Handbuch des Wasserbaues I: Erster Band [2. Aufl.] 978-3-7091-4475-6;978-3-7091-4474-9

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Handbuch des Wasserbaues I: Erster Band [2. Aufl.]
 978-3-7091-4475-6;978-3-7091-4474-9

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-X
Wärme und Temperatur im Boden (Armin Schoklitsch)....Pages 1-7
Wärme und Temperatur im Wasser (Armin Schoklitsch)....Pages 7-13
Das Eis in stehenden und fließenden Gewässern (Armin Schoklitsch)....Pages 13-20
Wärme und Temperatur in Bauwerken (Armin Schoklitsch)....Pages 20-25
Die Niederschläge (Armin Schoklitsch)....Pages 25-39
Die Verdunstung (Armin Schoklitsch)....Pages 39-45
Die Versickerung (Armin Schoklitsch)....Pages 45-46
Der Abfluß (Armin Schoklitsch)....Pages 46-150
Das Summenlinienverfahren und die Bemessung von Speichern (Armin Schoklitsch)....Pages 150-152
Die Energievernichtung (Armin Schoklitsch)....Pages 152-155
Geschiebe und Schweb (Armin Schoklitsch)....Pages 155-210
Der Flußlauf (Armin Schoklitsch)....Pages 210-216
Das Grundwasser (Armin Schoklitsch)....Pages 216-247
Das Korrelationsverfahren (Armin Schoklitsch)....Pages 247-249
Normen auf dem Gebiete der Wasserversorgung (Armin Schoklitsch)....Pages 250-251
Zweck und Umfang der Wasserversorgung (Armin Schoklitsch)....Pages 251-253
Der Wasserbedarf (Armin Schoklitsch)....Pages 253-255
Die Beschaffenheit natürlichen Wassers und guten Trinkwassers (Armin Schoklitsch)....Pages 256-258
Die Untersuchung des Trinkwassers (Armin Schoklitsch)....Pages 258-260
Die Aufbereitung des Wassers (Armin Schoklitsch)....Pages 260-281
Die Wassergewinnung (Armin Schoklitsch)....Pages 281-305
Die Wasserbehälter (Armin Schoklitsch)....Pages 305-325
Die Zuleitung des Wassers von der Fassungsstelle in das Verbrauchsgebiet (Armin Schoklitsch)....Pages 325-339
Die Verteilung des Wassers im Verbrauchsort (Armin Schoklitsch)....Pages 339-358
Sonderbauwerke (Armin Schoklitsch)....Pages 358-360
Die Hauswasserleitung (Armin Schoklitsch)....Pages 360-364
Die Wassermessung (Armin Schoklitsch)....Pages 364-365
Luftschutzvorkehrungen in Wasserversorgungsanlagen (Armin Schoklitsch)....Pages 365-365
Normen auf dem Gebiete der Ortsentwässerung (Armin Schoklitsch)....Pages 365-368
Zweck und Umfang der Ortsentwässerung (Armin Schoklitsch)....Pages 368-369
Die Ermittlung des abzuleitenden Abwassers (Armin Schoklitsch)....Pages 369-375
Die Beschaffenheit der Abwässer der Ortsentwässerung (Armin Schoklitsch)....Pages 376-377
Die Beseitigung der Abwässer, ihre Reinigung und Verwertung (Armin Schoklitsch)....Pages 377-422
Die Sammlung und Ableitung der Abwässer (Armin Schoklitsch)....Pages 422-432
Der Entwurf des Leitungsnetzes (Armin Schoklitsch)....Pages 433-441
Die Werkstoffe für die Leitungen und die Bemessung der Wandstärken (Armin Schoklitsch)....Pages 441-449
Die Einrichtungen für den Betrieb der Leitungsnetze (Armin Schoklitsch)....Pages 449-457
Der Bau der Leitungen (Armin Schoklitsch)....Pages 457-460
Sonderbauwerke in Ortsentwässerungsanlagen (Armin Schoklitsch)....Pages 460-475
Back Matter ....Pages 477-478

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HANDBUCH DES WASSERBAUES VON DIPL.-ING. DR. TECHN. DR.-ING. H. C.

ARMIN SCHOKLITSCH PROFESSOR DER UN1VERSIDAD NACIONAL DE TÜCUMAN, ARGENTINIEN

IN ZWEI BÄNDEN

Z W E I T E , NEUBEARBEITETE AUFLAGE

ERSTER BAND MIT TEXTABBILDUNG 1—722 UND ZAHLENTAFEL 1 - 8 7

SPRINGER-VERLAG WIEN GMBH 1950

ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN. © 1930 AND 1950 SPRINGER-VERLAG WIEN URSPRÜNGLICH ERSCHIENEN BEI SPRINGER-VERLAG IN VIENNA 1950 SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 2ND EDITION 1950 ISBN 978-3-7091-4475-6 DOI 10.1007/978-3-7091-4474-9

ISBN 978-3-7091-4474-9 (eBook)

MEINER TAPFEREN FRAU

Vorwort. Die gute Aufnahme, die die erste Auflage gefunden hat, sowie deren Dbersetzung in die spanische und in die englische Sprache haben mich bewogen, die Einteilung der ersten Auflage beizubehalten und den Stoff nur dem Fortscl;lritt entsprechend umzuarbeiten und zu erganzen. Alle Griindungsfragen habe ich gestrichen, weil diese in der in Kiirze erscheinenden Auflage meines Grundbaubuches ausfiihrlich behandelt werden. Am Schlusse des zweiten Bandes wird wieder, wie bei der ersten Auflage, ein das Gesamtwerk umfassendes Sachverzeichnis gebracht werden. Meinen Dank will ich an dieser Stelle allen Fachkollegen und Firmen aussprechen, die mich bei der Abfassung durch Dberlassung von Zeichnungen oder Bildern unterstiitzt haben. Herrn Otto Lange des Springer-Verlages in Wien danke ich fiir das freundliche Entgege kommen, durch das er das Zustandekommen der zweiten Auflage unter schwierigsten Verha nissen ermi.iglicht hat. Bei der Herstellung der zweiten Auflage haben mich meine Ti.ichter Dipl.-Ing. Emmy Schoklitsch und Dipl.-Ing. Hermana Pietschmann tatkraftig unterstiitzt. Tucuman, im Dezember 1949.

A. Schoklitsch.

Inhaltsverzeichnis zum ersten Band. Erster Teil.

Meteorologie. I. War me und Temperatur imBoden ....................................... . II. Warme und Temperatur im Wasser ..................................... . III. D as E is in Ht eh end en und fli ei3 end en Gew ass ern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Selte

l 7 13

IV. Warme und Tcmperatur in Bauwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

20

V. Die Niederschlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VI. Die Verdunstung...........................................................

25 39

Zweiter Teil.

Gewasserkunde und Hydraulik. I. Die Versickerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

II. Der Abflui3.................................................................. I. Vereinbarte Bezeichnung der Abfliisse und der Wasserstiinde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Das Einzugsgebiet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Beziehungen :r,wischen Niederschlag und AbfluB............................ 4. Die Wasserstande und ihre Beziehung zu den Durchfliissen... . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Grenzwerte des Durchflusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Die Durchflu13- und die Wasserstandsvorhersagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Der Abflui3 des Hochwassers und anderer Anschwellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Der Seeriickhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Die Bewegungsweise des Wassers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Die Berechnung der mittleren Geschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Besondere Widerstande der Bewegung in offenen und in geschlossenen Gerinnen . a) Besondere Widerstande in offenen Gerinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Besondere Widerstande in Rohrleitungen................................... 12. Die Verteilung der Geschwindigkeiten ii.ber den Querschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13. Die Messung des Durchflusses............................................... . a) In offenen Gorinnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . h) In Rohrleitungcn ........................................................ 14. Die stationare, ungleichformige Bewegung des Wassers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Staulinie und die Senkungslinie ....................................... b) Die Energielinie ...................................... , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15. Der Pfeilerstau ............................................................. 16. Der Fallhohenverlust an Rechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. Der Ausflu13 dureh Offnungen.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18. Die Entleerung cines Speichers ............................................... 19. Der Ergul3 iiber ein Wehr ................................................... 20. Schachtiiberfalle ............................................................ 21. Die Bemessung von Streichwehren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22. Schwall und Sunk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23. Der Widdersto13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Das Summcnlinien verf ah ren und die R eme SRung von S pei chern .....

45 46 49 .'50 51 53 60 66 67 H9 75 77 88 88 89 94 97 97 109 114 114 118 122 125 127 127 129 134 136 142 148 150

IV. Die Energievernichtung .................................................. 152 V. Gesehiebe und Schweh .................................................... l. Die Geschiebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Kornmisehung naturlichen Geschiebes .................................. h) Die Verkleinerung der Geschiebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX) Der Geschiebeabrieb ................................................... {1) Die Zertri.lmmerung des Geschiebes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . y) Der Abschliff durch laufendes Gesehiebe ................................ !5) Die Verkleinerung der Geschiebe durch Losung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Die Verkleinerung der Gesehiebe in natiirliehen Fliissen .................. c) Das G1eichgewicht des Geschiebes ......................................... IX) Die Gremgeschwindigkeit .............................................. {J) Die Schleppspannung des Wassers und die Grenzsehleppspannung des Geschiebes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

155 155 155 l H2 1H3 I 65 Hi[)

1!lfi 166 168 1H8 171

Inhaltsverzeichnis.

VII Seite

y) Der Grenzdurchflui3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 o) Der Geschiebetrieb .................................................... 174 s) Der Spultrieb ........................................................ . 177

2. Der Schweb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Wirkung von Eingriffen im Flui3bett auf die Sohlenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Verlandung der Stauraume ........................................... b) Die StauraumspU:lung .................................................... c) Die Sohleneintiefung flui3ab der Stauwerke ................................. d) Die Sohlenumbildung nach Wehrzerstorungen ............................... e) Die Gleichung des Flui3langenschnittes und der Einflui3 von Lauflangenanderungen auf die Sohlenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Der Einflui3 von Bettbreitenanderungen auf die Sohlenlage .................. 4. Die Kolkbildung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Der Kolk flui3ab des Stauwerkes .......................................... b) Der Kolk an der Oberstromseite der Wehre ................................ c) Der Kolk an Brii.ckenpfeilern .............................................

178 185 185 192 194 196 197 199 200 201 207 209

VI. Der Flui3lauf. ........................................................ ....... 210 VII. D as Grund wasser ........................................................ .. l. Das Wasser im Boden, seine Entstehung und seine Eigenschaften ............... 2. Die Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Das Grundwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Die Grundwasserbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Die Grundwasserbewegung gegen Einzelbrunnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Die Grundwasserbewegung bei Brunnengruppen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Die Grundwasserbewegung gegen Schlitze ..................................... 8. Die Grundwasser-Parallelstromung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Der hydraulische Grundbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Die Sickerung durch Damme ................................................

216 216 217 219 222 225 230 234 234 238 244 247

VIII. D us K orrela t ions verf ahren Dri tter Teil.

Die W asserversorgung. I. Nor men auf dem Ge b ie te der W a sserv ers or gu ng ........................ 250 II. Zweck und Umfang der Wasserversorgung .............................. 251 III. Der Wasserbedarf ........................................................ .. 253 256 258

IV. Die B esc haff enh ei t naturlich en W assers und gu ten Trink w assers ... V. Die Untersuchung des Trinkwassers ..................................... VI. Die Aufbereitung des Wassers ............................................ 1. Klarbecken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Sandfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Filter mit bessn;eo'c>rso7/ags.OOi7m ;iJ/lrii!ln 18-M -!926' und 25. Der im Auffangtrichter A aufgefangene Abb. 27. J ahresniedcrschlagssummen in Briinn 1848 Niederschlag lauft in das SammelgefaB B, in dem bis 1926. sich ein Schwimmer befindet, der den jeweiligen W asserstand mittels des Schreibarmes Z auf einer Trammel aufzeichnet. Der Querschnitt des SammelgefaBes B wird gewohnlich mit einem Zehntel jenes des Auffangringes bemessen, so, daB also die Niederschlagshohe zehnfach vergroBert aufgezeichnet wird. Die Trammel Tr, auf der ein Papierstreifen aufgespannt ist, wird durch ein Uhrwerk gedreht. Der Abstand zwischen tiefster (a) und hochster Spiegellage (b) im SammelgefaB betragt 100 [mm], so, daB das GefaB nach einem Niederschlag von 10 [mm] gefullt ist; dann tritt der Heber H selbsttatig in Tatigkeit und entleert binnen einiger Sekunden das SammelgefaB, der Schwimmer fallt

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28

Meteorologie.

herab und auf dem Papierstreifen entsteht ein lotrechter Strich. Die Abb. 26 zeigt als Beispiel die Aufzeichnung eines Starkregens. Nachdem der Heber bei ganz schwachem Regen manchmal nicht anspringt, wird das Wasser

29

Die Niedersch1age.

in die Sammelflasche 0 geleitet, urn den Gesamtniederschlag auch so wie beim einfachen Regenmesser ermitteln zu konnen. Urn im Regenschreiber von HELLMANN-FuEss auch Schneefalle aufzeichnen zu konnen, wird das Gerat mittels einer Spiritusflamme oder mittels Kohlenfadenlampen so weit beheizt, daB im Gehause stets einige Warmegrade herrschen. Die Kenntnis der J ahresniederschlagssumme erlaubt die Beurteilung des innerhalb eines J ahres aus einem Gebiete zu erwartenden Jahresabflusses. Die Jahresniederschlagssummen aufeinanderfolgender Jahre konnen sehr verschieden sein (Abb. 27) und sie andern sich auch von Ort zu Ort. An ein und demselben Ort wird das arithmetische Mittellangjahriger Niederschlagssummen als Normaljahresniederschlagssumme bezeichnet. Mittel aus 35 bis 40 Jahren konnen hinreichend genau als Normalwerte angesehen werden. Mittelwerte aus kiirzeren Zeitspannen weichen vom Normalwert ab. Nach J. v. HA~N betragen in Mitteleuropa bei Beobachtungen aus die Abweichungen

5

10 ± 7,5

± 8,7

20 ± 5,2

30 :±: 2,6

40 Jahren ± 2,3% des Normalwertes.

Innerhalb sehr Ianger Zeitspannen gibt es ein trockenstes und ein nassestes Jahr; in diesen Jahren weichen die Jahresniederschlagssummen urn etwa ±50% vom Normalwert ab. Eine Ubersicht iiber gemessene Niederschlagshohen, Jahresniederschlagssummen und Normaljahresniederschlagssummen geben die Jahrbiicher der Landesanstalten fiir Gewasserkunde bzw. des Reichsamtes fiir Wetterdienst und die ,Klimakunde des Deutschen Reiches". Die groBten auf der Erde beobachteten Jahresniederschlagssummen sind sehr bedeutend und liegen weit iiber denim Deutschen Reich beobachteten. So wurde beobachtet: am Waidea1eberg (Hawai) ............ in Cherapunja (Assam) .............. , Debundja (Kamerun Peak) ........ , Graytown (Nicaragua) . . . . . . . . . . . . im Fort Buxa (Hima1aja) ............ in Crkvice (Kroatien) ................ am Krainer Schneeberg .............. in To1mezzo (Ita1ien) ................. , Raib1 (Ita1ien) ....................

. 12500 [mm] . 11790 " . 10470 ' . 6580 . 5430 . 4640 . 3070 " . 2440 " . 2220 "

Anderseits gibt es weite Gebiete mit Wiistencharakter, in denen nur alle paar Jahre sparliche Niederschlage fallen. Die friiher angefiihrten groBten Jahresniederschlage werden durch die orographische Beschaffenheit des Gelandes bedingt und erstrecken sich nur iiber ein kleines Gebiet. Uber einem groBeren Gebiet sind die Niederschlage urn so ungleichmaBiger verteilt, je bergiger das Gelande ist. Zwischen den Niederschlagssummen nahe beieinander liegender Orte bestehen urn so groBere Unterschiede, je unvermittelter das Gelande ansteigt. Die Verteilung der Niederschlage iiber einem Gebiet wird durch die Niederschlagsgleichen (Linien gleicher Niederschlagssummen, Isohyeten) dargestellt. Als Beispiel zeigt Abb. 28 die Verteilung der Jahresniederschlagssummen im Einzugsgebiet der Donau in Deutschland und Osterreich. In den Alpen sind z. B. als Jahresniederschlagssummen gemessen worden: bei der Berliner Hiitte . . . . . . . . am Patscherkofe1 . . . . . . . . . . . . . bei der Landshuter Hiitte ..... der Dredner Hiitte ....... " beim G1ocknerhaus ............ am J aufenpaJ3 ................ Schneeberg i. Passeier ..... " Sti1fserj och ............... " Hintereisferner ............ " V ernagtferner ............. " in Vent Obergurgl ................. •••••

0

••••••••

0

••••••

Seehi:ihe

2050 [m], 1607 [mm] 1970 970 2756 1100 2308 1104 " 2127 1510 2000 1330 2360 1050 " " 2545 1107 2070 1350 2980 1200 " " 1870 760 " 1927 840

" " Auf Gebirgsriicken fallt mehr Niederschlag als in der Ebene oder in breiten Talern. Das MaB der Zunahme der Jahresniederschlagssummen mit der Hohenlage hangt von der Windrichtung gegeniiber dem Gebirgskamm und von der Hohe des Kammes iiber dem Vorland ab. Die groBte Jahresniederschlagssumme liegt nicht immer am Gebirgskamm, sie kann auch

30

Meteorologie.

schon vor oder erst hinter dem Kamm liegen. Wenn sie nicht am Kamm selhst liegt, so wird die Hohenlage, von der weg die Niederschlagssummen in heiden Richtungen abnehmen, als Umkehrzone bezeichnet. Die Umkehrzone liegt im Gotthardgehiet in etwa 2500 [m] Hohe, am Arlherg in llOO bis 1200 [m], im Riesengebirge zwischen 1200 und 1300 [m] und im Niederrheinischen Gehirge in 300 [m] Hohe. Einige Beispiele mogen die Zunahme der Jahresniederschlagssumme mit der Seehohe vor Augen fiihren. Abb. 29 zeigt die Jahresniederschlagssummen langs der Linie Bludenz-lmst

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Abb. 29. Jahresniederschlagssummen liings der Linie Bludenz-Imst am Arlberg mit der Umkehrzone. (Nach E . EKliART.)

Abb. 30.

Verteilung des Niederschlages im Meridianschnitt. Latsch-Schlanders, Siidtirol.

iiber den Arlberg mit der deutlich erkennharen Umkehrzone hei Langen am Arlherg, und die Abh. 30 zeigt die Verteilung der Jahresniederschlagssummen langs des Meridianschnittes von Latsch-Schlanders fiir die Jahre 1908 his 1910. In den Alpen betragt die Zunahme der ,Tahresniederschlagssumme meistens etwa 55 [rom] auf 100 [m] Seehohe. Wenn der Bergriicken unvermittelt aus dem Vorland aufsteigt, ist die Zunahme wesentlich groBer, z. B. etwa 100 [rom] je 100 [m] im Schwarzwald, 130 [rom] je 100 [m] in der Hohen Venn, 170 his 900 [rom] je 100 [m] im Thurtal (ElsaB), 110 his 600 [rom] je 100 [m] auf Bergriicken in England. W enn die Niederschlagsgleichen nur fiir die Vegetationsperiode der Pflanzen gezeichnet werden (Ahb. 31), so geben sie einen guten Uherhlick iiber jene Gebiete, die zur Erzielung guter Ernten hewassert oder beregnet werden miissen. Die in einem Niederschlagsgebiet gezeichneten Regengleichen stellen durch Schichtenlinien einen Wasserkorper dar, der auf einer Ehene entstiinde, wenn innerhalb des betrachteten Zcitabschnittes die Niederschlage nicht abgeflossen waren. Die mittlere Hohe dieses Korpers stellt die Niederschlagsspende des Gebietes im betrachteten Zeitraum dar. Die innerhalh eines Monats gefallenen Niederschlage bilden die Monatsniederschlagssumme. Die mittleren MoAbb. 31. Niederschlagsverteilung im trockenen Sommer 1887 natsniederschlagssummen einer Iangen in Ungarn. Reihe von J ahren weisen innerhalh des Jahres fiir das betreffende Gehiet einen Gang auf, der hesonders gut erkennbar wird, wenn die Monatsniederschlagssummen in Prozenten der Jahresniederschlagssumme ausgedriickt werden. Die Zahlentafel 9 gibt eine Ubersicht iiber den Gang der Monatsniederschlagssummen einiger charakteristischer Orte. Der Gang der Monatsniederschlagssummen kann auch iibersichtlich durch Summenlinien dargestellt werden, die man erhalt, indem man amEnde jeden Monats die seit dem J ahresanfang

Die Niederschlage.

31

Zahlentafel 9. Gang der mittleren Monatsniederschlagssummen in Prozenten der J ahresniederschlagssummen. Gangart der Niederschliige, Ort

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