Geschichte der Neu-Griechen von der Eroberung Konstantinopels bis auf die neuesten Zeiten [3]

Table of contents :
Front Cover
Drei und zwanzigſtes Kapitel. ...
baten begreiflich zu machen, beſonders war es Pehlevan ...
but ſchuldig ſeien. 28ollte man ihnen ihre Stadt wieder ...
ten Anliegen zu beſchäftigen und ſeid überhaupt vorſichtig. ...
Seeſchloß gelangt war, zu ut fommen ſollten. Dieſer ...
mand dachte daran, daß ihre eigene Unbeſonnenheit und ihr...
Kara Ali zum Verderben der Osmanen fei, und kein ...
entmuthigt und wurde es noch mehr, als ihm am ...
Vier und zwanzigſtes Kapitel. ...
biro ...
wurde; Cobte waren auferſtanden und der Erzengel ...
erinnerte an das Betragen dieſer Truppen während der heis ...
of stiemate ...
Fünf und zwanzigſtes Kapitel. ...
nen, welche von demſelben ein lebendigeres Bild geben, ...
1 ...
1 ...
welche ...
und befaht Ihnen aus den Kirchenglodea-30. Kanonen ...
Sechs und zwanzigſtes Kapitel. ...
ring, wind auf ...
1 ...
ben Zweck und von dem Gehorſam gegen einen einzigen ...
Kaifer, welche, wie fic die Grieden ausdrückten; ...
iden Wegeur: aufgehängt, Hetáriften wenn man einen er...
blutige Kampf idon vorüber, und die Lúrfen begrüßten te ...
Tårten entgegen, bis dieſe auseinander ſtieben und bedroht ...
Sechs und zwanzigſtes Kapitelor. ...
Seditet ſo wie wir gefochten, grüßt mit ernftem Blick ...
múhte feine Schaaren zum Stilſtand und zur Gegenwehr ...
tühnem Muthie bieli ...
fer Verluſt vor dem Paſcha und dem Sultan zu beſchónigen...
zu Grunde gerichtet. Wir bitten daber unſere Vorſtellung an ...
Sieben und zwanzigſtes Kapitel. ...
die Barbaren warf, aber dieſe wurden dadurch uur noch ...
Ueber ſeinem Sopf ſtand ein Zettel, welcher ihn zu ...
1 ...
legenheiten betrafen, werden mir in dem Folgenden gelegent: ...
Geſchichte ...
Meinem geliebten Bruder ...
Der vorliegende Band enthält den ...
2 cht und zwanzigſtes Kapitel. ...
ganz aus dem Geſichte. Eine bedeutende Macht hatten ſie ...
anſehen, wie erbitterte Griechen vor ſeinen Augen zwei un...
die Anführer der Hellenen ein Schreiben an den franzöſiſchen ...
1 ...
mern lag, ſo ließ man ſie in die Akropolis ...
9. April 1821: Auf Befehl des Senats, Sibney...
Neun und zwanzigſtes Kapitel. ...
1 ...
Iben Maaße, als ſie von der andern Seite herabgelegt ...
doch das ungemad des Krieges, durch die mehrmaligen ...
dieſe Umſtände erwogen zwar die Chioten, aber nicht die ...
1 ...
Dreißigſtes Kapitel. ...
1 ...
Eiſchen Soldaten beſtehe, über welche ſie keine Macht hatten...
. ...
Ein und dreißigſtes Sapitel. ...
Ob zwar nun die genannten Sdriften und Vorſchläge ...
1 ...
firche Regierung eine Erklärung erließ. Schon nach wenis ...
Zweiunddreißigſtes Kapitel. ...
. ...
welche ich mich verpflichtet hatte Euch zu übergeben, lo ...
1 ...
1 ...
Drei und dreißigſtes Kapitel. ...
und hielt den Kampf dret Stunden lang mit allen achtzehntaue ...
1 ...
inſel Trrone, Sithonin oder auch Longos genannt, und ...
. ...
! ...
1 ...
1 ...
1. ...
ruhen und unordnung verbreitete. Den Einzelnen ihre Güs ...
Fünf und dreißigſtes Kapitel. ...
I ...
! ...
1 ...
1 ...
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THEODOR ROLOKOTRONI

G e f chichte der

Ne uu - Griechen 99n "

der Eroberung Konſtantinopels bis auf die neueften Seiten pon

ful i us

sur tiu

Drittes Båndchen. Mit solofotroni's Bildnis.

deipzig , bei dud wig Betbii g. 1 82 8 .

.

THE NEW

YORK

TITLE LIBRARY ARTOR , LENOX AM TIDEN FOUNDATIONS.

1909

Meinem Freunde

Johannes Ben th y los in

Griechenland.

Ich glaubte Du würdeſt dieſes Båndchen , wels ches ich zu einem kleinen Erinnerungszeichen für Dich außerſehen hatte, noch mit Dir nehmen kön nen , aber Deine heiße Sehnſucht nach dem ges liebten Vaterlande hatDich zu ſchnell hinwegges tragen .

Ich habe dich manches Mal betrachtet, wie Du , ein Fremdling unſern nordiſchen Gefilden, gleich einem im Käfig trauernden Vogel wärme rer Zonen , mit heimlichem Grauen den Schneeflo *

IV

đen, Herbſtregen und Winterſtürmen unſeres rau: hen Himmelſtrichs zuſaheſt. Die Kerkerriegel find geſprungen , und frei ziehſt Du nun Deiner

freien Heimath zu , ſchnell wie eine Schwalbe und begierig nach der Heimath , wie dieſer liebliche Frühlingsvogel, wenn der Lenz mit ſeiner friſchen balſamiſchen Luft und ſeiner Farbenpracht ſich auf Feld und Gebirge lagert. Gleich einem zweiten Odyſſeus haſt Du lange

an Fernen Geſtaden herumgeirrt und bittere Leiden erduldet, ſie ſeien vergeſſen. Jegt vielleicht ſchon grüßt Dein froher Blick das anmuthige Gefilde der heiligen Jungfrau, Dein ruhmgekröntes al tes Vaterland. Immer näher kommt die erſehnte Küſte, Deine Sehnſucht fliegt vor dem eiligen Seegel her, Dein ermatteter Körper, geſtärkt von dem ſchönen Anblick , erhebt ſich aus dem Raum

des ſchaukelnden Bootes , die blauen Kreuzes flaggen Deines Volkes wehen an Dir vorüber,

V

die weißen Städte tauchen auf aus dem Meere, die Wålder erheben ſich, die grünen Rebengelånde; Du hörſt Kanonendonner, hårſt Geläute der Glos

đen von Euren Thürmen , welche Dir voltònig zujauchzen : unſere Ketten ſind geſprungen , frei hangen wir jeßt über Deinem freien Volke und ruş fen es zu dem Dankaltar Deines allmächtigen Gots tes ! -- Noch einen Ruderſchlag nåher, und ſchon kannſt Du die wohlbekannte Tracht unterſcheiden , hier ſteht ein Bewohner der felſigen Hydra in ſei nen weiten Pantalons auf dem Verdeck eines

Schiffes, dort brüſtet ſich ein Sohn der freien Maina mit ſeinem blanken Gewehre. Schon tồnt Dir der vaterländiſche Gruß in Deiner Muts

terſprache entgegen. wenn doch auch ein alter Freund , einer Deiner Verwandten , Dir fröh : lich entgegentråte, wie Du hier Deinen Uimilios zurückgelaſſen haſt , und manches Freundes heiße Wünſche Dich geleiten.

VI

Ein Andenken an mich , eine freundliche Er: innerung an alle Deine Freunde in Berlin mag Dir dieſes Buch, oder auch nur dieſes Blåttchen fein , wenn es Dir Aimilios bringt. Du ſiehſt,

wie wir imGeiſte bei Dir ſind und mit Dir glück: tiche Stunden leben , ſei auch bisweilen im Geiſte To bei uns , und laß durch die Feder uns wiſſen, was wir freudig hoffen und ahnen.

Auf fröhliches Wiederſehen hier oder dort. : Berlin , im Auguft

Dein

1828,

Iulius Curtius.

.. :

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Borwort an den Leſer.

Ich würdees gern ſehen , wenü dieſe Vorrede zum Theil zur Nachleſe würde , da ſich Mehreres auf das vorliegende Bändchen bezieht und einige Stellen deſſelben berichtet. Was zuerſt den Inhalt dieſes dritten Theils der Ges ſchichte der Neu - Griechen betrifft, To find in demſelben die Begebenheiten bis in das Jahr 1821 fortgeführt. Die erſten Kapitel enthalten den weiteren Bericht über den

Rampf mit Ali Parcha, dann wird der Zufſtand in der Moldau und Wallachei in ſeinem ganzen Umfange erzählt, und den Schluß machen die trauris

gen Begebenheiten in der türkiſchen Hauptſtadt bei dem Uusbruch des Freiheitskrieges. Das folgende vierte

Båndchen wird nun hauptfächlich den Kampf in Morea zum Gegenſtande haben . Ich habe in dieſem Båndchen noch mehr als in den

frühern mit den widerſprechendſten Berichten zu kämpfen gehabt.

So viel ich tonnte , habe ich das Wahre vom

Falſchen und Erdichteten geſchieden, und mich, wo es mögs lich war, mündlich zu belehren geſucht. Wo ſich noch Unrichtigkeiten vorfinden ſollten , moge man mich entſchuls

VIII

digen. Eine weſentliche Berichtigung hinſichtlich der Vors fålle in Konſtantinopel, welche mir erſt während des Drucs dieſes Båndchens geworden , enthält dieſer Vors bericht.

Unter allen Berichterſtattern über die Vorfälle in Gries chenland, iſt keiner ſo unzuverläſſig als Pouqueville, ſelbſt da wo er Augenzeuge war, und doch iſt ſein Geſchichtes werk als das umſtändlichſte, eine unentbehrliche Quelle. Partheilichkeit gegen England und Rußland, Vorliebe für Frankreich und kleinliche Selbſtfucht zeigen fich faſt auf jeder Seite. Außerdem aber hat dieſer Schriftſteller noch eine Menge Erdichtungen , welche ſeine Erzählung intes reſſant machen follen , in feine Berichte eingeſchoben , und nicht immeriſt man ſo glücklich das Wahre herauszufinden ,

da er; des Landes kundig, ſeinen Märchen einen überaus natürlichen Aeſtrich zu geben weiß. Nach Gutdúnken erhebt

er einige Männer,1 indeß er andere unverdienter Weiſe mit Schmåhungen überhauft; zu den lekteren gehört auch Uteranber Hypfilanti.

Endlich mangélt es Pouqueville

an einem richtigen Ueberblic des Ganzen. 5

Es iſt in dem vorliegenden Bändchen mehrere Male don dem Patriarchen Gregor die Reden unter Undern wird auch ſeines Anathems gegen die Inſurgenten in der Moldau und Wallachei, und zwar mißbilligend , gedacht. Gregor , der, wie vielleicht noch kein anderer Patriarch der

griechiſchen Chriſtenheit, von ſeinem Volke geehrt und ges

IX

liebt wurde , war einer der eifrigſten Patrioten und ließ ſich von jeher das Wohl der Griechen angelegen ſein , ſo wollte er denn auch bei der Abwerfea, des ſchmählichen

Tyrannenjochs auf ſeinem erhabenen Stuhl nicht unthas tig bleiben .

Als der Aufſtand in den Fürſtenthümern

ausbrach , fah der umfichtige Greis ſogleich , daß jekt der günſtige Augenblick gekommen, und es nur nothig ſei, das ganze griechiſche Volk von Dem in Kenntniß zu ſeßen, was Hypſilanti, Silantakuzeno 26. bereits für die Freiheit gethan hatten, um alle Griechen zur Inſurrection zu bes wegen . Wie dieß möglich war, darüber wurde lange ges

ronnen ; endlich wurde mit großer Geſchicklichkeit und Bes hutſamkeit jener Bannfluch gegen die Inſurgenten an der Donau aufgelegt und dieſer dann in unzähligen Erempla ren in alle Gegenden Griechenlands geſandt. Der Zweck, welchen man ' beabſichtigte, ward glücklich erreicht, der Aufs

ſtand des Hypfilanti wurde allgemein bekannt, und ſo wirkte das Unathem , welches die Türken ſelbſt auf das Gefliffentlichſte zu verbreiten ſuchten , überal , wo es er: ſchien , gleid) einer Proklamation und rief die Griechen zu

den Waffen. Ganz ſchuldlos bei dem Uufſtande feines Volkes. war alſo Gregor nicht, obwohl in dem Anathem nichts ſtand, was auch der ſtrengſte Richter tadeln konnte. Die Türken waren erſchroden über diefe entgegengefekte

Wirkung des patriarchaliſchen Bannfludis , und wußten ſich diefelbe nicht zu erklären , deſſenungeachtet erklärten .

fie Gregor für einen Volksaufwiegler und Hochverráther.

Dieß zur Berichtigung einiger Stellen in dem dritten Båndchen meiner Geſchichte.

1. Das Bild des Kolokotroni, welcher dieſem Theile vor : angeſtellt iſt , ſieht etwas abenteuerlich aus , indeß erklärte doch ein Grieche, welcher lange Zeit unter dieſem General

gefochten , daß es ihm nicht ſo ganz unáhnlich ſei. Zum Schluß bin ich noch dem Verleger die öffentliche Erklärung ſchuldig , daß die Hinhaltung des Termins, in welchem das ganze Werf erſcheinen ſollte , lebiglich mir zur Laft fault. Was in der Vorrede zum zweiten Bånds chen verſprochen war , fand mancherlei Hinderniſſe in der Uusführung, doch hoffe ich nun , daß wenigſtens zu Ende dieſes Jahres das ganze Werk in den Händen des Publis kumsſein wird. .

2

5. Julius Curtius. ? in ' 1, 21:'

1

1

Drei und zwanzigſtes Kapitel. El nun , die Freiheit von Griechenland, Sft mir nur Bettelei und Tand !

Das Mittel iſt gefunden , Gott rei Dant : WWißt, wir entrinnen unſerm Itntergang,

1

Wenn wir fie nackt ausplündern, die Griedens Ihr Geld ausbeuteln, mit Lift und Schlichen : Wir rättigen dann den Sultan in Rub und bewahren aus unſer Leben 8aju. (Pu$ einem kleinen fatyriſchen Dramdy dek Ruß : Anglo . Franjure, welches von eió 1

nem Griechen in den erſten Decennio dieſes Jahrhunderts in dem gemeinen

griechiſden Boltsdialekt geſchrieben wurde.

Die Ueberſeßung iſt von Dr. C. Stend

Das vorige Bändchen fhloß mit dem Sommer des Jahres 1820 und mit den Zeidyen jenes ausgebreitetern

Aufſtandes der Griechen gegen dieTürken, melder noch jest III.

A

2

fortdauert. In mehreren Gegenden Griechenlands , im Norden und Súden , brad der Freiheitskrieg erſt ein Jahr oder ein Halbjahr ſpåter aus und man pflegt den Ausbruch der Inſurrection auf Alerander Ipſilanti's Ueberſchreiten des Pruth am 6. März 1821 zu ſeken, indeß kann man genau genommen nicht ſagen, daß um jene Zeit der Aufſtand auss gebrochen wäre, denn ganz Hellas , Epirus und Theſſalien ſtanden bereits im Jahre 1820 unter den Waffen ; die Ein pórung ward nur allgemeiner. Ali Parda verließen wir am Schluß des vorigen

Bånddens in einer bedrångten Lage, der Abfall ſeiner Sóh: ne hatte ihn heftig erſchüttert, aber doch nicht entmuthigt ; 1 er rief aus, daß er lángſt wahrgenommen , wie -ſeine Kinder

ſeines Blutes unwürdig ſeien ,, und von dieſem Augenblic an erwachte ein gewiſſer Heldenımuth in dein, geachteten Sa: trapen , ſo daß er ſich noch lange Zeit und glücklich gegen das

vereinte türkiſche Heer vertheidigen konnte.

Das grobe Gez

{ (chúß war endlich im Lager der Türfen angelangt , man er öffnete Laufgraben und die Kugeln ſchlugen bereits in das

Sdlog von Lithariya, welches auf einer Anhöhe unweit des Ufers, dem Seeſchloß gegenüber, lag. Die Túrken und Ak

bäneſen fürditeten bei dieſem Bombardement alle die großen Sdråße des Belagerten zu verlieren, und begehrten deshalb einen Sturm . 3 småel Pardha , der Seraskier, fah wohl ein, daß ſich gegen Ali's befeſtigte Schlöſſer und ihre *

tapfere Befagung mit dem Sábel in der Fauit nichts aus

richten ließ , aber er bemühte jídy pergeblid), dies ſeinen Sok

3

baten begreiflich zu machen , beſonders war es Pehlevan Baba , weldher einen Angriff verlangte, und ſogar den Se: rastier verbádytig zu machen ſuchyte, als dieſer ſich durchaus nicht zu einem Sturm verſtehen wollte. Auf dieſe Weiſe

entſtanden in dem türkiſchen Heere zwei gegen einander er

bitterte Partheien , und Ismael wußte dem drohenden Auf ruhr nicht anders zu begegnen, als daß er den Bulgarenfüh: rer durch deffendon erivahnten Sekretair Anagnoſtes

Gift beibringen ließ. Anagnoſtes nahm er fodann in ſeine

Dienſte, und von dem Vermögen des Ermordeten überſandte er der Pforte etwa 400,000 Rthlr ., eine hinlängliche Sum

me, um jede weitere Unterſuchung über dieſen Meubelmord niederzuſlagen. Pehlevan Baba's Sohn, welcher erſt kurz

vorher mit den Köpfen derSekretaire Ali's in Konſtantinopel tridienen war, wurde von der Pforte wegen der reichen Ge fchenke, die er mitgebracht hatte, begnadigt. Der Seraskier, war unterbeffen auch gegen Ali nicht uns

thátig geweſen , er hatte mit der Beſatzung Berbindungen angeknüpft und mancherlei Zwiſtigkeiten unter derſelben zu

Wege gebracht, das ſicherſte Mittel, ſeinen Gegner zu ſchwå

den, indeß war ihm auch hier das politiſche Benehmen Ali's Tehr im Wege. Die Albaneſen verlangten, durch die Agenten des Seraskiers aufgewiegelt , die Freilaſſung ihres alten Oberherrn von Berat, des Ibrahim und feines Sohnes .

Ali bewilligte die Forderung, ließ den unglücklichen Weſſir, welcher von der Pforte auch nod in dieſem Jahre die Beſtätigung ſeines Amtes erhielt, aus ſeinem Serfer und erlaubte ihm A 2

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frei in dem Seeſchloſſe umherzngehen . Eben ſo erhöhte er auf allgemeines Verlangen den Sold ſeiner Truppen , unter

denen ein gemeiner Soldat von der Leibwadhé nun unges fábr 25 Chaler monatlid) erhielt; zugleich aber ſteigerte tr

die Preiſe des Mundoorraths , welchen ſich die Albanefer aus ſeinen Magazinen kaufen mußten , und ſo verlor er eis gentlich nichts bei der erhöhten Löhnung.

Als Ali Paſcha bemerkte, daß dennoch Unzufriedenheit mit der langen Belagerung unter den Einzelnen rege ward, ließ er Vorbereitungen zu einem Ausfall treffen und bes

ſtimmte die unruhigſten Kópfe zum erſten Angriff. Dieſer wurde auch mit feltener Herzhaftigkeit ausgeführt, die hinter den Kuinen der Stadt Jannina aufgeſtellten Batterien der kaiſerlichen Armee wurden genommen , die Kanonen vernaa gelt oder in die Sümpfe geſtürzt , und nach einem blutigen Stainpfe mußte der Serastier feim Lager den Rebellen übers

laffen , welche ſich ſogleich in den Trümmern der zerſtörten Stadt und auf den Auhihen vor derſelben verſchanzten . 366 mael Parcha mußte ſich mit der Armee des Sultans zurüde ziehen und lagerte ſich bei Dichelova , etwa zwei Stunden gegen Norden von Fanning. Die folgende Nacht war in großer Thåtigkeit, er hatte eingeſehen , daß die Begierde nach ſeiner Reichthümern eben ſowohl ſeine Truppen fri

Meutereien verlo&te, als den Feind in Thätigkeit erhielt, ſobald er aber dieſelben aus ſeinem Schloſſe zu entfernen wußte, konnte er weit ſorglofer unter ſeinen Toriden lebeni,

und hatte auch, fobald es im feindlichen Lager bekannt wurse

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de, weit weniger von den beuteſüchtigen Türken zu fürchten. Er lief deshalb während der Nacht ſeine größten Schåße

und Geldſuinmen einſchiffen und an verſchiedenen Stellen

des Sees verſenken . Das zur Auszahlung des Soldes nothwendige Seld befahl er in das Pulvermagazin zu ſchaf fen, und damit man um ſo mehr für die Erhaltung ſeiner Perſon intereſirt fein möchte, ließ er die Zigeuner, welche ihm bei dem Ginſenken ſeiner Schäße behúlflich geweſen wae reu, noch in derſelben Nacht hinrichten . So wußte er nur

allein , wo ſeine ungeheuern Reichthümer verborgen waren .

Der gelungene Ausfall des Satrapen von Iannina hata te die Armee des Seraskiers ſo ſehr entmuthigt, daß in der erſten Zeit an keinen weitern Angriff auf die Feſtungen Alis zu denken war. Dennoch wollte Ismael nicht unthätig rein und wendete ſich gegen Mahmud Bey , den Befehlsha ber von Tebelen, durch deſſen jugendlichen Muth die Aruante fen zu einer wahren Begeiſterung angeregt waren. Der Rike mili -Waliſi, welcher von dem Heldeninuth des jungen Bey's Nachrid )t erhielt , verwendete ſich indeſſen für dieſen Neffen des Geschteten beim Divan, und der Sultan über: fandte dem Rumili - Waliffi einen Firman, wodurch der Bes zirt von Tebelen zu einem eigenen tributpflichtigen Fürſten thum unter dem Woiwoden Mahmud erhoben murde. Dies

fer Gnadenbrief ſtórte die Rújtungen des Seraskiers gegen ! Lebelen , und er beſdloß nun gegen Liboovo zu ziehen und daſelbit den Pallaſt der Ebainika zu belagern, aber 1

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audy hier ſtellte ſich ihm der Divan in den Weg , da ficy Chainiga mit 4000 Beuteln , (400,000 Rthlrn.) den Khas

let Effendi gewonnen hatte; um ſid, aber auch für die Folge ſicher zu ſtellen, überſandte Chainika dem Serastier ein nicht geriugeres Geldgeſchenf.

Während ſich Tomael bereicherte, wurden von dem Hee re die wenigen Vorråthe aufgezehrt und mit dem Herannas ben des Winters mangelte es an allem Nothwendigen. Die Umgegenden von Jannina waren meilenweit ausgeplündert, es gab weder Heerden noch Holz, und die Albaneſen , einer 1

folchen Lebensweiſe überdrullig , gingen in Haufen davon .

Es war vorauszuſehen , daß bis zum fünftigen Frühjahr nichts Bedeutendes gegen Ali unternommen werden konnte.

Ismael hatte jedoch noch andere Aufträge als nur gegen Ali von der Pforte erhalten, und um wenigſtens nicht unthitij zu ſcheinen und den unwillen der Pforte nicht auf ſich zu

laden , mad;te er einen Verſuch, die nach Korfur geflüchteten Pargioten wieder nach Epirus zu loden. St fdytieb đà dieſelben , daß der Sultan ihnen Gnade angedeihen laffen

wolle und ihnen erlaube, ihre vormaligen Beligungen in Epi rus wieder an ſich,zu kaufen, die Pargioten ſollten alsdann unter dem Schuße der Pforte ungeſtört ihre Waterſtadt bes wohnen und nur die Steuern zahlen 1, welche allen Rajahs

im türkiſchen Reiche auferlegt ſeien. In foldse Bedingun gen konnten die Pargioten nicht eingehen und fie'meldeket

Ottober daß ſie nie Uktertha dem Seraskier unter der 2. Oktober, nen der Pforte geweſen , mithin derſelben auch keinen Orte

but ſchuldig ſeien.

28ollte man ihnen ihre Stadt wieder

einräumen , ſo wollten ſie das erhaltene Geld zurückgeben, und dann unter dem Schuße Englands, deſſen Unterthanen fie bleiben mußten , nach Epirus zurückkehren .

So gerecht dieſe Forderungen der Pargioten waren, ſo ſehr mußten ſie den ſtolzen Türfen erbittern ; er las das

Sdreiben in einer Verſammlung ſeiner Anführer vor und es wurde allgemein beſchloſſen, die Griechen ganz von dem H22 te zu entferrien. Darauf wurde den Armatolen befohien,

das Lager zu verlaſſen und auf ihre Poſten zur Vewodyung der Landſtraßen , welche durch die Schaaren des Odyſſens

und die freien Klephten imhöchſten Grade unſicher geworden waren, zurůczukehren. Zugleich machte min den Griechen bekannt, daß fie bis zum März 1821 ein Verzeichniß aller Chriſten einzureichen und nach demſelben ihren staratich zu

bezahlen hatten . Die griechiſchen Ortſchaften wurden au Berdem noch angewieſen , eine inverhältniſmäßige Zahl von Lafitieren und Schanzgråbern zu ſtellen . Mittlerweile ward

'die Noth in dem türkiſchen Heere endlidy ru groß, daß auch die griechiſchen Klöſter, 'welche ſelbſt Ali noch verſchont hatte, ausgeplündert wurden , und als einmal damit der Anfang gemacht war , mordete man die griechiſchen Popen in ihren Kirchen , die Kapellen wurden verbrannt und die Mönche mußten ihr Heil in der Flucht ſuchen. Gerade in dieſer Zeit erſchienen die Sulioten, welche bei der Eroberung von Preveſa ſo thårig geweſen waren, 760 tapfere Krieger, in 1

dem türkiſchen Lager , um den ihnen verheißenen Lohn zu

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empfangen . Man hatte ihnen Suli ,1 ihren alten Wohn plaß verſprochen, welches noch von Ali Paſchas Soldaten bes

fekt war, mit der Bedingung, daß fie ſich das - Kaſtell vou Kiapha, welches von etwa 60 albanefen vertheidigt wurde, ſelbſt wieder erobern mußten. Die Sulioten waren in dies ſe Bedingungen eingegangen, fie hatten verſprochen , in ih rem Gebirge ruhig zu leben und der Pforte dienſtbar zu fein, dennoch aber zögerte man jekt bei der legten Einwilligung ; man bot den tapfern Kriegern, welche man eben ſo reht

fürchtete als ſchåşte, verſchiedene Wohnpláže an, und ba fie dieſe Vorſchläge ſåmmtlid, mit Unwillen von ſich wiefen, behandelte man ſie wie die übrigen Chriſten mit Verachtung,

ſtieß fie aus dem Lager und gab ihnen eine abgeſonderte Stellung bei dem Kloſter St. Nikolas in der Nähe von Jannina.

So häuften die Türken einen unpolitiſchen Streidz auf den andern , und mit jedem Tage wuchs der Unwile der griechiſchen Bevölkerung. Rache ſinnend gingen die Armatos len in ihre Gebirge zurück ,1 und in dem kleinen Lager der Sulioten unterhielt Martos Botfaris , welcher jeßt auch ſein liebes Weib Ehruſå und ſeine beiden Sinder um

Tid, fah, die Söhne von Selleida mit den Thaten ihrer Els tern ; er ſpielte die Laute und fang ihnen die alten Kriegss lieder , weldie das Vole ſo ſehr begeiſterten , daß es nur bes fleinſten Anſtoßes bedürfte 1, um ſie gegen die Türken , die Feinde ihrer Våter und ihrer Kirche , in einen neuen Auf ſtand zu verfegeu .

!

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Nidt minder bebentlid, für die Türken ſah es in allen Provinzen des osmaniſchen Reichs aus, in denen die gties diſche Sprache geſprochen wurde. Die Walladen und

Moldauer , die Serben , die Eheffalier , die Ges birgsbewohner von Hellas und Norea , alle ſprachen und fangen von der Freiheit, die, wie es ſchien , mit den neuen Frühlinge in Griechenland wieder einziehen ſollte, ia

felbſt die Inſeln des Archipels waren in Bewegung und auf Opo ra weigerten ſich die Matroſen , künftig noch upter bent Bairat der Pforte gegen ihre Landsleute zu támpfen .

Die Primaten diefer Inſel, Orlando und Konduriots tis , tonnten mit allem ihren Gelbe ben heraufziebenden erurm nicht beſchwichtigen .

Es iſt hier der Ort, über die Inſel Hydra und fyre Bewohner , welche ſich in dem griechiſchen Freiheitstriege eis Den ſo rühmlichen Namen erworben haben , ein Mehreres bu ſagen ,

Die Halbinſel Morea läuft nach allen Seiten in kleineru

Halbinſeln oder Landjungen aus. An der Südküſte ber ofta lidten erheben ſich mehrere ſteile Felſeninfeln , unter denen die Inſeln Hydra und Spezia die größten ſind. Hoe

bra, ' Ydpa, die berühmteſte von beiden , etwa 3 Stunden lang und 1 bis 11 Stunde breit , iſt eigentlich ein nadter tufruchtbarer Felfen , der ſelbſt an fußem Waſſer Mangel leidet. Bäume ſieht man auf der ganzen Inſel nicht, dènn es

fehlt an der nöthigen Erde und nur in den Felſenſpalten und in der Nähe der Stadt Hydra findet man einige

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Strauchwert. Deffen ungeachtet gewahrt bydra einen ſcho: 1

nen Aublic und ernährt eine ſtarke Bevölkerung. Im Bors dergrunde findet der von Athen oder Nauplia berabſegelnde Reiſende eine ſchöne Stadt von etwa 700 Häuſern , welche faſt alle ſehr gerdymadyoll , zur Hälfte etwa nach italieni ficher Weiſe, zur andern mit orientaliſchen flachen Dächern

gebaut ſind. Eine prádytige Kirche , durchgängig mit weis Bem Mariuor, zum Theil pou antifen Gebäuden bekleidet,

erhebt ſich unter denſelben mit ihrem hohen Thurme, der ganz von glänzend ' weißem Marmor aufgeführt iſt. . Das Funereder Kirche iſt geſchmadvoll und reich verziert, berou ders erregen einige dåbare altbyzantiniſche Gemálde (mit

Waſſerfarben , die Hernach mit Firniß überzogen wurden ges malt) die Aufmerkſamkeit des Fremden. Von außen um glebt die Stirdye ein aus demſelben weißen Marmor erbautes

Kloſter, welches jégt eine Lehranſtalt enthalt. 7 Der Hafen iſt einer der beſten im ganzen Mittelmeer , denn er iſt für die größten Sdylife tief genug, und man pflegt dieſe ge

wöhnlich an dem Kai zu befeſtigen, da mau fich ganz dem Lande náhern kann , ein großer Vortheil für die handeltrei

benden Bewohner. . Wichtig für die Schiffahrt der Inſel iſt der ,, mit wenigen Ausnahmen , das ganze Jahr hindurch gleichmäßige Wind, welcher den Tag über nach dem Feſt lande , des Nachts aus den Meerbuſen von Afhen und .

Nauplia der Infel zuweht.

Im Alterthume war die Inſel nid )t fehr bekannt , die

beſten Geographen erwähnen jhrer gar nicht, blos bei Paus

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faniaš kommt ſie einmal vor, auch kennt man fie ats das

Waterland dés Komödiendichters Eyages, welcher derSohn tines Hirten auf dieſer Jäfel war.

Es ſcheint, als ob ſich

die Hydrioten ſtets in einer gewiſſeu. Unabhängigkeit von der Pforte erhalten hätten , denn ſchon um die Mitte des vori: gen Jahrhunderts genoſſen ſie alle die Vortheile , welche ih= Men im Jahre 1820 zur Theil wurden . Sie durften ihre Häuſer weiß anſtreiden und Gloden haben, welches beides ben übrigen Griechert nicht erlaubt iſt. Stein Túrke durfte ihre Jufel betreten , und ihre gange Abgabe beſtand jährlid

in etwa 4 Beuteln (400 Nthlrn .), zu denen jedes Haus 3 Piafter beitrug ; außerdem waren die hybridten aber auch noch gehalten, jährlid 120 Matroſen an die kaiſerliche Flot: te zu liefern, welche gewöhnlich von dem Kapudan - Pafcha turd eine ſogenannte Matroſenpreſſe gewaltfam geraubt wurden , ſonſt aber, als geübte Seefahrer und tapfere Sol daten von den Tärken fehr geachtet wurden uib nid t felten bis zum Stapudan Parcha asancirten . Die Bevölkerung der Inſel beſteht faſt aus lauter und zum Theil ſehr reichen 3

Kaufleuten, welche beſonders in den Jahren des Krieges zwi fchen Rußland und der Pforte einen blühenden Handel trie: ben . Ihre Wimpel wehten in allen Hafen des Mittelmeers, brachten viel Setraide : nach Marſeille , und felbſt nach England und Amerita fab man die fühnen bodriotiſchen Stauf: Fabrer ſegeln . Jeßt ſind die Speicher, welche den Hafen 7

umgeben , melft verſchloffen , denn teine Nation

weldie

das Mittelmeer befchifft, hat in dem gegenwärtigen griechi:

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fchen Freiheitskriege mehr an ihrem Handel gelitten , als die Hybrioten. Schon im Jahre 1765 beſaßen die Staufleute auf diefer Inſel über 120. Schiffe , und im Jahre 1826 inochte ſich die Zahl derſelben etwa auf 200 belaufen, welche zum Theil bis 400 Laſten trugen. Jest iſt faſt die ganze Flotte in Kriegsſchiffe umgewandelt , und die eben fo

tüchtigen Handelsleute ſind die tapferſten Streiter für iht Baterland geworden .

Außer dem Hauptort Hydra fieht man noch an den zus gånglichen Küſtenſtridien überall (dóne Hånfer , welche wie in dem Hauptort, groß und geräumig, gewöhnlich mit feht ftarken Mauern zum Schuß gegen die große Sommerhike ges baut ſind. Eine Unzahl Windmühlen mit weißen Flügeln Atehen auf den Anhöhen , und auf jeder Hervorragung erblidt

man eine Batterie. Im Hintergrunde ſieht man auf den dden Felſentſpişen zahlreiche Kloſter, und unterhalb eines dere Felben ſteht eine Hafenwache. In den Wohnungen berrfat

Reinlichkeit und Geſchmad , und der Hausrath iſt gefällig geformt und zeugt: fogar von: künſtleriſchem Lurus. Die Bewohner ſind einnehmend und die Frauen ſchón ; ſie binden

ein Tud, um den Kopf; tragen über einen weiten faltigen, gewöhnlich grün gefärbten Rode eine kurze ſeidene , fauber

verzierte Jade, und zierliche Pantoffeln , wie man ſie nur in Norditalien findet, blinken an den : Fúfien . Jhr (dywar

jes Haar, ihre funkelnden Augen , ihre ſchönen Haare uud ifre anmuthige Geſtalt: reihen ſie den intereſſanteſten und -Poonſten Frauen der Levantè an , die Männer ſind ſtark und

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føón und ihre Kleidung verbindet das leichte der orientalt:

lopen mit der Zierliditeit der europäiſchen .

Ihre fyrzen

Jader find ſchon geſtidt, und die Griffe ihrer Hattagans, der einzigen Waffe, welche die Hydrioten auf ihrer Inſel fühs

ren, ſind gewöhnlich ſehr ſchon von edlen Metalen gearbebe tet. Die Pantalons reichen nur bis an das Knie und beſte ben aus einem weiten Sad von ,tingefárbtem Baumwollens 1

zeuch ; um den Kopf hången dide sopfe von :rowarzen Los den . Alle ſind lebendigen Geiſteß und haben ſich dard its ten Verkehr mit den gebildetſten Nationen Europa's einen

hohen Grad von Kultur angeeignet , . auch wird ſehr auf die Erziehung der Kinder geſchen , und es befinden ſich idon viele Elementarſchulen auf der Inſel, in welcher fowohl im Neugriechiſchen als in der Sprache ihrer Vorfahren unters tidtertheilt wird. Dan wollte auch eine öffentliche Biblice

met anlegen, doo, ift es zweifelhaft , ob dieſelbe zu Stande .

Befommen iſt.

3n einigen dltern Reffebeſchreibungen findet ſich die Ans gdbe, daß die Bewohner von Hpdra eigentlich albaneſischen Urſprungs feien ; Albaneſen , welde ben

erfolgungen dat

Túrten entgehen wolten, follen ſich zuerſt hier niedergelaſſen baben, indeß ſcheint dieſe Nachricht auf einem Srrthum in beruhen. So weit man die dunkle Geſchichte von Hydra vens

folgen kann, geſchieht von einer ſolchen Einwanderung keine Meldung, auch werden die. Sindrioten ſchon in den erſten

Seiten der türkiſchen Invaſion genannt.

Pon den Lärten

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perfolgte Griechen haben jedoch ſtets ein richeres Aſyl auf die fer Inſel gefunden .

Die Regierung der Inſel wird von den Primaten, der Familienhauptlingen , beſorgt und von einem Präſidenten ger leitet, in welchem Amte beſonders Georg Ronduriotti

in der leßten Jahren bekannt geworden iſt. Seine Familie ftammt aus Konduripuseinem Dorfe bei Athen , Daber der

Name, iſt aber ſchon lange in Hydra anfáſſig und durd, un dėl fehr reichy geworden ; wir werden ſpäter Gelegenheit fins den auf diefen von feinen Landsleuten fehr geſchaften Pris maten zurückzuforinen . Man kann nicht von Huora ſprechen , ohne dev Fleinen Snſel Spezia , bei den Alten Ciparenos genannt, zu erwähnen, lie: ift ein wahres Miniaturbild von Hydraust je

doch etwas weniger felig und beffer bebautár Der Charakter Threr Berolferung iſt gang der der Hvorieten.

Die Staột

Spezzi a liegt am oftlichen Ufer der Inſel, hat etwa 3000 Einwohner und nicht ſo abfcuffige Straßen als Hydra.

Früher war die Inſel fehte befeſtigt, ießt hat und aber die Sanonen meiſt für die Kriegsflotten benugt und die Küſters batterien entblößt. " Ini Ganzen mag Spezzia 60 Schiffe auf der See haben, von denen 16 Kriegsſdiffe und 2 Brans der unter Miaulis die vereinigte griechiſche Flotte unters

ftüßen . " Wir werden ſpåter noch dfter von dieſer Inſel, dem Batertande vieler.tapfern Krieger, zu ſprechen haben.

Jeet

wieder zurück nady Fan.nina. Der Winter war bereingebrochen , ohne daß man gegen

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Kara - Ali'(den ſchwarzen, geachteten Ali) etwas Bedeutendes gewonnen hätte. Freilich inangelte es den Belagerten bes reits and friſchen Speiſen und an Hols, ſo daß Ali, un fich gegen die Kålte des Winters zu ſchüßen, einen Theil des Seepallaſtes niederreifen und deſſen Balfen in Scheitholz

gerjágen laſſen mußte, aber den Belagerern ging es nicht beſſer. Metie als 5000. Feuerkugeln waren ohne Erfolg in die Feſtungen geworfen worden, indeß Ali's Kanoniere Fete ten einen außloſen Sdus thaten, und beide Cheile dienen endlich ganz das InterefTe für den Kampf zu verlieren. Dit feindlichen Vorpoften hatten einen gegenſeitigen Eandybank

del eingeleitet, Belagerer und Velagerte rauchten zufaininen and führten ſich unter andern Freundſchaftsdienſten, weldye

man ſich gegenſeitig leiſtete , fogar lúderliche Mädchen zu. Der Seraskier mußte die Spottereien Ali's, welcher ihin als ſeinem vormaligen Diener , Zuder und Staffee verehren

ließ, geduldig ertragen , inden der letztere die Lage der Dine ge wohl zu benußen verſtand, die Vriefe anffing , und sich mit ſeinen alten Anhängern in fteter Verbindung erhielt.

Bisweilen kam es zwar audy noch zu fürchterlichen Sanonas den, aber man richtete To wenig . damit aus, als mit den

Schimpfwörtern, weldhe täglich von beiden Partheien gegen diefeindlichen Umrvallungen geſendet wurden. In dem Heere des Seraskier war Tängſt die Stimme der

Unzufriedenen laut geworden , man Hatte- Ismael bei der Pforte in Miffredit gebracht, und diefer mußte gegen eine heimlideu Feinde diófelben Mittel ergreifen , deren ſie ſig 1

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bedienten ; dadurd gerieth nun audy der Divan in Berwink tung, er erließ die widerſprechendſten Firmane , ernannte sinael zum Paſcha von Lepanto ; zum Paída von Berat

-und befehligte ihn in derſelben Woche, auch wieder vor Jaw nina zu bleiben ; ein geiviſſer Haſan Derwiſch erhielt ſogar

an einem und demſelben Tage zwei ſtrenge Firmanë, por denen ihn der eine nach dem Norden, der andere nach dem Súden kommandirte.

Wáhrend dieſer grånzenloſen Verwirrung in dem túre fchen Lager machten die Sulioten die Bemerkung, daß iu ba

Nähe ihres Quartiers einige feindliche Bomben niederfielen , ohne zu zerſpringen . Man beſichtigte ſie und fand in den felben ſtatt des Pulvers folgendes Schreiben :

„ Sulioten ! Ich hatte euch zu meiner Hülfe herbeigerer fen ,; als das Schickſal, welches mit den Entwürfen des Mens fden ſein Spiel treibt, euch , nachdem ihr in dem Hafen Glychys gelandet, nöthigte, unter die Fahne meiner Feinde zu treten . Euer Muth, obgleich er mir nachtheilig iſt, wird

pon mir ſtets nach Berdienſt hochgeſchäft werden, und ich fende euch hiermit einen Theil des Soldes , welchen eud ener Serastier perweigert. In den Bomben , welche idy euch zuwerfen ließ, befinden ſich abſchlaglich 6000 Zechinen .

Komme einer von euch, an das Ufer bei dem Zollhauſe von Kurmeti, eins meiner Fahrzeuge wird ihn aufnehmen und in dem Schuße der Dunkelheit ſicher nach meinem Schloſe führen , wo ich dann das Weitere mündlich mit ihm verabs teden wil.

Hört indeſſen nicht auf, den Seraskier mit etm

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ten Anliegen zu beſchäftigen und ſeid überhaupt vorſichtig. Berſteht ihr mich recht, und wünſcht ihr ein Weiteres von

mir zu hörer, fo antwortet mir durd drei Feuer, auf der Anhöhe eurer Sdyanze. Das Loſungswort meines Abge fandten iſt Kapelan , das eurige Aëtos. Alſo in dieſer Nacht.

Lebt wohl.

Al 1. "

Die Sulioten beriethen ſich, was zu thun fei, durften fie dem grauſamen Mörder ihrer Båter, der ſie ſelbſt aus ih rem Vaterlande vertrieben und bis über das Meer verfolgt,

noch ein Vertrauen ſchenken ? Indeß war ihr Verhältni zu den Túrken nicht das beſte , fie fahen voraus , daß man ihnen die vor Preveſa gegebenen Berſpreden nicht - halten würde, ja fie mußten zu jeder Zeit eines morderifdeu ueber fils gewärtig ſein , denn ſie waren beinahe noch die einzigen Chriſten im ganzen türkiſchen Heere. Endlich erhob ſich eis iner ihrer Geiſtlichen , und erbot ſich , die Fahrt nach dem Seefdloſe von Jannina zu wagen und dort die Porſchláge Ali's anzuhören. Die Zeichen wurden gegeben , und indes Ali durch eine Kanonade die Aufmerkſamkeit der Belagerer nach einer andern Seite lenkte, ſdiffte ſich der Pope ein und

gelangte glücklich nach dem befeſtigten Soloffe des geachteten Meſſirs von Jannina.

Mit großer Freundlichkeit wurde der Abgefandte der Sulioten von Ali empfangen, und nachdem dieſer in einem ſrommen Geſpräch den Geiſtlichen geivonnen zu haben mein te, übergab er ihn ein aufgefangenes Schreiben des Khalet III.

B

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Effendi an den Seraskier , worin demſelben gemeldet wurde,

daß in Griechenland ein allgemeiner Aufſtand vorbereitet ſei, und daß nach dem Willen des Sultans die ganze chriſtliche

Bevölkerung Griechenlands, durch jedes zu Gebote ſtehende Mittel, ſobald als möglich ausgetilgt werden ſolle. Alle Griechen, welche die Waffen tragen könnten, die Sulioten nicht ausgenommen , ſollten hingerichtet werden, die Frauen und Mädchen zu Sklavinnen gemacht und die Knaben von

10 Jahren an abwärts mit Gewalt beſchnitten und zu Ja: nitſcharen erzogen werden. Im nächſten Frühjahr ſpåte: ſtens ſollte die gråßlide Exekution beginnen. Entfeßen ergriff den Abgeſandten der Sulioten, er fühl:

te ſich zum Dank gegen Ali verpflichtet, daß er ſeinem Vol te dieſe wichtige Mittheilung gemacht, und hörte mit Freu: den die Anerbietungen Ali's, welcher ſeinen Landsleuten ihr Baterland Suli, mit Ausnahme des Churins von Kiapha, zurückgeben und noch außerdem 500,000 Piaſter als den Sold eines Jahres vorauszahlen wollte, unter der alleinigen

Bedingung, daß ſich die Sulioten aus dem Lager des Se raskiers entfernten, und, ſobald ſie ihre alten Wohnpläße wieder eingenommen håtten , als Feinde der Pforte auf: tråten .

Der Pope fonnte für ſich allein keinen Vertrag mit Ali. abſchließen , bat ſich indeß das Schreiben Khalet Effendi's aus und verſprach, daß nach Berlauf von 2 Tagen drei fu:

liotiſche Häuptlinge als bevollmächtigte Abgeſandte der gan zen Nation auf demſelben Wege , auf welchem er in das

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Seeſchloß gelangt war, zu ut fommen ſollten. Dieſer er: öffnete ihm dagegen , wie er an die Spiße der Inſurgenten treten wolle, und bereits 4 Millionen Piaſter in Korfu und 2 Millionen in Malta zü den erſten nothwendigen Kriegs bedürfniſſen niedergelegt habe ; er geſtand, daß er auf die Unterſtüßung keiner fremden Macht baue, und zeigte dem Griechen, wie ſein Vaterland nur durch eigene Anſtrengun

gen eine wahrhafte Unabhängigkeit erlangen fonne. ' Nady einer langen Unterredung entlieb er den Abgeſandten erſt ge gen Morgen und überries ihm noch als Geſchenke für ſeine tapfern Krieger eine Menge Waffen und kleiner Núßen, wie fie die Sulioten zu tragen pflegen . Kaum war der Pope

ausgeſchifft, als die Türken ,. welche aus Aſien und Negro ponte Verſtärkungen erhalten hatten , einen allgemeinen

Sturm auf die Befeſtigungen Ali's begannen . Mit felte: nem Muthe übernahm derſelbe felbſt das Kommando und rúdte aus feinen Umwalungen . Das Gefecht ward hißiger

als irgend ein früheres , indeß konnten die Belagerer auch diesmal feinen Vortheil erringen ; fie verloren 22 Anführer

und 150 Soldaten, während Ali nur ein Drittel ſo viel von feinen tapfern Albaneſen einbußte, die nach dem Ende des Kampfes auf das Feſtlichſte:beſtattet wurden* ). * ) Pouqueville fiefert von dieſem Streite eine ro merkwürdige romanhafte Beſchreibung , daß ich nicht unterlaſſen kann, diefelbe meinen Leſern mitzutheilen . Man mag daraus B 2

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Die Sulioten , welche man ganz von dem türkiſchen Heere gepondert hatte, nahmen keinen Antheil an dem Stam pfe, und beriethen ſich nur darüber, was ſie in ihrer: kritis ſchen Lage beginnen ſollten . Sie wandten ſich noch ein Mal mit ihrem Geſuch an den Seraskier und verlangte die Ere füllung der ihnen gemachten Verſprechungen , fie zeigten for abnehmen, wie viel man dieſem Geſchichtſchreiber überhaupt glauben dürfe. 1,Ali's nbefahr den Oo ro fchreibt Pouqueville gen und reinen von einen franzöſiſchen Sergeanten (denn

in allen Ländern, wo ein Kampf geliefert wird, ift ein Franzoje dabei, um die Chat 34 bekräftigen) angeführten

bereit zu halten , den Abenteurern, fidh zu einem Ausfall 7 er in Perſon leiten woltte.

Sein Embrodhor (Stattmet

fter) bringt ihm den Deriviſchi ein arabiſches Roß , leidati

füßig und muthig im Streitė; rein uvorchibarchi (Obero jäger) reicht ihm die Schießgewehre -

ruhmgekrönte

Waffen in Epirus ,' wo ſie ein Gegenſtand der Geränge der kriegeriſchen Scopetars , find , Achills unter den alten Griechen .

gleich den Schilde Das erſte war eine

große Flinte aus der Sabrik von Berraille, blau damage cirt und mit goldenen Sternchen beräet, die von dem Ben

fieger der Pyramiden einft Dichezfar s von St. Jean d'Ucre überſandt worden.

Nach dem Code dieſes Parcha Eam fie

an den unglücklichen Selina

III., welcher fie fur Belo

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gár einen Faiſerlichen Firman vor, welcher ihnen den Belig ihrer alten Heimath zuſagte, indef fanden ſie keine Erho

rung. In dem Divan, welchen Ismael Paſcha zuſammen treten ließ, wurden ilnen zuerſt die alten Beſikungen von Suli ſchlechthin verweigert und dagegen andere Wohnplate angeboten . Die Sulioten wiefen dieſes Anerbieten zurück nung ſeines muthes," Gior. Fuſſuf Parcha gab , den das Glück dreimal ju öem Kang ' eines Grofweſiirs echoben, um ihn wieder herabzuſtürzen, und dieſer, noch ehe er Teine lange Laufbahn in Negroponte beendigt hätte, vero machte ſie Uli Debelen. Er vertraut ſie ſeinem verbreches

riſchen Achates, Athanaſius Baia an, ſtellt einent reiner

Pagen einen särabinet zu, der ihm 1806 in Namen Napoleong dargebracht worden, und läßt an dem Sattel: 2

iyiknopf das Sturrohr Cart XII. befeſtigen, seine Waffe, die in Beziebung auf ihren" früheren Befißer von unidäß. barem Werthe war. Er hatte ſie von dem Könige Gu. ſtav Adolph (Guſtav IV.'von Schweden , welcher ſich ges genwärtig, ats Obrift Guſtavsſohn in Deutrdland aujo

hält) zum Beſchenk erhalten, als dieſer Bonatti poni Glüce verrathen , in Prevela anfangte , von wo er im

Einne hatte; das Heilige Grab zu beſuchen , durch eine dis .

.

plóniatiſde Intrigué aber daran verbindert wurde; endlich gürtet er das Schwert von Krim Gerai um, das er von Drkanj dem älteſten Sprößling dieſer tartariſchen

22

und ſagten, daß fie eigenmächtig ein Land in Beliß nehmen würden, welches ihnen der Sultan angewieſen , und daß fie alsdann zeigen wollten , wie tapfere Soldaten der Pforte fie feien .

Bei dieſer entſchiedenen Sprache gerieth der Serastiet

in Zorn, er ſagte, daß die Zeit nahe, wo man ſie zu ihrer 1

Dynaſtie erhalten , als leşterer, mit zweien ſeiner Brüder eine gaſtfreundidaftliche Uufnahme an den Hofe des Sas trapen von Jannina fand.

Dann giebt er das Zeichen

zum Aufbrud), die Zugbrücke fällt und er rückt an der Spiße ſeiner Truppen vorwärts. Die Pagen und die Abenteurer erhoben ein lautes Geſchrei, dem die Belagerer durch ein langes Geheul antworteten , und die Echos des

Pindus, gaben ein Geräuſch zurück, wie es der Gegenſtof ſturmbewegter Wogen hervorbringt. Der Kampf beginnt ſogleich von allen Seiten, während Ali auf einer; in der Nähe des ehemaligen franzöſiſchen Konſulats liegenden Ano höhe die feindlichen Anführer zu unterſcheiden rudt. Er ruft nach Parcha , Ben , aber umſonſt : er iſt nicht bes

uimmte ſagt ere zu liegen oder als Soldat zu ſterben . Als er den Oberſten ( Bimbafci) der kaiſerlichen Bombardirer,

şafían Stambol außer den Batterien erblickt, fäßt er fico die Flinte Dichezaars geben und ſtreďt ihn mit den Wors ten nieder : Ich treffe beſſer als der Komparadrdhi . Bardi

(der Bombardirer . Chef): des Sultans ; dann ergreift er

23

eigentlichen Beſtimmung in die Stlaverei abführen werbe;

baß man ſie und alle Chriſten bisher mit zu großer Scho :

.

nung gebuldet habe, und daß ſie ſich jeßt aus dem Lager ent: fernen, und nie wieder anders als mit einem eiſernen Rin

ge um den Hals, das Zeichen der tiefſten Sklaverei, vor ei nem túrkiſchen Obern erſcheinen ſollten. den Karabiner Buonaparte's und die kugel erreicht Kofrio man, Bey von Sponga, der früher Pardha von Lepanto hieß. Seine Soldaten tragen den gefährlich Verwundeten hinweg, der den Dag verflucht, wo der Ehrgeiz ihn aus den Bergen des Zadrima lockte , um die dornige Bahn des Ruhms zu betreten . An dieſem Schuß erkennen die Gogs des rothen Bataillons den Mörder Ali , und richten ein lebhaftes Gewehrfeuer gegen den Feind ihres Wefſirs Miu. fiai von Skodra ; aber keine Kugel trifft ihn, denn er roll.

te ſein Leben nicht durch die Hand der tapfera Srieger auf dem Sdilad)tfelde enden . Sobald ſich der Rauch wieder vertheilt hatte, erblicte er Kapelan, den Parcha von from ja, der einſt fein Saft war, und nachdem er den Seift

feiner Mutter angerufen (Murá uov Bolta . Hilf mir meine Mutter, waren reine unheilbringenden Worte ) rei. nen Souß auf einen Meineitigen zu lenken, drüdt er ab,

und die Kugel trifft Kapelan in die Bruſt

C

er fößt eto

nen Sdrei aus ; rein Pferd, das den Reiter wanken fühlt,

bäumt fich, wird ſcheu , und bringt Verwirrung unter die

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Dieſes unpolitiſche Benehmen von Seiten der Türken hatte Ali vorausgeſehen, und die Sulioten zögerten nad, et ner ſoldhen Beſorgniß erregenden Begegnung keinen Augen blick, die Vorſchläge: ihres frühern eifrigſten Verfolgers an zunehmen.

Nothi Botſaris , den wir ſchon aus dem

Soldaten des Drin Hadichi Bedo von Chimera, Hájena Schnauße genannt, Muftapha, der Rothbart, von Koniga, Ibrahim mit der Schmarre von Kaulonias; die Zwillinge

von Zulona, Bairam und islam fallen durch ſeine Schüſs fer Schrecken bemäditigt fich der Osmanen und ſie fliehen nadi aden Richtungen ; er ergreift das Stußrohr Sari XII., daß er mehr als einen Talisman denn als eine uns griffswaffe betrachtete, und fordert zum zweiten Male Par roha Bey heraus , aber der Seraskier hatte fich schon wies der in ſeine Verſchanzungen geworfenir ?C.

Man ſieht, wie Pouqueville in dieſer Art der Darſtele lung der Homer nadszuahmen fudit, wir werden ſpäter doch eine andere Stelle über das Treffen bei Peta mitthet Ten , welches auf dieſelbe Weiſe beſchrieben iſt, und in

Pouquevill's Darſtellung ſchon mancherlei Ungriffe erlitten hat.

Beide Stellen , wie noch viele andere, gehören in eiu

Heldengedicht, aber nicht in ein treues geſchichtliches Wert. Es verdient bemerkt zu werden , daß fich Pouqueville zur

Beit dieſes Kampfe$ in Paris befand , atſo nicht Augen, zeuge warg

25.

Vorigen Båüdchen kennen, wurde mit noch zwei andern ans geſehenen Häuptlingen abgeſendet, und dieſe ſchloffen mit Ali

einen Vertrag unter den ſchon vorhin angegebenen Bedin gungen, welchen man noch die beifügte, daß deni Sulioten 150,000 Ladungen Munition aus den Magazinen Ali's

perabfolgt werden ſollten. Als die Verhandlungen beendigt waren, verlangte Ali als Bürgſchaft nocy Geifeln von den

Sulioten und es entſtand ein lebhafter Streit über dieſe Forderung, der ſich endlich dadurch beilegte , daß Ali eben : falls Seiſelu zu geben verſprad ), und zwar feinen Enkel Hufrein Pardha , den Sohn Muktars mit ſeiner Bediee nung ; die Sulioten verſprachen ihn, wie ihren Poleinar den, mit Achtung zu behandeln. Geiſeln ausgewechſelt werden.

In 2 Tagen ſollten die

Sobald die Abgefandten der Sulioten wieder zu ihren Landsleuten zurücgekehrt waren , wurden die Geifeln bez

{timmt. Marko Botraris hatte ſich ſelbſt dargeboten , indef belvog ihn ſein jüngerer Bruder auf eine rührende

Weiſe, davon abzuſtehen , den ſtårkeren Arm dem Kampfe für das Waterland zu leihen und ihn als Geiſel: abzuſenden .

Mit ihm zugleich erbot ſich Marko Botfari's hochſchwangere Gemahlin Shrv få mit ihren 2 Kindern ebenfalls zur Geis fel und noch einige andere Frauen folgten ihrem heldeamus thigen Beiſpiel. An dem beſtimmten Tage erfdien der 20jährige Hufrein Pafcha mit ſeinem Gefolge, die futs

liotiſchen Geiſeln wurden von den Popen eingeſegnet und Tos gleicy brach Nothi Botfario mit der größeren Abtheis

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lung nach Variades auf, wo ſein Neffe Marto zu ihm ſtoßen ſollte.

Dieſer lektere war mit 320 Mann im Lager geblieben, um den Tag abzuwarten und den Túrken zu zeigen, daß die Sulioten nicht heimlich entfliehen , ſondern offen mit dem Sultan brechen wollten . Er beſtieg mit ſeiner auserwählten

Schaar den Berg Paktoras, eine ſchon mehrmals erwähnteAn : hobe in der Nähe von Fannina, und erwartete hier den Morgen, dann ließ er die Kreuzesfahne wehen , eine Ges

wehrſàlve auf die türkiſchen Vorpoſten geben, welche mit Zu rúdlaffung einiger Todten beſtürzt in das Lager eilten, und marſdirte darauf langſam und unangefochten an dem bes troffenen türkiſchen Heere vorbei nach der Straße von Vas

riades, wo er ſchon am Abend mit ſeinem Oheim zuſammen traf, um am folgenden Tage nach den Gebirgen zu ziehen,

in denen kurze Zeit zuvor 1500 Türken von den 60 türki fchen Schupetars des Weſſirs Ali , welche den Thurm von Kiapha bereßt hatten, in die Flucht geſchlagen waren. Ich finde nirgends angegeben, an welchem Lage die Sus lioten das Lager des Serastiers verließen ,. doch ſcheint es der 19te December des Jahres 1620 geweſen zu ſein . Der

Tag iſt uns deshalb merkwürdig, weil er eigentlich den Aus: bruch der neuen Juſurrection in Epirus bezeichnet. Det Seraskier gerieth in eine fürchterliche Wuth , als er erfuhr, wohin ſich die Sulioten gewendet, und er berief ſogleich alle ſeine Unterbefehlshaber , um einen Entſchluß gegen die Sulioten und die Chriſten überhaupt zu faſſen . Im erſten

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Augenblic wollte man alle Griechen ermorden , deren man habhaft werden konnte , aber nach reiflicherer Ueberlegung ſtand man von dieſem Vorfaß ab ; man durfte die Griechen nicht noch mehr aufreizen , als bereits geſchehen war, um das türkiſche Heer nicht in die bedenklicyíte Lage zu Feben, denn

wenn die Sulioten jeßt mit Ali einen gemeinſchaftlichen Ans griff machten und die Armatolen die Feinde unterſtüßten , fo war die ganze türkiſche Armee von etwa 15,000 Mann vera loren . Man beſchloß daher vorläufig, nur gegen die Sulios ten die Feindſeligkeiten zu eröffnen , die nach einem aufgefans genen angeblichen Briefe des öſterreichiſchen Couſuls in Pas tras an Ali wieder auf Hülfe von Seiten Rußlands zu recha

nen hatten.

Man: fekte zu dem Ende einen ungeheuern

Preis auf die Köpfe der Botfaráer, welches mehr Schreden und Furcht als Muth unter der Armee verbreiten mußte, und ließ den Erzbiſdof Gabriel von Jannina befehlen , die Sulioten, ihr Land und jeden Baumihres Gebirges in den Bann zu thun . Da dieſer ſagte, daß er einen ſolchen Fluch über die Chriſten nicht ausſprechen könne, bevor er nicht eis nen Verſuch gemacht , ſie in Gute zum Gehorſam zurúdjus

führen , überhäufte man ihn mit Beſdimpfungen , ſpie ihn an und ſtieß ihn zuleßt aus dein Divan. Dann wurde fámmtliden Griechen der Befehl gegeben , ihre Waffen aus: zuliefern , und nach der Feſtfeßung einer großen Bußzeit, um ſídy zu einem heiligen Kampfe gegen die Chriſten zu ſtår ten , die Verſammlung aufgelöſt. Man hatte ſich zugeſcwoa

ten, alle Chriſten , ſobald diefe zeit vorbei fet, an einem as

28 .

ge gut ermorden , und dieſer Vorfar wäre, vielleicht ausgele führt worden , wenn nicht der ſchon mehrmals erwähnte se *

táriſt Anagnoſten welcher um den geheimen Befdhluß der túnfiſchen Anführer wußte, mit den Papieren und einem

großen : Theil der Kaſſe des Seraskiers , Heimlich entflohen wären um ſein Volf vor, der Wuth der Türken zu warnen, und ſie von Allem , was gegen ſie beſchloſſen war , zu unter ridten . So viel-inan erfahren konnte , Hatte er ſich ſpäter uach der. Walladheizgewandt . Sein Verſchwinden war dem Gebastier ein Donnerſchlag und verbreitete Unruhe in der 1 ganzen, türkifdhen Armee. , :: Die Sulioten waren betroffen , als fie in ihrem alten Gebirge augelangt , ftatt des Churms von Kiapha eine $

furchtbare Feſtung , welche das ganze Gebirge beherrſchte; erblidten ; ſie verloren . Inden den Muth nicht , ließen dem Kommandanten der Feſtung: die Uebereinkunft mit ſeinem Weſſir melden uud ſuchten ſich dann ſelbſt fo zu ſtellen und

zu befeſtigen, daß fie gegen jede Partei geſichert waren. Die jeßigen Sulioten hatten von ihren Vätern zwar den alten

Heldenmuth und die Liebe zu ihrem Vaterlande geerbt, aber nicht die rohe Wirdheit ihrer Vorfahren 1, ein großer Theil

von ihnen hatte unter Frankreichs Fahnen im deutſchen Freis heitskriege"mitgekämpft und fídy ſeit 15 Jahren unter den civilifirten Völkern Europa'$ aufgehalten , daher man attch

ießt ganz anders mit den übrigen Chriſten in Epirus vera fuhr, fie durch Bündniſſe an ſich kettete und wie Brüder zu behandeln verſprad. Man regte wieder einen Senat ein und

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bildete dann aus der chriſtlichen Bevölkerung des Gebirges und ſeiner Umgegend zwei Abtheilungen . Die Abkommlinge der alten Helden von Selleida ertheilten ſich den Namen der

Sulioten, diejenigen Griechen , welche die alten Ortſdyaften der Paraſulioten einnahmen nud dazu von allen Seiten her beiftrömten, wurden Paralier genannt. s' of

Wie groß die Anzahl derer war , welche den Sulioten die Hand zum Búndniſſe gegen die Feinde ihres Glaubens reichten-, kann'man daraus erfehen , daß fidh fchon nach wes nigen Tagen an viertehálytauſend frieggerüſtete Streiter une

ter den Fahnen des neuen Polemarchen Nuthi Botras ris befanden . Die alte Kloſterburg von St. Venera'ne

da , Ayu TIupuCzeữn, wurde zum Hauptort und zur Aufbewahrung der Kriegsmaterialien erwählt ; und von ihs

ten Mauerw herabswehte wieder die heilige Kreuzesfahue dem albaneſiſchen Bairak auf Kiapha gegenüber : 11 Wenige Tage nad ihrer Ankunft in Selteiba erfuhren

die Sulioten , daß ein bedeutender Transport au lebenste mitteln und Kriegsbedürfniffen " aus Preveſa úber Arta nad dem türkiſchen Lager geſchafft) werden ſollte , und man bts

foloß mit der. Wegnahme dieſer Zufuhr den Kampf gegen die Türfen zu beginnen . Marko Botfaris wurde mit

drittehalb hundert Mann zu dieſer Erpedition ausgefandt, und lagerte ſich bei den Hohlwegen von Kumfdadez auf der Straße von Arta nadh Fannina . Der türkiſche. Transe port beſtand aus mehr als hundert ſchwerbeladenen Mauls

thieren, begleitet von etwa 500 türkiſchen Soldaten zu

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Pferde und zu Fuß. Sicher glaubten ſich die Türken nicht, denn Suli war ihnen zu nahe , aber ſie trauten auf ihre Ans zahl und ſchoſſen bei den Engpäſſen ihre Gewehre ab, um die etwanigen Auflaurer zu erſchreden . Den Sulioten war dieß jedoch das Signal zum Angriff: von allen Seiten ſtürz ten ſie in den Hohlweg und nach einem kurzen Kampfe war der Transport in ihrer Gewalt. Die Türfen entflohen mit

Zurúclaffung einer geringen Anzahl von Todten und Ver : wundeten, und die Bauern wurden genothigt , ihre Maul: thiere ſtatt in das Lager des Großherrn, nach der Feſtung der Sulioten zu treiben. Da weiter nichts von Seiten der

Türken zu fürchten war, ſo gab Marko Botſaris den Maul: thiertreibern nur eine kleine Bededung mit, er felbſt aber marſcirte mit ſeinem Korps , welches auf diefem futzen

Streifzuge durch alte zerſtreute Krieger des Odyſſeus und andere Klephten, die ſich den Sulioten anſchloſſen, bereits zu 500 Mann angewachſen war, unter dem Gefang des

Δεύτε παίδες των Ελλήνων na bem you Den Eurfer befekten und befeſtigten Karavanſerai der fünf Brunnen in der Nähe der fuliotiſchen Engpåffe, wohin ihn der Pos letharch, für den glúdlichen Fal, befehligt batte. Der Ruf ſeiner eben ausgeführten túhnen Baffenthat

war dem heldenmüthigen Anführer der Sulioten voraus geeilt, und hatte ihm die Einnahme des Karavanſerai's leiớt

gemacht. Die Türken waren in größter Eile geflüchtet, und die Vorſicht, mit welcher ſich die Chriſten den Verſanzun :

gen näherten , war ganz unnöthig. Nur ein griediſcher

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Greis war zurückgeblieben , welcher den Sulioten von der fdleunigen Entfernung der Feinde Nachricht geben konnte.

Die Einnahme dieſes wichtigen Poſtens war ſehr vortheilhaft für die Sulioten, denn ſie fanden in dem Karavanſerai ei: nen bedeutenden Vorrath von Lebensmitteln und Kriegsbr: dürfniſſen, welcher, ſobald dem Polemardhen das gånzlid; e Gelingen der Erpedition gemeldet war, ohne Berzug nach

dem Gebirge geſchafft wurde ; die ganze Bevölkerung, ſelbſt Weiber nud Kinder, waren dabei thåtig, indeſſen man die Bauern mit ihren Maulefeln ohne Löſegeld in ihre Heimath zurúdfandte.

Die geflüdteten Türken brachten die Nachricht von dem Siege der Sulioten in alle benachbarte Ortſchaften, und der Seraskier und die türkiſche Armee waren über diefen un fall, den die Fama noch vergrößerte, ſehr betroffen , während die Griechen beimlich frohloďten, denn offen durften ſie ihre Freude noch nicht auslaffen . Ein türkiſcher Renegat, wel: der über die Niederlage der Muhammedaner gelacht haben

ſollte, wurde auf Befehl des Woiwoden von Nikopolis, Bea tir Draiofador, fogleich aufgeknüpft. Die Aeußeran : gen der Griechen wurden von Spionen aufgefangen , und Niemand war mehr ſicher, felbſt der Erzbiſchof Porphy :

tius von Arta, ein grauſamer Wohllüſtling, deſſen Geſin: aung für die Muhammedaner hinlänglich bekannt war, konn:

te ſich nicht anders von dem Verdacht, mit den Griechen im Geheimen verbunden zu ſein, befreien , als daß er die Sulio ten und ihr ganzes Beſikthum mit dem Kirchenbann belegte.

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Der ehrwürdige. Erzbiſchof von Fannina , Gabriel, hatte ſich ſchon vor dieſen Unfällen der Türken in ein Kloſter ges 1

flúchtet, welches der Grauſamkeit der Túrken bis jeßt nody entgangen war .

In den Gebirgen von Suli erfreuten ſich unterbeffen die Tapfern ihres glänzenden Sieges. In einem wahren Trimphjuge war der erbeutete Transport eingeholt worden, und nun ging es an ein Vertheilen und Verlooſen der ges

machten Beute. *) Zwei bei dieſem Streifzuge gefangene Bey's wurden für eine Quantitat Taback verhandelt, für zwei Molla's (Ausleger des Korans ) bot ein Zigeuner einen Eſel und erhielt den Zuſchlag, ein Sadi aber fand gar keinen Káufer und wurde deshalb fogleich in Frels heit gefeßt, die übrigen Gefangenen wurden an der Grånze

der neuen Republik von den Türken in Paraiythia loss gekauft.

Die Türken verhehlten ſich nicht mehr, in welcher bedenis Iichen Lage ſie ſich befanden , fie machten ſich gegenſeitig Vorwürfe, daß ſie nicht ſchon früher den Wünſchen des Sul

tans entſprodhen und die Griechen umgebracht hatten ; Nies

* Pouqueville , welcher wahrſcheinlich nicht bedachte, das dieſer Vorfat fidh mitten in einem aud in Griechenland ungewöhnlich ſtrengen Winter ereignete, läßt die Sulioten

auf einer Ebene im Gebirge ein großes öffentliches Sefto mahi haften.

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mand dachte daran , daß ihre eigene Unbeſonnenheit und ihr .

dauerndes ungerechtes Benehmen gegen die Sulioten, ſie in dieſe Verlegenheit gefekt hatte. Da der Winter den Unter nehmungen gegen Ali Schranken fekte, ſo beſchloß man nur

die bis jeßt genommenen Orte zn befeßen und das Lager zu verſchanzen. Die Spabis, oder türkiſchen Reiter, welche be: reits ihre meiſten Pferde, wegen Mangel an Fútterung ver:

Søren hatten, bezogen Winterquartiere in Theſſalien und die Albaneſen , unzufrieden über den Mangel und die eno= ; loſen Beſchwerden , welche ſie erdulden mußten, kehrten in Haufen nach ihren Wohnortern zurück. Durch die Entfer: nung der Arnauten von dem Heere wurde man nun auch gegen dieſe beſten Truppen der türkiſchen Armee mißtrauiſch, man wollte Geiſeln von ihnen einziehen , konnte aber nicht

damit zu Stande kommen , und wenn jegt nicht abermals beträchtliche Verſtärkungen iu bem Lager des Serastiers ans

gelangt wåren, ſo håtte ſídy vielleicht in wenigen Tagen die gange türtiſche Armee aufgeloft, Als dem Serastier 6mma el Parda die Ankunft

Don 1500 - türkiſchen Soldaten und bedeutende Sendungen don Lebensmitteln und Kriegsbedürfniſſen - wieder einigen Muth eingeftoft hatten, und gegen Nie Griechen die größten Borſichtsmaaßregeln, genommen waren, welche ſogar ſo weit gingen, daß man darauf merkte, ob ein Grieche befTere Klei: dung als ſeine Landsleute trug , bereitete ſich das túrtijde III.

S

34

Heer zur großen Busé , dem ſogenannten Dra. El wurden 36 türkiſche Anführer , welche den Namen des Pros

pheten trugen, auserwählt, eine ganze Woche hindurch, an jedem Lage 92 Mal, das erſte Kapitel aus dem Koran abe

zuſingen . Ein Molla übernahm es in derſelben Zeit, zwei mal den ganzen Koran durchzubetenm und ein anderer Geiſte licher mußte fich verpflichten , jeden Tag 72 Mal den geåths teten Ali Paſcha zu verfluchen . Das frommſte Werf nahmen die Derwijde úber ſich , von denen ein jeder ſich an heiſdig

machte, 72 berbe Schläge von ſeinem Obern ohne Murten auszuhalten . Die Albaneſeni, welchen diefe fonderbare From migkeit ihrer aſiatiſchen Glaubensgenoſſen neu war, : zogen lidh von den erbaulichen Kaſteiungen zurúd , and beluſtigten

ſich nur über das türkiſche Heer, welches auf einmal von dem Anführer bis zu dem gemeinen Soldaten hinab toll ge worden zu fein ſchien . Während die Armee auf diefe Weife lich Felber" qudite,

hatte der Zufall die türkiſchen Kanonenkugeln auf eine ſchwa: che Stelle des Schloſſes von eithartka geleüft und ein bedeutender Theil der Mauern war eingeſtürzt.

Ismael

Parcha wollte den günſtigen Augenbli& benußen und das fac nätiſche Heer zum Sturm Kommandiren , aber plößlich vers breitete ſich, wahrſcheinlich durch Ali's Emiffaire, das Ge růcht, daß die Stelle , an welcher man die Breſche geſchoß fen , unterminirt fei ; man behauptete , daß der fcheinbare

Unfall der Belagerten nichts als ein liſtiger Anſchlag, des

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Kara Ali zum Verderben der Osmanen fei, und kein türkis fdher Soldat war zum Angriff zu bewegen. In einer Be tathung der Anführer vereinigte man ſich darauf zu einer

Unternehmung gegen das kürzlich von den Sulioten genom: mene Karavanſerai bei den 5 Brunnen, und nicht weniger als 5000 aſiatiſche Türken (die Albaneſen hatten ſich gez

weigert, an dieſem abenteuerlichen Zuge Theil zu nehmen ) feßten ſich in Marſch. Es wäre dieſem bedeutenden Korps

vielleicht nicht ſo fdwer geworden, ſich des genannten Pla Bes zu bemeiſtern, wenn nid)t Ali um den Anſchlag gewußt und ſich beeilthatte, feine Berbündeten von der Gefahr, welche

ihnen drohte in Kenntniß zu feßen. Sobald Marto Botra : tis aufdieſer Wege von dem Anzuge der Türken Nachricht ers

balten hatte, befahl er dem größten Theil ſeiner Krieger, ſich hinter den Felfen und Geburden in der Nähe der fünf Brannen in einen Hinterhalt zu legen, er felbſt aber er wartete mit einer geringen Befaßung den Morgen und mit ihm die Feinde. Kaum fing der Tag an zu grauen , fo er ſchienen die Türken und begannen von allen Seiten einen heftigen Angriff auf das Karavanſerai. Sie verſuchten mit

Merten die Thüren einzuſchlagen , und auf Sturmleiteru und den Schultern ihrer Gefährten die Mauer zu erklima men, indeß ein mörderiſches Gewehrfeuer die Griechen verſcheus

den unddie türkiſchen Unternehmungen deđen ſollte. Marko Botſaris leiſtete mit ſeinen wenigen Kriegern einen tapfern Widerſtand, jedoch mußte er endlich der Menge weiden, C2

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und ſchon fah 'man einzelne Túrfen auf den Mauern, als die Chriſten aus ihrem Hinterhalt hervorbrachen. Die Sulioten ! Die Sulioten ! ertönte plößlich der Schredensruf der Lürfen, und eine allgemeine Verwirrung

entſtand in den feindlichen Schaaren. Diejenigen, welche die Mauern der kleinen Feſtung bereits erſtiegen hatten, ſprangen wieder hinab und geriethen unter die Såbel der Chriſten . Alles wendete fich zur Flucht , die Reiterei der ürfen hieb in ihre eigene Infanterie, um ſich plaß

den und das ganze Heer ſtúryte den Berg hinab, verfolgt von den Sulioten , welche Felsſtúde unter die feindlichen Schaaren wälzten , Håtte Marfo Botſaris hinlängliche

Streitkräfte gehabt, fo möchten nur wenige von der Tür ten entfommen ſein , indeß hatten ihrer doch nahe an 300 das Leben eingebúßt; der Berluſt der Sulioten war dagea gen nur ſehr gering. Ein reiches Schlachtfeld wurde den Sulioten überlaſſen , welche mehr als anderthalb tanſend von den Flüchtlingen weggeworfener Gewehre und eine Mena ge Pelze und koſtbarer Lurbane auflaſen, Bei der Vertheis

lung der Beute wäre es beinahe zu blutigen Streitigkeiten unter den Sulioten gekommen, und Marko Botfaris mußte fein ganzes Anſehen geltend machen, um die aufgeregten Semůther zu beruhigen. Den Eindruc, welche dieſe abere mals verunglücte Unternehmung der Túrken in den La

ger des Seraskiers machte, kann man ſich leiớt vorſtellen: Sie Türkek waren erſchrođen und die Albuneſea fpottelten über die flúchtigen Hafen.

Der Serastier war gang

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entmuthigt und wurde es noch mehr , als ihm am folgenden Morgen ein Tartar die Nachricht überbrachte, daß an ſeiner Statt Churſaid . Werfir von Norea zum Setastier der vereinten túrtiſchen Armee ernannt worden ſei.

7

1

38

1

1

Vier und zwanzigſtes Kapitel . O Hellas ! Namen dem Fein weiter gleicht, Du Heldenwiege, glorreich unerreicht!

Hat auch dein Ruhm gewandelt ſich in Hohn, und in dein Glanz, dem Auge längſt entflohn ,

Saßt doc Erina'rung dich und reufzend blickt Sie in vergangne Zeit, die dich geſchmückt. Did hat zum Liebling Freiheit einfi gewählt, Xit hohem Sinn

Muth dein Bolt bereelt,

Sat Sparta's rauhen, ernften Sohn gelehrt, Des Duldens und der Arbeit hohen Werth ;

Hier glänzte dir uthen , der Thürme Pracht, Geliebt von Pallas und von ihr bewacht ! Wer konnte gleich den Griechen Sdiwerter zieh'n Wem flog der Pfeil von Bogen ro dahin ?

Wer hob des Schildes Bottwerk, rowang den Speers und pflanzte die Standarte ro, wie er ?

Beug Marathon! ou aller Schlachten Schladit,

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Wo Tauſende in bunter Perfertracht, 4 : 4: Der Griechen Arm zur Hölle hat gerandt ;

Zeugt Ihermopylen , wie der König Aand , Wie Millionen er den Eingang webrt! .

Umſonſt daß einen Welttheil ſie verheert,

ele

Gewalt serbricht an fühnem Freiheitsmuth , und freudig ſpendet er ſein Herzensblut;

und ach ihr Zwillingsſchlachten , zeugt der Welte

Wie Chebens großer Weiſe fickt und fällt! Doch dein war mehr ais' lauter Waffenrulint,'

Did ichmüftauch milder Weisheit Heiligthum ,

und faunend fündet mandes' hohe Lied, Wie piato dachte, wie sein Lehreë ichied. Wie ſich die Kupper wöffe, fich der Bau ',

Der foblanfest Säule bad? sim Himmelsblau ,

Wie fich im Heheeni Cempel, großerdacht, Gemälde , anmuth cint mit Marmorvracht Dieß lehrte sich die Hein (the Wiffenſchaft : bier hob fich aus dem Block das Bild voll Kraft, Auf todter Leinwand webte Lebensgluth ; Hier floß Begeiſtrung in des Dichters Blut,

Hier fang Homer einſt fein geprief'nes Lied, şier flagte Sappho fyren Schmerz und died. şier war's, wo einſt { yrtäus Kriegsgefang Die Feigen mit dein Flammenmuth durdydrang,

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And Pindaros lids auf zum Himmet ſchroang ! M el po me ne ! hieë war dein Seelenreich , Dir glühte man , dir ward man mild und weids :

Doch oft durchzog, peredelnd, auch die Bruſt Der Hörer , deiner jüngern Schwefter Luft. Das warft ou , Hellas, aber ach gekehrt Kat ſich dein Senius

C

du bift entehrt !

Daß dich dein fühnes , Freiheit athmend Land Se iolite fügen der Zyrannenhand, A

Daß jeßt es in der Snechtſchaft Staube freudit Das Afiens Miltionen nicht gebeugt Mußt es so ſein ? po ift es bittrer Somers! Wo einſt fich Tempel hoben himnielwärts

Berheißend eine weitenlange Dauer , Da hült Zerſtörung fich in moorge Trauer . Einſt lachte jenem Dom Uurorens Gruße

Jeht füßt er adi, einſamen Wandrers Fußs Und von den trägen Epheu halbbedect, Liegt dort die fühne Säule hingeſtrect!

Bellenen reufzen ichmachrodt unterdrüdt, Bom Mitleid felbft im Tod nicht angeblict Sei's tief im Shacht, wo nie die Sonne tagt, Sei's in Gateeren , wo ihr Jammer klagt . Das Rotze Jod) von Mabom's rohem Sohn ,

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Der Soredenspomp am feinen blut'gen Chxon : Hat ihren Nacen relavengleidh gebüdt Und unter des Tyrannen Fuß gedrüdt !, Des pages Soweiß, der wadien Angſt der Nacht, Der Riche Geißel und der Wilführ Macht Dem Dold, dem Kade und der reidnen Sanur

Erlag die widerfrebende Natur ! Entfeptid Loof ! nehnt, Thränen , euren Lauf! Steigt Seufzer der Erinnerung, ſteiget auf! Solch hoher Ruhm , gekehrt in tiefe Schnado !

Der iſt nid t-menid , dem es das sera midtbrad. /

Šo ragt det Felſens breiter fahler Baute Die Stirn verhüllend in der Wolken Grau,

Sein Gipfel troßt der grauren Himmelsfluth , Nidt weicht rein Fuß des Meeres Sturmeswuth ; Det Kiere fiehtmit ftoisee 'fidhrer Ruh Dem bunten Kampf der Elemente zu ! Da naht des Alters trüber Unheitstag Der Felſen 'untergräbt der Wellenſchlag

i

Er fällt, erſchütternd Erd und Luft und Meet und breitetweit Berheerung um fico Her .

(Georg Sanning, der große Britte, deffen Cod die ganze Welt betrauert, farieb in ſeinem 16ten Jahre dieſes Gedicht , das uni ro mert

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apdürdiger ini da derſelbe mann fich fpäter por allen Feinen gleichgeſtellten Zeitgenoſſen : fo ange,

legentlich mit dem 13 Heile Griechenlands beſchäft tigte. Die Gerdichte deß geretteten Bolkes wird ihn dafür unſterblic machen .)

biro Da as merkwürdige Jahr 182,1 war herangekommen , die alte ſten Staaten Europa's fchienen in ihren Grundfeſten zu wanken und dieganze Südhálfte dieſes Welttheils batte die

Fahne der Empórung aufgeſteckt. Es war das größte Un glúc für die Griechen, daß ihre Inſurrectiou mit der ſpanie fchen und italieniſden zuſammentraf, denn dadurch bildete

ſich in den europäiſchen Kabinetten die Meinung, daß ihr Aufſtand mit den übrigen durch geheime Fáden zuſammen Þánge, und eben fo Trafwürdig als dieſe ſei. Aus die 6:31 :

In der- Cirkular::.

eperche des Fürſten W. Met,

ternidh am Soluß des 1 Congrelies . : 34 , 24,iba doo datirt vom 12. Mai 1821 , heißt es :

Im Laufe dieſer großen Verhandlungen zeigten ſich von mehr als einer Seitedie Wirkungenjener weitverbreiteter ,, Verſchwörung, die ſeit langer Zeit an , dem untergange

i 1998der durch dieſelbe geſelipaftuøeBerfaſſung, welder BF 109 Europa ſo viele Jahrhunderte von Glück und Ruhm vero

9:13. Lindankteg geſtifteten Autoritäten und gebeiligten Redte ger narbeitet hatte,

Das Daſein dierer. Berſdwörung Wat

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Temn erften inglice entſprangen faſt alle übrige Leiden des bedkurungswürdigen Volkes. Thre gerechte Sache hatte die Meistung der Fårſten wider skich , und wenn auch von den europäiſchen Hofen eine ſtrenge Neutralitåt zu deu fåmpfenden Parteien beobachtet wurde , ſo laßt fich doch

nicht leugnen , daß im Ganzen die Türfen mehr begünſtigt 1.1 44

nden Monarchen nicht unbekannt, aber unter den Gährun. ingen , weldien Italien, feit den Kataſtrophen des Jahres

-1.91820 Preis gegeben warn uno in der unruhigen Bewe. apgung, die ſich von dort aus nach allen Seiten , fortpflange pisté, und alle Köpfe ergriff, hatte ſie ſich mit zunehmender „ Schnelligkeit tentwickelt und ihren wahren Charakter ofo ,,fenbart. Die finfern Plane der Urheber dieſer kom . wplotte und die unſinnigen Wünſche ihrer Anhänger find miast, wie utan frühe kätte glauben fönnetts gegen dieſe nøder jene Regierungsformen die etwa ihren Deklamationen ' 3 ' . , 8 . jam häufigſtestizum Stoff- sdienty.Igerichtet. Diejenigen riStaaten ; die Beränderungen in ihrem Regierungsſyſtem pangenommen habea , "? Kind ihren Angriffen nicht weniger vausgeregti ats dier deren alte Berfaſſungen die Stürme der Beit überlebten . :1 Rune Monarchie , beſchränkte Mos

jardiren; 'Shoréatioverfaſſungen ): Republiken, nichts ift wausgeſchlofen ; Hidite findet Gnade vor den Berbannungs. befclüfen seiner Setter bir dilles, was fich über den Hoe

orizont einer exträumten Gleichheit, in weldoer Geftatt es

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wurden als die Griechen . Man ſuchte die Geſinnung bet Wölfer umſonſt gegen die Unglüglidhen zu lenken, man er zählte , ihnen die blutiger verabſcheuungswürdigen Thaten , welche die entfeifelten Sklaven verübt hatten, mit der grófs

ten Umſtändlichkeit, wiederholte aber und -abermals in der öffentlichen Blättern die Nachrichten von Seeräubereien , ob

ne daß man jedoch dadurch ſeinen Zwed erreicht hatte. Die Bóls ter Europa's ſaben ein, daß man von dem Sklaven , wenn

'er die Ketten bricht, kein anderes Benehmen erwarten könne ; fie begriffen, daß die Seeräubereten , die im Ganzen doch woht weit unbedeutender waren, als ſie geſchildert wurden, die natürliche Folge des Krieges feien ; denni bei jedem ande:

ren Kamipfe hatte inan áhnliche Erſcheinungen. Wie konnteman auch der griedriſden Regierung daraus mit Recht einen Vorwurf 1

3

$

mauch fein mag, erhebt alf Oligardie behandelt. DIE WHäupter. dieſes heilloren Bundes , gleichgültig gegen die wReſultate allgemeiner, der ft örung ) über welcher wfie brüten , gleichgültig gegen jede fefte en bleibende por ylitiſche Form , haben den tiefſten Grundlagen der Serent wfchaft den Sprieg angefündigt. Atles Beſtehende über den

*

5

maufen werfen

mit dem Borbehalt Agend Etwal,

" Wie es ihrer zügellojen Phantaſie oder ihren verderblichen $

2

Inleidenſchaften der Zufalt darbieten wird , an die Stelle ju 1.9 miegen - das iſt der ganze Inbegriff ihrer Lehrer, und das Geheimniß alter ihrer Kabale !

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machen , wenn ihre Unterthanen , die von der hohen Pforte, der Glückſeligkeit zu dem Räuberſtande gezwungen und ei

gentlich erzogen waren, dieſes verbrecheriſche Leben , zu dem fie die Gewohnheit verleitete 1,

auch ſpáterhin fortſetten ?

und felbſt die Regierung war zu entſchuldigen , wenn ſie Fehltritte beging, denn auch ſie beſtand ja meiſt aus abſidhte

lich in Niedrigkeit erzogenen , das Jody abwerfenden Silat pen der Pforte. Man bedachte, wie viel Vagabonden und verbrecheriſches Gefindel felbſt in den gebildetſten Staaten Europa's alljáhrlid, in Feſſeln gelegt werden muß, und das die Griechen erſt dann polizeiliche Maaßregeln innerhalb ihs

res Landes treffen könnten, wenn ſie durch die Anſtrengung aller ihrer Kräfte der grauſamſten Sklaverei entronnen was ten und die zu dieſen Einrichtungen nöthige Macht und Selbſtſtandigkeit errungen hätten. Beim Beginnen der Ins ſurrection mußte man nur darauf denken , jede Straft

gegen die unterdrúđer zu kehren , man durfte for gar niemanden beſtrafen, um keinen Unwillen im Volfe zu erregen , und durch zwietracht die Sträfte zu ſpalten. Wer Tid Ales dieß auch nicht ſo deutlid fagen Sonnte, der fühlte

doch, wie unrecht man den armen chriſtlichen Brüdern thue. 1

Die ſpäteren Philhellenenvereine, die reichen Gaben zum Beſten der nothleidenden Griechen haben es , ſobald ſie ere laubt wurden, bewieſen, wie die Vólfer Europas dachten und

der eine Staat Deutralands , welder noch bis heute die Ers laubniß zu dergleichen Sammlungen nicht ertheilt hat, wüte

de, wenn er dieſelbe npc ertheilte , erfahren, wie alle ſeine

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Zeitungsdeklamationen die Geſinnung des Bolfes nicht geån: dert haben , und wie ſich in ſeinem Schooße eben ſo viel mild

thårige Hånde öffnen würden, als in der Schweiz, Frank: reich, England, Würtemberg, Baiern, Preußen , den nor: 1

diſchen Staaten, Rußland u. Es ſind wohl Mehrere als ich allein überzeugt , daß die genannten Regierungen durch

ihre Erlaubniß zu Einſammlungen für die Griechen nur in der Liebe und Achtung ihrer Unterthanen gewonnen haben ; die treuen Vólfer, beſonders die guten redlichen, ſo oft ver:

kannten Deutſchen fahen , daß ihre Fürſten menſdlid fühl ten , wie ſie, und ſie hätten ihren Königen gern offentlid

und laut dafür ihren Dank geſagt und die geſteigerte Vereh rung bewieſen, wenu es ihnen ſo recht erlaubt geweſen wäre. Die gebildeten Völker ſind gewohnt, in ihren Fürſten nicht allein die weltliche Macht , ſondern auch die Beldhúßer der

Nothleidenden, die Wohitháter der Armen zu verehren. The re Könige ſind ihnen die Muſterbilder, nach welchen ſich alle

Untergebenen richten , und wo ein gläubiger, gerechter nub mildthátiger Herr an der Spiße ſteht 1, da wird auch das

Voll den Charakter des Fürſten annehmen . Es kann hier natürlich nur vorzugsweiſe von den unter langen und zugleich

meifen Regierungen durchgängig gebildeten Bölfern die Rez de fein ; Aberglaube und Dummheit ſind immer zu fürchten, und die Regierung, welche ihre Unterthanen in derſelben er :

hatten wollte, würde damit nur zu der Vermuthung berech: tigen, daß ſie ſich ſelbſt ihrer Fehler und Sawachen bewußt fei, und das Urtheil der Beſſeren fürchte. In früheren

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Fahrhunderten dheint die öfter der Fall geweſen zu ſein ,

und irrige Meinungen und verkehrte Anſichten, für welche unter dieſen Umſtänden die ungebildeten Völker leicht zu ges. winnen waren, haben alsdann jene unſeeligen Volksbewes gungen veranlaßt , die mit verabſcheuungswürdigen Grans

Famkeiten die Länder zerrůtteten. Noch heut zu Tage giebt uns das unglüdliche Spanten ein trauriges Beiſpiel, was aus einem ſolchen verwaltloſten Volfe werden kann ; noch ein Jahrhundert wird dieſein Staate den ewigen Frieden nicht geben , und neuen Regenten die Anhänglichkeit und Liebe des Bolls erwerben, welche die úbrigen gebildeten Nae

tionen Europa's beglúden. Glückliche Bólfer, glückſeelige Fürſten , ihr könntet es oft noch mehr fein, wenn ihr zu dem Bewußtſein eures Glücks: gelangtet !

Doch "kehren wir zurück zu unfrem Griechenlande. Ales tündigte in demſelben den neuen Freiheitskrieg an, die Griesi den wie die Türfen waren in Bewegung, und ſelbſt die toote Katur theilte dieſer Aufruhr. Am 22ſten December desi Fahres 1820 hatte eins ger furchtbarſten Erdbeben den Pee 1

loponnes tind feine nächſten Inſeln erfdjúttert, heiße Quels

len entſprangen der Boden, Berge verfanken und asphaltie

ſche Sümpfe entſtanden an ihrer Stelle, deren Ausdúnſtuns gen die Luft verpeſteten und die Bevölkerung hinrafften . Am

meiſten litt. Patras mit ſeinen nådyſten Dörfern und die jonie Fiche Inſel Zante durch dieſes fürchterliche Naturereignif. Die Erſchütterung begann auf der genannten Inſel um '4 Uhr 5

Minuten Morgens und äußerte ſich in drei Stoßen , von .

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benen beſonders der leßte, als der ſtårfſte, viel Unheil anrich tete, und zwar hauptſächlich in der Stadt. Man ſáßte die Zahl der beſchädigten und zerſtörten Gebäude auf take fend, 8 Menſden wurden unter den Trümmern begraben, und viele verwundet. Am Nadomittage fiel nach einem fürdy terlichen Sturm- und Hagelwetter ein ſo ſtarker Riegen, daß

das Waſſer in Strömen von den nahen Bergen in die Stadt ſtürzte und außer mehreren Häuſern 9 Menſchen in das

Meer getrieben wurden. Der Hafendamm ſant um 2 Fuß , und eine Geſellſchaft engliſcher Officiere, welche bei einem fröhlichen Gelage verſammelt war, hatte um 7 uhr More gens faum den Saal verlaſſen, als das ganze Haus marams menſtürzte. Auch auf Korfu wurde dieſes Erdbeben vers ſpürt. Am 9ten Januar des folgenden Jahres verließ ros gar das Meer feine Geſtade und trat erſt wieder zurüd, nachdem ſich eine fürchterliche Waferhore gebildetund die ganze Nordküſte des Peloponneſes mit Vernichtung bedroht hatte, welche , wie man glaubte, nur die inbrünſtigen Gebete der Chriſten abgewendet hatten. Mit dieſer Naturerſcheinung

hörten auch die gefährlichen Krankheiten wieder auf, aber neue und größere Wunder hatte der Aberglaube an andern Orten geſehen : In dem berühmten Kloſter Mega Spis leon hatte das Muttergottesbild Chránen vergoſſen und den Chriſten Muth zugerufen , über dem Berge Athos war ein leuchtendes Kreuz erſchienen und auf dem Meere ſollten wunderbare Barken regeln ,, aus denen der áufmunternde Ruf

Cbriftus ſiest , Chriſtus regiert , pernommen

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wurde ; Cobte waren auferſtanden und der Erzengel Mi chael hatte mit brennendem Schwerte die von den ſuliotis fchen Felſen herabſtürzenden Griechen bis Jannina verfolgt.

Solche Wundererzáhlungen regen tiefer als etwas ande: res die Bólfer an ; auch in Griechenland glaubte mtan , dan

nun endlich der Tag erſchienen rei, wo der Himmel ſelbſt ſeine chriſilichen Schaaren gegen die treuloſen muhammeda niſchen Mörder führen werde, und ſelbſt die Gebildeteren mußten in der allgemeinen Bewegung mit fortgerilen 'wer ben , als Ali von ſeinem Seeſchloſſe aus laut verkündete, daßdie Ruffen auf dem Punkte feien, über den Pruth zu ge

hen, welcher-Fluß die Grånze zwiſden der türkiſchen und ruſſiſchen Moldau bildet. Er ſagte, daß die Moldau und Ballachel ſid, emport und daß Albanien ſich zur Unterſtú = gung ſeines belagerten Fürſten Ali Cebelen rúſte, von dem

fich abermals das Gerücht verbreitete, daß ihn ſeine fromme Gemahlin Vaſiliki zum Chriſtenthum bekehrt habe. So vernahm man zwar ſchon in der Ferne das unbes ſtimmte Gemurmel von dem Donner des heraufziehenden Wetters, aber noch blieb alles ruhig, wie vor dem Gewitter eine beangſtigende Schwule die Länder deckt, die aber auch der lidere Borbote des nahen Stampfes der Elemente iſt. Die

Pforte hatte den Abfall der Sulioten erfahren, und da ihr die Bewegung, welche unter der griechiſchen Nation vor:

ging, nicht mehr unbekaunt war, gerieth ſie in die größte Beſorgniß ; fie erließ heimliche Befehle an den neuen Seras: fier, alles Móglide zur Beruhigung der aufgeregten Semů: III .

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ther und beſonders zur Wiedergewinnung der gefürchteten Sulioten anzuwenden. Zugleich hatte aber auch der Sta : pu dana Bey , oder Biceadmiral der türkiſchen Flotte, wel

cher bereits auf eine ſo glimpfliche Weiſe die Söhne des Geachteten zur Uebergabe bewogen hatte , geheime Aufträge erhalten, auf einem gütigen Wege mit den Sulioten Fries den zu ſchließen. 38mael Pafcha , der, wenn er auch ſeinen Titel als

Seraskier verloren, immer nocy Pafcha von Fanning geblieben war, hatte mit eiferſüchtigen Augen die glúdliche und friedliche Operation geſehen, durch welche dieſer türkiſche Befehlshaber die ganze aufrühreriſche Weſtfüſte von Epirns

wieder für die Pforte gewonnen hatte, und er beſchloß, um fein Anſehen nicht zu verlieren, den Plånen und heimlichen

Auftrågen dieſes für die Pforte ſo ſchåßbaren Mannes ents gegen zu arbeiten . In einem Divan , den er noch vor der Ankunft des neuen Serastiers zuſammen berief, ſtellte er ſeinen Untergebenen vor, wie nothwendig es ſei, zur Unters werfung der Sulioten ernſtlich Haud an das Werk zu legen,

durdy welche Maaßregel er dem Kapudana Bey zuvorkoms men wollte. Er ſagte, daß fich 15,000 rechtgläubige tůr kiſche Streiter, ohne die 'Albaneſen , auf die man nicht mehr mit Gewißheit rechnen könne , im Lager befanden, Die Albaneſen , ſprach er weiter , håtten bereits in ihrem Eifer für Muhammed Bey , ihren jenigen Woiwoden , gezeigt, daß ſie nach Unabhängigkeit ſtrebten , welche ſie aud 1

bei der Jugend ihres Fürſten leicht erwerben könnten ; er

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erinnerte an das Betragen dieſer Truppen während der heis ligen Bußjeit, und brachte die Verſammlung bald dahin, daß einınúthig beſchloſſen wurde ,

Geifeln von den albaneſi

den Obern einzufordern . Die Albaneſen mußten mit Recht über ein ſolches Begeh ren in Unwillen gerathen ; ſie wußten nicht, was fie begins nen ſollten, und dachten nun im Ernſt an eine Empórung, welche ſie früher nicht im Sinn gehabt hatten, erbaten ſich

aber zugleich eine Friſt von wenigen Tagen, um, wie ſievor gaben, die verlangten Geiſeln herbeizuſdhaffen, in Wahrheit

aber, um ſich über die Maaßregeln, welche ſie gegen die vers ratheriſchen Cúrfen nehmen könnten , zu berathen.

Ali

hatte nicht ſobald von dieſen Vorfällen Nachricht erhalten, als er einen Abgeſandten an die Urna uten ſchickte : Er bot ihnen feine Unterſtúkung an, und verſprach ihnen, das

er ſeine alten Freunde, reine lieben Kinder, die ihm in fo mandhem Kampfe beigeſtanden, wieder in Gnaden aufnehmen und vor den Gräueln der Türken ſchußen wolle. Er warnte fie vor den Nachſtellungen ſeines verrätheriſchen Dieners Joe

mael, welcher ießt die Waffen gegen ihn ergriffen und ſein Paſchalik an ſich reißen wolle, und bot ihnen zugleich eine bedeutende Geldſumme als den Sold an , welchen er ihnen noch aus frühern Zeiten ſchuldig ſei. Ali hatte zu ſeiner Unternehmung, den Abfall der Alba:

neſen zu bewirken, den günſtigſten Zeitpunkt abgewartet ; die

alten Krieger, welche meiſtentheils noch unter dem Bairak Ali Zebelens gefochten, wurden bis zu Chránen gerührt, D 2

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als ſie ſich auf dieſe Weiſe aus ihrer bedenklichen Lage ge riſfeit fahen. Sie umarmten ſich und verlangten nur nach einem Mann, der in ihrem Namen die Unterhandlungen mit Ali betreiben könne.

Dieſer Mann war bald in der Perſon des türkiſchen Pro

viantmeiſters, Aleris N u 3 3 á gefunden , ein Mann, der früher von Ali mit einein Corps gegen den anrůđenden IF mael Paſcha Bey nach Theſſalien geſendet wurde , und dort mit ſeinen ſåmmtlichen Truppen zu dem Feinde übergegar gen war. Ali hatte dieſen ſeinen früheren Helfershelfer durch Geld und Verſprechungen ſchon ſeit längerer Zeit ges wonnen, und derſelbe war bereits yon Allem unterrrichtet,

als ſich die Albaneſen an ihn wendeten . Er verſprad , lige zu Ali zu begeben, und verlangte nur, daß man ihn, ſobald er im türkiſchen Lager vermißt wurde , als Ueberläufer an :

gebe , um dadurch die Albaneſen vor allem Verdacht ja fФйђеп. Der nach allen Seiten auf eine erſtaunungswürdige Wei

re thátige Ali Tebelen hatte zu derſelben Zeit auch eine Cor: reſpondenz mit dem neuen Ser asfier eingeleitet, er hatte ihn in einem ſchmeichelhaften Schreiben auseinander: gefeßt, wie die Unbeſonnenheit der türkiſchen Heerführer al lein den Abfall der Sulioten bewirkt habe, er klagte ihm die

Treuloſigkeit feines abtrünnigen Dieners Ismael Paſcha, und bot ihm an, die Sulioten, welche er durch die Beragung in der wichtigen Feſtung Kiapha noch ganz unter ſeiner

Gewalt habe, in die Hände der Türken zu liefern, fo fern

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man ihm von dem Sultan Snade und Vergeſſenheit des Geſchehenen erwirke.. Churſchid Paſcha verſprach zwar Man

derlei, war indeß nicht zu bewegen, in dieſe Vorſqlåge wirk lich einzugehen, im Gegentheil machte er die entſchiedenſten Waafregeln zum völligen Untergange des Satrapen , derut

während er mit Ali torreſpondirte, hatte er ſich mit dem Sapudana Bey verſtändigt und ließ durch dieſen die Sulioten

zur Einſtellung der Feindſeligkeiten ermahnen. Man machte den Sulioten, die man nur - für den Augenblick beruhigen wollte, um mit freiem Rüden deſto energiíder gegen Ali auf:

treten zu können , die glángendſten Verſprechungen . Neben der Betheuerung, daß ihnen der Sultan nad) beendigtem . Feldzuge gegen Ali , deſſen Untergang inan als ganz nahe

und unvermeidlich ſchilderte, ihre alte Heimath , zurückgebeir und ſie einer eigenen , durch ſich ſelber eingeſetzten Regents

ichaft, nur unter dem großherrlichen Sduße der Pfoute; über: laiten werde, bot man jedem ihrer Palikaren, welcher unter, den Fahnen des Sultans gegen Ali und die Empórer kiin: pfen werde, den unerhörten Sold von monatlich 50 Pia = ſtern. Zugleid, wurde ihnen zugeſichert, daß jede Wittwe und jedes Kind eines im Kampfe für die Pforte gefallenen Sulioten ein lebenslängliches Gnadengehalt von 800 Pias

ſtern genießen folle. Die Sulioten waren zwar: entiloiſen , ſich mit den treuloſen Zúrfen nie wieder in ernſthafte Un = terhandlungen einzulaſſen , indeß war es möglid ),1 daß fie bei

diefer Gelegenheit die Feſtung Siapha erwůrben , wen Be Ali mit den Vorſchlagen, welche ionen der Sapudana Bey

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gethan , bekannt machten und ihre fernere Freundſchaft mit

ihm an die Bedingung knúpften, daß er den Sulioten dieſes wichtige Schloß einräume.

Ali war durch dieſe Nachricht und den Antrag der Sus lioten einigermaaßen überraſcht, indeß hatte er ſich gerade mit einer wichtigen Operation gegen die Túrken beſchäftigt,

und ließ daher den Sulioten melden, daß er ro bald als mögs lich ihren Forderungen genügen wolle , vorerſt aber wünſche er, daß ſie einen allgemeinen Angriff, den er gegen das túto tiſche Lager beabſichtige, mit ihren Streitkråſten unterſtüßten ; demnach beorderte er fie am 26ſten Januar die Feinde im

Núden anzugreifen , er felbſt wollte ſich an die Spiße ſeiner Schaaren ſtellen und ihnen entgegen arbeiten. Auch über die Albaneſen und ihre erwünſchte Hülfe ließ er ſich aus, und traf dann, nachdem er den Brief mit aller Vorfichr abgefers

det, die nöthigen Voranſtalten zu dem nahen Stampfe, wele der ſeine Feinde gånzlich vernidten ſollte.

Der vormalige Seraskier, Ismael Parcha, befand ſich in einer - hóaſt mißlichen Lage. Er hatte die Gunſt des Sultans verloren, war von ſeinem getreuſten Diener Aleris Nusja verlaſſen und verrathen worden, mußte die Sulioten

fürchten und ſah Rebellion in ſeinem Lager ; das Niederſalas gendſte war aber ein eben angelangter Firman des Sultans,

welcher ihin, nachdem er von der früher gemachten Breide

in dem Schloſſe von ſitharika , welche Ali jedoch långt wieder ausgebeffert Batte, Meldung erhalten, den gemeſTenen Befehl gab, binnen 14 Tagen die Feſtungen Ali's einzuneh

55

men. Eine Odalife , Ihasnaðar uſta , Garderoben dame des taiſerlichen Harems, welche wir noch öfter in die Ter -Geſchichte nennen werden , hatte auf Schalet Effendi's

Einwirkung bei ihrem geliebten Sultan Mahmud dieſen ſtren: gen Firman ausgewirkt. Aus dieſer höchſten Noth errettete jedoch ben titular Paſcha von Jannina ein Unfall, welcher Ali noch ſelten bez

gegnet war, daß nämlich jener Brief an die Sulioten im türkiſchen Lager aufgefangen wurde.

38mael Paſdya's Freu :

de kannte keine Grånzen , er berief einen Divan, ernannte den Omer Brione nach einer ihm unlángſt zugekommes den Weiſung, zum Pafcha von Berat und ſomit auch

zum Anführer der verdächtigen Albaneſen , die er außerdem noch durch Geldgeſchenke und eine eigne Art von türkiſchen .Ehrenzeichen , welche an dem Turban befeſtigt wurden, zu gewinnen fuchte, und dieſes Berfahren gewann ihm zum

größern Theil die abtrünnigen Arnauten wieder. Dem neu: ernannten Paſcha von Berat theilte er hernach den Inhalt des aufgefangenen Schreibens mit, berieth ſich mit ihm über einen Plan, Ali bei dem beabſichtigten Angriff auf das túre fiſche Lager in einen Hinterhalt zu locken, und konnte den tapfern und der Pforte ergebenen Omer kaum zurúchalten,

daß er nicht auf der Stelle die Häupter der verråtheriſchen Albaneſen abſchlagen ließ. Der Plan, welchen Ismael erſounen hatte, um All's Unternehmung fdyeitern zu machen , war der, ein Korps

Søppetars in ſuliotiſche Kleider zu ſtecken und dieſe dann

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an jene Stelle zu ſenden, welche Ali den Sulioten angewie: fen hatte; ſobald dann die getauſdyten Belagerer weit genug

vorgedrungen wären, wollte ermit vereinter Macht über das Korps des geachteten Weſſirs herfallen . Der Erfolg war ziemlich gewiß und ein anderes Ereigniß begünſtigte noch die Unternehmung .

38mael hatte nämlich nach einer Rúdſprache mit Omer Vrione bie vier verdächtigſten Häupter der Toriden mit ih:

ren Schaaren in die Gegend von Zagori beordert, um dort ein Beobachtungskorps zu bilden, in der That aber nur, um ſich vor ihrer Verråtherei auf einem gleichgültigen Poſten ſi dher zu ſtellen. Ali hatte, um die Streitkräfte der Türken zu theilen, im Norden des Sees von Labiſdyiſtas oder Jan : nina dię Zagoriten zum Aufſtande angeregt, und als nun

die unruhigen albaneſiſchen Storps nady dieſer Gegend ge Tandtwurden , ſchickte Ali ſoglelch ſeinen Vertrauten Aleris N 1334 an den angeſehenſten ihrer Häuptlinge, Tabir

Abbas , um mit demſelben Unterhandlungen anzuknüpfen und ihn für feine Sache zu gewinnen. Manderlei Geſchen: Pe und Ueberredungskünſte brachten es auch dahin, daß Tas hir und ſeine Gefährten einen Boten nach dem türkiſchen Lager ſendeten und um Verſtärkungen gegen die rebelliſchen

Bauern von Zagori anſuchen ließen ; dieſe neuen Truppen follten mit Liſt oder Gewalt ebenfalls für Ali's Sache ge:

wonnen werden, und alle wollten dann vereint mit den Za goriten gegen das türkiſche Lager aufbrechen.

Ismael ants

wortete den Albaneſenhäuptlingen, daß ihr Begehren in den

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nádſten Tagen erfügt werden ſolle , und als in der Nacht

zum 26ſten Januar Ali die Nachricht gebracht wurde, daß das türkiſdie Heer in Bewegung ſei und Omer ſich mit 5000 Mann gegen Norden gewendet habe, freute er ſich des gelun: genen Streiches ; er glaubte die türkiſche Arinee gluclich ge theilt, und die beſten Kämpfer aus derſelben nach der Rich

tung von Zagori entfernt zu haben, ſein Ueberfall, bei dem ihm die Sulioten nach einem Antwortſdyreiben , welches 38 mael in ſeinem Kabinet hatte ausfertigen laſſen, auf das

Kraftigſte uiterſtüßen wollten, mußte den beſten Erfolg ba ben und es war möglich , daß ihn dieſer eine Tag auf ima mer von ſeinen Feinden erlöſte.

Ali hatte faſt feine ganze Berabung zum Angriffe befeh ligt, und als ihm am Morgen gemeldet wurde, wie man bei dem Kloſter des heiligen Nitola u s eine bedeutende Trup penabtheilung mit weißen Müßen nach Art der Sulioten

habe anlangen ſehen, befahl er die Kanonade anzufangen. Ismael hatte dieſem Augenblic mit brennender Begierde ent : gegengeſehen , und als ihm der Kanonendonner von dem

Soloſſe Litharika herab anzeigte, daß die Feinde ihren Aus fall beginnen würden , machte er ſeinem Heere die getroffe: nen Anſtalten und die Ueberliſtung der Belagerten kund.

Der Angriff des Feindes war ſehr hinig, ein Korps, jur Hálfte aus albaneſiſchen Schypetars, zur andern Hilfte aus franzöſiſchen, italieniſchen und ſchweizeriſchen Abenteus

rern gebildet, ſtürmte unter dem Squß eines fürchterlichen

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Kanonenfeuers auf die erſten Verſchanzungen los, welche von den Türken , die einen feigen Anführer hatten, nur ſchwadı. vertheidigt wnrden. Panioris und Selpho $ - Met : rohu , die Anführer der Schypetars des Satrapen , waren

unter den erſten , welche die feindlichen Pallifaden überſties gen , indeß fanden ſie die fechs Kanonen, welche ſie ſogleid gegen die Türken zu richten gedachten , vernagelt. Es blieb ihnen ſomit nichts anderes übrig , als auch die zweite Vers fchanzung mit dem Sábel in der Fauſt anzugreifen ; hier aber fanden ſie einen größeren Widerſtand. Ein türkiſcher Geiſtlicher auf einem weißen Maulthiere munterte die Túr: ten zum şainpfe auf, und ſtieß Verwünſchungen gegen die truppen des ſchwarzen Ali aus, welche auf die fruitmen At: baneſen bereits ihre nadhtheilige Wirkung áußerten , als eis

ger aus dem civiliſirten Korps ſeine Büchſe auf den gefährs lichen Mann richtete, und ihn glücklich von ſeinem Mauls

thierë herabſchoß. Dieß Ereigniß erſchreckte die Türken eben To ſehr, als es den Soldaten Ali's neuen Muth einflößte. Sene glaubten nicht anders,

als der Teufel ſtreite mit deu

Unglaubigen und dieſe brangen mit einem feltenen Muthe fo raſch auf ihre Feinde ein , daß die Türken nach einem kur: gen, aber deſto blutigeren Gefechte auch aus der zweiten Vets chanzung getrieben und auf die Hauptarmee nach dem ſtart

- befeſtigten Lager geworfen wurden . Håtte ali eben ro ſchnell vorrůđen und hernach ſeine liegenden Schaaren unter: ftügen köunen, ſo wäre das Saiafal des Tages bald ent:

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foieden geweſen, aber dieſer fand ſich auf eine unangenehme Weiſe betrogen . Er war mit etwa 1500 Mann, zwei Kanonen und eis nem bedeutenden Pulvertraysport den vermeintlichen Sus

lioten entgegen gezogen und hatte ihnen einen Anführer mit 25 Kriegern entgegengeſchict, welcher auch das beſtimmte te Feldgeſdrei von den weißmüßigen Soldaten Omers elle bielt, beim weiteren Vorrúđen aber unerwartet umzingelt und in aller Stille mit ſeiner Mannſchaft niedergemacht

wurde. Ali ſelbſt war indeſſen immer weiter gegangen , bis et plößlich im Rúden angegriffen wurde, und mit Schreden gewahrte, daß er in einen Hinterhalt gefallen ſei. Ein more beriſches Gefecht eröffnete ſich , und wenn Ali nicht auf den Einfall gekommen ware, feine Pulverkaften in Brand zu ftes den und ſo Gelegenheit gefunden hatte, in der Beſtürzung, welche das Auffliegen derſelben verbreitete, mit dem größten

Theil ſeiner Schaar nach Fannina zu flüchten, fo möchte et und fein ganzes Korps ſchwerlich den Såbeln des wüthenben Omer entronnen rein .

Durch dieſen Rúdzug Ali's hatten aber die bereits weit vorgedrungenen andern Hålften der Belagerer ihren Rüd .

Halt verloren, und wenn gleich Ali alles anwandte, um die 1

Scruppen Omers wieder zurück zu werfen , und der andern 1

ubtheilung Nachricht von ſeinem Unfalle zu geben, ſo ward

es ihm doch unmöglich, der Uebermacht ſtand zu halten , Mau behauptet, daß er eine feinem ſonſtigen Charakter ganz

fremde Tapferkeit bewieſen, und jeder Gefahr Croß bietead,

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wiederholt ſo eifrig in die feindlichen Korps eingehauen habe, daß ihn ſeine eigenen Soldaten zwingen mußten, von dieſer ohnmächtigen Wuth abzuſtehen, und ihm erklärten, daß ſie ihn, im Weigerungsfall, mit Gewalt nadı ſeinem Schloſſe zurádführen würden. Panioris und Selphos Meta cu hatten bis Mittag tapfer angegriffen, als ſie ſich von allen Seiten umzingelt lahen , ohne daß ihr Retter Ali er 1

fohienen wäre. Ihre fage wurde immer bedenklicher, und man mußte an einen geſchidten Rudzug denken. Ihr Sorps ward indeß auseinander geſprengt; ein Theil flüchtete ſich nach den Sebirgen gegen Suli, und die Abenteurer erfochten

ſich glücklich durch die feindlichen Schaaren des Omer Vrione einen Durchweg nach dein Schloße von litha : rika. Die Schupetars jedoch wurden, verfolgt von dem ganzen Heere Drama- Ali's und Ismael Paſcha's, von ih: ren tapfern Genoſſen getrennt, und indem ſie ſich gegen

Súden wendeten, bis auf 600 Mann zuſammengehauen. Als ſie endlich auch ihre tapfern Anführer fallen fahen, blieb ihnen nichts übrig , als ſich durch die Felder zu zerſtreuen und in einer ſchnellen Flucht gegen die Gebirge von Suli ihr Heil zu ſuchen . Nach einer mittleren Angabe blieben vou .

Alis Seite 15 Anführer, Bimbaſdii's und etwa 600 SOL daten , und der Verluſt der kaiſerlichen Truppen mochte nicht

geringer fein. Die Zahl der auseinander geſprengten und nach verſchiedenen Seiten geflüchteten Schypetars des Sas

trapen konnte über tauſend Mann betragen .

Am Mittag war der Kampf geendet, Ali hatte ſich in

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ſeine Schlóſfer zurückgezogen und die Türken hatten ihre Verſchanzungen wieder eingenommen. Den übrigen Theil des Tages beſchäftigten ſich beide Parteien mit dem Beerdi gen der Todten, welches man auch dem zurückgeſdılagenen Ali nach den Lehren des Korans zugeſtand. Nur die Aben:

teurer mußten erſt drohen , daß ſie die Leidyname aller Tür fen, welche künftig in ihre Hånde fielen , den Hunden vor: Iberfen würden, ehe man ihnen die Körper ihrer im Kampfe

gebliebenen Freunde zur Beſtattung überließ. Die Kópfe aber wurden dennoch zurückbehalten , zu einer Pyramide vor dem Zelte Ismaels zuſammengelegt, und dann an den Sul tan abgefendet. Ali ſchrieb dagegen an die Sulioten, bez wog fie, die Unterhandlungen mit ihren verrätheriſchen Fein den abzubrechen und die Flüchtlinge ſeines Heeres nebſt dem Sorps des Aleris Nuka und Tahir Abbas unter fich freund fchaftlich aufzunehmen .

Am 6. Februar 1821 wurde in einer Zuſammenkunft gries hiſder Fåuptlinge in Suli beſchloſſen, das joch der ürfen öffentlich abzuwerfen , Ali hatte dazu am Meiſten aufgemuntert und ſeinen Verbundeten den Auftrag

gegeben, die griechiſche Bevölkerung von ganz Hellas gegen die Türken unter die Waffen zu rufen. · Nody war Chur did Pafcha, der neue Seraskier , nicht angelangt, die .

Matroſen der türkiſchen Flotte hatten fich, weil ihnen der Sold nicht gezahlt wurde , gegen den Sapudana Bey

emport, und die Einwohner von Epirus, welche täglich die

Brandſchakungen der Türken zu befürchten und zu erdulden

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batten, waren leicht für einen Kampf gegen ihrę barbariſchen Unterdrúder zu gewinnen .

Håtte man einen Monat früher dieſen entſchiedenen Schritt gewagt, fo m' ódyte der Aufſtand in kurzer Zeit úberal ausgebrochen und der Zweď erreid )t worden ſein. Kou .

(did Pafcha war aber ſchon im Anmarſd begriffen, und obe gleich er nur mit 600 Mann über die Landenge von Korinth

gegangen war, malte das Gerücht ſeine Streitkräfte doch ſo furchtbar, daß die Hellenen aus Beſorgniß , überwältigt ja werden und dann die ganze Rache der Türken erleiden za múffen ,1 eß nicht wagten , die Waffen zu ergreifen. So

blieb nun zwar Mittelgriechenland noch ruhig, aber in der Halbinſel more a zeigten ſidy, ſobald der Weſſir die land enge überſchritten hatte, unerwartet die Merkmale eines na: ben Aufruhrs.

Die Bewohner von Patras , welche ſo lange Zeit ru

big die Erpreſſungen und hohen Steuern der Türken ertra

gen hatten, beklagten ſich über ihre muhammedaniſden Obern und verlangten zu wiſſen, wozu die großen Summen verwendet

würden, welche ſie allaugenbliclich zuſammenſchießen muß: ten. Da die griechiſchen Primaten bei einer Juſurrection die Einbuße ihres Vermogens befürchten mußten , fo traten ſie

auf die Seite der Túrken , und der Gouverneur, welchen Churſchid Paſcha in Tripolika gelaffen , ward hauptſádylido

durch ſie bewogen, gegen die Wortführer der unruhigen Bes wohner von Patras den Verhaftsbefehl auszufertigen. Zwei pon denſelben hatten von der Gefahr , - welche ihnen drohter

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Nagrícht erhalten und Gelegenheit gefunden, in die nahen Gebirge zu flüchten, ein dritter aber würde in der Nacht vom 11 ten zuin 12ten Februar 1821 aus dem Bette geholt und eingekerkert.

Am folgenden Morgen erfuhren die Griechen , wie man mit dem Vertreter ihres Rechts verfahren ſei.

Sie hatten

bereits ihre lekten Habſeligkeiten verkaufen müſſen, umu den Forderungen der Türken zu genügen ; ihre Anfrage nach der Verwendung der Summen , welche fie aufgebracht hatten,

[dien nicht mehr als billig und in der Behauptung, daß ſite nidts mehr zu zahlen verinóchten, lag nichts Unwahres. Wollte man ihre Slagen nicht hören , ſo blieb kein anderes Mittel, als mit den Waffen in der Hand Niedt und Billige teit zu erringen. Die Burger rotteten ſich demnad in den Straßen zuſammen, die Låden wurden geſchloſſen, man griff zu den Waffen und laut erſcholl das Geſchrei der Empórung auf den Straßen und Mártten. Als die Túrten dem allge: meinen Begehren, die Gefangenen losjulaiſen , nicht genügen politen , zogen die bewaffneten Chriſten nach der Hauptkirche

and nothigten den Erzbiſchof German 08 , von dem türkis fben Woiwoden die, Freilaſſung des Eingekerkerten zu vers langen, widrigenfalls man deſſen Schloß anzünden und mit Gewalt der Waffen in Tripolis e fein Recht vertheidigen

werde. Der Woiwode ſchickte einen unterhåndler ab, einen Griechen, der aber von den Aufrühreru geſdılagen und be (dimpft zu ſeinem Herrn zurücflüchten mußte. Schon was Ten Fadeln in Bereitſchaft, um die ganze Stadt in Brand.

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zu Teßen und überall hörte man das Knallen der griedjiidhen

Flinten, als der Woiwode, feine gefährliche Lage bedenkend,

den Eingekerkerten frei gab, und um ſich ganz ſicher zu ſtel: len, ſogar die Bürger beloben ließ, indem er vorgab, daß

die Verhaftung ihres Anwalds auf Mißverſtändniſſen beruhe.

Kauin war in Patras die Ruhe, wenigſtens äußerlich, wieder hergeſtellt, ſo brach ein Aufruhr unter der Albane :

reru von lala an der Weſtküſte von Morea aus. Dieſe waren nåmlich bisher in dem ausſchließlichen Beſiß der groß: herrlichen Pachtungen geweſen, Churſhid Parcha aber hatte

die Domainen den meiſtbietenden Griechen übergeben. Nun brachen die Lalioten gegen die Chriſten los und drohten Sư

ſtuni und Kalavrita zu zerſtören. Die griechiſchen Ländereien wurden verwüſtet , und ihre Herren als Sklaven wegges ſchleppt. Die Grieden, welche fich auf dieſe Weiſe in die

größte Bedrängniß verfekt ſahen, begehrten von dem türkiz fchen Befehlshaber in pripolijsa Schuß gegen die ka= lioten, aber dieſer fo wenig, als Churſdid Paſcha und deſſen Schreiber, welchen der Serastier die Angelegenheit übertra gen hatte, nahm ſich der Griechen ernſtlich an. So muk ten die Unglúdlidhen zuleşt ſelbſt zu den Waffen greifen, um fich gegen die radyſúchtigen Muhammedaner zu ſchüßen. Auf dieſe Weiſe war es überall das unpolitiſche Benehmen der Túrken felbſt, welches die Griechen im Jahre 1821 zu einer Allgemeinen Juſurrection bewog.

Von Theſalien aus , in welcher Landſchaft Churrait

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feine von verſchiedenen Seiten herbeieilenden Streitkräfte, freilich kaum halbſo viel, als ihm zugeſagt waren , ſammeka te, defretirte endlich der neue Rumili - Waliſti und Serast

kier, daß die Grieden in Morea zum Gehorſam zurúdge bracht und ihre Häupter beſtraft werden ſollten, die Züdtis

gung der Lalioten wurde dagegen bis zu ſeiner Rückkehr aufe geſchoben . Unter ſolchen Umſtänden hatten die Griechen leine Wahl, fie blieben unter den Waffen , um ſichwenige tens ihrer Haut zu wehren ; ftatt eines Feindes hatten ſie jeßt zwei erhalten , denn die Lalioten und die Lúr : :

ten , beide dienen nur ihren Untergang zu wünſchen . 31 Epirus waren indeſſen dieunruhen immer bedeutender gewowe

den, und Churſchid beeilte ſich mit ſeinem Heer, das bereits über 20,000 Mann geſtiegen war , vor einer allgemeinen Juſurrection bei Fanning anjulangen , wo Ismaels Armee von den Griechen táglid beunruhigt wurde, ohne denſelben eine entſcheidende Niederlage beibringen zu können . Alle

Straßen waren von den feindlichen Haufen befekt und-unft der gemacht, und das türkiſche Lager war von den Griechen gleichfam blodirt. Belir Didiotador, der Wois wode von prevera und Nitopolis, welcher mit ſeinem Contingent nach dem túrtiſchen Lager marſchiren wollte, war

in dem ſchon genannten Engpaß von Khumſchadez überfallea und mit bedeutendem Verluſt jurúdgeſchlagen worden. Za : bir Abbas hatte die Zagoriten aufgewiegelt, die Chi

marioten waren unter den Waffen und die Sulioten bildeten eine furchtbare Kriegsmacht. A.

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Belir Didiotabor war über feine Niederlage im böchſten Grade erbittert, er wüthete in Preveſa gegen die fchuldloſen griechiſchen Kramer, ſtellte Berhaftungen an, ließ ungeheure Kontributionen eintreiben und eine Menge Chris ſten ermorden, oder öffentlich hinrichten ; nur wenige von den angeſehenen Griechen wurden durch die europäiſchen Conſuln geſchüßt. Die grauſamen Maßregeln verfehlten

aber gånglich ihren Zwed , denn ſie bewirkten nichts Anderes, als daß fich auch die Griechen in Epirus, welche bisher noch

die türkiſche Oberhoheit anerkannt hatten , aus Furcht vor dem blutgierigen Tyrannen in Preveſa, den Sulioten als ſchloſſen . So verfekte ſich Bekir Didiotador, ſelbſt, durd ſeine eigene Verfahrungsweiſe in eine beſorgliche Lage, die ihn endlich zu einem Angriffe auf die immer fühner werden : den Griechen nothigte. Er ſelbſt hatte jedoch nidt den Muth , fich mit den tapfern Gebirgsbewohnern perſónlid herumzuſchlagen, und er befahl daher dem túrkiſchgeſinnten

Erzbiſchof Porphyrio 8 von Arta , Truppen zu fame meln und gegen die Juſurgenten aufzubrechen . Der uns würdige Geiſtliche mußte bem Befehl feines Gebieters Folge leiſten, Måtreſſen und Tafel verlaſſen und zu dem Sábel

greifen . Dieſer Mann, der einen Vertheidiger ſeiner Religion und ſeines unterdructen Volkes hätte abgeben ſollen, erließ einen Aufruf an die Chriſten , ſich gegen die Feinde des Sultans, des rechtmäßigen Herren der Grieden , des Nachkommen der

Kaliphen und Stellvertreters des Propheten zu waffnen, ſtellte

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fide an die Spike eines undisciplinirten Haufens von etwa 600 Landleuten , welche nur nach dem Colde , feineswegs

aber add dem Kampfe begierig waren ,' und zog mit dieſen gegen das Gebirge.

Aber kaum hörten die griechiſchen

Bauern das Knallen der ſuliotiſchen Flinten, fo, ergrif fen ſie die Flucht und Porphyrios langte allein und mit gro: Ber Schnelligkeit in Prevefa an, begleitet von den Drohun

gen der Sulioten , welche ihn hången laſſen wollten, ſobald er es wieder wagte , anders als mit dem Evangelienbuche,

wie es einem chriſtlichen Erzbiſchof gezieme,in ihren Bergen zu erſcheinen.

ofstiemate, inis

? Während dieſer Vorgänge in Gyirus berdhaftigte ſich

Thurſchid oder vielmehr ſein Untergebener , denn er ſelbſt, ſtolf

auf ſeine neuen Würden, fchien fidh nur wenig ám Reine frú hete Statthalterſchaft zu betúmmern, mit derUnterdrucung der Unruhen in more a. Sein-Kaimakan hatte den Erzbiſchos fen, Bifcófen und Häuptlingen durch ganz Morea die Wei

fung gegeben, fich zufrieden zu ſtellen, die Waffen an die türki fhen Obrigkeiten auszuliefern uitd felbft in Tripotizza zu

erfcheinen . Daneben ward der griechiſcher Bevdlferung des Peloponnefes im Allgemeinen angezeigt, daß fie in dem lau fenden Jahre für ihre Sicherheit und den Souß der Túrten natürlid Teere Worte einen doppelten Sigratſch zu zahlen hatte., Das Ausſchreiben war vom 24ften Februar 1821. .

Die Befehle der Türlen duferten indeß teine Wirkung

tebr, die Grieden dadyten weder darau, Die Waffen nieders 1

E 2

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julegen noch ben doppelten Karatfd zu zahlen, fie ſtimmten,

wieihrenördlicherenLeidensgenoffen, diegriechiſdenFreie heitsgeſänge an, und ſahen mit hoffenden Augen auf der alten Slephtenbäuptling.Iheodor Kolofotroni, web der wieder in ihren Gebirgen erfdienen war . 1 Theodor Solototroni, ießt ein Mann von einis gen 50 Jahren, ſtammt aus einer alten Klephtenfamilie, dte ſich niemals den Túrten unterworfen hatte. Er war in dem kleinen Gebirgskriegegegen die Türfen aufgewachſen, undſtand foon als Jüngling, an der Spite einer Bande, welche die birge von Artadien beherrſchte und unter den Muhammebanern Schreden verbreitete. Miteiner ſeltenen Entſchloſſenheit trat 3

Kolototroniüberall dentürtiſchen Söldlingen entgegen , zeigte fích rad und unternehmend im Felde, war unerſchöpflid in liſtigen Anſchlagen und plünderte unaufhörlich die türtiſoen Ortſchaften Freilid mußten auch oft die Grieden mit den Túrten leiden , es erging dem Peloponnes wie den Provinzen Mittelgriechenlands , deren Zuſtand unter den Selephten und Armatolen wir schon in dem vorigen Bande

chen kennen gelernt haben ,

Beli Parda, der Soba

Ali's , batte während feines Beffirats in Tripolizza ale

Kräfte aufgeboten , um den fürchterliden Klephtenhäuptling aus feinen Soluchten zu vertreiben ,1 und dieſer hatte ſide auch endlich zur Flucht genöthigt geſehen . Solototroni trat darauf in ruſſiſche, und ſpåter, als die joniſchan Inſeln

die Gewalt Englands tamen , in die Dienſte des, großbrittas niſchen Goupernements , pon welchem er den Oberbefehl über

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ein auf den joniſchen Inſeln , hauptſádlich in Zante, errich: tetes griechiſches Bataillon erhielt. Die Verwirrung in

feiner Heimath und die Begierde, rich an ſeineu Erbfeinden, dle ihn aus ſeinem Baterlande vertrieben hatten , zu rächen , bewogen ihn zu dem Entſchluß, wieder nach Morea jurúczt

tehren , wo er nur mit 7 ſeiner alten Waffengefährten in dem Hafen von Koralos an das Land ſtieg . Kolokotroni, do Klephte erzogen, hat alle die Fehler und Tugenden, wel Me die Klephten überhaupt darakteriſiren . Er iſt tapfer,

aber rauh und an Grauſamkeiten gewöhnt, ohne wiffene føaftliche Bildung, denn er kann, wie einige Reiſende verſke Gern, nicht einmal leſen, dabei aber in einem hohen Grade tolz und ehrgeizig. Als Schrebian , ein deutſcher Phil

bellene, ihn in Tripolizja beſuchte und ihm feine griechiſchen Empfehlungsſchreiben einhändigte , fafte er dieſelben wens

tehrt, und gab ſie dann nach einiger Zeit mit der Miene, ald wiſſe er nun ihren Inhalt, zurück. Gegen ſeine untere gebenen Soldaten handelt er faſt brüderlich.

Ein Grieche

erzählte uns, daß er einſt in der Wohnung Kolokotronisgte ſehen, wie dieſer ſich ſein Hemd'ausgezogen und auf den Dic dan gelegt habe. Kolofotroni verließ furz wachher das Zim mer , indeß einer feiner Klephten hereinkam , das Hemdfeic nes Generals zu ſichy fteckte und es hernach ſelbſt anlegte,

Kolototroni war bei ſeiner Zurückunft über dieſe Entwede bung aufgebradyt, ließ ſich aber bald nachher, als der Thác

ter ausgemittelt war, mit den Worten deſſelben zufrieden ſtellen, daß er des Semdes bedürftig gen efen rei, und da er

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geſehen, daß fein General zwei beſike, ſich eins derſelber zugeeignet habe. -

In wenigen Tagen hatte Kolokotroni au drittehalbhun dert Streitluſtige, meiſtentheils alte Gefährten , um ſich ver : einigt und wir werden ihn bald unter den erſten Kämpfern für die Unabhängigkeit feines Voltes erbliden. Sein wohl nicht ſehr geſdomeicheltes Bildniß iſt dieſem Båndchen voran : geſtellt.

In Mittelgriechenland wurden die Türfen noch immer, hauptſächlich von den Sulioten , beſchäftigt, und an eine

Bekampfung Ali;s war in der bedrängten Lage des türkiſchen Heeres kaum noch zu denken . Man wollte auf's Neue mit den tapfern Sulioten unterhandlungen anknüpfen und Be : kir Drdiolador brachte es auch wirklich dahin , daß ſich die Sulioten unter gewiſſen Bedingungen willig finden woll

, ten . Die Sulioten hatten Anfangs alle Anerbietungen auss geſchlagen und verlangt, daß man ihnen, ebe man an eine weitere Unterhandlung denfe, 300 Beutel, ungefähr 150,000 Rthlr. rúcſtándigen Sold auszahlen ſolle. Bekir hatte

darauf nicht eingehen wollen , als er aber vernahm , daß auch Doyffeus zurückgekehrt ſei, und ſich mit ſeinem Sorps, das in wenigen Tagen wieder ſeine frühere Stärke erlangt hatte, den Sulioten angeſchloſſen habe , willigte er in die Bezahlung dieſer Summe und ließ den drohenden Griechen das Geld zuſtellen . Es wurde demnach eine Zuſammenkunft

zwiſchen Bekir und einigen fuliotiſchen Abgeordneten zu L& rour peranſtaltet, aber die Reſultate dieſer Konferenz ents

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ſprachen den Abfichten der Türken fo wenig, dab Bekir tief bereuete, ſein Geld lo nußlos hingegeben zu haben. Alles, was er erlangeu konnte, war ein Waffenſtillſtand , bis neue

Vollmachten von Seiten der Pforte den Woiwoden zu wich: tigeren Schritten berechtigt hatten . Bekir Didhíofador hatte eine gånzliche Unterwerfung gehofft und er fing Teinen Vortrag

in der Zuſammenkunft damit an, daß er den Sulioten im Namen der Pforte eine völlige Amneſtie und Vergeſſenheit des Geſchehenen ankündigte, aber die Sulioten erklärten ihn, 1 daß ſie nidts begangen hatten, was ſie nothige, den Sul

tan um Vergebung zu bitten, im Gegentheil verlangten ſie, was ihnen längſt verſprochen fei,

die Alleinherrſchaft über

.

• ihr Wolf, unter der Bedingung, daß ſie ihre Abgaben richtig an die Pforte entrichteten.

Bekir Dichiokadór warð noch ärgerlicher über ſein vors fanelles Zahlen der 300 Beutel, als er bei ſeiner Rüctehr nach Preveſa eine bedeutende . Streitmacht vorfand, welche

ihm unterdeſſen zu Waſſer zugeſandt worden und beſtinıt war; einen Theil des neuen Belagerungsforps unter Chur

(did Paſcha zu bilden. Nur durch die Vorſtellungen , welche man ihm machte, daß er bei der nahe bevorſtehenden Erobe rung von Suli fein Geld unangetaſtet wiederfinden werde, ließ er ſich einigermaßen beſänftigen. Der Anführer der neuen Truppen hieß Juffu pa :

po a und mit dieſer verabredete Befir ſogleid) einen Ueber: Fall der Sulioten auf folgende Weiſe. In Arta Tollte be faunt gemacht werden , daß die neuen Truppen ſogleich nach

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dieſer Stadt abgehen und in derſelben Standquartiere begies

hen würden, dagegen aber ſollten die Túrten unter Zuſuf ohne Aufenthalt durch Arta marſciren, die getåuſchten und

unvorbereiteten Sulioten bei se humfd adez und den 5 Brunnen überfallen , und nach der Einnahme dieſer Poſten $

ſogleich gegen den Hauptort Suli felbſt aufbrechen . Der Plan möchte gelungen ſein , wenn nicht abermals die Túrten felbſt das Mißlingen deſſelben verſchuldet hatten . Die zu der Erpedition nach Suli beſtimmten Soldaten wurden in Preveſa zum Theil auf joniſden Barfen mit engliſcher Flage

ge eingeſchifft und über den Meerbuſen nach Salagora úbers - gereßt. Nachmittags 4 Uhr ſtiegen dort die Türfen an das Land und regalirten die dienſtwilligen Sdiffer ſtatt der vers ſprochenen Zahlung mit Schmáhungen und Stodſdlágen : Dies Verfahren empórte die Schiffer und frie beſchloſſen, ihre Glaubensgenoſſen ,1 die ſuliotſchen Chriſten, von der its Der drohenden Gefahr zu unterrichten . Ein verbannter

Pargiote, Namens Andreas , beſtieg am folgenden More gen mit zwei Gefahrten einen leichten Nachen und legelte

mit demſelben bei einem höchſt günſtigen Winde den Fluß hinauf. Noch vor Mitternacht kam er bei den ſuliotiſden Vorpoſten an ; gegen Morgen, wo die Túrten erſt eintreffen tonnten, wußten ſchon alle ſuliotiſchen Vorpoſten von dem Unmarſch der Türken und Marko Botraris , welcher lid in Khumſchadez befand ,1 befahl ſeinen Kriegern , lide gutte Sampf zu rüſten und in einen Hinterhalt zu legen.

Die Türfen hatten ſich unterdeſſen auf ihrem Marfde

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gehörig 'zeit gelaſſen und langten erſt in den Engpdffen an ' ald die Griechen ſchon eine Stunde auf der Lauer lagen. Sie umzingelten das Karavanſerai von Khumſchadeg, tim gleid mit Tagesanbruch über die vermeintlich darin befindth Gen Chriſten herzufallon , als plößlich von allen Seiten das Gewehrfeuer der Sulioten begann. Die erſchrođenen Täps

ten geriethen bald in Verwirrung; von allen Seiten zurüde seſdlagen, wollten ſie die Berge erklimmen , aber auchter erwarteten ſie die tapfern Felſenſöhne, und es blieb dex meineidigen Muhammedanern zuleßt nichts übrig, als in dem Schuß der Dunkelheit mit.Zurúdlaſſung von beinahe anderthalb hundert Todten und Berwundeten nach. Arta gto tudjufliehen. Dieſer Treubruch tonnte bei ſo unglüdlidem Ausgang des Treffend für Befir höchſt bedenkliche Folgen haben , und er bereitete ſich ſchon zum Widerſtande gegen die Sulioten, beren Offenſive er zu fürchtenhatte, als er von dem gewandten RotiBotfaris, dem Polemarchen v.Suli, ein ganz freunde fdaftliches Schreiben erhielt, worin ihin dieſer meldete, dag et einige Feinde des Boimoden , welche, wahrſcheinlich u10

Belir zu ſchaden, den Vergleich von Barour brechen wolltet , Burúc gewieſen habe. Er und die Sulioten feien überzeugt, Daf Betir Didiokador nicht darum wire, und wünſchte, dan es bei dem abgeſchloſſenen Waffenſtillſtand verbleibe. Auf +

biefe liſtige Zuſchrift ermangelte der Woiwode nicht, - offende lo den Zug des Juſſuf Paſcha zumißbilligen und ein ſcheine barer Friede zwiſchen beiden Parteien war wieder hergeſtellt.

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Am 2ten Märzwar endlich der gefürchtete Churſhid , früher Vicefónig von Aegypten , und als ſolcher Beſieger der Mamelucken , mit einer Armee von 24,000 Mann in bem Lager Pacho Bey's angelangt, welches ungefähr uoch

13,000 Mann ſtark ſein, mochte. Dieſe 13,000 Mann gerfielen in folgende Abtheilungen : 4000 Mann unter der unmittelbaren Anführung " Ismael Paſchas ; 3000 Mann unter Omer Brione aus dem Paſchalik von Berat ; 3000

Mann unter dem Rumili Waliſi, Selim Paſcha von Sto dra ; 2000 Mann unter Drama Ali und, 1000 Mann uns ter Baltadſchi, einem Günſtling der Sultanin Valide. Im Ganzen belief ich alſo jeßt die Belagerungsarmee auf mehr als 37,000 Mann. Ali begrüßte den neuen Seraskier mit 21 fanonenſdúffen aus feinen Feſtungen und lieb zus

gleich durch einen Parlamentar dem Angekommenen Glüd wünſchen , dieſer aber gab Befehl, den geachteten Wefſir ju $

conen, alle Feindſeligkeiten vor der Hand einzuſtellen und den militariſchen Gruß mit eben ſo viel Stanonenſdújfen zu

erwiedern. Dann ließ er verkünden , daß er nur als Frie: bensſtifter nach Epirus gekommen ſei und keiner Partei die uen werde. Dem belagerten Ali Tebeleu ſandte er eine auf: gefangene merkwürdige Korreſpondenz des Fürſten Kypſi :

Tanti an die Hetáriſten in den verſchiedenen Theilen Grie: denlands, welche man bei dem in Nauiſa ermordeten Emiſ

fair Hypatas gefunden und durch welche der Satrape zu der Einſicht gelangte, daß die Griechen ihn bisher getäuſcht batten, und ihn als Mittel zu ihrem Zweck, einer ganzlichen

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Unabhängigkeit des griechiſchen Volfes ,1 zu benußen trachtes

ten, gerade wie er die Griechen nur zu ſeinen Zweden an Tid geknúpft hatte. Man hatte ſich gegenſeitig betrogen .

Ali ließ es lid ießt hauptſächlich angelegen ſein , einen Idngern waffen ſtillhandzu erwerben. Eine allgemeic ne Inſurrection Griechenlands war vorbereitet und ging mit fanellen Schritten ihrem Ausbruch entgegen ; die Ruffen hat ten eine betrachtliche Armee an dem Pruth verſammelt, und

es ſchien wahrſcheinlich , daß ſie durch einen neuen Feldzug erzwingen würden, was der Divan zwar verſprochen hatte, aber ins Werk zu feßen zögerte: Schon ſeit dem lekten Fries

deusſchluß befanden ſich in Konſtantinopel zwei ruſſiſche Au geordnete, Stalinski und Stroganoff , ohne daß fie eine Au diengerhalten hatten, der Frieden von Bucare i fchien nur

ein auf längere Zeit abgeſchloſſener Waffenſtilſtand zu ſein . Bei den ſomit als ganz nahe erſcheinenden Unruhen im türki: idhen Reiche wurde Churſhid mit ſeiner Armee wahrſchein : lich an eine andere Stelle berufen und Ali glaubte, daß,

wenn er jeßt nur Ruhe und die Beilegung der Feindſeligkei: ten erlangte, feine Sache foon gewonnen ſei, denn in einer

allgemeinen Verwirrung founte er hoffen, durch Liſte Geld und Gewalt ſein ganzes früheres Anſehen wieder zu eriper: ben. Er machte deshalb dem neuen Serastier folgende Friedensporſchläge. ,,Wenn die erſte Pflicht eines Fürſten die ift, Gerechtige telt zu üben, ſo iſt es die erſte ſeiner Unterthanen, zu gehou

den und dem Fürſten treu zu bleiben : Aus dieſem Perhålts

176

Rif fließen die Belohnungen und Beſtrafungen. Obgleid nun meine Dienſtleiſtungen mich überall rechtfertigen können To betenne ich denuoch , gegen den Sultan gefehlt zu habere und flebe daber demüthigſt um Bergebung, unterlaffe jedod aud nidt, feine Gerechtigteit und Strenge gegen diejeniger in Anſpruch zu nehmen, welche ſein Vertrauen mißbrande

tea . Io erbiete mich 1) ohne Berzug und ohne alles Nachlaß die Kriegskoſten und den riæſtändigen Tribut 30 sahlen ; 2) Da des guten Beiſpiels wegen Ades daras liegt, die Verråtherei eines Sllaven gegen ſeine Herren ſtreng

zu beſtrafen, ſo verlange ich , daß mein vormaliger Diener, det Parda Bey hingerichtet werbe, denn er allein iſt es, weldet

die Rebellion und alles Unheil , welches durch dieſelbe über de Túrten getommen iſt, bewirkt hat ;

3 ) Jo verlange

ohne eine jährliche Beſtätigung das Pafchalit von Fanning Epirus, Atarnanien und die zu dieſen Provinzen gehörigen

Ländereien und Ortſchaften, unter Vorbehalt der dem Suls tan gebührenden Rechte und Steuern auf Lebenszeit zu bez " iben, und begehre 4) für alle diejenigen , welche mir bis

jest gedient haben, Amneſtie und gånzliche Vergeſſenheit des Geſchehenen . Wenn dieſe Bedingungen nicht in ihrem vole len Inhalt angenommen werden , fo fete ich meine Berthele digung fort. Gegeben in unſerer Deſidenz des Solo Ted von Bagnina am 7.März 1821."

Thurſchid erklärte, daß er nicht erináchtigt fei, auf eine folde Wcife mit ihm zu unterhandeln, er wolfe das Dolin ment der Pforte” itberfenden, und bis zu deren näherer Ent:

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pließung einen Waffenſtilſtand gegen- ali beobachten, was mit dieſer auch ganz zufrieden war, denn ſeine Sauptablicht, Nafid ub , war erreicht. Die Sulioten willigten ebenfalls in einen Baffentiate

Aand, ſobald ſie vernahmen , das ult einen ſolden eingehen merde, Bekir Didiotador warde von türkiſcher Seite nach Sandja -geſchidt, wobia aud die Abgeorðneten der Sulios ten kommen ſollten. Zuerſt verhandelte man auf einem freien Felde zwiſchen Randja und Larour, einem (uliotiſden und einem túrtifden Orte , welches für neutral erklärt wox

dep warz da aber ein heftiger Regen eintrat, ro beſchloß man, die Berhandlungen nach Nitopolio zu ' perlegen, und bler ward endlich feſtgeſtellt, daß Befir 50 Seifeln nad Suli fenden, und daß dagegen die ſulistiſchen Häuptlinge Zet w a 8 and Lampro 8 nach Preveſa kommen ſollten.

Um 15. März wurden die Seifeln ansgewechſelt. 1

1

1 3

3

21

116 1

1

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1 Fünf und zwanzigſtes Kapitel. Das griechiſche Bolt , welches einen Theil der Khanas ausmacht, die das weite Gebiet der Osmanen bewohnen , ließ ſich durch die

Berführung von Teufetu in menſchlider Geſtalt und durd das Aufreizen threr verdammten Priefter zu dem Wunicht verleto

ten , das Gereß des Erlöſers wieder aufzurichten . Die Srien den bildeten fide ein , daß die Zeiten gekommen ſeien , wo nas

ihrem thörichten Wahre, die Zügel der Regierung über Gries würden . Dthörichteß Schwärmen, o abenteuerlicher Traunt ! writ dieſene rohen Wunſche und dieſer unverdauten PhantaRe erhob fich dieſe verdammte Brut in dem Thale des Aufrufrs

und der Widerreßlichkeit; fie faßte den Entidhluß ( daß Gott uns dafür fchüße !), die Wohnung der erhabenen Regierung midge Sott fie bis zum Ende der Zeiten gnädig beſchüßen an 40 bis 50 Orten in Brand Ju fteden und überall die felmänner zu dernichten , Schon waren ſie ganz darüber einig, at man durd Zufal baron benadorichtigt wurde. Dank dem

ระยอง ๒๓เขต-

dentand in die Hände der Chriften übergehen , und wo ſie nada. dem, was fic auß alten Geſchichten gezogen , frei umhergebent

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Atlmådstigen ! ehe diefe Feuersbrunt ausbrash, ehe diefe Fa. del die Länder in Brand Atects.

Folgend der Leitung einer

träftigen Politik, fchritt man zur Beftrafung der Kädetsführer Dieſes Bolks, die ſich in Griechenland felbſt und in Konſtantio nopel fanden . Unterdeſſen ſtredte der Sürft der Moldau, Mb daet, voll von böſen Thaten , die Hand der Verachtung und

des Berraths aus gegen die Güter' und Perſonen der Muſek männer x .

1

( Aus einer 1826 in Konſtantinopel erfoleo

nenen und dem jeßigen Sultan Mahmud gewidmetex Geſchichte des Krieges von Chios.)

Das erſte Bånddjen dieſer Geſchichte beſchäftigte ſich haupts ſáchlich mit den füdlicheren Provinzen Griechenlands , den größern und kleinern Inſeln und der Halbinſel Morea, das

zweite mit Hellas, beſonders mit Epirus, in dieſem dritten freigen wir nun zum Norden des túrfiſchen Reichs hinauf,

mach Servien und den Fürſtenthümern der Moldan und Wallach ei , in welchen im Frühjahr des Jahres 1821

durch Hoprilanti , oder wie man ihn gewöhnlich ſchreibt, 3pſilanti , der denkwürdige Aufſtand ausbrach, welcher der griechiſchen Sache erſt Wichtigkeit gab und die Aufmerke famkeit von ganz Europa auf den blutigen Kampf lenkte,

welcher ſich in den weſtlichen Provinzen der türtiſchen Moe nardzie zwiſchen Chriſten und Muſelmannern entſponnen batte..

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Auch in dieſen genannten Provingen destürkiſchen Reids

batte ſeit ihrer Eroberung durch die Türken noch keine volls lommene Ruhe geherrſcht. Die unterjochten Vólfer ergriſ fen jede Gelegenheit, die grauſame Oberherrſchaft der Túrten

wieder abzuſchütteln, und wie man auch die Freiheitskämpfer nennen mag, Räuber, Aufrührer, Rebellen, Inſurgenteu, fle batten immer denſelben Zweck, ſie betrachteten die Erde berung der Túrken als ungerecht und glaubten, daß ſie ein

größeres Recht hatten , die Lúrfen wieder zu vertreiben. Des Kampfes der Servier haben wir ſchon früher game dacht, und dabei des Ezerni Georg und des Milord , zweier Fürſten dieſes Voltes , erwähnt. Der erſtere fiel durd den legteren, und dieſer wußte ſich bei der Ohnmacht

der Pforte und während der allgemeinen Unruhen im türkis fchen Reiche eine Art von Selbſtſtändigkeit zu erwerben, in Der er fidh gud, erhielt. Die Pforte maqyte verſchiedene Berſuche, ihn ſeiner Machi 3p berauben, oder nad túrfis der Sitte durch deu Lob unſchädlich zu machen , indeß war der ferbiſche Fúrſt zu vorſichtig , und entging auf gk Ichidte Weiſe allen Nachſtellungen . Nach einer völligen un

abhängigkeit ſcheint er nicht gefrebt zu haben. - Servien erkennt den Sultan als Oberherren an und wird nach einem

Vertrag mit der Pforte von Woiwoden aus ſerviſchem w ſchlechte regiert, welche von dem Sultan eingelegt werden und einen beſtimmten Tribut zahlen . Den wahren Zuſtand des Landes kann man am beſten aus den ſerviſchen Volls

Liedern, überfekt von L. 4. £. V. J. ( Jakob) kennen lere

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nen, welche von demſelben ein lebendigeres Bild geben, als irgend eine Beſdreibung dieſer türkiſchen Provinz eß zu ents werfen vermag .

zu jener Zeit, wo Ezerni Georg durch Miloſch ermor: det wurde , regierte' in der Walladhei der Hospodar sta : radia , weld ;er auch bei dieſer ſcandlichen Handlung ro

wie bei dem Tode des früher erwähnten Paßwan Oglu ,

Parchas von Widdin , thátig war. Den lentgenannten túr tiſden Nebellen hatte er zu einer Kapitulation bewogen , in welcher demſelben ein ruhiges Privatleben in Konſtantinopel zu geſichert ward , deſſen ungeachtet fiel aber Paswan Oglu auf der Reiſe nach der Hauptſtadt durch Meudjelmord . Wir haben

in dem vorigen Båndchen mit wenigen Worten der Revolte in der Hauptſtadt bei der Thronbeſteigung des Sultan Mah mub erwähnt und dabei als Hauptperſonen den M uſt a pha

Bairaftar und den Kapudan parcha oder Großad: miral Seid Aly genannt.

Nad dem

Tode feines Heroi

shen Kampfgenoſſen, welcher ſich, wiewirschon erzählten, .

mit einem Pulvermagazin in die Luft ſprengte, flüchtete der

Sapudan in das rufiiiche Gebiet und lebte als Privatmann in Odeia.

Der Sultan hatte einen unbegreiflichen Haß auf

dieſen Mann geworfen, der ihn dod auf den türkiſchenChron geſtellt. Ob er ihn fürchtete, ob er ſich vor ihm ſchämte, ob er den Verråther perſönlich haßte, wenn gleich ihm der Verrath ,

willkommen geweſen, ob Seyd Ali yerläumdet war, ich weiß es nicht, genug er beſbloß ihn umzubringen. In des Sul tans. Nainen wurden dem alten Großadmiral die böchen UI,

&

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Ehrenſtellen angetragen, ſobald er in ſein Vaterland zurůda Febren werde ; Seid Ali, welcher, ſobald ihn der Sultan gee gen die Janitſcharen in Souß.nahm , nichts fürchten fonnte, machte ſich auf den Weg, aber er tam nicht weit, Staradja

ließ ihn in der Nähe von Buchareſt niederhauen und ſchicte ſeinen Kopf nach Stambul, wo er vor dem Serai aufge ſtedt wurde,

Durch ſolche Handlungen Hatte ſich dieſer Hospodar die Sunſt des Sultans zu erwerben gewußt, indeß war auch er der großen griechiſchen Verſchwörung beigetreten, und hatte die Emiffaire der Hetáriſten bei fid; beherbergt.

konnte vermuthen, daß die Pforte feinen Umtrieben auf die Spur Commen wurde und ſtatt nach 7jáhriger Regentſchaft

auf ſeine Rücherufung nach der Hauptſtadt zu warten , Flúgos tete er im October 1918 mit ſeinen Schaßen aus Budros WE Deſterreich nach Genf in der Soweiß, POR 10 reſt, Durch er ſich nach Tostana begab, Ihn begleitete fein Minss

fter und Weife Maurofordatos , welcher ſich durd felel De Menſchenfreundliditeit in der Wallachei eben ſo beliebt gee macht hat, als Karádia durch ſeine Grauſamkeit und Geldgiet den allgemeinen Haß auf ſich geladen hatte. Der Sultan mar über die Flucht bes Hospodarea ber Wallachei außerordentlich aufgebracht, lehnte aber dennod der Liſtigen Antrag derBojaren, das Land durch einen Divan obet eine Verſammlung der angeſehenſten Perſonen zu regieren, ab, und ernannte Alerander Su330 , einen Mann von

bohem Alter, zum Nachfolger des Karabia.

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In der Moldat regierte

Sahre lang nach dem Frieden

von Buchareſt, im Jahre 1812, der Hospodar Kari Kallie madi ,

welcher ſich in dem Striege gegen Rußland ausge

zeichnet hatte, auch verwundet und gefangen ward, und dees halb die Gunſt des Sultans in einem hohen Grade genoß.

Nach ſeiner Zurüdberufung wurde das Fürſtenthum den in dem Motto dieſes Kapitels genannten Schwiegerſohn des Karadia, Micael Suo úbergeben , einem gebildeten

jungen Mann, der ebenfalls den Plánen der Hetáriſten Or hór gab, und ſich mit jugendlicher Wärme ihrem geheimen Bunde anſaloß. Dieſe geheime Verbindung hatte ims mer mehr Theilnehmer gefunden und die Zeit des Ausbruchs der Inſurrection , welche Anfangs in das Jahr 1825 , dann 1

wieder in das Jahr 1822 und in den Herbſt des Jahres 1821 gefekt worden war , mußte endlich auf den Anfang

dieſes Jahres geſeßt werden, da das griechiſche Volt überall in der größten Spannung mit den Túrken lebte und der

Aufſtand an vielen Gegenden ohne Zuthun der Hetáriſten im Sinzelnen auszubrechen drohte. Es ſchien nur nöthig, eis nen Funken in den allgemeinen Zunder zu werfen , niin

überall die Flamme des Aufruhrs emporſchlagen zu ſehen , und dann die verſchiedenen Kräfte zu einem Zwecke zu ver

einen. Hierzu war aber ein allgemeiner Anführer nöthig, und nachdem Ezerni Georg, welchen man dazu früher auga Itſehen hatte , dard Verrath gefallen war, wendete man lido an Alexander. I prilanti , welcher auch den Ober befehl annahm . F2

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Alerander Ipſilanti ſtammt aus einem alten wallachiſchen Fürſtenhauſe; ſein Vater hatte ſich im Jahre

1802 dås Hospodorat der Wallachei zugeeignet und ſollte nach dem Frieden zu Jaſſi 7 Jahre, wie alle Hospodareny

die Regierung führen. Schon im Jahre 1805 wurde er itp deß vom Sultan, man ſagt, auf Antrieb des franzöſiſchen

Geſandten, weldher ihn der Pforte als einen Verbündeten Rußlands verdådytig machte ; zurücberufen . Moruſi, welcher zn gleicher Zeit Hospodar der Moldau war , und ebenfalls die Aufforderung erhielt, nach Konſtantinopel zu růckzukehren, hatte derſelben Folge geleiſtet, Ipſilanti abet, welcher, wie der Pforte bekannt ſein mußte, mit Ezerni Georg in Verbindung geſtanden hatte, glaubte ſich in da türkiſchen Hauptſtadt nicht ſicher, und flüchtete nac Rab land . Ju Petersburg erhielt er eine Anſtellung in dem

ruſſiſchen Heere , mit welchem er nach Beſſarabien zurüche kehrte. Später ließ er fic in Siew nieder, wo er mit Hinterlaffung eines bedeutenden Berinógens nach kurzer Zeit Aarb.

Einer ſeiner Söhne , der obengenannte Alerander, damals etwa 30 Jahr, alt, hatte ſich in dem deutſchen Fick beitsfriege als Generalmajor im rufliſdeu Heere rühmlich and

gezeichnet, und in der denkwürdigen Schlacht bei Kula 1

am 30. Anguſt 1813 einen Arm verloren .

Er war 9

jutant des Kaiſers Alerander, da ihn die Hetáriſten als de tapferſten und edelſten der griechiſchen Nation zu ihrem Heerführer ernannten . Georg Rantalujeno, ein Bru

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der des gegenwärtig in Dresden lebenden Fürſten Aleran : der Kantatuzeno, welcher auf den Rang eines allgo 2

meinen Heerführers eben ſo große Anſprüche machen konnte, war mit der Wahl nicht unzufrieden und zeigte , wie ſehe ihm das Wohl feines Vaterlandes am Herzen liege dadurch, daß er ſogleich den Prinzen Ipſilanti als ſeinen Obergeneral anerkannte.

Michael Su3f0, welcher damals, wie wir

eben erzählten, als Hospodar in der Wallachei regierte, vers ſprach in Gemeinſchaft mit Ipſilanti zu handeln und ihm jeden möglichen Vorſchud zu leiſten. So war denn alles auf das Beſte vorbereitet, man beabſichtigte zuerſt, die beis

den Fürſtenthümer der Moldau und Wallad ei von der Oberherrſchaft der Türken zu befreien , in dieſen eine große Armee zu organiſiren und dann mit Unterſtütung der Sulioten und Armatolen und den in allen Städten befindli

den Hetáriſten ganz Griechenland die Freiheit wieder zu er támpfen . Man durfte hoffen , daß die zahlreichen Bundese brúder in Konſtantinopel dem Freiheitskriege nicht ruhig zit fehen würden, und auch die Servier ſchienen geneigt, ſich an die Sache .

Es wirb erfprießlich Fein,den Lefern dieſer Geſchichte eie me fleine Schilderung von den genannten Ländern zu geben, damit ſie um ſo leichter die Schwierigkeiten einſehen, mit welden die Inſurgenten zu kämpfen hatten und denen ſie

am Ende erlagen. Die Moldau und die Wallach ei ſind zwei Challán

der an der Donau und vielleicht von dieſer und ihren Sei

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tenfluffen zum Theil wie das Nildelta angeſchwemmt, bes, ſonders mag dies von dem größeren Theil der weſtlid gele: generen Wallachei und dem ſüdlicheren Theil derMoldau gela

ten. Die beiden genannten Fürſtenthümer machen mit dent heutigen Berrarabien ein geographiſches Ganze aus, es

find die Súſtenniederungen des ſchwarzen Meeres zwiſchen dies remand den letzten Abhängen der farpatiſchen Berge, beſonders von Sieben bú r gen ; der obere Theil der Moldau und

der nördlichere Theil der Wallachei hången ſich noch an dieſe Gebirge und beſtehen zum Theil aus den fehr weit und mit allmalicher Abnahme auslaufenden Gebirgshöhen. Der Boe den beider Fürſtenthümer iſt ſehr fruchtbar, voll von Biefen

und dein ſchönſten Aderlande. Atte Arten von Feldfrüche ten geben den reidyſten Ertrag und das Vieh gehört zu dem Ichönſten und ſtartſten in Europa. Die Pferde find vor

trefflich und Schaafe giebt es in ſolcher Menge, daß jährlich allein nach Stambul über 250,000 Stück verkauft werden. Aud) an Holz, Honig , Wein, Wildpret und Fiſchen haben diefe Provinzen einen Ueberfluß, ro daß ſie bei gehörigen

Anbau bald zu den reidſten Ländern Europa's gehören würs den. Unter den Mineralien findet man hauptſächlich Steins ſals, von welchem allein die Salzminen in der Wallachei eine jährliche Einnahme von 100,000 Rthlrn. in den Schaß des Fürſten liefern ; die Bergſtrome führen ſogar Gold mit līd und in einigen Gegenden möchte der Bergbau mit Bortheil betrieben werden können. Die Einwohner der Moldau und Wallachei ſind Nads

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tommen der alten Dacier , periniſcht mit römiſchen Koloni ften, und ſo ſcheint benn auch ihre Sprache, beſonders in der Balladei, ein verdorbenes Latein zu ſein, in welches ei te bedeutende Anzahl griechiſcher, türkiſcher und flavifcher

Wörter aufgenommen iſt.

Ihre Tradt iſt eigenthůmlid ),

aber noch ganz die der alten Dacier , wie man ſie auf rómiſdıen Denkmålern abgebildet findet. Wie im Alter: thum die Dacier, ſo waren auch in der neueren Zeit die Moldauer und Wallachen durch ihren kriegeriſchen Muth und

ihre Tapferkeit berühmt, indeß hat ſich jeßt durch die Herr fchaft der Túrfen eine veráchtliche Erſchlaffung über die ganc de Bevölkerung verbreitet und die wenige Vildung, welche lid dieſe Länder früher erworben hatten, iſt ießt ganz wide der erloſchen. Es möchte beiden Fürſtenthümern nichts bera feres zu wúnſden fein , als daß ſie bei der erſten Gelegens heit ganz mit dein ruſſiſchen Reiche vereinigt würden .

Nur in wenigen Städten, als Budyareſt , Galan , 3affy und Tergoviſt findet man Handel, regeres Les I

ben und auch bei dem Bürger einigen Wohlſtand ; im Urs

brigen iſt das Volk arm und Teufzt unter dem Joche der Cúrfen , feiner Fürſten und der Bojaren. Es herrſcht über haupt in dieſemn Winkel von Europa (ein Vergleich zivis den der Bildung in dem groften Cheile des übrigen Elle ropas und dieſen in Finſternig begrabenen Ländern , rechts

fertigt dieſen Ausdruck ) eine große Standesrerſchiedenheit, Schon in Ungarn findet man die großen Schranken zwiſdien den udligen und den leibeigenen Bauern und in den türme

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fchen Landſchaften dieſer Gegend ſind die Landleute nicht als die Sklaven ihrer Bojaten , ein Wort, welches mit Beg oder Bey, ein Fürſt, zuſammenzuhången deint. Eine jede Revolution in dieſen Gegenden , bei welcher das Volt Koffitung hätte, ſeine läſtigen Feſſeln abſchütteln zu können,

würde ſich mit Blißesſchnelle liber beide Landſchaften vele

breiten. Jeħt leben die Bauern nidyt beſſer als das Vieb, fie quålen ſich ab, um ihre Bojaren zu bereichern, indeß ſie felbſt taum ſo viel erwerben , als zu ihrem Lebensunterhalt nöthig iſt. In dieſem Sklavenleben auferzogen,, beſißt das Volt weder Muth , noch lebendigen Geiſt. Die Bojatet ,

welche an Bildung ihre Untergebenen nicht fehr übertreffen, frohnen ihren Lúſten , treiben einen unmaßigen Lurus, falls

ren den ganzen Tag in ihren koſtbaren Equipagen umher undbeſchäftigen ſich außer dem Eſſen und Trinken hodiſtens

min . inlichen Hofintriguen . Auf die Erziebung der Kim

der wird keine Sorgfalt verwendet, Schulen giebt es nur in den Hauptſtadten, und in den andern Gegenden übergiebt der Bojare ſeine Kinder den Zigeunern, im glücklichſten Faks le einem Griechen, um ſie groß zu füttern, bis ſie Geld eine nehmen und ausgeben können und ſtark genug ſind, um übet ihre unglüdlichen Bauern die Peitſche zu fdwingen.

Die Griechen , welche bei einem ſolchen Zuſtand die ret Lånder, wie wir ihn eben geldildert haben , durch ihre Stenntnife und ihre Thätigkeit hier leidster als in jeder ank dern Proving ihren Unterhalt erwerben und Reich thúmer er

werben tonnten, wanderten in großer Anzaht nach der Wola

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dan und beſonders nach der Wallachei.: Sie nahmen die Landgüter der Bojaren in Pacht, verbeſſerten dieſelben und bereicherten dadurch ſich und die Gutsherren , denen ſie eine größere Abgabe als die Eingebornen zahlten ; andere Griez den beſchäftigten fich mit dem Handel oder legten Werkſtatt ten an ; die Gelehrten wurden um theures Gold als Lehrer angeworben und ſo kam eß , daß in den großen Städten faſt

mehr Griechen als Eingeborne lebten . Buchareſt war eine griechiſche Stadt geworden , in welcher die Griechen unter dem Schuß ihrer Fürſten zugleich einer größern Freiheit -

genoffent. Dieſe Griechen waren es nun eigentlid , unter deres men die Inſurrection verabredet war , und auf welche man hauptſächlich zählte , fie hatten bei dent rufirchen Heere dhe

militariſche Disciplin tennen lernen , und geſehen , welde Vortheile daſſelbe eben dadurch über die Türken erfochten hatte. An der Gränze von Rußland und Deſterreich wohiks haft, hatten ſie die Vorzüge einer milden chriſtlichen Herx

fhaft wahrgenommen. Die Bojaren waren dagegen nicht zum Aufſtande geneigt , Re führten , wie wir ſchon erzähle

ten , ein ſorgenloſes ſchwelgeriſches Leben und konnten teine Berbefferung ihrer Lage wünſden, im Gegentheil war bet einer durchgreifenden Revolution eine Verſchlimmierung der

felben hódíſtwahrſcheinlich. Anders war es aber mit der unterdructen -Volkmaſſe , dieſe ſeufzte nach Erlöſung, und war bereit 1, jeder Partei zu dienen , ſie hätte ebenſo wile

lig ihre Bojaren verjagen helfen, als einen Kampf gegen

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die Pforte unterſtüßt , jebe neue Lage der Dinge konnte

ihren Zuſtand nur verbeſſern . Mit dieſer fo geſinnten alle Tehnlichen Bevölkerung hätte man die glänzendſten Reſultate erringen können , aber theils waren die Anführer nicht ges {dict, um eine ſolche Menge vorſichtig zu leiten , theils fuchten aud) fremde Agenten den Aufſtand zu beſchwichtigen Einen Theil der Bevólterung der beiden mehrmals er wähnten Fürſtenthümer haben wir noch nicht genanut, nam lich die Soldaten . Die Provinzialmiligen hatten ſide einſt unter ihren Landesfürſten einen berühmten Namen erworben , wem waren nicht die Panduren bekannt! In der Wallachei gab es allein an 10,000 dieſer gefürchtes

ten Krieger, aber ſie waren es jeßt nur noch dem Namen

nach . Früher waren ſie Abgaben frei , mußten aber dafür jeden Angeublic zum Felddienſte bereit fein , fpåter wur:

den ihre Privilegien nicht geachtet , die geldgierigen Hospo: daren achteten nur wenig auf dieſe ihnen unnúßen Manns fchaften ,1 und fo verfanten ſie zulekt in Armuth und Unthas

tigkeit ; ihr kriegeriſcher Geiſt war entflohen , ihre Waffen

waren in ſchlechtem Zuſtande , und das ganze Korps hátte einer neuen Organiſation bedurft , wenn man auf ſeine uns terſtúşung rechnen wollte .

Außer den Panduren hatten die Hospodaren noch eine Leibwadhe , welche. hauptſächlich aus Albaneſen bes ſtand und daher auch den Namen . Arna-uten führte, aber auch dieſe Storps waren im Felde nicht ſehr brauchbar, Tie waren ans den verf iedenſten Wölferſchaften , aus Aber

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teurern und Landſtreichern von allen Nationen zuſammette gefekt , und dienten auf der einen Seite zum Schuß der Bojaren gegen die unzähligen Räuber , wenn ſie auf der andern ſelbſt dieſe Räuberborden bildeten . Bedenkt man nun , unter welchen ungünſtigen Umſtårta

den in dieſen nördlicſten Provinzen des türkiſchen Reichs der Aufſtand der Griechen ausbrach , ſo muß man ſich vere wundern , daß die Griechen überhaupt den Muth dazu bate

ten . Ipſilanti und die Hetáriſten hofften , daß fich die Griechen in der ganzen Türkei mit einem Male erheben

würden , ſobald nur an einem Orte das Signal gegeben worden , daß man es ernſtlich mit der Sache meine . Dem Anführer mußte es wohl bekannt ſein, wie ſehr der größere Theil des griechiſchen Volks unter der Herrſchaft der Dómanen jedes edeln Aufſchwungs unfähig geworden, wie die

Nenge feig und verweidlicht zu dem Freiheitstampfe eben fo Tehr des Muthes entbehren wurde als die Túrfen , weldoe ben Griechen widerſtehen ſollten .

Er mußte baber jedes

Mittel , welches ihm zu Gebote ſtand , ergreifen , uin feine Nation zu den Waffen zu rufen. Standen die Griechen ein Nal mit dem Schwerte in der Hand den Lúrken gegenüber,

ſo war Hoffnung , daß der zweck erreicht wurde , die Maffe brauchte nur geſdict gelenkt und geregelt zu werden. Dieſe Gründe ſcheinen mir den Fürſten Ipſilanti zu den Verſide

rungen bewogen zu haben , daß Rußland ſeine Unternehe mungen begúnſtige und unterſtüße, daß er ſelbſt daran gee glaubt hätte , iſt mir hódyſt unwahrſcheinlid ), erwollte mit

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Heren Verſprechungen lediglich die Griechen ermuthigen und war nur erſt ein allgemeiner: Aufſtand ausgebrochen , fo konnte er hoffen , auch ohne fremde Hülfe' feinen Zweck zu erreichen. Aus dieſer politiſchen Lúge entſtanden nun freis lich auch viele Unannehmlichkeiten , Rufland mußte , wenn

es fonſt nicht die günſtigſte Gelegenheit, gegen ſeinen alten Erbfeind aufzutreten , benußen wollte , früher oder fpåter etkåren , daß die Griechen nicht auf ſeine Hülfe redinen tónnten , und damit den Enthuſiasmus der Freiheitstånn Sobald die Unwahrheit aufgedeckt wat , Pfér brechen . mußte die Gegenparthei neuen Muth bekommen , die Reis

den des Landes durften ihre Klagen gegen die Empörer, Welche zu der Vernichtung ihrer Süte beitrugen , und ſie felbſt in ihrer gemachlichen Ruhe ſtorten, laut werden laſſen,

und das "chriftliche Europa , 'wenigſtens deſſen Regierungen, konnten mit einer geſchickten Dialektik gegen die Inſurgens ten eingenommen werden , fobald man erzählte , in welches 1

Elend die unſchuldigen Moldauer und Wallachen durch den Uufſtand eingewanderter Ausländer gerathen , wie dieſe das Bolt mit fremder Hülfe getäuſcht, wie der Anführer ein Verbrechen begangen, indem er erklärt habe, daß der Kaiſer Ulerander reine rebelliſchen Abſichten unterſtüßen werde , ja man konnte Ipſilanti noch als Deſerfeur verfolgen , man

tonnte die Túrken gegen den Ausreißer unterſtüßen , obe gleich man Beides nicht gethan hat. Es tam alles auf eine ſchnelle gúnſtige oder ungünſtige

Bendung der griechiſchen Sache an ;" wenn es möglid wat,

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daß Ipſilanti ein Heer bildete , daß ſich alle Griechen mit Einigkeit ihm anſchloſſen , fo hätte man fein geachtet , und

feln Aufſtand wåre früher oder ſpäter als rechtlich anerkannt oder unterſtúkt worden. Die geringſten Unfälle welche er erlitt , mußten dagegen die Stimme ſeiner Gegner laut

werden laſſen , das Volt von ihm als einen Betrüger abs wenden , die Türken gegen ihn als einen Empörer bewaff

nen , und die Meinung der europäiſchen Mächte gegen ihn, als gegen einen undankbaren abtrünnigen Verråther , mixx deſtens unbeſonnenen Abenteurer, hervorrufen . Alea jacta .

est , könnte Ipſilanti eben ſo.wahr ausrufen , als er den

Pruth úberſchritt , als Caſar am Ticinus. Db Beide ihre Stellung mit gleicher Umſicht unterſucht, ob Ipſilanti nicht gum Cheil über die Kräfte, die ihm zu Gebote ſtehen ſollten und wollten , unangenehm getauſcht worden, ob er es gehde rig bedacht, daß ſein griechiſcher Aufſtand in einem frems

den Lande begann , daß diejenigen , welche ihn unterſtüten follten ,1 eine ganz andere Nation bildeten ,1 welche die Grie en des Phanar aus mancherlei Gründen ſogar haßte , und bei einer ungünſtigen Wendung ſogar die Türken unterſte Ben konnte , auf jeden Fall aber nur für ihre eigene Fres

beit das Höchſte wagen und den Griechen nur wenig , viels

Leight gar nicht behálflich ſein würde, -- dieſe Fragen werden uns die nächſten Ereigniſſe, welche wir jekt erzählen múpenie beantworten .

Während Ipſilanti noch in Beſſarabien verweilte und bort mit denberſdiebenen Anordnungen zu der Organiſatiou 专

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des Aufſtandes beſchäftigt war , brach unerwartet in der Wallachei ein Aufruhr aus , von dem man nicht ſogleich beſtimmen konnte, welchen Zweck ſeine Häupter verfolgten, 1

und ob dieſelben den Grieden in ihrer Unternehmung bei ſtehen würden .

Alerander Su330 , der Hospodar der Wallachei, ein fchon bejahrter Mann , war plößlich in Buchareſt gk ftorben. Es iſt erwieſen , daß er eines natürlichen Todes perblich , indeß zeigten ſich ſchon jeßt die Gegner der Heta riſten in der Behauptung , er ſei von denſelben vergiftet

worden , um ſich ſeiner Sæåße, die man auf 20 Mil. Piaſter anſchlug , zu ihren verråtheriſchen Abfidten zu be machtigen.

Die Bojaren hatten einen Divan zuſammen

berufen und bei der Pforte um die Anerkennung dieſer rø publikaniſchen Regierung anſuchen laſſen , ohne daß fich i® dod diefe dazu willig gefunden hatte. Durch dieſe Ereig niſie war Verlegenheit und Verwirrung entſtanden , Nik mand wußte eigentlich, wer das Land regieren ſollte, als

plóklich ein früher in ruſſiſchen Dienſten geweſener Abens teurer , Theodor Wladimiresto , ein Bojar 1, wel der an die Walladhiſche Regierung einige Forderungen hatte,

unter dem Vorwande , die Bojaren zur Bezahlung ſeinet Auslagen , welche er im Jahre 1811 gemacht, und um deren Wiedererlangung er ſchon lange vergeblich angeſucht

habe , eine Empórung erregte. Er hatte dem Divan der Bojaren , bei welchem er ſeine Sache leichter durchzuführen glauben konnte, als bei einem neuen Hospodaren , ſeine 1

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Forderungen vorgelegt, auch einen Theil dieſer Håuptlingê 1

gewonnen , war aber doch von der ganzen Verſammlung, welde zum Geldzahlen wenig Luſt bezeigte , abgewieſen wok den , was nicht auf dem friedliden Wege der unterhands lung gelang, bas wollte Wladimiresto mit Gewalt ertroken,

er wußte durch ſein Geld und einiges bei dem Volte früher wworbenes Anſehen die Arnauten zu gewinnen , brachte ein Korps von 300 Mann gut bewaffneter Strieger zuſammen,

und erließ, ſobald er bemerkte , daß ſein ſchnelles Verfah ren Beſtürzung unter den Bojaren verbreitete, ein Manifeft gegen dieſe , fühlloſen beftedlichen und anmaaßenden Eye kannen der Wallachen ." Er ſagte in demſelben , daß ſeine

abſicht nur die fel, dieſe von dem Sultan nicht einmal an erfannte Regierung zu vertreiben , und der hohen Pforte die Beſchwerden des Voltes vorzulegen. Wer ſeiner Meinung ſei und wie er dieſe unrechtmatige Regierung baffe , folke :

lige mit ihm vereinigen und unter ſeineFahnen ſtellen. Die ſtolzen Bojaren lachten über den Rebellen und ſeine

Boben Worte, und glaubten mit 250 Nann ihrer Pando 1

ten und Arnauten, welche der Militairchef Brantovano

ausſchiate,. den Haufen der Emporer jerſtreuen zu können, aber die Sache nahm bald eine ernſtere Wendung. Brann kovano's Soldaten , welche den gemeſſenen Befehl hatten ,

teinen der Aufrührer entwiſchen zu laſſen und ihre Kópfa dem wallachiſchen Divan auszuliefern, gingen zu dem Feinde aber , und dieſer näherte ſich bereits der Hauptſtadt. Die beſtürzten Bojaren wollten Hülfe bei den nächſten türkiſchen

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Parchas ſuchen , aber der rufiſche Konſul erklärte , daß dies gegen den Vertrag der Pforte mit Rußland ſei, nach wela

dem den túrtiſchen Truppen die Erlaubniß nicht zuſtehe, die Moldau und Wallachei zu betreten. Die Gefahr war dringend , und man ſuchte deshalb aus alten Soldaten, ut: tauten , Serviern , Griechen , Panduren 16. , ein Korps von 1000 Maun zuſammen zu treiben. Der Oberbefehl über dieſen jammerlichen zum Theil berittenen Haufen wurde

dem Polizeichef Wacaristo úbergeben , er führte den: felben aber nicht ſehr lange , denn ſchon nad dem erſten Marſch erklärten ihm die Soldaten , daß ſie zu dem Feinde übergehen würden, ihm ſelbſt aber wollten ſie erlauben, nach Buchareſt zurückzukehren , wo derſelbe auch am folgenden Tage zur großen Beſtürzung der Walladiſden Eslen und

nur vou zwei Arnauteu begleitet , anlaugte. Der walladiſche Divan wußte nicht, zu welchen Maats regeln er ſeine Zuflucht nehmen ſollte. Der ruſſiſche Conſul verweigerte fortwährend mit großer Beſtimmtheit , daß man

türkiſche Eruppen zu Hülfe rufe, und ein anderes Mittel ſchien es nicht zu geben 1, wenigſtens konnten die Bojarev;

sbgleich fidh ihr Divan alle Tage verſammelte, kein anderes ergründen . Noch beratbídhlagte man ſich , was zu thun ſei, als plößlich die Schaaren Wladiiniresko's , welde tåglid as

Größe zunahmen , vor Buchareſt erſchienen ,

Unterdeſſen 30g auch aus dem Norden das Ungewitter

97

heran.

Alerander pfilanti ) , welcher von dem

Aufſtande in der Balachei Kunde befommen hatte , war durch denfelben und durdy die Feſtnehmung, eines feiner Emiſſáre Ariſtides , aus deffen Papieren die Pforte von

der ganzen Verſchwörung Kenntniß erhielt , zum faleunigen Aufbruch genöthigt worden.

Mit 200 Mann ging er in

der Nacht vom 6.März 1821 über den Pruth, und zog noch an demſelben Eage in I arro , der Hauptſtadt der türkiſchen Moldau , ein . Die meiſten unter den Freiheits >

helden , welche den griechiſchen Prinzen begleiteten , waren Grieden , welche im fuflifden Heere gedient hatten. Der Einzug Ypſilantis war den Einwohnern von Jaſty ein ganz wunderbares Ereigniß, ſie wußten nicht, was dieſes Søhau

ſpiel zu bedeuten habe, und waren ſogar zum Widerſtande geneigt. Sämmtliche Türfen , welche ſich in der Stadt be fanden , etwa 30 an der Zahl , wurden von den Griechen

perhaftet und in ein Kloſter geſperrt, wo ſie am folgenden Lage, als ſie ſich mit Gewalt die Freiheit erringen wollten, burd die Wachen ihr Leben einbußten .

Am 7. März fand mau an allen Straßen - Ecken : zu JalTV folgende proclamation in Moldauiſcher Sprache an: geſchlagen : *) So viel ich erfahren konnte , giebt es vier Brüder Ypſilanti, Alexander , Demetrius , Georg und hilo laus. Utle pier haben in dem jeßigen griechiſchen Freiheitskriege mitgefochten .

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Bewohner der Moldau !

Wir machen Euch bekannt, daß Heute ganz Griechenland mit göttlicher Onade und Hülfe die Fadel der Befreiung

orvon dem Joche der Tyrannei emporgeſchwungen hat, indem eres feine ihm gebührenden Rechte anſpricht, und ich begebe mid mit meinen Landsleuten dahin, wohin mich die Stimme des Volkes meines Vaterlandes ruft. Ich gebe Euch fake

otvohl von mir als von Seiteu derjenigen meiner Laddsleute, rtvelde fichießt hier befinden und welche ich zu leiten die

,, Ehre habe, die Berſicherung und Bürgſchaft, daß Ihr volle nkommene Ruhe und Sicherheit eurer Perfonen und cares Bermogens genießen werdet. Es möge daher Jeder ſeinen „ Obliegenheiten mit der bisherigen Freiheit nachkommen und Meine Geſchäfte beſorgen , auch Niemand über meine Bena gungen ſich nur im Mindeſten beunrubigen , denn die Ben invaltung und Regierung dieſes Fürſtenthums bleiben unvers dndert die bisherigen , und die dermaligen Gefeße für alle

mingelegenheiten fortwährend in Ausübung.

Ich verſichert

,,Euch wahrhaft, daß die himmliſche Vorſehung Euchan dem

* Fürſten Michael Su330, welcher Euch gegenwärtig beherrſcht, meinen Bertheidiger der Rechte Eures Vaterlandes , einn

Water , einen wohlwollenden Gönner geſchentt hat. Wife ,, fet mit uns, das Se. Hoheit diere ihm beigelégten Ehrens

whamen verdiene , und vereinigt Eud, mit dem Fürſten

mur Berhubung des allgemeinen Glüđi. Sollten irgend meinige verzweifelte Lürfen in Euer Gebiet einfallen , in .

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ofei jede Furcht von Euch fern , Dinn eine Tur dht : bare Madht iſt bereit, ihren Frevel zu beſtrafen .

,, Gegeben in der Stadt Jaffo am 23. Februar (7. März neuen Styls ) 1821 .

Alexander epſilanti." Zugleich mit dieſer Proclamation erſchienen mehrere Hau fen von Kriegern, welde die in Jaſſy nod befindliden Túr: ten aus der Stadt verſagten und die Widerſpenſtigen ſogleidy

enthaupteten. Das Volf war über dieſe ſtrengen Maaßre geln fehr betroffen und rottete ſich bereits zuſammen , um

den Türken Hülfe zu leiſten , als Michael Suzjo uuter die Berfammlung ritt und ſie wegen des Borgefallenen berus bigte. Er ſagte ,1 daß alles mit ſeinem Wiffen und willen

geſchehe, daß die Moldau aufgehört habe eine türkiſche Pro vinz zu ſein und ermunterte ſeine griechiſchen Unterthauen , auch die auf dem Lande wohnenden Türken zu verjagen und

fich deren Belitungen und Eigenthum anzueignen.

So

wurden denn auch auf dem platten Lande eine bedeutende Anzahl Túrten umgebracht. Nach und nad griff der größere Theil der Moldau zu den Waffen , und das Volt erwartete

jeden Augenblick , daß die Ruſſen , welche an dem Pruth in 6 Jnfanterie- und 4 Soſadenregimentern zuſammengezogen Waren , in die türkische Moldau einrúden würden .

Pon allen Seiten ſtrömten junge Griechen und große Gelbſummen als freiwillige Beiträge nach Jally , es gab singelne Männer , welche bis zu 1 Million Rubel einſende G2

457426

100

ten , namentlich wird dies von einem griechiſchen Fürſten und einem Banquier erzáhlt. Ulerander Ypſilanti mußte dieſen günſtigen Augenblid benußen , um fich eine Armee zu

bilden und er war auch nicht unthätig. Während dieſer Ereigniſſe in der Moldau war die nad barliche Wallad ei in die größte Verwirrung gerathen. Nach dem Tode des Hospodaren Alerander Sußos hatte der Sultan einen Phanarioten von angeſehener Familie , son tantin Stallim a chos mit dieſer Stelle beliehen , ohne

daß es jedoch der neuernannte Hospodar gewagt håtte, feine Regierung anzutreten . Die Ausſichten für die Walladei waren ſehr trübe , man ſah in dem allgemeinen Aufſtande

verſchiedene Partheien mit verſchiedenen Intereſſen auftreten und noch war nicht abzuſehen , wer in dieſer fürchterlicher

Perwirrung die Oberhand behalten würde. In Erwägung dieſer bedenkliden umſtánde zögerte Kallimados mit feinet

Abreiſe nach Buchareſt, wo er für ſein Leben zu fürchters hatte , und ſchickte auf den Rath ſeines Bruders Jobana, eines ehemaligen Großdragomans der Pforte, zwei túrfiſme Officiere als Kundſchafter und Geſandte nach der Wallae chei ab.

iciere

wladimireslo ' & Anfang war immer bedeutender geworden, indeß beſtand ſein Corps faſt nur aus zuſammen : gelaufenem Geſindel; er ſchien der Anführer einer großen Nauberbande, welche úberall plúnderte und beſonders in den Beſißungen der Bojaren mit der ausgeſuchteſten Gratts

ſamkeit verfuhr. Als der Held von Cherneß endlich gegen

101

Ende des Märzmonats in der Nähe von Buchareſt anlangte,

etgriff den Divan in dieſer Stadt ein paniſder Schrecken. Fúrſt Brantovano, welcher als der angeſehenſte und reidſte unter den wallachiſchen Häuptlingen das Wort zu

führen pflegte , machte ſich bei Nacht und Nebel aus dem Staube,1 und alle übrige Bojaren ,. ſo wie die Konſuln der fremden Mächte , bis auf den von Frankreich eilten ihm nad ; ihre Flucht ging nach dem benachbarten Siebenbürgen ,

bauptſächlich nach Kronſtadt. Als unter Wladimiresto's Banden die Nachricht von der heimlichen Entfernung der Bojaren aus Buchareſt bekannt wurde ,1 machte ſich ein gro Ber Theil der Panduren auf den Weg , um die Flüchtlinge ju plúndern und ihre Frauen und Kinder zu mißhandeli. Bei dieſer Verfolgung fühlten die rohen Bulgaren auch ihren Muthwillen an zweieu durç ihre Schönheit im ganzen Lande berühmten walladiſchen Fürſtentóchtern Namens Golisko. Den beſten Aufichluß über Wladimiresko's Abſichten und

ſeinen fonderbaren Aufſtand wird folgende Proklamation gee ben , welche er an den Straßenecken von Buchareſt unter. Trompetenſchall anſchlagen ließ. ,,An die hochgeehrten Herren Bojaren, an alle Handelss

leute und alle Búrger der Stadt Buchareſt , ſowohl Einges borne als Fremde , welche darin wohnen ! Brüder ! Männer ! Ich weiß, daß Euch das Verlangen

des ganzen in dieſem Fürſtenthum befindlichen Volfes , zu Dhren gefommen iſt, hinſichtlich der Wiederherſtellung der 1

núßlichen Gerechtfame des Landes , welde wir vor Alters,

102

durch die Gnade des machtigen und allherrſchenden Saiſet thums zum Geſchenk erhalten haben , die aber von einer ga wiffen Seite ber durd das Einverſtändniß der Landesbojaren

mit den jedesmaligen Fürſten entweder ganz verſchlungen und vernichtet , oder doch blos zu ihrem eignen Vortheile angewendet worden ſind. Dies alles ift Euch ſehr wohl be tannt ; denn auch gegenwärtig wollen die Gedachten dieſe Rechte nicht in Ausübung bringen laſſen . Aus dieſem Grunde entſtand eine Verſammlung des Bolts , deren Menge fich gegenwärtig auf 16,000 Kópfe beläuft. Nach:

dem dieſes verſammelte Volk die jenſeits des Altfluffes lie genden 5 Diſtrikte in Beſiß genommen , hat daſſelbe and über den Altfluß bis Piteſcht und Ruſhdewede ſeine Magt verbreitet. Ein Flügel hat ſich gegen die Gebirge gewendet, un am Fuße derſelben bis Fodſchan zu ziehen . Die Haupt:

maſſe des Voltes iſt heute bereits in Bollentyna ; ein Theil davon wurde nach Cotroczeni vor den Thoren der Stadt

Buchareſt, ein anderer aber nach dem fürſtlichen Dorfe Gjorogirlo geſendet. Das Ganze aber zieht nach Buchareſt,

wo überhaupt das ganze Land ,1 Groß und Klein ſich ver: ſammeln Toll, um abzuwarten , bis die von der mächtigen Pforte abzuſchickenden amtlichen Commiffärs. ankommen, um unſern beklagenswerthen Zuſtand zu unterſuchen , jins find unſere Rechte wieder zu geben und eine gute Verfaſſung ja veranſtalten. Dieſen Vorfaß habe ich bereits unter dem 20.

8. M. bekannt gemacht, damit Ihr einer Seits die nöthigen Verpflegungsquartiere bereitet, anderer Seits.aber , damit

103

Jhr mir aus feder Zunft einen mit ſchriftlicher Bollmacht verfehenen Deputirten Pendet; ich ſehe aber , daß gar nichts beranlaßt wurde.

Da ich indeß nun aus Gnade , und mit

Hülfe des allmådytigen Gottes vor den Choren dieſer Haupt ſtadt angelangt bin , ſo erfülle ich abermals die chriſtliche pricht , und gebe Euch den brüderlichen Rath , daß Ihr in

Eile mir eine ſchriftliche von Seiten aller Zünfte, von Groß und Klein , es fei geiſtlichen oder weltlichen Stantes , lo wie auch von Seiten der in Buchareſt befindlichen Krieger, die von diefem Lande ernährt werden , unterzeichnete Vers ficherung einſendet, damit wir wiffen , ob Ihr auch das alle gemeine Beßte einſehet oder nicht, denn nur der , welcher

einſtimmig und einverſtändlich mit dem chriſtlichen Wolfe iſt, welches blos zur Wiedererwerbung feiner Gerechtfame aus 30g , nur 'bet darf ſich ein Freund des Vaterlandes nennen , im Gegentheilmuß der , livelcher den allgemeinen Wohl zue

wider fein wird , als ein Feind betrachtet werden. Wiffet auch zuverſichtlich , daß Ale welche ſich mit dem Volte delle I

einigen , und mit ihm in Uebereinſtimmung handeln , feine

Urſache zur Reue haben ſollen , fie mögen Bojaren , Strieger oder was ſonſt nur immer ſein , wer aber das Gegentheil thut, es gewiß ewig bereuen ſoll. Buchareſt d. 29. März 1821. Theodor Sultjec Wladimiresto. "

!

Damit der Refer noch richtiger die Geſinnungen Wladie

mireskos und des Fürſten Upſilanti gegen einander beurs

theilen und würdigen könne , folgt hier ſogleich eine Proklas

, 104

.

mation des genannten Fürſten , welche zu derſelben Zeit in Buchareſt angeſchlagen ward.

,,Edle Bewohner Buchareſts ! Jndem ich durch die daciſden Provingen marſchiere, uiberzeuge id) mich zu meinem größten Leidweſen , daß Ihr Eure Hauptſtadt verlaſſen und Euch zerſtreut habt. Bes wohner Buchareits ! Euer Vaterland, Euer Volt, und alle

Gutgeſinntemißbilligen Guer. Benehmen,2 der Patriotismus großmuthiger Männer bewährt ſich nur unter ſolchen Ums ſtanden.

Wenn die Stúßen des Vaterlandes mit folchen

Beiſpielen vorangehen : - was bleibt dem Volte zu thur úbrig ? Edle Beivohner Buchareſt's ! Kehrt in Eure Hauſer

zurück , das Intereſſe Eures Vaterlandes 1, Eures Voltes, Euer eigenes Intereife laden Euch zur Rückehr in Eure Hauptſtadt ein , denn es handelt ſich um die túnftige Slúd :

feligkeit Eurer Nation . Wer wollte niật gern das Seinige baju beitragen ? Sollte ſich unglúdlicher Weiſe ein Solcher

unter Eudy befinden , ſo möge er aus dem Verzeichniß der Volfsvorſteher ausgeſtrichen werden. Das Vaterland wird ihn wegen ſeiner -Gleichgültigkeit zur Rechenſchaft ziehen. Er moge fid)1 úberzeugen , daß ſeine, Furcht ungegründet iſt, und daß wir alle, ehe ein Tropfen daciſchen Bluts vergoffer

wird , den Tod zu finden entſchloſſen ſind. Gegeben im

griediſden Hauptquartier Miffil *) am 30. März 1821. Gilerander Ypilanti." *) Meril oder minil liegt etira 8 deutſde Meilen von Bucaref.

- 105 Während in der Umgegend von Budjareſt die Banden Wladimirestors auffürdyterliche Weiſe raubten, jog ihr Ane . führer mit dem beſten Cheile feiner Armee am 2 April in

Buchareſt ein. Über aud dieſer Stern des Heeres war ein peráchtlicher bunter Haufe von Bulgaren Serviern , Pans duren , und wallachiſchen Bauern. Wladinitesko beſtrebte

jid indeß ſeinem Einzuge einen glanzenden Anblick und eine gewiſſe Würde zu geben ! er elbst führte, ſeine Schaarent,

zu ſeiner Rechten ging ein Prieſter mit dem heiligen Streuje

und zur Linken ſein erſter Officier und Adjutant Theodor Auf dieſe drei folgte die ſogenannte

pon Macedonien.

Garbe , ein Haufen nngeregelter. Panduren und nach einere Corps berittener Albaneſen, unter der Anführung des Häupte

lings Pharmaki, das übrige Geſindel.als er die Stadt 1

eingenommen hatte , gab er ihr das Anfehn einer militairk fchen Befagung , er Kellte ſogleich Wachen aus und bezog

als Hauptquartier den verlaffenen Pallaſt Brankovano's. Als die walindiſchen Boiaren aus Buchareſt flüchteten überließen ſie die Stadt der Gewalt des Arnautenanführers Sava. Dieſer Mann , ein geborener Albaneſe'aus Argye rina , hatte ſich von einem Bedienten des fr.inzoliſden Kone

ſuls, in Budhareit zu den wichtigen Poſten des Urnauterte dhefs emporgeſchwungen und befehligte etwa 2000 berittene th Albaneſen. Einer ſolchen bedeutenden Macht, mußte die ents polterte Stadt unbedingten Gehorſain leiſten.

Sava war,

wie wir faſt alle feine Landesteute in dem Verlauf dieſer Geidid tserzählung kennen gelernt haben , ein verſlagener 1

106

fropf: er hatte den Emifråren Ipſilantis , welche einen Eid für dieſen feinen fünftigen Oberbefehlshaber verlangten , auf das Beſtimmteſte geantwortet, daß er niemals andere Obers

herren anerkannt, als Gott und ſeinen Degen , und mithin and Niemanden den Eid des Gehorſams leiſte. Wenn es an der Zeit fel, werde er nicht ermangeln mit ſeinen Ad

nauten gegen die Feinde des Vaterlands aufzutreten , mit pſilanti múffe er jo deshalb jedoch erſt náher verſtändigen.

So antwortete er imMißtrauen auf das Gelingen der Oppo tantiſchen Inſurrection , anders aber benahm er ſich gegen Wladimiresko, als dieſer mit ſeinen bedeutenden Schaaren

por Buchareſt anlangte ; 'er wußte ſich mit demſelben in Ein perſtändniß zu feßen , weil Wladimiresto ' eine bei weitem

größere Anzahl Streiter um ſich verſammelthatte, und ſtellte fid gewiſſermaßen ,unter deffen Oberbefehl. Bei dem Ein Suge des Sludcziers batte Sava die Einwohner zur Rube

Ermahnt und ihnen verſprochen für ihreSicherheit za wachen ,1 auch mag es wohl hauptſádlich ihm und ſeinem

achtungswürdigen Capitain Georg oder Georgaki, einem

Setåriften , welchen wir bald näher kennen lernen werden, zu verdanken ſein, daß die Stadt nicht von den raubgierigen

Panduren und Bulgaren geplündert und verbrannt wurde. Wir bemerkten vorhin , daß der nenernannte Hospodas

der Wallachei, to'nſtantin Kallimados , welcher beis Jäufig geſagt 19 Mill. Piaſter Pacht zahlen follte, 2 Rais

matans nach der Donau abgeſd i&t hatte ; durd dieſe wur den neue Unruhen verbreitet und eine dritte Macht trat mit

107

ihnen auf den Kampfplaß. Sie erließen proklamationer An die Emporer , in welchen ſie mit einer túrtiſchen Armes

drohten , die auf dem Punkt ſei die Donau zu überſchreiten und die Rebellen zu züchtigen , Wladimiresto erklärte das gegen , daß von ihrem Fürſten Kallimachos durchaus nicht mehr die Rede fein könne , bevor er der Wallachet eine Cons

ſtitution bewilligt habe , in welcher feſtgeſtellt fei, daß ſich das walladyiſche Volt túnftig durd Repräſentanten , ſelbe tegieren und beſteuern dürfe. Daß dieß nur ein Vorwand war, um auf dieſe Weiſe den Hospodar und feine Abge fandten von dem in Wladimirestos Gewalt befindliden für ftenthum fern zu halten iſt nicht ichwer einzuſehen ; die

Panduren hatten keine Charte verlangt , ja ſie mochten , .

wie wir dieſes Ereigniß auch neuerlich in einem andern Reide

wiederholt fahen, kaum wiſſen, was ſie ſich unter dem Worte Couftitution zu denten båtteri. In der Zhat wäre es

aber auch Wahuwiß gereſen , einem unbåndigen , unkultte virten ,1 armſeligen Volfe eine Verfaſſung anzubieten , die unter demſelben hódítens zum Fauſtrecht führen konnte,

wenn eben dieſelbe das wohlthätigſte Geſchent aufgeklärter und civilifirter Nationen iſt. Die abgefandten des neuen Hospodaren geriethen bei dieſen Borten Wladimiresko's in furcht und Schrecken ; ſie ſuchten bei Sava um Schuß nach und waren froh , als ſie unter der Bedeđung von einigen

Arnauten dieſes Partheigångers glüdlich wieder die Donar patirt hatten .

Nad einer ſo entſchiedenen Sprache durfte Wladimiresto

108

nicht fáumen , ſich in Konſtantinopel ficher lzu ſtellen ; er fandte daher in aller Schnelligkeit einen Abgefandten an die

Pforte, um dieſe -von den verrätheriſchen Planen der Fetås riſten und ihrer Anführer, in Kenntniß zu ſeßen , wobei er ſich ſelbſt als den Verfechter der großherrlichen Intereffen darſtellte. Sein Zwed war Kalimachos verdachtig zu

machen und für ſidy das Hospodarat der Wallachei zu ers wirken , ein fühner Plan, zu dem ihn ſein täglich zunehmens der Unhang den Muth gegeben hatte. Die Stadt Buchareſt hatte Wladimiresko förmlia in

Beſik genommen. Noch an dem Nachmittage des 2 Aprile, wo er eingezogen war , erließ er eine großſprecheriſche Proc tlamation , welche an allen Straßeneden unter Piſtolens

(dúffen , Freiheitsgefangen und dem Ausruf : Es lebe die Freiheit! abgeleſen wurde. Des Abends erhielten die Búrs ger Befehi ihre Feuer auszulöſchen ,, indee ſich die Pandu ten mit militairiſchen Spielen und Schießen beluſtigten.

9

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Die Einwohner fchwebten in ſteter Beſorgniß einer Plüne derung und Tehnten ſich nach der Ankunft des Fürſten Ypſis lanti , welcher der Sage nach den Oberbefehl über Wladimi may

.

ſich die

testo führte, indeß ging die Nacht glüdlich vorüber , und am

3

Panduren verhandelten gn die jüdiſchen Kaufleute die Loſtbaren Saldmire ,

Pelze und Kleinodien , welche file

auf ihrem Streifzuge geraubt hatten . Wladimiresko war unterbeffen bemüht ſeine ungeregelten Haufen zu bewaffnen, er ließ die Glodengießer und Schloſfermeiſter zu fich tommen, 1

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und befaht Ihnen aus den Kirchenglodea - 30. Kanonen zu gießen ; die. Schloffer wurden zu der Lieferung von mehrerer tauſend Bajonetten und Langenſpißen verpflichtet... Wir müſſen jetzt unſere Blide mit den bedrängten Elns

wohnern Buchareſt's nach der Moldau wenden und den Erfolg der Unternehmungen 9 prilanti's ſo wie die Bee ſtürzung, in welche der Großherr in Ronſtantinopel go rathen war, erzählen. Diefer Lettere war ſehr eingeſchůda tert worden , aus allen Gegenden des Reichs liefen Nach richten von Empórungen ein , ja felbſt in der Hauptſtadt a durfte er fidh nicht für ſicher halten. Wir werden ſpäter

von den blutigen Maaßregeln berichten , zu welchen der Sultan ſeine Zuflucht nahm .

ih 2

110

Sechs und zwanzigſtes Kapitel . A tam ein bittrer Frühling uns , ef fam ein fchwartz /

Sommer,

Si tam der Herbſt, ber bitterſte und giftigfte von allen . Da bielten mit einander Rath Sorgatis und Pharmalis :

Oorgatis , auf und laß uns Aieh'n und nach Mostovin gehen !

Du redef gut Pharmatis mein , Du ſpricht mit guter Zunger Dod eine Schande wäre das, die Welt würd' uns verla como Mein beffer dodo , wir hatten 'uns in dieſem feften slofter ,

Bielleicht kommt nod der Moskovit und bringt uns reine Bütfel

da tönt ein Ruf von dräben ber , von Seto $ EASED poſten :

Kletrowers Wollen siehn heran , es werden swart ote Berge !

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Scommt Hülfe wohl wohl für unddaher ? €Sind es wohlkameraden som Nicht Hülfe kommt für uns daher , e$ find nicht Kameraden , .

Die Türken überfallen uns, ein Heer von funfzehntauſend, Ulf fie vor Setos angelangt und Poften da genommero Da pflanzten Sie Scanonen viel ring ,um windda$auf fefte Klofter,

Fünf rdießen von der Seite her, fünf

auf's Thor gerichtete

Die andern , so die größten find , die schießen von der Höls Et fielen tauſend Cürfen wohl dicht bei der alten Kirchen und tauſend, andre traf der Tod, wohl vor der Kloſterniaus

Da 308 Das ganze Türfenheer zurück nach Kompulafi, Cin Parohu nur er

rah unverwandt nad sekos nodo hinübegi

mit lauter Stimme rief er aus : D Muhamed ! O Udomet !

Nehmt diefen Poften mit Gewalt: umzingelt dieſes Kloſteri Und die geſammte Lürken daar und alle Janitſcharen Umgingelten den ganzen Ort und roloffen ein das Alofter .

Pharmatis wurde dief betrübt und reufste rahwere Seurat er rief nach reinen Tapferen herab vom Kloſterthurme sº

230 feid ihr meine Capferen i Ihr meine Heldenbrüder 3 Mehmt , nehmt mir die . Bedoinen ab , die goldgewirkte Werfa Das Silber von dem Waffenrod , damit id leichter werde

Biehteure Säbet nunberaus, und brechtentweldieScheidete Damit wir fürzen auf den Feind. und in die Fluot ibu dagen.

Da tritt hervor uno pricht in ihm ein Protopagitari :

112 O ſchwarz, find unſre Säbel heut , undie unſre Flinten trübe!

r und zahllos iſt das Türteiibeer; linge *rdhwarz find alle Berge, Saum hat er dieſes Wort geſagt , die Rede kaum.ge ſprochen ,

Da war Jannes Pharmakit aúch lebendig schon gefangen. Sagt ich Dir's " Hannes ein Mal nicht, warnt id nidit drei 1

úño' fünf Mal ?

1.543

Bleib nicht hier in der Wattachei bleib nicht in Sekos: ftehen. „Wie hätt id Urmer das gewußt, wie wär mitig'fingefallen

Dal Chriſtenfonſuin jemals uns dem Seindverratten könnten ? Ihr Vöglein , die ihr lieget hodi dures alleweité Lüfte,

Sliegt, bringt dem Frånkenland die Kund" und allen Shrine orten ;

Gebt meiner Pharmafina auch die Botſchaft 'meines Todesit! (Neugriedliches Bolfslied.)

Stapitel erzählten Chatſachen ek in bein den Aus den in dem dervorigen , wie Aufſtand des Pandureitdefé Cheodor Welt bereits

Wladimiresto's, mit der Juſurrection, welche Ýpſilanti und die Brüder der Etapla prouovoa bewirken wollten, in

ihren give& en ganz verſchieden waren. Die Bulgaren und Wallachen unter der Anführung des Clubcziers, trachteten nach Beute und zügelloſer Nduberfreiheit, da hingegen Ople

tanti wach einem 'ebleren Ziele, nach der Erlófung feinez fomachvoll unterdrůdten Boltes , nach der Unabhängigteit feines donen griechifchen Vaterlandes ſtrebte. Wir ver:

113

ließen den Freiheitshelden in Jarry , als er mit der Bil dung einer Armee beſchäftigt war. Die S d) a är der Hetáriften ,1 welche ſich unter ſeinem Panier ſammelte,

war die Blúthe des neugriechiſchen Volkes, faſt lauter junge

Männer von wiſſenſchaftlicher Bildung und Söhne der erſten griechiſchen Familien . Das Corps, welches fie bildeten , war

aniformirt, und fiir die neuen Ankömmlinge wurden ſogleich Monturen angefertigt. Es waren derſelben ſo viel , daß in Jalſo nicht Euch genug zu ihrer Einkleidung angeſchafft werden konnte. Der Anzug dieſer jungen fampfluſtigen

Krieger war als Zeichen ihrer Trauer um ihr unterdrücktes Volf, und als Andeutung, daß ſie ſich für die Freiheit deſſel ben dem Code weiben wollten , ganz ſchwarz, nur die Röcke waren mit weißen Schnüren befekt und auf der baretartigen Muße, dem Kalpak, glänzten zwei übereinander gelegte Gebeine mit einem Todtenkopfe , ein Emblem , wie es die Preuß. ſchwarzen - Huſaren führen. Außerdem trugen alle 1

eine dreifarbige ſchwarz weiß und rothe Kokarde an den Múßen. Die Bewaffnung dieſer Krieger beſtand aus einem Gewehr nach Preußiſchem Modell, in einem Sábel und zwei Piſtolen. Die Officiere uuterſchieden ſich nur durch eine ſchwarze Teidne Schärpe, melde ſie um den Leib trugen. Der größere Theil beſtand aus Fußſoldaten ; etwa 800 wa

ren beritten; das ganze Corps mochte ſich zur Zeit ſeiner großten Ausdehnnng auf 5000 Mann belaufen. Der Sold, welden fie cas der Kaſſe der Hetáriſten erhielten , war ſehr anſehnlich ; die Gemeinen erhielten monatlich etwa 12 Thlr. III .

114

12 Gr. , die officiere 104 Thlr. und die Hauptleute über 200 Thlr.

Am 11. März wurden in Fafy mit großer Feierlichkeit drei Fahnen für die griechiſche Region geweiht , und die Soldaten zu denſelben vereidet ; dieſe Fahnen waren wie

die Kofarden dreifarbig, ſchwarz, Weiß und roth , und tru: gen auf der einen Seite den aus der Arde ſteigenden Phonit,

auf der andern das Kreuz der Chriſten mit der heiligen Une ſchrift , welche der große Konſtantin , als Worte die ihm der himmel felbſt zugerufen ,1 auf feinem Labarum führte: EN TOYT , NIKHXEIS. Mit dieſem Zeichen wirji bu fiegen !

Die gute Aufnahme, welche Ypſilantis Unternehmung unter den Griechen der Moldau fand , und ſeine tåglid wachſende Parthei, ließen in ihm die zuverſichtliche Hoffnung aufſteigen , daß fich der tuniche Kaiſer , an welden er einen Eilboten abgeſchickt hatte , für ihn erklären werde, und in dieſer Meinung , oder vielleicht auch nur um das zutrauen

der Griechen zu ihm noch mehr zu befeſtigen , ſagte er in einer Proflamation vom 17. März bei ſeinem Abzuge aus Jalſo , daß die hohe Macht.,1 welche beide Fürſtenthümer

befchüße, auf keine Weiſe geſtatten werde ,. daß die Barbas ren in dieſelben einorangent , deſhalb rei der General witt:

genſtzin bereits im Aninarſch. Er ſchloß die proklamation init den Worten : „Mögen alle Moldauer zu der Ueberzeu: gung gelangen , daß das Heil und das Glück ihres Vater:

landes nur von ihrer gemeinſaaxen Mitwirkung zu demſel

115

ben Zweck und von dem Gehorſam gegen einen einzigen Herrſcher abhänge." Seinem Namen fügte er die Worte Repräſentant der griechiſchen Nation" bei. Uebrigens war

es gegründet, daß Wittgenſtein eine bedeutende Streitmadt an der Grange zuſammenzog , auch Deſterreich detaſdirte

5 Regimenter Infanterie und 3 Reg. Cavallerie an die túrf. Grånze , indeß ſollten beide Armeen nur ein Obſervations corps bilden .

Noch bevor Ypſilanti den Pruth überſchritt, hatte einer feiner griechiſchen Unterbefehlshaber, ein Hetáriſt, der ſich indef feinen großen Ruhm in dieſem griechiſchen Freiheits kriege erworben hat , Baſiliu s Karàvia , am 4. Mai in Galaz , einer türtifchen Stadt an der Donau,1 einen Auf ſtand bewirkt , und etwa 30 Schiffe in Beſchlag genommen ;

13 davon waren türkiſdie Kauffahrer mit einer Ladung von mehr als 200,000 Piaſter an Werth. Leider ging es bei dieſer Occupation nicht ohne Blutvergießen ab , faſt alle Capitaine der túrkiſchen Schiffe wurden niedergebauen. Man

erzählt indeß , daß dieß nicht vorfdßlich geſchehen ſei, ein Lúrfe foll dem Arnautencapitain Karavia eine Ohrfeige ge

geben haben , worauf dieſer den Türken niederſchoß , und .

die Rache der Muhammedaner fürchtend , feine Gefahrten zu den Waffen rief. 60 Túrken verloren bei dieſer Geles genheit des Leben ; das Wichtigſte, was die Griechen in Galaz erbeuteten , waren etwa 20 Schiffskanonen , welche

die túrfiſchen Kauffahrer geführt hatte:i. Die Fama zog dem Heerhaufen Ypſilanti's, welcher ſich 3.2

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nach Buchareſt begeben wollte um mit Wladimiresto and

den dortigen Hetáriſten in Einverſtändniß zu treten , mit ihrer trügeriſchen Paſaune: vorauf. 100,000 Mann und 30 gutbediente ' Kanonen ſollten unter ſeinem Kommando ſtehen. Die Túrken erſchrafen und flúchteten nadı allen

Seiten , die Stadt Boduſdan war in zwei Tagen faſt ohne Bevölkerung , da ſich die Bewohner in aller Eile nach der

ruſliſden Gränze begeben hatten, die, türkiſden Soldaten zogen ſich in die Donaufeſtungen Ibrailow und Fuſtſchud . Es iſt indeß erwieſen , das Ipſilanti niemals über mehr als

höchſtens 8 bis 10,000 Mann befehligte, das ungeregelte Corps Wladimiresko’s mochte etwas ſtarkér fein ; es fehlt in dieſer Hinſicht durchaus an zuverläſſigen Angaben.

um ihrer Hauptunternehmung jedes Hinderniß zu bes nehmen , hatten ſich die Hetáriſten durch eine Menge ſchon früher erwähnter, Emiſſaire überall vorarbeiten laſſen . Schon im September des Jahres 1820 , waren zwei aus der grie chiſchen Inſel Patmos gebürtigte Hetáriſten nach Buchareſt gereiſt, um ſids mit Conſtantin Dukas , einen Agens ten Ali Paſcha's von Fannina, der bald in der Moldau, bald in der Wallachei die Geſchäfte feines Herrn betrieb , zu beſprechen. Schon damals waren alle Häuptlinge der Sans

petars mit Ausnahme Kanminar Savas für die große Ver: ſchwörung gewonnen worden , und die Emiſſaire, zu denen fich auch der Theſſalier Perrevos , früher ruſſiſcher Major, Gaetani , Mangaralys und Difaios geſellten, hat: ten dieß günſtige Ereigniß ihrem Feldherrn Aler. Opfilanti,

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welcher ſich zu jener Zeit uoch zu Jbmailoff in Beifarabien

aufhielt, gemeldet. Berbündeten vereinigenJekt * ).

wollte Ypſilanti fich mit ſeinen

a) Die genannten Hetäriſten wurden in dem Winter 1820 his 21 nad verſchiedenen Gegenden des türkischen Reichs ausge. foictt. ulle waren hinlänglich mit Geld verſehen und truts gen ein von Laßani , dem Gekretair Yvfilantis , abgefaftes

memorial bei fich . Sie routen nicht allein einen allgemei, nen Aufſtand der Griechen zu erregen ſuchen , ſondern aud dahin wirken , daß man allgemein den Fürften Alerander

Ypfilanti als den Leiter des Ganzen , als Oberbefehlshaber des neuen Griechenlands annähme und wo möglich demſelben

ſdriftlich diere Gewalt übergäbe. Perrevoš und Difaios gino gen über Sala; und Konſtantinopel nach Epirus und Morea.

Themelis und Manşarakys waren ſehr lange in Galas ges blieben ; als fie in conſtantinopet ankamen , ging Themeliß ju dem Großdragoman Joh. Kallimachos , um ihn von Ypſis lantis Borhaben in unterrichten ; Kalimachi gerieth aber

durch diere Botſchaft in einen ſolchen Schrecken , daß er ſich nun keinen Uugenblick mehr ſicher wähnte. Er hielt zu vers ſchiednen Malen um ſeine Entlaſſung an , wurde ſehr zurück, haltend , und hat vielleicht auch reine am 8. Aprit erfolgte þinridtung 34 Konſtantinopel durd diere allzugroße Hengſts lichkeit herbeigeführt. Der an die ſerviſchen Chefs abgeſandte Commiffär Ariftides war in der Gegend von Widdin auf An.

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Während Opfilanti úber Roman und Fodſchan ber

Grånzſtadt beider Fürſtenthümer , nach der Wallachei hinabs gog , fekte Michael Su 330 die Rüſtungen in Jaffy fort und zwar mit einer ſolchen Chitigkeit , daß man glauben muß , er habe die Abſicht gehabt , das Fürſtenthum det Moldau zu einem felbſtſtändigen Reiche umzuſchaffen ; Geld 1

zu ſeinen Unternehmungen hatte er durch die Hetáriſten era halten. Mit dieſen Rúſtungen und Projekten hatte es jedoch

bald ein Ende. Am 23. März hatte nåmlich der griechiſche Patriarch Gregorius in Konſtantinopel, gedrängt von der 1

Pforte, und in der wohlmeinenden Abſicht dadurch die Griee

den in der Hauptſtadt zu ſichern , einen Bannbrief gegen die Empörer erlafen , der 1, als er in den Kirchen zu Faffo

verleſen wurde, einen für die Unternehmung der Freiheitshele den ſehr ungünſtigen Eindruck hervorbrachte. In dieſem

Bannbrief , welchen außer dem Patriarchen noch die ganze Synode von 21 Biſchöfen unterzeichnet hatte, wurde Michael

Suzzo ein entarteter Glüdspilz genannt , den die Regierung aus niederem Stande zu den höchſten Ehren erhoben , mit Gütern überhauft, und ihn endlich mit dem Fürſtenhute bes fhenkt, und zum Herrſcher über Viele ernannt habe. Es

heißt in demſelben : ,,Mida el Suid0 und Ypſilanti , trieb eines conſuls feſtgenommen worden . Wir meldeten

oben daß die Pforte durd diejen Umftand zuerſt Nadhridt von der großen Berichwörun ; erhielt.

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beide gleich tollkühn , gleich unbeſonnen und ehrgeizig , oder

beſſer geſagt unſinnig , kündigten fich der Nation als die Wiederherſteller der Freiheit an , 30gen viele_herrenloſe und verrúdte Leute an ſich und fandten ihre Anhänger aus , um

noch mehrere andere unſerer Landsleute zu hintergehen und in denſelben Abgrund des Verderbens zu loden. Um aber Ihrem Anhange Muth einzuſtoßen, mißbrauchten die Schånd: fidhen den Namen der ruffiſden Regierung und gaben vor, daß dieſe mit ihnen einverſtanden ſei, ein Vorgeben, welches

burchanó falſds und widerſinnig und nur ihrer Bosheit und Unbeſonnenheit zuzuſchreiben iſt. Die ſogenannten Freunde, vielmehr Feinde der Freiheit , legten Hand an das ſchands

lide,1 gottloſe und unvernunftige Wert ; ro trübten ſie die Ruhe und den Frieden der Unterthanen unſerer Nation, die

der hohen Pforte treu ergeben ſind , unter deren Schuß lie

ſo frei ( ?) leben. Unſere Familien beſaßen ungeſtört ihr Eigenthum , ihre Ehre blieb unangetaſtet , ſo wie die freie Ausübung der Religion (?)" 2.-- Es wird dann allen geiſt lichen und weltlichen Obern geboten , die gottloſen Ruhes

ſtörer,1 die auch unſchuldige des griechiſden Volks in der Abgrund des Verderbens ſtürzen wolten , der Regierung anzuzeigen , und zu überliefern. Diejenigen , die den Aufs führern geſchworen haben , werden er ma bnt ihren Eid zu brechen , denn ' , heißt es wortlich in dieſem Bannbrief,

jener Eid iſt ungültig und gottlos, wie jener des Herodes war , der , um nid)t eidbrúdhig zu erſcheinen , Johannes den Laufer enthaupten lief ; båtte er den uabejonnenen Eid

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widerrufen, der eine Folge ſeiner ungeregelten Wünſche war, ſo würde der göttliche Vorläufer nicht hingeopfert worden

ſein. Eben ſo ungerecht und gotteslåſteriſch würde es ge: genwärtig ſein , auf einem Eidſchwure zu beſtehen , woduro ſídy jene die ihn geleiſtet, zu dem unſinnigen Unternehmen, der Ausrottung einer Nation, verpflichtet zu haben glauben.

Denn wenn einige Tollfühne ſich erdreiſten follten , den PAichten eines Raaja entgegen zu handeln , ſo werden ſie niat nur ohne Schonung und Barmherzigkeit zur Strafe gezogen werden ,1 ſondern auch der Algútige ſei dafür ! -

der gerechte Zorn der Regierung wird úber uns Alle erges hen ; die Rache der Muſelmanner wird dadurch allgemein, und vieles unſchuldige Blut ohne Grund und Recht vergoſ: fen werden. -Ueber jene Gottloſen und Unſinnigen ſpricht die Kirche, die, wie die Nation, fie verabſcheut, die ſchreds

lichſten Flüche aus, fie verſtößt ſie als Uebertreter der göttlis chen und tirchlichen Gefeße , als Berachter der heiligen Pflichten der Dankbarfeit gegen unſern Wohlthater ( !! ) ;

fie betrachtet ſie als die Mörder der Unſchuldigen , und als gewiſſenloſe Verråther der ganzen Nation ; ſie ſeien hiermit verflucht; der Bann ſei verhångt über ſie , nie wird ihnen vergeben werden ; der Tod felbſt wird den Fluch nicht löſen " 26.

Um Schluß werden noch die Geiſtlichen , welche fich dieſer Berordung nicht fügen , vom heilichen Prieſterſtande ausges

ſchloſſen und dem Feuer der Hölle zugetheilt. Noch mehr als dieſer Bannbrief, dem man es übrigens

anſieht, daß er unter dem türkiſchen Henferbeile geſchrieben

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ift, der aber dennoch in Erwägung ,. daß Niemand ,1 wenn 1

er ſein Leben daran zu feßen bereit iſt, zu einer ſchlechten Handlung gezwungen werden kann , ein unangenehmes Dos

kument in der griechiſchen Geſchichte bleiben wird, ich ſage, noch mehr als dieſes Ausſchreiben des Patriarchen erſchrecte den Fürſten Suzzo und die ganze Hetårie eine öffentliche Ers Flärung des ruſiſchen Conſuls in Jally, zu welcher das ruſſiſche Kabinet wohl hauptſächlich durch die verádytliche Behand

: lungsweiſe und ſelbſt Beleidigung , welche Per ruſtiſche Both: fchafter Stroganoff in Conſtantinopel tåglid, zu erdulden þatte, genothigt worden war. Das genannte Conſulat

erließ tämlich unter dem 9. April 2 Proclamationen ; iu der einen forderte es den Fürſten Ipſilanti feierlich auf, fich

nad Rufland zu begeben und dem Urtheil des Kaiſers aller Reußen zu fúgen , in der zweiten wurden die Rebellen der

Moldau zur Ordnung gewieſen, und ermahnt, der türkiſchen Herrſchaft zu gehorchen , ſie wurden aufgefordert , ſich von

Reuem der Pforte zu unterwerfen , als die einzige Uusflucht, durch welche ſie ſich von dem gånzlichen Verderben retten

könnten . Es wurde dabei allen Griechen eine Friſt von 7

Lagen bewilligt, um ſich in dieſer Zeit nach dem ruſiirchen Steid flúchten zu können , deſſen Gringen nach dem Ablauf

dieſer Cage allen Inſurgenten verſchloſſen Fein ſollten ; audy dem Anführer Ypſilanti war dieſer Práclufiotermin geſtellt worden . Zugleich zeigte der ruflifdie Conſul Pirani an , daß er wenn ſich die Lage der Dinge nicht åndern würde,

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gur. Abreiſe genöthigt ſei, und das öſterr. Conſulat unters Außte dieſe Antrage ).

Dieſe Declarationen der Kaiſer Alexander und Frang waren ein Donnerſchlag für die Hetåriſten , man hatte ſich 9 Zu der taljerlid ruſfiſchen Circular. Deperde1, mit welder die Deklaration von Laibach den faiſerl. ruſſ. Geſandtſchaften

im Auslandé mitgetheilt wurde , findet ſich über dieſe Anges legenheit folgende Stelle :

Wir fönnen wiederholt verſichern , daß weder Liebe zum Srieg , noch der ehrgeizige Gedanke einen ausſchließlichen Einfluß auf die Rathſchläge anderer Monarchen , oder auf die Schidiale der ihnen von der Vorſehung anvertrauten

Bölfer auszuüben , die politiſchen Anſichten des Kaiſers gelets tet haben.

unwiderſprechliche Chatſachen bezeugen in die

fem Uugenblick die Aufrichtigkeit, der ausgeſprochenen Gefins pungen .

Uebelwollende gaben vor , Rußland hege feindlide

ubrichten gegen die Pforte. In der Moldau und Wafladei find Unruhen ausgebroden und unſere Handellicije wie ut fere Erklärungen haben bewieſen , daß wie die Borſbriften

des Bölferredits beobachten und unſere Berträge mit der Man hat ferner verbreitet türkiſchen Regierung halten. wir hätten unſere Pläne auf die Türkei aufgegeben , um die mittäglichen Kegionen Europas zu überfallen , dieſem Se. -

Füchtlift offen widerſprochen worden , und die Berbreiter in

gebäſſiger Auſwuldigungen ſtehen als Lügner da."

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ghiar auch darauf gefaßt gemacht , aber daß die Erklärungen

ber Sabinette ſo ſchnell erfolgen ' würden , hatte Niemand geglaubt. Der Aufſtand war gebrochen , der Enthuſiasmus etloſd , ein großer Cheil der Inſurgenten verließ, um ſich vor der Strafe zu ſichern , die Fahnen ihrer Anführer , und die welche der Bewegung des Bolts unthätig zugeſehen hate

ten , wagten eß jent die Hetáriften , die wahrſcheinlichen Urheber eines großen Blutbads, welches die beiden Fürſtens thúmer erleiden würden / laut zu tadeln .

Ypſilanti ſchien mehr als ſeine Freunde auf ein ſolches Ereigniß vorbereitet, und deshalb ånderte er auch ſeine Borſage ſo wenig als Fein Betragen , als die Proclamation iten des ruf. Geſandten in ſeinem Hauptquartier eintrafert. Er befahl dieſelben öffentlich abzulefen , und ſtellte es dann Jebem frei feine Fahnen zu verlaſſen , oder mit ihm in einem verzweifelten Kampf für das Baterland , dem Siege oder

dem Tode entgegen zu gehen. Kein Einziger trat zurid, die meiſten aus Patriotismus , doch viele auch um nicht durch ihre Handlungen ihren frühern ſtolzen Worten zu widerſprechen , und einen Schein von Ehre zu bewahren,

Opſilauti erließ dann einen Aufruf an alle junge Griegen, welche in Deutſchland auf Schulen und Univerſitäten were

feilten , alle erhielten Zuſchriften, in weldhen man ſie im - Namen des Vaterlands zur Erréttung deſſelben herbeirief, mit der Audrohung , daß fie, ſobald ſie dieſer Aufforderung nicht Folge leiſteten , ihr Verinogen und ihr Bürgerrecht

verlieren würden.

Läglich fah man durch dieſen Aufruf

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veranlaßt , griechiſche Jünglinge in dem Lager ihres Fürſten anlangen , und an Geld- fehlte es nicht; die Inſurgenten faßten neuen Muth , und in der Chat war ihre Sache noch

nicht verloren , wenn die Wallachen und Moldauer ſich mit den Griechen perbanden. Darum eilte Ypſilanti jeßt mit Ellmarſden nach Buchareſt, und wünſte lebhafter als por: 1

1

ber eine Verbindung mit Wladimiresko. In derMoldau , beſonders in Saſſy brachte die Pros clamation des rufiiſden Conſulê die größte Beſtürzung her:

yor. Die feigen Bojaren ſahen ſich an den Rand des Ab= grunds geſchleudert, und fannen nur darauf, wie ſie ſich vor der Rache der Túrken fchüßen könnten . Kein Mittel ſchien ihnen zu niedrig, wenn ſie nur durch daſſelbe ihren Zwed erreichten , und ſo begab ſich der ganze moldauiſce Divan , aus 12 kandesbojaren beſtehend , mit dem Retro politen an der Spike, in das Schloß Michael Suzjo's.

Man bat den Fürſten , nicht länger einer Parthei anzubán gen , deren Sadie bereits verloren ſei, und beſchwor ihn ja feiner Sicherheit und zum Heil des Landes, úber die Gränze zu flüchten . Mit Chránen legte der Fürſt die Verwaltung nieder und verließ in der Nadt vom 11. April mit ſeiner Familie und ſeiner Bedienung die Stadt Jano, die Kaffe der Hetáriſten , welche er in handen hatte, nahm er mit

Üdy, vielleicht, um ſie vor den geldgierigen Bojaren zu ſichern und ſpåter dem Fürſten Ypſilanti zu überſenden; dan er eine Menge Sdulden bei ſeiner Abreiſe hinterließ , tamn ihm wohl nicht zur Laſt gelegt werden , wenn man bedenkt,

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daß er die Stadt nicht freiwillig verließ und daß ihn die Eile, mit welcher er fich fortbegeben mußte, an der Tilgung dieſer Summen hinderte.

Michael Suzzo ging úber den

Pruth nach Beſarabien und wurde ſpåter ,1 als er ſich über Trieſt wieder in fein griechiſches Vaterland begeben wollte, von den öſterreichiſchen Behörden verhaftet und wahrſchein

lich nach den Grundſätzen einer ſtrengen Neutralitåt , zum Gefangenen erklärt, Den Bojaren der Moldau war es lediglich darum zu

thun , ihr Leben und Eigenthum zu erhalten ; ihre Unter: gebenen waren ihre Sklaven , und wenn dieſe bei einem

neuen Zuſtande der Dinge auf einen Gewinn rechneten , ro konnte ſich dieſer nur auf einen Verluſt der Vojaren grün den, die alles 4 beſaßen. So brachte ſie der Eigennuß dazu, ihr Volt , welches fie bei einiger Anſtrengung vielleicht von -

dem türkifden Joche befreit haben würden , dieſer rachſüche tigen und blutdürftigen Nation von Neuem in die Hände zu liefern , ihr Vaterland zu verkaufen und zu verrathen . Sobald Suzzo die Stadt verlaffen hatte , beſchloß daher der

Divan eine Deputation nach Konſtantinopel zu fenden und der Pforte von Neuem zu huldigen. Man ſchob alle Schuld auf den entflohenen Fürſten , bat um einen neuen Hoſpodas ten und riß damit zuerſt die türkiſche Regierung aus ihrem fürchterlichen Sdyrecken. Zugleidh trurde allen Bewohnern der Moldau von Seiten des Divans in Jaſſy angekündigt, daß fich Jeder, der ſich der Theilnahıie an den verrätheriſchen Plå nen Michael Suzgoš und Ypſilantis (duldig wiſſe, binnen 7

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Tagen außerhalb Landes begeben oder auf die Strafe der türkiſchen Oberhoheit gefaßt machen ſolle. Als die Bojaren die Armee des Fürſten Ypſilanti weit genug von Jaſſu entfernt glaubten , um ſeine hade nicht mehr fürchten zu dürfen , entließen ſie auch die von Middel Suzzo der Volkswuth entriſſenen Türfen wieder aus ihrer Haft , durch welche unvorſichtigkeit ſie aber die Bewohner des Landes , welche ohne dieß den Bojaren nicht gewogen waren , nur noch mehr gegen ſich aufbrachten . Ypſilanti's Aufſtand gegen die türkiſche Tyrannei konnte, wie wir uns im vorigen Kapitel zu zeigen bemühten, darum 1

$

teinen günſtigen Erfolg haben , weil die Griechen , welche dieſer Fürſt unter ſeine Fahnen ſammelte, eigentlich Fremd: linge und ſelbſt verhaßt in dem Lande waren, wo der Kriegse

ſchauplaß eröffnet werden follte ,1 aber auch die Bojaren hat: ten einen unglücklichen Stand eingenommen. Wenn ſie die Sache ihres Volfs vertheidigt, wenn ſie ſich mit ihrem Fúr

ſten Suzzo verbunden und gemeinſchaftlich mit dem benad: barten Fürſtenthum an der Abſchüttelung des túrfiſchen

Soches gearbeitet håtten, würden ſie Unterſtüßung gefunden, ja die Begeiſterung ihres Volf3 erregt haben , denn dieſes war ein chriſtliches , das die Griechen nur als Ausländer, die Lúrfen aber als ſeine unbefugten Unterbrúder , als die Feinde feiner Religion aus tiefſter Seele haßte. Es wat

aber wie ſchon geſagt nur der Eigennuß , welcher den meis dauiſchen Diyen beſeelte, und ſo fanden die Bojaren, indem

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fie fich dem türkiſchen Schub anheim geben wollten, keine pats thei, die Nation aber fand keine Führer.

Die Stellung der 12 Bojaren , welche den Divan in Faily bildeten, war ſehr mielid ), Telbſt die kleineren Bojaren, welche ſich von den reicheren mannichfache Unterbrúdungen tind Ungerechtigteiten gefallen laſſen mußten , waren diefen

unpatriotiſchen Regeñten bitter Feind, und bald ſah ſich die neue Regierung genöthigt , gegen ihr eigenes Volt Sicher heitsmaaßregeln zu treffen. Es wurde eine aus Moldauern Serviern und Buljaren beſtehende Garde errichtet, welche ben Divan (dúßen ſollte, und man trieb die ungereimtheit ſo weit , daß man auch 40 'von jenen früher verhafteten Túrfen dieſem ſonſt chriſtlichen Corps einverleibte. Dieſe Türken brannten vor Begierde ſich an den Mißhandlungen

zu rächen , die ihnen und ihren Glaubensbrüdern beim Auss bruch der Revolution zu Theil geworden , was den Rojaren ſehr willtommen war. Der Divan freute ſich feines politi den Streichs , dachte aber nicht, daß 40 Mann eine viel zu geringe Macht ſeien , um ihre Sache gegen mögliche Er ceffe, zu denen es bei der Stimmung des Volks ſehr leicht founmen konnte , zu ſchüßen. Unter dem übrigen Theil der Garde waren mehrere Arnauten , welche ſich bei der Plúr - , /

derung der túrfiſchen Wohnungen bereidyert hatten ; die Túts len verlangten von diefen ihr geraubtes Eigenthum zurúd .

So kam es daß einſt ein Túrke feinen Sábel gegen einen griechiſchen Kaufmann zog , und dieß das Signat zu einem allgemeinen Aufſtande wurde. Die Griechen führten die

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Ruheſtorer vor das Tribunal, aber die Bojaren befahlen ihrer Garde auf die rebelliſchen Bürger Feuer zu geben.

Hier hatte ſich indeß der Divan verrechnet, die chriſtlichen Sarden erklärten , daß ſie einer Obrigkeit nicht mehr geborchen würden ,1 welche Ungläubige gegen ihre chriſtlichen Mitbrüder

bewaffnet habe, und die hohen Senatoren der Moldau fahen ſich zu einer ſchnelleu Flucht genothigt. Die meiſten bega: ben ſich nach Beſarabien , ferten ſich von dort aus mit dem

Paſcha von Ibrail in Korreſpondenz, und verbanden ſich mit demſelben zum Untergange ihres Vaterlandes. Nur wenige von ihnen hatten den Muth in Tartu zu bleiben, dem Volle nachzugeben und ſo eine ſcheinbare Regierung zu

erhalten. Die Lürfen wurden nach dem Kloſter Galata uus weit Iaſy gebracht, und dort , wie es die Moldauer vers langten , abermals eingeſperrt.

Sobald Ypſilanti von dieſen Vorfallen in Jario Naci richt erhielt , Toidte er zwei ſeiner Officiere ab , um ſeiner

Parthei iu der Moldau von Neuem den Sieg zu verſchaffen.

Konſtantin Pentebekas , ein Hetáviſt aus Janning ge bürtig , ſollte die zerſtreuten Griechen unter feine Anfúk rung verſammeln und Kontributionen erheben. In Jaito, wo dieſer Håuptling etwa 300 Griechen zuſammen gezogen hatte , wurden die Marſtalle der geflüchteten Bojaren aus: geleert, und ungeheure Koutributionen eingetrieben . Por den Bojaren wurden nach dem Ruf ihres Veichthums 5 bis 10,000 Piaſter verlangt , die Juden mußten in 4 Stun :

den 100,000 Piafter zur Stelle ſchaffen , und die übrigen

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Korporationen nicht minder bedeutende Summen beitragen . Der Banquier Polo , ein Chrift, fah fich gezwungen, dem Agenten des Ypſilanti 40,000 Dukaten auszuzahlen, wofür dieſer dann einen Schuldſchein der neuen grieqirden Regies rung ausſtellte, ein Dokument, mit welchem nichts anzu :

fangen war, da die neue griechiſche Regierung noch gar nicht eriſtitte.

Conſtantin Pentedekas iſt übrigens auch einer von der Månnern , welche ſich in dem griechiſchen Freiheitstriege keinen guten Namen erworben haben . Als er nach Jaſio tam und ein kleines Korps von etwa 500 Mann uniformirt

und bewaffnet hatte, machten ihm die kleineren Bojaren den Vorſchlag , ſich zum Aleinherrſcher der Moldau aufzuwer: fen , und die ganze Repräſentativ - Verfaſſung ihrer Hnter: drüder umzuſtoßen . So willkommen dieſes Unſinnen dem Dentedelas feyn mochte, ſo wollte er doch den áußern Sdyein des Verraths und der Wiltúhr verineiden und wies daher den Antrag mit ſcheinbarem Abſcheu zurúc . Nichts beſto weniger war ſchon nach wenigen Tagen der Plan ausgeführt. Nicht bloß die reidheren , auch die geringeren Bojaren ſelbyt wurden ihres Einfluſſes beraubt, und an die Stelle des Divans trat eine Militairherrſchaft . Bald zeigte Pentede Las auch ohne Rúchalt, daß es ihm nur um ſeine Perſon zu thun war, und er ließ nicht undeutlich merten, daß I

er ſich von der Sache der Setåriſten losſagen und ſich zun Xdeinherrſcher der Moldau aufwerfen wolle . Ob er dieſe Stelle für die Dauer würde behaupten können, ſchien ihn IJI .

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wenig zu kümmern , die Hauptfache war, daß ſie ihn ſchnell zu großen Reichthümern verhalf. Die großen Summert, welche überall eingetrieben wurden , floſſen meiſtentheils in

ſeine Privatkaſſe. Die Folge davon war , daß die Moldauer in ihm die Unternehmung der Hetáriſten und dieſe ſelbit peradoten lernten, und daß ſich alle Manner, welche diefel ben noch unterſtüßen konnten , nun gånzlich zurüc zogen . In der Wallache i herſchte indeß Wladimiresko mit der größten Willkühr ; ſeine Soldaten zerſtreuten ſich nach allen Seiten und plünderten, wo ſie nur etwas Werthvol

les fanden.

Die Einwohner wußten nicht zu wem ſie ſich

wenden ſollten. Ob Wladimiresto und Opſilanti im Eins flange handelten, ob ſie verſchiedene Zwecke verfolgten , war

noch nicht deutlich geworden ; die Meiſten glaubten das Erſtere und ſo wünſchte man die baldige Ankunft des griechiſchen Fürſten zur Wiederherſtellung der Ordnung,

Wladimiresko ſchien ſehr unſdlüſſig, er ließ ſich vom zu fall treiben und handelte weder für, noch gegen die Sacht der Hetåriſten ; was Gutes geſchah, und daß die Haupte ſtadt Buchareſt nicht ganz ein Opfer der rohen Bulgte ten und Panduren wurde, verdankt man ſeinen Unterbes fehlshaber Kaminar Sava , der auch verhinderte, daß das Anathem des griechiſchen Patriarchen , welches am 8. April in Buchareſt anlangte , nicht, wie es ſollte, in der

Kirchen abgeleſen wurde.

Die in der Moldau, ſo auch

in der Wallachei ſchadete dieſer Banufluch den Inſurgen ten bei weitem weniger , als die Erklärung der beiden

131

Kaifer, welche, wie fic die Grieden ausdrückten ; ihre Sit- -

de todtſalug. Die erſte Nachricht pon dem wahren Stande der Dinge, erhielt man in Buchareſt am 6. April durch den zum Congreb nadh Baibach eilenden ruſſiſchen Conful Pifani, welcher auf ſeiner Durchreiſe laut verfis cherte, daß fein Saiſer den Aufſtand in hohem Grade miębillige. Alles erfdrad über dieſe Erklärung und der

Euthuſiasmus war augenblicklich gelålmt. pſilanti für deilen Anhang fon am 4. April die

Hetáriſten in Buchareſt eine Fahne geweiht hatten, welche dreifarbig, ſchwarz, weiß und roth war, und auf der einen Seite einen Pelitan mit feinen Singen , auf der andern

.

eiu Kreuz und die Inſchrift ' EZEYOEPIA'H A NATOS, Freiheit oder Tod zeigte, war über Plogiſt, wels des er am 6. perließ, ani 10. in der Nähe von Buda teſt angelangt. Er hatte auf ſeinem Zuge weit mehr 2

Mannszucht bewieſen , als Wladimíresko, führte aber auch ein ganz anderes Corps, Seine Legion war uniformirt, gleidymáfíg bewaffnet und beſtand faſt nur aus gebildeten Mámern ; wäre diefelbe nur noch ein Mal ſo ſtark gewee

ſen, ſo Håtte er allen türkiſchen Armeecorps die Spike bieten können, denn jeder einzelne feiner Hetáriſten war begierig fein Leben für das Vaterland zu opfern . Man

Hört aucy nicht, daß auf dem langen Zuge dieſer Region 2on Taffy nach Buchareſt eine einzige Schåndlichkeit vers ibt worden svåre, nur das Arnautenkorps, früher die Garde les Fürſten Michael Suz30, hatte in Ronian , wo ſich frús 32

132

ber die Túrlin einige Mifhandlungen gegen die Griechen

zů Soulden kommen ließen, ohne Vorwiſſen des Fürſten , !

die Muhammebaner zuſammen gerufen , gebunden , vor dit

Ehore geſchleppt und grauſam riebergehauen . Während Duta mit einem Vortrab von etwa 200 Otentern am 10. April in Buchareſt einritte und dort von etwa 1000 Ketárifter empfangen wurde, die der Arzt

Chriftari 6 , ein eifriger Patriot, aus den jungen Már nern, welche aus Wien Ofen und anderen Städten in denen

fich junge Griechen theils des wiſſenſchaftlichen Studiums wegen, theils als Handelsbeftifpene aufhielten , geſammelt hatte, fdlug Opſilanti, welcher, nicht nuit Unrecht, argwoh: niíd gegen Wladimiresto war, fein Hauptquartier in dem unweit Buchareſt gelegenen Schloſſe des Banno Gregor Shitas auf. - Sobald man in der Stadt die Nachricht den der Annäherung des Fürſten erhielt, zogen eine Menge der Einwohner nach dein griechiſchen Hauptquartier hinaus theils aus Neugier, theils um dem neuen Fürſten ihre Er:

gebenheit zu bezeugen . Der ganze Meilen lange Weg wat Init den Wagen der Bojaren bebedt , welche bem Fúrien

und ſeinen Brüdern ihre Aufwartung machen wollten . Opli Innti war indeß ſehr zurückhaltend, er wußte nicht was die Balachen von ihm hofften , und wie weit ſie mit Wladimi

tesko im Einverſtändniß waren . Das Begehr in die Stadt zu kommen , wies Ypſilanti zurúd , er glaubte dort in einen Hinterhalt zu fallen, denn es ſchien als ob Bladimiresto,

Sasa und deiten Sauptinann Glors, derſelbe treffliche

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Georgaki , von welchem das Lied fingt, welches wir dieſean Capitel voranſteliteit, gemeinſchaftlich denſelben Zived, uud zwar einen ganz andern verfolgten , als die Hetáriſten . Wladimiresto vermied nicht minder den Fürſten Yplie

lanti und die Hetáriſten , weil er ſelbſt ein boſes Gewiſſen batte ; er ſchien fogar offene Feindſeligkeiten zu fürchten, da er ſich in der Stadt förmlich verſchanzte, namentlich ſein Hauptquartier befeſtigen lief , inden die Hetáriſten in mele Teren Quartieren der Stadt ihre dreifarbigen Fahnen auf pflanzten, Proflamationen ablaſen und Panduren und Ars nauten dieſelben mit Gewehrfalven begrüßten.

Chriſtaris wußte es endlich dahin zu bringen, daß Bla dimiresto lid nach dem Hauptquartier des griechiſchen Für îten begab, an dieſem den Eid der Treue zu leiſten. Die Ceremonie fand unter großen Feierlichkeiten ſtatt and man zweifelte nun nicht mehr an dem Gelingen des großen allges meinen Zweds, als jedodh Wladimiresko in einer zweiten Zik fammenkunft ganz unerwartet erklärte, er habe jeßt eingeſe ben, daß ihr gegenſeitiger Zweď nicht derſelbe rep , daß er fich einzig bewaffnet habe, um ſeine Mitbürger von dem Oråden ben Jode zu befreien, welches aufihnen laſte, und daß ffe fich folglid unmöglich zuſammen verſtehen könnten. Ihr fagte er zu Ypſilanti - ,,Gries zwed, mein Fürſt, iſtu" denlanb zu emancipiren, und folglich haben Sie hier nidts zu thun .

Gehen Sie über die Donau und meffen Sie ſich

mit den Türken, id, für mein Theil bin nicht geſonnen mich mit ihnen zu ſchlagen ."

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Es war von Wladimire fo wenigſtens ehrlich gehandelt, daß er dieß offen heraus erklärte, aber das war nidyt ehrlich,

daß er noch an demſelben Tage, dem 10. April, zugleich mit den Bojaren in Buchareſt ein Bittſdyreiben an die Pforte

unterzeichnete und abſendete, in welchem er fich von den

verritheriſchen Plånen der Hetárie lobſagte, und Unterſtek şung gegen dieſelbe begehrte. Er ließ auch ſeinen Armeehaus

fen aus Buchareſt abinarſchiren, und begab ſich 2 Tage (på ter , am 12. April, felbſt nach dem Kloſter Stontret jani. Wladimiresko ſcheint ein Menſch ohne alle Ueberlegung ge

weſen zu ſeyn, der feine Forderungen und Wünſche nur 1

nach dem Glúce richtete, weldes ihm und ſeinem Aufſtande

zu Theil würde. Fo Anfangs begehtte er nur 70,000 Piaſter,

zu water rdering er mehrere ganz verſchiedene Gründe angab. Bald wollte 'er diefes Geld bei dem leßten Frie densſchluß mit Ninßland eingebüßt, bald durch nicht entſpå: digte Lieferungen verloren haben , und zu andern Zeiten be: bauptete er auch, daß es ihm geſtohlen worden . Auf dieſer

Forderung beſtand er ſo lange er noch eine kleine ungefäras

tete Bande befehligte. Mit jedem Kopf, um welchen ſein Bulgarenhaufen wudys, ſtiegeit auch ſeine Anſprüche, und

als ihm der neuernannte Hospodar der Wallachei, Konſtan tin Callimadi, 250,000 piaſter zur Befriedigung ſeiner vor: geblichen Forderungen anbieten ließ , berhöhnte er die sak mafan'e . Spåter fchứchterte ihn ſeine eigene Große eiu. Er Tab lid wie durch einen Zauberſchlag an der Spige eines

bedeutenden Heerhaufens als Empörer, deſſen Haupt dem

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Schwert verfallen war. Sein Muth fant je náher der Zeit: punkt rúgte, wo er 'ernſtlich handeln, ſich vielleicht mit den

Lürfen meſſen ſollte. Solches Aufſchwungs war er inder: fen nicht fähig, er zagte, ſich den Hetáriſten anzuſchließen eben ſo ſehr, als für ſich zu handeln. Der einzige Ausweg ſchien dem Elenden der Verrath, und ſo that er denn, was wir fo eben erzählten .

Mladimiresto war nichtalleinein 1

ſtrafbarer, er war auch ein verachtungswürdiger, erbärmlicher Aufrührer .

Sobald Wladimiresko Buchareſt verlaſſen hatte, zögerte Opſilanti nidt mehr fein Hanptquartier nach dieſer Stadt zu verlegen, wo er ſeinen bunten Heerhaufen 。zu ordnen be: gaun. Es wurden von Einzelnen ungeheure Anſtrengungen

gemacht, um die Sache der Hetáriſten noch zu retten , aber ſchon ſchien dief, nadýdem Wladimiresto abgefallen war, un möglich , der Enthuſiasmus der Griechen ſchwand, die Bul. gaten und Panduren, welche auf Plúnderungen gehofft hat: text verließen die Fahnen Ypſilanti's, die Geldeintreibungen gingen ſchläfrig, man zitterte mit Recht für die Folgezeit. Am 18. April war der von dem ruſſifchen Kaiſer den In: fargenten geſtellte Termin nach Nußland zurückzukehren abge laufen, und esgalt nun einen Sampf der Berzweiftungfür die Berlaffenen und Verurtheilten . Die Maffe der Flüchtlinge auf den verſchiedenen Bewohnern des Landes , welche aus 1

Furcht vor den Türken nach dem ruriirchen Gebiet überſeßten, war übrigens ro groß, daß die kaiſerlichen Quarantainean

ſtalten ſie nicht mehr aufnehmen konnten. Es mußten

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große Umzäunungen gemacht werden , in welchen lidh an einem einzigen Orte mehr als 20,000 Moldauer , Griechen , Juden , Zigeuner , Bulgaren u. f. w. thit ihrer ganzen

beweglichen Habe befanden uud. im bunten Gemiſch aus allen Ständen unter freiem Himmel tampirten. Am 20. April, als ſich der Fürſt 9 prilan ti noch in Buchareſt befand , hatte man ſchon die beſtimmte Nachs

richt, daß der Paſcha vou zbrail , in einein von der Pforte beſchloſſenen Kriege gegen dieEmpörer zum Serastier ernannt ſep , daß man ihm Truppen aus der Hauptſtadt , aus wele

der für die Hetáriſten die niederfdlagenditen Nachrichten eingiugen , zufandte , daß er den Oberbefehl úber fimmtlide Donaufeſtungen und alle Truppen in Servien und Bulgas rien erhalten , und ſomit an der Spige von wenigſtens

40,000 Mann bewaffueter Cürfen im Felde er deiner werde.

Wie klein war dagegen die Zahl der Grieder,

welche ſich den Fahnen ihres Fürſten angeſchloſſen ! Das tonnte es nügen , das bei Stſtovo ihrer 3000 die Donau paſs firt und auf bulgariſdem Boden ein Lager aufgefdlagen hate ten ,1 ſie waren verlorene Wagehålſe. Serpien , auf defen

Cheilnahme an dem Freiheitstriege man ſicher gerechnet hatte, blieb ruhig , der Emiffar der Hetáriften , Ariſtides war por ben túrfen , welche in dieſer Provinz eine größere Macht

beſaßen , verhaftet und aufgeknüpft worden und der Parcha von Bosnien erſdien fogar mit 5000 Mann und verlangte pou ben Serviern die Auslieferung aller Waffen ; eine Maaf

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regel, zu welcher die Tårten in jedem Inferrectioustriege ihre erſte und legte Zuflucht nehmen . Am Morgen des 13. Mai erſchien unerwartet eine türs tiſche Armee von ungefähr 5000 Mann,1 unter denen fich ein bebeutendes Corps Reuterei befand ( nach Pouqueville 12,000 Mann zu Fuß und 5000 Spabis ) pot Galati

Der Schreden , welchen der Anmarido dieſes Speerhaufens erregte , war ohne Gleichen , denn man war der feſten Meis nung geweſen , daß die Türken im Verfolg des legten Frie densichLuffes mit Rußland die Donau nicht mit gewa fnetes Hand überſchreiten dürften. Die Landleute flúdsteten fid

nach allen Richtungen , ſelbſt die griechiſchen Einwohner rou Galag wanderten aus und ein Theil der Befaßung ſchloßlid thnen an. Nur Athanafius von Xgrapba mit200 Betáriſten tonnte ſich nichtzu einer feigen Flucht entſoließen.

Die Muffen hatten in dem leßten Kriege einige, wiewohl nicht febr bedeutende Schanzen in der Nähe der Stadt auf geworfen ; man beſchloß , lid in dieſe zum Theil foon rehr verfallene Bollwerte zu begeben und den Lürken , weldhe

dber dieZahl der Griechen ungewiß waren , getroſten Muther die Spiße zu bieten. Die dußerſte Schanze befekte sotis 148, ein Moreote mit 34 Mann und 2 tleinen Schiffstas Nogen , utan afius übernahm mit 45 Mann und dret

elenden Kanonen die Bertheidigung der Hauptſchanze ; die tbrigen Wille und Redouten wurden von den Hauptleuten

Spiros Aloftros von Zante, Gelios und Tripod 1

9 Mingrelis zweien tapferen Brüdern aus Cephalonien,

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ynb Georg Papas befekt.

Mit der türkiſchen Land

armee waren zugleich 20 Kanonierſchaluppen, vor Galaß an : gelangt und indeß dieſe ein fürchterliches Feuer gegen die Stadt begannen , und die Kirchen und Hauptgebäude in 1

Ruinen verwandelten , ließ der . Paſcha von Braila oder Jbrail die Schanze des Athanafins ſtürmen . Die Grieden Leiſteten einen helbenmüthigen Widerſtand, und nach vielen pergeblichen Anſtrengungen hielten es die Túrken fúr gere .

thener', die Griechen zu umgehen. Ein Theil der türkiſchen Stavallerte jagte an den Redouten vorbei, und ſtürzte fid

in die faſt von allen Bewohnern verlaſſene und ginzlich unvertheidigte Stadt, um dieſelbe zu plúndern. Kotiras, welcher in ſeiner äußerſten Verſchanging mubig ſtand, obs gleich er vor Begierde brannte mit dem Feinde zuſammen zu treffen und deshalb auch dieſen gefährlichen Bertheiðis gungspunkt begehrt hatte, forderte feine Soldaten auf, ihm in die von der türkiſchen Kavallerie befeßte Stadt zu folgen sind ſich dort einen ihres griechiſchen Namens würdigen

Heldentod zu ſuchen . 25 tapfere Krieger : folgten ſeinem Aufruf und eilten mit ihm in das raudhende Galak. Die Cúrfen , welche einen ſolchen verwegenen lleberfall nicht ahnen konnten , geriethen ihrer bedeutenden debermachtanges Jachtet , in Beſhitzung , und ein großer Chal ber,Spahis

wurde in den Kaufladen und griechiſchen Wohnungen beim Plündern erſchoſſen und erſchlagen . Endlich gewann die Maffe das Uebergewicht , man brängte die Griechen in ein

Hans,7 in welchem eine ganze Bande becauſchter Muſelmans

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ner den Tod gefunden hatte , und zündete daſſelbe über den Hauptern der Capferen an. Die edlen Griechenföhne tamen fámmtlich in den Flammen um , und gaben durch ihren uns

tergang ihren Landsleuten ein rühmliches Beiſpiel, zugleich aber auch der ganzen Welt ein Zeugniß , daß das Helden:

blut der Hellenen auch noch in den Adern ihrer unglüdlichen Enfel fließe. Sie waren die erſten Opfer dieſes unglüdliche ften aller Kriege.

Der Paſcha von Braila war über die ſeltene Entſchloſſen:

heit , welche die Griechen bewieſen, erſdrođen, er vertraute ſeinem großen Heerhaufen nicht, und folug den Weg der

Unterhandlung ein , zu welchem Zwede er einen ſeiner Offis ziere mit den nöthigen Inſtructionen an den Bertheidiger der Hauptſchanze abſendete. Athanaſius theilte allen ſeinen Kampfgenoffen die Anerbietungen des Paídas mit , ftellte ihnen aber auch zugleich vor , wie man den Türfen nicht trauen fdune und ſchwerlich die ehrenvollen Verſpredjungen , welche man ihnen mache, gehalten werden dürften. Ale

traten ſeinem Rathſchluß bei, lich bis auf das Aeußerſte zu vertheidigen , und der Parlamentair wurde zurückgefandt. 1 Sämmtliche Griechen höchftens noch 150 an der Zah! hatten ſich in zwei Schanzen vertheilt. Der Parcha erbittert, daß feine türkiſche Kriegsliſt miflungen war , tonimandirte zum Sturm , und es begann ein blutiges Gefecht, indem

die Griechen von ihren elenden : Werſchanzungen herabſtiegen und ſich mit einer wahrhaften Mártyrerbegeiſterung in die

dichteſten Haufen der Feinde warfen. Ein Neffe des Parcha

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fiel durch Athanaſius eigene Hand. Sechs Stunden bis zum Anbruch der Nacht hatte der "ungleiche Stampf gedauert,

taum die Hälfte der Griechen fonnte noch die Waffen fühs reu ; und die Sdanzen waren bereits von dem unaufhórli den Kanonenfeuer gånglid zerſtört und in zwei unhalts bare Sandhaufen verwandelt , als Athanaſius ſichy 3x feinen Waffenbrüdern wendete und ihnen den Vorforlag

machte , ſich durch die feindlide Armee mit Liſt oder Gewalt nach dem Pruth zurüđzuziehen. Es war dieß, obwohl det Ausgang dieſes verzweifelten Unternehmens ſehr bebentlid

deinen mußte, das einzige Mittel fich zu retten , denn ents träftet und von Sjunger und Durſt gepeinigt, wie die Gria

Hien es waren , würden ſie doch am folgenden Morgen , bald die Türken den Kampf erneuerten , erlegen ſein. Es wurben Lunten an die Kanonen gelegt, ſo daß dieſe pou

ſelbſt in ungleichen Zeitraumen abbrannten , und nachdem man die Gefallenen umarmt und nach griechiſcher Sitte brüberlid, getußt hatte, warf man das überflüſſige Zeug, felbſt die Stiefeln ab , um nicht im Laufe gebindert zu were

ben. Man gebrauchte zugleich eine Kriegslift, um die Schulle ber Feinde auf die Mäntel der Palitaren , ſtatt auf ſie ſelbji So tamen die Griechen glüdlich an das Ufer und auf eine Halbinſel im Pruth , wo ſie nod 600 ihrer Landsleute antrafen , die / nicht ſo tapfer als das Hauftein

zu lenken .

2

bes Uthanaſius , fchon am frühen Morgen beim erſten Ets (deinen der Türken aus Galaß geflüchtet waren. Ein Blut: bab , welches die Soldaten des para unfehlbar unter dieſer

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Flüchtlingen angerichtet haben würden ,1 hatte der griechiſche

Sviffslapitain Sphaëlos, eiu zantiote, welcher mit 40 Kauf: fahrern in der Nähe der Stadt vor Auler lag, verhindert, indem er die Feinde mit Stanonenſchüſſen zurúdwies. Der 14. Mai war ein Tag des Schredens für die une

glüdliche Stadt Galaß und ihre Umgegend. Der bedeutende Berluſt , welchen die Armee am Lage vorher durch das

háuflein des Athanaſius erlitten , ſpornte die fanatiſchen Ruſelmanner zu der grauſamſten Race.

Zuerſt ſtürmte

man die Kirchen, in welche ſich viele der armeu Einwohner geflüchtet hatten, zerſtörte was den Kanonenkugeln getroft batte und läſterte den Heiland, dem man zurief, er moge jeħt

mit feiner vielgepriefeuen Macht ſeine verlaſſene Heerde be: iQußen. So ſtempeln die Túrten einen jeden Krieg augene bliclic zum Religionstrieg. Dann begann ein ſchauriges Blutbad , zu welchem die brennenden Gebäude des Nachts

fúrøterlid leuchten mußten. Drei Lage dauerten die Mega geleien . Die Túrken waren ro wuthend, daß nicht nur aile in Galat befindliche Griechen , wenige ausgenoinmen ,

welche ſid, auf der Donau nach Toniorow in das ruſiſche Gebiet geflüchtet hatten, ſondern auch faſt ſämmtliche ruhige 1

Einwohner mit ihren Familien und Habſeligkeiten das Opfer

ihrer Srauſamkeit wurden . Nur das Haus des öſterreid is [den Vice - stonſuls , welches der Paſdıa ſogleich durch 100 Mann Wache deden ließ , blieb verſchont, ſonſt ward die

Stadt ein einziger großer Schutthaufen, eine Grauſen erre: gende Brandſtåtte.

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Athanaſius. tonnte der Stadt , welche vor ſeinen Augen

von den Barbaren vernichtet wurde, nicht die mindeſte Hülfe

leiſten , er mußte froh ſein 1, daß die Türken durch ihre Plún: derungsſucht und ihre Mordbegier, welche ſie leichter an un: bewehrten Weibern und Kindern, als an den tapfern Griechen:

belben ausraren laſſen fonnten , ſo lange beſdraftigt wurden, bis er und ſeine Waffenbrüder mit der größten Anſtrengung einen Schanzgraben queer durdy die Halbinſel gezogen hatten, hinter welchem ſie vor den Angriffen der Eürfen doch eini gerinaaßen geſichert waren . Es iſt fchon oben erzählt wor: den, wie der Kapitain R. Penkedekas nach der Moldau ab: geordert war, um in dieſem Fürſtenthum eine Armee zu

organiſfren , Athanafius wußte , daß derfelbe etwa 500 Mann um ſich verſammelt hatte, und in ſeiner Nihe ſtand. Bergebens hoffte er jedoch , das fid derſelbe mit ihm vereis nigen ſollte, im Gegentheil gog fich dieſer Kapitain, welcher, feines vormaligen Schreiberpotens bei einem Kaufmann in

Jaſſy eingedenk , nie einen beſondern Muth zeigte , in die Gegenden des Pruth zurůd und es ſcheint, daß ihn nur ſeine wa&eren Offiziere daran verhinderten, ſid, mit der an: fehnlichen Beute, welche er auf ſeinen Streifzügen erworbent, foon jeßt in das ruffiche Gebiet zu flüchten . Der Seraskier , wveldem inden fund geworden , dat fid

in ſeinem Rücken eine anſehnliche griechiſche Abtheilung be: finde , hielt feine Stellung auf der linken Donauufer doc

zu unſider, und kehrte deshalb mit den Köpfen der Gemor:

deten und ſeinem grauſamen Heere in ſorglider Eile nad

!

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Braita zurück.

Hier forderte er dann die Bojarenbeputas

tion , welche ihn , wie wir ſchon oben erwähnten, zu dent

Einfal in die Moldau eingeladen hatte und begúlflich gewes fen war , auf, im Nainen der moldauifdheit Regierung, der Großen zu befehlen, die noch im Lande befindlichen Griechen mit eigener Macht aufzuheben, widrigenfalls ſie die Rückehr der túrtiſchen Armee zu gewärtigen hatten. Die verlangte Deklaration wurde von einem der Deputirten Theodor Betſy

ganz wie ſie der Seraslier verlangte am 24. Mai ausgere fertigt. Det Métropolit der Moldau wurde in derſelbert vorzugsweiſe erſucht , zur Ausrottung der Griechen alles Mögliche anzuwenden und der Erfolg dieſes Manifeſts war.

eineblutige Griechenverfolgung in der ganzen Moldau. Es verdient noch benierkt zu werden , daß von dieſer Deputae tion der moldauiſchen Bojaren bei den Gefechten vor Galaß 2 Mitglieder in die Hände der Griechen gerietten und bet dieſer Gelegenheit, wie ſich erwarten ließ, eiuige bedeutende

Unannehmlichkeiten erbulben mußten. Wir ſind jett wieder genothigt uns nach dem Sentrati

ft wenden , von welchem aus die ganze Inſurrection zum großen Theil geleitet wurde ,1 zu dem Fürſten Alerander Ypſilanti. Wenige Tage nach dem Streit mit Wladimiresto 1

hatte fich dieſer nach Tergowiſt begeben, wo er auf das es frigſte bemüht war , von allen Seiten Truppen anzuwerben.

Keinen andern Zwed als die Einwohner der Fürſtenthumer anzuločen, hatten audi wohl der fürſtliche Anſtrich, welchen

er ſeinem Gauptquartier gab und die mancherlei Feſtlichkeie

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ten, welche er dafelbſt veranſtaltete. Wladimiresto wat inte

deß in ſeinem feſten KloſterKontretszani geblieben und hatte fio daſelbſt verſchanzt. Während er indeß die Holzbohlen, mit welchen die Straßen in Buchareſt bedeckt ſind, aufnehmen and überal in der Stadt Graben ziehen und Bertheidis

gungsmaaßregeln treffen ließ, forreſpondirte er heimlid mit Kara Mehmed, dem Parba pon Siliſtria, den er and , ohne daß esOpfilanti erfuhr, mit 10,000 Mann über die Donan

jegen ließ. Es iſt erwieſen, daß er ſich mit dem Paſcha zut Aufhebung des Fürſten verbunden hatte; zur Belohnung

für ſeinen Berrath war ihm das Ziel feines Strebens, das Sospodarat zugeſagt worden, Den Bewohnern der Walladei hatten Bladimiresto , ſeine Dffiziere und Freunde wieder holt die Verſicherung gegeben , daß die Túrten auf keinen fall in dieſes Fürſtenthum einrúden würden . Daduro wa ren die unglüglichen Wallachen verhindert, ſich ſelbſt, iht Eigenthum und ihre Familien zu retten, welches alles ang 1

bei dem Einmarſch des Pafchas in die Hände der Barbas

ren gerieth. Blacquiere nennt den taiferl. öſterr. Ugenter Udrißty als ben , welcher auf dieſe Weiſe das meiſte Unheil über die Bewchner der Wallachei gebradt;. Hunderte ſind

ein Opfer des Vertrauens auf die Neden dieſes Menſchen geworden. Der Weg, welchen das türkiſche Heer úber Obis leſchti und Fratfineſt genommen hatte , bis der Vortrab defelben in das von Wladimiresko freiwillig verlaſſene Bes careſt am 28. Mai einrúdte , war fürchterlich begeidynet; die kleinen Kinder wurden an den Veinen längſt den offent:

C

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iden Wegeur: aufgehängt , Hetáriften wenn man einen er : viſdite, geſpieſt. In einem einziger Kloſter wurden 300 Beiber und Kinder ungebracht, wobei inter andern die fram ettes Botmaligen Tuffichen Rajoss mit ihren 7 Stins

ktu mak jármuerliche Weife ihr Leben einbüßte. Juden fole ett, por thrent af gegen die Chriften verführt, bei diefen Schanbthaten die Führer und Spione gelmeſen fein .

Alle dieſe Begebenheiten waren nicht zu den Ohren des riechiſden Fürſten gekommen , fo forgfältig war der Zug der Cárten verheimlicht worden . Endlich eilte ein Unterpråfett kelcher die beſtimmte Nachrichtvon dem Eintreffen der Türfen a Buchareſt empfaugen hatte, Hadi Tergowiſcht, am dein Für:

en diefe yiobsport gu áberbringen , ſeine Dienſtfertigkeit átte ihm aber beinahe deu Hals gekoſtet , indem er jafdgig en Kebon erwähnten General Saravia in die Hände gerieth, elder ihn für feine Nachricht ohne Weiteres tópfen wollte. Blabimitesto, deffen Berråtherei man whoete , bien eben

ie Sava gånglich verfchwanden , bis es sich plößlich auss ieb , daß derfelbe das Armeekorps. Ypſilanti's beinab foon Der fchon erwähnte Stapitain vorg and Theffalien Job ihn indeß in der Náte von Stim

inglid, umgangen hatte.

lougo auf , gerade , als er in einer Frütte mitten muter nen Soldaten fchlief. Er fette dem Erwachten die Piſtole die Braft , befahl ibu zu folgent , führte ilmu dann zu

nem Bataillon von 400 Gohypetard , mit welchent er zu ſem Zwed abgefaict way and brachte ihn gefalogen Tergowiſcht. 111.

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zwei Tage lang dauerte das Verhór dot dem Krieg gericht ſein Verbreden war ganz unleugbar. Wäre Bla: dimiresto mit feinem Wolfe nur noch eine Stunde weite vorgerůct, fo War Opſilanti mit ſeiner ganzen Armee verlo

ren . Denn ebenfo : wie er den rechten Flügel des Herren umgangen , anf weldem Nicolaus Opſilanti befehligte, wat

dieß von den Türken mit dem linken Flúgel geſchehen. DieOr fangennehmung des Wladimiresto machte die Túrten tufig

fie glaubten die griechifche Armee des Opſſlanti stårker als fie war , und zogen ſich zucúd. Wladimiresko bezeigte ſig ábrigens in ſeinem Berhor: eben ſo frech, als verſtodt. Als nad feiner Feſtnehmung 1500 Panduren beiYpſilanti Diet fte neomen wollten, ſagte er , daß er nicht begreifen fónn, waram man nicht gegen die Túrken ziehe, denn deswego rei et ja zu Ypſilanti gekommen . Ueber den Aufbemas tungsort der Soaße, welche er ſich durch ſeine Raubzugę jp fammengeſhleppt hatte, und welchemanauf mehrereMitige nen an dlag , gab er ſchlechterdings keine Auskunft. Na bem er förmlich verurtheilt worden , übergab man ihn der

Katavia , welder ihn enthaupten lief und in dem Unterfus ter ſeines Dollmanns noch eine Menge Gold und Edelſteine über 15,000 Rthlr. an Werth, entdeckte. So ſcheidet die

fer elende Menſch., der ohne Plan revoltirt, und fein Pfade mit Samach und Schande bezeichnet hatte, von der Gauplaß der Geſchichte.

Indem wir hier zugleich das tragiſde Ende des

Beitem achtbareren Kaminar Sava ( Fúppas) erzi

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Ten , greifen wir zwar den Ereigniſfen vor, indeß möchte

Sfich ſpáter ſchwerlich ein geſchidter Ankuüpfungspunkt für

s tiefe Epiſode finden .

Raminar Savá trat als Anführer

27 ber Arnauten ſpäter wieder in türkiſche Dienſte.. Wir wil fen bereits , daß er ſich nie recht mit einer Parthei der Inte

furgenten verbunden hatte. ' Im Juli 1821 wurde er durch den Kiaja Bei nach der tleinen Wallachei geſchict um die dortigen Ruheſtörer Haßi Prondanos , einen Servier und zwei Zagoriten Michaloglu und Serdari Diamantis zum Sehorfam zurüđzuführen.

Die Inſurgenten flohen nach

einer tapferen Gegenwehr bis auf Diamantis, welcher fest eingeſchloſſen wurde. Nothgedrungen mußte ſich auch dieſer dem Sava ergeben, jedoch mit der Bedingung, daß man ihm das Leben laite , er wurde indeß nach Konſtantinopel trans: portirt und dort nach türkiſcher Weiſe, ohne auf das Wer fprechen zu achten , hingerichtet. Nach dieſer Pacification der kleinen Wallachei tehrte Sava nach Piteſcht zurück , 180 er einer Verſchwörung gegen die Türken beitrat, an welcher

Sandh fein Bruder Panagiotes in Siebenbürgen Theil nahm. 2 Der Kiaja Bei , welcher wahrſcheinlich von dieſer Ber:

dwórang Kunde bekommen, berief Sava nach Budiareit um dem Fúrſten Kallimachi auf dem Hospodarenthron zu folgen. Uder guten Rathſchläge ungeachtet ging Sava nad Buchas eſt, wo er von Kiaja Bei eine Einladung erhielt, den 7. Iuguſt zu ihm zu kommen . Er folgte derſelben in Begleitung einer beiden Unterbefehlshaber Michali und Genzas, jurde aber im Audienzſaal mit Musketenfcuer empfangen 2

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und ſchåndlicher Weiſe erſchoſſen. Sein Kopf wurde nach Stambul geſchidt, ſeinen leichnam (dlerpte man mit denen ſeiner Gefährten auf die Straße , dann warf man ſie in die stolentina and made befannt,1 daß Niemand fie begtes ben folle. Nad der Hinrichtung Sava’s ſtürzten die noche

thenden Türken auf die Straßen und erſchoſſen alle Arman ten , deren ſie habhaft werden konnten. Der Kapitain the maros Chimariotes vertheidigte ſich mit 38 Albaneſen 20

Stunden lang in einer alten Kirche, gegen die man ſogar Kanonen auffahren ließ.

Nachdem über tauſend Cárta

vor dieſem Gotteshauſe theils getödtet, theils verwundet worden , gelang es den Muſelmannern , das Gebäude in

Brand zu ſteden . Bon den Arnauten wurden an dieſen einen Tage 80 gefangen genommen und 180 getödtet ; vick entkamen den fürchterlichen Gemetel.

Nady deru Tode Wladimiresfo's gingen faſt alle Eoldas ten deſſelben zu Opſilanti úber und der Fürſt - hátte mit jei: ner anſehnlichen Macht gewiß einen hartnäcigen Widerſtand leiſten fönnen , wenn nicht unter den verſchiedenen Anfüb rern Entzweiungen ſtatt gefunden hatten. Der übelite Streid war, daß fich Georg Saatakujeno , Bruder des Alerander , welchen wir ſpåter in Morea wieder finden

werden , und der rich in der neueſten Zeit in Dresden aus gehalten , von Ypſilanti trennte .

Dieſer nahın námiid

4000 Monst mit fid), um , wie er ſagte : den Paſcha in Braila angugreifen und marſdirte nach der Moldau , ut:

einzelte indef unter Weges fein Corps in kleine Haufen, ſo

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daß er nur 600 Mann behielt, mit welchen er am 25. Mai in Jaito anlangte. Hier pereinigte er ſich mit Pentebekas und erftárte, daß er gefommen ſei, um die Ordnung in det Moldau wieder herzuſtellen .

Man behauptet , er habe hier

feine Streitkräftevermehren und dann wieder verſtärkt -nady der Wallachei zurüctehren wollen , indef ſcheint feine wahre

Ublidt geweſen zu ſein, ſich in der Nähe des Pruth zu ha!: ten , um für den Fall, daß die griechiſche Sache, welche er

icon verloren gab , ein entſcheidender Schlag tráfe , nach Nußland flüchten zu können. Opſilanti, welcher lidy ſid mit dem geſchwächten Heereshaufen unmoglid in Cergowiſdt bez

haupteu founte , marſchirte wenige Tage nach Kantakujenos Utgang nach Nimrid , einer kleinen Stadt an dem Oltau ; 1

1

die Lage derſelben an der Orange von Siebenbürgen , zeigte

indeß, daß auch er die griechiſche Sachein den Fürſtenthümern verloren gebe. Die Türfen folgten bein Corps des pilanti auf dem Fuße und verheerten den Norden der Wallachei. Der Anführer der Griechen befand ſich in einer höchſt miß

lichen Lage, ſeine Armee wurde durch das Deſertiren der Mlademiresfo'ſhen Panduren tåglidy fleiner, und ſtrengge Dommen , konnte er Keinem pertrauen , als feiner heili: gen Hetáriſten - Schaar und dem Sorps des Georg

welches lektere etwa 500 Mann ſtark war und unter lidh mebrere moreotiſche Krieger zählte , welche früher unter Stolofotroni gefochten hatten , dennod aber ſchien delt

meiſten Anführern das Gerathenſte, ſo bald als möglich eine Solacht zu wagen, wenn man auch dabei Alles auf das

150

Spiel fette. Es wurde ein Striegsrath gehalten und man ents (died ſich mit Ausnahme des eorgafis für eine Schlacht. So

ging denn Opfilanti mit ſeinem Heerhaufen am 17.Juni über den Ditaufluß und nahm eine vortheilhafte Stellung bei dem Kilofter Dragazon oder Draga fch an an dein Oltas, etma

2 Meilen ſüdlich von Kiini& . Um 18. Juni erſchienen die Túrfen im Angeſicht des griechiſchen Heeres und am 19

jianden ſid; beide Heere (dlagfertig einander gegenüber. Aber wenden wir uns, ehe hier die Schlacht der Verzweiflung, det Kampf um Leben und Tod getámpft wird, zuerſt nach dem Dſten zu stantatuzeno und Athanafius.

Den lekteren verließen wir auf der Halbinſel bei Salak. zwei Kapitani Nitolaus stonthogones, ein Moreote, und Georg Sopbiano s von der Inſel Rod batten ſich

dieſem tapferen Anführer angeſchloffen und ihm eine anſchat liche Verſtärkung von entſchloffenenMännern zugeführt. Die

Stellung bei Galaß war für die Griechen teinesweges vots theilhaft, daher hörten ſie mit Freuden von der Ankunft des Fürſten 6. Kantakujeno in Jaffo und beſchloffen ſid mit demſelben zu verbinden, anſtatt bei Galaß jeden Angene blid einen Ueberfall des Seraskiers von Braila befürchten

zu trúffen . Man brachte den Kriegsvorrath , beſtehend aus 9 Kanonen, 700 Pfund Pulver, Patronen und Lebensmittel

auf platte Fahrzeuge und ſteuerte ſo den Pruth hinauf bis Falſchi, indem eine Reiterabtheilung, welche am Ufer herauf

ritt, die Ruderer ſchußend geleitete. Bei Falſdi ſtieg than an das Land, und nun begab ſich das ganze Korps etwasiher

151

500 Mann ſtart nach Sally unter Stantafugenb's Fahnen. Jally founte indeß von dem tleinen griechiſchen Sorps nidyt mehr behanptet werden , und der Pafcha por Braila, welcher mittlerweile wieder über die Donan gefekt war, náberte ſich

mit feinem bedeutenden Speerhaufen dieſer Gegend, Santa luzeno ichidte daber 500 Reuter nach dem weſtlich gelegenen

Homano, jedoch mit dem ſtrengen Befehl ſich zurüđzuzieheu, wenn der Feind mit überlegenen Streitkraften erſcheinet follte. Der Fürſt ſelbſt nahm mit 600 Mann eine fehr 2

verbáchtige Stellung bei Stintą , einer flachen Anhöhe auf

dem rechten Ufer des Pruths an der öſtlichen Grange der Moldau , taum eine Stunde von dem leßteit türliſden Dorfe Scubanie oder Scullen . Man tønnte in der That nicht entdeiben , ob Feigbeit oder Verrath die Sdritte des Fine

ſten leitete.

Die Griechen , welche noch in Faſſu geblieben

waren , ebenſo fehr beſtürzt als aufgebragt über dieſe bea

frembende Abſonderung ihres Obergeneralo, wihlten ſich dars auf am 16. Junius aus ſich ſelbſt einſtimmig den tapferen uthanaſius und den MoregtenStonthogones zuihren Anfúle

tera, dann gaben ſie lid alle das Wort durd Lapferkeit

und einen helbenmüthigen Tod die Schande voudem griechis. fden Namen abzuwarden , mit welder ihn das Entweichen

des Fürſten Stantafuzéno befledte, der mittlerweile, ſobald die Nachricht einlief, daß fica Cúrken in der Umgegend von Jally gezeigt hatten , wirtlich über den Prutb gegangen war, und ſich mit mehreren Teinet Offiziere in das ruffiſche Gebiet seflichtet hatte , wo er ſogleich unter militairiſche Aufricht

132

geſtellt wurbe. Jafry konnte die kleine Schaar ber tapfeten, faſt nur aus deu eblen Stampfern von Galan beſtehend, nidt behaupten , die Gegend vou Stinta (dien zu einer Streifen nicht tingelegen und ſo beſchloß man allgemein nad dieſem Ort zu ziehen , die Curten mit fejter. Stirne zu empfangre und das Neußerſtei zu wagen .

36 Stinta fanden Athanaſius and Sonthogones einige angefangene aber fchlecht angelegte Beſchanzungen , melde

Stautafuzeno vor ſeinem Abgang zu erbauen befohlen hatte.

Die Werte waren nicht zur Bertheidigung geeignetund man beſchlok lid nach einer nahegelegenen Halbinſelzurüd zu zin

ben , welche durch einen einzigen Graben leidt zu ifoliten fbar. Die türkiſche Artilleriefchien ſogar verhindert, hier auf

die Griechen zu feuert ,1 weil zu beforgen war , daß dieSie geln die auf der entgegengefekten Seite liegenden cupifchen

Dziederlaſſungen trafen . Abends war man angelangt,fe gleich wurde die Arbeit begonöen, aber kaum daß der Mok gen graute und man erſt einige Fuf Erde abgeworfen hatte,

fu erſchienen ſchon die túrtifden Reuter.. Eine tapfere genteht, bel welcher die Türken ben Kurzeren zogen und ein nen beträchtliden Perfuft erlitten , perſagte indef die Rüche tigen Spabis bald wieder. Bei dieſem Scharmünet hatte man eingeſehen , daß man das DorfStyllen bei der geringca Unzahl derStreiterunmöglich vectheidiger fónne und fiecte Bis daher in Brand , damit es eben ſo wenig Deu Túrtet zum Kudhalt dienen forne. Die Schanzarbeite wurden darauf wieder vorgenommen und um 6uhr Morgens ftam 4

1

153 den ſchon die von den Stapitain Ephaélos -mitgenommenen 9 Sanonen auf dem Walle aufgepflanzt.

Es war ebenfalls ber 19. Juni der Lag der Schlacht bep Dengaldan , als um 6 Uhr Morgens 6000 turti

itbe Reuter und 2000 Mann fufvolt die Ebene don Shulen über diwetriten . Die Arnauten , welche ſic nod 7

bei dem Corps des athanafius befanden , erfdraten por dit Anzahl derKeinde und fürften ſich in den Fluß , um in Rafland unbefahrbet an das Luft zu ſteigen , aur 485

muthige Waffenbrüber, begeiſtert von dem Ruhm ihrer Vote altern, blieben zurüde und reihten ſich zum Stampfe. Noch ebe biefer begann, ſteuerte Athanafius mit einem Freunde nach dem jenſeitigen ruſſiſchenUfer, um den dort verſânimele

ten griechiſchen Familien , das teßte Lebewohl zu ſagen. Man bat ihn zu bleiben , et aber rief ihnen zu , daß ett Huftig nicht mehr vor ihren Landsleuten ats ehtlider

Menfor erfarinen würde , wenner robne einen Souf gethate Xu haben: vor den Lürken die 9 Flucht ergreifen würde; e$

gálte der Welt zu zeigen , daß fie mit Ernſt nach der Freis heit des Baterlandes geſtrebt , und daß fiei dieſer Freiheit

berts geweſen fein würden. Die ruſſiſchen Truppen , weldje die Grenzen betrachten , erhoben ein lautes Geſchrei , als Athanafius feinen Nachen wieder vom Rande ftief , fie risa

fen ihm zu , er fei mit den Uebrigen verloren , fie náhinen deurHeiland und die Jungfrau zu Bengen, aber nichts fonnte,

ben naceru Mann bewegen ſeine Brüder und feine Sadye zu verlaſſen ... In wenig angenbliden ſtand er wieder unter:

154

denSeinigen , das Schwert in der Hand Fie zum Kampf ermuthigend. Grüße flogen in lautem Rufen vou Ufer zu Ufet und die Sdladt follte beginnen .

Da ſendete der Pafcha von Braila út den Wahn, daß die Größe feines Heeres die Grieden tleinmuthig gemacht haber werden einen Parlamentair sur Athanafius ut lief iont auf

Grabe oder Ungnade die Waffenabforbernz gleich dem Lede uidas antwortet der tapfere Anführer , der Paſcha möge ſich die Waffen ſelber Holen ,Luftaum war dieſeAntwort zu den tártifchen Truppen gelangt , als ſie mit einer barbariſchen Wuth undeinemfürchterlichen Geſchrei auf diegriechiſchen

Urawallungen losſtürzten . Die furchtloſen Griecheti tiste ten inden ihre Kugeln fo ficher, daß die FeindeRotternrike

niederſtúrytem nuberſchroden zurüdtehrten . Bei einer zweiten, wo möglich noch heftigeren, Anlauf bliebendie Lúts ten Meiſter der rauchenden Trünmer von Skullen1 ; viers: hundert vonihnenſuchten fidy hinter denRuinen feſtzulegen

indeß wurden 200 Griechen gegen ſie abgefchtet und 1906 cinem fürchterlichen Gemekel flüchtetenſich etwa hundert Feius de wiederzuihrem Hauptcorps , die übrigen warent Dot ben

Griechen erſchlagen , welche mit 25 Gefangenen wieder 305 ructehrten : Diefen Schimpf gu rachen begannen die Chts

ten einen neuen Anlauf, und ſo noch mehrere hinter einar der , die Griechen ſtanden wie eine Mauer und die Anſtreus gungen der Muhammebaner ſchiener vergeblich. Wie füro terlich der Kampf geweſen ſein muß, ſieht man aus einzek ucu Heldenthateu, von welden die ejazelnen Berichterſtatter

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erzahlen. Ein junger Grieche verfolgte einen Reuter, ſeine Scuelligteit übertraf die des arabiſchen Roffes , mit jus gendlicher Kraft pacte er daſſelbe beim Schweif, ſprang von

binten auf das Pferd und ſtieß ſeinem Gegner den Dolch in den Naden. Der vorher genannte Kapitain Spiros ulos tros von Zante erhielt einen Souß in die Bruſt ; mit einem Stúd feines Hemds verſtopfte er die Wunde, fchrieb mit

ſeinem heißen Blute noch ein paar Zeilen an ſeine Mutter und hauchte bei den Worten ; ich ſterbe für mein Vaterland, ſeinen Heldengeiſt aus. Ein Chiote Sebaſtopulo hatte ſide auf den Leidnahmen der Türten, welche er erſchlagen , eine fórmliche Schange errichtet und vertheidigte ſich lange hinter derfelben , bis ihm eine feindliche Kugel das Leben nahm .

Sdon hatte der blutige Kampf 8 Stunden: gedauert, als die vier Hauptleute Athanaſius , Konthogones, Apoſtolos von Lentadien und der von ſeinen feigen arnauten verlaſſene Kontos einen Ausfall machten .

Gleid hungrigen Wolfen

fuúrgten ſie auf ten Feind, und hörten nicht eherauf mitten unter den Türken Alles was ihnen in den Weg tam nieders sujábeln, bis ihnen ihre Arme den Dienſt verſagten . So

dauerte der Sampf drei Sage bis es den Túrten gelungen wat, nach einem Verluſt von 4000 Mann eine Batterie von 6 großen Kanonen gegen die griechiſchen Umwallungen cuffurichten . Sobald dieſe in Chátigteit waren , konnte

der Kampf nicht mehr lange dauern; die tapferen Anführer der Griechen , welche nur ungefähr noch 50 fohlagfertige

Kátapfer um ſichverſammelt ſaben, machen danneinen

156 1

lebten Ausfall iubeß Rich 25 zum Streite unfähige and com

ihren Brüdern abgeſchnittene Grieden in den Fluß ſtúry ten ; nur wenige von dieſen erreichten das rufliche ufer, die meiſten ſtarben von dem dreitågigen Kampfe in der fürchtes lidſten Sonnenbige ermattet und mit Wunden bededt in den rauſchenden Wogen des Pruth. Das fernere Sdicial des tapferen Athanaſius und ſeiner Mittampfer wird verſdieden erzählt, nach Ponqueville hatte er in dieſem Stampfe feinen

Tod gefundens glaubwürdiger aber iſt es , daß er, mie

Blacquiere ſagt, noch den leßten vergeblichen Anjireugungen fich ebenfalls in den Pruth geſtürzt und nach dem jenſeitigen ruſſiſchen Ufer hinüber geſchwommen fel. Der lektgenannte Berichterſtatter fügt hinzu, daß die ruſſiſchen Soldaten den topferen mit Wunden bedeckten Hauptmann“ mit offenen urs men empfangen hatten * ).

Fürſt Kantatuzenos 'der Stirde

ser des Fürſten ulerauder Opfilauti, Pentedefas und viele andere Griechen , welche mit dieſen beiden einer andern An *

fløt geweſen waren , als die bei Stulleu gefallenen Helden, . ) Es herrſcht über dieſe Schladt Bel Skullen und über die Pérfon des uthanaſius überhaupt ein großes Dunker. Der Name dieſes Helden wird Togar ganz verſchieden geſchrieben . Biacquiere ſchreibt Anaftafius , id glaube aber daß Athand fiu $ richtiger " ſet, weil idh ihn in einigen Zeitungsberichten

aud Chanaſo , eine Abkürzung von Athanafius , genannt finde.

157

batten Son dem ruſſiſchen Ufer aus der Schlacht zugelee · ben *). Wir erwähnten vorhin , daß Kantatuzeno 400 Reuter nad Romano geſendet hatte, um dort den Feind zu erwarten ,

-

Um dem Sürften Gcorg . Santafuzeno kein Unredit zu thun , wollen wir auch anführen , was ſich zu ſeiner Berthejtigung So wahrſcheinlich es auch ſein mag, daß er side mit ſeinem Schwager veruneinigt hatte , ſo geht dod ragen läßt.

dieß aus den folgenden 2 Proklamationen , welde er ar 1. Juni in Jafiy befannt maden ließ, nicht Gervor, diete lauteten nämlids : „ Brüder und Landsleute in Jaſiv und der ganzen Moldau ?

die hu der Moldau feit der Zeit meines ubmarſches aus dies

fem Lande vorgefallenen Unordnungen ſind mir zu Ohren gekomnien ;lo ; rende deshalb den Heerführer Fürfen,Kanta. lujeno mit voller Gewalt, damit er dafelbf die Angelegen, beiten unſeres Baterlandes beſorge und die Ordnung berftelle. Betrachtet dieſen Fürften wie sich ſelbſt , gehorcht fhm und vereinigt euch mit ihm zu allem , was er zu dieſem End ;weck unternehmen wird. Segeben in dem grieciiden

Hauptquartier zu Dergowiſcht am 18. Mai 1821 . Alexander Ypsilantia » Der Fürf Kantatuzens an die Regierung der Moldau . Dus in dieſem Lande befindliche griechiſche Seer hat mido

von der Beſchädigungen unterrichtet, weide theils die Lürs

158

der indeß auf anderen Wegen nach Jaſlo gelangt war ; dieſt

erfuhren bald, was ſich bei Stinta und Stullen ereignete und keni theils aber aud die Griechen veråbten , die von dem Bauptcorp$ ficó entfernend, an verſchiedenen Orten Aug, Toweifungen fich zu Schulden kommen ließen . Dieſe kad . richt hat mid fehr betrübt und gezwungen , in eure Gegend

zurüczukehren ,' theils um die zerfreuten Griechen zu fameur meln und ſie von ferneren Beunruhigungen der Einwoh net abzuhalten, theits die leßteren vor den Einfäden der

ürfen zu fichern .

Dieſes mein Vorhaben gebe id hiermit

der Regierung fund , damit aud fie alle Mittel anwende,

die frühere Ruhe wieder herzuſtellen . Wein Corps wird die Einwohner nicht beunruhigen ; wird , außer der Lieferung der zur Erhaltung der Mannſchaft und Pferde nöthigen %

Niket , nichts verlangen und zur Bermeidung aller Ueberie dung eines Einwohners vor dem andern auch die Bertbei .. lang diefer Lieferungen der Regierung überláfen. Debri gens fou die beigefügte Kundmatoung atten bekannt gemacht werden . Um 1. Juni 1821 in Jafin . Der Fürft Georg Mantatuseno Dalia n .“

Santakuseno war alſo nicht nach der Moldau gelommen, um diefelbe zu Vertheidigen , ſondern nur, um die Ordnung in derſelben wieder herzuſtellen ; und vielleidt Pentedefas

pur Redendaft zu ziehen , woju er allerdings tüchtiger fris modte. Der Anunarid der Dürfen

an deren Hebergang

159

fáumten teinett Augeablid ihren Waffenbrüdern Hilfe zu Leiſten. üls ſie indeb auf dem Kampfplaße anlangten, wär det 1

aber die Donan man nicht geglaubt batte, feßte ihn in Sdredene er rah voraus, daß die geringen Streitkräfte der

Grieden , den großen türkiſchen Beerhaufen nidt gewachſen krin würden und hielt ein augenſcheinlid frustlores Wider Preben gegen die Uebermagt für Wahnwiß , wie denn aud

de Edladt bei Stullen eigentlich keinen Mußen gehabt, En Gegentheil den Griechen nur Schaden gebraďot hat, da

tine große Unjabi ihrer gadierſten Streiter in derſelbenihr Leben einbüßte. Jedod , wer weiß , wie dieſes Treffen auf,

gefallen wäre , wenn Saxtafuzeno mit ſeinen Soldaten te der Wioldan geblieben , wenn et rein Corpß nicht auf

tinern ardenachJafin serfreut hätte ? DasBeste wäre feedido geweſene Wenn Santakujeno and Ypſilanti Abre en mee nidt getheilt bätten , fondern verbunden den sürtiiden Saaten entgegen gezogen waren . Auf jeden Sal gat Aber bier 1 wie aud Uthanafius die Sade aufiafte , Geo legenheit dem gebildeten Europa zu zeigen , daß die Intwas genten es ernft mit ihrer Sache meinten , daß fie der Freis beit werth reien Nur allein die Ausdauer der gegen die

Uebermacht ankämpfenden Griechen und ihren vielfältigert Beweiſen von Wuth und Patriotismus ift es ja am Ende 34 .

juíbreiben , daß fie vielleicht ein glädlicheres loof erhalten werden.

Sie ſelbft waren zu dewad fide die Steiheit is

160

blutige Kampf idon vorüber, und die Lúrfen begrüßten te mit lautem Siegesgeſchrei und dem Donner ihrer Kanoner. Einige Reutet gewannen den Fluß und ſtürzten lid binein, das ganze Corps war in einem Augenblid jetſtreutand das Banner mit dem Phönit verſchirand fchon in den türkiſchen

Haufen, als Ghokas das Buno in Akrokeraunien det Anführet des Reuterhaufens und Fein Major Vladen , ein Serbe, die Flüchtlinge wieder zu den Fahuen tiefen . Mit 40 Mann legte Fich Ghokas Felbſt in einen Hinterhalt, aus welchem er mit ſicherer Hand den Tod unter die Feinde fers den konnte ; . Bladen aber mit der Uebrigen ſtimmte das

teute naidas Tõr'ElanYuv im und fpreugte führ den

7

erringen , aber fie Betotefen der Welt , daß ſie der Erlöſung Don'tfren grauſamen ſetter werth feienti fie erregten Miti Feið und Údrung, wie ihre Thränden Deradhtung und Abe febru , bis endlich der gutmüthige Dentide, ſo weit er es fein Barfi ſein Sådet öffnete, der leichte Franzofe enthufiagijde aufgeregt wurde , der kaufmänniſde Brftie fogar auf einer Augenblid reinen Vortheil aus den Augen reşke und der langfame Kufie im Ernse fein rädsendes Schwert sog . Das Uebrige " zu feiner Zeit. Hier rei nur nodo der Soweſter

des Ypſilanti Kantafuzeno's Sensahtin in Ehren gedachte web de beim Beginn der Inſurreftior ihren ganzen Brautfcbaf you 20,000 Dukaten dem Baterlande opferte.

1611

Tårten entgegen , bis dieſe auseinander ſtieben und bedroht von Ghofas, nicht wagten , ſich den mit Ruhe und Ordnung

über den Pruth feßenden Griechen, deren Zug ihr Anführer beſchloß, in den Weg zu ſtellen. So endigte der Kampf in der Moldau, denn die Gräuelthaten , welche dieſen Tagen

folgten, würde man mit UnrechtKampf nennen . Ein ſchauers lides Sengert und Brennen ,:: Mordert und Abſchlachten

begann, die türkiſchen Horden von Suden angeführt, durchs zogen das Land und wo ſienur einen Griechen fanden, da wurden auch alle nur erdenklichen Qualen angewendet um ihn auf eine jammerliche Weiſe todtzu martern. Glüdlich konnten ſich Diejenigen preifen, welche das ruffiſche Gebiet 1

erreicht hatten,, ehe diere foredlichen Racegeiſter hereins braden !

0176 - Thonorümgir tie11' 110 .

it DIS !

II.

ini , !mui

****

162

Sechs und zwanzigſtes Kapitelor. Freundes. Here an Freundes Berzen , Freundes Şand an Freundes. Bandy , in Glied und Reihe hielten wir dem Code Stande Unverrüc kt :12 Liegen alle auf dem Rücken , himmelwärts den Blick gekehrt) In der Bruſt die Todeswunden

in der Fauſt

$ 'rothe

Sowert.

Kennt uns nicht die leßten Griechen ! Sollen wir die lebten rein , Die dem Vaterlande freudig , Blut und Leib und Leben weih'n ? Reiffender als Stahl Nennt uns nicht die teßten Griechen ! und Ers

Dringt der ſchnöde Ehrentitel ein in unfer wundes Herz. Nennt uns nicht die legten Griechen !

Weh' eud , madt

ihr uns dazu !

Nimnier finden unſ're Leiber unter Sklaven . Erde Ruh Brüder , wollt ihr uns in Grabe ehren , wie es uns gefällt, Keine Lobichrift gusgeſonnen ! Keine Säule aufgeſteat!

163

Seditet ſo wie wir gefochten , grüßt mit ernftem Blick den Tod, Und es färbt mit unſerm Blute ſich der Freiheit Morgenroth . ( Wilhelm Müller ).

Wir verließen Opfilanti und ſeine Schaaren bei dem Klo fter Dragazon im Angeſicht der türkiſden Armee , angeführt von Sara Mehmed, Paſcha von Silijtria . Das ſchnelle Ers ſcheinen der Feinde hatte die Griechen , welche noch auf Vers ſtårkungen warteten , überraſdt, und Alexander Ypſilanti

berief die Hauptleute ſeiner Armee, wenn man 5000 Mann To neunen kann, zu einem Kriegsrath.

Es waren die beis

beu Brüder des Fürſten Georg und Nikolaus , De metrius Sußos welcher fich durch ſeinen Muth bereits allgemeine Achtung unter den Hetáriften erworben, die Capi taine Georg , Saravia , Sava , Duka , Warlo und Mano , Bordier aus Genf, futa s von Kephalonien und einige andere Anführer, welche durch ihren zu frühen

Heldentod verhindert waren , ſich einen berühmten Namen zu machen .

Bei den Berathungen zeigten ſich beſonders

zwei Meinungen , die eine vertheidigte der Kapitan Georg, die andere Karavia . Der erſtere ſtellte den verſammeltent Anführern vor , wie groß das Orifverhältnis zwiſden ihrem Fleinen Hauflein und den furdytbaren Kriegsſchaaren des her: aurúdenden Serastiers rei, er bat , daß man noci menig ſtens 3 Tage die túrtiſche Armee mit kleinen Plánteleien

binhalten und dann , nachdem man alle Verſtärkungen , viel leicht noch 1500 Mann , an fich gezogen , n gedrängtem Pha 1

£ 2

164

Tanr dem Feinde entgegentreten folle. Saravia indef, wir haben dieſen Menſchen ſchon früher von unvortheilhafter Seite kennen gelernt, drang halb trunken und ohne Ueberles

gung guf einen augenbliclidyen Kampf.

So ſehr vid die

Cinſichtigeren bemühten ihn von ſeinem thỏrichten Rathfdilug

abzubringen , ſo ſehr widerſtrebte er, und indem er bei Sava, Dula , Varlo und Mano Unterſtúßung fand , ging feine

Meinung durch, die Schlacht ward beſchloſſen und alle Ans führer gaben ſich das Wort nicht zu wanken und ihre gute Sadie bis auf den lekten Blutstropfen zu vertheidigen .

Zuerſt arbeitete man an der Errichtung dreier Bruder über den Oltau ; als man pamit zu Stande war, ſtellte der

Fúrſt Alerander Ypſilanti ſein Heer in Schladtordnung. Der Kampfplaß war eine von Waldungen eingeſchloffene

Ebene, durchſchnitten von einem kleinen Bergſtrom dem Topologu , welcher ſich hier in den größeren Oltau ergießt. Unmittelbar an deffen Mündung ſtellte der Fürſt ſeine eigene Abtheilung , in kleinen Zwiſchenräumen ſtanden die Corps ſeiner beiden Brüder, des Saravia u . 1.10 . und vorn im Sen trum das Bataillon der Hetáriſten etwa 1500 Mann mit 5 kleinen Kanonen . Der Capitain Georg war mit 1000 Mann ſeitwärts in die Waldungen geſchickt worden , uin von

dorther zu gelegener Zeit herauszubrechen und den Türken in die Flanke zu fallen.

So erwartete man den Feind.

Die geſammte Macht der Griechen , welche bei Dragarohan verſammelt war, wird auf 9000 Mann angegeben .

Um 10 Uhr Morgens begannen die Türfen die Solugt,

165

indem 4000 Janitſcharen mit fürchterlichem Geſchrei aus der gegenüberliegenden Walbung hervorbrachen und fidh

mit ungemeſſener Wuth, auf die Griechen ſtürzten. Die Kas noniere eilten zu ihren Geldhúßen, um dieſelben mit Vortheil auf die gedrängten Maſſen abzubrennen , Verrath hatte ihnen

bie Lunten entwendet, von Mann zu Mann mußten jie Schwamm und Feuerzeug erbettelnd, umhergehen , indeß der Feind mit Bligesſchnelle herankam. Die muthigen Hetári ften hielten indef den erſten fürchterlichen Stof der wüthen: den Sanitſcharen mit Entſchloſſenheit aus, trieben den Feind mit ihren Handgewehren zurück und überließen es dann den inmittelſt mit Lunten verſehenen Artilleriſten Tod und Ver: berben unter die Flüchtigen zu ſenden ; mit großem Verluſt

gewannen die Türken die Walbung wieder. Nicht lange, jo folgte ein zweiter nicht weniger heftiger Angriff, welcher eben fo tapfer zurückgeſchlagen wurde , und waren die He: táriften jeßt von ihrer Kavallerie, welche Karavia Commans dirte, zur rechten Zeit unterſtúkt worden, ſo hatten die Grie:

den die Solacht geworinen . Als die Türken die Flucht ihrer Jufanterie fahen , welche ſid vergeblich wieder zu fams mein ſuchte, fekten ſich die Spahis in Bewegung ; (den

hatten diefe das heilige Bataillon überflügelt als Karavia, welcher die Flanken deđen ſollte , mit ſeinen arnautiſchen Reutern ohne Schwertſchlag umwendete und indem er fich

auf das Corps des Fürſten Nitolaus Ypſilanti warf, auch diefes in Berwirrung brachte und mit fich fortrik.

Die

Beſtürzung warb allgemein, fo ſehr auch Nitolaus fic be:

166

múhte feine Schaaren zum Stilſtand und zur Gegenwehr

zu bewegen. So ſehr der Fürſt Alcrander und ſein Bruder Georg zum Widerſtande ermahnten , keinem Befehl wurde mehr genügt, Alles drängte ſich nach den Brúden und in

wenigen " Augenblicken war das Sdyladytfeld verlaſſen, nur das kleine Corps der Hetáriſten , in ein quarré zuſammen: gebrångt, wich nicht von ſeinem Plaße und rettete die Ehre des griechiſchen Manuens. Wie Leonidas in den Thermo pylen hatten ſie ſich nach einer ermunternden Anrede eines

Neffen des Patriarchen zu Konſtantinopel dem Tode geweiht, Riemand dachte an eine ſchimpfliche Rettung ſeines Lebens

und To Tanken ſie alle neben einander , nadidem ſie ihr Rez ben theuer erkauft, auf demſelben Plaße wohin ſie ihr Fürſt

geſtellt hatte , ruhigefront wie ſie Wilhelm Müller in dem dieſem Kapitel vorangeſtellten Gedichte preiſt. 50 Mann, welche durch den Sturm der türkiſchen Spahis von ihren Brüdern abgeſprengt waren , irrten an den Ufern des Fluſſes umher, als ſie plößlid die erfreulichen Töne ihrer Tromwel Hörten , ſie brachen hervor aus ihrem Hinterhalte , um fid

- den Genoſſen anzuſchließen , aber auch fie fielen ,1 gleich den Uebrigen ; die Türken hatten ſich des griechiſchen Trommel: fchlagers bemächtigt und ihu gezwungen , feine Reveille zu ſchlagen , dieſe Kriegsliſt hatte auch ſie zum Cobe geführt. Das Sdilachtfeld war mit etwa 7000 Eodten von beiden Partheien bedeckt.

Die Niedermegelung der heiligen Schaar war das Wet eines Augenblicks geweſen , ſelbſt Georgati konnte nidt 1

167 ſchnell genug herbei eilen , um ihren Fall zu verhindern. Sein - Nahen glich indeß einer Wetterwolfe , mit faſt toll:

tühnem Muthie bieli

tühnem Nuthe hieb er ſich in die Dichteſten Haufen der Fein-: de und eroberte die heilige phónirfahne wieder ,, auch nahm er den Lürken zwei ber erbeuteten Kanonen wieder ab , mit denen er in Rimnid einzog.

In dieſer Stadt Körte er von *

der gånzlichen Niederlage des Ypſilanti. Der durch Regen und den in den Gebirgen geſchmolzenen Schnee angeſchwolle: ne. Oltau hatte die Brücken weggeriſen und die Griechen

genothigt ſich nach allen Seiten vereinzelt zu flüchten . Opſi lanti war mit dem größten Theile Derjenigen , welche bem Verderbert ' entronnen waren, ſdon dret Neilen über Kimnid hinaus nach dem feſten Kloſter Koſia, ebenfalls an

dem Oltau , geeilt, und es ſchien als habe er die Sache der Griechen aufgegeben , und werde lidh in das Ausland zúrúd: ziehen. Solche Schmach wollte Georgafi nicht auf ſich la den ; er war aufgeſtanden um ſein Vaterland zu erlöſen und miflange thin fein Streben , mit demſelben unterzugehen. Er beſchloß feine Sache von der bes Fürſten zu trennen, und

in einem kleinen Gebirgsfriege , zu welchein er gleich beim Anfangé den Anführern ber Orieden gerathen hatte , den Túrken ſo lange er tebe, eine fürchterliche Geißel zu werden .

Wir werden ſogleid fehen ; wie weit ihm ſeine Vorſäße ge: langen .

Ypſilanti hatte ungefähr nod) 4000 mann um ſich, als

er in Koria anlangte , indeß mochte er wohl einſehen, daß er mit dieſen Flüchtlingen nichts mehr für die Freiheit Grie

168

dhenlands unternehmen tonne, der Kern ſeiner Strieger wat den ſchönſten Tod geſtorben , die, welde ihn umgaben , was ren geflohen unợ würden es ohne ein ſolches Sentrum , als die heilige Schaar der Hetáriſten war, bei jedem neuen San pfe um ſo eher gethan haben, er ſann auf eine Lit id por Bey'Unipürdigen , welche ihn begleitet hatten , los ju machen und ließ nachdem er drei Tage in Soſia vermeilt hatte die Nachricht ausſprengen, daß Oſterreich der Türkei den Strieg erklärt habe. Während der tauſchenden Vergnügungen , des ren ſich die Panduren und Arnauten wegen dieſes fabelhaf: ten Ereigniſſes überließen, entfernte er ſichmit ſeinenFreun den heimlich aus Soſia und gewann glüdlich die ó(terreidi: fdhe Grånzé. Erſt am folgenden Cage gewahrte man das 4

der Fürſt Ypſilanti mit ſeinen Brüderu verſchwunden war, und nun eröffnete ſich eine Scene, welche den Anführer hinlånglich entſduldigt, einen ſo demoraliſirten Ausreißer: haufen večfaffen zu haben . Um der elenden Beute willen, welche einzelne Krieger vor den andern gemacht hatten , ents ſpann ſich unter den Zurúdgelaſſenen ein blutiger Kampf. Giner entriß dieſe Habſeligkeiten dem Andern , eine Menge Panduren wurden erſchlagen und viele ertranken, als ſie fich

über den angefchwolleneu Oltau retten wollten. Wenigen gelang es die öſterreichiſche Grange ju erreichen, wo ſie in den Quarantainegebáuden zu Rothenthurm Ypſilanti und ſeine Gefährten vorfanden .

Von Rothenthurm aus erlieb ber Fürſt Ypſilanti eine

Proklamation , welche wegen ihres Datums aus Rimnid vom

169

20. Juni, wegen ihres energiſchen Tous und deshalb, daß ſie der öſterreichiſche Beobachter erſt nach der Verhaftung

des Fürſten bekannt machte, von Einigen für unscht gehalten wird. Wir können dieſer Meinung feinen Glauben fdyens ten, und finden auch in dem Dokuinent nichts, was uns zum Mißtrauen gegen daſſelbe bewegen könnte. Es heißt in

demſelben unter Anderm ; „ Soldaten , nein ich kann euch jenen ſchönen und ehrenvollen Namen nicht zuertheilen , feige Heerden von Sklaven, die Verråthereien und Kome I

.

plotte, weldoe ihr angezettelt, nöthigen mich euch zu verlaſs fen . Stúnftig find alle Bande zwiſchen mir und euch gelöſt. 30 allein werde in meinem Hetzen die Schande tragen euch befehligt zu haben.

Ihr habt eure Schwüre mit Fügen ges

treten, ihr habt Gott und das Vaterland , thr habt auch mich verrathen , in dem Augenbli& , too ich mit euch zu fies Daun wendet er ſich an gen oder zu ſterben hoffte !" mehrere Anführer , Saravia , Sava c. fagt daß er ſie ber Verachtung weihe und ihre Namen aus ſeiner Armeeliſte

fireiche. - Warum ſollte Ypſilanti nicht ſo gegen die Auss

reißer von Dragaſchan geſprod:en haben ? Die welche er ause nehmen mußte und denen diefe ftrafenden Worte nicht gelo ten fonnten, waren ja nicht mehr. Drei Tage nach fetner Anfunft in Rothenthurm wurde

Ypſilanti mit feinen Brüdern von Seiten Deſterreichs vers

haftet und nach Munkatſo oder Mongaz abgeführt, einer Feſtung in dem ungeſundeſten Landſtriche Ungarns , nady welcher gewöhnlig die ſchweren Staatsverbrecher geſchidt

170

werden , und von der man ſagt, daß fie in weniger Zeit den dahin Transportirten und an die Sumpfluft niot ge

wöhnten Menſchen das Leben koſte.

Von Mongaz wurde

nach 2 Jahren der unglückliche Fürſt nach Thereſienſtadt in

Böhmen, einer ebenfalls niedrig und ungeſund gelegenes Feſtung gebracht.

Die Strenge, welche gegen den unglüclichen Gefangenen angewendet wurde, laßt ſich nur dadurd, erklären, daß Dejtet:

reich der Pforte , deren freundſchaftliche Nachbarſchaft dem Staiſerthum aus vielen Rúæſichten wünſchenswerth und núßlid iſt, beweiſen wollte, wie ihm durchaus feine Schuld oder Cheils

nahine an der griechiſchen Inſurrection beizumefien fey . Im Jahre 1821 niufte Oeſterreich vielleicht ſo ſtrenge Maaßregeln nehmen, wenn es den Frieden erhalten wollte, und ein äußerli dhes Recht zu denſelben gab die Aufforderung , welche es zu gleid mit Nußland an die Griechen hatte ergehen laſſen , ſich binnen 9 Tagen über die Grenze zu begeben und die Kaiſerliche

Gnade anzuſprecher. So rechtfertigt ſich die Feſtlegung. Bey dem, wie es heißt, úberaus ſtrengen Gewahriam , fragt fid) jedod , ob die Inſtructionen nicht überſchritten wurden

und ob wir wahrhaft beridytet ſins. In Thereſienſtadt blieb der Gefangene 4 Jahr bis grs: gen den November des Jahres 1827, wo er in Berückſids tigung der veränderten Lage der Dinge, ſeiner Stránklichtet, und auf Begehren des Petersburgiſchen Kabinets ,1 weldes [chon im Auguſt des Jahres 1827 darum angehalten hatte,

171

- Freiheit gelegt wurde , die er jedoch nicht lange genies Sen ſollte. Es war dem Fürſten die Bedingung geſtelltwors sen , ſich nicht aus den oſterreichiſden Staaten zu entfernen, und er war eben aufeiner Reiſe nach Verona begriffen , wo

ir lid künftig aufzuhalten und feine zerrůttete Geſundheit wieder herzuſtellen gedachte, als die plöbliche ſtarke Stáite, und die Anſtrengungen der Reiſe die Krantheitszufáte ver: tärkten . Nach zweimonatlichem ſchweren Leiden ſtarb er indlic) am 31. Jan. 1828 zu Wien an der Bruſtwaſſer: ſucht nach vollendetem 35 Jahre als achter Chriſt mit Gea Sulb ind frommem Hinblick auf ſeinen verzeibenden und

belohnenden Erlöſer. Die Siegesbotſchaft von Navariu hatte ihn bei ſeinem Austritt aus der Verhaftung begrüßt und xfreuet.

Am 2ten Februar Vormittags um 10 Uhr wurde ſeine terbliche Húlie auf das Feierlichſte von ſeiner Wohnung nach Der griechiſden Kapelle gebracht, uin daſelbſt feinem Range gemäß ( denn dem Todten hatte man alle Anſprüche mit großer Liberalitat bewilligt) eingeſegnet, und dann beerdigt zu wer :

Sen. Sein Leichnam wurde nach griechiſchem Nitus während des Todtenamtes, welches der aus Konſtantinopel geflüchtete Biſchof von Pharſalus unter Beihúlfe von 4 Prieſtern ver :

ristete, zur Schau ausgeſeßt.

Er war mit der Uniform

Der heiligen Edaar bekleidet, die er bei Dragafchan getragen

ind mit welcher er ſich auf das öſterreichiſche Gebiet geflüch et hatte. An ider. Bruſt hatte er auf einem Kiſſen ſeine Wei ruiſigen Orden neben fid; feine. Sdláfe. aber war.

172

mit Roſen und Immergrún untwunden . Während des to tenamtes trat die Fürſtin Rafumofsky , Gemahlin des ruſi fchen Gefandten am öſterreichiſchen Hofe, welche den franti Fürſten faſt täglich beſucht hatte, mit ihrer Sdywefter in Stapelle und nahin ihren Plaß neben den in Ihránen gerfis fenden Brüdern des Berſtorbenen ein . Sie hatte it während der lebten Stunden ſeiner Leiden keinen Augenblik verlaſſen. Die úblidhen Kirdyengefange verrichtete das Sit gerkorps bei der rnfiften Geſandtſchaft. Am Sdilute de

*

Todtenamtes traten die Brüder Ypſilanti's zum Sarge en gaben ihm den leşten Bruderfuf. Die Kapelle hatte in während der Todtenfeier mit Griechen. angefüllt, welche Cherbeidráugten , um den Todten nach griechiſchem Gebraud zu küſſen. Mit fürſtlicher Pracht waren viele hundert Kers 7

zen angezündet worden, und die ganze Scene hatte etwas Erhebendes und Feierliches, das alle Gemüther auf das Zx nigſte ergriff; ein Bruder des Verſtorbenen war einer Ohn macht nahe. Der Sarg wurde fodann auf den fúrſilides Leichenwagen gehoben und auf den Gottesader abgefilet

( Es folgten demſelben zur Ruheſtatte die Wagen des Fürficer Raſumofsky und feiner Gemahlin, die Brüder des Beritor benen, die Griſtlichen, gegen 40 Wagen der griechiſchen Ge

meinde in Wien und eine unzählige Menge Volts aus ala Standen .

Der unglüdliche Ausgang der Ypſilantiſchen Unterneta mung hat ihrem Anführer viele ungerechte Urtheile zugejt

men 3. B. auch von Pouqueville. Wir haben unſerer Eryüb

173

ang dieſes Aufſtandes eine vorwortliche Einleitung gegeben , Selche und der Nachrede úberhebt, es fey, uns nur noch vers önnt folgende hieher gehörige Stelle in Blacquieres Ges hidhte der griechiſchen Revolution auszuheben . „Was dents

frſprung des Unternehmens von Ypſilanti betrifft,"11 heißt! $ an dem erwähnten Orte, ufo ſchwebt hierüber noch ein

Wenn er ins Feld gerückt wäre," ohne ans lere Zuſicherung von Unterſtüßung gehabt zu haben , als die

trofies Duntel.

veld,e ihm 4 bis 500 Anhänger gewähren konnten , fo würs : Ypſilanti ohne alle Vernunft gehandelt haben , und er

satt fid weder in ſeinemöffentlichen noch in ſeinem Privat: eben je ro gezeigt, daß er dieſe Vorwürfe verdiente. Man pat geſagt, feine Gefangennehmung rühre von einem frem :

sen Einfluß her, und hatte geſchehen müſſen , um einer an : ern Regierung zu genügen. Andere verſichern, Ypſilanti per m Beliş von Staatsgeheimniffen geweſen , deren Offenba:

ung mit Unannehmlichkeiten für die, welche ſie betreffen , perfuúpft waren . " - Auf jeden Fall haben wir von ſeinen

Freunden und Brüdern zu ſeiner Zeit die intereſſanteſten Auffdhlüſſe zu erwarten .

Nach dieſem kleinen trübſeligen Spaziergang in die aller : neueſte Zeit wollen wir uns wieder nach der Wallachei wens: ben , um den Erfolg des Georgatiſchen Bergkrieges, das Bes

jinnen der Ypſilantiſden Flüchtlinge und das weitere Bes Tehmen der Türten zu erfahren .

Dieſe lekteren waren dem Zuge der Griechen gefolgt und .

angten eben vor. Koſia an, als die Heberreſte des Ypſilans

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tiſdyen Corps miteinander handgemein geworden waren. IN Erſcheinen brachte noch mehr.Verwirrung unter die Chriſten indeß warfen ſich doch 200 Mann in das Kloſter und pets

theidigten dieß zu großem Nachtheil der Türken bis zu ihrem lekten Athemzug. Von den übrigen waren viele zu den Lürken übergegangen .

- Georgafi zog ſich mit ſeinem Korps entſchloſſener Mine ner in die Grånzgebirge Deſterreichs und der Fürſtenthámci

nach der Moldau zu und that den Türken ungemein viel Scaden ; er war überall und nirgends, wußte līdz vor gros ßeren Seerabtheilungen klúglich zu verbergen und blieb in allen kleinen Scharmüßeln der Sieger. Seine Soldater waren nur leicht bepa & t und auserleſene Männer, rein Un terbefehlsaber: Pharmaki ſein Freund und nidt weniger tapfer als Georgafi felbſt. Der Krieg, welden dieſe Truppe

führte, war ein Klephtenfrieg, wie wir denſelben im erſten Bändchen kennen gelernt haben , und Georg war Meiſter in demſelben , er hatte ihn fchon bei dem Aufſtand der Sers vier mit Bortheil angewendet. Auf dieſe Weiſe gelangte er nach der Moldan , wo et in dem Feſten Kloſter Piatra, hoch im Gebirge, und bis auf

eine einzige Chalichlucht unzugänglich , einen lideren Nút: halt gefunden hatte, von dem er ungefährdet Ausfälle und Streifzüge nach allen Richtungen unternehmen konnte. Die Túrken, welche ſich vergeblich bemühten den fühnen Klepbter in ihre Gewalt zu befommen, fanden in der vortheilhaften

Lage des Kloſters unüberwinbliche Sawierigkeiten , die Grie:

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hen anzugreifen ; endlich gelang es ihnen burch Liſt und

Berrath die beiden Häuptlinge aus ihrer feſten Stellung jeraus zu locken . In Auftrag des Seraskiers ſchrieb der mánbliche Biſchof von Romano an den Capitain Georg,

e das Kloſter Sekos wegen ſeiner ungünſtigen Lage den : Ingriffen der Türken blos ſtånde, und daß die heiligen Gez áthſchaften und Koſtbarkeiten eheſtens eine Beute der

kinde werden dürften, wenn er nicht zu ſeinem Schuße her: pieile und ſich dadurch um die griechiſche Kirche ein heiliges mauslöſchliches Verdienſt erwerbe.

Georgaki war ein eben :

frommer Chriſt als tapferer Streiter ; mit Freuden folgte r dem Begehren des Bifchofs , wie konnte er auch glauben , Af einer der erſten Diener ſeiner Kirche ihn verrathen wir ?? Nachdem er eine ſchwache Berakung in Piatra gelegt, lachte er ſich auf den Weg. Die Türken hatten ſich in

3

inen Hinterhalt gelegt, um die Griechen , welche einen engen

Yohlweg paſiren mußten, gånzlich zu vernichten, noch ehe + bas bezeichnete Kloſter erreidten , aber die Capferkeit

jeorgs und der Seinigen vereitelte ihren Plan. Die Chris In kämpften für das Heil ihrer Kirche mit dem größten inthuſiasmus, fie ſchöpften nicht einmal einen Argwoha : 115 den zahlreidyen feindlichen Schaaren , welchen ſie überall

egegneten und nachdem an 2000 Türken , von ihrer Hand en kod empfangen , langten ſie mit bluttriefenden Schwers rn ermattet in Sekog an . : Sogleich, meldete Georgati inem Biſchof , daß er glücklicy in Sekos angekommen ſey, id baß derſelbe nicht weiter um die Heiligthümer des Klos

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ſters: bängen rolle, mit Gottes Beiſtand werbe er ſich schon den Rúdweg bahnen und alles in Sicherheit bringen. Den Biſchof von Romano überraſchte dieſer unerwartete

Befdheid, und er rendete ſogleich einen Eilboten an den Se rastier, um ihn zum Angriff desKloſters Seloszu ermunter .

Diefer rendete auch augenbliclich ein Heer von 8000 Mann ab, welche das Kloſter von allen Seiten beſtürmen mußteny indeß die Griechen fochten mit einem sabren Löwenmuthea So ungelegen auch das Kloſter zu einer Vertheidigung wat,

fo faben ſich die Zärten doch gezwungen Belagerungsgefahr herbei zu ſchaffen, und Šekos förmlich zu beſchießen . BiB zum 24. September vertheidigten ſich die tapferen Stephten ; an dieſem Tage war es wo Georgafi tódtlich verwundet von den Mauern getragen werber mußte. Die Angaben über den weitern Fortgang des Kampfes ſind verſchieden . Mad *

Einigen ſprengte er ſich in die Luft, nach Andern vertheidigte ſich Pharmati noch biszu Ende Octobers in den Ruinen, wo er lebendig gefangen und dann hingerichtet wurde.

Das

Kloſter ging in Flammen auf und nur Wenigen geláng ef die nahegelegene diterreichiſche Grenze faſt durch ein Wunder

zu erreichen . Die Türfen bezahlten die Eroberung mit einer Verluſt von 7000 Mann.

Die lebendigſte Schilderung

derſelben enthält das dem vorigen Kapitel vorangeſtellte nel griechiſche Volkslied . Uebrigens war der Tag des Falls

dieſes Kloſters für die ganze Umgegend ein Tag des Som dens, denn da die Túrten nicht Griechenköpfe genug erben .

ten konnten, um damit ihre lange Belagerung und ihren gek

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fer Verluſt vor dem Paſcha und dem Sultan zu beſchónigen, lo ſtúrzten ſie ſich in die benad barten Ortſchaften und hieben

Alles uieder was ihnen in den Weg fom , bis ſie 4 Barken mit Kopfen , doon geziert mit Guirlanden von Ohren , die Donau hinunter nach Konſtantinopel fenden konnten . Mit dein Falle Georgs und Pharmafis war auch der

Aufſtand in den Fürſtenthümern zu - Ende. - Zwar traten im Dſten und Weſten noch einzelne Auführer mit kleinen Ban den auf den Kampfplaß, indeß waren dieß nicht mehr ſolche

Månner, weldoen die Liebe zum Waterlande und der Vorſak baffelbe zu befreien die Waffen in die Hände gegeben hatten , 15 waren Räuber und meiſtentheils zuſammengelaufenes Ges kindel der verſchiedenſten Nationen, welche in der allgemets hen Verwirrung, die in der Moldau und Wallachei herrſchte, Beute zu machen ſuchten . Der Zuſtand der beiden Fürſten

thámer, welcher der Inſurrection folgte, war ſehr traurig, benn die Türken verfuhren noch árger , als hätten ſie die

Lánder erſt erobert, und wollten ſie zu Wüſten undWild nijlen umſwaffen. Die griechiſchen Kirchen und Kloſter wur ben geplundert und angezúndet, den griechiſchen Geiſtlichen und Ketáriſten, welche ſie ergriffen , wurden die Hände auf

ben Rúden gebunden, und ihnen glühend gemachte Ladeſtođe in verſchiedene Theile des Leibes geſteckt; ein Dußend Túrs len machten ſich dabei zugleich das Vergnúgen, einen ſolchen

Inglúdlichen mit ihren langen Meſſern zu ſtechen, bis man hm endlid nach ganzlicher Erſchöpfung den Kopf abſchnitt .

ša Tergowiſcht wurden allein gegen 500 Weiber und Kin = III.

M

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der in ihre Häufer eingeldloffen und mit denſelben verbrannt.

Die Juden, in der Hoffnung nach der ganzlichen Ausrottung der Griechen den Haudel allein zu erhalten, ſpürten noch nuehr als die Türfen den traurigen Reſten der zahlreichen

griechiſchen Bevölkerung nach und zeigten ihre Schlupfwind den Barbaren an. Mehr als 100,000 Griechen hatten ſich vor den Gräueln der Türfen in dieWalbungen und Gebirgde Idyluchten geflüchtet, andere waren fo glúdlich geweren die Grenzen zu erreichen , wo ſie auch , ſobald ſie nur unbe:

waffnet ankamen , nicht zurückgewieſen wurden .

Wie groß

das Unglück der Chriſten war , mag folgendes Bittfchreis

ben beweiſen , welches mehrere Städte und Diſtricte der Wallachei dem in Hermannſtadt lidy aufhaltenden ruſſiſchen Conſul der Wallachei übergeben liefen. ? ,,Mir Cimivohner der walladyiſden Diſtritte Dehli, Hora man , Oltau, Dolge, Romaneſtie, Nutrie, Slatina, Straja wa it. waren voll Vertrauen auf die Traktate und die

Sdubherrſchaft Rußlands rubige Zuſchauer der Ereigniffe geblieben , und lagen unfern häuslichen Angelegenheiten ob, als unſere Beſitzungen plóklich non den Türkert überfallen und 1

geplündert, unſere Häufer und Kirchen verbrannt und was viel ſchreclider iſt, unſere Prieſter und ein großer Theil

ihrer Gemeinden, enthauptet wurden, damit nur dem tütft: ſchen Sultan eine deſto größere Anzahl Chriſtenkopfe, als

Beweiſe ihrer ſchåndlidyen Thaten, und einer Empórung ax welche wir nicht gedådyt hatten , überſandt werden konnten .

Unſer Verluſt geht in die Millionen, und wir ſind auf immer .

179

zu Grunde gerichtet. Wir bitten daber unſere Vorſtellung an unſera allerdurchlaud,tigſten Sdugherreu gelangen zu laſſen ,

damit derfelbe ans Hülfe ſchaffen und uns vor dem völligen Untergange bewahren noge ." Der Deſterreichiſche Beobachter , welcher ſich immer bemüht hat , das Verfahren der Türken zu befchönigen , berichtete ſelbſt, daß die Unthaten der Türken alle Gren:

jen überſtiegen , und daß die Fürſtenthümer in eine große Wüſtenei verwandelt worden . Noch bis ießt haben die Moldau und Wallachei fidh von dieſer Berwüſtung nicht gaus erholen fónnen .

M 2

180

1

Sieben und zwanzigſtes Kapitel. Gott der Barmherzigkeit, höchſter Herr der Schöpfung, blicke herab vom Himmel , und fiel' das Elend deines Bels kes. Wie lange nodi, Herr , wird der Feind des Kreuzes deinen allmächtigen Ramen täſtern ? Wie lange noch wird das ſchuldloſe Blut deines auserwählten Erbtheils fließen ?

Gott deß Starken , du fehſt die Wuth der Afiorer ! Dein Heiliges zion haben fie verwüſtet ; deine Heiligen Diener has ben ſie erfolagen / und die ueberreſte deiner Seredyten den Thieren der Erde und des Meeres zur Speiſe gegeben. Sietre

Herr ! Vor allen Völkern erniedrigt, werden wir wie eine Keerde Sdjlachtviel behandelt. Biel und hart haſt du uns für unſere Sünden geſtraft , mit Leiden und Chränen uns geſpeiſt und mit dem Wein des Somerzes getränft. Aber beſänftige deinen Zorn o Herr ! Rette uns und führe uns gum Guten ! Bei deinen Heiligen und deinen Märtyrern fehen wir dich an , verlaß uns nicht für immer, und wente

deine Blide nicht von uns 46 ! D Gott , Gott unſerer gã .

181 ter , Schöpfer 'aller Dinge , der du aus Utten Neues , aus !

Nichts Alles machſt , Urheber deß Lichts i der du die Todten in ihren Gräbern zur Freiheit erwecft, fchleudere deine alt. mädtige Stärfe , Tende deinen Zorn herab auf die Bölfer,

: welche dich nicht erfennen , und deinen Engel der Erlöſung su deinem erniedrigten Polfe. _ Helliger Herrſcher, höre unire flehenden Stimmen und ſtärke deinen Geſatóten , den from ,

men und menſchlichen Selbſtherrſcher (aller Reuffen ), erhöhe ihrt , weihe ihn , unterwirf feinen fiegreichen Füßen alle reine Feinde und Widerfader von einer Weltgegend zur andern ,

bisider mond nimmer rei.. Segne das brüderliche Bolk der edelmüthigen Ruffen , erhalte unverſehrt diere Staột und alle Städte, der Gläubigen , und führe alte fronime uno beter.deines Namens in dein

Reich .

1

(Úus der Trauerrebe des Patriarchen Con.

ftantin , welche derſelbe dem ermordeten Patriarden Gregor am 29. Juni 1821

jik odeſta histt. ) , 14;. ;! : D

***

Die traurigen Begebenheiten , welche wie in dieſem Sa: pitel erzählen müſſen , wurden in dem Vorigen bereits hin und wieder angebeutet; es ſind die beweinensiperthen -Vor: fälle in Stambul , welche die ganze Chriſtenwelt schaue dern machten , die Hinrichtung oder vielmehr der Meuchelmorð

bes Oberhauptes der griechiſden Kirche, die Hinopferung der

ehrwürdigen Biſchoffe in der türkiſchen Haupſtadt, und das

182

allgemeine Blutvergießen , welchesvon den fanatiſchenMuſcle

Månnern vor den Choren des Serais eröffnet und in wilder Gemegel durch alle Städtedes weiten Reichs verbreitet wurde. Wenn andere Eroberer die Kunſt verſtanden 1, ihre Nas

tionen mit den unterjochten Vólfern zu einem Ganzen zu verſchmelzen , wie z. B. im römiſchen Reiche mit der Befits

nahme eines Landes and fein Bolt in der großen Maffe des Weltreichs verſchwand , oder wie in unſern neuen eutos

påiſchen Staaten gleiche Rechte und Vortheile verſchiedene Nationen zu einer großen Gefellſchaft verbinden ,1 ſo haben die Domanen bagegen mit allem Fleis daran gearbeitet, daß zwiſchen ihnen undden griechiſchen Stammen , welchen Fie ihre Beligungen abgerungen hatten , die [dpárffte Sons

derung beſtehe *) , fie blieben fortwährend diefelben blutgit: rigen Eroberer , als welche ſie den Hellefpont úberſdrit: ten hatten , und die Griecen pier Jahrhunderte hindurdy *) Alle bedeutende Städte des türtir en Reidas find bis auf den heutigen Tag in zwei Sälften getheilt ; die eine bewed

men die steden , 'dit andere die Zärten ; man nennt dieſe Ubtheilungen gewöhnlich das griechiſche und daß türttriche Duartier.

Sine ähnliche Abtheilung beftand in früherm

Barbarifden Zeiten auch in unſerem Deutidland , wo de Meligionshaß den Juden beſondere Duartiere und Straße

angewieſen hatte, welche nod feist -durd thre alten Namen fenntlid find.

: 183

diefelbert mglüdlichen Stlaven , zu denen fie die erste faz natiſde. Huth der Barbaren erniedrigte. Eine ewige 看

Seindehaft turbe damit zwiſchen beiden Wölfern geſtiftet,

su unzähligen Erpórungen , welche jedes Mal das Recht für fich haben mußten , der Grund gelegt, und die Türfen fonnten früher oder ſpäter erwarten , daß Verzweiflung die

fo: Echmahlidy unterjochte Nation zu einem allgemeinen Aufſtande bewegen und die Grauſamen , welche kein Mitleid getannt, fein Menſenrecht geehrt , in ihre. tautafiſden Wüſten zurück drángen , oder dem rachedürſtenden Schwerdt opfern würde..

!

* Der Brennpuntt diefes gegenſeitigen Hafes war die hirtiſge Sauptſtadt , wo der Siß der türkiſchen Madit

oder vielmehr. Tytannei, durch den gräßlichſten Uebermuth, melde fie täglichi au den Unterjochten ausübte, um denſel: ben ihre Oberheit fühlen zu laffen , und wo die Gebildeſten und Reidſten des griechiſchen Bolfs ſtets die alte Sophiens

finde,vor Augen hatten ', die einſt ihrem Gotte geweiht, Max ein Tempel des halb wahnſinnnigen Muhammed und ſeiner blutgierigen Schwertfónne geworden war. Es ſcheint als babe das Volfe der Osmanen-, gleid von ſeinem erſten Cindringeuin Europa diebuntele Ahnung gehabt es werde

in dieſem tenen Wobuplate nicht für immer verbleiben, die túrtifdyen Ståbté gleidsen noch heut zu Tage nur großen

bölzernen. Feldlagern , soon denen das großeſte Konſtanz tinopel felber iſt , und in der Chat (dyeint es, da ſo lange

die aarten bleiben yil und bei ihrer Reindſeligen Religion,

184

welche ihnen alle gründliche Bildung unmöglich macht. Bets barren , ſie vor den Anfechtungen des geſammten chriſtlichen Europas nid )t fichir find . Frúber oder fpáter muf indes

dieſes tolle Gebäude Muhammeds , weldes. von jeder neucts vernünftigen Einrichtung, untergraben und von jeden Fabre wankender gemacht wird ,. zuſammenſtürzen . Nur eine den Morgenlinder für das Chriſtenthuin vorbereitenbe Religion iſt der Muhammedanismus anzuſehen , und er miro und muß ſinfen , ſobald , wie es jeßt dykinti die Wiſſens fchaften bei den Burelmännern mehr Eingang finden , eine Sehnſucht nach einer reinern Gotteserkenntnis ertadt)

und-wellin biefe im Koran nicht zu finden iſt, die Bibel und unſer göttliches Evangelium von den angſtliden Genus thern geprüft werden . Auf dieſelbe Weife:fufte quid ein bas griechiſche und römiſche Heidenthum der Religion Chriſt weichen . Doch felren wir zu unſerer Geſchichte zurück. Die erſten Nachrichten von dem Aufſtand in der Moll bau und Walfadei erſchrecten die Túrten in Konſtans

tinopel , und mit Eutſeken fah. der. Sultan feine Herrſchaft zugleid ): im Norden und Süden wantent , denn faſt zu dera felben Zeit traf auch die Schredensbotſchaft von der Empda :

3

rung in dem eigentlichen Griechenlande , Morea .x . ein , pou welcher wir in dem nächſten Bändchen das Umſtände $

lidere erzählen werden . Wie konnte der. Divan hoffen ein folches , an allen . Simmelsgegenden emporziehendes Unges witter zu beſtehen, da ihm fchon Iahre über den einen Kampf .

mit Ali - Paron. pergangen waren , und alle Stafree

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welche man in Betwegungageregt hatte, Fich an diefem einen Mebelten nußlos brachen. Die Proklamationen pflantis

beriefen sſich auf eine fremde. M a.cht; wer founte dieſe anders , fein , als Rußlando bieſex fürchterlichſte Feind des thrtiſchen Halbmonds ? DieBeſtürzung wat allgemeit ,

und man wußte nicht 7 zu welchem Mittet man greifen ſollte, man konnte nicht sviffen , ob nicht jeder Grieche der großen Verſchwörung angehöré, welche die türkiſche Tyrannei here

vorgerufen , ob nicht in der heiligen Stadt des Glaubens Stambol, wie die Türken Stambul am liebſten nennen ) felbft ein Ausbruch bevorſtehe , der Feuer in die türkiſchen Wohnungen werfen und das Racheſchwert über dem Haupte

der Osingnen ſchwingen Werbe. 1. Lataren iflogen in alle Gegenden des Reichs , um die Pafchats und Bey's mit ihren Heerſchaaren nachConſtantinopel zu rufen , undvon Staðt zu Stadt eilte mit ihnen die Sdirectensborfchaft, daß Chron und Reidh tu Gefahr fei. Furcht an Schrete ken ſind in der Regel dieMutter:der unſinnigjien Maßregelu ,

und: To serfiet man audy hier auf deni unglüctichſten Gebants ten ) zur Befeſtigung der Gefährl, alle Griechent ohnerWeit

teres um das Leben zu bringen . Dies Projekt, wenn es fid ausführen liep, fdien dem Divan , beſonders aber deti Sultan fehri vortheilhafta Fn den Griechen befaß die 1

Túrtel eine feindliche Macht, welche nicht nur bereit war, felbſt jeden Tag aufzuſtehen und ihr Soch abzuſchütteln, 4

fondern auch jeden fremden Augriff von außenhet begins

ſtigte und unterſtüate. Went man den Griechen nun die

186

ABahl zwiſchen Annahine des mubammebanidan Olaubens

oder dem Tode ließ , fo erwarb man, wenn die Grieoer das Erſtere ergriffen , eine rechtgläubige Armee und ME

tine, im andern Fall unermefliche Geldfummen , indem das Befiethum des Hingerichteten dem Staate anbeim fiel. Peinliche Unterſuchungen , weldhe mit einigen Grieden alt geſtellt wurden , ließen es unentſchieden , ob eine Verſchwór tung in der Hauptſtadt beſtand , oder nicht, daman aber

doch einen Grund haben mußte, um diegrauſame Majte gel ins Werk zu ſehen , ſo wurde ausgeſprengt , das bereits der Tag beſtimmt fei , an welchem überall die grieciide 3

furrectionausbrechen ſoller und an demi nuc in Sumbul felbſt fich die blutige Sceneeröffnen würde. ?" Die mir vorliegenden Quellen und meine anßerdem

eingezogenen Erkundigungen wiederſprechen ſich geradeju hinſichtlich der Verſchwörung , welche in Konſtantinopel ang brechen ſollte . Benn z. B. Pouqueville die ganze Nachridt für ein türkiſches máhrchen erklärt, ſo ſpricht im Gegen

theil Blacquiere von der Verſd wörung als einem unbezmeir felten factuin.:Andere berichten 1001 derſelben ebenfalls

in dieſer Writer, jedod mit weſentlichen Veranderingen. Rady Blacquiere schitte lidh tunter der gried ifchen Bevolt

ferung von Contantinopel eine ſehr kunſtlids angelegte Ba fahmörung gebildet. Man pollte das Urfenal in Brand fteder und forbes Sultans in dem Augenblict bemachtigui wo per am Freitag die Morchee befugte. Alleswar zwets

máßig eingeleitet und der Plantware glactlidjur Qusftbe

187

tung getommen , wenn nicht ein grieciider Kaufmann, beforgt um feine großen Waarenlager , welche er nodo por

dem Beginn der Bernichtungsſcene in Sicherheit bringer wollte , um einige Tage Aufſdyub gebeten hatte , und waha

rend der Zeit die Verſchwörung verrathen worden wäre . Mir ſcheint allerdings auch dieſe Erzählung etwas fabelhaft, wenigſtens liegt in dem Borſak, daß eine geringe Anzahlvon

bódsſtens 20,000 waffenfähigen Griechen gegen eineStadt von mehr als 800,000 Einwohnern auftreten mit unter denen

fich allein an 50,00ó im Kopfabrábeln geübte, Janitſcharen uno Boſtandſchis befanden , viel Unſinniges. Gewiß iſt es ,

daß die Griechen in Konſtantinopel von dem Ausbruch det Empörung in den Fürſtenthümern und inMonea anterrichtet waren , eben ſo gab es Setáriſten in der túrfifchen Spaupts tadt und einiges Geld zur Unterſtúkung der Inſurgenten mag and wohl nad verfchiedenen Gegenden geſandt wots

den ſein , daß aber auch in Konſtantinopel ſelbſt eine Ems pörung ausbrechen follte , iſt laum glaublich ...? Mag. dem aber nur aud fein , wie ihm wolle , Wes

nigſtens war das von den Cårten? ausgeſprengte Gericht 2

erlagen .

Man behauptete , die Grieden hatten in ihren

Bagrenlagern und Kirchengroße Waffenvorråthe verborgen , man ube fich * heimlich in den militairiſchen Erércitien , und habe die Abſicht , zugleich das Arſenal zu erobern und

yat Serai zu ſtürmen , alle Sanitfdaren wolle man uins

singen, die Flotte abertumpela 1a

Ein Verſchworner

188

follte den plan idem engliſchen Geſandten verrathen und die fer denſelben der Pforte mitgetheilt haben. . 5', ' Diefes ausgeſtrente Gerücht und mandhe andere Maat: tegel 'verfehlten ihre Wirkung nicht, ſo das bald die Morde fuſt gegen die unglü & lidsen Griechen losbrach und Negit:

rung, wie die unterthanen , ihre Schlachtmeſſerzudten. * Den Anfang machte man ,1 wie fchon früher erwähit *wurde , mit einer Auffordring an allé Griechen ihre Wafels

aller Art an ihre Geiſtlichen auszuliefern , zu gleicher Zeit aber wurden die in Konſtantinopel befindlichen Moldaurt

und Walachen -serhaftet und ohne weitern Prozeß hingerie: stet, mährend man ihre Guten für den Staat einzog. Dita fes erfahrer erſchrecte die griechiſden Fürſtenfamilien des Fanar da fie vorausſehen konnten , daß auch ihrer nådsſtene seit áhnliches Edicrat warte. " Die Gefandrchaftsgebäude füllten ſich mit Rettung ſuchenden Flüchtlingen . In Stro:

ganoffs Hotel Hatten Tics an 50 Fartitlen geborgeu , An bere , wie z. B. die Suzzo's , Karadja's , Rangerli's X.

brachten mit möglichſter Eile ihre Habſeligkeiten zu Sciffe

und regelfen nad Odeſfasi Welt dies indem mit jedem Tage gunahin und der Divan beſorgte, és mochten ihmzulegt alle die gehofften Confiscationen migliden , fo wurde das Auss *

wandern verboten.

Man hatte erfahren , das beſonders

die Nådhte zur Emigration benügt wurden und es ward daher Befehl gegeben , daß alle griechiſche Häufer, ki Strafe des Hodverraths , mit Sonnenuntergang geſchloch

werdei poctenosi zut: größeren Borlichtſtellte man;nih

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Bachen aus, welches, wie geſagt wurde, den Griechen

um Smuß gegen die ergürnten Muſelmanner dienen fou: cn ', indeß gewöhnlich die gute Gelegenheit benußten , un In Morgen alle Griechen , welche ſich ſehen ließen , uns

armherzig auszuplündern und zu mißhandeln. Am 29. März ließ der Reis - Effendi fámmtlichen Botidaftern der auswärtigen Mächte eine Circular - Note :

uſtellen , in welcher er fie benadhrichtigte, daß fich die Pforte durch den Umſtand, daß verſchiedene ihrer Untertha 1

ten am Bord fremder Fahrzeuge zu entfliehen verſucht hát: 1 ent', genöthigt fáhe, von dem ihr zuſteheuden Rechte, alle Spiffe zu viſitiren Gebrauch zu machen . Schon am

21. hatte der ruffiidse Botſchafter , Baron Stroganoff welcher ſich übrigens in der inißlichſten Lage befand, an

Tämmtliche auf türkiſden Boden befindliche rufliche un

terthanen eine Warnung ergehen laſſen , ſich nicht durch die treuloſen Kånke und Umtriebe der von den griechiz", jmen Rebellen ausgeſdi&ten Emiſſaire verführeu zu laſſen , +

ſondern ſich ruhig zu verhalten ,, widrigenfalls ſie lich alle für , ihr Eigenthum oder ihre Perſonen daraus entſpringenden , Nachtheile und Unannehinlichkeiten ſelbſt zuzuſchreiben haben würden ."

Man hat Rußland , und ſeinem Botfchafter

dieſe Erklärung von manchen Seiten ſehr übelgenommen,

indeß iſt uidit einzuſehen , was Rußland unter den obwal tenden Umſtänden anders thun konnte. Am 30. März erließ der Sultan zwei merkwürdige

Chattiſderifs an den Kiaja Bey , Miniſter des Jnuern,

190

und den Kaimakan ( Stellvertreter ) des neuernannten Grof meifiers Benderli - Ali Pafcha . .

wefentlichen Inhalt nach

Det erſtere lautet ſeinen

wie folgt :

Niemandem ſind die Vorfälle in der Wallachei und

Moldau , ſo wie die beſtandige Trealoſigkeit der grieciſqa Nation unbetannt. Man muß zu Gott hoffen , daß die Ordnung bald wieder hergeſtellt werde. Indeß iſt es weſentlich nothwendig , daß jeder Moslim damit aus fange fich in die Umſtände zu ſicen ; dieſe aber leger die Nothwendigkeit auf den Annehmlichkeiten des geſelli: gen Lebens , welches feit langer Zeit zur zweiten Natur geworden , zu entſagen , zu dem Leben in Feldlagern , dem urſprünglichen Zuſtande der Nation zarůct zu tehren , und Teine Sitten allmålicywieder denen unſerer Vorfahren naar zubilden. Nicht weniger nothwendig iſt es , daß die Ori: niſter des Reichs , die Beamten und Angeſtellten jeder Bei

ſchäftigung entfagen , und ſich zu dieſer Beränderung in der Sitten vorbereiten , indem ſie ſich Wafferr und Pferde an : fchaffen . - Die Unglaubigen , Zeugen der Unordnungen,

welchen fich die Miniſter und Beamten meines Reichs hin: geben , und hoffend, daß fie von Seiten derſelben wenig Widerſtand erfahren würden , haben die Verwegenheit ge habt die Sachen auf das deußerſte zu treiben . Obwohl dieſe Thatfachen allen Großen , Miniſtern und Angeſtellter meines Reichs bekannt ſind , To bemerke ich deshalb doo keinen größeren Eifer an ihnen. Mau mag allen Klaſſen

noch ſo oft Befehl ertheilen , fie finden ſich faum om 3 Uhr

191

# ihren Bureaur ein . Go behandelt man die Geſchäfte sicit. alle Augenblice búrfen nicht dem Vergnügen ge: Da haben wir nun die traurigen Folgen .

widmet fein . "

Die gegenſeitigen Spóttereien und die Freiheit, welche ſich die Herren 'nehmen , einer des andern Betragen zu befrit: teln , haben Kälte unter die Mufelmánner gebracht. Die,

teldie ihre Lebensart nicht andern , welche dem Gebote, Daf alle Moslims fich als Brüder betrad ten follen , zunt

Eroße nod fortfahren zu haffen , welche ihre Pflichten mut langſam und nadilafrig erfüllen , zu ſpät in ihre Bú reaur tommen , und fich unter einander befritteln , die boil ich nicht mehr ermahnen , id wil fre bem Schwert des .

genters überliefern !

Mogen ſie die Augen öffnen ; die

gegenwärtigen Umſtände ſind keineswegs mit den früheren in Vergleich zu ſtellen , es handelt ſich hier um die Religion. Meine taiferliche Abſicht iſt , mir die Herzen der wahren

Släubigen zu gewinnen, und midy dem Gefeße Muhammeds húßlich zu erweiſen. Möge der Himmel allen Bacfams teit verleihen ! Da Ábſdhriften von dieſem allerhödſten

Billen uten durch Firmine zugeſtellt werder , ſo wachet darüber , dieſe Chatfadyen den Miniſter, Milizen - Chefs und andern angeſtellten mitzutheilen , und ihnen einzu :

icharfen den Vergnügungen zu entſagen , ſich Waffen und Pferde anzuſchaffen , und in Allem dem Chatti: Cherif nachs ufommen . Hütet Euch dagegen zu fehlen ." In den zweiten erwähnten faiſerlichen Handſchreiben

eißt es : ,, Daß der gegenwärtige Augenblic mit feinem

192

fráberen zu vergleichen it fieht. Jeder ein , es iſt alſo jest

, in den Schooß zu legen, noch duto nicht Zeit, dieisPånde t Pracht und

Das

isſid tem auszuzeichnen , " 2 .

-

des Sue

tans iſt wohl der Punft , daß in demſelben der Krieg mit den Inſurgenten zum Religionsfriege geſtempelt wird , 100 Durd ein großer Theil der Greuelthaten hervorgerufen wurden melde diefolgenden Blätter erzählen werden . Sdon in den 1

nächſten Tagen wurden die, gräßlichſten Grceſſe begangen , Pforte , einige Truppeucorps aus Konſtantinopel nach den im Aufſtande begriffenen Provinzen, namentlich an den Wir haben ihon in dein vorigen Kapitel gemeldet , daß die .

Parcha von Braila und nach Galaz abſdicte. Dieſe

Soldaten

zum größeren Theil aus den røheſten Bar:

baren Aliens beſtehend, verübten bei ihrem Anstúden

die größten Standthaten . Pera und Galata , welche da die Geſandten vridhúzten , entgingen ihrer Raubgier, Das Ste: re , wo ſid, die ruſſiſche Ge n ſie zu pflegt Bujufde landete gegen faudtſchaft aufsubalten . Die erſten Griechen , welde, den Wüthenden begegnen , werden niedergemeßelt ,

ſtürmt und Plündert man die griechifdyen Wohnungen und zulegt vergreift man ſich ſogar an die geheiligten Woh: nungen der Geſandten. Das ſpaniſche Hotel wird bedroht, und das des rulliſchen Geſandtſchaftsraths Fontos

förmlich geſtürmt. Fonton , bereits ein ſehr alter Mann, ſuchte fich und ſeine Wohnung dadurch zu retten , daß et alles Geld , was er befaß , zu den Fenſtern hinaus unter

193

die Barbaren warf, aber dieſe wurden dadurch uur noch mehr gereizt. Die ruſiiide Flagge ward zerſchoſſen und Fonton konnte fein Leben nur dadurch retten , daß er ſich unter das Hausbach verkrodh.

2 Bedienten ſtarben an den

erhaltenen Wunden. Man hatte aud verſucht die Kirche in Brand zu ſtecken , doch war das Wetter dem Vorhaben zuwider. Auf der ganzen Straße, welches dieſes Truppens corps zu machen hatte, ipurden ähnlidie Erceſe verübt, An eben dieſem Tage ging es auch in Konſtantinopel felbſt ſehr blntig her , und alle Ordnung ſchien verſchwunden . Es ereigneten fich dabei hodiſt ſeltſaine Auftritte. Judes men z. B. überall dylad topfer herbeiſchleppte, hatte ein

Tegeiſterter Dürfe, ein Cheriati, die Kanzel in der Solimanie beſtiegen und den Lürfen ihren Untergang prophezeihta Der Racheengel " fchrie der Wahnſinnige mit fürchters 0 der Nacheengel wird von Morea ausa lichem Ausſehn -

zu vernicten, die Berge gehen , um die Kinder des Islam her verben Vertheidiger gebären , die Inſeln des Archipelagus has en ihre Ruderknechte entfeffelt ; I tambol und ſeine Kinder

verden von der Flaminen verzehrt werden nnd der Nazas ener wird fiegen ." Noch lagen die Gläubigen vor Schres ken über dieſe wunderbaren Worte erſtarrt in dem Tempel, 18 draußen der Lärm des póbels úber den Tod des Fürſten

Beiſade Conſtantin Moruſi jauchzte , deſſen Kopf n der Spiße yon 500 andern Griechenfópfen vor dem Serai qufgepflanzt worden war. III.

N

194

Der genannte Fürſt war erſt vor 40 Lagen zum Großt

dragoman der Pforte ernannt worden. Am Tage vor ſeis ner Hinrichtung hatte er ſich nach dem Pfortenpallaſt beges ben, und als er Abends nach Hauſe zurückehrte, ſteckte ihn

Jemand unverſehens ein Papier in die Hand, ohne daß er faby, wer der Ueberbringer war . ' zu Hauſe fand er , das dieß Papier ein Schreiben Alerander Hypſilanti's war , welt cher ihm mehrere wichtige Mittheilungen über die Hetárijten,

madyte. Der Vorfall war ſehr bedenklich . Es fonnte eben To wohl ſein , daß der Brief aufgefangen , und ihm jeßt . um ihn auszuforſchen , ſo geheimniſvoll beigebracht war, als daß er geradezu von Kypſilanti fam. Nach einigemt Beſinnen ging er mit dem Unglúdsbriefe zu dem Reiseffendi, 1

welcher den Dragoman zum Großwefjir begleitete. Der ſchon erwähnte neue Großwellir Benderli , welcher ant 21. April ſeinen Einzug gehalten hatte , fdien mit der Ers

klárung des griechiſchen Fürſten vollkommen zufrieden , und beide türkiſche Beamten ſprachen Moruſi noch Muth ein, indem ſie ſagten , daß ſich geiviß auch der Sultan mit ſeis nen Angaben zufrieden ſtellen ivürde.

Am folgenden More

gen erhielt Möruſi eine Einladung zum Reis - Effendi , treba .

cher ihm anzeigte, daß ſein Leben in Gefahr ſchwebte, trenn

er nidſt ſogleich zum Miniſter des Innern ginge und ria dort rechtfertigte. Auf dem Wege dahin , wurde der uns glüdliche ergriffen , zum Alai- Kiosk ( ein Gartenhäuschi, von welchem aus der Sultan dem Schauſpiel der Himige tungen zuzuſehen pflegt ) geſchleppt und dort enthauptet.

1957

Ueber ſeinem Sopf ſtand ein Zettel , welcher ihn zu einem Hauptanſtifter der großen Verſchwörung machte.

Mit dem Tode dieſes Fürſten hångt der Mord des Pa triarchen Gregorius genau zuſammen , welcher ebenfalls am 22. April , àm erften Oſtertage des Jahrs 1821 und

zweiten Tage des Großwelſirats Benderli:& ausgeführt wurde.

Der Patriarch Gregorius war zu Dimit a na * )

ia Polopones , nach andern bei Kalavrita oder in Kalavrita felbſt geboren. Man erzählt, daß er einſt bei dem Weiden der hinder feines Vaters eingeſchlafen fei, und ein Traum, wels den er damals gehabt , tie Mutter beſtimmt habe , ihren Sohn dem Prieſterſtande zu widmen. Gregor machte ſeine

Studien in Dimižana, auf dem Berge Athos, und in dem Kloſter zu Patmos. In Smyrna erhielt er zuerſt ein geiſt liches Umt, ſtieg bald zum Erzbifdhof und durd ſeinen fle= denloſen Wandel , ſeinen chriſtlichen Sinn und die ihm eis, * ) Dimisana iſt in wifienſchaftlicher Finficht eine der meres würdigſten Städte des neueren Griechenlands. Es iſt das atte Piophis und liegt etwa 3 Stunden von der Mündung des Atſifolos (des alten Ernmanthos) in den Utvheos in Ars kadien an der Gränze von Elis.

Die Stadt iſt nur klein

und hat nicht mehr als 500 Häufer , aber es befand ich in derſelben ( jeist iſt ſie verödet ) eine berühnite griechiſche Lehrauftalt , welche an die 300 Zöglinge befali. 1822 batte die Stadt eine Buchdruckerei und eine Zeitung, N 2

196

genthúmliche liebevolle Sanftmuth zum Patriarchenſtuhl der griechiſdyen Chriſtenheit. Hier beſchäftigte er ſich eifrig mit der Kirchenverbeſſerung und dem Wohle feines Volks , als ex plóklid vom Sultan abgefeßt wurde, indem inan glaubte,

er wolle durd ; feine neuen Einrichtungen die franzöſiſche Otevolution unterſtüten . Gregor ging nach dem Kloſter auf dein heiligen Berge Athos zurůd und beſchäftigte ſich

dort mit der Buchdruckerkunſt . Nicht gar lange, fo wurde er zurückberufen , und er benußte nun feine während des Erils erlernten Kenntniſſe zur Anlegung einer Buchdruder: Preiſe und Herausgabe einiger religiofen Schriften. Bald

aber ward ihm wieder vorgeworfen , daß er ein Unhinger Rußlands fei; und durd, den Druck der Evangelien die Me

volution full verbreiten ſuche ; er niufte zum zweiten Male in das Eril wandern . Zum dritten Male wurde er von Sultan Mahmud II . zum Patriarchen erhoben ,1 um endlic AU 22 April 1821 die Märtyrerkrone zu empfanger.

Schon in einer Divanverſammlung am Charfreitag am 20 April war der Tod des Patriarchen beſchloſſen wor: den.

Man hatte hier nämlich die Frage vorgelegt : ,,welde

Strafe verdienen Sclaven , welche ſich aufgelehut haben, gegen das Gefäß dex göttlichen Gnade und der himmliſøen Eingebungen, gegen den obertten Herren der Moslims , des Shon , Sohn des Khans , den Gebieter zweier Weete und sweier Wettheile ,1 Sultan Mahmud II. Es war allge

mein geantwortet worden der Tod . " Die Antwort er

diezweite Frage: Kann einUnterthan unſers glorwürde

197

gen Sultans, von welchem Range er auch ſei, widführlic . juin Tode verurtheilt werden ? "1

wur dem Prxftliber

de laffen , welcher dahin entſchied , daß auf dieſe Frage nupo der Sultan ſelbſt antworten könne , der ſie natürlid, bejahte. zur beſſern Stüße hatte nian auch noch die altan Chroni tenbücher nachgeſchlagen , wo ſich denn auch eine frühere pas triarchen : Hinrichtung vorfand. In elism ſpåtern Notene

wedſel mit Rußland glaubte ſich daher der Sultan dainitt

entſchuldigen zu können , daß das Umbriugen des Patriar: den eine uralte Obſervanz fei.

Den ganzen Tag über waren die größten Gräuel ver: ubt worden ; man hatte Europäer , welche ſich an , ufer 1

des Bosporus ſehen ließen, erſchoſſen, und Niemand ſchien mehr ſicher , ſo daß der alte Patriarch ſchon erſucht worden worden war , ſich in den ruhigeren Abendkunden zu flúch ten. Dieſer aber, im Vertrauen auf ſein Alter, und ſeine

Würde tröſtete die Furtfamen, als ihn unerwartet ein Bote nach Sofe rief. Da mau fdon éfter in dywierigen Fällen ſeinen Rath eingeholt hatte, auch der Fall möglich war, daß man ihm unter den gegenwärtigen Umſtänden ,beſondere Befehle wegen ſeiner Gemeinde ertheilen wollte, ſo folgte et ohne Argwohn der Einladung. man empfing ihn ſehr freundſchaftlich und eröffnete ihm , daß man ihm die

Familie des Fürſten Nikolaus Moruſi, welcher ſich geflüch: tet ( eines - Bruders des Hingerichteten , der aber auch

einige Wochen nacher an der Kaferne der Gabiondſchi's

aufgeknüpft wurde.) übergeben wolle. Man habe ſich ges

198

nöthigt geſehen, dieſelbe zu verhaften , daznit m.in fie für die Unternehmungen des Flüchtlings verantwortlich machen

,

tónne, darauf wurden ihm die domeichelhafteſten Sachen A einde geſagt und endlich entließ man ihn.

Gregor úbergab die Fürſtin und ihre Familie ber Sorgere falt eines Papen , und ſei es nun , daß der Patriarch felbti

bei der, Flucht der ihm Uebergebenen behúlflich war , oder in thedoor

daß der Papas auf Bitten der Unglüdlichen , welde nur einmatery ſpátern Henkertode aufbewahrt ſdienen, nachg : b, und ſie auf da ein Schiff brachte, ohne den Patriarchen derum zu befragu, peab welches Leştere ebenfalls behauptet wird , genug die ben is Patriarchen übergebenen Preglinge entfamen glúdlid nad Odeſta und das Haupt der griechiſchen Kirche ward desha als Hodverråther angezeigt. Noch wußte Niemand davonal pa

als der erſte Oſterfeiertag anbrach. Die Feſtlichkeiten bei gannen in der Nacht mit dem Feierlichen Zuge nach hat Kirche des Heiligen Nikolaus, der Morgen graute , der Gola Rete tesdienſt begann und endete nach dem Ritus der Kirche, ohne daß irgend eine etórung vorgefallen wäre, man

feierte Das ſchone Chriſtenfeſt auf diefelbe Weiſe, wie in

den frühern Jahren , nur war die Kirche feht leer, in der Free Geſandſchaftsſtuhl, ſo wie auf der Fürſtenbank, war Niemand erſdienen und auf den Geſichten der Prieſter malte fra ångſtliche Beſorgniß und bange Ahnung der Zukunft. Da Patriarch allein ſchien ziemlich heitern Sinues , es fiction als bereite er ſich freudig zum Märtyrer Code vor.

Jest wollte Gregor im feierlichen Zuge dieKirche wit 8

199

der verlaffen , aber indem er von der Sdwelle tritt, ſtúrzt ein Haufen Janitſcharen herbei , zerſtreut den Zug mit wú thendem Geſdrei und ſchleppt die Erzbiſchoft mit ſich ; nur der Patriarch mit ſeinent langen weißen Barte, ſeinem von 74 Jahren ergrauten Scheitel, mit ſeinem ehrwür: 1

digen Antliß und ſeinem heiligen Kleide ſteht unter den Bar : baren , ohne daß Einer es wagt Hand'an ihn zu legen. Da befiehlt der Aga ' noch ein Mal ; der unglücliche Hirte des

griedrifdeu Bolfs wird gepackt , niedergeriſſen und mit den übrigen hohen Geiſtliden in die Gefängniſſe des Bo

ſtandſdi Bardhi geſchleppt, in denen einige dieſer tinglúci : den bis zum Jahre 1828 geſchmachtet haben .

Um 5 uhr

Nachmittags warf man dem Patriarchen eine Schlinge um den Hals unb hing ihn an der Thür ſeiner Wohnuug auf, undy Andern an der St. Nikolaus Kirche. Jebt nachdem ſich die Hände der Frevler an das Heiligſte gewagt 1, hiett

fie feine Scheu von irgend einem andern Gegenſtande mehr zurück.

Neben dem in ſeinem Ornate aufgeknúften Pas

triardhen , den eine Tafel; gerade wie den Fürſten Moruſ , als eins der ſtrafrürdigſten 6 der großen Verſchwi rung bezeichnete , hingent bald uod 6 andere Teiner Leis densgefährteu , nachdem man fie auf das Gräflichſte ge: 1

martert. Man hatte ſie nöthigen wollen ihre Religion ab zuidwören und dieſelbe zu låſteru ; mit glühenden Zans gen'waren fie gezwickt worden, Beintrånze hatte man ihnen

um das Haupt gelegt, zerfleiſcht hatte man ſie und ihnen

in's Geſicht geſpieen , aber nid ts tonnte die edlen Mártya

200

ter wankendmachen. Am folgenden Lageerlitt die gange Synode daſſelbe Schicfal, das Blutbad war beiſpiellos. EX 2 heißt darüber in 2einem Berichte : die Unordnung und Ptak: rei der Túrfen iſt unbeſchreiblid). Afle Freunde, Diens und MI Bekannte der Fürſten Moruſi, deren Anzahl ſehr groß *

war, fiud gekopft oder gehangen . Die erſten des griediſdea

Sclerus , alles so bis 90 jährige Greiſe , find gefoltert und auf die grauſamſte Art ermordet worden. “ Der achtzigját rige Greis Maurokordato , ein Neffe, des vormaligen hos podars iit an ſeiner Hausthúre gehangen worden. Mebe tere Fürſten und o Kaufleute haben daſſelbe Sdißfal gehabt. Die Freunde,,suDiener und Bekannte von allen dieſen , oder denen , welche ſich bei der Armee (Opſilanti's) befinden, oder fich geflüchtet haben , ſind auf die graufamíte Weiſe unge:

bracht. Die Bazars und alle Läden , ſind geldloffen; die Janitſcharen und Boſtandfchi's rauben , plündern und tódten

was ſie antreffen.

Deutſche , Franzoſen , Enzlinder und

alle Chriſten ohne Ausnahme , werden , wie nie gefsehen, mißhandelt " uc. An einer andern Stelle, wird geſagt: die Zahl der zu Konſtantinopel ermordeten Griechen geht in die Tauſende. Der raſeude Pobel ſdyneidet den Saladt: Schlatt

opfern ſeiner Nadie mit der größten Kaltblütigkeit diesă pfe ab. Zehn bis zwölf dieſer Wutheridse fallen über einen her , mißhandeln ihn bis zur Verzweiflung, und wenn e

dann ſo ermattet iſt, daß et, fid nicht mehr wehren kann rufen ſie ihm zu nie bolcze ( fürchte dich wicht ) und tren

nen ihm , dem noch Lebenden , den Kopf voin Rumpf

201

Diefes nie: bolcze ist dert in der türkiſchen Kaiſerſtadt das furchtbare Loſungswort ,1 welches in allen Straßen in

deneu Chriſteu wohnen , tåglich und ſtündlich erſchalt." Aber auch hierbei blieb man nicht ſtehen . Die griechis den Kirchen wurden 16 an der Zahl geplündert, darunter

Auch die Hauptkirche St. Nikolaus , deren Beraubung dein Sultan úber 50,000 Thaler einbrachte; die reichen Bis bliotheken der griechiſchen Fürſten wurden nach dem See wicht: verkauft , ganze Maſſen von Unglücklichen beiderlei Geldledits wurden in das Meer geworfen.ro daß die Ufer lo: bedece, herrendas des Bosporus mit Leichnameu Meer wieder auswarf uno die nun den Tauſenden herrenlos

1

ſer Gunde in und bei Sionſtantinopel fum . ſdauerlichen Fraße dienten . Ueber 100 griediſche, junge Mädchen, unter ihnen zwei Löchter eines Fürſten Moruſi wurden

auf öffentlichem Markte das Mädden zu einem Piaſter dem 1

wilden póbel Preis gegeben.

Id habe ſchon früher, ein hMal das die vielen e dietbemerkt, ürkiſch Geldicht dare e e bietet, den Berichterſtatter, wie den Refer, ermüden müſſen.

grablidyen Kataprophen ,

Es giebt nichts fo ubraveuliches , was nicht in der türkiſchen Geſchichte zu Lage káme. Begebenheiten , welche die 1

Men entwürdigen, unddestúrtinegierung von der Regierung ausgingen gåhlt[dbeit faſt jedes ausgingen,, Jahrzehend

doch giebt es Bertheidiger dieſer Regierung, dieſer Reli gion , doch gibt es chriſtliche Könige, welche ſich abmihen

dieſes Reid der Berworfenheit aufrecht zuerhalten. man

202

fågt um größeres Unheilzu dérmeiden", um das politiſche Gleichgewicht zu bewahren. Seid ådte Chriſten , ihr Rea

genten , Teid aufrichtig, habt Vertrauen, gebt Puters und haltet po ſo ſteht ihr fiderer neben einander , als wenn ihr euch mit einer ſtrafenden Macht zwingen wollt , in der

Bertanen,

Jeder nur mehr oder minder Reiz findet den llebrigen zu

zeigen , daß er ſich nicht fürchte; und Furdtgestemt aud feine in Herr der.

Nachdem die Leichname der gemordeten griechifom Geiſtliđen 3 Tage an den Thürpfoſten gehangen ; bejah!

Der grauſame Groeiberfir Benderli fte abzunehmen und ben Juden zu übergeben. Diefes unglüdlidye volt ſteht nir

einerfotiefenStufederKultur, als in derTür gends Tei ; esaufbildet hier eine Mittelklaſſe zwiſchen den Mubam medanern

und Chriſten , tit von beiden gehabt und verat: tet , To fehr , daß es ſogar die Actung vor fich felbſt vet: loren hat. Bald beſchüßt den Juden ein Chriſt , wenn e 1

1

dem Moslim ſchaden Forin , noch öfter iſt es der Moslimt,

*welcher den Juden zum id mählichen Werkzeug gegen den beiden zu Chriſten benust. Dhme bürgerlicheRechte ber Jude iſt der zu leben ,wenn Jude gts gits Gefallen 3

ETE

zwungen

ſtenz fichern will. So ſieht man auch in dieſer Schredense

zeit, wie die Juden in Stambulf und nicht bort allein ,, die nnd ieden Chriſten , den vie det: Spione der Türken machen met ſtedt willen, andasTageslicht' ziehen , um ihn Feinen Menteri zu überliefern . Sie binden die 4

Seile, und fahreppen fe y hachdem ſie dic:

203

felben auf alle mögliche Weiſe verſúmmett, durch die Stric sen und Gallen der Stadt dem Meere 30. · Der Sultan ficht vou feinein Gartenhäuschen aus mit barbariſdem Vere

gnügen wie des Patriarchen greifer Bart mit Koth belu beltan ihin vorüberſchleift.

Einige fromine Chriſten hatten inden für eine große ?

Summe ( 100,000 Piaſter )

mit welcher fie bie Juden

und Wachter beſtaden , die Erlaybniß erhalten den Leidye nam ihres Heiligen Vaters' wieder auffiſchen" zu ' búrfert. dürfen Man war fo glücklich , denſelben zu finden und das Geſicht des Märtyrers war wunderbarer Weiſe uhverſtummelt ges

blieben. In einer kleinen Fiſcherhütte wurde der Leichnamh

gereinigt unb geſalbt , dann in die Kleidung des Ordens vom Heiligen Bafilius gehüllt und nachdem man ihn in ein großes Waarenpaket verborgen als Handelsgut auf ein Schiff und aufdieſem nach Oberta geſchafft

wo er am 29.

Juni auf Befehl des frommen ruſtiſchen Kaiſers Alerander und unter ungemeinem Volkszulguf feierlich beſtattet wurde.

Gensdarmen und K'braten waren in den Straßen aufgeſtellt burch welche die Proceſſion Tích bewegte. 6 Prieſter trugen einen Thronhimmel über den Gemordeten , die ſämmtlichen

Glocken Odeſfa’s "lauteten'zu dem Gefange und vor der Hauptwache ſtand die Militarmufit um einen Trauermarſch zu ſpisien. Zwei Erzbiſchofe und ein Bildhof geleiteten den

Zug nach der Kathedrale , in welcher ein prachtiger Statafale erridtet war. Ant i . Juli wurde dann der Sarg einger

i Pentt. Einen ' Theil der Trguerrede, welche ber Prieſter

204

Dekonom von Konſtantinopel , Konſtantin , an dem Grabe hat hielt , haben wir an den Anfang dieſes Kapitels geſtellt. Konſtantinopel folgten bald alle übrige große bate

Stådte des, Reichs in der grauſamen Chriſtenverfolgung bias .

rühmlichnach. In adrianopel wurdevonderKonſtantince feit vielen enis Jahren dahin verbannte frühere Patriardy carbon pel,mit 40 der reid ſteu Griechen am 9. Mai aufgeknapt

in Smyrna fielen úber 3000 Griechen unter den

Schlachtineſſern der Türken , und nicht miuder grauſam war Das Gemebel in Salonidhi, Aivali , Rho808, , auf Cyperbilandien u . ſ. w .

Von dem , was dieſe emita

pdrendeu Grauſamkeiten þezweđen ſollten, ward indeß nichts erreicht, im Gegentheil ſchadete ſich die Pforte durd dieje unſinnige Maaßregel unermeßlich , denn jeßt war kein Rüt: .

chritt der Inſurgenten mehr möglich. Mit der geſammten Kraft , die ihnen noch; geblieben war, ſtanden ſie auf, nicht þlos mehr für ihr eigenes Heil , ſondern auch als Rider der , Gemordeten . Wohin die Nachricht von den Gräuela

und Smyrna gelangte , da rief ſie ja esfa

den Wat ffen . n Das Leichentuch , in wdelchem der Patrniare geſalb .worde , batte man in tauſen kleine Stuđde jet:

ſchnitten , welche als theure Reliquien hach allen Gegenden ds Griechernlan verfandt wuțdnejto.ch Die Grieden waren eufo ee ſf chlo ein ſolches Tyranne , wie es die Welt ned

nicht weiter geſenhen , nicht mehr zu ertragen . Freiheit oder Tod ſchreibe ſie in ihre Fahnen und ſieben Jahre lang

þat ſie ihr kleines gläubiges Häuftein nun gegen die St

205

ſammtmacht eines Sultaus , welcher dreien Welthéilen gee bietet, aufrecht erhalten . "

Man hatte in den griechiſchen Kirchen zu Konſtantino: pel Waffenvorråthe geſucht, indeß som nirgend gefunden ; ends lich zeigte ſich aber doch in der lande actor 1

Verſchwörung , nach welcher man fo lange geforſcht hatte. 1500 m uh a mn medanifche Albaneſen , meiſt Maurer und

Fleiſchergeſellen , welche fich bei dem Blutbade ausgezeichnet .

hatten , bildeten nämlich , einen früherex Lederhändler Khas 1

lil an der Spige, eine Bande , welche ſich bei den großen Unordnungen zu bereichern ſuchte und mit großer Wilführ verfuhr. Da ſie gefährlich wurden , ſo wollte man ſie ent waffnen , indeß der Arnautendsef hatte ſie davon benachrichtigt

tud als die Janitſcharen ſie gefangennehmen wollten, entſtand ein furchtbares Gemeßel. Die Folge dieſes blutigen Auf tritts war die. Abfeßung Benderli's ., an welchem der Sultan ein ro williges Werkzeug ſeiner unmenſalidhen Plane

gefunden hatte. Benderli ' wurde zuerſt nadi ' Cypern vers wiefen, bis ſpäter ſein Stopf ebenfalls vor dem Serai prangte. Der Sultan nahın ſeine bedeutenden Güter. Benderli hatte mit Robespierte viel Aehnlichkeit in ſeiner Blutgier

und ſeinem Tode , nur handelte er nicht ſo felbſtſtändig. Der Sultan war fein wordluſtiger Gefährte, auch waren beide gleich (duldig. Mahmud hatte abermals das Projekt einer allgemeinen

Niedermegelung der Chriſten dem Divan vorlegen laſſen, aber der Mufti und mehrere andere Große, erſdraken über

206

ter N die vielen Grauel, welche sie vor ihren Augen bereits sets fas úben Tiben und njiderresten ſich mit aller Macht dieſem An: kamati finpen , ſo daß es bei der allgemeinen Bewaffnung des griedis (dhen Wolfs perblieb, dann aber ſtrengte man alle Kräfte zut alla Bezwingung der in Morça aufgeſtandenen Griechen an, A tujiltae Truppen wurden geſammelt , 8x die Janitſcharen , bei der großen Plúúderung teich geworden , fic weigerten zu miare (drieren , undm eine größe Flotte unter' Kara - uli, tein üllers von Tre bifon , welcher ſeine Siapudang Sohn eines Paſcha - Flagge auf einem Linienſcdhie ff von 110 Kanoucu aufg hat , ſtad mit dein ause Befe des :

"

y drúdlidhe hl epflanzt te Sultans in See zihin die Aſche des Peloponesn zu bringente 1 triệu

mit Einſæluß ,der Berge , welche auch verbraint werden müften . " Wir werden im folgeuden Bandden ſehen wie weit ihm die gelungen iſt.

Wir haben in dieſem Bündchen noch zu erfahren , was die durch die Ypſilantiſche Empórung angeregten Mißheilig keiten zwiſchen Pfußlauo und der Pforte für einen Fortgang ughmen. Dic Spannung zwiſchen dem ruſiirden Geſandten und

der Pforte war durch die willkührliche Feſtnetniung eines

tufiifdcu Banquiers, welder zugleich Schaßmeiſter der Pfo rufſi: rte deil Geſandſchaft war, nod ; vermehrt worden . Die

behauptete dazu ein Recht zu haben, weil dieſer Mauu, fein Mame it Daueri , ein geborner Raaja war , Baron von

Stroganoff verlangte dagegen die Freilaſſung derriben, wd

er ſich ſchon früher in ruſſiſchen Sauß begeben , und ali

207

naturalifirter Nuſe nicht iner der Pforte angehöre.

Trog

aller Reklamationen wurde Daneſi nur in einen noch ſchlechter ten Kerfer, fogar in die neben Thúrme gebracht. Noch mehr; muete es aber den tufiſden Botſchafter befremden , als clie 2 nd sweiter ruffiſcher Unteuthan eingeférfert u er ſay 20 līdy deshalb genöthigt bei ſeinem Kaiſer un Verhaltungs

befehle zu bitten , welde auch in cinem ultimatum des Kaiſers erfolgten , das gegen den Schluß folgendermaafuit lautete.

„ Geftúrt auf die Gerechtigkeit ſeiner Beſchwerden , und verſichert, ſeine Berbündeten von der Reinheit ſeiner Abs

lichten überzeugt zu haben , hat Nußland, indemn es die Pertheidigung eines allgeineinen Intereſſes úbernahın , bis befondern Titel, auf welche es feine Einſdyreitung bei der túrkiſden Regierung gründen konnte , bisher noch nicht eine jeln angeführt. Es hing nur von ihm ab, fich deffenunge:

agtet auf die Beſtimmungen des Vertrages von Kutſchutz Kainardſchi und auf das Redt der Beſdúkung zu berufen, deſſen Ausübung in allen Ländern Sr. Hoheit über die gries diſche Kirche ihm zuſteht. Eswird ihm jedoch erlaubt ſein , eine offenbare Verlegung des Vertrags von Buchareſt 311 rügen , indem es auf die Anträge hinweiſt, welde Se. Er.

der Reis - Effendi in das Protokoll der Conferenz vom 25. April einrücken ließ , Anträge , die dahin gehen , alle demi Hofe von Petersburg durch dieſen Vertrag zugeſicherte Rechte über die Moldau und Wallachei zu entkräften , und welche ſelbſt den Bewohuern dieſer unglüdlichen Provinzen die Ans: :

208

Ficht auf ein Ende ihrer Leiden benchmen. Es würde nur 3 vom ruſſiſchen Gouvernement abhängen , den Beweis za Nr liefern, daß es kraft dieſer Verträge, das Gntecefle welches das Cabinet von Petersburg der türkiſchen Regierung bezeugt , von dem Intereſſe nicht trennen faun , welded

die tuffifche Regierung für die chriſtliche Bevölkerung der er europäiſchen Cárfei begen muß. Rufland will hinſichtlic 4

des türkiſden Gouvernements noch daſſelbe , was es immer in die gewollt. Es will ihm mit Freimuthigkeit die Gefahren ; denen es ſich ausſett , und dadurch den Weg zu feinet

Wohlfahrt zeigen , und es von der Stellung , zu welcher fico Rußland genöthigt fehen wurde , wenn die türkiſche Regies

rung im Abweidjen vou dieſem Wege verharrt','vorher best

nad richtigen . Wenn , wie der Kaiſer annimmt, die Auge is führung der Maaßregeln , unter welchen die Religion und die Menſchheit feufzen 1, in der Türkei gegen den Willen der erhabenen Pforte geſchieht, ſo verlangt Se. kaiſerl. Maj.

daß Se. Hoheit beweiſe, fie ſei noch im Beſige der Macht ein Syſtem zu andern ; welches, ſo wie es iſt, den driña lichen Regierungen nid)t mehr verſtatten würde, mit dem türkiſchen Gouvernement Verträge oder gåtliche Verhants lungen einzugehen ; Se. Maj. der Kaiſer verlangt fernet, daß die zerſtörten oder beraubten Kirchen ſofort für ihre

heilige Beſtimmung wieder hergeſtellt werden , dan Se. Hoe heit ſich bemühe, durch Rückgabe ihrer Vorrechte an die chriſtliche Kirche , durd zugeſtehung deſſelben Schußes für

fie ; wie früher, durch Verbúrgung ihrer Unverlegbarkeit

209

für die Zukunft , Europa über die Hinrichtung des Pa 1

triarchen von Conſtantinopel, und die ſeinem Tode folgen: den Entheiligungen zu tröſten ; daß eine weife und billige 1

Unterſcheidung gemacht werde zwiſchen den urhebern nad Theilnehmern der Unruhen , und denen , welche ihre Un:

fchuld vor der Strenge des Divans ſider ſtellen muß , daß man zu dem Ende den Griechen , welche unterwürfig geblies ben, oder ſich binnen einer bewilligten Friſt unterwerfen wer :

den, für die Zukunft Frieden und Ruhe gewähre, und in jeder Lage ſich die Mittel erhalte , die unſchuldigen von den Sduldigen' zu trennen . Der Kaiſer wird bis zum letten Augenblice jebe der hier in Frage ſtehenden entgegengeſeşte szypotheſe fern halten, aber wenn die türkiſche Regierung

gegen alles Erwarten bewieſe , daß ſie die Maaßregeln , über welche ihr der Unterzeichnete die Geſinnung ſeines erhabenen Monarchen bereits dargelegt hat, als Folge eines frei: 1

1

willig gefaßten Planes ergreift, dann bliebe dem Kaiſer, nichts Anders übrig , als von dem Augenblick an Der hohen Pforte zu erklären , daß fie fid in den Zuſtand

offener Feindſeligkeit gegen die chriſtliche Welt rege , daß fie

die Bertheidigung der Griechen legitimire, die von dem Augenblic einzig nur für ihre Rettung von unvermeidlichem

Herderben ftreiten würden , und daß bei ſolchem Charakter dieſes Kampfes Rufland ſtrenge Verbindlichkeit haben

würde, ihnen zuflucht anzubieten., weil ſie verfolgt wa ren, Soub weil es dazu Recht båtte , and Beiſtand, 1

weil es feine Glaubensbrüder nicht der Willkühr eines blin IJI,

210

den Fanatismus preisgeben könnte. Der Kaiſer glaubt des durch dieſe Erklårung an die hohe Pforte alle feine prichten

gege n dieſelbe gewiſſenhaft erfüllt zu haben , er hat bewieſen, wie daß er , ein getreuer Beobachter der Vertrage, aufrichtig

eta zeit

ihre Erhaltung wünſcht, da er ihr die Mittel qu ihrer

Rettung anzeigt; er hat ſelbſt das Verlangen geoffenbartin:,

dazu mitzuwirken . Er beweiſt es ihr auch heute noch.r. dem er ihr die Bedingungen anzeigt , unter welchen allein PE I

die Pforte ihrem gånzlichen Verderben entgehen kann. De

Unterzeichnete iſt zugleich beauftragt der hohen Pforte eine Friſt von 8 Tagen zur Beantwortung dieſer Mittheilungen einzuräumen. Erhört das türkiſche Gouvernement die

Wunſde, und verwirklicht es alle Hoffnung Sr. Maj. des Staiſers , durch den Beitritt zu feinen Vorſchlägen , fo it der Unterzeichnete ermächtigt, mit der hohen Pforte úber eine neue Friſt ſich zu verſtändigen , welche dieſelbe in den

an de

,

1

di

e Stand reßen wird , Europa durch die That zu zeigen , daß pe Berta

ſie die oben aufgeſtellten Bedingungen , welche von ihrer Seite die Rückehr zu gemäßigteren Grundfågen dartsun ſollen , nicht nur annimmt , ſondern auch zu erfüllen fic

beeilt, und daß ſiedas Uebelnicht nur nicht will,fondern auch zu hindern weiß und vermag. i Für jeden andern Fall iſt der Unterzeichnete befehligt der hohen Pforte anzufünol

gen , daß er mit allen Beamten und Angehörigen der Ge fandtſchaft Sr. Maj. des Kaifers Konſtantinopel unmittels bar verlaffen werde. Bujufdere d. 6. ( 18. ) Juli 1821.

Baron von Stroganoff .

,b

211 Nach der Geivohnheit des türkiſchen Hofes wollte dieret

erſt ſeine Antwort in dem leßten Augenblide geben . Der Baron traf indeß ſeine Anſtalten zur Abreiſe und als in der

beſtimmten Zeit keine Antwort erſchien, ging er unter Segel. Jeft. Tendete der Divan durch einen Tataren die Antworte :

note nach Petersburg und eben ſo der Baron einen Bericht über das Vorgefallene. In der merkwürdigen Antwort des Sultans heißt es : Die griechiſche Nation , die Urheberin fo vieler Un : ordnungen und Streitigkeiten, war vom Anfang an ( !) vom Vater auf den Sohn der hohen Pforte zinsbar und unter: worfen , welche ihr bis auf den heutigen Tag eine mit dem Unterthanenverhältniß fogar kaum vereinbare Gunſt hat wts

derfahren laſſen.

Die Geiſtlichen beſonders , dieſe Häupter

der Nation , und die Griechen des Fanal genoffen, geachtet

und geehrt, die größten Privilegien. zu keiner Zeit hat das türkiſche Gouvernement ſich in die ihreRichtung betreffenden Gegenſtände gemiſcht. Die freie Uebung ihres Gottesdien: ſtes "wurde nicht gehindert, ihre Kirchen ſind unangetaſtet geblieben , und man hat ihnen auf ihre Bitten deren Uus: befferung oder Herſtellung nach Maaßgabe des muſelmanni iden Gefeßes erlaubt. Inden ſo viele Gunſtbezeugungen verkennend, haben die Griechen die Fahne des Aufruhrs gegen die hohe Pforte, ihre milde Beſchußerin , aufgepflanzt. Dens noch hat ſie , immer barmherzig und großmuthig fich beeilt,

augenblidlich dem Patriarchen das Schreiben des Großwef fiers zu ſenden , um ihn einzuladen , ſeine Nation zur uns

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terwerfung , zur Erſtidung der von derirrten Raajas in der Hauptſtadt, wie in den andern Cheilen des Reichs , ge: náhrten Keime des Aufruhrs zu ermahner . Aber gerade im Gegentheil war der Patriardy, das ſichtbare Haupt der

Nation zugleich das unſichtbare Haupt der Verſchwörung. So ftanden zu Stalavryta einem Flecken von Morea, feinein Geburtsorte , und in anderen Gegenden , wo er ſeine Ana theme verkündigte , die Raja's zuerſt auf *) und erſchlugen eine Mehrzahl von Muſelmånnern . Die erhabene Pforte hat darüber , daß der Patriarch thátig Cheilgenommen , und 1

daß der Aufruhr der Raaja's zu Kalavryta eben ſo fein , wie anderer Aufwiegler Werf war , zuerſt durch die Schrif ten , welche ihr in die Hände fielen , dann durch die anthen tiſche Erklärung mehrerer ihrer Pridit treu gebliebener Slieder der griechiſchen Nation volle Gewißheit i erhalten . Wahr:

lich jede Regierung belißt das Recht folche Mifſethåter zu perhaften und ohne Mitleid zu ftrafen ; denn bei Aufruhr kann durchaus weder auf Glaubensbekenntniß noch aufStand geſehen werden . Deßhalb: hat, auch die hohe Pforte , nadi: dem ſie von der Schuld des Patriarchen und feiner Parthei überzeugt war , denſelben abgefert und damit dieſe Stelle

nicht erledigt bliebe, ihm einen Nachfolger gegeben . A $ man auf folche Weiſe den Patriarcheu ſeiner Würde entklei: bet, und in den Stand des einfachen Prieſters zurúdgefeßt

batte, ließ man , um ein Beiſpiel aufzuſtellen , ihn die C 233 ) Siehe diei Borrede.

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desſtrafe erleiden , ohne auf Zeit und Stunde ſeiner- Hinrich tung beſondere Wichtigkeit zu legen , ohne damit die chrift: liche Religon , deråchtlich behandeln zu wollen . Der Ver. trag von Sainardſchi fegt allerdings feſt, daß die chriſtliche Religion folle geldhúßt werden , allein Religion und Vers brechen ſind zwei verſchiedene Dinge. Die unſchuldigen Griechen genießen der größten Ruhe ; wenn dieſe auch auf 1

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einigen Punkten für einen Augenblic geſtört wurde , ſo wird ſie bei den kräftigen Maaßregeln , welche die hohe Pforte zu ergreifen Willens iſt , dod) ungeſäumt wieder hers geſtellt ſein. Uebrigens weiſen die Jahrbücher des ottomans niſchen Reichs noch andere Beiſpiele nad von Patriarchen ,

welche die Todesſtrafe erlitten, und es wird die Bemerkung nicht ungeeignet ſein , daß der hohen Pforte nicht unbekannt iſt , wie unter der Regierung des Ezaars von Rußland Peter I. der ruffiſche Patriarch , wegen der Verbrechen , welcher er ſich ſchuldig gemacht, hingerichtet, und ſogar bei bieſer Gelegenheit die Patriarchenwürde im ganzen Reiche gånzlids aufgehoben wurde uc. "

Man ſieht wie dieſe Note eine Menge von Unwahrheiten enthält, die mit Chatfachen künſtlich in einander gemiſcht ſind. Die Note gelangte erſt zu dem öſterreichiſchen J11 ternuntius von Lidhew und zu dem franzófir hen Geſchäfts tråger , inden der Baron von Stroganoff in Obela landete uuo bei ſeinem erſten Erſcheinen vor ſeinem Kaiſer von dies fem umarmt wurde. Die weiteren Verhandlungen zwiſchen Rußland und der Pforte, fo fern ſie die griechiſchen Anges

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legenheiten betrafen, werden mir in dem Folgenden gelegent: · lich berühren. Ueber -die beſondern Mißhelligkeiten verſtánc digten ſich beide Staaten in der Convention von Uker:

mann , da indeß fpåter die Pforte fich mehrere Uebertre: tungen dieſer Convention erlaubte, To wurden dieſe haupt:

Tachlich der Grund zu dem gegenwärtigen Kriege zwiſchen beiden Staaten .

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