Geschichte der Neu-Griechen von der Eroberung Konstantinopels bis auf die neuesten Zeiten [4]

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DEMETRIUS IPSILANTI .

Geſchichte der

Ne u - G rriiech e n von

der Eroberung Konſtantinopels bis auf die neu eſten Zeiten pon

I u li u s

Curt i us.

Viertes Båndchen enthaltend : den Ausbruch der Inſurrection in Morea , Nordgries denland, und auf den Inſeln des archipels im Jahre 1821 , bis auf den Tod Ali , Parcha's , die Eroberungen von Navarins und Napoli di Malvaſia und die Verbrennung von Galaridi.

U16. Titelbild Demetrius Ypſilantis Bildniß.

Leipzig ,

I

bei

ludwig 18 2 9 .

er big.

THE NEW

YORK

PUBLIC BABY ASTOR, LENOX496 TIIDEN POUN ) R

3.

Meinem geliebten Bruder

Karl Curt

u

in Mů n ch e n.

Als ein Merkmal unſerer brůberlichen Liebe erhåltſt Du , lieber Karl, dieſes Båndchen. Es gehört zu einem Verſuch , die merkwürdigſte Begebenheit unſerer Zeit , noch während ſie ein

Mal ganz ihr Ende erreicht hat , in ihrem erſten Urſprunge und ihrem Verlauf zu erzählen. Meine

Stellung, welche faſt alle , der Deffentlichkeit anheimgegebene, Nachrichten, während der ganzen

Dauer dieſes griechiſchen Freiheitskrieges, durch meine Feder gehen ließ , kann allein mich rechts fertigen, eine ſolche mißliche Arbeit übernommen zu haben.

Ich verlange keinen Beifall, nur

Anerkennung meiner Beſtrebungen und Verzei hung bei unvermeidlichem Irrthum.

Der vorliegende Band enthält den wichtig

ſten Theil dieſes Freiheitskrieges , nåmlich den Ausbruch deſſelben im Jahre 1821 , ſowohl auf der Halbinſel Morea und in Nordgriechenland, als im Archipel, und auch die Begebenheiten, welche derſelbe in allen Provinzen des weiten 08:

manenteichs , in welchen fich chriſtliche Einwoh: ner befanden , nach ſich zog. Das fünfte und ſechste Båndchen, welche dieſem auf dem Fuße folgen , werden den griechiſchen Freiheitskrieg bis

auf den Abzug Ibrahim's aus Morea fortführen, Möchte es mir doch gelungen ſein, Dir durch

meine Darſtellung eben ſo viel Mitleid und Theil nahme får die Enkel der griechiſchen Heroen zu

erregen , als Du Verehrung und Bewunderung ihren klaffiſchen Ahnherren zouft. Dein Bruder

Iul i u S.

1

2 cht und zwanzigſtes Kapitel . Muf , ihr Griechen ! auf ! und auf die Türken , Die Tyrannen , die uns feffeln , tödten, Die nur finnen , wild uns hinzuwürgen, und in unſerm Blute umzuwühlen , Die das ſchöne Griedenland verwüſten . Auf, ihr Brüder , auf ! wer in dem Herzen Preu des Baterlandes Liebe wahrt ,

Auf ! und kommt her bei mit euren Waffent, Röthet fie mit der Osmanen Blut ! Färbt die Waffen mit dem Blut der Feinder

Die die Chriftusftreiter hingewürgtı Die die göttlichen Gereze ſchänden ,

Die in Rarerei das Heilige morden, Köthet fie mit royer Türken Blut ! Auf ! verföhnet die erſchlagnen Brüder !! Rädhet , rächt ſie ! denn die Zeit in da . IV.

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Sommt , euch alle feſter zu verbinden,

zu dem heitgen, dem geweihten Kampf !

(Uus dem Schlachtgerang Kolo. fotronis überregt von 4. Th. Kind in Leipzig ) .

Alles was in den drei vorhergehenden Bändchen erzählt worden , kann als Einleitung und Vorbericht zu den Bege benheiten dienen , welche ſich jeßt in dem eigentlichen Grie chenlande dem alten Pelopones entwickeln werden . Mag es nun plan der Hetáriſten und der Leiter der griechiſoen Inſurrection geweſen ſein , das dieſelbe auf die Weiſe aus

brechen ſollte, wie es wirklich geſchah, oder war dieß nur zu: fall , immer war die Art, aufwelche der Aufſtand begann, Tehr zweckmäßig , ja unter den damaligen Umſtänden viele

leidt die einzige, welche zur wirklichen Freiheit Grischenlands führen konnte. Wenn man Alles genau erwägt, fo ſollte man das erſtere glauben. Es kann wohl nicht die Abſicht der Girie chen geweſen ſein , die ganze türkiſche Ferrſchaft in Europa úber dert Haufen zu werfen, ſie wollten ſich nur ein freies Gries denland erkämpfen . In der Wallad ei und Moldat

lag die- Tes nicht, dennoch, aber war der Kampf, welcher ſich in dieſen Fürſtenthümern entſpann für den allgemeinen Zwed von weſentlichem Nuißen , denn indem die Türken auf die Une ternehmungen des Fürſten Hupfilanti ihr Augenmerf richi. ten,

und ihre Streitkräfte nad) der Donau ſdh ickten , verloren ſie das eigentliche Griechenland, moren und die Inſeille

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ganz aus dem Geſichte. Eine bedeutende Macht hatten ſie überdieß ſchon nicht mehr in der griechiſchen Halbinſel, da man alle Eruppen der weſtlichen und ſüdlichen Provinzen zur Bekämpfang des Ali : Pafcha tady Epirus gezogen hatte.

Als endlich nun auch Shurfch id mit ſeinen Schaaren Morea verließ und gegen Janina marſchitte , war der Pelopones faſt ganz von den Soldaten des Sultans entblößt , nur in den feſten Pläßen , in patras , Modon . foron, 9 alvaſia , Nauplía , Sorinth , Tripolizza I., waren unbedeutende Beſaßungen zurúc geblieben .

Während nun die Ereigniſſe in den Fürſtenthümern und das Blatvergießen in Konſtantinopel den Divan beſchäftigten , konnte in Morea die Inſurrection mit dem glúclíd; ſten Ers

folg ausbrechen ,und als die túrfiſden Hülfdcorps anlangten , war der Aufſtand bereits ro allgemein geworden und eine ſo

bedeutende Maſſe von Chriſten unter den Waffen , daß eine

weit größere Truppenmacht, als die Túrken ſie ſenden konu ten , zu der Pacification nöthig geweſen wäre. - Geben wir

indeß za dem Einzelnen über. Wir haben ſchon in den vorigen Bändchen, geſehen wie die Griechen in Morea nur noch des geringſten Anſtoßes bedarften , um gegen die Túrfen die Offenſive zu ergreifen , und aus dem Umſtande , daß die verſchiedenen Berid)ter : ſtatter über den griechiſchen Freiheitskrieg verſdiebene Derter nennen , in welchen der Aufſtand zuerſt ausgebroden fei,

fann inan bon fchließen , wie allgemein derſelbe gleich An Fangs geweſen ſein müſſe. Blacquiere fagt, daß Emiffarien, A 2

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welche von Rußland aus nach Morea gefandt waren, unter dem Namen Apoſtel oder Philosophen das Land durchwandert und die Griechen zu den Waffen gerufen

båtten , indeß ſcheint dieß unwahrſcheinlich, gewiſſer iſt es 1

daß die Geiſtlichen und Primaten von den Plánen der Hetairia wußten , und zum Theil auch in dieſen großen Bund aufgenommen waren ; auch haben wir ſchon erzählt wie die Emiſarien dieſes Bundes , welche man vielleidt für ruſſiſche angeſehen hat , alle Gegendeù der europäiſchen Türkei, in denen ſich Griechen befanden, durchſtreiften , uit

das unterdrückte Volk zum Aufſtande gegen die Erbfeinde zu bewegen und ihm die nahe Freiheit zu verkünden. Der genannte Geſchichtsſchreiber erwähnt, daß ein folder Apa

ſtel unter Andrem in Spezzia eine Rednerbühne betreten, und eine lange Rede an die Inſulaner gehalten habe, welde ihm indeß -úbel bekommen ſei. Der Apoſtel habe nämlio

fo unbarmherzig auf die verweidlichten Griechen geſmolten, daß die Spezzioten zuletzt unwillig wurden , deu allzueifris 1

gen Freiheitshelden von ſeiner Bühne riffen und jammerlic outrd prúgelten . In anderen Werken über die griediſde Snſurrection habe ich von dieſen Apoſteln nichts geleſen , und

es wäre wohl eher anzunehmen , daß wo wirklich dergleichen 1

Emiſſarien cuftrateu , fie Geſandten der griechiſchen Geta: -tiſten waren.

Am Meiſten modyte wohl die allgemein verbreitete Nada richt, daß Rufland die Invaſion des Fúrien

Hypſilanti begúnſtige , 118d unterſtuge ,

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Moreoten zu einer ſo ſchnellen und kräftigen Empórung ermuthigt haben. Wir haben bereits im vorigen Bindden erzählt , wie

die Raubzüge der Albaneſer von lala den Griedyen

das Schwert in die Hände gegeben hatten , hier dadyte inan 1

aber noch an feinen Aufſtand, ſondern nur an Sduß und Bertheidigung. Im Plan derjenigen Männer, weiche die Juſurrection der Halbinſel leiten wollten , ſcheint es gelegen zu haben 1, daß dieſelbe erſt im fünftigen Frühjahr 1822 ausbrechen ſollte. Man wollte ſich bis zum Herbst, wo die

türkiſche Flotte nach Konſtantinopel zurückehrte , ruhig ver: halten , dann ſollten die Kriegsrúſíungen beginnen , und den Winter hindurch fortgefekt werden , ſo daß man im Frühjahr mit einer woblausgerüſteten Lairdarmee und einer anſehnlichen Flotte der Strieg zugleich beginuen fónnte ; aber

ſchon waren die Gemüther zu ſehr aufgeregt , es wäre ſelbſt nicht rathfim - geweſen die allgemeine Kampfbegierde zu uns terdrůden , und das zufällige Ausbrechen des Aufſtandes in einzelnen kleinen Gemeinden bradyte endlich die unſchlúiti: gen Häupter zur Entſcheidung. Die Túrfen fürdyteten das heraufziehende Unwetter, welches ſich von allen Seiten durch ein dumpfes Gemurmel

ankündigte , aber ſie glaubten auch noch die Macht zu be: Tigen , die Griechen wieder zum Gehorſam zurückzuführen.

Die feſten Schloſſer von Lepanto , die kleinen Dardanellen und die Citadelle von Patra s wurden mit Eifer und

Schnelligkeit ausgebeſſert und verproviantirt,1 auch wurden

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die Berakungen dieſer Feſtungen ,. ſo viel man konnte ver: ſtárkt. Die Griechen mußten bei dieſen Arbeiten thátige

Hülfe leiſten , und wunderbar genug, ſchleppten Pie noch, wenige Tage vor dem Ausbruch der Empórung , die Kano nen in die Feſtungswerke vor Patras , welche ihnen ſpátet

die Eroberung dieſes Plaßes fo fehr erſchweren , und Tod und Verderben in ihre Reihen ſenden ſollten. Churfdí d und ſeine Beamten glaubten durch ihre

ohnmächtigen Befehle , welche keine Macht mehr unterſtüßen konnte, den Sturm zu beſchwichtigen. Ein Defret ver: pflichtete die túrfirden Obrigkeiten , die Urheber der leßten Unruhen aufzuſuchen 1, und ohne Rückſicht auf ihren Stand und ihre Religion nad Tripolizia , dem Hauptorte

Moreas und dem Siß der Regierung , abzuliefern ; ein au deres Dekret, deſſen wir jchon gedacht haben, verlangte, daß alle Biſchöfe, Erzbiſchöfe und Häupter der Städte und Dór: fer von ganz Morea ſich nach Tripolizza begeben ſollten, um

dort der unvergleichlichen Wohlthat des tůrfiſchen Schußes und der Betradītung der hohen Macht der Osmanen zu ge nießen." Zugleich wurde allen Rajahs befohlen , die Waf: fen niederzulegen und auszuliefern. Die Griechen ſollten alsdann in dem ruhigen Beſik ihres Eigenthums verbleiben, jedoch verpflichtet ſein , für das laufende Jahr einen doppels ten Sarabſch (Kopfſteuer) zu erlegen . Die Geiſtlichen und die weltlichen Häupter der Griechen, welche wohl einſahen , daß die Forderungen mit einer argen

Hinterliſt gepaart waren , daß man ſie nur nach Tripolis

. entbiete, um ſie dort feſtzuhalten , und daß Kerker und Mord ihrer warteten , widerſerten ſich zum Theil dieſem Befehle.

Sie verſuchten zuerſt durch Beſtechungen und 3n:

triguen dieſelben rückgängig zu machen , und erklärten zu: lekt , als man ihr Geld zwar nahm, aber doch auf der For: derung beſtand , ohne Umſchweife , daß ſie derſelben keine Folge leiſten würden, Die Bauern und Bürger durch das Beiſpiel ihrer Vorgeſeßten ermuthigt, dadhten dann eben fo wenig an die doppelte Steuer und die Auslieferung ihrer Waffen , und antworteten den türkiſchen Commiſarien mit ihrer Buchſe auf dem Naden , durch die Freiheitslieder des Rhiga's , welche nun ſchon in allen Thálern und Bergen der ganzen griechiſchen Erde wiederhallten. In andern Gegen den waren die Geiſtlichen und Primaten wirklich ſo unvor lichtig nach Tripolizza zu gehen ; man warf ſie in die Kerker, 1

1

oder gab ihnen den Tod.

Der Aufſtand zeigte fich zuerſt im Norden Morea's , in der alten Küſtenlandſchaft Achaja. Die Bewohner eines griechiſchen Dorfes Sudena unweit Kalavryta traten guerſt bewaffnet auf den Kampfplak.

Da fie inbeß für

fid allein zu ſchwach waren , um gegen die Türken auftre: ten zu können , ſo gaben ſie vor , daß die Abſicht ihrer bes waffneten Bande dahingehe , Reiſende auszuplündern , ein unſchuldiges Vergnügen, welches die Türken ſonſt wohl den

Raaja's erlaubten. Jekt aber fekte man Mißtrauen in dieſes Vorgeben , und da dieſe Liſt auf anderen Orten wie derholt wurde , ſo geriethen die Türken in Beſorgniß.

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Unter den hohen Geiſtlichen , welche nach Tripolizja ge laden waren befand fich auch der Erzbiſchof - vou Patras Germano 8 * ) , ein Mann von keinem (dónen deußern, aber gelehrt , wiſſenſchaftlich gebildet , und begeiſtert von

dem Vorfaß an der Freiheit feines Vaterlandes mitzuwirken. Er war ein geborener Moreote aus Dimitan a und hatte

auf der berühmten Schule feines Geburtsorts ſeine erſten Stenntniffe geſammelt. In den Siebenziger Jahren des no rigen Jahrhunders berief ihn der nachmalige Patriard Gre

gor , fein Freund und Landsmann , nad Smyrna, wo Gregor damals das Amt des Erzbiſchofs bekleidete. Us Gregor nach Konſtantinopel auf den Patriarchenſtuhl berus - fen ward , folgte ihm Germanos dahin , und begleitete ihn auch bei feiner Verbannung nach dem heiligen Berge. Später als Gregor die Würde eines Patriarchen zurúdge: geben wurde , erhielt Serinanos die Stelle eines Ardidiae konus bei dem Erzbiſchof von Cycikus. Hier erwarb er ſide einen ſolchen Ruf , daß er zum Eparchen der Kirchen von Morea und bald nachher, im Jahre 1806, durch die Spuode

zum Erzbiſchof von Patra 8 erhoben wurde. Er war Meiſter in der Redekunſt , eine Gabe , welche er ſpáter,

als er Antheil an den politiſchen Bewegungen nahm , mit 1

dem größten Erfolge benußte. Germanos war kurz nach dem Aufruf, welcher an alle Geiſtlidhe und weltliche Behör:

den der Griechen von Tripolizza ausgegangen w.zr , bei * ) Er ſtirb im Jalre- 1827.

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Nacht von Patras abgereiſt und hatte ſich mit den Primaten ſeiner Stadt nach Kalábryta , einer faſt ganz von Gries den bewohnten Stadt begeben. Hier erklärte er öffentlich, daß er nicht nach Tripolizza reiſen werde , indem es ein wahrhaftiger Selbſtmord fei , ben Befehlen des Churſhid

Folge zu leiſten , da man nur nach dem Leben der Chriſten trachte. Der Großdragoman in Tripolizza rei bereits ge nöthigt geweſen nach der Maina zu flüchten. Er machte zue gleich den Antrag, daß die Geiſtlichen und Primaten, um ihs rer Ungelegenheit einen rechtlichen Anſtrich zu geben , und hauptſächlich , um Zeit zu gewinnen , ſich mit einem Rechte fertigungsſdyreiben direkt an den Sultan wenden ſollten, ein Vorſchlag, welcher mit allgemeinem Beifall angenome men wurde.

Man beeilte ſich den Primaten und Geiſtlichen zn V do

It ißa, Gaſtuni, Pyrgos, Phanari , Saritend, und in den übrigen nahe gelegenen Orten dieſen Beſchluß

- mitzutheilen , und forderte zugleich die griechiſche Bevölkes rung des Landes auf, ihre Wohnungen zu verlaffen und ſich in die Gebirge zu begeben. Germanos felbſt eilte zuerſt nad dem berühmten Kloſter Mega- Spileon !, und von

dort nach einem Trapiſtenkloſter im Erymanthus , wohin man in der Eile einen K ir dhenrath berufen hatte. Hier fand der Erzbiſchof die bewaffneten Einwohner von Sus

dena und von noch einigen andern Ortſchaften , welche ſich mit denſelben verbunden hatten , im Ganzen etwa 1500

Mann. Er meldete ihnen , daß ſich die Chriſten von de

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Lavryta nach dem Berge Brachni begeben , und daß die Túrken , wiewobl ohne Nußen , dieſelben verfolgt hätten , jekt befanden ſich dieſelben auf ſeiner Spur und es ware 1

zu vermuthen , daß fie in der Nacht das Kloſter angreifen

würden , um ihn in ihre Gewalt zu bekommen. Der Bi: *** fchof rieth den Griechen indeß gutes Muths zu ſein, der Ruf , daß Gott mit ihnen fei , würde faum einen Scup nöthig machen , um die Türken zu verjagen. Um Mitternacht erſchienen wirklich 60 türkiſche Reiter

vor dem Kloſter , aber das gewaltige Gefchrei des griechis

ſchen Haufens , „ der Sieg Gottes " erſchredete die Türfen dergeſtallt , daß fie augenblidlich mit verhängtem Zúgel davon eilten und erſt in Kalavryta fid wieder fams

melten. Von dort eilten ſie nach Voſt izja , aber die Stadt war wie ausgeſtorben , und Häuſer und Bazars ſtan den verſchloſſen .

Es fiel auf, daß auch keine muhammedaniſdhen Bewoh ner mehr in der Stadt fein rollten , und einer der Túrken wagte es, ein Minareh ju beſteigen und das Morgengebet der Moslim's anzuſtimmen. Dieß wirfte fo viel, daß ſich 1

die wenigen Muhammedaner ausihren Häuſern wagten und mit Screcen erzählten , wie die fammtliche griediſche Bes völkerung in das Gebirge gezogen rei, und jeden Augen 1

blic zurück erwartet werde, um Rüche an den Muſelmans nern zu nehmen. Nach kurzer Ueberlegung was in ſo be 1

denklichem Falle zu thun rei, eilten die Türfen nach dem

Hafen , bemachtigten ſid, einiger in demſelben befindlicher

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Barfen , unb ſegelten mit günſtigem Winde nach dem am

jenſeitigen Ufer des Meerbuſens liegenden Lepanto. Als die Gricchen die Flucht der Türken erfuhren , nahmen ſie die Stadt Kalavryta , welde zu einer Art Reſervequartier

gemacht wurde , in Beſit , ſchloffen die noch in der Stadt befindlichen Türken, etwa 300 stópfe, mit ihren Obern in eis nige Häuſer , welche bewacht wurden , und rüſteten ſich das ein Mal begonnene Werf weiter zu verfolgen. .

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Germanos, welcher indeß in ſeinem Kloſter von dieſen

glúdlichen Vorgången Nachricht erhalten hatte , ließ wegen derſelben die Dorologie ( das griechiſche Te Deum ) anſtims men und eröffnete nad dieſer ergreifenden kirchlichen Feiers

lichkeit den Kirchenrath, zu welchem ſich mehrere hohe Geiſt liche, bie Archonten von Patras , Voſtizza und Kras

lavryta und einige Deputirte von Gaſtuni und den naheliegendeu Gemeinden eingefunden hatten , mit einer Alles begeiſternden kråftigen Nede, in welcher er die Ver fammlung zum Kampf für Religion , Freiheit , und Vaterland aufforderte. Die Nede wurde mit dem große

ten Beifall aufgenommen und man wies ſogleich jedem ein

zelnen Häuptling feinen künftigen Poſten an. Dann beſtieg der Erzbiſchof eine Anhöhe, um welche ſich über 4000 bewaff nete Chriſten geſammelt hatten , verrichtete unter freiem

Himniel das Hodyamt, forderte die Verſammelten auf der Freiheitsfahne zu folgen, Religion und Vaterland zu vertheis digen, und ertheilte zuleßt den gläubigen. und begeiſterten

Griechen zu dieſem Vorhaben ſeinen erzbifchöflichen Seegen.

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Von hier aus begab lid dann Germanos an der Srişe

feiner Schaar nad; der kleinen Gebirgsſtadt Nezeros, und ordnete dort ſeinen ſich mit jedem Augenblick vergrofernden

Häufen zum Marſch auf Patras. Die neuen Freiheitshel: den gewährten einen ſonderbaren Anblick ; es war eine uns disciplinirte Bande , meiſt aus Bauern beſtehend.

Wenige frugen alte verroſtete Gewehre., welche noch aus den ruffiſden Feldzugen des vorigen Jahrhunderts itamins ten und lange jag flinten , die Uebrigen waren zum Theil mit Stangen bewaffnet, an welche nian Dolde und lange Meſſer gebunden hatte , Andere trugen gehärtete Pfühle

und Knittel, oder Senſen und Heugabeln . So ohnmádytig ein ſolcher Haufen einem disciplinirten Kriegercorps im Feide gegenüber erſcheinen mußte, ſo fürchterlich war der Gedanke, daß dieſer vermiſchte Haufen eben als Repräſentant des gan: gen in der Inſurrection begriffeuen Griechenlandes daſtand; er bewies daß alle Stande, der Geiſtliche, der Bürger

* und Bauer zur Wehr gegriffen 1; und daß der Wiederge: winnung des Bodens der Kampf mit jedem einzelnen Griechen , und jeder führte das unerbittliche Sqwert de Rache , vorausgehen müſſe. Die Türken erbebten bei der Schrecensbotſchaft von dieſer allgemeinen Empórung und Alles ſuchte ſich in die nahegelegenen Städte und feſtcu Pláße zu flüchten.

Sehen wir indeß, was in Patras geſchah , wo da: mals der bekannte franzöſiſche Schriftſteller über die griest

ſchen Angelegenheiten , Pouqueville , das Amt eines

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franzöſiſchen Confuls bekleidete. Pouqueville hat uns eine Qurt Tagebuch über die Vorfälle in dieſer Stadt übergeben. Edon ſeit der im vorigen Bändchen erwähnten Unruhen

in Patras betrachteten ſich die muhammedaniſchen und chriſte

liden Einwohner der Stadt init gegenſeitigem Mißtrauen, und es ſteigerte ich dafelbe ,1 als man dumpfe Gerüchte von deu Vorfallen in Sudena und Stalavryta erhielt. Die nächt: lide Abreiſe des Erzbiſchofs bewog die Griechen noch mehr,

Verkehrungen für die Zukunft zu treffen und Jeder ſudyte rich ſo gut es ihm möglich war , mit Waffen zu verſehen. Noch war alles ruhig, als plóşlid, am 20. März, auf offent:

lider Straße ein Piſtolenſchuß fiel, man weiß nicht, ob von 1

einein Griechen oder Türken. Dieſer Schuß brachte indeß alle Einwohuer in Bewegung, die Buden wurden geſchloſ

fen, die Bürger ſtrömten zum Theil dem Hafen, zuin Theil den Orlatsgebäuden zu, und man hörte den Ruf, daß die Empórung ausbreche, auf den Straßen. Während dieſer

Verwirrung erſchien ein Haufen Verbannter von den ioni iden Inſeln mit Gewehren und Dolchen bewaffnet , und

idrie den Türken zu , daß jeder Mufelmann , welcher ſeine Wohnung verlaſſe, von ihrer Hand den Tod finden würde. Dieß erſchreckte die Osmanen , ſie zogen ſich in ihre Wola 1

nungen zurück und auch die griechiſchen Flüchtlinge kamen

wieder in ihre Häuſer. Gegenſeitige Furcht hatte für den Augenblick die Niuhe wieder hergeſtellt. zwei Tage barauf erfdien ein Befehl aus Trip de

lissa , welder die Griechen erſchrecken, und damit ihr Wor:

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haben láhmen ſollte. Der Sultan , hieß es in dieſem Aus: ſdyreiben , wolle 1500 Mann nach Patras und in deſſen 1

Umgebungen abfdriden , um den Beſorgniſſen der Rajahs ein Ende zu machen . Sollte dieſe Anzahl nicht genügen,

um die alte Ordnung wieder herzuſtellen, fo werde Muham med, der neue Pafcha don Morea, welcher ſich indeß mit

Plündern in Theſſalien beſchäftigte, mit einer furchtba: ten Armee erſcheinen . Die Griechen verlachten dieſe Grof

ſprechereien , da ſie wohl wußten , daß die Türken , hinlangs lich init Ali - Pafcha von Jannina beſchäftigt, durchaus keine disponiblen Truppen Hatten. Auch unter den Türken vers

breitete dieſes Manifeſt nur Beſtürzung , und ſie beeilten fich , ihre Weiber und Kinder und ihre Koſtbarkeiten auf die Sdiffe zu ſchaffen . Reide Cheile fürchteten , daß nadſtens

die Stadt , meiſtentheils aus Holz erbaut , in Flammen aufgehen würde. Bald Horten alle polizeilichen Vi srdnun: gen auf, wirkſam zu ſein , am 25 Mirz wurden bereits 1

Pulver und Kugeln auf den Märkten verkauft, die Handelshäuſer ſchloſſen ſich und die Wedſel warden nidst mehr ausgezahlt. Bewaffnete Banden durchzogen dle Stras

fen und der Kadi wagte Niemanden mehr vor ſeinen Richa terſtuhl zu fordern.

Am 30 Mårz ging von dem engliſchen Conſulat ein Courier , welchem man tauſend Piaſter mitgegeben hatte, nach Konſtantinopel ab. Dan wußte, daß die Engländer der Juſurrection nicht günſtig varen , man fürd;tete daß dic:

fer Courier in der türliſdeu Sauptſtadt alle noch disponible

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Kräfte der Pforte gegen Morea in Bewegung reßen werde, und die Griechen geriethen dadurch in eine neue Beſorgniß.

Man verwünſchte die Engländer (rozovs 'Eyyacsovs) und ſuchten fein Heil in der Flucht. Die reichſten Familien bee gaben ſich nach Zante , andere flúchteten ohne Wahl und

Beſinnung auf die im Hafen liegenden Fahrzeuge und an 3000 Menſchen , meiſtentheils Frauen, Kinder und Greiſe, ſuchten Schuß in dem franzöſiſd en Conſulat , wo ſie Ponte

queville auch mit der größten Bereitwilligkeit aufnahm * ). Die Türken , welche ſich bereits jeden Abend in die Citadelle jurúd zogen , hatten Nachridt erhalten , daß der Weſſier von Euboa ihnen mit 3000 Mann zu Hülfe kommen folle, und

kündigten deshalb den Griechen mit Hohn an , irie ſie sich nächſtens an ihnen rächen würden ; aber der erwartete Wess fier verlor feine Zeit mit Plündern in Theſſalien und trieb feinen Unfug lo ſehr in's Große , daß auch in dieſen Ge

genden eine allgemeine Empórung der griechiſchen Landboe wohner ausbrach , welche ihn am weiteren Vordringen hint derte.

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Am 4 April brach endlich in Patras der långſt gee fürchtete Sturin los , und zwar waren es die Túrken, welche die blutige Scene eröffneten , uls fid, dieſe nämlich *) Man kann dem sonſt oft unzuverläſſigen Berichterſtatter hier ſchon Glauben beimeſſen , da auch von andern Seiten das

menſchenfreundliche Benehmen des franzöfiſchen Conſuls mit

großeni lobe erwähnt wird.

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des Abeid3 gegen 6 uhr wie gewöhnlich in die Citadele zurückzogen , ſteckten fie das Haus eines Primaten , Papua Diamantopulo , in Band. Der Wind machte das Lóiden unmöglid, und das Feuer vorbreitete ſich bald über einen großen Theil der Stadt. Die Verwirrung war allgemein und es eröffnete ſich eine erſchreckliche Scene, als nun noc die Türken von der Feſtung herab die Stadt beſchoſſen und felbſt mit Bomben bewarfen. Die Griechen ſchleppten alle

ihre Habe in das franzöſifdhe Sonſulatgebäude , welches übrigens auch dem Feuer ſo nahe lag , daß der Conſul am

folgenden Morgen mehrere der benadybarteu Hauſer nieder: reißen laſſen mußte , um ſeinen Pallaſt zu retten. Die meiſten andern Conſuln waren durch dieſe nächtliche Vete wüſtungsſcene ſo erſchrect worden , daß ſie die Stadt vers

laſſen und ſich eingeſchifft hatten , ſelbſt ohne ihren Collegen davon zu benadyridytigen .

Pouqueville bemühte lid verge:

bens Fahrzeuge für ſeine franzófifdyen Schüßlinge auftr treiben , kaum daß er einen Menſchen fab , melder ihm eine Depeſche nach Corfu beforgte. Am 5. gegen Mittag kain ein bewaffnetes Corps , angeführt von dem Bruder des engl. Conſuls , un den Sonſul von Frankreich nach einem im Hafen liegenden Schiffe in Sicherheit zu bringen, Pouque: ville benuste dieſe Gelegenheit indeß nur , um feinen zwei 1

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Sanitfdaren das Leben zu retten , er felbſt kehrte zu ſeinen Schüßlingen nach der Stadt zurück, indeß er neben fid die erſchrecklichſten Gräuelthaten verůben fah. Alle Straßen

waren bereits mit Leichen bededt , er ſelbſt mußte es mit

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anſehen , wie erbitterte Griechen vor ſeinen Augen zwei un: fuldige Negerinnen niedermegelten.

Am 6. April erſchienen nun zuerſt die griechiſchen Bauern, weldie hauptſächlich die Sucht nach Beute in die Stadt gee logt zu haben ſchien, ſpåter erſt ein Trupp von dem Haufen des Germanos , welcher mit dem Ausruf: Tod den Túrten ! in die Stadt drang.

Auf dem größten Plaße

zum heiligen Georg wurde ein Chriſtusbild aufgerichtet, und auf allen Moſcheen befeſtigte man über dem - türkiſchen Halb mond die Kreuzesflagge der Chriſten.

Bald erſchien auch

ein Diakonus des Erzbiſchofs, welcher einen Brief des franz. Conſuls an dengeiſtlichen Führer des griechiſchen Haufens

beſorgte, in welchem derſelbe erſucht wurde, das franzöſiſche Conſulat , und überhaupt die Unterthanen der fremden

Mächte , vor der Wuth der Griechen zu fchußen . Nach mittags zogen die Primaten von Boſtizza in die Stadt ein. 5 abgeſábelte Túrkenkopfe wurden vor ihnen hergetragen , und ju gleicher Zeit erhielt man Nachricht, daß der Erzbiſchof Germanos ſelbſt auf der Ebene vor der Stadt angelangt ſei.

Ünweit Pätras lag vor Alters ein dem Neptun geweih ter Tempel; die Chriſten hatten aus ſeineu Trúmmern eine Kapelle erbaut , welche jeßt wahrſcheinlich ebenfalls in

Ruinen liegt. In der Gegend dieſer Kapelle lagerten ſich die Griechen , welche Germanos anführte , inden der geiſt liche Herr ſelbſt in die Kappelle ging und für ſich und ſein

Volt eifrig betete. Hierauf ertheilte der Erzbiſchof dem Heere die allgemeine Abſolution , und nachdem nun Feuer IV .

B

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angemacht, und die Wachen ausgeſtellt waren , begannen die Papas bei dem Untergange der Sonne die Dorologie , deren Tóne das Echo bis weit in das Gebirge und in die Sita: delle von Patras trug, ſo daß die Türken , nicht wiſſenb

woher dieſe Klänge kamen 1, von paniſchem Schređen ergrijs fen wurden.

Germanos hatte ſich wohl mit der Hoffnung geſchmei: dhelt, daß auch die Türken von Patras bei dem Erſchei: nen der Griechen , gleich denen von Boſti33& die Flucht

ergreifen würden , indeß war dieß nicht der Fall, und der geiſtliche Anführer befand fich in einiger Verlegenheit , was

er nun mit ſeinem großen Heerhaufen beginnen ſollte. So bald der Tag anbrach ,1 erhob Germanos das Kreuz und rief

den Griechen zu , wer Eifer für die Religion , für Liebe und Vaterland habe , rolle ihm folgen . Einſtimmiger Jubelruf antwortete ihin von allen Seiten, und ſo ging es mit ſanel: len Schritten nach Patras , deſſen griechiſche Bewohnet,

welche die Feſtung ſchon blockirt hielten , dem zahlreiork Hůlfskorps freudig entgegenjauchzten. Sobald der Erz biſchof, deffen Kathedrale bereits in Flammen aufgegangen war, Quartier gefunden hatte , erließ er in kurzen Worten die Proclamation : ,,Friede mit den Chriſten ; Schuß den Konſuln der

fremden Mächte ; Tod den Türken !" Auch die Primaten verbürgen fich bei dem franzöſides Konſul für die offentiide Ruhe ; das Feuer wurde geldent

und der Lärin hörte auf. Nod, während des Tages erließen

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die Anführer der Hellenen ein Schreiben an den franzöſiſchen Konſul, in welchem ſie denſelben erſuchten , ſich bei dem Könige von Frankreich für ſie zu verwenden , die feſt ent foloſſen ſeien , ihre Freiheit uns unabhängigkeit zu erkámpa fen.

Ein ſchwarzes Siegel mit dem Kreuze und der In

(chrift ,,Siegel der Freiheit" befand ſich unter dem Schreiben , welchem zugleich folgendes Manifeſt beigelegt war. „ Manifeſt der Hellenen an die Confuln der chriſtlichen

Mächte in Patras. Am 26. März ( 7. April) 1821. Die Hellenen , der ſtets wachſenden Unterdrückung der Túrken überliefert , welche ihre Vertilgung geſdhworen , has

ben einmüthig beſchloſſen , das Joch abzuwerfen , oder zu ſterben. Wir ſind feſt überzeugt , daß alle drifts liche Måchte die Gerechtigkeit unſerer Sache anzuerkennen und , tatt ihr Hinderniſfe in den Weg zu legen , ſie thatig unterſtúßen ' werden , bei der Erinnerung , wie núblich un Tere Vorfahren der Menſchheit geweſen find .

Wir bitten Euch , uns den wohlwollenden Schuß Eures ers babenen Hofes zuzuwenden.

Germanos , Erzbiſchof von Patras. Prokopios Bi Td of von Kalavryta . Andreas Zaïmis. Andreas Londo Benifello Kuphos. Papadiamantopulo. Sotirati aus Poſtizza " .

Der Tag verging mit Anfertigung und Anheftung blauer

und weißer Kofarden and militäriſcher Equipirang , groß entheils nach ruſſiſcher Weife , bis am Abend das Geſchüß B 2

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feuer von der Feſtung wieder begann. Die Flammen brat chen wieder aus , beſonders in den Del- und Roſinen : Ma

gazinen , wo das Feuer angelegt zu fein ſchien , die habe gierigen Jonier erbrachen die Speicher, verkauften das fremde, meiſtentheils griechiſche und frånkiſche Eigentium , und es fanden ſich wirklich Menſchen , welche diere Spige bůberei unterſtützten und benußten , den 25. Theil des Werthes bezahlten und ſpåterhin beim Wiederverkauf fich

zu reiden Leuten emporſchwangen . Dieſe Somach trifft, wie Pouqueville behauptet, hauptſächlich einige engliſde und auch deutſche Familien, Die Griechen fahen dieſen Unfug ruhig mit an.

Das Einzige ,I was man that , wat,

daß man den Konſuln Ehrenwachen zuſchiate , welde abet zum Theil, wie z. B. von dem franz.- Conſul, nicht ein Me! angenommen wurden ; Pouqueville hatte den Türken is klárt und erklärte auch den Griechen , daß er ſich untet ſeiner Lilienfahne ſicherer fühle ,1 als bei allem Schuß , wel chen ſie ihm angedeihen laſſen könnten. Feſtigkeit des Bip leus und ſchneller Entſchluß waren auch das Einzige , no mit man bei den Schredensſcenen in Patras imponiren and damit Anfehn und Sicherheit erhalten konnte. Waffen R

Thúşten nicht mehr,

als die Griechen lidh einige Tage in derStadt befan den , ohne daß es ihnen möglich war, gegen die vortheilbud gelegene Akropolis etwas unternehmen zu können , legte in der erſte Enthuſiasmus und eine bange Unruhe trut an defent

Stelle. Die Anführer fudten derſelben zu ſteuern und das

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nunternde Nachrichten zu verbreiten. Bald hieß es, daß De netrius Hypſilanti in Morea gelandet fei, bald , daß eine

Menge Ortſchaften wie Salona Galaridi, Lebadea und andere Städte in Theſalien , den Moreoten Hülfsvölker Fendeten , sald , daß die Flotte von Hydra mit Landungstruppen er:

cheinen werde , und man ſtellte ſogar Wachen auf den Ber zen aus , welche die Ankunft der unermeßlichen Griechens chaaren ſignaliſiren ſollten , Bon dem Allen geſchah indes richts , als daß ein Corps von etwa 500 Joniern auf Ka ionierbarken anlangte und in Chiarenja oder Clarenz a * ) andete. Wir werden bald ein Mehreres über dieſe Expedis ion erzählen . Man hátte, obgleich dieſe ausgeſprengten Gerüchte ganz

hne Grund waren , nichts zu beſorgen gehabt ,1 wenn nicht pas engliſche Conſulat, welches eine ganz feindliche Stellung

jegen die Griechen anzunehmen ſchien , dieſen Nachrichten tets auf das Beſtimmteſte widerſprochen , und ganz entges

jengefeßte Behauptungen aufgeſtellt håtte , die allerdings ser Wahrheit gemäß , aber auch ganz geeignet waren , den Griechen allen Nuth zu nehmen. Dabei perkehrten die ) Bon dieſem Orte ſtammt der Titel der englirten şero Böge, von eiarence. Ein Herzog von Clarenza fani

durdo Heirath in die Hennegauiſche Familie, auf welcher die Semahlin Eduard III. Philippa ſtammte. Jißt iſt , Clarenza ein elendes Siſcherdorf von uicht mehr als 4 Häuſern .

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Engländer öffentlich mit den im Caſtell befindlichen Türken, und verkauften denſelben Lebensmittel und ſonſtige Bez dürfniſſe.

.

Juriuf, neuernannter Serasfir und Pardha von Ne gropont , derſelbe , welcher von den Sulioten eine ſo blutige Niederlage bei 1 h u infch adez erlitten hatte , war unter :

deſſen in Miffolunghi angelangt , und hörte dort mit Erſtaunen von den Unruhen in Patras. Im erſten Aus genblick glaubte er , daß die Triebfeder derſelben die Ruf:

ren ſeien , und er verlangte deßhalb von dem ruf. General conſul die Beanwortung folgender Fragen : Was der Auf: ruhr in Patras bedeute ? weldies ſeine Urſadhe ſei ? und ob .

ſich die Ruſſen , die man als Auſtifter des Aufruhrs nenne,

mit der Pforte im Kriege befånden ? zugleich forderte er die Conſuln auf, zur Vermittelung und Beilegung der

Streitigkeiten ihren Einfluß anzuwenden. Der Ueberbrin: ger dieſer Depeſche erhielt eine Unterredung mit dem Erg

biſchof Germanos , und nahm eine Antwortsnote der Sons fuln von Rußland, Schweden und Deſtreid mit zurüd; dem engliſchen Conſul wurde der Inhalt des Søreibeus verheimlicht.

Indeß fich juffuf- Parcha nun mit ſeinen Streite Eråften nach den kleinen Darbanellen begab , ließ Ger mas 1

no s drei, in den lekten Tagen gegen die Akropolis erbaute, Batterien eröffnen. Dieſe Angriffswerke waren indre ganz wirkungslos. Man hatte die Batterieen nur mit cini: gen eiſernen Kanonen pon ſehr kleinem Kaliber beſegen förs

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hen , weldie gegen die ſtarken Feſtungsmauern gar nichts ausrichten konnten. Als nun gar einige frånkiſche Kano siere , welche die griechiſchen Kanonen bedienten , von den

Túrfen erſdorfen wurden , flob der ganze Haufen und ver ſteckte ſich hinter Báumen und Felſen , von wo aus einzelne Flintenſdůfſe, aber durchaus nuklos , gegen die Citadelle gerichtet wurden. An eben dieſem Tage gingen indeß eine Menge für die Griechen günſtige Nachrichten ein , die ein

rusſiſches Schiff, welches den Griechen auch vier Ctr. Pulver zuführte, aus Epirus brachte , als 3. B., daß fidh Ali babe

taufen laſſen ; daß das ganze Heer des Churſdid zuſammen , gehauen fei, u. ſ. w . leere Gerúchte, welche ſich ſchon in den nádyſten Tagen widerlegten. Große Freude verurſadyte die Ankunft eines türkiſchen Schiffs ,1 welches griechiſche Barken in der Nähe von Miffolunghi genommen und nach Patras bugſirt hatten. Am 14. April war Juſſuf in den kleinen Dardanellen angelangt , nachdem er ſchon vorher den Cúrfen in Patras geſchrieben hatte , daß ſie ſich nur halten ſollten , indem .

baldige Unterſtützung ihnen gewiß wäre. Am folgenden Tage, um 5 Uhr Morgens , zwei Stunden nach einer Erds erſdpútterung , welche Griechen und Türken in Schrecken gefeßt hatte , nåberte ſich Iuſſuf- Paſcha mit ſeinem Corps Der Citadelle , indeß dieſe von Neuem ein furchtbares Fener auf die Stadt richtete. Das franzöſiſche Conſulatgebäude ward abermals mit griechiſchen Flüchtlingen angefüllt. Juſſuf hatte in Kavat Morea , ſo heißt das auf dem Pelo: 1

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pones , am Cap Rhion , liegende Schloß der ſogenannten

kleinen Dardanellen , erfahren, daß die Griechen ihre Vors 1

poſten nach dieſer Seite zurúc zogen , und ſogleich madote

er fidh nach Patras auf den Weg.

Um 8 Uhr erſchien ,

zu noch größerer Beſtürzung der Griechen , ein túrkiſches Kriegsfahrzeug,1 und nun war auch nichts mehr verinógend,

die Chriſten in Patras zu halten . Den Erzbiſchof, mit der heiligen Fahne an der Spiße , flohen an etwa 10,000 Mann vor nicht mehr als 300 Türken , welche JuſTuje Paída mit ſich brachte, die aber das Gerücht zehn und

zwanzigfach vervielfältigte. Die zurúdgelaſſenen griechiſchen Einwohner der Stadt flüchteten ſich auf etwa vierzig im Safen liegende Transportſchiffe , wohin ſich auch mehrere der fremden Conſuln , darunter der ruſſiſche, Viafropulo,

mit ſeiner todtfranken Sattin , begaben. Die Feſtung feuerte indef unausgefeßt auf dieStadt und die Flüchtlinge. Viele derſelben , ſelbſt Frauen und Kinder , ſtürzten fid in die See, um die Schiffe noch durch Schwimmen zu erreißen ,

die übrigen retteten ſich in die Hotels des ſpaniſchen , öſters reichiſchen und franzöſiſchen Conſuls. Nach etwa 2 Stans den ſtand die Stadt von Neuem in Brand 1, und indeffen die Transportſchiffe mit ihrer ſchweren Ladung die Seegel aufſpannten, begaben ſich die Türfen in die Stadt, ſchluger die Hausthúren ein , ſchoffen nieder , was ſie fanden und raubten und plünderteit. Segen Mittag erſchienen zwei von Juſuf abgeſandte tůrk. Soldaten als Ehrenwache für

den franz. Konſul; Pouqueville ſandte ſie indeſſen zurúd und

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ließ dem Pardha andeuten , daß er , ſo lange er in Patras verweile, keinen andern Schuß , als den ſeiner Nationals flagge begehre,

Das Feuer machte furchtbare Fortſchritte, es hatte die Oels magazine von Neuem ergriffen und bremendeStrome deffebe ben floſſen wie glühende Lava dem Strande zu, wo eine Menge Galgen für die Griechen errichtet und große Mafen abges fábelter Röpfe aufgebauft waren . Der franzöſiſdye Conful

fand Gelegenheit , mit eigener Lebensgefahr , eine mehr als hundertjáhrige blinde Frau , die Mutter eines franzöſiſchen Majors Sava, welche ſich bis zu dieſem Tage im Getraide verſtedt gehalten hatte , von den türkiſchen Reitern aber I

aus ihrem Sdilupfivinkel berausgetrieben war , von dem

famählichſten Tode zu retten. Ihr zweiter Sohn war von den Türken enthauptet und ſeine Frau und vier Kinder als Sklaven verkauft worden ; ſie ſelbſt wurde fpåter nach

Theati geſchafft, wo ſie ihren áltern Sohn , den Major, wies berfand.

Als die Nacht hereinbrach , zogen die Türken, mit ihrer beladen , wieder in die Feſtung zurůd, aber auch ohne

dieſe Henkerknechte war die Nacht fürchterlich genug. Die Flame men wútheren nach allen Seiten , indeß ſich griechiſche Greife, Frauen und Kinder unter Todesangſt nach den befreundeten

Conſulaten ſchleppten. Sobald am 16. April die Sonne aufs

ging , drangen auch die Türken wieder in die Stadt , um ihre einträglichen Plünderungen fortzuſeßen . Die Confuln von Frankreich,1 Spanien und Deſtreid , verlangten eine

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Unterrebung mit Suſuf- Paſcha , ſie wollten einen Verſuch Machen , die ueberreſte der Stadt zu retten , Es ward ihnen eine Audienz zugeſtanden, und die Conſule begaben ſid , .

unter einer Bedeđung von 16 wohlbewaffneten Joniern und unter Anführung zweier türkiſchen Soldaten , nach der Akropolis.

Die Stadt gewahrte einen fürchterlichen Ante

blic , überall 'rauchende Trümmern , überall verſtůmmelte Leidiname jeden Geſchlechts , abgeriſſene und abgeſchnittene Glieder und Fleiſchfeßen . Auf der einen Seite ſchleppte man Weiber und Kinder als Sklaven zum Paſcha , auf der andern erblickte man eine Menge auf Pfåhle geſpießter Srica den , welche unter frommen Gebeten langſam ihr Leben aushauchten .

Juſuf- Paſcha empfing die Conſuln mit jener ſchmeis delnden Freundlichkeit, welche dem hinterliſtigen Türfen To eigenthúmlich iſt ; er beklagte ſich , daß ihn die Conſult

nicht ſdyon längſt ihre Aufwartung gemacht und fragte auch, wie viel Flüchtlinge ſie ungefähr beherbergten. Ohne auf die Frage zu antworten , erſuchte man ihn um die Einſtels lung der Verwüſtungsmaaßregeln , und bat ihn, eine Stadt,

welche dem Großherrn gehöre , doch nicht ganz zu vernichs ten .

Der Paſcha dagegen erſuchte die Conſuln , wenn ſich

Griechen in ihren Behauſungen befånden , dieſelben wegzu : jagen, er wolle dagegen dem Blutvergießen ein Ende machen . und was von der Stadt nod) übrig rei, zu retten ſuchen ;

während dieſer Verſprechungen , zahlte Juſſuf, in Gegen:

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tvart der Conſuln , für jeden Griechenkopf, welcher ihm ge

bracht wurde , 25 Piaſter in Gold. Unter ſolchen Umſtänden hielten es die Conſuln für gee rathen , die Citadelle ſo bald als möglich wieder zu verlaſſen ,

und ſchon in wenigen Stunden founten ſie bemerken , wie unnúß ihre Vorſtellungen geweſen , und wie wenig der Paída geronnen war feine Verſprechungen zu halten. Der

große Bazar , welcher den Plaß zum heiligen Georg umgab, faßte Feuer, die Wohnungen des holländiſchen, ſchwediſchen und ruff. Geſandten gingen in Flammen auf1 und das

franzöſiſche Conſulatgebäude , auf allen Seiten vou Feuer umgeben , konnte nur durch das Niederreißen einiger bes nachbarten Gebäude gerettet werden , deſſen ungeachtet

war die Hiße in den Hófen und Gallerien ſo ſtark , daß man faunt athmen konnte.

In dieſem kritiſchen Augens

blic befahl Pouqueville den Seinigen und den franzöſiſchen Unterthanen , ſich auf ein zu dieſem Zwede ſchon bereitlies

gendes óſterreichiſdhes Schiff zu begeben.

Er ſelbſt blieb

noch zurúc .

Das furchtbare Feuermeer, welches Juſuf- Pafcha, von der Akropolis herab , um ſich her wüthen ſah , ſekte ihn am Ende doch in Beſtürßung , indem er an die Verantwortung dachte, welche er auf ſich lud , eine ganze große Stadt, von mehr als 20,000 Einwohnern zerſtört zu haben , ohne daß

ſich ein Feind in derſelben befunden hatte. Er kam ſelbſt nach der Stadt , um dem Brande Einhalt zu thun , aber es war zu ſpát, feine menſdliche Macht konnte ſich jest

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dem unbändigen Element mehr entgegenſtemmen ; unvers

richteter Sache mußte er nach der Feſtung zurückkehren . Der franz. Conſul war unterdeſſen in die größte Oes fahr gerathen. Drei ſeiner alten Bedienten ,1 welche bes reits ſeit 15 Jahren in ſeinem Solde ſtanden , Franzoſen, hatten ihm mit dem Tode gedroht 1, wenn er ihnen nicht die in feinen Verwahrſam gegebenen Gelder und koſtbaren Ses råthe ausliefere. Auf ſeine Weigerung fonnte er nur mit

genauer Noth durch eine Spalte , welche das Erdbeben vom vorigen Tage geriffen , durch die Mauer und an Bord eines engliſchen Fahrzeugs flüchten . Als die Nacht bereinge: brochen war und die Túrken ſich in die Feſtung zurúdgegos

gen hatten , ſchicten die Meuterer einen Unterhåndler ab, der Conſul aber erklärte , daß er nicht wieder zurückehren

würde , als bis ſich die Schåndlichen eingeſchifft hätten. Dieß geſchah , die Räuber nahmen mit , was ſie finden

1

konnten und der Conſul kehrte am Morgen zu ſeinem mit

Flüchtlingen überladenen Pallaſt zurück. Der Tag verging ziemlich ruhig , indeß erfuhr der Conſul, daß die Türfen

den Diener , welcher ihn am vorigen Tage nach dem engli fchen Schiffe geführt, aufgefangen hatten ; er eilte hinaus, und kam noch zur rechten Zeit, um ihm das Leben zu ret: ten. In der Nacht tam noch eine unglúdliche zu den übris gen , welche ihm der engliſche Conſul zuſchidte , indem er

ſich fürchtete , einen Flüchtling aufzunehmen ; es war die Frau eines Einwohners von St. Maura , deren Mann die

Türken niedergemeßelt hatten.

In demſelben Augenblic

1

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wo der Conſul das arme Weib einließ , erſchienen ſieben

Túrken , ihn um . Geld anzuſprechen , weil ſie Chriſten die Kópfe abgeſchnitten hatten * ). * ) Wie gräfliche Scenen ſich übrigens bei dieſer Berwüſtung von Patraš dem Beobachter darboten, mögen die Leſer aus folgender Stelle errehen , welche wörtlich dem Tagebude

Pouqueville's entnonimen ift. 11Während man die unter dem Schuße Sr. Majeftat des

Königs von England ftehenden Jonier ermordete , und der Paſcha eine zantiotiſche Familie im Aufſtreid verkaufen ließ

Begab fich der franzöfiſche Conſul cam 20. April)

nachdem er die Sürken aus dem Hauſe eines Kaufmanns gejagt , in die Wohnung eines ioniſchen , alſo engliſden Unterthans Namens Nano, der, wie man ihn ſagter, trant und ohne Hülfe war. Er podr an die Chür, und da ihm Niemand antwortet , ro tritt er hinein , und frudet auf ein

nem ichlechten Lagei einen Leichnam ohne Kopf und zur Hälfte von den Sunden zerfreffen . · Con einem Kinde beo nachrichtigt , es rei nod Femand in einer der Hütten vero borgen , um welche herum man mehrere Türken harte Jagd

auf die Chriſten machen relen , wagt er fich in die Nähe, ruft auf Griechiſch und Italieniſch und ' nennt ſeinen rar, men.

Eine ſterbende Stimme läßt fich hören , und giebt

an , wie die Thüre zu öffnen rei.

Es war ein armer Pries

fter, welcher neben ſeiner alten Mutter lag., Heide Hatten ſeit

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Auf den naßgelegenenen ioniſchen Inſeln war es kaum bekannt geworden, welch eine Maſſe griechiſcher Flücht: linge in dem franzöſiſchen Conſulatgebäude zu Patras Saug gefunden hatte und auf gånzliche Erlöſung wartete, als vier Cagen nichts gegeffen . Sie verſuchen ſich aufjuridten, um ihrem Wohlthäter an danfen , aber ermattet finken fie wieder zurück Man bildet ſogleich eine Tragbahre , um fie in das Haus des franzöfiſchen Conſuls zu bringen , too ſie kaum angelangt find, als man die Türken aus der Polo

nung welche ſie eben verlafien haben, die Habſeligkeiten der Unglüdlichen tragen fieht. Obgleidh die Feuersbrunft auch das Quartier von Blatero verzehrt hatte , ſo war dennoch

das preurrirche Conſulatgebäude, welches von þrn. Como doguri , dem ugenten dieſer Wacht , geräumt worden , von den Flammten verſchont geblieben. Genötfit zu fliehen , um

ſein Haupt vor der Wuth der Meuchelmörder zu retten denen er von dem Engländer B .... , dem Urheber after der Proſcriptionen bezeichnet geweſen , hatte er fich mit der

Bitte an den franzöſirchen Conſul zurückgezogen , ſeinen franken Diener , einige Sreiſe , die Kanzlei und ſeine Recho nungsbücher zu retten . Es iſt anwöglich , eine vollftändia gere Berwüſtung zu rehen , als die , welche fich meines Blicken darbot . Zwei Leichname ohne Kopf und von den Hunden zerfrefien , lagen an der Eingangspforte, welche man

in Stücken gebauen hatte.

Der Hof war mii zerbrochuid

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fic mehrere Männer verbanden , ihre Glaubensgenoſſen und Landsleute zu retten. ' Ihr , mit Vorſicht und Gee fchidlichkeit angelegter Plan , gelang vollkommen , fie ließen námlich mehrere mit Proviant beladene Fahrzeuge nach Paz Delfrügen angefüllt.

Die Magazine waren leer , oder zum

Theil mit ueberreſten von Waaren bedeckt; denn Sr. Condos guri war zugleich Kaufmann und konſulariſcher Agent. Die Dreppen lagen voll zerriſſener Bücher und Briefe ; Fenſter, Thüren 2, Berſchläge , Schränke , Spiegel , Sefſel - nichts -

war mehr gang. Es ſchien ( ro detaillirt war die Empfehlung des Engländers B .... ) man habe ſich ein Bergnügen dar. auß gemacht , alles zu verderben. Ich gebot meinen Leuten

die zerſtreuten Bücher zuſammen zu raffen . Die Hiße war unerträgiidi , eine , mephytiſche Ausdünftung beleidigte den Gerud . So durdjog die Borhallen und Gemächer des uns

gebeuren Gebäudeß , und langte endlich an einer Thüre an, in die ich mid unmöglich entſchließen konnte , hineinzutreten , ſo verpeſtet war die Luft , welche Herausdrang ! Id rief man fand den unglücklichen Diener, welchen ich retten wollte, mit abgeſchnittenem Kopfe in demſelben Bette , wo er krant

gelegen. · Idh rohleppte mich wieder nach Hauſe ; Schwindel, Erbrechen , und ein brennendes Sieber , ließen inidh glauben, daß es um mich geſchehen ſei. Ich legte mich queer an der Thüre meines Zimmers nieder , um nicht von Meuchelmör , dern überraſcht zu werden ; aber eine noch größere Gefahr

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tras uberfekten, verkauften während des Tages ihre Radung an die türkiſdie Befaßung, und nahmen dagegen des Abends, wenn ſich die Muſelmanner in ihre Feſtung zurůdgezogen hat ten, unbemerkt die Flüchtlinge und ihre Effecten aus dem franz. Conſulat an Bord. So war die Zahl von mehr als tauſend,

am 21. April, fchon auf etwa 300 Perſonen rebucirt. An die Unglücklichen zu retten , welche mir anvertraut waren gab mir meine Fräfte wieder , und 3 Tage nach dieſem Er

eigniß fühlte ich mich hergeſtellt. Ich farieb an Hrn. Som dogurt , welcher fid in Cephalonien , reinem Baterlande, bet

fand , um ihn von dem Zuſtande feines Hauſes zu unterrich ten und ihn zu bitren , mehrere Pachete mit Büdjeru uud Papieren , welche ich gerettet , in Empfang nehmeu ju laffem Wenige Tage nadher fdict te er mir zu dieſem Schuf eine Kleine Brig . Der Kapitain übergab mir einen Brief, zeigte mir reine Vollmadit vor , und begab ſich dann in dit kany

fet des brittiſden Conſulats. Ich weiß nicht , was daſelbs vorging ; aber er reifte wieder ab , ohne die bei mir aufber wahrten Gegenſtänden abzuholen , und ließ mir mehrere Wionate ſpäter ſagen , er wäre verloren geweren , wenn a

ſeinen Auftrag erfünt hätte. Int Dezember deffelben Jahre wurde die preußiſche sanzlei mit dem franzöfiſchen Conſula gebäude , in welchen ſie deponirt war , in Brand gefteckt und

zwar auf den Rath deſſelben Engländers B ... , des Urbo bers alles Hebels , welches Patras betroffen hat."

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dieſem Tage vergrößerte ſich indef die Gefahr, da ein osma niſches Gefdwader 500 Mann Truppen an das Land fekte, welche, gierig nach Beute ,1 das Conſulatgebäude zu ſtürmen drohten. Glúdlider Weiſe war aber der Anführer Achmeda Dem, Bey von Philaltes, ein alter Bekaunter Pouquevilles, ſo daß ſich durch dieſen Chef Alles wieder zum Guten wendete. Admed hatte den Sonſul eine Schußwadhe angeboten , die er aber , wie früher , ausſchlug ; auch Juſuf ließ den Cons ſul neuerdings erſuchen , eine Schußwache anzunehmen, wel:

hes Anerbieten aber Pouqueville um ſo mehr ablehnte , da unter demſelben eine türkiſche Hinterliſt verborgen ſein konns

te. Pouqueyille antwortete dem Paſcha, er hibe Patras , welches er zu retten verſprochen , in Aſche geligt, Eigens thum gebe es nicht mehr in dieſer Stadt , uid er glaube ſich unter der Flagge feines Königs ſo ſicher, aß der Paſcha

in Mitten feiner Armee. Es werde ſich ſpáter zeigen , ob ser Conſul , oder der Parcha beffer feiner Pficht genügt jabe.

Dieſe Sprache erſchredte den Paſcha. Die Richthümer per Franien und Griechen , welche ſich im franzöſifven Con ulatgebäude befunden hatten , und auf die er ſich so große Hoffnungen gemacht ,1 waren , wie er hörte , in Swherheit

gebracht. Wie ſollte er nun die Verwüſtung von Matras sertreten , da der Sultan nicht den mindeſten Vortheil urd dieſelbe erworben hatte ? Er konnte keine, den Sturm

eſchwichtigende Geldſummen und Koſtbarkeiten nady Stam ul fenden , und bei dem Aden war er auch noch wegen der IV.

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Griechen in Gefahr, denn ſchon leuchteten bei Nachtzeit wieder die Wadtfeuer derſelben vom Gebirge und es be:

ſtitigte ſich , daß Germanos fein Hanptquartir in Nejeros aufgeſchlagen habe ; an fernere Unterſtüßung war nicht zu

denken, da an allen Orten die türkiſchen Truppen volauf zu thun hatten.

Da wir ein Mal unſere Aufmerkſamkeit auf dieſen nord weſtlichen Theil der Halbinſel gerichtet haben , ſo mag hiet

ſogleich die Erzählung von den weiteren Vorfällen in Patras und ſeiner Umgegend Plaß finden , obwohl da: mit den Begebenheiten , welde fid in den übrigen Rands ſchaften Murea's ereigneten , vorgegriffen wird. Germanos hatte den Biſchof Prokopios in die alten Gefilde von Elis gefandt und ihm den Auftrag gegeben , die Stadt Gaſtuni, am Fluſſe gleidhes Namens und umweit des Meeres, Zante gegenüber gelegen , in Belfs zu nehmen . Die Stadt war meiſt von Griechen bewohnt , dennod, aber

zögerten dé Einwohner , aus Furcht vor. Der Radhe der Túrfen , en Antragen des Biſchofs Gehör zu geben und Fahne des Kreuzes aufzupflanzen . Als fein Zureden

fructen vollte, befahl endlich Procopius, um der unſdluf ſigkeit der Gaſtunioten ein Ende zu maden , Feuer in die Stadt zu werfen . Dieß that denn die gehoffte Wirkung.

Alle Bewohner ſammelten ſich in einen großen Haufen , we

cher alles bewegliche Hab und Gut , bis auf die Ackerge råthſchaften mit ſich führte, an der Spitze den Viſdof und die Geiſtlichkeit mit der Kreuzfahne und den kiroliden sich 1

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ligthümern. So wanderte dieſer Trupp durch die Dörfer der weiten Ebene , 30g überall die Einwohner an ſich und

begab ſich dann in die Gebirge. Procopius Hatte nach allen benachbarten Ortſchaften Einladungen geſdrickt , dem Bei: ſviel der griediſchen Einwohner von Gaſtuni Folge zu leiſten

und die meiſten hatten dieß auch gethan ,1 nur das alte reiche Pyrgos wies die Aufforderung zurück. Nadı weni gen Tagen ward indeß die Stadt zu dem gezwungen , was

fie früher freuvillig thuu fonnte. Die úvermutbigen Alba neſer von Lala nämlidy (wir haben derſelben fdyon im porigen Bandden gedacht ) griffen Pyrgos , in weldiem ſie eine anſehnliche Beute zu machen glaubten, an, und ſteckten die Stadt in Brand ,1 To daß die Einwohner in großer Eile fládyten mueten ; ſie zogen dem Biſchof Procopius nach und begaben ſid, nach Kalavryta. Eine höchſt anzweinifige tür fiſche Proklamation ſdynitt wenige Tage darauf allen Anóge

wanderten den Niückzug ab., denn ſie erklärta , daß keinem derſelben weder Nachſicht noch Vergebung 311 Theil werden 1

ſolle.

Die Griechen , unter der Anführung des Wackern

Erzbiſchofs von Patras , kúnnrerten jidly inces nur wenig r

um dieſen unſinnigen Befehl des betrımfenen Purchas in Patras, ſie hatten aufinunternde Nachrichten aus allen Ge gender Moreais , aus allen Gauen Griechenlands , und ro

gering war ihre Furcht, daß Gerntanos das nur zwei Stun:

den von Patras gelegene Kloſter Omblos, als si iuptquartier bezogitud die Chriſten dort im Angeliqt des cúrfiſchen Laz gers das Oſterfeſt fierten. C?

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Ju Patras hatten ſich während der Zeit einige traurige Porfille ereignet. Eine reide griechiſche Familie, beſtehend aus einer Wittwe , ihren zwei Löchtern , welche ſich am Díterfeſte verehlidhen wollten, und einem 10jährigen Knaben,

Namens Andreas , war , ehe ſie das franzöſiſde Conſulat erreichen konute ,. von den Türken ergriffen und vor Juſſuf Paſcha geführt worden. Drohungen brachten die ( dywaden

Frauen dahin , daß ſie ihrer Religion entſagten und zur Lehre Muhammeds übertraten ; als Belohnung wurden die

beiden Bräute unter die Beiſchläferinnen des Paſcha aufge: nommen . Eine Dienerin, Namens Anaſtaſia , welche zue gleich mit ihrer Herrſchaft eingefangen wurde , eine schönes

Mädcheu , 'widerſtand indeß allen Ueberredungskunſten und weigerte ſich ihren Gott zu verleugnen . Ihr eifriges Be fenntniß hatte ſie übrigens so ſehr angegriffen , daß ſie vor den Augeu des wüthenden Parcha todt niederſant. Der

Knabe , welcher den Tod diefer frommen Mårtyrin mit aus geſehen hatte , rief darauf den Wahlſpruch der griedrijden

Chriſten Chriſtus iſt auferſtanden " mit lauter Stimme aus. Der Paſcha befahl, ihm dafür binnen 14 Tagen 500 Streiche auf die Fußſohlen zu geben , und der Knabe hielt ſeine furchtbare Marter aus, ohne von ſeinem Ausrufe abzuſtehen .

Endlich wurde dem Paída die Sache zu langweilig , und er befahl denKnaben hinauszuwerfen , da Muhammed ibu aut genſcheinlich nicht haben wolle .

ich

Iu der Stadt hatten ſich die Türken über das turi: Con ( uiatgebäude bergemadt und in demſelben

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eine furchtbare zerſtörung angerichtet. Die flatternde Fahne des måd tigen Kaiſers aller Reuſſen wurde zuerſt von ihnen jerſdorfen , ihr Maſtbaum darauf niedergehauen , das

Krenz mit Füßen getreten und endlich das ganze Panier in

eine Kloake geworfen. Die Zerſtörung der Stadt wurde jeßt mit Induſtrie verbunden . Spekulanten luden alles, was ſie nur losbrechen konnten , Fenſter , Thüren , Haus geråthe,1 felbſt Pflaſterſteine , auf Schiffe und verführten es nady allen Nichtungen , fogar bis nach Livorno , wo man eine Menge kupferner Keſel verkaufte. 臺

Durch einen Streifzug hatte Suſſuf den Heereshaufen des Germanos tiefer in die Gebirge drången laffen , und nun eine Erpedition von 2400 Mann unter Elmas - Bey, einem Albaneſen , welcher früher dem Ali - Paſcha gedient hatte .

und A ch m ed - Dem , Bey von Philaltes, nach Tripolizza abgeſdi& t. Der direkte Weg nach dieſer Stadt war bereits durch die dazwiſchen ſtehenden griechiſchen Corps uns

ſicher, und die ' Befehlshaber nahmen daher ihren Marſch långs der Küſte des Golfs von Lepanto, um dann über Argos nach dem Ort ihrer Beſtimmung zu gelangen.

In

Voſtí 33 a begannen die Gräuel dieſes Heerhaufes damit,

daß man einige Chriſten ſpießte und am Spieße verbrannte, indeß einige Häuſer und fämmtliche Kirchen in Flammen auf gingen. Korinth wurde nicht berührt, aber Argos lag auf dem Wege. Die Stadt , obwohl ihre Bevölkerung faſt 1

ganz aus Griechen beſtand, hatte nid )t revoltirt und fandte den türkiſchen Heerführern einen Begrüßungscommiſionår

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mit Gcfdenken entgegen .

Deffen ungeachtet wurden in da

Nadt 700 mánner aus den Betten giboit und hingeridtet, worauf die Barbaren die Stadt in Brand ſteckten , ſo das eine Menge Frauen , Kinder und alte Leute in den Flam : men uinkainen . Der Brand von Argo3 ivar das Sie

gnal zum Aufitande der gruzen Provinz , die Flüchtlinge .verbreiteten felnell -die Nachricht von den Schandthaten der Türken in alle Ortſchaften . Die ganze Kalbinſel bis Kaſtri hinunter , Epidaur us, Trócene und der Küſtenſtrich Aja Petri oder Praſtos , an der Weſtküſte

des Golfs von Nauplia , griff zu den Waffen . Die unbe: dachtſamen Türken geriethen dadurdy To ſehr ins Ge drånge , daß ſie nur mit genauer Notí nad) Tripolizza ent: kamen und einen großen Verluſt an Mannſchaft erlitten. Während dieſer Vorfälle hatten heftige Erdbeben am 26. und 29. April die abergläubiſchen Türfen von Patras

faſt noch mehr in Beſtürzung verfekt, als das Wiederer: fcheinen des Germanos auf den nahen Bergen. Am 2. Mai waren die Chriſten in Patras eingerůæt , und ſtanden vor den Thoren der Feſtung. Eine Menge Meierhöfe in der Umgegend brannten, theils von den Grieden, thils von

den Türken angeſteckt, je nachdem dieſelben vou Bauern des einen oder des andern Volkes bewohnt wurden, es waren traurige Nepref : lien ,I welche die ſtreitenden Parthrien ga: gen einander gebrauchten .

In der Nacht zum 7. Mai hatte der franzöſiſche Fox

ſul ſrine lenten Schüßlinge, 11 an der Zahl , glüdlich fort:

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geſchafft ; die Unſicherheit ſteigerte ſich aber auch fchon in dem Grade , daß bei Nachtzeit die tůrfiſchen Soldaten über die Mauern kletterten, um zu rauben und zu morden. Am 30. Mai erſchien endlich auch eine franzöſiſche Fregatte, Arriege Capitán de Leuil, um den franzöſiſchen Conſul, welcher ſeit einigen Tagen ſogar an Brod Mangel litt , an Bord zu nehmen . Die Griechen thaten den Türken vielen Abbruch ; ſie

fingen alle Transportſdiffe auf, zerſtörten die Waſſerleitun tungen und ſtellten ihre Vorpoſten fogar auf das Glacis der Feſtung, von wo herab fie audy ein 32biude des Paſcha in Braud ſteckten. Alle Truppenabtheitungeu , welche ſich aus der Feſtung wagten , wurden mit Verluſt für dieſelben

geſchlagen , uud ohne Fremde Hülfe hitte die Akropolis in Kurzem Fallen müſſen. Selbit die Arnauten , welche , nach bem Befehlen des Churſdíó , dein Pafcha zu Hülfe eilten,

wurden zurückgeſchlagen.

Am 1. Juni erſdien im Ange

ficht von Patras eine Sorvette und eine Kriegsbrig , man konnte nicht unterſdheiden von welcher Nution .

Als ſich die

Sdiffe dem Lande näherten , wehte zuerſt die franzöſiſcje, hernad) die ošmaniſche Flagge auf demſelben , plönlich aber erſchien, zuin Schreden der ſchon hiulånglich geplagten Tira fen , die Kreugesfahne ; es waren die erſten hydrioti fhen Kriegsidiffe. Die Griechen jaudyzten ihnen entgegen , denn ſie hatten even ſo wenig , als die Türken geglaubt , daß icon fo machtige Wertzeuge ihre Anſtren:

gungen unterſtúpen könnten . Die griechiſden Sdilfe führ

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ten nur 32 Kanonen , dagegen hatte das Geſchwaber des Kapudan - Bey, welches in dem Hafen lag und aus 5 Schife

fen beſtand , an die 60 Kanonen , deſſenungeachtet lidteter. die legteren ſchleunig die Anker und flüchteten den kleinm Dardanellen zu. Die griechiſchen Schiffe fekten ihnen ned und griffen die Türken mit Unerſchrockenheit unter den Sus Das Feuer der Sdolòffer hatte ihnen nichts geſchadet. Spåt Abends erſchienen nocy 16 griechiſche Segel , welche neben der franzöſiſchen Fregatte,

nonen von Lepanto an.

auf welcher ſich Pouqueville bereits eingeſchifft hatte, und einen Kanonenſdyuß von der Feſtung die Anker warfen. Dem franzöſiſchen Kapitain , welcher die nächſte Briggan tai rief, anwortete die Mannſchaft, fie feien Griechen und fás

men aus Hydra , ihren Brüdern zu helfen , man wiſſe, daß fie Franzoſen ſeien , welche Nation die Griechen zu den ihr befreundeten záhle.

Am folgenden Morgen wechſelten die griedriſchen Fabrs

zeuge mit den Dardanellenſchlöſſern , wo das Geſchwader auch die türkiſche Flotte wieder erreichte und diefelbe angriff

einige Schüſſe. Juſſuf- Paſcha war über das Erſcheinen MB der griechiſchen Schiffe, fo wie über die Kanonade ro ets ſdrocken , daß er nicht wußte , was er beginnen ſollte und 1

ließ den Conſuln von England, Deſterreich, Spanien

und Frankreich ( der leştere war wieder an das Land get a

kommen ) melden , daß er für ihre Sicherheit nicht mehr haften könne und Willens rei, ihre Gebäude in Brand ju texten . So ſchifften ſich denn die genannten Conſult, 1

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dem ſie einigen Agenten , welche jídy felbſt dazu erboten, ihre Gebäude und Flaggen übergeben hatten , auf dem fdon ers wahuten franzöſiſchen Schiffe ein , welches un Mitternacht

zugleich mit drei öſterreichiſchen , einem ſpaniſchen und zwei engliſchen Schiffen , die Anker lichtete.

An folgenden

Tage, wo noch wie an dem vorhergehenden , eine Menge griechiſcher Fahrzeuge erſchienen war , landete die Fregatte I

L'Arriege um 4 Uhr Nadymittags in Zante.

Am 7. und

8. Juni machten die Túrten von Patras einige Ausfälle, um die Griechen zurück zu treiben , ihre Anſtrengungen Wa=

ten jedoch vergeblid). In der Feſtung rah es traurig aus, feit zwei Tagen mangelte Brot , die Arnauten hatten ſich empórt , ſie wollten Geld , Munition und Lebensmittel has ben , und von den Mauern herab mußte man ſehen, wie die Griechen zwei türkiſche Briggs in den Grund bohrten, ungeſtört. Kanonen ausſdiffter und die Citadelle von allen Seiten einzuſchließen ſich bemühten . Unter ſolchen Umſtans den konnte nur ein verzweifeltes Wagſtůck die Feſtung rete

ten ; es wurden 800 Mann unter dem Befehl des I86 mael Ben von Aulona , einem Neffen des in den Ges

fángniſfen Ali - Parchas fdfmachtenden , unglüdlichen Weſfirs Ibrahim von Berat , zur Einholung von Mundvors rath abgeſchickt.

Der Ausfall gelang , und 3smael führte

den Belagerten für 3 Wochen Lebensmittel aus Lepanto zu. zwei, dem engliſchen Conſul zugehörige Barken , welche in

dem Hafen von Patris lagen , waren den Griechen verdächs tig vorgekommen ; man erlaubte ſich dieſelben zu unterſuchen

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und fund wirklich in einem Nudergriff ein Schreiben , wel: ches das Einverſtändniß des engliſchen Conſuls mit dem túrfiſchen Pardha erwies, und zugleich auf einen Spion, wel:

der ſich unter den Chriſten befand, hindeutete, den der Uomi: ral Tombaji auch ohne weitere Umſtände ſogleich aufknúp fen ließ. Dieſ Entdeckungen legten es außer Zweifel, daß

die Türfeu von deu Engländern auf Corfu begünſtigt wur: den und es ſdieu rathſam , ſich aus einem Waffer zu ents

fernen , wo mau den brittiſchen Schiffen ſo nahe war. So theilten ſich denn die Griechen in zwei Geſchwader , nahmen ihre Landungstruppen wieder an Bord und ſteuerten der Súden zu.

Als jie am 28. Juni durch den Canal von

zinte regelten , hatte eben das engliſde Linienſchiff, der Cambrian,1 an deſſen Bord ſich der engliſche Couſül von Patras befand , welcher gar zu gern an den Griechen hade genoiïmen hitte , wenn der Capitain wie er geſonnen geweſen wäre , die Segel aufgezogen , uin nach dem Golf zu ſteuern .

Der Cambrian wurde bei ſeinem Erſcheinen vor den fleks

uen Darvanellen von den Türfen als Freund aufgenommen ; er unterſudyte den Hafen von Galaridi, welche Stadt lide für

die Inſurrection erflirt und mit den sydrioten korreſpondirt hatte und kehrte dran mit der turkijden Flotte , welche er

von den Griechen erlóit, nad) Zante zurück. Zwei Trang portſdiffe, wet-iye unter den Schutze des Cambrinn ſegelten , hatten während der Zeit den Türfen zu Patras eine Menge Lebensmittel und 170 Fáiler Pulver zugeführt.

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Die Expedition des Cambrian hatte der Sache der Griechen unberedienbaren Nachtheil zugefügt. Einmal figy inen aus derpulben , wie die Englander , den Griechen zum Soaden, die Curfen begünſtigten, wodurch jenen der Muth eben ſo ſehr finken mußte , als er ſich bei dieſen hob , dann

waren durch das Erſcheinen dieſes Schiffes die Griechen zum Núdzug gezwungen worden , und die Blokade der Feſtung von Patras , weldie in der größten Wirkſamkeit war und den Fall dieſes überaus widtigen Plaßes in wenigen Tagen zur Folge gehabt haben wurde , mußte aufgehoben werden ; die Griechen flúdyteten in das Gebirge, indeß Juſuf - Paſcha mit allem Nöthigen verſehen ,1 wieder zur Offenſive greifen konnte .

Und dieſer entmuthigende Schlag geſchah gleich

beim Beginn der Inſurrection , wie groß mußte die allge meine Aufregung ſein , daß ſeine dádliche Birkung im Ganzen dennoch nur ſehr gering war.

Sobald Juſuf wieder frei athinen konnte , beſdhloß er die Feſtung von Forinth zu verproviantiren und den be drángten Lalioten zu Hülfe zu ziehen.

Es iſt ſchon im erſten Bande (Seite 211 u. 212) er:

zahlt worden , wie die Kephalonier Andreas und Con 1

tantin Metara , mit einer anſehnlichen Erpedition und auch mit (dywerım Geſchür verſehen , heimlicher Weiſe von

Zante n.ich der Küſte von Elis überarten , als dort gee rade die Jnfurrection ausgebrochen war . Siolofotronin weldiem der Erzbiſchof Germanos die Führung ſeines Heer:

huufens überlaſſen hatte , war mit ſeinen tapferen Gebirgs

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ſchůzen nach Lala gezogen und hatte dieſe Arnautenkolonis auf das Strengſte eingeſchloſſen. In dieſem Augenblide eridienen die Grafen Metaras mit 4 Bergkanonen und es wa viertehalbhundert Joniern 1, denen ſich bald noch mehr als tauſend kriegserfahrene Landsleute , welche wegen poltti:

fcher Vergehen aus ihrem Vaterlande verbannt waren , ale Tchloffen. Ein ſolcher Stern erhielt auch natürlich bald einen Zulauf von einer Menge der revoltirenden Griechen , und 1

man konnte daher mit Sicherheit ſich in einen Kampf mit

den Lalioten einlaffen. Die Feindſeligkeiten wurden lebhaf: ter und die 3onier drängten die Lalioten ſo ſehr , daß diet am 18. Juni einen Eilboten , welcher durch eine Liſt durch

die griechiſchen Wachen zu kommen wußte, nach Patras said: ten und Juſuf- Pardha bei dem heiligen Namen Gottes bez ſchworen, ihnen zn Hülfe zu kommen, da die Griechen ſie ſehr bart belagerten und von keiner Capitulation hören wollten. Am 19. griff Andreas Metaras die Stadt mit ſeiner

ganzen Macht an ; das Feuer war ſo heftig, daß die lande bewohner, von dem im Gebirge tauſendfach wiederhalender

Knall der Kanonen und Gewehre erſdrect, in die Kirden flüchteten , Gelübde thaten und mit Chránen für das vil der dyriſtlichen Streiter beteten . Die Lalioten hatten einem bedeutenden Verluſt erlitten. Die folgenden Tage verjiri chen unter ſteten ,1 meiſt für die Arnauten nachtheiligen Set fechten , bis unerwartet für die Griechen der Paſca w

Patras mit 2000 Marn erſchien und ſich den Eingang

in die Stadt erzwang. Jest eröffnete ſich ein blutiges t=

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dt. Die Stadt Lala iſt zur Vertheidigung fehr günſtig elegen , ſie liegt auf der Spiße eines Berges , und beras

est , nadidem die Garniſon durch die 2000 Mann aus, Patras verſtärkt worden war , eine bedeutende Streitmacht 21 ſeinen Mauern.

Der Graf Metaras hatte auf einer

Anhöhe vor der Stadt ſeine Stellung genommen ; hier grif an ihn die Lalioten an und eröffneten ein hißiges Gefecht,

veldies ſid) jedoch iberaus glücklich und rühmlich für die Griee hen endete. Die an zahl ſehr überlegenen Türken machten mit ihrer vortreffliden Reiterei einige bißige Angriffe auf

die Berſchanzur:gen der Jonier , welche dieſe aber jedes Mal burch ein wohl unterhaltenes Gewehr- und Kanonenfeuer

zurückwarfen , ſo daß die Osmanen mit einem Verluſt von 300 Mann die Flucht ergreifen mußten .

Auch die Jonier

erlitten bei dieſem Gefecht keinen unbedeutenden Schaden

aber ſie hatten ihren Zweck erreicht, die Lalioten verließen ihre Stadt , welche ſie noch vorher anzündeten und begaben

lich mit aller ihrer Habe , gedeckt von den türkiſchen Soldas teu aus Patras , auf den Weg nach der Feſtung.

Am 29.

Juni begann dieſer Zug , auf weldhein man alle mögliche Vorſicht anzuwenden genothigt war, um nicht von den tapferu Joniern überfallen zu werdeye An den Engpåſen gab es am 30. Juni und 1. Juli lebhafte Scharmüzel. Pouqueville erzählt 1, daß die Tochter eines Hufſchmieds , als

ſie einen am Wege liegenden verwundeten Griechen bemerkt bube 1, von ihrem Laſtthiere geſprungen ſei, dem Unglücklie den den Kopf abgeſchnitten und dieſen dem Paſcha úber:

46 .

reicht habe , für welche That fie von dem letteren , da te

hútſch war , zu ſeinen Beiſchlåferinnen genommeu wurde. Nachdem der Zug 6 Tage lang mit den Grieden , welche 1

den Türken ungeinein viel Abbruch thaten , fortdanernd ges kámpft hatté, růckten die Lalioten endlid, mit ihren bedeutens den Rinderheerden in Patras ein. Die Ausbeute der Türfen

von dieſem Zuge waren einige Såde mit Griedenkopfen und Chriſtenohren , ſo wie 30 gefangene zantistiſdie Bauera, welche zu Patras , in Gegenwart des zurückgekehrten engli:

ſchen Conſuls , geſpießt wurden. Uleber die Form diefer Hinrichtung, nidt über die ſdhåndlide Ermordung dieſer Unglücklichen felbſt , wurden ſpåterhin einige nugloſe Be: ſchwerden geführt *). *) Der damalige engitfche Conjur in Patras , William Philipp

Green , hat ſich während des Ausbruchs der Inſurrection wenig Ehre erworben. Er unterſtüßte die Türfen auf alle mögliche Weiſe und, wie es ſcheint, nur aus Eigennuş, indent er die Borräthe der geflüchteten Griechen auf reine Rechnung

verkaufen ließ. Nur mit dem engliſchen Gouvernement auf Korfu , welches die Türken ſeine liebeu adiirren nannte, und

fie, wie wir bereits geſehen haben und ſich ſpäterhin nod mehr zeigen wird , ohne Rückhalt unterſüßte, schiert er im Eine verſtändniſſe zu handeln ; és ift faum zu glauben , das dieß mit Bewilligung des engliſden Miniſteriums, weldin die ftrengſle Vieutralität verfündigen liegr geſchehen iſt Der ſpaniſdie Conjul der Cortes trixo es fait nods ärger !

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Das Venehmen der Albaneſer von Lala ließ Juſuf Pardoa bald ſchnerzlid) bedauern , daß er ſich derſelben mit ſo vieler Aufopferung angenommen hatte. Die Arnauten trieben zuerit ihre Kinder in die Weinberge , welche eine Hr. Green , ro daß er endlich durch ſeine übergroße Dienſt, willigkeit , mit welcher er den Drirken Beiſtand teiſtetev bei den Murelnrännern ſelbſt in Miffredit kam und dafür mit einer derben Tracht Pringel belohnt irurde. Uuf Morea und

Zante cirkulirte eine förmlidie Anklagefchrift gegen den englis fchen Conſul, in welchem eine Menge Verlegungen der Dieu .

tralität aufgezählt wurden. Aber nicht allein in Patras, auch auf andern Pläßen der Levante , benahnen ſich die engliſden Conſule nicht minder eigennüz.ig und partheitſch für die Lür. fen , es iſt intereſſant , wie ſich ein Engländer ſelbſt ( Hr. Blacquiere) über dieſen Unfug ausſpricht ; er ragt nämlich : So ſehr id aud ) berorgt ſein mag , Uttes zu vermeidente

was auf Perſönlichkeit hindeutet , ro giebt es dennod Fälle , wo das Interelle meines Landes eben ſo rehr, als das der

Walzheit , eine abweichung von der altgemeinen Regel er . fordert ; und es iſt in der That unmöglich , das Betragen der von Seiten der für die Levante beſtehenden Compagnie ges brauchten Conſuls gegen die Grieden zu übergeben , ohne es

für England als äußerſt fchinipflich , und für den brittiſchen Charakter als höd ) ft beleidigend zu idildern . Es iſt gar nicht nöthig , die Individuen ju nennen , weldie dieſe Bemerkung

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reídliche Korinthenerndte verſprachen und kehrten Tidy an keine Drohungen. Der Pafcha gerieth darüber außer Tid , denn er hatte die Frůdyte bereits auf dem Stode verkauft und ein bedeutendes Angeld empfangen. Da die Lalioten Wohnungen verlangten und die Stadt in Arde und Trum trifft , fie find zu gut bekannt , als daß es ned irgend einer näheren Uuseinanderrepung bedürfen ſollte , und der Sluch

des Volfs ruht auf ihnen . Ohne nun in die Unterſudung des völligen Mangels an Nußen des Freibriefes für die Geſell ,

Tchaft der Kaufleute nad der Levante einzugeben , und der wirklichen Schaden i welchen der Handel durch ihre Eriften; leidet , weiter zu erlautern , iſt es beſonders wichtig, dit Quimerkſamkeit der Miniſter auf die enteßlichen mißbräugs zu leiren, welche durch das furchtbare Privilegium, ein frem

des Schiff 1 durch unſere Slagge auf den Mittelmeere ju düşen , ausgeübt werden ; ro wie, daß man Conſulen , welde dazu befiimnit find í eine große giation zu repräſentiren und

deren Würde aufredit zu erhalten, geſtattet, in alle die Spe tulationen kleiner Faufleute einzugehen . Es iſt eine bemers

fenswerthe Thatſadje , daß, obgleich fein einziges Individuum im Departement der auswärtigen Angelegenheiten , felbf nicht der geringfie Schreiber , nicht die auffallenden Mängel ,unſeres Confulatívítenis fennt , und obgleid die damit per

bundenen Berbrechen fich ſeit 20 Jahre hindurd angebaut baben , dennoch während des ganzen langen Zeitraumh

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mern lag , ſo ließ man ſie in die Akropolis ziehen , aber

laum befanden ſie ſich in derſelben , als ſich Händel mit den

Türken entſpannen , welche eine ſo bedenkliche Wendung nahnen , daß fich Juſſuf-Pafcha glücklich ſchåßte , nach den kleinen Dardanellen entfliehen zu können. Alle Túrken wurden aus der Citadelle gejagt und die tapfern Lalioten gaben ſich das Wort, dieſelbe bis auf den leşten Mann zu

Bertheidigen , welcher Borſaß nicht unnöthig Tien , denn die Griechen, welche den Albanefern ſchon eine Menge Vieh weggenommen hatten , waren wieder 'vor der Feſtung er:

ftienen und hatten die Blokade neuerdings eröffnet. Wir ſchließen dieſes Kapitel mit folgenden zwei Pro clamationen, von denen der Erzbiſchof Germaros die erſtere,

nad der Befißnahme von Lala , an die Hellenen erlies ; die andere erſchien auf Corfu .

,, Der Gott des Sdredens, welder and betánbt hatte , als wir unſern erzbiſchöflichen

Stuhl verließen, hat uns ſeitdem getröſtet und ganz Morea in unſere Hände gegeben . Rala , Dimitjana , Stari:

terå, phanari, Iripolitza ( ?) salavryta , Vos Nisja und Mon embaria (?) befinden ſich unter den Fahnen des Kreuzes. 724 Dörfer ſind vom Joche der Türken keine Maaßregeln ergriffen worden ſind , den Unbequemlidis friten abzuhelfen, worüber man ſich ſo oft und ſo laut beflagt

bat , während andere Länder ſo ganz außerordentliche Forts

fchritte in der Diplomatit gemacht haben ... IV .

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erldīt. Unfere grauſamen Lyrannen , verſchanzt in ihren Feſtungen , warten uur , wie die Zugvögel , auf den gúnſti

gen Augenblick unr in andere Lånder fliehen zu können ; allein wohin ſie auch den Blick wenden , fie finden feinen Auðgang . Nur Muth, meine geliebteſten Brüder ! der qua:

lende Hunger wird ſie bald verzehren , nur noch einige Mo nate , und der Himmel wird aufre edlen Anſtrengunger Eronen .1

Die zweite Proclamation lautete. „B. Theotoky . Von Seiten des Präſidenten und St: nats der vereinigten Staaten der Joniſchen Inſeln . Da

die Regierung dieſer Staaten von perſchiedenen Aufſtanden , welche in orea ausbrachen , Nachricht betommen , und die Lage der benachbarten Provinzen des türkiſchen Reichs in

Erwägung zieht , hält ſie es für nothwendig , zur Richt: ſonur aller Uuterthanen der vereinigten Staaten der Joni: fchen Inſeln , welche in jenen Provinzen wohnhaft find, bekannt zu -maden , daß fie in dem Falle , wo ſie an den ge genwärtigen Aufſtanden oder an feindliden Angriffen und

Unternehmungen Antheil náhmen , nothwendig alle An: fprúdhe auf ein Einſchreiten zu ihren Gunſten , von Seiten der Regierung diefer Staaten , deren geborene Unterthanen

ſie ſind , oder von Seiten der brittiſ@ en Conſuln ,

welche

beauftragt ſind , ihre Rechte in allen Ländern , wo ſie lid aufhalten mogen , zu vertreten , verlieren würden. On:

genwärtiges Defret roll in griechiſcher und italieniſde Sprache gedrudt und bekannt gemacht werden . Corfu den

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9. April 1821 :

Auf Befehl des Senats , Sibney.

.

Osborn , Gen. Sekretair ." Wenn jene erſtere Proclamation die Griechen ermune

terte , fo iſt ſchon im erſten Bändchen erzählt , wie im Gegentheil die lettere entmuthigend und niederſchlagend

auf manche Unternehmung wirkte , welche die Joniſchen Griechen zur Unterſtüßung ihrer Landsleute auf Morea be: abſichtigten , und bereits porbereitet hatten .

D 2

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1

Neun und zwanzigſtes Kapitel. Nada Monembafia gehet hin , gett nad Paläotafron , Da werdet Blut in Menge ihr , und werdet Leiden ſeben : Dorthin hat fich Kehalabed gewandt mit den urnauter Und als die Klephten das gehört, da wurden ſie gar sornig

Und fedten viele Waden aus und weithin viele Poften Die erſte Wache aber rief , die auf dem fernften Poften :

Behauptet eure Stellung wool , erridtet fefte Sdanzen Denn auf uns fommt sehatabei mit allen Albaneſen ."

Die erſte Ladung fandte ihm entgegen Spriatull}, Und traf den Bairattaraga und den Seliftaragas und nahm ihm aud Mauleret ab mit Silber und mit elke Wo biſt du armer Theodor , wo bift du Kolofotront ?

Dem fich dus ganje Dürfenreide und alle uga's beugen .

was ragſt du , Bund Kiamjiben i su armer Simurtatis? Gefangen werd is nehmen Bev's , gefangen aud riist

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Wit nehmen deinen Hofftaat dir , und alle deine Karenis.ro Und achtzehn Harenis nahmen ſie , und funfzehn Beo's ges fangen .

(Griechiſches Bottslied.)

Wir haben bisher nur den Ausbruds der Inſurrection in dem nördlichen Theil Morea's geſchildert ; auf ähnliche

Reife und faſt zu derſelben Zeit erhoben ſich auch die Gries den im Süden und in der ganzen Halbinſel. Pon solo totroni iſt ſchon in den früheren Bändchen die Rede gewes

ſen ; er hatte ſich eine Klephtenſmaar vou 700 Mann, gróftentheils aus verbannten Foniern , beſtehend , gebildet,

und mit diefen an 2000 aufgeſtandene Bauern verbundeu. Seinen Aufenthalt nahm er Anfangs in den nordlichen Ges birgen in der Gegend von Nezero , von wo aus wir iba

auch bei der Eroberung von Lala mitwirken fahen . Die tapfern Mainoten oder manioten batten kaum durch das Gerücht und durch Eilboten erfahren, was in dem Norden dorging, als auch ſie zu den Waffen griffen . Wüthend baráber, daß fie fich von den Cúrfen überliſtet fahen , denen

ſie wirklich ihre Geiſtlichen und Primaten nach Tripolizza geſandt hatten , ließen ſie kein Erbarmen gelten. Uebere dieß waren ſie von allen Griechen , welche bis jekt auf den Kampfplaş traten , die gewißigſten , ſtreitbürſten und tapfers ſten , denn ſie waren faſt fåmmtlid Räuber. Bei Miſtra,

einer Stadt von nahe an 20,000 Einwohnern, in der Nähe ber Ruinen des alten Sparta , hatten die Türkei einige

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Griechen erſchlagen , was das Signal zum allgemeinen Auf ftande ward. Alle Türken , deren nur wenige in idiefen Gegenden zerſtreut unter den Manioten lebten , wurden .

ohne Barmherzigkeit niedergemacht, und nur wenige fonn ten ſich durch eine ſchnelle Flucht nach Tripolika oder der

Feſtungen Meſleniens retten . Die Bewohner von Barduni am Eurotas , einer albaniſchen Colonie , wie das im vorie gen Kapitel erwähnte Fala , wurden niedergehauen. Die Manioten hatten in den leßten Jahren mit den Lärten eine Art Uebereinkunft geſchloſſen , nach welcher den leßteren zugeſtanden war , aus den Hauptlingen des Landes einen Bey für die ganze Provinz zu ernenden , welcher ben

geringen Tribut einſammeln und dafür ſorgen mußte , daß der Pforte jährlich 100 Matroſen von den Eingebornen ge ſtellt wurden ; dagegen durften die Eurfen die Manioten nicht in ihren Räubereien ſtören . Der zur Zeit der 38

ſurrection das Land beaufſichtigende Bey hieß Peter ; er wird gewöhnlich Petro - Bey Mauromidalis genannt, und hatte eben die 100 Matroſen unter einem feiner Sófne verſammelt. Mauromichalis, früher einer der angefebenſten uub tape ferſten Häuptlinge des Landes , rúhmte ſich einer Abitam : mung von den Medicåern. Er iſt ein ſchöner Mant, wobi: .

gewachſen und von würdigem Aeußern , wie es uöthig if am einem ſolchen Volfe zu imponiren und ſich im Anſeban zu erhalten. Die Manioten liebten ihn , als den Erjim

und Würdigſten ihres Wolfes und ſo beſtätigten ſie ihn , bei

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dem Ausbrud, der Inſurrection , in ſeiner Würbe. batte ſich bisher ſehr dienſtfertig gegen die Türken erwieſen, aber die Treuloſigkeit derfelben hinſichtlich der von ihm nach

Eripolißa geſchickten Biſchöfe und Primaten emporte iha ; man verhöhnte ihn , als er dieſelben zurück verlangte. Auch die Meſleniſche Stadt Kalamata , an der Spike

des Meerbuſens von Koron und an der Grånze von Main, hatte das Kreuz aufgepflanzt. Man berief die Kapitaine und Primaten der inſurgirten Städte von Main und Meſle: nien nach dieſem Plaße und eröffnete in demſelben eine

Art Volfsverſammlung , zu welcher ſich ſogar Abgefandte aus dem Norden der Halbinſel , 2. B. Germauos , mit Pris maten aus Patras und Boſtizga , einfanden. . Ju 'diefer Berſammlung erließ Petro - Bey folgendes : Manifeſt an die europäiſden Höfe von Seiten des

ſein Bolt liebenden Oberfeldherrr der Spartaniſchen Heerſchaaren , Petros Mauro - Iridalis , und des Raths der Meſſenier in Kalamata.

Das unerträgliche Joch der Ottomaniſchen Tyrannen hat in dem Zeitraum von mehr als hundert Jahren den Dru& feiner Laſt auf eine Weiſe geſteigert , daß für die Grieden im Pelopones nichts übrig blieb , als allein der Haud des Lebens , und auch dieſer nur , um die Seufzer ihres Herzens hervorzuſtoßen. In einer ro elenden Lage aller unſerer Gerechtſame beraubt 1, haben wir mit einer

Geſinnung und einſtimmig den Entſchluß gefaßt, die Waffen zu ergreifen 1 und gegen unſere Unterdrüder

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aufzuſtehen. Eine "jede innerliche Zwietract, bie Fruct der Tyrannei , iſt in den Abgrund der Vergeſſenheit ge ſchleudert worden , und alle athmen wir den Handy ter Freiheit. Unſere Hande , welde bisher mit eifernen Rete ten barbariſcher Bebrúdung gebunden waren , beginnen ben Lauf , unſere Gerechtrame wieder zu gewinnen . Unſer

Haupt, welches den Nacen unter dem Joche trag , hat e abgeworfen , und finnt nichts anders , als nur Befreiung.

Unſere Zunge, ſonſt unvermögend ein Wort bervorjuſtam meln, als vergebliches Fleben um Erbarmen der Unterjoget, laßt einen lauten Ruf erſchallen und bemüht ſide, daß die Luft den ſüßeſten Nainen der Freiheit und Erlöſung wiededa tóne. Mit einem Worte: wir haben beſchloſſen frei zu

werden , oder zu ſterben. Darum rufen wir den Beiſtand aller geſitteten europäiſchen Wölfer an , daß wir fchneler und gewiffer das Heilige und gerechte Ziel erreichen , daß wir unfer Niecht gewinnen , und wieder aufrichten unſer vom Unglück zertretenes Helleniſches Geſchlecht. Mit gea rechtem Begehr ruft unſere Mutter Hellas , von welcher

auch Ihr ſeid erleuchtet worden , Eure roleunige menſcheiss

freundliche Hülfe an Geld , an Waffen und Rath , deren theilhaftig zu werden , wir voll freudiger Hoffnung find,

um Beiſtand an. Wir aber wollen Ench verpflichtet ſein, und zu rechter Zeit durch die That unfere Dautbarkeit für Euren Beiſtand derthun. Ans dem Spartaniſchen Las

ger , am 25. März (6. April) 1821. Petros Mauro

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nichalis , Anführer und Oberfeldherr , und der Rath von Recenien . "

Bei bem Ausbruch der Fuſurrection in der Maina müſſen wir noch des Heldenfinnes einer Frau erwähnen ,

welche faſt den ganzen Aufſtand des nördlichen Theils dieſer Bandſchaft leitete. Es war die Stonftantia Zacarias,

Sie Lochter des im erſten Båndchen erwähnteu Klephters Lapitains Zacharias , welcher im Jahre 1799 zu tripolizza geſpießt wurde. Sie bewaffnete fich , ergriff die Kreuzese

libne und zog mit einem Heere von etwa tauſend gries dijchen Bauern , Klephten und Franen , welche fiche ihr ingeſchloſſen hatten, die Ufer des Baſilipotamnos, des alten

Surotas , hinauf und proclamirte die Freiheit ihres Vatete landes .

Det Bifchof von selbs ertheilte der muthigen

Streiterin feinen kirchlichen Segen für ihr patriotiſches Vorhaben , und fo ging ſie dann mit ihrem zum Entbria

fastuus aufgeregten Corps nach Miſtra, wo die Lúr. ten gezwungen werden , ſich in ihr Kaſtell einzuſchließen . Von hier wendet ſie ſich nach Londari, dringt unvermo thet in die Stadt, pflanzt die Fahne des Kreuzes auf die

Moſcheen und wirft Feuer in das Haus des niedergehaue ner Weiwoden . Dieß war das Signal zum Aufſtande von ganz Meſlenien , dem ſüdlichen Theil Arcadiens und der

vörblichen Maina, lo daß die Türken ganz beſtürzt in die

Feſtungen vou Modon , Koron und Navarin flüchtes ten, und ſich in denſelben verſchanzten . Kanelos Deli .

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Janei , eiu tapferer Mann, der älteſte von ſieben Brübern eroverte mit einem Bauernheere die wichtige Stadt und das feite Schloß Saritená. Wir haben ſchon mehrmals des stiaia : Bey (Lieute

nants) des Churſchið gedacht , welchen derſelbe zur Untet : brúdung des Aufſtandes nach der Halbinſel gefandt hatte.

Die Landenge von Korinth war bereits ſo unſicher geworden , daß er tror feines bedeutenden Heeres und ungeachtet die Túrken noch im Beſik von Kordos oder Korinth waren , nicht

wagte, über dieſelbe nach Morea vorzubringen. Er wandte fidy deshalb nach Lepanto, von wo er nach Patras überſebtt. Der Kiaja - Bey hatte ungefähr 2000 Mann türkiſcher Reiter bei fid),hielt es aber dennoch für zu gewagt , durch die vor .

den Griechen bewachten Gebirge, auf dem nächſten Wege über

Salavryta nach Tripolizza aufzubrechen , und wählte dete balb die ſicherere Straße an dem Meerbuſen von Lepanto, welche foon vor ihın die Erpedition. Juffuf-Pardha's einge fchlagen hatte.

Seine Ankunft

verbreitete Schreder

und Beſtürzung unter den Griechen , indeß , auo er mer nicht ohne Beforgniß und hielt. fich auf feinem Punkte

ficher. Korinth war von den Griechen blofirt und be: lagert und auf dem Iſthm u s ſtand eine nicht unbedeutende Anzahl griechiſcher Inſurgenten . Die Annahrung des Kiaje:

Bey zerſtreute jedoch dieſelben nad allen Nidtungen , i daß die bereits in großer Noth fdymaditeuden Túrfen zu Akrokorinth Zeit gewauuen , in aller Scaelligkeit die he:

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nachbarten Felder abzuernbten * ) und Fico ro wenigſtens für die nächſten Wochen zu verproviantiren . Der Kiaja - Ber

Regte indeß ſeinen Marſch auf Argo $ fort , wobei jeder Grieche ,. welcher feinern Corps begegnete , ohne Rüdlicht auf Stand oder Geſchlecht elendiglich umgebracht wurde.

Die Citadelle von Argos war von den Griechen befekt und richtete ein To lebhaftes Feuer auf die Türfen , daß deren Auführer nach einigen vergeblichen Schüſſen fich an derfelben

vorbei zog und nach Napoli di Romania oder Rauplia wandte ,1 wo ſeine Erſcheinung den dort eingeſchloffenen Türken wieder einigen Muth einflößte. Von hier begab er

ſich dann durch die Gebirge nach Cripolisia, welche Stadt er bereits von den Griechen belagert fand, und über 1

nahm das Obercommando der in derſelben befindlichen bes bedeutenden Truppenmacht.

Bevor wir jeßt in unſerer Erzählung der Begebenheiten auf Morea fortfahren , iſt es nöthig , einen Blick auf das ganze Land zu werfen und die neuen Verhältniffe ,

in welche ſich die Griechen und Türfen zu einander geſtellt batten , näher zu betrachten. Die Türken hatten zwar ſeit langer Zeit einen Aufſtand

der Griechen gefürchtet , wie ſie Senn bei ihren Bedrúce ungen deſſelben jeder Zeit gewärtig ſein mußten ,1 aber ſie hatten nicht geglaubt , daß derſelbe ſo nahe ſei und ſo alla

gemein und kräftig werden konnte , ihre Feſtungen waren *) In Morea reift nämlids das Setraide fchon im mái.

60

daher weder mit Proviant, noch mit bedeutenden Munitions porråthen verſehen , ja zum Theil verfallen und keinesweges su einem langen widerſtande geeignet ; eine disciplinirte pad entſchloſſene Armee von 12,000 Mann konnte der ganzen Pelopones in weniger als 8 Tagen erobern. Det

Inſurgenten war dieß indeß unmöglich ; abgeſehen davon, daß es ihnen an Geſchúð , Munition und wie wir oben bei dem Heerhaufen des Erzbiſchofs Germanos geſehen haben, felbſt an der gewöhnlichſten Waffen fehlte , fo befaßen fie

doch auch das Hauptſächlich ſte und Wirkſamſte zu ihrer le ternehmung nicht , nämlich den Muth. Die Grieden waren gewohnt , den Túrken als Stlaven zu dienen , und derenſtrafende Hand faſt täglich zu fühlen , ohne daß ſie lig widerſeßen durften. Alles was nur einigen Werth hatte, eigneten ſich ihre Tyrannen zu , und ſo mußten namentlich die Landbauern ein fo armſeliges , elendes Leben führen, und ſich von Nacht zu Nacht wie ein Baſtthier quaten , daß 师 jie hinſichtlich ihres moraliſchen Werthes wenig über demſelben ſtanden und aller Stenutniffe entbehrten . Das Nachdenken hatte man ihnen abgewöhnt , ſo daß diefes auf die empórendſte Weiſe verwahrloſte und entmenſchte Boll am die Außenwelt fich gar nicht mehr bekümmerte. Det Ruf der Hetáriften und der Leiter der Inſurrection rúts

telte das Band aus einem tiefen Todesſchlafe ;" an einigen

Orten folgte man blindlings den Biſchöfen und Kapitanik, Eigenthum war wenig oder Feins vorhanden und die elende

Zwiebeltoſt konnte man ſich überall bereiten ; in andera

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Gegenden mußte Gewalt angewendet werden , die Bewohner

waren hier ſo ſehr abgeſtumpft und zum Thiere erniedrigt worden , daß ſie ſelbſt der entzúdende Name der Freiheit nidt mehr beleben konnte , ſtumpfſinnig und gebantenlos

modten ſie ſich aus dem gewohnten Sklavenſtande kaum hers susreißen. Außerdem war Alles voll Furcht vor der Rache

der Túrken , welche gewiffer fdien , als ein glüdlicher En folg. Nur wenn man ſich in ungeheuren Heerden zuſam mendrángte, nahm dieſe Bangigkeit ab , und dennoch vers mochte eine einzige ungúnſtige Nachricht, audy hier

noch die größten Haufen gänzlid zu entmuthigen. Es be durfte aller Anſtrengungen und Ueberredungen der Anführer,

und der größten Selbſtüberwindung, ehe die griechiſchen Bauern es auch in großen Maſſen nur wagten , ihren vote maligen Cyrannen dreiſt in die Augen zu leben. Einen merkwürdigen Beleg hierfür giebt einer der erſten Züge des Solototroni, bei welchem dieſer Kapitano über mehr als 3000 Griechen befehligte. Er hatte die üblicht, ein kleines ,

aus einer Feſtung entflohenes Túrtenhauflein von etwa 80 Maun . in einein Hohlwege zu überfallen. Die Stellung der Griechen war überaus günſtig , dennoch aber ergriffen

die Tſchauſchen (Hafen ) , wie die Griechen ſpottiſch von den Lúrten genannt wurden , foon bei dem erſten Erſcheinen der Túrkeht , ohne auch nur einen Sdu gethan zu haben ,

fámmtlich die Flucht, ſo daß der Anführer taum ſein Leben retten konnte.

Uebung brachte indeß die Griechen bald dahin , daß file

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wenigſtens in großen Maſſen dem Feinde Stand hielten, wenn gleich der bervorſtechendſte Charakterzug des Einzelien Feigheit blieb . Einige unerwartet glückliche Ereigniſſe,, weniger dem Muth der Griechen , als den Umſtänden zuzua

ſchreiben , munterte die Griechen auf, und die anſehnlide Beute, welche ſich Einzelne erwarben , reizte zu fühneren Unternehmungen . Wenn auch die beſſeru Häuptlinge der Hauptzwed , die Befreiung ihres Vaterlandes, feſt im Auge hielten , ſo wurde derſelbe doch bei der Mare vergeſſen , man erſtrebte den nächſten Vortheil , nåmlich :

Beute. So begannen die Feindfeligkeiten mit Plúr: dern , Martern der Muſelmanner , welche ihre Reid

thümer nicht verrathen wollten und endlid mit mord und

codtfd lag. Die Hand, welche ſchon ein Mal den Stahl in deu Leib eines Menſchen geſtoßen , ſchien durch das Blut

des Erſchlagenen geſtärkt zu ſein . Der Feind wehrte ſich in Maffen gegen die Räuber, man mußte ſich in Maffen begegnen und ſo begann der Krieg. Daß dieſer Krieg nicht ein ſolcher fein konnte , wie ihn civilifirte Bóffer mit einander führen , iſt leicht einzuſehen,

die unmenſchlichſten Gräuel begleiteten ihn , oder et wat vielmehr in ſeinem Beginnen nichts anderes , als eine forte laufende Kette von Schandthaten. Die Griechen Batten ihre Art Krieg zu führen von den Türken gelernt, welcse nie aufgehört hatten, gegen die Chriſten auf die unbarmher zigſte Weiſe zu wúthen . Man überbot fid im Meuchelinord,

und als aan die gräßlichen Blutſcenen in der türkiſchen Haupts

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adt, in Smyrna, Salonic ic. in Griechenland bekannt wur: n , úberſprang die Grauſamkeit alle Gránzen . Von beiden seiten führte man einen , mit allen möglichen Gräueln , on denen der gebildete Menſch ſchaubernd das Auge abwens it , verbundenen Vertilgungskrieg gegen Weiber, Kinder, 1

ranke und Greiſe. Ueberall, wo man die Halbinſel durchway

erte, fand man, nod) Monate nach dem erſten Ausbruch der mſurrection, in den Ortſchaften , auf den Landſtraßen und in eldern und Gebirgen die tirobernden Leichname erfdlages

er Menſchen . An den Bäumen rah man an Beinen auf: Chángte Kinder , halb Stelette, halb von Thieren und Wos ein zerfreſſene Leichname. Ermordete und gemißhandelte

rauenkörper verbreiteten einen peſtgeruch. Meiſtentheils jaren es aber doch die barbariſchen Túrfen , welche dieſe Inmenſchlichkeit begingen. Die Griechen ſuchten mehr ihre

abſucht zu befriedigen und wütheten meiſtentheils nur gegen ie Männer. Der kleine Krieg gegen Weiber und Kinder war och auch der großen Maſſe der Chriſten gleich Anfangs zu vers chtlich undabſcheulich und wo dergleichen Unthaten vortas

nen, konnte man ſie meiſt als Repreſalien gegen die vorhers segangenen Schåndlichkeiten der Muſelmanner betrachten . Hegen die inner, beſonders wenn ſie mit Waffen ergriffen wurden , erlaubren ſich indeß die Griechen die größten Fres

bel , und von dieſen wurde faſt Niemand geſchont , bis ends ich die Aufanft der gricchiſden Fürſten Maurofordato, Demetrius Hypſilanti, santafujeno und Ans

erer , welche ihrem unglúcliden Vaterlande zu Hülfe eil

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ten , diefen Unthaten ein Ende machte und Philhetenee, welche es redlich mit der Sache meinten, eine wirklithe AR

litairmacht begrúudeten und den Griechen durd ihr Beiſpiel Menſdlichkeit lehrten .

Man erwäge , wie ſehr unter folchen Umſtånden en günſtige Berichterſtatter, ſowohl in beſonderen Werken , 11 in Journalen und Zeitungen , die Sache der Grieden

and ſie ſelbſt verdächtigen und verfetern konnten , wennke nur bloß Thatfaden mit gehöriger Auswahl jåhlten , nur die Grauſamkeit, Feigheit und Erbármligkeit des großen Haufens der Griechen milderten , ohne der gang gleichen und oft noch größern Schandthaten der Türken zu

gedenken , ohne es dem Publikum wiſſen zu laſſen , daß die 1

Muſelmanner aud, die von den Griechen verübten Granels

zu verantworten hatten , da ſie die Urſache zu denſelben ga weſen waren.

.

Und ſo geſchah es denn auch .

Wenn lid

die Grieden einſt ju civilijirten Staatsbürgern erhoben ben , und die Welt trieder ruhig geworden iſt , ſo werden natürlich bei dem Fleiß , der Ausdauer und deu fuénck Geiſtesanlagen , welche die gebildeteren ihres Volfs zeigen, der Juduſtrie und dem levantiſchen Handel zweier Länder (Deſterreich und England) großen Abbruch thun. Wenn man dieſes bedachte , ſo war es natürlich unpolitiſ , Griechen gegen die phlegmatiſchen , zu feiner Induſtrie wöhnbaren , dabei reichen Türfen , aufkommen zu laſſen

Der geizige Kaufmann fennt fein Mitleiden 1, jeder Stadt

ſorgt für ſein eigenes Wohl , und die Regierungen ſind gila

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-

fübllos , von dem Grundraße ausgehend , daß der Einzelne in dem Allgemeinen untergehen muß ; aber er ſolli eigent:

lich nicht untergeben , er foll aufgeben in der Oe: fammtmaſſe. Dieſe Eiferſucht, hinſichtlich des Handels, hat es allein bewirkt ,1 daß die Griechen ſieben Jahre lang vergeblich bei den europäiſchen Machten um ihre Freiheit

bettelten , und zuleßt einen Zuſtand erlangten , wel

her immer nur noch als proviſoriſch zu betrachten iſt. Ein folcher Zuſtand muß aber wegen der Ungewifheit , in welder er den Einzelnen über ſein túnftiges Sdical láßt, ſehr nachtheilig ſein , und , wenn er noch lange dauern ſollte , die Bemühungen und Anſtrengungen des Präſidene

ten Capodiſtrias größtentheils unfruchtbar machen . Aber tehren wir zu den Ereigniſſen des Jahres 1821 zurůd . Die empórenden Mordfcenen in den türkiſden Haupts pádten , das Fahrhunderte dauernde grauſamſte Tyrannen jody, ſoienen die Feinde der griechiſchen Sache vergeſſen zu

haben ; die neueſten Berichte über die Unmenſchlichkeiten der Cütfen wurden bei Seite gelegt , dagegen jedes Verbrechen

der Griechen , bis auf die kleinſten Umſtände , aber und

abermal erzählt, und , obgleich man es nicht ein Mal nós thig gehabt hatte , hin und wieder auch noch vergrößert. Philhellenen , welche in Griechenland ein civiliffrtes Wolf

und alle Bequemlichkeiten des Lebens erwarteten ,! finden lid in ihren Erwartungen fdmerzlido getäuſcht, und gee reizt durch das Ungemach , welches ihre Perſon erleiden mußte , verbreiteten ſie die ungünſtigſten Berichte. Jůng IV.

E

.

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linge , welche ſich den Wiſſenſchaften widmeten und mit demu . größten Enthuſiasmus nad der antifen, gòtterreichen Hellas gezogen waren , kamen , da man mit Necht dieſen wunder:

lichen , unrechten Eifer lächerlich gefunden hatte 1, aufge ſdređt aus ihren goldenen Träumen , voller Haß gegen die 1, ihre fchönen Gefühle nicht verſtehende , entartete

Nation , welche fie elende Barbaren nannten , nito .

dem gebildeten Europa zurúc , unb Soldaten , weldt Ruhm , Reichthum und Ehrenzeichen zu erwerben hofften ,

gingen ſogar zu dem gluglicheren Feinde úber. Man be dadyte nicht , daß aus dieſer entarteten Nation eint gebildete geſchaffen werden ſollte , daß man ut .

einen rohen Stoff zu einem neuen Griedens

land vor ſich hatte, welcher der geſchideren

und künſtlichſten Bearbeitung bedurfte , best dadyte nid )t, daß man hier', mit aller Aufopferung , ſeine

Sräfte dem Wohle der Menſchheit widmen mußte , and daß erſt in den Kindern und Enkeln der Entarte: ten wieder Menſchen und Griechen gefunden werben

kónuten. Nur Wenige , ſehr Wenige , ſtellten ſich gleid Anfangs auf den richtigen Standpunkt und die Gefdicta wird ihre Namen nicht vergeſſen .

Die feindliche Geſinnung gegen die Grieden mußte natürlich eine lebhafte Oppoſition erzeugen , welde abet

nidt immer , beſonders im Beginn des Aufitandes nicht, den rechten Weg einſchlug. Man wollte Thatſachen wir

leugnen und verbeden , man erhob die Griechen in det

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Iben Maaße , als ſie von der andern Seite herabgelegt vurder . Man deklamirte eine Menge uußlores Zeug,

reiferte ſich , und dieſer edle Eifer hat uns aud die hlaubwürdigkeit ſo manches ſonſt achtungswürdigen Schrift: ellers geraubt. Fåtte man doch lieber alle die Soand baten , welche die Griechen begingen , alle ihre Sdlechtig iten aufgezählt, und dann gezeigt , das von allein Dieſen Túrken die Sauld trugen , und daß man einem Volke

lớt lánger das Bürgerrecht in Europa laſſen könne, eldes auf dieſe Weiſe feine beſiegten Nationen unter:

rúdt ,

entmenſcht und zu wilden Thieren herabwúr:

igt ! Wie ſehr durch Sduld der Túrken die Uninoralitat der

Triechen geſtiegen war , kann man daraus ſehen , daß ſie ſelbſt gennúßig gegen einander wütheten. Die Mainoten und latonnioten , die Bewohner der fúblicyſten Spigen die

r landſdyaft , beraubten und mordeten Freund und Feind. eber Dieiſende, er modste Grieche oder Griedenfreund,

shen oder niedern Ranges fein , mußte ſich in Acht neh en dieſen úberall umherſtreifenden Banden , nielche teine honung fannten , zu begegnen * ). Unſer Land ift frei, Pongueville erzählt eine Gieber gelörigen faſt unglaublide

Unefdste . Ein reifender Engländer hatte in der Wohnung cines mainoten eingeſproches und sort ju feinem Gebrauch einigikoſtbarfeiten , unter andern ein fiikerncs Bell of 1, aus

E 2

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jubelten die mainoten , wer unſerer Dienſie behorftigt, kann ſie bezahlen , and ſo waren dieſe beſten der gria diſchen Krieger , gleich den Albaneſen , nur um hohen Sol zu bewegen den Iſthmos von Korinth zu bewaden. Wa der Kontrakt zu Ende, oder blieb der Sold aus , so were ließen ſie ihre Stellung und zogen , unbekümmerf um dus gemeinſchaftliche Vaterland , nach ihrer Heimath zurüt. Bedenkt min , welche Abſcheulichkeiten ſelbſt bei de Sriegen der gebildeten Völfer vorfallen , wie ſie felbit per unſern Augen noch vor wenigen Jahren ausgeübt us den , und wie jedes mal die ſtreitenden Heere eine Meng ruchloſer Böſewichte begleiten , welche die Uebel des Krix

ges aus Muthwillen , Luſt am Verbrechen und Beutejust verdoppeln , ſo iſt es gar nicht zu verwundern , daß Gris

chenland , das entartëte Griechenland , bewohnt ron einer verderbten Nation , das Elend des Krieges fo idwet empfinden mußte. Dabei war dieſer Krieg ein Juju :

rectionsfrieg , das Schredlichſte und Zerſtörendíte , was feinem Reiſerådet gezogen . Da die Wirthin , bei dent *** blicke dieſer werthvollen Segenſtände , in slagen und The nen ausbrach , ro fragte der Reiſende nach der Urjade unt

erhielt die unverſchäint, naive Untwort : ,,20 $err , 1

weine daß mein Sohn nidt hier iſt , um de ſchönen chen zu ſtehlen !

Wer einen ſtärkern Glauben bat , d

id , mag die Anekdote für wahr bin nehmen ,

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ruf Erden giebt , wo jedes Menſchen Leben dem Tode ge: veiht iſt , alles Eigenthum aufgehört hat. Kennen wir rid)t dergleichen fürchterliche Kümpfe aus der Geſchidyte, 1. B. in den Niederlanden , und haben wir nidyt ganz teuerdings noch in Amerika, z. B. auf Haiti , unmenſch:

ichkeiten und ErceſTe , vor welchen die Menſdheit zurúde rebt , geſehen , warum verlangen wir denn das Unmögliche, a6 in Griechenland ein entartetes Geſchlecht das Tyrans nenjoch mit Ruhe , mäßigung und Menſchlichkeit abwerfe ?

Nach dieſen Betradytungen wird man die Ereigniſſe bieſes griechiſchen Freiheitskrieges richtiger würdigen , und

vir fóunen- nun in unſerer Erzählung der einzelnen Ree gebenheiten fortfahren . Wenn wir die Verhältniſſe der feindlichen Partheien

in dem Frühjahr 1821 náher erwägen , fo befanden ſich die Griechen ſehr im Vortheil. Auch die Türken waren nicht ohne Furdit ; fie faßen in ihren acht Feſtungen

Patras , Korinth , Nauplia , Tripolizia ,1 M DE nambaſia , Korori , Modon und - Navarin ohne Subliſtenzmittel, und waren von allen Seiten von Feinden umgeben . Die Griechen dagegen befanden ſich , außer jenen .

Plågen , im Beſiß der ganzen Halbinſel und waren der ans greifende Theil. Es war vorauszuſehen , daß in kurzer Zeit eine Feſtung nach der andern ,1 nothgedrungen , kapituliren würde, denn an eine Hülfe, welche den Türken von der Pforte håtte zu Theil werden können , war bei der damas ligen Lage der Dinge faum zu denken.

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Wir haben ſchon im vorigen Kapitel der griediſden Flotte erwähnen múffen , es iſt jeßt nothwendig , daß wit die Seer å ſtungen der Grieden und die außerors dentliden patriotiſchen Anſtrengungen der Inſulaner von Hydra , Spezia und Spara näher kennen lernen,

Die beiden erſtgenannten Inſeln ſind ſchon im vorigen Bündchen (Seite 9 2.) ziemlich ausführlich beſdricken worden ; der lektere Name bezeidynet eine Inſelgium welche mitten im ágåifdien Meer zwiſchen Stio und liegt unb aus 5 Felfen beſteht. Der grófere, mit den

Hauptort gleiches Namens , hieß im Alterthum Píorar jekt führt er den Namen Pfara, Ipfere oder Splats , wahrſcheinlich hat man den alten Nainen mit dem Worte

Öyos, hoch, in Verbindung gebracht , und daraus iſt die jeßige Benennung, eigentlich wohl Hopfara , die hohe Iris ſel , entſtanden. Früher war diefes unfruchtbare Eiland von etwa 20 Meilen Flächeninhalt (Suidas ſagt son ihm un Suvunévn olvoy {veyxaiv , die Inſel bringt nicht ein Mal Wein hervor ) , nur von wenigen Fijderu bewohnt; fpáter gelangte es mit der kleinen Felfeniuſel - Antipfara zu einem großen Wohlítand und einer Bevels ferung von 12,000 Menſchen , welche ſich durch Edif: fahrt und Handel ernährten . Spjara war in dieſer Hins

Ficht mit Hydra und Spezzia eng verbunden , und faſt ganze Schiffahrt der Griechen wir in den Händen dieſe drei reichen Inſeln , welche , vor dem Aufſtande, zurich .

meu etwa 600 mit mehr als 17,000 atrofen befest

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Soiffe befaßen , die zum Schuß gegen die Seer &uber aber 5000 Kanonen trugeni .

Sdon vor einigen Jahren hatte ali: Pafcha , wie-: frohl vergeblich),1 verſucht, dieſe machtigen Inſein zumn of finen Aufſtand gegen die Pforte zu bewegen ; die Ver: hältniſfe derſelben gegen die Türken waren zu günſtig, als daß die Einflúſterungen dieſes liſtigen , ſpekulativen

Scopfes etwas gefruchtet håtteu. Was indeß keine Uebers redungstún te hervorbringen konnten , bewirkten endlich die túrten felbſt, die , je mehr ihre Lage bedenklicher wurde, in ihren Maaßregeln an Verkehrtheit zunahmen und an Unſinnigkeiten ſich ſelbſt überboten . Auf der Flotte des stapudan - Bey , welcher die Küſte von Preveſa blokirte /

und die Dperationen Churfdjids gegen Ali Paſcha und die Sulioten unterſtúßen ſollte , befanden fich etwa 300 hp driotiſche Matroſen. Als die Nachricht von dem Aufſtande der Griechen in Patras anlangte , ſuchten fich die Türfen

dadurch zu rächen , daß ſie die Hälfte dieſer unglücklichen Griechen niedermachten , die übrigen aber mit Barfen. bez luden und ſo mit Peitſchenhieben gen : Janina jagten , wo

Iran die Abſicht hatte , von dem See von Labiſchiſtas aus einen Angriff auf Ali's Seeſchloß zu verſuchen . Auch die

bei dieſer- Erpedition gebrauchten griechiſchen Matroſen wurden , wie wir weiter unten erzählen werden , größtens

theils ein. Opfer des türkiſchen Fanatismus und der Grau ſamkeit der Muhammedaner.

Iprar , und Spezzia pflanzten zuerſt die Kreuzes

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fahne auf und wendeten ſich dann mit nachdrücklichen Bot: ſtellungen nach Hydra ', Mytoni, welches etira 4,000 Einwohner zählt , nach Samo 8 , mit 40,000 Einwoh nern, und Tine , mit etwa 24,000 Einwohnern. Der Senat von Sydra , beſtehend aus L. son duriotti , dem Präſidenten , welcher der Chef eines Handelshauſes

war , deſſen Vermögen an 40 Millionen ſpaniſcher Piafter betragen mochte, ferner aus Stamatis Boduri, G. Shio utes , Ramados , 3. Tomzi, Anagnoſtes Defonomos , Be

fil Boduri und Franz Bulgari, berieth rich wohl, und pflanzte dann , nach reiflicher Uteberlegung , ebenfalls am

29. April die vom Biſchof Kyrillus aus Aegina gereihte Kreuzesfahne auf , nachdem ſchon am Tage vorher der Strieg gegen die Türken und die Verbindung mit den Freiheitskämpfern des Feſtlandes feierlich proclamirt worden war. Die Proklamation lautete wie folgt.

Im Namen Gottes des Almachtigen ! Das belenie fdye Volf , müde unter dein grauſamen Jodh der Türken zu feufzen , weldes idyon feit 4 Jahrhunderten auf ihm Luttet , erhebt ſich und greift mit aller Mudt zu den Waffen , um die fdweren Stetten zu zerbrechen , mit wele doen die barbariſchen Muhammebaner es bisher beſchimpfs ten . Der heilige Nanie der Freiheit tónt wieder in allen 1

1

Theilen Griechenlands, und alle Herzen Griechenlands folagen vor Begierde dieſes unſdårbare Gefdent Gottes zu erwerben , oder im Kampf für daſſelbe unterzugeben.

Die Bewohner von Hyors wollen in dieſem Berrlichen

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Kampfe ain wenigſten zurücbleiben , fie haben vielmehr, jede Gefahr , welche ihnen die Tyrannen bereiten fónnten, verachtend ,1 beſchloſſen , alle ihre Hilfsanellen und ihre eis

genen Mitrel, wie es die Bortheile ihrer geographiſchen Lage erlauben , gegen den Feind zu benußen *). Zum Admiral der Flotte wurde hierauf der Sohn des Primaten Nicolaus Combalt, Salob combasí , eso nannt ; er führte den griechiſchen Titel Navardy und ere bielt die unbedingte Vollmacht, ſich nach allen Seiten hiru

snwenden ,, wo er ſeinen Beiſtand für nöthig hielté 1, and im Kampfe nicht eher nachzulaſſen , bis der große zweď ide reidt uud Griechenlands freibeit und Unabhängigteit erruns 1. Dieß iſt die Proklamation nach tent grirdiirchen Original, wie es Pouqueville im sweiten Bande feiner Histoire de

régeneration de la Grèce mittheilt. Die Zeitungen Don Juli 1921 theilten nur folgendes. Bruchſūc mit, wele

des jedod init derfelben nicht übereinſtimmt. Der Strieg , welden wir gegen unſere Tyrannen fåtren ,

in ein Nationalfrieg. Der Hinimel befiehlt ihn und große Männer teiten ihn.

Wir wollen die Unabhängigkeit unſerer

Nation. Ein geder traje dazu mit ſeinem Vermögen , feia die Capferfeit von der Ehre getrennt werden . Daßt uns die Flaggen aller chriſtlichen Mächte renetriren . Nur gegen Qürfen führen wit fritg auf Lod und Leben.

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gen mire. Dann wurden die Sauffahrteijdiffe in Striegse ſchiffe umgewandelt ; man fekte die Kanonen auf die Bers deđe und bemannte und verproviantirte die Fahrzeuge.

Die reichen Handlungshäuſer Konduriotti und Orlando gaben allein 20 wohlausgerüſtete Schiffe ,1 welche fie, ſo lange der Krieg dauerte , im Stande zu halten und mos natlid mit 28,000 Chalern , nach unſerm Gelde , zu bez

folden verſprachen , was ſie auch treulich gehalten haben. Andere fuchten nach Straften es dieſen beiden Patrioten gleich zu thun, und Ales , vom Greiſe bis zum Kinde, arbeitete mit Enthuſiasmus an der Ausrüſtung der Flotte und der größeren Befeſtigung der Inſel. Die griechiſche Flotte , welche auf dieſe Weiſe und duro

ebeu ro regen Eifer der ſchon genannteu befreundeten Ins feln in wenigen Tagen geſchaffen wurde , war furchtbar ; ſie zählte über 200 Sdiffe , welche mit 15,000 Matro ſen und Seefoldaten beſeßt, und mit 1000 Kanonen be

waffnet waren. Zwar ſtanden dieſe Fahrzeuge , hinſichtlio der -Größe , mit den türkiſchen in einem Verhältnis , e befand ſich unter ihnen kein einziges Linienſdiff; aber ſie

hatten die geſdicteſten Renker , entſchloſſene Streiter , is gelten mit ungemeiner Schnelle und Behendigkeit , ſo daß die Türken nidt mit,' Unredyt beſorgt wareu , diefem un geheueren Phnlanr zu begegnen. Am 28. April leiſtete det admiral folgenden Eid :

3d ſchwore in Namen des wahrhaftigen Gottes,

des hohen Beſdúßers der Gerechtigkeit

des Schredens

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der Bören und der Feinde der Gefeße , und auf das heilige Evangelium , im Nainen der Freiheit , bei der Wiedergee

burt meines Vaterlandes , und in Gegenwart der Primas ten und Kapitaine von Hydra , den vom Senat mir aufs crlegten Verpflichtungen nachzukommeu . Ich nehme für den, nach dem einſtimmigen Beſchluß meiner Mitbürger,

der Kapitaine, beſchloſſenen Feldzug den proviſoriſchen Iis tel eines Navarchen von Hydra an , und verſpreche , mich mit dem Patriotismus und Eifer, beffen ich nur fáhig bin, zu benehmen. Id verſpreche , den Befehlen des obers

ſten Senats zu gehorchen , die mir anvertrauten Fahrzeuge überall hinzuführen , wo er es für angemeſſen erachtet, and an Bord der feindlichen Schiffe das Eigenthuin uim

ferer unſchuldigen Landsleute , das der Europäer und auch

Das der Túrken zu achten , welche ohne Widerſtand die Flaggen ſtreichen .“ Um Morgen des 29. April lud der Admiral alle reine

Kapitaine, es waren derſelben 8 , an Bord feines ødnis talſchiffes Chemiſtolles , und berieth ſich mit ihnen über die gegen die neutralen Schiffe zu nehmenden Maaf tegeln. Es ward feſtgefekt, daß die neutrale Flagge auch

die dem Feinde zugehörigen Waaren deđe , und daß: Nies mand befugt ſein ſolle , ein ſolches Schiff mit Gewalt zu unterſuchen , ausgenommen wurden jedoch von dem Feinde

gemiethete und mit Kriegskontrebande beladene Transe port[diffe. In dieſem Falle ſollte die Radung confiscirt, die túrfiſde Beſatzung nach den dem Feinde nod jugends

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rigen plagen geführt, das Schiff aber , nachdem man dem Stapitain die Fracht gezahlt , freigegeben werden .

Mittlerweile hatte ein griechiſcher Kaper , auf eigeuse Rechnung , bereits die Feindſeligkeiten begonnen , und eine mit türkiſchen Soldaten und Kriegscontrebande beladene

dſterreichifdye Goelette genommen und nach Tina geführt. C8 liefen deshalb Berd werden ein , und der Navarch its hielt nun Befehl auszulaufen , theils um dieſen Befdweet den abzuhelfen , theils um den Feldzug zu eröffnen . Am

3 Mai lichtete darauf die Flotte , anter dem Jubelrufe der Griechen , die Anfer und zog dte Flagge des Kreuzes auf ). Am Tage vorher hatte der Admiral noch folgende

Proclamation vertheilen und an den Hauptmaſt eines jeden Schiffes arſchlagen laſſen .

i Großherzige Helleuen , Kinder der Freiheit ! Uuſers Die Streusesflagge der Grieden war'himmelblau oder rorenfarben mit einem weißen Kreuze. Bei der Landarmtet theilte dieres Freuf die Slagge in 4 gleichgroße Quadrate.

Die Flagge der Kriegsſchiffe fatte 5 weiße und 4 blaue horizontale Streifen und oben , in dem höchſten Biertel as der Stange , ein weißes Kreuz in blauem Felde. Die Saun fahrteiſchiffe haben eine blaue Fahne und oben , in dem geo nannten Viertel , ein blaues Kreuz im weißen Felde. Die

roſenrothe Farbe , welche Anfangs aud an die Stelle de blauen genommen wurde i ſchaffte die Konſtitution ab. Dk

Nationalkokarde ( i doveri onuaia ) ift weiß und himmelblau.

hayng

Chránen find getrofnet. Die Jahrhunderte der ungereche tigteiten , der Beſchimpfung und Schande find für uns vor úder. Der Erlöſer hat uns ſeiner Gnade gewürdigt , und der lebendige Gott in alle Herzen die brennende Begeiſtes

Tung ſeiner Kache gegen unſere unglaubigen Tyrannen gehaucht! Schon rückt der Fürſt Alerander Hypſilanti, Tauſende von Chriſten um ſich, welche fic auf ſeinen Ruf erhoben , von den Ufern der Donau mit Nieſenſchritten nach Konſtantinopel, um die Höhle unſerer Unterdrucker 1

von Grund aus zu zerſtören *). Morea , ganz Griechens

Lins , hat die linabhängigkeit proklamirt und das Streuz triurnyhirt in allen ſeinen Landſchaften . Erhebt euch alſo

auch ihr Inſularier , chriſtliche Entel unſerer Heldenmüthis gen Ahnen , eilt zu den Waffen , ihr Volter des Feſtlane des. Die Freiheit winkt euch , beſteigt eure Schiffe , und dereinigt euch mit den Flotten von Hydra, Spezzia und 1

Ipſara , welche zur Befreiung des Archipelagus bereit lice gen . Enkel des Miltiades und Chemiſtotico , erfdeint und

zeigt euch eurer Beſtimmung würdig , wir tämpfen für uns ſeré Religion , für unſer geliebtes Vaterland. Erinnert euch an alle die Leiden , welche ihr von den Türken er:

Culdet , bedenkt das Loos , welches eurer wartet , wenn ſie 1

Nach einer Verorönung des Grafen Capodiſtrias v. f. 1828 führen nun auch die Fauffahrer die Flagge der Kriegsſchiffe.

*) Man rehe über das Mißlingen der linternehmung, Alexan der Hypfilantis. den vorigen Theil der Geichichte.

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euch entwaffnet finden . Adhtet kein Opfer zu hoch , denn

es gilt ener Leben , und was noch mehr iſt, es gilt das 1

1

Heil eurer Seele , die ihr dem ewigen Gotte rein zurůdges' ben könnt , wenn ihr ſie für die gute Sache aushauck Wer ſich der allgemeinen Sache entzieht, wird den Seins gen ein Schrecken ſein und die Verachtung der Nadmelt

wird ihn treffen. Erhebt euc), trodnet eure Thránen und erobert mit uns , was wir alle ſehnlichſt wünſchen , die Unabhängigkeit unſeres griechiſchen Vaterlandes.

Die gee

genwärtige Proclamation ſoll durd unſere Flotte aller Orten verbreitet werden . "

So ſegelte denn die furchtbare Flotte dahin , ein Ge fdhrader , wie es ſeit Juan d'Auſtria die Geſtade des Mit

telmeers nicht wieder geſehen hatten. Betrachtet man die Lage Griechenlands aus militariſchem Geſidytspunkt , To gilt noch immer jener alte delphiſche Drafelſpruch von den holzernen Mauern. Ohne eine Flotte fann Griedenland nicht crobert werden ,1 und eben ſo muß es ſich auch zur See am Eifrigſten vertheidigen . Griechenland beſteht fag

1

aus nichts als Küſten ; die Halbinſel Morea hat allein eine Küſte, welche ungefähr 145 bis 150 deutſche Mei len lang iſt , daher kommt es , daß faſt jeder Grieche der Schiffahrt kundig iſt , und der größte Theil der Einwohner aus den beſten Seefahrern beſteht. Die Zahl der Segel,

welche alle Küſten des buchtenreichen Landes umſdware men , iſt unzáklbar; welche furchtbare Seemidt lußt nich

nicht aus denfelben augenblicklich zuſammen ſtellen , und

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welche Reſultate find mit derſelben zu erreichen , wenn ein guter Geiſt unter der Bemannung herrſcht. Die Cúrfen haben es auch von den erſten Zeiten her tief gefühlt, daß lie auf dem Meere den Griechen nicht die Spige bieten könne nen.

,, Allah" , lo fagt ein túrfiſcher Denkſprudy , ,, hat

die Welt getheilt , den Moslims gab er die Erde, den Unglaubigen das Meer . " Am 3. Abends erreichte der Navardh bie Inſel tino

und pflog mit den Primaten am folgenden Tage eine Kons

ferenz auf ſeinem Admiralſchiffe , wegen der genommenen óſterreichiſchen Goelette. Der kaiſerliche Konſul erhielt nicyt nur das Sdiff, fondern auch die türkiſche Beratung mit ihrem Eigenthum zurück , außerdem aber auch noch,

auf Reclamation , 350 türkiſche Piaſter. Die Türken, welche die Ladung des Schiffes- bildeten ,1 waren übrigeus in Afien an Bord genommen worden und nach Norea be:

ſtimmt. Ein öſterreid iſches Schiff war alſo das erſte, welches bei dem unredlichen , aber eintraglichem Geſchaft, den Túrten Unterſtúßungen aller Art zuzuführen , ertappt wurde.

Die griechiſchen Chriſten der Inſel Tino hatten fid bereits für die Sache der linabhängigkeit erklärt. Der Admiral Tombaſi fud auch den fatholiden Biſchof

ein , die Kreuzesfahne aufzurichten, indeß érwiederte der: felbe, daß die katholiſche Bevölkerung aller Ortſchaften

Griechenlands und der Levante kaum 12,000 Seelen be trage , alſo viel zu gering und zu ſehr gerſtreut fei , als

80

daß fie thátigen Antheil an dem Freiheitstriege nettet

könnte , er verſprach jedoch eine Unterſtúkung an Geldt, womit denn die Grieden zufrieden geſtellt wurden . 3a Lino erhielt auch die Flotte , durch ein ſpezziotides Sdiff die Trauerbotſchaft von der Ermordung des PA triar den Gregor und den übrigen Blutſcenen in der

türfiſchen Hauptſtadt ; ſie verbreitete zugleich Entſetek, Erbitterung, Wuth und .Durſt nach Nadie unter den Grie 1

den. Der admiral hatte ſein ganzes Anſehen nöthig , um 1

zu verhüthen , daß es in Lino zu blutigen Auftritten fami. !

Man wollte die im öſterreichiſchen Konſulatgebäude befinde lichen , eben freigegebenen Lúrfen den Manen der unglúdk lichen Biſchöfe opfern , und ein Dorf, welches die Kreus Zesfahne noch nicht anfgeſteckt und feinen türkiſden Age

poch nicht verjagt hatte , in Brand Ateden.

Specielle Anweiſungen der Regierung von Hpdra bror derten den Navardhen nach Stio oder Chios , denn man ſah wohl ein ,. wie großen Nußen der Befiß dieſer rets den und fruchtbaren Inſel den Griechen bringen rörde.

Das Glück dieſes Inſellandes wurde in dem Freibeitse friege fein Ungfúc , Die Maſtirwalder , weldie ein Ro theures Produkt in Meuge erzeugten , die ſchönen Wein berge sc. reizten die Gricden fortwahrend zu ſeiner Eros

berung. Zu keiner Zeit verloren ſie die Inſel ganz aus den Augen , und wenn gleich die Einwohner ſelbſt wenig

Luſt bezeugten , ſich den Freiheitskämpfern anjuídliegen

und dieß auch nie ernſtlich gethan haben , ſo mußten ſie

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doch das ungemad des Krieges , durch die mehrmaligen

Beregungen der Inſel von ihren Landsleuten im Weſten und die Wiedervertreibung derſelben , doppelt empfinden. fait fein Ort in Griecheuland hat ſeit 1821 ſo viel ge

litten als Chios. Die vormals reiche Inſel, mit ihrer vedeutenden Handelsmarine und ihren Kaufleuten , welche in allen großen Handelsſtädten Europa's Comtoire hatten , vt verarmt, ihre : Weinberge und Maſtirwalder ſind ver :

wüſtet und zum Theil ganz vernichtet. Kaum ein Vier tel der vormals fo zahlreichen , griechiſchen Bevölkerung

bewohnt gegenwärtig die Inſel , unter dem grauſamſten Drude der Túrken .

Auf dem Wege nach Ipfara ward bem griechiſchen

Geſdwader die freudige Nachricht, daß drei von ſeinen Schiffen ein von Stambul nach Kreta beſtimnites türkiſdes Schiff mit Kanonenlavetten genommen hatten .

Am

6. Mai warf man die Anker vor Ipfar å , wo die Hya brioten mit der größten Freude aufgenommen wurden. In Ipfara fand man eine Deputation der Einwohner von Poliflos , einem großen griechiſchen Dorfe auf Chios, welde dem griechiſchen Admiral ihren Beiſtand bei der Landung und den weiteren Operationen anbot , alle übris gen Chioten jedoch , welde lid, zufáuig in Ipfara befanden ,

proteſtirten eifrig gegen eine kandung, auf ihrer. Infel, die

ſie lieber durdy Geldbeiträge abkaufen wollten . Vielleicht wäre man auch von dieſer mißlichen Unternehmung abge

ſtanden IV . ,1 wenn die Befehle der Niegierung anders gelantet

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und die Ipfarioten nicht ſo ſehr auf die Erpedition ge drungen hatten . Die Sprarioten ließen zum Behuf der Landung 10 ihrer Fahrzeuge , unter dem Stapitain Nito laus Apoſtolos , zu der Flotte ſtoßen und verſaben den Re varchen mit Schreiben an die chiotiſchen Kaufleute und Primaten , worin dieſelben von ihren Verwandten und Freunden erſudyt wurden , das Kreuz zu proclamiren und

ſich der Sache der Freiheit anzuſchließen. Am 8 Mai ging die Flotte unter Segel.

Wenn man die geographiſche Lage der Inſel Shias erwågt , ſo wird man den Chioten gern verzeiben, daß fie ſich dem allgemeinen Aufſtande ihres Volfes night att: ſchließen wollten . Die Inſel hatte eine nicht unbedeutende túrkiſche Bevölkerung , und das durch ſeine Feſtigkeit in der Levante berühmte Schloß war von den Túrken befest welche man nicht durdy Hunger zur Uebergabe zwingen

konnte , da es den Bewohnern des Feſtlandes gar zu leidt war , die Beratung mit allem Nothwendigen zu verſeben

und zu unterſtüßen. Ein enger Kanal von etwa 10 SA meilen oder 2 deutſchen Meilen trennte die Inſel von der aſiatiſchen Küſte. Türkiſche Städte und Dörfer lagen ihr gegenüber , und kaum 2 Tagereifen entfernt war das furchtbare Snyrna. Dabei wåre Stio der außerſte drite liche Vorpoſten gegen Aſien und ganz ifolirt geweſen ; von Hydra aus , welches in gerader Linie über 130 S

meilen von Chios entfernt iſt, Húlfe anlangte , konute der Parcha pon Smprug die ganze Inſel verwüſtet haben. Ale

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dieſe Umſtände erwogen zwar die Chioten , aber nicht die

Befehlshaber der Flotte , welche im Gegentheil der Mei nung waren , daß eine ſo bedeutende griechifdie Bevólfe rung , als ſie Chios beſaß , ſich durch ſich ſelbſt gegen jeden feindlichen Anfall ſicher ſtellen könne. Am 9. Mai landete die Flotte in Chios . Der Admi ral beſchloß ſogleid, die Inſel zum Aufſtand gegen die Túr:

Heu zu bewegen , die Fahne des Krenzes aufjupflanzen und das an dem Stanal gelegene Sdiloß von der Land- und Seeſeite anzugreifen. Einer der Stapitaine erhielt eine Menge Proclamationen , und wurde mit denſelben in das Innere der Inſel geldickt, um ſie dort zu vertheilen und das Volk gegen die Pforte aufzuwiegeln . Dieſe Procla mationen waren dem Navarchen von Hydro aus mitgege ben worden und folgenden Inhalts :

,, Einwohner von Chios , die griechiſche Nation hat ſich für die Sache der Freiheit bewaffnet. Die Bewegung iſt -

allgemein und ruht auf unerſchütterlichen Grundlagen. Der Pelopones Hált feine Tyrannen in ihren feſten Plågen ein geldloſen , wo ſie , ohne Lebensmittel und voll Schređen , ihrem Schicfal entgegen geben.

Die Städte Storinth,

Monembaſia , Tripolizja, Cheben , Athen , Lebadea , Sa tona und die Inſeln Aegina und Poros find blokirt. Hel las und die Kukladen haben die Flagge der Unabhängig keit aufgeſtedt , und ſie weht auf den Maſten der vereis rigten Flotte von Hydra , Spezzia and Ipfara. Ein Cheil unſerer Sdiffe treust an dem Eingange der Darda F 2

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nellen , um unfern Tyranucn die Verbindung mit den ågiiſden Meere abzuſdyneiden , andere ſind unter Segel gegangen , um die Seepláže von Morea anzugreifen , oder die Gewiſſer des Ardhipelagus zu bewachen . Auf unſere Koſten bewaffnet , haben die Fahrzeuge der vereinigten J

ſeln , welche ſich auf dem Meere befinden , enern fráfrigin Beiſtand nöthig , und unſere Brüder' fönnen uns unmóc Iid in dem heiligen Stampfe verlaſſen , welchen mir le

gonnen haben. Slios , reicher als irgend eine der übrigen Inſeln , muß uns zu Hülfe kommen. Sie hat daduro einen Beiſtand ihrer Vaterlandsliebe gegeben , daß Me dis

Quftlårung Sriechenlands beförderte und ſie kann den Spa ſinnungen einer edlen Freiheit nicht freund bleiben , he hat, wie wir , Ungerechtigkeit , Schande und Erniedrigun ; geduldet. Gleich und werden ihre Kinder als Viajab's und Unglaubige behandelt . Sollten dieſe Beſdimpfungen für Nidts angeſehen werden , wenn , nach ſo vielen Jahrhu derten der Schmach , die Freiheit fidy von ſelbit darbieter. .

Der Name der Freiheit, unſerer Freiheit, ſteht am Qimers: und auf Erden geſchrieben , der Tag des Ruoms ijt ges kommen 1, die Freiheit des Volkes erfdieren. Wollteu a eurer Beſorgniſe bemachtigen , ſo betrachtet unſere Flott : und vereinigt eure ynſtrengungen mit dem Muthe ihre Seeleute. Wollt ihr denn ewig die Beute der Tyrann.. bleiben , wenn die Hellenen euch einladen , fie , nad kt: 1

Håltniß eurer Mittel, zu unterſtüßen ? Weniger anifan: delt , als die Bewobuer der übrigen Juſelit, werdet iht

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licht dennoch eben ſo ſehr von den barbariſden Muhan mebanern veradytet ? Zåhlt die Summen , iveldre inan euch intreigt, un ruhig unter dem Joche zu leben , vergleidt

le iniț dem , was wir , zur Erwerbung der Unabhängige kit , von euch fordern. Vereinigt alſo ſchnell eure Une trengungen mit den unſrigen. Unſere Güter , uuſer les den , unſere Reidthúmer ,1 alles opfern wir für unſerer Bee freiung auf , und die nöthige Kraft würden wir auch ohne

suten Beiſtand entwickeln können , fürchtet aber alsdann ben Fluch und die Beradztung eures griechiſchen Baters landes und der Nachwelt. Doch nein , ihr werdet den Búnſchen eurer Brüder entgegen kommen 1, welche euch iin Namen des Heilandes Jeſu Chriſti grüßen und umarmen ."

Es iſt dieſe Proclamation ein ſehr merkwürdiges Actere ſtúd. Uuf der einen Seite belehrt ſie uns über die veke ( chiedenen Seeerpeditionen der vereinigten Flotten , auch über die ſchon im vorigen Kapitel erwähnte, überraſchende Erfdeinung der griechiſchen Schiffe im Golf von Lepanto.

Auf der andern Seite zeigt ſie uns , mehr als jede Schil, berung , den Charakter und die Geſinnung der Chioten . Man ſieht deutlich den trågen , zihen , ſelbſt miderſtres benden Stoff , welchen die Freiheitshelden hier zu bears keiten hatten .

Während dieſer Vorgänge auf Ipfara und Chios, Schwärmten griechiſche Kaper , und auch einzelne Schiffe der großen Flotte , in allen Gegenden des Inſelmeeres ,1 und fuditen dem Feinde auf jede mögliche 28eiſe Abbruch zu

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thun. Ein türkiſches , mit Munition nach Kandia bis ſtimmtes Sdriff wurde erſt an 30 Seemeilen im Ardipe! verfolgt und dann , unter den Kanonen der Feſtung von Chios , in den Grund gebohrt. Eine ipfariotiſche Brige nahm ein Fahrzeug mit muhammedaniſchen Pilgern; Mi? Bededung, aus 90 Mann beſtehend , wurde niedergehauen, 1

die Pilger , 140 Männer und Frauen , verkaufte man als Sklaven an die Mainoten , und rief den Jammernden dabei zu , daß fie durch die Ermordung des griechiſchen Patriarchen dieſes Sdidfal verdient hatten , ja das mail

noch viel zu glimpflich mit ihnen umgehe. Der hpdrio tiſche Stapitain Bulgari nahm ein mit Bauholz nach Stan: dien beſtimmtes Fahrzeug ; fedys Túrken , welche das Stiff 1

führten , wurden in das Meer geworfen , lieben griechiſche Matroſen aber , fammt dem Schiffe , nach Hydra gebragt. Der Stapitain Sadıturis , ein Mann , welden wir modo oftmals nennen werden , hatte , am 10 Mai , ein nach Ülerandrien beſtimmtes Schiff aufgebracht , welches mit 1

1

Pilgern und mehrern türkiſchen Familien beſeßt wats die Cürfen wurden den Mainoten geſchenkt, das Saif und ſeine Ladung für gute Priſe erklärt. Unter dem Gepéid fand man einen Schatz von mehrern Millionen , grés

tentheils aus griechiſdem Eigenthum beſtehend, welárs bei den Sdređensſcenen in Konſtantinopel von den Tú ken gertubt worden war , und nun zur Vergeltung wie der in die Spinde ſeines Volkes fam . Außer einer Menge

koſtbarer Geråthe fand man eine Menge Perlen, Diaman

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ten und andere Edelſteine, ſo wie 12 koloſale ſilberne 4

und 6 çoldene Armleuchter von derſelben Größe. Die ganze Flotte gerieth úber dieſen koſtbaren Fang in Bewe gung , und es wäre ſicher zu blutigen Handeln gekommen, u enn die Kapitains , welche an das Land gegangen waren,

richt angenblicklich zu ihren Schiffen zurückgekehrt wären und die Ordnung wieder hergeſtellt hatten.

Die Chioten waren ſchon lange vor einer Landung ih rer freien Landsleute in Beſorgniß geweſen. Sie ſelbſt entbehrten alles. Muthes , die Kreuzesfahne aufzuſteden , und fürchteten , nicht ohne Grund , daß die Túrfen eine

Landung der Hydrioten an ihnen råchen würden , fie möche ten den Inſurgenten Beiſtand leiſten oder nicht. Um ganz ſicher zu gehen , fdi& ten fie daher eine Gefandſchaft nach Konſtantinopel und erbaten ſich eine ſtärfere Beſaz sung ihrer Feſtung , damit dieſe die griechiſche Flotte vom

Landen abhalten könne. Es war hauptſächlich der Erzbis foof Plato , welcher die Inſulaner zu dieſem Entſd lub +

bewogen hatte. Als die griechiſche Flotte erſchien , war die erbetene Verſtärkung ,1 aus 300 Mann beſtehend, bes reits angelangt , und der vorhin erwähnte Emiſſar des Ads tirals Combafi , welcher von ſeiner Wanderung durch das

Innere der Inſel am 11. Mai zurückkehrte , brachte die

mißlichſten Nachrichten von dem Geiſt der Bewohner. Nie mand wollte ſeineWorte hören und die Proclamationen hat: te man überaut zurúdgewieſen . Unter der ganzen zahlreichen Bevölkerung der Inſel hatten ſich nur die Bewohner des

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Fleinen Dorfes Lanyadez , welches etwa 100 Streiter ſtel: len konnte , bereit erklärt , die Sache des Kreuzes zu uns terſtüßen .

Bei fo miſlicher Ausſicht war es dem griechiſchen de miral unmöglich, den Befehlen des Senats in Hydra Fel ge zu leiſten , und er ließ am 19. Mai die Aufer zur 1

veinnfelir lidten .

Die Erſcheinung des griechiſchen Geſchwaders hatte das Signal zu den früher foon erwähnten Blutſcenen in

Smyrna gegebent, bei welchen die gröſten Erceife , niet allein gegen die Griechen , fondern auch gegen die Fraga Een verübt wurden .

Der Spectateur Oriental, welcher

damals nods in Smyrna erſdien , meldete ſelbſt-Folgens des., Die 20,000 griechiſchen Einwohner Smyrna't It ben in der größten Uluruhe. Ein nach Morea beſtimmtes Corps iſt in der Nähe der Stadt gelagert. Sdaaren de felben durchſtreifen die Umgegend der Stadt ; eine derſela ben hatte fogar die Kühnheit, auf eine engliro e sota

Wette, welche eben auf der Rhede Anker werfen wollte, einen Hagel von Kugeln abzufeuern , welches die traurige 1

ſten Folgen hätte haben fónnen , wenn der engliſche Schiffde

kapitain mit feinen Kanonen darauf geantnortet hátte. 1

Auf die Vorſtellungen feines Dolmetſden und ſeines Stew erinanus , und in Erwägung des Loores , weldes er de durch den Griedjen zu bereiten fürchten mußte, mäßigte&

indeß ſeinen gerechten Zorn. Die europäiſchen Konfule begaben fidy ſogleich zu den türkiſchen Obrigkeiten, und, et

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die nachdrücklichſten Vorſtellungen der Conſuln son Eng land und Frankreid) , boten jene die Stópfe der Schuldigen an ; der Stapitain aber verzieh ihnen , und dieſe Großmuth verfebite ihre Wirkung nid)t. Unter den Türfen ſelbſt herrſchten Mißverſtanduiffe. Die Janitſchareu Vatten fich die militairiſche Regierung von Smyrna angemanet ( nach

ciner alten Gerechtigkeit, welche den Janitfchaaren dief, 1

bei den Unruhen dieſer Stadt, erlaubte ).

Sie ſuchten die

Ordnung zu erhalten , dennoch aber fielen noch tåglid Morbthaten und andere , nidt minder abſcheuliche Ause

idweifungen vor , welde man indeß -weniger den angea fostmenen Trnppen , als den türkiſchen Einwohnern vou Smytha ſelbſt zur Laſt legen muß.

So wurden in der

Nacht auf den 13. Mai fechs arme ( frånfiſche ) fiſcher , unter den Fenſtern des Gouverneurs , mórberiſch angefaler len, und drei von ihnen , aller Bitten tind Drohungen 1

ungeachtet, “ todt geſdılagen , die übrigen aber verwundet und ins Gefáhgniß geworfen , aus welchem ſie die Reclde mationen der Sonſuln erit am dritten Tage befreiten. Die Türfen fuchen fich , obwohl vergeblich , mit verſchiedce

nen Unſdyuldigungen gegen die Fiſcher zu rechtfertigen.“

! Der 12. , 13. und 14. Mal waren fyredliche Tage für Smyrna, die Straßen fårbten fid roth von dem Blute der erſchlagenen Griechen , und es hörten dieſe Graus farukeiten nicht eher auf , als bis , am 18. Mai , der Ans führer des verſammelten Heeres , der paſda von Guzul 1

1

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biſur, anlangte und die Ordnung wenigſtens einigermaaßen trieder herſtellte.

• Der griechiſche Navarch regelte indeſſen der Heimatb zu und der größte Theil feiner Flotte, welche eine Menge türkiſcher Fahrzeuge am Schlepptau führte , legte ſich am 21. und 22. Mai bei Hydra vor Anker. Die Ipſarioten was

ren nach ihrer Inſel zurückgekehrt , um dieſelbe in Retu theidigungsſtand zu repen , indeß eine große Anzahl fleine rer und größerer Schiffe, auf verſchiedenen Stationen, zurück geblieben war , um gegen die Türken zu freuzen. Dieſe begleitete das Glück auf ihren Fahrten , ſie nahmen den Türken mehrere Schiffe: ab , deren Befaßungen -aber meiſtentheils als Súhnopfer für den ermordeten Patriat

den fielen . Der Name Gregor ward ein Donuerwort für die Mufelmänner , fo wie im Gegentheil die Griechen

ihn als ihren Schlachtrufgebrauchten , und, bei ſeiner Et wihnung , in Enthuſiasmus und unzähmbare Wuth geria

then. Um 30. Mai wurde ein türkiſches Fahrzeug,wel dhes ſich nicht ergeben wollte , bei Sfio in den Grund gear

ſchoſſen ; ein anderes zwang man am 16. an der Inſel ja ſcheitern. Einige Juden , welche ſich bei der Befagung befanden , wurden , aus Rache für die Schandthaten, web 1

che ſich einige Verworfene dieſer Nation bei der Ermor

dung des Patriarchen hatten zu Sculden fommen laſſen,

niedergemacht. Ein ipſariotiſcher Kaper nahm zwei, mital baneſiſchen , nach Morea beſtimmten , Soldaten befrachtete Fahrzeuge. Ueberall wurden feindliche Schiffe genomme

1.

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und Proclamationen verbreitet.

Bei Milo narm eine

Abtheilung des griechiſchen Geſchwaders , unterſtúkt von

den Bewohnern der Inſel, eine türkiſche Korvette von 32 Kanonen , und eine Brigg , welche Schiffe man in dem Augenblick überraſchte, als ein großer Theil der Mann (daft an das Land geſtiegen war. In allen Gegenden

des Inſelmeers machten die Griechen reiche Beute. Ganz verſchieden von den Bewohnern des Feſtiandes bemieren die Infelbewohner eine feltene Entſchloſſenheit und

bewunderungswürdigen Muth. So traf ein hydriotiſdyer Kauffahrer , in der Nähe von Smyrna , auf eine Kriegsa

brigg, welche ſich ihm auf eine verdächtige Weiſe zu nás hern ſuchte. Der Hybriote deutete der Brigg an , fich zu entfernen , dieſe aber fchof auf den Kauffahrer , jedoch

ohne ihm Schaden zuzufügen . Der Hydriote ward aber über dieſes Benehmen ſo erzurnt , daß er mit drei Schúfa

fen antwortete , welche dem Kapitain einen Fuß wegnahe men , den Hauptinaſt ſpalteten und das Steuerruder zerr (chmetterten . Die Brigg mußte die Segel ſtreichen nnd froh fein , fic , vor gånzlicher Niederlage , nach Smyrna tetten zu können. Das Erſcheinen der großen griechiſchen Flotte im Ate

dipelagus hatte die Inſurrection einer Menge kleiner In feln bewirkt, welche ihre türkiſchen Obern umbradten und die Caſtelle , wie z. B. in Paros , Naros , Andros u. mit Hülfe der Marine eroberten .

Außer Styros ,

Chios , $ o $ , Nh00o8 , Cypern , Mitylene und 1

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Standien hatten alle Inſeln die Unabhängigkeit procla: mirt und die Kreuzesfahne aufgepflanzt. Die Bewohner der genannten 7 Jufeln haben es ſpäter zum großen Lheil ſchmerzlich bedauert , daß nicht audy fie den Juſurs genten ſich angeldloffen hatten , denn die Jürfen ermione deten die Griedhen , wo ſie uur Einwohner dieſes Bols

fanden , ohne Rúcſidit darauf , ob ſie der Pforte ergeben geblieben waren oder nicht. Selbſt die Inſel Chios mußte fchwer von der Tyrannei der Türken leiden , welche vie felsit herbeigerufen hatte. Noch während Combafi mít der Flotte auf der Rhede lag , hatten die Mufelmánnet

die Hälfte der Veſabung ihres Schloſſes in das. Janete geſchidt,1 um die Chriſten zu entwaffnen , worauf denn auch unmittelbar die Verhaftung der Mehrzahl der reiden Kaufleute und Prímaten , und eine ſyſtematiſde Plúndez tung folgte. Jeşt wandten ſich die Inſulaner in ihrer

Noth an den griechiſchen Navarchen , und boten ihin ſogar 70,000 ſchwere Piaſter, wenn er ſie von ihren Tyrannea erloren wolle. Tombaſi- antwortete jedoch , daß er für Griechenlands Freiheit mit Ehren , und nicht für Seid , fámpfen wolle.. Auch ließ er den Chioten andeuten ,I das

e$ jest , wo das Schloß verproviantirt und gut bemannt worden , und wo die Bewohner ihre Waffen ausgeliefert

hátten , ju fpåt ſei, um einen nachdrücklichen Aufitand or: ganiſiren zu können.

In Kos , Rhodos und Cypert

wurden eine Menge unſchuldiger Grieden ein Opfer der túr:

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tiſchen Schlachtmeſſer , und dein Beiſpiele Smyrna's folgten alle übrige Stadte Kleinaſiens,

Das Meer war angefüllt mit Barken voll Flúdytlins gen , welche ſich hauptſády lich nach dem zunächſtgelegenen

Ipſara begaben , ſo daß die Inſel mit denſelben auf eine bedenkliche Weiſe überladen wurde , beſonders da Ipſara Mangel an Waſſer hat und daſſelbe , wenn es nid)t regs net , von den benadhbarten Inſeln und Küſten herbeiholen

mub. an öffnete die Magazine für die Marine , aber auch dieſe Vorråthe konnten für die Maſſe der Flúdytlinge, krelche binnen 14 Tagen auf 12,000 ſtieg , nicht lange 1

anhalten. Der Waſſermangel veranlaßte eine Epidemie, und ohne den Beiſtand der Hydrioten , welde, ſobald ſic von dieſem Glende horten , ſchleunige Anſtalten trafen , die Auswanderer nach den übrigen griechiſden Inſeln überze

feßen, hätte der Patriotismus ſeiner Bewohner Ipfara ginglich zu Grunde gerichtet.

In die Zeit , zwiſchen der Rüdkehr des Ravarden nach

Hydra und dem Auslaufen einer neuen Flotte , fållt die Erpedition pad dem Golf von Lepanto , deren wir bereits gedacht haben ,. und auf welche wir auch weiter unten noch ein Mat zurü & fommen müſſen. Jeßt aber verlangt es der Lauf der Begebenheiten wieder einen Blick auf die Ereige nife in der griechiſchen Halbinſel zu werfen .

In Morea herrſchte 110d, immer große Verworrenheit, indeß hatten 0.6, die Griechen init allem Eifer die kurze

frift zu benußen geſucht, um ſich in den Beſit von Waf:

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fen zu feßen , welche freilich um hohen Preis erſtanden werden mußten , und dennoch , beſonders die Sdiefgewehre,

anfangs ro ſchlecht waren , indem Spekulanten ausges brauchte Flinten und Piſtolen überall zu erſtehen fudsten , und ſie dann nach Griechenland, mit zehnfachem Gewinn ,

verkauften , daß fie oft bei dem erſten Schuß zerſprangen. Das Pulver war ungemein theuer , ſo daß man ſich ents

fchloß in Dimiķana 4 Pulvermühlen anzulegen , welde tåglich etwa 12 Str. lieferten , och war man geno: thigt , daſſelbe fünf Mal to theuer zu bezahlen , als auf

allen Handelsplaßen der Levante. Der allgemeinen Bes waffnung war dieſe Cheurung ſehr hinderlid ), und der groete Theil der Inſurgenten , welcher die Koſten nicht auf: bringen konnte ,1 mußte ſich mit ſeinen Pifen und Kuit: teln begnügen , bis man ſo glücklich war , einem wohlbe waffneten Túrken zu begegnen und ihn todt zu fdlagen.

Die in die Feſtungen gedrängten Túrken litten , ohne Ausſicht auf Entraß , den größten Mangel an Munition 1

and Lebensinitteln . Lange konnten ſie ſich nicht mehr hal teu und die feſte Stadt Arkadia in Meſſenien , hart an der Küſte des Meeres , war die erſte türkiſche Feſtung, welche ſid ), nothgedrungen , zu einer Kapitulation entſdlik ßen mußte. Die Türken übergaben den auf einem Berge Tehr vortheilhaft gelegenen Ort den Inſurgenten unter da Bedingung des freien Abzugs.. Ein Theil der Beratung

batte ſid , nach demn benachbarten Navarta geflúcztet, die übrigen Túrken wurden durch eine Escorte von 200 Griechen,

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der Kapitulation gemäß , nach Tripolizza geleitet. Zugleich mit Arkadia übergaben auch die Türken in Philatra und Gargaliano (zwei Stådte auf der Straße nach Navarin ), ihre ausgehungerten Stationen. . Die Griechen , durch den Fall dieſer drei Städte mus

thiger gemacht , belagerten nun auch die in der neueſten

Zeit ſo berühmt gewordene Feſtung Navarin . Der Hafen von Navarin iſt einer der wichtigſten auf der gan jen Halbinſel; er iſt 6000 Toiſen lang , in ſeiner größten

Qusdehnung etwa 4000 Toiſen breit, und gewährt den 1

Seefahrern eben ſo viel Sicherheit als Bequemlichkeit. Er hat bis auf 40 Faden Tiefe Ankergrund ., und nirgends beträgt dieſe unter 15 Faden. In der Mitte der Rhede

liegt eine kleine unbewohnte Inſel und eine andere , Na mens Sphagia oder Sphacteria , verſchließt den Eins gang. Nördlich von dieſer Inſel iſt eine fdmale und bes ſchwerlidze Straße , welche früher ein Fort vertheidigte. Gegen Süden , wo jeßt ein neuerés Fort ſteht , liegt die Hauptſtraße , zwiſchen der Inſel und dem Feſtlande , wo auch die größten Schiffe mit aller Bequemlichkeit einlaufen können. Auf der Spiße des Feſtlandes, im Süden des Hafens , liegt die Stadt und Feſtung Neu-Navarin , im

Norden des Hafens Alt : Navärin oder Zonchio , une 2

gefähr in der Gegend des alten Pylos. Die Feſtungswerke von Navarin find jegt nicht unbedeutend , indeß könnten ſie noch fehr verbeſſert werden. Der türkiſche Commandant,

welcher im Frühjahr 1821 die Feſtung Pertheidigte , hieß

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dry 8 : Bei welder ſich durch die Ermordung der Geiſtlichen , beim Beginn der Revolution , und durdman

che andere Gewaltthat , nicht allein den Rüdjug , ſondern aud alle Ausſicht auf Kapitulation abgeſchnitten hatta Eine große beuteſůchtige und radhedúrítende Boliomaſſe

hatte ſich vor dieſem wichtigen Plaße gelagert,1 die Wars ferleitungen zerſtört, und bald berridhte unter der türlijden Beſaßung aller erdenkliche Mangel. Um ſíc Trinkwalier

zu verſd)affen , hatte man in der Stadt felbſt einige Brun nen gegraben. Das Waſer war trúbe und , wie lid bild

zu erkennen gab , aud) ungeſund , indeß war es ſchlechter: dings unmöglich , ſich beſſeres zu verſchaffen. Bei der A

náherung der Inſurgenten hatte die ganze griediſde BE volferung der ſüdlichen Spiße Meſleniens zu den Waffen gegriffen 1, inden fide die Türfen in die Feſtungen Modon

und Rorou immer enger einſchloſſen . Die legtere Stadt iſt nur klein , und wird nur durd einige außerhalb der Telben auf einem Vorgebirge gelegene Forts gedect. Mo don , das alte Methone , iſt bedeutender und hat einen bef

ſeru Hafen. Die Nähe der beiden Feſtungen macıt ibre Einnahme fchwierig , doch würde auch der Fall der einen unmittelbar den der audern nach ſich ziehen.

Die griechiſchen Bewohner der Vorſtadt von Modon hatten dieſelbe , um den Niphandlungen der Türfen zu entgeber, verlaſſen und waren zu den Inſurgenten geſtoßen, welchein dieſer Gegend faſt ganz aus Mainoten und Kafovunisten

beſtanden . Dieſe hatten nicht ſobald yon dem Ausjuge det

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Griechen von Modon Kunde bekommen 1, als ſie ſich auf die verlaſſenen Wohnungen der Chriſten warfen , um ſie gånje lich auszuplündern und von Grund aus zu zerſtören. Kein Nagel in der Wand wurde übrig gelaſſen ,1 und das mit großer Borſicht verborgene und vergrabene Eigenthum vor

den Augen feiner Herren , wie bei einer feindlichen Plúns derung,1 hervorgezogen . Ein ganzes Geſchwader beluden die Räuber mit Sausgeråthe aller Art , Fenſtern , Thüren , .

Bretern und Balken , ja ſelbſt die Dachziegeln wurden abgedeckt und in die Gebirge der Maina verfahren. Keine Vorſtellungen , keine Chránen der Eigenthümer konnten die Mainoten von ihrer unrechtlichen Plünderung abhalten ;

fie ſagten , ſie müßten ſich für ihre Kriegsdienſte bezahlt machen .

1 1 1

IV .

OS

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1

| Dreißigſtes Kapitel. Die Börewichter , welche aus fchändlidhen Abfichten den bethors

ten Griechen die Waffen in die Hände gegeben , und die Schuld def Btutes auf ſich geladen haben , welches feit dem Märf im Oriente vergofien worden , werden fo viele Berbres chen umſonſt begangen haben . ( 40g. Preuß. Staats . Zeitung vom 19. October 1821. )

Schon fångſt hatte man in Griechenland die Ankunft mehr rerer griechiſchen Fürſten verkündigt , welche ſich in Deutſch land und Stalien als Flüchtlinge auflyielten . Von allen warbe Keiner mit mehr Sehnſudyt erwartet , als der Rru der des in der Wallachei und Moldau Eommandirenden Fürſten ulerander Hypſilantis , mit Namen Demetrius. Dieſer lettere , welcher dem Feldzuge in der Moldau

und Walachei beigewohnt hatte , war von ſeinem alterca

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Bruder , Alerander , nady der Halbinſel abgefendet worden, um dort den Oberbefehl úber die Inſurgenten zu überneh Seine Reiſe war mit großen Sawierigkeiten ver:

men .

Enúpft , da Deſterreich den Anhängern Hypſilanti's feine Staaten geſperrt hatte , und dieſelben , wo ſie ſid; betreten ließen , entweder gefangen fekte , oder wieder zurück über die Grange , zu den türkiſchen Schlachtmeſſern , escortiren lief . Demetrius Hypſilanti gebrauchte indeß eine Liſt ; er verkleidete ſich als Bedienter , und gelangte ſo auf einein 1

Wagen , mit dem Brautſchaß ſeiner Schweſter Maria , welchen dieſelbe, wie wir fchon im vorigen Bändchen er:

wähnten , der Sache der Unabhängigkeit mit den denkwürdis gen Worten gewidmet hatte : „ beſſer eine Magd im freien Griechenland , als eine Fürſtin ohne Vaterland " , nach

Trieſt. Hier fand er ein Smiff, welches die Hetáriften und Griechenfreunde ausgerüſtet und beladen hatten , und ſchon im Juni landete er mit ſeinen Gefährten in den

Hafen von Hydra ( Pouqueville fagt : zu Armpros in der Maina .

Demetrius Hypfilanti war , bei dem Ausbrady des Krieges , ein Mann von etwa 30 Jahren , feinem Ans

feon nach jedoch ein Greis , bleich von Angeſicht und mit einer ſtarken Platte. Es fehlte ihm nichts als ein impos

nirendes deußere , mit demſelben aber auch, Alles , was ihn zu einem

anführer der Hellenen båtte túdytig madxn

fónnen . Er hatte milititrijce Kenntniffe , war klug und

tapfer , und befag ein ſchönes Gemüth , indeß konnte ihin G2

100

dief Alles, ohne eine kräftige Geſtalt, welcher ſich der Krie 1

ger 1, und beſonders der rohe , ungebildete Menſch , mit

größerem Vertrauen anſchließt , wenig helfen. Alle Phil: bellenen , welche den Prinzen fahen , berichten einſtimmig, daß ſeine erſte Erſcheinung den ungünſtigſten Eindruck auf fie gemadht habe , ſo ſehr auch , bei genauerer Bekannts fchaft , feine liebenswürdigen Eigenſchaften den gebildeten Menſchen anzogen. Die unerwarteten Unfälle und Jutris guen , welche der Fürſt ſchon in den erſten Monaten zu ers leiden hatte 1, machten ihn mißmüthig und verwidelten iba

gulegt ſelbſt in Intriguen , welche feinem Vaterlande nage tbeilig waren.

Alle Moreoten jubelten , als ſie die Kunde von der Anfuuft des Fürſteu vernahmen ; mit Begeiſterung wurde er empfangen und in Gybra begrüßten ſein Schiff Sanoner riiven von allen Willen und Schiffen. Er erließ eine bez

lehrende und aufmunterude Proclamation , und brachte zu gleich die neueſten Nachrichten über die Ereigniſſe in der Mole bau und Walladei mit. Unverholen erzählte er , wie is ner Feldzug zwar mißlungen ſei, aber auch zugleid), daß

bie Wiedereroberung und Pacification der beiden Fürſteus

thümer die Türken im vollen Maaße beſchäftige , ſo daß 1

fie gegeuwärtig , wo auch Ali-Paſcha nod 311 bekämpfen rei,

an keine bedeutende Unternehmung gegen Morci

denken könnten. Dieſe Zeit rieth er weiſe zu benugin, um ein Heer zu erſchaffen , und die von den Türfen nut fawad beſetten Feſtungen zu erobern , damit man ſpäter 1

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um ſo erfolgreicher den Angriffen der Muſelmanner wic derſtehen könne.

In der Begleitung Hypſilanti's befand fidh ein Abe

Eðmmling der Komnenen , Namens A phendulieff, welcher in Nußland erzogen war , und mit dem Range eis nes Majors bei den ruſſiſchen Geſandſchaften in Spanien and Portugall gedient hatte. Er beſaß Kenntniſſe , beſona ders in der Diplomatik und den neueren Spradzen , ins dem er auch Frankreich und England bereiſt hatte , ſo daß

er den Griechen ſehr nütlich håtte werden können , wenn ! er weniger ehrgeizig geweſen und dadurch nicht zum Ráns Eeſchmidt geworden wäre. Das Uebelſte war , daß er auf den , durch Freundſchaft mit ihm verbundenen , Fürſten eis nen großen Einfluß übte , wie es denn Demetrius Hypſie

lanti überhaupt an Feſtigkeit und Selbſtvertrauen gebrach , To daß er , in den wichtigſten Augenbliden , faſt immer das

Werkzeug auderer, minder redlich denkender , Menſchen turbe *). - Boutier ſagt unter Underm Folgendes fiber den Firs

ften Demetrius Kupfilanti. „ D. H. iſt nur 28 Jahre alt, aber ein ganz grauer scopf , einige Runzeln und ein gretler Narenton laſſen ihn für einen Bierziger halten. Seine kleine, hagere Gefalt , verbunden mit gezwungenen Manieren , mas then wenig Eindruck ; furs 1, er befißt feine gener äußerlichen

Gaben , welde dem Haupte einer Revolution so wohi anses

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Zugleich mit Demetrius erſdien auch alerander Santalujeno , der áltere Bruder des Fürſten Georg hen und relbft nothwendig find , um bei einem ungebildeter Bolfe Eindruck zu machen .

Auferdeni vereinigt er alle Ein

genſchaften in fich , welche eine ſorgfältige Erziehung geo währt. Er iſt voll Biederfeit und edler Geſinnungen , und verachtet eine schwache Verfaſſung ; die Liebe zum Baterlande giebt ihni Muth die größten Unſtrengungen zu ertragen , und allen Gefahren Trot zu bieten. Er hat einige Begrift vom Kriege , da er als rumicher Generalmajor , mit dem

Grade eines Kapitains der Gardehuſaren , dem Feldzuge von 1814 beiwohnte. Er war von ſeinem Bruder återander

abgeordnet und bevollmächtigt, fidh an die Spiße des in Morea ausgebrochenen Aufſtandes zu ſtellen , und befolgte Ueberall ſtrömte das reine Uufträge nur zu gewiſſenhaft.

Bolf , welches nur nach einer Oberhaupte reuſite , ihm mit unerhörtem Jubel entgegen ; nur einige Ehrgeizige betradio

teten ihn mit Eiferſucht, fanden ſich aber gedrungen , dem fo ftark ausgeſprochenen allgemeinen Wunſte und Billen nachzugeben , weſhalb ſie ihre Entwürfe verſchoben und , gen gen ihren Willen , dem Anſtoße folgten . Die Revolution bot die erfreulidiſten Ausſichten dar , und hätte Kypſilanti beſſere Rathgeber gehabt , so würde er den Dingen eine wün . ( chenswerthe Richtung gegeben haben ; allein die Elenden , welche ihn umgabenz von blindem Eigennuße und dem Bei

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Kant aluzeno, welcher in der Wallachei, und beſonders iu der Moldau , großen Theil an dem

Freiheitskampfe

genommen hatte * ). Das Sdiff, welches den Fürſten nadı Griechenland führte , bracyte außer ihin auch noch eine Ladung Waffen , Munition und an 60 Griechen und Phil hellenen mit , unter welchen lezteren ſich auch mehrere deut: dhe Officiere befanden .

Alerander Kantakuzeno war Mitglied der Hetária und hat: te von Alerander Hypſilanti, gleich deſſen Bruder Demetrius,

ſoon in Kiſcheneff, wo ſich im März 1821 alle Heta riſten ramınelten , welche an dem griechiſchen Freiheitskriege Cheil nahmen , die Aufforderung erhalten nad Morea zu

gehen und Demetrius Gypſilanti zu unterſtúßen . Im wußtſein ihrer eigenen Unfähigkeit geleitet , rahen Jeden mit mißtrauiſden Augen an , welder ſich ihm nähern wollte. Mehr auf ihren eigenen Vortheil , als den des Landes bes

padit , ſuchten fie Jedermann zu entfernen ; rechtliche Män. ner , welche ihn , auf die uneigennüßigſte Art und Weiſe, mit Rath und Einſicht zu unterſtüßen kamen , wurden mit vielent Berbruß abgewieſen und verließen die Sache. Somit be. raubte man ſich der Mitwirkung einer Menge Menſchen sc." * ) Georg Rantákuzeno hat ſpäter eine Denkſchrift über die Er. eigniſſe in den Fürſtenthümern und den Feldzug des Fürſten Alerander Kypſilanti Herausgegeben. Der Fürſt ſucht darin fein Benehmen zu rechtfertigen .

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Monat April reiſte daher der Fürſt über Wien und Baix bady nach Trieſt. - Ju Laibach hatte er zwei Unterrroun: gen mit dem ruftiſchen Miniſter Grafen Neſſelrode , wel cher ihm unter Andrem fagte : „ Sr. Maj. der Kaiſer will, daß Sie nicht nad Griechenland gehen ; ſonſt mögen Sie

Ihre Reife fortſeßen . " Santakuzeno war jeßt unſchluftig, 1 was er thun follte , indeß feßte er ſeine Reiſe fort. Je

Venedig verweilte er einen Monat , während welcher Zeit er von dem Aufſtande in der Halbinſel und der Ermor: dung des Patriarchen Nachricht erhielt. Alle Beridte

zeigten ihm , wie ſehr er in dieſem Fritiſden Zeitpunkte feinem Vaterlande núßlich werden könne , ſchon dadurá .

daß ſeine Erſcheinung in Griechenland die Griechen wieder aufmuntern und die Meinung erweden müffe , daß die

Hetáriſten doch nicht ſo ganz ohne Unterſtüßung, von Se ten Rußlands , ihre Plane verfolgten . Er entſchloß lidi daher die Gnade des Kaiſers feinem Vaterlande zu opfera, and begab ſich auf daſſelbe Schiff, welches den Fürſten Des

metrius Hopfilanti nach Griechenland führen ſollte , um mit demſelben zugleich , nach einer kurzen Fahrt von 10 Tagen , am 19. Juni in Hydra zu landen. In Trieſt hatte er nicht anders die Erlaubniſ zur Abreiſe erhalten können , als daß er ſich, gleidy vielen Andern , von dem

ruſſiſchen Conſul einen Paß geben ließ , um zur See nad Odeſſa zu reiſen . Sobald der ruffiſde Kaiſer Aleraudet

die Nachricht erhielt , daß Kantakuzepo nad Morea gegane gen fei, wurde dem Fürſten die Rüdfehr nach Rußlan)

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unterſagt, und er war deſhalb auch ſpåter genöthigt , in einer norddeutſchen Reſidenz feinen Wohnſiß zu nehmen . Die Fürſten Kantalujeno ſind die Nadcommen

einer alten griechiſchen Fürſtenfamilie und des Kaiſers Jou hannes Santafuzeno , welcher im Jahre 1355 freiwillig

der griechiſchen Kaiſerkrone entfagte. Beide Brüder find ſehr verſchieden beurtheilt worden , Pouqueville verwechſelt fie ſogar mit einander , oder nimmt vielmehr beide für els ain , ſo daß dem åltern , Alerander , auch Ades das , was 1

.

man ſeinem Bruder , hinſichtlich des Krieges in der Mola

dau und Wallachei, vorwirft , Schuld gegeben wird. Ges ſchichtlich merkwürdig iſt es , daß der Fürſt ulerander Karo takuzeno deßhalb an Pouqueville fchrieb , und ihn um eine Berichtigung bat , dieſer jedoch darauf keine Rücficht nahın

and ,1 auf ein nochmaliges Anſuchen , ſich äußerte : „ Man folle ihn zufrieden laſſen."

Alerander tantak uzeno

befißt viele militairiſche Kenntniſſe und iſt ein ſehr gebilo deter Mann , voll Geiſt und Geſchiclinkeit ; in ſeinem Weſen und Außern ganz ein Ruſle , obgleich von griechis Tchen Eltern geboren , wie er denn z. B. auch niemals die tuſſiſche Kleidung ablegte. Er iſt groß , hat ein feuriges

Uuge und würdevolles Aeußere , nur wirft man ihm allgee mein einen großen Ehrgeiz vor , welcher auch das Meiſte zu ſeiner Núclehr aus Griechenland beigetragen haben foll.

Etwas mag an der Sache ſein : die Hauptredje war eine ungludſelige Spannung zwiſchen den Fürſten Demetrius

Hippſilanti und Alerander Kantafujeno, zu welcher der ere

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ſtere den Grund gelegt hatte. Dieſes Mißverhältniß wuchs, die Eiferſucht auf den Rang des Hypſilanti kam dazu, und es war am Ende der guten Sache fehr heilſam , dan

Kantakuzeno das Land verließ, ehe es zu größern unveil bringenden Partheiungen fam , welche nothwendig die vier

volution im Keime erſticken mußten. Es hat überhaupt nichts den Griechen ſo viel Schaden gethan , als die Reis bungen zwiſchen ihren Oberhauptern , welche ſpäter fogar in offene Feindſeligkeiten ausarteten .

Ar 19. Juni waren die griedjiſden Fürſten auf ón: dra gelandet , welches bereits , beſonders durch die patrios

tiſchen Bemühungen des Heråriſten Neophytos Bams bas ( früher Xehrer an der Hochſchule zu Chios , jeßt Pro: feſſor an der ioniſchen Univerſität zu Korfu ) ein ſehr e :

freuliches Anſehn gewonnen hatte, und in ſeinen Bertheis digungsanſtalten , wie in ſeinen Kriegsflotten auf das Beſte organiſirt war. Schon in den nádyſten Tagen verließen lie

mit ihren Begleitern dieſe Inſel, und fepten nach dem Peloponnes úber *) , um ſich auf den Kriegsſchauplaß zu *) In feiner Periode der Geſchichte der Neu : Grieden iſt dhe Verſchiedenheit der einzelnen Ungaben ro groß , als bei den Begebenheiren in Miorea , während des Jahres 1821. Sri ner von den i bereits rehr zahlreid gewordenen , Søriftftebe lern über die neugriechiſden Angelegenheiten ſtimmt mü dem andern überein. Jedes neu erſcheinende Wert vermehrt

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'geben . Die meiſten Kapitanos hatten ſich damals vor ripolizza verſammelt und in dem Dorfe Vervena , | Berbindung mit einigen Erhören und Primaten , eine beruſia ,1 eine Art großen Rath , gebildet ; nach dieſem

laß wendeten ſich die beiden Fürſten. Demetrius Hypſi inti úbernahm hier die Leitung der Belagerung von Trie dieſe Berwirrung , ftatt ſie zu vermindern, und man verzwego felt beinahe , das Richtige oder auch nur das Wahrſcheinliche fu entdecken . Die widtigern Begebenheiten werden eben ſo Verſchieden erzählt , als die untergeordneten . Am größten if die Verwirrung hinſichtlich der Chronologie. So finden ſich über

ben Zeitpunkt, in welchem Demetrius Hypſilanti in Griechen . land anlangte , eben ſo viel verſchiedene Angaben als Berichte über dieſe Begebenheit vorhanden ſind ; bald langt er im Juni,

bald im Juli an , bald landet er in Kudra , bald in der Maina. Nad Einigen kommt er am 19. Juni in Hydra an , ger und giebt dennoch 24. Juni auf Hydra reine Proclamation aus. Die Urſache

verläßt die Inſel am folgenden

dieſer unbeſtimmtheit der, Angaben nag zum Theil in des Berſchiedenheit des neuen und alten Kalenders , deffen ſich die Griechen bedienen , hauptſächlich aber darin zu ſuchen rein ,

daß es in dieſer außerordentlich bewegten Zeit an ruhigen Beobadstern mangelte , welche Cagebücher über die einzelnen Ereigniſſe geführt hätten . Faſt alles aus dieſer Zeit beruht auf mündlicher Ueberlieferung.

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polizza ; indeß Kantakuzeno mit der Einſchließung por Malvaſia oder Napoli di Malvaſia beauftragt wurde wir múffen jetzt die übrigen Fåden der Gedichte anf

einige Zeit fallen laſſen , um uns nach dieſem Plage .

wenden.

Malvaſia , auch Monembaſia , und von den Túrfen Menga(che genannt , iſt eine zwar kleine, aber ungemein vortheilhaft gelegene Feſtung an der Ditreite Morea's und

der Küſte der Maina. Sie liegt auf einer hohen ' und fieis len Felſeninſel ( Miroa ) und iſt mit dem Feſtlande nat

durch eine auf 12 Bogen ruhende Brúce verbunden. Dit Wohnungen der Soldaten ſind in die Felſen gehauen it der einzige zugängliche Punkt , nach der mainotiſchen Kúſte iſt mit einer ſtarken , dreifachen Mauer verwahrt. Dúen

halb befindet ſich ein kleines Stück Aderland 1, welches fit eine Garniſon von 50 bis 60 Mann hinlänglic Garten früchte und Prodkorn erzeugt ; dabei giebt es auf der

Höhe einige Quellen des ſchönſten Waffers , ſo daß dieſe Feſtung , von muthigen , disciplinirten Soldaten befeet, 1

1

uneinnehmbar ſein würde. Unterhalb der Feſtung auf den Feſtlande liegt um den trefflichen Hafen , welchen hier die Vorſpringe des Taygetus bilden , in der Nähe der alten

Tacedámoniſchen Stadt Epidaurus ( Limera , verſchieden von dein berühmteren Epidaurus in Argolis ) die Stadt Male fia , mit ungefähr 3000 Einwohnern in fchlechten Häufen per Siß eines Biſchofs , und galt früher für eine Sie

der reichſter Stádte in Moren , denn ſie trieb , begrafist

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urch ihre Lage , einen ſtarken Handel , und war einer der eſuchteſten Stapelplåße der Levante. Der unter dem tamen Malvaſier bekannte köſtliche Wein hat von dies i Stadt den Namen , wird aber daſelbſt nicht mehr, ondern hauptſächlich auf der Inſel tino gebaut , vort wo

us die Griechen ihn , unter ſeinem alteu Nanien nach allen Weltgegenden verfahren . Schon ſeit dem April hielten die mainotiſchen Bauern

und einige Klephten Kapitanos , unterſtüßt vou einigen Dodriotiſyen Sdiffen , die Stadt eingeſchloſſen und nad hrer Weiſe belagert. Bei dem erſten Erſcheinen der

Griechen hatten die Türken alle Chriſten , welche lid in der Stadt befanden und nicht ſchon vorher geflüchtet was ren , umgebracht und die Köpfe auf die Mauern gepflanzt, dadurch hatter fie ſich alle Gnade verſchloſſen , und ihre

Lage ward mit der Zeit, als ſich keine Erlöſung zeigte, ſehr bedenklicy. Zwar wichen die Griechen bei jedem Auge fall zurüđ , aber die Uingegend war verwüſtet, und ſo tonnten dieſe Ercurſionen zu nichts helfen. Man ſtellte ſie ein und führte nun einen weniger blutigen Krieg , mit

dem Munde , indem man ſich gegenſeitig ſchimpfte und feine Sdywachen und unthaten vorivarf. Um etsige Gefana

gene zu machen und dann die Köpfe, zum Hohn der Ges genparthei , auf lange Stangen zu ſtecten ,1 wurde jede Liſt verſucht. So banden einſt die Türkcui bei Nachtzeit eine

Kuh in den , bei der Stadt gelegenen , Feldern an , und 1

legten fid) in einen Sintetisait. 4116 es finſter wurde , fing

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das Thier" an zu brüllen und lo&te dadurch einige Mai noten - herbei, welche hier einen guten Raus zu madrez glaubten. Etwa dreißig derſelben wurden von den Túrfet

gefangen und am anderu Morgen auf den Feſtungsmanern, im Angeſicht der Griechen , gehangen oder lebendig an gro: Ben Spießen gebraten. Es iſt leicht zu denken , das die Griechen eben ſo unmenſchliche Repreſalieu gebraudster. Da endlich die mainotiſchen Frauen hörten , wie feig ích ihre Männer benahmen , To ſpannten ſie ſich vor die einzige Kanone , welche man in Nezappos beſaß , und fchleppten

dieſelbe mit großer Anſirengung über das Gebirge. Jegt

fehlte es aber an Männern, welde mit dieſem Geldúe uingehen konnten 1,. und man war in Verlegenheit , bis lid endlich einige feite Griechen fanden , welche es untersaba

men , das ſchlechte Geſchüß mit einer , an einer langen Stange befeſtigten , Lunte und unter großem Gefchrei abe

zubrennen . Ungeachtet man die Kanone außerhalb der Soubweite aufgeſtellt hatte , damit ſie die fchweren túrt fchen Kugeln nicht erreichen konnten , ſo verfiderten doch die Mouche und Papen , daß dieb Gerdús den Türfen

großen Soaden zufüge , und man glaubte dieß auc , da man nicht ſehen konnte , wo die Kugeln niederfielen . Dies fer Abenteuerlichkeiten ungeachtet , konnten die Lůrfen det Griechen feinen Verluſt beibringen , welcher ihnen von Nup zen geweſen wäre, und ſie beſdrinkten ſich zuleşt , alle

Vertheidigung einſtellend , darauf , daß fie durch einen 3mam die Feinde mit Soranſprüchen bezaubern und pets

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luchen ließen . Wihrend der Zeit hatte bei den Türken die Noth den höchſten Gipfel erreid t ; ſdon waren die Pferde und Maulefel verzehrt , das lette Pfund Getraide

Für ungefähr 10 Thaler verkauft worden , und man mußte 11 ganz unnatürliden Nahrungsmitteln ſeine Zuflucht nehe uen ; man kochte ſich Meergras in Del , und aß das Fleiſdy ser erſchlagenen Feinde. Zuletzt ward die Noth ſo zroß , daß man ſich wörtlid) untereinander auffraß, mehree te Kinder waren ſchon verſchwunden , und das Pfund Mens denfleiſch wurde mit beinahe einem Thaler bezahlt. Sole hen Gräueln gnben ſich die Türken aus Liebe zum Leben hin, 1

renn an eine Uebergabe wat nid ,t zu denken ; die Griechen púrden , aus Rache für ihre ſchåndlich ermordeten Freunde,

keinen Türfen am Leben gelaſſen haben . Man hatte nur swiſchen verſchiedenen Todesarten zu wählen. In eine gleich ſchrecklidye Lage hatten ſich die Befaßungen mehrerer

curtiſcher Feſtungen , durch ihre Unmenſchlichkeiten gegen sie Grieden , verfekt. Das Elend , welches wir hier geſchildert haben , traf indeß nur die türkiſchen Bewohner der verſchanzten Stadt ; die Befaßung der Feſtung , etwa 400 Mann ,

lebte mit ihrem Bey im Ueberfluß, und erwartete den Ents faß vom Kapudan -Paſcha , welcher die Berge von Morea za

uſche verbrennen ſollte. Die Feſtung war für 3 Monate verproviantirt.

Um die Mitte des Juli Monats langte der Fürſt . ulerander kantatuzeno in dem grieaiichen Lager

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pon Malvaſia an , und ſogleich nahmen die Angelegens heiten eine andere Wendung.

Es hatte den Grieden

nur an einein geſchickten Anführer gefehlt , um ihre Ar

ſtrengungen zu leiten , und Kantakuzeno gewann bald ihr ganges zutrauen. Die anfänglid e Feigheit war aud ver ſchwunden , und hatte einer wilden Begierde , für ſo vier len Spott und ſo manchen Verluſt fich zu rächen , Plaz gemacht. Der kleine Krieg hatte die feigen Sclaven zu beherzten Männern umgeſchaffen , mit denen , unter gk

ſchickter Anführung , ſchon Etwas zu unternehmen war. Der núgyos oder Brüdenkopf ( Burg) wurde mit Sturm genommen , und eben ſo alle Außenwerke der Feſtung,

wodurch man dahin gelangte , den türkiſchen Stadtbewoh nern das Waſſer abzuſchneiden . Der Mangel an dem nó thigen Trinkwaſſer brachte die Eingeſchloſſenen völlig zur Verzweiflung , indeß hatten ſie die Nachricht erhalten , des der General der Griechen ein rechtlicher und nicht ſo rade (úchtiger Mann ſei, als feine wuthentbrannten Landsleute ; man beſdhloß daher ihm Scapitulationsvorſchlage zu maden . Die türkiſchen Abgeordneten fanden Kantakujeno in einem Geſchidhtswerke leſend ; fie erboten ſich die Stadt zu über

geben , wenn man ihnen ihr Leben und ihre Fahrende Habe fichere , indes der Fluge Feldherr verſtand ſeine Vortheile

und erklärte,1 daß er keine Kapitulation der Stadt ek nehmen könne , wenn nicht auch zugleich die Feſtung at

übergeben würde. Als die Abgeſandten erwiederten , die dieß nicht in ihrer Macht liege , indem die Beſaßung aus tits

-

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Eiſchen Soldaten beſtehe, über welche ſie keine Macht hatten , und daß dieſe turkiſdie Beragung aber auch auf keinen Fall

ihre Feſtung gutwilig in dieHände eines Rajahliefern dürfe, da der Koran dergleichen ausdrücklich verbiete , ſo bewies ihnen der Fürſt , aus dem eben niedergelegten Geſchichtswerke,

daß auch ſchon früher ein Mal , nåmlich im Jahr 1375, die Feſtung von einem Kantakuzeno mit Kapitulation ge nommen worden , und daß , was den Vorfahren erlaubt gee weſen , auch ihnen erlaubt ſein müſſe ; es ſei dieß eine wunderbare Vorherbeſtimmung des Sdhickſals , gegen welche ſie vergeblich anfámpfen würden. Auch gegen den Aus:

ſpruch , daß er ein Rajah ſei , proteſtirte er , indem er ſagte, er ſei ruffiſder Unterthan 1, úberhaupt aber ſeien die Griechen , ſeitdem ſie zu den Woffen gegriffen , keine Najahs (Sclaven der Muhammedaner) mehr.

Mehr noch als die Maiſonnements des Fürſten Kans tatuzeno überzeugte die Türken der völlig Mangel an Allem , was zur Erhaltung des Lebens nchidendig tit, daß hier nicht weiter zu wählen ſei, und es wurde nun von

den Familienvåtern der in der Stadt vohnenden Türken ein Plan zur Ueberrumpelung der Ferung erfounen , da die Beratung alle Kapitulationsantrige zurúdwies, fie ſelbſt aber nur unter dieſer Bedingungvom gånzlichen Ver derben gerettet werden konnten. Durh eine Liſi selangte

ein Theil der türkiſchen Stadtbewohne in die Feſtung und beinågtigte ſich ihrer Befaßung und des Paſcha's , ſo daß IV .

H

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!!lan am 3. Auguſt dem Fürſten Kantakuzeno die Splüſs ſel der Stadt und der Sitadelle überreichen konnte. Die Stapitulation enthielt folgende Beſtimmungen : 1 ) Die Türken müſſen ihre Waffen mit aller Kriegsmunis tion übergeben. 2) Diejenigen Türken , welche im Lande

bleiben wollen , můſen ſich nach den Geſeken der Siege! betragen.

3) Diejenigen , welche Morea verlaffen wollen,

werden durcy ' die griechiſche Flotte nach einem ſichern mas

fen geführt. -- Der Fürſt befekte aus Furcht , feine gerriz ten Krieger módyten , der Kapitulation uneingebent, es ceſſe an den Türken verüben , nicht eher die Stadt , als bis 600 Türfen mit ihren Frauen und Kindern eingeſdint waren , denaod , aber kam es noch zu unangenehmen Auß tritten , und der Fürſt hatte fein ganzes Anſehen nótbig,

um die Plünderungsſucht und Mordbegier ſeiner rober Krieger zu unterdrücken. Nur 4 Túrken wurden ein or fer ihrer frühen Schandthaten .

Die eingefoifften Muſelmánner hatten zuerít begehrt, nad Cerigo ibergeſegt zu werden , indeß der brittijde

Gouverneur - wiej ſie zuric. Der Fürſt rendete daber die Türken auf dré Sdiffen mit ſtarken Ladungen nach Kleinaſien , no ſie der Kapitain Jlias Thermistotuš, ein Spezziote , ohre in einen Hafen einzulaufen , und id

dadurch in Gefahr zu begeben , von den Osmanen übernil tigt zu werden, bi dem Vorgebirge Niiti ausſehen mueti

zugleich war der kapitain befehligt , den Ausgereptea cat Sdaluppe zu gebn , mit welder ſie nach dem abcgelcat

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ten Scala - n u ova rudern und ſich ſo von ihren Lands euten weiter befördern laſen könnten. Ein Schiff mit terreichiſcher Flagge , unter dem franzöſiſchen Conſul Boma .

ort von Scala -nuova , nahm die unglücklidyen Auswane erer an Bord , und der Kapitain ſtellte dem griechiſchen Čdiffsführer einen Empfangſchein aus , daß er fámmtliche uf den drei Briggs befindliche Túrken , nebſt ihrem Eis enthum , auf ſein Schiff genommen habe. Diere Quittung jurde , nach der Nůdkehr des Kapitains , dem Fürſten

ingehandigt , der Transport aber in dem Golfe von Aivali der Epheſus gelandet. Auf dieſe Weiſe eroberten die Griechen die erſte túrs liche Feſtung. Die Feſtigkeit , mit weldher Santakuzeuo úr die Erfüllung der Kapitulationsbedingungen ſorgte, rwarb ihm ſelbſt bei den Türken Adytung , und brachte 21 griedriſchen Namen wieder zu Ehren. Man fieht bel

ieſer Einnahme, wie viel Gewalt ein entſdyloffener Anfühe ?r auch über die roheſte Kriegsmaſſe cusüben kann ,. und 3 iſt ſehr zu bedauern , daß die übrigen Chefs nid)t von leichem patriotiſchen Geijte beſeelt waren , und eben fo iel Rechtlichkeit befaßen. Die Eroberung von Monembas ia war übrigens mit großen Vortheilen für die Griechen erknüpft. Man gewann eine bedeutende Mafie von Mits

on , einige Tauſend Gewehre und mehrere Feldſtúce und Pórſer , wvelde gelegentlich wieder , bei den Belagerungen



.

aderer Stådte , zu benußen waren . Außerdem madsten die aldaten viele Beute , was aber mehr ein unglúd , als H 2

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ein

lů d zu , nennen war , denn ſie zerſtreuten ſich dan

aufnach allen Seiten 1, um ihre eroberten Schäße in Sider

beit zu bringen. Der größere Theil fehrte gar nicht wit der zurück und ſchien mit der Eroberung dieſer Feſtung des Feldzug für beendigt anzuſehen . Faſt zu gleicher Zeit mit Malvaſia,1 nämlich am 13. Auguſt , kapitulirte auch Navarin. Eben ſo ,1 wie die

übrigen Feſtungen , warde auch dieſe Anfangs nur von da griechiſchen Bauern umzingelt. Später übernahm es in

früher bei dem Generalſtabe in Corfu angeſtellter. Ofijiet der Graf Mercati aus Zante , ein Mann von hohem ! ter , welcher ungefahr 150 Jonier um ſich verjamme!

batte , die Belagerung zu leiten. Hypfilanti fendete ent lich einen ſeiner redlichſten Freunde , Lipaldo aus se

phalonien , einen Mann , welcher früher als Arzt in Belia rabien febr glůælich lebte , aber fein zeitliches Bohl beza Vaterlande opferte , zur ' engeren Einſdyliebung und 1

1

mögliden Occupation dieſes wichtigen Plages ab.

paldo zeigte ſich nid)t nur als ein túdytiger Anführer , for derr er bewies ſich auch perſönlich tapfer. Bei mehreri Gefechten , welche, unter den Mauern von Navarin , ste rden den Türfen und den Joniern entſtanden , trugen ? Griechen jedes Mal den Sieg davon , fo daß die Tuitis gang muthlos wurden . Die Noth ward in Navaria eta lidh fo groß , daß die Soldaten ihre ledernen Stiefdu de

Pantoffeln verzehrten ; ſchon hatten die Türken Puluto : nen unter ihre Quartiere gewalzt , um fich im legtes 21

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inblic der Verzweiflung in die Luft zu ſprengen. Man achte indeß noch einen Verſudi, ob die Griechen eine apitulation annehmen würden , und da dieß geſchah , 1o urde dieſelbe ganz ſo wie die von Monemvaſia abges bloffen . Tipaldo that Alles , was in ſeinen Kräften

and , um die Türken vor den Mißhandlungen der Chris en zu ſchůßen ,1 welche ſo eben die Trauerbotſchaft von er fchåndlichen Ermordung ihres Patriardhen erhalten hate !

n ; er lud fogar den Fürſten Hyppilanti ſelbſt ein , i der Uebergabe gegenwärtig zu ſein , was auch gerdab, ideß war es unmöglid) ſich den Kriegern , welche vor Wuth canuten , ihren Oberhirten zu rächen , entgegen zu ſtemmen . in großer Theil der Türken , welche nad Tripolizza ese ortirt werden ſollten , wurden niedergehauen und zuſamis nen geſchoſſen , Andere , welche von Hunger und Durſt be eits auf das Aeußerſte gebracht waren , fchiffte man nach

et Sandinſel im Hafen von Navarin ,1 wo ſie bald ihren Cod fanden , und die Wenigen , welche das Glúd hatten

u entfoinmen , waren nackt ausgeplündert. Den Fürſten Hypſilanti hatte dieſe fürchtliche Scene luf das Tiefſte ergriffen und ſo ſehr feinen unwillen er

regt , daß er ſein Commando niederlegte , fich vorläufig nach Leondari begab ( Benn er hatte die Abſicht Griechens and ganz zu verlaffen ) und hier eine Proclamation et

cheinen ließ , in welcher er ſich bitter über den Verfall ber lagte , und erklárte, daß er nicht eher wieder den Oberbefehl

kbernehmen würde , als bis man ihm denſelben in vollem

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Maaße , und auch ſo zuertheilte , daß er dergleichen fres velthaten nach Gebühr beſtrafen könnte.

Dieſer Erlab

blieb nidyt ohne Wirkung , ia er verbreitete Beſtürzung, und die Primaten und Anführer in Berveur und kale mata fanden ſich bewogen eine Deputation an den Fürſten nach Leondari zu ſenden , welche ihm das Berlangte zu

geſtand, und ihn auf dieſe Weiſe wieder zur Unnahure ſeines Poſtens bewegte.

Die Frevelthat der Griechen bei der Einnahme vor Navarin iſt , von den Feinden der griechiſchen Sade, den

armen Hellenen vielfad vorgeworfen worden. Ermágt man die Uinſtånde , ſo verliert ſie felir an ihrer Strafbars! feit. Nach dem , was wir oben über die gegenſeitigen Ver: Håltniſſe der Griechen und Türken , beim Beginn des Freis heitskampfes , dieſen fpeciellern Angaben vorausgeſandt ha

ben , iſt wohl eine weitere Beleuchtung dieſer traurigen Begebenheit unnöthig. - Der Vortheil , welchen die Grie

chen von der Eroberung dieſes Plakes zogen , beſtand abets inals in bedeutenden Waffen- und Munitionsvorråthen, den größeren Vortheil , welchen ihnen di ſelve durch die 1

wichtige Lage des Orts håtte bieten können , verſtanden fie nid)t gehörig zu benuten .

Waren alle türkiſche Feſtungen der Halbinſel in dieſe Zeit , wo die Beratungen den gröfter mangel iitten und noch kein Entſak erfolgen konnte, eben ro ſdynell, 17 ſtändig und fråftig , als malvefia und . Navarin ,

angegriffen worden , fo mußte die Halbinſel in Monats

119

friſt ganz das Eigenthum der Griechen ſein , inden man verſáuinte die Zeit , beſonders wurde die Belagerung von

soron und Modon hódít nachläſſig betrieben ,1 ſo daß die

sinanen ihre Feſtungen zu Waſſer verproviantirten ,

damit den Griechen den Muth zu ihrer Eroberung nahe

men , und ſiis, auf dieſe Weiſe, Togar von allen engern Einſchließungen und ernſthaften Belagerungen ſicher ſtellten . Che wir jest zu der Eroberung von Sorinth und 1

der höchſt wichtigen und denkwürdigen Einnahme von Trie

polizza vorſdyreiten , wird es nöthig ſein , eine kleine ubrhweifung nach dem gebildeten Europa , beſonders nach Deutſchland , zu den dortigen Griechenfreunden , zu madyen,

um zu ſehen , unter welchen günſtigen und ungünſtigen Ums ſtånden ſich dort , und audy in Frankreich und England, die Griechenvereine bildeten , deren THåtigkeit bereits in der Mitte des Jahres 1821 begann. Uud über die ro genannten Philbelle 1 en , welche nun in großer Anzahl

den Boden Griechenlands betraten , werden wir noch Eis niges porausſdicen můſſen.

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Ein und dreißigſtes Sapitel . Söhne des Vaterlandes ! Jhr die Ihr vielleicht noch an den ſchweren Wunden , welche Eudy Napoleons Berheerungszüge schlugen , blutet , die Ihr durch dieſe Roth und wiedrige

Schidiale in unfriedliche Lebensfreiſe verwickelt reid , die ghe vielleicht oft am Nothdürftigſten Mangel leidet , an Eud wende id mid , Euch fordere id auf , nad Sriechenland zu kommen , Euch zu einem Kampfe wider die Türfen für

die Griechen zu rüſten . Uuer Orten bin idi bereit für Euer Beftes zu ſorgen , wo Ihr Euch für Griechenlands Freb helt fi färipferir einsellen und zeigen werdet ; weld' eine

herrliche Gelegenheit , auf altgriechiſchent, fiuitiam Bodens Euch mit einem Ruhme zu bedecken , welcher all Euer un glück bei der Nachwelt verlöſchen wird. Eure Fiamen und Thaten werden von Mund zu Mund , von Euren Söhnen und deren Kindern und Kindesfindern , bis zur fåte fica

Nachkommenſchaft übergehen. Det Herren Hand wird in Griechenland mit Euch fein ., und Eud nicht verlaten

121

-

wenn roon der Feinde auf griechiſchem Gebiete nodo viete ſtehen . Auf ihren Leichen und Gebeinen werdet Ihr dann die Gränzen Eures neuen Waterlandes erkämpfen , vielleicht aud Euch noch bereiten können , über dieſelben hinaus žu sehen , nicht um Eroberer zu werden , oder den Krieg in unſere Nachbarſtaaten zu tragen , ſondern um o é Feinde der Menſchheit , die Türken , zu vertilgen und dadurch einen

eivigen Frieden zu erringen. Ihr reið unglückliche, kommt, to win Euch zu glüdlidien Griechen machen , ich wil Eure

Wunden heilen , welche Euch der franzöſiſche Tyrann fchlug, fommt , werdet Grieden , und erinnert Euch bei dieſem nau

men der Tapferkeit unſerer Urväter. Ich hoffe , daß Ihr Euch ais griechiſche Krieger ftéts durch gute Zhaten der Ehre würdig machen werdet , an Griedenlands Freiheit mitges wirkt zu haben. So gern ich Euch nun aud noch ein fides res Seleit bis zu den griechiſden Fahnen verſpråde, fo liegt dieß dod nicht in meiner Macht , jedodo bin ich von

dem Enthuſiasmus für mein rechtliches Beginnen zu rehr überzeugt , als daß ich nicht hoffen dürfte , die Fürſorge Eurer Landsleute werde Eud ficherer bis zu mir geleiten , als id) zu thun es int Štande bin. Der Herr jet mit Eud ! ... Girft ( Demetri18) Sopfiuti. (Proclamation des Fürfien D. Bupfilanti

an die Ausländer. )

122

Wenn gleid,die Spónige und Regierungen des civis lijirten Europas , treu ihren zu Laibach ausgeſprochenen

Grundſäten und Declarationen , den dyriſtlichen Brüdern in Griechenland jede Unterſtůßung verſagten und das gráf: liche Blutbad , die unmenſchliche Erwůrgung ſo vieler tave ſeno Chriſten 6 Jahre lang ruhig mit anſaben , ia biet

und da uoch Mauches geduldet wurde , was unter dem Schein der Amneſtie nur dazu beitrug, den Kampf noch .

dauernder , blutiger und grauſamer zu machen; ſo hatte dodo das Elend der Hellenen das Mitleid aller Wölfer tief angeregt. Mit Sehnſucht ſah man einem Schritte der hohen Mächte entgegen , welcher dieſen Gräueln ein Ende machen ſollte , aber die unglüdliche Meinung , daß die gries chiſche Revolution mit den øvrigen politiſchen Unruhen in

Europa zuſammenhange , und keinen andern Zwed haber als alle Thronen Europa's zu ſtürzen , batte die Herzen der ferhirte erkältet. Mit Trauer und Unmuth ſaben die Nationen , das ihre Hoffnung auf eine ináchtige Untets

ſtúkung ihrer Glaubensbrüder getauſcht wurde , und ſie fühlten ſich nun felbſt gedrungen, ſo viel in ihren Kräften ſtand, denſelben Hülfe und Beiſtand zu leiſten. Nách bem em

patriotiſden Cifer, welcher ſich in Deutſchland waha

rend des deutſden Freibeitskrieges zeigte , findet ſic in der neueren Gerdhichte fein Augenblic , wo die durd als geineine Bildung und das Chriſtenthum begründeten berta

1

123

lichen Eigenſchaften der entopäiſchen Pálfer fich fo im

Großen , ſo allgemein gezeigt hätten. Bewunderungswür : dig iſt es , wenn man die Liſten der Wohlthäter des neuen Griechenlands durchläuft , wie allgemein der Wunſch zu belfen ,1 Noth und Elend zu mildern , ſich ausſprach . Der Urme wie der Reiche , der Gebildete wie der Bauer , les

der ſuchte fein Scherflein zu dem ſchönen Werke beizutrax gen und es iſt gewiß , daß die Aufbauer , womit die beſchah , und der unermüdete Eifer , mit welchem ſich bes

ſonders einzelne Männer , wie . B. der edle Kaufmann Eynard in Genf, dem ſchönen Geldhafte des Wohlthans

und der Unterſtúkung ihrer leidenden Chriſtenbrüder wida meten , nur allein Griechenland vom Verderben gerettet bat. Die öffentliche Meinung iſt in unſerer Zeit das

Máchtige" ſagt die Pforte felbſt in einem ihrer bereits mitgetheilten Firmane ; die öffentliche Meinung will die unbedingte Freiheit Griechenlands , und die öffentlice Meis aung wird allen mißwollenden Widerſachern zum Croß dem unglüdlichen Griechenlande vollkommene Freiheit ere werben .

Wenn eine Meinung, ein Gedanke erſt ro allgemein gea worden iſt, ſo bedarf es nur eines geringen Anſtoßes , und es erſcheinen mit Rúd icht auf die nächſte utrade faſt under .

Der Prof. Strug in Leipzig , erließ ain 1. Aug. den erſten Aufruf an ſeine deutſchen Mitbürger , worin er deutſche

Málfsvereine für Griechenland in Porſlag

124

brachte , zur Unterſtübung ſolcher junger Månner , welde an dem Stampf für Griechenlands Befreiung Antheil news Der Baron 0. Dalberg in Frankfurt men wollten . zeigte darauf in den Zeitungen an , daß er bereit ſei, lid bem Unternehmen anzuſchließen ; zugleich forderte er den

Freiherrn von Gagern , königl. niederl. Staasrath und bevolmádtigten Miniſter am deutſchen Bundestage, ófo

fentlich auf, eine Subſcription zu eröffnen , vermittelſt welcher ein Corps Freiwilliger über Trieſt nach Griechens land geſdi& t werden könne , und von dem Großherzog von Heffen die Erlaubniß zu erwirfen , daß ſich in Difenbado die erſte Abtheilnng des Corps fammeln und freien Durdjag durch Bayern und Deſterreich erhalten möge. Saſt zu einer Seit mit dieſen Aufforderungen erſchien aud am 18. Aug eine, von dem Prof. Thierro in München , rühmlicht bekannt als Sprachkundiger , und Mitglied der Hetairia, eine Drudſchrift von 12 Seiten in 4 , worin ebenfalls die .

Errichtung einer deutſchen Legion in Griechenland vorges folagen wurde. Die Hauptideen , welde dieſe Broſdire enthält , waren , die aus verſchiedenen Gegenden Deutſc : lands in Griechenland eintreffenden friegskundigen Måns

tter daſelbſt in eine Legion zu pereinigen ; die Ofiziere and Unteroffiziere, ſo wie ffe einzeln oder in Geſellſdaft auf dem Sammelplaß in Griechenland ankámen , ros gleich in Thátigkeit zu ſeßen , damit ſie die ihnen von den Landesbehörden zugewieſenen griepifchen Dienſtpflictigen 1

125

bilden und üben fónnten ; endlich es ihnen zu überlaffen , ibre Anfúbrer zu wählen , ſich als eine felbſtſtändige Heers daar unter dem griechiſchen Oberfeldherrn zu conſtituiren

und mit dem nächſten Frühjahr gemeinſchaftlich mit den Griechen den Feldzug zu eröffnen. Hr. Thierſch ſchlug Bolo (Jorkus) an dem Theſſaliſden Meerbuſen gleiches

Namens zum Sammelplaß vor , weil dieſer Ort, ein Sees plaß mit bequemem Hafen und einer Citadelle, von fruchte

baren Landſchaften , Macedonien , Cbeſalien und Bootien, amgeben ſei, welche zur Bildung der Reiterei und dem Unterhalt eines Heeres große Mittel darboten , dabei aber auch dem Kriegsſbauplake , inſofern der Sultan eine Land armee gegen die Grieden ausſenden würde , fehr nahe gee legen ſei. Dieſe Schrift batte der Hofra :h Thierſch zur

gleich mit mehreren Formularen , welche von den griechis fden Obrigkeiten beſtátigt werden ſollten ., an die Primar ten von Hydra und die Verſammlung in Stalamata gefens det. Er zeigte auch an , daß an den Einſchiffungsplåßen, ſo wie an den Landungsplaßen in Griechenland (Volo, Navarino , und auf der Inſel Hydra) die nöthigen Maaf

tegeln zur Aufnahme, Sortſchaffung und Verpflegung der Ankommenden genommen ſeien , und ſprad, zulent den Wunſch aus , daß man die Reſidenzſtadt München jum Centralpunkt aller deutſchen Gulfsvereine erwählen mödte.

126

Ob zwar nun die genannten Sdriften und Vorſchläge mancherlei Unfechtungen erlitten und ſich eine große Meis

nungsverſchiedenheit hinſichtlich der Art , in welcher man den Griechen helfen ſouté, hervorthat, ſo bildeten ſich doch

faſt in allen Städten der Länder , wo es nid )t unterſagt war , Hálfsvereine z . B. in München , Stuttgart (2 Tage nach Krugs Uufforderung ) Tübingen , Freiburg , Heidels

berg , Darmſtadt, und hauptſächlich in mehreren Santos, nen der Schweiz , z. B. Bern , Zürich , Baſel; in andern

Stantonen wurden ſie verboten , und ein deutſcher Buns desſtaat drohte ſogar init Zuchthausſtrafe , wenn man es wagen follte , für die Griechen zu collectiren. Preußen erlaubte die Bildung eines Griechenvereins erit in

dem Jahre 1826 *) , und Deſterrreich hat ſie noch bis

Die Sreude der Preußen und namentlich der Berlinet, war ungemein groß , als der würdige Staatsrath von Hufe. land unmittelbar von Sr. Mat. dem Könige die Erlaubnić erhalten hatte , Beiträge famnein , und dazu auffordern zu

dürfen. Es ſchien dieß eine Uenderung in den bisherigen Anſichten und meinungen der Kabinette anzudeuten. Die

Preuf. Zeitungscenſoren waren rehr zweifelhaft , in web der Weiſe fie den Aufruf geſtatten ſollten , und die Sowies rigkeiten ,/ weldje gemacht wurden , bätten vielleicht das gute

127 ießt nicht erlaubt.

Die nach dem erſten Aufruf an die

Werk in Keim getödtet , wenn nicht ein überrardhender Schritt des verſtorbenen Buchhändler Spener die Sub. ſcription ins Leben gerufen hätte , indem er , fich auf den fön. Uusipruch ſtüßend , ohne weitere Senſurbewilligung , wel. che Tage und Wochenlang ausblieb , den Aufruf am 25. April

1826 in ſeine bekannte , "vielgeleſene Zeitung (ießt im Beſitz des königl. Bibliothefars Dr. Spiker) regte . Die Anzeige der Beio träge , welche natürlich das Wirkſamſte war , wurde nach vielen Mühwaltungen nur durch eine Miniſterialcenſur ers laubt. Sie erhielten bekanntlich die ueberſchrift : Beiträge zum Beſten der Wittwen und Waiſen der nothleiden

Teidenden Griechen ; ſpäter bloß ſchlechthin : vfür die noths leidenden Griechenil , und wurden durch einen Beitrag des Verſtorbenen Spener von 10 Rthlrn. eröffnet. Beſonders

in den erſten Monaten nadh dem Ausruf gingen diere in sehr bedeutenden Summen ein , welche bewieſen , wie alle gemein in Preußen die Cheilnahme an dein Schickſale der unglücklidien Chriſtenbrüder war. Ich hatte Anfangs Ste

eingegangenen Beiträge zuſammen zählen wollen , aber die Liſten wurden ' bald ro groß , und jede Zeitung war init Bers

zeichniſſen angefüllt , daß die Beredinung zu mühſam wurde. aus allen Gegenden , aus Städten und Dörfern fanien Seld . ſcudungen , und es mag wohl kaum eine arnie Wittwe in

128

ſchon genannten Griechenvereine eingehenden Summen was ren ſehr bedeutend. Gern håtte man mit denſelben ein

Corps errichtet , und dieſes gewiß wirkſamſte Hülfsmittel den Griechen zugeſendet , aber der Plan war hauptſächlich meinem geliebten Vaterlande geben , welche nicht fhr Scerb Tein beigetragen hätte. Jedes Gelag , jede Feſtlichkeit frönta

man mit einer Sammlung zum Beſten der Griechen. Ju Berlin fuhren einige hochherzige Frauen zu allen mit Glüds.

gütern Geſegneten , und unterzogen fich dem wohlthätiges Gerdafte des Einſammelns ; auch einige edle Seiftliche naó. men Beiträge an.

Den größten Beitrag gab ,1 jedod ano

nym , Se. Mai der König in einem Geſchenk von 1200 Frd'orn , F. D. die Fürſtin von Liegniß und das gang fönigl. Şaus randte verhältniſmäßig eben ro anſehnliche Beis

träge ,1 der begüterte Prinz Auguſt B. 200 Athir. Die Herzen der wackern Preußen fchlugen vor Freude und Ens zücken , als ſie rahen , wie ihr guter König hier als Privas mann reine woyithätige Geſinnung von Neuem bethätigter und zugleich den Beweis gab , daß er jenen auf dem Congreß zu Laibad lautgewordenen Anſichten und Be

forgniffen nicht mehr Raum gebe.

Die eir :gehenden Gelder

überſandte der aus vielen achtbaren Männern zuſammenges

rekte Verein , an deſſen Spige der Oründer dèfſetben , St Staatsrath und Leibarzt Hufeland , Verblieb , in großern @ummen von 20 bis 36,000 Krðlrn. dein edlen Grieden

129

aus politiſchen Gründen nicht auszuführen . Uebelwollende

hatten nämlich das Gerücht ausgeſprengt , daß dieſe Grie: chenfreunde eigentlich Demagogen ſeien , und die Legion, welche ſie bilden wollten , gegen Deutſchland ſelbſt gekehrt werden ſolle , um die revolutionåren Pläne der Burſchen : ſhaft,1 des märchenhaften Bundes der Alten 2c. durchzu:

reken. Da man einige freiſinnige Köpfe an der Spike der Bereine fal , was ganz natürlich war , da dieſe Männer auch zuerſt muthvoll für die griechiſche Sache aufgetreten waren , ſo war es leicht eine Art Geſpenſterfurcht zu ver:

breiten. – Was doch båtten dieſe wenige Revolutionaire gegen das geſammte deutſche Vaterland unternehmen kón : nen ? würden denn die betrogenen Angeworbenen , welche den Griechen ihre Kräfte widmen wollten , ihre Waffen

kaltblütig gegen ihr Vaterland geführt haben ? Der Menſch iſt ja feine Maſchine , und ſoll es auch nicht rein ; Daher es wohl nur als ein Fortſchritt der Menſdheit im Allgemeinen betrachtet werden könnte , daß man alles, was ſich durch Maſchinen bewirken låßt , jeßt den Maſchis nen überlaßt, und dem denfenden ,1 vernünftigen men den freunde Ernard zur weiteren Beſorgung. Die Mittheilun, gen deſſelben mußten natürlich ungedruct bleiben , da die

Berwendung der Beiträge nicht immer der Formel, für die

Wittwen und wairen , entſprac , wohl aber dem Zwecke der Seber .

IV .

9

130

eine edlere Thätigteit giebt. Aber was fiebt die Furcht Real und was ſieht ſie nicht! – Beachtungswürdiger war es .

freilich , daß man die Bildung einer folden Legion auch aus dem Grunde Inicht zugeben wollte, weil dieß den Anſchein 1

923WE nDA

gehabt haben würde, als unterſtükten auch die Regentea inlemes die Pläne der. Hetáriſten , und führten einen verbedtea fi ti Strieg gegen die Pforte. Es würde allerdings , wenn das

Plan der Hrn. v. Dalberg in Aſchaffenburg , Hoffmann inPlaan

Darmſtadt, Thierſch in München 16. zur Ausführung tam, kdeje

dem Sultan nichts übrig geblieben ſein , als der geſammen

ten europäiſchen Chriſtenheit den Krieg zu erklären,was telp. denn doch ſehr bedenkliche Folgen håtte haben können . Vlag. 18

Die Zahl der jungen Månner , welche, dem Aufrufbes thulie

Freiherrn von Dalberg folgend , den Rheinſtädten zuſtrone imbare ten , um ſich in die griechiſche legion aufnehmen zu laſſens ebatte war groß. Der Verfaſſer diefes Werkt , welcher zweiMiten, satimog Jahr ſpäter eine Fußreiſe durch Würtemberg, Baden 100

Heffen nach Frankfurt machte, fand alleMeilenſteine mit eine langen Liſten von Ramen ſolcherPhilhellenen beſdrieben, peraden

welche dem Wanderer ihre Abreiſe nach Griechenland mels it der deten. Selten geſchah dieß obne Zuſäße, und einige diescancire

ſer Beiſåke hatten beinahe das Anſehn von Proclamationeno handi Die Zahl der in Aſchaffenburg anlangenden GriechensBenefret

wuchs mit jedem Lage und ſeşte den Freiberre pitpa freunde V. Dalberg in nicht geringe Verlegenheit, da weder det Dam

ar bell

Hr. v. Gagern antwortete , noch die großherzoglid

131

firche Regierung eine Erklärung erließ. Schon nach wenis gen Wochen ſah er ſich daher zu folgender öffentlichen An: zeige gezwungen :

Da der Andrang zum Mitzuge nach Griechenland von allen Richtungen Deutſchlands und nun auch Franks

reicht fich täglich bier vergrößert, ſo bringe ich zur Kennt: qiß, um Verwirrungen zu begegnen , und ſo viele wür dige Männer nicht zur unnöthigen Verſplitterung ihrer Mittel zu veranlaſſen , daß in Bezug auf meine Erklärung vom 5. Auguſt es durchaus nöthig iſt , die Einwilligung der reſp. Regierungen abzuwarten . Aſchaffenburg am 30. Uug. 1821. Dalberg " .

Aehnlich ging es auch dem Major von Dannenberg in Hamburg , welcher ebenfalls einen folchen Aufruf er: laſſen hatte , denn es erſchien eine Menge von Offizieren, Soldaten , Staufleuten und Handwerksburſchen , welche man unmöglich alle unterſtüßen konnte , und größtentheils wieder zurückehren mußten . Auch waren unter den An tommenden verbåltnißmäßig nur Wenige, welche es ernſt lid mit der Sache meinten. Die Offiziere glaubten fanell

11

1

31 avanciren , Soldaten und Kaufleute fich zu bereichern ,

and Handwerksburſchen verſprachen ſich in Griechenland ein genußreicheres Leben . Alle dieſe Hoffnungen mußten getauſcht werden.

Da man zu der tieberzeugung gelangte, daß die üb : Sendung eines organiſirten Truppencorps niemals erlaubt I 2

1

132

werden würde , ſo beſchloß man , Einzelne nach Griechen:

land ziehende zu unterſtüßen , und dabei vorſichtig und mit Auswahl zu Werke zu geben. Als Hauptverein für Deutrás land bildete ſich , begünſtigt durch ſeine Lage auf der Straße

nach Marſeille, der Verein zu Stuttgart aus , und Teine Einnahmen waren nicht unbeträchtlich. Jeden Phil hellenen , welchen man der Unterſtüßung für würdig er:

kannte , verfab dieſer Verein , mit dem nöthigen Gelde zur Reiſe und 1 zum Ankauf von Waffen , dabei wurde Allen die ſorgfältigſte Berichterſtattung zur Pflidt ge: macht. Das Leßtere geſchah zwar , aber die Briefe and

felbſt auch Gepáde, welche über Trieſt und durd Deſter reich geſandt wurden , kamen nicht an ,. und der weitere Weg zur Korreſpondenz über Marſeille wurde erſt dann erwählt, als man jene traurige Erfahrung gemacht hatte.

So behutſam auch die Vorſteher des Vereins verfuhren, ſo wurden ſie dennoch oft betrogen , und ein großer Theil

der von ihm abgeſendeten Philhellenen , welcher in Srir: chenland reine füßen Träume nicht verwirklicht rah , kehrte mit Berwünſchungen gegen die ausgearteten Barbaren nad 1

Deutſchland zurüd. Die Berichte einiger wahrhaftigen Griechenfreunde,

welche den wahren Zuſtand des Landes überſaben , und meldeten , wie wenig den Griechen der größere Theil der Philhetlenen nüße, welcher nur die Anzahl der Conſumen: ten vermehre, ohne ſich den Beſchwerden des Krieges 38

133

unterziehen , veranlaßte den Verein , ſeine Maaßregeln zu ändern. Man befchloß in Marſeille und andern Orten, die

Philhellenen noch vorſichtiger zu famineIn , und in größern Geſellſchaften auf ein Mal abzuſenden . Die einzeln anlan genden Griechenfreunde hatten ſich durch Erceſſe verhaßt ge

macht, und da man bald die Entdeckung machte, daß ſich auch eine große Anzahl von Spionen und Kundſchaftern unter dieſer Maske in das Land gedrängt hatte , ſo wurde inan mißtrauiſch gegen alle einzelne Ankommlinge, und ſcheute fid , fie den griechiſchen Corps einzuverleiben. Der Stuttgarter Verein ſah ſich nach ſo manchen trau rigen Erfahrungen veranlaßt ,1 allen Philhellenen folgen den Revers zur Unterſchrift vorzulegen : ,,Id , der unterzeichnete , erkläre hiermit , das ich aus freiem Willen mich entſchloſen , den Chriſten in Grie dienland zu Hülfe zu ziehen , daß mir im Namen des

Vereins die dabei eintretende Codesgefahr, die Ausſicht einer vielleicht fruchtloſen Aufopfernng, die Wahrſcheinlich keit von Mangel und Mülſeligkeiten aller Art , die

Móglid)féit von Undant bei der Griechenhülfe , über: baupt die Nothwendigkeit ,

dabei auf feinen irdiſchen

Vortheit zu bauen , dringend vorgeſtellt worden , idh aber

dieß Alles erwogen , dabei bleibe , mein Leben und alle Güter deſſelben an dieſen Kampf zu reßen , deſſen Fols gen für mich ſomit Niemand zu verantworten hat ., als ich ſelbſt."

T

134

In den Jahren 1821 und 22 haben die deutſchen Grieken

M denvereine 9 Erpeditionen nach Griechenland ausgerüſtet, Dr. Y

welche zuſammen 327 Philhellenen nad Griechenland fübtinetin ten . Außerdem waren in dieſer Zeit ungefähr 50 Phitbele Nde

nen auf ihre eigene Hand nach Griechenland gereift. Bou

lieu

Beidicht allen war faſt ein Sechstheil Preußen . Folgendes iſt ein ( jedoch nicht ganz vollſtändiges) Wer NiKarl zeichniß derjenigen Preußen , welche in den erſten beiden Ser Jahren des griechiſchen Freiheitskrieges als Philhelenen .

ihren bedrängten Chriſtenbrüdern zu Hülfe eilten. F. B. Sthalen ; Leidmann ; Ernſt Luca ;

Starl W. Donſdeild ,

Lieut ; Albert H. Kruſemart , lieut ; Jean ignac, Noliau aus Aachen ; Heinrich Schmidt, aus Pommern; farl F.06

fasty , Unteroffizier aus Sclefien ; H. Stael : Bolo fper id 2

ſtein.

Dieſe 8 blieben in der Schlacht bei Peta.

en

Ferner : Ignaz Stoch , Sergeant ; I. E. Rosner ; Karlsticine Heynemann , aus Erfurt ; Johann Groteguth, letnet Lieut.; Friedrich Diekmann und Kaspar Herfe, ang panjan Lippſtadt ; F. G. Henneberg ; Breil , aus Magdeburg Neumeiſter ; Profles , aus frißlar 2. 0. D .; Wiesent Weigel , aus Berlin ; Friedrid Dietrich S,1 aus Sales and ſien , und I. M. Schone. Dieſe genannten 13 Phila kifo Bellenen ſtarben zum Theil in anderen Sefechten , verlos yaus ren durch andère Rufälle und Krankheiten ihr Leben , oder Be. wurden vermißt , vielleicht gefangen . Zurúdgekehrt wara 14Best i 20 1824 bereits 22 ; nämlic : Sarl Preuß ; Baron von w n 13 1

135

Desgranges,1 lieut.; Le Fabre , Lieut.; Schrei: ber , Dr. Med .; Karl Rudolph uſchner,1 Lieut.; Eugen

von Byern , Rittmeiſter; Franz lieber 1, Dr. Philos.; Adolph v. Lúbow , Lieut.; A. Th. Striebe ,1 aus Weſts

phalen , Lieut ; Karl Martin Schrebian (bereits in die ſer Geſchichte erwähnt) Lieut ; Starlv. Biber ſtein , Lieut.; Karl Emil Roſenſtiel, aus Berlin , Unteroffi:

zier; J. Frey , aus Aacheri, Soldat ; F. F. Otto Lenz , Lieut.; F. v. Faber , Lieut.; Werne , Student 1, aus Weſtphalen ; Leiring , Capit.; W. Tackmann , ans Breslau ; F. Michels ; Langsdorff , aus Neife;

Scholinus, a. d. Großherzogthum Sachſen ; Georg

uft, a.d. Großherzogthum Poſen ; Griinm , aus Koblenz ; Fichner; P. Tillner , aus Schleſien ; Kiefer ; Nifos

laus Eichner ; v . Jargo , aus Berlin , Lieut.; wurde wegen ſeiner beimlichen Entfernung degradirt , und hat

nach ſeiner Nůckkehr den Dienſt von unten auf wieder an: gefangen ; v. Horſt , Rittmeiſter ; Vaſt, Lieut.; von Bollmann , Lieut.,. und hatte , lieut.

Aniverend

in Griechenland waren damals noch 12 ; nåmlich :: V. Bola

der , Architeft ; Bertau I, Lieut ; v. Fürftenrecht, Lieut.; Kolbe , in Miſſolunghi verheirathet ; Deutſch,

Capt. , aus Neiſſe; L. Sach 8 ; G. Winkler , aus Cott: bus ; St. L. W. Slempe , aus Stettin ; Fr. Theobald ; 1

Franz Beſt , aus stölln , Prein.-lieut; A. v. Dittmar ; Philipp Wellroth ; W. Belier De Launay , weldoer

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zwar zurückehrte , aber zum zweiten Mal nach Griechen:

land abging . Sicher iſt die Zahl der Preußen , welche ſpá: terhin noch nach Griechenland abgegangen ſind , eben ſo

groß , indeß iſt über dieſelben keine Liſte geführt worden ; von den genannten haben eben ſo viele in Griechenland ibren Tod gefunden , als in ihr Vaterland zurückgekehrt ſind. 1

Unter den Philhellenen , welche ſich in den erſten Jah: ren der Inſurrection nach Griechenland einſchifften , fan: den ſich übrigens Månner aus allen Ländern Europa's,

felbſt ein Mameluc aus der franzöſiſchen Garde eilte nach Griechenland , um

gegen Cúrfen und Aegyptier für Menſchlichkeit und Menſchenrecht zu ſtreiten . Die Grie:

denvereine in Deutſchland zahlten den Bedürftigen zur -Ausführung ihres Vorſake$ 20 bis 50 Rthlr., und außer: dem für Schiffsfrachten , Waffen und Munition , ärztli

den und wundárztlichen Apparat bedeutende Summen. Im Jahre 1822 erſchienen in Livorno zwei Bevollmid : tigte der Regierung von Oſtgriechenland , des Areopage, um in Europa wegen einer Anleihe zu unterhandeln ; den Betrag wollte man zu der Anwerbung , Equipirung und

Einſchiffung eines regelmäßig organiſirten Bataillons ver "wenden , welches den Griechen zum Muſter dienen ſollte. An eine förmliche Anleihe war bei dem damaligen Stande

der griechiſchen Angelegenheiten noch nicht zu denken , in: 1

deß nahmen ſich die Griechenvereine der Sache an. Da die Vollmachten des Capit. Stephalas und ſeines Begleiters

137

für richtig erkannt wurden , ſo wurde ein Congreß von Des 1

patirten fåmmtlicher Griechenvereine verabredet , bei wel: chem dann ermittelt werden ſollte , in wie weit man dem Wunſche der griechiſchen Regierung genügen fónne. Dieſe

Verſammlung fand in der Mitte Septembers in Stuttgart ſtatt , und es erſchienen bei derſelben der Juſtizſefretair

Hirzel und der Prof. v. Orelly , als Abgeordnete aus Zúrich ; der Pfarrer Merian und Licentiat Bernoulli als Abg. aus Baſel, der Buchhindler Winter und der Staufmann Speyrer , aus Heidelberg ; der Comerziens

rath . Hoffmann und der Advokat Hoffmann , aus Darmſtadt; endlich aus Stuttgart der Dr. ubland , der

Profeſſor Sch w a ß und der Dr. Schott. Das Reſultat dieſer Zuſammenkunft war der Be ſchluß, daß eine Schaar von wenigſtens 160 Mann als Stammbataillon vereinigt und bewaffnet, beſtehend aus Artilleriſten , Jäger 1, Scharfſchüßen und Infanteriſten in

Marſeille eingeſdifft und , daß eine Eliten - Compagnie er: .

richtet werden route , in welche Jeder treten könne , wel:

cher ſich verpflichte , als Gemeiner zu dienen , nnd auf ſeine Koſten nach Marſeille zu reiſen. Die ſich Meldenden ſoll: ten Deutſche oder Schweizer, ſelbſtſtändig ſein , ſich freis

willig melden , die erforderlichen Påſe haben ; die Artille: riſten und Schüßen ſollten in ihren Waffen geübt, die In fanteriſten vormalige Militairs oder Handwerker fein . Jes der mußte den oben angeführten Revers unterſchreiben .

138

Zugleich wurde beſchloſſen , daß weder von einem Vereine noch von einem Vereinsmitgliede Werbungen oder Auffors derungen zu dem Zuge nach Griechenland ergeben ſollten.

Der ſchon genannte Comerzienrath Hoffmann aus Darmſtadt , ein Mann , welcher überall, wo es Patriotiss mus , oder auch nur einen guten Zwed galt , enthuſiaſtiſch

für denſelben wirfte, batte. 2000 Gewehre angekauft , uud dieſelben nach Marſeille geſandt; ſpåter reiſte er auch noch felbſt auf eigene Koſten nach Marſeille , und verweilte da:

ſelbſt 10 Wochen , um die Einſchiffung der Erpedition zu beſorgen. Das Schiff war bereits gemiethet ; es war mit .

den griechiſchen Abgeordneten ein förmlicher Kontraft über

Löhnung ic. feſtgeſtellt, und darin beſtimmt worden , daß Sephal as die beitung der Erpeditiou úbernehmen, und die Truppen der griechifchen Regierung zu: führen , jedoch kein militairiſches Stommando über dieſels ben haben , ſondern daß es derſelben freiſtehen ſollte , lich ſelbſt einen Anführer zu wählen. Schon waren die Phil:

bellenen auf der Reiſe , als unerwartet das franzöſiſche (beklagenswerthe) Miniſterium Schwierigkeiten in den Weg legte, die von den franz. Geſchäftstrågeru viſirten Paffe ju reſpektiren verbot , und in Lyon ſogar eine Abtheilung arretiren , und durch Gensd’arnien über die Gränze trans:

portiren ließ. Lange, Zeit und Geld raubende, Verhandlun: gen waren nöthig , bis denn doch endlid für dieſes Mal god das Erbetene ſo ziemlich bewilligt wurde. Die durch

1

139

ņoffmann angekauften Gewehre waren bei dem Abgange der Erpedition noch nicht angelangt ; es mußten alſo neue angefauft werden , ſo daß die Koſten dieſer Sendung faſt auf das Doppelte der veranſchlagten Summe hinaufliefen , denn ſie betrugen über 13,000 Rthlr. Am 22. Nov. 1822 fonnte endlich das Schiff (die Brigg Scipio) unter Segel gehen. Am Bord befand ſich außer den Waffenvorråthen , dem Handwerkszeuge 1, der Munition ic. der Stamm von 4 in Griechenland völlig auszubildenden Corps , beſtehend aus 28 Infanteriſten , 28 Artilleriſten , 28 Scharfſchüßen und 30 Fågern , in Summa mit Kepbalas nur 125 Perſos

nen (26 Preußen) 7, da die Maaßregeln der franzöſiſchen Regierung verhinderten , die Corps , von denen jedes aus 40 Mann beſtehen ſollte , vollzählig zu machen . Die Erpe dition erhielt eine von den Griechenvereinen geſtiftete prach tige Fabne , auf welche die Strieger nach Vorleſung der

Kriegsgefeße den Eid ablegten. Die ſchönen Hoffnungen, welche man auf dieſe Erpedition repte , wurden leider nicht erfüllt. Theocharis Kepbalas , aus Cheffalien gebürtig,

ein eigennúßiger , ſelbſtſüchtiger Mann ,1 wollte ſich zum Befehlshaber aufwerfen , und dann an der Spike dieſes

Philhelenencorp8 in Griechenlaud , eigennúßige Zwede verfolgend, eine große Rolle ſpielen . Der größere Theil der Philhellenen widerfekte ſich aber dieſem Unſinnen , um ſo mehr , als Kephalas weder natürliche Anlagen noch Kenntniße zu einem ſo wichtigen Poſten befaß. Kurz nad

140

der Landung zu Staſtri,I an der Hydra gegenüber gelegenen Stüſte von Argolis , am 6. Dec. 1822 , kam es daher unter dieſem Philhellenencorps zu einer förmlichen Empórung, worauf ein Theil die Fabne verließ , und in die Heimath

zurúdfehrte , die übrigen aber in kleinen Haufen die spulb :

inſel durchzogen , bis ſpåter der General Nikitas den größe: ren Theil derſelben unter ſeine Truppen aufnahm . Dieſe bedeutendſte Expedition , welche die deutiden

Griechenvereine abſandten , war auch die leßte , da ihnen 1

nun alle Häfen geſchloſſen wurden ; indeß unterließen ſie

nicht, einzelne Philhellenen fortwährend zu unterſtüßen, und den griechiſchen Regierungen oder Machthabern ſehr bes deutende Gummen einzubandigen .

In den folgenden Jahren vermehrte ſich die Zahl der Griechenvereine. In New . York in Nordamerika, in Haag , Hamburg , Stodholm und Paris entſtan den dieſelben im Laufe des Jahres 1823. In der lertge:

nannten Stadt errichtete zuerſt im Jahre 1823 die Société de la morale chrétienne einen Hülfsgusſchuß, und zu gleicher Zeit bildete ſich ein Hülfsverein in Marſeille.

2 Jahre ſpäter bildete ſich iu Paris die Société philan thropique en faveur des Grecs , unter den ! Herzogen Choiſeul , Fibiames , Dalberg , Larochefau: cault, dem Vicomte Chateaubriand, den Herren Lafitte , Pernaur , André zc. ,

welche ungemein

viel für Siechenland gewirkt hat,, und 1825 am 5. Sept.

141

ihre erſte Expedition abrandte. Audy in England bildete fic ein Verein , welcher viel Gutes geleiſtet hat. Im

Laufe des Jahres 1826 entſtanden die wirkſamen öffentlichen Griechenvereine zu Dresden , Leipzig ,1 Berlin (Siehe die Anmerkung Seite 127) und Münden , wo Si, Maj. der König Ludwig nicht nur einen Beitrag von 20,0.00 Gulden zahlte, ſondern auch einigen Offizieren die Erlaubniß gab , das bedrängte Griechenland zu unter : túben .

Die bedeutendſten Beitrage haben die Konige von Preußen und Bayern , der Herzog von Or leans und Herr Eynard *) gegeben. Das Meiſte für *) Ernard , Banquier in Livorno und Genfe fammt aus Frankreich , aus welchen Lande ſich reine Familie während

der Religionsſtreitigkeiten füditen mußte. Er iſt 1775 su £ yon geboren , uúð trug dort 1793 die Waffen als Bertheis

diger dieſer Stadt. 1795 gründete er mit ſeinem Bruder in Genua ein Handelshaus ; 1801 das noch jeßt in ſeinem Beſiß befindliche in Livorno , und ward dann durch einige

Unleihen , welche er übernahm , und durch kaufmänniſche Geſchäfte , ein reicher Mann.

1819 baute er reinen präche

tigen Pataſt in Genf. Der Großherzog von Doskana hat ihn geadelt , der Sönig von Bayern ihm den Berdienſtorden verliehen. Eynard iſt ein schöner Mann , liebenswürdig

im Umgang , und ein Helfer aller Nothleidenden ,

142

Griechenlands Wiedergeburt hat indeß der große Cana ning gethan , der die Weltgeſchichte unter ſeinen Scepter zwang , und auch noch nach ſeinem Tode in den von ihm

eingeleiteten Ereigniſſen fortwirkte. Die bedeutenderen I, guf griechifchem Boden wirkenden Philhellenen , als Byron , Church , Cochrane, Stanhope 1, Gordon , Fabvier , Voutier 1, Raps baud , Norrmann , Heydedil., werden wir im Verlauf dieſer Geſchichte noch oft nennen , jeßt aber iſt es

Zeit , nach Griechenland zurück za kehren ; wir wer : den uus zuerſt 'nach ſeinem Norden , und zu Ali pa: fopa , welchen wir in ſeinem belagerten Seeſchloffe und in Unterhandlungen mit den Lürfen und Sulioten verließen. 1

143

1

Zweiunddreißigſtes Kapitel. Der Sultan Mahmud gab Befehl, den ufi zu Bekriegen . Seine Weſfire ruft er ein , und macht ſie reiſefertig , And ſtreng befiehlt er ihnen an , zu geh'n , ihn einzuſchließen , Und wenn ſie nidht vollbringen das , niemals zurück zu Fehren . Als uit 7 Parcha das gehört , hat er ſido rehr betrübet,

Er legt den Kopf in feine Hand, und fieht tief in Gedanken , Muftar . Þarda , Beli, Pardha , die läßt er beide holen .

und ſpricht zu ihnen im Geheim , inmitten des Pauaftes : meine Kinder , habet ucht , und nehmt an mir ein Beiſpiel!

Der Sultan ift auf midi erzürnt , verſtößt aus ſeiner Guld mich .

.

Bater , darum ſorge nicht! Sei ruhig und bedenke ,

Der Reichthum , den wir haben hier , wird fidhern Schuß dir geben. -

Auf meinen Reichthum bau ' ich nicht , noch trau ' ich meinem Seere ,

144 Doch meine Hoffnung ruhet feſt noch auf der Griechen Armen. , Sie find mannhaft und hodigemuth , treu und von Hedenſtärker und unter allen die zumeift , die meine Unterthanen. Sie haben immer mich bekämpft mit großem Heldenmuthe , und kämpfen noch zu dieſer Zeit in Ugrapha nnd Baltos. Saum erſt den dritten Theil hab' ich von ihnen unterworfen , und die erobern uns ein Land drei Mal ro groß als meines .

So müſſen wir den Griechen denn die größte Huid erweiſen , und Freiheit ihnen geben auch , wie ſie die Franken haben ; Denn die res Volk der Griechen iſt den Franken zu vergleichen ;

Wer ſie ; u unterwerfen hofft , der hat ſido rower betrogen. "

Seht doch das große Beiſpiel an von jenen Suiioten , Nicht von den Männern nur allein , auch von den tapfern Frauen. Sie haben vor der Sklaverei den Tod ſtets vorgezogen , So oft ich ihnen immer bot mein Geld und meine Waffen . (Griechiſches Volkslied , überregt von W. Müller.)

In Mittele und Nordgriechenland haben wir ießt über mehrere Parteien (vergl. stap. 24.) zu berichten : nämlich über die daſelbſt für die Fahne des Streuzes , nach dem Beiſpiel ihrer moreotiſchen Landsleute , ſich erhebenden Griechen , dann über den Rumili Waliffi Shurſhid

Pardha, und über das Beginnen der Türken bei dem

145

Uusbruch der Inſurrection in Hellas, brittens über die Sulioten , und endlich über den immer noch tapfer fidy vertheidigenden Greis Ali Parcha von Jannina. Wir beginnen init dem Leşteren , mit deſſen Schidſale alle te eigniſſe in dieſen Landſchaften verknüpft ſind . Wir erzählten , daß Ali : Paída dem Rumili: Walliri ein Ultimatum übergeben , und daß die Bewohner von Suli mit Betir Dichiofador zu Nikoplis in Unterhand .

I

Jung getreten ſeien . Ali's Erlaß wurde anfangs augs weichend beantwortet , da der Rumili: Waliſſi erſt Er .

kundigungen eingieben und überlegen mußte , ob es in der damaligen bedenklichen Lage des túrf. Reichs und beſonders

der griechiſchen Provinzen , rathſam ſei, das Aeußerſte zu wagen , und gegen den eingeſchloſſenen Satrapen einen

Belagerungskrieg zu eröffnen , welcher ihn binlänglid bes häftigend, es unmöglich machte , nach anderen Seiten thátig zu ſein. Die Pforte batte ihm den stampf gegen

Ali anbefohlen , und er ſelbſt fah auch wohl ein , daß.ro lange All in Jannina hauſte ., an feine Pacification Nord:

griechenlands zu denken ſei. Er entſchied ſich endlich für die Belagerung , brach die Unterhandlungen ab, und ſandte Uli den Befehl : die Waffen niederzulegen und ſich innerbalb

24 Stunden vor dem Zelte des Seraskiers und Nuinilis Waliſſi einzufinden. Man wollte ihm alsdann ſeinem has

ben Range gemäß ehrenvoll nach Konſtantinopel geleiten lafen , wo er ſeine Beſchwerden bei dem Sultan anbringen IV.

146

und ſich vor dem Divan vertheidigen könne . Solche über:

müthige und hinterliſtige Bothſchaft wurde von den Schloſ ſern Ali's mit Kanonenſchüſen beantwortet und der Krieg begann von Neuem. Mit den Sulioten , welche nur noch die Ruinen ihrer

früheren bedeutenden Völkerſchaft vorzuſtellen ſchienen , be. fahl Churſchid ebenfalls wenig Umſtände zu machen ; auf reine ungeheuern Streitkräfte vertrauend , glaubte er dieſe

Felſenföhne bald aus ihrem Gebirge zu vertreiben. Außer einer Amneſtie'wurde daber den Sulioten nichts zugeſtan den ; fie follten gleich den Inſelbewohnern des Archipela: gus unter dem Vefehl des Kapudan Paſcha ſtehen , Rajah des Sultans ſein , und Steuern zahlen , wie die übrigen Griechen . Als Unterpfand ſollten ſie zwanzig Geißeln ſtels len , und zwar innerhalb 4 Tagen , widrigenfalls man ſie in ihrem Gebirge angreifen würde. Es war vorauszuſe:

hen 1, daß die.Sulioten eher den Krieg , als ſolche Beding." 1

gungen wählen würden. Die Abgeordueten kehrten am 26. Márz nach Suli zurúd , indeß die während der Unter: handlungen zur gegenſeitigen Sicherheit geſtellten Geiſeln wieder ausgeliefert wurden . Mittlerweile war in Suli folgendes Schreiben Alis Paſcha's eingegangen . „ Ali -Parda an die Sulioten !

Meine geliebten Sulioten , ich grüße Euch herzlich ! Wenn ich Euch Anfangs die Feſtung Kiapba noc vorenthielt,

147

welche ich mich verpflichtet hatte Euch zu übergeben , lo ſucit die Urſache nur in der Unmöglichteit, in welcher ich mich bisher befand , die dort bewahrten und bewachten vielen Gegenſtände auf mein Seefdloß zu bringen. Da aber Eure Palikaren , welche ich wie meine Kinder liebe, es wünſchen , ſo habe ich meinem Befehlshaber in Stiapha

geſchrieben , daß er Eurem Begehren genügen ſolle. Er wird mit nicht mehr als 30 Soldaten in einem der Feſtangss

thürme zurückbleiben , um dort die Gegenſtände in Ohhut zu nehmen , bis fich irgend eine Gelegenheit findet, daß ich dieſelben wieder an mich bringen kann. Ich habe Euren Kindern ( Geifeln ) gezeigt , wie ich dreibe , daß man Euch die Feſtung übergeben foll , und ſie haben ſich alle unge: mein darüber gefreut. In dieſer großen Freude haben ſie

mir zugeſchworen , daß , wenn irgend einer ihrer Våter ober Verwandten den mit mir eingegangenen Verbindlich: feiten und feinen Verſprechungen nicht genugte , ſie meine Rache übernehmen und ihn erſchießen würden. Meine Kins der , habt Vertrauen zu mir , und nehmt die Feſtung mit der gehörigen Ordnung und Disciplin in Beſit , damit von den Gegenſtånden , welche ich in derſelben verwahren laſſe, nichts geraubt werde , oder ſonſt verloren gehe. Am erſten Tage ziehe nur eine Phara ein ; am folgenden die zweite, und wenn ſo endlich die vierte eingezogen iſt , ſo laßt zum Zeichen Eurer Freude und unſeres unverleglichen Vůnd:

aiffes 100 Kanonendule erfchallen . Meine geliebten Gu. St 2

448

Hoten ! Indem ich Euch die Feſtung übergebe , made it Eudy die in derſelben befindlichen Borråthe an Munition nr Lebensmitteln zum Geſdenf. Zugleich gebe ich mei nen Enkel in Euren Schuß , und bitte Euç , ihn mit den Felden Sorgfalt zu behandeln , wie ich dieſelbe gegen Emre Stiuper beweiſe. " Ali . Janina , den 20. März 2011,

Die Leſer werden ſich aus den vorhergehenden Cheiken erinħrrn , wie oft die Sulioten die ihnen ſo wichtige FA ſtung Stiapba, welche das ganze Gebirge beherrſøt, mit Oite und Gewalt don uli :Parca reclamirt batten , die $

mais aber zu Ihrem Zweđe gelangten . Jeßt ourd ionen dieſes anſæårbare Vollmert mit ſåmmtlichen BOB

råtfen angeboten , und lie fáumten feinen Augenblid, das Koſtbare Geſchenk anzunehmen ; denn jenen Bedingungen , welde Belir - Dídiofador ihnen vorgelegt , båtten ſie sio bom nicht unterworfen. Ali wünſchte Srieg ; den voltm aud pie. Die rúdfehrenden türkiſchen Geiſelu brachten fbrem Anführer die Nachricht, daß die Sulioten alle Por

folåge verworfen , und bald darauf meldete der Sandnes donner von der Feſtung Siapha Ali den Einzug ſeiner Vers bündeten , und den Eürken des Churfhid 1, daß die Entios I

ten gerüſtet ſeien und ſeinen Angriff erwarteten.

Wir haben jeßt das Speciellere über den Aufſtand der Cbriſten in Mittel- und Nordgrieden land zu berica ten . Die Inſurrection trug hier ein ganz anderes Geprägt, als in Morea. In dieſer Halbinſel ſahen wir eine wirkliche alla

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gemeine Empörung ; dieſe brach eigentlich in Mittel -Grtes denland, Theſalien :c. im Jahre 1821 nicht aus , aber – jie -

beſtand ſchon . Solange Ali- Parcha mit den Sulioten gefämpft

batte, fo lange er jeßt ſelbſt bekämpft wurde , befanden fid Kellas , Theſſalien und Epirus in Bewegung. Ueberal

herrſchten Feindſeligkeiten zwiſchen den Chriſten und Tits

keu, uur darin nahm dieſer Kampf eine andere Wendung, daß ſeit dem Ausbruche der Inſurrection in Morea de griechiſchen Chriſten einen edleren Zwed verfolgten. Frus ber hatten die Armatolen und noch mehr die eigentlichen

Klephten mehr gefämpft , nur um zu kämpfen ; ſie hatten krigen andern Zweck , als den nådſten 1, ſich zu bereichern, den Feinden ihrer Religion Schaden zuzufügen , und lich an ihnen zu rächen . Jekt hatten die Moreoten die Kreuzesfahae aufgeſtedt und erflárt , daß ſie für ihre Nes

ligion , für die Freiheit und unabhängigteit ihres Vatera laudes die Waffen ergriffen. Dieß wurde nun auch der Zwed der Streiter in Hellas. Die Kreuzesfahne erſdien und utes , bereits der Waffen kundig , folgte derfelben . Dieß iſt der allgemeine Charakter des Aufſtandes in Hellas und Cheffalien , welcher weniger denkwürdige und große

artige Ereigniſſe bewirkte , als der in Morea . Denn wenn gleich die Zahl aller bewaffneten Griechen in Hellas großer 1

war , als in Morea , fo waren ſie doch mehr zerſtreut und

zu ſchwach gegen Ehutſchids furtbares Feldlager bei Jans olag von 40,000 Mann einen Angriff wagen zu können .

150

In den übrigen Kantonen fanden ſich aber wenig Feinde, weil der Seraskier alle Túrken zur Vernichtung Ali : Pu: ſda’s aufgeboten hatte. Die Feſtungen waren beinahe ganz entblößt von Vertheidigern , und ſo zeigte ſich eigentlid nirgeud ein Kampf , als wenn Churſdid ein Corps ſeiner Armee nach irgend einer Richtung ausſandte. Alle dieſe Streifzüge famen den Cúrfen theuer zu ſtehen. Aus die größeren Heerabtheilungen konnten nicht ohne bedeutenden Verluſt die Gebirge pafſiren , und mehrere wurden gänzlich zerſtreut oder vernichtet. Als die Begebenheiten von Patras in Epirus bekannt wurden 1, ſuchten die Türfen aus allen griechiſchen Ditjdafs ten , ſo weit ihre Macht reichte , Geifeln zu bekommen, welche dann in der Feſtung von Arta eingeſperrt wurden, indeß konnte audh dieſe früber wirkſame Maaßregel jest

wenig mehr helfen. Ueberall börte man nur von Mord und Todtſchlage; die Unterwelt hatte ihre Schreden ver: loren , und der Klephte gab, um dem Allgemeinen zu diez

nen , Gattiu , Bruder und Kinder Preis , deren Leben er doch auf keine andere Weiſe ſichern konnte , als wenn er fie 1

von einem Gebirge zum andern flüchten ließ.

Wir haben in den Engpåffen von Kumfahadez und ſpá: ter in Patras einen Parcha, Juſſuf , kennen gelernt. Nachdem fich dieſer türkiſche Häuptling von ſeiner Flags

Ilden Niederlage, bei Kumſchadez wieder erholt, und die Sulioten die Geiſeln zurücgeſandt Batten, begann er eine

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Streifzug, durch die den Sulioten nahe gelegenen Ortſchaf ten , ohne jedoch das Gebirge ſelbſt anzugreifen. Er nahm hier fürchterliche Rache an den unſchuldigen griechiſchen .

Bergbewobnern , und wollte die Schande, von den Sulio: ten überwunden zu ſein , im Chriſtenblute ertrånken, Schande auf Schande håufend. Kandcha ,1 Philippiada,

Eleuthero - Chorion und Lacca wurden geplundert , die Männer aufgeknüpft und Weiber und Kinder auf die Sila: venmárfte geſchict. Für dieſe Heldenthaten hatte er in dem Lager Churſchids vor Jannina die Ernennung zum Paſcha von Negropont erhalten , und wollte nun mit ſeinem Corps von 300 Mann über Arta , Vrachori, Lepanto und Livadia nach ſeinem neuem Paſmalik marſchiren , indeß ließ ihn die überall ausbrechende Inſurrection nicht dahin gelangen. In Miſolunghi erfuhr er den Aufſtand in Patras , und ſei es nun , daß er dazu befehligt war , oder daß ihn Prún : derungsſucht dazu beſtimmte, er benußte eine geſchidte Se: legenheit , um von Lepanto aus zuerſt nach dem Morea Schloß der kleinen Dardanellen überzuſeßen und ſich von dort in die Citadelle von Patras zu werfen . Wie er in dieſer Stadt wüthete 1, iſt bereits erzählt worden.

Während dieſer Zeit hatte Churſdid durch Beſtechun gen und Verſprechungen dem belagerten Ali einigen Scha :

den zugefügt, indem er einen ſeiner Hauptleute , Meho Abbas , gewann , welcher mit etwa 50 Munn , die , nach :

dem ſie die Waffen niedergelegt hatten , Verzeihung und

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die Erlaubniß erhielten , nach Hauſe zuråd zu lehren, die Feltung heimlid verlaſſen hatte. . Auf dieſelbe Weiſe gog ex aud noch 400 Ulbaneſer aus der Feſtung, welche Uli

ungebindert ziehen ließ, denn ſie verminderten die Babt der Stonſumenten und er wurde in ihnen die Mißvergnügten 108. Cburſdið dagegen mußte es balo bedauern , daß exe Tid dieſes Mitteld bedient batte , den UnúberminSliden zu rowadheu ; denn kaum waren die Urnauten in ihre Heimarb

zurückgekehrt, als ſie išre Landsleute zum Aufſtand bewegtea , und daburch iin Rüden der türkiſchen Urmee derfelben feber verberblich wurden ,. und vielen Abbruck fbaten .

All reste indeß mult uubezwinglider Wuthe feine Vere tbeldigung fort ; er war frant , aber er ließ ſich auf die Wille tragen und ertheilte son ſeinem Seffel betab au

frine Krieger die nöthigen Befehle, indeß die feindliden Sugeln uin und neben ihm einſölugen . Dieſer beldenſiun bei dem durch ſo mannigface Leiden gequälten &sidbris giu Greiſe gewann ihm alle Herzen ſeiner Soldateu , degen er noch außerdein jede Beſchwerde reidlich belobute.

Wie

grauſam und unmenſdlich auch der Eprann früher gewefen fein mochte 1, hier erſchien er in hohem Grade verehrungslo

würdig. Iſt es zu verwundern , daß er bei der Entwidlang dicies feltenen Heldennithes die fdine, junge Vaflilta,

welche wir ſchon früher erwähnten , fortdauernd ſo ſehr feffeite , daß ſie ihn zugleich mit der Liebe einer Freundin,

cluer Gattiu und einer Touter pflegte , und wenu es die

153

Nott galt, ganze Nichte mit lhin ſchrieb und arbeitete. Mehr als alle Schönheit erwirbt wahrhafte Minnertugend die Gunſt und Liebe der Frauen. Die Geſchicklichkeit lebar nes Artilleriechefs , Caretto , eines vormaligen neapolitas

ulfchen Offiziers, welchen wir ſchon früber genannt babent, mußte ihn oftmals zur Beluſtigung dienen . Sowar eins der Stanzler des franzöſiſchen Sonſuls tu Preveſa gur uu . dirag bei Churrctid. Alt hatte durch ſeiu Fernrohr den fremden in das Zelt feines Gegnert treten ſehen , und elimo gefchiæt geworfene Bombe machte der Audienz eju varsa

Idinelles Ende. Elu ander Mal beinerkte Ali eine Anzahl fránfiſder Difziere, welche , auf einer Prag zuſammens ſtehend , fein Schloß mit Letestopen beſcanten. Plößlich fuhren eine Menge Kugeln unter fie. „ Man muß dieſen

armuſeligen Berichterſtattern , " ſagte uii , prdie Luft ber 1

uchmen , an deu Tháren zu bordheu " . Der Aufſtand der Griechen in DDTalien und Epirus, Hum Ehell noch durd ull's Geld und ſeine Emiffaire bo förbert, debute ſich iudeß immer weiter aus , und mehrere

Häuptlinge , als Demetrlus Kontojannis, Herve G lo ras , welcher ſpäter za Utben ſich einen berühmten Namen

machte , und jeßt auf dem Othrye eine Armatolenſchaar befehligte, Diovonutis , Klephtenhäuptling des Parnaſ fus , Diamantis , und der den Lefern ſdhon bekannte bouffeus faloßen untereinander ein Schuß- und Cruise bindalf. Wir Vaven con fruøer erzájlt, wie die Dige

154

der Paſchas von Eubóa oder Negroponte das unglückliche Ebefalerland ſo grauſam verwüſtet hatten , jeßt ſtand ein Racher dieſer Sdyandthaten in der Perſon des Diakos ,

Protopallifaren des Hauptmanns Odyſſeus auf, und růtte mit 3. o Mann , denen fich noch eine große Anzahl Se: birgsbewohner anſchloß , von den Bergen gegen Lis vadia vor.

In livadia , oder wie es die Türken nennen ,

Pe:

badea , in der alten Landſchaft Bootien , befand ſich ein

Gouverneur des Paſcha von Negroponte. Die größte Angſt bemeiſterte ſich dieſes Menſchen , als er das Herannaben der Griechen vernahm ; durch eine Entwaffnung der chriſt: lichen Bewohner von Lebadea , und indem er die Bande des Diafos für vogelfrei erklärte , glaubte er ſich zu ſou:

Ben , indeß Diakos dem Bruder des Saimafans von le: badea zwiſchen Theben und Lebadea einen Hinterhalt legte, die Lúrfen , welche er anführte , theils niedermeßelte, theils zerſtreute , das Gepäcke eroberte , und den Bruder

des Gouverneurs ſelbſt zum Gefangenen machte. Det Staimakan in Livadia hatte die Primaten der Stadt verbaften

und ihnen mit dem Galgen drohen laſſen, wenn ſie nicht an Dialos ſchrieben, die Gefangen frei zu laſſen . Diafos (drieb

zurüc , er wolle dieſem Begehren geuügen, ſobald die Pri: . maten zur Auswechslung nach ſeinem Hauptquartier ju Daulis geführt wurden , und der Kaimalan Lebada verlaſſe.

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Der Türfe mußte alles genehmigen , hatte ſich aber por ſeinem Abgange noch mehrere fleinliche Niederträchtig:

feiten zu Schulden kommen , und ſogar mehrere Chriſten aufknúpfen laſſen . Dieß erbitterte den griechiſchen An: führer dermaßen , daß er dem Abziehenden nachrekte, bei einer Brúce úber den Parmeſſus einholte , und ihn mit ſeinem Bruder und 150 dieſelben begleitenden Spahis nie :

derſchießen ließ. Hierauf wandte er ſich mit ſeinen Klephs ten uud den Primaten von Livadia nach dieſer Stadt , bes rekte das Kaſtel, und ließ den Lürfen ,1 welche die Schånd : lichkeiten des Kaimakan unterſtüßt hatten, die ganze Nache

reiner' aufgeregten Klephten empfinden. Die Wohnungen der Moslims wuti e geſtürmt und geplündert , wo ſich ein Túrke reben ließ , derfelbe niedergeſchoſſen , und der

ganze Bezirk von der feindlichen Nation geſäubert. Ueber. 5000 Muhammedaner verloren bei dieſem Blutbade ihr leben ; wie es oft geht , der Unſchuldige mußte mit dem Schuldigen leiden . Von den Ufern des Sperchius bis zu den Gränzen von Uttifa gerieth Alles in Bewegung; man fabelte, daß die Mutter Gottes ſelbſt dem Kapitan Dialos in einer Grotte , in welcher ſpåter aud ein Mönch ein Marienbild

gefunden , erſchienen ſei, und ihn zu ihrer und ihres Soh: nes Vertheidigung aufgefordert habe. Selbſt die Mönche

-griffen zu den Waffeu , und ſchon hörteman auch in Attifa und Phocis das deŭte taiges Tür 'Eldrwx erſchallen .

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Alle Engpäſſe wurden bereßt, auf allen Bergen wurden die Streuze des Erlóſers aufgerichtet , und man erbehtë

nicht vor der Nachricht , daß Churſchid ein bedeutendes Eorps gegen die neuen Juſurgenten abgeſendet habe. Au die Uetolier hatten die Waffen ergriffen , im Rüden

lag der ſchon als frei zu betrachtende Peloponnes , und der tapfere Odyffeus ivar erſchienen , um die Angriffe 31 leiter .

Uin die Mitte Aprils war ganz Attila unter den

Waffen , und die Türfen hatten ſich in ihre Städte meill nach Athen zurückgezogen. Bis jert hatten ſich hier die Griechen noch mit kleinen Räubereien begnügt , wobei ſie jedoch den Türken fchon manden bedeutenden Schaden 2018 fügten , als aber um dieſe Zeit die Nachricht von den

Blutſcenen in Konſtantinopel und der Ermordung des Das triarchen Gregor eintraf, fürchtete der Stadi von Atheo Das Aeußerſte , und ließ die griechiſchen Primaten von Athen 1, noch ehe ſie von dieſen Gräuelſcenen nnterrichtet Waren , einen feierlichen Eid ablegen , ihrem gerermäßigen

Serrn , dem Sultan, treu zu bleiben. Ob eine ſolche Uebers litung die Griechen binden mußte , wollen wir hier nicht

unterſuchen ; genug , fie that es nicht, wie wir bald feben - werben .

Bei dem Stadi von Athen war indeß die Nadridt eingegangen , daß ſich in der Nähe von Marathon ein fohlecht bewaffuetes Klephtenkorps gelagert Babe ; mit einis

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sen hundert Mann glaubte er dieſe elenden Ndaber gente

ftreuen zu fönnen , und 800 türkiſche Soldaten , welche ibre Bangigkeit mit Koranverſen , die ſie fortwährend laut bex beteten , niederſchreien wollten , machten ſich dahin auf den

Weg. Der elende Näuberbaufen beſtand aus 1200 Orie : ben , welche die Türfen angriffen , vollſtändig folugen, and faſt zugleich mit den Flüchtlingen vor Arben anlang ten . Der Kadi mit ſeinen Lürken flot unter allen Grau:

famkeiten , welde er noch auf der Eile ausüben konnte, in Die Akropolis , und vermauerte ſich dort, indeß die Gries den die Stadt ftúrmten , die noch zurúdgebliebenen Lúte fen niedermachten , und ihre Wohnungen plünderten. Die

Stadt wurde darauf vou den Griechen beſeßt, die Feſtung blofirt , und Megara und Eleuſis (Levſina) ſtedten , ſobald ſie die Einnahme Athens vernahmen , die Streuzesfahne auf. 1

So glänzende Erfolge mußten den Muth der Griechen

ungemein erhoben alle Ortſdaften, welche auf der Straße oon Theben nach Athen bis Korinth lagen , wurden zum

Aufſtand - bewogen , ja die Stadt Sorinth ſelber wurde befekt , und die Hochburg , in welche ſich die erſbrodenen Túrten geflüchtet batten , belagert. Die augenblidliche

Entſeßung dieſer Feſtung durch die Erpedition des Juſuf Paſcha undden Kiaja : Bey des Seraskiers haben wir S

fdhon früher erwähnt.

Den größten Einfluß auf die Ereigniſe in Hellas- batte die ſchon erwähnte Erfbeinung der grieciiben Flotte in

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dem Meerburen von Lepanto. So weit inan von den Ge: birgen herab ihre Wimpel ſehen und den Donner ihrer Stanonen hören konnte , wirfte fie gleich einer Proflamas

tion , und rief Alles zu den Waffen. Mifíolungbi war die erſte der åtoliſchen Städre , welche die Spreuzes:

fabue von ihren Mauern wehen ließ , und zugleich mit ihr geſchabe dieß auf der Seefeſtung Anarolifo. Ale Dór: fer folgten dem Beiſpiele der Miſſolunghioten ; es bildete ſich ein Heerhaufen , welcher den Túrfen nachſpührte , und da überall die Moslims in ihrer leßten Stunde an deru Heiligſten , an Prieſteru und Stirchen, ſich vergriffen batten,

wurde ohne Schonung gegen die Feinde verfahren. Ja Vra chori, wo ſich die Türfen und Iuden bei Annaberung der Infurgenten in dem Schloſſe des Woiwoden und noch andern feſten Gebäuden verſchanzt hatten , mußten ſich dieſelben aus Mangel an Unterhalt auf Snade und Ungnade ergeben , was auch in 3 apandi, einem Dorfe oberhalb Vrachori, geſchah. Die Muhammedaner wurden zu Rajahs (Sklaven) der Griechen gemacht und nad Unas toliko gefandt , um dort die Schanzarbeiten zu verridteu ; in ihr Eigenthuin theilten ſich die Sieger. So war in weni: gen Tagen ganz Aetolien von ſeinen Tyrannen befreit. Wenige Stunden öſtlich von Lepanto liegt , oder viel:

mehr lag die kleine Stadt Galaridi, ein durch Handel und Schiffahrt zu einem erfreulichen Wohlſtande gelangter

Stapelplaß.

Die Primaten dieſer Stadt batten zwar

159

nicht die Kreuzesflagge aufgepflanzt , indeß gerieth der Ort durch ſeine rein chriſtliche Bevólterung in eine ſehr bedenkliche Lage , denn es war der einzige chriſtliche unter den vielen

türkiſchen Feſtungen ungStádten am Golf von Lepanto. Lepanto und Salona liegen im Angeſicht der Stadt, und das Schidſal des Drts war vorauszuſehen . Die Hydrioten riethen , als ihre Flotte im Golf erfchien , den Einwobnern von Galaridi , nad mifTolunght auszuwan : bern , ſich für die Sache des Kreuzes zu erklären und ihre Sdiffe der allgemeinen Kriegsflotte anzureihen . Die Hus drioten ſelbſt erboten ſich bei dem Transporte der Mobie lien nach Miſfolunghi behúlflich zu ſein , und die Flotte der Galaridioten zu eskortiren. Solcher patriotiſchen Anerbies , ten nicht gewohnt , trauten die Griechen von Galaridi den Hydrioten nicht, und glaubten , daß irgend eine verderb : liche Liſt im Hintergrunde verborgen fei, endlich meinten fie auch , daß die Türken ihre Neutralitåt achten würden, und daß ihre zwar nur ganz unbedeutenden Verſchanzun : gen und Mauern einen nicht gar zu heftigen Angriff , wel: der nicht eben zu befürchten ſtand , jurúdweiſen könnten . Noch nicht ein Mal zu einer Ausbeſſerung der Wille , oder

zur Errichtung einer Hafenbatterie waren die Primaten zu bereden , ſie fürchteten , daß ſie dieß bei den Túrken ver. dáchtigen könnte. Was indeß das Schicral ihrer Stadt ſein werde , konnten fie fchon daraus abnehmen , daß das ingliſde Linienſdiff Cambrian , welches die Flotte des

160

Karuban Paída aus ihrer gefdhrlichen Lage geriffen hatte. por Galaridi erſchien , den Hafen unterſuchte, und die Flotte der Stadt , aus

Fahrzeugen beſtehend,

gle, beſichtigte. Bei dem guten Ver..Saen , man fónnte ſogar

{agen, bei der Freundſchaft und ulianz, welche damals zwi fchen den Lúrfen und Engländern beſtand , konnten dieſe Forſchungen des engliſden Soiffes nur auf einen nahen

Ungriff gedeutet werden. Ehe wir indeß hier die weiteren Ereigniſſe verfolgen,

müſſen wir uns noch ein Mal nach Norden zu Ali, Ebut: roid , und dann aud zu Diafos und Dorffeus in Theſalien wenden. All's Poſition beſtand, wie wir uns

erinnern werden , aus dem Schloße Litharika , dem .

Seeld 10 ß oder der eigentlichen Feſtung und der Seeir, ſel, wir wiffen ferner , daß Churſhid einen Angriff auf

die lettere beabſichtigte, und fic dazu Hydriotiſche Barken und Beratung vou der Flotte des Stayudana : Bey fornien ließ ; wir iperden ſogleich ſehen , welchen Erfolg dieſes lin: ternehmen hatte. Ali batte einen Fehler darin begangen, baß er der griediſden Bevólferung dieſer kleinen Juſel

bei dem Beginn der Velagerung nicht den Abzug bewil ligte. Dieſe unglúdlichen Menſchen mußten mihrend der ganzen Belagerung die größten Leiden erdulden , und wurs den bei wenigen Nahrungsmitteln nocznin Arbeiten an den ſchadhaft gewordenen Berſchanzungen gezwungeit.

Nichts fonnte, fie aus dieſer trúbſeligen Lage erldſen , als

161

der Untergang ihres Tyrannen , und ſie waren daher be: reit dem Rumili Waliſi, welcher ihnen feinen Schutz zu : geſidert hatte , auf jede mögliche Weiſe zu nůßen. Sie

beſtachen auch den Commandanten , ſo daß die Türken, bei ihrer Landung auf den hydriotiſchen Barken , die kleine Inſel ohne Schwertſtreich in Beſitz nehmen konnten.

Aber auch hier zeigte ſich die Treuloſigkeit der Tür ken und ihre Barbarei wieder in ihrer ganzen abſcheuli chen Größe. Das auf der Nord(piße der Inſel gelegene

griechiſche Dorf, in welchem ſich die ganze Bevölkerung die: jes elotnen Eilandes, etwa 700 Seelen , befand, wurde geplundert. Die betrogenen Chriſten hatten die gróbſten Mißhandlungen auszuſtehen ,1 die Kloſter und die Kirchen wurden erbrochen , die Koſtbarkeiten geraubt ,1 die heiligen Hoſtien den Schweinen vorgeworfen , die Marienbilder zer: treten , und zuleßt die Kirche in Brand geſteckt. Frauen und Mädchen mußten den Luſten der wilden Soldaten die:

nen , und jede Widerfeßlichkeit ſtrafte der Tod. Hernach .

ward die ganze Einwohnerſchaft zu Sclaven gemacht und in dem Lager des Churſdid verkauft. Endlich machte ein menſchenfreundlicher Anführer der

Túrken dem ſtolzen Churſdyid Vorſtellungen , wie bei dein gegenwärtigen Zuſtande des túrtiſchen Reichs ein ſolches

rútſichtsloſes Verfahren die traurigſten Folgen haben wer: de , indem ich nun eben ſo wenig die noch übrigen Bewoh : ner der . Befeſtigungen Ali's gutwillig ergeben , als die be: nachbarten noch in Ruhe verharrenden griechiſchen Dörfer IV .

162

und Städte fáunnen würden , zu den Waffen zu greifer. Dieſe eben ſo wahren als leidyt begreiflichen Gründe maco ten den erwünſchten Eindruck , und der Seraskier befah! die Gefangenen frei zu geben , aber ſchon ſtand dieß nicht mehr in feiner Macht ; die Soldaten weigerten līdy, ihre Beute fahren zu laſſen , ſo daß er zulent, zu feinem bit:

terſten Aerger, für jeden Gefangenen 250 Piaſter Ent: fchädigung zahlen mußte. 105,000 Piaſter wanderten auf dieſe Weiſe aus feiner Chatulle, und doch konnte er dem Paſca von Trikala eine junge Griedhin nicht entreißen, mit welcher dieſer Saptling , nachdem er fte gezwungen ihre

Religion abzuſchwören , ſich trokig aus dem Lager entfernte. Großmuthig konnte Churſchid nicht handeln , und er ſann nun auf Liſt wieder zu ſeinem Gelde za kommen. Omer : Vrione , Paſcha von Berat und Aulona, zeigte dem Rumili-Waliffi an , daß in der Stadt Kale

rites ( ſüdöſtlich von Jannina im Gebirge gelegen ) eine griechiſche Familie wohne , welche von Ali eine bedeutende Geldſumme erhalten habe , um diefelbe an die Inſurgen

ten za vertheilen. Der Primat der Familie wurde auf die Folter gebracht , man verlangte , daß er geſtehen ſollte 30,000 Zechinen , etwa 90,000 Thaler , von Ali empfan : gen zu haben , indeß war nichts aus dem Manne Heraus: zubringen .

Endlich rieth ihm während der ſchmerzhaften

Folter , wo man ihm ſiedendes Del anf die Bruſt gok, ein mit in das Complott gezogener Kerkermeiſter , anzuge

ben , daß er nur 10,000 Piaſter von dem Gelbe erhalten,

163

und daß das Uebrige in den Händen ſeiner Mitbürger

fei. Jellt wurden fåmmtliche Primaten von Kalarites eine gezogen und auf die Folter gebracht, in fie zum Ge:

stándniß zu zwingen ,1 daß fie von uli die 30,000 Zechi: nen empfangen hatte. Die Griechen ſahen wohl ein , daß ſie,

wenn ſie auch ein falſches Geſtåndiß ablegten und ſich zu der Zahlung der verlangten Summe verſtehen wollten, damit ein Verbrechen auf ſich nåhmen , welches fie und ihre Familien erſt vollends dem Verderben hingab , und To geſtanden fie nichts . Schon befanden ſich die Unglücks lichen unter dem Galgen , der Strick lag bereits um ih

ren Nacken , als Omer - Vrione dem diumili-Waliffi Vors ſtellungen machte , welche die glücklichſte Wirkung thaten , ſo daß die Primaten nicht nur angenblicklid, vom Tode losgeſprochen , ſondern auch bei Charſchid zur Tafel gelas den wurden. Den übrigen Türken war dieſe ungewöhne liche Milde gegen die Chriſten ein Gråuel, vor Alien I 8 : mael Pafo - Bey, welchen wir aus den früheren Bändchen bereits als einen blutgierigen , geldſüchtigen Menſchen kennen . Aus Konſtantinopel war ſo eben der neue Biſchof von Hieroineri angelangt , Pafcho-Bey ließ denſelben verhaften , gab ihn , weil er vorher in Korfir gelandet

war , als Verſchwörer an , und brachte es mit feinen Des r

monſtrationen , daß , was in der Hauptſtadt unter deur Ans gen des Großherrn geſchetre , awdy ihnen erlaubt fein müſte ,

dahin , daß der unglückliche Geiſtliche , fammt ſeinen Bez L2

164

gleitern , im Lager aufgeknüpft fund fein Beſitthum confil: cirt wurde.

Den Märtyrertod dieſes Geiſtlichen erlitten bald aud eine große Zahl andere , welche man in dem Bezirk von

Jannina auftrieb , ſelbſt der ſchon oft erwähnte ehrwür: dige Erzbiſchof von Jannina , Gabriel , wurde verhaftet. Indem man ſo eine Reihe - ſchåndlicher Verbrechen beging, welche durch die Vorfälle in der Hauptſtadt gerechtfertigt wurden , kam Churchid zugleich hinlänglich zu ſeinem durch

die Auslöſung der Chriſten verlorenen Gelde,denn außer den Kirchenſchåßen hatten die Geiſtlichen vieles Eigenthum ihrer Pfarrkinder in Verwahrſam , welches nun Ales con:

fiſcirt oder geraubt wurde. Parcho -Ben erhielt für ſeine ſo erfolgreichen Anſchläge große Belohnungen , und ſeinen Sohn ernannte man aus Dankbarkeit zum Paſcha von Prevera.

Da ber Belagerungstrieg gegen Ali-Parca, in der Art .

wie er betrieben wurde , dem furchtbaren Heere des Chuts

fahid wenig zu thun machte, zugleich aber die Griechen auf allen Seiten auch dem türkiſchen Lager gefährlich 34 werden drohten , fo beſchloß der Rumili-Walipt, unterdelen ein Theil ſeines Heeres die Blokade der Schlöſſer uli:

Parchas fortfeßen ſollte , den Kern ſeiner Truppen gegen bie an 10,000 Mann ſtarken Klephten und Armatolen auszuſenden und dieſelben gänzlich zu vertilgen. Die Armatolen des alten Akarnaniens in Drago:

meſtre, Xeromero $ 16. hatten fich bis jeßt noch nicht

165

für die Inſurgenten erklärt. Churſchid rahickte einen Ab gefandten nach dem lektgenannten Orte und ließ den Pri maten melden , daß er es für gut halte , ihnen , um je: den Aufſtand zu hindern 1, 250 Mann türkiſcher Truppen als Beſaßung zuzuſenden, für welche man Quartiere in Bereitſchaft halten ſolle. Die Primaten von Xeromeros,

welche das Verråtheriſche dieſer Maaßnahme Churſchids mehr fürchteten als durchblickten , ſtellten dem muhammes

daniſchen Heerführer vor , daß er ihrentwegen keine Bez forgniſſe zu hegen brauche, und ihnen alſo ſo wenig Trup pen als möglich zuſdicen mögé.

Demnach zog ein túr

Fiſcher Kiaja mit etwa 150 Mann in die Stadt ein.

Der Stajā hatte den Befehl den Griechen die Waffen ab zufordern , indeß die 400 Armatolen , welche ihn bei

ſeiner Ankunft bewilkommt hatten , ſchüchterten ihn ein, To daß er ſeinem Befehle nicht nachzukommen wagte. Als

kurz darauf die mißtrauiſchen Kapitaine mit ihren Schaa ren die Stadt verließen und in die Gebirge zogen , wur de dem Kiaja ſeine Stellung bedenklich, ſo daß er ſich

vom Churſdid Verſtärkung erbat und damit ſeine Streits kräfte auf etwa 1000 Mann brachte. Dieſe ſtarke Ein quartierung war für die Bewohner drückend, fie beklagten

ſich und Mißhandlungen galten als Beſcheid. Jegt flúcha teten ſich alle Griechen , die ſchåndlichen Plåne der Tür ten durchſchauend, in die Gebirge und in den Schuß der Armatolen , welche die Anhöhen und Schluchten in der Nahe der Stadt befekten .

!

166

Die Angſt des Kiaja wurde immer größer und er bat nodhmals um 4000 Mann Húlfstruppen. Die Griechen fingen den Tataren , welcher die Depeſdieu berbringen Tollte ,1 auf, und faften darauf den Entſdyluß , Geivalt mit Gewalt zu vertreiben , jedoch aber fid; nicht über die

Gränzen ihrer Gebirge zu wagen. Ismael Paída war init 2500 Mann im Anzuge, um dieſelben dem Kiaja zuzuführen und dann mit den vereinten Streitkräften die Griechen anzugreifeu . Diefe aber von den Aniqlågen und dem Vordringen der Türken unterrichtet, welche die Uns vorſichtigkeit begangen hatten , mehreren Ortſchaften ,

bið

Vradyroi hinab , ihre Ankunft anmelden zu laſſen ,1 be: ſchloſſen den Feinden einen Hinterhalt zu legen. Vars

nachioti, ein ſehr geivandter Armatolenkapitan , welớet, als Partheigånger , eben ſo geſchickt den Türken zu gehor: dhen wußte, wenn es feinen Vortheil galt , als lid ihnen zu widerſeßen , war unter denen , welche Churſdib , ais fie ihm ihre Hülfe gegen Ali Paſcha anboten , zurúdge:

wieſen und mit Drohungen entlaſſen hatte. Hierdurd wat er eben ſo ſehr gefränkt , als ſein Stolz beleidigt , und

er ergriff die Gelegenheit fich zu rächen. Sein Corps beſtand aus nicht mebr als 150 Mann , mit dieſen legte er ſich bei den Hohlwegen des Makrin -Oros in einen Hin: terhalt 1, überfiel den pligffa und iagte ihn , mit einem Vet: luſt von beinahe 400 Mann , nach Arta zurück. Es war zu erwarten , daß der Paſcha mit großeret

Vorſicht und bedeutenderen Streitkräften einen zweiten

167

Verſuch 'machen werde 1, in die Gebirge vorzubringen , und es zogen jetzt ungefähr 800 Maun unter den Kapitanen Hyskos , Stulnar is und Varn adiotis gegen ihn aus , griffen fein Corps muthig an und trieben ihn aber: mals mit großein Verluſt nach Arta , wo ſie ihn und noch 3 türkiſche Anführer 4 Wochen lang belagerten . Die In ſurrection hatte ſich indef durch- ganz Akarnanien und Ae:

tolien verbreitet , und alle Türken waren verhaftet und zu Raaiah's der Griech en gemacht worden . Von allen Bergen herab ray Churſdid bereits aus ſeinem Lager die Wachtfeuer der Grieden leuchten ,

und er fühlte nun

wohl, daß er das Uebel nur årger gemacht hatte. So un gern er es auch thun modhte , er mußte ſich zu einem Rúdſdritt bequemen , rief feine Truppen zurück und befahl die in Jannina eingeferferten Biſchöfe gegen Löſegeld frei zu geben , indeß war dieß Alles nicht ver: mógend die Griechen wieder zur Ruhe zu bringen , und

Omer - Vrione war im Dſten bereits in ſo fatale Händel verwickelt, daß er ohne bedeutenden Schaden nicht mehr 2

girůck konnte. Omer-Vrione hatte mit dem neuen Pardha vou Morea , Mohammed , welcher immer noch in Theſalien her:

unzog , einen gemeinſchaftlichen Angriffsplan beſprochen ; letterer ſollte ſich füdlider in Bootien und Attika den Kas pianos Guras und Diovo nutis entgegen ſtellen ,

ideß er ſelber die Schaaren des Diakos und Odyſſeus nie: bæießelu wollte. Dieſe beiden legtern griechiſchen Anfüh=

168

rer ſtanden mit etwa 1000 Mann in zwei Abtheilungen inte auf dem rechten Ufer des Sperchius oder der Hellada; er

felbſt hatte durch mehrere Truppenabtheilungen , beſonders TE aber durch 5000 aus Macedonien- angelangte Hülfðvölker, for feine Heerabtheilung, auf 8000 Mann gebracht. Obwohl es : dem Paſcha ein Leichtes fein konnte , mit einer ſo umer:

håltniệmäßig bedeutenderen Macht , den Feind aufzureiben, To hatte er dennoch aus Vorſicht ſein Corps getheilt; mit

der einen Abtheilung wollte er ſelbſt an dem gewöhnlichen Uebergangspunct über die Hellada , nahe an der Mündung derſelben , io mehrere Brúden über die verſchiedenen Arme des Fluffes gehen 1, die Griechen in der Fronte an :

INC

greifen , die andere Abtheilung ſollte eine Meile oberhalb dieſes Punktes über die Hellada geben und dem Feind in den Rücken fallen . Daſſelbe Manöver, welches ſchon Du rius an dieſer Stelle gebraucht hatte , 1um den Leonidas zu überwinden , gelang auch ihm . Es kam in dem Eng: paſie der Thermopylen zum Treffen , und, obwohl die Griechen , ſo lange die nach ihrem Rücken detaſchirte Trup. in penabtheilung noch nicht angelangt war , dem heftigen Ar: griffe Omer - Vriones mit Tapferkeit und Glück wiederſtar 94

1

deu , To entfiel ihnen doch der Muth , ſobald ſie ſich ult gangen fahen. Es war noch nichts verloren , wenn sie

Griechen nur alle von dem Heldenmuthe ihres Auführes beſeelt geweſen wären , denn es ſtand ihnen eben kein Her .

des -Darius entgegen , und die in ihrem Nůçen detalcite Abtheilung beſtand nur aus 500 mann. Es war indeb on

.

169

Klephten ploßlich alle Kampfluſt entgangen und ſie ergriffen nadı allen Seiten die Flucht, welche ihnen größtentheils nur durch ein Durchbrechen der türkiſchen Maffen gelin : gen konnte. Pouqueville erzählt den Kampf zwar glorrei cher für die Griechen , indeß mit großer Unwahrſcheinlich: feit. Wir haben dem folgenden Kapitel ein ſchönes gries

diſches Volkslied vorangeſtellt , welches unſere Angabe be ſtátigt. Sedjig Todte und Verwundete blieben auf dem Kampfplaß , unter den letteren der , von ſeinen Armatos len verlaſſene , tapfere Anführer Diakos , welcher von den unmenſchlichen Feinden geſpießt wurde und ſo elendiglich ſein Leben endete. Die Leicyname ber übrigen Griechen 1

wurden , den wilden Thieren zum Raube, unbegraben gelaffen .

Odyſſeus vernahm durch Flüchtlinge das Mißgeſchick und den Tod ſeines Freundes ; er beſchloß ihn zu rächen, und Alles zu wagen , * m dem Vordringen der Türken gegen Lebadea Sdranken zu ſtellen. Omer -Wrioue, wel cher in den Thermopylen an 600 Mann verloren hatte, war nach Bodonißa gegangen , wo er mehrere Eage blieb, um Verſtárkungen abzuwarten , auch glaubte er , das ihm

die vorhin erwähnte Erpedition nach Akarnanien bereits fiegreich entgegen kommen werde. Er wartete vergebens

und beſchloß nun ſeinen Zug nach Lebadea und Salona fortzuſeßen. Am 21 Mai wurde er auf dieſem Wege bei dein Khan von Gravi :. in den Ufern des Kephiſlos ,/ vou

Odyſcus mit 600 Mann überfallen , und es bedurfte der

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größten Anſtrengungen um die Griechen zu werfen , 'wel: die ſich nach Kapurnia , dem alten Cháronea , zogen , aber auch hier nach einem blutigen Kampfe mit bedeutendem Verluſte das Feld räumen mußten. 170 Griechen und an 70) Túrfen wurden in dieſen beiden Treffen erſchlagen .

Der Sieg. der Türken brachte denſelben (keine Vortheile ; ſtatt daß die Griechen durch denſelben hätten entinuthigt

werden ſollen , griff jest Alles zu den Waffen , um gegen die Unmenſchen für p Weib und Kind zu ſtreiten. Die ganje griechiſche Bevölkerung von Bootien und Atrika mis

re aufgerieben worden , wenn Omer-Vrione weiter vorge drungen wäre.

Wie ſehr erſrack dieſer , als er unweit

Lebade a eine weit größere Streitmacht der Gricoen gewahrte , als ihm dieſelbe noch irgendwo begegnet war. Odyffeus , den er vernichtet glaubte , îtand ihm hier mit drittehalb tauſend Mann gegenüber , und kaum das er ſich erholen konnte , fo. ſtürzten auch dieſe ſchon mit dem hochflatterndem Kreuzesbanner auf ihn ein. Jeder wir derſtand war fruchtlos , das Gemetzel fürchterlich und Omer mußte mit den Trümmern feiner an 6000 Mann ſtarken Armee die Flucht ergreifen. Am Kepitiffos wollte er ſich

reben , aber das Sqwert der Griechen mordete ohne Uu: terlaß unter reinen erſchrockenen Schaaren .

Bei Turfo:

chori, bei Talanti , wohin er ſich wendete , xwurde er ge: 'worfen , und nur in dem Sæune der Dunkelheit gefang es ihm das feſte Saloß von Bo .. nita am Euripus ja

1

171

gewinnen , wo er . ſogleich von den griechiſchen Landleuten belagert wurde. Der Sieg des Odorfeus wirkte gleich einem Wunder auf die Griechen. Mit 5000 Mann , welde dieſer Anführer be: reits unter feinen Fahnen zåhlte , ſtürmte er das von den Türfen et ſt kürzlich befeſtigte Schloß Aradora , und 150

Zürfen wurden in demſelben niedergemeßelt , um die er: ſchlagenen Brüder zu rächen ; Panorias , ein tapferer

Häuptling der Griechen , ſtürmte, nach 12tágiger Belage: rung , die Feſtung,St a ſtri, in der Nähe von Salona, und die erbitterten Chriſten hieben Alles nieder, was ih nen in den Weg kam. Nur die Familie eines Bey's, welche zum Chriſtenthume übertrat, wurde verſchont. So

weit jeßt der Ruf von den Siegen der Griechen gelangte, Fo weit verbreitete vídy auch die Inſurrection , und , mit Ausnahme der feſten Piage, war faſt ganz Hellas den Túrfen abgerungen . Churſhids Lage war ießt wirklich bedenklich. Von allen Seiten neckten ihn die Griechen und thaten ihm al len erdenklichen Abbruch ; hatte er ihre Corps auf der ei aen Seite zurückgedrängt, ſo waren dieſe auf einer andern wieder eben ſo weit vorgedrungen ; im Oſten ,1 im Weſten , wohin er blidte , war er von Feinden eingezäunt. Die

Sulioten hatte er zwar aus ihrem Vordertreffen an den fünf Brunnen vertreiben laſſen , dafür ſtanden ihm nun aber die Akarnanier ro nahe , daß er endlicy , um weniga

ftens von dieſer gefährlichſten Seite nichts befürchten zu

172

múffen , den bekannten Belir Dichiolador mit einer bedeutenden Truppenabtheilung nach dem Süden fandte, er ſelber wollte alles daran feßen um Litharißa zu eTo= bern , und dann ſeine ganze Macht gegen die Inſurgen ten wenden.

Bekir Dichiokador iſt uns ſchon früher als eix unglád = licher Kriegsmann bekanut geworden. ' t verlangte Chur:

ſchid von ihm , daß er Vonita beſeßen und den in Arta belagerten 3 smael piiafia entfeßen folle. Er fam in

deß nur, um , wie es ſchien , Augenzeuge der griechiſchen Triumphe zu ſein , welche Play a und Tele erobets ten , und ihn ſelbſt zu guter Reßt ſo hart mitnahmen ,

daß er ſich mit möglichſter Eile über den Golf nach ſeiner Heimath Prevefa -flüchten mußte. Als Trophäen ſchleppte er drei Barken mit Verwundeten mit ſich , der ganze

Ueberreſt ſeines von Warnachiotis zerſchlagenen Heerhaufens. Seit dem wunderlichen Gaſtmahl, welches Churſhid den Primaten von Kalarites gegeben hatte , war dieſe Stadt von etwa 500 Türken bereßt worden , welche auf

Koſten der Einwohner lebten , und noch außerdem udes, was ihnen gefiel, für ihr Eigenthum erklärten. Die Búr: ger waren zu ſchwach , um den Türfen die Spiße bieten zu können ; als aber die Inſurgenten fich auf den benude

barten Bergen fehen ließen , ſchloffen ſie ſich denſelben an , und ließen bei Nachtzeit einige hundert Armatolen in die Stadt. Die Türken ſchloffen ſich in ihre thurmartigen

Häuſer ( nvoyou ) , mußten jedoch bald , aus Mangel an

173

Lebensmitteln , kapituliren , To baß , nady vielein Blutver: gießen , in 10 Tagen die Stadt erobert war. Die Tür fen erhielten freien Abzug mit Waffen und Gepád nach dem Lager von Jannina , und ein - Geiſtlicher nebſt 8 Pri:

maten ſollte ſie bis an die türkiſchen Vorpoſten geleiten. Siaum waren die Emigranten durch die Hohlwege gelangt, ſo erblicten ſie eine Schaar von 2000 Türken , welche ihnen Churſdid zu Hülfe geſendet hatte. Der Biſchof und 5 Primaten wurden ſogleich nieder gemacht, dann

wandte fich der ganze Zug zurück nach Kalarites , welches die feigen Armatolen fogleid verließen. Die Einwohner geriethea darüber faſt in Verzweiflung , indeß verloren fie

die Beſinnung nicht. 60 wadere Männer befekten den Hohlweg dicht bei der Stadt , und hielten hier den Feind ſo lange auf , bis die übrigen Bewohner , etwa 3000 Sees

len , die Stadt verlaſſen und fich in das Gebirge geflüch. Die Nacht ließ auch fie , ſoviel ihrer dieſe Heldenthat nicht mit dem Leben bezahlt hatten , zu ihren

tet hatten.

Familien gelangen. Die Einwohner von Syrafos,, einer kleinen Stadt in der Nähe von Kalarites ,, håtten gewiß die ganze Wuth der Türken erfahren müſſen , wenn . .

nicht einer ihrer Bürger , Koletti , früher Arzt bei Ali Parda , fie ebenfalls zum Auszug bewogen håtte. Dieſe und viele andere unglüdliche Emigranten wendeten ſich

mit ihren Heerden größtentheils nach den füdweſtlichen Provinzen , welche bereits in größerer Ruhe lebten; eine große Anzahl, beſonders Frauen und Kinder , wurden auch

174

auf den ioniſchen Inſeln zugelaſſen . Koletti ging na Moren ., wo er ſpäter wieder genannt werden wird.

Aus dem Süden liefen indeß iinmer mehr niederſchlu gende Nachrichten für die Türken ein . Man hörte von dem glücklichen Kanupfe der Griechen in Morea , von der Einſchließung von Tripolizja ,1 in welcher Stadt fid Chut ſchids Harem befand , von der Bebrängniß mehrerer von

den Muſelmannern befekten feſten Plåke, ohne ihnen hel: fen zu können. Die kleinen Feſtungen Playa und De :

ke , am Ambraciſchen Meerbaſen , waren gefallen , indem es denſelben an Munition und Proviant gefehlt und ſchleate Befehlshaber die Vertheidigung geführt hatten. Da #r: ta feinem Falle nahe war , fo fab ſich Churſhid abermals genothigt , zwei Erpeditionen nach dem Súden zu finden. Der Paſcha Haſſan vertrieb mit einer Armee von 3000 Mann die blokirenden Griechen und ſeşte fich felbſt in der Stadt feſt. Eine andere Truppenabtheilung von 3000

Maun 1, unter der Anführung des Generaladjutanten (Si Lihdar ) des Seraskiers , follte nach Arta marſchieren ,1 von dort noch 3000 Maun mitnehmen , und dann die Werke

von Playa und Teke wieder zu nehmen ſuchen , was nidt ſchwer fein konnte , da beide Pláße auch von den Griechen ſchlecht bereßt und fogar ihrer Kanoneu beraubt worden waren .

Der Silihdar war glücklicy in Arta augelaugt und

verließ mit 3000 Mann am 15. Juli bei Nachtzeit die Stadt , um unangefochten von den Griechen den Golf et>

reichen zu können , aber ſchon eine Stunde por der Stadt,

175

bei dem Dorfe sto mboti, ſtieß er auf die Griechen, welche ihu fo gewaltfam angriffen , daß ſein ganzes Corps zerſtreut und er ſelbſt erfchoſſen wurde. Haſſan Paſcha ineldete dem Rumili-Walifi ans Arta , daß es dem Fa : tuin gefallen , die Armee des Silindars zu ſchlagen und

ihn ſelbſt zu tödten ; uin nod) ein Uebriges zu thun , ließ er einer Menge der in Urtır gefangen gehaltenen Geiſeln die Köpfe abfdyneiden und überfandte dieſe, als sópfe der erſchlagenen Rebellen , ſeinem Gönner.

• Dieſer lektere Zug hatte den Türken bedeutenden Scha: den zugefügt, indem er den Muti) der Griechen , welcher durd die Entferung von Arfa einigermaaßen geſunken war, wieder belebte. Die Armatolen erſchienen abermals in der Náhe dieſer leßteren Stadt und bloftrten ſie in einer gro:

Beren Entfernung. Die Landſtraßen nach allen Nichtungen waren wieder befekt , nnd in dem berüchtigten Engparte. von Kuruſchadez hatte ſich der Kapitan Janaki mit einer auserleſenen Schaar gelagert , um jede Verbindung zwi ichen Haſan Paſcha und dem Lager von Jannina zu hemmeu.

-

1176

Drei und dreißigſtes Kapitel. 1

Seht eine große Wolke naht , ſchwarz, wie von Rabenflügeln Kommt Kalyvas in ibr daher , ift's wohl Leventojannis ? Es kommt nicht falyyas daher , noch auch Leventojannis ,

Omer , Vrione rückt beran und mit ihm achtzehntauſend. 418 Diakos die Kunde hört , ergrimmt ei ſehr im Herzen , lind ſeine Stimm ' erhebt er laut , ruft ſeinen Unterhauptmann : Verſammle nun mein ganzes Heer , nimm alle meine Tapfern , Gieb ihnen Pulver ohne Maaß und Hände voll Patronen .

Schnell ! Nehmen wir die Stellung dort , dort unter Ulamanna , wo ſtarke Schanzen ſind für uns und wohlgedeckte voften .

Die leichten Säbel faften fie und auch die schweren Flinten , Nach Ulamanna eilten ſie und nahmen ein die Schanzen . Muth , meine Kinder , rief er aus , und fürchtet nidts , il Kinder !

Seid tapfer , wie es Griechen ziemt , und ſtehet wie Helienen ! Dodi jene überkam die Furcht , fie Aohen in die wälder.

Da blieb im Feuer Diakos mit achtzehn ſeiner Tapfern ,

und hielt den Kampf dret Stunden lang mit allen achtzehntaue ſend. So bronnte seine Flinte los und ſprang in kleine Stücke,

Da fog er feinen Säbel ſchnell und drang damit in’s Seuer, Hleb nieder Türken ohne Zahl und ſieben Bulumbardhen . Doch auch ſein Säbel brach entzwei hoch oben an den Grife, und lebend fiel ro Diakos in ſeiner Feinde Hände. EB hielten tauſend ihn von vorn , zweitauſend ihn von hinterle

and auf dem Wege , in's Geheim , fragť ihn Omer , Brione: Wilft Zürke werden , Diakos , vertauſchen deinen Glauben, Bilft beten gehn in Drchamien und deine Kirche lasſen ? Da gab zur Antwort Diakos und ſprach zu ihm im Zorne : Geht ihr , rammt eurem Glauben , geht , Unreine , fahrt zum Leufel ! 418 Grieche bin geboren id , a18 Grieche wil ich ſterben .

Doch tauſend Goldſtück geb' id euch und tauſend Machmutiden . +

Wenn ihr auf vier , fünf page nur mir wollt das Leben früfen, .

isis daß Odyſſeus kommt Heran und Athanaſib Wajas.

Buz diet vernommen Chalil.Ben , da rief er uus mit Chrának :

daß gebe tauſend Beutel euch und noch dazu fünfhundert, gus daß thr tödtet Diakos , den færdsterliden Räuber,

Doronit richtet ef zu Grunde noch die ganze Macht der Türler. Da namen ſie den Diafos und ſteckten an den Spieß ihn, Ind fielten aufredot tin empor , er cber lachte böhniſd,

Uno rohimpft unreine Hunde ſie , und ipottet ihres Glaubens : Babt ihr mich immerhin geſpießt , das koſtet einen Grientex , IV.

M

178 Seh ' es nur dem Odyſſeus wohly dem Kapitain Nifitas,'

Die richten wohl -zu Grunde noch die ganze Madt der Zückerh ( Griech . Volkslied nad W. Müller).

Das einzige Mittel , um Shurſhið aus ſeiner verdrieglik chen Lage zu reißen , war die Eroberung der verſchanzter Schloſſer Alis , und er rüſtete lidh ießt mit aller Madt zu bieſem Unternehmen . Die beſete fuſel im See you for

nina war mit Schanzen und Wurfge(dpůß verſehen worden, und aud) auf der Landſeite hatte er eine Breſcbatterie e richten laſſen . Am 5. Juni fing die leştere ihr Feuer ab,

welches ohne Unterlaß die beiden folgenden Tage fortgefekt wurde , ſo daß die Mauern ſtürzten und auf den 8. Juni Der Sturm angeſagt wurde. Die Soldaten des Shurſáid drangen mit ungewöhnlidhem Muthe durch die Gråben bis zu der Breſche vor , da ließ ſich der Franke Fürſt der Be lagerten auf die Mauern tragen , und ſeine Erſcheinung

wirkte, ſo mächtig auf ſeine Streiter , daß ſie die Soldaten des Churſchid nicht nur zurückdrängten , ſondern auch br nahe bis in das feindliche Lager verfolgten ; 300 Mu. männer aus dem Heere des Rumili-Waliffi lagen toðt

der Breſde und den Schanzgraben . Dieſer glúcliche Tag war für Ali auch zugleid, ein : glüdlicher , denn er brachte ihm die Todesbotſchaft feinct

Schweſter" Chainika , weldie in ihrem Pallaſte zu Liz boovo an einem Schlagfluſſe ſchnell verſtorben war. Ihren

Oteidthümern und der Geſpenſterfurcht, welde ſie den

179

Griechen ſowohl , als den Türken eingefloft hatte, vere dankte ſie es , daß fie, die Theilnehmerin und urheberiu

der meiſten Verbrechen ihres Bruders, eines natürlichen Eodes ſterben konnte. Der in Ali's Gefangenſchaft ſasmadza tende unglüdliche Parcha von Berat , Ibrahim , ſtarb 1

wenige Tage nach dieſer Todesbotſchaft an Gift. Es war Chainita's leştes Begehren .

Das Feſt des Nhamaſan kam heran , ohne daß zwiſchen den Belagerern und den Eingeſchloſſenen weiter etwas Merkwürdiges vorgefallen wäre. Dieſes heilige Feſt der Túrken entweihen dieſelben nid)t gern durch Striegesunters

nehmungen , und die Feindſeligkeiten wurdeit demnach vou Seiten der Kaiſerlichen eingeſtellt.

Aud Ali Paſcha-ſchieu

das Feſt zu ehren , indem ſeine Vorpoſten ſich traulich, nes ben denen des Churfchid lagerten , es geſchah dies indeß nur

um dieſelben auszukundſchaften, denn wie geſchidt er jede Ola Legenheit zu benußen wußte, um ohne alle Núcjicht ſeinen Feius den zu foaden , zeigte ſich bald auf eine fürchterliche Weiſe. Bon den Wällen ſeines Schloſſes herab hatte Uli beinerkt, daß fich der ganze Generalſtab des Seraskiers in die große, aus den Ruinen der zerſtörten Stadt noch unverſehrt here

vorragende Moſchee begeben , er befahl daher den türtiſden Soldaten 1, welche die Werke befekt hielten , ebenfalls nadi) der Schloß - Moſchee zu gehen und dort zu beten , er wolle indeß den Gottesdienſt mit Geſcúbfalven feiern. Stuu.n

batte er die Albaneſen entfernt, fo lice er durch ſeinen Inse nieur Caretto alle Sauouen und Mörſer ftark gelade 1 M 2

180

auf die große Dſchamie richten und in einem Augenbft

losbrennen . Die Erde erbebte von dem fürchterlichen Is full und die Mofdyee lag in rúmmern .

60 Anfübret

und 200 Soldaten hatte das Gewölbe erſchlagen, wenige Andere ſchleppten ſich verwundet aus den brennenden Ruinen .

Obgleich Ali- Pafcha in ſeiner Feſtang eng eingefalita war , fo blieb doch der Kampf mit ihm ein Krieg mit der

ganzen europäiſden Túrfei. Unabláſig wat er beſchäftigt in allen Weltgegenden Unruhen und Empórungen anzuzet

teln 1, oder diefelben zu unterſtügen , um dadurch ſeine Feinde zu fchwaden , und ſich zu entſegen. Wir wiffen bereits , wie er die Sulioten in beſtändiger Bewegung es

bielt , and wenden uns jekt nach der entgegen geſchten Seite, wo ein anderer Aufſtand ausbrad , zu welder ! ebenfalls aus Kräften beigetragen hatte , nåmlid nid des alten Macedonien , dem heutigen Paſhalid von Simo 1

lonid).

Wenn man einen Blick auf die Charte wirft, Folinis fich bald einſehen , daß dieſe Landſchaft, nur eine Pre vinz des Oſtens oder Weſtens bilden, ſich nnt den Griechen oder Türfen anfdließen kann. Sie ijt zu klein , um ab lein einen glücklichen Stampf führen zu können ; namentlich in dieſer Zeit mußte aber eine Inſurrection pon Muh

tonien einen ungliicelicen Ausgang nehmen , da die Lande ſchaft noch von aller Verbindung mit den übrigen grica's fujen Provinzen abgeſcnitten war , die Militairſtraße alles

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türkiſchen Truppen nach dein Lager des Churſchid bildete und bei einem Aufſtande ein Damm wurde , welcher auf jeden Fall durchbrochen werden mußte. As Diverſion

konnte eine Inſurreetion der Macedonier ſehr nůßlich were den , indem durch ſie die Communication der Türken abe geſchnitten und die Hülfstruppen aufgehalten wurden , in ſolchem Fall mußte man aber auch die unglücklichen Bee wohner für verloren achten .

Die Mordſcenen in Konſtantinopel, welche wir am Gdyluſſe des vorigen Banddens erzählten , fanden iu feb uer türkiſchen Stadt eine gräßlichere Nachahmung als in

Salonich ( Theſalonich ), wo ſich die Türken und Juden zur Niedermegelung der bedeutenden griechiſchen Bevil

kerung verbanden. Die Stadt gewahrte einen ſchauerli

den Uublice, auf allen Plägen fah man geſpießte Chri . ſten , unter ihnen die Seelenhirten des Wolfs , und alle

offentliche Gebäude zierten die Köpfe der Erſchlageuen. Mli-Paſcha's Emiſſarien hatten gleichzeitig mit den Hetárb ſten die griechiſchen Landbewohner ſchon im Februar und Márz zum Aufſtande gereißt , jekt ſahen dieſe Uuglúdll. den , daß es auf ihren Untergang abgeſehen war , und als uun faſt an demſelben Tage der Mord des Patriarchen

Gregor und ein Befehl des Paſcha , die Waffen auszulfe fern, bekannt wurde, brad, auf allen Seiten die Empórung , aus. ES 300 fid) ein griech. Landſturm zuſammen , welden 1

die Türken auf 50,000 Mann ichårten und der ſich glan rabe nach Salonich bewegte. Die Mörder in dieſer Stadt

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geriethen in die größte Beſtürzung , Alles griff zu den Saffen , Túrken , Juden , und der Pafcha mit ſeinen 30

nitidaren , und ſo 30g man den Griechen , welde bet Kortiach , zwei Stunden öſtlich von Salonich , lagerten, entgegen. Die Chriſten entwickelten unter ihrem Anfühe ter Manuel, einem Prieſter , eine feltene Tapferkeit, aber

fié waren nur ſchlecht bewaffnet, indeß die Feinde eine bedeutende Vieiterei und einen ſtarken Artilleriepark before fen. Drei Stunden ſtellten ſie ſich auf offenem Felde dem mörderiſchen Feuer der Feinde entgegen , immer von Nenem drangen ſie auf die Ungläubigen ein , aber alle An ftrengungen waren vergebens , trber die Leichenwalle ihrer gefallenen Brüder muften fie endlich flúdten , inden dem Paſcha ein ungeheueres Sdylachtfeld blieb , auf dem er eine

reiche Erndte an Köpfen und Ohren hielt. So ganz gelen fichert waren indef die Türken in Salonid durch dieſen Sieg nidyt, denn ſchon am folgenden Tage ſtanden die 30 furgenteur wieder dicht vor den Mauern ; neue Gefechte

batten gleichen Erfolg. Deſſen ungeachtet ward die Lage der Türken bedenklich, denn auch fie waren durch dieſe morberiſchen Stampfe fehr geidwadt worden , als A d me Bep von Senidge zu ihrer Hülfe erfdien , und nady

dem er die Inſurgenten geworfen , einen Verwüſtungszug mit Feuer und Sdwert durch die ganze Halbinſel begann.

Warilika , Polyhieros , fieratin , Pano mí, Kolyndros , Ormilia , Hagios . .

Amos wurdes

in kurzer Zeit verbrannt, die mannlichen Bewohner , wo

183

Tich noch einige fanden , niedergehauen und Frauen und Kinder zu Sclaven gemacht. Der Preis der lekteren fant dadurch in Smyrna ſo ſehr, daß nur höchſtens 5 bis 25 Piaſter für einen Menſchen gewonnen werden konnten ; die meiſten dieſer unglúdlichen wurden daher nad Sinys

na verſchifft und dort mit größerem Vortheil losgeſchla

gen.

Die Iſraeliten ließen zum Theil die ihnen zugefal

lenen Knaben beſchneiden , oder auch auf jene unmenſchliche

Weiſe verſtuinmein , welche zu dem Dienſte im kaiſerlidien Harem gedict madt.

Ade Griechen , welche ſich vor der Ankunft des grai famen Bey von Jenidge und feinem türkiſch - hebräiſchen þeere flüchten konnten , begaben ſich nach der Halbinſel

si aflandra , dem ſüdweſtlichſten Vorſprung von Macee donien.

Dieſer Cherſones , Phlegra im Alterthu

ge

nannt , iſt ungefähr 5 Meilen lang, und 1 Meile breit, or con zur Hälfte ſehr gevirgig , und hat einen ſehr ſchmalen Sithmus , auf welchem neben den Ruinen von Kaſſandra jeßt das Städtchen pinaka , das alte Potidáa , liegt. Oberhalb dieſes Orts hatten die Griechen den Iſthmus mit einem Graben durchſchnitten , welcher den erſten Ans griffen der Türken eine Grånze Teşte. Auch die beiden andern Halbinſeln 1, ungefähr von derſelben Ausdehnung als

Kaſſandra, Torone und Athos , waren die Zufluchts örter vieler Griechen geworden und hatten ſich zur Vers theidigung gerüſtet.

Wir haben das kloſterreiche Vorgebirge des Heiligen

184

Berges ſchon im erſten Bindchen dieſer Geſchichte kennen Gilerut , und es wurde dort erwähnt , daß zu den Privi. Ligien der Mónde des Athos auch gehörte, das kein Túrke die Halbinſel betreten durfte; ein einzelner Uga 1

in stares leitete die Sivilverwaltung dieſes Prieſterſtade tel. Sturz vor ſeinem Martyrertode hatte der griediſde Patriard Gregor einen albaneſiſchen Arzt als Emiffar nao

dem Athos geſendet, um den Mönchen abzurathen , Cheil an dein Juſurrectionskriege zu nehmen , indeß kam dieſer Abgeorduete zu ſpát, und würde felbft früher nichts auss gerichtet haben , da die Mönche zur Nothwehr gezwungen wurdeu. Der Paſcha von Salonich hatte dieſelben gleic den übrigen Bewohnern Macedoniens zur Auslieferung der 1

Waffen aufgefordert, und ihnen túrfiſche Beratung anges

kündigt. Noch war die Antwort nicht erfolgt, als der Paſcha eine große Menge frominer Våter , welche eben

mit dem Beſtellen ihrer Aeder in den Süſtengegenden be fhäftigt waren , aufgreifen und hinrichten ließ. Dieſes Box ſpiel konnte den übrigen Bewohnern des Heiligen Berges auzeigen , welches ihr dicfal ſein würde , ſobald ſie den Befehleu des Parcha genügten , und ſie verwarfen daha

deſſen Anträge. Der Uga in Saręs wurde aufgehoben und in Verwahrſam geführt, indef die Mönche ihre auf den unzugänglichſten Spigen gelegenen , und mit Seſchuß and Waffen verſehenen Kloſter verrammelten. So erwarteten ſie unverzagt den Angriff der Türken, und leiſteten felbft den 3 ſurgeuten der beiden andern Halbinſeln nod Unterſtügung.

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Anfangs hatten die Türfen nur einige Blofadecorps

an dem Jithinus von Pinaka aufgeſtellt , da jedoch die Griechen , währeud des Mais und Sanimonats Scanzen aufgeworfen und mit ipfariotiſchen Kanonen beſetzt hatten,

auch der Kapitan Diamantis mit 500 geübten Kriegeru von Bootien nach der Halbinſel übergeſeßt war , To befürcise teten die neuen unglaubigen Theffalonicher , daß die Grie.

den abermals zur Offenſive greifen möchten und fandteu beu Parcha fuffuf2 , Admed Bey's Nachfolger, mit einer be

deutenden Sriegsmacht gegen die Verſdanzungen von Pinata. Un 4. Juli hatten die Türken den Wall der Grics, dhen erreidt; ihr erſter Sturm wurde indes muthvoll abe

geſchlagen , bei dem zweiten überſtiegen ſie den Graben und drangen gegen Pinaka vor. Hier ſtand Diamantis mit ſeinen Lapfern , welcher ſo mörderiſch auf die Feinde

eindrang , daß dieſe mit dem Rufe : ,,Rette ſich wer kana" uach allen Seiten flüchteten ; die Grieden gingen über ihre

Berſchanzungen hinaus uud eroberten 9 ſchwere Geſchüre. Dieſer ſo muthvoll zurückgewieſene Angriff hatte die für ken entmuthigt , und es kan während des ganzen Some iners nicht mehr zu einem entſcheidenden Treffen . Die Lage beider Partheien war indeß bei dieſer Unthätigkeit keineswegs erfreulich. Die Türken ſtanden iu einem vero wüſteten Lande , an 8 Meilen von Salonic , und lite 1

* ) Derfelbe, welder rich 1828 in Varna an die Buffen ergab ; geb. 1787

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ten Mangel an allem Nothwendigen , dabei hatten ich die

pormaligen Bewohner der zerſtörten Ortidaften , da ivre Felder und Garten verwüſtet waren , in große Réubers banden verſammelt , welde die Communication ſehr er:

rawerten und Salonich ſelbſt hart bedringten , ſo daß der aga dieſer Stadt alle Nadt einen Zug um dieſelbe mga dhen mußte , um die Griechen von dem Erſteigen der Male ern and der gewaltſamen Befreiung ihrer in den Kirden eingeferferten Mitbrüder abzuhalten.

Die Juden und

Moslims in Salonid gaben bereits ihre Sache verloren und waren gern mit ihren Schåßen geflüchtet, wenr: ihnen nodh irgend ein Ausweg offen geweſen wäre. Den Gries den erging es nicht viel beſſer. Die Halbiuſeln Pallene and Corone wurden von einer unverhältnismäßigen mens denmaſſe gebrúďt und litten deshalb ebenfalls Mangel.

Zwar ließen ſich die Hydrioten die Verpflegung ihrer chriſts liden Brüder ſehr angelegen ſein , indeß konnten suo lie der Noth nid)t mehr Einhalt thun , denn durch den in allen Landſd)aften Griechenlands ausgebrochenen Krieg 1148 ten die Felder verwüſtet und die Vorråthe zerſtört wst : den , ſo daß es faſt überall an Lebensmitteln mangelte. Vor dem Winter mußte das Loos der Grieder auf Kaſs fandra noch entſchieden ſein , oder ſie liefen Gefahr durch Hunger umzukominen .

Der legte Angriff , welchen die Griechen auf Kaſſandra durch 3uſſuf Bey -auszuhalten hatten , geſchah am 31. Octos ber. Die Griechen hatten in Erfahrung gebradt, daß ſie

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der Anführer der Türken in den nächſten Tagen mit ale kr Macht beſtürmen werde , und legten ihm daher einen Hinterhalt , indem ſie in einer Gebirgsſchlucht eine Menge

wfühle mít rothen Müßen aufpflanzten und hierauf den Zürfen durd, einen Brief , welchen ſie von denſelben auf fangen ließen , die Nachricht mittheilten , daß in dieſer Schlucht 800 Griechen ſtånden , welche das Lager der Mua felmánner bedrohten .

Sogleich befehligte Suſſuf zum Ant

griff auf die Müßenpfáhle , welche ein mörderiſches Ge wchrfeuer der Türken aushielten , indeß die Griechen ains den Bergen hervorbrachen und ein fürchterliches Blutbad

unter ihren Feinden anrichteten. Ueber 300 Türken lagen todt in dem Engpalle , die übrigen ergriffen in großter

Cite die Fludt , und der projektirte Hauptangriff mußte wegen dieſes Unfalls ausgeſellt werden . Vielleidyt hätte fich unter der Anführung Juſufs bet

Kampf mit den Griechen auf Kaſſandra noch lange nicht entſd,ieden ; am 20. October war jedoch der neue Paſdia don Salonich eingetroffen , welcher Geld und Srieger mits brachte und durd, die Eroberung der drei Halbinſeln ſein

Anſehen begründen wollte. Es erſdien daher kurz nach ſeinem Einzuge folgende Proclamation. Se. Hoheit Abdul- sabut Muhammed Pas icha, Oberbefehlshaber der muſelmanniſchen Heere in Mitos cedonien und Theſalien , an die Bewohner von Salonic. - Die Rajal's , welche die Pforte feit Jahrhunderten

mit Wohlthaten überhaufte , haben es gewagt, ſich gegen

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ihren rechtmäßigen Herren zu empören , und behaupten in ihrer Verivegenheit , das Reich ihrer Väter wieder herſtel

len zu wollen.

Dieſe ſündhafte Anmaaßung wird die

Strafe des Verbrechers auf ihre Häupter ziehen, der ges rechte Zora Ulla's und ſeines Propheten wird dieſe Didlaurs zu Staub machen. Aber wie der Prophet (priøt, inus der Moslim in foldem Fall Gott dein Sperrn zuvors

kotumen , und der gifcigen Schlange das Haupt abfábela, damit ſie nicht die Erde verunrein ge. Daher alſo, und uad genauer Erwigung , hat der erhabene Sultan und

Stellvertreter des Propheten auf Erden , nach hertómmlis dem Gebrauch allen Muſelmånuern von 16 bis 60 Jah

ren befohlen die Waffen zu ergreifen , um auf der einen Seite zu vernichten , auf der andern zu erhalten. Die

Månner von 16 bis 50 Jahren ſollen herausziehen auf das Schlachtfeld , geleitet von der Hand des Propheten, die älteren ſollen in den Städten die Ordnung auftedt erhalten. Dieſen liegt es ob , Räubereien und Mordthateu fu verhinderit, die Franken , unſere Freunde und felbſt (Die Grofmuth der Moslims kennt wie ihre Macht keine Grána

gen ) die unſchuldigen Rahias por dem zu eilfertigen Eifer der Rechtgläubigen zu ſchůßen. Ergreift die Waffen, Muſelmanner , Bewohner dieſer glúdlichen Stadt! Folgt

dem Willen Gottes ! Schmettert gånzlich die Rebellen nies der , über welche unſer Brüder Juſfuf Bey bereits einem ro bedeutenden Sieg ( ) errungen hat , daß die Pforten

der Bólle einigermaaßen eingeſprengt find! Doch bedarf es,

189

nach den Worten des Korans , der Anſtrengung noch , mm die Geiſter der Finſterniß ganzlich zu demüthigen. Brda det aus fremden Ländern ſind uns zu Hülfe geſendet wopa

ben , id) fol Euch und ſie befehligen. Tauſende noch mepe ; den , wenn die Stuuden der Prüfung lange währen ſollten, berbeieilen . Darum , Muſelinánner , wollen wir unſere

Pilicht getreulich erfüllen , unſere Kraft iſt in Gott , durch unſern Propheten , deſſen Wünſche der Herr ftets snádigs lich erfüllt. Wir ſind ſtark, weil wir einig ſind , and einig , weil wir in Gott leben , und die Worte des stos tans lauten : „ Einig find die Gläubigen , weil Ullah einig oft , und uneinig die Didiaurs , weil die Geiſter der fir jetniß don Ewigkeit her uneinig find. " - Hinans zum Kampfe', Muſelmannet , für die Ehre anſers Slanbens,

für den Nuhm des Propheten , welcher die , ſo anf dem Solachtfelde fallen , in ſeine Arme aufnimmt nnd le za der rausſpredlichen Freuden des Himmels leitet. Die

Rabias , welche die Waffen freiwillig niederlegen , erhalten Gnade and Sdniß ; am für diejenigen , welche es wagen, nns mit den Waffen in der Hand entgegen zu treten , giebt es kein Erbarmen , und für jeden abgehauenen Stopf, welchen man in unſer Lager bringen wird , ſoll der Hero

fömmliche Preis von 4 Piaſtern verabfolgt werden . ,, 85 gicbt nur einen Gott, Gott iſt unſer Gott und Muharita med ſsin Prophet , Ehre ihm zu allen Zeitru und an in dem Orte.“ Sr. Hou abdul-siabuit iubainmneb pafus.

190

Diener der erhabenen Pforte und Oberfelderr der Glik bigen in Macedonien und Cheſſalonic . Der neue Parcha Abdul - sabut war ein geborner Chriſt aus Georgien , indeß als Gefangener an die Türe keu verkauft und als Moslem erzogen worden. So fam er als Sclave an Dgezar-Paſcha von Sanct Jean d'Acre,

wo er in die Leibgarde aufgenommen wurde. Ju der franzöſiſch-türkiſchen Schlacht bei Keliopolis hatte er mit gekämpft, bei ſeiner Rückehr ſollte er jedoch , weil er in -

dem Verdachte ſtand , mit den Odaliken ſeines Herren via nen verbotenen Liebeshandel gepflogen zu haben , nebſt es utgen Andern hingerichtet werden. Mehrere wurden es broffelt, er ſelbſt flob indeß mit einem ſeiner Generen

in das Pulvermagazin des Parcha , und drohete line mit allen benachbarten Gebäuden ,

worunter ſich auch

der Pallaſt des Paſcha befand, in die Luft zu ſprengen , wenn man ihn und feinen Leidensgefährten Suleymax

nicht unverleßt abziehen laſſe. Nachdem die Geflüchteter einige Zeit umhergeirrt hatten , kehrten fie , auf Onade

und Ungnade ſich ergebend , wieder zu dem Paſcha zurias, welcher ſie auch wieder aufnahm und ſelbſt beförderte, daß bei ſeinem Tode Suleyman das Paſchalik erhielt; Ubdul wurde Befehlshaber von Jaffa. Die Verwaltung bes legtern war überaus grauſam , er raubte und plune

berte und zwang ſelbſt die frommen Pilger , zu ſeinen Bar ten in Jaffa Steine herbei zu rásleppen. Du keine Wars tung Helfen wollte , ru inußte Suleyman ſeinem alt_3

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Freunde dieſe Befehlshaberſtelle. entreißen ." Er that es

liſtiger Weiſe, ſo daß er ihn zu einer zuſammenkunft aus der Stadt loctte , inden ein anderer Muſlim in dieſelbe

einzog.

Abdul fchrieb , um fid) zu rächen , nach Stain :

bul , daß man ihn hinterliſtig aus der Stadt gelott , am

līdz ſeiner Reichthümer , beſtehend in mehr als 40 millio nen Piaſter zu bemachtigen ,1 und daß er gera dem Sultan damit ein Gedenk machen wolle , wenn er den Scan den Raubern abzunehmen im Stande fei. Sogleich wurden

Cominiſfarien abgeſchict, um den Schak in Empfang zu 1

nehmen. Man fand nidots , hörte aber wohl von den Schurkereien des Geflüchteten , worauf ein Rapidſchi- Paldi

zur Einholung ſeines Kopfs abgefertigt wurde. Abdul war 311 Mehmed : Ali , Paſcha von Aegypten , geflüchtet, welcher ihn nicht nur beſchützte, ſondern auch mit dein Divan wieder ausſohnte , ſo daß er mit Empfehlungen

nach Konſtantinopel gehen konnte. Von dieſer Stadt wur: dej er als Kapidſchi-Paſchi nach Monaſtir geſendet , uin die Belişthúmer des vorigeu Numili - Waliffi für die Pforte

einzuzichen. Da er dieß Geſchäft mit großer Klugheit und Uneigennúßigkeit vollführte , wohl einſehend , wie nuga lich ihm daſſelbe werden könnte , fo ernannte ihn der Sut tan aus Dankbarkeit zum Paſcha von Salonich und über:

gab ihin 3 Roßſchweife. Als er hier einzog , mochte er etwa 50 Jahre alt ſein. Er war ein großer , fråftiger Mann mit weißen Barte , eben ſo wolújtig als blut: gierig .

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Das Mißgefdjid ſeiner Vorgänger in dem Kampfe mit den Inſurgenten begründete Abduls Anſehen . Den Uebere muth der Juden brach er durch übermäßigeKriegsſtedern,

indeß er alle Muſelmånner um ſeine Fahnen verſammelte and dann nach der Halbinſel Saſſandra marfdirte. Als er bei der Halbinſel angelangt war, unterſuchte et felbo das Cerrain ; es war zwar ungünſtig für ihn , indef kit einer geſchidten Anführung ſeiner die Griechen vielfach über legenen Streitkräfte, glaubte er ſich ganz ſicher den Sieg

perſprechen zu können. Er ließ den Griechen ſeine Ans kunft melden und ſie zur Ergebung auffordern , da ſie frá indeß weigerten , ſo ließ er am 12. November (nach um deren am 11.) zum Sturme blaſen . Der Graben wurde

mit Faſchinen ausgefüllt und er ſelbſt war unter den tiden ſten , welche den gegenüber liegenden Wall erkletterten . Die verſchanzten Ruinen von Staſſandra wurden geſtürmt, die darin befindlichen Griedjen niedergehauen und alle ihn Corps zerſtreut.

Manuel floh mit den Seinen in de

Gebirge. Die griechiſchen Bauern wurden von Abdul- S but in ihre Dörfer entlafen , und auch die Frauen und

Kinder wurden nach einem der Barbarei Juſuf's gang entgegengeſeztem Verfahren frei gegeben. Nur wer mit den Waffen in der Hand betroffen wurde, ward niederges

ſcholen , und allein die Standaen ,1 Flinten , Piſtolen and Sibel wurden der ganzen Bevölkerung abgefordert. Durd

eine ſolche ungewöhnliche Milde gewann fio der Parde vou Salonich auch die weniger herzhaft vertheidigte Halb

193

inſel Trrone, Sithonin oder auch Longos genannt , und

relbſt die von den Mönchen in einen furchtbaren Vertheis digungsſtand gefeste Halbinſel des heiligen Berges. Ju Hierillos' wurden die Geiſeln ausgewed)ſelt und die Berträge abgeſdloffen , nach welchen die Mönche , die bereits ihre Koſtbarkeiten durch hydriotiſche Schiffe batten

in Sid ;erheit bringen laffen , den Zollinſpector in Kares wieder annahmen und fid) der alten Ordnung fügten. Nach dieſer Epiſode wenden wir uns ießt wieder zu

Uli Pardha und den durch ihn aufgeregten Sulioten. wir haben ſchon erzählt , wie dieſe bereits das türkiſche

{ager von Jannina von allen Seiten beunruhigten. Sie batten mit den meiſten griechiſchen Hauptlingen in Epirus einen gemeinſchaftliden Angriff berdloffen , und indeß nun die Silephten und Armatolen auf verſchiedenen Seiten im Süden und Oſten vordrangen , arbeiteten die SDE lioten denſelben aus dem Weſten in die Hände. Sie wage ten ſich bis dicht an die Zelte der Türken , Nothi Bojo zaris belagerte einen Pafcha in Variades , indeß mars

fos Botzaris die Feſtung Reguiafra éroberte; der lektere Punkt war wegen ſeiner Lage an der See für die Inſurgenten von großer Wichtigkeit. Da die in Aufſtand verſeşte Paraſuliotis der Radye der unglaubigen ausgelegt war , ſo wurden alle transportablen Gegenſtände von einic gem Werth ,1 die Vorråthe an Lebensmitteln uc. in das Gebirge geſchafft , und theils in den feſten Ortſchaften ,

theils in Höhlen verborgen , nur die Heerden mit ihren IV.

N

191

yútern , welche man indeß bewaffnete , blieben zurůd , and um denſelben im Nothfall ſchleunige Hülfe leiſten zu tóne

nen , verabredete man Feuer- und andere Signale, welche bei der Annäherung der Feinde gegeben wurden. So weit die Sdyluchten und Waltungen des Gebirges reichten, war es den Türfen nicht möglich, den Sulioten auch nur

den mindeſten Vortheil abzuringen , jeder Muſelmann, welcher blog die Berge wagte , ja ſogar größere Abtheis lungen aus dem Liger vor Jannina , welche den Befeht erhielten gegen das Waldgebirge von Selleis zu marſchie ren , mußten als verloren angeſehen werden. Die Sulice

ten waren überall und nirgend; an tauſend Zeichen, 3. B. Feuerſchlagen , nachgemadytem

Vogelgeſchrei, Abbrechen

von kleinen Zweigen oder Einſchnitten in die Baumſtám me , wußten fich die Sulioten , wenn ſie ſich auch nach den verſchiedenſten Richtungen zerſtreuten , augenbliclic wieder 1

zuſammen zu finden , und ihre Anzahl war, in Verbindung

mit ihren Hálfstruppen , groß genug, um jeden nur einiger Maaßen bedeutenden Paß zu beſeßen. lieberall waren, doch nur den Sulioten kenntlid ), Lebensmittel verborgen und eingegraben , ſo daß die türkiſchen Detaſchements bis weilen dicht neben einzelnen verſteckten Sulivten Tage und

ſelbſt Wochen lang verweilten , bis ihr Abzug die lo zufil: lig Belagerten wieder entſette. Die Angriffe der Sulioten erlitten uin die Mitte des

Sommers einige Unterbrechung durch Unruhen , welche in

hrem eigenen Heere ausbragen. Ali Hatte nämlid unter

195

Indern den Bey Tahir Papulis mit einer Abtheilung mu

hammedaniſcher Schypetars ( Arnauten ) gegen die Sulio : ten ausgeſendet, diefe hatten ihn zwei Mal beſiegt und das

zweite Mal den Anführer mit dem Neſt feines Kaufens, aus 400 Mann beſtehend , gefangen genommen. Es war die Einrichtung getroffen ,. daß die eingebrachten Gefanges nen von den fuliotiſchen Frauen im Gebirge, unter der nöthigen Obhut , zum Feldbau angewendet wurden , wo bei fie ſtatt der Stiere , ganz ſo wie es früher- die Lútz fen mit den Chriſten gemacht hatten , vor den Pflug gøe ſpannt wurden.

Unter den Verbündeten der Sulioten boz

fanden ſich aud mehrere muhammedaniſche Stamme der Urnauten , welche dieſe Behandlung ihrer Glaubensbrüder und Stammvertvandten dod auzuſchimpflich dúnkte ; dirſe

brachen deshalb ihre Verſprechen und begannen die parin (uliotiſchen Ortſchaften mit Feuer und Schwert zu verwik

ſten . Da fie lid, indeß zu ſchwach fühlten , um den Sulios ten allein die Spiſe bieten zu können ,1 ſo hatten ſie ſich an Bekir Ddiotadot in Preveſa gewendet. Dieſer hatte

jedoch an den berben Lectionen , welche ihm die Griechen bei Chumſchadez und am Golf von Arta gegeben , hin: långlich genug, ſo daß er das Anſuchen und Anerbieten ftrůưwies. Die Archenſáđe - ſo werden nämlich die Espa

petars ſpottweife von den Tütfen genannt — mußten das her bald auf ihre eigene Nettung denken, und verſchanzten fic 800 Mann ſtarf, bei Saſtra - Stia , hinter einem großen kreisförmigen Perhau von Dornen und Bivilla N 2

196

zweigen. Hier erreichten ſie am 14. Juli die Sulioten, angeführt von dem Bruder des Markos Bobaris , sons

ftantin und Chriſtos Ezavellas. Sobald dieje das Berhatt -gewahrten , befahlen ſie auf allen Seiten nod gre

Bere Holzhauſen aufzuſchichten , und alsdann , naddem dieſe ſeltſame Feſtung von allen Seiten eingeſchloſſen war, dieſelbe anjujúnden.

Schon loderten die Fadeln zu dem

fürdyterlichen Brandopfer , als einige der eingefazloſſenen verzweifelten Schamiden lid, durch die Dornheđen zu dem fúßen der Kapitanos ſtürzten und ihre Kópfe zur Sühm für die übrigen darboten ; zugleich erinnerten ſie die Grisa

shen“, welchen Abſcheu dieſe furchtbare That bei allen it

ten Mitbrüdern err:gen und wie dieſelbe den Namen der R wadern Sulioten brandmarken würde. · Es gelang ihnen vie in hohem Grade erbitterten Felſenſohne zu rühren; mai

entließ ſie alle und verlangteblos die Auslieferung der Wafien. Während die Sulioten auf der einen Seite ich auf

To fchöne Weiſe großmüthig zeigten , hatte der tapfen Marko Botzaris an demſelben Tage Variados durch Kapitulation genommen . Die aus 1300 Manp beſtehende Beratung ſtreckte die Waffen und ging mit

ihrem Paſcha in die Reisfelder der Sulioten ab, um bore arbeiten zu lernen.

Von Variades dog Marto

BoBaris in das Thal der alten Stadt Pafiaron , in

deſſen Ruinen ſich der berüchtigte jo mael : PaiQOS Bey mit etwv 2000 Janitſchaaren gelagert hatte. Mi der wadere Suliotenführer bis hierher mit 600 tapfern



197

Streitern vorgedrungen , tam es auf den Stufenſiteu und in der Arena eines alten Theaters zum Gefecht ; ein feltfames natürliches Schauſpiel, an welches die Erbauer wohl nicht gedadht hatten. Die Türken erlagen in demſelben and Paſcho - Bey konnte ſich nur mit genauer Noth in das Lager des Seraskiers retten.

Bei dem weitern Vorrúden

der Grieden kam es noch zu einem zweiten blutigen Gec fecht, indeß konnte dem ſtarken Arme des berühmten Mars ko nichts wiederſtehen ; am 16. Juli rah Ali-Paſcha bereits von ſeinem Schloſſe herab die Kreuzesfahne bei Na p dy is ftas, eine Meile von Jannina , wehen. Die Griechen batten ießt nichts Geringeres vor , als den berühmten Churſdid mit ſeiner großen aber muthloſen Armee in ſeis aem Lager einzuſdhließen. Marko Voßaris zog ſich dese balbontlich und befekte die Gebirgspåſe bis Godiſta , ei

der Gebirgsſtadt öſtlich vom See von Labiſdhiſtas ,

eine

Abtheilung von 2000 Türfen , weldje ihn dabei aufhebent

wollte, fcplug er am 29. und 30. Juli auf's Haupt , fo daß 400 auf dem Plake blieben , und 200 , nebit zweien Bey's , als Gefangene mit vielein eroberten Gepäck zu den wirthſchaftlichen Frauen in das Gebirge wandera

wußten. Die Sulioten hatten in dieſem hirigen Kampfe aucy bedeutenden Verluſt erlitten , das Sdylimmſte war

cine ſtarke Scenfelwunde 1, welche der tapfere Auführer durch eine feindliche Kugel erhielt , ſo daß er bis zum 6. Auguſt nicht vom Plaß fonnte. Hätte nicht Churſdid 311 zu

dieſer Zeit eine ſehr bedeutende Unterſtütung au Krieges

198

bedürfuiffen , Lebensmitteln und Mannſchaften ( 18,000

Nann ) erhalten , fo war er vielleicht denuod verloren. Unter folchen Umſtanden mußte indeß Marko Boßaris ſeine Bes wegungen gegen Kalarites 1. hemmen , und er fonnte aut das einmal eingenommene Terrain befeßen , indem er in plaka, Radiſta $ und bei den 5 Brunnen tarte

Beobachtungscorps aufſtellte , and variades und Rose meras erhielten griechiſche Beratung.

Die nach Korfu ausgewanderten Parganioten hat: ten zugleich mit den günſtigen Nachrichten von dem Bot rúden der Sulioten folgende Proclamation erhalten :

,, Parganioten ! Das Kreuz hat die Schlange erörúdt. Die Bewohner von Suli fámpfen für die Freiheit von Epi: rus . Fliehet weit aus dem Lande, wo eure Feinde hert: fhen. Wo Brittanniens Fahne weht ,1 giebt es nur Knedt: ſchaft für die Griechen . Die Engländer ſind die Freunde der Barbaren , fliehet ,1 eilt zu unſern Fahnen ! Au du , .

Foniens edle Jugend, erſcheine ! Großherzige Löwen , lan : det an unſern Küſten , ihr follt die Ehrenlegion bilden ! Das heilige Kreugespannier weht überall auf den Stufen pon Epirus. Parganioten , Jonier, Dereinigt eure An : ſtrengungen mit denen der Sulioten . Ein Kreuz und eine Qorbeerfrone führen wir in unſern Fahnen , und Freiheit,

Religion und Vaterland iſt unſer Wahlſpruch. Brüber, Friede ſei mit Euch ; wir ſagen Euch die Wahrheit , aber es giebt Menſchen , welche Euch täuſchen wollen . Die Sias

199

pitane von Suli , Marko Bobaris und Chriſtos Clavellas, am 28. Juni 1821."

Der Augenblic ſchien günſtig , in Parga ſtand eine geringe türkiſche Befaßung, der paniſche Schređen , wel: der ſich aller Muſelmanner bemachtigt hatte , erleichterte den Sieg um die Hálfte. Es wurden Waffen und Kriegs

bedürfniſſe aufgekauft , Barfen zum Ueberfeßen nach dem Feſtlande gemiethet , und die Parganioten ſtachen in See. Kaum hatten ſie jedoch das hohe meer gewonnen, ſo erblickteii ſie das Geſchwader des Kapudan -Bey mit vollen Segeln auf lich losſteuern ; man ſagt die Britten hätten ihm das Wors , baben der Parganioten verrathen gehabt. In der Angit . richteten die Chriſten ihre Barfen nach der ioniſchen Inſel Paros 1, wo fie, als in einem neutralen Hafen, geſichert zu

fein glaubten. Der Hafen war erreicht, aber zugleichmit ihnen war auch der Kapudan angelangt , welcher mit Gewalt die griech. Fahrzeuge nahm . Nur ein Theil der Mannſdraft flüch

tete ſich in das Innere der Inſel , die Uebrigen wurden ergriffen und nebſt den Matroſen zum Tode verurtheilt, die Barken aber confifcirt. Die brittifchen Agenten erho

ben dagegen keine Einſprache. Eine geringe Anzahl der Unglüdlichen rettete der franzöſiſche Konſul in Preveſa, Dubouchet St.-André. Eben dieſer Mann machte ſich auch um die chriſtlichen Bewohner in Preveſa ſelbſt ſehr Die Sulioten hatten nämlid erfahren , daß

verdient.

Betir - Didiofador , ein Menſch , welchen das Mißgeſchid

eben ſo ſehr zu Hauſe als im Felde heimſuchte , großen

200

Mangel in ſeiner Reſidenz leide und hatten die Stadtke i belagert. Die Prevefaner geriethen dadurch in große Besar drångniß und ſicher hatten die Türken fámmtliche Gries target chen ermordet , wenn fid nicht der genannte Conſul der gezin; unſinnigen Wuth der Osmanen for lange entgegen get allung

ſtemmt hatte , bis die Sulioten , ohne ihreu gwed ereciated aj zu haben , wieder abzogen.

riten

Ali ſtand während dieſer Zeit in Unterhandlung mit autchar dem Numili-Waliſi, welder durd, die hartuá& ige Ber: sen te

theidigung des Geachteten und die große Feſtigkeit der Werfekta ir

von Litharika bewogen war , uoch einen lekten Verſud zu einer gútlichen Ausgleichung zu machen . Ali begehrte man Tolle 38mael-Paſdho-Bey , feinen treulofen Diener, des guten Beiſpielswegen , hången , die kaiſerliche Armee Tollte ſogleich Epirus verlaffen , er ſelbſt aber auf Lebeus zeit in ſeiner Würde beſtätigt werden , dafür wolle er daun

die Kriegslaſten tragen , und Epirus und Theſalien wieder

jan türi the jy beo

semina I ncertu

1

keitis, unter die Botmaßigkeit der Pforte bringen. Fåtte der Seiting

Divan dieſe Forderungen bewilligt, ſo wäre gewih det finna tro,et

Aufſtand der Griechen dem türkiſchen Reiche nicht ſo ges

fährlich geworden ,1 aber mit gleichem Stolze verlangte das 430, ultimatum des Sultans : Ali Tolle feine Schlöſſer übergea ben , die Kriegskoſten bezahlen , ſich in das Junere dou .

dien begeben und dort als Privatmann leben. Dabei

wollte man ihm aber keine Bürgſchaft für ſeine Siderheit, . rein ใ ysta dauerten 3 Wochen , weldse Zeitder Eingeftgloffene auf Sous

rein Leben und fein Eigenthum leiſten. Die Verhandlungen

201

Beſte benußte , feine Solórfer auszubeſſern und von Neuem

qu verproviantiren , -jugleich aber auch mit den griechiſchen Jaſurgenten einen gemeinſchaftlichen Angriffsplan zu ente werfen ; als er dieſe feine Hauptzwecke bei den Unters vandlungen erreicht hatte , feigte er dem Seraskier ang daß er das ultimatum verworfen babe and daß die Feindſes ligkeiten wieder beginnen föurten. Die Griechen in allen Laudichaften jubelten über dieſer Ausgang der Verhands lingen und nannten den ſo unpolitifdy berfahrenden Große berra ihren eifrigſten Berbündeten . Dhne die großen Berſtärkungen , welche unterdeſſen in dem túrtijden Lager angelangt waren , hätte fich Shure ſaid , nach dem Abbruche der Verhandlungen , in einer noch bebenklicheren Lage als früher befunden , denn aun

brachy durch Ali's Aufmunterungen auch im Norden oou

Jaunina unter der geſammten Bevólferung, Muhammes danern und Chriften , die Empórung aus , und zwar ſo

beftig, daß die Inſurgenten 10,000 Manu ſtart in Djidja , einem Dorfe 2 Meilen von Jannina , anlaugten. Du'r Seraskier beras indeß jest eine Truppenmacht von mehr a 30,000 Fußſoldaten und 10,000 Reitern , gegen wel de die Inſurgenten nicht wagen konnten , in der Ebene zu reiten.

ſo lange

Sie beharrten daher in ihrer Stellung bei Dzidza

bis der Mangel an Lebensmitteln je zwang,

ohne einen Schwertſtreich gethau zu haben , aus einander zu gehen.

Sobald Churftið die Auflöſung dieſes Heerhaufens

202

5

erfuhr , beſchloß er eine Erpedition gegen die Bertheidi gungslinie des Marko Boßaris von Plaka , den fünf Brunnen und Bariades. Gegen jeden dieſer Puncte wur: den 2000 Mann abgeſendet ,. welche den 21. Auguſt auf:

brachen , aber ſchon in den Engpäſſen von St. Dimitri, zwei Meilen von Fannina , von den Griechen überfallen

i

und bis in die Ebene zurückgeſchlagen wurden . Hier nahu

ſie jedoch die türkiſche Reiterei, welche Churſchio felbſt ans führte , in Sauß , und die Griechen , denen noch obenein

das Pulver ausgegangen war , mußten , 4000 Mann ſtart ! fidh in das Gebirge und ſelbſt nach dem Junern deſſelben zurúdziehen . Zum Eutfaß des noch immer in Arta be

1

Lagerten Harran und als deſſen Stellvertreter im Some

mando dieſer Feſtung war zu gleicher Zeit Ismael Paída mit 600 Mann abgegangen . Ueberfallen an dem Eingang

der Engpäſſe , konnte er nur mit Zurúčlaſſung ſeiner Reis terei auf Schleichwegen nach Arta gelangen ; der abgeldte bisherige Befehlshaber wurde ebenfalls , obgleid) er 1000

Mann Bedeckung mitgenommen hatte , bei dem bekanns ten Engpaſſe von Chumſchadez , dem Rieſengrabe ſo pieler muſelmanner , von Marko Botzaris fo ibel zugerichtet, daß er , mit Zurúdlaſſung ſeiner Roßſchweife und nach einer gånzlichen Niederlage ſeines Corps 1, über Hals und Kopf nach Arta gurúdflúcyten mußte. Det kleine Krieg mit den Gebirgsbewohnern drohte die vet: ſtarkte Arinee des Seraskiers auf ihre vorige Anzahl ju:

túdzuführen , denn überall búften die Türken an Manns

.

203

teft ein , ſo daß fidh Churfchid genothigt fab , eine groc Bere Heerabtheilung gegen den Süden abzuſchigen , und diefer gelang es denn auch abermals die Griechen von den fünf Brunnen und von Arta zurück zu ſchlagen.

Ehe wir jeßt das Ende des Feldzugs gegen Ali-Paſcha Don Jannina erzählen , müſſen wir uns noch ein Mal nad 1

den kúſtenlandrchaften von Hellas und Eheries

lien umſehen . Den ganzen Aufſtand der Chriſten in Morbgriechenland muß man als einen doppelten betrache ten. Der größere Theil focht für Uli - Paro a und beſtand aus ſeinen Anhängern , welche rid daher auch , wie wir 3

fo eben geſehen baben ,1 mit den muhammedaniſden Albaneſen zu gleichem Zwede verbúnbeten ,I uur der fleie dere Theil der füdlichern Provinzen hatte in Wahrheit die

kreuzesfahne aufgepflanzt und fämpfte für die Religion und die Freiheit Griechenlands. Von hier aus verbreitete fich aber aus der edlere Geiſt und der Borſaß für einen höheren Zwed zu fämpfen nach dem Norden , in die Ge birge von Akrokeraunien und Selleis , beſonders aber tru jeu qui diefem edleren Aufſchwung der am 3. Auguſt gu miffo lunghi gelandete Fürſt alerander Maus

sofordato und fein Begleiter -Sakeris bei. Ulerander Maurofordato,1 deifen wir ſchon früher ei:

tige mal gedacht haben , hatte ſich bis zum Ausbruch des griediſden Freiheitskrieges bei ſeinem reichen Dheim , dem vormaligen Hospobar der Wallachei , Karadia , in Toscana

uod piſa aufgehalten . Der Freiheitsruf ſeines Baterlane

+

204

des hatte ihn machtig ergriffen , er befand ſich unter det

erſten der in Deutſchland und den übrigen europáiſchen Staaten zerſtreuten Griechen , welche ihren bedrängten Landsleuten zu Húlfe eilten , und war unter allen vielleicht

der , 'welcher es mit ſeinem Beiſtande am Nedlichſten meinte. Alerander Santafuzeno hatte ihn imd Karadja bei feiner

Abfahrt aus Trieſt brieflid aufgefordert , ſich der Sade ifres Poltes anzunehinen.

Karadia gab feinen Sohn

und einige tauſend Piaſter , Maurokordato fich fel 6 und alles was er beſaß. Mit dem Aufwande fait ſeines

ganzen Vermögens hatte er eine griechiſdie Brigg in Mats Feille gemiethet und mit Waffen beladen ; eine bedeutende

Anzahl von Griechen , darunter furiotti , Sebaſtos pulo , Salerís und mehrere Philhellenen , unter denen

lids auch, der franzöſiſche General Raybaud befand, bes gleiteten ihn. Am 18. Juli ging das Schiff unter Segel. Alerander Maurokorbato , beffen Bildnis wir der

folgenden Bänddien vorangeſtellt haben , war bei ſeiner Pardung in Griechenland ein Mann in den dreißiger Falls ren , jekt zählt er bereits über vierzig , er iſt von mittlerer Größe und gefälligem deußern * ). Durc Reifen u ei: 1

* ) Gan; abweichend von dieſen faft allgemeinen Urtheil fagi der Lord Murray : Maurofordato ſei in ſeinem Neugera

aidt einnehmend , das Geſicht rei durch buſchige Haare und Augenbraunen verwachſen , der Bart wild gefräufelt , der

205

nen mehrjährigen Aufenthalt in der Schweiz , in Frant: 1

reich und Italien hat er ſid Bildung und Stenntniſſe et idorben , und er verſteht die hauptſádlichſten europáiſden, ſo wie einige orientaliſche Sprachen. Sein liebeng vúrdi ger Character , ſeine Sanftmuty, Geduld und Rechtlichkeit werden von allen Berichterſtattern gerúhint und ſein Lob iſt

in dem Munde aller Griechen und Philhellenen . Einen Kanonendus von Marſeille lief der Fürſt ſtatt der ruſtiſchen Flagge , weldie bisher das Schiff gebedt hatte , die Kreuzesfahne der Neugriechen aufziehen und ſie

init 12 Sanonenſcúffen begrúßen. Als lid das Fahrzeug dem Hafen von Miffolunghi náherte , feuerten die Grieden por Freudeu über die Ankunft des Fürſten und der ihn begleitenden Griechenfreunde , ihre Flinten und Stanonen ab,

und ein tauſendſtimmiger Ruf : Es lebe die Freiheit !

Znoro

hev fepiu , empfing die Ausſteigenden. Noch

in demſelben Monat begab er ſich in das griechiſche Lager vor Patras , wo er ſich jedoch nur kurze Zeit aufhielt. Von Patras eilte der Fürſt in das Feldlager von Tripoliba,

und da er wohl merkte , daß Demetrius Hypſilanti segen ihn eine empfindliche Eiferſucht bliden ließ , noch im Sepe

teinber wieder zurück nach Miſſolunghi, um in dem nörds Blid lebendig und darf. Er , wie alle Fanarioten , fei ju triechend höflich , und lache fortwährend höchft einfältig. Men mag dode der gute Lord screhen haben ?

206

lichen Griechenland für das Heil ſeines Bolees zu wire.n . Demetrius Hypſilanti hatte ihm dazu die Bewilligung ertheilt. MauroFordato's Anweſenheit wurde allen Gegenden , in

welchen er erſdien , fehr ſegensreich. Dhne fid irgend einen Titel oder eine Macht anzumaßen , trat er úboral perföhnend und zum Guten anfeuernd auf. Die häuslide

Einrichtung des Prinzen war nach dem Reridt eines up genzeugen nur ſpårlich und doch den Zeitverhiltniſſen ge maß und anſtändig.

Wenn ſeine Vermögensumſtände auch

nicht die glänzendſten waren , ſo hatte er doch ſchou jeet ſeinem Vaterlande manches bedeutende patriotiſme Opice gebracht. Aus ſeiner Privatkaſſe ließ er mandem der an : weſenden Franken Unterſtúßungen zukommen , welche bo fonders ſpåter hinreichend bewieſen , daß er ihr trauriges Sdid fal zu mildern ſtrebte. Auch er hatte ſich über den Zuſtand Griechenlands und ſeine Fülføquelien vor ſeinet Abreiſe dahin ganz andere Vorſtellungen gemacht, wufte fich jedoch bald in Dürftigkeit und Mangel zu finden. Mehrere franzöſifdye Offiziere , welche durch zu große BCD fprechungcu von ihm gefeſſelt worden waren , die er nadie ber unmöglich erfüllen konnte , fanden ſich veranlaßt , Grics dhenland wieder zu verlaſſen . Auf Koſten Maurofordato 1

und des Prinzen Siradja , welcher übrigens neben ſeinem

achtungswürdigen Führer ganz in den Hintergrund trat, wurden ſie eingeſchifft , die meiſten von ihnen kehrten über Hydra un ) Syra nad ihrem Vaterlaude gurúd, einige

207

andere begaben ſich in die Dienfte des beſſer bezahlenden Vize- Któnigs Mehmed- Ali von Aegypten . Der einzige Bors

wurf, welcher dem Fürſten gemadt wird , iſt, daß er zu wenig Selbſtvertrauen gezeigt , und ſid) oft zu ſehr von andern widerrechtlich denkenden Männeru , gleich dern. Für

ſteu Demetrius Hypſilauti , habe leiten laſſen. Zugleich mit Alerander Maurofordato war der even To adtungswürdige Griede Suferis , gebürtig aus Eripor liga , in Griedhenland und bei Tripoliza angelaugt und noch von Maurokodatos mit dem Titel eines Hypotariar 1

den (Obriſtlieutenants) nach Miffolunghi abgeſandt wors den ,, um den Aufſtand in Nordgriechenland zu organiſiren

und ihn militäriſch zu leiten. Sakeris war ein geiſtiger Zwillingsbruder des Fürſten Maurokordatos , er war viel gereiſt, mehrerer Sprachen mådytig und ein Mann von den rechtlidyſten Grundfäßen und dem beſten Eifer für ſein Vaterland.

Die Ardıonten von Miffolunghi lebten in uneinigkeit, es gelang dem wadern Sakeris ſie mit einander , ausgus föhnen und zur Mitwirkung der Befeſtigung der Stadt

aufzumuntern. Die kleine Halbinſel, auf welcher Millos lunghi liegt , wurde mit einer breiten Graben durch ſanitten ,1 Wälle und Mauern ließ man ausdeſfern , und dann die Häuptlinge der inſurgirten Provinzen zu einer Zuſammenkunft in Miſſolunghi einladen , um mit ihnen einen gemeinſdhaftlichen Kriegsplan zu verabreden. Soger Ali- Debelen (dicte zu dieſer Verſammlung Abgeordnete in

208

drei uns bereits bekannten Männern, dem gewißigten Al Iis Nuña , dem derben Kriegsmann Tahir : Abbas und dem tapferen Hagios Berriaris. Obgleich die Abgeſandten Ali - Paſcha's und der mit

hammedaniſchen Albaneſer nur in dem Sinne ihres von

ihnen angebeteten greiſigen Ali anterhandelten , ſo veret uigte man ſich dody ohne große Schwierigkeiten mit ihnen, denn, waren auch die Zwecke des Satrapen vou Jannina und der griechiſchen Inſurgenten verſieden , To bedurfte man doch vorläufig derſelben Mittel. Beide Partheien wollten die

Vertreibung der Lürfen. Tahir : Abbas konnte gar nicht begreifen , was die Griechen von Freiheit und unabhängigs feit vorbrachten , und Aleris Nuna verlangte uur Untek ſtuşung des Belagerten , welcher nach der lieberwindung des

Churſchid fidh gånzlich von der Herrſchaft des Sultans bar freien und dann unter ſeinem Scepter den Chriſten gleiche Rechte mit den Muhammedanern verleihen werde .

Der Kampf der Túrken mit Ali - Paſcha war eine große Stúße , ein glücklicher Blitableiter für die Griegyen , je

Långer er dauerte , je beſſer war es für ſie , denn ſie gemans aen dadurch Zeit , die Halbinſel und Fellas ganz für lid zu erobern und ihren neuen Staat zu organifiren. Ali's Fall wurde daher eben ſo ſehr gefürchtet, als er von der andern 1

Seite gewünſcht wurde. Blieb Ali Sieger , ſo hatten die

Griechen in ihrer Angelegenheit nichts gewonnen , denn dieſer rånkevolle Mann würde ſie trok aller Verſprechungen nicht beſſer , als der Divan in Stambul behandelt haben,

209

unterlag er , fo wendete ſich die ganze macht der Türken

gegen die Jaſurgenten, und dieß durfte wenigſtens ſo bald Diht geſchehen , wenn der Aufſtand nicht den unglücelid ſten Uusgang nehmen ſollte.

Man beſchloß daher in Miſſolunghi: gemeinſchaftlich ole Feſtung Arta zu belagern und , wenn man dieſelbe erobern würde , gegen das Heer des Churſchid zu ziehen. Was weiter geſchehen konnte, lag noch außer der Berech : aung , und mußte dem Gang der Ereigniſſe überlaſſen

!

bleiben .

Während in dem Weſten die Griechen bereits die erſten

Früchte ihrer Anſtrengungen genoſſen , und vor den túrfi ſchen Einfällen durch ihre tapfern Armatolenheere geſichert, in Ruhe lebten , hatte der in Bodoniga eingeſchloffene Palda von Berat , Omer - rione, von dem Paſcha 1

.

don Stodra 3000 Mann Dribern Verſtärkung erhalten, and die ihn belagernden Bauern zurückgetrieben. Da er jeßt wieder ſeinen Feinden überlegen war , ſo unternahm er mit 700 Reutern einen Zug nach Athen. Bauern aus Attita hielten die Stadt beſeßt , und belagerten nach

threr Weiſe die Akropolis , deren Befaßung lidh jedoch wes gen Mangel an Lebensmitteln bereits in großer -Noth be:

fand,1 und ohne die Ankunft Omers vielleicht in Kur sem ergeben hátte.

um die Groberung zu beſchleunigen

hatten die Hydrioten einige Schiffskanonen bei dem Hafen Piršus ausgeſchifft , und es war Ades im beſten Gange als bei Omer Briones Herannahen das ganze Belage: IV.

13

210

rangscorps die Flucht ergriff, 'uud theils in die Gebirge 30g ,

theils nach der nahen Inſel Salamis , welde

fchon den alten Athenåern ein Zufluchtsort geweſen war, 1500 Mann ſtark, úberſekte. Eben To wurden die übria gen Städte von Hellas und Theſſalien , Cheben , Patrab gik uc. wieder von der Türken " beſegt. Ein Aufſtand,

welchen der früher lange Zeit in Wien lebende gelehrte y táriſt Anthimo 8 Gazi im nördlichen Chefalien orge

niſirt hatte , nahm einen unglücklichen Verlauf ;indem die Túrfen ſehr bald Herren über die Inſurgenten wurden, und Anthimos felbſt zwangeri, das Land zu verlaffer. Odyſeus lag mit ſeinen Schaaren in den Gebirgen an dena

Paß von Thermopylá , um einen glücklicheren Zeitpunkt abzuwarten.

Die Inſel Euba a oder Negroponte hatte du früher zu den Waffen gegriffen. Såmmtliche 172 Dórfa der Inſel, faſt " ganz allein von Griechen bewohnt, waren aufgeſtanden , und die Türken mußten in ihre zwei feſten Plåre Negropont und Karyſto flúdyten. Im Jahre 1822 war der Sohn des Mainotenfürſten Mauromidalis, mit

Namen Elias Jatranis , zur Eroberung des·legterem Plages mit 700 Mann nad Negropont gekommen. Dis .

Glück war ihn günſtig , er eroberte die Vorſtådte, konnte

aber dabei ſeine Soldaten nicht zuſammenhalten, indem ſich dieſe beim Plündern zu ſehr vereinzelten , und gerieth nur

mit 7 feiner Tapfern in einen Haufen Zúrken. Dieſe hatten nämlich einen unerwarteten Ausfall aus der Feſtung

211

gemacht und bereits einen großen Theil der Griechen nies bergehauen.

Elias warf fid) mit ſeinen wenigen Begleis

tern in eine Mühle und vertheidigte ſich hier gegen eine Unzahl Túrken ,1 welche das Gebäude von atten Seiten eilts geſchloſſen hatten , auf eine überaus beldeumüthige Weiſe,

bis der leßte Schuß Pulver abgebrannt war, dann machte er mit ſeinen noch lebenden 4 Waffenbrüdern einen Verſuch ſich

durdzuſchlagen .

Seine Begleiter waren im Augers

blic niedergehauen , ihn ſelbſt ſuchte man lebendig zu fans gen und drångte ſich in inimer engerem Kreiſe um den wiss thenden Krieger , bis dieſer endlich ſich den Sábel in die

Bruſt ſtieß , und vor den Augen ſeiner Feinde ſtarb, welde ergrimmt waren , ihn nicht lebendig gefangen zu haben. Während dieſer Ereigniſſe ſchien nun endlich doch das Schicfal an dem ſtolzen Bau des Satrapen von Jannina ju rútteln. litharia hatte am 13. Nov. kapitulirt und die Befaßung dieſes Sdyloſies , welche aus Albaneſen beſtand , war zu dem Heere des Churſdið úbergegangen . Seit zwei Monaten war die Kapitulation der zu Latharika

belagerten Arnauten abgelaufen , feit eben ſo lange war ihnen tein Sold gezahlt worden , und ſo bewogen ſie denn Unzufriedenheit und Churſd ;ids Gold zum Verraty. .

Ali war jeßt auf ſein Seeſchloß eingeſchränkt, alle 1

Außenwerke wären genommen , und nur noch 600 Manu Edmpften unter ſeinen Befehlen. Es fdien , als ſei dem greiſigen Helden die Luſt am Striege vergangen , er word mismuthig und ſelbſt gegen ſeine treueſten Soldaten úbellaunig. D 2"

212

Wohl einſehend , daß die Griechen ihre Sache von der

jeinigen, getrennt hatten , und ihn jetzt, eben ſo ,1 wie er es einſt mit ihnen gethan 1, als Mittel zu ihrem Zwede Gebrauchten , wies er nun auch die Unterſtüßung der

Métolier und Sulioten zurůd , welche einen Angriff aaf das türkiſche Lager machen , und eine Verſtárkung in die Feſtung werfen wolten . Er farieb deshalb an die Sulioten :

„Geliebte Kinder! Jo vernehme, daß Ihr Euc du faict, einen Theil Eurer Pallifaren" gegen unſern Feind Churidid ziehen zu laſſen . Id benadridtige Euch , daß ich , in meiner Feſtung unbeſiegbar, dieſen aſiatiſchen Baſdxc verachte 1, und ihn noch mehrere Jahre die Spige bieten kanu. Der einzige Dienſt , welchen ich von Eurem Muthe

begehre , iſt, Arta. zu erobern and Ismael Paſcho Bed, den ehemaligen Diener meines Hauſes , den Todfeind mei

ner Familie , den Urheber der ſchrecklichen Uebel und Trübe fale , welche dou ſo lange auf unſerm unglücklichen , unter unſern Augen von ihm verheerten Lande laſten , gefangen zu nehmen. Verdoppelt dafür Eure Anſtrengungen , das

durch wird das Uebel in ſeiner Wurzel vertilgt, und meine Schäße werden Eure Pallifaren , deren Muth in meinen

Augen täglich höheren Werth erlangt, dafür belohnen. Ali . "

Die Griechen aus Aetolien und die Sulioten waren eigentlich durch dieſes Sdireiben auf immer von Ali getrennt,

und auch die Bundesgenoſſen des Satrapen wendeten ſich mit >

213

nen von ihrem alten Herren ab. Zur Erklärung tam es jedoch erſt vor den Mauern von Arta. Weniger die Aufforderungen des ſtolzen Ali, als ihr eigener Vortheil, hatte die Griechen , welche bereits bis

WI

Jannina vorgedrungen waren , bewogen , ſich gegen die Feſtung Arta zu wenden , in welcher mehrere türkiſche

Anführer, Harran , Ismael Paſcho Bem , Ismael 1

Plia fra und die Parden von Stars und Wan ( den

außerſten Provinzen bes türkiſchen Reichs in Aſien ) 5000 Reitern und einem bedeutenden Artillerietrain befehligtea .

Es war ein fühnes Unternehmen , gegen eine ſolche Macht mit einer undisciplinirten Kriegerſchaar , ohne Kanonen ,

und zum Theil auch noch ohne die erforderlichen Handwafs fen zu Felde zu ziehen , der größte. Theil der griechiſchen Heerführer rieth davon ab , indeß der junge Held Mars Pos Boßaris war anderer Meinung und 308 mit 200

feiner tapfern Sulioten am 24. November aus Chumſcha = bez nach Arta ab , in deſen Nähe er das DorfMarat befekte.

Es liegt dieſer Ort auf der Nordweſt - Seite des

Urtafluſſes , des alten Inachus, in einer ſehr fruchtbaren Gegend und auf der Straße nach Jannina , ihm gegenüber

liegt die Stadt und Feſtung Arta', mit einer langen Brúce von 12 Bogen über den Strom .

Die Türken in Arta hatten nidyt fo bald Nachricht von

der Annäherung der Griechen erhalten , als ſie ein Corps von 800 Reitern mit 4 Geſchüßen gegen ſie abſchickten ."

Die Griechen waren zu fowach , als daß fie dem überlege

214

nen Feinde im offenen Felde die Spiße bieten konnten , und Jogen ſich deshalb nad ) Marat zurück , wo ſie ſich aus den

einzelnen Hiufern vertheidigten. Die Türken wagten lid indeß kaum in das Dorf und ließen ihre Gefdyúte ſpielen , um den Feind aus ſeinen Bollwerfen zu vertreiben , und es

pare itin dieß auch gelungen , wenn nidt der greiſige Rothi Boßaris (Marfós Oheim ) in dem kritiſchen Augenblick init 300 Mann augelangt wäre. Dieſe Verſtärkung erhob den Muth der Sulioten , die Türken ergriffen die Flucht und

ließen ſogar eine Kanone in den Händen der Griechen zurúc. Mit dieſem Siege nicht zufrieden , fekten die Chriſten den Flüchtlingen nach

1

und ließen erſt vor der Brücke ,

ſtarke Batterien auf und neben derſelben ihnen Stilſtand geboten, von ihrer Verfolgung ab. Die Nacht war unterdeffen bereingebrochen, und die Türken wagten während derſelben

keinen mißlichen Angriff auf ihre tapferen Feinde , deten zahl mit jeder Stunde wuchs. Der Kanonendonnet am Inachus hatte alle Häuptlinge der Umgegend ſchnell auf den feldern vor Arta vereinigt.

Unter der Leitung der Boban

råer hielten ſich die Griechen für unüberwindlich. Áls der Morgen graute, rief Markos reine Krieger zum

Sturm, und ehe die Túrken noch zur Beſinnung fommen konnten , waren die Brücke und die Batterien erobert , fo daß die Griechen zugleich mit den flüchtigen Kurden in die .

Chore drungen , und fid in einer der Vorſtábte fejtresten.

Den gauzen Tag zogen Griechen über die Brüde und nahe

215

men ihre Stellung nahe bei der Stadt auf dem andern Ufer des Stroms. Am 27. Nov. Morgens rúdten fámmtliche türkiſche

Unführer mit ihren Reitern gegen die Sulioten aus , um

Dieſe wieder über den Artafluß zurůđzudrången , Markos Bogaris 30g jedoch den Kampf in eine Berggegend , wo die türkiſche Reiterei nichts ausrichten konnte , und ließ die eroberten Kanonen gegen die Feinde richten , wodurch dieſe denn auch zum Rúdzug genótbigt wurden . Den Schluß

des Gefechtes machte eine heftige Kanonade von beiden Set ten , bei welcher jedod ganz unnút eine Malle Pulver pers brannt wurde. ·

Am folgenden Lage ſuchten ſich beide Partheien in

denverſchiedenen Theilender Stadt zu verſchanzen. Die feſten Gebäude , Saylöſſer und Gotteshåuſer wurden zu 1

Citadellen umgeſchaffen , und man erwartete den Morgen des 29. , um ein fürchterliches Gemeşel in den Straßen

der Stadt zu beginnen. Sara Hyskon , der Anführer der Akarnanier , hatte die Stadt auf der entgegengeſetzten

Seite angegriffen , und ſich dort feſtgefekt.

Zum Schrecken

der Türken waren auch noch 2000 muhammedaniſche Alc baneſen unter . Tahir - Abbas , Hagio - Berriaris qud Elmas Bey angelangt , welche bei ihrer Ankunft

vor Arta glaubten 1, daß hier nur für Ali gefodyten würde, und ſich muthig in das Feuer warfen. Die türkiſchen Bats

terien wurden genommen,1 und nur die furchtbare Feuers brunſ, welde in der Stadt ausbrache ſchüßte die Türken

216

Bor ihrer gånzlichen Beruíchtung. Bis auf die Atropolis und einige Verſchanzungen wurde ganz Arta von den Su lioten und ihren Verbündeter erobert. Jsmael - Pardos .

Bey vertheidigte ſich noch in einer Moſchee , Jomaels Pliaiſa aus einigen Gebäuden am Fuß derAfropolis , in welcher der Kiaja des Churſchib befehligte.

Wir müſſen hier den Gang der Begebenheiten mit einer Wanderung durch das Land der Arnauten unterbreden, welche in dieſer Geſchichte bereits mehrmals aufgetreten

find , und auch auf die Belagerung von Arta entſcheidend einwirkten .

Schon in den vorigen Båndchen haben wir Alba nien im Allgemeinen kennen gelernt. Dieſe Landſchaft , etji ſeit Scanderbeg ſo genannt, bildete in den früheſten Zeis ten das alte SUprien , bis es in Aleranders gewaltiges Reich aufgenommen , eine macedoniſche und ſpäter eine de miſdye Proviny , Epirus novus , wurde. In den Streaga zúgen floh bei der Einnahme Konſtantinopels durch die

Kreuzfahrer der Bruder des griediſchen Kaiſers , Michael Angelos , nach dieſen Gegenden und gründete hier ein felbfta ſtändiges Peid, unter dem Namen einer Despotie von Epirus. Thomas , Bruder des Michael und ſein Nachfolger, nahm

den Kaiſertitel an ; ihm folgten feine Söhne, bis es en de

lich zu einem Streit zwiſchen ſeinen natürlichen Kindera über die Herrſchaft kam , und der Sultan Murad Il. die

Gelegenheit benußte,I das ſchöne Land feinem Reiche einguts verleiben. Wie Georg Caſtriota Epirus noch ein Mal ju

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einem felbſtſtåndigen Reiche. erhob , iſt bereits im erſten Bändchen (Seite 115 ) erzählt worden , und ſeit ſeinem Tode iſt Epirus eine túrtiſche Provinz. Das heutige Land

der Albaneſen erſtrecktſich langs der ganzen Weſtfüſte Gries Benlands von dem ambraciſden Meerbuſen , bis an die

diterreichiſchen Provinzen , und reicht in das Innere bis an die große Gebirgskette des Pindus , welche Epirus pou Cheſalien ſcheidet. Die Einwohwer , von den Europäern

Albaneſen genannt,1 führen bei den Türfen den Namen Arnauten, und bei den Griechen Arraniten, ſie ſelbſt nennen ſich Schupetars oder Scheteſchips , und ſind nod jeħt durch Sprache und Sitten von ihren Nachbarn unterſchieden, ein uts ſprünglich aſiatiſches Volt , wahrſcheinlich aus den Gegens den am Kaukaſus , aus dem heutigen ruſſiſchen Georgien, wenn gleich rhon lange vor Chriſtus eingewandert.

Sht

alter Name hat ſich , wiewohl ſehr verſtummelt, noch in der Stadt Dulcigno erhalten , welche vor Alters Colchinium d. h. eine Kolonie der Kolcher hieß. Mit den Urbewohnern

der Küſte vermiſcht , bildete ſich aus ihnen das tapfere Poll der ülbaneſen , welche in Doberos (Dover oder Dibern)

ühren Hauptſit hatten , und erſt im zweiten Jahrhundert anter ihrem jeßigen Namen und als Bewohner der Stadt @lbarran , ulbanopilis wieder in der Geſchichte eta Icheinen ,

Die Albaneſen oder Schypetars theilen ſich in

vier große, Stämme nämlich in die Gueguen und Meris diten im Norden , und in die Lorident , Japoger

and Soamideu oder Chamiden ; ihre Wohuplake

218

nennt man die Guegaria , Lostaria , Japuria und Sch a muria.

Wie es bei allen Völferſchaften

| welche ſich noch in Ståmme abtheilen 1, der Fall iſt, To get Schieht es auch hier , daß dieſe großen Stảmme wieder in

tleinere Stảmme und Familien ( Phares) zerfallen. Die Türfen haben das Volk zu dem tapfern Krieger- und Rám bervolte umgeſchaffen , als welches wir jeßt den gróften Lheil der Bewohner Albaniens erblicen . Bajaſit, ihr ilip

terjocher , wollte ſie nämlich, die er bereits als Chriſten vorfand , zur Annahme ſeiner Religion zwingen ; ein Theil gehorchte , und dieſe bilden jegt die eigentlichen Schupetars, andere Pohen vor dem unreinen Glauben mit ihren Heiligs Chúmern in die Gebirge von Schimara, Suli 1, Parga , nach den Inſeln u . und blieben dort im ſteten Kampfe mit den Túrfen , ihrem Erlöſer treu. Es iſt früher erwähnt , wie auch die zurückgebliebenen Albaneſenſtamme nidt als wahua bafte Muhammedaner zu betrachten find.

Sie verheirathen

fidh mit den chriſtlichen Ståmmen und feiern eben ſo wohl das Oſterfeſt, als den Ramaſan. Mehr als wahrſdeinlich it es ,

das ſich die Albaneſen über kurz oder lang

als beſondere Völkerſchaft von dem türkiſchen Reiche trennen , und dann ſelbſt einen chriſtlichen Staat bils

den. Sie lieben die Selbſtſtändigkeit und verachten sie Túrken , dabei find ſie eine ſtreitbare Nation , die Franen

ſchon , die Männer, große und kräftige Söhne des Gebirges. Die kriegeriſditen und furchtbarſten unter ihnen fins die

Gueguen ; die Meriditen ſind milderen Sinns und trae

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gen noch die Rittertracht der franzöſiſchen Kreuzfahrer. Die Toriden ſind die ſchönſte Völkerſchaft der Albaneſen und auch ihre Tracht , faſt ganz die der alten Helden , iſt aids

muthig . Die Japyger , welche die wilden Schluchten der hohen Steraunia bewohnen , ſind rauhen Siuns, wie ihre Heimath, und die Siſypher, einer ihrer Stimme, die furchtbarſten Räuber Albaniens ; die Sdjimarioten , welche den Japygern ebenfalls angehören , ſind weniger Barbaren . Von dem Stamm der Sd) a mi deu find nur noch Trúm mer übrig ; die Türken , neidiſch über ihre blühende Lande

fdaft , mordeten und raubten , ſo lange ſie irgend etwas von Werth bei ihnen wußten . - Den Zuſtand Albaniens vor und während der Herrſchaft Ali Tebelens haben wir .

bereits hinlinglid; kennen gelernt , es iſt der traurigſte 1

eines gånglid verwahrloſteu und tief geſunkeueu Landes. In dem gegenwärtigen kritiſchen Augenblic waren uun die Haupter der S dy a miden in Paramythia zuſammen gekommen , um zu berathſchlagen , weldier der drei mit eine

auber ſtreitenden Partheien , der Túrken , 411's,1 oder der griechiſchen Chriſten , ſie ſich auſdließen ſollten . Churſdid hatte von dieſer Zuſammenkunft gehört , und Twickte ein Paar gewandte Túrken nach Paranuythia , weldie 1

auch bald ſo glüdlich waren , die Schamiden fiir die Sache

des Sultans įu gewinnen , wobei dieſelben noch verſpris chen , ihre bei dem chriſtlichen Heere befindlichen Staina brüder ebenfalls der túrtiſchen Arinee zuzuführeni , jebody

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unter der Bedingung, daß der verhaßte Ismael -Parchos Bey reiner Würden entfert werde. Es wurde eine geheime Botſchaft an Lahir : Abbas, Elmas : Bey und Hago Berſiaris gefandt , welche aud

ihren Zwed nicht verfehlte.

Der in ſeiner Moſchee belas

gerte Parcho - Bey deutete den Abzug der drei Albaneſemo bäuptlinge zu ſeinem Gunſten , und Marlo Bobaris bat

ten ſie vorgeſpiegelt, ſie würden die nach Urta führenden Engpåſe beſeßen. Ein Vorfall in der Akropolis maste

indeß beinahe den ganzen liſtigen Unſchlag der Türken , durd Theilung der Partheien die Feſtung zu retten , ja nichtë. Der Khan von Stars hatte den Albaneſenchef Mehmed Kleiſura auf die Burg gelodt , und ihn dort

in ſeinem Selamlit meuchlings erſchießen wollen. Mehe med Sleiſura erwiederte den Viſtolenſchuß , welcher iho verfehlt hatte, mit einem wohlgezielteren , der den Pos Toa ſogleich niederſtredte. Die Soldaten rådten dena Lod ihres Anführers und hieben den Albaneſer und ſeine Begleitung nieder, nachdem fide dieſelben úber eine Stunde in einem hölzernen Schuppen , ohne entfliehen zu können,

denn man batte die Thore der Feſtung geſchloſſen , vete zweifelnb gewehrt hatten. Die Körper der Erſchlagenen wurden von den ergrimmten Kurden über die Mauer ges worfen , wo ſie der Strom den abziehenden Albaneſen zuta führte, und ſogleich wendeten ſich dieſe zur Rache ihrer ers folagenen Sreunde wieder nach Arta . Wo ein Türfe ihnen

!

221

in den Weg tam , murde er niedergeſåbelt, an allen Eden brannte die Stadt, und Sulioten und Arnauten ſtürzten mit unerbörter Wuth. und Tapferkeit in das feindliche Feuer. Der Kiaja des Weffiro Churſhid mußte fid in die -

Feſtung flüchten und die Sieger lagerten lid in den Ruinen. Die aufgebende Sonne veränderte indeß die Scene, indem ſich auf der andern Seite das Lager des Chur : rchid zeigte, bei deſſen Anblice die erſchrocenen Albaneſen

fogleich die Flucht ergriffen . Die Griechen theilten ſich bei dieſer Gefahr in zwei Haufen ; der eine von denfelben ſollte, unter der Anführung des Marko Bogaris , die Lürfen ſo lange an der Brüde aufhalten, bis Hystod an einer entlegenen Stelle die Verwundeten úber den Fluß geſchafft und in Siderheit gebracht baben würde. Das Manóver gelang. U18 Markos Nadricht hatte , daß Hyskog mit den Seini

gen in Siderheit rei, 30g er ſich mit ſeinem etwa 1000 Mann ſtarken Corp8 gurúd, vernagelte die kanonen , welde mitzunehmen unmöglid war , und benugte nun eine Rinderheerde (denn alles muß dem Genie fogleich die : den) zu der Rettung ſeiner Krieger. Er ließ nämlich die Toiere vor der Fronte ber und gerade auf die türkiſchen

Vieiter lostreiben , deren Pferde vor dieſer ungewöhnlichen Urmee Neißaus nahmen. Als die türkiſche Linie auf dieſe Weiſe durchbrochen war , bewirkte das Schießen im Núden

der Griechen , daß ſich die Kinder in den Fluß ſtürzten , am das jenſeitige Ufer zu erreichen . Un ibren Hörnern

222

bielten ſich die Griechen mit der einen Hand , in der anderi den Sábel, and erreichten ſo glücklich bei dem Dorfe Mui rat das Land , wo zut: Gewinnung des Cerrrains dieſelbe

Liſt gebraucht werden mußte. Dann aber zerſtreuten fich auch augenblicklich die Griechen nach allen Seiten , um ſio

ſpåter in Lorur wieder zu ſammela. So war denn die Afropolis mit bedeutendem Aufopfern dod endlich gerettet worden , und nod; auf den Trümmern der Stadt wurde Ismael: Pado: Ber nach. Thurſhids Perſprechen feierlich ſeiner Würden entreßt. Bald dars aaf wanderte er als Verwieſener nach Drama oder Dé

motika , an der Marißa , nicht weit von Adrianopel , wo et im folgenden Fahre , als es gerade an Staatsverrås thern mangelte , deren Köpfe zur Unterhaltung des Publis

kums an der Drta : kapu nie fehlen dürfen , ohne Urtbeil 8

und Recht hingerichtet wurde. Als rein Kopf am 1. Nov. 1822 vor dem Serail aufgeſteckt ward , las man an dem ſelben folgendes Yaphta ( Todesurtheil).

,,Da der ſeit einiger Zeit nach Drama verwieſene oormalige Paſcha von Jannina , Ismael - Parcho - Ben, =

der urheber des Aufruhrs von Kakoſuli , überwieſen iſt, in Albanien ſtråfliche Berbindungen unterhalten zu ho

ben , um dieſe Provinz aufzuwiegeln , ſo hat er den Zorn des Großherrn auf ſich geladen , weshalb , nur um die Geſelfdhaft von dieſem Ruheſtörer zu befreien , das Eo: desurtheil gegen ihn ausgeſprochen wurde. Demzufolge

223

iſt er zu Damotita enthauptet worden , und dieß iſt der Sopfides $mael - Paſcho .: Bey ." 1

Da ungeachtet der leßten Porfide por Arta Churſdh id ſein Verſprechen gehalten hatte , fo durften die geflüchte ten' Schyretars nicht beſorgen , daß er ſich an ihnen rächen werde , und fanden ſich nach und nach in dem türkiſden Lager ein , obne jedoch beſondern Antheil an den Gefechten gegen ihren alten Oberherrn zu nehmen . Als man endlich

ibre thåtige Mitwirkung verlangte, mußte man ihnen verſprechen , daß dem greifigen ult , ſofern er in Gefanger fdaft geriethe ,

wenigſtens das Leben gelaffen würde.

Die Borauszahlung eines actmonatlichen Soldes überlies ferte die Arnauten endlich ganz der Widführ des türfte

den Anführers. Für Alt war ihr Erſcheinen im feindlis den Lager fehr nachtheilig , denn ſie bewirkten , daß fich faſt täglich einige ſeiner Albaneſen Heimlich zu ihren Freuns den in Churſhids Lager' ſchlichen , und dieß geſchah um ſo mehr , als Ali úbellaunig und geizig geworden war . *1

1

1.

224

Vier und dreißigftes Kapitel. Jedermann weiß , mit wie viel Gunft und Onadenbezeugungen Debelen . Ali - Pardha reit dreißig bis vierzig Jahren von der ftets erhabenen großen Pforte der Glückſeligkeit überhaupt worden , mit wie vielen Ländern und Gebieten fie feine Herto schaft erweitert , und wie viele Gnade fie ihm und ſeiner Söhnen und Anhängern erwieſen hat. Uber ohne ſo viele Begünſtigungen zu räßen , und ſtatt, reine beſondere Danfs barkeit und erkenntliche Unterthänigkeit gegen die bobe Pforte en bethätigen , handelte er mit ausgezeichneter undanfbarkeit, and es giebt keinen Frevel , den er nidt gegen die Diener Gottes und der Propheten verübt hätte. Ganz unerhört

find die Verbrechen , deren er fico rouldig gemadt; in alle Uufſtände , in alle Empörungen verwidelt , war er offen oder beimlich , durc rein Geld oder seine Ränke thr Urhe ber. Nicht zuſrieden mit den reiner Berwaltnng anvertram ten Landſchaften , ſuchte er unaufhörlich ſeine Herrſchaft aud auf andere Provinzen auszudehnen , indem er ringsum un .

225

ruhen und unordnung verbreitete. Den Einzelnen ihre Güs ter wegnehmend , die ganze Welt zu Grunde richtend , war er die Geiſel der Wölfer geworden , welche ein koſtbares Gut ſind , von dent höchſten Weren der Obhut des ſunitiſchen Bes

herrschers der Gläubigen , die Muhammed's (deffen Name tauſendmat geſegnet rei) Gereken gehorchen , anvertraut. Ganze Familien hat er in Albanien , bll Jenitider (Lariſſa ) Monaſtir und in Sarighiot ( Macedonien ) vernichtet. Von frinen Plünderungen unterrichtet , hat die hohe Pforte thn

mehrere Male ermahnt , rein Betragen zu ändern , und fein trauriges Ende in bedenken , aber er weigerte ſich

dieſen

Vorſtellungen Gehör zu geben , und machte das Maaß ſeiner Lafterhaftigkeit daturo volt , vaß er das Samet pont Salle unſern Sktaven Ismaet *) Idem Gott ein glückliches Ende

verleihen möge) ſelbſt bis in die Hauptſtadt mit reinen Un. grifien zu verfolgen wußte , indem er durch reine Ubgeſandten fidei Piſtolen gegen ilu abfeuern ließ . Die Gerechtigkeit eben To rehr , als die der Wajeftät unſerer über zwei Meere und über drei Wetttheile lich erfirechenden Statthalterrchaft fugle fügte Belcidigung forderten unumgänglich Debelen's Befira:

fung. Er wurde deß Weiſirats entiert und die Regierung: *) Dieſes famet iſt derfelbe Ismael , Pafchd. Bery 7, welcherr wie wir in eben meldeten , ein Jahr darauf in Udrianopet Den hier erwähnten Sorful baben wir in den frühern Fiapitiin erzählt.

bingerichtet wurde.

IV.

P

226

reiner Provinzen dem Ramel von Sathe , $mael, andra traut. Hierauf ſich öffentlid) als Rebellen erklärend , und mit der Hoffnung der Vollführung ſeiner treuloſen Abfidhten fich rahmeichelnd , befeſtigte er ſich in dem furdtbaren Schloge su Jannina , und gedachte der ſtets unüberwindlichen Madt der erhabenen Pforte zu widerſtehen .

Das geheime invers

fändniß , weldies ér mit den griechiſchen Anführern , der Feinden des Propheten , (die Gott vernichten möge) hatte, beurkundete er durch Abſendung beträchtlicher Seldſummen an die Dgiaurs von Morea , und an die Sulioten , und

er erniunterte fie , Fid gegen das Polk der Diuſelmannen in Bewaffnen . Da er alſo immer mehr und mehr bewies , daß er ein wenrd ohne Religion und Treue rei , und da anderers reits das Gefeß und die Rechte der Souverenität ſeinen Tod forderten , ſo hat unſer vielgeliebter Rumili - Waliſli und

Seraskier Churídid , Parcha , nachdem er ſich ſeiner Perſon bemächtigt ; deni edlen Fetwa und dem furchtbaren Gebot des kaiſerlichen Befehls geniäß , ihn den Tod erleiden lasſene So iſt alſo nun das Volk der Muſelmannen von ſeinen Ser waitthaten befreit , und dierer hier iſt der fiouf des beſagten Debelen , Ali . Pardha , des Berräthers der Dreue. (Der Vaphta an Ali's Haupte.)

Den nahen Untergang vor ſeinen Augen ſaß ießt det greiſige franke Ali im weißen Varte , nur noch ein Schat: tenbild jener früheren Lage des Siegs , auf den Trúmmern

227

feiner Seite. Das Alter hatte ihn gemüthlicher gemacht,

ſein auf jeden Fall nahes Ende ihm manche böſe That iu . ſein Gewiſſen gerufen , Emine's , reiner ſchåndlich hinges mordeten edlen Gattin , Bild umſchwebte ihn , wohin er ſich wendete. Alles verließ ihn , kaum noch 50 Streiter,

welche mehr die Furcht vor der Strafe des Sultans, als An: banglichkeit an ihn zurüchielt , durfte er ſein nennen , und dur drei Menſchen noch glaubte er ſich wahrhaft in Liebe verbunden , den Neapolitaner Caretto , dann einen

jungen Krieger , welcher in ihm zugleich den Greis und den tapferſten Feldherrn feiner Zeit chrte, Namens Ses lim , und endlich Vaſilika , ſeine junge Gemahlin , diren '

treue Liebe zu dem alten verlaſſenen , geachteten Weſſier wirklich rührend iſt. Aber auch von dieſen dreien , ihnı ſo theuern , Perſonen ſollte er noch eine verlieren.

Wir haben ſchon oft den geſchicren Artilleriſten Cas retto genannt. Dieſer Mann hatte früher (in dem Jahre 1818) an dem Hofe Ali Paſcha's eine ſchöne Túrkin , Nas

mens Nekibe , kennen gelernt , und war in liebe zu ihr Das zártliche Verhältniß ,I welches Caretto mit großen Shwierigkeiten eingeleitet hatte , wurde ent: dedt, und da ein zärtliches Verhältniß zwiſchen einem Chris entbrannt.

ſten und einer Muhamınedanerin mit dem Tode beſtraft wird , ſo hatte Caretto die Wahl , ob er zur Religion des Propheten aus Arabien übertreten , oder ſich und ſeine Ges

liebte dem Tode opfern wollte. In ſeiner verzweiflungos อุ 2

228

vollen Lage glaubte er mehr für ſeine Seele , als für ſeinen Leib ſorgen zu müſſen , und beide wurden zum Tode ge:

führt. Gern hátte ſich Ali der Volksſitte widerſeßt, wena er es hatte wagen dürfen ; indeß machte er doch einen Ver:

fud) , wenigſtens den ihm fo febr núßlichen Saretto za retten , wenn er auch Nekiben der Wuth des Volfs hinge ben mußte. Die leßte wurde barfuß und im Hemde dor die Stadt hinausgeführt , bis an den Hals eingegraben, und nun warf jeder der frommen Muſelmannen einen Stein auf ihren Kopf, bis ſich über der ſo jammerlich - todtgewok fenen Unglüdlichen , die keinen Schrei des Schmerzes auda

geſtoßen hatte , ein Hügel erhob , an welchem ſich die fünf tigen Bewohner des Landes noch von der Barbarei ihret früheren Tyrannen erzählen werden. Caretto wurde von

Ali's Soldaten öffentlich arretirt und in Sicherheit ges bracht ; erſt in den Jahren 1820 und 21 erſchien er wieder

auf den Mauern des Seeſchloßes. Dankbarkeit hatte Caretto an Ali gefeſſelt , wie es

ſchien, für ewig , und es iſt in der That nicht leidt zu ets kláren , wie dieſer Offizier ſeinen greiſigen Wohltbåter in der lekten Stunde verlaſſen konnte. Wie ſeltfam dod biss weilen die Todesfurdt den tapferſten Helder nabt! Eas

retto hatte ſich an einem Seil , welches er um die Dúas dung einer Kanone geſchleift , von den Mauernzinnen het : abgelaſſen , wobei er ſich durch das unerwartete Aufſiegen

einer Patrone noch das Geſicht verbranntes er fiel hinab,

229

brad den einen Arm , und Tchleppte ſich ſo in das türkiſche

Lager , wo man zwar ſehr froh über ſeine Entweichung war , aber dem Entwichenen ſelbſt nichts weniger als Ebre erwies .

In Caretto hatte att ein Heer verloren , und deſſen Entfernung wirkte ſo machtig auf die Garniſon , daß dieſe fogar dem Churſhid die Thore Offnete. Die Türken bes traten dieſelben nur mit großer Vorſicht , weil ſie glauben

mußten , daß hierbei irgend eine Hinterliſt verborgen ſei, wodurch denn Ali Seit gewann, fic in fein lebtes Bollwert, Die Eitadelle ſeiner Feſtung , mit ſeiner Gemahlin und etma 50 Striegern zurúd zu ziehen. Dieſes Wert beſtand aus einem ſehr feſten , über eine natürliche Felſenhöhle erriche teten , mit vielen Kanonen befekten Churm , welcher mit

allen möglichen Vorråthen hinlänglich verſehen war , und anter Anderem auch alle nicht verſenkten Schåße des Pas cha's und etwa 2000 Centner Pulver enthielt. Auch eine

Mordee umſchloß dieſes Mauerwert , und neben derſelben bas Grab Eminens.

Von dem Kranze dieſer Citadelle rief er den einrücken : ben Lúrken zu , daß fie fich húten ſollten , ſeinem Thurm

zu nahe zu kommen , und daß er einen Parlamentair vers verlange. Churſchib fandte die oftmals erwähnten ar: nautenfapitaine , Lahir : Abbas , und Hagio : Beffaris,

welche Ali jedoch , edlere Sendlinge begehrend , zurüds

fdicte. Er erhielt nun eine prächtige Geſandtføaft,

230

welche er in ſeinem Thurme umherführte, wobei er ihnen ſagte , daß , wufern nicht binnen einer Stunde nach ihrem

ubgang aus feiner Eitadelle, das ganze Seeſaloß wieder von den Truppen des Churídid geräumt würde, er ſid mit den Seinigen und der ganzen feindlichen Armee in die luft ſprengen werde. Alle Anſtalten zu einem ſolchen verzwei felten Streich waren geniacht , und der oben erwähnte Se: lim ſtand bei der brennenden Lunte, welche abwechſelnd ali und ſein jugendlicher Freund bewachten.

Die Geſandtſchaft hatte kaumn das Zelt des Rumillo Waliffi in größter Eile wieder erreicht , als lid die Hioboo poſt wie ein Lauffeuer verbreitete, und alles aus den ſo eben in Beſiß genommenen Mauern todtenbleich hinausa ſtürzte. Die ganze türkiſche Armee zitterte, und in jedem Geräuſch, tu jeder Dampfwolfe, welde von der Feſtung

aufſtieg , ſahen die Lürfen Verfúndiger ihrès nabea Une tergangs.

Die nächſten Tage verfloſſen in Unterhandlungen, bei melden Ali Paſha einen vom Sultan unterſiegelten fite .

man verlangte , welder ihm Verzeihung zuſicherte. Uns ter dieſer Bedingung wollte er ſein lektes Bollwert übeto geben und dahin wandeln , wohin ihn der Sultan beſtims men möchte. Sämmtliche Oberoffiziere des türkiſchen Heeres , úter 60 , ſtellten Ali - Tebelen am 10. Jan. 1823

eine urkunde mit ihrer unterſchrift zu,wonad lie lido ſämmtlich für ihn verwenden wollten. All war weich ges

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worden , er ahnete ſein Schidſal, aber er glaubte nicht daran , und ließ ſich nach einigen Tagen fogar bereden, während der Unterhandlungen init dem Sultan, ſein feſtes SHIOB zu verlaſſen , und ſich in ſein hölzernes Gartenhaus auf der Inſel zu begeben. Man hatte ihm vorgeredet, dåb man durch dieſen auffallenden öffentlichen Act dem Volfe und

der Armee zeigen wollte, daß alle Mißverſtändniſſe beſeitigt w.iren , auch war ihin von dem Seraskier am 27. Janur vors

läufig gemeldet worden, daß ihm der Sultanyerziehen habe. Ali bedachte ſich nur einen Augenblic , gab nach ,1 und ließ

ſeinen Selim bei der Lunte mit dem Bedeuten zurüd, nur auf ein ihm zugeſendetes beſonderes Zeichen dieſelbe auss julöſchen.

Es bleibt gewiß hochſt merkwürdig , wie dieſer ſonſt ro liſtige und vorſichtige Mann plönlich ro unvorſichtig bandeln konnte , das unglúc hatte ihn zum Träumer, das Alter zum Kinde gemacht; er war ein ganz anderer Menſch geworben ; ein Greis , der das Mitleid jedes Ge: bildeten håtte erregen müſſen. Dhne aus ſeinen Träume:

reien von einem glücklichen ruhigeu Alter in der Obhut ſeiner theuren Vaſilifa und ſeiner Kinder zu erwachen,

(dien er ſich auf der Inſel recht wohl zu befinden. Das filika und einige Kiſten mit Silber und Edelſteinen ließ er fích nad feinem Stiost bringen, um dort recht zufrieden und

glücklich zu leben . Die Beſorgniſſe, welche wohl mehr ſeine theure Lebensgefábrtin, als er ſelbſt für ſein Leben gehegt,

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waren nun auch verſchwunden , nachdem er Gelegenheit gewonnen , ein mächtiges Komplot anzuzetteln , um ibn

quf ſeiner etwanigen Reiſe nach Stambul zu entführen. Am 5. Februar Morgens erſchien der durch ſein Un: glúd in Arta uns bekannt gewordene Harlan - Parda , vermeldete Ali den Gruß des Kumili: Waliſi, und die Ans

funft des faiſerliden Battiſderifs , wobei ihn Churſhid zugleich erſuchen ließ , nun , da die Angelegenheit beendigt 1

ſei, die Lunte auslöſchen zu laſſen , man fawur ihm auf. den Koran , daß ihm kein Haar gekrümmt werden ſolle. Dieſe Forderung wedte den Unglúdlichen aus ſeinen Trate : men , er bebauptete , daß nur auf ſeine mündliche Weiss

ſung Selim die Lunte wegnehmen werde , und verlangte gurúd nach ſeiner Höhle , indeß es war zu ſpåt, keine Liſt , Rein Vorgeben konnte ihn mehr erloſen ,I und in ſein unabảnderliches Schicfal ſich geduldig ergebend , randke er die Marke an Selim , welcher kaum die Lunte weggenoms men hatte , als er niedergeſtoßen wurde. Von ſeinem

Kiosk aus fah Ali um Mittag die türkiſchen Truppen in ſeine Befeſtigungen ziehen , und eine wahre Cobesangſt, vermiſcht mit Aerger , daß er ſich fo (cháttblich habe bes trúgen laſſen , ergriff ihn.

Das Gartenhåuschen , in welchern ſich Ali aufhielt, war ein leichtes hölzernes Gebiude auf Pfahlen ruhend. Es war bereits Nachmittags 4 Uhr , als Ali nod inimet

nach dem See hingusſchaute; endlich erſdienen die Bars

233

en , welche ihm ſein Schidſal brachten , und um 5 Uhr Ibends ſtiegen Harran - Parda , Omer : Brione (deffen. Schiafal bis zur Rückkehr in das Lager des Seraskiers Das nächſte Stapitel berichten wird) , Mehined , der Sie

indar des Churſchid , und eine große Anzahl der oberſten ", Búrdenträger im türkiſchen Lager , unweit des Kiosks , ani Das Land.

Allt ſpringt auf, als die Seſandtſchaft mit ernſten

Seſichtern eintritt , und ruft ihnen ein donnerndes Halt 30 , indem er zugleich fragt : was man ihm bringe. Haſſan coût den Firman auf , zeigt Ali denſelben , und fragt ihn,

ob er dieſe Schriftzüge kenne. Es iſt des Sultang Hand, antwortete Ali , ich kenne und verehre ſie. Nun ſo unter : wirf dich dem Geſchid , ſpricht ernſt der Todesbote , bete - Weiter zu Gott und dem Propheten , dein Kopf konnte er nicht ſprechen , eine Kugel aus Ali's Piſtolen

war ihm durch den Schenkel gefahren , eine andere ſtreďte ucn Henker nieder , und eine Salve ſeiner kleinen Leibgarde

otvang die Geſandtſchaft, mit Zurüdlaſſung mehrerer Ges tödteten , den Kiosk zu räumen All war indeß ſchon durch einen Squß in der Bruſt tödlich verwundet , und von allen Seiten flogen noch Kus

geln durd das Brettergebäude auf ihn und ſeine Getreuen . zwei neue Sugeln ſchlagen ihn zu Boden , ſein Ende iſt

nahe. Da bittet er einen ſeiner Leibgardiſten , ſeine treue Baſil:fa zu erdrojeln , damit ſie nicht von ſeinen Mördern .

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gefchåndet werde. Jeht öffnen ſich die Thüren , ali wilt

Tídy brüllend in ſeinem Blute. Än ſeinem weißen Barte ziehen ihu die Henfersfnedite in die Vorhalle , -und ſchueis den dem balbtodten , unglúdliden Greis den Kopf ab,

welchen man auf einer ſilberuen vergoldeten Schúffel dem Churſchid brachte. Dieſer Feldherr hatte nur ſeine Pflicht erfüllt, wie Tehr er aber Uli perſónlich geſchikt, bewies er dadurd, daß oroch dem erblaßten Haupte den Bart fußte, and fid drei Mal vor ihm verneigte. Die Scopetars , weld : ſich in dem Heere befanden , trauerten um den Gefallenen mehrere Tage. Der Leidnam ward in die pragtigſten Shawls gewidelt und in einen koſtbaren Sarg gelegt, deſſen Dedel ein ſchöner Turban ſchmückte. Ein glánzen : der Trauerzug geleitete den Ermordeten zu dem Grabe, welches man ihm an der Seite ſeiner edelmüthigen Gat: tin Emnine ausgehöhlt hatte. Alle feine Rosſoweife and

Ehrenzeichen wurden vor dem Sarge hergetragen , und man verſáumte nichts, was bei dem Begrábniß eines Túr: ten vom höchſten Range zu geſchehen pflegt. Es idien, als wollte man ſich damit die Albaneſen geneigt machen. Den Stopf des Satrapen hatte man in eine filberne Kaprel gethan , und 300 Osmanen mußten ihn nach Kon: (tantinopel geleiten. Eilboten mit der Siegesbotſchaft flogen nach allen Richtungen ,1 und da der Andrang auf der

Reiſe, den Kopf des berühmten Palda von Jännina fu

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ben, ſo groß war , wurde derſelbe rogar für Geld gezeigt. m 23. Februar prangte der Kopf mit dein dieſem Sapir I vorangeſtellten Vaphta an der Baba - Humajun , der oben Pforte des Serais zu Stambul. Der Sultan war außer ſich vor Freuden , und fandte inem vielgeliebten Numili : Waliffi ein überaus ſchmeichel:

aftes Schreiben nebſt einein prachtigen Dolche. Die Túrs en in der Hauptſtadt glaubten , mit Ali ſei auch zugleich

ie griediſche Inſurrection enthauptet , und es ſei ießt lichts mehr zu thun , als auch die nach Kleinaſien ver: annten Söhne des unglüclichen Ali - Tebelen - Veli - Zade imzubringen , und ihre Schaße einzuziehen. Veli mußte ſehen , wie man vor reinen Augen ſeine beiden Söhne, sivei idóne Senaben , binrichtete , dann ſtarb fein Bruder Salit - Paſcha , wie wir bereits erzählten I, Ali's geliebtes iter Sohn. Die unglüdlide Zobeide , Belis Gemablin,

Derin Shidrale uns ebenfalls früher ſchon beſchäftigten, wurde in einen Sad geſtedt und ins Waſſer geworfen , Beli's junge Códhter wurden auf dem Markt verſteigert, er ſelbſt, der ſo manche Mordthat auf ſeinem Gewiſſen batte , ſtarb , jammernd über den Somerz und das Ges

hid ſeiner Seinder, auf den Knieen , wo dann die Henker ihm den Kopf abſchnitten . ' Muktar und ſeine Familie leiſteten Widerſtand, ſo daß Metſche- Voni ,. ein alter Of: fizier All'8 , Vater von Elmas Ben , in dem Gefecht blieb,

und eine Abtheilung Artillerie nebſt einer Drta Janitſchas

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ren gegen ſeine Wohnung anrúden mußten. Als alle die Seinen niedergeſchoffen waren , ſprengte fic Muftar in? die Luft . Sein Lod fam den Túrfen theuer zu ſtehen.

: Es iſt uns noch übrig Einiges über das Sdit ſal der eben ſo liebenswürdigen als unglücklichen Vaſilifa ju

berichten. Man hatte das Leben dieſer edlen Frau ges ſchont, und da ſie bei Churſchid auf den Knieen um Souş für ihre Ehre gefleht , tieß man ihr auch dieſen zu Theil werden. Da man jedoch glaubte,1 daß ſie über die verbors

genen Schake Ali's (denn man hatte nur etwa 6 Mil. Rthlr. vorgefunden ) Aufſchluß geben fónne, wurde ſie vers haftet, und nachdem ſie mehre Male perhört worden , nad Stonſtantinopel abgeführt . In dieſer Stadt lebte fie lange Seit in einer Privatwohnung in Haft , bis ſie endlid im Jahre 1824 die Erlaubniß erhielt, nad Theſſalien zurkce:

zukehren , wo ihr Bruder Simon (påter als Inſurgentens Håuptling bekannt wurde. Ihren Wohnort nahm ſie tu Lebadea .

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Fünf und dreißigſtes Kapitel. Den Erſten ſchlägt er todt , er hebt den zweiten aus dem Sattel ,

Zerbricht ihm ſeinen Speer , und fällt ihr an mit ſeinem Schwerte ;

So große Thaten thut er da 1, und fürchterliche Dinge , man nennt ihn nur den Dod , und ruft ihn Charon nur mit Namen.

( Uus dem Erotokritos .)

Indem wir den Untergang AlisPaſcha’s erzählten , ſind wir den Begebenheiten in mehreren Cheilen Griechenlands

vorangeeilt; es feien hier zuerſt die Landſchaften von At: tifa , Bootien und Therralien , nach welchen wir unſere Blicke wenden. Wir erinnern uns noch , daß Omer Vrione Athen in Beſik genommen , und daß Odyf

rens in der Nähe der Thermopylen hauſte. Drei theſaliſche Paſchen, Hadfchi- Vekir, Seim

Alt und Mem ich hatten den Befehl erhalten , die Erpes IV.

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ditionen nach dem Peloponnes zu unterſtüßen, und die Griechen in Attifa , Bootien , und ſelbſt in Cheffalien zu zuchtigen . Es waren dieſe 3 Anführer mit ungefähr 18 bi$ 20,000 Mann zu Ende Auguſts aus Lariſſa gezogen,

und wollten nun durch die Thermopylen nach dem Süden vordringen 1, Alles auf ihren Zügen, gleich verderblichen 38 ſekten , vergebrend. Auf dem berühmten Schlachtfeldedes

Leonidas , jekt der Hirſchpaß genannt , ſtießen ſie auf 2500 Griechen , unter der Anführung des Douffeus , des Herve Gura 8 und des Kapitano Diovonutis, welde man ſchon ſprůchwörtlich die Schreden der Barbas Wie ihnen die Zuſammentreffen befom ten nannte. men , erhellt aus folgendem (wahrsceinlich erſten) Krie:

gesbericht an die Primaten und Kapitanos von Morea. Lhermopyla , den 25. Auguſt (6. September neuen Styl8) 1821 .

Verehrenswerthe Arconten. Mit ungemeinem Verguigen $

kundige ich Ihnen den neuen Sieg an , " welchen unſere Krieger auf derſelben Stelle erfochten haben , wo Leonidað 1

einſt mit ſeinem Blute die Freibeit unſeres Vaterlandes beſiegelte. Drei Paſchen hatten Befehl erhalten , ſich nach dem Peloponnes zu wenden ; einer derfelben, Befir-Paída, bei Palatamon geſchlagen und verwundet , ſtarb am Tage 1

nach ſeiner Ankunft in Lariſa , die zwei andren, Memido und Seim : Ali , welde fich in dieſer Stadt befanden, ka:

mer am 1. Sept. in Zeituni an, am 3. übernachteten fie

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zu Molos , am 4. wurden mit Lagesanbruch 6 Deipa.

fchis (Kavallerieoffiziere ) an der Spiße von 300 auserles fenen Truppen abgeſandt , um die von uns beſent geweſene

Paffage zu recognoſciren ; von dieſen famen nur 60 had Molos zurüc. Am folgenden Lage befchloffen die dret . Parden , an der Spitze ihrer Vereinigten Truppen , den Engs paß mit Gewalt zu nehmen. Der Stampf begann 2 Stuur den nach Sonnenaufgang I, und der erſte Angriff des Feins

des war ſehr Heftig. Die Reiter, welche die Avantgarde bildeten , und auf der Fronte und an der Seite angegriffeu wurden , hielten lange Zeit das fürchterliche Feuer aus, welches aufvie herabregnete. Unſere Truppen , denen der Widerſtand zu lange wáhrte , ſtürzten , mit dem Sábel ta der Fauſt, aufdie Barbaren los , ohne daß es ihnen jedoch glúďte , fie zum Weichen zu bringen. Dieſe lange Harts nådigkeit der Eurfen ward durch frifche Truppen unter's füßt , welche , hinter die lekten geſtellt, vorwärts trieben , and die Vordern im Weichen hinderten , indem ſie ihnen den Weg verſperrten . Endlich ſtürzte der tapfere Pallasca

(PaFano ? ) an der Spiße ſeiner 400 Klephten bervor , und

öffnete das bis dahin unerſchütterliche Corps. fúbne Wageſtud entſchied den Sieg .

Dieſes

Pou allen Seiten

angegriffen, ſah der Feind kein Heil, als fidy zurück zuziehen, da wir ihn aber heftig verfolgten , fo wurde der ganze Stáſtenſtrich von Fontaua und Baſilika, ( ſo wird ießt das

Grabınal des Leonidas genannt) bis Molos mit feindliden 1. 2

240

Todren bededt. Die kleine Anzahl Türken , welche dein Tode entrann , bat nach Zeituni geflüchtet. Unſer Ges winn in dieſem Stampfe beſteht aus 300 Wagen mit Munda vorrath , 7 Kanonen , 17 Fahnen , der ganzen Bagages 32 prachtigen arabiſchen Roſſen und aus einer großen Uit zahl anderer Pferde, welche wir dem Feinde abnahmer . Unſere Soldaten haben ſehr bedeutende Beute an (dönen

Kleiðern , Waffen und Geld bekommen. Der tapfere se pitano Guras tödtete den Memich . Paída mit eigenet Hand. Seim - Ali Paſca ward febr rower verwundet, und von ſeinen Dehlibaſdis aus dem Feuer getragen . Uns - fere Soldaten entdeckten beim Durchſuchen der Wälder und Hohlwege der Umgegend noch viele Cúrfen , welde ſide aus

Furcht verborgen hatten. Der Bulufbaſcht Phraſſanis, ein Albaneſer , welcher vor einem Monat mit Sunim - Bry gegen den tapfern Georg Diovonutis unter dem Derſira dien , die Waffen nicht mebr gegen die Griechen zu fibredt ausgewechſelt worden , ward in dieſem Stampf abermals

gefangen , und als ein Neineidiger ſogleid) erſdoffen . Wir werden uns nächſtens nach Zeitunt begeben , um deigen Einſchließung zu beſchleunigen. Anaſtaſius Peronas. Es iſt merkwürdig , daß dieſer griechiſche Bericht die mäßigſten Angaben der errungenen Vortheile enthält, das

gegen Pouqueville und andere den Sieg der Griechen aire verhältniſmäßig übertreiben ; ' 3. B. ſtatt 17 Fahnen , 43, außerdem eine Kriegslaffe ac erobern 1, und allein 25 Bim :

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barchis (Oberſten ) erſchlagen laſsen. Der angeführte Schrift: ſteller hat auch noch darin gefehlt , daß er das ibm ange gebene Datum dieſes Treffens , den 6. Sept. , für alten

Kalenderſtyl genommen hat, und damit auf den 18. verſett. Das ſo eben beſchriebene Gefecht fiel alſo in den Eng

påſſen der Thermopylen , welche von den Waffen aller Jahr: Hunderte erdröhnten . Hören wir einen Reiſenden , welder uns dieſen merkwürdigen Ort in gedrungenen , aber anzie: benden Worten beſchreibt.

„Verlaßt man den gewöhnlichen Weg der Reiſenden auf der Straße von Bodoniga nach Zeituni, nach der Súſte 3u , ro gelangt man auf die alte Militairſtraße , welche von den Griechen zum Durchzug ihrer Heere angelegt und

gepflaſtert war , und tritt in die Fußſtapfen der Sparta: der , welche , den Leonidas an der Spiße , dem Eerres entgegegen zogen . Die ganze Stređe des Weges geht zwar bergab nach dem engſten Theile des Parles , befindet fich aber doch in einer beträchtlichen Höhe über den Sümpfen von Molos . Pon Bergen und Felfen eingeſchloſſen , ſieht

man ſich nach einer Stunde , -kurz zuvor , ehe ſich dieſer binabweg durch einen ſteilen , ununterbrochenen Abhang endigt , auf einer Pleinen Ebene. Hier befindet ſich dicht techts am Wege der alte Cumulus , welcher die Gebeine

Sein gegenwärtiger Zuſtand läßt noch deutlich die vieredige Form des zerbrochenen mar:

Der Spartaner dedt.

242

ffven Fußgeſtellles erkennen . Es beſteht aus großen viered gen Blóden von rothem Marmor . Einige ſind noch in der Lage , in welcher fie geweſen ſein mögen , andere ſind verſchoben und zerbrochen . Von den 5 Sáulen , welche den Cumulus Polyandrium zierten , ſind nur Trümmer poſs banden , und ro iſt auch die Herzdurchbohrende Inſchrift ber einen : ,,Wanderer , Lacedåmons Sóbnen fage , daß wir hier , ihren Gereken gehorſam , fielen '', der Bernids tung übergeben ; aber das Andenken an ſie iſt nicht verlo. ren , denn wehinüthig heilige Gefühle durchſchauern gewiß Der enge Daß Jeden , welcher dieſe Stelle betritt. Thermopylå wird noch immer , wie zu Ferres Zeiten , als ein Grångpaß , und als das Thor Griechenlands are 1

gereben. Nach dem engſten Theile deſſelben wird der Hinabe weg fehr ſteil; die Militairſtraße , welche am Abhange Durch dicke Wälder führt , wird oft von Waldſtrómen durchs brochen. Drei Viertelſtunden von dem Polyandrium it

die von Herodot erwähnte Mauer , welche die Richtung 1

vom Golf von Malia (Zeituni) nach dem von Storinth Dato und in ihren immer noch beträchtlichen Ueberreſten im Nok den Griechenlands eine Schranke bildet , die Aetolien und Theffalien ausſchließt. So wie man über die Mauer bin aus iſt , ſieht man links an ibrer Außenſeite eine Quelle, welche fide an einer Stelle befindet , die derjenigen vódig entſpridt, welde Bie Spartaner befest hatten. Ein Plan tanusbaum beſchattet dieſen heiligen Ort, wo die Perfer

1

243

die lacedåmoniſchen Krieger ihre Haare Fåmmen , und fich die Zeit mit gymnaſtiſchen Spielen vertreiben fahen . Die Schlacht ſelbſt wurde 481 por Chriſtus geliefert. ' Verläßt man die Quelle , ſo gelangt man an einen großen Sumpf, durch welchen die Straße führt. Zu beiden Seiten eineu durchaus nicht zu paſſirenden Moraſt, wird ſie weiterhin im

Diten vom Meere und gegen Weſten von den ſteilen Abhån gen des Deta hart begrenzt. Hier ſteht auf einer kleinen ſteis Dernen Brúce der türkiſche Devent (Straßenwachthaus),

weldes eigentlich der wichtigſte Punkt des Weges , und nur eine Pforte iſt. Die Thermen , oder die warmen Quels len , von welchen der Paß den Namen erhalten hat , ſind nicht weit von dieſer kleinen Brüde , etwas mehr nördlich ; .

die alte gepflaſterte Straße führt dorthin. Die Quellen

kommen hauptſächlich aus 4 Mündungen am Fuße der kalkſteinartigen ſteilen Abhänge des Deta , auf der linken Seite der Straße , welche ſich hier dicht nnter dem Berge wegzieht. Hier haben kaum zwei Reiter neben einander Plaß , und rechts , zwiſchen der Straße und dem Meere iſt der Moraſt im höchſten Grade gefährlich , weil er voll: konimen bodenlos iſt. Die Quellen ſind der halbe Weg von Bodonißa nach Zeituni. Die Temperatur der Luft iſt bier in der Mittagszeit 51 Grad Fahrenheit , die des Waſſers in den Múudungen der Duellen 111 Grad. Seine

Beſtandtheile ſind Stohlenſáure, Kale , ſalzfaure Soda und Schiefel, und es fekt troß ſeiner Durofidhtigkeit in der

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Nåhe staller de ab. Der hohle Boden um die Quellen iſt boller Rigen und Spalten , die vol ſtehenden Waſſers ſind,

und durc welche ſich in großen Blaſen ein übelriechendes Gas auf der Oberfläche zeigt. Dieſer durch die hiſtoriſchen Erinnerungen merfwir :

dig gewordene Paß iſt einzig durch die Sümpfe entſtanden, welche ſich zwiſchen ſeiner Grundlage und dem Meere qui

Fuße des ſteilſten Theils des Deta befinden , and eigents lich einen einzigen Sumpf bilden , welcher nie abgelaſſen

worden : ift, und welcher es ganz unmöglich madt , einen Landweg am Strande hin nach Süden zu finden , außer auf der beſchriebenen , gepflaſterten Straße. Die mißlidſten

Cheile des paſſes find, wie erwähnt, die warmen Quellen , und die Brücke , wo der Dervent ſtebt ; denn man hat an der einen Seite den Berg , an der anderu den Sumpf

dicht neben ficy. Allerdings kann hier eine kleine An 3ab1 braver Truppen , der türfiſden Armee auď jeft noch den tebergang verwehren , da Geldúr ju placiren unmöglid bleibt. So erging es den Truppen des Ferred, bis man ſie auf einem Umwege über den Berg in den Rüden bes griechiſchen Lagers führte. Dieſer Pfad eriſtirt node

jeßt , jenſeit der Quellen nach Norden zu , und wird von den Landleuten zu ihren Wanderungen nad Salona bes nurt. Iſt man dieſen Pfad eine Strecke gegangen , ro .

läuft ein anderer Weg nach Südweſten ab , welner bente jenigen entſpricht, welchem die Perſer folgten . Sie fanden

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damals nur dieſen einen Weg über die Berge, jeßt ſfind deren mehrere, zur Noth ſogar für Fuhrwert 21 gebrauchen, weshalb die Umgehung des Paſſes nicht nur möglich , ſona dern auch ziemlich leidt tft ,/ und demnach die Unüberwinds lid Eeit nur noch in der Einbildung beſteht. Die zwed: máßigſte Bertheidigung wurde die fein ,I den gepflaſterten Weg an mehreren Stellen zu durchſtechen , ſo die Quellen mit dem Sumpfe zu vereinigen, und den Seind auf den Fuß: pfaden und den Deta-Wegen zu erwarten. - Die alte Straße

geht noch eine Strede jenſeits der Quellen fort, dann bricht fie plößlich ab , und führt , nur hin und wieder noch Spus ren von Pflaſter zeigend , über die Ebene nach Zeituni hin. Dies mag die Marſchlinie des Leonidas zu dem fühnen Ans griff des perfiſchen Lagers in der Nadt vor ſeiner Nieder: lage geweſen ſein , aber es iſt unmöglich genau den Ort zu beſtimmen , wo Heraclea ) geſtanden hat. Von dem Laufe Pouqueville giebt zwiſchen dem Molos Fluß und dem dio . pus , dicht an dem eben erwähnten Fußweg nad Salona ,

einen Ruinenplaß al8 Ruines d'Heraclée an .

Uuf der

dem erſten Bändchen d. S. beigegebenen sarte ſind die Chero propylen ganz unrecht gezeichnet ; fie liegen dem Cap Lithada von Euboa gegenüber. Der Fluß , weldher ſide ſüdlich von

Seituni in den Golf mündeti rol die Hellada , oder der Sperchius rein . Der Molus und Uſopus Hießen nad einem kurzen Lauf nad Often in die Hellada.

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des Aſopus iſt dieß ebenfalls fchwer ; denn Tobald die Ger waſTer hochſtehen ,. ſind alle dieſe die Ebene bewäſſernden Flüſſe nach der Mündung des Sperdius hin in einer einzis

gen Flut vereinigt". wahrend dieſes merkwürdigen Gefechts der neuen griesiſchen Helden in den Thermopylen ward einige Meis feu ſüdlicher in den Gefilden von Attifa ebenfalls gefiinpft. Die Ereigniſſe in und bei Athen übergeben wir , um ihnen tin nådſten Båndchen ein beſonderes Kapitel zu widmen , inden müſſen wir hier den Angriff des Inſurgentenhaupts

fings und Hetáriſten Difaios, auf eine Abfheilung der Armee Diner : Vrione's gedenken. , Mit goo Mann trat dieſer

Lübne Streiter einem Heerhaufen von 3000 mit Sanonen der ſehenen Türken , welche ſich nach Athen begeben wollten,

inuthig entgegen , und ſchlug ſie aufs Haupt , ſo daß die gange Landſdaft vor ihren Raubzugen auf einige Zeit ges lichert war . Omer - Vrione hatte ſich in Athen nicht wohl

gefühlt , er verließ den Ort , nachdem er eine hinlänglide Beratung zurüđ gelaſſen und kehrte , von Odyſſeus bart 1

bedrängt , nachdem er nodo Livadia , Theben , und viele kleine Orte verwüſtet und verbrannt , in Churſchid's Lager por Iannina zurid , wo wir ihn noch vor dem Fall Alis Pafcha's anlangen fahen . In Eubøa hatte der Oheim Des bei Saryſtos gefallenen Elias Mauromicalis , Bruder

des Beys von Maina , die Juſurgenten wieder geſania

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meff , und eine drohende Stellung angenoinmen , welche auch hier ſich in ihre' Feſtungen zurúdzogen. Nach dieſem Bericht über die Begebenheiten in dem

nördlicheren Griechenland während des Jahres 18217 were den wir uns wieder nach dem Süden , und zwar zuerſt za

den Flotten und ihrem Tummelplak am Archipelagus mit ſeinen Inſeln und Küſten . Unter den Inſeln , welche das Joch der Türken' gleich

im Frühlinge des Jahres 1821 abſchüttelten , befand ſich auch die große , und von vielen wohlhabenden Griechen bes wobnte Inſel Samos , ſüdlich von Chios , an der Küſte 1

Kleinaſiens. Da die chriſtliche Bevólferung derſelben bei Weitem die auf dieſer Inſel aufáßigen Türken úberwog , ſo war Samos, in wenigen Tagen ganz in den Händen der

Infurgenten , und von allen ſeinen Küſten wehte die Flagge des Kreuzes . Prara , welchem die Ardonten ihren Ente ſchluß angekündigt hatten , fchicte der Inſel die nöthigen Geſchüße, und der Hafen von Vathi, der einzige Landungse plaß der Inſel, wurde ſtark befeſtigt. Aus den ſtreitkråfs

tigen Bewohnern der Inſel foufen vormalige Offiziere and Soldaten im ruſfiſchen und franzöſiſchen Heere in we. nigen Wochen mehrere tauſend regulairer Irupen , und da

man ro bald keinen Angriff der Türfen zu fürchten hatte, welche bei Chios und auf anderen Pläßen hinlänglich be.

ſmåftigt waren , ſo rieth der Biſchof zu einem Angriff auf das Feſtland , damit die ein Mal eingeübten Strieger Bes

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ſchäftigung fanden Die Ermordung des Patriarden Ore: gor gab den Ausſchlag. Während 2000 Mann , und ſpåter nod bedeutendere Haufen nach dem kaum eine Stunde

entfernten Feſtlande úberreſten , dort Meilen weit Ales verheerten , und mit Beute reich beladen zurück famen, flúditeten ſich die griechiſden Bewohner der fleinafiatis

ſchen Küſtenſtädte in großen Maßen nach Samos , wo ſie theils wilig aufgenommen wurden , und anderen Eheils wenigſteus Gelegenheit fanden , ſich nach den übrigen Jua

ſeln zu begeben. Ein blutiger Korſarenkrieg hatte fidh an den Küſten von Epheſus ießt Adsiaſaluk und Sfala:

! 1

nova erhoben , der endlich bewirkte , daß ſich die Türfen auf

drei deutſche Meilen landeinwärts zogen. Die Berigte von den Verwüſtungen der Samier waren bis nad Konſtan: tinopel gedrungen , und es ſollte eine der erſten Unterneh: mungen der türkiſchen Florte ſein , dieſe rebelliſden 31ſus laner zu züchtigen. Bereits zu Anfang Junt hatte dieſe gefürchtete See usacht , beſtehend aus 5 Linienſchiffen , 4 Fregatten , 4 Stor:

}

vetten und 20 kleineren Kriegsfahrzeugen , unter einema Piceadmiral die Dardanellen verlaſſen , nachdem ſie beinage 5 Monat im Propontis und in der ſo berühmten Straße

umbergeregelt , vor unfer gelegen , und ihre Bemanning an mehreren Orten die wildeſten Ausſchweifungen began: sen hatte. In einem Schloße der Dardanellen wurden

allein 60 griechiſche Handwerfer ermordet , und das große 1

24.9

driſtliche Dorf Maito ging durch dieſe Mordbrenner in

Flammen auf. Die Türfen hatten nur von leichten Siegen und großem Lohne geträumt , aber frie erſchrađen ſie , ald

ſie das ganze Meer mit kleinen griechiſchen Kriegsfabrzez

gen bedeckt fanden , welche, mit der Streugesfahne auf ily .

1

ren Maſten , die Flotte des Sultans drobend umſchwärmare ten , und ſich mit jedem Augenblick zu vermehren ſchienen . Der Admiral wagte gar niot ein Mal Feuer auf eines dies

fer Soiffe zu geben , un feinen Kampf einzuleiten , wels Wer ibm den Untergang prophezeifte. So regelte er denn furchtſam an der aſiatiſchen - Stüſte hinunter , an Tenedos vorúber , umſchlich das Vorgebirge Baba , und langte mit

etwa 70 griechiſchen Kriegsſchiffen zugleich bei der Inſel Mitylene an. Weiter zu gehen ſchien dem Kapuduna - Bey ( Biceadmiral) zu gewagt , und auf der Ribede von Egris

bos, oder in dem Olivenhafen ließ er die Anker auswerfen. War aber die Fabrt foon gefährlich geweſen , fo war es die Stellung bei Egribos noch mehr , wo in einer Nacht die ganze Flotte von dein ſehr lebhaften Feinde verbrannt

werden konnte. Die Bemannung, in ihren hoffnungsvob Len Ausſichten auf leichte Siege und reiche Beute getauſcht, fing an zu murren , und der Befehlshaber ſah ſich genos

thigt, theils zu eļnemlſichern Rúdhalt, theils auch, um die iſnzufriedenen los zu werden , 3000 Mann nach der Inſel, ausſchiffen und die Stadt Metelin beſeten zu laſſen. Zu: gleid wurde, da man -fidh gleidfam von den Griechen blokirt

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wähnte, ein Linienfchiff nach den Dardanellen abgeſchidt, um den Stapudan : Paſcha ſelbſt zu Hülfe zu rufen. Die Túrs

fen hatten eine unſágliche Furçt vor den Griechen , und nur, als ſie in Erfahrung gebracht, daß die griechiſdeFlotte nach Samos geregelt fei, wagte es ein Stapitain , Tic nad den Dardanellen auf den Weg zu machen . Das Soil war indeß noch gar nicht weit gefegelt , als hinter den Vors

gebirgen plößlich 4 griechiſche Briggs hervorkamen und auf das große Linienſchiff von 74 Kanonen losſteuerten . Das türkiſche Sdiff båtte bei ſeiner ſtarfen Bemannung von

nahe an tauſend Mann von dieſen kleinen Fabrzeugen nids zu fürchten gehabt, indeß wagte es der Kapitain dod niot, ſich ihnen auf offner See entgegen zu ſtellen , and woite

in den Hafen von Adruinetum , nach Pouqueville bei Sigri an der weſtlichſten Spiße von Mitylene , einlaufen , als & hier ſtrandete. Durch die Flucht und noch mehr durd das Auflaufen des türkiſchen Lintenſchiffes, batten die griedis

Tahen Schnell ſegler Muth bekommen , und beſchoffen das Fahrzeug. Die Cürfen , welche fich in ihrem Dreimaſter 1

nid )t mehr ſicher glaubten , flüchteten zum Ebeil nach dem

tande , wobei fie größtentheils den Griechen in die Hände fielen ; die vier Briggs wagten immer mehr , und ſtedten zulet, am 8. Juni , den bólgernen Stoloß in Brand , po daß er bis auf den Waſſerſpiegel abbrannte, wobei node eine bedeutende Anzahl Eurken das Leben verlor. Es ſoll

dieſe Unzündung durch einen Brander gefäeheu fein.

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Als der Stapudana - Ben die traurige Nachricht von dem Verluſt feines beſten Schiffes erhielt , gab er den Befehl zum Auſbruch , und fand ,. von den Griechen verfolgt , ende lich Schuß unter den Dardanellen. Auf der griechiſchal

Flotte aber berrſchte über dieſes glúdliche Ereigniß allges meiner Jubel.

Don 5 Berichten , welche mir vorliegen , erzählt übrk gens jeder dieſen Vorfall weſentlich verſchieden . Blace quiere behauptet, einen Bericht des Admirals Tombaſi zu beſigen ; wenn dem ſo iſt , fo entbielt wenigſtens dieſer Bericht offenbare Unwahrbeiten und Uebertreibungen. Das wir aber erzählt haben , iſt ungefähr das Weſentlide dies fer Begebenheit , worin faſt alle übereinſtimmen,

Wir ſtoßen hier in unſerer Geſchichtserzählung zum erſten Mal auf die fo berühmt gewordenen griechiſchen Brander , und benußen die Gelegenbeit, etwas Náheres über dieſelben zu ſagen .

Wenn gleich dieſe furchtbaren Zerſtörungsmaſchinen teine Erfindung der neueſten Zeit ſind , fo eft ihre Einrich tung bei den Neugriechen doch gewiß eine ganz eigentums fiche. Der ehemalige franzöſiſche Fregattencapitain Jouts

dain wird als der Erfinder der neugriechiſchen Brander und threr Zündmaterie, deren Wirtung den fongreviſchen Brandraketen ähnlich iſt ., genannt. Jourdain kam nách

Hydra , und ſagte den Senatoren von ſeiner Erfindung. Det erſte Verſuch war entſprechend. Die Waffe beſtand

252

aus Pech , Cerpentin , Stampfer, Schwefet , Vitriol und klein gehadten unbrauchbaren Schifftauen .

Wenn dieje

Raffe in kupfernen Keſſeln bei ſtarfem Feuer gehörig get miſcht war , wurden Brandfugeln daraus geformt, meldte

aus gewöhnlichen Sdifféfanonen geſchoſſen wurden. Dies

5

felbe Materie wurde ſpäter zur Einrichtung der Brander

gebraucht. Die Griechen nehmen zu denſelben gewöhnlich alte Schiffe , und füllen dieſe überall mit brennbarep Sto's

fen aus , das Tauwerk iſt mit Werg überzogen , was in ein Gemiſch von Pulver , Salpeter , Kampfer; Del, Spis ritus , oder auch in die vorhin erwähnte Maſſe getaucht

wird. Von den Tauen gehen Leitern nach dem Verded , ro daß ſich das Feuer ſogleich über alle Theile des Cafete

werks verbreitet . Im Innern des Schiffs ſind Wände ar gebracht , welche das Feuer überall bin tragen , und eim derſelben ſtößt , mit den übrigen verbunden , an ein Fenſter binten am Schiffe. Außen an dem Fenſter ſteht ein Ge růſt , wo auf einer Banf der Brandercapitain fich befindet,

um den Brander anzuzünden ; ein Boot mit der Beman : nung iſt bereit ihn aufzunehmen , ſobald er das Fener att gelegt hat.

Der Stapitain beobachtet gewöhnlich das

Schiff , welches er verbrennen wil, bei Sonnenuntergange

und in der Nacht führt er dann ſeinen Br ander auf der Feind . Sobald der Vordertheil sich an deſſen Tauwert

gehångt hat, und gleichzeitig das Feuer angelegt iſt, ſpringt der Sapitain in ſein Boot und rudert jurůct . Bei einer

H

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geſchid'ten Richtung des Branders ,1 welcher gewöhnlid noch obenein in ſeinem Tafelwerk mit Halen verſehen iſt, um rich feſtzuflammern , fliegt das feindliche Fahrzeug meiſtentheils mit ihm auf, ehe eine Rettung möglich wird.

Der Sieg , welchen die 4 kleinen griechiſchen Briggs .

åber das türkiſche Linienſchiff bei Adrumétum errungen, die

Ehre und die Beute , welche ſie ſich dabei erworben hatten, ermuthigte die Inſulaner , und da ſich die türkiſchen Schiffe nicht mehr auf das hohe Meer wagten , mithin feine Pris

Ten mehr zu machen waren , ſo befoloſſen die Schiffskapła taine einen Angriff auf irgend einen der Hauptpuutte Kleinaſiens .

In den erſten Augenbliden hegte man den großartigen plan , die Hauptſtadt des túrtifden Aſiens, Smyrnar 1

felbſt anzugreifen. Ein Streifzug gegen stydonia ſollte die eigentliche Abſicht der Flotte verdecken . Die Einwebs ,

ner dieſer legteren Stadt waren zwar meiſtentheils Gries dhen , aber zum großen Theil reiche Kaufleute ,1 welche ihre

Gúter nicht Preis geben wollten , theils ſahen ſie auch ein, daß fie , wenn ſie ſich der Sache der Inſurgenten anſchlók ſen , der grauſamſten Rache der Túrken anheimfallen wür den , ſobald das griechiſche Geſchwader ihre Gewäſſer vers :

ließe. Der Parba von Bruſa ( Bruſa ) ſendete 3000 Mann nach Kydonia , um die Stadt zu beleben , und da die gries diſchen Einwohner das Schlimmſte von dieſer Maaßregel befürchten mußten , ſo verriethen ſie, uin lidt bei den Tút: ten in Gunſt zu legen, dem Paída die ubidten der Flotte. iV

ER

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So wurde nun zwar die Erpedition nach Smyrna vereitelt, Uiwali , wie die Türfen Siydonia nennen , ging aber deffen

ungeachtet ſeinem Verderben entgegen. Obgleich die Siy: donier den Parda von Bruſa exſucht, hatten , er möchte zur Berineidung blutiger Händel fein lager vor der Stadt auffdlagen , ro zog er doch in dieſelbe ein , ſobald er lidi +

ſtark genug fühlte. Es war dieß ain 13. Juni. Zwei Tage darauf fingen die Türfen an zu brandſchaßen , die Prima: ten widerfekten fich, und da die Lürken die itebermact bat:

ten , fo flüchteten alle Einwohner , welche einiges Vermo: gen beſaßen , nad der kleinen , im Meerbuſen von Adra myti gelegenen Inſel Mosfoniſi. Um 15. Juni ex:

( chien die griechiſche Kriegsflotte , 70 Segel ſtart , bei Kina .

donia 1, und nahm die Flüchtlinge an Bord. Am folgenden

Cage Morgens früh verſuchten die Griechen eine Landung ; der Hafen wurde genominen , der Quai erſtiegen , und es begann ein mörderiſches Gefecht in den Straßen der Stadt,

welche an allen Eden in Brand gerieth. Wihrend des Stampfes fuchten die Einwohner alle ihre Habſeligkeiten auf die griechiſche Flotte zu bringen , wobei jedoch einige

Barfen mit Flüchtlingeu verſanken. Am Abend waren die griechiſchen Soldaten zur Flotte zurückgekehrt, und etwa 500 Türken lagen erſchlagen in den Ruinen der Stadt. Ehe die Griecen ihre Segel aufſpannten , landeten ſie in

der folgenden Nacht nod ein mal , um die Türken , welche ſich jetzt außer Gefahr glaubten , beim Plündern zu über: raſchen, Der Streich gelang , ein noch fdyredlicheres Ge:

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nickel a13 am porigen Tage ,1 bei welchem abermals an 800 Túrken niedergefábelt wurden , eröffnete ſich in den bren:

nenden Trúmmern , und endigte fich mit dem gånzlichen

Untergange der Stadt. Die Zahl der ermordeten und gefallenen Griechen fam dem Verluſt der Túrken ziemlich gleich ,1 denn auch die Türken hatten mit der größten Bit: terfeit und ungemeinem Muth gefochten .

Die Vorfälle in diwali hatten abermals eine traurige Rúdwirkung auf das unglückliche Smyrna. Eine Menge Griechen wurden ermordet , und der ruffiſde Konſul wäre

unfehlbar der Wurh der Türken erlegen , wenn ein frans zofiſder Contreadmiral, Le Normand de Kergrib , nicht einen blinden Kanonenſchuß von feiner Sdaluppe unter den Túrkenhaufen gethan hátte , welcher ſich bereits ang

Tdjickte , das ruſſiſdie Konſulat zu ſtürmen. Am folgen den Morgen ware beinahe auch der franzófirde Conſul Da : vid ein Opfer ſeiner Menſchenliebe geworden , als er

den unglucklichen Griechen in ſeinem Conſulatgebäude eine Zuflucht geſtattete; indeß wußte er ſich mit einer ſolchen

Würde zu benehmen. , daß die Türkeu es, ruhig mit ang faben , als ein großer Theil der Flüchtlinge ſich an Bord der im Hafen liegenden europäiſchen Schiffe begab. Der Molla und der Aya : Baidi, welche lid ſich9 weigerten , den fanatiſchen Túrfen die Erlaubniß zum Plündern und Vera brennen der griechiſchen Wohnungen zu geben , wurden .

erſchlagen . Hiermit endigte jídy aber auch der Aufruhr, nachdem noch eine Anzahl Griechen , welche ſich auf ein R 2

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ruſſiſches Schiff geflüchtet hatten , wieder ausgeliefert und niedergemacht waren . Eine merkwürdige Begebenheit trug fich während dies

Jer Unruhe im Hafen zu. Eiu farðiniſches Fahrzeug um ter franz. Flagge hatte nämlich etwa 250 griechiſche Aus wanderer, an Bord genommen und wollte dieſelben gegen

ein großes Ueberfahrtsgeld nach einer der freien griech, Inſeln überſeßen. Unweit des Hafens begegnete das Schiff einem Korſaren , welcher ſogleich Jagd auf das Fahr:

zeug machte. Der Capitain flüchtete ſich unter die Kat ponen einer franzöſiſchen Fregatte Jeanne d'Arc , welche Todann fämmtliche Flüchtlinge aufnahm. Jeßt führte der Storſar, ein Algierer , Klage in Smyrna , daß man ihm

eine rechtmäßige Priſe genommen , und erwirfte es auo endlid , daß das fardiniſche Fahrzeug , auf welches fos gleich die osmaniſche Flagge gepflanzt wurde , ihm übers wieſen wurde. Mit unſäglichem Jubel wurde das Schiff in den Hafen geführt. Die Lúrfen freuten ſich , ein från fiſches Fahrzeug nach ihrer Meinnug erobert zu haben , und Salutirten dem Sieger mit Flintenſalven . Die von der fran: zöſiſchen Fregatte an Bord genommenen Griechen wurden

durch den Conſul dem Paſcha úberliefert, und wenige Tage tradher fielen der Capitain , feine Manſchaft und die flúdtlinge unter Henkershand. Die franzöſiſchen Beamten foienen eingeſtanden zu haben , daß ſie ſich übereilt hätten. 3 zu Stala : nova , der Juſel Samos gegenüber bez fehligte Elég - Aga von Karien , ein reicher Mann , der mit Menſdlichkeit zu herrſchen (udyte, und aus einer ural: 1

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ten Regentenfamilie des Landes ſtammend , von ſeinen Una terthanen geliebt und geachtet wurde. Eiferſüchtig auf ſeinen Ruhm fuchte ihn Chalet- Effendi, der Liebling des Sultans, ju ſtürzen, ließ ihn zum Seraskier ernennen , und übergab ihm den Feldzug gegen Samos , in der Hoffnung , daß der Bere bafte in demſelben ſeinen Untergang finden wurde. Sua gleich hatte der Divan an alle benachbarte Parda's Befehle

ergehen laſſen , Truppen zu Eleg- Aga's Verfügung zu ſtels len , und jeder Paſcha benuste mit Freuden die Gelegenheit, rich von einer Menge Meuterer und unnúter Landſtreicher. zu befreien . So wurden namentlich aus Smyrna ganze Banden nach Skala - nova abgefertigt. Ganz Samos ſollte in Schutt und Aſche verwandelt werden , die Männer rolls ten unter dem Schwerte fallen ,1 die Frauen und Knaben bis

zu 8 Jahren als Sklaven dienen. Jede Gräuelthat ward den wilden Aſiaten erlaubt , und der Stapudan - Paſcha ſollte die Unternehmung mit ſeiner Flotte unterſtüßen . A16 Elege Aga die erſten wilden Horden ſeinem friedlichen Gebiete nis ben fah , um ſich in Stala- nova einzuquartieren , ging er ihnen mit bewaffneter Macht entgegen , und ſchlug ſie zus

růd ; aber immer neue Zuge drängten den erſten nach ſeine Soldaten gingen zu dem Feinde über , und er ſelbſt mußte von ſeinem belagerten Schloffe aus dem Untergang feiner lieben Stadt zuſehen . Nod ein Mal gelang es einem treuen Offizier des gebeugten Herren , einige tauſend Kries

ger zuſainmenzubringen , und die Wutheridie zurückzuſchlas gen , aber ſchon an dem folgenden Tage zogen dieſe wieder in die Stadt. Die meiſt griechiſchen Einwohner flohen nach

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Samos , die überfüllten Nachen gingen zu Grunde , die Flotthölzer zerſchelten, und in der Todesungit verſuchten es fogar einige rúſtige Männer , den breiten Kanal zu turd: fchwimmen. Am Abend dieſes ſchauervollen Tages hatte

fich ein Grieche,1 welcher ſeit 2 Tagen nichts genoſſen , aus }

feiner Wohnung gewagt, um für ſich und ſeine Frau und Kinder , welche zu verhungern drohten , einige Lebensmit:

tel zu ſuchen . Er war ſo glúdlich geweſen , dieſe zu erhalten , wurde aber bei der Rükkehr von einem türkiſchen Sóldling angefallen , und durch einen Piſtofenfduf verwundet. Ein Doldſtich endete das Leben des Meuchelmorders , aber auch I

der Grieche fank todt nieder. Dieſer Vorfall gab mitten in der Nacht das Signal zur allgemeinen Plünderung. Eleg:

uga mußte flüchten vor den Banden, welche er anführen ſollte ; die Häufer wurden niedergeriffen oder demolirt , die Bazars ausgeraubt, die Familien geſchlachtet, und rauchende Trúm = mer bezeichneten am Morgen die Stitte 1, wo das glüdlige Skala --nova geſtanden . Mit dieſer Plünderung und Ver:

wüſtung fchien das türkiſche Heer ſeinen Zweck erreicht zu haben ,1 und mit Beute beladen ,1 eine Menge unglúdlider

Sklaven mit fidy ſchleppend , lief die ganze Armee von 30,000 Mann auseinander. .

Am 14. Juli 1821 hatte der St & p uda'n - Parda die Dardanellen verlaſſen. Er hatte ſeine Flotte in zwei Abtheilungen gebradyt und als den Vereinigungspunft die Infel Samos angegeben ; es geſchah dieſelbe in der Nähe von Adichiafalut (Epheſus) didyt bei Stala .- nova , und die

türkiſche Flotte beſtand hier aus etwa 30 Fahrzeugen , náms

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lid 4 Linienfchiffe , 4 Fregatten , 12 16. Juli erſchien die , Flotte vor Samos die Verſchanziugen von Vathi, da jedoch gegen die Felfen auszurichten fdienen ,

Briggs 10. Am und feuerte gegen die Kugeln wenig fo legte ſich der

Kapudan bei Skala - nova vor Anker , wo er noch einige Nachzugler der großen Armee fammelte , und dieſe dann

nach Vathi überfekte. Die Landung wurde nicht gewehrt, aber kaum waren die Truppen ausgeſchifft , und außer dem Bereich ihrer Schiffskanonen , als die waffentundigen Sa: mier über ſie berfielen und im Angeſichte ihrer Glaubens

genoſſen niedermachten . An eine zweite Landung war bei Tolchen Umſtänden nicht zu denken , und die Unternehmung .

endigte ſich damit, daß der Kapudan nod ; ein Mal gegen die Felfen Tegelte und ein ſo furchtbares Kanonenfeuer gegen

dieſe begann , als wollte er die Inſel hinwegſtäuben . Noch während dieſer Donquirotenſdlacht fan man plößlich aus dem Dampf , welcher das Meer bedeckte , die griechiſchen Wima pel hervorragen , und gleich in ſo unabſehbarer Menge,

daß deren wohl 150 gezählt wurden . Als man nämlich in Hydra die Abfahrt des Kapudan Paſcha aus der Dardanellenſtraße , das Blutbad von Aiwali und die bedenkliche Lage der Inſeln Samos ,I Rhodos 2 . erfahren hatte , war der Admiral Tombaſis ſogleid, in See geſtochen , und erſchien nun jekt , mit den Kreuzesſchiffen

vereinigt ,1 in Schlachtordnung. Zwar hatten die Griechen kein Schiff von mehr als 30 Vierundzwanzigpfündern , aber fie hatten Muth , welcher den Túrken mit ihren ungeheuren

Koloſſen und Sechsunddreißigpfündern gånzlich mungeite .

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üm 20. Juli ſtanden ſich die Flotten gegenüber, und die Gries den manovrirten den ganzen Tag ſo geſchickt, daß die Türken ihnen nichts anhaben konnten.

Am folgenden Tage hatte

der Kapuban den Angriff beſchloſſen , welchen aber Tombali durd 2 Brander zurückwies. Der ſtolze Kara - Ali mußte fliehen , wobei 9 Transportſchiffe abgeſchnitten , auf den Strand getrieben und dort verbrannt wurden. Die Nacht auf den 22. Julius wollte ſich der Kapudan unbemerkt name

Stanchio ( Kos) zurückziehen, und hatte deshalb die Sdifts Laternen auslöſchen laſſen , aber Tombaſis flog mit erleuce

teten Laternen und allen Segeln hinterdrein, ſo daß die türkiſche Flotte, ſo zu ſagen, athemlos in den Hafen von Bus

181 BO 5

dio und Samos 1, eine neue Armee zum Angriff auf die rebelliſche Inſel verſammeln rolle. Eine Menge fleiner Fahrzeuge ward hier auch wirklich zuſammengebracht, aber

1

kaum waren dieſelben in See gegangen ,1 als 12 griechiſche Briggs auf die Türken eindrangen und ſie nach einem harts nådigen zweiſtündigen Kampfe zivangen , ihre Schiffe angie

günden , und ſich ſelbſt auf kleineu Nachen zu retten. Die kúſtenítádte, namentlich auch wieder die Gegenden von Skala :- nova , hatten abermals die Wuth dieſer Unmenſchen ju erbulden ,1 und nur der Kapusan felbſt fonnte Smyrna

vor ihnen retten. Da die griechiſchen Seeleute mit ihrem ungeduldigen Geiſt den Adiniral Coinbaſi mit der großen

Flotte zur Nückkehr gezwungeu hatten , und Kara-Ali in finem Hafen gewärtigen mußte , von den griechiſden Bran

12

et CO2 ei

brum anlangte. Hier gab der Kapudan Befehl, daß fich bei Aſlem- Kalaffi, an der aſiatiſchen Stüſte , zwiſchen Stans

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derni pernidhtet zu werden, ſo ging der türkiſche Befehlshaber mit ſeiner ganzen Flotte am 6. Sept. nach Morea unter Seget. Hier verproviantirte er die türkiſchen Feſtungen Modon und Koron und anferte am 14. Sept. Abends in

Bante. Combaſi wurde dieſen Zug gewiß gehindert haben, weiin er in Hydra etwas davon erfahren håtte , aber ihn täuſdten falſche Nadridten .

An der Küſte von Morea hatte die Erſcheinung des túra flben Geſchwaders , weldes man nod fern in Aſiens Site

ſten glaubte , allgemeine Beſtürzung erregt. Schon bei Kalamata hatten einige kleine türkiſche Schiffe Miene zum Landen gemacht, aber ein tapferer Philhellene mit Namen Baltito hatte ihren Vorfat vereitelt. Balleſtes oder

Baliſto ; vormals Lieutenant bei den Grenadieren der frans gdlifden Armee , war in Marſeille geboren . Im Jahre 1814 bėgab er ſich nady Kandia , wo ſein Vater als Kauf mann lebte. Hier traf ihn der Aufruf des neuerſtehenden Griedenlands , und ſogleich eilte er demſelben zu Hülfe.

Der Senat von Kalamata übertrug ihm die Bildung eines regelmäßigen Stainmcorps , aus den anlangenden Philhelles nen , welches um die Zeit , wo die türkiſche Flotte erfdien, etwa 300 Mann ſtart fein mochte.

Die Griechen machten

Miene in die Gebirge zu fliehen , als Balleſtes mit ſeinem Bataillon nach dem Strande marſchirte und hier mit 2 Stats novej die türkiſchon Fahrzeuge empfing, indeß ein Corps von 1000 Mainoten ſich in den Hinterhalt gelegt hatte und eitte allgemeine Gewehrfalve gab. Einen ſolchen Empfang

fdienen die Muſelmanner nicht erwartet zu haben und ſie

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kehrten eiligſt zurüc.

Saum waren übrigens die türkiſchen

Sdiffe aus dem Geſidité, als Balleſtes nad) Kalainata eilen mußte , um ſchåndliche Frevet zu verhúten , welche die Grie chen bei dem Herannahen der Flotte an den Gefimgenen verůben wollten .

Ju Koron waren die abgemagerten Türken über die An :

kunft ihrer Glaubeusbrüder ſo erfreut, daß ſie dem Kapudan zu Ehren den Biſchof, die Geiſtlichkeit und ſämmtliche gries

chiſche Primateu auffuüpfen ließen. Dem Oberhaupt der Geiſtlichkeit hatte man noch vor der Hinrichtung fiedendes Del in die Ohren gegoſſen , und auch die übrigen Unglick: lichen waren mehr oder minder hart gemartert worden .

Einer dieſer Mårtyrer , Namens Timotheus , wurde von ſeiner Schweſter , deren Gatten man bereits ermordet hatte, und welche ihren verwaiſten Säugling auf den Armen trug, zur Nichtſtådte begleitet. Als der Augenblick fan , wo die Sdweſter in ihrem Bruber ihre einzige Stúre verlieren

follte, ſteckte ſie in ihrer Seelenangſt die Hand zwiſchen die Schlinge und den Nacken des Unglückliden , um das tóda

tende Seil aufzuhalten , da riß einer der Henker ihr den Sångling vom Buſen , zerſchmetterte fein Haupt an der Mauer, und ein anderer ſtieß ihr den Sábel durd den Leib, indeß Timotheus fein Leben am Stric aushauchte.

Am 15. Aug. , einige Tage ſpåter, als eine engliſche Flottille auf der Rhede von Zante angelangt war , landete auch daſelbſt ein türkiſches Fahrzeug aus Modon und ein anderes vom Berge Athos.

Beide verlangten nach Lebens:

mitteln. Die Túrten erhielten Mundvorrath. Die Mónde

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vom heiligen Berge mußten mit ihrer Kreuzesfahne den

Hafen verlaſſen , ohne Troſt gefunden zu haben. Ein fula des Verfahren empórte die Zantioten. Um itnruhen 311 1

verhindern , wurde auf den ioniſden Juſeln die Nachricht

verbreitet , daß die Griechen zu Waſſer und zu Lande ges Tohlagen ſeien , und im Augenblick erſchien nun auch die türkiſche Flotte , aus 4 Linienfchiffen , 4 Fregatten , 14 Briggs und 2 Schoonern beſtehend. Am 15. d. Morgens ſchienen die Schiffe nach Patras zu ſteuern , gegen Abend Kehrten ſie jedoch wieder nach Zante zurück. Am 16. hatte 1

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der brittiſche Gouverneur mit dem türkiſchen Admiral eine

lange Unterredung, worauf eine Menge Lebensmittel nach den türkiſchen Schiffeu verabfolgt wurden. Am 17. lichtete

endlich der Kapudan die Anfer und wendete ſich nach Pa tras ; nur 4 Briggs blieben zurück , und nahmen fortwah rend Mundvorrath ein. Die Zantioten waren darüber Serbittert 1, daß fie einen Aufruhr veranlaßten 1, in Schmáhuns gen gegen die engliſche Regierung ausbrachen und die britti:

fchen Obern beinahe erſchlagen håtten. In Patras I, wohin ſich die türkiſche Flotte zuerſt begab, Tah es übel aus. Die Akropolis war von den Griechen bes lagert, und in derſelben mußte ſich der Commandant Juſuf Paſcha mit einigen Getreuen wieder gegen die türkiſche Bes fakung vertheidigen , welche ſich der ungeheuern Schaße, welche dieſer Befehlshaber in Patras zuſammen geſchleppt hatte , bemachtigen wollten . Die Erſcheinung der türkiſchen

Flotte machte den Streitigkeiten ein Ende. Während bei

Miſſolunghi alle mögliche Vorſichtsmaaßregeln getrofs

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fen wurden , um das Einlaufen der türkiſchen Schiffe in die

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Lagunen bei dieſer Stadt zu verhindern , wurden von einer Avantgarde der türkiſchen Flotte zwei Sdyiffe bei dieſem wichtigen Plage aufgeſtellt , und die Fahrzeuge des bei Pre

vera freuzenden Kapudan - Bey herbeigeholt. Am 24. hat .

ten lid fámtliche türkiſche Schiffe auf der Rhede von Pas tras vereinigt , und die Griedenſtådte auf den benachbarten

Küſten waren in banger Beſorgniß deſſen , was geſchehen würde. Die Miſſolunghioten hatten indeß die Feindſeligkeis ten bereits eröffnet und zwei befekte Barken , welche ſich in die Lagunen gewagt hatten, in den Grund gebohrt.

Die Lage der Dinge überzeugte den Kapudan - Paſcha bald , daß eine Landung ſeiner Truppen zu nichts führen

fónne , die Griechen , welche die Akropolis von Patras blos firt hielten 1, wurden zwar geworfen , und da pie ſich tapfer pertheidigten , zuin großen Theil niedergefábelt , aber dieſer Storfarenkrieg konnte wenig mehr nüßen , als daß er den Türken zu einigen Sklaren aus den beiden Dörfern Sihana

( zwiſchen Patras und dem Schloß Morea) verhalf, welde dann in der Feſtung an den Meiſtbietenden verſteigert wurs den. Am 30. September ſtiegen die Türken wieder zu

Schiffe, und am 1. October Abends erfchien die Flotte, ans geführt von einem engliſchen Handelsfahrzeuge 1, die Zes nobia , vor Galaridi. Die Galaridioten erſdraden vor der engliſchen Flagge, aber noch mehr , als der Sapitain ihnen zurief , Großbris tannien fei der Verbündete der hohen Pforte , und irerda

dieſelbe unterſtufen. Der engliſche Schiffskapitain begrun

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auch das Feuer gegen die Stadt, als die Galaridioten eine

Uufforderung , ſich zu ergeben , zurüdgeivieſen und auf das Parlamentairboot geſdoffen hatten .

Die Nacht inachte detu

Bombardement ein Ende ,1 aber am folgenden Morgen bieten gann das Feuer voy Neuem . Der Stapudan - Paſda regelte in den Hafen , und die griechiſche Tapferkeit mußte der Ueberinacht weichen. Als jede Wertheidigung unmöglich ges worden war , ſprengten die Galaridioten die Verſanzuns gen , und flohen in die Gebirge, indeß die bei der Flotte befindlichen algieriſchen Korfaren landeten , und die an allen

Eden in Flammen ſtehende Stadt plünderten. 3 Tage lang róthete der Brand von Galaridi die Ufer des Meer buſens von Lepanto. An den Gefangenen wurden wie gåts wöhnlich alle erdenklidhen Martern verſudyt, die Kirchen

wurden geſchåndet, und einige 30 kleine Handelsſchiffe, welche in dem Hafen gelegen hatten , ließ der Kapudan au das Sdilepptau legen. Am 6. Oct. erfdien die túrfiſche Flotte wieder auf der Rhede von Zante mit der Beute aus Galaridi. Jedes Schiff legelte mit einer Siegesſalve in den Hafen , engliſche Muſitanten ſpielten dazu , indes 1

die griechiſchen Einwohner in eine wahre Wuth geriethen .

Saum war die türkiſche Flotte wieder abgeſegelt, als am

10. October die griechiſden Kreuzfahrer erſchienen. Am 11. waren ſie im Angeſichte der Inſel und, nuu war keine

Macht mehr vermögend , die Zaatioten im Zaume zu bula ten. Das Vole lautete die Gloden , und jubelte auf den Straßen. Die Polizei , welche ſo lange Zeit immer falſche

Nadhrichten von den Siegen der Türfen verbreitet hatte,

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verkroch rich; die griechiſche Eroberung von Tripoliga , der Hauptſtadt Moreas , war bekannt geworden . Am Abend hörte man die feindlichen Flotten anfein

anderſtoßen , und unter einer heftigen Kanonade ging am 12. October die Sonne auf , er zeigte den Zantioten , welche alle ufer und Anhöhen bedeckten , die türkiſche Flotte, welde vor der Kreuzesfahne flüchtete; eine türftfche Brigg map

bei Chiari auf den Strand gelaufen . Hier fam es nun wirklich zu ernſtlichen Auftritten ; während das engliſche Gouvernement dem Kapudan den Hafen öffnete , empórte fich das Volf gegen die engliſchen Soldaten, und es entſtand ein Handgemenge , in welchem ein engliſder Soldat erſalas

gen wurde. Jeßt wurden 11 Stanonen aufgefahren, 4 Dóra fer als Aufrührer außer dem Gefeß erklärt , und eine Menge Menſchen zierten in den nächſten Tagen die Galgen det

Inſel. Am 15. October wurde der türkiſchen Flotte ge meldet , daß die Hydrioten verſchwunden ſeien , und ießt erſt wagte ſich der Stapudan wieder auf die hohe See , um nad Konſtantinopel zurúc zu ſegeln , und dem Sultan die Heldenthat von Galaridi 31 melden . Wir ſchließen dieſes Stapitel, und dieſen Band , mit 1

einem Blick auf die Inſeln Stancio oder Kos , Rho: do's , Cypern und Kandia. Die erſtere dieſer vier

ſchönen Inſeln war nadı der Ermordung des Patriarden in Konſtantinopel von den fanatiſden Cirken auf das Schrecklichſte heimgeſucht worden. 900 Griechen darun:

ter die Geiſtlichen , fielen unter dem Schwert der Meu : chelmorder , und kaum daß der Paſcha noch die übrigen

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Griechen , welche er in ſeine Citadelle aufgenommen hatte, vor der Wuth der Barbaren retten konnte. In Nhodos wurden an 3000 unglückliche Griechen ermordet , und die Túrken waren' bei ihrer Menſchenjagd fo wüthend , daß ſie fidh auf ihren Noſen in das Meer ſtürzten , mit den Så beln nach den am Horizont liegenden Inſeln bieben , und deren Untergang ſchworen. Nach Er pern hatte der Pa

rcha ,von Aleppo auf Befehl des Sultans 10,000 Aſiaten übergeſchifft, weldie eigentlich nur die Jufel beregen ſollten , aber ein gräfliches Blutbad eröffneten.

Die Inſel war ges

räumig genug , um in ihrem Innern den griechiſchen Flicht: lingen vorläufig Rettung u bieten , und doch wäre vielleicht

die ganze dyriſtliche Bevölkerung zuſammengehauen worden , wenn nicht der,franzöſiſche Conſul M e chi n alles Mögliche, ſelbſt ſeine Kanonen , angewendet hatte , um den Parcha zur Einſtellung der Megeleien zu bewegen .

Auch in sandien war durd, die Unvorſichtigkelt der Türken eine ſehr bedenkliche Empórung der Chriſten ausgez brochen .

Die Blutſcenen in der türkiſchen Hauptſtadt hats

ten auch hier die Muſelmånner entflammt. Während des Funimonats waren hier eine Menge Chriſten , beſonders

am 24. d. M. in der Stadt Kanea ,I ermordet worden, und da nun die Türfen die Rache der bedeutenden griechis fchen Bevólferung fürchteten , ſo hatten ſie die Waffen ein: fordern wollen . Dieſes Anſinnen aber brachte die Empós 1

rung zum Ausbruch, die Sphachioten , welche wir bereits aus den früheren Bändchen kennen , verbanden ſid, mit den Abas dioten und ſchicten eine bewaffnete Schaar von 900 Mann

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unter der Fahne des Streuzes über das Gbagebirge gegen Kanea. Die Türken machten am 2. und 6. Juli zwei mits ,

gebliche Angriffe auf die Juſurgenten , ſie wurden geſdlagen und ihr Unglück rief die ganze Infel zu den Waffen. Det

Eifer für die Sache der Freiheit war ſo groß , daß ein als ter Kretenſer , Nainens Kumutdichi,1 welcher mit ſeiner

Familie den Muhammedanismus geheuchelt hatte , feinen Turban zerriſ , die Kreuzesfahne ergriff und fein Volf ge gen die Osmanen führte . Die Paſcha's floben in ihre Fa ſtungen , das Land gehörte den Griechen . Was hier wiele ter geſchehen , werden die folgenden Kapitel erzählen. Nirgend war übrigens die Verwirrung und das Bluto vergießen beim Beginn der Inſurrection ſo fürchterlid gde

weſen , als in dem Archipelagus, wo ſich die Bevölkerung

ziemlich gleich war , und wo überall, auf dem aſiatiſden Feſtlande , auf den Inſeln und auf dem Meere fic Feinde begegneten. Wer aus Stala - nova vielleicht glücklich ents floben war , gerieth ſchon auf der nächſten Inſel unter die

türkiſchen Dolche, und kaum hatte er ſich in ein bereits zum Verſinken mit Flüchtlingen belabenes Schiff gerettet, als auch hier ſchon wieder die Flagge des Feindes ihm entgegen

wehte. So ging es ben Griechen , und ſo erging es auch den Zúrken.

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