dergestalt, daß er sich weder setzen noch niederlegen kann. Das Gewehr- oder Satteltragen besteht darin, daß der Arrestat im Stillstehen oder Umhergehen eine fünfzehn Kilogramm nicht übersteigende Last, welche durch Gewehre oder durch an hölzerne Stangen befestigte Sättel oder andere Ausrüstungsstücke gebildet wird, auf einer Schulter oder auf beide Schultern ungleich vertheilt, zu tragen hat. Zweistündiges Anbinden, oder zweistündiges Gewehrre. Tragen, in' Verbindung mit dem Aufenthalt des Arrestaten auf der Wache (§. 47), steht einem eintägigen strengen Arreste gleich. Am vierten, achten und demnächst an jedem dritten Tage fällt das Anbinden oder Gewehr- re. Tragen fort. Die Strafvollstreckung erfolgt unter militärischer Aufsicht an einem vor den Augen des Publikums möglichst geschützten Orte.

§. 49. An den nicht im Dienst befindlichen Mannschaften des Beurtaubtenstandes sind Arreststrafen, unter Aufnahme derselben in die Militärvervflegung des betreffenden Landwehr-Bezirks-Kommandos, in einem Militär-Arrestlokale zu vollstrecken. Die militärische Einkleidung des zu Bestrafenden ist hierbei in der Regel nicht erforderlich. Ist innerhalb drei Meilen vom Aufenthaltsorte des zu Bestrafenden ein Militär-Arrestlokal nicht vorhanden, so können Arreststrafen nutet acht Tagen auf Requisition des Landwehr-Bezirks-Kommandos durch die Civilbehörden in einem bürgerlichen Gefängniß vollstreckt werden. Arreststrafen, welche zur Uebung eingezogene Mannschaften des Beur­ laubtenstandes während der Uebung oder vorher verwirkt haben, sind, soweit dies die Erhaltung der Disziplin zuläßt, erst nach Ablauf der Uebungszeit zu vollstrecken. §. 50. Wird eine Militärperson des Beurlaubtenstandes, welche in ihren Civilverhältnissen zu den im unmittelbaren oder im mittelbaren Staatsdienste stehenden Beamten gehört, disziplinarisch nut Arrest bestraft, so ist ihrer nächstvorgesetzten Dienstbehörde sogleich nach Verhängung der Strafe davon Nachricht zu geben.

8.51. Die Militär- und die Verwaltungs-Vorgesetzten haben von der, gegen eine ihnen untergebene Militärperson verhängten Dis­ ziplinarstrafe sich gegenseitig Mittheilung zu machen.

VIL Abschn. Die Kriegsartikel und Disziplinarstrafordnung für das Heer. 453 Siebenter Abschnitt. Ion der ZZefchwerdefüyrung über AisziptinarVestrafrmg. §. 52. Beschwerden über eine von dem zuständigen Militärvorgesetzten verhängte Disziplinarstrafe dürfen nur von einem Vorgesetzten des Bestraften oder von diesem selbst, und im letzteren Fall erst nach der Strafvollstreckung und ohne Mitwirkung eines Dritten, in der für dienst­ liche Beschwerden vorgeschriebenen Form angebracht werden. §. 53. Wird die Beschwerde (§. 52) für begründet erachtet, so ist der hierauf bezügliche Bescheid in die Strafbücher, in welche die Strafe eingetragen worden, unter Löschung derselben, seinem Inhalte nach aufzu­ nehmen und dem Beschwerdeführer davon Kenntniß zu geben. Unbegründete Beschwerden unterliegen, insofern nicht nach §. 152 des Militär-Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich vom 20. Juni 1872 ge­ richtliche Verfolgung geboten ist, der Disziplinarbestrafung.

Achter Abschnitt. Ion der Beaufsichtigung der Wititarvorgesetzten in Aöstcht auf die richtige Anwendung der Disziplinarstrafen. §. 54. Die höheren Militärvorgesetzten haben die gerechte und zweck­ entsprechende Anwendung der den niederen Vorgesetzten zustehenden Straf­ befugnisse und die vorschriftsmäßige Strafvollstreckung sorgfältig zu über­ wachen. Sie haben zu diesem Behuf die Strafbücher, (Schema K.-M.-R. v. 26. Juli 1872, Nr. 19121), welche bei den Truppentheilen, den Militärbe­ hörden und den militärischen Anstalten, deren Vorsteher mit Disziplinarstrafgewalt bekleidet sind, geführt werden müssen, und welche den Grund, die Art und das Maß der Strafe, sowie den Namen des Vorgesetzten, welcher die Strafe verhängt hat, auszuweisen haben, genau zu kontroliren. §. 55. Finden die höheren Militärvorgesetzten, daß 1) eine von dem niederen Vorgesetzten verhängte Disziplinarstrafe ihrer Art oder ihrer Dauer nach unzulässig, oder 2) der Strafende zu deren Verhängung nicht befugt gewesen ist, so ist von ihnen die Strafe abzuändern oder aufzuheben.

Schtußvestimnmngen. §. 56. Die Befugniß der Militärvorgesetzten zur Verhängung von Disziplinarstrafen in Gemäßheit der Bestimmungen dieser Verordnung tritt auch in dem Falle ein, wenn die Militärperson, welche die Disziplinar­ strafe verwirkt hat, einem anderen Kontingente des Deutschen Heeres an­ gehört. §• 57. Diese Disziplinar-Strafordnung tritt mit dem 1. Januar 1873 in Kraft. Von diesem Tage ab sind alle hiermit nicht in Einklang stehen­ den Bestimmungen über die Disziplinarbestrafung im Heere aufgehoben.

Strafvollzug. Der strenge Arrest wird in Einzelhaft, bei harter Lagerstätte, bei Wasser und Brod und in dunkler Arrestzelle verbüßt. Diese Schärfungen kommen am vierten, achten und demnächst an jedem dritten Tage in Fortfall.

454

4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältiüsse.

Für jeden Arresttag werden — ohne Unterschied der Waffe — 12Va Pfennig zur Bestreitung der Arrestaten-Verpflegung gewährt, dagegen die Gehaltskompetenzen als erspart berechnet. Die Arrestatenverpflegung besteht: 1) aus der schweren Brodportion zu 1000 Gramm täglich, die unent­ geltlich verabreicht wird, 2) aus dem am 4. 8. 11. 14. re. Tage zu verabreichenden warmen Essen, wozu in der Regel 25 Pf. verwendet werden dürfen. An denjenigen Tagen, an welchen die Strafschärfungen nicht fortfallen, darf — wenn der Kommandant rc. dieß erforderlich erachtet, dem Arrestaten Morgens eine warme Suppe verabreicht werden. Die Kosten für Waschreinigung und etwaige andere Ausgaben (Schnupf­ tabak) werden aus der Arrestatenlöhnung bestritten und etwaige Erspar­ nisse dem Arrestaten bei der Entlassung aus Arrest baar behändigt. Der mittlere Arrest wird in Einzelhaft mit der Schärfung voll­ streckt, daß der Verurtheilte eine harte Lagerstätte und als Nahrung Wasser und Brod erhält. Diese Schärfungen kommen am vierten, achten und zwölften und von da ab an jedem dritten Tage in Fortfall. Die weitere Behandlung ist wie beim strengen Arrest. Der gelinde Arrest wird in Einzelhaft ohne jede weitere Schär­ fung vollzogen, auch findet eine Gehaltsverkürzung nicht statt. Der Stubenarrest wird von dem bestraften Offizier in seiner Wohnung verbüßt. Er darf während der Dauer desselben seine Wohnung nicht verlassen, auch Besuche nicht annehmen. Gehaltsabzug tritt nicht ein. (K.-M.-N. v. 8. August 1868, Nr. 10904). Für Landwehrmänner, welche mit Arrest bestraft werden und diesen in einem Polizeigefängnisse erstehen, sind die erwachsenen Arrest-Pcrpflegskosten nach erfolgter Auf­ rechnung durch die GenerabKricgskasse als Aerarialschuld vorzumerken und für deren Einhebung Sorge zu tragen.

Vereinnahmung der Geldstrafen.

Alle im Bereiche der Militärverwaltung aufkommenden Geldstrafen, ohne Unterschied, ob sie gerichtlich erkannt, oder im Disziplinarwege ver­ fügt sind, werden von den Militärkassen üt Einnahme gebracht. Die militärgerichtlich erkannten Strafen sind dem Titel X des Militäretats (Militär-Justizverwaltung, sachliche Ausgaben) in Rückeinnahme, die gegen Mannschaften des Beurlaubtenstandes (§. 28 der D. Str.-O.) erkannten Geldstrafen dem Titel XXXVIII des Militäretats (Verpflegung der Ersatzund Reservemannschaften), die durch Ordnungsstrafen (§. 32 d. D. Str.-O.) eingehenden Beträge den für Rechnung der Central-Staatskassa zu buchenden eigenen Einnahmen der Militärverwaltung zu überweisen. Für die Einziehung bet durch militärgerichtliches Erkenntniß festge­ setzten Geldstrafen hat das zuständige Militärgericht von Amiswegen Sorge zu tragen rc. rc. Die im Disziplinarwege in Gemäßheit der §§. 28, 31 u. 36 der Disziplinarstrafordnung gegen Personen des Beurlaubtenstandes verhängten Geldstrafen hat das Landwehr-Bezirkskommando, welches die Strafe ver­ fügt hat, durch Requisition der Distriktspolizcibehörde des Aufenthaltsorts des Bestraften einzuziehen und sodann der Korpsintendantur behufs Ab­ führung an die Korps-Kriegskassa anzumelden.

VIIL Abschn.

Vom Urlaub.

455

Die nach §§. 32, . 33 u. 34 der D. Str.-O. gegen Militärbeamte verhängten Geldstrafen gelangen auf Anordnung des die Strafe bestimmenden Militärbefehlshabers resp, des Verwaltungsvorgesetzten (oder Verwaltungs­ behörde) durch diejenige Kassa, aus welcher der zu Bestrafende seinen Gehalt empfängt, zur Einziehung. Behufs der Vereinnahmung bei der Korps-Kriegskassa gibt derselbe Befehlshaber resp. Verwaltungsvorgesetzte loder Verwaltungsbehörde) der Korps-Intendantur Nachricht. K.-M.-R. o. 23 April 1874, Nr. 14463. V.-Bl. 16. Ist der nach §. 28 d. D. Str.-O. Straffällige vor Vollstreckung der verfügten Strafe in einen andern Landwehrbezirk übersiedelt, so vollzieht der Landwehr-Bezirkskommandeur des neuen Aufenthaltsorts auf Ansuchen in angegebener Weise die Strafe. Bezüglich der Einziehung der Geldstrafe bezw. der den Civilbehörden erwachsenen Kosten ist diejenige Korps­ intendantur zuständig, in deren Bezirk der neue Aufenthaltsort liegt. Das­ selbe ist der Fall, wenn der zu Bestrafeude vor Strafvollstreckung in außerbayerisches Bundesgebiet — bezw. umgekehrt—verzogen ist. K.-M.-R. v. 27. März 1875, Nr. 4178. Wenn Contravenienten im Sinne des §. 28 d. D. Str.-O. der kgl. Gendarmerie angehören, so requirirt das Landwehr-Bezirkskommando die Vollstreckung der erkannten Strafe, sie mag in Geldbuße oder Freiheits­ Entziehung bestehen, bei der einschlägigen Gendarmeriekommandostelle. K.-M.-R. v. 8. April 1875, Nr. 3401.

VIIL Abschnitt. Vom Urlaub. (Grundsätze für die allgemeinen Dienstverhältnisse in der Armee. I. 1872.) Die den Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen ertheilte Erlaubniß, sich aus dem dienstlichen Kreise zu entfernen, heißt Urlaub; die Bitte um Urlaub muß auf dem gewöhnlichen Dienstwege von unten nach oben ge­ stellt werden. Der gewöhnliche abzugsfreie Urlaub für Offiziere, Aerzte und Beamte dauert 45 Tage. Bei längerem ununterbrochenem Urlaub treten für die Zeit über 45 Tage — Krankheitsfall ausgenommen — die normirten Gehaltsabzüge ein. Bei ununterbrochenem Urlaub über 180 Tage wird kein Gehalt gewährt. Der allerhöchsten Genehmigung sind Vorbehalten: a) mehr als 45 Tage Urlaub mit vollen Bezügen innerhalb eines Etatsjahres, gleichviel ob ununterbrochen oder in Zwischenräumen erbeten: b) jeder Urlaub über 3 Monate mit oder ohne Gehaltsabzug; c) jeder Urlaub eines Offiziers re. außerhalb der deutschenReichsgrenze; d) jeder Urlaub an Generale über drei Wochen. B e i d e m K r i e g s m i n i st e r i u m zur Bewilligung in eigener Competenz werden eingereicht die Gesuche um Urlaub nicht über 3 Wochen der dem Kriegsministerium unmittelbar unterstellten Generale.

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4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

Gesuche der Musikchöre um Beurlaubung in das benachbarte Ausland dürfen ebendahin gutachtlich vorgelegt werden, wenn a) das dienstliche Interesse nicht darunter leidet, b) die Möglichkeit gegeben ist, daß sie auf telegraphischen Einruf innerhalb 48 Stunden in die Garnison zurückkehren, c) die Mannschaft sich der Civilkleider bedient, oder von der zuständigen ausländischen Behörde bescheinigt ist, daß das Erscheinen in Uniform keinen Anstoß erregt oder besonders gewünscht wird. Der kommandirende General hat die Befugniß der Ertheilung normalmäßigen Urlaubs innerhalb der Reichsgrenzen an Generale bis zu 3 Wochen und an die übrigen Offiziere bis zu 3 Monaten hinsichtlich aller dem Armeecorps taktisch unterstellten Truppenabtheilungen incl. der Artillerie, der Pioniere und des Trains. Der kommandirende General verfügt hinsichtlich aller Waffen darüber, ob nach einer Revue, zu Ostern, Weihnachten rc. eine gewisse Anzahl Mannschaften — jedoch nicht mehr als 10 Mann per Compagnie oder Eskadron rc. — bis zu 8 Tagen beurlaubt werden kann und macht dem Kriegsministerium hierüber Anzeige. Der kommandirende General genehmigt den von Unteroffizieren oder Mannschaften der aktiven Armee in außerdeutsche Länder nachgesuchten Urlaub. Der Generalquartiermeister und die Inspekteure der Ar­ tillerie und des Jngenieurscorps haben die Competenz eines kommandirenden Generals für Urtaubsertheilung an ihnen unmittelbar unterstellte Offiziere. Divisions- und Brigade-Commandeure können 45tägigen Urlaub gewähren den den Divisionen zugetheilten Generalstabsoffizieren, den bei den Brigaden zur Dienstleistung kommandirten Offizieren unb den treffenden Adjutanten. Die Zuständigkeit der Brigadekommandeure in dieser Richtung bezüglich des Beurlaubtenstandes enthält die Controlordnung. Gouverneuren und Kommandanten kommen für Urlaubsertheilung an das unterstehende Personal die Befugnisse der RegimentsKommandeure zu. Die Commandeure der Regimenter und Jägerbataillone sind befugt, den ihnen unterstellten und somit auch den zur Dienstleistung zugetheilten Offizieren anderer Waffen 45 tägigen Urlaub zu ertheilen. Zu ausnahmsweiser Gewährung von Urlaub in dringenden Fällen während der Frühjahrs- und Herbstübungen an dienstkundige Offiziere, welchen aus der Beurlaubung ein Nachtheil nicht erwächst, haben sie jedoch die Ge­ nehmigung des Generalkommandos zu erholen. Sie sind ferner berechtigt, den Offizieren bis zu 4 Tagen Erlaubniß zu ertheilen, sich aus der Garnison zu entfernen, .allenthalben diese Er­ laubniß auch an einen abgelaufenen Urlaub anzuknüpfen. Zahlmeistern können sie Urlaub bis zu 14 Tagen geben; längeren Urlaub müssen sie beim Generalkommando beantragen. Diesen Kommandeuren steht die Beurlaubung von Unteroffizieren und Mannschaften mit Löhnung — soferne dieselben Kapitulanten sind —- für 45 Tage innerhalb eines Etatsjahres zu. Nichtcapitulanten darf ein derartiger Urlaub bis höchstens 8 Tagen ertheilt werden. Ohne Gehalt kann an Einzelne vorübergehender Urlaub bewilligt werden, wenn Dienstbedürfniß und Ausbildungszweck nicht dagegen sprechen.

VHL Abschn.

Dom Urlaub.

457

Bataillons-Kommandeure dürfen Unteroffiziere und Mann­ schaften auf die Hälfte der den Regimentskommandeuren zustehenden Zeit mit Gehalt beurlauben. Während der Frühjahrs- und Herbstübungen jedoch bleibt jede Beurlaubung eines Unteroffiziers oder Gemeinen der Genehmi­ gung des Regimentskommandeurs Vorbehalten. Bataillonskommandeure — wenn detachirt — können ihren Offizieren zweiwöchentlichen Urlaub ertheilen, setzen aber dann das Regimentskom­ mando davon in Kenntniß. Kompagnie-, Eskadrons- und Batteriechefs — soferne sie -etachirt sind — haben die Befugniß, ihren untergebenen Offizieren, Unter­ offizieren und Mannschaften zweiwöchentlichen Urlaub zu ertheilen, setzen jedoch hievon das Bataillons-, Abtheilungs- bezw. Regimentskommando in Kenntniß. Die Vorgesetzte Intendantur kann den Lazareth-OekonomieBeamten und dem Garnisons-Verwaltungsvorstande Urlaub auf 14 Tage innerhalb Bayerns bewilligen; Urlaubsgesuche auf längere Zeit unterbreitet sie dem Kriegsministerium. Die Lazarethkommissionen können den nicht als Commissions­ mitgliedern fungirenden Lazarethinspektoren, sowie dem im Kündigungsver­ hältnisse stehenden Personal auf höchstens 8 Tage innerhalb der bayerischen Grenzen Urlaub bewilligen, machen aber sofort der Intendantur Anzeige. Die Intendantur als nächste Aufsichtsbehörde kann die den Lazarethkommissionen zustehenden Befugnisse 511 Urlaubsbewilligungen beschränken, wenn sie dieß durch gegebene Geschäfts- und Personalverhättnisse motiviren fann. In gleichem Verhältnisse stehen die Garnisons-Verwaltungsbeamten und das Personal im Kündigungsverhältnisse zu ihren Amtsvorständen. Die Anzeige an die Intendantur über erhaltenen 8 tägigen Urlaub unterschreibt der zu beurlaubende Beamte und, wenn er einen Kassenschlüssel führt, auch fein Stellvertreter. Proviantamtsassistenten suchen Urlaub bei der Intendantur — in Festungen mit Zustimmung des Kommandanten — nach. Einem Offizier, für welchen Urlaub bei Seiner Majestät dem Könige nachgesucht wird, kann nur das Generalkommando bei triftigen Gründen gestatten, solchen vor eingegangener allerhöchster Entscheidung anzutreten. Jeder Urlaub erlischt, wenn er nicht innerhalb 8 Tagen nach Bekannt­ gabe angetreten wird. Die Urlaubsdaner wird von Parolausgabe zu Parolausgabe berechnet und zwar von dem Tage an, an welchem der Treffende zur Zeit der Parolausgabe nicht mehr in der Garnison anwesend war. Nachgesuchte Urlaubsverlängerung muß motivirt und mit begründeten ärztlichen bezw. gerichtlichen Attesten belegt und so zeitig eingeschickt werden, daß das Einrücken, falls sie abschlägig beschieden, noch rechtzeitig erfolgen kann. Befindet sich ein Beurlaubter in einem Garnisonsorte, so sucht er im Erkrankungsfalle.statt Einsendung eines Attestes direkt um Vorstellung vor die Sanitätskommission bei der Kommandantur nach. Wenn Offiziere nicht rechtzeitig einrücken oder Urlaubsverlängerungs­ gesuche nicht rechtzeitig einschicken, so wird angenommen, daß sie erkrankt sind und werden sie vom Ablaufe der Urlaubsfrist an nicht als beurlaubt, sondern als „krank" in den Rapporten geführt. Wenn einem Offizier irgend ein Geschäft für den Augenblick oder für längere Zeit übertragen ist, so kann er vor Beendigung desselben oder Bewilligung eines Stellvertreters um Urlaub nicht nachsuchen.

458

4. Abthl. Allgemeine Dienstverhältnisse.

Truppenkommandos oder Stellen, welche zugetheitten oder zur Dienstleistung kommandirten Offizieren Urlaub bewilligen, geben der Stammabtheilung von Abgang und Rückkehr Nachricht. Militärärzte aller Grade können nur durch ihre Militärvor­ gesetzten-beurlaubt werden. Bei Urlaubsgesuchen über 8 Tage holen sie, durch Vermittelung der ihnen zunächst vorgesetzten Aerzte, beim tref­ fenden Korpsgeneralarzt ein Entbehrlichkeitszeugniß ein und legen dieses dem Militärvorgesetzten vor. Obere Beamte — Zahlmeister ausgenommen — sämmtlicher Kate­ gorien stellen ihre Gesuche —- nach vorher erholter Zustimmung ihres treffenden Commandeurs — an die ressortmäßige höhere Instanz und melben sich bei allen dienstlichen Gelegenheiten bei der vorgesetzten Kommandostelle persönlich. Auditeure melden sich bei den ihnen vorgesetzten Dienstesstellen, von welchen die treffende Mittheilung an das Generalauditoriat bezw. den Oberstaatsanwalt zu bethätigen ist. Zu Urlaubsreisen außerhalb der Reichsgränzen werden die Pässe, in welchen die Reiseroute genau angegeben sein muß, dem Generalkommando vorgelegt und von diesem, wenn erforderlich, der Centralabtheilung des Kriegsministeriums übersendet. Innerhalb des Deutschen Reiches genügen solche von den Militär­ vorgesetzten. Sie werden unterschrieben und untersiegelt. (K.-M. R. v. 6. Mai 1874, Nr. 4847.) Urlaubsbewilligungcn an Aerzte und Beamte, deren Stellvertretung Kosten für das Äerar ver­ ursacht, unterliegen der Genehmigung des Kriegsministeriums. (K.-M. R. v. 13. April 1820.) Urlaubsgesuche mit Fortbezug des Gehalts zur Herstellung der Gesundheit müssen mit sanitätskommissionellen Zeugnissen belegt sein. (K.-M. R. v. 21. Juli 1872, Nr. 6831.) Beurlaubte Offiziere dürfen sich ohne allerhöchste Bewilligung an das kgl. Hoftager, wo sich dasselbe auch immer im Königreich befindet, begeben — sollen aber die allerhöchste Person weder schriftlich noch mündlich mit Berehelichungs- oder Beförde­ rungsgesuchen rc. behelligen. (K.-M. R. v. 21. Mai 1829, Nr. 4565.) Bei Urlaubsgesuchen mit Fortbezug des ganzen Gehalts dürfen in den Begteitberichten die Bermögensverhältnisse des Bittstellers nie unberührt und unerwogen gelassen werden. Denselben ist ein Vermögensnachweis, wie für Unterstützungs­ gesuche vorgeschrieben, beizulegen. (K.-M. R. v. 8. Nov. 1873, Nr. 10047.) Der in das nächste Etats­ jahr hinüberreichende Theil eines Urlaubs kommt dort in Anrechnung, resp, au dem dort treffenden 45 tägigen Urlaub in Abrechnung. (K.-M. R. v. 16. Nov. 1852, Nr. 12253.) Urlaubsgesuche auf längere als 45 tägige Dauer sollen nur dann berücksichtigt werden, wenn sie besonders motivirt und voll den berichtenden Stellen begutachtet werden. (K.-M. R. v. 18. Sept. 1836, Nr. 7378.) Offiziere, welche zur Erweiterung ihrer Kenntnisse Urlaub in's Ausland erhalten, haben Denk­ schriften auf dem Dienstwege einzureichen; zu deren Fertigung können die Wintermonate benützt werden.

fünfte JMeifung. Das Versorgungs-, penstons- und Unterstützungs­ wesen.

I. Abschnitt. Reichs-Militär-Pensionsgesetz vom 27. Juni 1871. (Reichsgesetz, betreffrnd die Pensionirung und Versorgung der Militärpersonen des Reichsheeres und der kaiserlichen Marine, sowie die Bewilligungen für die Hinter­ bliebenen solcher Personen. Dom 27. Juni 1871. V.-Bl. 1871, Rr 46.)

§. 1. Für die Pensionirung und Versorgung der Militärpersonen des Rcichsheeres und der Kaiserlichen Marine, sowie für die Bewilligungen an die Hinterbliebenen solcher Personen gelten die nachfolgenden Vorschriften. Erster Theil.

Offiziere und im Hsfizierrange stehende Militärärzte. A.

Im Neichshcrrc.

Anspruch auf Pension.

§. 2. Jeder Offizier und ini Offizierrang stehende Militärarzt, welcher sein Gehalt aus dem Militäretat bezieht, erhält eine lebenslängliche Pension, wenn er nach einer Dienstzeit von wenigstens zehn Jahren zur Fortsetzung des aktiven Militärdienstes unfähig geworden ist und deshalb verabschiedet wird. Ist die Dienstunfähigkeit die Folge einer bei Ausübung des Dienstes ohne eigene Verschuldung erlittenen Verwundung oder sonstigen Beschädi­ gung, so tritt die Pensionsberechtigung auch bei kürzerer als zehnjähriger Dienstzeit ein. §. 3. Als Dienstbeschädigungen (§. 2.) gelten: a) die bei Ausübung des aktiven Militärdienstes im Kriege oder Frieden erlittene äußere Beschädigung, b) anderweite nachweisbar durch die Eigenthümlichkeiten des Mili­ tärdienstes, sowie durch epidemische oder endemische Krankheiten, welche an dem zum dienstlichen Aufenthalt angewiesenen Orte herrschen, insbesondere durch die kontagiöse Augenkrankheit hervorgerufene bleibende Störung der Gesundheit, wenn durch sie — a. und b. — die Militärdienstfähigkeit sowohl für den Dienst im Felde, als auch in der Garnison aufgehoben wird.

460

5. Abthl.

Das VersorgungS-, PensionS- und Unterstützungswesen.

Die Beantwortung der Frage, ob eine Dienstbeschädigung vorhanden, erfolgt durch die oberste Militär-Verwaltungsbehörde des Kontingents.

§. 4. Der Anspruch auf Pension ist bei einer kürzeren als zehn­ jährigen Dienstzeit (§. 2.) zuvörderst auf ein Jahr oder einige Jahre zu beschränken, insofern die Unfähigkeit zur Fortsetzung des aktiven Militär­ dienstes nicht mit Sicherheit als eine bleibende angesehen werden kann. Mit der Wiederherstellung zur völligen Dienstfähigkeit erlischt die Berech­ tigung zur Pension. Beruht die Ursache der Invalidität jedoch in einer vor Dem Feinde erlittenen Verwundnng oder äußerlichen Beschädigung, so findet die Ge­ währung der Pension stets auf Lebenszeit statt. §. 5. Wird außer dem im §. 2. bezeichneten Falle ein Offizier oder im Offizierrange stehender Militärarzt vor Vollendung des zehnten Dienst­ jahres dienstunfähig und deshalb verabschiedet oder zur Disposition gestellt, so kann demselben bei vorhandener Bedürftigkeit eine Pension entweder auf bestimmte Zeit oder lebenslänglich bewilligt werden.

§. 6. Die Höhe der Pension wird bemessen nach der Dienstzeit und dem pensionsfähigen Diensteinkommen (§. 10.) der mindestens während eines Dienstjahres innerhalb des Etats bekleideten Charge. Tritt die Pensionirung in Folge von Dienstbeschädigung (§. 3.) ein, so wird die Höhe der Pension nach der bei der eintretenden Pensionirung bekleideten Charge auch in dem Falle bemessen, wenn der Pensionär die­ selbe noch kein volles Jahr bekleidet. Die Beförderung über den Etat, die bloße Karaktererhöhung während des Dienstes oder' beim Ausscheiden aus demselben, sowie die vorüber­ gehende Verwendung in einer höher dotirten Stelle gewähren keinen höheren Pensionsanspruch. §. 7. Wird ein Offizier oder ein im Osfizierrange stehender Militär­ arzt in einem militärischen Dienstverhältniß mit geringerem Diensteinkommen, als er bisher etatsmäßig bezogen hat, verwendet, so wird bei seinem späteren Eintritt in den Ruhestand die Pension dennoch nach dem vorher bezogenen höheren Diensteinkommen unter Berücksichtigung der gestimmten Dienstzeit berechnet. Soweit jedoch das früher bezogene höhere Diensteinkommen aus Dienst­ zulagen (§. 10.) bestand, wird die Pension nur, je uachdem es für den zu Pensionirenden vortheilhafter ist, nach dem früheren höheren Dienst­ einkommen und der bis dahin zurückgelegten Dienstzeit oder nach dem zuletzt bezogenen Diensteinkommen und der gesummten Dienstzeit berechnet. §. 8. Die Offiziere und im Offizierrange stehenden Militärärzte des Beurlaubtenstandes erwerben den Anspruch aus eine Pension nicht auf Grund der Dienstzeit, sondern lediglich durch eine im Militärdienst erlittene Verwundung oder Beschädigung (§§. 2. und 3.). Betrag der Pension.

§. 9. Die Pension beträgt, wenn die Verabschiedung nach vollendetem zehnten, jedoch vor vollendetem elften Dienstjahre eintritt, 20/8o und steigt von da ab mit jedem weiter zurückgelegten Dienstjahre um Veo des pen­ sionsfähigen Diensteinkommens. Ueber den Betrag von ^/so dieses Einkommens hinaus findet eine Steigerung der Pension nicht statt.

I. Abschn.

Reichö-MilitLr-PensionSgesetz vom 27. Juni 1872.

461

In dem im §. 2. erwähnten Falle der Invalidität durch Beschädigung bei kürzerer als zehnjähriger Dienstzeit beträgt die Pension 2O/so des pen­ sionsfähigen Diensteintommens, in dem Falle des §♦ 5 höchstens 2o/so desselben. §. 10. Ueber das pensionsfähige Diensteinkommen. §. 11. In Fällen, wo das pensionssähige Diensteinkommen insgesammt mehr als 12000 Mark beträgt, wird von dem überschießenden Betrage nur die Hälfte in Anrechnung gebracht.

Ansprüche

auf Pensionserhöhung

und Betrag

derselben.

§. 12. Jeder Offizier oder im Offizierrange stehende Militärarzt, welcher nachweislich durch den Krieg invalide und zur Fortsetzung des aktiven Militärdienstes unfähig geworden ist, erhält eine Erhöhung der Pension: a) wenn dieselbe 1650 Mark und weniger beträgt, um 750 Mark jährlich, b) wenn dieselbe zwischen 1650 und 1800 Mark beträgt, auf 2400 Mark jährlich, c) wenn dieselbe zwischen 1800 und 2400 Mark beträgt, um 600 Mark jährlich, d) wenn dieselbe zwischen 2400 und 2700 Mark beträgt, auf 3000 Mark jährlich, e) wenn dieselbe 2700 Mark und mehr beträgt, um 300 Mark jährlich. §. 13. Jeder Offizier oder im Offizierrange stehende Militärarzt, welcher nachweislich durch den aktiven Militärdienst, sei es im Krieg oder im Frieden verstümmelt, erblindet oder in der nachstehend angegebenen Weise schwer und unheilbar beschädigt worden ist, erhält neben der Pension und eintretenden Falls neben der nach §. 12. bestimmten Pensionserhöhung eine fernere Erhöhung der Pension um je 600 Mark jährlich: a) bei dem Verluste einer Hand, eines Fußes, eines Auges bei nicht völliger Gebrauchsfähigkeit des anderen Auges. Die Erblindung eines Auges wird dem Verluste desselben gleich geachtet; b) bei dem Verluste der Sprache; c) bei Störung der aktiven Bewegungsfähigkeit einer Hand oder eines Armes oder eines Fußes in dem Grade, daß sie dem Verluste des Gliedes gleich zu erachten ist. Die Bewilligung dieser Erhöhung ist ferner zulässig: d) bei nachgewiesener außergewöhnlicher Pflegebedürftigkeit, die in wichtigen, gleich dem Verlust eines Gliedes sich äußernden Funk­ tionsstörungen ihren Grund hat. Die unter a. bis d. aufgeführten Pensionserhöhungen dürfen zusammen den Betrag von 1200 Mark nur in dem Falle übersteigen, wenn die Invalidität durch Verwundung oder äußerliche Beschädigung herbeigeführt ist. Die für Erblindung eines oder beider Augen ausgesetzten Pensions­ erhöhungen von beziehungsweise 600 Mark und 1200 Mark jährlich werden jedoch von der vorstehenden Einschränkung nicht betroffen Ist die Gebrauchsunfähigkeit der unter c. bezeichneten Gliedmaßen oder die unter d. erwähnte Pflegebedürftigkeit als vorübergehend anzusehen, so wird die Pensionserhöhung nur auf die voraussichtliche Dauer des Schwächezustandes angewiesen.

462

5. Abthl.

Das VersorgungS-, Pensions- und Unterstützungswesen.

§. 14. Offiziere und im Offizierrange stehende Militärärzte, welche als Invalide aus dem aktiven Dienste mit Pension ausgeschieden sind, er­ langen, wenn sie zum Militärdienst wieder herangezogen werden, Ansprüche auf die im §. 12. bestimmte Pensionserhöhung nur dann, wenn durch eine im Kriege erlittene Verwundung oder Beschädigung eine bleibende Störung ihrer Gesundheit herbeigeführt worden ist. §. 15. Die in den §§. 12. und 13. aufgeführten Pensionserhöhungen werden auch bewilligt, wenn der Betrag der Pension mit den Erhöhungen den Betrag des pensionsfähigen Diensteinkommens erreicht oder übersteigt. §. 16. Die Bewilligung der Pensionserhöhungen auf Grund einer im Kriege erlittenen Verwundung oder Dienstbeschüdigung ist nur zulässig, wenn die Pensionirung vor Ablauf von fünf Jahren nach dem Friedens­ schlüsse eintritt. Im Falle einer im Friedensdienst entstandenen Invalidität wird die Pensionserhöhung gewährt, wenn die Pensionirung innerhalb fünf Jahren nach der erlittenen Beschädigung erfolgt. §. 17. Die Entscheidung darüber, ob ein Offizier oder im Offizier­ range stehender Militärarzt im Sinne dieses Gesetzes den Krieg mitgemacht, beziehungsweise durch den Krieg invalide und zur Fortsetzung des Dienstes unfähig geworden ist (§. 12.), erfolgt durch die oberste Militär-Verwaltungs­ behörde des Kontingents.

Berechnung der Dienstzeit. §. 18. Die Dienstzeit wird vom Tage des Eintritts in den Dienst bis zu dem Tage einschließlich, an welchem die Order der Verabschiedung oder Dispositionsstellung ergangen ist, gerechnet. Den Offizieren und im Offizierrange stehenden Militärärzten des Be­ urlaubtenstandes wird nur diejenige Zeit als Dienstzeit gerechnet, in welcher sie aktiven Militärdienst geleistet haben. Die Theilnahme an Kontrolversammlungen bleiben außer Ansatz. §. 19. Bei Berechnung der Dienstzeit kommt auch die Zeit in An­ rechnung, während welcher ein Offizier oder im Offizierrange stehender Militärarzt a) im Militärdienste eines Bundesstaates oder der Regierung eines zu einem Bundesstaate gehörenden Gebietes sich befunden, oder b) mit Gehalt vorübergehend und die Dauer eines Jahres nicht übersteigend zur Disposition gestanden hat. §. 20. Die im Civildienst des Reichs oder eines Bundesstaates zu­ gebrachte Zeit wird mit zur Anrechnung gebracht. Bei den Personen des Beurlaubtenstandes kann eine solche Anrech­ nung nicht erfolgen, wenn dieselben bei ihrer auf Grund des gegenwärtigen Gesetzes erfolgten Pensionirung sich noch im aktiven Civildienst befinden. Ob die Zeit, während welcher ein Offizier oder im Offizierrange stehender Militärarzt im Gemeinde-, Kirchen- oder Schuldienste oder im Dienste einer landesherrlichen HauS- oder Hofverwaltung gestanden hat, mit zur Anrechnung gelangen kann, entscheidet die oberste Militär-Ver­ waltungsbehörde des Kontingents. Eine doppelte Anrechnung desselben Zeitraums ist unstatthaft. §. 21. Die Zeit, während welcher ein mit Pensionsansvrüchen aus dem aktiven Dienst geschiedener Offizier oder im Offizierrange stehender Militär­ arzt zu demselben wieder herangezogcn worden ist und in einer etats-

I. Abschn.

Reichs-MilitLr-PensionSgeseh vom 27. Juni 1871.

463

mäßigen Stellung Verwendung findet, begründet bei einer Gesammtdienstzeit von mindestens 10 Jahren mit jedem weiter erfüllten Dienstjahre den Anspruch auf Erhöhung der bisher bezogenen Pension um 1/so des der­ selben zum Grunde liegenden pensionsfähigen Diensteinkommens. Wenn jedoch denjenigen Offizieren oder im Offizierrange stehenden Militärärzten, welche nach frühern Gesetzen oder Reglements pensionirt sind, nach Maßgabe der betreffenden Gesetze', Reglements oder. Bestim­ mungen der Anspruch auf eine höhere Pension zusteht, so verbleibt ihnen derselbe. §. 12. Die Dienstzeit, welche vor den Beginn des achtzehnten Lebens­ jahres fällt, bleibt außer Berechnung. Nur die in die Dauer eines Krieges fallende und bei einem mobilen oder Ersatztruppentheile abgeleistete Mili­ tärdienstzeit kommt ohne Rücksicht auf das Lebensalter zur Anrechnung. Als Kriegszeit gilt in dieser Beziehung die Zeit vom Tage einer an­ geordneten Mobilmachung, auf welche ein Krieg folgt, bis zum Tage der Demobilmachung.

§. 23. Für jeden Feldzug, an welchem ein Offizier oder im Offizier­ rang stehender Militärarzt im Reichsheer, in der Kaiserlichen Marine oder in der Armee eines Bundesstaates derart Theil genommen hat, daß ei­ wirklich vor den Feind gekommen oder bei den mobilen Truppen angestellt gewesen und mit diesen in das Feld gerückt ist, wird demselben zu der wirklichen Dauer der Dienstzeit ein Jahr zugerechnet. Ob eine militärische Unternehmung in dieser Beziehung als ein Feld­ zug anzusehen ist und inwiefern bei Kriegen von längerer Dauer mehrere Kriegsjahre in Anrechnung kommen sollen, darüber wird in jedem Falle durch den Kaiser Bestimmung getroffen. Für die Vergangenheit bewendet es bei den hierüber in den einzelnes! Bundesstaaten erlassenen Vorschriften. §. 24. Von der Anrechnung ausgeschlossen ist: a) die Zeit eines Festungsarrestes von einjähriger und längerer Dauer, sowie, b) die Zeit der Kriegsgefangenschaft. Unter besonderen Umständen kann jedoch in diesen Fällen die Anrech­ nung und zwar in dem Falle unter a. mit Genehmigung des Kontingents­ herrn, in dem Falle unter b. mit Kaiserlicher Genehmigung stattfinden. §. 25. Mit Genehmigung der obersten Militär-Verwaltungsbehörde des Kontingents kann auch die Zeit angkrechnet werden, während welcher ein Offizier oder im Osfizierrange stehender Militärarzt im Dienste eines dem Reiches nicht angehörigen Staates gestanden hat. Sind bei der Uebernahme in den Dienst eines Bundesstaates bereits bindende Zusagen über die Anrechnung der vorangegangenen Dienstzeit ertheilt worden, so bleiben dieselben in Kraft.

Verfahren bei der Pensionirung.

§. 26. Die Feststellung und Anweisung der Pensionen erfolgt durch die oberste Militär-Verwaltungsbehörde des Kontingents.

§. 27. Offiziere oder im Ansprüche auf Pension erheben gelegt haben, sind verpflichtet namentlich auch die Erklärung

Offizierrange stehende Militärärzte, welche und noch nicht das 60 ste Lebensjahr zurück­ ihre Invalidität nachzuweisen. Hierzu ist der unmittelbaren Vorgesetzten erforderlich.

464

5. Abthl.

DaS Versorgung--, Pension-- und Unterstützung-wesen.

bifc sie nach pflichtmäßigem Ermessen den die Pensionirung Nachsuchenden für unfähig zur Fortsetzung des aktiven Militärdienstes halten. Inwieweit noch andere Beweismittel allgemein oder im einzelnen Falle beizubringen sind, bestimmt die oberste Militär-Verwaltungsbehörde des Kontingents. §. 28. Offiziere oder im Offizierrang stehende Militärärzte, welche das 60ste Lebensjahr zurückgelegt haben, sind bei Nacüsuchung ihrer Ver­ abschiedung mit Pension von dem Nachweise der Invalidität befreit. Für den Anspruch auf die Pensionserhöhungen (§§. 12 und 13) ist jedoch der Nachweis in jedem Dienstalter erforderlich. §. 29. Das Gesuch um .Gewährung von Pension muß in dem Ab­ schiedsgesuche enthalten und begründet sein; eine nachträgliche Forderung von Pension ist unzulässig; nur in dem Falle, daß die Art der Invalidität gleichzeitig den Anspruch auf Pensionserhöhung begründet, kann eine nach­ trägliche Bewilligung stattfinden, insofern eine solche innerhalb der im §. 16 angegebenen Fristen beantragt wird.

Zahlbarkeit der Pension, Kürzung, Einziehung und Wieder­ gewährung derselben. §. 30. Die Pension wird monatlich im Voraus bezahlt. §. 31. Die Zahlung der Pension beginnt mit dem Abtaufe desjenigen Monats, für welchen der Verabschiedete das etatsmäßige Gehalt zum letzten Male empfangen hat. Ist der Betrag dieses Gehalts geringer als die Pension, so soll der sich ergebende Ausfall für den letzten Monat vergütet werden. §. 32. Das Recht auf den Bezug der Pension erlischt: a) durch den Tod des Pensionärs, b) durch rechtskräftige gerichtliche Vernrtheilnng zum Pensions­ verlust. Die Pensionserhöhungen können jedoch durch richterliches Erkenntniß nicht entzogen werden. §. 33. Das Recht auf den Bezug der eigentlichen Pension ruht: a) wenn ein Pensionär das Deutsche Jndigenat verliert, bis zu etwaiger Wiedererlangung desselben; b) mit der Wiederanstellung im aktiven Militärdienst während ihrer Dauer; c) wenn und so lange ein Pensionär im Reichs-, Staats- oder im Kommunaldienste ein Diensteinkommen bezieht, insoweit als der Betrag dieses neuen Diensteinkommens unter Hinzurechnung der Pension, ausschließlich der Pensionserhöhung, den Betrag des vor der Pensionirung bezogenen pensionsfähigen Diensteinkom­ mens übersteigt. §. 34. Das Recht auf den Bezug der Pensionserhöhungen (§§. 12 und 13) ruht in dem Falle des §. 33 unter a. Das Recht ruht ferner in dem Falle des §. 33 unter b., jedoch mit folgenden Ausnahmen: a) bei Anstellung in den für Garnisonsdienstfähige zugänglichen militärischen Stellen, z. B. bei den Traindepots, den LandwehrBezirkskommandos, den Gardelandwehr-Bataillonsstämmen, als Platzmajors, Führer der Strafabtheilungen, Vorstände der Hand­ werksstätten, Etappeninspektoren und in der Militär- und Ma^ rineverwaltung;

I. Abschii.

ReichS-Militär-Pensionsgesetz vom 27. Juni 1871.

465

b) bei vorübergehender Heranziehung zum aktiven Dienst für die Dauer des mobilen Verhältnisses; c) bei Versorgung in Jnvalideninstituten. Bei Anstellung im Civildienst verbleiben die Pensionserhöhungen dem Pensionär neben den sonst zuständigen Kompetenzen. §. 35. Mit der Gewährung einer Civilpension aus Reichs- oder Staatsfonds fällt bis auf Höhe des Betrages derselben das Recht auf den Bezug der früheren Militärpension hinweg. Die Pensionserhöhung ver­ bleibt jedoch dem Empfänger. Hat die Civildienstzeit weniger als ein Jahr betragen, so wird für den Fall des Zurücktretens in den Ruhestand die volle Militärpension wiedergewährt. §. 36. Erdient ein Militärpensionär, welcher in eine an sich zur Pension berechtigende Stellung des Kommunaldienstes eingetreten ist, in dieser Stellung eine Pension, so findet neben derselben der Fortbezug der auf Grund dieses Gesetzes erworbenen Militärpension nur in dem durch §. 33. unter c. begrenzten Umfange statt. Die Pensionserhöhung verbleibt jedoch dem Empfänger. §. 37. Die Einziehung, Kürzung oder Wiedergewährung der Pension auf Grund der Bestimmungen in den §§. 32 bis 36 tritt mit dem Be­ ginn desjenigen Monats ein, welcher auf das, eine solche Veränderung nach sich ziehende "Ereigniß folgt. Im Fall vorübergehender Beschäftigung im Reichs-, im Staats- oder im Kommunaldieuste gegen Tagegelder oder eine anderwcite Entschädigung wird die Pension für die ersten sechs Monate dieser Beschäftigung unver­ kürzt, dagegen vom siebenten Monat ab nur zu dem nach den vorstehenden Bestimmungen zulässigen Betrage gewährt. 38. Die Bewilligung einer Pension kann auch bei der Stellung zur Disposition erfolgen. In diesen! Falle finden die Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes gleichmäßige Anwendung.

Bewilligungen für Hinterbliebene. §. 39. Hinterläßt ein pensivnirter Offizier oder im Offizierrange stehender Militärarzt eine Wittwe oder eheliche Nachkommen, so wird die Pension noch für den auf den Sterbemonat folgenden Monat bezahlt. Die Zahlung der Pension für den auf den Sterbemonat folgenden Monat kann mit Genehmigung der obersten Militär-Verwaltungsbehörde des Kontingents auch dann stattfinden, wenn der Verstorbene Eltern, Groß­ eltern, Geschwister, Geschwisterkinder oder Pflegekinder, deren Ernährer er gewesen ist, in Bedürftigkeit hinterläßt, oder wenn der Nachlaß nicht aus­ reicht, um die Kosten der letzten Krankheit und der Beerdigung zu decken. Der über den Sterbemonat hinaus gewährte einmonatliche Betrag der Pension kann nicht Gegenstand der Beschlagnahme sein. §. 40. Erfolgt der Tod eines mit Pension verabschiedeten Offiziersoder im Offizierrange stehenden Militärarztes in dem Monat, in welchem derselbe das etatsmäßige Gehalt zum letzten Male zu empfangen hatte, so hat seine Familie (§. 39) für den Monat nach dem Ableben nur Anspruch auf Gewährung des einmonatlichen Pensionsbetrages. §. 41. Den Wittwen von denjenigen Offizieren und im Offizierrange stehenden Militärärzten der Feldarmee, welche Reinhard, Heerwesen.

30

466

5. Abthl.

Daü VersorgungS-, Pensions- und UnterstützungSwesen.

a) im Kriege geblieben oder an den erlittenen Verwundungell wäh­ rend des Krieges oder später gestorben sind, b) im Laufe des Krieges erkrankt oder beschädigt und in Folge dessen vor Ablauf eines Jahres nach dem Friedensschlüsse verstorben sind, werden besondere Beihülfen, so lange sie im Wittwenstande bleiben, und im Falle der Wiederverheirathung noch für ein Jahr, gewährt, und zwar: den Wittwen der Generale im Betrage von . . . 1500 Mark, den Wittwen der Stabsoffiziere.............................. 1200 „ den Wittwen der Hauptleute und Subalternoffiziere. 900 „ jährlich. Dieselben Beträge empfangen die Wittwen der Aerzte nach Maßgabe des Militärranges der letzteren. Die mittelst Karaktererhöhung erworbene Charge wird hierbei der mit einem Patent verliehenen Charge gleich geachtet. §. 42. Für jedes Kind der im §. 41 bezeichneten Offiziere und im Offizierrange stehenden Militärärzte wird bis zunl vollendeten siebzehnten Lebensjahre eine Erziehungsbeihülfe von 150 Mark, und wenn das Kind auch mutterlos ist oder wird, von 225 Mark jährlich gewährt. Eine Beihülfe von je 150 Mark jährlich erhält der Hinterbliebene Vater oder Großvater und die Hinterbliebene Mutter oder Großmutter, sofern der Verstorbene der einzige Ernährer derselben war und so lange die Hülfsbedürftigkeit derselben dauert. §. 43. Die Zahlung der in §§. 41 und 42 bezeichneten Beihülfen erfolgt monatlich im Voraus. Die Beihülfen werden vom Ersten desjenigen Monats an gewährt, welcher auf den den Anspruch begründenden Todestag folgt. §. 44. Die §§. 41 bis 48 finden ans die Angehörigen der nach einem Feldzuge Vermißten gleichmäßige Anwendung, wenn imcl) dem Er­ messen der obersten Militär-Verwaltungsbehörde des Kontingents das Ab­ leben mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist. §. 45. Die nach §. 41 erforderliche Zugehörigkeit zur Feldarmee wohnt allen zur unmittelbaren Aktion gegen den Feind bestimniten Truppen, sowie den zu denselben gehörenden Kommandobehörden, Stäben, Trains und Adlninistrationen bei. Bei allen anderen Truppen unb Militärbehörden sind der Kategorie des §. 41 gleich zu achten: diejenigen während des mobilen Verhältnisses, beziehungsweise während der Kriegsformation im Dienste befindlich gewesenen Offiziere und im Offizierrange stehenden Militärärzte, denen in Folge der eingetretenen kriegerischen Verhältnisse außerordentliche. Anstrengungen und Entbehrungen auferlegt oder welche dem Leben und der Gesundheit gefährlichen Einfiüssen ausgesetzt werden mußten. Die Entscheidung, ob das Eine oder Andere der Fall gewesen, erfolgt -durch die oberste Militär-Verwaltungsbehörde des Kontingents. Für die Begrenzung des Anspruchs gilt auch hier, daß der Tod vor Ablauf eines Jahres nach dem Friedensschlüße eingetreten ist.

U e b e r g a n g s - B e st i in ni u n g e n. §. 46. Die den Offizieren rind im Offizierrange stehenden Militär­ ärzten nach Maßgabe dieses Gesetzes zu bewilligenden Pensionen dürfen

I. Abschil.

Neichs-Militär-Peusionsgesetz vom 27. Juni 1871.

467

nicht hinter demjenigen Betrage zurückbleiben, welcher denselben bei etwaiger Pensionirung vor Erlaß dieses Gesetzes bereits zugestanden haben würde. Dasselbe gilt für die Bewilligung an Wittwen und Waisen. §. 47. Das gegenwärtige Gesetz hat rückwirkende Kraft in Bezug: a) auf alle Pensionsgewährungen und Unterstützungen, welche seit den: 1. August 1870 den Theilnehmern an dem Feldzuge gegen Frankreich, beziehungsweise ihren Hinterbliebenen zuerkannt sind; b) auf diejenigen Wittwen und Kinder verstorbener, am Kriege 1870/71 betheiligt gewesener Offiziere und im Offizierrange stehender Militärärzte, welchen die nach dem Königlich Preu­ ßischen Gesetz vom 16. Oktober 1866 zu gewährenden Beihülfen bisher versagt werden mußten, weil der Nachweis des Bedürf­ nisses nicht geführt werden konnte; c) auf die im §. 14 bezeichneten, während des Feldzuges von 1870/71 zum Militärdienste herangezogenen Pensionsempfänger, indem diesen der Anspruch auf die Pensionserhöhung (§. 12) nach der näheren Bestimmung des §. 14 gewährt wird. Eine anderweitige Feststellung ihrer eigentlichen Pension aber kann nur nach Maßgabe der Bestinunung des §. 21 erfolgen. Für die nach den bisher gültig gewesenen Vorschriften pensionirten Offiziere und im Osfizierrang stehenden Militärärzte findet der §. 33 unter c. ebenfalls Anwendung, sofern- nicht die bisherigen Bestimmungen ihnen günstiger sind. Für die im Offizierrange stehenden Militärärzte wird bei deren Pen­ sionirung das chargemnäßige Gehalt nach den Sätzen für Jnfautcrieoffiziere (§. 10 a) der entsprechenden Militärcharge als pensionsfähiges Dienst­ einkommen in Allrechnung gebracht. Stabsoffiziere, welche ein Gehalt von 3900 Mart, sowie Hauptleute erster Klasse, welche ein Gehalt von 3000 Mark beziehen, werden liach dem pensioilsfähigen Diensteinkommen der Stabs­ offiziere mit dein Gehalt von 5400 Mark beziehungsweise der Hauptleute mit einem Gehalt von 3600 Mark pensionirt. Insoweit das Diensteinkommen der Offiziere einzelner Kontingente dem Diensteinkommen der Offiziere der Norddeutschen Armee noch nicht gleichgestellt ist, wird das letztere gleichwohl bei Berechnung der Pensionen für die Theitnehiner an dem Kriege gegen Frankreich zu Grunde gelegt.

B.

In der kaiserlichen Marine.

§. 48. Die vorstehenden Bestimmungen finden auf die ihr Gehalt aus dem Marilleetat beziehenden Offiziere, sowie auf die im Offizierrange stehenden Aerzte und die Deckoffiziere der Kaiserlichen Marine und auf deren Wittwen lmb Kinder mit den nachfolgenden Maßgaben Anwendung.

468

5. Abthl.

Daö Versorgung--, Pension-- und Unterstützungswesen.

,

Ja h re sb e lra g des

sionssähigen D ien stEinkom m ens

pen--

|

Pension--

Chargen

1. Kommandirender General.

.

.

.

21990

Pensionsbeträge in Mark nach 10

\

12

20/80 1 22,;8O

5498 1 6048 1

14

16

24/bo

2rVßo

1

18

! 1

20

29/3O ij 3o/eo

6597 j 7147 1 7697

22

32/80

8247

8796

3858 ; 4243 ' 4629 i 5015 i 5401 ' 5786

6172

2. Divisionskommandeur als GeneralLieutenant....................................

15429

3. Divisionskommandeur als Generalmajor.............................................................

! 13929

3483 i 3831 I 4179 | 4527 ,' 4876 . 5224

4. Generallieutenant mit dem Gehalte

i !

seines Grades, aber ohne Dienstzutage

.......................................................

5. Brigadekommanveur

6.

alS

13179

3295 ' 3625 :i 3954 j 4284

General-

I ! i! 4613 i i

4943

5272

4306

;

i

major.............................................................

11964

Brigadekommandeur als Oberst.

10764

2991 ■ 3291 i 3590 !, 3889 : 4188 :, 4487 3768 ! 4037 2691 2961 ! 3230 ; 3499

11064

2766

.

5572

4786

7. Generalmajor mit dem Gehalte seines

.

Grades, aber ohne Dienstzulage

8. Stabsoffizier

als

mandeur ....................................................... 9.

Stabsoffizier

als

3043

3320 1 3596

1

4149

4426

3264 ’ 3497

3730

3873

Regimentskom­ 9324

2331 ! 2565

Bataiilonskcin-

3031

2798

!

mandcur.......................................................

6530

io. Hauptmann und Rittmeister I.Klasse

5030

1633 ’ 1796 1258 ! 1384

1959 , 2123

2286

2449

2612

1509 i 1635

1761

1887

2012

1077 ; 1167 ; 1257

1347

1436 1676

11. Hauptmann und Rittmeiter II. Klasse

resp. alS Platzmajor mit 2160 Mark

I

Gehalt.......................................................

3590

12. Platzmajor mit 2760 Mark Gehalt

4190

13. Premierlieutenant...............................

2126

14. Sekondelieutenant...............................

1946

898 [

. 988

1048 ! 1153

532 j 487 :

15. Erster Traiu-Depotoffizier:

585 536

d) Rittmeister mit 2520 Mark Gehalt

3950

988 j 1087

a) Lieutenant mit 2010 Mark Gehalt

2948

1 737 !

811

b) Lieutenant mit 1860 Mark Gehalt

2798

700

770

und und

691

633

682 ;

.

851

730

779

1185 | 1284 ; 1383

i

1 885 ii 840 \

1482

1580

959 ' 1032 910 '! 980

1106

1180

1050

1120

i

Feuerwerkshauptmauu

I. Klasse mit 3600 Mark Gehalt

18. Zeug-

638 ;

584

i

wie 10

16. Zweiter Train-Depotoffizier:

1467

1572 745 1 798

i

a) Rittmeister mit 3600 Mark Gehalt

17. Zeng -

1257 i 1362

!

wie 10

Feuerwerkshauptmann

!

II. Klasse mit 2520 Mark Gehalt . wie 15 b

19. Zeug- und Feuerwerkslieutenant: a) mit 1800 Mark Gehalt....

2738

685 i

753

822

.

2558

640 '

704

768

890 ! 832 j

959 ; 1027 896 : 960

1096

d) mit 1620 Mark Gehalt.

c) mit 1410 Mark Gehalt....

2378

595

654

714

773 ;

833 ‘

892

952

.

.

1024

I. Abschn.

469

ReichS-MilitLr-PensionSgesetz vom 27. Juni 1871

Tabelle. Jahren (wegen Raumersparniß sind nur die geraden Jahre aufgeführt): |

26

24

34/30

1 | 3G/3O

28

30

32

”.30

4O/90

42 80

1 i

48

36

38

40

42

44

46

44Mo

40,'80

",8O

6O/3O

62/ao

M/8O

b6/»o

M/8Ö

6o/'so

10995 11545

12095

12645

13194

13744

14294

14844

15393

15943

16493

34 .

50

9346

9896

10446

€558

6944

7329

7715

8101

8486

*8872

9258

9644

10029

10415

10801

11187

11572

5920

6269

6617

6965

7313

7661

8010

8358

8706

9054

9403

9751

10099

10447

5602

5931

6261

6590

6919

7249

7578

7908

8237

8567

8896

9226

9555

9885

5085

5384

5683

5982

6282

6581

6880

7179

7478

7777 |

8076

8375

8674

8973

4575

4844

5113

5382

5652

5921

6190

6459

6728

6997 j

7266

7535

7804

8073

4703

4979

5256

5809

6086

6362

6639

6915

7192

1

7469

7745

8022

8298

3963

4196

4429

4662

4896

5129 ' 5362

5595

5828

6061

6294

6527

6760

6993

2776

2939

3102

3265

3429

3592

3755

3918

4082

4245

4408

4571

4735

4898

2138

2264

2390

2515

2641

2767

2893

3018

3144

3270

3396

3521

3647

3773

1526

1616

1706

1795

1885

1975

2065

2154

2244

2334

2424

2513

2603

2693

1781

1886

1991

2095

2200

2305

2410

2514

2619

2724

2829

2933

3038

3143

! 5532

904

957

1010

1063

1117

1170

1223

1276

13^9

1382

1436

1489

1542

1595

828

876

925

973

102g

1071

1119

1168

1217

1265

1314

1363

1411

1460

1679

1778

18,7

1975

2074

2173

2272

2370

2469

2568

2667

2765

2864

2963

1253

1327

1401

1474

1548

(622

1696

1769

1843

1917

1990

2064

2138

2211

1190

1260

1330

1399

1469

1539

1609

1679

1749

1819

1889

1959

2029

2099

2054

I 1164

1233

1301

1369

1438

1506

1575

1643

1712

1780

1849

1917

1986

1088

1152

1216

1279

1343

1407

1471

1535

1599

1663

1727

1791

1855

1919

1011

1071

1130

1189

1249

1308

1368

1427

1487

1546

1606

1665

1725

1784

1

470

5. Abthl.

DaS Versorgungs-, PensionS- und UnterstützungSwe^en. S chlußbesti mmüngen.

§. 56. Auf die oberen Militärbeamten des Reichsheeres und bet Kaiserlichen Marine werden die §§. 12 bis 19, §. 47 Lit. a bis c, 50, 51 u. 52, auf die Hinterbliebenen derselben die §§. 41 bis 45 u. 52 dieses Gesetzes in Anwendung gebracht. Der den Wittwen dieser Beamten zu gewährende Betrag (§. 41) wird nach dem pensionsfähigen Diensteinkommen bemessen, welches von dem Manne bezogen worden ist, je nachdem dasselbe dem pensionsfähigen Diensteinkommen eines Generals, eines Stabsoffiziers oder eines Hauptmanns und Subalternoffiziers am nächsten gestanden hat. §. 57. Im Sinne dieses Gesetzes werden den oberen Marine-Militär­ beamten gleich behandelt: 1) die Marineverwalter und 2) die ihr Gehalt aus- dem Marine-Etat empfangenden Lootsenkommandeure, Ober-Lootsen, Schiffssührcr und Steuerleute vom Lootsen- und Betonnungspersonal der kaiserlichen Marine, sowie die sonstigen Lootsenkommandeure und Ober-Lootsen, welche während des Krieges im Dienste der kaiserlichen Marine be­ schäftigt werden, insoweit eine Invalidität und Unfähigkeit zur Fortsetzung des Dienstes durch den Krieg (§. 12) oder eine Ver­ stümmelung oder Erblindung (§. 13) oder der Tod in Folge des Krieges (§§. 41 u. 44) eingetreten ist. Zweiter Theil.

Versorgung der Wllttärpersonen der Anterktassen, sowie deren Kinteröktevener. A. Unteroffiziere und Soldaten. Allgemeine B e st i m in u n g e n. §. 58. Die zur Klasse der Unteroffiziere und Gemeinen gehörenden Personen des Soldatenstandes haben Anspruch auf Jnvatidenversorgung, wenn sie durch Dienstbeschädigung oder nach einer Dienstzeit von mindestens acht Jahren invalide geworden sind. Haben dieselben achtzehn Jahre oder länger aktiv gedient, so ist zur Begründung ihres Versorgungsanspruches der Nachweis der Invalidität nicht erforderlich. §. 59. Als Dienstbeschädigung sind auzuseheu: *a) Verwundung vor dem Feinde. b) sonstige bei Ausübung des aktiven Militärdienstes im Kriege oder Frieden erlittene äußere Beschädigung (äußere Dienst­ beschädigung), c) erhebliche und dauernde Störung der Gesundheit und Erwerbs­ fähigkeit, welche durch die besonderen Eigenthümlichkeiten des aktiven Militär- beziehentlich Secdienstes veranlaßt sind (innere Dienstbeschädigung). Hierher gehören auch epidemische und endemische Krankheiten, welche an dem den Soldaten zum dienstlichen Aufenthalt an­ gewiesenen Orte herrschen, insbesondere d) die koutagiöse Augenkrankheit. §. 60. Für die Berechnung der Dienstzeit finden die in den §§. 18bis 25, 50 und 54 enthaltenen Bestiminungen Anwendung.

I. Abschii,

471

ReichS-Milit^r-PensionSgesetz vom 27. Juni 1871.

§. 61. Die Invaliden sind entweder: Hatbinvalide, d. h. solche, welche zum Feld- beziehentlich Seedienst untauglich, aber zum Garnisondienst noch fähig sind, oder Ganz­ invalide, welche zu keinerlei Militärdienst mehr tauglich sind. §. 62. Die Invalidität und der Grad derselben werden sowohl für sich als in ihrem ursächlichen Zusammenhänge mit einer erlittenen Dienst­ beschädigung auf Grund militär-ärztlicher Bescheinigung durch die dazu verordneten Militärbehörden festgestellt. Die Thatsache einer erlittenen Dienstbeschädigung muß durch dienst­ liche Erhebungen nachgewiesen sein. §. 62. Invaliden von kürzerer als achtjähriger Dienstzeit, bei denen eine Besserung ihres Zustandes zu erwarten steht, haben nicht sogleich den Anspruch auf lebenslängliche, sondern nur auf vorübergehende Versorgung, bis ihr Zustand ein endgültiges Urtheil möglich macht. §. 64. Als Jnvalidenversorgung gelten Pension und Pensionszulagen, der Civilversorgungsschein, die Aufnahme in Jnvalideninstitute, die Ver­ wendung im Garnisondienst. Pension. §. 65. Die den versorgungsberechtigten Unteroffizieren und Soldaten zu gewährenden Jnvalidenpensionen zerfallen für jede Rangstufe in fünf Klassen, sie betragen monatlich in der

1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse JL

JL

Jt.

JL

tA

42 33 a) für Feldwebel . . 21 27 15 36 27 b) für Sergeanten . ,. 21 15 12 33 24 c) für Unteroffiziere . 12 9 18 30 21 d) für Gemeine . . . . 15 9 6 Die Bewilligung der chargemnäßigen Pension erfolgt nach den Vorschriften des §. 6. §. 66. Die Jnvalidenpension erster Klasse wird gewährt: A. nach einer Dienstzeit von 36 Jahren ohne Nachweis der In­ validität, B. den Ganzinvaliden, welche 1) nach 25 jähriger Dienstzeit, oder 2) durch Dienstbeschädigung gänzlich erwerbsunfähig geworden sind und ohne fremde Wartung und Pflege nicht bestehen können. §. 67. Die Jnvalidenpension zweiter Klasse wird gewährt: A. nach einer Dienstzeit von 30 Jahren ohne Nachweis der In­ validität, B. den Ganzinvaliden, welche 1) nach 20 jähriger Dienstzeit, oder 2) durch Dienstbefchädigung gänzlich erwerbsunfähig geworden sind. §. 68. Die Jnvalidenpension dritter Klasse wird gewährt: A. nach einer Dienstzeit von 24 Jahren ohne Nachweis der In­ validität, B. den Ganzinvaliden, welche 1) nach 15 jähriger Dienstzeit, oder 2) durch Dienstbeschädigung größtentheils erwerbsunfähig ge­ worden sind.

472

5. Abthl.

Das Versorgung--, Pension-- und Unterstützungswesen.

§. 69. Die Jnvalidenpension vierter Klasse wird gewährt: A. nach einer Dienstzeit von 18 Jahren ohne Nachweis der In­ validität, B. den Ganzinvaliden, welche 1) nach 12 jähriger Dienstzeit, oder 2) durch Dienstbeschädigung theilweise erwerbsunfähig ge­ worden sind. §. 70. Die Jnvalidenpension fünfter Klasse wird gewährt: A. den Ganzinvaliden, welche 1) nach 8 jähriger Dienstzeit, oder 2) durch eine der im §. 59 unter a, b, d bezeichneten Dienst­ beschädigungen zu jedem Militärdienst untauglich geworden sind, B. den Halbinvaliden, welche 1) nach 12 jähriger Dienstzeit, oder 2) durch eine der im §. 59 unter ä, b, d bezeichneten Dienst­ beschädigungen zum Feld- bezw. .Seedienst untauglich ge­ worden sind.

Pensionszulagen. §. 71. Unteroffiziere und Soldaten, welche nachweislich durch den Krieg ganzinvalide geworden sind, erhalten eine Pensionszulage von 6 Mark monatlich neben der Pension (Kriegszulage). §. 72. Unteroffiziere und Soldaten, welche nachweislich durch Dienst­ beschädigung, sei es im Kriege oder im Frieden, verstümmelt, erblindet oder in der nachstehend angegebenen Weise schwer und unheilbar beschädigt worden sind, erhalten neben der Pension und eventuell neben der Pensions­ zutage eine Verstümmctungsznlage. Dieselbe beträgt je 18 Mark monatlich: a) bei dem Verluste einer Hand, eines Fußes, eines Auges bei nicht völliger Gebrauchsfähigkeil des anderen Auges. Die Erblindung des Auges wird dem Verluste desselben gleich geachtet; b) beim Verlust der Sprache; c) bei Störung der aktiven Bewegungsfähigkeit, einer Hand oder eines Armes, sowie eines Fußes in dem Grade, daß sie dem Verluste des Gliedes gleich zu achten ist. Die Bewilligung dieser Zulage ist ferner zulässig: d) bei solchen schweren Schäden an sonstigen wichtigen äußeren oder inneren Körpertheilen, welche in ihren Folgen für die Erwerbs­ fähigkeit einer Verstümmelung gleich zu achten sind. Die unter a bis d aufgeführten Zulag. : dürfen den Betrag von 36 Mark monatlich nur in dem Falle übersteigen, wenn die Invalidität durch Verwundung oder äußere Dienstbeschädigung (§. 59 a und b) herbei­ geführt ist. Die für Erblindung eines oder beider Augen ausgesetzten Zulagen von 18 Mark, beziehentlich 36 Mark monatlich, werden jedoch von der vorstehenden Einschränkung nicht betroffen. §. 73. Invalide, welche einfach verstümmelt sind, werden als gänzlich erwerbsunfähig, diejenigen, welche mehrfach verstümmelt sind, als solche angesehen, die ohne fremde Wartung und Pflege nicht bestehen können.

I. Abschn.

ReichS-Militär-PensionSgesetz vom 27. Juni 1871.

473

§. 74. Den Unteroffizieren vom Feldwebel abwärts wird vom zurück­ gelegten 18. Dienstjahre ab für jedes weitere Dienstjahr bei eintretender nachzuweisender Ganzinvalidität eine Pensionszulage von 1 Mark 50 Pf. monatlich gewährt (Dienstzutage). Der hiernach erworbene Pensionssatz darf jedoch — unbeschadet der in den §§. 71 und 72 bezeichneten Zulagen — das gesammte Dienst­ einkommen der Stelle, welche der Invalide im Etat bekleidet hat, nicht übersteigen. Civilversorgungsschein. §. 75. Die als versorgungsberechtigt anerkannten Invaliden erhalten, wenn sie sich gut geführt haben, einen Civilversorgungsschein. Die Ganz­ invaliden erhalten diesen Schein neben der Pension, den Halbinvaliden wird derselbe nach ihrer Wahl an Stelle der Pension verliehen, jedoch nur dann, wenn sie mindestens zwölf Jahre gedient haben. §. 76. Invalide, welche an der Epilepsie leiden, dürfen den Civil­ versorgungsschein nicht erhalten. Ist die Epilepsie durch Dienstbeschädigung entstanden, so wird den damit Behafteten, unter der Voraussetzung ihrer Berechtigung zum Civil­ versorgungsschein, nicht die dem Grade ihrer Invalidität entsprechende Jnvalidenvension, sondern sofern sie nicht schon die Pension der ersten Klasse beziehen, die der nächst höheren Klasse gewährt. Dieselbe Vergünstigung darf unter gleichen Voraussetzungen auch anderen Invaliden beim Ausscheiden aus dem aktiven Dienst zu Theil werden, wenn sie ihrer Gebrechen wegen zu keinerlei Verwendung im Civildienst tauglich sind. §. 77. Die Subaltern- und Unterbeamtenstellen bei den Reichs- und Staatsbehörden, jedoch ausschließlich des Forstdienstes, werden nach Maß­ gabe der darüber von dem Bundesrathe festzustellenden allgemeinen Grund­ sätze vorzugsweise mit Invaliden besetzt, welche den Civilversorgungsschein besitzen. In dem bestehenden Konkurrenzverhältnisse zwischen den Invaliden und den übrigen Miliär-Anwärtern tritt durch die. obige Vorschrift ebenso wenig eine Aenderung ein, wie in den, in den einzelnen Bundesstaaten bezüglich der Versorgung der Militär-Anwärter im Civildienste erlassenen weitgehenden Bestimmungen.

Invaliden-Institute.

§. 78. An Stelle der Pensionirung können Ganzinvalide mit ihrer Zustimmung auch durch Einstellung in ein Jnvaliden-Jnstitut (Invaliden­ häuser, Jnvalidenkompagnien, so lange letztere poch bestehen) versorgt werden. Die Aufnahme kann nur innerhalb der für dergleichen Institute fest­ gestellten Etats erfolgen. Die JnvalidenhLuser sollen vorzugsweise als Pflegeanstalten für solche Invaliden dienen, die besonderer Pflege und Wartung bedürftig sind. Das fernere Verbleiben in einem Jnvatideninstitute kann von keinem Invaliden beansprucht werden, wenn seine Verhältnisse ihn dazu nicht mehr geeignet erscheinen lassen. Verwendung im Garnisondienst.

§. 79. Halbinvalide Unteroffiziere können im aktiven Militärdienst belassen werden, wenn sie sich zur Verwendung in solchen militärischen

474

5. Abthl.

DaS Versorgungs-, PeusionS- und Unterstützungöwesen.

Stellen eignen, deren Dienst das Vorhandensein der Feld- beziehungsweise SeedienstfähigkeiL nicht erfordert, und wenn sie dies statt der Gewährung der Pension wünschen. §. 30. Soldaten, welche sich in der zweiten Klasse des Soldaten­ standes befinden, haben nur in dem Falle Anspruch auf Jnvalidenversorgnng, wenn sie vor dem Feinde verwundet und in Folge dessen invalide sind. Den übrigen Soldaten der zweiten Klasse kann, wenn bei ihnen eine der Voraussetzungen vorhanden ist, welche den Anspruch auf die Pension der dritten bis ersten Klasse begründen, eine Unterstützung nach Maßgabe des Bedürfnisses bis zum Betrage der Pension der dritten Klasse ge­ währt werden. Anmeldung des Versorgungsanspruches. §. 81. Wer nach den vorstehenden Bestimmungen einen Anspruch auf Jnvalidenversorgung zu haben glaubt, muß denselben vor der Ent­ lassung aus dem aktiven Dienst anmelden. Dies gilt auch für Unteroffiziere und Soldaten des Beurlaubtenstandes, wenn sie zum aktiven Militärdienst einberufen sind.

Versorgungsansprüche nach der Entlassung aus dem aktiven Dienst. §. 82. Unteroffiziere und Soldaten, welche aus dem aktiven Militär­ dienst entlassen sind, ohne als versorgungsberechtigt anerkannt zu sein, und welche späterhin ganzinvalide und theilweise erwerbsunfähig werden, können einen Versorgungsanspruch geltend machen: A. ohne Rücksicht auf die nach der Entlassung verflossene Zeit, wenn die Invalidität als veranlaßt nachgewiesen wird: 1) durch eine im Kriege erlittene Verwundung oder äußere Dienstbeschädigung (§. 59 zu a und b), oder 2) durch eine während des aktiven Militärdienstes a) im Kriege oder b) im Frieden überstandene kontagiöse Augenkrankheit; B. innerhalb dreier Jahre nach dem Friedensschlüsse, beziehentlich nach der Rückkehr in den ersten heimatlichen Hafen, wenn die Invalidität als veranlaßt nachgewiesen wird durch eine im Kriege erlittene innere Dienstbeschädigung oder durch eine auf Seereisen erlittene innere oder äußere Dienstbeschädignng, und C. innerhalb sechs Monaten nach der Entlassung aus dem aktiven Militärdienste, wenn die Invalidität nachweislich durch eine während des aktiven Militärdienstes im Frieden erlittene Dienstbeschädigung verursacht ist. §. 83. Jede Dienstbeschädigung, welche in den Fällen des §. 82 als Veranlassung der Invalidität und Erwerbsunfähigkeit angegeben wird, muß durch dienstliche Erhebungen vor der Entlassung aus dem aktiven Dienst festgestellt sein. Eine Ausnahme hiervon findet nur hinsichtlich der Theilnehmer an einem Kriege statt, welche innerhalb der auf den Friedens­ schluß folgenden drei Jahre nachweislich durch die im Kriege erlittenen Strapazen und Witterungseinflüsse ganzinvalide und theilweise erwerbsun­ fähig geworden sind (§§. 59 zu c und 82 zu B). Diese Ausnahme gilt auch bei den Theilnehmern einer Seereise, welche innerhalb dreier Jahre

I. Abschn.

Reichs-Militär-Peusionsgesetz vom 27. Juni 1871.

475

nach der Rückkehr des Schiffes in den ersten heimatlichen Hafen nachweis­ lich durch die klimatischen Einflüsse der Seereise ganzinvalide und theilweise erwerbsunfähig geworden sind. §. 84. In den Fällen des §. 82 zu A. 1 und 2 unter a. findet während der auf den Friedensschluß folgenden drei Jahre volle Berück­ sichtigung nach den vorstehenden Pensions- und Pensiousznlage-Bestim­ mungen statt. Später kommen zwar die Bestimmungen über Pensions- und Ver­ stümmelungszulagen ohne Einschränkung zur Anwendung, dagegen kann alsdann bei theilweiser Erwerbsunfähigkeit nur die Jnvalidenpension der fünften Klasse, bei größtentheils vorhandener Erwerbsunfähigkeit die der vierten Klasse, bei gänzlicher Erwerbsunfähigkeit die der dritten Klasse und bei gleichzeitigem Bedürfniß fremder Wartung und Pflege die der zweiten Klasse gewährt werden. Dieselbe Beschränkung der Pensionsgewährung findet in den Fällen des §. 82 zu A 2 unter b statt. Die Verstümmelungszulage ist jedoch auch hier zu gewähren. Auf die Fälle des §.' 82 zu B finden die im ersten Alinea des gegen­ wärtigen Paragraphen enthaltenen Bestimmungen Anwendung. §. 85. Auf die als dauernd versorgungsberechtigt anerkannten In­ validen finden bei späterer Steigerung ihrer Invalidität die Bestimmungen des §. 84 mit der Maßgabe Anwendung, daß auch in den Fällen des 82 zu B und zu C keine Zeitbeschränkung, sondern nur die entsprechende Beschränkung der Pcnsionsgewährung eintritt. §. 86. Für Temporärinvalide (§. 63) sind die in den §§. 65 bis 73 enthaltenen Pensions- und Pensionszulage-Bestimmungen so lange ohne Einschränkung maßgebend, bis ihrem Zustande nach definitiv über sie ent­ schieden wird. §. 87. Der Civilversorgnngsschein kann unter Berücksichtigung der Bestimmungen des §. 75 und des §. 76, 1. und 2. Alinea auch den nach der Entlassung zur Versorgungsberechtigung anerkannten Invaliden ge­ währt werden. §. 88. Die Prüfung und Anerkennung der nach der Entlassung aus dem aktiven Dienste erhobenen Versorgungsansprüche findet alljährlich nur einmal statt. B. Untere JUiUtärb tarnte.

§. 89. Den Regiments-, Bataillons- und Zeughaus-Büchsenmachern wird bei eintretender Unfähigkeit zur Fortsetzung ihres Dienstes nach zehn­ jähriger Dienstzeit eine monatliche Pension von lOVa Mark, nach zwanzig­ jähriger Dienstzeit eine solche von 21 Mark bewilligt. Neben dieser Pension werden bei Ganzinvalidität die nachweislich durch den Krieg und bei Verstümmelungen, die durch Dienstbeschädigung verursacht sind, die Zulagen der §§. 71 und 72 gewährt. Auf den Civilversorgnngsschein haben Büchsenmacher keinen Anspruch; derselbe darf ihnen jedoch auf ihr Ansuchen für bestimmte Stellen ertheilt werden, wenn dadurch versorgungsberechtigte Unteroffiziere und Soldaten nicht benachtheiligt sind. §. 90. Alle übrigen unteren Militärbeamten werden bei eintretender Untauglichkeit zur Fortsetzung des Dienstes nach den für die Reichsbeamten zu erlassenden gesetzlichen Bestimmungen behandelt. Jedoch finden auch auf sie die Bestimmungen der §§. 71 und 72 Anwendung, wenn sie nach-

476

5. Abthl.

DaS VersorgungS-, PensionS- und Unterstützungswesen,

weislich durch den Krieg ganzinvalide geworden oder durch Dienstbeschä­ digung verstümmelt sind. §. 91. Die zum Zeug- und Festungspersonal gehörigen Personen des Soldatenstandes und die Registratoren bei den Generalkommandos werden nach vollendeter fünfzehnjähriger Dienstzeit bei eintretender Inva­ lidität, sofern es für sie günstiger ist, nach den ^Bestimmungen des §. 90 pensionirt unter Belassung des Anspruchs auf den Civilversorgungsschein. §. 92. Nach der Entlassung au-s dem Militärdienst können die gemäß der §§. 89 bis 91 zu behandelnden Mititärpersonen nur in Betreff der Zulagen der §§. 71 und 72 einen Anspruch erheben, und sind dabei die Bestimmmungen des §. 82 maßgebend. §. 93. Die ihr Einkommen aus dem Marine-Etat empfangenden Zimmerleute, Lootsen-Adspiranten, Matrosen und Jungen des Lootsen- und Betonnungspersonals der Kaiserlichen Marine erhalten, insoweit ihre In­ validität und Unfähigkeit zur Fortsetzung des Dienstes durch den Krieg eingetreten ist, je nach dem Grade ihrer Erwerbsunfähigkeit die in den §§. 66 bis 71 für Gemeine aufgeführten Pensionssätze. Auch finden auf sie, ebenso wie auf die ihr Gehalt aus dem Marine­ etat beziehenden Lootsen der Kaiserlichen Marine und auf die sonstigen im Dienste der Kaiserlichen Marine beschäftigten Lootsen im Falle der Ver­ wundung oder Verstümmelung im Kriege oder im Frieden die Bestim­ mungen der §§. 72 und ?3 Anwendung. C.

Bewilligungen für Hinterbliebene.

§. 94. Den Wittwen derjenigen Militärpersonen der Unterklassen der Feldarmee und int §. 93 erwähnten Personen, welche a) im Kriege geblieben oder an den erlittenen Verwundungen wäh­ rend des Krieges oder später verstorben sind, b) im Laufe des Krieges erkrankt oder beschädigt und in Folge dessen vor Ablauf eines Jahres nach dem Friedensschlüsse verstorben sind, c) durch Schiffbruch verunglückt oder in Folge einer militärischen Aktion oder der klimatischen Einflüsse aus Seereisen (§. 59 Litt, c) oder innerhalb Jahresfrist nach der Rückkehr in den ersten hei­ matlichen Hafen verstorben sind, werden besondere Bewilligungen, so lange sie im Wittwenstande bleiben, und im Falle der Wiederverheirathung noch für ein Jahr, gewährt. Die im §. 45 über die Zugehörigkeit zur Feldarmee getroffenen Be­ stimmungen finden ihrer ganzen Ausdehnung nach auch hier entsprechende Anwendung. §. 95. Die Bewilligung beträgt für a) die Wittwen der Feldwebel und Unterärzte monatlich 27 Mark, b) die Wittwen der Sergenten und Unteroffiziere monatlich 21 Mark, c) die Wittwen der Gemeinen monatlich 15 Mark. Bei den Wittwen der unteren Militärbeamten ohne bestimmten Militärrang, sowie der im §. 93 erwähnten Personen ist für die Höhe der Bewilligung das den verstorbenen Männern zuletzt gewährte Diensteinkommen dergestalt maßgebend, daß 1) die Wittwen der Beamten mit einem Einkommen von 645 Mark und darüber jährlich auf die Bewilligung von 27 Mark monatlich,

I. Abschn.

Reichs-Militär-Pensionsgesetz vom 27. Juni 1871.

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2) die Wittwen der Beamten mit einem Einkommen von 420 bis zu 645 Mark jährlich auf die Bewilligung von 21 Mark monatlich, 3) die Wittwen der Beamten mit einem Einkommen bis zu 420 Mark jährlich auf die Bewilligung von 15 Mark monatlich Anspruch haben. Waren jedoch die Beamten vorher Soldaten und bedingte der von ihnen zuletzt bekleidete Militärrang eine höhere Be­ willigung, als das ihnen zuletzt gewährte Diensteinkommen, so wird den Wittwen die höhere Bewilligung gewährt. §. 96. Für jedes Kind der im §. 94 bezeichneten Personen wird bis zum vollendeten fünfzehnten Lebensjahre eine Erziehungsbeihülfe von IOV2 Mark, und wenn das Kind auch mutterlos ist oder wird, von 15 Mark monatlich gewährt. Eine Beihülfe von je lO1/^ Mark monatlich erhält der Hinterbliebene Vater oder Großvater und die Hinterbliebene Mutter oder Großmutter, sofern der Verstorbene der einzige Ernährer derselben war und so lange die Hülfsbedürftigkeit derselben dauert. §. 97. Die §§. 95 und 96 finden auf die Angehörigen der nach einem Feldzuge Vermißten gleichmäßige Anwendung, wenn nach dem Er­ messen der obersten Militär-Verwaltungsbehörde des Kontingents das Ab­ leben mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist. §. 98. Die Bestimmungen der §§. 39 und 40 finden auch auf die Hinterbliebenen. der im §. 94 bezeichneten Personen Anwendung. D.

Gemeinsame Bestimmungen.

Zahlbarkeit, Kürzung, Einziehung und Wiedergewährung der Pensionen rc. §. 99. Die Zahlung der Pensionen und Pensionszutagen, sowie der Bewilligungen für Wittwen, Waisen, Eltern und Großelteru erfolgt monat­ lich im Voraus; eine Berechnung von Tagesbeträgen findet nicht statt. Die Zahlung der Pensionen und Pensionszulagen hebt mit dem Ersten desjenigen Monats an, welcher auf die regelmäßige Anerkennung des An­ spruchs durch die kompetente Behörde folgt. Bei der ersten Zahlung werden die im Rückstände gebliebenen Be­ träge seit den: Ersten des auf die Anmeldung des Anspruchs folgenden Monats nachgezahlt. Die Zahlung der Bewilligungen für Wittwen, Waisen, Eltern und Großeltern beginnt mit dem Ersten desjenigen Monats, welcher auf den, den Anspruch begründenden Todestag folgt. §. 100. Das Recht auf den Bezug der Pension erlischt: 1) durch den Tod; 2) int Falle temporärer Anerkennung mit Ablauf der Zeit, für welche die Bewilligung erfolgt war; 3) sobald das Gegentheil der Voraussetzungen erwiesen ist, unter denen die Bewilligung der Kompetenz stattgefunden hat. §. 101. Das Recht apf den Bezug der Jnvalidenpension einschließ­ lich sämmtlicher Zulagen ruht:

478

5. Abthl.

DaS VersorgungS-, PensionS- und NnterstützungSwesen.

a) wenn ein Pensionär das Deutsche Jndigeuat verliert, bis zu etwaiger Wiedererlangung desselben; b) mit der Wiederanstellung im aktiven Militärdienst während ihrer Dauer. §. 102. Das Recht auf den Bezug der Jnvalidenpension ausschließ­ lich der Pensions- und Verstümmelungszusagen ruht: a) während des Aufenthalts in einem Jnvalideninstitut; b) während des Aufenthalts in einer militärischen Kranken-, Heil­ oder Pflegeanstalt; die Pension kann jedoch in dergleichen Fällen denjenigen Invaliden, welche die Ernährer von Familien sind, ' nach Bedürfniß ganz oder zum Theil zur Bestreitung des Unter. Halts ihrer Familie gewährt werden; c) bei allen Anstellungen und Beschäftigungen im Civitdienst mit Ablauf des sechsten Monats, welcher auf denjenigen Monat folgt, in dem die Anstellung oder Beschäftigung begonnen hat. §. 103. Erreicht das Diensteinkommen eines im Civildienst ange­ stellten oder beschäftigten Pensionärs nach Abzug des etwa miteinbegriffenen Betrages zu Ausgaben für Dienstbedürfnisse nicht den doppelten Betrag der Jnvalidenpension, ausschließlich der Pensions- und Verstümmelungs­ zulagen; oder a) bei einem Feldwebel nicht 600 Mark, b) „ „ Sergenten oder Unteroffizier nicht . . 450 „ c) „ „ Gemeinen nicht............................................. 300 „ so wird dem Pensionär, je nachdem es günstiger für ihn ist, die Pension bis zur Erfüllung des Doppelbetrages oder bis zur Erfüllung jener Sätze belassen. §. 104. Bei wechselnden Anstellungen oder Beschäftigungen eines Pensionärs im Civildienst darf im Lause eines Kalenderjahres die nach §. 102 Litt, c zulässige Gewährung von Pension und Dienstzutage neben dem Civileinkommen den Gesammtbetrag für sechs Monate nicht übersteigen. §. 105. Wer über das in dem §. 102 Litt, c angegebene Zeitmaaß hinaus die Pension oder einen ihm nicht zusteheuden Theilbetrag derselben forterhebt, muß sich bis zur völligen Deckung der stattgefundeuen Ueberhebung Abzüge von seinem Diensteinkommen oder seinen nächstfolgeuden Pensionsraten gefallen lassen. §. 106. Unter Civildienst, im Sinne der vorstehende,! Paragraphen ist jeder Dienst beziehungsweise jede Beschäftigung eines Beamten zu ver­ stehen. für welchen ein Entgelt (die Naturalien nach ihrem Geldwerth ge­ rechnet) aus einer öffentlichen Reichs-, Staats- oder Gemeindekasse direkt oder indirekt gewährt wird; ferner der Dienst bei ständischen oder solchen Instituten, welche ganz oder zum Theil aus Mitteln des Staats oder der Gemeinden unterhalten werden. Dienstverrichtungen, in welchen dem Pensionär die Eigenschaft eines Beamten nicht beigelegt ist, gegen stückweise Bezahlung, gegen Boten-, Tage- oder Wochenlohn, oder bloßer Kopialienverdienst gehören nicht hieher. §. 107. Den im Civildienst angestellten Militärpensionären wird bei ihrem Ausscheiden aus diesem Dienst, wenn sie in demselben entweder gar keine oder eine geringere oder eine dem Betrage der Jnvalidenpension nurgleiche Civilpension erdient haben, an Stelle derselben die gesetzliche Jnvalideupension aus Militärfonds wieder angewiesen.

I. Abschn.

Reichs-Militär-Pensionsgesetz ovm 27. Juni 1871.

479

Haben dieselben jedoch in den von ihnen bekleideten Civilstellen den Anspruch auf eine höhere Pension erworben, so wird der Betrag der Jnvalidenpension hierauf in Anrechnung gebracht und nur der Mehrbetrag aus dem betreffenden Civilpensionsfonds bestritten. Die Pensions- und Verstümmelungszulagen bleiben bei dieser Berech­ nung außer Betracht und werden unter allen Uinständen aus Militärfonds bestritten. §. 108. Den im Kommunal- unb Jnstitutendienst re. angestellten Militärpensionären, denen bei ihrer Pensionirung aus diesem Dienst die früher zurückgelegte Militärdienstzeit als pensionsfähige Dienstzeit nicht an­ gerechnet wird, ist bis zur Erreichung desjenigen Pensionssatzes, den sie für die Gesanuntdienstzeit zu beanspruchen haben würden, die früher erdiente Jnvalidenpension zu gewähren.

Schlußbesti m ui unge n.

§. 109. Mit Ausschluß der auf Belassung, Einziehung und Wieder­ gewährung der Militärpension im Falle der Anstellung im Civildienst be­ züglichen Angelegenheiten ist die Prüfung und Entscheidung aller auf Grund der im zweiten Theile dieses Gesetzes geltend zu machenden Ansprüche Sache der Militärbehörden. §. 110. Denjenigen Unteroffizieren und Soldaten, welchen nach diesem Gesetze ein Anspruch auf Jnvalidenversorguug nicht zusteht, können im Falle ihrer Entlassung wegen Dienstuntauglichkeit bei dringendem Bedürf­ nisse vorübergehend, den Verhältnissen entsprechend, Unterstützungen bis zum Betrage der Jnvalidenpension dritter Klasse gewährt werden. §. 111. Die den Unteroffizieren und Soldaten nach Maßgabe des gegenwärtigen Gesetzes zu bewilligenden Pensionen dürfen nicht hinter dem­ jenigen Betrag' zurückbleiben, welcher denselben bei etwaiger Pensionirung vor Erlaß dieses Gesetzes bereits zugestanden haben würde. Dasselbe gilt für die Bewilligungen an Wittwen und Waisen. §. 112. Den im zweiten Theile dieses Gesetzes enthaltenen Vor­ schriften wird rückwirkende Kraft beigelegt für die Teilnehmer an dem letzten Kriege mit Frankreich. Für die übrigen bereits ausgeschiedenen Militärpersonen und deren Hinterbliebene bleiben diejenigen Versorgungsgesetze, welche bisher auf sie anwendbar waren, maßgebend, jedoch finden die Bestimmungen der §§. 99 bis 108 unbeschadet der etwa bereits erworbenen höheren Ansprüche auch auf sie Anwendung.

Dritter Theil.

Allgemeine Bestimmungen. Verfolgung von Rechtsansprüchen.

§. 113. Ueber die Rechtsansprüche auf Pensionen, Beihülfen und Bewilligungen, welche dieses Gesetz (Theil 1. und II.) gewährt, findet mit folgenden Maßgaben der Rechtsweg statt. 114. . Vor Anstellung der Klage muß der Jnstanzenzug bei den Militärverwaltungsbehörden erschöpft sein. Die Klage muß sodann bei Vertust des Klagerechts innerhalb 6 Monaten, nachdem dem Kläger die Entscheidung der Militär-Verwaltungsbehörde bekannt gemacht worden, angebracht werden.

480

5. Abthl.

Daö Versorgung--, Pension-- mib Unterstützungswesen.

§. 115. Die Entscheidungen der Militärbehörden darüber: a) ob und in welchem Grade eine Dienstunfähigkeit eingetreten ist, ob b) im einzelnen Falle das Kriegs- oder Friedenverhältniß als vor­ handen anzunehmen ist, ob c) eine Beschädigung als eine Dienstbeschädigung anzusehen ist, ob d) einer der im §. 45, Alinea 1 mib 2 gedachten Fälle vorhanden ist, und ob e) sich der Invalide gut geführt hat (§. 75), sind für die Beurtheilung der vor dem Gericht geltend gemachten Ansprüche (§. 113) maßgebend. §.* 116. In Ermangelung einer anderen landesgesetztichen Bestim­ mung wird der Militärfiskus durch die oberste Militär-Verwaltungsbehörde des Kontingents, der Marinefiskus durch das Marineministerium vertreten und ist die Klage bei demjenigen Gerichte anzubringen, in dessen Bezirk die betreffende Behörde ihren Sitz hat. (Die Vollzugsvorschriften zu dem Militär-Pensionsgesetz sind ent­ halten : V.-Bt. 1872 Nr. 1 und 7; V.-Bt. 1874 Nr. 11; V.-Bt. 1875 Nr. 5; K.-M.-R. v. 5. Juli 1875, Nr. 9799, B.-Bl. 43, dann V.-Bt. 51. Die diesbezügliche Instruktion für die Sanitäts-Kommissionen enthält die Beilage zum K.-M.-R. v. 18. März 1872, V.-Bt. 18, und das K.-M N. v. 27. Januar 1874, Nr. 1429.)

II. Wniiff.

Novelle vom 4. April 1874 zum Reichs-MilitärPenfionsgesetz. Die Reichs-Militär-Pensions-Gesetz-Novelle vom 4. April 1874 lautet (V.-Bl. 1874 Nr. 14): §. 1. Das Gesetz vom 27. Juni 1871* wird durch nachfolgende Vor­ schriften abgeändert bezw. ergänzt.

I.

Offiziere und im Offizierrange stehende Militärärzte.

§. 2. Die im §. 14 des Gesetzes vom 27. Juni 1871 genannten Offiziere und Militärärzte erlangen Ansprüche auf die Hälfte der im §. 12 daselbst bestimmten Pensionserhöhung auch schon dann, wenn durch eine im Kriege erlittene Verwundung oder Beschädigung zwar eine bleibende Störung ihrer Gesundheit herbeigeführt, durch diese aber nur ihre Feld­ dienstfähigkeit, nicht auch ihre Garnisonsdienstfähigkeit (§. 3) aufgehoben worden ist. §. 3. Die §. 13 a bis d des Ges. v. 27. Juni 1871 erwähnten Pensionserhöhungen sind auch dann zu gewähren, wenn die Pensionirung später als 5 Jahre nach dem Friedensschlüsse, bezw. nach erlittener Be­ schädigung eintritt. (§. 16 daselbst.) §. 4. Die Zahlung der Pension an solche Verabschiedete, welche zur Zeit der Pensionirung Gehalt nicht mehr beziehen, beginnt mit dem Monat, für welchen die Pensionirung ausgesprochen worden ist. (§. 31 ebenda.)

II. Abschn. Novelle vom 4. April 1874 zum ReichS-Militär-Peusionsgesetz. 481

§. 5. Die Befugniß zur Bewilligung der Pensionszahlung au die Hinterbliebenen pensionirter Offiziere oder im Offiziersrange stehender Militärärzte für den auf den Sterbemonat folgenden Monat kann auch anderen Behörden als den obersten Verwaltungsbehörden der Kontingente übertragen werden. (§. 39 ebenda.) §. 6. Bei Bemessung der Pension der Zeug-, Feuerwerks- und Traiudepot-Offiziere wird der Betrag des wirklich bezogenen etatsmäßigen Gehalts zu Grunde gelegt. (§. 10 u. §. 47 ebenda.) II.

Militärp ersonen der Unterklassen.

§. 10. Unteroffiziere, welche nicht als Invaliden versorgungsberechtigt sind, erlangen durch 12 jährigen aktiven Dienst bei fortgesetzt guter Füh­ rung den Anspruch auf den Civilversorgungsschein (§§. 58 u. 75 ebenda.) Unteroffiziere und Mannschaften des Beurlaubtcnstandes erwerben Anspruch auf Juvalidenversorgung nicht auf Grund der Dienstzeit, sondern nur durch eine im Militärdienste.erlittene Dienstbeschädigung. §. 11. Ganzinvaliden, deren Invalidität durch eine im Kriege von 1870/71 erlittene Dienstbeschädigung herbeigeführt worden ist, und welche Anspruch auf den Civilversorgungsschein haben, wird nach ihrer Wahl an Stelle des Civitverjorgungsscheines eine. Pensivnszulage von 6 Mark monatlich gewährt (Anstellungsentschädigung). Das Recht zur Wahl erlischt für die bereits anerkannten Berechtigten innerhalb 6 Monaten nach Eintritt der verbindlichen Kraft dieses Gesetzes, für die etwa noch später anzuerkenncnden Berechtigten innerhalb 6 Monaten nach der erfolgten Anerkennung der Invalidität, bezw. durch Annahme des Civitversorgungsscheines vor Ablauf dieser Frist.

§. 12. An Stelle der nach 7ß des Gesetzes vom 27. Juni 1871 zu bewilligenden Pensionserhöhung für Nichtbenutzung des Civilversorgungsscheines tritt eine Peusionszulage von 9 Mark monatlich, welche den In­ validen aller Pensionsklassen gewährt werden kann. Ganzinvaliden von mindestens 8 jähriger aktiver Dienstzeit bedürfen zum Erwerbe dieser Pcnsionszulage des Nachweises erlittener Dienstbe­ beschädigung nicht. Die Austelluugsentschädigung und die vorerwähnte Pensionszulage können nicht nebeneinander bezogen werden. Im Falle des §. 74 ist jede dieser Pensionszülageu für sich neben einer dem gesammten Diensteinkommen gleichkommenden Pension zahlbar.

§. 13. Für die Bersorgungsausprüche der nachweislich durch den Krieg invalide gewordenen, aus dem aktiven Militärdienste ausgeschiedenen Unteroffiziere und Mannschaften gelten innerhalb der dem betreffenden Friedensschlüsse folgenden 3 Jahre die Bestimmungen der §§. 65—80 des Gesetzes v. 27./6. 71 mit den durch gegenwärtiges Gesetz festgestellteu Abänderungen (§§. 81—85). Für die Versorgungsansprüche der nachweislich durch den Krieg 1870/71 invalide gewordenen, aus dem aktiven Militärdienste ausgeschiedenen Unter­ offiziere und Mannschaften wird dieser Termin auf 4 Jahre verlängert. Sämmtliche Temporärinvaliden bleiben versorgungsberechtigt bis zur Rückkehr der Felddienstfähigkeit. §. 14. Die Bestimmungen der §§. 39 u. 40 des Ges. v. 2776. 71 finden auf die Hinterbliebenen aller bei ihrem Tode im Genusse von Pension Reinhard, Heerwesen.

31

482

5. Abthl.

Das Versorgungs-, PensionS- und Unterstützungswesen,

befindlich gewesenen Militärpersonen der Unterklassen Anwendung (§. 98 ebenda). §. 15. Die im §. 103 des Ges. v. 27./G. 71 bezeichneten Dienstein­ kommenssätze, bis zu^deren Erfüllung den im Civildienste angestellten oder beschäftigten Pensionären die Pension belassen werden kann, werden a) für den Feldwebel auf 1050 Mark, b) für den Sergenten oder Unteroffizier auf 750 Mark, c) für den Gemeinen auf 390 Mark erhöht. Für Militärpersonen des Unteroffizierstandes, welche sich mindestens 13 Jahre im aktiven Militärdienste befunden haben, werden die Sätze zu a. und b. auf 1200 Mark festgesetzt. §. 16. Die Vorschriften im §. 107 Abs. 1 u. 2 des Ges. v. 27./G. 71 finden nur auf die Fälle Anwendung, in welchen bei Feststellung der Civilpension die früher zurückgelegte Militärdienstzeit als pensionsfähige Dienst­ zeit mit in Anrechnung gebracht wird. In allen anderen Fällen greifen die Vorschriften des §. 108 a. a. O. Platz. §. 17. Auf die im §. 112 Abs. 2 des Ges. v. 27./G. 71 bezeichneten Militärpersonen und deren Hinterbliebenen finden die Bestimmungen der §. 99—108 ebendaselbst nur insoweit Anwendung, als diejenigen Vorschriften, welche vor der Wirksamkeit des erwähnten Gesetzes auf sie anwendbar waren, ihnen nicht günstiger sind.

III.

G.meinschaftliche und Schlußbestimmungen.

§. 18. Für jeden einzelnen Feldzug erläßt der Kaiser besondere Be­ stimmung darüber, wer im Sinne des Gesetzes v. 27./G. 71 (§§. 17 u. 71 daselbst) Teilnehmer am Kriege war. §. 19. Die Vorschrift des §. 2 hat rückwirkende Kraft für die Theilnehmer am letzten Kriege mit Frankreich. §. 20. Die Vorschriften in den G, 11, 12 und 13 finden auch aus diejenigen ehemaligen Militärpersonen Anwendung, über deren Ver­ sorgungsansprüche unter Zugrundelegung der Bestimmungen des Gesetzes v. 27.,6. 71 bereits entschieden ist bezw. zu entscheiden war. Aus den angeführten §§. können Ansprüche auf Nachzahlungen für eine vor Eintritt der verbindlichen Kraft dieses Gesetzes liegende Zeit nicht abgeleitet werden. Die Zahlung der nach den §§. 11 u. 12 eintretenden Bewilligungen für die bereits anerkannten, im Besitze des Civilversorgungsscheines, bezw. im Genuß der Pensionserhöhung für Nichtbenutzung des Civilversorgungs­ scheines befindlichen Invaliden hebt mit demjenigen Monat an, in welchem gegenwärtiges Gesetz Geltung erlangt. §. 21. Die Vorschrift im §. 14 findet auf die Hinterbliebenen der Militärpersonen der Unterklassen auch für die Vergangenheit mit gleicher Wirkung Anwendung, als wenn sie bereits durch das Gesetz v. 27./G. 71 getroffen worden wäre. §. 22. Die Vorschrift im §. 15, 2 findet nur aus diejenigen Militär­ personen des Unteroffizierstandes Anwendung, welche nach dem Inkraft­ treten des gegenwärtigen Gesetzes aus dem aktiven Militärdienste ausscheiden. §. 23. Der Vorschrift im §. 17 wird für die dort bezeichneten Personen rückwirkende Kraft beigelegt. §. 24. Die Bestreitung derjenigen Ausgaben, welche dem Reiche nach dem gegenwärtigen Gesetze in Folge des Krieges 1870 71 erwachsen, er-

III. Abschn.

Vorschriften über die Anmeldung und Prüfung rc.

483

folg: aus dem durch das Gesetz vom 23. Mai 1873 begründeten Reichs­ invalidenfond. (Die Vollzugsvorschriften zu vorstehendem Reichsgesetze enthält V.-Bl. 1874, Nr. 25, und K.-M.-R. v. 15. Nov. 1874, Nr. 17510.)

III. Mschlütt. Vorschriften über die Anmeldung und Prüfung der Ver­ sorgungsgesuche invalider Unteroffiziere und Soldaten. (Beilage zum K.-M.-R. v. 19. April 1874, Nr. 6694.

a)

V.-Bl. Nr. 15.)

Bor Entlassung auS dem aktiven Dienste.

§. 1. Zur ersten Prüfung eines erhobenen Versorgungsanspruchs hat sich der Vorgesetzte über den Zustand des betreffenden Unteroffiziers oder Soldaten mit dem Truppenärzte ins Benehmen zu setzen und er­ forderlichen Falles zu veranlassen, daß Letzterem Gelegenheit gegeben werde, den Mann kennen zu lernen und bcffen vorläufige Untersuchung vorzunehmen. Kranke Unteroffiziere und Soldaten, welche sich zur ferneren ärztlichen Behandlung nicht nlehr eignen, somit als unheilbar erscheinen, bringt der Chefarzt dem treffenden Compagnie- rc. Chef unter Mittheilung der Kranken­ geschichte für weitere sachgemäße Verhandlung zur Anzeige. §. 2. Unbegründet ist der Anspruch aufJnvalidenversorgung, wenn a) die angegebene Dienstuntaugtichkeit rc. überhaupt nicht vor­ handen oder b) Dienstuntauglichkeit zwar vorliegt, aber nicht erwiesen ist, daß sie durch eine Dieustbeschädigung verursacht worden, oder, wenn sie in Folge des Dienstes eingetreten, das erforderliche Maß der Dienstzeit nicht erfüllt ist. Zweifelhaft ist der Vcrsorgungsanspruch dann, wenn die Dienstbezw. Erwerbsunfähigkeit zwar feststeht, sich jedoch nicht mit Bestimmtheit hat feststellen lassen, daß dieselbe entweder in Folge des Dienstes nach längerer Dienstzeit oder durch Beschädigung bei Ausübung des Dienstes entstanden ist. Begründet ist der Anspruch auf Versorgung, wenn das Bestehen der Dienst- resp. Erwerbsunfähigkeit und die Veranlassung derselben durch den aktiven Dienst konstatirt ist. §. 3. Wer unbegründeten Anspruch erhebt, muß durch seinen Vorgesetzten mündlich über die Unzulässigkeit belehrt werden; beruhigt sich der Treffende damit nicht, so macht der Compagnie- rc. Chef dem RegimentsKommandeur Anzeige, welcher den Befehl zu wiederholter Belehrung durch den Auditeur gibt, welcher hierüber ein Protokoll aufnimmt. Wird ferner auf dem Versorgungsanspruche beharrt, so bleibt zu erwägen in Fällen ad a, ob nicht gemäß §. 83 des Mil.-Str.-Ges. gericht­ liche Verfolgung einzntrcten habe, in Fällen ad b aber die Entlassung des Mannes als dienstunbrauchbar beim Generalkommando auf dem Dienstwege zu beantragen sei. Dem Anträge ist Sämmtliches auf die behauptete Dienstbeschädigung bezügliche vorhandene Material beizulegen. 31*

484

5. Abthl.

Das Versorgung^-, PeusionS- und UnterstutzungSwesen.

Die erfolgende Entscheidung des Generalkommandos wird dem zu Ent­ lassenden protokollarisch bekannt gemacht, und in die Enttassungspapiere vermerkt. Gegen die Entscheidung des Generalkommandos ist der Recurs an das Kriegsministerium zulässig, wodurch jedoch die Entlassung nicht aufge­ halten wird.

Der Recurs muß durch Angabe derjenigen thatsächlichen Verhältnisse und gesetzlicher Bestimmungen begründet sein, durch welche der Betheiligte die getroffene Entscheidung widerlegen zu können glaubt, und mit särumtlichen Militärpapieren (urschriftlich) belegt sein. Diese Papiere werden vor ihrer Rückgabe durch den Kompagnie- rc. Chef durch Eintragung der Recursentscheidung in den Militärpaß und das Ueberweisungsnationale vervollständigt. Wird das Recursgesuch von einem Dritten eingebracht, so hat dieser zugleich die Bevolllnächtigung von Seite des Recurrenten hiezu beizubringen, andernfalls werden solche Anträge unter beni Vermerk „Vollmacht mangelt" zurückgewi-esen.

Ohne Vollmacht des Vetheiligten ist der Recurs, überhaupt Geltend­ machung von Versorgungsansprüchcn durch Dritte nur zulässig, wenn er unter der väterlichen oder vormundschaftlichen Gewalt dieser Personen steht, oder dieselben sonst gesetzlich zur Bestreitung seines Unterhaltes ver­ pflichtet sind. §. 4. Wenn in Fällen zweifelhaften Versorgungsauspruches ärztlicher Seits Anstand genommen wird, zu bescheinigen, daß die Dienstbezw. Erwerbsunfähigkeit durch den aktiven Dienst verursacht ist, oder der Kompagnie- rc. Chef Bedenken trägt, das Tienstbeschädigungsattest (Vollz.-Vorschr. zum Reichs-Mil.-Pensionsges. §. 62, 3 und Beil. F. V.-Bl. 1872, Nr. 1) auszustellen, so wird der Regimeutskonnnandeur, auf erhaltenen Bericht, die etwa noch erforderlich erscheinenden, oder ärztlicher Seits beantragten Ermittlungen veranlassen und sodann die Entscheidung des Generalkommandos herbeisühren. Der Recurs auf dem Dienstwege an das Kriegsministerimu ist zulässig.

§. 5. Ist der Versorgungsanspruch begründet, so stellt der Com> pagnie- rc. Chef Antrag zur Einleitung des Jnvaliditäts-Prüfungsverfahrens, indem er die Jnvalideuliste, nachdem in derselben die Rubriken über die persönlichen und Dienstverhältnisse ausgefüllt sind, vorlegt und das Dienstbeschädigungs-Zeugniß event, wenn sich die militärdienstliche Ursache nicht kurz und bündig konstatiren läßt, oder besondere Umstände zur Sprache zu bringen sind, gesonderten Bericht beifügt. (Vollz.-Borschr. zu §. 81 des R.-M.-Pens.-G.) §. 6. Der Regiments- rc. Kommandeur setzt auf die vorgelegte Jnvalidenliste, wenn er bei der Sache nichts zu erinnern findet, die Requisi­ tion um militär-sanitätskommissiouelle Untersuchung, und läßt sie nebst Dienstbeschädigungsattest resp. Bericht der Sanitätskonuuission zugehen.

§. 7. Diese fügt das Ergebniß ihrer Untersuchung (das sanitätskommissionelle Gutachten) der Jnvalidenliste, in welcher durch den SanitätsKommissionsvorstand oder durch den loco commissionis untersuchenden Arzt die Juvaliditätsursache (Rubr. 13) eiuzutragen und untcrschrifttich zu be­ scheinigen ist — in besonderer Beilage bei.

III. Abschn.

Vorschriften über die Anmeldung und Prüfung rc.

485

Erklärt die Sanitätskommission zur Feststellung ihres Gutachtens eine längere Beobachtung eines als Invalide angemeldeten Mannes im Lazareth nothwendig, so muß diese angeordnet werden. .Die Jnvalidenliste, Dieustbeschädigungsattest und sanitätskommissionelles Gutachten gelangen wieder an den Regimentskommandeur zurück. §. 8. Dieser gibt dem Kompagniechef von dem Ausfall der ärztlichen Untersuchung Kenntniß, hört dessen etwaige Erinnerungen, fügt der Jnvalidenliste seine Unterschrift bei und legt das Gesammtmaterial (Duplikate bleiben auf dem Regimentsbureau) unmittelbar beim Generalkonunando vor unter Beantragung der Anerkennung des treffenden Unteroffiziers oder Soldaten als Invalide, sowie nach Sachlage die Zuerkennung der zusteh­ enden Pension und Pensionszulage, bezw. die Aufnahme in das Invaliden­ haus oder Versetzung in die Halbinvalidenabtheilung. Bei Pensionsanträgen ist zugleich die Kasse, bei welcher die Auszahlung der Pension erbeten worden, zu bezeichnen. §. 9. Das Generalkommando läßt die etwa nothwendig erachteten Aufklärungen mit) Ergänzungen beibringen, veranlaßt die Superarbitrirung und entscheidet, nachdem das Gutachten des superrevirendcu Korps generalarztes beigefügt ist, über die Jnvatidenancrkennung, die zu bewilligende Pension und Pensionszulage; eventuell berichtet es wegen Aufnahme des Gesuchstellers in das Jnvalidcnhans an das Kriegsministerium. §. 10. Das Jnvaliditäts Prüfnngsverfahren re. bezüglich solcher aktiver Soldaten, welche sich bei Anmeldung ihrer Versorgungsansprüche nicht beim Truppentheit befinden, können gleichwohl nur vom Regiments- rc. rc. Kommandeur derselben veranlaßt werden. Dasselbe gilt für die nach ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienste noch im Lazarethe verbleibenden oder auf dem Marsche in die Heimath erkrankten und in ein Lazareth aufgeuommenen Soldaten. §. 11. Die Entscheidung auf die gestellten Anträge warten die Tref­ fenden in der Regel beim Truppentheit ab, was auch für die zur Uebung einberufenen Mannschaften des Beurlaubtenstandes gilt. Nach beendigtem Prüfungsverfahren ist Fortsetzung des Urlaubs oder allenfallsiger Probedienstleistung statthaft, ebenso kann Urlaub nachgesucht werden. §. 12. Jede ungültige Entscheidung wird bei den Truppen durch Parolebefehl bekannt gemacht und in den Entlassungsscheinen resp. Mititärpässen verzeichnet. Ebendaselbst wird auch jede festgestellte Dienst­ beschädigung notirt. §. 13. In den: Entlassungsscheine, welcher mit der darin enthaltenen Jnvalidenanerkenuung dem Invaliden als Legitimation über seine Berechti­ gung zum Pensionsempfange bei der angewiesenen Kassa bient„ ist der Tag genau anzugeben, bis zu welcheni der Entlassene sich in der Ver­ pflegung seines Truppentheits event. Lazareths befunden hat. Wird ein als Invalide Anerkannter wegen Krankheit oder andern Gründen über den Termin hinaus, von welchem ab ihm der Pensions­ bezug zuerkannt ist, in Verpflegung behalten, so muß dies der General­ militärkassa rechtzeitig angezeigt werden. (Grundsätzlich beginnt für jene Mannschaften, welche während ihres Aufenthaltes in einem Militärlazarethe als Invaliden anerkannt werden, der Anspruch auf den Bezug der Pension erst mit der Entlassung aus dem Lazarethe; da jedoch nach §. 99 des R.-M.-P.-Ges. eine Berechnung

486

ö. Abthl.

Das BersorgungS-, Pensionö- und Uutersti'chunqswesen.

der Pension nach Tagesbeträgen nicht stattfindet, so muß ihnen bei der Entlassung die volle Pensionsrate des Entlassungsmonats ge­ währt werden und zwar ohne daß sie für die in diesen Monat fallenden Lazarethverpflegungstage Abzüge zu Gunsten der Lazarethkassa zu erleiden haben. K.-M.-R. v. 8. August 1875, Nr. 10567. V.-Bl. Nr. 50.) §. 14. . Pensionsbewilligungeu unter Angabe der Kassa, bei welcher dieselben bezogen werden, und Uebermittelungen des Verpflegsscheines sind ebendahin sofort mitzutheileu. §. 15. Beim Bezirksfeldwebel ihres Aufenthaltsortes haben sich innerhalb 14 Tagen zu melden: a) Halbinvalide, welche noch im reserve- oder landwehrpflichtigen Alter stehen, b) die auf Zeit anerkannten Invaliden (Temporär-, Halb- oder Ganz-Invalide), c) die zwar dauernd als Ganzinvalide, aber nur auf Zelt alsgänzlich, größtentheis oder theilweise erwerbsunfähig anerkannten Invaliden. §. 16. Die sub b und c des §. 15 bezeichneten Temporärinvaliden haben sich in dem Jahre, in welchem ihre Pensionsanerkennung abläuft, den Ersatzbehörden II. Instanz zur weiteren Untersuchung zu stellen. Sie erhalten hiezu besondere Ordre durch den Bezirksfeldwebet, wenn nicht, so haben sie sich innerhalb der nächsten 3 Wochen nach öffentlicher Bekanntmachung des Termines für das Ersatzgeschäft bei demselben zu melden. §. 17. Verabsäumung der Vorstellung hat zur Folge, daß der Tref­ fende überhaupt als pensionsbcrechtigter Invalide nicht mehr angesehen, oder daß erst beim nächstfolgenden Ersatzgeschäft eine weitere Prüfung seiner Ansprüche veranlaßt wird und diese bis dahin unberücksichtigt bleiben. §. 18. Sind solche Invaliden zur treffenden Zeit bettlägerig, so haben sic dies unter Vorlage des entsprechenden ärztlichen Zeugnisses durch ihre Angehörigen oder die Ortsvbrigkeit beim Bezirksfeldwebel anzuzeigen. §. 19. Sämmtliche zur Entlassung kommende, sowohl gesunde als unbrauchbare oder invalide Mannschaften müssen vorher über alles Das­ jenige, was Anmeldung, Dienstweg und Begründung von Versorgungsan­ sprüchen betrifft, belehrt werden. In die Stammrolle resp. Kriegsstammliste ist darüber, daß dieses geschehen, ein Vermerk aufzunehmen und in die Entlassungspapiere die etwa koustatirie Dienstbeschädigung zu notiren. §. 20. Jeder zur Entlassung kommende Unteroffizier oder Soldat hat vorher das ihn betreffende Nationale in der Stammrolle resp. KriegsStammliste, event, nach erfolgter Berichtigung, eigenhändig zu unterzeichnen und damit die Richtigkeit sämmtlicher Aufzeichnungen derselben anzuerkenneu. Spätere Einwendungen gegen die Aufzeichnungen in diesen Listen bleiben unberücksichtigt. Die Unterzeichnung der Stammrollen geschieht in Gegenwart des Compagnie- re. Chefs und eines Offiziers, welche ihre Anwesenheit durch Unterschrift bescheinigen.

b) Nach der Entlassung ans dem aktiven Dienste. §. 21. Die Voraussetzungen, unter welchen nach der Entlassung Ver­ sorgungsansprüche angemeldet werden können, sind in den §. 82 bis 85-

III. Abschn.

Vorschriften über die Anmeldung und Prüfung rc.

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der Vollz.-B. zum R.-M.-P.-Ges. enthalten. Ueber Fälle, in welchen schon früher einmal Entscheidung getroffen worden, geben die Entlassungspapiere Auskunft. §. 22. Der Antrag ist persönlich bei der Frühjahrs-Kontrolversammlung oder den sonst ein für allemal festgesetzten Zeitpunkten beim Bezirksfeldwebel oder bei dem Landwehr-Bezirkskommando, wenn in loco, zu stellen und hiebei die Beweisstücke (Entlassungsschein re.), durch welche der Antrag begründet oder unterstützt werden will, mitzubringen.

§. 23. Der Bezirksfeldwebet nimmt über den Antrag ein Protokoll auf und stellt dem Antragsteller eine Bescheinigung über die erfolgte An­ meldung, sowie über den Empfang der eingelieferten Beweisstücke aus. §. 24. Wer wegen Krankheit sich nicht persönlich beim Bezirksfeld­ webel melden kann, läßt dies demselben unter Vorlegung einer Bescheini­ gung der Ortsbehörde über seine Marschunfähigkeit anzeigen, worauf der Feldwebel von der Ortsbehörde die Aufnahme des Antragsprotokolls und die Einsendung desselben nebst Belegstücken requirirt. Andere als eine der in §. 3 bezeichneten Personen ist der Feldwebel nicht verpflichtet, als Fürsprecher oder Vertreter zugleich mit dem Antrag­ steller zur Verhandlung zuzulassen. Mehr als ein Fürsprecher ist un­ statthaft und muß dieser seine Beziehung zunr Antragsteller durch ortsbe­ hördliche Bescheinigung nachweisen. §. 25. Der Bezirksfeldwebel schickt sofort jedes aufgenommene Pro­ tokoll dem Bezirkskommando ein. Letzteres prüft den Antrag und weist ihn durch Entschließung von kurzer Hand auf der Anmeldung abschlägig zurück, wenn derselbe entweder der gesetzlichen Begründung entbehrt, oder eine endgültige Entscheidung schon einmal getroffen worden und neue Motive nicht vorgebracht werden sönnen. Andernfalls ist der Antrag zur Einleitung des förmlichen Prüfungsverfahrens gelegentlich des Negierungsersatzgeschäftes vorzubereiten durch Einziehung der erforderlichen Atteste vom Truppenteile des Antragstellers oder Veranlassung der sonst nothwendigen Ermittelungen und Feststellungen. Unter Festhaltung des Grundsatzes, daß zur Begründung des Versorgungsanspruches die Beschädigung durch den aktiven Militär­ dienst und dieDien st Unfähigkeit erforderlich ist, ergibt sich, daß auch alle diejenigen Anträge zum förmlichen Prüfungsverfahren nicht geeignet, also abzulehnen sind, bei welchen selbst die ärztlich konstatirte Dienstunfähig­ keit zu einer Gewährung von Jnvalidenversorgung unzweifelhaft nicht führen könnte. §. 26. Das förmliche Prüfungsverfahren beim Aushebungsgeschäft, welchem insbesondere auch sämmtliche temporär invalide Mannschaften, deren Pension abtäuft, zu unterwerfen sind, besteht in der ärztlichen Unter­ suchung und in der Prüfung des durch den Landwehr-Bezirkskommandeur nach §. 25 gesammelten Materials. §. 27. Der Landwehrbezirkskommandeur fertigt vor Beginn des Aushebungsgeschäfts Listen über: tt) Temporärinvalide, deren Pension abläuft, ß) Anträge, die als begründet erachtet werden, y) Anträge mit zweifelhafter Begründung. Den Listen ist das gesammte die zu untersuchenden Leute betreffende Material beizufügen.

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5. Abthl.

DaS VersorgungS-, Pensions- und Unterstützuugöwesen.

28. Die ärztliche Untersuchung wird in Gegenwart der OberErsatzkommission durch den ihr beigegebenen Militärarzt vollzogen. Zur Information sind diesem die einschlägigen Personalpapicre schon vorher zu übergeben. Zur Untersuchung der durch Krankheit an persönlicher Gestellung ver­ hinderten Unteroffiziere oder Soldaten wird aus der nächsten Garnison ein Militärarzt requirirt, die erforderliche Prüfung der Grundlagen des Anspruchs im Geschäftstermin unter etwaiger Anhörnng der mit den Ver­ hältnissen des Antragstellers bekannten und in den Terminen resp. Aus­ hebungsorten anwesenden Personen (Bezirksamtmann, Bürgermeister rc.) erledigt. Der Brigadekommandeur und beigebene Militärarzt machen in und resp, zu den nach §. 25 vorgelegten Eingaben ihre bezüglichen Bemerkungen unb gelangen die Äkten sodann an das Generalkommando zur Entscheidung. §. 29. Die Superrevision dauernd Gänzinvalider und temp.orär in gewissem Grade Erwerbsunfähiger erstreckt sich nur auf Fest­ stellung des temporären Grades der Erwerbsunfähigkeit, vorausgesetzt, daß der Anerkennung der betreffenden Leute als dauernd Ganziuvalide nicht etwa ein später nachgewiesener Irrthum oder ein Versehen zu Grunde gelegen hat. §. 30. Wird der bei der neuen Anerkennung konstatirte Zustand der Temporärinvaliden bei der Superrevision durch die Ersatzbehörde n. Instanz als unverändert sortbestehend erachtet, so verbleiben sie im Genusse der zuerkannten Pension. Bei Feststellung von theilweiser Besserung oder gänzlicher Wiederherstellung erfolgt Herabsetzung oder Einziehung der Pension. Tritt später wieder Verschlimmerung und der bei der Entlassung vor­ handen gewesene Grad der Invalidität und Erwerbsunfähigkeit ein, so wird dem Manne wieder die frühere Pension gewährt; tritt bei Temporär­ invaliden eine Verschlimmerung ein, welche über den bei der ersten An­ erkennung vorhanden gewesenen Grad hinaus geht, so werden sie nach §. 84 des R.-M.-P. Ges. behandelt. Steigerungen der Invalidität bei dauernd Versorgungsberechtigten werden nach §§. 84 u. 85 dieses Gesetzes beurtheilt. §. 31. Die von dem Arzte der Oberersatzkommission als dienstfähig bezeichneten noch nicht als Invalide anerkannten Mannschaften werden durch das Landwehr-Bezirkskommando mit ihren unbegründeten Ansprüchen abgewiesen. (§. 25.) §. 32. Erhebt ein auf Grund einer im Frieden erlittenen und vor der Entlassung festgestellten Dienstbeschädigung Entlassener innerhalb der nächsten 6 Monate Anspruch, so muß das förmliche Prüfungsverfahren auch außer derZeit des Ersatzgeschäfts ohne Verzug eingeleitet werden. Ebenso in Fällen, wo eine erhebliche Verschlimmerung der Leiden eines bereits anerkannten Invaliden als in Folge der erlittenen Verwundung, Dienstbeschädigung, oder kontagiösen Augenkrankheit zur Sprache kommt, deren Berücksichtigung ohne Nachtheil für den Leidenden nicht hinausge­ schoben werden kann. §. 33. In den nach §. 32 zu behandelnden Fällen muß eine ärzt­ liche Untersuchung herbeigeführt werden: im Stabsquartier des Be­ zirkskommandeurs, wenn sich daselbst ein Militärarzt befindet, wenn nicht, durch einen aus der nächsten Garnison requirirten; in der Wohnung

III. Abschn.

Vorschriften über die Anmeldung und Prüfung rc.

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des zu Untersuchenden — wenn dieser wegen seines Leidens nicht erscheinen kann, durch einen Civilarzt — wo möglich durch einen Arzt des Beur­ laubtenstandes oder den Bezirksarzt. Die Kosten trägt der Untersuchte, wenn seine Angaben sich als unbegründet erweisen, andernfalls werden sie liquidirt. §. 34. Unteroffiziere und Soldaten, deren Ansprüche auf Grund des §. 32 Gegenstand der Prüfung sind, haben sich-(Erkrankung ausgenommen) nach stattgefundener ärztlicher Untersuchung dem Landwehrbezirkskommandeur oder demjenigen Truppenbefehlshaber, der die ärztliche Untersuchung ver­ anlaßte, vorzustellen. Diese Vorstellung und Zustinimung zu dem ärztlichen Atteste, eventuell abweichende Meinung des Kommandeurs ist unter dem ärztlichen Atteste zu bemerken. Sodann wird nach §§. 27 u. 9 verfahren.

§. 35. In Fällen des §. 32 kann von Seite der Vorgesetzten — wenn bezüglich des die Invalidität bedingenden sich Zweifel geltend machen — Untersuchung durch die Mil.-San.-Kommission angeordnet werden; ebenso auf Antrag des zu Untersuchenden, sofern dem Aerar Kosten nicht erwachsen. §. 36. Erweist die Untersuchung, daß in Handhabung des Schluß­ satzes des §. 25 ein Invalide benachteiligt worden ist, so kann Nachtrags­ zahlung beantragt werden. §. 37. Von den Entscheidungen des Kriegsministeriums auf die nach §§. 28 resp. 34 dahin gelangten Anträge, welche auf dem Dienstwege dem Landwehr-Bezirkskommando zugehen, erhält der Betheiligte beglaubigte Abschrift, die ihm als Legimation zur Erhebung der neu anerkannten Pension oder Pensionserhöhung dient.

§. 38. Entscheidungen treffen in Jnvaliden-Versorgungsangelegenheiten: das Landwehr-Bezirkskomnlando, das Generalkommando, das Kriegsministerium.

Werden Gesuche in Versorgungsangelegenheiten — welche sich nicht als Necursgesuche kennzeichnen — unmittelbar bei den höhern Militärbe­ hörden eingereicht, so gehen sie br. m. ohne besondere Weisung oder ledig­ lich unter Couvert an die (unterste Entscheidungsbehörde) treffenden Land­ wehrbezirkskommandos. Letztere prüfen das Gesuch und bescheiden darauf, wenn vom'Land­ wehr-Bezirkskommando noch nicht entschieden wurde, lediglich unter Hillweis auf die Bestimmung des §. 22 (Meldung beim Bezirksfeldwebel). War in der Angelegenheit von einer kompetenten Behörde schon einmal Entscheidung getroffen, so wird das Gesuch br. m. als „Reeursgesuch" mit dem beim Landwehr-Bezirkskommando über den Bittsteller vorhandenen Aktenmaterial an die Brigade und von da direkt an das Generalkommando, von diesem unter Beilegung der etwa vorhandenen Grundlagen einer früheren Entscheidung dem Kriegsministerium vorgelegt.

§. 39. Während des mobilen Verhältnisses gehen in diesen Versor­ gungsangelegenheiten die Funktionen der Truppenteile auf die Ersatztruppen bezw. stellvertretenden Generalkommandos über. Werden aus den Feld- resp. Kriegstazarethen Leute gls Halb- oder Ganzinvalide bezw. als dienstunbrauchbar entlassen, so hat der Chefarzt ein Attest auszustellen über den Grad und die Dauer der Invalidität und Erwerbsunfähigkeit bezw. die Dienstunbrauchbarkeit zu koustatiren.

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5. Abthl.

DaS VersorgungS-, PenfionS- und Unterstützungswesen.

Eine Ausfertigung dieses Attestes übersendet er dem treffenden Ersatztruppentheile, welcher das Weitere wegen Anerkennung der Invalidität bezw. Entlassung bethätigt. Die betreffenden Mannschaften werden durch die nächste Etappenkom­ mandantur zu ihren Ersatztruppenteilen instradirt. Schwerverwundete resp. Amputirte werden zur Vermeidung weiter Reisen direkt in ihre Heimath abgesendet, der Ersatztruppentheil hievon in Kenntniß gesetzt und von diesem die dem Aufenthaltsort dieser Mannschaften zunächst gelegene Etappen^ oder Landwehrbehörde zur Uebernahme der Kontrole requirirt. Das Attest des Chefarztes kann dem Ersatztruppentheile als Dienst­ beschädigungsattest dienen. Allenfallsige Zweifel hat der Ersatztruppentheil durch Kommunikation mit dem Linientruppentheile aufzuktären. §. 40. Betreffs der Entlassung solcher dienstunbrauchbaren Kranken der mobilen Armee, welche aus evacuirten Feldlazarethen in inländische Lazarethe ausgenommen sind, ist zu beachten: Aus kleineren Lazarethen, bei denen kein Obermilitärarzt fungirt, werden derartige Mannschaften dem nächsten größeren Garnisonslazareth im Korpsbereich, bei welchem ein oberer Militärarzt fungirt, zur Anerken­ nung der Dienstunbrauchbarkeit und Veranlassung der Entlassung überwiesen. Der Chefarzt stellt — ohne eine Requisition abzuwarten — das wohl motivirte Dienstunbrauchbarkeits- oder nach Umständen Jnvaliditätsattest aus und übersendet dasselbe dem Ersatztruppentheile, welchem auch der zu Entlassende behufs Auskleidung und Ueberweisung an das heimathliche Landwehrbezirkskommando zugesendet wird. Der betreffende Ersatztruppentheil stellt die Jnvalidenliste oder den Entlassungsantrag wegen Dienstunbrauchbarkeit auf, sorgt für die erforder­ lichen Dienstbeschädlgungsatteste resp. Uebereinstimmungserklärungen und legt die Anträge unmittelbar dem stellvertretenden Generalkommando zur Entscheidung event. Weiterbeförderung an das Kriegsininisterium vor. K.-M.-R. vom 30. Juni 1875, V.-Bl. 42. Die Entscheidung über Versorgungsansprüche vor der Entlassung steht demjenigenGeneralkommando zu, welchem die Abtheilung oder Dienstesstelle des Gesuchstellers unterstellt ist; nach der Entlassung jenem, in dessen Korpsbezirk das instruirende Landwehr-Bezirkskommando gehört. Das K.-Ministerium bescheidet: a) die Gesuche um Aufnahme in das Jnvalidenhaus, b) die Pensionsgesuche der nicht regimentirten unteren Militärbe­ diensteten und aller derjenigen Militärpersonen der Unterklassen, deren Anstellung durch das Kriegsministerium erfolgte, sowie diejenigen der unteren Civilbediensteten der Militärverwaltung. Pensionsgesuche der Hartschiere werden durch das Kriegsministerium zur allerhöchsten Entscheidung vorgelegt. Im Uebrigen bildet das Kriegsministerium lediglich eine Recursinstanz. Hinsichtlich der Berechtigung zum Civilversorgungsschein sind §. 75 des R.-M.-P.-Gef. und §. 10 der Novelle vom 4. April 1874 maßgebend. Bei der Jnvalidenanerkennung, mag diese vom Generalkommando selbst oder im Recurswege durch das Kriegsministerium erfolgen, haben die Generalkommandos den als dauernd versorgungsberechtigt anerkannten Ganzinvaliden neben der Pension den Civilversorgungsschein, insofern nicht dessen Ausstellung schon während der aktiven Dienstleistung stattgefunden hat, auszufertigen und aushändigen zu lassen.

III. Abschn.

Vorschriften über die Anmeldung und Prüfung rc.

491

Den als dauernd versorgungsberechtigt anerkannten Halbinvaliden mit mindestens 12 jähriger aktiver Dienstzeit, welche nicht sofort bei ihrem Versorgungsgesuche den Anspruch auf den Civilversorgungsschein statt der Pension geltend gemacht haben, ist vorerst letztere zu gewähren und bleibt dem Betreffenden innerhalb 6 monatlicher Frist die Wahl zwischen Pension und Civilversorgungsschein Vorbehalten. Die ausgestellt werdenden Civilversorgungsscheine werden fortlaufend nummerirt und über selbe Verzeichniß geführt. Die Verfügung wegen Einziehung der Pension für den Fall der An­ stellung oder Beschäftigung int Civildienste, sowie die Wiedergewährung einer auf diesen Grund hin eingezogenen oder verkürzten Pension ist dem Kriegsministerium Vorbehalten. Wegen Anweisung und Auszahlung der Pension haben die General­ kommandos von ihren Entscheidungen vollständig ausgefertigte' Duplikate von kurzer Hand an die Generalmilitärkassa zu senden. Behufs Evidenthaltung der Personalakten und des Pensionskatasters im Kriegsministerium machen die Generalkommandos über jede eintretende Pensionirung eines Unteroffiziers oder Gemeinen, bezw. über alle Pensions­ Fortbezugsbewilligungen dahin Anzeige. Die Landwehr-Bezirkskommandos setzen im Falle einer erstmaligen Jnvalidenancrkenimng mib bezw. Pensionsverleihung die Stammabtheilung, welcher der Invalide zuletzt im aktiveu Dienste angehört hat, von der Entscheidung des Generalkommandos in Kenntniß. Diese Abtheilung über­ sendet sodann unverzüglich den Verpflegsschein des treffenden Mannes der Generalmilitärkassa zu, um nicht die Auszahlung der zuerkannten Pension zu verzögern. K.-M.-R. oom 1. September 1874, Nr. 13994, V.-Bl. 38. Es gehören im Siune des §. 65 des Reichsmilitär-Pensionsgesetzes vom 27. Juni 1871:

I.

Zur Rangstufe der Feldwebel:

1) Hartsthiere, 2) Werkmeister, 3) Oberwachtmeister, bezw. Wachtmeister der Feldgendarnierie, 4) Feldwebel und Wachtmeister, 5) Oberfeuerwerker, 6) Zeugfeldwebel unter 15 jähriger Dienstzeit, 7) etatsmäßige Vicefetdwebel und Bicewachtmeister, 8) Stabs-Hoboisten, --Hornisten, -Trompeter, 9 u. 10) Wachtmeister und Garnisonsbauaufseher, wenn Feldwebel (unter 15 jähriger Dienstzeit), 11) Portepeefähnriche, 12) Unterärzte, 13) einjährig­ freiwillige Aerzte, 14) Unterveterinäre, 15) Unterapotheker, 16) ZahlmeisterAspiranten mit Feldwebelsrang.

II.

Zur Rangstufe der Sergenten:

1) Ueberzähtige Vicefeldwebel, Vicewachtmeister,. Viceoberfeuerwerker und Vicedepotfeldwebel, 2) Sergenten, 3) Feuerwerker, 4 u. 5) Zeugser­ genten und Garnisonbauausseher, wenn Sergenten (unter 15 jähriger Dienst­ zeit), 6) Feldgendarmen, 7 u. 8) Zahlmeisteraspiranten und Bauschreiber mit Sergentenrang. III.

Zur Rangstufe der Unteroffiziere:

1) Ueberzähtige Sergenten, 2) Unteroffiziere und Oberjäger, 3) etats­ mäßige Hoboisten, 4) Trompeter und Hornisten mit Unteroffiziersrang, 5) Oberkrankenwärt?r, 6) Oberbäcker, sowie Oberhandwerker bei dem Ad-

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5. Abthl.

Das Versorgung^-, PensionS- und Unterstützungswesen.

ministrationstrain, 7 u. 8) Regiments- und Bataillonstamboure, die bei den Kommandob'ehörden, Truppen und Instituten als etatsmäßige Schreiber fungirenden oder als Schreiber zu Gouvernements und Koinmandanturen kommandirten Unteroffiziere — empfangen die Sergenten Pension, wenn sie den etatsmäßigen Gehalt eines Sergenten bezogen haben —, 9) Eska­ drons-, Batterie- und Kompagnieschmiede, 10 u. 11) Zahtmeisteraspiranten und Bauschreiber mit Unteroffiziersrang. IV.

Zur Rangstufe der Gemeinen:

1) Ueberzählige Unteroffiziere, 2) Obergefreite, 3) Gefreite, 4) Ge­ meine, 5) Spielteute, 6) Trompeter mit Gefreiten- oder Gemeinenrang, 7) Trainsoldaten, 8) Krankenwärter, 9) Verpflegsmannschaften mit Ausnahme der Oberbäcker und Oberhandwerker, 10) Zeugdiener unter 15jähriger Dienstzeit, 11) Handwerker (Oekonomiehandwerker), 12) Arbeitssoldaten.

Besondere Bemerkungen. 1) Die Feldgendarmen (II, 6) zählen durchweg zur Rangstufe der Sergenten, sohin auch die als Obergendarmen etwa verwendeten Gendarmen, sowie die als Feldgendarmen verwendeten Unteroffiziere und Gefreiten der Kavalerie. 2) Als Oberkrankenwärter etwa verwendete Sergenten der Sanitäts­ kompagnien, dann die Lazarethrechnungssührer zählen zur Rangstufe ihrer Charge. 3) Vicefeldwebel und Vicewachtmeister des Beurlaubtenstandes mit dem Qualificationsattest zum Reservenoffizier zählen zu den etatsmäßigen Vicefeldwebeln rc. (I, 7.) 4) Einjährigsreiwillige (ausgenommen die einj. freiw. Aerzte I, 13) zählen zur Rangstufe der Gemeinen. 5) Das zum Soldatenstande gehörige Zeug personal (Zeugfeldwebel, Zeugsergenten), dir Wachtmeister, die Garnisousbauaufseher werden nach 15jähriger Dienstzeit nach §. 24, V.-Bl. 1873 Nr. 45, als Unterbedienstete des Heeres behandelt. 6) Zur Rangstufe der Unteroffiziere zählen noch die Büchsen­ macher, dann die Eskadrons- und Batteriesattter älterer Ernennung.

IV. Abschnitt.

Bestimmungen zur Ausführung der §§. 101 bis 108 des Militär - Pensionsges etzes vom 27. Juni 1871 und der §§. 15, 16 und 22 der Novelle vom 4: April 1874. (V.-Bl. 1875, Nr. 19.)

I. zu §. 101. Pensionsempfänger, welche sich im Auslande (außerhalb des Reichs­ gebiets) aufhalten, müssen die Abhebung ihrer Pension im Jnlande — entweder in eigener Person oder durch Bevollmächtigte — bewirken. Die inländischen Kassen und Behörden sind zu Geldsendungen und Korrespondenzen mit den im Auslande lebenden Pensionären nicht ver-

IV. Abschn. Bestimmungen zur Ausführung der §§. 101 bis 108 rc.

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pflichtet, cs ist vielmehr Sache dieser letzteren, den Kassen und Behörden alle diejenigen Vorlagen .zu machen, welche für die Zahlbarmachung der Pension erforderlich sind,'wozu namentlich das Lebensattest und der Nach­ weis gehört, daß der Pensionär nicht durch ununterbrochenen zehnjährigen Aufenthalt ini Auslande das deutsche Jndigenat verloren hat. Den Nachweis, daß er aus anderem Grunde das deutsche Jndigenat nicht verloren habe, hat der Pensionär nicht zu führen. Wird der Zahl­ stelle bekannt, daß der Pensionär dasselbe aus irgend einem Grunde ver­ loren hat, so ist die Zahlung der Pension einzustellen. Die Prüfung der von den Pensionsempfängern selbst oder von deren Bevollmächtigten vorzulegenden Schriftstücke, insbesondere auch der Voll­ machten selbst, ist Sache der zahlenden Kasse. Hinsichtlich derjenigen Pensionsempfänger, welchen beim Erscheinen der gegenwärtigen Bestimmungen ihre Pensionen bereits in das Ausland ge­ zahlt werden, verbleibt es bei dem bisherigen Verfahren. II. zu §. 102. A. Unter den Pensions- und Verstümmelungszutagen sind nur die in den §§. 71 und 72 aufgeführtcn Zulagen, nicht aber auch die Dienstzu­ lagen (§. 74) zu verstehen. Behufs der erforderlichen Unterscheidung der verschiedeneil Zulagen haben die Militär-Intendanturen, beziehungsweise die Marine-Intendantur in den Pensions-Zugangs-Nachweisungen die Zulagen nach §. 71 als Kriegs zutage, nach g. 72 als Verstümm elungszulagen, nach §. 74 als Dienstzulage zu bezeichnen. B. 1) Der Aufenthalt in einem Mititärkurhanse oder in einer mili­ tärischen Heilanstalt zum Zwecke einer Bade- oder Brunnenkur fällt unter die Vorschrift der §:'l02b. Sonstige zu derartigen Kurzwecken gewährte Unterstützungen sind auf die Fortzahlurig der Jnvalidenpension einflußlos. 2) Unter „Familie" im Sinne des §. 102 b sind außer der Ehefrau und der ehelichen Nachkommenschaft (Kinder, Enkel) auch die Eltern und Großeltern des Pensionärs zu verstehen, sofern dieser der einzige Ernährer derselben ist. 3) Tie bezeichneten Anstalten haben von jeder Aufnahme und Ent­ lassung eines Pensionsempfängers derjenigen Behörde, auf deren Pensions­ etat derPcnsionär steht, unter genauer Angabe des Tages der Aufnahme, sowie des Tages der Entlassung aus der Anstalt, behufs der Pensionsregulirung unverzüglich Mittheilung zu machen. 4) Die Zahlung der Pension und etwaigen Zulagen erfolgt für den Monat der Aufnahme und Entlassung gemäß §. 99 stets in vollen Monatsbeitrageu. Etwaige Marschkompetenzen, welche behufs der Aufnahme in die An­ stalt oder bei Entlastung aus derselben zur Erreichung des Heimathsortes dem Invaliden gewährt werden, kommen auf die Pensionsbeträge nicht in Anrechnung. 5) Erfolgt die Jnvaliditätsanerkennung von Mannschaften erst wäh­ rend ihres Aufenthalts in einer der bezeichneten Anstalten, so haben die zuständigen Militärbehörden die zur Erhebung der Pension rc. berechti­ genden Legitimationspapiere der Anstalt zur Aufbewahrung und späteren Aushändigung an den Pensionär zu übersenden. C. 1) Sobald die Aufnahme eines pensionsberechtigten Invaliden in einer Civilstelle oder zu einer Beschäftigung im Civildienst erfolgt ist, hat

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5. Abthl.

Das VersorguugS-, Pensionö- und Unterstützungswesen.

die anstellende Behörde demselben das Quittungsbuch, welches fortan nach dem beiliegendem Schema angefertigt wird, abfordern und in dasselbe betreffenden Orts das Anstellungs- beziehungsweise Beschäftigpugsverhältniß eintragen zu lassen unter Angabe: a) der Art der Anstellung oder Beschäftigung, wobei insbesondere ersichtlich zu machen ist, ob dem Angestellten oder Beschäftigten die Eigenschaft eines Beamten beiwohnt oder nicht (vergl. zu §. 106); b) des Tages des Beginns der Anstellung re. c) des Diensteinkommens (Entgelt), welches fiir die Wahruehmung der Stelle oder für die Beschäftigung gewährt wird, unter genauer Bezeichnung der Art und des Betrages desselben, sowie des Zeitpunktes, von welchem ab die Gewährung statt­ findet. Bezüglich der Art des Diensteinkommens ist namentlich auzugeben, ob dasselbe in festen oder ungewissen Hebungen be­ steht; bezüglich des Betrages desselben, welchen Geldwerth die etwa einbegriffenen Naturalien und Nutzungen haben und wie viel vom Gesammtbetrage des Einkommens zu Ausgaben für Dienstbedürfnisse (§. 103) in Abrechnung zu bringen ist. Besteht das Einkommen ganz oder zum Theil in ungewissen Hebungen (z. B. Exekutionsgebühren, Tantiemen), so werden da, wo mit der Stelle ein Aufwand von Reise- und Zehrungskosten verbunden ist, 50 Prozent des ermittelten unfixirten Einkommens, und zwar wenn das Diensteinkommen ganz in unfixirten Heb­ ungen besteht aber nach dem Durchschilitt nicht 50 Mark monat­ lich erreicht, als Mindestbetrag 25 Mark monatlich in Abzug gebracht. Demnächst ist das Ouittuugsbuch der die Pension feststellenden Be­ hörde behufs der Prüfung und etwaigen Richtigstellung sowie zur Rege­ lung der Pensionskompetenzen zu überreichen. 2) Diese Behörde hat insbesondere auf Grund der Vorschriften des Gesetzes vom 27. Juni 1871 beziehungsweise der Novelle vom 4. April 1874 festzustellen, bis zu welchem Zeitpunkte der Angestellte:c. die Pension unverkürzt zu beziehen hat, von wann ab die Einziehung oder Kürzung derselben einzutreten und letzteren Falls, in welchem Betrage die Kürzung zu erfolgen hat.*) Diese Festsetzungen sind in das Quittungsbuch den Angaben über das Anstellungsverhältniß gegenüber einzutragen. Auch ist der Kasse, aus welcher der Pensionär seine Pension bezieht, die entsprechende Anweisung zu ertheilen. 3) Nach erfolgter Regelung erhält die Anstellungsbehörde das Quit­ tungsbuch zurück, theilt die darin enthaltene Regelungsverfügung dem Jn•) Personen, welche sich im Besitze der Pensionszulage für Nichtbenutzung des CivilversorgungöscheineS (§. 12 der Novelle vom 4. April 1874) befinden, verlieren dieselbe mit Ablauf deS Monats, in welchem die Anstellung oder Beschäftigung erfolgt ist, nicht nur bei einer etwaigen Anstellung oder Beschäftigung in einem unter den Begriff deS §. 106 fallenden Civil bleuste, sondern bei jeder Anstellung oder Beschäftigung, welche die Civilversorguugsberechtigung zur Voraussetzung hat, — also namentlich auch bei einer Verwendung im Dienste solcher Privat-Eisenbahn­ verwaltungen, welchen, die Verpflichtung zur Annahme Eivilversorgungsberechtigter anferlegt ist.

IV. Abschn.

Bestimmungen zur Ausführung der §§. 101 bis 108 rc.

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validen mit und läßt ihn, daß solches geschehen, durch Namensunterschrist anerkennen. Hiernächst ist das Quitungsbuch dem Inhaber wieder auszu­ händigen, demselben aber behufs Aufbewahrung wieder abzufordern, sobald er zur Erhebung irgend welcher Jnvalidenkompetenzen nicht mehr be­ rechtigt ist. 4) Um den regelmäßigen Empfang der Jnvalidenpension durch die Abforderung der Quittungsbücher nicht zu stören, haben Abforderung und Rückgabe in der Zeit zwischen dem zweiten unh letzten Tage eines und desselben Monats stattzufinden. 5) Die in den Dienst- und Einkommenverhältnissen der angestellten Pensionsempfänger vorkommenden Veränderungen, sowie die Entlassung der Angestellten sind von den anstellenden Behörden in die Quittungsbücher unter Angabe des Zeitpunktes der Veränderung und der Höhe des ander­ weiten Diensteinkommens, und bei Entlassungen unter Bezeichnung des Tages, bis zu welchem das Diensteinkommen bezogen wird, einzutragen und zur Bewirkung der nöthigen Festsetzungen (bergt Nro. 1 und 2 vor­ stehend') der zuständigen Behörde zu übersenden. Bei Entlassungen sind die Quittungsbücher dieser Behörde so zeitig vorzulegen, daß die Aushändigung an die Inhaber noch bis zum Ent­ lassungstage erfolgen kann. 6) Die in den Händen der Invaliden befindlichen Quittungsbücher älterer Art sind bei der Annahme durch Hinzufügung des nöthigen Papiers in entsprechender Weise zu vervollständigen. 7) Der Monat, in welchen der Beginn einer Anstellung oder Beschäf­ tigung fällt, zählt bei Berechnung der Fortgewährüng der Pension wäh­ rend der ersten sechs Monate der Anstellung rc. nicht mit und zwar auch dann nicht, wenn die Anstellung oder Beschäftigung mit dem ersten Tage des Monats begonnen hat. 8) Füllt der Zeitpunkt, mit welchem die Zahlung des Diensteinkommens beginnt, nicht mit dem Zeitpunkte des Beginns der Anstellung oder Brschäftigung zusammen, so ist für den Fortbezug der Pension der erstere Zeitpunkt als der maßgebende anzusehen. 9) Sind Invaliden bereits vor ihrer Entlassung aus dem Militär­ dienste im Civildienste beschäftigt worden, so werden die 6 Monate des Bezugsrechtes der Jnvalidenpension von dem Zeitpunkte ab gerechnet, mit welchem der Pensionsbezug nach Maßgabe der Jnvalidisirung seinen An­ fang zu nehmen hat. 10) Der Fortbezug der Jnvalidenpension auf die Dauer von 6 Mo­ naten, mit der im §. 104 und den bezüglichen Ausführungsbestimmungen (s. unten zu §. 104) gegebenen Beschränkung, findet bei jeder wechselnden Anstellung oder Beschäftigung im Civildienste statt. 11) Diejenigen Teilnehmer am Kriege vnn 1870/71, deren Invali­ dität durch diesen Krieg verursacht, und welche demgemäß als Kriegsin­ validen anerkannt worden sind, werden nach der Bestliumung des §. 102 c. behandelt, auch wenn ihre Anstellung oder Beschäftigung vor beut Inkraft­ treten des Gesetzes, d. i. vor dem 21. Juli 1871 erfolgt ist. 12) Auf die übrigen bereits vor dem 21. Juli 1871 im Civildienste angestellten oder beschäftigten Pensionsempfänger findet der §. 102 c keine Anwendung. Auf die nach dem 21. Juli 1871 im Civildienste angestellten oder in Beschäftigung getretenen Pensionsempfänger, welche nach den früheren Ver-

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5. Abthl.

DaS VersorgungS-, PensionS- und Unterstützungöwesen.

sorgungsgesetzen penfionirt worden sind, findet der §. 102 c. nur dann Anwendung, wenn dieser ihnen günstiger ist, als die früheren diesfälligen Vorschriften. (Vergl. zu 11 und 12: §. 112 des Gesetzes und §§. 17 und 23 der Novelle.) III. zu §. 103 des Gesetzes und §§. 15 und 22 der Novelle.

1) Die Dienstzulage (§. 74) wird als Theil der Pension bei Ermitte­ lung des Doppelbetrages» derselben mit zur Berechnung gezogen. 2) Die Zuschüsse, welche den nicht mit festem Einkommen, sondern gegen Tantieme, Gebühren, Kopialien oöer ähnliche Bezüge im Civildienft angestellten oder beschäftigten Pensionsempfängern aus der Pension be­ willigt werden, sind nach Maßgabe des wirklich bezogenen Diensteinkom­ mens (vergl. II. 1, c.) von der Behörde, welche den Pensionsempfänger angestellt hat, im Laufe des Jahres vorschußweise zu berichtigen, und im Monat Januar des folgenden Jahres derjenigen Behörde, auf deren Mi­ litärpensionsetat der Empfänger steht, beziehungsweise welche die Zahlung der Pensionen für die betreffenden Marinepensionäre zu bewirken hat, unter Beifügung einer Uebersicht des wirklichen Diensteinkommens zur Feststellung und Erstattung nachzuweisen. Die Zuschüsse für die Marinepensionäre hat die Behörde, von welcher die vorschußweise Zahlung geleistet worden ist, der General-Militärkasse als der Zahlstelle für die Reichsmarine, zur Wiedererstattung in Anrech­ nung zu bringen. 3) Die Zahlbarkeit der erhöhten Zuschüsse aus §. 15 Absatz 1 der Novelle beginnt für alle bereits vor dem 1. April 1874 im Civildienst an­ gestellten oder beschäftigten Pensionäre mit dem Monat des Inkrafttretens dieser Novelle (April 1874); für die im Civildicnste später angestellten oder beschäftigten Pensionsempfänger nach Ablauf der im §. 102 c. ge­ gebenen Frist. Für die Zahlbarkeit der Zuschüsse aus Absatz 2 a. a. O. ist nach Maßgabe des §. 22 ebenda der Monat April 1874 der früheste Termin.

IV. zu §. 104. 1) Unter wechselnden Anstellungen oder Beschäftigungen im Sinne des Paragraphen sind Anstellung^ beziehungsweise Beschäftigungsverhältnisse zu verstehen, welche durch eine dazwischen liegende, mit dem Wegfall des Diensteinkommens verbundene Entlassung des angestellten oder beschäftigten Pensionärs von einander getrennt sind. Ob die Entlassung mündlich oder schriftlich, freiwillig oder unfreiwillig erfolgt ist, ob zwischen der Entlassung und der etwaigen Wiederanstellung im Civildienste ein Zeitraum liegt, oder ob der Pensionär nach der Ent­ lassung aus seinem bisherigen Dienstverhältnisse in ein anderes unmittelbar übergeht, kommt bei der Anwendung des §. 104 nicht in Betracht. Dagegen gelten Beförderungen und Versetzungen in andere Stellen desselben Verwaltungsressorts nicht als wechselnde Anstellungen oder Be­ schäftigungen im Sinne des §. 104 des Gesetzes. 2) Bei Dienstverrichtungen gegen stückweise Bezahlung, gegen Boten-, Tage- oder Wochenlohn oder bloßen Kopialienverdienst, sofern diese Be­ schäftigungen überhaupt unter den Begriff „Civildienft" im Sinne des §. 106, Absatz 1 (s. unten) fallen, ist jede mit einem Wegfall des bezüg­ lichen Einkommens verbundene Unterbrechung einer Entlassung und

IV. Abschn. Bestimmungen zur Ausführung der §§. 101 bis 108 rc.

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jeder demnächstige Neubeginn einer derartigen Beschäftigung einer Wiederanstellung im Sinne des §. 104 gleich zu achten. 3) Scheidet ein Pensionär aus der Civilstelle im Laufe eines Mo­ nats unter gleichzeitigem Verluste seines Diensteinkommens, so beginnt die Pensions- rc. Zahlung mit dem ersten Tage desselben Monats. 4) Hat bei wechselnder Anstellung oder Beschäftigung der Pensionär in dem vorherigen Anstellungs- oder Beschäftigungsverhältniß die Pension für den nach §. 102 c. des Gesetzes zuläßigen Zeitraum in einem und dem­ selben Kalenderjahre bezogen, so kann ihm in demselben Kalenderjahre beim Antritt der neuen Stelle rc. die Pension nur für den Monat des Antritts gewährt werden; für die folgenden sechs Monate der neuen Beschäftigung rc. tritt die Pensionsgewährung nur insoweit ein, als dieselben in das nächste Kalenderjahr fallen. 5) Bei wechselnden Anstellungen oder Beschäftigungen der nach den früheren Versorgungsgesetzen Pensionirten findet der §. 102 c. nur dann Anwendung, wenn dies den Pensionirten günstiger ist, als die Anwendung der früheren Vorschriften.

V. zu §. 105. Wegen Wiedereinziehung etwa überhobener Pensionsbeträge durch Gehalts- oder Pensionsabzüge ist das Erforderliche von der Behörde zu verfügen, welche die Pension festzustellen hat. Die Höhe der Abzüge nach Bewandtniß der Umstände festzusetzen, bleibt derselben in jedem besonderen Falle überlassen.

VI. zu §. 106. 1) Nach den in §. 106 enthaltenen Grundsätzen ruht das Recht auf den Bezug der Pension und Dienstzulagen — nach Ablauf des in §. 102 c. bezeichneten Zeitraums — für alle Pensionäre, welche gegen Entgelt als Beamte angestellt oder beschäftigt sind, gleichviel in welcher Weise ihnen das mit ihrer Stellung verbundene Einkommen gewährt wird, namentlich ob letzteres seinem Gesammtbetrage nach ein bestimmtes ist, oder ob es in einzelnen, durch das Maß der Leistungen bedingten Bezügen besteht. 2) Im Allgemeinen gelten alle Stellen des im §. 106 Absatz 1 be­ zeichneten Dienstes, welche nach den maßgebenden Bestimmungen ganz oder zum Theil mit Militäranwärtern zu besetzen sind, für das hier in Frage kommende Verhältniß als Beamtenstellen. Pensionäre, welche gewisse Arten niederer Dicnstverrichtungen versehen (Lohnschreiber, Wärter, Wächter, Boten, Hausdiener und dergleichen mehr), sind jedoch nur dann als Beamte anzusehen, wenn ihre Annahme nicht blos aushülfsweise und vorübergehend, sondern zur Befriedigung eines dauernden Bedürfnisses und mit der Aussicht auf dauernde Beschäftigung erfolgt. In Zweifelsfällen ist die Frage, ob ein Pensionär in der ihm über­ tragenen Stelle oder Beschäftigung als Beamter anzusehen ist, zunächst von der anstellenden Behörde zu entscheiden, die getroffene Entscheidung aber, falls dieselbe nicht von einer Centralbehörde erfolgt ist, von der die Pension feststellenden Behörde zu kontroliren. Die letzte Entscheidung steht in streitigen Fällen der obersten Militär-Verwaltungsbehörde des Konntigents zu (§§. 114 und 116). Dieselbe wird indessen bei Meinungsverschieden­ heiten zwischen der anstellenden und der kontrolirenden Behörde vor, ihrer definitiven Entscheidung mit der, der anstellenden Behörde vorgesetzten obersten Instanz in Benehmen treten und dabei etwa hervortretende DisReinhard, Heerwesen. 32

498

5. Abthl.

DaS Versorgung--, Pension-- und Unterstützung-wesen,

ferenzen prinzipieller Bedeutung durch Vermittelung des ReichskanzlerAmtes zur vorgängigen Entscheidung des Bundesraths bringen. 3) Unter den im §. 106 angeführten Gemeindekassen sind nur die Kassen der politischen Gemeinden zu verstehen. Kirchen- und Schulgemeinden kommen nur insoweit in Betracht, als die Dienstbesoldungen bei denselben ganz oder theilweise aus Staats- oder Gemeindekassen bestritten werden.

VII. zu §§. 107 und 108 des Gesetzes und §. 16 der Novelle.

1) Die vorbezeichneten Bestimmungen kommen auch dann zur Anwen­ dung, wenn die von den Invaliden erdiente Militarpension vor der An­ stellung oder Beschäftigung im Civitdienste thatsächlich nicht zur Anweisung gelangt ist. 2) Die aus dem Civil-Reichs- und Staatsdienste scheidenden Pensionäre, denen die ihnen schon früher zuerkannte Jnvalidenpension nach den vorbezeichneten Bestimmungen angewiesen wird, haben die Pension a) falls sie der Armee angehört haben, aus Militärpenfionsfonds; b) falls sie aus der Marine hervorgegangen sind, aus dem Marine­ pensionsfonds ; c) falls ihnen daneben gleichzeitig eine Civilpension zuerkannt ist, aus Civilfonds zu erheben, welchen letzteren der Betrag der ver­ auslagten Militärpension am Jahresschlüsse aus dem Militär­ pensionsfonds zu erstatten ist. 3) Auf die aus dem Kommunal- und Instituten- rc. Dienste in das Pensionsverhältniß übertretenden Pensionäre finden die Bestim­ mungen des §. 107 gleichmäßig Anwendung, sofern bei ihrer Pensionirung die früher zurückgelegte Militärdienstzeit als pensionsfähige Dienstzeit mit in Anrechnung gebracht worden ist. In den Fällen des §. 108 ist der Betrag der Pension, welche dem Invaliden aus der von ihm im Kommunal- und Jnstitutendienste beklei­ deten Stelle unter Zugrundelegung seiner gefmiunteii pensionsfähigen Dienst­ zeit zu gewähren sein würde, von der zuständigen Verwaltungsbehörde fest­ zustellen und damit zugleich der Zuschuß zu bestimmen, welcher ihm (nach Maßgabe des §. 108) neben der effektiv gewährten Civilpension aus der Jnvalidenpension für Rechnung des Militär- resp. Marinepensionsfonds zu zahlen ist. 4) Behufs Erstattung der nach Nummer 1 c aus Civilfonds veraus­ lagten Militärpensionen der Armee ist am Jahresschlüsse eine spezielle Nachweisung aufzustellen. Diese Nachweisung, welche von der zuständigen Behörde zu prüfen und dahin zu bescheinigen ist: „daß der aus Militärpensionsfonds erstattete Betrag von . . . . Mark bei den im Laufe des Jahres 18 . . an Pensionen der .....................Verwaltung gebuchten, rechnungsmäßigen Ausgaben zwar nachrichtlich nachgewiesen, aber nicht in Aufrechnung ge­ bracht ist" dient zur Justifizirung der Militärpensionsrechnung. Für Pensionäre der Marine ist am Jahresschlüsse eine besondere Nachweisung aufzusteUen und derjenigen Behörde, welche die Zahlung der bezüglichen Pensionen zu bewirken hat, zur Erstattung zu übersenden. Diese Nachweisung, welche in analoger Weise, wie vorstehend festgesetzt, zu bescheinigen ist, ist der General-Militärkasse, welche den bezüglichen Betrag

V» Abschn. Allerh. Verordn, über die Anstellung von Unteroffizieren rc.

499

zu erstatten hat, zu übersenden und dient zur Justifizirung der Marine­ pensionsrechnung. 5) Bei den aus dem Kommunal- und Jnstitutendienste in das Pen­ sionsverhältniß übertretenden Pensionären ist von ihren Behörden der Tag des Ausscheidens aus dem Dienste und des Beginns der Pensionszahlung unter Angabe der Höhe der Pension in das Quittungsbuch einzutragen und dieses der zuständigen Behörde zur Zahlbarmachung der Invaliden­ pension beziehungsweise des Zuschusses vorzulegen. 6) Bei Berechnung des aus Civilfonds zu bestreitenden Betrags bleibet! nur die Kriegszulage (§. 71) und die Verstümmelungszulagen (Z. 71) außer Betracht, während die Dienstzulage (§. 74) mit zur Berechnung zu ziehen ist. 7) Die Gewährung und Bestreitung der Jnvalidenpension nach den Festsetzungen der §§. 107 und 108 tritt nur in denjenigen Fällen ein, in denen der Uebertritt aus dem Civildienst in den Ruhestand nach dem 21. Juli 1871 erfolgt ist resp, noch erfolgt. Alle vor diesem Zeitpunkte bereits stattgefundenen Pensionsregulirungen bleiben zu Recht bestehen.

V. Abschnitt.

Allerhöchste Verordnung über die Anstellung von Unter­ offizieren, Gendarmen und Soldaten im subalternen Civildienste vom 6. April 1869. (Reg.-Bl. Nr. 23, V.-Bl. Nr. 14.)

Allgemeine Bestimmungen. Anspruch auf vorzugsweise Berücksichtigung haben: 1) Unteroffiziere mit 12 Jahren Präsenzzeit in der Armee, darunter 9 Jahre als Unteroffizier und guter Konduit; 2) Gendarmen mit 9 Jahren Dienstzeit in der Gendarmerie und guter Aufführung; 3) invalide Unteroffiziere und Soldaten und die in die HalbinvalidenAbtheilungen Aufgenommenen. 2. Den Civilanstellungsschein fertigt die Abtheilung aus und legt ihn zur Bestätigung dem Generalkommando vor. Der Inhaber heißt „Militärbewerber". 3. Das Kriegsministerium besetzt alle in Anlage A sub VIII auf­ geführten Bedienstungen mit Militärbewerbern. Bei den übrigen Stellen werden bei eintretenden Vakaturen die mit * bezeichneten mindestens zu 3/R. v. 15. Mai 1866, Nr. 5530), welche bei den Regimentern vorschriftmäßig aufzubewahren sind und den Ersatzbataillonen bei ihrer Formation ab­ gegeben werden (K.-M.-R. v. 6. Juni 1868, Nr. 2417). Den Landwehrbatai klonen sind die Fahnen der Reservebataillone zugewiesen. Es haben nämlich (K.-M.-R. vom 27. Juni 1866, Nr. 9512) die Reservebataillone die alten (Wecken-) Fahnen erhalten, welche die National­ garden II. Klasse, die mobilen Legionen, zu führen berechtigt waren und bis zu ihrer künftigen Mobilmachung (K.-M.-R. vom 5. Septbr. 1817, Nr. 14070) eingeliefert hatten. (K.-M.-R. vom 15. Oktbr. 1874, Nr. 19088.) 1. Die Fahnen und Standarten werden in den Garnisonen in den Zimmern der Offiziere vom Kasern- und Tagesdienste in verschließbarein Behältnisse aufbcwahrt. 2. In Marschquartieren und Cantouirung in der Wohnung des Re­ giments- bezw. Bataillonskominandeurs. 3. In Bivouaks und Lagern nach den Vorschriften für die Ausbildung der Truppen im Felddienste. 4. Die Fahnen der Landwehren verwahren die Landwehr-Bezirks­ kommandeure — auch in Garnisonen. Wenn die Bataillone formirt sind, wird nach 1—3 verfahren. Diese mobilen Legionsbataillone sind durch Armeebefehl vom 27. No­ vember 1815 den Jnfanterieregimentern als Reserve »überwiesen und da­ durch immer mehr als vollzählig erhalten worden, daß die Ausgedienten

. II. Achschn.

Die Auszeichnungen.

591

jeden Jahrgangs bei ihnen in Listen •— bis zur Verheiratung, zum 60. Lebensjahr oder zum Tode — geführt wurden. Nach dem neuen Wehrgesetz traten die Landwehrbataillone an ihre Stelle und können stolz auf diese Fahnen sein, welchen ihre Voreltern schon in den Jahren 1813 bis 1815 nach Frankreich gefolgt sind. Das Blatt der Landwehrfahnen ist weiß und blau geweckt; in der vergoldeten Spitze steht der verschlungene Namenszug des Königs Max I. Joseph. Die Landwehr-Bataillonskommandeure bewahren die Fahnen auf (K.-M.-R. v. 15. Febr. 1868, Nr. 2206). Fahnendekoration (V.-Bl. 1874, Nr. 41). Um das Andenken jener Fahnenträger zu ehren, welche im Kriege 1870/71 mit der Fahne in der Hand verwundet wurden und in Folge dieser Wunden gestorben sind, befahl König Ludwig II. unterm 30. August 1874, daß deren Namen mit kurzer Erwähnung der Veranlassung auf silbernem Ringe verzeichnet und dieser der betreffenden Fahne angelgt werde. Diese Auszeichnung erhalten: Die Fahne des 2. Bataillons 2. Infanterieregiments Kronprinz mit der Inschrift: „Es wurde mit dieser Fahne in der Hand am 6. August 1870 ver­ wundet und starb in Folge dessen Sergent Adalbert Dietrich." Die Fahne des 1. Bataillons 3. Infanterieregiments Prinz Carl mit der Inschrift: „Es wurde mit dieser Fahne in der Hand am 2. Dezember 1870 „verwundet und starb in Folge dessen Sergent Carl Rosa." Die Fahne des 2. Bataillons 10. Infanterieregiments Prinz Ludwig mit der Inschrift: „Es wurde mit dieser Fahne in der Hand am 1. September 1870 „verwundet und starb in Folge dessen Sergent Johann Schmitt." Standarten führen die Leibgarde der Hartschiere und die beiden Kürassierregimenter. Die Standarte der Leibgarde besitzt in ihrer Spitze eine historische Reliquie aus der Schlacht bei Prag 1618. Die stark vergoldete Spitze ist nicht durchbrochen sondern voll; auf der einen Seite ist das bayerische Wappen mit den Worten „Augustae reliquae victoriae Pragensis“ in erhabener Arbeit, an der andern Seite steht die etwa 5 cm. hohe, eben­ falls vergoldete Statuette der Muttergottes mit der Überschrift „Sub tuum praesiduum“ *). Das sehr reich und geschmackvoll gearbeitete Blatt der Standarte ist von der Churfürstin Maria Anna, Tochter Königs Friedrich August III. von Polen und Churfürsten von Sachsen, Gemahlin Max III. Josephs gestickt. Die Fahnenbänder zeigen gleichfalls ihren Namenszug. Zur Erinnerung an das 200 jährige Jubiläum, das am 13. April 1869 gefeiert wurde, stiftete Ihre Majestät die Königin-Mutter der Leibgarde eine Standartschleife von blau und weißem Taffet mit bezüglicher Inschrift. Früher führten sämmtliche Reiterregimenter Standarten und zwar stammten diese aus der Zeit Carl Albrechts, als er 1742 den öster­ reichischen Erbfolgekrieg begann, weßhalb sie auf der einen Seite den schwarzen Doppelaar zeigen. Auch diese Standarten sind reich gestickt und ') confugimus ist weggelassen.

Diese Worte sind aus dem Salve regina.

7. Abthl.

592

Orden, Ehrenzeichen und Auszeichnungen.

mit Goldfranzen eingefaßt. Bei der Formation vom 16. April 1803 lieferten die Chevautegersregimenter ihre Standarten ab, dann 1811 die Dragoner, nachdem sie durch Armeebefehl vom 29. April zu der leichten Kavalerie eingetheilt wurden. Erst bei Errichtung des Regiments Garde du Corps zu Pferd sind 1814 wieder Standarten angefertigt worden. Auf dem blauen gerippten Schafte glänzte in der vergoldeten Spitze der verschlungene königliche Namenszug und das Blatt war mit demselben Emblem innerhalb eines Lorbeer- und Eichenkranzes, dann geschmackvollen Arabesken und einer Garnitur Goldfranzen verziert. Das Regiment hatte drei Standarten, deren Blätter unter sich in der Farbe und Stickerei verschieden waren. Jenes der 1. Division bestand aus weißem Taffet mit Gold, das der 2. aus lichtblauem mit Silber und jenes der 3. aus lichtblauem mit Gold gestickt. Die 1815 ferner errichteten zwei Kürassierregimenter erhielten gleichfalls Standarten, welche ebenso wie die der Garde du Corps waren. Silber­ schnüre, Weiße und blaue Bänder, silberne Franzen, Quasten von Silber und Gold geben diesen Standarten ein prachtvolles Ansehen. Das breite Estandartbandoulier ist mit einer, mit drei blauen Seidenstreifen der Länge nach durchzogenen, Silberborte besetzt und das Beschläge von gediegenem Silber. Seit dem Jahre 1872 führt jedes Kürassierregiment nur eine Standarte. Das Garde du Corps-Regiment führte als besondere Auszeichnung die Kesselpaucken, welche noch bis Anfang des Jahrhunderts im Besitze der Leibgarde der Hartschiere gewesen waren, und silberne Trompeten. So­ wohl die Pauckenmäntel als die Trompetenfahnen, von lichtblauem Taffet, Waren reich gestickt. Allgemeine Bestimmungen (K.-M.-R. vom 7. Dezbr. 1852, Nr. 13036). Nachdem es den Regimentern zur Ehre zu rechnen ist, alte Fahnen zu besitzen, sind diese erst dann unbrauchbar zu erklären und zum Austausch gegen neue Fahnen zu beantragen, wenn sie an und für sich sehr schadhaft geworden, oder wenn die auf dem Fahnenblatt befindlichen königlichen Embleme, insonderheit das den Haupttheil bildende königliche Wappen in der Art beschädigt sind, daß dieselben nicht mehr zu erkennen oder nicht mehr vorhanden sind. Ferner ist jedesmal Bestimmung getroffen worden, daß auch an die Fahnen die Feldzugs-Denkzeichen angeheftet wurden, insoferne die sie führende Truppe den Krieg ganz oder theilweise mitgemacht hat. Dem­ gemäß sind an die Fahnen und Standarten angeheftet: das Militär-Denk­ zeichen für 1813, 1814 und 1815; das Denkzeichen für das Hülfskorps in Griechenland 1833; die Kriegs-Denkmünze für 1870 71; das ArmeeDenkzeichen für 1866; das Feldzugs-Denkzeichen für 1849. Diese Denkzeichen werden (K.-M.-R. v. 21. Dezbr. 1871, Nr. 33704) an den Linienfahnen durch die Abtheilungskommandeure vor ausgestellter Wachtparade, bei den Landwehrbataillons durch deren Kommandeure ohne besondere Feierlichkeit am Aufbewahrungsort an den Fahnen befestigt.

b.

Auszeichnung an der Uniform und durch Namen.

Auszeichnungen' für besonders hervorragende Kriegsthaten, oder für hohes Alter hat kein bayerischer Truppentheil.

n. Abschn.

593

Die Auszeichnungen.

Namen führen „für immer" durch A. B. v. 28. Okt. 1835: Das Infanterie-Leibregiment (errichtet 1814 aus sämmtlichen Grenadier- und Karabinier-Kompagnien der Jnfanterieregimenter und leichten Bataillone); das 1. Infanterieregiment König (errichtet 1778 aus dem 1. Bataillon des churpfälzischen und dem 2.-Bataillon des churbayerischen Leibregiments, als Leibregiment, welche Eigenschaft es bis 1811 behielt. Die Formation vom 29. April gab ihm dann die Benennung „1. LinienJnfanterieregiment König"); das 2. Infanterieregiment Kronprinz (errichtet 1682 und seit 1694 „Churprinz", nur mit Ertheilung der Königswürde an das Haus Bayern 1806 die Benennung in „Kronprinz" umwandelnd); . das 9. Infanterieregiment Wrede (errichtet 1803, dem Feld­ marschall .Fürst von Wrede verliehen 1831, soll dessen Namen zum dank­ baren Andenken der ausgezeichneten Verdienste desselben für immer führen); das 2. CHevaulegersregiment Taxis (errichtet 1682, verliehen dem Prinzen Friedrich August Taxis 1747 zur Entschädigung für das vom fürstlichen Hause Taxis 1742 errichtete und dem Kaiser Karl VII. zu Diensten gestellte Dragonerregiment, welches 1747 aufgelöst worden war) ; das 4. Chevaulegersregiment König (errichtet 1744 als chur­ pfälzisches Reiterregiment; Churfürst Max Joseph IV. übernahm 1799 kurz nach seinem Regierungsantritt die Jnhaberstelle und verleibte dem Negimente die Zweybrücker Chevaulegers-Leibgarde ein. König Ludwig I. trat 1825 die Jnhaberstelle des Regiments, die er schon von 1792 bis 95 als Pfalzgraf bekleidet hatte, zum zweitenmal an). Durch A. V. v. 7. November 1866: Das 3. Infanterieregiment Prinz Karl (errichtet 1698 als churpfätzisches Garde-Grenadierregiment, seit 1799 Herzog, später Prinz Karl von Bayern; zum Andenken an die zwischen dem Regimente und Seiner Königl. Hoheit dem Prinzen Karl von Bayern bestandenen Bezieh­ ungen, sowie zum steten Gedächtnisse der großen Verdienste Höchstdesselben); das 1. Kürassierregiment Prinz Karl (errichtet 1814 als Gardedu-Korps-Regiment, welchem 1825 das 1. Kürassierregiment Prinz Karl einverleibt wurde; letzteres war aus dem 1813 entstandenen 7. Chevau­ legersregiment Prinz Karl formirt worden. Motive wie oben).

B. a.

Einzelner Personen.

Benennung von Festungswerken und Geschützen.

Es ist uraltes Herkommen, Festungswerke entweder nach ihrem Erbauer oder nach berühmten Generalen zu benennen und ebenso Geschütze zu taufen, wozu man die Namen fürstlicher Personen, heidnischer Gott­ heiten u. s. w. wählte. In Bayern war seit länger denn einem Jahrhundert keine Festung gebaut worden, und so war es dem Könige Ludwig I. aufbehalten, diesen alten Gebrauch wieder zu Ehren zu bringen. Er gab unter'm 26. Januar 1842 den Haupt- und Vorwerken der Festungen Ingolstadt und Germers­ heim Benennungen nach berühmten bayerischen Heerführern alter und neuer Zeit mit dem Beifügen, daß gedachte Werke nur unter diesen Namen genannt und aufgesührt werden sollen. Reinhard, Heerwesen.

38

594

7. Abthl.

Orden, Ehrenzeichen und Auszeichnungen.

Nachträglich benannte der König unterem 16. September 1842 mehrere Kavaliere und Werke der Stadtbefestigung von Ingolstadt, welche noch keine Namen erhalten hatten. Den Thoren bleiben die alten Benennungen, jedoch mit dem Beisatze „neu", z. B. das neue Feldkirchner Thor. Schon früher (A. S. v. 14. Juli 1831) hatte der König den alten Gebrauch erneuert, die Geschütze nach Namen aus der vaterländischen Geschichte zu taufen. Der ältere Geschützbestand in den Zeughäusern wies vorzüglich Städtenamen auf. Nun wurden hiefür bestimmt: Namen von Mitgliedern des königl. Hauses, von Max-Joseph-Ordens-Rittern, von gefallenen oder ihren Wunden erlegenen Offizieren u. s. w. (K.-M.-R. v. 8. Februar 1871, Nr. 3570.) Seine Majest ät der König haben, um den außerordentlichen Leistungen Ihrer heldenmütigen Armee und deren tapfern Offizieren eine weitere verdiente Anerkennung zu zollen, durch Allerhöchste Entschließung vom 2. l. Mts. Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß für die bereits in Ausführung begriffenen und die nächste Zeit weiter zu gießenden bronzenen Geschützrohre die Namen aus dem gegenwärtigen Kriege entnommen werden, und daß demnach die neu zu erzeugenden Geschütze ihre Namen nach den Schlachten und Gefechten dieses Krieges, an welchen die königlichen Truppen ruhmreich Theil genommen haben, der festen Plätze und Positionen, welche von ihnen oder unter ihrer Mitwirkung eingenommen worden sind, oder endlich den Namen von bayerischen Offizieren zu erhalten haben, welche in treuer Pflichterfüllung vor dem Feinde geblieben, oder den im Kampfe erhaltenen Wunden erlegen sind. b.

Gedenktafeln.

Viele Gemeinden in Ober- und Niederbayern, besonders aber die Gebirgsorte haben in ihren Kirchen Gedenktafeln ihrer vor dem Feinde gefallenen Söhne errichtet. Mancher dieser steinernen Zeugen der Ver­ gangenheit erinnert an alle Kriegsjahre von 1705 an, wo der Ruf der Sturmglocken die kampffreudige Jugend gegen die das Land bis in's innerste Mark ausbrennenden Oesterreicher aufrief. Eine weitere Aneiferung gab König Ludwig L, welcher unteren 11. Juni 1830 auf deßhalb gemachte Anträge genehmigte, daß zur Belebung des historischen Sinnes und des militärischen Geistes in den Gotteshäusern der Gemeinden Denktafeln über sämmtliche in den Feldzügen von 1805 bis 1815 vor dem Feinde gebliebenen Individuen errichtet werden. Da es jedoch in das Belieben der einzelnen Gemeinden gestellt wurde, der historische Sinn den meisten aber schon längst abhanden gekommen, zur Pflege des militärischen Geistes hingegen fast Alles verabsäumt worden war, so fand dieser Aufruf wenig Anklang. Erneut ergieng vom Ministerium des Innern am 3. Juni 1871 fol­ gender Aufruf: „In dem nunmehr beendeten siegreichen Feldzuge gegen Frankreich haben viele brave Söhne Bayerns, die zum Heere berufen wurden oder freiwillig zu den Fahnen eilten, den Heldentod ftir das Vaterland gefunden. Um diesen Tapfern ein ehrendes, bleibendes Andenken in der Heimat zu erhalten, haben Seine Majestät der König den Allerhöchsten Wunsch Allergnädidst auszusprechen geruht, daß von Gemeinden, von Ver­ einen oder von Privatpersonen Gedenktafeln errichtet und in den Kirchen aufgestellt werden, auf welchen die Namen der in dem bezeichneten Feldzuge

II. Abschn.

Die AuSzeichnungell.

595

in den Jahren 1870 und 1871 gefallenen Krieger des bayerischen Heeres, sowie der bezüglichen Schlachten verzeichnet sind. Die kgl. Regierung, Kammer des Innern, wird deshalb beauftragt, diesen Allerhöchst ausgesprochenen Wunsch Seiner Majestät des Königs ungesäumt zur Offenkunde zu bringen und die Verwirklichung desselben thunlichst zu fördern."

c.

Belobungen.

(D. V. §. 465.) Alle wegen Auszeichnungen vor dem -Feind durch eine allerhöchste Ordre oder durch Befehl des Kommandirenden ausge­ sprochenen Belobungen sollen gleichfalls, wie die Ertheilung des Max-Joseph-Ordens und der Tapferkeitsmedaillen, vor dem ausgerückten Bataillon bekannt gemacht und 3 Tage nacheinander bei sämmtlichen Kompagnien und Eskadrons abgelesen werden.

Me JlBffieifung.

Waffen und Munition. I. Abschnitt.

Die Waffen. 1.

Geschichtliche Uebersicht, daS Jnfanteriegewehr betreffend.

Die Hauptwaffe der Infanterie war in früherer Zeit die Picke und. noch zu Anfang des dreißigjährigen Krieges stand der Pickenier, Doppel­ söldner, viel höher in der Achtung als der Musketier. Damals bestand das Fußvolk zu gleichen Theilen aus Pickenieren und Musketieren; dann veränderte sich das Verhältniß zu Gunsten der letztern wie 1:3 und 1685 sind die Pickeniere in der bayerischen Armee ganz abgeschafft worden. Die Picke selbst aber blieb bei den Unteroffizieren als Kurzgewehr, bei den Offizieren als Esponton noch fast ein Jahrhundert lang in Gebrauch. Doch hatte Churfürst Ferdinand Maria schon 1669 der Republik Venedig nach Candia ein Regiment zu Fuß unter dem Obersten Leopold von Bühren geschickt, das blos mit Musketen bewaffnet war*). Durch die 1682 errichteten Grenadiere wurde die Jnfanteriebewaffnung durch die Flinte und die Handgranate vermehrt; auch die Grenadieroffiziere führten die Flinte. Erwähnungswerth — wenn auch nicht in die Praxis übergegangen — mag immerhin sein, daß Johann Steinweg und Johann Stern in München 1694 einen Hinterlader**) nebst eisernen Patronen hiezu construirten, ebenso eine besondere Patrontasche, und zwar ist es das System, welches Lefaucheux in neuester Zeit entweder nachmachte oder selbst erfand, nemlich den Lauf an der Schwanzschraube durch ein Charnier zu öffnen. Fern.er ein Revolvergewehr mit einer Kammer zu 6 Schüssen***) aus der Zeit Karl Albrechts; dasselbe ist ein Jagdgewehr, reich mit Silber eingelegt. Besondere Verbesserungen fanden bei den Militärgewehren gegenüber andern Staaten nicht statt, man blieb aber auch nicht zurück. Das Bajonet war dreischneidig. Alles wurde in der einheimischen Fortschauer Gewehr­ fabrik erzeugt. *) Im Nationalmuseum zu München sind noch zwei Gewehre aus dieser Zeit. **) Ebenda. *♦*) Ebenda.

I. Abschn. Die Waffen.

597

So blieb es bis 1801, wo Generallieutenant Manson die Gewehr­ fabrik zu Amberg einrichtete und die Gewehre zwar mit dem alten Kaliber, nemlich 18 Kugeln auf das Pfund, construirt wurden; anstatt der cylindrischen Ladstöcke aber führte man konische, anstatt der dreikantigen vierkantige Bajonete ein. Bei der Einführung der Schützen 1804 erhielten jene der InfanterieRegimenter gezogene Flinten, die der leichten Bataillone Büchsen; bei der Formation von 1811 wurden jeder Schützenkompagnie eines InfanterieRegiments 80, der eines leichten Bataillons 40 Stutzen zugetheilt. Die Zündhütchengewehre sind 1839 eingeführt worden und dadurch verloren die Jäger ihre beliebten leichten, 2 Zoll kürzern Flinten, welche, wie auch die Stutzen, ein besser gearbeitetes Schloß und ein dreischneidiges Bajonet hatten. Das Kaliber war immer noch das alte. Da die Waffeniechnik so bedeutende Fortschritte machte, konnte Bayern sich nicht mehr der vorwärts drängenden Zeit verschließen und führte zuerst die Dornstutzen mit Spitzgeschossen im Dezember 1848 ein, jedoch nur 24 Stück für jede Schützen- und Jägerkompagnie; 1852 aber sind die Jägerbataillone vollständig damit bewaffnet worden. Im Jahre 1859 wurde die ganze Infanterie mit einem allerdings vorzüglichen Vorderlader (Podewils) ausgerüstet. Diese Waffe war nach 3 Modellen ausgegeben worden: 1) das Jnfanteriegewehr, Modell Nr. 1, für die Füsilierkompagnien; 2) das Schützengewehr, Modell Nr. 2, von Nr. 1 nur durch die Einrichtung der Visire unterschieden, für die Schützenkompagnien; 3) die Büchse, Modell Nr. 3, durch vorzügliches Stechschloß ausge­ zeichnet, für die besten Schützen. Da die Neubewaffnung nicht so rasch eingeführt werden konnte, versah man die noch mit glatten Gewehren bewaffneten Abtheilungen mit NeßlerGeschoßpatronen. Das Jahr 1866 gab die eindringliche Lehre, daß der beste Vorder­ lader einem- auch mittelmäßigen Hinterlader unterliegt. Sofort mußte Abhülfe geschaffen werden, und das Gewehr M./58 ist nach dem System Lindner abgeändert, mit Beiträgen von Braunmühl, kgl. b. JägerHauptmann, und Podewils, kgl. b. Oberst und Direktor der Gewehr­ fabrik Amberg. Mittlerweile waren durch die Schießkommission Versuche mit Gewehren aller möglichen Hinterladersysteme gemacht worden, um für die Armee ein geeignetes Muster zu gewinnen. Ein solches hatte sich endlich gefunden, construirt durch den technischen Direktor der Cramer-Klett'schen WaggonFabrik zu Nürnberg, I. L. Werder.

2. Die verschiedenen Waffen der bayerischen Armee.

A. Einfettung. Die Waffen werden in drei, ihrer Natur und Bestimmung nach ver­ schiedene Gattungen eingetheilt, welche man ihrem Zweck und Gebrauch entsprechend als I. Nähe-, II. Ferne- und III. Schutz-Waffen bezeichnet. Die II. Gruppe (Fernewaffen) scheidet sich — je nachdem die Waffe a) vom einzelnen Manne geführt wird, oder b) zu ihrer Bedienung und

538

8. Abthl.

Waffen und Munition.

Fortschaffung das Zusammenwirken Mehrerer und besondere Kräfte er­ fordert in a) kleine ober Hand-Feuerwaffen und b) große Feuerwaffen oder Geschütze. Eine andere Einteilung ist die in . Schutz- und Trutzwaffen. Bon den erstern sind in der heutigen Kriegführung nur die Helme und Kürasse, verblieben. Die Trutzwaffen werden in Feuerwaffen und blanke Waffen getheilt. Zu den Feuerwaffen werden die Feuergewehre der Infanterie und Kavalerie (Handfeuerwaffen) und die Geschütze gerechnet. Zu den hlankey Waffen gehören das Bajonet und die Seitengewehre der Infanterie und der Artillerie, die Lanzen, die Hieb- und Stoßwaffen der Kavalerie.

B. Handfeuerwaffen. In der bayerischen Armee sind folgende Hand-Feuerwaffen im Ge­ brauch: a,

System Werder.*)

1. Infanterie-Gewehr M/69. Rückladung mit gasdichten Pa­ tronen; Fallblöckverschluß nach Werd er; Lauf von Gußstahl mit 4 Zügen: die Außenfläche schwarz gebeizt; am Pulversackende 8 kantig, sonst konisch geformt. Kaliber 11 mm.; Länge des Laufes 88,92 cm.; des gezogenen Theils 83,87 cm. Gewicht ohne Verschluß 2,010, mit Verschluß 2,690 kgr. Ganzer, ungetheilter Schaft von Nußbaum mit durchgehender Ausstemmung für den Verschluß; Laufrinne und Ladstocknuthe; voller Kolben. Ganze Länge des Schaftes 118,22 cm.; Länge des Anschlags 35 cm. Garnitur von Elsen, schwarz angelaufen, resp, eingesetzt. Schloß: Mittelschloß nach Werder. Messingpatrone mit Centralzündung nach Berd an; leere Hülse 49,69 mm., ganze Patrone 64,6 mm. lang; jene 9,32 gr., diese 36 gr. schwer. Cylindroogivales, geprägtes Weichblei-Geschoß mit 3 Reifelungen unb einem kleinen Hohlraum im Führungskörper, jene zur Ausnahme der Fettlmg bestimmt. Durchmesser des Geschosses 11,51 mm.; Länge 24,32;mm; Gewicht 21,96 gr.; Gewicht der Pulverladung 4,3 gr. Zündpille aus einem Satze von 4 Theilen Knallquecksilber, 2,5 Theilen chlors. Kali, 1,5 Theilen Antimon und 2 Theilen pulverisirtem Glase. Länge des ganzen Gewehres ohne Aatagan 130,77 cm,; mit 178,63 cm» Gewicht ohne Uatagan 4,270, mit 5 kgr. Anfangsgeschwindigkeit 435 Meter. Streuungsradien der bessern Schußhälfte auf 300 Schritte 16 cm., aus 600 — 62, auf 1200 — 157 cm. Mit diesem Gewehre sind sämmtliche Infanterie-, Jäger- und PionierBataillone bewaffnet. Das Gewehr unterliegt gegenwärtig der Aptirung auf die deutsche Einheitspatrone. .

) Nach Sauer, Grundriß, p. 328, Tab. IV.

L Abschn. Die Waffen.

599

2. Karabiner M/69: Länge des Laufes 39,75 cm.r des gezogenen Theils 36,2 cm. Gewicht ohne Verschluß 1,006 kgr.: mit 1,562 kgr. Festes Standvisir für 300 Schritte, eine Klappe für 500 Schritte. Schaft ohne Ladstocknuthe; ganze Länge 81,6 cm.; Länge des An­ schlags 34 cm. Garnitur: am Schafte verschraubter Oberring mit Korn und Schutz­ lappen für dieses; Anhängring am Schaftbleche des Kolbenhalses. Mittelschloß nach Werder mit Sperrvorrichtung. Leere Hülse der Patrone 35,05 mm., ganze Patrone 49,9 mm. lang ; jene 8,2, diese 32,9 gr. schwer; Gewicht der Pulverladung 2,5 gr. Länge des ganzen Karabiners 81,6 cm., Gewicht 2,643 kgr. Streuungsradien der bessern Schußhälste auf 300 Schritte 18 cm;, auf 500 — 23 cm. Mit dem Karabiner sind die Mannschaften der Chevaulegers - giegimenter ausgerüstet. Vom Karabiner M/71, der an Stelle des obigen zur Einführung gelangt, ist eine offizielle Beschreibung z. Z. noch nicht ausgefertigt. 3. Pistole M/69. Länge des Laufes 20,55 cm.; des gezogenen Theils 17,0 cm. Gewicht ohne Verschluß 0,647; mit 1,203 kgr. Visireinschnitt auf dem Schutzgewölbe des Schlosses angebracht, wo­ durch sich ein sehr hohes Korn bedingt. Schaft von Nußbaum, nur aus einem steil abwärts gerichteten Hand­ griffe bestehend. Schloß und Patrone wie der Karabiner. Länge der ganzen Pistole 40 cm.; Gewicht 1,610 kgr. Streuungsradius auf 100 Schritte für die bessere Schußhälfte 9 cm. Mit dieser Pistole sind Unteroffiziere und Mannschaften der Küras­ siere und Uhlanen, dann die Unteroffiziere der Chevaulegers ausgerüstet. (Was hier nicht berührt, ist analog dem Jnfanteriegewehr). i Gendarmerie-Gewehr, eine kurze Feuerwaffe nach System Werder (V.-Bl. 1873, Nr. 29).

b.

Abgeränderte Jnfanteriegewehre.

1. Auf Rückladung abgeändertes JnfanteriegewehrM/58; Rückladung ohne Einheitspatrone; Bolzenverschluß nach. Lindner, nach Braunmühl resp. Podewils. Lauf von Schmiedeisen mit 4 Zügen; blank; konisch geformt. Kaliber 13,9 mm.; Länge des Laufs 91,29 cm.; des gezogenen Theils 87,95 cm. Gewicht ohne Verschluß 1,803; mit 2,45 kgn Visireinrichtung für Muster I. Klappenvisir mit Stöckel, für Muster II. und IIL Skalavisir; Bisirschuß 300 Schritt; Klappenvisir auf 900, Skalavisir auf 1200 resp. 1400 Schritte. Ganzer Schaft von Nußbaum mit Ladstocknuthe und vollem Kolben; ganze Länge 121,87 cm., Länge des Anschlags» 38,5 chl Garnitur blank, von Eisen. Einfaches, vorwärts liegendes Perkussionsschloß, mit einer — den Abgang bei nicht vollständig hergestelltem Laufabschlusse verhindernden — Sperrvorrichtung.

600

8. Ablhl.

Massen und Munition.

Patrone: gekleisterte, am Geschosse festgebundene und hier gefettete Papierpatrone mit eingesetztem Boden zur Aufnahme des Zündhütchens. Bei dessen Aufsetzen dient die Patrone als Handhabe. Ganze Länge der Patrone 53,6 mm., Gewicht 35,7 gr. Cylindroogivales, geprägtes Weichbleigeschoß mit abgeplatteter Spitze, 2 schwachen Reifelungen und einer kleinen Bodenhöhlung; Durchmesser des Geschosses 14,28 mm.; Länge 21,97 mm.; Gewicht 27,65 gr. Gewicht der Pulverladung 4,65 gr. Zündung: Kupferhütchen nut durch Schellackdecke geschütztem Zünd­ sätze aus 10 Theilen chlors. Kali, 5 Theilen Schwefel und 3 Theilen Schwefel­ antimon. Länge des Gewehrs ohne Bajonet 130,25 cm.; mit 182,56 cm.; Ge­ wicht ohne Bajonet 4,64, mit 5,02 kgr. Trefferprozent gegen 9,85 cm. Fläche auf 800 Schritt 77,7; auf 500 Schritt 33,3; auf 900 Schritt 16,6. Mit diesem Gewehre werden die Landwehr-Bataillone und die Sa­ nitätskompagnien (K.-M.-R. v. 26. Juni 1874, Nr. 9714) bewaffnet.

c.

Vorderlader.

1. Wallbüchse. Vorderladung; Expansion ohne Treibspiegel mit centraler Zündweise, resp, gebrochenem Zündkanal nach Podewils. Lauf von Schmiedeisen mit 7 Zügen, brünirt; achtkantig; Schwanz­ schraube mit centralem Zündkanat. Kaliber 22,9 mm.; Länge des Laufes 90,89 cm. Gewicht 7,70 kgr. Leitervisir mit Eintheilung von 300 bis 1200 Schritte. Schaft polirt, von Nußbaumholz; halber Schaft mit Kugetkasten und Backenansatz am Kolben; ohne Ladstocknuthe; ganze Länge 94,16 cm.; Länge des Anschlags 35,4 cm. Garnitur von Eisen, grau eingesetzt; Schieber anstatt der Ringe; Stoßkappe am vordern Schaftende; kein Gewehrriemen. Vorwärts liegendes Tupferschloß ohne Ruhrast. Gekleisterte Papierpatrone; Papierhülse aus Conceptpapier; gefettete Geschoßhülse aus Pflanzenpapier. Länge der ganzen Patrone 52,3 mm., Gewicht 115,85 gr. Cylindroogivales, gegossenes Weichbleigeschoß mit abgeplatteter Spitze, einer Reifelung und kleinem Expansions-Hohlraume nach Podewils; Durchmesser 21,97; Länge 34 mm.; Gewicht 101,69 gr.; Gewicht der Pulver­ ladung 7,65 gr. Zündung: Kupferhütchen, wie oben b, 1. Länge des ganzen Gewehrs 127,50 cm., Gewicht 11,41 kgr. Diese Waffe war ihrerzeit (1842) für Pflasterung konstruirt worden, und nahm damals wohl einen hervorragenden Standpunkt unter den Kugel­ büchsen ein. Jetzt ist sie veraltet und auch durch ihre Abänderung (1860) nicht mehr auf eine, der frühern Stufe proportionale Höhe gegenüber den neuern Feuerwaffen zu heben gewesen. Streuungsradien der bessern Schußhätste auf 300 Schritt 11,25 cm., 600 Schritte 23,54 cm., 1000 Schritt 65,38 cm. Durchschlagkraft auf 200 Schritt 11, auf 400 Schritt 10, auf 600 Schritte 9 Fichtenbretter von je 2,6 cm. Stärke. 2. Charnier-Pistole. Alte glatte Reiterpistole; noch zur Zeit von den Wachposten und den Berittenen der Artillerie geführt.

I. Abschn.

Die Waffen.

601

3. Karabiner der Leibgarde der Hartschiere; altes auf Perkussionszündung abgeändertes Modell, Lauf mit glatter Bohrung; Ka­ liber 19 mm; ganzer Schaft und gelbes Beschläge. C. 3>le Heschütze.

Die Geschütze werden eingetheilt:*) A. nach der Art ihrer Feuerwirkung; B. nach ihrer taktischen Berwendungsweise, d. h. nach dem Zwecke, zu dem man sie gebrauchen will, und welcher maßgebend ist für ihre Transportabilität, Beweglichkeit und Bedienungs­ weise. ad A. Nach Art ihrer Feuerwirkung zerfallen die Geschütze in 4 Gruppen: I. In solche, welche für die Anwendung stärkster Ladungen, also spe­ ziell für den direkten Schuß konstruirt sind; es sind dieß die glatten Kanonen; für die gezogenen wird diese Feuerwirkung angestrebt. II. In solche, welche neben dem indirekten S chüße und flachen Bogenwürfe auch noch einen direktenSchuß mit mäßiger Anfangs­ geschwindigkeit gestatten und — eben dieser ausgedehnteren Verwendbarkeit wegen, —neuestens immer größere Verbreitung finden; diese sind die ge­ zogenen Geschütze, dann die glatten Granat- und Bomben­ kanonen. III. In solche, die blos dem flachen Bogenwürfe entsprechen, nemlich die Haubitzen, und IV. in jene, die nach ihren Anordnungen ausschließlich dem hohen Bogenwürfe entsprechen, die Mörser. ad B. Nach Art ihres Verwendungszweckes theilen sich die Geschütze: I. in Feldgeschütze, d. h. solche, deren Feuerwirkung nur leichtere Deckungsmittel, gewöhnliche Gebäude, Feldschanzen u. s. w. zu zerstören vermag, welche aber allen Bewegungen der Truppen folgen können und dabei ohne besondere Vorrichtung des Bo­ dens rc. zur Wirkung gelangen sollen. Man unterscheidet unter diesen wieder: a) leichtes Feldgeschütz, das die Bedingung der Beweglichkeit und leichten Bedienung im höchsten Grade erfüllt und wor­ unter das Gebirgsgeschütz, als das leichteste, selbst im koupirtesten Terrain den Truppen folgen können muß, und b) schweres oder Positiv ns-Feldgeschütz, dessen beschränktere Transportfähigkeit ein Abweichen von gebahnten Straßen und festem Boden nicht erlaubt, und dessen Bedienung eine mehr unveränderliche Aufstellung erfordert. II. in schweres oder Batteriegeschütz, das der Manövrirfähigkeit entbehret, die stärksten Deckungsmittet — Festungs­ mauern u. a. m. — zu zerstören vermag, und besonderer Vorbe­ reitung des Bodens rc. bedarf, um .in Aktion treten zu können. Diese Geschützgattung zerfällt nach der speziellen Gebrauchs­ weise wieder in ') Nach Dauer, Grundriß, Seite 340.

602

8. Abthl.

Waffen und Munition.

a) Festungs- oder Vertheidigungs- und b) Angriffs- oder Belagerungs-Geschütz; sowie c) in Marine- oder Schiffs- und d) Küsten-Geschütz*). Die dem Metermaß entsprechende neue Bezeichnung der in der königl. bayer. Artillerie eingeführten Geschütze trat am 1. Oktober 1871 ein (V.-Bl. 1871, Nr. 49).

A,

Gezogene Geschütze.

1) Gußstählener 4 Pfünder mit Keilverschluß, jetzt 8 cm. StahlKanone; 2) metallener 4 Pfünder mit Keilverschluß, jetzt 8 cm. Bronze-Kanone; 3) gußstählener 6 Pfünder mit Keilverschluß, jetzt 9 cm. StahlKanone mit Keitverschuß; 4) gußstählener 6 Pfünder mit Kolbenverschluß, jetzt 9 cm: StahlKanone mit Kolbenverschluß; 5) metallener 6 Pfünder mit Keilverschuß, jetzt 9 cm. Bronze-Kanone; 6) eiserner Batterie-6 Pfünder mit Kotbenverschluß, jetzt 9 cm. EisenKanone ; 7) metallener Batterie- 6 Pfünder mit Keilverschluß, jetzt aptirte 9 cm. Bronze-Kanone mit Keilverschluß; 8) metallener Batterie-6 Pfünder mit Kolbenverschluß, jetzt aptirte 9 cm. Bronze-Kanone mit Kolbenverschluß; 9) eiserner normaler 12 Pfünder mit Kolbenverschluß, jetzt 12 cm. Eisen-Kanone; 10) eiserner abgeänderter 12 Pfünder mit Kolbenverschluß, jetzt aptirte 12 cm. Eisen-Kanone; 11) langer metallener 12Pfünder mit Keilverschluß, jetzt aptirte lange 12 cm. Bronze-Kanone ohne Kupferliderung; 12) langer metallener 12 Pfünder mit Kolbenverschluß, jetzt aptirte lange 12 cm. Bronze-Kanone mit Kolbenverschluß; 13) kurzer 12 Pfünder mit Keilverschluß, jetzt kurze 'aptirte 12 cm. Bronze-Kanone ohne Kupferliderung; 14) kurzer 12 Pfünder mit Kolbenverschluß, jetzt aptirte kurze 12. cm. Bronze-Kanone mit Kolbenverschluß; 15) eiserner 24 Pfünder mit Kolbenverschluß, jetzt lange 15 cm. EisenKanone ; 16) metallener 24 Pfünder mit Keilverschluß, jetzt aptirte lange 15 cm. Bronze-Kanone.

B.

Glatte Geschütze.

1) leichter 12Pfünder- jetzt kurze glatte 12 cm. Kanone; 2) kurzer metallener 24 Pfünder, jetzt kurze glatte 15 cm. Kanone; 3) metallener lOpfündiger Bombenmörser, jetzt glatter 17 cm. BronzeMörser;

*) Die beiden schwersten Geschütze dieser Gattung find die Krupp'scheu 1000Pfünder, einer in Kronstadt, der-andere in Kiel. Bohrungsweite 35,56 cm., Länge des Rohres 5,33 m.; auf Hinterladung mit Rundkeilverschluß eingerichtet; mit 40 Zügen versehen, 1000 Zollzentner schwer. Ladung 75 Kilo prismatisches Pulver, das Hartgußgeschoß 480 Kilo Gewicht. Das Rohr sammt Lastete soll 435,000 Mark kosten.

I. Abschn.

Die Waffen.

603

4) metallener 25 pfundiger Bombenmörser,, jetzt glatter 23 cm. BronzeMörser; 5) metallener 60 pfundiger Bombenmörser, jetzt glatter 30 cm. BronzeMörser; 6) eiserner 60pfündiger Steinmörser, jetzt glatter 30 cm. EisenMörser; 7) eiserner 12 pfundiger Cöhornmörser, jetzt glatter 12 cm. EisenHandmörser; 8) metallener 12 pfundiger Cöhornmörser, jetzt glatter 12 cm. BronzeHandmörser ; 9) metallener Feld-6 Pfänder, jetzt glatte 9 cm. Bronze-Kanone; 10) eiserner Batterie-6 Pfänder, jetzt glatte 9 cm. Eisen-Kanone; 11) eiserner Batterie-12 Pfänder, jetzt glatte 12 cm. Eisen-Kanone; 12) eiserner Batterie-18 Pfänder, jetzt glatte 13 cm. Eisen-Kanone.

Von diesen Geschützen sind nunmehr ausgeschieden A. 7, 8, 14 und B. 6, 7, 8.

D. Me ötanken Mafien"). An blanken Waffen stehen in Gebrauch: a) Stoßwaffen:

1. Die Cuise (Kusi) von der königl. Leibgarde der Hartschiere ge­ führt ; die Klinge (das Messer) von Stahl, schwarz gebeizt und darauf das churbayerische Wappen mit kriegerischen Emblemen in Gold geäzt, 54, mit dem Griff 67 cm. lang und mit vier, je 53 cm. langen Federn am Schafte befestigt. Das Holz des 1 m. 60 cm. langen viereckigen Schaftes ist nicht gebeizt. Länge der ganzen Waffe 2 m. 30 cm. 2. Die Lanze, Muster 1874; Haupttheile: 1) der Schaft, 2) die Lanzenspitze, 3) der Lanzenschuh, 4) der Armriemen. Der Schaft aus ttockenen geradspalttgen Kiefern- oder Fichtenholz, 291,5 bis 293,5 mm. lang, schwarz gebeizt und geölt. Durchmesser beim Eintritt in die Lanzenspitze 31, beim Eintritt in den Lanzenschuh 35 mm. In der Spitze wie im Schuh ist er konisch verzapft und in beiden Theilen mit je zwei Schrauben festgehalten. Zum Anbringen des Fähnchens sind an seinem obern Ende drei Oesen von Messingdraht befestigt. Die Lanzenspitze besteht aus der Klinge von Stahl und der Tülle mit den beiden Lappen von Eisen, Stahl- und Eisentheile im Feuer ge­ schwärzt. Die Klinge ist rautenförmig, vierkantig und mit konvexer Wölbung in die Spitze auslaufend. Die Tülle, an deren Hals die Klinge angeschweißt­ ist, dient zur Aufnahme des obern Zapfens des Lanzenschaftes, zu Welchem Zwecke dieselbe die konische Höhlung besitzt. Auf zwei Seiten ist die Tülle verlängert und bildet die beiden Lappen, welche in den Lanzenschaft ein­ gelassen sind; durch sie gehen die zur Verbindung dienenden beiden Schrauben mit versenkten Köpfen; die den Schraubenköpfen entgegengesetzten Löcher in dem einen Lappen sind mit Muttergewinden für die Schrauben versehen. * Der Schuh dient zum Schutze des untern Schaftendes und zur Her­ stellung der geeigneten Schwerpunktlage, besteht aus einer oben zylindrisch, unten konisch geformten, im Feuer geschwärzten eisernen Hülse und wird •) Nach Sauer.

604

8. Abthl.

Waffen und Munition.

mit zwei, in verschiedener Höhe sich kreuzenden Schrauben versenkt u. s. w. wie oben, am Schafte befestigt. Gesammtlänge der Lanze 3,14 m.; Normalgewicht 2 k.; Gewicht der Lanzenspitze 265, des Schuhes 170, der vier Verbindungs­ schrauben 15, des Schaftes mit Des en ohne Armriemen 1520 Gramm. Schwerpunkt liegt etwa 70 mm. unter ihrer Mitte. (V.-Bl. 1874, Nr. 24 u. 32.) — V.-Bl. 1876, Nr. 8. Die Lanze führen die Gemeinen der Ulanenregimenter. 3. Das Bajonet. Muster 1858, dreikantig, 52,31 cm. lang, am Fuße 2,62 cm. breit, 1,31 cm. Neigung nach auswärts; Dulle mit spiralem Schlitz und Sperrring; Gewicht 350,0 gr.; Scheide aus Rindleder mit Messinggarnitur, 70,0 gr. schwer. Alle mit dem abgeänderten Gewehr M/58 bewaffneten Abtheilungen führen das Bajonet. 4. Der Degen M/23. Zweischneidige Klinge von Stahl mit Hohl­ kehle auf beiden Seiten; Gefäß aus Silber getrieben; Griff mit vergol­ detem Draht umsponnen; lederne Scheide mit Mundblech und Drtband von Stahl. Diesen Degen tragen die Offiziere und Mannschaften der k. Leibgarde der Hartschiere. 5. Der Degen M/73; zweischneidige Klinge, auf ihren Seitenflächen mit einem schmalen, gegen die Spitze hin verlaufenden ebenen Streifen (Riemen) versehen, 78,5 cm. lang, 1,6 cm. am Griffe (Köpfchen) breit; der Griff, mit geschwärzter Fischhaut überzogen und vergoldetem Draht umwunden, 12,1 cm. hoch, hat einen Knopf mit aufgeschraubter Kappe, Zwinge, Bügel und Stichblatt twn Tombak. Die Scheide von schwarzem Rindleder mit Mundblech und Drtband von Tombak. (V.-Bl. 1873, Nr. 18, U.-Beil. 22). Diese Waffe führen die Aerzte und die oberen Beamten des Heeres; ferner die einjährig-freiwilligen Aerzte (Tab. V).

b) Hiebwaffen: 1. Der Artilleriesäbel, Muster 1858, zweischneidige Klinge mit 2 seichten Hohlkehlen, schilfblattförmiger Spitze, scharfkantigem Rücken; 83.69 cm. lang, 3,53 cm. am Fuße breit, mit 6,28 cm. Krümmung, und 577.5 gr. schwer. Mit Leder bezogener, 13,60 cm. langer Holzgriff mit Kappe, Bügel und Parirstange von Eisen. Scheide von Eisen 840,0 gr. schwer; Gewicht der Klinge mit Griff 927,5 gr., der ganzen Waffe mit Scheide 1767,50 gr. Diesen Säbel führen die berittenen Unteroffiziere und Mannschaften der Artillerie und der Train-Bataillons, ferner die berittenen Trainmann­ schaften der Fußtruppen (V.-Bl. 1873, Nr. 28, U.-Beil. 22). 2. Der Jnfanteriesäbel, Muster 1838, einschneidige, gegen vorne breiter werdende, Klinge mit im Viertelsbogen gerundeter Spitze, 47,08 cm. lang, 3,40 cm. am Fuße breit, gegen die Spitze um 0,21 cm., breiter, 507.5 gr. schwer. Griff von Messingguß mit Parirstange, 12,29 cm. lang. Scheide von Rindleder mit Messinggarnitur, 148,75 gr. schwer; Klinge mit Griff 805,0, ganze Waffe mit Sckeide 963,75 gr. schwer. Den Jnfanteriesäbel führen oie nicht mit Obergewehr ausgerüsteten Unteroffiziere und Mannschaften (inkl. der Hoboisten) der Infanterie, der Pionier- und Eisenbahn - Truppentheile und der Militär-Schießschule; Oie-

I Abschn. Die Waffen.

605

nicht berittenen Mannschaften der Train-Bataillons; die Unteroffiziere und Mannschaften der Landwehr-Bataillons der Infanterie, der Landwehr­ stämme und der Garnisons-Kompagnien, sowie die beiden untersten Klassen des Kadetenkorps (V.-Bt. 1873, Nr. 18, V.-Beit. 22). 3. Das Artillerie-Faschinenmesser, Muster 1858, zwei­ schneidig, Palmblatt ähnlich geformte Klinge mit 2 schmalen, seichten Hohl­ kehlen; Herzspitze, 60,16 cm. lang, 3,49 cm. am Fuße breit, 630,0 gr. schwer. Griff von Bronzeguß, 13,60 cm. lang; Scheide von Rindleder mit Messiggarnitur; Schwere der Klinge mit Griff 1260,0, der ganzen Waffe mit Scheide 1470,0 gr. Das Artillerie-Faschinenmesser führen die unberittenen Unteroffiziere und Mannschaften der Artillerie sowie der technischen Truppen (V.-Bl. 1873, Nr. 18 re.) 4. Der Säbel der Gendarmerie zu Fuß, Muster 1864. Klinge ähnlich der von Nr. 3, doch ohne Hohlkehlen; 60,16 cm. lang, am Fuß 3,40 cm. breit, 560,0 gr. schwer. Mit Leder überzogener Holzgriff, Korb­ gefäß mit 2 Spangen und Daumbügel von Messingguß, 13,60 cm. hoch; Scheide von Rindleder mit Messinggarnitur 280,00 gr.; Gewicht der Klinge mit Griff 1067,5, der ganzen Waffe mit Scheide 1347,5 gr. c) Gemischte Waffen. 1. Der Pallasch, Muster 1826, einschneidige gerade Klinge mit 2 schmalen Hohlkehlen auf jeder Seite, halber Schilfspitze, kanttgem Rücken, 96,77 cm. lang, am Fuße 4,39 cm. breit, 5,95 gr. schwer. Holzgriff mit Leder und mit Draht überzogen; Korbgefäß mit 3 Seitenbügeln und Stichblatt aus Messingguß, 13,13 cm. hoch; Scheide aus Eisen 910,00 gr. schwer; die Klinge sammt Griff wiegt 1365,0, die ganze Waffe mit Scheide 2275,0 gr. Für die Offiziere, Muster 1825, ist die Länge auf 90 bis 94,8 und die Breite auf 3 cm. am Stichblatt normirt. Den Pallasch führen die Kürassierregimenter. 2. Der Chevaulegersäbel, auch Säbel der leichten Kavalerie, 1866 modifizirtes Modell von 1826; fast gerade einschneidige Klinge mit 2 seichten Hohlkehlen und schilfblattförmiger Spitze, 88,92 cm. lang, 3,61 cm. am Fuße breit, Krümmung von 2,62 cm. und Gewicht von 590,0 gr. Griff von Holz mit Lederüberzug, Korb mit 2 Seitenbügeln und Daumen­ blech von Schmiedeisen; gerippte Griffkappe mit Daumenlager; Finger­ schleife; der Griff 13,29 cm. hoch; Scheide von Eisen 1085,00 gr. schwer. Gewicht der Klinge mit Gefäß 1137,5, der ganzen Waffe mit Scheide 2222,50 gr. Der Offiziersäbel, Muster 1825, bat eine 84,1 cm. lange, an der Angel 3,2 cm. breite Klinge mit einer Krümmung von 5,2 cm. Den Säbel der leichten Kavalerie tragen die berittenen Unteroffiziere und Mannschaften der Chevaulegers- und Ulanenregimenter, sowie der Equitationsanstalt (B.-Bl. 1873, Nr. 18, U.-Beil. 22). Den Osfiziersäbel führen die Generale des Generalstabs, der Kava­ lerie, Artillerie und des Jngenieurkorps; ebenso die Offiziere dieser Truppen­ teile und Korps, dann des Trains (exkl. der Sanitätskompagnien), sowie jene Offiziere des Beurlaubtenstandes, z. D. rc., welche einem dieser Korps oder Truppentheile angehört haben; dann die Veterinäre. Ferner die Feldwebel, Vizefeldwebel und Stabstrompeter der FeldArttllerie und des Trains (exkl. der Sanitätskompagnien), Wachtmeister,

606

8. Abthl.

Waffen und Munition.

Bize-Wacktmeister und Stabstrompeter der Kavalerie und der EquitationsAnstalt; oie Portepeefähnriche mit dem Reifezeugniß zum Offizier; ein­ jährig freiwillige Veterinäre; Zahlmeister-Adspiranten in Wachtmeisters­ rang; Profosen der Feldartillerie ic./ . Den Chevaulegersäbel in lederner Scheide tragen die Feldwebel und Vizefeldwebel der Fußartillerie, der technischen Kompagnien, der Pionierund Eisenbahn-Truppentheile (V.-Bl. 1873, Nr. 18, U.-Beil. 22); ferner Zeugfeldwebel, Wallmeister, Garnisons-Bauauffeher, Profosen der FußArtillerie u. s. w. (Tabelle V). 3. Der Säbel der Gendarmerie zu Pferd ist ähnlich dem Chevaulegerssäbel, nur hat die Klinge eine herzförmige Spitze und der Korb ist von Messingguß. Der Gendarmerie-Offiziersäbel, Muster 1825, hat eine gebogene 84,1 bis 88,8 cm. lange, am Fuße 2,8 cm. breite Klinge mit 4,6 cm. hoher Krümmung. Der Griff von schwarzgebeiztem Holz ist 4 kantig, der Korb mit 3 Spangen und Danmenmuschel von Tombak; ebenso die 3 Ortbänder der stählernen Scheide. 4. Der Jnfanterie-Offiziersäbel, Muster 1855, fast gerade, Klinge einschneidig mit 2 seichten Hohlkehlen, schilfförmige Spitze, 78,5 bis 87.5 cm. lang, 3,0 cm. an der Angel breit, Krümmung 1,96 cm., Gewicht 437.5 gr., Griff von Holz mit geschwärzter Fischhaut überzogen, 10,5 bis 13 cm. hoch, Bügelgefäß aus Tombakguß. Scheide von Stahlblech 560,0 gr. schwer. Gewicht der Klinge mit Gefäß 805,0, der ganzen Waffe sammt Scheide 1365,0 gr. 5. Der Feldwebelsäbel, Muster 1868, hat Klinge (70—80 cm. lang) und Gefäß wie der Offiziersäbel und wird in einer Scheide aus Lohgarleder mit Mundblech und Ortband von Messing geführt. Den Jnfanterie-Offiziersäbel tragen die Generale, welche nicht den Chevaulegerssäbel führen, die Offiziere der Infanterie, des topographischen Bureau's, des Hauptconservatoriums der Armee, der Sanitätskompagnien, der Festungs-Gouvernements, der Stadt- und Festungskommandanturen, des Kadetenkorps, des Jnvalidenhauses und der Montirungsdepots; ferner jene Offiziere des Beurlaubtenstandes, z. D., a. D. und ä la Suite, welche die Uniform eines dieser Truppentheile tragen, bezw. bei ihrem Austrttt aus der aktiven Armee einem der vorgenannten Truppentheile oder einer Dienststelle angehört haben. Im Felde dürfen ihn auch Aerzte und obere Beamte tragen. Den Feldwebelsäbel tragen die Feldwebel, Bicefeldwebel, Stabshoboisten und Stabshornisten der Infanterie und der Sanitätskompagnien (V.-Bl. 1873, Nr. 18, U.-Beit. 22); ferner die Portepeefähnriche nach erlangtem Reifezeugniß zum Offizier, die Zahtmeisteraspiranten in Feldwebelsrang (V.-Bl. 1873, Nr. 18, Tab. V). 6. Der Datagan, Muster 1870, Klinge einschneidig, doppelt gekrümmt, 2 seichte Hohlkehlen, schilfförmige Spitze, 47,86 cm. lang, am Fuße 3,0 cm. breit, 383—390 gr. schwer; Abstand der Klinge von der Seelenachse an der Mündung 1,17, an der Spitze 4,18 cm.; einfacher, 11,50 cm. hoher Griff aus Messingguß, mit einfacher Parirstange von Schmiedeisen, am Griff die Ruthe- sammt Sperrfeder, am Rückenende der Parirstange die Dülle mit Stellschraube. Scheide von Rindleder mit Messingbeschlag 175 gr. schwer; Gewicht der Klinge sammt Gefäß 730,0, der ganzen Waffe mit Scheide 905,00 gr.

II. Absch».

Die Munition.

607

Den Uatagan führen alle mit Obergewehr M./69 bewaffneten Unter­ offiziere und Mannschaften der Infanterie, 'der Pionier- und 'EisenbahnTrüppentheile, der Militärschießschule und die 4 obersten Kläffen des Kädetenkorps (V.-Bl. 1873, N. 18, U.-Beil. 22).

II. Abschnitt.

Die Munition. 1. Allgemeines*). Unter dem Begriffe Munition faßt man den, dem Ernstgebrauche entsprechend hergestellten und zubereiteten Schießbedarf einer Feuerwaffe zusammen. Derselbe besteht aus der Pulver la düng mit zugehöriger Zündung und dem Geschosse. Dos Pulver ist ein inniges, gekörntes Gemenge von Salpeter, Schwefel und Kohle. Die Kohle fangt zuerst Feuer, entzündet den Schwefel und zersetzt nun — im Vereine mit diesem — den Salpeter. Außer der Innigkeit der Mengung und gegenseitigen Berühr­ ung ist das richtige und vollkommenste Zusammenwirken der Pulverbestand­ theile auch von ihrem Mischungsverhältnisse, der sogenannten „Dosirung" des Pulvers, abhängig. Die Fabrikatiou des Schießpulvers wird nach folgenden einzelnen Stadien betrieben: 1) die Bereitung der Pulverkohle, 2) das Kleinen der Bestandtheile, 3) das Mengen derselben, 4) das Verdichten und 5) das Körnen des Pulversatzes; hiezu werden noch einige weitere, die Festigkeit und Form des Kornes betreffende Nebenfunktionen, als: Mengen, Poliren und Nundiren gerechnet; diesen folgen endlich — da die Mengung und Verdichtung zur Verhütung von Explosionen gewöhnlich unter Wasser­ zugabe geschieht —, 6) das Trocknen und 7) das Aussieben, durch welch' letzteres das gewonnene Pulver sowohl vom Staube befreit, als auch — der Kerngröße nach — sortirt wird. Die Untersuchung des Schießpulvers ist eine äußerliche und eine auf den innern Gehalt. Die äußerliche Untersuchung geschieht: 1) nach der Farbe, 2) nach dem Staubgehalte, 3) nach der Festigkeit, 4) nach dem Gewichte, 5) nach der Feuchtigkeitsanziehung, 6) durch Abbrennen, 7) nach der Korngröße. Die Untersuchung nachdem innern Geh alt kann durch 1) che­ mische Analyse oder 2) die Pulverprobe, nemlich Messung der Krastäußerung geschehen. Die gebräuchlichsten Pulverproben sind: 1) die Wurfprobe mittels des Pulverprobemörsers; 2) die Geschwindigkeitsprobe, beide in Bayern eingeführt. ♦) Nach Sauer.

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8. Abthl.

Waffen und Munition.

Während die Wurf probe die Länge des Wegs, den die 1) mittels des unverändert auf 450 Elevation gestellten Pulverprobemörsers 2) bei festbestimmter Ladung 3) und in unverändertem Gewicht bleibende eiserne Kugel 4) nach genau berechneter Wurftabelle zurücktegen muß, feststellt, so ermittelt die Geschwindigkeitsprobe die Anfangsgeschwindig­ keit, welche die Kraft des Pulvers dem aus dem Laufe tretenden Geschosse niittheilt. Zu dieser Probe sind verschiedene Instrumente in Gebrauch, wie 1) bje ballistischen Pendel, auch in Bayern eingeführt, und die elektro­ magnetischen Chronographen (Zeitmesser), von denen der des belgi­ schen Artilleriehauptmanns Le Boulengü und jener des belgischen Artilleriemajors Navez die bedeutendsten sind, und der erste in Preußen und jetzt auch in Bayern Eingang fand; 2) die (Wagnerische) Hebel probe; 3) die hydrostatische Probe (von Regnier): 4) die Schlag-, Feder-, Zahn- und Stangenprobe. Die in Bayern eingeführten Pulversorten sind: 1) das Jagd- und Scheibenpulver, 76 Theile Salpeter, 10 Theile Schwefel, 14 Theile Kohle; rundes Korn in 6 Größen; 2) das neue Gewehrpulver, ist Jagdpulver Nr. 3—4; 3) das Musketen Pulver, 75 Th. Salpeter, 12,5 Th. Schwefel, 12,5 Th. Kohle (franz. Dosirung); eckiges Korn, für die glatten Handfeuerwaffen rc.; 4) das Geschützpulver, Mischungsverhältniß wie 3, jedoch gröberes Korn; 5) Minenpulver; hiezu wird verdorbenes, um 15 Klafter zu kurz werfendes, Geschützpulver verwendet. Das Musketen- und Geschützpulver muß mit dem Pulverprobemörser bei 92 gr. Ladung eine 29,4 Kilogr. schwere Kugel unter 45° Wurfwinkel 245—250 M. (133—134 rhein. Klafter) weit werfen; dagegen gibt das Jagdpulver bei gleichen Verhältnissen 256 M. (136 Klafter) Wurfweite. Ein rhein. Cubikfuß = 0,03092 Cub.-M. soll wiegen: Geschützpulver 29,40, Musketenpulver 29,82, neues Gewehrpulver 30,80 Kilogr., wobei 1,12 Kilogr. Ueber- oder Mindergewicht als Toleranz gestattet sind. Die Militärpulverfabrik ist in Ebenhausen bei Ingolstadt; doch wird auch in Privatfabriken gearbeitetes Pulver von der den Pulverfabrikationsausschuß bildenden Kommission nach genauer Prüfung angenommen. Die Geschosse der kleinen Feuerwaffen bestehen aus reinem oder legirtem Blei, jene der Geschütze aus Eisen (neben Zinkschroten) mit Bleimantel. Die Zündungen sind sehr verschieden; alle aber bestehen in einer durch Schlag oder Reibung schnell entzündlichen Masse.

2. Die Jnfanteriemunition. (Vorschriften für den Unterricht der königl. bayer. Infanterie, IX. Thl., III Abschn.) Die Patrone für des Gewehr M/69 ist eine Einheitspatrone, weil sie Pulverladung, Geschoß und Zündung in einer Hülse vereinigt, ebenso die' Patrone M/71 für das aptirte Werder- und Mausergewehr.

II. Abschn.

Die Munition.

609

Die Patrone für das abgeänderte Gewehr M/58 ist eine Papier­ patrone, an welcher die Zündung — Zündhütchen — angebracht sinh, die aber vor der Ladung auf den Zündkegel gesteckt werden. Patronen, welche nicht mit einem Geschosse armirt sind, heißen blinde oder Platzpatronen; sie sind in Packeten von gelber Farbe verpackt, auf den beiden Seitenwänden sind die Buchstaben Bl. P. aufgedrückt. Die mit dem Geschoß bewaffneten Patronen nennt man scharfe; sie sind in blaue Kartonschachteln verpackt. Die Truppen der Infanterie fertigen — laboriren — keine Munition mehr. Die Uebungs-Patrone besteht aus einer Messinghülse mit eingelötheter, nicht gefüllter Zündkapsel und einem cylindrischen Holzgeschoß.

3. Munition der Artillerie. Die bayer. Artillerie führt Granaten, Brandgranaten und Büchsenkartätschen. Die Granate ist ein cylindrisches Hohlgeschoß mit eiförmiger Spitze, besteht aus einem eisernen, hohlen Kerne, in dessen Bogenspitze das Mund­ loch mit dem Schraubengewinde sich befindet. Zur Seite des Mundlochs ist das Vorsteckerloch. Am walzenförmigen Theil hat der Eisenkern 4 Reife und 3 Einschnitte zum besseru Halt des Bleimantels. Die Granate enthält als Sprengladung: die 8 cm. Granate 160, die 9 cm. — 250 gr. Musketenpulver; daher wiegt die scharflaborirte (d. h. mit Sprengpulver geladene) 8 cm. Granate 4,3, die 9 cm. — 6,6 Kilo. Die Brand granate ist anstatt mit Sprengpulver mit Brandsatz gefüllt. Sie ist an der Bogenspitze 3 mal durchlocht; diese Löcher sind mit Korkstopfen, unter welchen etwas Pulver befindlich, geschlossen und mit einem Leinwandpflaster beklebt. Diese 3 Leinwandstreifen machen die Brand­ granate als solche kenntlich. Das Unterscheidungszeichen der blindlaborirten Muniton (d. h. anstatt des Pulvers mit Erbsen oder Steinkohlengries geladen) ist äußerlich: 1) ein Korkpropf anstatt der Zündschraube; 2) ein in der Nähe des Bor­ steckerloches eingemeiseltes Andreaskreuz. Die Büchsenkartätschen sind aus Weißblech, und bei 8 cm. mit 48, 52,5 gr. schweren Zinkkugeln in 7, bei 9 cm. mit 41, 87,5 schweren Zinkkugetn in 6 Lagen gefüllt. An beiden Seiten ist die Kartätschbüchse mit einem Treibspieget von Zink geschlossen, weshalb es gleich ist, mit welchem Ende sie vorausgeladen wird. Ihre richtige Lage im Rohre sichert ein in Mitte der Büchse angebrachter Wulst. Die Pulverladung wird in Säckchen von Schafwolle in konischer Form gebracht und diese zugebunden. Die Patrone des 9 cm. mit Kolben­ verschluß hat auf ihrem Boden einen Preßspahnboden aufgeleimt, dessen nach oben umgebogener Rand den vollständigen Gasabschluß des Spiel­ raums am Kopfe des Verschlußkolbens bezweckt. Schuß-, Salutations- und Manöverpatronen sind in ihrer Beschaffen­ heit ganz gleich; ja für den 8 cm. ist selbst die Ladung dieselbe, nemlich 500 gr., während für den 9 cm. Schuß- und Salut-Patrone 620, die Manöverpatrone 500 gr. hat, Reinhard, Heerwesen.

39

8. Abthl.

610

Wasftn und Munition.

Zum Werfen der Granaten sind kleinere Ladungen nöthig, nemlich je 250 resp. 310 gr.; diese halben Patronen sind ebenfalls in Säckchen von weißer Schafwolle, immer 2 zusammen, aber in einem Patronensäckchen von rother Wolle zusammengebunden und werden „kombinirte Schußpatronen" genannt. Die Zündungen sind je nach ihrem Zwecke verschieden. Zur Entzündung der Geschützladung dienen die Reibzündröhrchen aus Messing, mit Geschützpulver gefüllt und an ihrem obern Ende mit dem Reiber versehen. Dieser enthält den Zündsatz und die durch ihre Friktion ihn entzündende Nadel. Um die Sprengladung der Granate zu entzünden, dient der Per­ kussionszünder, dessen ganze Vorrichtung im Mundloch des Geschosses angebracht, und durch den Vorstecker vor unzeitiger Explosion bewahrt ist. (K.-M.-R. v. 22. April 1874, Nr. 4692.) An besondern Geschossen, Feuerwerkskörpern, Signalmitteln rc. sollen künftig in den Festungen bestehen: a) Brandkörper: volle Brandgranaten für 15, 12 und 9 cm. gezogene Geschütze; b) Leuchtkörper: Leuchtballen für glatte 30 und 23 cm. Mörser, Leuchtkränze, Pechfackeln; c) Signalrequisiten: Signalstangen; d) besondere Verth eidigungsmittel: 15 cm. Wallgranaten, 7 cm. Handgranaten.

4.

Etat für die jährliche Uebungs- rc. Munition. (München 1876)

Allgemeine Areflimmungen. A.

Verabfolgung, Empfangnahme und Aufbewahrung der Uebungsmunition.

1. Die Truppentheile liquidiren den Bedarf an Uebungsmunition für jedes vom 1. Oktober des einen bis letzten September des folgenden und nach letzterem Jahre benanntes Uebungsjahr bei dem General-Kom­ mando ihres Armeekorps — Institute, in der Regel, bei dem GeneralKommando des Korpsbezirks. 2. Diese Liquidation gründet sich auf 'die Iststärke, die mit der Waffe dienenden Einjährig Freiwilligen mit eingeschlossen. Ausgenommen sind: Zahlmeister-Adspiranten, Oekonomie-Handwerker, Stabshoboisten, Stabs­ hornisten, Hoboisten, Regiments- und Bataillons-Tambours. Die Infan­ terie weist bataillonsweise den Bedarf genau und übersichtlich in einer Berechnung aus. Für kommandirte Offiziere und Mannschaften, welche bei ihrem Trup­ pentheile die Schießübung nicht abhalten können, darf dieser auch keine Munition liquidiren, dagegen geschieht dieß von jenem Truppentheil bezw. Institut, bei welchem sich die Kommandirten befinden, soferne sie in ihrem Kommandoverhältnisse schießen müssen. Die für die Uebungen mit dem Zimmergewehre benöthigten Zünd­ hütchen werden liquidirt, die Bleigeschosse von den Abtheilungen beschafft. 3. Die Generalkommandos sind ermächtigt, für außergewöhnliche Be­ darfsfälle den Truppentheilen außer der etatmäßigen Uebungsmunition noch ein angemessenes Quantum Patronen als eisernen Bestand zu

II. Abschn.

Die Munition.

611

überweisen, welcher (in Hinblick auf mögliche Ruhestörungen, sowie behufs Beschleunigung der Mobilmachung einzelner Truppenteile) bis^zur Höhe der feldchargirung verstärkt werden kann. 4. Die Richtigkeit der Berechnungen lassen die General-Kommandos nach Art und Zahl prüfen und bis längstens 1. November die Zusammen­ stellungen an die Inspektion der Artillerie und des Trains gelangen. 5. Die Uebungsmunition für Offiziere und Mannschaften des Beur­ laubtenstandes, sowie jene für Ersatz- und Besatzungstruppen wird seiner Zeit besonders festgesetzt. 6. Die Artilleriedepots geben stets aus den für Kriegszwecke be­ stimmten Munitionsbeständen die älteste Munition zu den Uebungen ab und stellen dagegen die neugefertigten Patronen resp, die Zündungen der neuesten Jahrgänge ein. Ebenso verfahren die Truppenteile bezüglich des eisernen Bestandes und Perabfolgen die treffenden Artilleriedepots auf An­ trag a conto der Uebungsmunition die hinreichende Anzahl scharfer Pa­ tronen zur Einstellung in die Feldchargirung bezw.. eisernen Bestand. Sollten sich in den Artilleriedepots der Festungen in nicht ganz nor­ maler Weise hergestellte scharfe Patronen M/71 befinden, so gelangen diese nicht zur Auffrischung der Feldchargirung, sondern zur Abgabe und zum Verbrauche als Uebungsmunition an die Kavalerie und Fußartillerie. 7. Die Uebungsmunition gelangt an die Truppen rc. in Patronen­ kasten gegen Scheinwechsel. Die Patronenkasten sind möglichst zu schonen und dürfen zu ihrem Verschlüsse nur messingene Holzschrauben verwendet werden. Bei der Rücklieferung an das Hauptlaboratorium — welche spä­ testens bis zum Empfange der nächsten Uebungsmunition bethätigt sein muß — können sie zur Rücklieferung lediglich der Hülsen, aber nicht für anfgefundenes Blei re. verwendet werden. Durch ungehörige oder gewalt­ same Behandlung stark beschädigte Patronenkasten haben die Truppen rc. zu bezahlen. Pulversäcke werden bei Verabfolgung von losem Pulver nur dann leihweise mitverabfolgt, wenn das Puwer auf dem Landwege oder mit der Eisenbahn Weiler transportirt werden muß. 8. Uebungsmunition, sowie die zur, Ergänzung des eisernen Bestandes und eventuell angekaufte Munitionsquantitäten kommen nicht ratenweise, sondern thunlichst auf einmal zur Versendung. Findet der Transport per Bahn in Güterwagen statt, so ist die zu­ lässige Befrachtung der Waggons thunlichst auszunützen und ohne die Mu­ nition in Kriegsfahrzeuge zu verladen. Es sind die gewöhnlichen Güter­ züge zu benutzen. In den Fällen, wo der Transport mit Rücksicht auf die Größe der zu empfangenden Quantität und die Entfernung zwischen Absendungs- und Bestimmungsort durch Mannschaften in Tornistern und Patrontaschen — per Fußmarsch oder per Eisenbahn unter Beachtung der bezüglichen reglementären Vorschriften — stattfinden kann, und sich billiger stellt, als eine andere Transportweise, ist dieser Modus stets zu wählen. Die kommandirten Mannschaften erhalten dann — gleichviel ob sie den Marsch zu Fuß oder per Eisenbahn zurücklegen — für die Tage, an welchen sie die Munition wirklich selbst transportiren, ausnahmsweise die extraordinäre Zulage von 50 Pennig pro Mann und Tag — welche bei den, von einem Artilleriedepot an das andere auf dem Landwege oder mittelst der Eisen­ bahn stattfindenden Pulver- und Mnnitionstransporten für die Begleit39*

612

8. Abthl.

Waffen und Munition.

Mannschaften eventuell bewilligt ist — vom Artilleriedepot ebenfalls nus­ bezahlt. 9. Die abgebenden Artilleriedepots bezw. Hauptlaboratorium haben sich jedesmal über den sichersten und billigsten Transport schlüssig zu machen und sich mit den treffenden Truppentheilen unmittelbar zu benehmen. 10. Die erwachsenen Transportkosten werden beider treffenden KorpsIntendantur liquidirt. Die Transportkosten, für die zu den großen Herbst­ übungen in zusammengezogenem Armeekorps verabfolgte und mitgenommene Munition berechnen die Truppen bei den Manöverkosten. Die Gestellung der erforderlichen Truppenfahrzeuge bezw. Munitionswagen der Artillerie veranlassen die Generalkommandos. 11. Zu den scharfen Patronen M/71, welche in den Artilleriedepots ungefettet lagern, erhalten die Truppen — pro 1000 Patronen 180 Gramm — vorschriftsmäßig gemischte Geschoßfettung gegen Schein. Das Fetten besorgen die Truppen rc. selbst und bringen beim Empfange in loco auch die erforderlichen Gefäße mit. 12. Der Anhang enthält die Vorschriften für Empfang, Transport und Aufbewahrung der Munition. 13. Zu der den Truppen selbst obliegenden sicheren und ordnungs­ mäßigen Aufbewahrung der Uebungsmunition werden aus GarnisonsBerwaltungsfonds, außer den erforderlichen Lokalen und Pulverkasten, die Mittel zur Beschaffung und Unterhaltung der zur Ausstattung der Lokale erforderlichen niet- mtb nagelfesten Gegenstände, sowie der Balkenunter­ lagen für die Pulvertonnen gewährt. Die sonstigen zur Aufbewahrung der Munition — die Packgefässe, welche gegen Scheinwechsel abgegeben werden, ausgenommen — erforderlichen Geräthe und Utensilien und zwar für 1 Bataillon und diesem an Stärke gleichkommenden Truppentheil rc. die erforderlichen Haardecken nach Maßgabe der lokalen Verhältnisse, 3 paar Filzschuhe, 1 Pulvertrage, 1 Schlägel nebst 1 Antreiber und 1 hölzerner Tritt mit 3 Stufen, sind die Truppen verpflichtet aus ihren Etatsfonds selbst zu beschaffen. 14. Von den zum vorläufigen Reinigen der gebrauchten Patronen­ hülsen nöthigen Gerathen erhalten die Kompagnien, Eskadrons eine Gar­ nitur als erste Ausstattung vom Hauptlaboratorium. B. Zurücklieferung der zu den Uebungen nicht verbrauchten scharfen Munition, der Patronenhülsen, des wiedergefun­ denen Bleies und der Packschachteln. 1. Die Truppen erhalten jedes Jahr das volle ihnen nach dem tref­ fenden Etat zustehende Quantum an Uebungsmunition, und steht es ihnen frei, nicht verbrauchte scharfe Uebungsmunition auf den Bedarf des fol­ genden Jahres in Anrechnung zu bringen nnd dafür ein nach dem Preise derselben berechnetes Aequivalent an Platzpatronen zu liquidiren. Anrech­ nung nicht verbrauchter Platzpatronen auf das folgende Uebungsjahr findet nicht statt: 2. Sämmtliche von den Truppen verschossenen Hülsen, gleich­ viel ob brauchbar oder unbrauchbar, das wiedergefundene Blei und die zum Verpacken der scharfen und Platzpatronen benutzt gewesenen Packschachteln — soferne sie unbeschädigt und von Geschoßfettung frei sind — müssen als fiskalisches Eigenthum an das Hauptlaboratorium zurückgeliefert werden. Nur wegen außergewöhnlicher Verhältnisse der Schießplätze kann auf ge-

II. Abschn. Die Munition.

613

stellten: Antrag des treffenden Truppentheils und des Generalkommandos die Rücklieferung von Kugelblei durch das Kriegsministerium erlassen werden. Rücklieferungen an Hülsen und Packschachteln von einzelnen Truppentheilen an die Artilleriedepots der Festungen für das zur Instruktion dort selbst herzustellende Uebungsmunitionsquantum werden von der Inspektion der Artillerie und des Trains unter Verständigung des betreffenden Ge­ neralkommandos veranlaßt. 3. Die Patronenhülsen werden vor der Ablieferung gereinigt und klasfifizirt in a) brauchbare aus scharfen Patronen herrührend, b) „ „ Platzpatronen herrührend und c) unbrauchbare, und zwar in der Regel durch diejenigen Truppen, Institute rc., welche die Patronen verschoffen haben. Das von den Truppentheilen auszuführende vorläufige Reinigeu hat sich auf alle verfeuerten Hülsen mit Ausschluß derjenigen zu erstrecken, welche bei den außerhalb der Garnisonsorte stattfindenden Herbstübungen* verschossen, und welche bei den sonstigen Uebungen augenscheinlich unbrauch­ bar geworden sind (geplatzte Mäntel, abgerissene Böden rc.) Aus sämmtlichen zur Ablieferung gelangenden Hülsen müssen die Zündkapseln entfernt sein. 4. Das wiedergefundene Blei kommt von allen Unreinigkeiten befreit zur Ablieferung. 5. Zur Vermeidung von Oxydation werden die Hülsen quartaliter abgeliefert. Die Rücklieferung der Packschachteln richtet sich im Allgemeinen nach derjenigen der Hülsen. Das wiedergefundene Blei wird jährlich nur einmal (im 1. Quartal des Uebungsjahres) abgeliefert. 6. Zur Verpackung der vorläufig gereinigten Hülsen sind die Pa­ tronenkasten (A. 7) zu verwenden. Die Hülsen sind hierbei in die zur Ablieferung gelangenden Packschachteln zu stecken und wenn diese nicht hinreichend vorhanden, lose, aber regelmäßig unmittelbar in die Kasten zu lechen und durch Papierschnitzel und Werg vor Beschädigung beim Trans­ port zu schützen. Zur Verpackung der ungereinigten Hülsen, sowie des wiedergefundenen Bleies verabfolgen die Artilleriedepots event, das Hauptlaboratorium auf Verlangen bei geeigneter Gelegenheit abnorme Packgefäße bezw. Bleikugelverschläge. Patronenkasten dürfen daher niemals hiezu verwendet werden. 7. Von den im Uebungsjahr verschossenen scharfen Patronen kommen 95 % Hülsen in Rücklieferung, ferner unentgeltlich: von jedem Infanterie-, Jäger-, Fußartillerie- und Pionierbataillon, der Eisenbahn-Kompagnie, den Landwehr-Bezirkskommandos und den etwa formirten Landwehrtruppen: von der Anzahl der Platzpatronen 80 °/o und der 4. Theil des Gewichtes des verschossenen Bleiquantums; von jedem Kavalerie-Regiment, jedem Train-Bataillon und der Equitations anstatt: von der Anzahl der Platz-Patronenhülsen 40 % und der 8. Theil des verschossenen Bleiquantums. Bei der Berechnung des rückzuliefernden Bleies bleiben diejenigen scharfen Patronen außer Betracht, welche die Infanterie rc. im Terrain

614

8. Abthl.

Waffen und Munition.

(außerhalb der Schießstände) und bei dem Belehrungsschießen (auf weite Entfernungen) verschießt. Die Rücklieferung des Bleies geschieht nach dem Gewichte und ent­ halten 1000 scharfe Patronen M, 71 — 25 Kilo, 1000 scharfe (Gewehr- und' Karabiner-) Patronen M/69 — 22 Kilo, und 1000 scharfe Zündhütchen-Pistolenpatronen 27 Kilo Blei. Die rückgelieferten brauchbaren Packschachteln werden den eben näher bezeichneten Truppenteilen und Instituten mit 2 Pfennig pro Stück ver­ gütet. Dagegen haben diejenigen Institute rc., welche im Vorstehenden nicht erwähnt sind, sowohl sämmtliche nach den Uebungen vorhandenen Hülsen und brauchbaren Packschachteln, als auch das gesammte aufgefundene Blei, letzteres jedoch nur in dem Falle unentgeldlich abzuliefern, wenn die qu. Institute einen eigenen Schießstand haben. Andernfalls ist das Blei demjenigen Truppentheile zu überlassen, dessen Schießstand mitbenutzt wird. , 8. Jede über das unentgeldliche Quantum zurückgelieferte brauchbare oder unbrauchbare Hülse — sofern keine durch unsachgemäße Behandlung herbeigeführte Beschädigung, z. B. verletzte Amböse rc. durch die Revisions­ Kommission des Hauptlaboratoriums bezw. durch die Festungs-Artillerie­ depots konstatirt ist — wird mit 1 Pfennig; das über das unentgeldliche Quantum zurückgelieferte Blei nach dem Satze von 13 M. 50 Pf. für 50 Kilo vergütet. 9. Der Liquidation sind die über die stattgefundenen Einlieferungen von den Artilleriedepots und dem Hauptlaboratorium ausgestellten Beschei­ nigungen — in welchen die zu vergütenden Patronenhülsen und Pack­ schachteln von den unsachgemäß beschädigten Patronenhülsen und unbrauch­ baren Packschachteln strenge ausgeschieden sein müssen — beizulegen. Für Hülsen und Bleiquantitäten, welche aus den von den Truppentheilen rc. aus eigenen Mitteln beschafften Patronen herrühren, ist die Vergütung für die volle Zahl derselben in Ansatz zu bringen. 10. Die Bezahlung der Geldbeträge auf Grund der revisorisch fest­ gesetzten Liquidationen geschieht vom Hauptlaboratorium ohne Unterschied, wohin die Einlieferung geschehen ist, an die Truppenabtheilungen direkt. 11. Die den Truppen zufließende Getdvergütung findet Verwendung: zur Beschaffung und Instandhaltung der Geräthe, zum Reinigen der Pa­ tronenhülsen, zur Bestreitung der Kosten für das Reinigen der letzteren und das Fetten der Patronen (incl. der Geschoßfettung selbst), dann zum Ersatz unbrauchbarer Exerzirpatronen und zum Ankauf von scharfen und Platzpatronen, ferner zur Anschaffung von hölzernen Kasten zum Bleiauf­ fangen, von Zielapparaten und Scheiben, zur Verbesserung der Schieß­ stände, zur Ermiethung von Terrain für die gefechtsmäßig auszuführenden Schießübungen resp, zur Bezahlung geringer, hierbei entstandener Flurbe­ schädigungen.Gegen Bezahlung können die Truppen bis auf Weiteres von den Artilleriedepots beziehen: (V.-Bl. 1876, Nr. 39) Gewehrpatronen M/69: a) scharfe in Packschachteln das 1000 zu 98 M. — Pf., in Einsatzschachteln das 1000 zu 100 M. — Pf.b) blinde in Packschachteln das 1000 zu 29 M. — Pf.;

II. Abschn.

Die Munition.

615

Karabiner- und Pistolenpatronen M/69: a) scharfe in Einsatzschachteln 1000 zu 96 M. — Pf., b) blinde in Einsatzschachteln 2000 zu 32 M. 50 Pf.; bisheriges Gewehrpulver zum Preise von 1 M. pro Kilo. 12. Die empfangenen Gelder sind bei den „Allgemeinen Unkosten" unter einem besonderen Abschnitt nachzuweisen und unterliegen mit diesen bezüglich der bestimmungsmäßigen Verwendung der Prüfung durch die Musterungskommission. 13. Die aus den verschossenen Patronenhülsen entfernten Zündkapseln, sowie die unbrauchbaren Packschachteln sind als werthlos zu vernichten. 14. Die Transportkosten für die Rücklieferung von Munition, Hülsen, Blei rc. rc. übernimmt das Hauptlaboratorium event, das treffende Artilleriedepot. C.

Abgabe der Uebungsmunition bei Mobilmachungen.

Bei eintretender Mobilmachung geht die empfangene Uebungsmunitton incl. Exerzirpatronen entweder auf die zugehörigen Ersatztruppen über oder wird an die Artilleriedepots abgeliefert. Wird der nach A, 5 festgesetzt werdende Bedarf an Uebungsmunition der bezüglichen Ersatztruppen durch diese Uebergabe um viel überschritten, so liefern die Ersatztruppen das plus an das treffende Arttlleriedepot ein. Eine Anrechnung der Uebungsmunition auf die Feldchargirung findet nicht statt. Der etwaige eiserne Bestand an Feldchargirung muß tadellos sein und kommt in Abrechnung.

ßtat. I. u. II.

Infanterie und Jäger.

1) Zum Einüben der Rekruten: jeder Rekrut jeder Schulamtskandidat bei kür­ zerer Einübung 2) Zur Schießübung: jeder Stabsoffizier und Hauptmann jeder Lieutenant jeder Unteroffizier und Gemeine, Jäger jeder Schulamtskandidat bei kür­ zerer Einübung 3) Zu dem vom Kriegsministerium angeordneten Prüfungsschießen: jedes Bataillon. ..... 4) Zu Manöver- und Felddienst­ übungen : jeder Unteroffizier und Gemeine, Jäger 5) Zum Schießen mit der Wallbüchse: jedes zu Ingolstadt und Germers­ heim garnisonirende Bataillon

Infam. 4 4

JLger

4 Platzpatronen



50 130

50 scharfe Patronen 130 „

130

150

25



3000

3000

60

100





70 Platzpatronen

— Wallbüchsenpatronen!12Zündhütchen

8. Abthl.

616

Waffen und Munition.

6) Zum Schießen mit den Zimmergewehren: jede Kompagnie Anmerkung.

III.

Infam.

Jäger

13500 Zündhütchen für Zimmergewehre. Die für die Stabsoffiziere und Hauptleute ausgeworfene Munition darf event, bei den Schießübungen der Sub­ alternoffiziere und Mannschaften verwendet werden.

13500

Landwehr-Bezirkskommandos.

100 scharfe Patronen zur Schießübung je für 1 Offizier (Adjutant), jeden Unteroffizier (inel. Bezirksfeldwebel) und Gemeinen, sofern dieselben noch nicht 3 Schießübungen absolvirt haben und sich das Bezirkskommando an einem Garnisonsorte befindet oder wenn Landwehrübungen stattfinden. Die verschossenen Patronenhülsen dürfen nach erfolgter Ausspülung des Pulverschleimes und ohne Entfernung der Zündkapseln aus denselben an das Hauptlaboratorium abgeliefert werden, was jedoch bald geschehen muß. Anmerkung. Für Landwehrübungen bei Bezirkskommandos, die sich nicht an einem Garnisonsorte befinden, so viele Pa­ tronen, als für die Landwehrmannschaft bewilligt werden.

IV. Militär-Schießschule.

Die zur Herstellung der Patronen für die Uebungsmunition erforder­ lichen Materialien werden von der Militär-Schießschule jährlich gleichförmig mit den Truppen liquidirt. In dem Munitionsausweise sind die am Schlüsse des Uebungsjahres vorhandenen Patronen, die zur Herstellung von scharfen oder Platzpatronen geeigneten Hülsen und die brauchbaren Packschachteln, sowie bie etwa sonst noch disponiblen Munitionsmaterialien auf den Bedarf des nächsten Ue­ bungsjahres in Anrechnung zu bringen und verbleiben bei der Schießschule. Dagegen sind die nur noch zu Exerzierpatronen verwendbaren, sowie die unbrauchbaren Hülsen an das Hauptlaboratorium, das gefundene Blei an das Artilleriedepot Augsburg abzuliefern. In dem treffenden Ausweise wird nachgewiesen, wie viel Blei in dem abgelaufenen Jahre aufgefunden und wie viel zu Exerzierpatronen brauch­ bare und unbrauchbare Hülsen, sowie Blei an die obigen Stellen abgeliefert worden sind. V. Kavalerte-Regimenter mit Pistolen (Ulanen). 1) Zu den Vorübungen jeder Trompeter und Gemeine 8 Platzpatronen. 2) Zur Schießübung jeder Offizier 15 scharfe Patronen, jeder Unter­ offizier, Trompeter und Gemeine 15 scharfe Patronen. 3) Zum Manöver und zu Felddienstübungen jeder Unteroffizier und Gemeine 20 Platzpatronen.

VI.

Kavalerie-Reg im enter mit Karabiner (Kürassiere und Chevaulegers).

1) Zu den Vorübungen jeder Trompeter und Gemeine 8 Platz-Pa­ tronen' 2) Zur Schießübung mit Karabiner jeder Offizier 40 scharfe Pa­ tronen, jeder Unteroffizier und Gemeine 40 scharfe Patronen.

II. Abschu.

Dir Munition.

617

Zur Schießübung mit Pistolen jeder Unteroffizier und Trompeter 15 scharfe Patronen. 3) Zu besonderen Uebungen für jeden der 120 besten Schützen 15 scharfe Patronen. 4) Zuin Manöver und zu Felddienstübungeu jeder Unteroffizier 20 Platzpatronen, jeder Gemeine 30 Platzpatronen. VII.

Equitation s- Anstalt.

Bon der Anstalt und von den Kommandirten: jeder Offizier 20 scharfe und 20 Platzpatronen ) der resp. Schießjeder Unteroffizier, Trompeter und Gefreiter 20 \ Waffe entspre-

scharfe und 20 Platzpatronen ) chend. Die verschoffenen Patronenhülsen werden wie bei den Landwehr-Be­ zirkskommandos behandelt. VIII.

Feldartillerie-Regimenter.

Außer der Geschützmunition zu den jährlichen Schießübungen — wo­ rüber besondere Festsetzungen bestehen, erhält: A.

Zum Schießen mit Geschützen:

1) Zum Einüben der Rekruten, jeder Rekrut 10 Schlagröhreu. 2) Jedes bespannte Geschütz 95 Manöverkartuschen und 114 Schlag­ röhren. Davon sind zu reserviren: für jedes an den Divisionsübungen theilnehmende Geschütz 55 Schüße fürjedes an den Korpsübungen theilnehmende Geschütz 25 Schuß, und nur der Ueberschuß bleibt deu Regimentern zur freien Disposition bei Spezialübungen. . 3) Für diejenigen Geschütze, welche an den Korpsübungen theilnehmen, wird noch ein besonderer Zuschuß (XIV) gewährt.

B.

Zum Schießen mit Pistolen.

1. Zu den Vorübungen jeder Unteroffizier, Trompeter und Gemeiner der reitenden Artillerie und jeder berittene, mit dem Pistol ausgerüstete Feldartillerist, ä Mann 5 Platzpatronen nnd 8 Zündhütchen. 2. Zur Schießübung jeder Offizier und jeder Mann (wie zu 1) 5 scharfe Patronen und 8 Zündhütchen.

C.

Zur Herstellung und zum Entzünden von Kanonen­ schlägen behufs Uebung im Beobachten rc.

Jede Batterie 20 Kilo minder brauchbares Pulver, 100 Schlagröhren, 1 Kilo Lunte. Die sub A, 2 angegebene Munition ist für sämmtliche bespannte Ge­ schütze zu liquidiren und der Nichtverbrauch beider nächstjährigen Liqui­ dation in Anrechnung zu bringen

IX.

Fuß-Artillerie-Regimenter.

Außer der Geschützmunition zu den jährlichen Schießübungen und den Munitionsmaterialien zu den Jnstruktions-Laboratorienarbeiten — worüber besondere Festsetzungen — erhält:

618

8. Abthl.

Waffen und Munition.

A. Zum Schießen mit Geschützen: Jede Fuß-Artilleriekompagnie zum Einüben der Rekruten: a) jeder Rekrut 10 Schlagröhren, b) jebe Kompagnie 25 Manöverkartuschen, Kaliber und Art nach Wahl des Truppenteils, 30 Schlagröhren, 10 Luntenschlagröhren, 2 Zündlichter, 5 Kilo minder brauchbares Pulver, 0,25 Kilo Mehlpulver, 1 Kilo Lunte.

B. Zum Schießen mit Gewehren: 1. Zum Einüben der Rekruten*) jeder Rekrut 4 Platzpatronen. 2. Zur Schießübung jeder Offizier 35 scharfe Patronen, jeder Unter­ offizier und Gemeiner 35 scharfe Patronen. 3. Zu Gefechtsübungen jeder Unteroffizier und Gemeiner 4 Platz­ patronen. C. Zur Herstellung und zum Entzünden von Kanonen­ schlägen behufs Uebung im Beobachten. Jede Fuß-Artilleriekompagnie 20 Kilo minder brauchbares Pulver, 100 Schlagröhren und 1 Kilo Lunte. X.

Pionierbataillone.

1. Zum Einüben der Rekruten jeder Rekrut 4 Platzpatronen. 2. Zur Schießübung jeder Offizier 35 scharfe Patronen, jeder Unter­ offizier und Gemeiner 35 scharfe Patronen. 3. Zum Manöver und zu Felddienstübungen jeder Unteroffizier und Gemeiner 20 Platzpatronen. 4. Zum Schießen mit den Zimmergewehren jede Kompagnie 8000 Zündhütchen. 5. Zu Minenübungen: das erforderliche, nach dem Umfange der Uebungen abzumessende Quantum minder brauchbares Pulver wird jährlich auf besondern Antrag der Inspektion des Jngenieurkorps und der Festungen durch das Kriegsministerium überwiesen.

XI.

Eisenbahnkompagnie.

1. Zum Einüben den Rekruten jeder Rekrut 4 Platzpatronen. 2. Zur Schießübung jeder Offizier 35 scharfe Patronen, jeder Unter­ offizier und Gemeiner 35 scharfe Patronen. 3. Zu besondern Uebungen jeder Unteroffizier und Gemeiner 4 Platz­ patronen. 4. Zum Schießen mit den Zimmergewehren jede Kompagnie 8000 Zündhütchen. 5. Zu Sprengversuchen: das erforderliche Quantum minder brauch­ bares Pulver und an Sprengpulver wird auf besondern Antrag der In­ spektion des Jngenieurkorps und der Festungen von Seite des Kriegs­ ministeriums überwiesen. XII. Trainbataillone. 1. Zu den Vorübungen jeder Unteroffizier und Gemeiner 5 Platz­ patronen. 2. Zur Schießübung jeder Unteroffizier, Trompeter und Gemeiner 20 scharfe Patronen. *) Für die mit Chassepotgewehren Bewaffneten fällt das Blindfeuern aus.

II. Abschn.

Die Munition.

619

3. Zum Schießen mit dem Zimmergewehre: a) jede Trainkompagnie incl. der Mannschaften der Berpflegsabtheilung 6000 Zündhütchen für Zimmergewehre, b) jede Sanitätskompagnie 7000 Zündhütchen für Zimmergewehre. Xin.

1.

Militär-Bildungsanstalten.

A. Kriegsschule. Für die- Schüler jeden Lehrkurses: jeder Mann der Infanterie und Jäger 100 scharfe Patronen, ....................... ISS \ 24 scharfe Patronen der Waffe

2. Für die bei der Schule kommandirten Offiziere: jeder Infanterie-, Kavalerie-, Artillerie- und Jngenieuroffizier die Uebungsmunition in der­ selben Art und Anzahl wie die Offiziere bei den resp. Truppentheilen. 3. Zum Unterrichte in der Waffenlehre für jeden Lehrer der Waffen­ lehre pro Kursus: bis zu 40 scharfe Patronen für jede in der Armee ein­ geführte Handfeuerwaffe (excl. Wallbüchse). 4. Zum Abbrennen für jeden Kursus: 10 Schlagröhren, 10 Lunten­ schlagröhren, 10 Säulenzünder, 10 Zündschrauben zu Zündvorrichtungen, 4 Zündlichter, 1 Pechfackel, 0,5 Kilo Geschützpulver, 0,25 Kilo Mehlpulver, 0,5 Kilo Lunte. 5. Die eventuell zu einigen Schüssen aus Geschützen erforderliche Munition wird auf besondern Antrag der Inspektion der MilitärBildungsanstalten Seitens des Kriegsministeriums zugewiesen. Die Anweisung zur Empfangnahme und Verabfolgung der Munition, zur Zurücklieferung und Vereinnahmung des aufgefundenen Bleies, sowie der Patronenhülsen und Packschachtcln an das Hauptlaboratorium ertheilt die Inspektion der Artillerie und des Trains im Benehmen mit der In­ spektion der Mititär-Bildungsanstalten. Bezüglich der Patronenhülsen ist das Verhalten wie sub Etat III.

B. Kadetten-Korps. Das Artilleriedepot München verabfolgt zu Schießübungen der obersten Klasse jährlich 3000 scharfe Patronen unentgeltlich; die außerdem noch erforderlich erachtete Anzahl Patronen ist vom Kommando des Kadetten­ korps beim Hauptlaboratorium gegen Bezahlung zu requiriren. Die Patronenhülsen werden wie sub A. behandelt. XIV.

Große Herbstübungen in zusammengezogenen Armeekorps.

Für jeden Truppentheil, welcher an den Korpsübungen Theil nimmt, kann vom betreffenden Generalkommando beim Kriegsministerium ein der Dauer der Uebung im zusammengezogenen Armeekorps entsprechender Zuschuß zu der gewöhnlichen, den Truppen zustehenden jährlichen Munition vor Beginn der Uebungen beansprucht werden. Im Allgemeinen werden zu einer großen Herbstübung extraordinär gewährt: für jeden Infanteristen 50, jeden Kavaleristen 15 Platzpatronen, für jedes Geschütz 80 Manöver-Kartuschen nebst 96 Schlagröhren. Der Zuschuß kann nach dem Ermessen des Generalkommandos auch mit zu den vorhergehenden Uebungen verwendet werden, ist aber überhaupt

620

8. Abthl.

Waffen und Mnnition.

nur als ein Reservequantum anzusehen, von welchem jedem einzelnen Truppentheile der Antheil nicht vorweg zu verabfolgen, sondern den gefechtsthätigen Truppen nur so viel zu überweisen ist, als sie nach dem Ermessen des Generalkommandos, dem Gange und der Ausdehnung des Manövers entsprechend, bedürfen werden.

XV. Fe stungsmanöver. Die erforderliche Munition an Manöverkartuschen nebst Zündungen und Platzpatronen ist von den Kommandanturen, der ertheilten Disposition entsprechend, in möglichst beschränkter Art und Anzahl zu bestimmen und auf Requisition von der Inspektion der Artillerie und des Trains auf die Artilleriedepots zur Verabfolgnng und Vorausgabung anzuweisen. Soferne in den Beständen der Artilleriedepots Leuchtkugeln vorhanden sind, können dieselben in einer Anzahl von 4 Stück pro Fußartilleriekom­ pagnie unentgeldlich verabfolgt werden. Die Kreuze sind rückzuliefern. Sonstige Erleuchtungsmittel, Munitionsmaterialien rc. sind den Ar­ tilleriedepots zu bezahlen. Mit der Beurtheilung der Generalkommandos über die Festungsmanöver ist eine kurze Nachweisung über die Seitens der Artilleriedepots unentgeldlich verabfolgte Munition rc. an das Kriegsmini­ sterium einzusenden. Armirungs- und theoretische Belagerungsübungen. Für jede Fußartilleriekompagnie: 25 Manöverkartuschen (Kaliber nach den airfgestellten Geschützen), 30 Schlagröhren, 5 Kilo minder brauchbares Pulver, 10 Luntenschlagröhren, 10 Pechfackeln, 2 Kilo Lunte, 0,5 Kilo Mehlpulver, 50 kubische Kanonenschläge, 10 Zündlichter, 30 m. Stoppinen, 30 Handgranaten mit Ausstoßladung, 5 Wallgranaten mit Ausstoßladung, 3 'Brandfaschinen, 3 Leuchtkränze und 1 Signalstange per Bataillon.

XVL

XVII. Honneur- und Salutschießen. 1. Zur Feier des Geburts- und Namensfestes Ihrer Majestäten des regierenden Königs und der regierenden Königin in allen Garnisonen und Lagern, woselbst sich Artillerie befindet, werden 101 Manöverkartuschen verfeuert. 2. Bei Empfangs-Feierlichkeiten falutiren die Geschütze: a) Ihre Majestäten den König, die Königin und Königinwittwe mit 101 Kanonenschüssen; b) auswärtige Monarchen der I. Beehrungskategorie mit 100 Ka­ nonenschüssen ; c) Prinzen und Fürsten der II. Beehrungskategorie mit 50 Kanonen­ schüssen; d) Fürsten und Prinzen der HI. Beehrungskategorie mit 25 Ka­ nonenschüssen; e) Prinzen der IV. Beehrungskategorie mit 12 Kanonenschüssen; f) den Kriegsminister, Feldmarschall und neuernannten Gouverneur mit 9 Kanonenschüssen. Die vorstehenden Salutationen finden mit alleiniger Ausnahme des Empfanges Seiner Majestät des Königs nur in Festungen statt. 3. In der Haupt- und Residenzstadt München werden jährlich am 13. Oktober für die verstorbenen Ritter rc. des Militär-Max-JosephsOrdens und Inhaber der goldenen und silbernen Militär-Verdienstmedaille 48 Manöverkartuschen verfeuert.

II. Abschru

Die Munition.

621

4. Für das Schießen bei der Geburt von Prinzen und Prinzessinen des königlichen Hauses find besondere Bestimmungen getroffen. 5. Die Ehrensalven bei Begräbnissen sind in den Vorschriften über Ehrenbezeugungen festgesetzt. 6. Die bestimmungsmäßig festgesetzte Munition zu den vorstehenden Salutschüssen wird von der betreffenden Kommandantur auf das ArtillerieDepot zur Verabfolgung angewiesen. XVIII.

Besondere Fälle.

Für Sicherheitsposten und Patrouilleure, sowie für Wachen in besondern Fällen, wird von der Kommandantur die nach deren Ermessen für erfor­ derlich erachtete scharfe Munition auf das Artilleriedepot zur Verabfolgung angewiesen. (Anhang zum Etat der UebungSmuniüon.)

Forschrift üver die Ferrnattuug der Zlevmrgsmunition der Gruppen im Krieden.

§. 1. Die Verwaltung der Munition der Truppen im Frieden erstreckt sich auf die Empfangnahme, Aufbewahrung und bestimmungsmäßige Ausgabe derjenigen Munition, welche denselben zu den jährlichen Uebungen bewilligt oder aus der Kriegs-Chargirungsmunitiou als eiserner Bestand überwiesen, oder welche in besonderen Fällen vorschußweise verabfolgt wird. §. 2. Empfangnahme. Die Munition muß den Truppen zur eigenen Aufbewahrung in dem ganzen angewiesenen Betrage zuge­ sendet werden und sind selbe von der Absendung bezw. Entpfangnahme zu verständigen. §. 3. Beim Empfange der Munition — oder bei Zusendung auf der Endstation — muß in der Regel ein Offizier des treffenden Truppentheiles zugegen sein, welcher auch die gehörige Behandlung der Munition während der Verladung und des Transportes überwacht. Mit der Munition werden den Truppen auch die zugehörigen Packgefäße überwiesen. Die nicht am Orte eines Artilleriedepots oder des Hauptlaboratoriums garnisonirenden Truppenteile haben mit diesen gemeinschaftlich die billigsten Transportkosten zu ermitteln. Die Zahlung aller für Zusendung von Uebungtzmunition entstehenden Kosten obliegt den Truppentheile« gegen Liquidirung bei den treffenden Korps- und Divisionsintendanturen. §. 4. Munitionsbehältnisse und Aufbewahrung. Die empfangene Munition wird von den Truppen in Pulverkasten oder in Pulvermagazinen "aufbewahrt. Geschützmunition muß in Pulvermagazinen, Gewehrmunition kann in Pulvermagazinen aufbewahrt werden, wenn für sie entbehrlicher Raum vorhanden ist. Die Pulverkasten werden im Freien, entfernt von Gebäuden, an trockenen Orten, mit den Füßen auf Steinunterlagen ausgestellt und, wenn irgend thunlich, von Schildwachen bewacht. Die Aufstellung von Pulverkaflen in Kasernhöfen ist nur da zu­ lässig, wo nach der Lokalität keine Bedenken in feuerpolizeilicher Hinsicht obwalten. Geringe Munitionsquantitäten können auf den obersten Kas er nb öden untergebrcht werden, wenn diese zu andern Zwecken gar nicht betreten

622

8. Abthl.

Waffen und Munition.

werden dürfen und die Munition daselbst in einem besonderen, für keine anderen Gegenstände mit zu benutzendem Vorschläge und in wohlverschlossenen Behältern niedergelegt werden kann. Die Unterbringung von entzündlicher Munition in Stuben, Kammern, Fluren, Küchen und Kellern der Kasernen, oder auf den Montirungkammern, oder an andern Orten, welche dazu nach Maßgabe dieser Vorschrift nicht geeignet sind, ist strenge untersagt. Die einzelnen Munitionsbehältnisse werden, je nach Umständen, einem oder mehreren Truppentheilen gemeinsam zur Benützung überlassen. §. 5. Die Pulverkasten werden aus Holz gefertigt, verschließbar gemacht, außerhalb mit Oelfarbe angestrichen und innerhalb mit Leinwand behäutet. Sie müssen völlig dicht sein und in diesem Zustande stets sorgfältig erhalten werden. Der Deckel wird außerhalb mit Eisenblech beschlagen. §. 6. Die Kosten für Beschaffung und Unterhaltung der Pulver­ kasten, sowie für die eventuelle Einrichtung der Böden in den Kasernen zur Aufbewahrung der Munition werden aus dem Fonds für Servis- und Garnisons-Verwaltungswesen bestritten. Die Kosten für Beschaffung und Unterhaltung der Utensilien, Geräthe und der zur Sicherheit bei den Pulverarbeiten erforderlichen beweglichen Gegenstände überhaupt, müssen auf die Fonds der Truppen übernommen werden. §. 7. Der Aufsicht eines Offiziers der Garnison wird jedes Muni­ tionsbehältniß — gleichviel ob dasselbe nur einem oder mehreren Truppentheilen überwiesen ist — unterstellt. Den Schlüssel hat dieser Offizier in eigenem Verwahrsam. Derselbe muß in jedem Falle, wenn das Munitions­ behältniß geöffnet werden soll, dabei zugegen sein, die eintretenden Personen begleiten und dies während ihres Aufenthalts bei und in demselben hin­ sichtlich der zu beobachtenden Vorsichtsmaßregeln überwachen. Die Kontrole bezüglich der Beachtung der über die Munitionsbehält­ nisse der Truppen gegebenen Vorschriften obliegt den: Kommandanten bezw. ältesten Offiziere der Garnison, welcher dieselbe nach seinem Ermessen auch durch den Vorsteher des in loco befindlichen Artilleriedepots ausüben lassen kann. §. 8. In den Munitionsbehältnissen dürfen nur wirklich entzündbare Munitionsgegenstände aufbewahrt werden, und sind daher leere Patronenhülsen, Packschachteln, Kugelblei, leere Packgefäße u. s. w. ander­ weitig unterzubrinyen. §. 9. Der Eintritt in die Munitionslokale ist nur den dienstlich dazu befugten Personen zu gestatten und ist nur die für den Zweck durchaus erforderliche Mannschaft zu kommandiren. Jeder, der in ein Munitionslokal eintritt, muß vorher das Seiten­ gewehr ablegen, die Fußbekleidung aus- oder Filzschuhe überziehen. Niemand darf Feuerzeug, Stahl, .Stein, Eisen, Streichschwamm, Zünd- oder Streich­ hölzer, Tabakspfeifen, Cigarren oder sonstige Feuer erzeugende oder leicht entzündbare Gegenstände bei sich führen. Die treffenden Mannschaften find sowohl auf denr Gestellungsplatze als unmittelbar vor dem Eintritte in das Munitionslokal zu revidiren und ist diese Revision bei jedem ab­ tretenden Manne, wenn er wieder eintritt, zu wiederholen. §. 10. Alle Arbeiten in und bei den Munitionsbehältnissen müssen ebenso wie alle wirklichen Munitionsarbeiten mit der größten Ruhe und Ordnung geschehen.

II. Abschn.

Die Munition.

623

In den Munitionslokalen selbst darf nur das Lagern, das Hineiuund Heraustragen der mit Munition gefüllten Packgefäße vorgenommen werden. Das Aus- und Einpacken der Munition, das Oeffnen, Repariren und Zuschlägen der Packgefäße, das Hämmern, Sägen, Schneiden, Hobeln, Bohren u. s. w. muß im Freien, 50—100 Schritte vom Munitionsbehältniß entfernt und möglichst windabwärts von diesem stattfinden. Ein mit Munition gefülltes Packgefäß darf nicht heftig bewegt oder niedergesetzt, nicht gerollt, geschleift oder geschoben, sondern muß stets vorsichtig gehoben und getragen werden, wozu — namentlich bei Tonnen — die Pulvertragen zu benützen sind. Der einzelne Arbeiter darf nicht zu sehr belastet und die sicherste Art der Fortschassung muß berücksichtigt werden. Packgefäße mit Munition gefüllt dürfen nie auf den bloßen Fußboden, sondern müssen stets auf ausgebreitete Decken gestellt werden. Pulver oder Patronen dürfen im losen Zustande nie heftig , oder ge­ waltsam behandelt werden. Jede Reibung von Eisen auf Eisen, Sand, Stein u. dgl. muß sorg­ fältig vermieden werden. Das Betreten der Munitionslokale mit Licht ist wie die Behandlung von Munition in der Nähe von Licht unstatthaft und darf nur in äußerst dringenden Fällen, dann aber nur mit der größten Vorsicht, unter An­ wendung von gut verschlossenen Laternen, stattfinden.

§. 11. Aufbewahrung. Die Munition wird — wenn mehrere Truppenteile ein gemeinschaftliches Munitionsbehältniß haben — nach Truppenteilen und innerhalb derselben nach Munitionsgattungen geordnet, in den zugehörigen Packgefäßen sicher, gut und übersichtlich aufbewahrt.

Jedes Verstauben oder Verstreuen von Pulver muß ebenso wie jede Verunreinigung durch Staub, Sand, Erde, Kalk re. im Behältniß, an den Packgefäßen, Utensilien und Geräthen möglichst verhütet, eintretenden Falles aber sofort behutsam beseitigt werden.

In einem und demselben Packgefäße dürfen nicht verschiedenartige Munitionsgegenstände gemeinschaftlich, namentlich aber darf in einer Tonne, welche loses Pulver enthält, kein anderer Munitionsgegenstand mit aufbe­ wahrt werden. Seim Hineinschaffen der mit Munition gefüllten Packgefäße in die Munitionslokale nehmen die in diese kommandirten Arbeiter von den außerhalb befindlichen Leuten die Packgefäße in der Thüre resp. Vorhalle zur Weiterbeförderung in Empfang. §.12. Tonnen mit losem Pulver oder Gefäße mit Platz- (blinden) Patronen sind in der Regel 5 und nur ausnahmsweise 6 Lagen hoch liegend zu lagern. Packgefäße mit scharfen Patronen dürfen nur 3 Lagen hoch gelagert werden.

Mit K.-M.-R. v. 20. Januar 1875, Nr. 707, wurde Hierwegen noch besonders bestimmt, daß bei der Magazinirung der Munition in Patronen­ kästen oder Fässern die Patronenkästen M./72 — nunmehr auch die neu­ eingeführten kleinen Patronenkästen n./c. mit scharfer oder blinder Munition

auf Vollböden höchstens 10 fach, auf Hohlböden höchstens 8 fach, in der obern Etage höchstens 6 fach über einander stehen dürfen.

8. Abthl.

624

Massen und Munition.

Bei Patronenkasten aller Art, sowie bei Fässern mit blinder Artillerie­ munition, welche letztere Verpackung nur ausnahmsweise gestattet ist, wird als größte zulässige Aufarchung auf Vollböden die 5 fache, auf Hohlböden die 4 fache, in der obern Etage die 3 fache übereinander bezeichnet. Die unterste Schichte der Patronenkästen wie der Fässer mit Munition ist stets auf Lagerhölzer aufzuarchen und müssen die Packgefäße wenigstens 0,5 Meter von den Wänden ab und dabei fest und auf den überhaupt vorhandenen Lagerraum gleichmäßig vertheilt gelagert werden, wobei aber gehörige Zwischenräume zum Durchstreichen der Luft zu lasten find. §. 13. Zur guten Erhaltung der Munition ist selbe und deren Lagerraum vor jeder Feuchtigkeit zu schützen, dagegen bei warmer trockener Witterung öfters dem Luftzuge auszusetzen. Bei solcher Witterung müssen auch am Tage die Luft- und Lichtlucken der Pulvermagazine geöffnet und bei eintretender Dunkelheit, sowie beim Ausbruch eines Feuers in der Nähe, bei eintretendem schlechten Welter oder bei heranziehendem Gewitter geschlossen werden. Das Revidiren und Sonnen der Munition, was stets im Freien und unter Aufsicht eines Offiziers zu geschehen hat, ist ebenfalls an trockenen und warmen Tagen vorzunehmen. Da die ältere resp, minder gute Munition zunächst zu verbrauchen ist, so haben die Truppenteile die Regenerirung derjenigen Munition, welche aus der Kriegschargirung sich in ihrem Verwahrsam befindet, un­ ausgesetzt durch die empfangene Uebungsmunition zu bewirken. Es darf dies aber bei den scharfen Patronen M/71 (cf. Abschnitt A Ziff. 6) immer nur auf vorher gestellten und vorbeschiedenen Antrag geschehen, damit die Wiederanfertigung der zur Auffrischung aus der Kriegs­ chargirung entnommenen Anzahl Patronen angeorduet werden kann. Dieses Verfahren ist deshalb geboten, weit die Uebungsmunition bis zur vollständigen Bereitstellung der Munition für die Kriegschargirung vorerst nur aus innen nicht lakirten Hülsen hergestellt ist, die Patronen aber sogleich gefettet werden, während die Munition der Kriegschargirung aus innen lakirten Hülsen gefertigt wird, die Patronen aber ungefettet bleiben. §. 14. Die Entnahme der Munition aus den hiezu bestimmten Aufbewahrungsräumen muß stets unter Aufsicht eines Offiziers geschehen. Beim Hinausschaffen der Packgefäße haben die in das Innere des Munitionslokals kommandirten Leute dieselben auf Erfordern herabzuheben und bis zur Thür oder Vorhalle zu tragen, von wo diese Packgefäße von andern Arbeitern übernommen und weiter trausportirt werden.

5.

Der Pulver- und MunilionStranSport.

Vorschriften für den Dienst I. der k. bayer. Zeughausverwaltungen; „ „ „ „ II. in den Pulver- und Munitionsmagazinen: München 1844. 1. Reglement für die Beförderung von Truppen und Armeebedürfnissen; 2. Bestimmungen über Beförderung von Pulver, Pulvermunition und sonstigen militärischen Munitionsgegenständen auf Eisenbahnen; Bekanntmachung, die Verfertigung, den Besitz, die Aufbewahrung, den Verkauf und den Transport von Schießpulver, Schießbaumwolle und Feuer­ werksgegenständen betr. München 1870. 8 kr.

II. Abschn.

625

Die Munition.

Die Transporte geschehen zu Land, Eisenbahn.

zu Wasser oder auf der

Der Landtransp ort. (I. §. 120.) Bei der Verladung hat der den Transport Uebernehmende gegenwärtig zu sein, und müssen seine erheblichen Bemerkungen geeignet berücksichtigt werden. Die für den Transport bestimmten Fuhrwerke sind auf ihren Zustand genau zu untersuchen, mit den nöthigen Vorrathsrädern, Deichseln, Achsen, Ketten, Stricken rc. rc. yx versehen, vor ihrer Verladung zu schmieren, und auch für den Marsch mit der nöthigen Schmiere zu versehen. Für die Verpackung wird festgestellt, daß kleinere Gegenstände möglichst zusammen in Tonnen oder Kästen verpackt werden; das Gesammtgewicht einer solchen Tonne rc. darf 3 Centner nicht übersteigen. Bei der Verladung ist zu beobachten: 1) daß die Last für jedes Fuhrwerk entsprechend bemessen werde: a) nach dessen Tragvermögen, b) nach der hiefür bestimmten Bespannung, c) nach Länge und Beschaffenheit des zurückzule­ genden Weges und d) nach der Zeit, in welcher er gemacht werden soll; 2) Pulver und Munition darf in keinem Falle fremdarttgen Gegen­ ständen beigepackt werden; 3) die Fuhrwerke sind möglichst mit gleichartigen Gegenständen zu laden; 4) werthvolle und kleine, der Entwendung ausgesetzte Gegenstände sind in zugenageltcn Verschlügen oder in verschlossenen Wägen unterzubringen; 5) auf ein Artilleriepferd rechnet man 5 Centner Last. (II. §. 58.) Während des Auf- oder Abladens von Pulver spannen die Fuhrsoldaten oder Fuhrleute aus, und spannen erst wieder ein, wenn das Ab- oder Ausladen vollzogen ist. Sie haben stets ihre Pferde am Zügel zu halten, und dürfen niemals bei solchen Gelegenheiten bei der Arbeit Hand anlegen. II. §. 59. Bei der Ankunft von Pulver- und Munitionstransporten dürfen die Wägen nur einzeln ans Magazin anfahren; die übrigen Wägen haben in gefahrloser Entfernung von dem Magazine auf- und der Reihe nach anzufahren, sobald die Pferde des eben entladenen Wagens angespannt werden. II. §. 19. DerVorstand des Artillerie-Depots, von welchem Pulver­ transporte abgeschickt werden, ist verpflichtet, persönlich den Befehls­ haber eines Pulvertransportes — wenn er im Range jünger, als der Vorstand — auf die Instruktion für das Verhalten bei Pulvertransporten, auf andere sachdienliche Maßnahmen und, soweit solches bekannt, auf den Zustand und die Eigenthümlichkeiten der von dem Transporte zu nehmen­ den Straßen, Wege u. f. w. m geeigneter Weise aufmerksam zu machen.

2. Abschnitt IV. §. 18. Wenn die zu transporttrende Quantttät Pulver über 5 bis 50 Kilogramm beträgt, so find folgende Vorsichts­ maßregeln befohlen: 1) Auf- und Abladen nur bei Tageslicht unter sorgfältiger Ver­ meidung jeder Handlung, welche eine Entzündung herbeiführen, oder die Verpackung beschädigen könnte; 2) Einlegen und Unterlegen von Stroh zur Absonderung der Pulver­ behältnisse von der andern Ladung, und vollkommen feste Verpackung;

Reinhard, Heerwesen.

40

626

8. Abthl.

Waffen und Munition.

3) Stoffe, welche sich selbst entzünden könnten, dürfen mit Schieß­ pulver nie auf einem Fahrzeuge verladen werden; 4) die Pulverbehältnisse müssen immer obenauf verladen werden; 5) Kenntlichmachen der Fahrzeuge durch ein schwarzes Fähnchen, und dichte Eindecknng der Ladung; 6) Wache bei Tag und bei Nacht, oder Verwahrung unter sicherm Verschluß; 7) an keiner Schmiede, noch sonstigen offenen Feuerstellen dürfen solche Wagen halten; sie müssen immer im Schritt fahren; Reiter und Fuhrwerk weicht ihnen aus, haltet oder passirt nur im Schritt; 8) Tabakrauchen und jede feuergefährliche Handlung ist in der Nähe verboten. Größere Pulvertransporte haben stets militärische Bedeckung bei sich.

Von dieser Mannschaft gehen dem Transporte 1 Unteroffizier und 2 Mann voraus, je nach der Größe desselben auf 500 bis 1000 Schritte. Sie rekognosziren die Wege, benachrichtigen den Kommandanten von allen Hindernissen, halten entgegenkommende Frachtwägen an, bis die Kolonne vorüber ist, und belehren sie über ihr Verhalten. Reisewägen und son­ stige Equipagen passiren im Schritte. Alle Passanten haben sich des Tabak­ rauchens zu enthalten; ebensowenig dürfen brennende Fackeln, Laternen mit brennendem Licht rc. vorbeigetragen werden. Der Aufbruch zum Marsche hat so frühzeitig zu geschehen, daß die Quartiere möglichst bis zum Mittag erreicht werden. Im Frieden soll kein Transport bei Nacht geschehen und das Laden der Gewehre der Bedeckungsmannschast unterbleiben. Nur die Parkwache hat Nachts die Ge­

wehre geladen. Während des Marsches darf sich Niemand von seinem Posten entfernen, Tabak rauchen oder auf die Wägen setzen. Die Wagen fahren in der Kolonne zu Eins; auf Straßen stets rechts und sollen höchstens 6 Schritte Abstand haben. Das Aufschließen darf nie im Trab geschehen. Alle Stunde ist em Halt von 10 Minuten zu machen, und das Huf­ beschläge, Zuggeschirr rc. nachzusehen. Pulver- oder Munitionswägen müssen im Falle einer Reparatur erst entladen werden, bevor man sie zur Schmiede bringt. Bei kleinen Beschädigungen an den Fahrzeugen werden die schadhaften Theile abgenommen und zur Schmiede gebracht, ebenso Pferde, denen am Beschläge, etwas zu richten ist, vorher ausgespannt. Während eines Hochg ewitters bleibt der Transport halten, jedoch unter keinen Verhältnissen im Walde oder in bewohnten Orten. Ueberhaupt ist das Halten vor Wirthshäusern oder in Ortschaften verboten. Letztere sind womöglich' zu umfahren; ist solches nicht mög­ lich, so sind mit Hilfe des Ortsvorstandes alle etwaigen Hindernisse unb Gefahr drohenden Gegenstände in den zu durchziehenden Straßen zu ent­ fernen, Feuer in Schmieden u. a. Werkstätten zu dämpfen oder zu löschen. Ebenso Koaksöfen, die weniger als 400 Schritte von der Straße liegen. Eisenbahnen dürfen nur dann überschritten werden, wenn binnen 15 Minuten kein Zug zu erwarten ist; bis dahin bleibt der Transport 400 Schritte davon entfernt. Näher darf überhaupt nie ein Pulvertrans­ port an die Eisenbahn heran, wenn ein Zug erwartet wird. Sollte aus einem Wagen Pulver auslaufen, so haltet derselbe

II. Abschn.

Die Munition.

627

und folgt unter besonderer Aufsicht auf 50 Schritte Abstand von der Ko­ lonne. Der Platz, wo Pulver verstreut ist, wird naß gemacht und von den folgenden Wägen umfahren. Ergibt sich bei einem Fahrzeug ein Aufenthalt, oder bricht ein Rad rc., so ist dasselbe aus der Kolonne zu führen. Die Begleitmannschaft bleibt bei dem Wagen zurück und trachtet, ihn bald wieder herzustellen. Bei einem Marsche von mehr als 6 Stunden soll nach Zurücklegung der 1. Hälfte des Wegs den Pferden ein Futter im Maulsack gereicht, und sie getränkt werden. Die Nachhut haltet jedes die Kolonne einholende Fuhrwerk an, laßt es im Schritt fahren und verbietet das Rauchen. Auch hat sie auf ver­ lorne Gegenstände Acht. Der Parkplatz des Nachtquartiers soll mindestens 500 Schritt vom Orte entfernt, von der Straße abgelegen und in der Näbe eines fließenden Wassers sein. Ist ein Militärkommandant da, so wiro diesem gemeldet, und wegen Anweisung des Parkplatzes und der Unterbringung von Mann­ schaft und Pferden das Ansuchen gestellt; außerdem an die Ortsbehörde. Die Parkwache zieht auf, sobald die Wagen eingefahren sind. Nie­ mand darf sich dem Parke nähern, Nichts darf ohne Erlaubniß des Kom­ mandanten von den Wägen genommen werden. Muß der Posten bei ent­ stehendem Alarm rc. Feuer geben, so geschieht dieß immer in einer vom Parke abgewendeten Richtung (Hütz, die Feldartillerie, XXVI, Transport des Artilleriematerials, Seite 1075).

Versendungen zu Wasser.

(I. §. 121.) Bei Versendung zu Wasser bleibt es dem Schiffer über­ lassen, zu bestimmen, wie viel ein Fahrzeug laden kann. Auch hier darf zu andern Gegenständen weder Pulver noch sonstige Munition ohne Noth verladen werden. Der Boden der Kähne und Schiffe muß mit Brettern belegt werden, damit die Gegenstände nicht durch Nässe leiden. Auch ist zu berücksichtigen, daß die schwerern Gegenstände unten, die leichtern darüber geladen werden. (2. Abschn. IV. §. 18, 4.) Pulverbehältnisse dürfen auf Schiffen oder Flößen in höchstens 5 Lagen übereinander auf Verdeck in einem eigenen Raum verpackt sein. 5. Die Fahrzeuge müssen auf eine schon in der Ferne sichtbare Weise durch ein schwarzes Fähnchen, das stets ausgespannt zu halten ist, bezeichnet und dicht gedeckt sein. 9. Auf Schiffen und Flößen darf, wenn die Pulverladung nicht in einem angehängten Nachen nachgeführt wird, weder Feuer noch unver­ wahrtes Licht brennen. Dieselben müssen Dampfschiffen und andern Fahrzeugen womöglich über dem Winde ausweichen, dagegen haben diese dem Pulvertransporte wo­ möglich unter dem Winde auszuweichen. Beförderung auf Eisenbahnen. (1. B. §. 1.) Pulver, sowie Pulvermunition (Munitionsgegenstände, in denen Pulver enthalten ist) dürfen auf der Eisenbahn nur befördert werden: 1) in den Taschen oder Tornistern der Militärmannschaften, oder 2) in den zum Transport der Munition besonders eingerichteten militärischen Kriegsfahrzeugen, oder 3) in geeigneten Packgefäßen.

628

8. Abthl.

Waffen i#nb Munition.

§. 3. Das Bahnhofs- und Fahrpersonal hat darauf zu achten, daß die Bestimmungen dieses Reglements zur pünktlichen Ausführung ge­ langen, und meldet Zuwiderhandlungen. §. 7. Das Beladen und Entladen der Eisenbahnwagen geschieht durch Militärmannschasten, resp, unter militärischer Leitung, wobei die Hilfe der Beamten und Leute der Eisenbahnen nicht von der Hand zu weisen ist. Der Transport der Waggons von und nach den Zügen geschieht durch Lohnarbeiter. Das Beladen rc. geschieht auf möglichst abgelegenen Seitensträngen. Bis zur Vollendung der Verladung und bis zum Abgang des Zugs sollen die betreffenden Fahrzeuge durch Militärposten bewacht werden. §. 11. Jedem Transport von Pulver rc. wird ein Militärkommando zur Begleitung, resp. Bewachung mitgegeben. §. 12. Die Be gleit» ngsmanrlscha ften haben auf denjenigen Stationen, auf welchen der Zug anhaltet, die mit Kriegsfahrzeugen oder Packgefäßen beladenen Eisenbahnwagen zu revidiren und nachzusehen, ob eine Verladung, resp. Verpackung irgendwie mangelhaft geworden ist. Vorgefundene Mängel sind sofort abzustelleu. §. 13. Die an den Bestimmungsorten an langenden Transporte mit Pulver rc. müssen durch die betheUigten Militärbehörden und Truppentheile ungesäumt in Empfang genommen und von den Bahnhöfen entfernt werden. Bis dahin werden sie von Militärposten bewacht. §. 15. Mannschaft mit Pulvermunition in Taschen oder Tornistern darf in den Wagen nicht rauchen, noch zu irgend einem Zweck Feuer­ schwamm, Reibzündgegenstände oder sonstigen Zündstoff entzünden. §. 16. Die mit Pulver rc. beladenen Kriegsfahrzeuge müssen stets sorgfältig verschlossen fein, auf die Eisenbahnwagen gut und sicher befestigt, die Räder durch vorgelegtes Kreuzholz gehemmt, die Deichseln, wenn sie weiter als für Eisenbahntransporte zulässig über die Kopffläche des Wagens hervorstehen, abgenommen werden. Auf unbedeckten Eisenbahnwagen sind Strohunterlagen, Futter, überhaupt alle leicht feuerfangenden Gegenstände von den Kriegsfahrzeugen zu entfernen und in bedeckten Güterwagen unterzubringen. §. 17. Jedem mit Pulver rc. beladenen Eisenbahnwagen wird ein Mann des Begleitkommando's zur Beaufsichtigung zugetheilt, und demselben aus offenen Wagen ein Eimer mit Wasser beigegeben, um etwa auf den Wagen fallende Funken sofort löschen zu können. Die bei den mit Pulver und Pulvermunition geladenen Kriegsfahr­ zeugen befindlichen Soldaten dürfen während des Transports auf der Eisenbahn nicht rauchen (wie §. 15); ebensowenig das Eisenbahnpersonal. §. 21. Bei Transport von losem Pulver in Tonnen darf weder die Mannschaft des Begleitpersonals noch das Zugpersonal die damit beladenen Wagen unnöthiger Weise besteigen. Die an Haltpunkten vor­ geschriebene Revision (§. 12) macht eine Ausnahme. (§. 10, §. 21, .§. 22, 4.) Es ist untersagt, von den Bremsen Gebrauch zu machen, mit welchen sowohl die zum Pulver- rc. Transport benützten Eisenbahnwagen, als auch der nachfolgende, resp, vorangehende Wagen etwa versehen sind.

Alphabetisches Register A.

Abschlußnummer 35. Absolventen der Kriegsakademie 153. Arbeitssoldaten 27. ArtillerieberathnngScommission 170. Artilleriedepots 169. Artillerieofifziere, Lehrkurse der 173. Artillerieoffizier vom Platz 169. Artillerie-Werkstätten 170. AtlaS, topographischer 149. AufsichtSvsfiziere in Lazarethen 224. Augenkrankheit, contagiöse 119. Aushebung 36. Aushebungstermin 37. Ausland, Aufenthalt im 26. Ausland, Militarpersonen im 93. Auslandspässe sür Wehrpflichtige 92. Ausrüstung der Artillerie 159. „ der Infanterie 155. „ der Kavalerie 157. „ der Landwehr 155. „ der Pionire 161. „ der Trainbataillone 166. Ausschließung vom Heeresdienst 24. Auswanderung 20. 94. B. Batterieschmiede, als überzählige Ser­ genten 364. Bauschreiber 366^ Beamte (Staats-, Comunal-) im beurlaubtenstande 97. Beamte, unabkömmliche 101. Deurlaubtenstand 11. 98. Bildungsanstalten 16. Boten 131. Büchsenmacher 384. Bureauordonnanzen 423.

C. Chargenpserde 237. CivilversorgungSschein

473. 481. 491.

D. Dienstsiegel, unbrauchbar gewordene 355. DiSciplinar-Strafen im Beurlaubten­ stande 98.

DiSpositionSurlauber 94. 110. Ducplicate von Militärpapieren 95.

E. Einberufung in die Kriegsschule 189. Einberufung zeitlich Beurlaubter 111. Einberufung der Reserve und Land­ wehr 97. 111. Einjährig-Freiwillige 4. 10. 16. 35. 41. 44. 46. 47. 48. 50. 55. 59. 60. 61. 62. 188. 226. 364. Einstellung 39. Einwanderer 18. Entlassung 39. 41. 43. Ersatzbehörden 13. 20. 24. 37. Ersatzreservescheine 109. Ersatzreservisten 11. 17. 25. 49. 98. 99» Ersatzvertheilung 30. Ersatzwesen, Listen für 24. EScadronSschmiede zu überzähligen Ser­ genten 364. ExaminationS-Eommission 177. F.

Feldartilleriebrigadier 168. Feldgendarmen, deren Pensions-Anspruch492. Feldpionier-Dienstübungen 213. Festungsmanöver 351. Freiwillige 18. 44. 50. 123. Freiwillige der Kavalerie 10. 17. 44. Führungsattest 41. Fußartilleriebrigadier 169.

®. Geldstrafen 298. 454. Gemeinde- und Kirchenämter 9. Generalstab-Ergänzung 148. Gerichtsstand 7. 39. Geschoßfabrik 171. Geschützgießerei 172. Gestellungpflicht 19. Gewehrfabrik 172.

H.

Halbinvaliden 473. Hauptlaboratorium 171. Heerespflichtige, brodlose 40.

Alphabetische- Register.

€30

Heerespflichtige, deren Anmeldung 31. „ unsichere 15. 35. 123. I. Infanterie, Ausrüstung der 155. Jngenieuroffiziere vom Platze 175. Invaliden, temporäre 486. Justizbeamte 6. 91.

K. Kapitulanten 123. Kasernenvorsteher, militärischer 222. Kavalerie, Ausrüstung der 157. Kompetenzen 114. 338. Kontagiöse Augenkrankheit 119. Kontrolversammlung 110. Kriegskarten 149. Kriegsstammliste 486.

L. Landsturm 112. Landwehr 17. 97. Landwehr, Ausrüstung der 155. Landwehrbehörden, deren Listen 104. Landwehrbezirks-Commandeure, UmzugSgebühren der 156. LandwehrbezirkS-Eintheilung 51.| Landwehrkontrole 96. Landwehroffiziere, deren Weiterbeförder­ ung 96. Landwehr-Uebungen 96. Lazarethbibliotheken 227. LazarethrechnungSführer 227. Lehrkurse der Artilleroffiziere 173. Lehr- und Bildung-anstalten 16. Losung 35. Losung-schein 36.

M. Mediziner, einjährig freiwillige 41. 60. Meldepflicht 18. 95. Militärärzte al- Vorgesetzte 325. Militärhandwerker 125. Militärpapiere, deren Duplikate 95. Militärpaß 41. 109. Militärpersonen im Ausland 93. Militärzöglinge 16. Mobilmachung 17. Musterung der Rekruten 32.

N. Nachersatz 38. -Nichtigkeitsbeschwerde 289. 292.

O. Ober-Bäcker,- Schlächter,- Maurer,- Krankenwärter 365. Oeconomiehandwerker, deren Beförder­ ung 365. Offizier, als Kasernvorsteher 222.

Offiziere, beabschiedete, Tragen der Uni­ form 336. Offiziere, verabschiedete, Zutritt am Hofe 338. Offiziere, beabschiedete, in Wiederverwend­ ung 338. 353. Offiziere deS Beurlaubtenstandes, Prüfung der 192. Offizier, Ernennung zum 192. Offiziere, deren Ausscheiden aus der Activität 337. Offizier v. KaserntageSdienst 360. Offizier-aspiranten 69. 188. 189. 363. 364. Offizier-prüfung 190. Offiziere, Reitunterricht für 215. Offizier, Reisezeugniß zum 191. Offizier-diener 125. 363. 371. 389. OfstzierS-Chargenpferde 237. Ordonnanzen, persönliche 422. Ouvriercompagnie 170. Pension 459. Anspruch §§ 2—8. Betrag §§.9—11. Erhöhung §§ 12—17 und §§. 2 und 3 der Novelle vom 4-/4. 74. Berechnung der Dienstzeit §§ 18—25. Verfahren bei Pensionirung §§ 26—29. Zahlbarkeit §§ 30-38 und 4 der Novelle. Für Hinterbliebene §§ 39—45 und §§ 5 und 6 der Novelle. Anspruch der Unterklassen 470. §§ 58—64 und § 10 der Novelle. Pension- - Clas­ sen §§ 65—70. KriegSverstümmel ungS- und Dienstzulage §§ 71—74. CivilversorgungSschein §§ 75—77 und § 10, 11 und 12 der Novelle. Ver­ sorgungs-Anspruch § 81. VersorgungsAnspruch nach der Entlassung §§ 82—88 und § 13 der Novelle. Untere Militärbeamte §§ 89—93. Für Hinter­ bliebene §§ 94—96 und § 14 der Novelle. Zahlbarkeit, Kürzung, Ein­ ziehung, Wiedergewährung §§ 99—112 und §§ 15. 16 und 17 der Novelle. Pensionstabelle 468. Pferdewärter 125. 371. 389. Pferdecüstung der Generale 147. „ der Offiziere 155. Pfändung 9. Pharmazeuten 41. 47. 60. 76. Pioniere, Ausrüstung der 161. Portepeefähnrich 67. 180. 188. 189.190. 192. Postbücher 360. Prüfung der Einj. Freiw. 55. Prüfung der Rekruten 203. Pulverfabrik 171.

Alphabetisches Register.

Q. Qualification zum Reserveoffizier 60.

R. Reifezeugniß 191. Reitunterricht für Offiziere 215. Reclamation 10. 40. 50. 307. Rekruten 6 32. 123. 203. Rekruten, untaugliche 35. „ unwürdige 35. „ überzählige 38. „ brodlose 40. „ reclamirte 123. Reserveoffizier, Qualification zum 60. Reservistenübungen 96. Reservisten 10. 15. 16. 97.' Requisitionsschein 125. Richtereid 294.

S. SanitätScompagnien 164. Sanitätsoffiziersaspirant 72. Schärpe 153. Schießer 365. Schreiber, etatmäßige 364. Schulentlaßscheine 203. Separatrechte 13. Stabsordonanzen 422. Stellvertretung 345. 349. 352. 354.356. 357. 358. 359. Steuern 9.

T. Testamente 8. Theologen 25 97. Trainbataillone, Ausrüstung der 166. Trainbataillone, Handwerker-Abtheilung der 165. Traincompagnien 164. Traindepot 166. Traindepotoffiziere 163. Trainoffiziere 163. Transportrechnung 134.

U. UeberweisungS-Rationale 42. 108. Uebungen der Landwehr 96. „ der Reservisten 96. 111. Unabkömmlichkeit der Beamten 101. Uniform, Tragen der von Verabschiedeten 337. Unterärzte 41.

631

Unteroffiziere, abcommandirte 363. 364. „ beabschiedete. Forttragen der Uniform 369. Unteroffiziere, deren Beförderung 63. „ deren Erlaubniß - Karten 369. Unteroffiziere, deren Ernennung 202.361. „ deren unfreiwillige Entlasung 370. Unteroffiziere, deren Heranbildung 369. 374. Unteroffiziere, überzählige 362. 367. Unteroffiziersaspiranten 200. Unteroffiziers-Charge an überzählige Ho­ boisten 373. Unterrichts gelber 202. Untersuchung gegen Civilbeamte derMilitärverwaltung 293. Untersuchungshaft 288. Urtheile gegen Offiziere und Beamte, An­ zeige von 293.

B. Derheirathung 7. Verordnungsblatt 144. VerpflegS-Abtheilung 163. 165. Versorgungsansprüche vor der Entlassung 483. Versorgungsansprüche nach der Entlassung 487. DersorgungSansprüche im mobilen Ver­ hältnisse 489. Veterinär, einj. freiw. 60. DolkSschullehrer 10. 16. Vorgesetzte, allgemeine 324. „ directe 324. Dorgesetzten-Befugnisse 325. Vorgesetzten-Verhältniß 323. Vormundschaft 7. Vorspann 128. 131.

W. Wagenmeister 215. Wahlberechtigung 10. Wehrpflichtige, Auslandspasse für 92. Weiterbeförderung der Landwehroffiziere 96. Z. Zahlmeisteraspiranten 363. Zurückstellung 20. 34. 100. Zutritt am Hofe Verabschiedeter 338.

Berichtigungen und Zusätze. Seite 129 Zeile 2 von unten statt: „darüber" zu lesen „darunter." ,

157 Zeile 14 und 15 von oben kommen die Worte: „eiserner Brust- und Rückencuiraß mit gelber, Verzierung und rother, weiß eingefaßter Cuiraß-Krause" in Wegfall. Zeile 16 von oben ist statt „gezogene Rückladungspistole M/69; Reiter­ patrontasche für die Mannschaft M/69" zu setzen: „Rückladungskarabiner M/71; Reiterpatrontasche für die Mannschaft M/76." Zeile 21 von unten statt „Rückladungspistole" „Rückladungs-Karabiner M/71 mit Ausnahme der Unteroffiziere, Trompeter und Pioniere." Zeile 9 von unten statt „M/69" zu setzen „M/71; Reiterpatrontasche M/76.

,

161 Zeile 25—30 von oben zu ersetzen durch: 40 professionelle Eisenbahnarbeiter (Oberbauarbeiter, Bahnwärter, Weichensteller, Fahrpersonal, Bremser, Rangirer, Telegraphisten, auch Eisenbahntechniker, Meßgehülfen, Baugewerkschüler); 12 Schlosser und Maschinenarbeiter (Heizer. Werkstattarbeiter); 6 Schmiede; 26 Zimmerleute und Schiffbauer; 10 Maurer; 8 Bergleute, Tunnelarbeiter; 10 Steinhauer; 2 Brunnenmacher; 8 Spängler (Kupferschmiede für Telegraphenleitungen und Apparate; 4 Tischler und Wagner.



171 Nach Zeile 17 von unten anzumerken, daß die Geschoßfabrik vom 1. Januar 1877 ab unter der Benennung „Direction der Gewehrfabrik unmittelbar der Jnspection der Artillerie und des TrainS unterstellt ist. (V. Dl. 1876 Nr. 52.)



305 Nach Zeile 12 von oben anzumerken: Gemäß K.-M.-R. v. 20 Nov. 1876, B. Dl. 47, erhalten die Militär-Gefangenen des Gemeinenstandes in FestungSgefängniffen vom 11. Dezember 1876 ab keine Löhnung mehr baar, dagegen werden die bis dahin aus dem Löhnungsreste von 5 Pfennig be­ strittenen kleinen Bedürfnisse aus dem entsprechend erhöhten Unkostenfond bezahlt und zugleich die Selbstanfertigung deS Putz- und ReinigungSmaterials von dem Festungsgefängnisse angestrebt. Ferner wird die bisher durch den Militärgefangenen sofort eigen­ thümlich erworbene Hälfte der ArbütSzulage und deS Nebenverdienstes gleichfalls zu seinen Gunsten als baareS Depositum asservirt und bei seiner Entlassung aus dem activen Heere auSbezahlt, sofern inzwischen nicht Bestrafung mit Zuchthaus oder abermals mit Ge­ fängniß eingetreten ist.



485 Zeile 17 von unten statt „ungültige" zu lesen „endgültige".



500 Zeile 7 von oben ist anzufügen: Gesuchsteller um MagazinSaufseherstellen müssen einer berittenen Heereöabtheilung angehören oder angehört haben oder sonst Nachweis für ihre Befähigung beibringen. D.-Bl. 1876, Nr. 53.



505 Zeile 14 und 15 von oben fallen ^rt, da vom 1. Januar 1877 an Urlaubsabzüge als erspart auf den Etat berechnet werden. B.-Bl. 1876, Nr. 53.

Berichtigungen und Zusätze.

Seite 1 Zeile 8 zu lesen 8 statt 10. „ 2 „ 15 v. u. nach Regiment einzuschalten „Bothmer" dagegen „ 3 „ 5 v. u. statt „Bothmer" zu lesen „vac. Bro besser". „ 4 „ 8 v. o. „Rosenberg" zu streichen. „ 25 „ 23 v. o. da« Wort „werden" zu streichen. „ 35 „ 8 v. u. statt „1260" zu setzen 1290. „ 48 nach der Bemerkung **) noch zu setzen: Die ausnahmsweise Aufnahme mittelloser Einjahrig-Freiwilliger in die Verpflegung ist grundsätzlich nur bei den Kavalerie-Regimentern, den reitenden Abtheilungen der Feldartillerie und den TrainbataillonS unzulässig. (K.-M.-R. 17. Rov. 1876 Nr. 13490.) „ 65 „ 29 ganz und in Ziff. 30 „und Feuerwerker der Feuerwerks-", so­ wie „Vice-Oberfeuerwerker" zu streichen. „ 66 Zifs. 34 zu streichen, da sie nur transitorischen Werth hatte. „ 73 Zeile 2 v. o. ist Anmerkuilg **) pag. 47 ebenfalls einschlägig. „ 74 „ 1 v. u. zu lesen „Landwehrordnung" statt „Controlordnung". „ 77„ 25 v. e. setze statt „GarnisonS-ApothekerS" „Chefarztes". „ 77 und folgende statt „Militär-Apotheke" zu lesen „Diöpensir-Anstalt", „ 78Zeile 3 v. o. zu streichen „nach Anhörung deS GarnisonS-ApothekerS". „ 79 „ 3 v. u. zu setzen „melden" statt „wenden". „ 84 § 1 soll lauten: Jedes Infanterie-, Jäger-, Pionier- und Train-Bataillon, jedes Kavalerie-Regiment, jedes Bataillon eines Fuß-ArnllerieRegimentS, jede Feld-Artitterie-Abtheilung einschl. der reitenden hat 1 Zahlmeister-Aspiranten; ebenso die EquitationS-Anstalt und die Ouvrier-Compagnie je 1. „ 91 Zeile 15 v. u. statt „im 1. Drittel" zu setzen „und einen Platz in der ersten Hälfte der Concurrenten", dann Zeile 6 von unten zu lesen: „Ueber die erfolgte Aufnahme rc." „ 92 „ 16 v. u. nach über einzuschalten „den Eintritt in". „ 113 „ 17 v. o. zu setzen „General-" statt „Jnfanterie-Brigade-". „ 121 „ 8 v. o. zu setzen „Kilometerzeiger, V.-Bl. 1876 Nr. 30" statt „Meilenzeiger rc." „ 122 „ 17 v. u. zu lesen 32" statt 52". „ 123 „ 13 v. o. „§. 63" statt 64". „ 146 „ 6 u. 14 aufgeführten Bureaudiener sind nicht mehretatirt. „ 154 „ 17 v. u. zu l'chn „13" statt „14". „ 155 „ 1 statt „Feltnessel rc." zu lesen „Jnfanterie-Kochqeschirre". (K.-M.R. 26. Mai 1876 Nr. 23420.) » „ 156 „ 3 v. o. zu lesen „die Bewaffnung deS Gewehr M/69 mit Datagall. (K.-M.-R. 21. Nov. 1876 Nr. 14482.) „ 157 „ 6 v. u. statt „V.-Bl. 1872 Nr. 23", zu lesen „D.-Bl. 1876 Nr. 54", dann Zeile 8 und 9 v. u. und 18 u. 19 von o. „Sättel M/76 und Tuchschabracken M/76".

634

Berichtigungen und Zusätze.

Seite 159 Zeile 25 v. o. nach Aerzte einzuschalten: „13 Oberfeuerwerker, 18 ’ Feuerwerker L Cl., 6 Feuerwerker II. Cl.". „ 160 „ 24 v. o. statt „Zündhütchen-Pistolen" zu lesen „Pistolen M/69", „ 16—14 v. u. kommen in Wegfall. „ 161 „ 8 v. u. nach Schulterklappen einzuschalten „auch die BataillonSNummer; die Feldtelegraphen-DetachementS tragen TD mit entsprechender Nummer". „ 167 „ 17 v. o. zu streichen „1 Generalmajor", „ 20 v. o. „ „ „1 Sekretär", „ 22 v. o. „ „ „1 Bureaudiener", „ 27 v. o. zu setzen „1" statt „4" Zeugsergenten. „ 169 „ 7 v. u. zu streichen „Ulm". „ 170 „ 4 v. o. „5" statt „6" zu setzen. „ 21 iL 22 v. o. zu streichen „dann einen Theil der in den Labo­ ratorien erforderlichen Munitionsbestandtheile und Laborireinrichtungen". „ 171 Absatz 5 zu setzen nach Direktor „dem Unterdirektor und dem ältesten Zeugosfizier". Absatz 6 kommt in Wegfall. „ 173 Zeile 16 v. u. statt „2" zu setzen „1". „ 225 „ 22 v. o. statt „Militär-Apotheke" zu lesen „DiSpensir-Anstalt". „ 233 „ 16 v. o. nach 1 Militär-Fiskal zu setzen „ 1 Kriegsrath, Mitglieder", „ 10 v. u. nach für „daS Kriegsministerium", die Generale rc ". „ 246 nach Zeile 5 zu bemerken, daß das Remonte-Depot Achselschwang de­ finitiv an daS k. St.-M. d. Innern übergegangen ist. Zeile 10 v. u. setze„Lazarethdienst" statt „Lazareth-StationSdienst", weil nach K.-M.-R. v. 11. Juli 1876 Wr. 8506 Divisionsärzte nicht zu­ gleich Lazareth-Chefärzte sein sollen. Zelle 3 v. u. nach Commission einzuschalten „oder als Stellvertreter des Divisionsarztes". „ 283 Zeile 9 v. o. nach Oberauditeuren einzuschalten „darunter 1 Ober­ staatsanwalt". „ 13 v. o. zu streichen „der Justitiar des KriegöministeriumS". „ 15 v. o. nach welches einzuschalten „im letztern Falle", dann nach Auditeur „außerdem bei militärischen Reaten auS 1 Offizier und 2 Auditeuren, bei gemeinen Reaten aus 3 Audi­ teuren bestehend". „ 306 Zeile 6 v. u. nach Personen einzuschalten „während eines Zeitraumes, welcher doppelt so lange ist, als die erkannte Freiheitsstrafe". „ 322 Absatz 2 noch anzufügen nach Gewehrfabrik „dieOffiziere derGeschoßfabrtk", „ 3 zu streichen „der Pionier-Inspektion". „ 326 Zeile 18 v. o. nach Generalfeldmarschall zu setzen „der Generalfeld­ zeugmeister". „ 19 v. o statt „Generalfeldzeugmeifter" zu setzen „Feldzeugmeister". „ 5 v. u. zu streichen „Biceoberfeuerwerker". „ 327 „ 2 v. u. zu setzen „der Oberveterinär" statt „die Oberveterinäre". „ 327 „ sub b anzufügen „Trompeter deS Trains und der SanitätSCompagnie, die Hornisten der Fuß-Artillerie-Regimenter", dagegen sub III zu streichen „der Sanitäts-Compagnie", „Trompeter deS TrainS". „ 328 „ 10 v. o. zu streichen „die Garnisons-Apotheker", ebenso bei den unteren Militarbeamten „die Ingenieur-DlrektionS-Aktuare, Bauzeichner, Thorschreiber, Thorschließer, Brückenzoll-Ein­ nehmer". „ 2 v. o. einzuschalten „die KorpS-StabS-Aeterinäre".

Berichtigungen und Zusätze.

635

Seite 329 sind in der VI. Rangklasse noch anzufügen „der Inspektor und Re­ visor des topographischen Bureau- des Generalstabö". sind der VII. Rangklasse noch beizusetzen „die expedirenden Sekretäre III. Gehattsktasse". Zeile 20 v. o. zu streichen „die Revisoren I. u. II. Klasse des KriegSministeriums". „ 22 v. o. die Worte „der Direktion der Artillerie-Werkstätten". „ 16 v. u. „der Controleur der Direktion der Gewehrfabrik". „ 8 v. u. „und Lazareth-Commissionen". ‘ „ 376 „ 2 v. o. zu streichen „Dice-Oberfeuerwerker". „ 383 §.16 Ziss. 1 statt „Eisenbahn-Compagnie" zu setzen „EquitationSanstalt und Ouvrier-Compagnie". „ 384 Zeile 14 v. u. statt „der Stab jeden Artillerie-Regiments noch 2" zu setzen „jede Feld-Artillerie-Abtheilung noch 1". „ 386 „ 14 u. 15 v. o. zu streichen die Worte „Jägerbataillone, Sanitäts- und", dann „die Trompeter der Fuß-Artillerie und deS Trains". „ 10 v u. zu streichen „Offizrersburschen und". „ 391 statt Zeile 12 v. o. „Offizieren fremd-r Armeen gebühren der Gruß vom Einzelnen und die Honneurs von Wachen und Schildwachen". (V.-Bt. 1877 Rr. 3.) „ 451 zu §. 44 beizusetzen „mit Ausnahme den im §. 28 unter Strafe gestell­ ten Handlungen". „ 457 Abs. 2 einzuschalten nach: Wenn „erkrankte" und nach einschicken „können". „ 458 „ 5 v. u. zu lesen „1827" statt 1872. „ 504 am Schlüsse des V. Abschn. anzufügen: Vorstehende Verordnung grün­ det sich auf Art. 11, 12 und 22 deS Gesetzes vom 16. Mai 1868. (V.-Bl. Nr. 27), welches noch in den Fällen angewendet wird, in wel­ chem eine Regelung der Pension nach den 88- 46 und 111 des R.-V.Pens.-Ges. Platz greift. „ 506Zeile 24 v. o. zu leien „Preysing" statt „Freising". „ 531 „ 7 v. u. zu streichen „Tambour". „ 532 „ 19 v. o. nach jene der-Schluß zu streichen und zu setzen: „für die beiden CorpS-Artillerie-Regimenter sind die Säbelquasten ana­ log jenen der correspondirenden Bataillone der Jnftr.-Regimenter, demgemäß für die erste Feldabtheilung die der Com­ pagnien 1 mit 3, für die zweite die der Compagnien 5—7. (K.-M.-R. 30. Nov. 1874 Nr. 21856.) — Statt des folgen­ den Absatzes ist zu setzen: Die Jnfanterie-Munitions-Colonnen jeder Colonnenabtheilung der Armee-CorpS haben die Säbelquasten der 1. und 2. Compagnie eines Regiments, die der Reserve-Jnfanterie-MunitionS-Colonnen jene der 3 und 4. Compagnie, die Artillerie MunitionS-Colonnen jene der 5., 6- und 7. Compagnie, die Reserve-Artillerie-MunilionsColonnen jene der 8. Compagnie, die Colonnen des FeldmunitionSparkS jene der 9. mit event. 12. Compagnie eines Jnflr.-RegimentS. (K.-M.-R. 10. Juni 1876 Nr. 6602.) „ 19 v. u. zu streichen „die Stamm-Mannschaften der EquitationSAnstalt und die Oekonomie-Handwerker aller Abtheilungen", und am Schluffe anzufügen „die EquitationS-Anstalt führt jenen der 1. Escadron eines Kavalerie-RegimentS". „ 535 „ 17 v. o. statt „scharlach" zu lesen „hochroth" und nach weiß einzuschalten „citronengelb". „ 551 Absatz c kommt in Wegfall, da bereits durchgängig kurzschäftige Stiefel eingeführt sind. „ 555 der Cmraß ist in Wegfall gekommen.

636

Berichtigungen und Zusätze.

Seite 558 d. die Patrontasche M/72 ersetzt durch die M/76. (V.-Bl. 1876 Nr. 52.) 560 d. nach Feldwebeln einzuschalten „der Fußtruppen". 561 f. anzufügen „Beschreibung der Doppelknöpfe neuen Musters". (V.-Bl. 1876 Nr. 29.) 563 Anmerkung ff) zu streichen. 22 „Profosen x." zu streichen, 565 Zeile --------~ ~ " 566 sub III zu streichen „Thorschreiber — inet. Bauzeichner". Zeile 15 v. u. zu streichen „Tomback, bezw." 567 nach Zeile 12 anzufügen „n. der Inspektor und Revisor deS topo­ graphischen Bureaus deS Generalstabs Kragen, Aufschläge, Mützen­ streifen, Untersutter der Epaulettehalter von dunkelblauem, Vorstöße und Epaulettefelder von carmoisinrothem Tuche". (V.-Bl. 1876 Nr. 52.) 598 letzte Zeile anzufügen „Dieselbe war mit September 1876 durchgeführt". einzuschalten „M/71"................. und zu setzen statt 599 Z-ile 16 v. o. nach' Karabiner .................... „Chevaulegers-" „sämmtliche Kavalerie-Regimenter". 22 v. u. zu streichen „und Mannschaften" und nach Chevau­ legers einzuschalten „sowie die Berittenen der Feld-ArtillerieRegimenter". 1 nach Hartschiere zu setzen „M,71". 601 15 u. 16 v. o. zu setzen „A 7, 8, 11, 12, 14, 16 und B. 603 2, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12". 604 19 v. u. „einschneidige" statt „zweischneidige". 10 v. u. zu streichen „berittenen". 605 18 u. f. Ziffer 1 mit 5 zu ersetzen mit: „ 1. Gewehrpulver M/71, 608 2. Grobkörniges Pulver M/73, 3. Prismatisches Pulver." 609 Absatz 4 zu streichen. 616 fällt Absatz V aus, da nunmehr sämmtliche Kavalerie-Regimenter mit Karabiner M/71 ausgerüstet sind.

Alphabetisches Inhalts - Verzeichnis

Abtheilung, Arbeiter- 307. für die Armeeangelegenheiten 142. persönlichen Angelegenheiten 141. Central- 141. für das Jnvalidenwesen 142. Medizinal- 142. Oeconomie- 142. für Rechtsverhältnisse 143. Abzug, Gehaltsabzug bei Verweisung zur Hauptverhandlung 289. Verbüßung von Gefängnißstrafe 300. Urlaub 455. Abschlußnummer 35 und Berichtigung. Absolventen der Kriegsakademie 153. Abzeichen, besondere 523. Functions- 564. Rang und Grad- der Offiziere 592. Unteroffiziere, Gefreiten u. Spielleute 531. Adjutant, Bataillons- 153, 359. Flügel- 152. General- 152. Landwehrbezirks- 103. Regiment- 152, 359. Adjutantur 151. Aerzte 246. Dienst gerichtsärztlicher 249. im Lazareth 224, 226, 250. Disciplinarverhältniß 325, 442. zur Disposition, a. D. u. ä la suite siehe Offiziere. Einjährig-Freiwillige 74. deren Abzeichen 533. Schlußzeugniß 226. Ergänzung 72. Operationscurs für 248. Rangverhältniß 327. Sanitätsehrenzeichen für 578. Vorgesetztenverhältniß 325, 446. Urlaubsgesuche 458.

Reinh ard, Heerwesen.

638

Alphabetisches Inhalts-Verzeichnis;.

Alphabetische Liste 28. Aemter kirchliche und Politische 9. Annahmeschein für Freiwillige 44. Anstellung im subalternen Civildienste 499. Anzug Beinkleider 544. Drillichanzug 549. Handschuhe 548. Halsbinde 544. Mantel 546. Mütze 535. Paradewaffenrock 541. Stiefel 550 und Berichtg. 551. Ueberrock 539. Waffenrock 536. Arbeiterabtheilung 307. Arbeitssoldaten 27, 123. Armee-Trauer 421. Artillerie Berathungs-Kommission 170. Brigade-Kommandos 168, 169. Depots 169, 219. Friedensformation 158. Geschoßfabrikdirektion 171. Geschützgießerei 172. Hauptlaboratorium 171. ii. Ingenieurschule 194. Inspektion 167. Offizier, Lehrkurse 173. vom Platz 169. Offizierspferderüstung 155. Ouvrier.kompagnie 170. Pferderüstung 160. Pulverfabrik 171. Schießübungen 173. Uniform 159. Werkstätten 170. Auditeure 297. Auditoriatspraxis, Aufnahme in die 91. Augenkrankheit, kontagiöse 119. Aushebung 27, 36. im Kriege 49. Ausländer, deren Eintritt ins Heer 18. Ausland, Eing'ewanderte vom 18. Rückgewanderte vom 18. Pässe 92, 94. dauernder Aufenthalt im 26. Ausländische Gerichte, Straferkenntnisse 24. Ausmusterung 25. Ausschließung vom Heeresdienst 24. Auswanderung, Erlaubniß zur 20, 94. ohne Erlaubniß 94.

Alphabetisches Inhalts-Verzeichnis;. Auszeichnung, Dienst- 584. an Fahnen, Standarten 591 Avancement der Unteroffiziere 66.

B. Bäckereien 217. Bataillon Adjutant 359. Aufstellung eines 153. Kommandeur 355. dessen Disciplinarstrafgewalt 443, 444. Schulen 200, 203. Tambour 65. Batterie-Escadrons-Schmiede 65. Beamte, MilitärBeurlaubung 458. Disciplinarbestrafung 449. Rangklassen 327. Rangordnung 332. (im Reichs-Staats-Kommunaldienst) Einberufung 97. Fortbezug des Civildiensteinkommens 98. obere z. Disposition u. außer Dienst siehe Offiziere. Unabkömmlichkeit 101. Beförderungsmodus der Unteroffiziere 64, 66. Beförderung, auf — Dienende 64, 67. Begnadigung 296. Bekleidung der Civilbeamten oberen der Milt.-Verwaltung 566. Civitbediensteten unteren 567. Einjährig-Freiwilligen 62. Militär-Beamten oberen der Administration 565. der Justiz 565. des Sekretariats 565. der Veterinäre 566. Berechtigungsschein zum Einjährig-Freiwilligendienst 24, 45. Berittenmachung der Einjährig-Freiwilligen 62. Bestallung der Unteroffiziere 67. Belobigung 595. Beschwerdeführung 424. über Disciplinarbestrafung 453. Blessirtenträger, Ausbildung zu 218. Beurlaubtenstand, Angehörige des 11, 93. Disciplinarstrafmittel gegen 98, 447. Uebungen der 96. Bezirks-Adjutant 103. Bezirks-Kommandeur 103. Brigade-Kommandeur 349. Strafgewalt des 445. Stellvertreter 349, 350. Urlaubsbewilligungsrecht 456.

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640

Alphabetisches Jnhalls-Vcrzeichniß.

Büchsenmacher 384. Anzug des 566. Bureauordonnanzen 423.

C. Chargenpferde 237. Chargenrang 326 und Berichtg. Civilbeamte der Militär-Verwaltung. Anzug 566, Berichtg. 567. Anstellungs- und Besörderungstaxen 342. Disciplinar-Verhältnisse 336, 449. Gerichtsbarkeit 336, 293. Rangklassen 329 und Berichtg. Quiescenz 335. Verpflichtungseid 316. Civilbeamte, Einberufung 97. Civildienst, Anstellung im subalternen 499. Civilversorgungsschein 473, 481, 491.

D. Degen 604. Denkmünzen 582. Denkzeichen 582. Depots, Montirungs- 234. Remonte- 234. Train- 166. Dienst-Auszeichnung Kreuz 584. für die Landwehr 584. Dienstbeschädigung 470. Dienst Einjährig-Freiwilliger 59. Dienst-Entfernung, Entlassung 262. Dienstobliegenheit der einzelnen Chargen 343. Dienstpflicht aktive 15. Dienstpflichtige unsichere 15. Dienstpflicht der Militärzöglinge 16. Dienstsiegel, unbrauchbar gewordene 355. Dienstverhältnisse der Offiziere ä la suite zur Disposition und außer Dienst 331. der in der Militärverwaltung angestellten Offiziere 336Disciplinarstrafgewalt 440. Disciplinar-Strafen 441. im Felde 451. Beschwerdeführung über 453. gegen Militär-Beamte 449. gegen Militärpersonen des Beurlaubtenstandes 447. Vollstreckung derselben 451. Disciplinar-Strafgewalt der Aerzte 416. Ausübung derselben 450. des Bataillons-Kommandeurs 443. der Brigade-Kommandeurs 445.

Alphabetisches Jnhalts-Berzeichniß.

641

Divisions-Kommandeurs 445. Gouverneure, Kommandanten 445. Garnisonsältesten 445. Kompagniechefs 443. kommandirenden Generals 445. Landwehrbezirks-Kommandeurs 444. Regiments-Kommandeurs 444. Vorsitzenden beim Militär-Bezirksgerichte 29t. Disciplinarstrafmittel gegen Personen des Beurlaubtenstandes 98. Dispositions-Urlauber 94, 110. Division Artillerie 158. Intendantur 146. Kommandeur 348. Strafgewalt derselben 445. Ehrengerichtliche Befugnisse 254. Urlaub 456. Drillichanzug 549. Duplikate von Militärpapieren 92.

Disciplinar-Strafgewalt des der der des

E.

Ehrenbezeugungen 390. Ablehnung 404. Abtheilungen 399. Ansprache (Titulaturen) 397. Aufwartungen 413. Ausführung 391. Einzelner 292. vor Gericht 396. zu Pferde 392. bei Mannschaften des Beurtaubtenstandes 394. Meldungen 398. gegen Offiziere fremder Armeen 391 u. Berichtg. der Schildwachen 403. Wachen 401. Ehrengerichte 252. Ehrenrath 253. Ehrenstrafen 262. Ehrensäbelquaste 562. Ehren-Wachen, -Posten, -Ordonnanzen 405. Ehrenzeichen 578. Ehrgefühl 318. Eidesformel 315. Eidesleistung der Richter 294. Einberufung der Reserve und Landwehr 97, 111. der auf Zeit Beurlaubten 111. Einjahrig-Freiwillige, Abzeichen 533. Ausrüstung 62. Ausscheiden aus dem aktiven Dienste 60. Beförderung zum überzähligen Unteroffiziere 64. Bekleidung und Verpflegung 62. Berechtigungsscheine 24, 45, 47.

642

Alphabetisches Jnhnlts-Verzeichniß.

Einjährig-Freiwillige, Berittenmachung 63. Dienst 59. Dienstzeugniß für Mediziner 74. Einstellung 47. Erkrankung 61. Kapitulation 364. Mediziner 41, 60. Mittellose 48 und Berichtg. Mobilisirung 50. Prüfungskommission für 16. Prüfungsordnung 55. Qualifikationsatteste 41, 60, 73. Theologen 25. Urlaub 61. Verlust der Eigenschaft als 10, 16, 47. Wahl des Truppentheils 47. Zulassung zur Portepeefähnrichsprüfung 188. Zurückstellung 24. Einstellung der Rekruten 39. Einträge in den Militärpaß 41, 67, 214, 217. Eintritt Freiwilliger zum 3- und 4 jährigen Dienst 44. Einwanderer 18. Eisenbahn-Kompagnie 161 und Berichtg. Eisenbahnpersonal dienstpflichtiges 102. Entfernung aus dem Offiziersstande 262. Entlassung aus dem aktiven Dienste 10, 40, 41. Gesuch um 43. Equipirungsgeld 115. Ergänzung des Heeres 13. der Offiziere im aktiven Dienststand 67. im Beurlaubtenstand 69. des Sanitätscorps 72. der Unteroffiziere 63. Ersatzbehörden, deren Entscheidungen 20, 34, 38. stellvertretende 48. Ersatzbezirke 13. Ersatz-Geschäft 14. im Kriege 48. Ersatzreservisten 11, 98, 109. im Kriege 49. Ersatzreserve, Verweisung zur 25. Ersatzvertheilung 30. Exekution 296.

F. Fahnen 589. Aufbewahrung 360. Auszeichnung an 591. Beschreibung der 590. Ehrenbezeugungen für 393, 400, 401, 402. der Landwehr 590. Familientrauer 422.

Alpbabetisches Juhalts-Verzeichniß. Familienunterstützung 51. Feldachselstücke 530. Feldartillerie-Brigade-Kommando 168. Feldgendarmerie, Pensionsansprüche 492. Vergehen gegen 435. Feldwebel, Dienstverhältniß 374. Ernennung zum 66, 361. Gradabzeichen 531. Feldpionierdienst-Uebungen bei den Truppen 212, 213. Festungshaft 305. Festungsmanöver 351. Fourier 379. Freiwillige zum 3 jährigen Dienst 18, 44, 50, 123. der Kavalerie 10, 17, 44. auf Kriegsdauer 50. Friedensstärke der Artillerie 158. Eisenbahn-Kompagnie 161. Infanterie 154. Jäger 154. Kavalerie 156. Pioniere 160. des Trains 162. Frontmachen 392, 393. Führungsatteste 41, 42. Führung von Rekruten-Transporten 126. Funktions-Abzeichen 564. Fußartilleriebrigade-Kommando 169.

G. Garnisonsälteste 352. Lazarethe 224. Verwaltungen 221. Gedenktafeln 594. Gefänißstrafe im Garnisonsgefängniß 300. Festungsgefängniß 301 und Berichtg. 305. Gefangenanstalt Oberhaus 299. Gefreite, Abzeichen 531. Dienstverhältniß 387. Geistliche, bei Einberufung 97, 110. Geldstrafen 298, 454. Gemeinde- und Kirchenämter 9. General, Abzeichen der 529. Adjutant 152. Anzug der 530. Arzt 246. Auditoriat 283, 285, 297. Auditeur 283, 565. kommandirende 346, 445, 456. Kommando 145. Mititärkasse 233. Stabsarzt 246, 529. Uniform 146.

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Alphabetisches Jnhalts-Berzcichniß.

Generalstab 147. Ergänzung des 148. Gerichtsverfassung 282. Geschoßfabrikdirection 171. Geschützgießerei 172. Geschworne 285, 291. Gestellung vor den Ersatzbehörden 19. Gewehrfabrik 172. Arbeiter bei Einberufung 123. Gouvernements 218. H.

Halbinvalidenabtheilung 230. Handwerker 388. Hartschiere 228. Hauptkonservatorium 150. Hauptmann 357. Disciplinargewalt 443. Hautboisten 365. Anzug 540. Heer aktives, Angehörige 7. Heerespflichtige, Anmeldung zur Rekrntirungs-Stammrolle 31. brodlose 40, 49. unsichere 15, 35, 123. Honneurs, siehe Ehrenbezeugung.

3 Jäger 154. Ingenieur-Inspektion 174. Direktionen 175, 219. Offiziere, Stand an 176, Schule 194. Jnfanterie-Berathungskommission 145. Friedensformation 154. Linien- 153. Landwehr- 155. Inspektion der Artillerie und des Trains 167. Jnspizirung der Militär-Gebäude 175. Invaliden bei Entlassung 123. Jnvalidenhaus 231. Anzug 565. Justitiar des Kriegsministerium 143. Justizbeamte, Berufung als 6. Ergänzung 91.

K. Kadettenkorps 178. Kapitulanten 386. Abzeichen 534. Marschcompetenzen 123. Kapitulation 431. Kaserninspizirung 175.

Alphabetisches Jnhalls-Verzeichniß.

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Kasernvorsteher 222. Kavalerie 156. Berathungskommission 145. Friedenssormation 156. Landwehr 158. Uebungskurs im Feldpionierdienst 212. Traindienst 214. Uebungsreisen 217. Uniform 157. Klassifikation bei Zurückstellung 100. Kommandanturen 220. Kommandirender General 346. Disciplinar-Strafgewalt 445. Urlaub 456. Kommando für Artillerieoffiziere 173. zur Equitationsanstalt 205. zum Garnisvnslazareth 224. zum Kadettenkorps 180. zu Kavalerie-Uebungsreisen 217. zur Kriegsakademie 198. zum Kriegsministerium 143. zum Operationskurs 248. zum Reservisten- und Rckrutentransport 124. zur Schießschule 204. zum topographischen Bureau 150. zum Uebungskurs bei den Pionieren 209. Kompagnie-Abzeichen 532 und Bericht. Chef 357. dessen Disciplinargewatt 443. Offiziere 358. Kompetenzen aus Festungsgefängniß Entlassener 123. als invalide und untauglich Entlassene 123. der Offiziere des Beurlaubtenstandes 115. der Mannschaften des Beurlaubtenstandes bei Einberufung und Entlassung 117. bei Rekrutentransporten 124, Kontrol über die Rekruten 39. Militärpapiere zur 92, 93, 95. Ordnung 92. Versammlungen 96, 110, 119. Kontagiöse Augenkrankheit 119. Korporalschaft 381. Führer 380. Korpsintendantur 146. Korpskriegskassa 146. Krankenwärter 164. Abtheilung 162. Zulagen 226. Kriegs-Akademie 196. Artikel 431. Gefangene 441.

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. Alphabetisches Jnhalts-Verzeichniß.

Kriegs-Karten 149. Ministerium 141. Schule 187. Stammliste 486.

L. Landsturm Gesetz 135. Pflicht 15. Ueberführung zum 112, 113. Landwehr-Artillerie 159. Behörden 103. Bezirkseintheilung 51. Bezirks-Kommando 156. Bezirkskommandeur 103. Disciplinarstrafgewalt 444. Umzugsgebühren 156. Bezirksadjutant 103. Disciplinarstrafgewalt 443. Heranbildung zum 113. Dienstauszeichnung 584. Infanterie 155. Kavalerie 96, 158. Offiziere, Weiterbeförderung 97. Pflicht 17. Unterofsizierergänzung 67. Verpflegung beim Einziehen 117. Lazarethe 224. Bibliotheken 227. Gehilfen, deren Anzug 564. Rechnungsführer 227. Lehrschmiede 207. Leibgarde der Hartschiere 228. Leichenparaden 416. Listen für Ersatzwesen 27. der Landwehrbehörden 105. Losung 35. Ausschluß von der 20, 35. Scheine 36. Ludwigs-Orden 577. Medaille 481.

M. Mannszucht 317. Mantel 546. wasserdichte 546, 547. Medizinalwesen 246. Mediziner 72. Meldungen im beurlaubten Stand 96. zur Rekrutirungs-Stammrolle 18. Verhalten bei 398. Meldeschein zum freiwilligen Eintritt 44.

Alphabetisches Jnhalts-Verzeichniß.

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Militärbäckerei, Ausbildung in der 217. Bewerber, Stellen für 502 u. Berichtg. 500. Bildungsanstalten Inspektion 176. Oberstudien- und Examinations-Kommission 177. Artillerie- und Jugenieurschule 194. Kadettenkorps Absolutorialprüfung 179. Aufnahmsbestimmungen 183. Aufsichtsosfiziere 180. Befähigung zum Portepeefähnrich 180. Bewerbung um Aufnahme 178. Entlassung 186. Freistellen 179. Lehrerpersonal 181. Unterrichtsgegenstände 178. Kriegsakademie Absolventen 199. Aufnahmsbedingungen 196. Studienplan 198. Kriegsschule Aufnahme in die 187. von Hospitanten (Reserveoffizieren) 192. Aufsichtsoffiziere 192. Osfiziersprüfuug 191. Reifezeugniß zum Offizier 191. Unterricht 190. Verpflegung, Marsch- und Transport-Kosten 193. Fiscalat 223. Fonds Besondere Stiftungen 517. Damenstiftspräbeuden 521. Erziehungsbeiträge für Söhne von Unteroffizieren 523. Freiplätze im Kadettenkorps 507. Invaliden- 505, 513. Landwehroffiziers-Unterstützungs- 506, 507. Max-Josephs-Ordens-Präbenden 522. nülde Stiftungs- 506. Osfizierstöchter-Erziehungs- 506. Offiziers-Unterstützungs- 506, 507. Unteroffiziers- und Soldaten-Unterstützungs- 507, 512. Wittwen- und Waisen- 504, 515, 516. Militärfondsverwaltung 233. Papiere und Kontrole 92, 93, 95. Paß, Einträge in 41, 109. Personen der Unterklassen, deren Anstellung in der Verwaltung 90. Pflicht 18. Pflichtige, deren Gestellung 19. Seelsorge 250. Militärische Schicklichkeitsregeln 396. Militärschießschule 203. Militärstrafgesetz, siehe Reichsmilitärstrafgesetz.

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Alphabetisches Jnhalts-Verzeichmß.

Militär-Strafgerichtsbarkeit 282. Bezirks- und Feldgerichte 285. Obergericht 285 und Berichtg. Untergerichte 284, 296. Staatsanwälte 286. Standgerichte 286, 293. Vertheidiger 287. Unterstellung unter die 283. Strafverfahren Ablehnung von Geschwornen 290. Geschworne 291. Hauptverhandlung 289. Nichtigkeitsbeschwerde 289, 292. Standrechtliches Verfahren 295. Standrechtverkündigung 283. Verweisung 289. Vorlage der Acten 288. Vorsitzender 290. dessen Disciplinarstrafgewalt 291. Voruntersuchung 287. Untergerichtliches Verfahren 296. Urtheitsverkündigung 292. Urtheilsprüfung 292. Militär-Beterinäre Anzug 533, 565, 566. Ergänzung 79. Rang 80. Montirungsdepots 234. Munition Aufbewahrung der 621. Transport 624. Uebungs-Etats 610. Musterung bei Aushebung 31. außerterminliche 39. im Kriege 49. Musikchöre, Beurlaubung ins Ausland 456.

N. Nachersatz 38. Nachurlaub 456. Neutralitätsabzeichen 564.

O. Oberfeuerwerkerschule 167. Oberstudien- und Examinations-Kommission 177. Oekonomie-Handwerker 388. Offizier, Ausscheiden aus der Activität 337. Abzeichen 528, 532. Anstellung in der Militär-Verwaltung 336. Aspiranten 64, 67. Beförderung zum 68. Chargenpferde 235. Chargenrang 326 und Berichtg.

Alphabetisches Inhalts-Verzeichniß.

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Offizier, Diener 64, 125, 389, 395. detachirte, Strafgewalt 444. Dienstentlassung 262. Dienstobliegenheiten einzelner Chargen 343. Disciplinarbestrafung 441. Ehrenbezeugung 390, 392, 395, 396, 400, 404. Entfernung aus dem Stande 257. Entlassung 257, 263. Ergänzung 67. Kaserndienst von 360. Kasernvorsteher als 222. Korps, Rangordnung der 221. Pensionirung 338, 459, 480. Portepee 561. Reitunterricht für 215. Stellvertretung 345. Tornister 557. Untersuchung in 289. Unterstützungsfond 506, 507. Urlaub 455. Verpflegung im Festungsgefängnisse 300. Wittwen- und Waisenfond 335. Wahl zum 191. zeitweise dienstuntauglich 68. Offiziere des Beurlaubtenstandes Abschiedsertheilung an 338. Aspiranten 69. Avancement 97, 114. Dienstverhältnisse 113. Einreihung in die aktive Armee 68. Einberufung 113. Erkrankung während der 116. Hospitiren an der Kriegsschule 192. in der Militär-Verwaltung angestellte 336. Kompetenzen 114. Kontrolversammlung bei 110. Pensions- und Versorgungsansprüche 117. Rangverhältuiß 331. Ueberführung zur Landwehr 112. zum Landsturm 113. Urlaub in außereuropäische Länder 93. Verpflegung bei Mobilmachung 116. Vorschlag zum 71. Wahl zum 70. Offiziere a. D. zur Disposition und ä la suite älterer Ordnung (Aerzte und obere Beamten) Auswanderung 333, 334. Dienst- und Standesverhältnisse 331, 337. Dienstverhältnisse in der Militär-Verwaltung angestellter 336. Gerichtsstand 334. Geschwornendienst 334. Gesuche um Anstellung im Verwaltungsdienste 87.

650

Alphabetisches Jnhalts-Verzeichnih.

Offiziere a. $)., Kontrolverhältnisse 332. Landwehrbezirkskommando, Verwendung bei 104. Lebensverhältnisse äußere 337. Meldungen 332. Reaktivirungs-Anträge 69. Tragen der Uniform 332, 336. Abzeichen derselben 532. Verehelichung 333, 334. Verwendung im aktiven Dienste 334, 338. Wittwen und Waisen 335. Zutritt am königlichen Hofe 338. Operationskurs 248. Orden 568. bayerische 571. außerbayerische 586. Ordonnanzen: Bureau- 423. persönliche 422. Stabs- 422. Ouvrierkompagnie 170. Anzug 160.

P. Paletot 548. Pension für Offiziere und Sanitätsoffiziere 459, 480. Berechnung der Dienstzeit 462. Bewilligung an die Hinterbliebenen 465. Erhöhung 461. Tabelle 468. Verfahren bei Pensionirung 463. Zahlbarkeit, Kürzung, Einziehung und Wiedergewährung der 464. Pension für Unteroffiziere und Soldaten 470. Betrag der 471. Bewilligung für Hinterbliebene 476. Civilversorgungsschein 473. Jnvalideninstitute 473. für untere Militärbeamte 475, 481. Zahlbarkeit, Kürzung, Einziehung, Wiedergewährung der 477. Zulagen 472. Pensions-Anspruch, Anmeldung vor 474. nach der Entlassung aus dem aktiven Dienst 474. Prüfung dieser Ansprüche 483, 487. Pferdekonscription 136. Pferderüstung der Generale 147. Offiziere 155. Pferdewärter 389. Ausbildung zu 215. Pioniere, Friedensformation 160. Anzug 161. "Pionierübungen der Infanterie 209. Kavalerie 212.

Alphabetisches Jnhalts-Verzeichniß.

651

Portepeefahnrich

Anzug 531. Dienstverhültniß 376. Ernennung zum 67. Reifezeugniß zum Offizier 191. Untersuchung gegen 289. zur Weiterbeförderung nicht geeignete 192.

Postbücher 360. Posten Ehrenbezeugungen 403. Ehrenposten 406. Probedienstleistung zum Feldwebel 362. zur Civilanstellung 501. Proviantämter 220. Prüfung der Einjahrig-Freiwilligen 55. Kommission für Einjahrig-Freiwillige 14. der Kadetten zur Aufnahme 179. zum Absolutorium 179. zum Offizier 190. zum Portepeefähnrich 187. der Rekruten 203. zum Reserveoffizier 60. Pulver-Fabrik 171. Transport 624.

O. Qualifikationsatteste für Einjahrig-Freiwillige 42. Quartierarrest 451.

R. Rangverhältniß der Offiziere 321, 331. der Militärbeamten 327. der charakterisirten Offiziere, Militär-Aerzte und MilitärBeamten 330. Reaktivirung 69. Regiments-Adjutant 152, 359. Kommandeur 353. dessen Disciplinarstrafgewalt 444. Urlaubsbewilligungsrecht 456. Rehabilitirung 305. Reichsmilitärstrafgesetz 258. Die Ziffern bedeuten die §§., Einf.-Ges. EinführungS-Gesetz.

A. Abänderung eines Befehls 58 Nr. 7, 92, Einf.Ges. §. 3 Abs. 2 Nr. 1. Abbildung, Beleidigung durch, 91; Erregung von Mißvergnügen durch, 102. Abhalten von Beschwerdeführen 117. Abkommen von der Truppe 65. Ablieferung, Pflicht zur A. von Beute 128. Abnöthigung 129 Nr. 1, 134. Abtheilung, Befehlshaber einer, 141, 143. Abwehr eines Angriffs 124. Abweichungenbei Kollstreckungvon Arreststrafen 28, vom Dienstwege bei Beschwerden 152. .

Abwesenheit s. Entfernung. Admiralität, ^hef der, Verzeichniß der MilitärPersonen B. Aktiven Dienftstand 10 Nr. 1. Allgemeine Strafgesetze 2, 3, 29, 136, 138. Alter, Einfluß für Bestrafung 49 Abs. 2. Amt, Vergehen und Verbrechen im, 145; Unfähig­ keit zu öffentlichen Aemtern 34. Amtsverlust 43, 153. Androhung f. Drohung. Aneignung s. Plünderung.

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Alphabetisches Inhalts-Verzeichnis;. Arrest 17, 19—28, 52, 54 Abs. 2, Einf.-Gef. §. 3 Abs. 3. Atteste s. Dienst-Atteste. Aufenthaltsort 9 Nr. 4. Aufforderung zur Flucht 58 Nr. 6, zur Stellung 68, zum Ungehorsam 99, 100, zum Gehorsam (s. muitär. Aufruhr) 110 Nr. 1. Ausruf, Verbreitung von feindlichem, 58 Nr. 9. Aufruhr, militärischer, 9 91t. 3, 106—110. Aufruhrzeichcn HO Nr. 2. Aufwiegelung 100. Ausführung eines Befehls 47, 96. Ausland 7, 161. Ausländer 8, 160, 161. Ausländische Offiziere 157. Ausübung des Dienstes 49 Abs. 2, 55 Nr. 2,138; gesetzwidrigen Einflusses auf Rechtspflege 119. Auszeichnungen, Verlust von 32 Nr. 1.

Angelegenheit, dienstliche, 90; Berathung über militärische 81, 101, Angestellte deS Schiffes 166. Angriff 97, 124. Anmaßung von Befehlsbefugniß oder Strafgewalt 120. Anordnung, Kaiserliche, 28. Anrechnung der Strafe auf Dienstzeit 18. Anreizung 98, 99, 100. Ansprüche s. Pension. Anstalt, Beschäftigung außerhalb der Gefangen-A., 15 Abs. 3. Anstifter 72, 99, 107, 108,110,114; s. Detheiligte. Antrag auf Bestrafung 51, 127. Anzeige, Verpflichtung zur Anzeige bei Kriegsverrath 60, Fahnenflucht 77, Meuterei 104; als Strafausschließungsgrund bei Kriegsverrath 61, Meuterei 105. Arbeit zu militärischen Zwecken 81 Abs. 2.

v. Beamte 145, 154, s. Militärbeamte. I Beaufsichtigung 144, 147. Bedingungen der Entlassung eines Kriegsgefan- I genen 159. Bedrückung 135. Befehl 95, 124; in Dienstsachen 47, 92, 93; s. Dienstbefehl. Befehlsbefugniß 120. Befehlshaber 63, 143, 162. Befreiung von Gefangenen 93, 144, 159; s. Frei, lassuna. Befugnisse, Mißbrauch der, 55 Nr. 2; f. Dienst­ gewalt. Behandlung, herabwürdigende, 98 Abs. 2; vorschriftsw'ldrige 121; von Waffen 149. Behauptung, unwahre, 152; s. Berläumdung. Behörde, bürgerliche, 15 Abs. 3, Militär-15 Abs. 1, auf Anordnung deS Kaisers eingesetzte 161, Dienst- 61. Bekanntmachung, Verbreitung feindlicher, 58 Nr. 9. Bekleidungsgeg'enstände 130. Beleidigung 91, 121. Bemannung s. Besatzung.

Berathung militärischer Angelegenheiten rc. 101. Berichte, Dienstliche, 139. Besatzung s. Schiff. Beschädigung der Gesundheit 122, eineS Dienst­ gegenstandes 137, eines Schiffes 142. Beschäftigung der Beurtheilten 15 Abs. 2. Beschwerde 89, 101, 117, 152. Besorgnih vor persönlicher Gefahr 87; s. Feigheit. Bestechung 140. Bestimmung zur Begehung strafbarer Handlungen 116. Besuch, Annahme von B. bei Stubenarrest 80 Abs. 2. Bctheiligte 61, 108, 109, HO. Betrug 37 Abs. 2 Nr. 2. Beurlaubtenstand, Personen des, 6, 10 Nr. 2, 42, 68, 69, 113, 126. Beute 128. Beweise v. Muth alS Strafausschließungsgrund 88. Bruch des Ehrenwortes 159 Abs. 1. Bürgerliche, Verlust der b. Ehrenrechte 31, 37, 42, 134, 138; bürg. Verbrechen oder Vergehen 2, 3, 47, 54, 138/145, 154, 161.

C. Chef der Kaiserlichen Admiralität: Berzeichniß der Militär-Personen unter B.

D. Dauer der Freiheitsstrafe 16, 17, 24. Degradation 30 Nr. 4, 34 Abs. 2 Nr. 2, 40—42. Demobilmachung 10 Nr. 1. Desertion 69, s. Fahnenflucht. Diebstahl37 Abs. 2 Nr. 2, 127, 138; s. Plünderung. Dienst 6, 12, 15, 41, 49 Abs. 2, 55, 97, 113,126, 138, 141, 151; s. Verpflichtung zum Dienst. Dienstansprüche 32 Nr. 1, 35, 39, 41; s. Pensum. Dienstatteste 139. Dienstbefehl 58 Nr. 7, 94, 96; s. Befehl. Dienstbehörde 61, 105. Diensteid, Berzeichniß der Militär-Personen B. Dienstentlassung 15 Abs. 3, 30 Nr. 2, 34,35, 36,42. Dienstgegenstano 137. Dienstgewalt, Ueberschreitung der, 98; Mißbrauch der, 114 ff., 55 Nr. 2. Diensthandlung 89, 96. Dienstpflicht 29, 49, 62, 87; s. Verpflichtung zum Dienst.

Dienstrang 91, HO Nr. 3, 112; s. Militärrang. Dienststand, aktiver, 10 Nr. 1. Dienststelle 32 Nr. 1, 35. Dienststellung 8, 64; s. Dienstgewalt. Diensttitel 35. Dicnstuntauglichkeit 81—83, 151. Dienstverhältniß 8, 15, 114, 138, 155, 156. Dienstverkehr 113, 126. Dienstvervflichtung s. Verpflichtung zum Dienst. Dienstverrichtuug, Untauglichmachen zur, 151. Dienstvorschriften, Handeln gegen, 141. Dienstweg, Abweichung vom D. hei Beschwerden 152. Dienstzeit, Anrechnung auf, 18. DiSciplinarbestrafung, Eins.»Ges. §. 3. Disciplinarstrafen 38. Disciplinarwcg. Ahndung im, Einf.-Ges. 8. 3. Drohung 89 Abs. 2, 96, 117; s. Abnöthigung.

E. Ehe, Eingehung einer, 140. Ehrenrechte, Verlust der bürgerlichen, 31, 37, 42, 134, 138. Ehrenstrafen, militärische, 30 ff., 43; bei Versuch 46, bei Gesammtstrafe 54. Ehrenzeichen 32 Nr. 2, 39. Eigenmächtig Beute machen 128.

Eigenthum, Handlungen gegen, 127 ff., 137 f. Einberufung zum Dienst 68, 69. Einrichtungen, Berathung über militärische, 101. Einzelhaft 24. Entfernung aus dem Heer oder der Marine 15 Abs. 3, 30 9lr. 1, 31—33, 81; unerlaubte 64 ff., 146; s. Fahnenflucht.

Alphabetisches Jnhalts-Verzcichniß.

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Entweichen von Gefangenen 79, 144, 159; s. Frei­ I Erregen von Mißvergnügen 102. ! Erschießen 14. lassung. Erbeutetes Gut 128. ; Erzwingen von Gehorsam 124. Erhöhte Freiheitsstrafe 53. Fahnenflucht 69 ff. Fahrlässigkeit 62, 142, 144 Abs. 2, 148. Fahrzeug der Marine 28. Feigheit 84 ff., 49. Feind, vor dem, (Begriff) 11. Feld, im (Begriff) 9, 10; s. Kriegsgesetze. Feldgendarme Hl. Feldgeschrei 58 Nr. 3. Festung, Uebergabe einer, 63, Fahnenflucht aus, 73.

Geberdea, Ungehorsamsbekundung durch, 98. Gefährdung der Kriegsmacht 62. Gefängniß 16, 15 Abs. 2, 17, 21, 31 Abs. 3, 40 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 Nr. 1, s. Freiheitsstrafe. Gefahr, Besorgniß vor persönlicher, 4v, 87, s. Feigheit; Hnbeiführung von G. 62, 93, 141, s. Nachtheil; Abwehr im G. 124. Gefangener, Befreiung, 79, 144, 169. Gefecht 84, 85, 86, 88. Gefolge ausländischer Offiziere 157. Geheimniß des Postens 58 Nr 3. Gehorsam, Verweigerung deS, 94, 95, 98 — 100, 103—111, s. Ungehorsam, Wiedersehuug, Auf­ wiegelung, Meuterei, Militär. Aufruhr; Er­ zwingung von G. 124. Geld, Borgen, 114. Geldstrafe 29. Gelinder Arrest 19, 24, 54 Abs. 2. Hauptleute f. Rittmeister. Heer (Begriff) 4 Abs. 2. Hehlerei 37 Abs. 2 Nr. 2, 42 Abs. 2. Heilmittel 130.

Insubordination s. Unterordnung. Irreleitung von Truppen 58 Nr. 5.

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Festungshaft 17, 18. Feuerungsmittel 130. Flucht s. Feigheit. Fourage 130. Freies Feld, Kapituliren auf, 63. Freiheitsstrafe 16, 17 ff., erhöhte 53. Freilassung von Gefangenen 58 Nr. 11. FüHorge, Unterlassung der F. für Trupperverpflegung 58 Nr. 10.

G. I Gemeine, f. Derzeichniß der Militär-Personen A. III., 15, 20, 30, 31. | Gemeinschaftliche Begehung strafbarer Handlungen : 55 Nr. 1 und 3, 72, 103; Beschwerde oder I Vorstellung 101, Dienstverhältnisse 8. | Gendarme s. Feldgendarm?, Landgendarme. ' Gesammtstrafe 54. Geschärfter Stubenarrest 23. Geschenke, Fordern ic. von, 114, 140. Gesundheit, Beschädigung der, 122, 123. Gewalt 96. Gewaltthätigkeit 107, 109, 133. Gewehr, unter dem, 89, 94, 97. Gewissen, s. Gründe, welche die Strafe aus­ schließen rc. Gründe, welche die Strafe auSschließen, mildern oder erhöhen, 48 ff.

H. I Herabwürdigende Behandlung 98 Abs. 2. ! Herausforderung zum Zweikampf 112. i Hochverrath 56. I. | Jugend s. Alter.

K. Kaiserliche Anordnung 23,161; Marine (Begriff) 4. I Kriegführung 58 Nr. 8. | Kriegsbereitschaft 68. Kameradcndicdftahl 138. ' Kriegsgefangene 9 Nr. 4, 134, 158, 159. Kampfplatz, Stehlen auf dem, 134, 136. Kriegsgefangenschaft 65, 159. Kapimliren 63. Kriegsgesetze 9, 10, 164, 166. Klasseneintheilung der Militär-Personen 5. Kriegsmacht, Gefährdung der, 62. Körperverletzung 122, 123; schwere 123. Kommandant 63; s. Befehlshaber. Kriegsminister: Berzcich'niß der Militär-Personen unter B. Kommando 146. KriegSschatzungen 129 Nr. 2. Kvntumazial-Dersahrens.Ungehorsams Verfahren. Kriegsschauplatz 160. Kranke, Bestehlen rc. der, 134. Kriegsschiff 65, s. Schiff. Krieg 155, 157, 150. Kriegsschrecken, Benutzung des, 129. Kriegerisches Unternehmen 9 Nr. 3; s. militäri­ Kriegsverralh 57—61, 1*3, 155. sche Unternehmung. Kriegszustand 9 Nr, 2, 164. Kriegführende Truppen 58 Nr. 5, 68; Heer 155, 157. LandeSverrath 56, 57: s. KriegSverrath. Landgendarme, Einf.-Ges. §. 2 Abs. 2. Landwehr s. Beurlaubtenstand. Lazareth 134. Lebensalter s. Alter. Mannschaft 58 Nr. 6; „versammelte" 12, 89, 94,97. Marine, Kaiserliche, 4, 15, 28, 63, 65, in, 162, 163, 164, 165, 166; feindliche 58 Nr. 8. Marodiren 135, 136. Maschinen-Ingenieur-KorpS S; f. Berzeichnih der Militär-Personen. Reinhard, Heerwesen.

L. i | i i

Lebensmittel 130. Leiden, Vorschützung, 85 Nr. 2. Losung 58 Nr. 3. Lügen s. Unwahrheit.

M. I Meldungen 58 Nr. 4, 139. Menschenmenge 55 Nr. 3. : Meuterei 9 9h:. 3, 103—105. Militärbeamte 4, 43—45, 153, 154. ; Militärgericht 42 Abs. 2. I Militärische Ehrenstrafen s. Ehrenstrafen.

G54

Alphabetisches Jnhalts-Vcrzeichniß.

Militärische Ordnung 146 ff., s. Unterordnung. Militärische Signale 58 Nr. 6, 110 Nr. 2. Militärische Unternehmung 58 Nr. 5; s. kriegerisches Unternehmen. Militärische Wache 111, 125, 141, 143, 162. Militärischer Aufruhr 106 bis 111, 113. Militärischer Dienst 12; s. Dienst. Militärisches Dienstverhältniß s. Dienstverhältnis;. Militärisches Verbrechen und Vergehen 1, 2, 8, 38, 47, 50, 51, 54. Militärkolarde 39, 162. Militärperion (Begriff) 4; (Klasseneintheilung) 5. Militärunisorm 113, 126, Einf.-Ges. §. 2; s. Dffizieruniform.

I Mißbrauch der Dieustgewalt 114—126; der WasI fcn 55 Nr. 2, 119. . Mißhandlung 98, 122. I Mißvergnügen 102. ! Mittheilungen in landesvcrrätherischer Absicht 58 Nr. 4. ■ Mittlerer Arrest 17, 19, 20, 22, 24, 25, 27, 28, 54. ' Mobiler Zustand 9, 164. Mobilmachung 10, 68, 164; s. Kriegsbereitschaft. Munition 148. , Muth, Strasmildcrungs- oder Strasausschlie-> ßnngs-Griind nach Feigheit 88. -

i

Nachrichten s. Mittheilungen. Nachtheil, Verursachung von, 62, 86, 93, 100, 141. Nachzügler 135.

Nahrungsmittel s. Lebensmittel. Nothzucht s. Sittlichkeit.

Offen Wegnehmen 129 Nr 1. Offizier s. Verzeickniß der Militär-Personen; 9 Nr. 3 u. 4, 20, 23, 30—36, 44, 80; ausländi­ scher 157, 162; ä la suite Einf.-Ges. §. 2; penfionirte 33, 36. Osfizierarrestzinnner 23.

Ofsizierunisorm, Verlust des Rechts zum Tragen der, 33, 36; s. Militäruniform. Orden 32 Nr. 2, 33, 39. Ordnung, militärische Handlungen gegen, 146 — 152; s. Unterordnung.

Pension s. Dienstansprüche. Penstonirte Offiziere s. Offiziere. Pferd, Unbrauchbarmachung eines, 85. Platz, Uevergabe eines festen, 63; Verlassen des, 64, 146; s. Kommandant, s. Posten.

P. I Plünderung 129—131, 135, 136. I Portepee-Unteroffiziere 20. i Posten, Verrath von Geheimniß des, 58 Nr. 3; . llcbergabe eines anvertrauten, 63; Entfernung ! vom 6-1, 73, 128, 146; s. Schildwache. Q.

Quatierwirth, Diebstahl re. gegen, 138.

R.

Rädelsführer 72, 107, 109, 133. Rapporte 139. Raub 37 Abs. 2 Nr. 2. Rechtspflege, gesetzwidriger Einfluß ans, 119. Religion, Einfluß auf Strafbarkeit, 48.

I I

Requisitionen s. Plünderung. Rittmeister, geschärfter Stubenarrest zulässig ge-

i ! |

gen, 23. Rückfall 13, 70, 71, 75, 122; 38. Rückzug s. Feigheit.

Sammeln, Verhindern des S. zerstreuter Mannschaften 58 Nr. 6; von Unterschriften 101. Sanitäts-KorpS 5; s. Nerzeichniß der Militär­ personen. Schaden s. Nachtheil. Schiff, Begriff 163; 162; 28; 63 Nr. 4, 65, 69, 142, 164, 165, 166. Schildwacke 141, 143; s. Wache. Schwere Körperverletzung 123, 133. Seewehr s. Beurlaubtcnstand. Selbstbefreiung von Gefangenen 79, 158, 159. Selbstbeschädigung f. Selbstverstümmelung. Selbstverstümmelung 81. Sicherheitsdienst 11. Signal, militärisches, 58 Nr. 6, 110 Nr. 2. Signalb ch 58 Nr. 12. Sittlichkeit, Handlungen wider, 127. Sol baten stand, Personen des, 4, 5; Strafen gegen Personen des, 14—42; militärische Verbrechen

oder Vergehen der Personen des, 56—152, 162 - 165. StrasausschließungS-Gründe 48—55, 61, 76, 88, 105, 124, 130. Strafbefugnis;, Ueberschreitung, 118. Strafen, Hauptstrafen 11—29; Neben strafen 39— 42, 43, 46, 54. StraferböhungS-Äründe 48—55. Srafgesetze, Geltung der, 2, 3, 6, 7, 8, 145; s. ätriegsgesetze. Strafgewalt, Anmaßung, 120. Strafmilderungs-Gründe 4«—55. Strafverhängung, widerrechtliche, 118. Strafvollstreckung 14, 15, 23, 24, 25, 26, 28. Strafzeit, Nichtanrechnung der S. auf die gesetz­ liche Dienstzeit im Heere rc. 18. Strenger Arrest 19, 20, 21, 22, 24, 26, 28, 54. Stubenarrest 19, 162; 20, 21, 22, 23, 28, 80. Subaltern-Offiziere s. Rittmeister.

Täuschnngsmittel 83. Telegraphenanstalten, Zerstören von, 58 Nr. 2. Thätlicher Angriff 97, 98; s. Thätlichkeit. Thätliches Vergreifen s. Thätlichkeit. Thätlichkeit 99, 100, 103, 106, 111; s. Thätlicher Angriff. Theilnahme, strafbare, 47, 2; s. Detheiligte. Titel s. Diensttitel. Todesstrafe 14, 58, 60, 63, 71, 72, 73, 84, 95, 97, 99, 107, 108, 110, 133, 141.

Transport, Bestehlen von Verwundeten rc. auf dem, 134. Transportmittel, Wegnahme von, 130. Troß 155, 156. Trunkenheit 49, 85 Nr. 2, 151. Truppen 162, 7, 9, 11, 58, 62, 63, 64, 65, 128, 134, 156. Truppenteil 85.

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Alphabetisches Jnhalts-Verzcichniß.

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N. Uebergäbe eineS festen Platzes rc. 63. Ueberschreitung des Urlaubs 64, der Strafbefug­ nisse 118. Unbrauchbarmachung zur Erfüllung der Verpflich­ tung zum Dienst 81; des Pferdes oder der Waffen 85; von Dienstgegenständen 137. Unerlaubte Entfernung 64—68. Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter 34. Ungehorsam Vorschützung von Gebrechen 83. Vorstellung, Unterschrift zu gemeinsamer, 101. Verpflegung, unterlassene B. derTruppen58 Nr. 10. | Wache, militärische, 111, 162; s. militärische Wadie, Schildwache. Waffen, Strecken der, 63 Nr. 3; Unbrauchbarmachung der, 85; Angriff mit, 97; nnvorsichttiße Behandlung von, 118; rechtmässiger Gc brauch von, 124 rechtswidriger Gebrauch von, 149.

| ! t . 1 ;

Wegschleichen vom Truppentheil f. Feigheit. Wegweiser, Irreleitung durch, 58 Nr. 5. Wegwerfen von Waffen s. Feigheit. Werkzeug, Angriff mit gefährlichem. 97. Widerrede führen 89. Widersehung 96, 98, 99, 100, 103, 106, 111. Wissen, Beschwerde wider besseres, 152.

Z. Zerstörung von Tienslgegenständen 137; s. Ber- ' Zusammenrottung 106. heerung. ; Zusammentreffen von Freiheitsstrafen 54. Zeugnisse, Dienst- 139. i Zwangslieferungen, unbefugtes Erheben von, 129. Zuchthaus 15, 31, 42. ( Zweckampf 112. Reifezeugniß zum Portepeefähnrich 189. Reitunterricht für Offiziere 215. Reklamation 10, 10, 50, 307. Remontirung 234. Reserveoffiziere 69. Reservepflicht 16. Reservisten, Kompetenzen bei Einberufung und Entlassung 117. Restantenliste 28. Rekruten, brodlose 40, 49. Rekruteneinstellung 39. Rekruten, wieder entlassene 123. Kontrote über die 39. Kompetenzen bei Einberufung 117. Rekrutirungsstammrolle, Führung der 27. Meldung zur 18, Rekrutentransport 117. Requisitionsscheine 125, Richtereid 294.

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Alphabetisches Jnhalts-Vcrzeichniß.

S. Sanitäts-Compagnie 164. Sanitätscorps 72. Offizier, Beförderung zum 72. Säbelquasten 532 u. Berichtg. 562. Schärpe 551. Schicklichkeitsregeln 396. Schießschule 203. Schieß- (Gewehr-) Unteroffiziere 379. Schildwache s. Posten. Schreiber 383. Schule, Artillerie- und Ingenieur- 194. Garnison- 202. Kriegs- 187. Militär-Schieß- 203. Unteroffiziers-Aspiranten- 200 Schützenauszeichnung (Richtmeister) 534. Selbstverstümmelung 25, 269. Sergeanten 377. . Ernennung 364. Abzeichen 531. Siegel^ und Taxgebühren 339. Soldaten dienstunbrauchbare 10.

Species facti 287. Spielleute, Anzug 540. Stabsoffizier etatsmäßiger 356. Stabsordonnanzen 422. Stäbe höhere 145. Stadtpost, deren Benützung 96. Standarten und Fahnen 591. Standgericht 286. Stellvertretung 345, 349, 352, 354, 356, 357, 358, 359. Stellvertretende Stäbe bei Mobilisirung 48. Stellen für Militärbewerber 502. Sterbefälle 226. Steuern 9. Strafbücher 453. Strafen, disciplinäre 441, 442. gerichtliche 261. ehrengerichtliche 257. Straferkenntnisse ausländischer Gerichte 24. Strafvollzug Stubenarrest 454. Kasern-Quartierarrest 451. gelinder, mittlerer im Frieden 454. strenger Arrest im Frieden 453. gelinder, mittlerer strenger im Felde 451. Arreststrafen an Personen des Beurlaubtenstandes 452, 454. Arrestverpflegung 454. Gefängnißstrafe 299. Festungshaft 299.

Alphabetisches Jnhalls-Verzcichmß. Stubenältester 382. Subordination 316, 320.

X. Tax- und Stempelgebühren 339. Testamente 8. Theologen 25. Titulaturen (Anreden) 397. Todesfälle s. Sterbefälle. Todesstrafe 261. Topographisches Bureau 148. Train Depots 166. Friedensformation 162. Handwerkerabtheilung 162, 165. Sanitätscompagnie 162, 164. Traincompagnie 162, 164. Verpflegungs-Abtheilung 162, 165. Uniform, Bewaffnung 166. Trainfahrer, Ausbildung zu 215. Transporte von Rekruten 124. Transportführer 126. Trauerdeputation 417. Gottesdienst 420. Paraden 416, 421. Tuche 535.

IL Uebungen der Mannschaften des Beurlaubtenstandes 96. Uebungsmunition 610. Uebcrweisungsnationale 42. Ueberzählige 23, 28. Umzugsgebühren der Landwehrbezirks-Commandeure 156. Unabkömmlichkeit der Beamten und Bediensteten 101. Unabkömmlichkeitsatteste und Listen 102. Uniform, Tragen von beabschiedeten Offizieren 336. von beabschiedeten Unteroffizieren 535. Unterärzte 41. Unterstützungsfond, Offiziers- 506, 507. Landwehroffiziers- 507, 514. Unteroffiziers- 507, 512. Untersuchung ehrengerichtliche 255. gerichtliche 287. Haft 288. Unteroffiziere Anciennetäts-Verhältniß 367. Anmeldung der Versorgungsansprüche 474. Anstellung im subalternen Civildienst 499. Aspirantenschulen 200. Unterrichtsgegenstände 201. Beförderungsmodus 63. Vorschlag 368.

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Alphabetisches Juhalts-Verzcichniß.

Unteroffiziere, Chargenrang 326. Civilversorgungsschein 473. Dienstverhältnisse allgemeine 369. der einzelnen Chargen 374. dienstverrichtende Gemeine 325. Ergänzung 63. Erlaubnißkarten 369. Erziehungsbeiträge für Söhne 523. Grad- und Rangabzeichen 531. manquirende 374. Offiziersdienst verrichtende 325. Probedienstleistung 362, 501. Qualification zur Beförderung 362. Rangverhältniß 361. Ueberzählige 362, 367. Unterrichtsgeld für Kinder 202. Verpflegung im Garnisonsgefängniß 300. geftun(j§gefüiignif3 301. versorgungsberechtigte 471. Wittwen- und Waisenfond 505, 515, 516. Urlaub 455. Aerzte 458. Bestimmungen für die Mannschaften des Beurlaubtenstandes nach aussereuropäischen Ländern 93. zur Disposition 94, HO. Gehaltsverhältniß 455. Offiziere 455. Unteroffiziere und Soldaten 456, 457. Musikchöre 456. Urtheile gegen Offiziere und Beamte, Allzeige über 293.

V. Vereidigung der Aerzte 249. Juden 316. Nichtbayern 316. Rekruten 315. Richter 294. Verein für Pflege u. Unterstützung im Felde Verwundeter und Erkrankter 524. Berheirathung 7, 22, 94. Vermittelung dienstliche 427. Verordnungsblatt 144. Verordnungen letztwillige 8. Verpflegsabtheilung 165. Verpflegung der Arrestanten 300, 301, 454. Einjährig-Freiwilligen 62. bei Eisenbahnfahrten 122. Reserve- und Rekrutentransporten 118. Versailler-Vertrag 12. Versorgungsansprüche 470, 475, 476. Prüfung derselben 483, 486. Rechtliche Verfolgung derselben 479. Civil- 473, 499.

Alphabetisches Jnhalts-Verzeichnitz. Verstümmelungs-Pensions-Zulagen 472. Vertheidigung ehrengerichtliche 255. gerichtliche 287. Verwaltungsdienst, Anstellung im 82, 87, 336. Verweis 441. Vice-Feldwebel 376. Volksschullehrer 10, 16. Vorgesetzte direkte 324. Eigenschaft 323. Vormundschaften 7. Vorstellnngsliste 29. Vorspann 128, 131.

W. Wachen, Ehrenbezeugungen 401. Wagenmeister 215. Wahlen zu Land- und Reichstagen 10. Wahl zum Linien-Offizier 191. Reserve-Offizier 70. Assistenz-Arzt 75, 76. Waffen 596. Wehrpflicht 15. Wehrpflichtige, Auslandspässe für 92. Weiterbeförderung der Laudwehroffiziere 96. Wittwenpensionen 465, 476.

3. Zahlmeister

Anzug 565. Rang- und Unterordnungs-Verhättniß 328. Urlaub 456. Zahlmeisteraspirant 84, 363, 383 n. Berichtg. 84. Zeugsergeanten 65. Zivil-Versorgung s. Civil-Versorgung. Zurückstellung 20, 34, 50, 97, 100. Zutritt am königlichen Hofe 338. Zwangsvollstreckung gerichtliche 9.

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